ch 10 a5 et fe en ** r. 1 Amiliches Verkünbigungsblatt der Bürgermeiſterei und 5 7* Erſcheinungsweiſe: Täglich außer Sonn⸗ und Feiertage. Wöchentlich„Der Feuerreiter“. Bezugspreis: gebracht monatlich 1,20 Mk. zuzügl. 20 Pfg. Trägerlohn; d Inſeratenpreis: Die 12 geſpaltene Millimeterzeile o Nr. 228 Durch die Träger ins Haus urch die Poſt bezogen monatlich 150 Mk. ausſchließlich Zuſtellungsgebühr. Einzelnummern 5 Pfg.; Samstags 10 Pfg. der deren Raum Pfennig anberer Behörden— Vereins⸗ und Gejchäflsanzeiger Beilagen: Reklamezeile 12 Pfg. die 90 Willimeter breite Millimeterzeile. wird Nachlaß gewährt. Für telefoniſch aufgegebene Inſerate keine Gewähr. Anzeigen⸗ leiter: Friedr. Martin, Viernheim. Anzeigenannahme durch alle Annoncen⸗Expeditionen. Hauptſchriftleiter: Friedr. Martin, Viernheim. Druck u. Verlag: Friedr. Martin, Viernheim D.⸗A Aug. 34:1289 Geſchäftsſtelle: Bismarckſtr. 13, Tel. 153, Poſtſcheckk.: Ludwigshafen 15101 Auf Mengenabſchlüſſe Dienstag, den 2. Oktober 1934 Hinter den Kuliſſen * 0 L. N. Einer kleinen amerikaniſchen Senatskommiſſion unter dem Vorſitz des ſehr energiſchen Senators Nyſe gebührt das Verdienſt, mit großer Gründlichkeit in unſaubere Geſchäfte amerikaniſcher Waffenherſteller und Waffenhändler geleuchtet zu haben, Am 4. September begann das Verhör der vorgeladenen Fabrikanten und Händler, am 21. September wurden die Sitzungen bis auf den 20. November vertagt. Deutſchland iſt ja die Waffenausfuhr verboten, um ſo lieber kann es ihm ſein, wenn andere Staaten verſuchen, die großen Korruptionsherde, die ſich da im Waffenhandel breitgemacht haben, auszuheben. Es iſt ein zum Teil widerliches Bild, das ſich da dem Beſchauer bietet. Meiſt handelt es ſich darum, wie amerikaniſche Firmen, die infolge des Krieges hochkamen und reich wurden, mit ſüd⸗ und mittelamerikaniſchen Ländern ins Geſchäft kommen. Die Am— ſtellung auf Friedensartikel gelang vielen Firmen nicht ganz, oder war der amerikaniſchen Regierung ſelbſt wahrſcheinlich auch gar nicht erwünſcht, ſo mußten alſo„Geſchäfte“ gemacht werden, zwar nicht um jeden Preis, aber jedes Mittel war recht, wenn es zum Ziele führte. Da bei der Behandlung einiger Fälle auch das Gebiet der hohen Politik berührt wurde und der amerikaniſchen Regierung gewiß alles weniger am Herzen lag, als durch die Aufdeckung von Beſtechereien, die dem amerikaniſchen Lieferanten und den Vermittlern in Süd⸗ oder Mittelamerika nachgewieſen wurden, einige Regierungen vor den Kopf zu ſtoßen, ſah ſich der ameri⸗ kaniſche Staatsſekretär des Aeußeren, Mr. Hull, veranlaßt, mit dem Kommiſſionsvorſitzenden eine Ausſprache zu halten. Seitdem wurden private Briefe vertraulichen Charakters. nicht mehr ſo zahlreich verleſen— wohl„aus Gründen der Staatsräſon“. Natürlicherweiſe kamen auch die Geſchäfte nichtamerikani— ſcher Firmen vor das hohe Forum. Das iſt bei den zahlreichen Querverbindungen der Waffeninduſtrie, dem internationalen Patentaustauſch und Lizenzweſen ja nicht weiter verwunderlich. Es waren vornehmlich britiſche, weltbekannte Firmen, die geannt wurden. Da wurden am erſten Tage der Präſident und der Vize— präſident der Electric Boat Company vernommen, die ſich auf den Bau von Unterſeebooten ſpezialiſiert hat. Die bei⸗ den konnten mit Stolz darauf hinweiſen, daß in jedem Anter— ſeeboote der Welt Patente von ihnen verwendet werden. Aber dieſe tüchtigen Ingenieure waren nicht wähleriſch in ihren Mit— teln, wenn es um Aufträge ging. Der Vizepräſident, Mr. Spear, war einſt Leutnant in der amerikaniſchen Marine geweſen; als Vertreter in Peru, das ſich mit dem Gedanken trug, einige A-Boote zu bauen, hatte er einen ehemaligen peruaniſchen Marineoffizier, der alſo die Inſtanzen kannte. Da aber gleichzeitig auch Chile einige U-Boote ein⸗ ſtellen wollte, mußte der chileniſche Auftrag nach England gegeben werden, damit nicht ein und dieſelbe Firma die ſich einander mißtrauiſch beobachtenden Länder beliefere. Das machte der amerikaniſchen Firma aber keinen Schaden, da ſie von der engliſchen Firma, den Vickers- Werken, für den Bauverzicht und für Patente erhebliche Summen beziehen konnte. Solche Einnahmen waren ja auch wahrlich nötig, denn der peruaniſche Auftrag koſtete allein an den Sohn des peruani⸗ ſchen Diktators Leguia Beſtechungsgelder in Höhe von 20000 Dollars pro Anterſeboot. Dieſer Sohn überredete ſeinen Vater dahin, den Auftrag nach Nordamerika an die Electric Boat Company zu geben. Leberhaupt war dieſer Sohn auf dieſem Gebiete ſehr geſchäftstüchtig: Von Newyorker Bankleuten erhielt er einmal die runde Summe von 417000 Dollar als Schmiergelder ausbezahlt, um ſeinen Vater zu veran— laſſen, bei den ſo tüchtigen Beamten eine Anleihe aufzunehmen. Die nämliche Firma hatte auch einen Agenten in Hollan d. Wie intereſſiert man Holland an amerikaniſchen Anterſeebooten oder Patenten? Dieſe Frage löſte der holländiſche Vertreter geradezu„vorbildlich“. Er gründete eine„Holländiſche See⸗ und Marineliga“, deren einziges Ehrenmitglied er ſelbſt wurde. Die Liga erließ ein Preisausſchreiben für die beſte Arbeit über das Anterſeeboot und betrieb eine rührige Propaganda für den Bau von Anterſeebooten zur Verteidigung der holländiſchen Kolonien in Oſtaſien. 1 Eine andere ſehr bedeutende Firma des Waffenhandels wird durch Mr. Driggs vertreten, der der Firma den Namen gab und ſelbſt eine nach ihm benannte Flugzeug a bwehr⸗ kanone erfand. Mr. Driggs ſuchte z. B. im Jahre 1929 Ab⸗ nehmer für 100 000 Lee Enfields Gewehre, 3000 Lewis Ma⸗ ſchinengewehre und 25 Millionen Schuß Munition. Nicht angenehm klang es für amerikaniſche Ohren, wenn Waffenlieferungen nach Japan zur Sprache kamen. So wurde eine der neueſten Lockheed-Flugmaſchinen, nach Japan verkauft. Argentinien hatte beſchloſſen, ſich eine eigene Pulver- fabrik zu bauen und hatte die Einrichtung derſelben einer deutſchen Firma übertragen, nachdem Argentinien bisher alle ſeine Pulvergeſchäfte mit einer amerikaniſchen Firma ge⸗ tätigt hatte. Dieſe amerikaniſche Firma war alſo in Gefahr, einen ſehr guten Kunden zu verlieren. Immer nun, wenn die des internationalen Kapitalismus— Ein Korruptionsprozeß in Amerika deutſche Firma an die Ausführung ihres Bauauftrages gehen wollte, tauchte ein geheimnisvoller Herr auf, von dem man nur wußte, daß er beſte Beziehungen zu dem Sohne des argen⸗ tiniſchen Präſidenten unterhielt— und jedesmal konnte der Bau nicht begonnen werden. Amerikaniſches Beſtechungsgeld, das alſo auch in Argentinien in die höchſten Regierungskreiſe den Weg fand, führte dazu, daß Argentinien auf die Einfuhr von Pulver angewieſen bleibt. 8 2 Einen Weltrekord an Gewinnen ſchlägt eine amerikaniſche Firma, die Flugzeuge baut: die Pratt and Whitney Aircraft Corporation zahlte in den acht Jahren 1924—1932 auf 1000 Dollar Kapitaleinlage an Dividenden und Barvergütungen heraus 11437 250 Dollars, was gleichbedeutend iſt mit über einer Million Prozent Gewinn in dieſen acht Jahren. Der beſte Kunde dieſer Firma iſt übrigens das amerikaniſche Flottenamt. Kabinettskriſen Rücktritt der ſpaniſchen Regierung DNB. Madrid, 1. Okt. Nach dreimonatiger Ferienpauſe trat das Parlament unter umfaſſenden Sicherheitsmaßnahmen der Polizei zuſammen. Miniſterpräſident Samper nahm ſofort das Wort, um ſeine bis⸗ herige Politik zu rechtfertigen. Hierauf erklärte der Führer der Katholiſchen Aktion, Gil Robes, ſeine Partei werde die Re⸗ gierung nicht unterſtützen. Die Kabinettsmitglieder zogen ſich darauf zur Beratung zurück. Nach kurzer Zeit teilte der Land⸗ wirtſchaftsminiſter der Preſſe den Rücktrittsbeſchluß der Re⸗ gierung mit. Der Beſchluß wird noch heute dem Staatspräſi⸗ denten unterbreitet werden. Kabinetisumbildung in Bukareſt DNB. Bukareſt, 1. Oktober. Obwohl ſich wiederholt die Notwendigkeit einer Ambildung des Kabinetts Tatareſcu bemerkbar machte, konnte ſich der Miniſterpräſident bisher nicht zu den erforderlichen Ambeſetzun— gen entſchließen, da zwiſchen ihm und dem Parteipräſidenten Konſtantin Bratianu offenkundig keine Einigkeit über die Perſönlichkeiten beſtand, die bei der Regierungsumbildung berück— ſichtigt werden ſollten. Die Gegenſätze, die zwiſchen den älteren Politikern der liberalen Partei und der Gruppe der jungen ſeit jeher beſtanden, machten ſich zweifellos auch hier geltend. Der Miniſterpräſident hat nunmehr den Rücktritt des Handelsmini⸗ ſters Teodoreſcu und den Tod des Anterſtaatsſekretärs 10. Jahrgang Viel Licht fällt auch auf die Präſidentenkämpfe in Kuba, die vielfach von Waffenfirmen finanziert wurden in der Hoff⸗ nung, dann ſpäter ſich durch Waffenlieferungen ſchadlos halten zu können. Da viele amerikaniſche Länder und Regierungen, auch europäiſche und aſiatiſche, und manche Regierungsvertreter der— ſelben mit großer Deutlichkeit genannt wurden, ſah ſich der Anterſuchungsausſchuß veranlaßt, eine Erklärung zu verleſen. Darin wird insbeſondere den Südamerikanern klarzumachen ver— ſucht, daß es dem Senate und ſeiner Kommiſſion nur darauf an⸗ komme, Klarheit in einige ſehr ſchmutzige Geſchäfte zu bringer, daß die Kommiſſion nur dem Frieden dienen wolle und daß aua 855 den gröbſten Verſtößen kein Schatten auf die Völker ſelbſ falle. Die öffentliche Meinung verfolgte mit ſteigendem Intereſſe die Vernehmungen und man glaubt, daß nicht wenige Kongreß— mitglieder im Winter einem Antrag zuſtimmen würden, die Rüſtungsinduſtrien zu verſtaatlichen. Darauf hat allerdings Rooſevelt durch den Mund ſeines Vetters, der Aſſiſtent Secre⸗ tary im Marineamt iſt, erklären laſſen, daß Amerika kaum ohne die privaten Firmen das Höchſtmaß ſeiner nationalen Ver⸗ teidigungskraft erreichen könne. Dem Fortgang der Anter⸗ ſuchung darf man mit Spannung entgegenſehen. 1 Mavrodi zum Anlaß genommen, ein Miniſterkum zuſammen⸗ zuſetzen, das den Wünſchen des Königs und ſeinen Abſichten entſprechen ſoll. Nach dem Geſamtrücktritt des Kabinetts betraute König Carol Tatareſcu ſofort erneut mit der Regierungsbildung. Wie aus politiſchen Kreiſen verlautet, will Tatareſcu verſuchen, auch außerhalb der liberalen Partei ſtehende Perſönlichkeiten in das Kabinett aufzunehmen. Beunruhigang in Paris DNB. Paris, 1. Oktober. Die rumäniſche Miniſterkriſe gibt in franzöſiſchen politiſchen Kreiſen Anlaß zu lebhaften Beunruhigungen. Wie in hieſigen gut unterrichteten Kreiſen verlautet, habe Tituleſcu ſein Rücktrittsgeſuch bereits vor drei Tagen eingereicht. Der Miniſter⸗ präſident habe jedoch bis zuletzt verſucht, Tituleſcu von ſeinem Beſchluß abzubringen. Man vermute, daß nunmehr Tatareſcu ſelbſt das Außenminiſterium übernehmen wird, und befürchtet, daß die rumäniſche Außenpolitik dann einen anderen Kurs neh— men könnte. Beſondere Befürchtungen beſtehen hinſichtlich des Zuſammenhaltens der Kleinen Entente. Titulescu wieder Außenminiſter? DNB. Bukareſt, 1. Oktober. Wie kurz nach der Neubetrauung Tataxescus mit der Re⸗ gierungsbildung aus Kreiſen, die Außenminiſter Titulescu nahe⸗ ſtehen, bekannt wird, dürfte ſich Titules cu bereit zeigen, das Außenminiſterium im neuen Kabinett Tatarescu zu übernehmen. PP Ein Ehepaar tötlich abgeſtürzt DNB. Braunwald, 1. Okt. Am Sonntag ereignete ſich an den Eggſtöcken oberhalb Braunwald ein ſchweres Bergunglück, dem der 22jährige Spenglermeiſter Ludwig Luchſinger und ſeine 20jährige Frau zum Opfer fielen. Die beiden Eheleute, die ſeit einem Jahr verheiratet waren, beſtiegen den vorderen Eggſtock und ſtürzten etwa 60 Meter tief ab. Ihre Leichen wurden am Abend von Züricher Touriſten, die die gleiche Route gekommen wa⸗ ren, entdeckt. Die beiden Leichen wurden am Montagmorgen durch die Rettungsſtation Braunwald zu Tal gebracht. An der gleichen Stelle und um die gleiche Jahreszeit kamen in den letzten Jah⸗ ren bereits mehrere Bergſteiger ums Leben. Drei Bergſteiger bei Wien abgeſtürzt DRB. Wien, 1. Oktober. Auf der Hohen Wand, einem Berge in der Nähe Wiens, der hauptſächlich zu Klettertouren benutzt wird, ſind im Laufe des Sonntags drei Bergſteiger tödlich abgeſtürzt. Orkan über Neuſeeland DNB. Wellington(Neuſeeland), 1. Okt. Ein Orkan hat am Montag im Bezirk Wairarapa über⸗ aus ſchwere Schäden angerichtet. Die