Amtliches Verkündigungsblatt der Bürgermeifterei und T Viernhe i anberer Behörben- Vereins- und Geſchäftsanzeiger 5 Erſcheinungsweiſe: Täglich außer Sonn⸗ und Feiertage. Wöchentlich„Der Feuerreiter“. Bezugspreis: Durch die Träger ins Haus gebracht monatlich 1,20 Mk. zuzügl. 20 Pfg. Trägerlohn; durch die Poſt bezogen monatlich Einzelnummern 5 Pfg.; Samstags 10 Pfg. Inſeratenpreis: Die 12geſpaltene Millimeterzeile oder deren Raum 2 Pfennig 1.50 Mk. ausſchließlich Zuſtellungsgebühr. . Reklamezeile 12 Pfg. die 90 Millimeter breite Millimeterzeile. Auf Mengenabſchlüſſe wird Nachlaß gewährt. Für telefoniſch aufgegebene Inſerate keine Gewähr. Anzeigen⸗ leiter: Friedr. Martin, Viernheim. Anzeigenannahme durch alle Annoncen⸗Expeditionen. Hauptſchriftleiter: Friedr. Martin, Viernheim. Druck u. Verlag: Friedr. Martin, Viernheim D-A. Aug 34.1289 Geſchäftsſtelle: Bismarckſtr. 13, Tel. 153, Poſtſcheckk.: Ludwigshafen 15101 Beilagen: Nr. 212 Donnerstag, den 13. September 1934 Hort des Friedens. Empfang des Diplomatiſchen Korps durch den Führer und Reichskanzler— Anſprachen des Nuntius Orſenigo und Adolf Hitlers. g DNB. Berlin, 12. Sept. Aus Anlaß der Lebernahme des bisherigen Amtes des Reichspräſidenten durch den Führer und Reichskanzler, ſprachen heute die hier beglaubigten fremden Botſchafter, Geſandten und Geſchäftsträger dem Führer und Reichskanzler ihre und ihrer Regierungen Glückwünſche aus. Der feierliche Empfang der Diplomaten durch den Führer fand im großen Saale des Reichs— präſidentenhauſes ſtatt, in welchem der verſtorbene Reichsprä— ſident Generalfeldmarſchall von Hindenburg alljährlich am Neujahrstag die Vertreter der fremden Mächte zur großen Gra— tulationskur zu empfangen pflegte. Kurz nach 12 Ahr begann die Auffahrt der Diplomaten, denen im Ehrenhof des Palais eine Abteilung Reichswehr militäriſche Ehrenbezeugungen erwies. Der Führer und Reichskanzler, in deſſen Begleitung ſich der Reichsminiſter des Auswärtigen Freiherr v. Neurath, die Staatsſekretäre Dr. Meißner, v. Bülow und Dr. Lammers der Chef des Protokolls Graf von Baſſewitz ſowie der militäriſche und perſönliche Adjutant befanden, empfin die Diplomaten im großen Saale des Reichspräſidentenpa Der Doyen des Diplomatiſchen Korps, der Apoſtoliſche Nuntius Monſignore Ceſare Orſenigo, richtete an den Führer eine franzöſiſche Anſprache, die in Leber⸗ ſetzung wie folgt lautet: „Herr deutſcher Reichskanzler! Das Diplomatiſche Korps freut ſich, vor Ihrer Perſon zu erſcheinen, um dem unmittelbaren Nachfolger des hochverehrten Reichspräſidenten Generalfeldmarſchall von Hindenburg, deſſen Andenken unauslöſchlich in unſerem Herzen eingeprägt iſt, ſeine aufrichtige Gratulation und die beſten Wünſche darzu— bringen. Durch unſer heutiges Erſcheinen möchten wir Eurer Exzel— lenz zum Ausdruck bringen, daß ein jeder von uns dem neuen Oberhaupt des Deutſchen Reiches gegenüber dieſelbe Bezeugung der Ehrerbietung und die gleiche Verſicherung der gegenſeitigen Zuſammenarbeit, die er bereits anläßlich der Leberreichung ſeines Beglaubigungsſchreibens ausgeſprochen hat, heute erneuert. Wir ſind der Aeberzeugung, daß Euere Exzellenz alle unſere Bemühungen bei Erfüllung der edlen Miſſion, die unſere Staats- oberhäupter uns anvertraut haben, angelegentlich unterſtützen werden, um die guten Beziehungen zwiſchen Deutſchland und unſeren Ländern aufrechtzuerhalten und zu feſtigen, um ſo zur Erhaltung des Friedens in der Welt beizutragen. Wir wiſſen wohl, daß man nur durch das Erſtarken des Geiſtes der Wahr⸗ heit, der Gerechtigkeit und der Nächſtenliebe in der Welt zur Befriedung der Völker gelangen kann. Und wir ſind glücklich darüber, das Euere Exzellenz zu wieder⸗ holten Malen die Erklärung abgegeben haben, daß Deutſchland, im Herzen Europas gelegen, feſt entſchloſſen iſt, ein wirkſamer Faltor des Friedens zu ſein. Wir können bereits feſtſtellen, mit welcher hingebenden Sorge Euere Exzellenz in Ihrem neuen Amte daran arbeiten, Ihrem Vaterlande über die ſchmerzlichen Folgen der Arbeits⸗ loſigkeit hinwegzuhelfen und die Wohlfahrt des deutſchen Volkes herbeizuführen. So geben wir dem Wunſche Ausdruck, es möge Ihrem Vaterlande unter der nunmehr in Ihren Händen vereinigten oberſten Regierungsgewalt vergönnt ſein, eine Wohlfahrt zu erreichen, die die innere Ruhe Ihres Landes gewährleiſten kann. Wr wünſchen auch, daß Deutſchland den Beſitz aller Güter einer höheren Ordnung, die den wahren Schatz einer jeden Nation bilden, immer mehr befeſtige. Möge die göttliche Vorſehung dieſen Wünſchen und Hoffnungen Verwirklichung verleihen für die Größe Ihres teuren Vaterlandes, das Ihnen ſoeben das höchſte Amt des Deutſchen Reiches übertragen hat.“ f 2 5 Der Führer und Reichskanzler antwortete hierauf mit folgenden Worten: „Herr Nuntius! Ew. Exzellenz danke ich aufs herzlichſte für die Glückwünſche, die Sie mir im Namen des Diplomtiſchen Korps aus Anlaß der Aebernahme des bisherigen Amtes des Reichspräſidenten aus- geſprochen haben. Mit beſonderem Danke erfüllt es mich, daß Sie dabei noch einmal des verewigten Herrn Reichspräſidenten Generalfeldmarſchall v. Hindenburg gedachten. Die Erin- nerung an ihn wird unauslöſchlich im Herzen aller Deutſchen weiterleben. Sie haben, Herr Nuntius, der Leberzeugung Ausdruck gegeben, daß ich Sie in Ihrer Aufgabe, die guten Beziehungen zwiſchen Ihren Ländern und Deutſchland aufrecht zu erhalten und zu feſtigen, unterſtützen werde. Es iſt mein Wille, enge und aufrichtige Verbindungen zwiſchen Deutſchland und den fremden Mächten zu erhalten und dadurch ein gegenſeitiges Vorſtehen und Kennenlernen zu fördern, das zur Zeit noch vielfach fehlt und das die Grund⸗ lage wechſelſeitiger Achtung und Anerkennung iſt. Die großen Aufgaben, die wir uns geſtellt und die wir, wie Sie, Herr Nuntius ſagen— mit Erfolg in Angriff genommen haben kön⸗ nen wir nur löſen, wenn uns und der Welt der Frieden erhalten bleibt. Auch heute und vor Ihnen, meine Herren Vertreter der fremden Staaten, erkläre ich, daß es das unverrückbare Ziel meiner Politik iſt, Deutſchland zu einem feſten Hort des Friedens zu machen. Nicht Macht und Gewalt ſollen die Beziehungen unter den Völ⸗ kern beſtimmen, ſondern der Geiſt der Gleichberechtigung ſowie die Achtung vor der Arbeit und Leiſtung eines jeden anderen Volkes. Anter dem Schutze dieſes Friedens werden ich und mit mir die Reichsregierung alle Kräfte der Wiederaufrichtung unſeres unter den Nöten des Krieges und der Nachkriegszeit faſt zufammengebrochenen Volkes, der inneren Neuordnung unſeres Reiches und der Aeberwindung ſeiner wirtſchaftlichen und ſozialen Not widmen. Wenn wir dieſe Aufgaben zu löſen vermögen— und wr werden ſie löſen— ſo dient Deutſchland nicht nur ſich ſelbſt, ſondern der ganzen Welt und es trägt damit zu ſeinem Teil bei zum Wohle und zum Fortſchritt der Menſchheit. Zu dieſem Werke, das hoffen wir zuverſichtlich, wird uns der Segen der göttlichen Vorſehung, den Sie, Herr Nuntius, in ſo warmen Worten für uns anrufen, nicht verſagt ſein! Ich bitte Sie, meine Herren, zugleich für Ihre Staatsober⸗ häupter, Regierungen und Länder meine aufrichtigſten Wünſche für eine glückliche Zukunft unſer aller Völker entgegenzunehmen.“ Nach dem Austauſch der Anſprachen begrüßte der Führer und Reichskanzler die einzelnen Botſchafter, Geſandten und Ge⸗ ſchätfsträger und nahm deren Glückwünſche entgegen. Während des Empfanges hatte ſich in der Wilhelmſtraße eine zahlreiche Menge angeſammelt, welche die Auffahrt der Diplomaten mit Intereſſe verfolgte und mit freundlichen Be⸗ grüßungen begleitete. Als nach Schluß der Veranſtaltung die immer größer werdende Menge Heilrufe auf den Führer aus⸗ brachte, trat der Führer auf den Balkon des Hauſes. Die vielen Taufende brachen in ſtürmiſche Heilrufe aus und ſangen mit Begeiſterung das Deutſchland⸗ und Horſt⸗Weſſel-Lied. Zum Schluß ſchritt der Führer und Reichskanzler die Front der im Ehrenhof aufgeſtellten Abteilung Reichswehr ab. 1E ˙ A In den Bergen vermißt. Ein Karlsruher tot aufgefunden. DNB. München, 12. Sept. Wie die Landesſtelle Bayern für das Alpenpreſſeweſen mit⸗ teilt, iſt der ſeit längerer Zeit vermißte Werner Winkel ⸗ mann aus Karlsruhe am Höllentalferner tot aufgefunden wor⸗ den. Er hat anſcheinend den Weg verfehlt und das Blitzableiter⸗ kabel irrtümlich für die Wegſicherung gehalten. Wie aus Oberſtdorf gemeldet wird, werden der Diplom⸗ ingenieur Karl Sohler aus Wangen und der Student Kanzler aus Tannheim in Württemberg ſeit Sonntag ver⸗ mißt. Sie hatten einen Ausflug auf die Mädelegabel unter⸗ nommen. Wieder ein Eiſenbahnzug überfallen. DRB. Mulden, 12. Sept. An der Eiſenbahnſtrecke Tſipingai— Taonan haben chineſiſche Banditen einen Zug zur Enigleiſung gebracht und beſchoſſen. Zahlreiche Fahrgaſte wurden getötet oder verletzt. Kraftwagen raſt in eine Straßenbahn. Zwei Tote, vier Schwerverletzte.. DNB. Berlin, 12. Sept. Zn der Kaiſer⸗Allee unweit des Kaiſer⸗Platzes in Berlin⸗ Friedenau ereignete ſich am Mittwoch früh ein ſchwerer Ver⸗ kehrsunfall. Ein mit ſechs Perſonen beſetzter Perſonenkraft⸗ wagen verſuchte einen Autobus zu überholen und raſte dabei in eine entgegenkommende Straßenbahn. Sämtliche Inſaſſen des Perſonenkraftwagens mußten mit ſchweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden, wo der Führer des Wagens, der Reiſende Horſt Herbſt, und die Ehefrau Klara Bormann kurz nach der Einlieferung ihren Verletzungen erlagen. Der Kraft⸗ wagen wurde vollkommen zertrümmert. Der Triebwagen der Straßenbahn wurde ſo ſchwer beſchädigt, daß er aus dem Ver⸗ kehr gezogen werden mußte. Ein Anfallkommando der Polizei hatte faſt eine Stunde zu arbeiten, um die Straße von den Trümmern des Kraftwagens zu befreien. 10. Jahrgang Japans Ziele. Seit geraumer Zeit weiſen alle japaniſchen Staatsmänner eindringlich ihre Nation darauf hin, daß das Jahr 1935 eines der ernſteſten und bedeutungsvollſten für Japan werde, daß ſich in dieſem Jahre vieles für eine weite Zukunft entſcheide. Nun, das Hauptziel der japaniſchen Politik für 1935 iſt klar: Es gilt den Grundſatz:„Japan iſt die maßgebende Macht im Fernen Oſten“ langſam in die Praxis umzuſetzen. Der nächſte Schritt auf dieſem Wege iſt der, durch Abſchüttelung der Rüſtungsbe— ſchränkung, die eine europäiſch-amerikaniſche Technik iſt, um die zeitweiſe Aeberlegenheit Englands und Amerikas auf dem Weltmeere in eine dauernde zu verwandeln, der eigenen Nation und ganz Aſien, vor allem aber auch den Staaten, die es am meiſten angeht, zu zeigen, wie ſelbſtändig und frei von europäiſcher Bevormun⸗ dung und amerikaniſcher Droſſelung Japan iſt. Das iſt das Ziel ſchlechthin! Wie ernſt es Japan mit ſeiner Zukunft nimmt, zeigt am klarſten wohl die Tatſache, daß ſeit Jahren die für Japen ent⸗ ſcheidende Waffe, die Marine, den Miniſterpräſidenten ſtellt und daß ſeit Jahren der Finanzminiſter ſich den deutlichen Wün⸗ ſchen und Forderungen des Marine- und des Kriegsminiſters zu beugen hat. Vor wenigen Tagen wurden die Voranſchläge von Heer und Marine für das kommende Finanzjahr bekannt- gegeben. Die ſteigende Ausgabenziffer drückt deutlich den Wil⸗ len aus, der dahinter ſteht. Die Anforderungen der Marine belaufen ſich auf 714720 000 Ven(41692 000 2). Davon entfallen 294700000 Ben auf Neubauten und 34000 000 Ben werden im kommenden Jahr mehr angefordert als im lau- fenden. Die Heeresausgaben ſind auf rund 560 Millionen Ben veranſchlagt, nachdem im laufenden Jahr„nur“ 449 Millionen Ben endgültig bewilligt worden waren. Das alles ſieht wahr— haftig nicht nach Abrüſtung im Fernen Oſten aus, wenn über 40 Prozent der Marineausgaben für Neubauten ausgegeben werden und wenn die Heeresausgaben um über 110 Millionen Ven vermehrt werden. Der politiſche Machtkampf um die Mandſchurei iſt ſeit Anbeginn entſchieden, wenn auch erſt San Salvador als einzige Macht der Welt das neue Kai⸗ ſerreich Mandſchurei anerkannt hat. Japan hält und regt ſich nicht weiter darüber auf, daß die großen Weltmächte die Mand⸗ ſchurei noch als einen Teil von China betrachten— ſolche pla⸗ toniſchen Lieb- und Rechthabereien ſpielen keine Rolle mehr für die Japaner, die eine hart auf hart gehende Politik vor⸗ ziehen und vordemonſtriert haben. Dreimal hat Japan