8 Mobiliar Verſteigerung. Am Donnerstag, den 24. d. Mts., nach- mittags 4 Uhr, werden in der Wohnung des Ober⸗ zollkontrolleurs Dippel dahler— Weinheimerſtraße Nr. 9— Verſchledenes zum Nachlaß der Otto Georgi Witwe gehöriges Mobiliar, wie 1 Diwan, 1 Spiegel mit Unterſatz, 1 Nähmaſchine, ſowie Kleidungs⸗ ſtücke, Bettzeug, Kinderwäſche und dergleichen mehr öffentlich gegen Barzahlung meiſtbietend verſteigert. Viernheim, den 21. Juni 1920. Heſſiſches Ortsgericht Viernheim. Schuchmann. Permieter⸗Ochutzberein Viernheim(E. V.) Der Verein bezweckt, die berechtigten Intereſſen ſeiner Mitglieder zu fördern und vertritt durch ſeinen Geſchäfts⸗ führer jedes Mitglied in ſeinen Angelegenheiten als Ver⸗ mieter, beſonders in der Jetztzeit gegenüber der Wohnungs⸗ kommiſſion und dem Mieteinigungsamt. Jahresbeitrag 10 Mk., Eintritt 2 Mk. Wir bitten alle Hausbeſitzer und Vermieter uns zu unterſtützen und ſich in die umlaufenden Mitgliederliſten einzeichnen zu wollen. Der Vorſtand. Die Stelle eines Geſchäftsführers iſt bei uns neu zu beſetzen. Ortskenntnis und Kenntnis der entſprechenden Beſtimmungen über Wohnungsweſen ſind er— forderlich. Wahl und Feſtſetzung des Gehalts erfolgen durch den Vorſtand. Schriftliche Meldungen ſind bis Mittwoch, den 23. Juni 1920, bei dem Vorſtandsmitgliede Herrn Ja⸗ kob Klee 1. einzureichen. Perſönliches Vorſprechen vorerſt nicht erwünſcht. Der Vorſtand. Miete Schutz- Vero Viernheim(E. V.) Heute Dienstag, den 22. Juni, abends ½9 Uhr, findet im Gaſthaus„Zum Goldenen Ritter“ eine i Mitglieder⸗Verſammlung ſtatt. Tagesordnung: Vortrag des Geſchüftsführers des Haus⸗ beſitze-Vereins Worms. Statuten. Um zahlreichen Beſuch bittet der Vorſtand. 2.8 Zimmer- Wohnung ſofort oder ſpäter geſucht Blaſchke, Ringſtruße Nr. 2. Mitgenommen wurde Samstag Abend am offenen Fenſter in der Hügel⸗ ſtraße ein Sofa k iſſen. Wenn Zurückgabe nicht er⸗ folgt, geſchieht ſofortige An⸗ zeige, da der Dieb geſehen und erkannt wurde. 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Mittwoch Abend 9 Uhr Zuſammenkunft der 1., 2. und 3. Mannſchaft im Gaſthaus zur„Sonne“. Zwecks Unterricht und Neuaufſtellung dieſer Mannſchaften. Donnerstag Abend ½9 Uhr Zuſammenkunft der 1., 2. und 3. Jugend⸗Mannſchaft im Lokal zum„Stern“ zwecks Unterricht und Neuaufſtellung dieſer Mannſchaften. Es wird um vollzähliges und pünktliches Erſcheinen aller dieſer Spieler gebeten. f Heute Dienstag Abend punkt 6 Uhr Trai- ning der 1. und 2. Mannſchaft im Sport. An dleſem Abend darf keiner von der 1. und 2. Mannſchaft fehlen. Der Spielausſchuß. Haferkleie Pfd. 40 Pfg. fa. Füttermehl Pfd. 1.— Mk. hat abzugeben Kühlwein Samenhandlung. Dis Radfahrer⸗ riulein,. welches am Mittwoch Abend 8 Uhr auf dem Mann⸗ helmerweg meine Jacke ge⸗ funden hat, möchte ich bitten, mir doch wenigſtens mein Notizbuch per Poſt zuzuſenden, da ich dasſelbe bei Abrechnung un⸗ bedingt brauche. Peter Sander 1. Lindenſtraße 7. Trichterloſer bramophon mit 38 Platten zu verkaufen Heddesheim Liſſenſtraße 33, 1 Treppe. 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Wir erſuchen hierbei in Betracht kommende Perſonen unter An⸗ gabe der Nummer des Rentenbeſchelds und des letzten Trup⸗ pentells, ſich heute oder morgen Abend von 6 bis 8 Uhr auf dem Rathaus— Zimmer 27— zu melden. Der Vorſtand. Wo muß jeder Arbeiter⸗-Sänger ſein? Im Arbeiter-Geſang⸗Verein„Harmonie“! . Montag, den 28. Juni 1920, von Vormlttagz 8½ Uhr ab werden werden im Gaſthaus zum Frei⸗ ſchütz in Viernheim verſteigert: Stämme Eiche: 4 lll. Kl.- 3,81 Im. 116(V. gl. 66 Fm. 362 V. Kl.= 150 Fm. 883 VI. Kl.= 204 xm. Stämme Buche: 84 IV.— VI.= 8,76 Im. Stämme Fichte: 18 IV. und V. Kl.= 6,36 Fm. Nutzſcheiter(rund): 15,1 Rm. Buche, 2,4 Rm. Eiche, Nußknüppel: Buche 1,4 Rm., Elche 207,6 Rm.(Gar, tenpfoſten 2,5 m lang), Kiefer 1,3 Nm. a(2,5 m lang). Liſte iſt koſtenfrei erhältllch. Heſſ. Oberfürſterei Viernheim. Zur Auftlärung. Ein„Schwarzer“ auf dem Gimbelfang. In dem„Viernhelmer Anzeiger“ vom 19. Juni mach ſich wieder etwas Kampfgeiſt bei einem Zentrums⸗Gemeinde⸗ Rat bemerkbar. er nur etwa die Hälfte meiner Ausführung kapiert hat. Na, hoffentlich werden wir auch mit ihm fertig. Der Zen. trümler beſpricht erſt die große Zunahme der U. S. P.⸗Wähler“ Ja, ja, ſo gehts. Derſelbe Zentrums⸗G.⸗Rat, der in ſelnen“ Artikel die große Zunahme der U. S. P. konſtatierte, ha wohl nach der letzten Gemeinderats⸗Wahl vorigen Jahres“ den Artikel im„V. Anz.“ geſchrieben, in welchem er den ſtaunenden Vlernheimern verkündete, daß die Roſen der U. S. J. auch wleder verblühen. Ein ſchlechter Prophet! Betreffz Beratung über die Koch⸗ und Haushaltungsſchule möchte ich! vorausſchicken, daß die Gemeinde von dem Inſtitut der Engl. Fräulein erſucht wurde, zwei weitere Kochherde anzuſchaffen und die Beſchaffung von Suppenſachen zu übernehmen; auch ſollten 3000 Mark den Schweſtern überwieſen werden. Ez erübrigt ſich, über meine Stellungnahme in dieſer Frage viel! Worte zu machen, denn es dürfte doch allgemein bekannt ſein, daß die Sozlaldemokratie jeden religiöſen oder ſonſtigen Einfluß innerhalb ſämtlicher Schulen ausſchalten will. Daß! in der Kochſchule unter Leitung des Inſtltuts keine ſoziall,“ ſtiſche Beeinfluſſung ſtattfindet, ſteht feſt. Ebenſo muß aber auch eine Beeinfluſſung im Sinne der gegneriſchen Seite unterbleiben und letzteres iſt unter Leitung des Inſtitutz! nicht der Fall. Meine Ausführung in der betr. Gemeinde“ rats⸗Sitzung unterſtreiche ich hiermit noch ganz beſonders. Nut hal der Zentrums-Gemeinderat wieder mal an Gedächtnis ſchwäche gelitten. In ſeinem Artlkel hat er nämlich geſchri ben:„Denn da würde doch auch ſicher beim Eſſen gebetet Geſagt habe ich wörtlich:„Denn da wird doch auch gang ſicher vor und nach dem Kochen gebetet.“ Der Zentrum Gemeinderat meint noch, daß ohne Religion keine gute Kl dererzlehung möglich ſel. Nun muß ich aber doch fragen War denn die Religion in den letzten Jahren abgeſchafft!