Männer und Frauen 25. Januar 1920, nachmittags 3 Uhr Sonntag, den grosse öffentliche ene - im Gaſthaus zum Ochſen Vollis- hersammlung Thema: Die politiſche und wirtschaftliche Lage des arbeitenden Volkes. Redner: Genosse Dr. Greiner, Darmstadt. Auf, werktätiges Volk, Männer u. Frauen, in Massen in diese Versammlung) Freie Diskuſſion! Der Ahtions⸗Ausſchuß der Unabhängigen Goz Telegramm-Adresse: Ladis co. Aktienkapital: Mk. 50.000.000.— der Pfah und Rheinhessen. Kassestunden: 9—12 Uhr vorm. 3—5 Uhr nachm. Samstags 9—1 Uhr. Süddeutsche Disconto-Gesellschaft A.-G. FILIALE WEINHE NM Ehretstrasse Nr. 1= Ecke Bahnhofstrasse Postscheck-Konto: Karlsruhe Nr. 21 601. Hauptsitz der Gesellschaft: MRNNHE IHA. Niederlassungen an allen grösseren Platzen in Baden, Vermittlung aller bankmässigon 6e schäfte. Ferasprecher Nr. 470. — Scheiter, Misüppel und Stöcke jeder Aut, kauft zum Tagespreis 1 Ad. Winkenbach, fohhandlung Ernst Ludwigstrasse 10. Gottesdienſt⸗Ordnung der israel. Gemeinde 24. Januar 4. 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Euthält alle amtlichen Bekanntmachungen der Behörden Vieruheims Inſerate finden in der Bürger⸗Zeitung wirkſamſte Verbreitung.— Für Wohnungsinſ Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Viernheim, Rathausſtra irger Zeilu Geſchäts Anzeiger Lokal⸗Anzeigeblatt für Viernheim Verein- Anzeiger U — Bürgermeisterei 2714 Viernheim und Umgebung. erate Ausnahme⸗Tarif fe. Anzeigenpreiſe: Lokale Inſerate die einſpaltige Petit ⸗ Zeile Pfg., auswärtige. Pfg. Retlumen im Textteil Pfg. auswärts„% Teuerungszuſchlag. ö Beilagen für 1000 Exemplare 9 Mark. Bei zwangsweiſer Beitreibung wird der gewährte Rabatt hinfällig, desgleichen bei Nichtbezahlung innerhalb drei Monaten. 4 10 Amt Viernheim. Feruſprecher Nr. 217 Samstag, den 24. Januar 1920 10. Jahrg. Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M. Amtlicher Teil. Betr.: Ausgabe von Margarine. Ab Dienstag, den 27. ds. Mts. wird bei den Spe⸗ zereihändlern Margarine an die Bezugsberechtigten verausgabt. Auf den Kopf entfallen 150 Gramm zum Preiſe von 1.65 Mark. Die Ausgabe an die Händler erfolgt am Montag vorm. bei dem Obmann Werle, Betr.: Verordnung über Ablieferungsprämien für Brotge⸗ treide, Gerſte und Kartoffeln. Auf die im Kreisblatt Nr. 5 abgedruckte Verordnung des Reichswirtſchaftsminiſters v. 18. Dezember 1919, ſowie auf die Bekanntmachung des Kreisamts Heppenheim v. 13. ds. Mts. weiſen wir die hieſigen Landwirte hin und fordern dringend zur ſofortigen reſtloſen Ablieferung alles entbehr— lichen Brotgetreides und alles über den eigenen Bedarf hinausgehenden Kartoffelvorräte auf. Die Prämien ſind derart hoch bemeſſen, daß man erwarten muß, daß jeder ſeine Pflicht erfüllt. Wer dies dennoch nicht tut, macht ſich ſtrafbar und muß ſich die Konſequenzen aus ſeinem Ver⸗ halten ſelbſt zuſchreiben' Betr: Prvvinzialtagswahl. Am Sonntag, den 1. Februar 1920 vormittags 10 . bis Abends 8 Uhr finden die Wahlen zum Provinztaltag N der Provinz Starkenburg ſtatt. Es ſind 50 Provinzialtagsmitglieder zu wählen, deren Namen nur in den zugelaſſenen Wahlvorſchlägen enthalten ſein dürfen. Wahlberechtigt ſind alle, die das 20. Lebensjahr zurückgelegt haben und in den Wählerliſten eingetragen ſind. Für die Wahl ſind vier Wahlbezirke ganz in derſel— ben Weiſe wie bei den ſeitherigen Wahlen, gebildet. Die Wahllokale im Rathaus und in den Schulhäuſern bleiben beſtehen. Alle Stimmberechtigten werden eingeladen, zu der oben bezeichneten Zeit ſich perſönlich einzufinden und ihre Stimme abzugeben. N Die für die einzelnen Abſtimmungsbezirke gebildeten Wahlvorſtände und Wahllokale heißen: Abſtimmungsbezirk 1. Bürgermeiſter Lamberth, Wahlvorſteher; Gemeinderat Brechtel, Stellvertreter. Wahl⸗ lokal: Sitzungsſaal des Rathauſes. Abſtimmungsbezirk 2. Beigeordneter Wunder, Wahlvorſteher; Gemeinderat Lammer, Stellvertreter. Wahl— lokal: Verſteigerungsſaal des Rathauſes. Aſtimmungsbezirk 3. Gemeinderat Zöller, Wahl— vorſteher; Gemeinderat Gutperle, Stellvertreter. Wahllokal: Götheſchule. Abſtimmungsbezirk 4. Gemeinderat Schneider, Wahlvorſteher; Gemeinderat J. Mandel, Stellvertreter. Wahllokal: Schillerſchule. Betr.: Ausgabe von Brotmarken. Montag, den 26. ds. Mts. werden im Wachtlokale des Rathauſes die Brotmarken für die Zeit vom 26. Januar bis 8. Februar 1920 in der bisherigen Reihenfolge veraus— gabt. Aenderungen im Perſonenſtande ſind vor der Aus— gabe auf dem Lebensmittelbüro zu melden. Betr.: Pferdeablieferung an den Feindesbund; hier Pferde muſterung. Auf die Bekanntmachung obigen Betreffs des Kreis— amts Heppenheim vom 21. Januar 1920 im Verordnungs— und Auzelgeblatt Ne. 14 für den Kreis Heppenheim werden die Pferdebeſitz r aufmerkſam gemacht. Die Pferdemuſterung findet in unſerer Gemeinde am 30. Jauuar 1920 ſtatt. Wir fordern daher alle Pferdebeſitzer ſowie Händler auf die zur Ausſtellung der Liſten notwendigen Angaben bis ſpäteſteus Dienstag, den 27. Januar 1920 vor⸗ mittags bei uns Zimmer Nr. 23 zu machen. Wer ſeiner Anmeldepflicht nicht genügt, hat ſich die darauf ent— ſtehenden Folgen ſelbſt zuzuſchreiben. Betr.: Erwerbsloſenfürſorge; hier Froſt⸗, Regen- u. Schneetage. Im November und Dezember 1919 waren verſchledene Bau⸗ und Erdarbetter durch ungünſtige Witterungs⸗ verhältniſſe zur vorübergehenden Einſtellung der Arbeit gezwungen. Soweit dieſelben ſich ſeiner Zeit ord— nungsmäßig bei uns zur Kontrolle meldeten, kann ihnen nach Prüfung der vorhanden geweſenen Umſtände die Er— werbsloſigkeit als Kriegsfolge anzuſehen war, die Erwerbs— loſenunterſtützung gewährt werden. Die in Betracht kom— menden Perſonen wollen ſich daher zur Regelung ihrer dies— hezüglichen Angelegenheiten am nächſten Mittwoch, den 28. Januar 1920 nachmittags zwiſchen 2 und 6 Uhr bei uns, Zimmer 24 melden und, wenn nicht ſchon geſchehen, entſprechende Beſcheini⸗ gungen ihres Arbeitgebers vorlegen. Vetr: Erwerbsloſenfürſorge. In der Kalenderwoche vom 26. bis einſchließlich 31. Jauuar 1920 werden für Erwerbsloſenunterſtützungsbezlehel untenſtehende Kontrollzeiten feſtgeſetzt. l a Quittungskarte(evtl. Arbeitsbuch) und Kontrollſchein ſind jedesmal unaufgefordert vorzulegen. Nichtbeachtung hat den Verluſt der Unterſtützung für dle betreffende Zeit zur Folge. Wir machen ausdrück lich darauf aufmerkſam, daß die feiernden Arbeiter der Chem. Fabrik Wohlgelegen uſw. ſich bei uns ebenfalls in der alpha⸗ betiſchen Reihenfolge dreimal zu melden haben. Alle Mel⸗ dungen ſind in Zimmer 24 zu machen. A bis 2 einſchließlich am Montag, 26. Jan. vorm zwiſchen 10 und 11 Uhr a A bis K einſchließlich am Dienstag, 27. Jan., vol n. zwiſchen 9 u. 10 Ahr a L bis Z ei ſchließlich am Mittwoch, 28. Jan., vorm. zwiſchen 10 u. 11 Uhr Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. 