Antlicher Teil. Bekauntmachung. 15 Betr.: Den Bezug von Saatkartoffeln im Frühjahr 1918. Laut telefoniſcher Mitteilung Großh. Kreisamts Hep penheim ſollen die beſtellten n orddeutſchen Saatkartof feln in den nächſten Tagen hier eintreffen. Es muß mit 2—3 Lieferungen gerechnet werden, ſodaß den einzelnen Be⸗ ſtellern vorerſt nur ein Teil der beſtellten Mengen zugedbie⸗ ſen werden kann. Um eine richtige und gleichmäßige Ver⸗ teilung der jeweils eintreffenden Mengen vornehmen zu können, iſt es unbedingt notwendig, daß jeder einzelne Be⸗ ſteller unſere Anordnungen befolgt. Hierzu gehört vor allem die Einhaltung der beſtimmten Reihenfolge. Geht alſo den Beſtellern eine diesbezügliche Aufforderung zu, ſo haben ſie zu der hierauf verzeichneten Stunde auf unſerem Büro Nr. 27 zu erſcheinen und die diesbezügl. Beſcheinigungen gegen Ent⸗ richtung der Gebühren in Empfang zu nehmen. Der Preis iſt uns zur Zeit noch nicht bekannt. Stundungen können diesmal nicht erfolgen. Auf die von uns ausgehändigten Beſcheinigungen werden dann die Saatkartoffeln zu den be— ſtimmten Stunden am Staatsbahnhofe verausgabt. 15 Perſonen, die ſeinerzeit die Anmeldung nunterlaſſen haben, können bei der Zuweiſung von Saatkartoffeln nicht berückſichtigt werden. ö Die erfolgten Anmeldungen ſind bindend. — Betr.: Die 8. Kriegsanleihe. Wir haben in Erfahrung gebracht, daß die zurückge— ſtellten Landwirte unſerer Gemeinde von dem Meldeamt Hep⸗ penheim Zeichnungsſcheine für die 8. Kriegsanleihe mit dem Bemerken zugeſchickt erhielten, daß Zeichnungen bei der ge— nannten Stelle entgegengenommen werden. Wir fordern alle diejenigen Perſonen, die bis jetzt mit einem Schreiben dieſer Art vom Meldeamt bedacht worden ſind, auf, demſelben keine Beachtung zu ſchenken und ihre Zeichnungen auf die 8. Kriegsanleihe bei uns oder den für die Gemeinde beſtellten Vertrauensmännern zu machen. Wir müſſen umſomehr darauf ſehen, daß dieſer Aufforderung ent— ſprochen wird, damit die Tätigkeit der Vertrauensmänner nicht durch dieſe beſondere Art der Werbung beeinträchtigt wird und unſere Gemeinde bei der 8. Kriegsanleihe mit einem Er⸗ gebnis abſchließt, das ſich würdig an die Seite einer jeden anderen Gemeinde des Krelſes ſtellen kann. —— Betr.: Erſparnis von Brennſtoffen und Beleuchtungsmitteln. Zur Vermeidung von Zweifeln und Nachteilen machen wir erneut darauf aufmerkſam, daß alle offenen Verkaufs⸗ ſtellen um 7, Samstags um 8 Uhr abends zu ſchließen ſind. Ausgenommen ſind nur Apotheken und Verkaufsſtellen, in denen der Verkauf von Lebensmitteln oder von Zeitungen als der Haupterwerbszweig beteieben wird. Die dauernde Beleuchtung der gemeinſamen Haus fluren und Treppen in Wohngebäuden iſt nach 9 Uhr abends verboten. — öäĩuä— Betr.: Schuhverſorgung. Trotz unſerer Anordnung hat ein Teil der Schuhhänd ler die Bezugsſcheine bis Ende März noch nicht abgeliefert. Die Ablieferung hat monatlich jeweils am 1. d. Mts., und wenn dieſer auf einen Sonn- oder Feiertag fällt, am 2. zu erfolgen. ö Nichtbeachtung wird künftig zur Anzeige gebracht. — nachmittags von 1 Uhr Freitag, den 12. April 1918, i. ab, werden bei dem Obmann Winkenbach Suppenwürfel und Sago an die Händler ausgegeben. Betr.: Brotzulage an Schwerarbeiter. Am Freitag, den Schwerarbeiter, b gabe des Berufs und des Betriebs, ſind, im Wachtlokale des Rathauſes zu melden. karten ſind hierbei vorzulegen. Anmeldungen an dem genannten Tage entgegengenommen. in denen ſie beſchäftigt werden nur Wer die An meldung verſäumt, erhält bei der nächſten Brotmarken-Aus- gabe keine Zulage mehr. 4— Betr.: Vertilgung der Feldmäuſe. Wir fordern alle Landwirte auf ſich jetzt zeigenden Mäuſelöcher zuzutreten, damit teren Giftlegen nur neu entſtandene Löcher wirkſam mit Mäuſegift belegt werden können. Sonderzulage für Holzabfuhr-Pferde. Der Kommunalverband wurde ermächtigt, Betr.: 8 5 den Pfer— den, die aus Wäldern Holz abfahren, das für unmiſtelbaren; ober mittelbaren Heeresbedarf beſtimmt iſt, Sonderzulagen an Hafer zu bewilligen. Die Zulagen werden an ſpanntage verteilt. Der Höchſtſatz der Zulagen und Geſpanntag iſt 1/5 Pfd Ueber die Anzahl der Geſpanntage ſind von den Holz- fuhrunternehmern Beſcheinigungen legen, die den Anträgen beizuſchließen ſind. der Oberförſterei vorzu— 0 Aus dieſen Beſcheinigungen muß erſichtlich ſein die Zahl der beſchäftig⸗ ten Pferde, ſowie die Geſpanntage, ferner wo und wohin und für welche Zwecke das Holz abgefahren wird. flektieren, wollen diesbezgl— r unte lage b bezeichneten Beſcheinigungen bis ſpäteſtens Samstag, den 18. April 1918 auf unſerem Büro Nr. 27 ſchriftlich ſtellen. Später eingehende Anträge können nicht mehr berückſichtigt Aeckern gegangen ſind. Wir ſehen uns daher veranjaßt, vor derartigen Uebertretungen nachdrücklichſt zu warnen und noch⸗ mals darauf aufmerkſam zu machen, daß künfkig unnachſicht⸗ lich Strafanzeige erhoben werden muß. Zur Tragung des Schadens, der nicht durch das Flugzeug ſelbſt verurſacht iſt, hat die Gemeinde aufzukommen. 5 Viernheim, den 11. April 1918. f. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Die 8. Kriegsanleihe. i Wegen denen beſonderen Wichtigkeit für, alle Bevölke⸗ rungskreiſe weiſen wir auf die gegebene Möglichkeit der An⸗ nahme von Kriegsanleihe an Za hlungsſtatt ganz be⸗ ſonders hin.. Bei den Verkäufen und Verſteigerungen aus Beſtänden der Heeres- und Marineverwaltung, die für Kriegszwecke nicht mehr benötigt werden, kann die Zahlung vorzugswelſe durch Hingabe von Kriegsanleihe geleiſtet werden. Dſeſe Vorſchrift erſtreckt ſich auf alles, was bei der Demobilmachung zur Ab⸗ gabe an die Bevölkerung frei wird, alſo insbeſondere auf Pferde, Fahrzeuge und Geſchirre, Feldbahngerät, Motor⸗ lokomotiven und Kraftfahrzeuge nebſt deren Zubehör; Futter⸗ mittel und ſonſtige Vorräte; landwirtſchaftliche Maſchinen und Geräte ſowie Werkzeug; Fabrikeinrichtungen mit den zugehörigen Maſchinen und Geräten; Eiſen, Stahl und andere Metalle; Holz und ſonſtige Baumaterial; Webſtoffe und Roh⸗ ſtoffe aller Art. Käufer, welche die Bezahlung in Kriegsan— leihe anbieten, werden bei ſonſt gleichen Geboten in erſter Linie berückſichtigt. Die Kriegsanleihe wird zum vollen Nennbetrage angerechnet und bis zur Höhe des Kauf— oder Zuſchlagpreiſes in Zahlung genommen. 1 Als Kriegsanleihe gelten die 5 proz. Schuldverſchrei— bungen aller Kriegsanleihen ohne Unterſchied ſowie die erſt⸗ malig bei der 6. Kriegsanleihe ausgegebenen 4¼ proz. aus- losbaren Schatzanweiſungen. Heppenheim, den 97. März 1918. 5 Großherzogliches Kreisamt Heppenheim. v. Hahn. Bekanntmachung über Flei ſchverſorgung. Vom 18. März 1918. f In Ergänzung der Bekanntmachung vom 12. Dezember 1917 beſtimmen wir auf Grund des§ 14 der Bundesrats⸗ verordnung über Fleiſchverſorgung vom 27. März 1916 (Reichs-Geſetzbl. S. 199): a 5 N Ziffer V Abſ. 1 unſerer Bekanntmachung über Fleiſch⸗ verſorgung vom 8. April 1916(Regierungsbl. S. 72) in der Faſſung vom 12. Dezember 1917(Regierungsblatt S. 295) erhält als Abſaß 4 folgenden Zuſatz: i Tiere, die durch die erwähnte Kommiſion in die Schlacht— viehliſte aufgenommen ſind, darf der Beſitzer 2. April 1918, haben ſich alle die eine Brotzulage empfangen, unter An⸗ Die Brot- die auf ihren Aeckern beim ſpä⸗ die Holz⸗ unternehmer nach der Zahl der von ihnen zu leiſtenden Ge- für Pferd Dies⸗ bezgl. Pferdebeſttzer, welche auf Zuweiſung von Hafer re⸗ Antrag unter Vorlage der oben unbeſchadet ſeines Einſpruchsrechts nur mit Genehmigung des Viehhan— delsverbands veräußern. Die Genehmigung iſt nicht zu ver— ſagen, wenn es ſich um Tiere handelt, die wegen unzu⸗ reichender Futtermittel des Beſitzers in die Schlachtviehliſte aufgenommen ſind, ohne daß ſie als zur Schlachtung geeignet gelten können. In allen Fällen iſt dem Viehhandelsverband der Erwerber etwa veräußerter Tiere anzuzeigen. Eine Weiterveräußerung der Tiere an Dritte iſt ebenfalls nur mit [Genchmigung des Viehandelsverbands zuläſſig. Zuwiderhandlungen werden nach Maßgabe der Ver⸗ ordnung über Fleiſchverſorgung vom 27. März 1916 mit Gefängnis bis zu ſechs Monaten oder mit Geldſtrafe bis zu 1500 Mk. beſtraft. Darmftadt, den 18. März 1918. Großherzogliches Miniſterium des Junern. v. Hombergk. keit unſerer Theater Viernheim. „Weißes Roß“. Sonntag, den 14. April, abends halb 8 Uhr Gastspiel 98 Darmstädter Volks-Thestels. Aufführung des vaterländiſchen Vollsſtückes Der letzte Ofug von Frankreichs Erde. 1. Akt:„Der Kaiſer rief“. „Es iſt beſtimmt in Gottes Rat“. „Des Kriegers Heimkehr am Hochzeitstage“ „Und weun die letzte Kugel kommt“. Der letzte Gruß von Frankreichs Erde“. 