Aumtlicher Teil. Bekanntmachung. Betr. Fettverſorgung. Freitag, den 15. ds. Mts., nachmittags von 5 bis 6 Uhr, wird an dlejenigen Familien, welche nicht hausgeſchlachtet haben, Feintalg an die Nummer 401 bis 700 der Lebensmittelkarte abgegeben. Auf jede Perſon entfallen 50 Gramm zum Preiſe von 23 Pfennig. Viernheim, den 14. Februar 1918. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Gemeinde ſind. Dieſe Sammelſaatſcheine ſind in der gleichen Weiſe wie unter Ziffer 1 und 2 101 zu behandeln. Worms, den 24. November Der Vorſitzende des Verbandsausſchuſſes des Kommunalverbandes Worms Dr. Kayſer. Obige Bekanntmachung bringen wir zur Kenntnis der Beteiligten. Anträge auf Ausſtellung von Saatſcheinen können von der nächſten Woche ab auf unſerem Büro Nr. 27 bewirkt werden. Viernheim, den 12. Februar 1918. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Eierverſorgung. Freitag, den 18. ds. Mis., werden von vormittags 8 Uhr ab, in der üblichen Reihenfolge an die Bezugs⸗ berechtigten Eier abgegeben. Es entfällt auf jede Perſon ein Ei. Die Eierkarten ſind vorzulegen. Viernheim, den 14. Februar 1918. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Grieß. Freitag, den 15. ds. Mts. wird bei dem Spezerei⸗ händler 110 Mich. Winkenbach 2. dahier, für die Kinder, die nach dem 1. Januar 1916 geboren ſind, Grieß ausgegeben. Auf den Kopf entfällt ein Pfund zum Preiſe von 32 Pfennig. Viernheim, den 13. Februar 1918. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Ausgabe von Graupen. Alle Spezereihändler können am Freitag, den 18. ds. Mts., nachmittags, bei dem Obmann Winkenbach Graupen, welche uns von dem Kommunalverband zugewieſen wurden, in Empfang nehmen. Auf jede in der Kundenliſte verzeichnete Perſon ent— fallen 60 Gramm. Viernheim, den 13. Februar 1918. Großherzogliche Bürgermeiſterei Vieruheim. Lamberth. Bekanntmachung. Rezeßbaufonds; hier Gewährung von Bauvergütungen. Diejenigen Ortsbürger, welche noch nicht erledigte Bauvergütungsanſprüche zu erheben haben, wollen ſich bis 18. ds. Mts. bei uns melden. Viernheim, den 13. Februar 1918. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Bei der nächſten Fleiſchausgabe kommen auf die Per— ſonen über 6 Jahre 125 Gramm, auf diejenigen unter 6 Jahre 100 Gramm Fleiſch zur Verteilung. Fleiſch iſt bei folgenden Metzgern erhältlich: Val. Adler, Ferdin. Meyer, Joh. Georg Heckmann, Michael Adler, Michael Haas und Georgi. Viernheim, den 14. Februar 1918. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Abgabepflicht von Eiern. Nach Anordnung der Landeseierſtelle für das Groß— herzogtum Heſſen dürfen die Geflügelhalter Eier von Hüh— nern, Enten und Gänſen, die ſie zum Verkauf bringen, nur an diejenigen Perſonen abſetzen, die auf ihren Antrag durch Erteilung einer Ausweiskarte als Aufkäufer beſtellt ſind. Für Viernheim wurden vom Kommunalverband wieder Frau Georg Helbig 11. Wwe. und Frau Phil. Nikl. Müller 1. Wwe. als Aufkäuferinnen von Eiern ernannt. Viernheim, den 12. Februar 1918. Der Vertrauensmann: Bekanntmachung. Betr.: Den Verkehr mit Saatkartoffeln. Gemäߧ 2, Abſatz 5 der Ausführungsbeſtimmungen Großh. Miniſteriums des Innern vom 27. September ds. Js. wird zur Bundesratsverordnung über Saatkartoffeln aus der Ernte 1917 vom 16. Auguſt 1917 bezüglich des Verkehrs mit Saatkartoffeln für den Kommunalverhandobezirk Worms⸗Heppenheim das Folgende beſtimmt: 1. Wer innerhalb des Kommunalverbands(Kreiſe Worms und Heppenheim) Kartoffeln zu Saatzwecken beziehen will, hat bei der Bürgermeiſterei ſeines Wohnortes einen Saatſchein nach vorgeſchriebenem Muſter zu erwirken. Letz⸗ tere trägt den Schein in ein Regiſter ein und gibt ihn an den Kommunalverband zur Genehmigung ab. Für die Saat⸗ ſcheine iſt eine Gebühr von 5 Pfg. von jedem Zentner zu entrichten, die zur Hälfte an den Kommunalverband abzu— liefern iſt, zur Hälfte der Gemeinde verbleibt. 2. Der Beſteller hat den Saatſchein vor Ausführung der Lieferung der Bürgermeiſterei des Wohnorts des Liefe— rers der Saatkartoffeln zur Wahrung in einem Verzeichnis vorzulegen. Der Saatſchein dient zugleich als Ausweis für die Beförderung; den Frachtbriefen iſt er beizuſchließen. Nach Erledigung iſt er an den Kommunalverband einzuſenden. Der unterſchriebene Empfangsſchein verbleibt bei dem Lieferanten. Nicht ausgeführte Saatſcheine ſind von der ausſtellenden Bürgermeiſterei in den Liſten zu löſchen und mit entſprechen⸗ dem Vermerk zu gleichem Zwecke an den Kommunalverband einzuſenden. 3. Die Landwirtſchaftskammer für das Großherzogtum Heſſen kann über die durch ihre Vermittlung innerhalb des Kommunalverbands verkauften Saatkartoffeln Sammelſaat⸗ ſcheine ausſtellen, ſofern ſämtliche Verkäufer einerſelts und ſämtliche Käufer andererſeits jeweils aus eln⸗ und derſelben Betr.: Fertig. Gemeindekaſſe. Nächſten Samstag, den 16. ds. Mts., werden die Kriegsunterſtützungen für zweite Hälfte Februar und die Hausmietezuſchüſſe für Januar in ſeitheriger Ordnung aus⸗ bezahlt.— Der allgemeine Zahltag fällt an die- sem Tage aus. Dringend nötige Kaſſegeſchäfte, auch Abholung der wöchentlichen Unterſtützungen, am Freitag von II— 12 Uhr. Letztmals wird darauf aufmerkſam gemacht, daß nicht abgeholte Hausmietzuſchüſſe gestrichen werden müssen. Viernheim, den 13. Februar 1918. Jö ſt. Brennholz⸗Verſteigerung. Montag, den 18. Febr. I. Js., vormittags 8 Uhr beginnend, werden im Gaſthaus„Zur Krone“ in Lampert— heim aus Diſtrikt Unt. Wildbahn 2, 4, 5, 9, 13, 14, Ob. Wildbahn 23, 24, 29 und 30(Nr. 505 bis 1100) und Heide 1 und 28(Nr. 106 bis 386) verſteigert: Rmtr. Scheiter: 26 Buche, 6 Eiche, 201 Kiefern; Knüppel: 173 Buche, 58 Eiche, 277 Kiefern; Reiſig: 618 Buche, 219 Eiche, 1712 Kiefern, und Stöcke: 31 Buche, 25 Eiche, und 297 Kiefern. Unterſtrichene Nummern kommen nicht zum Ausgebot. Lampertheim, den 12. Februar 1918. Großh. Oberfürſterei— 2 Zimme. 5 6 e b e ˖ e Küthe und Zubehör für die Kriegsnot von kleiner, ruhiger Familie und ſonſtige Andachtsgebete zu mieten geſucht. Von wem, zu erfragen iu erhältlich Stück zu 5 u. 10 Pfg. in der der Expedition ds. Blattes. 10 5 Bürger⸗Zeitung. Gute ſtarke Reiſigbeſen lange und kurze zu haben bei Jakob Beyer. Druck- sachen Große Auswahl in Eulaille⸗ und Porzellau⸗ waren bei Jakob Beyer. en Alle Sorten 14 0 0 Wirrhaare kauft zu den höchſten Tagespreiſen Heinrich Tann, Friſeur. 