0 0 199 V st 7 11 Grundſtücks⸗Verſteigerung. Am Mittwoch, den 4. Februar 1920, vorm. 9 Ahr werden die zum Nachlaſſe der Johannes Jöſt 2., Eheleute von Viernheim, gehörigen in der Gemarkung Viern⸗ heim gelegenen Grundſtücke, als: Flur J. Nr. 528/10, Hofreite, Weinheimerſtraße, am 407, Flur l. Nr. 5301/0, Grabgarten, daſelbſt, am 268, Flur VII. Nr. 70, Acker im Vaudenfeld, Lachegewan, qm 2450, Flur VII. Nr. 2321/10, Acker im Vaudenfeld, Langgewann, qm 2070 Flur XVII. Nr. 1535/½10, Acker in der Schilpertshecke, VI. 5 Gewann, qm 1750 auf dem Rathauſe dahier zur öffentlichen freiwilligen Ver— ſteigerung gebracht. Viernheim, den 22. Januar 1920. Heſſ. Ortsgericht Viernheim. Schuchmann. pite-Norſteiger Hofreite⸗Verſteigerung. Am Mittwoch, den 4. Februar 1920, vorm. 9 Ahr laſſen die Johann Lammer 2, Grundſtücke, als: qm 490 Flur J. Nr. 424, Grabgarten, Bandurengaſſe, qm 420 auf dem Rathauſe dahier öffentlich freiwillig verſteigern. Viernheim, am 22. Januar 1920. Heſſ. Ortsgericht Viernheim. Schuchmann. if ooo Stimmberechtigte aus gem Reiche ins Grenzland ſchaffen! Gib Deine Grenz Spende für bie Volksabſtimmungen auf Poſtſcheckkonto Berlin 73776 oder auf deine Bank! Deutſcher Schutzbund, Berlin Nwze Lolale Nachrichten. Männergeſangverein„Harmonie“. uns von gut unterrichteter Seite mitgeteilt wird, Verein in dieſem Jahre auf ein 15jähriges Beſtehen zurück Aus dieſem Anlaß findet am Samstag, Js. abends 8 Uhr im Saale„zum Freiſchütz“ ein konzert mit daran anſchließendem Ball ſtatt. einige anznummern vom Programm des letzhin im„Karpfen! ſtattgefundenen Weihnachtskonzerts ihre Wiederholung finden! mit der bekannten Herren- und Damenrollenbeſetzung. Somtt wäre dem allſeitigen Wunſche der zahlreichen Beſucher des Weihnachtskonzertes Rechnung getragen und kann man daher dieſem Feſtabend entgegenſehen. . Generalverſammlung. Die an letzten Sonn— tag im Gaſthaus zum grünen Laub ſtattgefundene General Veeſammlung der Ortsgruppe der Kriegsbeſchädigten nahm Nach Eröffnung der Verſammlung gab Herr H. Winkenbach den Jahresbericht, der den Beweis elnen würdigen Verlauf. dafur erbrachte, daß die Ortsgruppe ſowie auch die Orga niſatlon im verfloſſenen Jahre Hervorragendes gelelſtet han. ihre Mitglieder 230 Schrei⸗ ben und Anträge verſchledener Art aufgenommen und zur Die Ortsgruppe hat allein für * Eheleute zu Viern- 0 11* J 7 7 Mor nn* 8 189 5 N 3 1 heim, nachgenannte in der Gemarkung Viernheim gelegene mit der Bitte um pünktliches, vollzähliges Erſcheinen freund⸗ 1 0 lichſt eingeladen ſind.. Flur J. Nr. 423, Hofreite, Bandurengaſſe, Lindenſtraße 1. f um pünktliches Erſcheinen eingeladen. Wie blickt der den 14. Febr. d. Feſt⸗ In dieſen Konzert werden außer neuen erſtklaſſigen Darbietungen auch mit Freuden Hein Wolfshund Erledigung gebracht. Unter dem Punkt Vorſtandswahl iſt in dem bisherigen Geſamtvorſtand eine weſentiiche Verände⸗ rung eingetreten. Der Gründer und 1. Vorſitzende der Orts⸗ gruppe Hans Winkenbach iſt mit Rückſicht auf ſeine dienſt⸗ liche Verhinderung von ſeilnem Amte zurückgetreten. An deſſen Stelle wurde Herr Adam Haas gewählt. Unter einer lebhaften Diskuſſton fand auch der letzte Punkt der Tages⸗ ordnung ſeine Erledigung. Anſchließend erſolgte noch die Aufnahme 4 neuer Kameraden, ſodaß die Ortsgruppe jetzt eine Stärke von 312 Mitgliedern aufweiſt. Um 630 Uhr ſchloß der 1. Vorſitzende Haas die Verſammlung und ermahnte die anweſenden Mitglieder zur weiteren ziebewußten Mit⸗ arbeit bei der Durchführung des ſozialpolitiſchen Programms. . Der Schluß der Erzählung„Um ein Erbe“ iſt für die heutige Nr. ausgeblieben, ſodaß wir ihn erſt in der nächſter Nr. bringen können. Ein neuer, ſpannender Roman kommt deshalb ſchon heute zum Abdruck. 3 Poſtaliſches. Schalterdienſt an Sonn- und Feiertagen. Zur Verbeſſerung der Sonntagsruhe werden an Sonn- und Feiertagen von 8—9 Uhr Vorm. nur drin⸗ gende Pakate, Einſchreibbriefe und telegraphiſche Poſtanwei⸗ ſungen und Zahlkarten und von 12—1 und 5—6 Uhr Nachm. nur Telegramm und Geſprächsanmeldungen am Poſtſchalter angenommen. Reichsbund der Kriegsbeſchädigken, Kriegsteilnehmer und Kriegshinterbliebenen Ortsgruppe: Viernheim. Die Delegierten für die Kreiskonferenz in Heppenheim treffen ſich am Sonntag früh 7 Uhr bei Kamerad M. Belz, Ludwigſtr. Abfahrt daſelbſt. Der Vorſitzende. Turn- Verein Viernheim. Die diesjährige Ofllentl. Cenera-Versammlung findet am Sonntag, den 25. ds. Mts. nachmittags 1 Uhr im Verreinslokal zum „Freiſchütz“ ſtatt, wozu die aktiven und paſſiven Mitglieder, ſowie Ehrenmitglieder Der Vorſtand. Einen leichten 1. 5— Zum Schlachten Wagen 3 Schlachten kaufen geſuck ein reer. wache e e Pfeſt, Nelken, Ofen Muskatnüſſe, zu verkaufen. Von wem? ſagt außerdem auch friſche die Exped. d. Bl. Na 1 7 . Vobllheringe Wandkalender Johann Schneider, er Exped Bl! 8 N 9 2 8 aßr gde 32 Waldſt Ahe 20 noch vorrätig in de Radfahrerklub Wanderer Sonntag Vormittag 1210 Uhr im Verein graka Stotal Generalversammlung 5 11 ar don I 1114 i 10* 5* N Hierzu werden ſämtliche Mitglieder mit dem Erſuck nchen ene Der Vorſtand. Sport⸗Verein„1909“ Viernheim. Samstag abend gemütl. Beiſammenſeiu im Lokal. vir ichp ö ine 1 9 0 Ge N Kirchliche Anzeigen der evangel. Gemeinde Sonntag, den 25. Januar 1920. Vorm. 10 Gottesdienſt 11 Sitzung der Kirchengemeindevertretung. Abends 8 Uhr: Fugendvereinigung Mittwoch, den 28. Januar: 5 Utunde 171 4 Uhr Abends 8 Uhr Entla. N i* 5 8 5 Wir über den Verbleib des Hundes Auskunft W 8. geben kann oder denſelben zurückbringt, erhält hohe Belohnung! 8 5 — Bor wir d— Ankauf gewarnt d David Schindler Sackfabrik und Rohprodukte, Vieinheim, Annaſtraße. 