4 Karten bei Herrn Buchhändler Schweikart. Sperrſitz 1,20 Mk.,. Platz 1.— Mk., 2. Pl. 70 Pfg. An der Kaſſe(½7 Uhr): Sperrſitz 1,50 Mk., I. Platz 1,20 Mk., 2. Pl. 80 Pfg. . Aufruf An unſere Gemeinde⸗Einwohner! Die 8. Kriegsanleihe betr. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntnis, daß das Deutſche Reich den Ruf an das geſamte Deutſche Volk ohne Ausnahme hat ergehen laſſen, die Mittel aufzubringen, um der aufgelegten 8. Kriegsanleihe zu einem vollen Er⸗ folge zu verhelfen. Unſere bisherigen Kriegsanleihen waren Volksanleihen im wahren Sinne des Wortes, und die jetzige Kriegsanleihe muß alle vorhergegangenen, ſowohl inbezug auf die Zahl der Zeichner, als auch hinſichtlich des Ergeb- niſſes gewaltig übertreffen, weil es, wie man wohl hoffen darf, die letzte ſein und damit die große Siegesanleihe wer⸗ den wird, die uns den von unſeren großen Heerführern Hindenburg und Ludendorff gewollten Frieden bringen wird. Unſere tapferen Feldgrauen haben unter der genialen Führung Hindenburgs den Ruſſen, die uns zu ger⸗ trümmern berufen waren, vernichtende Schläge verſetzt, unter deren Auswirkung der Friede im Oſten jetzt zuſtande⸗ gekommen iſt. Angeſichts dieſes gewaltigen, unſere Feinde niederſchmetternden Ereigniſſes gedenken wir voll Dankbar⸗ oberſten Heeresleitung, den tapferen Führern und unſeren Feldgrauen, die dies zuſtandegebracht und uns in der Heimat vor den feindlichen Horden verſchont haben. Mit Wehmut und tiefem Schmerze gedenken wir auch aller derjenigen, die bei dieſen Rieſenkämpfen ihr Herzblut für uns Daheimgebliebenen verſpritzt und ihre Liebe und Treue für das Vaterland durch ihren Tod beſiegelt haben. Mögen ſie im Himmel für ihre Taten gerechte Belohnung empfangen. Run wendet ſich der Endkampf unſeren verbittertſten Feinden, den Franzoſen und Engländern im Weſten zu, din nach wie vor die dargebotene Friedenshand mit Hohn zue rückgeſtoßen haben, in der mehr wie wahnſinnigen Annahme uns immer noch niederringen zu können, obwohl ihre bis, herigen phantaſtiſchen Prophezeiungen über unſere militä⸗ riſche, wirtſchaftliche und finanzielle Schwäche ſich mehr als trügerlich erwieſen haben. Der treue Gehilfe unſeres Gene— ral⸗Feldmarſchalls Hindenburg„Ludendorff“ hat geſagt: „Unſere Feinde ſollen den Frieden haben, aber auch den Kampf, wie ſie ihn bis jetzt noch nicht verſpürt haben.“ Und dieſer Kampf iſt jetzt im Weſten gegen unſere Feinde in einer Weiſe entbrannt, furchtbar, unerbittlich, wie ihn die Weltgeſchichte noch nicht geſehen hat. Und mit vollem Recht. Haß und Groll erfüllt uns gegen ſolche gewiſſenloſe Kriegs— verlängerer, die mit der Fortſetzung des Krieges die ganze Blutſchuld auf ſich geladen und der Stimme der Menſchlich keit kein Gehör geſchenkt haben. Gottes ſichtbares Walten iſt mit uns, das zeigen die bisherigen und die jetzigen gewaltigen Erfolge in dieſen paar Tagen. Der Kampf gegen unſere Feinde wird zu einem furchtbaren Strafgericht Gottes an dem gewiſſenloſen franzöſiſchen Chauvinismus und britiſcher Macht- und Beutegier. Unſere Feinde im Weſten haben uns, als wir weit in der Minderheit und zur Defenſive verurteilt waren, nicht bezwingen können, und jetzt, nachdem uns durch den Frieden im Oſten unſere beiden Arme freigeworden und wir in der Ueberlegenheit ſind, erst recht nicht. Deshalb iſt an dem Ausgang dieſes letzten gewaltigen Ringens, zu dem unſere Feinde uns und unſere oberſte Heeresleitung herausgefordert haben, nicht mehr zu zweifeln. Hindenburg und Ludendorff haben bis jetzt immer Großes geleiſtet, ja ſich durch ihre Taten ſelbſt über— troffen, ſie werden auch den Schlußkampf mit unſeren herr— lichen Truppen zu einem für uns ſiegreichen Abſchluß bringen. An ſolche Leiſtungen des Feldheeres müſſen ſich die— jenigen des Heimatheeres würdig anreihen. Dazu bietet die jetzige 8. Kriegsanleihe die beſte Gelegenheit, die ein großer Geldſieg werden und den Sieg des Feldheeres in der Heimat. ergänzen muß. Wir hoffen, daß die Herren Vertrauens männer, die bisher ſchon tätig waren, überall gebefreudige Hände finden werden, wir erwarten, daß ſich Niemand bei der Zeichnung ausſchließen, ſondern Jeder freudig und wil lig zur Krönung dieſes vaterländiſchen Werkes beitragen und durch Erwerb eines Anleiheſcheines ſich eine ſchöne Grinne rung an dieſe große, ernſte und ſchwere Zeit, in der wir durch Not und Tod zuſammengeſchweißt wurden, ſichern wird. Insbeſondere erwarten wir von den Landwirten und den Zurückgeſtellten, die den großen Vorzug, in der Heimat wirken zu können, genießen, daß ſie, wie bisher, ihre Pflicht gegen das Vaterland in reichlichem Maße erfüllen, ſich da— mit auch gleichzeitig des Dankes gegen unſere Feldgrauen entledigend. Auch wir ſind zur Entgegennahme von Zeich nungen, und zu jeder gewünſchten Aufklärung in dieſer Sache gerne bereit. Der Worte ſind jetzt genug geſprochen, jetzt laßt die Taten folgen. Wer nicht mit Blindheit ge— ſchlagen iſt, muß ſeine Verantwortung gegenüber dem Reiche bei der 8. Kriegsankeihe erkamit haben, Darum auf zum guten Gelingen:„Durch Kampf zum Sieg, durch Sieg zum Frieden“, deſſen Segnungen Euch Allen zum Vorteil ge reichen mögen. Lambert 0. Großherzoglicher Bürgermeiſter. 0 0 9 N 0 Zur gefl. Beachtung! Der verehrlichen Einwohnerſchaft zur gefl. Nachricht, daß im Laufe der kommenden Woche am Staatsbahnhofe dahier ein Waggon ſchwefelſaurer Kalkdünger eintrifft. Preis per Sack 2 Mk. 80 Pfg. Erſcheint dreimal wöchentlich: Geſchäfts⸗ Anzeiger Unabhängiges Organ Dienstag, Donnerstag u. Samstag Bezugspreis: monatlich 50 Pfg. einſchl. Trägerlohn Gratisbeilagen: „Illuſtriertes Sonntagsblatt“, Wand⸗ kalender und Fahrplan. Enthäl 5 n 55 amtlichen Ankündigungen der Behörden Vereins⸗ Anzeiger Inſeratenpreis: Viern TTT 6 Vieruheims und Umgebung. Inſerate finden in der Bürger-Zeitung wirkſamſte Verbreitung.— Für Wohnungsinſerate Ausnahme-Tarif. Redaktion, Druck und Verlag: Joh. Martin, Viernheim, Rathausſtraße. Die 1 ſpaltige Petit-Zeile 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Beilagen im Gewichte bis zu Gramm 9 Mk. fürs Tauſend. Bei Klageerhebung kommt jeder Rabatt in Wegfall. Telefon 217 1 45 Samstag, den 13. April Teleſon 217 1918 re 1 5 N KKriegsanleihe und Weltlage. Von Geheimrat Profeſſor Dr. Rudolf Eucken, Jena. Zum achten Mal ergeht jetzt der Ruf zur Betei⸗ ligung an einer Kriegsanleihe. Wer hätte zu Beginn des Krieges gedacht, daß das nötig werden, daß der Krieg ſo lange währen würde? Aber kann uns das irgendwie abhalten, in einer Sache das beſte zu tun, was wir zu tun vermögen? Zum Zweifel iſt nach den Ereigniſſen im Weſten nicht der mindeſte Grund gegeben. Die letzten Monate zeigen deutlich, daß der Krieg nicht vergeblich geführt wird, daß er weltgeſchichtliche Wandlungen her⸗ vorbringt, auf die unſer Volk von ganzer Seele ſtolz ſein darf. Während unſere Gegner von Freiheit großtue⸗ riſch ſchwatzen, verrichten wir Werke der Freiheit, han⸗ deln wir für die Befreiung der Menſchheit. Denn eine Befreiung lebenskräftiger und aufſtrebender Völker be⸗ wirkt der Sturz des Zarismus, den der ſoeben geſchloſſene Friede im Oſten beſiegelt: viele Millionen von Menſchen werden damit einer höheren Lebensform, einer vollen Entfaltung ihrer Kraft zugeführt. Jene Auflöſung des ruſſiſchen Zarismus mit ihrer Eröffnung weitreichender neuer Möglichkeiten ſtellt ſich den größten kriegeriſchen Leiſtungen der Weltgeſchichte wie dem Sturz des Römerreiches zur Seite. Woran Napoleons Genie ſcheiterte, das hat deutſche Tüchtigkeit vollbracht. Und das bei einem gleichzeitigen Kampf auf der anderen Seite und gegen die vereinte halbe Welt! i Der Freiheit dient aber auch unſer Kampf gegen die engliſche Seeherrſchaft, die überall auf Erden glaubte gebieteriſch auftreten und nach ihren Intereſſen allen anderen Völkern ihren Lebensraum