* 10 9 L 1 F ** — 1 7 der fremden Verwaltung perſönlichen und politiſchen Leben der Nation. Amtliches Verkündigungsblatt der Bürgermeiſterei und ö Erſcheinungsweiſe: Täglich außer Sonn⸗ und Feiertage. Wöchentlich„Der Feuerreiter“. Bezugspreis: Durch die Träger ins Haus gebracht monatlich 1,20 Mk. zuzügl. 20 Pfg. Trägerlohn; durch die Poſt bezogen monatlich 150 Mk. ausſchließlich Zuſtellungsgebühr. Einzelnummern 5 Pfg.; Samstags 10 Pfg. Inſeratenpreis: Die 12geſpaltene Millimeter zeile oder deren Raum Pfennig D anderer Behörden- Vereins- unb Geſchäftsanzeiner Beilagen: Reklamezeile 12 Pfg. die 90 Millimeter breite Millimeterzeile. Auf Mengenabſchlüſſe wird Nachlaß gewährt. Für telefoniſch aufgegebene Inſerate keine Gewähr. Anzeigen⸗ leiter: Friedr. Martin, Viernheim. Anzeigenannahme durch alle Annoncen-Expeditionen. Hauptſchriſtleiter: Friedr. Martin, Viernheim. Druck u. Verlag: Friedr. Martin, Viernheim D.-A. Aug. 34:1289 Geſchäftsſtelle: Bismarckſtr. 13, Tel. 153, Poſtſcheckk.: Ludwigshafen 15101 Nr. 220 Die letzten hundert Tage Der Saarkampf bewegt ſich auf zwei Ebenen: auf dem umſtrittenen Boden des Saarlandes ſelbſt und an den grü⸗ nen Tiſchen der auswärtigen Politik, die Frankreich auf einer internationalen Verſammlung in Genf, Deutſchland aber in einem gemeinſamen deutſch⸗franzöſiſchen Verhand⸗ lungszimmer aufgeſtellt haben möchte. Beide Kampfgebiete ſtehen in dauernder Wechſelwirkung zueinander. Dort wie hier das Ringen zwiſchen Recht und Willkür, zwiſchen poli⸗ tiſcher Vernunft und künſtlicher Verwirrung und Vermeh— rung der zu überwindenden Schwierigkeiten. Die bevor⸗ ſtehende Rückkehr dieſes deutſchen Landesteiles ins Reich iſt für uns kein Problem; ges iſt aber von der Gegen- ſeite der Verſuch gemacht worden, die am 13. Januar 1935 zu erwartende Antwort der Saarbevölkerung auf die Ver⸗ ſailler Beſtimmungen ſchon jetzt in eine Frage umzubie⸗ gen, zu einer Frage nach der Beſeitigung der angeblich durch den Entſcheid entſtehenden„Schwierigkeiten“, die ſich beim Uebergang zu einem neuen Regime einſtellen ſollen. Das franzöſiſche Saar⸗Memorandum an den Völkerbund war eine Sammlung ſolcher Vorbehalte und taktiſchen Winkelzüge, die nichts anderes bezwecken als eine Propa⸗ ganda für den ſtatus quo, d. h. für die Beibehaltung der Völkerbundsherrſchaft über die Saar und die Irreführung der internationalen Oeffentlichkeit über die höchſt eindeu⸗ tige rechtliche und politiſche Lage dieſes Landes. Nur aus der Abwehr der Angriffe alſo, die von jenſeits unſerer Grenzen auf die Souveränität des Reiches im Abſtim⸗ mungsgebiet gerichtet werden, erklärt es ſich, daß ein Kampf um die Saar überhaupt entſtehen konnte. Nachdem alle Verſuche Adolf Hitlers, zu einer gütlichen und rechtzeitigen Einigung mit den Franzo⸗ ſen zu gelangen, an der Halsſtarrigkeit unſerer Nachbar⸗ regierung geſcheitert ſind, und nachdem die deutſche Ver⸗ ſtändigungsbereitſchaft mit einem vermehrten Terror der Regierungskommiſſion beantwortet wurde, iſt mit dem Näherrücken des Abſtimmungstermins eine Verſchär⸗ fung der Auseinanderſetzungen allerdings nicht zu ver⸗ meiden. Daß der Kampf der letzten hundert Tage von den Saardeutſchen ritterlich und mit eiſerner Diſziplin geführt werden wird, dafür bürgt das bisherige einwandfreie Ver⸗ halten der Deutſchen Front. Daß aber auch auf dem zweiten Kampfgebiet, im diplomatiſchen Felde, der deutſche Schild rein und unbefleckt iſt, das zeigt die große Rede, die Reichsaußenminiſter Freiherr von Neurath vor den Teilnehmern des Internationalen Stra- ßenbaukongreſſes in Berlin gehalten hat.— Aus ſeinen Ausführungen ging noch einmal klar hervor, daß Frank⸗ reich ſeinen Einfluß auf das Saargebiet nur deshalb gel⸗ tend gemacht hat, um die materiellen Güter dieſes Landes für ſich nutzbar zu machen. Um das Schickſal, um das ſee⸗ liſche und äußere Wohlergehen der dort wohnenden Men⸗ ſchen war es ihnen niemals zu tun. So und nicht anders haben es die Saardeutſchen ohne jeden Parteiunterſchied ſeit 14 Jahren empfunden. Nur zu deutlich wurde ihnen durch die Ausplünderung der Kohlengruben, durch den mangelnden Schutz der Bergarbeiter, durch die Zunahme der Arbeitsloſigkeit, durch die Verſchlechterung der allgemeinen wirtſchaftlichen Lage, durch die zollpoli⸗ Ahe Abſperrung vom. deutſchen Hinterland vor ugen geführt, daß man ihr Land in Paris nur al⸗ Ausbeutungsobjekt betrachtete. Der Widerſpruch zwiſchen den franzöſiſchen Propagandaphraſen und der rauſamen Praxis, deren ſich die Grande Nation in ihren Einflußgebieten befleißigte, trat aber noch kraſſer hervor mit dem Augenblick, als Adolf Hitler die Macht in Deutſch⸗ land übernahm. Alles das, was man im Saarland unter zwangsweiſe entbehren mußte, würde den deutſchen Brüdern im Reich nunmehr erfüllt: der Aufſchwung des Wirtſchaftslebens, die Hebung des all⸗ gemeinen Wohlſtandes, die Sauberkeit der öffentlichen Ver⸗ waltung, die Verſöhnung der Volksgenoſſen untereinander, das Bewußtſein einer wahren inneren Freiheit und wie⸗ dergewonnenen Stärke, die Wiederkehr einer wahrhaft deutſchen Kultur und die Zurückgewinnung der Ehre im Demgegenüber ſteht der von den Franzoſen ſo hoch geprieſene ſtatus quo, dem alle dieſe Erfolge fehlen und fehlen müſſen, weil niemand von denen, die ſich für ihn einſetzen, daran intereſſiert iſt, die Angehörigen eines frem⸗ i den Volkes auf eine höhere Ebene ihres Daſeins zu führen. Die im harten Daſeinskampf ſtehenden Menſchen an der Saar haben von Deutſchland alles zu erwarten, was ihnen Frankreich oder der Völkerbund auf ewig ver⸗ weigern werden. Sie wollen nicht mehr unter dem Druck fremder Geſetze leben, ſie wollen nicht mehr unter dem Gewiſſenszwang fremder Grubenbeſitzer ihrer Arbeit nachgehen, ſie wollen nicht mehr der Gefahr ausgeſetzt ſein, ſich von betrunkenen Poliziſten ausländiſcher Herkunft ſchikanieren und blutig ſchlagen zu laſſen, ſie wollen es nicht länger dulden, daß marxiſtiſche Flüchtlinge unter dem Schutze fremder Gewalten alles das verhöhnen und begei⸗ fern, was ihnen heilig und unantaſtbar iſt, und ſie lachen über den Gedanken, daß vielleicht irgendeine unbedeutende Einzelfrage, deren Löſung bei der Rückgliederung ins Reich notwendig iſt, ſie dazu beſtimmen könnte, im allein entſcheidenden Augenblick gegen die Stimme ihres Herzens ptember 1934 Samstag, den 22. Se und die Forderungen ihrer Vernunft zu handeln. Daß ſolche techniſchen Fragen untergeordneter Bedeutung kein Hindernis ihres Glaubens ſind, das hat ihnen das national⸗ ſozialiſtiſche Deutſchland tauſendmal bewieſen. Sie werden gelöſt werden, wenn der Sieg errungen iſt. Auch das große Aufbauwerk im Reich begann erſt in dem Augenblick, da die Stimme des Volkes entſchieden hatte und die Sturmab⸗ teilungen der Bewegung durchs Brandenburger Tor mar⸗ ſchierten. Gühne für heimtückiſchen Naubmord München, 21. Sept. Das Schwurgericht hat am 8. Mai 1934 den 20jährigen Georg Goeller aus Donndorf wegen eines Verbrechens des Mordes und eines Verbrechens des beſonders ſchweren Raubes zum Tode verurteilt. Der Reichsſtatthalter hat von ſeinem Begnadigungsrecht keinen Gebrauch gemacht. Das Todesurteil iſt nun im Hofe des Strafvollſtreckungsge⸗ 10. Jahrgang fängniſſes München vollſtreckt worden.— Goeller hat am 8. März 1934 den 41jährigen Kriegsinvaliden Johann Brey von Riegſee in deſſen Blockhaus durch Hiebe mit einem Beil und einem Vorſchlaghammer getötet und dann beraubt, nach⸗ dem er die Tat mehrere Tage lang kaltblütig überlegt und vorbereitet hatte. * 7 Das Weiße Moor in Flammen Gifhorn, 22. Sept. Der Rieſenbrand im Weißen Moor bei Schönewörde(Kreis Gifhorn) hat das geſamte Moor⸗ gebiet bis zur Weiße⸗Moor⸗Landſtraße ergriffen. Etwa 6000 Morgen Moor ſtehen in Flammen. Das geſamte Schöne⸗ wörder Moor gilt als vernichtet, ebenſo das Gebiet, das der Stadt Wittingen gehört. Man hofft, daß der gepflaſterte Weg ins Moor dem Vordringen des Feuers Einhalt gebieten wird. Sollte jedoch der Wind die Flammen über die Straße hin⸗ wegtreiben, ſo ſchwebt der ſtaatliche Forſt in größter Gefahr. Aeberraſchende Wendung in Genf Polen zieht ſeinen Antrag auf Verallgemeinerung der Minderheitenverträge zurück DNB. Genf, 21. Sept. Im weiteren Verlauf der Minderheitenausſprache hat der polniſche Vertreter Raczynſki den Antrag Polens auf Ver⸗ allgemeinerung der Minderheitenſchutzverträge über ra ſchend zurückgezogen. Der Präſident Madariaga hatte den polniſchen Ver⸗ treter gebeten, ſich nochmals zu der ganzen Frage zu äußern, da man, wie er ſehe, in den Ausſprachen icht weiterkomme. Raczynſti erklärte darauf, Polen halte ſeinen Standpunkt grund⸗ ſätzlich durchaus aufrecht. Es habe hier bei einigen Staaten Anterſtützung gefunden, bei anderen jedoch, und nicht den klein⸗ ſten, ſei es auf Ablehnung geſtoßen. Er habe die Gegengründe zum Teil ſchon widerlegt und es würde ihm nicht ſchwer fallen, die übrigen jetzt noch zu widerlegen. Er verzichte aber darauf, da Einſtimmigkeit notwendig ſei, und keine Ausſicht auf eine Entſchließung im Sinne des polniſchen Antrages beſtehe. Aus dieſem Grunde werde Polen den Antrag nicht zur Abſtimmung bringen. Dieſe Haltung Polens iſt, wie man allgemein annimmt, gleichbedeutend mit einer Zurückziehung des polniſchen Antrages auf Einberufung einer Konferenz mit dem Ziele einer Verallge⸗ meinerung der Minderheitenſchutzverträge. Welches nun die weiteren Folgerungen ſein werden, die Polen aus dieſer Tat⸗ ſache zieht, bleibt abzuwarten. Die Ankündigung des Außen⸗ miniſters Beck, daß Polen in dieſem Falle ſeine Mitwirkung bei der Kontrolle ſeiner eigenen Minderheitenſchutzberpflichtun⸗ gen durch den Völkerbundsrat verweigern würde, iſt jedenfalls bisher nicht widerrufen worden. Vor dieſer Erklärung des polniſchen Vertreters hatte noch der iriſche Vertreter de Valera intereſſante Ausführungen gemacht. Er ſagte u. a., daß die idealſte Löſung der beim Min⸗ derheitenproblem auftretenden Schwierigkeiten in gewiſſen Fällen die Rückkehr dieſer Minderheiten zu ihrem eigentlichen Staat ſein würden, doch behandelte de Valera dies nicht als praktiſche Löſung. Seine Vorſchläge ſind im übrigen durch die Zurück⸗ ziehung des polniſchen Antrages überholt. Nach Abſchluß der Ausſprache über den polniſchen Antrag hatte der Vertreter Angarns, Tibor von Eckhard, eine ſcharfe Anklagerede gegen die Minderheitenpolitik Rumäniens gehalten. Er führte einzelne Abſätze des Trianon-Vertrages und die Minderheitenſchutzverträge an, um dann den Nachweis zu führen, daß Rumänien ſich bei der Behandlung der unga— riſchen Minderheiten niemals um ſeine Schutzverpflichtungen ge⸗ kümmert habe. Es handelte ſich, wie allgemein bemerkt wurde, um einen großen Vorſtoß Angarns gegen die rumäniſche Min⸗ derheitenpolitik, wobei naturgemäß auch grundſätzliche politiſche Abſichten und Ziele mitgeſpielt haben. Eine polniſche Erläuterung 3 DNB. Genf, 21. Sept. Zu der gemeldeten Erklärung des polniſchen Vertreters Raczynſki vor dem Politiſchen Ausſchuß wird von polni⸗ ſcher Seite noch folgendes geſagt: Polen habe nur darauf verzichtet, vor dem Politiſchen Aus⸗ ſchuß der Völkerbundsverſammlung und damit vor der Ver⸗ ſammlung ſelbſt dieſe Frage jetzt zur Entſcheidung zu bringen, da eine Möglichkeit ihrer Verwirklichung angeſichts der Wider⸗ ſtände, die ſich bei einigen Staaten gezeigt hätten, nicht beſtehe. Polen behalte ſich aber vor, dieſe Frage, die ihre Aktualität be⸗ halten habe, im gegebenen Augenblick auf andere Weiſe weiter vorwärts zu treiben. Im übrigen behalte die Erklärung des polniſchen Außenminiſters Beck vor der Völkerbundsverſamm⸗ lung ihre volle Gültigkeit, alſo auch die Ankündigung, daß Polen ſeine Mitarbeit bei der Kontrolle der Polen betreffenden Min⸗ derheitenſchutzberträge durch den Völkerbund einſtellen werde, wenn eine Verallgemeinerung der Minderheitenſchutzverträge ſich nicht durchführen laſſe. Von ausländiſcher Seite liegt im Augenblick noch keine Stimme vor. Zweifellos werden jetzt hinter den Kuliſſen weitere Verhandlungen mit Polen ſtattfinden. Taifunkataſtrophe in Japan Hunderte von Toten— Tauſende von Verletzten und Vermißten— Furchibare Verwüſtungen DNB. Tokio, 21. Sept. Ein von ſchweren Regenfällen begleiteter Taifun raſte am Freitagvormittag mit einer Stundengeſchwindigkeit von 45 Mei⸗ len quer durch Zentraljapan. Er nahm ſeinen Anfang bei Oſaka und ging über Kioto in das Japaniſche Meer. Es entſtand eine Springflut, durch die auf einer der vorgelagerten Inſeln etwa 2000 Häuſer überſchwemmt wurden. Der Weg, den der Taifun genommen hatte, bietet den Anblick eines Trümmerfeldes. Ausgeriſſene Bäume und Telegraphenmaſte ſowie die Trümmer von zerſtörten Häuſern liegen wirr durcheinander. In Oſaka ſind zahlreiche Häuſer, darunter mehr als 40 Schulen eingeſtürzt. Militär wurde ſofort angefordert, um ſich an dem Rettungswerk zu beteiligen. In Oſaka iſt ein berühmter Tempel zerſtört wor⸗ den. Dabei ſind 15 Perſonen verletzt worden. In Kioto wurden ein Amtsgebäude und mehr als zehn Schulhäuſer vernichtet. Nach den erſten Berichten ſollen hier etwa 1000 Schulkinder unter den Trümmern begraben worden ſein. Nach angeſtrengter Tätigkeit der Rettungsmann⸗ ſchaften in Kio to lonnten von den mehr als 1000 unter den Trümmern der Schul⸗ häuſer begrabenen Schulkindern 500 gerettet werden. Das Schickſal der übrigen Kinder iſt ungewiß. Durch die Springflut ſind an der Küſte des Meeres mehrere Städte verwüſtet worden. Etwa 50 000 Wohngebäude ſind zerſtört worden. Bei den Zugunfällen ſind nach den bisherigen Nachrichten etwa 100 Todesopfer zu beklagen. Die Ausläufer des Orkans haben ſogar noch Tokio erreicht; jedoch wurde nur geringer Schaden verurſacht. Der Eiſenbahnverkehr zwiſchen Tokio, Oſaka und Shimono⸗ ſeki iſt unterbrochen. Zahlreiche Züge ſind verunglückt. Auch der Telegraphen⸗ und Telephonverkehr im Anglücksgebiet iſt unter⸗ brochen. Man iſt der Anſicht, l daß es ſich bei dem Taifun den ſchwerſten handelt, der während der letzten 30 Jahre Japan heimgeſucht hat. Während die Schäden auf dem Feſtlande ungeheuer groß ſind, ſind die Verluſte der Schiffahrt verhältnismäßig gering, da von einer meteorologiſchen Station rechtzeitig Warnungs zeichen ab⸗ gegeben werden konnten. Nach den letzten Feſtſtellungen wurden in dem geſamten vom Taifun verwüſteten Gebiet Mitteljapans 662 Tote und 2395 Verletzte gezählt. 