Amiliches Verkünbigungsblatt der Bürgermeiſterei und Viernhei m el Erſcheinungsweiſe: Täglich außer Sonn- und Feiertage. Wöchentlich Der Feuerreiter“. Bezugspreis: Durch die Träger ins Haus gebracht monatlich 1,20 Mk. zuzügl. 20 Pfg. Trägerlohn; durch die Poſt bezogen monatlich 1.50 Mk. ausſchließlich Zuſtellungsgebühr. Einzelnummern 5 Pfg.; Samstags 10 Pfg. Inſeratenpreis: Die 12 geſpaltene Millimeterzeile oder deren Raum 3 Pfennig lung E anderer Behörden- Vereins⸗ und Geſchäftsanzeiger Beilagen: Reklamezeile 15 Pfg. die 90 Millimeter breite Millimeterzeile. wird Nachlaß gewährt. Für telefoniſch aufgegebene Inſerate keine Gewähr. Anzeig en⸗ leiter: Friedr. Martin, Viernheim. Anzeigenannahme durch alle Annoncen-Expeditionen. Hauptſchriftleiter: Friedr. Martin, Viernheim. Druck u. Verlag: Friedr. Martin, Viernheim D.⸗A. Sept 34: 1290 Geſchäftsſtelle: Bismarckſtr. 13, Tel. 153, Poſtſcheckk.: Ludwigshafen 15101 Auf Mengenabſchlüſſe Nr. 239 Montag, den 15. Oktober 1934 „Der Erjolg gibt Recht Aebe des Aeichsminiſters Dr. Goebbels auf dem Gauparteitag in Köln Köln, 15. Oktober. Auf b. Aparteitag der NSDAp in Köln hielt Reichsminiſter Dr. Goebbels in der großen Meſſehalle eine Rede. Das Wort Moeller van den Brucks:„Wir mußten den Krieg verlieren, um die Revolution zu gewinnen“ war es, an das anknüpfend Dr. Goebbels zunächſt Deutſchlands Schickſalsweg ſeit dem Weltkriege in allen ſeinen Pha— ſen noch einmal in draſtiſcher Deutlichkeit kennzeichnete. Hät⸗ ten wir den Krieg gewonnen, dann wären wir vielleicht nicht ſo tief an die Wurzel unſeres Volkstums wieder vor— gedrungen. Erſt die allgemeine große Not hat uns die Ur⸗ quelle unſerer Kraft wiederfinden laſſen. Die Zuſtände in zahlreichen anderen Ländern der Welt mit ihren Unruhen, Streiks, Revolutionen, Attentaten und dergleichen ſetzte Dr. Goebbels in Gegenſatz zu der Ruhe und Ordnung, die heute in Deutſchland herrſcht und die allein eine Wiedergeſundung des deutſchen Volkes und der deutſchen Wirtſchaft ermöglicht. Der Erfolg gibt recht, und deshalb haben wir recht, weil wir Erfolg haben. Denen aber, die längſt vergeſſen haben, welche Zuſtände noch vor zwei Jahren in Deutſchland herrſchten, denen das Geſpenſt des Bolſchewismus heute nur noch eine Erinnerung an fernſte Zeiten iſt, und die heute plötzlich ſich zur Kritik berufen fühlen, ſagte er: „Wir haben es jedenfalls nicht vergeſſen, daß Deutſch⸗ land einmal am Kande des Abgrundes geſtanden hat, und wir wollen, daß das deutſche Volk nicht vergißt, daß wir das Land vom Abgrund zurückgeriſſen haben. Unſer Werk zu werten hat nur der das Kecht, der ſelbſt daran mitge- arbeitet hal.“ Wenn wir allein die Kraft hatten, Ordnung zu ſchaf— fen, dann haben wir auch allein die Kraft, Ordnung zu er⸗ halten. Im übrigen ſoll man das kleine Gekröſe, das den Fußboden der Politik bevölkert, nicht allzu ernſt neh— men. Es nimmt auch niemand im Volke ernſt, denn das Volk iſt längſt wieder an die Arbeit gegangen. Wir haben früher nichts verſprochen, ſondern immer nur Opfer und Pflichten gefordert, und wir haben auch Hingabe und Gefolgſchaft gefunden, weil das Volk der Verſprechungen müde war. Unſere alten Kämpfer haben auch kein Pa⸗ radies auf Erden erwartet, ſondern ſie ſind nüch⸗ tern, mutig und unverdroſſen in den Alltag unſerer Revo— lution gegangen und haben etwas geleiſtet. Wenn andere von Fehlern ſprechen, die gemacht wurden: Fehler zu machen iſt das ſouveränſte Vorrecht all der Menſchen, die überhaupt etwas tun. Nur diejenigen, die gar nichts tun, können auch keine Fehler machen. Wenn heute Ueberkluge meinten, wir hätten jetzt wenig Deviſen- und Kohſtoffvorräle und es ſei ſchwer, über dieſe Schwierigkeiten hinwegzukom— men, dann müſſen wir ſagen: Wir haben wenig Deviſen und Rohſtoffe, weil du dich nicht beizeiten gewehrt haſt gegen die Regierungen, die Deutſchland in dieſe aberwitzige Ver⸗ ſchuldung hineinſtürzten. Da unken jetzt die Emigranten: es wird ein ſcharfer Winter kommen, und in dieſem Winter wird das nationalſozialiſtiſche Regiment zuſammen— brechen. Möglich, daß ein ſcharfer Winter kommk, aber unmög⸗ lich, daß wir vor einem Winker kapitulieren! Dr. Goebbels ſprach dann über die Bedeutung der Partei:„Die Partei muß innerhalb des Staates ſozu⸗ ſagen der ruhende Pol in der Erſcheinungen Flucht ſein. Die Partei iſt die Quelle neuer Kraft. Die Partei iſt nicht für ein paar Jahre oder Jahrzehnte gegründet, ſondern ſie iſt gegründet worden, um Deutſchland für einige Jahr⸗ hunderte in Form zu bringen und ihm die Kraft zu geben, ſich unter den anderen Völkern zu behaupten, ſein nationales Leben zu verteidigen und ſeine nationalen Gren⸗ zen zu ſchützen. Wir haben den Staat erobert, wir durchtränken ihn mit unſerem Geiſt, und er ruht auf den ſtarken Schultern der Partei. Sie muß die beſten Männer in den Staat hin⸗ einſchicken, damit ſie auch im Staate für die Durchſetzung des Volkes mit nationalſozialiſtiſchem Geiſt ſorgen. Wir müſſen den anderen Vorbild ſein. Die Einheit der Bewegung Dr. Goebbels wies dann auf die nun wiedergeſchaffene Einheit der nationalſozialiſtiſchen Bewegung hin, in der jetzt alle Säulen im edlen Wettſtreit miteinander ihre Pflicht tun. Jeder werde in der nationalſozialiſtiſchen Bewegung ſo geachtet, wie er ſich für die Bewegung einſetze, ganz gleichgültig, ob er zur PO, SA, SS und Arbeitsdienſt oder zur Hitlerſugend gehöre. „Alle zuſammen ſind wir Mitglieder eines großen Or- 1 oens des Nationalſozialismus, über uns ſteht ein ſtreng ge⸗ ordnetes Jührerkorps, und wir alle ſind Kadetten der neuen Zeit.“ Den Meckerern ſei zu ſagen:„Wenn einer etwas leiſtet, dann hat er auch das Recht, Eigenart zu beſitzen. Und diejenigen haben am allerwenigſten Anrecht, ihn zu kritiſie⸗ ren, die keine Tugenden und keine Schwächen haben, die nicht heiß und nicht kalt, nicht gut und nicht böſe, nicht groß und nicht klein, nicht klug und nicht dumm, ſondern gar nichts ſind.“ Auf euren Schulkern, meine Parteigenoſſen, iſt die Na⸗ tion aufgebaut. Und wenn eure Schultern nachgeben, dann bricht das deutſche Gebäude in ſich zuſammen. Deshalb wollen wir mutig und unbeirrt den Sorgen und Gefah- ren ins Auge ſehen. Das Volk ſchaut auf uns. And wenn wir ſtark bleiben, bleibt das Volk ſtark. Man kann in Deutſchland wieder ſicher leben und ſeines Lebens froh werden. Es lohnt ſich zu ſparen, zu arbeiten, eine Familie zu gründen und Kinder zu haben, es lohnt ſich, Idealen nachzugehen und an Deutſchland und ſeine Zukunft zu glauben. Es lohnt ſich, den Sorgen wieder ins Auge zu ſehen und gegen ſie zu kämpfen. Am Ende ſteht der große Sieg und die herliche Auferſtehung unſeres Volkes. Dieſe Rede Dr. Goebbels' ſowie eine Rede des Stabs⸗ leiters der PO und Führers der Deutſchen Arbeitsfront, Dr. Ley, bildeten den Höhepunkt des Gauparteitages. — vr 2 Schneeſturm über Nordamerika Neuyork, 15. Oktober. Der Nordoſten der Vereinigten Staaten erlebte einen ſtürmiſchen Winteranfang. Im nördlichen Teile des an der Oſtküſte gelegenen Staates Maine fegte ein Schneeſturm über das Land und überzog die Felder mit einer Schneedecke von 37 Zentimetern. Annähernd 200 Telegraphenſtangen wurden vom Sturm umgeworfen und über 100 elektriſche Leitungen zerſtört. Dutzende von Bäumen wurden entwur⸗ zelt. Vielfach waren die Getreideernte und die Kartoffeln noch nicht eingefahren, als das Schneewetter hereinbrach. Zahl⸗ reiche Städte und Ortſchaften der Gegend ſind ohne Licht und Telephonverbindung. Split. Der ſüdflawiſche Zerſtörer„Dubrownik“ iſt in Split mit dem Leichnam des Königs Alexander eingetrof⸗ fen. Der Sarg wurde am Kai aufgebahrt. Die Zahl der Südſlawen, meiſt dalmatiniſche Bauern, war 7 groß, daß ſie nicht alle am Sarge ihres Königs vorbeiziehen konnten. Der Sara wurde dann nach Aaram übergeführt. — Aeberführung des koken Königs. Der Sarg mit der ſterblichen Hülle des Königs Alexander von Jugoflawien wurde in Marſeille an Bord des Kreuzers „Dubrownik“ gebracht. der ibn nach der Heimat überkührt 10. Jahrgang Belgrad huldigt Peter II. Feierlicher Einzug des jungen Königs Der junge König Peter II. von Jugoſlawien wurde bei ſeinem Einzug in Belgrad von der Bevölkerung ſtürmiſch be— grüßt. Der erſte Empfang des jungen Königs hatte auf dem Grenzbahnhof Jeſenitza ſtattgefunden, wo ſich mehrere Mit⸗ glieder der Regierung eingefunden hatten. Neue Huldigungen wurden dem König in Laibach dargebracht. In Belgrad hat— ten die Regimenter der Garniſon in Paradeuniform Aufſtel— lung genommen. Hinter dem Truppenſpalier ſtaute ſich eine große Menſchenmenge. Im Augenblick, als der Hofzug in die Bahnhofshalle rollte, ertönte die Staatshymne. Aus dem Zug ſtieg als erſter König Peter II. Ihm folgten die Königinmut⸗ ter Maria, die rumäniſche Königinmutter Maria, Prinz Arſen Karageorgewitſch, der Oheim des kleinen Königs, Prinzeſſin Ileana, Außenminiſter Jeftitſch, Hofminiſter An⸗ titſch, Hofmarſchall Dimitriewitſch, der franzöſiſche Geſandte Nagyar ſowie die Mitglieder der Volksvertretung und der Regierung, die dem König bis an die Grenze entgegengereiſt waren. König Peter II. wurde zuerſt von Prinz Paul und den übrigen Mitgliedern des Regentſchaftsrates begrüßt. So⸗ dann ſchritt er Ne Front der Ehrenkompagnie ab, die durch die Garde-Infanterie geſtellt wurde. Dem Patriarchen, der ihm gerührt enkgegenkam, küßte der König die Hand. Der Bürgermeiſter von Belgrad bot ihm nach alter Sitte Salz und Brot zum Willkommensgruß. Schließlich trat Miniſterpräſident Uſunowitſch an ihn heran und ſprach folgende Worte: „Eure Majeſtät! Die Regierung und das ganze ſüd⸗ flawiſche Volk begrüßen Sie auf das herzlichſte und bringen Ihnen durch mich die Verſicherung ihrer grenzenloſen Liebe und unerſchütterlichen Ergebenheit zum Ausdruck. Sie ge⸗ loben gekreulich, hinter Ihnen zu ſtehen und das heilige Ver⸗ mächtnis Ihres großen Vaters, des unſterblichen ritterlichen Königs Alexander I., des Einigers, zu erfüllen, indem ſie Südſlawien behüten wollen.“ Der König reichte allen Würdenträgern die Hand und begab ſich ſodann in den Hofwarteſaal, wo auf ihn die Vertre— ter des Senats und der Skupſchtina, der Erzbiſchof von Bel⸗ grad und das Diplomatiſche Korps in Galauniform warteten. Als der König den Platz vor dem Bahnhof betrat, brach die Menge in ungeheure Begeiſterungsſtürme aus. Der König fuhr nunmehr im Kraftwagen unter dem Jubel der Menge nach dem Schloß. Güdſlawiſche Vorſtellungen in Rom? Nach einer Meldung der engliſchen Nachrichtenagentur Reuter hat ſich die ſüdſlawiſche Regierung zu Vorſtellungen in Rom gezwungen geſehen, da angeblich über einen Rund⸗ funkſender von der„unhaltbaren Lage“ in Südſlawien ge— ſprochen worden iſt. Auch ſollen Bemerkungen über eine be— vorſtehende Auflöſung des Staates gefallen ſein. Angeſichts der völligen Unrichtigkeit dieſer Behauptungen ſei der ſüd— flawiſche Geſandte in Rom angewieſen worden, bei dem ita⸗ lieniſchen Außenminiſterium Vorſtellungen zu erheben und um die Zuſicherung zu erſuchen, daß die italieniſchen Sender künftig ſolche unfreundlichen Aeußerungen über die ſüd— ſlawiſche Lage unterlaſſen. Außerdem ſeien, ſo berichtet Reu— ter weiter, in amtlichen Belgrader Kreiſen Berichte einge— troffen, nach denen die italieniſche Garniſon in Zara während der beiden letzten Tage beträchtlich verſtärkt worden ſei. Belgrad fände keinen Grund für ein ſolches Verhalten und betrachte es als überflüſſig und nicht geeignet für eine Beſſe— rung der italieniſch⸗ſüdſlawiſchen Beziehungen. Man ſei auch feſt überzeugt, daß kroatiſche Revolutio⸗ näre italieniſche Unterſtützung erhalten hätten. Es werde verſichert, daß es eine Geldwährung gebe, die„Ruma“ heiße, den Wert einer Lira habe und unter den kroatiſchen Flücht⸗ lingen nicht nur in Ungarn ſondern auch in Zara gültig ſei. Die Geldſcheine ſollen von kroatiſchen revolutionären Organiſationen gedruckt worden ſein. In der jugoſlawiſchen Preſſe ſoll, wie Reuter hinzufügt, über dieſe Anſchuldigungen nicht berichtet worden ſein, ebenſo nicht über italienfeindliche Kundgebungen in mehreren Städten. Neue deutſche Tanzmuſik Kundfunkſendung Anfang November. 1 Reichsſendeleiter Hadamoyſky kündigte in ſeiner großen Programmrede vor ber bayeriſchen Preſſe u. a. engſte Zu⸗ jammenarbeit der deutſchen Reichsſender mit dem Berufs⸗ ſtand der deutſchen Komponiſten an. Praktiſche Ergebniſſe ſind bereits für die allernächſte Zeit zu erwarten. So will der Deutſchlandſender gemeinſam mit dem Berufsſtand der deut— ſchen Komponiſten erſtmalig Anfang November in einer großangelegten Abendſendung neuer deutſcher Tanzmuſik den Weg ins Volk ebnen. Dadurch ſollen nicht zuletzt junge deutſche Komponiſten angeregt werden, dieſer Muſikgattung mehr als bisher ernſte Aufmerkſamkeit zu widmen. Es han⸗ delt ſich hierbei um die erſte Veranſtaltung im Rahmen eines großen, mehrere Sendungen umfaſſenden Planes. e —— — —:!:— ——— 5 I 2 0 70 4 e eee 1 S Laval franzöſiſcher Außenminister Ambildung des franzöſiſchen Kabinetts— Marchandeau Innenminiſter anſtelle Sarrauts Juſtizminiſter Chéron zurückgetreten DNB. Paris, 14. Okt. Im Verlaufe des Miniſterrats wurde Samstagabend der bisherige Kolonialminiſter Laval zum Nachfolger des ermor⸗ deten Außenminiſters Barth ou ernannt. Der ehemalige Wirtſchaftsminiſter und Abgeordnete Rol- lin wurde zum Nachfolger Lavals ins Kolonialminiſterium be⸗ rufen. Der Bürgermeiſter von Reims und Abgeordnete Mar⸗ chandeau(Radikalſozialiſt) übernimmt anſtelle Sarrauts das Innenminiſterium. Juſtizminiſter Chéron hat dem Miniſterpräſidenten ſeinen Rücktritt angeboten, um ihm ſeine Aufgabe zu erleichtern. Der Miniſterpräſident nahm den Rücktritt an, und die Neu⸗ beſetzung des Juſtizminiſteriums ſoll Anfang nächſter Woche vorgenommen werden. * f. Aeberraſchend ſchnell iſt die Löſung der durch den Tod Barthous und die Kriſe um den Innenminiſter Sarraut ob des Verſagens der franzöſiſchen Sicherheitspolizei gekommen. Raſches Handeln war hier wohl um der ganzen augenblicklichen Lage willen gegeben. Eine länger dauernde Anſicherheit, ein längeres Intrigieren hinter den Kuliſſen um die frei gewordenen Miniſterpoſten hätte leicht dem ganzen Kabinett Doumergue ge— fährlich werden können; und Gefahr für dieſes Kabinett der Einheit iſt heute in Frankreich keine Gefahr für einen Mann oder Partei-Machtanſprüche mehr, ſondern wäre Beginn einer Staatskriſe. Man könnte vielleicht mit der Anwendung eines geſchichtlich gewordenen deutſchen Wortes ſagen: Dou— mergue war das letzte Pferd, das die franzöſiſche Republik von 1875 aus dem Stall gezogen hat. Von den neuen Miniſtern intereſſiert uns vor allem der neue Außenminiſter Laval. Laval hat die übliche politiſche Laufbahn des Advokaten und maire; politiſch beginnend bei den Sozialiſten radikaler Färbung, nach dem Krieg verließ er ſie und bewegte ſich frei, aber in der politiſchen Atmoſphäre der Linken und ſeine Wähler folgten ihm willig. Er war ein flei— ßiger Anwalt der Intereſſen und Nöte der kleinen Leute, ohne eine politiſche„Weltanſchauung“ herauszuſtellen. Im Januar 1931 iſt er Miniſterpräſident einer rechtsgerichteten Koalition! Die Zeit war eben eine andere geworden. And Laval iſt mit ihr gegangen! Er iſt 1931 mit Briand in Berlin bei Reichs- kanzler Brüning geweſen. Januar 1932 hat er Briand aus- geſchifft. Die Aera Streſemann-Briand war auf beiden Seiten dahin. Aber einen Monat darauf iſt auch ſchon Laval ſelber geſtürzt worden. Der Präſident, der ihn damals berief und entließ, war ſein heutiger Miniſterpräſident. Sie kennen ſich alſo. In der Außenpolitik hat Laval ſeinerzeit, als der Präſi— dent Hoover das Schuldenmoratorium vorſchlug, alles getan, um dieſen Plan zu verwäſſern— ſoweit er die deutſchen Re— parationszahlungen an Frankreich betraf. Dadurch hat er auch die Wirkung jener großen aufſehenerregenden Aktion Hoovers vereitelt. Damals hat er ſich in Frankreich das An— ſehen erworben, das