—— 5 * Amtliches Verkündigungsblatt der Bürgermeijterei und lernhe 8 e Erſcheinungsweiſe: Täglich außer Sonn⸗ und Feiertage. Wöchentlich Der Feuerreiter“. Bezugspreis: 1.50 Mk. ausſchließlich Zuſtellungsgebühr. Nr. 255 Am Ende der Woche k. Die Saar wird vor dem 13. Zanuar 1935 nicht ſo raſch aus dem öffentlichen Intereſſe Europas verſchwinden Daß da aber immer wieder Steigerungen möglich ſind, hat dieſe Woche gezeigt. In der vorſichtigen, glatten Sprache diplomati⸗ ſcher Gewohnheit ausgedrückt, haben die Franzoſen den Gene— ralkommandos, die die Truppen an der Saargrenze befehligen Weiſungen erteilt, die ſich auf den Fall beziehen daß der Prä. ſident der Saarregierung, Dr. Knox, um Beiſtand erſucht. Es handelt ſich um die Generalkommandos in Metz und Nancy. So wird jetzt begründet, was geſchehen iſt; an der franzöſiſchen Grenze zur Saar ſind Truppenbeſtände vermehrt und beweg— lich gemacht. Sie ſollen möglichſt raſch ins Saargebiet ein— rücken können. Im erſten Augenblick konnte man auch leſen: die Franzoſen ſeien„beunruhigt“, weil man mit der Mög⸗ lichkeit eines deutſchen Einfalls im Saargebiet, eines„Hand—⸗ ſtreichs“ oder ſo ähnlich rechnen müſſe! Dann iſt man aber rechtzeitig dazu übergegangen, ſich um juriſtiſche Formeln umzuſehen; man ſtellt ſich vor der Präſident des Saargebietes, Herr Knox, könnte ſo ins Gedränge kommen, daß er mit ſeiner Polizei nicht mehr ausreicht. Dann könnte er um Hilfe rufen: SOS-Rufe ausſtoßen. Es könnte dann koloſſal preſſieren; und da müßten die ſranzöſiſchen Truppen im Nu, wie der Blitz, auf Tanks und ſonſtigen raſenden Fahrzeugen, in genügender Anzahl. dem Herrn Knox zu Hilfe kommen— auf deutſch: das Saargebiet beſetzen können! * Noch mehr. Frankreich hat die engliſche Diplomatie von dieſen Vorbereitungen benachrichtigt. Ein Artikel der „Times“ unterrichtet ganz offen darüber.„Die britiſche Re⸗ gierung iſt über die franzöſiſche Abſicht vollkommen unterrichtet. Die Vertreter Großbritanniens ſind von Barthou infor⸗ miert worden.“ So lange alſo liegen die franzöſiſchen Vor⸗ bereitungen ſchon zurück. So lange ſchon befürchten die Fran- zoſen einen„Handſtreich“. Weder damals freilich konnten ſie auch nur den geringſten Anhaltspunkt für einen ſolchen Hand⸗ ſtreich anführen, noch können ſie heute irgendeinen Anhalts⸗ punkt erbringen. Mit Phariſäermiene wird dabei in Paris verſichert. daß man gar nichts anderes wolle als den Saar- ländern ihre„Abſtimmungsfreiheit“ zu ſichern. Sonſt rein gar nichts! Das habe der Völkerbundsrat ſeinerzeit durch Be⸗ ſchlüſſe 1925—26 vorgeſehen. In Wirklichkeit beginnen die Franzoſen da ein furchtbares Spiel mit dem Frieden in Europa. Man erinnert ſich unwill⸗ kürlich der Jahre 1922 und 1923. Auch damals wurden bei— zeiten und vorſorglich die Argumente zurechtgelegt, um ins Ruhrgebiet einmarſchieren zu können. Man ſuchte bei den Engländern und den Italienern Mithilfe oder Rückendeckung. Die Sache ſollte ja international ausſehen, wenn ſie auch hun- dertmal nur für das franzöſiſche Intereſſe gedacht war. So wollte es die ſog. internationale Moral. So iſt es auch heute und ſo will ſie es auch heute! Während des Jahres 1923 haben die franzöſiſchen Truppen in der Pfalz dafür geſorgt, daß eine Handvoll Separatiſten den Verſuch der Vergewaltigung des ganzen deutſchen Pfälzer Volkes machen konnten. Bekanntlich gibt es auch im Saargebiet heute ſo etwas Aehnliches! Will man ihm zu Hilfe kommen, wie denen in der Pfalz 19232 Man ſollte meinen, das Papier jener franzöſiſchen Blätter würde rot, wenn es auf ſeinen Rücken dieſe einfältigen Aus- reden von einer Sicherung der Abſtimmungsfreiheit drucken laſſen muß!. Es iſt nach den Pariſer Verhandlungen des Jahres 1919 bekannt geworden, wie die Franzoſen wie Clemenceau dem Präſidenten Wilſon von den 150000 Saar- Franzoſen vorgeſchwindelt hat. Sie haben das nachher ſelber erkennen müſſen, daß das Volk im Saargebiet deutſch iſt. Sie haben es dann mit Zuckerbrot und Peitſche, mit Schu⸗ len und Schikanen der Kumpels verſucht, ſich die Liebe des Saarvolkes zu erringen. And haben zugeſtandenermaßen das Gegenteil erreicht. And nun ſcheint es, wollen ſie ſich dem kleinen Häuflein von Separatiſten in Saarbrücken an die Nock⸗ ſchöße hängen, als an ihre letzte Hoffnung, um mit ihrer Hilfe zu erreichen was ihnen in dieſen 15 Jahren nicht gelungen iſt. Haben die Franzoſen aus dieſen 15 Jahren Nachkriegs. politik, aus dem Ruhrjahr 1923, gar nichts gelernt? Haden ſie nicht verſtehen gelernt, daß man dem Frieden, der fried⸗ lichen Entwicklung, dem wirtſchaftlichen Aufblühen aller Völker in Europa Steine in den Weg wirft, wenn man mit Ge⸗ walt Volksgegebenheiten mißachtet und zu übergehen ſucht. Man denke nur auch an den erſt ſeit 1919 richtig balkaniſierten Balkan und die Marſeiller Mordtat! And eine deutſche Volls⸗ gegebenheit iſt das Saarvolk, wenn den Franzoſen die Kohle dieſes Volkes auch noch ſo wertvoll ſein möchte! Daran lönnen auch einige Grüppchen Anzufriedener nichts ändern; auch ſie ſind ja gar nicht ſo keck von einer endgültigen Loslöſung des Saarlandes zu ſprechen und wollen ſie für eine ſpätere Zeit „aufgeſchoben“ wiſſen! Sie beweiſen auch in ihren ſeparati⸗ ſtiſchen Beſtrebungen das Deutſchtum der Saar! Nicht minder bedenklich iſt die Haltung der Engländer. Sie haben 1922 durch Zurückhaltung die Franzoſen im Ruhr⸗ gebiet gewähren laſſen. Sie ſcheinen es diesmal wieder genau ſo machen zu wollen. Die britiſche Regierung, ſo bemerkt die „Times“, betrachte die Haltung Frankreichs„als durchaus an⸗ gemeſſen“...„Großbritannien beabſichtige nicht, in dieſer Angelegenheit vorzeitig() irgendwelche beſonderen Schritte zu tun!“ In Deutſchland gibt es nur eine Stimme: vie der Durch die Träger ins Haus gebracht monatlich 1,20 Mk. zuzügl. 20 Pfg. Trägerlohn; durch die Poſt bezogen monatlich Einzelnummern 5 Pfg.; Inſeratenpreis: Die 12geſpaltene Millimeter zeile oder deren Raum 3 Pfennig anberer Behörben- Vereins- und Geſchäftsanzeiger Beilagen: Samstags 10 Pfg. Reklamezeile 15 Pfg. die 90 Millimeter breite Millimeterzeile. Auf Mengenabſchlüſſe wird Nachlaß gewährt. Für telefoniſch aufgegebene Inſerate keine Gewähr. Anzeigen⸗ leiter: Friedr. Martin, Viernheim. Anzeigenannahme durch alle Annoncen⸗Expeditionen. Hauptſchriftleiter: Friedr. Martin, Viernheim. Druck u. Verlag: Friedr. Martin, Viernheim D.⸗A. Sept 34: 1290 Geſchäftsſtelle: Bismarckſtr. 13, Tel. 153, Poſtſcheckk.: Ludwigshafen 15101 Samstag, den 3. November 1934 ernſteſten und eindringlichſten Warnung vor dem Gedanken, die Abſtimmung im Saargebiete durch franzöſiſche Truppen regu lieren zu laſſen! * Am 1. November iſt die neue öſterreichiſche a 5 Verfaſſung u Kraft geſetzt worden. Sie iſt bekanntlich noch unter Dollfu am 1. Mai ds. Is. vorläufig in Kraft getreten. Sie be zeichnet ſich als Ständeſtaatsverfaſſung, nimmt Abſchied vor den früheren demokratiſchen Formen und Zuſtänden. Dr. Ender der die Verfaſſung entworfen hat hat ſich die Enzyklika Quadragesimo anno in weſentlichen Zügen zum Vorbild ge nommen. Allein die Vorausſetzungen der Enzyklika, die Stände an Stelle der Klaſſen- und Arbeitsmarktparteien, kön⸗ nen nicht aus dem Boden geſtampft werden. Sie müſſen erſt geſchaffen werden, wachſen. Dieſe„Stände“ können alſo auch die geſchaffenen Ständekammern heute noch nicht wählen oder beſchicken, weil ſie noch nicht vorhanden, noch nicht gebildet ſind. Die Mitalieder des Bundeswirtſchaftsrats ond Aujruj an bie 10. Jahrgang des Bundeskulturrats ſind daher vom Präſidenten Miklas ernannt worden, ebenſo wie— an ſich ſo vorgeſehen— die Mitglieder des Staatsrates. Der Bundeskulturrat zählt 40 Mitglieder, der Wirtſchaftsrat 80. Aus den drei Räten ſetzt ſich der Bundestag zuſammen. Der Bundespräſident wird bekanntlich von den Bürgermeiſtern der Städte und Land- jemeinden gewählt. Indes werden die Bürgermeiſter der Städte ſelber durch die Regierungen ernannt und nur die Zürgermeiſter der Landgemeinden werden direkt gewählt, müſ⸗ en aber zur Vaterländiſchen Front gehören und von der Re— erung beſtätigt werden. Nun iſt alſo die Verfaſſung formell in Kraft getreten, aber erſt die Entwicklung kann ergeben— das geht aus dem Geſag⸗ ten ſchon deutlich hervor— ob das öſterreichiſche Land auf dieſe Weiſe den inneren Frieden und eine innere Feſtigkeit fin⸗ den wird können. Erinnerlich ſind noch die jüngſten Alarm- nachrichten über neue Sammlung des Marxismus in Oeſter- reich. SA⸗ und SS⸗Männer im Grenzgebiet Irankreich droht mit der militäriſchen Beſetzung des Saargebiets. Man ſucht auch Euch in das gefährliche Spiel einzubeziehen und malt das Schreckgeſpenſt eines Einmar⸗ ſches der SA. und SS-Männer des Saargrenzgebietes in das Saargebiet an die Wand. g Ich verwahre mich in Eurem Namen gegen dieſe uner⸗ hörten Vorwürfe. Ich bezeuge vor aller Welt Euere Zucht und Verläßlichkeit, und danke Euch für die diſziplinierie Haltung, die Ihr ſlets und auch dann bewahrk habt, als Ihr täglich hören mußtet, wie der Führer unſeres Rei⸗ ches und die verantwortlichen Männer in Reich und Be⸗ wegung den gemeinſten Verleumdungen und Beſchimpfun⸗ gen in Preſſe und Verſammlungen durch die Emigranten und Rückgliederungsgegner preisgegeben waren, ohne daß ein wirkſames Einſchreiten der Regierungskommiſſion des Saargebietes erfolgt iſt. Im Sinne unſeres Führers, der um des europäiſchen Friedens willen bis an die Grenze des Möglichen geht, muß ich an Euere Haltung und Diſziplin nun noch größere An⸗ forderungen ſtellen, um ſo vor aller Welt das Unberech⸗ tigte der franzöſiſchen Abſichten kund zukun. Ich ordne daher an: 1. Vom 10. November bis zum 10. Februar 1935 iſt innerhalb einer Zone von 40 Kilometer längs der Grenze des Saargebiets das Tragen jeder Uniform verboten. 2. Appelle, Ausmärſche oder ZJuſammenkünfte jeglicher Art fallen unter das gleiche Verbot. Ich werde an die Schriftleiter der namhafteſten Zei- tungen des Auslandes Einladungen ergehen laſſen, ſich vor, während und nach dieſer Verbotszeit als Gäſte des Rei⸗ ches im ehemaligen beſetzten Gebiet aufzuhalten, damit ſie ſich von der Abwegigkeit der gegen die SA und SS erhobe· nen Vorwürfe aus eigener Schau der Dinge überzeugen können. Wir erklären feierlich, daß wir niemals Putſchabſichten gehabt haben! Für Terroriſten iſt in unſeren Reihen kein Raum! Wir haben zu der ungeheueren Provokalion, die in der Bereitſtellung ausländiſcher Truppen zum Einmarſch in deulſches Gebiet zum Ausdruck kommt, auch nicht den geringſten Anlaß gegeben. Wenn ich nun neue Opfer von Euerer Haltung fordere, ſo tue ich es um des europäiſchen Friedens willen, den wir mit letzter Ehrlichkeit wollen. Der Saarbevollmächtigte des Reichskanzlers: Neuſtadt a. d. 9., den 2. November 1934. gez. Bürckel. Paris: Nach einer Havasmeldung aus Oviedo ſollen bei dem Aufſtand in Aſturien 30 Geiſtliche den Tod gefunden haben. Auf Seiten der Aufſtändiſchen ſeien mehr als 2000 Tote und 3000 Verletzte zu verzeichnen. Paris: Der franzöſiſche Handelsminiſter L amoureux wird, einer Einladung der ſowjetruſſiſchen Regierung folgend, zu Beginn der kommenden Woche nach Moskau reiſen. Die Reiſe dient der Beſſerung der beiderſeitigen Handelsbeziehungen. Holland kündigt den Clearingvertrag DNB. Berlin, 2. November. Die niederländiſche Regierung hat heute den Vertrag über den deutſch⸗niederländiſchen Verrechnungsverlehr vom 21. Sep⸗ tember 1934 gekündigt. Der Vertrag tritt mit Ablauf des 16. November außer Kraft. Bis zum Tage des Außerkraft⸗ tretens vollzieht ſich der Zahlungsverkehr in der bisherigen Weiſe mit der Maßnahme, daß auf deutſcher Seite Deviſen⸗ beſcheinigungen bis zur Hälſte der für den ganzen Monat No⸗ vember vorgeſehenen Beträge erteilt werden. Wie wir hierzu erfahren, ſtützt ſich die niederländiſche Re⸗ gierung bei ihrer Kündigung auf eine bei Anterzeichnung des Vertrages getroffene Vereinbarung, wonach die Kündigung möglich iſt, wenn dem Zntereſſe des niederländiſchen Zwiſchen⸗ handels nicht in gebührender Weiſe Rechnung getragen wird. Bekanntlich ſind die deutſchen Rohſtoffimporteure infolge der geringen Zuteilung von Bardeviſen mehr und mehr dazu über⸗ gegangen, die Einfuhr von Rohſtoffen immer durch Tauſch⸗Ver⸗ rechnungsgeſchäfte vorzunehmen. Die niederländiſche Regierung vertritt nun den Standpunkt, daß hierdurch die Intereſſen des niederländiſchen Zwiſchenhandels eine Schädigung erfahren und verlangt, daß für den niederländiſchen Zwiſchenhandel in einem angemeſſenen Amfang Bardeviſen zur Verfügung geſtellt wer⸗ den. Dies lehnt die deutſche Regierung ab. Sie iſt der Auf⸗ faſſung, daß der niederländiſche Zwiſchenhandel auf Grund der erwähnten Vereinbarung nur Gleichſtellung mit dem übrigen Handel in einem angemeſſenen Amfange erlangen kann. In der Zurverfügungſtellung von Bardeviſen, da wo ſie für den üb⸗ rigen Handel verſagt werden, läge aber eine Bevorzugung des niederländiſchen Zwiſchenhandels. Aus Aeußerungen in der niederländiſchen Preſſe war bereits zu erſehen, daß in der niederländiſchen Oeffentlichkeit über die Abwicklung des Ver⸗ trages Unzufriedenheit entſtanden war. Offenbar beſteht bei dem niederländiſchen Außenhandel die Befürchtung, daß, ähnlich wie dies bei dem früheren deutſch-niederländiſchen Abkommen über den Zahlungsverkehr der Fall war, mit einer Verzögerung * bei der Auszahlung gerechnet werden müſſe. Für dieſe Befürch⸗ tung liegt aber nach deutſcher Auffaſſung kein Grund vor, da von deutſchen Schuldnern bei der Reichsbank bisher ein Betrag von 10 Mill. Gulden, von holländiſchen Schuldnern bei der niederländiſchen Clearingſtelle dagegen ein Betrag von 19 Mill. Gulden eingezahlt worden iſt. Wenn von dieſem letzteren Be— trag von der niederländiſchen Clearingſtelle bisher nur ein Be— trag von 3 Millionen Gulden an die niederländiſchen Gläubiger ausgezahlt worden iſt, ſo iſt dies offenbar auf techniſche Schwie— rigkeiten bei der niederländiſchen Clearingſtelle zurückzuführen, mit deren Beſeitigung bei einem Fortlaufen des Vertrages in— nerhalb kurzer Zeit hätte gerechnet werden können. Dieſe Ver⸗ zögerung der Auszahlung hat in der letzten Zeit bereits dazu geführt, daß holländiſche Exporteure ihre Lieferungen nach Deutſchland von einer vorherigen Auszahlung des Kaufpreiſes 8 durch die niederländiſche Clearingſtelle abhängig gemacht haben. Raubüberfall auf Eiſenbahnpoſtwagen DRB. Wien, 2. Nov. Ein frecher Raubüberfall hat ſich in der Nacht zum Freitag auf der Semmering⸗Strecke der Wiener Südbahn er⸗ eignet. Als gegen Mitternacht ein Perſonenzug zur ſteilſten Stelle der niederöſterreichiſchen Rampe der Semmeringberg⸗ ſtrecke bei der Station Wolfsbergkogel kam, ſprangen drei Burſchen mit Masken auf den Poſtwagen des Zuges. Zwei Burſchen hielten mit einem Revolver den Beamten in Schach. Der dritte durchwühlte die Poſtſendungen. Zu ihrer größten Aeberraſchung fanden die Näuber aber kein Geld. Wütend ſprangen die drei Burſchen knapp vor der Station Semmering, wo ſich der Zug noch in langſamer Fahrt befand, wieder ab. Es wurden ſofort Gendarmerieſtreifen eingeſetzt. Es gelang auch, die drei Täter zu verhaften. Sie ſcheinen durch abgeriſſene 3 die ſie im Eiſenbahnwagen verloren haben, überführt zu ſein. 1 f 1 0 —————— — 9 Der Winter kommt Der erſte Schnee in Berlin DNB. Berlin, 2. November. In Berlin fiel in der Nacht zum Freitag der erſte Schnee. Ein kalter Wind peitſchte zunächſt den Regen durch die Straßen, und da die Temperatur bis nahe an den Nullpunkt geſunken war, wirbelten bald dichte große Flocken herunter. In den Straßen hielt ſich der erſte Schnee nur kurze Zeit. Aber draußen in den Vororten lag noch früh um 6 Ahr die weiße Decke, die ſich aller— dings auch bald in ſchmutzigen Matſch verwandelte. Winter im Allgäu DNB. Kempten(Allgäu), 2. November. Im Allgäu iſt der Winter eingezogen und hat im Tal eine Schneehöhe von 10 Zentimeter gebracht. Aus den Bergen wird bei 5—10 Grad Kälte 25 Zentimeter Neuſchnee gemeldet. Schneetreiben in der Eifel DNB. Köln, 2. November. In der Eifel trat im Laufe des Donnerstag heftiges Schneetreiben auf, das mehrere Stunden anhielt und die Höhen in eine dichte Schneedecke hüllte. Stellenweiſe aufge— tretene Schneeböen haben hier und da an den Keberlandleitun— gen in der Eifel erheblichen Schaden angerichtet, ſo daß mehrere Ortſchaften einige Zeit ohne elektriſchen Strom waren. Am Freitag morgen fiel auch im geſamten Rheingebiet leichter Schnee. Bei dem leichten Anſteigen der Temperatur im Laufe des Vormittags wurde jedoch in den Niederungsgebſeten der Schnee bald zu Waſſer. Schneefälle in Mittelitalien DNB. Rom, 2. November. In Mittelitalien hat nach einem ungewöhnlich warmen Oktober bereits der Winter ſeinen Einzug gehalten. In Tos⸗ cana iſt in den oberen Lagen bereits viel Schnee gefallen. Schneeſturm über Nordͤſchweden DNB. Stockholm, 2. November. Die nördlichen Bezirke Schwedens wurden, wie aus Ameg gemeldet wird, in der vergangenen Nacht von einem überaus heftigen Schneeſturm heimgeſucht, der viel Sachſchaden an⸗ richtete und auch ein Menſchenleben forderte. Die Eiſenbahn⸗ ſlrecken zwiſchen Lulea, Boden und Haparanda wurden ſo ſtark beſchädigt, daß jeder Verkehr eingeſtellt werden mußte. Tele⸗ phone und Telegraphendrähte wurden zerſtört. Die Stadt Lulea blieb die halbe Nacht hindurch ohne elektriſche Beleuch⸗ tung. Die Fähren mußten in der ganzen Gegend, über die der Sturm tobte, eingeſtellt werden. Einige Fahrzeuge und Boote ſind geſunken, eine Perſon fand den Tod, mehrere wurden ver⸗ letzt. Bei Holmſung erreichte der Sturm eine Stärke von 36 Sekundenmetern. Einige Wege wurden völlig unter Waſſer geſetzt und konnten nicht befahren werden. Frankreich iſt im Irrtum Kein Recht zum Einmarſch franzöſiſcher Truppen ins Saargebiet DNB. London, 2. November. Der Reute r-Vertreter in Paris hat zur Saarfrage von „ſehr maßgebender Seite“ folgende Erklärung erhalten: Die franzöſiſchen Motortruppen ſind jenſeits der Grenze des Saargebiets in Bereitſchaft; ſie können augenblicklich in das Gebiet einrücken, falls der Vorſitzende der Saarregierungskom— miſſion einen telephoniſchen SOS.-Ruf ſendet, wenn die lokale Gendarmerie der Lage nicht mehr gewachſen ſein ſollte.„Schnel— ligkeit würde ein entſcheidender Faktor ſein.“ Einige tauſend Mann, die auf Kraftwagen ins Saargebiet geworfen würden, könnten unter Amſtänden im Laufe einer einzigen Nacht Herr der Lage werden. Wie der Reuter-Vertreter dazu weiter meldet, ſei hervorgehoben worden, Frankreich hoffe lebhaft, daß ein ſolches Vorgehen nicht erforderlich ſein würde. Frankreich glaube, daß ſchon eine rechtzeitig geäußerte„Warnung in dieſem Sinne“ ihre Wirkung tun werde. Der Völkerbundsrat habe beſtimmt, daß im Notfall die Regierungskommiſſion„Truppen, die außer- halb des Gebietes ſtehen“, zu Hilfe rufen könne. Dies könne ſich natürlich auch auf belgiſche oder ſogar britiſchſe Truppen beziehen. Ihre Beteiligung würde allerdings infolge des Zeit— faktors nur geringfügig ſein können. Von franzöſiſcher Seite werde noch auf zwei Geſichtspunkte beſonders hingewieſen: Erſtens würde die Entſendung einer beſchränkten Truppenzahl nur auf Grund des Beſchluſſes des Völkerbundsrates von 1926 erfolgen; keineswegs würde ſie bezwecken, die Stimmabgabe zu beeinfluſſen. Zweitens würde eine etwaige Beſetzung nur vor⸗ übergehenden Charakter haben. Sobald die Ordnung wieder— hergeſtellt ſei, würden die Truppen wieder zurückgezogen werden. J* Dazu ſchreibt das DNB.: An dieſen franzöſiſchen Erklärungen iſt bemerkenswert, daß die zuſtändigen franzöſiſchen Stellen auch heute noch glauben, an der Berufung auf die Beſchlüſſe des Völkerbundsrats von 1925 bis 1926 feſthalten zu können. Demgegenüber ſei noch ein— mal die tatſächliche Lage feſtgeſtellt, wie ſie in der Deutſchen Diplomatiſch-Politiſchen Korreſpondenz vom 1. November d. J. erläutert worden war. Hier wurde ausdrück— lich auseinandergeſetzt: Die Ratsbeſchlüſſe von 1925 und 1926 gingen ihrerſeits von dem Grundgedanken aus, daß es völlig unerträglich ſei, ein Abſtimmungsgebiet längere Zeit hindurch von den Truppen einer am Ergebnis der Abſtimmung inter- eſſierten Macht beſetzen zu laſſen. Deshalb regelten ſie die Zurück⸗ ziehung der damals noch— vertragswidrig— im Saargebiet ſtehenden franzöſiſchen Truppen. Da das linke Rheinufer in jenem Jahr noch beſetzt war— es wurde bekanntlich erſt 1930 vollſtändig geräumt— handelte es ſich damals um die rein ſtrategiſche Frage der Sicherung der durch das Saargebiet führenden Etappenlinie der Beſatzungstruppen. Die Beſetzung hat aufgehört und auch der ſogenannte Bahn⸗ ſchutz im Saargebiet iſt dadurch hinfällig geworden und mit ihr verſchwunden. Damit iſt das Kapitel der Ratsbeſchlüſſe von 1925/26 endgültig abgeſchloſſen. Man hatte ſchon damals im Völkerbundsrat eingeſehen, daß eine weitere Aufrechterhaltung militäriſcher Maßnahmen mit der klaren Beſtimmung des Völker⸗ bundsvertrages nicht in Einklang zu bringen war. Mit der allgemeinen Frage der Sicherung der Ruhe im Saargebiet hat ſich der Völkerbundsrat erſt im Juli 1934 befaßt. Er hat beſchloſſen, daß in erſter Linie die Abſtimmungspolizei im Lande ſelbſt zu rekrutieren ſei. Wenn dies nicht befriedigend gelingen ſollte, konnten neutrale Polizeiorgane angeworben werden. Es be⸗ ſtand aber Einverſtändnis darüber, daß auch die Neutralen nur durch Einzelanwerbung, nicht durch Aeberführung geſchloſſener Abteilungen, herangezogen werden ſollten. Dementſprechend war man auch völlig einer Meinung darüber, daß niemals deutſche oder franzöſiſche Truppen für eine ſolche Aufgabe in Frage kommen dürften. Beunruhigung im Gaargebiet. DNB. Saarbrücken, 2. November. Zu der franzöſiſchen Saarbedrohung ſchreibt die„Saar— brücker Zeitung“: Frankreich legt anſcheinend Wert darauf, wieder einmal der Störenfried Europas zu werden. Es ſitzt neben dem Pulver- faß und hat die Lunte in der Hand. Wehe, wenn der Funke überſpringt. Dreimal wehe aber denen, die die Anſtifter einer derartigen Tat ſind, die den Frieden nicht achten, Verträge brechen und über eine ruhige Bevölkerung grundlos Verbitterung, Anruhe und Elend bringen. Die Nachrichten aus Paris ſind geeignet, größte Beunruhigung auszulöſen. Den franzöſiſchen Verlautbarungen iſt nur der Sinn einer unverhohlenen Forderung beizumeſſen, einer Forderung uns gegenüber, ein Anſporn für die Status⸗quo⸗Leute. Das iſt aber ein unzuverläſſiger Be⸗ einfluſſungsverſuch der bevorſtehenden Abſtimmung. In ähnlichem Sinne äußern ſich die anderen Blätter. Das„Saarbrücker Abendblatt“ weiſt darauf hin, daß die franzöſiſche Bedrohung nur eine Folge der von ſeparatiſtiſcher Seite gefliſſentlich verbreiteten Gerüchte über bevorſtehende An⸗ ruhen im Saargebiet iſt. In Wahrheit herrſchte 15 Jahre hin⸗ durch eine bewunderswerte Difziplin. 