gegen alle Mächte der Welt dort drüben zu dem Zeitpunkte, den es wählte und an dem Ort, der ihm beliebte, ſich durchgeſetzt: Entgegen den Beſtimmungen des Neunmächtepaktes brach es in die Mandſchurei ein und bleibt; entgegen den internationalen Beſtimmungen brach es von der japaniſchen Zone in Schanghai auf Nanking los und nötigte China zum Waffenſtillſtand und Frieden und mit großer Geſte ſchob es in Genf den Bericht der vom Völkerbund gewünſchten und entſandten Kommiſſion bei— ſeite und machte daraus Makulatur. Vor vierzig Jahren wagte Japan den erſten Sprung auf den aſiatiſchen Kontinent mit der Annexion Koreas, vor dreißig Jahren ſicherte es ſich dieſen Beſiz durch den ab— ſoluten Sieg über Rußland, vor neunzehn Jahren zwang es China einen imperialiſtiſchen Vertrag reinſten Waſſers auf, der die japaniſche Vorherrſchaft ſchon zu Beginn des Welt⸗ krieges hätte begründen ſollen; vor zwölf Jahren aber wurde es von den langſam wieder zur Beſinnung kommenden Siegern des Weltkrieges zur Anerkennung der chineſiſchen Souveränität und Anabhängigkeit gezwungen gegen die es dann vor genau drei Jahren, im September 1931, zum erſten entſcheidenden Schlage ausholte. Mach drei Jahren ſitzt Japan ſo feſt, daß die politiſche Kern⸗ frage ves Fernen Oſtens bereits nicht mehr lautet: Wie bringt man Japan wieder auf ſeine Ausgangspoſition vom Sommer 1931 zurück?, ſondern: Wie verhütet man das weitere Ausgrei⸗ fen Japans? Rußland iſt es, das am meiſten Anlaß hat, ſo zu fra— gen. Denn der andere Partner, den die japaniſche Expanſion angeht, China, iſt nicht in der Zwickmühle Japan gegenüber wie Rußland Tokio nämlich hat es Moskau gegenüber abge⸗ lehnt, einen Nichtangriffspakt zu ſchließen. Gewiß denkt Japan auch nicht daran, mit dem heutigen China einen Nichtangriffs⸗ pakt abzuschließen— aber Tokio ſelbſt ſieht in Rußland den potentiellen Feind, in China aber den künftigen Freund und Bundesgenoſſen. Das ſchließt freilich nicht aus, daß Japan in aller Zukunft nur mit freundlichen und diplomatiſchen und finanziellen Mitteln gegenüber China lockt und nicht auf ſtär⸗ kere Druckmittel verzichtet, um es eben ganz zum willigen Freund und Genoſſen zu machen. Eine Verſtändigung mit Rußland dagegen erſcheint den Japanern und allen, die die politiſchen Probleme des Fernen Oſtens kennen, nahezu ausgeſchloſſen. And ſo bereiten ſich denn die beiden Rivalen vor, ſich die po⸗ 3 — 3 . c — Synagoge iſt niedergebrannt. Erſt gegen Mittag gelang ber litiſche Entſcheidung ſo teuer als möge vom anderen abkaufen zu laſſen. Rußlands Stützpunkt ist der ſtok, das durch zwei Eiſe bitien verbunden iſt: mit h ahn durch das jetzt unter japaniſcher Oberherrſchaft ſtehende Mand— ſchurien führt, und durch die Amurbahn. Dieſe liegt ganz auf ruſſiſchem Boden, wenn auch ſtreckenweiſe nicht ſehr weit ent⸗ zweigleiſig ausgebaut und damit iſt der Zeitpunkt für Moskau gekommen, 5 die in ſeinem Beſitze befindliche chineſiſche Oſtbahn abzuſtoßen. Darüber gehen ſeit längerer Zeit die Verhandlungen. Ruß— land forderte zuerſt 650 Millionen Ven und Japan bot 50 Mil- lionen; nun hat man ſich in den Forderungen und Angeboten etwas genähert, wobei na ürlich Japan die ſtärkere Poſition hat, da es länger zuwarten kann als Rußland, das fürchten muß, daß die Eiſenbahn in einem Gebiet, in dem es nicht der Herr iſt. eines Tages entſchädigungslos verloren geht— zudem würde das im Grunde ja gar nicht gegen ſowjetruſſiſche Me— thoden ſein. Tokio bot nach einer am 21. Auguſt der Preſſe übergebenen Mitteilung zuletzt 120 Millionen Yen für die Bahn und 30 Millionen für einen Penſionsfonds der Ange⸗ ſtellten— während Moskau auf einer Zahlung von 160 Mil— lionen Ben für die Bahn und der nämlichen Summe für die Angeſtellten wie Japan bietet— beharrt. Die Einigung wird auf irgend einer mittleren Linie ſchon zuſtande kommen und damit hätte Japan den krönenden Abſchluß der politiſchen Machtergreiſung und das Kernſtück der militäriſch-ſtrategiſchen Sicherung und wirtſchaftlichen Erſchließung des Landes ge⸗ wonnen. Es wird nicht lange dauern, dann iſt die Mandſchurei das am beſten verwaltete Land, das auf dem aſiatiſchen Kon— tinent von der gelben Raſſe beſiedelt iſt. Vor zwei Jahren durchſtreiften Räuberhorden, die im ganzen etwa 150 000 Mann ſtark waren, das Land. Sie ſind nun ſchon bis auf weniger als ein Viertel dezimiert worden; die mandſchuriſche Währung war ein einziges Chaos; nun iſt ſie auf der Silberbaſis neu geord⸗ net worden und die Stabilität des mandſchuriſchen Dollars wird durch eine Gold- und Silberreſerve von über 60 Prozent garantiert. Die Staatseinnahmen weiſen eine ſtark ſteigende Linie auf, neue Eiſenbahnen werden gebaut, das Regierungs- viertel in Mukten kann ſich auf der ganzen Welt ſehen laſſen, allüberall iſt die ſtarke ordnende Hand der japaniſchen Ratgeber und Schutzherren zu ſpüren, die aber genau wiſſen, daß alle Opfer und Koſten ſich hundertfältig bezahlt machen. Denn in Mandſchurien hat Japan endlich den Großraum, den es für ſeine Leberſchußbevölkerung braucht. Mandſchurien iſt groß und mit ſeinen 30 Millionen Einwohnern noch verhält— nismäßig menſchenleer. Welch große Anziehungskraft es auch noch heute auf die Chineſen ausübt, zeigt die Tatſache, daß in den erſten vier Monaten dieſes Jahres rund 300 000 chineſiſche Kulis einwanderten. Es iſt und bleibt ein Bauernland. Die japaniſche Oberſchicht, die ſich mehr Handel und Ver⸗ kehr und Finanz zuwendet, hat der Regierung das Oelmonopol geſichert. Desgleichen iſt der Goldbergbau monopoliſiert in ſtaatlichen Konzeſſionen; der Opiumhandel unterliegt der ſtaat— lichen Kontrolle. Der Autoverkehr blüht auf und mehrere Flug⸗ linien verkehren regelmäßig. Die große Schwierigkeit für die japaniſche Politik liegt darin, daß das japaniſche Bauernvolk im neuen Kaiſerreich noch unverhältnismäßig ſchwach iſt und daß im chineſiſchen Volk eine große Abneigung gegen Japan vorhanden iſt— die natürliche Folge einer Gewaltpolitik in Mandſchurien, in Schanghai, gegen Nanking. In den letzten Wochen iſt zwar der Bahnverkehr zwiſchen Peking und Mulden wieder eröffnet worden, aber dem mand⸗ ſchuriſchen Kaiſer von Japans Gnaden aus dem alten chineſi⸗ ſchen Kaiſergeſchlecht wurde von der chineſiſchen Zentralregie- rung, als er anſagen ließ, er werde demnächſt die Gräber ſeiner kaiſerlichen Ahnen in Peking beſuchen, erwidert, dann werde er eben verhaftet werden. Wüll Japan verhüten, daß ſich in der Mandſchurei nicht ein chineſiſcher Muſterſtaat mit chineſiſcher Dynaſtie und überwiegend chineſiſcher Bevölkerung entwickelt, will es nicht eines Tages erleben, daß das chineſiſche Element unten und ganz oben ſich zuſammenfindet, dann muß es in Zu⸗ kunft ſtatt Soldaten Bauern in die äußerſt fruchtbare Mand⸗ ſchurei ſenden und anſiedeln. Gegen Rußland kann Tokio noch einen Trumpf aus⸗ ſpielen: indem es ſich das Bollwerk gegen den Bolſchewismus in Aſien nennt. Aber dieſe Parole zieht nicht mehr, da ſie die Intereſſen⸗ politik Japans nicht verdecken kann. Schwerer wiegen die japa⸗ niſchen Rüſtungen und das politiſche Selbſtbewußtſein, die füh⸗ rende Macht aller Aſiaten zu ſein und den Fernen Oſten nach dem japaniſchen Bild und Gleichnis geſtalten zu wollen und auch in dem großen Glauben zu leben, es zu können. L. N. Eine Stadt in Litauen brennt. DNB. Kowno, 12. Sept. Das im nördlichen Litauen bei Telſche gelegene Städtchen Lucke ſteht ſeit Dienstagnacht in Flammen. Lucke zählt 1200 Ein⸗ wohner und beſteht faft nur aus Holzhäuſern. Am mailt woch⸗ vormittag war der Ort trotz energiſchen Eingreifens aller v. nachbarten Feuerwehren zu dreiviertel zerſtört. Auch die jüdiſche Feuerwehr, den Brand einzudämmen. Die Arſache des Feuers iſt noch nicht geklärt. Der Europarundflug. Die Deutſchen alle in Rom. DNB. Rom, 12. Sept. Von ſämtlichen Europarundflugteilnehmern wurde am Mitt— woch von Tunis aus der Flug über das Mittelländiſche Meer angetreten. Alle Piloten haben ohne Anfall das europäiſche Feſt⸗ land wieder erreicht. Aeber Palermo und Neapel ſind ſie nach Rom, wo als erſter Flieger der Deutſche Jun ck um 11.40 Ahr eintraf. Dreizehn Minuten ſpäter landeten dann die Deutſchen Oſterkamp und Seidemann, kurz nach 12 Ahr auch Paſewaldt. Eine halbe Stunde ſpäter kamen Baier und Francke an, zuſammen mit den Polen Wlodarkiewicz und Plonczynſki ſowie den Italienern Francis und Sanzin. Der Deutſche Hubrich erſchien um 12,58 Ahr über dem Lande— platz und ers letzter Deutſcher Wolfgang Hirth um 14,08 Ahr. Mit den acht Deutſchen ſind insgeſamt 22 Piloten in Rom an- gelangt. Der Italiener Teſſore mußte in Neapel aufgeben. Bis- eisfreie Hafen Wladiwo— znimien mit dem mittleren Si— r berühmt gewordenen chineſiſchen Oſtbahn, die in einer Ausdehnung von über 1500 Kilometer DRB. Genf, 12. Sept. Nach Eröffnung der Vollverſammlung des Völkerbundes an heutigen Nachmittag beſtieg der ſchweizeriſche Bundesra ſchen Delegierten Scialoja einige Erinnerungsworte zu wid— fall aufgenommen. Darauf dankte der Hauptdelegierte Italiens dieſe Kundgebung wurde dann die Generaldebatte der Völker— tiniſche Delegierte Centilo die Tribüne. Nachdem der argentiniſche Vertreter Centilo bei Eröffnung der Generaldebatte in der Vollverſammlung kurz geſprochen hatte, beſtieg der öſterreichiſche Bundeskanzler Schuſchnigg die Rednertribüne. Schuſchnigg ſprach zunächſt über die Politik und die Arbeit ſeines Vorgängers Dollfuß und dankte der Verſammlung für die vorangegangene Ehrung dieſes Mannes, den er als glühenden öſterreichiſchen Patrioten und guten Euro— päer ſchilderte. Es wäre an ſich nicht verwunderlich geweſen, ſo fuhr dann der Bundeskanzler fort, wenn die Welt, die mit ſo vielen Sorgen belaſtet iſt, ſich gegenwärtig wenig um dieſes kleine Oeſterreich kümmern würde. Aber die Bedeutung Oeſterreichs laſſe ſich nicht an dem Amfang und der Bevölkerungszahl eines Landes meſſen. Oeſterreich ſei ein Brennpunkt des europäiſchen Gedankens und ein Schnittpunkt der großen Ströme, die von Oſten nach Weſten und von Norden nach Süden und umgekehrt fließen. Er wolle nicht darauf eingehen, ob es richtig war, das heutige Oeſterreich zu ſchaffen. Trotzdem wolle er feſiſtellen, daß Oeſterreich in ſeinem gegenwärtigen Zuſtande aufrecht erhalten werden müſſe, und zwar nicht nur in ſeinem eigenen Intereſſe. Das ſei eine elementare Wahrheit, die das Grundprinzip der inneren und äußeren Anabhängigkeit Oeſterreichs darſtelle. Seine Regierung ſei ebenſo wie die des verſtorbenen Bundeskanzlers Dollfuß feſt entſchloſſen, dieſen Grundſatz unweigerlich zu ver⸗ folgen und dieſe Anabhängigkeit zu verteidigen. Auf die Frage, ob Oeſterreich mit ſeinen eigenen Mitteln das durchführen könne und ob die innere Entwicklung auf die Dauer die Aufrechterhaltung der Ordnung und die friedliche Ent— wicklung des Landes garantiere, könne er antworten: Oeſterreich iſt lebensfähig, wenn man ihm erlaubt zu leben. Bundeskanzler Schuschnigg ging dann auf die Verfaſſungsänderung in Oeſterreich ein und beſtritt, daß es ſich um eine Diktatur gandle. Die Wirtſchaftskriſe habe auch zur Verſchärfung des Radikalismus im Lande beigetragen und eine ruhige Auswirkung der Verfaſſungsänderung erſchwert. Das neue Oeſterreich müſſe wenigſtens in die Lage verſetzt werden, ſeine Grenzen zu ver⸗ teidigen. Oeſterreich ſei allerdings feſt entſchloſſen, heute mehr als jemals, dieſe Aufgabe zu erfüllen. Oeſterreich habe nicht die Mittel gehabt, zu verhindern, daß politiſche Bewegungen, die ihren Arſprung außerhalb ſeiner Grenzen hatten, Rückwirkungen auf das innere Leben zur Folge gehabt haben, und daß aus- wärtige politiſche Kräfte auf direktem oder indirektem Wege verſuchen konnten, die politiſche Entwicklung in Oeſterreich zu beeinfluſſen. Die neue öſterreichiſche Verfaſſung könne in keiner Weiſe reaktionär genannt werden. Die Unruhen und Kämpfe im Februar und Juli ſeien mit illegalen Waffen durchgeführt worden, über deren Herkunft er DNB. Genf, 12. Sept. Am Mittwoch um 18.30 Ahr iſt der baltiſche Vertrag von den hier anweſenden Außenminiſtern Litauens, Lettlands und Eſtlands im Völkerbundsſekretariat unterzeichnet worden. An— ſchließend fand im Hotel Bellevue ein Preſſeempfang ſtatt, bei dem der Text des Vertrages