Amtlicher Teil Bekanntmachung. Betreffend: Deu Verkehr mit Oelfrüchten und den daraus gewonnen Produkten; hier Verarbeitung, Auf die im Kreisblatt Nr. 158 abgedruckte Bekannt⸗ machnung weiſen wir hin und fordern zur gehörigen Beach⸗ tung auf. Hiernach werden Oelfrüchte wie Raps, Rübſen und Moh ſoweit ſie 30 Kg. nicht überſteigen den Selbſterzeu⸗ gern zum Selbſtverbrauch überlaſſen. Die weitere Menge iſt an die Centralgenoſſenſchaft der heſſ. laudw. Konſum⸗ veretne Darmſtadt abzuliefern. Die Erlaubnisſcheine zum Schlagen der den Erzeugern belaſſenen Oelfrüchte werden von Großh. Kreisamt Heppenheim gegen Vorlage einer von uns ausgeſtellten Beſcheinigung erteilt. Diesbezügliche Anträge können auf unſerm Büro Nr. 27 unter Angabe des Namens des Müllers. wo die Oel⸗ frucht geſchlagen werden ſoll, geſtellt werden. Fisch eingetroffen: Ein Waggon Kainit und Thomasmehl, und wird zentnerweiſe, ſolauge Vorrat reicht abgegeben bei Johann Schneider 5. Witwe. Betr: Fleiſchverſorgung. Für die laufende Woche ſtehen jeder erwachſenen Perſon 75 Gramm Fleiſch zur Verfügung. Fleiſch iſt bei allen Metzgern erhältlich. Bei Sterbefällen empfehle in großer Auswahl Sterdekleider, Sargkissen, Kranzschleifen, Blatt- und Perikranze zu den billigſten Preiſen. Warenhandlung Jak. Beyer, Rathausſtr. Betr: Höchſtpreiſe für Kartoffeln. Nachdem den auf unſerer Bekanntmachung vom 31. Oktober 1917 ſich gemeldeten Perſonen ihr Bedarf in Kartoffeln von uns zugewieſen wurde n. keine weiteren An— meldungen hier eingingen, muß angenommen werden, daß der ganze Kartoffelbedarf unſerer Gemeinde ſichergeſtellt iſt, und alle Perſonen als verſorgt zu gelten haben. Alle Haushaltungen müſſen daher mit ihren Vorräten bis 3. Auguſt 1918 auskommen. Eine Verſorgung von Seiten der Gemeinde erfolgt nicht und fordern wir alle und namentlich die Hausfrauen zur größten Sparſamkeit und zur haushälteriſchen Wirtſchaftung mit Kartoffeln auf. Viernheim, den 8. November 1917. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Für den Winter Bedarf: Carotten, Gelverüben und Rotrüben; Endivienſalat, Mangold, Winter⸗Kraut⸗ Nahrungsmittel⸗Trockenaulage Abfülle von der Schülmaſchine(gerieben) können nachmittags von 4—5 Uhr abgeholt werden. Der Eimer(ca. 25 Pfd.) koſtet 10 Pfg. 3 Heinrich Rudershauſen Manuheimerſtraße 55. und Salat⸗Setzlinge Chan. verkauft 2 fleißige, zuverläſſige ältere Arbeiter Kriegsbeſchädigte oder hilfsdienſtpflichtige be⸗ Zu melden im geſucht. vorzugt. heſſſcen us.—E.᷑.%„gve c Prima Tafel-Obst zu verkaufen Georg Klemm Heddesheim, Beindſtraße. suchen fleissige Mez, Vater& Söhne, Weinkeim. Angenehme Arbeit. FPrachtbriefe find ſteutes zu haben in der Expedition dieſer Zei 2 2 tung. Eiu 1 1 5 Bekanntmachung. Betr.: Butterverſorgung. Freitag, den 16. November 1917, von 8— 10 Uhr werden die Bezugsberechtigten mit den Nummern von 1501 bis zum Schluß Butter ausgegeben. ö Viernheim, den 15. November 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. J Bekanntmachung. Samstag, den 17. November 1917, vormittags 9 Uhr werden auf dem Rathauſe dahier 5 zur Zucht untaugliche Ziegenböcke öffentlich verſteigert. Viernheim, den 15. November 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Gemeindekaſſe. Nächſten Freitag, den 16. d. Mts. werden die Kriegs unterſtützungen für zweite Hälſte November, ſowie die Haus mietezuſchüſſe für Oktober in ſeitherig er Ordnun, ausbezahlt. a 0 Viernheim, den 14. November 1917. Jöſt. Gottesdienſt⸗Ordnung der israel. Gemeinde 17. Novemb. 25. Marcheſchwan, 4% Uhr 8850 Uhr 350 Uhr 530 Uhr 650 Uhr 70 Uhr Arbeiterinnen aueh schulentlassene vom 14. Lebens⸗ jahre an, worden in grosser Anzahl gesucht, abenso auch eine Anzahl Sohulentlassene Jungen von Pachtbetried der Kriegs Hadern A.-6. Mars Maier Mannheim-Käferthal. Sabbatt⸗Aufang i„ Morgen Wochenabſchnitt„ Nachmittag Toldos„ Ausgang Wochentag-Abend 1 Morgen Uolbrüben hat zu verkaufen Bismarkstrasse 3. FF 8 n Die sbank Weinheim e. G. m. b. H. (gegründet 1867) Wohuhaus mit Scheuer, Stallung und ſchͤnen großen Grabgarten ſofort zu verkaufen. Von wem ſagt die Expedit. der Zeitung. Heizer ſtellt ſofort ein Nahrungsmittel⸗ Trockeuaulage Mannheimerſtr. 55 Heinrich Rudershauſen. Postschekkonto Karlsruhe Nr. 1434 Ferusprecher Nr. 24 empfiehlt ihre Dienste zur Ausführung aller bankmässigen Geschäfte entsprechend ihren genossenschaftlichen Grundsätzen zu durchaus entgegen kommenden. Bediungunge Tägliche Verzinsung. im provisionsfrejen Scheck-Verkehr 30% für laufende Rechnung 3½% für Spareinlagen und Einlagen 4% Stahlkammer Sahrankfacker verschluss der vermietbare untor Mieter, zur Wertgegenstände Art. Jährlicher Mietpreis Mk. 10.— Mit- Aufbe- aller In der Nähe des — Haltepunktes— beſtehend aus g 3 Zimmer u. Küche nebſt Zubehör bis 1. Jauuar an ruhige Leute zu vermieten. Wo ſagt die Expidition d. Blattes. a 8 Wahruug von Beéi grösseren Beträgen 0 Bei 5 mit läugerer Kündigungsfrist, besondere Verein- barung. Ausgedehnter Scheek- und Uebefwelsusgs verkehr. Muüucdliche oder schriktliche Auskunft, auch in Bezug auf die Erwerbung der Mitgliedschaft, wird bereitwilligst erteilt. e n 9 E D Hüte und Mützen in grosser Auswahl am Lager Georg Klemm, Beindſtraße. Ffduen und Mädchen ſinden Beschäftigung als Cigarren⸗ macher und WäoSekelmaeher, Sowie in der packstube bei Heinrich Jakob& 00. OIgarrenfabriken. e e Erſcheint dreimal wöchentlich: Dienstag, Donnerstag u. Samstag Bezugspreis: monatlich 40 Pfg. incl. Trägevlohn Gratlsbellagen 8 „Illuſtriertes Sonntagsblatt“, Wand⸗ kalender und Fahrplan. Organ für Jedermann heimer Bürger⸗Zeitung Geſchüfts⸗ Anzeiger Vereins ⸗ Anzeiger ern Inſeratenpreis: Amtsblatt der Großh. Bürgermeisterei Viernheim Enthält alle amtlichen Ankündigungen der Behörden Viernheims und Umgebung. Inſerate finden in der Bürger⸗Zeitung wirkſamſte Verbreitung.— Für Wohnungsinſerate Ausnahme⸗Tarlf. Die I1ſpaltige Petit⸗Zeile 25 Pfg., die Reklamezeile 50 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Beilagen im Gewichte bis zu 8 Gramm 6 Mk. fürs Tauſend. Wei Klageerhebung kommt jeder Rabatt in Wegfall. . * 33 Telefon 217 Die Erklärung der feanzöſiſchen Regierung. Paris, 14. Nov.(Havas.) Miniſterpräſident Painleve hat in der Kammer eine Erklärung ver— leſen, die beginnt:. Schwerwiegende Ereigniſſe der letzten Zeit verpflichten die Regierung, eine Erklärung abzugeben. Einerſeits haben ſich die Extremiſten von Petersburg dieſer Stadt vorübergehend bemächtigt. Obgleich die letzten Nach— richten anzunehmen geſtatten, daß die einſtweilige Regie— rung ihre Macht hat wiederherſtellen können, wird die Rückwirkung dieſer Erſchütterung doch noch einige Zeit fühlbar ſein. Andererſeits hat die verhältnismäßige Be⸗ wegungsfreiheit an der Oſtfrocnt, die die ruſſiſchen Heere den deutſchen Heeren gelaſſen haben, den letzteren erlaubt, viele TDiviſionen auf den italieniſchen Kriegs— ſchauplatz zu entſenden. Die italieniſche Nordoſtfront iſt unter noch nicht aufgeklärten Umſtänden durchbro⸗ chen worden und die zweite italieniſche Armee, die einige Wochen zuvor auf der Hochfläche von Bainſizza einen glänzenden Sieg erfochten hatte, hat auf ihrem beklagens— werten Rückzug erhebliche Verluſte erlitten. Venetien ſtand dem feindlichen Einbruch offen. Dieſe ernſte und un erwartete Lage verſaugte ſofort ö . eilige Maßnahmen, und ohne auch nur auf einen Ruf zu warten, ſind fran— zöſiſche Truppen herbeigeeilt und haben ihren Platz an der italieniſchen Front eingenommen. Heute ergießen ſich nun engliſche ech jenſeits der Alpen. Painleve ſtellte feſt, daß im Augenblick der größten Schwierigkeiten keine Minute verloren worden ſei. Die Nationen, die die Weſtfront von der Nordſee bis zur Adria halten, können nur auf Grund eines gem ein⸗ ſamen Planes und durch enge Verbindung ihrer Heere und ihrer Hilfsquellen ihre Aufgabe durch— führen. Dieſes Veſtreben habe nun zur Vereinheitlich⸗ ung der kriegeciſchen Tätigkeit Englands, Fra nk⸗ deichs und Rtaliens in einem. 