— Amtliches Verkündigungsblatt der Bürgermeiſterei und Erſcheinungsweiſe: Tä Wöchentlich„Der Feuerreiter“. gebracht monatlich 1,20 Mk. zuzügl. glich außer Sonn⸗ und Feiertage. Beil a gen: 3 ezugspreis: Durch die Träger ins Haus 20 Pfg. Trägerlohn; durch die Poſt bezogen monatlich Einzelnummern 5 Pfg.; Samstags 10 Pfg. tmeterzeile oder deren Raum 3 Pfennig 1.50 Mk. ausſchließlich Zuſtellungsgebühr. Inſeratenpreis: Die 12 geſpaltene Mill Dabei, zel ——— — c 5 R FW er 0 A anerer Behötzen— Vereins- und Geſchüſlsanzeigen Reklamezeile 15 Pfg. die 90 Millimeter breite Millimeterzeile. Auf Mengenabſchlüſſe wird Nachlaß gewährt. Für telefoniſch aufgegebene Inſerate keine Gewähr. Anzeigen⸗ leiter: Friedr. Martin, Viernheim. Anzeigenannahme durch alle Annoncen-Expeditionen. Hauptſchriftleiter: Friedr. Martin, Viernheim. Druck u. Verlag: Friedr. Martin, Viernheim D.⸗A. Sept 34: 1290 Geſchäftsſtelle: Bismarckſtr. 13, Tel. 153, Poſtſcheckk.: Ludwigshafen 15101 Aufſtand in Katalonien niedergeſchlagen In Barcelona wurde die unabhängige kataloniſche Republik ausgerufen— Die ſpaniſche Regierung ſchlug den Aufſtand nieder— Die Separatiſtenführer verhaſtet— Noch unklare Lage in Madrid DNB. Madrid, 7. Okt. Soweit ſich die Lage am Sonntag überſehen läßt, iſt es der neuen ſpaniſchen Regierung gelungen, ſich gegenüber dem Anſturm des Marxismus und des Separatismus zumindeſt er- folgreich zu behaupten. Während die Lage in Madrid noch ungeklärt iſt und es noch nicht feſtſteht, ob die Marxiſten ihre Verſuche, die Macht im Staat mit Gewalt an ſich zu reißen, ſortſetzen werden, iſt der ſeparatiſtiſche Aufſtand in Katalonien vollkommen zuſammengebrochen. Die katalaniſche Regierung hat ſich, obwohl ſie im Rundfunk immer wieder erklärt hatte, daß ſie„ſiegen oder ſterben wolle“, am Sonntagmorgen den Regierungstruppen des Generals Bater ergeben. Die geſamte Regierung, der Bürgermeiſter von Barce— lona, die Mitglieder der Stadtverwaltung und der Oberbefehls— haber der katalaniſchen Streitkräfte wurden verhaftet. Die ſpaniſchen Regierungstruppen hatten im Morgengrauen zu einem Generalangriff auf das katalaniſche Regierungsgebäude angeſetzt und das Gebäude mit Mörſern beſchoſſen, worauf ſich die katalaniſche Regierung, um unnützes Blutvergießen zu ver— meiden, ergeben hat. In zahlreichen Stadtteilen von Barcelona haben in den Morgenſtunden des Montags noch lebhafte Schießereien zwiſchen den ſpaniſchen Regierungstruppen und den bewaffneten Aufſtändiſchen ſtattgefunden. Man rechnet jedoch damit, daß die Truppen, die von Flugzeugen unterſtützt werden, im Laufe des Sonntags überall die Oberhand behalten werden. Die Ereigniſſe haben ſich am Samstagabend in der Nacht zum Sonntag überſtürzt. Am Samstagnachmittag war der Miniſterrat zuſammengetreten und hatte beſchloſſen, ſich am Dienstag dem Parlament vorzu⸗ ſtellen. Gegen 20 Ahr brach in Madrid, nachdem der Tag ziemlich ruhig verlaufen war, ein neuer Großangriff der Marxiſten aus. In allen Stadtvierteln ſetzte heftiges Piſtolen⸗ und Ge— wehrfeuer ein. Polizei und Militär hatten in den mangelhaft beleuchteten Straßen ſchwere und verluſtreiche Kämpfe zu be⸗ ſtehen, jedoch iſt es den Marxiſten nicht gelungen, die Oberhand zu gewinnen. Dagegen geſtaltete ſich die Lage in Barcelona für die Regierung Lerroux außerordentlich ernſt. Der Präſident der General-Junta von Katalonien, Compa⸗ ns, rief um 20.15 Ahr vom Balkon des Regierungsgebäudes i die unabhängige katalaniſche Republik aus. Außerdem bildete ſich in Barcelona eine proviſoriſche ſpaniſche Zentralregierung unter Führung des früheren ſpaniſchen Mi⸗ niſterpräſidenten Azana, die ſich die Aufgabe geſetzt hat, Spanien in eine Föderativrepublik umzuwandeln. Angeſichts bieſer bedrohlichen Lage verkündete der ſpaniſche Staatspräſi— bent um 23.20 Ahr den Montag, den 8. Oktober 1934 10. Jahrgang 1 7 1 Die Aufrüſtungsſtimmung in England 4 8 London.(Eig. Bericht.)* Die Rückkehr Macdonalds von ſeiner kanadiſchen Er— 1 holungsreiſe wird Herrn Baldwin und ſeine konſervatiden 1 Kriegszuſtand über das geſamte Staatsgebiet einſchließlich Katalonien. Außerdem wurde die Schließung ſämt— licher Grenzen angeordnet. Noch in der Nacht erhielten die in Cartagena liegenden Flotteneinheiten Befehl, nach Barcelona in See zu gehen, und zahlreiche Truppenabteilungen wurden gegen die ſeparatiſtiſchen Aufrührer in Marſch geſetzt, darunter zwei Bataillone Fremdenlegion, die in Algecira eingetroffen waren. Auch der Kommuniſtenaufſtand vor ſeinem Ende. DNB. Madrid, 7. Okt. Der zweite große Unruheherd der letzten Tage, das Kohlen⸗ gebiet von Aſturien, wo die Arbeiterſchaft den Kommunis⸗ mus ausgerufen hatte, ſteht, den letzten Nachrichten zufolge, auch bereits kurz vor der Unterwerfung. Stärkſte Militäraufgebote haben das ganze Gebiet abgeſperrt. Die Säuberungsaktion macht gute Fortſchritte, die Schwierig⸗ keiten des bergigen Geländes hemmen jedoch den Vormarſch. Trotzdem rechnet man damit, daß im Laufe des Montag die Ordnung wiederhergeſtellt werden wird. 3 Aus den übrigen ſpaniſchen Provinzen werden örtliche Aktionen Aufſtändiſcher gemeldet, die ſich auch in den entlegenen Dörfern abſpielten. Dabei wurden zehn Polizeipoſten er- ſchoſſen und mehrere Kirchen niedergebrannt. Motoriſierte Polizeikräfte haben auch in dieſen Gegenden die Staatsautorität wiederhergeſtellt. zweite Internationale zu ſeinem Retter und Schirmherrn aufruft. 5 Der linksbürgerliche Bürgermeiſter von Madrid und zahl⸗ 5 70. ö reiche marziſtiſche Gemeinderäte wurden wegen Sabotage der Grubenbrand in Güdfrankreich. Regierungsmaßnahmen abgeſetzt. Der Miniſter ohne Porte— 7 80 1 feuille, Martino de Velasco, wurde zum Regierungs- Fünf Bergleute verbrannt? kommiſſar im Madrider Rathaus ernannt. DNB. Paris, 8. Okt.. Die Streikbewegung dauert unvermindert fort. Die Re⸗ In den Gruben von Cagnac bei Albi nordöſtlich von Tou⸗ N gierung hat den Befehl erlaſſen, daß am Montag die Arbeit louſe iſt in 200 Meter Tiefe ein Brand im Hauptſchacht ent⸗ ö überall wieder aufgenommen werden muß, falls die Streikenden[ ſtanden, durch den fünf Bergleute eingeſchloſſen wurden. Trotz 1 t Arbeftapſz N ſofort eingeleiteter Rettungsarbeiten iſt es bisher nicht gelungen, 125 nicht ihre Arbeitsplätze verlieren wollen. bfort 8 0 2 1 2 die Eingeſchloſſenen zu bergen. Ueber die Urſache des Brandes Sowahl die faſchiſtiſche Organiſation als auch die or⸗ beſteht noch leine Klarheit. 50 Pferde ſollen bei dem Brande 1 ganiſierte Jugend der latholiſchen Volksaktion ſind in umgekommen ſein. 1 hervorragender Weiſe überall da eingeſetzt, wo durch 5 1 den Streik wichtige Betriebe ſtillgelegt ſind. Weitere Kircheneinziehungen in Mexiko. 4 Vermutlich werden dieſe Kräfte den Marxismus aus den Be⸗ DNB. Merito Stabt, 6. Ott 1 1 ee i a 3 5 Im Amtsblatt wird die Einziehung weiterer zwölf Kirchen. In Madrid war es bis Sonntagmittag völlig ruhig. in den Staaten Chiapas und Colima mitgeteilt. 5 Ernſt in den Nachmittagsſtunden hörte man wieder heftige l J a. ö Schießereien in den verſchiedenen Stadtvierteln, was darauf Motorſchlepper geſunken.— Die Beſatzung ertrunlen. 1 ſchließen läßt, daß die Marxiſten ihre Sache noch nicht verloren 1 4 DNB. Paris, 7. Oktober. 1 geben wollen. An der nordfranzöſiſchen Küſte iſt ein kleiner Motorſchlep⸗ 1 . per im Sturm untergegangen, wobei die vierköpfige Beſatzung* 5 rr Ergebniſſe der Generalratswahlen. Starke Verluſte der Radikalſozialiſten. DNB. Paris, 8. Oktober. Am Sonntag gegen 23.30 Ahr(ME.) lag in Paris das Teilergebnis für die Generalratswahlen vor, und zwar 287 Ergebniſſe, von denen 242 endgültig gewählt und 45 zur Nach- wahl geſtellt werden müſſen. Ausſcheidend: gewählt: Konſervative 14 15(plus J) Republikaner 34 41(plus 7) Linksrepublikaner 47 50(plus 3) 17— Unabhängige Radikale 17 Radikalſozialiſten 110 Republikaniſche Sozialiſten 9 Sozialiſtiſche Partei 9 7 Kommuniſten 2 99(minus 11) 10(plus J) (minus 2) (plus 1) 0 Bei den Radikalſozialiſten ſind zahlreiche, Neuwaplen ae verzeichnen: Von den bisher vorliegenden 45 Nachwahlen 05 fallen 25 auf ſie. Aus den vorläufigen Ergebniſſen 1 vor, daß die Radikalſozraliſten die 3 55 luſte erlitten haben, und zwar zugunſten der Rechte und nicht, wie man erwartet hatte, zugunſten der 1 Wiedergewählt worden ſind bisher zu Mitgliedern des Generalrates außer den bereits genannten Miniſtern d und Marquet der Miniſter Flandin ſowie e Miniſterpräſident Poincaré, der ehemalige 3 9 Miniſter Pierre Cot und der rechtsgerichtete Abgeordnete 17 75 bel ſowie der radikalſozialiſtiſche Vizepräſident der Kammer, Delbos. Freunde im Kabinett daran erinnern, daß die nationale Regie— rung noch nicht erloſchen iſt. Die britiſche öffentliche Meinung würde ſich auch heute noch nicht dazu verſtehen können, einen abgeſtempelten Parteiführer als Regierungschef anzuerkennen, nachdem die nationale Einheitsregierung unter Führung Macdo— nalds die engliſche Außen- und Innenpolitik auf eine neue Grundlage geſtellt hat. In der Abweſenheit des Premiers haben ſich Dinge vollzogen, die, wie die Verſtändigung mit Frankreich und die Vorlage des neuen Luftetats, kaum im Sinne der Ziele Macdonalds liegen dürften, der bekanntlich bis zuletzt an der Hoffnung auf einen Erfolg der Genfer Abrüſtungs— bemühungen feſtgehalten hat. Der Macdonaldſche Abrüſtungs⸗ plan ſteht formell in ſeiner veränderten Faſſung noch immer in Genf zur Erledigung, die Generalkommiſſion iſt nur vertagt und kann jeden Augenblick durch die Initiative eines Haupt⸗ beteiligten wieder in Tätigkeit geſetzt werden. Inzwiſchen haben ſich freilich in der engliſchen Oeffent— lichkeit die Anhänger einer engliſchen Aufrüſtung entſchieden durchgeſetzt und auf dem Briſtoler Parteitag der Konſervativen hat Lord Lloyd ſich zum Sprachrohr der vorherrſchenden Stim— mungen gemacht, als er die Abrüſtungskonferenz feierlich tot— ſagte und für England eine Befreiung von den Bindungen der Londoner Flottenkonferenz verlangte. Der Schatzkanzler Ne— ville Chamberlain hat ſich zwar ſein Aufrüſtungspro⸗ gramm für U-Boote, Schlachtſchiffe und Bombengeſchwader nicht zu eigen gemacht, aber auch er bezeichnete es als völlig unvereinbar mit den nationalen Pflichten, die engliſchen Ver— teidigungsmittel in ihrem heutigen Zuſtand zu belaſſen. Wie gering heute noch in England die Hoffnungen auf Abrüſtung ſelbſt im Lager der Linken ſind, entnehmen wir aus den weh— mütigen Aeußerungen Henderſons, des Vorſitzenden der ſagen— haften Genfer Konferenz, der ſeine Freunde von der Arbeiter— partei ermahnte, trotz der Verdüſterung des Welthorizontes den Mut nicht ſinken zu laſſen und auf den Friedenswillen der arbeitenden Klaſſe aller Nationen zu bauen. Es muß ſchlimm um das Genfer Friedenswerk beſtellt ſein, wenn man die ertrunken iſt. roße Rede Muſſolinis Dor Auf dem Domplatz und den Plätzen hörten am Samstag! i Perſonen die Rede Muſſolinis an, die durch Lautſprecher in weitem Umkreis verbreitet wurde. Muſſolini wies zuerſt auf die reichen Erntegaben hin, die gelegentlich ſeines dreitägigen Beſuches in Mailand von Bauern geſtiftet wurden, und die dazu beitragen werden, die Not vieler Familien zu mildern. Die ihm in Mailand gewordene Auf⸗ nahme habe ihn nicht überraſcht, ſondern gerührt. Vor fünf Jahren ſei die liberale kapitaliſtiſche Wirtſchaft zuſammenge⸗ brochen. Jetzt komme die Wirtſchaft, die nicht mehr auf den Einzelgewinn Nachdruck lege, ſondern ſich um das Ge⸗ meinwohl kümmere. Angeſichts dieſes unabwendbaren Niederganges gebe es nur zwei Löſungen zur notwendigen Re⸗ gelung der Produktion. Die erſte würde in der Verſtaatlichung der ganzen Wirtſchaft der Nation beſtehen. Dieſe Löſung 1755 15 17 v*** 2* 222* über die italieniſche Innen⸗ und Außenpolitik. 