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Fürdeschäfte Briefumschläge Briefbogen Postkarten Adresskarten Zirkulare Prospekte 5 U 1 Kataloge etc Postscheckkonto 14 4 Karlsruhe Nr. 1434 Für Vereine Einladungen f Weleinsbank Weinpeim Ausführung aller bankmässigen Geschäfte ge οοοοοοοοοοοοσοο Die G. in b 1. (gegründet 1867) Fernsprecher Nr. 24. empfiehlt ihre Dienste zur Eintrittskarten Programme Liedertexte entsprechend zu durchaus entgegenkommenden Bedingungen. ihren genossenschaftlichen Grundsätzen Mitgliedsbücher Statuten ete. liefert in solider Ausführung und billigster Berechnung die Buchdruckerei Bei grösseren Beträgen Kündigungsfrist barung. Tägliche Verzinsung. im provisionsfreien Scheck-Verkehr 30% für laufende Rechnung 3½0% für Spareinlagen und Einlagen 4% besondere Stahlkammer vermietbare Schrankfächer verschluss der Mieter, zur währung von Wertgegenständen mit längerer Art. Verein- Jährlicher Mietpreis Mk. 10.— unter Mit- Aufbe- aller Ausgedehnter SO οοοοοοο Joh. Martin Mündliche oder schriftliche Auskunft, auch in Bezug auf die Erwerbung der Mitgliedschaft, wird bereitwilligst erteilt. Scheck- und beberweisungsverkehr. 2 8 2 2 2 D 38 8 Fund G0 ldwoche. Betr.: 1 eine Anzahl gegerbte und zur Verwendung fertige Kaninfelle zwecks Abgabe an die minderbemittelte Bevölkerung über⸗ Hiernheimer Bürger Zeitung Erſcheint dreimal wöchentlich: Dienstag, Donnerstag n. Samstag Bezugspreis: monatlich O Pfg. inel. Trägerlohn Gratisbeilagen: „Illuſtriertes Sonntagsblatt“, Wand⸗ ende und Fahrplan. Geſchäfts Anzeiger Aultsblatt der Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Enthält alle amtlichen Ankündigungen det Behörden Pieruhein und Umgebung. Inſerate finden in der Bürger⸗Zeitung wirkſamſte Verbreitung.— Für Wohnungsinſerate Ausnahme⸗Tarif. Redaktion, Druck und 3 Jed. Martin, 3. Organ für Jedermann Vereins ⸗ Anzeiger Juſerateupreis: Die Iſpaltige Petit⸗Zeile 25 Pfg., die Reklamezeile 50 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Beilagen im Gewichte bis zu 8 Gramm 6 Mk. fürs Tauſend. Bei Klageerhebung kommt jeber Rabatt in Wegfall. D 1»——. ͤ“. Telefon 217 1 20 Samstag, den 16. Februar Telefon 217 Forderung der Stunce. Unſer Schwert iſt ſcharf und der Lorbeer grün Auf herzblutdurchſickerter Haide.... Mädchen, Dir werden die Wangen blühn Auch ohne das gelbe Geſchmeide!— Unſrer Waffen nimmer verwehende Spur Führt zu unſterblichen Preiſen.. Mann, löſe die Kette von Deiner Uhr Und tauſche ſie ein für Eiſen!— Wenn die Roſſe wiehern im Frühbrandſchein, Gilt es, den Feind zu packen. Weib, klirrt noch immer das Edelgeſtein An Deinem weißen Nacken?— Schmählich, wer ſei Goldſchatz häuft Zu fröhlicher Augenweide— Während es durch die Seelen träuft In rotem, rotem Leide! Feodor v. Zobeltitz. Liulale Nachrichten. * Viernheim, 16. Febr. Heſſiſche Iuwelen⸗ Vom Sonntag, den 17. Februar bis einſchlleßlich Sonntag, den 24. Februar findet zum dritten Male eine Heſſiſche Goldwoche ſtatt. Zum drittenmale er⸗ geht an alle diejenigen, die noch im Beſitze von Goldſachen ſind, der dringende vaterländiſche Ruf, jeglichen Goldſchmuck an die Goldankaufsſtellen abzugeben. Das Gold dient zur Deckung der Reichsbanknoten, erleichtert und verbilligt den Ankauf von Lebensmitteln und Rohſtoffen im Ausland. Laßt Euch nicht beſchämen von unſern Helden draußen, die ihr Herzblut für Euch hingeben. Legt Euer Gold auf den Altar des Vaterlandes! Vertrauensmann für Viernheim iſt Herr Hauptlehrer Mayr. Er erteilt bereitwilligſt nähere Aus— kunft und vermittelt den Verkauf an die nächſte Goldankaufs⸗ ſtelle. Goldſtücke können auch direkt an die Poſt abgegeben werden. Viernheim, 16. Febr. 1918. Bekanntmachung. Wir erlauben uns, unſere Leſer auf folgende Ausführungen aufmerkſam zu machen: Auf Veranlaſſung des Gerichts ſind von den Vormündern für die Mündel bei den verſchie denen Kriegsanleihen zum Teil recht erhebliche Beträge ge zeichnet worden. Es bedarf keiner beſonderen Erwähnung, daß dies eine gute Kapitalanlage iſt. Die Wertpapiere für die einzelnen Kriegsanleihen werden vom Reiche ausgegeben und von den Zeichnungsſtellen an die Vormünder ausge händigt. Dieſe ſind verpflichtet, die Papiere bei dem Amts gericht zu hinterlegen, woſelbſt ſie in einem feuerſicheren Kaſſenſchrank aufbewahrt werden. Dieſe Hinterlegungs— pflicht bezieht ſich jedoch nur auf die Wertpapiere, eine Hinterlegung der Zinsſcheine findet nach 8S 1814 B. G. B. nicht ſtatt. Die Vormünder werden deshalb darauf auf— merkſam gemacht, daß ſie dieſe Zinsſcheine ſorgfältig auf heben müſſen. Falls ſie nicht im Beſitze eines feuerſicheren Kaſſenſchranks ſind, werden ſie gut tun, die Zinsſcheine der Bezirksſparkaſſe Lorſch oder der Pfälziſchen Bank zu über— geben, welche Stellen die Verwaltung und Aufbewahrung meiſt koſtenlos oder nur gegen eine geringe Vergütung be ſorgen. Die Zinsſcheine ſind am 1. Januar, 1. April, 1. Juli und 1. Oktober eines jeden Jahres fällig, müſſen von den Vormündern zu dieſem Zeitpunkt abgeſchnitten und eingelöſt werden. Auf dieſe Pflicht werden die Vormünder ausdrücklich hingewieſen und weiter darauf hin, daß, wenn die Zinsſcheine geſtohlen werden oder abhanden kommen, dieſelben nicht für kraftlos erklärt werden können. Die Vor münder haben alſo für Verluſt oder Diebſtahl aufzukommen. Wollen ſie dieſen Schaden abwenden, dann müſſen ſie ent weder für ſorgfältige Aufbewahrung der Zinsſcheine Sorge tragen, oder dieſelben, wie oben angegeben, bei den erwähn— ten Stellen hinterlegen. f Rettet den Mittelſtand. Am Schluſſe eines ängeren Artikels über die Nöte des Mittelſtandes wäh⸗ rend dieſer Kriegszeit heißt es im erſten Februarhe eft des von Freiherrn von Grotthuß herausgegebenen„Tür— mers“(Stuttgart. Greiner E Pfeiffer): Was bedeutet der Mittelſtand für das Volks- und Staatsleben? Kann das Deutſche Reich leichten Herzens auf ihn verzichten, iſt er überflüſſig geworden? Er iſt jene ſtetig fließende Quelle der geiſtigen und kulturellen Eutwicklung unſeres Volkes. In ſeinen Familien wachſen jene Männer und Frauen auf, die in Kunſt, Wiſſenſchaft, Technik und Schule unſer Volk zu immer neuer Blüte führen. In dieſen Familien wird auch im Frieden oft gedarbt und verzichtet auf alles, was das Leben ſchön und angenehm macht, nur damit die Kinder die Univerſitäten, Hoch— ſchulen und Seminare beſuchen können. Das heranwach⸗ ſende Geſchlecht aber arbeitet raſtlos, um Neues, Beſſeres zu ſchaffen. Wer hineinbſ ickt in die Geſchichte der Technik, der findet dort in goldenen Vachſtaber die Leiſtungen des Mittelſtandes verzeichnet. Darum bedeutet Vernich— tung des Mittelſtandes allmählichen Stillſtand auf allen geiſtigen und kulturellen Gebieten trotz Einheitsſchule und Auswahl der Tüchtigen. Man blicke nach Frankreich, ngen Amerika und auch nach Rußland, wo es nie inen Mittelſtand gab. Der Mittelſtand iſt nötig, bitter nötig, ſoll es dem ganz e ſowohl den Oberen wie