Engel- Lichtspiele. Spielplan für Samstag, Sonntag und Montag. Samstag und Sonntag: Der große gewaltige Senſationsfilm aus unſeren Tagen: „Desperados“ Ein packendes Lebensbild in 5 großen Abteilungen. Spannend von Anfang bis Ende. „Das Fräulein an der Kasse“ Hochintereſſantes Luſtſpiel in 2 Akten. In der Hauptrolle Lya Lay. Einlage. e Charlie in Carmen. e Einlage. Montag: Bergschrecken Ein Senſationsdrama aus dem Hochgebirge in 4 gewaltigen Akten. „Der Preisfilm“ Ein Luſtſpiel von ſprühendem Humor von ſeltener Schönheit in 3 großen Akten. In der Hauptrolle Lya Ley. Einlage. „Das Leben und Treiben in Tanger“(Marokko) Spielzeiten: Samstag u. Sonntag ab 7, Sonntag ab 6 Uhr. Ende 11 Uhr. 2 Am 17. Juli kommt: Die Herrin der Welt 1. I 7 DF * Piktſchafts⸗Aebernahme und Empfehlung. Den werten Bewohnern von Viernheim mache hierdurch die ergebene Anzeige, daß ich das Gasthaus zn Rebstock käuflich erworben habe und den Wirtſchaftbetrieb mit dem heutigen Tage ſelbſt weiterführe. 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Juli 1929 0 Wes f N Folal⸗Wattspiele 1 93 2 1 5 N 1 N Waldhof in Waldhof. N 77 gegen Heppenheim in Heppenhelm. 2. . Jugend vorausſichtlich gegen 2. Jugend „Sport⸗Verein 1909“ Viernheim. ten, welche auswärts ſplelen: Abfahrt der 1. Jugend⸗Mannſchaft 816 Uhr „„ 2. Maunſchaft„, „„1. Mannſchaft 15 „ 3. Mannſchaft 100 Der Spielausſchuß. 75 1 50 Pfg. ar Hausfrauen unſerer 1., 2. und 1. Jugend⸗Mann ſchaft gegen„Turn⸗Geſellſchaft 1888.. 3. Mannſchaft Abfahrt der Mannſchaf⸗ 1 örſcheint wöchentlich dreimal! Dienstag, Donnerstag u. Samstag jernheimer Bür Geschäfts- Anzeiger Bezugspreis: monatlich Alm Sbla Pfg. mit Trägerlohn, durch die Poſt pro Quartal 2. Beſtellungen können bei unſerer Expebitlon u. bei allen Poſtanſtalten gemacht werben. Beilagen:. Wand- rplan. De R———— eee Lokal⸗Anzeigeblatt für Viernheim der Bürgermeisterei Viernheim Enthält alle amtlichen Belauntmachungen der Behörden Viernheims und Umgebung. Inſerate finden in der Blrger⸗Zeitung wirkſamſte Verbreitung.— Für Wohnungsinſerate Ausnahme⸗Tarif Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Viernheim, Nathausſtraße. —— fer Zeilun Vereins„ Auzeiger Anzeigenpreiſe: Lokale Inſerate die einſpaltige Petit Zeile 9 Pfg., auswärtige, Pfg. Reklamen im Textteil“ Pfg. auswärts 1% Teerungszuſchlag. Beilagen für 1000 Exemplare 9 ark. Bei ae une Veitrelbung wird ber ewährte Rabatt hinfällig, d bei ichtbezahlung innerhalb drei Monaten. Amt Viernheim. N 77 FFernſprecher Nr. 217 — Dienstag, den 6. Juli 1920 een Poſtſchecklonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M. 10. Jahrg. g kalender und ehe, ſchon in voller Tätigkeit! lief ſie Gabriele lachend entgegen, während ſie Neues vom Tage. Kundgebung der Poſtbeamten. Berlin, 5. Juli. In einer Verſammlung im Zir⸗ kus Buſch nahmen die Poſt- und Telegraphenbeamten des mittleren Dienſtes eine Entſchließung an, die gegen die neue Perſonal- und Gehaltsordnung ſcharfen Widerſpruch erhebt und von der Regierung ſofortige Abſtellung des unerträglichen Zuſtands fordert. Verhinderung der Volksabſtimmung. Berlin, 5. Juli. Der Deutſche Heimatbund Poſener Flüchtlinge veröffentlicht eine Kundgebung gegen die bru⸗ tale Vergewaltigung der Deutſchen durch die Polen und gegen die Behinderung der Volksahſtimmung in Oſt⸗ und Weſtpreußen. Die Reichs⸗ und die preußiſche Staatsregierung werden aufgefordert, mit Vergeltungs— maß regeln gegen alle in Deutſchland anſſiſſigen Polen vor- zugehen. Vorbereitungen zum Umſturz. München, 5. Juli. Der„München⸗Augsb. Abend- zeitung“ zufolge iſt hier eine Kommuniſtenorganiſation entdeckt worden. München ſei jetzt der ſpartakiſtiſche Mittelpunkt Deutſchlands. Die Führer erklärten, jetzt, wo die Schwierigkeiten der Reichsregierung unſichere Zuſtände zeitigten, ſei die beſte Gelegenheit zum Um⸗ ſturz gegeben. Verpfändung der öſterr. Eiſenbahnen. Wien, 5. Juli. Dem„Berliner Tageblatt“ zufolge ſollen zur Regelung der Vorfriſtſchuld Oeſterreichs an Frankreich die öſterreichiſchen Staatsbahnen an ein fran⸗ zöſiſchess Konſortium verpfändet werden. Da auch im Auftrag der ungariſchen Regierung die Ungariſche Kredit⸗ bank über den Verkauf der ungariſchen Staatsbahnen an ein franzöſiſches Finanzkonſortium verhandelt, werden die Franzoſen das geſamte Verkehrsnetz des Donaugebiets u ihre Hände bekommen. ö Fehrenbach Reichspräſiventſchaftskandivat? Karlsruhe, 4. Juli. Zur Frage der Reichspräſiden⸗ tenwahl teilt der„Badiſche Beobachter“ mit, daß für den Fall der endgültigen Ablehnung Eberts in weiteren olitiſchen Kreiſen einſchließlich der Sozialdemokratie der Bedanke einer Aufſtellung des jetzigen Reichskanzlers Feh⸗ tenbach als ⸗ Kandidat für die Reichspräfidentſchaft bereits erörtert wird. e Primula veris. Erzählung von A. Brüning. Nachdruck verboten. Es war ſo natürlich, daß der junge Offizier ihr bei den Arrangements zur Hand ging. Er half ihr bei der Ausſchmückung der Räume, ſowie des Feſtplatzes vor der Terraſſe, ritt, während der Gutsherr in Wirtſchaftsange⸗ legenheiten beſchäftigt war, für ſie zur Stadt, ihre Auf⸗ träge zu beſorgen, und unwilltürlich entwickelte ſich durch dieſe gemeinſame Beſchäftigung ein natürlicherer Ver⸗ kehrston zwiſchen ihnen, was auch von Manfreds Seite mit freudiger Genugtuung empfunden wurde. So hatte die durch das bevorſtehende Feſt hervorge- rufene geſteigerte Tätigkeit in Mallehnen wie ein erfri⸗ ſchender Windhauch die bisherige ſchwüle Atmoſphäre ge— zeinigt, unter deren Druck, bewußt oder unbewußt, Bewohner gelitten hatten. In dem bisher ſo ſtillen Land- hauſe herrſchte ſtatt deſſen— wenigstens ſcheinbar— ein friſches, frohes Leben, wozu die häufigen Beſuche Ger⸗ das, welche beinahe täglich angefahren kam und wie ein kauwwiſch in allen Räumen umherfuhr, nicht wenig bei⸗ rügen. Soeben hielten wieder die von cle ihr ſelbſt gelenkten Ponnies vor der Freitreppe. Gabriele befand ſich gerade im Garten. Mitten auf der vor der Veranda ſich aus— breitenden Raſenfläche beaufſichtigte ſie das mittels Fähn— chen und bunter Lampions bewerkſtelligte Abgrenzen der— ſelben zum Tanzplatz. „Ah, da ſind Sie ja, liebſte Gabriele, und wie ich f Das iſt prächtig, da kann ich helfen!