9 1 DNB. Mailand, 7. Oktober. beſtätige, daß der Faſchismus auf wirtſchaftlichem Gebiet eine 1 9 8 höhere ſoziale Gerechtigkeit anſtrebt, und werde dieſe Verpflich— 118 10085 e ee F tung erfüllen. Sie bedeutet ſichere Arbeit, gerechten Lohn und 5 nachmittag etwa eine dalbe Millon ein würdiges Heim, d. h. die Möglichkeit einer allgemeinen 1 lehnen wir ab, weil wir die ſchon große Zahl der Staats- beamten nicht verzehnfachen wollen. Die andere Löſung iſt durch die Logik der Dinge und die Entwicklung der Lage ge⸗ boten, nämlich die faſchiſtiſche Löſung der Selbſtdiſzip⸗ lin, der Erzeugung durch die Erzeuger, womit ich nicht nur die Induſtriellen, ſondern auch die Arbeiter meine. Der Faſchismus ſtellt die wahrhafte Gleichheit aller Individuen gegenüber der Arbeit und der Nation her. Der Anterſchied Beſſerſtellung. Wenn das letzte Jahrhundert jenes der Macht des Kapitals war, ſo wird das jetzige jenes der Macht und des Ruhmes der Arbeit ſein. Ich ſage euch, daß es der modernen Wirtſchaft gelungen iſt, die Möglichkeit des Reich— tumes zu vervielfältigen. Die Wirtſchaft muß vom Staate kon— trolliert das andere Problem löſen, jenes der Verteilung des Reichtums, damit ſich das widerſinnige und grauſame Schau— ſpiel des Elends inmitten des Aeberfluſſes nicht wiederholt. Zu dieſer großen Leiſtung ſind alle Kräfte und der Wille aller nötig. Sie hat Italien zum Vorbild aller Länder der Welt gemacht, und es iſt daher auch notwendig, daß Italien vom internationalen Geſichtspunkt aus in Ruhe gelaſſen wird, da dieſe Dinge zueinander gehören. Muſſolini gab dann einen„Rundblick“ auf die Länder, die an Italien grenzen und denen gegenüber man eine Haltung einnehmen müſſe, die nicht Gleichgültigkeit ſei, ſondern etwa Feindſchaft oder Freundſchaft ſei. Beginnen wir mit dem Oſten. Es iſt offenſichtlich, daß keine großen Möglichkeiten beſtehen, unſere 5 Beziehungen zu den Nachbarn jenſeits der iſtriſchen Alpen und der Adria lieat nur in der Abſtufung der einzelnen Verantwortungen. Ich(Südſlavien) zu vertiefen, wenn ſie fortfahren, in ihren Zei— r ———ͤ—' — Arr. e 8 A— r . 1 A a— 222200 7 r e I ͤ N N N J AA——————— a—* FCC 8 1 TTT e I* 7 3 tungen Polemiken zu bringen, die uns im Innerſten verletzen. Die erſte Bedingung einer Politik der Freundſchaft, die nicht in diplomatiſchen Protokollen, ſondern die in das Herz der Menſchen eindringt, iſt, daß man die Tapferkeit des italieniſchen Heeres nicht im geringſten bezweifelt, daß ſein Blut in den Schützengräben des Karſt, von Mazedonien und von Bligny vergoſſen hat, das für den gemeinſamen Sieg über 600 000 Tote opferte. Immerhin können wir nochmals die Möglichkeit einer Verſtändigung bieten, für die beſtimmte Vorausſetzungen beſtehen. Wir haben die Anabhängigkeit der öſterreichiſchen Republik verteidigt und werden ſie weiter verteidigen, eine Anabhängig— keit, die durch das Blut eines Bundeskanzlers geweiht worden iſt, der klein von Geſtalt aber groß von Charakter und im Herzen war. Wer behauptet, daß Italien Eroberungsabſichten hegt oder der Republik eine Art Protektorat auferlegen werde, iſt entweder über die Tatſachen nicht auf dem Laufenden oder er lügt wiſſentlich. Das gibt mir Gelegenheit zu betonen, daß die Entwicklung der europäiſchen Geſchichte ohne Deutſchland nicht denkbar iſt, aber es iſt notwendig, daß einige deutſche Strömungen nicht den Eindruck erwecken, daß es Deutſchland iſt, welches ſich dem Lauf der europäiſchen Geſchichte entziehen will. Anſere Be— ziehungen zu der Schweiz ſind ausgezeichnet und werden ſo bleiben, nicht nur für zehn Jahre, ſondern für eine viel längere Zeit. Wir wollen nur, daß der italieniſche Charakter des Kantons Teſſin bewahrt und be— ſtärkt wird und das nicht nur in unſerem Intereſſe, ſondern vor allem im Intereſſe und für die Zukunft der ſchweizeriſchen Republik. Es beſteht kein Zweifel, daß ſeit wenigſtens einem Jahre unſere Beziehungen zu Frankreich erheblich gebeſſert ſind. And wenn wir durch Abkommen er— reichen, was wir wünſchen, wird das ſehr nützlich und frucht— bringend ſein ſowohl für die beiden Länder als auch im allge— meinen Intereſſe Europas. Alles das wird ſich zwiſchen Ende Oktober und Anfang November zeigen. Die Verbeſſerung der 1 1 zwiſchen den Völkern Europas iſt um ſo nützlicher, als die Abrüſtungskonferenz geſcheitert iſt. Es beſteht kein Zweifel, daß es Henderſon, der als echter Engländer zähe iſt, in keiner Weiſe gelingen wird, den Lazarus der Abrüſtungskonferenz wieder aufzuwecken, der unter der Laſt der Panzer und Geſchütze begraben liegt. Nachdem die Dinge ſo ſtehen, werdet ihr nicht überraſcht ſein, daß wir heute entſchloſſen auf der vollſtändigen militäriſchen Ausbildung des Volkes beſtehen. Das iſt die andere Seite des Kooperativſyſtems. Da⸗ mit die Stellung der Arbeitermaſſe gehoben ſei, haben wir die Forderung einer höheren ſozialen Gerechtigkeit für das italieniſche Volk verkündet. Denn ein Volk, das im Innern nicht zeitgemäße Verhältniſſe beſitzt, wird in der Stunde des Ernſtes nicht die erforderliche Leiſtungsfähigkeit aufbringen. Die Zukunft kann nicht wie ein Stundenplan oder ein Fahrplan feſtgeſetzt werden. Man darf nicht zu langfriſtige Hypotheken aufnehmen. Wir wiederholen mit Keberzeugung und Nachdruck, daß der Faſchismus das Vorbild der europäiſchen und der italieniſchen Ziviliſation ſein wird. Was die ſichere oder un— ſichere Zukunft betrifft, ſo ſteht eine Tatſache unerſchütterlich feſt, nämlich unſere Leidenſchaft, unſer Glaube und unſer Wille. Wenn ſie den wahren Frieden bringt und den erfſprießlichen Frieden, der von Gerechtigkeit begleitet ſein muß, werden wir unſere Gewehrläufe mit Oelzweigen ſchmücken können. Aber wenn das nicht zutrifft, könnt ihr verſichert ſein, daß wir als Männer, die im Zeichen des Liktorenbündels ſtehen, notfalls die Spitzen unſerer Bajonette mit den Lorbeeren und Eichen— blättern aller Siege ſchmücken werden. Geteilter Eindruck in Frankreich. DNB. Paris, 7. Oktober. Die Mailänder Rede Muſſolinis hat in der franzöſiſchen Preſſe eine ziemlich gute Aufnahme gefunden. Die Blätter unterſtreichen den entſchloſſenen Ton des Duce, bemerken aber gleichzeitig, daß er die Tür für alle Verhandlungen offen gelaſſen habe. Beſonderer Nachdruck wird natürlich auf die Feſtſtellung Muſſolinis gelegt, wo— nach ſich die Beziehungen zu Frankreich gebeſſert hätten. Der„Petit Pariſien“ erklärt, Muſſolini habe vernünftige Worte der Verſtändigung und der Hoffnung geſprochen. Seine Ausführungen über Südſlavien ſeien zwar energiſch, aber nichtsdeſtoweniger friedlich und beruhigend geweſen. Es handle ſich um eine Geſte von großer politiſcher Bedeutung, die Barthous Bemühungen nur unter⸗ ſtützen könne. Am der franzöſiſch-italieniſchen Annäherung erhöhte Bedeutung zu geben, habe Muſſolini ſie vom Standpunkt des euro— päiſchen Intereſſes aus betrachtet. Franzöſiſcherſeits betrachte man die Abkommen, um die Barthou ſich in Rom bemühen werde, vom gleichen Standpunkt aus. Die Zurückweiſung des Gedankens an ein italieniſches Protektorat über Oeſterreich ſei äußerſt wichtig und werde von der Kleinen Entente beſtimmt mit Genugtuung aufgenommen werden. Seine an Deutſchland gerichteten Worte bedeuteten eine klare Einladung, nicht länger auf der„diplomatiſchen Iſolierung“ zu be— ſtehen. Der Außenpolitiker des„Echo de Paris“, Pertinax, iſt mit der Rede Muſſolinis nicht einverſtanden. Seine Ausführungen ge⸗ nügten nicht, Frankreich am Vorabend der Rom-Reiſe Barthous über die wahren Abſichten der italieniſchen Regierung aufzuklären und zu beruhigen. Muſſolini behaupte, er wolle den Frieden; er ſtelle den Mißerfolg der Abrüſtungskonferenz feſt und benutze„dieſen Vor- wand“, um ſämtliche männlichen Staatsbürger Italiens vom 8. bis 55. Jahre zu mobiliſieren. Seine Ausführungen über die Angriffe der ſüdflaviſchen Preſſe ſeien unberechtigt. Man dürfe auch nicht ver— geſſen, daß die Belgrader Regierung im Jahre 1922 der italieniſchen Minderheit in Dalmatien weitgehende Rechte eingeräumt habe, ob— gleich es ſich um weniger als 4000 Perſonen handle. Dagegen habe die italieniſche Regierung 600 000 Slowenen in Italien nicht die Rechte zugeſtanden, die ſie kürzlich der Bevölkerung von Tirol ein— geräumt habe. Italien habe unter dieſen Amſtänden keinerlei Vor— würfe an die ſüdſlawiſche Regierung zu richten. Wenn der Duce weiter behaupte, er verfolge keine Hegemonie-Beſtrebungen gegenüber Oeſterreich, ſo müſſe man ihn fragen, warum er denn eine Eini— gung mit den an der Aufrechterhaltung des„Status quo“ gleichfalls intereſſierten Ländern von ſich weiſe. Wenn man dazu noch die von ihm abgegebene Erklärung füge, daß„der wahre Friede nicht ohne Gerechtigkeit möglich ſei“, ſo befindet man ſich mitten im Reviſionis⸗ mus. Derartige Ausführungen ſeien leider nicht geeignet, ſich viel von der bevorſtehenden Reiſe Barthous nach Rom zu verſprechen. Telegrammwechſel Muſſolini⸗Gömbös. DNB. Budapeſt, 7. Oktober. Miniſterpräſident Muſſolini hat am Sonntag an den ungariſchen Miniſterpräſidenten Gömbös folgendes Tele- gramm gerichtet: Es iſt mein Wunſch, Ihnen mitteilen zu können, daß ich am Schluß meiner Rede, in der ich über den Frieden ſprach, auch an den unfrigen gedacht habe und auf den⸗ ſelben angeſpielt habe. Miniſterpräſident Gömbös antwortete mit folgendem Telegramm an Muſſolini:„Ich bin dankbar für Ihr Telegramm.“ 8 88 W 55= Das Doppelſpiel der kataloniſchen Regierung Wie es zum Separatiſten⸗Aufſtand kam und wie er zuſammenbrach DNB. Madrid, 7. Oktober. Zur Vorgeſchichte des Separatiſtenaufſtandes in Katalonien werden noch folgende Einzelheiten bekannt: Nachdem die geſetzmäßige katalaniſche Regierung(Generali— dad) am Freitag, alſo am erſten Tage der in ganz Spanien ausgebrochenen revolutionären Aufſtandsbewegung, immer wie— der die Madrider Zentralregierung ihrer Zuverläſſigkeit ver— ſichert hatte und dabei nicht müde wurde, immer wieder zu be— tonen, daß ſie die Ordnung in Katalonien unter allen Amſtänden aufrecht erhalten würde, gingen ſchon am Samstagmittag Ge— rüchte um, wonach die Generalidad ein doppeltes Spiel mit der Madrider Regierung getrieben habe. Wie ſich heraus— ſtellte, ſollten die Beteuerungen der Generalidad nur dazu dienen, Madrid in Sicherheit zu wiegen, damit inzwiſchen die völlige Abſchließung und Iſolierung Kataloniens in Szene geſetzt werden könnte. Dieſe habe man auch am Samstagabend reſtlos durch— geführt. Zu dieſem Zeitpunkt war ſowohl der Eiſenbahnverkehr als auch der Telephon- und Telegraphenverkehr an den katalani— ſchen Grenzen ſtillgelegt worden. Gleichzeitig hatten ſich die Separatiſten geſchickt über die wichtigſten Punkte verteilt, ſo daß die Generalidad nun ohne weitere Gefahr glaubte, den Abfall von Spanien erklären zu können. So erfolgte denn auch am ſpäten Samstagabend durch den Vor— ſitzenden der Generalidad die Anabhängigkeitserklärung Kata— loniens und die Ausrufung der freien katalani⸗ ſchen Republik. Gleichzeitig rief man die„ſpaniſche födera— tive Republik“ aus und ernannte zu ihrem Präſidenten Azana, den Miniſterpräſidenten der letzten halbmarxiſtiſchen Regierun— gen der Jahre 1932/33. Dieſer erklärte nun ſeinerſeits die Madri— der Regierung für illegal und abgeſetzt. Die Generalidad hatte nun allerdings bei dieſem hoch— verräteriſchen Spiel einen ſchweren Fehler gemacht: In ihrer maßloſen Selbſtüberhebung glaubte ſie ſich des Heeres, ſoweit es in Katalonien garniſoniert iſt, und der Polizei völlig ſicher. Als nun die Madrider Regierung als Antwort auf die Abfall- erklärung Kataloniens ſofort den Kriegszuſtand über das ganze ſpaniſche Staatsgebiet verhängte, ließ man den Befehls— haber der dortigen Militärſtreitkräfte in das Regierungsgebäude der Generalidad kommen, um ſeine Stellungnahme zu erfahren. General Batet bat ſich eine Stunde Bedenkzeit aus, die er ſofort dazu benutzte, um die geſamte Garniſon Barcelona zu alarmieren. Eine weitere Stunde ſpäter waren die ſpaniſchen Batterien an den wichtigſten Plätzen aufgefahren, Maſchinengewehre in Stel— lung gebracht und die wichtigſten Gebäude, darunter die Generalidad, militäriſch beſetzt. Der ſpaniſche General und die ihm unterſtellten Truppen haben vorbildlich ihre Pflicht erfüllt. Als der Präſident