den Unteren gut gehen. Darum iſt es Zeit, ihn zu retten, zu ſchützen und zu ſtärken. Noch lebt der Mittelſtand! Bange fraat man: Wie lange noch?. — Kerzenmangel in der Kirche. Die Oel-, Wachs⸗ und Kerzenknappheit macht ſich ganz beſonders in den Kirchen, als den Meiſtverbrauchern, empfindlich be⸗ merkbar, weshalb in dieſen größte Sparſamkeit im Ver⸗ brauch dieſer wertvollen Ware gepflegt wird. Bei Hoch— ämtern und anderen größeren Gottesdienſten wurde die Zahl der als Mindeſtmaß notwe udigen brennenden Ker— zen auf vier, bei ausgeſetztem Al llerheiligſten auf ſechs herabgemindert, die ade von Kerzen an der Tumba bei Trauergott esdienſten bedeutend eingeſchränkt, der Gebrauch bei Prozeſſionen zu beſonderen Anläß ſſen ganz eingeſtellt und das Brennen von Opferkerzen, womit das meiſte Wachs verbraucht wurde, ſeit langem voll⸗ ſtändig unterſagt. Ebenſo wurden die oft zahlreichen Ewig⸗Licht-Ampeln gelöſcht bis auf die vorgeſchriebene einzige Lampe, und auch dieſe wurde in einigen Kir⸗ chen durch elektriſches Licht erſetzt. — Wie die hohen Preiſe für Nüſſe zustande kommen. Der Kaufmann H. Strauß aus Friedberg in Oberheſſen hatte von Tue Geſchäft in Gießen 700 Pfund Haſelnüſſe gekauft, das Pfund zu 72 Pfg. Die Ware ließ er mehrere Monate liegen, er gab dann 474 Pfund an den Kaufmann David in Off enbach ab, das Pfund zu 1,75 Mk. Mit weiteren 75 Pfg. Aufſchlag alſo um 2,50 Mk.) gingen die Nüſſe an den Kaufmann Fath in Fraukfurt a. M., der ſie für 2,60 Mk. an Scheveler in Frankfurt weitergab. Dieſer verkaufte das Pfund zu 3,50 Mk. an die Verbraucher. Die Nüſſe haben alſo einen Aufſchlag von 500 Prozent erfahren. Strauß und David wurden zu 300 Mk., Fath zu 100 Dek. Geldſtrafe verurteilt. Das Geſchäft iſt aber welle zut ausgefallen. — Fahrpreiser emäßigung. Es wird erneut dar⸗ auf hingewieſen, daß zur Erlangung der Fahrpreiser⸗ näßſigung(halber Fahrpreis) für Angehörige zum Beſuch ranker oder verwundeter oder zur Beerdigung verſtorbener deutſcher Kriegsteilnehmer neben dem ſchon bisher vor— jeſchriebenen Ausweiſe der Ortspolizeibehörde künftig eine nit Siegel oder Stempel verſehene Beſtätigung oder ein Telegramm der Lazarettverwaltung oder des behandelnden Arztes über die Erkrankung, die Verwundung oder das Ableben des Kriegsteilnehmers ſowie darüber vorzulegen ſt, daß dem Beſuch nichts entgegenſteht. Bei Benutzung hon Schnellzügen iſt der gewöhn liche tarifmäßige Schnell- zugzuſchlag voll zu entrichten. Die beſondere Ergänzungs- zebühr für Schnellzüge iſt jedoch nicht zu zahlen. —— 2 Belauntmachung. Dienstag, den 19. ds. Mis., wird in nachſtehender Relhenfolge Butter an die Bezugsberechtigten abgegeben. Die Relhenfolge iſt genau einzuhalten. Vormittags von 8 bis 10 Uhr Nr. 11 501 „ f 12„ 751 Nachmittags 3„ 1001 f 4„1251 1500 10„ 1501 1750 1 50 161751 biszum Schluß Vi 4 rnheim, den 16 1 9 1918. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. 1 bis 250 251 500 750 1000 1250 1 77 Bekanntmachung. Zuteilung von Kaninfellen. Von der Kriegsfell⸗Aktiengeſellſchaft zu Berlin ſind uns wieſen worden. Die Felle ſind zum Füttern von Kleidungs⸗ ſtücken, Anfertigung von Halspelzen und Pelzſtauchen, Füttern von Schuhwerk ſehr geeignet. Die in Betracht kommenden Perſonen bezw. Familien wollen ſich wegen Abgabe der Felle an die Bezugſcheln⸗Ausgabeſtelle wenden. Viernheim, den 16. Februar 1918. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Lam berth. Betr.: Rezeßbaufonds; hier Gewährung von Bauvergütungen. Diejenigen Ortsbürger, welche noch nicht erledigte Bauvergütungsanſprüche zu erheben haben, wollen ſich bis 18. ds. Mts. bei uns melden. Viernheim, den 13. Februar 1918. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. eee eee eee Ju verkaufen je einen Acker am Heddesheimer Weg und am Bierkeller; ferner einen guten Rungenwagen und einen Ofen. Hathausstrasse 65. eee 888880088 8888888888888 e885 Bekanntmachung. Petroleumverſorgung. Die Ausgabe der Petroleummarken für Februar 1918 ag. am Montag, den 18. Februar 1918, vormit- tags und zwar von 8 bis 10 Uhr für die Verſorgungaberechtigten, die kein Gaslicht haben, von 10 bis 12 Uhr für Landwirte mit welche in den Stallungen keinen beſitzen. Das in den nächſten Tagen eintreffende Quantum Petroleum iſt wieder ſo gering, daß die übrigen Haushal— tungen leider nicht berückſichtigt werden köunen. Gültig ſind die Januarmarken(blau), welche mit dem Dienſtſiegel verſehen ſind. Viernheim, den 15. Februar 1918. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Kirchliche Anzeigen der evangeliſchen Gemeinde Viernheim. Sonntag, den 17. Februar 1918. Vorm. 10 Uhr: Gottesdienſt. Vorm. 11 Uhr: Kindergottesdienſt. Abends 8 Uhr: Jugendvereinigung. Abends 8 Uhr: Jungfrauenverſammlung. Donnerstag, den 21. Februar 1918. Abends 8 Uhr: Strickabend. Betr.: Großvieh, Gasanſchluß Rufſiſche Streiflichter. Rußland galt allgemein als der durch und burch rückſtändigſte Staat der Welt. Wie tief aber dieſe Anſchauung eingewurzelt war, geht ſchon aus den ſich unmittelbar nach dem Sturze des Zarismus abſpielenden Ereigniſſen hervor. Kaum war Nikolaus II. Schickſal beſiegelt, ſo ſollte ein Erſatzzar aus dem Hauſe Romanow an ſeine Stelle auf den Thron geſetzt werden. Die Verſchwörer des Frühjahrs 1917, die Väterchens Abdankung erzwungen hatten, drängten dazu. Gern taten ſie es aber natürlich nicht. Denn kein Menſch verzichtet freudig auf die Macht. Und die Ernennung eines neuen Herrſchers hätte doch das für ſie bedeutet, da der neue Machthaber, belehrt durch das Los ſeines Vorgängers, den Verſchwörern, trotzdem ſie ihm auf den Thron verholfen, natürlich ſchon aus Selbſterhaltungstrieb keine Teilnahme an ſeiner Herrſchaft gegönnt hätte. Alſo nicht der Verſchwörer innerſtes Wollen, ſondern nur die ihnen wie damals aller Welt innewohnende Überzeugung, daß der ruſſiſche Bauer unmöglich auch nur einen Tag ohne Zaren— einerlei ob der Nikolaus oder Michael hieß, wenn er nur der Gekroͤnte und ein Romanow war— auskommen könne, war der Leitſtern ihres beabſichtigten Handelns. Wie grundfalſch aber dieſe Anſchauung war, haben alle ſich ſeit dem Frühjahr des letzten Jahres in Rußland abſpielenden Vorgänge dargetan. Das Verlangen nach einem Zaren erwachte dort zwar bald nach Nikolaus“ Sturz. Aber nicht bei den Bauern, ſondern nur geweckt durch deren Verhalten, das ſich bald nach dem Sturz des Zarismus als ein ganz offen bolſchewiſtiſches kundgab, alſo das Aufhören des Privateigentums mit dem Mittel der Gewalt erzwingen wollte. Nur da⸗ durch, und wie die jetzigen Vorgänge in Ruß⸗ land zeigen, alſo nicht mit Unrecht erſchreckt, er⸗ wachte in den beſitzenden