5 0 * „ Getrennte Bruder. Jetzt geht's ans Abſchiednehmen. Der Friedensvertrag iſt in Kraft getreten, und ſchon ſetzen ſich allenthalben die Ententeleute in Bewegung, um in unſeren Grenzgebieten die deutſche Verwaltung hinauszukomplimentieren. Schleswig kommt zuerſt an die Reihe, dann Weſt⸗ und Oſtpreußen zlemlich zu gleicher Zeit mit Oberſchleſten, und Memel und Danzig werden natürlich auch nicht vergeſſen werden. So geht es eben, wenn ein Krieg, und ſei es auch der gerechteſte, verloren wird. Es kommt hinzu, daß wir auch jetzt noch nicht von den Siegern auf gleichem Fuße behandelt werden. Aus Flens⸗ burg wird berichtet, daß, als das deutſche Torpedoboot im Flensburger Hafen in Sicht kam, auf dem die letzten deutſchen Matroſen von der Marineſtation Mürwik nach Kiel gebracht werden ſollten, von dem bereits anweſenden engliſchen Admiralsſchiff den übrigen alliierten Fahrzeugen das Signal übermittelt wurde:„Keine Begrüßung.“ So fuhr unſer kleines Kriegsſchiff ohne Gruß an den fremden Herrſchaften vorüber; um ſo heller aber erklang das Deutſchlandlied über den Hafen hin, umſo lauter das Hurra, mit dem es in Mürwik von den Matroſen empfangen wurde. Dabei muß ſelbſt Reuter zugeben, daß die britiſchen Beamten von den Deutſchen in Schleswig höflich behandelt worden ſeien, und wer unſere Marine kennt, wird ohne weiteres davon über⸗ zeugt ſein, daß auch ſte es in keinem Punkte den Fremden gegenüber an der gebotenen Höflichkeit hat fehlen laſſen. Aber tut nichts: der Stachel der Niederlage kann den ver⸗ maledeiten Deutſchen gar nicht tief genug ins Fleiſch hinein⸗ getrieben werden. Von einer wirklich friedfertigen Geſinnung werden wir im internationalen Verkehr mit unſeren Feinden, wenigſtens was ſeinen amtlichen Ausſchnitt betrifft, noch lange Zeit hinaus wenig oder gar nichts zu ſpüren bekommen. Man hat uns in den letzten Tagen wiederholt, und mit guten Gründen, das furchtbare Schickſal Deutſch⸗Oſter⸗ reichs vor Augen gehalten. Jetzt kommt Herr Hoover, der vorjährige Lebensmitteldiktator der Vereinigten Staaten, und erklärt vor dem Ausſchuß des Repräſentantenhauſes, für die dort herrſchenden Zuſtände ſeien die europäiſchen Mächte verantwortlich, denn ſie hätten Oſterreich gezwungen, einen Vertrag zu unterzeichnen, der ihm das ganze Ackerbaugebiet, aus dem es früher zuſammengeſetzt geweſen ſei, raube. Des⸗ halb ſchlägt er, da er ja auch jetzt wieder mit der Frage der Unterſtützung Europas befaßt iſt, vor, die Schwierigkeiten dadurch zu löſen, daß Oſterreich geſtattet werde, ſich an Bayern anzuſchließen. Herr Hoover ſchweigt nur darüber, daß die vernichtende Kritik der Verſcailler Staatsweisheit, die in ſeinen Worten liegt, zum mindeſten mit gleicher Wucht auch den Prüſidenten Wilſon trifft, der zu dieſer geradezu hirnverbrannten „Löſung- des öſterreichiſchen Problems ſeine Zu⸗ ſtimmung gegeben hat, obwohl ſie zu ſeinen 14 Punkten ſo ausgezeichnet paßte wie die Fauſt aufs Auge. Trotzdem beharren Clemenceau und Llond George auf der unver⸗ änderten Aufrechterhaltung ihres Willens. Sie haben neuer⸗ dings in Wien, wo ſich abermals Anzeichen einer kritiſchen Zuspitzung der Lage bemerkbar machen, wiſſen laſſen, daß jede Anderung des beſtehenden Zuſtandes bei der britiſchen und franzöſiſchen Regierung die ungünſtigſte Beurteilung finden würde. Dieſer Standpunkt hält ſie jedoch auf der andern Seite nicht davon ab mit bedauerndem Achſelzucken feſtzuſtellen, daß der troſtloſen Lage dieſer Republik nur mit amerikaniſcher Mitwirkung ahgeholfen werden könne. So werden unſere deutſchen Brüder an der Donau auch jetzt noch zwiſchen Drohungen und Verſprechungen hin⸗ und her⸗ gezerrt, von denen jene höchſt greifbarer Natur ſind, während die Verſprechungeu vollſtändig in der Luft ſchweben. Das ſind die Ausſichten, deren wir uns bewußt werden miſſen, wenn jetzt in unſere Nord⸗ und Oſtmarken fremde Gewalthaber einziehen. Angeblich geſchieht es, um un⸗ parteiiſche Abſtimmungen in den ſtrittigen Grenzgebieten zu ſichern. In Wirklichkeit ſoll nur der Raub auch dieſer un⸗ zweifelhaft deutſchen Länder vor der Welt mit einem Schein des Rechtes umkleidet werden, gleichviel was hinterher, wenn uns auch die oberſchleſiſchen Kohlengruben, die weiten Ge⸗ treide⸗ und Kartoffelfelder Oſtpreußens, der herrlich ent⸗ wickelte bäuerliche Kleinbeſitz in Nord⸗ und Mittel⸗Schleswig genommen iſt, aus dem ſchmählich verſtümmelten Deutſchland wird, ob es ſich dann auch noch ſo kümmerlich ernähren kann oder nicht. Werden wir ein hilfloſes Wrack wie das arme Oſterreich, um ſo beſſer für unſere Feinde— dann bleiben wir eben für Zeit und Ewigkeit auf ihre Gnade und Ungnade angewieſen. Und Clemenceau kann beruhigt im die Grube fahren. Sollten wir, bei allem unſeren innerpollkiſchen Jammer, nicht ein klein wenig doch auch an dieſe Gefahren denken und den kommenden Abſtimmungen deshalb etwas mehr Aufmerkſamkeit ſchenken, als es bisher geſchehen iſt? Die Hbſtimmungstermine. Von Schleswig bis Oberſchleſien. Die Reichsregierung veröffentlicht folgende Überſicht über die Beſetzung der Abſtimmungsgeblete ſowie von Danzig und Memel: 1. Schleswig. Ein franzöſiſches Bataillon trifft vom 20. bis 22. 1. in Hadersleben und Sonderburg ein, ein eng⸗ liſches Bataillon am 25. 1. zu Waſſer in Flensburg. 2. Danzig wird von zwei engliſchen, einem franzd⸗ ſiſchen Bataillon beſetzt. Erſter Zug trifft in Station Prauſt 1. 2. ein. 5 g. Bezirk Marienwerder. Ein jtalleniſches Bataillon detachiert von dort nach trifft 27. 1. in Deutſch⸗Eylau ein, de Marienwerder und Marienburg. Die detachterten Kom⸗ pagnien werden in den erſten Februartagen durch je ein halbes engliſches Bataillon abgelöſt. 4. Bezirk Allenſtein. Am 90. und 31. 1. trifft ein Bataillon Engländer in Lyck ein, von dem ſpäter ein halbes Bataillon nach Senshurg verlegt wird. Am 4. und 5. 2. trifft ein zweites engliſches Bataillon in Allenſtein und Oſterode ein, das ſpäter gleichmäßig auf beide Orte verteilt wird. Ferner wird Memel Anfang Februar von einem franzöſiſchen und einem engliſchen Bataillon beſetzt.