zumeſſen zu können. Auch hier treten wir für einen freien Wettbewerb der Völker ein und verlangen offene Bahn für alle aufſtre⸗ bende Kraft. ö Wenn unſere Gegner das moraliſche Recht der Ver— wendung der Unterſeebootwaffe bemäkeln, ſo erwidern wir, daß nach dem Zeugnis der Geſchichte nie eine neue Waffe, nie eine neue Art der Kriegführung aufkam, ohne daß der dadurch Geſchädigte das als unzuläſſig dar- zustellen verſuchte(man denke nur an die Erfindung und Verwendung des Schießpulvers, dem die Ritterburgen zum Opfer fielen. D. Schr.). Geändert hat das nichts, bald wurde das Neue Allgemeingut, und die Frage war nur, wer ſich geſchickter in ſeiner Verwendung zeigte. Iſt es nun nicht etwas Großes, etwas Einzigartiges, was unſen Volk nach beiden Seiten hin vollbracht hat und immer neu vollbringt? b . Derartige weltgeſchichtliche Leiſtungen ſind aber nun einmal nicht in raſchem Fluge erreichbar, ſie verlangen neben der Tapferkeit vornehmlich Beharrlichkeit; dieſe Be- harrlichkeit erweiſen unſere Heere in bewunderungswür— diger Jeiſe. Welche Energie und welche Friſche zeigte noch eben der jüngſte Vormarſch im Oſten! Und die ſiegreiche Durchbruchsſchlacht im Weſten zeigt den An— griffsgeiſt unſerer Truppen nach beinahe vierjährigem Kriege in ungebrochener Kraft! „ So müßten wir zu Hauſe uns ſchämen, wenn nicht auch wir in den Dingen Beharrlichkeit üben wollten. die das Vaterland von uns fordert. Bei unſeren Kriegsau leihen läßt ſich dazu von einem Opfer gar nicht wohl ſpre— chen; denn wir ſollen nicht das Mindeſte ſchenken, wir erhalten gute Zinſen und das in der ſicherſten Weiſe, die überhaupt möglich iſt. So handelt es ſich im Grunde nur um volles und feſtes Vertrauen zur Sache unſeres Volkes! Wer ſich ängſtlich und ſcheu zurückhält, der ver— rät Mißtrauen und Zweifel; dieſe aber ſind gegenüber den glänzenden Leiſtungen zu Land und zu Waſſer nicht nur völlig unbegründet, ſie ſind außerdem ein ſchweres Unrecht gegen unſere kämpfenden Brüder und Söhne und würden ein klägliches Zurückbleiben hinter der großen Zeit bekunden. 5 So gewiß wir daher Treue und Standhaftigkeit als Haupteigenſchaften deutſcher Art ſchätzen, ſo gewiß dürfen wir auch darauf vertrauen, daß jeder, dem Deutſcher zu ſein eine Ehre und ein Stolz iſt, ſeine Pflicht gegen das Vaterland auch bei der neuen Aufgabe erfüllen wird! K b. FH„ e.„ Der Weltkrieg. WTB. Großes Hauptquartier, 12. April.(Amtlich.) Weſtlicher Kriegsſchaupla⸗: Armentieres iſt gefallen. Durch die Truppen der Generale von Eberhardt und von Stetten von Norden und Süden umfaßt, ihrer Rückzugsſtraßen beraubt, ſtreckte die engliſche Beſatzung 50 Offi⸗ ziere und mehr als 3000 Mann— nach tapferer Wehr die Waffen. Mit ihnen fielen 46 Geſchütze, zahlreiche Maſchinengewe hre, große Munitions- mengen, ein Bekleidungslager und reiche andere Beute in unſere Hand. Nordweſtlich von Armentieres gewannen wir Raum. Weſtlich von Armentieres warfen die Truppen der Generale von Stetten und von Carlowitz nach Abwehr ſtarker, mit zuſammengerafften Kräften gegen Steenwerck geführter Gegenangriffe und nach erbitter— tem Kampf um die vierte engliſche Stellung den Feind in der Richtung auf Bailleul und Mervilla zurück. Merville wurde genommen. Auf dem Südufer der Lys erkämpften ſich die Truppen des Generals von Bernhardi den Ueber- gang über die Lawe und ſtießen bis an die Höhe von Merville vor. Gefangene, darunter ein engliſcher und ein portugieſi ſcher General, und mehr als 200 Geſchütze. Die Ueberwindung des verſumpften Trichtergeländes in und vor unſerer Ausgangsſtellung am 9. April ſtellte die höchſten Anforderungen an die Truppen aller Waffen niere, Armierun gsſoldaten und die hinte— ren Diviſionen hervorragenden Anteil. — entwickelten ſich heftige Artilleriekämpfe. Franz ſiſche F Moreuil anſtürmten, brachen unter ſchwerſten Ver— unſerer Hand, die ſpäter durch franzöſiſches feuer vernichtet wurden. b Von den anderen Kriegsſchauplätzen nichts Neucs Der Erſte Generalquartiermeiſter: Ludendorff. ö. . Auch auf feindlicher Seite hat man endlich den Mut gefaßt, den Ernſt der Lage öffentlich einzugeſtehen. Lloyd George und Asquith haben im engliſchen Unter— haus aus ihren ſchweren Sorgen kein Hehl gemacht und jetzt ſtimmt der Chorus der Londoner Preſſe mit ein. Man würde wohl nicht das Richtige treffen, zu glauben, daß die zur Schau getragene Beſtürzung allerwärts ein poli— tiſcher Kniff ſei, um die den Briten arg in die Quere kommende Mannſchaftsvorlage durchzudrücken. Bei Lloyd George mag dies ausſchlaggebend ſein, da dieſer ver wegene Spieler ja nun einmal doch alles auf eine Karte geſetzt hat, mit der er ſiegen oder ſtürzen wird. Die große Mehrheit iſt ſich aber jetzt völlig bewußt, daß die Offenſive Hin⸗ denburg mit ihren alle Erwartungen weit übertreffen⸗ den Erfolgen die britiſche Weltmacht bis in die letzten Hrundlagen erzittern macht. Die Ereigniſſe ſind ſo wuch— zig, daß die Schwindelpropaganda eines Northeliffe, auf, deren unfehlbare Wirkſamkeit Lloyd George gebaut hakte, in England ſelbſt nur noch Ekel hervorruft und daß man ſich ihrer ſchämt. Tatſächlich ſind die amtlichen engliſchen Berichte ſeit etwa acht Tagen wieder in einem weſentlich anderen Ton gehalten und nur die Franzoſen fahren ſort, ihre papierenen Siege zu erfechten. Die franzöſiſche Havas-Nachrichtenagentur betont, wenn es den Engländern nicht gelinge, die Deutſchen zu hin⸗ dern, bald da bald dort Boden zu gewinnen, dann werde die Lage kritiſch werden. Daß das gleiche für die Fran— zoſen gilt und für die berühmte„Manövrier-Armee“ des Generaliſſimus Foch. das veraißt Havas beizuſetzen. Die geſamte Beute aus der Schlacht bei Armen tieres beträgt nach den bisherigen Feſtſtellungen 290 060 der vorderſten Linie. An ihrem Gelingen haben Pio⸗ Auf dem Schlachtfelde zu beiden Seiten der Somme Regimenter, die auf dem Weſtufer der Avre weſtlich von luſten zuſammen und ließen 300 Gefangene in Artillerie- der politiſchen Welt in England. Lie ganze Zweckſetzung dieſer großen Reſervearmee iſt ja durch Hindenburgs überlegene Strategie über den Haufen geworfen, und ſtatt irgendwo einen entſcheidenden Schlag zu führen, muß Foch ſeine Streitkräfte nutzlos verzetteln, um mit Mühe und Not und unter ſchwerſten Opfern die völlige Durchbrechung der alliierten Front und ihre Aufrollung zu verhüten— oder wenigſtens möglichſt lange hinauszuſchieben, denn das Schlachten⸗ ziel Hindenburgs aufzuhalten, wird ihm nicht gelingen. Es wird nicht gelingen, denn die Lage der Eng⸗ länder iſt jetzt wirklich„kritiſch“ geworden durch den großen Sieg, den am 11. April die Generale von Eberhardt, von Stetten von Carlowitz und von Bernhardi im Artois errungen haben. Das ſtark befeſtigte Armentieres, dicht an der belgiſchen Grenze, war eine ſtändige Bedrohung unſerer Hauptſtellung in Lille. Dabei war es von der Front, ebenſo wie Arras, des Geländes wegen kaum zu faſſen, man konnte ihm nur durch Flankenangriſfe beikommen, die aber auch nur denkbar waren, wenn das Sumpfgebiet zu beiden Seiten überwunden war. Das iſt am 9. und 10. April durch die Armeen von Quaſt und Sixt von Armin(die fünfte und ſechſte, von denen wir in der großen Offen⸗ ſive gehört haben) erreicht worden. Und ohne Verzug wurde der Angriff von Armentieres durch die Generale von Eberhardt und von Stetten gleichzeitig von Norden und Süden vorgetragen und nach tapferer Gegen— wehr mußte der Reſt der engliſchen Beſatzung, 50 Offi⸗ ziere und 3000 Mann, die Waffen ſtrecken. Große Beute, darunter 46 Geſchütze, fiel unſeren Truppen in die Hand. Sogleich wurde aber auch die Verfolgung des Feindes ſortgeſetzt. Die Engländer wurden teils in nordweſtlichen Richtung gegen Poperinghe und Bail leul(12 Kilo⸗ meter nordweſtlich von Armentieres) zurückgedrängt, teils gegen Weſten zurückgeſchlagen. Gegen die hier vordrin⸗ genden Generale von Stetten und von Carlowitz warfen die Engländer neue Diviſionen, die von der Nord⸗ front eiliaſt entnommen waren. In ſcharfem Kampfe wurden ſie geſchlagen und die vierte engliſche Stellung gebrochen. Steenwerck, 5 Kilometer nördlich der Lys, iſt genommen. Auf dem linken deutſchen Angriffsflügel ſtieß General von Bernhardi gegen Nordweſten