Danksagung. Zurückgekehrt vom Grabe unserer lieben, unvergesslichen Tochter, Schwester, Schwägerin und Tante fraue Magdalena Hoock sagen wir Allen für die, so überaus zahlreiche Beteiligung deim Gange zur letzten Ruhestätte unsern tiefgeföhlten Dank. Besonderen Dank der hochw. Geistlichkeit für den trostrelchen Beistand, den ehrw. barmh. Schwestern ſör die liebevolle Pflege, den Süftern von Seelenmessen und den Kranz und Auch der Jungfrauen-Kongregatio der Verstorbenen für die außerordentliche Beteiligung Ruhestätte und Kranzuiederlegung am Grabe sei herzſicher Dank zu Blumenspendern. n und den werten Mitschülerinnen Viernheim, den 10. September 1922 Die tieftrauernd Hinterbliebenen: Familie Joh. Hoock 9. zur letzten teil Bekanntmach Wegen Zwangsverſteigerung wird die Hofreite der verſtorbenen Eheleute Waldſtraße 19 nur einmal am 14. September, nachm. 3 Ahr Georg Mandel 7. auf dem Rathauſe öffentlich verſteigert und dem e Zuſchlag erteilt. 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Martin.— Geſchäftsſtelle: 36 ffernſprecher Nr. 217 . ͤ— 1922 Nachrichtenblatt für alle amtlichen Bekanntmachungen der Behörden Vieruheims und Umgebung. Inſerate haben in der„Viernheimer Bürger⸗Zeitung“ ſtets beſten Erfolg.— Für am Telefon aufgegebene Inſerate Bezieher keinen Anſpruch auf Aeſerun oder Nachlieferun oder 100 Rückzahlung d Bezugspreiſes. Amt Wiernbeim. Donnerstag, den 14. Scplember 3 Kurze Tagesüberſicht. Tie belgiſche Forderung auf Goldhinterlegung für die zwei fälligen Schatzwechſel von je 30 Millionen Goldmark wird die Reichsregierung ablehnend beaut⸗ worten. Bei den Völkerbundberatungen in Genf über die Abrüſtungsfrage iſt der franzöſiſche Standpunkt durch⸗ gedrungen. Man nahm Grundſätze über Garantie⸗ verträge an. f Die britiſche Regierung fordert die Alliierten auf, gemeinſam die Neutralität Kouſtantinopels zu ver⸗ teidigen. Ter Regierung von Angora wurde die Be⸗ achtung der neutralen Zone von Konſtantinopel und den Meerengen zur Pflicht gemacht. Die neue Poſtgebührenerhöhnug wurde vom Reichs⸗ rat genehmigt. 45 Die belgiſche Goldforderung. Tie belgien Regierung beſchloß, von Deutſch⸗ land die Bezahlung der am 15. Auguſt und 15. September fälligen Zahlungen mit Schatzſcheinen zu verlangen, die durch ein Golddepot ſichergeſtellt wer⸗ den ſollen. 5 tr. Dem Abbruch der deutſch-belgiſchen Verhandlungen iſt nun, allem Optimismus der Berliner Regierungsſtellen zum Trotz, die Entſcheidung der belgiſchen Regierung ge⸗ folgt, wonach die fälligen Zahlungen in Schatz⸗ ſcheinen durch ein Golddep pt in einer der belgiſchen Regierung angenehmen Bank hinterlegt werden ſollen. Nach einer Tempsmeldung ſoll eine Friſt von drei Tagen geſtellt ſein. Wiederum haben alſo die Peſſimiſten recht behalten: Belgien hat ſich hinter Poincare und ſeine Poli⸗ tik geſtellt, die in dem letzten Beſchlu ß der Repara⸗ tionskommiſſion vom 31. Auguſt zum Ausdruck kam. Danach ſoll, wenn Deutſchland und Belgien ſich nicht einigen über die Sicherſtellung der Schatzwechſel, deutſches Gold hinterlegt werden. Auf dieſen Be⸗ ſchluß baut Belgien und macht damit die Berliner Ab⸗ machungen, die nach der amtlichen Mitteilung„in weſent⸗ lichen Punkten zu einer Einigung führten“, zu nichte. Nach den Erklärungen des Reichskanzlers Dr. Wirth iſt die Hinterlegung deutſchen Goldes aus wirtſchaft⸗ lichen Gründen nicht möglich. Das deutſche Gold liegt bei der Reichsbank und dient der teilweiſen Deckung der Währung. Wird es auch nur zu einem Teil unter belgiſche Aufſicht geſtellt, ſo tritt der Zerfall unſerer Währung ein. Unſere Papiermark ſinkt dann weiter, um vollends ganz auf den Wert der öſterreichiſchen Krone herabzuſinken. Dazu kommt, daß die Reichsreaieruna n N Gräfin Laßbergs Enkelin. Roman von Fr. Lehne. 17. Foltſetzung. keit“, mehr noch darüber, daß das Kind recht hatte. Sie ſchwieg einen und kalt:„Es iſt der ausdrückliche Wille deines (Nachdruck verboten.) Die Gräfin war außer ſich über Yvonnes„Dreiſtig⸗ Augenblick, dann ſagte ſie ſchroff Vaters, daß du hierbl e ibſt. Schweig jetzt und verlaß das Zimmer!“ —— Zwei Tage ſpäter wußte Mponne, daß ihr ſehn⸗ lichſter Wunſch erfült würde. Sie kam nach dem Lehre⸗ rinnenſeminar in L., um dort fünf Jahre zu bleiben. In den Ferien durfte ſie aber nicht nach Burgau zurückkehren, weil ſie dort ſo ungern war. Die Grafin hate mit ihrer Tochter Rückſprache ge⸗ nommen, und die ha te ihr ſehr zugeredet, Yvonnes Bit⸗ ten entgegenzu'ommen. Für alle Teile ſei es am beſten. Da hörten die Aufregungen auf und Pvonne käme in eine ſtrenge Zuch“, die wohl ihren Eigenwillen brechen würde. Und Griſin Laßberg ſchloß ſich der Anſicht ihrer Tochter an. Pfingſten war's, ein herrlicher Frühlingstag. vonne war mit dem Herrichten der Tafel beſchäftigt. Sie legte das alte Familienſilber auf, das an Feſttagen ſte's in Gel rauch genommen wurde. Die Gräſin, ſonſt ſehr schlicht und einſach, liebte doch bei paſſenden Gelegen⸗ heilten die Entfaltung eines gewiſſen Prunkes. Dann ſchmückte ſie die hohen, kriſtallenen Vaſen mit Blumen, die ſie paſſend verteilte. Jetzt war ſie fertig; ſie trat einen Schritt zurück und prüfte ihr Werk. ſich„Reizend, wundervoll!“ klang es hinter ihr. Sie wandte um.* „Lutz!“ rief ſie in heller Freude.„O, Lutz, ſeid ihr 5 ſchon da?