Eiſenbahnverbindungen mußten eingeſtellt werden. Telegraphen- und Telephonleitungen wurden unterbrochen. Sämtliche Verkehrswege ſind mit ent⸗ wurzelten Bäumen, Glasſplittern und mit den Trümmern von Dächern überſät, die vom Sturm abgehoben worden ſind. Der Baumbeſtand zahlreicher Pflanzungen iſt wie abraſiert. Soweit ſich bis jetzt überſehen läßt, haben die Getreide- und Obſternten ſchwerſten Schaden erlitten. Eine Mutter und drei Kinder verbrannt DRB. Regensburg, 1. Oktober. In der Nacht zum Sonntag war in der kleinen Ortſchaft Leitenhauſen bei Langquaid(25 Kilometer ſüdlich von Regensburg) ein Brand ausgebrochen, der ein Anweſen in Aſche legte. Dabei fanden, wie jetzt feſtſteht, die 29 Jahre alte Dienſt⸗ magd Wuerfsmannsdobler und ihre zwei Kinder ſowie ein Kind einer anderen Familie den Tod in den Flammen. Die vier Leichen konnten noch nicht geborgen werden. Die Magd hatte verſucht, ihre Kinder, von denen eines 14 Tage und das andere ein Jahr alt war, zu retten. Vorübergehend ge⸗ fährdete das Feuer die ganze Ortſchaft und nur dem günſtigen Wind war es zu danken, daß der Brand nicht auch auf die Nach⸗ bargebäude übergriff. Zwei Todesopfer bei einem Brand DNB. Salzburg, 1. Oktober. Bei dem Landwirt Reich in St. Johann brach in der Nacht zum Sonntag Feuer aus, dem das Wohn⸗ und Wirt⸗ ſchaftsgebäude vollſtändig zum Opfer fielen. Die Hausbewohner waren von dem Feuer derart überraſcht worden, daß zwei Perſonen der 27jährige Sohn des Beſitzers und ein bisher unbekannter Wanderburſche, der dort nächtigte, ſich nicht mehr retten konnten, ſondern in den Flammen umkamen. Zwei Söhne des Beſitzers wurden lebensgefährlich verletzt. Die Brand⸗ urſache iſt vermutlich auf Unvorſichtigkeit zurückzuführen. Kardinal Mori geſtorben DNB. Rom, 1. Oktober. In ſeinem Geburtsort Loro Piceno iſt Kardinal Joſeph Mori im Alter von 84 Jahren geſtorben. Damit hat ſich nunmehr die Zahl der Mitglieder des Kardinalkollegiums, die eigentlich 65 betragen ſoll, auf 45 vermindert. r. —— ——— —— 11 69 8 Hoher Völkerbund sbeitrag der Sowjetunion Nach einer Reutermeldung aus Genf iſt der ruſſiſche Völ⸗ kerbundsbeitrag auf die Höhe des britiſchen feſtgeſetzt worden. Dieſer iſt für 1933 auf 225 000 Lſt. beſtimmt worden, ſo viel als alle anderen Staaten zuſammen. Die„Katholiſche Aktion“ übernimmt das Erbe der Chriſtlich⸗OSozialen DNB. Wien, 1. Oktober. Die Führer der„Katholiſchen Aktion“ hielten am Sonntag eine Tagung ab, auf der hervorgehoben wurde, daß die Aktion das Erbe der Chriſtlich-Sozialen Partei zu übernehmen habe. Der Vorſitzende der Aktion, der Hauptſchriftleiter der Chriſtlich⸗ Sozialen„Reichspoſt“ Dr. Funder führte aus, daß man ſich vor dem Schlagwort des politiſierenden Katholizismus nicht zu fürchten brauche. Es gebe keine Politik, die nachdrücklichſt zu betreiben nicht die Pflicht eines jeden Katholiken wäre. Dr. Funder verlangte weiter die Abſchaffung der einſeitigen Tendenz und die Eingliederung der Wirtſchaftsführer in den Ideenkreis der„Katholiſchen Aktion“. Einreiſeverbot für einen öſterreich. Profeſſor DNB. Bern, 1. Okt. Die Bundesanwaltſchaft hat gegen den Profeſſor Johann Ahde aus Graz ein generelles unbefriſtetes Einreiſeverbot er— laſſen. Profeſſor Ahde, ein Verfechter der Freigeldlehre, hat ſchon früher Anlaß zum behördlichen Einſchreiten gegeben. So iſt ihm einmal die Einreiſe zu einer Freigeldverſammlung in Au (Rheintal) verboten worden, nachdem die liechtenſteiniſche Re⸗ gierung ihrerſeits die Abhaltung einer derartigen Verſammlung des Profeſſor Ahde in Liechtenſtein unterſagt hatte. Eine in letzter Zeit erteilte Einreiſegenehmigung zum Beſuch einer ge⸗ ſchloſſenen Verſammlung benutzte Profeſſor Ahde dazu, um im Lande herumzureiſen und in Verſammlungen für ſeine Lehre ein— zutreten. Ein erſter Schritt der Memelgaranten Wiederherſtellung des vertragsmäßigen Zuſtandes gefordert. DNB. Berlin, 1. Oktober. Die„Berliner Börſenzeitung“ meldet aus Tilſit: Wie hier bekannt wird, ſind die Vertreter der Anterzeichnermächte des Memelabkommens, England, Frankreich und Italien, dieſer Tage in Kowno im litauiſchen Außenminiſterium vor⸗ ſtellig geworden, um im Auftrage ihrer Regierungen gegen die litauiſchen Vertragsverletzungen im Memelgebiet Verwahrung einzulegen. Wie zuverläſſig verlautet, haben die Vertreter der Mächte zum Ausdruck gebracht, daß die Maßnahmen der litaui— ſchen Regierung im Memelgebiet bei ihren Regierungen größte Beſorgnis hervorgerufen hätten, und daß es mit Rückſicht auf den auch in Genf eingenommenen Standpunkt der Verträge not⸗ wendig ſei, die rechtmäßigen Zuſtände im Memelgebiet unver— züglich wiederherzuſtellen. ö Der litauiſchen Regierung ſoll weiter die Mitteilung ge— macht worden ſein, daß mit der Prüfung der kürzlich den Anter— zeichnermächten in Genf überreichten Memelbeſchwerde ein juriſtiſcher Ausſchuß beauftragt worden ſei. Sollte ſich herausſtellen, daß die Maßnahmen Litauens in Widerſpruch zum Memelſtatut ſtänden, ſo würden die Anter— zeichnermächte ſofort weitere energiſche Schritte zur Wieder— herſtellung des Rechtszuſtandes unternehmen. Aebertritt zur Deutſchen Front. DNB. Ottweiler, 1. Oktober. In der am Sonntag in Ottweiler abgehaltenen Verſamm⸗ lung der Deutſchen Front wurde mitgeteilt, daß der bisherige ſozialdemokratiſche Stadtverordnete Kaſper ſeine Aemter zur Verfügung geſtellt hat und zur Deutſchen Front übergetreten iſt. Ferner hat der kommuniſtiſche Stadtrat Wilh. Dieſel ſeinen Lebertritt zur Deutſchen Front mitgeteilt mit der Begründung, daß er als Deutſcher nur für Deutſchland ſtimmen könne. Ein übereifriger Kaſſierer Linobergh⸗Dollarnoten.— Nervoſität in Newyork. Newyork, 1. Okt. Eine Frau bezahlte in einem hieſigen Geſchäft mit einer Golddollarnote. Wenige Minuten ſpäter raſten mehrere Polizeikraftwagen die Straße entlang, hielten vor dem Geſchäft und eine ganze Anzahl Polizeibeamter, dar⸗ unter etwa ſechs Detektive, begaben ſich in den Laden. Im Nu hatte ſich eine nach Tauſenden zählende Menſchenmenge angeſammelt. Die von allen erwartete Senſation blieb jedoch aus. Der übereifrige Geſchäftsinhaber hatte gegen die Gold⸗ dollarnote ſeiner Kundin den Verdacht geſchöpft, aus dem Löſegeld Lindberghs zu ſtammen, und ſofort die Polizei tele⸗ ſoniſth herbeigerufen.. 5 Die Beamten ſtellten jedoch feſt, daß es ſich um einen völlig grundloſen Verdacht handelte. 55 Millionen europäiſche Auswanderer in einem Jahrhundert. Eine Statiſtik, die ſoeben vom internationalen Arbeitsbüro veröffentlicht wird, gibt bekannt, daß im Laufe des letzten Jahr- hunderts 55 Millionen Europäer ausgewandert ſind. Der größte Teil, nämlich 35 Millionen, wanderte nach Amerika aus. Sie ſetzten ſich hauptſächlich zuſammen aus Iren, Deutſchen, Italienera, Polen und Juden. Trotz dieſer hohen Zahl iſt die Geſamt— bevölkerung Europas im gleichen Zeitraum von 210 auf 500 Millionen geſtiegen. Wie man weiß, haben die Vereinigten Staaten ſeit dem Weltkriege ihre Häfen faſt vollkommen gegen Auswanderer abgeſchloſſen, und zwar vor allem gegen die gelbe Raſſe. Da die gelbe Naſſe ſich aber ſehr viel ſchneller ver⸗ mehrt als die weiße, ſo ergibt ſich daraus die ſehr ernſte Tat⸗ ſache, daß die 600 Millionen Weißen ſechsmal ſoviel Raum zur Verfügung haben als die 900 Millionen Gelben. Berlin: Die Hindenburgſpende hat zum 2. Oktober, dem Geburtstag des verewigten Reichspräſidenten, wiederum 425 000 RM. an notleidende Kriegsbeſchädigte, Kriegshinter⸗ bliebene und Veteranen ausgezahlt. Es wurden 2838 Perſonen bedacht. Berlin: Reichsminiſter Dr. Frick hat aus Anlaß des 15jährigen Beſtehens der Techniſchen Nothilfe an die Reichs- führung der Techniſchen Nothilfe ein Schreiben gerichtet, in dem er u. a. die großen Verdienſte dieſer Organiſation um Volk und Staat hervorhebt. Berlin: In Deutſchland wurden im Jahre 1933 insgeſamt 956 987 Bibeln verbreitet. An dieſer Geſamtzahl ſind elf ver⸗ ſchiedene Bibelgeſellſchaften beteiligt. 1 Rooſevelts Wirtſchaftspolitik Feſthalten am NI RA⸗Syſtem— Kinderarbeit abgeſchafft— 4 Millionen Arbeitslose untergebracht 5 DNB. Waſhington, 1. Okt. Präſident Rooſevelt hielt am Sonntagabend über ſämtliche amerikaniſche Sender ſeine mit Spannung erwartete Rede über die Wirtſchaftspolitik ſeiner Regierung. Rooſevelt betonte eingangs, daß ſich die geſamte wirtſchaftliche Lage in den Vereinigten Staaten ſeit dem Frühjahr 1933 offen- ſichtlich gebeſſert habe und verſicherte, daß er an dem neuen Kurs und an dem Nira-Syſtem feſthalten werde. Dann wandte ſich der Präſident gegen die Kritiker, die ihm Ver— ſchwendung öffentlicher Mittel vorwürfen und erklärte, daß das Nira-Syſtem mit gewiſſen Aenderungen zu einer dauernden Einrichtung erhoben werden ſoll. Mit den Arbeitnehmern werde die Regierung einen Waffenſtillſtand vereinbaren, damit die praktiſche Durchführbarkeit einer friedlichen Zuſammenarbeit von Kapital und Arbeit erprobt werden könne. Irgendeine An— deutung, daß die Vereinigten Staaten zum Gol dſtand ard zurückzukehren beabſichtigten, machte Rooſevelt nicht. In ſeiner Rundfunkrede bemühte ſich Roofevelt, die Wirtſchaft darüber zu beruhigen, daß er nicht den Anternehmer— gewinn abſchaffen und den Staatskapitalismus einführen wolle. Er habe eingegriffen und die meiſten Banken, die vor dem Zu— ſammenbruch ſtanden, gerettet ſowie darüber hinaus den Gläubi— gern und den Schuldnern geholfen. Als zweiten Schritt habe er die ungeſunden Verhältniſſe am Kapitalmarkt gründlich ge— beſſert und der wilden Börſenſpekulation einen Riegel vorge— ſchoben. Der nächſte Schritt ſei geweſen, der Privatwirtſchaft auf den Weg der Erholung zu helfen. Anter der Leitung des NZRA-Syſtems wurde die Kinderarbeit abgeſchafft, die Arbeitszeit verkürzt, Mindeſtlöhne eingeführt und andere Löhne den ſteigenden Lebenshaltungskoſten angeglichen. Vier Millionen Ar- beitsloſe wurden neu eingeſtellt und die Arbeitgeber freuen ſich nach einer Zeit der Geſchäftsverluſte ſeit einem Jahre, ſeit NIR A-⸗Beginn, eines ſich ſtändig hebenden Gewinnnipeaus. Natürlich könne man nicht erwarten, daß in dieſem einen Jahr nun alle Arbeiter und Arbeitgeber vollkommen befriedigt worden ſeien. Das könne auch die Regierung allein nicht zuſtande brin— gen, er rechne vielmehr auf die Kräfte, die in der überlieferten amerikaniſchen Privatinitiative und in dem Anreiz angemeſſener 5 Gewinne ſtecken, als weſentliche Hilfsmittel in jedem Falle. Der Präſident kündigte dann an, daß dieſe Verpflichtungen, Das Ausland zum Die Erntedankfeier im Saargebiet DNB. Saarbrücken, 1. Oktober. Das ganze Saargebiet ſtand am Sonntag im Zeichen des Erntedanckfeſtes; Dörfer und Städte waren ein Flaggen⸗ meer. In allen Orten des Saargebietes wurde der Erntekranz in die Kirche getragen und von Geiſtlichen geſegnet. Kein Dorf war ohne Feſtzug. Am Nachmittag war alles zu einem fröhlichen Volksfeſt vereint. In ſolcher Eintracht war wohl noch nie im Saargebiet ein Feſt gefeiert worden. Tauſende von Städtern waren von den Bauern in ihre Familien eingeladen worden. Die Bauern des Landkreiſes Saarbrücken hatten allein 13 000 Städ- ter bei ſich zu Gaſt. In den Feſtzügen marſchierten Städter und Bauern vereint— ein Bild der neuen Volksgemeinſchaft. In allen Kundgebungen kam es zum Ausdruck: Es iſt der unerſchütterliche Wille aller Volkskreiſe, daß das Saargebiet möglichſt bald heimkehren müſſe ins gemeinſame Vaterland. Darüber hinaus hat dieſes Feſt auch im Saargebiet eine beſonders kulturelle Bedeutung. Ein neues Verſtehen für die Grundkräfte des Bauerntums iſt hier wach geworden und hat des Saargebietes geiſtige Zuſammengehörigkeit mit dem Reich in ungeheuer eindrucksvoller Weiſe bekundet. Soweit die Städter nicht hinaus auf das Land gegangen waren, haben ſie doch auch in beſonderer Weiſe dieſes Tages gedacht. In den Abendſtunden des Samstags waren Zehntauſende hinausgeeilt, um an den Erntedankfeſten auf den Sportplätzen vor der Stadt teilzu⸗ nehmen, wo die Geiſtlichen beider Konfeſſionen und die Führer der Bauernſchaft zu ihnen ſprachen. Schilderungen der franzöſiſchen Preſſe DNB. Paris, 1. Oktober. Das Erntedankfeſt auf dem Bückeberg wird von