— Oberſchleſien wird vom 26. Januar ab beſetzt. Die Franzoſen beginnen in der Südoſtecke. Die genaue Ver⸗ teilung zwiſchen den Alllierten ſteht noch nicht feſt. Jeden⸗ falls wird der ſüdweſtliche Teil von den Italienern, der mittlere Streifen von den Franzoſen. der nördliche Teil von den Engländern beſetzt. Einhelliger Proteſt der Nationalverſammlung. Wie verlautet, wird der Nationalverſammlung vor ihrem Auseinandergehen noch eine Interpellation zugehen. die von allen Parteien des Hauſes unterzeichnet iſt und die Verhältniſſe und die Zukunft des beſetzten Gebietes be⸗ handeln ſoll. Dieſe Interpellation wird ſofort auf die Tagesordnung geſetzt werden. Nur ein Redner, voraus⸗ ſichtlich der Zentrumsabgeordnete Spahn, ſoll dazu das Wort ergreifen, um die Kundgebung deſto eindrucksvoller zu geſtalten. Politiſche Rundfchau. Deutſchland. Wechſel im Reichs ſchatzminiſterinm. Das Rücktritts⸗ geſuch des Reichsſchatzminiſters Mayer iſt genehmigt worden. Jetzt erhebt ſich die Frage, von welcher der beiden bürger⸗ chen Mehrheitsparteien der freigewordene Miniſterpoſten befetzt werden wird? Das Zentrum hatte bisher 88 Sitze in der Nationalverſammlung und die demokratiſche Fraktion 74 Sitze. Da 12 Mitglieder der bayeriſchen Volkspartei bereits aus dem Zentrum ausgeſchieden ſind, würden ihm höchſtens 76 Sitze verbleiben, ſelbſt wenn die ſechs Mit⸗ glieder der bayeriſchen Volkspartei, die ſich noch nicht ent⸗ ſchieden haben, auch weiterhin beim Zentrum bleiben würden. Das Zentrum und die Demokraten haben alſo in der Nationalverſammlung jetzt die gleiche Stärke. Dieſe dürften daher verlangen, daß von ihnen der Reichsſchatz⸗ miniſter geſtellt wird, da bisher von ihnen nur zwei voll⸗ wertige Miniſterien beſetzt waren; vom Zentrum aber vier. Warnung des Reichspoſtminiſters. Der Reichspoſt⸗ miniſter erklärte in einer Unterredung mit Poſtbeamten, bis jetzt ſei ein Fehlbetrag von 750 Millionen Mark, für das nächſte Jahr ein ſolcher von 1250 Milllonen Mark in dem Haushalt der Poſtverwaltung feſtzuſtellen. Eine weitere Gebührenerhöhung ſei unmöglich. Der Miniſter warnte vor Beamtenſtreiks, weil die Beamten durch ſolche ihre Grund⸗ rechte aufs Spiel ſetzten. Eine der nächſten Streikfolgen wäre überdies der Sturz der gegenwärtigen Regierung. Unter der dann folgenden radikalen Regierung würden die Beamten vollkommen erledigt ſein. Kreistagswahlen in Sachſen. Im füdlichen Teil der Provinz Sachſen haben die Delegiertenwahlen zu den Kreistagen ſtattgefunden. Es liegen Ergebniſſe aus 16 Wahlkreiſen vor: Die Bürgerlichen erhielten 285 Sitze, davon Deutſchnationale 118, Deutſche Volkspartei 98. Deutſch⸗ demokraten 74. Ferner wurden 244 Sozialiſten gewählt, davon 203 Unabhängige und 41 Mehrheitsſozialdemokraten. Dazu kommen 18 Parteiloſe. Man ſieht daraus, daß die 0 — Sammelmappe für bemerkenswerte Tages und Zeitereigniſſe. „Die Natlonalverſammlung wird in Form einer von allen Parteien eingebrachten Interpellation gegen die Zustände im beſetzten Gebiet proteſtieren. 0 „Zum deutſchen Geſchäftsträger in Paris ſoll der bis⸗ herige Reichsſchatzminiſter Dr. Mayer⸗ Kaufbeuren, zum Ge⸗ ſchäflsträger in London der Hamburger Senator Stamer ernannt werben. »Die Franzoſen haben die erſten Leerzüge zum Abtransport der Kriegsgefangenen angefordert. s Nach einer Reutermeldung aus ländiſche Regierung der Londoner teilen laſſen, daß ſie auf dem deutſchen Kaiſers beſtehe. „Odeſſa iſt von den Truppen Denikins geräumt worden, die Volſchewiſten haben die Stadt beſetzt. Regierung halbamtlich mit⸗ Aſulrecht des ehemaligen Luxus- und Weinſtener iim beſetzten Gebiet. Auf Grund der Verordnung des Oberkommandierenden der franzöſiſchen Rheinarmee unterliegen vom 11. Januar an im Gebiet der der Beſatzungsarmee Luxusſteuer noch der deutſchen Weinſteuer. Jeder Kaufmann hat eine Liſte der in Betracht kommenden Artikel in deutſcher und franzöſiſcher Sprache Käufers vorzuzeigen. um neuen Erzbiſchof von Köln wurde der Biſchof von Paderborn Dr. Karl Joſef Schulte gewählt. Der neue Kirchenfürſt wurde 1871 zu Haus Valbert im Kreis Meſchede als Sohn eines Gutspächters geboren. 1895 wurbe er Prieſter und un Jahre 1900 zum Biſchof von Paderborn gewahlt. Frankreich. zu führen und auf Verlangen des Clemenceans Präſidentſchaftskaudidatur. Clemen⸗ 5 ceau hat nunmehr die Kandidatur für die Präſtdentſchaft endgültig angenommen. In Übereinſtimmung mit Poincaré wird er Millerand zum Miniſterpräſtdenten ernennen. Bis zum 18. Februar bleibt Poincaré im Elyſs, während Clemenceau die Geſchäfte als Präſident der Konferenz vor⸗ Millerand wird in ſeinem Kabinett Außern übern⸗hmen. Auch Loucheur wird darin einen äußerſt wichtigen Poſten erhalten. Nach läuſig weiter verſteht. das Miniſterium des dem, was auf dem Elyſé verlautet, wird Poincaré im Miniſterium Millerand die Stelle des bisherigen Finanz⸗ miniſters Klotz einnehmen. Holland. Das Aſyl von Amerongen. in freundſchaftlicher unangenehm wäre. Holland ſehe in dem früheren Kaiſer und ſeinem Sohn politiſche Flüchtlinge, denen es Aſylrecht Dieſer inoffizielle Schritt ſoll unternommen daß Holland bei einer offiziellen Anfrage mit einer direkten Weigerung antworten gewähren müſſe. worden ſein, um zu verhindern, müſſe. Berlin. Von zuſtändiger Stelle wird erklärt: Das N Gerücht, daß der geſamte Eiſenbahnverkehr eingeſtellt werde, iſt vollkommen unbegründet. Karlsruhe. iſt nunmehr freigegeben. ſitze eines gewöhnlichen kehr kann über die Speyer und Ludwigshafen erfolgen. Paris. Der franzöſiſche Wahlgang Leon Bourgois mit deulſchen Reſſepaſſes ſein. Der Ver⸗ tiſche Frage gelöſt worden. Der Hafen wird jedoch internationaliſiert. Wölterbunde unterſtellt. Das Hiuterland kommt garantiert. nahme von Zara und einer oder Slawien. über das Schickſal Albaniens iſt eine ſcheidung noch nicht getroffen worden. g Stockholm. Der Geſandte dienſt verwendet zu werden. Zum ſandter Nadolny ernannt, der eine Zeitlang als beiden extremſten Parteien am meiſten gewonnen haben. W 2 EEC ĩðùà bbb bbb W Wehe den Heimatloſen Roman von Robert Heymann. Machdruck verboten) 1. Kapitel. Es war ſchon Abend, als Fritz Rowaldt an ſeinem . Beſtimmungsort anlangte, einem kleinen, idylliſch zwiſchen Bergen gelegenen Dörfchen, wo Paſtor Hinxichſen ſeit mehr als zwanzig Jahren ſeines Amtes als