“ „Vorläufig erſt meine Wenigkeit. Ich bin allein durch den morgenſchönen Wald gelaufen. Dagobert muß Mama und Herta begleiten. Aber nun laß dir erſt ein„Grüß Go tl“ ſazen, Couſinchen! Wie lange haben wir uns nicht Gehen“ gar nicht in der Lage ist, das Gold zu hinterlegen, wer. die Reichsbank vor kurzem auf Wunſch der Entente in ein autonomes Unternehmen umgewandelt wurde, ſo daß alſo die Regierung gar kein Eingriffsrecht mehr hat. Alle Bemühungen, die Reparationsverpflichtungen auf eine neue Grundlage zu ſtellen, wozu die Berliner Ver⸗ handlungen günſtige Ausſichten boten, erſcheinen damit geſcheitert zu ſein. Wieder hat die Politik Frankreichs über die wirtſchaſtlichen Belange der deutſchen Wiedergut⸗ machungspolitik geſiegt. Die Reparatiouskriſe iſt damit wieder akut geworden. Zunächſt erſcheint die befriedigende Regelung der Ga⸗ rantiefrage durch den belgiſchen Beſchluß zerſtört. Kommt die Angelegenheit nun vor die Reparatiouskom⸗ miſſion, ſo beſteht die Möglichkeit, daß die ab ſicht⸗ liche Verfehlung Deutſchlands feſtgeſtellt wird, dann erhält Frankreich⸗Belgien jene gewünſchte„Handlungs— * K U 1 7 7 freiheit“, d. h. das Recht zu militäriſchem Vorgehen, bzw. zur Beſetzung weiteren deutſchen Landes. Es fragt ſich nur, ob bei der Zuſpitzung der Orientfrage dies Frank— reich-Belgien im Augenblick wünſchenswert erſcheint. Ob die Reparationskommiſſion bei einer erneuten Beratung der Reparations⸗ bzw. der Garantiefrage Deutſchland eine längere Laufzeit der Schatzwechſel— Deutſchland hatte ſtatt 6monatiger Laufzeit eine 18monatige ge— wünſcht— erſcheint mehr als zweifelhaft, ja geradezu unwahrſcheinlich. So zeigt ſich alſo nirgends ein Ausweg aus der neuen Reparationskriſe. Reichskanzler Dr. Wirth, der noch am Dienstag dem„Matin“-Korreſpondenten in Berlin gegenüber ſich optimiſtiſch dahin äußerte, daß die Reparationskriſe nicht akut werde und erklärte, daß die Reichsregierung eine Verpflichtung eingehe, die ſie nicht„erfüllen“ kann und nicht eine endgültige Löſung des Reparationsproblems herbeiführt, hat wieder eine Enttäuſchung erlebt, auch dann, wenn die deutſch⸗belgiſchen und die Reparations⸗ verhandlungen in Paris fortgeſetzt würden. Denn kann von Paris Gutes, für Deutſchland Hoffnungs⸗ volles, kommen? Es iſt nur zu wünſchen, daß die„Er— füllungspolitik“ Wirths dabei bleibt, den dünnen deutſchen Goldbeſtand nicht anzutaſten, denn das würde zu einer Markkataſtrophe mit den furchtbarſten Wirkungen auf das geſamte deutſche Wirtſchaftsleben und das deutſche Volk führen. 1908 —— Die Zuspitzung der Wirtschaftslage. tr. Es heißt nur den Tatſachen nüchtern ins Auge zu ſehen, wenn man die wirtſchaftlichen und Er⸗ nährungsverhältniſſe, in die das deutſche Volk nun allmählich hineingerät, mit einer namenloſen Verelendung und Verarmung kennzeichnet. keine Neoierung in Deutſchland wird dieſe zwangsläu⸗ eee e „Fünf Jahre, Lutz, und jetzt erſten Male in Uniform.“ „Fünf Jahre? Wahrhatig! Und in dieſen Jahren iſt Pwvonnchen ſo ſchön geworden! Ja, aus dern werden Leute!“ Er hielt noch immer ihre Hände feſt und blickte ſie in unverhehlſer Bewunderung an. „Aber Lutz!“ wehrte ſie errötend und wollte ſich los⸗ machen. „Ja, was denn, meine kleine Mvonne. Willſt du mir nach ſo langer Zeit nicht einmal den Willkommenkuß ge⸗ ben? Bin ich dein Lutz nicht mehr!“ „O ja, m in guter, lieber Lutz!“ Und unbefangen bot ſie ihm die Lippen. Er legte den Arm um ihren Nacken und neigte ſich zu ihr. Als ſie aber den feurigen Druck ſeines Mundes auf dem ihrigen fühlte, wurde ihr ganz eigen, ganz bellommen zumute. Eine liefe Röte färbte ihr weißes Geſicht; in holder Verwirrung befreite ſie ſich aus ſeinen Armen und beſchäftigte ſich mit den Blumen. Er trat hinter ſie, ſo dicht, daß ſie ſeinen Alem fühle. „Kl ine, ſüße vonne,“ flüſterte er. Sie hielt die Augen geſenkt. „Möchteſt du nicht Großmama begrüßen?“ „Natürlich! Wo iſt denn die alte Dame!“ „Im gelben Salon. Der Pfarrer iſt ſchon bei ihr.“ „Na, dann hat ſie ja einſtſweilen Unterhaltung. Daher ſchnell noch die Frage: immer er⸗ gangen?“ Jetzt hob ſie die klaren Augen zu ihm empor; ſie halte ihre Verwirrung überwunden. „Wie immer,“ ſagte ſie mit einem tiefen Seufzer.„Es iſt immer das gleiche. Großmama mag mich einmal nicht leiden Doch gehe etzt zu ihr, vielleicht finde ich nachher noch Gelegenheit, mit d'r zu ſprechen. Jetzt muß ich mich noch ſchnell umziehen; dies feier iche ſchwarzſeidene Kleid hier iſt nur für den Kirchenbeſuch.“ Schnell huſchſe ſie hinaus, und mit entzücktem Vlick ſah er ihr nach Wie ſchön ſie war! Wie ein Bild! Sie war nicht groß; ſie war ſchlank und zierlich, dabei von einer Biegſamkeit und Anmut der Bewegungen, wie man es wohl ſelten findet. ſehe ich dich auch zum fünf Kin⸗ „Wie iſt's dir denn — n EE2Cͥĩ ðxVT r ðâ 000000 S ²——x—x— 7 So 9 eckkonto Nr. 21577 11 Frankfurt a. M. 22010101 fige Entwicktung völlig bannen tonnen, womtt narur⸗ lich nicht geſagt ſein ſoll, daß die Politik der Reichs⸗ regierung dieſen Verhältniſſen immer gerecht wurde. Aber man darf den Männern der Reichsregierung und auch den parlamentariſchen Vertretern des deutſchen Volkes nicht abſprechen, daß ſie den guten Willen haben, alles zu tun, um dem Niedergang in Lebens⸗ haltung, Ernahrung und Wirtſchaft Einhalt zu tun, Im Ziele ſind ſie alle einig, aber in den Wegen und der Abmeſſung des Möglichen und Erreichbaren tren⸗ nen ſich die Geiſter. Es iſt die politiſche Einſtellung, die Pa: zs olitik, die iich erſchwerend auf alle die legt, die mit blutendem Herzen die Kataſtrophe über das deutſche Volk hereinbrechen ſehen. Was könnte da helfen? Man ſagt eine ſtarke Führer⸗ perſönlichkeit, ein Mann im vollſten Sinne des Wor⸗ tes, der die politiſchen Phantaſten aller Richtungen einen und um ſich ſcharen könnte. Er fehlt uns und er wird uns ſolange fehlen, ſolange nicht im deutſchen Volke die Erkenntnis unferer Lage voll zum Bewußt⸗ ſein kommt. Solange nicht jenes elementare Gefühl des nationalen Verbundenſeins auf Gedeih und Ver⸗ derb zur Richtſchnur des Einzelnen wie des ganzen Nolkes wird, ſolange nicht die Erkenntnis zum gei⸗ ſtigen Allgemeingut gehört, daß der verlorene Krieg und der Verſailler Friede dieſe ganze Entwicklung herbeiführten, die durch beine Staatsumwälzung zur ungünſtigſten Zeit beſchleunigt wurde. Von der ſchweren Sorge um unſere Wirtſchaftsnot ſind alle Berufsſtände und Bevölkerungsklaſſen in ver⸗ ſchiedenſter Abſtufung gleich erfüllt. Die täglichen Be⸗ ſprechungen der Träger der Regierungsgewalt, des Reichspräſidenten, des Reichskanzlers und der Reichs⸗ und Landesminiſter mit Berufsorganiſationen legen davon Zeugnis ab. Auch die deutſchen Städte werden in einer Sondertagung am nächſten Sonntag in München zur wirtſchaftlichen Notlage Stellung neh⸗ men. Reichspräſident Ebert, der Reichswirtſchafts⸗ und ⸗Ernährungsminiſter haben in den letzten Tagen wiederholte Beſprechungen mit den Gewerk⸗ ſchaftsführern gehabt, wobei wenigſtens mitgeteilt werden konnte, daß bei entſprechender Ablieferung des Umlagegetreides und den Zukäufen von Auslandsgetreide die Volksernährung bis zum Frühjahr 1923 ſichergeſtellt ſei. Im übrigen wurde bei allen dieſen Verhandlungen hauptſächlich die Finanznot und der Niedergang der Markwährung erörtert. Von der Regierung wurde mitgeteilt, daß währungspolitiſche Maßnah⸗ men für die Milderung der Geld⸗ und Kre⸗ ditnot und eine ſchärfere Kontrolle des Deviſenverkehrs zur Zeit mit den zuſtändigen Stellen erörtert würden. Der Deutſche Gewerk⸗ ſchaftsbund richtete an den Reichswirtſchaftsminf⸗ — 2 1— 8.