Kreiſen die Sehnſucht nach der Rückkehr der geweſenen Herrſchaft, da dieſe ihnen Schutz vor dieſer ſich übrigens ſchon lange bei den Bauern bemerkbar machenden Strömung gewährte. Nun waren die Verſchwörer vom Frühjahr 1917 in Rußland lebende, alſo mit den ört⸗ lichen Verhältniſſen aufs engſte vertraute Per⸗ ſonen, die ſich aber dennoch in einer großen Täuſchung befanden, wenn ſie unter Auf⸗ opferung aller ihnen am Herzen Liegenden glaubten, den Bauern einen neuen Zaren ſchenken zu müſſen, während dieſe doch ein⸗ wandfrei durch ihr Verhalten ihre völlige Gleich⸗ gültigkeit gegen alles, was mit Väterchen zu⸗ ſammenhängt, deutlich genug dargetan haben. Schon aus dieſem, den Verſchworenen des letzten Frühjahrs unterlaufenen groben Irrtum, der auf einer völlig falſchen Einſchätzung der Geſinnung des Bauern beruhte, läßt ſich alſo ermeſſen, wie maßlos ſchwer es hält, ein richtiges Urteil über Rußland zu fällen. Des⸗ halb ſoll man auch jetzt die dortigen Vorgänge nur mit der größten Zurückhaltung erwägen. Es iſt ein Chaos da, das tatſächlich eigentlich alles gebären kann. Schon aus dieſem Grunde iſt die heute auch in ruſſiſchen Blättern immer wieder auftauchende Meinung von Rußlands künſtigem, faſt unabwendbarem Auseinanderfall, alſo Auflöſung in eine Reihe einzelner Staaten, zum mindeſten ſehr verfrüht. Auch fehlt zudem noch der zwingende Grund für eine ſolche Teilung. Denn die Geſinnung des weitaus größeren Teiles der Bevölkerung in allen Gebieten des geweſenen Zarenreichs iſt eine ausgeſprochen ſozialdemokratiſche. Zwar beſtehen ja zwiſchen dieſen einzelnen Strömungen Unterſchiede genug, die aber keine entſcheidenden ſind. Der herrſchende Grundgedanke iſt überall: das Privateigentum ſoll, auch mit dem Mittel der Gewalt erzwungen, verſchwinden und in den Beſitz des Staates übergehen. Und nur in wie weitgehendem Maße das zu erfolgen hat, darüber herrſchen die Meinungsverſchieden⸗ heiten, die aber jedenfalls nicht ſchwer zu über⸗ winden ſind. Zu dieſen vielleicht wohl vorübergehend, aber nie Spaltungen von Dauer bewirkenden Strömungen tritt als einendes Moment noch der wirtſchaftliche Geſichtspunkt hinzu. Da ſind 3. B. die Ukrainer, die für ihre Wege Kies, Steine und Holz dringend aus Großrußland brauchen, das wiederum, durch die Kälte und damit mangelnden Ertragsfähigkeit des Bodens gezwungen, einen großen Teil der Lebens⸗ mittel aus dem fruchtbaren Lande ſeines ſüd⸗ lichen Nachbarn beziehen muß. Auch die an der Wolga lebenden Völlerſchaften, die fetzt alle eigene Staatsweſen bilden wollen, wären ja, wenn das geſchieht, ſchon vom Meere abge⸗ ſchnitten. So iſt es ſchließlich mit all den jetzt in Rußland hervortretenden Sonderbeſtrebungen beſchaffen. Trotz ihres ſcheinbar äußerſt ernſten Charakters muß man alſo erſt ſehr den end⸗ gültigen Erfolg abwarten, denn gleiche Geſinnung und gleiches Erfordernis eint ſie doch. —— 2—.———ů————— Dolitiſche Rundſchau. Wantſchlaud. Nach dem vom Bundesrat vorbereiteten Geſetzentwurf gegen den Schleich⸗ handel ſollen alle gewerbsmäßigen Schleich⸗ händler verfolgt werden, die vorſätzlich eine Ge⸗ ſetzesbeſtimmung übertreten. Als Strafe wird unter allen Umſtaͤnden Gefängnis und daneben noch eine Geldſtrafe bis zu 100 000 Mark vor⸗ geſchrieben. Wird ein Schleichhändler zum dritten Male wegen gewerbsmäßigen Schleich⸗ handels zur Anzeige gebracht, ſo kann das Ge⸗ richt nur noch auf Zuchthaus und daneben auf Geldſtrafe und Einziehung der Ware er⸗ kennen.— Außerdem ſind beſondere Maßnahmen geplant, die das Abfließen beſchlagnahmter Waren in andere Kanäle völlig unterdrücken ſollen. 5 * Die endgültige Neuordnung der Finanzen, die durch die große Reichsfinanz⸗ reform herbeigeführt werden ſoll, wird während des Krieges nicht vorgenommen werden können. Die dem Reichstag bei ſeinem Wiederzuſammen⸗ tritt zugehenden Steuervorlagen werden ſich darauf beſchränken, zur Deckung des Mehr— bedarfs für die Verzinſung und Tilgung der Reichsſchuld, ſoweit dazu die bisherigen Ein⸗ nahmen nicht ausreichen, neue Einnahmequellen zu erſchließen. * Bei der Erörlerung des Juſlizetats i Staats haushaltsausſchuß des preußiſchen A geordnetenhauſes teilte Juſtizminiſter Dr. Spahn mit, in Preußen allein ſeien bisher wegen Übertretung von Kriegsverord⸗ nungen nahezu eine halbe Million Verurteilungen erfolgt; in reichlich der Hälfte der Fälle iſt auf Freiheitsſtrafe erkannt worden. Die Ziffern der Kriminalität der Jugendlichen bezeichnete der Miniſter als außer⸗ ordentlich bedenklich. Polen. * In Warſchau iſt die erſte Nummer des amtlichen polniſchen Geſetzblattes erſchienen, datiert vom 2. Februar. Den Druck des Geſetzblattes beſorgt die Staatsdruckerei des Königreichs Polen. Das Titelblatt ziert der weiße Adler. Die erſte Nummer iſt erfüllt vom Erlaß des Regentſchaftsrates betreffend die vor läufige Organisation der oberſten Behörden des Königreichs Polen. Dieſer Erlaß enthält 41 Artikel, in denen das Tätigkeitsgebiet der einzelnen Miniſterien umſchrieben iſt. England. »Miniſter Carſon führte in einer großen Rede, in der er von der notwendigen Einig— keit der Nation ſprach, u. a. aus:„Ich gehöre zu denen, die meinen, daß keine Ge— legenheit ungenützt vorübergelaſſen werden dürfte, die den Krieg zu einem erfolgreichen und ehren— haften Ende bringen kann. Aber in den Reden, die wir unlängſt von Deutſchland und Sſter— reich hörten, ſehe ich keine Annäherung ſeitens unſerer Feinde an einen ehrenhaften bleibenden Frieden. Solange unſere Feinde beanſpruchen, was im Grunde die Auflöſung des hritiſchen Reiches bedeutet, ſolange ſie von ſolchen Dingen träumen, wird dieſes Land bis zum letzten Pazifiſten nichts damit zu tun haben wollen.“ Carſon ſprach alsdann bon den Aufgaben nach dem Kriege, die er als koloſſal bezeichnete. Die ganze Welt werde um die Rohſtoffe kämpſen, und die Frage werde ſein, ob England nebſt m 1 * ——— 1 0 N* Nr ee eee en ee Verſtrickt. [Roman von A. von der Elbe— (Fortſetzung.) Er lachte gedämpft aber rauh:„Wollen ſehen, was dero Herr Papa zu dem ſchoͤnen Löckchen, dem füllen Bilde, den lieben Zettel— chen ſagt. Denk', er ſagt: ſchau, ſchau, ſo'n charmanten Eidam hat mir das Mädel aus— geſucht.“ „Ach, es geht Ihnen ſchlecht, wenn Sie zu meinem Vater kommen. Ich bitte Sie um alles in der Welt, tun Sie's nicht. Haſtig rief er:„Willſt du dich denn hier mit mir verloben und meinen Ring an— nehmen?“ Er machte Miene, die Balluſtrade zu Aberſleigen. „Nein— nein— niemals!“ Sie ſchrie es faſt lput. „Adele 1 15 Adele!“ ertönte innen Bernham⸗ mers Ruf.„Wo ſteckt das Mädchen?