5 N Danksagung. Für die vielen Beweise inniger Anteil- nahme während der Krankheit und beim Hinscheiden unserer nun in Gott ruhenden unvergesslichen, lieben Mutter, Grossmutter, Schwiegermutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Frau i Elise Eppel geb. Ringhof ferner für das überaus zahlreiche Geleite beim Gange zur letzten Ruhestätte, sowie für die Kranz- und Blumenspende sagen wir hierdurch unseren tiefgefühlten Dank. Ganz besonderen Dank der hochw. Geistlichkeit für den trostreichen Beistand, den ehrw. barmh. Schwestern für die liebe- volle Pflege und den Stiftern von Seelen- messen. Viernheim, 16. April 1918. Die tieftrauernden Hinterbliebenen: familie Eppel. Familie Knapp. Möbelhausdebr. Kaufmann Weinh eim Hauptstr. 140 Schlafzimmer 2 hell und dunkel Kücheneinrichtungen Pitch⸗pine und tannen, Telefon 141 Divans— Bettfedern. Ferner offerieren unſere Confection in Herren- und Knaben-Anzügen, Samte und Seide. Weisse Herren- und Knaben-Hemden Bodenteppiche und Bettvorlagen. ſowie einzelne Schränke. Zu den 1 verwenden nur Friedensware, für Matratzen ſowie für Betten Drell und Barchente. Kinderbettſtellen u. Kinderwagen Ulſter, Damen-Mäntel, Unterhemden, Unterhoſen. Bekanntmachung. Die am 23. v. Mts. erfolgte Verpachtung der Güter⸗ ſtücke des 1. Gutsverbandes(Wormſerheckenfeld) ift geneh⸗ migt. f Die Pächter werden hiermit aufgefordert, nunmehr bis längstens I. Mai d. J. zahlungsfähige Bürgen zu ſtellen, zu deren Eintrag die betr. Bürgſcheine auf hieſ. Rathauſe offen liegen. Viernheim, den 15. April 1918. Großherzogliche Oberfürſterei Viernheim. Groos. Bekanntmachung. Betr.: Fleiſchverſorgung. Nach der Verfügung Großherzoglichen Kreisamts Heppenheim vom 26. März 1918 ſiind auf die Fleiſchkarten in unſerer Gemeinde folgende Fleiſchmengen zu liefern: a. auf die Normalmarken ohne Aufdruck die jeweils aus⸗ zugebende Fleiſchmenge, jedoch höchſtens 150 Gramm. Kauf die Normalmarken mit dem Aufdruck„R“ die volle Fleiſchmenge von 150 oder 100 Gramm; „auf die Zuſatzfleiſchkarten mit dem Aufdruck„B= die Zuſatzmenge von 50 Gramm Fleiſch oder Wurſt; „auf die Zuſatzfleiſchkarte mit dem Aufdruck„S8 die Zuſatzmenge von 100 Gramm Fleiſch oder Wurſt. Die Fleischmenge nach pos. a. vorstehend beträgt für die laufende Woche für Personen über und unter 6 Jahren 75 Gramm. Betr.: Fettverſorgung. Freitag, den 19. April nachmittags von 5—6 Uhr wird an diejenigen Familien, die nicht hausgeſchlachtet haben, Feintalg an die Nr. 1000 bis 1200 der Lebensnmittelkarte abgegeben. Auf jede Perſon entfällt 50 gr. zu 22 Pfennig. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Beſchaffung von Heu und Stroh für die Heeresver— waltung. Im Laufe dieſer Woche werden den einzelnen Land— wirten Aufforderungen über Ablieferung von Heu und Stroh aufgrund der kürzlich durch die Gendarmerie erfolgten Auf— nahme zugeſtellt. Die Ablieferung der angeforderten Mengen hat am Mittwoch, den 24. April 1918 am Staatsbahnhofe zu erfolgen. Einwendungen hiergegen können bei uns micht erfolgen. Wir machen wiederholt darauf aufmerkſam, daß zum Streuen keinerlei Stroh verwendet werden darf. Auch für Schweine und Ziegen kann und darf kein Stroh zurückbehalten werden. Die Landwirte müſſen ſich daher mit Waldſtreu pp. durchhelfen. Auf die Verordnung des ſtellv. Generalkommandos 18. Armeek. vom 29. Dezember 1917, wonach die Verwei— gerung der Abgabe mit Gefängnis beſtraft wird, weiſen wir hin. Viernheim, den 15. April 1918. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Betr.: Das Feldherr raucht inge Hafer, Heu u. Stroh! Landwirte helft dem Heere! Gottesdienſt⸗Ordnung der israel. Gemeinde 20. April 8. Ijar. 75⁵0 Uhr 800 Uhr 400 Uhr 915 Uhr 9s Uhr 630 Uhr Perek 3. Sabbatt⸗Anfang „ Morgen „ Nachmittag 1 Ausgang Wochentag⸗Abend 5 Morgen Wochenabſchnitt: Achare K'doſchim. eee i i Die Vereinsbank Weinheim e. G. m. b. H. (gegründet 1867) Postscheckkonto Karlsruhe Nr. 1434 Fernsprecher Nr. 24. empfiehlt ihre Dienste zur Ausführung aller bankmässigen Geschäfte Braver Junge kann in die Lehre treten bei Schmiedemeister Stumpf Viernheim Hufſchmiede und Wagenbau. Mädchen entsprechend ihren genossenschaftlichen Grundsätzen zu durchaus entgegenkommenden Bedingungen. Oder alleinstehende Frau zur Aushülfe geſucht. Näheres im Verlag dieſes Tägliche Verzinsung. im provisionsfreien Scheck-Verkehr 30% für laufende Rechnung 3½0% für Spareinlagen und Einlagen 40%% Beéi grösseren Beträgen mit längerer Kündigungsfrist besondere Verein- barung. Stahlkammer vermietbare Schrankfächer verschluss der Mieter, zur wahrung Blattes. unter Mit- Aufbe-. ſiges Mündliche oder schriftliche Auskunft, Wertgegenständen aller 5 Art. ü Jährlicher Mietpreis Mk. 10.— Ausgedehnter Scheck- und Veberweisungsverkenl. auch in Bezug auf die Erwerbung der Mitgliedschaft, wird bereitwilligst erteilt. für ein hieſiges Ladengeſchäft ſofort geſucht. Von wem? ſagt die Exp. d. Blattes. See eee Stonographon-Vereſn„Gabelsbergor“ Mornbeim. Diejenigen Personen— Damen und Herren— welche an dem diesjährigen Anfänger- Lehrgang teilzunehmen beabsichtigen, wollen sich bis Samstag, den 20. d. Mts. bei dem Vor- sitzenden, Herrn Ratsschreiber Alter, melden. Der Vorstand. DE Bekanntmachung. Betr: Schutzmaßregeln gegen feindliche Fliegerangriffe. Da es nicht ausgeſchloſſen iſt, daß auch unſere Gemeinde von feindlichen Fliegern aufgeſucht und überflogen wird, iſt es durch aus notwendig, daß mit Eintritt der Dunkelheit auf eine möglichſt weitgehende Beſchränkung der Beleuchtung in den Straßen, an den Häuſern, ir den Fabriken und Bahn— höfen und in den Innenwohnungen hingewirkt wird. Deshalb werden wir alle einigermaßen entbehrlichen Straßen— lampen. inſoweit ſie nicht in den Straßenkreuzungen ange— bracht ſind, ausſchalten. Um halb 11 wird die ganze Straßenbeleuchtung gelöſcht; am Morgen unterbleibt jede Beleuchtung. Unſere Einwohner erſuchen wir recht eindring— lich, mit Eintritt der Dunkelheit jede Beleuchtung des Aeußeren der Häuſer, insbeſondere der Gaſtwirtſchaften, zu unterlaſſen, auch die Beleuchtung der Schaufenſter hat in Wegfall zu kommen. Die Innenbeleuchtung der Wohnungen und Ar— beitsräume, ferner alle Oberlichter ſind durch Anbringen von dunklen Vorhängen aus Stoff oder Papier oder dunklem Anſtrich der Scheiben abzublenden. Das gleiche wird er— reicht durch Herablaſſen der Rolläden oder Schließen der Läden. Es darf kein Lichtſchein aus den Gebäuden weder auf die Straße, noch in die Hofräume oder Gärten noch nach oben dringen. ö Wir erwarten, daß dleſen Anordnungen Verſtändnis und Beachtung entgegengebracht wird, damit wir nicht zu ernſten Maßnahmen veranlaßt werden und Strafanzeige er— heben müſſen. Bei Fliegerangriffen ſind folgende 4 Punkte zu beachten: 1. Ruhe iſt die erſte Pflicht, Verwirrung bringende Aufreg— ung iſt gefährlicher als Fliegerangriff. 2. Suche Schutz im nächſten Haus! Fort von der Straße! Fort von Haustieren und Fenſtern! Neugier iſt Tod! 3. Fehlt Häuſerſchutz, dann Niederwerfen in Gräben oder Vertiefungen. 4. Nachts kümmere dich um keinen Angriff! Wir erwarten, daß bei etwaigen Fliegerangriffen dieſe Verhaltung smaßregeln ſorgſamſt beachtet werden. Viernheim, den 15. April 1918. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Wer in Heddesheim etwas kaufen oder verkaufen will, inseriert mit Erfolg in der Heddesheimer Zeitung Anzeigeblatt des Bürgermeisteramts Heddesheim. s esd 8888888888880 20 2 9. 