bekanntgegeben wurde. Der Mittwochabend in Genf unterzeichnete Vertrag zwi⸗ ſchen Eſtland, Lettland und Litauen betont in ſeiner Einleitung das Beſtreben der drei Länder, die Zuſammenarbeit untereinander zu fördern und eine engere Entente zwiſchen den baltiſchen Staaten herzuſtellen, zur Aufrechterhaltung und Siche⸗ rung des Friedens beizutragen und ihre auswärtige Politik im Geiſte des Völkerbundspaktes zu führen. Der aus neun Artikeln beſtehende Vertrag enthält die Ver⸗ pflichtung der drei Regierungen, ſich über alle Fragen der aus⸗ wärtigen Politik zu verſtändigen und ſich eine gegenſeitige politiſche und diplomatiſche Anterſtützung in ihren internatio⸗ nalen Beziehungen zu leihen. Tagesbefehl an die SA. DNB. Berlin, 12. Sept. Der Chef des Stabes, Lutze hat folgenden Tagesbefehl an die SA erlaſſen: Nach den erhebenden Tagen von Nürnberg danke ich allen SA-Führern und Männern, vor allem aber auch dem Auf⸗ marſchſtab und Feldjägerkommando für ihre Leiſtung und Hin⸗ gabe. Nürnberg war die Konzentration unſeres Willens und Glaubens, eine unvergleichbare Demonſtrierung des geeinigten nationalſozialiſtiſchen Deutſchland. Darüber hinaus aber waren die Tage von Nürnberg Be⸗ weis und Zeugnis für die Difziplin, den Opfergeiſt und die Dienſtauffaſſung der SA. Sie hat ihre Leiſtung gezeigt beim Appell, den beiden großen Märſchen, draußen im Zeltlager und bei den Fahrten in die Stadt der Parteitage Beſondere Anerkennung verdient dieſe Leiſtung, weil organiſatoriſche, um fangreiche Vorarbeiten in kürzeſter Zeit infolge der Ereigniſſe des 30. Juni vollbracht werden mußten und der neue Stab erſt wenige Wochen in Tätigkeit war. Wie in Nürnberg die SA Schulter an Schulter ſtand und marſchierte mit den üdrigen Organiſationen der Partei ſo wol⸗ len wir mit gleicher Kraft und Hingabe und gleicher Diſziplin die Aufgabe löſen für die Zukunft, unſeren Körper ſtählen in Sport und Märſchen, unſere Seele und unſere Gedanken aber ſchulen im Geiſte des Nationalſozialismus. Wir wollen und müſſen in unſerer SA vorbildlich werden ber wurden insgeſamt 6615,4 Km. zurückgelegt. 1 Motta die Rednertribüne, um dem Andenken des öſterreichi— fernt von der Grenze. Die Amurbahn iſt jetzt auch faſt völlig[ſchen Bundeskanzlers Dollfuß und des langſährigen italieni— men. Die Rede Mottas wurde don der Verſammlung mit Bei— Baron Aloiſi, dem Redner herzlich für die Würdigung Scialo- jas und der öſterreichiſche Delegierte Baron Flügel ſchloß ſich dieſem Dank im Hinblick auf den Bundeskanzler Dollfuß an. Die Völkerbundsverſammlung erhob ſich dann auf Erſuchen des Präſidenten zur Ehrung der beiden Toten. Erſt im Anſchluß an bundsverſammlung eröffnet. Als erſter Reoͤner beſtieg der argen— Schuſchnigg vor dem Völkerbund. nicht ſprechen wolle. In beiden Fällen habe es ſich für die Re Jgierung darum gehandelt, Ordnung, Ruhe und Frieden wieder— t berzuſtellen, einfach um die Exiſtenz Oeſterreichs zu ſichern. In beiden Fällen hätte ſich eine revolutionäre Minderheit der über— wältigenden Mehrheit des öſterreichiſchen Volkes gegenüber— befunden. Im Juli ſei dann der Kanzler und Schöpfer des neuen Oeſterreichs das Opfer eines tückiſchen und vorher überlegten Verbrechens geworden, das mit einer Brutalität ohnegleichen ausgeführt worden ſei. Die öſterreichiſche Regierung habe ſich ihren inneren Gegnern gegenüber niemals durch ein Gefühl der Rache leiten laſſen. Die Sühne habe niemals die Grenzen über— ſchritten, die durch die Notwendigkeit der Aufrechterhaltung der Ordnung und Sicherheit gezogen worden ſeien. Schuſchnigg be— tonte dann, daß allerdings die Parteien in Oeſterreich der Ver— gangenheit angehörten, und daß der Verſuch, ſie wieder zu erwecken, reaktionär ſein würde. Wir ſind überzeugt, ſo fuhr der öſterreichiſche Bundeskanzler fort, daß die wahren Intereſſen Oeſterreichs mit denen anderer direk⸗ ter oder indirekter Nachbarn in Europa gleichlaufen. In dieſem Zuſammenhang wandte ſich Schuschnigg gegen den Gedanken der Autarkie. Sein Land bemühe ſich daher auch ſchon ſeit Jahren, ſeinen wirtſchaftlichen Einfluß auszudehnen und ſich ſo neue Märkte für die Produktion zu verſchaffen. Die Verhandlungen, die mit zwei Nachbarſtaaten in Angriff genommen worden ſeien, hätten glücklicherweiſe zu poſitiven Ergebniſſen geführt, dank des energiſchen Eingreifens des Che fsderitalieniſchen Re gierung, der auf das engſte mit Bundeskanzler Dollfuß und dem ungariſchen Miniſterpräſidenten zuſammenarbeitete. Nachdem dann Schuſchnigg noch weiter auf die handels- und wirtſchaftspolitiſche Lage in Oeſterreich eingegangen war, kam er noch einmal auf die von ihm verfochtene Idee der befonderen Miſſion Oeſterreichs zurück: wenn ſein Land ſich allen terroriſti⸗ ſchen Drohungen widerſetze, ſo kämpfe es nicht nur für ſeine eigene Exiſtenz, ſondern verteidige gleichzeitig richtig verſtandene Intereſſen aller ſeiner Nachbarn, d. h. Oeſterreich verteidige nicht nur die Intereſſen des Zweiges des deutſchen Stammes, den es ſeit Jahrhunderten verteidige und ſchütze, ſondern es diene in Wahrheit auch dem Frieden der Welt. Zum Schluß bat Schuſchnigg die Völkerbundsverſammlung um Verſtändnis und Hilfe für ſein Land. Während Schuſchnigg für den größten Teil ſeiner Rede ſich der deutſchen Sprache bediente, ging er bei den Sätzen, auf die er beſonderen Wert legte, zwiſchendurch ins Franzöſiſche über. Wie in ähnlichen Fällen üblich, erhielt der öſterreichiſche Bundes. kanzler perſönliche Glückwünſche verſchiedener Miniſter, darunter auch die von Simon, als er an ſeinen Platz zurückgekehrt war. Als letzter Redner der heutigen Nachmittagsſitzung kam der iriſche Regierungschef de Valera auf den bevorſtehenden Eintritt Sowjetrußlands zu ſpre⸗ chen. Das Problem ſtehe auf der Tagesordnung. Es ſei jedoch ein Fehler, die Frage in Hotelzimmern auszutragen. Die An ſichten über die Zweckmäßigkeit der Aufnahme Sowjetrußlands ſeien verſchieden. Er perſönlich ſei dafür, doch müßte der Mei⸗ nung derjenigen Staaten, die dem Eintritt feindlich gegenüber⸗ ſtänden, Rechnung getragen werden. Darum ſei er der Anſicht, daß das normale Aufnahmeverfahren auch für Sowjetrußland Anwendung finden müſſe. Der politiſche Ausſchuß müſſe mit der Frage befaßt werden. Die Prüfung der Aufnahmeeignung müſſe in gewohnter Weiſe vor ſich gehen. Es gehe nicht an, daß. Sowjetrußland durch Mißachtung dieſes Vrfahrens von vornherein eine Vorzugsſtellung eingeräumt werde. Die Rede de Valeras wurde von der Verſammlung ſtark beachtet, was auch durch den Beifall zum Ausdruck kam. 7 Der baltiſche Block. Der Inhalt des baltiſchen Vertrages. Zu dieſem Zweck ſollen wenigſtens zweimal im Jahr ab- wechſend auf dem Gebiet der drei Staaten Konferenzen der aus⸗ wärtigen Miniſter ſtattfinden. Zudem ſollen auf Forderung eines der vertragſchließenden Parteien beſondere Konferenzen ſtattfinden. Die vertragſchließenden Parteien erkennen an, daß ganz beſondere Fragen beſtehen, die eine gemeinſame Haltung ſchwierig machen könnten. Dieſe ſollen in ihrer Behandlung eine Sonderſtellung einnehmen. Jede Frage, die gegenſätzliche Inter⸗ eſſen zwiſchen den vertragſchließenden Parteien herſtellen könnte, ſoll freundſchaftlich, im Geiſte der Gerechtigkeit und ſo ſchnell wie möglich geregelt werden. Die drei Länder verpflichten ſich ſchon jetzt, ſich gegenſeitig den Wortlaut der Verträge mitzuteilen, die ſie unter ſich oder mit anderen Staaten abgeſchloſſen haben. Der vorliegende Ver⸗ trag ſteht dem Beitritt weiterer Staaten offen. Er gilt für einen Zeitraum von zehn Jahren, kann jedoch ein Jahr vor Ablauf dieſes Zeitraumes gekündigt werden. Dr 22 amerikaniſche Flugzeuge fü! China. DNB. Newyork, 12. Sept. Im Zuſammenhang mit dem Ruſſenkonflikt hat, wie„New⸗ vork Herald Tribune“ mitteilt, die kaliforniſche Flugzeugfabrik Northrop Co in dieſen Tagen 22 Bombenflugzeuge neueſten Typs für China fertiggeſtellt. Die Flugzeuge, die eine Stunden⸗ geſchwindigkeit von faſt 400 Km. entwickeln, ſeien imſtande, mit einer Bombenladung von 500 Kg. von Schanghai nach Tokio zu fliegen und ohne Brennſtofferſetzung an ihren Ausgangspunkt zurückzufliegen. Selbſtmordverſuch des Ozeanfliegers Lewine. DNB. Neuyork, 12. Sept. Charles Lewine, der als erſter Ozeanflugzeug⸗ paſſagier mit Clarence Chamberlin im Juni 1927 nach Berlin flog, wurde am Mittwoch in der Küche der Wohnung ſeines Freundes im Stadtteil Brooklyn neben fünf geöffneten Gas⸗ hähnen bewußtlos aufgefunden. Auf einem Tiſch lagen drei Briefe, von denen der eine an ſeinen Freund gerichtet war. Das Schreiben beginnt mit den Worten:„Ich kann einfach nicht mehr weiterleben.“ Lewine wurde von einem Polizeiarzt nach 20 Minuten aus ſeiner Bewußtlosigkeit geweckt und ins Kranken haus gebracht. Er dürfte wiederhergeſtellt werden.. Nürnberg: Nach einer Mitteilung der Reichsbahndirektio! Nürnberg hat ſich der Rücktransport der Teilnehmer am Reichs⸗ und bleiben für unſeres deutſchen Volkes Söhne. N gez. Lutze, Chef des Stabes. e parteitag bisher reibungslos und ohne jeden Zwiſchenfall voll⸗ zogen. = Al 4 2 N. Dclanmtuadungen (Parteiamtliche Veröffentli Orts . der 188 0 lc der 278er nen e 8 der NS.⸗Gliederungen) Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtraße 19: NS DA P.⸗Ortsgr.⸗Leitung: jed. Montag u. Donnerstag 2022 Uhr NSDAP. ⸗Kaſſenverwaltung: jeden Donnerstag 20—22 Uhr 2 4 G Amt für Beamte u. RDB.: jeden Montag u. Donnerstag 20—22 Uhr NSKOV.(Kriegsopfer⸗Verſorgg.): jeden Dienstag u. Donnerstag 19—21 Uhr g 5 NS.⸗Hago: jeden Montag und Donnerstag 20—22 Uhr 2. Geſchäftsſtel le: Lorſcherſtraße 4: NSB0O. und Deutſche Arbeitsfront: jeden Mittwoch von 1820 Uhr 3. Geſchäftsſtelle: Saarſtraß e. 9(„Freiſchütz“) MS N 0 „Funk, Ortsgr. Viernh.: jeden Dienstag u. Freitag 1820 Uhr * PO. Ich bitte die Führer des REB., der NSV., der Feuer⸗ wehr, des hieſigen Polizeiamtes, am Samstag nachmittag 4 Uhr auf der Geſchäftsſtelle der NSDAP. zwecks Beſprechung über die Entrümpelung zu erſcheinen. Heil Hitler! Hans Kühlwein Franzke Sachbearbeiter f. Schadenverhütung Ogruf. Achtung! Abrechnung! Ich gebe hiermit bekannt: 1) Das Inkaſſo der Beiträge(auch der Hilfskaſſenbeiträge!) hat mit größter Pünktlichkeit zu geſchehen. Ich bitte dringend die Blockwarte um Ablieferung der Gelder bis 25. ds. Mts. Gleichfalls weiſe ich darauf hin, daß die Blockwarte ſofort die Rate für die Ausrüſtung miterheben! Alle Nichtpartei⸗ genoſſen liefern den Hilfskaſſenbeitrag bis 21. ds. Mts. an Pg. Albert ab. Ich bitte die Formationsführer um diesbezügliche Unterſtützung! 2) Mit dem Inkaſſo des Opferrings iſt ſofort zu beginnen. An alle, die mit der Ortsgruppenkaſſe zu tun haben, richte ich den eindringlichen Appell, daß ſie ihre Pflichten als Nationalſozialiſten mit vorbildlicher Pünktlichkeit erfüllen. Heil Hitler! Schweigert, Kaſſenwart. ASB.