den Bericht— erſtattern der großen Nachrichtenblätter in allen Einzelheiten als eine neue gewaltige Kundgebung des Nationalſozialismus ge⸗ ſchildert. Aus der zum Teil ſehr ausführlich wiedergegebenen Redes des Führers wird die Aeußerung, daß der Nationalſozialis⸗ mus nicht kapitulieren werde, beſonders hervorgehoben. Auf den Siegeszug des Nationalſozialismus durch alle Volksſchichten und deren Begeiſterung weiſt der Berichterſtatter des„Figaro“ hin, während das Blatt ſelbſt die lächerliche Behauptung auf⸗ ſtellt, daß„mit der Bauernſchaft die Militariſierung des Dritten Reiches ihre Vollendung erreichen ſolle“. Auch„Echo de Paris“ bemüht ſich um ſolche agitatori— ſchen Verzerrungen des wahren Sachverhaltes; das„Kriegs- ſpiel“ als Eröffnung des Erntedankfeſtes beleuchte, ſo erklärt das Blatt, die Landwirtſchaftspolitik des nationalſozialiſtiſchen Re⸗ gimes, ſo wie Reichsbauernführer Darré ſie gekennzeichnet habe mit der Erklärung, daß eine Welt von feindlichen Mächten heute nicht mehr Deutſchland durch den Hunger in die Knie zwingen könne. Die übrigen Blätter ſind mehr oder weniger auf den glei— chen Ton geſtimmt. Der vom Führer erneut betonte Friedens⸗ wille Deutſchlands wird kurz angedeutet. Seine Feſtſtellung, daß Deutſchland ſeit einem Jahre nicht ſchwächer, ſondern ſtärker ge⸗ worden ſei, veranlaßt den Berichterſtatter des„Journal“ zu folgender Bemerkung: Man kann Adolf Hitler aufs Wort glauben. Anbeſtreitbar iſt Deutſchland ſeit dem Tage, an dem es den Völkerbund verlaſſen habe, ſtärker geworden. Engliſche Kommentare. DNB. London, 1. Okt. Die engliſchen Blätter bringen längere Berichte über das Erntedankfeſt auf dem Bückeberg und verſehen ſie zum Teil mit eigenen Kommentaren, die allerdings nur wenig Gerechtigkeits⸗ gefühl verſpüren laſſen. f Am wenigſten voreingenommen zeigt ſich diesmal die „Times“, die in ihrem Berſcht hervorhebt, daß die Bauern die auf Grund des N3RA-Geſetzes 1935 aufhören, durch den nächſten Bundeskongreß zu dauernder Einrichtung erhoben wer⸗ den ſolle. Bis zum Januar 1935 werde er die notwendigen Geſetzentwürfe ausarbeiten und dabei diejenigen Punkte aus⸗ ſcheiden, die ſich als falſch oder unpraktiſch erwieſen haben. Rooſevelt erklärte, wenn auch einige größere Streiks vorgekommen ſeien, ſo müſſe doch anerkannt werden, daß die Wucht und die Ausdehnung der Erſchütterungen viel weniger ſchwer geweſen ſeien als fruher. Arbeitgeber wie Arbeitnehmer hätten beide ſchuld, wenn ſie die Schlichtungsbehörde nicht voll in Anſpruch nähmen und ſtatt deſſen durch Streiks Verluſte erlitten. Er, Rooſevelt, werde im Laufe des Oktober mit kleinen Gruppen von Vertretern der beiden Seiten verhandeln und ſich bemühen, einen Waffenſtillſtand zu vereinbaren. Währenddeſſen würde§ 7 durch die Schlichtungsbehörde auf ſeine Durchführ⸗ barkeit ausprobiert werden. Dann behandelte Rooſevelt mit be⸗ ſonderer Wärme die Frage der öffentlichen Arbeitsbeſchaffung. Er rief aus: Kein Land kann ſich die Verſchwendung menſchlicher Arbeitskraft leiſten. Ich ſtehe oder falle mit meiner Weigerung, eine dauernde Armee von Arbeitsloſen als notwendigen Zuſtand für unſere Zukunft anzunehmen. Wir müſſen im Gegenteil unſere Wirtſchaft ſo planen, daß wir mit der Arbeitsloſigkeit ſo bald wie möglich aufräumen und die Wiederkehr dieſes Zuſtandes verhindern. Die Leute, die vor dem Sturm Anterſchlupf gefunden haben, kommen jetzt heraus und vergeſſen, daß es überhaupt ſtürmiſch geweſen iſt. Sie zeigen auf England und behaupten, daß England durch die Politik des Nichtstuns aus der Kriſe herausgekommen ſei. Hat England die Dinge einfach treiben laſſen? Iſt England beim Goldſtandard geblieben, als die Reſerven in Gefahr waren? Iſt England heute zum Gold ſtandard zurückgekehrt? Nein! England iſt ſeit 1909 in den Fragen der ſozialen Fürſorge viel weiter als Amerika. And da werfen uns manche Leute vor, daß wir die Verfaſſung verletzen. Das iſt reaktionäres Gerede von Juriſten und Politikern, die in der Verfaſſung eine Schranke gegen den Fortſchritt anſtatt eine breite Bahn zum wahren Fortſchritt ſehen. Präſident Rooſevelt ſchloß mit der Verſicherung, daß die Zeit aufgehört habe, in der eine kleine Schar Bevorzugter das ganze amerikaniſche Volk allmählich immer mehr vernichtete und herabſinken ließ. deutſchen Erntefeſt. auf dem Bückeberg vielfältige Gründe zu feſtlicher Stimmung hatten. Das neue Regime, fährt das Blatt fort, habe den Bauern angemeſſene Preiſe für ihre Erzeugniſſe, Sicherheit in der Erhaltung ihrer Höfe und ein Erbſyſtem gebracht, das viele Schwierigkeiten, die ſich in der Vergangenheit aus Verpfändung und Verſchuldung ergaben, beſeitigte. Die deutſchen Bauern ſeien vom erſten Tage des nationalſozialiſtiſchen Regimes ab zu ihrer Lebensweiſe ihren Leberlieferungen, ihrer Geſundheit und ihrer Geſinnung beglückwünſcht worden, ſie ſeien der Mit⸗ telpunkt der Anſchauung von Blut und Erde geweſen, in der die Raſſenlehre des Nationalſozialismus ihren Ausdruck finde. Zu den Bauern werde die Jugend der Nation geſchickt, um Ge⸗ ſundheit, Kraft, eine urſprüngliche Lebensauffaſſung und Gering⸗ ſchätzung für die ſtädtiſche Ziviliſation zu erwerben. g Die übrigen Londoner Blätter können es ſich dagegen nicht verſagen, auch bei dieſer Gelegenheit ihren unfreundlichen Ge⸗ fühlen gegenüber dem nationalſozialiſtiſchen Deutſchland Aus- druck zu geben.„Morningpoſt“ hebt den militäriſchen Teil des Feſtes beſonders hervor, während„Daily Herald“ bemerkt, das Feſt auf dem Bückeberg ſei mehr eine national⸗ a Propagandaverſammlung geweſen, als ein Ernte⸗ ankfeſt. Der Führer verläßt Hannover. DNB. Hannover, 1. Okt. Der Führer, der am Sonntag nach Beendigung der Feier auf dem Bückeberg nach Hannover gekommen war und hier übernachtete, verließ am Montag die Stadt. Vor dem Ge— bäude des Oberpräſidiums hatten ſich, obwohl niemand von der bevorſtehenden Abfahrt verſtändigt worden war, viele Men⸗ ſchen eingefunden, die dem Führer, als er um 11.15 Ahr den Kraftwagen beſtieg, begeiſtert zujubelten und ſtürmiſche Sieg⸗ Heil⸗Rufe ausbrachten. Letzte Güdamerikafahrt des„Zeppelin“ 1934 Regelmäßiger wöchentlicher Flugverkehr Berlin—Buenos⸗Aires. 0 DNB. Berlin, 1. Okt. Am 27. Oktober findet die letzte diesjährige Fahrt des Luft⸗ ſchiffes„Graf Zeppelin“ nach Südamerika ſtatt. Die deutſche Luftpoſtlinie nach Südamerika wird aber auch weiterhin wöchentlich einmal geflogen, und zwar werden vom 3. No- vember ab die Deutſche Lufthanſa und das Condor-Syndikat gemeinſchaftlich einen regelmäßigen wöchentlichen Verkehr mit Flugzeugen zwiſchen Berlin und Buenos-Aires unterhalten. Flugplan, Poſtleitſtellen und Poſtſchlußzeiten werden voraus⸗ ſichtlich geändert werden. Betrifft: Ehrenkreuz des Weltkrieges DNB. Berlin, 1. Okt. Für einen verſtorbenen Kriegsteilnehmer kann das Front kämpferkreuz oder das Ehrenkreuz für Kriegsteilnehmer auch dann nicht beantragt werden, wenn der Tod erſt nach dem 13. Juli 1934, dem Tage der Verkündung der Verordnung des Reichspräſidenten, eingetreten iſt. Stirbt ein Antragſteller, nachdem er den Antrag auf Ver⸗ leihung des Ehrenkreuzes ordnungsgemäß bei der zuſtändigen Behörde geſtellt hat, ſo wird dadurch die Verleihung des Ehrenkreuzes, ſofern die Vorausſetzungen dazu erfüllt ſind, nicht berührt. Das Ehrenkreuz iſt in dieſem Falle mit dem auf den Namen des Verſtorbenen auszuſtellenden Beſitzzeugnis an den Hinterbliebenen des Beliehenen als Erinnerungszeichen zu überſenden. 2 * 2898 S 5 „ e — NS ehaminddmmgel (Parteiamtliche Veröffentli a 891 Viernheim der NS. eee 9 5 der NS.⸗Gliederungen) 1. Geſchäfts ſtelle: Adolf Hitlerſtraße 19: NS DAP.⸗Ortsgr.⸗Leitung: jed. Montag u. Donnerstag 20—22 uhr „NSDAP. ⸗Kaſſenverwaltung: jeden Donnerstag 20—22 Uhr Amt für Beamte u. RDB. jeden Montag u. Donnerstag 2022 Uhr 1 87 eee jeden Dienstag u. Donnerstag NS.⸗Hago: jeden Montag und Donnerstag 20—22 Uhr 2. Geſchäftsſtelle: Lorſcherſtraße 4: N S0. und Deutſche Arbeitsfront: jeden Mittwoch von 18—20 Uhr Geſchäftsſtelle: Saarſtra(„ i ü tz“ S.⸗Funk, Ortsgr. Viernh.: jeden Wies big z 5e 1 NS SAN. Sturm 2/ R. 171. Heute abend pünktlich 8,30 Uhr Antreten mit Rad am Heddesheimer Weg— Bahnübergang. Nur Arbeit entſchul⸗ digt. 9⁰ ASB.— DAF. Alle weiblichen Mitglieder der DAF. unter 21 Jahren müßſſen am Dienstag, den 2. 10. 34 in der Geſchäftsſtelle anweſend ſein. Heil Hitler! gez. Mögelin. Deutſche Angeſtelltenſchaft— Werkmeiſter und Verband weiblicher Angeſtellten. Den Mitgliedern der beiden Berufsgruppen wird hier- mit bekanntgegeben, daß die Mitgliedsbeiträge für die Folge o 8 K Der Führer des Sturmes 2/R. 171: Baldauf. im Gaſthaus„Zur Germania“, Nebenzimmer, bezahlt werden müſſen, und zwar Dienstag, den 2. Oktober 1934 und Frei⸗ F 8 1— 2 212 5 8 5 9 5. Oktober 1934, jeweils abends zwiſchen 8 und 5 5 Heil Hitler! gez. Neff. BD Al. Am Mittwoch 4 Uhr treten alle Jungmädel zum Heim— abend an der Schillerſchule an. Beitrag für Monat Oktober, ferner Heft und Bleiſtift mitbringen. Um 3 Uhr werden die Wollumpen und Gegenſtände für das Heim, Stühle uſw. in die Geſchäftsſtelle gebracht. Heil Hitler! Grete Franzke. H. J.— H. J., Jungvolk Wie der völkiſche Staat dereinſt der Erziehung des Wil— lens und der Entſchlußkraft höchſte Aufmerkſamkeit zu widmen hat, ſo muß er ſchon von klein an Verantwortungsfreudigkeit und Bekenntnismut in die Herzen der Jugend ſenken. Wir ſind die deutſche Jugend. Darum hinein in das deutſche Jungvolk! 0 Bis zum 1. Oktober überall Betriebsordnungen Eine Anordnung des Treuhänders der Arbeit für das Wirtſchaftsgebiet Heſſen. * Frankfurt a. M. Der Treuhänder der Arbeit für das Wirtſchaftsgebiet Heſſen erläßt folgende Anordnung: Das Geſetz zur Ordnung der nationalen Arbeit ver⸗ pflichtet den Führer des Betriebes, eine Betriebsordnung für die Gefolgſchaft des Betriebes nach vorheriger Beratung im Vertrauensrat ſchriftlich zu erlaſſen. Die Reichsregierung hat als endgültigen Termin für den Erlaß von Betriebs⸗ ordnungen den 1. Oktober 1934 feſtgeſetzt. Die Betriebsführer ſind wiederholt auch von meiner Seite aus auf die Einhaltung dieſes Termins aufmerkſam gemacht worden. Ich nehme an, daß der Verpflichtung all⸗ gemein entſprochen wurde. Nachdem nunmehr der Termin abgelaufen iſt, fordere ich hierdurch die Betriebsführer auf. gemäß Paragraph 26 der 2. Verordnung zur Durchführung des Geſetzes zur Ordnung der nationalen Arbeit vom 10. März 1934 zwei Abdrucke der Betriebsordnung bis zum 15. Oktober 1934 bei mir einzureichen. 5 Gleichzeitig mache ich darauf aufmerſam, daß der Führer des Betriebes mit in der Regel über 50 Beſchäftigten, in⸗ ſoweit die Höhe des Arbeitsentgelts durch Betriebsordnung geregelt iſt, zwei Abdrucke der Betriebsordnung dem Sta⸗ tiſtiſchen Reichsamt, Abteilung für Sozialſtatiſtik, Berlin, in; den hat. * Der Treuhänder der Arbeit für das Wirtſchaftsgebiet Heſſen gez. Schwarz. Dem Gedächtnis Hans Thomas Heute ſind es 95 Jahre her, daß der bedeutende Maler Hans Thoma in Bernau, einem kleinen Schwarzwald⸗ dörfchen, geboren wurde. Dieſer äußere Grund veranlaßte die Hans⸗Thoma⸗Geſellſchaft in Frankfurt am Main ge- meinſam mit der NS⸗Kulturgemeinde, im dortigen Stae⸗ del ſchen Kunſtinſtitut eine Hans Thoma ⸗Ausſtel⸗ lung zu veranſtalten.— In den weiten Räumen des Staedel ſchen Inſtituts ſind die Werke des Künſtlers aus allen Zeiten ſeines Lebens zuſammengeſtellt. Man ver⸗ ſuchte dabei, die Bilder möglichſt chronologisch anzuordnen, was dem Beſchauer den Blick in die Entwicklung der Thoma'ſchen Kunſt bedeutend erleichtert. Für Frankfurt und die weitere Umgebung iſt die Ausſtellung deshalb in⸗ tereſſant, weil Hans Thoma in Frankfurt und im nahen Ober⸗Urfel über 25 Jahre lebte. Sehr viele Bilder der gro⸗ ßen Ausſtellung— es ſind über 1000 Werke ausgeſtellt— find in der Frankfurter Gegend entſtanden. Die Ausſtel⸗ lung, deren Eröffnung faſt mit dem Geburtstag des Malers zuſammenfällt, wird mit dem Todestag Hans Thoma, den 7. November, enden. pet ſonenauto vom Zug überfahren Drei Tote, ein Schwerverletzter. Karlsbad, 1. Okt. An der Kreuzung mit der Staats⸗ ſtraße Karlsbad—Schlackenwerth ſtieß ein Perſonenzug aus Karlsbad mit einem Perſonenkraftwagen zuſammen. Der Bahnwärter hatte, wie er bei ſeiner Vernehmung ausſagte, die Schranke geöffnet, um den Kraftwagen noch durchzu⸗ laſſen. 