2 0 2 —n. Heddesheim, 17. April. Die Propaganda für die 8. Kriegsanleihe wurde am hieſigen Ort rege ent— faltet. Die Gemeinde-Sparkaſſe zeichnete diesmal 200 000 Mark, die Gemeinde aus der Gemeindekaſſe 40 000 Mark. Der vaterländiſche Sinn der Bewohner von Heddesheim hat ſich ebenfalls im ſchönſten Lichte gezeigt, ſodaß man erwar— ten kann, daß das Ergebnis der„Achten“ am hieſigen Ort gut ausfallen wird. Dieſen Dank waren wir unſeren tapfe— ven Feldgrauen aber auch ſchuldig, denn ſie ſicherten unſere Heimat, Haus und Hof vor feindlicher Vernichtung, daß wir unſerer Arbeit in Ruhe nachgehen und reichen Gewinn ein— bringen konnten. Wir haben die feſte Zuverſicht, daß die jetzt begonnenen Entſcheidungskämpfe uns bald den ehrenvollen, geſicherten Frieden bringen und unſere Lieben bald ſieggekrönt heimwärts ziehen können. Das walte Gott! eee beet ee eee In unſern Kindern liegt Deutſch⸗ lands Zukunft! Tragt alle bel zu Deutſchlands Spende für Säuglings⸗ und Kleinkinderſchutz! Hiernhe Erſcheint dreimal wöchentlich: Geſchüfts⸗ Anzeiger Dienstag, Donnerstag u. Samstag Bezugspreis: monatlich 50 Pkg. einſchl. Tragerlohn Gratisbeilagen: „Illuſtriertes Sonntagsblatt“, Wand— kalender und Fahrplan. e Organ Redaktion, Druck und Verlag: Vereins-Anzeiger Juſeratenpreis: Autsblatt der Großh. Bürgermeiſterei Viernheim e 115 amllichen euren 8 Behörden Viernheints und Umgebung. Inſerate finden in der Bürger-Zeitung wirkſamſte Verbreitung.— Für Wohnungsinſerate Ausnahme ⸗-Tarif. Joh. Martin, Viernheim, Rathausſtraße. Die 1 ſpaltige Petit-Zeile 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Beilagen im Gewichte bis zu 8 Gramm 9 Mk. furs Tauſend. Bei Klageerhebung kommt jeder Rabatt in Wegfall. . 40 Telefon 217 Samstag, den 20. April Telefon bfbber, mächfiger Sieg der Heimat! Das deutſche Volk hat den 8. Schlag glänzend pariert, es zeichnete 14½ Milliarden neue Kriegsanleihe, unſere Feinde werden zittern! Sonntagsgedanken. Kriegsfrühling. Frühling grüßt uns mit frohem Geſicht, und voll Zuverſicht ſchau'n wir den früchteverheißenden Segen wachſend und ſchwellend und kaoſpend ſich regen. O Land,— liebes deutſches Land,— der dir all das s e Hoffen beſchert, der weiß auch, was mehr noch dein Herz beſchwert, als die ſorgende Not um's künftige Brot.— Kämpfe und harre,— zu Seiner Zeit ſteht Er mit Himmelskräften bereit und ſchafft deinem heißen Ringen ſiegfroh Gelin gen! Wochenrundf chau. Von der Somme ſprang der deutſche Feuerfunker plötzlich an die Oiſe, von dort an die Lys, und jetzt ißt daraus eine richtige zweite Flandernſchlacht gewor— den. Zwei Armeen(Quaſt und Arnim) feſt aneinander geſchmiegt, ziehen den Halbkreisring um Ypern immer enger zuſammen. Derſelbe beginnt bei“ Fanghemark, genau nördlich von jener Hochburg engliſcher Verteidigung, zieh über die Höhen von Pasſchendaele, Baecelere, Ghelu— velt, Hollebeke, St. Eloi über die Douve hart am be— rüchtigten Kemmelberg vorüber nach Bailleul, Meterer und Merris, wo wir direkt vor Hazebrouck ſtehen. Nock ſteht vor uns eine ſaure Arbelt. Aber den Engländern kann es bange werden, namentlich nach der unmittel bar vorausgegangenen Schlacht an der Lys, wo wir nicht weniger als 20000 Gefangene(ſeit 21 März geger 120000) gemacht hatten. Und Foch? Statt ſeine groß— Neſerve Armee beieinander behalten zu dürfen, ſie nach allen Himmelsrichtungen verteilen, um und Spalten zu verſtopfen“. Wenn wir alſo auch noch lange nicht am Schluß der großen Weſtkämpfe ſtehen, ſo dürfen wir doch mit ſtolzer Genugtuung auf die letzte Halbjahrsbeute zu rückblicken. Ueber eine halbe Million Gefangene, 7246 Geſchütze, 20000 Maſchinengewehre, 300 Tanks, 630 Autos, 7000 Fahrzeuge, 800 Lokomotiven, 3000 Eiſen bahnwagen, 3 Millionen Schuß Artilleriemunition, 1100 Flugzeuge u. a. m. erbeutet. Das ſind gewaltige Zah len. Dazu kommen unabſelbrre Mengen an Pionier— geräten, Handfeuerwaffen, Gasmasken, Bekleidungsſtük— ken und Verpflegungsmitteln. Der Wert dieſer Beute— ſtücke wird auf rund 15 Milliarden Mark geſchätzt. Allein an Gummi und Kupfer haben wir ſo viel bekommen, daß der Heeresbedarf ür ein volfles Kriegsjahr gedeckt werden kann. Wieviele Milliarden zerſtörter Werte ha ben unſere Feinde in demſelben Zeitraum erlitten! Und doch denken Sie immer noch nicht an den Frieden. Kein Mittel laſſen ſie unverſucht, um zu ihrem Ver— nichtungsziele zu kommen. Weils nicht auf dem Wege ehrlichen Kampfes geht, laſſen ſie die Ränke ſpielen. Denn nichts anderes iſt der Fall Clemenceau-Czer— nin. Kaiſer Karl ſoll in einem Brief an ſeinen Schwager Sixt von Bourbon, jetzt in Marokko, von berechtigten An— ſprüchen Frankreichs auf Elſaß-Lothringen geſchrieben haben. Die Enthüllung hatte die Wirkung einer Bombe. Kaiſer Karl beeilte ſich wiedecholt, die Verſicherung abzu— geben, daß er ſo etwas nicht geſchrieben hätte. Im Uebrigen ſei der Brief rein privater Art geweſen. Die öſterreichiſchen Kanonen im Weſten würden Clemenceau die richtigen Antworten geben.— Das war gut. Wohl wäre der Brief beſſer nie geſchrieben worden. Aber wir freuen uns, daß die unerquickliche Epiſode den jungen Habsburger erſt recht auf unſere Seite herübergezogen hat. Leider mußte Graf Czernin, ein beredter An— walt des deutſch⸗-öſterreichiſchen Bündniſſes, über dieſen Stein des Anſtoßes ſtolpern. Doch hat der Kaiſer einen ebenſo deutſchfreundlichen Nachfolger an ſeine Stelle be— rufen. Baron Burian, der neue öſterreichiſch-unga— riſche Außenminiſter, ein Ungar, hat ſtets die Fahne der Bundestreue hoch gehalten. So haben unſere Feinde mit ihren Ränken auch diplomatiſch ſchlecht abgeſchnitten. Juszwiſchen ſchreiten die Dinge im Oſten au unſeren Anna Schoeler. „Löcher muß(*. Unſere heldenmütigen Truppen ſind trotz Eisfelder und Minen in Helſingfors, Finnlands Hauptſtadt, gelandet und haben unter dem Jubel der e der„Weißen Garde“ im Kampfe gegen die bolſche wiſt iſchen Mordbrenner die feſte deutſche Hand ge— reicht. Das vereinigte Baltenland, alſo nun auch noch Livland, Eſthland, Oeſel, hat dem deutſchen Kaiſer die Krone angetragen und wünſcht den engſten Anſchluß an dias Deutſche Reich, deſſen tapferen Heeren ſie ihre Erlöſung aus ſchwerſter Bedrängnis verdankten. neben gehen die Friedensverhandlungen mit Rumänien ihrem endgültigen Abſchluß entgegen. Daß dieſelben. für uns nicht ungünſtig lauten werden, hat man uns von zuſtändiger Seite aus verſichert. Ein gutes auf die wohlverdkente Wunde ſoll geben, das angeblich auf Grund des„Selbſtbeſtimmungs rechts der Völker“ ſeinen Anſchluß an Rumänien wünſcht Wir haben nichts 5 egen. Auch die Ukraine ſoll ſich auf den Standpunkt ſtellen, daß die Beßarabier nie zum rumäniſchen Staat gehört hätten. Inzwiſchen iſt der Reichstag zuſammengekreten. Er hat eine großſe Speiſekarte an Steuervorlagen, die 3179 Millionen Mark aufbringen ſollen, zu verdauen. Es iſt der dritte Steuergeſetzentwurf während des Kriegs, aufgebaut auf dem von Anfang an beobachteten Grundſatz der Kriegsfinanzierung, die einmaligen Reichsausgaben auf Anleihen zu nehmen und für die laufenden Ausgaben laufende Einnahmequellen zu erſchließen. Gunſten weiter. im diesjährigen Reichshaushalt einen. entſtehen laſſen, ſenden Koſten hat Fehlbetrag von 2875 Millionen Mark der in der Hauptſache auf die Verzinſung der Reichs— ſchuld, insbeſondere der Kriegsanleihen zurückzuführen iſt. Die Veſchaffung der neuen Deckungsmittel kommt daher in erſter Linie der Sicherſtellung der Verzinſung unſerer Anleihen zugute. Freilich darf man nicht glauben, daß es mit dieſer neuen Steuervorlage nun für alle Zeit getan ſei. Wie in den beiden letzten Jahren handelt es ſich auch dieſes Mal zunächſt darum, den bereits ein— getretenen Fehlbetrag zu decken. Die intenſive Krieg führung im Weſten, die uns nun den ſiegreichen Frie— den erzwingen ſoll, und die großen Verpflichtungen des Reichs nach dem Krie ge werden uns neue Steuern und Monopole bringen müſſen, wenn wir nicht einen Teil unſerer Schuldenlaſt durch eine Kriegsentſchädi gung