— DA. Schlußtermin zur Abgabe der Fragebogen am Freitag, den 14. ds. Mts. Sämtliche Fragebogen der Einzelmitglieder der DAF. ſowie der angeſchloſſenen Verbände müſſen bis zu dem obigen Zeitpunkt in der Geſchäftsſtelle der DA F., Lorſcherſtraße 4, abgeliefert werden. Aeichslujfijchutzbund Betr.: Aufſtellung eines Lehrtrupps. g Jüngere Volksgenoſſen und Volksgenoſſinnen, welche ge— willt ſind, unſerem Lehrtrupp beizutreten, wollen ſich ſofort auf unſerer Geſchäftsſtelle, Repsgaſſe 10, melden. Jeder, der noch nicht Mitglied des RLB. iſt, wird in den nächſten Tagen durch unſere Amtsträger beſucht zwecks Beitritt. Jeder Volks genoſſe muß Mitglied ſein. Heil Hitler! Moskopp, Ortsgruppenf. Lokale Nachrichten Viernheim, den 13. September 1934. Nachruf. Zu meinen Füßen ſinkt ein Blatt, Der Sonne müd, des Regens ſatt; Als dieſes Blatt war grün und neu, Hatt' ich noch Eltern lieb und treu. O wie vergänglich iſt das Laub, Des Frühlings Kind, des Herbſtes Raub, Doch hat dies Laub, das niederbebt, Mir ſo viel Liebes überlebt. Die Nüclehr Ach, nun iſt alles vorbei. Wir haben uns ermannt und den Zurückbleibenden lächelnd zugewinkt. Jetzt ſitzen wir ge⸗ preßt im vollgepackten Zug und ärgern uns, daß er ſo ſchnell fährt. Er verbrennt die Stationen, heißt es im Franzöſiſchen von einem Schnellzug der an den Bahnhöfen vorüberfährt. Er verbrennt aber auch die letzten Illuſionen. Er ſchleudert uns nur zurück in den Alltag, in die Wirklichkeit. Jeder Wald, an dem er vorüberſauſt, iſt für uns noch ein Märchen⸗ wald und eine geraubte Freude. Jede Stadt, die er verläßt, wird zu einem Meilenſtein auf der Fahrt vom Roſenrot ins Grau. Die Räder rollen und ſtoßen. Unaufhaltſam wie die Räder des Schickſals. Wir denken an die Vorfreude, mit der wir die Ferien erwarteten, und daß wir wähnten, unſer Glück würde endlos ſein. Freilich nach den erſten Tagen, die ſo ſchnell vergingen wie leuchtende Minuten, fingen wir zu zählen an. Und wir hätten zuletzt am liebſten die Zeiger an den Uhren angehalten. Aber auch ihre Räder rollten und rollten. Und jetzt ſitzen wir auf den kalten Bänken und ſtoßen unſere Mitreiſenden ziemlich troſtlos an und freuen uns in unbewachten Augenblicken, weil ſie auch nicht ver⸗ gnügter dreinſehen als wir ſelber. Dem und jenem haben wir zu ſchreiben verſprochen. Wir werden es kaum tun. Wir wiſſen ja, ſie werden uns wieder fremd werden und entgleiten und wir werden auch zum Schreiben keine Zeit finden. Der Zug ſtöhnt und zittert und ſteht vor einem aus geſtreckten Arm. Noch iſt dieſer nicht emporgehoben. Noch iſt die Einfahrt nicht frei. Noch eine Minute. Dann ſind wir wieder in unſerem„Milieu“, in unſerer Umwelt. Dann ſchlägt wieder die Stunde der Pflicht. Dann hat uns wieder der Alltag umfangen und hält uns eiſern feſt. Dann heißt es wieder: ſorgen und arbeiten. Ein ganzes Jahr. Aber dann beginnt auch wieder die Hoffnung auf die Ferien, die ſich, je ferner ſie noch ſind, um ſo ewiger und glücklicher anſehen. Und dieſe Vorfreude dauert auch ein ganzes Jahr. Und am Ende iſt ſie das allerſchönſte an den Ferien. Noch jedesmal hat ſich gezeigt, daß Hoffnung und Erwartung ſchöner waren und reicher als die endliche Erfüllung. Uhland. Kirchliches. Am nächſten Sonntag Titularfeſt des chriſtlichen Müttervereins. Morgens gemeinſchaftliche hl. Kommunion. Nachmittags nach der Andacht Verſammlung mit Anſprache. Am Sonntag gemeinſchaftliche hl. Kommu⸗ nion für das 4. Schuljahr. Morgen Nachmittag Beichte für die Mädchen 5 Uhr, die Knaben 6 Uhr. N l Der Anterhaltungsabend der Hojerjpiele im„Karpfen“ Zum Abſchluß der Spielzeit 1934 hatte die Spielleitung der Hoferſpiele alle Mitwirkenden am Samstag zu einem Gemeinſchaftsabend eingeladen. Daß dieſe Einladung freu— digen Widerhall bei der Spielerſchar fand, bewies der voll— beſetzte Karpfenſaal. Aus dem Hintergrund der Bühne leuchten die Symbole des neuen Staates, und friſcher Blumenſchmuck grüßt freund⸗ lich die erwartungsfrohe Hofergemeinde. Ein flotter Marſch unſerer Feuerwehrkapelle unter der ſicheren Stabführung ihres Dir. Herrn Mich. Hanf eröffnet den Abend. Mit klarer ausdrucksvoller Stimme ſpricht Frl. Kath. Binninger einen ſinnvollen Prolog. Nach dem Badenweiler Marſch der Feuer— wehrkapelle begrüßte der Leiter und Begründer der Freilicht— bühne, Herr Hans Winkenbach in herzlicher Form ſeine Hoferſpieler und dankte ihnen gleichzeitig für ihre freudige Mitarbeit, die das große Werk in der gezeigten Reife erſtehen ließ. Sein beſonderer Dank galt noch all denen, die durch ihre raſtloſe Tätigkeit in Organiſation, Bühnenbau uſw. der Sache zum Erfolg verhalfen. Der Regiſſeur der Spiele, Herr Hans Hoock, ſprach nun ſeinerſeits der Spielerſchar für ihre Opferwilligkeit herzlichen Dank aus. Seinen Ausführungen ſtellte er die Worte voran: „Treue um Treue“. Der heutige Abend ſolle nicht nur der Unterhaltung und Muſe dienen, ſondern vor allem das Band der Freundſchaft und Zuſammengehörigkeit der ganzen Spie⸗ lerſchar feſter knüpfen. Mit dem Ausſpruch„Der Einzelne iſt nichts, die Gemeinſchaft alles“ appellierte er, in Treue und Freundſchaft zuſammenzuhalten, um auf dem beſchritte— nen Weg weiterzugehen, damit unſere Freilichtbühne ihrem diesjährigen Erfolg einen noch größeren im Jahre 1935 folgen laſſen kann. Im Namen der Spieler dankte Herr Gg. Kirchner der Spielleitung für ihre unzähligen Mühen und Opfer und ver— ſicherte, daß die Spielerſchar, wie bisher, auch weiterhin der Führung in treuer Gefolgſchaft zur Verfügung ſtehe. Damit war der erſte Teil des Abends beendet. Den zweiten Teil leitet wiederum die rührige Kapelle mit einem Marſch ein. Alsdann läßt Herr Hans Hoock als Anſager ein Programm ablaufen, an dem ſich jedermann er⸗ freuen konnte, und das reſtlos von Hoferſpielerinnen und -Spielern beſtritten wird. Ernſte und heitere Lieder und Rezi⸗ tationen, Reigen und Tänze, Märſche und Konzertſtücke folgten in abwechslungsreicher Reihenfolge. Es ging auf Mitternacht als das reichhaltige Programm abgelaufen war. Dann ertönt noch etwas Tanzmuſik und Jung und Alt dreht ſich im Takt der Muſik. Mit dem Gelöbnis treu zur Sache zu halten ſchieden die Hoferſpieler von ihrem in ſchönſter Harmonie verlaufenen Unterhaltungsabend. Was iſt benn eigentlich mit ber AS. los? Ja, mein lieber Volksgenoſſe, das iſt eine Frage, die heute eigentlich überflüſſig ſein ſollte. Und doch wollen wir dieſe Frage beantworten. Was iſt mit der N. S. V. los? oder Was iſt die N. S. V. und was ſoll ſie bezwecken? Die N. S. V. iſt eine der Untergliederungen der N. S. D. A. P. Sie iſt ſomit gewiſſermaßen ein Eckpfeiler des heutigen Deutſchlands. Die Grundlage und das tragende Fundament unſeres Staates iſt der Nationalſozialis mus. Und deshalb müſſen alle Lebenserſcheinungen des Volkes von dieſer Welt— anſchauung durchdrungen ſein. Im kulturellen und ſtaats⸗ politiſchen Leben und vor allem auf dem wirtſchaftlichen Ge— biete muß der Gedanke des Gemeinnutzes die tragende Säule bilden. Gerade in dem letztgenannten, dem wirtſchaftlichen Bereich iſt die Forderung am ſchwierigſten durchzuführen, denn der Geiſt der Vor- und Nachkriegszeit war auf dem Liberalismus aufgebaut. Das Wort„Liberalismus“ wird ſo oft geſprochen und ſo wenig verſtanden. Es iſt die auf den Thron erhobene„Ichſucht“, die bald das ganze Volk Die Reichswehrübung vor dem Führer. 2 K 1 1 n erfaßt hatte. Und dieſer Ichſucht wird heute der Gedanke des Gemeinnutzes entgegengeſetzt. Dabei iſt aber weſentlich, daß der nie ein Nationalſozialiſt iſt, der ohne Herz, alſo nur mit dem Verſtand an die Dinge des Nationalſozialismus her⸗ angeht. Er wird ihn nie in ſeinem innerſten Weſen erfaſſen. Die nationalſozialiſtiſche Weltanſchauung fordert den ganzen Menſchen, der bereit iſt, ſich mit ſeinem ganzen Sein für ſie einzuſetzen. Und dazu iſt jeder echte Deutſche fähig, denn ihrer wahren Natur nach, ſtehen ſie alle in einer brüderlichen Gemeinſchaft, bedingt durch das tiefe deutſche Gemüt. Leider ſind aber alle Quellen des deutſchen Gemütes durch Eigen⸗ nutz und Selbſtſucht verſchüttet. Und nun iſt es Arbeit der N. S. Volkswohlfahrt, die erwähnten Quellen zum Fließen zu bringen. Denn fließen wieder die Werke der Nächſtenliebe, und die deutſche Volksgemeinſchaft iſt hergeſtellt. Solange wir aber noch Volksgenoſſen haben, die genau im Bilde ſind, wo Samstag Schlachtfeſte ſind, und dieſelben beſuchen, können wir noch nicht von einer geſchloſſenen Volksgemeinſchaft reden. Was wäre das ein ſchönes Bild von Herzensgüte, wenn man ſich einen ſolchen oder ähnlichen Genuß verſagte, und den ſo erübrigten Betrag der N. S. V. außer dem monatlichen Pflichtbeitrag übereignen würde. Wie manche Not könnte damit gelindert werden. Wenn alle N. S. V.-Mitglieder aus voller Ueberzeugung Mitglieder ſind, dann werden ſie auch den Mut haben, ihre Mitmenſchen beſonders bei feſtlichen Anläſſen mit Ziel und Zweck der N. S. V. vertraut zu machen, und ſie als neue Mitglieder gewinnen. So würde dann allmählich das ganze deutſche Volk zu einer einzigen Volksgemeinſchaft, was ganz im Sinne unſeres Führers iſt. Heppenheim, den 12. Sept. 1934. Kreisamtsleitung der N. S. V. Im Millelpuntt ber Nation Bückeberg 1934, das gewaltigſte äußere Bekenntnis der Nation zu ſeinem Bauerntum Wie der 1. Mai der Ehrentag des deutſchen Arbeiters iſt, iſt der 30. September der Ehrentag des deutſchen Bau— ern. Er iſt das gewaltigſte äußere Bekenntnis der deutſchen Nation zu ſeinem Bauerntum, der Erntedanktag des auf⸗ bauenden nationalſozialiſtiſchen Deutſchland. Fahnen und Girlanden in überreicher Fülle bekunden an dieſem Tage in Stadt und Land, daß ein ganzes Volk ſich auf die Grund— kräfte ſeines Seins beſonnen hat. Mit Kirchenglocken und feierlichen Gottesdienſten wird der große Ehrentag des deutſchen Bauern eingeleitet; denn die Ernte und ihr Ertrag, mit dem wir das Volk über den Winter durchhalten müſſen, verdanken wir ja in erſter Linie der Gnade des Höchſten. Wie der 1. Mai iſt der 30. September auch der Tag der Würdigung der Arbeit, und zwar der Bauernarbeit. Nach Jahrhunderten von Mißachtung und offener Verfolgung ſteht der deutſche Bauer heute wieder im Mittelpunkte der Nation, umgeben von dem Glanze, den nur der Staat in ſeiner Macht⸗ fülle auszuſtrahlen vermag. Der Führer hat in ſeiner großen Rede auf dem Bücke⸗ berg im vorigen Jahr der ganzen Welt ſymboliſch verkündet, Deutſchlands Führung und Deutſchlands Zukunft entſpringen dem Bauerntum. Darum Dank dem Manne, der dieſe Wendung des deut— ſchen Schickſals erkämpft hat. Dieſer Dank wird auf dem Bückeberg in dieſem Jahre in noch gewaltigerer Form zum Ausdruck kommen, als im vorigen Jahr. Niemand wird dieſes gewaltige Ereignis vergeſſen, der das Glück gehabt hat, es erleben zu dürfen. Darum: Auf zum Bückeberg! Am bie Gaupokal⸗Meiſterjchaſt! Nächſten Sonntag: Viernheim VfR. Pforzheim auf dem Phönixplatz in Karlsruhe Am letzten Sonntag kämpften VfR. Pforzheim und Sport⸗ klub Freiburg in Offenburg um den Gaupokal. Das Spiel endete mit einem Sieg des VfR. Pforzheim. Am kommenden Sonntag ſteigt nun zwiſchen Amicitia Viernheim und dem Zwiſchenrundenſieger Pforzheim auf dem Phönixplatz in Karls⸗ ruhe das entſcheidungsvolle Endſpiel. Wird das Spiel ge⸗ wonnen, ſo hat die Viernheimer Mannſchaft das Recht, nach der Meiſterrunde, und ohne Rückſicht ob der Meiſter errungen wurde oder nicht, um den Aufſtieg in die Gauliga mitzukämpfen. Von dieſen 4 Gegnern ſteigen dann 2 Vereine auf.— Der Kampf am nächſten Sonntag wird als Vorſpiel vor dem Gauligaſpiel Phönix Karlsruhe— Fußballklub Frei⸗ burg ausgetragen. Die Mannſchaft fährt vorm. 11 Uhr per Omnibus hier ab. Es können noch ca. 15 Perſonen mit⸗ fahren: der Fahrpreis beträgt 2.50 Mk. Die Karten können am Freitag abend zwiſchen 6—7 Uhr beim Vorſitzenden Fritz Kempf, Annaſtraße 29, abgeholt werden.— Das für Sonntag angeſetzte Verbandsſpiel gegen Seckenheim fällt aus. a * Vom elektriſchen Strom getötet. Ein tödlicher Arbeitsunfall ereignete ſich am Dienstag abend im Roden⸗ ſteiner Hof in Bensheim. Der 34jährige Schloſſermeiſter Friedrich Hechler war mit der Reparatur eines Motors be— ſchäftigt, der ohne Wiſſen des Meiſters durch einen frei⸗ liegenden Leitungsdraht elektriſch geladen war. Als er ihn mit einem Schraubenſchlüſſel berührte, erhielte er einen ſchweren elektriſchen Schlag und verſtarb kurz danach. 14 Vergebung von Lieferungen. Wie die Indu⸗ ſtrie- und Handelskammer Mainz mitteilt, ſollen auf dem Wege des öffentlichen Angebots die von der Landes-Heil⸗ und Pflegeanſtalt Heppenheim a. d. B. benötigten Manufaktur⸗ waren, Verbrauchs- und Verzehrungsgegenſtände für die Zeit vom 1. Oktober 1934 bis 31. März 1935 vergeben werden. Die Lieferungsbedingungen und die genaue Ausſchreibung können bei der Induſtrie- und Handelskammer Mainz, Schil⸗ lerplatz 7, 1. Stock, Zimmer 18, eingeſehen werden.— Die Friſt für die Einreichung von Angeboten läuft am Freitag, den 21. September d. J., vormittags 10 Uhr, ab. 5 Keiner darf im Kampfe für die Zukunft unſeres Volkes abſeits ſtehen! Werde Mitglied der NS.! A. 2 — 8 . r — * — 2 r ä — 8 EF 145. —. Waadt l n 1 194 e e 8 7 70 n r Bekanntmachungen Betreffend: Obſtbaumzählung im Septem⸗ ber 1934. In den nächſten Tagen wird hier die vom Herrn Reichsminiſter für Ernährung und Land— wirtſchaft angeordnete Obſtbaumzählung durch— geführt. Alle Obſtbaumbeſitzer werden aufge⸗ fordert, ſofort zu zählen, wieviel Obſtbäume aller einzelnen Obſtarten ſie innerhalb und außerhalb des Ortes bewirtſchaften. Das Ergebnis dieſer eigenen Zählung iſt zu notieren, damit der in den nächſten Tagen vorſprechende Zähler ohne Zeitverluſt zuverläſſige und genaue Auskunft er⸗ halten! kann. Dabei ſind geſonderte Angaben erforderlich für 1. noch nicht tragfähige Bäume, 2. tragfähige Bäume, , abgängige(abſterbende) Bäume. Außerdem ſind geſonderte Angaben darüber erforderlich, ob ſich die Bäume 1. auf Baumſtücken, Feldern, Wieſen oder Plantagen:. 