1. 1 45 e eee TT 2 ä 8 — 5— 3 —— Die Zahl der Vermißten wird mit über 2000 angegeben. Der Schaden wird mit 3 Millionen Ben beziffert. Das japaniſche Innenminiſterium hat unter Vorſitz des Innenminiſters Goto einen beſonderen Ausſchuß zur Prüfung der Schäden und Opfer des Taifuns und der Springflut⸗Kata⸗ ſtrophe eingeſetzt. Das Kabinett, das ſofort zuſammentrat, hat beſchloſſen, einen Nationalfonds zu ſchaffen, der der Milderung der Not dienen ſoll. Miniſterpräſident Okadda wird ſofort in das Anglücksgebiet abreiſen, um an Ort und Stelle die Hilfs⸗ maßnahmen perſönlich zu beſichtigen. Heer und Flotte ſind für die Bergung der Opfer mobiliſiert worden. Die Polizeibehörde von Shimonoſeki teilt mit, daß ein Dampfer mit 350 Perſonen an Bord, der vor mehreren Stun⸗ den den Hafen verlaſſen habe, bisher noch nicht zurückgekehrt ſei. Man befürchtet, daß der Dampfer von der Springflut ereilt und geſunken iſt. Furchtbare Einzelheiten. DNB. Oſaka, 21. Sept. Von dem furchtbaren Taifun⸗Anglück, das weite Strecken Mitteljapans verwüſtet hat, werden weitere erſchütternde Einzelheiten bekannt. Danach ſind 47 Schulen eingeſtürzt. 225 Kinder wurden getötet, während 820 mehr oder weniger ſchwere Verletzungen erlitten und drei noch vermißt werden. In 188 vollſtändig zerſtörten und 260 ſtark beſchädigten Häuſern fand man 96 Tote und 298 Verwundete auf. 20 Säuſer wurden durch die Springflut vollſtändig fortgeriſſen, überſchwemmt wurden insgeſamt etwa 160 000 Häuſer. Die Zrrenanſtalt in Oſaka wurde durch die Flutwelle vernichtet. Mehr als 60 Geiſtes⸗ kranke werden vermißt. Unter den zehn Eiſenbahnzügen, die durch die Gewalt des Taifuns umgeworfen wurden, befindet ſich auch der aus zehn Wagen beſtehende Ex⸗ preßzug Tokio—Schimonoſeli, der mit 250 Reiſenden beſetzt war. Der Zug ſtürzte gerade in dem Augenblick um, als er eine über einen Fluß führende Brücke paſſierte. Glücklicherweiſe hielt das Geländer ſtand, ſo daß der Zug nicht in den Fluß ſtürzte. Der amtliche Polizeibericht von Oſaka meldet den Tod von 100 Perſonen und die Aeberſchwemmung von 30 000 Häuſern allein in Oſaka. Auch die fünf Flugzeugſchuppen des Flugplatzes Haneda bei Tokio fielen dem Taifun zum Opfer. 20 Flugzeuge wurden dabei vollſtändig vernichtet. 103 Todesopfer des Taifuns in Kioto. DNB. Tolio, 21. Sept. Nach dem amtlichen Polizeibericht beträgt die Zahl der Todesopfer des Taifuns in Kioto 103, während 352 Perſonen ernſtlich verletzt wurden. Auf Veranlaſſung der japaniſchen Regierung iſt eine An— zahl von Militärflugzeugen aufgeſtiegen, um zuſammen mit den japaniſchen Pioniertruppen die Rettungsaktion erfolg⸗ reich durchzuführen. Die Flugzeuge werden auch Lebensmittel mitnehmen, da es Städte gibt, die zurzeit auf normalem Wege nur ſehr ſchwer zu erreichen ſind. Von japaniſcher Seite wird mitgeteilt, daß alle Gerüchte, daß bei dieſer Kataſtrophe die japaniſche Marine gelitten habe, nicht den Tatſachen entſprechen. Auf Veranlaſſung des japaniſchen Kriegsminiſters Haſaſi wurden techniſche Truppen eingeſetzt, um die Aktion zur Hilfeleiſtung der Bevölkerung zu beſchleunigen und die noch unter den Trüm— mern Liegenden zu befreien. Bei Oſaka iſt es gelungen, mehrere Häuſer teilweiſe auszugraben, wobei ein Teil der Inſaſſen ge- rettet werden konnte. Ganz Japan trauert wegen der furcht— baren Kataſtrophe, die auch in den ausländiſchen Kreiſen Japans ſtärkſte Teilnahme hervorgerufen hat. Der japaniſche Kaiſer hat heute den japaniſchen Innenminiſter Goto empfangen, der ihm einen Bericht über die Kataſtrophe erſtattete. Die vorläufige Verluſtliſte DNB. Tokio, 21. Sept. Nach dem letzten Bericht des japaniſchen Innenminiſteriums hat die Taifunkataſtrophe in 18 Städten des Landes insgeſamt 943 Tote gefordert. 3738 Perſonen wurden ver⸗ letzt, 503 werden noch vermißt. Nach einem Funk⸗ ſpruch aus Takamatſu fürchtet man dort, daß über 2300 Fiſcherboote bei der Inſel Schikoku geſunken ſind. Sloßer öchlag gegen Belliner Verbrecherbande Die größte Berliner Einbrecherorganiſation ausgehoben— 60 Diebe und Hehler verhaftet Aber 800 Einbrüche aufgeklärt DNB. Berlin, 21. Sept. In Verfolg einer mehrmonatigen umfangreichen Aktion hat die Berliner Kriminalpolizei jetzt einen neuen ganz großen Schlag gegen die Verbrecherwelt der Reichshauptſtadt zum Ab- ſchluß gebracht. Mit dieſem Erfolg wurde endgültig einer weit— verzweigten Einbrecherorganiſation das Handwerk gelegt, die in den Annalen der Berliner Kriminalgeſchichte bisher ohne Beiſpiel daſteht und die in ihrem Aufbau nur mit den organiſierten amerikaniſchen Berufsverbrecherbanden verglichen werden kann. Nach zwölfwöchigen ununterbrochenen Ermittlungsarbeiten konnten nach und nach über 60 Einbrecher und Hehler, dar⸗ unter mehrere Frauen, feſtgenommen werden, denen bis heute etwa 130 zum Teil bis in das Jahr 1932 zurückliegende Geſchäftseinbrüche aller Art und etwa 180 Wohnungs- einbrüche in Groß-Berlin einwandfrei nachgewieſen wurden. Darüber hinaus aber kommen auf das Konto der meiſt ſchon erheblich . Banditen, die durchſchnittlich 20 bis 30 Jahre alt ind, noch 99405 etwa 200 weitere kurz vor der Aufklärung ſtehende Wohnungseinbrüche Trotz ihrer Jugend haben es einige von ihnen nach eigenem Geſtändnis fertiggebracht, an über 100, in einem Fall ſogar an mehr als 200 Einbrüchen beteiligt zu ſein. Wenn man be— denkt, daß bei faſt jedem Einbruch Beute im Durchſchnitt von 1000 bis 4000 Mark gemacht worden iſt, ſo kann man ſich eine Vorſtellung machen welche Vermögenswerte der Volks— gemeinſchaft durch dieſe Schädlinge verloren gingen. Jetzt konnte Diebesbeute im Werte von rund 20 000 Mark wieder herbeigeſchafft werden. Als Ende Juni die erſten Feſtnahmen in dieſem Komplex erfolgten, ahnte man noch nicht, mit was für einer aufeinander eingeſpielten Einbrecher- und Hehlergeſellſchaft man es zu kun hatte. Die Arbeit der Kriminalpolizei geſtaltete ſich inſofern außerordentlich ſchwierig, als faſt alle Banditen Mitglieder ehemaliger Berufsvereine waren. Ihr Haupttätigkeitsfeld war zuerſt die Gegend dom Stettiner Bahnhof bis zum Alexander platz. Ihre Hauptverkehrspunkte waren zwei Kaſchemmen in der Linienſtraße und am jetzigen Horſt-Weſſel⸗Platz, wo ſie ihre Einbrecherkolonnen bildeten, die dann nachts in Stärke von zwei bis ſieben Mann ihre Raubzüge antraten. mittel-, Tabak- oder Eiſenwarenhandlungen, ob Muſikinſtru⸗ menten, Schuh- oder Juwelengeſchäfte, ob kleine Verkaufs- läden oder Engrosfirmen, kein Geſchäftsmann war vor den Einbrechern ſicher. Häufig führte eine Kolonne gleich mehrere Einbrüche in einer Nacht aus. Die Verwegenheit der Banditen war beiſpiellos. Einmal gab es vor Polizeibeamten eine halsbrecheriſche Flucht über mehrere Häuſerdächer, ein anderes Mal über Höfe und Mauern durch einen Abzugsſchacht und mehrere Kellerräume. Nach der Feſtnahme mehrerer Haupttäter ſtellten ſich die Verbrecher von den„Nachtgeſchäften“ um auf Wohnungsein⸗ brüche. Die Neulinge auf dieſem Gebiet wurden„Lehrlinge“, die weiter zum„Macher“,„Pauker“ und zum„Meiſter“ auf⸗ rückten. Bei dem„Brillantenpaul“ wurden Juwelen im Werte von 15000 Mark gefunden.* Dr. Jäger über die evang. Kirchenfrage Die Bedeutung der Reichstagung der„Deutſchen Chriſten“ DNB. Berlin, 21. Sept. Die große Reichstagung der„Deutſchen Chriſten“ am 21. und 22. September ſteht im Zeichen des Ausgleichs und der Verſöhnung. Leber die Bedeutung dieſer Reichs— tagung ſprach am Donnerstagabend vor der deutſchen Preſſe der Rechtswalter der Deutſchen Evangeliſchen Kirche, Miniſte⸗ rialdirektor Jäger. Er wies darauf hin, daß die Amtsein— führung des Reichsbiſchofs am kommenden Sonntag weit über das Perſönliche hinaus von ſymboliſcher Bedeutung ſei, denn es dokumentiere ſich hier der Schlußſtrich, der unter die Geſamt— entwicklung in der Deutſchen Evangeliſchen Kirche gezogen werde. Die Entwicklung habe damit allerdings noch nicht ihr Ende erreicht, es werde jetzt der innere Aufbau einſetzen. Dr. Jäger erklärte weiter, daß weder die äußere noch die innere Kirche Gegenſtand eines Kirchenſtreites ſein könne. Bei dem Kirchenſtreit handele es ſich um die irdiſche Organiſation. Der Staat habe nicht die Abſicht, in Glaubensange⸗ legenheiten einzugreifen, nur müßten die irdiſchen For⸗ men und die ſonſtigen irdiſchen Verhältniſſe gleich⸗ gerichtet ſein. Das Wort Gottes werde in ſeiner ganzen Ausdehnung nicht gehemmt. Es herrſche vollkommene Freiheit des Gla u- bens und der Verkü ung. Wenn aber die Frei— heit mißbraucht werde, um plinloſigkeiten zu begehen, könne dies im Intereſſe der notwendigen Ordnung nicht geduldet wer⸗ den. Die Kirchenpolitik habe nichts mit dem Worte Gottes und der Verkündigung zu tun, die Kirche müſſe aber von dem ab— ſoluten Willen getragen ſein, dem Worte Gottes und feiner Verkündigung bis ins Letzte gerecht zu werden. Mit Bezug auf das Geſetz über den Dienſteid der Geiſtlichen und Beamten 1 erklärte der Vortragende, daß die Aufgaben, die an den Geiſt⸗ lichen geſtellt werden, nur im Rahmen einer Ordnung erfüllt werden könne, wie das auf der Erde unumgänglich notwendig ſei. Durch das inzwiſchen erlaſſene Reichsgeſetz über die Ver⸗ eidigung der öffentlichen Beamten ſei das Geſetz über den Dienſt— eid der Beamten aufgehoben. Infolgedeſſen ſei angeordnet worden, daß bis zum 21. September die Beamten der Kirche, wozu auch die Gemeindebeamten und Geiſtlichen rechnen, die in einem Haupt- oder Nebenamt Beamte ſind, vereidigt werden. Da die eigene Geſetzgebung der Kirche dadurch zu einem weſent— lichen Teil aufgehoben ſei, ſo ſei man zu der Auffaſſung ge⸗ kommen, daß auch die Geiſtlichen den Beamteneid leiſten müßten, allerdings in Verbindung mit einem Pfarrerpflicht⸗ geſetz, das die Pflicht des Pfarrers in ſeinem Amte klarſtelle. Das Geſetz zur Sicherung des reformierten Bekenntnisſtandes iſt, wie Dr. Jäger weiter mitteilte, heute in Vollzug geſetzt worden, ebenſo iſt die Eingliederung der evangeliſchen Landeskirchen von Bayern und Württemberg erfolgt. Die Arbeiten des Verfaſſungsausſchuſſes werden vor⸗ ausſichtlich im Oktober einen geſetzlichen Niederſchlag finden. Dadurch wird einmal das endgültige Verhältnis der Landes- kirchen oder Gebietskirchen zur Reichskirche geordnet, zum an⸗ deren der Aufbau der Gemeinde als der wichtigſten Grund— lage der Kirche, in ihrem Verhältnis zur Gebietskirche und zur Reichskirche. Abſchließend erklärte Dr. Jäger, daß die finanziellen Fragen in Zukunft nur noch einheitlich vom Reich zur Reichs kirche geregelt würden. Die Ausbildung der Pfarrer müſſe anders als bisher vorbereitet werden; es werde eine gewiſſe Ob Lebens⸗ Ausleſe für Stadt oder Land oder für höhere Ausbildung ſchon in früher Zeit getroffen und eine Hauptausbildungsſtätte für die Erleſenen geſchaffen, wofür das„Auguſtinerkloſter“ in Er⸗ furt auserſehen ſei. Weiter ſeien zu bearbeiten die Frage des Religionsunterrichts und ein umfaſſendes Disziplinarrecht. Er hoffe, daß die Irrungen und Wirrungen, die ſo viele Kräfte in ſinnloſer Weiſe verſchlungen hätten, bald ihr Ende finden möch— ten und daß eine Zeit komme, in der Aufbauarbeit im Sinne des Führers geleiſtet werde. Der Reichsleiter der Deutſchen Chriſten, Vizepräſident Dr. Kinder, verbreitete ſich ausführlich über das Programm der Reichstagung. Er betonte nachdrücklich, daß die Bewegung„Deutſche Ehriſten“ mit der Deut⸗ ſchen Glaubensbewegung in religiöſer Beziehung nicht das Geringſte zu tun habe. Oberkirchenrat Langmann, Reichsſchulungsobmann der Deutſchen Chriſten, ſprach über die theologiſch-wiſſenſchaftliche und theologiſch-praktiſche Arbeitstagung auf der kommenden Reichstagung. Wir wollen nicht, ſo erklärte er, ein neues Hei— dentum in der chriſtlichen Kirche eindringen laſſen, noch unſere evangeliſche Kirche katholiſch werden laſſen. Wir wollen nicht die freie theologiſche Wiſſenſchaft gängeln, ihre Wahrheitsfor— ſchung einengen. Anſere chriſtliche Verantwortung führt uns zur Bejahung des Nationalſozialismus und unſere national ſozialiſtiſche