1 1* Scharfe ungariſche Kritik. DNB. Budapeſt, 2. November. Die Zuſammenziehung franzöſiſcher Truppen an der Saar⸗ grenze hat in hieſigen amtlichen Kreiſen große Beunruhigung ausgelöſt, die deutlich in der Preſſe zum Ausdruck kommt. Sämt⸗ liche Blätter, die nach den zwei Feiertagen erſt am Freitagabend wieder erſcheinen, bringen in großer Aufmachung ſpaltenlange Berichte über die bedrohliche Lage im Saargebiet und die Ge⸗ fahren eines franzöſiſchen Einmarſches. Hierbei kommt, wenn auch nur andeutungsweiſe, die Befürchtung zum Ausdruck, daß eine weitere Verſchärfung des Saarkonfliktes zu unüberſehbaren Folgen nicht nur in den Beziehungen zwiſchen Deutſchland und Frankreich, ſondern auch darüber hinaus für ganz Europa führen und leicht eine weitere Verſchärfung der ſchweren Spannung in Südoſteuropa hervorrufen könnte. Der„peſter Lloyd“ ſchreibt, die Saarfrage ſei zu einem neuen Herd internationaler Verwicklungen geworden. Die Mög⸗ lichkeit eines franzöſiſchen Einmarſches werde offenbar ſowohl von der Saarregierung als auch von der franzöſiſchen Regierung erwogen.— Die Abendblätter überſchreiben ihre Berichte mit den Worten:„Franzöſiſche Truppen an der Saargrenze zum Sprung bereit“,„Ein neuer europäiſcher Brandherd“. Der grundſätzliche deutſche Standpunkt wird von den meiſten Blättern hervorgehoben und hierbei darauf hingewieſen, daß allein die Drohung mit einem Einmarſch einen unrechtmäßigen Beeinfluſſungsverſuch der bevorſtehenden Abſtimmung darſtelle. Die außerordentliche Bedeutung der Saarfrage in ihrer ganzen europäiſchen Tragweite iſt jedenfalls durch das franzöſiſche Vor⸗ gehen ins allgemeine Bewußtſein gerückt. London: Wie Reuter erfährt, iſt im Gegenſatz zu den in Paris erſchienenen Meldungen keine Aufforderung von Seiten der franzöſiſchen Regierung an die engliſche ergangen, engliſche Truppen bereitzuſtellen für den Fall, daß Frankreich die Saar militäriſch beſetze. Beginn des großen DNB. Berlin, 2. November. Am Montag nächſter Woche beginnt in Berlin der große Rund⸗ funkprozeß, der unter dem Rubrum„Magnus und Genoſſen“ läuft. Es iſt unter dem 16. Juni 1934 Anklage erhoben worden gegen folgende Perſonen: 1. Den früheren Rechtsanwalt Dr. Kurt Magnus der ſich ſeit dem 17. September 1933 in Anterſuchungshaft befindet. 2. Den Staatsſekretär a. D. und früheren Reichsrundfunkkommiſſar Dr. Hans Bredow, der ſich gleichfalls in Anterſuchungshaft befindet. „Den früheren Rundfunkintendanten Dr. med. Hans Fleſch, der zunächſt in Frankfurt a. M. und dann in Berlin Rundfunkinten⸗ dant war. Fleſch war bis 23. Auguſt d. J. in Anterſuchungshaft und iſt gegen Sicherheitsleiſtung mit der weiteren Anterſuchungs— haft verſchont worden. „Den Rechtsanwalt und Notar Hans Otto, der zum Fal! Leipzig gehört. i Den Kaufmann Dr. Fritz Kohl, Mirag⸗-Leipzig. Dr. Erwin Jaeger Fall Leipzig). Den Schriftſteller Ernſt Hart(Fall Köln). Den Direktor Paul Korte(Fall Köln). 5 „Den Schriftſteller und Intendanten Fritz Biſchoff, der zum Fall Breslau gehört. Biſchoff iſt amneſtiert worden, weil eine höhere Strafe als ſechs Monate bei ihm nicht zu erwarten war. 10. Den Bankdirektor Zorek(Fall Breslau). ö 11. Den früheren Rechtsanwalt Dr. Erich Frey, der ſich zur Zeit im Ausland befindet und dem in dieſem Zuſammenhang Partei⸗ verrat an dem Schriftſteller Scharnke zur Laſt gelegt wird. Wegen der Abweſenheit dieſes Angeklagten iſt durch Beſchluß der Straf⸗ kammer das Verfahren gegen ihn vorläufig eingeſtellt worden. Bei dieſem ganzen Prozeß iſt weſentlich, daß die örtlichen Sende⸗ geſellſchaften ſeinerzeit als reine Privatgeſellſchaften ge⸗ gründet wurden. Die erſte deutſche Sendegeſellſchaft war die Funk⸗ ſtunde-AG., die am 29. Oktober 1923 ihren Betrieb aufnahm. Es folgten dann die anderen Geſellſchaften. Die Aeberwachung dieſer Anternehmungen erfolgte durch das Reichsminiſterium des Innern, und zwar durch die ſogenannten Kulturbeiräte und Aeberwachungs- ausſchüſſe. Lediglich die techniſche Einrichtung wurde damals dem Rundfunk vom Reich, d. h. von der Reichspoſt, zur Verfügung geſtellt. Am 15. Mai 1925 wurden dieſe örtlichen Sendegeſellſchaften in Deutſchland in einer einheitlichen Dachgeſellſchaft, nämlich der Reichsrundfunkgeſellſchaft, zuſammengefaßt, deren Ge⸗ ſchäftsführer Dr. Kurt Magnus und der frühere Mirniſterialrat 2 Mirag⸗ — S 9 i Die Pariſer Preſſe„legt aus“ DNB. Paris, 2. Nov. Ein großer Teil der franzöſiſchen Blätter befaßt ſich nach wie vor ausführlich mit der Stellungnahme der deutſchen Preſſe zu den Maßnahmen des franzöſiſchen Kriegsminiſteriums gegen- über dem Saargebiet und verſucht den franzöſiſchen Stand⸗ punkt zu rechtfertigen. Der„Intranſigeant“ erklärt daß es ſich um vorbeugende Maßnahmen handele; es werde von der Reichsregierung abhängen, daß ihre Durchführung unnötig ſei.()) Das Blatt erklärt ſodann in Lebereinſtimmung mit allen anderen franzöſiſchen Abendblättern, daß Frankreich das Recht zum Einmarſch franzöſiſcher Truppen ins Saargediet aus den Beſchlüſſen des Völkerbundes herleite. Frankreich habe den Wunſch, die Anabhängigkeit und Freiheit der Abſtimmung zu gewährleiſten. Wenn Deutſchland ein gleiches tue, ſo würde die Saarfrage im Sinne einer allgemeinen Befriedung geregelt werden können. 5 . Der„Temps“ legt den§ 33 des Saarſtatuts dahin aus, daß der Regierungsausſchuß des Saargebietes durch den Völ— kerbund das Recht erhalten habe, unter eigener Verantwortung und auf eigene Initiative die Hilfe außerhalb des Saargedietes ſtehender Truppen in Anſpruch zu nehmen. Der Völkerbund habe dieſe Auslegung am 18. März 1926 anerkannt und es ſei ſelbſtverſtändlich, daß es ſich bei den außerhalb des Saar— gebietes ſtehenden Truppen nur um die franzöſiſchen Truppen habe handeln können, denn ſie ſeien die einzigen, die wirklich eingreifen könnten, während die deutſchen Truppen durch die entmilitariſierte Rheinlandzone vom Saargebiet getrennt ſeien.() Das Blatt unterſchlägt, daߧ 33 des Saarſtatuts dieſe Auslegung ſinngemäß nicht zuläßt und daß die Aus- legung des Völkerbundes vom März 1926 nur unter dem Ge— ſichtspunkt der Verbindung mit den franzöſiſchen Truppen ge— geben war, die damals das Rheinland beſetzt hielten. Die Ausführungen der nationaliſtiſchen„Liberté“ der⸗ laufen etwa in der gleichen Richtung. Der Außenpolitiker des Blattes, Jacques Bainville erklärt an anderer Stelle, man dürfe ſich heute über den ſcharfen Ton der deutſchen Preſſe nicht mehr wundern. Deutſchland beginne jetzt wie ein Land zu ſprechen, das ſich ſeiner Macht bewußt ſei. Nedeverbot für Max Braun in der Schweiz DNB. Bern, 2. November. Der ſchweizeriſche Bundesrat iſt nicht nur öffentlich abgerückt von der Haltung des Genfer Staatspräſidenten Nicole bei den Vorträgen des Saarſeparatiſten Matz Braun, ſondern er iſt heute, wie wir erfahren, noch einen Schritt weiter gegangen und hat Matz Braun jegliches weitere Auftreten in der Schweiz unterſagt. Gtarker Fremdenverkehr im September und im Sommerhalbjahr 1934. DNB. Berlin, 2. Nov. Nach Mitteilung des Statiſtiſchen Reichsamts hat die günſtige Entwicklung des Fremdenverkehrs auch im September angehalten. In 247 wichtigeren Fremdenverkehrs⸗ orten des Deutſchen Reiches waren gegenüber dem September 1933 die Fremdenmeldungen um 26 Prozent auf 1,30 Millio⸗ nen und die Fremdenübernachtungen um 32 Prozent auf 4,33 Millionen geſtiegen, darunter für Auslandsfremde um 63 und 60 Prozent. Im ganzen Sommerhalbjahr 1934(April bis September“ haben die Fremdenmeldungen in 227 Berichtsorten, von denen vergleichbare Angaben für beide Sommerhalbjahre vorliegen. um über ein Fünftel(20 Prozent) auf 7,35 Millionen und die Fremdenübernachtungen in 207 Berichtsorten, die ſchon im Sommerhalbjahr 1933 die Aufenthaltsdauer der Fremden feſt— ſtellten, um rund ein Viertel(25,2 Prozent) auf 26,75 Millio⸗ nen zugenommen. Der in dieſen Zahlen mit enthaltene Frem⸗ denverkehr aus dem Ausland weiſt gegenüber dem Sommer- halbjahr 1933 ſogar eine Steigerung um mehr als die Hälfte (plus 55,5 Prozent der Meldungen und plus 53,2 Prozent der Aebernachtungen) auf. In den Bädern und Kurorten hat der Fremdenverkehr auch infolge des außerordentlich günſtigen Wetters gegenüber dem Sommerhalbjahr 1933 um rund ein Drittel(plus 38 Prozent der Meldungen und plus 27 Pro⸗ zent der Aebernachtungen) zugenommen, darunter für Auslands- fremde um 138 Prozent(Meldungen) und um 82 Prozent (Uebernachtungen). Rund funkprozeſſes Gieſecke waren. Die Reichsrundfunkgeſellſchaft hatte die Aktien⸗ majorität und die Stimmenmehrheit bei allen deutſchen Rundfunk- geſellſchaften. Dadurch ergab ſich auch ihr maßgeblicher Einfluß auf die Sender außerhalb Berlins. Die Einflußnahme des Reichs auf die deutſchen Sender ging im Jahre 1926 dadurch einen Schritt weiter, daß im Juni d. J. der Rundfunkkommiſſar des Reichspoſtminiſters, Dr. Bredow, in ſein Amt eingeführt wurde. Dieſer Rundfunkprozeß iſt durch den Selbſtmord des Geſchäfts⸗ führers der Funkdienſt G. m. b. H.(ſo hieß der Verlag der Zeitſchrift für die„Funkſtunde“), Knöpfke, im September 1933 ins Rollen gekommen. Bei einer Hausſuchung bei der Reichsrundfunkgeſellſchaft wurden Quittungen von Knöpfke vorgefunden, aus denen hervorging, daß er in ſeiner Eigenſchaft als Geſchäftsführer der Funkdienſt G. m b. H. laufend Zahlungen von insgeſamt 200 000%% als Be- ſtechungsgelder der Firma Preuß(die die„Funkſtunde“ druckte) er⸗ halten hat. Im Verlauf der Anterſuchung fiel auf, daß ſich der an⸗ geklagte Staatsſekretär a. D. Bredow ſehr für ſeinen Freund Knöpfke eingeſetzt hatte. Die Staatsanwaltſchaft kommt bei der Anklageerhebung zu dem Schluß, daß in der Hauptſache für die Verfehlungen bei den Sende⸗ geſellſchaften außerhalb Berlins Magnus und Bredow ſtraf⸗ rechtlich verantwortlich ſind. Bei dem Prozeß hatte man urſprünglich mit einer Dauer von ſechs Monaten gerechnet. Am dieſe phantaſtiſche Zeit abzukürzen, iſt ein Teilkomplex, und zwar der ſogenannte Fall Knöpfke mit dem Hauptangeklagten Radzijewſki, dem Geſchäftsführer der Firma Preuß, abgetrennt worden, der vor einer für dieſen Zweck zu bilden⸗ den beſonderen Hilfsſtrafkammer abgeurteilt wird. Mit dem Beginn dieſes Prozeſſes iſt in etwa drei Wochen zu rechnen.. Da es der Staatsſekretär a. D. Bredow verſtanden hat, ſich für ſeine Tätigkeit im Rundfunk einen Privatdienſtvertrag zu verſchaffen, offenbar in der Abſicht, möglichſt viel und unkontrolliert nebenbei verdienen zu können, ſo iſt in der Anklageerhebung die Beamten⸗ qualität für Bredow verneint worden. Dadurch fallen einige ihm zur Laſt gelegten Delikte(dor allem der Fall Beamtenbeſtechung) für die Hauptverhandlung fort. 5. Auch für den Intendanten Fleſch iſt die Beamteneigenſchaft verneint worden. In ihm dürfte man eine der intereſſanteſten Perſön⸗ lichkeiten dieſes Prozeſſes zu erblicken haben. Fleſch war zuerſt Inten⸗ dant in Frankfurt a. M. und iſt auf Vorſchlag Bredows nach Berlin gekommen. Die Strafkammer hat einen Fortſetzungszuſammenhang zwiſchen den von Fleſch in Frankfurt a. M. und in Berlin begangenen Straftaten verneint. Die Mitwiſſerſchaft im Frankfurter Sender wird alſo nur inſoweit aufgerollt, als Magnus und Bredop beteiligt ge⸗ weſen ſind. — e 2 2 1 5 — — — 1 „ * R den 3. November 1934 9 Samstag, Bier nheimer Volkszeitung 10. Jahrgang Aufruf zur „Woche bes Deutjchen Buches“ 4. bis 11. November 1934 Deutſche Volksgenoſſen! b Der Nationalſozialismus hat uns zu einer Volksge⸗ meinſchaft feſt zuſammengefügt. Volksgemeinſchaft iſt Ge⸗ meinſchaft des Blutes, der Geſchichte und des Geiſtes. Täglich erleben wir dieſe Zuſammengehörigkeit aufs neue. 5 15„Kameraden! Arbeiter der Stirn und der Fauſt! Wir haben die Schranken niedergeriſſen, die Euch den Anteil am Geiſtes⸗ gut der Nation verwehren ſollten. Das Kulturgut im Buch iſt nicht eine Angelegenheit des Einzelnen, nicht nur für eine Schicht der„Gebildeten“ beſtimmt, ſondern das Deutſche Buch iſt für jeden geſchrieben, der den Weg zum Geiſtesgut N„—* ä 5 der Nation ſucht. Das politiſche Buch läßt Euch die Größe deut⸗ ſcher Geſchichte und die Bedeutung der nationalſozialiſtiſchen Revolution erkennen. Das Fachbuch bringt Euch Wiſſen und Können. Die Dichter aber ſprechen zu Euch von Weſen und deutſcher Seele und deutſchen Geiſtes. Deshalb: Haltet zum Deutjchen Buch! (gez.) Dr. Ley. Berlin, 27. Oktober 1934. CCC Lokale Nachrichten Viernheim, den 3. November 1934. Herbſtmorgen Herbſtmorgen hat die Flur geweckt; Sie regt ſich nicht, die Nacht war hart. Purpurne Blättchen, überdeckt Mit Perlen, ſind noch ganz erſtarrt. Ein blauer Duft Hüllt alles ein; ſtill iſt die Luft. Brombeer greift rankend über's Feld, Des Wand'rers Fuß erſchrickt vor ihr. Raubvogelſchrei mitunter gellt Von fernher aus dem Waldrevier. Und wieder bald Wird alles ſtill, kein Laut erſchallt. Alternblumen lindern Not! Jeder trägt die Aſtern des Winterhilfswerkes! Am 3. und 4. November wird durch die ehrenamtlichen Sammler die Aſterblume auf den Straßen und Plätzen verkauft. Die Blume birgt drei wertvolle Eigenſchaften in lich. Einmal können von dem Erlös dieſes hübſchen Zeichens für viele Hunderttauſende von bedrängten Volksgenoſſen im deutſchen Vaterland warme Kleider, Schuhe, Lebens⸗ mittel, Kohlen, Holz uſw. gekauft werden. Zum anderen haben an ber Herſtellung dieſer Seidenblume viele Tauſende fleißige Hände gearbeitet und fanden auf Wochen hinaus für dieſe großzügige Arbeitsbeſchaffung Arbeit und Brot. Zum Schluß nicht zu vergeſſen, können von dieſen ſeidenen Aſterblumen, die in den verſchiedenſten Farben verkauft wer⸗ den, wunderhübſche Handarbeiten, wie Kiſſen, Kaffeemützen und vieles andere mehr angefertigt werden, die als praktiſche Weihnachtsgeſchenke ſicherlich viel Freude machen können. So bringt dieſes hübſche ſeidene Abzeichen dreifachen Segen. Notleidende deutſche Volksgenoſſen können unter⸗ ſtützt werden, Heimarbeiter finden Arbeit und Brot und glückliche Menſchen freuen ſich über eine hübſche Handarbeit mit Aſterblumen beſtickt. Wenn daher am 3. und 4. November die Sammler Dich, lieber Volksgenoſſe, um ein kleines Opfer bitten, dann denke daran, daß dieſe Aſterblume dreifachen Segen bringt! Jeder trägt am 3. und 4. November die ſeidene Aſter⸗ blume bes Winterhilfswerkes! *. Ehrentafel des Alters. Unſer achtbarer Mitbürger, Altmaurermeiſter Michael Pfenning 3., Kirſchenſtraße 14, feiert heute Samstag, den 3. November, ſeinen 80. Geburtstag. Dem greiſen Geburtstagskind, das noch körperlich und geiſtig wohlauf iſt, unſerem herzlichſten Glückwunſch mit dem beſonderen Wunſche, daß ihm noch ein weiteres Dezenium in immer gleichbleibender Rüſtigkeit beſchieden ſein möge. * Ehrentag der deutſchen Arbeitsopfer. Im No⸗ vember werden im ganzen Reich gewaltige Maſſenkundge⸗ bungen der Arbeitsopfer ſtattfinden, um das ganze Volk aufzurufen zum Ehrentag der deutſchen Arbeitsopfer. In 27 großen Kundgebungen werden vom 10. November an täglich die Arbeitsopfer in den größten Städten des Reichen aufmarſchieren. In allen Gauen wird ein Tag nur den Ar⸗ beitsopfern gehören und werden alle deutſchen Volksgenoſſen den Arbeitsopfern eine einmütige Ehrenbezeugung abgeben. Die Arbeitsopfer werden an dieſem Tage ihrem Führer Adolf Hitler erneut die Treue geloben und ihm danken, daß er ihnen den Platz wiedergegeben hat, der ihnen zuſteht. Beſondere Beſtimmungen für die Bürgerſteuer 1935. Der Heſſiſche Staatsminiſter gibt bekannt: Als 1 ſchnitt der Gemeindegrundſteuern im Sinne des 23 BS 5 werden für die Bürgerſteuer 1935 die folgenden Steuerſätze feſtgeſetzt: 34 Rpf. je 100 RM. Steuerwert der Gebäude und Bauplätze; 47 Rpf. je 100 RM. Steuerwert des land⸗ und forſtwirtſchaftlich genutzten Grundbeſitzes; 63 Rpf. je 100 RM. Steuerwert Gewerbekapital; 286 Rpf. je 100 RM. Gewerbeertrag. Für die Bemeſſung der Höhe der Bürgerſteuer 1935 iſt derjenige Steuerſatz ebene 7 5 prozentual am höchſten den entſprechenden Landesdurch⸗ ſchnittsſatz überſteigt. —— 1 + Der Schreibunterricht in den Schulen 3. Der Leiter des heſſiſchen Bildungsweſens gibt den Schul- leitern Kenntnis von einer Verfügung des Reichsminiſters für Erziehung und Volksbildung über den Schreibunterricht, der nun für das geſamte Reichsgebiet einheitlich geregelt wird. Es heißt darin: Das Ziel des Schreibunterrichts aller Schulen muß die Erreichung einer natürlichen, deutlichen, gut lesbaren, geläufigen und gefälligen deutſchen Verkehrsſchrift ſein. Nach mehr als zwei Verſuchsjahrzehnten hat die Mehr- zahl deutſcher Länder in Anlehnung an Sütterlin Schrift- formen und Schreibweiſen gefunden, die dieſem Ziele dienen können. Iu allen deutſchen Schulen hat ſich daher die Schrift an dieſe Schriftformen und Schreibweiſe eng anzulehnen. 2 855 Nach einführenden Vorübungen hat die Grundſchule im erſten und zweiten Schuljahr die Richtformen der Ausgangs— ſchrift zu üben. Im dritten Schuljahr wird allmählich die Verkehrsſchrift entwickelt. Wegen weitergehender Anforde— zungen des Lebens an die Schule, insbeſondere wegen der Vorbereitung ihrer Schüler auf den fremdſprachlichen Unter richt der weiterführenden Schulen wird vom 4. Schuljahre ab außer deutſch auch lateiniſch an Sütterlin angelehnt, ge⸗ ſchrieben. e In weiteren Beſtimmungen wird die Beſchaffenheit des Schreibpapiers, der Hefte und Linienziehung ſowie der Federn ſeſtgelegt. Auch die Schiefertafel iſt bis zum vierten Schul⸗ jahr zugelaſſen. 25 Zum Steuerterminkalender. In die erſte Liſte der ſäumigen Steuerzahler wird aufgenommen werden, wer am 1. Januar 1935 mit Steuerzahlungen aus der Zeit vor dem 1. Januar 1935 rückſtändig iſt oder es im Jahre 1935 hinſichtlich einer Zahlung oder Vorauszahlung zu einer zweitmaligen Mahnung kommen läßt. Es! liegt deshalb im Intereſſe eines jeden Steuerpflichtigen, die vorhandenen Steuerrückſtände ſobald wie möglich, ſpäteſtens bis Ende Dezember 1934, reſtlos zu beſeitigen und ab Januar 1935 die einzelnen Steuerzahlungen ſtets pünktlich zu entrichten. Die Steuerzahlungen ſind möglichſt nicht durch Bargeld, ſondern durch Poſtſcheck, Ueberweiſung, Zahlkarte oder dgl. zu entrichten. Auf der Rückſeite des Ueberweiſungsabſchnit⸗ tes oder dgl. muß ſtets vollſtändig genau angegeben werden, wofür die Zahlung dient. Hausſchlachtung durch gelernte Metzger. Vom Reichsnährſtand, Landesbauernſchaft Heſſen und Naſſau wird bekannt gegeben: Die Hausſchlachtungen der Erzeuger dür⸗ fen in Zukunft nur noch von gelernten Metzgern ausgeübt werden. Für Schlachten und Verarbeiten des Tieres wird ein Schlachtlohn von 2.— RM. pro Zentner Schlachtgewicht feſtgeſetzt. Verarbeitung von zuſätzlichem Fleiſch zu Wurſt⸗ waren und dergleichen muß ſeparat berechnet und vergütet werden. Zuwiderhandlungen werden ſtreng beſtraft. Der Obermeiſter der Fleiſcher-Innung für den Kreis Hep⸗ penheim fügt dem noch hinzu: Alle hierfür in Frage kom⸗ menden Perſonen werden ausdrücklichſt auf obige Anord⸗ nung aufmerkſam gemacht. Unwiſſenheit ſchützt vor Strafe nicht. Unter dem Begriff„gelernte Metzger“ ſind diejenigen Perſonen zu verſtehen, die den Metzgerberuf gelernt haben, eine dreijährige Lehrzeit nachweiſen können(Lehrvertrag) ſowie eine ordnungsgemäße Geſellenprüfung mit Erfolg ab⸗ gelegt haben. Dieſe Vorausſetzungen ſind maßgebend für die Ausübung betr. Hausſchlachtung. Ich erſuche die ört⸗ lichen Obleute um ſchärfſte Kontrolle. Zuwiderhandlungen ſind ſofort zu melden. K. Vettel, Innungsobermeiſter. Kundgebung des Viernheimer Handwerks im Gajihaus zum Engel am letzten Sonntag Im feſtlich geſchmückten Saale eröffnete um 11 Uhr der Leiter der Verſammlung, Herr Jean Wunderle, die Kundgebung zum Reichshandwerkertag und gab ſeiner Freude darüber Ausdruck, daß das Viernheimer Handwerk mit min⸗ deſtens 90 Prozent im Saale anweſend ſei. Er führte unter anderem aus: Wenn das deutſche Handwerk heute am 28. Oktober zum zweitenmale ſeit der nationalen Erhebung zu⸗ ſammentritt, um die Gemeinſchaft mit dem geſamten deutſchen Volke den deutſchen Handwerkstag zu begehen, ſo wiſſen wir, daß damit nicht nur der Exiſtenznachweis für eine einzelne Gruppe des deutſchen Wirtſchaftslebens geliefert werden ſoll, ſondern die geſamte Bevölkerung ſich an dieſem Tage vor Augen halten muß, welche große wirtſchaftliche und kulturelle Bedeutung das Handwerk für unſer ganzes Volksleben hat. Ein weit größerer Teil der arbeitsfähigen deutſchen Menſchen als man gewöhnlich annimmt, iſt innerhalb des deutſchen Handwerks und wiederum durch das deutſche Handwerk be⸗ ſchäftigt. Durch ſeine Seßhaftigkeit und durch ſeine Orts⸗ verbundenheit gehört das Handwerk zu den beſten Beſtand⸗ teilen unſeres Volkes. Daraufhin verlieſt Herr Obermeiſter Brügel den Auf⸗ ruf des Reichshandwerksmeiſters zum Tage des Deutſchen Handwerks, dem die Verſammelten mit großer Spannung lauſchten. Hierauf ſprach der Ortsgruppenleiter, Pg. Franzke zu den Handwerkern und ermahnte ſie, im echt nationalſozialiſtiſchen Geiſte Adolf Hitlers zu ſtehen. Er fordert die Handwerker auf, in all ihrem Tun ſich den Führer als Vorbild zu nehmen und danach zu handeln. Vor allen Dingen verlangte er ſtrengſte Disziplin und Wahrung der Volksgemeinſchaft. Um 11.30 Uhr begann die Uebertragung aus Braunſchweig, die bedauerlicher Weiſe nicht gut ver⸗ ſtändlich war. Jedoch hörten die Verſammelten mit größtem Intereſſe zu. Ein beſonders feierlicher Akt war die Ver⸗ eidigung der Kreishandwerksmeiſter, Obermeiſter, Innungs⸗ warte und Geſellenwarte durch den Reichshandwerksmeiſter. Von dem Viernheimer Handwerk wurden 6 Obermeiſter, 15 Innungs⸗ und Geſellenwarte vereidigt und in die Stille, die im Saale herrſchte, klang feierlich ihr Schwur:„Ja, wir geloben es!