er heute genießt, und das wohl auch Dou— mergue mitbewogen hat, Laval heute zu berufen. ***** Ein Senator wird Juſtizminiſter Die neuen Miniſter beim franzöſiſchen Staatspräſidenten. DNB. Paris, 14. Okt. Die geſtern neuernannten Miniſter Rollin und Mar- chandeau haben am Sonntag dem Präſidenten der Republil und dem Miniſterpräſidenten ihren amtlichen Beſuch abgeſtattet. In unterrichteten Kreiſen rechnet man damit, daß Dou— mergue noch Sonntagabend oder Montagvormittag das frei— gewordene Portefeuille des Juſtizminiſters dem Senator Mar- cel Regnier anbieten wird. Durch den Rücktritt Sarrauts und Chérons und durch den Tod Barthous iſt der Senat zurzeit nur noch durch Laval in der Regierung vertreten. Daher hat der Miniſterpräſident Wert darauf gelegt, daß der Nachfolger Chérons auch ein Senator iſt. Marcel Regnier gehört im Se— nat der radikalſozialiſtiſchen Gruppe an. Pierre Laval Der Miniſterrat hat ferner beſchloſſen, daß ſich Staats⸗ präſident Lebrun nach Belgrad begibt, um Frankreich bei den Beiſetzungsfeierlichkeiten für den ermordeten König Alexan— der zuſammen mit Kriegsminiſter Marſchall Pétain, Kriegs- marineminiſter Piétri und Luftfahrtminiſter Denain zu vertreten. Der Luftfahrtminiſter wird ſich an der Spitze eines franzöſiſchen Flugzeuggeſchwader nach Belgrad begeben. Innenminiſter Sarraut gab offiziell ſeinen Rücktritt bekannt. Ferner machte er Mitteilung von den Strafmaß⸗ nahmen, die er gegen drei hohe Beamte getroffen hat. Der Generalkontrolleur bei der allgemeinen Sicherheitspolizei, Siſte⸗ ron, iſt ebenſo wie der Präfekt des Departements Bouche du Rhone und der Direktor der allgemeinen Sicherheitspolizei ſeines Poſtens enthoben worden. Die Stichwahlen in Frankreich Paris: In Frankreich haben am geſtrigen Sonntag die Stichwahlen zu den Kantonen ſtattgefunden. Nach den bisher vorliegenden Ergebniſſen haben die rechts⸗ und linksbürgerlichen Parteien an Stimmen zugenommen, während die Marxiſten Verluſte erlitten. ö Oviedo von Regierungstruppen beſetzl Weitere Erfolge DNB. Madrid, 14. Okt. Wie die Agentur Havas meldet, fand am Samstagabend ein Kabinettsrat ſtatt. Der Kriegsminiſter gab bekannt, er habe von dem General Ochoa ein Telegramm erhalten, wonach die Regierungstruppen Oviedo jetzt vollſtändig be—⸗ herrſchten und auf dem Vormarſch gegen die Stadt Miros begriffen ſeien, wo ſich vielleicht noch einige Reſte der Aufſtän⸗ diſchen geſammelt hätten. Miniſterpräſident Lerro up erklärte, der Juſtizminiſter habe ihm ein Arteil des Kriegsgerichts von W vorgelegt, das von der Regierung geprüft werden ſolle. DNB. Paris, 14. Okt. In den ſpäten Abendſtunden des Samstag liegen zwei direkte Havasmeldungen aus Madrid ſowie eine Erklärung der ſpaniſchen Botſchaft in Paris über die Lage in Spanien vor. Hiernach ſoll die ſpaniſche Hauptſtadt faſt ihr gewöhnliches Ausſehen wieder angenommen haben. Die Straßenbahnen ver— kehren wieder zahlreicher, die Geſchäfte ſind geöffnet und die ſtädtiſchen Verwaltungen arbeiten wie üblich. Die Transport- arbeiter, ein Teil der Bäckergeſellen und Schneider haben die Arbeit wieder aufgenommen. Der Streikausſchuß der Anter⸗ grundbahn iſt verhaftet worden. In ganz Spanien ſoll mit Ausnahme von Aſturien Ruhe herrſchen. Die Dörfer dieſer Provinz, in die ſich die Rebellen zurückgezogen haben, werden nacheinander von den Regierungs— truppen eingeſchloſſen. Oviedo, Gijon, Aviles und andere Städte ſind in den Händen der Regierung. Ein revolutionärer Herd beſteht lediglich noch im Grubenbecken von Mieres. Wie weiter aus der amtlichen Verlautbarung der ſpaniſchen Botſchaft hervorgeht, ſollen ſich die Aufſtändiſchen in Maſſen ergeben haben. Man rechnet damit, daß der letzte Aufſtän⸗ diſchenherd in weniger als 48 Stunden vernichtet werden kann. Der Führer der ſpaniſchen Marxiſlen verhaftet. DNB. Madrid, 14. Okt. 4 Wie die Agentur Fabra mitteilt, konnte Sonntagfrüh der Führer der ſpaniſchen Marxiſten, Largo Caballero, in ſeiner Wohnung verhaftet werden. — Der Operateur des Marſeiller Mord filmes plötzlich geſtorben DNB. Paris, 14. Okt. Der Operateur Dacombs, der die Ermordung des Königs Alexander aufzunehmen vermochte(der Film läuft in der Pariſer Wochenſchau und findet allgemeine Empörung wegen Poincarßb f Paris, 15. Oktober.(Drahtmeldung). heber des Verſailler Diktates. Paris eines plötzlichen Todes geſtorben. liefert, wo er an den Folgen einer Gehirnblutung verſtarb. DNB. Paris, 13. Ott. des Führers einer Terrororganiſation gehabt. „Graf Zeppelin“ auf der 10. Güdamerikafahrt DNB. Friedrichshafen, 14. Okt. hat Kapitän Lehmann übernommen. gramm Poſt. 1923 vor der Feldherrnhalle gefallenen Rat am Oberſten Lan- desgericht München, Theodor von der Pfordten, ent⸗ hüllt, die im Lichthof des Juſtizpalaſtes ſtattfand und an der alle Abteilungen der NS-Formationen mit ihren Fahnen teil- nahmen. Die Weiherede hielt Zuſtizminiſter Dr. Frank, der den Gefallenen zum Heros des deutſchen Rechtslebens erklärte. Rom: In einer der Hauptſtraßen Roms ereignete ſich am Samstag ein ſchweres Kraftwagenunglück, bei dem zwei Perſonen getötet und zwei ſchwer verletzt wurden. Guaymas(Mexiko): Stadt Guaymas notlanden. Tokio: Die politiſche Polizei hat 12 japaniſche Studenten der kaiſerlich-japaniſchen Aniverſität Tokio wegen Hochverrats feſtgenommen. Der Euchariſtiſche Weltkongreß Die erſten drei Tage in Buenos Aires— Die Ankunft des deaſtlichen Legaten— Der Tag des Papſtes— der Tag der Kinder. Wir bringen hier einen Bericht, weil er den Verlauf des Euchariſtiſchen Kongreſſes überſicht⸗ lich zuſammenfaßt, nachdem über Einzelheiten ſchon berichtet wurde. Der Euchariſtiſche Weltkongreß in Buenos Aires deſſen Feierlichkeiten am letzten Dienstag mit der Ankunft des pöpſt⸗ lichen Legaten begannen, wird von den tragiſchen Ereigniſſen überſchattet, die in dieſen Tagen die tiefe Erſchütterung aller menſchlichen Ordnungen und Bindungen mit ſtarker Steigerung zum Ausdruck brachten. Die Nachrichten von den ſchweren An⸗ ruhen in Spanien haben das Schiff des päpſtlichen Legaten be⸗ gleitet, in Südamerika iſt noch Krieg zwiſchen Bolivien und Paraguay, und am Eröffnungstag des Kongreſſes erreichte die Teilnehmer die Kunde von den Mordtaten in Marſeille. Am ſo aufmerkſamer hört Buenos Aires, Argentinien, Süd⸗ amerika und die ganze Welt auf die Botſchaft des Friedens, die Kardinal Pacelli im Namen des Vaters der Chriſtenheit verkündet jenes Friedens der Herzen, der in dieſen Tagen über eine Million gläubiger Katholiken aus der ganzen Welt unter dem Zeichen und dem Sakrament des göttlichen Friedensfürſten vereinigt. N * Kardinal Pacelli hat einen Empfang gefunden, der alle Erwartungen weit übertraf. Ganz Buenos Aires und die ſchätzungsweiſe 800 000 Pilger, die in der Stadt zuſammenge⸗ ſtrömt ſind, waren am Dienstag vom früheſten Morgen an auf den Beinen, um den Legaten des Papſtes zu erwarten Bei herrlichſtem Sonnenwetter dampfte ein Geſchwader der argen⸗ tiniſchen Flotte, von Flugzeugen begleitet, dem„Conte Grande“ entgegen. Die Küſtenbatterien und die Schiffsgeſchütze dröhn— ten zum Salut, alle Schiffe des Hafens hißten die päpſtliche Flagge, Sirenen heulten und Segelboote aller Größen beglei— teten das Schiff des Legaten. Auf der Schiffsbrücke ſtand mit ſeinem Gefolge die noble und ſchlanke Figur des Kardinals Pacelli, der friſche Seewind ließ ſeinen weiten purpurnen Mantel flattern und das ſtrahlende Licht der Sonne vergoldete alle Farben. Die Afer waren gedrängt voll mit Menſchen, die in heller Begeiſterung Fahnen, Tücher und Hüte ſchwenkten. Im Binnenhafen verließ Kardinal Pacelli mit ſeinem Ge— folge das Schiff, während die Stadtkapelle die Papſthymne und die argentiniſche Nationalhymne ſpielte. Zur Begrüßung war an der Spitze der Behörden des Landes und der Stadt der Präſident der Republik Argentinien, General Juſto, erſchie⸗ nen; mit ihm vier Kardinäle: der Kardinalprimas von Polen, der Kardinalpatriarch von Liſſabon, der Kardinalerzbiſchof von Paris dazu der apoſtoliſche Nuntius und der Erzbiſchof Copello von Buenos Aires und viele andere geiſtliche und weltliche Würdenträger. Der Präſident und der Kardinallegat ſchritten die Ehrenkompagnie ab. Der Bürgermeiſter von Buenos Aires hielt die Begrüßungsanſprache. Kardinal Pa⸗ celli antwortete in vorzüglich beherrſchter ſpaniſcher Sprache. „Wir betrachten uns als Boten des Gottesfriedens, den die Welt nicht geben kann— wir wünſchen, daß der Friede einziehe in das Innerſte der Herzen, daß die Früchte des Apoſtolats die Scheunen des himmliſchen Vaters füllen, 8 klein Herz ſich den Flammen des Herzens Chriſti ent⸗ ziehe“— N treten ſind. das waren die Grundgedanken der Anſprache, die durch Laut⸗ ſprecher in die ganze Stadt übertragen wurde und überall großen Beifall auslöſte. Dann begann der feierliche Einzug des Legaten vom Hafen durch die Straßen der Stadt nach der Kathedrale. Vier Pferde zogen ſeinen Wagen durch eine Mauer jubelnder Menſchen. Von allen Balkonen, Fenſtern und Dächern wurden Blumen geſtreut. Muſikkapellen und Lieder der Menge wechſelten mit⸗ einander ab. In der feſtlich erleuchteten Kathedrale erwarteten den Kardinal, ſeine Begleitung und die Behörden nicht weniger als 167 Erzbiſchöfe und Biſchöfe und der Klerus der Stadt. Das Domkapitel brachte ſeine Huldigung dar, und mit der Er⸗ teilung des päpſtlichen Segens ſchloß dieſe kurze Feier. Am ſpäten Nachmittag machte der Legat einen offiziellen Beſuch beim Präſidenten der Republik. Als die Dunkelheit anbrach, war die ganze Stadt feſtlich illuminiert. Am ſelben Abend wurde der radiotelephoniſche Dienſt, der Buenos Aires für die Dauer des Kongreſſes mit der Vatikanſtadt verbindet, eröffnet. Der Kardinalſtaatsſekretär konnte ſich bei dieſer Gelegenheit mit ſeinen engſten Mitarbeitern Pizzardo und Ottaviani, die wäh⸗ 1 ſeiner Abweſenheit das Staatsſekretariat leiten, unter- alten. * Am Mittwoch war„der Tag des Papſtes“. Er brachte mit der förmlichen Eröffnung des Kongreſſes die erſte große De⸗ monſtration der Maſſen im Palermopark. In der Mitte eines großen Platzes iſt ein Altar aufgerichtet, neben dem der Thron des Legaten ſteht. Die Betſtühle der Kardinäle, der Erzbiſchöfe und der Biſchöfe ſchließen ſich an, gegenüber die Tribünen der Behörden. Von hohen Maſten flattern neben dem päpſtlichen Banner die Fahnen aller Länder, die auf dem Kongreß ver⸗ Auch die deutſchen und die öſterreichiſchen Farben ſind darunter. Südamerika herrſcht vor. In dichten Ko⸗ lonnen von Hunderttauſenden hat eine unüberſehbare Men- ſchenmenge den Platz und die angrenzenden Straßen beſetzt. Kurz vor 10 Ahr verkündeten Trompetenſtöße die Ankunft des Staatspräſidenten, der mit lautem Beifall begrüßt wird. Mit ihm erſchienen die oberſten Vertreter des Staates und das diplomatiſche Korps. Kurz danach bricht der Beifall von neuem los. Die Soldaten, die in den Straßen einen Fahr— weg freihalten, präſentieren das Gewehr. Der Kardinallegat hält ſeinen Einzug und ſetzt ſich auf den Thron bei dem Altar— Immer wieder müſſen Trompetenſignale die Menge zur Ruhe ermahnen. Dann beginnt das feierliche Hochamt, das der Erz⸗ biſchof von Buenos Aires zelebriert. Geſangschöre begleiten die feierliche Handlung. Nach dem Hymnus„Veni creator Spiritus“ perlieſt der deutſche Prälat Dr. Kaas der zum Gefolge des Legaten ge⸗ hört, in ſeiner Eigenſchaft als Apoſtoliſcher Protonotar den la- teiniſchen Text der päpſtlichen Bulle, die die Ernennung des Kardinalſtaatsſekretärs Pacelli zum päpſtlichen Legaten be⸗ glaubigt. Eine ſpaniſche Leberſetzung ſchließt ſich an. Dann folgen zwei Begrüßungsanſprachen. Es ſpricht der Erzbiſchof von Buenos Aires und Monſ. Heylen, der Präſident des internationalen Kongreßkomitees. In der erwartungsvollen Stille, die danach anhbt, hält Kardinallegat Pacelli, wiederum in fließendem Spanisch, die erſte öffentliche Anſprache. Dieſe Anſprache wird das große Der franzöſiſche Staatsmann Naymund Poincars, geb. am 20. Auguſt 1860 in Bar⸗le⸗due, iſt heute Montag früh geſtorben. Advokat Poincaré war ſeit 1893 wiederholt Miniſter, 1912 Miniſterpräſident und 1913— 1920 Präſident der franzöſiſchen Nepu⸗ blik und dann wieder 1922 Miniſterpräſident. Er war nie ein Freund Deutſchlands und mit der Ar⸗ der ungenügenden polizeilichen Sicherheitsmaßnahmen), iſt in Er war den Kugeln der Mörder in Marſeille entkommen. In Paris traf er völlig geſund ein und am Samstag wurde er wegen eines plötz— lichen Schwächeanfalles ins Krankenhaus in Neuilly einge⸗ Der Leiter der Marſeiller Verſchwörer? Wie verlautet, ſoll die geheimnisvolle fünfte Perſon, die die Leitung der Verſchwörer hatte, ein früherer Agramer Nechts⸗ anwalt Dr. Pavilitſch ſein. Er habe ſchriftliche Weiſungen Das Luftſchiff„Graf Zeppelin“ iſt Samstagabend 20.15 Ahr zu ſeiner zehnten Südamerikafahrt geſtartet. Die Führung Das Luftſchiff führt an Bord 25 Fahrgäſte, 220 Kilogramm Fracht und 200 Kilo- München: Als Abſchluß der Münchener Juriſtentagung wurde am Samstag eine Ehrentafel für den am 9. November 6 9 Die Fliegerin Elly Beinhorn mußte in der Nähe der am Kaliforniſchen Meerbuſen gelegenen 2 eee ee 72 nunite Nicche 1. 2 di. die K bei de nel, Noch Progt. 10000 bie ch 1 2 in den 60 N behalt „Die Eucha 9 das d Euch derſan derſchi nd 7 eine J lung aus d Mann briette 5 Hunde Die ge Aleth Bie ein w bevor, pan, with. nete den. Bulbee duch ni bt fih der jeh Fi Keaftw legen nicht zu hinab 1 Gulet Nr. 239— Montag, den 15. Oktober 1934 Bier nheimer Volkszeitung 10. Jahrgaug Ereignis des Tages. Sie beginnt mit einem Lob auf Argentinien und Südamerika; ſie ſpricht von den zwei Strömen, die in einem Euchariſtiſchen Kongreß zuſammenfließen: dem Strom der öf⸗ ſentlichen Begeiſterung und Bekundung des Glaubens und dem ſtillen Strom der unaufhörlichen Arbeit, des Gebetes und der Opfer. And dies war die Bitte mit der er ſchloß: „Auf dieſem Kongreß möge aus der Menge, die aus aller Welt zuſammengeſtrömt iſt, ein glühendes Gebel für den Frieden der Welt zum Himmel ſteigen. Indem wir uns vor der heiligen Hoſtie niederwerfen, dringe aus jedem Herzen der heiße Ruf und, weil ſich in ihm die verſchie⸗ denen Sprachen der Erde in einem einzigen Akzent ver⸗ einigen, der wahrhaft katholiſche Ruf: Jeſus Chriſtus, König des Friedens, gib der Welt den wahren Frieden!“ Die in fein gegliederten und geiſtvoll geformten Sätzen model— lierte Anſprache mit der wirkungsvollen Steigerung des Schluf— ſes erweckte unbeſchreiblichen Beifall. Es dauerte lange, bis der Kardinal die Menge wieder beruhigt fand, um ihr den Segen zu ſpenden, Sein Rückweg war ein wahrer Triumphzug. Junge Mädchen durchbrachen die Sperrkette und überſchütteten ſeinen Wagen mit Blumen.— Am Nachmittag, vor der Anbetungs— tunde in der Kathedrale, empfing Kardinal Pacelli die Ver— treter des diplomatiſchen Korps der argent'niſchen Hauptſtadt. * Der Donnerstag war der Tag der großen Kinderkom— munion. Etwa 107000 Kinder gingen im Palermopark zum Diſche des Herrn. Gut hunderttauſend Erwachſene ſchloſſen ſich an. An vier verſchiedenen Punkten des Parkes feierten vier Kardinäle die heilige Meſſe. Faſt dreihundert Prieſter teilten die Kommunion aus. Kurz darnach erſchien der Kardinallegat bei den Kindern. Kaum gelang es ihm, ſich einen Weg zu bah— nen, ſo groß war die Begeiſterung, die ihm entgegen drängte. Nachdem er den Segen erteilt hatte, beſuchte der Legat die im Programm vorgeſehene Prieſterverſommlung, an der rund 10000 Prieſter teilnahmen, und hielt dort eine Anſprache über die Größe und Würde des Prieſtertums. 