2 gemeinſamen oberſten Kriegsrat geführt, dem die Vereinigten Staaten ſich zweifel⸗ jos anſchließen würden. Verhandlungen über eine ähn⸗ liche Einrichtung würden mit Rußland und Japan geführt. Dieſer obere Kriegsrat ſoll nicht die Einzel- heiten der Kriegsoperationen vorſchreiben, ſondern die allgemeine Kriegspolitik leiten und die ge meinſamen Pläne der Alliierten entwerfen und ihren Hilfsquellen und Mitteln dergeſtalt anpaſſen, daß, dieſe die größtmögliche Leiſtung ergeben. Der Rat beſteht aus zwei Vertretern jeder Regierung, tritt mindeſtens einmal im Monat in Frankreich zuſammen und wird von dem ſtändigen gemeinſamen Generalſtab der Alliierten unterſtützt, der zugleich Sammelſtelle für alle Nachrichten und Fachberater iſt. Die Entſcheidungen des Kriegsrats werden nicht durch irgend welchen Parti— kularismus beſtimmt, ſie betreffen das geſamte Gebiet jeder Schlacht, werden aber von der betreffenden Regie— rung im Einzelnen ausgearbeitet. Gegenüb. dem Einwurfe, daß man nicht eine be— ratende Körperſchaft, ſondern ein ein he itliches Ober— kommando brauche, erklärte Painleve, bei einem ſo ſchwierigen Gegenſtand ſei es klug, ſofort das Wirkliche ins Werk zu ſetzen, anſtatt monatelang auf das Beſſere zu warten. Werde ein einheitliches Oberkommando eines Staates möglich, ſo würde es gerade einen ſolchen Ge— neralſtab nötig haben, wie er jetzt gebildet ſei, und viel⸗ leicht werde gerade dieſer in ſeiner Tätigkeit tatſächlich, wenn auch nicht den Namen nach, die neee 5 f Einheit des Kommandos e verwirklichen. Auch England und Frankreich ſähen ſeine Errichtung als einen ungeheuren Fortſchritt an, dem andere folgen könnten. Eigenbrödelei verlängere den, Krieg, Zuſammengehen kürze ihn ab. Zu der anderen groſſen militäriſchen Frage, die das Parlament beſchäftige, die Verlängerung der engliſchen Front, erklärte Painleve: Ein völliges Einverſtändnis iſt zwi ſchen den beiden, Oberbefehlshabern getroffen worden und wird ſehr bald durchgeführt werden. Weiter hat der Sieg an der Aisne, einer der glänzendſten dieſes Krieges, durch Geradelegung unſerer Front und Verbeſſerung unſerer Stellungen einige Liviſionen verfügbar gemacht, aber angeſichts der Kriegsvorgänge kann keine 1 7 davon ſein, der Front weitere Jahrgänge zu ent 1 Redaktion, Druck und Verlag: Joh. Martin, Viernheim, Rathausſtraße. Samstag, den 17. November 1917 Trleſon 215 a—. »Aber nicht»ur auf dem militäriſchen, ſondern auf allen Gebieten, beſonders dem wirtſchaftlichen, ſuchte die Regierung völlige Einheit zu erreichen. Die Verhand— lungen mit England ſollten dies hinſichtlich der Ver— pflegung beider Länder, Italiens und der auderen europäiſchen Allierten ermöglichen. Ein Einverſtändnis ſei bereits erreicht. Uebrigens ſei Sparſamkeit unbedingt nötig, um Schiffe für die neberführung amerikaniſcher Truppen freizumachen. Die Mitarbeit der Vereinigten Staaten an dieſer Politik gemeinſamer Arbeit ſei unentbehrlich, militäriſch, wie wirtſchaftlich. Beſtimmt werde das große amerikaniſche Volk an der nächſten Konferenz der Alliier— en teilnehmen. Sein Vertreter, Oberſt Houſe, werde helfen, die Einheitlichkeit des Vorgehens auf wirtſchaft— lichem und finanziellem Gebiet zu erreichen. In derſelben Geſinnung, die Frankreich bei den Verhandlungen über die Blockade, dieſe furchtbare Waffe, aus der die Allier— ten nun endlich vollen Nutzen zu ziehen gedächten, und über die Herſtellung von Kriegsmaterial und Flugzeugen gezeigt habe. Jetzt würden die großen Mittel, die die Beteiligung Amerikas am Kriege freigemacht habe, plan⸗— mäßig verwendet, ſodaß die Alliierten in kü, zeſter Friß' neue Heere ausrüſten könnten. Unvermeidlich müſſen außergewöhnlich ſchwere Stunden durchgemacht werben und unſere Zuverſicht und Uner— ſchrockenheit müſſen ſich verdoppeln. Es bedürfe der hei— ligen Einigkeit zwiſchen den alliierten Völkern. Painleve erklärte dann weiter, er nehme jede Juterpellation di⸗ plomatiſcher oder militäriſcher Natur an, weigere ſich aber, Fragen der inneren Politik zu erörtern. Abg. Abel Ferry ſagte, die Bildung eines gemein— ſamen Generalſtabs der Allierten ziele nur auf die Her— ſtellung einer gemeinſamen Geheimpolizei der Allierten ab. Die Einheit der Handlungen werde man nur durch die Verſchmelzung der Streitkräfte und die gemeinſame Organiſierung der engliſch franzöſiſchen Front erlangen. Bis jetzt ſei ſie künſtlich in zwei Teile pe— ſpalten. Der Redner erinnert an die Auſtrengungen Frankreichs zur Unterſtützung der Alliierten und forderte die Kammer auf, zu ſagen, ob die gegenwärtige Regie— rung würdig ſei, Frankreich zu vertreten. Der Abg. Diagne warf Painleve Uneutſchloſſenheit por. Der ehemalige K riegsminiſter Mihlerand be merkte, jeder keune den Generaliſſimus, der dic deutſche Offenſive gegen Italien leite. Der Redner fragte, wann die Entente ſich entſchließen werde, die Führung der Ope— cationen einem Generaliſſimus anzuvertrauen.(Beifall auf verſchiedenen Bänken, Widerſpruch auf der äußerſten Linken.) Wenn das Kriegskontitee kein Ausfluchtsorgan ſein ſolle, ſo habe ſeine Errichtung ſeinen Beifall, aber wenn es die Leitung der Operationen hoben ſolle, ſo miß⸗ billige er ſie. Ein Rat der Vertreter der Alliierten würde für die Leitung der Operationen die gleichen Män⸗ el haben, wie das Kriegskomitee und außerdem noch andere Nachteile.(Lebh. Beif. auf verſchi denen Bänken, Widerſpruch auf der äußerſten Linken). N N Renaudel forderte Painleve auf, die Kammer die Politik wiſſen zu laſſen, die er in London und Italien betrieben habe. N 1 Painleve antwortete, die Kammer ſolle ſelbſt er— klären, zb die Regierung die nötige Autorität habe, um Frankreich auf der gemeinſamen Konferenz der Alliierten zu vertreten. Wenn der, dauernde Generalſtab früher beſtanden hätte, würden die Nebeufronten vielleicht nicht vernachläſſigt worden ſein. Selbſſt wenn wir die Er⸗ nennung eines Oberbeſehlshabers erreichen würden, könn⸗ te dieſer doch nur mit dem ſtändigen, gemeinſamen Ge⸗ neralſtab zuſammenarbeiten. In London habe er(Pain⸗ leve) ſich mit der Verpflegung des Landes beſchäftigt. In Italien haben wir eine peinliche Lage vorgefunden und die Hilfe beſchloſſen. Wenn Frankreich nicht zögere, ſeine Pflicht zu erfüllen, ſo werden die Alliierten nicht zögern, ihre Pflicht zutun. Tergnier fragte, zu was die Einheit der Front beſtehe, wenn bei den Alliierten die alten Jahrg änge nicht au fgerufen worden ſeien, wogegen die alte n franzöſiſchen Jahrgänge nicht entlaſſen werden könnten. Painleve antwortete, man könne jetzt nicht daran denken, Soldaten von der Front zu nehmen, aber die Maßnahme ſei nicht endgültig, man ver⸗ folge in Bezug auf den Mannſchaftserſatz die Politik, die allen Allierten gemeinſam ſei. N Hierauf nahm die Kammer(wie berichtet) mit 250 gegen 192 Stimmen die Tagesordnung Gardet an, die von der Regierung angenommen wurde. Aſſem bra! in Mannheim iſt wünſchte ſoßann, den Kriegsminiſter über die Schmä⸗ hungen, die gegen ihn vorgebracht worden ſeien, zi befragen. Painleve erklärte, daß die genaue Unter, ſuchung Aſſembray von allen Anſchuldigungen gereinig habe. Aſſembray antwortete, daß er die Beſtrafung den Einheit aller Fronten der Alliierten zur Tatſache machen. Der höhere Rat, den wir ſoeben geſchaffen haben, wird die wirkliche Macht beſitzen, die Anſtrengungen zu ſammenzufaſſen und dann wird der Sieg eine wertvolle Belohnung ſein. Ich wollte, ich könnte ſagen, welch günſtige Gelegenheiten die Alliierten aus Mangel an gemeinſamem Denken und Handeln verpaßt haben. Der Krieg wurde durch den Partikularismus verlängert und wird durch die Einheit abgekürzt werden. Wenn dieſe Auſtrengungen, unſer gemeinſames Handeln zuſtande zu bringen, eine Tatſache wird, dann zweifle ich nicht an dem Ausgang des Krieges. Ich gehöre nicht zu denen, die an Rußland verzweifeln. Aber ſelbſt wenn man an Rußland verzweifelt, bleibt mein Glauben an den endgültigen Triumph der Sache der Alliierten uner— ſchütterlich. Ich verſichere, daß wir ſiegen werden, aber ich möchte, daß wir ſo ſchnell wie möglich und mit möglichſt wenig Opfern ſiegen.(Die Worte Lloyd Ge— orges bedürfen keines Kommentars, ſie ſprechen für ſich ſelber. D. Schr.) e Painleves Sehnen nach der Einheit. Paris, 13. Nov. Miniſterpräſident Painleve gab nach der Rückkehr von Italien zu Ehren von Lloyd George ein Frühſtück, wobei er eine Rede hielt in der er ausführte: Der künftige Sieg verlange von den Alliierten alle Hilfsquellen, alle Kräfte und den ganzen Siegeswillen, eine einzige Front, ein einziges Heer, ein einziges Volk. Wenn die Alliierten nach den 40 Kriegs- monaten mit allen ihren Prüfungen zu dieſer heiligen Einheit noch nicht gelangt wären, ſo wären ſie des Sieges noch nicht wert. Die Feinde hätten ſich ent— ſchloſſen, die Aufgabe durch Anwendung brutaler Man— neszucht zu löſen. Die Alliierten köunen als freie Völker os nicht ertragen, einem anderen Volke unterworfen zu ſein. In Kriegszeiten ſei eine ſolche Abhängigkeit Kraft und Schwäche zugleich. Die Unabhängigkeit und Einheit der Leitungen in Einklang zu bringen, werde die Auf— gabe des interalliierten K riegsausſchuſſes(d. h. des Aus- ſchuſſes zwiſchen den Alliierten) ſein, der ſoeben von den großen alliierten Völkern in Italien geſchaffen worden ſei. Eine ſolche Einrichtung werde aber nur Wert ge— winnen durch den Willen, der ſie beſeele. Es frage ſich, wer von den Kriegführenden zuerſt fallen werde. Die Alliierten werden es nicht ſein, wenn ſie ſich nicht ſelbſt zur Ohnmacht verurteilten: ſie haben vier Fünftel der ziviliſierten Welt für ſich, ungeheure Materialhilfen und unerſchöpfliche Quellen der Freiheit. jetzt an Frie— den denke, verrate die heiligſten Jntereſſen des Vaterlands und der Menſchheit.