vor, überwand kämpfend die Lawe und drängte die Engländer zuf Merville auf dem nördlichen Ufer der Lys zurück, vährend gleichzeitig Truppen des Generals von Carlo⸗ pitz auf dem linken(nördlichen) Ufer der Lys von Oſten ber auf Merville zogen. Von zwei Seiten gefaßt, mußte der Feind das Städtchen räumen, das von unſeren Trup⸗ pen gegen Abend genommen wurde. Merville liegt etwa 23 Kilometer faſt weſtlich von Armentieres und 12—13 Kilometer nördlich von Bethune. Das Ergebnis der Schlacht von Armentieres iſt his jetzt, nach drei Tagen, neben einem Geländegewinn don etwa 320 Geviertkilometern eine Beute von über 20000 Gefangenen, mehr als 200 Geſchützen und reich— ichem Kriegsmaterial, von echtem großen Lager von Lebensmitteln uſw Strategiſch bedeutet der Fall von Armentieres die Abſchnürung von Ppern, das einer der feſteſten und wichtigſten Stützpunkte der engliſchen Front iſt oder war. Durch das Ueberſchwemmungsgebiet, das Mpern vorgelagert iſt, war es bisher unmöglich, die in ein ſtark befeſtigtes Lager umgewandelte Stadt anzu— greifen. Jetzt kann ſie von S üdweſten gefaßt werden; ihr Schickſal und damit das der engliſchen Nordfront iſt beſiegelt. Die engliſche Front iſt in Gefahr, in zwei Teile getrennt zu werden durch die gewaltige Offenſive bei Armentieres, die offenſichtlich die Meeresküſte zum Ziel hat. Der Tagesbericht hebt hervor, wie ſehr neben der kämpfenden Truppe die Pioniere, die Armierungs— truppen und die Reſervediviſionen zu dem glänzenden Erfolg beigetragen haben, die in fieberhafter Tätigkeit das zerriſſene, moraſtige, von waſſergefüllten Hranat— trichtern überſäte Gelände in ſeiner ganzen großen Aus- dehnung in erſtaunlich kurzer Zeit und mit Aufbietung der äußerſten Kraft für die nachrückende Artillerie benutz bar zu machen wetteiferten. Ehre und Dank ſei auch dieſen mackeren Truppen.— Vor Amiens ſind wei⸗ Fortſetzung auf der vierten Seite. * Nachmittags 4 Uhr: Kinderporſtellung Schneewittchen und die 7 Zwerge. Märchen in 6 Akten. 5 Karten nur an der Kaſſe: Sperrſttz 60 Pfg., 1. Platz 40 Pfg., 2. Platz 20 Pfg. Es empfiehlt ſich, Beſtellungen ſofort zu machen, da, weitere Düngemittel ſehr ſchwierig zu beſchaffen ſind. Hochachtungsvoll Leonhard Oehlenſchläger. werden. — Jeder Deutſche muß an dieſem Tage den Söhnen und Brüdern draußen im Felde den heißen Dant für die unvergleichlichen Heldentaten, für den ſiegreichen Schutz der Heimat abſtatten. Die Kriegsanleihe gibt dazu die beſie Gelegenheit. Darum muß jeder zeichnen, auch wenn er ſchon gezeichnet hat. Alle Zeichnungsſtellen werden nach der Kirchzeit geöffnet ſein. H eld en d anktag 9 Der 14. April iſt der Nationalzeichnungstag für die 8. Kriegsanleihe. Belr.: Landung von Flugzeugen. Bel der am Sonntag erfolgten Landung eines Flug⸗ zeugs wurde die Wahrnehmung gemacht, daß verſchiedene Ortseinwohner und namentlich Kinder auch außerhalb der Gemarkungs⸗ und Gewannwege und ſogar auf beſtellten Ein Jahr Krieg mit Amerika. 6. April 1917. wolf Monate ſind verfloſſen, ſeitdem die Vor. Staaten von Amerika uns den Krieg er⸗ klärten. Hat der Eintritt der Ver. Staaten in den Kreis unſerer Feinde unſere Lage im Kriege nachteilig beeinflußt? Sie haben ſchon während des ganzen Krieges unſeren Feinden gegenüber eine be⸗ freundete, gegen uns eize ſeindliche Neuzralität bewieſen. Unſere Feinde konnten aus Amerika beliebig viel Munition, Geſchütze, Rohſtoffe, Lebensmittel beziehen. Amerika hat ihnen ferner jeden Kredit eingeräumt, ihnen Sympathie⸗ beweiſe über Sympathiebeweiſe gegeben. Auf Deutſchland kam nichts aus dem Füllhorn amerikaniſchen Wohlwollens. So ſchuf der end— liche Eintritt Amerikas in den Krieg für uns keine ungünſtigere Lage, ſtellte uns wirtſchaftlich nicht ungünſtiger als vordem. In militäriſcher Hinſicht iſt ebenfalls der Eintritt Amerikas in den Krieg bisher für uns nicht fühlbar geworden. Zwar ſind inzwiſchen amerikaniſche Soldaten an der Weſtfront er⸗ ſchienen, haben teils als Arbeiter die nach Er— ſatz lechzenden gelichteten Reihen unſerer Feinde ergänzt, haben auch in vorläufig verſchwindendem Umfange als Kämpfer an der Weſtfront Verwen⸗ dung gefunden. Von einer entſcheidenden Unter⸗ ſtützung unſerer Gegner, von einem entſcheidenden Eingreiſen in den Kampf kann immer noch keine Rede ſein. Auch iſt infolge des Eintretens Amerikas in den Krieg eine ſtärkere Unter⸗ untzung unſerer Feinde mit Kriegsgerät nicht möglich geweſen; denn ſchon vor ſeiner Kriegs⸗ erklärung hat die amerikaniſche Räſtungsinduſtrie fieberhaft für unſere Feinde gearbeitet und ihnen geliefert, was ſie konnte. Eine Erhohung ihrer Leiſtungsfähigkeit hat ſich nicht bemerkbar ge⸗ macht; im Gegenteil erforderte die Mobiliſierung eines größeren amerikaniſchen Truppenkontingents zunächſt die Verſorgung des eigenen Heeres. Nur um eins ſind unſere Feinde infolge des Eintritts Amerikas in den Krieg reicher ge⸗ worden, das iſt die Hoffnung! Das amerikaniſche Heer ſoll in Zukunft das Kriegsgeſchick der Entente zum Guten wenden und die bisher vergeblich verſuchte Niederringung Deutſchlands ermöglichen. Laſſen wir unſeren weſtlichen Feinden dieſe Hoffnung und wenden wir uns der Frage zu, ob der Krieg mit Amerika uns Vorteile und unſeren Feinden Nachteile ge⸗ bracht hat. Amerika war uns von Beginn des Krieges an ein verſteckter Feind. Wir mußten aber, ſolange es nicht offene feindſelige Handlungen gegen uns beging, Rückſicht auf ſeine Neutralität nehmen. Wir haben uns vorübergehend in dem Gebrauch der U⸗Boot⸗Waffe durch Amerika behindern laſſen. Das U⸗Boot iſt diejenige Waffe, mit der wir dem Lebensnerv Englands zuleibe gehen. Mehr noch als unſere Land⸗ macht werden unſere U-Boote augenblicklich von den Engländern gefürchtet. Ohne dieſe Waffe war es unmöglich, den Krieg zu einem ſiegreichen Ende zu führen; denn die ganze Welt mit ihren unerſchöpflichen Hilfsquellen ſtand unſeren Feinden auf den von ihnen beherrſchten Seewegen zur Verfügung. Die über das Meer führenden großen Etappenſtraßen unſerer Feinde mußten geſtört werden, die Transporte von Lebensmitteln, Kriegsgerät und Rohſtoffen mußten unterbunden werden. Die freie Zufuhr des größten Lieferanten der Entente mußte auf⸗ hören! Wir waren gezwungen, uns zum un⸗ gehinderten U⸗Boot⸗Krieg zu entſchließen. Nicht dieſe Entſchließung, ſondern die Be ſorgnis einer engliſchen Niederlage war der innere Grund für den Eintritt Amerikas in den Krieg. Durch die Kriegserklärung Amerikas hörte jede Behinderung im Gebrauch der U-Boot⸗ waffe auf. Die Folgen ſpüren die feindlichen Heere und die feindlichen Völker; der Nachſchub ſtockt, weil ſeine Regelmäßigkeit unterbunden iſt. Die Verpflegung der feindlichen Völker iſt ge— ſtört, ihre Lebensmittelſchwierigkeiten wachſen. Sie beginnen am eigenen Leibe die Wirkungen des Hungers zu ſpüren, mit dem ſie uns auf die Knie zu zwingen gedachten. Uns kann ihre Hlockade nicht mehr ſchrecken, denn heute iſt des Bolſchewismus allein Deutſchland nicht mehr eine große, von Feinden umſtellte Feſtung. Wir ſind nach Oſten völlig ſrei. Unſere Grenzen im Oſten ſind nicht mehr gegen die Zufuhr abgeſchloſſen. Unſere ganze militäriſche Kraft aber können wir dem Weſten widmen. Immer empfindlicher werden die Wirkungen unſerer U-Boote auf unſere Feinde. In dem gleichen Maße, wie wir Vorteile erzielen, erwachſen den Feinden Nachteile. Gewiß iſt nicht zu verkennen, daß es den Amerikanern möglich ſein wird, nach und nach weitere Truppen und Kriegsgerät an die Weſt⸗ front zu bringen. Aber heute ſchreckt uns das nicht mehr. Der Zweifrontenkrieg iſt von uns überwunden, die Stärke der Oſtfront kann auf die Weſtfrout überführt werden. Die Nieder⸗ werfung unſerer öſtlichen Feinde hat uns in den Beſitz einer unüberſehbaren Menge ihres Kriegsmaterials, das gleichfalls im Weſten verwertet werden kann, geſetzt. Das Fazit des erſten Kriegsjahres mit Amerika ſieht bei uns auf der Paſſipſeite ein leeres Blatt, auf der Aktipſeite ein recht an⸗ ſehnliches Konto. Deutſche Truppen in Finnland. Durch die Landung deutſcher Truppen in dem ſüdſinniſchen Hafen Hangboe iſt ein neuer Abſchnitt in der Geſchichte des jungen finniſchen Staates eingeleitet. Es gilt hente, ſo ſchreibt die ‚Nordd. Allgem. Ztg.