1 Der Nachmittag begann mit den Sitzungen der Ausſchüſſe in den größten Kirchen der Stadt. Als Themen wurden dabei behandelt:„Das Reich der Euchariſtie in der Familie“ und „Die Pflichten der Eltern und der Kinder gegenüber der Euchariſtie“. In dem Ausſchuß der Akademiker unterzeichneten 62 argentiniſche Aniverſitätsprofeſſoren ein Manifeſt, das die gebildete Welt zur Rückkehr zu Chriſtus und zur Euchariſtie auffordert. Danach fand die erſte große General- verſammlung ſtatt, wieder im Palermopark. Die Reden, in verſchiedenen Sprachen gehalten, wurden durch Lautſprecher und Radio übertragen. Die Zahl der Teilnehmer wurde auf eine Million geſchätzt Die Verſammlung ſchloß mit der Ertei— lung des Euchariſtiſchen Segens. Am ſpäten Abend ſtrömten aus allen Quartieren der Stadt unüberſehbare Scharen von Männern und Jünglingen zuſammen. Am Mitternacht zele⸗ brierten die vier Metropoliten von Chile, Uruguay, Bolivien und Paraguay die Meſſe, und zwei Stunden lang ſpendeten Hunderte von Prieſtern den Abertauſenden die Kommunion. Die ganze Nacht über blieb die Kathedrale zur Anbetung des Allerheiligſten mit Männern gefüllt. Wichtige Veränderungen in der Vaterländiſchen Front? DNB. Wien, 14 Okt. Preſſemeldungen zufolge ſteht ſchon in den nächſten Tagen ein wichtiger Wechſel in der Leitung der Vaterländiſchen Front bevor, da der jetzige Bundesleiter, Generaldirektor Dr. Ste— pan, vorausſichtlich Landeshauptmann von Steiermark werden wird. Mit dem Wechſel in der Leitung ſoll eine durchgreifende innere Neugeſtaltung der vaterländiſchen Front verbunden wer— den. Der Nachfolger Stepans, als den man in erſter Linie den Bundeskommiſſar für Heimatdienſt, Oberſt Adam, nennt ſoll auch nicht mehr den Titel Bundesleiter, ſondern Generalſekre— tär führen, da der eigentliche Leiter der vaterländiſchen Front der jetzige Bundeskanzler iſt. Kraftwagen im Gebirge abgeſtürzt Sechs Tote. DNB. Paris, 14. Okt. Eine ſiebenlöpfige Familie wollte am Sonntag in einem Kraftwagen das auf dem Puy de Doxme bei Clermont⸗Ferrand gelegene Obſervatorium erreichen. Auf einem für Kraftwagen nicht zugänglichen Weg ſtürzte der Wagen einen ſteilen Abhang. hinab und begrub alle Inſaſſen. Sechs Perſonen waren auf der Stelle tot, während eine Perſon ſchwere Verletzungen davontrug. Konferenz der Kleinen Entente am 19. Oktober. DNB. Belgrad, 13. Okt. Wie in gut unterrichteten Kreiſen verlautet, wird am 19. Oktober in Belgrad eine Konferenz der Kleinen Entente zu⸗ ſammentreten. 0 Gegenſtand der Verhandlungen wird naturgemäß in erſter Linie die durch den Marſeiller Mordanſchlag geſchaffene außen⸗ politiſche Lage der Kleinen Entente und insbeſondere Süd ſlawiens ſein. ie Leiche Alexanders I. in der Heimat Verſöhnungsgeſte eines Oppoſitionsführers an der Bahre DNB. Split(Spalato), 14. Okt. Aeber 100000 Menſchen wohnten der Ankunft des Zer— ſtörers„Dubrownit“ bei, der den Leichnam des Königs brachte. Die ſüdſlawiſche Kriegsflotte, die vollzählig in Split zu— ſammengezogen war, begann um 5 Uhr Kanonenſchüſſe abzu— ſeuern, zum Zeichen, daß ſich das Geſchwader mit dem toten König nahte. Am dieſe Zeit ſetzte auch in den Kirchen das Glockengeläut ein, das bis zehn Uhr vormittags anhielt, als der Zug mit dem Leichnam des Königs die Stadt in der Rich— tung nach Agram verließ. Im Hafen lagen fünf Großkampf ſchiffe der engliſchen Mittelmeerflotte mit dem Admiralſchiff „Queen Elizabeth“. Am Kai war ein gewaltiger 15 Meter hoher Katafalk er— richtet worden, der von vier hohen Säulen flankiert war, auf denen große Feuer brannten. Wenige Minuten nach 6 Ahr lief das Geſchwader in den Hafen ein. Die ſüdflawiſchen und die engliſchen Kriegsſchiffe gaben den Königsſalut ab. Als das Fall— reep niedergelaſſen war, begaben ſich Prinz Arſen, der Oheim des verſtorbenen Königs und Bruder König Peters I., die Mitglieder der Regierung und die Vertreter der Parlamente an Bord des Zerſtörers„Dubrownik“. Sodann kam der fran— zöſiſche Marineminiſter Pietri, der auf dem Schlachtſchiff „“Folbert“ den Zerſtörer begleitet hatte, und der Kommandant des engliſchen Mittelmeergeſchwaders, Admiral Fiſher, an Bord, um dem toten König die Ehrenbezeugung zu erweiſen. Südſlawiſche Marineoffiziere trugen nun den Sarg auf den Kai und ſtellten ihn unter den Klängen der Nationalhymne auf den Katafalk. Die Truppen gaben die Ehrenſalve ab und ſenkten die Fahnen. Südſlawiſche Flugzeuge umkreiſten in ge— ringer Höhe den Hafen und warfen Blumen und Kränze auf den Sarg. Der Erzbiſchof von Schibenik(Sebenizo) hielt nun einen kurzen Trauergottesdienſt ab. Dann begann die ungeheure Menſchenmenge zum Katafalk emporzuſteigen, um an der Bahre des toten Königs vorbeizuziehen. Es waren meiſt Bauern und Bäuerinnen aus Dalmatien, die in ihrer Nationaltracht erſchienen waren. Es war unmöglich, alle Menſchen zum Katafalk heraufzulaſſen. Denn ſchon um 10 Uhr wurde der Sarg nach dem Bahnhof ge Deutſch⸗polniſche DNB. Berlin, 14. Okt. Die Reichsſendeleitung teilt mit: Zwiſchen der polniſchen Rundfunkgeſellſchaft Polſki Radio, vertreten durch ihren Generaldirektor Herrn Dr. v. Chamiec, und der Reichsrund— funkgeſellſchaft, vertreten durch Reichsſendeleiter Hada⸗ mopſki, iſt ein neues deutſch-polniſches Rundfunkabkommen geſchloſſen worden. Dieſes ſoll den bereits beſtehenden Pro— grammaustauſch zwiſchen beiden Geſellſchaften erweitern und im Sinne einer gemeinſamen nachbarlichen Kulturarbeit ausbauen. Alle hierbei auftretenden neuen Probleme ſollen im Hinblick auf die große Aufgabe der Völkerverbindung, der der Rundfunk zu dienen hat, durch kameradſchaftliche Zuſammen— arbeit gelöſt werden. Das Abkommen ſieht als Hauptbeſtandteil regelmäßige monatliche Austauſchkonzerte von halbſtündiger Dauer vor, die den reichen Schatz der klaſſiſchen Tonkunſt beider Völker gegenſeitig vermitteln ſollen. Neben dieſen regelmäßigen Austauſchkonzerten ſind Sen— dungen moderner Muſitk, ſoliſtiſcher Konzerte mit und ohne Orcheſterbegleitung. Kirchenmuſik und Opernüber— tragungen vorgeſehen. Auf literariſchem Gebiet werden die beiden Rundfunkgeſellſchaften im Rahmen ihrer Möglich-! damit dem Werk des Friedens zu ſeinem Teil erfolgreich dienen. —. —— Die Ermordung des Erzbiſchofs von Lettland Aufbahrung in der Rigaer Kathedrale. DNB. Riga, 14. Okt. Aeber die grauenhafte Mordtat an dem griechiſch-ortho⸗ doxen Erzbiſchof Lettlands, Johann Pommer, wird bekannt, daß die Verbrecher unter den perſönlichen Feinden des Erz⸗ biſchofs zu ſuchen ſind. Die Polizei hat eine Reihe von Per- ſonen verhaftet deren Namen jedoch der Oeffentlichkeit vor- läufig noch nicht bekanntgegeben werden. Die Beiſetzung des Ermordeten ſoll am 21. Oktober ſtattfinden. DNB. Paris, 14. Okt. Aufgrund von Polizeiberichten aus Belgrad hat die franzöſiſche Polizei die rechte Hand des Dr. Pavelitſch der als Haupt der Terroriſtenvereinigung Quſtacha gilt, ermittelt. Es handelt ſich um den im März 1910 in Belgrad geborenen Studenten der Rechtswiſ⸗ ſenſchaften Eugen Kwaternik. Er ſoll identiſch ſein mit dem angeblichen„Egon Kramer“, deſſen Spuren die Polizei bereits am Tage des Anſchlags in Aix-en-Provence feſtſtellen konnte und der in der Schweiz die Verſchwörer vor dem abſcheulichen Anſchlag in Mar⸗ ſeille verſammelt haben ſoll. Der„Paris Soir“ veröffentlicht die Wiedergabe des Titelblattes einer in Paris am Tage der Beiſetzung Barthous vertriebenen kroatiſchen Zeitung„Das unabhängige kroatiſche Reich“. In fetten Buchſtaben iſt darin ein Heil auf Eugen Kwa⸗ ternik zu leſen. Anekdoten um König Alexander Als der vor einigen Tagen einem ruchloſen Attentat zum Opfer gefallene Alexander Karageorgewitſch noch der Sohn des Präſidenten Peter war und in Cetinje ſeine Jugend verlebte, war er einmal Zeuge, wie ein Richter einen Streit ſchlichtete. Es handelte ſich darum, daß jeder von den beiden vor den Schranken des Gerichtes Stehenden ſich von dem anderen be⸗ trogen glaubte und mit einem großen Wortſchwall ſeine Sache vortrug unter der lebhaften Beteuerung und Anrufung aller Heiligen, daß er wahr geſprochen habe. 5 „Einer von euch lügt ſicher“, ſagte der lichter. „Ich nicht, hoher Herr!“ rief der eine. „Wenn hier einer lügt, iſt er es“, rief der andere. N Der Richter wußte nicht, was er tun ſollte. Aber Alexan der Karageorgewitſch wußte Rat. 0. f „Wir werden die Häuſer dieſer beiden Ehrenwerten in Brand ſtecken, und der, deſſen Haus als erſtes bis auf, die Grundmauern niederbrennt, der hat die Wahrheit geſagt.“ Die beiden berieten, und dann bekannten ſie, beide gelogen zu haben, um ihre Häuſer zu retten. Der Richter aber wandte ſich an Alexander.. „Du haſt Talent“, ſagte er,„vielleicht wird einmal ein König aus dir.“ 1 Während Alexander ſeine Ausbildung in einem ruſſiſchen Kadettenkorps genoß, wurde ſein Vater im Jahre 1903 zum König von Serbien gewählt. Alexander verließ daraufhin das Kadettenkorps und machte ſich auf die Reiſe nach Belgrad. Einer ſeiner Kameraden aus dem Korps gab ihm das Geleite bis an das Reiſeziel, und als die ſerbiſche Grenze überſchritten war, ſagte dieſer Genoſſe: „Serbien iſt doch eigentlich ein unſauberes Land. du nicht auch, Alexander?“ Der neugebackene Prinz aber hatte ſich darüber geärgert und erwiderte: „Erſtens iſt das, was du ſagſt, nicht wahr, und zweitens laſſe ich dich einſperren, wenn du noch einmal zu mir Alexander und nicht Königliche Hoheit ſagſt.“ 9 Meinſt Nachdem Alexanders älterer Bruder Georg als Thron⸗ folger abgedankt hatte, wurde Alexander zum Thronfolger er⸗ klärt. Er widmete ſich hauptſächlich der Armee und machte den Verſuch, eingeriſſene Mißſtände wieder abzuſchaffen. Aus dieſer Zeit wird eine nette Geſchichte erzählt: Der Thronfolger ſpielte einmal in ſeiner Haupt⸗ und Re⸗ ſidenzſtadt den Harun al Raſchid und revidierte die Poſten. So kam er auch an das Pulvermagazin, und, um den Poſten auf ſeine Zuverläſſigkeit zu prüfen, ſteckte er ſich eine Pfeife an, denn es war ſtreng verboten, in der Nähe des Magazins zu rauchen... a Richtig, der Poſten ſieht hin und ruft ihn an. ö bracht, wo ein Sonderzug für die Weiterfahrt bereitſtand. Prinz Arſen, die Mitglieder der Regierung und die Vollsvertreter ſo⸗ wie der franzöſiſche Marineminiſter begleiteten den Zug. Auch die Strecke nach Agram war zu beiden Seiten von der Bevöl⸗ kerung beſetzt, die den Zug mit Geſängen alter Totenlieder empfing. Glowenen⸗Führer Koroſchetz an der Bahre DNB. Split(Spalato), 14. Okt. Großes Aufſehen erregte die Ankunft des Slowenenführers, des Pfarrers Dr. Koroſchetz, im Spliter L aſen, als der König dort aufgebahrt lag. Dr. Koroſchetz, der infolge ſeiner unverſöhnlichen Haltung zum Belgrader Regime auf der dal⸗ matiniſchen Inſel Hwar anderthalb Jahre lang interniert war, kam überraſchend mit einem Sonderſchiff und begab ſich ſogleich zum Katafalk, wo er lange Zeit im Gebet verbrachte. Später erklärte er Journaliſten: In dem Augenblick, wo ganz Süd⸗ ſlawien an der Bahre des großen Königs weilt, muß alles per⸗ geſſen werden. Wir alle müſſen für das Wohl Südflawiens ar⸗ beiten und leben. Die Erklärung des ehemaligen Slowenenführers wird ſo aufgefaßt, daß er nunmehr bereit iſt, ſeine Oppoſition gegen Belgrad aufzugeben. Trauergottesdienſt in Berlin DNB. Berlin, 14. Okt. In der ruſſiſchen Kathedrale zur Auferſtehung Chriſti zele⸗ brierte am Sonntagmittag der chriſtlich-orthodoxe Biſchof für Berlin und Deutſchland, Biſchof Cich an, einen Trauergottes: dienſt für den dem Marſeiller Anſchlag zum Opfer gefallenen König Alexander J. von Südſlawien. Die Mitglieder der ſüd ſlawiſchen Geſandtſchaft waren vollzählig vertreten, an ihrer Spitze Geſandter Balugdſchitſch. Die ſüdſlawiſche Kolonie und viele Mitglieder ger hieſigen ruſſiſchen Kolonie füllten die Kirche bis auf den letzten Platz. Rund funkabkommen keiten die Literatur des Nachbarlandes berückſichtigen und durch charakteriſtiſche Proben ihren Hörern zur Kenntnis bringen. Be⸗ ſonders intereſſante Hörſpiele ſollen ausgetauſcht und ge⸗ gebenenfalls in Aeberſetzungen aufgeführt werden. Am die Hörer mit dem Leben des Nachbarlandes bekannt— zumachen, werden Funkberichte ausgetauſcht, die von Volksfeſten, Sportveranſtaltungen, Wirtſchaftsunternehmungen uſw. berichten. Dem gleichen Zweck dienen regelmäßig jeden Monat er⸗ folgende informierende Kurzberichte über beſondere Ereigniſſe im Nachbarlande von allgemeinem Intereſſe. Die Vor⸗ träge finden im Senderaum der Nachbargeſellſchaft in der Sprache der übernehmenden Geſellſchaft durch einen von ihr be⸗ nannten Sprecher ſtatt. Auch der Austauſch von Künſtlern iſt in dem Abkommen durch praktiſche Vereinbarungen auf eine neue Grundlage geſtellt. Damit iſt zwiſchen den beiden großen Nachbarländern ein weiterer Schritt getan worden in der Richtung auf unmittelbare künſtleriſche und menſchliche Annäherung. Gerade der Rundfunk ſoll damit als Verſtändigungsmittel der Völker Kenntnis des Nachbarvolkes, Achtung vor ihm und ſeinem Weſen ſchaffen und ———. „He, Menſch!“ Der Thronfolger tut ſo, als höre er nicht. Der Soldat bringt ſein Gewehr in Anſchlag. „Halt, oder ich ſchieße.“ „Der Thronfolger freut ſich, einen ſo braven Poſten zu finden und bleibt ſtehen. Der Soldat kommt heran. „Du weißt wohl nicht, daß das Rauchen in der Nähe des Magazins verboten iſt.“ „Ich hatte es vergeſſen.“ „Durch deine Vergeßlichkeit könnte das Magazin in die Luft fliegen. Gib deinen Tabak her.“ Der geht auf das Ganze, denkt der Thronfolger und hän⸗ digt ihm ſeinen Reſt Tabak aus. „And nun ſcher dich fort“, ſagt der Soldat zum Abſchied. Der Thronfolger geht. Nach einer Weiler aber blickte er ſich um. And glaubte ſeinen Blicken nicht trauen zu dürfen. Da ſteht der Soldat vor ſeinem Schilderhaus— und ent⸗ zündet ſich mit dem Reſt des beſchlagnahmten Tabaks gerade ſeine Pfeife. Heißt der Mörder Georgieff! Ein Mitglied der„Imro“— Schon mehrere politiſche Morde auf dem Gewiſſen? DNB. Belgrad, 14. Okt. Wie von privater, aber gut unterrichteter Seite verlautet, glaubt man in Südſlawien, den Urheber der Marſeiller Bluttat nunmehr wiedererkennen zu können. Nachdem in den Blättern die Bilder des Mörders veröffentlicht worden ſeien, ſollen ſich bei den ſüdſlawiſchen Behörden unabhängig voneinander zwei Südſerben gemeldet haben, die in verſchiedenen Städten leben, früher aber längere Zeit in Soſia wohnten. Sie erklärten, nach den Bildern ſei der Mörder ein gewiſſer Wlada Geor gieff, der den Beinamen Tſchrizemski führte. Er habe der Inneren Mazedoniſchen Revolutionären Or⸗ ganiſation(Imro) angehört. Georgieff, der in dem ſüd⸗ bulgariſchen Dorf Kamenitze geboren iſt, war als einer der ak⸗ tivſten Terroriſten belannt. Er hatte im Jahre 1922 den bul⸗ gariſchen Abgeordneten Hadſchi Di mo ffermordet. Im Jahre 1930 tötete er den bekannten Anhänger Protegeroffs To⸗ malewski. Er wurde damals verhaftet und eingekerkert. Ein Jahr ſpäter aber wurde er aus dem Gefängnis entlaſſen. Kurz darauf trat er in die revolutionäre Organiſalion des Wantſcha Michailoff ein, dem er einige Zeit auch als Kraftwagenlenker diente. Später wurde er von dieſem als Kurier für verſchiedene Aufgaben im Auslande verwendet. So ſoll er auch mit dem lroatiſchen Emigranten Pertſchetz und Pawellitſch in Verbin⸗ dung getreten ſein. f Die ſüdſlawiſchen und die bulgariſchen Behörden arbeiten Hand in Hand, um den Sachverhalt um Georgieff reſtlos zu klären. Von Sofia ſoll bereits eine Meldung in Belgrad ein⸗ gelaufen ſein, die die ſüdſlawiſchen Vermutungen über Georgieff beſtätigt. In der Meldung ſoll beſonders auf die vollſtändige Aehnlichkeit der Photographien Georgieffs und des Marſeiller Mörders hingewieſen werden. e 1 ——— . ä rr err e D —— — —— e ee A e„ 8 8 e e 8 55 S. ee 7 9 Aus Nah und Fern Offenbach.(Schnelle Strafe.) In der Anlage u Dreieichenring beläſtigten einige junge Burſchen ein Mäd⸗ chen. Als ein Mann erſchien, nahmen ſie ſchleunigſt Reiß— aus, ſtolperten aber in der Dunkelheit über eine Einfriedi⸗ gung und erlitten beim Sturz ſo erhebliche Verletzungen, daß ſie ſich auf der Rettungswache verbinden laſſen mußten. Mainz.