“ l a. SE.s ſprach alsdann im Rundfunk der Reichsarbeitsmini⸗ ſter über die Bedeutung des Handwerks und der deutſchen Wirtſchaft. Der Stabsleiter der PO., Dr. Robert Ley, wandte ſich dann mit kernigen Worten an die Handwerker als die Träger der Kultur und würdigte das Handwerk als Urſprung des Arbeitertums. Mit dem Abſingen des Deutſch⸗ land⸗ und des Horſt Weſſelliedes war die Uebertragung be⸗ endet. Der Leiter der Verſammlung, Herr Jean Wunderle, überreichte nunmehr den vereidigten Obermeiſtern der In— nungen im Auftrage des Reichshandwerksmeiſters das Hand— werkerabzeichen. Er ermahnte dieſelben, ſowie alle Anwe— ſenden, immer treu ihre Pflicht zu erfüllen in wahrer Volks— gemeinſchaft und im Geiſte unſeres Führers. Nochmals dankte er den Anweſenden für ihr Erſcheinen, beſonders gab er ſeiner Freude darüber Ausdruck, feſtſtellen zu können, daß ein alter Veteran des Handwerks von der alten Tradition in der Verſammlung anweſend ſei, Herr Spenglermeiſter Ad. Rhein. Wunderle ſtellte dieſen Handwerksmeiſter als Vor— bild für die jüngere Generation dar. Nach einem beſonderen Hinweis auf die Veranſtaltung der NS.⸗Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ am Abend im Freiſchütz wurde der Beſuch desſelben als würdiger Abſchluß des Handwerkertages allen Handwerkern mit Familienan⸗ gehörigen empfohlen. Daraufhin war die Verſammlung geſchloſſen mit dem Spruch:„Gott ſegne das ehrbare Handwerk!“ * Buß⸗ und Bettag am 21. November 1934. Zum erſtenmale begeht in dieſem Jahre die geſamte Deutſche Evangeliſche Kirche den Buß- und Bettag einheitlich am Mittwoch vor dem letzten Trinitatisſonntag, alſo am 21. November. Der Landesbiſchof hat als Text für die Predigt am Buß⸗ und Bettag Pſalm 130, Vers 3 und 4, beſtimmt. Neupflanzung von Obſtbäumen. Die Landes⸗ bauernſchaft Heſſen-Naſſau gibt hiermit bekannt, daß An⸗ träge auf Gewährung einer Beihilfe für Neupflanzung von Obſtbäumen im Herbſt 1934 für das Gebiet Heſſen bis ſpäteſtens 15. 11. 1934 bei der zuſtändigen Obſtbauinſpek⸗ tion zu ſtellen ſind. Nähere Auskunft erteilt dieſe. Es wird ſchon jetzt darauf aufmerkſam gemacht, daß alle Antrag⸗ ſteller genaueſtens die vorgeſchriebenen Termine einzuhalten haben, andernfalls die Gewährung einer Beihilfe in Frage geſtellt iſt. Hand- und Fußball auf dem Waldſportplatz. Morgen Sonntag vormittag 10 Uhr tragen die Handballer ein Verbandsſpiel gegen T.V. Feudenheim aus. Nachmittags ſpielen die Fußballer gegen Altrip. Jeder Sportfreund wird deshalb morgen Sonntag auf dem Waldſportplatz der Sport⸗ vereinigung zu finden ſein bei den hochintereſſanten Punkte⸗ ſpielen. Den ärztlichen Sonntagsdienſt verſieht morgen Sonntag in Verhinderung des Hausarztes Herr Dr. Günther, Bürſtädterſtraße. P Gottesbienſtorönung zer katholüchen Gemeinde Viernheim 24. Sonntag nach Pfingſten Apoſtel⸗Kirche: ½ 7 Uhr: hl. Meſſe 8 Uhr: 2. hl. Meſſe 10 Uhr: Hochamt 2 Uhr: Chriſtenlehre für die Jungfrauen 2 Uhr: Armen⸗Seelen⸗Andacht. 4 Uhr: Verſammlung der 1. Abteilung der Jung⸗ frauen⸗Congregation bei den Engl. Fräulein. Marien⸗Kirche: ½9 Uhr: hl. Meſſe ½11 Uhr: Kindermeſſe 1 Uhr: Kindergottesdienſt. Montag: 7 Uhr 1., ½¼8 Uhr 2. S.⸗A. für Adam De⸗ wald 2. Dienstag: 7 Uhr 1., ½¼8 Uhr 2. S.⸗A. für Katharina Faltermann geb. Sax. Mittwoch: ¼7 Uhr 3. S.⸗A. für Phil. Hofmann 2. 8 Uhr 3. S.⸗A. für Adam Dewald 2. Donnerstag: ¼7 Uhr beſt. E.⸗A. für Hans Alfons Hanf, beiderſeitige Großeltern und Angehörige. Js Uhr beſt. EA. für Joh. Jakob Helbig, Ehefrau Anna Maria geb. Binninger und Georg Kirchner, Ehefrau Cäcilia geb. Kempf und Angehörige. Freitag: ½/7 Uhr E.⸗A. für Joh. Franz Mandel, Vater, Schwiegereltern Lorenz Adler und Ehefrau Cäcilie geb. Gutperle. % Uhr geſt. hl. Meſſe für Jakob Brechtel 3., Ehefrau Kath. geb. Mandel, Kinder und Sebaſtian Mandel und Ehefrau. 48 Uhr beſt. Amt für Heinrich Wohlfahrt, deſſen Schweſter Eva und Großeltern. Samstag: ½87 Uhr 3. S.⸗A. für Kath. Faltermann geb. Sax. / Uhr geſt. hl. Meſſe für Valentin Haas, Ehefrau Marg. geb. Martin, Kinder Marg. und ledig f Eliſabeth. 8 Uhr beſt. Amt für Joh. Haas 11., beide Ehefrauen Maria Magd. geb. Hanf und Kath. geb. Weidner. Am Montag und Mittwoch iſt bei den Engl. Frl., am Dienstag und Donnerstag bei den Barmh. Schweſtern um 7 Uhr eine hl. Meſſe. Nächſten Sonntag wird das Martinus⸗(Diözeſanpatron) und Kirchweihfeſt gefeiert. Gemeinſchaftskommunion des 5. Schuljahres. Beicht: Mädchen Freitag 5 Uhr, Knaben Freitag 6 Uhr. Kirchliche Anzeigen der evangel. Gemeinde Viernheim. Sonntag, den 4. November Reformationsfeſt Vorm. 10 Uhr: Feſtgottesdienſt(Text: Pfalm 119, Vers 105 Lieder: 4, 148, 149) Vorm. 11 Uhr: Feier des hl. Abendmahls(204, 195, 205 210) Dienstag, den 6. November Abends 8 Uhr: Frauenabend. Donnerstag, den 8. November Abends 8 Uhr: Uebungsſtunde des Kirchenchors. D „ 9 Dollarnoten im Brief Darf man alte Goldſtücke beſitzen? In den Kreiſen derjenigen Volksgenoſſen, die nicht täg⸗ lich als Geſchäftsleute mit Deviſenfragen zu tun haben, be⸗ ſtehen noch vielfach Zweifel darüber, wie ſie ſich zu ver⸗ halten haben, wenn ſie doch einmal ausländiſche Münzen oder Banknoten in die Hand bekommen. Dieſe Kenntnis iſt umſo wichtiger, als die Zuwiderhandlungen gegen die Deviſenvorſchriften, auch wenn ſie fahrläſſig und in Un⸗ kenntnis der Geſetzesbeſtimmungen erfolgen, mit ſchweren Strafen bedroht ſind. Das ND. hat ſich deshalb wegen der Beantwortung einiger Fragen, die alle Volksgenoſſen beſonders intereſſieren, an die zuſtändigen Regierungsſtel⸗ len gewandt. Es handelt ſich hierbei zunächſt um die Frage ob ein Deutſcher, der bei der Rückkehr von einer Aus⸗ landsreiſe noch im Beſitz von ausländiſchen Banknoten oder Scheidemünzen iſt, dieſe mit über die Grenze bringen darf und wie er ſich weiter zu verhalten hat. Hierzu wird erklärt, daß ausländiſche Banknoten oder Scheidemünzen in dieſem Falle ohne weiteres mit über die Grenze ge⸗ bracht werden dürfen. Es beſteht aber die Verpflichtung, die ausländiſchen Zahlungsmittel unverzüglich inner⸗ halb von drei Tagen der Reichsbank unmittelbar oder durch Vermittlung einer Deviſenbank anzubieten. Das Gleiche gilt für ausländiſche Zahlungsmittel, die einem Inländer vom Ausland zugeſandt wor⸗ den ſind, wenn man alſo beiſpielsweiſe von Verwandten aus dem Ausland in einem Brief Dollarnoten als Ge⸗ ſchenk erhält. Auch dieſe ausländiſchen Zahlungsmittel ſind innerhalb von drei Tagen ohne Rückſicht auf die Höhe der angefallenen Beträge der Reichsbank anzubieten. Eine weitere Frage betrifft die Goldmünzen. Aus⸗ ländiſche Goldmünzen und außer Kurs geſetzte Goldmünzen ſind der Reichsbank abzuliefern. Ein Ablieferungszwang beſteht dagegen nicht für die alten deutſchen Zehn⸗ und Zwanzigmarkſtücke, die bisher noch nicht außer Kurs geſetzt ſind. Immerhin iſt auch die Ablieferung dieſer deutſchen Goldmünzen erwünſcht. Neue Aufgaben des Kochkunſtmuſeums ** Frankfurt a. M., 2. Nov. Das Kochkunſtmuſeum, das in der ganzen Welt einzig daſteht und im Inland und Ausland viel von ſich reden macht, rüſtet ſich zu neuen Aufgaben. Leider wird der Gründer und Kurator des Inſtituts, Direktor M. C. Banzer, in deſſen Händen auch wieder die Leitung der 6. IKA lag, infolge vorgerückten Alters nach 35 jähriger Tätigkeit im Dienſte der Kochkunſt und ihrer Organiſation in den wohlverdienten Ruheſtand treten. Sein Amt wird Jean Hardt übernehmen, der die „Geſellſchaft zur Förderung der Kochkunſt“, die zur Wei⸗ terführung des Kochkunſtmuſeums gegründet wurde, ſchon ſeit Mai dieſes Jahres im Auftrag der Arbeitsfront leitet und bereits früher mehrere Jahre als Meiſter der Lehr- und Experimentierküche des Inſtituts mit anerkann⸗ tem Geſchick tätig war. Hören wir, was der künftige Lei⸗ ter des Kochkunſtmuſeums über die neuzeitlichen Beſtre⸗ bungen der„Geſellſchaft zur Förderung der Kochkunſt“ ſagt: Mit der Zeit haben ſich auch für die Kochkunſt neue Aufgaben ergeben So komme heute der Diätküche eine größere Bedeutung zu als früher, und ſowohl die Aerzte⸗ ſchaft als auch die Arbeitsfront und das Berufsbildungs⸗ amt ſehen darauf, daß in allen größeren Betrieben, na⸗ mentlich in den Kurorten, mindeſtens ein ſpeziell für die Diätküche ausgebildeter Koch beſchäftigt iſt. Es werden deshalb am 5. November d. J. und am 7. Januar 1930 Diätkurſe für Berufsköche und ⸗köchinnen beginnen, die unter der ärztlichen Leitung von Dr. Häupke ſtehen, um ſo Hotels und Reſtaurants in den Stand zu ſetzen, ihren Gäſten auf Wunſch auch ärztlich verordnete Diätkoſt zu werabreichen. Die kommende Generation wird natürlich nicht aus dem Auge verloren. So finden zum erſten Mal zuſätzliche Berufsſchulungskurſe für Kochlehrlinge ſtatt, ferner wie bisher Vervollkommnungskurſe für die Meiſter⸗ prüfung. Ein beſonderer Ausbildungskurſus— deſſen Beginn auf den 10. Dezember feſtgeſetzt iſt— wird für die Frauen des Gaſtwirtsgewerbes eingerichtet, der bereits jetzt dem größten Intereſſe begegnet. Schließlich werden. am 25. November allgemeine Kochkurſe für Hausfrauen und Haus⸗ töchter, verbunden mit Backen und Einmachen, eröffnet, und zwar ſowohl für feinere wie auch für einfache Küche. Dadurch ſoll vielfach nach Schluß der IKA laut geworde— nen Wünſchen nachgekommen und allen Schichten der Be⸗ völkerung gezeigt werden, wie man auf billige Art für einen nahrhaften, abwechſlungsreichen Mittags⸗ und Abendtiſch ſorgen kann. Eine weitere neue Aufgabe wird darin erblickt, auch das Land mit der praktiſchen Kochweiſe des Küchenfach⸗ mannes und ſeinen neuzeitlichen Erfahrungen vertraut zu machen. Mit einer fahrbaren elektriſchen Küche will mon ſich hinausbegeben, und in den Kleinſtädten und Landge⸗ meinden gemeinverſtändliche Vorträge mit praktiſchen Vor⸗ führungen halten. Und wenn auch die Hausmannskoſt des Landes mit Recht viel geſchätzt und beliebt iſt, ſo wird man dort doch auch gern erfahren, wie man zur Ab⸗ wechſlung des Mittagstiſches noch mannigfaltige andere, ebenſo wirklich ſchmackhafte und bekömmliche Gerichte im einfachen Haushalt herſtellen kann. Alles das ſind neue Aufgaben, zu denen man dem Kochkunſtmuſeum und ſei⸗ nem neuen Leiter nur beſten Erſolg wünſchen kann. Auto gegen Straßenbahn Drei Schwerverletzte. Frankfurt a. M., 2. Nov. In der Seckbacher Land⸗ ſtraße in der Nähe des alten Sportplatzes kam nachts einem Straßenbahnwagen in ſehr ſchneller Fahrt ein Perſonenauto entgegen, das infolge zu ſchneller Fahrt zu weit aus der Kurve hinausgetragen wurde. Es fuhr mit einer derartigen Wucht gegen den Straßenbahnwagen, daß es vollſtändig zertrümmert wurde. Von den Inſaſſen des Wagens trug ein älterer Mann erhebliche Rückenverletzungen, ein junges Mäd⸗ chen einen Schädel⸗ und einen Anterſchenkelbruch, ein anderes ſchwere Schnittwunden an Kopf und Händen davon. Ein wei⸗ terer Inſaſſe blieb wie durch ein Wunder unverletzt. Darmſtadt.(Schillers Geburtstag in den Schulen.) Da der 10. November in dieſem Jahre auf einen Samstag(Staatsjugendtag) fällt, ſind nach einer Verfügung des Leiters des heſſiſchen Bildungsweſens die Feiern zum Andenken an den 175. Geburtstag Friedrich von Schillers bereits am 9. November zu veranſtalten. Reichsbauernlag in Goslar. In den Tagen vom 11. bis 18. November findet in Goslar der zweite Reichsbauerntag ſtatt. Unſer Bild zeigt das offizielle Plakat. Die Propaganda für die Olympiade Eine Winkerſportwerbewoche vom 11. bis 18. November. Der vom Reichsſportführer und dem Reichsminiſterium für Volksaufklärung und Propaganda gebildete Propaganda⸗ Ausſchuß für die Olympiſchen Spiele Berlin 1936 haben es ſich zur Aufgabe geſtellt, den olympiſchen Sportgedanken im deutſchen Volk zu vertiefen. Die Durchführung liegt in Händen des beim Propaganda-Ausſchuß gebildeten Amtes für Sportwerbung. In der Erkenntnis, daß olympiſche Siege und über⸗ haupt Spitzenleiſtungen nur aus einer körperlich und geiſtig gleichwertig durchgebildeten ſport- und kampffreudigen brei⸗ ten Maſſe des Volkes herauswachſen, wird die olympiſche Zielſetzung mit der Werbung für ſportliche Betätigung und Erziehungsarbeit verbunden. Jeder Volksgenoſſe ſoll ſich ein klares Bild darüber machen können, welche Bedeutung die Olympiſchen Spiele 1936 in ſportlicher, zugleich aber auch in politiſcher und volkswirtſchaftlicher Beziehung für das ganze deutſche Volk haben. Oeffentliche Kundgebungen, ſportliche Werbeveranſtaltungen, Film- und Lichtbildvor⸗ führungen, Preſſe und Funk werden die olympiſche Werbe⸗ arbeit unterſtützen. In einer bebilderten Olympia-Heftreihe werden erſte Fachleute die Kameraden aus anderen Sport- zweigen und Laien über ihr Sportgebiet zuſammenfaſſend unterrichten. Sämtliche Parteigliederungen, ſowie vor allem die Vereine des Deutſchen Reichsbundes für Leibes⸗ übungen, werden ſich an dieſer Werbung beteiligen. Auf⸗ grund eines Erlaſſes des Reichsminiſteriums des Innern werden auch die Behörden der Länder und der Gemeinden durch polizeiliche Erleichterungen und verwaltungsmäßige Förderung die Werbearbeit unterſtützen. Die Gemeindeauf⸗ ſichtsbehörden ſind angewieſen, in allen Gemeinden über 500 Einwohner Vertrauensleute zu beſtellen, die dem Amt für Sportwerbung als Sachbearbeiter zur Verfügung ſte⸗ hen. Im Rahmen der allgemeinen Olympiawerbung wird in der Zeit vom 11. bis 18. November 1934 eine Winterſport⸗ Werbewoche durchgeführt, die eine im Lauf des Winters durchzuführende winterſportliche Maſſenwerbung einleiten ſoll. Ueber Einzelheiten wird in nächſter Zeit berichtet wer— den. Nundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programm-Nummern: 6 Bauernfunk; 6.10 Choral, Morgenſpruch; 6.15 Gymnaſtik!; 6.45 Zeit, Wetter, Frühmeldungen; 7 Frühkonzert; 8.30 Gym⸗ naſtik II; 8.40 Wetter, Waſſerſtandsmeldungen; 9 Funkſtille; 10 Nachrichten; 10.15 Schulfunk; 11.15 Funkwerbungskonzert; 11.45 Wetter, Bauernfunk; 12 Mittagskonzert J; 13 Zeit, Saardienſt: 13.05 Nachrichten. Wetter: 13.15 Mittaaskon⸗ zert II; 16 Nachmittagskonzert; 18.15 Kurzgeſpräch; 20 Nach⸗ richten; 20.15 Stunde der Nation; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtmuſik. Sonntag, 4. November: 6.35 Hafenkonzert; 8.15 Zeit, Nachrichten, Wetter; 8.25 Gymnaſtik; 8.40 Bauer, hör zu!; 10.45 Deutſches Volk— Deutſches Erbe; 11.30 Bachkantate; 12 Mittagskonzert; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Mu⸗ ſikaliſcher Nachtiſch; 14 Kinderſtunde; 15 Aus der Welt der Anekdote; 16 Nachmittagskonzert; 17.30 Clownerien; 18 Preußen am Bodenſee; 18.30 Gaudeamus-Paraphraſe; 19 Gaisburger Marſch, luſtiges Eintopf-Hör⸗- Gericht; 19.45 Sport; 20 Welterfolge der Oper; 21.30 Drittes Meiſterkon⸗ zert des deutſchen Rundfunks; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 22.45 Dreh'n wir uns im Tanze; 24 Nachtmuſik. Montag, 5. November: 15.30 Im Reiſekarren durch Nordchina, Reiſeerzählung; 18 Jugendfunk; 18.30 Bruder Feit, von alter Landknechts Art und Weiſe; 19 Unterhal⸗ tungskonzert; 20.10 Volk und Wirtſchaft an der Saar; 20.30 Haltet feſt am deutſchen Buch, Reichsminiſter Dr. Göbbels ſpricht; 21.45 Volksmuſik; 22.30 Operetten⸗Querſchnitte; 23 4% CN „Geſchlagene“ Inſtrumente. Dienstag, 6. November: 10.45 Balladen von Karl Löwe; 15.30 Kinderſtunde; 17.30 Kleine Stücke für Klavier; 18 Franzöſiſch; 18.15 Aus Wirtſchaft und Arbeit; 18.30 Blas⸗ muſik; 19.30 Die Organiſation des offenen Liederſingens; 19.45 Viertelſtunde des alten Frontſoldaten; 20.15 Spazier⸗ gang durch die Liebe; 21.... und abends wird getanzt; 22.30 Allerlei Kurzweil; 23 Tanzmuſik. Mittwoch, 7. November: 15.15 Tante Näle erzählt; 15.30 Blumenſtunde; 15.45 Tierſtunde; 18 Lernt morſen; 18.15 Berufskundlicher Vortrag; 18.30 Für den Feierabend; 19 Mit dem Spieß der ſieben Schwaben...., ein„Raub⸗ zug“ durch den ſchwäbiſchen Humor; 20.10 Unſere Saar; 20.35 Stunde der jungen Nation; 21 Orcheſterkonzert; 22.30 Es war einmal...., muſikaliſche Jugenderinnerungen. Reichsſender Frankfurt. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6 Bauernfunk; 6.15 Gymnaſtik I; 6.30 Gymnaſtik II; 6.45 Zeit, Nachrichten; 6.50 Wetterbericht; 6.55 Morgenſpruch, Choral; 7 Frühkonzert; 8.30 Gymnaſtik; 10 Nachrichten; 10.10 Schulfunk; 11 Werbekonzert; 11.30 Programmanſage, Wirt⸗ ſchaftsmeldungen, Wetter; 11.45 Sozialdienſt; 12 Mittags⸗ konzert 1; 13 Zeit, Saardienſt, Nachrichten; 13.10 Lokale Nachrichten; 13.15 Mittagskonzert II; 14.15 Zeit, Nachrichten; 14.30 Wirtſchaftsbericht; 14.45 Zeit, Wirtſchaftsmeldungen; 14.55 Gießener Wetterbericht; 16 Nachmittagskonzert; 18 Ju⸗ gendfunk; 19 Wetter, Wirtſchaftsmeldungen, Programmän⸗ derungen, Zeit; 20 Zeit, Nachrichten; 20.15 Stunde der Na⸗ tion; 22 Zeit, Nachrichten; 22.10 Lokale Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtmuſik. Sonntag. 4. November: 6.35 Hafenkonzert; 8.15 Zeit, Nachrichten, Wetter; 8.25 Gymnaſtik; 8.45 Choralblaſen; 8 Evang. Morgenfeier; 9.45 Deutſches Schatzkäſtlein; 10.15 Heſſiſches Preishüten; 10.30 Tennyſons Enoch Arden, ein Melodram von Richard Strauß; 11.15 Zur Woche des deut⸗ ſchen Buches: 11.30 Herr Gott, dich loben wir, Bachkantate; 12 Mittagskonzert 1; 13 Ein Fabrikarbeiter kommt auf den Bauernhof, Zwiegeſpräch; 13.15 Kindstauf bei Schall und Platt; 14 Kinderſtunde; 15 Stunde des Landes; 16 Nach⸗ mittagskonzert; 17.30 Klavierquintett op. 99 von Fleiſcher; 18 St. Hubertus, Funkfolge; 18.30 Blasmuſik; 19.30 Deutſche Turn⸗ und Geräte⸗-Meiſterſchaften, Funkbericht; 19.50 Sport; 20 Leichte Kavallerie, Operette von Suppe; 21.30 Drittes Meiſterkonzert des deutſchen Rundfunk; 22 Zeit, Nachrichten; 22.15 Lokale Nachrichten, Wetter, Sport; 22.20 Sportſpiegel des Sonntags; 22.45 Tanzmuſik; 24 Nachtmuſik. Montag, 5. November: 15.15 Kinderſtunde; 15.30 Land⸗ ſchaftstheater, Thingſpiele; 15.45 Der Zeitfunk ſendet Kurz⸗ geſchichten aus dem Leben; 18 Jugendfunk; 18.15 Zur Woche des deutſchen Buches; 18.35 Dichter am Bodenſee; 18.45 Unterhaltungskonzert; 19.45 Das Leben ſpricht; 20.10 Volk und Wirtſchaft an der Saar; 20.30 Haltet feſt am deutſchen Buch, Reichsminiſter Dr. Göbbels ſpricht; 21.45 Volksmuſik; 22.30 Balladen; 23 Tanzmuſik; 24 Kammermuſik; 1 Nacht⸗ muſik. Dienstag, 6. November: 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 15 Für die Frau; 15.50 Kunſtbericht der Woche; 18 Italieniſch; 18.15 Aus Wirtſchaft und Arbeit; 18.30 Wie ſteht es um unſere Gemeindefinanzen?, Bericht; 18.45 Unterhaltungskonzert; 19.45 Tagesſpiegel; 20.10 Ein⸗ bruch im Savoy, Kriminalhörſpiel; 21.25 Orcheſterkonzert; 22.30 Volksmuſik; 23 Tanzmuſik. Mittwoch, 7. November: 11.30 Sozialdienſt für die Saar; 15.15 Dreimal fünfzehn Minuten aus dem Sende⸗ bezirk; 18 Bücher zum Zeitgeſchehen, Zwiegeſpräch; 18.20 Aus Zeit und Leben; 18.45 Unterhaltungskonzert; 19.45 Das Le⸗ ben ſpricht; 20.10 Unſere Saar; 20.35 Stunde der jungen Nation; 21 Lachender Funk; 22.30 Klaviermuſik; 23 Tanz⸗ muſik. Kirchenpolitiſche Aktivität des Hl. Stuhles nach der Rückkehr Kardinalſtaatsſekretärs Pacelli (Eigener Bericht aus Mailand.) Der vatikaniſche Korreſpondent der„Stampa“ ſtellt für] er mit der Propaganda der„Autonomiſten“, die religiöſe Vor⸗ die Periode, die ſich unmittelbar an die Rückkehr des Kardinal— ſtaatsſekretärs Pacelli nach der Vatikanſtadt anſchließt, eine erhöhte diplomatiſche Aktivität des Heiligen Stuhles in Aus— ſicht. Er hatte ſchon vorher darauf verwieſen, daß die Gerüchte von einem Rücktritt des Kardinals vom Staatsſekretariat, die anläßlich der Reiſe nach Südamerika auftraten, jetzt von nie- mand mehr geglaubt werden. Der Staatsſekretär des Papſtes heiße Pacelli, ſolange Pius XI. die Kirche regiere. Bereits ſind Beſuche der Nuntien einiger Hauptſtädte angeſagt, und Kon- ferenzen mit den beim Heiligen Stuhl beglaubigten Diplomaten würden ſchon unmittelbar nach Allerheiligen aufgenommen. Was die kirchenpolitiſche Lage in Deutſchland betreffe, wendet ſich dieſer italieniſche Korreſpondent bezeichnenderweiſe gegen„nicht wohlgeſinnte Quellen“, die peſſimiſtiſche Berichte in die Welt ſenden. Dieſe Berichterſtatter,„die nicht frei von Vorurteilen ſind“, und nur„indirekte“ Quellen benützen, hätten 1 recht, vielmehr ſei die Möglichkeit der Verſtändigung ge⸗ geben. Mit beſonderer Schärfe drückt ſich dieſer vatilaniſche Korre⸗ ſpondent auch gegenüber den„Amſturzparteien im Saargebiet“ aus, die die Saarbevölkerung in die Irre führen und ihre wahren Abſichten verſchleiern möchten. Eine Fülle von Kon⸗ flikten würde ſich ergeben, wenn die Propaganda der Umſtürzler Erfolg haben würde. Der Heilige Stuhl bleibe zwar politisch neutral der Saarabſtimmung gegenüber, er laſſe aber wiſſen, daß wände für ihre dunklen Pläne bringen, gar nichts gemein habe. Nicht ſo optimiſtiſch wie die Frage der Ausführungsbe— ſtimmungen zum Reichskonkordat(die nach einer Information in der„Italia“ eigentlich in der Aufſtellung einer Liſte der konkordatsmäßig erlaubten katholiſchen Vereine be⸗— ſtehen), wird die Geſtaltung der Verhandlungen mit der ſpani— ſchen Regierung betrachtet. Wohl iſt der Aufſtand, der wieder kirchliche Intereſſen ſo ſchwer verletzte, niedergeworfen, aber die Stabilität des Regierungsſyſtems iſt noch nicht derart, um ein feſtes Vertragsinſtrument darauf zu errichten. Pacelli in Genua eingetroffen DNB. Genua, 2. November. Kardinalſtaatsſekretär Pacelli iſt mit dem Dampfer „Conte Grande“ am Freitag aus Buenos Aires, wo er als Legat des Papſtes am Euchariſtiſchen Kongreß teilgenommen hatte, hier eingetroffen. Der Papſt empfängt 28 Neuprieſter DNB. Vatikanſtadt, 2. November. Der Papſt empfing im Saale des Konſiſtoriums 28 Prieſter, die erſt vor kurzem die Prieſterweihe empfangen haben. Dar- unter befanden ſich