licher Teil. Bekanntmachung. Betr.: Kartoffelverſorgung. Wir machen wiederholt darauf aufmerkſam, das jede Ausfuhr von Kartoffeln aus Viernheim verboten und ſtraf⸗ bar iſt. Auch die Abgabe von Kartoffeln an auswärtige Verbraucher iſt nicht geſtattet. Unſer Pollzeiperſonal iſt angewieſen Zuwiderhandelnde zur Anzeige zu bringen. eee Betr.: Ausführung der Verordnung über den Verkehr mit Seife und Seifenpulver. Die Seifen- und Seiſenpulvermarken für Juli 1918 ſind am Donnerstag, den l. August 1018, nach. mittags von 2 bis 4 Uhr auf unſerem Büro Nr. 27 von den Spezereihändlern, wie vorgeſchrieben, zur Abliefe⸗ rung zu bringen. Betr.: Brotmarken⸗Ausgabe. Die Ausgabe der Brotmarken für die Zeit vom 29. Juli bis 11. Auguſt 1918 erfolgt am Montag, den 29. Juli 1918, vormittags im Wachtlokale des Rathauſes in der ſeitherigen Reihenfolge. Aenderungen im Perſonenſtande ſind vor der Ausgabe hier zu melden. Betr.: Die Ausführung der Reichsgetreideordnung für 1918; hier Selbſtverſorgung mit Brotgetreide. Viele Selbſtverſorger haben die Anmeldungen zur Selbſtverſorgung trotz wiederholten Bekanntmachungen unter Vorlage der Lebensmittelkarte hier nicht bewerkſtelligt. Wir geben daher die letzte Friſt bis Montag, den 29. ds. Mts. vormittags 9½ Uhr. Perſonen, die ſich bis zu dieſem Zeitpunkt hier nicht angemeldet haben, können für dle nächſte Periode keine Mahlkarte erhalten. Betr.: Feindliche Flieger. Wir fordern unſere Ortseinwohner auf, alle durch Fliegerangriffe verurſachten Schäden, ſowie jede Einſchlag— ſtelle von Bomben und Blindgängern unverzüglich bei uns zu melden. Betr. Raude unter dem Pferdebeſtand des Landwirts Niko— laus Grab 1. hier. Ueber die Pferde des Landwirts Nikolaus Grab 1. hier wurde wegen Räudeverdachts Sperre gemäߧ 250 der Bundesratsverordnung zum Reichsviehſeuchengeſetz angeordnet. Betr.: Grundſtücksverſteigerung. Am Montag, den 29. Inli 1918, vormittags 9 Uhr werden auf dem Rathauſe dahier folgende Grundſtücke meiſt— bletend verſteigert: Unterbruchweidſtück 4. Gew. Nr. 11 auf Genußzeit Von der Münnigen Allmend die Sandgabe Nr. 49 50 D— 75 77 Kleinbruchfeld 2. Gew. Nr. 53 Kleinbruchfeld 1. Gew. Nr. 64 Großbruchfeld 1. Gew. Nr. 53 Großbruchfeld 1. Gew. Nr. 54 Brunnenacker 3. Gew. Nr. 1 Kleiner neuer Garten Nr 36 „alter Garten 1. Gew. Nr. 21 und 22 10. Allmen Nr. 26 11. Rothfeld 2. Gew. Nr. 68 12. Große lange Teilung Nr. 20 13. Dreiruthen Nr. 7 14. Dreiruthen Nr. 8 15. Vierruthen Nr. 89 16. Vierruthen Nr. 109 N 17. Großer neuer Acker im Kleinbruchfeld Nr. 5 18. Krottenwleſe Nr. 81 Ab Martini 1918 auf 9 Jahre, alſo bis Martini 1927: 19. Von den Reſtparzellen bei Nebenbahnanlage All⸗ men Nr. 13 20. Allmenfeld 1. Gew. Nr. 6 21. Allmenfeld 1. Gew. Nr. 7 22. Vierruthen Nr. 97 23. Vierruthen Nr. 98 ebenfalls ab Martini 1918 bis dahin 1927 24. Von den Reſtparzellen bei Staatsbahnanlage das Gelände beim Staatsbahnhof 25. Das Gelände am Vierruthenweg Fl. 24 Nr. 354 26. Untere Trift Fl. 31 tini 1918 bis dahin 1927 SSO D E Am gleichen Tage anſchließend an vorſtehende Ver⸗ pachtung erfolgt ab Martini 1919 bis Martini 1927, alſo auf 8 Jahre die Weiterperpachtung folgender Aecker: 1. Das ausgefüllte Gelände des Kiesloches am Sand— in der Schil⸗ hoͤferweg. 2. Das Grundſtück an der Kiesgrube pertshecke Fl. 17 Nr. 163, 164 und 165 3. Acker auf dem neuen Weidſtück Nr. 4 Acker in der Kälbertrift rechts Flur 24 Nr. 156 Acker auf der Nachtweide Flur 32 Nr. 113 Acker auf dem neuen Weldſtück Flur 31 Nr. 64, 69 Acker in der Kälbertrift links Flur 26 Nr. 1 Acker in den Erlen 6. Gew. Nr. 41 9. Acker am Kirſchenweg Flur 13 Nr. 130 10 Acker obere Bruchweide Flur 31 Nr. 230, 235 11. Acker am Kirchberg(Bürſtädterweg) Flur 12 Nr. 105 Gerichtsbürgermeiſterwieſe 12. Acker, die ſogenannte Flur 32 Nr. 123 13. Acker 169 und 163. 14 Acker in den kleinen Neuen Aecker Flur 27 Nr. 302. Die Bedingungen werden im Verſtelgerungstermin be⸗ kanntgegeben. ö Viernheim, den 26. Juli 1918. Betr.: Räudeverdacht unter dem Pferdebeſtand des Gg. wirts Gg. Mich. Bundesrats vorſchriften zum Reichsviehſeuchengeſetz verhängt worden. e Bekanntmachung. Mich. Butſch. Wegen Räudeverdachts iſt über die Pferde des Land⸗ Butſch 1. hier Sperre gemäߧ 250 der Viernheim, den 24. Jult 1918. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Kriegsunterſtützungen für die erſte Hälfte Auguſt in üblicher Reihenfolge ausbezahlt. Nr. 133 ebenfalls ab Mar- in der Schllpertshecke Flur 1 Nr. 164, Gemeindekaſſe. Nächſten Dienstag, den 30. ds. Mts. werden die Viernheim, den 26. Juli 1918. Jöſt. Bekanntmachung. Am Montag, den 29. Juli 1918 werden ſämtliche Militärrenten für den Monat Auguſt 1918 am Poſtſchalter ausbezahlt, wobei alle Quittungen mit der richtig angege⸗ benen Zahl der Kinder und der richtigen Unterſchrift(Ehe⸗ leute haben beide zu unterſchreiben, ſofern dies vorgeſchrie— ben iſt) reſtlos mit deutlicher Stammkartenuummer vorzu⸗ legen ſind. Mangelhafte Quittungen können nicht mehr angenommen werden. Viernheim, den 26. Juli 1918. Kaiſerliches Poſtamt: Kadel. Vaterländischer Abend zu Gunsten der Ludendorff- Spende (veranstaltet von Mitglieders der Jugend-Kompagnie Heppenheim) am Sonntag, den 28. Juli 1918, abends 7¼ Uhr im Freischütz. Als Theaterstücke kommen zur Vorführung: „Der Schwarze Falke“ Ritterschauspiel in 4 Akten von Wilhelm Lenze. „Alois als Leutnantsbursche“ Schwank in einem Akt. „Stoffel in der Bildungsschule“ Komische Duoscene. jn den Zwischenpausen werden auserlesene(Ciesangs-, Musik- vorträge und Gedichte ernsten und heiteren Inhalts geboten. Kassenöfinung 7 Uhr, Anfang halb 8 Uhr, Ende 1 Uhr. Preise der Plätze: Sperrsitz 2 M., I. Platz 1.50, II. Platz 1 M., III. PI. 0,80 Karten sind an der Abendkasse und im Vor ver- kauf in den Buchdrueckereien erhältlich. Um recht zahlreichen Besuch im Interesse der vater— ländischen Sache bittet Die Leitung. 0 e ia. neben, — 5 9 7 damit rechtzeitige Lieferung erfolgen kann bei J. Wunderle, an Marktplatz. CC Kirchliche Anzeigen der evangeliſchen Gemeinde Viernheim. Sonntag, den 28. Juli 1918. Vorm. 10 Uhr: Gottesdienſt und Verpflichtung des neugewählten Kirchengemeindevertreter. Vorm. 11 Uhr: Kindergottesdienſt. Abends 8 Uhr: Jugendvereinigung und Jungfrauen— verſammlung. Mittwoch, den 31. Juli 1918. Abends 8 Uhr Kriegsbetſtunde. Arbeiterinnen für Dreherarbeiten und Laboratorium werden eiugeſtellt. Gnnmdſtücks⸗ Verpacht Am Mittwoch, den 31. ds. Mts., vorm. 9 Uhr d 0 Bischoff 1. verſchiedene Grundſtücke ihrer 2. Johannes Effler V. großen Allmenden 3. Joh. Adler VIII. Witwe ein Unterbruchweidſtück 5. Gewann Nr. 5. 4. Jakob Eder I. ein Unterbruchweidſtück 15. Gewann Nr. 37. 5. Adam Martin VII. ein Unterbruchweidſtück 10. Ge⸗ wann Nr. 2. 6. Joh. Adam Adler I. Witwe einen Schloth Nr. 56 auf dem Rathauſe dahier auf die Dauer der Genußzeit öffentlich verpachten. Viernheim, den 26. Juli 1918. Großherzogliches Ortsgericht Biernheim. Schuchmann. Entlaufen zwei Enten. Um Rückgabe bittet A. Reinhard, Rathausſtr. 41 Lauch⸗ und Sellerie⸗ Setzlinge zu verkaufen. Martin, Nathausſtr. 36. Ein gebrauchter Herd zu verkaufen Rathausſtraße 38. Ein Dieuſtmüdchen zu guten Leuten nach Darm— ſtadt geſucht. 5 Näheres F. Hartmann. Unterricht. Vorbereitungs⸗ Unterricht für Unter— u. Mittelklaſſen höhe— rer Schulen. 12 Nachhilfeſtunder in Franzöſiſch und Engliſch. W. Krug, Lehrer Waſſerſtraße. Jugendwehr. Heute Abend 8 Uhr voll— zählich Antreten in der Götheſchule. Wichtige Be— ſprechung. Die Leitung. Zu mieten geſucht eine kleine Wohnung. Von Wem? zu erfragen in der Expedition des Blattes. Trauringe zu haben bei L. Schwaner Uhrmacher. Maſchinenble aller Art, und la. Wagenfett ohne Zuſatz von Teerölen hat abzugeben Engelbert Heim chem, techn. Produkte Darmſtadt, Pankratiusſtr.6 Telephon 2095. Auf dem Platze am Gaswerk! nur einige Tage auf der Durchreiſe zu ſehen! Samstag, den 27. Jull abends 6 Uhr und den folgenden Tagen. Arachne! Die verzauberte Spiunerin! Die Spinne mit dem blebenden Mädchen⸗Kopf. Die liſt die größte, neueſte und verblüffendſte Atraction des 19. und 20. Jahrhunderts. Obige Schau wird täglich vorgeführt im Hiſtoriſchen Muſeum von Eduard Kühnel. Dleſe Schauſtellung hatte die hohe Ehre, während der diesjährigen Meſſe in Darmſtadt von den beiden Großh. Prinzen in Begleitung des Herrn Grafen von Hardenberg und einer Hofdame beſucht zu werden und haben ihre vollſte Anerkennung ausgeſprochen. Auch befindet ſich daſelbſt eine Kriegs⸗ u. Schlachtenſchau Kämpfe zu Waſſer, zu Land und in der Luft, im Weſten und Oſten. Zu obigem Unternehmen ladet ganz ergebenſt ein Der Beſitzer. Eröffnung Louisk andauer, Mannheim b M. fel. 836 Sfeſtes. Grosses Lager in Kleiderstoffe, Seidenstoffe Konfektion 4 14 Großh. Bürgermtiſtetei Viernheim Fr Bopp& Reuther, Waldhot. u, zu angemessenen Prelsen, Mernheimer Bürger Zeit ö Erſcheint dreimal wöchentlich: Dienstag, Donnerstag u. Samstag Geſchäfts⸗ Anzeiger Bezugspreis: monatlich 50 Pfg. einſchl. Tragerlohn Gratisbeilagen: „Illuſtriertes Sonntagsblatt“, Wand⸗ kalender und Fahrplan. L ee Euthält alle Amtsblatt Unabhäugiges Organ der amtlichen Ankündigungen der Behörden Inſerateupreis: Vereins- Anzeiger G B ii 0 1 4 4 V* 4 ü 0 0 die Rekl imezeile 60 f 5 —— 0 e ee 2 keln! lll Bei eh e 2 000 h —— Verbreitung.