“ Man hörte Stühle rücken, die Veranda wurde leer. Adele floh ins Zimmer zurück, an allen Gliedern bebend nahm ſie ihren Tiſchplatz vom Mittag wieder ein. „Was iſt Ihnen? Was fehlt Ihnen?“ flüſterle ſie: fragte Brüggen beſorgt. Mit größter Anstrengung Mich fror ein wenig— ich— ich war auf hem Palkon.“ 5 „Trinken Sie ein Glas Wein,“ ſagte er und ſein Blick rußte prüfend auf ihrem blaſſen, verängfligten Geſicht. Die letzten Stunden jn der Geſellſchaft wurden Adele zur Qual. dus alle Gäste fort waren, —— um .. ͤ und im Hauſe Ruhe herrſchte, litt es ſie nicht auf ihrem Zimmer, ſie ſchlich zur Tante Joſephine, der Vertrauten das ſchreckliche Er⸗ lebnis mitzuteilen, und mit ihr zu überlegen, was zu tun ſei. „Ich fühle mich äußerſt abgeſpannt, Adeſchen,“ empfing ſie die Tante, die in ihrem Schlafrock im Lehnſtuhl ruhte.„Hätte denn deine Mitteilung nicht Zeit bis morgen?“ Joſephine dachte, ſie ſolle einen Herzens⸗ erguß über Werner hören, ahnte ſie doch nichts von dem Überfall, Das geängſtigte Mädchen warf ſich mit beiden Knien auf das Fußliſſen und umſaßte hilfeſuchend die mütterliche Freundin. Mit vor Angſt aufeinanderſchlagenden Zähnen und von Schluchzen unterbrochen ſchilderte ſie Dentas Wagnis und ihre Unterredung auf dem Vallon. Joſephine war längſt emporgefahren; ſo ſchien der Menſch alſo doch dreiſter und gefähr⸗ licher, als ſie ihm zugetraut hatte. Wenn er mit den Dingen, die Adele unvorſichtig aus der Hand gegeben, Mißbrauch trieb, ſo konnte er ihr unberechenbar ſchaden und jedenfalls ihre Verbindung mit Werner, die die Tante nahe geſehen, in Frage ſtellen. Nach den Auße⸗ rungen ihres Neffen würde er keine richtige und ſolerante Auffaſſung für Adelens kindiſches Ge⸗ ländel an den Tag legen. Die Männer ſind argwöhniſch. Wenn das arme Ding nicht ein für allemal kompromittiert werden ſollte, mußte ſich ein Ausweg finden laſſen. Oh, warum war ſie nicht vorſichtiger geweſen? Sie beteute tief, daß ſie in leichtſinniger Güie die Zuſtimmung zu der Fahrt nach dem Schützenſeſt gegeben. hat dazu zu dieſem Zweck eine beſondere 2727 ͤ yu y d ͤ K ſeinen Verbündeen oder die Feinde ſie erhalten würden, aber das müßten, gleichgültig was ge⸗ ſchehe, England und ſeine Bundesgenoſſen ſein. Frankreich. Nach verſchiedenen Blättermeldungen iſt im Oberſten Kriegsrat in Verſailles auch eine Vermehrung des Mannſchaftsbe⸗ ſtandes der Weſtmächte um 1½ Millionen Mann und die weitere Steigerung des Artilleriebeſtandes um ein Viertel beſchloſſen worden. Das ſei die Vorausbedingung für die Endoffenſive. Bis dahin gelte es, die er⸗ wartete ſeindliche Offenſive an der Weſtſront abzuwehren. Italien. In einer Unterredung mit einem engliſchen Berichterſtatter ſoll der Papſt u. a. geſagt haben:„Ich fühle mit Sicherheit, daß Amerikas Teilnahme an dem großen Kampf geeignet iſt, einen ſolchen Frieden zu fördern, den ich oft als wünſchenswert bezeichnet habe, einen Frieden, der die Sicherheit für die Völker der ganzen Welt bringen wird.“ *Ein Erlaß der Petersburger Regierung ordnet die Trennung von Staat und Kirche und die Abſchaffung aller Vorteile an, die ſich auf das Glaubensbekenntnis begründen. Der religiöſe Eid wied abgeſchafft, die Ein⸗ tragung der Eheſchließungen und Geburten geht auf die bürgerliche Behörde über, die Schule wird von der Kirche getrennt, der zwangsweiſe Religionsunterricht wird aufgehoben. Alle kirch⸗ lichen und religiöſen Geſellſchaften genießen keine Sonderrechte oder Unterſtützung von ſeiten des Staates und beſitzen kein Eigentum. Alle Güter in ihrem Beſitz werden als Volkseigentum er⸗ klärt.— Der Patriarch Tichon veröffentlichte in Moskauer Zeitungen einen Hirtenbrief, in dem er alle Gläubigen auffordert, ſich gegen die Bolſchewiki zu erheben, die deu orthodoxen Glauben bekämpften, und zum Schluß die Bolſchewiki verflucht. * In Tomſk wurde die ſibiriſche Duma eröffnet, die bis zur Berufung der ſibiriſchen geſetzgebenden Verſammlung die vollziehende Gewalt in ganz Sibirien ausüben wird. Die Duma zählt 30 Mitglieder, Vertreter der Semſtwos, Städle, Genoſſenſchaſten und der Sibirien bewohnenden Völkerſchaften, ſowie Ver⸗ treter der Eiſenbahn⸗ und Poſtbeamten und anderer öffentlicher Einrichtungen. Amoriba. *Der Vorſitzende des Repräſentantenhaus⸗ Ausſchuſſes Flood erklärte mit Genehmigung des Staatsdepartements, daß die zwiſchen Iſhit und Lanuſing ausgetauſchten Noten die Gründe für eine Reibung zwiſchen den Ver. Staaten und Japan beſeitigt und für den Frieden im fernen Oſten gewirkt hätten. * Wie aus Buenos Aires gemeldet wird, haben die engliſche und franzöoͤſiſche Regierung dem früheren deutſchen Geſandten Graſen Luxburg das nachgeſuchte freie Geleit für die Reiſe nach Europa verweigert haben. In einer der argentiniſchen Regierung von den Geſandten Englands und Frankreichs zugeſtellten Begründung wird erklärt, daß die Entente die Reiſe des Grafen Luxburg nach Spanien verhindern müſſe, weil ſie nicht dulden lönne, daß der deutſche Diplomat in einem an Frankreich grenzenden Lande möglicherweiſe eine ſchädliche Tätigkeit entwickle. r/ y ͤ 1„ 9 J Handel und Verkehr. Sommerfahrplan und Sommerzeit. Der Sommerfahrplan wird in dieſem Jahre ohne Zweifel zur gewohnten Zeit, am 1. Mai, eingeführt werden. Der preußiſche Miniſter der öffentlichen Arbeiten Verfügung erlaſſen, daß die erſten Entwürfe dafür rechtzeitig, ſpäteſtens zum 1. März, die endgültigen Entwürfe ſpäteſtens am 5. April vorliegen. Zahlreiche Ande— rungen wird der neue Fahrplan kaum bringen. Jedenfalls kann ſich nicht um große Mehr— ingen handeln. Im allgemeinen wird die Zahl der gefahrenen Züge ungefähr dieſelbe bleiben. In dem einen oder anderen Falle wird es noch nötig ſein, den Fahrplan einzelner Züge zu entſpannen, um ihn den jetzigen Betriebsverhältniſſen anzu— (8 paſſen. Auch die Sommerzeit wird it bieſem Jahr kaum ausbleiben. Wie im vorigen Sie aber wieder der Wechſel des Fahrplans und der Zeit nicht zuſammenfallen. Für die Mahl des Zeit⸗ punktes ſind die Erfahrungen des vorigen Jahres maßgebend. We Beſchluß darüber zu faſſen, iſt bekanntlich Sache des Bundesrats. Die kommende Rieſenſchlacht. Was bringt die Verſailler Kriegserklärung?— Die Vorbereitungen der Entente für die Entſcheidungs⸗ ſchlacht.— Offenſive oder Devenſive unſerer Feinde?