0 Der Wagen blieb auf den Schienen ſlehen und wurde von dem Perſonenzug 200 meter mitgeſchleift. Von den vier Inſaſſen waren zwei auf der Stelle tok. Eine Inſaſſin ſtarb während der Beförderung ins Krankenhaus, eine wei ⸗ tere lieat im Sterben. 0 Adolf Hitler. Am kommenden Sonntag 1. Aujjührung der„Aäuber“ im Karpfen 50 Mitwirkende! Eine vollſtändig neu gebaute Bühne! Der Vorverkauf der Karten für die 1. Aufführung der „Räuber hat begonnen und ſchon iſt ein Großteil für dieſe Vorſtellung vergriffen. Wer wollte ſich auch dieſe einmalige Gelegenheit entgehen laſſen, ein Werk dieſes großen deutſchen Dichters kennen zu lernen. Am 10. November vor 175 Jahren hat Schiller in Mar⸗ bach das Licht der Welt erblickt. In Deutſchland, ja in allen Kulturländern wird man aus dieſem Anlaß den großen Sohn Deutſchlands feiern. Für Viernheim muß deshalb auch aus dieſem Grunde die„Räuber“-Aufführung eine gewaltige Schiller⸗Gedenkſtunde werden.— Karten ſind erhältlich bei Hofmann a. d. Drehſcheibe, im Karpfen und bei den Spielern. * Dienſtſtunden der Behörden. In der Zeit vom 1. Oktober bis 31. März finden die Dienſtſtunden der Bürger⸗ meiſterei von vormittags 8 Uhr bis nachmittags 4 Uhr ſtatt. Die Sprechſtunden von 9—12 Uhr bleiben wie ſeither be⸗ ſtehen und ſind genau einzuhalten. 0 Ladenſchluß betr. Nach einer Mitteilung des Poli- zeiamtes hat der Ladenſchluß ab 1. Oktober um 7 Uhr zu er⸗ folgen. Wir bitten die Geſchäftsinhaber um Begchtung dieſer Vorſchrift, richten zugleich aber an die Einwohnerſchaft die höfliche Bitte, den Wareneinkauf vor der Zeit des Laden⸗ ſchluſſes zu tätigen, um beiderſeitige Ungelegenheiten zu vermeiden. 75 Jahre alt. Morgen Mittwoch feiert unſer Mit⸗ bürger, Herr Jakob Burkert 2., Waldſtraße 4, ſeinen 75. Geburtstag. Viele Jahre in der Fabrik Wohlgelegen tätig, erfreut ſich der Jubilar als Veteran der Arbeit noch geiſtiger und körperlicher Rüſtigkeit. Wir wünſchen ihm noch einen langen und geſunden Lebensabend. Schaufenſterſchmuck am Erntedankfeſt. Eine beſondere Note bei der Schmückung anläßlich des Erntedank⸗ feſtes brachte die Dekorierung der Schaufenſter der hieſigen Geſchäfte, die auf Anordnung der Reichsfachſchaft deutſcher Werbefachleute, ſowie der Hauptgemeinſchaft des deutſchen Einzelhandels erfolgte. Es hatten faſt ſämtliche hieſigen Ge⸗ ſchäftsinhaber ihre Schaufenſter mit Blumen und Früchten recht ſinnig geſchmückt, damit die Verbundenheit und den Dank an die Landwirtſchaft ſymboliſierend. Ein Gang durch die Straßen des Ortes zeigte die vielfältige Art des Schmuk⸗ kes. Einzelne Firmen ſtellten inmitten ihrer Schaufenſter⸗ auslagen einen bunten Strauß mit den Blumen der Jahres⸗ zeit und eine Schale mit den Früchten des Ernteſegens. Andere Geſchäfte ſtellten den ganzen oder doch den überwie⸗ genden Teil eines Schaufenſters frei und ſtatteten ihn völlig mit den Produkten des Fleißes und Schweißes der Bauern aus. Eine andere Gruppe endlich verſtand es, ihre eigenen Waren mit den Erzeugniſſen bäuerlicher Natür und Kultur zu einem organiſchen Ganzen zu vereinigen. Einzelne Ge⸗ ſchäfte vermochten ſehr gute Löſungen zu finden und haben der Verbundenheit des Landwirtes mit ihrem Gewerbe einen originellen Ausdruck gegeben. Durchweg mußte man erkennen, daß viel Mühe und Sorgfalt aufgewendet w alle dadurch ihrer Sympathiebezeugung fi Bauern Ausdruck gegeben.„ Schreiner⸗Innungs⸗Pflichtverſammlung Pflichtinnung für das Schreinergewerbe im eis epp heim hält am Mittwoch, den 3. Oktober, nachmittags 2. Uhr im Gaſthaus„Zur Eintracht“ zu Weinheim i re erſte In⸗ nungspflichtverſammlung ab, zu der das Erſcheinen aller Mitglieder des Kreiſes Pflicht iſt. N 6 Sinn bes Lanbestreſlens ber O. AJ. Die DAF. hat den Gau Heſſen⸗Naſſau zu einem Landes⸗ treffen aufgerufen. Tauſende von Arbeitern werden auf 2 Tage ihre Werkſtatt und ihre Heimat verlaſſen, um ſich mit ihren Kameraden in Wiesbaden zuſammenzufinden. Gewaltige Aufmärſche, rieſige Appelle und Veranſtaltungen werden das äußere Geſicht des großen Treffens ſein. Und doch iſt das alles nur der Rahmen, das Bild, von dem, was die Menſchen, die nach Wiesbaden kommen, bewegt. An den Werktagen ſtehen die Männer des Feſtes an ihren Maſchinen, in der Grube, auf den Verkehrsmitteln, in den Läden oder ſitzen in den Kontoren, verrichten ihre Arbeit an den verſchiedenſten Stellen. Aber bei ihrem Treffen in Wiesbaden tragen ſie gemeinſchaftlich das braune oder blaue Kleid. Sie fühlen ſich als eine Gemeinſchaft, und ſie haben das Bedürfnis es irgendwie auszudrücken: ſie ſagen Kamerad zueinander. Den Begriff„Kamerad“ Wirklichkeit werden zu laſſen, die wahre Volksgemeinſchaft in den Betrieben zu feſtigen, dazu ſoll der Appell in Wiesbaden den Weg ebnen. Noch vor einem Jahr, in den erſten Wochen des Beſte⸗ hens der DAF. ſtanden die Unternehmer und die Arbeit⸗ nehmer noch nicht in einer Front. Heute ſtehen ſie als Be⸗ triebsführer und Gefolgſchaft in Reih und Glied. Sie haben die Schranken von geſtern überrannt und bekennen ſich zu einem Willen, zu einem geſchloſſenen Ganzen. Die Schaffen⸗ den der Stirn und der Fauſt kennen keine Angeſtellten, kennen keine Arbeiter, kennen keine Unternehmer mehr, ſie kennen nur eine Gemeinſchaft von Führer und Gefolgſchaft. Und in Wiesbaden werden ſie ſich zu dieſem Grundſatz bekennen. In harter Arbeit wurde die rieſige Organiſation der DAF. in verhältnismäßig kurzer Zeit errichtet. Am 1. Ok⸗ tober iſt die äußere Organiſation zunächſt abgeſchloſſen und der innere Ausbau, die innere Vertiefung wird dann ihren Fortgang finden. f 5 Der 6. und 7. Oktober ruft die Arbeiter unſeres Gaues zu einem Appell auf, der die Wege weiſen ſoll von der fertigen Organiſation in die Aufgaben der Zukunft. Worte des Dan⸗ kes für die geleiſtete Aufgabe am Aufbau der Organiſation werden von Weiſungen zu Leiſtungen für die kommenden Zeiten abgelöſt werden. Die Tage von Wiesbaden ſind eine Beſichtigung der Pioniere der Arbeit, die das Wollen des dritten Reiches unter den Werktätigen feſtigen ſollen. Die Tage von Wiesbaden bedeuten eine Ehrung der alten NSBO.⸗ Kämpfer, eine Anerkennung ihrer Opfer und eine Huldigung ihrem Werke, der DAF. Ihr Handeln ſoll Beiſpiel für ihre neuen Kameraden ſein und alle werden nach dem Appell an einem großen Ziel gemeinſchaftlich weiterarbeiten: der Deutſchen Arbeitsfront. Deutſche Angeſtelltenſchaft. Die bisherigen Mit⸗ glieder bzw. Ortsgruppen des Deutſchen Werkmeiſter-Ver⸗ bandes und des Verbandes der weiblichen Angeſtellten ſind ab 1. Oktober ds. Is. in einer Ortsgruppe der„Deutſchen Angeſtelltenſchaft“ zuſammengefaßt. Die Eingliederung der Mitglieder des Deutſchen Techniker⸗Verbandes, ſowie der Kaufmannsgehilfen und der Behörden- und Büroangeſtell⸗ ten ſteht bevor. Vorläufig werden lediglich durch die Orts⸗ gruppe der Deutſchen Angeſtelltenſchaft die Mitgliedsbeiträge des Verbandes der Deutſchen Werkmeiſter und des Verbandes der weiblichen Angeſtellten kaſſiert. Da die Beiträge eine Bringſchuld ſind, werden dieſe vorerſt heute und am Freitag, den 5. 10. 1934, jeweils abends in der Zeit zwiſchen 810 Uhr im Gaſthaus„Zur Germania“, Ecke Hofmann⸗ und Hansſtraße kaſſiert. Jetzt noch keine Obſtbäume pflanzen. Es mußte verſchiedentlich feſtgeſtellt werden, daß Beſitzer von Grund⸗ ſtücken darauf drängen, jetzt ſchon Obſtbäume geliefert zu er⸗ halten, um dieſelben ſofort zu pflanzen. Es ſei darauf hinge⸗ wieſen, daß die Herausnahme von Obſtbäumen zur jetzigen Zeit, alſo in vollem Laubſchmuck, eine ſtarke Schädigung des Obſtbaumes bedeutet, die Miturſache des Nichtanwachſens dieſer Bäume ſein kann. Es liegt weder im Intereſſe der Baumſchulenbeſitzer noch der Käufer von Obſtbäumen, Bäume in dieſem Zuſtand herauszumachen bzw. zu kaufen. Die Lan⸗ desbauernſchaft warnt hiermit eindringlichſt, ſowohl Baum⸗ ſchule wie Private, vor normalem Laubfall den Baumverſand bzw. den Baumeinkauf vorzunehmen, Mitbeſtimmend für dieſe dringende Warnung iſt der Umſtand, daß vielerorts die Trok⸗ kenheit im Boden ſo ſtark iſt, daß die Wurzeln beim Heraus- nehmen der Bäume ſtark verletzt werden und damit der Baum entwertet iſt. Die hoffentlich noch eintretenden öfteren Herbſt—⸗ regen vor der Pflanzzeit werden dieſen Zuſtand beheben. Oktober Weinmonat oder Gilbhart— zwei treffliche, naturge⸗ gebene Namen für den Monat, der ſonſt die nüchterne Be⸗ zeichnung Oktober, d. i. achter Monat nach dem altrömiſchen Kalender, trägt. Weinmonat: Fröhliche Ernte der Trau⸗ ben ſchon in alten Zeiten, aus denen der Name ſtammt. Wo⸗ bei man erinnert ſei, daß der Weinbau vor etwa ſechs⸗ hundert Jahren ſich auf weit mehr Gebiet erſtreckte als jetzt, und ſelbſt in den öſtlichen Gauen Wein in größeren Mengen angebaut wurde. Mit Zuſätzen von Honig, aromatiſchen Kräutern uſw. machte man dies nordiſche Gewächs ſchmack⸗ haft. Die Kehlen waren allerdings damals auch nicht ſo ver⸗ wöhnt, wie heutzutage, und ſogar Thorner Wein ſoll einſt Rudolf von Schwaben gut gemundet haben. i Gilbhart, die andere deutſche Bezeichnung, erinnert an die dieſem Monat eigentümliche Erſcheinung, an das Ab⸗ ſterben der ſommerlich-grünen Natur. Denn„reich am Gel⸗ ben“, reich an gefärbten Blättern iſt jetzt der deutſche Wald, um mit der bunten Pracht des Herbſtes hinüberzuführen in den kahlen Winter. a Wetterbericht 1 Jufolge eines öſtlichen Hochdruckgebietes iſt mit heiter und trockenem Wetter zu. 5 15 f g be 9 33 e ee N e e * — 8 . Sd . für 1931 . 10* 72 3 —— 1 5 15 57 g 75 5. 2 1838 5 5 1 7— 355 5 e 3 885 ung der Gemeinde Viernheim vom 2. Oktober 1934 ab eine Woche lang bei üs zur Einſicht der Intereſſenten und Entgegennahme etwaiger Einwendungen offen. N g Viernheim, den 29. September 1934 Bürgermeiſterei Viernheim: Bechtel Bekanntmachung. Gefunden wurden: 1 Geldbörſe mit Inhalt 1 Sack mit Kelterobſt. Viernheim, den 1. Oktober 1934 Polizeiamt: J. V.: Kühne Vereius⸗Anzeiger aufgeführt 1. Huflunrunt Beginn abende Alle Volksgenof Karten im Vorverkau und bei ſämtlichen N NB. Die Saaltüren 2. Me Diern Kath. Kirchenchor„Cäcilia“. Die Mitglieder beteiligen ſich morgen 10 Uhr an der Trauung unſerer Sangesſchweſter Anna Helbig.— Morgen abend 8.30 Uhr Singſtunde! Junger kräftiger Bursche für landwirtſchaft⸗ liche Arbeit geſucht. Wo, ſagt die Ge⸗ Beſichtigen Sie mein reiches musterlager Anzugsſtoffe für Herbſt und Winter, für Hochzeit u. Feſtlich⸗ Ihre VERM“ Kanal Cpſil Viernheim keiten; 8 Mantelſtoffe für Damen und Ian ele d. W.. Herren; Ausſteuerwaren: Damaſt, ielerscnranz halbl. Bettücher, Tiſchdecken[ein Tiſch, ein mit paſſ. Mundtüchern, alle paar SA. ⸗ Arten Handtücher. Bevor ie ſich Stoffe ſchicken laſſen, die Sie nicht geſehen und geprüft haben, betrachten Sie meine Muſter od. beſtell. Sie mich Stiefel zu ver⸗ kaufen. Von wem, ſagt die Geſchäfts⸗ ſtelle des Blattes. F ür die in ſo reiche wünſche und (Kein Kaufzwang)!l Sie werden ſich dann beſtimmt freuen, auf dieſe Anzeige geachtet zu haben. li. Hirchner Veſelſraß⸗ Schönes webhrau irsing- Mitt⸗ Kraut woch zu haben im — i— fp un 77 ab ſtehen bei Hans Beper, Adolf Hitlerſtraße 88 ein Transport Ferkel und Läufer⸗ Erfol ſchweine zu bedeutend herabgeſetzten rfolg Preiſen zum Verkauf. durch Schmitt, Schweinehlg., Zwingenberg inſerieren Sie brauchen ſich nicht mehr zu ürgern über Portoauslagen uſw., wenn ſie ſich ein Los der Klaſſenlotterie bei mir kaufen. Auch haben Sie keine Auslagen für Gewinnliſten(Spielen Die ve Famil Derlobungs⸗, Dermählungs⸗ Geburts⸗ und Traueranzeigen erhalten Sie ſchnell und billig bei der Drucherei der„Diernheimer Täglich ſüßen Sie daher am Platze). Loſe in allen Teil⸗ lungen bei Dolbszeitung“, Bismarebſtr. 