(Gar groß ſcheint die Zuverſicht Painleves nicht zu ſein. Aus ſeinen Worten klingt leiſe die Ahnung heraus, daß die„brutale Manneszucht“, die es bei den Alliierten allerdings nicht gibt, am Ende doch ſtärker ſein werde, als die ſchon oft beſchloſſene, aber noch nicht vorhandene„Einheit“ der Entente. D. Schr.) Wer —— Lolale Nachrichten. Heddesheim, 12 Nachdem die Tabak grumpen in letztvergangenet Woche vollends gewogen und abgeliefert wurden, begann man heute mit der Ablieferung des Sandblatts, wofür die Kommiſſion pro Zentner 100 M. feſtgeſetzt hat. Für den Tabak ſoll der Preis noch nicht bekannt ſein; man hofft aber allgemein, der Preis pro Zentner werde ſich über 100 Mk. ſtellen. Wenn nun das Gewicht nur einigermaßen ausgibt, ſo lohnt ſich der Tabak— bau mehr als der Anbau jedes anderen Gewächſes. Da der Tabakbau hier weit verbreitet iſt und dieſe Pflanze reichlich gedieh, bietet ſie für den Ort eine reiche Einnahme quelle. Nopbr. Heddesheim,(5. Nov. In einem Militärlazaxett geſtern früh der erſt kürzlich einberufene Jakob Fath nach kurzer ſchwerer Erkrankung geſtorben. Die Leiche wird hierher überführt und morgen nachmittag beerdigt. Den braven Eltern und Angehörigen wendet ſich die alggemeine Teilnahme zu. 19jährige Bankbeamte Roch mehr Frauen an die gront! Frauen an die Front?— Nicht von den furzgeſchorenen mannweiblichen Amazonen in ruſſiſchen Frauenkorps oder von khalibekleideten Suffragetten der Sylvia Pankhurſt und Ge— noſſinnen ſoll hier die Rede ſein. Wir denken an die zahlloſen ſchönen Beiſpiele treuen Opfermutes unſeres Frauenheeres in den Kämpfen an der inneren, der wirtſchaſtlichen Front. Viele Hunderttauſende— ja Millionen von Frauen tun ſchon ihre Pflicht. Ganz ſelbſt⸗ verſtändlich war es ihnen, in die Lücken zu treten, die der Krieg in das männliche Arbeitsheer geriſſen hat. So ſchaffen ſie unter Aufbietung aller Kraft, der körperlichen wie geiſtigen, als treue opferwillige Soldaten des Wirtſchaftskampfes. In dieſen Kriegsjahren iſt die Zahl der werklätigen Frauen immer mehr gewachſen. Sei es aus vaterländiſchem Pflicht gefühl, ſei es aus ſozialwirtſchaftlichen Gründen, in ſchwerer Zeit die guten Verdienſtmöglichkeiten auszunützen,— überall rühren ſich fleißige weibliche Hände in Fabriken und Werkſtätten, an den Stätten des Handels und in den Einrichtungen des Ver— kehrs, in den Amtsſtuben und in der Land— wirkſchaſt, an Schreibmaschinen und Schaltwerk, mit Senſe und Spaten, hinter Pflug und Egge, draußen und drinnen, Tag und Nacht. Zahl— loſe und geſchulte Frauen üben in Wohlfahrts— anſtalten, in der Krankenpflege und den Be— ratungsſtellen der Hausfrauenvereine eine ſegensreiche Tätigkeit aus, andere arbeiten in Kriegsämtern und bei militäriſchen Behörden. Wahrlich, eine Armee, die an Ausdauer und voller Hingabe an ihre vielſeitigen Aufgaben ſich nicht von unſeren braven ſeldgrauen Truppen beſchämen laſſen braucht. Der Kampf an der wirtſchaſtlichen Front aber iſt ſchwer und wird mit der Zeit immer hartnäckiger und ſchwieriger. Neue Lücken ent— ſtehen— Tausende von Männern werden noch immer zum Waffendienſt fürs Vaterland auf— gerufen. Die Reſerven der wirtſchaftlichen Hilfs— kräfte müſſen friſch aufgefüllt werden. Da heißt es denn auch für unſere Frauen neue Hilfstruppen heranzuziehen, auf daß die Männer und Brüder und Söhne draußen mit allem, was ihnen nottut zur Verteidigung und Leibes— nahrung, dauernd und reichlich verſehen ſind, und das heimatliche Wirtſchaftsleben nirgends eine Hemmungerfährt, weil es an Arbeitskräften mangelt. Daß Hunderttauſende von ſich ſagen können:?“ „wir lun unſere Pflicht“, wird heute ſchon unſerer Frauenwelt ein unvergängliches Ruhmes— blatt in der Geſchichte unſerer Tage ſichern. Aber, wie auch die Entwicklung und der Aus— bau unſerer Feldheere nimmer ſtehen bleiben und immer wieder neue Möglichkeiten und neue Hilfskräfte aus unſerm geſunden und reichen Volkskörper holen, ſo ſoll es auch mit der Heimarmee unſerer Frauen ſein. Noch liegen große Kräfte brach, noch können ſich unzählige 0 Wiſſenſchaften zurückfinden, wie das„Fräulein Tochter“, das mit der ganzen Begeiſterung junger empfänglicher Seelen in den vaterländiſchen Hilfs⸗ dienſt getreten iſt, und dort, ihre Kräfte nutzend, für das ſpätere Leben reiche Erfahrungen ſammeln kann. Alle Kräfte müſſen angeſpannt werden. Darum ruft die ſchwere, aber große Zeit mit eherner Stimme alle Frauen und Mädchen in die Reihen der weiblichen Soldalen an der wirtſchaftlichen Front.— Der Ruf wird nicht vergebens ſein. Der Fall von Tlingtau. 7. Nobember 1914. Seite an Seite fliegen heute die ſiegreichen deulſchen, öſterreichiſchen und ungariſchen Fahnen unſeren tapferen ungeſtüm vorwärtsdringenden Streitern in die italieniſche Ebene voran. Un- vergänglichſte Treue und feſtgeliltete Waffen— brüderſchaſt, ſie bewähren ſich auch jetzt wieder, ſo wie einſt beim Siegeszug durch Serbien und Rumänien, bei den ſchweren Kämpſen an der Oſtfront und bei der heldenmütigen Verteidi— gung von Tüingtau, über deſſen Fall am 7. No— vember drei Kriegsjahre ins Land gegangen ſind. Unvergeſſen iſt noch das Telegramm des Kaiſers Franz Joſeph, das dem Kreuzer„Kaiſerin Eliſabeth“ befahl, an der Seite der deutſchen Beſatzung an den Kämpfen um Tſingtau teil— zunehmen, unvergeſſen aber auch die Vater— landsliebe, mit der ein tapferes Häuflein furcht— loſer Männer 10 Wochen lang dem Anſturm einer zehnfachen Übermacht getrotzt hatte, um das Kleinod. zu dem Tſingtau unter fleißigen deutſchen Händen in 17 Jahren erſtanden war, nicht in Feindes Hand fallen zu laſſen. Vergeblich war ihr heldenhafter Widerſtand, denn mehr und mehr ſanken unter dem Hagel von ſchwerſten bis 30,5-Zentimeter-Granaten aus 250 Geſchützen die Vetteidigungswerke in Trümmer. Hinter ihnen hatten die Tapferen alle Anſtürme abgewehrt und den Angreifern ſchwerſte Verluſte beigebracht, bis die ganze Artilleriemunition verſchoſſen war und eim weiteres Ausharren auf dem verlorenen Poſten nur nutzloſes Opfer von Menſchenleben geweſen wäre. Hart und bitter muß es für die tapferen flagge vom Flaggenmaſt niederſank und die rote Sonnenfahne des pſtaſiatiſchen Inſelreiches emporſtieg. Tſinglau, der Name der deutſchen Muſter- kolonie im fernen Oſten, iſt dem deutſchen Volle Schließt er doch eine ans Herz gewachf Summe deutſcher Tüchtigkeit in ſich und er— innert an die köſtliche Frucht arbeitsreicher Jahre, die aus einem Sandhauſen mit Lehm— hütten einen großangelegten Hafen mit Werft Mitte Dezember und Schwimmdock und eine ſchmucke Villenſtadt mit Gärten, Sanatorien und modernen Hotels erſtehen ließen. Schnell blühte der Handel auf, und an Stelle des armſeligen Dichunlenverkehre Frauenhände mehr rühren,— es geht um die bei der Beſitzergreifung war ſchon 1913 Zukunft unſerer Kinder, um die Sicherheit Aunſexer heimatlichen Scholle, um Haus und Herd. Wollen ſich unſere Frauen in ihrer Vater- landsliebe und in ihrem Pflichtbewußtſein von den engliſchen übertreffen laſſen? Wir meinen: nein und aber nein! Nach einer lürzlich in einer neutralen Zeitung veröffentlichten Londoner Meldung waren im Juli d. J. in der eng— liſchen Munitionsherſtellung 700000 Frauen beſchäftigt, gegenüber 140 000 im gleichen Monat des vorigen Jahres. Das bedeutet eine Stei gerung von nicht weniger als 400 0% windenden, wenn nicht gar nichtigen Gründen noch gezögert ſi Vaterlandes zu ſtellen d Zahlreiche Beispiele tatkräftiger Frauen auch aus jenen Kreiſen, welche„es bisher nicht nötig hatten“, zeigen, daß geſunder Sinn für das Allgemeinwohl und Verſtändnis für das Gebot der Stunde in allen Ständen unſeres Volkes vorhanden iſt. Auch weibliche Geiſtesarbeiter haben ſich nicht umſonſt ruſen laſſen. Eine An⸗ zahl von Studentinnen ging bereits mit gutem Bei⸗ ſpiel voran; ſie arbeiten für Lohn und Brot in Munitionsfabriken und werden dereinſt von ihrer Hände Albeit ebenſo wieder zum Studium der zum Sinken brachte und einen dichten Minen—- ſich Cc Dr Der Müßiggänger. * 4] Roman von H. Courths-Ma her. (Fortſetzung.) 4 „Immer nur Vergnügen und Tändeln und Koſen— Liebſter, das halte ich nicht aus.“ fuhr Regina fort,„und du auch nicht. Da verliert ja ſchließlich alles Schöne an Wert, wenn man nichts tut, um es zu verdienen, man muß gegen alle Genüſſe abſtumpfen, wenn man ſie zum täglichen Brote macht.“ Er hatte etwas verſtimmt zugehört. Was ſie ſagte, war ja ſo richtig, er halte es doch an ſich ſelbſt erfahren. Daß ſie es aber ſo klar und unumwunden ausſprach, ärgerte ihn ein wenig. Es ſchien ihm ein heimlicher Vorwurf für ihn hinter ihrer Rede zu lauern. „Du haſt eben wie eine richtige kleine Schulmeiſterin doziert; nur die Brille und der Rohrſtock fehlten, um mich zu erſchrecken wie einen unartigen Schuljungen.“ Sie hörte die leiſe Gereiztheit aus ſeinen Worten und faßte bittend 108 ſeiner Hand. „Nicht ſo, Liebſter. Schau, ich will doch oßſen zu dir ſein dekeſen. Dir alles ſagen, was ich denke und empfinde. Es iſt meine Überzeugung, daß unſer Leben nicht wie ein einziger Feſttag immer ſo weitergehen kann.“ „Haſt du ſchon genug davon? Iſt dir meine Liebe ſchon zu viel?“ Sie umſchlang ihn erſchrocken.„Mein Klaus, wie lannſt du mir mit ſolchen Worlen wehe lun. Sſeh, es liegen goldene Tage hinter uns, ein herrliches Wunderland hat ſich vor uns aufgelan, und wir durften ſelig darin wandeln. rung„ N Sollte dies Ergebnis nicht auch allen denen ein An- ſporn ſein, die vielleicht aus unſchwer zu über- haben, ſich in den Dienſt des 1 Hafenverkehr von 902 Schiffen mit über 1 Million Br.-Neg.