Verantwortung hält uns im Chriſtentum. Mit Luther und Hitler für Glaube und Volkstum! Großer Schwindel mit falſchen Tauſendmarkſcheinen. Amfangreiche Banknotenfälſchungen aufgedeckt. Täter feſtgenommen. DNB. Berlin, 21. September. Am 14. September 1934 wurden bei verſchiedenen Poſt— ämtern des Deutſchen Reiches Zahlkarten in Höhe von 4000 bis 5000 Mark aufgegeben. Die Geldbeträge wurden mit falſchen Tauſend⸗Mark⸗Scheinen eingezahlt. Die Fälſchung war ſo gut, daß die Falſchſcheine von den Poſt⸗ anſtalten als echt angenommen wurden. Die Täter verſtanden es, die eingezahlten Beträge am gleichen Tage von Poſtſcheck— konten, die unter falſchem Namen errichtet wurden, wieder ab— zuheben. Hierbei bedienten ſie ſich ſelbſtverſtändlich der mo⸗ dernſten Verkehrsmittel wie Flugzeug, Kraftwagen, D-Züge, um die Auszahlungen in Empfang zu nehmen, bevor die Fälſchung erkannt werden konnte. Dem Landeskriminalpolizeiamt(Zentral- ſtelle zur Bekämpfung von Geldfälſchungen) Berlin gelang es, in Zuſammenarbeit mit der Kriminalpolizei Bochum auf die Spur der Täter zu kommen, die nach Chemnitz führte. Den ſofort einſetzenden umfangreichen Ermittlungen des Kriminal- amtes in Chemnitz in engſter Zuſammenarbeit mit der Zentral- ſtelle zun Bekämpfung von Geldfälſchungen iſt es zu verdanken, daß den Tätern ihr gefährliches Handwerk unterbunden wurde. Faſt der geſamte Betrag, der durch die Ausgabe des Falſch⸗ geldes erlangt wurde, ins geſamt 89 000 Ma rk, konnten wieder herbeigeſchafft werden. DNB. Chemnitz, 21. Sept. Zu den großen Banknotenfälſchungen, teilt das Kriminal- amt Chemnitz noch folgendes mit: Der Herſteller der falſchen Scheine, ein Friedrich Lafrentz aus Chemnitz, hatte im Kaß⸗ berg-Viertel einige abgelegene Räume gemietet, wo er Falſch⸗ geldherſtellung im bisher noch nie dageweſenen Ausmaß betrieb. Bereits ſeit einiger Zeit hatte er begonnen, 10-Mark⸗Scheine zu fälſchen, ging dann zu 50-Mark-Scheinen über und erlangte ſchließlich eine derartige Fertigkeit, daß es ihm gelang, Tauſend⸗ markſcheine herzuſtellen, die für den Laien den echten täuſchend ähnlich waren. Seine Werkſtatt war äußerſt gut mit Geräten zur Falſchgeldherſtellung verſehen und mit ſelbſterfundenen Sicherheitseinrichtungen ausgeſtattet, die ihn vor unliebſamen Aeberraſchungen bewahrten. Er ging ſo vorſichtig zu Werke, daß auch die Grundſtücksbewohner keinerlei Verdacht ſchöpften. Die Herſtellung erforderte neben einer außergewöhnlichen Ge⸗ ſchicklichkeit einen großen Zeitaufwand, bis ihm die Fälſchungen in ſo gutem Ausmaß gelangen. Durch die Feſtnahme dieſes gefährlichen Falſchgeldherſtellers dürfte eine weſentliche Be⸗ ruhigung im öffentlichen Zahlungsverkehr eingetreten ſein. Hans Stoſch⸗Garaſani 17 DRB. Rio de Janeiro, 21. Sept. Der weltbekannte Zirkusdirektor Hans Stoſch⸗Saraſani iſt am Freitag im Krankenhaus von Sao Paulo geſtorben. Scharlachepidemie in Magdeburg Sämtliche Schulen geſchloſſen. DNB. Magdeburg, 21. Sept. Wegen der ſtarken Zunahme von Scharlacherkrankungen wurden am Freitagvormittag in Magdeburg ſämtliche Schulen geſchloſſen und die Schüler und Schülerinnen nach Hauſe ge⸗ ſchickt. Auf Grund einer Polizeiverordnung iſt ferner für Jugend⸗ liche unter 18 Jahren der Beſuch ſämtlicher öffentlicher Ver⸗ anſtaltungen verboten. Brigadeführer Marxer zum Stabsführer der Oberſten G A⸗Führung ernannt DNB. Berlin, 21. September. Der Chef des Stabes gibt bekannt: Der Führer hat den Brigadeführer Marxer zum Stabs⸗ führer der Oberſten SA⸗Führung als ſtändigen Vertreter des Chef des Stabes in allen amtlichen SA-Angelegenheiten er⸗ nannt. 5 Frankreich verſtärkt das Nordſeegeſchwader Aus Angſt vor der deutſchen Flotte! DNB. Paris, 21. September. Der Figaro erklärt, daß Frankreich am 3. Oktober das Schwergewicht ſeiner Marine vom Mittelmeer nach der Nord- ſee verlege. Es werde in einigen Tagen das zweite Nordſee⸗ geſchwader verſtärken. Dieſe Verſchiebung ſei, ſo behauptet das Blatt, mehr die Folge der Entwicklung der deutſchen Flotte(210 als die Folge der Beſſerung der franzöſiſch-italieniſchen Be⸗ ziehungen. Denn niemand in Frankreich habe ernſtlich geglaubt, daß die Italiener jemals die Feinde der Franzoſen werden könnten. Die Engländer würden ſich über die Gründe der Ver ſtärkung der franzöſiſchen Nordſeeſtreitkräfte nicht täuſchen; denn auch ſie ſähen in den deutſchen„Taſchenkreuzern“ vom Typ der „Deutſchland“ eine Drohung.(22) 1 — . „ n — 1 Wenn Herbststoffe · dann zu Fuchs »Unsere Ausstellung ist beachtenswert! J. 1 Fuchs NMNANN H EINI an den Planken meben der Hauptpost * 177 4 22 1 7 84 10 Ir 11 Id von 200 RM. aufwärts bis 10 000 RM. billig, 72 1 75 1 425 ne 2 5 atliche Tilgungsraten, durch das ang! . N 9 70 neuzeitliche„Spargilde“ Zw vecks, Spar⸗ und 7 6 1 8* n* 2 1 m Kreditſyſtem. Koſtenloſe Auskunft 8 5 Landesdirektion der Spargilde 0 22 22 l, München, Kunigundenſtr. 29. Vertrauenswi 3 Ortsvertreter gegen Varve 100 9 5 geſucht an heulen Kajer Morgen Sonntag Tanz — 0 rium am* den 23. Sept. 1934 Nachmittags ½2 Uhr: Wertungssingen der Kirchenchöre des Dekanats Bens- heim in der Zwölfapostelkirche Fertigen Sie Ihre Kleider u. Waäscheselbst an auf det PFF Kostenlose Anlernung im Nahen an alle naustrauen Eine verletzende ſchädigende Stellungnahme des Herrn nich. Han. Inssaualeur, biernneim zur Teilnahme an beiden Veranstaltungen. Bismarckſtraße 48 Eheſtandsdarlehen Nachmittags ½ Uhr: Gemütliches Bei- 1 e es badet frunsliäſt ein Süssen. Sed. een en een eee een 2 eee n 5 0 dae zu ten, er 150 000 tach hewanrten Ell-staunsauger 2 den Sälen des„Freischütz“. Vortrag 4 nn farin Deller nicht hr 2 belletern 5 10 Der Wirt. M. m. b. H. . 175 von r 174 Der But Mandel ſſuannheim n 2.12 0 me 5 N Zu diesen beiden Veranstaltungen sind alle Pfarr- 55 3 A angehörigen freundlichst eingeladen. Programme sind an Zum Ralserhof Vertreter: Joh. Intereſſenten können den Eli-Staunsauger ſelbſtver⸗ 8 der Kirchentüre zu 30 Pfg. erhältlich und berechtigen 7 Morgen Sonntag P. Froſchauer ſtändlich nach wie vor vertrauensvoll bei unſeren f priuatreisenden, die Heine Hauſterer ſind, in Janz Abends 8 Uhr: Große jubiläumsfeier und Bedarfs⸗ 0 5 zu beſonders verbilligte 1 Auftrag geben. 5 0 in den Freischützsälen Preiſen. Es ladet frdl ein deckungsſcheine f 9 15 0 1 17 6 ell werden entgegen⸗ Unſere Reiſenden und wir danken Ihnen für Ihr fer⸗ N Zu dieser Feier sind unsere aktiven, passiven und die Trachten-Kapelle genommen Ehrenmitglieder, sowie die Vorstandsmitglieder der Kath.. i neres Vertrauen und empfehlen uns Ihnen 7 Vereine mit ihren Familienangehörigen herzlich eingeladen. de mai Schöne gelb⸗ 5 f Große Aeberraſchung! echte mit deutſchem Gruß Der Vorstand. 0 Gartenwirtſchaftsbetrieb— Svolt 1 — S 2 ve ma Vertrieb elektr. ung mechan. 15 Wer III inseriert Har io 2 1 1 Apparate ll. ln. J. ll. Dresden hat lfd. abzugeben Ii. Hoock 17. Steinſtraße 32 Werdet Mitglieber der NS. & Neichsbund der Kinderreichen Deuljchlands 5g ape Bieen heim Morgen Sonntag halb 4 Uhr findet im„Kaiſerhof“ eine öffentliche Kundgebung ſtatt. Ein Mitglied des Landesverbandes Heſſen-Naſſau wird ſprechen über Zweck und Aufgabe bes Aeichsverbandes der Kinderreichen und Sieoͤlungsjragen. Die Geſamtbevölkerung iſt hierzu freundl. eingeladen. Eintritt frei! Heil Hitler! Der Ortsgruppenwart: Kempf. NB. Die Kinder ſtellen ſich um halb 2 Uhr im Goethe⸗ ſchulhofe auf. Alle Kinder müſſen ſich beteiligen. Waldſtraße 13 8 Zweigstelle Karlsruhe. S6 gentung! Diese Woche im Central-Fllm-Palast! gerät in Vergessenheit Bäthe Homeiſter Nicolaus Brechtel Verlobte Somborn, Bez. Naſſel Diernheim 23. September 1934 Ihre Verlobung beehren sich and gen Jollannx Millelm x eclitel Bäckermeister kin Tonfumwerk vom madenen- handel nach wahren Begebenheiten In der Ufa⸗Ton woche: Der Relchsnarteitag in Nurnberg 1934 Alles besucht dieses erstklassige Frogramm! anfang 8 Unr, an 9 Uhr nochmals von vorn! Schnell und zuverläjſig informiert tagtäglich die Viernheimer Volkszeitung ihre Leſer. Unterrichten Sie die Leſer eben ſo Bobenheim Horchheim Viernheim Ain Dienstag. 28. Seplemner wird er zur unverbindl. Fuß- prüfung und Beratung zu ſhrer N Verfügung stehen. 5 Scholz Fusspflege Syaſem hat gegen alle Fuhbeschwer- den irzilich empfohlene Mie und Behelſe. Individuelle An- passung nach Fuhabdruck. Cecnunnaus J. Han Ulle Viernheim, Lampertheimerſtr. 1 23. September 1934 15 ür alle uns erwieſenen Aufmerkſamkbeiten und überreichten Geſchenbe aus Anlaß unſerer VDermählung danken wir herzlich Adolf Effler u. Frau Margareta geb. Halbenhäußer beseitigt schmerzlos und sicher Le bewohl die Pflasterbinde 3 e, neltofloſtordand Hühneraugen aschäftserbfnung und Emnienlung Der geehrten Einwohnerschaft, besonders der hiesigen Geschäftswelt zur Kenntnis, dass ich die von mèinem ehemaligen Lehrmeister Herrn Hans Brückmann geführte 8 pfl ſt erkern Slechdose(8 Pflasteh) 68 Pfg in Apotheken und rg een Sicher zu haben: Nathaus⸗Drog. P. Moskopp 2 1 2 2 1„ Wirt-— 1 5 pünktlich über die Lei⸗ „Die Anzeige ist für weite ſeile der echanische Werkstätte 7 Ammer 8 e e schaft als das wichtigste Werbemittel ung Mücne 1 Werben Sie durch in meinem Elternhause, v. ruhigen Leuten ſehr Billig ab eine gute, zugkräftige Lampertheimerstr. 13„eiter betreibe i anzusehen“. So urteilte Prof. Wagemann in einer Arbeit über die Bedeutung der Werbung und ins- besondere der Zeitungsanzeige in der Krisenzeit. 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N Verwaltungsrat verſchaffte ſich zunächſt einen Aeber— blick über die Finanzlage der Reichsbahn. Die Einnahmeentwick— g zeigt für die erſten acht Monate des Jahres 1934 einen Zuwachs von annähernd 15 v. H. gegenüber 1933. Davon entfällt auf den Perſonenverkehr eine Zunahme von rund 7 v. H. auf den Güterverkehr eine ſolche von 19 v. H. Bei den ver mehrten Betriebsleiſtungen mußten auch die Ausgaben eine ent— ſprechende fühlbare Erhöhung erfahren, zumal die Maßnahme zur Arbeitsbeſchaffung von der Deutſchen Reichsbahn weiter nachdrücklichſt gefördert wird. Der Verwaltungsrat gab u. a. ſeine Zuſtimmung zur Ausführung folgender größerer Bau⸗ vorhaben: 1. Vollſpuriger Ausbau der bisherigen Schmalſpurbahn Heidenau⸗Altenberg in Sachſen. f 2. Ausbau des Berliner Bahnhofes Zoologiſcher Garten zu einem neuzeitlichen Großſtadtbahnhof. f 3. Erweiterung und Moderniſierung des Reichsbahnaus— beſſerungswerkes Potsdam für die Einführung der neuen Schnell— triebwagen. Der Verwaltungsrat genehmigte ferner 1500 neue Beam⸗ tenſtellen zur bevorzugten planmäßigen Einſtellung von Schwer— kriegsbeſchädigten und ſchwer Anfallbeſchädigten Reichsbahn— bedienſteten. a Anſtelle des zu Ende des Jahres in den Ruheſtand treten— den Präſidenten der Reichsbahndirektion Stuttgart, Dr. Siegl, wurde der Vizepräſident Honold, Stuttgart, zu ſeinem Nach— ſolger ernannt. Zum Vizepräſidenten der Reichsbahndirektion Stuttgart wurde Reichsbahnoberrat Miehlich ernannt. Generaldirektor Dr. Dorpmüller berichtete über die umfangreichen Transportbewegungen der Reichsbahn zur Durch— führung der großen Kundgebungen des vergangenen Sommers, die reibungslos ohne jeden Anfall abgewickelt wurden. Beſonders gedachte er dabei der hervorragenden Leiſtungen des Reichsbahnperſonals im Dienſte der Beförderung der Teil— nehmer der Saarkundgebung auf dem Ehrenbreitſtein, des Aufmarſches der Deutſchen Arbeitsfront in Schleſien und vor allem des Reichsparteitages der NSDAP. in Nürnberg. Der Verwaltungsrat nahm mit großem Intereſſe von dieſem Be— richt Kenntnis. Der Präſident des Verwaltungsrats ſprach der Reichsbahnleitung und dem geſamten Reichsbahnperſonal für diele Leiſtungen den Dank und die beſondere Anerkennung des Verwaltungsrats aus. Arbeitsausſchuß gegen die Anfallgefahren bei der Reichsbahn In ſhrem ſtändigen Beſtreben zur Herabminderung der Anfallgefahren im Eiſenbahnbetrieb hat, wie das Noz meldet, die Deutſche Reichsbahngeſellſchaft einen wichtigen Schritt voll— zogen. Es wurde nämlich zur Nachprüfung der Handhabungen des Betriebsdienſtes ein beſonderer Arbeitsausſchuß eingeſetzt mit der Aufgabe, unter anderem zu prüfen, ob und wo es an der nötigen Betriebsaufſicht fehlt. Die Prüfungen ſollen ſich auch auf die vorſchriftsmäßige Aufſtellung der Betriebs- und Bauanweiſungen erſtrecken. Der Arbeitsausſchuß hat die Pflicht, beſtehende Mängel rückſichtslos aufzudecken und zu erkennen, wie ſie behoben werden könnten. Darüber hinaus wird in der vom Amt für Beamte der NSDAP. herausgegebenen„Reichs— bahnbeamtenzeitung“ an die Berufskameraden appelliert, bei Handhabung des verantwortlichen und gefährlichen Eiſenbahn— betriebsdienſtes die Dienſtvorſchriften genaueſtens zu beachten und gewiſſenhaft durchzuführen. Alle Beteiligten ſollten ſich bei Ausübung ihres Dienſtes als Teilhaber des größten Ver⸗ kehrsunternehmens Reichsbahn fühlen und alles vermeiden, was dieſem Anternehmen auch nach außen abträglich ſein könnte. Intereſſant iſt in dieſem Zuſammenhang noch das Be— ſtreben der Reichsbahnhauptverwaltung, ſtändig die Dienſt⸗ Lig nu n g der Beamten des Betriebsdienſtes zu unterſuchen. Die Dienſtvorſteher haben z. B. ihr Augenmerk darauf zu richten, ob etwa in Einzelfällen die ordnungsmäßige Dienſthandhabung durch äußere Einwirkungen, Familienereigniſſe uſw. auch nur vorübergehend leiden könnte. — Aachen: Auf der Grube„Adolf“ in Merkſtein wurden durch einen Anfall zwei Bergleutet getötet und zwei ſchwer verletzt. Osnabrück: Die Gemeinde Thienne bei Althauſen wurde durch einen Wirbelſturm heimgeſucht, der ſchweren Scha— den anrichtete. Aeber hundert Straßenbäume und Jelephon⸗ maſten wurden umgeknickt. 