— Für e e Die 1 ſpaltige Petit-Zeile 25 Pfg., Beilagen im Gewichte bis zu8 Gramm 9 Mk. furs Tauſend. Bei Klageerhebung kommt jeder Nabatt in Wegfall. Redaktion, Druck und Verlag: Joh. Martin, Viernheim, Rathausſtraße. Telefon 217 Dienstag, den 30. Juli 4 89 — 3 Telefon 217 1918 Die Stunde der * Haag, 30. Juli. Im„Daily Telegraph“ erklärt Gibbs, das Schickſal der Welt werde entſchieden ſein, be— vor das Laub gelb werde und vielleicht bevor die Herbſt— ernte eingebracht ſei.(Es kann das möglich ſein, aber ſicher— lich nicht nach engliſchem Wunſche. Die Red.) Lokale Nachrichten. * Die ſeeliſche Behandlung der Land⸗ wirtſchaft. Unter dieſer Ueberſchrift beginnen wir in heutiger Nummer eine Artikelſerie, die uns von einem hie— ſigen Landwirt mit der Bitte um Aufnahme zur Verfügung geſtellt und dem Organ der Landwirtſchaftskammer für das Großherzogtum Heſſen„Heſſiſche Landwirtſchaftliche Zeit— ſchrift“ entnommen iſt. Wir k dieſer Bitte nach, c kommen wenn wir uns auch jeder Parteinahme enthalten möchten. * Der Vaterländiſche Abend, der ver⸗— floſſenen Sonntag im„Freiſchütz“ ſtattfand und von Mit gliedern der Heppenheimer Jugendkompagnie gegeben wurde, hatte ſich eines ſolch guten Beſuches zu erfreuen, daß der große Saal bis zum letzten Platz gefüllt war. Wir hatten das Empfinden, daß in Viernheims Bewohnerſchaft noch ein gutes, patriotiſches Herz ſchlägt, das Willens iſt, der! guten Sache unſeres großen Feldherrn„Ludendorff“ zu nützen und ſein Werk zum Erfolg zu führen. Was die Vewohner Viernheims in finanzieller Hinſicht in ſo erfreu— licher Weiſe gebracht, das haben die Spieler der Heppen— heimer Wehr in herzerquickender Weiſe zu danken gewußt. Es wurde flott geſpielt, die Darſteller verſtanden ſich in ihre Rollen ausgezeichnet, ſodaß ſie mit Beifall wahrhaft überſchüttet wurden. Die Reden, Vorträge und Gedichte, der Zeitlage in entſprechender Weiſe angepaßt, ließen den Abend ſchnell vergehen. Man hörte öfters den Wunſch, daß ſolch vaterländiſche Abende uns noch öfters zuſammen— finden mögen. Gedankt ſei an dieſer Stelle allen, die in ſo uneigennütziger Weiſe ihre Perſon und ihr Können in den Dienſt der guten Sache ſtellten und zum guten Ge lingen beigetragen haben. Auf Wiederſeh'n im nächſten Paterländiſchen Abend! bee 6. Die Sommerreiſe. Wie war das Reiſen früher ſo einfach, wie ſorglos fuhr man in die Welt hinaus, mit 55 ohne Ziel, immer gewiß, daß es genußreich werden, daß man viel Neues, viel Schönes ſehen, unb der Zweck der Reiſe ſich damit erfüllen werde. Auch ui magerem Geldbeutel konnte man ausziehen und mit einer Fülle lange nachleuchtender Eindrücke heimkehren, wenn man auch vielfach die Anſicht nertreten hürte au Hare bleihen ſet noch U 0 0 beſſer als unterwegs ſparen müſſen. Manchem konnte ja auch die immer. wiederkehrende, Frage:„Wo übernachte ich, wie beköſtige ich mich am billigſten?“ die Reiſefreude gewaltig ſchmälern. Jedenfalls aber, war kein Sommerfriſchler darum deſorgt, ob er draußen einen Tiſch zum Satteſſen und ein Lager zum Ruhen finden werde. Das waren goldene Zeiten, denn heute iſt es anders. Heute iſt das Reiſen eine Kunſt geworden, ein Unternehmen, das zum Gelingen außerordentliche Umſicht und moch viel mehr Geld vorausſetzt. Man reiſt auch nicht mehr nach einer Gegend, die man kennen lernen möchte, ſondern nur dahin, wo es etwas zu eſſen gibt. Ein luſtiges Aufs⸗Geratewohl⸗Reiſen gibt es nicht mehr, Cängſt muß man lustiche g Platz an der Tafel, an den Fleiſch⸗ töpfen der Sommerfriſche geſichert haben, ehe man ſich zur Ab— fahrt rüſtet. Wieviel Schreiberei, wieviel ſeltenes Papier, wie⸗ viel Zugeſtändniſſe Koſtet es, bis der Vertrag über Beherbergung einſchlieſflich Beköſtigung mit den Wirtsleuten abgeſchloſſen iſt. Möglichſt ſucht man einen Ort, wo man ohne Fleiſchharte uw. auskommt, die Brotkarte nimmt man natürlich in den Kauf, ſonſt aber möchte man beſſer fahren, was gelegentlich auch gelingt. In der Zeitung findet man derlei Angebote kaum; wie, Schleichhandelsware werden ſie nur eingeweihten, zuver— läſſigen Perſonen weitergegeben. In der Sommerfriſche ſelbft kann einem manch anderes Mißgeſchick zuſtoßen. Man kann übel angeſehen werden, weil der andere Gaſt glaubt, man habe es nicht nötig, ſeh zu erholen. Wer gar die Abſicht hätte, heimlich doch ein biſſel zu hamſtern, kann ſehr üble Erfah⸗ rungen machen, und plötzlich zwangsweiſe wieder abreiſen müſſen. Eine Freude wird die Reiſe jedenfalls nur ſelten ſein und überal— begegnet uns ja auch die Mahnung— man ſoll nicht reiſen. Sammelt Brenneſſeln! 5 Dieſer Ruf ergeht an Alle, auch an diejenigen, die im Sammlerdienſt in dieſem Jahre ſchon Großes ge⸗ leiſtet haben. Wie die Kämpfer an der Front Ermüdung nicht kennen, weil die Not des Vaterlandes ihren ſteten vollen Einſatz erfordert, ſo darf auch die Heimarmee nicht erſchlaffen. Darum ſammelt Brenneſſeln, ſammelt ſie mit dem gleichen Eifer, ſammelt ſie mit der gleichen Hingabe, mit der Ihr Laubheu und mit der Ihr viele andere wichtige Dinge geſammelt habt; denn die Brenn— neſſelſammlung ſoll großer Not vorbeugen, ſoll die Stoff— not vermindern helfen. Und daß ſie es kann, bemeiſt der Umſtand, daß wir heute in Deutſchland ſchon in außer— ordentlich beträchtlichem Maße aus Neſſeln Garn und Gewebe für unſer kämpfendes Heer herſtellen. Die Bad. Neſſelgeſellſchaft in Schopfheim hat im ganzen Lande für jede Gemeinde einen Ortsvertrauensmann— meiſt einer der Herren Lehrer der Volks- und Mittelſchulen beſtellt, dem die geſammelten, mindeſtens 60 Zentimeter langen Neſſeln abgeliefert werden können. Die Sammler erhalten als Vergütung für 100 Kg. trocken abgelieferte Neſſeln 28 Mk. Die Sammlung von Brenneſſeln erhält noch einen beſonderen Reiz dadurch, daß jeder Sammler gewiſſermaßen am eigenen Leibe die Bedeutung der Sammlung in der Weiſe erfährt, daß ihm für 10 Kg. getrocknete Neſſeln 1 Wickel w eißes oder ſchwar zes Nähgarn durch den Ortsvertrauensmann aus— gehändigt wird. ſteigerung hatte ſich der halb, alle bisherigen ertrage, bei denen 1 So ziehet denn hinaus zu neuer Arbeit mit dem gleichen Ernſt und dem gleichen Eifer, den Ihr ſo herr⸗ lich bei der Laubheuſammlung bewieſen habt. Laßt keinen Tag ungenützt verſtreichen. Die Stoffnot iſt ungeheuer groß, aber gewaltig roß ſind auch die Möglichkeiten, ſie zu mildern, wenn Ihr kurz entſchloſſen, nachdem Ihr dieſes geleſen, hinausgeht und Brenneſſeln ſammelt. Kein Tag darf mehr verſäumt werden; es iſt die allerhöchſte Zeit, die entſcheidende letzte Stunde. e N 7 7 e 5 — Die Ausfuhr und Durchfuhr von Pferde im Handelsperkehr oder zu ſonſtigen Abſatzzwecken jeg⸗ licher Art nach Bayern, Sachſen und Württemberg' iſt nach einer ſoeben erſchienen Verordnung des ſtellv. komm. Generals des 14. Armeekorps verboten. Unberührt hier⸗ durch bleibt die Durchfuhr der Pferdetransporte aus der bayeriſchen Pfalz nach dem rechtsrheiniſchen Bayern und umgekehrt. Warnung vor polniſchen Bonbons. Durch Unterſuchungen, die im ſtaatlichen hygie n Inſtitut in Lodz ausgeführt worden ſind, iſt nachgewieſen wor- den, daß polniſche Fabrikanten von Bonbons in letz- ter Zeit häufig anſtelle von Zitronenſäure die giftige Oxalſäure benützen. Da trotz des beſtehenden Ausfuhr⸗ verbots aus Polen und des deutſchen Einfuhrverbots anzunehmen iſt, daß durch Schmuggel oder bei der Ein⸗ reiſe von Militäſperſonen uſw. immer noch Bonbons aus Polen nach Deutſchland gelangen, wird vor dem Ge⸗ nuß der ſogenaunten polniſchen Bonbons hiermit ge— varnt. 