deutſche, öſterreichiſche, ſchweizeriſche und ungariſche Geiſtliche. N 3 — ————— . — — —— —— 1 f 0 1 Deutſcher Wald! Das Herz geht auf, wenn von ihm geſpro⸗ chen wird, wenn wir auch nur in Gedanken über uns ſein Grün ſehen, von Sonnenſtrahlen durchglitzert, die Vögel finde . l 1 glitzert. die Vögel ſingen und Wipfel und Waſſer rauſchen von weit her. Das iſt deutſcher Wald in ſeiner überragenden Einſamkeit und auch als Be⸗ griff ganzer deutſcher Gebiete, wie Frankenwald, Teutobur⸗ gerwald, Bayriſcher Wald, Schwarzwald, Thüringerwald und e viele andere noch mehr. Dieſe Verbundenheit aber iſt es zu⸗ gleich, die uns im deutſchen Wald etwas Heiliges erblicken läßt, das mehr iſt, als nur Heimat und Erde. Und das iſt es was uns heute in unſerer volklichen Bedrängung ſo nahe ommt, uns Hilfe oder doch Erleichterung zu bringen ſcheint Denn wie ſchon vor einigen Monaten der Reichs wirtſchafts⸗ miniſter eindringlich auf die wohl nie ausbleibliche Notwen⸗ digkeit verwies, eigene Rohſtoffquellen in Deutſchland nutzbar zu machen, ſo hat dies der Führer noch entſchiedener unter⸗ ſtrichen in ſeiner großen Reichstagsrede vom 13. Juli. Daß Deutſchland. ſeine Wiſſenſchaft und Technik ſehr wohl daßu in der Lage ſind hat der Weltkrieg mit unſerer Abſchnü⸗ zung von jeglichem Weltverkehr bewieſen, und eine Ueberprü⸗ fung aller Möglichkeiten wird ſchon zu Löſungen führen, wie jetzt z. B. der Gedanke, den deutſchen Wald als Rohſtoffquelle auszuwerten, immer weiteren Boden gewinnt. Iſt doch mehr als ein Viertel des deutſchen Reichsgebietes mit Wald bedeckt, aus dem ſich bisher eine jährliche Holzernte von höchſtens ein Feſtmeter Holz auf den Kopf der Bevölkerung ergab, nämlich 50 Millionen fm Nutzholz und 30 Millionen Brennholz. Der im Februar ds. Is. auf Veranlaſſung des Reichsminiſters für Ernährung und Landwirtſchaft, Darré, geſchaffene Reichsaus⸗ ſchuß für die deutſche Holzwirtſchaft wird ſeine Hauptaufgabe mit darin ſehen, weitere Ausnutzung deutſchen Holzes wie der deutſchen Holzernte ganz allgemein zu finden. Das gilt im Be⸗ ſonderen für das Bauweſen, noch mehr aber für die Ergeb⸗ niſſe wiſſenſchaftlicher Forſchungen, die ſich vor allem auf die Holzgas verwendung erſtrecken. An ſich iſt die Vergaſung inländiſcher feſter Brennſtoffe Holz, Torf, Anthrazit, Koks uſw. in Gaserzeugern ſchon ſeit Jahrzehn⸗ ten bekannt, und in der Praxis eingeführt, fördernd und antrei⸗ bend aber iſt in letzter Zeit, wie geſagt, die Forderung gewor⸗ den, die deutſche Energiewirtſchaft ſoweit als möglich von aus⸗ ländlichen Betriebsſtoffen unabhängig zu machen. Hinzukom⸗ men aber auch unmittelbar wirtſchaftliche Geſichtspunkte. Holz⸗ vergaſung iſt z. B. in allen holzverarbeitenden Betrieben Über⸗ aus wirtſchaftlich, wo es laufend größere Mengen von Ab⸗ ſchnitten, Spänen, Sägemehl u. dgl. gibt. Das Grundprinzip der Verwendung dieſer Abfälle zum Betrieb ſogen. Holzgas⸗ anlagen beruht darauf, daß man den feſten Brennſtoff in chachtofenähnlichen Apparaten vergaſt und dieſes Gas zum Betrieb von Kraftmaſchinen oder zur Heizung verwendet. Der Wirkungsgrad dieſer Energieumſetzung iſt weſentlich beſſer— etwa 20 bis 26%—, und damit die Vergaſung wirtſchaftlicher als die Verfeuerung unter Dampfkeſſeln. In erſter Linie eig⸗ nen ſich alle ſtückigen lufttrocknen Holzabfälle, entſprechend zer⸗ kleinert auf 8—30 em Kantenlänge je nach Größe des Verga⸗ ſers. Außer dieſen ſtückigen Brennſtoffen können aber auch— und das ſei hiermit ausdrücklich geſagt,— alle übrigen Ab⸗ fallbrennſtoffe wie Säge-, Hobel⸗ und Fräsſpäne ſowie Rinde uſw. verwendet werden, ja darüber hinaus iſt es auch mög⸗ lich(z. B. in Ueberſee oder entſprechenden inländiſchen Ver⸗ arbeitungs betrieben) mit ähnlichen Vergaſern pflanzliche Ab⸗ fallſtoffe wie Reishülſen, Cocos⸗ und Kaffeeſchalen, Baum⸗ — — 18087 2 Holzgasanlage 10 PS Leiſtung. wollſamenabfälle, Olivenreſter, Siſalabfälle, ja ſogar Papier- abfälle zu vergaſen. Am günſtigſten iſt eine Miſchung 1 5 1 den ſtückiger Brennſtoffe etwa im Verhältnis ein Ori e Stückholz, ein Drittel Sägeſpäne, ein Drittel Hobelſpäne. 0 Hier ſei auch gleich auf die Möglichkeit der Verwen ont von maſchinell zerkleinertem Buſchholz hingewieſen, das ſonſt als unverkäuflich im Walde verkommt. Fünf mal ſo viel gießen zeuge, wie heute in Deutſchland laufen, könnten mit ieſen Holzabfällen betrieben werden. Welch hohen Wert deshalb gerade ſtaatliche Kreiſe auf die Förderung dieſer Frage legen, bewies die Anfang 5 Is. in Wiesbaden abgehaltene Tagung der Staate peter. zungen, auf der Oberlandforſtmeiſter Dr.. übe beſondere ſtaatliche Maßnahmen zur Förderung der. von Holzgasgeneratoren berichtete. Er ſtellte dabei feſt, a 5 den letzten Monaten der Generatorbau erfreulicherweiſe 4 wärts gekommen ſei und daß jetzt ſogar in abſehbarer Zeit 05 Spezialfahrzeuggasmotoren für Holzgasverwendung zu 1 ſej, die es für ſtationären Betrieb von jeher gegeben hat. i mit würden die Nachteile der Uebernahme des normalen 15 K* ö 1 b 1 4 44400 U 1 17 11 ö a ö f f 1 N 12 0. i e 77 e 5 e, 72 e de A 2 G. We 4 55 07 0 0 ö 1 ce 2 8 2 N A5 15715 8 770 6 2, W 0 A et 0„ KW 6 11⁰ 10 100 f 1 J* — 8 ZT, MN Ve e e, e,, Ve. N, Nl. N Verbrennungsmotors für den Fahrzeug⸗Holzgas⸗ 1 betrieb ausgeſchaltet werden. Bis jetzt liefen in Deutſchland etwas mehr als 1000 Stück Laſtwagen, zumeist im Rheinland, in Bayern, in Mecklenburg und Oſtpreußen. Auch der ortsfeſte Holzgasgenera— tor mache begrüßenswerte Fortſchritte. Der Aus⸗ ſchuß für Technik in der Forſtwirtſchaft beim deut⸗ ſchen Forſtverein verfolge die Entwicklung auf das genaueſte und fördere die Verbreitung der Holz⸗ gasgeneratoren durch alle möglichen Maßnahmen. 95 ſei ſogar zu erwägen, ob nicht durch ſachliche Vorteile die Einführung neuer Holzgasanlagen unterſtützt werden ſoll. Nach eingehender Aus⸗ ſprache wurde der Grundſatz aufgeſtellt, daß von den Staatsforſtverwaltungen ebenfalls eine Förde⸗ rung eingerichtet werden ſoll. Ueber Einzelheiten würde noch berichtet werden. Unſere Abbildung zeigt nun eine betriebsfertige Holzgas⸗ erzeuger-Anlage. Die Beſchickung des Vergaſers erfolgt im allgemeinen in Zeitabſtänden von ein halb bis drei Stunden; ſie iſt abhängig von der beſonderen Bauart und der Belaſtung der Anlage. Bei kurzfriſtiger Nichtverwendung etwa über Nacht oder über Feiertage braucht der Vergaſer nicht nachgefüllt zu werden, der Gaserzeuger glimmt wie ein Schachtofen mit ge⸗ ringem Abbrand weiter, ſo daß die Inbetriebſetzung auch nach längeren Pauſen jederzeit wieder erfolgen kann. Die Regelung des Brennſtoffverbrauchs erfolgt in der Gasanlage vollkommen ſelbſttätig. Es vergaſt nur ſoviel Brennſtoff, als der Motor Gas verbraucht. Die einzelnen chemiſchen Vorgänge im Schacht des Vergaſers ſeien hier nicht 1 8 *—— Aa 2— DENN Nel e — A— 20 HAolor* 22 . Schnitt durch einen Klein⸗Holz⸗Vergaſer. näher beſchrieben. Wie die weitere Abbildung— Anlage im Querſchnitt— zeigt, fällt bei dieſer Anlage die Aſche unmit⸗ telbar in eine mit Waſſer gefüllte Grube. In erſter Linie ſind es Sägewerksbetriebe, für die Holz⸗ gasanlagen in Frage kommen, weil dort der meiſte Schnitt⸗ abfall anfällt— es muß natürlich vor der Errichtung einer ſolchen Anlage geprüft werden, ob die anfallenden Holzmengen für den Betrieb ausreichend ſind— dann alle weiterverar⸗ beitenden Betriebe, Tiſchlereien, Schreinereien, Modellwerk⸗ ſtätten, Stuhlfabriken uſw., bei denen es ſich im weſentlichen um die Verwertung von Stückabfall und Hobelſpänen handeln wird. Die verſchiedenſten Brennſtoffe können durcheinander verwendet werden, vorausgeſetzt, daß ſie lufttrocken ſind. Fer⸗ ner kommt der Holzgasbetrieb für ſolche Unternehmen in Frage, die günſtig zu großen Waldbezirken liegen und billiges Abfallholz kaufen können. ö Bei alledem ſteht natürlich die Frage nach der Wirtſchaft⸗ lichkeit obenan. Pro PS⸗Stunde wird rund ein Kilogramm()) lufttrockenes Holz gebraucht. Bei größeren Anlagen wird die⸗ ſer Wert noch unterſchritten. Der Preis richtet ſich natürlich nach den örtlichen Verhältniſſen bezw. dem für Holzabfälle er⸗ zielbaren Erlös. Nehmen wir an, der Preis für 1000 kg würde Rm. 20,.— betragen— das entſpricht etwa den Koſten von Tankholz—, ſo würde das bedeuten, daß der Brennſtoffauf⸗ wand für die PS⸗Stunde rund 2 Pfg. beträgt. Rechnet man hierzu noch einen Zuſchlag für den Abbrand(nachts und über die Feiertage), ſo ergibt ſich ein Brennſtoffunkoſtenſatz von etwa 2,2 Pfg. pro PS⸗Stunde, ein Satz, wie er ſelbſt bei Be⸗ trieb von Dieſelanlagen kaum erreicht werden kann. 5 Es iſt nun weiter bekannt, daß Holzgasanlagen auch für Fahrzeugbetriebe, die mit Stückholz oder mit Holzkohle be⸗ dient werden, viel billiger arbeiten als Benzinfahrzeuge, ja, daß ſie die Wirtſchaftlichkeit von Dieſellaſtwagen erreichen. Im Gegenſatz zu letzteren iſt es z. B. ohne weiteres möglich, alte Benzinfahrzeuge mit geringfügigen Aenderungen am Motor nachträglich mit Holzgaserzeugern auszurüſten und ſo ohne hohen Kapitalaufwand bedeutende Erſparniſſe, 70—80 Proz., gegenüber Benzin zu erreichen. In einem vom Württembergi⸗ ſchen Landesgewerbeamt Stuttgart herausgegebenen Merkblatt werden bei Einführung von Holsgasbetrieb bei Laſtkraft⸗ wagen. Omnibuſſen und Zugmaſchinen die Brennſtoffkoſten je nach dem Holzpreis auf 1/5 bis 1½10 der Koſten für Benzin angegeben!. 1 Und genau wie die Forſtverwaltungen der Frage der Gas⸗ generatoren im allgemeinen die nachdrücklichſte Förderung angedeihen laſſen, ſo werden im beſon⸗ deren die Beſtrebungen zur Einführung vor allem der Fahrzeug⸗Holzvergaſer von den deutſchen Gemeindeverwal⸗ tungen unterſtützt. So wurde auf der kürzlichen Sitzung des Deutſchen Gemeindetages in Berlin betont, daß die Reichs⸗ regierung im Intereſſe der Erſparniſſe an Brennſtoffeinfuhr großen Wert darauf legt, daß die ſtädtiſchen Betriebe möglichſt bald ihren Fuhrpark auf einheimiſche Brennſtofffe um⸗ ſtellen. Der Deutſche Gemeindetag empfahl ſeinen Mit⸗ gliedern, umgehend zu unterſuchen, in welchem Umfange ſie dieſe Beſtrebungen un— terſtützen könnten. Es iſt alſo zu erwarten, daß auch von dieſer Seite aus das Pro⸗ blem in den nächſten Wochen und Monaten weitgehende Unter⸗ ſtützung findet. Von den bekann⸗ teren Konſtruktionen derartiger Fahrzeug⸗ Holzvergaſer ſei hier ein Querſchnitt durch einen Deutzer Holzgasgenerator gezeigt, in dem beſonders in⸗ tereſſant und betriebstechniſch beſtens bewährt der neue kera⸗ miſche Speicherfeuerkorb iſt. Nach ſehr eingehenden und ſorg⸗ fältigen Verſuchen, den beim Vergaſer am meiſten beanſpruch⸗ ten Feuerkorb weiter zu verbeſſern, kam man auf einen keramiſchen Bauſtoff, der mechaniſche Stoßfeſtigkeit mit außer⸗ ordentlich hoher Beſtändigkeit gegen Temperaturſchwankungen verbindet und außerdem die Eigenſchaft hat, die Schlacke aus dem Brennſtoff gleichſam abzuweiſen. Da der Korb die Wärme des Gaserzeugers bei Talfahrt oder Leerlauf ſpeichert und da⸗ mit die Elaſtizität des Gasbetriebes günſtig beeinflußt, nannte man ihn Speicherfeuerkorb. Erwähnenswert ſei, daß bei dieſen Holzvergaſern auf Grund langjähriger Erfahrungen bei den ortsfeſten Anlagen eine Mittelluftzuführung durchgebildet wurde, bei der die Vergaſungsluft bis zum Verlaſſen des Gas⸗ raumes die Brennſtoffſchicht radial durchſtrömen muß. Bei einmaliger richtiger Einſtellung können ſich jetzt die gefürchte⸗ ten Teerkerne nicht mehr bilden. Zuſammenfaſſend kann geſagt werden, daß es heute von den kleinſten bis zu den größten Leiſtungen für die verſchiedenſten in⸗ und ausländiſchen Abfallbrennſtoffe betriebsſichere Holz⸗ gasgeneratoren gibt, deren unerreichte Wirtſchaftlichkeit eine weitgehende Förderung der Holzvergaſung wünſchenswert macht im Intereſſe des einzelnen Betriebes ſowohl wie im all⸗ gemeinen volkswirtſchaftlichen Intereſſe. Die Forſtwirtſchaft ſelbſt bringt der Einführung von Holz⸗ gasanlagen das größte Intereſſe entgegen, ja man ſpricht ſogar davon, wie vorſtehend ſchon dargetan wurde, daß die Forſtwirtſchaft ſich mit Erwägungen beſchäftigt, neu errichteten Holzvergaſungsanlagen das Brennmaterial zu beſonders gün⸗ ſtigen Bedingungen zur Verfügung zu ſtellen, um die Errich⸗ tung derartiger Anlagen von ſich aus zu fördern. Und da Holzvergaſungsanlagen auch für Fahrzeugbetrieb gebaut werden, ſo iſt die Anlage von„Holztankſtellen“ für — g en, e Schema eines Fahrzeug⸗Gaserzeugers mit keramiſchem Feuerkorb. Kraftfahrzeuge ſchon bald in größerem Umfang zu erwarten, ja es werden beſondere Betriebe zur Erzeugung von„Tank⸗ holz“ entſtehen. Damit wird jedermann, auch wenn im eigenen Betrieb keine Holzabfälle zur Verfügung ſtehen, die Möglich⸗ keit gegeben, zur Holzgasanlage überzugehen. ä—— —— — . 55 ä Erste Viernheimer Tonfilmſchau Ein herrliches und bezauberndes Tonfilmwerk Mit Anny Ondra u. Matthias Wieman in „Klein Dorrit“ oder „Du biſt mein Sonnenſchein“ Ab heute im Central⸗Film⸗Palaſt Wieder iſt dieſe Woche ein auserleſenes Tonfilmwerk im obigen Theater ab heute zu ſehen, das alle Erwartungen der hieſigen Filmfreunde überſteigt. Ein richtiger Voll- treffer! Ein Volksfilm, der überall von ſich reden macht. „Klein Dorrit“, oder wie das Stück noch heißt:„Du biſt mein Sonnenſchein“ iſt das herzentzückendſte Anny Ondra— Tonfilmwerk, das man je geſehen hat. Anny Ondra beſſer denn je! Anny Ondra in einer anderen Rolle, die alle Zuſchauer verblüfft und ins Staunen verſetzt. So hat man Anny Ondra von der anderen Seite noch nicht geſehen. Sie überbietet in„Klein Dorrit“ all ihre bisherigen Erfolge. Kein zu lautes Lachen, aber ein vergnügtes Schmunzeln begleitet„Klein Dorrit“, die niemand beſſer als Anny Ondra mit ihren Partnern Matthias Wiemann, Fritz Raſp, Guſtav Waldau und Hilde Hildebrandt darſtellen könnte. Unerreicht und unnachahmbar iſt Anny Ondra als Klein Dorrit. Der Zauber Alt⸗Englands, die Romantik von Marshallſea und die menſchlich tief empfundene Figur Dorrits nach Dickens berühmtem Roman, vereinigen ſich zu einem ernſten und doch fröhlichen Kammerſpiel rund um die Liebe. Das Film- werk hat das Prädikat„künſtleriſch wertvoll“ und iſt ein Meiſterwerk deutſcher Schauſpielkunſt. Es überragt alle bis⸗ her dageweſenen Anny Ondra-Filmwerke bei weitem. Nie— mand verſäume daher dieſe überaus herzliche Tonfilm-Dar⸗ bietung. Sie wird allen Beſuchern große Freude bereiten. Es iſt der erſte Tonfilm der Ravaria aus der neuen Pro- duktion 1934⸗35. Kommen! Sehen! Staunen! Die ſchönſten und billigſten Abendunterhaltungen bietet ihnen ſtets der Central⸗Film⸗Palaſt. Ein Beſuch überzeugt. Der Kreisobſtbauverein hält morgen Sonntag, nachmittags pünktlich 3 Uhr, im„Löwen“ ſeine Mitglieder⸗ verſammlung mit Vortrag des Obſtbauinſpektors Ohrtmann ab. Mitglieder und Intereſſenten wollen recht zahlreich er— ſcheinen. Herbſt⸗Veranſtaltungen. Der Turnverein von 1893 veranſtaltet morgen Abend im Freiſchütz ſein 12. Herbſtſchauturnen und der Odenwaldklub nach einer Wan⸗ derung am Nachmittag ſein Wanderer-Ehrungsfeſt. Beide Vereine laden Mitglieder mit Angehörigen und Gönner herzlichſt ein. Ganghofer⸗Abend. Im Engelſaale veranſtaltet die NSG.„Kraft durch Freude“ morgen Abend einen Ganghofer— abend. Die Oberbayriſche Bauernbühne wartet mit einem reichhaltigen Programm auf.(Siehe Inſerat). Die Glaſerinnung für Stadt und Kreis Bensheim⸗ Heppenheim hält am 4. Oktober, nachmittags 2 Uhr, in Bensheim im Gaſthaus zum„Alten Fritz“ ihre Gründungs- verſammlung ab. Fuhrwerke müſſen Nückſtrahler haben! Die Reichs⸗ ſtraßenverkehrs⸗Ordnung hatte die Friſt, bis zu deren Ab⸗ lauf alle Fahrzeuge mit Rückſtrahlern verſehen ſein müſſen, auf das Jahresende verlegt. Dies geſchah vornehmlich, um der Induſtrie Gelegenheit zu geben, dem erwarteten großen Bedarf durch Schaffung von Rückſtrahlern, die den Erforder⸗ niſſen des Verkehrs genügen, zu entſprechen. Die Fuhr⸗ werksbeſitzer glaubten deshalb, mit der Anbringung der Rück⸗ ſtrahler warten zu können. Dadurch iſt nicht nur eine erheb- liche Unſicherheit des Verkehrs eingetreten, weil die Fahr⸗ zeuge teils mit, teils ohne Rückſtrahler verkehren, ſondern die Rückſtrahler⸗Induſtrie mußte auch wegen der plötzlich nachlaſſenden Nachfrage zu Entlaſſungen in großem Aus⸗ maße ſchreiten. Aus dieſen Gründen weiſt das Reichsver⸗ kehrsminiſterium darauf hin, daß jedem Fuhrwerksbeſitzer die unverzügliche Anbringung von Rückſtrahlern zur Pflicht gemacht wird, daß damit alſo nicht bis zum Ablauf der Friſt gewartet werden ſollte. Die ordnungsgemäßen Rückſtrahler ſollen ein gutes Aufleuchten im Scheinwerfer⸗ licht auf größere Entfernung gewährleiſten und eine Min⸗ derung ihrer Gebrauchsfähigkeit durch Herausfallen der Lin⸗ ſen aus der Faſſung oder Roſten der Reflektoren bei den beſonders an Fahrrädern verwandten ſogenannten Domlinſen verhüten. Es wird ferner darauf hingewieſen, daß Rück⸗ ſtrahler in nicht mehr als 50 Zentimeter Höhe über dem Erdboden angebracht werden ſollen, weil ſie ſonſt nicht ge⸗ nügend in den Kegel des Scheinwerferlichtes kommen. Sportnachrichten Morgen Sonntag Mittag 2.30 Ahr: das große Verbands⸗ ſpiel auf dem Waldſportplatz Viernheim— Altrip! Es wird ein harter Kampf werden, denn Altrip wird ſich mächtig anſtrengen. da heißt's alſo, alle ell Mann mit Energie und Ausdauer kämpfen, mit ſchnellſter Ballabgabe und das Spiel zu einer Begeiſterung zu geſtalten. Die Sportfreunde wollen eine geſchloſſene Geſamtleiſtung ſehen, keine eigennützigen Trippler. Alſo aufgemerkt— und auch alle Sportfreunde: um 2,30 Uhr auf den Waldſportplatz der Sportvereinigung Amicitia! Die Spiele der unteren Mann⸗ ſchaften ſind ebenſo intereſſant. Unterſtützt auch ſolche. 8* Handball am Loricherweg Die 1. Handballelf des Turnvereins empfängt morgen Sonntag nachmittag 3 Uhr die ſpielſtarke Mannſchaft des Turnvereins Sandhofen. Es wird wohl nicht zu bezweifeln ſein, daß die Turnerelf wie auch die Gäſte alles daran ſetzen werden, um Sieg und Punkte zu erringen. Im Vorſpiel ſtehen ſich die beiden 2. Mannſchaften(1,45 Uhr) gegenüber. Zu dieſen Spielen ſeien alle Turn⸗ und Handballfreunde herzlichſt eingeladen. Vogelſchutz im Herbſt und Winter Vogelſchutz iſt keine müßige Spielerei, ſondern eine wirkſame wirtſchaftliche Maßnahme zur Schädlings⸗ bekämpfung. Schon ſind unſere Zugvögel in wärmere Lande verſtrichen. Nur die winterharten Vögel beleben noch unſere Fluren, ſo die nützlichen Meiſen. Sollen ſie im kommenden Jahre in unſeren Gärten niſten, dann müſſen wir jetzt ſchon Niſtgeräte beſorgen und aufhängen, daß ſie im Win⸗ ter Zuflucht nehmen können und ſich daran gewöhnen. Aus Niſthöhlen, die im Sommer bewohnt waren, müſſen wir das alte Geniſt entfernen, weil dieſes ſtark mit Milben und Flöhen(Blutſaugern) durchſetzt iſt, welche unſere Schütz⸗ linge ausſaugen. Die Vögel werden dadurch geſchwächt und ſind dann nicht mehr ſo widerſtandsfähig. Wir dürfen auch nicht vergeſſen, daß tiefer Schnee die Vögel ihrer natürlichen Nahrung beraubt. Kerbtierfreſſende Kleinvögel können aber höchſtens einen Tag ohne Nahrung bleiben. Wir ſind daher gezwungen, ſie zu füttern. Die Vor⸗ bereitungen dazu müſſen jetzt ſchon getroffen werden. Man reinigt und füllt die Futtergeräte. Das Meiſen⸗Futterholz wird mit Hanfſamen und Rindertalg ausgegoſſen. Für die Singvögel ſammelt man Beeren und die Kerne der Sonnen- blumen, um ſie im Winter ausſtreuen zu können. Wie die Blätter ſich verfärben. Die Birken nehmen im Herbſt ein lichtes Ockergelb an; in Zitronenfarbe ſchimmern ſieht man die Blätter des Ahorns, hellgelb verfärben ſich die Blätter der Heinbuche, die der einheimiſchen Eiche werden rötlich⸗gelb. Die Blätter des Tulpenbaumes erhalten eine goldgelbe Farbe; bei den Rotbuchen kann man verſchiedene Schattierungen beobachten. Dieſe wechſeln von goldgelb und gelbrot bis zu kupferbraun. Noch größere Unterſchiede zeigen die Eichen. Verfärben ſich die Blätter der heimiſchen Eiche rötlich⸗gelb, ſo trifft man bei den aus Amerika eingeführten Eichen Blätter, die wie Bronze ſchimmern. Es gibt Eichen mit roten und purpurnen Blättern. Der wilde Wein legt im Herbſt eine hellrote Farbe an, die Ulme erhält ein violettes Blätterkleid und die Blätter des Vogelbeerbaumes werden orangerot. — Die Finſterniſſe des Jahres 1935. Im Jahre 1935 ereignen ſich fünf Sonnenfinſterniſſe und zwei Mondfinſter⸗ niſſe. Die erſte, eine partielle Sonnenfinſternis am 5. Januar, iſt nur in einem kleinen Gebiet im ſüdlichen Eismeer ſichtbar. Die zweite, eine totale Mondfinſternis, findet am 19. Januar ſtatt. Sie beginnt um 14.53 Uhr, endigt um 18.40 Uhr und iſt ſichtbar im Oſten Europas, in Aſien, Auſtralien, im Stillen Ozean und im Weſten von Nordamerika; das Ende dieſer Finſternis iſt in Europa ſichtbar. Die dritte, eine partielle Sonnenfinſternis am 3. Februar, iſt in Mitteleuropa nicht ſichtbar. Die vierte, eine partielle Sonnenfinſternis, fin⸗ det am 30. Juni ſtatt. Sie beginnt um 21.01 Uhr, nur der Anfang der Finſternis iſt kurz vor Sonnenuntergang im nord⸗ weſtlichen Teil des Deutſchen Reiches ſichtbar. Die fünfte, eine totale Mondfinſternis am 16. Juli, iſt in Mitteleuropa nicht ſichtbar. Die ſechſte, eine partielle Sonnenfinſternis am 30. Juli, iſt nur im ſüdlichen Eismeer ſichtbar. Die ſiebte, eine ringförmige Sonnenfinſternis am 25. Dezember, iſt in Mittel⸗ europa ebenfalls nicht ſichbar. Wetterbericht Von Weſten ſchiebt ſich ein Hochdruck heran. Für Sams⸗ tag und Sonntag iſt deshalb zwar zeitweilig aufheiterpdes, aber immer noch ziemlich unbeſtändiges Wetter zu erworten. Steuerterminkalender für Monat November 1934 5. Lohnſteuer, Eheſtandshilfe und Abgabe zur Arbeits- loſenhilfe der Lohn- und Gehaltsempfänger für die Zeit vom 16.— 31. Oktober, ſowie Abgabe der Beſcheinigung über die Geſamtſumme der im Monat Oktober einbehal⸗ tenen Lohnſteuerbeträge, Eheſtands⸗ und Arbeitsloſen⸗ hilfe. Keine Schonfriſt. „Umſatzſteuer⸗Voranmeldung und Vorauszahlung der Mo⸗ natszahler für Monat Oktober. Schonfriſt: 17. 11. 34. Tilgungsbeträge auf Eheſtandsdarlehen. Keine Schon⸗ friſt. „Fälligkeit der verbürgten Holz⸗ und Pachtgelder 1934. Keine Schonfriſt. 