“ tönte von der Türe des Gartenſaales plötz⸗ ich eine helle Stimme in ihre Anordnungen hinein. Ga- briele wandte ſich der Terraſſe zu, auf der ſoeben in ei⸗ nem allerliebſten, ſportmäßigen Amgzonen-Koſtüm Fräu⸗ ein Gerda erſchien, der Herr von Waldau folgte. Sie habe denſelben unterwegs aufgegriffen und ee elch wie ein Vogel die Stufen herabhilpfte.. „Wir haben uns prächtig unterhalten,“ plauderte ſie Mergnigt.„Herr von Waldau hat mir ein Kompliment . Die Konferenz in Spa. Am 5. Juli trat die vielbeſprochene Konferenz in Spa zuſammen, auf der endgültig über den weſentlichen In⸗ halt und Umfang des Friedensvertrags Beſchluß gefaßt werden ſoll. Nach dem Vertrag von Verſailles ſollten die feindlichen Anſprüche für die ſogenannte„Wieder— gutmachung“, die man aber trotz der berüchtigten 14 Punkte Wilſons richtiger als Kriegsentſchädigung zu be— zeichnen hat— nach dem erſten Punkt Wilſons ſollte es ja keine Kriegsentſchädigung geben—, bis zum Mai 1921 feſtgeſetzt werden. Aus verſchiedenen Gründen iſt es aber für Deutſchland wie für die Gegenſeite unmög— lich, bis dahin zu warten; beide Teile müſſen endlich wiſſen, woran ſie ſind. Es muß Klarheit geſchaffen werden, ob die Forderungen des Verbands überhaupt erfüllbar ſind. In dieſem Sinne iſt die Konferenz von Spa der Abſchluß des Vertrags von Verſailles, zwei— einhalb Jahre nach Beendigung des Kriegs und ein volles Jahr nach Unterzeichnung des Friedensvertrags, — ein einzig daſtehender Fall, der das ganze„Frie⸗ denswerk“ ſo recht kennzeichnet. Man erhofft von der Konferenz vielfach Erleichte— rungen. Aber gerade günſtig ſcheinen die Ausſichten da⸗ für nicht zu ſein. Jedenfalls, wenn es nach dem Sinn der Franzoſen und Belgier, nach Foch, Poincare, Mil- lerand uſw. ginge, dann würde von einer Milderung des Vertrags von Verſailles gewiß nicht die Rede ſein können, eher wäre eine Verſchärfung zu erwarten. Auf der anderen Seite wäre es aber wohl verfehlt, von den übrigen Verbündeten, England und Italien, eine wirk- ſame Unterſtützung des deutſchen Standpunkts zu er⸗ hoffen. Die Konferenz in San Remo hat ja deutlich genug gezeigt, daß Millerand es verſteht, England in— bezug auf die franzöſiſchen Abſichten gegen Deutſchland immer wieder gefügig zu machen. Die gefährliche Lage im Orient, die Englands Intereſſen vor allem berührt, iſt ein Trumpf, den Millerand noch ſtets mit Erfolg ausgeſpielt hat. So ſind denn die deutſchen Vertreter, die in Spa, wie ſie und wir hoffen, zum erſten Mal wieder mit den feindlichen Mächten in perſönliche Ver- handlungen einzutreten Gelegenheit haben, auf ſich ſelbſt und die Beweiskraft ihrer Sache angewieſen. Sie gin⸗ gen nach Spa in dem feſten Willen, eine Einigung zu— ſtande zu bringen und von den Friedensbedingungen zu übernehmen. was ſich mit der Leiſtungsfähigkeit Deutſch⸗ ** über meine Fahrkunſt gemacht, auf das ich nicht wenig ſtolz bin. Hoffentlich war es aufrichtig gemeint?“ ſie, zu ihrem Begleiter gewandt, neckend hinzu. Gerts Blick, der während der Begrüßungsſzene dü— ſter und ſelbſtvergeſſen an Gabrielens Geſtalt gehangen, wandte ſich mit ſchnellem Wechſel des Ausdrucks der jun— gen Dame zu. „Gnädiges Fräulein zweifeln? So wiederhole ich nochmals: Sie ſind die kühnſte und anmutigſte Amazone, die ich bisher zu bewundern Gelegenheit gehabt.“ Er legte wie beteuernd die Hand aufs Herz und wußte durch Blick und Geberde ſoviel ritterliche Huldig ung auszudrücken, daß die kleine Dame befriedigt lächelte In dieſem Augenblicke dachte Gabriele, welches Glück es für ſie wäre, wenn Gert ſich zu ihrer jungen Freundin hingezogen fühlte und die Vergangenheit darüber vergeſſe Hätte ſie durch die täuſchende Maske hindurch einen Blick in die tiefe Zerfahrenheit ſeines Gemütes werfen können, ſo würde ſein gefliſſentlich zur S getragenes Inter— ſetzle Schau eſſe für Gerda ſolche Hoffnungen nicht erweckt haben. „Wie hübſch und originell der Tanzplatz hier ſchon ausſieht!“ rief Gerda ſich umſehend.„Wenn erſt im Abenddunkel die bunten Lampen ihren magiſchen Schein verbreiten, muß der Effekt ein geradezu entzückender ſein Ihr Feſt macht auch Senſation. Geſtern Abend hielten wir bei uns Probe zu den lebenden Bildern— ich ſag Ihnen, die jungen Mädchen waren alle begeiſtert von der Idee eines Valles unter freiem Himmel. Ich freue mich auch ganz unbändig darauf. Selche venetianiſche Nacht iſt gar zu romantiſch— faſt wie ein Elfentanz im Mond— ſchein!“ Sie drehte ſich graziös ein paar Mal im herum. „Köſtlich! Auf ſolch' einem Raſenparlett lanzt es ſiah wahrhaft ausgezeichnet. Wie wärs Herr von Waldau, wenn wir einmal zuſammen probierten? Ich bilde mir ein, es wäre Damentour ges und engagiere Sie.“ Damit ſtand das queckſilberne kleine Fräulein ſchon vor ihm und machte ihm eine feierlich tiefe Verbeugung. Natürlich ging er galant auf den Scherz ein und flog gleich darauf mit der zierlichen Geſtalt mit nicht geringen Vergnügen der Arbeiter über den Raſen dahin, Walzertakt lands vereinen läßt. In einem wichtigen Punkt wird ſich aber die Stellung der jetzigen Regierungsvertreter doch von dem Standpunkt der früheren Regierung, die über den Friedensabſchluß zu befinden hatte, unterſcheiden. Wie der Reichsminiſter des Auswärtigen Dr. Simons vor ſeiner Abreiſe zu einem Preſſevertreter ſagte, wird von deutſcher Seite in Spa keine Summe genannt werden, die Deutſchland unter allen Umſtänden als Kriegsent⸗ ſchädigung zu bezahlen ſich erböte.