der ſogenannten„katalaniſchen Republik“ dieſe unerwartete Wendung ſah und ihm außerdem gemeldet wurde, daß auch der größte Teil der katalaniſchen Polizei gemeinſame Sache mit dem Militär machte, begann er im Rund— funk in halbſtündlichen Abſtänden ſtark gefärbte Berichte über die Geſamtlage herauszubringen und die geſamte Bevölkerung Kataloniens zu den Waffen zu rufen. Er hoffte vor allem auf die Hilfe der ſyndikaliſtiſchen Landarbeiterorganiſationen, die ſeit langem von ihm ſelbſt bewaffnet und ausgebildet waren und die neben den ſeparatiſtiſchen Escamots eine Art katalaniſche Sturm— truppe bildeten. Wie nicht anders denkbar, hat der Kampf um Barcelona zahlreiche Opfer gefordert, deren Höhe noch nicht feſtſteht. a Es iſt auch ſelbſtverſtändlich, daß die Kämpfe noch nicht völlig beendet ſind, da die Separatiſten die Gelegenheit aus— nützen, mit allen Mitteln die Anruhe in Barcelona aufrecht zu erhalten. Am Sonntagmittag ſind allerdings die von Cartagena herbeibefohlenen Kriegsſchiffe im Hafen von Barcelona vor Anker gegangen, ſo daß mit einer baldigen Beendigung der Anruhen gerechnet werden kann. Die Linksradikalen Azana und Quiroga ſind aus Barcelona entkommen, es iſt aber an— zunehmen, daß ſie infolge der von der Madrider Regierung ver— hängten Grenz- und Hafenſperre nicht entkommen werden. Auch der„ſpaniſche Leu“, der Vorkämpfer der marxiſtiſchen Einheits⸗ front Largo Caballero, hat ſich aus dem Staube gemacht. PP Selbſtverwaltung für die Studierenden der Fachſchulen. a i DNB. Berlin, 6. Oktober. Neichsminiſter Ruſt hat am Samstag die vom Reichs- führer der Deutſchen Fachſchulſchaft unterbreiteten Vorſchläge für die fachſchulſtudentiſche Selbſtverwaltung unterzeichnet. Damit iſt in der Geſchichte der deutſchen Fachſchulen der entſcheidende Schritt zur Reform des Fachſchulweſens, insbeſondere des tech- niſchen Schulweſens, getan. Außerdem hat Reichsminiſter Ruſt den vom Reichsführer Feickert vorgeſchlagenen Reichsführer der Deutſchen Fach— ſchulſchaft Pg. Hermann Ziegler endgültig beſtätigt. Neue Zuſammenſtöße in Spanien. Madrid, 8. Oktober. In den Abendſtunden des Sonntag kam es in verſchiedenen Teilen Madrids erneut zu Feuergefechten, in deren Verlauf wieder eine Reihe von Menſchen ihr Lben laſſen mußten bzw. verletzt wurden. Auch aus Katalonien werden zahlreiche Zuſammenſtöße zwiſchen Aufſtändiſchen und Polizei gemeldet, die gleichfalls mehrere Tote forderten. Die Polizei konnte überall die Ordnung wieder herſtellen, desgleichen auch in Aſturien. Auch in der Provinz Galicien ſoll die Ausrufung einer galiziſchen Republik verſucht worden ſein. Bistum Mandſchukuo Aber noch keine diplomatiſche Vertretung des Vatikans. DNB. Fſchantſchun, 6. Okt. Amtlich wird mitgeteilt, daß auf Grund einer Verein- barung, die zwiſchen der mandſchuriſchen Regierung und dem Heiligen Stuhl getroffen wurde, die Verwaltung der geſamten katholiſchen Kirche in Mandſchukuo von der katholiſchen Kirche Chinas getrennt wird. Bis jetzt war die katholiſche Kirche der Mandſchurei der Leitung der katholiſchen Kirche in Peking unterſtellt. Auf Grund der Vereinbarung ſoll ein Bistum in Mandſchukuo errichtet werden. Die Frage der Einrichtung einer diplomatiſchen Vertretung Mandſchukuos beim Heiligen Stuhl ſteht zur Zeit nicht zur Diskuſſion, ſolange die Beziehungen zwiſchen Mandſchukuo und Italien nicht geklärt ſind. Kämpfe in China zwiſchen Kommuniſten und chineſiſchen Regierungstruppen. DNB. Tokio, 7. Oktober. Die Telegraphenagentur Shimbun Rengo meldet, daß es den im Süden und Norden ſtehenden kommuniſtiſchen Truppen gelungen iſt, ſich hinter Sutſchuan zu verſchanzen. Zur Zeit ſeien Kämpfe um Tſchuing im Gange. Von chineſiſcher Seite ſeien alle Maßnahmen getroffen, um die Stadt zu halten. Marſchall Tſchiangkaiſchek habe ſeinen Aufenthalt in Kuling ab— gebrochen und ſei nach Hankau zurückgekehrt, um das Oberkom— mando ſelbſt zu übernehmen. 1 DNB. Hankau, 7. Oktober. Die chineſiſchen Stellen beſtätigen, daß Marſchall Tſchiang— kaiſchek in Hankau eingetroffen iſt, um das Kommando über die Regierungstruppen zu übernehmen. Gerüchte, die von der japaniſchen Preſſe verbreitet würden, daß die Stadt Tſchinping von den chineſiſchen Regierungstruppen verlaſſen worden ſei, entſprechen nicht den Tatſachen. Nach den bisherigen amtlichen Mitteilungen befinde ſich die Stadt Tſchingping in Händen der chineſiſchen Regierungstruppen; es herrſche dort vollkommene Ruhe. Die vereinigten kommuniſtiſchen Heere verſuchten, ſich durch die Provinz Tſchechuan durchzuſchlagen, um die Bevölke⸗ rung auszuplündern. Auf Befehl Tſchiangkaiſcheks ſeien ſtarke Truppen zuſammengezogen worden, um den kommuniſtiſchen Vormarſch aufzuhalten. Zwei Flugzeuggeſchwader befänden ſich auf dem Wege nach Tſchingping. Zugunfall bei Dresden⸗Neuſtadt. Elf Verletzte. DNB. Dresden, 8. Oktober. Am Sonntag um 9.42 Ahr fuhr zwiſchen Dresden-Neuſtadt und Klotzſchen auf den Perſonenzug 667 eine Schiebelokomotive beim Anhalten am Einfahrtsſignal auf. Hierbei erlitten elf Reiſende leichtere Verletzungen. Drei Wagen wurden beſchädigt. Der Zug hatte 27 Minuten Verſpätung. Aufforderung zur Rückgabe von Regierungsakten an frühere engliſche Politiker. *. DNB. London, 5. Oktober. Das Erſuchen der Regierung an alle früheren Miniſter, die in ihrem Beſitz befindlichen amtlichen Akten und Schriftſtücke auszuhändigen, beſchäftigt einen Teil der Oeffentlichkeit lebhaft. Die Mehrzahl der früheren Miniſter ſoll dem Erſuchen bereits ſtattgegeben haben. Von amtlicher Seite wird erklärt, daß ſich der Schritt nicht gegen die früheren Miniſter richte, die vielleicht den Wunſch haben, ihre Erinnerungen als Regierungsmitglieder zu ſchreiben. Es ſoll nur verhindert werden, daß wichtige Schrift⸗ ſtücke in falſche Hände fallen. Tatſächlich ſoll es vorgekommen ſein, daß derartige Staatspapiere, gewöhnlich nach dem Tode des betreffenden Miniſters, ihren Weg in Buchantiquariate ge⸗ funden haben, wo ſie von ſcharfſinnſgen Sammlern erworben werden konnten. In mehreren Fällen haben bekannte Buchhänd⸗ ler in London und in der Propinz die Bedeutung derartiger Schriftſtücke die ſie mit der Bibliothek des betreffenden der⸗ ſtorbenen Miniſters angekauft hatten, ſofort erkannt und ſie gegen Entgelt den Regierungen zuxückerſtattet. Ein ehemaliger Miniſter, der ſich bisher der Aufforderung widerſetzt hat, iſt der Arbeiterführer Lansbury, der den Standpunkt vertritt, das Kabi⸗ nett habe„kein geſetzliches oder moraliſches Recht“, dieſes Er⸗ ſuchen zu ſtellen. Das Haus am Hochkönig niedergebrannt. DNB. Wien, 6. Okt. Das Tauſenden von Menſchen auch im Deutſchen Reich bekannte Haus am Hochkönig im Lande Salzburg iſt, wie heute bekannt wird, in der Nacht zum 5. Oktober völlig niederge⸗ brannt. Die Brandurſache iſt unbekannt. Eröffnung des Winterhilfswerles 1034-35 DNB. Berlin, 6. Okt. Mit der Eröffnung des Winterhilfswerkes 1934/35, die durch den Führer und Reichskanzler und durch Reichs⸗ miniſter Dr. Goebbels am Dienstag, den 9. Oktober, 12 Ahr mittags, im Rahmen einer Arbeitsſitzung des Reichs⸗ beirates des Winterhilfswerkes erfolgt, beginnt der diesjährige Kampf gegen Hunger und Kälte. Außer den Mitgliedern des Beirates ſind zu dieſer Verſammlung im Reichstagsſitzungsſaal faſt ausnahmslos diejenigen Volkskreiſe durch Delegationen ge⸗ laden worden, die in unmittelbarer Beziehung zum Winterhilfs⸗ werk ſtehen. Es werden alſo außer ſämtlichen Gauamtswaltern der NS, die mit ihren engſten Mitarbeitern aus dem ganzen Reich zu einer erſten Beſprechung über das Winterhilfswerk 1934/35 zuſammentreten, zahlreiche freiwillige Helfer und Samm⸗ ler aus den Berliner Ortsgruppen geladen. Auch aus den Kreiſen der vom Winterhilfswerk betreuten Arbeitsloſen, Klein⸗ rentnern und ſonſtigen Anterſtützungsbedürftigen, werden aus jeder Ortsgruppe einige Vertreter hinzugezogen. Schließlich werden auch die Beamten, Angeſtellten und Arbeiter, die durch ihre Spenden zum Gelingen des Winterhilfswerkes erheblich beitragen, durch Delegationen vertreten ſein. Die Eröffnung des Winterhilfswerkes 1934/35 iſt keine Feier und keine Feſtlichkeit, ſondern eine ernſte Ar beits⸗ tagung. Denn noch vielmehr als im letzten Jahre muß in den bevorſtehenden ſchweren Monaten das Winterhilfswerk zur tiefempfundenen Herzensſache des ganzen Volkes werden. Nicht durch Druck und Zwang, nicht aus läſtiger Verpflichtung ſoll geopfert werden. Vielmehr wird der vom Führer ausgeſprochene Gedanke der nationalen Solidarität des ganzen deutſchen Volkes, durch den der klaſſenkämpferiſche Begriff der ſogenannten inter⸗ nationalen Solidarität des Proletariats erſetzt worden iſt, zum Leitgedanken des neuen Winterhilfswerkes gemacht werden. Der tiefe Gehalt und Sinn dieſer richtig verſtandenen und erlebten nationalen Solidarität muß jedem Volksgenoſſen im Laufe der Wintermonate in Fleiſch und Blut übergehen. Dann braucht uns um das Winterhilfswerk 1934/35 nicht bange zu ſein. N . 5 80 8 40 0 * .— Lokale Nachrichten Viernheim, den 8. Oktober 1934 Denkſpruch f 8 Der Charakter ruht auf der Perſönlichkeit Talenten. Talente können ſich zum Charakter b ſellt ſich nicht zu ihnen, denn ihm iſt alle die Perſönlichkeit. g nicht auf den geſellen, er ge⸗ S entbehrlich außer Goethe der Sonntag Gut ließ ſich der geſtrige erſte Oktoberſonntag an Wohl etwas kühl begann der Tag, der auch gelegentlich zur Er⸗ wärmung der Zimmer zwang. Die Gaſtſtätten hatten den Anfang damit gemacht. Doch ſchon in den e en entſchädigte die Sonne für die verregneten Tage der Woche und ſorgte für ſtrahlende Mienen und die richtige Sonnta 8. ſtimmung. Reich bevölkert waren am Mittag Feld und Far. Scharen zogen durch die Straßen des Ortes und die 1755 die nach der näheren Umgebung führen. Unſer Friedhof, der nahe Wald waren das Ziel Vieler. Andere beſichtigten die fortſchreitenden Arbeiten der Autobahn und tat der Aue halt im Freien an dieſem ſchönen Herbſtſonntag beſonders wohl. Andere nahmen den Sonntag zum Anlaß, um in einer Fahrt mit dem Omnibus zur Wallfahrtsſtätte Maria Ein- ſiedeln bei Gernsheim zu pilgern. Auch unſere Sportplätze auf denen das Ringen um die Punkte ſeinen Fortgang nimmt, waren ſtark belebt. Die Grünen gewannen ihr Verbandsſpiel gegen Oberhauſen, während der Turnverein bei dem Hand⸗ ballſpiel auf dem Stadion an der Lorſcherſtraße den Mann— heimer Gäſten die Punkte überlaſſen mußte. Am Abend fand den mehrere Veranſtaltungen ſtatt, die alle einen befrie— digenden Verlauf nahmen. Der Männergeſangv. hielt ſeinen ſchon längſt geplanten Familienabend ab, im„Fürſt Alexan— der“ trafen ſich die Mitglieder der Radfahrervereine„Ein— tracht“ und„Vorwärts“ mit ihren Angehörigen und im „Karpfen“ ging die erſte Aufführung von Schillers„Räuber“ bei vollbeſetztem Hauſe über die Bretter. Hoffen wir, daß das ſchöne Sonnenwetter wieder anhält, damit die Früchte des Herbſtes ungehindert eingebracht werden können. jenigen, General⸗Mitgliederappell. Wir erinnern an die— er Stelle die Parteimitglieder und die Mitglieder der Unter— gliederungen an den heute abend ſtattfindenden General- Mitgliederappell. Auch Freunde und Anhänger der Bewe— gung ſind eingeladen. »Gemeinderatsſitzung. Am Dienstag, den 9. Okt. 1934, abends 8 Uhr, findet auf dem Rathaus eine Sitzung des Rates ſtatt. Die Tagesordnung iſt folgende: 1. Prüfung der Rechnungen der Gemeinde, der Gas-, Waſſer⸗ und Elektrizitäts⸗Verſorgungsanlage; 2. Tierarztvertrag. Innungs⸗Verſammlung. Für die Handwerker— innung des Elektrogewerbes des Kreiſes Heppenheim findet am kommenden Sonntag, den 14. Oktober, 14,30 Uhr nach⸗ mittags im Gaſthaus„Goldener Anker“ in Heppenheim eine Innungs⸗Pflichtverſammlung ſtatt. Nichterſcheinen wird als Intereſſenloſigkeit am Aufbau des Berufsſtandes vermerkt. Die Glocken für die Marienkirche. Wie uns mit⸗ geteilt wird, findet die Weihe der neuen Glocken für unſere Marienkirche am Sonntag, den 28. Oktober ſtatt. Die Ab⸗ holung in Frankenthal erfolgt am 25. Oktober. Hoffen