5. Vermögensſteuer⸗Vorauszahlung der 3. Rate, für Land⸗ wirte des Halbjahrsbeitrags lt. Steuerbeſcheid. Keine Schonfriſt. 5. 3. Rate Kirchenſteuer lt. Steuerbeſcheid. Keine Schon⸗ friſt. Lohnſteuer, Eheſtandshilfe und Abgabe zur Arbeits⸗ loſenhilfe der Lohn- und Gehaltsempfänger für die Zeit vom 1.15. November, ſofern der Abzug den Betrag von 200.— RM. überſteigt. Sport⸗Vorſchau Das erſte Sportwochenende im November läßt nichts zu wünſchen übrig. Neben den zahlreichen Fußball-Meiſterſchafts⸗ ſpielen, die naturgemäß das meiſte Intereſſe für ſich in Anſpruch nehmen, ſtehen auch das Handball-Pokal⸗Vorrunden ſpiel Brandenburg—Sachſen, in Berlin; das Gaſtſpiel der deutſchen Rugby⸗Fünfzehn in Straßburg, die DT-Geräte⸗ meiſterſchaften in Dortmund und ſchließlich das Auftreten Hans Nüßleins in Stuttgart im Vordergrund. Im Fußball herrſcht nach den Großſchlachten der beiden vergangenen Wochen in den ſüddeutſchen Gauen auch dieſes Mal wieder Hochbetrieb. Während Baden wegen der Repräſentativſpiele in Kaſſel gegen Oberheſſen am Samstag und am Sonntag in Hannover gegen Niederſachſen ohne Punkteſpiel bleibt, werden in den übrigen Gauen Süddeutſchlands folgende Be— gegnungen ausgetragen: Süd weſt: Kickers Offenbach— Boruſſia Neunkirchen, Sportfreunde Saarbrücken— Fa Pirmaſens, Union Nieder⸗ rad— Saar 05 Saarbrücken, 1. FC Kaiſerslautern— Phönix Ludwigshafen, Wormatia Worms— Eintracht Frank⸗ furt. Württemberg: BfB Stuttgart— Stuttgarter Kickers, SV Göppingen— SW Feuerbach, Ulmer FV 94 — 1. SSW Alm, Union Böckingen— Sportfreunde Eßlingen. Bayern: Schwaben Augsburg— 1860 München, 1. FC Nürnberg— Spielvereinigung Fürth, Jahn Regens⸗ burg— Spielvereinigung Weiden, FC 05 Schweinfurt— Wacker München, Bayern München— BC Augsburg. Als einziger badiſcher Gauligaverein trägt der fe Neckarau am Sonntag ein Freundſchaftsſpiel gegen den AS Nürnberg aus.— In Bern treffen ſich die Schweiz und Holland im Länderſpiel. Der Handball bringt als Hauptnummer die noch rückſtändige Vorrunden⸗ begegnung um den Handballpokal zwiſchen Brandenburg und dem Verteidiger Sachſen in der Reichshauptſtadt.— In Süddeutſchland werden die Meiſterſchaftsſpiele mit ins⸗ geſamt 16 Begegnungen in allen Gauen fortgeſetzt. Im Turnen kämpfen an beiden Tagen des Wochenendes 115 Turner aus allen deutſchen Gauen der DT. in Dortmund um Meiſterehren. Titelverteidiger iſt der Kreuznacher Kon⸗ rad Frey, der ſeine Meiſterſchaft in Berlin gewann. Im Gegenſatz zu Berlin, wo nur ein Zehnkampf ausgetragen wurde, kämpft man in Dortmund in zwölf Uebungen. Als ausſichtsreichſte Bewerber um den Titel müſſen natürlich die Mitglieder der Deutſchlandriege betrachtet werden, alſo u. a. Weltmeiſter Winter, K. Frey, Steffens, Sandrock, Volz, Kleine, Lorenz und Schwarzmann.— In Stuttgart gibt es ein Frauenhallenturnfeſt, mit der Teilnahme der Spitzenkönnerinnen der DT. Der Schwimmſport bringt ein Feſt von Nikar⸗ Heidelberg, das eine aus⸗ gezeichnete Beſetzung erfahren hat. So nehmen u. a. SV. Göppingen, Schwaben Stuttgart, 1. Frankfurter SC., Jung⸗ deutſchland Darmſtadt und Aegir Eſſen teil. Im Boxen trifft im Rahmen der Kölner Berufsbox⸗Veranſtaltung Euro⸗ pameiſter im Weltergewicht, Guſtav Eder(Köln), auf den Italiener Menabeni. Im Rahmenprogramm werden u. a. Jupp Beſſelmann, Franz Dübbers, Hein Müller und die Schwergewichtshoffnung Erwin Klein beſchäftigt. Fechten. Die T Worms veranſtaltet am Samstag und Sonn⸗ tag das Nibelungen⸗Fechten, ein Florettmannſchaftskampf, an dem die beſten Fechter Deutſchlands beteiligt ſind. Paris. Die Ungewißheit über die Ausſichten für eine Durchführung der Verfaſſungsreform hat zur Folge, daß ſich der Preſſe eine gewiſſe Erregung bemächtigt hat. Man macht kein Hehl mehr daraus, daß innerhalb des Kabinetts keine Einigkeit herrſcht. Belgrad. Das Rücktrittsgeſuch des Juſtizminiſters Ma⸗ rimowitſch iſt angenommen worden. An feiner Stelle wurde Landwirtſchaftsminiſter Kojitſch zum Juſtizminiſter ernannt. Deutſchland huldigt Schiller Das Schillerjahr des deutſchen Rundfunks findet am 10. November, dem 175. Geburtstag des Dichters, mit einer Reichsſen Huldigung ſeinen Abſchluß. Der Stuttgarter Reichsſender bringt in organiſcher Geſchloſſenheit und in fugiſchem Aufbau erleſene Stücke aus Schillers Geſamtwerk. An der Sendung wirken mit: ein 150 Mann ſtarkes Orcheſter, ein Chor von 500 Sängern, eine Sprechſchar von 200 Köpfen und ein Sprechchor von 100 ausgewählten Knabenſtimmen. Unſer Bild zeigt das Geburtshaus Friedrich von Schillers in Marbach am Neckar. . 3 er 800 e n Kreisobſib 7 5 5 Cetral-Film-Palast Abauverein Viernheim. neee 0 wie geborgen.. 5 4 TELEFON 27 9 Einladung! nene„Union“-Briketts 1 M. 4. 5 8 Morgen Sonntag, den 4. November, nach- n auf jeden Rost, g Achtung Filmfreunde! Wir bringen ab heute ag* Uhr findet im Gaſthaus zum 1 85 f N 5 8 ie dern: 93 ö a das neueſte und ſchönſte Anny an Mitgliederverſammlung mit Vor- aan ae Ondra Filmwerk. Wir ſetzen unſere trag des Obſtbauinſpektors Ohrtmann ſtatt.“ Su mb e den 2 1 glanzvollen Darbietungen fort und bieten 5 Die Verſammlun iſt beſonders wichti 2 n i i 0 5 0 beſonders wich jegel 5 7 5 Ihnen ein Meiſterwerk vollendeter der Samenbeſtellun eee 8 7 5 Schauſpielkunſt. Ein Bavaria⸗Spitzen⸗ 5 g. 2 A 9 Auch ſonſtige J 7 0 Auch jonſtige Intereſſenten bezw. ſolche die Mitglied werden wollen, ſind freundlich ein- geladen. Heil Hitler! Jakob Weidner, Vorſ, Tabezler- und bees Hook Sallladen Tonfilm der Produktion 1934/35 Das ist 1 die beste Ofenkost! lingspaar Kaſtor und Pollux, rechts neben dieſen das wundervolle Sternbild des Jägers Orion, den nahenden Winter verkündend, empor, ſchon weiter oben ſteht der Fuhrmann— ein Fünfeck mit der hellen Kapella, der Stier mit dem roten Aldebaran inmitten der Hyaden, und über das Häufchen des Siebengeſtirns(der Plejaden) führt uns der Weg zu Perſeus und Kaſſiopeia, die mit der An⸗ dromeda den Zenit beherrſchen. Im Abſtieg im Weſten finden wir das ausgedehnte Kreuz des Schwans, die Leier mit Wega und ganz unten am Horizont rüſtet ſich Atair zum Untergang. Ein Sternpaar ſüdlich der Andromeda zwiſchen Stier und dem Viereck des Pegaſus bildet das Tierkreisbild des Widders. Darunter leuchten ſchwach die zahlreichen Sterne der Fiſche und des Walfiſches. Tief im Norden aber bereits im Anſtieg begriffen, glänzen die Sterne des Großen Bären. Nach Mitternacht entfaltet ſich die ganze Schönheit der Winterbilder. Orion prangt majeſtätiſch im Süden, links unter ihm der hellſte aller Sterne, Sirius, gen Oſten, der Prokyon und gerade aufgehend der Löwe, unter deſſen Hauptſtern Regulus der Planet Mars in ſeinem roteft Licht erſtrahlt. Etwa vom 10. November an erſcheinen in der Morgendämmerung im Südoſten Jupiter und Merkur. Ein reizvoller Anblick! Jupiter übernimmt für die näch⸗ ſten Monate die Rolle des Morgenſterns und geht Ende November bereits zweieinhalb Stunden vor der Sonne auf. Merkur, in nächſter Nähe des ihn an Helligkeit über⸗ ſtrahlenden Jupiter, ſchwingt wieder einmal weſtwärts von der Sonne weg. Dabei läuft er zweimal an Jupiter vorbei. Das erſte Mal am 6. November ganz nahe, zum zweitenmal am 20. November auf dem Rückweg zur Son⸗ ne. Er iſt daher bis Anfang Dezember am Morgenhim⸗ mel zu ſehen. Venus iſt unſichtbar. In ſeinem monat⸗ lichen Lauf durch den Tierkreis begrüßt der Mond jedes⸗ mal die verſchiedenen Sterne und Planeten. Die ſchönſten dieſer Begegnungen ſeien kurz mitgeteilt: am 1. November weilt der Mond bei Regulus, am 2. bei Mars, am 14. bei Saturn, am 22. bei Aldebaran im Stier, am 25. bei den Zwillingen und am 28. wieder bei Regulus. Die Mondphasen: am 7. November iſt Neumond, am 14. erſtes Viertel, am 21. Vollmond, am 29. letztes Vertel. Prima Rotwein J Liter 20 Pfg. 1 Flaſche 60 Pfg. 1 Liter 80 Pfg. immer zur pachien Stunde wirkt das Angebot in der Zeitung. Nie wird die Zeitungsanzeige als Stö⸗ rung empfunden, wie ſo manch andere Reklame. Wenn der Leſer am em⸗ pfänglichſten iſt, wenn er am beſten Zeit hat, wirkt auf ihn das angebot durch die Zanlungsanzeige Wein Weiß⸗ und Notwein offen und in Flaſchen 2. D. 1 5 11 1 149 0 oder: Du bist mein Sonnenschein Ein hohes Lied der Menſchlichkeit, Kindes und Vaterliebe. Anny Ondra in dieſer Bombenrolle iſt nicht zu überbieten. Klein Dorrit, die niemand beſſer als Anny Ondra mit ihren Partnern Matthias Wieman, Fritz Rasp, Guſtav Waldau und Hilde Hilde brandt darſtetlen könnte, iſt der größte Er⸗ olg und das Tagesgeſpräch überall. 1 Klein Dorrit nach Dickens berühmten Roman iſt allen Filmfreunden aufs Beſte mpfehlen. Der verwöhnteſte Beſucher! 50 H 9 80 — II. = Was du bist, das hilft er dir entfalte: Ein Weltbild gibt er dir in 20000 Spalter Lehrt, in der Wirklichkeit dich praktisch zu verhalter zu lommt auf ſeine Rechnung. Alles wird ſta Dazu ein gutes Beiprogramm mit 5 neueſter Afa⸗Tonwoche 5 Anfang an allen Tagen 8 Uhr, ab 9 Uhr Auskunft vor Snu,n¹nuler oder duren flerder Freiburg i. 8 nochmals alles zu ſehen. S— 5 95 1 i 1 bebe Jugend.. Kinderborfkellung N Ic verl ſuſerieren! Sudwein Wildweſt am Semmering mu ll lich ber leren, Uſerieren! 9 Ueberfall auf einen Eiſenbahnpoſtwagen. . 0 i Blutwein Wien, 2. Nov. Ein frecher Raubüberfall hat ſich in 7 4 Schaumwein der Nacht auf der Semmeringſtrecke der Wiener Südbahn 0 5 15 Spezialität: Kupferberg ereignet. Als gegen Mitternacht ein Perſonenzog zur 5 5 Kupfer⸗Gold ſteilſten Stelle der Niederöſterreichiſchen Rampe der Sem⸗ Spirituosen meringbergſtrecke bei der Station Wolfsbergkogel kam, ſprangen drei Burſchen mit Masken auf den Poſtwagen des Zuges. Zwei Burſchen hielten mit einem Revolver den Beamten in Schach. Der Dritte durchwühlte die Poſtſen⸗ dungen. Zu ihrer Ueberraſchung fanden die Räuber aber kein Geld. Wütend ſprangen die drei Burſchen knapp vor der Station Semmering wieder ab. Es wurden ſofort Gen⸗ darmerieſtreifen eingeſetzt, und es gelang, die drei Täter zu verhaften. Sie ſind durch abgeriſſene Knöpfe, die ſie im Kirſchwaſſer, Zwet⸗ ſchenwaſſer, Weinbrände erhalten Sie in beſter Qua⸗ lität ſtets preiswert bei J. Mich. Werte. Wein⸗ u. Spirituoſenhandlung. Zlalhaus e vom groen Spe N erthei. e 7 22 72 N Lampertheimerſtraße 1 5 5 Eiſenbahnwagen verloren haben, überführt. . Vertretungen erſter Häuſer des— Rhein-, Pfalz⸗ u. Moſelgebietes— Vorübergehende Abmeldung von Kraftfahrzeugen. CCC T Der Reichsverkehrsminiſter weiſt in einem Rundſchreiben dar⸗ auf hin, daß nach den geltenden neuen Beſtimmungen eine vorübergehende Abmeldung von Kraftfahrzeugen nicht mehr in Frage komme. Für den Fall jedoch, daß ein früher ſchon Matallbett 90%„amm Metallbett 9%„/ 33 mm NMetallbeit%%/ Raum 1 vorübergehend abgemeldetes Kraftfahrzeug, das noch nicht weeif e 00 Rod e ee, ee veld lackiert mi Der gute Umsatz wieder zugelaſſen wurde, vorübergehend und ausſchließlich mit Zugleder- 145⁰ mit Zugleder- 1675 ben kae e 215⁰ 1 i zur Beförderung von Spenden für die Winterhilfe benutzt matratze. wean ne N N a ist Ihr Lohn! werden ſoll, iſt dieſes Kraftfahrzeug gebührenfrei zuzulaſſen. M ANN NEIN Das große Spezialhaus für Betten und Aussteuern 1 5 Das Anterſtützungsweſen der Arbeitsfront Gegen die Nörgler und Kritiker. Wie hierzu auf Anfrage mitgeteilt wird, iſt die vorüber⸗ gehende Außerbetriebſetzung eines Kraftfahrzeugs zum Zwecke der Steuererſparnis nicht beſeitigt. Lediglich die vorüber⸗ gehende Abmeldung im verkehrspolizeilichen Sinne gibt es nicht mehr. Auch ein Kraftfahrzeug, das aus ſteuerlichen Gründen vorübergehend außer Betrieb geſetzt wird, gilt ver⸗ kehrspolizeilich weiterhin als zugelaſſen. Es wird während der Zeit der Außerbetriebſetzung nur entſtempelt; die Pa⸗ piere werden einbehalten. — Die Ratten— ein gefährlicher Feind.„Natten⸗ ſchäden? Rattenbekämpfung? Wegen dem wenigen, was ſo eine Ratte frißt?“— Irre dich nicht! Freilich frißt die einzelne Ratte im Tag nur für etwa zwei Pfennige. Aber den bringt die Dauer- Insertion! zu niedrig bezeichneten. Durch die von Grund aus vorge⸗ nommene Verwaltungsvereinfachung in der Arbeitsfront konnten die Verwaltungskoſten von 50 auf 18 Prozent ge⸗ r Noch heute, nach faſt 20monatiger erfolg⸗ und ſegens⸗ reicher Tätigkeit der nationalſozialiſtiſchen Regierung, deren Früchte in erſter Linie der deutſchen Arbeiterſchaft zu⸗ gute kamen, wird durch Nörgelei und unfruchtbare Kritik und Beſſerwiſſerei immer wieder verſucht, Unzufriedenheit in die Kreiſe des ſchaffenden deutſchen Volkes hineinzutra⸗ gen. Der Referent bei der Deutſchen Arbeitsfront in land, E. Schermeng, wendet ſich gegen dieſe Nörgler und Kritiker durch einen Vergleich zwiſchen der Unter⸗ ſtützungspolitik der ehemaligen marxiſtiſchen und nen Gewerkſchaften und derjenigen der Deutſchen ent Schon 1932 waren die Gewerkſchaften ohne jede 8 ſo weit, daß ſie Zahlungsunfähigkeit hätten erklären 1 7 ſen. Grenzenloſe Enttäuſchung, bitterſte Not wären. 1 Folge geweſen, hätte nicht am 2. Mai 1933 die N30 ener giſch durchgegriffen und aus dem Trümmerhaufen gerettet, was noch zu retten war. Von den nach Hunderten zählen⸗ den Millionen, die die deutſche Arbeiterſchaft in Jährzehn⸗ ten ihren Organiſationen gläubig anvertraut hatte, war ſo gut wie nichts mehr vorhanden. g 7 Bei einzelnen Gewerkſchaften wurde feſtgeſtellt, daß ſie noch gerade für drei Tage flüſſige Mittel halten und dann ihre Schalter hätten ſchließen müſſen. Dieſe Tatſachen müſſe man denen in Erinnerung rufen, die heute mit theoretiſchen Zahlen jonglierten, mit ihren alten Verbandsbüchern in der Welt herumreiſten und die Unterſtützungsſätze der Deutſchen Arbeitsfront als ſenkt werden. Der Beitragsſatz, der bei den Gewerkſchaften noch 3,02 Prozent des Brutkoeinkommens betrug, wurde von der Arbeitsfronk auf 1,48 Prozent herabgedrückt. Millionen⸗ beträge werden ſo erſpart und können notleidenden Volks⸗ genoſſen zur Verfügung geſtellt werden. Der Sternenhimmel im Monat November Der Winter naht. Die Sonne in ihrem ſcheinbaren Lauf um die Erde iſt in die ſüdlichſten Regionen des Tier⸗ kreiſes getreten, ihr Bogen über den Tag iſt kleiner und flacher geworden: die Tage werden kürzer. So kommt es, daß nach Eintritt der Dunkelheit immer noch Saturn ſicht⸗ bar am Südweſthorizont dahinſchleicht, ſeinem Untergang um 23 Uhr(Ende 22 Uhr) entgegen. Ihm folgt tief im Südoſten, an Helligkeit geringer, Fomalhaut, der Haupt⸗ ſtern des ſüdlichen Fiſches. Hoch im Weſten erſcheint Wega, am Nordweſthorizont funkelt noch Arktur, während im Nordoſten Kapella, Aldebaran und die Pleſaden ihre Reiſe über das Firmament antreten. Um 22 Uhr(An⸗ fangs 23 Uhr, Ende des Monats 21 Uhr) hat der Stern⸗ himmel ſeine ganze Pracht entfaltet. In einem großen Bogen, von Oſten über den Zenit nach Weſten geſpannt, leuchten die vielen Flocken der Milchſtraße und bilden den plaſtiſchen Untergrund, von dem ſich die charakteriſtiſchen Geſtirne eindrucksvoll abheben. Laſſen wir den Blick die Milchſtraße entlang ſchweifen: im Oſten ſteigen das Zwil⸗ hundert Ratten— du haſt vielleicht mehrere hundert, wenn du es auch nicht weißt, in deinem Anweſen oder ſie kommen aus der Nachbarſchaft zu dir auf Beſuch. Hundert Ratten freſſen im Jahr Lebens⸗ und Futtermittel oder dergl. im Wert von mindeſtens 450 Mark. Dazu zerſtören ſie viel⸗ leicht noch das Doppelte und Dreifache durch Beſchmutzen, Zernagen, Unterwühlen uſw. Und wenn dir ein oder mehrere Stück Vieh an Maul⸗ und Klauenſeuche eingehen, ſo war öfter, als du es ahnſt, eine Ratte der Ueberträger dieſer tödlichen Krankheit.— Darum müſſen dieſe frechen, ge⸗ fräßigen, ſich zahllos vermehrenden Nager auf das äußerſte bekämpft werden! 5 71, Delle. * W Hergeſtelſt in den Perſilwerken! 4 Wer gut und billig 1 zu aufen gewohnt isi, ö gent in's Fachgeschait Mannheims Fachgeschäft für Kleiderstoffe, Weißwaren, Wäsche etc. r 8 1 5 5 8 7 5 8 5 e 8. e Zur Aufführung kommt: Der Jager U. Fall, Der zweite Scher- ö 25 aufgeführt von der Oberbayriſchen Bauernbühne Münchner Heima Eintritt 40 Pfg., Erwerbsloſe u. Kriegsbeſchädigte nur gegen Aus⸗ * Fonntag. den d. November 1934. abends 8.30 Ahr 78 Viernheim 2 2 1 weis an der Abendkaſſe 30 Pfg. Vorverkauf bei Hofmann Drehſcheibe im Saale 55 Um 9e C Nachm. 4 Uhr Kindervorſtellung: Märchenwald.—— Eintritt 10 Pfg. (( yd dy ãæ⁵ãĩ õͥãꝗ y yyyyVPVbpbwGGGPGPGGpGGGGGGcGCGGGcG0G0GcGcGcGoGcGoGcGoGPcGPGPGcGGGGGGGGGGoPTVTPVTVTVPVGGGGGTVVVTVVTVTTVVTſTTTWTTTTVTTGT—T—WT—TT—W—TTTT—w—— Feen eee tesseünatinüaunaamum Zum Hirchweintest 70 0 Id. Ihre Verlobung beehren sich anzuzeigen mnren neuen Ulster— 72 Warmen oder eleganten Damen- U. Dackilich- empfehle in ſtets friſcher Ware N 1 Delltkatel-Saltschinnen otwichts-Abnahme Mala PęElitzen Uister-paletot in den Hauptpreislagen Rieiderstonle Deulsche arbeltstront Saft busch Freude gekocht, Nollſchinken, 5„ 1 5 5 Cervelat⸗ u. 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In den Ruinen wird auf Anordnung der ſpaniſchen Regierung nun mit der größten Sorgfalt beſon⸗ ders nach Fragmenten aus der„Camera Santa“ geſucht Jedes Gramm Erde wird peinlich analyſiert, um auch die winzigſten Stückchen der wertvollen Kunſtwerke und Reliquien zu bergen die 0 die Sprengung mit Dynamit überallhin zerſtreut wor den ſind. Mehrere Objekte von großem Wert und hiſtoriſchem Inter— eſſe haben laut„ABC“ geborgen werden können, darunter der Koffer aus Chalcedonſtein, der Furela II. gehörte Arnen mit den Gebeinen des hl. Julian und vier anderer Heiliger, ein künſtleriſch ziſeliertes Truhengefäß mit der Aſche der hl. Eula⸗ lia, ein Elfenbein⸗Doppelbild, gotiſch, das unverſehrt geblieben iſt, und ein anderes ähnliches Elfenbeinbild aus dem 12. Jahr- hundert, das leider ſehr beſchädigt iſt. Die Dornenkrone an der nur wenige Dornen fehlen, wurde intakt in ihrem Schrein vorgefunden. Aber die Fragmente aus dem Kreuz Chriſti, dar unter ein beſonders großes, das den Namen„Kreuz der Engel“ führt, und das„Kreuz des Sieges“, das König Pelagius ge hörte und von Alfons III. reich geſchmückt wurde, fehlen noch immer. Nicht anders ſteht es mit dem Inhalt der kogenaanten „Arca Santa“, einer byzantiniſchen Truhe aus dem 11. Jahr- hundert, die unſchätzbare Reliquien aus den früheſten Jahr— bunderten der Chriſtenheit barg— darunter Gegenſtände aus dem Beſitz des hl. Petrus, des hl. Bartholomäus und anderer Blutzeugen aus den erſten Tagen der chriſtlichen Kirche. Kein anderes Gotteshaus auch Rom nicht ausgenommen, war je im Beſitze derartig vielfältiger Reliquien und kirchlicher Schätze aus dem Morgenland und Abendland geweſen. Studenten ache ſich freiwillig gemeldet, um an der Bergung mitzu⸗ arbeiten. 0 Profeſſor Coles nennt die Zerſtörer dieſer Schätze„rohe Feinde von Kunſt und Religion zugleich“. Wer ſich an Gegen⸗ ſtänden vergreiſe, die viel älter als 1000 Jahre ſind, habe ein Anrecht auf Gnade verwirkt. Das übrige Europa aber tue gut daran, achtzugeben, daß ähnliche marxiſtiſche Greuel an Toten und Lebendigen nicht möglich werden. f Ein tragiſches Erfinderſchickſal Ein Mann, der zu Anfang des Jahrhunderts im großen Maße die Oeffentlichkeit beſchäftigte, iſt jetzt im Alter von 78 Jahren im Krankenhaus zu Berlin⸗Schöneberg an einer Lungenentzündung geſtorben. Verbittert und mit ſtän⸗ digen Geldſorgen kämpfend, iſt er zuletzt mehr und mehr aus dem öffentlichen Blickfeld verſchwunden, in das er vor etlichen Jahrzehnten mit großem Reklameaufwand eingetreten iſt. Ganswindt e verſtand es, mit einer faſt modern anmutenden Propagandakunſt die Aufmerkſamkeit des Publikums für ſich und ſeine zahlreichen„Erfindungen“ in Anſpruch zu nehmen. An den Berliner Anſchlagſäulen klebten damals bunte Plakate, die ihn in einem phantaſtiſch anmutenden Flugzeug darſtellten, mit dem er, mittels Tretkraft und Exploſionsmotor, zum Mars fliegen wollte. In den großen Sälen der Reichshauptſtadt ſprach er vor Hunderten in vielen Verſammlungen und wußte zahlreiche Leute für ſeine Komiteegründungen zu intereſſieren. Dieſe Komitees hatten den Zweck, ſeine Erfindungen, vor allem ſeine Flugpläne zu finanzieren, und er war von dem Ertrag ſeiner Ideen ſo überzeugt, daß er den Einzahlern eine Rentabilität ihrer Darlehen bis zu 1000 Prozent verſprach. Doch die Geldmittel reichten immer nicht aus, denn die Modelle koſteten rieſige Gelder. Nur von ſeinem Tretmotor, der auch in dem geplanten Flugzeug eine Schraube zur Vorwärts- bewegung antreiben ſollte, wurden mehrere Exemplare herge— ſtellt. Auf einer Tretmotordroſchke machte er damals unter dem Gejohle und Geſchrei der Zuſchauer eine Fahrt durch Berlin. Ein großer Zeitungsunternehmer, der ſich für ſeine Erfindung intereſſierte und ſich auch finanziell beteiligen wollte, war von dem„Erfolg“ dieſer Probefahrt, an der er als einziger Fahr— gaſt teilgenommen hatte, ſo„begeiſtert“, daß er ſich zurückzog. Deutſche aus Polen in Berlin Telegrammwechſel zwiſchen dem Führer und dem Thorner Heimatbund. DNB. Berlin, 2. November. Anläßlich des Beſuchs mehrerer hundert Deutſcher aus Polen hat der Thorner Heimatbund folgendes Telegramm an den Führer und Reichskanzler gerichtet: „Thorner Heimatbund bewillkommnet heute in den Spichernſälen mehrere hundert deutſche Volksgenoſſen aus den ehemaligen deutſchen Gebieten Polens. Nach jahrelanger Ab— geſchloſſenheit ſehen dieſe Brüder und Schweſtern zum erſtenmal das neue Deutſchland und grüßen es in Ergriffenheit. Mit ſeinen Gäſten dankt der Thorner Heimatbund dem Führer und Reichskanzler für die Beſſerung der Beziehungen zwiſchen den Nachbarvölkern. Mehr als tauſend Teilnehmer am Begrüßungs— abend ſenden dem Führer in Verehrung und Liebe ihre Grüße und erneuern ihr Gelöbnis der Treue. Im Auftrage gez. Dr. Gerbis.“ Der Führer und Reichskanzler hat hierauf folgendes Ant— worttelegramm geſandt: „Dem Thorner Heimatbund und ſeinen Gäſten danke ich für ihr Telegramm und die Grüße, die ich herzlichſt erwidere. Ich freue mich über den Beſuch der deutſchen Landsleute aus Polen im neuen Deutſchland und hoffe, daß ſie nach ihrer Rück⸗ kehr zur Vertiefung der Beziehungen zwiſchen den beiden Nach⸗ barvölkern beitragen werden. gez. Adolf Hitler.