(Die damalige Re- gierung hatte bekanntlich in unvorſichtiger Weiſe 100 Milliarden Goldmark angeboten.) Vorausſetzung für ein deutſches Angebot wäre vielmehr, daß vorher durch freimütige mündliche Verhandlungen ein volles Ein- verſtändnis über gewiſſe Grundbedingungen erlangt wür- de. Dr. Simons erklärte, er werde nur ein Abkommen unterſchreiben, das nach ſeiner Anſicht von Deutſchland erfüllt werden könnte. Die Möglichkeit iſt alſo gegeben, daß die deutſche Vertretung den Vertrag von Spa nicht unterzeichnet und ein Nein ausſpricht. Und die- ſes Nein würde, wie Dr. Simons andeutete, erfolgen, wenn der Verband ſelbſt die Vertragserfüllung dadurch unmöglich machte, daß er Deutſchland nicht die Mög- lichkeit gebe, zu arbeiten, denn die Erfüllung müßte in erſter Linie in der Arbeit beſtehen. Die Arbeit aber hänge von drei Bedingungen ab: Rohſtoffe, Le- bensmittel und Friede im Innern. Der in⸗ nere Friede aber kann nicht aufrecht erhalten werden, wenn die franzöſiſche Militärpartei darauf beſteht, die Reichs- wehr bis 10. Juli auf 100000 Mann herabzuſetzen und die Einwohner- und Sicherheitswehren aufzulöſen. Bedingungen für die Annahme des Vertrags von Spa von deutſcher Seite ſcheinen demnach zu ſein, daß die deutſchen Vertreter als gleichberechtigte Unterhändler auf— genommen und daß ihre Grundforderungen als berech— tigte Vorausſetzungen für freie Vertragserfüllung, die fernere Zwangsmaßnahmen wie Beſetzungserweiterungen uſw. ausſchließt, anerkannt werden. Gelänge es den deutſchen Miniſtern, ihren Standpunkt durchzuſetzen, dann könnten wir wieder von Frieden und Friedenszeit reden, denn bisher haben wir noch keinen Frieden gehabt. Wir würden wieder atmen können, und wenn die Laſt dieſes Friedens auch rieſengroß iſt, ſo wären wir doch wieder nach außen ein unabhängiges Volk, das frei über ſeine Geſchicke verfügt. * Spa. 4. Juli. Die deutſche Vertretung iſt heute nach⸗ als jun⸗ als ob „Ach, Sie tanzen aber wundervoll“, rief Gerda, ſie hochatmend von ihrem Tänzer an die Seite der gen Frau zurückgeführt wurde.„Das iſt. ja, einem Flügel gewachſen wären.“ „So brauche ich wohl keinen Korb zu befürchten, wenn ich jetzt ſchon bitte, mir für das Feſt einen Walzer zu bewilligen?“ revanchierte ſich der alſo Bekomplimen— tierte.— „O, mit Vergnügen alle, wenn Sie wollen“. Gert mußte lächeln über die naive Art, wie ſie ihre Bewun⸗ derung kundgab, die— er war nicht eitel genug, ſich dar— über zu täuſchen, lediglich dem flotten Tänzer galt, und aus einem durchaus kindlichen Herzen kam. „Aber, ſo unbeſcheiden werde ich wohl nicht ſein dür— fen, wenn ich mir nicht von vornherein die Feindſchaft der ſämtlichen hieſigen Kavaliere zuziehen will. Sagen wir vorläufig den erſten, wenn es Ihnen recht iſt.“ Natürlich war ſie einverſtanden und ſchlug dann auch Gabriele vor, die Tanzkunſt Herrn von Waldaus gleich einmal zu erproben. „Nicht doch, ich fühlte mich heute ein wenig müde,“ wehrte die junge Frau erſchrocken ab, während Gert ſich beeilte, nicht ohne Anflug von bitterem Sarkasmus zu verſichern, daß er ſeinerſeits auch nicht wagen würde, der gnädigen Frau dergleichen zuzumuten. Gabriele fühlte aus Mick und Ton deutlich die Abſicht heraus, ſie zu verletzen. Es war eine große Erleichterung für ſie, daß in die— ſem Augenblick Gerda ausrief:„Da kommt ja auch Ihr Gemahl, liebſte Gabriele, und ſo eilig, geben Sie acht, er hat gewiß irgend eine frohe Ueberraſchung für Sie.“ Die junge Frau ſah nicht das mutwillige Funkeln in den Augen, noch das ſchalkhafte Zucken der Mundwinkel, das die ſcheinbar harmlos geſprochenen Worte begleitete. Ein Gefühl des Geborgenſeins überkam ſie beim Anblick der hohen Geſtalt ihres Gatten und ließ ihre Augen ſo freudig aufleuchten, daß Gert, deſſen erbitterte Leiden⸗ ſchaftlichkeit allmählig ſein beſſeres Ich zurückdrängte, in zorniger Qual die Zähne zuſammenbiß. 8 Fortſetzung folgt. mittag 2 Uhr mit Sonderzug hier eingetroffen. Ste wurde nach dem außerhalb der Stadt gelegenen Hotel Annette de Louvain geführt. Der Reichskanzler und Dr. Simons bezogen ein in der Nähe gelegenes Landhaus.— Millerand und Lloyd George trafen um 4 Uhr ein; ſie wurden von der Volksmenge begeiſtert begrüßt. Wirtſchaftlicher Wochenüberblick. Geldmarkt. Der deutſche Markkurs ſcheint vorläufig ſeinen Höhepunkt überſchritten zu haben. In Zürich hat er während der abgelaufenen Woche den Stand von 15 Rappen nicht mehr erreicht. Er begann mit 14,90, fiel zeitweilig auf 14,30 und ſchloß mit 14,70. Der Rückgang iſt unbedeutend, aber cha⸗ rakteriſtiſch dafür“ dez wir uns weitergehender, ausſchweifen⸗ der Hoffnungen enthalten müſſen. Der Reichsbankausweis über den Semeſterabſchluß liegt noch nicht vor, aber zweifellos hat der Uebergang vom 1. zum 2. Halbjahr eine große Anſpannung mit ſich gebracht, weshalb auch die Geldſätze vorübergehend anzogen. Die Darlegungen des Reichsfinanzminiſters über die Zerrüttung der 0 dg Finanzen blieben gleichfalls nicht ohne Einfluß. Man muß daher auch für die nächſte Zeit mit einer Anſpannung des Geldmarktes rechnen. Börſe. Die Löſung der innerpolitiſchen Schwierigkeiten, ins- beſondere die Bildung der neuen Reichsregierung haben zwar an den deutſchen Effektenmärkten einen günſtigen Eindruch 15 macht, aber die Darniederliegende Geſchäftstätigkeit nicht zu he⸗ ben vermocht. Erſt beim Beginn des zweiten Halbjahrs ſetzte eine neue Kaufluſt für Montanwerte und ſonſtige Induſtrie⸗ fachen ein. Die guten Bankabſchlüſſe blieben gleichfalls nicht ganz ohne Wirkung. Eine neue Vorliebe zeigt ſich für che⸗ miſche Aktien. Die feſtverzinslichen Anlagepapiere zeigten ge⸗ legentliche Schwankungen, konnten aber durchſchnittlich den Stand der vorigen Woche behaupten: Kriegsanleihe 79,60, 4proz. Würt⸗ temberger 87,75, 5proz. Deutſche Schatzanweiſungen 100. Produltenmarkt. Die Nachfrage nach Hafer nimmt neuerdings wieder zu und hat Preisbeſſerungen im Gefolge. In Berlin wurden am Freitag loco ab Bahn 128 Mk. für den Zentner bezahlt. Auch für Heu und Stroh iſt trotz der günſtigeren Ausſichten des Jahres eine feſtere Meinung aufgekommen. Das Angebot hat ſeit einigen Tagen ſich zurückgehalten. Für Heu erlöſt man durchſchnittlich 10—15 Mk. für den Zentner. Die Kaufluſt für Hülſenfröchte iſt wieder im Steigen begriffen. 77 Warenmarkt. Die Kaufunluſt des Publikums greift immer weiter um ſich, 7 555 einzelne Branchen in anerkennenswerter Weiſe bemüht ſind, den Käufern durch Preisabſchläge ent— gegenzukommen und— auch im eigenen wohlverſtandenen In⸗ tereſſe— einen Rieſenſturz mit unausbleiblichem Krach zu vermeiden. Teuer ſind aber immer noch die Kohlen, ob⸗ gleich die Noche der Induſtrie nach ſämtlichen Brennſtoffen nicht mehr ſo wild iſt, ſeitdem ihr Beſchäftigungsgrad ſtändig weiter zurückgeht. Die Kohlenverſorgung hat ſich, entſchieden ebeſſert.