——̃— — — Ein zweiſchneidiges Schwert. Unſer G⸗ Mitarbeiter ſchreibt: Herr Kapp unb ſeine Freunde haben der revolutionäkren Arbeiterſchaft den denkbar beſten Dienſt geleiſtet. Seit Jahren und Jahrzehnten bildete die Frage des General- ſtreiks auf Verſammlungen unb Kongreſſen, in der Preſſe und auf Parteitagen den Gegenſtand erbittertſter Rede⸗ ſchlachten, und es war nicht anzunehmen, daß zwiſchen den verſchiedenen Richtungen des Proletariats jemals eine Eini⸗ gung über die Möglichkeiten dieſes Kampfmittels zu erzlelen ſein werde. Mit einem Schlage ſind jetzt alle Zweifel und Bedenklichkeiten beſeitigt. Der Wahnſinn des Militärputſches hat Klarheit geſchaffen, volle Klarheit. Die Durchführbar⸗ keit des Generalſtreiks iſt ebenſo erwieſen wie ſeine Un⸗ widerßſehlichkeit. Sie iſt ſogar zweimal erwieſen worden: gegen ile Kappleute zum erſten und gegen die Reglerung Bauer⸗Noske zum zweitenmal. Und niemand, der dieſe Tage durchlebt hat, wird ihre tiefgreifenden Lehren in den Wind ſchlagen wollen. g Aber einige Einſchränkungen ſind doch wohl am Platze. Zunächſt die Frage: wäre ein Generalſtreik gegen Bauer⸗ Noske wohl zuſtande gekommen, wenn nicht vorher Herr Kapp und Herr v. Lüttwitz den Stein ins Rollen gebracht hätten? Der Anſchlag gegen die Relchsverfaſſung, lediglich geſtützt auf ein paar tauſend Baſonette mit den zugehörigen Maſchinengewehren, hämmerte das ganze Volk wie einen ſchmiedeeiſernen Block zur Abwehr zuſammen; und hier gab es, nachdem die Reichsregierung ſelbſt dem Kampf mit den Waffen aus ſehr triftigen Gründen ausgewichen war, gar kein anderes Mittel als den bis zur völligen Arbeits⸗ einſtellung geſteigerten paſſtven Widerſtand. Wenn dieſe geſchloſſene Einheitsfront von Bürgertum, Be⸗ amten und Arbeiterſchaft nicht aus dieſem zwingenden Anlaß ganz von ſelbſt entſtanden wäre, um der Kampfziele willen, die nach dem Zuſammenbruch der Militärherrſchaft von den Gewerkſchaften plötzlich auf⸗ gerichtet wurden, wäre ſie ſchwerlich herzuſtellen geweſen. Alſo das iſt das eine: eine Kampffront muß gegeben ſein, wie ſte nur um höchſter, dem ganzen Volke ge⸗ meinſchaftlicher Ziele willen erreichbar iſt. Die Front bröckelte ab, als die Tatſache der vollſtändigen Beſeitigung der mit der Gegenrevolution plötzlich entſtandenen Gefahr gar nicht mehr zu beſtreiten war, als die verſchiedenen Richtungen innerhalb der Arbeiterſchaft ſich wieder gegen⸗ ſeitig zu bekämpfen begannen. In Maſſen ſtrömten die An⸗ geſtellten ſofort wieder in die Betriebe, und die Beamten zögerten nicht einen Augenblick länger, als erlaubt war, mit der Wiederaufnahme des Dienſtes. Die durchſchlagende Macht verſagte, als die Vorausſetzung für den engen Zu⸗ ſammenſchluß der verſchiedenen Kampfgruppen wegfiel. Und auch die ruhigeren Teile der Arbeiterſchaft wollten nicht länger im Generalſtreik verharren. Das zeigte ſich ganz deutlich, als in einzelnen Betrieben der Verſuch gemacht wurde, ihn raſch noch als Vorſpann für einen Sonderſtreik zu benutzen, um dieſe oder jene Lohnforderung durchzudrücken. Es wäre ein Aufwaſchen geweſen. Allein der geſunde Sinn der Mehrheit ſträubte ſich zumeiſt gegen dieſen Mißbrauch einer unzweifelhaft großen Bewegung. Dazu kam, daß vielen von ihnen doch ſozuſagen die Luft auszugehen begann. Der Mangel an Verdienſt machte ſich fühlbar, die Frauen wurden unruhig, das Fehlen von Gas und Waſſer wurde auch ihnen mehr und mehr zur Qual— die Zweiſchneibigkeſt dieſer Waffe kam ihnen immer ſchärfer zum Bewußtſein und man ſah ſchon allenthalben mehr ſorgenvolle als kampffrohe Geſichter. Alſo es gibt auch Grenzen für den Generalſtreik, die ſich nicht überſpringen laſſen, ſo groß die Erfolge dieſer ſeiner erſten Anwendung auch ſein mögen. Wir werden jetzt viel⸗ leicht des öfteren mit ähnlichen Verſuchen zu rechnen haben, Entſcheidungen im politiſchen Tageskampf zu erzwingen: aber auch dieſe Bäume können nicht in den Himmel wachſen, ſo hoch die Männer, die den letzten gewaltigen Sieg er⸗ rungen haben, ihren Kopf jetzt auch tragen mögen. * Eine ernſte Mahnung Amerikas. Herr Dreſel, der als Vertreter der Vereinigten Staaten in Berlin weilt, hat dem Reichsminiſter Müller folgende Er⸗ klärung ſeiner Regierung übermittelt: Die Regierung der Vereinigten Staaten verfolgt mit Sympathie die Bemühungen der deutſchen Regierung in ver gleichzeitigen Bekämpfung der Gewalten der milita⸗ riſtiſchen Reaktion und der Anarchie. Die Regierung der Vereinigten Staaten hat mii Befriedigung feſtſtellen können, ee 8 rn eee e Widerſtand gegen die u eſetzlichketi unterſtützt hat und hofft nunmehr, daß die AUnſtreugungen, die Demokratie aufrechtzuerhalten und Ruhe und Orbnung gegen die dunklen anttdemokratiſchen Elemente, deren Obſiegen Deulſchland in Anarchie und Thaos ſtürzen würde, zu ſchützen, in gleicher Weiſe Erfolg haben werden. Die Regierung der Vereinigten Staaten vertraut auf eine von dem geſunden Sinne diktierte Wiederaufnahme der Arbeit und des Handels in Deutſchland und würde einen Umſturz der gewerblichen Ordnung, der die von den Alliierten und Aſſoziierten Ländern in Ausſicht genommenen Hilfsmaßregeln unmöglich machen würde, auf das Tiefſte bedauern. Die für den Neuaufbau der deutſchen Induſtrie notwendige Wiederaufnahme der Handelsbezlehungen würde dadurch ſehr erſchwert, wenn nicht vorläufig unmöglich ge⸗ macht werden. Die Verhandlungen in Bielefeld. Die von der in Blelefelb zuſammengetretenen Konferenz zur Verſtändigung über die Lage im Induſtrlegeblet ein⸗ geſetzte Kommiſſton hat nach zehnſtündiger Verhandlung, an denen ſich auch der Reichsminiſter Glesberts und der Reichs⸗ kommiſſar Severing beteiligten, ſeſte Vereinbarungen ge⸗ troffen. Dieſe enthalten die gleichen Zugeſtändniſſe, die den Berliner Gewerkſchaften eingeräumt wurden und beſagen außerdem: Die fetzt beſtehenden Altionsausſchüſſe haben gemeinſam mit den Gemelndebehörden die Ortswehren auf⸗ zuſtellen, die Waffenabgabe zu regeln. Dies hat innerhalb zehn Tagen zu geſchehen. Dazu tritt an Stelle ſener Aushilfen eine aus den Organiſatlonen der Arbeiter, Angeſtellten und Be⸗ amten und den Mehrheitspartelen gebildeter Ordnungsaus⸗ ſchuß, der mit Einvernehmen der zuſtändigen Gemeinde⸗ organiſationen mitwirkt. Bei dieſen Aufſtellungen einer Sicherheitswehr, die bis zu drei Mann auf 1000 Einwohner gehen kann. Während der Dienſtzeit werden bleſe vom Staat oder der Gemeinde bezahlt. Dagegen verpflichtet ſich die Arbeiterſchaft, reſtlos zur Arbeit zurückzukehren. Die Arbeitgeber ſind gehalten, die Arbeiter wieder einzuſtellen. Der Einmarſch der Reichswehr wird bei loyaler Einhaltung