— Die„Hoffnungen“ der Entente. Der„Friedenswille“ unſerer Feinde iſt durch ihre Erklärung von Verſailles blutigrot beleuchtet worden. Die Fanfare des„Oberſten Kriegs⸗ rates“ wird auch einen Vorteil aufweiſen, denn für alle in Deutſchland und im neutralen Aus⸗ lande iſt nun endlich einmal mit völliger Klarheit feſtgeſtellt worden, daß die Entente nur Krieg und noch einmal Krieg will, und daß ſich jeder Deutſche aufs ſchwerſte an ſeinem Vaterlande verſündigt, der nicht alles tut, um die Ver⸗ leidigung des Landes möglich zu machen. Die Entente will trotz ihrer ſchlechten militäriſchen Lage keinen„Verſöhnungsfrieden“, ſondern nur den Untergang Deutſchlands. Alle Hoffnungen auf eine menſchliche Haltung der Führer Englands und Frankreichs ſind auch jetzt nach 3½ Kriegsjahren zuſchanden geworden. Sie wollen das Verderben Deutſchlands und wenn Europa darüber zugrunde gehen ſollte. Die kommenden Monate werden in die augen⸗ blicklichen ſchwebenden und unklaren Verhältniſſe größere Klarheit bringen. Darüber find ſich die maßgebenden Männer Englands und Frankreichs klar, daß ein furchtbarer Kampf um die Entſcheidung bevorſteht. Wir wiſſen, daß in den Zeitungen unſerer Feinde die Frage, ob Deutſchland eine Offenſive größten Stiles mit gewaltigen Truppen unternehmen werde, im Vordergrunde des Intereſſes ſteht. Während dieſer Diskuſſion trifft die feindliche Heeres⸗ leitung ſelbſt Vorbereitungen größten Maß⸗ ſtabes, um allen Anforderungen gerecht werden zu können. Wir hören, daß die rückwärtigen Stellungen ſtark ausgebaut werden, um dem zu erwartenden Anſturm der deutſchen Truppen erfolgreich begegnen zu können. Dabei ſoll das deutſche Beiſpiel vorbildlich geweſen ſein. Andererſeits erfahren wir, daß ſtarke Kräfte an die Front herangezogen werden. Sogar die nach Italien entſandten Hilfstruppen der Entente ſollen zurückgezogen werden, ein Vorgang, der in Italien auf den ſtärkſten Widerſpruch ſtößt. In Frankreich ſelbſt ſollen die Jahrgänge 18 und 19 zu den Waffen einberufen werden, und Hervé, der Narr der franzöſiſchen Kriegshetzer und Propheten, beeilt ſich, mit leerem und lächerlichem Pathos zu verſichern, daß dieſe Truppen nur als Garniſon von Metz und Straßburg auserſehen ſeien. Er wird vielleicht eine kleine Enttäuſchung erleben, und mit ihm die Eltern der Mannſchaften, die er mit ſeinen Prophezeiungen tröſten will. Im großen und ganzen hat es aber den Anſchein, als ob die Entente ſich fürs erſte de⸗ fenſiv verhalten wolle, um den von ihnen er— warteten deutſchen Anſturm auszuhalten. Ihre Hoffnungen ſind ja tatſächlich ganz anderer Natur, als es nach den hochtrabenden Erklärungen von Verſailles den Anſchein hat. Danach ſcheint es, als ob die Entente ſelbſtverſtändlich mit dem Siege rechnet, da ſonſt die böswillige Ver⸗ längerung des Krieges trotz des entgegen⸗ kommenden Verhaltens der Mittelmächte auch bei den eigenen Völkern die größte Erregung hervorrufen würde. In Wirklichkeit glaubt aber niemand weniger an den Sieg als die Heeresleitungen unſerer Feinde. Sie hoffen nur auf Amerika und auf die Unzufriedenheit unſerer Völker. Wenn ſie dabei mit dem jüngſten Streik rechnen, dann werden ſie bald merken, daß ſie ſich verrechnet haben, da das deutſche Volk in ſeiner über⸗ wiegenden Mehrheit dem Vernichtungswillen unſerer Feinde den letzten Blutstropfen ent⸗ gegenſetzen wird. Nunmehr werden die propheti⸗ ſchen Worte Hindenburgs Wahrheit werden, daß auch im Weſten nur der Sieg den Frieden bringen wird und kann. un n. Ach, ſie war ſchlaff und krank, und ihre Lebens⸗ anſchauung vertrug ſich nicht mit dem Amte einer ſtrengen Wächterin, die doch wahrlich nötig geweſen wäre. Da Joſephine in richtiger Selbſterkenntinis ſich an der Verfehlung des Mädchens viel Schuld beimaß, war ſie gütig und herzlich genug, Adele nicht mehr zu ſchelten. Sie liebkoſte die von nervöſer Erregung Geſchüttelte und ſchickle ſie mit dem Troſt zu Bett, es werde ſich morgen die ganze Sache nicht ſo ſchlimm anlaſſen, guter Rat komme über Nacht. Als das Mädchen gegangen war, blieb die welterfahrene Frau, die den ganzen Sach⸗ verhalt klar überſah, in ſchwerer Sorge zurück. Was würde ihr Bruder ſagen, wenn er von dieſer unglücklichen Geſchichte Kunde erhielt? Gewiß würde er ſie mit Vorwürfen überhäufen. Und verdiente ſie dieſe nicht auch für ihre Ver⸗ ſrauensſeligkeit, ihre Nachſicht gegen der Kleinen Wünſche? Ja, ſie hatte ihre Pflicht verſäumt und die Dinge gehen laſſen, das bedauerte ſie jetzt ſchmerzlich. Gleichviel, Rückblicke und Bedauern fruchteten nichts, was konnte geſchehen? Jedenfalls wollte ſie morgen Werner nach Berlin zurückſchicken. Wenn Denta mit ſeinen Beweisſtücken als Bewerber auftrat und ein Konflikt mit dem Vater ſlattfand, der bei Richards choleriſchem Temperament ſicher nicht leiſe abging, ſo war ihres Neffen Gegenwart, dem der Valer vermutlich ſein Herz ausſchüttete, hier durchaus vom Ubel. Sie aber und Adele mußten ſo bald wie möglich nach der Schweiz abreiſen. Jedermann wußte, daß ſie dies ———* Aurx rr. planten, auf ein paar Tage früher oder ſpäter kam es dabei nicht an. Nachdem Joſephine dieſe Entſchlüſſe gefaßt hatte, ging auch ſie ſchlafen, fedoch lag ſie noch lange bangend vor dem, was der morgende Tag bringen werde. Beim Frühſtück fand Joſephine einen Brief, mit der ihr bekannten Handſchrift Dentas an ſie adreſſiert. Alſo eine Antwort. Ihr Herzſchlag ſtockte. Sie riß den Umſchlag auf und überflog die Zeilen. Der junge Mann ſchrieb, da ſie als reiſe Frau jedenfalls ſeine vorteilhafte Lage dem Fräulein von Bernhammer gegenüber richtig beurteilen werde, bitte er ſie, die Sache weiter in die Hand zu nehmen. Er ſei bereit, ſeine Braut, ſeine geliebte Adele— die ſich peinlich vor ſeiner Bewerbung bei ihrem Vater zu ängſtigen ſcheine— vorläufig mit dieſem Schritt zu verſchonen, indes nur, wenn ſie ihm die Bedingung erfülle, die er ihr ſtellen müſſe, um das Glück ſeines Lebens nicht zu verlieren. „Adele,“ fuhr er fort,„ſoll ſich mir ſchriſt⸗ lich in der Form, die ich auſſetzen werde, zu dem Termin ihrer Mündigkeit verloben; halte ich dies Schriftſtück in der Hand, ſo will ich einſtweilen geduldig auf meiner Wünſche Er⸗ füllung warten. Sie werden klug genug ſein, hochvgehrte gnädige Frau, einzuſehen, daß dies ein für meine Geliebte günſtiger Vorſchlag iſt.“ Joſephine ließ das Blatt ſinken—„unver- ſchämt— empörenzd!