2. an Straßen oder Wegen; 3. in Kleingärten, Hausgärten oder der Selbſtverſorgung dienenden bäuerlichen Obſtgärten, befinden. Die Erhebung dient lediglich ſtatiſtiſchen Zwecken. Die Einzelangaben der Auskunftpflich⸗ tigen unterliegen dem Amtsgeheimnis; ſie dürfen für Steuerveranlagung, Gebührenerhebung oder dergl. nicht benützt werden. Viernheim, den 6. September 1934 E — E I Fut die uns anläßlich unſerer Dermählung in ſo reichem Maße zuteil gewordenen Glück wünſche und überreichten Geſchenbe danken berzlichſt Eruſt Eller und Frau Barbara geb. Hofmann Aae Die Oberſte Leitung der P. O., Amt für Volkswohlfahrt (Abtlg. Schadenverhütung) hat ſich die Aufgabe geſtellt, den deutſchen Menſchen über Schaden- und Unfallverhütung auf zuklären. Was die anderen von geſtern verſäumten, müſſen wir heute nachholen. Die Verkehrserziehungswoche und die Schwimmwoche ſind beendet, die sine ausschneiden! Wenn Sie Schmerzen an Ihren Füßen und Beinen haben, kommen Sie heute noch zu mir, ich werde Ihnen helfen durch meine! 0 E 85. Kunſtglieder, Leibbinden, Bandagen, Bruch⸗ Bänder, Gummiſtrümpfe, Verkürzungen uſw. Langjährige Tätigkeit bei Proffeſſor Bae r⸗Schlierbach. Aua die vom 17.23. September im ganzen deutſchen Vaterland ſtattfindet, ſoll uns die Gefahr des Feuers und die Bekämp⸗ fung dieſer Gefahr vor Augen führen. Soll weiteſte Kreiſe der deutſchen Bevölkerung über Feuerverhütung und über das Arbeiten und Weſen der Feuerwehren im Dienſte der Feuer- bekämpfung aufklären. Der deutſche Menſch, vor allem der deutſche Bauer, hat vergeſſen, daß die durch Feuer vernichteten Werte deut ſches Volksvermög en darſtellen, und daß ſolche Verluſte unſere Volkswirtſchaft nicht mehr erträgt, da dieſe Werte un— wiederbringlich verloren gehen. Durch Vorſicht und Achtſamkeit kann vieles vermieden werden. Wir rufen daher alle Volksgenoſſen auf, zur Mithilfe im Kampf gegen Feuer und Schaden. Dem Feuer Trutz des Alenjchen Schutz. des Volkes Nutz! NSDAP., Ortsgruppe Viernheim gez. Franzke NSV., Ortsgruppe Viernheim, Abtlg. Schadenverhütung gez. Kühlwein Sämtliche Arbeiten in eigener Werkſtätte ausgeführt. Lieferant aller Kranken ka ſſen und Reichsbie hörden 17 prakt. Orihonpad Viernheim i Adolf, Hitlerſtraße 32 5 1 alt getan! Wer seine Kinder schon früh zur Sparsamkeit anhält, braucht sich über ihre Zukunft nicht zu sor- gen. Sie finden den richtigen Weg im Leben. Inman Bürgermeiſterei Viernheim un * gewohnt derndemmer kreoltverein g. f. m d. l. ulernneim Vereius⸗Anzeiger neuen 2 Zimmer J. V. Schweigert Geſangverein Liederkranz. Morgen Freitag 89 555 t 75 und Rüche abend 8,30 Uhr Singſtunde für Frauen- und Möbel ohne Zubehör an TAAueeeeeeeeeeeeeeeieuuuuauanauawubododonvuunauununuemeneemeennnn Männerchor. Niemand darf fehlen. Am Sams— 2337 ruhige Leute zun— tag fällt die Singſtunde aus, da unſer Dirigent Speiſezin 1 öblierte 5 1 anderweitig verhindert iſt. Der Vorſtand. a Schlafzim 1 Gesche 81 M Preisfeſtſetzung für Kartoffeln 7 Hellgelbe Kernſeife 180 em bu. 200. Zimmer Die Preſſeſtelle der Landesbauernſchaft Baden teilt uns Stüc ab 7 10,385,205. 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Jumelgen Aeklame Ullungs⸗ I n en hebt has Geichaft! Rename in der billig immer— Mannheim S 2, 6 und T 1, 8 (Bitte auf Adreſſe achten) CC p ͤ v Eine Frage an die Gaarregierung Ungeheure Beſchimpfung Hindenburgs und des Führers. Saarbrücken, 13. Sept. In einer redaktionellen Vorbemerkung zu dem Artikel „Faſchismus und Nazismus“, der in Nr. 211 vom 12. Sept. der Emigrantenzeitung„Deutſche Freiheit“ erſchienen iſt, findet ſich der Satz:„Ein Staatsoberhaupt von normaler geiſtiger und moraliſcher Beſchaffenheit hätte niemals den Staat einer Räuberbande ausgeliefert, wie es Hindenburg unter Bruch ſeiner Treuepflicht und ſeines Eides getan hat.“ Die„Saarbrücker Zeitung“ ſtellt hierzu folgende Fragen: 1. Iſt die Regierungskommiſſion der Anſicht, daß dieſe ungeheuerliche Beſchimpfung des toten Reichspräſidenten „allein dem Urteil des Anſtandes und der öffentlichen Mei⸗ nung“ unterliegt? oder liegt hier mit Rückſicht darauf, daß die deutſche Bevölkerung des Saargebiets dieſe Gemeinheit gegenüber dem verſtorbenen Reichspräſidenten als eine unverſchämte Herausfoerung betrachten muß, nicht auch eine Gefährdung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit vor? 2. Was gedenkt die Regierungskommiſſion zu lun, ge⸗ genüber der Tatſache, daß in dem oben angeführten Satz der Führer und Reichskanzler, das jetzige Staatsoberhaupt des Deutſchen Reiches, als einer Räuberbande ange⸗ hörig bezeichnet wird? Blutige Eiferſuchtstat Die Frau mit dem Meſſer verletzt, ſich ſelbſt erhängt. i Frankfurt a. M., 13. Sept. Eine ſchwere Bluttat ereignete ſich Mittwoch vormittag gegen 9 Uhr in der Gu⸗ tenbergſtraße. Die Bewohner des Hauſes hörten plötzlich laute Hilferufe aus einer im oberſten Stockwerk gelegenen Manſarde. l ee re eee eee Nachdem man in das Zimmer eingedrungen war, fand man die Bewohnerin mit einer ſchweren Schnittwunde in der Kehle am Boden liegen. Der Täter, ihr geſchie dener Mann, hatte ſich ſofort nach der Tat in der Küche einge⸗ ſchloſſen und ſich dos Meſſer in die Bruſt geſtoßen und außer⸗ dem noch erhängt. Er war. als man ihn fand, bereits tot. Die Frau wurde in das Städtiſche Krankenhaus überführt. Vermutlich handelt es ſich um eine Eiferſuchtstat. Aeberfall im Gchwanheimer Wald Spaziergängerin niedergeſchlagen und beraubt. Frankfurt a. M., 12. Sept. Im Schwanheimer Wald wurde abends gegen 18 Uhr ein beſonders dreiſter Raub⸗ überfall verübt. Eine allein ſpazierengehende Frau wurde von einem Mann angefallen, niedergeſchlagen und beraubt. Der Täter ſtand plötzlich vor der Spaziergängerin und bat ſie um ein Almoſen. Nachdem dieſe ihre Geldbörſe gezogen hatte, riß der Unbekannte die Geldbörſe, die allerdings nur wenig Geld enthielt, an ſich. Gleichzeitig ſtieß der Mann die Ueber⸗ fallene mit dem Kopf gegen einen Baum, ſo daß ſie zur Erde fiel. Dieſen Augenblick benutzte der Räuber dazu, ihr mit Gewalt zwei Trauringe und einen anderen Ring vom Finger zu ziehen und ihr eine Perlenkette vom Halſe zu reißen. Nach verübter Tat floh der Täter auf einem Fahrrad. Die Ueberfallene wurde kurz darauf von einem anderen Spaziergänger in ein nahegelegenes Forſthaus gebracht. . Vom Affen gebiſſen. In Schöneberg im Weſterwald hatten Kinder in einem dort gaſtierenden Wanderzirkus einen Affen geneckt. Das offenbar ſehr gereizte Tier biß ſpäter eine zum Zirkusunternehmen gehörende Frau ſo heftig in den Unterarm, daß die Schlagader verletzt wurde. 1 at zd rade glu. rin d. ele, geſetzten Preiſe für Speiſekartoffeln lauten wie folgt: Für die Zeit ab Montag, den 10. September 1934, bis auf weiteres beträgt der Mindeſtpreis für Kartoffeln, der nicht unterſchritten werden darf, innerhalb der Landesbauern⸗ ſchaft Baden 2.50 Mark je Zentner. Es werden bezahlt: für weiße Speiſekartoffeln für rotſchalige Speiſekartoffeln für blauſchalige Speiſekartoffeln 2.55 Mark je Ztr. für gelbfleiſchige Speiſekartoffeln(In⸗ duſtrie⸗ und ähnliche Sorten) 2.80 Mark je Ztr. Dieſe Preiſe ſind gültig für Speiſekartoffelkäufe beim Erzeuger, ab Hof des Erzeugers bezw. ab Verlade⸗Vollbahn⸗ ſtation des Erzeugers. Ich, halte daher einen Kleinhandelspreis von 45 Pfennig je 10 Pfund für gelbe Speiſekartoffeln für angemeſſen und bei Verkäufen unter 10 Pfund einen Preis von 5 Pfennig je Pfund. Für Lieferungen an die ſtädtiſchen Verbraucher frei Keller durch den Erzeuger auf Grund von Schlußſcheinen, den Großhandel, Landw. Genoſſenſchaften, Zwiſchenhandel und Kleinhandel halte ich einen Preis von 3.80 Mark je Zentner für angemeſſen. g Dieſe vorgenannten Preiſe werden unter der Voraus⸗ ſetzung normaler Verhältniſſe bis zur Beendigung der Speiſe⸗ kartoffelernte beſtehen bleiben. Dieſe Preiſe können alſo dem Geſchäft während der Hauptverkehrszeit mit Speiſekar⸗ toffeln im September, Oktober und November heute ſchon zugrunde gelegt werden. Für die ſpätere Zeit iſt vorgeſehen, die durch Einlagerung und Einmieten entſtandenen Mehr⸗ koſten in der ſpäteren Preisfeſtſetzung zu berückſichtigen, fo daß kein Grund vorliegt zwecks Vermeidung dieſer Koſten die Kartoffeln voreilig abzugeben und dadurch den Markt in Verwirrung zu bringen. Heil Hitler! Der Gebietsbeauftragte für die Landesbauernſchaft Baden. Bez.): Dr. Meisner. 2.55 Mark je ZItr. 2.55 Mark je Itr. Arbeit ſchaffen iſt nationale Pflicht! l a Gewinnauszug 5. Klaſſe 43. Preußiſch⸗Südbeutſche Staats⸗Lotterie. Ohne Gewähr Nachdruck verboten Auf jede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Rummer ö in den beiden Abteilungen 1 und II 30. Ziehungstag 11. September 1934 In der heutigen Schluß⸗Ziehung wurden Gewinne über 150 M. gezogen 2 Gewinne zu 1000000 M. 276122 2 Gewinne zu 5000 M. 130259 4 Gewinne zu 3000 M. 65878 326872 4 Gewinne zu 2000 M. 80086 358414 20 Gewinne zu 1000 M. 55007 115928 194124 198662 219388 269650 277303 322919 393153 398208 42 Gewinne zu 500 M. 18746 61483 76988 81596 88889 88932 85484 143758 143986 148144 175495 199486 221582 224271 231704 247691 284672 310002 321914 330427 369724 180 Gewinne zu 300 M. 767 4952 12211 2498 18649 27290 49256 55735 58503 59179 61538 K 90091 93436 7214954 215103 264015 270704 272238 272935 275387 278229 285274 287998 291563 307733 31026! 312189 313837 323782 325124 340689 342021 351174 51855 354371 361162 381515 333266 385088 390647 382262 392375 393437 393888 20 Tagesprämien. J Auf jede gezogene Nummer ſind zwei Prämien zu de 1000 RM gefallen, und zwar je eine auf die Loſe gleicher J.. amer in den beiden Abteilungen J und II: 955112478 159645 189424 228223 234968 2. 360 292005 325187 372180 Die Ziehung der 1. Klaſſe der 44. Preußiſc' Süddeutſchen 270. Preuß.) Staatslotterie findet am 19. u. 20, Oktober 1934 ſtatt. .... . 2 * * 1 r . 2 3 2 . den 13. S. ep t em Viernheimer — Volks z — eit ung ——— 10. Jahrgang — Vor zwanzig Jahren Septembertage 1914. WTB. Großes Hauptquartier, 10. Sept. Die öſtlich Paris in der Verfolgung an und über die Marne vorge⸗ drungenen Heeresteile ſind aus Paris und zwiſchen Meaus und Montmorail von überlegenen Kräften angegriffen wor⸗ den. Sie haben in ſchweren, zweitägigen Kämpfen den Geg⸗ ner aufgehalten und ſelbſt Fortſchritte gemacht. Als der Anmarſch neuer, ſtarker, feindlicher Kolonnen gemeldet wurde, iſt ihr Flügel zurückgenommen worden. Der Feind folgte an keiner Stelle. Als Siegesbeute dieſer Kämpfe ſind bisher waſlic Bed 8 Gefangene gemeldet.— Die eſtli erdun kämpfenden Heeresteile befinden ſich i a ſchreitendem Kampfe. 8 a e Generalquartiermeiſter v. Stein. * Rotterdam, 10. Sept. Nach hier vorliegenden amtlichen engliſchen und franzöſiſchen Meldungen zog ſich der deutſche rechte Flügel über die Flüſſe Petit⸗Morin und Marne zurück. Die Meldungen beſagen weiter:„Die Deutſchen griffen ver⸗ gebens die franzöſiſchen Streitkräfte am rechten Ourcg-Ufer an. Weiter öſtlich im Zentrum der Linie Montmirail— Som⸗ puis wütet der Kampf mit abwechſelndem Erfolg. Die deutſche Linke verliert an Terrain in der Richtung von Reims. Die Schlacht dauert ſchon zwei Tage an.