dieſer Vereinbarungen nicht erfolgen. Das Wehrkreis⸗ kommando 6 und der Reichskommiſſar handeln künſtig bei politiſch⸗militäriſchen Aktlonen nur im(inverſtünduis mit einem Vertreter der Berufsorganiſationen. * Die Entente und die Reichs wehr. Aus Paris wird gemeldet, daß der Botſchafterrat ſich mit der Lage in Deutſchland beſchäftigte. Es wurde be⸗ ſchloſſen, der Regierung Ebert unverzüglich vorzuſchlagen, ſie möge mit den Spartakiſten zu einer für die Allilerten günſtigen Löſung zu kommen ſuchen. Sollte dieſer Verſuch mißglücken, ſo würden die Alliierten einige Erleichterungen gegenüber dem Friedensvertrag genehmigen, um es Deutſch⸗ land zu ermöglichen, mit bewaffneter Macht gegen das von den Spartakiſten beſetzte Ruhrrevier vorzugehen. Sollte bieſe deutſche Offenſive jedoch mißlingen, dann ſollte, nach ben Beſchlüſſen des Rates, Joch die Ermächtigung erhalten, mit allilerten Truppen vorzugehen, um die Punkte des Friedens⸗ vertrages durchzuſetzen, die Frankreich Kohlen aus dem Ruhrrevier zuſichern. Die deutſche Reglerung iſt der Anſicht, daß 100 000 Mann Truppen zur Durchführung eines bahin⸗ gehenden militäriſchen Vorgehens nötig ſeien. Dleſe Zahl würde aber im Verein mit den für die Niederwerfung des Aufſtandes in anderen Teilen des Landes nötigen Truppen auf 200 000 anſchwellen, welche Truppenzahl uber das hinausgeht, was Deutſchland im Friedensvertrag für den nächſten Monat geſtattet ſei. Der folgende Beſchluß wurde erſt nach heftiger Debatte über die letzte deutſche Note er⸗ zielt, die entweder die militäriſche Intervention gegen die deutſchen Bolſchewiſten oder eine Abänderung der Vertrags⸗ bedingungen verlangt. Die Franzoſen bekämpften zunächſt den Vorſchlag der Amerikaner, Engländer und Italiener, der eine leichte Abänderung des Vertrages fordert. Es wurde der Verſuch gemacht, Fochs Plan der Beſetzung des Ruhrgebietes mit 80 000 Mann zur Annahme zu bringen. An der vereinigten Gegnerſchaft von Wallace und Darby ſcheiterte dieſer Plan jedoch. Die Franzoſen ſchloſſen ſich ſchließlich der Einigung an, nachdem hervorgehoben worden war, daß die durch die Erlaubnis der Alliierten er⸗ möglichten deutſchen militäriſchen Maßregeln gegen die Spartakiſten zweifellos guten Erfolg verſprächen, indem ſie die Spartakiſten dazu zwängen, ſich zum Beſten des Reiches mit der Regierung Ebert zu vertragen und beſonders auch .... ͤvccc eee eee ee daß bas deutſche Volt die Regierung in ihrem erfolgreichen 14— 8 Ammelmap p für bemerkenswerte Tages, und Zeitereisniſſe. „Pie Vorlage betreffend die Überfäbrung der Staats. eiſenbahnen auf das tum 1. April iſt vom Reichsrat angenommen worden. Eine Abordnung aus dem Ruhrgebiet bittet die hol⸗ ländiſche Reglerung unter Hinweis auf die entſetzliche Lage i 00 eſtädte um ſchleunigſte Lieferung von Lebens⸗ mitteln. An Stelle des Herrn v. Berger iſt Erſter Staatsanwalt Welsmann zum Staatlskommiſſar für die öffentliche Sicher ⸗ heit ernannt worden. n rr deswegen. well bieſe Maßregeln ſofort eingeleitet werden könnten, ehe noch die Lage weiter verſchärft werde. Ebenſo wurbe alles Nötige für Fochs Vorgehen angeordnet, falls Eberts Angriff mißlänge, da ſonſt Frankreich geſchädigt werden milſſe. a Politiſche Rundſchau. Deutſchland. Zur Entrichtung der Einkommenſteuer. In dem am 1. April beginnenden neuen Rechnungslahre iſt die Ein⸗ kommenſteuer zunächſt wie bisher ratenweiſe mit dem in den erſten fünfzehn Tagen der Monate Mai, Auguſt, November und Februar jeweils fälligen Vetrag durch die Steuer⸗ pflichtigen ſelbſt zu entrichten. Sie iſt auf Grund des für das Rechnungsjahr 1919 feſtgeſtellten Einkommens, aber nach den Steuerſätzen und den ſonſligen Beſtimmungen des am 11. März endgültig verabſchiedeten Einkommensſteuergeſetzes zu zahlen. Der Steuerpflichtige hat, wenn ihm ein vor⸗ läufiger oder endgültiger Steuerbeſcheld nicht zugegangen iſt, zu den geſetzlichen Zahlungszeilten Teilzahlungen nach der ihm für das vorausgegangene Rechnungsjahr angeſetzten Einkommenſteuer vorläufig weiterzuleiſten. Kein Haftbefehl gegen Ludendorff. Von zuſtändiger Stelle wird erklärt:„Es iſt unzutreffend, daß gegen den General Ludendorff bereits ein beſonderer Haftbefehl er⸗ gangen iſt. Die Behörden find jedoch nach der Erklärung ber Regierung, alle Schuldigen am Putſch zur Beſtrafung zu bringen, angewieſen, auch auf die Perſon des Geuerals Ludendorff, deſſen Teilnahme und Unterſtützung des Milltär⸗ interuns einwandfrei feſiſteht, ihr Augenmerk zu richten. Da aber Ludendorff nicht unmittelbar an der ſogenannten Kapp⸗Reglerung beteiligt war oder bei irgendwelchen Amts⸗ handlungen der Kapp⸗Lültwitz hervortrat, glaubte die Regierung, bisher von einem beſonberen Haftbefehl abſehen zu müſſen.“ Die Kommmmniſten zum Losſchlagen bereit. In Mannheim fand eine von etwa 150 Kommuniſten aus ganz Baben beſuchte Kommuntiſtentagung ſtatt, auf der die vor kurzem aus dem Gefängnis entführte Agitatorin Roſa Wolf⸗ ſtein eine Rede hielt und gegen die Landes⸗ und Reichs⸗ regierung hetzte. Die Tagung beſchloß den weiteren Ausbau der revolutlonären Arbelterräte. Mehrere Delegierte er⸗ klärten. daß in Karlsruhe, Freiburg und Stuttgart alles zum Losſchlagen berett ſei. Die 9 der Beſatzungötruppen. Nach Mel⸗ dungen aus ris betragen die Koſten für die Beſatzungs⸗ truppen im Rheinland und in den der Volksabſtimmung unterworfenen Gebleten für 1920 etwa 700 Millionen Frank. Davon entfallen auf die Beſetzung der Rheinlande 568 Mil⸗ lionen Frank. Amerika. Sonderfriede mit Deutſchland. Dem amerikaniſchen Repräſentantenhauſe ging ein Geſetzentwurf zu, der zu einem Sonderfrieden zwiſchen den Vereinigten Staaten und Deutſch⸗ land ermächtigt. Der Entwurf ſieht die Schaffung eines Handelsrates vor, der ſo raſch als möglich dem Kongreß einen beſonderen Entwurf für die Leiſtung von Krediten an Europa unterbreiten ſoll. Dieſe Kredite ſollen ſo lange laufen, bis der Wechſelkurs den Staud der Vorkriegszeit er⸗ reicht hat. * Königsberg i. Pr. Der Miniſter des Innern hat dem Oberbürgermeiſter Dr. Haſſe, früher in Thorn, die Vertretung des Oberpräſtbenten der Provinz Oſwreußen übertragen. Jerner wurden für den Oberpräſidialrat v. Haſſel und den Regierungspräſidenten Freiherrn v. Braunn in Gumbinnen Vertretungen heſtellt. Eine kluge Fran. Eline Erzählung von Paul Bliß. 1 Machdruck verboten.) Blldhauer Neſteck ſtand auf, zündete ſich eine neue Cigarelte an und ſagte dann mit leicht ironiſchem Lächeln:„Lieber Fritz, Du biſt entſchieden undaukbar. Das Leben meint es allzu gut mit Dir, denn Du haſt doch ſicher keinen unerfüllten Wunſch. Weshalb alſo dies Klagelied?