3 ( Konſtanz, 3. Juli. Wegen übermäßiger Preis⸗ 0 Güterhändler Hermann Schüle aus Meßkirch vor der hieſigen Strafkammer zu verant- Angeklagte hatte verſchiedene Güter im worten. Der Lei Seekreis angekauft und die Fahrniſſe, Aecker uſw. wieder einzeln verſteigert, wobei er hohen Gewinn erzielte. Ein⸗ mal brachte ihm die Fahruisverſteigerung einen Gewinn ö 13000 Mk. Der Staatsanwalt beantragte ieben einer Freiheitsſtrafe eine hohe Geldſtrafe und Ein⸗ ziehung des Gewinns. Vom Gericht wurde der Ange- klagte freigeſprochen, weil er die Erlaubnis zu Verſtei— Hatte. bon über varitngoit nachagſuch erhalten zul. Der machung: Gemeinderat Verpachtung Gemeinde— kein empfehlen des— dieſe Erlaubnis nicht eingeholt worden iſt, dem Genehmi— 0 nleiſtung und Lieferung an die tadt Weinheim beabſichtigen wir regelmäßig Weiter verpäachtung an müuswärlige Landwirte ab tint ds Js 5 S. 8. Weinheim, hieſige eröffentlicht folgende Bekannt Di Aa Murau 111 g 1 50. 157 8 1 2 8 der Allmendgrundſtücke betr. Nach 8 20 der 8 1 1 10 W 1 f 1 ordnung darf ohne Genehmigung des Gemeinderats Allmendgrundſtück verpachtet werden. Wir Gemeinderat zur nicht zuzulaſſen. ——* n Die ſeeliſche Behandlung der Laudwirtſchaft. Von e Stratz. Behandeln wir unſere deutſche Landwirtſchaft ſeeliſch richtig? Das iſt die ſchwere und ernſte Sorge, die mir die Feder in die Hand gibt. Ich möchte dieſe Sorge hier nicht als Romanſchriftſteller behandeln, ſondern einfach als ein halbwegs vernünftiger Menſch, der ſelbſt ein Gut in Mitteldeutſchland beſitzt und bewirtſchaftet, der einen zweiten Wohnſitz in Berlin W. hat, der nicht von Beruf Landwirt, alſo nicht einſeitig iſt, ſondern Stadt und Land, Süden und Norden, den Standpunkt des Erzeugers und des Verbrauchers zu verſtehen vermag. Behandeln wir unſere Landwirtſchaft ſeeliſch richtig? Wir tun es, wenn wir ſie ſo wie alle anderen Stände be handeln. Denn alle Deutſchen ſind gleich und ſollen es ſein. Drei kriegswichtige Berufe haben wir im Kampf ums Daſein; den Krieger, den Rüſtungsarbeiter, den Bauer. Wie gehen wir mit dem Krieger um! Dem deut ſchen Krieger, dem erſten der Welt und aller Zeiten? Selhſt verſtändlich vom Standpunkt der Soldatenehre aus. Strafen ſplelen im deutſchen Heer Gott ſetl Pank kaum eine Rolle, wurden ſogar im Lauf des Krieges moch ermäßigt. Ein geſunder Ehrgelg erftüllt hoch und gering t Reih und Glied, Lob der Vorgeſeßten, Ehrengelchen, der Pank der Heimat lohnen treue Pflichterfüllung. Ale begegnen wir dem Miſſtungsarbelter“ Hul ab bor dleſen Maäunern und Frauen am feurigen Ofen, Hut ab und mit Recht! Sie tun ihre Pflicht. Sie erhalten dafür hohen Lohn. Wir gönnen ihn ihnen, wir danken ihnen für den Eifer und die Hingebung, mit der auch ſie das Vaterland retten. Jedermann und vor allem die Behörden— bringen ihnen die Achtung und das Wohlwol len entgegen, das ſie verdienen. Wie faſſen wir den dritten an, den wirt? Ein Jahr Gefängnis und zehntauſend Mark, fünfzehn hundert Mark und ſechs Monate, Enteignung, Beſchlag nahme, pflegliche Verwahrung, Strafandrohung, Hausdurch ſuchung, Zwangsumlage, Bodenflächenerhebung, Ernteſchä zung, Viehzählung, Viehzwiſchenzählung, kleine Viehzählung Anmeldepflicht, Ablieferungspflicht, Lebensmittelkartenentzieh ung, Petroleumſperre, Verwarnung— in einem endloſen Hexenſabbat zieht es vor den Augen des deutſchen Bauern vorbei. Ich ſage das nicht etwa auf Grund perſöulicher Ge reigtheit. Ich habe nicht den geringſten Anlaß, mich für mein Teil zu beſchweren. Unſere Kriegswirtſchaft wäre längſt unerträglich, wenn nicht der geſunde Menſchenver ſtand ihrer Vertreter wenigſtens zum Teil ihre Härten mil derte. Das, was ich als eine Gefahr für Deutſchland be zeichne iſt nur das Syſtem Es iſt das Syſtem, unter dem der Landwirt auf der Schwelle ſeines Hauſes ſteht und allmählich die Welt und unſer liebes Deutſchland nicht mehr begreift. Er fragt ſich: Bin ich denn ein Verbrecher, daß man mich ſo anders wie die anderen Deutſchen behandelt! Und wenn, was habe ich verbrochen Habe ich im Kriege nicht meine verfluchte Pflicht und Schuldigkeit getan? Ich glaube deutſchen Land wahrhafti ich tat's. Ich arbeite mit Nägeln und Abend, im Schweiße meines dem Hunger. In wird das auch zu ſteht ſchon wieder r, durchſtöbern kriegs— wird mir und den hageln doch Zähnen, vom M bis zum zütſchland vor der Behörden Angeſichts und wohlwollenden weilen anerkannt gleich der Gendarm gefangene Meinen wie f Kindern der Zucker entzogen [die Strafandro Pflicht? 1ſuchen wollte, Weltkriegs adeln: 8 mußte vor allem auf das flache Land gehen. Perdienen wir des 8 0 behandelt Oder erfüllte ich vor dem Krieg nicht meine 1 ii 1 7 5 ach dente, die uns feht Hoöttesfürcht streute wegen feht, zu werden! Denn das* geſchieht Zweiſel. or ganze Grundgedanke unſere ſchaft iſt ſa von Anfang Zuſammenbhringens, Al) zeugens, auf das Nehmen ſen, Alle„Schlüſſel“ fem Modell geformt. jerein die Stellung und der zu liefern und don anderen Ständen. Die Väter ten ſich— und im Jahre 1915 vielleicht nicht mit Der Bauer hat ſtarke Nerven und e dicke Haut ein guter Kerl. Ein Weilchen hält er das daun iſt ja der Krieg zu Ende. deſſen 9 und it ſchon aus und Unree l 1 or tſezung folgt. —— ĩ MK ͤͤͤ————— 2 Fochs Mißerfolg. Seit mehreren Tagen tobt ohne nemmens⸗ werte Erfolge für den Verband die Abwehr⸗ ſchlacht zwiſchen Soiſſons und Reims. Fochs wütende Angriſſe, die der verzweifelten Sorge um das durch den Marnebrückenkopf arg be⸗ drohte Paris und der nicht minder großen um das Schickhal von Reims entſprungen ſein mögen, haben, wie aus der beobachteten Bereſt⸗ haltung großer Kavalleriemaſſen erſichtlich ge⸗ weſen ist, kein geringeres Ziel gehabt als einen Durchbruch durch die deutſche Front um jeden Preis. Der franzöſiſche Heerführer, der kürzlich von einem geſälligen Literaten gelegentlich ihm wieder einmal unvorſichtigerweiſe erteilter Vorſchußlorbeeren als ein zweiter Napoleon gefeiert wurde, mag bei Erteilung ſeiner An⸗ S mit Napoleons erbitterlſtem Gegner chill gedacht haben:„Beſſer ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende!“ Denn anders ſind die ſinnlos und zwecklos gebrachten Hekatombenopfer nicht zu erklären, die der Entente⸗Generaliſſimus immer aufs neue in eine Schlacht hineingeworfen hat, die den erſtrebten Durchbruch nicht mehr bringen konnten, ſofern ſie ihn nicht ſofort im erſten Überrennen brachten. Ohne Zweifel hat General Joch die Ent⸗ ſcheidung geſucht, ſo ſchreibt die„N. Allg. Ztg.“, es hat aber alles nichts geholfen, und wenn ſeine mit an Zahl erdrückender Übermacht mit allen erdenklichen Kampfmitteln materieller Art unternommene„überfallartig ohne jede Arlillerie⸗ vorbereitung“ vorgebrochene Offensive trotz ſchwerfter blutiger Opfer innerhalb von fünf bis rund ſechs Tagen unerhörten Ringens nicht mehr erreicht hal als einen Geländegewinn von ein paar lümmerlichen Quadratkilometern, dann ſſt auch dieſe pièco de résistance des Generals Foch wirkungslos verpufft wie der famoſe geg⸗ neriſche Luftſtoß auf unſere längſt geräumten Stellungen ſüdlich der Marne. Bei Beurteilung der kurzen Lebensdauer dieſer engliſch⸗franzöſiſch⸗ilalieniſch⸗amerikaniſchen Gegenoſſenſive darf man die ſelten günſtigen Vorbedingungen nicht außer acht laſſen, wie ſie beiſpielsweiſe in erſter Linie die Waldungen von Villers⸗Cotterets boten, die Raum in Hülle und Fülle, wie auch Deckung gegen Fliegerſicht und damit die Möglichkeit boten, dort Reſerven in großer Zahl aufzubauen. Daß unſere Gegner in dem vom deutſchen Heeresbericht ge⸗ ſchüderten enormen Umfange auf ihre farbigen Hilfsvölker zurückgegriffen haben oder vielmehr duzu gezwungen worden ſind, wirft ein grelles Licht auf die bei ihnen herrſchende„Leutenot“. Haben doch nach einer gerade jetzt beſonders intereſſierenden Meldung des„Temps“ die franzöſiſchen Kolonien bisher die Kleinigkeit von 680 000 Soldaten und 238 000 Arbeitern, alſo nahezu 1000 000 Mann nach Frankreich ſchicken müſſen. Hat alſo der Franzoſe, wie er ja zum Teil ſelbſt zugibt, und wie auch aus ſeinen nach unſeren Begriffen ziemlich hoch gegriffenen Wehrpflichtaltersgrenzen hervorgeht, ohnehin ſchon unter dem Mangel an Erſatz zu leiden, ſo kann man ſich leicht vorſtellen, wie ſchwer Oberſt Sgli ſagt in einer in den„Baſler Nach⸗ richten“ veröffenllichten Artſkelſerie:„Darin(in der Überlegenheit) find nach meiner Überzeugung die Deutſchen allen ihren Gegnern voraus. Führer und einfache Soldaten ſind über⸗ zeugt, daß nun die entſcheidenden Abſchnitte des Krieges kommen, und daß ſte auch dieſe noch ſiegreich beſtehen werden. Sie alle wiſſen auch, daß noch arge Kämpfe bevorſtehen, denn niemand rechnet mit einem raſchen Zuſammen⸗ bruch der Gegner. Trotzdem erſcheint das, was den Deutſchen noch bevorſteht, verhältnismäßig leicht gegenüber dem, was ſie in den verfloſſenen Jahren leiſten mußten, um ſo weit zu kommen, wie ſie heute ſind.