Seelſorger einer Gemeinde waltete, die ihm mit größter Liebe anhing. Fritz Rowaldt hatte an den Paſtor einen Empfehlungs⸗ brief; er wollte hier in der Stille eine Reihe von Wochen verbringen, um ſich für ſeinen Eintritt in die Oberprima des Gymnaſiums vorzubereiten. Eine kampfesreiche, ſchwere Zeit lag hinter ihm. Sein Vater war Arzt in einem kleinen, norddeutſchen Land⸗ ſtädtchen geweſen, hatte ſich für ſeinen Beruf geopfert und 770 ſchlienlich faſt ebenſo arm geſtorben, als er die Praxis egonnen. Für ſeine Witwe, die immer noch eine jugendlich ſchöne Frau war, blieb kaum das Nötigſte zurück. Das war eine düſtere Zeit damals, als Fritz aus dem Gym⸗ nafium nach Hauſe kam und ahnungslos in das Sterbe⸗ zimmer ſeines Vaters geführt wurde. Noch drückender aber wurde das Leid um den Toten, als Frau Rowaldt mit ihrem Sohn die gänzlich veränderten Verhältniſſe beſprach. Fritz Rowaldt hatte damals ſchon vor Jahresfriſt das Reifezeugnis zum Einjährigen erlangt gehabt. Ein paar Jahre noch— und die Pforten des Gymnaſiums hätten ſich hinter ihm geſchloſſen. Er wollte ja Arzt werden wie ſein Vater, deſſen rührendes und in ſeinen Ehrbegriffen ſaſt wartaniſches Vorbild eine unauslöſchliche Begeiſterung gerade für dieſen Beruf in ihm wachgerufen. Da, im dieſer traurigen Stimmung eines nebeligen Novembertages, zerrann dieſer Traum in nichts, da trat um erſtenmal die unbarmherzige Weg in ben Kreis er Vorſtellungen dieſes lings, der Risber vor jeber S M Die raſche Art des Entſchluſſes hatte er von dem Vater geerbt. Er ſah ein, daß er unmöglich noch zwei Jahre hindurch ſeiner Mutter die Laſt finanzieller Opfer für ihn aufbürden konnte. Im Gegenteil! Sollte nicht die graue Sorge den Lebenskreis dieſer Frau verbüſtern, die er nicht nur als Mutter zärtlich liebte, der er faſt eine ſcheue Verehrung entgegenbrachte, ſo mußte etwas ge⸗ ſchehen, um eine Kataſtrophe zu verhindern. Nächte hindurch war damals Fritz Rowaldt, im Nach⸗ denken verſunken, wach auf ſeinem Lager gelegen, bis er ſich endlich den ſchweren Entſchluß abgerungen hatte: das Gymnaſium zu verlaſſen, mit allen Kräften zu verſuchen, eine Lebensſtellung zu erringen, die, mochte ſie vorläufig auch noch ſo gering ſein, ihn wenigſtens ſelbſtändig machte, ſo daß das Wenige, was die Mutter beſaß, ſie für ſich allein aufwenden konnte. Widerſtand Sie hatte zwar anfangs leidenſchaftlichen geleiſtet, aber die Verhältniſſe waren ſtärker— alsbald, nachdem Dr. Rowaldt der Erde gegeben war, verließ ſein Sohn das Gymnaſium und trat bei einem angeſehenen Kaufmann in Darmſtadt, wohin Frau Dr. Rowaldt über⸗ ſiedelte, in die Lehre. Der Kaufherr Johannes Göbel erfuhr alsbald, wie ſich eben in einer kleinen Stadt Ungewöhnliches ſchnell herumſpricht, von dem Schickſal ſeines Lehrlings, dem er eine beſondere Sympathie entgegenbrachte. Einmal in ſeinem neuen Wirkungskreis, bot Fritz Rowaldt alles auf, ſo ſchnell wie möglich vorwärts zu kommen, und erwarb ſich ſo neben der Achtung auch das beſondere Vertrauen ſeines Chefs, ſo daß er ſchon nach Ablauf eines Jahres in der Lage war, ſeiner Mutter kleine Beträge zu ſenden. Er ſchien 15 mit ſeinem neuen Schickſal aus geſöhut zu haben; in Wirklichkeit aber hatte er die Veränderung keineswegs überwunden. ſah voll Bitternis der Zeit entgegen, wo ſeine ehemaligen Kameraden das uymmaſium verlaſſen und in ein neues, an Ehren und Würden reiches Leben eintreten würden, deſſen Pforten ihn nun verſchloſſ a bia Seile debe id dine dige und S8clel rr—ͤ—¼ en ihm nicht Reichspräſidenten winkte. e N Johannes Göbel alles tat, Geſchäfte zu heben, wie vor an dem Verlorenen. Gymnaſium verlaſſen, entfernter Verwandter Frau Dr. der Witwe des Arctes zu. ſeinen Büchern zurückgekehrt; die plötzliche Veränderung rief wieder den flammenden Wunſch in ihm wach, nachzu⸗ holen, was er verſäumt, zurückzukehren aufs Gymnaſium das Maturum zu machen. zu billigen. Das große Geſchäft in Darmſtadt war nu Göbels Bruder vorſtand. Der Einfluß der Millionärs⸗ familie reichte weit, der Fürſprache und der Verwendung ſeines früheren Chefs hatte Fritz Rowaldt es zu danker daß er ſchneller, als er hoffen durfte, wieder im Gym in raſtloſer Tätigkeit für die Unterprima vorbereitet hatte war ein großer, ſchon ſtaftlicher junger Mann von fas 8 Jahren, dem überdies die zweiſährige Selbſtändig⸗ eit ein ſicheres, unabhängiges Auftreten verliehen. Er errang ſich ein günſtiges Abgangszeugnis aus der Unterprima. Nun zeigten ſich aber doch die Forgen det Überanſtrengung; er bedurfte dringend der Erholung, um ſo mehr, als er ſich ja auch gleichzeit die Oberprima vorbereiten a 1 Ren Wunſch, ohne meiteren Zeitver stehen, in Gesdlong gehen. eriſetzung folgt.) London hat die nieber⸗ franzöſiſchen Beſatzungsarmee die Mitglieder ſowle ihre Familien weder der deutſchen Wie verlautet, hat die holländiſche Regierung die Vertretung der Entente in Paris Art und inoffiziell benachrichtigt, daß ihr eine Anfrage über ihren Standpunkt in der Kaiſerfrage Die Einreiſe in die beſetzten Reichsgeblete 5 Die Reiſenden müſſen nur im Be⸗ Rbeinbrücken bei Marau, Germersbeim, derräter, bie aber noch dadurch rückwirkend geſchützt werden, Senat wählte im dritten 147 Stimmen zum Präſidenten. London. Einer Reutermeldung zufolge iſt die adria“ Fiume bleibt bei Italien. Er wird dem zu Jugo⸗ Slawien. Italien wird jedoch die Benutzung der Bahnen Die geſamte dalmatiniſche Küſte mit Aus⸗ 2 Inſeln fällt an Jugo⸗ Ent⸗ v. Lucius iſt von hier ab⸗ berufen worden, um anderweitig im diplomatiſchen Außen⸗ Geſchäftsträger iſt Ge⸗ erater des niſſe ſchafft.“ Zum Schluß der Unterredung fand der Reichs⸗ ſein Intereſſe für Zahlen und hing Fritz Rowaldts Sehnſucht nach, Da trat, nachdem er faſt ſeit zwei Jahren ſchon bas eine unerwartete Wendung ein. Ein Rowaldts war ohne Nachkommen geſtorben, und da ſich weitere Anverwandte nicht nachwelſen ießen, ſo fiel das beträchtliche Vermögen de er jerbſt das Gymmaftum beſucht, erinnert, des Paſtors Fritz Rowaldt war immer von neuem heimlich zu 5 und, wenn auch etwas ſpäter als ſeine früheren Kameraden ibrer Stille und Schönheit vollauf Gelegenheit zur Er Johannes Göbel bedauerte tlef, ihn ziehen laſſen zu dolung und Zurückgezogenheit bot, ſo war Fritz Rowaldt müſſen. Doch war er gerecht genug, Rowaldts Entſchlußf eine Zweigniederlage des Hamburger Exporthauſes, dei Zimmer für ihn gemietet, lag etwa eine Wegſtunde von Paſtor Hinrichſens Behauſung entfernt. Fritz 1911825 naſtum Aufnahme fand, nachdem er ſich einige Monate Er zählte nun allerdings nicht mehr zu den Jungen die ſinnverwirrenden Orchideen gemahnten. Violett und weiß ſtanden ſie zwiſchen Kränzen fiblriſchen Mohns, * 85 1 1 r 1. 