wir, daß dann bis zum Kirchweihfeſt die neuen Glocken vom Turme aus in vollem Geläute erſtmals ihre metallene Stimme er- klingen laſſen. Erſter Eintopfſonntag: 14. Oktober. Wie das Amt ür Volkswohlfahrt bei der oberſten Leitung der PO. mitteilt, wird der erſte Eintopfſonntag am 14. Oktober ſtattfinden. Im übrigen werden wie auch letztes Jahr immer die erſten Sonntage des Monats als Eintopftage angeſetzt werden. Sonntagskarten der O. E. G. Zum Beſuch des Wein— feſtes in den Rhein⸗Neckarhallen in Mannheim vom 5. bis 15. Oktober 1934, werden an allen Werktagen Sonntags- rückfahrkarten nach Mannheim mit eintägiger Gültigkeit von 0 Uhr bis 24 Uhr ausgegeben. Erbbauernhöfe. In der Gemarkung Muckenſturm ſind ur Zeit zwei Erbbauernhöfe im Bau begriffen. Sie wurden m Auftrag des Erbbauern Paul aus Lützelſachſen und Denz aus Graben erſtellt. Die ſich im Bau begriffenen Gebäude ſind auf der Fahrt mit der Bahn nach Weinheim zu erkennen. Vierabend im Männergejangverein Der M. G.V. hielt am geſtrigen Sonntag im Gaſthaus „Zum Engel“ ſeinen traditionellen Bierabend, der wie alle Veranſtaltungen des alten Vereins ſich ſehr zugkräftig er⸗ wies. Der Vereinsführer, Herr J. Schloſſer, begrüßte in herzlicher Weiſe die zahlreich Erſchienenen und gab ſeinem lebhaftem Bedauern Ausdruck, daß die Jugend dem deutſchen Lied und ſeinen Pflegeſtätten nicht mehr das Intereſſe ent⸗ gegenbrächte wie früher, eine Tatſache, über die alle Geſang⸗ vereine zu klagen haben. Die altbewährte Muſikkapelle Hanf, die mit dem ſchneidigen Badenweiler Marſch den Abend er⸗ öffnete, überbot ſich in ihren Leiſtungen ſelbſt. Eine Glanz⸗ leiſtung, die nicht endenwollenden Beifall auslöſte, war die leidenſchaftlich geſpielte Ouvertüre„Orpheus in der Unter⸗ Herrliche Chöre entzückten das Ohr n Beifall. 9 1 9 welt“ von Offenbach. N f des verwöhnten Publikums und fanden begeiſterten Ein reizendes muſikaliſches Puppenſpiel, dargeſtellt von 4 kleinen herzigen Mädchen, mußte Da capo gegeben werden. Die beiden Humorkanonen G. Mierſch und J. Müller ſtellten mit ihren urwüchſigen Vorträgen ganz ungewöhnliche Anforderungen an die Lachmuskeln und das Zwerchfell der animierten Zuhörer. Herr Rektor M ayr, der alte Ehren⸗ dirigent und getreue Eckhard des Vereins, ermunterte in zündenden Worten die Sänger, dem Verein die alte Treue zu halten. Er wies auf das bevorſtehende jährige Jubiläum des M. G. V. hin, das man jetzt ſchon im Auge behalten müſſe und richtet einen warmen Appell an alle ſäumigen Sänger. Ein unvermeidliches Tänzchen ſchloß die in allen Teilen präch⸗ tig verlaufene Veranſtaltung, die dem Verein ſicherlich neue Freunde zuführen dürfte. 1„Der Polizeibericht meldet in der Berichtswoche 3 2 nzeigen wegen Verſtoß gegen das Milchgeſetz, 1 wegen Ueber⸗ tretung der Gewerbeordnung, 1 wegen Verſtoß geger die Bau⸗ ordnung, 1 wegen Radfahrens ohne Licht und 1 wegen Sach⸗ beſchädigung. 8 f N Verlegung des Bezirkstags der kath. Arbeiter⸗ vereine in Lampertheim. Der Bezirkstag der Katholiſchen Männervereine in Lampertheim iſt auf November verlegt worden. Termin wird noch bekannt gegeben. 5 Tödlich verunglückt. Im benachbarten Weinheim an der Einbiegung in die Birkenauertalſtraße überfuhr geſtern nachmittag ein Motorradfahrer eine 70jährige Frau, die einen Rückgratbruch erlitt und im Krankenhaus ihren Verletzungen erlag Der Fahrer kam zu Sturz und erlitt ebenfalls ſchwere Verletzungen, einen Schädel-, Arm- und Beinbruch. Die Schuldfrage iſt ungeklärt. Auswirkung des Gaſtſtättengeſetzes. Jeder Haus⸗ beſitzer, der auf ſein Haus eine Gaſtſtättenkonzeſſion beſitzt, läuft heute Gefahr einer Entwertung ſeines Grundſtücks durch Erlöſchen der Konzeſſion. Bisher konnte der Inhaber einer Gaſt⸗ oder Schankwirtſchaftskonzeſſion, der ſeinen Betrieb eingeſtellt hatte, die Wiederaufnahme binnen einer Friſt von 3 Jahren vornehmen. Heute beträgt die Wiederaufnahmefriſt nur noch ein Jahr. Andernfalls gilt die Konzeſſion von Ge⸗ ſetzeswegen als erloſchen, es ſei denn, daß der Beſitzer durch einen Antrag eine Verlängerung der Friſt erreicht hat. — Das Landestrejjen ber deutjchen Arbeitsfront in Wiesbaben Die erſte Kundgebung ihrer Art im geſamten Reiche Das machtvolle Landestreffen der Deutſchen Arbeitsfront in Wiesbaden, bei dem ſich in unüberſehbaren Scharen aus dem ganzen Gau Heſſen Naſſau die Arbeiter der Stirn und der Fauſt zuſammenfanden, bedeutete für jeden Teilnehmer ein unvergeßliches Erlebnis. Dieſer gewaltigen Maſſenkund⸗ gebung in unſerem Gau kommt noch beſondere Bedeutung deshalb zu, weil ſie, wie der Führer der D. A. F. Dr. Ley, in ſeiner bedeutſamen Rede betonte, überhaupt die erſte im ganzen Reiche war. Nach dem wundervollen Auftakt am Sams⸗ tag ſtellte die Rieſenkundgebung auf dem Wiesbadener ehe⸗ maligen Exerzierplatz, bei der Reichsſtatthalter Gauleiter Sprenger und der Führer der D. A. F. Dr. Ley ſprachen, den Höhepunkt dieſes Landestreffens dar. a Von Viernheim nahmen etwa 100 Perſonen teil, davon 17 bereits an der Eröffnungstagung am Samstag. Mittels Sonderzug waren die Teilnehmer des ganzen Kreiſes Heppenheim, etwa 1000 an der Zahl, um 9 Uhr ſchon in Wiesbaden. Die dort erlebte gewaltige Kundgebung ſowie die Nachmittagsſtunden werden allen in ſteter Erinnerung bleiben. Kurz nach 11 Uhr brachte die OEG. die hieſigen Teilnehmer wieder nach Hauſe. „Die Räuber ⸗Aufführung im Karpfen⸗Saal Es hatte einen tiefen Sinn, wenn die Spielſchar der kath. Pfarrgemeinde ihre diesjährige Herbſtaufführung in das Zeichen Schillers ſtellte, des großen deutſchen Drama— tikers, in deſſen 175. Geburts- und 130. Todesjahr wir ſtehen. Das Intereſſe für einen Großen unſeres Volkes ge— weckt zu haben und die Mithilfe in dem Prozeß der Nation— werdung des deutſchen Volkes ſoll die Aufgabe der„Räuber“ Aufführungen ſein, dies betonte auch Herr Kaplan Klippe in einer kurzen Eröffnungsanſprache. Das Drama„Die Räuber“ iſt der erſte Durchbruch des Genies, in dem ſchon der ganze himmelſtürmende Drang nach ewiger Gerechtigkeit aufleuchtete.„Die Räuber“ ſind mehr als eine revolutionäre Auflehnung gegen die Tyrannen, ſie ſind mehr als ein dramatiſches Gericht über ſchlechte Zeit⸗ verhältniſſe, ſie ſind ein Gericht über den ichſtolzen Menſchen überhaupt, der ſich anmaßt, die Welt nach ſeinem eigenen Willen zu ordnen. Der Prozeß, der hier geführt wird, wird im Angeſicht Gottes geführt. Sieger iſt nicht der eine oder der andere der beiden gegeneinanderſtehenden Menſchen Franz und Karl Moor, beide unterliegen, Sieger iſt Gott, der ſeiner nicht ſpotten läßt. Franz, der dämoniſche Verneiner der Ordnung, der teufliche Intellekt, der alles zerſetzt, was im Gewiſſen ſchlummert, Vaterliebe, Bruderliebe, Abſcheu vor Mord und Ungerechtigkeit, Franz, der Gott leugnet und ihn doch im Kampf gegen Gott wider Willen bejaht, will als rückſichtsloſer Egoiſt, die gegebene Ordnung zu ſeinen Gun⸗ ſten ändern und ſcheut kein noch ſo niedriges Mittel. Karl will auch die vorhandene Welt ändern, aber als verkörperter Gerechtigkeitswille, als Kämpfer für eine beſſere Welt, aber auch er glaubt aus eigener Kraft die Welt verbeſſern zu können, auch er erhebt ſich in demutsloſem Stolz zum Rich⸗ ter und Rächer, und maßt ſich ſo ein Amt an, das ihm nicht zukommt. Und der überhebliche, wenn auch edelgeſinnte Menſch wird kraft der menſchlichen in Irrtum und Sünde verhafteten Natur in Verbrechen und Gewalttat verſtrickt. Beide aber ſtehen unter dem Gericht, das ſich an den Em- pörern gegen die Weltordnung vollzieht. Gott wird offenbar im Ende Beider und ſind„Die Räuber“ ein aus religiös⸗ ethiſchen Quellen geſpeiſtes Werk, ein Drama, das zwiſchen Himmel und Erde ſpielt. So wurde die geſtrige Erſtaufführung von Schillers Meiſterwerk„Die Räuber“ ſeitens der kath. Pfarrgemeinde zu einem ſeltenen, unvergeßlichen Erlebnis für alle Beſucher. Wenn man ſchon vorige Woche dieſe Aufführung als ein Wagnis für eine Laienbühne bezeichnete, ſo dieſes mit vol⸗ lem Recht: denn wer die Werke unſeres Schiller kennt, weiß auch wohl, welche Schwierigkeiten glücklich beſeitigt werden müſſen, um ein ſolches Theaterſtück hundertprozentig wieder⸗ zugeben. Stellt doch ein ſolches Stück neben den hohen An⸗ forderungen an die Darſteller, auch hinreichende und ge⸗ ſchmackvolle Kenntnis für die Bühnenausſtattung in den Vor⸗ dergrund. Und auf dieſem Gebiete wurde ganz Hervorragen— des geleiſtet. Das zierliche, einladende Schloßzimmer, die dunklen böhmiſchen Wälder mit ihren veralteten Felſen und Höhlen uſw., all dieſes trug weſentlich dazu bei, dieſes faſt ſchwierigſte aller Schillerwerke verſtändnisvoll wiederzu⸗ geben. Groß, nahezu unübertrefflich waren die Hauptdar⸗ ſteller! Beſonderer Erwähnung bedarf der Räuberhaupt⸗ mann Moor(Mich. Bugert) ſowie ſein Bruder Franz (Ad. Hanf), die förmlich in ihren Rollen auflebten; ebenſo der regierende Graf Maximilian von Moor(H. Hoock) der die ſchwierige Rolle ſehr gut wiedergab. Auch die übrigen Mitwirkenden, unter ihnen Amalia v. Edelreich Creszenz Neff) kommen durch ihr aufopferndes Spiel nicht minder gut zur Geltung. Alle waren wie aus einem Guß. Nicht zuletzt boten die Maſſenſzenen durch die auf der vergrößerten Bühne ermöglichte Ausſtattung packende und anmutige Bilder von einzigartiger Wirkung. Alles, aber auch alles paßte treffend in den Rahmen dieſes Werkes. So gelang es denn, unter Einſetzung aller Kräfte eine gute Geſamtleiſtung zu erzielen, die über alles Lob erhaben war. Nicht weniger als nahezu 5 Stunden ſetzten die Spieler alle Anweſenden ohne Aus— nahme in ununterbrochene Spannung. Im erſten Teil zeigt ſich das Intrigenſpiel des Franz, alleiniger Herr zu werden und Amalia für ſich zu gewinnen, das zum Triumph Franz Moors wird, ſowie Karls Charak- terentwicklung zum Hauptmann der Räuberbande, die in der großen Szene in den dunklen, böhmiſchen Wäldern ihren Abſchluß findet. Im zweiten Teil wird die Entwicklung der Charaktere der beiden Brüder vom Schickſal durchkreuzt, wobei Franz in Verzweiflung durch Selbſtmord endigt und Karl die innere Wandlung erlebt, die ihn erkennen läßt, daß er ſich auf einem Irrweg befindet und er beſchließt, zu ſühnen, indem er ſich ſelbſt der Juſtiz überliefert. Und dies alles redet Schiller in einer Sprache, die begeiſtert, mitreißt, erleben läßt! Das Spiel beginnt: Franz verdächtigt ſeinen Bruder Karl bei dem Vater und trachtet darnach, denſelben unter Anwendung aller Mittel aus dem Erſtgeburtsrecht zu ver⸗ drängen, ſowie Amalia, die Geliebte Karl Moors, für ſich zu gewinnen; ſchließlich erhält er vom Vater die Zuſtimmung, Karl zu ſchreiben. Wir ſehen, wie Karl Moor Nachrichten erwartend in einer Schenke an der Grenze Sachſens den Brief erhält, wie er aber ſtatt des Vaters Hand, von der er Verzeihung erhoffte, ſeines Bruders Hand erkennen muß, die ihm zu erkennen gibt, daß ihm der Weg zum Vaterhaus nicht mehr offen ſteht. Mit ſtarrem Blick verfolgt er die Zeilen. In der Verzweiflung läßt ſich Moor nun dazu überreden, eine Räuberbande zu gründen und deren Haupt- mann zu werden. Mit dem Treueſchwur der Räubergeſellen findet die überaus wirkungsvolle Szene ihr Ende. Indeſſen läßt Franz nichts unverſucht, ſein Ziel zu erreichen, was ihn zu unglaublichen Taten führt. Durch den verkleideten Her⸗ mann läßt er Amalia und dem greiſen Vater die falſche Nachricht vom Tode Karls überbringen, was zum Ohnmachts⸗ anfall Maximilians und zum Triumphe. Franz Moors führt. Des Weiteren das Räuberleben der Bande Moor in den böhmiſchen Wäldern, wobei die Geſellen in unerſchütter⸗ licher Treue in Not und Gefahr zu ihrem Hauptmann ſtehen. Aber dies alles kann nicht die Sehnſucht nach der Heimat, die Liebe zu Amalia aus dem Herzen Karl Moors vertreiben. Unwillkürlich begibt er ſich in die Wälder in der Nähe des Vaterhauſes, wobei ſich unheimliche Szenen abſpielen. Um Mitternacht vernimmt er aus einer dunklen Höhle eine äch⸗ zende Stimme, die er zu ſeinem großen Entſetzen als die Stimme ſeines Vaters erkennen muß. Mit großem