8 Batavia: Der berüchtigte javaniſche Vulkan Merapi iſt wieder in voller Tätigkeit. Alle Ortſchaften am Fuße des Vulkans ſind geräumt worden. Ni Entfähper des Ondbelgb⸗ Babys verhalt Amfangreiche . DMB. Newyork, 21. Sept. Einer Meldung des„Jerſey Journal“ zufolge iſt am Don⸗ nerstag in Newyork ein ſeit 1923 in den Vereinigten Staaten lebender nicht naturaliſierter Ausländer verhaftet worden, der im Verdacht ſteht, mit der ſeinerzeitigen Entführung des Lin d⸗ bergh⸗Kindes in Verbindung geſtanden zu haben. In ſeiner Wohnung in Newyork wuͤrde eine größere Summe in Dollarnoten entdeckt. Das Blatt meldet weiter, daß der Ver⸗ haftete in der Nähe der Kirche wohnte, über deren Mauer hin— weg ſeinerzeit den Entführern die 50 000 Dollar ausgehändigt wurden. Die Verhaftung ſei erfolgt, nachdem in den letzten Wochen in verſchiedenen Stadtteilen von Newyork 10 Dollar⸗ noten aufgetaucht ſeien, die die Nummern der von Lindbergh getragen hätten. Nach umfangreichen Ermittlungen ſei zugegriffen wor⸗ den, nachdem ein ſolcher Schein für die Bezahlung einer Tank⸗ rechnung benutzt worden war und der Beſitzer dieſer Tankſtelle die Polizei benachrichtigt hatte. Die Mitteilung von der Verhaftung eines angeblich mit ber Entführung des Lindbergh-Kindes in Zuſammenhang ſtehen⸗ den Mannes hat im ganzen Lande größtes Aufſehen erregt. Die Verhaftung des Wisländers erfolgte ſchon am Mittwoch früh. Der Polizeichef Boripan erklärte, daß in der Wohnung des Verhafteten 13 750 Dollar gefunden worden ſeien, die zweifel⸗ los von den ſeinerzeit von Lindbergh gezahlten 50 000 Dollar Löſegeld ſtammen. Die Vernehmung ſei noch nicht beendet. Bisher wies der Verhaftete, ein 35 jähriger arbeits- loſer Zimmermann, der Frau und Kind beſitzt, jeden Zuſammenhang mit der Lindbergh-Angelegenheit entſchieden zurück. Demgegenüber könne jedoch, wie der Polizeichef mitteilt, bereits jetzt geſagt werden, daß der Verhaftete als derjenige Mann erkannt worden ſei, der ſeinerzeit das Löſegeld für das Lindbergh⸗Kind an der Kirchenmauer in Empfang genommen habe. Die Polizeiſtation, wo ſich der Verhaftete z. Zt. noch befindet, wird von einer großen Menſchenmenge umlagert. Die Berichte über die Verhaftung in der Lindbergh-An⸗ gelegenheit füllen die erſten Seiten ſämtlicher Morgenblätter, die ſpaltenlang nochmals die Ergebniſſe der bisherigen Ermitt⸗ lungen über die Entführung des Lindbergh-Kindes wiederholen. Die Verhaftung iſt das Ergebnis einer jahrelangen, peinlichſt genauen Arbeit der Polizei. Dieſe hat ſeit mehr als zwei Jahren auf einem großen Stadt⸗ plan von Newyork jede Stelle, wo die zur Bezahlung des Löſegeldes ausgegebenen Noten auftauchten, genau eingezeichnet. Dabei wurde feſtgeſtellt, daß die Noten wiederholt an denſelben Straßenkreuzungen auftauchten. Hierdurch konnte die Polizei die Nummer des Kraftwagens ermitteln, der dem Ver⸗ hafteten gehörte. Aeber eine Woche beobachteten dann Detektive den Feſtgenommenen, der auch unter ihren Augen die Noten aus dem Löſegeld in den Verkehr brachte. Erſt hierauf griff die Polizei zu und nahm den Verdächtigen feſt, der um Mitter⸗ nacht nach dem Anterſuchungsgefängnis im Stadtteil Bronx gebracht wurde, wo Anklage gegen ihn erhoben werden ſoll. Die Polizei hält an der Anſicht feſt, daß ſeine Verhaftung zur Aufklärung des ganzen Ver⸗ brechens führen werde. Aehnliches Holz, wie es zur Herſtellung der Leiter, die beim Einbruch in das Haus Lindberghs verwendet wurde, ſoll bei dem Verhafteten gefunden worden ſein. Die 13 750 Dollar, die Ermittlungen in der Garage gefunden wurden, waren unter dem Fußboden und in den Wänden verſteckt worden. Der Verhaftete iſt bisher von zwei Perſonen als der Mann wiedererkannt worden, der mit der Lebermittlung des Löſegeldes ſeinerzeit zu tun hatte. So hat ein Kraftdroſchkenführer in Bronx zwei Tage, nachdem Lindbergh als Vermittler mit den Entführern einen gewiſſen Dr. Condon angekündigt hatte, von dem Feſtgenommenen einen Brief erhalten, den er in Condons Wohnung abgeben 0 Damals habe er für dieſen Botengang ein Dollar er halten. 20 Perſonen, unter denen ſich der Verdächtige befand, gegen⸗ übergeſtellt worden und hat den nun Verhafteten als den Mann erkannt, dem er im Auftrage Lindberghs ſeinerzeit über die Kirchhofmauer das Löſegeld hinübergereicht hat. ** Was das Juſtizamt ſagt. DNB. Waſhington, 21. Sept. Auf Grund der aus Newyork eingetroffenen Berichte er⸗ klärte das Juſtizamt, es ſei Anlaß zur Annahme vorhanden, daß die Aufklärung des Falles Lindbergh geſichert ſei. Allerdings ſei bisher nur die Verwendung von zirka 19 000 Dollar Löſe⸗ geld nachgewieſen, während der Verbleib der reſtlichen 31 000 Dollar noch ungeklärt ſei. Trotzdem glaubt man, daß der ver⸗ haftete Ausländer das Verbrechen allein begangen hat und man hofft, innerhalb weniger Wochen ausreichendes Beweismaterial gegen ihn vorbringen zu können. Gegenwärtig verſuche man, ein möglichſt lückenloſes Bild ſeines Vorlebens hier und außer⸗ halb der Vereinigten Staaten zuſammenzuſtellen. Die Frau des Verhafteten wurde am Freitag früh von der Newyorker Polizei aus der Haft entlaſſen, da gegen ſie kein Verdacht vorliegt. Das Verhör des Verbrechers. DNB. Newyork, 21. Sept. Die Aufdeckung und Aufklärung des Falles Lindbergh bedeutet für die amerikaniſche Oeffentlichkeit ein Ereignis erſter Ordnung. Die Zeitungen widmen dieſer ganzen Angelegenheit mehrere Seiten. Es hatte ſich inzwiſchen herausgeſtellt, daß es ſich bei dem Verhafteten um einen vor 11 Jahren aus Deutſchland geflüchteten Verbrecher namens Brun o Richard Hauptmann handelt, der ſeinerzeit als blinder Paſſagier amerikaniſchen Boden betreten hatte. In dieſem Zu⸗ ſammenhang warnt„Waſhington Poſt“ davor, aus der Tat⸗ ſache, daß es ſich um einen heimlich eingewanderten Ausländer handelte, irgendwelche Fehlſchlüſſe zu ziehen. Allein entſcheidend und von größter Bedeutung ſei lediglich der Amſtand, daß zu allgemeiner Befriedigung das Verbrechertum wieder einmal im Kampfe gegen die ziviliſierte Menſchheit unterlegen ſei und daß Amerikas Juſtiz wieder eines der größten Verbrechen aufklären konnte. Das bedeutet für die anſtändigen Bürger eine große Befriedigung. Im Newyorker Polizeihauptquartier wurde der verhaftete B. R. Hauptmann am Freitag eingehend vernommen. Auf die Frage, wie er in den Beſitz des Geldes in ſeiner Garage ge⸗ kommen ſei, erklärte Hauptmann, ſein Freund Iſidor Fiſcher ſei früher Teilhaber eines Pelzgeſchäftes geweſen und habe ihm alle ſeine Effekten zur Aufbewahrung übergeben bis er aus Europa zurückgekehrt ſei. Sein Freund ſei jedoch im Dezember in Deutſchland geſtorben. Er, Hauptmann, habe erſt vor drei Wochen entdeckt, daß das Vermögen ſeines Freundes 14 000 Dollar betrug. Er habe aber nur 150 Dollar von dieſer Summe ausgegeben. Außerdem iſt Dr. Condon ſelbſt einer Gruppe von Karlsruher Hitler⸗Jugend in Paris. 17 Hitler-Jungen aus Karlsruhe, die ſich auf einer Be⸗ ſuchsfahrt durch Frankreich in Paris aufhalten, wurden am Mittwoch in der Deutſchen Botſchaft empfangen, wo der deutſche Botſchafter und Frau Koeſter ihre jugendlichen Gäſte aufs herzlichſte willkommen hießen und bewirteten. Der Bot⸗ ſchafter unterhielt ſich eingehend mit ihnen über ihre Erleb⸗ niſſe und Eindrücke in Frankreich. Die ſtrammen Jungen, die einen vorzüglichen Eindruck machen ſind in Paris vom Zentral— heim der katholiſchen Jugendverbände(der ſtärkſten franzöſi⸗ ſchen Jugendorganiſation) zu einem gemeinſamen Abend ge— laden worden, auf dem ſie im Namen des Hauptausſchuſſes der Jugendverbände begrüßt wurden. Auch der Leiter des franzöſiſchen Jugendherbergeweſens und des Foyer de la Pair, der frühere Abgeordnete Mare Sangnier, hieß die Ver⸗ treter der deutſchen Jugend herzlich willkommen. Die Pariſer Zeitung„Le Petit Journal“ hat am Donnerstag zu einer Vor— ſtellung im Lichtſpielhaus Gaumont-Palace eingeladen. Die Hitler-Jungen werden Freitag vorausſichtlich Paris wieder ver— laſſen, um nach Karlsruhe zurückzukehren.(„Bad. Preſſe.“) Was es doch alles gibt! Zauberer aus allen Teilen der Welt tagten in Deſſau. In der Stadt Deſſau tagte jetzt der internationale„Kon— greß der Magier“, zu dem 150 prominente Zauberer aus allen Teilen der Welt erſchienen waren. Der„Kongreß der Magier“ wurde veranſtaltet von dem ſogenannten„Magi— ſchen Zirkel“, einer uralten Vereinigung von Zauberern, deren Mitglieder in der ganzen Welt anzutreffen ſind und der allein in Deutſchland mehr als 1000 Amateur- und Berufs- künſtler angehören. Anter den 150 zu der Tagung in Deſſau Erſchienenen befanden ſich Vertreter der meiſten europäiſchen Staaten. Aus Amerika(der amerikaniſche Finanzminiſter iſt gleichfalls Mitglied der geheimnisvollen Bruderſchaft), aus Japan, Auſtralien trafen Begrüßungstelegramme ein. And was geſchah auf dieſem ſeltſamſten aller Kongreſſe? Welch geheimnisvollen Kräfte ſollten beſchworen werden? Die Zauberer von Deſſau umgaben zwar ihre Tagung mit allerlei Hokuspokus und Brimborium, ſie dachten aber gar nicht daran, ihren Beſtrebungen den Anſtrich des Leberſinn— lichen zu geben. Sie wollten ihre heiteren Künſte betreiben, ohne jemanden etwas über das Weſen ihrer Täuſchungen vor⸗ zumachen, ſie wollten aber auch den ernſthaften Hintergrund der bunten Zauberkunſt anerkannt wiſſen. Das fröhliche Spiel der Fingerfertigkeit und der überraſchenden Effekte ſoll nicht nur um ſeiner ſelbſt willen geſpielt werden; die geſchickten Täu⸗ ſchungsmanöver der Magier auf der Bühne haben auch eine durchaus wiſſenſchaftliche Seite. Die„Pſychologie der Sinnestäuſchung“ nen⸗ nen die Mitglieder des Magiſchen Zirkels ſelbſt dieſen wiſſen⸗ ſchaftlichen Kern ihrer Liebhaberei. Manche von ihnen haben zur Klärung und Durchforſchung dieſes Begriffs zeitraubende Verſuche angeſtellt, und was ſie herausgefunden haben, hat ernſthafte Bedeutung über den Kreis der Zauberei hinaus er— halten. Die deutſchen Mitglieder konnten wertvolle Beiträge zu dem wichtigen Thema der„Pſychologie der Zeugen⸗ ausſage“ liefern, die nicht ohne Einfluß auf die Reform des Zeugeneides bleiben werden. Sie haben der Medizin nicht minder intereſſante Anregungen gegeben und auch bei der Entlarvung von ſchwindelhaften Okkultiſten ſich betätigt. So wird auch die Tatſache verſtändlich, daß die Mitglieder des Magiſchen Zirkels ſich zu einem erheblichen Prozentſatz aus Juriſten und Medizinern zuſammenſetzen. Ein Schlafgas erfunden Ein neues Gas, ein ſogenanntes Schlafgas, will der aus der Schweiz gebürtige und vor einigen Jahren in Amerika naturaliſierte Philippe Giera entdeckt haben. Giera, der Agent der amerikaniſchen Rüſtungsfirma Dupont in Europa war, will der amerikaniſchen Regierung ſeine Entdeckung an⸗ bieten, wenn er in der nächſten Woche vom Senatsausſchuß zur Anterſuchung der Geſchäfte der Rüſtungs- und Waffen⸗ induſtrie einvernommen wird. Das neue Gas ſoll völlig geruchlos ſein. Schon ein kleiner, in der Taſche zu tragen der Gasbehälter genüge, um Perſonen in einem Umkreis von nicht weniger als 90 Meter auf zwei Stunden einzuſchläfern. Am eine längere Betäubung zu erzielen, ſei nur das Abblaſen größerer Mengen des Gaſes notwendig. Durch einen beſon⸗ deren Apparat, der in den Mund geſteckt wird, ſollen die Per- ſonen, die Gas abblaſen, gegen ſeine Wirkung ſelbſt immun gemacht werden. Neues aus aller Welt. „Wie wird man Millionär?“ Der Newyorker Buchhändler Viders hat bei ſeiner letzten Steuererklärung angegeben, daß er ein Vermögen von 1050 000 Dollar hätte. Dies Vermögen hat er, wie allgemein bekannt iſt, hauptſächlich durch die Herausgabe einer Broſchüre mit dem Titel„Wie wird man Millionär?