auf unſere Feinde abwälzen, die die Verlänge kung des Kriegs durch die Ablehnung der Friedensange bote böswillig verſchuldet haben. So viel iſt ſicher: Auf dem Wege der Friedensentſchließßſung wer den wir nicht von unſeren Schuldverpflichtungen kommen und uns keine Steuererleichterung ſchaffen können. Dar über iſt man ſich jetzt auch in den Kreiſen der Mehrheits parteien klar geworden. Die rheiniſche Zentrumspartei hat ſich ſchon länger von der Entſchließung vom 19. Juli 1917 über den„Verſtändigungsfrieden“ losgeſagt Nun hat auch die„Freiſinnige Zeitung“, das partei amtliche Zentralorgan der Fortſchrittlichen Volkspartei, der Reſolution in aller Form den Abſchied gegeben und ſich auf den Standpunkt eines„Sicherung sfri ders“ geſtellt. Lolale Nachrichten. Den amtlichen bitten wir beſonders zu beachten. Teil in heutiger Nummer General 1918 ver Zuwider Die Wirtſchafts Eine Bekannt Tanzen verboten! Das Stellv. kommando 18. Armeekorps hat vom 26. März fügt, daß das Tanzen in Wirtſchaften verboten iſt. handlungen werden ſtrengſtens beſtraft. inhaber machen wir darauf aufmerkſam machung hierüber in nächſter Nummer. Das Lichtſpielhaus erfreut ſeine Beſucher morgen Sonntag mit prächtigen, entzückenden Films. Der ſtarke Beſuch der Lichtſpiele zeugt, daß Herr Faltermann in der Lage iſt, Großartiges zu bieten. Jeder kommt auf ſeine Rechnung, auch der, welcher weniger gut geſtimmt iſt. Ein Beſuch lohnt und verſchaſſt gute und heitere Stimmung. Die Fortſetzung des Kriegs mit ſeinen infolge der Geldentwertung wach— 1 1 bürgern nungen 600 000 M. dieſem hocherfreulich Da⸗ () Die achte Kriegsanleihe hat in unſe— rer Gemeinde zu einem vollen Erfolg geführt. Nach einer ieiſteramtlichen Bekanntmachung betragen die Zeich⸗ Die 7. Kriegsanleihe, die etwas über 2 5 t 1 n 5 71 8 200 000 erbrachte, iſt ſomit ganz gewaltig übertroffen. Zu en Ergebnis, das unſerer Gemeinde alle Hochachtung einbringt und auch bei unſeren wackeren Feld— grauen draußen in heißer Schlacht ein freudiges Echo wecken Pflaſter Be ßarabien ab⸗ N tätig landes bringt wir alle in Lambertl S. Kriegsat wird, gebührt Dank in erſter Linie den Vertrauensmännern, die die Bewohner aufrüttelten. Dank ferner unſern Behör⸗ mit Eifer zum Erfolg zu den und der Lokalpreſſe, die in Wort und Schrift waren, das nationale Werk krönen. Dadurch war es möglich geworden, daß auch die Zahl der Zeichner eine weit größere geworden iſt, als bei den frühe— ren Anleihen. Viernheim kann mit achte Vater⸗ Summen Stolz auf die Kriegsanleihe zurückblicken, es hat die Mahnrufe des gehört, die Zeichner haben freudig ihre gegeben, die aus allen Kreiſen der Bürgerſchaft nach Können gefloſſen ſind. Außenſteher hat es diesmal weniger gege— ben, ein Zeichen, daß auch jene den Ernſt der Zeit erfaßt haben. Das, was wir gegeben haben, iſt in ſicherer Hut, uns hohe Zinſen, wie es uns den Frieden näher bringen wird. Die Zukunft gehört unſerm Vaterland, dem Liebe und Treue angehören wollen, das walte Gott! Teilergebniſſe. Bei Herrn Bürgermeiſter Vertrauensmann für Kriegsanleihe, zeichneten 30 Einwohner die hübſche Summe von 90 000 Mark. Zu dieſem Erfolge kann man unſerm Herrn Bürgermeiſter gra tulieren. Der Ber trauensmann Herr Lehrer für 67 Zeichner Betrag, der von Kalt bewirkte 52 600 Mark, ebenfalls ein wirklich ſchöner rührigem Schaffen zeugt. Nach amtlicher Verlautbarung iſt Ergebnis der leihe vorläufig 14½ Millarden Mark. Die achte Kriegsanleihe. Wie man hört, ſind die Zeichnungen auf die 8. Kriegsanleihe, die offiziel] Donnerstag, mittags 1 Uhr, abgeſchloſſen wurden, im ganzen Reiche in ſo großer Zahl erfolgt, daß wiederum ein günſtiges Ergebnis erwartet werden darf. Die Mel— dungen der Vermittlungsſtellen werden in der Nacht vom Freitag zum Samstag bei der Reichsbank in Ber— lin zuſammengeſtellt. Aprilſchnee. Wärmemeſſer erheblich Morgen des 19. April deutſchlands ſtarker Nachdem am 18. geſunken war, ſetzte in einem großen Teil Südweſt— Schneefall ein, der mehrere Stun— den anhielt. Es iſt ein merkwürdiger Zufall, daß im Jahr 1917 genau am gleichen Tage ein ſtarker Witte— runaswechſel mit Schneefall eintrat.* () Karlsruhe, 17. April. Die Deutſchen Waffen— ind Munitionsfabriken Berlin-Karlsruhe haben nach Ab— ſchreibungen von 2 Millionen einen Reingewinn von 1297008“ Mark erzielt. Hievon ſoll 1 Million für Wohlfahrtszwecke und 1 Million zur Beamten- und Ar— 0 ilerunterſtützung verwendet werden. Vom Reſt wird eine Dividende von 30 Prozent wie im Vorjahr verteilt. () Karlsruhe, 17. April. Der 63jährige Fabrik— arbeiter Karl Drumm, welcher hier wohnhaft war, iſt in Wörth a. Rh. von einer Lokomotive überfahren wor den. Er erlitt ſtarke Kopfverletzungen, außerdem wurde ihm der linke Fuß abgefahren. In bedenklichem Zu ſtaude iſt der Verunglückte hieher gebracht worden. Mannheim, 17. April. Vor dem Schwurge— zicht hatte ſich die 24jährige Kriegerswitwe Charlotte Hanſert geb. Herrle aus Oggersheim wegen Mordver— uchs zu verantworten. Sie hatte auf ihren Liebhaber, inen Kaufmann, der das Verhältnis mit ihr löſen wollte, inen Revolverſchuß abgegeben; die Kugel blieb aber in dem Taſchenſpiegel des Kaufmanns ſtecken. Die An⸗ geklagte wurde wegen e zu 4 Jahren Hefänganis verurteilt. F April der gegen den Graf Czernins Rücktritt. Der Streit Czernin⸗Clemenceau hat einen wenig erfreulichen Abſchluß gefunden, indem Graf Czernin, der öſterreichiſch⸗ungariſche Mi⸗ niſter des Außern, um ſeinen Abſchied gebeten hat, der ihm von Kaiſer Karl bewilligt worden iſt. Es iſt kein Zweifel: Die Rede des Grafen Czernin an die Obmänner des Wiener Ge⸗ meinderats vom 2. April, in der er mitteilte, Clemenceau habe Sſterreich wegen einer Friedens⸗ möglichkeit angefragt, hat nun zu ſeiner Ent⸗ laſſung geführt. Clemenceau antwortete be⸗ kanntlich mit der Behauptung,„Das hat Graf Czernin gelogen,“ und dann, als Czernin näheres über die Verhandlungen Revertera⸗ Armand in Freiburg in der Schweiz mit⸗ teilte, am 6. April mit der Behauptung, Oſterreich nicht Frankreich habe die Initiative zu den Unterredungen ergriffen. Zugleich er⸗ innerte er Czernin an Friedensverſuche viel höherſtehender Perſonen als er ſelbſt. Graf Czernin blieb bei ſeiner Feſtſtellung, daß Frank⸗ reſich das Friedensgeſpräch begonnen habe, Clemenceau aber ſpielte am 9. April ſeinen Haupttrumpf aus, indem er einen Brief des Kaiſers Karl an ſeinen Schwager Sixt von Bourbon vom 31. März 1917 veröffentlichte, in dem Kaiſer Karl angeblich ſeine Zuſtim⸗ mung zu dem gerechten Anſpruche Frankreichs auf Elſaß⸗Lothringen ausſprach und in einem zweiten Schreiben erklärte, daß er mit ſeinem Miniſter einig gehe. Am 9. April reiſte Graf Hertling ins Große Hauptquartier ab; am 10. April wurde Czernin von Bukareſt nach Wien zurückberuſen. Am gleichen Tage drahtet Kaiſer Karl an Kaiſer Wilhelm und weiſt die „völlig falſche und unwahre“„erlogene“ Be⸗ hauptung Clemenceaus mit Entrüſtung zurück. Eine ſpätere amtliche Wiener Erklärung ſtellt feſt, daß der von Clemenceau veröffentlichte kaiſerliche Brief gefälſcht ſei. Die entſcheidende Stelle des Briefes hatte gelautet:„Ich hatte meinen ganzen perſönlichen Einfluß zugunſten der franzoͤſiſchen Rückforderungsanſprüche auf Elſaß⸗Lothringen eingeſetzt, wenn dieſe Anſprüche gerecht geweſen wären; ſie ſind es jedoch nicht.