Schmerz ſtößt Moor die Worte aus:„o ſeht doch, ſeht doch, es iſt mein eigener Vater, ich will es nur geſtehen“. In packenden, grauſamen Worten erzählt der alte weißhaarige Maximilian die Geſchichte, wie ihn ſein Sohn Franz unbarmherzig in dieſe Höhle verdammte, wo er von keinem Freunde beſucht und von keinem Strahl der warmen Sonne beſchienen, drei volle Monde ſchmachten mußte. Karl Moors Entſchluß ſteht nach alledem feſt: Rache dem Unbarmherzigen für dieſe ruchloſe Tat! Seine Gefährden ziehen ab, um nach dem Täter zu fahnden. Und nun Amalias Begegnung mit dem Totgeglaubten, die ihn ſofort wiedererkennt und nicht mehr von ihm laſſen will. Auch Karl folgt der Stimme ſeines Herzens, wenn er wehmütig ſagt:„Der Friede meiner Seele iſt wiedergekommen, die Qual hat ausgetobt, die Hölle iſt nicht mehr“. Er ſehnt ſich nach Liebe, Sonne und Glück. Aber anders ſollte es kommen. Seine Geſellen verlangen die Erfüllung des von ihm gegebenen Treueſchwures. Unſchlüſſig was zu tun, erſticht er in Verzweiflung ſeine Geliebte, während der alte Moor ebenfalls geſtorben iſt, nachdem ſich Karl als Räuberhauptmann zu erkennen gegeben hatte. Die Einſicht, daß er ſich auf Abwegen befand, zwingt nun den Räuberhauptmann Moor, ſich ſelbſt den Gerichten zu über— liefern und für ſeine Taten zu ſühnen. Wenn nun die geſtrige Erſtaufführung dieſes wuchtigen, dramatiſch hochſtehenden Werkes unſeres Meiſterdichters Schiller als vollauf gelungen bezeichnet werden darf, ſo iſt dies in allererſter Linie zu danken dem Leiter des Spieles, Herrn Mich. Bugert, ſowie den Mitwirkenden, die ſich uneigennützig in den Dienſt der guten Sache ſtellten. Ferner Dank dem Chormeiſter Gg. Hook, der die Einſtudierung der Räuberlieder vorgenommen hatte. Nicht vergeſſen wollen wir den Darſteller des alten Maximilian, Herrn H. Hoock, der treue Mitarbeiter an unſerer Freilichtbühne, der infolge Erkrankung eines Mitwirkenden ſofort einſprang und noch einige Regiefehler verbeſſerte, ſo mithelfend an der einzig- artigen Wiedergabe dieſes Werkes. ü Der Beſuch der geſtrigen Aufführung war gut, der Karpfenſaal war dicht gefüllt und bewies das anweſende Publikum durch einen ſtarken Beifall, daß die Aufführung ihre packende Wirkung nicht verfehlt hatte. Der Beifall galt allen Darſtellern und die herzliche Aufnahme des Gebotenen wird gewiß dazu beitragen, daß die mit ſichtlichem Fleiß und deutlich erkennbarer Hingabe durchgeführte Darbietung auch an den nächſten zwei Sonntagen eine ſehr zahlreiche Zuſchauerſchaft in den„Karpfen“ führen wird. Im Zeichen Schillers, deſſen Werke begeiſtern, was wir ſchon im Vor⸗ jahre bei den„Tell“-Aufführungen erleben durften. — 8 „ 7 3 8 2 — i e Feinjte Delikateß⸗Volljettbü Für die uns anläßlich unſerer Dermählung in ſo reichem Maße zuteil gewordenen Glück⸗ wünſche und überreichten Geſchenbe danben herzlichſt Narl Famberth und Frau Sve Ein gebrauchter f 2188 Werke 7 abzu⸗ dasherd geben. 8 f 8 drag lame. dale dene Stralle 9 Näheres in der Ge⸗ ſchäftsſtelle ds. Bl. ſehr preiswert abzugeben 7——— —— r 3 88 die Geſchäftsſtelle Erfolg Dabe gute ds. Blattes 5 5 1555 durch Gelbfleiſchige inſerieren Spelleharionlein abzugeben. 3 Sorten) H. Jost Bismarckſtr. 33 Täglich ſüßen Brennerei und Kelterei Ludwig Lamberth ee Erjolg weil in der Heimo durch voll d dere] injerieren Bezirksklaße Unterbaben Viernheim— Oberhauſen 4.1 Hockenheim— Altrip. 71 Neulußheim— Germ. Friedrichsfeld 5:0(IU!) Seckenheim— Käfertal 1:1 Feudenheim— Ilvesheim 0˙0 Sp gew. un. verl. Tore P Neulußheim 3 2 1 0 8.1 5 Sandhoſen 2 2 0 0 7:1 4 Ilvesheim 3 1 2 0 43 4 Seckenheim 2 1 1 0 7-4 3 Feudenheim 2 1 1 0 2˙¹ 3 Viernheim 2 1 0 1 5¹ 2 Phönix Mannheim 2 1 0 1 4¹3 2 Germania Friedrichsfeld 2 1 0 1 25 2 Altrip 2 1 0 2 5265 2 Hockenheim 3 1 0 2 3:10 2 Käfertal 3 0 1 2 3.6 1 Oberhauſen 3 0 0 3 6.13 0 Handball- Kreisklaße!! Die Handballer in den Verbandsſpielen! Mit dem geſtrigen Sonntag haben auch die Viernheimer Handballmannſchaften in die Verbandsſpiele eingegriffen. Die Führernachwuchs Grundlegende Vereinbarung DNB. Berlin, 6. Oktober. Zwiſchen dem Reichsführer des Nationalſozialiſtiſchen Arbeitsdienſtes, Staatsſekretär Hierl, und dem Stabsleiter der PO. und Führer der Deutſchen Arbeitsfront, Reichsleiter Dr. Ley, iſt eine Vereinbarung getroffen worden, deren weſentlichſten Inhalt wir folgend wiedergeben: 1. Der geſamte Führernachwuchs der PO. und der DAF. muß zukünftig durch die Schule des Arbeitsdienſtes gehen. Für alle nach dem 31. Dezember 1914 geborenen Füh⸗ reranwärter der PO. und der DAßF. iſt der Arbeitsdienſtpaß die unerläßliche Vorausſetzung für die Zulaſſung zur Führer— laufbahn. Für die in der Zeit vom 1. Januar 1911 bis 31. Dezem⸗ ber 1914 geborenen Führeranwärter der PO. und der DAß. iſt die Arbeitsdienſtzeit nachzuholen, ſoweit die Auf- nahmefähigkeit der Organiſation des Arbeitsdienſtes dieſes er möglicht. 2. Die Arbeitsdienſtzeit beträgt künftig ausnahmslos ein Jahr; für die vor dem 1. Januar 1915 Geborenen ein hal— des Jahr. 2 3. Die Einſtellung erfolgt erſtmals zum 1. November 1934 auf Grund der von der Reichsleitung des Arbeitsdienſtes dem Stabsleiter der PO. und Führer der DA. eingereichten Be— darfsanzeige. Aeber das Einberufungsverfahren erfolgen Ausführungs— beſtimmungen. 4. Die aus dem Arbeitsdienſt ausſcheidenden Führeran— wärter erhalten eine eingehende abſchließende Beurteilung mit deſonderer Würdigung ihrer vorausſichtlichen Führereignung. 5. Der Führer der Arbeitsfront trifft Anordnungen, daß 8 2 C N eee klinge n 3285 A8 Turner wurden im 1. Verbandskampf 4:5 von Grün-Weiß Mannheim beſiegt und mußten ſo beide Punkte abgeben.— Die Amicitia⸗Handballer brachten es dagegen fertig auf dem gefährlichen Gelände in Käfertal einen 5.7-Sieg zu erringen. Die Turngeſellſchaft Käfertal wurde hier im letzten Jahre durch die Verbandsſpiele bekannt, wobei ſie auch nicht einmal beſiegt werden konnten.— Beide Viernheimer Mannſchaften ſpielen wie in den letzten Verbandsſpielen in der Kreisklaſſe 1. Turnerſchaft Käfertal— Amicitia Viernheim 57 TV. Viernheim— DKK. Grün⸗Weiß Mannheim 45 Tbd. Germania— TV. Sandhofen 6:6 TV. Waldhof— Tbd. Seckenheim 8:10 * Die erſte Schlacht in der diesjährigen Verbandsrunde iſt geſchlagen. Während die unteren Mannſchaften des Turn— vereins die Punkte erobert haben, mußte ſich die erſte Mann— ſchaft geſchlagen geben. Wohl haben die Turner alles daran geſetzt, um die Punkte in Viernheim zu behalten, aber Grün- weiß Mannheim iſt eben ein Gegner, der ſich nicht leicht beſiegen läßt. Beſonders der Gäſtetorwart Mäntele(früher VfR. Mannheim) wartete mit Leiſtungen auf, die einfach großartig waren, und gerade ihm haben die Mannheimer in der Hauptſache ihren Sieg zu verdanken. Die Viernheimer Mannſchaft zeigte ein ſehr ſchönes Spiel, jedoch konnte man zeitweiſe bemerken, daß die Mannſchaft noch nicht das Zu- ſammenſpiel hat, wie es zur Erringung der Meiſterſchaft notwendig iſt. Mehr Training, bei dem alle Mann zur Stelle ſind, würde wohl in dieſer Hinſicht nicht ſchaden. Nun einiges vom Spielverlauf: Nach Anpfiff legten ſofort beide Mann— ſchaften mächtig los, und in ſcharfem Tempo ging es auf und ab. In der 15. Minute legte Alter ſchön zu Burkert vor und dieſer ſchoß unhaltbar ein. Schon 5 Minuten darauf kam Viernheim durch Werle zum zweiten Erfolg. Nun ſtrengt ſich Grün⸗weiß mächtig an und bis zur Pauſe hieß es ſchon 313. Nach dem Wechſel waren die Gäſte nicht mehr zu halten und die. Hieſigen mußten ſich nach verzweifelter Gegenwehr mit 4:5 geſchlagen erkennen.— Im Vorſpiel fertigte die 1b⸗ Mannſchaft ihren Gegner ſicher mit 5:3 ab, während die Ju⸗ gendmannſchaft ein hohes Reſultat von 3:14 aufſtellte. Am Vormittag ſah man zum erſtenmal die Hofermannſchaft antreten; ſie konnte ihren Gegner nach heißem Kampf 13:10 ſchlagen. J H. Vergrößerung des Amtsgerichtsbezitkes Lampertheim Mit dem 1. Oktober d. Is. wurde, wie auch in anderen heſſ. Bezirken, das benachbarte Amtsgericht Lorſch aufgehoben und die einzelnen Gemeinden den nächſten beſtehenden Amts⸗ gerichten zugeteilt. Aus dem ſeitherigen Lorſcher Bezirk wurde Bobſtadt und Bürſtadt dem Amtsgericht Lampertheim zuge⸗ wieſen, Hofheim zum Amtsgericht Worms, während alle reſt⸗ lichen Gemeinden zum Amtsgericht in Bensheim fielen. Von dem Lorſcher Beamtenperſonal erhielt Lampertheim einen Juſtizpraktikanten und 1 Kanzleigehilfen. Ferner kam noch ein Kanzleigehilfe von Gernsheim nach Lampertheim, im Ganzen alſo drei Amtskräfte. Der Reſt der Lorſcher Amts- gerichtsbeamten kam in der Hauptſache nach Worms. Amts⸗ tag iſt der Mittwoch. Die Sprechſtunden der Richter finden ſtatt Mittwochs von 8—12 Uhr. Die Sprechſtunden bei der Geſchäftsſtelle ſind täglich von 10—12 Uhr, Grundbuchtage und zwar Anträge in Grundbuchſachen und Stellung von Anträgen ſinden ſtatt: für Lampertheim an Freitagen von 8—12 Uhr, für Viernheim, Bürſtadt und Bobſtadt Mittwochs von 8—12 Uhr. Die Verhandlungstage für Straf⸗ prozeſſe finden, wie ſeither, Donnerstags, die Zivilprozeſſe Dienstags ſtatt. Es wird mit dem Zuzug dieſes Teilſtückes des Lorſcher Gerichtsbezirkes zukünftig ein verſtärkter Ge⸗ ſchäftsbetrieb im Amtsgericht Lampertheim anheben, was ſich umſomehr bemerkbar machen wird, als ſeit längeren Wochen auf dem Gebiet der Strafſachen, beſonders in Folge der Amneſtie, völlige Ruhe herrſchte. und Arbeitsdienſt zwiſchen Hierl und Dr. Ley die nach beendigter Arbeitsdienſtzeit ausſcheidenden Führer und Arbeitsmänner des Arbeitsdienſtes möglichſt ſofort Arbeits- plätze in der Wirtſchaft erhalten. Die Vereinbarung zeigt, welche große erzieheriſche Bedeu— tung dem Arbeitsdienſt von Seiten der maßgebenden Partei— ſtellen zugeſprochen wird. Reichsarbeitsführer Hierl und ſein Arbeitsdienſt können ſtolz auf dieſe Dokumentierung ihrer Lei— ſtung ſein. Wer Hierl kennt, weiß aber auch, daß er in dieſer Dokumentierung nur den Anſporn erblickt, den Arbeitsdienſt in Haltung und Geſinnung, Leiſtung und Tat noch weiter zu ent⸗ wickeln, getreu ſeinem Grundſatz:„Still arbeiten und Leiſtung 17 zeigen, Haltung haben und treu ſein! Die Vereinbarung bringt außerdem noch eine bedeutungs— volle Feſtſetzung, die im Intereſſe der jungen Arbeitsmänner auf das lebhafteſte zu begrüßen iſt und für die der Arbeitsdienſt dem Reichsleiter Dr. Ley nur aufrichtig dankbar ſein kann. Die Ver⸗ einbarung beſagt nämlich, daß die Arbeitsfront ſich darum be⸗ mühen wird, die aus dem Dienſt für Volk und Staat ausſcheiden⸗ den Arbeitsmänner möglichſt ſofort in Arbeit zu bringen. Damit wird dem Arbeitsdienſt eine große Sorge abgenommen, und es wird eine Handlung der Gerechtigkeit vollzogen, indem den jungen Männern, die ein Jahr mit dem Spaten an deutſcher Erde für Deutſchland werkten, der Weg ins Leben geöffnet wird. Im ganzen genommen iſt dieſer Akt ein Schritt vor⸗ wärts zur allgemeinen Arbeitsdienſtpflicht, die aus dem Volke heraus ſich zu geſtalten beginnt, ſo daß die Schaffung ihrer geſetzlichen Grundlage nur noch eine Frage ab⸗ ſehbarer Zeit iſt; ein Schritt vorwärts zum Heil und Segen des nationalſozialiſtiſchen Aufbaues und des deutſchen Volkes, ein Schritt, zu dem man die beiden Männer, Reichsleiter Dr. Ley und Reichsarbeitsführer Hierl, nur aufrichtig beglückwünſchen kann. Noc neble montag im Central für Tatast- Gustav frümen n-Der Fidehiiing aus Chteago' eee NR 3 e N n 2 Tams J Gars N.8Bebanntnachungen (Parteiamtliche Veröffentlichungen der Ortsgruppe Viernheim der NSDAP., der NS.⸗-Formationen und der NS.⸗Gliederungen) ö 1. Geſchäfts ſtelle: Adolf Hitlerſtraße 19: NSDaAP.⸗Ortsgr.⸗Leitung: jed. Montag u. Donnerstag 20—22 Uhr NSDAP. ⸗Kaſſenverwaltung: jeden Donnerstag 20—22 Uhr Amt für Beamte u. RD. jeden Montag u. Donnerstag 20—22 Uhr NSK OV.(Kriegsopfer⸗Verſorgg.): jeden Dienstag u. Donnerstag 19—21 Uhr NS.⸗Hago: jeden Montag und Donnerstag 20—22 Uhr 2. Geſchäftsſtelle: Lorſcherſtraße 4: NS. und Deutſche Arbeitsfront: jeden Mittwoch von 18—20 Uhr 3. Geſchäftsſtelle: Saarſtraße 9(„Freiſchütz“) NS.