“ General Foch hat dieſe deutſche Aberlegen⸗ heit allen, auch den ſchwierigſten Lagen gegen⸗ über, unterſchätzt. So hat er trotz äußerſter An⸗ ſpannung aller Krafte ſeine weitgeſteckten Ziele nicht nur nicht erreicht, ſondern er ſteht, im großen und ganzen betrachtet, ſtrategiſch nach wie vor ſeiner Gegenoffenſive auf demſelben Fleck, nur um viele wertvolle Diviſtonen ärmer. Unvereinbare Gegenlätze. Allerlei angebliche Friedensprogramme. Nach dem ruſſiſchen Blatte Nowafa Shiſn“ hat Deutſchland bereits im Mai der ſpaniſchen Regierung ein Programm für eine internationale Friedenskonferenz übermittelt. Danach will Deutſchland im Weſten weder Gebietserwerb noch Kriegsentſchädigung. Die Friedensverträge mit Rußland und Rumänien bleiben in Kraft, über das Schickſal Belgienz, wie über die Regelung der Ballanfrage entſcheidet die Kon⸗ ferenz. Deutſchland verlangt freie Seefahrt, Entwaffnung Gibraltars, des Suezkanals usw. und das Recht der Benutzung von Kohlen- ſtationen. Endlich erhält Deutſchland alle Kolonien zurück, die es vor Ausbruch des Krieges beſaß. f Abgeſehen davon, daß dieſen„Friedens⸗ programm“ ganz ſeltſam anmutet, bleibt die Frage ungeklärt, wie ausgerechnet das ruſſiſche Blatt das Dokument in die Hände be⸗ kommen hat. Die Forderungen des Verbandes. In gutunterrichteten politiſchen Kreiſen Hollands weiß man angeblich, daß folgendes die Mindeſtforderungen des Verbandes zur Ein⸗ leitung von Friedensverhandlungen ſind: 1. Be⸗ dingungsloſe Heraußgabe und Entſchädigung Belgiens für alle ſeine durch den Krieg erlittenen Nachteile. Von einer Benutzung Belgiens als Pfand könne keine Rede ſein. 2. Rückgabe Elſaß⸗Lothringens an Frankreich. 3. Abtretung von Trieſt und Trentino an Italien. 4. Eng⸗ land behält Agypten und alle im Weltkrieg gegen die Türkei gemachten Eroberungen. 5. Deutſchland verzichtet auf ſein Kolontalreich. Wird dleſes Programm von den Mittel⸗ mächten angenommen, ſo verzichtet der Verband auf Landabtretungen Deutſchlands im Oſten ſowie auf die völlige Zerſtückelung Gſterreichs, verlangt aber Albanien für Italien, ſowie die Wiederherſtellung Serbiens und Montenegros. Angenommen, beide Programme waͤren echt, ſo zeigten ſie, daß die Anſchauungen noch immer völlig unvereinbar ſind. eine Kampfkraft aufs neue durch die überaus ernflen blutigen Verluſte ſeiner mißglückten und ja auch inzwiſchen abgeflauten Gegenoffenſive mit⸗ genammen worden iſt. Wird doch von autoritativer deutſcher Seite die Zahl der in den letzten Kämpfen aufgeriebenen gegneriſchen Diviſionen auf 5-6 berechnet; Verluſte, an denen auch die Ameri⸗ kaner diesmal vermutlich ſtarken Anteil haben werden. Zuſammenſaſſend können wir alſo den weiteren Kämpfen, die uns ja zweifellos noch bevorſtehen werden, voll Vertrauen und Zu⸗ verſicht entgegenſehen. 4 durch ihre gedankenarme Taktik ſelbſt dafür, daß 1 2 9 8 0 ihre Truppen in zweckloſen Blutopfern zermürbt und in nutzloſen Tod gehetzt werden. Wenn je, ſo hat der Verlauf lrieges in Oſt und Weſt und Süd Beweis auf Beweis dafür geliefert, daß ſelbſt der größte Maſſen⸗ und Materialeinſatz es nicht ſchafft, ſondern lediglich die Überlegenheit von Führung und Truppe. Der ſchweizeriſche Millitärkritiker eee Die Geſchwilter. 27] Roman von H. Courths⸗Mahler. ((Fortſetzung.) Seit Ingeborgs Tode war faſt ein halbes Jahr verfloſſen. Schweſter Magda hatte noch immer Urlaub und weilte noch im Hauſe des Konſuls. Die junge Diakoniſſin hegte und pflegte das kleine zarte Weſen mit nimmer⸗ müder Hingabe und Aufopferung. Erſt zweifelte ſie ſelbſt am Gelingen, ſie fürchtete, das ſchwächliche Kind nicht hochzu⸗ bringen. Aber dann fing es an zu gedeihen. Das war eine unbeſchreikliche Freunde für Magda. Sie liebte das kleine hilfloſe Ge⸗ ſchöpfchen ſehr. Frau Konſul Haller, deren einziger Troſt um den Venluſt der Tochter ihre kleine Enkelin war, hätte Magda um dieſer Llebe willen auf den Händen tragen mögen. Sies hafte ſich ſo ſehr an die junge Schweſter gewöhnt, daß ſie dieſelbe am liebſten nicht mehr von ſich gelaſſen hätte. Und Heinz Römer konute ſich gar nicht denken, daß er ſein kleines Mädchen einmal anderen Händen übergeben müßle. Daz fleine Feind niſtete ſich täglich ſeſter ein im Herzen ſeines Vaterz. Er lam faſt täglich, um ez zu beſuchen. Und mit dem Kinde unzertrennlich chien ihm Schweſter Magda. Was war nalfiilicher, als daß dieſe beiden Weſen vereint ihren Güingug hielten in ſein verwaiſtes Herz? Ganz froh und glücklich konnte er ſein, wenn die kleine Lolti— man hatle ſie nach der Groß⸗ multer Charlolte getauft— auf ſeinem Arme laß und mit den ungeſchickten Händchen nach worden. Dr. * 5 1 Unſere Gegner ſorgen dieſes Welt⸗ Dre Dolitiſche Rundſchau. Dontſchlaus. CCCCCCCCCC * Der ehemalige Vizekanzler Dr. Helfferich Geſandten in Moskau ernannt Helfferich gilt in unterrichteten Kreiſen als ein ausgezeichneter Kenner des ruſſiſchen Wirtſchaftslebens, und man darf daher von ſeinem Wirken im neuen Kreiſe Erſprieß⸗ liches erwarten, zumal ja die Wirtſchaftsfragen in unſeren Beziehungen zur neuen Sowfet⸗ republik eine nicht unbedeutende Rolle ſpielen. * Im nächſten Monat werden in Berlin Verhandlungen zwiſchen Deutſchen und rumäniſchen Verketern über einſtige Wirt⸗ ſchaſtsfragen ſtatlfinden. Es iſt nicht unmöglich, daß für dieſen Zweck hervorragende Mitglieder des rumäniſchen Kabinetts in Berlin eintteffen werden. Im Mittelpunkt der Beſprechungen iſt zum FFP ˙ A ⁵ 000 den blanken Knöpfen ſeiner Uniform zu greifen verſuchte. Das ewig naſſe Mäulchen ſprudelte dann unverſtändliche Laute— ganz herzig und drollig klang das, und die blonden, feinen Härchen krauſten ſich ſo entzückend um das lleine Geſichtchen! Heute wurde Heinz aus zurückerwartet. Schweſter Magda ſchmückte ihren Pflegling mit einem friſchen, weißen Kleidchen. Unter Scherzen und Lachen wurde die Toilette beendet. Großmama Haller war aufmerkſame Zuſchauerin bei der wichtigen An⸗ gelegenheit. Abwechſelnd küßten die alte Dame und das junge Mädchen das kleine roſige Körperchen und das luſtig plappernde Mäulchen. 55 war nicht herauszufinden, wer ſtolzer auf das kleine Dingelchen war, die Großmutter oder die Pflegerin. Die Amme der kleinen Lotti ſtand lächelnd dabei, wie man das dralle Körperchen bewunderte. Klein-Lotti ſah mit ſo munteren, klaren Blauaugen in die Welt, ae wie eine bedauernswerte mutterloſe Waile. Gerade, als Schweſter Magda das Kleine der Großmutter auf den Arm gab, wurde die Tür geöffnet und ein gebräunter Männerkopf erſchien in der Spalſe. „Darf man hier herein?“ lächelnd die Gruppe betrachlend. Seine Schwiegermutter erhob ſich und hielt ihm das Kind entgegen. „Komm herein, Heinz. Und da— ſieh dir Lotti an. Iſt ſie nicht einzig lieb, das ſüße Kind? Und ſo eiſch und rund— ſieh nur.