— Auf den Metallmärkten iſt eine Ermäßigung der Meſſingpreiſe zu verzeichnen. Stahl und Eiſen notieren un— verändert.— Die Kaffeepreiſe haben wieder etwas angezogen. Kakao iſt gegenwärtig in Deutſchland billiger als im Ausland, aber die Nachfrage ſtockt. Margarine iſt von 21, auf 16 Mk. das Kilo herabgeſetzt worden.— In den Weinpreiſen hat der unausbleibliche Sturz ebenfalls begonnen. Noch im Mai wurde gekauft, was zu bekommen war. Im Juni war das Geſchäft plötzlich ſtill.— Nach Chemilalien zeigt ſich wieder etwas lebhaftere Nachfrage.— Einer abermaligen Erhöhung der Wee be wird die Regierung nicht zuſtimmen.— Die Häutepreiſe behalten ihre neuerdings ſteigende Tendenz bei. Viehmarkt. Neuerdings iſt eher wieder eine Zunahme der Maul- und Klauenſeuche zu verzeichnen, was möglicherweiſe mit dem warmen Wetter zuſammenhängt. Die Viehpreiſe ſind deshalb immer noch außerordentlich hoch. Viehmärkte gibt es faſt gar nicht mehr; die Preiſe ſind deshalb ſchwer zu kon⸗ trollieren. Ferkel werben da und dort etwas billiger ge— handelt, ſchöne Exemplare aber kaum unter 350 bis 400 Mk. Holzmarkt. Die ſtille Haltung im Holgzgeſchäft bleibt be⸗ ſtehen. Nur Grubenholz wird unverändert und zu den höch⸗ ten Preiſen verkauft. In Schnittwaren liegt das Geſchäft chwer darnieder. Waldbeſitzer und Sägmüller können ſich an⸗ auernd nicht einigen. Der Holzgroßhandel beobachtet ſtrenge Zurückhaltung. Handel und Verkehr. Vom Arbeitsmarkt. Ueber die Lage des Arbeitsmarkts im Monat Mali berichtet das jetzt erſcheinde Juniheft des Reichs— arbeitsblatts wie folgt: Die wirtſchaftliche Kriſe, deren erſte Anzeichen bereits im März ſich ankündigten. bat ſich im ver⸗ veris. Erzählung von A. Brüning. ö Nachdruck verboten. Wie geflügelt eilte die helle Geſtalt Gabrielens dem Ankommenden entgegen, der, von ſolch ungewohntem Em⸗ Primula pfange ſichtlich warm berührt, den feinen Kopf in ſeine beiden Hände nahm und mit liebevoller Innigkeit die goldbraunen Haarwellen küßte. Dabei weidete ſein Auge ſich beglückt an ihrem Antlitz, dem die Freude eine täu⸗ chende Friſche verlieh. „Ich habe wohl gerade eine wichtige Konferenz, über unſer Feſt geſtört?“ fragte er heiter, während er ſeinem jungen Gaſt und Gerda, welche inzwiſchen gleichfalls her⸗ angekommen waren, freundlich zunickte, letztere mit einem Blick lächelnden Einverſtändniſſes, der von derſelben zu— rückgegeben wurde. „O nein, Du ſtörſt uns durchaus nicht!“ beeilte ſich Gabriele zu verſichern.„Im Gegenteil, Deine Unter— ſtützung iſt mir hier bei der Herrichtung des Feſſplatzes hochwillkommen.“ Sie ſchob ihre Hand durch ſeinen Arm und wollte ihn mit fortziehen. Doch er blieb ſtehen und hielt ſie lä— chelnd zurück. „Das war aber keineswegs meine Abſicht, liebes, gu— tes Herz; in dergleichen Dingen haſt Du an Gert eine kompetentere Stütze. Ich bin vielmehr gekommen, Dich für einen Augenblick Deiner Tätigkeit zu entziehen und Dich zu bitten, im Gartenſaal eine kleine Ueberraſchung in Augenſchein zu nehmen, die ich heimlich für Dich be— ſlellt hatte, und die ſoeben eingetroffen iſt. Darf ich bit— ten, meine Herrſchaften?“ Er ſchritt der kleinen Geſellſchaft voran die Stufen zur Veranda hinauf und öffnete die Tür des Gartenſaa⸗ les. Dann reichte er Gabrielen den Arm und führte ſie zu einem Karton, aus welchem ihr ein entzückendes En⸗ ſemble von roſa Tüllwolken und Moosroſenwinden ent⸗ gegenſchimmerte. ie junge Frau wußte erſichtlich nicht, was ſie daraus machen ſollte; ſie blickte unſicher auf die Herrlichkeit, wäh⸗ rend Gerda mit einer Miene unverkennbaren Triumphes daneben ſtand i. loſſenen Mat in velörgniserregender Welſe perſchürſt. Die 80 erbewertung der Mas an den Wellbürſen hat ſich im all⸗ emeinen behauptet, hat die Preiſe für e Waren den WVeltmarttprelſen angeglichen, den Auslandsmarkt für deutſche Erzeugniſſe nahezu verſchloſſen und im Inlande die Käufer⸗ maſſen, deren Kauftzraft ohnehin nahezu erſchöpft et den einer spekulativen Zurlleihaltung wan e Die Folge iſt, da in ſämtlichen Induſtrien Inlands⸗ und Auslandsabſatz ſtockt und Betriebseinſchränkungen und Feen e immer mehr ums ſi reifen. Am ſchwerſten betroffen ſind die en die Möbelinduſtrie und die Konfektion, an deren Hauptſtandorten die e ſtark gewachſen ſind. Die Ausſichten ſind äußerſt ungünſtig, wenn es nicht Raaba durch die ſei⸗ tens der Regierung eingeleiteten, vor allem auf Verminderung weiterer Kohlenpreisſteigerungen zielenden Maßnahmen den Preis- rückſchlag in einen 9% Preisabbau überzuleiten. Die Statiſtik der Arbeiterfachverbände läßt eine weitere Steigerung der Arbeitsloſigkeit erkennen. Die Arbeitsnachweiſe mußten eben⸗ falls eine weitere Zunahme der Stellungſuchenden Aae Vorläufig aber zeigt die Zahl der aus öffentlichen itteln unterſtützten Erwerbsloſen noch immer einen Rückgang. 1 Das neue Loch im Weſten. Auf dem weſtdeutſchen Textil⸗ markt macht ſich, wie die„Textilwoche“ mitteilt, eine lebhafte Beunruhigung bemerkbar, wegen der vorausſichtlichen Folgen der kürzlich zwiſchen der deulſchen und franzöſi 05 Regierung in Baden⸗Baden getroffenen Neuregelung der Einfuhr elſaß⸗ lothringſcher Waren. Denn einerſeits ſind die auf Grund der Artikels 268 des Friedensvertrags von der franzöſiſchen Re⸗ gierung feſtgeſetzten Einfuhrkontingente, gegen deren Höhe die deutſche Regierung kein e hat, unverhältnismäßig hoch feſtgeſetzt; andererſeits dürſte es den deutſchen Behörden nicht möglich ſein, nachzuprüfen, ob die eingeführten Waren tatſächlich elſäſſiſchen Urſprungs ſind. Die Gefahr liegt nahe, daß auf dieſe Weiſe franzöſiſche oder ſonſtige ausländiſche Waren, die in Elſaß-Lothringen lediglich veredelt oder verpackt ſind, eingeführt werden. 