—— 7... Das ſchͤne, wellige, kupferbraune Haar wurde je nt nicht mehr durch den häßlichen Kamm gebändigt; es legte ſich in dien Scheiteln um das perlmutlerweiße Geſicht, deſſen Züge eine ſaſt klaſſiſche Reinheit trugen. Ihle ngeoßen, dunklen Augen hatten noch den ſauften, ſchwermü ligen Kinderblick, der dem jungen Mädchen einen o unwiderſtehlichen, rührenden Reiz verlieh. Ihr ſchöner Mund mit den weichen, blaßroſa Lippe war feſt geſchloſſen, war ernſt. Sel en, daß man Yvonne lachen oder überhaupt nur lächeln ſah. Tat ſie es einmal, flog es wie Sonnenſchein über ihr Geſicht. Das war Yvonnchen!„Sie iſt bezaubernd, einzig! Lächelnd, in angenehmen Gedanken, ſtrich Lutz den hüb⸗ ſchen, blonden Bart und ſchickte ſich an, die Großmutter aufzuſuchen. Nicht lange danach kam Baronin Brücken mit Herta und Dab obert von Lichtenfels, ihrem Gaſt. In ein helles, leichtes, elegantes Seidenkleid gehüllt, rauſchte ſie in den Salon. Mit freundlichen Worten begrüßte die Gräfin den Freund des Enkels, den ſie ſchätzte. Sie ſtand dem Plan Alines, Herta mit ihm zu verheiraten, durchaus ſympa⸗ th ſch gegenüber. Die Baronin ſetzte alle Mittel in Ve wegung, den jungen Graſen Lichtenfels an ihr Haus feſſeln. Wenn er auch nicht im entfernteſten mit dem glän⸗ zenden, lebenſprühenden Lutz rivaliſieren konnte, ſo war er immerhin von angenehmer Erſcheinung, dabei ſehr reich und aus vornehmer Familie. Ungeduldig blickte Lutz nach der Tür, ob Mvonne noch nicht läme. Er ſehnte ſich förmlich nach ihr. Und als ſie auf der Schwelle erſchien, trat er ihr unwillkürlich einen Schritt entgegen. Wie liebreizend ſah ſie aus in dem weißen Sommerkleid, das ſie gegen das ſchwarzſeidene Gewand von vorhin vextauſcht hatte! Wie eine Maten⸗ lüte, ſo zart und taufriſch. Er verſchlang ſie beinahe mit ſeinen Blicken und ſo entging ihm auch der faſt begeiſterte Ausdruck auf dem Geſicht des Freundes, als dieſer des ungen Mädchens anſichtig wurde. Mitten in einem Satz brach Dagobert ab, überhörte auch eine Frage Hertas und trat zu Pwonne, die er mit einem Handkuß begrüßte,(J. f.) * ſter eine Eingave, in der es heißt:„Seit einiger Zeit nehme im deutſchen Inlandsverkehr die Verwendung von Auslandsvaluta als Verechnungsgrundlage der Verkaufspreiſe und als Zahlungsmittel einen gewalti⸗ gen Umfang an. Die Verwendung der Auslandswäh⸗ rung wird mehr und mehr üblich bis in den Klein⸗ handel hinein. Der Deutſche Gewerkſchaftsbund er⸗ wartet von der Reichsregierung den ſchleunigen Erlaß einer Verordnung, die die Verwendung der Auslands⸗ währung im Inlandsverkehr unterbindet.“ Die neuen Maßnahmen des Reichsminiſteriums für Ernährung und Landwirtſchaft gegen die unzweck⸗ mäßige Verwendung von Gerſte, Zucker und Obſt find bereits in Wirkung getreten. Aber auch ein⸗ zelne Berufsſtände, die beſonders hart betroffen ſind, haben Vorſtellungen bei den Reichsſtellen erhoben. Der Reichspräſident hat den Vorſtand des Vereins deutſcher Zeitungsverleger empfangen, um über die Notlage der Preſſe und die zu ihrer Linderung geeigneten Maßnahmen zu beraten. Eine Konferenz zwiſchen der Reichsregierung und dem deut⸗ ſſchen Handwerk ſteht bevor. 5 8 So ſtrömt aus tauſend Quellen die deutſche Wirt⸗ ſchaftsnot bei den verantwortlichen Männern in Reich 5 vorliegt. Dieſe iſt zur Stunde noch nicht eingetroffen. und Land zuſammen. Beſprechungen und Beratungen ſind gut; aber ſie nützen nur dann, wenn daraus hervorwächſt die Tat und der feſte Entſchluß, der ſſchon weit vorgeſchrittenen Entwicklung in die Arme zu fallen, durch, wenn auch harte Maßnahmen, ein Halt zu gebieten: Bis hierher und nicht weiter! 5 Der Zuſammenbruch Griechenlands. Die griechiſche Niederlage in Kleinaſien erweiſt ſich für das künſtlich aufgeblähte griechiſche Reich immer mehr als kataſtrophal, der Zuſarnmenbruch des grie⸗ chiſchen Heeres in Kleinaſien als vollſtändig, Schon am 4. September betrug die Beute der Anatolier 910 Ge⸗ ſchütze, 1200 Laſtautos, 200 Autos, 5000 Maſchinen⸗ gewehre, 450 Wagen Munition, über 40 000 Gewehre; die Zahl der Gefangenen überſtieg 20 000 Mann; die Zahlen müſſen inzwiſchen bedeutend geſtiegen ſein. Nach ſolchen Verluſten iſt an eine Weiterführung des Krieges gegen die Turkei nicht mehr zu denken, weder in Aſien noch in Europa. a Die Frage iſt nun— ſo ſchreibt die A. P.— wie die Türken ihren Sieg gegen die Eindringlinge aus zu⸗ nützen gedenken. Setzen die Anatolier nach Europa über? Ihre Politik wird durch den ſogenannten natio⸗ nalen Pakt beherrſcht, den die regierende Volksverſamm⸗ lung von Angora ausgearbeitet und einſtimmig angenom⸗ men hat. Darin heißt es, daß die Anatolier nicht eher die Waffen niederlegen dürfen, als bis die von den Vorfahren überkommenen, von türkiſcher Mehrheit be⸗ wohnten Länder wieder unter dem Halbmond vereinigt ſind. Als ſolche Länder werden in Anatolien ange⸗ ſehen Kleinaſien bis zur arabiſchen und kaukaſiſchen Grenze und Thrazien bis zur Maritza mit der alten Hauptſtadt der Türkei, Adrianopel. Daß Kleinaſien mit dem türkiſchen Reiche nach der Einnahme Smyr⸗ nas wiedervereinigt wird, iſt heute ſchon ſicher. Der nationale Pakt iſt in Aſien alſo der Erfüllung ſicher. Anders liegen die Dinge in Europa. Thrazien gehört ſtaats rechtlich noch zur Türkei; der Friede von Sevres, der es den Türken entreißen ſollte, iſt nicht genehmigt, iſt zerriſſen, und nicht allein von den Türken, ſondern auch von Frankreich. Die Angoramänner verlangen die Rückgabe von Thrazien, mindeſtens bis zur Maritza; der nationale Pakt iſt für ſie nicht ein unklarer Nebel⸗ ball, ſondern eine klare Richtſchnur für ihr Handeln. Da weder Griechenland, das mit Genehmigung der Verbands- mächte England, Frankreich, Italien in Thrazien ſtarke Truppenmaſſen hält, mit denen es kürzlich noch Kon⸗ ſtantinopel bedrohen wollte, noch die Verbandsmächte, einſchließlich Frankreich, freiwillig Thrazien wieder den Türken übergeben werden, ſo taucht die Fra auf, welche Machtmittel die Anatolier beſitzen, um mit Ge⸗ walt Thrazfſen wiederzunebmen. Der Vormarſch bis an Gräfin Laßbergs Enkelin. Roman von Fr. Lehne. 