“ verdient, die in Millionen von Exemplaren in Amerika verbreitet wurde. Es iſt allerdings nicht bekannt, ob auch nur einer der Leſer dieſer Broſchüre ebenſo wie ihr Herausgeber auch wirklich Millionär geworden iſt. In ſieben Monaten fünf Sprachen gelernt. Von einer außerordentlichen Sprachbegabung zeugt die Leiſtung der Stenotypiſtin Madeleine Chièvre aus Paris, die vor einigen Monaten ihre Stellung verlor. Da ſie der An⸗ ſicht war, daß ſie nur dann einen neuen Poſten bekäme, wenn ſie Außerordentliches leiſte, legte ſie ſich auf intenſives Sprach⸗ ſtudium und lernte in ſieben Monaten nicht weniger als fünf Sprachen, die ſie heute perfekt beherrſcht. Außer ihrer Mutter⸗ ſprache ſpricht ſie fließend Deutſch, Engliſch, Holländiſch, Spa- niſch und Ztalieniſch. Auf Grund ihre Sprachkenntniſſe und Energie hat ſie tatſächlich eine gutbezahlte Stellung in einem Exporthauſe gefunden. Die Schweiz beſchlagnahmt eine Hetzbroſchüre gegen Deutſchland. DNB. Bern, 21. September. Der ſchweizeriſche Bundesrat hat am Freitag den Beſchluß der Bundesanwaltſchaft gutgeheißen, wonach die aus der Tſchechoſlowakei eingeführte Broſchüre„Das Dritte Reich in der Karikatur“ zu beſchlagnahmen ſei. In dieſer Broſchüre wird ſowohl die deutſche Regierung wie auch Deutſchland ſelbſt in der übelſten Weiſe verunglimpft. Wien: Das Salzburger Schwurgericht verurteilte die Al geklagten Haslinger, Sommerer und Moſer aus Rauris wegen Sprengſtoffbeſitzes zum Tode. *——*— 8 n Nl N F r 1* 8 —— FFF 4 1 7 4 7 — ͤ— . eee 8 ee eee e ee 0 n . SS——2 2 r —— 165 15 Rettung von Tieren aus Feuersgefahr Es iſt ſicher jedem bekannt, daß bei einem Brand in landwirtſchaftlichen Betrieben die Tiere ſehr ſchwer aus den Stallungen zu bringen ſind, weil dieſelben immer wie⸗ der in das Feuer zurücklaufen, um an ihren gewohnten Plätzen Schutz und Zuflucht zu ſuchen. Sehr häufig machte man ſchon die Beobachtung, daß ſich die Haustiere, beſon⸗ ders Schafe und Pferde, ſobald ſie eine Gefahr wittern, auf einen Knäuel zuſammendrängen und nicht mehr aus einanderzubringen ſind und daher dem ſicheren Verderben anheimfallen. Beſonders die hellroten Flammen des Feu⸗ ers beängſtigen und beunruhigen die Tiere am meiſten. Inſtinktmäßig ſuchen ſich die Tiere bei ſolcher Gefahr die dunkelſten Ecken des Stalles auf und ſind von da nur mit großer Mühe wegzubringen. Am ſicherſten geht ein Land⸗ wirt, wenn er bei Feuersgefahr nachfolgende Punkte be⸗ achtet: 1. Die Tiere einzeln und ſchnell losbinden. 2. Jedes Tier nach Möglichkeit durch jemand aus dem Stall führen. : ³Ü1ꝛ] l44.æ.x 3. Den Pferden und Stieren Kotzen über den Kopf werfen. 4. Im äußerſten Notfalle, wenn zu wenig Leute vorhan⸗ den ſind, binde man die Tiere gleichzeitig los, benütze ein Tier zum Hincgusführen und treibe die anderen mittels Stockhieben nach. 5. Kleine Schweine binde man, größere ziehe man direkt an den Hinterbeinen aus dem Stall. 6. Geflügel packe man am beſten in Säcke und bringe es ſo in Sicherheit. 7. Bei Bienenſtöcken verſtopfe man die Fluglöcher, brin⸗ ge ſie an einen ſicheren Ort(rauchfrei) und öffne ſofort die Fluglöcher. 8. Bei Stallungen mit mehreren Türen weiſt man die Tiere bei der dem Feuer entgegengeſetzten Türe ins Freie. Von großem Nachteil iſt es für jeden Landwirt bei ſolcher Gefahr, wenn die Stalltüren nach innen aufgehen. Hier ſollte jeder Landwirt dieſem Baufehler abhelfen und dieſe Türen umändern laſſen, damit ſämtliche Türen nach außen aufgehen. Die Hauptſache bei den Rettungsarbeiten Petra und die ſpielenden Geiſter Don Friedrich Schnack Frau Arach hatte für ihren verſtorbenen Mann den Juwe⸗ lter Adrian Arach, eine Seelenmeſſe leſen laſſen. Die Andacht war zu Ende, und nun begab ſich die Witwe mit Petra, ihrer ſiebzehnjährigen Tochter, auf den Heimweg. Schweigend gingen beide nebeneinander her, noch von dem Nachklang ihrer Emp⸗ findungen begleitet. Doch waren ſie nicht trauig. Die ſeit dem Tode des Mannes vergangenen Jahre hatten den Schmerz be⸗ ſchwichtigt. Der Entrückte lebte in einem Reich, das nicht ron Schatten befallen war. In der Gedächtnismeſſe hatte die Frau Seelenzwieſprache mit dem Manne gehalten. Aus ſeinem Geiſtesland hatte er ſich ihr zugeneigt. Sie wußte ihn in der geklärten Welt Hei⸗ ligenglanz lag auf ſeinen Wolken, ein Legendenſchein, der ewig leuchtet und auch auf ſie wartet, wenn ſie dereinſt das Zeitliche verlaſſen wird. Wie gern erweckte ſie ſolche Bilder in ihrem Herzen und entzündete die frommen Leuchtfeuer, deren Schimmer auf das tägliche Meer des unruhigen und ſorgenvollen Lebens fiel, füh— rend und lenkend. Könnte ſie ihm doch, dem Geliebten, einen Lichtwink zuſenden aus dem Irdiſchen, einen Wortſtrahl aus dem Haus, dem täglichen Broterwerb, ihrem Laden, der ſie, ihre Petra und den alten Gehilfen Konrad ernährte! Ach, die Fragen, von ihr an ihn gerichtet, blieben ohne Antwort. Doch, o Troſt, das Ohr Gottes war nicht verſchloſſen. Es ſam⸗ melte alle Bitten ein, wie es alle Sprachen der Völker und Menſchen verſtand. Das Wort ging gewiß nicht verloren. Liebevoll blickte ſie auf ihre Tochter. Petra hatte noch immer den himmelsreinen Ausdruck des Geſichts wie in der Kleinkinderzeit, als der Vater ſein Töchterchen„Englein“ nannte. Mittlerweile war aus dem„Englein“ ein ſiebenjähriges Mäd⸗ chen geworden, ein Fräulein Petra Arach, ein ſchönes Mädchen. Die Blicke der vorübergehenden Männer ſtreiften muſterten und begafften Petra. Der Mutter war es unangenehm. Doch Petra, geborgen in ihrer Anſchuld, ſchien es nicht zu bemerken. „Behüt mir das Kind!“ bat die Mutter insgeheim und meinte den Mann, als könne er auch jetzt noch ſeine väterliche Hand ſchützend über das Mädchen halten. Petra ging leicht und ſchlicht. Die Andacht hatte in ihrem Herzen eine wehende Empfindung erweckt, als wäre ſie zu einer kleinen Wolke geworden. Sie ſchwebte. Zudem trug ſie heute zum erſtenmal das neue Frühlingskleid von modiſchem Stoff. Wie angegoſſen ſaß es. In den Schaufenſtern beſah ſie beim Vorübergehen ihr Spiegelbild. Erwachſen, damenhaft kam ſie ſich vor. Auch Vater würde ſich freuen, wäre er noch da Gleich einem Luftweſen floß Petras Spiegelbild: jetzt glitt es durch Auslagen von Kleidern, Stoffen, Farbenbahnen, nun durch bunt zuſammengeſetzte Buchausſtellungen. Durch einen Glasgarten geſchliffener Becher, Teller und Krüge huſchte es und zog gleich darauf durch ein Zwiſchenland an gelben Töp— fen, roten Gefäßen und blauem Geſchirr vorüber. Petra be⸗ wunderte Petra. Am Brunnen, der zierlichen Säule von ſteinernem Bild— werk, in deren Niſchen von Laub und Gerank fromme und rit— terliche Geſtalten ſtehen, das ſprudelnde Waſſer bewachend und die flüchtigen Vögel auf dem Brunnenrand bogen Mutter und Tochter in die Münſterſtraße ein. Das kurze Straßenſtück war zrfüllt von Marktgewimmel. Wie ein gewaltiges Steinſchiff trieb der rote Münſterbau durch den wogenden Markt, der ſich auf einem häuſerumengten Platz aufgetan hatte. Schattend gähnte die bogenſpitze Höhle des Kirchentors. Nie wird Petra jenen Kindeseindruck vergeſſen, als ſie mit dem Vater vor dem Tor ſtand, wie vor dem Eingang zu einem Gottesberg. Die Tür tat ſich auf, eine alte Frau huſchte heraus, von Lichtblitzen umzuckt, der Dämmerung der Kirche entſprühend. Es war, wie Petra wähnte, das Feuer von Kri— ſtallen, dem Spielzeug der Engel. Heute ſpielten die Engel nicht mehr ſo ſichtbar und kindesbewußt. Andere Geiſter ſpiel⸗ ten mit Deutlichkeit in Petras Innerem. „Kaufen wir etwas Obſt zum Nachtiſch!“ ſagte Frau Arach. „Kirſchen!“ riet Petra und dachte daran, daß auch der Vater ſie gern gegeſſen hatte. Sie empfahl den Kauf mehr dem verwichenen Kirſchen— freund als der gegenwärtigen Mutter. Die Strahlen des Morgens meißelten ſcharf das kirchliche Bauwerk Helles Licht durchbrach die Steinmetzarbeiten, durch— ſtrahlte Maßwerk und Roſetten. Die Steinblumen gipfelten im Himmel. Kleine Wölkchen ſegelten darüber. Es war ein Blumengarten in der Höhe und eine Alpe von Stein und Fels. Gleich Bergvögeln niſteten Tauben auf Zacken und Schroffen, und ganz oben horſteten die Turmfalken. Das nächſte Mal werde ſie die Gedächtnismeſſe wieder im Münſter leſen laſſen, nahm ſich die Mutter vor. Petra nickte. Alle Kirchen ſollten an die Reihe kommen. Wie kunſtvoll in Stein gefaßte Quellen waren ſie, denen ein geiſtiges Waſſer entſprudelte. Aus jedem Becken ſollte dem Vater ein Gebetstrunk gereicht werden, aber der Seelenbrunnen des Münſters hatte den höchſten Strahl. Rund um das Bauwerk ergoß ſich der Gemüſe-, Blumen- und Obſtmarkt, Pflanzen und Früchte bekränzten den roten Steinſockel. Luftigen Lauben ähnelten die Stände, ihre regen⸗ verwaſchenen und ſonnengebleichten Leinendächer wellten im Luftzug. Das dichte Leutegewimmel preßte und ſchob ſich vor den langen Reihen. Geſumm, Lärm, Worte, Geſchrei erfüllten den landfeſtlichen Platz. Auch wehte ein geheimes Maienweſen, das fächelte, ſchwärmte und fröhlich ſtimmte. Es hauchte von * Friedrichs Schnacks neuer, z. T. in Freiburg ſpielender Roman „Der erfrorene Engel“, Roman eines Mädchens, erſcheint im Herbſt im Infelperlag, Leipzig. Der Autor ſtellt uns aus dem Manufkript einen Abſchnitt zur Verfügung. oben, von den Steinblumen her, den Zinnen den dreiſten Ge⸗ ſtalten der Regenſpeier, die aus den Mauern bäumten mit Zerrgeſichtern und in unflätiger Wucht. Auch vom Schloßberg hinter den Dächern trieb das Wehen, ein Gedüft von Blättern, Blüten, Hölzern und Weinreben. Petra, von den ſpielenden Geiſtern ihres Innern bewegt, überſchaute den Markt. Die vielen Leute! Hinten bei der gold⸗ geſchnörkelten Halle des mittelalterlichen Kaufhauſes und vor dem weitausladenden Balkon des Münſters erſchienen die Leute wie winzige Geſtalten. Puppenhaft ſtanden ſie in der räum- lichen Verkürzung, Spielzeugmenſchen. And ihre bunten Früchte waren wie Tupfen und Kleckſe. Spielfrüchte hielten ſie feil, Blumen für Kinderkaufläden. Der allerſchönſte Kindermarkt Nun gingst du fort.. Nun gingst du fort. Ich habe dich umschlossen, So wie ein Nest die junge Brut umschließt, Und wie der Quell sich in das Meer ergießt, Ist all dein Sein in mich hineingeflossen. Ich zählte deines Herzens Schläge, Dein erstes Lachen,— und der Lenz brach an, Und alles Blühen ward für dich vertan, Es wuchs der Wald, nur daß er dich umhege. Ein jedes Sonnenlächeln fing ich ein, Ich griff in Dornen, daß sie dich nicht trafen, Ich wachte, daß du ruhig mögest schlafen, Von deinen Wegen hob ich jeden Stein. Nun gingst du fort. Ich bin ein Strauch im Winde, Der Blüt' und Frucht getragen, der nun Kahl, Die Welt steht um mich grau, verblaßt und fahl, Und eine Mutter weint nach ihrem Kinde. Martha Große. —— lag dort, äugte Petra nur ſchärfer über die Erwachdenen im Vordergrund hinweg. Wie ſonderbar! And während das Mädchen der Mutter in das Morkt⸗ getriebe folgte, ſtutzte ſie plötzlich, angeblendet vom Licht. Die ſpielenden Geiſter hatten ihr ein neues Bild vor den inneren Blick gerückt. Der Ladengehilfe Korund fiel ihr ein und ſeine Edelſteinmärchen. Glasworte blitzten in ihrem Gedächtnis. Korund ſah die Welt durch Kriſtallfenſter, durch Quarzglas, durch Prismen von Amethyſt. In viele bunte, wunderliche Schliffe war ſie ihm zerlegt. Städte gab es in ſeinen Erzäh⸗ lungen, die hatte einzig er geſehen. Als Siedlungen von Kri⸗ ſtallen und Edelſteinen waren ſie ihrem Grund und Mutter boden entſproſſen. Hervorgelockt hatte ſie ein funkelnder Glas frühling. Goldſtraßen ſchlängelten hindurch, wie ſich Licht⸗ und Nebelſtreifen in den Edelſteinen verzweigen. Glashauslicht iſt Ruhe, Ruhe und nochmals Ruhe. Jeder Lärm, lautes Rufen und Schreien ſollte nach Möglichkeit vermieden werden. Man nehme ſich bis drei kräftige Perſonen, vor allem auch diejenigen, welche das Füttern und Warten der Tiere zu beſorgen haben, denn die Tiere kennen dieſe Stimme und laſſen ſich von ihr beſſer leiten und führen. Man arbeite ſtets ruhig, zielbewußt, auf ſeine eigene St⸗ cherheit Rückſicht nehmend, dann wird bei Feuersgefahr auch weniger Vieh zu Schaden kommen. dung des Ganges. Sämtliche Paſſagiere ertranken. Dolchſtiche ſo ſchwer verletzt, daß er ſtarb. . ⁵ܹ.¹5 blinkte auf ſeinen Dächern. An dieſe Geſichte denkend, zögerte Petra. Hatte Korund ihr davon erzählt oder ſchaute ſie die Bilder nun ſelber? Wie ein dem Erdboden entwachſener Kriſtall ſtand da Münſter. Eine nachdenkliche Falte furchte ihre Stirn, ſcharf. ſichtig hatte ſie die Lider zuſammengekniffen. Wahrhaftig, der ganze Bau, alle ſeine Spitzen, Zacken und Kanten waren Kri ſtallformen— ein mächtiger Kriſtall der Pfahl des Turmes, oben ſein durchbrochen, ein Schliff das Dach, Kriſtalle die klei⸗ neren Türme, Nadeln die Türmchen, ſteinerne Triebe die Pfei⸗ ler und Säulen. Wie gewichtslos waren ſie gewachſen und ſchwebend in die Höhe gepflanzt, wo ſie der Himmel mit ſeinem Licht umſtrömte. And wie ein Kriſtall andere zeugt und an ſich reißt, ſo ſchimmerten nun, aus der Löſung des Lichts, neue Steinerſchei— nungen vor Petra. War nicht der ganze Markt aus bunten Steinen gefügt? Glänzten nicht Edelſteinfarben? Lagen in den Körben Aepfel oder berggrüne Türkiſe? Verkaufte man To⸗ maten oder Karneole? Und die roſigen Blumen: waren es nicht Sträuße von Roſenquarz? Wie in Korunds Städten der Him— mel kornblumenblau und ſaphiren leuchtete, ſo blinkte auch der Himmel über ihr wie eine dünn geſchliffene Scheibe, geſchaffen aus dem Märchenſtoff des Gehilfen. „Petra!