“, das eben erſt aus der Taufe gehobene Staatsweſen Finnland vor der großruſſiſchen Bolſchewiſtenflut zu retten, die ſich dank der eifrigen Förderung durch die Peterkburger Regierung mehr und mehr dem Herzen des Landes genähert hatte, nachdem ihr bereits der Süden zum Opfer gefallen war. In dieſer höchſten Not entſchloß ſich bekanntlich die rechtmäßige Regie⸗ rung, die vor den Bolſchewiki hatte flüchten müſſen, Deutſchland um Hilfe anzuruſen. Für Deutſchland lag um ſo mehr Grund vor, dieſem Hilferuf Folge zu leiſten, als ihm aus der Ent- wicklung der Dinge in Finnland eine doppelte Verpflichtung erwachſen war. In erſter Linie mußte Deutſchland darauf ſehen, daß die Ausführung des Friedens- vertrags, der gerade mit Finnland abgeſchloſſen worden war, nicht durch den Einfall des bolſche⸗ wurde. wiſtiſchen Großruſſentums, gefährdet Deutſchland fiel alſo hier die Aufgabe zu, dem jungen Staatsweſen mit der Exiſtenzmöͤglichkeit auch die Vorausſetzungen für eine loyale Er⸗ füllung der Friedens bedingungen zu ſchaffen. Darüber hinaus jedoch ergab ſich für Deutſch— land die Notwendigkeit, dem Bolſchewismus, deſſen Ziele die Revolutionierung der Welt iſt, eine Schranke zu ſetzen, wo auch immer es ſein mochte. Deutſchland erfüllt daher durch ſeine Hilfe an Finnland nicht allein das ſelbſt— mit dem Frieden die geordneten Lebensverhält⸗ ſache ins Geſicht ſehen, daß wir die Kriegsnot verſtändliche Gebot der Selbſterhaltung, ſon⸗ dern ſchiebt auch dem Drang der Bolſche— Trotzki ſelbſt hat in Breſt⸗ einen Riegel vor. tzli 0 ſonſt wiederholt dieſem Litowſk und auch fertigt, ja geradezu herausgeſordert. lands unter deutſchem Druck Bewegung des ausdehnungslüſternen wiſtiſchen Großruſſentums vollziehen wird, ſo ſind die Vorausſetzungen für dieſen Mißerfolg von ſeinen Führern geſchaffen worden. Deutſchland erfüllt in dieſer Entwicklung lediglich die Aufgaben, die ihm aus der Lage erwachſen ſind. * Das gute Gelingen der Überführung d Truppentransportes nach der Finnlands durch die der nördlichen Oſtſee und Finniſchen Meerbuſens iſt in erſter Linie der geſchickten und unermüdlichen Tätigkeit der Minenſuchverbände zu verdanken. Sie haben trotz vielfach ſchweren Wetters, Nebels und ſtarker Eisbehinderung wie bei der Oſelunternehmung wieder Vorzügliches geleiſtet. geſchickte Führung in Zuſammenarbeit mit den Sperr⸗ brechern hat das navigatoriſch i insbeſondere des Die ſehr ſchwierige Kleidern und Schuhen. Unſere große Schulden⸗ univerſalen Drang der von ihm verfochtenen laſt Ideen Ausdruck gegeben und ſo im voraus häusliches Leben jede Abwehr gegen den Bolſchewismus gerecht⸗ e ſein. Unſere Kinder ſind unſer höchſtes 8 Wenn ſich Gut E m. Unſere Kinder sind unſer höchſtes alſo in der nächſten Zeit auf dem Boden Finn⸗ Je de ee eine rückläufige 0 war imme Ne Uſige N„ jmmer am ſtärkſten in der N bolſche⸗ olk war immer am ſtärkſten in der Not. ſo Täuſchung ſein, wollten wir glauben, wir hätten f Maſenderan als Repreſſalie für die Behandlung 171 N; 0 5 73 Frnappheit wiki nach den ſkandinaviſchen Ländern beizeiten eee Anſteuern von Hangoe erleichlert. Die Stadt und die uhr vorgelagerte ſtark befeſtigte Inſel Ruſſarde waren noch im Beſitz der Roten Garde, und es mußte den vorliegenden Meldungen zu⸗ folge Widerſtand gegen das Einlauſen erwartet werden. Nach einer Fliegermeldung lagen im Hafen zwei in Betrieb befindliche U⸗Boote. Konteradmiral Meurer ließ daher am frühen Morgen des 3. April die an der Unternehmung beteiligten Linienſchiffe in gefechtsbereitem Zu⸗ ſtande an die Befeſtigungen heranfahren. Der vorausgeſandte Parlamentär konnte aber bald durch Sternſignale melden, daß die Inſel⸗ befeſtigungen nicht beſetzt ſeien, und die noch auf der Inſel befindliche Beſatzung der Roten Garde ſich bedingungslos ergeben hätte. Unter Führung. tshrecherhle Sperrbrecher er⸗ reichten mit Eisbrecherhilſe bald die erſten auf Torpedobooten eingeſchifften Stoßtruppen die Stadt Hangoe. Nach Auskundſchaftung des Hafens auf Minenfreiheit konnte mit dem Ein⸗ laufen der Transportdampfer begonnen werden. Auf der Inſel Ruſſaroe wurden als Haupt⸗ armierung 6 lange, moderne, amerikaniſche 23,4⸗Zentimetergeſchütze, gefertigt im Jahre 1914 und aufgeſtellt in den Jahren 1916/ö17, feſtgeſtellt. Dolitiſehe Rundſchau. Denſchland. * Die mangelhafte Verſorgung der Schweiz mit Brotgetreide und Futter- mitteln ſoll nach den Erklärungen der Ver⸗ bandspreſſe auf die angebliche Weigerung Deutſchlands zurückzuführen ſein, die Zufuhren ungehindert paſſieren zu laffen. Tatſächlich, ſo ſchreibt die„‚Nordd. Allgem. Ztg.“, hat die deutſche Regierung die Verſorgung der Schweiz mit Lebensmitteln in jeder Weiſe begünſtigt. Amerika hat aber von den in dem ſchweizeriſch⸗ amerikaniſchen Abkommen vom 5. Dezember v. J. zugeſagten 240 000 Tonnen Brotgetreide bisher nur einen geringen Bruchteil geliefert. Ein etwa eintretender Lebensmittelmangel in der Schweiz würde aber ausſchließlich auf die übelwollende zögernde und dauernd abſichtlich neue Schwierigkeiten ſchaffende Haltung der Entente zurückzuführen ſein. In dem Harzſtädtchen Benneckenſtein ſprach der frühere Reichskanzler Dr. Michaelis über Kriegs⸗ und Friedensnot und führte dabei u. a. aus: Es würde eine niſſe von 1914 wieder. Wir müſſen der Tat⸗ mit in den Frieden nehmen. Wir müſſen uns innerlich dazu rüſten, daß wir die Friedensnot ertragen ohne Murren. Unſer Leben wird auch nach dem Kriege noch unter Zwang ſtehen. Schmalhans wird Küchenmeiſter bleiben. Die wird bleiben, nicht heit und Teuerung nur mit der Ernährung, ſondern auch mit den wird uns zwingen zu einer ſtaatlichen maͤßigtere Kreiſe beteiligten. 1 ein Mißgriff der Polizei böſes Blut gemacht, 1 Graſen Mensdorf und ſehr viele andere Bel ſprechungen, die wir hier aufzählen könnten Sie ſind in der Logik der Lage begründet.“— Vielleicht hätte ſich das Genfer Blatt etwas, vorſichtiger ausgedrückt, wenn es beim Abfaſſen, des Artikels den Widerruf Clemenceaus bereits gekannt hätte. Holland. „ Zur Sßcherung der Volks ver ſorgung aus der Ernte 1918 ſoll nach einer Bekanntmachung des Landwirtſchaftsminiſteriums dieſe geſamte Ernte mit Beſchlag belegt werden, und zwar nicht nur diejenigen Erträge, die bereits im vorigen Jahre angefordert waren, oder für die bereits Höchſtpreiſe oder zugeſicherle Preiſe feſtgeſtellt ſind, ſondern auch alle ſonſtigen Erzeugniſſe, die ſich für die Beſitz⸗ ergreifung eignen. Unter anderem gilt dies für ſämtliche Arten von Saat für Land⸗ und Garten⸗ bau und Tabak und Hanf. Rußland. * Wie engliſchen Blättern zu entnehmen iſt, hat die Sowjetregierung beſchloſſen, die Stadt Petersburg wieder mit dieſem ihrem alten Namen zu bezeichnen, da die Anderung in Petrograd auf Einflüſſe zurückzuführen ſei, mit denen die Republik nichts zu tun habe. Der ruſſiſche Panzerkreuzer„Admiral Makarow“ aus dem Jahre 1906, 7900 To. groß, mit 10 ſchweren Geſchützen, lief am Ein⸗ gang des Hafens von Repal auf eine Mine und ſank. Der„Admiral Makarow“ lief 21 bis 22,5 Seemeilen und hatte im Frieden nahezu 600 Mann Beſatzung, über deren Schickſal bei dem Unglücksfall nichts bekannt iſt. Mameritc. * Nach New Yorker Blättermeldungen ſind die amerikaniſchen Truppen in Frankreich an die Front von Montdidier geſchickt worden. Die Regierung von Waſhing⸗ on erteilte die Ermächtigung zu der Mitteilung, daß 100 000 amerikaniſche Soldaten in den Kampf eingreifen werden. AMſten. * Die englandfeindliche Stim⸗ mung in Perſien ergreift immer weitere Kreiſe. Nach einer Meldung aus Teheran iſt die Empörung über die rechtswidrige Gefangen⸗ ſetzung des Führers der perſiſchen demokratiſch⸗ konſtitutionellen Partei, Prinz Suleiman Mirza, durch die Engländer und ſeine Verſchleppung nach Bagdad ſo gewaltig, daß unter dem Druck der öffentlichen Meinung ein engliſcher Konſul in der am Kaſpiſchen Meer gelegenen Provinz des angeſehenen perſiſchen Politikers ſeſtgeſetzt worden iſt. * Die„Times“ meldet aus Kalkutta, daß die Verhaftung anarchiſtiſcher Verſchwörer in Bengalen neuen Stoff zu politiſcher Agitation gegeben habe, woran ſich diesmal auch ge⸗ Namentlich habe die irrtümlich zwei Frauen verhaftet habe. Die Bewegung ſcheine ſich hauptſächlich gegen