18. Fortſetzung.(Nachdruck verboten.) „ſtomteſſe, welche Freude, Sie zu ſehen! Vielleicht er⸗ innern Sie ſich meiner noch?“ Die wurde ein wenig rot und verwirrt. Es war ja das erſtemal, daß ihr jemand eine ſolche Huldigung dar⸗ brachte. Und wie Herta ſie beobachtete Deren neiderfüllte Blicke ſtachen ſie förmlich wie Nadeln. Da warf ſie etwas hochmütig den Kopf zurück, eine Sekunde Hertas Blick erwidernd. Dann lächelte ſie und tauſchte liebenswürdige Worte mit Dagobert. Lutz brachte durch ſein heiteres Weſen einen unge⸗ zwungenen Ton in die Tafelrunde. Er lachte, ſcherzte, neckte ſich mit der Schweſter und Couſine, unterhielt ſich mit Pfarrer Riemann aufs freundlichſte und verfehlte auch nicht, der Großmutter ſeine Verehrung darzubringen. Man mußte ihm gut ſein, dem fröhlichen, ſorgloſen Jungen, dem die hellblaue Dragoneruniform ſo vorzüg⸗ lich ſtand. Dagobert war etwas ſchwerfälliger; er beſchäftigte ſich viel mit Pvonne, die er ſo gern ſprechen hörte. Süß wie Schwalbengezwilſcher llang ihm ihre weiche Stimme. „Sie ſind ſicherlich muſikaliſch, Komteß?“ fragte er da aus einem Gedan'engange heraus.„Und ſingen auch?“ „Ein wen'g,“ lautete ihre Antwort.„Ich mußte ſehr fleißig auf dem Seminar ſein, um den Anforderungen zu genügen, die dort geſtellt wurden.“ „Ah, du machſt mich begierig, dich zu hören, Couſin⸗ chen!“ rief Lutz.„Vielleicht erfreuſt du uns nach Tiſch mit einem Lied.“ „Du weißt doch, Lutz, daß Großmamas Nerven die Muſik durchaus nicht zuträglich iſt,“ ſagte die Baronin mit ihrer ſcharfen Stimme zu dem Sohn. Er biß ſich auf die Lippen. „Ah, pardon, ich vergaß!“— Er durchſchaute die Mutter wohl; ſie war es, die E-le 5h dvonne ſic heren eg, Es war ae Heeres bon 100000 Mann über die Meere zu unlöslichen Aufgaben. Es fragt ſich nur, ob die Türkei es feen 10 000 gegen den Proteſt Englands den Krieg nach Europa herüber zu. verpflanzen. Vermut⸗ liech würde ſich die Regierung in Angora vor England nicht allzu ſehr Reſerve auferlegen, wenn nicht der engliſche Proteſt vielleicht gegen, Frankreichs geheime Wün⸗ ſche Nachdruck erhielte durch die Drohungen der übrigen ehemaligen türkiſchen Gegner in Europa, Rumänien und Jugoslawien. Unter dieſen Umſtänden wird doch wohl den Türken nichts anderes übrig bleiben, als vor den Toren Konſtantinopels Halt zu machen. Um ſo eher als trotz der türkiſchen Siege die Regierung von An⸗ gora ſicherlich ebenfalls ein durch die wirtſchaftlichen Verhältniſſe bedingtes ſtarkes Friedensbedürfnis haben dürfte. 5 g Letzte Nachrichten. Tie deutſche Antwort noch nicht abgeſandt. Berlin, 13. Sept. Die ge Antwort, die in ablehnendem Sinne erfolgen wird, wird erſt beſchloſſen und abgeſandt werden, wenn die ſchriftliche Note über die Entſcheidung der belgiſchen Regierung So iſt auch noch nicht feſtgeſetzt. ob die entſcheidende e noch heute oder erſt morgen ſtatt⸗ ndet. 15 f Die neuen Poſtgebühren vom Reichsrat genehmigt. Berlin, 13. Sept. Der Reichsrat erklärte ſich in ſeiner Sitzung am Dienstag, unter dem Vorſitz des Reichs⸗ poſtminiſters Giesberts, mit der Erweiterung der Grenze für die Verſicherungspflichtigen in Krankenkaſſen auf 200000 Mk. einverſtanden und genehmigte eine Verordnung über Erhöhung der Steuerzuſchüſſe aus der Einkommensgrenze. Dem Geſetz über die Teuerungs⸗ maßnahmen für Militärrentner wurde ebenfalls zuge⸗ ſtimmt. Weiterhin wurden die neuen Sätze der Poſt⸗, Telegraphen- und Fernſprechgebühren ohne Erörterung einſtimmig angenommen. Damit wird u. g. der einfache Fernbrief vom 1. Oktober ab 6 Mk. koſten, die Poſtkarte im Fernverkehr 3 Mk., ein 5 Kilogramm⸗ Paket in der Nahzone 30 Mk., in der Fernzone 60 Mark. Die urſprünglich vorgeſchlagene Erhöhung der Zeitungsgebühren iſt vom Miniſterium ſelbſt zurückge⸗ zogen worden. Die Verpackung der Zeitungen hat der Verleger auf ſeine Koſten auszuführen, aber der Verpak⸗ kungszwang iſt in Wegfall gekommen.: Der Höchſtbetrag für Poſtanweiſungen wurde auf 5000 Mk. erhöht, wo⸗ für das Porto 20 Mk. beträgt. Ein Auslandsbrief bis zum Gewicht von 20 Gramm wird auf 20 Mk. kommen. Der Mindeſtbetrag für ein Telegramm im Ortsverkehr iſt auf 30 Mk, für ein Ferntelegramm auf 50 Mk. ſeſt⸗ geſetzt. Die Fernſprechgebühren haben jetzt eine Erhöhung von 600 Prozent erfahren. Poſtminiſter Giesberts er⸗ klärte nach Annahme der Vorlage, hiermit ſei das Defizit der Reichspoſtverwaltung nicht gedeckt. Es bleibe rech⸗ nungsmäßig wahrſcheinlich noch ein Fehlbetrag von 15 bis 20 Milliarden. 15 Geld⸗ und Kreditnot. Vor einer Währungsreform. tr. Was kein Menſch noch vor kurzer Zeit für mög⸗ lich gehalten hätte, iſt in den letzten Wochen zur Tat⸗ ſache geworden: Obgleich wir im Papiergeld ſchwim⸗ men, herrſcht größter Mangel an Zahlungsmitteln. Die Papiergeldherſtellung iſt hinter dem papierenen Geldbedarf zurückgeblieben. Der Mangel an Zahlungsmitteln traf erſtmals am letzten Auguſt in erſchreckendem Maß in Erſcheinung, ſo daß die Groß⸗ und Kleinbanken in faſt ganz Deutſch⸗ land die Geldausgabe„rationieren“ mußten. Die Folge davon war, daß die Arbeitgeber ihren Angeſtellten und Arbeitnehmern die Löhne und Gehälter nicht in voller Höhe ausbezahlen konnten. Die Urſachen dieſer Zahlungsmittelknappheit gehen bis auf den Buch⸗ druckerſtreik zu Anfang Juli zurück, wo in Berlin immer noch dasſelbe— Neid auf das wunderbar ſchöne Mädchen, deſſen Vorzüge man durchaus nicht gelten laſ⸗ ſen wolle. Mitleidig flog ſein Blick zu der Couſine, die man ihn jetzt als gelreues Ebenbild ihrer Mutter geſchildert. „Armes Mädel!