75 1 en, er alle Wege hingen ſchwer reich, als das Sonnenlicht in Blüten gefangen, b 3 te ſei ücht! 1 beten en fe 8 wie bas Li 5 5 3 hohe Lied 55 b Über die l ſo nahe ſtand, in ein Leben der Das Schickſal der Rheinlande. Ein Interview mit dem Reichskanzler. Reichskanzler Bauer gewährte einem Vertreter der Neuen Zürcher Zeitung“ eine Unterredung. Im Verlaufe ßieſes Geſprächs äußerte er ſich im Anſchluß an die Ratift⸗ jation des Friedens wie folgt:„Sie wiſſen, welche Schwierig⸗ keiten es gekoſtet hat, dieſen Frieden unter Dach und Fach bringen. Immer wieder kam eine neue Forderung der tente die neue Beratungen notwendig machte, immer wieder wurde der Augenblick der Ratifikation hinausgezögert, obwohl wir ein dringendes Intereſſe daran hatten, den Waffenſtillſtand durch Schaffung eines wirklichen Rechts⸗ zuſtandes abzulöſen. Nun iſt der Friede da, und damit iſt wenigſtens formell eine wichtige Etappe zurückgelegt. Welche Stellung wir als Volk und als Regierung einnehmen wollen, wird Ihnen bekannt ſein. Wir ſind entſchloſſen, den Verſailler Vertrag zu halten, ſo ſchwer er iſt; wir wollen keine Revanchepolitik treiben, ſondern wir wollen arbeiten; wir wollen uns alſo bemühen, Paragraph für Paragraph des Verſailler Friedens innezuhalten, und das mit voller, bewußter Loyalität. Wir erwarten aber auch, daß die Entente loyal ſein und zu einer Milderung des Verſailler Friedens bereit ſein wird, ſo bald ſich herausſtellt, daß er in dieſer Form nicht durch⸗ führbar iſt. Denn darüber wollen wir uns klar ſein, wenn der Verſailler Vertrag Buchſtabe für Buchſtabe in dem Geiſte ausgeführt wirb, in dem der Waffenſtillſtand gehandhabt worden iſt, ſo bedeutet er nicht den Beginn eines Friedens⸗ zuſtandes, ſondern die Fortſetzung des Krieges mit politiſchen Mitteln— die Fortſetzung des grauſamſten Krieges, den die Welt bisher geſehen hat. Ich vertraue, daß die Entente nach und nach einſehen unb zugeben wird, daß es in ihrem eigenen Intereſſe llegt, die Friedensbedingungen zunächſt in der Praxis und dann auch in der Form zu mildern. Allerdings ſind die Ver⸗ ordnungen, die gerade jetzt von der Hohen Interalliierten Rheinlandskommiſſion erlaſſen werden ſollen, um ihre eigenen Befugniſſe und ihr Verhältnis zu den deutſchen Be⸗ hörden feſtzulegen, nicht gerade dazu angetan, dieſe Auf⸗ faſſung zu unterſtützen. Tatſächlich bedeuten dieſe Ver⸗ ordnungen einen entſchiedenen Rückſchritt und nicht einen Fortſchritt; ſie laſſen ſich mit dem Friedensvertrag nicht ver⸗ 0 5 8168 elne 9 5 190 1 5 5 ſchlimmer iſt als ge, Überliefern 0 geſamte öffentliche und vrivate Leben der Rheinlande 1 dem willkürlichen Ermeſſen der Kommiſſion, die Überall beſtimmen und eingreifen kann, ſobald die Sicherheit der Beſatzungstruppen oder die Aufrechterhaltung der Ordnung ihrer Meinung nach gefährdet iſt. Ich möchte hier nur einige Punkte herausgreifen, die Ihnen die Art, den Geiſt diefer Verordnungen beſonders treffend illuſtriert. Da ſind zunächſt Beſtimmungen über das Verhältnis der interallilerten Militärbehörden zu allen deutſchen Behörden und allen Perſonen im beſetzten Gebiet: Ihren Befehlen muß überall gehorcht werden, und wenn das nicht geſchieht, ſo können z. B. Beamte durch Entſcheidung der Hohen Kommiſſton zeitweilig oder dauernd ihres Amtes enthoben werden. Unſere Reichsgeſetze ſind der Hohen Kommiſſion vorzulegen und können von ihr ſofort oder auch ſpäter außer Kraft gesetzt werden. Die Beſatzungstruppen der Entente unterliegen einſchließlich aller von dieſen Truppen angeſtellten oder in ihren Dienſten ſtehenden Perſonen aus⸗ ſchließlich den Militärgeſetzen oder Gerichtsbarkeiten der Truppen. Das iſt ein Freibrief für die rheiniſchen Hoch⸗ daß gegen Einwohmer der beſetzten Gebiete ohne Ermächti⸗ gung der Hohen Kommiſſtion wegen politiſcher Betätigung aus der Zeit des Waffenſtillſtandes keine gerichtliche Ver⸗ folgung eingeleitet oder fortgeſetzt und keine Strafbeſtimmung angewendet werden darf. Andererſeits ſoll die Hohe Kommiſſion befugt ſein, ungeachtet gegenteiliger Be⸗ ſtimmungen deutſcher Geſetze bei der Unterſuchung irgend⸗ welcher Angelegenheiten, ſich alle behördlichen und ſonſtigen Urkunden, deren Vorlegung für den Gang der Unterſuchung für notwendig erachtet wird, ausliefern zu laſſen. Und dieſer Zuſtand ſoll 15 Jahre dauern? Die Entente wird ſelbſt einſehen, daß ſie Milderungen eintreten laſſen muß: nicht nur aus allgemeinen rechtlichen Gründen, ſondern aus der ganz realpolitiſchen Erkenntnis heraus, daß man auf dieſe Weiſe nicht dauernde Verhält⸗ Wehe den Heimatſoſen Noman von Robert Heymann. Machdruck verboten) der Kaufherr, war ihm wieder be⸗ eines alten Freundes aus der Zeit, annes Göb gun Er hatte ſi Hinrichſen in 1 mit dem er ſtels in Verbindung ge⸗ blieben war. it dieſem hatte er wegen Fritz Rowaldt mehrere Briefe getauſcht. Der Paſtor erklärte ſich mit Vergnügen bereit, die Vorbereitung des jungen Mannes für die Oberprima zu übernehmen, und da die Gegend in mit ſeiner Mutter und dem Kaufherrn übereingekommen, die Ferien dort zu verbringen. Gegen Abend langte er an ſeinem Beſtimmungsort an. Das Städtchen, in dem Johannes Göbel bereits ſeinen erſten Beſuch auf den folgenden Morgen. Er ſtand am offenen Fenſter, durch welches die Abendluft den Duft des nahen Waldes trug, reckte die Arme hoch und ſah mit brennenden Augen in dieſes Meer von Grün. Unter ihm ſtanden glutrote Roſen in vollerblühter Pracht. Schwert⸗ lilien, ſattfarbige Kinder der Iris, ſchwellten neben der Germanica⸗Hybride, die ſich mit Farben geſchmückt, die an ienenumſchwärmte mit reifen Farben e N und flo Alltäglichkeit hmaus in ein anderes Leben, das Wunder, unge“ oldruten. Das Leben lockte um ihn der Perſonenverkehr wieder aufgenommen Noch ein letztes Tor der Verheißung. den iſt. kanzler freunbliche Worte für die Gefangenenfürſorge, di während des Krieges durch die Schweiz entfaltet 1 Deutſche Nationalverſammlung. Aus der 17. Sitzung. ewaffneter, die man innerhalb des G Umgebung gewahrt, war, beſchäftigte man ſich heute mit der Einzelberatung des Betriebsrätegeſetzes. parteien abgelehnt. daß in nehmer taliſtiſchen allen Betrieben, die beſchäſtigen, zur Wirtſchaftsordnung mindeſtens Überführung in die zehn der angenommen. Bei räte behandelt, kam es zu einer Erörterung über Kopf⸗ und Handarbeiter. ſelbſt ſind ſchuld an der Verſchlechterung des Geſetzes. Ihre Darauf erwiderte der Abg. Koenen(Unabh. Soz.): Sie haben ja nur einen mißlich zu kompromittiert. Nützen Sie Ihre Macht gegen Kampf gegen das Betriebsrätegeſetz kann Männern von vorgeſtern geführt werden. Pfuirufe,„Da haben wir ihn“, Ziſchen. abhängigen.)