“ hörte ſie aus weiter Ferne rufen. Die Mutter. Das Mädchen hatte ſie im Getümmel und im Blendwerk des Tageslichtes verloren. Da entwich Korunds Zauber. Die ſpielenden Geiſter Tür— kis, Karneol, Saphir hatten ſich in Marktleute verwandelt und verkauften Zitronen, Tomaten, Aepfel und Frühkirſchen aus den Feldern und Gärten des Kaiſerſtuhls und des Markgräfler Landes. Die Fenſter der Häuſer, noch eben ſchimmernd wie buntes Perlmutter, waren wieder gewöhnliches Glas; nur der Himmel blieb, wie er war, ſaphirblau. Petra naſchte aus der Kirſchentüte. Die feuchten Kerne tropften von ihren Lippen auf das Pflaſter. Die Kirſchen ſeien noch zu teuer, bemerkte die ſparſame Frau Arach. Dann eilten ſie heim. Das Arachſche Haus lag in einer regen Verkehrsſtraße. Es war ſchön und alt. Nach verjährtem Brauch trug es einen Namen; zwiſchen dem erſten und zweiten Stock ſtand an die Wand geſchrieben„Haus zur Maulbeere“. Als es gebaut wurde, kannte man keine Hausnummern, auch mochten in ſeinem Garten, wo Kirſchbäume und Magnolien wuchſen, einſt Maul⸗ beerbäume geſtanden haben. Es war ein Fachwerkbau. Sein braungeſtrichenes Gebälk hob ſich warm von dem hellen Ton der Mauer ab. Im Erdgeſchoß lag der zweifenſtrige Laden, darüber die Wohnung. Das Ladenſchild trug die Aufſchrift: „Adrian Arach, Juwelier“. Mutter und Tochter traten in den Laden. Konrad, der Ge⸗ hilte, don Petra Korund genannt, erhob ſich im Hintergrund des etwas engen Raumes von ſeinem Arbeitstiſchchen. Vor ſein rechtes Auge hatte er die ſchwarze Hülſe einer Lupe ge⸗ klemmt. Er legte ſie ab. Seine lange, dürre Geſtalt ſtak in einem dunklen Anzug. Der grau behaarte Kopf war mager, viele Falten knitterten die dünne Geſichtshaut. Altertümlich ſah er aus. Sein Gehaben war abgezirkelt. Doch ſcharf blitzten die Augen. Ein graues geſchliffenes Licht erfüllte die Pupil⸗ len, gleichſam der Widerſchein ſeiner Mondſteine. In dieſen Blicken ſchimmerten für Petra die Edelſteinmärchen. Das Uerlprechen Von Joſef Maria Camenzind. Es hat aufgehört zu regnen. Ich marſchiere mit meinem Rückenkörblein am ſechslenzigen Rücken durch die obere Dorf⸗ ſtraße zum Laden des alten Seppäli. Der Auftrag der Mutter liegt, um einen ſilbrigen Zweifränkler gewickelt, in geheimnis⸗ vollen, mir unverſtändlichen Schriftzeichen abgefaßt, auf dem Bo⸗ den des Rückenkörbleins. Er beſteht, wie es ſich hernach heraus— ſtellt, in einem Pfund großlöcherigem Schweizerkäſe, einem Päcklein Malzkaffe und einem Kilo Stockzucker. In den tauſenddingigen Kramladen der alten Junger gehe ich immer mit hochgeſpannter Erwartung, beinahe wie der könig⸗ liche Prinz aus dem Märchen, der durch den dornen- und ſtachel⸗ umwachſenen Schloßpark vordrang und das Dornröschen aus dem Schlafe küßte. Mich gelüſtet es aber durchaus nicht, das alte Seppäli im Kramladen durch einen warmen, ſaftigen Buben— kuß vom Schlafe aufzuwecken. Erſtens ſchläft das Seppäli nicht, wenigſtens habe ich es zwiſchen den Säcken, den vollgeſtopften Schränken, Glaskaſten und dem braunen Ladentiſch noch nie ſchlafend angetroffen. Zweitens würde mich Seppälis Geſicht, das von Runzeln zerkerbt, ſtachelbeerartig von Härlein geſegnet, und von einem zittrigen Naſentröpflein geſchmückt iſt, um alle Milchſchokolade der Schweiz zu keinem Kuß und Zungenſchleck verleiten. Meine hochgeſpannten Erwartungen bei den öfteren Kommiſſionsausflügen ſind vielmehr auf den exotiſch duftenden Seppäliladen gerichtet, denn ein Vierteltäfelchen Kohlerſchoko⸗ lade, ein klebriger Nidel-Feuerſtein oder einige ſüße Teſſiner Kaſtanien, ſchalenfrei, goldgelb an Farbe und füdlandſonnig an Geſchmack, fallen mir kleinem Latzhoſenprinz immer anheim. Auch heute liegen, wie ich den Krämerladen verlaſſe, drei dicke, runzlige Kaſtanien in meiner rechten Bubenfauſt; die vierte klebt in meinem rechten Mundwinkel und rieſelt ihr ſüßes Aroma über meine blutrote Zunge. Ich umklammere meinen Schatz, als wären nicht Kaſtanien, ſondern Goldbarren der Nationalbank in meinen Fingern geborgen. Meine Beine hüpfen über eine Waſſerlache. Wie ich an Doktor Ernis Garten vorbeigehe, ſtreift mein Geſicht den Aſt eines blühenden Fliederbaumes. Die abſpringenden Regentropfen laufen mir wie Tränen über die Backen. Ich ſchließe einen Augenblick die Augen und wiſche mit dem rechten Aermel das Waſſer aus dem Geſicht. Wie ich die Augen wieder öffne, ſteht vor mir ſchweifwedelnd Fuhrhalter Schangis kleiner, braunroter Dackel. Ich ſtapfe weiter. Bei Strebels Makkaronifabrik ſcharren vor einem Laſtwagen zwei ſchwere, plumpe Karrengäule. Breit und behäbig poltert eben der Fuhrknecht Zelli über die Stein⸗ rreppe der Fabrik herunter, ſtellt ſich rücklings an den Wagen und macht ſich daran, wieder einen der doppelzentnerſchweren Grießſäcke auf die Schultern zu nehmen. Zelli guckt mich an, als wollte er mir um einen Deziliter Birnenſchnaps Roß und Wagen und Ladung und ganz Seedorf dazu handumkehrt ver⸗ kaufen. Ve der Fuhrknecht mit wiegendem Schritt, die eine Hand im Hoſenſack, die andere am Sackzipfel, den Grießzentner wie ein Schabziegerſtöckli davonträgt, fährt durch mein Herz der Sturmwind einer mächtigen Heldenverehrung. „Derrſchaft!“ flitzt es durch meinen Kopf,„wenn ich doch auch ſo ſtark wäre! Dann würde ich ſgoleich nach Hauſe gehen und dem Lorenzen Pauli, der mir geſtern auf dem Wehriſand⸗ haufen meinen großen, prächtigen Gotthardtunnel mit einem ein zigen Fußtritt kaputtſtampfte, elend verſchwarten. Ja, das würde ich bombenſicher tun!“ bekräftigte ich.. 5 0 Der Fuhrknecht Zelli iſt mit ſeinen Lederſtiefeln, ſeinen zwei Gäulen— übrigens die einzigen unſeres Rigidorfes— und dem Vierräderkarren für mich der Inbegriff einer Weltmacht. Ein freundlicher Blick aus den ſchlauen, katzgrauen Augen des Zelli gilt uns Buben mehr als ein Bildchen von der Schweſter Kaje⸗ taua. Und kann man erſt einmal auf ſeinem Wagen angeſichts der Dorfbuben und Seedorfs Maidliwelt durch die Dorfſtraße bis ins Außendorf fahren, ſo träumt man ſicher eine ganze Woche hindurch jede Nacht von dieſem fabelhaften Glück und jodelt dabei ſogar dieſe Freude in die nachtſtille Schlafkammer, bis das Brüderchen erſchreckt aufwacht und die Mutter ruhe⸗ gebietend aus ihrem Zimmer herüberkommt. Geſtern noch durfte ich, neben Zelli auf dem Bock ſitzend, am Landſchreiber und am Herrn Pfarrer vorüberfahren. Zelli kehrt ſoeben wieder aus der Fabrik zum Wagen zurück. Der Arheber meines Bubenglücks ſteht vor mir und redet mich an: 0 „Was ſchleckſt im Mund/ „Eine Kaſtanie.“ „Gibſt mir auch eine?“ 45 Perſonen ertrunken. Einer Meldung aus Kalkut⸗ ta zufolge kenterte ein Boot mit 45 Paſſagieren während eines mitternächtlichen Sturmes bei Noakhali in der Mün⸗ Hinduſchriftſteller von Mohammedanern niedergeſtochen. Ein Hinduſchriftſteller in Karatſchi, der wegen„Läſterung des Propheten.“ verklagt worden war, wurde, als er im Hof des Gerichtsgefängniſſes auf die Arteilsverkündung wartete, von einer Anzahl empörter Mohammedaner angegriffen und durch „ * * bon rh P 1 Meine rechte Fauſt öffnet ſich bereitwillig. Ich ſtrecke dem Zelli meine ſchönen, goldenen Kaſtanien entgegen. „Sappermoſcht, Bub, biſt du aber auf einmal freigebig!“ lobt der Zelli, ſpuckt einen Tabakſchick über die Bachmauer ins toſende Bergwaſſer, greift nach der größten Kaſtanie und ſtopft ſie in den Mund. Im Abgehen ruft er mir noch lutſchend zu: „Seppli, das iſt ein prächtiger Schick. Ich will dir dann einmal etwas Großes dafür geben!“ Lachend hebt er ſeinen Doppelzentner etwas weiter nach vorne und verſchwindet in der Türe. Ich aber ſtapfe hochbeglückt über das lautgeſprochene Zelliverſprechen bei der Fidmen über die ſchmale Bachbrücke. Anter mir trägt der Bergbach das Gewitterwaſſer zum See, dabei donnern die Felsblöcke im auf- und abfallenden Schritt an die Steinverſchalung des Bachbettes und lärmen wie wildgereizte Sterne das ſchokoladenſchmutzige Waſſer weit in den See hinaus. In meinem Herzen hüpft die ſchwere Frage, was mir wohl der Zelli für meine Kaſtanie geben wird. Eine Kaſtanie über die elfenbeinglitzernden Zähne ſchiebend, ſchreite ich mit meinem Rückenkörblein an Doktor Müllers Haus und am Para- diesli vorbei heimwärts. Meine Phantaſie arbeitet unaufhaltſam: „Ja, das wird mir der Marzelli geben, oder das und das. Er hat mir ja etwas Großes verſprochen“, rede ich in mächtiger Erwartungsfreude immer wieder vor mich hin. Tage vergehen. Ich warte in heißer Sehnſucht auf die Er— füllung des Verſprechens. Doch der Zelli ſcheint ſein Verſprechen vergeſſen zu haben, denn wenn ich ihm auf der Straße begegne, tut er nichts dergleichen. Ich aber denke mit beiſpielloſer Zähig⸗ keit daran. Tag für Tag ſuche ich an irgendeiner Straßenecke, an irgendeiner Holzbeige, an irgendeinem Sandhaufen oder Krä— merladen dem Fuhrknecht in den Weg und ins Blickfeld zu treten. Bin ich in der Stube mit meinem Baukaſten beſchäftigt oder errichte ich aus alten Jaßkarten Kirchen, Paläſte und gar Arirotſtöcke, und höre ich dann aus weiter Ferne den Zellikarren heranhumpeln, renne ich auch ſchon zur Türe hinaus auf den Wehripla, äuge mit weltoffenen Sehnſuchtsblicken dem Fuhr— mann entgegen und frage mich im ſtillen voll Spannung, ob mir der Zelli wohl diesmal etwas mitgebracht hat. Doch der Fuhrknecht würdigt mich keines Blickes. Er guckt entweder auf die andere Seite über die Waſſer des Sees hin— weg oder ſtopft ſich gerade in dieſem für mich ſo wichtigen Augenblick die Pfeife. Mir kommen vor Enttäuſchung bald die Tränen. „Der ſchlechte Kerli!“ ſchimpfte ich für mich.„Nicht einmal ſein Verſprechen tut er halten!“ Im kommenden Frühjahr zieht mich das Schickſal in die Michel ehrt Michael Zeitler war lange Jahre Geſelle bei einem Gold— ſchmied geweſen, und niemand hatte es mehr bedauert als ſein Meiſter ſelbſt, als er ihn eines Tages wegen ſchlechten Ge— ſchäftsganges entlaſſen mußte. Vielleicht gibt es doch irgendeinen Platz für mich, dachte er. Es muß ja gerade keine Goldſchmiedewerkſtätte ſein, ich greife überall zu, wo es Arbeit gibt. Dann und wann gelang es ihm auch, bei einem Bauern unterzukommen. Aber das Amſchichten eines naſſen Heuhau⸗ ſens, das Holzmachen und dergleichen dauerte nie ſehr lange, und ſo mußte Michael Zeitler immer wieder weiterziehen. Hierbei kam er eines Tages nach Spiegelberg, einer kleinen Stadt, und klopfte an vielen Türen um Arbeit an. Doch ſtatt eines Auftrages kam ihm überall nur ein kleines, braunes Geſicht entgegen. Es war der kupferne Pfennig. Michael hielt die runde Münze lang in der Hand und be⸗ trachtete ſie. Dabei ſchien ihm der Einſer auf der Vorderſeite immer größer und bedeutſamer zu werden. „Ich bin zwar nur ein ſchäbiger Pfennig“, ſchien er ſagen zu wollen.„Aber ſieh mich richtig an: Wie kerzengerade! Wie aufrecht! Wenn du ſo lange aushälſt wie ich——“ Michael Zeitler kehrte mit flimmernden Augen die Münze um. And ſiehe! Da kam ihm auf der Rückſeite der Adler ent⸗ gegen und ſchien die Rede des Pfennigs weiterführen zu wol— len:„Dann bekommſt du ſchließlich noch Flügel wie ich. Zwar bin ich jetzt an dieſen kupfernen Pfennig gekettet, aber du weißt: ich bin der König der Vögel. So lange ich Flügel habe, habe ich auch die Hoffnung nach oben. Einmal werde ich wieder der Sonne zufliegen, einmal werde ich meine Schwingen wieder ausbreiten über dem leuchtenden Land....“ So verzweifelte Michael nicht. Ein Pfennig iſt ein Pfen⸗ nig, dachte er. Wenn ich ſoviel habe wie Finger an der Hand, kann dieſe im Bäckerladen nach zwei gelben Semmeln greifen! Anter ſolchen Gedanken kam Michael an ein kleines, un⸗ ſcheinbares Haus. Der Giebel war ſchon lange nicht mehr ge⸗ tüncht worden, die Farbe der Fenſterſtöcke verwittert und ab⸗ gebröckelt; auch die Türe war abgebraucht, die Klinke verbogen, die Schwelle ganz und gar ausgetreten. Leber ein gleichfalls altes, zerſprungenes aber auffallend gauber geputztes Pflaſter kam Michael an die Stubentür. Er wollte ſchon den Zeigefinger krümmen, um anzuklopfen, aber da ging die Tür bereits auf und an der Schwelle erſchien eine alte Frau. Es war eine faſt achtzigjährige Witwe, die von einer ge⸗ ringen Penſion lebte. Sehr gebückt blieb ſie vor Michael Zeitler ſtehen und ihre Stimme ſchien ſehr heiſer zu ſein, als ſie dem Fremden eine Münze in die Hand drückte und ſprach: „Seid zufrieden damit, Mann! Ich habe leider nicht mehr, und Ihr wißt ja, daß Ihr nicht der einzige ſeid der an meine Tür klopft.“ Michael war ſehr verwundert über dieſe förmliche Ent— Schulſtuben Seedorfs hinein. Es geſchieht ſo ziemlich gegen meinen Willen. Aber was will halt ſo ein ſiebenjähriges Ohn— machtswichtlein gegen die gelehrten Mächte und Kräfte der Kultur machen! Es muß wohl oder übel an der Weisheit des Alphabetentums ſchlürfen. Nun gehen ganz neue Gedanken durch meinen Kopf, aber das Zelliverſprechen bleibt auch jetzt noch in der Erinnerung des neugebackenen Erſtkläſſers mit unauslöſch— licher Zähigkeit kleben. Eines Tages, wie ich den Rathausplatz hinuntertrotte, fährt von der Kirche her der Fuhrknecht Zelli mit ſeinem Wagen da— her. Ich hänge mich hinten an die Brückenleiſte. Ich weiß, das iſt ſträflich von mir. Die Lehrſchweſter und auch die Mutter haben das ausdrücklich verboten, und zwar mit Worten, die ſcharf nach Rute und Tatzenſtecken ſchmeckten. Aber das iſt jetzt eben meinem Gedächtnis vollſtändig entſchwunden. Ich ſehe vor mir nur noch den Zelli; der Zelli aber hat mir etwas Großes edge und dieſes Große muß er mir nun endlich einmal geben. „Jetzt fahre ich mit dir, mein lieber Marzellus, bis du mit deinen Roſſen und Kohlenſäcken nach Hauſe kommſt. Dann werde ich vor dich hinſtehen und dich groß anſchauen, und in ſeinem Gehirnkaſten wird dann wohl endlich einmal dein Kaſtanien— verſprechen aufflackern.