“ dachte er.„Hält man dich ſo ge⸗ fangen? Hat man dir die Flügel ſo beſchnitlenk“ Er glaubte nie etwas Süßeres, Holdſeligeres geſehen zu haben als ſie, und jetzt begriff er auch ganz den Bru⸗ der ſeixer Mutter, der um ſo viel Schönes alles— Rang, Stulung, Vermögen— hatte aufgeben und vergeſſen können. Ein warmes, zärtl'ches Gefühl erwachte in ihm für die Couſine, die er in den fünf Jahren ſchon wieder halb vergeſſen halte, ſeit er ſie als Kind geſehen. Und es gelang ihm auch, ſich in den wenigen Ur⸗ laubstagen, die er halte, Pponnes junges, unſchuldiges Herz zu erobern. Das war ja ſo leicht, denn ſie hatte ihn nie vergeſſen, ihn, der ihr einziger Freund in ihrer ſo freudloſen Kindheit geweſen war, für eine ſo kurze Spanne Zeit nur und doch lange genug, daß ſie von da an in ſchwärmeriſcher Verehrung ſein gedacht. Und von der Schwärmerei zur Liebe war nur ein kleiner Schritt. Sie ſehnte ſich ſo ſehr nach jemand, der es gut mit ihr meinte. Bebend vor Wonne hörte ſie ſeine heißen Liebesworte. Am Abend vor der Abreiſe war er noch einmal gekommen, allein; er hatte der Großmutter noch etwas zu überbrin⸗ gen und es gelang ihm, Pvonne zu ſehen. Heimlich lief er ihr nach in den Garten. Und da war es ganz von ſelbſt gekommen, daß ſie in ſeinen Armen lag, daß er ſie küßte. In leidenſchaftlicher Zärtlichkeit hing ſie ſich an ihn. „Mein Lutz, wenn ich dich nicht hätte, wie ſollt' ich das Leben hier noch ertragen.“ „Warte nur, Süßeſtes, gedulde dich noch ein Weilchen.“ Er preßte ſie an ſich; wie im Rauſch war er, als er das ſchöne Mädchen an ſeiner Bruſt fühlte und ihre weichen. warmen Lippen berührte. „Haſt du mich denn ſo lieb, mein Kleines!“ ugen nicht ſchauerte. e Notenpreſſe 12 Tage lang ſtiugelegt war Milliarden, täglich 1½ Milliarden Papierma produziert werden konnten. 5 f ö Die Reichsdruckerei hat dieſer Minderproduktion durch die Maſſenherſtellung der neuen 10 000 Mark⸗ Note und durch die in einfachem Buchdruckverfahren hergeſtellte 500 Mark⸗Note, die man auch ſchon als „Notizzettel“ bezeichnete, abzuhelfen verſucht. Ver⸗ gebens. Der ſteigende, jetzt allerdings rückgängige Dol⸗ larkurs führte zu einer ungeahnten Preisbewegung und Teuerung und zu einem rieſigen Bedarf an inlän⸗ diſchen Zahlungsmitteln, der noch durch Angſtkäufe und Banknotenhamſterei vermehrt wurde. Doch all das hätte die Geldknappheit noch nicht zu dem erreichten Grad getrieben, wenn nicht das Reich das polniſch gewordene Oberſchleſien, das die Reichsmark vertrags⸗ mäßig beibehalten hatte, mit Zahlungsmitteln zu ver⸗ ſorgen hätte. Polen benützt nun die Reichsmark als Zahlungsmittel zu ſeinen Auslandskäufen, da dieſe noch immer höher im Kurſe ſteht als die polniſche Währung. Das iſt auch mit ein Grund, daß die Bör⸗ ſenplätze der Welt„in Mark ſchwimmen“ und ſo den deutſchen Valutaſtand regulieren bzw. herabdrücken. Dazu kommt noch, daß das Saargebiet große Mark⸗ beſtände beanſprucht, da die dort vielfach eingeführte Frankenwährung bei der Auszahlung in Mark voll⸗ zogen wird. Die Reichsregierung hofft nun, daß in allernächſter Zeit durch vermehrten Notendruck in Ueberſchichten dem Mangel an Zahlungsmitteln(2 Milliarden im Tag) abgeholfen wird. Daraus er⸗ klärt ſich auch die Neueinführung der 50000 und 100 000 Mark⸗Banknote, die aber zugleich ein Zeichen dafür iſt, wie ſehr wir uns in unſerer Geldwirtſchaft den öſterreichiſchen Zuſtänden nähern. Man kann ſchon jetzt ſagen, daß die nächſte grö⸗ ßere Reform, zugleich die tiefeinſchneidendſte, die der Währungsreform ſein muß, die nicht nur eine Stabiliſierung des Markkurſes bringen muß, ſondern auch die gänzliche Umſtellung unſerer Finanzen auf die Mark als Kleingeld und ein Verſchwinden der Kleinmünzen bringen muß. Der Bevölkerung aber kann nicht eindringlich genug geſagt werden, daß es nichts Törichteres gibt, Papiergeld und Banknoten zu hamſtern. Denn keine Wäh⸗ rungsreform von heute kann etwa dazu übergehen, die Papierſcheine zu entwerten durch Herabſetzung oder Streichung des Zahlenwertes, ſondern lediglich durch die Anerkennung der Tatfache, daß die Mark, der Fünf⸗, Zehn⸗ und Zwanzigmarkſchein längſt zum Klein⸗ geld geworden ſind. Die Frage der Geldbeſchaffung iſt derzeit das wichtigſte Problem von Handel, Induſtrie und teiweiſe auch der Landwirtſchaft, ohne deſſen Löſung ein Zuſammenbruch der Wirtſchaft unvermeidlich er⸗ ſcheint. Die Gewährung von Kredit iſt für die ge⸗ ſamte Induſtrie eine Lebensfrage. Wenn ſchon, wie dies auf Ultimo Auguſt geſchah, der Bankkredit für Lohnzahlungen verſagt blieb, ſo iſt es noch viel ſchlim⸗ mer, wenn die Kreditgewährung für das Auslands⸗ geſchäft eingeſchränkt wird. Denn das führt letzten Endes zur Einſchränkung der Betriebe und zur Ar⸗ beitsloſigkeit. Vielfach iſt die Induſtrie aus Kredit⸗ not ſchon zu Einſchränkungen, zur Einſtellung von begonnenen Bauten und zur Zurückſtellung einer ge⸗ planten Produktionserweiterung übergegangen. Das iſt ebenſo gefährlich wie das neue, durch die rapide Geldentwertung aufgezwungene Verfahren, das in manchen Induſtriezweigen Anwendung findet, Gold⸗ mark⸗ oder Dollarpreiſe im Produktionsverfahren in Rechnung zu ſtellen. Die Kriſe im Wirtſchaftsleben meldet ſich: Geld⸗ und Kreditnot ſind die ſtärkſten Anzeichen dafür. Wenn auch die außenpolitiſchen Fak⸗ toren bei all dieſen Fragen von ausſchlaggebender Be⸗ deutung ſind, ſo darf doch nicht überſehen werden, daß nur eine Währungsreform, d. h. eine Umſtellung unſeres heutigen Geldwertes, wie ſie die wirtſchaftliche Entwicklung bereits eingeleitet hat, ein dringendes Bedürfnis iſt und immer ſtärker werden muß. Vor⸗ ausſetzung dafür iſt die Stabiſiſierung der Mark. Nach „Und da fragt er noch, der närriſche, liebe Mann! Vom erſten Tage an, da ich dich ſah— du warſt ja der einzige, der es gut mit mir meinte. Ach, Dagobert auch. Ich hab' im Seminar ſo oft an dich gedacht! Und wie hab' ich mich gefreut, als Herta von deinem Urlaub er⸗ zählte. Ach, nun mußt du morgen ſchon fort!