licher Teil. Bekanntmachung. Betr.: Regelung des Verkehrs mit Kartoffeln; hier Ab— lieferung von Speiſekartoffeln. Die ablieferungspflichtigen Kartoffelmengen ſind laut Verfügung Großh. Kreisamts Heppenheim am Freitag, den 26. und Samstag, den 27. April 1918 für den Kommunalverband an die Firma Gebrüder Rudershauſen, Mannheimerweg zwecks Trocknung von den Kartoffelerzeugern zur Abkieferung zu bringen. Vergütet wird der geſetzliche Höchſtpreis. Die Verwiegung erfolgt an der Abnahmeſtelle durch den Kommiſſionär Ehrhardt und müſſen die Kartoffeln abgeſackt ſein. Jür den Fall, daß die angeforderten Speiſekartoffeln an den obigen Tagen nicht geliefert werden, wird zur Ent— eignung gemäߧ 12 Abſ. 3 der Bundesratsverordnung vom 28. 7. 1917 geſchritten. Der Enteignungspreis iſt um 3 M. für den Zentner niedriger als der Erzeugerhöchſt— reis. ö Wir fordern daher alle zur Ablieferung verpflichtete Kartoffelerzeuger auf, ihre betr. Kartoffelmengen zu obiger Zeit abzuliefern. Auf die Bekanntmachung des Praſidenten des Kriegsernährungsamtes vom 16. 8. 1917, wonach bei ſchuldhafter Nichtablieferung gegen die Säumigen ein Straf- verfahren eingeleitet wird, weiſen wir hin. Die Ablieferung hat zu erfolgen: am Freitag, den 26. ds. Mts. für Kartoffelerzeuger von Buchſtabe A bis L, am Samstag, den 27. d. Mts. für Kartoffelerzeuger von Buchſtabe M bis Z. Viernheim, den 19. April 1918. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Fleiſchmarkenausgabe. Diejenigen Perſonen, die bei der letzten Fleiſchmarken— ausgabe Kinderkarten ſtatt R. Karten erhielten, werden auf⸗ gefordert, dieſelben Donnerstag, den 25. April Nachmittags von 5—6 Uhr auf dem Lebensmittelbüro umzutauſchen. Viernheim, den 23. April 1918. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Frühjahrsbeſtellung; hier Stellung von Hilfskräften. Wir leben im vierten Kriegsjahre. Der Aushunger— ungskrieg, den unſere Feinde über uns verhängt haben, hat uns nicht vernichten können. Stark und aufrecht ſtehen wir auch in dieſem Frühjahr unſeren Feinden gegenüber. Wir haben dies dem einzigartigen Heldentum unſerer Väter, Söhne und Brüder im Felde zu verdanken. Wir müſſen aber auch unſerem Heimatheer danken, insbeſondere dem Heer von Frauen und Mädchen, die die Lücken ausgefüllt haben die durch den Ausmarſch der Männer entſtanden ſind. Dies gilt insbeſon— dere für Euch Landfrauen und Mädchen. Ohne beſondere Aufforderung habt ihr den Pflug in die Hand genommen, habt geſät und geerntet. Euch iſt es zu danken, daß unſere Lebensmittel ausreichten, daß unſer Volksernährung geſichert iſt. Euere Aufgabe iſt noch nicht erfüllt. Ihr ſteht vor neuen großen Pflichten. Viele Kriegsgefangene, deren Kräfte der Landwirtſchaft zu gute kommen, werden in abſehbarer Zeit in ihre Heimat entlaſſen. Euere Männer ſind an der Front nötig. Jedes Fleckchen Erde muß beſtellt werden. Jedes Stückchen Land, ſei es noch ſo klein, muß für die Volkser— nährung nutzbar gemacht werden. N Darum ergeht an Euch die dringende Mahnung: Ihr Frauen und Mädchen nehmt auch in dieſem Frühjahr die Arbeit mit derſelben Kraft und Willensſtärke auf, wie Ihr dies bisher ſchon ſo meiſterhaft getan habt. Auch Ihr habt während des harten Krieges geſchützt und geſichert in der Heimat leben können, darum habt Ihr auch die heilige Pflicht, Euere ganze Kraft daran zu ſetzen und da überall zu helfen, wo Hilfe am nötigſten iſt. Dies gilt aber nicht minder für die Landwirte, die Zurückgeſtellten und die Hilfsdienſtpflich— tigen, die in ihrem Betrieb nicht vollauf beſchäftigt und zur Nachbarhilfe verpflichtet ſind. Die Landwirte haben ſich gegenſeitig auszuhelfen, damit der Minderbemittelte und der Arbeiter, der ſchwere Kriegsarbeit zu leiſten hat, auch ſein Feld beſtellen kann, um den Unterhalt ſeiner Familie gewähr⸗ leiſten zu können. Alle Pferdebeſitzer ſind auf unſere Auf— forderung hin verpflichtet, für ihre Mitmenſchen Geſpann— dienſte zu leiſten. Sofern dies ohne triftigen Grund ver— weigert wird, werden wir hiervon dem Großh. Kreisamt Anzeige erſtatten, damit die Pferde für den gedachten Zweck auf Grund des Kriegsleiſtungsgeſetzes requiriert werden. Wir hoffen jedoch von der Einſicht unſerer Pferdebeſitzer, daß zu Gewaltmaßnahmen nicht geſchritten zu werden braucht. Sollte die Arbeitezeit während der 6 Wochentage ſich nicht als aus— reichend erweiſen, müſſen eben einmal 2— 3 Sonntagnach— mittage nach der Kirche dazu verwendet werden, um die Durch⸗ führung der Frühjahrsbeſtellung reſtlos zu ſichern. Die große ernſte Zeit erfordert außergewöhnliche Maßnahmen, denen wir uns ohne Murren zu unterwerfen haben. Denkt alle an das Große, was bevorſteht. Nach Erreichung unſeres Zieles, was nach menſchlichem Ermeſſen nicht mehr lange dauern wird, werden wieder beſſere Tage und Zeiten für uns heranbrechen. Viernheim, den 22. April 1918. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Das Feldheer braucht dringend Hafer, Heu u. Stroh! Landwirte helft dem Heere! 20 2 12 EFür Familie Besuchskarten f Geburtsanzeigen i und Bekanntmachung. Betr.: Beſchaffung von Heu und Stroh für die Heeresver⸗ waltung. Im Laufe dieſer Woche werden den einzelnen Land⸗ wirten Aufforderungen über Ablieferung von Heu und Stroh aufgrund der kürzlich durch die Gendarmerie erfolgten Auf— nahme zugeſtellt. Die Ablieferung der angeforderten Mengen hat am Mittwoch, den 24. April 1918, von vor⸗ mittags 9 Uhr ab am Staatsbahnhofe zu erfolgen. Ein⸗ wendungen hiergegen können bei uns nicht erfolgen. Wir machen wiederholt darauf aufmerkſam, daß zum Streuen keinerlei Stroh verwendet werden darf. Auch für Schweine und Ziegen kann und darf kein Stroh zurückbehalten werden. Die Landwirte müſſen ſich daher mit Waldſtreu pp. durchhelfen. Auf die Verordnung des ſtellv. Generalkommandos 18. Armeek. vom 29. Dezember 1917, wonach die Verwei⸗ gerung der Abgabe mit Gefängnis beſtraft wird, weiſen wir hin. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Abt. Mil. Pol. Nr. 52 921/26 103. Abt. Ill b. Tgb.⸗Nr. 7209/1469. Verordnung Betr.: Verbot des Tanzen in Wirtſchaften. Auf Grund des§ 9 b des Geſetzes über den Belager— ungszuſtand vom 4. Juni 1851 in der Faſſung des Reichs⸗ geſetzes vom 11. Dezember 1915 beſtimmen wir für den Befehlsbereich des 18. Armeekorps und des Gouvernements Mainz: In allen Räumen von Gaſt- und Schankwirtſchaften iſt das Tanzen, die Abhaltung von Tanzunterricht ſowie die Ge— ſtattung des Tanzens durch die Inhaber der Wirtſchaften verboten. Zuwiderhandlungen werden mit Gefängnis bis zu einem Jahre, beim Vorliegen mildernder Umſtände mit Haft oder mit Geldſtrafe bis zu 1500 Mark beſtraft. Frankfurt a. M., den 26. März 1918. Stellvertretendes Generalkommando. XVIII. Armeekorps. Der ſtellv. Kommandierende Geueral: Riedel, General der Infanterie. Mainz, den 26. März 1918. Gouvernement der Feſtung Mainz. Banſch, Generalleutnant. Rhabarber und Sanerkrant zu verkaufen Chriſtian Blacß. Zu mieten geſucht 2 Zimmer-Wohnung, Küche und Zubehör, von ruhiger, 15 b Näheres im Verlag d. Blattes. Druck- Sachen Einkaufstaſchen Taſchen zum Mitnehmen ins Geſchäft, Verlängerungs-Taſchen, Schultaſchen und-Ranzen, Ruckſäcke, Reiſekoffer und Reiſekörbe empfiehlt in größter Auswahl Jakob Beyer. Tugelaufen zwei Gänſe. Gegen Ein— rückungsgebühr abzuholen. Wo, ſagt die Expedition. Spiegel-Ranken Verlobungskarten Vermählungskarten Trauerkarten künſtl. Blumenſträuß empfiehlt Jakob Beyer. Feſt Chriſti Himmelfahrt. Bekann ig. Am 20. April iſt eine Bekanntmachung Nr. Bſt.(b) 511/12. 17. KRal., betreffend Schnellſtahl erlaſſen worden. Der Wortlaut der Bekanntmachung iſt in den Amts— blättern und durch Anſchlag veröffentlicht worden. Stellv. Generalkommando 18. Armeekorps. Gottesdienſt-Orduung der katholiſchen Gemeinde. In der neuen Kiyche an Wer tagen Mittwoch: 6 Uhr geſt. hl. Meſſe für Anna Maria Knapp. 3/7 Uhr 3. S.-A. für den den Heldentod fürs Vater— land Georg Emil Wieland. 7/8 Uhr beſt. E.-A. für Peter Ehatt und Ehefrau Mathilde geb. Kinſcherf. Donnerstag: ¾7 Uhr 1. S.⸗A. für den den Heldentod fürs Vaterland“ Jakob Niebler. 7/8 Uhr beſt. A. für Marg. Schmitt geb. Lang, beſt. von ihren Mitarbeiterinnen. Nach dem Amt die übliche Markus-Prozeſſion. Freitag: 6 Uhr hl. Meſſe. 3/7 Uhr 2., ½8 Uhr 3. S.-A. für den den Helden— tod fürs Vaterland r Georg Reinemuth. Samstag: 7 Uhr 2., ½8 Uhr 3. S.-A. für den den Heldentod fürs Vaterland Nikolaus Mandel. Am Mittwoch iſt bei den Engl. Fräulein um ſieben Uhr hl. Meſſe, am Donnerstag um halb ſieben Uhr bei den Barmh. Schweſtern hl. Meſſe. In der alten Kirche an Werktagen: Freitag: ½7 Uhr geſt. S.-A. für Michael Wunderle 2., Eliſabeth geb. Reiling. Kinder und Anverwandte. Samstag: ½½j7 Uhr geſt. S.-A. für ledig 1 Eva Seib und Anverwandte. Nächſten Sonntag iſt gemeinſch. Kommunivn für die Schüler der HH. Lehrer Lipp Eugen und Baldauf. Beicht Samstag 2 Uhr. Die öſterliche Zeit ſchließt von dieſem Jahre an am Alle diejenigen, welche ihr öſter— liche Pflicht noch nicht erfüllt haben, werden ebenſo herzlich als dringend gebeten, es in dieſen Tagen noch zu tun. Verkündete. 1. Georg Mandel und Barbara Wunder 2tenmal. 2. Franz Alex und Marg. Alex geb. Lammer 2tenmal. Milch, die zum menſchlichen Genuſſe beſtimmt iſt, iſt ſofort nach Empfang abzukochen. Ankauf von Dickwurz. Kaufe mehrere 1000 Zent ner Dickwurz, in jedem Quan tum, pro Zentner 3 Mk. e eee eee g S Praktiſche Hausfrauen 2 halten die Famillen-Zeitſchriſt Deutſche esse e essssets⸗ S 9 — U D —— 2 — — 7 D E. E 8 * 2 2 8. — EI . E 2 2 2 2 2 2 E Preis vlerteſſährlich 1 Mt. 30 Pfg. durch jede Buchhandlung oder Boſtanſtalt Probeheſte vom Verlag Otto Beyer 2 Leipzig, Ratdausting 13. ieee 00200000 600 Anmeldungen werden er beten bei Johann Ehrhardt Blauhutſtr. 51. Neesesesesssssesssgee etest8868286767878825 Traueranzeigen etc. Füreschäfte Briefumschläge Briefbogen Postkarten Adresskarten Zirkulare Prospekte Kataloge etc. 2 Postscheckkonto Karlsruhe Nr. 1434 Für Vereine Vereinsbank Weinheim Ausführung aller bankmässigen Geschäfte SGG Die E. G. m. b. H. (gegründet 1807) Fernsprecher Nr. 24. empfiehlt ihre Dienste zur Einladungen Eintrittskarten Programme entsprechend ihren genossenschaftlichen Grundsätzen zu durchaus entgegenkommenden Bedingungen. Liedertexte Mitgliedsbücher Statuten etc. liefert in solider Ausführung und billigster Berechnung die Kündigungsfrist barung. Tägliche Verzinsung. im provisionsfreien Scheck-Verkehr 30% für laufende Rechnung 3½0% für Spareinlagen und Einlagen 4% Bei grösseren Beträgen mit längerer Art, besondere Stahlkammer Schrankfächer unter Mieter, zur Wertgegenständen Mit- Aufbe- Aller vermiethare verschluss der Wahrung von Verein- Jährlicher Mietpreis Mk. 10.— Buchdruckerel Joh. Martin SSO Ausgedehnter Scheck- ung Deberveisungsverkehl. Mündliche oder schriftliche Auskunft, auch in Bezug auf die Erwerbung der Mitgliedschaft, wird bereitwilligst erteilt, SGG SOG Hiernheimer Erſcheint dreimal wöchentlich: Geſchüfts⸗ Anzeiger Dienstag, Donnerstag u. Samstag Bezugspreis: monatlich 50 Pkg. einſchl. Trägerlohn Gratisbeilagen: „Illuſtriertes Sonntagsblatt“, Wand— kalender und Fahrplan. Redaktion, Druck und Verlag: Unabhüngiges Organ N 5 727 9 e e NN Enthält alle amtlichen Ankündigungen der Behörden Viernheims und Umgebung. Inſerate finden in der Bürger-Zeitung wirkſamſte Verbreitung.— Für Wohnungsinſerate Ausnahme-Tarif. Joh. Martin, Viernheim, Rathausſtraße. Birger: 2 4 eitung Vereins- Anzeiger Inſerateupreis: Die 1 ſpaltige Petit-Zeile 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Beilagen im Gewichte bis zus Gramm 9 Mk. fürs Tauſend. Bei Klageerhebung kommt jeder Rabatt in Wegfall. 8 M 51 Telefon 217 Doumerstag, den 25. April. Teleſon 217 Der Weltkrieg. WTB. Großes Hauptquartier, 24. April.(Amtlich.) Weſtlicher Kriegsſchauplatz: Auf den Schlachtfeldern an der Lys und an der Somme blieb die Gefechtstätigkeit auf örtliche Kampf— handlungen beſchränkt. Nordöſtlich von Bailleul er⸗ ſtürmten wir die Höhe von Vieugelhoek und nahmen hien Franzoſen gefangen. Weſtlich von Vailleul wieſen wir engliſche Angriffe ab. Starke Vorſtöße des Feindes nord— weſtlich von Bethune wurden in unſeren Vorpoſten⸗ linien zum Scheitern gebracht. Vorfeldkämpfe an vielen Stellen der übrigen Front brachten Gefangene ein. n 1 Rittmeiſter Freiherr von Richthofen iſt von der Verfolgung eines Gegners über dem Schlachtfeld an der Somme nicht zurückgekehrt. Nach engliſchen Berichten iſt er gefallen. 5 Oſten— Finnland: Die unter dem Befehl des Generals Grafen v. d. Goltz ſtehenden Truppen haben die Eiſenbahnknoten— punkte Hyvinge und Huchimacki genommen und nördlich von Lahti die Verbindung mit der finniſchen Armee hergeſtellt. Ukraine: In der Krim haben Truppen des Generals Koſch Simferopol erreicht. ae e n N Der Erſte Generalquartiermeiſter: Ludendorff. Der heutige Tagesbericht läßt wieder deutlich er— kennen, daß die Operationen an der Weſtfront keineswegs zum Stillſtand gekommen ſind, wenn auch in der letzten Zeit von größeren Unternehmungen nichts zu leſen war und die faſt ununterbrochen ſich abſpielenden örtlichen Kämpfe, die zum Teil ſehr bedeutend waren, faſt ſo kurz abgefertigt wurden, als handelte es ſich um die leich⸗ teſten Patrouillengänge. Während die engliſchen und fran⸗ zöſiſchen Berichte aus leicht erklärlichen Gründen ſich in einer umſtändlichen Kleinmalerei gefallen, zeigt der deutſche Bericht die großzügige Planmäßigkeit der Dar⸗ ſtellung. Nur wenn gewiſſermaßen wieder eine ſtrategiſche Etappe erreicht iſt, erfahren wir— immer noch knapp genug— den Fortgang der Kampfhandlungen, die ihre rechte Bedeutung erſt in der Einfügung in das Geſamt— bild erhalten. Die verſchiedenen Gefechte in der Gegend von Belle(Bailleul), Meteren, Wulverghem, Meſſines uſw. nach der Erſtürmung dieſer Orte kennen wir z. B. aus den feindlichen Berichten ganz wohl, der deutſche Bericht hat ſie nur obenhin erwähnt. Ueber den Zweck der Kämpfe belehrt uns aber heute der deutſche Bericht, der engliſche und franzöſiſche ſchweigt ſich aus. Teils in Angriffen, teils in geſchickter Abwehr wurde die Lage auf dem großartigen Schachbrett an der Lys ſo hin⸗ geſchoben, daß mit einem wohlbedachten Zuge der Gegner an wichtiger Stelle in Schach geſetzt werden konnte. Die Höhe von Vieugelhoek, etwa 4 Kilometer nordöſtlich von Belle, ein vorgelagerter Bergrücken des Kemmelbergs an der Straße Belle-Locre, iſt ſturmreif gemacht und in entſchloſſenem Kampf den Franzoſen entriſſen worden. Die Verbindung der Armeen Sixt von Arnim und von Quaſt im Tal der Douve iſt dadurch dichter aufgeſchloſſen. Ein entlaſtender Angriff der Engländer von Weſten gegen Meteren wurde abgeſchlagen und blieb erfolglos. Die deutſchen Linien dürften nun an dieſer Stelle auf der franzöſiſch-belgiſchen Grenze ſtehen, an die der genannte Kemmelberg gegen Südweſten faſt genau heranreicht. Vorſtöße des Feindes bei Robeeg, nordweſtlich von Be— thune, wurden abgewieſen; auch im Sommegebiet blieben unſere Waffen bei verſchiedenen Zuſammenſtößen ſieg— reich.— In Finnland ſind die Städte Hyvinge und Huchimaki genommen, die Fühlung mit der finniſchen Armee iſt auch nach dem Nordoſten des Landes her— et Die bolſchewiſtiſche Garde iſt nun zu einem großen Teil eingekreiſt.— In der Krim iſt General Koſch bis Simferopol vorgedrungen, das noch etwas über 50 Kilo— meter von Sebaſtopol entfernt iſt. 15 Reuters Berichterſtatter meldet, daß die Deutſchen ihre Angriffe bei Pasſchendaele fortſetzen. Amiens werde heftig beſchoſſen. Ueber den Tod Richthofens berichtet 1 „Daily Chronicle“, am Sonntag habe Richthofen mit ſeiner Jagd⸗ ſtaffel von ungefähr 30 Flugzeugen einen Angriff auf engliſche Flieger gemacht. In den Kampf ſeien 50 Flug- zeuge verwickelt geweſen. Richthofen ſei bis auf 50 Meter Höhe herabgekommen, dann ſei die Maſchine abgeſtürzt. 1210 fand, daß Richthofen einen Schuß unter dem Herz 0 g e 4% el ee i 5 Hatte. 1 U Der Korreſpondent der„Agence Havas“ an der briti⸗ ſchen Front telearapliert über die Beiſetung des Freiherrn von Richthofen, daß ihm die militäriſchen Ehren in vollem Umfang erwieſen wurden. Ein Geiſtlicher nahm nach anglikaniſchem Ritus die gottesdienſtliche Handlung vor, 6 britiſche Fliegeroffiziere trugen den Sarg zur Gruft und legten Kränze mit den deutſchen Farben im Namen des Hauptquartiers einer Brigade und mehrerer Geſchwa⸗ der, darunter eines auſtraliſchen, nieder. Einer dieſer Kine trug die Inſchrift: Dem tapferen und würdigen Coin 0 Arie et..„ e„* J. K. Engliſcher Seeangriff verluſtreich zurückgeſchlagen. Berlin, 24. April.(Amtlich.) In der Nacht vom 22. zum 23. April wurde ein groß angelegtes und mit rückſichtsloſem Einſatz geplantes Un— ternehmen engliſcher Seeſtreitkräfte gegen unſere flandriſchen Stützpunkte vereitelt. Nach hef— tiger Beſchieſſung von See aus drangen unter dem Schutz eines dichten Schleiers von künſtlichen Nebeln kleine Kreu— zer, begleitet von zahlreichen Zerſtörern und Motor— booten, bei Oſtende und Zeebrügge bis unmittel— bar unter die Küſte vor, in der Abſicht, die dortigen Schleuſen- und Hafenanlagen zu zerſtören. Gleichzeitig ſollte nach Ausſage von Gefangenen eine Abteilung von 4 Kompagnien Seeſoldaten(Royal Mariners) die Mole von Zeebrügge handſtreichartig beſetzen, um alle auf -a vtert ihr befindlichen Baulichkeiten, Geſchütze und Kriegsgeräte, ſowie die im Hafen liegenden Fahrzeuge zu vernichten. Nur etwa 40 von ihnen haben die Mole beſtiegen. Dieſe ſind teils tot, teics lebend in unſere Hand gefallen. Auf den ſchmalen hohen Mauern der Mole iſt von beiden Seiten mit äußerſter Erbitterung gefochten worden. Von den am Angriff beteiligten engliſchen See— ſtreitkräften wurden die kleinen Kreuzer Iphigenia, Intrepid, Sirius und zwei andere gleicher Bauart, deren Namen unbekannt ſind, dicht unter der Küſte verſenkt. Ferner wurden drei Zerſtörer und eine größere Zahl von Torpedomotorbooten durch Artilleriefeuer zum Sinken gebracht. Nur einzelne Leute der Beſarung konnten von uns gerettet werden. Außer einer durch Torpedotreffer verurſachten Beſchä— digung der Mole ſind unſere Hafenanlagen und Küſten batterien völlig un verſehrt. Von unſeren Seeſtreit— kräften erlitt nur ein Torpedoboot Beſchädigungen leich⸗ teſter Art. Unſere Menſchenverluſte ſind ge- ring. Der Chef des Admiralſtabs der Marine. 4 1 eee ö ee 1 Dem immer ſtärker werdenden Drängen der öffent— lichen Meinung in England, gegen die Tauchbootum-⸗ ſtrickung Luft zu ſchaffen, hat die Admiralität der„Großen Flotte“ endlich nachgegeben und Streitkräfte gegen unſere Flottenſtützpunkte ausgeſchickt. Am 20. April wurde ſchon in der deutſchen Bucht unweit der holländiſchen Grenze ein engliſches Geſchwader leichter Kriegsſchiffe geſichtet, das ſich, unverzüglich von unſeren Wachtſchiffen ange— griffen, eiligſt zurückzog. In der Nacht vom 22. zum 23. April erfolgte nun ein mit zahlreichen Schiffen aus⸗ geführter Vorſtoß gegen die deutſchen Tauchbootſtützpunkte an der flandriſchen Küſte, Oſtende und Seebrügge. Der Eifer, mit dem die Sache gemacht wurde, und der un— zewöhnliche Aufwand von Flottenteilen, die bisher ſorg⸗ am in abgelegenen Buchten gehütet wurden, läßt der Vermutung Raum, daß es der engliſchen Admiralität licht nur um die läugſt geforderte militäriſche Aktion zu tun geweſen ſei, ſondern daß die Regierung durch Erwägungen anderer Art zu dem Schritt veranlaßt vurde. Ein amerikaniſches Geſchwader iſt jüngſt nach Großbritannien gekommen, und die Kollegen vom Ster— nenbanner werden ſich ſchon lange darüber gewundert haben, warum denn eigentlich die größte Flotte der Welt ſich gar nicht mehr rührt und immer noch zögert, die „Ratten“ d. h. die deutſchen Schiffe aus ihren Schlupf winkeln herauszujagen, wie Lord Churchill vor 3% Jahren angekündigt hatte. Es mußte jetzt etwas geſchehen, ſonſt war man vor den Amerikanern blamiert. Der Ueberfall vurde ausgeführt— und nun iſt man doppelt blamiert. Die ganze Affäre iſt nämlich jämmerlich ins Waſſer gefallen. Fünf kleine Kreuzer, drei Torpedobootzerſtörer eine ganze Anzahl von Torpedobooten ſind in den Grund geſchoſſen, eine Landungstruppe von Marine-Infanterie teils getötet, teils gefangen genommen, ö W wal Nach der Darſtellung des Eyſten Lords der Admirali⸗ tät Gedd es im Unterhaus ſei der Angriff unter dem Befehl des Vizeadmirals Roger Skay von engliſchen und franzöſiſchen Zerſtörern ausgeführt worden. Sechs ver⸗ altete britiſche Kreuzer, 20 bis 30 Jahre alt, nahmen teil; 5 davon waren mit Zement gefüllt und ſollten an den Eingängen zu den flandriſchen Häfen verſenkt werden, um ſie zu verſtopfen. Ein Kreuzer hatte Sturm⸗ truppen, Flammenwerfer und ſonſtiges Material an Bord. Die Häfen ſollten eine Stunde lang durch Monitore uſw. beſchoſſen, dann die Sturmtruppen gelandet, die alten Kreuzer herangebracht und geſprengt werden. Es ſei erreicht worden, daß in Oſtende zwei, in Zeebrügge drei der Schiffe verſenkt wurden. Auch ein altes(eng⸗ liſches) Tauchboot ſei an der Küſte verſenkt worden. Die eng⸗ liſchen Monitore ſowie die Landungstruppen hätten großen Schaden verurſacht und den Deutſchen ſchwere Verluſte beigebracht. Darauf ſeien die Landungstruppen wieder auf dem Kreuzer Vindictive und zwei Hilfskreuzern ein— geſchifft worden.() Die Vindictive ſei am Ausgangs— ort eingetroffen, die beiden Hilfskreuzer werden dort er— wartet. Der engliſche Verluſt betrage einen Zerſtörer, zwei Küſtenmotorboote und zwei Motorfahrzeuge. Der Zweck ſei erreicht(!) und den Offizieren und Mannſchaf⸗ ten ſei die Admiralität größten Dank ſchuldig. Mög— licherweiſe ſei der Eingang zum Brügge-Kanal wirkſam geſperrt.— Dieſe Darſtellung iſt ebenſo gemogelt, wie die Berechnung der engliſchen Schiffsverluſte, wo Geddes es fertig brachte, 5 Mill. Tonnen von der Verluſtliſte verſchwinden zu laſſen 15 Lolale Nachrichten. Viernheim, 25. April. Hugo Sternheimer, Sohn von Herrn David Sternheimer, Eiſenhandlung, wurde für mutiges Verhalten vor dem Feinde mit dem Eiſernen Kreuz ausgezeichnet. Dem tapferen Vaterlandsverteidiger gratulieren wir herzlichſt. N Die Feldpoſtſperre nach dem Weſten iſt, wie das Poſtamt uns mitteilt, wieder aufgehoben. * Viernheim, 17. April. Den Empfängern von [Heeresbezügen iſt vielfach nicht bekannt, daß ſie ihre Bezüge bereits vor dem eigentlichen Fällig keitstage bei der Poſtanſtalt abzuheben haben. Die Heeresbezüge an alle Emfpänger denen der Uebergang der Zahlungen auf die Poſtanſtalten von ihrer zuſtändigen Penſionsregelungsbehörde(Regierung uſw.) mit geteilt worden iſt, werden bereits am 29. oder, wenn dieſer Tag auf einen oder Feiertag fällt, am 28. des der Fälligkeit der Gebührniſſen vorhergehenden Monats -im April alſo am 29. bei ſtellpoſtanſtalt gezahlt. Sonn ro N threr Be Freiherr v. Richthofen gefallen. Leider wird die Freude über den befriedigenden Fort“ gang des großen Entſcheidungskampfes getrübt durch die erſchütternde Kunde von dem Heldentod des Lufthelden, der an ſeinem Teile ſo viel zu den Erfolgen und Siegen in allen Kämpfen im Weſten beigetragen hat. Rittmeiſter Freiherr Manfred von Richthofen iſt, als er ein feindliches Flugzeug ſiegreich verfolgte, am 21. April infolge eines Motorſchadens in engliſche Hände ge— fallen und am 22 in der Nähe der Stelle, wo er hinter den engliſchen Linien landen mußte,„mit mili— täriſchen Ehren“ beſtattet worden. Näheres über ſeinen Tod konnte amtlich nicht in Erfahrung gebracht werden, ſowenig wie über den Heldeſttod Weddigens. Genug, es iſt ein herbes Geſchick, daß der Held der Lüfte bei den Baralongern ſein Leben aushauchen mußte wie einſt ſein Kampfgenoſſe Prinz Friedrich Karl von Preußen. Am 20. April hat Manfred von Richthofen ſeinen 79. und 30. Sieg erfochten, er hätte genug getan für alle Zeiten. Nun iſt die berühmte 11. Jagdſtaffel zum zweiten Mal des Führers beraubt. Sie wird einen neuen Helden zn ihrer Spitze ſehen, denn der Geiſt Bölckes und Richt- hofens bleibt lebendig im Fliegerkorps, iſt er doch nur ein Teil von jenem Geiſt, der das ganze deutſche Heer hebt und trägt. Dem tapferen Helden aber flicht der dank und die Bewunderung der deutſchen Nation den ſtranz unſterblichen Ruhms. 5 eee eee April Einen leichten Kubwagen, sowie einen ſolchten Vorder- und Hinterpftug zu Kauf. zes. Junges Zickelchen zu kaufen geſucht. Näheres im Verlag. Von wem, ſagt die Exped. Baron Burian. In der amtlichen Budapeſter Mitteſlung von der Ernennung des Barons Burian zum Miniſter des Außeren wird ausdrücklich hervor⸗ gehoben, die Wahl der Krone ſei auf dieſen Mann gefallen, weil er Vorgänge des Krieges und die damit zuſammenhängenden Fragen im einzelnen kennt. Immerhin kann man aus der Tatſache, daß Baron Burian gemeinſamer Finanzminiſter bleibt, ſchließen, daß ſeine Tätig⸗ keit als Außenminiſter nicht lange dauern wird, es will ſcheinen, als ſei er gewählt worden, um ſchnellſtens die Kriſe zu beenden, und nicht zuletzt, um auch die ungewiſſe Wahlrechtsfrage Burian iſt einer der wenigen intimen Freunde Tiszas— zum Abſchluß zu bringen. In jedem Falle bedeutet die Wahl eines ſchon oft bewährten Freundes des Bundesver- hältniſſes mit Deutſchland ein erneutes Bekennt⸗ nis des jungen Kaiſers zu den Grundlinien derjenigen Politik, die jetzt von beiden Völkern mit Strömen koſtbaren Blutes beſiegelt worden iſt. Als Baron Burian im Januar 1915 an die Spitze des Auswärtigen Amtes trat, richtete er an den damaligen deutſchen Reichskanzler ein Begrüßungstelegramm, in dem er fagte: „Die beiden verbündeten Mächte haben nun⸗ mehr auch in ernſter hiſtoriſcher Zeit den Wert des Bundes- und Freundſchaftsverhältniſſes er⸗ probt, das, auf altbewährter Treue und auf enger Intereſſengemeinſchaft beruhend, die un⸗ verrückbare Grundlage ihrer Politik bilden muß.“ Wir dürfen annehmen, daß Baron Burian ſich auch heute noch zu dieſer Überzeugung be⸗ kennt, ja daß die Ereigniſſe der ſeither ver⸗ floſſenen drei ſchweren Kriegsjahre ihn eher noch in ſeinen politiſchen Grundauffaſſungen beſtärkt haben werden. Als einer der gründlichſten Kenner der Balkanfragen bringt er gerade im gegenwärtigen Augenblick, da der Friedensſchluß mit Rumänien nahezu ſpruchreif geworden iſt und im Anſchluß daran möglichſt dauerhafte Zuſtände im nahen Oſten geſchaffen werden ſollen, die notwendigen Bürgſchaften für eine erſprießliche Amtsführung mit, und man braucht nicht zu beſorgen, daß der Miniſterwechſel den ſehr erwünſchten raſchen Fortgang der Ver⸗ handlungen weſentlich aufhalten wird. Kurz vor ſeinem Rücktritt— nach dem Tode Kaiſer Franz Joſephs— hatte er noch nicht an der Friedenskundgebung der Mittelmächte vom 12. Dezember 1916 mitgewirkt. Er hat nun Gelegenheit gehabt, die Feinde zu beobachten, wie ſie ſich zur Friedensfrage ſtellen. Und ge— rade der Verſuch Clemenceaus, mit Hilſe des gefälſchten Kaiſerbriefes den Bund der Mittel⸗ mächte zu ſprengen, wird ihn erſt recht in dem Gedanken beſtärkt haben, daß das„Bündnis die unverrückbare Grundlage der deutſch-öſter⸗ reichiſch-ungariſchen Politik bleiben“ müſſe. In Baron Burian begrüßen wir einen be⸗ währten Staatsmann und Freund Deutſchlands, deſſen feſte Bundestreue über jeden Zweifel er— haben iſt. Für die Leitung der auswärtigen Politik der Doppelmonarchie kommt dem neu⸗ ernannten Miniſter ſeine große Erfahrung und Überſicht zuſtatten, die er ſich während des Krieges erworben hat, indem er bis in die jüngſte Zeit hinein an maßgebender Stelle jätlig war. Perſönlich von ſeſtem, lauterem Charakter, hat ſich Baron Burian ſeit ſeher durch ſtraffe Zügelführung ihm über⸗ lragener Amtsgeſchäfte ausgezeichnet, was darauf ſchließen laßt, daß es ihm in abſehbarer Zeit gelingen dürfte, derjenigen Schwierigkeiten, unter denen die innerpolitiſche Lage ſeines Landes zurzeit noch zu leiden hat, Herr zu werden. Was den neuen Miniſter uns Deutſchen und ehenſo unſeren anderen Bundesgenoſſen ſo ſympathiſch macht, iſt ſeine nie verſagende Siegeszuverſicht, die durch die großen Erfolge an unſerer Weſtſront nur neue Nahrung er— fahren konnte. Für Clemenceau aber und ſeine dunklen Pläne bedeutet die Ernennung Baron Burians eine ſchwere Niederlage. Und wenn die fran⸗ zöſiſche Preſſe ſchon vorher heftige Angriffe gegen den„Tiger“ richtete, ſo wird ſie jetzt— an⸗ geſichts des augenfälligen Mißerfolges— erſt recht den Mann verurteilen, der einmal als Ab⸗ geordneter einem Amtsvorgänger zurief:„Nur noch einmal in folgenden Vorſchlägen zuſammen— Raiſert: Pe Worte 2 ee 11 —— Englands Mirtſchaftskrieg. In den nordiſchen Ländern wird eine Bro⸗ ſchüre verbreitet„Die kommende Friedenspleite,“ die die Wiedergabe des Vortrags eines Herrn T. C. Elder enthält, den dieſer vor einem zahl⸗ reichen und angeſehenen Zuhörerkreis in Eng⸗ land gehalten hat. Wer glaubt, die maßgeben⸗ den Kreiſe jenſeits des Kanals hätten in den langen Kriegsjahren etwas hinzugelernt und ihr Kriegsziel, die wirtſchaftliche Erdroſſelung Deutſch⸗ lands, etwa revidiert, wird eines Beſſeren be⸗ lehrt werden, wenn er die ebenſo prahleriſchen wie gehäſſigen und unſinnigen Sätze lieſt: „Es wuͤrde gleichbedeutend mit der Nutzloſig⸗ keit unſerer Kriegsarbeit ſein, falls die Alliierten ſich nicht über irgendeine Methode einigen, um die Deutſchen an der Wiederaufnahme der „Geſchäfte wie gewohnlich“ zu verhindern. Es iſt aber nicht nötig, davon zu reden, daß die Deutſchen überhaupt vom Geſchäft ausgeſchloſſen werden ſollen. Im Gegenteil ſollte es das Ziel der Alliierten ſein, dem deutſchen Volk als Ganzes eine Geldbuße aufzuerlegen, welche als nationale Schuld den Vorrang vor den Kriegsanleihen erhuͤlt, von denen man hört, daß ſie mit ſo wunderbarer Leichtigkeit auf⸗ gebracht werden... Ferner ſollten die Maß⸗ nahmen der Alliierten darauf hinauslaufen, daß das deutſche Volk zu einer Art von Zuchthaus⸗ ſtrafe verurteilt wird, und zwar in dem Sinne, daß ihm praktiſch vorgeſchrieben wird, welche Induſtriezweige ihm erlaubt ſind, oder jeden⸗ falls welche Induſtrien ihm nicht geſtattet ſind. Wir beſitzen genügend Anzeichen, die uns als Warnung gegen eine tbrichte und milde Duld⸗ ſamkeit hinſichtlich einer Nation von weißen Wilden im Herzen des Feſtlandes dienen ſollten. Von dieſem Geſichtspunkt aus ſollte das deutſche Problem in Europa zunächſt als das Gegenſtück des Negerproblems in den Ver. Staaten angeſehen werden. Ich ziehe aber dieſen Vergleich, indem ich gleichzeitig die amerikaniſchen Neger pflichtſchuldig um Ent⸗ ſchuldigung bitte. Die Wirkung kann und muß erreicht werden, wenn die Alliierten gemeinſame und wohl⸗ überlegte Maßnahmen treffen, die auf dem Prinzip eines gemeinſamen Wirtſchaftsverbandes beruhen. Durch Schiffahrtsgeſetze, welche die deutſche Schiffahrt in den Häfen der Alliierten beſchränken, und durch ein Wirtſchaftsabkommen kann dem Feinde Europas die wirkſame Fort⸗ dauer einer teilweiſen Blockade aufgezwungen werden Ich halte es für noͤtig, dieſe Geſichtspunkte zufaſſen: Daß es für den Frieden der Welt nötig iſt, Deutſchland ſoweit als moglich an dem Beibehalt ſeiner früheren und jetzigen Militärmacht zu verhindern. Um dies zu er⸗ reichen, iſt es nötig, der deutſchen Induſtrie Beſchränkungen aufzuerlegen und die Bevoͤlke⸗ rung zur friedlichen Erwerbstätigkeit zu zwingen. Daß dies erreicht werden kann durch ein inter⸗ nationales Übereinkommen der Alliierten und des britiſchen Reiches. Daß dies aber auch eine Umformung der britiſchen Handelspolitik unter beſonderer Berückſichtigung der Stahl- und Maſchineninduſtrie ſowie verwandter Induſtrien bedingt.