5 0 Die Zigarrenpreiſe. Der Verband des bayer. Tabalgewerbes in München gibt bekannt: Ueber die Entwicklung der Zi⸗ garren- und Tabahpreiſe wurde jüngſt eine irreführende Nach— richt verbreitet. Einige badiſche Zigarrenfabrigen haben näm⸗ lich für den Augenblick die 5 etwas ermäßigt. Trotzdem iſt mit einer dauernden Preisſenkung kaum zu rechnen, da die Taballe in großen Mengen aus dem Ausland eingeführt wer— den müſſen und angeſichts der Valuta und der erhöhten Löhne eine dauernde Verbilligung unmöglich ſein dürfte. Das Tabak— gewerbe hat ein Intereſſe an niedrigen Preiſen, weil der Kon— ſum dana ſteigt, iſt a er zu ihrer Durchführung heute nicht n Stande K Aus Nah und Fern. Mannheim, 5. Juli. Die Vertrauensmänner des Gewerkſchaftskartells beſchloſſen, von Kundgebungen ge⸗ gen die hohen Lebensmittelpreiſe abzuſehen, dagegen Ein⸗ gaben wegen Herabſetzung der Preiſe zu 11 6 5 Soll⸗ ten dieſe keine Wirkung haben, werden die Funktionäre der bad. Gewerkſchaften in einer gemeinſamen Sitzung in Karlsruhe zur Preisbildung für alle Bedarfsgegen⸗ ſtände Stellung nehmen. 5 Mannheim, 5. Juli. Während die Arbeitsgemein- ſchaft der Ernährungs- und Verpflegungsbetriebe die Wie⸗ dereinführung des Trinkgelds beſchloß, erklärt die Ar⸗ beitsgemeinſchaft der gaſtwirtsgewerblichen Angeſtellten⸗ verbände ſich gigen die Wiedereinführung der Trink⸗ gelder, da dies dem Tarifabſchluß nicht entſpreche. Mannheim, 5. Juli. Vergangene Woche ſind hier wieder 14 ehemalige deutſche Kriegsgefangene an⸗ gekommen, die in der Strafanſtalt Avignon von den Franzoſen verhängte Strafen abbüßen mußten und dann in die Heimat entlaſſen wurden. Unter ihnen befand ſich der Oberjäger Anton Rath aus Mecklenburg⸗ Schwerin, der 1914 in Gefangenſchaft geriet und mit noch 500 Kameraden nach Caſablanca in Marokko kam. Bei der Unterſuchung wurde ihm ein Damenring vom Finger gezogen, den er von ſeiner Braut als Andenken erhalten hatte. Unter der Beſchuldigung, dieſen Ring geſtohlen zu haben, wurde er zu 5 Jahren Gefängnis und 500 Franken Geldſtrafe verurteilt. Eidesſtattlich „Wie ſchön!“ kam es endlich zögernd von ihren Lip⸗ pen.„Aber ich weiß noch nicht— Du mußt mir erklä⸗ ren, Manfred, was es ſein ſoll?“ „Was es ſein ſoll? nun ein Dornröschenkoſtüſm zu den lebenden Bildern!“ platzte nun Gerda, die nicht mehr länger an ſich halten konnte, heraus.„Und das iſt mein Werk!“ ſetzte ſie voll Selbſtgefühl hinzu.„Sie waren ja ſo unzulänglich in dieſem Punkt, da beſchloß ich, ein fait accompli zu ſchaffen: ich ſteckte mich hinter Herrn Blanden und er war liebenswürdig genug, um auf meine Idee einzugehen.“ Die junge Frau war unter ihren haſtig hervorgeſpru⸗— delten Worten jäh erblaßt, über die feingeſchwungenen Brauen legte ſich zum erſten Male ein Schakten des Un⸗ mutes, als ſie zu ihrem Gatten aufblickend, fragte: „Iſt das wahr, Manfred?“ Der Gutsherr legte liebevoll den Arm um ihre Ge— ſtalt.„In der Tat, liebes Herz, Fräulein Gerda bat ſo ſehr, und ihre Idee, das Feſt mit einem lebenden Bilde „Dornröschens Erwachen“ zu eröffnen, iſt wirklich auf die Situation ſo paſſend, daß ich nicht widerſtehen konnte, zumal ſie mir überzeugend auseinanderſetzte, daß Du nur meinetwegen, aus Rückſicht auf meine Angſt um Deine Geſundheit, Deine Mitwirkung bei den lebenden Bildern glaubteſt verſagen zu müſſen. Da habe ich denn in der Hoffnung, Dir eine Freude zu machen, in aller Stille zwei Koſtüme aus der Reſidenz verſchrieben, eins für Dich und hier eins für Gert,“ er deutete auf einen anderen, gleichfalls geöffneten Karton, in welchem ein aus braunem Samt und Goldſtoff zuſammengeſetzter Ritter⸗ anzug lag—„es täte mir von Herzen leid, wenn mein Geſchenk Dir eine unliebſame Ueberraſchung bereiten ſollte.“ Gabriele rang mit der peinlichſten Verlegenheit. Durch ihre geſenkten Lider hindurch fühlte ſie Gerts Blick feſt und düſter auf ſich gerichtet, als ob er ſie in einem Banne halten wollte. Sie las, obwohl ſie ihn nicht anſah, infkinktiv die grollende Frage darin, ob ſie fehr jetzt noch den Mut haben werde, die Rolle abzu⸗ ehnen. Sie begriff die Notwendigkeſt, ſich zu faſſen, und der nunmehrigen Wendung der Dinge gegeyüber gute Miene zum böſen Spiel zu machen. Dennoch konnte ſie zu kei⸗ nem Entſchlun gelangen. Ein paar Mal öffueten ſich. 00 Kontrolle aufgehoben ſei. ef te Zeugenausſagen und Verwendung ber deur⸗ ſchen ae hatten keinen Erfolg, er mußte ſeine Strafe ab büßen. ö Mannheim, 5. Juli. Die Getreide bauenden Land- wirte des Vororts Feudenheim beſchloſſen, wenn in dieſem Jahre wieder die Kontrollean der Dreſch⸗ maſchine ausgeübt werde, nicht zu dreſchen, bis die Auch gegen die Hauskon⸗ trolle wurde proteſtiert. Wegen 3 Pfund Gerſte komme ein halbes Dutzend Kontrolleure. Ohne den Kommunal- verband würde es mehr und beſſeres Brot geben. Friedrichstal(b. Graben), 5. Juli. In ſelbſtmörde⸗ riſcher Abſicht warf ſich das 20jährige Dienſtmädchen Frida Lepp aus Hockenheim vor einen einfahrenden Zug und wurde ſofort getötet: ö g Schriesheim, 5. Juli. Hier verſchwanden zwei Bur⸗ ſchen im Alter von 22— 25 Jahren. Man vermutet, daß ſie franzöſiſchen Werbern der Fremdenlegion zum Opfer fielen. d f Schriesheim, 5. Juli. Einem hieſigen jungen Mann wurde ſeine Brieftaſche mit 3000 Mk. auf dem Turn⸗ feſt in Oggersheim entwendet. Cs gelang, den Dieb in Doſſenheim, wo er ſich als Student und Reiſender aus⸗ gab, feſtzunehmen. f Heddesheim(bei Weinheim), 5. Juli. Während ei⸗ nes Familienzwiſtes gab der Lehrer Fr. Pfrang auf ſeinen 64jährigen Vater, den Zollaſſiſtenten P. Pfrang, drei Revolverſchüſſe ab und verletzte ihn ſchwer. Mainwangen(b. Stockach), 5. Junk. Tin lieferer beſchloſſen, künftig die Milch für 1 Mk. das Li ier abzugeben. i Pfohren(bei Donaueſchingen), 5. Juli. Während der Heuernte wurde die 51jährige Landwirtsehefrau He p— tina von einem Blitzſtrabl aetötet. 3 2 Karlsruhe, 4. Juli. Im Miniſterium des Innern fand am Freitag eine weitere Konferenz über die Auf hebung der Zwangswirtſchaft ſtatt. i Freiburg, 4. Juli. Zu dem Mord in einem Hör— ſaal der Univerſität wird berichtet, daß der Täter der 24jährige Student der Philoſophie Jamke aus Al⸗ tona iſt. Die von ihm vermutlich aus Eiferſucht er⸗ ſchoſſene Studentin ſtammt aus Barmen. Jamke, der im Krieg verwundet warde, litt an hochgradiger Nerbo— ſität. f Waldshut, 4. Juli. Gemeingefährliche Schwindler treiben begenwärtig in der Gegend von Waldshut und Säckingen ihr Unweſen. Sie hauſieren mit Nähfaden und bieten Rollen mit angeblich 1000 Metern zum Preiſe von 18 Mk. an. In Wirklichkeit ſind aber nur 30 Meter auf der Rolle. zAtmaßliches Welter. 