“ Engliſche Befriedung über das Handelsabkommen DNB. London, 2. Nov. Das deutſch⸗-engliſche Handels- und Zahlungsabkommen wird von der Morgenpreſſe mit Befriedigung und Erleichterung begrüßt. Es wird erklärt, daß es beiden Ländern zum Vorteil gereichen werde. Zugleich wird aber darauf hingewieſen, daß es ſich um einen Verſuch handle, und daß noch nicht ſicher ſei, wie er ſich bewähren werde. Allgemein herrſcht Genugtuung darüber, daß es gelungen iſt, die Einrichturg eines Clearing⸗ Syſtems zu vermeiden.„Daily Telegraph“ hält die Verein- barung für beſſer, als es noch vor wenigen Tagen zu erwarten geweſen ſei.„Morning Poſt“ iſt nicht recht zufrieden und ſpricht von Flickwerk, gibt indeſſen zu, daß Dr. Schacht„weſentliche Zugeſtändniſſe“ gemacht habe, offenbar weil er der Aufrechterhal⸗ tung des Handels mit England große Bedeutung beimeſſe. Das Blatt warnt aber vor den„Fallgruben von Dr. Schachts De⸗ viſen⸗Kontrollſyſtem“ und bemerkt, der Handel mit Deutſchland bleibe nach wie vor riskant(ö).. i In„Financial News“ heißt es, die Vereinbarung ſei unter den gegebenen Amſtänden doch ein anſehnticher Erfolg. Deutſch. land habe nur mäßige und einfache Zugeſtändniſſe gemacht, in⸗ deſſen könne man heutzutage nicht mehr verlangen. „Times“ ſpricht von einem Sieg freundſchaftlicher Ver⸗ handlung und räumt ein, daß Dr. Schacht und die deutſche Re. gierung einen verſöhnlichen Geiſt gezeigt hätten. Die Förderung, die Ganswindt von vielen Seiten erhalten hatte, ſchlug ins Gegenteil um, als die etwas pompöſen Ver- ſprechungen des Erfinders ſich als Phantaſtereien herausſtellten. Er wurde in Anterſuchungshaft genommen, aber nach kurzer Zeit wieder in Freiheit geſetzt, weil man ihm einen Betrug nicht nachweiſen konnte. Als er bereits im Jahre 1883 ein Patent auf einen lenkbaren Ballon erhalten hatte, prophezeite er, daß er mit dieſem„Weltenfahrzeug“ zum Mars auffliegen werde. Er verſprach ſogar, ſchon in 22 Stunden dort zu landen, als Treibkraft wollte er, wie heute etwa die Raketenflugzeuge, Dynamitexploſionen benutzen. Auch hier hatte er wiederum den Mund zu voll genommen, und die Folge ſeiner reklamemäßigen Aufmachung der an und für ſich guten Ge⸗ danken und Erfindungen— die zum Teil erſt in neueſter Zeit techniſch brauchbar gemacht werden konnten— brachte ihn in einen dauernden Kampf mit allen möglichen Behörden und Geſellſchaften. Er verfaßte Zeitſchriftenartikel, führte endloſe Prozeſſe und ſandte zahlreiche Petitionen an Behörden und Körperſchaften. Da ſie meiſt abſchlägig beſchieden wurden, verbitterte er mehr und mehr. Sein Leben, das er zurückgezogen in Schöneberg führte, war das eines„unverſtandenen Erfinders“. Er baſtelte, in ſeiner Werkſtatt am Mariendorfer Weg in Schöneberg, am Rande des Tempelhofer Feldes, und hatte daſelbſt eine Aus⸗ ſtellung aller ſeiner Erfindungen aufgebaut. Er hatte 21 Kinder, denen er meiſt Namen aus der germaniſchen Mythologie gab. Nun iſt er tot. Das Schickſal iſt über ihn hinweggegangen, und es iſt ſeine Tragik, für ſeine Ideen eine unſachgemäße, un⸗ wahrhaft wirkende Reklame getrieben zu haben; Ideen, mit denen er anderen um Jahrzehnte voraus war und deren Voll- endung zum Teil die neueſte Zeit gebracht hat. 6 1 eee eee 1 Stimmzunahme der engliſchen Arbeiterpariei DNB. London, 2. Nov. Die Gemeindewahlen, die am Donnerstag in 28 Lon— doner Wahlbezirken zur Erneuerung der Gemeinderäte, ſowie in über 300 Wahlbezirken in England und Wales zur Er— neuerung eines Drittels der Gemeinderäte abgehalten wurden, führten zu erheblichen Gewinnen der Arbeiterpartei. Jedoch ſind, wie Reuter berichtet, dieſe Gewinne bisher nicht aus- reichend, um eine Aenderung der Mehrheitsverhältniſſe in zahl reichen Gemeinderäten herbeizuführen. Bis 1 Uhr früh lagen die Ergebniſſe aus 60 Wahlbezirken vor. Danach erhält die Arbeiterpartei einen Reingewinn von 104 Sitzen, während ſich der reine Verluſt der Konſervativen auf 67 Sitze, der Liberalen auf 16 und der Anabhängigen auf 21 Sitze be⸗ läuft. Die bisher bekannt gewordenen Ergebniſſe der am Don— nerstag abgehaltenen Gemeinderatswahlen zeigen, daß die Arbeiterpartei in den Londoner Gemeindebezirken ihre vor drei Jahren erlittene ſchwere Niederlage nicht nur wettgemacht, ſon⸗ dern darüber hinaus Fortſchritte erzielt hat. Die Arbeiterpartei beherrſchte von 1928 dis 1931 in Groß-London acht Gemeinde- räte. Bei ihrer Niederlage eine Woche nach den Parlaments- wahlen im Jahre 1932 verlor ſie fünf davon, um dann ſpäter bei einer Erſatzwahl wieder einen zurückzugewinnen, ſo daß ſie bei den jetzigen Wahlen vier Londoner Gemeinderäte beherrſchte. In den ſpäten Abendſtunden des Donnerstag wurden die Wahlergebniſſe in 17 von 28 Londoner Gemeinderäten gemel- det. In nicht weniger als zehn von dieſen hat jetzt die Arbeiter partei für die nächſten drei Jahre die Mehrheit. Elf Ergeb— niſſe ſtehen noch aus. Bei den Wahlen in der engliſchen Provinz und in Wales iſt die Lage noch unüberſichtlich. Dort wird in den Gemeinderäten jedes Jahr ein Drittel der Ratsmitglieder neu gewählt. Indeſſen beſagen die erſten Ergebniſſe auch hier, daß die Sozialiſten in vielen Städten ihre Sitze zurückerobert ha— ben. In Sheffield konnten ſie ihre Mehrheit erhöhen. In Hull und Stoke-on-Trent haben ſie Sitze zurückgewonnen. London: Wie zu den Flottenbeſprechungen aus guter Quelle verlautet, werden große Anſtrengungen unternommen, um eine Formel zur Ausgleichung des japaniſchen Verlangens nach theo- retiſcher Gleichheit zu finden. Berlin: Reichsminiſter und Gauleiter Dr. Goebbels beſichtigte Freitagnachmittag das Berliner Winterhilfswerk und überzeugte ſich davon, daß eine Verſorgung aller Bedürftigen in der Reichshauptſtabt mit Kohlen und Kartoffeln für dieſen Winter in ausreichendem Maße geſichert iſt. Berlin: Die Reichsſchrifttumskammer veranſtaltete zur Woche des deutſchen Buches am Freitag im Kaiſerhof einen Empfang, auf dem hervorragende Perſönlichkeiten des öffent⸗ lichen und geiſtigen Lebens über Zweck und Ziel der Buchwoche ſprachen. a f 3 1 Berlin: Als erſter der Nachkriegsfliegergeneration kann je Flugkapitän Hugo Wiskant von der Deutſchen Lufthanſa auf eine Million Flugkilometer zurückblicken. ſtſchätzen 0 Admiral Maximilian Graf von Spee, der Sieger in der Seeſchlacht von Coronel am! 1914. EAEAEAEAPAGPATGTGGGTGTGTPTGTPTPPTGTGTCbGTGTGTGbGbGbTbTbPbPTGTGTGbGTGTGTPTbTbTbbTbbbbbb Wiſſenswertes für alle. Das ſächſiſche Innenminiſterium hat im Verordnungs— wege das Wahrſagen gegen Entgelt in Sachſen ver⸗ boten. Anter dieſes Wahrſagen fallen: Vorausſagen aller Art und jede ſonſtige Offenbarung von Dingen,„die dem natür— lichen Erkenntnisvermögen entzogen ſind“. Hierzu gehört ins- beſondere das ſogenannte Kartenlegen, die Stellung des Horoſkops, die Sterndeuterei und die Zeichen- und Traumdeutung. Die Deutung des Charakters aus der Hand— ſchrift auf anerkannt wiſſenſchaftlicher Grundlage gilt dagegen nicht als Wahrſagen im Sinne dieſes Verbots. i * Der Regierungspräſident in Düſſeldorf teilt mit: „Trotz aller Hinweiſe in den Tageszeitungen und der ein— gehenden Beratungen in Berufskreiſen über die Angemeſſen— heit der Einkellerpreiſe für Kartoffeln hat der Düſſeldorfer Großhändler Anton Cleff bei einem größeren Geſchäftsabſchluß für Oberländer Kartoffeln, die zwar mehr koſten dürfen als Induſtriekartoffeln ſchlechthin einen Preis von 4,30 RM. je Zentner gefordert und damit die von zuſtändiger Stelle für angemeſſen und ausreichend erklärte Handelsſpanne überſchrit⸗ ten. Wer ſo handelt, muß als unzuverläſſig angeſprochen wer— den. Der Regierungspräſident in Düſſeldorf hat aus dieſem Grunde der Firma zunächſt für zwei Tage jeden Geſchäfts⸗ betrieb unterſagt und im Wiederholungsfalle die vollſtändige Schließung angedroht. Vorſchriften für den Kartoffelverkauf DNB. Berlin, 2. November. Dem Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft ſind Nachrichten darüber zugegangen, daß gewiſſe Zweifel dar— über beſtehen, was auf Grund der vom Reichsnährſtand er— laſſenen Vorſchriften beim Verkauf von Kartoffeln rechtens iſt. Es wird deshalb ausdrücklich das folgende bekannt gegeben: 1. Es gelten keinerlei Beſchränkungen für den Verkauf von Kartoffeln vom Erzeuger unmittelbar an den Verbraucher. 2. Der Erzeuger von Kartoffeln iſt beim Verkauf an den Verbraucher nicht gehalten, zu ſeinem Erzeugermindeſtpreis Handelszuſchläge zu erheben, da ihm ja auch nicht die Aufwen— dungen erwachſen, die der Handel zu tragen hat. Im Intereſſe der Verbraucher von Speiſekartoffeln werden binnen kürzeſter Friſt Verbraucherhöchſtpreiſe feſtgeſetzt werden, die die Verladekoſten, die entſtehende Fracht, die Koſten für Lagerung und ſonſtige Aufwendungen des Handels enthalten werden. November Ein Zwiſchenfall bei einer Totenmeſſe für Poincaré und Barthou. DNB. Paris, 2. November. In Oran kam es bei einer Totenmeſſe für Poincaré und Barthou zu einem Zwiſchenfall. Sämtliche amtlichen Perſönlichkeiten waren zu dieſer Feier eingeladen, mit Ausnahme der Stadtverwaltung. Als der Bürgermeiſter Abbé Lambert aber trotzdem an der Spitze der Stadtverordneten eintraf, ver— ſuchte man, ſie am Betreten der Kathedrale zu verhindern. Der katholiſche Geiſtliche verlas im Namen des Biſchofs eine Proteſtſchrift und unterſagte dem Bürgermeiſter das Betreten der Kirche, weil er ohne die Erlaubnis der Diözeſe ſeine Kandi— datur bei den Gemeinderatswahlen aufgeſtellt habe. Der Bür⸗ germeiſter und ſeine Begleiter verſchafften ſich aber gewaltſam Eingang und ſtellten ſich vor dem Altar auf. Der Biſchof, der die Meſſe leſen ſollte, weigerte ſich und ein Gerichtsbeamter mußte die Anweſenheit des geiſtlichen Bürgermeiſters in der ſpäter Amtsſchärpe feſtſtellen. Erſt ½ Stunden konnte die Totenmeſſe geleſen werden. Reichsautobahn München— Landesgrenze. Unſer Bild zeigt die 70 Meter hohen Betonpfeiler der Mang⸗ fallbrücke auf der Reichsautobahnſtrecke München—Landes⸗ 5 grenze. ————————————5ꝙ˖ — —— f Aus Nah und Fern Rektoratsübergabe an der Hochſchule. Darmſtadt. In althergebrachter Weiſe fand die Rek⸗ toratsübergabe an der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt ſtatt, zu der ſich als Stellvertreter des Reichsſtatthalters in Heſſen Regierungsrat Reiner ſowie Staatsminiſter Jung eingefunden hatten. Prorektor Prof. Dr. Buſch erſtattete den Jahresbericht. Angeſichts der wirtſchaftlichen Notlage der Techniſchen Hochſchule, Darmſtadt, der drittgrößten deutſchen Techniſchen Hochſchule, gab er der Hoffnung Aus— druck, daß ein Weg gefunden werden möge, der Hochſchule vonſeiten des Reichs zuſätzliche Mittel zur Verfügung zu ſtellen. Er ſchloß mit dem Dank an den ſcheidenden Rektor und überreichte dem Nachfolger, dem neuernannten Rektor Prof. Dr. ing. Hübener, als Zeichen ſeines Amtes die Goldene Kette. Der neue Rektor dankte ſeinem Vorgänger für ſeine erſprießliche Tätigkeit zum Segen der Techniſchen Hochſchule und der Studentenſchaft und gab der Hoffnung Ausdruck, daß es ihm gelingen möge, in vertrauensvoller Zuſammenarbeit mit dem Lehrkörper und der Studenten⸗ ſchaft zum Beſten der Techniſchen Hochſchule zu wirken. Ein Bodenkulkurzweckverband für den Unterlaunuskreis. Hahn(Untertaunuskreis). In einer Bürgermeiſter— dienſtverſammlung des Untertaunuskreiſes in Hahn wurde die Gründung eines Bodenkulturzweckverbandes beſchloſſen. Von den 81 Gemeinden des Kreiſes ſind dem Verband bis jetzt 40 beigetreten, die übrigen Gemeinden werden dem— nächſt folgen. Aufgabe des neugegründeten Verbandes wird es ſein, die für Bodenkulturarbeiten nötigen Mittel zu beſchaffen. * Frankfurt a. M.(Ein Heiratsſchwindler „von Format“.) Ein Mädchen aus Oberheſſen hatte die Bekanntſchaft des Rolf Muth gemacht, der jetzt dem Gericht verſicherte, daß er die beſten Abſichten gehabt hätte, das Mädchen heiraten zu wollen, das Aufgebot habe nur deswegen nicht erfolgen können, weil die„Braut“ noch einer Aufenthaltsbeſcheinigung bedurft hätte. Natürlich trug ſich Muth in Wirklichkeit gar nicht mit redlichen Hei— ratsabſichten, der Zweck des Manövers war allein, das Mädchen um ſeine ganze Habe zu bringen. Dieſes Ziel hat der Angeklagte auch völlig erreicht. Muth ſchwindelte ſei— nem Opfer zunächſt vor, er wolle mit einem Kompagnon eine Metzgerei eröffnen, damit für ſie beide eine Exiſtenz geſchaffen würde. Er habe auch ſchon Mobiliar angeſchafft. Um die Metzgerei eröffnen zu können, brauchte der hoff— nungsvolle junge Mann natürlich Geld. In ihrer Ver⸗ blendung und der Hoffnung auf eine baldige Zeit fuhr die „Braut“ nach Oberheſſen und eignete ſich hinter dem Rük⸗ ken ihrer Pflegemutter 600 RM an, die ſie dem„lieben Rolf“ als Grundſtock für das ſpätere Geſchäft gab. Doch mit dieſen 600 RM allein war es noch nicht getan. In der Folgezeit mußte das Mädchen erleben, wie Muth ihr nach und nach alle Kleidungsſtücke, die Wäſche und ihre Näh⸗ maſchine verkaufte und ſie ſchließlich, als ſie ein Kind von ihm bekommen hatte, ſitzen ließ. Nach ſeinen Angaben will Muth von den 600 RM 100 RM zum Ankauf von Kirſchen, die er im Straßenhandel abſetzen wollte, ver⸗ wandt haben. Durch einen Platzregen ſeien ihm aber die Kirſchen fortgeſchwommen. Auf dem Berger Jahrmarkt traf ihn angeblich ein zweiter ſolcher Schlag. Dort will er für 200 RM Krawatten zum Verkauf ausgelegt haben, als wieder ein Platzregen kam und nun nach den Kirſchen auch die Krawatten vernichtete. Muth wurde zu zehn Monaten Gefängnis und drei Jahren Ehrverluſt verurteilt und ſofort in Haft genommen. Frankfurt a. M.(KNampf den Sittlichkeits⸗ verbrechern.) Das Frankfurter Polizeipräſidium wendet ſich in einem Aufruf an die Bevölkerung, bei der Bekämpfung des Sittlichkeitsverbrechertums die Polizei tatkräftig zu unter⸗ ſtützen. Zur Bekämpfung dieſer Schädlinge müſſe eine Ver⸗ bindung zwiſchen Bevölkerung und Polizei hergeſtellt wer⸗ den. Es bedürfe der Zuſammenarbeit nicht nur mit amtlichen Fürſorgeſtellen, ſondern auch vor allem mit privaten, welt⸗ lichen und kirchlichen Vereinigungen, die ſich für ſolche Be— ſtrebungen der Verbrechensverhütung zur Verfügung ſtellen. Insbeſondere an die Eltern, Erzieher und Lehrer ergeht die Bitte, die Kriminalpolizei zu unterſtützen. Jede Spur müſſe ſofort, auch wenn nicht gleich eine polizeiliche Hilfe zur Stelle iſt, von allen energiſch verfolgt werden. ** Frankfurt a. M.(Vom umkippenden Lie⸗ ferauto ſchwer verletzt.) Vor dem„Steinernen Haus“ in der Braubachſtraße ereignete ſich ein gräßlicher Verkehrsunfall. Ein Mann wollte die Straße gerade über— queren, als ein dreirädriger Lieferwagen die Straße ent⸗ lang kam. Als der Wagenführer, um den Mann nicht zu überfahren, ſcharf bremſte, kippte ſein Fahrzeug ſo unglück⸗ lich um, daß es dem Fußgänger das Bein oberhalb des Knies abquetſchte. Der Verunglückte wurde mit ſchweren Verletzungen in das Heilig-Geiſt⸗Hoſpital gebracht. An ſeinem Aufkommen wird gezweifelt. ** Wiesbaden.(Die Bürgerſteuer.) Bei der Beratung wegen der Feſtſetzung der Bürgerſteuer für 1935 haben die Stadträte und Ratsherren beſchloſſen, daß für Wiesbaden der bisherige Bürgerſteuerſatz auch für das kommende Jahr beibehalten werden ſoll, wobei die im Ge⸗ ſetz vorgeſehenen Ermäßigungen, wie Kinderermäßigungen, Erhöhung der Freigrenze uſw., zur Anwendung kommen. ** Wiesbaden.(Straßenräuber und Ein⸗ brecher.) Der 20jährige Karl Reuter, der vor einiger Zeit in Wiesbaden einen Raubüberfall auf einen Kaſſen⸗ boten verübte, dabei aber feſtgenommen werden konnte, kommt, wie ſich jetzt herausſtellt, auch noch für andere Straftaten in Frage, und zwar hat er ſich zwei Diebſtähle von Schußwaffen zuſchulden kommen laſſen und weiter konnte ihm ein Einbruch nachgewieſen werden, bei dem er 1400 RM erbeutet hat. Als Komplize des Reuter wurde der 21jährige Hermann Hahn verhaftet. Reuter hat Hahn in der Fürſorgeanſtalt kennen gelernt und ſich dann ſpä⸗ ter mit ihm angefreundet. Eines Tages machte Hahn den Reuter auf ſeinen Meiſter aufmerkſam, bei dem„1400 RM zu holen wären“. Als Reuter der Einbruch geglückt war, gab er Hahn 250 RM und eine geſtohlene Piſtole. Dann verjubelten die beiden Burſchen das Geld. Reuter hat bei⸗ ſpielsweiſe Spritztouren nach Köln und Frankfurt gemacht. Als Hahn verhaftet wurde, fand man die geſtohlene Pi⸗ ſtole Reuters bei ihm. ** Wiesbaden.(Der Wiesbadener Andreas⸗ markt.) Zur Abhaltung des Andreasmarktes, des Wies⸗ badener Kirchweihfeſtes, iſt außer dem Elſäſſer Platz und den anliegenden Straßen auch wieder der Blücherplatz zur Verfügung geſtellt worden. Außerdem wurde jetzt von der Stadtverwaltung genehmigt, daß die Schauſteller und die Beſitzer von Fahrgeſchäften(Karuſſells uſw.) ihre Geſchäfte auch noch an den beiden anſchließenden Tagen(Samstag, den 8., und Sonntag, den 9. Dezember) offenhalten. Die Verkaufsſtände des Krammarktes und des Geſchirrmarktes auf dem Luiſenplatz bleiben auf die beiden Andreasmarkt⸗ tage. 6. und 7. Dezember. beſchränkt. ** Dillenburg.(Wo ſind die verſchwunde⸗ nen Gemeindegelder?) In langwieriger Ver⸗ handlung hatte ſich die zuſtändige Große Strafkammer mit der Frage zu befaſſen, inwieweit der frühere Gemeinde— rechner Wagner in dem Kreisort Manzenbach für einen Fehlbetrag von 7695 RM in der Gemeindekaſſe verant⸗ wortlich zu machen iſt. Der Angeklagte gab bei ſeiner Vernehmung zu, daß der bei der Reviſion feſtgeſtellte Fehl⸗ betrag buchmäßig beſtehe, beſtritt aber, jemals einen ein⸗ zigen Pfennig aus Gemeindegeldern für ſeine privaten Zwecke verwendet zu haben. In einzelnen Fällen, in denen er Gelder eingenommen und quittiert hat, ſchützt er die Möglichkeit vor, daß Buchungen unter Einnahmen vergeſ—⸗ ſen ſein könnten. Bei der Beweisaufnahme wurde erwie⸗ ſen, daß die Buchführung des Angeklagten mangelhaft war. Die Verrechnungen oder Umbuchungen von Steuer⸗ ſchulden oder Schulden für Holzlieferungen hatten ſich nach den Feſtſtellungen des Gerichts im Laufe der Zeit derartig kompliziert, daß ſchon die Kenntnis eines ordentlichen Buch⸗ halters nötig geweſen wäre, um ſie in Ordnung zu halten. Der Nachtwächter und der Kuhhirt— um nur dieſe beiden zu nennen— waren als Lohnempfänger nicht nur Gläu⸗ biger der Gemeinde Schanzenbach, ſondern auch Steuer⸗ ſchuldner oder Schuldner für geliefertes Holz. In dieſen Die Augen der Jelena 19 e A fnnan „Sag mal, liebſte Hanni, ſtehſt du vom Diner auf, wenn du eben von der Vorſpeiſe ein Gäbelchen gegeſſen haſt? Ich fange doch erſt an! Nein, dafür iſt meines Vaters Tochter zu gut— jetzt eine elegante Nichtstuerin zu werden... Ein⸗ zige Abwechſlung Geſellſchaften, Bälle, Theater, die teuerſten Koſtüme und Schmuck wie die Könjain von Saba... And Remiſow muß auch wieder etwas Großes leiſten... im Bö— ſen oder im Guten... Was iſt überhaupt gut und böſe?“ „Entſchuldige, Ellinor, das iſt kindiſches Gerede... Haſt du davon gehört, wie Frithjof Nanſen durch die ruſſiſchen Hun- gergebiete gereiſt iſt und überall geholfen hat? Wie er bei den armen Armeniern war? Haſt du ſchon mal von Schweſter Elſa Brandſtröm gehört, die ſie den Engel Sibiriens nennen? Ich weiß es ſehr gut: du biſt nicht wie wir einfachen Frauen für das bürgerliche Leben geboren... And du haſt das Zeug in dir, nicht wie Elſa Brandſtröm nur der Engel Sibiriens zu werden... Werde du der Engel Rußlands—“ „Von mir aus!“ gähnte Ellinor—„aber dieſes fade kleine Helfen... hier mal ein Fingerchen verbinden, da mal eins, hier mal einen Wagen Brot verteilen, da mal einen Waggon Karloffeln oder Mehl... Ne, Hanni, danke. And dann zu⸗ ſehen müſſen, wie ſie gleich wilden Hunden ſich drum reißen und am anderen Tage, wenn der Engel eine Station weiter— gefahren iſt, genau wieder denſelben Hunger haben... Danke wirklich, dazu bin ich nicht eitel genug—“ Eitel?“ „Da, gewiß, die ganze eigene Seele iſt ſo ſchön zufrieden, der Hunger aber bei den anderen bleibt, weil eben keiner von euch ſüßen Engeln die Zivilcourage hat, gegen das Syſtem vorzugehen. Alles in mir, dieſe ganze Flut, iſt eingedämmt, und was du da ſagteſt mit der Schweſter Brandſtröm, das war wie ein Wolkenbruch in dies Staubecken hinein... Ihr könnt ja nur einen Kerl wie den Frithjof Nanſen und die feine Elſa Brandſtröm für die armen Teufel in Rußland bet— teln gehen laſſen. And nun kommt dann nachher der Frithjof Nanſen und legt ſein grauenvolles Material eurem Völker— bund vor... na ja, der Völkerbundpalaſt hat ja Aktenzim— mer genug. Ach, da ruhen ſolche Anklagen gegen euch ſo lieb— lich, und für ewig.“ And dann ſetzte ſie ſich auf ihr Bett und faßte heiß und wild Hannis Hände. „And weißt du nun, wie ich es mache? Weißt du, wer Rußlands Engel ſein wird und wer es nur ſein kann?“ „Ein neuer Zar und eine neue Zarswna... Warte ab. Remiſow hat das Zeug in ſich, oder ich habe es für ihn in mir... Nein, ſo ſtimmt es auch nicht... Remiſow iſt der Ingenieur, der geniale Ingenieur. And ich bin die elektriſche Hochſpannung, ohne die der Ingenieur nichts machen kann. Ich brauche die ruſſiſchen Emigranten gar nicht... Remiſow weiß andere, weiß unterirdiſche Wege. And warte zwei, drei Jahre ab... Dann werde ich vielleicht der Engel Rußlands ſein—“ Hanni war ganz erſchrocken. „Als Zarin? Biſt du wahnſinnig geworden, Ellinor?“ „Quatſch, Hannil Ich habe jetzt die ruſſiſche Geſchichte ſtudiert. Immer iſt Rußland gerettet worden von den Warä— gern, den nordiſchen Abenteurern. And das waren die Roma⸗ noffs auch zuerſt. Was iſt dabei? And die großen chineſiſchen Dynaſtien ſind von mandſchuriſchen Räubern gegründet wor— den. In den Adern der Thorleys aber rollt altes Wikinger— dlut. And ich, ich hab's mitgekriegt...“ „And du haſt es dir vorgeſetzt, die neue Zarin zu werden?“ „Das hab ich nur ſo daher geſagt. Es genügt mir, wenn ich die Frau eines wilden Räubers bin, der mit den ruſſiſchen, ukrainiſchen, afghaniſchen, tunguſiſchen, mohammedaniſchen und indiſchen Bauern Moskau wegſchwemmt...“ „Sind das nun wirklich Pläne, Ellinor, oder iſt es nur Ausgeburt deines abenteueriſchen Herzens?