“ Am 12. April hatte Kaiſer Wilhelm geant⸗ wortet, daß es der Verſicherung Kaiſer Karls gar nicht bedurft hätte, da er in keinem Augen⸗ blicke darüber im Zweifel geweſen ſei, daß„Du unſere Sache in der gleichen Weiſe zu der Deinen gemacht haſt, wie wir für die Rechte Deiner Monarchie eintreten“. Graf Czernin hatte innerhalb ſeines Landes viele Widerſacher, deren Zahl ſich vermehrte, als er unter dem Eindruck der erneuten Kriegs⸗ erklärung der Weſtmächte, um den Sieges⸗ willen ſeiner Heimat zu ſtärken, mit Tſchechen, Polen und den Flaumachern abrechnete. Immer⸗ hin waͤre ſeine Stellung— unter der Wirkung des deutſchen Sieges im Weſten— kaum ſo ſchnell erſchüttert geweſen, wen ſein Angriff auf Clemenceau nicht unverlnet den Streit um den kaiſerlichen Privatbrief an Sixtus von Bourbon entfeſſelt hätte. Offenbar hat er von dem kaiſerlichen Handſchreiben an den Prinzen von Bourbon keine Kenntnis ge⸗ habt, als er das Duell mit Clemenceau be- gann. Der Kaiſer aber nahm es ihm übel, durch Czernins Angriff auf Clemenceau in einen unerquicklichen Streit gezogen worden zu ſein. Vielleicht, daß Czernin auch Sicherungen gegen die in Wien immer tätige und entſcheidende höͤfiſche Nebenpolitik verlangte, und, da er ſie nicht zu erhalten vermochte, es vorzog, ſeinen Abſchied zu nehmen. Jedenfalls iſt es bedauer⸗ lich, daß Graf Czernin ſich in dieſem Augen⸗ blicke von ſeinem Amte trennen mußte, da die Entente dieſen Abſchied als Triumph ihrer Sache und als Sieg Clemenceaus deuten wird, deſſen wankende Stellung dadurch eine unverhoffte Gelee e erfährt. i n der Sache freilich iſt der Verband nicht ſiegreich geweſen. Über Kaiſer Karls Friedens⸗ geſpräche, wie über die öſterreichiſchen Friedens⸗ geſpräche überhaupt können nun die Akten ge⸗ ſchloſſen werden. Die amtlichen Wiener Er⸗ klärungen ſind unzweideutig und bündig. Ihnen haben wir zu glauben. Wichtiger aber als die Vergangenheit iſt die Gegenwart. Der Spreng— verſuch Clemenceaus hat zu einer Feſtigung des deutſch⸗öſterreichiſchen Bündniſſes geführt. Die Antwort auf Clemenceaus Anwürfe geben, wie Kaiſer Karl treffend ſagt, die öſter⸗ reichiſchen Kanonen an der deutſchen Weſtfront. Feierlich haben Kaiſer Karl und ſein Staat ihre Treue zum Bündnis mit Deutſchland in klarſten Worten vor aller Welt beteuert, und Kaiſer Karl ſich mit Kaiſer Wilhelm darin ein⸗ verſtanden erklärt, daß Deutſchland und Sſter⸗ reich⸗klngarn die Pflicht erwächſt, die Feinde auf allen Kriegsſchauplätzen rückſichtslos anzu⸗ greifen und zu ſchlagen und ſo den ehrenvollen Frieden zu erzwingen. Und Kaiſer Karl ſchließt die Debatte mit einem Telegramm an Kaiſer Wilhelm, das kurz und bündig lautet:„Die Anſchuldigungen Clemenceaus ſind ſo niedrig, daß ich nicht geſonnen bin, mit Frankreich über die Sache weiter zu diskutieren. Unſere weitere Antwort ſeien meine Kanonen im Weſten.“ Graf Czernin. Clemenceau aber freut ſich kaum ſeines ver⸗ meintlichen Sieges. Wenn das alte Sprichwort recht hat, daß Unrecht hat, wer ſchimpft, ſo hat Clemenceau gewiß Unrecht; denn er erklärt: Es gibt Leute, deren Gewiſſen verdorben iſt. Kaiſer Karl verfällt, in der Unmöglichkeit, ein Mittel zu finden, das Geſicht zu wahren, darauf, zu ſchwatzen wie ein Irrſinniger. Jetzt iſt er gezwungen, ſeinen Schwager fälſchlich zu be⸗ ſchuldigen, indem er eigenhändig einen lügne— riſchen Text konſtruiert. Das amtliche Dokument führt dann eine Anzahl von Tatſachen an, die die Behauptung Clemenceaus ſtützen ſollten. Aber er bleibt noch immer die Beweiſe ſchuldig.— Für uns iſt der Streit erledigt. Für uns handelt es ſich nicht darum, was Kaiſer Karl ſchrieb und wie Clemenceau den Brief auslegte, ſondern darum, daß wir jetzt im Entſcheidungskampfe ſtehen. In Frankreich wird jetzt das Schickſal des Krieges entſchieden. Alle andern Fragen ſind demgegenüber nichtig. Dolitiſche Rundſchau. Deucſchland. * Die Regelung der türkiſch⸗bul⸗ gariſchen Grenzfragen, die ſich aus der Abtretung der Dobrudſcha an die Geſamt⸗ heit der Mittelmächte ergeben haben, wird unter Vermittelung des früheren Staatsſekretärs Dr. Helfferich, der den Reichskanzler vertritt, ſtatt⸗ finden. Dr. Helfferich hat im Großen Haupt— quartier mit dem Kanzler und der Heeresleitung über dieſe Fragen Rückſprache genommen. *Die zweite Leſung der Verfaſſungs⸗ vorlagen im preußiſchen Abgeord⸗ netenhauſe ſoll vom 30. April bis Himmelfahrt, die dritte von da bis Pfingſten durchgeführt werden, ſodaß die infolge der Ver— wurde faſſungsänderung erforderliche wiederholte Ab⸗ ſtimmung nach den Pfingſtferien ſtattfinden könnte. Eng land. »Das Geſetz betreffend die Dienſtpflicht in Irland iſt im Unterhauſe angenommen worden, nachdem ein iriſcher Zuſatzantrag, der ſie von der Zuſtimmung eines iriſchen Parlaments abhängig machen wollte, abgelehnt worden war. Die Regierungsvertreter verſprachen in feier⸗ licher Weiſe die Einführung der Selbſtverwaltung in Irland. Der Abgeordnete Devlin hatte zu⸗ vor den Bericht des Unterausſchuſſes der iriſchen Konvention vorgeleſen, der beſagt, daß es praktiſch unmöglich ſei, die Dienſtpflicht in Irland ohne Zuſtimmung und Mitwirkung eines iriſchen Parlaments einzuführen. In Irland iſt man nach wie vor ſeſt entſchloſſen, die zwangs⸗ weiſe Einführung der Dienſtpflicht mit allen Mitteln zu verhindern. Portugal. *Die Lage in Portugal iſt ſehr ernſt, wie eine hochſtehende Perſönlichkeit dem Mit⸗ arbeiter eines Pariſer Blattes mitteilte. Der neue Präſident betreibe unter dem Deckmantel neuer republikaniſcher Beſtrebungen eine ſcharfe Reaktion. Eine Unzahl Zeitungen ſeien ver⸗ boten, alle Verdächtigen, d. h. gerade diejenigen, denen man vorwerſe, die Republik begründet und Portugal in den Krieg getrieben zu haben, ſeien verhaftet worden oder würden ſcharf ver— folgt. Die republikaniſchen Propagandaklubs ſeien alle geſchloſſen worden. Im Lande beſtehe eine Schreckensherrſchaft. Muß land. *Der ruſſiſche Volkskommiſſar für Handel und Induſtrie teilt mit, daß die Verluſte Rußlands infolge des Friedens von Breſt— Litowſk folgende ſind: Geländeverluſt: 780 000 Geviertkilometer mit einer Einwohnerzahl von 56 Millionen. Das ſeien 32% der geſamten Bevölkerung Rußlands. Ferner habe man durch den Friedensſchluß eingebüßt 2150 Kilo⸗ meter Eiſenbahnen, d. i. ein Drittel des ge— ſamten ruſſiſchen Eiſenbahnnetzes; 73% der ge⸗ ſamten Eiſenerzeugung, 89% der geſamten Steinkohlenförderung. Auf dem abgetretenen Gebiet befinden ſich 268 Zuckerraſfinerien, 980 Tabakfabriken, 1665 Alkoholbrennereien, 244 chemiſche Fabriken, 615 Papierfabriken, 1073 Werkzeug⸗ und Maſchinenfabriken, 1800 Spar⸗ kaſſen uſw. uſw. Das neue Baltenland. Der vereinigte Landesrat von Livland, Eſtland, Riga und Oſel hat im Schloſſe zu Riga einſtimmig den Beſchluß gefaßt, den Deutſchen Kaiſer zu bitten, Livland und Eſtland dauernd unter militäriſchen Schutz zu nehmen und ihm ſerner den Wunſch auszuſprechen, daß aus Livland, Eſtland, Kurland, den vorge— lagerten Inſeln und der Stadt Riga ein ein— heitlich geſchloſſener, monarchiſch konſtitutioneller Staat mit einheitlicher Verfaſſung und Ver— waltung gebildet und an das Deutſche Reich durch Perſonalunſon mit dem König von Preußen angeſchloſſen werde. Als vor einiger Zeit der kurländiſche Landes⸗ ſcheiden. küken werden daher bei ihrer Preiszahlung auf die Der Zufammentritt des eſtniſchen Landes rates hatte am g., der des livländiſchen am 10. April ſtattgefunden, und man hatte darauf eine ge⸗ meinſame Landesvertretung gewählt, die den obenſtehenden Beſchluß faßte. Erfreulich iſt, daß die eſtniſche und lettiſche Bevölkerung in dieſer Vereinigung vertreten ſind, daß alſo alle Schichten der Bevölkerung ſich an der Kund⸗ gebung beteiligt haben. Drei Punkte treten in dieſer Kundgebung ſcharf hervor, einmal die Feſtſtellung der un⸗ trennbaren Zuſammengehörigkeit der baltiſchen Lande, einer Zuſammengehörigkeit, die ſich gründet auf gemeinſame Kultur, dann aber auch vor allem durch die geographiſche Lage bedingt iſt. Dieſes geeinigte Baltikum ſtellt ein lebens⸗ fähiges Gebilde dar, und in der Einigkeit iſt zugleich die Gewähr gegeben, daß die engliſchen Wühlereien in dieſem Gebiete