-To. getreten. Die Kohlenbergwerke ſörderten jährlich bereits 500 000 To. Kohle, und auf den Eisenbahnen wurden 1913 neben 1 Million To. Güter 1300 000 Perſonen befördert. Dieſen Edelſtein im Kranze deutſcher Ko— an 1200 Deutſche und hanſeatiſche Kaufleute Oſtaſiens nach Tſingtau und ſcharten ſich un die deutſche Nieverwelkenden Lorbeer haben ſie errungen und den über— Nai***„ zyeind Verluſte zuge gt. Kriegsflagge mächtigen ſchwerſte z. S. Meyer-Waldeck, der als Haupt der Ver— teidigung dem Kaiſer tweueſte Pflichterfüllung bis aufs Außerſte gelobt, klingt manch anderer Name aus jenen Tagen Kämpie herüber. Unter von Tſingtau, Oberleutnant z. S. Plüſchow, des Oberleutnants z. S. Hashagen, der mit feiner 24-Zentimeter-Batterie dem engliſche Schlachtſchiff„Triumph“ einen Volltreffer brachte, des Kapitänleutnants Brunner von „S. 90“, der den japaniſchen Kreuzer„Talatſchio“ „ 2 8— õͤͥ TT—— ü Aber wenn wir immer darin weilen, werden uns die ſüßen Wunder zur Gewohnheit und verlieren ihren holden Reiz. Das darf nicht ſein, Liebſter, verſteh mich doch recht. Wir müſſen zuweilen wieder in den Alltag hinaustreten, Wunder erfaſſen und nicht überſättigt den Ge— ſchmack daran verlieren.“ Klaus küßte müden Zug im Geſicht, den ſie daraus ver— trieben hatte. „Und was willſt du alſo, das geſchehen ſoll?“ finde. Ich würde mich bemühen, ihn bald zu erſetzen.“ Er hob abwehrend die Hand. „Nicht daran zu denken, Regina. Sporleder iſt ſchon ſeit langen Jahren in unſerem Hauſe und hat ſich unentbehrlich gemacht. Außerdem hat er mein Wort, daß er auch nach meiner Verheiratung ſeinen Poſten behält. Denk dir was anderes aus. Sieh, Liebling, das iſt der Fluch, der ſich an den Reichtum hängt, daß er zum Nichtstun verdammt. Das mußt du nun mit mir tragen. Wird es dir wirklich ſo ſchwer werden?“ „Nichts würde mir für dich zu ſchwer, aber das iſt ein Irrtum von dir. Es wäre ſchlimm, wenn Reichtum uns ſolche Feſſeln auſerlegen wollte. Ich meine, es gibt genug auch für reiche Leule zu tun. Reichtum verpflichtet auch!“ „Willſt du eine Suppenanſtalt ins Leben Kämpfer geweſen ſein, als die deutſche Kriegs- beſter lonien zu ſchirmen, eilten bei Kriegsausbruch widekke, er erachte es nie Frage zu beantworten, die und Ingenieure aus Indien, Hongkong, Singa- beträſe, die, wie man ſagt, in einer geheimen pore, Tientiſin, Japan uſw., aus allen Teilen Neben dem Namen des Gouverneurs, Kapitän heldenmütigſter 915 N— ihnen die des Fliegers damit wir immer wieder von neuem die holden Regina etwas flüchtiger und zerſtreuter als ſonſt und ſah ſie an mit jenem daß du „Ich will Arbeit haben, Klaus, einen Pflichten kreis, wo ich nützen kann und Selbſtbeſriedigung Kannſt du Sporleder nicht entlaſſen? einen Arzt halten und geſund wohnen können, gürtel vor die bedrohte Fefle legte, der dem Panzerkreuzer„Ikonca“, 2 Torpedobooten und 1 Transportdampfer zum Verhängnis wurde. Ihre Namen und die vieler anderer Helden werden mit der Verteidigung Tſingtaus unaus⸗ löſchlich verknüpft bleiben. Blank und rein iſt der Ehrenſchild jener Braven, die für Deutſchlands Ehre gekämpft und geblutet haben, unvergeſſen in deutſchen Landen ihr heldenhaftes Streiten! Den Tapferen aber, die ihre Treue für Kaiſer und Reich in Tſingtau mit dem Tode beſiegelten, ihnen gilt heute des deutſchen Volkes Gedenken und gleich den 300 Spartanern des Leonidas bei Thermopylge kann man auch ihnen ähnliche Worte aufs Grab ſetzen:„Wanderer, kommſt du nach Deutſchland, verkündige dorten, du habeſt uns hier liegen geſehen, wie das Geſetz es befahl.“ PCC. 7 742 7 1% Dolitiſche Rundſchau. Deutſchland. * Graf Czernin, der öſterreichiſch— ungariſche Miniſter des Außern, hatte in Berlin längere Verhandlungen über die Oſtſragen mit den maßgebenden deutſchen Perſönlichkeiten, da— runter dem Reichskanzler, Grafen Hertling, und dem Staatsſekretär des Außern Dr. von FTühlmann. An den Beratungen nahmen auch Generalfeldmarſchall von Hindenburg, der Erſte Generalquartiermeiſter Ludendorff und der deutſche Botſchafter in Wien, Graf Wedel, teil. Zum weſentlichen handelte es ſich dabei um die endgültige Löſung der pol— niſchen Frage. * An Stelle des Grafen v. Hertling hat König Ludwig den bisherigen Chef der Geheim— kanzlei Staatérat Dr. Ritter Otto v. Dandl zum Miniſterpräſidenten ernannt. Damit iſt die Wahl auf eine Perſönlichkeit ge— ſallen, die infolge ihrer langjährigen Eigenſchaft als Vermittler zwiſchen den Miniſtern und der Krone die Verhältniſſe am beſten kennt und in allen Fragen persönlicher und politiſcher Natur eingeweiht iſt. * der letzten S 1 gelangten u. a. itzung des Bundes- 6 zur Annahme die Vor— betr. Grundſätze ür die Regelung eines Hebammenweſens, der Entwurf einer Bekannt⸗ machung betr. weitere Beſtimmungen zur Aus- führung des Geſetzes über den vaterländiſchen dienſt und der Entwurf einer Bekannt- machung, betr. Ergänzung der Bekanntmachung über Zigarettentabat. Wie verlautet, wird die Pariſer Abliierten-Konferenz wahrſcheinlich ſtattfinden. Sie wid ſich ich mit den Kriegszielen des Verbandes jäftigen. Der Verband rechnet darauf, daß er ruſſiſchen Regierung keine Meinungs— verſchiedenheiten über die Ziele der Konſerenz beſtehen bleiben würden. England. * Im Unterhauſe wurde an Balfour die Frage geſtellt, ob die Regierung Mitteilung über das Angebot machen wolle, das Deutſchland durch Vermittlung von Briand an Frankreich gerichtet habe. Balſour er- erwünſcht, eine Angelegenheit rlaments eines Bundesgenoſſen 0 fſtands bewegung ung veranlaßt, fünf Jublin zu ent— ichtsloſer Gewalt 5 gemacht zum Befreiungs⸗ zum äußerſten entſchloſſen. Holland. Slimmungsumſchwung An Außerungen Kunde, die bisher nicht gerade dlich angeſprochen werden konnten. 5 in Hol ſolcher Bl eben eine igſche Poſt“, eine angeſehene olitüche Woch riſt, das E jabe längſt begriffen, daß das angeblich ſo rück- militariſtiſche Deutſchland ſelbſtlos holländiſche Vi ee: rufen oder eine neue Kleinkinderbewahranſtalt errichten? Es ja noch nicht genug der— artige Inſtitute.“ 8 Schlimmſte nicht. Soviel Beziehung ſchon getan iſt, es t leider noch genug Not und Elend auf der t. Davon haſt du wohl kaum eine Ahnung.“ * aſt recht haben. Meinetwegen gib ecke aus, ſoviel du willſt— nur nicht ſelbhſt mit Armen und Kranken Schon der Gedanke macht mir Übelkeit, 5 perſönlich die Samariterin ſpielen lönnteſt. a Sie ſah ihn ernſt, faſt traurig an.„Klaus, wenn nun jeder ſo denken wollte.“ „Dann wäre bald allen armen Wilen ge— holſen. Gebt ihnen Geld, daß ſie ſich kräflige Nahrung, warme Kleider kaufen können, ſich 61 dann iſt ihnen mehr geholfen als wenn man ihnen Teilnahme gufdrängt und gute Ratſchläge erteilt. Sie verſtehen in der Regel ſelbſt viel beſſer, ſich das Leben praktiſch einzurichlen, wenn ſie nur das nötige Geld dazu haben. Ein perſönliches Eingreifen in ihre Verhältniſſe iſt ihnen meiſt unbehaglich.“ „Das kann ich nicht glauben, Klaus.“ „Daun mache die Probe— oder nein, mache ſie lieber nicht, du könnteſt böſe Er⸗ fahrungen ſammeln.“ „Haſt du denn ſchon einen Verſuch gemacht?“ Er lachte ſpöttiſch. „Mas hab ich nicht alles ſchon verſucht. Regina, auch ich habe ſchon vieles getan, um meinem Leben einen Inhalt zu geben, alles vergeblich, innerhalb Vorbereitungen zu beſchleunigen. Ee genug iſt, trotz des eigenen Mangels die ſo dringend nötigen Rohſtoffe wie Kohlen, Eiſen und Erze an Holland abzugeben, während die Entente nur mit Redensarten von den Rechten der kleinen Nationen um ſich werfe. In ähn⸗ licher Weiſe äußern ſich mehrere angeſehene Tageszeitungen. Rußland, „Neuerdings macht der Petersburger Arbeiter- und Soldatenrat wieder Anſtrengungen, die Macht in die Hand zu be— kommen. Er erließ einen Aufruf an die Gar— niſon, in dem er ſie auffordert, nur die von ihm gebilligten und gezeichneten militäriſchen Befehle auszuführen. Die Regierung ſoll ent— ſchloſſen ſein, dieſen Verſuch mit allen Mitteln zu vereiteln. In der Regierung kam es zu Mißhelligkeiten. Wie verlautet, ſoll der Kriegs⸗ miniſter in einer geheimen Sitzung des Ver— teidigungsausſchuſſes des Vorparlaments vor- geſchlagen haben, mit Deutſchland einen Sonderfrieden zu ſchließen.— Man rechnet mit einer neuen Miniſterkriſe. Amerika. * Die Lage der Deutſchen in Bra⸗ ſilien geſtaltet ſich inſolge der ſyſtematiſch betriebenen Preſſehetze kritiſch. Wie engliſche Blätter berichten, iſt der deutſche Klub in Rio Grande do Sul geplündert und das dortige Gebäude der deutſchen Schützengeſellſchaft an— gezündet worden. Vor den deutſchen Geſchäſts— häuſern in Rio de Janeiro fanden heftige Kund— gebungen ſtalt. In ganz Braſilien iſt das Aufenthaltsrecht der Deutſchen beſchränkt worden, u. a. wurde ihnen der Wohnſitz in der Nähe von Verteidigungswerken unterſagt. 