“ »Ich komme wieder, und bald, ſo oft als ich es mög⸗ lich machen kann, wirſt du mich hier ſehen. Ich hab' mir Sehnſucht von deinen ſüßen Lippen geiüßt, und du haſt mich bezaubert, daß ich nur noch an dich denken muß. Und wieder küßte er ſie, dat ſie unter ſeinen Liebkoſungen er⸗ Schwer nut trennen ſie ſich. Lange lag Nponne wach in ihrem Bett. Vor Glück⸗ ſeligkeit fand ſie keinen Schlaf, immer mußte ſie an Lutz denken. Wie ſie ihn liebte! Alle ihre zurückgedämpften Empfindungen ſtrömten über auf ihn. Ja, er war gut, und um ſeine willen würde ſie nun gerne auf Burgau aus⸗ harren, bis er ſie heimführen konnte. Ein Vierteljahr war ſie nun ſchon wieder hier, nach⸗ dem ſie das Seminar verlaſſen hatte. Wie im Fluge wa⸗ ren ihr die Jahre dort vergangen. Sie war ſehr fleißig geweſen und hette ſich bald die Sympathien ihrer Lehrer zu erringen gewußt. Die andere Umgebung, der Umgang mit Altersgenoſ⸗ ſinnen hatten belebend auf ſie gewirkt. Von Tag zu Tag blühte ſie mehr auf, und jetzt, mit ihren neunzehn Jahren, war ſie ein wunderſchönes Mädchen geworden. Schweren Herzens halte ſie den ihr ſo liebgeworde⸗ nen Aufenthaltsort verlaſſen. Sie erinnerte ſich noch gan. genau des Tages ihrer Rücktehr nach Burgau. Groß, faſt feindſelig hatten während der kurzen, kühlen Begrüßungs⸗ worte die Augen der Gräfin auf ihr geruht, wie in un⸗ liebſamer Ueberraſchung. Es war wieder dasſelbe Lied. Die ſprechende Aehnlichkeit mit ihrer Mutter verhinderte jedes wärmere Gefühl, das die alte Frau vie leicht für die Tochter des einzigen Sohnes kannte oder wollte. Und ſo ging das Leben ſeinen Gang weiter. a (Fortſetzung folgt.) Mitteilungen im volrswirtſchaftlichen Ausſchuß arbei⸗ tet das Reichsfinanzminiſterium zur Zeit an dieſer kommenden Reform. Aus Stadt und Bezirt. — Ter erſte Sonnenſtrahl. Nach Regenwochen und ſpätherbſtlichen Temperaturen brachte der Mittwoch wieder den erſten ſehnſuchtsvoll erwarteten, freudig begrüßten Sonnenſtrahl. Wenn der Tag auch nicht ganz ohne Regen vorüberzog, die Hoffnung auf eine Beſſerung der Witterung erfuhr neuen Antrieb. Schließlich erleben wir doch noch einen Altweiberſom⸗ mer* — Neue Brotpreiserhöhung in Sicht. Von Mitte Oktober ab, wenn nicht ſchon früher, muß mit einer erheblichen Brotpreisſteigerung gerechnet werden, da die Koſten des Auslandsgetreides wegen der Mark⸗ entwertung gewaltig angewachſen ſind. Aus dieſem Grunde allein hätte die Brotpreiserhöhung eintreten müſſen, auch wenn die Preiſe des erſten Umlage⸗ drittels ungeändert bleiben würden. Auf die Getreide⸗ einfuhr aus dem Ausland kann nicht verzichtet wer⸗ den. da die heurige Inlandsgetreideernte, die nur etwa ein Driltel einer Durchſchniltsernte ausmacht, wäh⸗ rend die Vorfahrsernte den Durchſchnitt erheblich über⸗ ſchritt, zur Ernährung des deutſchen Volkes nicht aus⸗ reichen würde. Wie wir erfahren, dürfte der Marken⸗ brotpreis ſich mehr als verdoppeln. — Zuſammenſchluß der Kriegsbeſchädigtenorganiſa⸗ tionen! Der Deutſche Bund der Kriegsbeſchädigten, Stuttgart, der Bund Deutſcher Kriegsbeſchädigter in Hamburg, die Wirtſchaftliche Vereinigung Kriegsbe⸗ ſchädigter Deutſchlands in Berlin und der Einheits⸗ berband Deutſcher Kriegsbeſchädigter in Leipzig haben ſich zu einer gemeinſamen Organiſation vereinigt, die vom 1. November 1922 ab den Reichsverband Deut⸗ ſcher Kriegsbeſchädigter und Kriegshinterbliebenen, Sitz Berlin, bildet. 5 5 — Bemeſſung der Gelspſtraſen. Das bad. Juſtiz⸗ miniſterium hat an die Gerichte und an die Staats⸗ anwaltſchaften einen Erlaß gerichtet, der die Berück⸗ ſichtigung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe im Straf⸗ berfahren zum Gegenſtand hat. In dem Erlaß wird darauf hingewieſen, daß die Geldentwertung und die Preisſteigerung zu einer ſtändigen Erſchwerung der Wirtſchaftslage faſt Aller Kreiſe des Volkes führt und daß deshalb bei der Bemeſſung und Vollſtreckung ge⸗ richtlicher Strafen jede mögliche und mit dem Straf⸗ zweck vereinbare Rückſicht genommen werden muß. Dies hat namentlich bei ſolchen Perſonen zu gelten, denen die Sorge für den Unterhalt von Angehörigen bbliegt— Je nach Lage der Umſtände ſoll Strafaufſchub oder Strafunterbrechung gewährt werden. Die Gerichte ha⸗ ben dieſen Geſichtspunkten in weitem Umfang Rechnung zu tragen. Handel und Verkehr. Der Dollar eroberte ant Dienstag in Berlin 1493,13 Mark, in Frankfurt 1505,40 Mark. 100 Schweizer Franken koſteten 28 215,65 Mark bzw. 28 571,40 Mark. 100 holländiſche Gulden wurden mit 58 626,60 Lark bzw. 59 160,70 Mark bezahlt. Der Dollar notierte um Mittwoch in Frankfurt 1588 Mk, in Berlin 1598 Mk. in Geld, bzw. 1591,60 Mark und 1602 Mark in Brief. b 5 5 100 Schweizer Franken koſteten in Frankfurt 29870 Mark, in Berlin 30087 Mark. a 5. 100 holländiſche Gulden wurden mit 61138 Mk. und 61922 Mk bezahlt. e 58 100 öſterreichiſche Kronen galten 1,95 Mk. bis a 8 Ermäßigung der Margarinepreiſe. Die Margarine⸗ preiſe ſind mit ſofortiger Wirkung um 10—15 Mk. das Pfund ermäßigt worden. Die billigſte Sorts ſtellt ſich darnach auf 170 Mk., die teuerſte auf 199 Mk.. Stuttgart, 13. Sept. Die Lederbörſe am Diens⸗ tag war ſtark beſucht, doch zeigte ſich wenig Kauflust da man ſich auf die Deckung des notwendigſten Bedarfs beſchränkte. Nächſte Börſe 10. Oktober. Allgäuer VButter⸗ und Käſebörſe, 13. Sept. Butter notierte im Durchſchnitt 213.80 Mk., Umſatz 72 608 Pfd., Weichkäſe 125,5 Mk., Umſatz 366 364 Pfd., All gäuer Rundkäſe 162,72 Mk., Umſatz 170733 Pfd. Die Preiſe gelten für 1 Pfund konſumfertige Ware ohne Verpackung und ohne Fracht. Die Nachfrage nach Butter und Käſe iſt ſehr gut, für Weichkäse Mannheimer Produktenbörſe, 11. Sept. An der Montag⸗Produktenbörſe herrſchte infolge der dem De⸗ viſenmarkt