ein Ende nehmen und das Land dauernd zur Ruhe kommt. Die Kundgebung des Landesrates, der Ver⸗ tretung aus allen Schichten der Bevölkerung zeigt, daß man erkannt hat, die Selbſtändigkeit des Baltikums könne nur gewährleiſtet werden durch eine feſte und dauerhafte Verbindung mit dem Deutſchen Reich und durch eine monarchiſch⸗ konſtitutionelle Verfaſſung und in ihrem Zeichen ſtehende Verwaltung. Die baltiſchen Provinzen erſtreben die Mög⸗ lichkeit ihrer inneren Selbſteinrichtung, das heißt alſo, einer völligen Lostrennung von Rußland, und einer politiſch auf neue Grundlagen ge— ſtellten Einrichtung im Innern. Das deutet darauf hin, daß von deutſcher Seite kein Druck ausgeübt worden iſt, und daß der Wille, ſich an Deutſchland anzuſchließen, nicht der Beſetzung des Landes durch die Deutſchen zu ver⸗ danken iſt. Die Kreiſe, die hier ſich für den Anſchluß an Deutſchland ausgeſprochen haben, ſind nicht auf Grund einer von Deutſchland voll⸗ zogenen Neubildung, ſondern auf Grund der Einrichtungen, wie ſie hiſtoriſch geworden ſind und unter der ruſſiſchen Herrſchaft beſtanden haben, zuſammengetreten. Ihr Beſchluß beſteht alſo zu Recht, und dieſe rechtliche Grundlage wird man überall anerkennen müſſen. Der Wille der hier zuſammengetretenen Landes- räte, der Wille des kommenden Staats- rates iſt der Wille der Beſten aus den baltiſchen Provinzen, und dieſer Wille wird von allen denen geteilt, die die für eine gedeihliche Entwicklung des Landes unabweislichen Not- wendigkeiten und reaſen Möͤglichkeiten begriffen haben. Der Beſchluß, der altes deutſches Kulturland wieder an Deutſchland angliedern und gleichzeitig dieſem angegliederten Land ſeine Selbſtändigkeit und eine ſichere Machtgrundlage gewährleiſten wird, kann nur aufs wärmſte be⸗ grüßt werden. Volkswirtſchaftliches. Gänſehöchſtpreiſe für das Jahr 1918. Die Feſtſetzung der Gänſehöchſtpreiſe für das Jahr 1918 wird ſich vorausſichtlich nicht weſentlich von der vorjährigen Regelung durch die Verordnung über den Handel mit Gänſen vom 3. Juli 1917 unter— Die Käufer von Gänſeelern und Gänſe— in jener Verordnung ſeſtgeſetzten Preiſe für lebende rat zuſammentrat, und an dieſer Tagung ſich auch eſtländiſche Vertreter beteiligten, wurde es ob dieſe eſtländiſchen Vertreter irgendwie be— wie ſchüchtern angedeutet wurde, der livländi⸗ ſchen Bevölkerung zu reden. Schon damals aber betont, daß Kurland, Eſtland und Livland eine Einheit bilden, und in der Folge iſt dieſe Auffaſſung noch ſchärfer herausgeſtellt worden. Erſtrebt wurde ein gemeinſamer Anſchluß an das Deutſche Reich; und das Hervortreten einer gemeinſamen Kundgebung war nur noch eine Frage der Zeit. Dieſe gemeinſame Kundgebung iſt jetzt ganz nahegerückt; denn die jetzt beſchloſſene Erklärung des vereinigten Landesrates von Livland, Eſt— land, Riga und Sſel bedeutet doch nur die Vorſtuſe zu einem gemeinſamen Staatsrat, und daß dieſer gemeinſame Staatsrat dann ohne weiteres das Vorgehen der einzelnen Landes⸗ räte billigen wird, iſt ohne weiteres klar. und geſchlachtete Gänſe Rückſicht nehmen müſſen, wenn ſie nicht Gefahr laufen wollen, beim ſpäteren i N 1. Verkauf der Gänſe erhebliche Nachteile zu erleiden. hier und da als höchſt zweifelhaft hingeſtellt, liche Na 3 Käſe aus Molkeneiweiß. In den letzten 11 f r 1 Monaten ſcheint die Verwendung von Moikeneiweiß rechligt ſeien, im Namen der Eſtländer oder gar, ape f für die Herſtellung von Käſe bei den Molkereien in größerem Umfange in Aufnahme gekommen zu ſein. Demgegenüber wird amtlich darauf hingewieſen, daß die Verwendung von Molkeneiweiß zur Her— ſtellung von Käſe unzuläſſig iſt. Ein derartig her⸗ geſtellter Käſe iſt kein Käſe im Sinne der Verord- nung über Käſe vom 20. Oktober 1916(R. G. Bl S. 1179). Seine Herſtellung iſt daher nach 8 5 Abſ. 1 dieſer Verordnung verboten. Dieſe Be⸗ zeichnung Käſe für ein ſolches Erzeugnis iſt als irre— führend anzuſehen. Auch vom Standpunkt der Nahrungsmittelchemie werden gegen die Ver wendung von Molkeneiweiß zur Herſtellung von Käſe Bedenken erhoben, da Quark bei längerer Lagerung reift, während Molkeneiweiß dann leicht in Fäulnis übergeht. . Der Halbherr von Lubenow. 6 Roman von Arthur Zapp. 1(Fortſetzung.) „Karl Lubenow brachte neuerdings hin und wieder einen Abend bei ſeinem Onkel zu. Nicht ſelten erſchien an ſolchen Abenden auch der Regierungsreferendar Mortimer von Lang— witz. Nach ſeinen gelegentlichen Außerungen ſchien Heinrich Lubenow von dem leichtlebigen 1 0 Baron keine hohe Meinung zu haben, einen geſellſchaftlichen Talenten aber ließ er nichtsdeſtoweniger Gerechtigkeit widerfahren. Eine Eigenſchaft beſonders beſaß der allzeit ſrohgelaunte, luſtige Regierungsreferendar, die ihn für Heinrich Lubenow zu einem ſehr er⸗ wfinſchten angenehmen Geſellſchafter machte. Er war ein hervorragend guter Skatſpieler. Es war eine alte Klage Heinrich Lubenows, daß er ſelten einmal einen Skatſpieler fand, mit dem es ſich lohnte zu ſpielen. In Mor⸗ imer von Langwitz aber hatte er endlich einen Gegner gefunden, der ihm an feiner, liſtiger Berechnung nichts nachgab und der ein geradezu unglaubliches Kartengedächtnis beſaß. Und da auch Karl und Frieda leidliche Kartenſpieler waren, ſo fand jetzt regelmäßig in der Woche bei Heinrich Lubenow ein Skatabend ſtatt. Den Abend leitete jedesmal ein kleines Eſſen ein, bei dem Frieda und Morlimer von Lang⸗ witz meiſtens die Koſten der Unterhaltung be⸗ ritten. Heinrich Lubenow halle immer ſein ke neee daran, wie Frieda dabei mit — dem Regierungsreferendar umſprang. Ja, die ä— ů ů ließ ſich nicht die Butter vom Brot nehmen, die hatte den Mund auf dem rechten Fleck. Es war ordentlich luſtig mit anzuhören, wie die beiden ſich ſtritten und faſt über jedes Thema anderer Meinung waren. Auch die Wahrnehmung, daß ſich dagegen zwiſchen Karl und Frieda faſt nie eine Meinungsverfchieden⸗ heit ergab, daß die beiden immer nachſichtig und duldſam gegeneinander waren, ſtimmte den alten Herrn ſehr zufrieden und erweckte in ihm die ſchönſten Hoffnungen für die Zukunft. Er blickte deshalb auch in angenehmer Erwartung auf, als ihn eines Vormittags im Kontor ſein Neffe in außergeſchäftlicher Weiſe anredete: „Du, Onkel, ich habe mich mit Frieda aus⸗ geſprochen.“ „So?“ Der alte Herr ſchmunzelte. freut mich. Ihr ſeid alſo einig?“ Der junge Mann machte ein verlegenes Geſicht, lächelte aber dann und erwiderte ent⸗ ſchloſſen:„Ja, Onkel, wir ſind einig. Wir ſind beide der Anſicht, daß wir nicht für einander paſſen und daß wir leider deinem und meines ſeligen Vaters Wunſche nicht nachkommen können.“ „Wa—as?“ Der alte Herr riß ſehr über⸗ raſcht ſeine Augen weit auf.„Ihr paßt nicht zueinander? Wie kommt ihr denn zu dieſer Entdeckung?“ Karl Lubenow zuckte mit den Achſeln. „Ja, das weiß ich nicht, Onkel. Tatſache iſt, daß wir uns nicht lieben.“ „Nicht lieben? Das ſoll wohl heißen, du liebſt eine andere?“ „Das 1 flog ein jähes Erröten. Aber er überwand die Verlegenheitsanwandlung raſch und geſtand mit einem etwas verlegenen Lächeln:„Das mag wohl ſein, Onkel.“ „So, ſo!“ Der alte Herr konnte ſeine Enttäuſchnng und ſeinen Arger nicht verhehlen, während er ſarkaſtiſch fragte:„Darf man vielleicht wiſſen, welche Schönheit meine Frieda bei dir ausgeſtochen hat?“ Der junge Mann trommelte etwas nervös mit der Hand auf der Schreibliſchplatte und betrachtete angelegentlich ſeine wohlgepflegten Finger, von denen zwei mit kostbaren, modern gefaßten Ringen geſchmückt waren. „Ich weiß nicht, ob ſie ſchöner iſt als Frieda,“ antwortete er zögernd, faſt verſchämt. „Ich weiß nur, daß ſie gleich am erſten Tage, als ich ſie kennen lernte, einen tiefen Eindruck auf mich gemacht hat.“ Auf ſeinen Wangen flammte purpurne Glut und ſeine Augen ſtrahlten die innigſte Empfindung wider.