“ Aber Fritz Verger zog die Stirn in Falten und brummte: „Du willſt mich nur nicht verſtehen!“ Darauf lächelte der dicke Bildhauer wieder, lehnte ſich be⸗ haglich in dem Seſſel zurück und entgegnete:„Lieber Junge, es giebt Menſchen, die nie zufrieden ſind mit dem, was ſie haben: zu denen gehörſt auch Du. Dein Unglück iſt, daß Du ſtets nur des Lebens Sonnenſeite kennen gelernt haſt, daß Dir alles im Leben ſpielend gelang und das Du ſelbſt Deinen Ruhm viel zu leicht errungen haſt. Sieh doch mal die Tauſende von Deinen Verufsgenoſſen an, wie es denen geht: die ſchreiben Stück auf Stück und bringen es kaum zu einem Achtungserfolg, obwohl doch recht brave Sachen darunter waren; Du dagegen, das Sonntagskind, Du kamſt, ſahſt und ſiegteſt, ein Stück jagte das andere, der Erfolg ſtieg von Jahr zu Jahr, und nun biſt Du kaum fünfunddreißig Jahre und trotzdem bereits ein berühmter Mann.“ „Ach, ich pfeife auf den Ruhm!“ „Nee Du, das ſage ja nicht! Das iſt ein zu edles Gemüſe, als daß man darauf pfeifen könnte.“ „Aber Menſch, was habe ich denn von dem bißchen Ruhm, wenn ich mich im Leben, in meinem Hauſe hundeelend und einſam fühle!“ Nun richtete Reſteck ſich hoch.„In Deinem Hauſe fühlſt Du Dich einſam? Ja, biſt Du denn ganz und gar vom Teufel beſeſſen? Haſt eine liehe Frau, um die Dich alle Welt beneidet: ein ſo herrliches Frauchen, das im Haufe waltet wie eine Fee, das alle nur erdenkliche Gemütlichkeit Dir geschaffen bat. das Sorge des gemeinen Lebens fern zu halten, und in dieſem Hauſe, mit dieſer Frau, fühlſt Du Dich hundeelend und einſam? Ja, lieber Fritz, jetzt gehen mir die Worte aus. Entweder biſt Du ſchon ſo blaſiert, daß Du überhaupt nicht mehr weißt, was Du noch willſt, oder Du biſt ſo„meſcheigge“, pardon, ſo nervös, wollt ich ſagen, daß Du reif biſt für eine Kaltwaſſer⸗Hellanſtalt.“ „Daß Beſte wäre es auch wohl für mich, wenn ich da hinein⸗ ginge“, antwortete der Dichter, nahm einen eleganten Handſpiegel und prüfte das Ausſehen ſeiner Geſichtsfarbe. Dann legte er den Spiegel wieder hin und ſagte in gelangweiltem Ton:„Im übrigen antworte ich Dir auf Deinen langen Sermon: ſprich Du über Sachen, die Du verſtehſt; mit meiner Frau bin ich verheiratet, alſo kannſt Du ſie nicht kennen.“ „Oho, mein Junge, Deine Frau kenne ich ſehr gut; ich weiß, daß ſie viele unſchätzbare Eigenſchaften hat, und wie ich jetzt ſehe, weiß ich das ſogar beſſer als Dul Leider aber hat ſie auch einen Fehler, nämlich den, daß ſie viel zu duldſam iſt und ſich von Dir viel zu viel tpranniſieren läßt!“ Fritz fuhr auf:„Möchteſt Du ihr das nicht auch noch ſelber ſagen?“ „Wenn Du es wünſcheſt, recht gern, obgleich ich mich ſonſt nie um fremde Angelegenheiten kümmere“ erwiderte heiter der Dicke. „Ich wollte es Dir auch geraten haben! Mir iſt das Haus ſo ſchon verleidet genug.“ „Auf die Bäume könnte man klettern, wenn man ſo etwas hören muß! Ja, was verlangſt Du denn noch von Deiner Frau?“ „Siehſt Du, da ſind wir auf dem rechten Pfad! Ich will keine Frau haben, die nur immer mit ihren Gedanken bei den Kochtöpfen und bei den Wäſchebeuteln iſt, keine ſogenannte gute Hausfrau; dafür giebt es Köchinnen und Haushälterinnen genug; nein, ich will eine Frau haben, die geiſtig Anteil nimmt an meinen Arbeiten, mit der ich über meine Ideen ſprechen kann; das will ich haben!“ i „Und das kanuſt Du mit Deiner Frau nicht?“ Dir jeden Wunſch von den Augen ablieſt, nur um Dir jede „Keine Peel Sie ſteckt ſtets ſo mitien drinnen in Sorgen um den Haushalt, daß für mich gar keine Zett da ist.“ „Aber haft Du es denn wenigſtens ſchön mal verſucht, mit Deiner Frau darüber zu ſprechen 7“ „Dazu habe ich ja nie Gelegenheit gehabt.“ „Aber Du häͤtteſt doch einen Verſuch machen können.“ „Menſch, Du kennſt ſte eben uicht! Sowie ſie mich ſieht, fragt ſie nur, was ich wünſche, ob ich dies gern ſo oder ſo zu⸗ bereitet eſſe, ob ich die Hemden lieber weich oder geſtärkt trage, ob ich heute Thee oder Kaffee trinke, und ſo tauſenderlei Kleinigkeiten. Na, und ſowie ich ſchon ſolche Frage höre, iſt es mit meiner Stimmung natürlich vorbei.“ Wleder lächelt ber Bildhauer. Dann fragte er:„Und wie lange ſeid Ihr verheiratet?“ „Genau ſechs Monate.“ „Und Du haſt doch, ſovſel ich weiß, aus Liebe geheiratet.“ „Selbſtperſtändlich, ſo weit dies ſchöne Wort für uns moderne Menſchen Anwendung finden kann.“ „Nun, mein Junge, dann habe nur noch ein wenig Geduld, auch bei Euch wird noch alles gut werben.“ „Für Deinen„väterlichen“ Rat vielen Dank, aber ich habe nun mal keine Geduld, und deshalb ſuche ich mir das, was ich daheim nicht finde, außer dem Hauſe.“ „Fritzl“ voll Empörung ſtand Reſteck da.„Menſch, Du 5 trügſt Deine Frau?“ Der andere zuckte die Schultern und antwortete gleichmütig! „Nur nicht tragiſch werden, mein Lieber. Von„betrügen“ in dem Sinne kann keine Rede ſein; aber ich gehe eben dahin, wo man mich verſteht, denn ich brauche die Anregung einer geiſtvollen Frau.“ Reſteck nickte.„Ich kenne daß. So fängt es an, und das Ende iſt: entweder Du läßt Dich ſcheiden oder Du gehſt mit der„Geiſtvollen“ durch. Die übliche Romaneutwicklung.“ „Mag ſein“, antwortete Fritz nur. Gortſetzung folat.) * e 0 mannes e A eee 3— f A iernheimer Bür Geſchäfts Anzeiger Erſcheint wöchentlich dreimal: Dienstag, Donnerstag u. Samstag Bezugspreis: monatlich Pfg. mit Trägerlohn, durch die Poſt pro Quartal 9. Beſtellungen könn 2 del alen Woſtanstalten 05 ke Beilagen: Sonntagsblatt, Wand⸗ kalender und Fahrplan. Autsblatt der Euthält alle amtlichen Bekanntmachungen der Behörden Vieruheims u Inſerate finden in der Bürger⸗Zeitung wirkſamſte Verbreitung.— Für Wohnungsinſerate Ausnahme⸗ Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Viernheim, Rathausſtraße. Lokal⸗Anzeigeblatt für Viernheim Bürgerm 7 7 NN e Vereins Anzeiger nt iſterei Viernheim 0 e Anzeigenpreiſe: Lokale Inſerate die einſpaltige Petit ⸗ Zeile J. Pfg., auswärtige, Pfg. Reklamen im Textteil Pfg. auswärts„1% Teuerungszuſchlag. Beilagen für 1000 Exemplare 9 Marl. Sei te eee Beitreibung wird der gewährte Rabatt una desgleichen bei Tarif Nichtbezahlung innerhalb drel Monaten. 1 40 Fenpte er Nr. 217 ieruheim. Samstag, den 3. April 1920 2. Poſtſcheckkonto Nr. 21577 N Amt Frankfurt a. M. a 10. Jahrg. Heute 2 Blätter (6 Seiten) Lokale Nachrichten. ep. Ein Bild ſtädtiſcher Not. ihre zwei Kinder im Alter von 4 und 6 Jahren durch— bringen. Sie wehrt ſich wacker, und es geht ja auch, mit viel Sorgen und Entbehrungen; Schmalhans iſt im- Wie aber die Lebensmittelpreiſe ſtei— mer Küchenmeiſter. gen, geht die Not erſt recht an. Das eine Kind wird krank; die Mutter ſpart ſich den Biſſen vom Mund ab und läßt alles den Kindern zukommen. Da wirft ſie eine leichte Grippe aufs Krankenlager; Lungenentzün— dung tritt hinzu. Das Fieber iſt nicht zu hoch; aber die Kranke wird ſchwächer und ſchwächer: Blutarmut, Ner- venüberreizung, Widerſtandsloſigkeit,— alles Folgen der Unterernährung, wie der Arzt ausdrücklich feſtſtellt. Die arme Frau muß von ihren beiden Kindern wegſterben. Wäre die Ernährung beſſer geweſen, hätte die Frau ge— rettet werden können.— Schleichhändler und Hamſterer mögen über ſolche Fälle nachdenken. — Vorſicht bei geklebtem Papiergeld. Von po— lizeilicher Seite wird darauf hingewieſen, daß es betrü— geriſche Elemente gibt, die ſich die Beſtimmung über Ein- lieferung von zerriſſenem Paviergeld bei den Banken zunutze machen. In ſkrupelloſer Art werden Ein- und Zweimarkſcheine zerriſſen, die rechte Hälfte zur Bank zum Umtauſch geſchafft, während zwei linke Hälften zu— ſammengeklebt und in den Verkehr gebracht werden. So— mit verdient der Betrüger 100 Prozent an ſeinem Gelde und der andere, der falſch zuſammengeklebte Scheine er— hält, iſt der Beltrogene. 5 J Sport. An den beiden Oſterfeiertagen werde hinterm Gaswerk hochintereſſante ſich auf dem Sportplatz Fußballkämpfe entwickeln. Am 1. Feiertag ſtehen ſich die 1. Mannſchaft Sport⸗Verein der 1. Mannſchaft„Union“ Darmſtadt gegenüber. Letzterer iſt in der B-Klaſſe Gau— meiſter und ſomit ein ſchönes Spiel zu erwarten. Als Vor— ſpiel ſpielt 2. Mannſchaft gegen 3. Maunſchaft. Morgens tritt J. Jug. gegen 1. Jug. Wallſtadt an. Am Oſtermon— tag treten ſich zum völligen Rückſpiel die 1. Mannſchaft des Sp. V. der 1. Mannſch. Amicitia Viernheim gegenüber. Dieſe anſtelle Pfungſtadt die in letzter Minute abgeſchrieben haben. Möge beſonders dieſer Kampf ein ſchöner werden und hoffen wir, daß das Spiel von keiner Seite ausartet. Am Oſtermontagabend hält der Sportverein im„Karpfen“ Familienabend mit Ball und Verloſung ab, wozu alle Sports— freunde höflichſt eingeladen ſind. 5 Vermiſchtes. Franz Schrecker, Profeſſor der Kompoſitionslehre an der Wie, ner Muſikakademie, hat einem Ruf nach Berlin Folge geleiſtel und iſt ab 1. Auguſt ds. Is. zum Direktor der akademiſchen Hochſchule für Muſik, an Stelle des erkrankten Prof. Her⸗ mann Kretzſchmar, ernannt worden. Schrecker iſt bekanntlich der Komponiſt der Oper„Schatzgräber“. g Exploſtonsunglück. Unter Vorbehalt meldet das„Berliner Tageblatt“: Am Dienstag abend ereignete ſich vor dem Reſtaurant „Ausſichtsturm“ in Hirſchgarten(bei Köpenick, Brandenburg) ein ſchweres Unglück. Dort explodierten auf bisher unaufgeklärte Weile in einem Militärkraftwagen der Sturmkompagnie Pflegk— Hartung bei der Abfahrt einige Handgranaten, die im Wagen Untergebracht waren. Von den Inſaſſen, die auf dem Wege nach Berlin waren, wurde der Führer der Kompagnie, Haupt⸗ mann Pflugk⸗ Hartung, getötet. Einem Offizierſtellvertre— ter wurden beide Beine abgeriſſen. K Großer Brand. In Kallundborg bei Kopenhagen hat. ein großes Schadenfeuer gewütet. Der Brand entſtand in einem ſtaatlichen Zuckerlager und griff ſpäter auf ein Holslaget über, 15 000 Sack Zucker wurden vernichtet. Der Schaden wird auf 4 bis 5 Millionen Kronen geſchätzt. 4 Der alkoholfreie Dampfer. Der„Meccaſin“, das frühere deut, ſche Schiff„Prinz Joachim“, der als erſter Dampfer der neu eingerichteten Reifedienſtes zwiſchen den Vereinigten Staaten und Südamerika von Neuyork abgefahren iſt, hat die Jahr! um Erſtaunen der ameritaniſchen Behörden mit nur 200 Rei. ſenden antreten müſſen. Ueber 300 Reiſende, die ſich Schiffs. plätze beſtellt hatten, verzichteten, als die ameritzaniſchen Be. hörden 190 jeden, daß während der Reſſe an Bord des Schiffs keinerlei Alkohol verkauft werden dürfte. Eine lehrreiche Geſchichte. Vor kurzem, als die lumpig ge, wordene öſterreichiſche Krone in Zürich volle zwei„Rappen koſtete, halte ein ehrſamer ſchweizeriſcher Schuſter aus einem Städtchen im Berner Oberland an ſeine Kunden ein Paar Stie, ſel verkauft und dafür 240 Franten eingenommen. Um ſich nun auch einmal gute Tage zu gönnen, heſchloß er, mit dieſem Sümm⸗ chen eine Hut ic bert nach Wien, wo das hochſtehende p. Ei a Ein bezeichnendes Beiſpjel für die Not, die die Unterernährung in der Groß— ſtadt verurſacht: Eine noch junge Witwe muß ſich und „Fränklin beſonders begehrt war. Die Reiſe bis Buchs an der Grenze der fröhlichen Schweiz und des öſterreichiſchen Jam— mertals wurde mit 20 Franken beſtritten; die gleiche Summe ſteckte der kluge Mann ſich in die Taſche, um ſie zur Rück⸗ kehr von Buchs nach Bern zu benutzen. Darauf begann der Einzug in das Land der Unmöglichkeiten mit zweihundert Fran⸗ ken oder zehntauſend Kronen, die der luſtige Meiſter beim Um— wechſeln einkaſſiert hatte. Die weitere Rechnung geſtaltete ſich einfach. Zunächſt erlegte er 1000 Kronen für die Fahrt von Buchs nach Wien: Vermögensreſt 9000 Kronen plus 20 Fränkli im Taſchenwinkel. In Wien gab es vielerlei Hübſches zu ſehen und noch mehr zu erleben. in der vornel Altſtadt nahm den willkommenen Schweizer auf. Fünf Tage wollte er bleiben und jeder Tag ſollte ihn 800 Kronen koſten, womit man ſogar in Wien noch einigermaßen„leben“ kann. Meiſter Knieriem genoß die Freuden der Großſtadt in vollen Zügen. Er verbrachte ſeine Tage und Abende mit Autofahrten und Kinobeſuchen, in Varietes und auf Redouten, bei würzigem Wein und bekömmlichen Tafelfreuden. Am letzten Tag ent⸗ deckte er in einem der Rieſengeſchäfte am Wiener Domplatz vier Paar niedliche Damenſtiefel zum Preis von 3000 Kronen. Ein rechter Schuſter bleibt immer beim Leiſten, und ſo erſtand er die reizenden Dinger, ehe die Bahn ihn wieder heimwärts brachte. Während der Rückfahrt machte er abermals Rechnung. Von den 10 000 Kronen, plus dem Sümmchen im Jaſchenwinkel, hatte er ausgegeben: 1000 Kronen für die Reiſe von Buchs nach Wien; 4000 Kronen für die luſtigen Wiener Tage; 3000 Kro— nen für die köſtlichen Schühchen und 1000 Kronen zur Fahrt nach Buchs— alles in allem 9000 Kronen. Die reſtlichen 1000 Kronen verwandelten ſich an der Grenze in 20 Franken, wofür das letzte Wegſtück zum Berner Oberland zurückgelegt werden konnte. Und die Moral von' der Geſchichte? Mit ein Paar Schuhen oder 240 Franken hatte das Abenteuer begonnen, mit vier Paar Schuhen plus 20 Fränkli— der eiſernen Reſerve in der Weſtentaſche— wurde es beſchloſſen. Dazwiſchen lagen die Jahrten durch Oeſterreich und die Schweiz und die luſti⸗ gen fünf Wiener Tage! Wenn der Schuſter nun will, verkauft er die Wiener Schuhe an ſeine Kundſchaft daheim und kann die Luſtſahrt von neuem beginnen. Zweimal, dreimal, ſo oft er mag, und immer mit 20 Franken reinem Gewinn! Sprechſtunden der Bürgermeiſterei: Jeden Werktag Vormittag von 9—12 Uhr, außerdem jeden Mittwoch Nachmittag pon 3—6 Uhr. Betr.: Einführung der Lernmittelfreiheit. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntnis, daß der Gemeinderat die Einführung der Unentgeltlichkeit der Lernmittel in den hieſigen Volksſchulen zum Beſchluß erho— ben hat. Die diesbezüglichen Formulare auf Beſchaffung der Lernmittel ſeitens der Gemeinde wurden heute durch die Herrn Lehrer an die Kinder ausgegeben. Die Eltern haben auf der Rückſeite des Formulars die einzelnen Lern- mittel, die ihre Kinder benötigen, zu bezeichnen und die For— mulare an dem von der Bürgermeiſterei noch näher anzuge— benden Termin auf dem Büro derſekben abzullefern. Die— jenigen Familien, die ſich in beſſeren Verhältniſſen befinden und die Lernmittel für ihre Kinder auf ihre eigenen Koſten beſchaffen können, werden im Intereſſe der Entlaſtung der Gemeinde erſucht, von dieſer Vergünſtigung keinen Gebrauch zu machen. Diejenigen Kinder, die Schulentlaſſen werden oder in eine andere Klaſſe aufrücken und daher ihre Schul— utenſilien nicht mehr benötigen, wollen dieſelben unentgelt— lich oder zu einem noch zu vereinbarenden Preiſe an die Gemeinde abgeben. Betr. Auſſtellung eines Nachtrags-Voranſchlags für 1919. Der vom Gemeinderat beratene Nachtrags-Voranſchlag der Gemeinde Viernheim für 1919 Rj. liegt während einer Woche nämlich von Samstag, den 3. April bis Freitag, den 9. April(beide Tage einſchließ⸗ lich) auf der unterzeichneten Bürgermeiſterei offen. Die Beteiligten können innerhalb dieſer Friſt den Voranſchlag einſehen und bei dem Bürgermeiſter ſchriftlich oder zu Protokoll Einwendungen gegen den Inhalt vorbringen. Bemerkt wird, daß die Erhebung einer Umlage beſchloſſen wurde, zu der auch die Ausmärker herangezogen werden. Betr.: Anzlige für aus Kriegsgefangenſchaft zurückgekehrte Mannſchaften. Der Gemeinde ſind 155 Anzüge zugewieſen, die an zurückgekehrte Kriegsgefangene, Ktiegsbeſchädigte und bedürf— tige Einwohner abgegeben werden ſollen. Damit durch die beſtellte Kommiſſion eine nähere Prüfung erfolgen kann, fordern wir die hiernach in Betracht kommenden Perſonen, die auf Ueberweiſung eines Anzugs reflektieren, auf, ſich ſpäteſtens am Mittwoch, den 7. April 1920 bei uns, Zimmer 26, melden. Hierbei iſt die Größe Nr. anzugeben. Betr: Erwerbsloſenfürſorge.. In der Kalenderwoche vom 6. April bis einſchlich 10. 4 — 11 9 1 5 dungen ſind in Zimmer 2 1 Ein gutes Hotel in der vornehmen 3 24 zu machen. 5 ANypri 99 pr 1(F sor 111 f April 1920 werden für Erwerbsloſenunterſtützungsbezieher untenſtehende Kontrollzeiten feſtgeſetzt, 5 Arbeitshuch 1D Ni f j Arbeitsbuch) und Kontrollſchein ſind jedesmal unaufgefordert Quittungskarte(evtl. vorzulegen. Nichtbeachtung hat den Verluſt der Unterſtützung für bie betreffende Zeit zur Folge. Wir machen ausdrück⸗ lich darauf aufmerkſam, daß die feiernden Arbeiter der Mann⸗ heimeier Fabriken uſw. ſich bei uns ebenfalls in der alpha⸗ betiſchen Reihenſolge dreimal zu melden haben. Alle Mel⸗ ö A bis 2 einſchließlich am Dienstag, 6. April, vor nittags 9—10 Ahr l A bis K einſchließlich am Mittwoch, 7. April, vormittags 11— 12 Uhr L bis 2 einſchließlich am Donnerstag, 8. April, vormittags 10—11 Uhr Am Freitag, den 9. April 1920 vormit⸗ mittags von 9.10 Ahr(Geldanweiſung) A bis 2 einſchließlich am Samstag, 10. April, vormittags 9—10 Uhr Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. f Lamberth. * 5* 4.* Gemeindekaſſe. Nächſten Dienstag, den 6. ds. Mts. iſt kei l⸗ tag doch können von 10—12 Uhr bringende geſchäfte beſorgt, Abfuhrſcheine eingelöſt und auch Sparkaſſe⸗ angelegenheiten erledigt werden. Viernheim, den 2. April 1920. Jöſt. , Goltesdienſt⸗Ordnung Amtlicher Teil. Beichtſtuhl am Oſterſonntag⸗Morgen fällt aus. „ nee ge. Oſter⸗Sonntag. a 726 Uhr Auferſtehungsfeier und Prozeſſion. Anſchließend daran hl. Meſſe und Austellung der hl. Kommunion. Der 8 4 e tlabe wieder , göfagene Kleider, Schuhe , und Koffer zu verkaufen. relefon Mannheim J, 20. 345 An- und Verkaufsgeschäft. Echter Kautabak (Nordhäuſer Ware) Barantiertschimmelfreie Ware, 100 Nollen Mk. 140.—, bei Originalkiſte 500 Stück à Nolle 1.30 Ml. Verſand nur gegen Nachnahme oder Vorein⸗ ſendung. 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Mannſchaft.— Oſtermontag nachmittags 3 30 Uhr 2 4 großes Wettſpiel 9 1 der 1. Mannſchaft gegen 1. Mann— Aufſtellung der 1. Mannſchaft: Johann Schmidt Joh. Schüßler Franz Friedel Leonh. Heinz Hans Martin Joh. Lammer A. Faltermann, W. Schmitt, G.Hertinger, J. Frank, J. Helmig. Der Spielführer: Joh, Lammer. ſchaft„Sportverein 1909“ Viernheim. Samstag, den 3. April abends 8 Uhr Mitglieber-Versammlung im Lokal. Der Vorſitzende. Ein zweiſpänner a gen hat zu verkaufen Valentin Helbig 7 Neuhäuſerſtr. 11. Alzüge Ulster, Paletots, Hosen f. Herren, Burschen und günglinge kaufen Zie preiswert im Kaufhaus für Herren-Bekleidung, Inh. Jakob Ringel, Mannheim 0 3, 4a, 1 Treppe, kein Laden, auf den Plunken, neben d. Hauptpost. Friſch gebrannten Kaffee ſowie la- Kautabak empfiehlt Philipp Lahres. la. Aepfel la Kochbirnen Meerrettig. Ff. Zwiebel. Georg Winkler, F 40 . Fussball-Clah bn enn „ympia-. 5 Einladung. verbunden mit Konzert und Ball unſerer heimgekehten Kriegsgefangenen, 8 1 0 8 9 8 85 zu Ehren Eintrittspreis pro Perſon 1. Kaſſenöffnung 7 Ahr. Der Vorſtand. im Lokal abgegeben werden. 4 Zu dem am Oſter-Montag Abend 8 Ahr im 2 Saale des Gaſthauſes„zum Kaiſerhof“ ſtattfindenden 11 gütigſter Mitwirkung des Geſangvereins„Liederkranz“, laden wir unſere ver— ehrten Mitglieder, Freunde und Gönner höflichſt ein. NB. Verloſungsgegenſtände können bis Sonntag Nachmittag 1 Uhr 6 E N DD unter 2 2 8 Mark. Anfang 8 Uhr. IE eee eee eee E Kluge Frauen gebrauchen bei Regel⸗Störun⸗ genen Stockungen der monatl. Vorgänge mein wirkſames Mittel u. wenden ſich vertrauensvoll an H. Maſuhr, Hamburg, Al⸗ tongerſtr. 20 a. Teilen Sie mir mtt, wie lange Sie zu klagen haben. kb Auch Sie werden mir dan ar ſein. Diskreter Verſand. Holländische Vollheringe Rollmops (Delikates⸗Heringe) friſch ein⸗ getroffen Joh. Karl Kempf Wt. 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An den beiden Oſterfeiertagen zahlen auch die Mitglieder die Hälſte— 50 Oſtermontag 9,30 Uhr Wettſpiel der 2. Jug. gegen 4. Mannſchaft Weinheim. Heute Samstag Abend Zuſam⸗ Carbid und Batterien ſtets friſch, Taschenlampen ſehr preiswert bei Jakob Beyer, Rathausstr. See A eee 2 9 * N N 4 kiniadeng. Zu dem am Oſtermontag, den 5 April zu Ehren unſerer heim⸗ gekehrten Kriegsgefaugenen im Gafthaus zum Gold. Karpfen ſtattfindenden Fami verbunden mit Theatervorführungen 8 unter Mitwirkung der beſten Kräfte des Vereins, 5 l blehren wir unſere werten Mitglieder, ſowie Freunde und Gönner Vereins höflichſt einzuladen. e Gutbeſetzte Muſik. Kaſſeneröffnung 7 Uhr. Eintritt für Nichtmitglieder 1 Mark. mit Ba und Verlosung des Anfang 8 Uhr. Der Vorſtand. 5 1 Gegründet 1887. —— Alle zur gründlichen Rusbildung als Kontoristin usw. mit Spezialkursen für Sohulentlassene beginnen am 12. April. Auskunft und Prospekte kostenlos durch Privat- Handels- Schule e Mannheim N 4, 17 10 Kunststraße Tel. 7105. 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FCC ˙ Ac und alle andere Druckarbeiten werden ſchnellſtens angefertigt Im Paradies der Schieber. Gerſtimmung bilder eines Gonberberichter ſtatterg. 5 Köln, Inde Mrz. Reich zm werden, Loſte en, was es wolle, a/ alle Ute reich zu werden, bas iſt bas iel unb das e Meal ber meiſten Leute im Rheinland und das ſondene der großen und kleinen Rheinlanbſchieber und KNonſorten. Den letzteren iſt kein Mittel zn ſchlecht, kein Weg zu riskant, un zu dieſem einzig erſtrebenswerten Zlel, ins Parabtes der Schieber einzugehen, zu gelangen. Der Kampf der Regtz⸗ rung und der ausübenden Organe mit bleſer Geſellſcha⸗ von Schlebern. Wucherern und Schmugglern im Mheinlank, gleicht dem Kampfe mit der Hydra. Schlägt man irgenb⸗ einen Kopf ab, wachſen hundert andere ſofort wleder emper⸗. Köln iſt das Hauptquartier und das Eldorado der Rheln⸗ lanbſchieber. Was hier vor oder hinter den Kuliſſen ge⸗ choben wird. überſteigt alles, was der Lale in ſeinen kühn fla aͤumen ſich auszudenken vermag. Man ſchiebt, man ſchlebt Die Mittel, deren ſich die Schieber bedienen, ſind o vielſeitig, daß man Bücher darüber ſchreiben müßte, wollte man dies Thema nur einigermaßen erſchöpfend behandeln. e Sache iſt ja eigentlich auch ſo furchtbar einfach. Man kauſt irgendwo irgendwelche Poſten von Seife, Streich⸗ hölzern, Wäſche, Aulomobilreifen, Schokolade, Benzin ober etwas Ahnliches, verſchiebt die Ware zunächſt einmal in einen der benachbarten Orte, im unbeſetzten Geblet und läßt ſie bort eine Zeitlang ruhig lagern. Die Preiſe ſteigen in⸗ folge ber neuen Strafbeſtimmungen über die verbotene Aus⸗ fuhr aus dem beſetzten Gebiete fortwährend: ſplelend und mühelos wird der Gewinn eingeſtrichen. Ob Kaufmann, Beamter, Handwerker, Arbeiter, Mann. Weib, Kind oder Greis, man ſchiebt, man ſchiebt, und wenn die Welt darüber untergehen ſollte. Vom Stecknadelknopf bis zum Automobll mird alles verſchoben. Alle Begriſſe von Anſtand, Ehrgefühl und vornehmer, kaufmänniſcher Geſinnung ſind auf den Kopf gestellt. Täglich kann man in den Kölner Zeitungen Annoncen leſen, in denen Belohnungen von zehn⸗ bis zwanzigtauſend Mark und mehr ausgeſetzt werden für die Ermittlung von Diebſtählen an Treibriemen, Automobilen, Lederwaren uſw. Momentbild vom Domplatz. Am Domplatz ein Menſchenauflauf! Was iſt ge⸗ ſchehen? Auf hohem Stuhl fitzt ein belgiſcher Soldat und laßt ſich die Stiefel reinigen. Aber was für Stiefel! Bis faft ans Knie reichende braune Schnürſtiefel aus felnem Chepreauleder und um ihn eine Rotte von Schlebern und Händlern, die ihm die fabelhafteſten Preiſe zuruſen, falls er ſeine Stiefel verkaufen wollte. Der Belgier wirft verächt⸗ lich die Zigarette fort und geht ſeines Weges. Wenn man in einem Café in Köln nach der Uhr ſieht, fragen einen die Umſitzenden: Was koſtet die Uhr? Und daß ein Menſch zu anderen Zwecken dorthin kommen könnte, wie um dort zu kaufen und zu verkaufen, iſt den Stammgäſten unverſtänd⸗ lich. Fortgeſetzt wird man mit Fragen beläſtigt:„Was wünſchen Sie zu kaufen?“, oder„Was haben Sie zu ver⸗ kaufen?“ Nicht alle Ententeſoldaten denken ſo wie der oben⸗ erwähnte Belgler. Viele von ihnen machen ganz im ſtillen ihre Geſchäfte oder ſpekulieren mit der Valuta. Es gibt unter den Beſatzungsſoldaten ſehr geſchäftstüchtige Menſchen, die die rheiniſchen Schieber zweimal in die Taſche ſtecken und ſehr hohe Summen verdienen. Wer trinkt unſere Weine? Das Weintrinken im Rheinlande iſt heute ein Luxus ge⸗ worben, den ſich nur noch Reiche und Schieber leiſten können. Welches ſind nun die Urſachen dieſer ungeheuren Preis⸗ fleigerung der einſt ſo billigen deutſchen Rhein⸗ und Moſel⸗ weine! Durch die Kontingentierung von Malz und Gerſte iſt die Bierfabrikation auf ein Minimum herabgeſunken, während die Weinerzeugung dieſelbe blieb wie in früheren Jahren. Durch die gewaltige Erhöhung des Weinverbrauchs infolge des mangelnden Bleres und durch die begrenzte Ernte erklärt ſich wohl zum Teil die Prelsſteigerung, aber die Haupturtache find auch hier wieder die Schieber. Ganz be⸗ ſonders blüht der Schieberhandel an der Moſel. Schuſter unb Schneiber und alle möglichen verkrachten Exiſtenzen mit oder ohne Handelserlaubnis haben ſich auf das Weingeſchäft geworfen. Der Schieber geht zum Winzer, bietet ihm die höchſten Preiſe, dann wandert der Wein durch Dutzende von Händen, und da jeder anſtändig verdienen will, wird er imer teurer. Bei dem heutigen Stande der Valuta kaufen bie Auslünder und die Angehörigen der im Rheinlande ſta⸗ FEC onlorten eſatzungs armen ben Wein zu nach thren Begriffen lächerlich billigen Preiſen auf. Anderſeits tun Kriegs⸗ gewiumler und Schleber das gleiche und zahlen, da Gelb für he ja feine Rolle ſplelt, ſeben gewünſchten Preis. 5 Vergebliche Liebes müh'. Der Ramuf der Neglerung mit ben Schiebern hat auf der ganzen Front eingeſetzt. Man ſollte nun meinen, daß Herten unb Zähnekloppern infolge der neuen Maßnahmen der Sehörben bei den Schiebern und Konſorten berrſche. Aber weit entfernt davon, bereiten ſich dieſe vielmehr auf neue fröhliche Kämpfe mit den Regierungsorganen vor. Die Behörden ſind ſich völlig Har barüber, daß ſetzt infolge der verſchärften Strafbeſimmungen für verbotene Ausfuhr ein welceres Aufblühen des Schmuggels zu verzeichnen ſein wird. Es wirb ein Schmuggel einſetzen, wie er, ſeit die Welt beſteht, noch nicht getrieben wurde. Zu dem Heer der Schieber und Wucherer werden ſich jetzt die Schmuggler⸗ heere geſellen. Kein Geſetz und kein hundert Meter tlefer 5e bengraben wird imſtande ſein., dicſen Schmuggel auch nur annähernd zu unterbinden. Die Schmuggler werben auf jede Dagznahme der Regierung mit neuen Tricks antworten. Als letztes, nie verſagendes Geſchütz bleibt den Schiebern und Schmugglern ja noch immer der Gelbdſack, oder viel⸗ mehr das Banknotenbündel, deſſen Relz und Zauber ſchon ſo viele erlegen ſind ober täglich noch erliegen. Wieviel Pflichtgefühl und Treue. wlevtel Selbſtüberwindung in Beamtenkreiſen iſt nötig,. um in Entbehrungen für ſich und ſeine Famille weiterzuarbeiten. wenn man ſieht, wie der Kollege, indem er ein oder zwei Augen zudrückt, ſich und den Seinen alle Herrlichkeiten der Welt ſchafft. während man ſelbſt darbt. Bleibt er ſelbſt feſt, ſo hat er vielleicht eine Frau, die den Verlockungen noch weniger wiberſtehen kann und voller Neid auf bie elegant gekleidete Frau des Kollegen ſieht und ihrem Manne ſo lange in den Ohren liegt, bis auch er endlich ſchwach wird und nachgibt. Volkswirtſchaft. ber die Kohlenlage wird amtlich mitgetellt: Weſtfalen wird voll gearbeitet. Es werden täglich ungefähr 16 000 Eiſenbahnwagen(ſoviel wie zur Zeit, als die Auf⸗ nahme der Mehrarbeit begann) geſtellt. In Oberſchleſten wird voll gearbeitet, doch geſtattet die Verkehrslage nicht, die geſörderte Menge aus dem Revier herauszuſchaſſen, da beſonders der Umſtellbahnhof Vreslau⸗Brockau ſehr ſtark verſtopft iſt. Im rheiniſchen Braunkohlenrevier, das im be⸗ ſetzten Gebiet legt, hat die Arbeit während der kritiſchen Tage nie geſtockt. Dagegen wird im mitteldeutſchen Kohlen⸗ revier, im Halleſchen Revier, im Bitterfelder Revier, im Zeitz⸗Weitzenfelſer Repier faſt gar nicht gearbeitet. Ebenſo wird in Sachſen zu einem großen Teil noch geſtreikt. Im Altenburger Revier wird zwar gearbeltet, doch werden die geförderten Kohlen zum großen Teil für die Bedürfniſſe des Altenburger Landes verwandt. Im Niederlauſitzer Revier, beſonders in Senftenberg und Umgebung, iſt, von wenigen Ausnahmen abgeſehen, die Arbeit wieder aufgenommen worden. Doch dürfte die Kohlenverſorgung ſolange zu wünſchen übrig laſſen, bis die durch den Eiſenbahnerſtreik hervorgerufene Verſtopfung der Bahnhöfe beſeitigt und da⸗ mit die Verkehrsnot behoben iſt. Die Unkoſtenſteigerung in den Zeitungsbetrleben. Trotz allem, was über die heutige Notlage der Zeitungen ſchon geſchrieben wurde, herrſchen in der dem Zeitungs⸗ betriebe fernſtehenden Offentlichkeit noch immer irrige Auf⸗ faſſungen über den Grad der Schwierigkeiten, mit denen heute die deutſchen Zeitungen ringen. Es erſcheint deshalb notwendig, einmal an einem Beiſpiel ziffernmäßig zu zeigen, wie die Dinge wirklich ſtehen. Von der alten Regel, datz eine Zeitung möglichſt wenig von ſich ſelbſt und ihren eigenen Angelegenheiten reden ſoll, muß dabei im Intereſſe der Offentlichkeit einmal Abſtand genommen werden. Die Kölntiſche Zeitung macht über die Steigerung ihrer Unkoſten ſeit dem letzten Friedensjahre beachtenswerte Mitteilungen. Ihr Verlag zahlt gegen 1914 jährlich mehr: Für Papier etwa 11000000 Mk., für Farbe etwa 700000 Mk., für Blei etwa 82 500 Mk., für Kohlen etwa 200000 Mk., für Fuhrlöhne etwa 81000 Mk., für Buchdruckerlöhne etwa 4625000 Mk., für Trägerlöhne etwa 1054000 Mk., für Angeſtelltengehälter in Köln etwa 1013 000 Mk., für Gehälter der außerhalb Kölns täligen Angeſtellten, nebſt Depeſchenkoſten, einſchließlich Honorare und Auslagen für die nicht feſtangeſtellten Berichterſtatter ungefähr 1 000 000 Mark, für Steuern etwa 1 500 000 Mk., für Mehrkoſten für Redaktionsvertreter im Auslande durch den ſchlechten Stand der deutſchen Valuta mindeſtens 600 000 Mk. Jährliche In 11 Nr koſtemſteigerumg set 1 Herſchtägtech 21 848 500 Mark. Jeder kaufmänniſch gebildete Leſer muß einſehen, daß unter folchem Umſtänden eine beträchtliche Steigerung der Einnahmen burch Erhöhung der Anzeigen ⸗ und Bezugs⸗ preiſe notwendig iſt, und zahlreiche Tages zeitungen, vor allem die Berliner, haben denn auch zum 1. April ihre Bezugs⸗ preiſe wiederum eren nrüſſen. Von Nah und Fern. Das Verfahren gogen die RNeichsfiſchperſorgung. Der vor Ante 02 verhaftete ente Reichsfiſchverſorgung Nathan iſt aus der Unterſuchungshaft entlafſen worden. da die Borunterſuchung ergeben hat, daß er keinerlei perſönliche Vortelle erſtrebte. Das Verfahren wird jedoch ſeinen Fortgang nehmen, da der Unterſuchungs⸗ richter nach wie vor den Standpunkt vertritt, daß auch die Kriegsgeſellſchaften an die gesetzlichen Beſtimmungen über die Preisbemeſfung von Lebensmitteln gebunden ſeien. Schtreres Ezploflendunglüch. In der Gemeinde Lankwitz bel Berlin flog ein Munttionslager mit furchtharem Getöſe in die Luft. Mehr als hundert Arbeiter und Arbeiterlunen wurden verletzt, darunter zwanzig ſehr ſchwer. Eine nenzeitliche Sanitätshundſchule. In dem Abenburg benachbarten Orie Oſtenburg ſoll mit einem Soflcnaufwang von einer Milſton Mark eine mobern ein⸗ berichtrte große Zwingeraulage ſür mehr als hundert Santiätzhunde erbaut werben. Die Hunde ſollen hier zu zuverläſſigen Führern für Kriegsblinde„ausgebildet“ werden. Erinnerung au elnnen Wallltsuenbetrug. Der Bank⸗ kaſſterer Richarb Gericke in Berlin, der im Jahre 1918, ver⸗ lettet von dem jugendlichen Nennſtallbeſitzer Alfred Stempel, im Bankhaus Bleichröder für elf Millionen Mark Wert⸗ papiere unterſchlug, it jetzt ohne Stcherheitsleiſtung aus der Unterſuchungsbaft entlaſſen worden. Die Verhaftung Gerickes, der einer angeſehenen Familte entſtammt und als ſehr vermögend gilt, erregte ſeiwer zelt große Aufſehen. Keine Spielkaſinoss in den Vadeorten. Wie die Hamburg ⸗Amerika⸗Linie mitteilt, iſt die von einigen Blättern verbreitete Nachricht, da der Hapag von der Reichsregierung die Erlaubnis erteilt ſei, in Swinemünde, Weſterland und anderen Badeorten Spielkaſinvs zu errichten, unwahr. Zum Einbruch in bie Gruft des Fürsten Bismartk wird gemeldet: Bel den pvei in das Bismarck⸗Mauſoleum zu Friebrichszruh eingedrungenen Einbrechern, die in Büchen verhaftet wurden, fand man ihre Deute, ſilberne Lorbeer⸗ kränze und ſilberne Wanbſchilder, zen kleinen Stücken zey⸗ ſchlagen. Über ihre Perſon verweigern bie Elubrecher jede Auskunft, doch wird vermutet, daß ſtie in Beziehungen zu den Mauſoleumelabrüchen in Charlotteuburg und Deſſau ſtehen. Schiebung mit Apothekerwaren. Auf dem Haupt⸗ bahnhof im Eſſen ſind Kofferſendungen mit Apothekerwaren im Werte von 1,5 Millionen Mark, die aus Sachſen kamen und nach Holland verſchoben werden follten, beſchlagnahmt worden. N Selbſtmord auß pelitiſchen Gründen. Infolge der polttiſchen Verhältniſſe hat ſich Landrat Graf Rantzau, der älteſte Sohn des Forſtmeifters Grafen zu Nangdau in Doöllensradung in Nlederſchleſten, wo er amtlerte, erſchoſſen. Anfruhr in einer Strafauſtalt. In der Strafanſtalt Reinbach brach eine Meuterei aus. Die Auſſeher wurden überwältigt und in die Zellen eingeſchloſſen. Ingwiſchen wurden die 570 Juſaſſen ber Anſtalt befreit. Es gelang jedoch den herbeleilenden Unterbeamten, die von ihrer Schuß⸗ waffe Gebrauch machten, die Flucht der meiſten zu vrreiteln. Zwölf Gefangene wurden verwundet, dreißig ſind entflohen. Drei bekannte Perſönlichkeiten geſtorden. In Wien ſtarb der Herausgeber und Chefredakteur der Neuen Freien Preſſe, Morttz Benedikt, der als der bedeutendſte Journaliſt Oſterreichs galt.— In Mailand verſchied hochbetagt der Muſtkverleger Edoarbo Sonzogno, ber als„Entdecker“ der Komponiſten Mascagnt, Leoncavallas, Puccini u. a. weit über Italien hinaus bekannt geworden iſt.— Der Schrift⸗ ſteller Les Birinſti, deſſen meiſt in ruſſiſchem Milien ſpielende Dramen auch auf reichsdeutſchen Bühnen zur Aufführung gelangten., hat ſich in Wien das Leben genommen. Er wurde beſchuldigt, ein Sparkaſſenbuch unterſchlagen zu haben. Drahtloſe Telephon verbindung Holland— England. Die holländiſche Hanbelskammer in London hat Verhandlungen mit der Marconigeſellſchaft über die Herſtellung einer draht⸗ loſen telephoniſchen Verbindung zwiſchen England und Holland eingeleitet. ee eee Era zan Rr Eine kluge Fran. ne Erzählung von Paul Bligz. 0(Nachdruck verboten.) »Wer dan ſoll es nicht kommen, mein Sohn, nie und 4 ſagt ich Dir. Denn dazu ſchätze ich Deine Frau zu Vielleicht hekrateſt Du ſie dann!?“ „Fritz, ſolchen Spaß verſtehe ich nicht!“ Mit flammenden Augen ſtanden ſie ſich gegeniiber und ſtarrten ſich an. Da plötzlich fiel Fritz in einen leichten Ton; lachend ſagte er:„Unſinn, wesbalb denn die Erregung? Die ganze Sache iſt natürlich nicht halb ſo ſchlimm, wie Du ſie aufbauſchen möchteſt. Wenn ich mit ehebreckeriſchen Gedanken umginge, würde ich darüber boch ſicher nichts ſagen. Nein, ganz einfach: Die Trude Heller ſtudiert die Hauptrolle in meinem nächſten Stück. Natürlich war ſie einmal hier und ich ein paar Mal bei ihr, um das Nähere zu beſprechen. Dabei habe ich denn die Entdeckung gemacht, daß ſie nicht nur ſchön iſt, ſondern daß ſie auch Geiſt hat, und daß ſie ſich für mich ganz beſonders lutereſſiert. 7 „Und um dieſer ſtabtbekannten Kokette willen vernachläſſigſt Du Deine Frauß Fritz, das iſt geradezu empörend!“ „Erlaube, bitte, die Heller iſt—“ „Ja, ja, ſtreich ſie nur heraus! ich weiß genau, was ſie wert iſt.“ „Mein Gott, ſie iſt feſch und flott, daraus mache ich ihr keinen Vorwurf.“ „Sie iſt mehr als das, mein Lieber! ſie kann den Männern gefährlich werden! Du ſcheinſt nicht zu wiſſen, daß Baron Laſſen durch ſie ruiniert iſt, und daß der kleine Beck ibretwegen bat quittieren müſſen?“ „Weiß ich alles“, lächelte Fritz gleichmütig,„wenn die Kerle ſo thöricht ſind, dann verdienen ſie kein beſſeres Ende. Mit mir kann ſie ſo etwas ja nicht machen!“. Meſteck ſab ihn ernſt und schweigend an, wobl eine Minute rene F eee lang. Dann ſagte er in liebevollem Ton:„Melde dieſe Sirene, lieber Fritz— glaube mir, ich will Dein Beſtes— Du haſt Dein Glück im eigenen Hauſe, ſuche es nur!“ Daun nahm er Mantel und Hut und ging. Als Fritz Berger allein war, ging er nervös hin und her. Die Worte des Freundes hatten doch Eindruck auf ihn gemacht, denn jetzt fühlte er ein leiſes Unbehagen— das Gewiſſen regte ſich. Aber lange bielt das nicht an. Denn als er plötzlich in dem großen Spiegel ſeinen genial friſierten ſchönen Kopf ſah, mußte er lächeln, und nun dachte er:„Pahl Für uns Be— gnadete gilt die Alltagsmoral nicht. Ich bin zu verwöhnt, ſowohl vom Publikum, wie auch von der Preſſe, als daß ich mir große Skrupel machen ſollte über derartige kleine Liebes— näſchereien! Nein, um daheim zu verſauern, dazu bin ich noch zu jung und zu wild, ich nehme, ganz nach berühmten Muſtern, das Gute da, wo ich es finde!“ Eine halbe Stunde ſpäter ſaß er mit ſeiner kleinen Frau bei Tiſch und aß tapfer, denn er hatte guten Appetit und die Speiſen waren vortrefflich zubereitet. Frau Lucie, einfach und ſchlicht, aber ſehr kleidſam angezogen, ſah ihn mit prüfendem Blick an, denn es entging ihr nicht, daß er, trotz der äußeren Ruhe, innerlich erregt war. Ihre Blicke wurden ihm peinlich.„Weshalb ſiehſt Du mich denn ſo fragend an?“ Er ſprach das ſcheinbar leicht hin, ſie aber hörte doch das leiſe Erzittern in der Stimme. „Du ſcheinſt beute Unangenehmes erlebt zu haben“, entgegnete ſie ruhig. „Aerger bei den Proben, wie immer; es klappt ja nichts, bevor man es zehumal geprobt hat“, ſagte er mit Stirurunzeln. Plötzlich, um ihn abzuleiten, fragte ſie:„Ißt Du nicht Teltower Rübchen ſo gern, Fritz?“ In ſeinen Augen zuckte es auf. Wut und Nerger ſtiegen hoch. Aber er bezwang ſich energiſch und antwortete ruhig: „O ia.“ „Na, da habe ich es alſo gut getroſſen“, ſprach ſte harmlos weiter,„ich habe nämlich eine ganze Menge Rüben gekauft, 1 weil ſie mir ſebr billig angeboten wurden, trotz der vorgerückten Zeit, ein ſogenannter Gelegenbeltskaufl“ Er ſchwieg und dachte:„Schwaz Du nur immerzu, dh werde mich über Dein Geplapper nicht mehr ürgern.“ Nach einem Wellchen begann ſie wieder:„Und ſezt hahe ich auch den guten Mokka für Dich wieder angeſchafft.“ Er nickte uur und aß weiter. Eine Pauſe entſtand; un⸗ ruhig, faſt angſtvoll, ſah ſte zu ihm binüber. Und wieder be⸗ läſtigte ihn dieſer Blick, ſodaß er in ziemlich ſchroffem Ton fragte:„Weshalb ſiehſt Du mich denn heute immer ſo prüfen an? Willſt Du vielleicht etwas von mir?“ Der Ton verletzte ſie in tiefſter Seele. Sie wurde purpurrot Aber ſte nahm ſich krampfhaft zuſammen. Mit erkünſtelter Ruhe antwortete ſie:„Du biſt ſeit einiger Zeit ſo ſonderbar zu mir, Fritz.“ Nun fuhr er auf:„Sonderbar? Wieſo ſonderbar? Ich babe eben meinen Kopf voll mit meinen Sachen! Oder meins Du, es ſei ein Vergnügen, täglich fünf Stunden mit dieſen Idioten zu proben?“ Sie kämpfte tapfer die Thränen herunter und ſchwieg. Nach einem Weilchen begann er wieder:„Du kennſt doch die Trude Heller, nicht wahr?“ Obne von ihrem Teller aufzuſehen, antwortete ſie ſcheinbar ruhig:„Ja. Sie war ja ſchon ein paar Mal hier.“ Er nickte.„Nun, ſie wird jetzt öfter herkommen; ich mug mit ihr die Rolle einſtudieren, ſonſt wirft ſie mit das Stück um.“ Die kleine Frau nickte und ſchwieg. Wieder eine Pauſe. Dann ſagte er mit gemachter Heiterkeit:„Hoffentlich biſt Du nichs eiferſüchtig?“ „Auf die Heller? Neinl' entgegnete ſie ruhig und ſah ihn mit feſtem Blick an. Der Ton. in dem ſie eben ſprach, machte ihn ſtutzig, auch ihr Blick beunruhigte ihn.„Sollte ſie vielleicht ſchon etwas ge⸗ merkt baben?“ dachte er. Dann ſagte er ſo leichthin:„Du brauchſt übrigens garnicht ſo wegwerfend von der Heller zu ſprechen, mein Kind; ſie hat alle Gigenſchaften, einen Mann zu leſlelu.“ CTaortlegung folgt)