§ 6. wurde alsdann ebenfalls unter? blehnung der Anträge der Unabhängigen angenommen, ebenſo 8 7. (Stürmiſche einer Abendſitzung fortgeführt. erſt den 8 87 erreicht hat und das Haus trotzdem weitertagt, ace Preſſeberichterſtattung für dieſen Tag einmütig 2755 geſtellt. Das Ungewitter iſt wieder einmal vorüber. Die ruhige Sachlichkeit und der Friede ordnungsmäßigen Verhandelns iſt wieder in den Sitzungsſaal eingekehrt. Das Reichstags⸗ Bonaßt iſt nicht mehr abgeſperrt; nur ſtarke Abteilungen ebäudes und in ſeiner gemahnen an die Schrecken bes 18. Nachdem geſtern die allgemeine Beſprechung über den grund⸗ legenden§ 1 des Betriebsrätegeſetzes zu Ende geführt worden Ein Antrag der Rechten, die Vorlage dem Reichswirtſchaftsrat zu überweiſen, wurde gegen die Stimmen der beiden Rechts⸗ Ferner wurde ein Antrag der Unab⸗ hängigen abgelehnt, der den 8 1 ſo gefaßt wiſſen wollte, Arbeit⸗ fogalllſche ozialiſtiſche Ordnung, Betriebsräte zu errichten ſeien. Die erſten Para⸗ graphen des Geſetzes wurden alsdann ohne längere Aus⸗ einanderſetzungen unter Ablehnung von Abänderungsanträgen 8 6, der die Arbeiter⸗ und Angeſtellten⸗ Von unabhängiger Seite wurde die Streichung dieſes Paragraphen beantragt mit der Begründung, daß 5 Unter⸗ ſchied zwiſchen Kopf⸗ und Handanbeitern eine faule Ausrede ſei. Die Kopfarbeiter arbeiten nicht ohne Hand und die Handarbeiter nicht ohne Kopf, ganz abgeſehen von den Be⸗ rufsſchichten wie Mechaniker und Optiker, für die bei ihren hochwertigen Leiſtungen geiſtige und körperliche Regſamkeit Vorausſetzung ſei. Im weiteren Verlauf dieſer Aus einander⸗ ſetzungen bemerkte der Abg. Giebel(Soz.): Die Unabhängigen jetzigen Forderungen ſind einfach ein Agitationsmanöver. Kompromiß angeſtrebt. Sie ſind uns kompro⸗ Beiſall bei den Un⸗ Sodann tritt eine Pauſe ein und die Beratung wird in Da die Beratung ſich ſchleppend hinzieht und um 10 Uhr Die Streiklage im Reiche. Allmähliches Abflauen. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag beſchloſſen eine Anzahl von Kommuniſten und unter unabhängigem Ein⸗ fluß ſtehender Gewerkſchaften einen 24 ſtündigen Proteſtſtreik gegen die Verfügungen der Regierung und gegen das Militär zu veranſtalten. Die Parole wurde durch Plakate und Flug⸗ blätter trotz des Verbots verbreitet, dann aber auch in den Betrieben von Mund zu Mund. Bis zum Nachmittag hatte die Streikanſage nur mäßige Erfolge aufzuweiſen. Eine Anzahl von Fabriken wurde zwar ſtillgelegt, da in ihnen die Arbetterſchaft in ihrer Mehrzahl zur unabhängigen Fahne ſchwört. So waren die Schwartzkopffwerke, die Kabelwerke in Oberſchöneweide, die Oberſchöneweider Maſchinenfabrik, die Neuen Automobilwerke u. a. zum Stillſtand gezwungen. Die nur einen geringen Teil des Fahrverkehrs umfaſſende ſogenannte„ſtädtiſche Straßenbahn“ mußte ebenfalls die Fahrten einſtellen. Alle lebenswichtigen Betriebe arbeiteten aber, ſo die Allgemeine Straßenbahn, die Hoch⸗ bahn, die Elektrizitäts- und die Gaswerke. Vielerorts kam es zu heftigen Auseinanderſetzungen zwiſchen radikalen und mehrheitsſozialiſtiſchen Arbeitern, die ſich durchweg weigerten, an den Streik teilzunehmen, der hier und da auch mit einer Gedächtnisfeter für Karl Liebknecht und Roſa Luxemburg in Verbindung gebracht wurde. Im allgemeinen war denn auch bis auf einzelne Ausnahmen alles in voller Arbeit. * Nückgang des Eiſenbahnerſtreiks. Der Eiſenbahnerſtreik im rheiniſch⸗weſtfäliſchen Induſtriebezirk kann als beendet gelten. Bis auf die Strecke Düſſeldorf— Duisburg iſt auf allen wichtigen Strecken und der Güter⸗ a 8 f e iudernis— dann trat er burch E 50 9 E Ein ſtrahlender Morgen folgte dem in Schönheit ge ſtorbenen Tage. Da machte ſich Fritz auf den Weg 175 Paſtor Hinrichſen. Als er in das ſchlicht eingerichtete Studier⸗ und Wohnzimmer des alten Mannes trat, der Schößen trug, erblickte er vorerſt nichts als einen urväter⸗ lichen Schrank mit Büchern und eine lange Pfeife. Der Paſtor ging ſeinem Beſucher entgegen und emp⸗ fing ihn voll Wärme und Freundlichkeit. „Ich habe von Ihrem Schickſal gehört, Herr Rowaldt“, begann er, den Jüngling ohne viel Umſchweife auf einen der altmobiſchen, gepolſterten Seſſel nötigend.„Wahrlich, Ihr Geſchick hat meine volle Teilnahme gefunden! Wenn Sie ſich mir anvertrauen wollen. „Aber, Herr Pfarrer“, unterbrach ihn Rowaldt lächelnd, ich muß Ihnen doch mit größter Dankbarkeit entgegen⸗ ae wenn Sie ſich ſolche Mühe mit mir machen wollen Der Paſtor muſterte ihn wohlwollend, ſah eine Weile prüfend in das ſcharfgeſchnittene, offene Antlitz des Jüng⸗ lings, lächelte dann vor ſich hin und meinte: „Es gehört ein ungewöhnliches Maß von Energie zu dem Entſchluß, den Sie gefaßt haben! Und noch mehr: wahre, aufrichtige Liebe zu den Wiſſenſchaften.“ „Die hege ich“, entgegnete der Jüngling einfach. Der Paſtor nahm eine Priſe aus der alten, mit Elfenbein ver⸗ zierten Doſe und ſah nach der großen Wanduhr: „Es iſt bereits halb neun, ich muß 17 meine Kinderchen unterrichten. Wenn Sie um elf Uhr wiederkommen wollten, Herr Rowaldt. könnten wir gleich heute mit dem Studium en. „Gut, Herr Paſtor, ich bin völlig einverſtanden.“ dann auf Wiederſehen. Übrigens.