„Sie hat etwas echt Mädchenhaftes, etwas Schlichtes in ihrem Weſen und doch etwas wahrhaft Vor— nehmes—“ „Vornehmes? Aha!“ Heinrich Lubenow ſah mit einem ſpöltiſchen Blick zu ſeinem Neffen hinüber.„Wohl eine von deinen ariſtokratiſchen Bekanntſchaften?“ „Du kennſt ſie, Onkel, es iſt Baroneſſe Edith von Langwitz.“ „Die alſo!“ Ver alte Herr lächelte in ſeiner ſarkaſtiſchen Weiſe. Ein Urleil darf ich mir ja nicht erlauben, denn ich weiß ja von der fungen Dame eigentlich nichts weiter, als daß ſie leicht in Ohnmacht zu fallen ſcheint. Vielleicht ſind es gerade ihre ſchwachen Nerven, die ſie dir als ein Muſter von Vornehmheit erſcheinen Lubenow rungelte laſſen.“ Karl die Stirn.„Ich bitte dich, Onkel Heinrich—“ Der Altere unterbrach ihn mit einer be⸗ ſchwichtigenden Handbewegung.„Ich will ſie dir ja nicht verleiden. Bewahre! Biſt du denn ſchon mit ihr einig?“ Karl verneinte.„Ich habe ihr überhaupt noch nicht geſagt, daß ich ſie liebe. Ich bin mir ja ſelbſt erſt in dieſen Tagen darüber klar geworden, daß ich ſie lieb habe.“ „Und meinſt du, daß ſie dich nehmen wird?“ Ein Seufzer war die Antwort. „Das ſcheint mir doch noch ſehr fraglich,“ ſuhr Heinrich Lubenow eifrig fort, und wenn du auch auf dein Geld pochen kannſt, in ihren Augen bleibſt du doch immer der Plebejer und eine Heirat mit dir wäre für ſie und ihre vornehme Sippſchaft doch immer nur eine ſogenaunle Mes⸗ alliance. Und wenn ſie vielleicht wirklich denen Antrag annehmen, ſo würden ſie es ja doch nur tun, weil du eine gute Partie biſt und weil ſie vielleicht Grund haben, ſich nach einem reſchen Schwiegerſohn umzuſehen.“ Die Glut ſchoß dem jungen Fabrikbeſihor 4 noch heißer ins Geſicht und ſehr hitzig eulgeg- nete er:„Nein, Onkel, das ſollteſt du nicht ſagen! Der Baron iſt ein Kavalier vom reinen Waſſer und die Baronin erſcheint mir erſt 1 jedem unedlen Gedauken völlig unfähig, In Baroneſſe Edith denkt viel zu ideal, als ſie bei einer ſo eruſten, wichtigen Angelegenhenn f zlanes hat ö bringt. In bruar 1918 engliſche marine Arithmetik. Bei der Vorlegung des Marinehaushalts⸗ der engliſche Seelord Sir Erie Feddes mieder einmal England gerettet— mit Worten. Das ergibt ſo recht der Wortlaut ſeiner Rede, die die jetzt vorliegende Times“ Der größte Teil ſeiner Rede iſt aller⸗ dings für die Schaffung eines richtigen Bildes für die engliſchen Schiffsverluſte völlig unbrauch⸗ bar, da Geddes nach der hergebrachten Gewohn⸗ heit engliſcher Staatsmänner, ſoſern ſie nicht völlige Unwahrheit ſprechen, in Gleichungen mit zwei oder mehreren Unbekannten redet, die nicht zu löſen ſind. Auch die Redner des Hauſes waren daher nicht imſtande, aus ſeinen Angaben Honig ſaugen zu können. Wo er dagegen Zahlen gibt, die ſich kontrollieren laſſen, erweiſen ſie ſich unwiderruflich als ſalſch. So behauptet er, „die Hauptſache iſt, daß die allgemeine Richtung der Verluſte durch feindliche Wirkung ſich ſtetig beſſert. Der Verluſt an Weltſchiffsraum im Monat Februar iſt wenig mehr als die Hälfte des Verluſtes im Februar vorigen Jahres. den 5 Monaten bis zum 28. Fe⸗ iſt der Verluſt an Weltſchiffs⸗ mwmaum 100% geringer als in den entſprechenden 5 Monaten bis zum 28. Februar 1917“, von denen vier bekanntlich noch in die Zeit vor dem uneingeſchränkten U⸗Boot⸗Krieg entfallen. Wären dieſe Angaben richtig, ſo könnten ſie uns wohl bedenklich ſtimmen. Im Februar 1918 ſind aber bekanntlich 680 000 Tonnen, im Februar 11917 nach den Angaben unſeres Admiralſtabes 781500 Tonnen verſenkt worden, was eine Verminderung von 13 0%, aber nicht um faſt die Hälfte bedeute. Dieſe Behauptung des Sir Eric Geddes iſt alſo völlig falſch und nur zzur Irreführung der öffentlichen Meinung Eng⸗ lands aufgeſtellt. Die Unrichtigkeit der Geddeßſchen Zahl trilt noch deutlicher hervor angeſichts ſeiner zweiten 5 Behauptung, daß in den fünf Mongten vom Oktober 1917 bis Februar 1918 der Verluſt an ö Weltſchiffsraum um 10 9% geringer ſei als in f den entſprechenden fünf Monaten des Vorjahres vom Oktober 1916 bis Februar 1917, von denen nur der Februar bereits der Zeit des unein⸗ geſchränkten U-Boot⸗Krieges angehört. Aus den Angaben des deutſchen Admiralſtabes ergibt jahre. ſich aber, daß der Verluſt in den letzten fünf Monalen bis 28. Februar 1918 nicht wie Sir Eric Geddes behauptet, um 10 9% geringer, ſondern um 800 000 Tonnen oder rund 33% höher geweſen iſt als die Ver— luſte in den entſprechenden Monaten der Vor— Für dieſen„Irrtum“ ſtehen Sir Eric Geddes keine mildernden Umſtände zur Seite. Sir Eric Geddes hat, was ja allerdings die Welt nicht überraſchen wird, in ÜUbereinſtimmung mit der engliſchen Regierungspraxis mit dieſer ſeiner Behauptung einfach geflunkert trotz der böſen Worte, die engliſche Regierungs vertreter darüber in der Preſſe und im Parlament bereits zu hören bekommen haben. So ſchrieb das „Journal of Commerce“ vom 16. Februar zu ähnlichen Flunkereien, die ſich der Schatzkanzler geleiſtet halte:„Wann wird die Regierung begreifen, daß wir richtige oder gar keine Angaben haben wollen? Wann wird ſie begreifen, daß es wichtiger iſt, den Krieg zu gewinnen, als ihre eigene Stellung zu reiten?“ Dieſe Stimmen werden immer deutlicher werden, bis Lloyd George und ſein Kabinett ihnen müſſen. Handel und Verkehr. Deutſch⸗öſterreichiſch-ungariſcher Luftpoyſt⸗ verkehr. Im Finanzausſchuß der baheriſchen Kammer der Abgeordneten äußerte ſich der Verkehrs⸗ miniſter über den Luftverkehr der Zukunft und teilte dabei mit, daß die bayeriſche Poſtperwaltung ſich zurzeit mit der bayeriſchen Heeresverwaltung in der lUünlerſuchung der techniſchen und wirtſchaftlichen Fragen des Luſtpoſtverkehrs befinde. Bei den Be⸗ rechnungen werde eine Geſchwindigkeit von 200 Kilo— melern in der Stunde zugrunde gelegt. Er, der Verkehrsminiſter, habe den anderen deutſchen Poſt— verwaltungen vorgeſchlagen, in Beſprechungen über eine möglichſt einheitliche Geſtaltung des Luft⸗ verkehrs innerhalb des Deutſchen Reiches einzutreten. In Oſterreich⸗Ungarn ſind die Verhandlungen bereits zur endgültigen Entſcheidung geführt, ſodaß von —.———* 2* materiellen Intereſſen auch nur die geringſte Beachtung ſchenken würde.“ Der Altere nickte beſchwichtigend. „Nun, nun— mag ja ſein. Wie geſagt, ich kenne ja die Verhältniſſe nicht. Aber meine „Anſicht iſt: Art bleibt am beſten hübſch bei Art. Und ſch meine, die vornehmen Herrſchaſten ſehen unſereinen doch immer nur über die Achſel an und rechnen uns nicht für voll, wenn wir auch bis über die Ohren im Gelde ſtecken. Das kennt man. Na, wenn ſie dir einen Korb geben, nimm dirs nicht ſo ſehr zu Herzen. Dem jüngeren Mitinhaber der Firma Franz Lubenow gingen die Worte ſeines älteren Teil⸗ habers während der nächſten Tage viel im Kopf herum. Sollte Onkel Heinrich recht haben? Setzte er ſich einer Ablehnung aus, wenn er um die Baroneſſe anhielt? Ein Schauder durch⸗ tann ihn bei dieſem Gedanken. Er empfand es in allen Nerven, wie innig er bereits Edith von Langwitz liebte und wie unglücklich es ihn machen würde, wenn er für immer auf die Ver⸗ wirklichung ſeines heißeſten, ſüßeſten Wunſches würde verzichten müſſen. Ob ſie ſeine Liebe nicht erwiderte? So ſehr er auch über dieſe wichtige Frage nachſann, er konnte zu leiner recht befriedigenden Antwort kommen. Sie unkerhielt ſich nicht ungern mit ihm, dieſe Wahr⸗ nehmung glaubte er bereits gemacht zu haben. Auch daß ſie im Geſpräch mit ihm mehr aus ſich herausging, als ſie es bei der ihr eigenen Zurückhaltung fonſt in der Unterhaltung zu tun bflegle, und daß ihre Anſichten in vielen Dingen ſihereinſtimmten— davon glaubte er ebenfafls überzeugt ſein zu können. Aber war das ſchon weichen Wohl noch niemand hat ausgerechnet, wie oft bei