ausgehenden Aufwärtsbewegung ausgeſpro⸗ chene Feſtigkeit. Dazu trug auch die Geldknappheit und die angekündigte wetiere Erhöhung der Gütertarife bei. Man nannte folgende Preiſe: für Weizen 6000 Mk., Mitteldeutſcher 64006500 Me., Gerſte 5200 bis 5700, Haber 5600, letzterer ab badiſchen Stationen, Roggen etwa 5000, Mais aus Java 6000, Kleie etwa, mit Sack franko Mannheim, 3000— 3200 Mk. für die 100 Kilo. Am Mehlmarkt notierte Weizenmehl Spe⸗ zial 0 9500, Nachmehl 45004700, Roggenmehl 4000, Maisgrieß 8000. Von Hülſenfrüchten nannte man ge⸗ ſchälte Erbſen 11500, Kernbohnen 8000, für die 100 Kily.. Buntes Allerlei. Beſtrafte Zuckerwucherer. Kaufmannseheleute in Da⸗ chau bei München, die 2100 Zentner Zucker, der ihnen zu 3.50 Mk. das Pfund geliefert worden war, ein⸗ lagerten, haben 1000 Ztr. davon zu dem heutigen Ueberpreis verkauft, während ſie den Reſt noch wei⸗ ter lagern ließen. Das Wuchergericht in München verurteilte die Frau als Hauptſchuldige zu ſechs Mo⸗ naten Gefängnis bei ſofortiger Verhaftung und 75 000 Mk. Geldſtrafe; der Mann ergielt drei Monate Ge⸗ fängnis und 35 000 Mk. Geldſtrafe. Die zurückge⸗ harkenen 1000 Ztr. Zucker wurden eingezogen. Menſchenverluſte beim Untergang der Hammonia. Aus Vigo wird gemeldet: Der Schiffbruch des deut⸗ ſchen F„Hammonia“ ſei darauf zurückzufüh⸗ ren, daß die Lucken der Kohlenräume. ſchlecht geſchloſ⸗ en waren und infolgedeſſen Waſſer in das Schiff ein⸗ rang. Als der Kapitän ſich davon überzeugt hatte, daß eine Bekämpfung des eingedrungenen Waſſers un⸗ möglich war, ſteuerte er das Schiff nach Vigo und for⸗ derte drahtlos Hilfe. 70 Meilen von Vigo ſank der Dampfer. Die erſten zu 1595 gelaſſenen Boote ſchlu⸗ aan Um. dabei ollen eiwa 50 Perſonen ertrunken ſein, e. — ſteuerliche Belaſtung des Tabakgewerbes. Aus Nah und Fern 0 Mannheim, 12. Sept.(Streil.) Heute früh ſind die Mannheimer Fuhrleute in den Streik getreten. Sie verlangen Gleichſtellung mit den Hafenarbeitern, d. h. Erhöhung des Stundenlohns von 67 auf 81 Mark. Mannheim, 12. Sept.(Unfälle.) Infolge falſcher Weichenſtellung fuhr ein von Phet d 3055 der Rhein-Hardtbahn einem anderen Zug in die Flanke. Ein Anhängewagen wurde dabei aus dem Gleiſe gewor⸗ fen. Perſonen wurden nicht verletzt.— Ter 71jährige Lokomotivführer Guſtav Streicher wurde letzter Tage von einem Einſpännerfuhrwerk überfahren und iſt jetzt ſeinen ſchweren Verletzungen erlegen. f Vom Felbverg, 12. Sept.(Schneefall.) Am Sonntag kam es auf dem Feldberg zu Schneefällen, ſodaß abends in den höheren Regionen eine Schneeſchicht bis zu 10 em lag. g St. Georgen(Schwarzw.), 12. Sept.(Steuerhin⸗ terziehung) Durch das Finanzamt Hornberg iſt der Landwirt und Viehhändler G. F. Stockburger in Langenſchiltach wegen Hinterziehung von Umſaßzſteuer mit 21000 Mark beſtraft worden. Herbolzheim, 13. Sept.(Pproteſt der Tabar⸗ arbeiter.) Hier fand eine von vielen Tauſenden von ſtrie beſuchte Proteſtverſammlung ſtatt, die ſich gegen die von der Reichsregierung am 30. Auguſt erlaſſene Tabak⸗ einfuhrſperre wendete. In verſchiedenen Reden wurde die Tabakeinfuhrſperre beleuchtet. Von einem Redner wurde ausgeführt, daß von dem geſamten Deviſenver⸗ brauch im Reich nach Verrechnung der 30 Prozent Ex⸗ port die Tabakinduſtrie noch nicht einmal 1 Prozent verbrauche. Dieſe winzige Summe ſei kein Grund, eine ganze Induſtrie mik ihren Hilfsinduſtrien lahm zu legen, zudem das Reich durch Tabakzoll und Steuer im letzten Jahr 4½ Milliarden Mark eingenommen habe. Proteſt wurde auch eingelegt gegen eine weitere teuerliche Es wurde eine Entſchließung angenommen und telegraphiſch dem Reichs⸗ wirtſchaftsminiſter übermittelt, in der die ſofortige Zu⸗ rücknahme der Tabakeinfuhrſperre verlangt wird. Wahlen in Amerita. Im Staate Maine fanden am Sonntag die Wahlen für den amerikaniſchen Kongreß ſtatt, die nach alter Gewohnheit in dieſem Staate immer 2 Monate vor den Wahlen in den übrigen Staa⸗ ten erfolgen und im allgemeinen als ein ſicheres Anzeichen für den Ausgang der Wahlen in der Union betrachtet werden. Nach den letzten Meldungen ſind 4 bisherige Vertreter im Repräſentantenhaus, alles Republikaner wieder gewählt worden. ö A Mutmaßliches Wetter. Der ſtarke Niederdruck, der ſich über ganz Mittel⸗ und Weſteuropa ausgebreitet hat— das Barometer ſteht auf 14 mm unter Mittel— läßt für Freitag und Samstag weiterhin bewölktes und regneriſches Wetter bei nur zeitweiliger Aufheiterung erwarten. Lokale Nachrichten. Aus der Gemeinderatsſitzung vom 12. September. 1. Zuſammenſetzung der Wohnungskommiſſion und des Mieteinigungsamtes wurde neu geregelt. 2. In den Ortsausſchuß für die Unterverteilung der Getreideum— lage auf die Erzeuger wurden die Herren Beigeordneter Roos, Landwirte Heinrich Blaeß und Adam Reinhard be— ſtimmt. 3 Errichtung einer Hochſpannungsfreileitung ab Stahlbad Weinheim zur Verſorgung des Ortes Hüttenfeld mit Elektrizität. Die Frelherrlich Heyl'ſche Verwaltung bittet mit Rückſicht auf die ſonſtigen großen Geſtehungskoſten um Milderung des zuletzt gefaßten Gemeinderatsbeſchluſſes, dieſem wird entſprochen u. als einmalige Zahlung den Betrag von 10 000 Mk. zu verlangen.— 4. Der vdn der Oberförſterei vorgelegte Wirtſchaftsplan wurde genehmigt.— 5. Das Geſuch der hleſigen Zeitungen um Ethöhung des Averſums wurde elnſtimmig genehmigt und jeder Zektung 250 Mk. mehr bewilligt.— 6. Das Geſuch des Herrn Tierarztes Seſlgel um Erhöhung ſeiner Bezüge wurde bewilligt und der Betrag um 100% erhöht. Bleher 5 jetzt 10000 Mk. jährlich.— 7. Ein ähnlicher Antrag der Herren Aergte, ebenfalls um Erböhung des Averſums, wird der Kommiſſion unterbreitet. Hier wird eine Erhöhung von 12 auf 30000 Mk. verlangt.— 8. Eine Anzahl Geſuche um Anfaahme als Ortsbürger mußte unerledigt blelben, da vom Miniſte⸗ rum eine noch zu erwartende diesbezügliche Genehmigung fehlt.— 9. der Erhöhung des Pachtverlrages für Weg⸗ gelände bei der Hollerheck wird zugeſtimmt.— 10. Die Anſchaffung elner Nähmaſchine für die Flickſtube der engl. Fräulein wurde bis auf weiteres zurückgeſtellt.