13, Tel. 183. im Franz Hofmann an der Drehſcheibe Löwen Saat und Ernte ein Spiel vom Bauern Uraufführung im Mannheimer Nationaltheater. Das Mannheimer Nationaltheater hat mit ſeiner Erſt⸗ aufführung zum Erntedanktag eine gute Wahl getroffen. „Saat und Ernte“ nennt Hans Multerer ſein„Spiel vom Bauern“, das kein Volksſtück herkömmlicher Art ſein ſoll, ſondern dem nie erſchöpften Problem von Tod und Leben von einer beſtimmten Seite nahe kommen will; im Kreislauf eines einzelnen Bauernlebens verſucht Multerer den tiefen Sinn des Bauerntums aufzuzeigen. Warm und lebenswirklich ſprechen uns die neun Bilder an, die ent⸗ ſcheidende Wendepunkte des Bauernſchickſals feſthalten. Keine theoretiſchen Abſtraktionen, kein Moraliſieren und keine falſche Sentimentalität, ſondern ein liebevolles Nach⸗ formen des Lebensganges eines rechten Bauern geben dem Stück das Gepräge. Die Regie von Hölzlin, der das Stück ſchon einmal als Laienſpiel in Prag in Szene geſetzt hat, befriedigt außer⸗ ordentlich. Auch die Darſteller werden ihrer Aufgabe ge⸗ recht. Hans Finohr als Bauer und Eliſabeth Stiehler als ſeine Frau wirken echt und bringen die reichen Möglichkei⸗ ten, die in dieſen Rollen veranlagt ſind, voll zum Austrag. Entſprechendes darf von den übrigen Mitwirkenden geſagt werden, unter denen Ernſt Langheinz als Hochzeitlader be⸗ ſonders hervorragt. 8 ö Arteile des Sondergerichts Mannheim, 1. Oktober. Auf der Wanderſchaft nach dem Schwarzwald kam der 38jährige Walter Müller aus Erfurt auf der Landſtraße zwiſchen Renchen und Achern ins Geſpräch mit einem un⸗ bekannten Radfahrer, dem er ſeine franzöſiſchen Märchen aus ſeinem Aufenthalt in Paris, Lyon und Metz erzählte, wo er beſchäftigt war. U. a. behauptete er, nach dem Straß⸗ burger Sender ſei das Wahlreſultat gefälſcht, 40 Prozent hätten mit Nein geſtimmt. Der Angeklagte erklärte, er habe nur die Anſicht der Franzoſen wiedergegeben. Das Gericht ſah in der Behauptung der Fälſchung des Wahlreſultats eine Beleidigung der Regierung und verurteilte den An⸗ geklagten zu einer Gefängnisſtrafe von 5 Monaten, abzüg⸗ lich 3 Monate Unterſuchungshaft. „Ich geb dem Moſcht die Schuld, daß ich das geſagt hab',“ meinte der 55jährige Chriſtian Lehmann aus Ober⸗ harmersbach, der in der Nacht zum 15. Auguſt von einem Nachbar als Geburtshelfer beim Kalben einer Kuh gerufen worden war und dort noch einige Schoppen auf ſchon reich⸗ lich genoſſene Mengen Bier und Moſt ſetzte. Er ſchimpfte dabei über alles und wie früher über die marxiſtiſche, ſchimpfte er jetzt über die nationalſozialiſtiſche Regierung. Nach dem Gutachten des Gerichtsarztes iſt der Angeklagte ſtarker Neuraſtheniker, der beim Trinken nur vermindert zurechnungsfähig iſt. Das kam ihm nun zu ſtatten, denn ſtatt eineinhalb Jahren, die der Staatsanwalt beantragt hatte, erhielt er nur 6 Monate Gefängnis und das Gericht ſchickte ihn unter Anrechnung ſeiner 5 Wochen Unterſu⸗ chungshaft zur Feldarbeit nach Hauſe. I Neckarburken. Der rote Hahn.) Nachts brach in der Scheune der Witwe Schuhmacher Feuer aus, dem die Scheune vollſtändig zum Opfer fiel. Der Feuerwehr gelang es durch tatkräftiges Eingreifen ein Uebergreifen des Bran⸗ des auf das Wohnhaus zu verhindern. Der Schaden iſt durch Verſicherung gedeckt. Man vermutet Brandſtiftung. Neues aus aller Welt. Der Speiſezettel des Storches. Was alles in einen Storchenmagen hineinkommt, iſt jetzt in der Vogelwarte Roſſitten unterſucht worden. Man ver⸗ dächtigte die armen Störche, Kücken und junge Haſen zu freſſen. Die Anterſuchung von 110 Storchenmägen ergab aber die An- ſchuld der Störche. Außer einigen Pflanzenfaſern und großen Mengen von Kies und Sand, die zur beſſeren Verdauung mit heruntergeſchluckt werden, fand man vorwiegend Inſekten, Käfer aller Größen, Heuſchrecken, Grashüpfer, Raupen, Engerlinge, Regenwürmer(etwa 15 Prozent), gelegentlich auch Schnecken. Dann noch Fröſche, Mäuſe, Eidechſen und Maulwürfe. Aber keine einzige Vogelfeder wurde gefunden und kein Knöchelchen und kein Wollhärchen eines jungen Haſen! Von einer Schäd⸗ lichkeit des Storches kann demnach keine Rede ſein. Die erſten Strafurteile gegen Wahrſager in Japan. Wie aus Tokio gemeldet wird, haben dort die Gerichte die erſten Strafurteile gegen Wahrſager gefällt. Bekanntlich iſt vor einigen Monaten das entgeltliche und unentgeltliche Wahr— ſagen in Japan durch Geſetz verboten worden, was im Zuſam⸗ menhang mit dem allgemeinen Kampfe gegen den Aberglauben ſteht, den die Regierung führt. Gegen Wahrſager, die ihren Beruf noch heute ausüben, werden durchweg Freiheitsſtrafen verhängt. Handel und Wirtſchaf (Ohne Gewähr.) Mannheimer Produltenbörſe vom 1. Oktober. Amtlich notierten: Weizen, Feſtpreis Gebiet W 15 20,20, W 16 20.40, W'ᷓ 17 20.70, plus 40 Pfennig Ausgleich; Roggen, Feſtpreis Gebiet R 15 16.40, R 16 16.70, R 13 16 Mark plus 40 Pfennig Ausgleich, Braugerſte, inl.(Ausſtichware über Notiz) 19 bis 20.50, Winter⸗ und Induſtriegerſte 18 bis 19, Futter⸗ gerſte, Feſtpreis G 7 10.40, G 8 15.70, G 9 15.90, G 11 16.20 Mark plus 30 Pfennig Ausgleich; Hafer, Feſtpreis H 11 15.40, H. 14 15.90, H 17 16.20 Mark plus 30 Pfennig Aus⸗ Markibienjl ber Landesbauernſchaft Hepen⸗Nafau Heute beſonders zu empfehlen: Tafel⸗ und Wirtſchaftsäpfel Tafel⸗ und Wirtſchaftsbirnen ſüße Zwetſchen deutſche Weintrauben, voll ausgereift, beſonders ſüß, großbeerig. Spinat Tomaten in hervorragender Güte u. Sortierung Wirſing Rotkraut Weißkraut Blumenkohl Römiſchkohl Rote, weiße und gelbe Rüben — N 8 5 5 Fliegen heißt ſiegen über Brune N 5 Jeiten und weiten ö Werde Mitgiies im Ddeutſchen Luftſport⸗ verband! Auf einer Jahrestagung der Vereinigung englischer Reisegeselſschaften sprach der Prinz von Wales folgende Worte:„Vor 70 Jahren tat Delane, der große Verleger der„Times“, London den Ausspruch: „Mein Geschäft ist die Oeffentlichkeit.“ Laßt uns diese Worte nicht vergessen. Sie erinnern mich an einen Vers, der in Anlehnung an ein altes Sprichwort lautet:„Früh zu Bett, früh wieder auf, aber du wirst bald zur Büste werden, wenn du nicht durch Anzeigen wirbst.“ (Worlds Press News) Das mũssen auch Sie beachten, wenn Sie das bevorstehende Herbstge- schäft beleben wollen! gleich; Mais mit Sack 21.25; Raps, inl. ab Station 31: Weizenkleie, Feſtpreis W 17 10.35, Roggenkleie, Feſtpreis R 16 10.02, Weizenfuttermehl 12.50; Weizennachmehl 16.25 Mark. Bei Kleie Zu⸗ und Abſchläge auf Grund der reichs⸗ geſetzlichen Regelung. Preiſe verſtehen ſich per 100 Kilogramm netto, waggonfrei Mannheim, ohne Sack, Zahlung netto Kaſſa in Reichsmark bei Waggonbezug, Weizenvollkleie 50 Pfennig höher; Erdnußkuchen 14.30; Sojaſchrot 13.40; Rapskuchen, ausl. 11.90, inl. 11.40; Palmkuchen 13.10; Kokoskuchen 15.10; Leinkuchen 15.15; Biertreber mit Sack 17; Malzkeime 14.50 bis 15.50; Rohmelaſſe 9; loſes Wieſenheu, neu 9.80 bis 10.80; Luzernekleeheu 10.50 bis 11; Stroh, gepreßt(Roggen und Weizen) 3 bis 3.50,(Hafer und Gerſte) 3.50 bis 3.80, dto. gebündelt(Roggen und Weizen) 2.50 bis 3,(Hafer und Gerſte) 3.20 bis 3.60 Mark; Weizenmehl: Gebiet 17, Type 790 aus Inlandsweizen 27.25, Gebiet 16 27.15, Gebiet 15 27.25 Mark, Aufſchlag für Weizenmehle mit 10 Prozent Aus⸗ landsweizen 1.50 Mark, mit 20 Prozent Auslandsweizen 3 Mark, Frachtausgleich 0.50 Mark für 15-Tonnen⸗Ladungen; Roggenmehl: Gebiet R 16, Type 997 24.15, Gebiet R 15 23.75, Gebiet R 13 23.25 Mark zuzüglich 0.50 Mark Fracht⸗ ausgleich. Frankfurter Schlachtviehmarkt vom 1. Oktober: Auftrieb: 1406 Rinder, darunter 534 Ochſen, 125 Bullen, 346 Kühe, 401 Färſen, 502 Kälber, 38 Hammel, 3 Schafe und 3946 Schweine. Preiſe pro 50 Kilogramm Lebendgewicht in Reichs⸗ mark: Ochſen a) 37, b) 34 bis 36, 30 bis 33, 26 bis 29; Bullen a) 34 bis 35, b) 32 bis 33, 28 bis 31, 23 bis 27; Kühe a) 33 bis 34, b) 29 bis 32, 23 bis 28, 12 bis 22; Färſen a) 36 bis 37, b) 34 bis 35, 30 bis 33, 23 bis 29; Kälber a) Sonderklaſſe geſtrichen, andere Kälber a) 48 bis 50, b) 40 bis 47, 32 bis 39, 24 bis 31; Hammel b2) 32 bis 347 Schweine al) 58, a2) 52 bis 538, b) 51 bis 53, 49 bis 58, d) 46 bis 51, e) und f) geſtrichen, g) 48 bis 50, h) 43 bis 47. —. Marktverlauf: Rinder mittelmäßig, geringer Ueberſtand; Kälber ruhig, ausverkauft; Schafe mittelmäßig, ausverkauft; Schweine rege, ausverkauft.— Ueberſtand: 48 Rinder, dar⸗ unter 30 Ochſen, 16 Färſen. Frankfurter Getreidegroßmarkt vom 1. Oktober. An der Börſe notierten: Weizen, Gebiet Weg 200, Gebiet W 13 204, Gebiet W 16 208, alles Großhandelspreis der Mühlen der genannten Preisgebiete; Roggen, Gebiet R 9 160; Ge⸗ biet R 13 164, Gebiet R 15 18, alles Großhandelspreis der Mühlen der genannten Preisgebiete; Futtergerſte, Gebiet G 9 162, G 11 165, G 12 167, alles Großhandelspreis ab Station; Hafer, Gebiet H 13 160,§ 14 162, beide Groß⸗ handelspreis ab Station; Weizenmehl unverändert; Roggen⸗ mehl, Gebiet R geſtrichen, alles übrige unverändert; Weizen⸗ nachmehl und Weizenfuttermehl unverändert; Weizenkleie, Ge⸗ biet W 13 10.40, W 16 10.60; Roggenkleie, Gebiet R 13 9.60, R 15 9.80, alles Mühlenfeſtpreis ab Mühlenſtation, ſoweit ſie in den Bereich der Landesbauernſchaft Heſſen⸗Naſſau fallen; Sojaſchrot 13; Erdnußkuchen 14.50; Trockenſchnitzel unverändert; Treber unverändert; alles übrige unverändert. Stimmung ruhig. In Handelsklaſſenware fanden Abſchlüſſe nicht ſtatt. 2 7 1 1 deustag, den 2. Oftober 194 — —— 10. Jahrgang Ruſſiſche Emigrantenſchickſale.— Die Ziel kirchlich⸗religiöſe Gebiet. In 75 europäiſchen Ländern ganzen Zelt leben Angehörige des ruſſiſche tums zerſtreut, die N 5 konnten! Ihnen hat die Aufnahme die Kulturnationen alle Hoff Artikel gibt eine Emigrantengruppen. a In Genf ſind die Großmächte ü ie? in der Sowjetunion mit e ee N Nur wenige warme, aber nutzloſe 0 rigen Loſe erſtanden. Die Kritik an die Prozedur war allgemein in den Kre für kulturelle Würde und chriſtliche Am ſchärfſten war ſie begreiflicherweiſe ſiſchen Emigranten. a ſehen ſie den letzten Reſt ihrer 5 ſich noch einmal eine Macht ode Wiederherſtellung der früheren 5 0 1 Es h erwieſen, daß nichts hartnäckiger e Hoffnung politiſcher Flüchtlinge. ſoweit ſie blutmäßig und ſchickfals bunden ſind. Die Aufnahme de kapitaliſtiſchen Staaten und damit ihre 5 e hat in der ru gehenden ſeeliſchen Kriſe geführt, die um ſo ſtärker i im Reich erfolgte Rücheſmnung auf die ei n auch auf die ortsanſäſſigen ruſſiſchen Flü e ausgeübt hat. 5 Das Los der Verbannung, die Sehnf e ſtammten Heimat haben den echten. 2 auf Rückkehr in die Heimat mäßig wahrhaft mit ihr ver habern geführt. Soweit ihn nicht die Sor nur dem einen Ziel, unter anderen Ve Vaterland zurückkehren zu können. reicher Emigrantenorganiſationen ihren Ausdruck. „dunkle Mächte der Gegenwart“. Eine andere, jüngere Ver— einigung iſt die„Gruppe Matankin“, deren volle Bezeichnung „Selbſthilfe ruſſiſcher nationaler Emigranten“ lautet. Auch dieſe Gruppe, die zu Anfang des Jahres an die Oeffentlichkeit trat, veranſtaltet Vortragsabende, in denen ſie ſich mit aktuellen Tagesereigniſſen, der ruſſiſchen Heimatkunde und den deutſch⸗ ruſſiſchen Beziehungen beſchäftigt. Angeſichts der in Deutſch— land immer noch vorhandenen Unkenntnis ruſſiſcher Geſchichte und Kultur, können dieſe Beſtrebungen auch über die Emigran⸗ tenkreiſe hinaus ein weiterreichendes Intereſſe beanſpruchen. * Im Gegenſatz zu den eben erwähnten Vereinigungen, welche grundſätzlich an die Oeffentlichkeit treten, ſteht die ſogenannte „Moskauer nationale Bewegung“. Aus ihrem am 15. Juli 1934 entworfenen Programm verdienen einige Punkte wegen ihrer ſymptomatiſchen Bedeutung beſondere Erwähnung: Der Na— tionalismus kann nur in einem einheitlich bevölkerten Gebiet gedeihen— die chriſtliche orthodoxe Weltauffaſſung iſt der Staatsverwaltung und der Volkserziehung zugrunde zu legen unter Anerkennung voller Gewiſſensfreiheit die Aufgabe der Außenpolitik beſteht in der Feſtigung der guten Beziehungen mit r Sowjetunion in den Kreis der nit ſcheinbare Anerkennung ſſiſchen Emigration zu einer tief⸗ als die genen Volkstumswerte chtlinge einen nachhal— ange— v. 5 5 50 e n zwangs- läufig in ſchärfſten Gegenſatz zu den heutigen ruſſiſchen Macht. aver geführ* nicht ge ums tägliche Brot völlig in Anſpruch nimmt, gilt ſein ganzes Fühlen unnd Denken * Seh e wieder ins j Dieſe Sehnſucht äußert ſich heute angeſichts der neuen europäiſchen Lage nicht mehr bolitſch ſondern in erſter Linie kulturell und findet in der Arbeit zahl- reicher itenorgani