“ dem Manöver * rief Heinz Römer, bürſte die noch immer nicht endgültig Fr wegen FErrichtung eines Fyreihaſens Konſtanza ſtehen. Im Grundſatz iſt ja die Frage bereits entſchieden, aber über die Einzel heiten der Ausführung ſoll wohl noch weiter verhandelt werden. Wegen der Ermittelung des vorausſicht⸗ lichen Rohſtoffbedarfs des Hand⸗ werks in der Übergangszeit haben im Reichs⸗ wirtſchaftsamt vorbereitende Besprechungen mit den beteiligten amtlichen Stellen ſtattgeſunden. Man ſtimmte darin überein, daß zu den für die Bedarfsermittelung nötigen Erhebungen in erſter Linie die Handwerkskammern oder die berufene e des Handwerks herangezogen werden ollen. »Die ſächſiſche Regierung hat ſpeben, wie vorher ſchon die bayeriſche, eine Vereinheitlichung der Ginkommenſtener⸗ tarife in Deutſchland mit Rückſicht auf die Verſchiedenartigkeit der Verhältniſſe abgelehnt. Oſterveich⸗Ragaum. Amerikaniſche Zeitungen veröffentlichen einen Brief Kaiſer Karls an den König von Rumänien. Demgegenüber wird in Wien amtlich feſtgeſtellt, daß ein ſolcher Brief nicht exiſtiert. Wahr iſt vielmehr, daß Kaiſer Karl im Februar einen Stabsoffizier beauftragt hatte, dem König von Rumänien eine münd⸗ liche Mitteilung zu machen, demzufolge der rumäniſche König, wenn er Frieden nachſuche, nicht mit einer Ablehnung zu rechnen habe. „Daran ſchloſſen ſich einzelne Weiterungen, die ſich aus ſolchem Geſuch und dem etwaigen Friedensſchluß ergeben würden. * Das öſterreichiſche Abgeord⸗ netenhaus lehnte nach zweitägiger Verhand⸗ lung in namentlicher Abſtimmung mit 215 gegen 162 Stimmen den Tſchechenantrag auf Er⸗ hebung der Miniſteranklage gegen Miniſter⸗ präſident Dr. Nicharb v. Seidler und den ge⸗ weſenen Minifter dez Innern Graf Toggenburg wegen Erlaſſung der Kreisverordnung in Böhmen ab. Danach begann die Verhandlung des von den Obmännern sämtlicher Parteien eingebrachten Antrages, worin die Regierung aufgeſordert wird, über die Vorkommniſſe an der Südweſt⸗ ſront und im Hinterlande genaue Auſſchlüſſe zu erteilen. Die Verhandlung erfolgte gemäß dem Beſchluß des Hauſes in geheimer Sitzung. England. *Der Staatsſekretär für Lebensmittelerzeugung Lord Lee iſt infolge Meinungsverſchieden⸗ heiten mit dem Leiter des Ackerbauamtes von ſeinem Poften zurückgetreten. Er hält die vom Ackerbauamt bezüglich der Lebensmittelerzeugung verfolgte Politik nicht für durchgreiſend genug, um die Lebensmittelverſorgung Englands jetzt ſowie nach dem Kriege ſicherzuſtellen. Belgien. Bei einem Frühſtück, das die in Le Havre weilende belgiſche Regierung den Mitgliedern des Parlaments gab, erklärte der vor einigen Wochen ernannte neue Miniſterpräſident Coore⸗ man, daß Belgien nur einen Frieden der Ehre und des Rechts annehmen könne. Er weiſe da⸗ her die kürzlich im Deutichen Reichstag aufge⸗ ſtellte Formel, die aus Belgien ein Fauſtpfand in der Hand ſeines Schuldners machen wolle, zurück. Belgien trete für die Wiederherſtellung der Beziehungen zwiſchen den Staaten in voller Übereinſtimmung mit jenen Mächten, die mit ihm für die Sache des Rechts kämpften, ein. Nuß land. * Wie Flüchtlinge vom Ural erzählen, ſind die Tſchecho⸗Slowaken für die Erſchießung des Zaren verantwortlich. Von ihnen ab⸗ geſandte Perſonen ließen die Sowjetvertreter in Jekaterinburg im Auftrag der Verbandsorgani⸗ ſation in Sibirien wiſſen, der Zar ſolle befreit werden, um an die Spitze der Bewegung gegen die Bobſchewiki in Sibirien geſtellt zu werden. Der Sowjet in Jekaterinburg ließ ſich in dieſe Falle locken und beſchloß die Erſchießung des Zaren, da er fürchtete, ihn nicht mehr nach einem von den Tſchecho⸗Slowaken ungefährdeten Ort überführen zu können. Die Zarin wurde aus Jekaterinburg verſchleppt. Vier Großfürſten, die in Alapajewsk gefangen gehalten wurden, ſind befreit worden und verſchwunden. die Häude nach dem Vater ausgeſtreckt, angelockt durch die blitzenden Knöpfe. Nun hielt er das Kind erſt hoch in die Luft und drückte es dann ganz ſacht und zart an ſich. Hei, wie da die kleinen Händchen in ſeinem Bart zauſten, ganz kräftig und energiſch, und dann drückte das Kind das kleine Stumpfnäschen in drollig täppiſcher Zärtlichkeit an ſeine Wange. Weich unb warm ſtieg es in ihm auf bei der Berührung mit den köſtlich runden Wangen. Mit voller Macht empfand er ſein Vaterglück. Die alte Dame ſtrahlte über ſein frohes Geſicht. „Das haben wir Schweſter Magda zu danken, Heinz. Ohne ihre beiſpielloſe Auf⸗ opferung hätten wir Lotti nicht hochgebracht. Wir können es ihr nie vergelten.“ Er ſah ſich nach der ſchlanken Mäbdchengeſtalt um, die das Bettchen der kleinen Lotti mit ge⸗ ſchickten, flinken Händen in Ordnung brachte. Mit freundlichen, klaren Augen ſah ſie in ſein Geſicht. Als er ihr aber in die Augen ſchaute mit einem warmen, eigentümlich forſchenden Blick, da ſah ſie errötend von ihm fort. Er reichte ſeiner Schwiegermutter das Kind wieder urück. g„Nein— wir können unſere Schuld nie ganz abtragen. Schweſter Magda hat uns viel Gutes getan.“ „Nichts als meine Pflicht,“ ſagte Magda ruhig.„Und wie gern ich ſie tat, brauche ich nicht zu ſagen. Es iſt mir nichts ſchwer geworden, denn ich hab Klein⸗Loltchen lieb von ganzem Herzen. Sie wird mir fehlen, das liebe, kleine Das Kleine halte lrähend vor Vergnügen Ding. Vor dem Abſchied fürchte ich mich ein FP ðVu u e Rach einer Reutermeldung ſoll vor einigen Tagen auch Honduras Deulſchlanb den Krieg erklärt haben. Die diplo⸗ matiſchen Beziehungen 32 Deutſchland hatte Honduras ſchon Mitte Mai 1917 abgebrochen. Die Ver. Staaten hatten es dazu veranlaßt. Begründet wurde der Abbruch der Beziehungen mit dem angeblich völkerrechtswidrigen Vorgehen Deutſchlands im U⸗Boot⸗Kriege. Neue Jugendfürſorge. Die Jugend unſerer Zeit trägt an ihrem Teile dazu bei, überall das Durchhalten zu er⸗ möglichen. Auch ſie lernt das kommende Bolks⸗ erbe miterwerben, um das an der Front mit Hingebung von Leib und Seele gerungen wird. Aber dieſem Bilde, das uns die Jugenderziehung unter dem Einfluſſe ber Zeitmächte unnd Zeit⸗ hegebenheiten vorführt, fehlen nicht die Schatten⸗ ſeiten. Die jungen Burſchen und Mädchen, die überall reichlichen Verdienſt finden, geben ſich hier und da der Zügelloſigkeit hin. Verwilderung, Verwahrloſung, Verrohung der Jugend nehmen ſtündig zu. Die Kriminalität wächſt in be⸗ angſtigender Weiſe an. Fünf Millionen Ver⸗ fehlungen Jugendlicher haben die Gerichte be⸗ ſchäftigt, darunter Diebſtähle, Urkundenfälſchungen, Brandſtiftungen, Beraubungen, Einbruchs. Viele Blicke richteten ſich in der jetzigen Not⸗ lage auf den Staat, der über die notwendigen Mittel verfügt, um neue Einrichtungen zu ſchaffen, die den ſchlimmen Geiſt unter der Jugend bannen. Der weitere Aus bau der Pflichtfortbildungsſchulen in Stadt und Lans könnte nicht nur allgemeine und berufliche Kenntniſſe vermitteln, ſondern auch die ſtaals⸗ bürgerliche und religids ⸗ſiitliche Erziehung för⸗ dern. Durch finanzielle Unterstützung der freien Jugendvereine würden dieſe in die Lage vor⸗ ſetzt, ſich der Pflege und dem Schutze ihrer Mit⸗ glieder beſſer zu widmen; ſind ſie doch geradezu berufen, der Perſönlichkeit des Jugendlichen nachzugehen und brachliegende Kräfte in ihm zu beleben und zu entfalten. In verſchiedenen Städten ſind die privaten Vereinigungen für Jugendwohlfahrt der Leitung eines öffentlichen Jugendamtes unterſtellt worden, mit dem ſie vertrauensvoll zuſammenarbeiten, um eine Zer⸗ ſplitterung der Kräfte zu vermeiden. Der Entwurf des preußiſchen Geſetzes über die Jugendfürſorge bezweckt nun die zwangs⸗ weiſe Einführung von Jugendämtern in Stabi und Land, ſie ſollen die Zentrale ſämtlich er der Jugendfürſorge dienenden Beſtrebungen bilden. Die Mitglieder des Jugendamtes beſtehen aus einem Vorſitzenden, je einem Geiſtlichen der verſchiedenen Bekenntniſſe, dem Schulinſpektor und Kreisarzt, ſowie beſonders berufenen ehrenamtlichen Perſonen⸗ zu denen in erſter Linie Pädagogen zählen werden. Der Vorſitzende ſoll in ſozialer Praxis vorgebildet ſein und neben pädagogiſcher Er⸗ fahrung auch Verwaltungs und Organiſations⸗ talent beſitzen. Die große Aufgabe des Jugendamtes geht dahin, die geſamte minderfährige Jugend zu überwachen. Ins⸗ beſondere fallen in ſeinen Bereich: Säuglings⸗ und Kleinkinderſürſorge, Kinderhorte, ſchul⸗ ärziliche Uberwachg Ferienkolenien, Land⸗ unterbringung, geſſtlich⸗ſittliche Wohlfahrt der ſchulentlaſſenen Jugend. Seine Maßnahmen werden in der Regel vorbeugender Art ſein und bei drohender Gefährdung eines Jugendlichen einſetzen; doch können auch Unterbringung in eine Familie oder Anſtalt, Strafanzeige gegen Eltern, Veranlaſſung von Fürſorgeentziehung, Beſchränkung der Elternrechte u. a. von ihm aus veranlaßt werden. Es iſt zu hoffen, daß der Geſetzentwur vom preußiſchen Landtage nach ſeinem Wieder⸗ zuſammentritt ſchnellſtens verabſchiedet werden und daß man auch in den anderen Bundes⸗ ſtaaten ähnliche Maßnahmen treffen wird. Die einheitliche Zuſammenfaſſung aller Fürſorge⸗ Beſtrebungen und vor allem die auf päda⸗ gogiſche Grundlagen geſtellte neue Organiſation rechtfertigt die Erwartung, daß der ſittlichen Gefährdung unſerer Jugend wirkſam begegnet wird. wenig. Aber bald muß ich daran denken. Lol! braucht mich nun nicht meßr.“ Heinz trat ſtumm ans Ffenſter. weh, daß ſie vom Gehen ſprach. Frau Konſul Haller wehrte ſchrocken ab. „Schweſter, liebe Schweſter, das iſt doch Ihr Ernſt nicht. Wir können Sie noch lange nicht entbehren.“ „Doch, Kleinchen wird flch andere Pflegerin gewöhnen.