“ rief ſie laut. Nimmer⸗ mehr wollte ſie leiden, daß ihrem armen Kinde dieſe Schynge übergeworſen werde! Das hieße ſich noch“ unlöslicher in des erbärmlichen Be⸗ — brängers Hand liefern. Wohl ſtimmte ſie lür der uberſchützte Fingerabdruck. Ein Kapitel aus dem Kriminalrecht. Die Daktyloſkopie, die Wiſſenſchaft und Technik des ffingerabdruckes, gehört bekanntlich 11 den wichtigſten Mitteln der kriminaliſtiſchen Arbeit und wird in ihrer Unfehlbarkeit meiſt ſo hoch geſchätzt, daß die hervorragendſten Sach⸗ verſtändigen ſich für die abſolute Beweiskraft des Fingerabdruckes ausgeſprochen haben. Dieſe Anſicht vertraten neuerdings zwei der bedeu⸗ tendſten deutſchen Kriminaliſten, nämlich der Leiter des Berliner Erkennungsdienſtes Dr. Hans Schneickert und der Dresdener Polizei⸗ präſident Dr. Heindl. Da es ſich hier um nichts Geringeres handelt, als um die Frage, ob die Identität eines ein⸗ gigen Fingerabdruckes auch bei Mangel an ſonſtigen Indizien und ſogar bei einem Alibi⸗ beweis zur Verurteilung genügen, verdienen die gegenteiligen Ausführungen, die Landrichter Dr. König jetzt in der Zeitſchrift für die geſamte Strafrechtswiſſenſchaft veröffentlicht, allgemeine Beachtung. Der Verfaſſer erklärt, daß der Fingerabdruck unzweifelhaft eine hervorragende Bedeutung als Fahndungsmittel habe, da häufig erſt durch die am Tatort gefundenen Finger⸗ abdrücke die Aufmerkſamkeit auf eine beſtimmte Perſon gelenkt wird, auf deren Täterſchaft man ſonſt überhaupt nicht gekommen wäre. Zweitens iſt der Fingerabdruck außerordentlich geeignet, eine Kette von Indizienbeweiſen zu verboll⸗ ſtändigen. Im übrigen aber werde der Finger⸗ abdruck inſoſern überſchützt, als er unter keinen Umſtänden allein für eine Verurteilung aus⸗ ſchlaggebend ſein dürfte. Die Vertreter der anderen Anſchauung gehen davon aus, daß die bei einem Menſchen vor⸗ kommenden Fingerabdrücke niemals bei einem zweiten anzutreffen ſind, und daß außerdem die Fingerabdrücke des ausgewachſenen einzelnen Menſchen ſich während deſſen ganzer Lebens⸗ dauer gleich bleiben. In Deutſchland ſammelten die verſchiedenen daktyloſkopiſchen Zentralen in den letzten 13 Jahren ungefähr ſechs Millionen Abdrücke einzelner Finger, und barunter fanden ſich nicht zwei gleiche von verſchiedenen Indi⸗ viduen. Außerdem könne man ſich, auf die Er⸗ fahrungen von vielen Jahrhunderten berufen, da nachgewieſenermaßen die Daktyloſkopie be⸗ reits im erſten Jahrtauſend n. Chr. von den Aſiaten gekannt und verwandt wurde. Dem muß aber entgegengehalten werden, daß das Material von 6 Millionen Fingerabdrücken ſicherlich nur durch Stichproben geprüft werden konnte. Außerdem fragt ſich, ob ausnahmslos alle Beamten, die dieſe Unterſuchungen vornahmen, das volle Gefühl für die Verantwortlichkeit ihrer Aufgabe hatten, und drittens beſagen die aſiatiſchen Fingerabdrücke nichts, wenn ſie nicht noch heute geſammelt vorhanden ſind und von europäiſchen Sachverſtändigen geprült werden können. Aber ſelbſt, wenn alle dieſe Fragen befriedigend beantwortet würden und wenn man zu dem deutſchen Beobachtungsmaterial von 6 Millionen Abdrücken noch ein aus⸗ ländiſches Beobachtungsmaterial von zehn Millionen hinzurechnete, wäre zu bedenken, daß insgeſamt 16 000 Millionen Fingerabdrücke, wenn man die Bewohnerſchaft der Erde zu 1600 Millionen rechnet— in Frage kommen. Würde man nun unter anderen Umſtänden einem Sachverſtändigen unbedingt Vertrauen ſchenken, der von einer Menge von 16 000 Stück 16 Stück geprüft und verſchieden ge⸗ geſunden hat, um daraus zu ſchließen, daß auch die übrigen 15 984 Stück ſämtlich ver⸗ ſchieden ſein müßten? Selbſt wenn ein und derſelbe Fingerabdruck im ganzen höchſt ſelten wäre, aber doch ungefähr 100⸗ bis 1009 mal auf der Erde vorkäme, dürfte auf Grund Fingerabdruckes allein kein Urteil gefällt werden. renne des Ear rr err Von Nah und fern. über 395 Millionen Berliner Kriegs⸗ unterſtützuugen. Die ſeitens des Berliner Magiſtrats für Barunterſtützungen ausſchließlich für Kriegerfamilien aufgewendeten ige be⸗ lieſen ſich im Januar auf 16,86 Millionen! etwas mehr zurückgekehrt. Neben ihr lagen die zuſamme Die Mletunterſtützungen lediglich an Krieger⸗ familien beanspruchten hiervon rund 2,05 Mil⸗ lionen Mark. Die insgeſamt bisher geleiſteten Barzahlungen ſür Unterſtützungen an Krieger⸗ familien haben bis jetzt eine Hoͤhe von 395,6 Millionen Mark erreicht. An Mielbeihilfen für Kriegerſamilien wurden bisher insgeſamt mehr als 64,18 Millionen Mark gezahlt. Ein Kleideraufſchlitzer treibt ſeit einiger Zeit in verſchiedenen Stadtvierteln Berlins wieder ſein Unweſen. Der Unhold, ohne Zweifel ein krankhaft veranlagter Menſch, nutzt beſonders das Gedränge an den Halteſtellen der Straßenbahn und in den Straßenbahnwagen aus. Ohne daß die Frauen und Mädchen ne mittel. Da die Leiche keinerlei Spuren von Verletzungen aufweiſt, ſo iſt anzunehmen, daß Frau S. ſich verirrt hat und ſchließlich vor Übermüdung zuſammengeſunken iſt. Während der Nacht iſt ſie dann erfroren. Giftmordverſuch an der eigenen Familie. In Golmsdorf bei Jena wurde der Landwirt Max Schröder aus Rabiz verhaftet. Er hat ſeine Geliebte, die Witwe Emilie Wolff aus Jena, um ſie heiraten zu können, angeſtiftet, an ſeine Frau mit Arſenik vergiſteles Backwerk zu ſenden. Von dem Backwerk haben die Frau Schröders, ſeine beiden Kinder und deren Groß⸗ mutter genoſſen; die beiden Kinden ſind an den Folgen des Genuſſes geſtorben, die beiden in eee eee. Finnland. 2* 2 4 22 2 „ ſayästs Rs 1 7 8 2. 0 e N .. Ny . 8 9 sls 9 1 57 ol 5 5 SrPETERSBURO Ne Finnland gehort zu denjenigen Randſtaaten des ehemaligen ruſſiſchen Kaiſerreiches, die durch die Umwälzungen in Rußland ihre Selbſtändigkeit er⸗ langt haben, ohne daß allerdings dieſe Selbſtändig— keit infolge der doppelzüngigen Politik der ruſſiſchen Machthaber zur Wirklichkeit geworden iſt. Augen⸗ blicklich herrſcht dort ein wilder Bürgerkrieg, der weſentlich dadurch angefacht wird, daß das Land nach wie vor von ruſſiſchen Truppen beſetzt iſt. Hierauf ſind die bedauerlichen Ausſchreitungen PPP EPP qq C0CGGGGGGG0G0 Acco CCC merken, ſchneidet er ihnen hinten die Kleider auf, wahrſcheinlich mit einer Schere. Trauriges Ende einer Hamſterfahrt. Die Arbeiterſrau Schröder aus Berlin war don einer Hamſterfahrt nach der O daß Frau S. Ende genommen hat. markung des Rittergutes Behlow Felde unter der Schneedecke tot Sie wurde auf der Ge— auf aufgefunden. Mat gekauften Nahrungs— das Zeitgewinnen, ſo teuer durſte man aber eine Friſt nicht erkaufen; da hatte ſich der Ungar doch in ihr geirrt. wenn er glaubte, ſie laſſe ſich ſo leicht überliſten und dulde, daß ihm noch mehr eingeräumt werde. a ö Aber was ſtand noch da unten:„Ich werde bis Miawöch auf Ihre gefällige Entſcheidung warten, ehe ich handle.“ ö Alſo bis Mittwoch, heute war Monſag. Ob ſie vorher abreiſten? Nein, wenn Denta ihren Bruder aufſuchte, mußte ſie zugegen ſein, ein⸗ mal, um var Richard ihre und Abelens Sache zu führen und dann, um ihn zu beraten. Der heftige Mann brauchte ſie, ließ er ſich doch leicht zu einem unvorſichtigen Schritt hinreißen. Eine Feigheit wäre es, wenn ſie hinge. So konnte ſie dem Kind dieſen ſchweren Tag nicht er⸗ ſparen. Daß Richard den Bewerber energiſch ahweiſe, hielt ſie ſich überzeugt und ebenſo, daß es ein tüchtiges Donnerweller gebe. Ene mußle perſuchen, es zu mildern, und was geſchah, 1 05 ſich, ergehen. 