“ WTB. Großes Hauptquartier, 10. Sept. Der deutſche Kronprinz hat heute mit ſeiner Armee die befeſtigte feind⸗ liche Stellung ſüdweſtlich Verdun genommen. Teile der Armee greifen die ſüdlich Verdun liegenden Sperrforts an. 7 werden ſeit geſtern durch ſchwere Artillerie be— hoſſen. Der Generalquartiermeiſter: v. Stein. WTB. Großes Hauptquartier, 12. September. Amtlich. Die Armee des Generaloberſten v. Hindenburg hat die ruf— ſiſche Armee in Oſtpreußen nach mehrtägigem Kampfe voll⸗ ſtändig geſchlagen. Der Rückzug der Ruſſen iſt zur Flucht geworden. Generaloberſt v. Hindenburg hat in der Verfol⸗ gung bereits die Grenze überſchritten und meldet bisher über 10000 unverwundete Gefangene, etwa 80 Geſchütze, außerdem Maſchinengewehre, Flugzeuge, Fahrzeuge aller Art wurden erbeutet. Die Kriegsbeute ſteigert ſich fortgeſetzt. Generalquartiermeiſter v. Stein. * Unſerm Kollegen von Stein zum 60. Geburtstag. Der erſte Journaliſt unſerer Zeit iſt zweifellos der Generalquar— tiermeiſter von Stein, der heute ſeinen 60. Geburtstag feiern kann. Er beſitzt alle Eigenſchaften, die von einem guten Journaliſten verlangt werden, in höchſtem Maße: Mit ſchar⸗ fem Auge ſcheidet er das Weſentliche vom Anweſentlichen, mit größter Pünktlichkeit und Schnelligkeit bringt er ſeine Berichte, denen er mit äußerſter Geſchicklichkeit die wirkſamſte Darſtellungsform zu geben weiß, und die„Aufmachung“ des ganzen läßt niemals etwas zu wünſchen übrig. Den Vor— wurf, daß er etwa ein Zeilenſchinder wäre, kann man ihm wahrhaftig nicht machen; im Gegenteil eher den, daß er es bisweilen an erſtrebenswerter Ausführlichkeit fehlen läßt. Er hat zweifellos die zuverläſſigſten Informationen, die beſten„Beziehungen“, und er verſteht es, im rechten Augen⸗ blick— gründlich zu ſchweigen. Er kann ſich rühmen, daß an ſeinen Manufſkripten noch niemals auch nur ein Wort ge⸗ ſtrichen oder überhaupt eine redaktionelle Aenderung vor⸗ genommen iſt. Seine Mitarbeit iſt überdies geſchätzt von der Preſſe jeglicher Richtung, ſeine Einſendungen finden zu— ſtimmendes Begehren ſowohl bei den konſervativen wie bei den ſozialdemokratiſchen Zeitungen. Von Herzen wünſcht Alldeutſchland zum heutigen Tage ihm, der ſich im Sturm eine ganz ungewöhnliche Volkstüm⸗ lichkeit gewonnen hat, neben allem Guten und Schönen, das ſich bei ſolchen Gelegenheiten aufrichtigſt nur wünſchen läßt, eine geſegnete, erfolgreiche Fortdauer ſeiner erſprießlichen Tätigkeit. Möge es ihm vergönnt ſein, noch über manchen„Fah⸗ nenabzug“ zu berichten, der dem Feinde gemacht wurde, möge die Meldung:„Nichts Neues vor Paris“ bei ihm nicht zum „ſtehenden Satz“ werden; wogegen ihm das„Kliſchee“:„Die Deutſchen ſiegten auf der ganzen Linie“ gern gegönnt iſt. Möge jede ſeiner Meldungen„Nonpareille“ bleiben;„Kor⸗ pus“ ſollen ſie geſetzt werden und ganze„Kolumnen“ füllen. Möge er aber vor allen Dingen nach wie vor„Fraktur“ ſchreiben; das iſt die Schreibweiſe, die Deutſchland liebt und die unſere Feinde verſtehen lernen werden. Wenn er dann unter den letzten ſeiner Berichte, der einen ruhmvollen Frieden nach Niederwerfung aller unſerer Feinde uns künden möge, ſein Zeichen geſetzt hat, dann wird das deutſche Volk ſeine Veröffentlichungen ſammeln, als die eindrucksvollſte, klarſte und ergreifendſte Geſchichte dieſer großen Zeit. Der Titel aber wird lauten: Deutſche Weltge— ſchichte von Stein. Hannoverſcher Kurier, 13. September. Der Polizeipräsident erläßt eine Bekanntmachung, wonach auf Anordnung des Ober⸗Präſidenten alle im Bezirk des 6. Armeekorps vorhandenen Benzin⸗ und Benzolmengen für den Privatgebrauch zu ſperren ſind. Breslauer Morgen⸗Zeitung, 12. September. Amtlich. WTB. 13. September. Auf dem weſtlichen Kriegsschauplatz haben die Operationen, über die Einzelheiten noch nicht veröffentlicht werden können, zu einer neuen Schlacht geführt, die günſtig ſteht. Die vom Feinde mit allen Mitteln verbreiteten, für uns ungünſtigen Nachrichten ſind falſch. In Belgien iſt heute ein Ausfall aus Antwerpen, den drei belgiſche Diviſionen unternahmen, zurückgeworfen worden. Die edlen Kater von Paris. Polizeipräfekt lehnt ihre Verwendung gegen die Rattenplage ab. Der unterirdiſche Krieg zwiſchen Ratten und Menſchen, der auf der meilenlangen Front der Pariſer Antergrundbahnen, Abwäſſerkanäle und Keller geführt wird, dauert mit wechſeln— dem Glück weiter an; zurzeit ſcheinen allerdings die Ratten die Oberhand zu haben. Schon mehrfach iſt im Stadtrat darauf hingewieſen worden, daß die neueſte, verbeſſerte Rattentype, die den Bauch von Paris beſetzt hält, immun gegen jede be⸗ kannte Sorte von Rattengift ſei. Dazu kommt jetzt, daß ſich der Polizeipräfekt Langeron weigert, die dringend angeforderten Hilfstruppen zu entſenden, die in der ſtädtiſchen Kateranſtalt in Garniſon ſtehen. In einem Schreiben an den Stadtrat Joly weiſt Langeron ein derartiges Anſinnen empört zurück. „Die ſtädtiſche Katerzucht“ ſo heißt es in dieſem Briefe. 1ſt nicht gegründet worden, um Kater-Ueberfallkommandos zu bilden. Ihr Zweck iſt vielmehr die Verfeinerung der Pariſer Katzenraſſe durch nach wiſſenſchaftlichen Grundsätzen erfolgende Zucht, und die Ausbildung edler aber unw'iſſender junger Kater für den Kampf ums Daſein.“ So werden die Pariſer bei ihrem Kampf gegen die Ratten auf die Hilfe der Stadtkater verzichten müſſen, deren raſſever— beſſernde Tätigkeit, nebenbei geſagt, der Stadt monatlich 600 Francs einbringt. Die Beſatzung der „Moro Caſtle“ verhaſtet. 5 DNB. Newyork, 12. Sept. Ein Funker des in Brand geratenen Dampfers„Morro Caſtle“ und mehrere andere Beſatzungsmitglieder ſind auf Ver⸗ anlaſſung der Gerichtsbehörden feſtigenommen worden, um ihr Erſcheinen bei der Verhandlung vor dem Bundesſchwurgericht ſicherzuſtellen. Im weiteren Verlauf der Anterſuchung über die Arſachen der„Morro⸗Caſtle“-Kataſtrophe ſagte ein als Fahrgaſt mit— reiſender Feuerwehrmann aus, er ſei drei Stunden vor dem Ausſenden der SOS-Rufe durch Brandgeruch aufgewacht. An— dere Fahrgäſte erklärten, ſie hätten keinen Feueralarm gehört. Aeberhaupt ſeien ſie in ihrem Bemühen, in die Rettungsboote zu kommen oder Rettungsgürtel zu erhalten, nicht unkterſtützt worden. Die weitere Anterſuchung ergab, daß ſich die Verluſt— quote der Fahrgäſte auf 29 v. H., die der Beſatzung jedoch nur auf 18 v. H. belaufe. Ein noch nicht verhörter Telegraphiſt deutete an, daß die wahre Arſache des Anglücks bisher noch nicht dargeſtellt worden ſei. Nach den Verhandlungen des See— mannsgerichtes dürften weitere Anterſuchungen vor dem Schwur— gericht und bei zwei Verſicherungsgeſellſchaften, die die„Morro Caſtle“ für 5% Millionen Dollar verſicherten, zu erwarten ſein.“ Das Wrack brennt noch. DNB. Newyork, 12. Sept. Der Brand auf dem Wrack der„Morro Caſtle“ hat erneut ſo rieſige Formen angenommen, daß die auf dem Schiff tätigen Feuerwehrleute zurückgezogen werden mußten. Auch der Strand gegenüber dem brennenden Schiff wurde von ſämtlichen Zu— ſchauern geräumt, da man eine Exploſion der großen Heizöl— 3 erwartet, die das Schiff vollſtändig auseinanderreißen Urfte. Engliſcher Dampfer in Brand geraten. DNB. London, 12. Sept. Der engliſche 5000-Tonnen-Dampfer„Bradburn“ iſt nach einer in London eingetroffenen Funkmeldung im Stillen Ozean in Brand geraten. Der Kapitän teilt mit, daß das Schiff ſofort nach Balboa zurückkehrt. Nach den letzten Meldungen gelang es, das Feuer auf den Frachtraum des Schiffes zu begrenzen, obwohl es eine gefährliche Ladung von Baumwolle und Schwe— fel an Bord führt. ö Or. Engelke reichsbiſchöflicher Vikar. ORB. Berlin, 12. Sept. Am Mittwoch wurde Paſtor Dr. Engelke in das Amt des Vikars der Deutſchen Evangeliſchen Kirche berufen. Der Auftrag dieſes Amtes liegt in der Stellvertretung und der be⸗ ſonderen Hilfsleiſtung des Reichsbiſchofs. Auch das Sekretariat des Reichsbiſchofs iſt ihm unterſtellt. Der Lahn⸗DOurchſtich bei Wetzlar Ein großes Werk vollendet. Wetzlar. Die Lage Wetzlars in einem breiten Talbecken der Lahn, das ſich mehrere Kilometer weſtwärts ſtark verengt, verurſachte der Stadt faſt in jedem Jahr große Hochwaſſet⸗ ſchäden. Dieſe Gefahr wird durch die Einmündung der Dill, die gewöhnlich nur weng Waſſer führt, aber nach langen Regenzeiten und in der Schneeſchmelze zu einem reißenden Strom wird, erheblich vermehrt. Ein Hindernis für den Ab⸗ fluß der angeſtauten Waſſermengen bildet auch der Damm der Lahnbahn, der ſich mitten durch das Ueberſchwem⸗ mungsgebiet zieht und außer einer Brücke nur einige kleine Durchläſſe hat. Die Pläne zur Beſeitigung der Gefahr der Schäden waren ſchon vor zehn Jahren ſo gut wie fertig. Erſt die Tatkraft der Männer des neuen Staates in Stadt und Kreis verhalfen zur Verwirklichung. Zumnächſt wurde die Flußregulierung in Angriff genommen, die in zwei Bau⸗ abſchnitte, den Lahndurchſtich bei Kloſter Altenkirchen und die Lahnverbreiterung an der Dill⸗-Mündung, eingeteilt wurde. Der Lahndurchſtich iſt jetzt beendet. Der Flußlauf macht hier eine Krümmung von rund 1200 Meter Länge; er iſt jetzt auf die Hälfte verkürzt. Das neue Bett iſt ſo hergerichtet und dimenſioniert, daß es ſich in die Kanaliſierung der Lahn, wegen der gegenwärtig Verhandlungen im Gange ſind, ein⸗ fügen kann. Die Breite des neuen Stromteiles beträgt 58 Meter zwiſchen den Oberkanten, die Sohle 42 Meter, die Tiefe 4 Meter, der normale Waſſerſtand 2,50 Meter. Am 14. November 1933 wurde der erſte Spatenſtich zu dem Werk getan. 250 Menſchen fanden Arbeit und Brot. Ihre Zahl mußte auf 150 verringert werden, als die Ausſchach⸗ tungsarbeiten infolge der Bodenverhältniſſe die Einſetzung eines Baggers erforderlich machten. Insgeſamt ſind 105 000 Kubikmeter Erde bewegt worden. 40 000 mit der Hand und 65 000 mit dem Bagger. Die Arbeit an der Landverbreitung iſt noch im Gange. Gechs Milliarden Amſatz beim poſiſcheckamt Der Jahresumſatz des Poſtſcheckamtes Frankfurt be⸗ trägt 6 Milliarden Mark. Jeden Tag haben die Beamten 76-28 000 Kontoauszüge zu ſchreiben, die an die Kunden verſandt werden. Wohl keine Bank in ganz Deutſchland hat eine derartige Rieſenarbeit zu leiſten wie die Poſtſcheckämter, Noch kein Einladungstext. Neue Schwierigkeiten bezüglich des Eintritts Sowjetrußlands in den Völkerbund. DNB. Paris, 12. Sept. In der Frage des Eintritts der Sowjetunion in den Völker— bund ſind neue Schwierigkeiten entſtanden. Die Ruſſen haben Einwände gegen den ihnen übermittelten vorläu— igen Einladungstext erhoben. Sie behaupten, daß dieſer Text nicht dem entſpreche, was ſie erwarten konnten. Da— durch ſind neue Verhandlungen nötig geworden und neue Verzögerungen ſind wahrſcheinlich. Man kann heute auch von franzöſiſcher und engliſcher Seite peſſimiſtiſche Stimmen über die ganze Eintrittsfrage hören. Während ſich der Genfer Sonderberichterſtatter der Havas— Agentur bemüht, die Verhandlungen über die Aufnahme Sowjet— rußlands in den Völkerbund als eine reine Tatſache hinzuſtellen, an deren Aufbauſchung gewiſſe Kreiſe verdächtiges Intereſſe nehmen, geben die heutigen Blätter zu verſtehen, daß die Schwierigkeiten doch größer ſind, als man franzöſiſcherſeits er— wartet hatte. Das„Journal des Débats“ wirft der Ha⸗ vasagentur ſogar vor, von einer nebenſächlichen Frage nur deshalb zu ſprechen, weil man vielleicht glauben machen wolle, daß die Einladung an die Sowjetregierung grundſätzlich bereits beſchloſſen ſei, was jedoch keineswegs zutreffe. Die„Information“ läßt ſich hierzu melden, daß man weiterhin nach einer Formel ſuche, die einige Ausſicht hätte, an— genommen zu werden, ohne daß ſie von der Mehrheit der Völ— kerbundsmitglieder als ein der Sowjetregierung ausgeſtelltes Zeugnis über ihre gute Führung angeſehen zu werden brauche. Die Verhandlungen würden offiziös in Genf ſelbſt fortgeſetzt, wo ſich gegenwärtig einige Sowjetperſönlichkeiten aufhielten. Die ihnen unterbreiteten Vorſchläge würden der Pariſer Botſchaft telephoniſch übermittelt. Auch ein Zwiſchenfall in der heutigen Sitzung des ſechſten politiſchen Ausſchuſſes iſt nicht ohne grundſätzliche Bedeutung. Der Vertreter Polens äußerte ſich bei Behandlung der Flüchtlingsfrage ſehr ſcharf über Staaten, die teils im Völkerbund ſeien, teils einzutreten beabſichtigen, aber die elementarſten Geſetze der Menſchlichkeit außer Acht ließen; es komme im übrigen für den Völkerbund nicht ſo ſehr auf die Zahl als auf die Qualität ſeiner Mitglieder an. Dieſer Angriff gegen Sowjetrußland war deutlich genug. Man ſchließt aus dieſen Aeußerungen jedenfalls, daß man es auf polniſcher Seite nicht für nötig hält, beſondere Rückſichten auf Sowjetrußland zu nehmen. Belgien gegen die Aufnahme Rußlan vo Ein franzöſiſcher Schritt beim Vatikan. DNB. Brüſſel, 12. Sept. Mit unverkenndarer Genugtuung verzeichnen die Blätter die Genfer Meldung, daß die belgiſche Abordnung am Dienstag endgültig beſchloſſen habe, bei der Abſtimmung der Völkerbunds— verſammlung über den Eintritt Rußlands in den Völkerbund ſich der Stimme zu enthalten. In der Meldung heißt es, daß dieſe Entſcheidung der belgiſchen Abordnung in