— 11. Die Bürgermeiſterei wurde ermächtigt, bei der letztmaligen Ver⸗ ſtelgerung des Gaſthaufes zum Pflug mitzubleten.— 12. Das Geſuch des Herrn Peter Klemm 1. um Auszahlung des Rezeßbaugeldes mußte abgelehnt werden, da der Ge— ſuchſteller-erſt 10 Jahre Oltsbürger ſein muß.— 13. Das Geſuch des Herrn Johann Engel, vor ſeinem zu erbauen⸗ den Hauſe(auf alten Friedhof) etwas Vorgarten anlegen zu dürfen, wurde genehmigt.— 14. Von der Neuregelung der Reiſegelder für Ortsvorſtands⸗Perſonen wurde dem Gemeinderat Kenntnis gegeben.— 15. Ein Geſuch des Zentralverbandes der Invaliden, betreffend Fürſorge-Maß⸗ nahmen, wurde der Kommiſſion überwieſen. 16. Den Gemeindearbelter wird der Stundenlohn don 20 auf 30 Mark erhöht.— 17. Das Giſuch eines Einwohners, die Schulſttafe im Betrage von 200 Mk. zu erlaſſen, wurde abgelehnt.— 18. Die bereits genehmigten Gemelndeum⸗ lagen ſollen baldigſt eingezogen werden. „ Die bevorſtehenden Wahlen in Heſſen. Das Reg. Blatt Nr. 23 vom 6. ds. Mts, enthält das eſetz über die Wahlen der Stadtperordneten und Ge⸗ meinderatsmitglieder ſowie der Mitglieder der Kreis⸗ und Provinztaltage vom 19. Auguſt 1922; dasſelbe triit am 13. ds. Mis. in Kraft. Die Feſtſetzung des Wahltags, der ein Sonntag(Wahlzeit vom 9 Uhr bis 7 Uhr abends, — 1 e* 0 Eheleute in der Arbeitern und Angeſtellten der oberbadiſchen Tabakindu⸗ i beit ein Gebot von 168000 Mark. Dewald. bot mit. in Gemeinden unter 15000 Seelen beginnt dle Wa leit erſt um 12 Uhr mittags) ſein 1 1 5 erfolgt 15 15 175 Provinzlaldlrektor. Die Aufſtellung der Wählerliſten, die für alle drel Wahlen dienen ſoll, iſt durch den Bürger⸗ 5 metſter in die Wege zu leiten. Die Wählerliſte iſt während elner Friſt von 1 Woche offen zu legen und der Tag, an dem die Offenlegung zu beginnen hat, durch den Provinzial⸗ c olrektor zu beſtimmen. Stimmberechtigt ſind deutſche N Männer und Frauen, die am Wahltage das 20. Lebens⸗ jahr vollendet haben. Für die Gemeindevertreterwahl iſt außerdem ein Wohnſitz von dreimonatlicher Dauer in der Gemeinde erforderlich, für die übrigen Wahlen genügt ein Wohnſitz von dreimonatlicher Dauer in Heſſen. Der das Wahlrecht begründete Wohnfitz muß am erſten Tage der Offenlegung der Wählerliſte vorhanden ſein; eine mehr⸗ fache Ausübung des Stimmrechts iſt unzuläſſig. Ein Wohnſitz wird durch einen auf freier Entſchlleßung beruhen— den Anfenthaht begründet, wenn dieſer unter Umſtönden ſtattfindet, die auf die Abſicht eines dauernden Verwellens an eluem Ort ſchließen laſſen. Wählbar iſt jeder Stimm⸗ berechtigte, der am Wahltage das 21. Lebensjahr vollendet hat und nicht zu den Perſonen gehört, die geſetzlich von der Stimmberechtigung ausgeſchloſſen ſind. * Das Anweſen der verſtorbenen Johann Reiſchert N Lubwigſtraße, welches geſtern zum zweitenmal verſtelgert wurde, erzielte wie beim erſtenmale Steigerer iſt Herr Karl * Bei der Verſteigerung des früheren Gaſt⸗ hauſes zum Schwanen am geſtrigen Mittwoch, blieb ein auswärtiger Liebhaber mit 685000 Höchſtbtetender. Wie es heißt, ſoll das Anweſen zu Lagerzwecken Verwendung finden.— Die Gemeinde ging mit 670000 Mk. im Ge⸗ Es war geplant, 6 Familien unterzubringen. § Die Not der Zeitungen. Infolge der Papier⸗ verteuerung erſcheint das Gewerbeblatt für Heſſen, das offizielle Organ der Ortsgewerbevereine, nur noch im halben Format. Gepfefferte Strafe. Von der Strafkammer Darmſtadt wurde der Uhrmacher Schmitt, der eine Zeit lang ſein Gewerbe hier ausübte und ſelnen Loglsherrn, den Beſitzer des Gaſthauſes zum Fürſten Alexander, des öfteren in rafinierter Weiſe beſtohlen hat, zu 2 Jahren Gefängnis und 5 Jahren Ehrverluſt verurteilt. Aus den Verhandlungen ging hervor, daß der nobel auftretende Spitzbube bereits ſiebenmal vorbeſtraft war. Fort mit dem Papiergeld. Bei der geſtrigen Grundſtücksverſteigerung der Gg. Aug. Adler Erben wurden ſehr hohe Preiſe erzielt. Eln Acker von 32 Ar kam z B. auf 83 000 Mk. Schweres Verbrechen. In der Nacht vom Sonntag auf Montag wurde hier ein ſchweres Verbrechen verübt. Das ehrwürdige Muttergottes-Denkmal in der Lorſcherſtraße wurde von ruchloſen Händen ſo ſchwer demo llert, daß dem Beſchauer vor ſolcher Tat gruſelig wurde. Es iſt nicht zu verſtehen, wle ſich Menſchen an einem Gut vergreifen können, das von vielen ihrer Mitmenſchen als ihr Heiligſtes verehrt wird. Wir bedauern die Tat, und die Täter noch mehr, da anzunehmen iſt, daß die Täter ſich der Tragweite ihrer ruchloſen Tat nicht voll bewußt waren. Das ſteht feſt, ſie werden ihren Zerſtörungswahnfinn heute bitter bereuen und die Tat ſelbſt ſchwer büßen müſſen. Wir bedauern auch die Angehörigen, auf denen ſchwerer Gram laſtet. Noch bevor man die Denkmalſchänder gefaßt, war vielfach die Anſicht verbreitet, daß nur radikale oder kirchenfeindllche Elemente einer ſolchen Tat fähig wären. Dieſe Annahme war aber irrkg, denn die Frevler ſtammten nicht aus jenen Kreiſen, die man vermutete, weshalb auch die bereits angeſetzte große Proteſtverſammlung unterblieben iſt. Auch wieder eine Lehre! Amtlicher Teil. Betr. Das Mähen und Heimfahren von Ohmetgras für den gemeinheitlichen Faſelſtall. Am Samstag, den 16. September 1922, vor⸗ mittags 9 Uhr wird im Stitzungsſaal des Rathauſes das Mähen und Heimfahren von Ohmetgras für den ge— meinheitlichen Faſelſtall an die Wenigſtbietenden nochmals öffentlich verſteigert. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim: Lamberth. Gemeindekaſſe. Die Abgabebeſchelde über Wohnungsbauabgabe für 1922 werden dieſer Tage zugeſtellt. Zu bezahlen iſt zur zeit als 1. und 2. Ziel einmal der in dem Abgabebeſcheld angeforderte Betrag. Zahlung hat bei Vermeidung von Mahnkoſten bis Ende d. Mts. zu erfolgen. Viernheim, den 13. September 1922. Jöſt. Gebetzeiten der jüdiſchen Gemeinde. 16. Septbr. 23. Elul 610 Uhr 800 Uhr 400 Uhr 725 Uhr 500 Uhr 630 Uhr Wochenabſcknitt 0 Morgen Nachmittag „ Abend Wochentag⸗Abend „ Morgen G Sülnliche Druckar bellen werden sennelslens ausgeführt von der Druckerel d. 5. Sabbat⸗Anfang Nizowim⸗ 6 Wajelech