die drohende Einführung dauernder Ausnahme— Zwangsverwaltung der Rohſtoffe. Ein ſchlichtes, wird nach dem Kriege unſere Fier Wir Das deutſche Wir müſſen Kinder haben. nicht fürchten. dürfen Oßtorweich⸗Augartt. *Miniſterpräſident Clemenceau hat er⸗ klärt, Graf Czernin habe in ſeinen Aus⸗ in Wien wegen eines 5 logen. amtlich Südweſtküſte ninenverſeuchten Gewäſſer abgeſehen davon, daß Graf Czernin ſelbſtver— ſe, Frankreich habe edens angefragt, ge⸗ Demgegenüber wird in Wien nochmals feſlgeſtellt, daß der dem franzöſiſchen Kriegsminiſterium zugeteilte Graf Armand mit Grafen Revertore in Freiburg in der Schweiz eine Unterredung gehabt hat. Ganz führungen, als er behaupte dem ſtändlich unbedingten Glauben verdient, teilt auch das franzoſenfreundliche„Journal de Genĩve“(in Genf) mit:„Wenn Graf Czernin Herrn Clemenceau in Verlegenheit bringen wollte, in dem er deſſen entgegenkommende Schritte enthüllte, ſo hat er ſich ſehr getäuſcht. Dieſe Schritte ſind bekannt, ebenſo wie die Unterredungen des Generals Smuts mit dem wartet werde. Militärbefehlshaber, die dieſer geſetze zu wenden, deren Empfehlung in einem demnächſt veröffentlichten amtlichen Bericht er— Aus dieſen unklaren Meldungen geht hervor, daß man es in Bengalen für nötig hält, die drakoniſchen Maßregeln des 1914 ver⸗ hängten machen. 1 Velagerungszuſtandes dauernd zu Volks wirtſchaftliches. Metalle herans! Die Bekanntmachung da Tage für Eine richtungsgegenſtände aus Kupfer und Kupſer— legierungen, aus Nickel⸗ und Nickellegierungen, aus Aluminium und Zinn die Enteignung ausgeſprochen hat, darf auf verſtändnisvolle Befolgung bei unſerer Bevölkerung rechnen. Sie ſchließt an die früheren Maßnahmen der Beſchlagnahme an, überträgt aber unmittelbar das Eigentum an all dieſen Gegen⸗ ſtünden auf das Reich. Der bisherige Beſitzer iſt bis zum Zeitpunkt der Ablieferung nur noch Ver- wahrer und hat jederzeit die Abnahme zu ge— wärtigen. Einige Ausnahmen, wie ſie für Gegen⸗ ſtände von wiſſenſchaftlichem oder Kunſtwert zu— geſtanden ſind, werden in der Bekanntmachung ausdrücklich aufgeführt. Die Kontrolle über die Durchführung der Enteignung muß ſcharf ſein. Jeder Verſtoß zieht Beſtraſung nach ſich. Der Halbherr von Lubenow. nahmen an einem der kleinen Tiſche, die ab⸗ ſeits vom Spieltiſch ſtanden, Platz. von Langwitz winkte einem Kellner und beſtellte 21 Roman von Arthur Zapp. (Fortſetzung.) Schlohweißes Haar und ſeine gemeſſenen, vornehmen Bewegungen, ſowie die muſterhaft elegante Kleidung verliehen ihm etwas Impo⸗ nierendes und Vertrauenerweckendes. Niemand wußte etwas Näheres über Doktor Bär und ſeine Vergangenheit; man wußte nur, daß er Konſul irgend eines exotiſchen Staates war. Bei allen aber war der ebenſo würdevolle wie freundliche und liebenswürdige alte Herr beliebt und ſeine feinen Formen, ſein ſtets be— ſonnenes, taktvolles und die Lage be— herrſchendes Weſen gewannen ihm allgemeines Anſehen. Mortimer von Langwitz lipple einem der jungen Männer, die um den Spieltiſch ſtanden, auf die Schuller:„Nun, wie ſteht's, Herr Lubenow,“ redete er den jungen Mann an,— „im Glück heute?“ In dem hübſchen freun dlichen Geſicht des Angeredeten erſchien ein verbindliches Lächeln, als er den Regierungsreferendar erkannte: „Nein, Herr Varon,“ erwiderte er, dem Spiel⸗ liſch den Rücken kehrend.„Habe ſchon ein halbes Dutzend Kronen verloren. Das Spiel langweilt mich.“ „Auch ich bin heute nicht aufgelegt zum Spiel,“ erklärte der andere.„Kommen Sie, laſſen Sie uns ein wenig plaudern!“ Der bereitwillige Eifer, mit dem der junge Mann der Einladung ſolgte, bewies, daß ir lich von der Au a bes Barons ae⸗ rut ſchmeichelt fühlte. Die beiden jungen Leute Mortimer eine Flaſche Sekt. Nachdem ſie mit den ſchäumenden Kelchen angeſtoßen hatten, begann der Regierungsreſerendar die Unterhaltung. „Ich wollte Sie ſchon längſt um eine Ge— fälligkeit bitten, Herr Lubenow.“ Der Angeredete verneigte ſich leicht auf ſeinem Stuhl und ſein Geſicht ſtrahlte freudig.„Aber bitte, Herr Baron! Bitte ganz über mich zu verfügen.“ „Ich möchte Sie nämlich bitten, mir einmal Ihre Fabrik zu zeigen.“ Der Fabrikbeſitzer war aufrichtig erſtaunt: „Ich fürchte, Sie ſtellen ſich die Sache inte— reſſanter vor als ſie iſt, Herr Baron.“ Der Regierungsreferendar ſchüttelle energiſch mit dem Kopf und proteſtierte lebhaft:„Durch⸗ aus nicht. Ich bin vielmehr der Anſicht, daß ich da viel Jutereſſantes zu ſehen hekommen werde.“ Er lächelte.„Sie müſſen mich nicht für unpraktiſch halten, weil ich Juriſt bin. Wiſſen Sie“— er neigte ſich vertraulich zu dem höflich Aufhorchenden hinüber—„ich bin eigentlich ein ganz prakliſch veranlagter Menſch. Ich er⸗ innere mich noch ganz genau, daß ich als Kind eine Vorliebe für mechaniſche Arbeiten hatte— wirklich! So handhabte ich z. B. mit großer Vorliebe und ich kann ſagen auch mit einer gewiſſen Geſchicklichkeit die Laubſäge. Wenn Sie mich einmal mit Ihrem Beſuche beehren, kann ich Ihnen noch einige Werke meiner Kunſt zeigen, mit denen ich lünen eit meine Eltern und meine Schweſter zum Geburtstage oder zu Weihnachten beſchenkte.“ „Sie ſetzen mich in Erſtaunen, Herr Baron.“ „ Tatſächlich, mein lieber Herr Lubenow, ich bin ein techniſches Talent. Einmal habe ich ſogar als Bengel von vierzehn Jahren meine Taſchenuhr auseinandergenommen.“ Der junge Fabrikbeſitzer lachte:„Aber natür⸗ lich nicht wieder zuſammengebracht?“ „Oho! Sie unterſchätzen mich,“ erwiderte der Referendar, ſeine Augenbrauen mit komiſch ge⸗ ſpieltem Vorwurf in die Höhe ziehend.„Ich habe die Uhr wieder zuſammengeſetzt— bis auf ein paar Kleinigkeiten. Selbſt der Uhrmacher, der nachhelfen mußte, war erſtaunt. Wirklich, ich wäre für mein Leben gern etwas Praktiſches geworden, aber die Tradition— na, Sie wiſſen ja— Unſereiner hat ja keine Wahl. Entweder Offizier oder Juriſt... Doch laſſen wir das! Alſo ich darf einmal zu Ihnen hinauskommen?“ „Es würde mir ſelbſtperſtändlich eine große Freude ſein, wenn Sie mir geſtatten würden, Sie in meiner Fabrik herumzuführen.“ „Beſten Dank im voraus, mein lieber Herr Lubenow.... Was fabrizieren Sie eigentlich vorzugsweiſe?“ „Landwirtſchaftliche Ma ſchinen, Herr Baron.“ „Ah, das intereſſiert mich doppelt! Die hab' ich ja oft genug auf unſern Gütern in Tätigkeit geſehen..„ Wiepiel Arbeiter be⸗ ſchäftigen Sie?“ „Ungefähr ſechshundert Mann.“ „Der Referendar zeigte eine bewundernde N „ien Sie, daß ich Sie beneide, Herr M Monolel angeſchafft und trug Lubenow! Das denk' ich mir großartig, ſolch ein ganzes Regiment von Arbeitern zu kom⸗ mandieren und in einem ſo gewaltigen Betriebe der Herr zu ſein. Sie ſind wirklich beneidens⸗ wert, Herr Lubenow!“ Der junge Fabrikbeſitzer lächelte etwas ver⸗ legen. Daß die Bewunderung des jungen Ariſtokraten ehrlich gemeint ſei, erſchien ihm undenkbar. Er bildete ſich eigentlich auf ſeine Eigenſchaft als Fabrikbeſitzer nicht viel ein. Er hatte eigentlich einen anderen Ehrgeiz. Wenn er ſeinen eigenen Neigungen hätte folgen dürfen, wäre er Offizier geworden. Aber ſein Vater hatte es durchgeſetzt, daß er die techniſche Hoch⸗ ſchule beſucht und das Maſchinenfach ſtudiert hatte. Ihm imponierte die Vornehmheit mehr als die Arbeit, das Ariſtokratiſche mehr als das Schlichtbürgerliche, und ſeit er ſelbſtändig geworden, war es ſein größtes Beſtreben, mit jungen Kavalieren Verkehr zu pflegen, die keine andere Aufgabe zu kennen ſchienen, eis ihr Geld mit Eleganz auszugeben. Freilich oft blieb er bei der Nachahmung der Muſter vor⸗ nehmer Lebensführung, die er im Klub und ſonſt gelegentlich beobachtete, in den 1 0 ſtecken. Seine ihm vom Vater angeborene Natürlichkeit brach ſich Bahn und arbeitete ſeinen ariſtokratiſchen Neigungen entgegen. Er bekam es nicht fertig, mit den Klubdienern und anderen unter ihm ſtehenden Perſonen mit ſo eleganter Hexablaſſung umzuſpringen wie ſeine vornehmen Klubfreunde, und auch bei rein äußerlichen Dingen blieb er oft auf halbem Wege ſtehen. So hatte er ſich zwar ein es n dünnes .