“ „Ach Gott— liebe, gute Schweſter Magda, das iſt doch ſicher nicht Ihr Ernuſt. Wir alle brauchen Sie noch ſo notwendig, mein Mann, das Kind, ich— alle haben wir in Ihrem friſchen, feſten und liebevollen Weſen Troſt und Stütze gefunden— ach— ich moͤchte Sie am liebſten für immer hei mir behalten.“ „Ich muß mich der Oberin doch wieder zur Verfügung ſtellen. Einmal muß es doch ſein.“ „Aber nicht jetzt, Schweſter, nicht jetzt ſchon. Ich mache Ihnen längeren Urlaub aus bei Ihrer Oberin, Sie müſſen bleiben, wenigſtens, bis Lotti ein Jahr alt iſt.“ Römer wand“ ſich langſam nach ihr um und ſah voll heimlicher Spannung in ihr Geſicht. Es war ganz blaß geworden und nun machte ſte eine hilfloſe Gebärde, wie ſie Gabi jrüher eigen geweſen war. Stärker als je trat fatzt die Ahnlichkeit zwiſchen den Schweſſern hervor. Aber Heinz dachte jetzt nicht an Gabt, er wartete nur geſpannt, was Magda antworten würde. „Liebe Frau Konſul— es mag olles ſo ſein, wie Sie ſagen. Aber Sie vergeſſen, daß Es tat ihm ganz er⸗ ſchnen an elne Von Jab und fern. Kaiſerlicher Dank an eine Soldaten⸗ mutter. Die Witwe Meyer in Delmenhorſt (Oldenburg) erhieft folgendes Schreiben aus dem Kaiſerlichen Militärkabinett:„Großes Haupt⸗ uartier. Der Kaiſer hat Kenntnis davon er⸗ hallen, daß Sie während des jetzigen Krieges neun Söhne zum Heeresdienſt geſtellt haben. Der Kaiſer iſt hierüber ſehr erfreut und hat Ihnen als Anerlennung für die Erziehung einer ſoſchen anſehnlichen Zahl von Vaterlandsvertei⸗ digern ſein beiſolgendes Bild im Rahmen mit eigenhändiger Unterſchrift zu verleihen geruht.“ Rückkehr von Sanitätern aus Frank⸗ reich. 370 deutſche Sanitätsſoldaten, darunter 11 Sanitätsoffiziere und zwei Arzte, ſind aus er ſranzöſiſchen Gefangenſchaft zurückgekehrt und bei ihrer Ankunft in Konſtanz vom Sroſherten von Baden empfangen worden. Der Großherzog 55 im Stadtgarten eine Begrüßungsanſprache. Ankömmlinge wurden von der Bevölkerung herzlich begrüßt. N Sparſamkeit im Papierverbrauch. Einen erneuten Erlaß zur Sparſamkeit im Papier⸗ verbrauch haben bie preußiſchen Miniſter ſoeben au bie nachgeordneten Behoͤrden ergehen laſſen. Es ſoll mit größter Strenge auf Sparſamkeit im Verbrauch aller Papierſorten hingewirkt werben. Die Zietzenfarm der Eiſenbahner. Die Eiſenbahndirektion Berlin hat auf der Havelwieſe im Park Babelsberg in Nowawes eine Zlegenfarm, die eine große Ziegen⸗ und Schafherde birgt, gegründet. Die Milch der iegen wird nach Berlin geſchickt und an die ilien der Eiſenbahner verteilt. 1000 Mark für einen Herrenanzug. Daß nicht nur Lebensmittel, ſondern auch Kleider immer teurer werden, wird dadurch bewieſen, daß eine bekannte Berliner Schneiderſirma kürz⸗ lich für einen Herrenanzug, der vor dem Kriege etwa 100 bis 125 Mark gekoſtet haben dürfte, jetzt 1000 Mark verlangt. Und dieſen fabel⸗ haften Preis erklärte der Reichsverband für deutſche Herrenmode für angemeſſen, da die Stoſſpreiſe und die Arbeitsloͤhne derart ge⸗ ſtiegen ſeien, daß der Reingewinn der Firma nicht übermäßig hoch ſei. Gefälſchte Tauſendmarkſcheine. In Duisburg wurde der Spediteurgehilfe Ernſt Becher aus Düſſeldorf, der falſche Tauſendmark⸗ ſcheine zu verausgaben ſuchte, verhaftet. Ein Zuchthäusler als Apothekergehilfe. In Arnswalde wurde der Apothekergehilſe der Ratsapotheke, v. Karpinſki, der ſich als Ober⸗ leutnant ausgab und das Eiſerne Kreuz erſter Klaſſe trug, verhaftet. v. Karpinſki wurde als ein ſchwerer Verbrecher entlarvt, der bereits mit acht Jahren Zuchthaus beſtraſt iſt. Ein Güterzug von Räubern überfallen. Zwiſchen Duisburg und Oberhausen wurde ein Güterzug von bewaffneten Räubern überfallen. Mit vorgehaltenem Revolver zwangen ſie das Bahnperſonal, die Ausraubung der Wagen zu⸗ zulaſſen. Eine Hilfsmaſchine mit Bahnbeamten, die von Oberhauſen abging, gelangte an den Tatort, als die Räuber noch mit der Weg⸗ ſchaffung der Säcke beſchäßtigt maren. Neun Säcke wurden zurückgeholt; die Mifglieder der Räuberbande konnten jedoch nicht ermittelt werden. Tod auf der Jagd. Der Amtsgerichtsrat Gröthuyſen aus Heinsberg kam auf der Jagd zu Fall, dabei entlud ſich ſein Gewehr und die Kugel traf ihn ſo unglücklich, daß er auf der Stelle tot liegen blieb. Drei Millionen Eier verſchwunden. Die letzte Geflügelzählung in Bayern hat eine Million Hühner mehr ergeben. Das macht in der Ciererzeugung drei Millionen Stück mehr. Wenn auch zugegeben werden muß, daß die Landleute mangels anderer Ernährungsmittel mahr als früher zu Eiern greifen, ſo find drei Millionen Stück Zuwachs doch eine ſehr be⸗ trächtliche Summe. Von dieſen drei Millionen Eiern war bei der Cierablieferung nichts zu Erdbeben in Südafrika. Johannisburg iſt, wie engliſche Blätter melden, durch das ſtäͤrkſte Erdbeben das in der Geſchichte der Siadt bekannt iſt, heimgeſucht worden. In zahlreichen Goldminen mußte die Förderung eingeſtellt werden. Über die Zahl der Menſchen⸗ leben, die dem Erdbeben zum Opfer gefallen ſind, liegen keine genauen Angaben vor. ee=besent gurken 01 n Tyrannen des Alltags. — Der neugierige Obſthändler.— Eine ſtattliche Menſchenſchlange an einer Slraßenecke läßt vermuten, daß es da etwas ganz„Seltenes“ gibt. Alſo: Obſt. Die Ahnung lrog doch nicht: Kirſchen. Zwei Pfund zu einem Betrag, der den Höchſtpreis natürlich weit hinter ſich läßt. Auf die beſcheidene Frage, ob man nicht ein Pfund erhalten könne, erhält man die Antwort:„Nee, Sie haben wohl nicht ſo viel Draht bei ſich?“ A eee eee aufzuſuchen, wagt man ſchüchtern dieſen ſchwie rigen Weg. Auf das zaghafte Anklopfen ruft niemand herein. Man geht trotzdem hinein und wird deshalb mit einer Miene empfangen, wie wenn man der Steuerbote wäre. Der Mann auf dem Schemel hört das demütig vorgebrachte Anliegen mit einem Geſicht an, in dem Ver⸗ achtung und ſpötliſche Jronie miteinander um die Herrſchaft ringen. Nachdem man geendet, gibt er die folgende vernichtende Antwort: „Eilig! Darauf hab' ich bloß gewartet. Wenn Sie keine Zeit haben, ich hab' ſchon gar keine. Eilige Sachen mach' ich überhaupt nich'. Nehmen Sie Ihren Kram nur wieder mit.“ Der Menſchenkenner. Bei den jetzigen Preiſen für Zigarren kann man, wenn man weder Kriegslieferant noch Rüſtungsarbeiter iſt, ſich den Genuß einer halb⸗ wegs rauchbaren Zigarre nur noch ſehr viel ſeltener als früher leiſten. Mein bisheriger Lieferant hat nur noch Ware für wehrbeitrags⸗ FTTTTTTTTT0TTTTbTbTbbTbTbTbb Auf dem Kriegs CGigenartige Bemalungen auf den pfad in er Luft. tſchen und feindlichen Flugzeugen. Erfinderiſch iſt der Sinn des Soldaten und häufig genug iſt ſein Tun und Treiben durch einen grimmigen Humor und durch eine kraftſichere Sym⸗ bolik gekennzeichnet. Das erkennt man ſo recht aus dem Schmuck, mit dem der Soldat ſeine Flugzeuge ausſtattet. Betrachtet der Flieger doch, wie der Seemann ſein Schiff, ſein Flugzeug als eine Art von beſeeltem Weſen, das er mit allen moglichen abgeſchoſſenen feindlichen Flugzeug als Schmuck ein menſchliches Auge, das weit in die Ferne zu ſpähen ſchetut, dann als Abzeichen eines der beyeriſchen Schutz⸗ ſtaffel gehörenden Flugzeuges den bayeriſchen Löwen, der den galliſchen Hahn verfolgt, ſerner eine ge⸗ flügelte Schlange, und jemand, der ſein Glück wahr⸗ ſcheinlich auf die Karten ſetzt, hat ſein Flugzeug mit einem Pik⸗As geſchmückt. Symbolen ausſchmückt. So ſehen wir bei einem eee, N e Die Gemüſefrau„ mit die Ruhe. Als ich den Laden betrete, ſteht eine ſehr ſelbſtbewußte, nicht gerade unterernährte Frau hinter dem Ladentiſch und überhört ſelbſt⸗ verſtändlich meinen Gruß. Sie iſt gerade in ein intereſſantes Geſpräch mit einem Bekannten vertieſt. Man wartet und teilt dies Schickſal im übrigen mit 6—8 Perſonen, die lange vor⸗ her da waren. Jemand räuſpert ſich ſchüchtern. Die Ladeninhaberin hat nichts gehört. Man wartet wieder eine Weile. Endlich wagt eine ältere Dame den kühnen Hinweis, daß ſie keine Zeit nuahr habe. Ein vernichtender Blick ſtraft die Unverſchämte:„Immer mit die Ruhe. Was wollen Sie denn?“— Die ältere Dame: „Sie haben da Mohren im Schaufenſter.“— Die Gemüſefrau:„Ja.“— Die ältere Frau: „Der Preis?“— Die Gemüſeſrau nennt einen Zetrag, für den man früher ein Vielfaches hätte kaufen können.— Die ältere Dame be⸗ ſinnt ſich einen Augenblick.— Die Gemüſeſrau: „Wenn Ihnen das zu teuer iſt. Sie müſſen ſie nicht laufen. Die Möhren werden auch ohne Sie alle!