4 4 Die Störung iſt erſchöpft. Nach ihrer Au„tung tritt wieder Hochdruck in Kraft, unter deſſen Einfeuß am Mittwoch und Donnerstag meiſt trockenes und zeit veiſe bedecktes Wetter zu erwarten iſt. 9 Arheiter⸗Aadfahrer⸗Bund Follbarft Mitgliedſchaft Viernheim. 2 Morgen Mittwoch, den 7. Juli, abends 8 Ahr, im Lokal„Zu den Vier 0 8 Jahreszeiten“ Mitglieder⸗Verſammlung wozu das Erſcheinen der Mitglieder dringend erforderlich iſt. . unterbrechen wollte, ohne daß ſie doch ein Wort Der Vorſtand. während Manfred ſprach, ihre Lippen, wie wenn ſie ihr rvor brachte. Der Kampf, den er in ihren Zügen las, reizte Gert, und plötzlich wandte er, der bisher den ſchweigenden Zu ſchauer geſpielt, ſich zu dem Gutsherrn und ſagte ſchein⸗ 8 1 05 und gelaſſen, aber mit eigentümlich metalliſcher Schärfe: welcher der gnädigen Frau nicht konveniert— Du „Vielleicht iſt es weniger die Rolle als der Partner, wür⸗ deſt wahrſcheinlich mehr Glück mit Deinem Geſchenk ha ben, Onkel Manfred, wenn z. B. Du ſelbſt den Prinzen iibernehmen wollteſt. Es bedarf wohl keiner Verſiee ung, daß ich jeden Augenblick bereit bin, zurückzulreten Eine Purpurwelle ergoß ſich dei dieſem unvermn ten Ausſall über Gabrielens Geſicht, während Mans. der den Sprecher einen Augenblick voll Erſtaunen au ſehen, in ein herzliches Lachen ausbrach. Rede ſein! Ich bin Dir für Deinen loyalen „Nein, mein lieber Junge, davon kann wohl keine Vorſchlag ſehr verbunden, aber es iſt doch beſſer, die Rolle bleibt in Deinen Händen; zu einem Märchenprinzen mich, glaub' ich, herzlich wenig qualifizieren!“ würde ich Es klang trotz des humorvollen Tones, in welchem die Worte geſprochen wurden, doch etwas wie ein Anflug wehmütiger Reſignation hindurch. Wie um dieſelben ge⸗ waltſam abzuſchütteln, fuhr er, ſich an ſeine junge Frau wendend, gleich wieder ſcherzend fort: angerichtet haſt, Kind? „Siehſt Du nun, was Du mit Deinem Widerſtreben Dein prinzlicher Partner fühlt ſich dadurch beleidigt, und um ſeiner allzu empfindlichen Hoheit ſeinen Irrtum zu beweiſen, wird Dir wohl nun nichts anderes mehr übrig bleiben, als ſchleunigſte Kapi⸗ tulation.“ Höflichkeit: Die junge Frau hatte ſich inzwiſchen gefaßt. Sie hob den geſenkten Kopf und ſagke mit kühler 185 Fortſetzung folgt. eee 7 das Land. gehen. Brot ſcharfer Proteſt eingelegt werden ſoll. wir dürfen uns doch nicht alles bleten laſſen, was von Hep— Waldhof 0: 3. ðſich zum fälligen Pokalrückſpiele die beiden 1. Mannſchaf— en obengenannter Vereine. ter zwei gebürtige Viernhelmer. Ventſchied ſich für Herrn Müller mit 17 und Herrn Touſſeint 1— 4. Punkt. Lokale Nachricht. blale Nachrichten. “ Das tägliche Brot. Unſer Brot wird von Tag zu Tag ſchlechter. Auch während der Kriegszeit mußte ſich das Brot mancherlei Beimengungen gefallen laſſen, gekochte Kartoffeln wurden dazu getan, Kartoffelmehl, Sonnenblumen⸗ ſamenmehl und wer weiß, was ſonſt noch alles. Was wir jetz aber als Brot eſſen müſſen, geht über das hinaus, was dem Menſchen eigentlich zugemutet werden kann. Wer das Kriegsbrot— ſo wird das Gemengſel noch genannt— ißt und nicht über einen Straußenmagen verfügt, muß krank werden. Alles Brot verurſacht bei den meiſten Menſchen ſtarken Widerwillen, während Brot doch ſonſt ein Nahrungs⸗ mittel iſt, das jedermann ohne Abſcheu verzehren kann. An⸗ derer Speiſen wird man wohl leid, des Brotes aber ſonſt nlemand überdrüſſig. Aber das Brot, das uns jetzt verab⸗ reicht wird, iſt geradezu naturwiedrig. Keln Wunder! Es beſteht nur etwa zu einem Viertel aus reinem Mehl; drei Viertel ſind Beimiſchungen aus Wibbelbohnenmehl und aus Mehl von anderen Hülſenfrüchten! Die Regierung ſollte einmal bekannt geben, aus welchen Stoffen das Brot heute hergeſtellt wird. Ein Sturm der Entrüſtung würde durch Die Verdrießlichkelt iſt allerdings groß genug, da jedermann täglich die Unbekömmlichkeit und Schäd⸗ lichkeit des obendrein furchtbar teuren Brotes am eigenen. Leben verſpürt. Eine öffentliche Volksverſammlung findet morgen Mittwoch Abend 1/9 Uhr im„Fürſten Alexander“ ſtatt, in welcher über die zweifelhafte Mehl⸗ lieferung des Kommunalderbandes und das ungenießbare Viernheimer, penheim kommt! Auf zur Proteſtverſammlung, die Brot⸗ verſorgung muß anders werden! 15 Beim Baden ertrunken. Der 17 Jahre alte 1 Friedrich Jäger, Sohn von Herrn Nikolaus Jäger 2., iſt beim Baden am Sonntag Vormittag im Neckar ertrunken. Die Leiche des Bedauernswerten konnte noch nicht geländet werden. Den ſchwergeprüften Eltern wird allgemeine Teil⸗ nahme entgegengebracht. * Neue Ortsgruppen der Liga zum Schutze der deutſchen Kultur bildeten ſich im Anſchluß an den Vortrag des Herrn Profeſſor Schlarb, Petersburg in Rein— heim und Eberſtadt. Der Erfolg der Vortryge war ein ſehr ſtarker, ſodaß ſich ſogleich eine größere Anzahl von Mit- gliedern zur Liga meldeten. * Sport. Amieitia 09— Turngeſ. 1888 Mannheim⸗ Am verfloſſenen Sonntag 4. 7. 20. trafen Punkt ½4 Uhr gab ein Schiedsrichter von Rheinau das Zeichen zum Anfang. Gleich am Anfang des Spieles legten beide Mannſchaften heftig Das Spiel wurde gleich auf die Seite von Waldhof verlegt, aber der gute Torwächter von Waldhof rettete die Amieitia ging es in die Pauſe. In der 2. Hälfte des Spieles ſetzte Waldhof alles daran um einen Ausgleich herbeizuführen, was Ihnen aber leider verſagt blieb. Durch einen prachtvollen Weitſchuß unſeres Spielführers Johann Lammer, welcher knapp unter die. Latte ging wurde das weite Tor erzielt. Waldhof zieht nun mächtig los, kann aber gegen die aufmerkſame Hintermannſchaft von Amici⸗ tia nichts erzielen. Waldhof noch einen Elfmeter, Schmitt durch einen unhalrbaren Schuß zum dritten Tor verwandelt wurde. Kurz vor Schluß des Spieles bekam welcher von Bernhard Amieitia konnte trotz zwei Erſatzleuten einen ſchönen Sieg erringen. Durch die Gaubehörde ging uns am verfloſſenen Montag am 5. 