“ U Alſo— au Hinrichſen hlelt den Jüngling, der ſchon an der Tür ſtand fest,„Haben Sie meine——— 1 8 0* „* 2 5 „ ſtets einen langen Bratenrock mit gang unmöglichen verkehr in Gang gebracht worben. Von Dortmund. Duet dorf und Elberfeld aus dürfte im Augenblicke ſchon ein normaler Zugverkehr einſetzen. Von Köln aus iſt auch im beſetzten Gebiet der Eiſenbahnverkehr wieder aufgenommen. Die Verhandlungen, die die Eiſenbahndirektion Kattowitz mit den ſtreikenden oberſchleſiſchen Eiſenbahnern ge⸗ führt hat, haben mit einer Verſtändigung geendet. Die Arbeit iſt wieder aufgenommen worden. Im Breslauer Bezirk iſt allerdings der Ausſtand Tat⸗ ſache geworden, jedoch ſchweben Verhandlungen, die eine baldige Beilegung erhoffen laſſen. Von Nah und pern. Das Hochwaſſer in Weſtdeutſchland. In den Rheinniederungen werden wiederum große Gebiete durch Überſchwemmungen ſchwer bedroht. In Baden, Württem⸗ berg und Bayern haben orkanartige Stürme und wolken⸗ bruchartige Regengüſſe furchtbare Schäden angerichtet. Die Telephon⸗ und Telegraphenleitungen ſind faſt überall geſtört. Im Schwarzwald tobte ein Föhnſturm, dem Tauſende von Bäumen zum Opfer ſielen. Der Rhein und ſeine Neben⸗ flüſſe ſind weiter im Steigen begriffen. In Duisburg ſind die Hafenanlagen, in Köln die Uferſtraßen, in Frankfurt am Main die tiefer gelegenen Stadtteile der Altſtadt völlig überſchwemmt. Ein deutſcher Dampfer geſunken. Aus Frederiks⸗ ſtad in Norwegen wird gemeldet, daß ein deutſches Schiff während des letzten Sturms in den Schären bei Ankers geſtrandet iſt. Die deutſche Flagge, deutſche Bücher. Rettungsgürtel und Rettungsboote wurden an Land ge⸗ trieben. Das Schickſal der Mannſchaft iſt unbekannt. Leichen wurden bisher nicht gefunden. Geplünderte Kartoffelſendungen. Die Streik⸗ bewegung im Rheinlande hat der Kartoffelverſorgung der Stadt Frankfurt a. M. einen erheblichen Verluſt zugefügt. 45 Waggons holländiſcher Kartoffeln, die für Frankfurt beſtimmt waren, ſind im Streikgebiet angehalten und ge⸗ plündert worden. Einbruch in ein Erbbegräbnis. Einbrecher erbrachen Ihre Kumpane in der Regierungsmehrheit beſſer aus. Der das Mauſoleum des Rittergutsbeſitzers Freiherrn v. Carnap nur mit den in Jahnsfelde im Kreiſe Landsberg a. W. Sie warfen die 9 75 aus den Särgen und raubten Kleidung ſowie Schmuck⸗ achen. Von Banditen getötet und beraubt. Zwiſchen Fanny⸗ grube und Glaubenshütte wurde, wie aus Laurahütte ge⸗ meldet wird, der Rechnungsführer Iwan von der Thereſien⸗ hütte, der Lohngelder in einem Wagen mit ſich führte, von vier Banditen, die den Pferden in die Zügel ftelen, durch mehrere Schüſſe getötet. Der Kutſcher wurde ſchwer verletzt. Im ganzen ſind gegen 50 000 Mark geraubt. Millionenſchaden durch Feuer. Durch ein ge⸗ waltiges Großfeuer wurde auf dem Hauptbahnhof in Thorn der Speicher der Berliner Häuteverwertungsgeſellſchaft zer⸗ ſtört. Ein großes Lager ungegerbter Häute, das hier aus Aufkäufen im ganzen Oſten zur Sortierung angeſammelt war, ferner erhebliche Mengen Knochen und anderer Stoffe wurden ein Opfer der Flammen. Der Schaden wird auf eine Million Mark geſchätzt. Gerichtshalle. Berlin. Die des Betruges und zahlreicher Urkunden⸗ fälſchungen bezichtigte Frau Geheimrat Lepa, die„neue Kupfer“, iſt auf Grund des gegen ſie erlaſſenen Haft⸗ befehls aus dem Sanatorium, in dem ſie ſich bisher auf⸗ hielt, nach dem Unterſuchungsgefängnis gebracht worden. München. Vor dem bieſigen Volksgericht begann der Mordprogeß gegen den Studenten und Leutnant Grafen Anton Arco⸗Vallen, der unter der Anklage ſteht, am 21. Februar 1919 den damaligen baveriſchen Miniſter⸗ präſtdenten Kurt Eisner vorſätzlich getötet zu haben. Graf Arco, der Eisner für das Unglück Bayerns hielt, hatte ſchon mehrere Tage vor der verhängnisvollen Landtagsſitzung ſich vorgenommen. den Miniſterpräſidenten zu erſchießen. Am früben Morgen des Tages ſeiner Tat erkundigte er ſich durch den Fernſprecher, wann die Landtagsſitzung eröffnet werden würde, und begab ſich dann nach der Promenadenſtraße, wo er, als er Eisner auf ſich zukommen ſah, in aller Ruhe ſeinen Revolper zog und den Miniſterpräſidenten durch einen Schuß niederſtreckte. Ein Poſten von der Wachmannſchaft des Land⸗ tages ſchoß darauf zweimal auf den Attentäter. Eine Kugel traf das Rückgrat des Grafen Arco und verurſachte eine Lähmung beider Beine, die zweite blieb im Gehirn ſtecken und konnte nicht entfernt werden. Infolge dauernder Eite⸗ rungen, die dieſe Kugel hervorrief, ſtand die Verhandlungs⸗ fähigkeit des Mörders bis vor kurzem in Frage. n d, νοντ%ο ,,. eee, 5 A0 5 e ee 85 22 „Aber da muß ich gleich— nein, ſo eine Vergeßlich keit!— Hedi! Hedi!“ rief er in den Gang hinaus. „Väterchen?“ klang es zurück. „Komm einmal herein, mein Herzchen, binde aber deine weiße Schürze um und ſtecke dein Haar auf!“ Man hörte im Nebenzimmer ein paar Taſſen klappern, dann einen leichten graziöſen Schritt, und unter dem Tür⸗ rahmen erſchien Hedwig. „Hier ſtelle ich dir unſeren neuen Hausfreund vor meinen Herrn Studioſus Fritz Rowaldt“, ſagte der Alte lächelnd und deutete auf den Gymnaſiaſten, der ſich leicht verneigte.„Dies hier, Herr Rowaldt, iſt Hedwig, die Tochter meiner verſtorbenen Frau, die mein Hausweſen führt und mich auf meine alten Tage mit Leckereien traktiert.“ „Aber Vater!“ verwies ſie ihn lächelnd, den Fremden mit einem flüchtigen Seitenblick ſtreifend. Dann trat aher ihn zu, reichte ihm die ſchmale Hand und ſagte eiſe: „Seien Sie willkommen!“ Ich danke, gnädiges Fräulein!“ Er wollte einige Worte hinzufügen, aber ſie hatte ihm ſchon ihre Hand entzogen und war im Nebenzimmer ver⸗ ſchwunden. Mit einem Blick tatte er ihre Schönheit umfaßt: ſchlanke Glieder, rehbraune Augen, die wohl etwas dunkler erſchienen, als ſie waren, und ſchweres, blondes Haar, deinahe brennend. Der pikante, helle Ton ihres Geſichtes, dem zartes Rot auf beiden Wangen geſunde Friſche ver⸗ lieh, ward durch die Spitzenkrauſe noch gehoben, während die große, weite Schürze ihre Geſtalt appetitlich und reise ee offnet N er die ete, um ins Freie zu gelangen, ſteckte Hedwig ihr Köpfchen durch den Türſpalt. „Speiſt der Herr bei ums?“ fragte ſie. während ihre Paſtor ein, der vollen, kirſchroten Vippen ſich leicht öffneten „Katürlich, Herzchen“, warf der eben ben ch aus ſebenden Bulinder aufs Haut