einem erfolgreichen witzigen Luſtſpiel im vornherein mit einem ſür das Deutſche Reich und Oſterreich⸗Ungarn gemeinſamen Luftpoſtperkehr ge⸗ rechnet werden lönne, eee Hutier und Ludendorff. Der Valer des Generals Hutier, der ſich im Weſten und Oſten ausgezeichnet hat, war Ingenieuroffizier in der damaligen Feſtung Erfurt. Er war verheiratet mit einer geborenen Ludendorff, der Schweſter unſeres Erſten Generalquartiermeiſters. Der Vater des Generals wurde 1866 ſchwer ver⸗ wundet. Er kämpfte 1870 gegen Frankreich, mußte jedoch krankheitshalber nach der Schlacht bei Gravelolte ſeine Stellung als Kommandeur der Ingenieure und Pioniere des 9. Armee⸗ korps aufgeben. Sein älteſter Sohn fiel als 17jähriger Fähnrich bei Gravelotte. Oskar 5 Hutier ſelbſt iſt der dritte Sohn des Oberſten Hutier. Die Kriegsteuerungsbezüge an die Be⸗ amten im Reiche und in Preußen ſind mit Wirkung vom 1. April 1918 erhöht worden. Gleichzeitig ſind die Erlaſſe an die einzelnen Reſſorts bereits ergangen. Soweit die Aus⸗ zahlung der erhöhten Teuerungszulagen in einzelnen Fällen noch nicht erfolgt ſein ſollte, dürfte ſie in allernächſter Zeit zu erwarten ſein. Flandern⸗ Bibliothek der Stadt Rüſt⸗ ringen. Eine ſtattliche Feldbücherei von 787 Bänden hat die Stadt Rüſtringen dem Marinekorps in Flandern geſtiftet. Die Bücherei wurde von der Königlichen Bibliothek in Berlin nach den Wünſchen der Stadtverwaltung zu⸗ ſammenteſtelll. In dieſen Tagen ein traf Schreiben des Kommandos des Marinekorps bei der Stadtverwaltung ein, in dem Admiral von Schröder der Stadtverwaltung wärmſten Dank und beſondere Anerkennung für die Stiftung ausſpricht. Das von Räſtringen ge⸗ gebene Beiſpiel ſollte bei anderen Städten Nachahmung finden. Die ſächſiſche Fiſchzucht im Kriege. Über die Verhältniſſe in der ſächſiſchen Fiſch⸗ zucht zur Ktiegszeit werden intereſſante Einzel- heiten veröffentlicht. Durch die Steigerung aller Lebensmittelpreiſe im Inland wurden natürlich auch die Preiſe für Fiſchfutter und ſeine Beſchaffenheit nichts weniger als günſtig beeinflußt, ſo daß die Erzeugung von Satz⸗ und Speiſefiſchen zurückging. Heute iſt es den Teichwirten nicht mehr möglich, die frühere künſtliche Fütterung durchzuführen, wenn ihre Betriebe gewinnbringend arbeiten ſollen, und daher begnügt man ſich mit dem in den Teichen enthaltenen Naturfutter, das natürlich nur zur Auf— zucht einer bedeutend verminderten Fiſchmenge reicht. In Sachſen waren erfreulicherweiſe die Witterungsverhältniſſe 1917 für die Über⸗ winterung der Satzfiſche und für die Aufzucht der jungen Brut ſehr gut. Ebenſo kann ge⸗ meldet werden, daß die Fiſchkrankheiten und das Fiſchſterben nicht übermäßig zugenommen haben. Trotzdem war der Apparat der Elb— fiſchereien im Jahre 1917 nichts weniger als großartig. Aus dieſem Grunde und im Hinblick auf den Lebensmittelmangel hat das ſäͤchſiſche Miniſterium des Innern das Fiſchen in der Elbe auch während der geſetzlichen Schonzeit freigegeben. Was koſtet das Lachen im Theater? Theater gelacht wird. Es gibt aber Leute, die dieſes Kunſtſtückchen ſertigbringen. So ſaß dieſer Tage, dem Hamb. Fr.⸗Bl.“ zufolge, im Kaſſeler Hoftheater ein Herr und machte bei jedem Lachen, das durch das Haus ging, einen Strich. Nach Schluß der Vorſtellung(es wurde das Luſtſpiel„Meine Frau, die Hofſchauſpielerin“ gegeben) ergab ſich, daß das Publikum 175 mal fröhlich und laut gelacht hatte. Daraus ergibt ſich, von drei Mark angenommen wird, daß den Zeit ſo ſeltene Lachen auf den niedrigen Preis von zwei Pfennig kommt. Allerdings ſoll dieſe Feſtſtellung nicht etwa beſagen, daß nun die Theater ihre immerhin recht hohen Eintritts— preiſe aufbeſſern ſollen, um auch das— Lachen zu verſteuern! Gerhart Hauptmann als einziger Wähler. Bei der Wahl für die Agnetendorſer Gemeindevertretung kam in der erſten Wahlklaſſe ſchuld. Der Dichter, der in Agnetendorf H. dem beſtehenden Gemeindewahlrecht der einzige Wähler in der erſten Abteilung. Einen ſehr großen Teil des Jahres weilt er nicht in Agnetendorf, und ſo auch nicht am Tage der Wahl. Damit fiel die ganze erſte Abteilung bei dem Wahlakt aus. 40 000 Mark unterſchlagen. In Roſen⸗ heim iſt der Leiter der Lebens mittelſtelle, in der Hohe von 40 000 Mark verübt hat, ver⸗ haftet worden. „Hofmannſche Tropfen“. Ein Erinnerungsblatt. Der berühmte am 5. Mai 1892 geſtorbene Chemiker der Berliner Univerſität Auguſt Wil⸗ helm v. Hofmann, der Entdecker des Anilins und der übrigen Teerfarbſtoffe, deſſen 100. Ge⸗ burtstag Anfang April war, ſtand, wie bekannt, in beſonders nahen Beziehungen zu dem nach⸗ maligen Kaiſer Friedrich III.; ſo hatte er beiſpielsweiſe der Kaiſerin Friedrich als Kron⸗ prinzeſſin Unterricht in der Chemie erteilt. Aber auch Kaiſer Wilhelm J. hatte dem großen Ge⸗ lehrten ſeine Gunſt zugewendet, und er zog ihn hin und wieder in ſeine Nähe. Namentlich wenn eine neue Entdeckung über die Grenzen der geſellſchaft darüber Vortrag zu halten. So erging auch einmal an Hofmann der Auftrag, bei einer Abendgeſellſchaft im Palais am 16. Januar 1879 einen Experimentalvortrag über die Verflüſſigung der Gaſe zu halten. Der Forſcher beſchloß, den Verſuch der Verflüſſigung der Kohlenſäure, den er alljährlich in Vorleſungen anſtellte, bei dieſer feierlichen Ge⸗ legenheit vorzuführen. „Die kaiſerliche Familie,“ ſo erzählt Hoſmann ſelbſt,„war zugegen. Seit dem ſcheußlichen erſten Male wieder geſprochen; er trägt den Arm noch in der Binde. Im übrigen iſt er mir ganz unverändert erſchienen. Seine herzgewinnende ſtehlichen Zauber. Im Verkehr mit militäriſchen Umgebung nimmt ſeine Freundlich⸗ keit gelegentlich den Charakter ſchalkbafter Laune an. Als die Geſellſchaft am Schluß der Vor⸗ leſung an den improviſierten Experimentiertiſch berantrat, um ſich den übriggebliebenen Vorrat von ſtarrer Kohlenſäure anzuſehen, hatte Dr. auſmerkſam gemacht, daß man den Kohlenſäure⸗ ſchnee nur loſe zwiſchen den Fingern halten darf, weil ſonſt die Abkühlung zu ſtark iſt. wenn im Durchſchnitt ein Eintrittspreis Beſucher eines Luſtſpieles das in der heutigen Warnung überhört hatte, ein Stück der Kohlen⸗ ſäure in die Hand.„Sie müſſen feſter zufaſſen, lieber Graf,“ ſagte der Kaiſer,„ſonſt fühlen Sie nicht.“ Die Folge war begreiflich, daß der treffliche General durch einen leichten Auſſchrei und eine mehr als lebhafte Handbewegung die Geſellſchaft in Heiterkeit verſetzte. Auch als wir uns nach dem Schluſſe der Vorleſung zum Tee ſetzten, gab der wieder eine Probe ſeines köſtlichen Humors, aber auch ſeiner ſcharſen Beobachtungsgabe. Ich hatte mich begreiflich gehütet, in der Vor⸗ leſung vor ſo hoher Geſellſchaft unliebſame Düſte zu verbreiten, wie mir das früher ein— mal bei einer ähnlichen Gelegenheit war. Ohne einen mäßigen Atherverbrauch bei den Gefrierverſuchen ließen ſich aber die Er— ſcheinungen doch nicht zuſtande bringen.„Wir ſind,“ ſagte der Kaiſer beim Tee,„unſerem Profeſſor noch zu beſonderem Dank dafür ver— pflichtet, dag unſere Naſen während der ganzen Vorleſung ſo glimpflich weggekommen ſind. Ein wenig,“ ſügte er mit dem Finger ſchalklhaft drohend hinzu,„ein wenig hat es doch nach 7 f Hofmannichen Tropen gerochen.