1 70 Ob ſie vorher mit 1 Bruber sprach? Nein, ſie wollte der Snrhe ihren Lauf laſſen. a Werner Brüggen hatte ſich über eldelens ſchlechtez Ausſehen und ihr zerſtreules Heſen beim Abendeſſen Sorgen gemacht. Er als Arzt wußte, daß eie ſolch augenfällige Veränderung nur durch große ſeeliſche Erregungen oder durch eine plötzliche Krankheit hervorgerufen werde. Zu einer beſonderen Auſtegung hatte kein An⸗ laß vorgelegen, ſoviel er auch hin und her ſann, das junge Mädchen war nicht aus den Ge⸗ ſellſchaft räumen gewichen, und was ſollte ihr hier zugeſtoßen ſein? Alſo mußte ein körper⸗ 99 licher Vorgang ihrer ſichtlichen Veränderung zu⸗ grunde liegen. Er beſchloß, ſie zu befragen. Als er Adele in den Garten gehen ſah, olgte er ihr. Es war ein ſchöͤner, ſonniger Morgen, der Tau lag noch auf Blätlern und umen und zitterte in glitzernden Silber— perlen an den Spitzen der Gräſer. Werner, nur mit dem Gedanken an Adele beſchäftigt, achtete wenig auf die ſtrahlende Schoͤnheit des jungen Tages. Bald gewahrte er ſie, die er ſuchte, in die Ecke einer Bank gedrückt in tiefem Sinnen. Sie zog einen Zweig der Jelängejelieber-Laube, in der ſie ſaß, zerſtreut durch die Finger und 0 ſtarrte auf ihre Füße, die ſie übereinandergelegt von ſich geſtreckt hielt. Erſt als er nahe herantrat, fuhr ſie auf und errölete. Er ſah denſelben ſcheuen, gequälten Ausdruck in ihren ſonſt ſo fröhlichen Augen wie geſtern abend und ſetzte ſich zu ihr. „Heute komme ich als Medizinmann,“ ſagte er freundlich.„Sie ſehen gar nicht gut aus. Schlecht geſchlaſfen, was?“ Er nahm ihre Hand, um den Puls zu fühlen, ſie zuckte, aber er hielt ſie feſt und fand mit Befriedigung, daß der Pulsſchlag normal ſei. „Fleber iſt nicht vorhanden, wo fehlis denn ſonſt?“ „Aber, Herr Doktor—“ Er beſann ſich, ſie war nicht ſeine Patientin, ſondern ein junges Madchen, das in ihm nur den jungen Mann ſah; gewiß empfand ſie es peinlich, ihm ein kleines Unbehagen zu beichten. Etwas beſchämt über ſein Fragen, das ſie untart inden mochte, lenkte er ein und neckte zurückzuführen, die in den letzten Ze ſind und heute noch andauern. Nur ſchaltung der ruſſiſchen Soldateska, ſchlimmſten Elemente der einheimiſchen Bebd anſteckend wirkt, können geſetzmäß Verhältniſſe wteder hergeſtellt el fernung jenes Elementes ſtellt ſich al— Aufgabe des neuen ſouveränen S aber wahrſcheinlich erſt mit dem S mi Die 0 einem für Granaten“ PPP ruſſiſchen Machthaber durchgeführt wer Frauen ſchwer erkrankt. Die Wolff wurde falls in Haft genommen. Lebensmittel unter Der Vorſteher des Bahnhofs Feria fal — 10 Old in Annen 0 Oſtpriegnitz nicht Dortmund bemerkte bei Prü ung eines in die Es hat ſich jetzt ergeben, Station einlaufenden auf dem Heimwege ein trauriges von einem Feldwebel eines ichtkomme und einer Zivilperſon begleitet we enthalten ſollte üblich iſt, daß den Zündern Begleiter beige werden, ſchöpfte er Verdacht und ging de P00 A A 6 e mit ihren geſtrigen Anſtrengungen als zürdige Wirtin und mit des jungen 0 1 N Grafen 0 0 Verehrung für ſie. Bald antwortete ſie ihm in natürlichen Weiſe und ſah nun auch wieder heiter und geſund aus. Wie ihn das Er verglich ſie in ihrer Friſche und Reinhe mit den Tautropfen, die noch an den Blätter der Laube zitterten. er ihr danken andeutete, rief ſie:„Nein, o erblaßte und blickte ihn ſcheu an. N zart und beſcheiden empfindendes Weſec war. Er hätte ſie in die Arme ſchließen mögen VA Als ſchützen; aber wie kam plötzlich dies lebhafte Gefühl in ſeine Seele? Während ſie noch im beſten Einvernehmen zur gnädigen Frau kommen. Er erhob ſich raſch; ein Verſäumnis, er hatte der Tante noch nicht guten Morgen geſagt. Als er bei ihr eintrat, fiel ihm auf, daß auch ſie beſonders ſchlecht ausſehe. Er wußte, wie ernſtlich krank ſie war, aber manchmal hatte er es in dieſen Tagen vergeſſen. „Setze dich zu mir, Werner,“ empfing ſie ihn,„und laß uns meine nächſten Pläne über⸗ legen.“ „Fühlſt du dich beſonders leidend 2“ „Wie du ſiehſt, geht es mir nicht ſonderlich; ich ſehne mich nach Luftveränderung, nach der Schweiz. Meine Schwägerin wünſcht, daß wir bald kommen. Ich will aber ein Paar Tage mit Adele in Berlin bleiben allerlei gleich⸗ geht, tut, * zer Flagge. als liebens⸗ und ſie gegen alle Unbilden des Lebens be plauderten, ſah er Joſephinens Jungfer auf die inmutig, Jo ber wa Laube zueilen, ſie bat, der Herr Doktor möge dem Ergebnis der Unter illung zufriede Mark ge auf den Grund. Nach Ausweis papieren gefragt, mußten die beiden Begleiter der„Zünder“ ge⸗ ſtehen, daß ſie nicht im Beſitz ſolcher ſeien. Dem Verlangen, den Wagen zu öffnen, widerſetzten ſie ſich. Der Bahnhofsvorſtand ließ ſich nicht wankend machen und öffnete den Wagen. Was aber erblickten ſeine Augen da anſtatt der Granatzünder? Rund 100 Zentner Erbſen, 10 Zentner Reis, etwa 21 Zentner Mehl, 50 Zentner grüne Bohnen, 9 Zentner friſchen und 4 Zentner geräucherten Speck, 4½ Zentner Rauchfleiſch, 3½ Zentner Flomen. Dieſe Herr⸗ lichkeiten hatte die Deutſche Maſchinenfabrik in Duisburg an die Maſchinenfabrik in Wetter ab⸗ geſandt. Allerdings erreichten die Lebensmittel ihren Beſtimmungsort nicht, denn ſie wurden für die Gemeinden Annen beſchlagnahmt. Die Kriegsſchuhe dez Zigenners. Auf dem Bahnhof in Hannover zeigte ſich dieſer Tage ein Zigeuner mit einer Fußbekleidung, wie ſie ſe i außergewöhnlichen Zeiten zu den gehören dürfte. Die i Ich der Mann aus einem rgeſtellt, das„Ober⸗ inandergeſchnittenen nke dienten alte fte“ zwei Ofenrohr⸗ rte, daß er ſich in eine Forſchungs⸗ chungsanſtalt zur Be⸗ linge, die in München ll, wurden von der Badiſchen dem Franz v. Buhl je 100 000 Mergangener r in Ungarn Krieger das Er⸗ gehabt. gegen Luft⸗ 11 berichtet wird, einzelnen Bezirken von Paris unmeile auf Maueranſchlägen die dun en, die Tag und ſtehen. Die Wie der als der gr 48 Amundſen. befindet ſich der a 9 ge⸗ en beraubt wo der ganze anzerautomo⸗ llt. Die Nacht, und noch ä morgen nick muß wählt Zuges einen Wagen, der zi ihrer einſach d dein etwas beſtimmt Ich n. Er hatte der⸗ Mittwoch Denta trennte ſich ſie artiges gehofft, und wenn am N wirklich mit ſeinen 2 en zu ihrem Bruder kam und allerlei unliebſame Szenen vorfielen, war Werner über a Berge. Je nachdem, wie der Mittwoch ausfiel, konnte ſie ihre Abreiſe mit Adele einrichten. Als Werner Brüggen vor das Haus hin⸗ austrat, um Herrn von Bernhammer auf dem Wirtſchaſtshof aufzuſuchen und ihm ſeine mor⸗ gige Abreiſe mitzuteilen, ſoh er Olto Ehlers mit traurigem Geſicht in der Allee heraufkommen. Brüggen eilte dem jungen Lehrer e zen: „Nun wie steht's?“ D 1%„[Fortſetzung ſolgt.) Auſyrßck