5 5 2 Verſchiedene Kriegsnachrichten. Von ihren eigenen Landsleuten getötet oder verwundet. Die Zahl der bei feindlichen Ar⸗ tillerie- oder Fliegerangriffen gelöteten und verwundeten Einwohner der be— ſetzten Gebiete in Frankreich und Belgien hat ſich im Monat Oktober 1917 wieder beträchtlich erhöht. Es wurden getötet 39 Männer, 24 Frauen und 23 Kinder und verletzt 90 Männer, 62 Frauen und 18 Kinder. Nach den Zu— ſammenſtellungen der„Gazette des Ardennes ſind nunmehr ſeit Ende September 1915, alſo der letzten 25 Monate, insgeſamt 3819 friedliche franzöſiſche und belgiſche Em— wohner in den von uns beſetzten Gebieten Frankreichs und Belgiens Opfer der Geſchoſſe ihrer eigenen Landsleute geworden. * U⸗Boote an der engliſchen Küſte. Norwegiſche Blätter melden, daß die deutſchen Unterſeeboote nun dicht an der engliſchen Küſte operieren. Die aus England in Bergen eingetroffene Beſatzung des torpedierten norwegiſchen Dampfers„Leander“ erzählt, daß der Dampfer nur dreiviertel See⸗ meilen von der engliſchen Küſte entfernt ver⸗ ſenkt wurde. * Frankreichs Sorgen um Italien. Pariſer Zeitungen zufolge hat der ameri— kaniſche Generalſtab ſich nach einer eingehenden Prüfung der Lage in Italien für eine Mit- wirkung Amerikas(2) an der Ver⸗ teidigung Italiens ausgeſprochen und beſchloſſen, zu dieſem Zwecke die milltäriſchen Die franzö⸗ ſiſche Preſſe iſt wenig hoffnungsfroh geſtimmt und erwartet, daß die Italiener ihren Rückzug bis hinter die Piave ſortſetzen müſſen. Der An⸗ griff der Mittelmächte ſei geradezu meiſterhaft geführt, das müſſe man anerkennen, und leider ſei zu befürchten, daß dieſer glänzende Erfolg bald zu einem bedeutenden Siege der Mittel— mächte auswachſen werde. * Rücknahme der ruſſiſchen Hilfstruppen aus Frantreich? Gorkis Blatt ‚Nowaja Shiſn' berichtet, die militäriſche Abteilung der Arbeiter- und Soldalen— räte habe beſchloſſen, daß alle in Frankreich ſtehenden ruſſiſchen Regimenter ſofort nach Rußland zurückbefördert werden ſollen. Liebſte. Du glaubſt nicht, wie warm und in— haltlos mein Leben war, ehe ich dich fand. Komm, ſei gut, laß dies Thema ruhen, es quält mich. Sage mir lieber, daß du mich trotz⸗ dem lieb haſt, mich, den pflicht⸗ und tatenloſen Mann, den reichen Müßiggänger und Nichtstuer.“ Sie ſtrich liebevoll über ſeine gefurchte Stirn und ſah voll ernſter Zärtlichleit in ſein Geſicht. Sie verſtand ſo gut, woran er krankte, und ſie gelobte ſich, ihm zu helfen, auch gegen ſeinen Willen. Das ſollte ihre Lebensaufgabe ſein, und ſie ſchien ihr wert, alle Kraft ein⸗ zuſetzen.* 92 „Nicht ſo bitter, Liebſter. Sprechen wir von elwas anderem, wenn dich das quält, und ſei nicht ſo mutlos, wir werden vereint alles tragen, ſchließlich auch ein tatenloſes Leben. Aber nun habe ich eine große Bitte an dich. Nach Tiſch gehſt du mit mir in mein ſchönes Zimmer, und dort erzählſt du mir von deinen Reiſen und zeigſt mir die Photographien, die du davon geſammelt haſt. Willſt du? Du haſt es mir ſchon längſt verſprochen?“ 56% „Gern, mein Lieb, wenn es ich intereſſiert. mir zuzuhören. Du kannſt es ja ſagen, wenn du genug davon haſt, denn wenn ich dir alles erzählen wollte, würde ich in, Jahren nicht fertig.“ f 2 „O, wie gut. Sſeh, daf pebefp koir gleſch beide elwas zu tun. Du mußt ganz von vorn anfangen und mir jeden Tag elwas erzählen, bis ich im Geiſte alle deine Reiſen mitgemacht habe. Und ſpäler zeigſt du mir dann auch einmal das eine oder das andere Land in Wirklichkeit.“ = See* 5 Beilage zur Piernheimer Bürger- Zeitung. 1917. heute nacht einen Sturm auf Die Tuchler des Weinflichers.(Jonſetzg.) däh'ung aus den Kämpfen um den Hartmannsweilerkopf von Alrich Cörcher. „Was halten Sie von unſeren Quartiergebern Sepp?“ Mein „Ich werde noch nicht recht Burſche zuckte die Achſeln.„Nun?“ lug aus ihnen. Vielleicht hält es der Alte mit den Tellermütz— len“(franzöſiſchen Alpenjä— ern). Ich fragte Sepp, wor— aus er das ſchließe.„Ich hab' nur ſo ein Gefühl,“ gab er zurück. Todmüde von dem lan— gen Marſche des vorhergegan— genen Tages legte ich mich in das herrliche Federbett, das mir Madeleine ſoſchön gerüſtet hatte. Ich befahl mich dem Schutze des Allmächtigen, und nach einigen inuten lag ich im tiefſten Schlafe. Da, es mochte Mitternacht ein, glaubte ich ein kurzes, ſich zweimal wiederholendes Klin— eln, wie von einem Fern— precher, zu vernehmen. Ich erhob mich raſch und horchte, doch alles blieb ſtill. Ich legte nich wieder zu Vett und ſchlief in. Nach kaum einer Stunde ſchreckte mich das Klingeln aufs eue aus dem Schlaf. Ich hielt den Atem an und lauſchte. Da war es mir, als vernelh me ich brinnen im Weinkeller eine tiefe, rauhe Stimme, die derjenigen des Weinhändlers auffallend glich. Ich erhob mich, knipſte mein elektriſches Licht an und uchte die Tür zum Weinkeller. Endlich hatte ich ſie gefunden. Doch ſie war von innen ſeſt verſchloſſen; ich klopfte, doch alles blieb ſlill; ich mußte won abermals ein Opfer meiner über— deizten Nerven geworden ſein. Dazu verſagte jetzt meine elel— triſche Batterie. Müde taſtete ich mich nach meinem Bett zurück und ſchlief wieder ein. „Herr Leutnant, Alarm! Wir müſſen fort auf den Hartmanns— weilerkopf. Die Franzoſen haben unſere vorderſten Schützengräben Zum Vaächer. gewagt!“ Stunden ſpäter aus meinem beſten Morgenſchlaf. ſpäter ſtand ich in der dämmernden Morgenfrühe marſchbereit vor ie. Es verging noch eine Viertelſtunde, bis der „Herr Leutnant,“ flüſterte mir da mein meiner Kompagnie. Befehl zum Abmarſch kam. Von Ludwig Nich ter. Mit dieſen Worten rüttelte mich mein Burſche einige Zehn Minuten Burſche zu, indem er mir einen heißen irdenen h enkelkrug reichte, „hier ſchickt Ihnen Fräulein Madeleine noch einen Topf Kaffee, und ein Weihnachtspaket gab ſie mir auch mit; ich habe es gleich in meinen Torniſter verpackt.“— Es hat mir mein Leben lang noch kein Kaffee ſo gut geſchmeckt, wie der von der ſchönen Elſäſſerin. Dann ging es durch Winternebeh und Schnee— ſturm den Berg hinan. Um nicht vom Feinde beſchoſſen zu werden, mußten wir auf einem ſchmalen Saumpfade einen wei— ten Umweg machen. Geröll und umgeſtürzte Bäume, die das Feuer der feindlichen Artillerien gefällt, deckten die Hänge; jeder Stein, der ins Rollen kam, drohte den Hintermann zu er— ſchlagen. Der Fuß verſank oft im weichen Schnee, oder es galt, Granattrichter von mehreren Metern Tiefe zu umgehen. Wei— ter hinauf war ſelbſt mit Eis— ſporen nur ein mühſames Vor— wärtskommen möglich. Je höher wir kamen, deſto mehr trafen wir auf die Spuren des durch— gefochtenen Kampfes. Da ging es an verlaſſenen Schützengrä— ben, Holzſtöcken und Drahtzaun— reſten vorüber. An einem erſt geſtern friſch aufgeworſenen Maſſengrabe machten wir Halt und verrichteten davor ein ſtilles Gebet. Welche unter uns wür— den morgen wohl im kühlen Schoß der Erde gebettet ſein? Meine Kompagnie war für die Ablöſung der vorderſten Stel— lungen beſtimmt. Ein Netz von Gräben, ſcheinbar nicht zu ent— wirren, führte dorthin. Auf einem in die Felſen eingetriebenen Lauf— graben gelangten wir unter der lundigen Führung eines Ober— A. g. XIII. leu nants in unſere Unterſtände. Ueber uns weg flogen die Ge— wehrkugeln wie Horniſſe. Gra— naten barſten, ihre Eiſenſplitter auf uns ausſchüttend. Ich be— gab mich in meinen Unterſtand. Es war eine tief in dem Por⸗ phyrgeſtein eingehauene Felſen— höhle, in der es an den nötigſten Möbeln und Gerätſchaften nicht fehlte. Im Nebenraum war der Fernſprecher untergebracht. Auf dem Tiſche, mit Tannenreis ſin⸗ nig geſchmückt, lag das Weih— nachtsgeſchenk Fräulein Made— leines! Ich öffnete es gleich! Wußte ich denn, ob ich heute abend dazu noch in der Lage ſein würde? Alle Anzeichen deuteten doch darauf hin, daß binnen kur— zem, vielleicht noch in der heu— tigen Nacht, ein neuer heftiger Angriff auf unſere Stellung zu erwarten war. Da kamen für einen Sol⸗ daten allerlei herrliche Dinge zum Vorſchein: Feines Backwerk, eine Flaſche alten, edlen Elſäſſer Berg— weins, eine geſtrickte wollene Unterjacke, eine fein geſchnitzte Tabakspfciſe. Was mich aber am meiſten von allem freute, das war ein von Madeleine offen bar ſelbſt gemalter, mit Eichen— laub geſchmückter Spruch:„Sie haben überwunden und ihr Leben nicht geliebt bis in den Tod“— ſo ſtand es da in großen, gol— denen Buchſtaben, mit Blattge⸗ winde zierlich verſchlungen. Der Spruch lag zwiſchen Löſchpapier. Es war deutlich zu erkennen, daß er erſt vor wenigen Stun— den angefertigt worden war. Es war die Sprache der Liebe, die hier zum erſtenmal in meinem Leben zu mir redete. Die ſchwarze, ſchöne Elſäſſerin mit ihren dunklen, ernſten Augen hatte von Anfang an Eindruck auf mich gemacht, und der Spruch, den ſie mir gemalt, ſagte mir, daß Madeleine meine Liebe erwiderte. In aller Eile ſchrieb ich ein paar Zeilen des herzlichſten Dankes an ſie, die ich ihr durch einen der Kameraden, die wir ablöſten, ſofort überſenden konnte, ſo daß ſie nach wenigen Stunden in ihren Händen ſein würden. Wie fraglich war es doch, ob ich ihr einen zweiten Gruß ſenden konnte. „Sie haben überwunden und ihr Leben nicht geliegt bis in den Tod!