N Anter dieſen Vereinigungen iſt die frühere bedeutende„Nond⸗ Bewegung“ in der Rückbildung begriffen. Der„Zirkel ruſſiſcher kulturell⸗auf⸗ flärender Studien“ kurzweg„Gruppe Melski“ genannt, widmet ſich einer regen Vortrags- und Aufklärungstätigkeit. So began— nen am 1. September ds. Js. Vortragsreihen über Raſſenftage, über die Grundlagen der ruſſiſchen Heimatkunde und über nein faſt auf der Bürger⸗ vor dem Bolſchewismus flüchten Rußlands unter zulle Hoffnung genommen: Anſer intereſſante Aeberſicht über dieſe ſtinderheitennöte Achſe hinweggegangen. Fürſprecher ſind ihrem trau— u dieſer unwürdigen Genfer Iſen, die ſich noch ein Gefühl 8 erhalten haben. i i in den Reihen der ruſ— Mit dem Einzug der Sowjeis in Genf Hoffnung ſchwinden, es könne eine Mächtegruppe für die ren Verhältniſſe in Rußland zur at ſich immer wieder in der Geſchichte irrbarer iſt, als die den benachbarten Völkern auf der Grundlage der gegenſeitigen Gleichberechtigung. Die von dieſer Bewegung vertretene An— ſchauung weicht grundſätzlich von den ſonſt geläufigen Gedanken eines„einigen und ungeteilten Rußland“ ab und erkennt das Selbſtbeſtimmungsrecht aller geſchloſſenen Volkseinheiten des früheren ruſſiſchen Reiches, bezw. des jetzigen Staatengebildes in vollem Amfange an. Die Auswirkungen des Erlebniſſes der deutſchen Revolution ſind hier deutlich ſichtbar. Anter den ſogenannten Berufsvereinigungen wäre als wich— tig nur der Militärverband zu nennen, deſſen Leitung ſich in Paris befindet. Sein früherer längjähriger Vor— ſitzender, General Wrangel— um deſſen Tod ein noch un⸗ geklärtes Geheimnis ſchwebt— verfügte die ſtrikte Enthaltung aller Verbandsmitglieder vom politiſchen Tagesgeſchehen. Seine Einſtellung zum Freimaurertum iſt umſtritten, doch deuten viele Anhaltspunkte auf ſeinen ablehnenden Standpunkt hin. Der Bund iſt der Aeberreſt jener großen und zahlreichen Gruppen von Aktiviſt en, die zu einem früheren Zeitpunkt die Rück— kehr in die Heimat mit gewaltſamen Mitteln zu erreichen hoff— ten. Auch hier hat inzwiſchen eine nüchternere Beurteilung der gegebenen Weltverhältniſſe Platz gegriffen. Von den außerhalb der Reichsgrenzen beſtehenden Parteien und Organiſationen beſitzt auch die Gruppe des Großfürſten Kyrill noch zahl— reiche Anhänger, ebenſo die ruſſiſche faſchiſtiſſche Bewegung unter der Führung des amerikaniſchen Staatsangehörigen Wonsjatzki. Ihr Schwerpunkt liegt im Fernen Oſten, und zwar in der großen Emigrantenkolonie von Harbin, deren unbeſtrit— tener Führer der Generalſekretär Rodſajewski iſt. Nur in Harbin haben ſich die Emigranten zu einer geſchloſſenen Front zuſammengefunden, während ſie in den übrigen Weltteilen politiſch und weltanſchaulich ſtark geſpalten ſind. Bei den ukrainiſchen Emigranten iſt der Leitgedanke nach wie vor die volle Autonomie innerhalb des ruſſiſchen Reiches, ähnlich bei den Angehörigen der Kaukaſusvölker, deren Komitees ſich in Paris befinden. * 1 Bis in die jüngſte Vergangenheit bot auch das lirchlich⸗ religiböſe Gebiet alles andere als ein einheitliches Bild. Hier hat die Anfang September ds. Js. in Karlovatz in Südſlawien veranſtaltete Synodal-Verſammlung einen Wandel geſchaffen und falls die von Paris aus einſetzende Gegenbeſtrebungen er— folglos bleiben, kann von einem kirchlichen Frieden geſprochen werden. Ob hierdurch günſtigere Vorausſetzungen für die Anionsbeſtrebungen bezw. die ökumeniſchen Tendenzen geſchaffen werden, läßt ſich im Augenblick noch nicht beurteilen. Jeden— falls ſind in Karlovatz zahlreiche Gegenſätze dogmatiſcher und kanoniſcher Natur ausgeräumt worden und die ruſſiſch-orthodoxe Kirchführung wird mit der vorbehaltloſen Einigung nur dem Bedürfnis ihrer Gläubigen entgegenkommen. Die erbitterten Störungsverſuche gewiſſer„dunkler Mächte“ in Gemeinſchaft mit der kommuniſtiſchen Gottloſenbewegung werden den tief religiös veranlagten ruſſiſchen Menſchen weder innerhalb noch außerhalb ſeiner Heimat der chriſtlichen Weltanſchauung zu entfremden vermögen. Zuſammenfaſſend läßt ſich über die geiſtige Haltung des Emigrantentums folgendes ſagen: Die mehr als ein Jahrzehnt hartnäckig feſtgehaltene Hoffnung auf eine unmittelbar bevor⸗ ſtehende Aenderung der Machtverhältniſſe in Rußland iſt küh⸗ lerer Beurteilung gewichen. Nicht mehr die Alten ſehen die Morgendämmerung— und ſelbſt wenn ſie wider Erwarten eintreten ſollte, wüßten ſie wenig mit ihr anzufangen— wohl aber die Jungen. Dieſe ſind von der feſten Aeberzeugung durchdrungen, daß ſich ihnen die Heimat der Väter einmal öffnen wird und zwar dann, wenn die Sünde am Geiſt der natürlichen Ordnung ſelbſt die Vergeltung heraufführen werde. Iſt Ihre Zigarre in Gefahr? Da ſollte am 14. September in Amſterdam die erſte diesjährige Auktion von Sumatratabaken ſtattfinden. Inzwiſchen hatte aber die deutſche Regierung das bekannte einſtweilige Einkaufsverbot er- laſſen, das ſich auch auf Tabak bezieht. Die Wirkung dieſer Maß- nahme auf den Amſterdamer Markt war vernichtend. Jetzt erſt ſtellte ſich nämlich heraus, wie abhängig die geſamte holländiſche Tabakkultur vom deutſchen Markt iſt. Man ließ es erſt gar nicht auf die Probe ankommen und vertagte kurzerhand die Herbſt-Einſchreibung um drei Wochen auf den 5. Oktober, da man ſich vollkommen im klaren darüber war, daß ohne die deutſchen Käufer die Verſteigerung kataſtrophal ausfallen müßte. Man glaubt nun in holländiſchen Tabakkreiſen, daß bis zum 5. Ok⸗ tober die Lage geklärt und die Frage der Tabak-Einfuhr endgültig geregelt ſein wird. 5 Das wird nicht von uns abhängen, ſondern davon, ob es mög⸗ lich ſein wird, über den Geſamtkomplex des Warenaustauſches zwi— ſchen Deutſchland und Holland zu einem befriedigenden Ergebnis zu kommen. Es iſt eine naive Vorſtellung, daß das neue Deutſchland um der Zigarre willen die Geſamtintereſſen der Volkswirtſchaft aus dem Auge verliert.. Wir haben es auch nicht nötig, uns um der Zigarre willen irgendwie Zugeſtändniſſe abpreſſen zu laſſen. Die Zigarre wird uns nämlich nicht ausgehen, und in Zigaretten werden wir ſogar Leber fluß haben. g n Auch das ſcheint den Holländern langſam klarzuwerden. Zwar können ſie ſich ſchwer ein Bild von der deutſchen Verſorgungslage machen, es fällt ihnen aber jetzt auf, daß Deutſchland in dieſem Frühjahr ſich ſehr ſtark mit Tabaken eingedeckt hat, ſo daß es doch möglich ſein könnte, daß wir uns längere Zeit eine abwarkende Haltung leiſten. Hinzu kommt die Beobachtung, daß der Zigaretten verbrauch in Deutſchland ſtändig Fortſchritte macht und die Zigarre zu verdrängen ſcheint. Es macht den Holländern ſchwere Sorge, daß dieſe Entwicklung weiter begünſtigt werden könnte durch die völlig ungehinderte Rohſtoffbelieferung aus dem Balkan, mit dem wir in einem flotten und gut funktionierenden Warenaustauſchverkehr ſte⸗ hen(der ohne zusätzliche Deviſen abgewickelt wird). 2. Da der Kampf um die Regelung des zwiſchenſtagtlichen Waren— verkehrs nicht allzu lange dauern wird— denn die Einſicht, wie ſchwer man ſich jelbſt durch die Boykotthetze ſchädigt, iſt von Tag zu Tag im Wachſen—, ſo iſt mit einer ſtark ins Gewicht fallen— den Verlagerung des Verbrauchs nicht zu rechnen. Der paſſionierte Zigarrenraucher wird jedenfalls nicht in Ver— legenheit kommen! Es darf ja auch nicht überſehen werden, was der 8 Tabakbau ſelbſt an Ausfällen wettmachen kann! Sowohl der Menge, als auch der Qualität nach! Bekanntlich unterliegt die Tabakanbau fläche in Deutſchland einer Beſchränkung und die zuläſſige Fläche von 1934 iſt auf 1,2 Millionen Quadratmeter(im Vorjahr 109) feſtgeſetzt. Die Geſamtmenge des geernteten Tabaks in dachreifem, trockenem Zuſtand beziffert ſich nach der vorläufigen Schätzung 5. 29,43 Millionen Kilogramm(28,22 im Vorfahr), was einem durch ſchnittlichen Hektarertrag von 2458(2608) Kilogramm, mahkriche Anter Zugrundelegung eines mittleren Preiſes von 116.02 RM. für — — einen Doppelzenkner Tabak(115,79 RM. im Vorjahr) errechnet ſich der Geſamtwert der Tabakernte auf 34,15 Millionen RM.(32,68 im Vorjahr). Das ſind die vorläufigen Zahlen. Sie werden etwas beein— lrächtigt werden durch die großen Hagelſchläge, die vor einigen Wo— chen im Bühlertal und im badiſchen Oberland nieder⸗ gingen und insgeſamt etwa 70 000 Zentner grünen Tabak vernich— tet haben dürften. Das iſt ein ſchwerer Schlag für die betroffene Landwirtſchaft. Im übrigen iſt aber die deutſche Tabakernte 1934 von einer ſelten guten Qualität, ebenſo wie der Wein, und ergibt ein ſchön ausgewachſenes, dünnblättriges Material, das ſich vozüg⸗ lich für Füllzwecke eignet, ſo daß wir auf die billigen Java-Sorten ſehr gut verzichten könnten. Da der deutſche Tabakanbau nun erſt knapp ein Viertel unſeres Bedarfs an Zigarren- und Schneidetabak deckt, kann noch eine er— hebliche Ausweitung der Anbaufläche vorgenommen werden, ſo daß auch die Tabakinduſtrie, die in der Hauptſache ſich aus Kleinge⸗ werbebetrieben zuſammenſetzt, ungefährdet bleibt. 1934 iſt ja die Anbaufläche ſchon vergrößert worden und die Zahl der Tabakpflan— zer von 55 748(1933) auf 63 451 in dieſem Jahr geſtiegen. 1913 betrug ſie ſchon einmal rund 78 000! Die Zahl der Tabak verarbeitenden Betriebe beziffert ſich auf etwa 25 000 mit rund 215 000 Perſonen, von denen etwa 130 000 mit der Herſtellung von Zigarren beſchäftigt werden. Da, wie geſagt, der Kleinbetrieb vorherriſcht, iſt das ein beachtliches deutſches Gewerbe, das pfleglich behandelt wird, und deſſen Geſamt⸗ intereſſen der Reichsnährſtand in vorbildlicher Weiſe wahrnimmt. Schon im Jahre 1933 iſt durch das„Heidelberger Abkom- men“ die Ernte 1933 im Intereſſe aller beteiligten Kreiſe— nicht zuletzt des Rauchers ſelbſt— in muſtergültiger Form ihrer Beſtim— mung zugeführt worden. Auch für die Abnahme der Tabakernte 1934 wird das„Heidel— berger Abkommen“ die wertvolle Anterlage abgeben, auf der ſich Verkauf und Abnahme ruhig und ſachlich abwickeln wird. Nach dem Abkommen müſſen fämtliche in Deutſchland erzeugten Rohtabake auf den Einſchreibungen der Landesverbände zum Verkauf kommen. Ein Freiverkauf iſt ſowohl den Pflanzern wie auch den Mitgliedern der am Abkommen beteiligten Spitzenverbände grundſätzlich unterſagt. Die Tabake werden an der Waage durch Sachverſtändige begut— achtet, die in einem Schulungskurſus beſonders ausgebildet wurden. Ihr Arteil iſt bindend für Pflanzer und Käufer. Dieſe ſtraffe Organiſation im geſamten Tabakbau, die ſich ſchon ſeit Jahren aufs beſte bewährt hat, wird auch beim Verkauf der Ernte 1934 wieder für eine der Geſamtintereſſen entſprechende Ab— wicklung ſorgen, zumal wegen der beſonderen Güte des Jahrgangs 1934 mit einer lebhaften Nachfrage der Tabakverarbeiter zu rech— nen iſt. Der deutſche Raucher kann alſo in Ruhe ſeine Zigarre in Brand ſetzen und braucht ſich durch kein Geſchwätz, daß ihm dieſer Genuß in Zukunft geſchmälert würde, ſtören laſſen. 2 Willy Fritſch auf Freiersfüßen. Nach Wiener Blätter⸗ meldungen hat ſich der Filmſchauſpieler Willy Fritſch mit dem Wiener Revueſtar Dinah Grace verlobt. Viernheimer Volkszeitung Ein hoffnungsloſes Kapitel. e der einzelnen ruſſiſchen Emigrantengruppen.