“ So denke ich in meinem ſelbſtſüchtigen Siebenjahrverſtand, klammere mich immer feſter an die Wagen— brücke und ſchlenkere die Beine hin und her. Da, welch ein unheimliches Glück ich doch habe. Der Zelli guckt wahrhaftig herum, ſieht über der Brücke meine Hände und dahinter meinen helläugigen Bubenkopf. Mein Herz ſchlägt auf einmal voll Freude in mächtigem Galopp. „Jetzt wird er endlich an meine Kaſtanien denken und ſein großes Verſprechen von Anno dazumal halten“, jubiliere ich und lache mit vollen Backen den Zelli an. Da:„Au! au! au!“ Ich ſchreie auf vor Schmerz. Auf meinen Händen brennt das Feuer eines heftigen Geißelzwicks. Ich laſſe den Wagen los, falle auf die Straße, ſchlage zwei blutende Löcher in die Knie, und wie ich wieder aufſtehen will, ſehe ich eben noch, wie der Zelli beim Landſchreiberhaus ver— ſchwindet. In meiner Seele gibt es einen Riß. Die Kaſtanien⸗ hoffnung, die Sehnſucht nach der Erfüllung des Zelliverſprechens liegt neben mir mauſetot auf der Straße und recht ſich in saecula saeculorum nicht mehr. In meiner Seele aber geht etwas ganz Feines verloren: der Glaube an die Wahrhaftigkeit der erwach— ſenen Menſchen. (Entnommen den ſonnigen Erzählungen des Buches„Mein Dorf am See“ von Joſef Maria Camenzind, Herder-Verlag, Frei⸗ burg i. Br.) den Pfennig ſchuldigung der Alten, weil ſie, wie er glaubte, eben nicht mehr als einen Pfennig geben konnte. Er wollte ſchon antworten:„Es iſt ja genug, Frau. Ich bin ja zufrieden.“ Dioch ehe ihm das Wort über die Lippen kam, öffnete er die Hand, in die ihm die Alte das Geſchenk hineingedrückt hatte. Da machte Michael recht erſtaunte Augen. Anverwandt ſah er auf die Münze, um dann ebenſo unverwandt auf die Alte zu blicken. „Das iſt ja ein Fünfpfennigſtück“, ſagte er. „Ja, ja“, nickte die Alte.„Ja, bloß! Aber wo anders 8 ihr ſchon auch etwas bekommen. Es iſt halt eine ſchwere Zeit.“ „Da habt Ihr recht“, beſtärkte Michael,„eine ſchwere Zeit haben wir noch.“ Plötzlich ſetzte er hinzu:„Euer Kleid iſt zwar ſchön ſchwarz. Aber Ihr habt es ſicher auch nicht erſt dieſes Jahr von der Näherin machen laſſen.“ „Jetzt taugt alles“, erwiderte die Alte.„Es iſt noch ein Gewand aus der Brautzeit.“ „And eure Schuhe“ fuhr Michael weiter,„haben auch ſchon lange keinen Schuſter mehr geſehen.“ »Es ſind alte“, erwiderte die Frau,„man muß eben ſparen.“ Sparen! dachte Michael. And mir— mir gibt ſie ein Fünfpfennigſtück! „Ihr ſcheint ein gutes Herz zu haben“, ſprach er.„Man trifft das nicht alle Tage.“ Bei dieſen Worten griff er, während er das Fünfpfennig⸗ ſtück der Alten noch immer in der Hand hielt, mit der andern Hand in die Hoſentaſche, wo die geſammelten Pfennige lagen. „Haltet einmal eure Hand auf!“ begann er plötzlich. Da die Alte aber nicht verſtand, was er denn eigentlich wollte, zog er ihre Hand ſelbſt auf und fing an laut zu zählen: Eins— zwei— drei— vier!“ And ſiehe, da lagen vier kupferne Pfennige in ihrer hohlen, verfalteten Hand. Jetzt blickte die Alte den Fremdling noch erſtaunter an und begriff erſt alles, als er noch hinzufügte: „Das gebe ich Euch heraus auf Euer Geſchenk. Ein Pfen⸗ nig iſt auch was wert, und Ihr habt mir genug damit geſchenkt.“ So etwas war ihr noch nicht vorgekommen! Die alte Frau wurde ganz ſtumm. Sie ſchüttelte nur den Kopf. Wie oft hatten ihr manche Bettler Grobheiten geſagt, 255 ſie ihnen nicht wenigſtens ein Fünfpfennigſtück geſchenkt ate Sehr verſonnen, als könnte ſie dieſes Ereignis noch immer nicht begreifen, blickte ſie lange dem ſeltſamen Bettler nach. Michael Zeitler ader ging weiter, mit einem Pfennig mehr in der Taſche, ein Sinnbild der Genügſamkeit. Er dachte an den geraden, aufrechten Einſer ebenſo wie an den Adler, der mit gehobenen Flügeln nur darauf wartet, ſich endlich in das Licht aufſchwingen zu können Gottfried Kölwel. Kampf mit dem Urwald Von Wilhelm Gretel. Der Farmer Piete war juſt zur rechten Zeit zur Agentur gekommen. Gut ein halbes Hundert Holzfäller lungerten vor der Tür herum und warteten auf Arbeit. f Der Agent machte Piete Schwierigkeiten, verlangte weit mehr, als der Farmer zahlen wollte. Gab nicht nach. Piete auch nicht. Beide kamen in Hitze. Plötzlich klopfte es hart von draußen. Einer der Holzfäller trat ein„Hören Sie“, rief er dem Agenten zu,„Sie wollen wohl den Farmer da ums Ohr hauen! Nun will ich Ihnen mal was ſagen: iſt in zehn Mi⸗ nuten die Sache nicht perfekt, dann kommen wir rein und geben Ihnen praktiſchen Anterricht, wieviel Ihr Boden wirklich wert iſt, bevor wir Arbeiter ihn geordnet haben.“ Der Agent verſchwand. Die Leute wollten Arbeit, hatten es ſatt, untätig herumzulungern. And es waren noch keine fünf Minuten vorbei, da konnte Piete wieder aufſatteln. Dreihundert Morgen Urwald waren ſein, für— eigentlich nichts. Breit und feſt ritt er zurück in den Buſch, gefolgt von vierundzwanzig der kräftigſten Kerle, die er auf ſechs Wochen durch Handſchlag verpflichtet hatte. Anderntags, bei Sonnenaufgang, wurde der Roſſo gewählt und abgemeſſen, man nahm es dabei nicht allzu genau. Es war ein abfallender Berghang, in der Nähe der Farm. Anbezwun⸗ genes Erſtlingsland, Arwald, tief und verſchwiegen. Die nim⸗ mermüde Sonne lag darüber wie ein Heiligenſchein. Im Nu hatten ſich die Holzfäller ihre eigene Hütte geſetzt, Tiſche und Stühle gezimmert, die Schleifmaſchine für die Aexte montiert. Der Kampf mit der Wildnis konnte beginnen. Bald war der Waldboden mit ſtarken weißen Splittern be⸗ deckt. Hundertfach ſcholl von den Bergwänden ringsum dos Echo der Schläge wider. Einen Fuß tief, ſowohl rückwärts wie vorne, traf die langſtielige Axt jeden Baumſtamm ins Mark Rudel von Getier brachen durch, ergriffen entſetzt die Fluch Vogelſchwärme flatterten empor, ſuchten kreiſchend das Weite. Mit der Regelmäßigkeit einer Maſchine rückten die Menſchen bergauf. And man ſchaffte es. Ende der vierten Woche gelangten die erſten Rieſen auf der Berghöhe an. Im Handumdrehen war der Anſchlag beendet. Es folgten Ruhetage. 5 Piete ließ kochen, daß ihnen die Zunge quoll. Zwiſchen den Mahlzeiten lagen ſie wie erſtarrt auf dem Rücken. Tiefer, traumloſer Schlaf. Oder ſie reckten die ſehnigen Arme in die Sonne und ſangen Lieder. Schlichte eintönige Melodien, im Rhythmus rauſchender Baumkronen.„Begräbnismuſik des Waldes!“ nannten ſie es. 5. Als ſie die Mattigkeit abgeſchüttelt hatten, wählte ſich jeder auf höchſter Höhe des Bergabhanges ſeinen Baum, den er nun durchfällen mußte. Der Wald ſollte ſterben.. Als die Laubkronen bebten, der nächſte Streich die Bäume zum Sturz bringen mußte, hielten ſie inne. Verſchnauften. Warteten auf das Zeichen. 5. Der älteſte der Holzfäller gab es. Ein Pfiff. Mit mäch⸗ tigem Schwung ſchlugen ſie zu. 1 i Vierundzwanzig Bäume wankten, neigten ſich zu gleicher Zeit und ſtemmten gegen die Kronen der Vorderbäume. Stürz⸗ ten. Die nächſte Baumreihe wich ſchneller der doppelten Laſt, wurde mitgeriſſen, unaufhaltſam zerſtörend, vernichtend. Ein furchtbares Krachen begann. Die Erde bebte. Die Holzfäller hatten ſich ſofort zu Boden geworfen. Luft ſauſte um die Ohren, bewegte ſich wellenförmig wie unter der Einwirkung gigantiſcher Schraubendrehungen. Sie hielten den Atem an, verkniffen die Augen, krallten ſich tief ins Erdreich. And es dauerte dies alles doch nur den Bruchteil einer Mi— nute. Dann Stille Totenſtille. Einen Augenblick nur. Klagende Schreie zerriſſen die Starre der Verwüſtung. Langgezogen und ſchrill, heiſer und abgeriſſen, ein vieltauſendfacher Wehelaut aus einem einzigen Grauen heraus. Kreiſchende Pein der töd⸗ lich getroffenen Tiere. Der Sterbenslaut vergewaltigter Wildnis. An dieſem Abend zahlte Piete die Löhne und Prämien aus und verabſchiedete den Großteil der Holzfäller. Nur ſechs Mann blieben. Das Leben auf der Farm ging ſeinen alten Gang. Vier Wochen blieb der gebrochene Wald unberührt liegen. Während dieſer Zeit verzehrte die Sonne den Saft der Rinde, trocknete das Laub. Die Zweige wurden dürr wie Zunder. Schlingpflanzen welkten ab. 0 Jeden Morgen bei Sonnenaufgang ſtarrte Piete ängſtlich gegen Weſten. a Eines Tages federte wirklich ein kleines Wölkchen über die Berge. Trieb näher und breitete ſich aus. Piet verkrampfte die Fäuſte. Tränen ſtanden ihm in den Augen. Geld und Mühe waren verloren, wenn es zu regnen begann. Dann würde der Brand die Erde zu wenig durch— glühen, die Keime nur teilweiſe vernichten. Die dicken Baum⸗ ſtämme, zu ſaftreich, um zu verbrennen, verkohlten außen nur ungenügend. Statt mit der Zeit zu verfallen, würden ſie neu treiben und die in den Zwiſchenräumen gepflanzten Baumwoll⸗ ſtauden in kurzem überwuchern. Es blieb dann nichts zu tun, als immerfort zu hacken, zu jäten und zu roden. And hätte man endlich die Hälfte des Roſſos geſchaffen, wäre im Rücken längſt ein neuer Wald von verderblichem Ankraut emporgeſchoſſen. „Teufel noch mal!“ fluchte er. Aber er hatte Glück. Es zog vorbei. Blau wie Stahl lachte auch weiterhin der Himmel. Nach Ablauf der Trockenfriſt wurde Feuer gelegt. Im Nu loderten die Flammen empor und verbreiteten ſich mit Blitzes- ſchnelle. Der Roſſo brannte. Windſtöße wirbelten heftig durch den Brand und bildeten Luftgefälle. Glühende Aeſte ſegelten explodierend in die Höhe. Stärker zuckten die Flammen, dehnten ſich aus, ſchrumpften, gerannen und brachen wieder hervor. Ein dicker, ſpiralig geſchwollener Flammenſtoß. „Ein hartes Stück Arbeit“, war alles, was Piete ſagte, und—„wenn's auch die Heimat wäre!“ Er verſchluckte ſich dabei. Vielleicht auch, da alles gelungen. l. Wortlos, als ſchämten ſie ſich ihrer Kraft, nahmen die ſechs Fäller Abſchied. Rieſiger ſchwarzer Rauchſchwaden zog übers Land. Der Buſch war beſiegt. 5 12 Mainfeſt„1000 Jahre Mainſchiffahrt“ Frankfurt a. M. Vom 22. bis 24. September findet das große Mainfeſt„1000 Jahre Mainſchiffahrt“ ſtatt. Das Programm ſieht eine reichhaltige Fülle von Veranſtaltun⸗ en vor. U. a. wird am Samstag abend ein großer chiffsbrand vorgeführt mit anſchließender Rettungsaktion, durchgeführt von der Feuerwehr, der Polizei, der Deutſchen Lebensrettungsgeſellſchaft und der Rettungsgeſellſchaft des Roten Kreuzes. Um 22,15 Uhr iſt Mainuferbeleuchtung von 2 Kilometer Ausdehnung, Türme der Stadt in Flammen und Dombrand. Sonntag, 11 Uhr, Eröffnung der Ausſtellung „Zunftutenſilien der Frankfurter Schiffer-und Fiſcher⸗ zunft“ auf der Maininſel. Anſprache des Oberbürgermei⸗ ſters; Beſtätigung der alten Fiſchereiprivilegien. 15 bis 17 Uhr Fiſcher⸗ und Schifferſpiele. 15 Uhr Brückenſpringen von der Alten Mainbrücke. 15.15 bis 15.30 Uhr Fiſcher⸗ ſtechen. 15.30 Uhr Fanfarenklänge, Völlerſchüſſe. 16 Uhr Büttenregatta. 16.15 Uhr„Die Raſierſtube“, humoriſtiſche Darſtellung auf einem Floß. 16.30 Regenſchirmſchwimmen. 16.30 Uhr Rückfahrt des Schiffsfeſtzuges in Richtung Weſt⸗ hafen. 21 Uhr„Bomben über Frankfurt“, Rieſenfeuerwerk. Montag, den 24. September: 15 bis 16 Uhr: Große Modenſchau auf dem Römerberg. 16 bis 19 Uhr: Großes Kinderfeſt auf der Maininſel. 20 Uhr: Abſchlußfeuerwerk „Fontänen der Nacht“. Während der ganzen Veranſtaltung an allen drei Tagen befinden ſich Tanzflächen an beiden Ufern des Mains. Die Lufthanſa veranſtaltet Pachtflüge über dem Feſtgelände vor, während und nach dem Dom⸗ brand am Samstag, Feuerwerk am Sonntag und Montag. Generalſekretär der Handwerkskammer entlaſſen 3 Berlin, 21. September. Wie die Deutſche Arbeitsfront mitteilt, hat Reichswirt⸗ ſchaftsminiſter Dr. Schacht die Entlaſſung des General⸗ ſekretärs des Deutſchen Handwerks⸗ und Gewerbekammer⸗ tages, Dr. Schild, angeordnet. Aus dem gleichen Grunde hat der Führer der Deutſchen Arbeitsfront, Dr. Ley, Dr. Schild ſeiner Funktionen in der Reichsbetriebsgemeinſchaft Handwerk enthoben. Geiſt und Körper gleichermaßen auszubilden und zu er; ziehen, das iſt unſere Aufgabe im Bdm. und unſer Ziel. — Feuer vernichtet taglich. + 2 15. 1 1 5 1 50 8 1 Nenschen sterben E 2 „ F 2 2 FA 8 Censchen weren verlefꝛt N N.* 0 0 J ee. 77 3 Na. 7 271 e „ N 1604 * 2 4 A 5 5 11 Nilion 9 — en NN Werte werden vernichtet e mee Zahlen klagen an! In Deutſchland entſtehen jährlich 16000 Brände, wie der Verband der öffentlichen Feuerverſicherungsanſtalten feſtſtellte. Wertvolles Volksvermögen wird dadurch vernichtet und Tauſende von Menſchenleben gefährdet. Jeder Volksgenoſſe muß heute wiſſen, daß der Verluſt an Volksvermögen durch Brände auf den Kopf des Einzelnen umgelegt eine Be— aftung von 25 RM im Jahre ergeben. Da, der Brände auf Fahrläſſigkeit oder Unaufmerkſamkeit zurückzuführen ſind, iſt es notwendig die Zahl der Brandfälle auf ein Mindeſt⸗ maß herabzudrücken. Daß dies möglich iſt, beweiſt die Tat⸗ ſache. daß in der Inflationszeit, als die Sachwerte hoch im Kurs ſtanden, nicht die Hälfte des Brandſchadens feſt⸗ geſtellt wurde, wie in den letzten 5 Jahren. Jeder helfe mit, Schaden zu verhüten. PPP CbCbcbobPbPPPbPbPPPPGPGPoPGPGPPoPoPPPbPPbPbP 5 Anfälle durch Elektrizität Die Technik der modernen Zeit hat die Gefahrenquellen der verſchiedenen Berufe für den Menſchen im täglichen Leben gewaltig vermehrt. Ungezählten Möglichkeiten iſt der Unvor⸗ ſichtige ausgeſetzt; man denke nur an die Gefahren an den Arbeitsſtätten durch Transmiſſionen und Maſchinen jeder Art und an den faſt ins Unüberſehbare geſtiegenen Kraft⸗ wagenverkehr in den großen Städten. Der ſtändige Umgang mit der Gefahr macht den Menſchen gleichgültig gegen dieſe. Aber wie es eine kulturelle Aufgabe iſt, die Gefahren, welche die Technik mit ſich bringt, nach Möglichkeit durch ſinnvolle Schutzmaßnahmen auszuſchalten, ſo iſt es eine weitere ebenſo wichtige Aufgabe, die Gleichgültigkeit und den damit ver⸗ bundenen Leichtſinn gegenüber der Gefahr durch Aufklärung über die Gefahrenquellen zu bekämpfen; denn die zweckmäßig⸗ ſten und beſten Schutzmaßnahmen nützen wenig, wenn Gleich⸗ Nen und Leichtſinn ſie nicht zur Wirkſamkeit kommen aſſen. 