“ Mit dieſem Gottesworte im Herzen ging ich dann freudig und ge— troſt an meine ſchwere Aufgabe. Der Feind be— gann heute ſchon am ſrühen Mor⸗ gen mit dem Handgranaten— kampfe. Wo ſich bei uns irgend etwas Verdächti— ges regte, klatſchte mit gellendem Knall eines der Mordinſtrumen— te in unſeren Gra— ben. Bald links, bald rechts von mir hörte ich ſie auffliegen. Und auch die feind— lichen Infanterie⸗ gewehre kläfften heute ganz ab— ſcheulich und durchlöcherten unſere Sandſäche über der Bruſt— e 1 8 Auf dem Gipfel des Hartmannsweilerllopſes. Einbruch der Gardejäger in die ſranzöſiſche Stellung. Von M. Froſt. Zeitnugsballone als Nachrichtenübermittler für die Bevöllerung des ſeindlichen Geblets. Hochlaſſen der Ballone, die nach einer beſtimmten Zeit die Zeitungen fallen laſſen. wehr, ſo daß wir bald ganz von Sand überſchüttet waren. Zwi⸗ ſchendurch aber ſchleuderten die Franzoſen eine jener mit Spreng⸗ ſtoff gefüllten Holzkiſten zu uns herüber, die meine Leute mit nicht verſiegendem Humor„Mu— ſterkoffer“ zu nennen beliebten. Bald wurden uns dieſe Angriffe denn doch zuviel. Unſere alt er⸗ probten Männer gaben es den Franzoſen zurück. So wie man den Hühnern das Futter zuwirft, ſo warfen ſie die Handgranaten hinüber in den feindlichen Gra— ben, wo bald Knall auf Knall folgte, ſo daß der ganze Graben mit undurchdringlichem Rauch ge— füllt war. Dann brachten un— ſere Pioniere auch einen deutſchen „Muſterkoffer“, den ſie ſelbſt her geſtellt hatten, herbei, hoben ihn über die Deckung und warfen ihn dann, der damit verbunde⸗ nen Lebensgefahr nicht achtend, in den feindlichen Graben. Eine furchtbare Entladung mit nerven, erſchütterndem Knall erfolgte im feindlichen Graben; Balken, Sand— ſäcke, Drahtverhauſtücke, Kleider, Waffen, ja Menſchen und Kör, perteile flogen haushoch in die Luft, von einer Erd- und Schnee— ſontäne begleitet. Ich ſtand unbeweglich an meinem Scherenfernrohr, ſchaute hinüber in die ſeindliche Stel lung und erteilte durch den ne— ben mir hängenden Fernſprecher meine Befehle. Oft ſah ich nichts als eine ſchwarze Rauchſäule haus⸗ hoch emporſteigen. Die Franzoſen hatten bald alle Luſt verloren, ſich in ihren vorderſten Gräben zu zei⸗ gen. Sie verkrochen ſich in ihre Unterſtände. Ein Stück ihres vor, derſten Grabens hatten wir völlig verſchüttet. Ich dachte den Befehl zum Sturme auf ihre vorderſte Stellung zu geben, als ich plötzlich zu meinem großen Erſtaunen bemerkte, wie es in den feindlichen Gräben von grauen Geſtalten wie in einem Ameiſenhaufen wimmelte, wie dieſe grauen Schatten trotz unſeres vernichtenden Handgranaten und Gewehrfeuers aus ihren Gräben kletterten und ſich in kurzen, ſchnellen Sprüngen durch die ſchmalen Gaſſen wandten.„Der Feind geht zum Sturm vor; Hilfe dringend nötig!“ rief ich noch durch meinen Fernſprecher. In dieſem Augenblick ſchlug unmittelbar hinter mir eine Handgranate ein. Ich fühlte am linken Oberarm einen ſtechen. den Schmerz, als ob er mir abge⸗ hauen worden wäre, und gleich darauf eiren hammerartigen Schlag auf die linke Bruſtſeite, Ich wollte nach einem Sanitäter rufen, doch ein durchdringende, ätzender Gasge— ruch benahm mu den Atem. In meiner nächſten Nähe war eie Gasbombe einge— ſchlagen. Ich rang nach Atem und wäre wohl ohnmächtig du ſammengeſunken, wenn ich nicht von meinem Burſchen nach rückwärts gezogen worden wäre.(Fortſ. f. wenn alles icht Der rufſilche Hanitätsdirnſt. Von J. M. Merich. »Ruſſiſche Zuſtände! Mit der Zeit eine Beſchimpfung geworden, denn die Bezeichnung ſchließt alles in ſich, was an Beſtechlichkeit, In⸗ dolenz und kraſſer Unwiſſenheit ausgedrückt werden ſoll. Ruſſiſche Zu⸗ ſtände! Sie herrſchen auch auf dem Gebiete, auf dem die Menſchlich— keit gewohnt iſt, Triumphe zu feiern, auf dem die Wiſſenſchaft und Nächſtenliebe Hand in Hand gehen, um menſchliches Elend, menſchliches Leid zu mildern. Die Geißel des Krieges iſt hart und ſcharf und ſchlägt blutige Wunden. Es geht Leben um Leben, nicht bloß um einzelne Menſchen, um die Exiſtenzbedingungen ganzer Völker. Darum iſt der Kampf er— bittert und die Streiche ſind wuchtig, die da ausgeteilt werden. Aber hinter den Kämpfenden gehen viele, die es ſich zur Aufgabe geſtellt nommen zu werden, dazu gehörte mehr, als krank zu ſein, dazu ge⸗ hörte vor allem Protektion. Das Sanitätsweſen im Kriege unterſtand nicht den Aerzten, ſon— dern der Generalität, und das Rote Kreuz bildet keinen weſentlichen Beſtandteil, ſondern von Fall zu Fall erfolgte deſſen Mithilfe. Die Lie— ferungen für den Sanitätsdienſt, auch im Krieg, gingen in Rußland durch viele Hände; man darf ſich nicht wundern, wenn von dem Verband— material, den Stärkungsmitteln und den Inſtrumenten ein ziem— licher Teil niemals an den Veſtimmungsort gelangen konnte. Im Kriege Rußlands gegen Japan ſind die Ungeheuerlichkeiten der ruſſiſchen Zuſtände kraß zutage getreten. Ein Arzt, der den Feld— zug mitgemacht hat, gab geradezu entſetzliche Schilderungen aus den Lazaretten und von den Verwundetentransporten. Während die Herren Offiziere ſich mit jedem erdenklichen Luxus umgaben und in Sekt ſchwelgten, war für die Verwundeten oft nicht ein Stückchen Eis auf— zutreiben. Wollte man zum General, um Vorſtellungen zu machen, ſo T Artillerle im iuſſiſchen Schlamm. Nach einer Originalzeichnung von Pfaehler von othegraoen. haben, die Taumelnden aufzufangen, die Geſunkenen hinwegzutragen aus dem Getümmel von Kampfgebrüll und Schlachtenlärm, die ſich der Verwundeten annehmen, ſie laben, verbinden und endlich bemüht ſind, ſie zu heilen, ſie dem Leben und der Arbeit wiederzugeben. Auch die Ruſſen tun ſo, aber ſie tun es auf echt ruſſiſche Weiſe— Ihr Sanitätskorps im gegenwärtigen Krieg iſt modern organiſiert, ihre Aerzte haben die beſte Vorbildung, zumeiſt auf deutſchen Hoch— ſchulen, genoſſen. Die Schweſtern, die ſich der Verwundetenpflege widmen, laſſen es nicht an Liebe und zarter Fürſorge fehlen. Aber alle ärztliche Kunſt, alle Kenntniſſe und alle Aufopferung, ſie ſcheiterten nur allzuoft an den echt ruſſiſchen Zuſtänden, an unausrottbaren Eigen- ſchaften der echt ruſſiſchen Leute. Die Verwaltung des ruſſiſchen Sanitätsweſens war ſtets von der Bürokratie abhängig. Wer das Rußland vor der Revolution noch kannte, weiß, was das zu bedeuten hatte. An äußerer Pracht und innerer Ausſtattung übertreffen die ruſſiſchen Krankenhäuſer die Spi— täler der meiſten Großſtädte anderer Länder, aber um darin aufge— war der Herr in„ſolchen Angelegenheiten“ nicht zu ſprechen.„Man ſolle ſich an den Adjutanten wenden“. Der erklärte gewöhnlich dann achſelzuckend, er werde dem Herrn General die Sache vorſtellen. In— des gingen zu Hunderten die armen Verwundeten zugrunde. Als der junge Arzt einmal etwas heißes Waſſer aus dem Küchenwagen eines hohen Offiziers verlangte, wurde es ihm abgeſchlagen mit der Be— gründung, man brauche es ſür das Bad Sr. Exzellenz. Von einer Hygiene im allgemeinen iſt ſelten etwas zu finden. Man bettete die Verwundeten in die Pferdewagen, auf den Boden und nahm ſich nicht die Mühe, den Dünger fortzufegen. Dazu kommt noch der ſchreckliche Aberglaube der ruſſiſchen Sol— daten, die weniger vom Arzt, als von den mitgeführten Talismanen und Amuletten Geneſung erwarten. Außerdem waren ſie gewohnt, für jede amtliche Tätigkeit bezahlen zu müſſen. Sie glaubten ohne Trinkgeld auch nicht die Hilfe der Aerzte in Anſpruch nehmen zu dürfen. Alle Aufopferung der Aerzte und des Sanitätsperſonals wurde oft zu⸗ ſchanden an dem ſchlimmſten aller Uebel, den ruſſiſchen Zuſtänden. 5 1 Ne 1 . t Pausfrauruhlätter.— Tue das Rechte und frag' nicht danach, Ob's andre bejubeln, ob's andre bewimmern; Leb' wie Menſchen in einem hohen Gemach, Die nicht ahnen, wie weit ihre Fenſter ſchimmern. Geſundheitkspflege. Gegen Blähungen bei kleinen Kindern iſt ein Aufguß von getrocknetem Dill ein vorzügliches Heilmittel. Der Dill wird zer— rieben und dann auf eine Taſſe ſo viel genommen, wie man mit drei Fingerſpitzen faſſen kann. Mit wenig Zucker oder ganz ohne dieſen wird der Tee gereicht. Fürs Baus. Wie man befranſte Mauſchetten wieder in Ordnung bringt. Verhältnismäßig ſchnell nützen ſich die Ränder der Kragen und Manſchetten ab, und es iſt ein unangenehmer Augenblick, wenn man zum erſtenmal die loſe gewordenen Fäſerchen mit der Schere ſorg— ſältig fortſchneidet und mit Glättolin nachreibt, denn man weiß, allzuoft kann man dies Manöver nicht anwenden. Nach wieder— holter Wäſche geht es gar nicht mehr, denn die ganze Kante wird dann raſch brüchig. Iſt es einmal ſo weit, ſo kann nur eine gründ— liche Kur helfen, die zwar Geduld und Geſchicklichkeit erfordert, aber dafür die Lebensdauer der Wäſcheſtücke ganz erheblich verlängert. Man weicht zuerſt die ſteifen Manſchetten ſtehend in kaltem Waſſer ein, ſo daß ſich die Stärke an den Rändern auflöſt, und reibt ſie dann trocken. Hierauf trennt man recht vorſichtig nur durch Faden— ziehen von rechts und links, indem man den Faden mit einer Nadel hochhebt, anzieht und ihn dann abreißt, die zur Verzierung ange— brachte Steppnaht auf. Dann ſährt man behutſam mit dem Trenn— meſſerchen oder einer ſeinen, ſcharfen Schere zwiſchen die Stofflagen und die Einlage und trennt oder ſchneidet auch dieſe Naht vor— ſichtig auf. Nun hat man die drei Stofflagen voneinander loszu— löſen und ſchneidet recht genau und vorſichtig von dem(meiſt dick— fädigen) Einlageſtoff ungeſähr 1 bis 1½ Zentimeter rund herum ab(ſ. Abb.). Von der oberen und unteren Stofflage entfernt man ſodann das Abgewetzte(vielleicht ½ Zentimeter breit), legt den einen Teil über den Rand des abgeſchnittenen Einlageſtoffes, ſo daß der Einlageſtoff nicht umgebogen wird, und heftet ihn mit loſen Stichen auf. Dann biegt man den anderen Stoffteil entſprechend breit auch ein und heftet ihn genau darauf paſſend auf, ehe man die drei Lagen wieder mit einer ſauberen Maſchinenſteppnaht verbindet. Die Manſchetten ſehen dann wieder tadellos aus und halten noch eine ganze Meile. Jür die Küche. Sirun aus Zuckerrüben. Die Rüben werden geſäubert, ge— ſchält, in eigroße Stücke geſchnitten, in einem Kochtopf faſt mit mit Waſſer bedeckt und 2—3 Stunden gekocht; ſind ſie gar, ſo hebt man ſie mit dem Schaumlöffel heraus, füllt ſie in einen weißen, nicht zu dichten Leinenbeutel und legt dieſen zwiſchen zwei ſchräg— geſtellte Bretter, die man ſtark beſchwert oder mit Preßſchrauben ſeſt gegeneinanderdrückht. Hierdurch tritt aller Saft heraus, den man in das vorher benutzte Gefäß zu dem noch darin befindlichen Kochwaſſer fließen läßt. Ver ganze Saft wird dann unter beſtän— digem Rühren eingekocht, bis er eine zäh fließende Maſſe von dunkel— rotbrauner Farbe iſt. Dieſer Sirup iſt vorzüglich. Das in dem Beutel zurückgebliebene Rübenfleiſch wird auf Kuchenblechen im Back— ofen getrocknet und ergibt noch recht brauchbaren Kaffee zweiter Güte. 2 8 Allerlei Heiteres. Näkfelecke. 0 141 erk 3 . N Verraten. Hausfrau:„Sie haben wohl einen ſehr kleinen Fuß, Kathrine?“— Dienſtmädchen Frau?“— Hausfrau:„Weil ich oft Papier geſtopft finde.“ :„Warum ſagen Sie das, gnädige in die Spitzen meiner Stiefel ſo Was man hat, hat man. Er:„Der Ring ſcheint dir zu groß zu ſein, Geliebte. Soll ich ihn mitnehmen und umtauſchen?“— Sie:„Nein, Liebſter, ein Verlobungsring iſt ein Verlobungsring, und wenn ich ihn um den Hals tragen müßte 177 Neue Wege.„Entſchuldigen Sie, warum hängt in dieſer Kunſt— ausſtellung nur ein einziges Gemälde?“—„Einſachheitshalber, das iſt von der ganzen Künſtlergruppe gemalt.“ Telephongeſprüch. Die Gnädige:„Iſt dort Friſeur Kräus⸗ ler?“ 955 Der Friſeur:„Jawohl, Frau K. Ich möchte gern friſiert werden. bitte?“— Die Gnädige:„Hier 0 Kommen Sie, bitte, gleich: meine Haare ſind übrigens ſchon dort.“ So ändern ſich die Zeiten. Wenn ma' früher kein' Fabrik— ſchuh' woll'n hat, iſt ma' zum Schuhmachermeiſter g'gangen. Wenn ma' ſich heut' einen Schuh nach Maß machen laſſen will, muß ma' zum Tiſchlermeiſter oder, wenn ma' was Beſſeres haben will, zum Drechſler geh'n. Ziſſerurälſel. Erſetze die Ziffern 1—13 durch Buchſtaben, ſo ergeben ſich Wörter mit folgender Bedeutung: 23 14421 Strom in Sibirien, 6 7 8 chineſiſcher Grenzfluß. 210 13 11 Hauptſtadt von China, 12 13 5 1 Gebirge in Mittelaſien, 5 11 5 4 5 10 1 Seehandelsſtaot in Japan. Die Aufangsbuchſtaben der 5 Wörter nennen ein Reich in Oſtaſien. A. Bi Deuſiſleinrälſel. LSV N 1 7 Weiden die 0 ſtaben KA AA, EEE, i NN, O0O0O0O, RR, 8. TT, W, 2 richtig auf die Felder der obigen Figur verteilt, ſo ent— halten die wagerechten Reihen folgendes: 1. Mitlaut, 2. Monat des vierten engliſchen Durchbruchsverſuchs bei Arras, 3. Mitlaut, 4. Mitlaut, 5. Kriegs- gebiet, 6. Paß an der rumäniſch-ſiebenbürgi— ſchen Grenze, 7. Stadt in der Bukowina, 8.Ge— ſchoß. Die ſenkrechte Mittelreihe nennt den ſüdlichſten Ort der eng— liſchen Offenſive in Flandern. A. B. Auflöſungen aus voriger Frwummer: es Rechenrätſels: A (7 Perſonen) erhielt 1400, 5(3 Perſonen) 600 Gramm Kunſt— honig;— des Silben— rätſels: oldau, Ni ne, Caſinu, Kornilaw, Erzhe Aſeupork= Mackenſen; Nachdruck unſerer L - des Bilderr Sinurälſel. Es fallen die grünen Blätter, Faſſ' ich ſie an mit eiſ'ger Hand: Ich zwinge die Dauben des Faſſes Zuſammen mit eiſernem Band; Auch werden die Früchte, die heuer Du birgeſt in Keller und Scheuer. Mit meinem Namen genannt. Such ſlabenrätlel. 2. Mit ee als Stadtin Sachſeniſt's bekannt, Mit u in Baden und im Schweizerland. A. B. Peæierbild. Mordichete, Puſita, els: Gut braucht Hut. Englänsger, riginalanket wird gerichtlich verfolgt Druck pon W. Kohlhammer. Redaktion: Dr. E. Görlach in Stuttgart Verlag von Johannes Martin XVII in Viernheim. wenn alles zicht 1 Von Nah und fern. Fertigſtellung der Cadiner Kaiſerkirche. Die Kaiſerkirche in Cadinen iſt nunmehr fertig⸗ geſtellt. Auch das Geſtühl iſt bereits zur Auf⸗ ſtellung gebracht. Die Weihe des Gotteshauſes wird jedoch erſt nach Friedensſchluß erfolgen. Eine Lehranſtalt für die internierten Kolonialdeutſchen iſt in Davos(Schweiz) eröffnet worden. Die Lehranſtalt bezweckt die Fortbildung der deutſchen bisher in Afrika und der Südſee amtlich und nichtamtlich tätig ge— weſenen Kolonialleute ſowie ihre Vorbereitung fr den deutſch⸗kolonialen Wiederaufbau. Auf ein Begrüßungstelegramm der zur Eröffnungs— feier verſammelten 80 Lehrer und Schüler hat Staatsſekretär Dr. Solf u. a. erwidert:„Der Friede wird uns die Schutzgebiete in neuer Geſtalt zurückgeben. Das Vaterland rechnet darauf, daß die alten Afrikaner und Sübdſeer, ſeien ſie Kaufleute, Pflanzer, Miſſionare oder Beamte, ſich ſogleich wieder für die koloniale Arbeit zur Verfügung ſtellen.“ Die Ausländer auf der Herbſtmuſter⸗ meſſe in Leipzig. Nach den fetzt veröffent- lichten Feſtſtellungen der Leipziger Polizei wurden auf der letzten Herbſtmuſtermeſſe in Leipzig gezählt: 964 Ausländer aus ver⸗ bündeten Staaten, davon 917 Eſterreicher. 36 Türken, 11 Bulgaren und 600 Ausländer aus neutralen Staaten, und zwar 2 Argen— inier, 114 Dänen, 164 Holländer, 61 Luxem⸗ burger, 25 Norweger, 65 Schweden, 140 Schweizer, 8 Spanier und 21„Staatenloſe“. Daß ergibt zuſammen eine ausländiſche Be— ſücherzahl von 1564. Seltene Dankbarkeit. Vor zwei Monaten bemerkte in Quedlinburg auf der Straße eine Frau aus Thale namens Marie Olkejnizak, daß ein Herr unwohl wurde und plötzlich umfiel. Sie leiſtete ihm die erſte Hilfe und veranlaßte ſeine Überführung in das ſtädtiſche Krankenhaus. Dort hat ſie den Kranken mehrere Male beſucht. Das hat der Fremde, ein Herr v. Gebeler, der Frau jetzt in beſonderer Weiſe gedankt; denn dieſer Tage bekam ſie von den Verwandten Gebelers, der inzwiſchen geſtorben iſt, die Mit— teilung, daß er ihr in ſeinem Teſtament 75 000 Mark und eine Villa vermacht habe. Die Ausnutzung der bayeriſchen Waſſer⸗ kräfte iſt nunmehr ſichergeſtellt. Unter Leitung des Miniſters des Innern iſt es gelungen, die verſchiedenen Bewerber um die Waſſerkräfte des oberen Inn und der Iſar zu gemeinſchaftlichem Vorgehen zuſammenzuſchließen. Mehrere Banken und Aftiengeſellſchaften werden ſich an dem Unternehmen beteiligen. Bei dem Ausbau der Iſar iſt auch die Stadt München beteiligt. Der Miniſter des Innern hat allen Teilnehmern das weiteſte Entgegenkommen der Regierung zugeſagt. Gegen die Erhöhung der Zuckerpreiſe. Der Magiſtrat in Bamberg hat einen Beſchluß angenommen, wonach beim bayriſchen Staats— miniſterium und beim Kriegswucheramt gegen die Erhöhung des Zuckerpreiſes, die als Staats— wucher bezeichnet wurde, Einſpruch erhoben wird. Eine Räuberbande im Pfälzer Wald. jon ſeit Wochen macht eine Räuber- und brecherbande die Wälder der Vorderhardt her und verſetzt die Bewohner in Schrecken. Die Streifzüge gehen von der Edenkoben bis nach Kaiſerslautern. Die Bande iſt faſt jede Woche in einſam gelegenen Forſt— häuſern, Höſen und Schutzhütten des Pfälzer— Vereins eingebrochen und hat ſchwere Diebſtähle verübt. Räuber nachts in das Forſthaus Rotſteig ein— zubrechen und dem Wirt des Forſthauſes mit Schüſſen empfangen, doch gelang es ihnen, in dem Walde zu entkommen. Militär und Gen— darmerie veranſtalten nun nächtliche Streifzüge. Rieſenbrand im Hafen von Liverpool. Aus dem Haag wird gemeldet, daß vor einiger Zeit im Hafen von Liverpool aus unbekannter Urſache ein großer Brand ausgebrochen iſt. Ein 20 000 Tonnen-Dampfer der Cunatdlinie, der mit Munition und ſonſtigem Kriegsmaterial Er beladen im Hafen lag, in Brand. geriet Gegend bei 00 2. aus ſie den Kopf durch ein Dieſer Tage verſuchten die ſcharfen wurde ſchließlich durch einige Exploſionen voll⸗ ſtändig zerſtört und ſank. Kurz darauf erfolgten auf drei anderen Dampfern ähnliche Exploſionen. Außerdem gerieten 4 große Magazine in Brand. Der Schaden wird auf 2 Millionen Pfund geſchätzt. Man glaubt, daß iriſche Arbeiter die Brände angelegt haben. Die Inſel Naxos verwüſtet. Ein heftiger Sturm hat die griechiſche Inſel Naxos völlig verwüſtet. Aus dem Reiche der Natur. Lebendige Orchideen. Unter den Kriegsliſten, die im Bereiche der Natur geübt werden und ſchon erſonnen waren, ehe es noch die einfachſten menſchlichen Liſten gab, iſt eine der Enderbarſten jene Inſektenliſt, die man nach den Ausführungen Wilhelm Bölſches„Lebendige Orchideen“ nennen könnte. Von den echten Orchideen wird wegen ihres dieſer Meſſer, die bei einiger Phantaſie an die Handhaltung eines Vetenden erinnert, trotz ſeiner nichts weniger als lobenswerten Gepflogenheiten den volkstümlichen Namen „Gottesanbeterin“. Die Haupteigenſchaft der Gottesanbeterin, die man ſchon an der in Südeuropa vor— kommenden Art erkennen kann, beſteht in der Fähigkeit, ſich in Farbe und Geſtalt ganz außerordentlich der Umgebung und dem Zweck zu eſſe der Kriegsliſt anzupaſſen. Die ſüdeuropäiſchen Exemplare gleichen am eheſten einem kleinen Strohwiſch, die Farbe ändert ſich von Braun bis Gelb und Grün. Am ausgeprägteſten iſt dieſe Anpaſſungsfähigkeit aber bei den tropiſchen Formen, die ſogar einzeln perſönlich die Farbe wechſeln und den Farbton des Untergrunde annehmen können. Dies genügt ihnen jedo noch nicht, ſie benützen aue haltung uſw. zu ihrem J kleiden ſich auf dieſe We 0 52 ch Flügel⸗ und Bein⸗ . f i Skenſpiel ver⸗ ſe zu und wunderl eee eee 7 Fuauns gor, gefangegei. lte, gal, gn, sse coc Ciiſabſes E Be, ſalmes in.geßcinnbe hsc FTuqo pen.