“— Die ältere Dame kriegt einen roten Kopf und geht ſchweigend hinaus. Der Mann, der nichts Eiliges macht. ſehen. Hier hat ſicher der Schleichhandel ſeine Hand im Spiele. Nachdem man die ganze Woche einen inneren Anlauf genommen hat, um den Schuhmacher bſlichtige Käufer. Ich gehe alſo gelegentlich zu einem anderen Händler. Man zeigt mir einige Sorten. Die billlgſte koſtet 80 Pfg., ſieht aber aus wie vor dem Krieg eine 3 Pfg.⸗ Zigarre. Ich verzichte unter dieſen Umſtänden auf einen Kauf und will eben wieder den Laden verlaſſen, alk mir der Mann am Laden⸗ tiſch nachruft: 8 hab' ich gleich ange⸗ ſehen, daß Sie nichts laufen. Ich lenne meine Pappenheimer! Machen nächſtesmal einen andern glücklich!“ Fritz Mack. W N 1 0 9 Gerichtshalle. Berlin. Aufklärungen über den Wert mancher der überall käuflichen„ausländiſchen Keks“ brachte eine Verhandlung vor der Ferienſtrafkammer des Landgerichts. Wegen Kettenhandels und Handels beantragte eine Geldſtrafe von 2000 Mark. Gericht erkannte auf 500 Mark Geloſtrate. Franffurt a. M. Die hieſige Straftammer verurleilte den Kaufmann Vaggler aus Maldorf, der gefärbles Waſſer alz Rübölerfatz und von dem Gemiſch ſür 800 000 Mark verkauft hatte, zu vier Jahren Gefängnis und fünf Jahren Ehrperluſt. Daß Vvermiſchtes. Warmwaſſereinſchränkungen in Ame⸗ rika. Die Amerikaner ſollen den Krieg jetzt an einer Stelle zu ſpüren bekommen, wo ſie beſon⸗ ders empfindlich berührt ſein werden. Die durch den Krieg notwendigen Erſparniſſe zwingen ſie dazu, ihrer Leidenſchaft für das warme Waſſer Zügel anzulegen. Beſonders braucht die Ame⸗ rikanerin unbeſchränkte Mengen kochenden Waſſers im Badezimmer wie in der Küche. Um hier nun zu ſparen, wurde ein„Feldzug“ eingeleitet, bei dem vor allem darauf hingewieſen wurde, daß das ſparſame Umgehen mit heißem Waſſer für die Amerikaner nur nützlich ſein könnte: man ſollte, um weniger Kohlen zu verbrauchen, kalte Bäder nehmen. Ein allgemeiner Ent⸗ rüſtungsſchrei aus den vornehmen Stadtteilen erſcholl jedoch, als die Hausbeſitzer Ernſt mit den guten Abſichten machten und vier Tage in der Woche kein warmes Waſſer liefern wollten. Durch dieſe Maßregeln, durch die etwa 14 000 Häuſer in New Vork betroffen würden, ſollen wöchentlich 8000 Tonnen Kohlen geſpart werden. Die Heilkraft der Walderdbeere. Von jeher wurden die Walderdbeeren, die zu unſern erquickendſten, beliebteſten Früchten gehören, auch in der Heilkunde gegen mancherlei Krank⸗ heiten angewendet. Eine Erdbeerkur erweiſt ſich vielfach heilſam bei Nierenleiden, gegen Stein und Gries, ſowie gegen Gicht, wie ja der große Botaniker Linns ſich ſelbſt durch den Genuß von Erdbeeren von Gicht befreit hat und ſie deshalb ſehr empfohlen hat. Der Genuß von Erdbeeren bewirkt bei Kindern das Ab⸗ gehen der Spulwürmer, ja ſogar des Band⸗ wurmes. Die Erdbeeren ſind beſonders reich an Eiſen. Einen angenehm ſchmeckenden Tee bereitet man aus den jungen Herzblättchen der Erdbeere, die im Schatten getrocknet werden. Er ſchmeckt ſehr angenehm und hilft bei Durch⸗ fällen und Ruhr. Erdbeerwaſſer erweiſt ſich ſehr heilſam bei veralteten Geſchwüren, ſowie bei Froſtbeulen. Man ſchüttet in ein halbes Waſſerglas reife Walderdbeeren und gießt ein ganzes Glas Waſſer darauf. Die Flaſche wird gut verſchloſſen und vier Wochen lang den Sonnenſtrahlen ausgeſetzt, dann gefiltert und ſauber aufgehoben. Mit dieſem Waſſer wäſcht man Wunden und gefrorene Glieder. Der„anſtändige“ Mord. In einem Kreiſe, der der engliſchen Regierung naheſteht, erzählte kürzlich, wie eine franzöͤſiſche Zeitſchrift berichtet, jemand die Geſchichte vom Grafen Leiceſter: In dem Augenblick, wo die Miniſter der Königin Eliſabeth überzeugt waren, daß ſie ihrer Herrſcherin einen Gefallen damit erwieſen, wenn ſie ihr den Tod der Maria Stuart als unbedingt notwendig für ihre eigene Ruhe hin⸗ ſtellten, ſuchte der Graf von Leiceſter, der durch⸗ aus nicht gewiſſenhafter, wohl aber feiner in ſeinen Mitteln und politiſcher war, die Königin auf, und beſchwor ſie, doch ja nicht eine Tat zu wagen, deren Ruchloſigkeit auf ſie zurückzufallen könnte.„Aber, wie kann ich mich dann ihrer erledigen?“ rief Eliſabeth ärgerlich aus.„Indem Sie ihren Tod anſtändig herbeiführen,“ er⸗ widerte der Höfling.„Anſtändig?“ ſagte die Königin verwundert.„Indem Sie ihr einen Apotheker und nicht einen Henker ſchicken,“ er⸗ klärte der Lord. Eliſabeth ſoll ſpäter bitter bereut haben, daß ſie dieſen Rat nicht befolgt hat. Aber weshalb mag die franzöſiſche Zeit⸗ mit Lebensmiſteln ohne Erlaubnis war der Kauf⸗ mann Oito Kienaſt angeklagt. Er hatte, ohne im Beſitze der Handelserlaubnis zu ſein, für etwa 9000 Mark aus Warſchau ſtammende Keks für 90 Pfg. die Rolle an einen Kaufmann B. verkauft. Dieſer verkaufte ſie in ſeinen Geſchäften für 1,25 Mark. Die Keks ſind nach einer Außerung des Krisgs⸗ wucheramtes ein für die Ernährung völlig wertloſes Zeug, das beſtenfalls einen Wert von 12 Pfg. die Rolle hat und leider vielſach von Leuten, die Kranken und Lazarettinſaſſen etwas Gutes antun wollten, gekauft wurden. Der Vertreter der Anklage! ſchrift dieſe Geſchichte zur Kennzeichnung der lieben Bundesgenoſſen gerade jetzt erzählen? Goldene Qorte. Religion iſt die Wurzel des menſchlichen Daſeins. R. W. v. Schlegel. Herrſchen bleibt ein Recht Der Seelen nur und Geiſter: Gold ſei euer Knecht, Nicht euer Herr und Meiſter. Julius Lohmeyer. ee„tn e e e„ es ich auch ein Menſch bin. Zu lieb ſchon iſt mir Klein⸗Lotli geworden— je länger ich bleibe, deſto teurer wird mir das Kind, deſto ſchwerer wird mir dann die Trennung.“ „So bleiben Sie doch für immer bei uns, liebe Schweſter— eine größere Freude lönnten Sie uns nicht machen. Nicht wahr, Heinz?“ Er trat an Magda heran. „Bleiben Sie doch, Schweſter Magda, maenigſtens fetzt gehen Sie noch nicht,“ bat er mit warmer Stimme und ſah ſie bittend dabei an. Da wandte ſie ſich ſchnell ab, um ihre Be⸗ wegung zu verbergen.„Ich bleibe,“ ſagte ſie leiſe, und das Kind liebevoll niederlegend in das weiche Beltchen, beugte ſie ſich nieder, um es zu lüſſen. Es griff mit zärtlichem Lallen nach der weißen Haube und riß daran herum. Magda fing lachend die beiden Händchen ein und ſchüttelte die weſchmſttſge Stimmung ab. „Kleinchen, Dummchen,“ ſchalt ſie zärtlich, „meine ſchöne Haube.“ Und ſie küßte die winzigen Fingerchen und wußte nicht, warum ihr ſo froh, ſo glücklich zu⸗ mute war. 4* 6 ö Es war etwa zwei Wochen ſpäler. Schweſter Magda ſaß mit Klein⸗Lotti im Garten. Neben ihr ſtand das Bellchen der Kleinen. Sie hatte eben ihr Mittagsſchläfchen hinter ſich und die Wangen und Ohrchen waren noch ganz ſchlaf⸗ rot. Lachend und koſend ſchäkerle Magda mit dem Kinde herum. Die Kleine batte mit ihren r zerſtöͤrungsluſtigen Varbarenfäuſtchen ſolange an der weißen Haube gezerrt, bis ſie ſich gelöſt hatte und herunterfiel. Nun ging es mit luſtiger weil mich Ihre„Amtstracht“ immer daran er⸗ innert, daß Sie uns eines Tages von Ihrer Frau Oberin wieder fortgeholt werden können.“ Raufgier an die braunen Zöpfe. Das war eine Wonne ohnegleichen. Die beiden waren ganz allein in dem großen Garten. Still lagen die Kieswege in der warmen Mittlagsſonne. Ploͤtzlich ein kuürſchender Ton in die fauchzende, krähende Luft hinein. Gleich darauf ſtand Römer vor den beiden. Mit leuchtendem Blick ſah er auf das hübſche Bild. Magda war ein bißchen verlegen, grüßte ihn aber freundlich und hielt ihm lachend die Kleine entgegen. Die ſtrebte nun munter dem Vater zu. Er nahm ſie zärtlich auf ſeinen Arm und küßte die roſigen Wangen. Magda griff inzwiſchen nach ihrer Haube, ſtrich ſich das zerzauſte Haar glatt und wollte es wieder darunter verbergen. Obwohl er gar nicht nach ihr hingeſehen hatte, ſagte er plötzlich:„Laſſen Sie doch die garſtige Mütze ſort— ich mag ſie gar nicht leiden.“ Magda ſah lächelnd darauf nieder. ſchön iſt ſie wirklich nicht. Aber warum ſoll ich ſie nicht aufſeen. Sie gehort doch nun mal zu meiner„Amtstracht“. „Aber ich ſehe Sie viel lieber ohne die⸗ ſelbe.“ „Warum?“ „Weil Sie erſtens ſo viel ſchöͤner ſind mit Ihrem naturlichen Kopfſchmuck, Ihre Flechten können ſich wirklich ſehen laſſen, und zweitens, „Nein, „Nicht, ſolange Sie mich nötig haben.“ „Ich habe Sie immer nötig, Magda, immer,“ rief er beſtimmt Sie ließ erſchrocken die Hand mit der Haube ſinken und ſah zu ihm hinüber. Klein⸗Lotti reckte von Vaters Arm die Händ⸗ chen verlangend Magda entgegen. Er ſah bittend in ihr erblaßtes Geſicht. „Magda— ſehen Sie nicht, wie Lotti die Arme nach Ihnen ausſtreckt. Sie möchte Sie halten, faſſen. So möchte ich auch tun, Magda. ganze Leben möchte ich Sie an mich feſſeln— als mein Weib.