(Kammerkonzert bei Kerzenſchein.) Mit dem Rokokoabend eröffnete ſſim Kurfürſtlichen Schloß die NS-Kulturgemeinde Mainz den Zyklus ihrer für den kommenden Winter angeſetzten Konzerte. Dieſer erſte Abend, der auch rein äußerlich ganz im Stil jener galanten Zeit des Rokoko abgehalten wurde, war Werken der kur— fürſtlichen Hofkapellmeiſter Righini und Sterkel gewidmet. Der begeiſterte Beifall der ſehr zahlreich erſchienenen Muſik⸗ freunde galt nicht allein dem Städtiſchen Orcheſter, ſeinem Dirigenten Arnhold und den beiden Dirigenten des Abends, Lili Trautmann und Mia Rühl, ſondern auch der Leitung der NS-Kulturgemeinde Mainz, die dieſen herrlichen Wer— ken zur Auferſtehung verhalf. Mainz.(Gerichtlich eingezogene Weine.) Bei Peter Hembel 4 in Armsheim wurden anläßlich einer anonymen Anzeige, daß er Haustrunk in den Verkehr bringe, 16 000 Liter rheenheſſiſcher Weine beanſtandet und durch das Bezirksſchöffengericht im objektiven Verfahren eingezogen. Das gleiche Schickſal ereilte Philipp Lurf 4 in Aſpisheim, bei dem zwei Stück„Druſenwein“ beſchlag⸗ nahmt und eingezogen wurden. Auf Grund einer Anzeige, daß er Weine für 60 Pfennig je Liter frei Haus anbiete, wurde bei Bretz in Bechtelsheim eine Kellerprobe vorge⸗ nommen, die ergab, daß einhalb Stück ungeſetzlichen Weines beſchlagnahmt und eingezogen werden mußten. Nieder- Ingelheim.(Motorraddiebe gefaßt.) In einem hieſigen Gaſthaus ſtiegen vier Burſchen ab, die mit einem Motorrad mit Beiwagen aus Richtung Frank⸗ furt kamen. Plötzlich entfernte ſich einer der vier und kurze Zeit darauf bemerkte man, daß er mit einem im Gaſthaus untergeſtellten Motorrad davongefahren war. Da man den anderen drei Burſchen nicht recht traute, hielt man ſie feſt, und ſchon kurze Zeit ſpäter bequemten ſie ſich zu dem Ge⸗ ſtändnis, daß ſie nach Ingelheim gefahren waren, um hier, wenn möglich, Diebſtähle auszuführen. Auf Grund ihrer Ausſagen konnte man den vierten der Diebe mit dem ge⸗ ſtohlenen Motorrad ausfindig machen und verhaften laſſen. Das Motorrad, mit dem die Burſchen angekommen waren, war ebenfalls geſtohlen. Mainz.(Der Raubüberfall in Mainz.— Täter bereits verhaftet.) Der Raubüberfall auf die Kontoriſtin der Sparkaſſe in Mainz⸗Mombach hat durch die Ermittlungen der hieſigen Kriminalpolizei bereits ſeine Aufklärung gefunden. Als Täter konnten drei junge Leute 3 eee ian So hielt denn jetzt der Emir in Herat Hof. Und die Stadt war erwacht, war ſamt den Bergen umher ein einziges, ge⸗ waltiges Hof- und Heerlager geworden. Aus allen Teilen Tur- keſtans, ja aus der Mongolei, aus Perſien waren ſie zu ihm geſtoßen. Aus Afghaniſtan und aus Tibet. Es waren wilde Ge⸗ ſtalten, wie auferſtanden aus dem Jahrhundert Tamerlans, die da umherlungerten oder auf ihren kleinen, zähen Gäulen von der Stadt aus in die Bergpäſſe hinauffegten und raubten, was zu rauben war. Tag um Tag ſaß der Emir nun mit den ver⸗ triebenen Fürſten Turkeſtans zuſammen, und ſie ſchmiedeten Pläne und Verſchwörungen gegen das rote Rußland. Bis dann ein noch Mächtigerer vor dem Throne des Emirs erſchien. der türkiſche General Enver Paſcha... And von dieſer Stunde an wurden die Banden des Emirs langſam zu einem Heere. Aeber eines nur ſann er immer wieder nach, der kleine Nachkomme des gewaltigen Tamerlan: wie war es gekommen, wie war es möglich geweſen, daß ſie daheim in Buchara ihm ſo- zuſagen wie ein Mann und von einem Tag zum andern den Gehorſam kündigten? Geſtern noch hatten ſie alle vor ihm ge⸗ kniet und ſich ſeiner Gnade gefreut. And andern Tages war er ihnen plötzlich der„weiße Bluthund“? Immerhin, der Emir war faſt ein Freund geworden des Fremden, der damals für ein paar Wochen in der Hauptſtadt ſeines Reiches, in Buchara, weilte. Auf den erſten Blick konnte er gar nicht erkennen: war dieſer ſchlanke, breitſchultrige Mann mit den blitzenden Zähnen, den üppigen Lippen und den immer halb bedeckten Augen... war er ein Perſer, ein Tſcherkeſſe? Vielleicht ein Jude? Nein, Hauptmann Sadyk Effendi hatte ſich als Türke vorgeſtellt und legitimiert... Oh, ein geſcheiter Kopf war er. And Schach ſpielte er, wahrhaft königlich. Hatte ex geahnt, daß das Schachſpiel des Emirs größte Leiden⸗ ſchaft war? Einzig ſeinetwegen hatte der Emir eine der hübſcheſten Frauen von dem„Turm des Todes“ in Buchara hinabſtürzen laſſen... Sie hatte wirklich nichts getan, dieſe Kleine. And es war nur ein Zufall geweſen, daß Sadyk Effendi ſie einmal zu Geſicht bekam. Das war ihr eigenes Pech, meinte der Emir, daß ſein Gaſt ſie ſah. And dem Gaſt tut man gerne einmal einen Gefallen. Sadyk Effendi konnte nämlich ihre Augen nicht leiden. Sie hätte den böſen Blick, ſagte er. Leider war der Effendi ſeit den böſen Vorgängen in Buchara verſchwunden, ſpurlos... Ob er den Noten, die Allah verdammen möge, in die Hände ge— fallen war? Ja, der Emir ahnte jetzt nicht einmal, als er längſt in Herat ſaß, daß Sadyk Effendi, der„Vater der hundert Zungen“, wie ihn ſeine Leute nannten, der Vertraute des Herrn der Tſcheka zwar, und daß dieſer Alexej Ippolitowitſch Remiſow in Buchara dem Kreml ſein erſtes großes Meiſterſtück geliefert hatte: er hatte hier das rote Rußland vorgetrieben bis an die Tore des britiſchen Weltreiches. 8 Nun freute ſich der Emir auf das Wiederſehen. Erſt geſtern war ein unberittener Bote gekommen, der einen Brief von Sadyk Effendi überbracht hatte. And ohne weiteres hatte Seine Maje— ſtät den Chan von Chiwa aus dem ihm eingeräumten Prunk⸗ zelt hinauswerfen laſſen. Das heißt, er hatte ihn höflich ge— beten, doch das Zelt zu räumen. Der Chan Ghaffar wußte, was dieſe Bitte bedeutete, und hatte dem Boten des Emirs erwidern laſſen, es werde ihm ein Vergnügen ſein. And war dann mit ſeinem Troß abgezogen. Wohin, das wußte vorläufig niemand. Jetzt ſaß der Emir in einer mit aller Pracht des Orients zingerichteten Nebenabteilung ſeines Zeltes auf blauſeidenem Kiſſen. Von der Decke herab hing eine ſilberne Ampel, in der ein wohlriechendes Oel aus fünf Dochten verbrannte. Ein mil— der Dämmerſchein lag über dem Raume. An den Wänden hingen und auf dem Boden lagen koſtbare Teppiche aus Dageſtan und Choroſan und Buchara. And vor dem Herrſcher, auf den ermittelt werden, von denen zwei inzwiſchen feſtgenommen wurden, während der andere noch flüchtig iſt. Obermörlen.(Von einem Bullen auf die Hörner genommen.) Der Faſelwärter Preiß von hier wurde beim Füttern der Faſeltiere von einem Bullen auf die Hörner genommen und in den Stall geſchleudert. Er erlitt dabei einen Bluterguß und ſonſtige Verletzungen. Bad Nauheim.(Vorbereitungen zur Hun⸗ dertjahrfeier.) Unter dem Vorſitz von Finanzrat Dr. Diehl fand hier eine Beſprechung zur Vorbereitung der Hundertjahrfeier des Heſſſiſchen Staatsbades ſtatt, die im nächſten Jahr in würdiger Form begangen werden ſoll. Friedberg. Alter ſchützt vor Torheit nicht.) In dem nahen Großkarben legte ein 770jähriger alter Mann in der Meinung, es ſei ungeladen, mit einem Flobertgewehr auf einen jungen Mann an. Plötzlich löſte ſich ein Schuß und drang dem anderen in den Hals. Die Kugel wurde im Krankenhaus von Bad Vilbel entfernt. Glücklicherweiſe iſt die Verletzung nicht ſchwer. Friedberg.(Zuckerrübenkampagne beginnt.) Am Montag, den 13. Oktober, wird in der hieſigen Zucker⸗ fabrik mit der diesjährigen Zuckerrübenkampagne begon⸗ nen. Die Anfuhr der Zuckerrüben iſt bereits im Gange. Friedberg.(Selbſtmord vor der Hochzeit.) In dem Kreisort Kaichen machte ein junger Mann, der kurz vor der Hochzeit ſtand, ſeinem Leben durch Erhängen ein Ende. Lauterbach.(Bullenaktion.) Die Landes⸗ bauernſchaft Heſſen-Naſſau führte durch das Tierzuchtamt Gießen eine Bullenauktion durch, die ſehr günſtige Ergeb— niſſe zeitigte. von den 42 angefahrenen Tieren wurden 41 verkauft. Bemerkenswert iſt, daß ſehr gute Durchſchnitts⸗ preiſe erzielt wurden. Sie betrugen diesmal rund 579 Mark für das Tier gegenüber 542 Mark im Vorjahre. Der Ge— ſamtumſatz für die 41 verkauften Tiere betrug 23 720 Mark. Der niedrigſte Verkaufspreis machte 400 Mark aus, der höchſte bei zwei Tieren 790 Mark. Der gut beſuchten Auk⸗ tion, zu der nur Leiſtungsbullen zugelaſſen waren, deren Mütter unter ſtändiger Milchkontrolle ſtehen, war eine Preisbewertung vorausgegangen. ** Frankfurt a. M.(Kirchengemeindetag in Reinheim.) Ebenſo wie das ganze Volkstum ſollen auch die Kirchengemeinden verlebendigt und mobil gemacht wer⸗ den. Daher iſt es notwendig, daß die Gemeindemitglieder in die neuen Aufgaben der Kirchengemeinden und beſon⸗ ders ihrer Kirchenvorſtände eingeführt werden. Hierfür iſt die Kirchengemeindetagung beſtimmt, die am Sonntag, den 21. Oktober, in Reinheim ſtattfinden ſoll. Nach einem um 9.30 Uhr beginnenden Feſtgottesdienſt wird um 11 Uhr durch den Ortspfarrer Dr. Meiſin den Feſtgäſten eine Be⸗ ſichtigung der Sehenswürdigkeiten der Stadt Reinheim und eine Einführung in das Leben der Kirchengemeinde Hacken ſitzend, kniete eine blonde Frau, die die Pfeife ihres Ge⸗ bieters und die Kaffeemaſchine bediente. Der Emir nahm eben ſeinen Morgenkaffee. Das Morgengebet und die rituellen Waſchungen bei Son⸗ nenaufgang waren erledigt. And dann gönnte ſich Seine Maje⸗ ſtät durchweg ein Stündchen behaglicher Ruhe, ehe ſie die zahl⸗ loſen Audienzen und damit die Regierungsgeſchäfte des Königs Ohneland begannen. Eine der Frauen hatte ihm dabei Geſell— ſchaft zu leiſten und für alle ſeine Bedürfniſſe zu ſorgen. Schon ſeit Tagen war die Deutſche an der Reihe. Aus einer proteſtantiſchen Miſſion im Weſten Chinas war die Neue vor einigen Monaten von Räubern entführt worden. Und der kluge Bandit, der das blonde Mädchen in Eilmärſchen nach Herat brachte und dem Emir ſchenkte, hatte ſich nicht verrechnet. So entzückt war der Gebieter über dies Blondhaar, daß er den Räuber nicht nur reich belohnte, ſondern ihn ſofort mit einer ſeiner Prinzeſſinnen verheiratete und ihn zum Prinzen des könig lichen Hauſes ernannte.. Daß die Kleine immer traurig war, machte ihm weiter nichts aus. Es hatte Wochen gedauert, bis ſie ſich einigermaßen in ihr Los ſchickte. And nun beherrſchte ſie ſogar ſchon ganz hübſch die Landes ſprache. Sie war in reichem orientaliſchem Gewande, und ob ſie es 3 noch nicht mit vieler Anmut trug, das würde ſich ſchon geben Dieſen Morgen war der Emir alſo ganz beſonders guter Laune, und als ſie ihm eben das dritte Täßchen Kaffee eingoß, jedes wurde friſch zubereitet, da ſagte er: „Aiſcha, ich bin ſehr zufrieden mit dir. Bitte dir eine Gnade aus—“ Dieſe Miſſionarstochter hieß nun eigentlich Gertrud. Aber das konnte der Emir nicht ausſprechen. „Aiſcha, haſt du keinen Wunſch?“ „Herr, den einen erfüllſt du mir doch nicht!“ ſagte ſie leiſe und hielt ihm die mit Nüſſen und Mandeln gefüllte Jaſpisſchale entgegen. „Gibt man ſein koſtbarſtes Eigentum fort? Alles andere kannſt du von mir verlangen, bei den heiligen Roßſchweifen meines Ahnen, nur das nicht...“ „Dann habe ich keinen Wunſch, Herr!“ „Beſinne dich wohl...! Hat dich eine der anderen Frauen geärgert? Ehe ich dieſen Findſchan Kaffee getrunken habe, will ich dir ihr Haupt bringen laſſen...“ Aiſcha ſchüttelte ſchwermütig das Haupt. „Nein, nein, Herr, ich lebe mit allen in Frieden.“ Aber dann ſchaute ſie plötzlich auf. „Doch, jetzt weiß ich einen Wunſch...“ „Nenne ihn“ Sie zündete eben wieder den kleinen Spirituskocher an, da— mit rechtzeitig das Waſſer für die vierte Taſſe Kaffee ſprudele. Dann ſah ſie nach der Nargileh. „Herr, ich möchte ſo gern einmal wieder mit einem Men⸗ ſchen die Sprache meiner Heimat ſprechen“ Der Emir ließ das Mundſtück ſeiner Waſſerpfeife ſinken. „Wie ſollte das geſchehen, Aiſcha?“ „Du darfſt mir aber nicht zürnen, Herr, wenn ich es dir ſage.“ „Rede, meine Gazelle!“ „Du wirſt heute Beſuch erhalten von deinem Freunde, den ſie den Vater der hundert Zungen nennen.“ Der Emir runzelte die Stirn. „Du wirſt doch nicht—“ „Ich frage dich ſa nur, Herr... Sieh, ich bin Europäerin und kann wirkſich nicht beareffen warum ich ſo abgeſchloſſen leben ſoll. Die Zeiten ſind doch anders geworden.“ „Aber nicht bei den ruhmreichen Nachkommen Timur— Tamerlans!“ und ſeiner Einrichtungen dargeboten. Am Nachmittag fin⸗ det die eigentliche Gemeindetagung ſtatt. Pfarrer Weiß⸗ Darmſtadt wird über„Die evangeliſche Kirche und die dritte Konfeſſion“ einen Vortrag halten und Pfarrer Heß-Darm⸗ ſtadt wird über„Das evangeliſche Männerwerk der Reichs⸗ kirche, ſeine Aufgaben und ſeine Organiſation“ berichten. ** Frankfurt a. M.(Todesurteil Kiefer rechts⸗ kräftig.) Das Reichsgericht verwarf die von dem 21 jährigen Angeklagten Valentin Kiefer aus Horchheim gegen das Urteil des Mainzer Schwurgerichts vom 21. Juni einge⸗ legte Reviſion als unbegründet. Damit iſt der Angeklagte wegen Mordes rechtskräftig zum Tode verurteilt, unter Ab⸗ erkennung der Ehrenrechte auf Lebenszeit. Kiefer hatte am 7. Juli 1933 der Stiefmutter ſeiner Braut Babette, der 57. jährigen Frau König, auf der Horchheimer Gemarkung mit einer Kartoffelhacke den Schädel zertrümmert und die Leiche auf ein Haferfeld geworfen. Als Beweggrund der grauſigen Tat gab der jugendliche Mörder an, daß ſeine zukünftige Stiefſchwiegermutter ſeine Braut beſchimpft und ihn von der Heirat abgeraten habe. ** Frankfurt a. M.(Zuchthaus für einen Fahrradmarder.) Vor dem Schöffengericht hatte ſich der 26jährige Chriſtian Schneider unter der Anklage des Fahrraddiebſtahles zu verantworten. Er war im April nach Verbüßung einer Freiheitsſtrafe aus der Strafanſtalt ent⸗ laſſen worden und hatte bald danach begonnen, Fahrräder zu ſtehlen. Von den acht zur Anklage ſtehenden Fällen konn⸗ ten ihm ſieben nachgewieſen werden, die ihm vier Jahre Zuchthaus und fünf Jahre Ehrverluſt einbrachten. Der Mitangeklagte Franz Schreiber, der kürzlich wegen Hei⸗ ratsſchwindels zweieinhalb Jahre Zuchthaus erhalten hatte, beteiligte ſich an der Verpfändung eines geſtohlenen Ra⸗ des durch Fälſchung einer Quittung. Er wurde zu einer Geſamtzuchthausſtrafe von drei Jahren verurteilt. ** Kaſſel.(Verurteilung einer diebes⸗ bande.) Das Schöffengericht in Kaſſel urteilte eine fünfköpf ge Diebes- und Hehlerbande ab, die im Mai und Juni Kaſſel unſicher gemacht hatte. Der Anführer war der 25jährige Kurt Horn, der die Einbruchsgelegenheiten auskundſchaftete. Außerdem ſtahlen die Angeklagten meh⸗ rere Schreibmaſchinen und Motorräder, die ſie, wenn das Benzin verbraucht war, ſtehen ließen. Horn wurde wegen ſchweren Diebſtahs im Rückfall zu drei Jahren vier Monaten Zuchthaus und drei Jahren Ehrverluſt verurteilt. Gleichzeitig wurde auf Zuläſſigkeit der Stellung unter Po⸗ lizeiaufſicht erkannt. Der 21jährige Paul Heckmann, eben⸗ falls aus Kaſſel, wurde mit eineinhalb Jahren Gefängnis beſtraft. Die übrigen Angeklagten erhielten mehrmonatige Gefängnisſtrafen. Heppenheim.(Kirchliche Ehrung eines Leh⸗ rers.) Dem Lehrer i. R. Peter Hofmann wurde vom Papſt in Anerkennung ſeiner großen Verdienſte um die ...........———.....— ä(— Die Augen der Jelena M eeeeeeeeeneneneneeennennumnunnannnannnmaunaumumuunnunnmunuuunuunuun 1 ſacahmgagagaggadaagdaagandadangangcngananannn Roman von W. il d 1 U n b 5 81 „Glaube mir, o mein Gebieter. das kommt auch noch. Seine Majeſtät der König Amanullah läßt ſeine Gattin Suraja auch längſt in europäiſchen Kleidern unverſchleiert gehen.“ „Das wird ihn ſeinen Thron koſten...“ Aber Aiſcha war klug. „Ich will ja auch gar nicht für immer abendländiſche Klei- der haben, obwohl du eine ganze Truhe davon in deinen Zelten baſt.. Ich bitte dich nur laß mich einmal verſuchen, ob ich mit dem Vater der hundert Zungen Deutſch ſprechen kann. Keiner braucht das zu wiſſen. Nur du ſollſt dabei ſein— „Das iſt dein ganzer Wunſch?“ „Wenn mein Herr noch etwas hinzufügen wollte?“ „Laß mich hören, du Golbene!“ „Dann erlaube mir diete Seunde, die für mich ein aroßes Feſt ſein wird in europäiſchen Kleidern zu feiern... In dere ausländiſchen Gewande werde ich viel ſchöner ſein. Noch nie haſt du mich darin geſehen....“ Der Emir beſann ſich kurz. „Gut!, ſagte er ſchließlich,„ich will dir die Truhe mit den Kleidern in deine Zeltkammer bringen laſſen.“ „Ich danke dir, Emir!