⸗Funk, Ortsgr. Viernh.: jeden Dienstag u. Freitag 18—20 Uhr PO. Generalmitgliederappell am Montag, den 8. Okt., abends 8.30 Ahr im„Freiſchütz«. Es haben daran die Parteimitglieder, die Angehörigen aller NS.⸗Gliederungen vollzählig teilzunehmen. Freunde und Anhänger der Bewegung ſind eingeladen. Fahneneinmarſch punkt 8,30 Uhr. Zur Vereidigung neuer Mitglieder erwarte ich reſtloſes und pünktliches Er⸗ ſcheinen. Heil Hitler! Franzke, Ortsgruppenleiter. Amt für Beamte Alle Mitglieder des RD. haben am General-Mitglie⸗ derappell am Montag abend 8,30 Uhr im Freiſchütz teilzu⸗ nehmen. Ich erwarte vollzähliges und pünktliches Erſcheinen. Heil Hitler! Albert. NS. Zu dem heute abend punkt 8,30 Uhr im Freiſchütz ſtattfindenden Generalmitgliederappell erwarte ich die Mitglieder der NS. und ſämtliche Amtswalter. Morgen Dienstag nachmittag von 3— 4,30 Uhr Säuglingsberatung und anſchließend bis 5 Uhr Mütterberatung.— Dienstag, abend 8 Uhr erſcheinen die Blockwalterinnen auf der Geſchäftsſtelle. Heil Hitler! Zöller, Ogru.⸗Amtsl. Die Ferienkinder aus Langenſelbold treten am Dienstag, den 9. Oktober 8 Uhr zur ärztlichen Unterſuchung an unſerer Geſchäftsſtelle, Fürſt Alexander, an. Pünktliches Erſcheinen iſt Pflicht. Heil Hitler! Stockert, Geſchäftsführer. Betrifft Winterhilfswerk 1934/35. Die Unterſtützungs⸗ anträge zum Winterhilfswerk werden in nachſtehender Rei⸗ henfolge in unſerer Geſchäftsſtelle— Fürſt Alexander entgegengenommen: Dienstag, den 9. Okt.: Wolu⸗Empfänger: 9.10 Uhr die Buchſtaben A und B 10—12 Uhr die Buchſtaben C bis Mittwoch, den 10. Oktober: 810 Uhr die Buchſtaben G M 10—12 Uhr die Buchſtaben NR 2— 4 Uhr die Buchſtaben S V 4—6 Uhr die Buchſtaben W- 3. Donnerstag, den 11. Oktober, vormittags: die übrigen Hilfs bedürftigen. Die Reihenfolge iſt genau einzuhalten. Bei der Antrag⸗ ſtellung ſind vorzulegen: Stempelkarte, Mietquittungsbuch, Mietunterſtützungsbeſcheid, Rentenbeſcheid, Geburtsdaten ſämtlicher Familienangehörigen, evtl. Lohnnachweis. Wer verſucht, die Unterſtützung durch un⸗ wahre und unvollſtändige Angaben über Ein⸗ nahmen und Vermögen irgendwelcher Art zu erlangen, wird vom Winterhilfswerk ausge⸗ ſchloſſen und der Staatsanwaltſchaft wegen Betrug gemeldet. Heil Hitler! Stockert, Geſchäftsführer. Aeichslufijchutzbund Die Mitglieder beſuchen heute abend 8,30 Uhr den Mitgliederappell im Freiſchütz. Nach der Verſammlung kurze Beſprechung der Amts- träger. Heil Hitler! Moskopp. ee eee Erjte Viernheimer Tonfilmjchau Achtung! Heute Montag letzter Tag! Ein Film von dem man ſpricht 4 2 2 66 der Flüchtling aus Chitago Wer dieſe Tage den Central-Film-Palaſt beſuchte, war erſtaunt über den Großtonfilm, der dort zur Aufführung kam. Wirklich, ſolche Filme voll wuchtig-dramatiſcher Spannung packender und ſenſationeller Handlung, die ſind immer etwas Beſonderes.„Der Flüchtling aus Chicago“ iſt ein künſt⸗ leriſch vollendetes Meiſterwerk. Auch das Beiprogramm mit dem ſchönen Naturfilm unſerer deutſchen Heimat fand viel Anklang. So iſt noch heute eine Tonfilm-Sehenswürdigkeit zu bewundern, die ſich niemand entgehen laſſen ſollte. Guſtav Fröhlich in ſeinem beſten Filmwerk muß man geſehen haben. Auch die anderen Mitwirkenden, wie: Luiſe Uhrig, Paul Kemp, Adele Sandrock, H. von Meyerinck und Otto Wennicke ſind Namen der beſten deutſchen Schauſpieler.— Alſo heute Montag letztmals„Der Flüchtling aus Chicago“. Ein Be⸗ ſuch lohnt ſich. — Handbelsteil Weinheimer Schweinemarkt. Zugeführt 349 Stück, verkauft 283 Stück. Milchſchweine wurden verkauft das Stück von 6—9 Mk., Läufer von 12—24 Mk. das Stück. Einleger das Stück von 34—38 Mk. Marktverlauf gut. FF ³˙³iꝛ a * N ——ͤ— 2 Rede des Gauleiters Wager auf dem Gauparteitag. Karlsruhe, 7. Oktober. Auf dem Parteikongreß der NSDAN hielt Gauleite Wagner eine bedeutſame Rede, in der. 5 1 An. weis auf die Erfolge der anderthalbjährigen Tätigkeit der nationalſozialiſtiſchen Bewegung im Staate u. a. ausführte: Die Urheber des Elends, das einſt über Deutſchland ge⸗ kommen war, treiben auch heute noch ihr Handwerk, unſer Volk von innen heraus zu erlahmen und zugrunde zu rich⸗ ten. Die erſte große Aufgabe, die wir zu erfüllen haben, iſt, eiferſüchtig darüber zu wachen, daß dieſe groben und ge⸗ heimen Kräfte niemals mehr zur Entfaltung und zum Ein⸗ fluß im Leben unſeres Volkes kommen. Man ſoll ſich über unſere 1 nicht im Unklaren ſein: Solange es in Deutſchland eine National ozialiſtiſche Deutſche Arbeiterparkei gibt, wird es in Deutschand 7 mals mehr einen organiſierten Marxismus geben, ſolange elne Nationalſozialiſtiſche Deutſche Arbeiterpartei lebl, wird es niemals mehr eine andere Partei geben, ſolange eine nakionalſozialiſtiſche Partei lebt, wird es niemals mehr zu politiſchen Auseinanderſetzungen religiöſer Konfeſſionen kommen. Wieiter iſt es unſere Aufgabe, dieſem Volk etwas Poſi⸗ tiwes zu geben für ſeine ganze Lebensauffaſſung und ſeine Einſtellung zum Leben überhaupt: die nationalſozialiſtiſche Weltanſchauung. Die ganze Partei in allen ihren Gliede⸗ rungen hat eine lebenswichtige Aufgabe zu erfüllen für unſere Nation, nämlich die der weltanſchau⸗ lichen Erziehung und Schulung nicht nur der Partei ſelbſt, ſondern des ganzen deutſchen Volkes und auch der Träger unſerer ſtaatlichen Verwaltung. Die Zuſammenfaſſung aller Kräfte der Nation iſt notwendig, wollen wir der großen Aufgaben der Zeit Herr werden. Es iſt die Aufgabe der gan⸗ zen Partei, innerhalb jener f zehn Prozent Oppoſitlonellen vom 19. Auguſt Umſchau zu halten und jene Männer und Frauen, die im⸗ mer noch nicht fähig ſind, den Wiederaufbau Deutſchlands zu erkämpfen, zu erziehen, damit ſie ſich mit uns um Deutſch⸗ land ſorgen und mit uns um Deutſchlands Schickſal ringen. Der Gauleiter unterſtrich beſonders: Wir wollen e'n— ſatzbereite, vorbehaltloſe und opferwillige wie kampfent⸗ ſchloſſene Männer und Frauen, die ſich ſelbſt dafür einſetzen, bis die Leidenszeit unſeres Volkes endgültig ihren Ab⸗ ſchluß gefunden hat und dieſes Volk ſeinem Werte und ſeiner Leiſtung entſprechend hinübergeleitet wird in eine freiere und glücklichere Zukunft. 5 dieſem Sinne bat der Gauleiter an die Arbeit zu gehen. Im Rahmen des Gauparteitages in Baden fanden am Samstag elf Arbeitstagungen ſtatt. Die Tagung der NS- Bauernſchaft eröffnete Landesbauernführer Engler⸗Füß⸗ lin. Reichsſtatthalter Wagner ſprach vom Schickſal des Bauerntums. Wenn die guͤnſtige Entwicklung der letzten eineinhalb Jahre weiterhin anhalten ſoll, ſo iſt es nötig, daß dem deutſchen Geſchick ein neuer Menſch gegeben wird, der Träger des Wiederaufbaues iſt. Nicht materielle Ge⸗ ſichtspunkte dürfen uns bei unſerer Außeit leiten. Dieſe Auf⸗ 765 haben die verantwortlichen Bauernführer in erſter inie. Eine wichtige Rolle ſpielt die Propagandatätig⸗ keit für die Agrarpolitik des Reiches. Die Bauernſchaft darf nicht zum Träger der Kritik an den Maßnahmen des Reichsbauernführers werden. Nicht der tut am meiſten, der redet, ſondern der, der nach nakionalſozialiſtiſchen Grundſätzen handelt. Nur einen Gedanken dürfen wir kennnen: durch Einſatz an Arbeit und Opfern dem Bauernſtand zu dienen und ihm aufwärts zu helfen. Anſchließend ſprach Pg. Metzner, der Vertreter des Stabsamtes des Reichsbauernführers und Landesbauern— führer Engler-Füßlin. Beamtentum und Staat Auf der Sondertagung des Amtes für Beamte führte Miniſterpräſident Köhler u. a. aus: Der Beamte als Diener des Staates, fühlt ſich verpflichtet, in jeder Lage zum Staate, dem er dient, zu ſtehen. Um ſo mehr muß dies eix den deutſchen Beamten zutreffen. Denn ſie waren loyal aus alter Zeit her, pfl den b 8 4 ihrer Pflichten. Was damals Vorzug und Stärke war— im Staat der Novemberlinge wurde es zum Verhängnis. ieſe Tatſache müſſen wir uns vor Augen halten, wenn wir ee unden während der nationalſozia⸗ liſtiſchen Kampfzeit betrachten. Wir wollen deshalb die, 75 nicht mitkämpften, nicht verachten. Wir wollen aber auch einen neuen Beamtenſtand ſchaffen. Wir verlangen von den Beamten, daß die alten Be⸗ geblieben ſind. Wo der Beamte die Verbundenheit mit ſei⸗ nen Volksgenoſſen nicht finden kann, da iſt es ſeine Pflicht, ſie zu ſuchen. Der Miniſterpräſident kam dann auf die Not beſonders bei den Unterbeamten zu ſprechen. Es wäre kein Grund zum Verzagen, auch würde Ordnung gebracht werden. Wenn jeder ſeine Pflicht in kleinem Rahmen ſo erfüllt, wie der Führer im großen, dann wird die deutſche Beamtenſchaft eine ſtarke Stütze ſein für Volk und Reich. Weitere Arbeitstagungen hielten u. a. ab die Kreis⸗ ſchulunsgleiter, die Kreisorganiſationsleiter und der NS: Aerztebund. Der Ehrentag der Kriegsopfer Karlsruhe, 8. Oktober. Der erſte badiſche Kriegsopferehrentag brachte Sams⸗ tag und Sonntag annähernd 30 000 Perſonen in die Lan⸗ deshauptſtadt. Auf dem feſtlich geſchmückten Hochſchulſtadion fand die eigentliche Kriegsopferkundgebung ſtatt, zu der an— nähernd 40. bis 50 000 Menſchen gekommen waren. Nach Begrüßungsworten des Gauamtswalters Pg. Julius We⸗ ber ſprach der Karlsruher Oberbürgermeiſter Jäger, ein Vertreter der Saarkriegsopferkameraden und als Vertre⸗ ter der Wehrmacht der Befehlshaber des Wehrkreiskom⸗ mandos 5, Generalleutnant Geier. Reichsſtakthalter und Gauleiter Wagner führte u. a. aus: Ohne den deutſchen Soldaten und ſeine Opfer im großen Kriege gebe es heute kein nationalſoziali⸗ ſtiſches Deutſchland, denn ſie wären die Vorläufer der na⸗ tionalſozialiſtiſchen Bewegung. Dieſes neue Deutſchland fühle ſich deshalb mit ſeinen Soldaten und insbeſondere den Kriegsopfern eng verbunden. Der Reichsſtatthalter brachte ſodann als Vertreter des Reiches und der Partei die Verbundenheit dieſer Stellen mit den Kriegsopfern zum Ausdruck und ermahnte die Kameraden zum Schluß, mit ganzem Herzen zu Deutſchland zu ſtehen. Reichskriegsopferführer Hanns Oberlindober er— klärte: Die alten Soldaten und Kameraden kennten den Krieg und wünſchten nie wieder eine ſolche Kataſtrophe. Wir lieben den Frieden, aber auch die Ehre und die unſerer Kinder!“ Der Redner ging dann auf die Erfolge der NSKOV im Verein mit den zuſtändigen Stellen im letzten Jahre ein. Die NSDAP habe von vornherein den Standpunkt vertre⸗ ten, daß zuerſt das Volk in ſeiner Geſamtheit Arbeit und Brot finden müſſe damit aus dem Ertrag dieſer Arbeit wichtige Fragen, wie die Verſorgung des deutſchen Solda— ten, gelöſt werden könnten. Die Kameraden, die 15 Jahre lang gewartet hätten, müßten daher die Geduld aufbrin⸗ gen, bis zu der Stunde zu warten, in der unſer Führer ein ganz neues, den Wünſchen der Kriegsopfer gerecht werden⸗ des Werk übergebe. Große Fahrkartenfälſchungen Seit ſechs Jahren die Reichsbahn belrogen. ** Frankfurk a. M., 6. Oktober. In einer Wirtſchaft in der Bahnhofgegend wurde ein Mann beobachtet, der in auffälliger Weiſe an verſchiedenen Fahrkarten herumzeichnete. Als der Betreffende ſich be⸗ obachtet fühlte, ſteckte er die Karten ein und verſuchte ſich zu entfernen. Der Mann wurde der Bahnpolizei übergeben. Bei ſeiner erſten polizeilichen Vernehmung ſtellte ſich zu⸗ nächſt heraus, daß es ſich um einen 42jährigen Maler aus Braunſchweig handelt, der ſeit längerer Zeit bei Verwand⸗ ten in Frankfurt zu Beſuch iſt. Bei einer Durchſuchung wur⸗ den im Ganzen 10 Fahrkarten gefunden, von denen nur zwei echt waren. Vier 2ter⸗Klaſſe⸗Karten waren völlige Falſchherſtellungen, vier weitere zter⸗Klaſſe⸗Karten waren verfälſcht. Die Karten an ſich waren zwar echt, Zielbahnhof, Kilometerzahl und Preis waren aber geändert. Bei der kurze Zeit ſpäter vorgenommenen Hausſuchung in der Wohnung der Frankfurter Verwandten, die gerade auf Reiſen waren, fand man zunächſt kein weiteres bela⸗ ſtendes Material. Schließlich fiel den Beamten aber eine Karte des Malers in die Hände, in der er ſeinen Verwänd⸗ ten mitteilte, er käme von Friedrichshafen nach Frankfurt, müſſe aber ſofort nach Mettersheim bei Sobernheim weiter⸗ Ahren. f b ie weiteren Unkerſuchungen führken dann nach Met⸗ kersheim, wo der Fälſcher, wie unkerdeſſen feſtgeſtellt wor · den war, in einer Penſion zu wohnen pflegke, die für ſeine Verpflegung ſeine Bilder in Jahlung nahm. Im Gepäck des Mannes fand man dann ſchließlich einen kleinen Holzkaſten mit im ganzen 88 Fahrkarten und außerdem zahlreichen Bahnſteigkarten. Von den 8s Karten lauteten 25 auf zwei ter Klaſſe, der Reſt auf drikte Alaſſe. Unter dem Eindruck des gefundenen Belaſtungsmate⸗ rials legte der Verhaftete dann ein umfaſſendes Geſtändnis ab. Dabei ergab ſich, daß er die Fahrkartenfäl⸗ ſchungen begangen hat, um ſeine Bilder in ganz Deutſch⸗ land abſetzen und außerdem neue Motive ſommeln zu kön⸗ nen. Die erſten Fälſchungen wurden bereits 1928 began⸗ Horſt Weſſels Haus un⸗ ker Denkmalsſchutz ge⸗ ſtellt. Auf Anordnung des Reichspropagandamini⸗ ſters Dr. Goebbels wird das Haus Große Frank⸗ furter Straße 62 in Ber⸗ lin, in dem Horſt Weſſel ſeinerzeit von kommuni⸗ ſtiſchen Mördern erſchoſ— ſen wurde, unter Denk⸗ malsſchutz geſtellt wer— den. Unſer Bild zeigt das Zimmer des deut⸗ ſchen Freiheitshelden. 