7. 20. der Beſcheid zu, daß das verlegte Spiel gegen Fußballgeſellſchaft 1914 Waldhof endgiltig morgen Mittwoch Abend ½7 Uhr zum Austrage kommt. Auf dieſen Ausgang des Spieles iſt man geſpannt, da Waldhof gegenwärtigt über eine ſpielſtarke Mannſchaft verfügt. Amicitias 1. Elf wird alles daran ſezen müſſen um die Führung in dieſer Pokalrunde an ſich zu reißen. Darum um 7/7 Uhr auf zum Sportplatz hinterm Gaswerk. Die geſtrige Gemeinderats⸗Sitzung verlief wieder in recht ſtürmiſcher Weiſe. Die Vorwürfe, auch perſönlicher Art, praſſelten nur ſo hernieder. Unter dem Vorſitze des Herrn Bürgermeiſters Lamberth waren er— ſchlenen die Herren: Beigeordneter Wunder, Gemeinderäte Brechtel, Bugert, Fetſch, Gutperle, Hofmann A., Kamuff, Kempf, Kirchner, Klee, Lahres, Mandel J., Mandel S., Roſchauer, Roos und Zöller. Dle Tagesordnung wurde wie folgt erledigt: Poſ. 1. Definitive Beſetzung zweier Lehrerſtellen zu Viernheim. Es hatten vier Bewerbungen vorgelegen. worun— Die Mehrheit der G.⸗R. mit 9 Stimmen. Der weitere Viernheimer Bewerber, Herr Karl Auguſt Mandel, erhielt 8 Stimmen.— Der 2. Punkt, der nicht auf der Tagesordnung ſtand, betraf die Wahl eines Beiſizers bei gemeinheltlichen Verſteigerungen, der aus den Reihen des Gemeinderats gewählt ſein muß. Die Wahl fiel mit Stimmenmehrheit auf Herrn Gemeinderat Zöller. Verpachtung von Gemeindegelände. Den Herren Mattern und Weißenberger wird auf ihr erneutes Geſuch hin das Gelände zum Preiſe von je 25 Mk. überlaſſen.— Die Abgabe von Kles durch die Gemeinde er⸗ folgt mit Wirkung ab 1. Juli zum Preiſe von 14 Mk. für die Einſpännerfuhre und 20 Mk. für die Zwelſpännerfuhre. — 5. Punkt. Polizeiliche Ueberwachung des Frledhofs. Von der Anſtellung eines Frledhofaufſehers wird abgeſehen. Die Bürgermeiſterei wird beauftragt, weitere Inſtruktlonen zu treffen, daß Diebſtähle und Grabſchändungen in Zukunft unterbunden werben.— 6. Punkt. Neuregelung der Dienſt⸗ verhältniſſe im Gemeindebaubüro. Der Techniker Herr Adam Hofmann wird bis 1. Januar 1921 weiter im Gemeinde⸗ baubüro beſchäftigt, da nach dem eingehenden Referat des Herrn Baumeiſters Berberich der Gemeinderat zur Einſicht gelangt iſt, daß im Gemeindebaubüro Arbeit in Hülle und Fülle vorhanden iſt. Der Herr Bürgermeiſter unterſtrich die Ausführungen des Herrn Baumeiſters noch ganz beſonders und meinte, daß alle Behauptungen des Herrn G.-R. Kirchner wie ein Kartenhaus in ſich zuſammenfallen.— 7. Punkt. Mleteinigungsamt. Da Unſtimmigkeiten zwiſchen den Bei— ſitzern und dem Vorſitzenden des Mieteinigungsamtes, Herrn Oberamtsrichter Wendel beſtehen, beſchlleßt der Gemeinderat, den Rücktritt des Herrn Vorſitzenden zu verlangen.— Dem Geſuch des Vermieter⸗Verelns, Vertreter bel Verhandlungen der Wohnungskommiſſton zuzulaſſen, wurde ſtattgegeben. Es ſind dies die Herren Dentiſt Lorenz und Peter Winkler 2. die jedoch keine Vergütung zu beanſpruchen haben. Herr G.⸗R. Kamuff wurde noch als Vertreter der Mieter beſtimmt. 8. Punkt. Der Aufnahme eines Ortseinwohners in den heſſ. Staatsverbands ſteht nichts im Wege.— 9. Punkt. Geſuch des Medizinalverbandes um Bewilligung einer Unter— ſtützung im Betrage von 3000 Mk. Der Anttrag wurde mit Stimmenmehrheit angenommen.— 10. Punkt. Geſuch der Gemeinde beamten und Bedienſteten um Neuregelung ihrer Bezüge. Es wurde beſchloſſen, daß der Beamtenausſchuß mit der Finanzkommiſſion verhandeln ſoll.— II. Punkt. Das Geſuch des Hilfsfeldſchützen, Herrn Jakob Schulz, daß ein Renten bezug im Betrag von über 20 Mk. nicht in den Monatsgehalt einzubeziehen iſt, wurde befürwortet.— 12. Punkt. Der frühere Gaswerksarbeiter Herr Jakob Benz wird als Gemeindearbeiter wieder eingeſtellt. Beginn der Sitzung 6 Uhr, Ende 12 Uhr. — Die Linde. Der Juli wird auch der Linden⸗ monat genannt; denn jetzt blüht die Linde mit ihrem balſamiſchen Duft. Von unſeren Vorfahren war die Linde der Göttin der Liebe geweiht. Wer eine Linde beſchädigte, machte ſich eines großen Frevels ſchuldig und fonnte der Strafe der Götter nicht entgehen. Der Baum war ſelbſt gegen die Blitze des Donnergotts ge— 19 Unter der Linde verſammelten ſich die freien. Männer des Gaus, dort wurde Recht geſprochen. Man— ches Dorf hat noch ſeinen Lindenbaum aus alter Zeit, in deſſen Schatten noch heute Verſammlungen und Fei⸗ ern ſtattfinden. Groß iſt die Zahl der Volkslieder, die von der Linde ſingen und ſagen. e — Gegen die Zwangswirtſchaft. Die vom Deut⸗ ſchen Landwirtſchaftsrat einberufenen landw. Körperſchaf⸗ ten aller Länder erklären zur Frage der Zwangswirt— ſchaft folgendes: 1. Die öffentliche Bewirtſchaftung land— wirtſchaftlicher Erzeugniſſe darf ſich für das Erntejahr 1920—21 nur noch auf Brotgetreide und Milch unter Vermeidung von Härten für den Erzeuger erſtrecken. Alle übrigen Erzeugniſſe ſind ganz freizugeben. Die Vertretungen der Landwirtſchaft ſind aber bereit, die Beſchaffung wichtiger Lebensmittel unter Ausſchluß be⸗ hördlicher Einwirkung durch Abſchluß unmittelbarer Lie— ferungsverträge ſicherzuſtellen. 2. Sollte dieſem Grund⸗ ſatz nicht ſchleunigſt Rechnung getragen werden, müſſen die landwirtſchaftlichen Körperſchaften jede Mitarbeit für die Lebensmittelverſorgung des deutſchen Volks ablehnen. 