“ Sie erzitterte unter ſeinen Worten. warf ſie aber ſtolz den Kopf zurück. „Sie ſuchen in mir die Pflegerin für Ihr Kind, die barmherzige Schweſter. brauchen Sie nicht.“ „Doch, Magda. Sehr brauche ich für mich das Weib— und die barmherzige Schwefler. Mein Herz iſt ſolange krank geweſen.— Sie wiſſen es. Seit Sie in meiner Nähe ſind, be⸗ gann die Heilung. Wenn Sie nun ganz bei mir und meinem kleinen Mädchen bleiben wollen — wie froh und glücklich kann ich dann ſein. Es geht ſo etwas Starkes, Gutes von Ihnen aus, ein heilkräſtiger Zauber, Lebenskraft.— Magda— ich habe Sie lieb von ganzem Herzen, und ich ſchäme mich nicht, Ihnen das jetzt ſchon zu ſagen. Zuerſt haben Sie mich angezogen durch Ihre Ahnlichkeit mit Aber dann verblaute laucham Gabis Dann Mutter es, daß Sie mich auch lieb haben. Fürs ſi n Da Friſche und dich Lotti Mutter.“ uſch 27 Bild und Ihres prägte ſich mir immer tiefer ins Herz. Und ſeit Sie mir mein liebes Kleines ſo friſch und geſund in die Arme legten, do ſtand es bei mir feſt: Die ſoll deines Kindes ick um Slück haben Sie mein da, und ich weiß— ich fühle 2 Nicht wahr, Magda, Sie bleiben bei mir und bei Lotti?“ Sie ſah ihn an, halb lachend, halb weinend. „Ich will— oh— ich will und mit tauſend Freuden.“ Er zog ſie zu ſich heran mit dem freien Arme. Auch das Kind faßte nach ihr und hielt feſt. „So halten wir dich doppelt, mein Lieb. Nun kannſt du nicht mehr entrinnen.“ „Ich will ja auch nicht, ganz gewiß nicht. azu hab ich euch beide viel zu lieb,“ ſagte ſie bewegt. Er küßte ihren blühenden Mund. Sie machte ſich ſanft frei und nahm ihm das Kind ab. „So, Heinz— und nun— was werden deine Schwiegereltern dazu ſagen 7“ Er lächelte. „Wir ſprachen geſtern abend davon, als du das Kleine zu Bett brachteſt. Da ſagte meine Schwiegermutter zu mir: Ach Heinz, wenn du entſchließen könnteſt, Magda zu heiraten. bekäme in ihr eine ſo vortreffliche (Schluß folgt.) licher Teil licher Teil. Bekanntmachung. Betr.: Räude unter dem Pferdebeſtand des Landwirts Adam Brechtel 2. zu Viernheim. Ueber die Stallung des Adam Brechtel 2. hier wurde wegen Pferderäudeverdachts Sperre gemäߧ 250 der Bun⸗ desratsverordnung zum Reichsviehſeuchengeſetz verhängt. Betr.: Pferberäude in Viernheim. Da ſich der Verdacht auf Räude nicht beſtätigt hat, reſp. die Räude erloſchen iſt, ſind die über die Pferde der Landwirte 1. Joh. Jak. Butſch 4. Jak. Thomas 5. Gg. Helfrich 3. 2. Adam Hofmann 3. 3. Joh. Bugert 7. 6. Anton Fiſcher verhängten Sperren wieder aufgehoben worden. Viernheim, den 26. Juli 1918. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Kohlenverſorgung. Es wird von den Kohlenverbrauchern darüber Klage geführt, daß mitunter die Kohlenpreiſe ſo hoch ſeien. Wir machenz deshalb nochmals auf unſere Bekannt⸗ machung vom 31. Juli 1917, Kreisblatt Nr. 103 aufmerk⸗ ſam. Hiernach hat der Kreisausſchuß des Kreiſes Heppen— heim den Kohlenhändlern geſtattet, 21 dem Einkaufspreis zuzuſchlagen und für den Transport des Brennmatertals an das Haus und in den Keller den ſeither üblichen Satz zu verlangen. Wir werden die ſtrenge Durchführung dieſer Anordnungen überwachen und veranlaſſen, daß Uebertretungen zur Anzeige gebracht werden. Außer den Feſtſtellungen, die die Großh. Gendarmerie— ſtationen machen, werden wir die Preiſe von den Groß— lieferanten, von denen das Brennmaterial bezogen wird, ein—⸗ ziehen. Heppenheim, den 3. Juni 1918. Kohlenausgleichſtelle Heppeuheim. Zimmermann. ieee, Die vorſtehende Bekanntmachung bringen wir hiermit zur öffentlichen Kenntnis und empfehlen genaue Beachtung. Viernheim, den 27. Juli 1918. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Betr: Schutzmaßregeln gegen feindliche Fliegerangriffe. Da es nicht ausgeſchloſſen iſt, daß auch unſere Gemeinde von feindlichen Fliegern aufgeſucht und überflogen wird, iſt es durchaus notwendig, daß mit Eintritt der Dunkelheit auf eine möglichſt weitgehende Beſchränkung der Beleuchtung in den Straßen, an den Häuſern, ir; den Fabriken und Bahn⸗ höfen und in den Innenwohnungen hingewirkt wird. Deshalb werden wir alle einigermaßen entbehrlichen Straßen— lampen, inſoweit ſie nicht in den Straßenkreuzungen ange— bracht ſind, ausſchalten. Um halb 11 wird die ganze Straßenbeleuchtung gelöſcht; am Morgen unterbleibt jede Beleuchtung. Unſere Einwohner erſuchen wir recht eindring— lich, mit Eintritt der Dunkelheit jede Beleuchtung des Aeußeren der Häuſer, insbeſondere der Gaſtwirtſchaften, zu unterlaſſen, auch die Beleuchtung der Schaufenſter hat in Wegfall zu kommen. Die Innenbeleuchtung der Wohnungen und Ar— beitsräume, ferner alle Oberlichter ſind durch Anbringen von dunklen Vorhängen aus Stoff oder Papier oder dunklem Anſtrich der Scheiben abzublenden. Das gleiche wird er⸗ reicht durch Herablaſſen der Rolläden oder Schließen der Läden. Es darf kein Lichtſchein aus den Gebäuden weder auf die Straße, noch in die Hofräume oder Gärten noch nach oben dringen. Wir erwarten, daß dieſen Anordnungen Verſtändnis und Beachtung entgegengebracht wird, damit wir nicht zu ernſten Maßnahmen veranlaßt werden und Strafanzeige er⸗ heben müſſen. Bei Fliegerangriffen ſind folgende 4 Punkte zu beachten: 1. Ruhe iſt die erſte Pflicht, Verwirrung bringende Aufreg— ung iſt gefährlicher als Fliegerangriff. 2. Suche Schutz im nächſten Haus! Fort von der Straßel Fort von Haustieren und Fenſtern! Neugier iſt Tod! 3. Fehlt Häuſerſchutz, dann Niederwerfen in Gräben oder Vertiefungen. 4. Nachts kümmere dich um keinen Angriff! Wir erwarten, daß bei etwaigen Fliegerangriffen dieſe Verhaltungsmaßregeln ſorgſamſt beachtet werden. Viernheim, den 16. Juli 1918. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Ausführung der Verordnung über den Verkehr mit Seife und Seifenpulver. Die Seifen- und Seiſenpulvermarkon für Juli 1918 ſind am Donnerstag, den 1. August 1918, nach- mittags von 2 bis 4 Uhr auf unſerem Büro Nr. 27 von den Spezereihändlern, wie vorgeſchrieben, zur Abliefe⸗ rung zu bringen. een bee rg Betr.: Kartoffelverſorgung. Wir machen wiederholt darauf aufmerkſam, das jede Ausfuhr von Kartoffeln aus Viernheim verboten und ſtraf— bar iſt. Auch die Abgabe von Kartoffeln an auswärtige Verbraucher iſt nicht geſtattet. Unſer Pollzelperſonal iſt angewieſen Zuwiderhandelnde zur Anzeige zu bringen. Viernheim, den 26. Juli 1918. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Frachtbriefe Bekanntmachung. Auf die Abholung der In⸗ validen⸗Rente am Donnerstag den 1. Auguſt wird hlermlt hingewieſen. Viernheim, 30. Juli 1918. Kaiſerl. Poſtamt. Reife Milch⸗Schweine hat zu verkaufen Georg Mich. Butſch Waſſerſtraße. Postscheckkonto Karlsruhe Nr. 1434 Vereinsbank Weinheim E. G. m. 0. (gegründet 18067) Fernsprecher Nr. 24. empfiehlt ihre Dienste zur Ausführung aller bankmässigen Geschäfte entsprechend 1 Zimmer mit Küche von einzelner Dame ſofort zu ihren genossenschaftlichen Grundsätzen zu durchaus entgegenkommenden Bedingungen. mieten geſucht. Von wem, ſagt die Exped. Grohe partie schönes ſrdenes Ceschipr iſt wieder friſch eingetroffen bei Jakob Beyer Beéi grösseren Beträgen Kündigungsfrist barung. 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Nächſten Donnerstag 6—7 und 8—9 Uhr Gelegen— heit zur hl. Beicht wegen Herz⸗Jeſu-Freitag. Freitag abend 8 Uhr Herz⸗Jeſu⸗Andacht. Nächſten Sonntag gemeinſch. hl. Kommunion für die 1. Abt. der Jungfrauenkongregatlon, zugleich gem. hl. Kom⸗ munion der Schülerinnen des Herrn Hauptlehrer Mayr und der Fräulein Träger. Beicht Samstag 2 Uhr. Näch⸗ ſten Sonntag iſt Kollekte für den Taub ſtummengottesdienſt und Tellerſammlung für den hl. Vater. Am nächſten Sonn⸗ tag kann nach würdigem Empfang der hl. Sakramente der Portiunkula⸗Ablaß gewonnen werden. Beicht und Kommunkon können ſchon am Donnerstag bezw. Freitag empfangen werden. Für die Mitglieder der Jungfrauenkongregation wird bemerkt, daß die Jungfrauenkongregation in Sandhofen bei äußerſt günſtigem Wetter uns beſucht. Die Verſammlung, die aus dieſem Grund im Freiſchütz abgehalten wird, gilt für die 1. Abteilung am nächſten Sonntag. Kirchliche Anzeigen der evangeliſchen Gemeinde Viernheim. Mittwoch, den 31. 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