“ Mr. Elder kommt dann zu dem Schluß, daß eine ſolche Reform,“ wie er ſie vorſchlägt, „von einer praktiſchen Auffaſſung der gemein⸗ ſamen Intereſſen aller an der britiſchen Stahl⸗ uſw. Induſtrie Beteiligten begleitet ſein muß, unter Zuſammenfaſſung aller Kräfte ſeitens der Erzeuger zum Zweck der Ausdehnung des über⸗ ſeeiſchen Geſchäfts.“ Sein flammender Mahn⸗ ruf, nicht etwa zur Befreiung der ſchwachen Völker, zum Kampf um Belgien, Elſaß⸗Lothringen, Armenien uſw., ſondern zu ſtraffer Füllung des engliſchen Geldbeutels endet mit den wehmütig beſorgten Worten:„Es iſt von dringender nationaler Wichtigkeit hinſichtlich des Wohl⸗ ergehens der geſamten Benölkerung unſeres Reiches, dieſe Fragen zu ſtudieren und nach Moͤglichkeit jetzt zu entſcheiden.“ Aucklicherweiſe wird die„Entſchedun 11 allein von Herrn Elder und feiner„ein⸗ flußreichen Verſammlung“ getroffen! 50 nend aber iſt dieſe Art Propaganda, die die Engländer, keine Mühe und kein Geld ſcheuend, auch im neutralen Ausland veranſtalten. Würden derartige Albernheiten in Londoner Penny⸗ blättern verbreitet, um die leichtgläubigen un⸗ wiſſenden Maſſen zu beeinfluſſen und zu ſtärken, ſo wäre das nichts Ungewohntes im de der Lügen und der Heuchelei. Unter den Neutralen jedoch Flugſchriſten in Umlauf zu ſetzen, deren Tendenz auch unmittelbar gegen die abſeits vom Kriege ſtehenden Völker gerichtet iſt, be⸗ deutet einen Verſuch, den Verſtändige in dieſen Ländern gebührend würdigen werden. Der Be⸗ fähigung Lord Northeliffes für ſeinen Propa⸗ gandapoſten wird dadurch kein ſonderlich gutes Zeugnis ausgeſtellt. Dolitiſche Rundſchau. Mech. ber die Eykrankung des Her⸗ 9065 von Anhalt wird eine Bekannt⸗ machung der behandeluden Arzte erlaſſen, in der es heißt: Der Herzog leidet ſeit Ende v. Js. an einer Erkrankung des Herzens und der Blutgefäße; dieſe hat zur Mitbeteiligung anderer innerer Körperorgane, beſonders der Nieren und in letzter Zeit auch des Darms geführt. Völlige Ruhe iſt für die nächſte Zeit erforderlich. Die körperlichen Funktionen ſind in den letzten Tagen ſo weit gebeſſert, daß Grund zur unmittelbaren Beſorgnis nicht vorliegt. Eine Operation kommt nicht in Frage. * In der Verordnung des Bundesrats über „Maßnahmen zur Beſchränkung des Fremdenverkehrs“, die jetzt ver⸗ oͤffentlicht wird, lautet die wichtigſte Beſtimmung dahin, daß die Landeszentralbehörden mit Zu⸗ ſtimmung des Reichskanzlers Beſtimmungen er⸗ laſſen können, durch die der Aufenthalt, die Beherbergung und der Zuzug ortsfremder Per⸗ ſonen in Heilbädern, Kurorten und Erholungs⸗ plätzen ſowie in ſolchen Orten, die weniger als 6000 Einwohner zählen, in der Zeitdauer oder in anderer Weiſe beſchränkt werden. Wer den entſprechenden Beſtimmungen der Landeszentral⸗ behörden zuwiderhandelt, wird mit Geldſtrafe bis zu 1500 Mark oder mit Haft beſtraft. *In der bahyeriſchen Abgeordnetenkammer erklärte der Miniſter des Innern, daß Bayern ſich im Bundesrat, unterſtützt von einem anderen Bundesſtaat, gegen die vom Reich verſügte Herabſetzung der Brotge⸗ treidemengen für landwirtſchaft⸗ liche Betriebe ausgeſprochen habe, weil dieſe Menge von 6¼ Kilogramm pro Kopf und Monat zu gering ſei für den Landwirt. Von einer geplanten Aufhebung der Selbſt⸗ verſorgung iſt dem Miniſter wie dem Leiter der Reichsgetreideſtelle nichts bekannt. Der Miniſter halt einen ſolchen Plan auch für undurchführbar, Bayern würde entſchieden dagegen Stellung nehmen. Er hoffe, daß es nicht zur Aufhebung kommen werde. Ofſteoreich · Aug aurm. »In Verbindung mit der Miniſterkriſe in Oſterreich hat auch in Ungarn eine Kabinettskriſe ſtattgefunden. Das Kabinett Wekerle hat ſeine Entlaſſung gegeben, weil ein Abkommen mit der Tisza⸗ partei unmoglich war. Aller Wahrſcheinlichkeit nach wird Wekerle ein neues Kabinett bilden und dann die Wahlreform, die brennendſte ungariſche Frage, erledigen. Eine außenpolitiſche Bedeutung hat die Kriſe nicht. England. * Die engliſche Regierung betrachtet die Haltung Irlands zur Dienſt⸗ pflichtfrage mit großer Beunruhigung, da der iriſche Widerſtand ſich nicht in ungefährlichen Tumulten und ſtrohfeuerartigen Ausbrüchen äußert, ſondern organiſatoriſche Maßnahmen trifft, um die Durchführung der Wehrpflicht un⸗ möglich zu machen. Der bedeutſamſte Schritt, der bis jetzt von Irland unternommen wurde, iſt die Einladung der Stadtverwaltung von Dublin an John Dillon und Joſef Dolin, die beiden Führer der Nationaliſten, und an Deva⸗ lera und Arthur Griffihs, die Führer der Sinn⸗ feiner, und ſchließlich noch an die Vertreter ſamtlicher Gewerkſchaften, um in einer gemein⸗ ſchaftlichen Konferenz die notwendigen Maß⸗ regeln gegen die Regierungs behörden ſeſtzuſetzen. Man ſpricht von einem neuen Norden zum äußerſten Widerſtand gegen die Wehrpflicht binden ſoll. Eine große Uberraſchung 9 bedeutet für die engliſche öffentliche Meinung der Umſtand, daß auch ganz Ulſter ſich gegen die allgemeine Wehrpflicht ausſpricht und daß diet der erſte Fall in der Geſchichte Irlands iſt, da der Norden und Süden einmütig fühlen und handeln wollen. In einer Unterredung mit dem Vertreten einer holländiſchen Zeitung führte Lord Haldan⸗ aus, es ſei der größte Unſinn, wenn be⸗ hauptet würde, England ſei nicht zum Kriege bereit geweſen. Innerhalb der Grenze deſſen, was England für ſeinen Anteil in einen etwaigen Krieg für erforderlich hielt, war es vollkommen gerüſtet und unſere In⸗ und Auslandsarmeen waren bereit. Haldane ſelbſt traf alle Vorbereitungen, um für den Kriegsfall die belgiſche Grenze zu beſetzen. Nal ien. «Die Außerung des italieniſchen Schatz⸗ miniſters Nitti zu dem engliſchen Journaliſten Ward Price wird in politiſchen Kreiſen als letzte Warnung Italiens an die Entente aufgefaßt. Nitti hatte erklärt, Italien bringe die größten Opfer für die Sache der Alliierten, größer als irgend ein anderer Bundesgenoſſe. Dagegen werde Italien von der Entente zehnmal ſchlechter verſorgt als Frankreich, namentlich, was Lebensmittel und Kohlen anbetrifft. Italien ſtünde jetzt vor der Frage:„Leben oder Sterben?“ In italieni⸗ ſchen politiſchen Kreiſen meint man, wenn dem Lande nicht bald Hilfstruppen, Lebensmittel und Kohlen ausreichender geliefert würden, ſo könnte Italien gezwungen werden, mit dem Feinde Verhandlungen anzubahnen. Holland. »Eine Haager Zeitung veröffentlicht eins Unterredung mit dem früheren holländiſchen Ge⸗ ſandten in Waſhington van Rappard. Der Geſandte ſagte im Laufe der Unterhaltung unter anderem, die amerikaniſche Regierung wiſſe im allgemeinen wenig von den Zuſtänden in Holland. Das Publikum kenne Holland überhaupt nicht, mit Ausnahme einiger weniger in den Gegenden, in denen holländiſche An⸗ ſiedlungen ſind. Dieſe ziviliſierte Bevölkerung iſt zum Teil ſehr ſtolz auf ihre holländiſche Her⸗ kunft, erklärt aber gleichzeitig, das einzige, was Amerika wünſche, ſei, den Krieg zu ge⸗ winnen. Der Geſandte erklärte zum Schluß, er ſei ſicher, daß Holland aus den Ver. Staaten ſehr wenig Getreide erhalten werde; denn in erſter Linie müſſe Amerika für ſich und ſeine Verbündeten ſorgen. MAmercda. *Im Dezember vorigen Jahres hat die amerikaniſche Regierung die Kriegskoſten bis zum Ende Juni 1918 auf nahezu 19 Milliarden Dollars veranſchlagt. Während der letzten Monate iſt ſchon wiederholt von verſchiedenen amerikaniſchen Sachverſtändigen betont worden, daß dieſe Schätzung um mindeſtens 4 Milliarden zu hoch ſei. Heute ſteht nun ſeſt, daß die tat⸗ ſächlichen Ausgaben um volle 7 Milliarden ge— ringer ſein werden, als es der Voranſchlag vorausſagt. Dieſer erſtaunliche Unterſchied it darauf zurückzuführen, daß der Kongreß alle Kredite für Rüſtungen bewilligte, die von den verſchiedenen Miniſterien verlangt wurden, ohne zu berückſichtigen, ob die Produktionskraft Amerikas Rüſtungen in einem ſolchen Ausmaß zuſtande bringen könnte. Es hat ſich nun herausgeſtellt, daß die amerikaniſche In⸗ duſtrie unter den Aufgaben, die ihr geſtellt wurden, zuſammengebrochen iſt. Die bewilligten Kredite werden erſt im nächſten Finanzjahre verausgabt werden können. Die Rüſtungsſkandale ſtehen mit dieſem Verſagen der Induſtrie in engſter Verbindung. Ver Halbherr von Lubenow. 