&. N, loesen gab, Cruicbiſe: em fine grun, cles ꝙe numme fins mnssbv. 15„„„ * 2 0„ N 0 0 0 In die Gegenden unſerer neueſten Triumphe führen uns unſere heutigen Bilder, wir lernen etwas Näheres von unſerer ſiegreichen Iſonzo— Offenſive kennen. Die italieniſchen Heere ſind ge— ſchlagen, die treuloſeſten aller unſerer Feinde haben ihren verdienten Lohn empſangen; was von den Scharen Cadornas noch laufen konnte, hat ſich über den Tagliamento geflüchtet. Wir ſehen, wie der Vormarſch auf der Straße nach Cividale vor ſich geht, im Hintergru Krnmaſſiv; im J vor, rüſtig, unenn beherrſcht. Und w endloſen Scharen g in die Hunderttauſe Verrat ſo bitter u) bruch, den die Italiener bündeten begingen. Hymer 1 :. ͤ v ̃ ᷣͤ p ̃ꝗ²—D!!t!t!! Deer phantaſtiſchen, haufig geradezu dämoniſchen und an verſchiedene Tierſormen gemahnenden Aus— ſehens haufig behauptet, daß ſie Vampyre im Pflanzenreich ſeien, mit geheimen, böſen Kräften befähigt. Dies iſt aber keineswegs der Fall, die Orchideen ſind nicht einmal inſektenfreſſende Farben dienen vielmehr lediglich der pflanzung. Die Inſelten ſetzen ſich auf“ Unterlippe der Orchideenblüte, wo ſie gewiſſer— maßen ein bequemes Stühlchen finden, von dem die Honigkammer ſtecken können. Pflanzen, ihre oft unglaublichen Formen und Fort⸗ die kleines Fenſter in Während der Mahlzeit kleben ſich dem Inſelt die befruchtenden wurden aber von einem Gendarmen Blüten, die den O lich ſind. Sie hal der Orchideen oder a auf dieſe;! i zu werden. Die vollkommen jenen Arten, d ſtalt den Orchidee ähnlich ſin ſpreizten auseinand Urwaldl zulocken Inſekten Staubpakete der Blüte an den Kopf, und wenn der eine andere Blüte aufſucht, ge— den Narben Fortpflanzung der Gaſt dann langen die Staubpakete zu zweiten Blüte, ſodaß die vollziehen kann. Die lockenden Wirkungen der Orchideen hat ſich nun ein gieriges Inſekt zunutze gemacht, das eine Zwiſchenſtufe zwiſchen den ſogenannten Schwaben und den Heuſchrecken darſtellt. DD räuberiſche Inſekt beſitzt zwei der ſich Dieſes ſtarke Greifarme in Geſtalt von Klappmeſſern und er lange treffenden N CCC über den amtlichen hielt wegen der emporgeſtreckten Haltung 0 õĩ³·ð1. ³·Üꝛmm( „Wenn du willſt, reiſen wir bald wieder, du brauchſt nur zu beſtimmen. Ich führe dich gern, wohin du willſt.“ Sie verneinte lächelnd. „Vorläufig iſt es hier zu Hauſe pſel zu ſchön, und ich weiß, daß du für dich ſelbſt leine Freude mehr am Reiſen haſt. Vielleicht ſpäter einmal. Damit war die erſte leiſe Wolke an Reginas Ehehimmel verſagt und die helle Sonne ſchien wieder wie zuvor. Regina lag auf dem Piwan in ihrem Bou— boir und Klauß ſaß neben ihr auf einem niedrigen Seſſel. Neben ihm auf einem Tiſch— chen lagen Mappen mit Photographien. Eine davon hielt er auf den Knien und zeigte Re— gina Blatt um Blatt daraus. Und dazu er⸗ zühlte er ſeine Erlebniſſe, und an ihrem auf— merkſamen, intereſſierten Lauſchen begeiſterte er ſich mehr und mehr. Sie verſtand ſo gut zu— zuhören und trank die Worte förmlich von ſeinen Lippen. Er wußte aber auch feſſelnd und intereſſant zu erzählen, man meinte, alles greifbar vor ſich zu ſehen, was er vor den ſtaunenden Augen ausbreitete. Und ein feiner, geiſtvoller Humor belebte den Bericht. Er ſchuf, ohne es ſelbſt zu wiſſen, köſtliche, naturgetreue und lebensſrohe Skizzen über Sitten und Ge⸗ bräuche in fernen Ländern. 5 Und während Regina aufmerkſam und ge⸗ ſeſſelt zuhörte, zog an ihren geiſtvollen Augen; alles in lebhaften Farben vorüber. Sie ſah die ſchön gebauten Samoanerinnen mit ihren llugen, ſanſten Augen, wie ſie mit anmutiger Grazie ihre Arbeit verrichteten. Die herrlichen, ſippigen Tropenpflanzen wuchſen empor, und die hüngenden Aſte jenes Wunderbaunes, zum Boben herabreichten und von neuem [Wurzeln ſchlugen, breiteten ſich zur dichten Wildnis aus. ſich ſo Schlangen Vögeln, und Tier fing. Von Inſekten und Wunder raubluſtige wunderſamen die manches und während er ſei, daß er dieſe Eindrücke nicht niedergeſchrieber habe zur Erbauung und Belehrung von Tauſenden. „Liebſter— das alles müßſeſt du auf⸗ zeichnen, genau ſo, wie du es mir erzählſt. Das würde ein eigenartiges ſchönes Werk geben. Man findet ſo ſelten Reiſebeſchreibungen, die von einem ſo geiſtvollen Zug durchweht und trotz der leichtverſtändlichen Art ſo erſthöpſend und intereſſant ſind.“ Er ſchüttelte abwehrend den Kopf. „Dir klingt das alles intereſſant, weil du mich liebſt und meine Perſönlichkeit damit in Zuſammenhang bringſt. Andere haben kein Intereſſe daran, zumal ich viel nüchterner und proſaiſcher erzählen würde, wenn mich deine leuchtenden Augen nicht begeiſterten und meinen Worten Flügel liehen.“ 5 „Willſt du es nicht darauf ankommen laſſen und einen Verſuch wagen?“. Er zog die Stirn düſter zuſammen. „Vor Jahren habe ich das ſchon einmal getan. Es dünkte mich herrlich, etwas Großes und Schönes zu ſchaffen. An Skoff für hundert Bände hatte es mir nicht gefehlt. Aber mein der Tropen vor ihr enthüllte, ſah ſie in ſein geiſt⸗ ſprühendes Geſicht und dachte, wie ſchade es haft 5 f 1 Und von den naten, aus Holz gebauten Tigerſallen erzählte er ihr, in denen die ſri „Du Künſtler möchteſt. Es iſt aber ich nicht mehr damit, du helfen zu können.“ mehr ihr. Sie icht und einflözen Bilte, quäle m weh. ohne mir Da ſprach ſie nicht anderer Plan keimte in ſcharfes, gutgeſchultes Ge fließend ſtenographieren. feſt ein, was er ihr erzählte, und benutzte jede ſreie Slunde, um es aufzuzeichnen. lich ſchrieb ſie nieder, was er berichtete, wenn ſie einmal etwas vergaß, bat ſie ihn am nächſten Tag um Wiederholung. 1 an ihrem Eber und wurde nicht müde, ihr zu erzählen. a Vorhaben merken, aus Furcht, er möge ſeine Berichte einſtellen, wenn er ihre Abſicht durch⸗ chaue. Mit Feuereiſer ging Regina ans Werk. Klaus hatte ſeine Gewohnheit, bis lange in den R tut mir davon, aber Tag hinein zu ſchlafen, beibehallen. Regina 676 85 ein hatte ein 18 konnte Nn Sie prägte ſich alles Faſt wörl⸗ und Er freute ſich zu n. Befriedigung Sie ließ ſich aber nichts vnn ihrem amtlichen Einkäufer gehen zahlreiche Anfragen und Aufforderungen zu, mit denen bezweckt wird, ihm die aufgekaufte Wäſche wieder abzukaufen. Das iſt zwecklos und kann keinen Erfolg haben; denn der amtliche Einkäufer iſt lediglich zum Einkauf der be⸗ ſchlagnahmten Bett-, Haus- und Tiſchwäſche der Wäſcheverleihgeſchäfte, Gaſtwirtſchaften, Hotels uſw. berechtigt. Die eingekauften Stücke werden von ihm nicht elwa weiterverkauft, ſondern an die Reichs⸗ bekleidungsſtelle abgeliefert. Dieſe verwendet ſie zur Herſtellung von Bekleidungsſtücken im Inter⸗ eſſe der Volkswohlfahrt(3. B. für Säuglingsbe⸗ kleidung). Wan: r Merichtshalle. köln. Der Vorſteher des Barmer Statiſtiſchen s hatte ſich kürzlich auf die Suche nach Lebens⸗ en und traf zu dieſem Zweck in Köln ie Bekanntſchaft von drei Agenten, zwei machte, die ihm Hülſen⸗ Va fer wurden rmea geliefert. Frau rau, Mark nach 2 ſt, daß der Hafer durch zwei en Verurteilung demnächſt er— geſtohlen worden war. Die zu 36000 Mark an⸗ nurr wurden zu je ſechs 40000 Mark Geldſtrafe, 6000 Mark Geld⸗ „ger Aſer en und Eine Auſſehen erregende Diebſtähle im t Hilfe ſeiner frühere Stadt⸗ Dundt aus Landes⸗ zum Bahn⸗ r ſeinen als ſtehenden luſt fort⸗ öffengericht in und deſſen rtgeſetzten verurteilte achtzehn⸗ tücke zer⸗ orfen hatte, eee eee eee eee eee Pariſer Ge- der jüngſten chaftlichen mütlichen blen werde. fällt ins entſtanden Es kam haupt erſt um zürden, nur die im übrigen ie Gefangenen Klubs und Ver⸗ * und den iche Huhnemer. en, die in [fahrt fail⸗ die Hand— JBuhnemer am gelangten haft, die kleine 9a Mork, Ee merk⸗ 10 de auch zu Mutter ſie ſich doch anz allein, ohne fe wollte ſie das ihrem Leben it gegeben. 1** n zu Ende ge⸗ ſtete langſam für die an f in ſeiſſeſt Be⸗ ſich's das füüſfge mit Reginc uche, und ehe ſo von Geſelligkeit in 3 Reginas Zeit poll⸗ behielt kaum men, daz ausgeſut war. Muße zu einem allwöchentlichen Plauderſtüud— chen mit Frau Dr. Hartenſtein. Nur an ihren Arbeitsſtunden in Morgenfrühe hielt ſie ängſtlich ſeſt. Nicht nur, weil ſie e dadulch zu nützen hoffte, ſondern weil ſie ſelbſ t innige an ihrer Beſchäftigung Sie A* der fand. Freilich wurden die ſtillen Stunden, in denen er ihr etzählte, immer ſeltener, aber ſie hatte ſtenozraphiſch ſo viel Stoff geſammelt, daß ſie einen ſtattlichen Band ausarbeiten che ſie mehr lohnte nne, 1 üchte.——— (Jortſetzung ſolgt.)