8 ober 1934 Viernheimer Volkszeitung 0 Der Gauparteitag in Bad Die Aufgaben der Partei amtentugenden hundertprozentig in ihnen lebendig der neue Geſchäftsführer des Deutſchen Handwerkskags. Der bisherige erſte Syndikus der Handwerkskammer zu Ber⸗ lin, Dr. Felix Schüler, iſt vom Rei. zum Generalſekretär des Deutſchen Handwerks⸗ und Gewerbe⸗ kammertages ernannt worden. Gleichzeitig wurde ihm die Führung der Geſchäfte des Reichsſtandes des Deutſchen Handwerks übertragen. ( gen. Der Mann löſte gewöhnlich bei der Abfahrtsſtation eine Bahnſteigkarte, um erſt einmal auf den Bahnſteig zu kommen. In der Taſche trug er unterdeſſen die gefälſchte Karte, die er 5 mit einer eigenen Lochzange auch ſachverſtändig gelocht hatte. Um eine Abgabe der Karte an der Zielſtation zu vermeiden, was zu einer vor⸗ zeitigen Entdeckung der Fälſchungen geführt haben würde, pflegte er ſich die Karten über ſein Ziel hinaus„auszuſtel⸗ len“, er konnte dann jedesmal unter dem Vorwand, ſeine Reiſe nur zu unterbrechen, durch die Ausgangsſperre kommen. Bei den gefundenen Fahrkarten handelt es ſich aus⸗ ſchließlich um ſolche über große Strecken. Die 25 Zweiter⸗ Klaſſe⸗Karten waren ausnahmslos„eigener Herſtellung“, die Beſchriftung war mit Bleiſtift vorgezeichnet und mit chineſiſcher Tuſche nachgezogen worden. ö Am 20 Mark ermordet und beraubt Das Opfer auf die Bahnſchienen geworfen. Eberbach(Baden), 6. Okt. Bewohner des Dorfes Ersheim hörten laute Hilferufe vom jenſeitigen Neckarufer. Erſt ſpäter fand man auf dem Bahnkörper zwiſchen Eberbach und Hirſchhorn eine männliche Leiche. Es handelt ſich um einen 54 Jahre alten Mann aus Leipzig, der ſich auf Wanderſchaft befand und am Abend vorher in Begleitung eines zweiten Mannes und einer Frauensperſon zwiſchen Neckarhauſen und Hirſchhorn ge⸗ ſehen wurde und ein Fahrrad mit ſich führte. Das Rad, das ſehr wahrſcheinlich geſtohlen war, hatte der Tote am Abend in Hirſchhorn um 20 Mark verkauft. Da bei der Leiche kein Geld vorgefunden wurde, liegt zweifellos ein Raubmord vor. Als Täter kommen die oben erwähnten beiden Perſonen in Frage, die die Leiche, um Selbſtmord vorzutäuſchen, auf den Bahnkörper ſchafften. Die Leiche wies neben Schlag⸗ wunden auch Würgeſpuren auf. Von den mutmaßlichen Tä⸗ tern fehlt bis jetzt noch jede Spur. FFP Sport des Sonntags Länderſpiele. in Kopenhagen: Dänemark Deukſchland Meiſterſchaftsſpiele der Gauliga. Gau Südweſt: Phönix Ludwigshafen— Sportfr. Saarbrücken F 03 Pirmaſens— FS Frankfurt Boruſſia Neunkirchen— 1. FC. Kaiſerslautern Kickers Offenbach— Saar 05 Saarbrücken Gau Baden: Karlsruher FV— SV Waldhof FC os Mannheim— 1. Fc Pforzheim Garmania Karlsdorf— Vfe Neckarau Freiburger FC— VfB Mühlburg Gau Würktemberg: Stuttgarter Kickers— Sc Stuttgart Sportfreunde Stuttgart— SV Göppingen Sportfreunde Eßlingen— Ulmer 5 94 1. SSV Ulm— SW Feuerbach Union Böckingen— VfB Stuttgart Gau Bayern: 12 * - S 0— 1— ο rn do 0 ο— 1860 München— Jahn Regensburg 5:4 SpVgg Fürth— AS Nürnberg 2:1 Ie Schweinfurt— 1. FC Nürnberg 0:0 SpVgg Weiden— Bayern München 0·2 Geſellſchaftsſpiele. VfR Mannheim— Phönix Mannheim 5:2 Wacker München— Werder Bremen 4:2 Karlsruher JB— 8 Waldhof 1:2(1:1). Der badiſche Meiſter, SV Waldhof, verfehlte in Karls⸗ ruhe als Gaſt des KFV nicht ſeine Anziehungskraft. 5000 Zuſchauer waren gekommen und ſie ſahen ein Spiel, das in jeder Beziehung befriedigen konnte. Beide Mannſchaften zeigten techniſch ſehr Gutes, rein ſpieleriſch hatte der Mei⸗ ſter ein klares Plus. Sehr gut ſchlug ſich die Hintermann⸗ ſchaft, Mittelläufer Heermann war in der Abwehr aus⸗ gezeichnet und im Sturm zeichnete ſich beſonders die linke Flanke Walz⸗Weidinger aus. Bei den Einhe'miſchen gefiel beſondres die Läuferreihe, ebenſo ſchlug ſich die Hinter⸗ mannſchaft ganz groß. Im Sturm waren Brecht und Benz die aktivſten Kräfte.— Waldhof gewann die Partie durch⸗ aus verdient. Die Karlsruher gingen ſchon nach viertelſtün⸗ digem Spiel durch einen überraſchenden Schuß Benz' in Führung, aber noch vor dem Wechſel ſchaffte Weidinger den Ausgleich. In der zweiten Hälfte erzielte dann der Linksaußen Walz mit einem Bombenſchuß den Siegtreffer. Germania Karxlsdorf— fe. Neckarau 1:3(1:2). Vor etwas mehr als 2000 Zuſchauern lieferten ſich beide Mannſchaften ein flottes Spiel, in dem es jedoch ede be ⸗ eee. 171 1 1 . ö 1 1 8 . 1 5 1 1 2 5 6 1 1 N 1 . ö 7 . N * 1 ö 5 1 1 9 * 3 1 1 .. f 1 N 1 ſonoeren Leiſtungen zu ſeyen gav. Ver Sieg wurde zudem den Mannheimer leicht gemacht, da Karlsdorf eine Erſatz— verteidigung ſtellte, die ſchwach war und einen großen Teil der Abwehrarbeit dem Tormann allein überließ. Trotzdem ſchaffte auch der Karlsdorfer Sturm eine Reihe brenzliger Situationen und war vor dem Tor des Gegners ſtets ge⸗ fährlich, wobei ſich beſonders der ſehr wendige Mittelſtür⸗ mer hervortat, der auch den einzigen Treffer der Einhei⸗ miſchen ungefähr nach 30 Minuten Spielzeit zuſtande brachte, nachdem Neckarau ſchon in der erſten Viertelſtunde ein Tor vorgelegt hatte. Is Pirmaſens— JSB Frankfurt 2:2(2:1). Beide Mannſchaften waren techniſch auf der Höhe, wo— bei ſich bei Frankfurt beſonders Heldmann auszeichnete, während Pirmaſens in Brill, Hergert und dem vorzügli⸗ chen Sturmführer Johanneſſen ſeine überragenden Kräfte hatte. Sehr gut ſpielten die beiderſeitigen Deckungsreihen, dagegen erlaubten ſich die Hintermannſchaften manche Schnitzer, die verſchiedentlich zu Treffern führten. Dem Spielverlauf nach hätte Pirmaſens einen knappen Sieg verdient gehabt, aber die Mannſchaft hatte das Pech, in den letzten 20 Minuten ohne Hergert ſpielen zu müſſen, der durch eine Verletzung zum Ausſcheiden gezwungen war. So kam Frankfurt, das zum Schluß mächtig drückte, doch noch zum Ausgleich. Etwa 3000 Zuſchauer hatten ſich eingefunden. * Deutſcher Länderſpiel⸗Triumph Dänemerk— Deulſchland 2:5(0:1). Erſtmals in der Geſchichle der Länderſpiele zwiſchen Dänemark und Deutſchland gelang es einer deulſchen Na tionalelf in Kopenhagen ſelöſt die Dänen einwandfrei zu beſiegen. Sieben Länderſpiele haben die beiden Nationen bisher mitemander ausgetragen: viermal kehrten die Dänen als Steger aus dem Kampf. Der 7. Oktober aber brachte in Ko⸗ penhagen unſeren Fußballern den dritten Erfolg. 21.17 Treffer, das iſt die Torſkala der ſieben Länderſpiele Däne⸗ mark— Deutſchland alſo auch hier noch ein Plus für un⸗ ſere nordiſchen Nachbarn. 3 Kampf im Kopenhagener Idrottsparken ſtand ganz im Zeichen eines großen Ereigniſſes. Mit 28 000 Zuſchauern war das Faſſungsvermögen des größten Fußballplatzes von Kopenhagen reſtlos erſchöpft. Mit 5:2(1:0) ſiegte die deut⸗ ſche Elf. Aber dieſes Ergebnis, ſo verdient es auch an und für ſich iſt, kennzeichnet doch den harten Widerſtand der Dänen nicht ganz gerecht. Andererſeits. muß feſtgeſtellt wer— den, daß unſere Leute zu einem ſolch hohen Sieg kamen, obwohl zwei Stürmer im Verlauf des Kampfes verletzt wur⸗ den. Hohmann, einer der beiden Pechvögel, hatte ſogar nach der Pauſe einmal für drei Minuten ausſcheiden müſſen. Zehn Minuten vor Beginn des Spieles war Dänemarks ſportfreudiger König erſchienen, von den Zuſchauermaſſen begeiſtert begrüßt. Dicht an der Mittellinie nahm er ſeinen Ehrenplatz ein. Warm und herzlich war dann der Empfang der beiden Mannſchaften. Zwar machten ſich, als unſere Spieler den deutſchen Gruß ausbrachten und das Horſt⸗ (Nachdruck verboten) „Kamilla“, ſagte Maria ſanft, und ſie ſchaute mit einem Blick ſo tifer und grenzenloſer Liebe auf das verſtörte Mädchen daß er ſeine Wirkung nicht verfehlte. Kamilla ſchrie plötzlich leiſe auf, warf dann die Arme em⸗ por und lag im nächſten Augenblick an Marias Bruſt. „Hilf mir! Hilf mir!“ wimmerte ſie aus erſticktem Schluch⸗ zen heraus. Obwohl Marias Herz in banger Furcht ſchlug, zwang ſie ſich zu einer beruhigenden Antwort. „Darum bin ich ja gekommen, um dir zu helfen. Was fehlt dir denn?„Biſt du erkrankt?“ Kamilla richtete ſich aus Marias Armen auf. Mit einem Male erſchien es ihr wieder ganz unmöglich, mit der Mama über Dinge zu ſprechen, die ſie in Gedanken ſchon allein zer- rütteten. „Ach, es iſt natürlich alles nicht ſo ſchlimm“, widerſprach ſie mit völlig veränderter Stimme,„ſie haben mich ins Belt geſteckt, obwohl mir eigentlich ſo gut wie gar nichts fehlt. Wie kommſt du eigentlich hierher?“ „Ich wollte mir das Lager eines Arbeitsdienſtes einmal anſehen“, log Maria eine fromme Lüge.„Du kannſt dir mein Erſtaunen vorſtellen, dich nun krank vorzufinden.“ f„Iſt Vatel auch hier?“ fragte Kamilla ſchnell und über ürzt. „Nein, Vater iſt noch in Königſtein. Hätteſt du nicht Luſt, für kurz mit dorthin zu fahren? Ich denke, man wird dir oier— zehn Tage Erholungsurlaub geben.“ „Ich bin doch aber eigentlich nicht krank“, erwog Kamilla, und Wunſch und Abwehr, den Vater wiederzuſehen, ſtritten in ihr um die Oberhand. „Es wird dir gut tun, dich zu erholen“, ſagte Maria leiſe. Kamilla ſetzte ſich plötzlich aufrecht im Bett; erſt jetzt er⸗ kannte Maria wahrhaft, wie blaß und ſchmal ſie war. Sie ſtreckte die Hand aus und begegnete Kamillas fiebrigen, trocken— heißen Fingern. „Mama ſage mir die Wahrheit! Du wußteſt, als du kamſt, daß ich zu Bett lag?“ Maria zögerte kurz, dann gab ſie zu:„Ja, ich bin gekom⸗ 205 um dir zu helfen. Ich dachte, du brauchteſt mich viel- eicht.“ „Ich—“ Kamilla zitterte vor Erregung.„Ich kann— ich meine, ich—“ „Du brauchſt nichts zu ſagen, ich kann mir denken, daß es ſich um Doktor Alk handelt.“ „Ja, du haſt es geſehen du haſt es gewußt, aber du weißt nicht“, Kamilla ſtammelte,„er wollte erſt mit Vatel ſprechen, wenn er einen Namen hätte. Verſtehſt du das? Vatel hat ihm doch ſo oft zu verſtehen gegeben, daß er ſein Nachfolger werden könnte. Müßte ihm das nicht genügen? Er wollte nicht, daß ich ſprach, ehe nicht die Welt von der Erfindung ſeines Serums ſprach.“ „Meine kleine Milla“, ſagte Maria mit bewegter. ganz leiſer Stimme,„was weißt du, wie ich um dich gekämpft habe. Ich wollte nicht, daß du dir ein Glück nahmſt, wo keins war. Aber du meinteſt, in mir eine— Feindin zu ſehen, die dir den — Mann nicht gönnte. And ob ich dir einen Mann gönnte!— Nur ſollſt du, wie er, erſt reif werden, reif für eine Ehe und deren Beſtändigkeit; um ein zweifelhaftes Erlebnis zu taumela, dafür ward ihr doch beide zu gut.“ „Ich habe ihn lieb— ich habe ihn lieb—“ ſchrie das Mäd— chen plötzlich unbeherrſcht auf, warf ſich mit dem Geſicht in die Kiſſen und weinte haltlos.