8 Roman von Arthur Zapp. (erſſeßung Der Herr Graf hielt es nicht der Mühe wert, au den ihm vorgeſtellten jungen Mann mit dem chlichten bürgerlichen Namen auch nur ein ort zu verſchwenden. Er begnügte ſich, ſich if zu verbeugen, dann verabſchiedete er ſich, iich an ſeinen Freund wendend:„Du ent⸗ culdigſt mich, Mortimer, ich habe mit Deiner 2 0 noch allerlei Erinnerungen auszu⸗ auſchen.* Noch mehr als dieſe wegwerfende Art, ihm zu begegnen, verdroß Karl Lubenow des Grafen enehmen gegen Baroneſſe Edith. Er mußte mit ihr und der Familie früher auf einem ſehr intimen Fuß geſtanden haben, daß er ſich heraus⸗ nehmen durſte, ſo zwanglos mit der jungen Dame zu verkehren. Elferſüchtigen Herzens, voll Bitterkeit und geheimen Groll beobachtete Karl Lubenow, wie eifrig die Beiden miteinan⸗ der ſprachen und wie herzlich Edith von Langwitz über die Scherze lachte, die ihr der Graf zu erzählen ſchien. Und nun nahm er der Baroneſſe ihren Fächer aus der Hand, fächelte ſich ſelbſt damit Kühlung zu und drohte ihr, den Fächer zuſammenklappend, ſcherzhaft. Dann überreichte er ihn ihr wieder, zugleich ihre Hand erſaſſend und dieſelbe wie zum Dank an ſeine Lippen führend. Karl Lubenow drehte dem Zimmer den Nuücken. Der Anblick war ihm unerträglich. In Nuchtähnlicher Eile paſſierte er eine Reihe an⸗ heuer Zimmer: das Gewüßl der froͤhlichen Gäfte eee —— irritierte ſeine Nerven. Er ſuchte Ruhe und Einſamkeit, um ſeinen Gedanken nachhängen zu können. Beides fand er im letzten Zimmer, in dem ein Büfett aufgeſchlagen war. Zwei Diener, jeder ein großes Tablett mit Gläſern tragend, verließen eben den Raum. Der Einſame ließ ſich an einem kleinen in einer Ecke zwiſchen einem Blattpflanzen⸗ Arrangement verſteckten Tiſchchen nieder. Wie lange er hier geſeſſen, grübelnd, in nieberdrückende Gedanken verſunken, wußte er nicht. Schritte und Stimmen weckten ihn. Zwei Herren betraten den Raum, ohne ihn zu bemerken, in eifrigem Geſpräch. Es waren Mortimer und Graf Hartenberg. „Du,“ ſagte der letztere,„ich muß dir meine Bewunderung ausſprechen. Edith hat ſich prächtig herausgemacht. Als ich ſie das letzte Mal in Langwitz ſah, war ſie noch ein Backfisch mit zwei langen Zöpfen. Damals hatte ſie ſo etwas Eckiges, Ungelenkes und— na, du weißt ja, wie die Backfiſche es ſo an ſich haben. Aber jetzt— aus der Raupe hat ſich ein prächtiger Schmetterling entfaltet. Hat ſie denn ſchon Freier?“ Der Regierungsreferendar zuckte mit den Achſeln. „Freier? Nein! Aber Verehrer.“ Mortimer ſchenkte aus einer bereits entkorkten Weinflaſche zwei Gläſer ein; ſie ſtießen an und tanken. „Weißt du, Mortimer,“ fuhr der Graf zwiſchen Ernſt und Lachen fort,„ich bin auf dem Wege, mich nber Hals und Kopf in Ebiſh zu verleben. Wirklich! Sie iſt reizend. Würde ich dir als Schwager paſſen?“ 4 Der andere lachte.„Auf mich kommt's nicht an,“ ſagie er,„da mußt du zunächſt Edith fragen.“ Karl Lubenow, der vornübergeneigt ſaß und angeſtrengt lauſchte, um ſich kein Wort der Unterhaltung, die alle ſeine Sinne und Nerven anſpannte, entgehen zu laſſen, ſah, wie der Graf mit einer unausſtehlich ſelbſtgefälligen Miene ſeinen Schnurrbart ſtrich. 5 mich verſchmahen „Meinſt du, daß ſie würde?“ „Du kommſt vielleicht zu ſpät,“ bemerkte der Regierungsreferendar. „Zu ſpät?“ erwiderte der andere lebhaft, verwundert.„Aber ich habe doch nicht bemerkt, daß—“ Der Sprechende unterbrach ſich und legte ſinnend zwei Finger ſeiner Rechten gegen die Stirn.„Ach, ſage doch mal, du meinſt doch nicht eiwa, daß dieſer— dieſer Dingsda, den ich ja allerdings viel habe um Edith herum⸗ wimmeln ſehen, ihr gefährlich ſein könnte? Wie heißt er doch, dieſer— eh, dieſer Plebejer— er betreibt ja wohl irgend einen Handel?“ In der Stimme des Referendars, der fetzt antwortete, lag deutlich ein tadelnder, zurecht⸗ weiſender Ton:„Du meinſt meinen Freund Lubenow?“ „Iſt natürlich ſchmählich reich, dieſer Herr Lubenow?“—„Allerdings.“ „Begreife! Haſt ebenſe natürlich holliſchen Bären bei ihm angebunden?“ Mortimer von Langwitz machte eine Geſte der Verlegenheit:„Ein paar kleine Gefäflig⸗ leiten, me, ſie unter Freunden am Spieltiſch üblich ſind.“ e —ͤ—n——— Der raf faßte ſeinen Freund unter und zog ihn mit ſich nach der Tür. „Weißt du— ich finde, Ihr hier in Berlin laßt euch zu leicht herab. Ich würde mir ſoſche Leute, trotz aller Verbindlichkeiten, doch immer drei Schritte vom Leibe halten—“ Karl Lubenow ſprang ſo haſtig auf ſeine Füße, daß ihn die andern beiden jungen Leute ſicher gehört haben würden, hätten ſie nicht ſchon die Schwelle des Nebenzimmers überſchritten. Der Beleidigte biß ſeine Zähne zuſammen und ballte ſeine Fäuſte. Ein glühendes Verlangen nach Rache ſtieg in ihm auf. Noch nie in ſeinem Leben halte er einen Menſchen ſo gehaßt wie dieſen hochmütigen Ariſtokraten, der ſich ihm ſo unendlich überlegen dünkte. Was hatte denn dieſer Monſch vor ihm voraus? Seinen Grafen- titel, nichts weiter! In allem übrigen, ſowohl was die äußere Erſcheinung, als die geiſtigen und ſeeliſchen Eigenſchaften und Fähigkeiten betraf, glaubte er ſich mit dem Grafen getroſt meſſen zu können. War es denkbar, daß dieſer dünkelhafte Menſch, deſſen ſeeliſche Roheit ſich deutlich in den ſoeben gehörten Worlen oſſenharf hatte und deſſen Mangel an Gemüt und Herzensbildung, deſſen geiſtige Beſchränktheit nur durch die von Kindheit an geübten geſell⸗ ſchaftlichen Formen notdürftig verdeckt wurden, auf die feinfühlige Baroneſſe Edith tieferen Ein⸗ druck machen konnte? Eine ſtarke Unruhe kam über den jungen Mann. Er eilte in die Gſeſellſchaftszimmer zurück. In dem Saal ſtimmiten bie Muſiket ihre Inſtrumente. Ein Konſertanz war au der Reibe. Karl Lubenow ſah, wit eben Graf 8 alliriſchen Covenant(Schwur), der den Süden wie den rale werden der Entente in Jahrzehnten nicht 2 —— 8 —— 2 N Die U-Boot-Prage. — Erklärungen v. Capellez. Im Hauptausſchuß des Reichstages hielt Staatsſekretär des Reichsmarineamtes v. Capelle eine längere Rede zur U⸗Boot⸗Frage, in der er 1. d. aus führte: Die Tonnageberechnungen ſind Wahrſcheinlichkeitsrechnungen mit zahlreichen vagen Faktoren. Darauf habe er von Anfang an hingewieſen. Der Zugriff Englands auf die Welitonnage war nicht zu überſehen, wurde aber nicht unterſchätzt. Außerdem ſind die Dinge im Fluß. Tatſache iſt jedoch, daß ſeit Ende vorigen Jahres die Tonnagenot erheblich im Steigen iſt, ſo daß der Frachtraum nicht mehr voll ausreicht, um Krieg zu führen und zu leben. Die Gewalthandlungen gegen Neu⸗ vergeſſen werden. Wird ſich Englands Lage beſſern!? Durch die neutrale Tonnage iſt eine Er⸗ leichterung um 500 000 bis 600 000 Tonnen eingetreten. Die Erleichterung wird von den Feinden abſichtlich übertrieben, denn viele der Schiffe fuhren ſchon für die Enlente. Die Eng⸗ länder wollen auch nur ihre Schiffe ſchonen und gleichzeitig Konkurrenten loswerden. Es war ein ſchlauer Schachzug, aber es iſt nur ein ein⸗ maliger Zuwachs. Die weitere Entwicklung hängt ab von der Verſenkung und von den Erſatzbauten. Die Drohung Lloyd Georges, daß, wenn der Landkrieg zu Ende iſt, der See⸗ krieg fortgeſetzt wird, iſt abhängig von dem Schiffbau. 