“ Er ſtand auf, nickte ihr kurz zu und ging dann hinüber in den großen Arbeitsraum, der neben dem Audienzſaale lag. * Am die Mittagsſtunden lag eine glühende Hitze über Herat. Alles hatte ſich in die Zelte zurückgezogen und ſchlief. Verdroſſen gingen die Wachtpoſten mit ihren nagelneuen engliſchen Kara— binern vor den Zelten des Fürſten auf und ab. Von Zeit zu Zeit, wenn ſie ganz nahe vorüberkamen, hörte Aiſcha ihren Schritt. Sie ſaß, noch in orientaliſchem Gewand, auf ihrem niedrigen Ruhebett und ein Papier zitterte in ihren Fingern. „Das haſt du wirklich in ſeinem Rock gefunden?“ fragte ſie leiſe das kleine Mädchen mit dem braungelben Mongolengeſicht, das ihr zu Füßen kauerte.. „Gewiß, Aiſcha...“ Ihre ſchlauen ſchwarzen Augen funkelten. Dieſe Tochter Ghaffar Khans war wohl kaum ſechzehn Jahre, aber für ihr Alter ſchon kräftig gebaut und faſt erwachſen... „Wenn ich es dir ſage, Aiſcha.... Ich war im Zelt meines Vaters, weil ich noch einige Kleinigkeiten holen wollte, die wir geſtern, als wir wegen des verfluchten Fremden ſo ſchnell fort⸗ mußten, hatten liegen laſſen.... Da ſah ich den Rock dieſes Teu⸗ fels liegen. And weil du mir geſagt haſt, ich ſoll auf ihn acht⸗ geben, habe ich ſchnell ſeine Taſchen durchſucht...“ Ja, Gertrud Neumann hatte ſich ſehr an das kleine Mon— golenmädchen angeſchloſſen. Tonga war immer ſo gefällig zu ihr, war immer munter, aufgelegt zu allen Streichen, dabei klug und flink.... And wenn ihr einer einmal helfen konnte zur Flucht, dann war ſie es. „Du mußt ſehen, Tonga, daß du es gleich wieder zurück⸗ bringſt....“ Sie wendete das Blatt hin und her. Dutzendfach war es zuſammengefaltet, an den Rändern zerſtoßen, und die Schrift mit dem Kopierſtift hatte hier und da abgefärbt. Schon lange Monate, vielleicht Jchre, mußte es der Fremde in der Taſche gehabt haben. Vorſichtig faltete ſie es wieder zuſammen. „Da, lauf Tonga.. laſſen die Wachen dich noch einmal ein?“ „Aber gewiß, Aiſcha, ſonſt huſche ich durch einen Zelt⸗ ſpalt.... Der fremde Teufel iſt ja eben bei dem Emir.“ And fort war ſie. Gertrud ſann eine Weile vor ſich hin, und mit ihrem ahnenden Frauenverſtande hatte ſie ſich ſchnell alles, wenigſtens halbwegs, zuſammengereimt. Denn ſie hatte Jelenas Leonownas Todesurteil in der Hand gehalten. And ſie verſtand das Ruſſiſche ganz gut. Ihre Ahnung war alſo richtig geweſen. Dieſer Sadok Effendi war nicht der, für den er ſich ausgab. Mit Grauſen hatte ſie ſchon davon gehört, wie er den Tod einer der Frauen der Fürſten verlangt, weil ihm ihre Augen nicht gefielen. N Es waren alſo Augen, die ihn verfolgten.- 1 (Fortſetzung folgt.) i * 2 r ˙•¹—— —*. 2 lien mit ner ßes dem ie cht * Kirche der Orden„Pro Eccleſia et Pontifice“ verliehen. Herr Hofmann, der mehr als 40 Jahre in Heppenheim als Lehrer gewirkt hat, ſtammt aus Ebersheim in Rhein⸗ heſſen. Er hatte für kirchliche und karitative Zwecke ſtets ein warmes Herz und eine offene Hand. So hat er ſeiner Hei⸗ matgemeinde ein neues Geläute geſtiftet. Groß-Bieberau.(Fabrikbrand.) In den frühen Morgenſtunden war in dem Fabrikgebäude der Vereinigten Hartgummi⸗, Bein⸗ und Holzwaren ⸗Induſtrie aus noch un⸗ geklärter Urſache Feuer ausgebrochen, das ſehr ſchnell um ſich griff. In den Rohmaterialienbeſtänden fand das Feuer reichliche Nahrung. Die hieſige Feuerwehr nahm mit allen Zügen die Bekämpfung auf und doch brannte das Fabrik⸗ gebäude zum größten Teil nieder. Unter den Fabrikations⸗ rdumlichkeiten befand ſich ein Holzſägewerk, das gerettet werden konnte. Der Sachſchaden iſt ſehr bedeutend, da faſt alle Maſchinen, die zum Teil noch faſt neu waren, unbrauch⸗ bar wurden. Der Volksflugtag in Mannheim Ein Rieſenerfolg.— Höchſtleiſtungen von Menſch und Maſchine. Mannheim, 15. Oktober. Einen Bombenerfolg hatte der erſte NS⸗Volksflugtag am Sonntag nachmittag zu verzeichnen. Trotz zahlreicher ſonſtiger Begebenheiten waren gut hunderttauſend Zu⸗ ſchauer gekommen. Die Veranſtalter, NS⸗Gemeinſchaft „Kraft durch Freude“, Badiſch⸗Pfälziſche Lufthanſa AG. und Ortsgruppe Mannheim⸗Ludwigshafen des DV, hatten ſich aber auch alle Mühe gegeben, den Tag für die Beſucher ein Erlebnis werden zu laſſen. Er erhielt eine beſondere Note durch das Erſcheinen des Gauleiters und Reichsſtatthalters Robert Wagner, des Innenminiſters Pflaumer, des Oberbürgermeiſters der Stadt Mannheim, Rennin ger, und zahlreicher anderer Perſönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Den Auftakt machte der Aufmarſch von 15 Maſchi⸗ nen der DeV⸗Organiſationen in Mannheim, Pirmaſens, Kaiſerslautern, Neuſtadt und Heidelberg. Durch exakten Staffel⸗ und Geſchwaderflug erregten ſie die Bewunderung der Maſſen. Drei Heinckel-Maſchinen unter Führung von Neininger zeigten dann hervorragend gelungene Vor⸗ führungen. Und nun brauſte Flugſportlehrer Lochner in die Lüfte, um Zeugnis ſeiner hohen Schule abzulegen. Turns, Rollings, vorwärts und rückwärts, die ſchwierigſten Figuren legte Lochner hin, Piouretten, Doppelpiouretten, Rückenlage— die Zuſchauer kamen aus dem Staunen nicht heraus. Hedy von Brötzingen und Liſl Schwab prangen aus zwei Flugzeugen aus 500 Meter Höhe ab und landeten auch bei dieſem x⸗ten Fallſchirmabſprung wie gewünſcht. Als ganz verwegener Akrobat erwies ſich Os⸗ kar Dimpfel, der am ſchwebenden Trapez unter flie⸗ gendem Flugzeug halsbrecheriſche Kunſtſtücke vollbrachte. Hing er eben noch an der Leiter, ſo ſaß er jetzt ſchon wie⸗ der auf dem Fahrgeſtell und montierte ein Rad ab und wie⸗ der an. Wäre ihm ſein Vorhaben nicht gelungen, ſo hätte die Maſchine beim Landen Bruch gemacht.— Wie eine wilde Heerſchar brummte der Pour⸗le-merite⸗ Flieger Vicekommodore Ernſt Udet nun über die Maſ⸗ ſen hinweg. Seine 750 PS ſtarke Courtiß⸗Maſchine hatte ſich im Nu auf 500 Meter hochgeſchraubt. Jetzt ſchoß ſie wie ein Habicht direkt ſenkrecht nach unten, aber nur wenig vom Boden weg riß ſie der kühne Flieger wieder hoch und ſchon wieder ſchoß ſie hinein in den Aether mit einer Geſchwin⸗ digkeit von 400⸗Stundenkilometern. Sturzflug, halber, gan⸗ zer Roller, Turns, kaum war es möglich, die blitzſchnellen Bewegungen dieſes Wunders der Technik zu verfolgen. Nach dieſer meiſterhaften Leiſtung ſah man noch einmal He dy von Brötzingen, die diesmal den Fallſchirm nach dem Abſprung ſelbſt auslöſte. Daß auch im Segelflug große Fortſchritte gemacht wurden und die Maſchine ohne Motor Staunenswertes bie⸗ ten kann, das bewies Flieger⸗Schwarmführer Bihl⸗ maier⸗Mannhe im. Das Ballonrammen war dei dem böigen Wind keine leichte Sache, trotzdem mußten manche dran glauben. Zum Schluß ertönte nochmals Udets tiefbrrummender Motor über den Köpfen der Maſſen. Und damit hatte der erſte NS⸗Volksflugtag, der gut organiſiert war, ſein Ende gefunden. Meldepflicht für Sterbe⸗ und Krankenunterſtützungskaſſen e Kaſſel. Die Preſſeſtelle der Regierung teilt mit: Nach dem Geſetz vom 6. Juni 1931— RGBl. 1, S. 315— unterliegen Privatunternehmungen, die den Betrieb des Verſicherungsgeſchäftes zum Gegenſtand haben(Verſiche⸗ rungsunternehmen), der ſtaatlichen Aufſicht. Sie bedürfen zum Geſchäftsbetriebe der Genehmigung der Aufſichts⸗ behörde. Nach Paragraph 140 des Geſetzes wird mit Geld⸗ ſtrafe oder mit Haft oder mit Gefängnis bis zu drei Wochen beſtraft, wer das Verſicherungsgeſchäft ohne die vorgeſchriebene Erlaubnis betreibt. 5 Im Regierungsbezirk Kaſſel beſtehen noch zahlreiche Sterbe⸗- und Krankenunterſtützungskaſſen, die den Vorſchrif⸗ ten des genannten Geſetzes unterliegen, die ſich bisher aber der Aufſicht nicht unterſtellt haben. Es ſoll jetzt im einzelnen geprüft werden, für welche dieſer Vereine die Aufſichts⸗ pflicht einzuführen iſt. Der Regierungspräſident fordert da⸗ her die Vorſtände aller Vereine, Kaſſen, Notgemeinſchaften oder ſonſtigen Vereinigungen, die ihren Mitgliedern in Sterbe⸗ oder Krankheitsfällen Geldbeträge oder Sach⸗ leiſtungen gewähren, auf, ſich bis zum 1. November bei der örtlichen Aufſichtsbehörde zu melden. Die Verpflichtung zur Meldung erſtreckt ſich auch auf ſogenannte Umlagekaſſen, Unterſtützungseinrichtungen der Berufsvereine, der Pfarr— gemeinden uſw. a 3 1 Befreit von der Meldung ſind diejenigen Vereini⸗ gungen, die ſchon der Aufſicht unterſtehen oder einen dahin⸗ gehenden Antrag bereits geſtellt haben. Die Meldung iſt in Stadtkreiſen dem Oberbürgermeiſter, in Landkreiſen dem Landrat einzureichen. Beizufügen ſind die Satzungen, der letzte Geſchäftsbericht, eine Vermögensaufſtellung und eine ſummariſche Altersnachweiſung der Mitglieder nach dem Lebensalter von 5 zu 5 Jahren getrennt. Vereinsvorſtände, die dieſer Aufforderung nicht nachkommen, haben Ordnungsſtrafen nach Paragraph 83 Abſatz 2 und Paragraph 81 Abſatz 3 des obengenannten Geſetzes zu gewärtigen. Arbeit ſchaffen iſt nationale Pflicht! — Der Filmpreis der Reichsregierung. Reichsminiſter Dr. Goebbels hat den am 1. Mai 1934 von ihm geſtifteten Filmpreis der Univerſum⸗Film⸗A.⸗G.(Ufa) für den Film„Flüchtlinge“ verliehen. eee eee eee ee eee eee eee eee eee, Die Eingliederung der Turn⸗ und Sportjugend Die Aeberführung in die Sitierjugend. Zwiſchen dem Beauftragten des Reichsſportführers für den Gau 14(Baden), Miniſterialrat Herbert Kraft, und dem Gebietsführer der Hitler-Jugend Baden, Friedhelm Kemper, iſt unter dem 10. Oktober eine Vereinbarung über die Eingliederung der Turn- und Sportjugend in die Hitler-Jugend getroffen worden. Die Eingliederung der Turn- und Sportjugend Badens in die Hitler-Jugend Badens muß bis zum 15. No⸗ vember 1934 vollzogen ſein. Die Ueberführung der einzelnen Jugendlichen(Knaben im Alter von 10 bis ein⸗ ſchließlich 18 Jahren, Mädchen im Alter von 10 bis ein⸗ ſchließlich 21 Jahren) muß im Sinne der Rundfunkrede des Reichsjugendführers an die deutſchen Eltern geſchehen, und zwar ſo, daß die Soll- und nicht die Muß⸗Vor⸗ ſchrift gilt. Der Vebertritt der Jugendlichen liegt alſo ausſchließlich in der Hand der Eltern und erfolgt nach dem in der HJ beſtehenden Grundſatz der Freiwilligkeit. Jugendliche, die nicht freiwillig in die HJ eintreten wollen, die aber vor dem 15. November 1934 bereits Mitglieder eines Vereins des Rfe waren, können deswegen nicht aus die⸗ ſem Verein ausgeſchloſſen werden. Die Vereine des RfL melden zwiſchen dem 16. und 30. November 1934 in liſtenmäßiger Aufſtellung den zuſtändi⸗ gen Bezirksführern die Namen der Jugendlichen, die gewillt ſind, in Zukunft Schulter an Schulter mit den Kameraden in der Hitler-Jugend zu arbeiten. Ferner ſind in einer zweiten Liſte namentlich anzuführen die Jugendlichen, die den Uebertritt in die HJ e nicht vollzogen haben. Die geſammelten Meldungen werden von den Bezirksführern bis ſpäteſtens 5. Dezember 1934 an die zuſtändigen Bezirksbeauf⸗ tragten des Reichsſportführers weitergeleitet. Nach dem 15. November 1934 kann kein Jugendlicher, der nicht Mitglied der Hitler-Jugend iſt, einem Verein des Rf beitreten, bezw. dort aufgenommen werden. Die Doppelmitgliedſchaft in der HJ und in den Vereinen des Rfe iſt alſo nicht nur zuläſſig, ſondern ſchon im Hinblick auf die außenpolitiſchen Aufgaben des deut⸗ ſchen Sports erwünſcht. In der HJ wird neben Ge⸗ ländeſport hauptſächlich ſportliche Maſſen- und Breitenarbeit geleiſtet, während den Vereinen des Rfe die Spezialaus⸗ bildung überlaſſen bleibt. Angehörige der SJ, die ſich für beſtimmte Sportarten beſonders eignen, ſind den betref⸗ fenden Sportvereinen zuzuführen. Hitler-Jungen, die in Sportvereinen tätig ſind, wird weitgehendſt bei Gewährung von Urlaub und ſonſtigen Vergünſtigungen entgegengekommen. Aufgrund des Runderlaſſes vom 4. September 1934 des Reichsminiſters für Wiſſenſchaft, Erziehung und Volks⸗ bildung dürfen die Jugendabteilungen der Erwachſenen⸗Sport⸗ vereine mit Einwilligung der Eltern an Sonn- und Feier⸗ tagen in ſportlicher Kleidung, jedoch nicht in Hitler-Jugend⸗ Tracht, Sport unter Ausſchluß des Geländeſports und der Fahrt in Verbindung mit Lagerleben betreiben. 4 Leider iſt es nicht möglich, die Beiträge für Jugend⸗ liche, die gleichzeitig der Hitler-Jugend und einem Sportverein angehören, jeweils auf die Hälfte zu ſenken. Die Vereine des Rfe werden aber in ihrem eigenen Inter⸗ eſſe erſucht, von einer Erhebung eines Beitrages für Ju⸗ gendliche, die der HJ angehören, entweder ganz abzuſehen oder dieſe Beiträge zu ermäßigen. N Die in dem Vertrag vom 25. Juli 1934 vorgeſehene Entſchädig ung für Hallen-, Platz- und Gerätebenutzung an die Vereine des Rfe iſt durch gütliche Vereinbarung zwiſchen den HJ⸗Führern und den Vereinsführern zu regeln. Der Gaubeauftragte und die Bezirksbeauftragten des Reichsſportführers werden ſich von Zeit zu Zeit über die Art und den Stand der körperlichen Ertüchtigung bei der HJ und über das Zuſammenarbeiten der Vereine mit den ört⸗ lichen HJ ,⸗Dienſtſtellen unterrichten. Die vorſtehenden Ausführungen finden ſinngemäß An⸗ wendung für den Bd M, wobei noch beſonders hinge⸗ wieſen wird, daß das Alter der BdM-Mitglieder bis ein⸗ ſchließlich 21 Jahre reicht. Nachforſchungen in hauptmanns heimat. Zur Unter⸗ ſuchung über das Vorleben und die Vorſtrafen Richard Hauptmanns begab ſich der amerikaniſche Detektiv Johnſon nach Kamenz, wo er einen Freund Hauptmanns, den 34 Jahre alten Fritz Petzold, vernahm. Petzold gab an, nicht mehr mit Hauptmann in Verbindung zu ſtehen. Er habe von ihm lediglich drei oder vier Anſichtskarten aus Amerika er⸗ halten, auf die er jedoch nicht geantwortet habe. An den Ab⸗ ſendeort der Karten könne er ſich nicht mehr erinnern. Sport vom Sonntag Meiſterſchaftsſpiele der Gauliga. Gau Südweſt: Saar 05 Saarbrücken— Phönix Ludwigshafen FSW Frankfurt— Union Niederrad Gau Baden: VfB Mühlburg— Phönix Karlsruhe SV Waldhof— Germania Karlsdorf Freiburger FT— VfR Mannheim 1. FC Pforzheim— Karlsruher FV Gau Württemberg: VfB Stuttgart— 1. SSV Ulm SC Stuttgart— Sportfreunde Stuttgart SV Göppingen— Union Böckingen Ulmer FV 94— Stuttgarter Kickers Gau Bayern: Wacker München— Bayern München 1. FC Nürnberg— 1860 München Schwaben Augsburg— Spvgg Fürth Jahn Regensburg— AS Nürnberg SpVgg Weiden— BC Augsburg Geſellſchaftsſpiele. 