“ eine Wahl nicht zuſtande, und daran iſt Gerhart eine Villa beſitzt, iſt bei der Einteilung nach Magiſtratsſekretär Kugler, der Unterſchlagungen chemiſchen Welt hinaus Aufſehen erregte, wurde Hofmann aufgefordert, vor einer geladenen Hof⸗ ſeinen Mordanfall habe ich den Kaiſer geſtern zum Freundlichkeit übt nach wie vor ihren unwider⸗ ſeiner Will(der Aſſiſtent Hofmanns) den Kaiſer darauf Gleich darauf nahm Graf v. d. Goltz, der die paſſiert Der Kaiſer hatte in dem Ather ſchnell einen weſentlichen Beſtandteil des bewährten Haus⸗ mittels erkannt. Herichtshalle. München. In der Nacht zum 24. März hatte Geheimrat v. Tierſch in München ſein Atelier für ein Künſtlerfeſt zur Verfügung geſtellt, das ſehr lärmend verlaufen ſein ſoll. Das Feſt hatte ein ge⸗ richtliches Nachſpiel. Angeklagt waren der Kunſt⸗ maler Hermann Schaeffer und deſſen Frau, die Schriftſtellerfrau R. Wagenſeil und der Student Karl Auguſt Kroth. Die Anklage lautete auf groben Unfug. An der Veranſtaltung haben Milglieder der Ariſtolratie, der erſten Geſellſchaft, Künſtler und zahlreiche Offiziere teilgenommen. Das Urteil lautete gegen jeden der Angeklagten auf ſechs Wochen Ge⸗ fängnis, mit Rückſicht darauf, daß es bei der Tanz⸗ unterhaltung, die durch den dahinzielenden Erlaß des Stellvertretenden Gentralkommandos an ſich verboten war, ſehr lärmend zuging, und daß ſich die Nachbarſchaſt und die breitere Offentlichkeit durch die ganze Veranſtaltung in ihren vaterländiſchen Ge⸗ fühlen beſchwert fühlte. Vermiſchtes. Der Keller des Nachbarn. Am un⸗ glücklichſten ſind heute zweifellos jene Pariſer, deren Häuſer unbequeme oder überhaupt keine Keller haben. Es gilt dann, bei den Nach⸗ barn während des Bombardements Zuflucht zu ſuchen, und auch in dieſem Fall hat ſich die ſo viel gerühmte heilige Einigkeit durchaus nicht bewährt, denn auch hinſichtlich des Kellers iſt natürlich jeder ſich ſelbſt der nüchſte. So kommt es, daß viele Leute tagelang auf der Suche nach Kellern umherirren. Beſonders ſchlimm erging es aber einem Pariſer Mädchen⸗ penſionat, das, wie die Blätter erzählen, zwar hundert Zöglinge hatte, aber leider nicht über einen einzigen Keller verfügte. Die jungen Mädchen verſuchten, im Keller eines großen Nachbarhauſes unterzuſchlüpfen, aber man gab ihnen deutlich zu verſtehen, daß ſie etwas zu maſſenhaft aufträten und ihre Anweſenheit da⸗ her nicht erwünſcht ſei. Darauf entſandten ſie eine Abordnung zum Polizeikommiſſar des Viertels, der die Achſeln zuckte und ſie zu einem höheren Kommiſſariat ſchickte. Der dorlige Bureauchef ſagte:„Seien Sie nicht verzweiſelt, meine Damen, Sie ſind doch keine Kinder mehr, Sie werden ſich ſchon zurechtfinden. Suchen Sie nur tüchtig in der Umgebung Ihrer Hauſes, ſetzen Sie ſich mit den Nach⸗ barn in Verbindung.“„Aber die Keller ſind alle voll, und die Nachbarn wollen nichts von uns wiſſen.“„Das kümmert mich nicht, wenn Sie ſo viel Furcht haben, ſo rate ich Ihnen, zur Bürgermeiſterei zu gehen, wo man wahr⸗ ſcheinlich das Weitere veranlaſſen wird.“ Die jungen Mädchen folgten dieſem Rat, auf der Bürgermeiſterei aber ſagte man ihnen, daß die Kellerfrage dem Bürgermeiſter nichts anginge, und daß ſie ſich an den Polizeipräfelten wenden ſollten. Der Polizeipräfekt wiederum wußte auch nichts Beſſeres, als ihnen zu empfehlen, in den Kellern der Nachbarn Zuflucht zu ſuchen. Das Geſetz beſagt nämlich, daß die Bürger von Paris ſich beim erſten Alarmſignal in die Keller zu begeben haben, wie und wo ſie ſich dieſe Keller beſchaffen ſollen, iſt aber eine rein private Angelegenheit. Gemeinnütziges. Alte Flecke ans möbeln zu entfernen. werden ſehr ſchön, wen! reibt und dies einige S feuchtet man ein weiches an und fängt nun an, di zu reiben. Sind ſie ſehr dies mehrere Male wiederho polierten Nußbaum⸗ kige Nußbaummöbel Fleckig ſorgfältig ab und alten Flecke wird wieder kommt Um zuhalten, Löſung: Reine K 1 denatur n 2 letzteres wird „ ANN t wieder den Wurmfraßf do he indes nicht P ein Zeichen eines tieferen, innigeren Intereſſes? Und wenn er nun wirklich der Baroneſſe perſoͤnlich nicht unſympathiſch war, genügte das, um ſeiner elwaigen Werbunz den gewünſchten Erfolg zu ver⸗ ſchaffen? Würde ſie ſich in einer ſo wichtigen, be⸗ deutungsſchweren Lebensfrage nicht in erſter Linie von dem Rate ihrer Eltern leiten laſſen? Und durfte er annehmen, daß er in den Augen des Barons und der Baronin ein erwünſchter Schwiegerſohn war? Außer ſeinem ererbten Reichtum beſaß er doch eigentlich wenig oder gar nichts, das ihm Edith's Eltern zur beſonderen Empfehlung hätte dienen können. Er war war ja wohl ein leid⸗ lich hübſcher und patenter Kerl. Aber das war auch alles. Im übrigen fehlte ihm ſo ziemlich alles. Er gedachte des Urſprunges ſeines Reich⸗ lums und der einfachen Anfänge ſeines Vaters. Ein peinliches Gefühl, eine brennende Be⸗ ſchämung ſtieg in ihm auf. Sewiß, er liebte und verehrte ie Vater, aber... Ob die Langwitz's über dieſe Dinge informiert waren? Es ſchauderte ihn bei dieſent Gedanken und es ſchien ihm faſt undenkbar, daß ſie ihre Tochter an einen Menſchen von ſo gewöhnlicher Abkunft wie er war verheiraten würden. Wenn er noch wenigſtens einen Titel gehabt hätte! Kommerzienrat! Aber der war für ihn, den jüngeren Inhaber der Firma, unerreichbar. Schade, daß Onkel Heinrich für dieſe Dinge ganz un⸗ empfindlich war. Der wäre ja wohl längſt zum Kommerzienrat ernannt worden, wenn er ſich darum bemüht hatte. Aber der hatte ſa immer nur Spott und Hohn übrig für alle, die danach ſtrehtenn, gase llſchaſſlich elwas zu hedeuten und — ſich durch einen Titel oder Orden aus Menge herauszuheben. Der wußte ja nicht, wie einem zumute war. Er hätte ja gern ſein der von ihm geliebten angebeteten Baroneſſe annehmbarer, ebenbürtiger zu machen. *** In dieſem Stadium ſeines Herzens⸗ und Stelenlebens befand ſich Karl Lubenow, als er eines Sonntags Vormittags in ſeiner eleganten Privatwohnung in der Brückenallee den Beſuch Doktor Bärs erhielt. Er war nicht wenig über— raſcht. Was konnte ihm der würdige alte Herr, kannte, wohl mitzuteilen haben? Wenn der ſtimmten Zweck mit ſeinem Beſuch verfolgte, ſo hatte er es wenigſtens nicht eilig damit, denn er machte zunächſt nur einige Bemerkungen über die Lage der Wohnung und über die geſchmack— volle, koſtbare Einrichtung des Salons, in dem ſie ſich befanden. Beſonders eingehend be— trachtete er ein paar wertvolle Olgemälde, die Karl Lubenow auf der letzten Kunſtausſtellung erworben hatte. „Sie wohnen wie ein Grand Seigneur, Herr Lubenow,“ ſagte er, ſich endlich ſetzend, mit einem letzten bewundernden Rundblick Karl Lubenow ſeuſzte.„Sehr liebenswürdig, alles zu einem Grand Seigneur.“ „Alles? Gttauben Sie, Sie Miitel dazu und das iſt die Hauptſache.“ Der junge Mann zuckle mit den Achſeln. Pie Meſſier kungen feines Neuchss weren ihm halbes Vermögen geopfert, um ſich der Familie den er nur vom„Klub der Vergnügten“ her alte Herr überhaupt einen be⸗ Herr Konſul, aber mir fehlt noch ſo ziemlich haben die vr 1 1 berührten eir ſo lenkte peinlich, denn ſie ie Wunde in ihm und Thema ab. „Ich freue mich, Sie Konſul. Darf ich mir die Frage erl mit ich Ihnen dienen kann?“ Der würdige alte Herr verneigte bindlich auf ſeit Seſſel. Sehr f dlich, Herr Lubenow, ab ö bin nicht gekommen, Sie um einen Dienſt zu bitten. Im Gegenteil, ich wollte mich Ihnen zur Verfügung ſtellen. Vielleicht kann ich Ihnen dienlich ſein.“ junge Fabrikbeſitzer blickte uberraſcht. Was bedeutete das? Wie kam der alte Herr dazu, den er nur in ſeiner Eigenſch ls Vor⸗ ſtandsmitglied und als gelegentlich im„Klub der Vergnügten? f Dienſte anzubieten? In welcher Hinſicht ihm Doktor Bar von Nutzen ſein? Es wollte ſich etwas wie Mißtrauen und Widerwillen ihm regen, aber der Anblick des alten der mit ſeinem weißen Haar und ganzen eleganten. vornehmen Erſcheinung achtungheiſchend ausſah, verſcheuchte dieſe Re ſchnell. Beſonders imponierend ſahen die goldnen Sterne auf der Bruſt und da Gold und Emaille ſtrahlende Kreuz aus Doklor Bär um den Hals trug. Sie ſehen mich überraſcht, Herr Koh erwiderte er.„Ich weiß nicht, welchem Ueẽn⸗ ſtande ich Ihre Liebenswürdigkeit verdante und in welcher Hinſicht ich erlauben dürfte, Ihr gätiges Intereſſe in Anpruch zu neben.“ Fortſetung ſolgt. bei mir zu ſehen Herr 2 5 Der Mir