— Das Schaum gegen brennendes Oel Schwere, aber inkereſſanke Löſcharbeiten in Nienhagen. Nienhagen, 1. Oktober. Es iſt das erſtemal, daß man in Deutſchland vor die Aufgabe geſtellt wurde, eine brennende Oelſonde zu löſchen, was im Laufe des Sonntags gelang. Die Brandleitung hatte ſich bemüht, da dem Feuer mit gewöhnlichen Mitteln nicht beizukommen war, Schaumlöſchgeräte aus Berlin zu erhalten. Dieſe trafen überraſchend ſchnell ein. Es war ge⸗ plant, den ganzen Brandherd mit einer rieſigen Schaum⸗ decke zu überziehen, um das Feuer auf dieſe Weiſe zu er⸗ ſticken. Damit aber nicht die glühende Sonde das immer weiter ausbrechende Oel von neuem entzündete, ſollte ſie gleichzeitig durch einen rieſigen Waſſerſtrahl zugedeckt wer⸗ den. Doch ſtellten ſich im Laufe des Samstag dieſer Löſch⸗ methode unüberwindliche Schwierigkeiten in den Weg, da man vor allem die Reſte des Bohrturmes nur ſchwer weg— ſchaffen konnte. Kurz nach 21 Uhr wurde deshalb der Ge⸗ neralangriff auf das Feuer eingeſtellt. In der Nacht zum Sonntag blieben etwa 200 Mann als Wache zurück. Auch ſie mußten einen andauernden aufreibenden Kampf mit dem Element führen. In den erſten Nachtſtunden ging die Häufigkeit der Eruptionen langſam zurück. Die Gas- und Oelvorſtöße, die ſich den ganzen Samstag über in regelmäßigen Abſtänden von etwa zwei Minuten wiederholt hatten, traten jetzt etwa alle ſieben Minuten auf. Das erleichterte den Mannſchaften ihre Arbeit. Die Schweißer konnten ſich an den Verſuch machen, die dicken Eiſenträger des Bohrturmes zu durchſchweißen. Da erfolgte am Sonntag früh gegen 5 Uhr eine neue Erupkion, die die ganze Umgebung in tiefe ſchwarze Rauchſchwaden hüllte. Die Lage war äußerſt kritiſch. Da knickte zum Glück die eiſerne Düſe um, aus der das Erdöl ſprudelte und ver⸗ ſtopfte ſo ſelbſt dem koſtbaren Brennſtoff den Ausweg. Das brennende Erdöl erhielt auf dieſe Weiſe keinen neuen Zufluß mehr. Jetzt konnken die Schaumlöſchapparake eingeſetzt wer⸗ den, die man hier zum erſten Male im Ernſtfall in Deutſch⸗ land verwendete. Da man in der Lage war, mik hohem Pumpendruck zu arbeiten, deckten die beiden eingeſehten Löſchrohre das brennende Oel in einer Minule mit etwa 15 Kubikmeker Schaum zu. Nach einer Löſchzeit von elwa zehn Minuten war der ganze Brandherd mit Schaum bedeckt, ſo daßß kaum noch eine Flamme zu ſehen war. Neben den Schaumlöſchern traten dann noch die Waſ⸗ ſerſpritzen der Feuerwehr in Tätigkeit, um das glühende Eiſen abzukühlen. Nach etwa 20 Minuten waren am Sonntag morgen die letzten Flammen verſchwunden. Auf dem weiten Feld ſind noch Feuerwehrmänner damit be⸗ ſchäftigt, kleinere Brandherde zu löſchen. Ehe dieſe Arbeit nicht reſtlos durchgeführt wird, iſt die Gefahr noch nicht völlig gebannt. Ein Gaſthaus überfallen 2 Gäſte und 2 Banditen getötet. Neuyork, 1. Oktober. Eine Verbrecherbande überfiel in der Nähe von St. Jacobs in Illinois ein Gaſthaus, in dem vier Gäſte, zwei Männer und zwei Frauen, beim Frühſtück ſaßen. Alle vier erhielten ſofort den Ruf„Hände hoch“. * Der Gaſtwirt Jackſon jedoch, der ſich nicht ohne Wider⸗ ſtand berauben laſſen wollte, griff zum Revolver und kökete einen der Banditen. Es enkſpann ſich ein wildes Feuer⸗ gefecht, in deſſen Verlauf ſich der Wirt einen Augenblick zurückzog, um ſeinen Revolver neu zu laden. Dieſe Pauſe benutzten die Verbrecher, um einen der wehrloſen Gäſte und einen alten Mann, der ahnungslos das Haus bekral, zu erſchießen. Jackſon nahm darauf den Kampf mit friſch geladenem Revolver von neuem auf und kökete einen zwei ten Banditen. Hierauf kraken die Banditen den Rückzug an und fuhren unker Mitnahme ihrer beiden koken Spieß geſellen in ihrem Kraftwagen davon. Vor einem Krankenhaus in St. Jacobs hielten ſie einen Augenblick an, warfen die Leichen auf das Pflaſter und machten ſich dann aus dem Staube. Das Ende der„Heſſen“ Darmſtadt. Der Heſſiſche Staatsminiſter hat an die Ve⸗ ſatzung des Linienſchiffs„Heſſen“ folgendes Schreiben ge⸗ richtet: Aus Anlaß der bevorſtehenden Außerdienſtſtellung des Linienſchiffs„Heſſen“ ſpricht Ihnen, Herr Komman⸗ dant, den Herren Offizieren und der Mannſchaft das ge⸗ ſamte heſſiſche Volk und die heſſiſche Landesregierung den herzlichſten Dank für die ehrenvolle Führung des Schiffes aus, mit der der Name des Landes Heſſen in die Geſchichte der deutſchen Reichsmarine eingeführt wurde und darin ſeine bleibende Erinnerung behalten wird. Wir ſehen nicht wehmütig der Niederholung von Flagge und Wimpel ent⸗ gegen, denn wir fühlen und wiſſen es, daß das Werk deut⸗ ſcher Seegeltung das auf der ſcheidenden„Heſſen“ mitbe⸗ gonnen ward, nicht umſonſt war und im Nachfolgeſchiff ſeine ebenſo ruhmvolle Fortſetzung erfahren wird. Richtpreiſe für Lahn⸗ und rechtsrheiniſche Weine. Koblenz, 1. Okt. Für das Weinbaugebiet an der Lahn und von Niederlahnſtein aufwärts bis nach Lorch und Lorch⸗ hauſen wurden folgende Richtpreiſe feſtgeſetzt: Der Zentner Trauben 19 Mark, 1200 Liter Moſt oder neuer Wein vor dem Unſtich 480 Mark, bei zweierlei Traubenſorten oder mehr in einem Weinberg; der Zentner Trauben 18 Mark und 1200 Liter Moſt oder neuer Wein vor dem erſten Abſtich 600 Mark. Im Rheingau ſtellen ſich die Richtpreiſe für Sylvaner⸗ oder Müller⸗Thurgautrauben auf 20 Mark im Zentner oder 50 Liter Traubenmaiſche und auf 300 Mark für Moſt oder neuen Wein vor dem erſten Abſtich; für Riesling auf 22 Mark je Zentner Trauben oder 50 Liter Traubenmaiſche und 330 Mark für 600 Liter Moſt oder neuen Wein vor dem erſten Abſtich. Auf dieſe Richtpreiſe bauen ſich die Preiſe auf für höhere Moſtgewichte und ſorgfältige Leſe. Der neue Rektor der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt. Darmſtadt. Ernannt wurde: auf Grund des Paragraph 2 der Verfaſſung der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt der ordentliche Proſeſſor des Maſchinenbaus Dr. Ingenieur Friedrich Hübener in Darmſtadt für die Zeit vom 1. Sep⸗ tember 1934 bis 31. Auguſt 1935 zum Rektor der Tech⸗ niſchen Hochſchule Darmſtadt. * 1 ö 1 1 9 . 5 3— e —(— — N e e eee Mainz.(Erfolgreiche Berufung.) Vor der Großen Strafkammer wurde in der Berufungsinſtanz ge⸗ gen den 59jährigen Julius Bronne aus Wörrſtadt verhan⸗ delt, der vom Bezirksſchöffengericht Mainz am 16. Juni dieſes Jahres wegen Unterſchlagung von Pachtgeldern, die er für zwei Geſchwiſter in Schimsheim(Rhh.) einzukaſſieren hatte, zu zehn Monaten Gefängnis und 500 Mark Geld⸗ ſtrafe verurteilt worden war. Die Unterſuchung der Sache war ſehr erſchwert, weil keine Quittungen oder ſchriftlichen Belege vorhanden waren und Ausſage gegen Ausſage ſtand. Da die Untreue und Unterſchlagung nicht vollends erwieſen war und eine Reihe großer Widerſprüche vor⸗ lag, mußte Freiſprechung des Angeklagten erfolgen. Mainz.(Ein Feſt für den Neuen.) Unter dem Titel„1934er Weinfeier“ veranſtaltet die weinfrohe Stadt Mainz am 7. und 8. Oktober ein Volksfeſt, deſſen Haupt- zweck es ſein ſoll, in einem großangelegten Weinzungen⸗ wettbewerb die einzelnen Gewächſe dieſes Jahres auf ihre Qualität zu prüfen. Wiederum wird die Stadthalle das ge⸗ wohnte feſtliche Bild zeigen und außer dem allſeits bellebten Weinbrunnen werden unzählige Stände zu finden ſein, an denen man den Neuen, Federweißen und Moſt in jeder ge⸗ wünſchten Form trinken kann. Bei der rühmlichſt bekann⸗ ten Art, die die Mainzer in der Ausgeſtaltung ſolcher Feſte ſchon oft bewieſen haben, dürfte auch dieſe Weinfeier wie⸗ derum angenehme Stunden echt rheiniſcher Fröhlichkeit im frohen Zecherkreiſe bringen. 8 l Schierſtein.(Domänenverſteigerung im Rheingau.) Die Staatliche Domänenbauverwaltung im Rheingau veranſtaltete im Kloſter Eberbach eine Natur⸗ weinverſteigerung von 1932er und 1933er Weinen, die einen Erlös von 114 280 Mark erbrachte. Am erſten und zweiten Verſteigerungstage war ein ſehr guter Beſuch zu verzeichnen. Beſonders zeigte ſich ein reges Intereſſe für die 1933er Weine, die faſt alleſamt Abſatz fanden. Die be⸗ ſten Weine erzielten Preiſe von 1310 bis 4100 Mark je Halbſtück zu 600 Liter. Am Vortage erbrachten die 1932er Weine— es kamen 43 Halbſtück zum Ausgebot, von denen 3 Halbſtück zurückgezogen wurden— einen Durchſchnitts⸗ halbſtückspreis von 520 Mark. Es handelte ſich um Weine aus den ſtaatlichen Weinbaudomänen Hattenheim, Erbach, Hochheim, Rauenthal, Eltville und Kiedrich. Von den 28 Halbſtück 1933er Weinen wurden drei Halbſtück zurückge⸗ zogen. Die übrigen Weine aus den Staatsdomänen⸗ weinbergen Hattenheim, Erbach, Hochheim, Rauentha! und Eltville, erbrachten im Durchſchnitt einen Halbſtückspreis von 1225 Mark. Es kamen 38 Halbſtück 1923er Steinberger und Rüdesheimer, bei Zurücknahme von zwei Halbſtücken, zum Durchſchnittspreis von 547 Mark je Halbſtück zum Ver⸗ kauf. Von den 32 Halbſtücken 1932er Weinen aus den Do⸗ mänenanlagen Steinberger und Rüdesheim wurde ein Durchſchnittspreis von 1402 Mark je Halbſtück erzielt. Am teuerſten bezahlt wurde ein Halbſtück Rüdesheimer Berg Rottland Ausleſe des Jahrgangs 1933 mit 4100 Mark. Lauterbach.(Schwerer Unglücksfall im Viehſtall.) Ein tragiſcher Unfall ereignete ſich im Kreisort Freienſteinau. Dort war der Landwirt Bien im Viehſtall mit der Streu beſchäftigt und mußte mit der Miſt⸗ gabel arbeiten. Unverſehens lief ihm dabei ſein fünf Jahre altes Töchterchen, das unbemerkt in den Stall gekommen war, plötzlich in den Weg und gerade in die hochgeſchwun— gene Miſtgabel hinein, deren Spitzen dem Kind in Kopf und Gehirn drangen. Schwer verletzt wurde die Kleine nach Gießen in die Chirurgiſche Klinik gebracht, wo ſie in lebens⸗ gefährlichem Zuſtand darniederliegt. Dernbach.(Bau eines neuen Schulhauſes.) Infolge des ſtarken Anwachſens der Kinderzahl in der Ge⸗ meinde Dernbach reicht das alte Schulgebäude nicht mehr aus. Man ſah ſich deshalb genötigt, ein neues Schulgebäude zu errichten, mit deſſen Arbeiten bereits begonnen wurde. Heſſ. Lichtenau.(Vom eigenen Geſpann über⸗ fahren.) Der 28 jährige Georg Ernſt aus Hopfelde wurde von einem ſchweren Unfall betroffen. Er ging neben dem Fuhrwerk, als plötzlich das Pferd ſcheute und er an den Wagen ſo dicht herangedrängt wurde, daß er ſtürzte. Der Wagen ging ihm über beide Beine. Mit ſchweren Verlet⸗ zungen wurde der Verunglückte in ein Kaſſeler Kranken— haus gebracht. Frankfurt a. M.(Paddler im Main ertrun⸗ ken.) Auf dem Main unterhalb der Wilhelmsbrücke hat ſich ein ſchwerer Unfall ereignet. Der 16jährige Lehrling Wer⸗ ner Kaiſer fuhr mit zwei jungen Mädchen in einem Paddel⸗ boot, das dadurch überbelaſtet war. Als das Boot plötzlich kenterte, konnten die beiden Mädchen von anderen Paddlern gerettet werden, Kaiſer, der außerdem Nichtſchwimmer war, ertrank. * Frankfurt a. M.( Familientragödie.) In der Eulengaſſe 54 in Alt⸗Bornheim wurden der etwa 38jährige Ernſt Reith, ſeine Frau und das fünf Monate alte Kind in ihrer Wohnung in lebloſem Zuſtand aufgefunden. Reith hatte verſucht, ſich und ſeine Familie mit Gas zu vergiften. Alle drei wurden mit ſchweren Vergiftungserſcheinungen ins Krankenhaus gebracht. Ueber den Grund zu der Tat iſt noch nichts Sicheres bekannt. * Frankfurt a. m.(Der Lohntütenräuber feſtgenommen.) Wie wir bereits geſtern meldeten, iſt in den frühen Morgenſtunden des 28. September auf der Straße von Kelſterbach nach Niederrad ein Arbeiter über— fallen und beraubt worden. Der Täter konnte ermittelt und feſtgenommen werden. Bei ſeiner Vernehmung gab er zu⸗ nächſt zu, überfallen zu haben, den Raub des Geldes ſtellte er jedoch entſchieden in Abrede. Nach längerer Vernehmung geſtand er dann ſchließlich auch dieſes Verbrechen ein. Er will das Geld zur Bezahlung von Fußballſtiefeln benötigt haben. Wie unterdeſſen feſtgeſtellt wurde, hat er tatſächlich einen Teil des geraubten Betrages zu dieſem Zweck ge⸗ braucht. Den Reſt fand man in ſeinem Bett verſteckt. genderung im Hause Tiebruch 28 Mlaluunuuuuunnnmnummananmnmunnmumnmmmmmmmummnmnmnmmmmmumnnnnmmmmmmmmmmmmmnunnnunmmmnn Roman von Christel Broehl-Delhaes (Nachdruck verboten) Maria ſah auf dieſes Häufchen ſchwaches und widerſtands— loſes Weib herab, das handeln mußte, wie es tat, ein Exemplar von jenen, die dazu da ſind, Verderbnis und Tränen zu ſäen. Sollte ſie doch in Frieden abziehen und ihr Glück verſuchen, wo es vielleicht wieder nicht war. „Machen Sie ſich darüber keine Sorgen“, ſagte ſie kühl, „wie ich meinen Mann kenne, ſo wird er nichts dagegen haben, wenn Günter ſolange bei uns bleibt, bis ihn das Leben fordert: Arbeitsdienſtpflicht und Studium. Ich möchte unter dieſen Vorausſetzungen auch gar nicht, daß Günter zu Ihnen zurück— kehrte. Sie haben nicht den rechten Willen, und all das, was ich Ihnen ſagte, um Sie zu wecken, hat Sie nicht berührt.“ Laura Paſting war vielleicht zum erſten Male in ihrem Leben ehrlich. „Berührt? Doch! Sie haben mich erſchreckt, Frau Pro— feſſor Tiebruck. Ich habe nie über dergleichen nachgedacht, ich weiß nicht, ich komme mir vor, wie—“ Offenbar ſchämte ſie ſich, auch weiterhin ehrlich zu ſein, und brach ab.„Aber, ich bitte Sie, wenn ich Ihnen nicht als zu ſchlecht erſcheine, darf ich noch einmal zu Ihnen kommen, vielleicht, um noch einmal mit Günter zu ſprechen, vielleicht, wenn es mich mal packt, daß ich ganz einſam bin?