——— 7 8 Elſaß⸗Lothringen in Franhreich. Wie es den Elſaß⸗Lothringern, deren„Befreiung“ das vornehmſſe franzöſiſche Kriegsziel darſtellt, in Frank⸗ Sich ergeht, darüber lieſt man in der Feldzeitung der 5. Arme merkwürdige Dinge. „Ein elſaß⸗lothringiſcher Soldat“, ſo wird dort berichtet,„geriet im Januar 1915 in ruſſiſche Gefangenſchaft und ließ ſich von dort nach einem kranzöſiſchen Bevorzugten⸗Lager überführen. Er rat ſchließlich in die franzöſiſche Armee ein, wo zr als ehrloſer Deutſcher jetzt von den Fran⸗ zoſen als moraliſch minderwertig behandelt wird. Der folgende Brief gibt darüber Auſſchluß:„Ich will Ihnen freundlich mitteilen, daß ich noch immer geſund bin, denn ich bin jetzt wieder Soldat. Ich bin aber ſehr ſchlecht angeſehen und man nennt mich immer Boche. Ich bin froh, wenn der Krieg bald fertig iſt, daß ich wieder heimkommen kann, denn hier verliere ich allen Mut.“ Ein anderer Elſaß⸗Lothringer Musketier, der ebenfalls in ruſſiſche Geſangenſchaft geriet, aber entflohen iſt, ſagte aus:„Gleich nach der Gefangennahme wurdewovin u lager Darnitza(Rumänien) als E 2 herausgezogen und mit hundert Mann nach Odeſſa gebracht. Anfangs war alles ſo ziemlich ruhig. Schon nach einem Monat wurden uns verſchiedene Frageliſten folgenden Inhalts zum unterſchreiben vorgelegt: 1. Wer ſich in die franzöſiſche Armee, 2. in die Fremden⸗ legion, 3. zum Arbeiten nach Frankreich melden will. Es wurde natürlich alles Gute und Schöne verſprochen, und ſomit meldeten ſich 5 Mann in die Armee und 65 zur Arbeit nach Frankreich, während wir zu 30 Mann uns weigerten, unſere Unterſchrift abzugeben. Wiederholt wurden wir auf⸗ gefordert und zum Schluſſe durch ruſſiſches Militär zur Unterſchrift gezwungen, doch wir weigerten uns auch diesmal. Nun kam der Befehl, alle, auch die nicht unterſchneben haben, werden nach Frankreich geſchickt. Wir wurden alſo ins Lager gebracht. Hier kam die letzte Aufforderung, auch wieder unſere Weigerung, und wir 30 Mann kamen in Arreſt, wo wir uns Hiebe und Fußtritte gefallen laſſen mußten, doch am dritten Tage gelang mir und einigen Kameraden die Flucht.“ Von Nah und fern. Hanns v. Zobeltitz geſtorben. In Oeynhauſen ſtarb im 65. Lebensjahre Hanns v. Zobeltitz, der ältere der beiden Schriſtſteller⸗ Bruͤder Zobeltitz. Seine Romane ſchildern das Geſellſchaftsleben unſerer Zeit, das Leben des Hofes und der höheren Ofſizierskreiſe. Schändung deutſcher Kriegergräber durch die Franzoſen. Auf dem Kirchhof in Roye befindet ſich der Ehrenfriedhof des Königin⸗Auguſta-Garde⸗Grenadier⸗Regiments vom Jahre 1915/16 mit zwei ſchönen Stein⸗ die Leiterin dieſer Abteilung Übungsabende ein⸗ gerichtet, in denen den Türnerinnen der Tanz in ſeinen edleren Formen gelehrt wurde. Dieſer Unterricht fand jetzt ſeinen Abſchluß in einem Prüfungstanzabend, der wohlgelungen war und viel Beifall fand. über eine Million Kronen Diebes⸗ beute. In Prag erbeuteten Einbrecher in einer Gold⸗ und Jumwelengroßhandlung 200 000 Kronen Bargeld, vier Kilogramm hochkaraͤtiges Gold und Schmuckgegenſtände im Werte von 800 000 Kronen. Von den Tätern fehlt bisher jede Spur. Heizverbot für Nieveröſterreich. Laut einer Verfügung der niederöſterreichiſchen Statt— halterei darf in ganz Niederöſterreich einſchließ⸗ 7277 ͤ vb von den Deutich (Somme). en eroberte 1. Kathedrale von Noyon. 2. Rathaus von Bapaume. 3. Anſicht von Bapaume. 5. Rethaus von Peronne. im Randgebiet neue Diamantfundſtäften enk⸗ deckt worden, auf denen bereits Steine im Werte von je 10 000 Pfund Sterling, darunter ſolche von mehr als 70 Karat, erbeutet worden ſind. Die Peſt in China. Reuter meldet aus Schanghai: In Nanking kamen in drgzi Wochen 24 Fälle von Lungenpeſt vor. In den letzten 10 Tagen wurden keine Erkrankungen mehr feſt⸗ geſtellt. Ne. Paris im Kriege. dem Druck der unerbittlichen Notwendigkeit einen Aufſchwung genommen, die Zahl der Stadtbummler hingegen iſt ſtändig im Abnehmen begriffen. Beſonders angenehm iſt es, daß die vielen Kaffsehaushelden wie mit einem Schlage ver⸗ ſchwanden. Man hört jetzt nicht mehr, wie ſie auf der Terraſſe eines Boulevardkaffeehauſes in einem Atem das Bombardement von Berlin und ein Glas Wermut fordern. Auf beſonders geſchickte Weiſe mußte aber ein bekannter Pariſer Theaterdirektor, der wegen ſeiner vielen geſell— ſchaftlichen Beziehungen ſtets durch Bitten um „Angenehme“ Folgen der Luft⸗ angriffe. Während die Mehrzahl der franzöſtſchen Blätter ſich in den letzten Wochen immer wieder K 0 ME h Ortſchaften im UMWelten. 4. Blick auf Peronne 6. Peronne. 1 1 1 1 f l 8 venkmälern. Alle Verzierungen, eiſernen Kreuze und Inſchriſten ſind in roher Weiſe abge⸗ ſchlagen. Eine Inſchrift„den gefallenen Helden“ iſt in„den gefallenen Heiden“ umgeändert. Auf allen Mannſchaftsgräbern ſind die Eiſernen Kreuze auf den Grabſteinen in roher Weiſe zertrümmert. Die Deutſche Zentrale für Jugend⸗ fürſorge trat in Berlin zu ihrer Jahres haupt⸗ verſammlung zuſammen. Die Verwaltungskoſten betrugen nach dem Jahresbericht 200 000 Mark. Das Verſtändnis für die Jugendfürſorge-Arbeit iſt bei den Behörden und Organiſationen im weiteſten Umfange gewachſen. 162 Behörden, 178 Vereine und ſaſt 1000 Einzelmitglieder ſind der Zentrale angeſchloſſen. Die ſächſiſche Regierung für die Gemein⸗ ſchaftserziehung. Dem Sächſiſchen Landtag ging ein Regierungsentwurf zu, der die Gemein⸗ ſchaßtzerziehung in den Mittel- und Oberklaſſen der Gymnaſien, Realgymnaſien, Oberrealſchulen und Realſchulen ermöglicht. Tanzübungen anſtatt Turnen. Als Erſatz wegen Kohlenmangels ausſallender Turn— ſtunden der 1. und 2. Turnerinnen-Abteilung des Allgemeinen Turnvereins in Dresden hatte werden. Neuneinhalb⸗Uühr⸗Schluß der Londoner Theater. Die Theater und Varietés in London werden künftig vorausſichtlich um 9¼ Uhr ſchließen müſſen, um Kohlen zu ſparen. Sturm auf die Amſterdamer Bäcker⸗ läden. Im Amſterdamer Hafenviertel ſtürmte eine Anzahl Frauen die Bäckerläden und riß durch die zogen in Umzügen N weitere Straßen und verkündeten, daß ſie Bäckerläden plündern würden. In einigen Gegenden wurden ſie von der Polizei zurück— gedrängt, in anderen Bezirken dauern die Plünderungen fort. Papier aus Reisſtroh. Der Madrider Preſſe zufolge ſoll es einem Ingenieur in Tor— toſa gelungen ſein, ein Verfahren zur Her⸗ ſtellung von Papier aus Reisſtroh auszuar⸗ beiten, das namentlich für die ſpaniſche Induſtrie von größter Bedeutung werden ſoll. Es hat ſich bereits eine Geſellſchaft zur Ausbeutung der Die Frauen Erfindung mit einem Kapital von einer Million Peſetas gebildet. Nene Diamantfunde in einem Johannisburger Südafrika. Nach lich Wien vom 7. April ab nicht mehr geheizt über die 0 griffe auf die franzöſiſche Hauptſtadt erging, Freibilletts behelligt wurde, aus der„Ara der Gothas“ Nutzen zu ziehen. Wenn heute jemand Freibilletts verlangt, ſo erwidert dieſer verſtändige Theatermann mit folgendem Rundſchreiben: „Ich hätte Ihnen mit größtem Vergnügen die gewünſchten Sitze reſerviert, leider macht es mir aber mein Verantwortungsgefühl Inmöglich. Nehmen Sie an, daß eine Flugzeugbombe in mein Theater einſchläat und Sie tötet. Sie, an deſſen Anweſenheir im Theater ich allein die Schuld trage! Mit Recht würde Ihre Familie von mir Entſchädigungen fordern. Wenn Sie aber die Billetts an der Kaſſe kaufen wie alle Leute, ſo ſtehe ich außerhalb jeder Verant- wortung. Einzig aus dieſem Grunde konnte ich Ihrem liebenswürdigen Wunſch nicht ent— ſprechen.“ Man müſſe alſo auch im Falle der ſagen, daß ſelbſt das größte Übel ſeine an⸗ genehmen Seiten haben könne. 5 2 5—— N— 6 F eriehtshalle. Deſſau. Wegen umfangreicher eilte die Strafkammer den Bäckermeiſter Kr 5050 Mark Geldſtraſe, den Reiſenden zu 35 500 Mark, den Reiſenden Nagdeburg zu 19000 Mark, den Kauf⸗ mann Kunitz aus zu 14500 Mark, den Müller Roland Fiſſelbach bei Weimar zu 6600 Mark, den Müller Warnecke aus Kalbe an der Saale zu 3650 Mark und ſechs weitere Angeklagte t Die Entwirrung ar derart um- zur Beratung Gothas re Deſſau aus Hof Preiswu ſabrikauten Weidner zu 26700 Mar zienrat Karl Laubmann zu 10000 Mark und den Brauereibeſitzer Scherdel zu 9000 Mark Geldſtrafe. Warſchau. Der Geldwechsler Wahrmann aus Soſnowice wurde vom Krlegsgericht zu Warſchau iuggels zu 143000 Mark 5 ſein Helfershelfer Przewodnik zu 36 509 Mark Geldſtraſe verurteilt.