“ Wenn nicht, wie iſt es denn da möglich, daß die Jugend ſo verroht iſt? Die Kirche hatte doch in den Kriegsjahren! einen Einfluß auf die Jugend wie nie zuvor, war doch d Vater als Soldat eingezogen, die Mutter in der Fabrik oder mit Feldarbeit ſo überhäuft, daß doch von Seiten der Eltern kein oder wenig Einfluß auf die Kindererziehung ausgeübt werden konnte. Der Einfluß der Geiſtlichkeit war alſo un⸗ gehemmt. Wie konnte es da kommen, daß trotzdem die Verrohung der Jugend ſo überhand nehmen konnte? will dem Zentrumsmann die eigentliche Urſache dieſer Ju⸗ gendverrohung vor Augen führen, vlelleicht dämmerts dann auch bei ihm mal im Kopfe. Wie ich ſchon oben erwähnt! habe, war der Vater, den man in den Schützengraben ſteckte, und die Mutter, dle nicht aus noch ein wußte vor lauter Arbeit, dazu noch tagelang auf dem Rathauſe bei Empfang nahme von Brote, Fleiſch⸗, Buckermarken uſw. vor den Butterlokal und Metzgerläden ſtehen mußte, an ihren er⸗ zteheriſchen Pflichten gehindert. leitende Hand des Vaters. Hätte man den Vater nicht ge⸗ waltſam von ſeiner Familie ferngehalten, ſo hätte derſelbe mit Unterſtützung ſeiner Frau ſeine Kinder ſchon richtig er⸗ zogen. Deshalb behaupte ich, die Kinder können von den Eltern, ohne die Unterſtützung durch die Religion oder deren Verkünder, zu braven und rechtſchaffenen Menſchen erzogen werden. Welches Reſultat man aber im umgekehrten Fal erwarten kann, erſieht man aus dem Lamento des Zentrums. Mannes. Uebrigens denke ich, daß keiner mit ſeiner Religioſität zu renommieren braucht, den der Schein iſt oft trügeriſch. Es fehlte hauptſächlich die Was wollte nun der Zentrums⸗Gemeinderat mit ſeinen Der Artikel im„Viernhelmer Anzeiger wurde nur deshalb veröffentlicht, um den ſchwankenden Zen Art'kel bezwecken? trumsleuten, hauptſächlich Frauen, ein wau⸗wau vorzumachen, um ſie von neuem vor den morſchen Zentrumskarren z ſpannen, um ſie auch bei den noch kommenden Wahlen wie der als Stimmvleh zu benutzen. Auch ich rufe euch zu. „Die Augen auf“, laßt euch nicht weiter ſo verdummen, be weiſt, daß ihr es ſatt habt, euch von einigen gar nicht zu eurer Klaſſe gehörenden Leuten bevormunden zu laſſen und ſchließt euch dort an, wo ihr als arbeitende Klaſſe hingehör dort, wo der große Menſchheitsgedanke, die Völkerverſöhnung durch den Soziallsmus verwirklicht wird. der l. 6. P⸗Genenndern. Der arme Kerl tut mir eigentlich leid, a will mit mir durch die Zeitung in Diskuſſion treten, trotzden Ja 4 5* R lern Urſcheint wöchentlich dreimal: = eimer Lell- Auel: Lokal⸗Anzeigeblatt für Viernheim Dienstag, Donnerstag u. Samstag Bezugspreis: monatlich Pfg. mit Trägerlohn, durch die Poſt pro Quartal 7. Beſtellungen können bei unſerer Expebition u. bei allen Poſtanſtalten gemacht werden. Beilagen: Sonntagsblatt, Wand⸗ kalender und Fahrplan. 8— Am r Sblatt dee Bürg 3 445*** Vereint= Anzeiger „ ee ee e eee Anzeigenpreiſe: ermeiſterei Vieruh eim Enthält alle amtlichen Bekanntmachungen der Behörden Vieruheims und Umgebung. Inſerate finden in der Bürger⸗Zeitung wirkſamſte Verbreitung.— Für Wohnungsinſerate Ausnahme⸗Tariſ Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Viernheim, Rathausſtraße. Lokale Inſerate bie einſpaltige Petit⸗ Zeile* Pfg., auswärtige„ Pfg. Rellamen im Textteil/ Pfg. auswärts 1% Tewerungszuſchlag. Bellagen für 1000 Exemplare 9 Mark. Bei zwangsweiſer Beitreibung wirb d gewährte Rabatt hinfällig, desgleichen be Nichtbezahlung innerhalb brei Monaten. 72 Fernſprecher Nr. 217 Amt Viernheim. Donnerstag, den 24. Juni 1920 — Poſtſcheckkonto Nr. 21577. Amt Frankfurt a. M. 10. Jahrg. Neue Schwierigkeiten in Berlin. Berlin, 23. Juni. Das Regierungsprogramm, das in den letzten Tagen zwiſchen den Führern des Zentrums, der Demo⸗ kraten und der Deutſchen Volkspartei vereinbart wor⸗ den war, hat folgenden Wortlaut: Die vordringlichſte Sorge iſt der Wiederaufbau des zuſammengebrochenen Vaterlandes. Ihn auf dem Boden der beſtehenden repu⸗ blikaniſchen Staatsform tatkräftig zu fördern, iſt der einheitliche und feſte Wille der Regierung. Alle Par⸗ teien fordern wir auf, in einer Zeit, in der es ums Leben und Sterben unſeres Volkes geht, in den auswär⸗ tigen, wirtſchafts⸗ und finanziellen Fragen, die unſere Tatkraft in Anſpruch nehmen müſſen, verfaſſungsrechtliche Kämpfe zurücktreten zu laſſen. Die Regierung wird mit Entſchiedenheit alle Verſuche einer gewaltſamen Umwäl⸗ zung, woher ſie auch komme, bekämpfen. Sie ſteht auf dem Boden der politiſchen Gleichberechtigung aller Deut⸗ ſchen und lehnt daher jeden Verſuch der Aufrichtung einer Klaſſenherrſchaft oder der Bewilligung von Vorrechten an eine Klaſſe ab. Unſer Ziel iſt eine Politik der Ver⸗ ſöhnung und des Ausgleichs auf politiſchem, ſozialem und kulturellem Gebiet. Deshalb bekämpfen wir jeden Klaſſen⸗ und Raſſenhaß jeder ſozialiſtiſchen und religiöſen Vergewaltigung. Der entſcheidende Geſichtspunkt bei der Beſetzung der nicht rein politiſchen Aemter wird für uns perſönliche Tüchtigkeit, nicht die Parteizugehörigkeit ſein. Von den Beamten und von allen Angehörigen der Reichswehr verlangen wir, daß ſie, auf dem Boden der Verfaſſung ſtehend, gewillt ſind, in ihrer dienſtlichen Tä⸗ tigkeit die Regierung rückhaltlos zu unterſtützen. 11* 17 755 ö 1 Noch im letzten Augenblick der Regierungsbildung durch Reichskanzler Fehrenbach ergaben ſich neue Schwie⸗ 19 über die ſich die Berliner Blätter wie folgt äußern: 2 Der„Vorwärts“, das Organ der Mehrheitsſozialiſten, ſchreibt: Gegen 5, Stimmen beſchloß die ſozialdemokra⸗ tiſche Reichstagsfraktion geſtern bei ihrer Abſtimmung, die der Regierungserklärung fegen wird, Stimmenthal⸗ tung zu üben. Die Fraktion glaubt, nach Erwägung aller Gegengründe nicht weitergehen zu können, da ſich die Abgabe eines Vertrauensvotums für eine Regierung, wel⸗ cher Mitglieder der Deutſchen Volkspartei angehören, mit ihrer Auffaſſung nicht vertrage. Die Fraktion beabſich⸗ tigt, ihre Stimmenthaltung ſo zu motivieren, daß der neuen Regierung in ihrer Stellung der Entente gegen⸗ über in Spaa keine Schwierigkeiten erwachſen.— Der heutige Tag, ſo heißt es weiter im„Vorwärts“, muß entſcheiden, ob das Schiff Fehrenbach, das kurz vor dem Hafen auf Mienen gelaufen iſt, ſcheitert, oder ob die Schäden reparierbar ſind. Es iſt zur Stunde noch nicht feſtzuſtellen, ob die Demokraten in der Frage des Mittel- klocks wirklich ſchon das letzte Wort geſprochen haben. Die Sozialdemokratiſche Partei hat der Deutſchen demo⸗ kratiſchen Partei Kenntnis von ihrem Beſchluß gegeben, einer Regierung, in der die Deutſche Volkspartei ver⸗ treten ſei, ein Vertrauensvotum nicht erteilen zu können. Hierauf hielt die demokratiſche Fraktion eine Sitzung ab, in der erklärt wurde, daß unter dieſen Umſtänden eine Regierung, die, vom Vertrauen der Mehrheit des Par⸗ laments getragen, in Spaa verhandeln könne, auf der beabſichtigten Grundlage nicht gebildet werden könne und man vor einer ganz neuen Situation ſtehe. Das Verlangen der Demokraten nach einer ſozial⸗ demokratiſchen Vertrauenszuſage in dieſem Augenblick eilte, wie der„Vorwärts“ ſchreibt, den Ereigniſſen weit vor⸗ aus. Weder lag der ſozialdemokratiſchen Fraktion eine endgültige Miniſterliſte, noch der endgültige Text der Regierungserklärung vor. Die Deutſche Volkspartei er⸗ hob gegen die Miniſterliſte Einſpruch. Aendere ſich die Zuſammenſetzung der Regierung, ſo ändert ſich auch das Programm. In welcher Lage wäre die ſoz. Fraktion heute, wenn ſie geſtern dem Wunſch der Demokratie entſprechend beſchloſſen hätte, der neuen Regierung ihr Vertrauen auszuſprechen. Durch das demokratiſche Drän⸗ gen nach einer ſoz. Vertrauenserklärung und mehr noch durch das ungeſtüme Rechtsdrehen der Volkspartei iſt abermals eine überaus kritiſche Lage entſtanden. Die drei Parteien müſſen zuſehen, wie ſie aus ihr wieder herauskommen, wenn ſie den Beweis nicht erbringen wollen, daß das Bürgertum in Deutſchland überhaupt micht mehr imſtande iſt, eine Regierung zu bilden. * Werſchiedenen Morgenblättern zufolge war es bis Mit⸗ ternacht noch ungewiß, ob die Deutſch⸗demokratiſche Par⸗ ö 10 ſich mit der neuen Hinauszögerung des verlangten Vertrauensvotums zufrieden geben oder von Koalitions- verhandlungen zurücktreten wird. Die„Voſſiſche Zeitung“ fragt, ob es keinen Ausweg gebe. Sie ſchreibt: Die demokratiſche Fraktion und der demokratiſche Parteiausſchuß haben feſtgeſtellt, daß eine ganz neue Lage geſchaffen wird. Es muß ſogar mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß Fehrenbach doch noch den Auftrag der Kabinettsbildung zurückgibt. Je⸗ denfalls wird es neuer und ſehr ſchwieriger Verhandlun⸗ gen bedürfen, um aus der durch den Parteiegoismus der Sozialdemokraten geſchaffenen Sackgaſſe irgend einen Ausweg zu finden. i ö Die Konferenz in Boulogne. Die Konferenz in Boulogne iſt am Dienstag zu Ende gegangen. Ihr Ergebnis läßt ſich an den vorliegenden, den amtlichen wie den nichtamtlichen, einſtweilen nicht Es ſcheint indeſſen, daß, mögen auch gewiſſe Meinungsverſchiedenheiten ausgeglichen ſein, doch beträchtliche Reſte übriggeblieben ſind. her, weil eben zwiſchen England und Frankreich, beſon⸗ ders aber Italien, die Grundſätze für das, was jetzt Frankreich deutlich erkennen. Das kommt da⸗ ſgeſcheyhen muß, weſentlich auseinandergehen. will nach wie vor den Friedensvertrag mit Deutſchland Nin allen Einzelheiten genau durchgeführt und gegebenen⸗ falls Gewalt angewandt wiſſen, und darüber iſt man Ebenſo liche Kriegsſchulen, K ps 8 toffiziers⸗ ſcheint es in der Frage der deutſchen Entſchädigung liche Kriegsſchulen, Kadettenkorps und Unteroffiziers noch zu keiner Einigung gekommen zu ſein, wenngleich die Entwürfe wohl greifbarere Geſtalt angenommen haben. Man ſpricht nun davon, daß zwar(entgegen dem fran eben auch in Boulogne nicht einig geweſen. zöſiſchen Wunſch) eine Geſamtſumme feſtgeſetzt, dagegen die Jahresrate beglichen werden ſoll. Auf franzöſiſcher Seite hat man es darauf abgeſehen, unſer Zoll⸗ und Finanzweſen unter Kontrolle zu ſtelle, ähnlich wie man es mit Oeſterreich gemacht hat. Man muß das weitere abwarten. Gutes verheißt die Konferenz von Boulogne für Deutſchland nicht. Der amtliche Bericht. Boulogne, 23. Juni. beiten am Dienstag um 1 Uhr nachmittags beendet. Der Preſſe wurde folgende Erklärung übermittelt: Der dritte Zuſammentritt der Konferenz von Boulogne fand von 10 Uhr vormittags bis 1 Uhr nachmittags ſtatt. Es wurde von neuem die Frage der Wiedergutmachungs⸗ ſumme und deren Verteilung auf die Verbündeten be⸗ Es wurde beſchloſſen, daß die franzöſiſchen, engliſchen, italieniſchen, belgiſchen und ſerbiſchen Sach⸗ verſtändigen in Paris zuſammentreten werden, um auf ſprochen. den angenommenen Grundlagen gemeinſame Vorſchläge auszuarbeiten, die am 2. Juli in Brüſſel den Verbün⸗ deten unterbreitet werden ſollen, damit dieſe ihr Ab— kommen vor der Konferenz von Spa endgültig feſt⸗ ſetzen können. Die zweite behandelte Frage war die der Die Konferenz genehmigte die Abrüſtung Deutſchlands. von den militäriſchen Sachverf tumsrechts an zerſtörtem Material zu. Die Nichtaus- zug auf die Kohlenlieferungen wurde von den franzö⸗ ſiſchen Vertretern neuerdings vorgebracht. Auf der näch⸗ liſch 9 0 ſten Konſerenz in Brüſſel ſoll nach den Anträgen der Wiedergutmachungskommiſſion in dieſer Frage Beſchluß gefaßt werden. Zum Schluß wurde Kenntnis genommen, daß die in London begonnenen wirtſchaftlichen Verhand⸗ lungen mit den ruſſiſchen Rätevertretern fortgeſetzt wer⸗ den, daß aber deshalb von einer politiſchen Anerken⸗ nung der Räteregierung keine Rede ſein kann. 5 Die Entſchädigungsfrage. Waris, 23. Juni. Wie der Sonderberichterſtatter des„Temps“ mitteilt, hat man in bezug auf die Feſt⸗ ſetzung der deutſchen Schuld, da eine endgültige Rege- lung nicht erzielt worden ſei, ſich bis jetzt dahin ent ſchieden, von Deutſchland 41 Jahreszahlungen zu ver⸗ langen und nicht 37. Im übrigen ſei es Aufgabe der Deutſchen, in Spa Vorſchläge zu machen. Die Verbün⸗ deten wollten ihre Leitſätze nicht abſchwächen dadurch, daß ſie dieſe heute ſchon bekannt gäben. Die italieni⸗ ſchen Vertreter hätten erklärt, ſie könnten die franzöſiſch⸗ engliſchen Vorſchläge erſt annehmen, nachdem die Frage der Verteilung unter den Verbündeten geregelt ſei. tändigen vorgelegten Ent⸗ würfe und ſtimmte ihnen auch in der Frage des Eigen- Der„Temps“ ſagt in einer kürzen Note, man könne ſich die Frage der Bürgſchaft für die internationale An⸗ leihe ſo denken, daß die deutſchen Zolleinnahmen ver⸗ bindlich in die Kaſſe eines Vertreters des Wiedergut⸗ machungsausſchuſſes abgeführt würden, der ſie aber wei⸗ terleite und nur dann beſchlagnahme, wenn Deutſchland ſeine finanziellen Verpflichtungen nicht halten werde. Alſo nur in dieſem Fall würde die Verbandskontrolle in die Ve woltung der deutſchen Zölle eingreifen. Deutſchlands Entwaffuung. Ueber die Durchführung der militäriſchen Beſtimmungen des Friedensvertrags iſt die„Telegraphen-Union“ in der Lage, folgende zuverläſſige Mitteilungen zu machen: Die Herabſetzung unſerer Wehrmacht auf die uns von der Entente bis 10. Juli zugeſtandenen 200 000 Mann wurde im Mai durchgeführt. Ueber die weitere Beibehaltung eines Reichsheeres in dieſer Stärke ſoll in Spaa verhandelt werden. Die 7 Divifionsſtäbe ſind mit dem im Friedens⸗ vertrag vorgeſchriebenen Etat gebildet und zwei Reichs⸗ wehrgruppenkommandos— dieſe entſpreche den General⸗ kommandos des Friedensvertrags— unterſtellt. Die früheren ſieben Armee-Inſpektionen und 25 Generalkom⸗ mandos ſind aufgelöſt, ebenſo die Oberſte Heeresleitung, der Große Generalſtab und die Kriegsminiſterien Preu⸗ ßens, Bayerns, Sachſens, Württembergs. Statt deſſen iſt das Reichswehrminiſterium mit der im Vertrage vor⸗ geſchriebenen Höchſtſtärke gebildet. Ferner ſind aufge⸗ löſt: die Kriegsakademie in Berlin und München, ſämt⸗ ſchulen. Es beſtehen zurzeit nur je ein Infanterie⸗, Ka⸗ vallerie-, Artillerie- und Pionierſchule. Die Zahl der Schüler bleibt jedoch weit hinter der uns zugeſtandenen zurück, da nicht genügend Offizieraſpiranten vorhanden ſind. Die Schule für Nachrichtentruppen mußte, obwohl ſie nicht gegen den Friedensvertrag verſtößt, auf Ein⸗ ſpruch des Generals Nollet wieder aufgelöſt werden. Das Zivilperſonal bei den Verwaltungsbehörden beträgt für das 200 000-Mann⸗Heer nur noch ein Fünftel des Etats von 1913. Die Beſtände an Geſchützen, Maſchinengewehren und Gewehren ſowie der dazugehörenden Munition werden Die Konferenz hat ihre Ar⸗ dauernd im gleichen Verhältnis mit der Herabſetzung der Heeresſtärke verringert. Eine weitere Verminderung tritt erſt nach Entſcheidung über das 200 000-Mann⸗Heer ein. Auch mit der Zerſtörung der Feſtungsartillerie iſt be⸗ gonnen, nachdem ſeitens der Entente im Widerſpruch mit Artikel 167 des Friedensvertrages Deutſchland nur noch 5 Feſtungen(Pillau, Swinemünde, Königsberg, Ulm, Küſtrin) mit ganz geringer Beſtückung zugebilligt wurden. Das geſamte in Deutſchland befindliche Kriegsgerät nicht deutſcher Herkunft iſt der interalliierten Kontrollkommiſ⸗ ſion zur Verfügung geſtellt, die Uebernahme im Gange. Die Fabriken, die weiterhin für die Herſtellung des Kriegs⸗ geräts vorgeſehen ſind, wurden bereits vor mehreren Mo⸗ naten namhaft gemacht. Die Entſcheidung der Entente ſteht noch aus. Alle anderen Anlagen zur Herſtellung von Kriegsgerät ſind geſchloſſen oder werden unter Kon⸗ trolle der Entente auf die Friedenswirtſchaft umgeſtellt. Jufolge Zerſtörung der Spezialmaſchinen, Vernichtung der Zeichnungen uſw. ſind ſie zur Anfertigung von Kriegs⸗ führung der Beſtimmungen des Friedensvertrags in be⸗ material nicht mehr befähigt. Alle Depots(Zeughäuſer), die nicht zur Lagerung der uns zugebilligten Beſtande dienen, ſind entmilitariſtert und in den Beſitz der Reichs⸗ treuhandgeſellſchaft übergegangen. Die Kontrollkommiſ⸗ ſionen der Entente ſind bereits ſeit Monaten tätig. Die Kontrolle erſtreckt ſich nicht nur auf die ſtaatlichen An⸗ ſchäftigten Privatfabriken, deren Zahl wohl an 25 000 heranreicht. i N Neues vom Tage. Auflöſung der preußiſchen Landesverſammlung. Berlin, 23. Juni. Die unabhängige Fraktion der preußiſchen Landesverſammlung wird einen Antrag auf Auflöſuung des preußiſchen Parlaments am 10. Juli einbringen. Beſchluß faſſen, wann der Antrag auf die Tagesordnung geſetzt wird.— Der 10. Juli iſt wohl deshalb gewählt worden, weil auch die Unabhängigen den Wunſch haben, die neue Verfaſſung noch durch die—„verfaſſunggebende Landesverſammlung“ feſtſtellen zu laſſen. ee 1 1 lagen ſondern auch auf alle in der Kriegsinduſtrie be⸗ f Der Aelteſtenausſchuß wird heute darüber 4 1 10 Doch eite bücherliche diegie Berlin, 23. Juni. Laut Abendblätter herrscht i Farlamentariſchen Kreiſen die Meinung vor, da weiteren Verhandlungen Fehrenbachs Erfolg haben wer⸗ den und daß doch noch eine Regierung der bürgerlichen Mitte zuſtandekomme. VVT 1 SBerlin, 23. Juni. Infolge der jüngſten Schwie⸗ rigkeiten in der Kabinettsbildung ſind ſämtliche Frak⸗ tionen des Reichstags zuſammengetreten, um zur Lag Stellung zu nehmen. Die Schwierigkeiten ſeſen da auf zurückzuführen, daß die Mehrheitsſozialdemötrate der im Bildung begriffenen Regierung das Vertrauer verſagen. Die zweite Schwierigkeit liegt in der von der Deut chen Volkspartei Maifeworſene Frage der Beſetzung gewiſſen Poſten. Nach der Stellungnahme der Sozial⸗ demokraten werde in führenden demokratiſchen Kreiſen es für unmöglich gehalten, daß die Regierung noch aus dem Zentrum, den Demokraten und der Deutſchen Volkspartei zuſtandekomme. Man glaube, daß nun⸗ mehr nur übrig bleibe, eine Regierung aus Zentrum und Deutſche Volkspartei zu bilden, die die Demokraten in den parlamentsüblichen Formen unterſtützen würden. f Staatspräſident Dr. v. Hieber. Stuttgart, 23. Juni. In der heutigen Sitzung des württ. Landtags wurde Kultminiſter Dr. v. Hieber mit 52 Stimmen zum württ. Staatspräſidenten gewählt. Rechtsanwalt Krauth erhielt 27 Stimmen, Finanz⸗ miniſter Lieſching 1 Stimme. Die U.S. P. enthielt ſich der Stimme. T Beilegung des Aerzte⸗ und Krankenkaſſenſtreits. Berlin, 23. Juni. Die Verhandlungen, die am 21. Juni im Reichsarbeitsminiſterium zur Beilegung der Streitigkeiten der Kaſſenärzte mit dem Kongreß ſtattgefunden haben, haben zu einer völligen Ueberein⸗ ſſtimmung geführt. Die beiderſeitigen Organiſationen werden die nötigen Weiſungen ergehen laſſen, um den vertragsloſen Zuſtand aufzuheben. ee Exploſion eines Artillerie-Munitionslagers. Mainz, 23. Juni. Ein großer Teil des Artille⸗ rie⸗Munitionslagers Ühlerborn an der Strecke Mainz— Bingen iſt heute nacht in die Luft geflogen. Das Uebergreifen der Exploſion auf weitere Teile des La⸗ gers wurde von franzöſiſchen Soldaten verhindert. Hier⸗ bei fand der Adjutant des 166. Infanterie⸗Regiments den Tod. Die Gefahr weiteren Umſichgreifens der Ex⸗ ploſion iſt beſeitigt. Der Zugverkehr, der auf einige Stunden über andere Strecken umgeleitet werden mußte, wurde wieder aufgenommen. 1 ö Die Hilfe der Alliierten. London, 23. Juni.(Reuter.) Nach einer Blätter⸗ meldung aus Boulogne, hat Lloyd George mitgeteilt, daß die griechiſche Hilfe für die Alliierten ſich auf eine Diviſion beſchränke. n 1 59 5 England und das franzöſiſch⸗belgiſche Bündnis. Amſterdam, 23. Juni. Im engliſchen Unterhaus ſagte Unterſtaatsſekretär Harmsworth in Erwiderung auf eine Anfrage, ſeines Wiſſens ſei in Paris zwiſchen Mar⸗ ſchall Foch und dem belgiſchen Generalſtabschef eine Beſprechung über den Abſchluß eines militäriſchen Ab⸗ kommens zwiſchen Belgien und Frankreich abgehalten worden. Harmsworth fügte hinzu, ein Zuſtandekom⸗ men dieſes Vertrags würde nicht bedeuten, daß dadurch der Vertrag zum Schutze von Belgiens Neutralität, den England mitunterzeichnet habe, hinfällig werde.(Daß England das franzöſiſch-belgiſche Bündnis, das Belgien swegs gleich⸗ N/ beris. Erzählung von A. Brüning. Nachdruck verboten. Nicht doch, Kind, ich wunde länger aufgehalten, als ich dachte und ich freue mich, daß Ihr Euch inzwiſchen gut unterhalten habt.“ „Ei, ſieh doch,“ fügte er, wie er es gerne tat, neckerd hinzu, als ſie, die Veranda betretend, in den Lichtkreis der von der Decke niederſchwebenden farbigen Lampen⸗ glocken traten,„auf Deinen blaſſen Wangen ſind ja die ſchönften Roſen erblüht! Du mußt ein Zauberer ſein, Gert, daß Du das zuſtande gebracht. Ich hoffe, Du wirſt mich Deine Künſte lehren!“ „Der friſche Seewind hat, fürchte ich, mehr Verdienſt dabei, als ich, el Manfred,“ erwiderte Gert, mit Mühe auf den ſcherzenben Ton eingehend. Er war Gabrielen dankbar, als ſie der Fortſetzung des Geſpräches durch den Hinweis ein Ende machte, daß ihr Gaſt als Rekonvales⸗ zent jedenfolls nach den Anſtrengungen der Reiſe müde ſein und einer unverkürzten Nachtruhe bedürfen würde. „Natürlich; gut, daß Du mich daran erinnerſt, Kind, ſagte Manfred.„Gute Nacht denn, mein lieber Gert— und möge dieſe erſte Nacht, die Du wieder unter dem Vene be verbringſt, Dir nur ſchöne, glückverheißende Träume beſcheren!“ Er ſchüttelte dem jungen Offizier die Hand, in die dann auch Gabriele einen Augenblick die ihre legte. Es war ein ſchönes, harmoniſches Bild, das die Gat⸗ ten boten, wie ſo aneinandergeſchmiegt ſtanden, die zarte kindliche Frau in dem duftig weißen Gewande neben der hohen ernſten Männergeſtalt. Eine Waldlilie neben einer kräftigen Tanne, dachte Gert, dem der Anblick einen Stich ins Herz gab. Dieſer Schmerz verfolgte ihn bis in den ſchweren, qualvollen Traum dieſer Nacht, welcher mit den Wün- Wide die der Gutsbeſitzer daran geknüpft, in grellſtem iderſpruch ſtand. N Einige Wochen waren ins Land gegangen. Die Obſtbäume vor dem Herrenhauſe ſtanden jetzt wie beſchneit in weißroſiger Blütenpracht, und im Parke ſchlu⸗ een le Nachkiaale. e 9 60* En. e eee eee 0* 4— f die 0 Köln, 23. Juni. Die interalliierte Kommiſſion ver⸗ bot den Steueräbzüg vom Lohn im beſetzten Gebiet. Rom 23. Juni. Pa elli iſt zum päpſtlichen Nun⸗ tius in Deutſchland ernannt worden. 8 1 Bukareſt, 23. Juni. Avere scu hat das Kabinett mit Jonescu als Miniſter des Aeußern gebildet. 0 Brüſſel, 23. Juni. Nach Meldung der Derniere Heure iſt zwiſchen England und Belgien ein Abkommen über Deutſch⸗Oſtafrika abgeſchloſſen worden, das. den belgiſchen Kolonien unter Wegfall aller Zollſchranken eine Verbindung mit dem Indiſchen Ozean eröffnet. Schwere Unruhen in ulm und Ravensburg. Amtlich wird gemeldet: Während in Stuttgart und den und Wucher ruhig verlaufen iſte kam es in Ulm und Ravens⸗ burg leider zu bedauerlichen Zuſammenſtößen. W Zu einem blutigen Krawall iſt es in Ulm im aide an die von der 15 organiſierten Arbeiterſchaft veranſtalteten Kund⸗ Maſſg gekommen. Nach einem durchaus ruhigen Verlauf der Maſſenverſammlung zog die der Leitung der beſonnenen Führer Aden Menge vor das Oberamt wo auch der Kommunal⸗ verband untergebracht iſt. Amtmann Rippmann, der vor die Tür gezwungen wurde, wurde mit einem Strick um den Hals bedroht und gedroſſelt.“ Der Oberamtsvorſtand, Oberreglerungs⸗ rat Mayer, wurde unter dem Gejohl der Menge gezwungen, im Zuge vor das Rathaus mitzugehen. Oberbürgermeiſter Dr. Schwammberger, der von einem Balkon des Rathauſes aus zu den Kundgebenden ſprechen wollte,» wurde in der gemeinſten und unflätigſten Weiſe beſchimpft und am Sprechen verhindert. Eine Bande meiſt halbwüchſiger Bürſchchen ſchlug die Scheiben der Jenſter im Erdgeſchoß ein und drang in das Rathaus ein. Von den Eindringlingen wurden im Rathaus verſchiedene Türen ein⸗ geſchlagen, Akten aus den Fenſtern geworfen und in der wüſteſten Weiſe getobt. Oberbürgermeiſter Schwammberger, der eine Abordnung der Kundgebenden empfangen hatte, erzielt von der wilden Meute einige e Schläge auf den Kopf, ſo daß er einige Zeit nahezu bewußtlos war. Die Sprecher der; Menge, die ihn zu ſchützen verſuchten, bekamen dabei pon ihren eigenen Genoſſen etwas ab. Es iſt bemerkenswert, daß die Aufrührer von Anfang an Waffen bei ſich führten; Anführer ſoll ein gewiſſer Glock ſein. Rathauſes herbeigerufene Polizeiwehr wurde auf dem Anmarſch von der Menge angegriffen, wobei eine Reihe von Polizei⸗ wehrmannſchaften zum Teil erheblich verwundet wurde. Die Polizeiwehr mußte von der Waffe Gebrauch machen und f mit Gewalt in den Beſitz des Rathauſes ſetzen. Als die ſi vor dem Rathaus ſtauende Menge immer vergrößerte und die Erregung noch zunahm, erſchien in ſpäter Abendſtunde Nel g wehr mit Artillerie und Maſchinengewehren. Die Zahl der Toten beträgt 5, die der Verwundeten 8. Zur Wiederherſtellung der öffentlichen Sicherheit im Oleramts— ſtimmt. beantragt worden wegen eines in der„Schwäb. Tageszeitung“ veröffentlichten Aufrufs, in dem zum Lieferftreik in ſämtlichen Nahrungsmitteln an Stuttgart oder ſonſtige größere Induſtrie⸗ ö hier 2 Tote und 20 Verwundete gab. mehr unter dem Zwange dieſes engen! Kröner jun. iſt in Schutzhaft genommen worden. In Ravens b urg zogen die Demonſteanten ebenfalls vor das Oberamt, das ſie erheblich verwüſteten. Die Reichswehr von Weingarten mußte mit den Waſſen einſcheeiten, wobei es auch In Aalen bemächtigten ſich rabikale Elemente mit Gewalt des Einwohnerwaffendepots, das ſie vo lſtündig als aubten. Der Oberamtmann ſteht mit den Aufrührern noch in Ve Handen über die Herausgabe der Waffen. 10 Unruhen im Reich. Lebensmittetunruhen in Krefeld. In Krefeld kam es am letzten Montag zu einer großen Kundgebung gegen den Lebensmittel- wucher, an der ungefähr 10 090 Menſchen teilnahmen. Nach der Kundgebung zogen die Maſſen in das Stadtinnere. Es kam an mehreren Seilen zu Ausſchreitungen. So ſtürmte die Menge die Markthalle, wo die Verkaufsſtände ausgeplündert wurden. Im Warenhaus Tien wurden ſämtliche Schäufenſter des Erd- 32 d Leutnant von Waldau war wieder ganz wie früher in den ſorgloſen Ferientagen dort eingelebt. Er begleitete den Gutsherrn hinaus auf die Felder und Vorwerke, ritt und jagte mit ihm und nahm an al- lem, was vorging, regen Anteil. Am Nachmittag ſaß er dann plaudernd mit ihm in dem behaglichen Nauchkabi⸗ nett, oder fuhr mit dem in Manfreds Beſitz befindlichen Segelboot hinaus aufs Meer, auf dem er oft viele Stun⸗ den verbrachte. i Mit Gabriele ſtand er ſcheinbar auf freundſchaftlichem Fuße, wenn auch zu Herrn Blandens heimlichem iß⸗ fallen die formelle Anrede zwiſchen ihnen beibehalten wor⸗ den war. Sie begegneten einander unter ſeinen Augen ſtets freundlich und rückſichtsvoll; jede Anſpielung auf früher Geweſenes blieb, auch wenn ſie, was ſelten ge⸗ ſchlo allein waren, aus ihren Geſprächen ſtreng ausge- oſſen. 9 In dem kleinen Kreiſe herrſchte daher wenigſtens äu⸗ ßerlich vollſtändige Harmonie; dennoch blieb in Manfreds Herzen ein unbefriedigter Reſt, ein Gefühl der Enttäuſch⸗ ung in bezug auf das Verhältnis der beiden ihm ſo teu⸗ ren Menſchen, in deren Verkehr ein gewiſſes Etwas, das er gleichwohl nicht zu bezeichnen vermocht hätte, ihn ſtörte. Nichtsdeſtoweniger erfreute er perſönlich ſich ſeines jungen Gaſtes in gewohnter Weiſe. Gert trug ihm ge⸗ genüber ganz die alte warme Herzlichkeit zur Schau und brachte ihm durch ſeinen reichen Geiſt unerſchöpfliche Un⸗ terhaltung und Anregung. Zuweilen wollte es ihm freilich ſcheinen, als ob derſelbe ſich einen Zwang auferlegte, um ein gewiſſes Un⸗ gleichmaß der Stimmungen, unter dem er auch ihm gegenüher zu leiden ſchien, zu bekämpfen, als ob ſich in dem ſchönen, gebräunten Antlitz manchmal ein 115 von Mißmut und Abſpannung bemerkbar mache, aber Gert hatte auf gelegentliche freundliche Bemerkungen ſeinerſeits immer nur die gleiche Entſchuldigung:„Das ſind die fa⸗ talen Nerven, Onkel Manfred, die ich mir als uner⸗ wünſchtes Andenken aus dem Pharaonenland mitge⸗ bracht.“ An ſolchen Tagen pflegte er dann gewöhnlich weite einſame Fahrten zu unternehmen, von denen er oft erſt in der Dämmerung zurückkehrte. Im Stillen aber litt er ſowohl wie Gabriele täglich Zusammenleben meiſten Orten des Landes die Demonſtration gegen Teuerung ihre Die zum ei des bezirk Uim, wo die Unruhen einen ernſteren Charaßſer augenon⸗ men haben, hat das Staatsminiſterium auf Grund des Art, 48 der Reichsverfaſſung den Ausnahmezustand verhängt. Zum Re- gierungskommiſſar wurde der Oberamtsvorſtand von Ulm be⸗ Gegen Theodor Körner jun. iſt die Strafverfolgung bezirke, in denen Unruhen entſtehen ſollten, aufgeſordert wird. geſchoſſes zertrümmert und die Waren- gerät. Da die Pöltſer 80 n die Ausſchreitungen machtlos a ſchritt die 1 daun sbehürde mit einem großen Truppenaufgebot ein. Zahl⸗ reiche Verhaftungen wurden vorgenommen. ee e In Osnabrück iſt es in der Nacht zuin Montag zu ſchweren Kämpfen gekommen. Die Urſache war die Lebensmittelteuerung. Es wurde ohne Erfolg verſuchtn das Gefängnis zu ſtülrmen. 1 gang Nacht 1110 51 Shlehen 5 Der Sicherhelts⸗ olizei gelang es zunächſt nicht, der Unruhen 4 Wiclär iſt vorläüfig nicht eigene e e 12 ee eee eee 4 Kleine Nachrichten. 50 Berlin, 22. Juni. Wie wir von zuſtändiger Stell erfahren, haben ſowohl Geh. Rat Wiedfeld als auch Dr. Melchior die Uebernahme des R ichswirtſchafts⸗ miniſteriums abgelehnt. EF N Paris, 22. Juni. Wie der er der„In⸗ formation aus Boulogne mitteilt, iſt die Friſt für die Entwaffnung Deutſchlands über den 10. Juni hinaus verlängert worden. g (Havas.) Zur Flüſſigmachung der 15 Paris, 22. Juni. deutſchen Verpflichtungen haben die Alliierten ſich ent⸗ ſchloſſen, der internationalen Finanzkonferenz in Brüſſel die Aus abe internationaler Anleihen zu empfehlen, für die die nkünfte Deutſchlands als Pfand dienen ſollen. Wenn Deutſchland bei Ausführung des Friedensvertrags böſen Willen zeige, müßten Zwangsmaßnahmen ange⸗ wandt werden. Ueber die Verteilung der Zahlungen ſei noch nichts endgültig beſchloſſen. ö 1 Voulogne, 22. Juni.(Havas.) Lloyd George äu⸗ ßerte in den Beratungen über die ruſſiſche Frage den Wunſch, die britiſchen Beziehuungen mit Rußland wieder aufzuunehmen. Millerand dagegen blieb dabei, nur die wirtſchaftlichen Beziehungen wieder aufzunehmen. Straßburg, 22. Juni. Die im Friedensvertrag vorgeſehene rheiniſche Konferenz iſt zuſammengetreten und hielt geſtern zwei Sitzungen ab. Den Vorſitz führte der frühere Miniſter Claveille. Deutſchland war durch fünf Delegierte und Sekretäre vertreten. Belgien, Ita⸗ lien und die Schweiz waren ebenfalls vertreten, dagegen hatte Holland keinen Delegierten entſandt. Paris, 22. Juni. Die Kammer ſtimmte bei Be⸗ ratung des Budgets einer Erhöhung der Repräſentations⸗ kredite des Präſidenten der Republik um 900000 Franken, der Präſidenten der beiden Kammern um 60000 und der drei Marſchälle um 30000 Franken zu. Paris, 22. Juni. Im Alter von 82 Jahren iſt der Chemiker Adolf Carnot, ein Bruder des ehemaligen Prä⸗ ſidenten der Republik, geſtorben. Paris, 22. Juni. Nach einer Havas⸗Meldung aus Waſhington kündigt das Marine⸗Departement die Bil⸗ Dung eines beſonderen Geſchwaders am Panamakanal flir die Küſten von Mexiko und Zentral⸗Amerika vom 1. Oftober ab an. 1 5 London, 22. Juni. Reuter zufolge 0 man in den Freiſen der engliſchen Diplomaten die rſchiebung der 0 5 Spa um 8 Tage für unvermeidlich. „ London, 22. Juni.(Havas.)„Daily Expreß“ ver⸗ ſichert, daß das Kabinetk beſchloſſen babe nach vier Jahren in Meſopotamien ein arabiſches Königreich zu errichten. Bis dahin werde das Land mit briti chen % Harniſonen belegt und eine Armee und Polizei der Eingeborenen organiſiert werden. N „London, 22. Juni.(Reuter.) Die Vereinigung der Seeleute hat aus Sympathie für die ausſtändigen Funken⸗ telegraphiſten die Abfahrt von 3 Schiffen aus Tilburg norhindort. — Während ſie indes in dumpfer Reſignation denſelben er⸗ trug, ſann er unabläſſig über ein Mittel, ihn wenigſtens teilweiſe abzuſchütteln. „Onkel Manfred!“ bemerkte Gert eines morgens, als er den Gutsherrn wieder auf einem Spazierritt begleitete: „Du äußerteſt neulich einmal, ich glaube, es war am Tage meiner Ankunft, ob Deine junge Frau nicht viel⸗ leicht an einer Art don Heimweh litte— ich habe in⸗ zwiſchen darüber nachgedacht und meine Beobachtungen gemacht, und ich glaube faſt, daß Du recht haſt. Miß⸗ verſtehe mich nicht,“ fuhr er beſchwichtigend fort, als er Manfreds Schrecken gewahrte,„ich will damit ja nicht ſagen, daß ſie ſich von hier fortſehnen könnte— ich meine nur, daß das Kind der Großſtadt, als welches ſie auf⸗ gewachſen. an wechſelvollere Eindrücke und mannigfachere Zerſtreuungen gewöhnt ſein dürfte, als ſie ihr hier ge⸗ boten werden, und daß die Einſamkeit des Landlebens, ihr ſelber unbewußt, einen lähmenden und erſchlaffenden Einfluß auf ihre Nerven übt. Was dieſen not tut, iſt vielleicht nicht Ruhe, ſondern Anregung— ich kann mich ja täuſchen, aber es wäre wenigſtens denkbar.“ Manfred hatte ſchweigend zugehört; auch jetzt ver⸗ harrte er noch eine Weile im ſtummen Nachdenken über das Gehörte. f e Wahrhaftig, ich glaube, daß Du ſcharfſinniger als ich den wahren Grund von Gabrielens Leiden entdeckt haſt“, ſagte er endlich, den ſinnenden Blick von dem Hals ſeines Pferdes zu ſeinem jungen Begleiter erhebend.. „Habe Dank für den Wink, den ich nicht unbenutzt laſſen werde. Wenn ich's recht bedenke, ſo haben wir ſeit unſe⸗ rer Verheiratung in der Tat ein förinliches Einſiedlerle⸗ ben geführt. Du weißt ja, daß ich niemals ein Freund allzu lebhafter Geſelligkeit war, und als nun Gabriele von unſerer ziemlich ausgedehnten Hochzeitsreiſe, die uns auf ihren Wunſch nach Italien geführt, ein wenig er⸗ ſchöpft und angegriffen zurückkam, da glaubte ich für ſie nichts Beſſeres erſinnen zu können als Ruhe und Stille. r 15 1 Fortſetzung folgt. merſonnenwende. 1 gut trainterte ſpielſtarke Mannſchaft ſtellt. Freundſchaftsſpiel. f g trotzdem dürfen wir auf die Vertreter unſeres Viernheimer Fußballſportes ſtolz ſein, 5 Lokale Nachrichten. — Die Parteikampfe der Gegenwart und dl durch ſie erzeugte Spannung dürfen uns nicht vergeſ⸗ ſen laſſen, daß dem deutſchen Volke eine Aufgabe geſetzt iſt, die über den Parteien ſteht. Im Oſten gilt es deutſches Land zu retten. Hunderttauſende von Ab⸗ ſtimmungsberechtigten aus dem Reiche ſollen die Fahrt nach der Heimat antreten. Die ungeheuren Koſten die⸗ ſer Völkerwanderung müſſen durch private Mittel beſtrit⸗ en werden. In der„Grenz⸗Spende“ ſollen ſie aufge⸗ 1 N bracht werden— niemand darf ſich von ihr ausſchließen, wenn das ſchwere Werk gelingen ſoll. Beiträge für; die Grenz-Spende werden von der Geſchäftsſtelle unſerer geitung, die darüber öffentlich quittiert, gern angenom⸗ men. i — Der Lebensunterhalt einſt und jetzt. Nach der guſammenſtellung eines Pariſer Blattes ſind die Koſten für den Lebensunterhalt gegenüber 1913 geſtiegen: in den Vereinigten Staaten um 206 Proz., in England um 257 Proz., in Frankreich um 330 Proz., in Italien um 330 Proz., in Deutſchland um 1000 Proz. und in Oeſterreich um 4000 Prozent. Vergleicht man mit dieſen Ziffern die Steigerung des Notenumlaufs, ſo ergibt ſich eine überraſchende Parallele. Die Zunahme beträgt nämlich in den Vereinigten Staaten 101 Proz., in England 244 Proz., in Frankreich 375 Proz., in Ita⸗ lien 335 Proz., in Deutſchland 875 Proz. und in Sao 30 nao Odlerhats rage e er 24. Junt ist Johannes dem Täufer geweiht. Da das Johannesfeſt um die Zeit der Sommerſonnenwende fällt, ſo heißt es noch jetzt häufig Sonnenwendfeſt oder Mittſommerfeſt und viele daran haftende Gebräuche ſtammen aus heidniſcher Zeit; namentlich das Johannesbad, die Blumenopfer an d Flüſſe und die Johannisfeuer, die noch heute in viele Gegenden am Vorabend angezündet werden und frühetz oft unter Teilnahme der Obrigkeit und Fürſten au Marktplätzen üblich waren. Das lebenſprühende Jah iſt jetzt auf ſeinem Höheweg angelangt. Die Roſen blü⸗ 5 hen, dle Felder ſtehen im Anfangsſchmuck der Aehren; die Tage ſind immer länger geworden. Und nun iſt Som⸗ Leiſe, ganz leiſe nimmt die Tages- länge ab. Es geht der zweiten Jahreshälfte zu. Der Herbſtiwnd wird bald um uns heulen und darauf wird Winter ſein. Kurz iſt des Menſchen Erdenwallen. Der Johannistag gemahnt uns an die Vergänglichkeit. — Abermals ein Aufſchlag auf den Zeitungs⸗ papierpreis. Aus Berlin erfahren die„Münch. N daß ab 1. Juli abermals ein namhafter Zuſchlag auf Zeitungspapier erfolgen ſoll. Das Blatt ſchreibt dazu: Wir würden die Nachricht kaum für glaubwürdig halten, wenn ſie uns nicht aus zuverläſſiger Quelle zuginge. Zurzeit liegt nicht der geringſte Anlaß vor, die Steige- rungen beim Zeitungspapierpreis fortzuſetzen. Die zum Teil ungeheuren Dividenden der Papierfabriken ſprechen eine deutliche Sprache. Obwohl die Ausfuhr von Pa- pier grundſätzlich geſperrt iſt, ſind unſere Nachbarländer mit deutſchem Papier überſchwemmt. Der Abg. Dr. Schlittenbauer hat auf das Schreiben des Reichswirt⸗ ſchaftsminiſteriums betr. den Papierpreis eine Antwort nach Berlin geſandt, die den Nagel auf den Kopf trifft. Nach einem ziffernmäßigen Hinweis auf die Preisſteige- rungen heißt es in dem Schreiben u. a.:„Und die⸗ ſen Zuſtänden ſchaut das Reichswirtſchaftsminiſterium mit verſchränkten Armen zu und behauptet noch, daß die Preisbildung auf dem Papiermarkt von ihm aufmerkſam verfolgt werde! Da möchte man eher glauben, daß ein Blinder mit Aufmerkſamkeit verfolgt, was er nicht ſehen kann; denn wenn das Reichswirtſchaftsminiſterium ſehend wäre, dann könnte es doch unmöglich die neue Preis⸗ erhöhung des Ringes der Papierfabriken dulden. Der Raubzug der Papierfabirken hat ſämtliche Zeitungen gezwungen, ſchon ab Juni zu neuen Preiserhöhungen zu greifen. Sie konnten nicht einmal mehr den Quartals⸗ wechſel abwarten. Iſt denn die Not der Papierfabriken, die Dividenden von ſolcher Rieſenhöhe verteilen, ſo gro) daß die Herren nicht einmal mehr beſtimmte Termine an⸗ geben können, von welchem ab eine Preiserhöhung wirk⸗ ſam ſein wird? Iſt ſie ſo groß, daß ſie ihre Preiser⸗ höhung ſogar mit rückwirkender Kraft ausſtatten müſ⸗ ſen? Iſt das nicht ein Verfahren, welches der Preſſe und den Verlagen überhaupt jeden Kalkul vollſtändig un⸗ möglich macht? Weun das Reichsernährungsminiſterium dieſes die Volkswirtſchaft zerrüttende Syſtem, Preiſe mit rückwirkender Kraft auszuſtatten, auf dem wichtigen Ge⸗ biete des Handelsdüngers hat abſchaffen können, warum kann denn das Reichswirtſchaftsminiſterium dieſen gro ben Unfug nicht auf dem Gebiet der Papierverſorgung beſeitigen?“— Man darf wohl erwarten, daß die neuer⸗ lich geplante Erhöhung auf den ſchärfſten Widerſtand er agnzen Neitunaswelt ſtüußen mird Sport. Sport⸗Verein verlor am Samstag in Offenburg nach hartem Kampfe 0: 3 und am Sonntag morgen in Freiburg 0: 2. Beide Reſultate entſprechen nicht dem Spielverlauf und Sport⸗Verein dürfte weit gün⸗ ſtiger abſchnelden. Die erſte Elf des„Sportvereins 09“ iſt von ihrer Sportsreiſe Offenburg⸗Freiburg zurück. Die Reſultate haben wohl etwas enttäuſchr. Das Ergebnis des Spieles in Offenburg, durch ſtarken Regen beeinträchtigt, dürfte ganz den gegenſeitigen Leiſtungen entſprechen; zumal Offenburg als diesjähriger A-Meiſter(jetzt Liga⸗Klaſſe) eine Die Freiburger Pfingſtgäſte haben beim Rückſpiel auf ihrem eigenen Platze beſſer abgeſchnitten. Das Spiel zeigte ſich als wirkliches Sportvereins Elf hat verloren, aber 1 Durch ihr faires, aufopferndes Amtlicher Teil. Betr.: Flelſchverſorgung. Am Freltag, den 25. ds. Mts., gelangt bei den hie⸗ ſigen Metzgern an die fleiſchbezugsberechtigten Perſonen Frlſchfleiſch zur Ausgabe. Die auszugebende Menge wird am Rathaus angeſchlagen. Das Krankenfleiſch wird morgen ebenfalls zu je 250 Gramm verteilt Betr.: Ausgabe von Handkäſe. Wir haben den Spezereihändlern Handkäſe zur Ver⸗ tellung an die 1. Gruppe zugewieſen. Auf den Kopf ent⸗ 3 Stück zum Preiſe von 50 Pfg. pro Stück. Betr.: Butterverſorgung. Freitag, den 25. ds. Mts., kommt bei den Spezerei⸗ händlern an die Bezugsberechtigten Molkereibutter zur Aus⸗ gabe. Auf den Kopf entfallen 35 Gramm zum Preiſe von 1,40 Mark. Krankenbutter kann diesmal nicht ausgegeben werden. Betr.: Milchverſorgung. Die Milchverſorgung wird hier durch den weiteren Ausbruch der Maul- und Klauenſeuche in den Lieferungs⸗ gemeinden des Odenwaldes immer ſchwieriger. Wir erhiel⸗ ten daher von der Landes⸗Milch⸗ und Fettſtelle auf unſere Vorſtellung condenſierte Vollmilch zugewieſen. Dieſelbe ge— langt bei den Milchſammlſtellen an die Milchverſorgungs— berechtigten zur Ausgabe. Der Verkaufspreis für eine Doſe condenſierte ungezuckerte Vollmilch 9,20 Mk. gezuckerte 5 11,20 77 1„ Betr.: Erwerbsloſenfürſorge. Für die Kalenderwoche vom 21. Juni bis 25. Juni 1920 gelten für Erwerbsloſen-Unterſtützungsbezieher folgende Kontrollzeiten: Von A—2 einſchließlich am Montag, den 21. Juni 1920, vorm. von 9—10 Ahr Von— Z einſchließlich am Freitag, den 25. Juni 1920, vorm. von 9— 10 Ahr zwecks Geldauweiſung. Wir machen ausdrücklich darauf aufmerkſam, daß uns jedes Beſchäftigungsverhältnis bei Strafvermeiden ſofort zu melden iſt. 2 Betr.: Lebensmittelverſorgung. 245 N Wir haben die Wahrnehmung gemacht, daß ein erheblicher Teil von Haushaltungsvorſtänden die vorgeſchriebene Abmeldung beim Ableben eines Familienmitgliedes unterlaſſen und unberechtigter Weiſe die Brotmarken und ſonſtige Lebensmittel für die verſtorbene Perſou weiterbezogen hat. Dieſe Handlungsweife gleicht einem Betrug und iſt ſtrafbar. Wir ſind angewieſen, gegen derartige Haushal⸗ tungsvorſtände mit aller Schärfe vorzugehen. Bei Säumigen, die die Abmeldung bis ſpäteſtens 1. Juli ds. Is. noch nachträglich be⸗ wirken, wollen wir ausnahmsweiſe von Erbebung einer Strafanzeige Abſtand nehmen. Betr.: Verbot des Verkaufs von Speiſeeis auf öffentlichen Straßen und Plätzen. N 6 1 Auf Grund des Artikels 64 der Kreis- und Provinzialordnung wird mit Zuſtimmung des Kreisausſchuſſes und mit Genehmigung des Großherzoglichen Miniſteriums des Innern vom 22. März 1918 zu Nr. M. d. J. 11 1248 für den Kreis Heppenheim verordnet was folgt: 8 8 1 Speiſeeis darf außerhalb der Ladengeſchäfte nicht verkauft oder feilgehalten werden. 3 2 Zuwiderhandlungen werden, inſoweit nicht andere Strafbe⸗ ſtimmungen auzuwenden ſind, mit Eeldſtrafe bis zu 30 Mark und im Uneinbringlichkeitsfalle mit Haft, beſtraft. 5. 3. ü 2 8 Die vorſtehenden Vorſchriften treten am 1. Juli 1920 in Kraft. Heppenheim, den 10. Juni 1920. N Heſſ. Kreisamt Heppenheim. b. Hahn. Vorſtehende Bekanntmachung bringen wir hiermit zur öfſent⸗ lichen Kenntnis und empfehlen genaue Darnachachtung. Betr.: Oelbewirtſchaftung. N. Die abſchriftlich folgende Verfügung des Herrn Reichsminiſters für Ernährung und Landwirtſchaft vom 3. Juni Nr. II 635 bringen wir zur öffentlichen Kenntnis. Heppenheim, den 14. Inni 1920. Heſſ. Kreisamt Heppenheim. Hechler. Abſchrift! fruchtanbaues mit der vorgeſchlagenen Erhöhung der den Erzeugern gemäߧ 1 Oelfruchtmengen einverſtanden. 1 bauern nach der vorgenannten Beſtimmung verbleibenden Oelfrucht— mengen folgende Durchſchnittertragsſätze zu Grunde zu legen: für Winterraps und Winterrübſen 1600 kg für den ha für Sommerraps und Sommerrübſen 800„„ für Mohn 1066 1 für Dotter 800„ für Leinſaat 666 7 für Senf 666 5 für Hanf 800„„ für Sonnenblumen ee e ee Bei Leinſamen verbleiben den Oelſaatanbanern künftig für jede einzelne Wirtſchaft von Vorräten bis zu 600 Kilogramm in der Hand desſelben Lieferungspflichtigen 60 v. H. dieſer Vorräte, mine deſtens jedoch 50 Kilogramm. Betr.: Oelbhewirtſchaftung. 5 Unter Bezugnahme auf die Verordnung über Oelfrüchte und daraus geclonnene Erzeugniſſe vom 16. Auguſt 1919 und die Be⸗ konntmachung des Heſſ. Landes-Ernährungsamtes Darmſtadt vom 15. Dezember 1919 im gleichen Betreff, bringen wir hiermit zur öffentliſtes Kenſitnis, daß auch im Erntejahr 1920 die Oelfrüchte, d. h. Raps, Rübſen, Leindotter, Senf, Hederich, Hanf und Sonnen- blumen der öffentlichen Bewirtſchaftung unterliegen und an die vom Spiel haben ſie ſich die Sympathie und Achtung ihrer Gaſt⸗ geber geſichert. Reichsausſchuß beſtellten Aufküufer(Rommiſſionäre) abzuliefern ſind. 0 rungsverhältnis hier aufzuſtellen iſt überflüſſig. Solange die öffentliche Bewiriſchaftung, der Oelfrüchte noch beſteht, bin ich auf Grund der wiederholt geäußerten Wünſche der 3 Oelfruchtanbauer im Intereſſe der Förderung des einheimiſchen Oel- der Verordnung vom 16. Auguſt 1919 zu belaſſenden Ich erſuche deshalb, bei der Beſprechung der den Oelſaatan- Die Beſitzer haben gemäߧ 4 a. a. O. am 1. Auguſt vorhanden: Mengen dem Kommunalverband durch Vermittelung der Bürgermei⸗ ſterei ihres Wohnortes anzuzeigen, außerdem ſind die nach dieſem Zeitpunkt geernteten Mengen am 1. jeden Monats dem Kommunal- verband mitzuteilen. Wir fordern daher die Beſitzer oder die Aufbewahrer von Oel⸗ früchten auf, die vorgeſchriebenen Meldungen an den feſtgeſetzten Terminen pünktlich zu erſtatten. Es iſt anzuzeigen, wieviel Oel- früchte, getrennt nach Arten, in Kilogramm geerntet worden ſind, wieviel zum Oelſchlagen und wieviel Kilogramm zur Ausſaat ver— wendet werden, ſowie witviel Kilogramm hiernach noch abgeliefert werden können. Wier machen hierbei ausdrücklich auf die Strafbeſtimmungen aufmerkſam, wonach mit Gefängnis bis zu 6 Monatn und mit Geldſtrafe bis zu 1500 Mark oder mif einer von beiden Strafen beſtraft wird(§ 16 a. a. O.), wer die Anzeige nicht innerhalb der geſetzten Friſt erſtattet oder wer wiſſentlich unvollſtändige oder falſche Angaben macht. Heppenheim, den 14. Juni 1920. Heſſ. Kreisamt Heppenheim. Hechler. Vorſtehende Bekanntmachungen bringen wir hieemit zur Kennt— nis der Beteiligten. Diesbezügliche Anmeldungen ßud bis ſpäteſtens 1. Auguſt 1920 auf unſerem Büro Nr. 16 zu machen. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Sport⸗Verein„1909“ Viernheim. — Sportplatz hinterm Gaswerk. 75 8 Sonntag, den 27. Juni 1920 1 8 Wettspiele 95 der 1. u. 2. Mannſchaft Sport-Verein 8 09 Viernheim gegen 1. u. 2. Mannſchaft 7 Sport⸗Vereinigung„Viktoria“ 0 W 9 Neckarau(B-Meiſter 1919/20). Spiel⸗ . anfang ½2 und ¼4 Uhr. Morgen Freitag Abend 8.30 Uhr 166 Wichtige Spieler⸗Verſammlung mit Spielausschuss-Sitzung im Gaſthaus zum „Waldſchlößchen“. Das Erſcheinen aller iſt dringend. 3. Mannſchaft, 1. und 2. Jugend ſpielfrei. Der Spielausſchuß. Prima für junge Hühner * Bürſten und Beſen, u e e Bürſtenwaren n Kühlwein iſt wieder eingetroffen bei Samenhandlung. Jakob Bayer. Eingeſandt. (Ohne Verantwortung der Redaktion.) Enorm hohe Löhne! Welchem Arbeiter, ob Mann oder Frau, ſteigt es nicht helß zu Kopf, wenn er bei jedem kleinen Einkauf, Repara⸗ turen oder ſonſt einer Anſchaffung, die ſo gedankenloſe Aeußerung mit in Kauf nehmen muß:„Ja die hohen Löhne.“ Wie kümmerlich ſolch ein hoher Lohnbezieher oft ſein Daſein friſten muß, wenn er mit einer Kinderſchar geſegnet iſt, davon haben diejenigen, die alles Unheil, was über uns hereingebrochen iſt, auf die ewig unzufriedenen Rebellen abſchieben wollen, keine Ahnung oder ſie ſind als arme Knechtſeelen auf die Welt gekommen. Jetzt die Kehr— ſeite der Medaille. Diejenigen, die in der Lage ſind, ſolche hohen Löhne auszuzahlen, erübrigen doch ſoviel, daß ſie in einem Seebade oder ſonſt einem Treffpunkt der vornehmen Welt die Freuden des irdiſchen Daſeins genießen können. Prozentual ausgerechnet reicht der enorm hohe Lohn nicht für ein tägliches Landbutterbrot. Ein ſtatiſtiſches Teue⸗ Wir Zeit⸗ genoſſen wiſſen Beſcheid. Aber darüber ſollte jeder Zeit— genoſſe klar ſein, all das Grauenhafte, das über uns her— eingebrochen iſt, iſt den Launen einiger„von-Gottes⸗-Gnaden“ vom ſchönen Juli 1914 zu verdanken. Eine Zeitgenoſſin. Waldshut, 22. Juni. In Albert verwandke die Frau des Händlers Rüde Benzol zum Feueranmachenz Hierbei entſtand eine Exploſion und die Frau erli ſo ſchwere Brandwunden, daß ſie ſtarb. Stuttgart, 22. Juni. Zum Präſidenten des württ. Landtags wurde Abg. Walter(Zentr.) gewählt. Zum 1. Vizepräſidenten wurde Abg. Dr. Roth(B. B.), um 2. Vizepräſidenten der Abg. Keil(Soz.) gewählt. i Mutmaßliches Wetter. Der Hochdruck von Weſten kommt raſch herein. Am Donnerstag und Freitag iſt gleichwohl noch unbeſtändiges, wenn auch vorwiegend trockenes Wetter zu erwarten. 3 9—— — Handbetrieb leicht- bequem- billig vefden Tement- Dachziegel durch die bekannte AMB. Dachziegel Maschine 5 1 hergestellt. ue AMI, Abt../ Berlin-Johannfstnal. CFC PPTP annl-eoberscbwanz Kronenz! lee eee