“ eee Aaeendededdndadandadedadadndadeddadadaadadadaadadad „Das iſt Quatſch, Hanni. Du mußt nicht an Worten hän— gen! So lange mir mein Ziel nur wie ein Feuer vor der Seele ſteht, nennt ihr mich Abenteurerin, und wenn's geglückt iſt, dann bin ich euch die Zaréwna, und ihr nehmt Orden von mir... Du kriegſt auch einen, Hanni!“ „And wie ſtellſt du dir die Sache vor? Ich meine, du mußt doch irgend einen Weg ſchon wiſſen?“ „Weiß der elektriſche Strom einen Weg? Nein, Hanni, das iſt Remiſows Sache. Ich muß ihn zuerſt einmal wieder auf die Beine ſtellen. Wie ich das mache, weiß ich ſchon. And du mit deinem weichen Herzchen würdeſt ſagen, es iſt un— menſchlich. Aber mit zarten Menſchlichkeiten kommſt du bei Remiſow nicht weit. Dann wird er höchſtens faul und ſpeckig. Dieſen Kerl darf man nicht kneten, den muß man ſchmieden.“ „Ja und wie—“ „Warte ab... Jetzt muß er mir wahrſcheinlich zuerſt den General Kutépoff befreien. Kann er das nicht, dann tut's mir leid. Dann ſuche ich mir eben einen anderen... And Remiſow iſt abgemeldet— Vorläufig brauche ich ihn noch. Ich lerne nämlich Sprachen von ihm. Ruſſiſch kann ich ſchon gut, arabiſch und türkiſch auch... Vielleicht werde ich ein⸗ mal Königin von Arabien und heirate Sir Lawrence... Der wäre ein Mann für mich—“ „So biſt du Remiſow ſchon ſatt?“ „Aber wieſo denn? Ihr habt ſo merkwürdige Begriffe.. Reden wir von etwas anderem—“ Hanni legte den Arm um die Schulter der Freundin. „Ja, du haſt recht, kleine Zarewna... Aber willſt du denn den Brief von Sir Emery nicht leſen?“. „Ach, Liebſte, das hat Zeit bis morgen... Der Brief hat jetzt ſo lange bei dir gelegen— da kann er ſich auch ein paar Stunden noch gedulden Ich bin jetzt müde Gute Nacht, Hanni!“ „Schlaf wohl, kleine Zarswna—“ ** * — Es war andern morgens gegen zehn Ahr,— da ſtieg Ellinor mit leichtem Schritt die Stufen ihrer Mietwohnung empor. Es war ihr ſo ſonderbar zumut, ſeit ſie eben im Auto Sir Emerys Brief geleſen. Ihr Herz ging in einem neuen Schlag. And eine neue Seite im Buch ihres Lebens ſchien ihr plötzlich aufge— ſchlagen; was darin ſtand, konnte ſie noch nicht leſen. War es Leben? War es der Tod? Sie kümmerte es nicht. Nur beides zuſammen hatte für ſie einen Sinn. Da, was bedeutet das? Die Etagentüre ſtand offen, und ſie hörte aus dem Wohnzimmer den dunklen Baß einer fremden und den ſchönen Bariton von Remiſows Stimme. Leiſe trat ſie in den Korridor. And ein ſpitzbübiſches Lächeln huſchte über ihr Geſicht. Ihr Mädchen ſtand da an das Schlüſſel⸗ loch gebeugt, und ſchien alles um ſich her vergeſſen zu haben. „Jeanette!“ Das hübſche Mädchen fuhr hoch. And Ellinor ſchlug ihr ganz leicht den weißen Handſchuh ins Geſicht. „Sie lauſchen, Jeanette?“ „Oh, Madame, quel déſaſtre—! Dies ſchreckliche Anglückl“ „Aber was iſt denn los, mon enfant?“ „Ein Poliziſt iſt drinnen,— bei Monſieur.“ „Schon lange?“ „Nein, im Augenblick erſt gekommen.“ Ellinor öffnete die Türe. And ſie ſah es gleich. Remiſow ſtand da am Tiſche und hielt ein großes Schriftſtück mit Siegeln und Stempeln in der Hand. Ihm gegenüber, an der anderen Seite des Tiſches, ein finſterer Poliziſt mit langem ſchwarzen Schnurrbart. Ellinors Augen lachten, als ſie Remiſow die Hand gab. „Entſchuldige, mon ami. Ich war bei Hanni. Ich freue mich, daß ich dich wiederſehe. Sag, was haſt du da für einen Wiſch? Darf man das ſeben?“ E e e e Wr. e——— 8 Der Poliziſt war Luft für ſie. And ſie nahm das Blatt, ſah es aber gar nicht an. „Wird ſchon wieder etwas Langweiliges ſein. Komm, küſſe mich erſt, mein Freund. Der Tag muß gut angefangen werden.“ And ſchon lag ſie in ſeinen Armen. „A bon jour bonne deuvre—7, lachte ſie. And Remiſows ſchöner Kopf war noch eine ganze Weile von der Glorie ihres Haares umſtrahlt. Endlich nahm ſie dann den halbzerknitterten Bogen. And las die kurzen, mit der Maſchine geſchriebenen Zeilen. Ihre Augen wurden ganz groß. Aber dann lachte ſie klingend. „Wo haſt du das Ding her?“ „Den Ausweiſungsbefehl habe ich Ihnen im Auftrage des Herrn Präfekten des Seinedepartements zugeſtellt—“, orgelte der Baß des Poliziſten. „Ah, mon cher, wir ſind nicht allein? Wünſchen Sie ſonſt noch etwas, Herr Poliziſt?“ „Die Quittung!“ „Ach ſo, hier auf dem kleinen Zettel? Dann unterſchreibe 2 5 ſchnell, mein Freund.— So, danke. Bitte hier, Herr Po- iziſt!“ And ſie fiſchte mit der Rechten in ihrem Täſchchen, hielt einen Zehnfrankenſchein zwiſchen den feinen Fingerſpitzen der ſchmalen Hand. „Hier, Sie Armer, nehmen Sie. Trinken Sie ein Glas Wein auf unſer Wohl!“ „Merci, Madame. Ich tat ja nur meine Pflicht!“ „And was nun, Alexej?“, fragte Ellinor, als der Poliziſt eine Weile hinaus war. „Ja, du haſt es geleſen, Liebſte. Wegen Entführung einer Minderjährigen bin ich aus Paris ausgewieſen. Wahrſcheinlich das Werk deines Vaters, Ellinor. Alſo, ich muß fort. Du kannſt natürlich bleiben.“ Sie ſah ihn groß an. „Da kennt man meines Vaters Tochter ſchlecht.“ Er riß ſie in ſeine Arme.„O du. Ach, ich bin ja viel zu gemein für dich.“ Sie lachte.„And für mich iſt die brave Welt zu gemein. Es gleicht ſich alſo aus. Wir gehören zueinander, und damit baſta. Meinſt du, ich laſſe dich ſo leicht aus meiner Hölle? O Alexej, du mußt noch ſchwer büßen!“ „Du willſt wirklich mit mir?“ „Ich will und muß. Iſt dir dieſe lumpige Pariſer Wohnung Heimat? Mir iſt es die Welt noch nicht einmal!“ „Ich habe an Brüſſel gedacht—?“ „Ach was, fahren wir dann doch einfach nach Berlin.“ „Iſt eigentlich etwas nahe an Rußland.“ „Ich werde dich noch näher heran ſchicken. Oder haſt du es vergeſſen, was du General Kutepoff ſchuldig biſt?“ „Gar nichts, Ellinor. Aber ich bin ſein Leben dir, dir allein ſchuldig. And für dich geh ich ſelbſt in die Hölle!“ „Fürs erſte genügt Berlin. Was glaubſt du, wie Hanni ſtaunen wird. Sie fährt auch heute nacht. Entführung einer Minderjährigen—. Man ſolls nicht glauben! And dabei bin ich Siebzehn alt, und ich habe dich doch eher entführt, als du mich 1 „Meinſt du?“ „Ja. Du biſt mir beſtimmt, und ich freue mich, daß wir jetzt 8 an die Hölle kommen. Mach mir nur nicht ſchlapp auf dem eg.“ Sie ſtreckte die beiden Arme nach den Seiten und ſtand da wie ein großes ſchwarzes Kreuz mit lohendem Haupte. Er dachte an Jelena Leonowna. (Fortſetzung folgt.) aß Schneeſturm über Nordſchweden. Die nördlichen Bezirke Schwedens wurden, wie aus Umea gemeldet wird, in der Nacht von einem überaus heftigen Schneeſturm heimgeſucht, der viel Sachſchaden anrichtete und auch ein Menſchenleben forderte. Die Stadt Lulea blieb die halbe Nacht hindurch ohne elektriſche Beleuchtung. Einige Fahr⸗ zeuge und Boote ſind geſunken. Eine Perſon fand den Tod, mehrere wurden verletzt. f ———3w— — Fällen der Umbuchungen mag der Gemeinderechner die notwendigen Belaſtungen und Entlaſtungen der einzelnen Konten falſch oder auch überhaupt nicht vorgenommen ha⸗ ben. Auch ſoll es nach Angabe des Angeklagten vorge— kommen ſein, daß er Ausgaben für die Gemeinde gemacht hat, ſie aber aus Verſehen nicht buchte. Das Gericht konnte vorläufig zu keinem abſchließenden Ergebnis kommen und verkündete, daß es auch nicht möglich ſei, entweder zu einem Schuld⸗ oder zu einem Freiſpruch zu kommen. Die Verhandlung wurde deswegen vertagt. Kaſſel.(Sicherungsverwahrung für Drei⸗ ßigjährigen.) Das Schöffengericht in Kaſſel verur⸗ teilte den 30jährigen Ernſt Cieniga wegen Einbruchs zu zwei Jahren und drei Monaten Zuchthaus, drei Jahren Ehrverluſt und Sicherungsverwahrung. Der Angeklagte der ſich ohne feſten Wohnſitz in Deutſchland herumtrieb, iſt ſchon ſchwer vorbeſtraft. Am 6. September 1934 hatte er ſich unter einem Vorwand von Meimbreſſen eine Axt geliehen, mit der er die Wohnung eines anderen Einwohners aufgebrochen hatte. Dort waren einer Einwohnerin in 855 Geld und ein Beutel mit wertvollen Schmuckſachen in N Hände gefallen. Der Einbruch war ſofort bemerkt und der Angeklagke verfolgt worden. Bald darauf hatte man ihn in den Wäldern gefaßt. Der Angeklagte war voll ge⸗ ſtändig und nahm die Strafe ſofort an. 15 Elſenz.(Tödlicher Ausgang eines Wirts⸗ dausſtreites.) Der 23jährige Wilhelm Pfeil wurde auf der Kirchweihe im Verlaufe eines Streites von einem aus⸗ wärtigen Burſchen mit dem Meſſer geſtochen. Unglücklicher⸗ weiſe entzündete ſich die nicht genügend beachtete Wunde der⸗ art, daß der junge Mann in das Heidelberger Krankenhaus gebracht werden mußte. Hier erlag er jetzt einer Blutver⸗ giftung.. Aus Mannheim U Mannheim, 2. November. „ Verkehrsſünder geſtellt. Zur Anzeige gelangten 84 Radfahrer und 3 Führer von Kraftfahrzeugen. Gebühren⸗ pflichtig verwarnt wurden 128 Radfahrer und 7 Führer von Kraftfahrzeugen. Von den angezeigten bezw. den verwarnten Verwandlung Eine beſinnliche Geſchichte aus einem Volkskalender. Don Friedrich Bischoff In dieſen herbſtlichen Tagen denkt das Volk auch an den Kalenderkauf für die kommenden langen Win— terabende. Da ſei auch auf den neuen Caritas⸗ kalender hingewieſen, den der Deutſche Caritas⸗ verband(Caritasverlag, Freiburg i. Br.) herausgibt Dieſer Kalender dürfte in der Tat erreichen, was er erſtrebt: ein vorbildliches Buch zu ſein. Die folgende dem gut ausgeſtatteten Kalender entnommene Geſchichte zeigt, iwe er ſeine Aufgabe, Herold der Güte zu ſein auch der ſtummen Kreatur gegenüber auffaßt. 1175 Der Sohn des Dorſſchullehrers, zum erſten Male wieder zu den Sommerferien aus der großen Stadt und aus einer Schule heimgekehrt, vor der ſeines Vaters winziges Schindel⸗ lehrerhaus lächerlich verblich ſchlenderte im Hof umher und wußte vor Hochmut nichts mehr anzufangen, geſchweige denn mit ſeinen einſtigen Spielgefährten, die vor ſeinem prahleriſchen DAberwiſſen ſchon am erſten Tage verlegen die Flucht er⸗ griffen hatten. Sehr begabt war er, ſelbſt der Pfarrer hatte es geſagt, ſo begabt, daß er nur noch denken konnte, und die Sonne. die da glühend auf dem Scheunendache hockte, nichts ihm als ein Aergernis mit ihrer ſchamloſen Glut war. Auch der Heuduft, der in brünſtigen Schwaden heute von den Wieſen in das kleine Bergdorf troff, war nichts anderes als nur eines Naſerümpfers wert. Dieſe Sonne! Wenn er wenigſtens am Drinoko wäre, in der Hauptſtadt Tongking⸗Chinas, auf dem dundſovielten Breitengrad, als in dieſem Hauſe, wo es nicht einmal ein ordentliches Kursbuch zum Studieren gab. Vor lager Weile gähnte er und kramte in ſeinen Taſchen herum, darin ſich, außer einem Zirkel, nichts als ein Stück Schnur und eine irgendwie dazugekommene Kinderraſſel fand. Augenblicklich wußte er ſich mit Hilfe zweier dieſer Gegenſtände ene ſehr gelehrte Beſchäftigung zu erfinden, und ein ſchielender Blick fuhr zu der ahnungsloſen Katze hinüber, die am Schwel— lenſtein des Hauſes leiſe ſchnurrend ſchlief. Dieſe Katze, hatte ſie nicht geſtern zu ſauchen gewagt, als er ſie, um ſein Wiſſen dem Vater zu beweiſen, zwecks eingehender zoologiſcher Erörte— rungen auf den Rücken gelegt hatte? Ha nun wollte er ihr zeigen, was ein zwölfjähriger Mann von Klugheit mit ihr vor nehmen dürfe, wenn ihn dürſtete, ſeine Rache zu befriedigen. Lautlos ſchlich er ſich hinüber, und bevor die Schläfrige ſich noch zu wehren imſtande war, hatte er ihr ſchon feft die Raſſel an den Schwanz gebunden, mit einem ſchrillen Pfiff ſcheuchte er ſie nun davon. Hui, wie ſie emporſprang! Mit Wahnſinns- gugen vor dem kleinen Menſchenungeheuer auf der Flucht, das ihr die Muſchel ihres grashalmfeinen Hörgewindes einen Don— ner ſondergleichen hingezaubert hatte. Unaufhörliches Getöſe rollte von der ſchmerzhaft zuckenden Rute über ihren Rücken gufwärts, war durch Sprünge, raſend rund im Kreiſe, nicht zu allen. Mit gekrümmtem Buckel hielt ſie jählings an, Todes- traurigkeit im Blick. Doch der Peiniger gab kein Ende, und ſo auſte ſie von neuem beſinnungslos davon teommelnd, raſſelnd durch den Hühnerſtall hinauf aufs Scheunendach, wo ſich vom Siebel blindlings mit dem Kopf vorweg in den Garten nieder überſchlug. 5 Erbarmungswürdig, gar nicht wie ein erlegter Orinoko⸗ Duma, ſah ſie aus, als er ſie nach einigem Suchen mit ge⸗ brochener Wirbelſäule im Geſtrüpp fand. In den Augen, in den ſpitzen Hakenzähnen blitzte noch ein Funke Leben, das ſich geifernd gegen ihn fletſchte und noch ſchnell durch eine jähe Wendung des blutumkruſteten Maules ſeine letzte Haßkraft durch einen wilden Biß in ſeine Hand verſtrömte. Erſt als dies getan war, ſtreckte ſie ſich ächzend mit zerzauſten Schnurrbart— Haaren tief ins Gras, und der nicht ſchlecht Erſchrockene be⸗ dachte ſie zum Beſchluſſe noch mit einem wütenden Tritt, daß ſie ſterbend auf den nahen Anrathaufen zwiſchen Stroh und Scherben flog. a 0 So, da lag ſie nun. Man mußte dieſe ſchmutzigen TiTere lehren, ihren Herrn zu fürchten! Aber als er ſo von ungefähr zuletzt in den gelben Glasglanz ihrer toten Augen ſah, wurde ihm ein wenig unbehaglich zumute. Daß faſt im gleichen Augenblicke die Bißwunde an ſeiner Hand zu brennen und zu ſchwellen begann, wollte er nicht wahrhaben. Er ballte ſie zur Fauſt und ßeckte ſie in die Hoſentaſche. Lächerlich davon Auf: hebens zu machen. So, als ſei nichts geſchehen, ſchlenderte er zum Hauſe. 5 2 a 175 Schwül und feindlich ſtemmte ſich die Luft gegen ihn, als er in die Sube trat. Niemand war daheim. Vater, Mutter, alle waren auf den Wieſen zum Heuen. Aber raſtlos in der Hoſentaſche ſchwoll und wuchs die Hand. Nicht im mindeſten mehr aberwitzig, ſchlotternd vor Grauen, betete und lallte 5 Die gelernte Schulweisheit gerann zum Abhub vor dem Zorne Gottes dem er eines ſeiner wohlgeſtalteten Geſchöpfe aus der Welt mit der Pein und Marter geſtohlen hatte. Lieber Gott, alles wollte er wieder ſein, ſich zufrieden fühlen, mit den Kame. raden ſpielen, gut und demütig wollte er wieder ſein, nur nicht dieſem in ſeiner Hand Subeezegen Skorpion der Rache unter Martern grauſam zum Opfer fallen. 2 5 N Geknickt von dem Bewußtſein dunkler Schuld beſchwor er ſich, da die Eltern nach der Wieſenarbeit zeitig heute ſchlafen gehen würden, abends von ſeinem Zimmer aus heimlich eine Wallfahrt zu dem Anrathaufen 3 und der Toten unter Sühneopfern ſtill ein Grab zu graben. 912 g Klein und winzig ſtand er nach der Abendmahlzeit i 5 Tau des Gartens. Seine Hand ſchwärzlich angeſchwollen, mahnte lohend ſein Gewiſſen. Taumelnd vor Furcht und Fie⸗ berfröſten trieb er ſich zur Eile an. Noch ein Schritt 5 5 Schwarm von Aasfliegen brauſt vor ihm aus dem modrig 7 ſtigen Geſtrüpp des Nachtſchattens... noch ein Schritt: er tat ihn nicht. f; Aus dem Schlaf geſcheuchte Vögel fluchten ihm mit 1 1 eren Lauten, Mäuſe pfiffen, weh zerfallen war er i Kreatur. Alle Dinge wandelten ſich vor ſeinen Augen. Mör⸗ deriſche Düfte ſiedeten aus den Büſchen. Tote lachten hinter dem Holunderzaun. And hier ſeine Hand, o, wie ſie ſchwellend ſich verzehrte, das beſchworene Gute zu tun, wie ſie, da er es nicht tun wollte immer mehr ſich ihm entfremdete und ſchon wie ein nackter halbverweſter Katzenkopf ſich anſah. Nein, er wollte keine Katze werden, noch ein Schritt, die Fliegen ichwirr⸗ ten auf, und da lag auch ſchon zu ſeinen Füßen der ausgemer⸗ kelte Kadaver und ſah ihn aus ſtieren Totenaugen an. Stam⸗ melnd, mit der Zunge zwiſchen den Zähnen, hob er ihn auf und trug ihn ſchmerzverzogenen Geſichtes zur Sühne mit der ver⸗ letzten Hand zu Grabe. Aber noch im Schritt bußfertiger Pro⸗ zeſſion ſah er plötzlich, angſterſtarrt, aus dem blutigen Maule ſich einen weißen, ſchleimigen Wurm ringeln, und in der fürch⸗ terlichen Meinung, daß es die gequälte, von ihm abgeforderte Tierſeele ſei, die, zur Rieſin aufgebläht ſich auf ihn ſtürzen wolle, ſchrie er gellend auf, warf im hohen Bogen das Tier von ſich und begann zu laufen, daß er nicht einmal der Blumen gewahr wurde, wie ſie unverſöhnt mit ſeinem Walten, ihm aus feurig roten Mündern giftig gelben Staub nachſpien. Nicht genug damit, jetzt fühlte er es plötzlich hinter ſeinem Rücken raſſeln, und aus dem tiefer dunkenlnden Abend ſprang ein großer, grauer Rieſenkatzenſchatten in den Hof hinein, ließ ihn tromuelnd mit gekrümmtem Rücken ſpringen und im Wahnwitz des Entſetzens Katze ſein, die Augen rollen Zehen ſpreizen, jagte ihn auf Händen, Füßen, raſſelnd überpeitſcht von Todes⸗ Radfahrern hatten 59 die Zeichengebungen unterlaſſen und 66 nach eingetretener Dunkelheit das Fahrrad nicht beleuch⸗ tet bezw. keine Rückſtrahler angebracht. Ferner wurde eine größere Anzahl von Perſonen belehrt, darunter 57 Führer von Kraftfahrzeugen, die ihre Fahrzeuge entgegen der in der Reichsſtraßenverkehrsordnung enthaltenen Vorſchrift auf⸗ ſtellten. Zahlreiche Fußgänger mußten wegen falſchem Ueber⸗ queren der Fahrbahn belehrt werden. Tödlich abgeſtürzt. Bei der Vornahme von Aus⸗ beſſerungsarbeiten auf dem Dach eines fünfſtöckigen Hauſes der Schimperſtraße ſtürzte ein 19 Jahre alter Dachdecker von hier ab und blieb tot im Hofe liegen. Nach den bisherigen Feſtſtellungen hatte ſich der Verunglückte bei Ausführung der Arbeiten nicht angeſeilt. Aus Anlaß des bevorſtehenden Schillergedenktages ſei auf den Schillerſaal des Städtiſchen Schloßmuſeums hin⸗ gewieſen. Darin ſind durch Gemälde, Stiche, Erſtdrucke, Hand⸗ ſchriften, Theaterzettel uſw. die klaſſiſchen Jahre der Dal⸗ bergbühne und die Beziehungen des jungen Schiller zu Mannheim und ſeinen Mannheimer Freunden eindrucksvoll beranſchaulicht. angſt, in den Hühnerſtall hinein, daß die Hennen kreiſchend aus dem Schlafe fuhren, an die Leiter zu dem Sechunenboden, daß er klimme, klettere, krieche. Gellend wälzte er ſich auf allen vieren über die Böden, derweilen ſein grau geduckter Verfolger immer deutlicher ſeine winzige Menſchengeſtalt annahm und ihn mit höhniſchem Lachen zu der Bodenluke hinjagte, daß er ſich kopfüber in den Garten auf den Anrathaufen ſtürzte und die ſo verſchworene Sühne ende. Ja, er war zum Tier geworden, abgeſtraubten Haares Katze, Tier der Todesangſt, verzaubert bis zum Irrſinn von der wirkenden Gewalt des Schreckens und des Fiebers. Vater, Mutter, Hochmut, Weisheit alles war zurückgeſunken, nur dies eine, Rettung vor dem Anfaßbaren, ſpitzte ſich zum letzten einzigen Argefühl in ſeinem Kopf da, wo ihm jetzt die praſſelnd überlärmten Katzenlauſcher zuckten. Blindlings, mit blutig zerſtriemter Stirn ſprang er hoch mit einem matten Fauchen gegen die Luke, ſprang und wußte nicht mehr, daß die tief verſtörten Eltern bei ihm in dem Hühner⸗ ſtalle, in den er hinabgeſtürzt war, knieten und ihn nun gottlob anſonſten unverſehrt in ſein Bett trugen. Hier erwachte er nach verſtörten Fieberwochen ſichtlich ſehr gewachſen und erſtaunt. Zwar vergoren erſt die giftigen Säfte von dem Katzenzahn in ſeinem Blute, aber ſonſt war er keine Katze mehr bis auf den Verband um ſeine Hand der ihn zuerſt ängſtigte, weil er wie ein nackter Katzenkopf ſich ausnahm, aber dennoch lindernd wirkte, da zur Abwehr aller finſteren Ge— walten ſeine Mutter, die ſo manchelei aus ſeiner Fieberrede herausgehört hatte, dieſem Tiere allſogleich ein ſtilles Grab im Mauerwinkel bereitet hatte Selig unter Schauern lächelte er aus den Kiſſen aufwärts zu den Fenſtern, wo die Bäume rauſchten. Vögel riefen, denen er nun allen, wunderſam ver⸗ wandelt und ſich ſelbſt noch ein wenig fremd, als ein kleiner Bruder ſüß geſchwiſterlich unter Schmerzen zugenaß. Christus und die Bienen Legende von Georg Rendl. An jenem Abend, an dem Chriſtus mit Macht das Ende ſeiner Erdentage nahe wußte, ſprach er zu den Zwölfen, die mit ihm beim Oſtermahle geſeſſen hatten, ſie mögen nun, da die Nacht nahe ſei, den Lobgeſang ſprechen trotz der Trauer, die den einen oder den anderen befallen habe, trotz des Wiſſens und des Ahnens, das über dieſen und jenen gekommen ſei. And ſie ſpra⸗ chen den Lobgeſang ſo laut, daß die Halle von ihren Stimmen zitterte; ſie ſagten Gott ihren Dank und ihre Herzen waren voll der Ergebenheit, und ſie hatten Raum geſchaffen in ihren See— len für ſeinen Willen. Nachdem ſie gebetet hatten und jedes von ihnen noch ein— mal Gottes Kind geworden war, ſagte Jeſus Chriſtus zu ihnen, es ſei nun Zeit, auf den Oelberg zu gehen. So gingen ſie durch die Stadt, durch enge Gaſſen, über weite Plätze. Der heiße Tag hatte die Menſchen in ihre Häuſer gebannt, nun aber, da die Kühle des Abends dieſen Bann löſte und ſie von den Glutfeſſeln befreite, wurden Gaſſen und Plätze lebendig von ihrem Gewimmel. Chriſtus und ſeine getreue Schar mußte es erleben, daß Spottreden zu ihnen drangen, daß Vornehme und Pöbel Schmähworte herriefen, daß Weiber ihre Kinder emporhoben, um ihnen den„König“ zu zeigen. Obwohl nun dieſe Verachtung, der Spott und die Luder— reden den Herrn und die Seinen wie Geißelhiebe trafen, gingen ſie um keinen Schritt ſchneller, opferten ſie nichts von ihrer Würde den Verhetzten. Judas aus Zskariot ging als Letzter. Sein Geſicht glühte, er biß die Zähne aufeinander, und er war der einzige unter den Apoſteln, der ſich der Schmähungen ſchämte. Am dem Geſpötte zu entgehen, ließ er den Abſtand zwiſchen ſich und den anderen immer größer und größer werden und er miſchte ſich unter die Spottenden und tat, freilich ohne in ihren Chor einzuſtimmen, ſo, als gehöre er zu ihnen. 8 a Indeſſen kam Chriſtus mit den getreuen Jüngern vor die Stadt; der Oelberg lag breit, wie ein grauer Schleier vor ihnen; er war ebenſo grau, wie der Abendhimmel, und es war, als ſeien Himmel und Berg aus einem und demſelben Stoffe er— affen. 1 Mibte Jeſus Chriſtus, der um den endgültigen Abfall des Judas aus Iskariot wußte, kam eine wehe Trauer. Er war nicht ſo ſehr traurig über das, was ihm in dieſer Nacht bevor⸗ ſtand, als vielmehr darüber, daß einer, den er wie alle Men— ſchen geliebt hatte, abtrünnig geworden war, ſich der Gnade Gottes entzogen und dem Widerſacher ſich anheim gegeben habe. Als ſie an den Bach Cedron kamen, fing über ihnen ſchon der erſte Stern zu blinken an, und das Gras, das die Afer— böſchung ſäumte, netzte ihre Füße. Sie überſchritten den Steg, der ſo ſchmal war, daß einer hinter dem anderen gehen mußte. Der Herr, der als erſter gegangen war, wartete am jenſeitigen Afer, bis der letzte bei ihm war. Die Apoſtel wußten, daß er ihnen etwas ſagen würde, und ſo ſcharten ſie ſich um ihn, um ſeine Worte zu hören. Er ſagte: g „Ihr alle werdet an mir geärgert werden in dieſer Nacht. Denn es ſteht geſchrieben: Ich werde den Hirten ſchlagen und die Schafe der Herde werden ſich zerſtreuen.“ Als er aber ihre zum Tode traurigen Geſichter ſah, und als er ſah, daß an den Wimpern des Johannes Tränen hingen, ſprach er weiter: 5 „Aber nachdem ich werde auferſtanden ſein, werde ich euch vorangehen nach Galiläa.“ Petrus, der immer eifrig war, wenn es galt, dem Herrn ſeine Dienſte zu zeigen, ſagte, daß er, ſelbſt wenn alle Aerger⸗ nis nehmen, nicht geärgert würde, nein, nie und nimmer! Da enthielt ſich Chriſtus nicht, ihm zu erwidern: „Wahrlich, ich ſage dir, in dieſer Nacht, ehe der Hahn kräht, wirſt du mich dreimal verleugnen!“ „Nein, Herr“, rief Petrus,„und wenn ich auch mit dir ſterben müßte, ſo werde ich dich nicht verleugnen!“ 88 And alle anderen redeten gleicherweiſe und überboten ſich in Beteuerungen, denn ſie waren guten Willens und ahnten nicht ihre Schwäche. g Chriſtus hieß die Eiferer gehen, und ſie drängten ſich an ihn wie geängſtigte Schafe ſich an den Hirten drängen, wenn ein Gewitter aufſteigt und der Donner drohend rollt. And ſo, dichtgedrängt, als fürchteten ſie ein aus der Stadt nahendes Ungemach oder einen Feind, gingen ſie mit dem Herrn weiter. Der Pfad führte eine kleine Weile neben dem Bachbett entlang. Die rieſigen Blätter des Huflattich rauſchten ſeltſam, als ſie durch ihr Dickicht ſchritten. An Schilftümpeln vorüber, über Steine, über angeſchwemmten Sand, kamen ſie dann vom Bache weg. Vor ihnen wurde das Gehöft Gethſemani ſichtbar. Es war der große Hof eines reichen Bauern. Ein ſtattliches Wohnhaus mit vielen Fenſtern war von Ställen, Scheunen und Speichern umſtanden. Der Herr und die Apoſtel gingen ſchweigend an dem Ge— höfte vorüber; der Weg führte dann einen großen Obſtgarten entlang. Da war es ihnen, als ſchritten ſie durch eine Wolke himmliſchen Wohlgeruches. Es war aber nicht der Duft blühen⸗ der Bäume, denn die Blühzeit war doch längſt vorüber und die Aeſte bogen ſich ſchon unter der Laſt reifender Früchte, es war ein Duft von Süße und Harz, ein Duft wie aus tauſend ver— ſchiedenen Blüten und Waldbäumen. Petrus fragte ſeinen Nachbar, woher dieſer Duft wohl kommen möge, und der Befragte, der Bauer war, ehe die innere Stimme ihn zu Zeſus Chriſtus gerufen hatte, ſagte, das könne nur der Atem aus Bienenkörben ſein. And ſie ſchauten ſich um und ſahen unweit von ihnen hinter tiefhängenden Aeſten eine Bienenhütte. Sorgſam zugedeckt ſtand eine Reihe von Körben da. Die Bienen hatten längſt ſchon ihre mühſame Tagesarbeit eingeſtellt und keine einzige wagte ſich noch in die bedrohende Nachtkühle, und ſo hingen ſie in ſchweren Trauben am gelben Strohgeflecht. Petrus zeigte den anderen und auch dem Herrn den Bie— nenſtand, die Quelle dieſes Wohlgeruches, den ſie im Weiter- gehen immer ſchwächer wahrnahmen. Sie ſtiegen einen ſanften Hügel hinan, der dem Oelberg vorgelagert war. Sie überſchritten, immer noch dicht den Herrn umdrängend, die Kuppe und gingen dann in das kleine Tal, aus ke mit Olivenbüſchen und-bäumen bewaldete Oelberg ſich erhob. Am Fuße des Oelberges nun und am Rande des Oliven— waldes wollte der Herr mit den Seinen raſten. Er ſetzte ſich auf einen erhöhten Felsblock und die Jünger lagerten ſich um ihn herum. Sie meinten, er würde ihnen nun predigen, und ſie ſchauten ihn eine ganze Weile an, des Wortes gewärtig. Als er aber nichts ſprach, blickten ſie zu Boden und ſchämten ſich, den Herrn mit ihren geiſtbegehrlichen Augen zum Reden ge— zwungen zu haben. Den Herrn, dem nichts verborgen blieb, dauerten die ahnen⸗ den Hilfloſen; er wußte, was alles in dieſer Nacht geſchehen müſſe, daß die Zeit ſeines Leidens anbrach, daß die Seinen nun die härteſte Probe des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung beſtehen müßten. Noch einmal wollte der Menſchenſohn im Kreiſe der Seinen weilen, noch einmal ihrer Nähe ſich freuen, ehe die dunkle Nacht anbrach. Alles, alles hatte er ihnen ſchon geſagt und ſeine Gottesworte waren wie ein reinigendes Ge— witter durch ihre Aengſte und Fürchte gefahren, und ihre See— len hatten die Worte ahnend verſtanden;: nun aber ſtand das Angewitter nahe, jenes Angewitter, durch das die Welt in ihren Grundfeſten verwandelt werden ſollte: Der Größte, der Er— babenſte, vor deſſen einem Namen ſich die Jahrtauſende beugen, den ſchmachvollſten Tod erleiden ſollte. And ſo ſaß der Herr im Kreiſe derer, die ihn liebten, und er bat Gott, daß alles ſich erfüllen möge, daß in allem, im Gro— 2 a 1 3 8 N 225 725 8 8 5 r zen wie im Kleinen, ſein Wille geſchehen ſolle, daß die Laſt, welche die Seinen nun trugen, zu leichter Bürde werde. Er dachte, es müſſe nun ſein, daß er, ehe er das menſch— liche Sterben über ſich hereinſtrömen laſſe, mit ihm noch tiefe Zwieſprache halten müſſe, denn nichts ſolle geſchehen, was nicht des Vaters Wille ſei. 2 Eben wollte Chriſtus ſich erheben, um ſich von den Apoſteln für eine Weile zu trennen und den Berg hinan zu ſteigen, als aich zu ihm hintrat und ihm die gehöhlte Hand hinhielt und prach: „Siehe, Herr, während ich daſaß und vor mich hinſchaute, ſah ich dieſe erſtarrten Bienen. Sie gehören ohne Zweifel zu jenem Bienenſtande, an dem wir vorübergekommen ſind. Den ganzen Tag über waren ſie emſig und bis tief in den Abend ſind ſie geflogen, zu holen, weſſen ihre Gemeinſchaften bedürfen. Die emſigſten aber, die noch zu gefährlicher Stunde ernten wollten, hat die Abendkühle überraſcht und nun ſoll es der Lohn ihres Eifers werden, am Morgen erfroren, tot zu ſein?“ f i Da ſtreckte der Herr, gerührt vom Mitleiden des Apoſtels, ſeine Hand hin, und Petrus ſchüttete die erſtarrten oder ſchon lebloſen Bienen hinein. f Eines Wunders gewärtig ſahen alle nun den Herrn an. Er hob das in ſeiner hohlen Hand liegende Häuflein Bie— nen an ſeinen Mund, hauchte ſie an, ein paar Male, und da kam Leben in die kleinen Weſen. Sie fingen an ſich zu regen, zu krabbeln, und ſchließlich ſchwangen ſie ſich empor. And ehe ſie geraden Weges zu ihren Körben flogen, umkreiſten ſie ſum⸗ mend ihren Retter. Seit dieſer Stunde iſt es allen Hilfsbereiten gegeben, die armen erſtarrten Bienen mit dem warmen, belebenden Hauche zu retten. Der Herr aber hatte damals kein Wort darüber geſprochen. Er ſtand auf, und nahm Petrus und Jakobus und Johan- nes mit ſich, und fing an, ſich zu ängſtigen und zu zagen. Als ſie eine Weile gegangen waren, ſagte er zu den dreien: „Betrübt iſt meine Seele bis zum Tode. Bleibet hier und wachet!“ ü And nachdem er ein wenig vorwärts gegangen war, fiel er nieder auf die Erde und betete, daß, wenn es möglich wäre, die Stunde an ihm vorübergehe. And er, der dem geringſten Weſen das Leben gönnte, nahm den Tod auf ſich. Wohin kführſt du, Blick? Von O. Rauſchend glitt der Dampfer durch die ſmaragdgrüne Flut. Es rauſchte am Bug, vor dem das Waſſer hoch aufſpritzte; es rauſchte mitſchiffs, wo die Radſchaufeln rechts und links in raſchem Rhythmus das Waſſer ſchlugen; es rauſchte am Heck, hinter dem die Anruhe, die wir dem Waſſer zugefügt, leiſe quir⸗ lend und ſtrudelnd, vergurgelte. Wir fuhren von Interlaken nach Thun. Der Himmel ſtrahlte, und nie gab es ein reineres Grün als das Grün des Sees an dieſem milden Morgen im Herbſt. Auf dem Deck des Vorſchiffs war eine Handelsſchule aus Zürich, Schüler und Schülerinnen in luſtig bunten, wehenden Kleidern, mit Mandolinen und Guitarren. Ihr Spiel und Ge⸗ ſang miſchte ſich mit dem Rauſchen des Waſſers, erfüllte das Tal und trug die jugendlich hellen Weiſen die ſtürzenden Felſen hinauf. g 1 f Mag ſein, daß die ſchimmernde Schönheit der Stunde mein Herz verzaubert und weich gemacht, daß es, bereit, alle Schönheit in vollen Zügen zu trinken, ſeine Tore zu weit geöffnet hatte. Es mußte wohl ſo ſein, denn ich bemerkte zu gut, daß mein Be⸗ nehmen unſchicklich wurde. Daß immer wieder, wie unter ge⸗ heimem Zwange, meine Augen ſich wegwandten von Waſſer und Bergen und daß ſie, indem ſie, trügeriſches Gaukelſpiel, die Klaſſe zu betrachten vorgaben, immer wieder die Eine ſuchten, die mir gegenüber an der Reeling ſtand und keinen Blick tat von der Herrlichkeit der Erde und des Waſſers. ö An den Beatushöhlen war ſie zu uns geſtiegen mit leichtem Gepäck. Groß und ſchlank war ſie an mir vorbeigegangen, federn⸗ den Schrittes, und einen Herzſchlag lang hatte die dunkle Glut ihrer Augen in der marmornen Bläſſe des edlen Geſichts die meinigen geſtreift. Plötzlich drehte ſie ſich um und, gleich als habe ſie die Be⸗ rührung meines Blicks körperlich gefühlt, ſo wandte ſie ihre Augen ohne Amſchweife jählings auf mich. Groß und dunkel, ſtaunend und fragend, ſahen ſie mich an. Nicht konnte ich es verhindern, daß eine leiſe Anſicherheit und Verlegenheit, ja, eine gewiſſe Anbehaglichkeit in mir ſich regten, Zurechtweiſung meines unziemlichen Verhaltens. Aber indem ich, hilflos errötend, mich umwandte zur Reeling, ſpürte ich in mir eine wohlige, glückhafte Wärme, fühlte ich das Blut in breitem Strome zum Herzen dringen. Seit dieſer Begegnung ſahen wir uns öfter, wenn auch in geheimer Schau, indem wir mit den Blicken flüchtig einander ſtreiſten, wie von ungefähr und aus Zufall. Nichts in ihrem Geſicht verriet, das ich auf mich hätte beziehen und ausdeuten können. Aber in ihren Augen gewahrte ich, je öfter ich hinſah, den Ausdruck einer ſtillen Wehmut, Schmerz und geheimes Leid. Das zu ſehen und immer deutlicher zu erkennen, machte mir zu ſchaffen. War anfänglich nur jene Seite des Herzens angerührt geweſen, die mitſchwingt in den Wellen von Schönheit und Liebreiz, ſo geriet nun auch jene andere in aufgeregtere Bewe⸗ gung, die mitzuleiden beſtimmt iſt. Noch immer ſpielten und Werner. ſangen die Jungen und Mädchen, aber es ſchien mir auf einmal anders zu klingen, ſtiller und gedämpfter. Als wir in Thun den Dampfer verließen, kam ſie mir im Gedränge der Ausſteigenden aus den Augen. Aber ſchon auf dem Bahnſteig des Zuges, der mich gleich weiter nach Bern bringen ſollte, ſah ich ſie wieder. Kaum zehn Schritte ſtanden wir, wartend, voneinander entfernt, und ich fühlte, obwohl ich nicht hinſchaute, daß ſie mich anſah. Natürlich überlegte ich, ob ich zu ihr ins Abteil gehen ſolle. Aber es kam mir zu täppiſch, zu ſchürzenjägeriſch vor, und der Gedanke, mich, wenn auch nur ſcheinbar, auf die Stufe jener Leute zu begeben, denen das„Nachſteigen“ Anterhaltung und Gewohnheit geworden iſt, genügte, mich zu mir ſelbſt zurück⸗ zurufen. Indeſſen: als ich in einem Wagen neben dem ihrigen Platz genommen hatte, trieb es mich wieder, das Fenſter zu öffnen und hinauszuſchauen. Ich kam mir dabei wie ein Sekun⸗ daner vor, und inwendige Scham entgalt mir die Anbeherrſcht— heit. Aber Knabenhaftigkeit und Scham verſanken vor dem An⸗ blick des Liebreizes und der geheimnen Not, die mich aufs neue aus den dunkel glutenden Augen anſahen. Wenige Schritte von mir entfernt, lehnte ſie aus dem Fenſter. In einem Taumel verwirrender Gefühle fuhr ich nach Bern. Ich machte alle Anſtrengungen, mir Rechenſchaft abzulegen, mit mir ſelbſt ins reine zu kommen, mich zu ernüchtern. Nicht wollte es gelingen. Als ich ſie aber ausgeſtiegen vor mir dahergehen ſah, groß und ſchlank und federnden Schrittes, als ein Hauch milden Parfüms in mein Geſicht wehte, war ich entſchloſſen, ſie vor dem Bahnhof anzusprechen. Sie ſchien es ſelber erwartet zu haben. Denn während ich mich noch zu flüchtiger Erkundigung an einen Beamten wandte, drehte ſie ſich nach mir um und ſah mir fra⸗ gend ins Geſicht, ehe ſie mit jäher Gebärde eine Kraftdroſchke herbeiwinkte, einſtieg und davonfuhr. Alle Schuld, ſo ich welche trug, mußte getilgt ſein durch den Verluſt. Denn in demſelben Maße, in dem die Schuld groß oder klein war, war der Verluſt groß oder klein. Was übrig blieb, war der Ausdruck ſtummen Leides in dem liebreizenden Geſicht, das nun allein ſein mochte ohne Helfer und Beiſtand, das vielleicht auf mich gewartet hatte. Der Winkel des Herzens, der der Barmherzigkeit zu dienen beſtimmt iſt, verſuchte, mir die Rechtfertigung ſchwer zu machen. Indeſſen bin ich jung genug, um ſicher zu ſein, daß mein Gedächtnis der Begegnung nicht mehr als hundert voraus- gegangener nicht anders denn in einem roſig⸗romantiſchen, un⸗ wirklichen Schein, fürderhin Erwähnung getan hätte. wäre ſie nicht am nächſten Tage auf ſo ſonderbare, mich tief berührende Weiſe fortgeſetzt und endgültig beſchloſſen worden: Indem ich nämlich am Bärengraben der Stadt, die Tiere beobachtend, mein Geſicht aufhob zum Arſprung eines metalliſchen, faſt aus- gelaſſenen Lachens und ſie über die Brüſtung gebeugt ſtehen ſah in ſprudelnder Aufgeräumtheit, den Arm auf der Schulter eines jungen Mannes. Uolkssprüche aus Mittelbaden Zu den weniger gepflegten und beachteten Gebieten des Volkstums und der Volkskunde gehören die Aebernamen und die Volksſprüche. Beide entziehen ſich leicht der Beachtung wie der Beobachtung. And doch bereiten ſie dem Freunde und Liebhaber echten Volkstums, wenn auch kleine, ſo doch ſchöne Freuden. Ein paar charakteriſtiſche Beiſpiele aus dem mittelbadiſchen Volkstum dürfen das zeigen. Im Geiſte ſteht das Land vor uns: Die goldene Au zu Füßen der mächtigſten Erhebung, der Hornisgrinde, wenn der Volksſpruch meint: D' Sunn ſcheint, 's Vögele greint, s Vögele ſitzt am Lade, Schpinnt en roter Fade, Schpinnt en roſeroter Rock Fir de liebe Härigott. D' Sunn ſcheint, es Vögele ſitzt am Lade, D' Mudder iſch in Bade, D'r Vadder iſch im Wirtshaus, Trinkt alle Gläſer aus. Klingt da nicht die Frömmigkeit in der Naturbetrachtung heraus, die die Menſchen dieſer Landſchaft auszeichnet und in Alban Stolz ſich auch der Welt geoffenbart hat? Sonnen⸗ glanz und Vogelſang gehören zum Herrlichſten des ſog. golde⸗ nen Landes. Wie gedeihet da der Wein! Kein Wunder, daß die Männner ihn lieben und ſchätzen, indes auch Baden-Baden erwähnt wird, das die Frauen zum Teil als Marktfrauen und auch als Waſchfrauen des Verdienſtes halber regelmäßig auf⸗ ſuchen. Sie ſind aber auch ſtolz auf ihr heimatliches Weſen und ſetzen ſich mit anderen humorvoll auseinander. Mannemer, Mannemer, hub, hub, hub, Morge gibt's Kartoffelſupp, Aebermorge gibt's Kartoffelbrei And der Mannemer iſch au dabei! ſingen die Kinder beim Spielen. Manchmal knüpfen ſie auch reimmäßig an einen Namen an: Heinerle, Zigeinerle, Was mache deine Gäns? Sie ſchnattere, ſie gwatere An wäſche ihre Schwänz. Schnebäberle, Schnebäberle, Was mache deine Gäns? Dort hocke ſe im Wäſſerle An bade ihre Schwänz. Oder mit einer Erinnerung an den Krieg 1870/71: Fritz, Fritz, Bireſchnitz, Geh mer nit an d' Bohne, Wenn d'r Kaiſer Wilhelm kommt, Schießt er mit Kanone. An die in den 50er Jahren, da auch in Mittelbaden große Mißernten zu verzeichnen waren, erfolgten Auswanderungen erinnert wohl der Abzählreim: 1234567 Wo iſt denn mein Schatz geblieben? Iſt nicht hier, Iſt nicht da, Iſt wohl in Amerika! Za öſter tauchen weltpolitiſche Ereigniſſe in den Sprüchen und Reimen auf. So zählt man: 17 18 19 20, Die Franzoſen zieh'n nach Danzig. Danzig fing gleich an zu brennen; Die Franzoſen mußten rennen. Ohne Strümpfe, ohne Schuh', Liefen ſie nach Frankreich zu. Eine alte faule Grete, Saß auf einem Baum und nähte, Fiel herab, fiel herab, And das linke Bein war ab. Ob die Kinder auch an das badiſche Blut denken, das bei Moskau und an der Bereſina 1812 vergoſſen wurde, wenn ſie ſingen: e e Wo ſind die Franzofen geblieben? In Moskau in dem tiefen Schnee, Schreien ſie: o weh, o weh! Tick, tack, And du biſt ab. Köſtlich iſt die Wiedergabe von Abſalons Empörung aus der Bibliſchen Geſchichte, die des Wohlklangs und der leichteren Sprechbarkeit wegen einfach dem Salomon zugeſchrieben wird: Salomon, Der Königſohn, Blieb am Aeſchtli hänge. Hätt er ſeinen Eltern g'folgt, So wär's em nit ſo gänge. Nur eine kleine Ausleſe von mittelbadiſchen Volksſprüchen wollte und ſollte es ſein. Weil aber dieſes Jahr wiederum uns einen guten mittelbadiſchen Wein in Varnhalt und Neuweiler und den anderen Reborten beſchert hat, wollen wir mit dem Spruche ſchließen, der wohl aus einer Kinderfibel ſtammt: Wollt ein Schmied ein Pferd beſchlagen. Wieviel Nägel muß er haben? 3 5 9 Jung, hol Wein! Herr, trink aus! Du biſt drauß! An deutſchen Kriegergräbern in Frankreich Paris, 3. Nov. Die in Frankreich lebenden Deutſchen haben an den Tagen Allerheiligen und Allerſeelen wie all⸗ jährlich den Gräbern der fern der Heimat ruhenden deut⸗ ſchen Krieger einen andachtsvollen Beſuch abgeſtattet. Auf dem Pariſer Friedhof in Jvry kamen unter Führung des deutſchen Votſchafters Köſter die dortigen Deutſchen zu einer ſchlichten Feier zuſammen, die durch die Anſprache des evangeliſchen Geiſtlichen eröffnet wurde und mit dem Schlußwort des katholiſchen Geiſtlichen ihr Ende fand.— Auf dem Friedhof von Bagneux bei Paris fand eben⸗ falls eine kurze Gedenkfeier ſtatt. Abbe Boulogne las in der dortigen Kirche für die auf dem Friedhof ruhenden deut⸗ ſchen Soldaten eine Totenmeſſe.— In Vertretung des deut⸗ ſchen Militärattachees ſchmückte Hauptmann Speidel in Champigny die Gräber der Gefallenen der württem⸗ bergiſchen Regimenter mit einem Kranz.— In Lyon brachten die dortigen Deutſchen Kranz- und Blumenſpen⸗ den an die Gräber der dort während des Krieges geſtor⸗ benen deutſchen Gefangenen, ebenſo in Marſeille. Schwere Bluttat.— Den Bruder und ſich ſelbſt erſchoſſen. 16: Mülhauſen i. E. Der 52 Jahre alte Arbeiter Albert Metzger erſchoß ſeinen um 10 Jahre jüngeren Bruder Joſeph und tötete ſich dann ſelbſt durch einen Kopfſchuß. Joſeph Metzger war einer derjenigen Bergleute, der im Schacht Theodor in Enſisheim verunglückte und dann noch gerettet werden konnte. Lange Zeit lag er im Spital an den Brandwunden darnieder. Er ſollte nun zur vollſtändigen Wiederherſtellung in ein Sang— torium gehen und fand ſich deshalb am Mittwoch bei ſein Mutter und den Geſchwiſtern ein, um ſich zu verabſchieden. Hier erſchien auch der Täter Albert. Man aß ruhig zu Mittag, plötzlich ſtand Albert Metzger auf und ging hinaus. Als dann Zoſeph Metzger ſich von der Mutter verabſchiedete und auf den Gang trat, ſtreckte ihn Albert durch drei Schüſſe nieder. Er war ſofort tot. Dann richtete Albert Metzger die Waffe gegen ſich felbſt und tötete ſich durch einen Kopfſchuß. Die Tat ſcheint ein Racheakt zu ſein. Jemand hatte vor kurzem Albert Metzger erzählt, daß ſeine verſtorbene Frau während des Krieges zu dem 10 Zahre jüngeren Bruder Zoſeph intime Beziehungen hatte. Der Getötete hinterläßt eine Witwe und 6 Kinder. Die Führerſcheinentziehung Wiedererteilung bedingt neue Prüfung.— Auch Radfahten kann unterſagt werden. Der Kommentar des Verkehrspolizeireferenten des Reichs⸗ innenminiſteriums, Regierungsrat Dr. Schifferer, zur Reichs⸗ ſtraßenverkehrsordnung enthält intereſſante Erläuterungen zur Frage der Führerſcheinentziehung. Ueber die Dauer der Anterſagung, bezw. der Entziehung des Führerſcheins iſt in den neuen Beſtimmungen nichts mehr geſagt. Damit iſt, wie der Referent feſtſtellt, eine im Laufe der Entwicklung nicht einheitlich behandelte Frage zum Abſchluß gelangt. Es entſpreche der Bedeutung und dem Zweck dieſer letzten und fühlbarſten Maßnahme, daß ſie ohne jede Einſchrän⸗ kung und Abſchwächung, alſo auch ohne zeitliche Be⸗ grenzung ausgeſprochen wird. Wenn jemand ungeeignet ſei, könne man nicht gleichzeitig feſtſtellen, daß er nach einigen Jahren oder Monaten wieder geeignet ſein werde, Fahrzeuge zu führen. Die Unterſagung der Führung bezw. die Entziehung der Fahrerlaubnis ſowie die Auferlegung von Bedingungen würden alſo als endgültige Maßnahme auszu⸗ ſprechen ſein, zu deren Aufhebung die Behörde von ſich aus keine Veranlaſſung habe. Die Wiedererteilung einer Fahrererlaubnis für Kraftfahrzeuge werde regelmäßig von fen. neuen Antrag und einer neuen Prüfung abhängig ein. Der Referent ſtellt weiter feſt, daß nicht nur Kraftfahr⸗ zeuge, ſondern auch Radfahrer zur weiteren Führung ihrer Fahrzeuge ungeeignet ſein können. Die polizeiliche Unterſagung der Führung ihres Fahrzeuges müſſe die Folge ſein. Das gleiche gelte für Fuhrwerkslenker und Viehtreiber. Im übrigen werde durch die Beſchränkung auf Ver⸗ ſtöße gegen verkehrsrechtliche Vorſchriften nicht die Ent⸗ ziehung des Führerſcheines wegen anderer Rechtsver⸗ letzungen ausgeſchloſſen. Wenn ſich jemand, der eine Fahr⸗ erlaubnis beſitze, ſchwere Eigentumsvergehen, Roheitsver⸗ gehen oder ſonſtige Ausſchreitungen zuſchulden kommen laſſe, fielen die Vorausſetzungen weg, unter denen ihm früher der Führerſchein erteilt worden ſei. Die Verordnung fordere, daß erhebliche Verſtöße gegen verkehrsrechtliche Vor⸗ ſchriften vorliegen müſſen, um zur Führerſcheinentziehung zu führen. Einfache Verkehrsübertretungen genügten da⸗ gegen nicht. Immerhin werde man auch einem Dauer⸗ übertreter die Fahrerlaubnis entziehen können, da immer wiederholte Uebertretungen einen„erheblichen Verſtoß“ dar⸗ ſtellten. Triebwagen überfährt Auto Zwei Tole. Regensburg, 3. Nov. Die Reichsbahndirektion Re⸗ gensburg teilt mit: . Um 1,28 Uhr ſtieß auf der nichl abgeſchrankten Be- zirksſtraßen-UAeberfahrt der Nebenbahn Paſſau— Freyung zwiſchen den Bahnhöfen Waldkirchen(Ndb.) und Karlsbach ein Perſonenkraftwagen mit dem Triebwagen der Bahn zuſammen. Der Kraftwagen wurde zerkrümmerk. Der Schmiedemeiſter Joſeph Bleßl aus Haidmühle wurde ge⸗ lölet, ſeine Ehefrau und ſeine Schwägerin Maria Denk ſo⸗ wie deren vierjähriges Kind wurden ſchwer verletzt ins Krankenhaus Waldkirchen eingeliefert. Das Kind iſt dort e Der Triebwagenführer hatte Warnſignale ge geben. Dazu meldet die„Bayeriſche Oſtmark“ noch: Der Fah⸗ rer des Autos hatte aller Wahrſcheinlichkeit nach den her⸗ annahenden Triebwagen nicht geſehen. Dieſer ſtieß mit vol⸗ ler Wucht auf den Kraftwagen auf und ſchleifte ihn etwa 50 Meter weit.