“ t den Malz⸗ den Kommer⸗ Der Kleingärtner. Neufeeländer Spinat. Der Neuſeeländer Spinat dürfte genau wie das Mangold in keinem Schrebergarten fehlen. Er gehört zu den Pflanzen, die andauernd Gemüſe liefern. f l Vom Neuſeeländer Spinat pflanzt man Ende ſehr ernſthaften Folgen der Luſtan⸗ ſucht Clément Vautel im Journal! die Sache von einer möglichſt originellen Seite zu faſſen, indem er jene Folgeerſcheinungen bezeichnet, die als erfreulich bewertet werden müſſen: auch Erſcheinungen aus, die zu begrüßen ſind. die Brote an ſich, ohne Brotmarken abzugeben. ), zug Telegramm ſind „Die Beſuche der Gothas haben durchaus nicht ausnahmslos tragiſche Folgen. Sie löſen So kann z. B. feſtgeſtellt werden, daß in zahlreichen Pariſer Häuſern die herkömmlichen Reibereien oder ſtummen Feindſeligkeiten zwiſchen den einzelnen Mietern ein Ende gefunden haben. Die Mieter ſind häufig gezwungen, ſich in einem gemeinſchaftlichen Raum Keller— zu l meln, und ſo hatten ſie Gelegenheit, ſich r Erde näher kennen zu lernen. Man eſt, daß die Dame in der zweiten Etage gar nicht ſo boshaft iſt, wie man bisher glaubte, d außerdem gibt es unerwartete Zuſammen— ze auf den Treppen, und aus den ſo ver— Bekanntſchaften ergeben ſich Ver— lobungen und Heiraten. Eine weitere Folge iſt darin erblicken, man weniger außer dem Hauſe ſpeiſt. Hierüber wird wenigſtens ein Mann in Frankreich rück— haltlos erfreut ſein, nän der Ernährungs— miniſter Boret. Das lienleben hat unter erfreu⸗ 1 82 7 liche daß März 2—3 Samenkörner in kleine Töpfchen. Der harte, ſpitzkantige Samen keimt nur lang— ſam. Die Pflänzchen bleiben in den Töpfchen, bis ſie 4—5 Zentimeter groß geworden ſind, was ſo halben Mai der Fall ſein dürfte. Dann kommen ſie ins freie Land auf ein gut gedüngtes Beet. Sobald ſie gut angewachſen ſind, treiben ſie üppige, fette Ranken, und nun kann ohne Aufhören geſchnitten werden. Gekocht werden die Blätter und Zweigſpitzen, zubereitet wie Spinat. Kreſſeſalat kann man ſowohl im Sommer als im Winter zu beliebiger Zeit ziehen, und zwar in äußerſt kurzer Zeit. Man ſät die Kreſſe in Töpfe oder Kaſten, ſtellt ſie bei kaltem Wetter in das Wohnzimmer oder in die Küche ans Fenſter und hält ſie mäßig Der Samen keimt ſchon in 2—3 Tagen. Das Kraut wird geſchnitten, wenn es 10 Zentimeter hoch iſt. Die Pflanze erfordert vom Ausſäen bis zur Gebrauchsfaͤhigkeit die kurze Zeit von vier⸗ zehn Tagen bis drei Wochen. Möhren ſäe man in warmen Lagen ſs ſrüh wie möglich. Sie können ſehr gut Kälte ertragen und der Same liegt ſehr lange, ehe er keimt. Man nehme für das freie Land niemals Treibſorten und für Frühzucht keine Rieſen⸗ möhren. Am beſten eignen ſich zur Frühzucht die halblangen Sorten. ae e — Schnur über dem Rock, weil mehrere der im ſtlub verkehrenden Offiziere und Kavaliere be⸗ ſtändig ein Einglas im Auge balanzierten, aber er bekam es nicht fertig, das ſeinige ein⸗ einzuklemmen, weil es ihm erſtens unbequem war und zweitens weil es ihm widerſtrebte, ſeine Umgebung durch ein Glas mit verzerrtem Geſicht zu betrachten. Karl Lubenow verneigte ſich verbindlich auf ſeinem Stuhl.„Sie ſind ſehr liebenswürdig, Herr Baron... Wann darf ich Sie alſo er⸗ warten?“ Der Regierungsreferendar ſchaute eine Weile ſinnend in ſein Kelchglas, in dem die Kohlen⸗ ſäure perlend aufſtieg.„Wiſſen Sie, HerrLubenow,“ ſagte er jetzt,„da fällt mir eben ein, daß übermorgen das Armee⸗Rennen in Hoppegarten iſt. Da komme ich ja an Ihrem Etabliſiement vor⸗ über. Wenn ez Ihnen recht iſt, ſpreche ich bei dieſer Gelegenheit bei Ihnen vor. Vielleicht begleiten Sie mich dann nach Hoppe⸗ garten hinaus oder intereſſieren Sie ſich nicht für Wettrennen?“ „Doch— doch, Herr Baron,“ entgegnete der junge Fabrikbeſitzer eifrig und taſtete zu⸗ gleich mit ſeiner Rechten nach ſeinem Monolel, klemmte es ein paar Sekunden lang ein und ließ es dann wieder fallen.„Ich intereſſiere mich für jede Art Sport, am meiſten für den Rennſtzort.“ „Na alſo! Es bleibt alſo dabei: über⸗ morgen nachmittag.... Proſit, Herr Lube⸗ now!“ i Die beiden jungen Leute ließen fröhlich ihre Kelche aneinander klingen. 0 ſich die großen Etabliſſements der Firma Franz Lubenow. durch einen Vorgarten zu einem netten, zwei⸗ Kontorrͤumlichkeiten befanden. hohe Schornſteine rauchten und in uſw. arbeiteten. Die Fabrik war vor dreißig Jahren von Franz Lubenow, dem Vater Karl Lubenows begründet worden. Der Veranlaſſer aber und die Seele des Unternehmens war der Bruder des reichen Lubenow, Heinrich Lubenow, ein Maſchinentechniker, der zuerſt als Werkmeiſter, dann als Prokuriſt in der Fabrik tätig geweſen und dem zuletzt von dem Beſitzer ein Anteil an der Firma eingeräumt worden war. Franz Lubenow hatte ſehr wohl gewußt, daß in erſter Linie der unermüdlichen Arbeitskraft, der Umſicht und der Energie ſeines Bruders das raſche Aufblühen der Fabrik zu danken war. Heinrich Lubenow war ein ſchlichter Mann von geringer geſellſchaſtlicher Bildung, aber er beſaß einen ſcharfen, natürlichen Verſtand, einen weit⸗ ſchauenden Blick und eine Schaffensluſt, die ſich nie genug tat.... Die beiden Chefs befanden ſich in ihrem Privat⸗ Kontor, als Regierungsreferendar von Langwitz auf ſeinem Dogcart vorfuhr. „Dein Baron!“ rief der ältere und warf einen etwas ſpöttiſchen Blick auf den eilig und Von der Chauſſee gelangte man n. a des oberen Stockwerkes, als ſich ihm der junge ſtöckigen Hauſe, in deſſen Erdgeſchoß ſich die Dahinter kam zunächſt ein Hof, der zu den großen Fabrik⸗ gebäuden führte, auf denen Tag und Nacht denen Hunderte von Schmieden, Schloſſern, Stellmachern 2. freudig Auffahrenden. Schnell eilte Karl Lube⸗ Weit draußen im Oſten Berlins befanden no 3 ow auf die Chauſſee hinaus, um ſeinen Beſuch villkommen zu heißen. Der Referendar lüftete gerade grüßend den Hut nach einem der Fenſter ö J Fabrikbeſitzer näherte. „Haben Sie eine Schweſter, Herr Lubenow?“ fragke Mortimer von Langwitz mit Intereſſe. karl Lubenow warf einen Blick hinauf un mit der Hand. 9 0 Es iſt meine Kuſine Frieda, die meines Onkels und Mitinhabers der Tochter de Mein Firma, der hier oben ſeine Wohnung hat. Onkel wohnt ſchon ſeit vielen Jahren hier. Die Räumlichkeiten ſind zwar ein bißchen beſchränkt, aber er kann ſich nun mal nicht trennen von der Fabrik.“ Mit ein paar raſchen Worten unterrichtete er ſeinen Beſuch, während ſie dem Kontor zu— ſchritten, über die Bedeutung ſeines Onkels für die Begründung und das Gedeihen der Fabrik. Der Regierungsreferendar machte mit welt⸗ männiſcher Gewandtheit ſein Kompliment, als ihn ſein Klubzenoſſe nun dem„Onkel Heinrich“ vorſtellte. „Geſtatten Sie, Herr Lubenow,“ ſagte er, ſich lief verneigend,„daß ich Ihnen meine Be⸗ wunderung ausdrücke. Es iſt mir ſehr ſchmeichel⸗ haft, in Ihnen einen unſerer bedeutendſten Großinduſtriellen und einen Organiſator erſten Ranges kennen zu lernen. Ich beneide Sie um das dene Gefühl, das jedesmal in Ihnen auf⸗ ſteigen muß, ſo oft Sie einen Blick auf Ihre Schöpfung werfe N 1 eee 0 Ich habe leider weder Bruder noch Der Geprieſene machte eine Handbewegung, als we un er ſagen wollte:„Laß nur gut ſein! mt äußerte er:„Spaß! Wenn einem das nötige Kleingeld zur Verſügung ſteht, dann iſt's keine Kunſt, etwas zu ſchaffen.“ „Die Hauptſache bleibt doch immer der lebende Funke, der Genius und die Schöpfer kraft.“ Wieder machte der Beſcheidene eine ab⸗ wehrende Handbewegung und ging dann auf ein anderes Thema über. „Mein Neffe erzählte mir, Sie wollten ſich unſere Fabrik anſehen.“ Der Sprecher warf einen ſarkaſtiſchen Blick auf den eleganten jungen Mann.„Ich fürchte nur, die Geſchichte wird Ihnen nicht ſo kurzweilig vorkommen, wie Si vielleicht denken.“ Mit ſeinem verbindlichen Lächeln erwiderte der junge Mann ſogleich:„Ich denke im Gegenteil, meine Erwartuggen werden übers troſſen werden. Ich habe einen ſo großer. induſtriellen Betrieb noch nie in der Nähe geſehen.“ In den harten Zügen des mageren knochigen Geſichts des alten Herrn vibrierte immer noch ein Ausdruck von Sarkasmus. „In unſern Werkſtätten geht es aber etwas ſtaubig zu, Herr Baron.“ Der junge Mann lachte und auf den etwas derben Ton Heinrich Lubenows eingehend er⸗ widerte er:„Sie werden doch nich“ glauben, daß ich mich bor einem bißchen Staub fürchte. Eine Kleiderbürſte wird ja wohl den Schadens wieder gut machen.“ N De N Fortſetzung folat.) be⸗