dem Augenblick gefallen ſei, als der Völkerbundsrat die Zu— weiſung eines ſtändigen Ratsſitzes an Sowjetrußland beſchloſſen habe. Ebenſo wie die Schweitz und Polen habe auch Bel— gien ſich für verpflichtet gehalten, dieſen Proteſtakt zu voll— ziehen. Selbſtverſtändlich werde die belgiſche Abordnung auch das Einladungstelegramm, das an Rußland gerichtet werden ſoll, nicht unterzeichnen. Die belgiſche Preſſe verurteilt nahezu einmütig die Auf⸗ nahme Sowfetrußlands in den Völkerbund. Auch von ſonſt frankreichfreundlichen Blättern wird die Rußlandpolitik des fran⸗ zöſiſchen Außenminiſters ſcharf kritiſiert. Der Genfer Sonderberichterſtatter der„Libre Bel⸗ gique“ will aus katholiſchen Kreiſen gehört haben, daß der Botſchafter Frankreichs beim Vatikan mit Anterſtützung Eng⸗ lands und Italiens einen Schritt beim Heiligen Stuhl unter⸗ nommen habe, um zu erreichen, daß der Vatikan dem Eintritt Rußlands in den Völkerbund keine Schwierigkeiten mache. Der Vatikan habe berechtigte Einwände gemacht. Der franzöſiſche Botſchafter habe aber zu verſtehen gegeben, daß es nach dem Eintritt Rußlands leichter ſein werde, von Rußland gewiſſe Garantien auf religiöſem Gebiet zu erlangen. Der Eindruck der deutſchen Oſt⸗Pakt⸗Note DNB. Genf, 12. Sept. Erſt im Laufe des Dienstags haben die hier anweſenden Ver— treter der Hauptmächte Kenntnis von dem Text der deutſchen Oſt⸗Pakt⸗Denkſchrift erhalten. Wie verlautet, wird die engliſche Abordnung mit den Vertretern der anderen intereſſierten Mächte über die deutſche Antwort ſprechen. Auf engliſcher Seite bemüht man ſich, wie es ſcheine, die deutſche Ablehnung noch nicht als endgültig und unbedingt anzuſehen und auch die ſehr poſitiven Elemente in der deutſchen Note zu beachten. Demgegenüber ver— ſucht die deutſchfeindliche Propaganda ſchon Stimmung dafür zu machen, daß Deutſchland ſich auch in dieſer Frage iſoliert und einen ausſichtsreichen und für den Frieden wichtigen inter⸗ nationalen Vertrag zerſchlage. Amſo ſtärker wird natürlich der Druck auf Polen ſein, deſſen Ablehnung gerade in dieſer Frage ſo gar nicht in die franzöſiſchen Pläne paßt. Die„Baſler Nachrichten“ meinen, die deutſche Denk— ſchrift zum Oſt-Pakt bringe keine Aeberraſchungen. Bemerkens— wert ſei, daß die deutſche Regierung, die bisher zweiſeitige Pakte empfohlen habe, nunmehr ihre Bereitwilligkeit erkläre, auch auf mehrſeitige Verträge einzugehen, wobei ſie nur wünſche, daß der Schwerpunkt ſolcher Pakte nicht auf die automatiſche militäriſche Unterſtützungspflicht verlegt werde. Deutſchland laſſe alſo ein Türchen zu weiteren Verhandlungen über die Oſt-Pakt⸗ Frage offen. DNB. Paris, 11. Sept. Die fra nzöſiſche Preſſe kann ihre ohnmächtige Wut über das deutſche Oſtpaktmemorandum nicht verbergen und ver- ſteift ſich deshalb zu ſchweren Beleidigungen der deutſchen Poli⸗ tik, verbunden mit inſtändigen Beſchwörungen an die Adreſſe Polens. Der Sinn der Preſſekommentare kommt wohl am brutalſten, aber auch einfachſten im„Journal des Débats“ zum Ausdruck, das ſchreibt, Deutſchland würde den Oſtpakt ja doch nur abgeſchloſſen haben, um ihn bei der erſten Gelegenheit zu brechen. Alles in allem müſſe man ſich alſo beglückwünſchen, baß Deutſchland nicht einen neuen Papierfetzen unterzeich— net habe! Der„Temps“ bezeichnet den Inhalt der deutſchen Ant— wort als auf eine Ablehnung hinauslaufend und ſchreibt: Ein- fache zweiſeitige Nichtangriffsverträge könnten zur Stabiliſie— rung der Lage nicht ausreichen. Wahre Sicherheitsgarantien können nur durch regionale Beiſtandspakte mit Sanktions⸗ drohungen erzielt werden. Von dieſem Syſtem aber wolle Deutſchland nichts wiſſen, weil es ſich— nun kommen auch hier die niederträchtigen Anterſtellungen— gegenüber den baltiſchen Staaten, der Tſchechoſlowakei und trotz des deutſch-polniſchen Einvernehmens volle Aktionsfreiheit vorbehalten wolle. Dadurch enthülle Deutſchland wieder einmal ſeinen Willen, jede internationale Zuſammenarbeit zur Feſtigung des Friedens und zur Verhinderung des Krieges zu vereiteln. Der„Temps“ Artikel warnt Polen. Wenn es entgegen allen Erwartungen ſich beſtimmen laſſen würde, den Oſtpakt zu vereiteln, ſo würde die internationale öffentliche Meinung das nicht verſtehen und man würde zu Recht oder zu Anrecht annehmen, daß die polniſche Außenpolitik das deutſche Manöver in keiner Weiſe zu verhin— dern ſucht. Warſchau würde Gefahr laufen, die Verantwortung Berlins zu teilen. D 7 . ĩͤ — . ——.— ..... ˙—⅞rꝙ!ꝓ,ß;?᷑ỹ— A unter denen Frankfurt eines der größten iſt. Früh morgens um 6 Uhr laufen die Briefe mit den Zahlkarten, den Schecks und Ueberweiſungen ein. Bis um 8 Uhr vormittags müſſen die täglich 80000 Briefe geöffnet und ſortiert ſein. Noch während des Sortierens der Zahlkarten und Schecks auf die 82 000 Kunden gelangen ſchon die erſten in die fünf großen Buchſäle. Hier beginnt kurz nach 8 Uhr der Betrieb. Die Maſchinen raſſeln ununterbrochen, daß man ganz betäubt wird von dem gewaltigen Rhythmus der Arbeit, der in dieſen Räumen herrſcht. Inzwiſchen haben die Beamten hinter den Schaltern das ihnen zur täglichen Auszahlung zugewieſene Geld zum Auszahlen fertig gemacht. Sie haben in den wenigen Stunden, während denen die Schalter offen ſind, 180— 200 000 Mark auszuzahlen. Dieſe Summe ſteigt an jedem Freitag und an Lohnzahlungstagen auf rund eine halbe Million! Dieſe Zahl ſtellt aber nur den Barumſa tz an den Auszahlungsſchaltern dar. Das tägliche Guthaben beträgt über 30 Millionen Mark! Die Bewältigung der Rieſenarbeit, die in ganz kurzer Zeit geleiſtet werden muß, wäre nicht möglich, wenn nicht in weiteſtem Maße Maſchinen verwandt würden. Das Poſt⸗ ſcheckamt hat 167 Addiermaſchinen, 82 Buchungsma⸗ ſchinen, Schnellkopiermaſchinen, 2 Linotype⸗Setzmaſchinen, 9 Druckpreſſen und 50 andere Maſchinen. In den 5 Buchungs- ſälen ſind insgeſamt 210 Beamtinnen mit dem Verbuchen der Kontoauszüge beſchäftigt. Zu dieſen Beamtinnen treten noch die der Kontrolls und Pruͤfungsabteilungen hinzu. Das Perſonal des Poſtſcheckamtes zählt insgeſamt 650 Köpfe. Welch rieſige Menge an Belegen jeden Tag anfällt, geht ſchon aus der Zahl der hier fertiggeſtellten Kontoaus— züge hervor. Alle eingehenden Belege müſſen eine gewiſſe Zeit aufbewahrt werden, weil in Haftpflicht- und Straſſachen auf dieſe Belege zurückgegriffen werden muß, ebenſo bei Rekla⸗ mationen von Kunden. In den Speichern des Poſtſcheck— amts lagern viele hundert Millionen ſolcher Belege. Sie ſind ſo fein geordnet, daß man mit wenigen Handgriffen jeden Beleg finden kann. Aus Nah und Fern D⸗Zugreiſen mit der Bahnſteigkarte. Frankfurt a. M. Beim Verlaſſen des D⸗Zuges Oſtende— Frankfurt a. M. wurde der 32jährige Otto Heine⸗ meyer, als er die Sperre mit einer Bahnſteigkarte paſſieren wollte, von Beamten der Eiſenbahn feſtgenommen. H. hatte vor einigen Tagen an dem hieſigen Fahrkartenautomatefn zwei Bahnſteigkarten gelöſt; mit einer dieſer Karten paſſierte er die Sperre und beſtieg den D-Zug Frankfurt a. M.— Oſtende. Er gelangte ungehindert bis Oſtende. Auf der Rück⸗ fahrt von Oſtende benutzte er die zweite in Frankfurt a. M. gelöſte Bahnſteigkarte, die er vor Verlaſſen des Bahnſteiges wies, wurde er feſtgenommen. In dem Beſitz des H. wurde auch eine engliſche Bahnſteigkarte vorgefunden, die er angeb⸗ lich auf dem Viktoriabahnhof in London gelöſt hat. Mit dieſer Karte hat er eine Fahrt von London nach Dover gemacht. Die Reiſe von Oſtende bis Dover und zurück nach Oſtende will er mit einer ordnungsmäßigen Schiffskarte zu⸗ rückgelegt haben. In London hat H. Anzugſtoffe gekauft und ſie dem Zugriff der Zollkontrolle in Aachen zu entziehen gewußt. Die Stoffe wurden beſchlagnahmt. Die neue Bauernhochſchule der Landesbauernſchaft. Michelſtadt i. O. Anfang Oktober wird hier die neue Bauernhochſchule der Landesbauernſchaft Heſſen-Naſſau er— öffnet. Die Kurſe dauern jeweils drei Monate und dienen der weltanſchaulichen Erziehung und der körperlichen Er⸗ tüchtigung unſerer jungen, bäuerlichen Generation. Der erſte und zweite Kurſus wird Jungbauern und Jungland— arbeiter erfaſſen, der dritte Kurſus dann Jungbäuerinnen. In der Teilnahme der Junglandarbeiter an der Bauern— hochſchule kommt wiederum die unbedingte Verbundenheit der Landarbeiterſchaft mit dem Bauerntuͤm zum Ausdruck. * ** Frankfurt a. m.(Gegen den Un fung des Wahrſagens.) Um die Mißſtände, die ſich aus dem Wahrſagen ergeben haben, künftig zu verhindern, hat der Frankfurter Polizeipräſident durch Polizeiverordnung das entgeltliche Wahrſagen, die öffentliche Ankündigung entgelt— lichen oder nichtentgeltlichen Wahrſagens, ſowie den Han. del mit Druckſchriſten, die ſich mit dem Wahrſagen befaſſen. verboten. Wahrſagen im Sinne dieſer Verordnung iſt das Vorausſagen künftiger Ereigniſſe, das Wahrſagen der Ge— genwart und der Vergangenheit und jede ſonſtige Offen— barung von Dingen, die dem natürlichen Erkennungsver— mögen entzogen ſind. Hierzu gehört insbeſondere das ſo— genannte Kartenlegen, die Stellung des Horoskops, die Sterndeuterei und die Zeichen- und Traumdeutung. Zuwi— derhandlungen werden polizeilich beſtraft. Hanau.(Schwerverbrecher entwichen.) Der Schwerverbrecher Heinrich Eckhardt aus Offenbach iſt bei Außenarbeiten im Gefängnishof entwichen. Gegen den flüchtigen Verbrecher war Sicherungsverwahrung ange— ordnet. Herborn.(Fliegerſtützpunkte.) Im Rahmen einer feierlichen Werbekundgebung der Flieger-Ortsgruppe Hirzenhain taufte Bürgermeiſter Niederſchulte das erſte Herborner Segelflugzeug auf den Namen„Doris“. Im Dill— bezirk beſtehen nunmehr 13 Fliegerſtützpunkte mit 200 akti⸗ ven Segelfliegern. Die Zahl der vorhandenen Maſchinen beträgt 12. 5 “ Höhn⸗Schönberg.(Auf der Kirmes in den Tod.) Während des Kirmestreibens auf der belebten Dorf⸗ Seitengaſſe der Kirmesbuden lings in das in langſamer Fahrt befindliche Auto des Mark- ſcheiders Hoffmann aus Höhn. Das Kind wurde von dem Türgriff des Wagens am Kopf ſo ſchwer verletzt, daß es noch in der gleichen Nacht ſtarb. Gau⸗Algesheim.(Traubendiebſtahl im Gro— ßen.) Die Klagen über Traubendiebſtähle wollen nicht ver⸗ ſtummen und trotz genauer Bewachung der Weinberge wird immer wieder von Diebſtählen berichtet. So wurden jetzt wie⸗ derum dem hieſigen Landwirt Dengler aus ſeinem Portugieſer⸗ weinberg etwa vier Zentner Trauben geſtohlen. Des Diebes konnte man nicht habhaft werden. Bingen.(Wenn man zu tief ins Glas guckt.) In der Schmittſtraße wurde ein herrenloſes Auto ſicher— geſtellt, in dem ſich Waren im Wert von etwa 15000 Mark befanden. Dem Erkennungsdienſt gelang es den Beſitzer aus⸗ findig zu machen und ſeine Angehörigen zu verſtändigen, daß ſie das Auto abholten. Der Beſitzer des Wagens hatte zu tief ins Weinglas geguckt und wußte ſchließlich nicht mehr, wo er den Wagen untergeſtellt hatte. Er hat ebenfalls in⸗ zwiſchen wieder heimaefunden. Aus Mannheim Mannheim, 12. September. Reife Roßkaſtanien! Ueberall im Stadtgebiet ſieht man jetzt, wie insbeſondere unſere Jugend ſich mit dem Sammeln und unberechtigterweiſe auch oft mit dem Schütteln der Roßkaſtanien beſchäftigt. Die Roßkaſtanien ſind nicht nur ein Spielzeug für Kinder, ſondern auch ein unentbehrliches Winterfutter für unſere im Waldpark und auf der Reißinſel gehegten Rehe. Die ſtädtiſche Garten verwaltung hat deshalb zwei Ankaufsſtellen für Roßkaſtanien, eine in der Stadtgärt⸗ nerei am Rennplatz und die andere auf der Reißinſel(Ein⸗ gang: Polizeiwache Strandbad) eingerichtet und bezahlt für den Zentner 2 Mark. Im Zuſammenhang damit wird darauf hingewieſen, daß das Sammeln der Früchte und deren Ab⸗ lieferung an den oben erwähnten Ankaufsſtellen erwünſcht iſt. Dagegen iſt das Schütteln oder Abſchlagen der Kaſtanien an ſtädtiſchen Bäumen verboten. Auch ſind andere Stellen außer den beiden erwähnten nicht berechtigt, von ſtädtiſchen Bäumen geſammelte Roßkaſtanien zu erwerben. Helft mit am Schutz unſerer wertvollen Bäume und unſeres prächtigen Wildbeſtandes, um den uns manche Stadt beneidet. Tierquälerei. In unglaublich roher Weiſe ſchlugen abends auf der Ilvesheimer Straße in F zwei Händler(Vater und Sohn) auf ein vor den Wagen ge⸗ ſpanntes Pferd ein, das hierdurch am ganzen Körper mit Striemen bedeckt war und außerdem erhebliche Hautabſchür⸗ fungen erlitt. Die beiden Rohlinge ſchlugen auch auf ſolche „Perſonen ein, die an der Mißhandlung des Tieres Aergernis nahmen, und leiſteten ferner dem einſchreitenden Polizeibeam⸗ ten Widerſtand. Beide konnten jedoch feſtgenommen und in mit einer Stecknadel lochte. Als er die Bahnſteigkarte vor⸗ ſtraße in Schönberg kam ein vierjähriger Junge aus einer das Bezirksgefängnis eingeliefert werden. ......