8 Betrachten wir einmal in dieſem Zuſammenhange den elektriſchen Strom als Gefahrenquelle. Schwere Elektrizitäts⸗ unfälle ereignen ſich nicht allzu häufig, meiſt ſind ſie leichter Natur, und deshalb wiſſen wohl viele Menſchen nicht, daß und wie ſie ſich hier gefährden können. Freilich iſt eine ſach⸗ gemäß angelegte Hausanlage, bei der alle Schutzmaßnahmen vor einer Berührung ſtromführender Teile getroffen ſind, ge⸗ fahrlos. Sie kann aber unter Umſtänden verhängnisvol! werden, wenn ſie unſachgemäß angelegt oder repariert iſt — von„Baſtlern“ ſtatt von Fachleuten— oder nichtbeſeitigte Schäden und Mängel der natürlichen oder durch falſche Be⸗ handlung verfrühten Abnutzung aufweiſt. Gründliche Unterſuchungen über die Wirkungen des elek⸗ triſchen Stromes auf den menſchlichen und tieriſchen Körper haben zu der Gewißheit geführt, daß verhältnismäßig ſchwache Ströme, wenn das Herz im Stromkreiſe liegt,— und aller Wahrſcheinlichkeit nur dann— den ſofortigen Tod herbei⸗ führen können, und zwar infolge von ſogenannten Herzflim⸗ mern einer Außerkraftſetzung des Herzens. Höhere Ströme haben zunächſt Lähmungserſcheinungen zur Folge— Stok⸗ ken des Herzens oder der Atmung,— die aber keineswegs tödlich zu ſein brauchen. Weiterhin bewirken ſie je nach Stärke und Dauer des Stromdurchfluſſes mehr oder weniger ſtarke Verbrennungen, die freilich ihrerſeits den Tod nach einigen Stunden, Tagen oder Wochen herbeiführen können. Aengſtliche Gemüter intereſſiert indes beſonders die Frage, ob durch das Berühren der Hausinſtallation nicht ein unfreiwilliger Schlag zu erwarten ſei. Denn hier ſind ja gerade jene Spannungen in Anwendung, von denen tödliche Ströme ausgehen können. Aber dieſen ängſtlichen Gemütern ſei geſagt: Es gibt keine weniger gefährliche Energiequelle als den elektriſchen Strom. Nicht Zufälle, ſondern grobe Un⸗ vorſichtigkeiten oder Fahrläſſigkeiten ſind die Urſachen elek⸗ triſcher Unfälle. Während man wenige Eltern finden wird, die ihren Kindern geſtatten, mit Gasſchläuchen oder Gasge— räten zu ppielen, finden viele nichts dabei, wenn mit elek⸗ triſchen Gebrauchsgeräten und Zuleitungen Unfug getrieben wird. Eine bedauerliche Unſitte bildet das Herumbaſteln an den Leitungen. Das einzige, was ab und zu in Haus⸗ haltungen zu Schädigungen führt, iſt die Verwendung un⸗ vorſchriftsmäßiger Geräte und Inſtallationen in feuchten Räu⸗ men, und vor allem in Badezimmern, in denen die Wider⸗ ſtandsfähigkeit der Haut infolge der Durchfeuchtung ſtark vermindert iſt. Aehnlich liegen die Verhältniſſe, wenn Per⸗ ſonen mit feuchten Händen, gedacht iſt hier vor allem an das Dienſtperſonal, ſchnell in der Küche oder in der Bügelkammer eine ſchadhafte Leitungsſchnur ſo anfaſſen, daß die eine Hand einen Metallteil und die andere den ſtrom⸗ führenden Teil der Leitung berührt. Wird alſo der eine Pol mit der anderen Hand berührt, oder kann der Strom ohne Widerſtand zur Erde fließen, ſo kann das unter Umſtänden den Tod zur Folge haben. Begünſtigt wird ein ſolcher Strom⸗ durchgang eben von der Feuchtigkeit der Haut und auch von der Feuchtigkeit des Fußbodens oder der Erde, auf der man ſteht. Daher ſind alle ſtromführenden Teile fachgemäß ver⸗ legter elektriſcher Hausanlagen ſorgfältig iſoliert und der Berührung entzogen, und der Laie ſollte es ſich zum feſten Grundſatze machen, an dem Zuſtand einer Leitung nie etwas zu ändern und nie verſuchen, einen auftretenden Fehler ſelbſt zu beheben, ſondern durch einen ſachverſtändigen Inſtallateur oder einen Angeſtellten des Elektrizitärswerkes in Ordnung bringen zu laſſen. Zweckmäßig wäre es wohl, wenn es ſich jeder Verant⸗ wortliche angelegen ſein ließe, folgende Grundvorſchriften fich und den Seinen einzuprägen: 1. Keine ſchadhaften Drähte, Schnüre, Stecker oder der⸗ gleichen benutzen. 2. Alle elektriſchen Apparate nur an den vorgeſehenen Handgriffen, nicht an Metallteilen, nicht mit naſſen oder feuchten Händen anfaſſen! Niemals gleichzeitig bei Relektri⸗ ſchen Apparaten, Gas und Waſſerleitungen oder feuchte Ge⸗ genſtände berühren.(Achtung Badezimmer!) 1 — Ausweispapiere zum Empfang von Poſtſendungen. Die Poſtanſtalten händigen Poſtſendungen, für die die Reichs⸗ poſt zu haften hat, nur gegen vollgültigen Ausweis an die Empfänger aus. Die Ausweiſe müſſen von Behörden aus⸗ geſtellt ſein und— wie z. B. die Reiſepäſſe— eine Per⸗ ſonenbeſchreibung, ein beglaubigtes Lichtbild und die eigen⸗ händige Unterſchrift des Inhabers enthalten. Zur Beſeitigung von Zweifeln weiſt das Reichspoſtminiſterium darauf hin, daß die von den Dienſtſtellen der PO., SA., SS. uſw. aus⸗ geſtellten Ausweiſe, da ſie dieſen Bedingungen nicht genügen, nicht als vollgültige Ausweispapiere im Sinne der Beſtim⸗ mungen über die Aushändigung von Poſtſendungen ange⸗ ſehen werden können. Allen Erforderniſſen entſpricht die von der Deutſchen Reichspoſt eingeführte Poſtausweiskarte, dle volle Gewähr für eine anſtandsloſe Aushändigung der Poft⸗ ſendungen, beſonders der Wert⸗ und Geldſendungen, bietet. Eport⸗Vorſchau Leichlathletik-Cänderkampf gegen Frankreich.— Jahlreiche Fußball- und Handball-Meiſterſchaftsſpiele. Im deutſchen Sport macht ſich allmählich der Ueber⸗ gang von der Sommer- zur Winter⸗Saiſon bemerkbar. Die Zahl der„Sommerſport-Veranſtaltungen“ nimmt ab und dafür beginnen wieder die Mannſchaftsſpiele wie Fußball, Handball, Hockey, Rugby uſw. die Vorherrſchaft im ſonn⸗ täglichen Sportprogramm zu gewinnen. Noch iſtdes zwar nicht ſo weit, daß der Leichtathlet ſeine Nagelſchuhe aus— ziehen muß, die Tennisſpieler und Radſportler in die Haue gehen, die Pferderennbahnen verwaiſen, aber man merkt doch immerhin, daß man langſam daran geht ſich umzu⸗ ſtellen. Der kommende Sonntag wird einer der letzten dieſes Sommers ſein, an dem große ſommerſportliche Ereigniſſe vor ſich gehen. Die Leichtathleten, die eine ſo unge— heuer erfolgreiche Saiſon hinter ſich haben, werden verſu— chen, in Magdeburg beim Länderkampf gegen Frank⸗ reich ihre vorherrſchende Stellung in Europa erneut zu be— kräftigen. Im Tennisſport haben, nachdem in 5 u ui pn uun. Liub xis c Mof,νç b 1 270 155 26 i b g Jolbſl vie uon ius Molln ob o bun lun vor auflig zu eiu bam Mu- aul Gul. n a ee f geen een e, Zac vn oi ui Saur ,, . t eee, e au on bil. f 055 br. one Al uuiuals pur ſdlſuin, Bua bil- obne Pa- e ve e e een Deutſchland alle großen Turniere abgeſpielt ſind, die Ten⸗ nislehrer das Wort: ſie führen in Berlin ihre Deutſchen Meiſterſchaften durch. Die neuen deutſchen Renn⸗ wagen, die ſich nach anfänglichen Mißerfolgen an die erſte Stelle im europäiſchen Autorennſport geſetzt haben, gehen⸗ in San Sebaſtian beim Großen Preis von Spanien noch einmal an den Start. In Hoppegar⸗ ten wird das Deutſche St. Leger gelaufen, und in Ham⸗ burg treffen die Golfer Deutſchlands und Hollands aufein⸗ ander. Der Reſt des Programms iſt natürlich Fußball, Handball, Hockey und Ruby.— In erſter Linie aber Fußball, denn hier werden die Meiſterſchaftskämpfe von Sonntag zu Sonntag ſpannender. Beſonders in den ſüd⸗ und ſüdweſtdeutſchen Gauen, wo ſich alle Mannſchaf⸗ ten gleich von Anfang an mit dem größten Ernſt auf die Punttejagd begeben haben. Am Sonntag ſpielen im Gau Südweſt: Eintracht Frankfurt— Phönix Ludwigsha⸗ fen, FK Pirmaſens— 1. FC Kaiſerslautern. Saar 05 Saarbrücken— FSW Frankfurt, Kickers Offenbach gegen Union Niederrad, Boruſſia Neunkirchen— Wormatia Worms; Gau Baden: Mannheim 08— VfR Mann⸗ heim(Samstag), Germania Karlsdorf— Freiburger Fe, Phönix Karlsruhe— Karlsruher FV, Vfe Neckarau gegen VfB Mühlburg; Gau Württemberg: Sc Stuttgart gegen VfB Stuttgart, SV Feuerbach— Sportfreunde Stuttgart, SV Göppingen— Stuttgarter Kickers, Union Böckingen— Ulm 94: Gau Bayern: 1860 München ge⸗ gen Spogg. Fürth, Spogg. Weiden— Wacker München, 1. FC Nürnberg— Schwaben Augsburg, Schweinfurt 05 gegen Jahn, Regensburg, BC Augsburg— ASV Nürn⸗ berg; Gau Nordheſſen: Sport Kaſſel— Hanau 93, Langenſelbold— Kurheſſen Kaſſel, VfB Friedberg gegen Kaſſel 03, Germania Fulda— Boruſſia Fulda; Gau Mit⸗ telrhein: Kölner SC 99— Bonner FV. VfR Köln gegen Blau-Weiß Köln, Sülz 07— Kölner EfR, Fc Idar gegen Mülheimer SV, Eintracht Trier— Weſtmark Trier. Außerdem gibt es noch zwei Privatſpiele, die von größerer Bedeutung ſind. Der badiſche Meiſter S V Waldhof abſolviert beim FT Singen ein Gaſtſpiel 1 85 1 9 ͤ empfängt am Samstag den FC Mai⸗ an d. Handball. Meiſterſchaftsſpiele gibt es in Württemberg und Baden, während der Gau Südweſt auch an dieſem Sonntag mit ſeinen Punktekämpfen noch nicht beginnt. Der SV Darm⸗ ſtadt 98 gibt beim VfR Mannheim ein Gaſtſpiel Die letzte Aufgabe Leichtathletik⸗Länderkampf gegen Frankreich. Nach den ſchweren Kämpfen gegen Schweden und Finnland, die an unſere leichtathletiſchen Spitzenkönner unerhörte Anforderungen ſtellten, mutet die Aufgabe, die am Sonntag unſeren Athleten in Magdeburg harrt, ge⸗ radezu leicht an. Zwar dürfen auch die Franzoſen keineswegs unterſchätzt werden, aber ſie ſind doch bei weitem nicht ſo ſtark wie die Finnen und Schweden, und darum wird die deutſche Mannſchaft auch den Magdeburger Länderkampf ſehr ſicher zu ihren Gunſten entſcheiden. Der beſſere Durch⸗ ſchnitt iſt auf unſerer Seite, die Franzoſen haben nur durch einige Spitzenkönner in einzelnen Wettbewerben Sie⸗ gesausſichten, ſo im 400 Meter⸗Lauf durch Skawinſky oder Boiſſet, im 1500 Meter⸗Lauf durch Normand, im 5000 Me⸗ ter⸗Lauf durch den Weltklaſſe repräſentierenden Rochard, im Weitſprung durch Robert Paul und im Diskuswerfen durch Winter und Noel. Die deutſche Mannſchaft wird nicht in beſter Be⸗ ſetzung in Magdeburg antreten können. Da muß zunächſt auf Europameiſter Leichum verzichtet werden, ebenſo fehlen der Speerwerfer Stöck und der Stabhochſpringer Müller, außerdem iſt die Mitwirkung von Europameiſter Metzner, König und Schaumburg noch keineswegs geſichert. Sonſt ſind aber alle Athleten zur Stelle, die mithalfen, den großen Sieg über Finnland zu erringen. Es iſt möglich, daß einige unſerer Athleten in Magdeburg nicht an die Leiſtungen an⸗ knüpfen werden, die ſie in Stockholm, Turin und Berlin boten, denn man muß bedenken, daß es keine Kleinigkeit iſt, ſich vier Wochen lang in Hochform zu halten. Selbſt die Finnen, die in ihrer Form doch recht beſtändig ſind, waren erſtaunt über die wochenlange gute Kondition der deutſchen Athleten. Es iſt, wie geſagt, möglich, daß in Magdeburg der eine oder andere Deutſche ausfällt, aus dem ganz einfachen Grunde, weil der Menſch keine Maſchine iſt und weil ein⸗ mal eine Reaktion Platz greifen muß. Meiſt kommt ſie nach einer beſonders großen Leiſtung(ſiehe Syring!) und es wird niemand beſtreiten, daß gerade der Kampf gegen Finn⸗ land an unſere Athleten gewaltige Anforderungen in Bezug auf die körperliche und ſeeliſche Leiſtungsfähigkeit ſtellte. Trotzdem: eine Niederlage gegen Frankreich braucht nicht in den Bereich der Möglichkeit geſtellt zu werden, dazu iſt unſer Leiſtungsſtandard denn doch zu hoch, ſo daß auch einige Aus⸗ fälle den Geſamtſieg nicht gefährden können. Die bisherigen Länderkämpfe. 1927 in Paris: Deutſchland— Frankreich 89:62 1928 in Berlin: Deutſchland— Frankreich 84:64 1929 in Paris: Deutſchland— Frankreich 79:66 1930 in Hannover: Deutſchland— Frankreich 84:67 1931 in Paris: Deutſchland— Frankreich 89:62 1932 in Düſſeldorf: Deutſchland— Frankreich 87:64 1933 in Paris: Deutſchland— Frankreich 83:68 Gegen das„Ziehen“ im Fußball Der Führer des Fußballgaues Niederſachſen, Rechts⸗ anwalt Schmidt(Hannover), hat ein einſchneidendes Verbot erlaſſen, von dem der SV. Werder Bremen und die alt⸗ bekannte Eintracht Braunſchweig empfindlich betroffen wer⸗ den. Beide Vereine haben im Laufe des Sommers einige der beſten Spieler aus dem Reiche als Zuwachs erhalten und ihre Mannſchaften durch die Neuerwerbungen erheblich verſtärken können. So ſind Eintracht Braunſchweig die be⸗ kannten Münchner Spieler Lachner, Breindl, Kurt Haymann und Harniſchmacher beigetreten, während der Gaumeiſter Werder Bremen den Eſſener Verteidiger Hundt, den Würzburger Mittelſtürmer Frank und den früheren Fürther Nationalen Seppl Müller als Mitglieder„ge⸗ wonnen“ hat. Bei den einzelnen Uebertritten ſcheinen jedoch die Beſtimmungen nicht genau beachtet worden ſein, denn der Gauführer verfügte jetzt, daß die genannten Spieler bis zur Erledigung eines gegen ſie eingeleiteten Verfahrens von zeglichem Spielbetrieb ausgeſchaltet ſind. Gleichzeitig wurde der Spielleiter von Werder Bremen, A. Drewes, bis zum gleichen Zeitpunkt ſeines Poſtens enthoben und den Spielern Maier(Feudenheim) und Heidemann (Bonn) die gleichen Maßnahmen angedroht, falls ſie ſich dem Bremer Verein anſchließen. * 40 1 11 fun Be abe in 10 an weſt gen zum