0 99282— S O 82 dd dd id i 222 FV Saarbrücken— Stadtelf Dortmund 6:5 Kickers Offenbach— Boruſſia Fulda 3 Sportfreunde Eßlingen— Wormatia Worms 20 Gauſpiele. In Berlin: Brandenburg— Südweſt 7:4 In Breslau: Schleſien— Brandenburg(abg.) 14 4:2 In Bleicherode: Mitte— Nordheſſen * SB Waldhof— Germania Karlsdorf 3:1(0:1). Der badiſche Meiſter tat ſich im Mannheimer Stadion überaus ſchwer, ehe er einen glücklichen, aber verdienten Sieg und beide Punkte über die anſcheinend unterſchätzten Karlsdorfer Germanen in der Taſche hatte. Die Karlsdorfer waren die angenehme Ueberraſchung in dieſem Spiel. Sie „mauerten“ keineswegs, ſondern hielten die Partie bis weit in die zweite Halbzeit hinein vollkommen offen, erſt dann ging ihnen die Luft aus und ſie verſuchten mit verſtärkter Verteidigung die ſchon gleich zu Beginn des Spiels erzielte knappe Führung zu behaupten. Als nach 67 Minuten() der Meiſter dann doch zum Ausgleich kam, war der Ausgang nicht mehr zweifelhaft. Siffling verpaßte zwar zunächſt die 2:1⸗Führung, in dem er einen Elfmeter an den Pfoſten ſchoß, aber zum Schluß gab es doch noch zwei ſchöne Tore und damit zwei weitere wertvolle Punkte. Trotzdem: die Geſamtleiſtung des Meiſters war mehr als dürftig. Die hinteren Reihen ſchlugen ſich wie gewohnt ausgezeichnet, aber der Sturm war eine Kataſtrophe. So entſchloß man ſich ſchon vor der Pauſe zu einer grundlegenden Umſtel⸗ lung. Das Spiel wurde dann beſſer, aber erſt gegen Schluß klappte es ſo, wie man es von Anfang an gewünſcht hätte. Bei Karlsdorf war die Hintermannſchaft ganz ausgezeich⸗ net. Die Karlsdorfer können ſich in der Gauliga behaup⸗ ten. Ulmer JB 94— Stuttgarter Kickers 0:1(0:0). Vor etwa 3500 Zuſchauern lieferten ſich die beiden an der Spitze liegenden Mannſchaften einen Kampf, deſſen an⸗ ſtändige Durchführung zwar zu loben iſt, der aber rein ſpie⸗ leriſch enttäuſchte. Das knappe Ergebnis für die Kickers iſt im ganzen genommen verdient, es hätte auch ebenſo gut umgekehrt lauten können. Beiderſeits waren die Stürmer⸗ reihen ausgeſprochen ſchwach, und man könnte ſagen, daß es in dieſer Begegnung zufällig einem Spieler gelang, zu einem Erfolge zu kommen. Dagegen waren die Hinter⸗ mannſchaften ſehr gut. Das einzige Tor fiel in der dr een Minute nach dem Wechſel. Nach mehrmaliger Abwehr er⸗ wiſchte der auf Halblinks ſpielende Läufer Hanke den Ball, ſchoß beherzt aufs Tor, Keck konnte dieſen überraſchenden Ball nicht mehr erreichen, und damit hatten die Kickers nun doch noch gewonnen. Aeberraſchende Güdweſt⸗Niederlage Brandenburg ſchlägt Südweſt 7:4. Im Berliner Poſtſtadion wohnten rund 8000 Zuſchauer dem Zuſammentreffen der Fußballmannſchaften von Süd⸗ weſt und Brandenburg bei. Trotz des regneriſchen Wetters gab es ein ausgexzeichnetes Spiel, wenn auch der reiche Trefferſegen in der glatten Spielfläche, die beſonders den Verteidigern die Arbeit weſentlich erſchwerte, ſeine Haupt⸗ urſache haben mag. Zur größten Ueberraſchung kam die Mannſchaft von Brandenburg über die Elf des Kampf⸗ ſpielſiegers Südweſt, die allerdings ohne Conen antreten mußte und einen verletzten Fath auf Linksaußen ſtehen hatte, zu einem hohen 7:4(4:2)⸗Sieg, an deſſen Richtigkeit allerdings nicht zu zweifeln war. Schon in der erſten Minute gingen die Berliner 120 in Führung, aber der kleine Wiesbadener Rechts⸗ außen Schulmeyer ſtellte nach feinem Ballwechſel mit Fath umgehend den Ausgleich her. Der Wormſer holte dann nach ſchöner Leiſtung die 2:1⸗Führung für Südweſt, und kein Menſch hätte nach dieſem überlegt erzielten Führungs⸗ treffer der Gäſte an einen Sieg Brandenburgs und noch dazu einen ſo hohen geglaubt. Aber Elsholz ſorgte ſchon bald für den Ausgleich, und bis zem Wechſel ſchaffte der ſchnelle Berliner Angriff gegen die auf dem glatten Boden recht unbeholfen wirkende Südweſt⸗Hintermannſchaft eine ſichere 4:2-Führung. Ein ſtarker Rückenwind ſchien nach der Pauſe das Geſchick der Südweſtler wenden zu helfen, aber drei in raſcher Folge fallende Berliner Treffer zerſtörten alle Ausgleichsträume der Gäſte. Schulmeyer und vorher der für den verletzten Möbs eingeſprungene Offenbacher Kühnle hatten zwar bald auf 74 geſtellt, aber dabei blieb es dann bis zum Schluß des jederzeit anſtändigen und fai⸗ ren Treffens. 0 Kirchheim Walldürn 3:0 05 Heidelberg FV. Weinheim 0:2 Eberbach— SpVg. Schwetzingen 2:4 SpVg. Plankſtadt— Union Heidelberg 2:2 Eppelheim— Sandhauſen 12 5 7 te eee, e e dre r — N 3 ö———̃— r ee e r r * 3 2 r e e e e nnn N.G.⸗Belauntmachungen (Parteiamtliche Veröffentlichungen der Ortsgruppe Viernheim der NSDAP., der NS.⸗Formationen und der NS.⸗Gliederungen) 1. Geſchäfts ſtelle: Adolf Hitlerſtraße 19: NSDAP.⸗Ortsgr.⸗Leitung: jed. Montag u. Donnerstag 20—22 Uhr NSDDAP.⸗Kaſſenverwaltung: jeden Donnerstag 20—22 Uhr Amt für Beamte u. RD. jeden Montag u. Donnerstag 2022 Uhr NSKOV. een jeden Dienstag u. Donnerstag 19—21 r NS.⸗Hago: jeden Montag und Donnerstag 20—22 Uhr 2. Geſchäftsſtelle: Lorſcherſtraße 4: NSB0O. und Deutſche Arbeitsfront: jeden Mittwoch von 18—20 Uhr 3. Geſchäftsſtelle: Saarſtraße 9(„Freiſchütz“) NS.⸗Funk, Ortsgr. Viernh.: jeden Dienstag u. Freitag 1820 Uhr 5D. Achtung! Amateur⸗ Photographen! Wer vom Feſtzug am Erntedankfeſt ſchöne Bilder hat und ſolche dem Gauarchiv überlaſſen will, liefere ſolche in 2facher Ausführung bis 18. Okt. dem Ortsgr.-Filmwart, Pg. Lehrer Rockenſtein ab. 3. B. D. M. Abrechnung der Bernſteinanſtecknadel am kommenden Montag abend 8 Uhr auf der NSV.-Geſchäfts⸗ ſtelle. Heil Hitler! Zöller. ASB.— Daß. Jeden Dienstag, nachmittags von 57 Uhr können Anträge auf Unterſtützung ete, geſtellt werden. Mitgliedsbücher, Stempelkarten oder Krankenſcheine ſind vorzulegen. gez. Mögelin. Am Mittwoch abend findet im Gaſthaus zum Freiſchütz eine Kundgebung der DAF. ſtatt. Pg. Bullmann ſpricht! Es iſt für die Mitglieder der DAF. ſelbſtverſtändlich, daß ſie dieſe Kundgebung beſuchen. Heil Hitler! Lokale Nachrichten Viernheim, den 15. Oktober 1934. Denkſpruch Leidenſchaften ſind Winde, die unſer Lebensſchiff fort⸗ treiben, die Vernunft iſt der Steuermann, der es lenkt. Das Schiff ſtände ſtill ohne Wind und liefe ohne den Steuer- mann auf den Strand. gerbihlürme In der Nacht ſind die Herbſtſtürme aufgewacht. Ihr leiſes Heulen drang durch alle Mauern und Türen. Sie rüttelten an den Läden und zerzauſten den farbenfrohen Blumen in den Gärten die Blätter. In die Wipfel der Bäume rauſchten die Stürme und brachten die müden Blätter zum Erſchauern. Und der Regen kam, graue Wolken zogen auf. Iſt der Herbſt eingekehrt? Schau ich hinaus in den gez. Mögelin. trüben Tag, in den frühen Abend, zum fahlen Himmel empor, dann wird überall die Antwort auf dieſe Frage ſichtbar: Ja, es iſt herbſtlich bei uns geworden! Mehr noch! Der Herbſt hat die letzten Nachzügler des ſommerlichen Regiments aus dem Sattel gehoben. Der Oktober regiert und er läßt uns hinübergleiten in die Welt des großen Sterbens. Vom Sonntag Verfrühtes Novemberwetter herrſchte am geſtrigen, zweiten Oktoberſonntag und verfrühte Novemberſtürme tobten in der Nacht und heute früh mit unheimlichem Geheul durch die Straßen des Ortes. Sie pfiffen in Büſchen und Bäumen, riſſen die welken, arbeitsmüden Blätter fort und Regen- ſchauer peitſchten die Erde.— Ein unfreundlicher Tag war der Sonntag, kühl, beinahe kalt fauchte und pfiff der Wind, der dann und wann zur Heftigkeit eines Sturmes ausartete, ſodaß man beim Ausgehen gerne den Mantel anzog. Und dennoch wollen wir dem Wind wegen ſeiner Heftigkeit dank— bar ſein; er trieb den ganzen Tag die Wolken mit ſolcher Eile über uns hinweg, daß ſie gar nicht zur Beſinnung kamen und ans Regnenlaſſen denken konnten. So kam es, daß der Sonntag dennoch annehmbar war und zu einem Gang ins Freie verlockte. Er ſtand im Zeichen der Eröffnung des vom Führer aufgerufenen Winterhilfswerkes: 1. Eintopfge⸗ richtſonntag! Kaum eine Hausfrau verſäumte, ihr Scherflein für das Winterhilfswerk zu ſpenden, ſodaß das Ergebnis ein recht erfreuliches iſt. Es ſteht dem Ergebnis des erſten Eintopf-Sonntages vom Jahre 1933 faft gleich. Dem geſtrigen Ergebnis von etwa 671 RM. ſtehen 672,30 RM. im Vorjahre gegenüber. Den Sammlern, Mitglieder des RDB., die voll Eifer und Gewiſſenhaftigkeit die Arbeiten durchführten und ebenſo auch den Spendern, die gerne und in Erkenntnis der großen Wichtigkeit des Winter— hilfswerkes gaben, ſei an dieſer Stelle herzlicher Dank geſagt. Viele Einwohner weilten auswärts und zwar nahmen Handwerker an den Innungsverſammlungen teil und andere mögen unter den 60000 Zuſchauern geweſen ſein, die ſich perſönkich von den Fortſchritten der Flugtechnik auf dem Mannheimer Flugplatz überzeugen wollten und um die glänzenden Leiſtungen unſerer Kunſtflieger zu bewundern. Dem Fußballtreffen in Ilvesheim wohnten eine große An- zahl von Anhängern der Amicitia-Mannſchaft bei; leider mußten ſie Zeuge einer Niederlage ihrer Mannſchaft ſein. Die Turnermannſchaft erzielte auf hieſigem Platze ein Un— entſchieden, während die lb-Handballmannſchaft gegen 1846 Mannheim 9:3 gewinnen konnte. Die geſtrige zweite Aufführung von Schillers„Räuber“ im Karpfen⸗ ſaal durch die Spielſchar der Kath. Pfarrgemeinde hatte gleich der erſten wiederum ein volles Haus. In ausgezeich— neter Weiſe hat man Schillers Wort und Geiſt mächtig werden laſſen. Iſt doch Schiller der deutſche Dichter, der wie kein anderer, von jeher durch die Macht ſeines Wortes, durch die Kraft ſeines Willens, durch die umfaſſende Gewalt ſeines Geiſtes zur Nation in allen ihren Gliederungen ge— ſprochen hat und ſie mitgebildet und mitgeformt hat, ein Lehrer und Meiſter der Nation. Es iſt eine Zeit jetzt ge— kommen, da Schillers Geiſt allmählich wieder mehr ver- ſtanden und ergriffen wird, in der ſein Wort wieder einen fruchtbaren und aufnahmebereiten Boden findet. Wiederum ſtand das Spiel auf einer bewunderungswürdigen Höhe und kann man wohl mit Recht ſagen, daß die geſtrige Aufführung durch Behebung einiger Mängel eine weſentliche Steigerung gegenüber dem Vorſonntag zu verzeichnen hatte. Es iſt zu wünſchen, daß auch am kommenden Sonntag dieſe Auffüh— rung noch zu vielen Beſuchern ſprechen wird. *. Das Ergebnis der Eintopfſammlung des geſtrigen Sonntags beträgt 671.— RM. und gleicht dem des Vor⸗ jahres. So hat die Bevölkerung auch heuer wieder ihre Opfer⸗ bereitſchaft bekundet zum Nutzen unſerer armen und bedürftigen Volksgenoſſen. Polizeibericht. In der Berichtswoche wurde 1 Anzeige wegen Radfahrens ohne Licht und 1 wegen Fahrens zweier Erwachſener auf einem Fahrrad erſtattet. Die Umgehungsſtraße genehmigt Im Rahmen der Beſchaffung von Notſtandsarbeiten wurden die Arbeiten für den Bau der Umgehungsſtraße, die die Mannheimerſtraße mit der Weinheimerſtraße verbindet und zugleich auch als Zubringerſtraße zur Reichsautobahn ausgebaut werden ſoll, genehmigt. Mithin ſind die Bemü⸗ hungen unſerer Gemeindeverwaltung, die kein Mittel unver⸗ qucht läßt, um den arbeitsloſen Volksgenoſſen Verdienſt zu geben, von Erfolg begleitet geweſen. Hat man ſich doch in dieſer Angelegenheit an den Herrn Generalinſpektor für das Straßenbahnweſen, Todt⸗Berlin, gewandt. Es wird ſomit die ſchon längſt notwendige Entlaſtung unſerer Mannheim⸗ Weinheimer Ortsdurchfahrt eintreten, deren ſtarker Verkehr oft beängſtigende Formen annimmt und ſchon viele Unglücks⸗ fälle zur Folge hatte. Zur Sammlung bes Volksbunbes Deutjche Kriegsgräberjürjorge e. V. am 20. und 21. Oktober 1934 Ueber zwei Millionen unſerer Brüder haben im Welt⸗ krieg ihre Treue zu Volk und Heimat mit dem Tode beſiegelt. Schier endlos reihten ſich, wie in rieſigen Bataillonen ge⸗ ſammelt, in den Gefilden Frankreichs, in allen ehemaligen Kampfgebieten des Weſtens, Oſtens und Südens die Grab⸗ kreuze und Grabſteine, die ihre letzte Ruheſtätte bezeichnen. Wer je in Bild oder Wirklichkeit eine ſolche Kriegsgräber⸗ ſtätte geſehen hat, trägt unauslöſchlich in ſeiner Erinnerung in Herz und Gemüt den Eindruck mit ſich, der von dieſen Heerlagern der Toten ausgeht. Die revolutionäre Umwälzung unſerer Tage hat den Deutſchen das Bewußtſein von der Gemeinſamkeit ihres Blutes und ihres völkiſchen Schickſals wieder in ſtarke Er⸗ innerung gebracht. Unſer Volk iſt zu ſich ſelbſt zurückgekehrt und hat unter der Führung Adolf Hitlers wieder ein echtes, tiefes Verhältnis zu ſeiner Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gefunden. Ein beglückendes Zeichen hierfür ſehen wir darin, daß die Tätigkeit des Volksbundes Deut⸗ ſche Kriegsgräberfürſorge in immer weiteren Krei⸗ ſen unſeres Volkes Anerkennung findet und ihm aus neuer Opferbereitſchaft die Mittel zufließen, um ſeine große Auf⸗ Es wird zum Sammeln geblaſen. Im ganzen Reiche wer⸗ den die Sammlungen für das Winterhilfs⸗ werk durchgeführt. Von Haus zu Haus ziehen die Sammelwagen, um die Kleider⸗ und Lebens⸗ mittelſpenden für die Notleidenden in Emp⸗ fang zu nehmen. gabe fortſetzen zu können. Gilt es doch, an allen ehemaligen Frontabſchnitten Stätten zu ſchaffen, würdig und ſchlicht, deutſchem Empfinden entſprechend, die in fernen Landen den Helden ein Stück Heimat bereiten und bis in ſpäteſte Jahr⸗ hunderte von ihrer Heldengröße und ihrem Opfermut zeugen. Das iſt das Recht der Toten, das iſt ihre Forderung, die ſie an die Lebenden ſtellen und die das ganze deutſche Volk in Dankbarkeit und Ehrfurcht erfüllen muß. Am 20. und 21. Oktober führt der Volksbund Deutſche Kriegsgräberfürſorge im ganzen deutſchen Reich eine Stra— ßen⸗ und Hausſammlung durch. Unter dem Zeichen der 5 weißen Kreuze auf ſchwarzem Grunde fordert er von jedem Volksgenoſſen ein Opfer zur Durchführung ſeines großen Werkes. ** Die neuen Frachtbriefmuſter für den inner⸗ deutſchen Verkehr werden erſt mit dem Inkrafttreten der neuen Eiſenbahn-Verkehrsordnung eingeführt. Mit der Neu⸗ ausgabe der Eiſenbahn-Verkehrsordnung iſt vor dem 1. Juli 1935 nicht zu rechnen. Alsdann wird für den Aufbrauch der noch vorhandenen(z. Zt. gültigen) Frachtbriefe eine Friſt von 6 Monaten feſtgeſetzt werden, ſodaß die nach dem jetzigen Muſter hergeſtellten Frachtbriefe noch bis Ende nächſten Jahres verwendet werden dürfen. Das neue internationale Uebereinkommen über den Eiſenbahnfrachtverkehr, das neue Frachtbriefe für den internationalen Verkehr vorſieht, wird, ſoweit ſich jetzt überſehen läßt, vor dem 1. Juli 1935 nicht in Kraft treten. Mit der Gewährung einer Aufbrauchsfriſt für die zur Zeit gültigen internationalen Frachtbriefe iſt nicht zu rechnen. Es wird deshalb dringend empfohlen, Vorräte an ſolchen Frachtbriefen nur noch für die Zeit bis zum 30. Juni 1935 zu beſchaffen. Das Kriegsehrenkreuz Tragen vor ordnungsmäßiger Verleihung nicht geſtaltet. Wie dem Reichsminiſterium des Innern bekannt ge⸗ worden iſt, wird das Ehrenkreuz des Weltkrieges ſchon jetzt vereinzelt im freien Handel zum Kauf angeboten. Das Reichsminiſterium weiſt hierzu darauf hin, daß das Ehrenkreuz vor ſeiner ordnungsmäßigen Verleihung nicht getragen werden darf und deshalb derjenige, der es zurzeit unbefugt herſtellt, anbietet, feilhält, verkauft oder ſonſt in den Verkehr bringt, ſich der Gefahr der ſtrafrechtli⸗ chen Verfolgung wegen Beihilfe zum Vergehen des unbefugten Ordenstragens ausſetzt. Ob und unter welchen Vorausſetzungen ſpäter das Ehrenkreuz im freien Handel käuflich erworben werden kann, wird in den demnächſt zu erlaſſenden Ausführungsbeſtimmungen zum Ordensgeſetz geregelt werden. Der Reichsminiſter weiſt in einem Runderlaß darauf hin, daß nach den Beſtimmungen das Ehrenkreuz von der Verleihungsbehörde dem Beliehenen zu überſenden iſt. An dieſer Form der Verleihung ſei grundſätzlich und allgemein feſtzuhalten. Für eine Inanſpruchnahme anderer Stellen oder eine Veranſtaltung beſonderer Feſtlichkeiten zur Ueberreichung der Ehrenkreuze ſei hiedurch kein Raum. Wenn der Leiter einer Verleihungsbehörde beabſichtige, den in ſeinem Geſchäftsbereich beſchäftigten Beamten, An⸗ geſtellten und Arbeitern das Ehrenkreuz perſönlich zu über⸗ reichen, ſo ſei dagegen nichts einzuwenden. Der Miniſter hat weiter die Aufſtellung der Verzeichniſſe der Ehrenkreuzinhaber für das Reichs⸗ archiv in Potsdam geregelt. Die Eintragungen ſollen erſt nach Abſchluß des Verleihungsverfahrens vorgenommen werden. Als vorläufige Maßnahme ſoll die Anlegung ei⸗ ner alphabetiſchen Kartei über die ausgeſtellten Beſitz⸗ zeugniſſe erfolgen, wobei für jede nBeliehenen eine beſon⸗ dere Karteikarte ausgeſtellt werden ſoll. In den Beſitz⸗ zeugniſſe erfolgen, wobei für jeden Beliehenen eine beſon⸗ Beruf, ihrem Ruf⸗ und Zunamen und ihrem Wohnort zu bezeichnen. Das Wort„Herr“ bleibt fort. Für einen verſtorbenen Kriegsteilnehmer kann das Frontkämpferkreuz oder das Ehrenkreuz auch dann nicht beantragt werden, wenn der Tod erſt nach Inkrafttreten der Verordnung des Reichspräſidenten ein⸗ getreten iſt. Dagegen wird es den Hinterbliebenen ausgehändigt, wenn ein Antragſteller geſtorben iſt, nach⸗ dem er den Antrag auf Verleihung des Ehrenkreuzes ſchon geſtellt hatte. 5 Erjte Viernheimer Tonfilmjchau Golb⸗ der größte und gewaltigſte Tonfilm von 1934 Das gigantiſchſte und teuerſte Afa⸗Spitzenſilmwerk im Central⸗Film⸗Palaſt Achtung! Heute Montag letzter Tag. Das mit Hochſpannung erwartete Monumental⸗Ton⸗ filmwerk der Ufa iſt zur Freude Aller in Viernheim einge⸗ troffen. Da es ſich hier um einen ganz außergewöhnlichen Großfilm handelt, braucht nicht mehr erwähnt zu werden. Nur eins ſei geſagt: es iſt die größte Senſation Viernheims! Ein Erlebnis, ſo eindringlich, ſo herzbewegend und mitrei⸗ ßend, daß es nicht ſo leicht vergeſſen werden kann. Der ewige Menſchheitstraum, auf künſtlichem Wege Gold zu erzeugen, findet in dieſem grandioſen Ufa-⸗Film Erfüllung. Mit den gigantiſchen Mitteln der Technik unſeres Jahrhunderts wird dieſes Problem in Angriff genommen. Es iſt ein Spiel unge⸗ heurer Apparaturen und ungeheurer elektriſcher Energien aber auch ein Spiel der Leidenſchaften, die in Mord und Ver⸗ nichtung ihren Ausdruck finden. Kühner Erfindergeiſt und grenzenloſe Habgier ſind die Triebkräfte— Liebe, Freund⸗ ſchaft und Haß ſind es, die die Menſchen für- und gegeneinan der kämpfen laſſen. Hans Albers, Brigitte Helm, Michael Bohnen und Lien Deyers ſind die Hauptdarſteller. Ihre hohe Darſtellungskunſt und der Senſationsgehalt der Geſcheh⸗ niſſe laſſen den Film zu einem aufwühlenden und unvergeß⸗ lichen Erlebnis werden. Ueberall, wo das Ufa⸗Spitzenfilmwerk„Gold“ bis jetzt zur Aufführung kam, war große Begeiſterung und niemand hat ſich es nehmen laſſen, das Meiſterwerk deutſcher Film⸗ kunſt ſich anzuſehen. Alles geht daher zu Hans Albers, um künſtlich Gold machen zu ſehen. Achtung! Heute Montag letzter Tag! ——— ä xX 2 1 5 S 1 — 0 Gold Golü HII Gold Gold Heute Montag leizimais im central Ao Cocllema Emilie Cœcliems geb. Winkenboch VERMAHLTE Cochem/ Mosel Viernheim/ Hessen 16. Oktober 1934 Vereins⸗Anzeiger Kath. Kirchenchor Cäcilia. findet ſtatt am Mittwoch ſchon Die Singſtunde am Dienstag abend ſtatt.— Alles erſcheinen. Untererhebſlelle Bis Mittwoch, den 17. O ktober kann das . Ziel Landesſteuer noch ohne Pfandkoſten bezahlt werden. Bis zum gleich die Voranmeldungen für Umſ en Termin ſind atzſteuer 3. Vj und Monat September abzugeben. Gleichzeitig geben wir bekanat, daß Teil- zahlungen für Holz⸗ und Pachtſchuldigkeiten 1934 jetzt ſchon geleiſtet werden können. 845 Jpapen Beil und haben mehr Freude an ihrer Wohnung durch Be⸗ legen ihres Bodens mit Unoleum. Srragule Läufer, Teppiche u. Stück⸗ ware in allen Muſtern u. Breiten ſtets vorrätig und genau ſo preiswert, wie das Spezialgeſchäft in der Stadt Mobemaus Hoch Geld 4 bedeutet die Erfüllung Ihrer Wünſche. Kaufen Sie ſchnell noch ein Hlassenlos Ziehung am 18. ds. Mts. 1 Achtellos nur 3.⸗ Mk. Fanz Holmann a. d. Drehſcheibe Regnier niſche Geſchloſſenheit nicht durch geſchmackloſe Bauten beein⸗ Kirchner Möbliertes Ammer central gelegen, ſo— fort zu vermieten. Wo, ſagt die Ge⸗ ſchäftsſtelle d. Bl. Täglich ſüßen Brennerei und Kelterei Ludwig Lamberth Erjolg durch injerieren lehnt ab DNB. Paris, 14. Okt. Miniſterpräſident Doumergue hat durch den Außenminiſter Laval dem Senator Regnier das Juſtizminiſterium anbieten laſſen. Regnier erklärte aber, daß er ſich zwar durch dieſes An— . gebot ſehr geehrt fühle, jedoch nicht in der Lage ſei, es anzu— nehmen, weil er es vorziehe, Generalberichterſtatter des Finanz— ausſchuſſes des Senats zu bleiben. Miniſterpräſident Doumer— gue wird ſeine Bemühungen erſt Montag früh fortſetzen. Erhaltet die heimiſche Bauweiſe! Junges Ehepaar ſucht öblertes Aanmer mit 2 Betten,(Hei⸗ zungsmöglichkeit u. Küchenbenutzung zu mieten. Gefl. Adreſſen an die Geſchäftsſtelle ds. Blattes erbeten. Anſehen koſtet nichts! Merken Sie ſich die gute und billige H- nelduelie! 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Schneider Dichrüben Nicht nachlassen in dér zielbewußten Reklame sei der Grundsatz eines jeden Ge- schäftsmannes, der Seinen Umsatz Selten iſt heute noch ein Ort anzutreffen, deſſen harmo⸗ 1 trächtigt wird. Mitten im harmoniſchen Ortsbild ſtören merk⸗ würdige, fremde Stilwidrigkeiten, die der Einheitlichkeit und Natürlichkeit Abbruch tun. Schlechte Beiſpiele verderben aber gute Sitten. Solche Häuſer finden Nachahmung und ver⸗ unſtalten ein Ortsbild um das andere. Niemand wird es einfallen, Bauernhäuſer in den Städten nachzuahmen. Sinn⸗ widrig iſt deshalb auch die Verſetzung großſtädtiſcher Bau⸗ muſter in die ländliche Idylle. Nun könnte gleich vorweg der Einwand gemacht werden, man müſſe doch mit der Neuzeit gehen. Gewiß! Unter hei⸗ miſcher Bauart will nicht die Bauweiſe verſtanden ſein, die unbekümmert um unſere neuzeitlichen Bedürfniſſe nur auf das Alte blickt und als Ideal etwa die Kopie von Bauten aus früherer Zeit hinſtellt. Auch hier ſoll im gegebenen Rah⸗ men dem Neuzeitlichen und Praktiſchen unbedingt Rechnung getragen werden, und moderne Technik wie erprobte Neuerungen ſollen gebührende Berückſichtigung finden. Nur müſſen ſie ſich in die heimiſchen Bauformen eingliedern laſſen. a Unter heimiſcher Bauweiſe verſteht man jene Bauweiſe, die unter Wahrung neuzeitlicher Bedürfniſſe, dem Vermögen und Charakter, den Sitten und Gebräuchen der Bewohner, der klimatiſchen Lage und dem heimatlichen Baumaterial an⸗ gepaßt iſt. Sie darf ſich nicht gewaltſam losreißen von dem, was ſich ſeit Jahrhunderten für den betreffenden Ort als eigentümlich und zweckmäßig heraus⸗ und durchgebildet hat. Sie muß den ſozialen und wirtſchaftlichen Verhältnſſen, den geſundheitlichen und hygieniſchen Anforderungen Genüge leiſten und ein geſchmackvolles Gepräge tragen. Milch und Brot— Milcheiweißbrot Milch und Brot ſind zwei Nahrungsmittel von weittra⸗ gender Bedeutung, weil ſie neben den tieriſchen Erzeugniſſen Fleiſch, Fiſch und Ei die Grundlagen der Volksernährung darſtellen. Gewaltige Zahlenreihen erſtehen, wenn man den Brotverbrauch eines 65⸗Millionen Volkes für ein Jahr aus⸗ rechnet. Der größte Teil des Verbrauches an Kohlehydrat, der beim re 0) 500 Gramm je Tag liegt, wird durch Brot gedeckt. Die er⸗ nährungswirtſchaftliche Bedeutung der Milch erſieht man dar⸗ enen Menſchen zwiſchen durchſchnittlich 400 bis vergrößern will. Goetheſtr. 5 daraus hergeſtellten Erzeugniſſen gedeckt werden. ſich aufeinander abſtimmen laſſen, die 25 gegenſeitig ergän⸗ zen, kurz und gut, die organiſch zu ammengehören. Das erkannt; denn es gab kaum eine Hausbäckerei, bei der die Bäuerin nicht Vollmilch oder mehr noch die beim Buttern anfallende entrahmte Milch verwendet hätte. Auch in den Bäckereien war man ſich der günſtigen Auswirkung der ent⸗ rahmten Milch auf Geſchmack und Backfähigkeit wohl bewußt, ſo daß bedeutende Mengen Milch vom Bauernhof oder aus der Molkerei in die Backſtuben wanderten. Dieſer alte Brauch wird jetzt in Stadt und Land von neuem aufleben, zumal das durch einen Milcheiweißgehalt von 27 Prozent zum Höchſtwert geſteigerte Brot ein im Verhältnis zu ſeinem Gehalt ſelten billiges Nahrungsmittel darſtellt. Es erweiſt ſich in jeder Beziehung als das ufbau⸗ brot für jung und alt, als das wahre Voltsbrot das als kraftvolles, kerniges Brot ein kraftvolles, kerniges Volk zu ſchaffen vermag. Vom 15. Oktober an wird neben den bis⸗ herigen Brotarten das Milcheiweißbrot in ganz Deutſchland zum Verkauf gelangen. — Jetzt Kartoffeln einlagern! Trotz der großen Trok⸗ kenheit im Frühjahr und Sommer dieſes Jahres konnte in den meiſten Gebieten Deutſchlands eine verhältnismäßig gute und vor allen Dingen auch qualitätsreiche Kartoffelernte eingebracht werden. Unſere Bauern ſind daher in der Lage, jede geringſte Menge Kartoffeln an Händler und auch an die Verbraucher zu Einlagerungszwecken in guter Qualität abzugeben. Die weitblickende Hausfrau benutzt deshalb die günſtige Gelegenheit, um, wie das in früheren Jahren all⸗ gemein der Fall geweſen iſt, ihren Wintervorrat an Kar⸗ die Gewähr für einwandfreie, gute Ware, ſondern ſie er⸗ hält bei Abnahme von mehreren Zentnern beim Großhänd⸗ ler oder auch beim Erzeuger ſelbſt billigere Kartoffeln. Es ergeht daher an alle Hausfrauen der Aufruf, jetzt vor Ein⸗ tritt der kalten Jahreszeit ihren Bedarf an Kartoffeln für den ganzen Winter ſofort zu decken. Sie leiſtet ſich ſelbſt damit den beſten Dienſt. Handelsteil kauft das Stück zu 6—9 Mk., Läufer das Stück zu 15 bis 28 Mk., Einleger das Stück zu 30—35 Mk.— Marktver⸗ lauf gut. aus, daß 19 Prozent des geſamten Eiweißverbrauches des deutſchen Volkes und 64 Prozent des Fettbedarfes in flüſſiger oder feſter Form aus Milch, Butter, Käſe, Feſtprodukten und Milch und Brot ſind aber auch zwei Ne unge die haben ſchon rein gefühlsmäßig die Bauern in früherer Zeit toffeln jetzt im Herbſt einzulagern. Sie hat dann nicht nur Weinheimer Schweinemarkt. Zugeführt wurden 333 Stück, verkauft 268 Stück. Milchſchweine wurden ver⸗ Bekanntmachung. Her. Herſtiellung von Straßenn?n;n! Wir machen die Einwohnerſchaft darauf aufmerkſam, daß das Ueberfahren des für die Herſtellung der Durchgangs⸗ ſtraßen angelieferten Miſchgutes(geteertes Schottermaterial) mit Wagen die Güte des Materials und damit die ſpätere Straßendecke weſentlich beeinträchtigt. Wir bitten, hierauf zu achten und insbeſondere die Kinder anzuhalten, daß auch ein Ueberläufen des angefahrenen Miſchgutes vermieden wird. Wir rechnen auf die Einſicht der geſamten Einwohnerſchaßt und müſſen eventl. Beſtrafung der Rückſichtsloſen herbei⸗ führen. Viernheim, den 13. Oktober 1934 Bürgermeiſterei Viernheim: Bechtel eee eee e eee eee eee eee Aeberraſchungen im Fußball! Das Ergebnis in Ilvesheim 6:21— Die Turner ſpielen gegen Weinheim nur 1:1 Der geſtrige Sonntag brachte auf der ganzen Linie Ueber- raſchungen. Die größte Ueberraſchung gab es zweifellos in Ilvesheim, denn der Neuling brachte es auf eigenem Gelände fertig die Amicitia mit nicht weniger als 6:2 Toren zu be⸗ ſiegen. Daß der Gegner gefährlich war, war allgemein be— kannt, doch nicht die Gefährlichkeit der Ilvesheimer ſpielte hier bei dieſem 6:2 die Rolle ſondern die Sondernummer von einem Schiedsrichter aus Schwetzingen. Denn durch ſeine Fehlent⸗ ſcheidungen ſchenkte er Ilvesheim gleich zu Beginn 2 Tore, die den Ausſchlag für das ganze Spiel gaben. Bei der Viern⸗ heimer Mannſchaft fehlte der Verteidiger Faltermann, was ſich ebenfalls bemerkbar machte.— Auf dem Stadion, Lor⸗ ſcherſtraße ſpielte der Turnverein gegen den TV. Weinheim. Hier gab es inſofern eine Ueberraſchung, als Weinheim ein Unentſchieden(1:1) erzielen konnte. Weinheim führte bis weit in die 2. Halbzeit, bis dann endlich Stumpf 2 den Ausgleich ſchoß. Die reſtliche Zeit ändert trotz der Ueberlegenheit der Viernheimer nichts an dem Ergebnis. Weinheim verteidigt mit der ganzen Mannſchaft, um wenigſtens einen Punkt zu retten, was ihnen auch gelungen iſt. Dieſe Mannſchaft wird der härteſte Gegner in punkto Meiſterſchaftsfrage ſein, denn die Mannſchaft iſt eine ganz andere geworden wie in den letzten Verbandsſpielen.— Handball: Die Amicitia⸗Hand⸗ baller trugen auf dem Waldſportplatz gegen Rb.⸗T.⸗ und S.⸗ Mannheim ihren 2. Verbandskampf aus, der nach intereſſantem Kampf 4:7 für Mannheim endete.— Die 1. M. der Turner war ſpielfrei. Die 1b Mannſchaft erkämpfte ſich gegen 1846 Mannheim einen famoſen 3:9-Sieg. * Beiittslaße Antetbaben Alemania Ilvesheim— Amicitia Viernheim 6: FV. Oberhauſen— SpVg. Sandhofen 0 Käfertal 08— Vf TuR. Feudenheim 2 o + dd d io b Germ. Friedrichsfeld— Phönix Mannheim 5 TSV. Altrip— Seckenheim 2 Olympia Neulußheim— FV. Hockenheim 2: Sp. gew. un. verl. Tore P. Sandhofen 3 3 0 0 9·1 6 Neulußheim 4 2 2 0 10.3 6 Ilvesheim 4 2 2 0 10:5 6 Feudenheim 3 1 2 0 48 4 Altrip 4 2 0 2 727 4 Germania Friedrichsfeld 3 2 0 1 75 4 Seckenheim 3 1 1 1 8:6 3 Hockenheim 4 1 1 2 512 3 Biernheim 3 1 0 5 7.9 2 Phönix Mannheim 3 1 0 2 6.8 2 Käfertal 4 0 2 2 5.8 2 Oberhauſen 4 0 0 4 6.15 0 T. B. v. 1893 Viernheim ſiegt im Kunjtturnen gegen die kombinierte Mannſchaft des Turn⸗ vereins 1846 Mannheim! Eine kombinierte Mannſchaft des Turnvereins 1846 Mannheim war am letzten Samstag abend in der nur mies beſetzten Sporthalle am Lorſcherweg der Gegner der Geräte— mannſchaft des hieſigen Turnvereins von 1893. Wenn der Beſuch des Wettkampfes auch zu wünſchen übrig ließ, ſo erreichten die Leiſtungen der beiden Mannſchaften mit- unter doch eine Höhe, die den berechtigten lebhaften Applaus der Zuſchauer geradezu forderten. Leider war die Zeit in⸗ folge der zu früh bedingten Heimfahrt der Gäſte zu knapp bemeſſen, um den programmäßigen Wettkampf in allen Teilen zur Durchführung gelangen zu laſſen. Die Mannſchaften mußten ſich deshalb lediglich mit ihren Kürübungen an den Geräten begnügen. Im Verfolg derſelben konnten die hie⸗ ſigen Turner jeweils einen kleinen Punktvorſprung erzielen, der denſelben am Ende des Wettkampfes den verdienten Sieg ſicherſtellte. Mit dem Endergebnis von 385.376 Punkten blieb die Mannſchaft des Turnvereins von 1893 Viernheim Sieger vor der Gerätemannſchaft aus Mannheim. Der ſieg⸗ reichen Mannſchaft zu ihrem erſten diesjährigen Erfolg ein kräftiges„Gut Heil!“ a Steuerveranlagung für das Kalenderjahr. Im Rahmen eines größeren Runderlaſſes über verſchiedene Steuerfragen Begriff der Reichsfinanzminiſter den Fortfall des bisherigen Begriffes des„Steuerabſchnittes“ an. Das neue Einkom⸗ menſteuergeſetz, das demnächſt erlaſſen wird, werde voraus⸗ ſichtlich nicht mehr auf den Steuerabſchnitt abgeſtellt ſein. Die Veranlagung ſolle künftig immer für das Kalenderjahr vor⸗ genommen werden, auch ſoweit vom Kalenderjahr abwei⸗ chende Wirtſchaftsjahre zugelaſſen werden, wie dies für Land⸗ und 2 und für buchführende Gewerbetreibende vor⸗ geſehen ſei. Dabei gelte der Gewinn des Wirtſchaftsjahres als in dem Kalenderſahr bezogen, in dem das Wirtſchaftsjahr endet. Als Zeitraum für die Gewinnermittlung bleibe alſo hier das Wirtſchaftsjahr maßgebend. 5 f im„Freiſchütz“ am Mitt⸗ Viernheimer Volksgenojjen! Beteiligt euch in Majjen an ber Kundgebung ber D. deer 08 F 5 5 ö N n —— 1 9 6 71 8 1 9 — 75 8 8 1 1 N. 5 1. 8 —— 1* * 1 9 * 1 a 9 1 74 85 24 19 1 9 b 5 9 . ˙·- N — ————— —-A————— 1 3 1 1 1 1 5 ö N 5 9 6 5 1 1 Entlaſtung für minderbemittelte Volksſchichten Von der Reichsregierung und den beteiligten Stellen des Reichsnährſtandes und der Margarineinduſtrie ſind mit Wir— kung vom 1. November 1934 neue Maßnahmen auf dem Ge— diete der Fettverſorgung getroffen worden, die der Ver⸗ braucherſchaft in den Wintermonaten eine Reihe von Erleich— terungen bringen. Im weſentlichen handelt es ſich bei dieſen Maßnahmen um eine Verbilligung der Konſummargarine, die bisher 66 Pfennig je Pfund gekoſtet hat, um die Ver⸗ einheitlichung und beſſere Kennzeichnung der Sorten ſowie um eine Vereinfachung und Verbeſſerung der Fettverbilli— ung für Arbeitsloſe und andere bedürftige Volksgenoſſen. Außerdem wird verboten, die Abgabe der billigſten Marga⸗ rineſorte von der gleichzeitigen Abnahme anderer Margarine oder anderer Waren abhängig zu machen. Schließlich wird die örtliche Verteilung der Margarinelieferungen durch be— ſondere Maßnahmen verbeſſert und damit die Verſorgung der Hauptverbrauchsgebiete ſichergeſtellt. Ab 1. November 1934 werden nur noch folgende drei Margarineſorten zum Verkauf gelangen: Konſummargarine zum Preiſe von 0,63 Mark je Pfund, Mittelſorte zum Preiſe von 0,98 Mark je Pfund, Spitzenſorte zum Preiſe von 1,10 Mark je Pfund. Der 5 5 für Konſummargarine ermäßigt ſich für die Inhaber er Fettverbilligungsſcheine bei Hergabe je eines Scheines auf 0,38 Mark ſe Pfund. Somit beträgt der Preis der Margarine, die auf dieſe Scheine geliefert wird, genau ſoviel, wie die Bezugsberechtigten bisher für die Haushalts- margarine gezahlt haben. Dieſe Preisfeſtſetzung bedeutet eine de Meeſprge es Preiſes derjenigen Margarineſorte, die für die Verſorgung der Bevölkerung von beſonderer Bedeutung iſt. nämlich der Konſumware um 3 Pfennig je Pfund. Außer⸗ dem wird dieſe Sorte nunmehr in einem Umfange herge⸗ ſtellt, daß ſie in Zukunft überall ausreichend zur Verfügung ſtehen wird. Um eine 1 dieſer Sorte auf andere Weiſe zu vermeiden, iſt zudem ver oten, daß die Abgabe der Konſumware von der Bedingung abhängig gemacht wird, andere Margarineſorten oder andere Waren gleichzeitig ab- zunehmen. Berſtöße gegen dieſes Verbot ſind unter hohe Strafe geſtellt.(Geldſtrafe bis zu 100 000 Reichsmark.) Um dem Verbraucher Klarheit darüber zu verſchaffen, welche Margarineſorte ihm angeboten wird, hat die neu⸗ egründete Wirtſchaftliche Vereinigung der Margarine und unſtſpeiſefett⸗Induſtrie beſchloſſen, daß jeder herſtellende Betrieb in jeder der drei genannten Sorten nur noch eine Marke herſtellen darf. Außerdem wird auf der Verpackung kenntlich gemacht, ob es ſich um Konſumware, Mittelſorte oder Spitzenſorte handelt. Mit Rückſicht auf die noch vorhan⸗ denen Beſtände von Einwickelpapier tritt dieſe Beſtimmung am 1. Januar 1935 in Kraft. Das für die Verſorgung der Minderbemittelten, ins- beſondere der noch nicht wieder in den Arbeitsprozeß einge⸗ liederten oder kurzarbeitenden Volksgenoſſen eingeführte Fettverbilligungsſyſtem iſt ab 1. November 1934 dahin ab⸗ geändert worden, daß der Zwang zum Bezuge von Haus⸗ haltmargarine fortfällt und ſeder Bezugsberechtigte in Zukunft frei wählen kann, ob er auf ſeinem Ver- billigungsſchein Margarine oder Schmalz, Speck, Talg, Butter, Käſe oder Oel verbilligt beziehen will. Wünſcht der Bezugsberechtigte Margarine zu beziehen, ſo hat er die Möglichkeit, durch Vorlage eines Beſtellſcheines ſich einen Anſpruch auf Belieferung mit Konſummargarine ſicher⸗ zuſtellen. Der Vorteil dieſer Regelung liegt, abgeſehen von der Beſeitigung des Zwanges, darin, daß diejenigen Bezugs⸗ berechtigten, die gewöhnt waren, andere Fetterzeugniſſe als Margarine zu verbrauchen, insbeſondere in Mittel- und Süd⸗ deutſchland, nunmehr wieder in der Lage ſind, zu dieſem Fetterzeugnis unter Verwendung der Verbilligungsſcheine zurückzukehren. Dadurch wird Margarine in dieſen Gebieten frei zur Belieferung anderer, ſtärker auf Margarineverbrauch eingeſtellter Gebiete. Die ausreichende Belieferung dieſer Hauptverbrauchs⸗ gebiete, insbeſondere der Induſtriezentren, wird außerdem durch beſondere Verteilungsanordnungen der Wirtſchaftlichen Vereinigung der Margarine- und Kunſtſpeiſefett⸗Induſtrie ſichergeſtellt. Die Bedeutung der Neuordnung Die Preisherabſetzung der Konſumware bedeutet eine weſentliche Entlaſtung, insbeſondere für die minderbemittel⸗ ten Volksgenoſſen. Der Arbeitsloſe und der Kurzarbeiter er⸗ hielten bisher auf ihre Fettkarten im Jahre 6 Kilo Haushalt⸗ margarine zu 38 Pfennig je Pfund, und auf die Verbilli⸗ gungsſcheine bei Bezug von Margarine 6 Kilo zu einem Preiſe von 66 Pfennig minus 25 Pfennig gleich 41 Pfennig je Pfund, alſo im ganzen Margarine zu einem Durchſchnitts⸗ preis von 39“ Pfennig je Pfund. Nunmehr erhält der Be⸗ zugsberechtigte 12 Kilo zu einem Preiſe von 38 Pfennig. Das bedeutet alſo eine Verbilligung von 1% Pfennig je Pfund. Wenn der Bezugsberechtigte über die 12 Kilo hinaus noch Margarine bezog, mußte er für dieſe bisher 66 Pfennig je Pfund bezahlen. Nunmehr erhält er auch dieſe Margarine zu 63 Pfennig je Pfund, alſo um 3 Pfennig je Pfund billiger. Don Bedeutung iſt die Herabſetzung des Preiſes auch für diejenigen minderbemittelten Volksgenoſſen, die nicht an der Verbilligungsaktion teilnehmen, obgleich ihre Einnahmen nicht weſentlich die der Bezugsberechtigten überſteigen. Für dieſe bedeutet die Herabſetzung um 3 Pfennig je Pfund alſo ebenfalls eine Entlaſtung. Weiterer Rückgang der Arbeitsloſigkeit Frankfurt a. M., 12. Okt. Die Preſſeſtelle des Landesarbeitsamtes Heſſen teilt mit: Die Zahl der bei den Arbeitsämtern im Landesarbeitsbezirk Heſſen gemeldeten Ar⸗ beitsloſen hat bis Ende September gegenüber dem Stand vom Ende Auguſt um 1739 oder 1,2 Prozent abgenommen. Der Rückgang der Arbeitsloſigkeit iſt umſo beachtlicher, als er nicht durch die öffentlichen Arbeitsbeſchaffungsmaßnahmen, ſondern durch die fortgeſetzte Aufnahmefähigkeit der freien Wirtſchaft verurſacht worden iſt. Die Zahl der Maßnahmen, die mit Mitteln der Reichsanſtalt mit Grundförderung ge⸗ fördert werden, hat ſich im Laufe des Berichtsmonats ſogar um 10, die Zahl der bei dieſen Maßnahmen beſchäftigten Notſtandsarbeiter um rund 700 vermindert. Die Zahl der Arbeitsloſen betrug Ende September noch insgeſamt 147 043, davon waren 19070 oder 13 Prozent Frauen. Sie liegt damit um rund 87 000 oder 37,1 Pro⸗ zent unter dem Stand gleichen Stichtages des Vorjahres und iſt um 185 500 oder 85,8 Prozent niedriger als zur Zeit der Machtübernahme durch den Führer. Beſonders erfreulich iſt der Rückgang der Arbeitsloſigkeit in den großſtädtiſchen Bezirken Frankfurt(minus 1231 oder 2.8 Prozent) und Kaſſel(minus 818 oder 4.9 Prozent.) Neuregelung ber Feitwirtjchajt Auch andere Bezirke haben einen zum Teil erheblich über dem Durchſchnitt liegenden Rückgang aufzuweiſen, u. a. der über⸗ wiegend induſtrielle Arbeitsamtsbezirk Offen ba ch(minus 747 oder 6,6 Prozent). In der Landwirtſchaft bot die Kar⸗ toffelernte in ganz erheblichem Umfange Beſchäftigungsmög⸗ keiten auch für Arbeitsloſe aus nicht landwirtſchaftlichen Be⸗ rufen. Die Metallinduſtrie konnte im allgemeinen ihren Beſchäftigungsſtand behaupten. Eine ganz erhebliche, ſaiſon⸗ mäßig bedingte, Abnahme der Zahl der Arbeitslofen, und zwar um 636 oder 13,1 Prozent hatte die Lederinduſtrie (Portefeuilleinduſtrie) aufzuweiſen. Auch im Baugewerbe hat die Beſchäftigung durch Belebung der ſtaatlichen und pri⸗ vaten Bautätigkeit zugenommen. Das Bekleidungsgewerbe und die Angeſtelltenberufe haben ebenfalls eine überdurch⸗ ſchnittliche Abnahme der Arbeitsloſigkeit zu verzeichnen. Von den am 30. September bei den Arbeitsämtern ge⸗ meldeten 147 043. Arbeitsloſen erhielten 24 184 Arbeitsloſen⸗ unterſtützung und 47 060 Krifenunterſtützung. Die Zahl der anerkonnten Wohlfahrtserwerbsloſen iſt ganz erheblich, und zwar um 3469 auf 48 113 geſunken. Die Jahl der in der wertſchaffenden Arbeitsloſenfürſorge beſchäftigten Notſtands⸗ arbebter betrug Ende September 16089 gegenüber 16 797 Ende Auauſt dieſes Jahres. Jugendherbergen als Schullandheime Oberſtudiendirektor Dr. Schad, Frankfurt a. M. Die wirtſchaftliche Lage macht es heute vielen Schulen, die den Landheimaufenthalt ihrer Schüler fördern wollen, unmöglich, eigene Schullandheime zu errichten. Ihnen iſt in der Benutzung der Jugendherbergen als Landheime ihrer Schulen ein vollwertiger Erſatz geboten. Dies haben die jahrelangen Erfahrungen, die die Klaſſen der mir unterſtellten Anſtalten, des Gymnaſiums und der Oberreal— ſchule in Frankfurt am Main⸗Höchſt und der Ziehen⸗Ober⸗ realſchule in Frankfurt am Main⸗Eſchersheim, bewieſen. Die Benutzung der Jugendherbergen, vor allem der Her— berge Rüdesheim, als Schullandheim hat uns in erſter Linie der großen Sorge enthoben, die heute die Unterhal⸗ tung eigener Schullandheime jeder Schule verurſacht. Wir bezahlten für jeden Schüler eine vorher vereinbarte Summe für Wohnung und Verpflegung und waren am Ende des Aufenthalts der Klaſſen von allen Sorgen frei. Das Geld für den Aufenthalt der Schüler wurde in einer Klaſſenkaſſe durch wöchentliche kleine Beiträge geſammelt; bedürftige Schüler konnten aus Mitteln, die der Schule zur Verfügung ſtanden, Spenden, Erträgniſſen von Schulveranſtaltungen uſw., das Geld für den Aufenthalt ganz oder zum Teil er⸗ halten. Grundſatz war bei jedem Aufenthalt in einer Jugendherberge, daß kein Schüler aus Geldgründen zu Hauſe bleiben durfte. ö Die Benutzung der Jugendherbergen als Schul- landheime bietet noch andere Vorteile. Es iſt eine Er⸗ fahrungstatſache, daß Schulen mit eigenem Landheim ge⸗ zwungen ſind, jedes Jahr mindeſtens einmal alle Klaſſen in ihr Heim zu ſchicken, um die Koſten tragen zu können, und daß ſich unter den Schülern ganz allmählich ein Erlahmen der Freude am Landheimaufenthalt zeigt:„Immer wieder ins Landheim!“ Dieſer Mangel iſt bei Benutzung der Jugendherbergen leicht zu vermeiden. Eine Klaſſe, die in einem Jahr in Rüdesheim weilte, kann im nächſten Jahr in den Vogelsberg oder Odenwald oder in die Rhön gehen. Dieſes Wechſeln des Aufenthaltsortes bietet auch bei der unterrichtlichen Ausnutzung des Landheimaufenthaltes große Vorteile. Die Schüler lernen immer wieder andere deutſche Landſchaften und Volksgenoſſen. andere Städte Ausſchneiden! Aufheben! Berufsberatung Vorträge im Rundfunk. Das Landesarbeitsamt Südweſtdeutſchland ver⸗ anſtaltet, wie ſeit mehreren Jahren, ſo auch in dieſem Win⸗ ter, in den Monaten Oktober bis April im Rundfunk eine Vortragsreihe über Berufsberatung, die in erſter Linie der Aufklärung und Unterrichtung der Eltern, Erziehungsberech⸗ tigten und Jugendlichen über wichtige Fragen der Berufs⸗ wahl dienen und zugleich weiteren Kreiſen Einblick in die Aufgaben der Arbeitsämter auf dem Gebiete der Berufs⸗ beratung geben ſoll. Folgende Themen ſind zur Behandlung vorgeſehen: 2 g 23. 10. 1934 Was will die öffentliche Berufsberatung im neuen Staate? Dr. Peter, Landesarbeitsamt. 6. 11. 1934 Welche Fragen hat der Berufsberater immer wieder zu beantworten? Dr. Söllner-Freiburg. 20. 11. 1934 Pfſychologiſche Schichtung der Berufe im Hin⸗ blick auf die Berufswahl. Berufsberater Dr. Dorſch⸗Stuttgart. 4. 12. 1934 Was ſollen die Volksſchüler in dieſem Jahre bei der Berufswahl bedenken? Stellv. Arbeits⸗ amtsdirektor und Berufsberater Eckert⸗Eßlingen. 18. 12. 1934 Was für Berufe ergreiſen die Mädchen im Dritten Reich? Dr. Steffan, Landesarbeitsamt. 8. 1. 1935 Warum ſollen Abiturienten auch praktiſche Be⸗ rufe ergreifen? Berufsberater Dr. Kindler⸗ Karlsruhe. 22. 1. 1955 Die Lehren der Arbeitsſchlacht für die Berufs⸗ wahl. Regierungsrat Stäbler⸗Stuttgart. 5. 2. 1935 Grundſätzliche Fragen bei der Berufswahl der Abiturienten mit Hochſchulreife. Dr. Breitinger, Leiter des Akademiſchen Berufsamtes an der Univerſität Tübingen. 19. 2. 1935 Die Ueberlegungen der Schüler mit mittlerer Reife: Mittlere Berufe oder Weitermachen bis zum Abitur? Berufsberater Wunderlich-Heidel⸗ berg. 35 Hausfrau und Beruf: das hauswirtſchaftliche Anlernjahr. Das hauswirtſchaftliche Volljahr. Berufsberaterin Meyer⸗Stuttgart. 0 2 — 5 2 19. 3. 1935 Pſychologiſche Eignungsbegutachtung bei der Berufsberatung? Berufsberater Dr. Dorſch⸗ Stuttgart. 26. 3. 1935 Warum ſoll ich Bauer werden? Berufsberater Dr. Widmaier⸗Reutlingen. 9. 4. 1935 Was machen die Schulentlaſſenen, die keine Lehrſtelle gefunden haben? Berufsberater Dr. Leidinger⸗Mannheim. Die Vorträge finden jeweils von 18 Uhr bis 18.15 Uhr ſtatt. Aenderungen bezüglich des Tages bleiben vorbehalten. und Kunſtſchätze, eine andere Flora und Fauna kennen. Auch die Lehrausflüge bieten immer wieder etwas Neues. Dies iſt bei dem ſtets wiederkehrenden Aufenthalt in dem gleichen Heim nicht oder nur ſehr ſchwer zu er— reichen. 0 Die Berührung mit den Wanderern in den Jugend— herbergen, mit Gruppen aus dem Saarland, aus allen Teilen Deutſchlands und aus dem Ausland hat den Schülern manche Bereicherung ihres Wiſſens gebracht und zu manchem fröhlichen kameradſchaftlichen Abend geführt. Und ſchließlich— und das iſt nicht unweſentlich: Die Ver⸗ pflegung in der Jugendherberge war ſtets vorzüglich. Unſere Schule iſt auf Grund der guten Erfahrungen, die ſie mit der Benutzung der Jugendherbergen als Schul— landheim gemacht hat, entſchloſſen, auch in Zukunft die Jugendherbergen als ihr Schullandheim zu verwenden. Die Zuſtändigkeit des! Treuhänders der Arbeit ** Frankfurt a. M., 14. Oktober. Der Treuhänder der Arbeit für das Wirtſchaftsgebiet Heſſen teilt mit: Der anwachſende Schriftverkehr zwingt mich, nochmals in der Oeffentlichkeit auf die Zuſtändigkeit des Treuhänders der Arbeit hinzuweiſen. Die Zuſtändigkeit des Treuhänders der Arbeit erſtreckt ſich lediglich gemäß Paragraph 19 des Geſetzes zur Jed— nung der nationalen Arbeit vom 20. Januar 1934 auf nach⸗ folgende Aufgaben: 1. Ueber die Bildung des Vertrauensrates zu wachen und in Streitfällen zu entſcheiden. 2. Vertrauensmänner des Betriebes zu berufen und abzu⸗ berufen. 3. Auf Anrufungen des Vertrauensrates zu entſcheiden. 4. Die beabſichtigten Entlaſſungen gemäß Paragraph 20 des Geſetzes zur Ordnung der nationalen Arbeit zu entſchei⸗ den. Die Durchführung der Beſtimmungen über die Betriebs⸗ ordnung zu überwachen. 8 „Richtlinien und Tarifordnungen feſtzuſetzen und ihre Durchführung zu überwachen. 5 „Bei der Durchführung der ſozialen Ehrengerichtsbarkeit mitzuwirken. Nicht zuſtändig iſt der Treuhänder der Arbeit für po⸗ litiſche, wirtſchaftliche und berufliche Fragen, ebenſo nicht für Einzelentlaſſungen, Arbeitsbeſchaffungsmaßnahmen und Stellungsgeſuche. Eine ſchnelle Bearbeitung der eingehenden Poſt macht die Beachtung nachfolgender Anordnung notwendig: 1. Schreiben von Firmen müſſen an ſichtbarer Stelle die Angabe des Gewerbezweiges enthalten, zu dem das be— treffende Unternehmen gehört. 2. Schreiben von Vertrauensräten haben neben der An⸗ gabe des Namens der Firma ebenfalls wieder die Art des Betriebes zu enthalten. 3. Eingaben müſſen die Branche benennen, um die es ſich handelt. 4. Antwortſchreiben auf Briefe des Treuhänders haben ſtets die Aktennummer, das Bearbeitungszeichen und das Da⸗ tum anzugeben. Ich bitte, ſich bei dem Schriftverkehr mit dem Treuhän⸗ der an dieſe Anordnung zu halten, da bei der großen An⸗ zahl der täglich eingehenden Schriftſtücke ſonſt unnötige Mehrarbeit entſteht, die eine Prüfung und Bearbeitung verzögern muß. 8 — Lehrgänge über Schweinezucht ** Frankfurt a. M. Am 23. Oktober eröffnet die Lan⸗ desbauernſchaft Heſſen⸗Naſſau nach der Sommerpauſe die Lehrgänge über Schweinezucht und Haltung auf der Ver⸗ ſuchs⸗ und Lehranſtalt Weſchnitzmühle durch einen ein— tägigen Vortragskurſus. Da bis dahin die dringendſten Feldarbeiten beendigt ſein dürften, wird mit einer ſtarken Beteiligung gerechnet. Der Lehrgang wird eingeleitet durch einen Vortrag von Tierzuchtdirektor Dr. Schneider⸗Frank⸗ furt, der die heute wichtigſten Fragen der Schweinezucht und Haltung behandelt. Die Aenderung des Körgeſetzes und des Organiſationsweſens in der Schweinezucht, die Marktregulierung und das Fettprogramm der Reichsregie⸗ rung ſind Fragen, mit denen ſich jeder Schweinezüchter und Halter vertraut machen muß. Wiſſenswertes aus dem Schweineſtall wird ein erfahrener Züchter und Bauer mitteilen. Ueber die zweckmäßige Verwendung wirtſchaftseigener Futtermittel und die Erſatzmöglichkeit ausländiſchen Kraftfutters wird von Dr. Schönfeld⸗Weſchnitzmühle in einem Vortrag über die Fütterung der Zucht⸗ und Maſt⸗ ſchweine berichtet. Da die Anſtalt in ihren Anlagen und in ihrem Tierbeſtand auch ſonſt viel Sehenswertes bietet, iſt der Beſuch eines Lehrganges jedem Bauer anzuraten. Vor allem unſere Jungbauern und Jungbäuerinnen ſollten nicht verſäumen, möglichſt an einem längeren Lehrgang von mehreren Tagen teilzunehmen. Auch die Fachberater wer⸗ den aus den Vorträgen manchen Gewinn für ihre Tätig⸗ keit mit nach Hauſe nehmen können. Die Verſuchs⸗ und Lehranſtalt Weſchnitzmühle liegt an ber Straße und Bahn⸗ ſtrecke Weinheim— Fürth i. O. und iſt mit dem Zug wie mit dem Wagen leicht zu erreichen. Poſt und Bahnſtation iſt Zotzenbach i. O. Kulturelle Zuſammenarbeit Ausbau der deutſch- ungariſchen Kulturbeziehungen. Gelegentlich des Beſuches des Reichserziehungsminiſters Ruſt in Budapeſt, der überaus herzlich verlief, wurden zwiſchen Miniſter Ruſt und dem ungariſchen Kultusminiſter Homan die geſamten kulturellen Beziehungen zwiſchen Deutſchland und Ungarn durchgeſprochen. Dabei kam von beiden Seiten die aufrichtige Bereitwilligkeit zum Ausdruck, die aus alter Tradition erwachſenen wechſelſeitigen Kultur⸗ beziehungen und den Austauſch von Kulturgütern zwiſchen den beiden Ländern weiterzuführen und auf allen Gebieten möglichſt lebhaft zu geſtalten. Es wurde ein Programm feſtgeſtellt, das der Sicherſtel⸗ lung dieſes Jieles für die Zukunft dienen ſoll. Beſonderer Wert wurde darauf gelegt, durch Jörderung des Stipendien⸗ weſens und des Studenkenaustauſches die beiderſeitige aka- demiſche Jugend in verſtändnisvolle, enge Fühlung mil der anderen zu bringen. Der Profeſſorenaustauſch, die För de⸗ rung der beiderſeitigen wiſſenſchaftlichen Arbeiten und der beſtehenden kulturellen Einrichtungen, die der Pflege der deulſch-ungariſchen Kulturbeziehungen dienen, ſind weitere Punkte dieſes Programms. ** 5 — — 11— * S 2 S S 8 1 8 ——ꝛů——ů——ñäẽ 0 ß* ̃ öy— 267— —— 2—.