—— genderung im mause Tiebruch 5 Maunannmmunnnnananuuunmunmunmmmmmnmnunnnnunnnmnnummnnmnamnmnmmmmnmnmmmummnmnnnmun Roman von Christel Broehl- Delhaes (Nachdruck verboten) „Ich wäre dir nicht böſe, Vater, wenn du Fräulein? Jarhoff Der Geheimrat lud Maria ein, unter der rieſigen Kaſtanie in einem gemütlichen Gartenſeſſel Platz zu nehmen. Daß ſeine Augen ſo forſchend und flehend auf das Geſicht des jungen Wei— bes gerichtet waren, tat Maria faſt körperlich weh. Sie ſuchte nach dem Anfang irgendeines gleichgültigen, liebenswürdigen Geſprächs, ohne ihn zu finden, ſie fühlte ſich ſeltſam beklommen. Aber der alte Herr ſchien nicht zufrieden damit, nur eine ſtumme Bitte an Maria zu richten. Er ſtreckte plötzlich ſeine Hand über den Tiſch und berührte Marias Finger. „Tun Sie ihm nicht zu ſehr weh, liebes Kind“, ſagte er unvermittelt,„es wird ihn ſchwer treffen. Sehen Sie nicht, daß er wie ein Kind voller Erwartungen ist Maria bäumte ſich ein wenig auf, aber Weſtpfahls Finger drückten ſie ſanft nieder. „Sie wiſſen, wie lieb Sie mir und meiner Frau als Tochter geweſen wären. Sie haben ſich anders entſchieden. Ich wünſche Ihnen alles Glück. Aber es iſt nicht leicht— Stiefmutter zu werden.“ Maria preßte die Lippen zuſammen. Nach Art ſtolzer Na— turen glaubte ſie mit allem allein fertig werden zu können. Der Geheimrat bemeckte ihre Abwehr. „Selbſtverſtändlich müſſen Sie es wiſſen, auch haben Sie die nötige Lebenserfahrung. Es iſt ein bißchen Selbſtſucht von mir altem Mann, was mich ſo ſprechen läßt.“ Jetzt überwog die alte Herzlichkeit in Maria. Sie ſtreichelte einmal über die welke Hand des alten Herrn und ſagte leiſe: „Sie haben es allezeit ſo gut mit mir gemeint, Onkel Ge— heimrat, aber ich weiß, daß ich mich richtig entſchied, und daß ich glücklich werde.“ „Das ſollte mich freuen, liebes Kind, das ſollte mich freuen. Tiebruck iſt ein prächtiger Charakter und edler Menſch. Nur die Kinder. Aber vielleicht beſitzen Sie auch für ſolche Konflikte eine ſegensreiche Begabung. Aber da kommt Erwin. Grüßen Sie Tiebruck, Maria!“. „Danke“, ſagte ſie. And dann ſtand Erwin neben ihr. „Was macht ihr denn ſo ernſte Geſichter?“ neckte er.„Ueber welch erſchütternde Dinge habt ihr denn geredet?“ Der Geheimrat packte ihn bei den Schultern und ſchaute ihm gerade ins Geſicht. „Fahr zu, Erwin! Der Tag iſt noch ſo hell und ſtrahlend.“ Täuſchte ſich Erwin oder war der Blick ſeines Vaters leicht verſchleiert? Guter Papa! Wie ihn das Examen gefreut haben mochte. Noch war er ganz gerührt. „Alsdann: bitte, kommen Sie, Maria! Pa, halte eine Flaſche kühl! Wenn Maria etwa noch länger Zeit haben würde——“ Frage und Hoffnung war in Erwins Stimme. „Das wird wohl kaum möglich ſein“, widerſprach ſie ſchon jetzt, aber Erwin lächelte geheimnisvoll und meinte: „Wer weiß—“ Er knüpfte zuviel an ſeine unausgeſpro— chenen Gedanken. Im letzten Augenblick noch überlegte Maria, ob es nicht richtiger ſei, von dieſer Fahrt noch zurückzutreten. Da fuhr der Wagen an. Erwin hob grüßend die Hand hoch, dann glitt der Wagen in einer eleganten Kurve durch das Parktor auf die Straße. Erwin Weſtpfahl war ein ebenſo guter Autofahrer wie Tennisſpieler und Flieger. Meiſterhafte Beherrſchung der ein— zelnen Sportarten hatte ihm wohl bisher als Lebensinhalt ge— dient, war aber nicht ſtark genug geweſen, um zu einem wirk- lichen, brotbringenden Beruf zu werden. Als daher der Wunſch nach dem Beſitz einer lange vergötterten Frau übermächtig in ihm aufſtand, wußte er mit gleicher Deutlichkeit, daß er eine Familie nicht vom Geld ſeines Vaters ernähren durfte, daß er ſelber arbeiten mußte. And er packte das ihm Neue und Fremd— artige an und ſah, daß es ihm gelang. Er prüfte ſeinen Scharf— ſinn und ſeine Leberlegungsgabe und ſah ein, daß er mit der Faulheit jahrelang ſchwer an ſich geſündigt hatte, er war nicht der unbegabte Sohn eines genialen Vaters, er konnte durch Aufwendung ſeines Könnens und Wiſſens ein durchaus brauch— bares Glied der ſchaffenden und menſchlichen Geſellſchaft werden. And er wollte ſchaffen. Er wollte ſich ein kleines Haus kaufen. Maria ſollte aussuchen, wohin es gebaut würde. Zehnmal ſo groß wie das Haus ſollte der Garten werden. Halt, nicht zuviel darüber nachdenken. Man vergaß, daß man am Steuer eines Wagens ſaß und aufpaſſen mußte. Einmal mußte er jäh ſtoppen, weil er befürchten mußte, daß ihm ein junges Mädchen vor die Räder lief. Hallo, er hupte. Die niedliche Kleine ſah auf. Erwin grüßte. Das war ja die kleine Eſch. Reizend hatte ſie es gemacht mit den Roſen. Die Roſen lagen zwiſchen ihm und Maria auf dem Sitz. And nun war der Wagen vorüber. Aber die kleine Eſch hatte nur in Marias Geſicht geſehen. Wunderbar iſt die Frau, dachte ſie, und verſpürte trotz aller ehrlichen Bewunderung einen ſchmerzhaften Stich im Herzen, der ſich dann ſteigerte und zum Zorn wurde, zum Jorn auf Erwin Weſtpfahl, der ſie über— ſah und ihre Roſen einer anderen in den Arm legte. Als ſie die Stadt hinter ſich hatten und der Wagen auf ſchnurgerader Landſtraße einem Wald zulief, der fern am Hori— zont verheißungsvoll glänzte, legte Erwin ſeine Hand über Marias Finger und ſagte: Ich bin ſehr glücklich— das beſtandene Examen— Aus— ſicht auf eine gute Zukunft— und nun Sie, Maria—“. And er ſchwieg wieder und lächelte jungenhaft geradeaus, dem grünen Wald entgegen. Sie betrachtete ihn von der Seite, und ſeine helle Freude und Hoffnung tat ihr weh. Es würde unendlich ſchwer ſein, ihm die Wahrheit zu ſagen, ohne ihn zu kränken. Sie dachte an den alten Geheimrat, dem dieſer Sohn beſonders am Herzen lag, und ihre Miene verdunkelte ſich. Erwin, der einmal ſchnell nach ihr hinſah, meint 5„Sie ſehen nicht ſehr fröhlich aus, Maria. Aber natürlich bin ich ein ſelbſtſüchtiger Menſch. Sie haben wahrſcheinlich an— ſtrengend gearbeitet und ſich noch nicht geſtärkt, und ich ſchleppe Sie gleich mit mir fort. Naubrittertum, das in jedem Mann ſteckt. Aber warten Sie. Bald ſind wir in Rolandshauſen. Dort bekommen Sie Kaffee und Wein und Butterbrot und Ei und Schinken.“ Er zählte es ihr ſchalkhaft auf wie einem Kind, und ſie mußte lachen. Ja, ſie lachte, und das Herz war ihr ſchwer. Aber es war richlig, daß ſie Hunger hatte. An Wochentagen war in Rolandshauſen kein Betrieb. Der Kellner flog dienſtbefliſſen heran und notierte den umfangreichen Auftrag. Während Erwin wählte und verwarf und mit großem Genuß ein Schlemmereſſen zuſammenſtellte, lehnte Maria ſchweigſam in ihrem Seſſel. Der Platz, wo ſie ſaßen, war ſehr ſchön, eine Roſenniſche, an drei Seiten von dunkelroten und gelben Rankroſen umrahmt. Sie ſaßen hier faſt unbeachtet und ungeſehen. Faſt ſchrak ſie zuſammen, als Erwin— zum zweiken— mal heute— nach ihrer Hand griff und in ihr Geſicht ſchaute. „Gie ſind ſehr abgeſpannk, Maria. Sie ſollten nicht ar— beiten!“ Sie ſah ihm mit ernſtem Blick in die Augen und antwortete: „Ich liebe meine Arbeit. Sie iſt mir Lebensinhalt ge— worden.“ Erwin ſah dem Kellner nach, der Beſtecke aus dem Schrank nahm. „Ich denke es mir ſchöner für eine Frau, ſich verwöhnen zu laſſen, einen Mann zu haben, der ſie auf Händen trägt und ihr alles Rauhe fernhält.“ „Das wäre wohl ſchön“, träumte Maria ſeinen Gedanken nach und dachte an Tiebruck,„aber jede Frau eignet ſich nicht dazu. Die heutigen Frauen ſind Kameradinnen ihrer Männer; in der Ehe wird auf beiden Schuſtern getragen!“ „Sehr ſchön.“ Erwin ließ die Hand über ihren Fingern ruhen, und da er es drucklos tat, wurde ſie nicht daran erinnert und wehrte ihm nicht.„Aber die Frau ſollte nur ſo weit Kame- radin ſein, als ihr zarter Organismus es ohne Schaden erträgt. Es iſt nicht richtig, die Frau in der Arbeit auf eine Stufe mit dem Mann zu ſtellen. Der Mann wird von ſo wenigem körper— lich behindert. And die Frau? Wie ſtark wird allein die Frau durch die Mutterſchaft, durch ihre Tätigkeit als Hausfrau be— laͤſtet? Alles dies bleibt dem Mann erſpart, er iſt nur Berufs- menſch. Wie kann die zartere Frau Berufsfrau, Mutter und Hausfrau zugleich ſein? Solche Aeberlaſtung der Frau, die Mutter des ganzen Volkes, müßte— nach meiner Anſicht— ſtaatlich verboten werden.“ Seine warme Rede für die Frau erfreute Maria. „Sie treten ſehr herzlich für uns ein, Erwin, und Sie haben recht. Wir ſehen es ja in unſerer Klinik täglich. Da kommt ſo ein armes Geſchöpft, gequält von der Sorge um den Verluſt der Stellung, das Kind wird geboren, und kaum, daß ſie aufſtehen kann, von wirklicher Geneſung gar nicht zu reden, haſtet ſie zurück in den Alltag, Geld verdienen, und das Kind muß in fremden Händen bleiben, weil der Mutter die Zeit zur Pflege fehlt. Die Mütter müßten ins Haus zurück, es müſſen wieder wirkliche Familien geſchaffen werden, keine ſolche, in denen Mann und Frau ihrem Erwerb nachgehen oder der Mann ſtellenlos hockt und die Frau doppelt und dreifach ſich abſchinden muß, und für die Kinder bleibt keine Zeit.“ f „Frau ſein iſt ſchwer“, ſagte Erwin Weſtpfahl,„ſchwerer noch, als einen Beruf ausüben. Würden Sie Ihre Stellung dennoch gegen die Ehe eintauſchen, Maria?“ „Für einen geliebten Mann gern und freudig“, entgegnete Maria, und ſie vergaß, wo ſie ſich befand; ihre Augen leuchteten und ihre müden, blaſſen Wangen wurden blühend und dunkelrot. Erwin Weſtpfahl betrachtete ſie mit Entzücken. Gern hätte⸗ er in dieſem Augenblick eine große, alles entſcheidende Frage an ſie gerichtet, doch im ungünſtigen Augenblick erſchien der Kellner mit der umfangreichen Platte. „Sie ſagten, daß Sie für einen geliebten Mann Ihren Be— ruf aufgeben würden“, griff Erwin nach dem Mahl ihr vor⸗ heriges Geſpräch wieder auf. „Ja.“ Maria war bemüht, ihm zurvorzukommen, ihm zu ſagen, daß ſie binnen kurzem Profeſſor Tiebrucks Frau werde. Aber Erwin war nicht gewillt, ſich die Fortſetzung dieſes gün⸗ ſtigen Geſprächs entreißen zu laſſen. Er ſagte, ſchnell, faſt über— ſtürzt, wie einer, der alles auf eine Karte ſetzt: „Maria, ich habe jetzt einen Beruf, der mich gut ernähren wird. Man ſoll bald in der ganzen Stadt vom Rechtsanwalt Doktor Erwin Weſtpfahl ſprechen. Ich werde ein ſchönes Häus⸗ chen bauen, mit allen Bequemlichkeiten, mit einem großen Gar- len, der zehnmal ſo groß iſt als das Haus. Dort ſollen meine Kinder barfuß herumlaufen, turnen und plantſchen. Dort ſoll meine Frau mit ihren Befreundeten Tennis ſpielen und ſchwim⸗ men. And wenn ich abends heimkomme vom anſtrengenden Ta— gespenſum, kommt ſie mir friſch und fröhlich entgegen und—“ Maria hatte ihm lächelnd zugehört. Aeber dem Glanz und der Ausmalung ſeines Geſprächs vergaß ſie alle Vorſicht. „Haben Sie ſchon die Frau und die Kinder?“ lachte ſie mit ihrer warmen, dunklen Stimme. Erwin Weſtpfahl beugte ſich vor, aus ſeinen Träumen jäh in die Wirklichkeit geriſſen. a „Die Frau, Maria, ſollen Sie ſein!“ Aeber dieſe Worte fiel Schweigen, ſo lange, daß es er⸗ drückend wirkte. Maria ſaß zurückgelehnt, und ihr Geſicht war kühl und fern geworden. Erwin beobachtete ſie mit ängſtlicher Beſtürzung. „Maria, ich bitte Sie, meine Frau zu werden!“ ſagte er feierlich.„Ich habe mein ganzes Sein, meine Zukunft auf der Liebe zu Ihnen aufgebaut. Der Gedanke an Ske hat mir alles gegeben und mich zu allem befähigt. Die Verbindung mit Ihnen, mit dir, Maria, wäre die Krone.“ „Mein lieber Erwin“, ſie wunderte ſich ſelbſt über die Feſtigkeit ihrer Stimme,„Sie wiſſen, wie nahe ich immer Ihrem! Elternhaus, ja, allen Weſtpfahls geſtanden habe und noch ſtehe. Sie ſind mir lieb wie ein Bruder, ein lieber, guter Freund, Er— win, doch mein Herz hat ſich längſt entſchieden. Ich heirate ſchon bald— Gerold Tiebruck.“ Erwins Geſicht veränderte ſich. Niemals hätte Maria es für möglich gehalten, daß ſein fröhliches und unbekümmertes Jungengeſicht ſo von Haß und Zorn erfüllt ausſehen könne. Fortſetzung folgt. gelaufen und rannte blind⸗ F ˙! ˙—L.. 7rd — *