“ „Ja, das dürfen Sie, wenn Sie ſtets ein ehrliches Wort vertragen können. Für Menſchen, die mich brauchen, bin ich immer zu Hauſe. Jetzt werden Sie auch einſehen, daß meine Worte Sie nicht beleidigen wollten. Ich hätte Ihnen ſo gern geholfen.“ Laura Paſting- ergriff haſtig die Hand, offen hinhielt. „Ich glaube“, ſagte ſie heiſer, holfen.“ „Günter,“ flüſterte Georg empört und packte den Freund im dämmerigen Flur beim Aermel,„ſeit wann lauſchſt du auch noch?“ Faſt unwillig ſchüttelte Günter Georgs Hand von ſich. Sein Ohr lag an der Türfüllung, hinter der die Stimme Marias und Laura Paſtings klangen. Plötzlich wandte er ſein Geſicht, das ganz tränenüberſtrömt war, und dieſer plötzliche Anblick erſchütterte den erzürnten Georg über die Maßen. Er fühlte ſeine Empörung ſchwinden. „Dort drinnen“, hörte er die heiſere Stimme ſeines Freun— des ſtöhnen,„wirft ſich zum erſten Male ſeit meiner Mutter Tod ein Menſch für mich und mein Daſein auf.“ Er packte Georg bei den Oberarmen.„Deine Mutter iſt der herrlichſte Menſch, den ich kenne. Eine fremde Frau— und kämpft für meine Berechtigung, ich faſſe es nicht.“ Er ließ Georg wiederum plötzlich los und ſtürzte beſinnungslos davon. ** * die Maria ihr „Sie haben mir ſchon ge— Oſtern kam, und Kamilla feierte mit einem glänzenden Zeugnis Abgang von der Schule. Es war im engſten Kreiſe ſeit langem erörtert worden, welchen Beruf das junge Mädchen ergreifen könne. Maria ſchlug vor, ſich von all den Berufen fernzuhalten, die ein Mann ebenſogut ausfüllen könne; doch da, wo die Frau verlangt und notwendig ſei, eröffnete ſich auch dem weiblichen Berufstätigen ein weitgehendes Arbeitsfeld. Kamilla ließ verlauten, daß ſie ſich in der Hauswirtſchaft noch etwas ausbilden wolle. Vielleicht zwei Jahre. Dann, nach dieſen zwei Jahren, dachte ſie im ſtillen, würde Alk ſprechen und ſich mit ihr verloben. a Tia.ebruck meinte, der geſcheiteſte Beruf der Frau ſei der, einem rechten Mann Lebensgefährtin zu werden. Worauf Maria dazwiſchen ſagte, das ſei ſo ſchon recht, aber es müſſe dann auch für ein Mädchen der Richtige kommen; nur um zu heiraten, dürfe es ſich keinem hinwerfen, zudem müſſe das Mäd⸗ chen ſich des Ernſtes ſeiner ſpäteren Aufgabe vollkommen be⸗ wußt ſein. %Ich weiß“, ſagte Kamila ein wenig ſpöttiſch und ſah die Stiefmutter an,„du erwarteſt alles Heil vom Arbeitsdienſt für Mädchen.“ „Damit haſt du recht“, antwortete Maria ernſt.„Nir⸗ gends lernt das junge Mädchen, die zukünftige Frau von heute beſſer verſtehen, worauf es heute ankommt. Die vielfältigſten Schickſale, nicht dirigert vom Geldbeutel des Vaterhauſes, bie⸗ ten ſich dir da, und du kannſt zuſehen und mit daran arbeiten, wie man ſie meiſtert. Es iſt ja auch nur eine kurze Zeit. Viel⸗ leicht haſt du danach ſchon den Beruf entdeckt, den du dir wählen kannſt. Ich habe ſchon ein ganz beſtimmtes Gebiet vor Augen, aber darüber zu ſprechen, wäre noch zu früh.“ a„Man kann ſich ja ſowieſo nicht dadon ausſchließen, ohne über die Achſel angeſehen zu werden“, ſagte Kamilla gedehnt, „alſo werde ich in den ſauren Apfel Arbeitsdienſtpflicht' beißen“ „Du wirſt nur deshalb über die Achſel angeſehen“, berich— tigte Maria,„weil du mit deiner Weigerung offenſichtlich zu— dab, daß es dir an Willen fehlt, praktiſche Arbeit kennen zu ernen.“ Kamilla hatte ſich eine Zuſammenkunft mit Alk erzwungen. Er hatte jetzt ſeltener und immer ſeltener Zeit für ſie. Seine Ausreden waren: Arbeit, Verſuche, Mißerfolge. Kamilla war zu unerfahren, um ſich ſagen zu können, daß man für einen geliebten Menſchen immer einmal Zeit hat, mehr, daß man ihn braucht, ſich bei ihm zu erholen von den zermürbenden Sorgen und Aengſten. Alk brauchte Kamilla nicht. a „Wir ſind beide viel zu jung, um uns ernſthaft mit Zu— kunftsplänen zu beſchäftigen“, ſagte er unwirſch. „Horſt, ich gehe für ein Jahr fort. Arbeitsdienſt!“ Er ſchaute ſie überraſcht an. And ſie deutete dieſes wort— loſe, plötzliche Erſtaunen als Erſchrecken. „Ich werde mir eine Menge Wiſſenswertes aneignen und dir ſpäter eine gute Kameradin werden können“, fuhr ſie be— glückter fort.„Ein Jahr iſt ja ſchnell herum“, ſie hing plötzlich an ſeinem Halſe,„und wenn ich wiederkomme, kannſt du mit Vatel ſprechen über uns.“ Ein Jahr Freiheit, ging es Alk durch den Kopf. Das war mehr als Glück. Das war ganz unbegreiflich viel wert. Unbe— wußt wurde er freundlicher zu Kamilla. Doch ſie zerſtörte un— wiſſentlich dieſe warme Regung bei ihm, indem ſie ihn an ſeine Arbeit erinnerte. „Vielleicht iſt dir bis dahin das Serum gelungen.“ „Das Serum!“ Er vergaß alles andere.„Dein Vater hat mir endlich geſtattet, mit Tieren zu verſuchen. Im Garten der Klinik haben wir abſeits ein kleines Laboratorium, ein Student aſſiſtiert, und dein Vater hat die Oberaufſicht. Wir verſuchen dort ſeit etwa vier Wochen.“ „And die Erfolge?“ forſchte ſie atemlos; ſie ſah die geliebte Zukunft näherrücken. „Erfolge?“ Er lachte höhniſch.„Bis jetzt alle negativ. Ich fühle, wie dein Vater anfängt, mich für einen Phantaſten zu halten.“ „And wenn er dich dafür hält?“ kam es leiſe zurück. „Dann verſagt er die Mithilfe, und ich ſtehe da und habe nichts und bin nichts, denn allein kann ich die Verſuche nicht durchführen. Ich brauche Inſtrumente, Apparate, pharmazeu— tiſche Artikel und letzten Endes auch Geld. Aber ich habe eine Idee: ich habe mich vorgeſehen. Irgendwo im Hintergrund ſteht eine Geldgeberin, junge Witwe mit Kapital.“ Kamillas Augen vergrößerten ſich. Ihr Geſicht war ſo tief erblaßt, daß Alk vor ihr erſchrak. i„And wenn ſie dir Geld gibt, wirſt du ſie zum Dank hei— raten?“ „Nun, nun, ſoweit ſind wir nun immer noch nicht“, wich Mk aus und überwand ſich, begütigend Kamillas Hände zu nehmen.„Wenn du doch etwas üder deinen Vater vermöchteſt, kleines Mädchen.“ ** Frankfurt a. Mm.(Schwerer Unfall beim ſtelle der Reichsautobahnbrücke in Griesheim ſtürzte ein junger Monteur aus Aſchaffenburg in die Tiefe ab. Dabei fiel der Mann auf einen Eiſenträger und trug einen ſchweren Bruch der Wirbelſäule davon. In lebensgefähr⸗ lichem Zuſtand wurde er in das Frankfurter Städtiſche Krankenhaus eingeliefert. a Frankfurt a. M.(Auto fährt in marſchie⸗ rende S A⸗ Kolonne.) In der Nacht fuhr ein Auto auf der Landſtraße Weißkirchen—Niederurſel in ſchnellem Tempo in eine nach Niederurſel marſchierende SA-Kolonne. Drei SA⸗Männer wurden von dem Wagen erfaßt und zu Boden geworfen. Einer von ihnen wurde ſchwer verletzt. Der Wagenführer blendete nach dem Unfall ſofort die Scheinwerfer ab und verſuchte unerkannt zu entkommen, doch konnte er ſpäter feſtgeſtellt werden. ** Wiesbaden.(Radfahrer von Motorrad überfahren.) Auf der Straße nach Schierſtein ereignete ſich ein tödlicher Verkehrsunfall. Ein Radfahrer, deſſen Per⸗ ſonalien bis jetzt noch nicht feſtſtehen, wurde von einem Motorradfahrer überfahren und ſo ſchwer verletzt, daß er alsbald geſtorben iſt. Der Sozius des Motorradfahrers, der 23jährige Heinrich Merz aus Darmſtadt, wurde ebenfalls verletzt. Er mußte ins Krankenhaus überführt werden. ** Dillenburg.(Arbeitsbeſchaffungsmaß⸗ nahmen in Dillenburg.) Die Stadt plant verſchie⸗ dene Maßnahmen zur Unterbringung von Wohlfahrtser⸗ werbsloſen im Wege der Arbeitsbeſchaffung. So iſt beab⸗ ſichtigt, rund 6 Hektar Viehweiden innerhalb des Stadt⸗ bezirkes zu meliorieren. Die anteiligen Koſten der Stadt⸗ gemeinde ſollen im Wege eines Darlehns aufgebracht wer— den. Für Straßenverbeſſerungen, Verlegungen von Rohr— leitungen ſowie Uferausbau der Dill ſind reſtliche Mittel, rund 115 000 Mark, erforderlich, die ebenfalls im Wege eines öffentlichen Darlehens beſchafft werden ſollen. Weiter iſt beabſichtigt, mit einem Koſtenaufwand von 69 000 Mark eine neue Badeanſtalt zu errichten. Da dieſe Mittel weder durch Zuſchüſſe noch durch Darlehen zur Verfügung geſtellt werden können, ſoll die Finanzierung durch Spenden bzw. Hergabe von unverzinslichen Darlehen von Dillenburger Bürgern ſichergeſtellt werden. 8 Aus Mannheim Mannheim, 1. Oktober. 25 000 Ehrenkreuze in Mannheim. Auf den Mann- heimer Polizeiſtationen werden täglich die Formulare für die Ehrenkreuze für Kriegsteilnehmer abgeholt und ausgefüllt wieder zurückgebracht. Insgeſamt rechnet man für Mann⸗ heim mit einer Zahl von 2530 000 Ehrenkreuzen, die ver⸗ liehen werden. Vom Polizeipräſidium iſt bereits eine größere Zahl Verleihungsurkunden ausgeſtellt worden. Hilflos ünd gepeinigt ſah Kamilla in ſein Geſicht; ſie wußte ſich nicht mehr zu helfen. Wenige Tage ſpäter reiſte Kamilla ab. Ste hatte ihre Laſt nicht hinter ſich gelaſſen, ſondern nahm ſie mit, drückender noch, noch, als ſie je geweſen. 8 * * ſeiner nichts weniger als anſtrengenden Gerichtstätigkeit in das Privatarbeitszimmer des Geheimrats einzudringen und ſich ein wenig, halb in Spielerei, halb aber auch im Ernſt und mit wirklichem Intereſſe mit mediziniſchen Dingen zu beſchäftigen. „Om— hab, ſagte er vorſichtig. Der Geheimrat ſchaute von ſeinem Stapel eng beſchrie— bener Blätter auf. „Was haſt du denn wieder ans Tageslicht gezogen?“ fragte er gutgelaunt,„du pfuſchſt mir hier noch ins Handwerk und wirſt Gerichtsarzt.“ Erwin ging auf den heiteren Ton ſonderbarerweiſe nicht einmal ein, obwohl er ſonſt ſtets zu ironiſchen und ſarkaſtiſchen Bemerkungen neigte. „Nicht geſtöbert. Was ich entdeckte, iſt eine bereits halb— wegs bekannte Heimlichkeit. Na ja, Profeſſor Tiebruck iſt alſo wieder einmal auf dem beſten Wege, ſeinen Namen in Ver— bindung mit einer Erfindung durch die ganze Welt zu tragen.“ „Tiebruck? In dieſem Falle dürfte er wohl nur die Ver— ſuche finanzieren. Der Erfinder des noch nicht erfundenen Se— rums, ja, mein Junge, man hat es vorläufig noch gar nicht und kaſtet nur bereits mit ſehr beachtlichen Ausſichten danach, iſt aber doch Alk, dieſer junge Wiſſenſchaftler, der feit einiger Zeit bei Tiebruck arbeitet.“ i Erwin Weſtpfahl griff noch einmal nach dem Artikel und las die fettgedruckte Aeberſchrift und den Namen: Horſt Alk. Er kannte ihn nicht. „Tiebruck iſt ein Arzt, dem man unter allen Amſtänden vertrauen kann“, hörte Erwin ſeinen Vater ſprechen,„mein Schüler, und in den langen Jahren, in denen ich ihn kenne und mit ihm eng befreundet bin, hat er ſich ohne Irrung bewährt.“ „Dann ſoll er nur“— Erwin erhob ſich und hielt dem Vater eine Tabatiere hin—„jetzt doppelt vorſichtig ſein. Dinge, die man nicht ſelbſt erfindet und nur befürwortet, ſind ſehr gefährlich.“* Weſtpfahl überſah die hingehaltene Doſe. Wenn Erwin ſo etwas ſagte, hatte er ſeine Gründe. „Wie meinſt du das?“ fragte er aufhorchend. „Nun, man munkelt ſo allerhand, als wenn die Verſuche bereits begonnen hätten.“ a„Das iſt doch keine Gefahr. Natürlich werden ſie längſt mit praktiſchen Verſuchen begonnen haben; mit Theorien kom— men ſie nicht weiter.“ „Es ſoll in der Tiebruckſchen Klinik nicht an Tieren, ſon— dern bereits an— Menſchen experimentiert werden.“ Erwin ſagte das ſo leicht hin, als ſpräche er von einer ſportlichen Veranſtaltung oder von einer Geſelligkeit. Der Ge— heimrat ſtarrte ihn entſetzt an. Mühſam faßte er ſich. „Ich kann mir nicht denken, daß an ſolchen Gerüchten ein wahres Wort iſt. Tiebruck iſt viel zu gewiſſenhaft, um— nein, Anſinn. Wie du nur ſo etwas aufſchnappen und als wahr mit heimbringen kannſt.“ Er ſchaute ſeinem Sohn in die Augen. Aber ich verſtehe, es iſt der Mann, der dir die Frau fort- genommen hat, die du vor allen liebteſt.“ „Er kam mit ſeiner Vollfommenheit, ſeinem glänzenden Ruf und ſeinem Namen und nahm ſie mir vor den Augen fort.“ ane mit faſt geſchloſſenen Lippen, knapp Und ein⸗ ringlich. „Sie liebt ihn aber doch“, wandte der Geheimrat hilflos ein,„du haſt keinerlei Recht, ihr aus ihrer Wahl einen Vor— wurf und ihm, weil er nun einmal der Glücklichere war, bei jeder eben möglichen Gelegenheit eine Grube zu machen.“ (Fortſetzung folgt.) Dein Kauf ſchafft anderen Arbeit, dadurch dienſt Du auch Dir ſelbſt. Bau der Reichsautobahnbrücke.) An der Bau- 1 Erwin Weſtpfahl legte die Fachſchrift ſeines Vaters auf deſſen Schreibtiſch zurück. Er liebte es, hin und wieder nach . .