„Aber alles andere babe ich erſt genderung im Rause Tiebruck 33 fuunnumnnmnanmnnummummmnmnnmnananmnmunmnuamumdmumummumnmmmnmnnunnmndadündannanadndnaanaaa Roman von Christel Broehl- Delhaes ——„— ʃ—ů—K————ß——— Weſſel⸗Lied aufklang, einige Störenfriede durch Pfiffe ve⸗ merkbar, aber der ſpontane Beifall der übergroßen Mehr⸗ heit des däniſchen Publikums erſtickte dieſe Mißklänge ſchon im Entſtehen. Der Spielverlauf Bei Halbzeit ſchon lag unſere Mannſchaft, die ein gutes und vor allem im Sturm ſehr zweckmäßiges Spiel zeigte, 1:0 in Führung. Die angenehmſte Ueberraſchung bereitete den zahlreichen deutſchen Schlachtenbummlern der junge Wormſer Linksaußen Fath, der gegen Polen erſtmalig das Nationaltrikot getragen hatte. Der Benjamin der Mann⸗ ſchaft ſorgte ſowohl für den Führungstreffer vor der Pauſe als auch nach dem Wechſel, als Lundſten für die Dänen den Ausgleich erzielt hatte, für die erneute Führung. Rohwed⸗ der erhöhte dann auf 31 für die Deutſchen, ehe Stoltz für Dänemark ein zweites Tor ſchießen konnte. Hohmann war dann der Schütze des vierten deutſchen Treffers und Fath machte ſich mit einem abſchließenden fünften Tor zum Schüt⸗ zenkönig des Tages. Handball in Süddeutſchland Gau Südweſt: Polizei⸗SV Darmſtadt— SV Wiesbaden ausgefallen Gau Baden: SV Waldhof— FC 08 Mannheim(Sa) 15:2 Phönix Mannheim— TS. Nußloch 6:8 Tſchft Beiertheim— VfR Mannheim 9:9 TW Hockenheim— Tod Ketſch 2:10 TW Ettlingen— TW 62 Weinheim 5:14 Aus Nah und Fern Wiederſehensfeier des Jußartillerieregimenls Generalfeld⸗ zeugmeiſter. Darmſtadt. Das Staatspreſſeamt teilt mit: In den Ta⸗ gen vom 13. bis 15. Oktober 1934 feiert das ehemalige Fuß⸗ artilleriereaiment Generalfeldzeugmeiſter(Brandenburgi⸗ ſches) Nr. 3 in Mainz eine Wiederſehensfeier in Mainz an⸗ läßlich ſeiner Gründung vor 70 Jahren verbunden mit der Einweihung eines Ehrendenkmals. Der Heſſiſche Staats⸗ miniſter iſt damit einverſtanden, daß den Beamten, Behör⸗ denangeſtellten und Arbeitern, die frühere Angehörige die⸗ ſes Regimentes ſind, zur Teilnahme an den Veranſtaltun⸗ gen für Montag, den 15. Oktober 1934, auf Antrag der er⸗ forderliche Urlaub mit Fortzahlung der Gehalts- und Lohn⸗ bezüge und ohne Anrechnung auf den Erholungsurlaub ewährt wird, jedoch nur inſoweit, als dienſtliche Intereſ— en nicht entgegenſtehen. Darmſtadt.(Von der Straßenbahn tödlich überfahren.) An der Kreuzung der Niederramſtädter und der Jahnſtraße ereignete ſich ein ſchwerer Verkehrs⸗ unfall, der ein Menſchenleben forderte. Ein Fußgänger wollte die Straßenkreuzung überqueren. Dabei wurde er von einem Poſtwagen der Städtiſchen Straßenbahn über⸗ fahren. Er erlitt bei dem Unglück derartig ſchwere Kopfver⸗ hier erkannt. Ich kann nicht mehr ſo weiterleben. Ich fühle, es muß eine Klärung kommen, ich— ich— o Mama, ich kann es nicht ſagen. Vatel muß es wiſſen. Ich kann dieſe Heimlich⸗ keit nicht mehr ertragen. Ich habe ein Gefühl, als ſei ich gar nicht mehr jung. Ich muß es gutmachen— Vatels wegen. Ich könnte ſeine Frage nicht erteragen— ich muß mit Horſt ſpre— chen, aber ich höre ſo gar nichts von ihm. Laß mich doch zu ihm fahren, Mama. Hilf mir, hilf du mir! Zeige mir jetzt, wo ich dich brauche, daß du uns Kindern wirklich gut biſt: Laß mich zu Horſt fahren, ohne daß Vatel es erfährt.“ Maria ſchüttelte langſam und beſtimmt den Kopf. „Kamilla, ich habe dir bewieſen, wie lieb du mir biſt. Zu jeder Hilfe bin ich bereit. Aber man läuft keinem Manne nach; man läßt ſich ſuchen und bietet ſich nicht auf dem Präſentier— teller an.“ a „Aber wir gehören doch zuſammen, unlöslich—“ Kamilla vergaß alle Rückſichten, alle Vorbehalte. Sie ſah, erwachend, wie Maria erblaßte.. „Milla, ſoll das heißen, daß du—, Eie brachte den Satz nicht zu Ende.„Er hat es gewagt, die Tochter ſeines Chefs und Gönners anzurühren, heimlich und verſchwiegen, wie man ein leichtes Mädchen nimmt? And du haſt geſchwiegen? Du haſt geſchwiegen, Milla?“ „Sage es Vater nicht“, wimmerte das Mädchen und wand ſich auf ſeinem Lager.„Ich kann ihm nicht mehr in die Augen ſehen. Ich habe ihn doch lieb, den ſtolzen, feinen Vatel. Er darf es nicht erfahren— ich werde Alk heiraten—“ „Dieſen Schuft verlangſt du noch zu heiraten? Ich glaube nicht einmal mehr, daß du ihn liebſt. Nu gerechtfertigt willſt du ſein. And gingſt damit für dein Leben lang in eine unglück⸗ liche Ehe!“ 5. Kamilla mußte innerlich zugeben, daß Maria recht hatte. Aber eine dumpfe Wut brach in ihr auf. Wenn Alk ſie als ein Spielzeug gebraucht hatte, ſollte er getzt auch die Konſequenzen ziehen. Wenn er vielleicht nicht heiraten wollte— ſie würde ihn zwingen— ja, zwingen würde ſie ihn. Wie aus weiter Ferne hörte ſie Marias Stimme: 8 8 „Jedenfalls werde ich dir helfen, Mädel! Auf mich kannſt du dich verlaſſen.“ * Kamilla wartete Tag für Tag. Sie war nun bereits acht Tage in Königſtein, und Tiebruck war in ſo heller Freude, ſein Mädel wieder einmal um ſich zu haben, daß er ſie den ganzen Tag mit Beſchlag belegte. 3 5 f „Hier hat man erſt einmal Zeit für ſeine Familie. Wenn wir erſt daheim ſind und die Klinik st in der Nähe, halten mich keine zehn Pferde“, pflegte er zu ſagen.„Ich hätte Luſt, auch Georg und Alf hierherkommen zu laſſen. Hier kann ich gan zgut faulenzen.“ f. Kamilla lachte mit dem Vater und verbarg, was ſie inner- letzungen, daß er kurz nach ſeiner Einlieferung in das Herz Jeſu-Hoſpital verſtarb. 8 Darmſtadt.(Aufteilung der Gemarkung „Forſt Drei Eichen“.) Durch Beſchluß des Heſſiſchen Staatsminiſters iſt die ſelbſtändige Gemarkung„Forſt Drei Eichen“ aufgelöſt und den Gemeindegemarkungen Sprend⸗ lingen und Neu-Iſenburg zugeteilt worden. Sowohl die Gemarkung Sprendlingen wie auch Neu⸗Iſenburg wurden durch die zwiſchen beiden liegende ſelbſtändige Gemarkung „Forſt Drei Eichen“ in ihrer Entwicklung gehemmt. Dieſem Zuſtand iſt jetzt durch die Aufteilung abgeholfen worden. Alle alten Gerechtigkeiten der Gemarkung Forſt Drei Eichen, die einer ordnungsmäßigen und pfleglichen Forſt⸗ wirtſchaft im Wege ſtanden, ſind durch einſtimmigen Be⸗ ſchluß aufgehoben worden. Die Berechtigung zur Steuerer— hebung geht auf die Gemeindegemarkungen Neu-Iſenburg und Sprendlingen über. Darmſtadt.(Ruheſtandsverſetzungen.) In den Ruheſtand verſetzt wurden: durch Urkunde des Herrn Reichsſtatthalters auf Vorſchlag der Heſſiſchen Regierung: der Miniſterialrat in der Miniſterialabteilung für Land⸗ wirtſchaft Friedrich Heyl gemäß Paragraph 6 des Geſetzes zur Wiederherſtellung des Berufsbeamtentums unter Aner- kennung ſeiner dem Staate geleiſteten langjährigen und treuen Dienſte mit Wirkung vom 1. Januar 1935; der Gradier- und Werkmeiſter beim Staatsbad Bad⸗Nauheim, Julius Geck, auf Grund des Paragraph 6 des gleichen Ge⸗ ſetzes mit Wirkung vom 1. Januar 1935; der Oberamtsrich⸗ ter beim Amtsgericht Gernsheim Rudolf Brab auf Nach- ſuchen unter Anerkennung ſeiner dem Staate geleiſteten Dienſte mit dem geſetzlichen Ruhegehalt. 8. Aus Mannheim Mannheim, 6. Oktober. i Vom Wohnungsmarkt. Die Städtiſche Preſſeſtelle teilt mit: Der Reinzugang an Wohnungen betrug im Mo⸗ nat September 1934: 142.(Zugang durch Neubau 101, durch Umbau 41; Abgang durch Abbruch 138). Von den neu geſchaffenen Wohnungen ſind 84 Wohnungen mit 1—3 Zim⸗ mern, 54 Wohnungen mit 4—6 Zimmern und 4 Wohnungen mit 7 bezw. mehr Zimmern. Es wurden 70 neue Wohn⸗ gebäude von privaten Bauherrn erſtellt; darunter ſind 68 Kleinhäuſer mit 1—2 Vollgeſchoſſen und höchſtens 4 Woh⸗ nungen. Für 12 Neubauten, die zuſammen 53 Wohnungen ergaben, wurde eine Baukoſtenhilfe bewilligt. Außerdem wurde ein Reichszuſchuß für 19 Umbauten, welche 39 Wohnungen er⸗ geben, ſowie für Abbruch von 25 Häuſern mit 85 Woh⸗ nungen, bewilligt. Zwei Lebensmüde. Durch Einatmen von Leuchtgas verſuchte in der Nacht eine in der Schwetzingerſtadt wohnende Frau ſich das Leben zu nehmen. Sie wurde mit dem Sani⸗ tätskraftwagen in das Allgemeine Krankenhaus gebracht.— Mittags ſprang oberhalb der Rheinbrücke in der Abſicht, ſich das Leben zu nehmen, ein Mann in den Rhein. Er wurde von Schiffern an Land gebracht und von einem Polizei- beamten ſeinen Eltern zugeführt. daß das Mädchen nach mehrmaligem Anklopfen das Wohnzim⸗ mer der Eltern betrat und die Poſtſendungen auf den Tiſch legte f Kamilla wartete klopfenden Herzens, bis das Mädchen längſt wider unten war. Sie wartete ſogar noch viel länger, als dürfe ſie nicht geſehen werden, wenn ſie das Zimmer der Eltern betrat. Leiſe und ſcheu wie eine Diebin betrat ſie den kühlen, dämmerigen Raum vor deſſen Fenſtern der Sonnenhitze wegen die Jalouſien he faſſen waren. Ihre Finger durchwühlten die Briefe und Ka Nichts von Horſt, nein es war nichts dabei. Mutloſigkeit ſe ug wie ein Meer über ihr zuſammen. Sie war ihm gleichgültig geworden, es lag ihm nichts an ihren Nöten. Sie hätte ſchreien mögen. Sie kam ſich beſchmutzt, ge⸗ ſchändet und verraten vor, ſie fühlte ſich unſagbar erniedrigt Ihre Geſtalt war ſchwer, und in ihrem Kopf ſurrte es von tau: ſend ſich überſtürzenden Gedanken. So überhörte ſie ganz, daf es an die Tür klopfte. Das Mädchen trat noch einmal ein und Kamilla fuhr herum, als habe ſie keine Berechtigung, hier zu weilen. Aber das Mädchen lieferte nur mit ſanftem Lächeln ein Telegramm ab, das ſoeben angekommen war. Da ſtand Kamilla und hielt das Telegramm in den Hän⸗ den, das den Poſtſtempel ihrer Heimatſtadt trug. Natürlich war das Telegramm von Horſt. And ſie hatte ihm ſchon ſo ſchmäh⸗ lich Anrecht getan. Er würde viel Arbeit gehabt haben, daß er nicht ſchrieb Run würde er als Antwort auf ihren Brief ſelbſt kommen. Ob dieſes Telegramm ihn anmeldete? Man konnte doch nicht annehmen, daß er an den Vater kabelte:„Bitte Sie umgehend um die Hand Zhrer Tochter!“ Nein, das ging doch nicht. Kamilla brach in ein glückliches, aber exaltiertes Lachen aus. Alle würde ſich ſo richtig aufklären. Schließlich war ſie doch nicht irgendwer, ſondern die Tochter Gerold Tiebrucks. Hatte ſie denn keinen anderen Vorzug mehr, als die„Tochter Tiebrucks“, eines berühmten Mannes zu ſein? War das alles? Gab es nichts, daß ſie um ihrer ſelbſt willen geliebt wurde? Das Telegramm brannte in ihren Händen. Es war ſo loſe geſchloſſen. Sicher konnte man es ohne Mühe öffnen und wieder zukleben. Schließlich ging es in erſter Linie auch ſie an, was in dem Telegramm ſtand. Ihre Finger neſtelten geſchickt. Da, da lag es vor ihr, aber die wenigen Worte enthielten keine Silbe über ſie. Da ſtand nur in nüchternen, kühlen Worten: „Kinderlähmungsausbruch in der Klinik! Erbitte Er— laubnis zur Schutzimpfung. Alk.“ Kamilla las die Worte ſo oft, bis ſie ſich in ihrem Hirn eingehämmert hatten. Natürlich, er ſchrieb nichts von ihr, er konnte auch nicht kommen; er hatte jetztzt ganz andere Dinge im Kopf. Er trug Verantwortung und ſtand ſeinen Mann. Sie war ſtolz auf ihn, Ja, ihre Liebe flammte mit der alten Zau⸗ berhaftigkeit auf. And warum ſchaffte er letzten Endes ſo ſehr? Geſchah es nicht um ſie? Hatte er nicht geſagt: Wenn ich das Serum finde, heiraten wir. Ja, ſo hatte er geſagt. And ſie glaubte ihm wieder. Er hatte das Serum gefunden, Vater ſchätzte ihn. Er hatte wiederholt von Alk als dem fähigſten Nachwuchs unter den jungen Medizinern geſprochen. Das war der Weg. Wie ein ink des Schickſals war dieſes Telegramm. Ohne zu wiſſen, was ſie tat, zerriß ſie das Telegramm in tau⸗ ſend kleine Fetzchen und ſteckte es in ihre Taſche, um ſie ſpäter auf der Straße wegzuwerfen. Dann machte ſie ſich auf zur Poſt und antwortete Alk in einem Telegramm folgenden Inhalts: lich litt. Sie hatte am erſten Tage ihrer Ankunft in Königſtein und ihn gebeten, Tiebruck von dem Geſchehnis in Kenntnis zu ſetzen. Es war dis jetzt keine Antwort erfolgt.. Eines Nachmittags— die Eltern hatten einen Ausflug nach Zimmer. Sie hatte geſchlafen und nachher geleſen, aber ihre unruhigen Sinne warteten— wie immer in dieſen acht Tagen — auf den Poſtboten Sie hörte auch richtig das Mädchen mit den Poſtſachen über die Treppe kommen und an die einzelnen Türen klopfen: zu ibr kam es nicht. Hingegen vernahm Kamilla, an Horſt Alk geſchrieben. ihm ihre ſeeliſchen Nöte mitgeteilt Falkenſtein unternommen— war Kamilla allein auf ihrem „Alles verſuchen! Tiebruck.“ 5 Sie hatte kein Gefühl für das, was ſie tat. Es kam ihr nicht zum Bewußtſein, daß ſie ein folgenſchweres Anrecht be⸗ ging. Hätte ſie auch nur im entfernteſten geahnt, was ſie ihrem geliebten Vater damit tat, ſie wäre eher ins Waſſer gegangen, als Alk dieſes Telegramm zu ſenden. i * 2 (Fortſetzung folgt.) BͤU—