Alltlicher Teil. Bekanntmachung. Betr.: Holzverſteigerung in der Gemeinde Viernheim. Montag, den 6. Mai 1918, vormittags 9 Uhr werden auf dem Rathauſe dahier: 315 Rm. Kiefern⸗Scheit⸗Holz 137,5„ Kiefern-Knüppel⸗Holz 3820 Stück Kiefern-Wellen 83,2 Rm. Kiefern-Stockholz an die Meiſtbietenden öffentlich verſteigert., Betr.: Speckabgabe aus Hausſchlachtungen. Wir geben hierdurch bekannt, daß die Auszahlung von abgeliefertem Speck aus Hausſchlachtungen nur bis 5. Mai erfolgt; nach dieſem Zeitpunkt erfolgende Anſprüche bleiben unberückſichtigt. Betr.: Abgabe von Koks in kleineren Mengen. Die Abgabe von Koks in kleineren Mengen wird ab 1. Mai 1918 bis auf Weiteres eingeſtellt. Betr.: Anbau- und Ernteflächenerhebung vom 6. Mai bis 1. Juni 1918. Wir haben feſtgeſtellt, daß ein großer Teil von Per— ſonen, die Land verpachtet oder ſonſt zur entgeltlichen oder unentgeltlichen Nutznießung ausgegeben haben, die vorge— ſchriebene Anmeldung bei uns nicht bewerkſtelligten. Wir geben daher die letzte Friſt bis Freitag, den 3. Mai 1918 und bemerken, daß wir gegen die Säumigen ſtrafrechtlich vorgehen müſſen. g Zur Beſeitigung aufgetretener Zweifel wiederholen wir, daß auch die verpachteten Allmendgrundstücke von den Verpächtern unter Angabe der Pächter und des Flächen— inhaltes hier anzugeben ſind. Betr. Eierverſorgung. Freitag, den 3. Mai 1018 werden an die Bezugs⸗ berechtigten gegen Vorlage der neuen Eierkarten Eier abge— geben. Es entfällt ein Ei auf die Perſon(Crwachſene wie Kinder). Vormittags von 1 9 8 bis 9 Buchſtabe 9„ 10 10„ 11 11„ 12 R Uhr A bis 7 7 Betr.: Ausgabe von Brotmarken. Die Ausgabe der Brotmarken für die Zeit vom 6. bis 19. Mai 1918 erfolgt am Montag, den 6. Mai 1918, vormittags im Wachtlokale des Rathauſes in der ſeit— herigen Reihenfolge. Aenderungen im Perſonenſtande ſind vor der Ausgabe hier zu melden. Betr.: Förderung der Bienenzucht im Kreiſe Heppenheim. Um Anfäuger Gelegenheit im Umgange mit Bienen und ihrer Pflege zu geben, findet in Viernheim unter Leitung des Herrn Lehrers Fertig ein Imkerkurſus ſtatt. Intereſſenten wird empfohlen, ſich bei dem Leiter Herrn Lehrer Fertig alsbald anzumelden. Der Kurſus findet an den Sonntagen des Monats Mai und zwei Sonntagen des Juni mit Ausnahme der Feiertage auf dem Bienenſtande des obengenannten Leiters ſtatt. Auch findet im September noch an 1 bis 2 Sonn— tagen eine Unterweiſung über Einwinterung der Bienen ſtatt. Etwaige Wünſche betreffs der Unterweiſungstage wer— den tunlichſt berückſichtigt. Der Kurſus iſt für die Kurs— teilnehmer unentgeltlich. Ferner iſt bei Herrn Lehrer Fertig in Viernheim eine Honigverkaufsſtelle eingerichtet worden. Die Verkaufsſtelle wurde errichtet, um den Honig den Bewohnern des Kreiſes Heppenheim zu ſichern. Heppenheim, den 22. April 1918. Großh. Kreisamt Heppenheim. J. V.: Hammann. Bezugnehmend auf obige Bekanntmachung erſuchen wir im Intereſſe der Bienenzucht und des allgemeinen Volkswohles den Kurſus fleißig zu beſuchen und die An— meldung alsbald zu machen. Der Kurſus beginnt am Sonntag, den 12. Mai, nachmittags 2 Uhr in der Schiller— ſchule(Anatomie, Theorie der Biene) und von 3 bis ½5 Uhr auf dem Bienenſtande des Leiters. Viernheim, den 30. April 1918. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Heppenheim, den 23. April 1918. Betr.. Den Verkehr mit Eiern. Das Grohherzogl. Kreisamt Heppenheim an die Großh. Bürgermeistereien des Kreises. Das Nachſtehende wollen Sie in Ihren Gemeinden ortsüblich bekannt machen laſſen. Nachdem die Brutzeit der Hühner herbeigekommen iſt, wurde wiederholt feſtgeſtellt, daß angebrütete Eier zur Ablieferung gekommen ſind. Nach ſachverſtändigen Gut— achten iſt es durchaus nicht ſchwer, dieſe Eier von nicht angebrüteten zu unterſcheiden; es ſteht daher feſt, daß wohl in der Mehrzahl der Fälle dieſe angebrüteten Eier mit voller Abſicht für die Aufkäufer aufgehoben und abgegeben worden ſind. Wir haben die Aufkäufer angewieſen, ſolche Eier zurückzuweiſen; die Aufkäufer haben ſonach nicht nur das Recht, ſondern die Pflicht, die Eier in Gegenwart der Abgabepflichtigen zu unterſuchen und nach ihrem Ermeſſen zu entſcheiden, ob ſie ſolche Eier annehmen können. Sie ſind angewieſen, in Zweifelsfällen die Eier mit dem Namen des Lieferers zu verſehen. Wir weiſen darauf hin, daß in der Ablieferung von angebrüteten und deshalb wertlos gewordenen Eiern der Tatbeſtand des Betrugs nach 8 263 Reichsſtrafgeſetzbuches zu erblicken iſt. Wir behalten uns vor, ſolche Fälle der Großh. Staatsanwaltſchaft zur Verfolgung der Schuldigen zur Anzeige zu bringen. Auch haben wir die Aufkäufer angewieſen, die Namen derjenigen Perſonen, die gewohnheitsmäßig die kleinſten Eier abliefern, uns zu melden und die Eier mit dem Namen der Abliefernden zu verſehen. J. V:. Hammann. Vorſtehendes bringen wir hiermit allgemeinen Kenntnis. Viernheim, den 30. April 1918. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. zur ö Bekanntmachung. Betr.: Fleiſchverſorgung. Für dieſe Woche erhalten alle verſorgungsberechtigten Perſonen 35 Gramm Fleiſch. Flelſch iſt bei allen Metzgern erhältlich. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Die Bekämpfung des freie. Zur Schutzimpfung ſind von dem Beſitzer bei zuſtändigen Bürgermeiſterei anzumelden: Alle im Vorjahr und in den Monaten Januar bis März einſchl. geborenen und angekaufte Ferkel, Länfer und Maſtſchweine, ſoweit letztere nicht ſchon im Monat April zur Schlachtung kommen, bis zum 5. April; alle im Lande vorhandenen Zuchtſauen und Eber bis zum 5. April; alle in einem der Monate April bis September einſchl. geborenen und angekauften Ferkel, Läuferſchweine, Zuchtſauen und Eber bis zum 5. des darauffolgenden Monats. Von der Anmeldepflicht in Abſatz 1 ſind die Beſitzer von Ferkeln und Schweinen befreit, wenn ſie durch eine Beſcheinigung der Bürgermeiſterei des Herkunftsorts der Tiere nachweiſen, daß dieſe bereits ſeit dem 1. April des laufenden Jahres ſchutzgeimpft ſind. Die Impfung aller nach§ 1 Abſ. 1 angemeldeten Schweine hat in jedem Ort zu einer von dem Kreisveteri— näramt oder dem mit der Impfung Beauftragten zu beſtim— menden Zeit an Hand der Liſten(§ 2) ſtattzufinden. Die Beſitzer ſind verpflichtet, zu dieſer Zeit die in ihrem Beſitz befindlichen der Anmeldepflicht unterliegenden Schweine zur Schutzimpfung zu ſtellen. Die Gemeinde hat das zum Feſthalten der Tiere er— forderliche Perſonal zur Verfügung zu halten. Für größere Orte und für einzeln gelegene Gehöfte hat auf Anfordern des Kreigsveterinäramts oder des mit der Impfung Beauftragten die Bürgermeiſterei anzuordnen, daß Ferkel an eine beſtimmte Stelle zur Schutzimpfung gebracht werden. Größere Schweine ſind im Gehöft des Beſitzers zu impfen. Ueber alle ausgeführten Schutzimpfungen hat der die Impfung Ausführende der zuſtändigen Bürgermeiſterel unter Rückgabe der Liſten(§ 2) Mittellung zu machen. 8 4 Händler haben die in das Großherzogtum während der Monate April bis September eingeführten Ferkel und Läuferſchweine innerhalb 48 Stunden, nachdem ſie in das Land eingeführt ſind, bei der Bürgermeiſterei, in deren Bezirk die Tiere ſich befinden, zur Schutzimpfung anzumelden. Die eingehenden Anmeldungen über die im Beſitz von Händlern befindlichen Schweine haben die Bürgermeiſtereien unverzüglich dem Kreisveterinäramt zu übermitteln, das die Schutzimpfung dieſer Schweine ſtets noch innerhalb der Ab— ſonderungszeit(9 Tage nach der Einfuhr in das Landes— gebiet) vorzunehmen oder zuveranlaſſen hat. Der beamtete Tierarzt oder der mit der Schutzimpfung Beauftragte hat von deren Ausführung alsbald der zuſtändigen Bürgermelſterel Kenntnis zu geben. Händlerſchweine dürfen während der Monate April bis Septemper einſchließlich vor ſtattgehabter Schutzimpfung nicht zum Verkauf gebracht werden. § 7. Die Nichtbefolgung der in den 88 1 und 4 vorge— ſchriebenen Anmeldepflicht, ſowie die Weigerung des Beſitzers, ſeine Schweine gemäß 8 3 Abſ. 1 und 3 zur Impfung zu ſtellen, zieht nach Art. 4 Ziffer 7 des Geſetzes über die Ent⸗ ſchädigung für an Milzbrand, Rauſchbrand und Schweine— rotlauf gefallenen Tiere die Verſagung der Entſchädlgung nach ſich. Darmſtadt, den 19. November 1917. Großh. Miniſterlum des Innern. v. Hombergk Betr.: Wie oben. Die vorſtehend abgedruckten 88 1, 3, 4 und 7 der Miniſterialbekanntmachung vom 15. Dezember 1916— Krels—⸗ blatt Nr. 83 von 1916— in der durch Verfügung Großh. Miniſteriums des Innern vom 19. November 1917 abgeän— derten Faſſung bringen wir zur öffentlichen Kenntnis und fordern die Intereſſenten zu pünktlichem Befolg der Anord— nungen auf damit ſie vor Schaden bewahrt bleiben. Wir heben ausdrücklich hervor, daß für die Geltendmachung eines Entſchädigungsanſpruchs nicht die erfolgte Anzelge genügt, ſondern die nach obigen Biſtimmungen rechtzeitige Anmeldung notwendig iſt. Viernheim, 30. April 1918. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Das Abladen von Schutt uſw. Es hat ſich zu einem wahren Unfug herausgebildet, daß in der Nähe des Gaswerks— Kiesſand— it der Georgſtraße, am Tivoli uſw. alte Kannen, rlümpel aller Art in zunehmender Weiſe gelagert werden. Dieſe Handlungsweiſeu find mehr wie unverſtändlich, zumal ſie den öffentlichen Verbindungswegen einen ekelerregenden Anblick geben. Um dleſen Unarten mit Erfolg zu begegnen, verbieten wir hiermit die Anſammlung des alten Gerümpels an öffentlichen Orten und Stellen und werden in Zukunft Zuwiderhandelnde zur Anzeige bringen. Betr.: Die Ausführung der Friedhofsordnung. N In letzter Zeit mehren ſich die Klagen, daß nament— lich auf dem neuen Friedhofe durch Kinder Blumen ent— wendet und Gräber und Grabſteine erheblich beſchädigt würden. Dieſen Unfug, der immer mehr zuzunehmen ſcheint, können wir unter keinen Umſtänden dulden und ordnen an, daß künftighin nur Erwachſene den Friedhof betreten dürfen. Sollten dennoch Kinder ohne gehörige Beaufſichtigung im Friedhofe angetroffen werden, werden wir die Eltern derſelben wegen ungenügender Beaufſichtigung ihrer, meiſtenteils Schaden anrichtenden Kinder zur Anzeige bringen. Den Weiſungen der Friedhofsaufſeher uſw. ſind unbedingt Folge zu leiſten. Viernheim, den 30. April 1918. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Neubeſetzung der Feuerviſitatorſtelle des 1. Bezirks im Kreiſe Heppenheim. Die Stelle des Feuerviſitators für den 1. Bezirk des Kreiſes Heppenheim, welcher aus den Orten Heppenheim, Kirſchhauſen, Erbach, Sonderbach, Wald-Erlenbach, Mitters— hauſen-Scheuerberg, Mitlechtern, Igelsbach, Lauten-Weſchnitz, Hambach, Ober-Laudenbach, Gorxheim mit Kunzenbach, Unter-Flockenbach mit Eichelberg, Tröſel und Viernheim be— ſteht, ſoll neu beſetzt werden. Der Ort des Wohnſitzes des gewählt werdenden Feuerviſitators ſcheidet aus dem Bezirk aus. In Betracht kommen in erſter Linie ſolche Bewerber, welche das Mauerhandwerk erlernt haben und gewiſſenhaft ſelbſtändig betreiben. Selbſtgeſchriebene Geſuche ſind bis zum 11. Mai ds. Is. bei Großh. Kreisamt Heppenheim einzureichen. Heppenheim, den 17. April 1918. Großh. Kreisamt Heppenheim. J. B, Hammam. Jodes-Anzeige. Verwandten, Freunden und Bekannten die ſchmerzliche Nachricht, daß es in Gottes Rat— ſchluß gelegen hat, unſere liebe, unvergeßliche Tochter, unſere gute Schweſter, Schwägerin, Tante und Enkel Auna Eliſe Mandel heute Vormittag 10 Uhr, nach kurzem Kranken lager, verſehen mit den hl. Sterbeſakramenten, im jugendlichen Alter von 13 Jahren, zu ſich in ein beſſeres Jenſeits abzurufen. Um ſtille Teilnahme im Gebete bitten Viernheim, den 1. Mai 1918 In tiefer Familie Polizeidiener Mandel. Die Beerdigung findet Freitag, den 3. Mai, nachmittags 5 Uhr ſtatt. Landw. Bezugs⸗ und Abſatz⸗Genoſſenſchaft 157 Viernheim 753 Morgen Nachmittag werden von 2 Uhr an in unſerem Lager I 1 47 Frühe Roſen ſolange Vorrat reicht, an jedermann abgegeben. Der Vorſtand. Trauer: Die beſtellten Kartoffelkörbe und Kartoffel⸗Henkelkürbe ſind eingetroffen und erſuche dieſelben baldigſt abzuholen, da vorausſichtlich keine weitere Sendung mehr eintrifft. d Julob Beyer. Zu mieten geſucht 2 Zimmer-Wohnung, Küche und Zubehör, von ruhiger, kleiner Familie. Näheres im Verlag d. Blattes. Thomasmehl, Kainit und Kaliſalz friſch eingetroffen. Joh. Schneider Wwe. am neuen Bahnhof. Einen leichten. a Kuhwagen, sowie einen foichten Vorder- und intorpflug zu kauf. ges. Von wem, ſagt die Exped. Schutt und Ge⸗ die Schulbehörde diesbezügliche Geſuche eingereicht hatte. iernheime Erſcheint dreimal wöchentlich: Dienstag, Donnerstag u. Samstag Bezugspreis: monatlich 50 Pfg. einſchl. Tragerlohn Gratisbeilagen: „Illuſtriertes Sonntagsblatt“, Wand— kalender und Fahrplan. Geſchäfts⸗ Anzeiger Autellatt 1 122 En thält alle amtlichen Au Redaktion, Druck und Verlag: Unabhängiges Organ 0 Juſeratenpreis: Vereins- Anzeiger der Gr IN n Wed kündigungen der Behörden Viernheims und Umgebung. Inſerate finden in der Bürger-Zeitung wirkſamſte Verbreitung.— Für Wohnungsinſerate Ausnahme-Tarif. Joh. Martin, Viernheim, Rathausſtraße. Die 1 ſpaltige Petit-Zeile 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Beilagen im Gewichte bis zu Gramm 9 Mk. fürs Tauſend. Bei Klageerhebung kommt jeder Rabatt in Wegfall. Telefon 217 Samstag, den 4. Mai Teleſon 217 1918 Lokale Nachrichten. Gemeinderats⸗Sitzung am 3. Mai 1918. In der heutigen Gemeinderatsſitzung unter dem Vor ſitze des Herrn Bürgermeiſters Lamberth waren erſchienen die Herren Gemeinderäte Brechtel, Bergmann, Bugert, Hoock, Hofmann, Kühner, Lahres, Roos, Schmitt, Stumpf und Zöller. Das Pro— tokoll führte Herr Ratsſchreiber Alter. Der Herr Bürgermeiſter begrüßte die anweſenden Herren, worauf in die Tagesordnung, die noch um einige weitere Punkte vermehrt worden war, eingetreten wurde: 1. Feſtſetzung der Ortslöhne; hier Berückſichtigung der für die hieſige Gemeinde beſtehenden Verhältniſſe. Dem Antrage des Oberverſicherungsamtes Darmſtadt, die Taxe der Ortslöhne für erwachſene männliche Arbeiter auf 4.20 Mk. heraufzuſetzen, ſtimmte das Kollegium zu. 2. Wahl der Schulvorſtandsmitglieder. Nachdem die Wahl einiger Mitglieder abgelaufen, mußte wieder Neu— bezw. Erſatzwahl vorgenommen werden. Da eines der Mit glieder nach dem Geſetz dem Gemeinderat angehören muß, bat der Herr Bürgermeiſter, Vorſchläge zu machen. Herr G.⸗R. Schmitt vertrat die Anſicht, daß auch Arbeitervertreter in den Schulvorſtand gewählt ſein müßten. Herr G.-R. Roos fand den Antrag Schmitt ſonderbar. Alle Mitglieder des Gemeinderats ſeien doch berufen, das Wohl der ganzen Gemeinde zu vertreten und nicht bloß das einer Klaſſe. Der Herr Bürgermeiſter war derſelben Anſicht wie Herr Roos und ließ zur Wahl ſchreiten, die mittelſt Stimmzettel vollzogen wurde. Gewählt wurden die Herren Kühner, Schmitt, Stumpf und Zöller. 3. Neubeſetzung der Schuldienerſtelle bei der Göthe— Der ſeitherige Schuldiener Herr Gallei, welcher mit der Schillerſchule im Einkommen gleichgeſtellt ſein wollte, welche Differenz 150 Mk. beträgt, fand mit ſeinem Antrag nicht die Zuſtimmung des Gemeinderats, weshalb der Poſten ausgeſchrieben wurde. Es hatten ſich zwei Bewerber gemeldet, die Herren Phil. Adler 3. und Nik. Martin 1. Das Kollegium hat ſich in geheimer Ab— ſtimmung für Letzeren mit 9 gegen 3 Stimmen entſchieden. 4. Feſtſetzung der Rezeßholzliſte für 1918 ö hier Prü⸗ fung der Bezugsberechtigung verſchiedener Ortsbürger. Hier lagen zahlreiche Eingaben von Ortsbürgern und Ortsbürger⸗ innen vor, worin dieſe um die Ueberlaſſung von Loosholz bitten. Dieſe Fälle haben den G. R. ſchon öfters beſchäftigt, ſodaß nach Erläuterungen des Herrn Bürgermeiſters unter Zuſtimmung faſt aller Herren Gemeinderäte abermals Ab lehnung ſtattfinden mußte. Herr G.⸗R. Hoock hatte ſich der Geſuchſteller, wobei drei von ihren Ehemännern verlaſſene Frauen in Frage kommen, in befürwortender Weiſe, ausge— ſprochen, aber dennoch abgelehnt werden mußten, da der Gemeinde bei etwaiger Genehmigung vonſeiten anderer Orts— bürger Vorwürfe gemacht werden könnten.„Der Herr Biir germeiſter betonte bei allem Humanitätsgefühl für die Ge⸗ ſuchſtellerinnen ganz richtig, daß das Geſetz dennoch oberſter Grundſatz bleiben muß. Weitere Geſuche wurden zu Recht genehmigt und teilweiſe als unbegründet abgelehnt. ſchule. demjenigen 5. Erhebung von Gebühren für die weitere polizei⸗ liche Behandlung des Fleiſches auf der Freibauk. Das Ge ſuch des Herrn Nik. Helbig, der um höhere Beſoldung für ſeine Arbeiten eingekommen war, wurde abgelehnt. 6. Neufeſtſetzung der Vergütungen der Totengräber und der zur Erhebung kommenden Beerdigungsgebühren. Für die Dauer des Krieges werden die Beerdigungsgebühren wie folgt feſtgeſetzt: nichtſchulpflichtige Kinder 2 M., ſchul⸗ pflichtige 6M. und Erwachſene 10 M. Das Geſuch der Totengräber um Erhöhung ihrer Bezüge wurde genehmigt. 7. Der Fuhrunternehmer Martin, der die Fuhren der Gemeinde beſorgt und ſeither zum Tagesſatz von 20 M. arbeitete, beantragt in einem Geſuch einen neuen Tarif. In dieſem verlangt er für den Fuhrdienſt pro Zentner 20 Pfg., die entſtehenden Gebühren fürs Wiegen will er tragen. Der Gemeinderat beſchließt, an den ſeitherigen Vereinbarungen feſtzuhalten. 8. Das Gehalt des Hilfspolizeidieners Herrn Laiſt wird auf Vorſchlag des Herrn Bürgermeiſters auf monatlich 100 M. feſtgeſetzt. Das Kollegium ſtimmte allgemein bei. 9. Die Tagesgebühren der Feuerviſitatoren werden auf 8 M. erhöht und vom Gemeinderat genehmigt. 10. Die Strickſchullehrerin Frl. Kalt erhält im Hin⸗ blick auf ihre 33jährige Wirkſamkeit an der hieſigen Schule das Gehalt von jährlich 1200 auf 1440 M. erhöht, wozu 11. Dem Geſuch des Herrn Leonhard Beck, um Auf nahme in das Ortsbürgerrecht ſtimmte der Gemeinderat zu. Beck verpflichtete ſich, in Raten jährlich 200 M. einzuzahlen. Die Nutznießung beginnt mit völliger Abtragung der Ein— zahlungsſumme. N 12. Die Uebherlaſſung von Grasloſen wird den Feld ſchützen wie alljährlich auf ihre Eingabe wiederum gutge heißen und vom Gemeinderat genehmigt. 13. Herr Wiegemeiſter Hanf hat bei der Benützung der Gemeindewage mehr Gaslicht verbraucht, als er zu ſeinem Dienſt benötigte. Nach Bemerkungen Herrn Bürgermeiſters und Kenntnisnahme des Gemeinderats be ſchließt derſelbe, von Herrn Hanf für den Mehrverbrauch 40 M. zurückzuerheben. 14. Auf Antrag der Forſtbehörde werden kleine Bei— träge für Beamte(Gemeindeforſtwart Kempf) bewilligt des 15. Herr Bürgermeiſter Lamberth gab in eingehen der Rede die Mängel in unſerer Fleiſchverſorgung bekannt. Wenn unſere Gemeinde mit 10000 Einwohnern nicht in dem Maße mit Fleiſch verſorgt iſt, ſo ſei das keinesfalls auf das Schuldkonto der Bürgermeiſterei zu ſetzen. Dieſe gab ſich vielmehr durch Eingaben an die in Betracht kom menden Inſtanzen alle erdenkliche Mühe, genügend Fleiſch— mengen nach hier zu bekommen. Das meiſte und auch das beſte Vieh wandert alles in die Großſtädte und zwar in der Annahme, daß Orte wie unſerer, troh ſeiner Größe, rein bäuerlich betrachtet werden und als verſorgt Dem ſei nicht ſo, denn unſer Ort hat nur 20% bäuerliche Vevölkerung, während 80% dem Arbeiterſtand angehören, größtenteils in der Induſtrie in Mannheim arbeiten, alſo genau in derſelben Lage ſind Mainz uſw. Wenn jeder einzelne, der unbewußter Weiſe die Bürgermeiſterei für die letzten geringen Fleiſchmengen als Schuldner hinſtellte, wüßte, welche Schritte unternommen wurden, wovon auch ein großer Aktenſtoß Zeugnis gibt, würde er ſich beſchämend ſelbſt zur Verant— wortung bringen. Der ganze Gemeinderat ſtimmte den Ausführungen des Herrn Bürgermeiſters beifällig zu, wo ran auch die letzte Kritik zerſchellen muß. 16. Ein Geſuch der Oberförſterei wurde ablehnend beantwortet. Einer Partie Holzmacher, die ſeit Aufang beim Holzmachen tätig ſind, werden die üblichen Ver— günſtigungen in Holzzulagen gewährt. Seigel erſucht in einer Eingabe um Auszahlung von Ge bühren. Nach reger Debatte faßte der Gemeinderat den Beſchluß, den Autragſteller zu erſuchen, die Gebührenforde rung bei der Kreisbehörde zu ſtellen.— Einem Antrag auf Zwangserziehung gab der Gemeinderat ſeine Zuſtimm ung, in dieſem Falle ein Frage kommt. 17. Vor Schluß der Sitzung gab der Herr Bürger- meiſter ein Bild von der Finanzlage unſerer Gemeinde, die er als gut bezeichnete. Dem Umlage— 211,267 9% auf 240 000 erhöht werden. ein Ausſchlags-Koeffizient von Die jetzige vorteilhafte Finangwirtſchaft das Rückgrat abgeben, um bei kommenden Kriſen Ueberraſchungen nicht unvorbereitet dazuſtehen. der Krieg zu Ende gehen wie er will, ſo Bürgermeiſter aus, müſſen wir uns bei allem auf einen Rückſchlag gefaßt machen. Unſere tapferen Feldgrauen, die bereits bald 4 Jahre auf blutiger Walſtatt für uns kämpfen, dürfen wir nach ihrer Rückkehr nicht noch mit ſteuerlichen Sorgen bedrücken, deshalb muß der Umlage-Ausgleichs— Fonds geſchaffen werden. Wenn nun in dieſem Jahre das ſelbe Umlagekapital wieder ausgeſchlagen werden würde, würde der Umlagekoeffizient mit Rückſicht auf die wirtſchaft liche Kraft der Gemeinde und ihrer Einwohner, die während des Krieges außerordentlich gewachſen iſt, nach den ange ſtellten Berechnungen anſehnlich verringern. Der Herr Blir germeiſter hat dieſe Finanzoperation, die die Umlage des Einzelnen nicht erhöht, deshalb dem Gemeinderat unter breitet, um bei ſicher zu erwartenden Rückſchlägen nach dem Kriege Mittel zu haben, die dem allzuſchnellen Anwachſen des Umlagefußes entgegenwirken. Mit anderen Worten, die angeſammelten Mittel ſollen zur Verwendung einer Umlageerhöhung bei eintretender Kriſis dienen. Der Ge meinderat gab hierzu ſeine einſtimmige Genehmigung— Mark, alſo kapital ſteht gegenüber. Und Mag Die Sitzung dauerte von 3—7 Uhr. * Viernheim, 4. Mai. Bienenzüchterver⸗ ſammlung. Wie wir erfahren, findet morgen Sonntag den 5. Mai nachmittag ½3 Uhr im Gaſthaus zur Roſe eine Bienenzüchterverſammlung der Sektion Viernheim des Starkenburger Bienenzüchtervereins mit ſehr intereſſanter Tagesordnung ſtatt. Die Bienenzüchter nebſt Frauen und Freunde der Bienenzucht ſind herzlichſt eingeladen. l — Die Wohnungszählung findet in der Zeit vom 15. Mai bis 31. Mai 1918 ſtatt und zwar in allen Gemeinden, die nach der Volkszählung vom 5. Dezember 1917 5000 und mehr Zivileinwohner beſitzen. Gemeinden unter 5000 Zivileinwohner kommen in Frage, wenn ſie in Induſtriebezirken liegen oder für die Be— friedigung des Wohnungsbedürfuiſſes der Perſonen von Wert ſind, die in benachbarten größeren Gemeinden be— ſchäftigt ſind. Zur Erhebung dient die Hausliſte. Be— ſonderer Wert wird auf die Zahl der verfügbaren und der vorausſichtlich beanſpruchten Wohnungen, die Mietpreiſe, die Verteilung der Bewohner auf die verſchiedenen Grö— ßenklaſſen der Wohnungen, die Beſetzungen der Kleinwoh⸗ nungen mit Bewohnern und der Zahl der Wohnungen in den einzelnen Wohnhäuſern gelegt.„. () Mannheim, J. Mai. Wegen Schleichhandels hatte ſich eine Gemüſekleinhändlerin vor dem Schöffen— gericht zu verantworten. Die Angeklagte wußte ſich aus dem Bauland Mehl, Malzkaffee, Getreide, Honig, Rauch— fleiſch, Schinken und Rindfleiſch zu verſchaffen und ver— kaufte dieſe Lebensmittel an ihre Kundſchaft weiter. Der Lieferant der Angeklagten war ein Soldat. Das Schöf— fengericht verurteilte die Händlerin zu einer Woche Ge— gelten. wie die Bezirke Offenbach, in bewußter oder - Herr Veterinärarzt herabgekommenes Mädchen in Das Umlage-Kapital, das 180000 Mark beträgt, ſoll im kommenden Voranſchlag um 60 000 ug führte der Herr fängnis und 200 Mark Geldſtrafe. ()Manuheim, 1. Mai. In der vergangenen Woche iſt in einem Hotel in Ludwigshafen ein raffinierter Wäſchediebſtahl ausgeführt worden. Zwei Unbekannte hat— ten ein Doppelzimmer mit zwei Betten belegt und in der Nacht ſämtliche Bett- und Wäſcheſtücke fortgeſchaſft. Einer der Gauner ließ die Sachen an einer Vorhangſchnur auf die Straße hinab, während der andere ſie auf der Straße in(Empfang nahin 85 () Maunheim, 30. April. Vor einigen Tagen wurde das 6jährige Töchterchen eines Fabrikarbeiters von einem Straßenbahuwagen überfahren; das Kind iſt jetzt an den erlittenen ſchweren Verletzungen geſtorben. 1 ( Heidelberg, 30. April. Im neuen Rangier- bahnhof wurde der 29 jährige Rangierer Georg Pfiſter aus Rohrbach überfahren und ſofort getötet.... () Ettlingen, 1. Mai. Die 15jährige Tochter des Landwirts Lumpp iſt ihren am Herdfeuer erlittenen ſchweren Brandwunden erlegen. () Müllheim, 1. Mai. Wie aus Mühlhauſen i. E. gemeldet wird, iſt der Mörder der Flüchtlingsehefrau Stucker von Sennheim, der mit Zuchthaus vorbeſtrafte Hilfsdienſtpflichtige Joſef Schmitt vom außerordentlichen Kriegsgericht zum Tode verurteilt worden. Das Urteil wirdelt. P.“ durch Erſchießen vollzogen. Freiburg, 30. April. Bet einer auf dem hieſngen Hauptbahnhof vorgenommenen Kontrolle wurden in drei auf der Station Kirchzarten als Paſſagiergut nach Frank— furt a. M. aufgegebenen Gepäckſtücken 177 Eier, 28 Pfund Honig, Weißmehl, Fleiſch, Speck uſw. vorgefun— den. Die Lebensmittel wurden beſchlagnahmte. 5 () Ettlingen 30. April. Die 15 jährige Tochter des Landwirts Wilhelm Lumpp erlitt, als ſie einen Topf mit Kartoffeln vom Feuer wegnehmen wollte, durch eine aus dem Herd herausſchlagende Flamme ſo ſchwere Brandwunden, daß das Mädchen kaum mit dem Leben davon kommen dürfte.— 0 1 8 Vermiſchtes. In dem erſten Band r Auekdolen-Bibliothek(Bi häbſche Erinnerungen an „Str. — Anekdoten. iat verlegten bei jingen wir fo'gende Raich kanelet: Stammhbuchverſe. erbat ſich von Moltke und von Biemme Album. Der große Schlachtendenker ſcheiel Eint Dam Worte für uiht „Lüge vergeht, Wahrheit beſteht! von Moltke, Feldmarſchall.“ ind der große St'gatslenker ſchrieb darunter: „Wohl weiß ich, daß in jener Welt Die Wahrheit ſtets den Sieg behält, Doch gegen Lüge dieſes Lebens Kemp'! elbſt ein Feldmanſchall vergebens. Bismarck, Reſch e kanzler.“ von „Niemals“. march nach der Ablehnung ſeines Abſchieds— mit dem bekannten dem Kaiſer durch Kränk— A. Jaeſt die von ſeiten Kaiſer Wilhelms J. ö „Niemals“ erſolgte, wieder Audienz bei hatte, äußerte ſich dieſer, veranlaßt durch das dure a chkeit und Alter begründete Abſchiedsgeſuch, wörllich dahin: „Ich bin viel älter als Sie und reite ſogar noch.“ Worauf Bis⸗ arck erwiderte:„Ja, Majeſtät der Reiter hält es immer läſitzer als das Plerd.“ In Friedrichs ruh. Bismarck begegnete eines Tags unverhofft mehreren jungen Damen im Parke von Friedrichsruh in dem Augenblick, als ſie Blatter cEpflückten, um ſich damit zu ſchmücken.„Aber meine Damen,“ redete er die Ueberraſchten an,„wenn jeder Beſucher nur ein Blatt aus dem Garten mitnehmen wollte, würden hier bald nicht»mehr Blätter übrig bleiben als Haare auf meinem Kopfe.“ ſeſͤches, Worte: 0s 15, Frankreichs Schuld. Von Geheimrat Prof. Dr. R. Sternfeld. Daß Frankreich die eigentliche Schuld am Weltkriege hat, kann von keinem Einſichtigen bezweifelt werden. War in den letzten Tagen des Kriegsausbruchs Rußland der„Brand— ſtiſter“, trägt England daneben die ſchwerſte Schuld, weil es den Krieg hätte verhüten können, ſo trifft Frankreich der Vorwurf, daß ez durch ſein Verhalten in den vier Jahrzehnten ſeit 1871, durch ſeine Rüſtungen, ſeine Rache⸗ ſtimmung und Aufhetzung kein Vertrauen und lein ruhiges Nebeneinander der Völker Etropas aufkommen ließ. Es iſt immer wieder bis heute behauptet worden, daß der Verluſt Elſaß-Lothringens die Revanche hervorgerufen habe, Deutſchland alſo die Schuld trage, wenn für Frankreich ſeit 1871 kein auf⸗ nichtiger Friede mit dem deutſchen Nachbarn möglich beweſen ſei. Ebenſo iſt es aber von anderer Seite klar bewieſen worden, daß nicht der Verluſt Elſaß-Lothringens, ſondern die Niederlage im Kriege und die verletzte Eitelkeit des ruhmſüchligen franzöſiſchen Volkes der An— laß zur Revanche geweſen ſei. Wie kam es denn, daß Napoleon III. immer wieder deutſche Grenzgebiete am Rhein erſchleichen wollte? Er fühlte, daß ein Kaiſertum nicht ſeſtſtehe, wenn er als„Revonche ſür Sadowa“ den Franzoſen nicht einen Landzuwachs verſchaffe und damit einen Troſt gebe über die Vergrößerung Preußens. . Als nun 1871 der Sieg erfochten war, „fonnte das neue Deulſche Reich garnicht auf Elſaß⸗Lothringen verzichten, nicht nur weil das deutſche Volk einmütig den Wiedergewinn des alten deutſchen, einſt ihm geraubten Landes forderte, ſondern auch, weil der Schutz Süd— deulſchlands dieſe Sicherung vor den Angriffen des unruhigen franzöſiſchen Nachbarn verlangte. Die Rheingrenze als ewige Bedrohung Deulich— lands durfte nicht länger beſtehen. Von nun an begann die unermüdliche Arbeit der neuen Machthaber in Paris, an den des„Frankfurter Friedens“ zu rütteln. Mannes in Frankreich. Und er, der 1870 den Widerſtand organiſiert hatte, begann nun auch die äußere Politik in die Wege zu leiten, die zum Weltkrieg führen ſollte: mit Rußland und Annäherung an England. Beides wurde durch das mächtige Erſtarken des Deutſchen Reiches begünſtigt, deſſen friedliche Politik zu verdächtigen man an der Seine treff— lich verſtand. Das Bündnis mit Rußland voll zog ſich in den neunziger Jahren. Die fran⸗ zöſiſchen Sparer legten ihr Geld in ruſſiſchen Werten an, ſo daß allmählich 20 Milliarden Frank nach Rußland gingen. 1891 kam ein franzöſiſches Geſchwader nach Kronſtadt, 1893 Zar— f neigung zu Frankreich, ein ruſſiſches nach Toulon; der neue Nikolaus II. erſchien 1896 in Paris und brauchte 1897 zum erſten Male das Wort„ das Bündnis, das in einem Geheimvertrag feſt— geſtellt war. Seit 1900 trat die Revanche ſtärker hervor. „Die nationaliſtiſchen Leidenſchaften wurden durch mit den Dreyfus-Prozeß geſteigert. Und nun war die junge Generation herangewachſen, die durch Ma N einſtimmung befand, der man nachſagt ihren alle Mittel in Schulbüchern, Liedern, Reden und Schriften zur Befreiung der„geraubten“ und angeblich von Deutſchland geklnechteten Provinzen angeſtachelt worden war. Was Dérboulede, der Barde des Deutſchen— haſſes, und ſeine Palriotenliga geſät ging nun auf. Der Miniſter Delcaſſé [die entſcheidende politiſche Wendung durch: die Annäherung an England, mit dem man noch 1898 in Faſchoda feindlich zuſammen— geſtoßen war, vollzog ſich ſeit der Thron— beſteigung Eduards VII. und verdichtete ſich im April 1904 zu einem Vertrag, worin Frankreich die britiſche Feſtſetzung in Agypten anerkannte und dafür in Marokko freie Hand erhielt. Damit war die entente cordiale gegründet, ſehte und Frankreich konnte, wenn es ihm noch ge⸗ lang, Rußland und England zu beſreunden, auf die zwei mächtigſten Bundesgenoſſen bei ſeinem Rachekrieg gegen Deutſchland hoſſen. Noch mußte und Delcaſſé abgehen, da Rußland, von Japan Satzungen „Nie davon ſprechen, aber immer daran denken!“ war die Weiſung Gambettas, des volkstümlichſten ſeſtes Bündnis als Allianz“ für„ N 5 aktiver Leutnant im öſterreich ½heimiſchen ihn zu hatte, Wiederherſtellung Franz Xaver von Bourbon 1875 unterſagte allen Anwärtern auf Frankreich 1905 zurückweichen Heer. geſchlagen, zu ſchwach war; aber 1908, als Eduard den Zaren in Reval beſuchte, gewann das neue Syſtem des Dreiverbandes ſeſte Grundlagen: Rußland ſollte ſich auf dem Balkan entſchädigen. Frankreich war der Kitt dieſes Bundes und verzichtete immer mehr auf eine jelbſtändige Politik: es wagte keinen Schritt, der ſeine Bindung an Rußland in Zweifel ziehen konnte, und entfernte 1912 ſeine Flotte aus der Nordſee, wo England es ſchützen ſollte. Immer enger zog ſich jetzt das Netz der Entente um das Peutſche Reich. Die franzöſiſche Kriegs— partei war ſo weit erſtarkt, daß ſie die ſchwere Ve⸗ laftung der dreijährigen Dienſtzeit im Juli 1913 durchdrücken konnte, nachdem Poincaré, der Lothringer, Präſident der Republik geworden war. So war denn auch die Haltung der Pariſer Staatsmänner nach der Ermordung des öſter— reichiſchen Thronfolgers: Frankreich hatte alles auf die Karte Rußland geſetzt, fürchtete aber doch, von Deutſchland überrannt zu werden, und bot daher alles auf, England zur kriegeriſchen Hilfe zu bewegen. Die franzöſiſche Nation ſcheute vor dem Krieg zurück und ließ ſich doch bineinziehen, da ihre Machthaber niemals ſo weit gehen konnten, um mit Deutſchland dort zum Frieden zu mahnen, wo er bedroht war: in Rußland. Sie hofften, Deutſchland würde vor der Gefahr zurückſchrecken; wenn nicht, ließen ſie es auf Krieg ankommen, denn, wenn je, ſo mußte jetzt die Wiedereroberung Elſaß-Lothringens gelingen, mit Hilfe der zwei mächtigſten Reiche, die Frankreich in jahrelanger Arbeit zur Vernichtung des verhaßten Deutſchlands zuſammengeſührt hatte. So ging Frankreich, von keinem Feinde bedroht, ſiegesgewiß in einen Krieg, der zu ſeinem Untergang führen ſollte! Das Haus Parma. — Seine Rolle im Weltkriege.— Einer bekannten Berliner Korreſpondenz wird aus Wien geſchrieben?: N Der berühmte Kaiſerbrief an den Prinzen Sixtus von Parma hat die Offeutlichkeit außer⸗ halb der ſchwarzgelben Grenzpfähle blitzartig in geheime Zuſammenhänge hineinſehen laſſen, die hierzulande wenigſtens für einen engeren Kreis von eingeweihten Beobachtern ſchon längſt ſicht⸗ bar geworden waren. Wer mochte, als nun bald vier Jahren über die Völker herein⸗ t brach, ſich für das perſönliche Verhalten der beiden Prinzen von Parma intereſſieren, damals, noch Kaiſer Franz Joſeph am Leben war und man hoffen durfte, daß es ihm noch beſchieden ſein würde, den Frieden wieder zurückkehren zu ſehen. Aber hier in blieb es natürlich nicht unbemerkt, daß Prinz Sixtus ſich ſofort unſeren Feinden zur fügung ſtellte. den Nai Verſuche, wo er ſich hut geholt hatte, nachdem ſeine iſchen Heere Bauernſchaft gewiſſe durchzuführen, verhindert worden en Man wußte aber auch, daß er ſeiner ehrgeizigen Mutter, der von Parma, in voller Über— daß ſie fnenfans bantens als ſich damit Herzogin Maria Antoinette Lieblingsſohn für die Krone vorgeſchlagen hatte. Aber im Grunde glaubt noch höheren 5 von Lothringen hofft ſie weyn die dieſes alten Grenzlandes und von da Ne 1 hren Horaz * erzog vermählt zu ſehen, lommen ſei, gewinnung der teuren Krone r nur noch ein Schritt zurückzulegen die vierte Republik nicht ewig fortbeſtehen wird, unterliegt natürlich für dieſe hohe Frau wie für alle franzöſiſche Legitimiſten, in deren Kreiſer Prinz Sixlus in Paris viel rlehrte, Zweifel. Aber als er ſich nebſt ſeinem B bei Ausbruch 1 Krieges der franzöſiſchen Armee zur Verfügung ſlellte, erlebte er eine kleine Enttäuſchung; er wurde abgelehnt. Das Prätendentengeſetz von ll en Thron des ehemaligen Kaiſerteiches die Nicht anders erging ne rr c n Y 8 1 FA Der HPalbherr von 12 Roman von Arthur Zapp. (Fortſetzung.) 7 „es iſt ja auch trotzdem noch eine große Ver— meine Augen zu meſſenheit, daß ich es wage, nen zu erheben. Aber ich kann nicht anders, ch muß es Ihnen ſagen, daß ich Sie liebe aus iter Seele, daß ich Sie aubete und daß ich es für das größte, ſüßeſte Glück betrachen würde, wenn Sie mich nicht von ſich weiſen, wenn Sie glich erhöͤren würden.“ Eine leidenſchaftliche, tiefinnerliche Bewegung arg ihn in die Knie nieder und ſtrahlte von ſeinem lodernden Geſicht. Augen mit den Händen bedeckt. Er ſah, daß ihre zarte Geſtalt erhebte und nun nahm ex ein leiſes, mühſam beherrſchtes Auf— ſchluchzen. „Edith!“ rief er, ſeiner nicht mehr mächlig, und zog ihr die Hände vom Geſicht. Sie wehrte ihm nicht, ars er zuerſt die eine Hand und dann die andere an ſeine heißen, zuckenden Lippen zog. Und nun lächelten ihre Augen unter Tränen zu ihm auf. „Edith!“ rief er noch einmal im llber⸗ ſchwange ſeines Glück gefühls und zog ie an leine Bruſt. 8. Auf allen Seiten Glückſeligkeit, Einigkeit and Zufriedenheit. 1 hatlen ihre Zuſtimmung zu der Mahl ihrer Tochter gegthen und die oſſizieſle Werlohung solid ſiall. Der Baron fand ſich mit guter mn eee Lubenow. Ich weiß ja,“ ſuhr der junge Lubenow fort, Aber ſie hatte ihre ver⸗ Der Baron und die Baronin Miene in die Notwendigkeit, für den fürſtlich ſaraliſchen Titel ſeiner Tochter anzuerkennen. Unbehagen bereitete es ihm immer noch, ſo oft er ſeinen Schwiegerſohn in eine der ariſto— kratiſchen Familien, zu denen er Beziehungen hatte, als„Graf Lubenow“ einführte. Einmal entſtand bei einer ſolchen Gelegenheit eine peinliche Szene. Eine ältere Dame verwitwete Baronin Weſſelhof, geborene Gräfit Bruchdorf, der das junge Brautpaar in einer Geſellſchaft begegnete, legte ihre Hand an das 2 2 des und fragte den Baron, 5* — 2 gleich: Graf Lu 7 „Graf Lubenow, Frau Baronin.“ Die alte Dame ſchüttelle mit dem Kopf. „Pardon! Den Namen habe ich noch gehört. Ich erinnere mich auch nicht, ihn im Gotba verzeichnet geſehen zu haben.“ Die alte Dame, die ſich auf ihre Kenntnis des Gothaiſchen Kalenders etwas zugute und die ſich rühmte, alle gräflichen und freiherr⸗ lichen Familien im Deutſchen Reiche wenn nicht perſönlich, ſo doch dem Namen nach zu kennen, Ach, meine wandte ſich an die Gaſtgeberin. Liebe, haben denn nicht der Hand?“ Der Baron, der wie au 7 Sie einen Gotha bei glühenden Kohlen ſtand, fiel raſch ein. „Bitte ſich nicht zu bemühen. Mein Schwieger⸗ den ſohn ſteht noch nicht im oha, ie Er⸗ — 1 1 ö genen in den Graſenſtaud dallert erſt in dieſem Jahre.“ die ungeheure Kataſtrophe dieſes Weltkrieges vor auch Wien ir Ver⸗ Man kannte ſeine lebhaſte Hin- p? Ara Doltor⸗ ö in der Agrarreformen e ins F ⅛—ö. ̃ꝗ⁵M drojlich ein 1 Freilich, ein wenig beſtätigte der Ohr, wie jemand, der nicht recht verſtanden hat, der ſeinen Schwiegerſohn vorgeſtellt hatte:„Pardon, wie ſagten Sie doch ſlill in 114 at Brüdern in England, das ſich damals noch den Luxus der Abweiſung von dienſtwilligen jungen Leuten glaubte leiſten zu können. Schließlich landeten ſie in der belgiſchen Armee. Darüber war das Jahr 1917 herangeſommen. Die Prinzen„dienten“ indeſſen nur auf dem Papier, zumeiſt hielten ſie ſich in der Schweiz auf, an der Riviera und— in Oſterreich. Vom Prinzen Sixtus wenigſtens weiß man in Wiener Hofkreiſen ganz beſtimmt, daß er im vorigen Jahre zweimal über die Grenze ge⸗ kommen iſt, das einemal im Frühling, das andere im Herbſt. Deshalb glaubt man auch, daß er den berühmt gewordenen Brief ſeines kaiſerlichen Schwagers gar nicht durch einen Kurier über Feldkirch, ſondern hier an Ort und Stelle perſönlich über⸗ nommen hat. Die Beſuche der beiden Prinzen wurden in Wiener Hofkreiſen ſehr ungern ge⸗ ſehen, und ſchließlich ſahen ſich die in Wien weilenden männlichen Mitglieder des Erzhauſes veranlaßt, den Kaiſer zu bitten, ihnen das Auftreten in Sſterreich zu unterſagen. Ein un⸗ gewöhnlicher Schritt. Aber mit ihm wurden nur die notwendigen Folgerungen aus Tatſachen gezogen, die mehr und mehr offenkundig ge⸗ worden ſind. Die Familie Bourbon ſteht mit ihrem Herzen im Lager unſerer Feinde. Deutiſchlands Kraft und Größe richtig zu würdigen, daran ſind ſie durch ihre vorbehaltloſe Hinneigung zu Frankreich ſchlechterdings verhindert, und was eine Trennung der beiden Mittelmächte für die Donaumonarchie bedeuten würde, dafür fehlt ihnen jedes Augenmaß. Nach ihrer Über⸗ zeugung wäre ſie im Gefolge der Weſtmächte am beſten aufgehoben, und wenn jetzt in Paris und London zuweilen von der Zertrümmerung des alten Kaiſerſtaates geſprochen wird, ſo glauben ſie ſolche Drohungeu nicht weiter tragiſch nehmen zu ſollen. Was ſie treiben und worauf es ihnen ankommt, iſt Familienpolitik, nichts weiter; ihr ſoll auch das öſterreichiſche Kaiſerhaus ſich anpaſſen. Das ſind die„Kriegsziele“ des Hauſes Parma. Zugleich aber auch ein Spiel mit dem Feuer, wie es gefährlicher gegenwärtig nicht erdacht werden kann. 95 2420 Dolitiſche Rundſchau. Deutſchland. * Das Abkommen Ukraine iſt nunmehr vorden. Seine wichtigſten Beſtimmungen be⸗ ziehen ſich auf die Lieferung von Getreide, Hülſenfrüchten, Futtermitteln und Sämereien. Wegen dieſer Bezüge wurde zunächſt eine Vereinbarung über die Organi— ſation der Aufbringung in der Ukraine und ſodann ein Ver ſchloſſen. Die Organiſation, die unter dem Namen getreidebureau bereits ins Leben und Angehörigen der landwirtſchaftlichen Börſe us Pächtern und ö ndwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften b Von den übrigen Abkommen ſind her— 1 jenigen über Lieferung von Eiern, Staats— getreten iſt Beſitzern von Mühlen vorzuheben die Schlacl N io 761 den Bezu* 3 4 2* 8* r l 2 dungen aus dem Haag an das„Handelsblad laufen n Mittelmächten Bundesſtaaten eſteuerung gab in der rdnetenkammer rung ab, in der Dek er aus Staatsregierung ſteht punkt, daß jeder sgeſetzgebung auf dem Beſteuerung von Vermögen en werden und ſo den keit, auch in Zukunft luſgaben gerecht zu bleiben muß. fernerhin mit kilteln erhalten wird auch ſtehenden N mit allen an- und nachdrück— beabſichtigt E 0 Kammer einen B und Deutſchland hält an. beobachtet nach wie vor 5 Gerüchte und Vermutungen eine große trag über die Lieferungen abge- n zun ene gef haben. Aufbringung erfolgt durch eine geſtellt een hang Deutſchland. Staatsrat dieſen ſchlußantrag einzubringen, wonach die Kammer ſich als Generalkommiſſion konſtituieren ſoll, um alle die Landes verteidigung betreffen⸗ den Fragen zu prüfen, beſonders die Aktenſtücke über die Verhandlungen mit Oſter⸗ reich, die Clemenceau einigen Ausſchüſſen vor⸗ gelegt hat. Forgeod hält es für notwendig, daß die Kammer in ihrer Geſamtheit über alles Vorgefallene unterrichtet wird. Die Mehrzahl der Deputierten haben ſich der Anſicht Forgeods angeſchloſſen. Laut„Petit Parſien“ wünſcht die Mehrzahl der Senatoren gleichfalls in die Aktenſtücke Einſicht zu nehmen. England. * Lloyd George hat zu einer Sammlung der Reden, die er im Verlauſe des Weltkrieges gehalten hat, ein Vorwort geſchrieben, in dem er u. a. ſagt:„Die Ereigniſſe der letzten Woche müſſen jedem denkenden Menſchen bewieſen haben, daß ein Vergleich zwiſchen unſeren Idealen und denen des Gegners nicht mehr möglich iſt. Demokratie und Autokratie liegen in einem Kampf auf Leben und Tod. Die eine öder die andere dieſer beiden Mächte wird über die Menſchheit herrſchen. Das iſt der Kernpunkt der kommenden Kömpfe und Prüfungen. Ich zweifle nicht daran, daß die Freiheit ſiegen wird. Ob ſie bald oder ſpäter ſiegen wird, ob in einer letzten, äußerſten Kraft⸗ anſtrengung oder in einem letzten kurzen Todeskampfe, hängt von der Kraft und dem Opfermut ab, mit welchem ſich die Männer der Freiheit dem Kampfe hingeben, aber auch von der Kraftentfaltung derer, die ſich hinter den Schlachtlinien befinden. Für Bequemlichkeiten, für Zögern, für Reden iſt jetzt keine Zeit.“ Schweiz. „Der Erneuerung des Handelsab⸗ kommens mit Deutſchland, das Ende dieſes Monats abläuft, ſtellen ſich große Schwierigkeiten entgegen. Was den Preis für Kohlen betrifft, ſo hält Deutſchland immer noch an einem Aufſchlag von 90 Frank für die Tonne feſt. Von ſehr großer Tragweite ſind die deutſcherſeits geſtellten Bedingungen fur die Verwendung der Kohle; danach würde die Aus- fuhr der Schweiz nach Ländern, die ſich mit Deutſchland im Kriege befinden, ſehr ſtark ein geſchränkt, insbeſondere würde dies für die Er⸗ zeugniſſe der Maſchineninduſtrie eintreten. der Mittelmächte mit abgeſchloſſen Holland. *Die Spannung infolge der Kriſe in den Unterhandlungen zzwiſchen Holland Die Regierung Zurückhaltung, weshalb Rolle ſpielen. Die Preſſe widerſpricht dem Gerücht, als ſollte Deutſchland ein Ultimatum an Holland Einem Amſterdamer Mlatte zu— folge hat Dentſchland allein zu erkennen gegeben, auf ſeine Wünſche ſobald als moglich eine Ant⸗ wort zu erhalten. Dieſe Antwort kann in Kürze erwartet werden. fallen wird, iſt nicht zu ſagen. In tonangeben— Wie aber die Antwort aus— den Kreiſen iſt man ſehr hoffnungsvoll geſtimmt. Einzelheiten ſind noch nicht bekannt, aber man betrachtet die Sache als geregelt. Nach Mel ⸗ dort Gerüchte um über einen bevor⸗ ſtehenden Rücktritt des Kabinetts im Zuſammen— mit den Beziehungen Hollands zu Schweden. «Per Vorſchlag zur Einführung des Frauenſtimmrechts in Schweden wurde in der Zweiten Kammer des Reichstages mi 120 ͤ gegen 50 Stimmen angenommen, von der Erſten Kammer jedoch mit 62 gegen 36 Stimmen abgelehnt. Dadurch iſt der Antrag gefallen. Rußland. Stockholmer Meldungen ſoll der ehemalige Thronfolger Alexei Nikola⸗ jewitſch zum ruſſiſchen Zar ausgerufen und Großfürſt Michael Alexandrowitſch, de Bruder des ehemaligen Zaren, zum Regenten ernannt worden ſein. Die ehemaligen Generale Kornilow und Alexejew ſollen Herren der Stal Petersburg ſein. Da Petersburg von alle: * Nach Telegraphenverkehr abgeſchnitten iſt, laſſen ſich die Gerüchte nicht kontrollieren. D intereſſiert war, 3 als würde Schau geſtellt, imute r zur ſagte ſie und ſuchte in ihrem 0 tich nicht erinnern, ich täglich die Hoſnachrich Das Nodz ua 0 ach ens. leſe doch mir Baron, den es heiß durchſchauerte. „In der Zeitung hat es natürlich geſtanden.“ Die Baronin kam ihrem Gatten und ſchlug raſch ein ande Thema an, und damit war der Zwiſchenfall vorläufig erledigt. ein paar Stunden ſpäter auf der Nach⸗ hauſefahrt erfuhr die Szene inſofern noch ein yſpiel, als der Baron, der mit ſeiner Gattin Tochter in einem Wagen ſaß, der den ganzen Abend über halte, rückſichtslos Luft ron res Freilich, ſeiner ſeinem Arger, ihm gegärt machte. „Der Menſch macht uns rein unmöglich mit ſeinem arabiſchen Titel! Und dabei hat er eine wahre Wut, Geſellſchaſten zu beſuchen und ſich im ichkeſt zu ſonnen. Aber ich ſtreile, ich mache nicht mehr mit. Mag er ſich einführen laſſen von went er will. Ich habe nicht Luſt, mich ſeinelwegen lächerlich zu machen, ich werde—“ Das leiſe Schluchzen Ediths veranlaßte ihn, Glanze ſeiner Gräfl ſich zu unterbrechen. „Armes Kind!“ ſagte er in einem Ton, in ſich Meichheit und Gulmſtligkeit mit itolſichem Ingriim miſchle,„Du biſt ja noch viel ſchlimmer dran, Auf die kruhl das ſchwere den mug zu Hilfe verliehenen Graſentitels ſufomſert halle, Geſchick, dich dein Leben lang Gräfin Lubenow de Saraki ſchimpfen zu laſſen. Gräfin von ſaraliſchen Gnaden! Brr!... Weine nicht, Kind! Ich bin kein Rabenvater. Noch iſt es ja nicht zu ſpät. Wenn du meinſt, daß es über deine Kraft geht, Herrgott, dann machen wir die Sache wieder rückgängig.“ ſich die „Aber, Clemens,“ legte hier Baronin, deren Urteilskraft nicht wie die ihres Gatten durch überreichen Genuß ftanzöſiſchen Selts getrübt war, ins Mittel—„aber, Cle⸗ mens, ſie liebt ihn doch!“ „Liebt ihn? Merkwürdig! Na, dann ſtei— na ja und ſeine Millionen ſinb auch nich von Pappe. Dafür kann man ſich ſchon elwas gefallen laſſen. Es iſt eben nichts vollkommen in dieſer miſerablen Welt...“ Der Baron machte ſeine Drohung wirklich wahr. Er ließ ſich während der nächſſen Wochen krank ſagen, ſo oft es galt, einer Eſin— ladung in SGeſellſchaft„des Brauſpaares zu folgen. So entging ihm die Demſitigung, die ihm das Verhallen ber Barohjin Weſſelhof während einer muſikalſſchen Solee bei eher befreundeten Familie ſicherlich berellet hahe. Die alte Ariſtokralin, die ſich wohl inzunlſchent über bie Herkunft des bem jungen Fahrſtheſher seite * eine eiſige Miene auf, als Baron pon Laug— witz mit dem jungen Brauſpaar ben Salo be— trat, drehte ſich dann um und beſrachtete au gelegentlich ein au der Wand ban ee gemälde, Und auch den gahzen Mee bet ſah ſie konſegnenn an dem Präg por be. dſih ö 00 0 begeht Geſpraͤch andere bei der Aurede„Herr Graf“ ein ironiſch lächelndes Geſicht machte. batte, hinweggekommen. Livland und Sſtland. — gur Löſung der baltiſchen Frage.— In den letzten Tagen wurde in der öſter⸗ reichiſchen wie in der deutſchen Preſſe vielfach Kritik an der Rede des deutſchen Reichskanzlers geübt, die er an die Abordnung aus Eſtland und Livland im Großen Hauptquartier gehalten hat. Auch wurde geſagt, daß durch den Frieden von Breſt⸗Litowſk die Zugehörigkeſt Eſtlands und Liplands zum ruſſiſchen Reiche„gewähr⸗ Jeiſtet“ ſei, und ferner die deutſche Bereitſchafts⸗ erklärung bemängelt, Livland und Eſtland bei der endgültigen Durchführung ihrer Loslöſung von Rußland wirkſam zu unterſtützen. Die Sache liegt in Wirklichkeit ſo, daß beim Friedensvertrag Kurland, Riga, die Inſeln Oſel und Dagö, Litauen und Polen vom ruſſiſchen Reich losgelöſt wurden. Für Eſtland und Liv⸗ land wurde eine Sonderſtellung inſofern aus⸗ bedungen, als ſie ohne Verzug von den ruſſiſchen Truppen und der ruſſiſchen Roten Garde ge⸗ räumt werden mußten und ihre Beſetzung durch eine deutſche Polizeimacht angekündigt wurde, die ſo lange dauern ſoll, bis in Livland und Eſtiend die Sicherheit durch eigene Landeseinrichtungen gewährleiſtet und die ſtaatliche Ordnung her⸗ geſtellt ſei. Die Loslöſung der beiden Länder von Rußland iſt damit nicht ausgeſprochen, vielmehr iſt von deutſcher Seite würde. Falſch aber iſt hie Auslegung, durch den Vertrag ſei die Zugehbrigkeit Eſtlands und Livlands zu Rußland„gewährleiſtet“. Das iſt bezüglich dieſer baltiſchen wenig der Fall, wie etwa hinſichtlich Turkeſtans. Die neueſte Entwicklung der baltiſchen Frage iſt nicht aus dem Friedensvertrage herzuleiten, ſondern aus dem Selbſtbeſtimmungsrecht, das die ruſſiſche Regierung den Fremdvölkern„bis zur völligen Loslöſung von Rußland“ einge— räumt hat. Von dieſem Recht hat die Be— völkerung Livlands und Eſtlands durch die berufene Vertretung Gebrauch gemacht. Ihre Entſchließung geht auf Loslöſung von Rußland und auf einen engen 0 land. Auf Grund des Friedensvertrages hat Rußland die Befugnis, in der Frage der Loslöſung mitzuwirken, doch kann ſie nach dem von ſeiner Regierung verkündeten Grund— ſatz des Selbſtbeſtimmungsrechts der Völker nicht wohl eine ablehnende Haltung einnehmen. Wenn nun die deutſche Reichsleitung den Balten bei ihren Loslöſungsbeſtrebungen wirkſame Unterſtützung zuſagt, ſo liegt darin keinerlei Widerſpruch zum Vertrage, vielmehr geht Deutſchland lediglich von dem Standpunkt aus, den Rußland grundſätzlich ohne jede Einſchrän⸗ lung eingenommen hat. Ausgeſtaltung Die des künftigen deutſch— i auerkannt worden, daß es zur Durchführung der Los⸗ Jöſung einer Verabredung mit Rußland bedürfen Gebiete ebenſo Anſchluß an Deutſch⸗ verkehrs. jungen Verwendung findet. Auf eine Dienſtzeit beim ſchwimmenden Flottenmaterlal von 50 Jahren kann heute der alte„König Wilhelm“ zurückblicken, denn in der letzten Aprilwoche des Jahres 1868 lief das Schiff auf der Samada⸗ werft bei London vom Stapel als einſtiges mächtigſtes Kriegsſchiff der Welt. Das Schiff war urſprünglich für die türkiſche Marine be⸗ ſtimmt worden, aber finanzielle Rückſichten ließen die Türkei damals von dem Baukontrakt zurück⸗ treten. Der„König Wilhelm“ ſieht auf eine ereignisreiche Vergangenheit zurück. Zuerſt diente er der Flotte als Panzerfregatte, dann als Panzerſchiff 2. Klaſſe; ſpäter wurde er den Großen Kreuzern zugeteilt, um vom Jahre 1907 ab als Schulſchiff gänzlich aufgebraucht zu werden. Lange Jahre war„Konig Wilhelm“ das Flaggſchiff des Panzergeſchwaders, das in den ſiebziger und achtziger Jahren ſür die Sommermonate ſtändig im Dienſt war. In 1960 einen Wurf Ferkel von 12 Stück zum Preiſe von 5 Mark für das Pfund. Da die Tiere durchſchnittlich 30 Pfund das Stück wogen, alſo zuſammen 360 Pfund, ergibt der Geſamterlös 1800 Mark, ein Preis, der ſonſt für 12 Stück je 300 Pfund ſchwere Schweine kaum gezahlt wurde. Aufdeckung von Getreideſchiebungen. ſchiebungen feſtgeſtellt worden. nehmen nach handelt es ſichggzum Zentner. Die Großmühle von! Koch in Aſſen⸗ heim hat etwa 4000 Zentner Getreide für eine rheiniſche großinduſtrielle Firma gemahlen und dieſer noch 2000 Zentner Mehl aus eigenen Mehlerſparniſſen verkauft, was gleichfalls nicht geſtattet iſt. Schwerer Unfall einer Fähre. Nach Beendigung eines Fußballſpieles ſtürzte auf dem Ein engliſcher Geleitzug. Nach eng liſcher Darſtellung. Man ſollte es nicht für möglich halten, daß es gelingen könnte, aus den vielfachen Sicherungen, mit denen die Engländer ihre Transportſchiffe um⸗ geben, die einzelnen koſtbaren Dampfer heraus⸗ ſtels und ſtändig, und der beſte Beweis hierfür iſt e here e ne iche hängigkeit von gleichartigen Huftenanfällen in 5* der Umgebung des Kranken. Die Bezi i zwiſchen Nervoſität und Keuchhuſten ſind alſo nicht zu leugnen, leider kann aber erfahrungs⸗ die Märzbeute, die 689 000 Tonnen betrug. Alſo nützen die ſormidablen Sicherungen ſo wenig wie die übrigen Abwehrmaßregeln. zuſchießen. Und doch gelingt es unſeren U-Booten CCC dieſer Eigenſchaft war das Schiff auch am 31. Mai 1878 Zeuge, als das Panzerſchiff„Großer Kurfürſt“ bei Folkeſtone im Engliſchen Kanal unterging. Die Beſchränknug des Wie aus guter Quelle verlautet, U baltiſchen Verhältniſſes iſt ausſchließlich Sache beabſichtigt man in Preußen zunächſt nicht, 5 Deutſchlands und der Balten. Von einer Ver— leugnung des Friedensvertrages mit Rußland deulſcherſeits kann hierbei in keiner Beziehung die Rede ſein. me ee eee N 9 +* Ven Nah und Fern. Größere Feldpoſtpäckchen wieder ſtattet. Das Reichspoſtamt gibt bekannt: Neben den Privatpaketen werden auch nicht— amtliche Feldpoſtbriefe über 50 Gramm(Päckchen) an die Truppenangehörigen der Weſtfront und an Heeres⸗ Belgien ange⸗ Im Einverſtändnis mit der Heeres⸗ verwaltung wird indes dringend davor gewarnt, mit dieſen Päckchen und Paketen leicht verderb⸗ überwieſen. des Großen Hauptquartiers ſowie angehörige im Generalgouvernement und in Luxemburg von jetzt ab wieder nommen. liche Nahrungsmittel ins Feld zu ſchicken.— Paketen an Kriegsgefangene in Italien branchen die bisher j vorgeſchriebenen Zoll— nhaltserklärungen nicht beigefügt zu werden. 1 11 mehr Ein Kriegsſchiffsjubiläum ſeltenſter Art Haupt⸗ kampfſchiff unſerer Flotte der ſiebziger und acht— Panzerfregatte am Ende dieſes Monats das ziger Jahre, die ehemalige „König Wilhelm“, die gegenwärtig noch als Schul⸗ und Ausbildungsſchiff für ö ge⸗ die Schiffs- U irgendwelche Maßnahmen allgemeiner Art zur Beſchränkung des Fremdenverkehrs zu treffen. Erſt dann, wenn in dieſem oder jenem Bade⸗ ort beſondere Übelſtände eintreten, würden auf Antrag Verordnungen ergehen. der Gemeindeverbände beſchränkende Freilegung von etwa 800 vorzeitlichen Grabſtütten. Wie aus Haynau(Schleſien) geſchrieben wird, ſind in der Umgegend von Haynau von den Archäologen Kaiſerl. Notar Thimotheus Webter aus Metz umfangreiche Ausgrabungen vorgenommen worden. Die weit⸗ ausgedehnte Gräberſtätte ſtammt aus der Zeit von 1400 bis 400 vor Chriſto. wurden etwa 800 Gräber freigelegt. wurden den archäologiſchen Muſeen in Berlin und Breslau, dem Niederſchleſiſchen Muſeum in Liegnitz und dem Städtiſchen Muſeum in Haynau Zerſtörung der Burg Weſenberg. Die altehrwürdige Burg Weſenberg in Mecklenburg— Strelitz iſt durch ein Schadenfeuer eingeäſchert worden. Das Burggebäude iſt bis auf die Ringmauern ausgebrannt. berg wurde im Mittelalter mit dem Namen des Minneſängers Heinrich von Meißen in Ver— bindung gebracht. 1800 Mark für einen Wurf Ferkel. in Bierde in Hannover verkaufte ein Landwirt 0 Fremden⸗ Int ganzen Die Funde wohl den Die Burg Weſen⸗ 2 Neckar oberhalb Eßlingen eine mit mehr als ſechzig Inſaſſen ſtürzten ins Waſſer. Die meiſten wurden gerettet; die Zahl der Vermißten wird auf 15 bis 20 geſchätzt. Volkswirtſchaftliches. Deſmungszählung. Nach der ſoeben er— laſſenen Bundesratsverordnung ſoll die Wohnungs— zählung in allen Bundesſtaaten in der Zeit vom 15. Mai bis 31. Mai d. Is. ſtattfinden und in allen Gemeinden, die nach der Volkszählung vom 5. Dezember 1917 5000 und mehr Zivileinwohner beſitzen. Gemeinden unter 5000 Zivileinwohnern kommen in Frage, wenn ſie In duſtriebezirken liegen oder für die Beſriedigung des Wohnungs— bedürfniſſes der Perſonen Jert ie i benachbarten größeren Aus Gründen der Einfachheit, erſparnis dient zur Erhebung ſonderer Wert wird gelegt auf die n und der vorausſichtlich 1 die Mietpreiſe, die Ver auf die verſchiedenen Größenk die Beſetzung der Kleinwohnungen mit und der Zahl der Wohnhäuſern. Die nungen und Betrieb ſpruchten Wohnung werden. Die Durchſü Zwecken des Bundesſtaaten von eme jten Woh⸗ igen, n der Wohnungen, Bewoh einze leerſtehenden der bee bearbeitet dient ſo— denen der Wohnungen in den Reiches als Merichtshalle. Gneſen. Der Rittergutsbeſitzer von Lesniewo, Kreis Wittowo kammer wegen Verſtoßes er e wurde von egen die Gerſteberordnung Weinſtuben, Hotels ö Im oberſchleſiſchen Kreiſe Friedberg find durch ſchaſſen wegen Überſchreitung der Höchſtpreiſe ſtaſt⸗ 4 1 0 ſe g ii 1 eine Reviſion der Reichsgetreideſtelle Getreide⸗ Sicherem Ver⸗ etwa 6000 zu erwerben. N denſelben Gründen ebenfalls als befangen. i i if f b ie Bergmannze Die Mühle iſt geſchloſſen worden. die Bergman machte andererſeits 6 wurde, weshalb es ſich empfehle, keuchhuſten⸗ zuſetzen. ke denken, dieſe Patienten unter andere Kinder zu legen, die nicht an KLeuchhuſten litten. Dies Nn 5 3 ö 5 der Perſonen beſetzte Fähre um; ſfämtliche unb Uberſchreitung der Höchſtpreſſe von 88 800 Mar Geldſtraſe verurteilt. Das erſte Urteil, das auf vier Monate Geſängutts und 27000 Mark Geldſtrafe gelautet hatte, iſt vom Reichsgericht aufgehoben worden. Haunover. Vor dem hieſigen Schöffengericht ſollte eine Strafverhandlung gegen elf Beſitzer von Hotels und erſtklaſſigen Speiſewirt⸗ finden. Vevor mit der Verhandlung begonnen wurde, erklärte ſich ein Schöffe als befangen. Er lönne in ſeinem Haushalt täglich in die Motlage wie die Angeklagten kommen, ſich Fleiſch und andere Lebensmittel durch Überſchreitung der Höchſtpreiſe Der zweite Schöffe erklärte ſich aus Saarbrücken. Das hieſige Kriegsgericht ver⸗ urteilte den fahnenflüchtigen Arbeiter Wagner, der hefrau Triem im Neuweilerwald er- mordete und ihrer Barſchaft in Höhe von 150 Mark beraubte, zum Tode. 2*——* Ein ſchlimmer Galt. Neue Unterſuchungen über den Keuchhuſten. Uher den Keuchhuſten, der noch immer un⸗ vermindert als Kinderepidemie auftritt, wurden zahlreiche Forſchungen hiychologiſch äußerſt Profeſſor Dr. Zappert vor einigen Jahren der Kinderarzt Proſeſſor Czerny die verblüffende Mitteilung. daß beim Keuchhuſten nervöͤſe Einflüſſe eine große Rolle ſpielen, daß die direkſe Infektion überſchätzt in den letzten Jnheen angeſtellt, deren anch intereſſante Ergebuiſſe zuſammenfaßt. Schon lranke Kinder möͤglichſt wenig der pfychiſchen Beeinfluſſung durch andere huſtende Kinder aus⸗ Darum trug Czerny auch kein Be⸗ führte zu großen Angriffen, aber die weitere Forſchung wies nach, daß der Keuchhuſten tat⸗ 7 ſächlich bei nervöſen Kindern in der Regel viel ſchwerer verläuft als bei nervengeſunden, und daß er, wie alle nervöſen Störungen, durch Ablenkung, z. B. Spazierengehen, aufs günſtigſte beeinflußt werden kann. Anderſeits zeigle die Häufigkeit und die Schwere der Einzelanfälle eine deutliche Ab⸗ Die Beziehungen gemäß auch die Frage nach der hohen Inſek— tioſität nicht verneint werden. Im Verlaufe weiteren Forſchungen wurde unterſucht, warum Kinder, die Keuchhuſten di gemacht haben, ſpäter, wenn ſie an i einem Katarrh der Atmung oft wieder typiſche Keuchhu Die franzöſiſchen ſowie der deutſche Grund einen„pathol an. Solche Reflexe ſondern auch künſtlich h zwar holt wirkende Reize, Magenſaft bei Hr der ſpäter zu gen Auch die Zwei E Jill huſten, kennt, leitet. ſchen Kinderarzt A. H. der Keuchhuſten ſeine An zinn ſtark ein ausg. verliert. Dieſer »hens kommen 75 N. 1 1 N. 117 keuchhuſtenkranke K heitswoche an wi andere Zeit noch A dieſen Forſchu alſo eine hochinſeklid ſteckungsfähigkeit indoor Kinder; e und ihr traten heimlich die Tränen in die Augen. alledem nichts wahr. und berauſcht, daß er von den Vorgaͤngen, die ſich in der Geſellſchaft um ihn abſpielten, nichts fügen und die ganze Welt in roſigem Lichte Ah. Der Hauptbeteiligte aber nahm von Er war ſo glückstrunken Auch ſonſt überall, wie z. B. im Klub, entging es ihm, daß man hinter ſeinem Rücken einander lächelnde, ſpöttiſche Blicke zuwarf, daß man oft bei ſeiner Ankunft plotzlich das abbrach und daß der eine und Ihnt genügte es, daß man ihm den Titel überhaupt nicht vor⸗ enthielt, der auch dazu beitrug, daß ihm in dieſer ganzen Zeit zumute war, als ob ſeine Tage lauter Feſttage wären. Er gewohnte ſich an den neuen Titel ſo raſch und lebte ſich ſo jn die Vorſtellung, dem Hochadel anzugehören, hinein, daß das Gefühl, ein unberechtigter Ein⸗ dringling zu ſein, gar nicht in ihm aufkommen lonnte. Im Gegenteil, die Anrede„Herr Graf“ wurde ihm zur lieben, unentbehrlichen Gewohnheit, und es war ihm, als habe er ſie all ſein Lebtag gehört und als ſei er bereits mit der neunzackigen Krone geboren. Auch die ee Enttäuſchung, die er erfuhr, als die Behörde ſeinen Antrag auf Anerkennung dez ihm verliehenen Grafenlitels abſchlägig be⸗ ſchied, bereitete ihm keine ernſtliche Storung eines Glücksgefühls und ſeiner Zufriedenheit. In ein paar Tagen war er über den Arger, der ihm der amtliche 8 anfangs bereitet ine praktiſche Wirfung dalte ja die beherdliche Ablehnung vorläufig nicht, denn ſeine Freunde und Bekannte und es nicht über ſich brachte, die junge Frau mit Er nannte ſie, beſonders alle, die in abhängigem Verhältnis zu ihm ſtanden und etwas von ihm wollten, gaben ihm den Titel bereitwillig nach wie vor. Edith aber lebte beſtändig in einem Wechſel der Gefühle. Wohl fühlte ſie ſich glücklich als Braut eines Mannes, den ſie ehrlich liebte nicht nur wegen ſeiner ſympathiſchen äußeren Er— ſcheinung, ſondern auch ſeiner liebenswerten Eigenſchaften wegen. Aber ſie ſah der Zukunft an ſeiner Seite mit einer Empfindung ent— gegen, die nicht frei war von einem geheimen Schauder. Und ſie zitterte täglich bei Gedanken an Beſchämungen und peinliche Er⸗ fahrungen, die ſie überall vorausſah und arg— wöhnte. Die Hochzeit wurde Anfang Januar ange— ſetzt. Zahlreiche Einladungen waren ergangen, beſonders war der ſehr umfangreiche Kreis von Verwandten und Freunden des Langwitzſchen Hauſes geladen. Ein für die Naächſtbeteiligten etwas unangenehmer Augenblick während der Trauung war es, daß der Prediger das junge Ehepaar nur mit dem ſchlichtbürgerlichen Namen Lubenow zuſammengeben konnte, da amtlich der Grafentitel nicht anerkannt war. Nach dieſem amtlich⸗kirchlichen Teil der Feier aber hatte der junge Ehemann die Genugtuung, ſich wieder des unbeſchränkten Beſitzes ſeines hohen Titels erfreuen zu dürfen. Keiner unter den Glück⸗ wünſchenden war ſo taktlos, einen ſtörenden Mißklang in die ſchoͤne Feſtesſtimmung zu bringen. Graf Hartenberg, der als alter Freund der Familie natürlich nicht batte über⸗ dem „gnädigſte Gräfin“ anzureden. als er ſeinen Glückwunſch vorbrachte,„gnädigſte Frau“. Verbeugung. Im übrigen Wunſch. verlief die Feier ganz Spottluſt und verſtattete dem ſtillen Arger, mit dem ihn dieſe Heirat erfüllte, nicht den geringſten wahrnehmbaren Ausdruck. ein mehr ſtilles, tieſinnerliches war, waren an der ganzen Tafel entſchieden Mortimer 1. die Vergnügteſten. dem Lächeln und Lachen heraus. „Mich ſtimmt der Anblick eines glücklichen jungen Ehepaares immer melancholiſch,“ ſagte Mortimer von Langwitz und zog ſein Geſicht in humoriſtiſch⸗ernſte Falten. Frieda lachte.„Melancholiſch?“ fragte ſie. „Jawohl, gnädiges Fräulein, Baron. Die jungen Männer von heutzutage ſind überhaupt nicht für das Heiraten. Das un⸗ gebundene Junggeſellenleben iſt ihnen viel lieber, und ich bin überzeugt, auch Sie fühlen ſich in Ihrer Junggeſellenhaut ſehr wohl.“ des gongen werden künnen, war der einzige. der Der Referendar heuchelte die Miene unſchufpig Rofräy ben. 1 9 Seinem ehemaligen Nebenbuhler gegen- ſitz über begnügte er ſich mit einer ſteiſen, formellen n nach Selbſt Onkel Heinrich, der die Baronin zur Tiſchnachbarin erhalten hatte, zügelte ſeine volles Herz Hinter Ihre Neben dem jungen Ehepaar, deſſen Glück von Langwitz und ſeine Nachbarin Frieda Lubenow Sie kamen faſt nicht aus melancholiſch. Ich bedaure nämlich immer, daß ich es nicht auch ſo gut haben kann.“ Frieda Lubenow ſchüttelte lebhaft mildem Kopf.“ „Das glaube ich Ihnen einfach nicht, Herr beſſer, ich Ich konnte Geſchichten hervorragend geeig warum folgen Sie Ihres Schwagers e hohe Anſprüche an Ihre dai Sie verkennen mich ganz und Ohne mir ſch ehaupten, daß ich ie zu einem guten „So? Na zum B „Erſtens beſitze und würde einmal me tragen.“ Frieda lächelte ſchelmiſch. ß Sie ein ſehr, v haben, glaube ich J andere Bedauptung * 91 8 17 5. 8. Auf den Händen⸗Tragens geſtatte ein Fragezeichen zu Jager ede! „Sehr mit Unrecht, mein Ich werde wirklich einmal der lichſte und aufmerkſamſte Shegatte aber bin jſch außerordentlich! ſchon deshalb ſehr 31 ard R. limer zeigte ein 8 4 „Tun Sie das Der koͤnnte mich am lachte.„Ich untetrlaſſe eine da am Ende ſeht hoͤren. Frieda (Fortſetzung olg.