1904 bis 1913 wurden auf der ganzen Welt 22 Millionen Regiſtertonnen Dampfer ge⸗ baut. Ob die Kriegsleiſtung höher oder geringer iſt als vor dem Kriege, iſt fraglich; die Schwierig⸗ keiten hinſichtlich Material und Arbeitskräften ſind zu groß. Verloren ſind durchſchnittlich jähr⸗ lich 800 000 Tonnen auf natürlichem Wege. Eines iſt, beſonders für die kommenden Monate, noch zu berückſichtigen: heute trifft die Verſen⸗ kung jedes Schiffes unſere Gegner am Lebens⸗ nerv, heute, wo nur noch die unbedingt not⸗ wendigen Frachten— für Lebensmittel und für Kriegsbedarf— befördert werden können, be⸗ deutet die Verſenkung auch nur eines kleinen Schiffes etwas ganz anderes wie bei Beginn des U⸗Boot⸗Krieges, zudem bedeutet der Ausfall eines Schiffes auch den Ausſall an 4 bis 5 Frachtladungen. Unter dieſen Verhältniſſen muß auch der größte Peſſimiſt ſagen, daß die Lage der Gegner ſich in ſtart wachſendem Maße und mit ſchnellen Schritten verſchlechtert, und daß nüchſten liegt und infolge des W die ungeheuren Vorräte, die auf der ſüdlichen Halbinſel lagern, nicht abtransportiert werden können, in erſter Linie Lieferant für die Entente. Nun haben ſich durch die ungeheuren Rüſtungs⸗ Sa, Wilſons derart wirtſchaftliche chwierigkeiten entwickelt, daß Amerika, das Land der Ausfuhr, jetzt ſelbſt anfangen muß zu rationieren, anſtatt, wie man hoffte, der Entente in ſteigendem Maße zu helfen. Von Nah und fern. Falſche 50 Mark⸗ Reichs bauknoten. Seit einiger Zeit ſind Nachbildungen der Reichs⸗ banknoten zu 50 Mark mit dem Datum des zinſen von 6 Pf. für den Tag, insgeſamt 7,68 M., zu begleichen. An demſelben Tage ſtarb der Kaufmann. Die Geſellſchaft ſandte die Prämie zurück und weigerte ſich, die Ver⸗ ſicherungsſumme zu zahlen. f wies als Reviſionsinſtauz die Klage der Witwe ab, da beim Ableben ihres Mannes deſſen Zahlungspflicht gegen die Verſicherungsgeſell⸗ ſchaft nicht vollig erfüllt geweſen ſei. So hat der Verſicherte, bezw. deſſen Nachkommen, wegen des geringfügigen Betrages von 7,68 M. die Summe von 10000 M. eingebüßt, während der Verſicherer ein glänzendes Geſchäft gemacht hat. Der Fall iſt lehrreich und mahnt dringend, jede berechtigte Forderung einer Verſicherungs⸗ geſellſchaft auf das gewiſſenhafteſte zu erffllen. Karte zu den Kämpfen bei Vpern. 1 E 90 2 Nelfpnerfele N. 7. N —— 5 7 1 7 N 0 Hrgenorue —. N 4 N„Ff.* ep 2* 1 F e le 9 Zgle: Adder in . 2 N 725 A, f., ö S. N 7 N 71 + 0 s e Nd e He inc rmedtheresge — nes ges fenelge, Fe „ N. gabe* 7 4 1 jeder Zweifel an dem Enderfolg des U-Boot⸗ 8 Krieges nicht berechtigt iſt. Verſagen der Abwehrmaßnahmen. Unſere Gegner haben ſich emſig bemüht, ihre Abwehrmaßnahmen gegen die U-Boote mit allen 0 1 iner aß keine Faſern haben, ſondern daß die Faſern Aber irgendwie entſcheidend durch einen gelbbraunen. Aufdruck erſetzt worden Das Reichsbankdirektorium ſetzt für den⸗ jenigen, der zuerſt einen Verfertiger oder wiſſent⸗ Kräften zu ſteigern und damit auch natürlich ge⸗ wiſſe Erfolge erzielt. Vor⸗ Zeitpunkt und werden es nach menſchlicher or Die ausſicht auch in Zukunſt nicht können. amerikaniſchen U-Boot⸗Jäger, Aufhebens gemacht worden iſt, haben verſagt. Das Geleitſyſtem, das den Schiffen ja einen gewiſſen Schutz bietet, hat auf der anderen Seite auch große Nachteile. Was die Leiſtungen Amerikas betrifft, ſo iſt die Hilfe von dort an Mann⸗ ſchaſten und Flugzeugen im erſten Jahre ihrer Teilnahme am Kriege verhältnismäßig, gering geweſen. Die Erwartungen unſerer Feinde ſind ſchwer enttäuſcht worden. f Amerika ſpäter eine halbe Million Truppen in Frankreich halten will, ſo braucht es dazu dauernd einen Frachtraum von etwa zwei Mil⸗ lionen Tonnen, die wiederum an der Ver⸗ ſorgung ſeiner Bundesgenoſſen abgehen würden. Nach amerikaniſchen und engliſchen Angaben (Lloyd George) ſelbſt kommt im übrigen ein Ein⸗ greifen eines ſo großen Heeres für dieſen Feld⸗ zug nicht mehr in Frage. Der ein, die durch den Eintritt Amerikas in den Krieg entſtanden iſt. die Entente iſt nach Eintritt in den Krieg nicht etwa geſtiegen, ſondern erheblich zurückgegangen. Amerika iſt, weil es eben der Entente am beeinflußt haben ſie den U-Boot⸗Krieg zu keinem ſind. ſehr Wenn Staats⸗ 21. April 1910 und mit verſchiedenen Nummern begen f r Rieſen⸗ Die Nachbildungen brotfabrit in Oberglogau, Kreis Neuſtadt, zum Vorſchein gekommen. ſind hauptſächlich daran zu erkennen, daß ſie lichen Verbreiter dieſer Nachbildungen dergeſtalt von denen viel anzeigt, daß die Täter zur Unterſuchung ge⸗ zogen und beſtraft werden können, eine Be⸗ lohnung von 3000 Mark aus, die es ſich vor⸗ behält, unter beſonderen Umſtänden noch zu erhöhen. Zahlt prämie! pünktlich die Verſicherungs⸗ Pflicht zur Erfüllung des Vertrages befreit, wenn er bei Verzug der Prämienzahlung den mit dem Zuſatz, daß er nach Ablauf der Friſt nicht mehr an den Vertrag gebunden ſei. Dieſe Beſtimmung wurde in einer Entſcheidung des Reichsgerichts zum Nachteil der Witwe eines Kaufmannes angewandt, der ſein Leben bei einer Geſellſchaft in Halle verſichert hatte und mit einem geringfügigen Betrage(Verzugs⸗ zinſen) im Rückſtande geblieben war. und bemerkt, daß ſich der Betrag vom 17. April höhe. f bandige Prämie von einem Verwandten des Verſicherten gezahlt, ohne jedoch die Verzugs⸗ Nach§ 39 des Geſetzes über den Verſicherungsvertrag iſt der Verſicherer von der Verſicherten unter Stellung einer Friſt gemahnt, Die Ge⸗ ſellſchaſt hatte ihn zwei Monate nach Fälligkeit ſekretär ging weiter auf die wirtſchaftliche Lage zur Zahlung einer rüͤckſtändigen Prämie erſucht 2 2 1 2 — 7 N 70 1. 2— X Gegen die Errichtung einer Rieſen⸗ O.⸗S., durch den Reichsgrafen v. Oppersdorf hatten die oberſchleſiſchen Bäcker Einſpruch er⸗ hoben und feſtgeſtellt, daß das angeblich neue Verfahren, billiges Brot herzuſtellen, nur eine Wiederaufnahme des 1896 bereits bekannten Grawitbrotverfahrens iſt, das ſich ſeinerzeit nicht bewährt hat. Der Landrat des Kreiſes Neu⸗ ſtadt hat den Bau der Rieſenbrotfabrik während des Krieges bereits unterſagt. Eheſchließung durch Stellvertreter. Schweizeriſchen Blättern wird aus Paris ge⸗ meldet, daß eine Geſetznovelle der franzoͤſiſchen Kriegsgefangenen zur Abſchließung einer Ehe durch Stellvertretung ermächtige. Vorherſage eines deutſchen Dieges wird beſtraft. In South Shields ſo ſchreibt die„Vorkſhire Poſt“— hatte ſich ein Arbeiter vor Gericht zu verantworten, weil er ſeinem Arbeitsgenoſſen geſagt hatte:„Der Krieg dauert noch zwei Jahre, und dann werden wir die deutſche Flagge hier im Lande ſehen!“ Zur Verteidigung wurde angeführt, ſolche Ge⸗ ſpräche ſeien unter Arbeitern üblich Der Ar⸗ beiter wurde zu 500 Mark Geldſtrafſe verurteilt. 0 Volksuniverſität ſollen in Mitte April wird die jüdiſche in Kiew eröffnet. Vorleſungen hebräiſcher Sprache gehalten werden. 0 Die materielle Hilfe für 1915 ab um 6 Pf. Verzugszinſen für jeden Tag er- Y,—— 9417 felt in den Am 23. Auguſt 1915 wurde die rück⸗ Volkswirtſchaftliches. letzt bisher Laut dürfen einer über die ergangenen Mehr Seife. ige übliche Bekanntmachung 1 ** Menge während der Monate April ober Mal 1918 eiamal 50 Gramm Kriegsſeife gegen Vorlage der abzuſtempelnden Seifenkarte abgegeben werben. Das Reichsgericht ſchleppten, liefen ſie einem der ſie Anrechnung von einem Monat Unterſ ausreichend feingeſiebtem Torfmull. iſt durchaus zu empfehlen. Anlagen oft Freunde. Man ear Herichtshalle. Berlin. Der 16jährige ſchon mehrmals vor⸗ beſtrafte Schloſſerlehrling Heinz B. hatte früher bei dem Kraftwagenfabrikanten Beilſchmidt in Charlotten⸗ burg gearbeitet, er kannte dort die örtlichen Verhält⸗ niſſe, und verſtand es, den gleichaltrigen Bruno S zur Ausführung eines Einbruchs bei Beilſchmidt zu gewinnen. Um für alle Zwiſchenfälle gerüſtet zu ſein, verſahen ſie ſich mit einem mit ſechs ſcharfen Patronen geladenen Revolver, einem Schlagring, einem großen Meſſer und einem Glasſchneider. Sie drangen in der Nacht des 5. Februar gewaltſam, nach Zer⸗ trümmerung einer Fenſterſcheibe in den Arbeitsraum und ſtahlen vier Magnete von Kraftwagen, mehrere Treibriemen und e dere Wertobjekte, die ſie in eine. Als ſie dann wieder mund den Sack weg⸗ utzmann in die Arme, ſeſtnahm. Sie waren vor Gericht geſtändig aatsanwalt beantragte je 1½ Jahre Gefängnis. erichtshof hielt den von den beiden Burſchen ten verbrecheriſchen Willen für außergewöhn⸗ oß, glaubte aber ihre Jugend berückſichtigen ſollen und hielt neun Monate Gefängnis und ſuchungshaft für ck packten. rt wa mitgenommenen S durchs Fenſter geklen zu Der Kleingärtner. Ausſaat feinerer Samen. Feinere Sa⸗ men dürfen nicht in grobe, rauhe Erde geſät werden, da ſie ſonſt ſchlecht aufgehen und Wurzel faſſen. Mit Vorteil ſät man feinere Samen in ein Gemiſch von Miſtbeeterde und Ein ſolcher Boden iſt ſo locker, daß auch die feinſten Würſelchen leicht in den Boden eindringen können. Der Torf⸗ mull hält die Feuchtigkeit feſt und wird doch nicht ſauer oder mooſig, Eigenſchaften, die von ganz beſonderer Bedeutung ſind. Auch eine Miſchung von guter Gartenerde und Torfmull ä Steht kein Torf zur Verfügung, ſo kann man eine Miſchung von Gartenerde und Lauberde nehmen. Schnitt der Ziergehölze. Mancher ſchön⸗ heitsliebende Schrebergärtner hat ſich auch einige Blütenſträucher zugelegt, wie er ſie in großeren blühen ſah. Aber trotz„beſter fleißigen Beſchneidens wollen Das kommt meiſt vom„zu“ igen Beſchneiden. Man entferne nur alles rbende, alte Holz, und halte ſo die Sträucher in beſtä r Erne vom Boden aus. An den Zweigen ſchneide man moͤglichſt wenig, ſonſt ſchneidet man eben Blütenknoſpen ab, und dann blühen ſie eben nicht. Die Levkojen gehören zu den Lieblings- blumen des deutſchen Volkes. Sie ſind feit altersher bekannt, da aber immer neue Sorten in den Handel kommen, ſo bleiben ſie auch neu und erwerben ſich zu den alten noch neue kann ſie ſelbſt aus Samen Die beſte Aus nd die Monate April. Bei der Ausſaat ſäe man erde, welche noch halb⸗ a Sonſt iſt die Behand⸗ die Anzucht ſo dankbar, daß erzielen kann. Pflanzt wan ig i 8 ſo erhält man Behandlung“ und ie nicht blühen. Erneuerung f 9 leicht und bſt zeitig in Töpfe, ſo nkbare Winterblüher —— 22427 Gemeinnütziges. Weiße Flecke aus polierten Möbeln zu entfernen. Flecke, welche rch Auſſtellen heißer der B zem Kaffee, n entſtehen, dieſelben mi und dieſe, je entſtanden iſt en, indem en e bedeckt r neu dar Eine jüdiſche Vyltsuniverſität in Kiew. letzt mit Lappen glänzend ger wollenen 5 * Hartenber an Edith erantrat und mit ihr zu f Kar! U. 0 5 0 1% Lubenow mit ſchneidender Ironie ab.„Bitte ſich glücklich, Baroneſſe. e der mit einem eiferſüchtig forſchenden Blick— brechen begann. Spiegelte es ihm ſeine er⸗ ſegte Einbildungskraft nur vor, er glaubte zu bemerken, daß die Blicke der Baroneſſe un⸗ ruhevoll, wie hilfeſuchend im Saal umher⸗ ſchweiſten. Jetzt erblickte ſie ihn. Sie winkte ihm lebhaft mit dem Fächer. Er eilte ſogleich auf ſie zu. „Wo ſtecken Sie denn, Herr Lubenow?“ tedele ſie ihn lächelnd, faſt freudig an.„Papa ragte mich vorhin nach Ihnen.“ „Ich fühlte mich nicht ganz wohl,“ erwiderte et,„und hatte mich deshalb ein wenig gurück⸗ gezogen.“ Sie ſah ihn aufmerkſam an. „Allerdings, Sie ſehen angegriffen aus.“ Fin wärmer Ton lag in ihrer Stimme, der auf ie heſtige Verſtimmung des jungen Mannes wie lindernder Balſam wirkte. Sie heftete einen forſchenden, faſt ängſtlichen Blick auf ihn. „Os iſt doch hoffentlich nichts Ernſtes? Ich rechne für dieſen Tanz auf Sie, Herr Lubenow. Oder ſollten Sie Ihre Tanzverpflichtung ver⸗ geſſen haben?“ a Er blickte überraſcht auf, hatte aber ſoviel Geiſtesgegenwart, mit einer Verbeugung ſofort zu entgegnen:„Wie können gnaͤdiges Fräu⸗ lein glauben! Eine ſo angenehme Verpflichtung 1 man nicht. Ich komme, um Sie zu bitten—“ „Stelle mich Ihnen mit Wonne zur Ver⸗ ſiaung, Baroneſſe,“ fiel hier der Graf, der an einem Schnurrbart zwirbelnd beiſeine ſtand, in ſeinem blaſierten Ton ein,„falls der Herr— ih, Herr Lubenow der Schonung bedarf.“ „Sehr gütig, Herr Graf,“ wehrte Karl meinetwegen nicht zu bemühen. In de Nähe der Baroneſſe kann man ſich ſelbſt⸗ verſtändlich nicht anders aus außerordentlich wohl befinden.“ In den Augen der Baroneſſe leuchtete es; ſie lächelte.„Sehr verbunden, Herr Lubenow.“ Und zu dem ſich ärgerlich auf die Lippen beißenden Offizier gewendet:„Sie ſehen, lieber Graf, Herr Lubenow will Ihnen ſein Recht nicht abtreten. Ich muß alſo bedauern. Graf Hartenberg ſchlug klirrend ſeine Hacken zuſammen und entfernte ſich mit einem feind⸗ ſeligen Blick auf den jungen Fabrikbeſitzer, den dieſer mit denſelben Gefühlen erwiderte. „Was werden Sie von mir denken, Herr Lubenow?“ ſagte Edith von Langwitz mit einem Ausdruck von Verlegenheit. „Ich bin entzückt, gnädiges Fräulein. Ich fühle mich Ihnen zu tieſſtem Dank verpflichtet. Sie zeigte eine beſchümte Miene. „Aber es war doch— doch Unrecht von mir, über Sie ſo— ſo förmlich gewalſſam zu verfügen. Sie hatten mich ja gar nicht zum Kontertanz engagiert.“ f Ich verſaumte es allerdings. Um ſo heißer 5 nädige Baroneſſe mir * iſt mein Dank, daß gn trotzdem den Tanz bewi igen.“ 0 Sie errölete von neuem; dann lächelte ſie allerliebſt, und mit einem reizenden Gemiſch von Perſchämtheit und ſreundlicher Vertraulichkeit ſagte ſie:„Ich wußte mir nicht anders zu helfen. Der Graf ſtand im Begriff, mich aufzu⸗ fordern. Da ſab ich Sie und minkte Ihnen.“ „Und machten mich dadurch außerordentlich „darf ich mir die Frage erlauben: iſt Graf Hartenberg ein ſo ſchlechter Tänzer?“ ö Sie ſchüttelte eifrig mit dem Kopf. „Gar nicht, im Gegenteil, aber— unter uns, er iſt mir kein angenehmer Geſellſchafter.“ „Was Sie ſagen, Baroneſſe!“ Eine geſtüme Freude wallte in der Bruſt des jungen Mannes auf.„Wirklich 7 Gegenteil— wenigſtens ſchien es mit, hielten.“ Sie ſah ihn mit einem raſchen, verſtohlenen Blick an. Ein ſchelmiſches Lächeln zuckte um ihre Lippen. N „Dieſe Beobachtung haben Sie gemacht?. Allerdings, Graf Hartenberg erzählte mir ein paar luftige Streiche aus meinen Kinderjahren. Er iſt ſeit mehr als zehn Jahren mit meiner Familie befreundet. Mir aber iſt er immer unſympathiſch geweſen.“ „Auch heute noch?“ N 5 Wieder ſah ſie ihn erſtaunt an. Seine Blicke hingen wie gebannt an ihr. Sie erglühte über und über.„Heute mehr als je,“ erwiderte ſie leise. 1 Aber Karl Lubenows ganzes Geſicht ging ein Strahlen und die heiße Glückſeligleit, die ſeine Bruſt durchflutete, machte ſich in dem haſtigen Ausruf Luft:„Ste ahnen nicht, wie glücklich Sie mich mit Ihren Worten machen!“ g Verwirrt. in ſichtlicher Befangenbeit ſenkte di⸗ Doch— er ſtreifte ſie un⸗ Und ich glaubte im als ob Sie ſich vorhin vortrefflich mit ihm unter⸗ Zum Glück beg die kleine Kapelle den Konter. Baroneſſe ihr Antlitz inn it dieſem Augenblick 7 1** 18„ or 1 Karl Lubenom reick iner Da und führte ſie in die Nähe der me die Hand ßte noch in derſelbe! t l tte er doch überwältigend empfunden, wie tief er Edith von Langwitz liebte und daß ich das Glück ſeiner Zukunft ohne ihre Liebe nicht denken konnte. Nie war ſie ihm ſo liebenswürdig begegnet wie an dieſem Abend, und er war ſehr nahe daran ge⸗ weſen, ihr von ſeines Herzens innigſtem Sehnen zu ſprechen. Ein Reſt von Beſinnung hatte ihn jedoch davon zurückgehalten, denn wenn er ſich ihr entdeckte und wenn ſie, wie er zu hoffen wagte, ſeinen Wünſchen nicht abgeneigt war, ſo mußte ſeine Erklärung den Eltern gegenüber unverzüglich nachfolgen. Wenn er auch wußte, daß der Baron ihn nicht wie Graf Hartenberg als Plebejer betrachtete— denn würde er ihn ſonſt bei ſich ſo freundlich empfangen?— ſo war er doch durchaus nicht ſicher, ob Ediths Eltern ge⸗ neigt waren, mit ihm ein ſo nahes verwandt⸗ ſchaftliches Verhältnis einzugehen. Wenn er auch reich war, ſo war er doch vorläufig immer nur der ſchlichte Karl Lubenow, und wer weiß, ob Ediths Eltern der Gedanke nicht peinlich war, ihr Kind durch eine Verheiratung mien bürgerlichen Fabrikanten gewiſſerma. ſteigen zu ſehen. 9 6 Fortſetzung folgt.)