3. Erſte Vorausſetzung für die Beſſerung der Lebens- haltung des deutſchen Volks iſt die Vermehrung land— wirtſchaftlicher Produktion. Dieſe kann nur wieder hoch- kommen, wenn dem Landwirt endlich volle Freiheit in ſeinem Betrieb gegeben wird. — Mehr als die Hälfte aller deutſchen Kohle birgt der Schoß Oberſchleſiens. Was ſollte aus un⸗ ſerer Breunſtoffverſorgung werden, wenn unſer Beſitz an dieſet.! koſtbaren Material um einen ſo ungeheuren Betrag verkürzt würde, wenn Oberſchleſien bei der Ab⸗ ſtimmung an Polen fiele? Das Elend, das für uns die Folge wäre, läßt ſich nicht ausmalen. Mit allen Kräften müſſen wir es verhüten, müſſen wir verſuchen, die Abſtimmung zu unſeren Gunſten zu wenden. Wir können das, wenn wir jedem Stimmberechtigten die Reiſe an ſeinen Abſtimmungsort ermöglichen, wenn wir die „Grenz⸗Spende“ inſtand ſetzen, die Koſten hierfür zu tragen. Dann muß aber auch wirklich jeder das ſeine tun und nach beſten Kräften dazu ſteuern. Daher erfülle jeder ſeine Pfiicht und gebe ſenien Beitrag an die Ge⸗ ſchäftsſtelle unſerer Zeitung, die darüber öffentlich quit— iert. 2 1 Freigabe der Einfuhr verſchiedener Fiſche und Käſe. Aus Berlin wird gemeldet: Mit Wirkung vom 8. Juli wird freigegeben die Fiſcheinfuhr von Karpfen, Lalen, Bleien und anderen Fiſchen. Der Nummer 115 und 116 des ſtatjiſtiſchen Warenverzeichniſ— ſes, mit Ausnahme von Lachs, Forellen, Heringe, Schell— fiſche, Stockfiſchen uſw., ferner mit ſoſortiger Wirkung die Einfuhr von Hartkäſe, Margarinekäſe und von Quark und Quarkkäſe. — Liegt beim Lohnabzug Doppelbeſteuerung vor? Es iſt irrig, anzunehmen, daß durch den 10pro⸗ zentigen Lohnabzug an der Steuerquelle eine Doppel- beſteuerung des Einkommens vorgenommen wird. Die laufenden Steuern für das nur drei Quartale(April bis Dezember 1920) untfaſſende Steuerjahr 1920 ſind na⸗ kürlich zu bezahlen. Sie werden aber nur dann ſofort jällig, falls dem Steuerpflichtigen von dem zuſtändigen Finanzamt ein Steuerfeſtſetzungsſchreiben zugeht. Ob dem Steuerpflichtigen ein ſolches Schreiben überhaupt zuzu⸗ — iſt, entſch eidet das Finanzamt. Wenn ein Lohn⸗ er Gebaltsempfänger ein Steuerfeſtſetzunasſchreiben er⸗ In und Beller. gebeten, bei der Firmung auf die Firmpaten zu verzichten. 6. Joh. Alter 3., Sohn von Joh. Joſef Alter 1. hält, kan er die Auf Wund des Lohnabzugs geklebt ten Marken an Zahlungsſtatt geben. In der Praxis wird die Entrichtung der laufenden Steuern für das Steuerjahr 1920 kaum vor Beginn des Jahres 1921 ſtattfinden, da bei der unendlich großen Zahl der ein⸗ zelnen Steuerfälle die Steuerfeſtſetzungsſchreiben kaum vor dieſem Zeitpunkt zur Verſendung gelangen dürften. — Erhöhung der Beiträge zur Invalidenver⸗ ſicherung. Vom 1. Auguſt ds. Is. ab werden höhere Beiträge für die Invalidenverſicherung erhoben und zwar in der 1. Lohnklaſſe 90 Pfg.(bisher 18 Pfg.), in der 2. 1 Mk.(26 Pfg.), in der 3. 1.10 Mk.(34 Pfg.), in den 4. 1.20 Mk.(42 Pfg.), in der 5. 1.40 Mk.(50 Pfg.). Nach dem 1. Auguſt dürfen ältere Ver⸗ ſicherungsmarken nicht mehr verwendet werden, ungül— tige Marken werden innerhalb zweier Jahre umgetauſcht. Die Abänderung dieſer Beiträge wurde bekanntlich von der Nationalverſammlung am 20. Mai beſchloſſen. Dieſe, Veitrugserhöhung bedeutet für jeden Arbeitgeber eine weitere, ſehr fühlbare Vermehrung der Ausgaben für ſo— aiale Zwecke.. ö N— 0 Gottesdienſt-Orduung In der neuen Kirche an Werktagen: Mittwoch: 6 Uhr hl. Meſſe. 6 Uhr beſt. S.⸗A. für Eliſabeth Sommer geb. Kempf. 7 Uhr beſt. J.-G. für Nikolaus Haas 4., Eltern und Schn iegereltern. Donnerstag: 6 Uhr beſt. S.⸗A. für + Krieger Johann Martin, Sohn v. Friedrich 1. und beiderſ. Großeltern. 7/7 Uhr beſt. E.⸗A. für ledig 7 Georg Winkenbach, Tante Eliſe Adler und Großeltern. Freitag: ½¼6 Uhr geſt. hl. Meſſe für Familie Heinzelmann. 3/6 Uhr beſt. S.-A. für Joh. Wieland, Ehefrau A. Maria geb. Buſalt, Krieger Emil, Tochter A. Maria, Schwiegertochter Veronika und beiderſ. Großeltern. 7 Uhr beſt. S.-A. für Joh. Nik. Faltermaun und Schwiegervater Franz Schulz. Samstag:(6 Uhr beſt. S.⸗A. für Mathias Hays 3., Ehefrau Katharina geb. Gutperle und Anverwandte. 7 Uhr beſt. S.⸗A. für Michael Niebler, Ehefrau Katharina geb. Binninger und Angehörige. Am Mittwoch iſt bei den Engl. Fräulein, am Don— nerstag bei den Barmh. Schweſtern um 6 Uhr hl. Meſſe. der alten Kirche an Werktagen: Donnerstag: 6 Uhr geſt. S.⸗A. für Adam Heckmann, Ehefrau Magdalena geb. Kirchner und Angehörige. Freitag: 6 Uhr geſt. S.⸗A. für Adam Mandel, beide Ehefrauen Anna Maria und Kath., Anton Englert und Angehörige. Samstag: 6 Uhr geſt. S.⸗A. für ledig 1 Kath. Martin. N Am nächſten Sonntag gem. hl. Kommunion für die 2. Abteilung der Inngfrauen-Kongregation, zugleich gem. hl. Kommunion für die Schüler der Herren Lehrer Kumpa Beicht Samstag um 2 Uhr. Es wird dringend Verkündete: Joh. Bapt. Scheu und Emma Erneſtine Deike zum 2tenmal. 2. Joh. Peter Bauer u. Anna Kath. Winkenbach zum Atenmal. f 2 3. Joh. Hdock 15. und Marg. Illy zum 2tenmal. J. Joh. Adam Schubert und A. M. Gallei zum 2tenmal. ö U 5. Joh. Knapp und Kath. Bergmann zum 2tenmal. und. A. Maria geb. Wieland und Kath. Froſchauer, Tochter von Franz Froſchauer 1. u. Kath. geb. Bugert zum IUtenmal. Gemeindekaſſe. Donnerstag, den 8. ds. Mts., können während der Zahlſtunden die üblichen Wieſenloſe- und Krotten⸗ wieſenloſe⸗Vergütungen in Empfang genommen werden. Vergütungen, welche bis zum Schluß des Zahltages am 12. ds. Mts. nicht abgeholt ſind, ſollen bis auf welteres nicht zur Auszahlung kommen. Viernheim, den 6. Juli 1920. Jöſt. I 2 5 Bekanntmachung. Betreffend: Förderung des Obſtbaues; hier die Bekämpfung der Blautlaus. Nach der Polizeiverordnung obigen Betreffs vom 9. März 1910 ſind ſamtliche Beſitzer von Apfelbäumen oder deren Nutznießer perpflichtet, ſobald ſich Blutläuſe auf den Bäumen zeigen, dieſe ſofort zu entfernen. Es iſt ganz einerlei, ob es ſich um Hochſtämme oder Formbäume, um veredelte oder unveredelte Apfelbäume handelt. Indem wir alle Baumbeſitzer hierauf beſonders auf— merkſam machen, weiſen wir darauf hin, daß es dringend geboten iſt, mit der Vertilgung der Blutlaus jetzt zu be— ginnen. Wir haben deshalb angeordnet, daß die zum Zweck der Kontrolle in den Gemeinden zu ernennende Kommiſſio— nen nunmehr wieder— ſofern dieſes noch nicht geſchehen — ernannt werden und ihren erſten Rundgang bereits Mitte Juli und den Zweiten im Monat Auguſt vornehmen. Wir dürfen wohl von der Ginſicht der Baumbeſitzer erwarten, daß die Vernichtung der Blutlaus an ſämtllchen Apfelbäumen erfolgt.. Die Vernichtung erfolgt am beſten durch Zerdrüpen der Läuſe mit der Hand oder mit einer ſcharfen Bürſte, ſowie durch Bepinſeln der befallenen mit Obſthaumkarbo— lineum, Antiſuöl oder Spiritus. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth.