* — —— — ——— —— Amtliches Verkündigungsblatt der Bürgermeiſterei und Erſcheinungsweiſe: Täglich außer Sonn⸗ und Feiertage. Wöchentlich Der Feuerreiter“. Be zugspreis: gebracht monatlich 1,20 Mb. zuzügl. 20 Pfg. Trägerlohn; d Nr. 256 Aeußerſte Dijziplin Durch die Träger ins Haus urch die Poſt bezogen monatlich 1.50 Mk. ausſchließlich Zuſtellungsgebühr. Einzelnummern 5 Pfg.; Samstags 10 Pfg. Inſeratenpreis: Die 12geſpaltene Millimeterzeile oder dere anderer Behörden Vereins⸗ und Geſchäflsanzeiger Beilagen: n Raum 3 Pfennig Reklamezeile 15 Pfg. die 90 Millimeter breite Millimeterzeile. Auf Mengenabſchlüſſe wird Nachlaß gewährt. Für telefoniſch aufgegebene Inſerate keine Gewähr. Anzeigen⸗ leiter: Friedr. Martin, Viernheim. Anzeigenannahme durch alle Annoncen⸗Expeditionen. Hauptſchriftleiter: Friedr. Martin, Viernheim. Druck u. Verlag: Friedr. Martin, Viernheim D.⸗A. Sept. 34: 1290 Geſchäftsſtelle: Bismarckſtr. 13, Tel. 153, Poſtſcheckk.: Ludwigshafen 15101 Montag, den 5. November 1934 Ein Aufruf Pirros an bie Deutjche Front Die Lage an der Saar beginnt durch unverankwork⸗ liche gegneriſche Machenſchaften plötzlich ſehr ernſt zu wer⸗ den. Die Franzoſen drohen mit dem militäriſchen Einmarſch ins Saargebiet. Ich verſtehe euch, daß ihr die Nachrichten über die dro— hende Beſetzung unſeres Heimatgaues mit größter Ent⸗ rüſtung aufnehmt. Ihr fragt euch mit Recht, wozu wir in den vergangenen Monaten die größte Disziplin wahrten, wozu wir die maßloſen Beſchimpfungen unſeres deutſchen Vaterlandes und unſeres Führers durch die rück liederungs⸗ feindliche Preſſe und die ſich immer mehr häufenden Ter⸗ rorfälle der Emigranten mit Geduld und Beherrſchung er⸗ tragen haben. Ich verſtehe auch die bitteren Fragen, die ihr in dieſem Augenblick an die verantwortlichen Behörden richtet, und ich will als euer Führer ſie in aller Oeffentlichkeit ſelbſt ſtellen; denn, wenn im Saargebiet Terror beſteht, dann wird er nicht von uns, ſondern von anderer Seite ausgeübt. Iſt es den verantwortlichen Stellen bekannt, daß in rückgliederungsfeindlichen Verſammlungen und Zeitungen nun ſchon ſeit Monaten in maßloſer und ver⸗ leumderiſcher Weiſe gegen das deutſche Volk, das Deutſche Reich und ſeinen Führer gehetzt wird, daß in den Verſammlungen der Emigranten und un— ſerer Gegner die Verordnungen der Regierungskommiſſion dauernd übertreten werden, daß die Emigranten planmäßig zum Bandenkrieg aus— gebildet werden, daß die Emigranten das ihnen gegen den Willen der geſamten Bevölkerung gewährte Gaſtrecht mißbrauchen und durch Unruheſtiftung und tägliche Terrorfälle die öffentliche Ruhe und Ordnung gefährden, daß die Emigranten ihr gefährliches Spiel unter dem Schutz der Bergwerksdirektion treiben? Ich ſtelle dieſe Fragen nicht, um Oel ins Feuer zu gie⸗ ßen und die entſtandene Unruhe zu erhöhen. Als Führer der Deutſchen Front im Saargebiet bin ich vor Gott und dem deutſchen Volk verpflichtet, eindeutig Klarheit in der Frage der Verantwortlichkeit zu ſchaffen. Die Deulſche Front wird auch weiterhin der Garant für die Aufrechlerhaltung der öffentlichen Ruhe und Ordnung im Saargebiet ſein. Bei der Erfüllung dieſer Aufgabe kommt ſie aber nicht daran vorbei, den zuſtändigen Stellen die Schwere ihrer Verantwortung vor Augen zu halten. Die Regierungs- kommiſſion ſteht vor einer geſchichtlich hochbedeutſamen Entſcheidung. Enkweder ſie bannt— was ihr ſehr leicht fallen wird — mit ihren Machtmitteln jeglichen Terror, insbeſondere den der Emigranten, 110 zwingt endlich die Emigranten, ihre kerroriſtiſche Tätigkeit zu unterlaſſen, ſie gibt ihnen die unerläßliche Jurückhalkung in allen öffentlichen Angelegen⸗ heiten auf, ſie verbietet ihnen das öffenkliche Aufkreten in Verſammlungen und das Mitarbeiten an ſaarländiſchen Zei⸗ kungen— und der ganze Terrorſpuk iſt verflogen und end- ültig beſeitigt— oder ſie ruft die franzöſiſchen Truppen us Gebiet— dann wird das Unglück, das ſie ſchließlich über 8 und die abendländiſche Kultur bringt, unabſehbar ein. Aus heiligſtem Verantwortungsgefühl heraus muß ich dieſe heute einzig mögliche Alternative mit letzter Klarheit herausſtellen. Euch aber, ihr deutſchen Männer und Frauen an der Saar, fordere ich in dieſer ernſten Stunde nochmals zur äußerſten Disziplin auf. i Gewiß, eine ſolche Aufforderung iſt nicht mehr nötig; ihr habt durch Monate hindurch bewieſen, daß ihr um eures Vaterlandes und des Friedens willen Zucht zu wahren ver⸗ ſteht. Bewahrt nun dieſe Zucht auch weiterhin trotz der un⸗ geheuren Spannung, in die euch die Bereitſtellung ein⸗ marſchbereiter Truppen an der Grenze des Saargebiets verſetzt hat. Gleichzeitig ordne ich an: 0 1. Mitglieder der Deutſchen Fronk, die meinem Gebo zuwiderhandeln und keine Diſziplin wahren, ſind nicht nur aus der Deutſchen Fronk ſofork auszuſtoßen, ſondern auch gegebenenfalls der Staatsanwaltſchaff zu übergeben. 2. Wer durch eine Anzeige an die Staatsanwaltſchaft nachweislich die Verurteilung eines Terroriſten, der ſich in die Reihen der Deutſchen Front eingeſchlichen hat, erzielt, erhält von der Deutſchen Front eine Belohnung von 1000 Franken. Ich treffe dieſe Anordnungen nicht, weil ich es für nö⸗ lig halte, meiner Aufforderung, weiterhin Diſziplin zu wah⸗ ren, gleichſam durch Strafandrohung zu bekräftigen, ſondern weil ich angeſichts der gewiſſenloſen Mache unſerer Gegner zu der Annahme gezwungen bin, daß man Provokateure in unſeren Reihen einzuſchmuggeln verſucht; und dieſen ver⸗ brecheriſchen Menſchen, die mit dem Frieden ſpielen, muß das Handwerk gelegt werden.“ Juriſtiſche Saardenkſchrift Vorbehaltloſe Rückgliederung nach der Abſtimmung. Der Präſident der Akademie für Deutſches Recht, Reichsjuſtizkommiſſar Dr. Hans Frank, und der Vor⸗ ſitzende des Ausſchuſſes für Völkerrecht der Akademie für Deutſches Recht, Univerſitätsprofeſſor Dr. Viktor Bruns, veröffentlichen eine Denkſchrift an die Juriſten der Welt. Die Akademie für Deutſches Recht hat ſich in ihrem Ausſchuß für Völkerrecht mit den verſchiedenen rechtlichen Fragen befaßt, die mit der bevorſtehenden Volksabſtimmung im Saargebiet zuſammenhängen. Sie hat dieſe Fragen nach den anerkannten Grundlagen wiſſenſchaftlicher Ver⸗ kragsauslegung geprüft und iſt dabei einſtimmig zu Schluß folgerungen gelangt, die beweiſen, daß die Wiedereinſetzung Deutſchlands in die Regierung im Falle eines günſtigen Abſtimmungsergebniſſes bedingungslos und vorbehaltlos zu geſchehen hat. Mit dem Grundſatz der Freiheit der Abſtimmung wäre es völlig unvereinbar, während der Abſtimmungs⸗ periode in das Saargebiet militäriſche oder polizeiliche Kräfte eines an der Abſtimmung intereſſierten Staates hin⸗ einzuziehen. England macht nicht mit „Truppenentſendung an die Saar kommt nicht in Frage.“ In der öffentlichen Meinung Englands findet die Em⸗ pörung Deutſchlands über die franzöſiſchen Saarabſichten ſtarke Beachtung. Zwar hat man in der Pariſer Preſſe den Eindruck zu erwecken verſucht, daß die britiſche Regierung die franzöſiſchen Beſetzungspläne durchaus billige. Dieſes Trugbild iſt aber bald zerſtört worden. Nachdem bereits das Reuterbüro im Gegenſatz zu den in Paris erſchienenen Meldungen feſtgeſtellt hatte, daß keine Aufforderung von ſeiten der franzöſiſchen Regierung an die engliſche ergangen iſt, engliſche Truppen bereitzuſtellen für den Fall, daß Frankreich die Saar militäriſch beſetzte, wendet ſich jetzt auch die Londoner Preſſe gegen die franzöſiſche Dar— ſtellung. Der„Daily Telegraph“ erklärt, daß engliſche Truppen zur Aufrechterhaltung der Ordnung in das Saargebiet ent- ſandt werden ſollen, komme überhaupt nicht in Frage. Die Anordnung des Saarbevollmächtigten Bürckel, wo⸗ nach in einer Zone von 40 Kilometern längs der Saar⸗ grenze SA. und Ss.⸗Angehörige keine Uniform tragen dürfen und Umzüge jeglicher Art verboten ſind, wird in der engliſchen Preſſe allgemein als eine von friedfertigem Geiſt getragene Vorſichtsmaßnahme gewertet. Die„Times nennt dieſe Maßnahme den wichtigſten Schritt, der von deutſcher Seite zur Sicherung gegen un verantwortliche Handlungen getan worden ſei. Das Londoner Blatt vergiß! allerdings, darauf hinzuweiſen, daß es nun Sache Frank⸗ reichs iſt, durch Zurückverlegung der einſatzbereiten militä⸗ riſchen Kräfte auch ſeinerſeits für eine Entſpannung der Lage an der Saargrenze zu ſorgen. Vielleicht findet die„Times es ferner endlich an der Zeit, dem Präſidenten der ſaarlän⸗ diſchen Regierungskommiſſign, Knox, der ihr wegen ſeiner engliſchen Staatszugehörigkeit doch beſonders nahe ſteht. einmal in allem Ernſt daran zu erinnern, daß er als Sach⸗ walter des Völkerbundes ſeine Maßnahmen auch gegen die Separatiſten und Emigranten zur Anwendung bringt. Dies würde genügen, um mit dem Emigrantenſpuk an der Saar endlich einmal Schluß zu machen, ohne daß die von Frank⸗ reich ſo gern gewünſchte militäriſche Beſetzung erforderlich wäre. Italien gegen Sonderauftrag an Frankreich Die italieniſche Regierung ſcheint in dieſer An⸗ gelegenheit von Frankreich noch nicht angegangen worden zu ſein. Die„Morning Poſt“ läßt ſich aus Rom mitteilen, daß Frankreich bisher dort keinen Schritt unternommen habe, um ſich einen eventuellen Einmarſch franzöſiſcher Truppen im Auftrage des Völkerbundes von vornherein ſanktionieren zu laſſen. Im übrigen weiſt das römiſche Blatt Tevere“ darauf hin, daß im Falle einer Anrufung auslän⸗ diſcher Hilfskräfte durch die Saarkommiſſion keine einzelne Nation, am wenigſten eine intereſſierte Macht, in Frage kommen dürfte. Vielmehr müßte der Völkerbundsrat inter⸗ nationale und abſolut neutrale Kräfte der Saarregierung zur Verfügung ſtellen. Ein Auftrag an Frankreich wäre geradezu skandalös. 10. Jahrgang Ausbau der Nohſtofſperſorgung Rooſevelt und Schacht.— Inveſtitionstätigkeit und Wirtſchaftsbelebung. Präſident Rooſevelt hat ſich in ſeiner jüngſten Anſprache vor dem Jahreskongreß der amerikaniſchen Bankiers über eine Reihe aktueller wirtſchaftspolitiſcher Fragen geäußert und dabei betont, daß die Regierung zielbewußt das Ver⸗ trauen des Volkes in die Kreditwirtſchaft wiederhergeſtellt ſowie den ſchwer notleidenden Haus- und Farmbeſitz geret⸗ tet habe. Alles ſei im Intereſſe des Gemeinwohls geſchehen und durch das große Arbeitsbeſchaffungsprogramm unter⸗ baut worden. Die amerikaniſche Regierung plane jedoch, die im Verlauf der Sanierungsaktion eingeſetzten ſtaatlichen Unterſtützungsmaßnahmen in dem Augenblick wieder aus⸗ zuſchalten, wo die private Initiative zum Einſatz gebracht werden könne. Rooſevelt hat alſo mit den amtlichen Arbeits⸗ beſchaffungsmaßnahmen nur den Zweck verfolgt, die wirt⸗ ſchaftliche Unternehmungsluſt anzuregen und zu fördern. Der ſtellvertretende Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Schacht hat ſich in ſeiner Rede auf der Braunſchweiger Ta⸗ gung des deutſchen Handwerks auf den gleichen Standpunkt geſtellt und betont, daß ein ſo ſtarker Einſatz von Staats⸗ geldern, wie ihn das Arbeitsbeſchaffungsprogramm gebracht hat, ſelbſtverſtändlich nicht alljährlich wiederholt werden könne. Noch deutlicher unterſtrich er dieſe Auffaſſung in ſei⸗ nen Weimarer Ausführungen vor dem Verband der mittel⸗ deutſchen Induſtrie. Durch wirtſchaftspolitiſche Maßnahmen ſei planmäßig eine Belebung des induſtriellen Marktes her⸗ beigeführt worden. Dadurch hätten ganz überwiegende Teile der Arbeitsloſen wieder Lohn und Brot erhalten. Wenn ihn etwas mit Optimismus für die Zukunft erfülle, ſo ſei es, daß es dem Führer gelungen wäre, die einheitliche Arbeit und die abſolut geſchloſſene Willenskraft von Handarbeit und Geiſtesarbeit wiederherzuſtellen, die unter dem vorigen Syſtem vielfach verlorengegangen wäre:„Wir brauchen den Arbeiter, aber wir brauchen auch den Unternehmer. Orga⸗ niſation und Bürokratie dürfen niemals zu einem Selbſt⸗ zweck werden.“ Das Inſtitut für Konjunkturforſchung hat in ſeinem jüngſten Wochenbericht die Zuſammenhänge zwiſchen In⸗ veſtitionstätigkeit und Wirtſchaftsbelebung unterſucht und iſt dabei zu ſehr bemerkenswerten Ergebniſſen gekommen. Nach den Berichten aus der Eiſen- und Maſchineninduſtrie, der Bauwirtſchaft, der Kraftfahrzeuginduſtrie und dem Schiffbau iſt zunächſt anzunehmen, daß die Inveſtitionen— verglichen mit dem Vorjahr— um e dirtſchaſt zwei Drittel zugenommen haben. Die deutſche Wirtſchaft dürfte alſo nahe an die Anlagetätigkeit der Jahre 1929/30 gelangt ſein. Vergleicht man damit die allgemeine Wirtſchaftslage, ſo er⸗ gibt ſich, daß auch diesmal wieder die Inveſtitionsgüter⸗ induſtrien Schrittmacher der Konjunkturbele⸗ bung geweſen ſind. Aus der Tatſache, daß die Schaffung ſicherer politiſcher Zuſtände die zugleich auch durch amtliche Arbeitsbeſchaffungsmaßnahmen angeregte private Unter- nehmungsluſt zu Betriebserneuerungen und Betriebsergän⸗ zungen, kurzum zu Inveſtitionen aller Art geführt hat, er⸗ gab ſich gleichzeitig auch eine ſichere wirtſchaftliche Grund⸗ lage für die Verbrauchsgüterinduſtrien ſowie für den Han⸗ del und das Handwerk. Verſtändlicherweiſe taucht in dieſem Zuſammenhang die Frage auf, ob auch gegenwärtig noch umfaſſende Mög⸗ lichkeiten zu einer Aufrechterhaltung der geſteigerten In⸗ veſtitionstätigkeit beſtehen. Das Konjunkturinſtitut bejaht dieſe Frage, und zwar weiſt es darauf hin, daß wichtige Teile des Arbeitsbeſchaffungsprogramms, wie beiſpielsweiſe die Fortführung des Autoſtraßenbaues, noch in der Aus⸗ führung begriffen ſind, und daß ferner zu dem ſtändig vor⸗ handenen Erſatzbedarf in jüngſter Zeit ein umfang⸗ reicher Neubedarf ee ee wäre, der u. a. auf den Ausbau der heimiſchen ohſtofferzeugung zurückzufüh⸗ ren wäre. Auf der gleichen zuverſichtlichen Linie lagen die Aus⸗ führungen von Geheimrat Peter Klöckner in der General⸗ verſammlung der Klöckner⸗Werke. Aus ihnen ging hervor, daß ſich bei dieſem Unternehmen auch in dem gegenwärtig laufenden Geſchäftsjahr die günſtige Entwicklung fortgeſetzt habe. Die Förder⸗ und Erzeugungsziffern für die Monate Juli, Auguſt und September d. J. ſtellten ſich nämlich bei den Klöckner-Werken gegenüber dem vergangenen Jahr bei Kohle um 8,4 Prozent, bei Koks um 10,6 Prozent, bei Roh⸗ eiſen um 29,2 Prozent und bei Rohſtahl um 26,8 Prozent höher. Unter den übrigen Einzelheiten der Generalver⸗ ſammlungsrede von Geheimrat Klöckner verdienen neben ſeiner Stellungnahme zur internationalen Eiſenkartellierung die von ihm gemachten Angaben über Pläne zur ſynthe⸗ tiſchen Benzinerzeugung beſondere Beachtung. Die Gewerk⸗ ſchaft Victor, die von den Klöckner⸗Werken gemeinſam mit der Wintershall AG. betrieben wird, beabſichtigt danach, eine Anlage zur künſtlichen Benzinproduktion mit einer Leiſtungsfähigkeit von zunächſt jährlich 25 000 Tonnen zu errichten. Die Produktion ſoll nach einem neuen Verfahren vor ſich gehen, das zur Zeit noch geprüft wird. Mit der. Fertigſtellung der Anlage iſt in der zweiten Hälfte des nächſten Jahres zu rechnen. Dieſes Vorgehen beweiſt, daß die von Geheimrat Klöckner aufgeſtellte Forderung einer rückhaltloſen Unterſtützung des Regierungsprogramms in ſeiner zwingenden Notwendigkeit erkannt worden iſt. 8 Reiſe Sömbös nach Wien und Rom Wichtige Anterredung mit Muſſolini e DNB. Budapeſt, 4. Nov. Miniſterpräſident Gömbss trat Sonntagfrüh in Be⸗ gleitung des Leiters der politiſchen Abteilung, Baron Beſ⸗ ſenyei, und einiger höherer Beamter des Außenminiſteriums ſeine Reiſe nach Wien und Rom an. Die Wiener Beſprechungen werden hauptſächlich den in letzter Zeit zwiſchen Angarn und Oeſterreich entſtandenen wirt⸗ ſchaftspolitiſchen Schwierigkeiten gelten. In den Wiener Be— ſprechungen werden ferner kulturelle Vereinbarungen zwiſchen den beiden Ländern, ähnlich den zwiſchen Deutſchland und Ungarn bereits getroffenen Abmachungen erörtert werden. Das Hauptintereſſe richtet ſich hier auf den Beſuch des Miniſterpräſidenten bei Muſſolini und Supich. Von gutunterrichteter Seite verlautet, daß Miniſterpräſident Göm⸗ bös in Rom in erſter Linie die künftige Stellung Italiens zu Angarn und den ungariſchen Reviſionsforderungen klären will. Die letzten Verhandlungen zwiſchen Italien und der franzö⸗ ſiſchen Regierung haben in hieſigen maßgebenden Kreiſen den Eindruck hervorgerufen, daß von franzöſiſcher Seite von der italieniſchen Regierung die Aufgabe der bisherigen Anter⸗ ſtützung der Reviſionsforderungen Angarns verlangt worden iſt als Gegenleiſtung für eine franzöſiſche Berückſichtigung der italieniſchen Flotten und Kolonialforderungen. Man nimmt ferner an, daß in Rom zwiſchen Muſſolini und Gömbös ein⸗ gehend die gegenwärtigen Spannungen in Südoſteuropa, die weitere Stellung der italieniſchen Regierung zu Südflawien, die Beziehungen zwiſchen Angarn und Südflawien und die Anterſuchung der Attentate erörtert werden. In hieſigen diplomatiſchen Kreiſen wird die Vermutung ausgeſprochen, daß auch die deutſch-ital ieniſchen Be⸗ ziehungen während des römiſchen Aufenthalts des Mini ſterpräſidenten Gömbös zur Sprache kommen werden. Kon— krete Abmachungen zwiſchen Italien und Angarn kommen nach Lage der Dinge gegenwärtig nicht in Frage. Gömbös beab— ſichtigt Ende nächſter Woche wieder in Budapeſt einzutreffen. Die Ankunft in Wien. DNB. Wien, 4. Nov. Der ungariſche Miniſterpräſident Gömbös iſt am Sonn— tag 12.15 Uhr zum Beſuch des Bundeskanzlers Schuſchnigg in Wien eingetroffen. Anläßlich der Anweſenheit des ungari— ſchen Miniſterpräſidenten Gömbös hat die Polizei außer- ordentliche Sicherheitsmaßnahmen getroffen. Der innere Stadtteil iſt von Polizei vollkommen abgeſperrt. Strei- fen durchziehen die Straßen. Die Wiener Preſſe begrüßt Miniſterpräſident Gömbös in der herzlichſten Weiſe. Sie weiſt darauf hin, daß Oeſterreich und ungarn das Herzſtück Europas darſtellten. Der amtliche Bericht Wien, 5. November. Zu dem Beſuch des ungariſchen Miniſterpräſidenten Göm⸗ bös wird amtlich u. a. mitgeteilt, daß der Beſuch im Verlauf des Sonntags in wiederholten ausführlichen Geſprächen des ungari⸗ ſchen Miniſterpräſidenten mit Bundeskanzler Schuſchnigg und Außenminiſter Berger-Waldenegg Gelegenheit zu einer ein⸗ gehenden Erörterung der allgemeinen politiſchen Lage und der die beiden Staaten beſonders berührenden wirtſchaftlichen Fragen geboten habe. — Ä Dr. Ley über die Betriebsgemeinſchaft DNB. Breslau, 4. Nov. ö Auf der Sondertagung des Sozialamtes anläßlich der Ar⸗ beitstagung der Deutſchen Arbeitsfront Schleſiens, ſprach auch der Stabsleiter der PO., Pg. Dr. Ley. Er führte u. a. aus: Sozialismus bedeutet nicht Gemeinſchaft ſchlechthin, ſon⸗ dern eine auf ein hohes Ziel zumarſchierende Kampfgemein⸗ ſchaft. Dieſe zielbewußt vorwärtsdrängende Kampfgemein⸗ ſchaft zu ſchaffen, iſt die Aufgabe der Deutſchen Arbeitsfront. Dr. Ley kam dann auf die Notwendigkeit der Be⸗ triebsgemeinſchaft im einzelnen zu ſprechen. Wenn dieſe heute noch von manchen Betriebsführern verneint wird, ſo iſt das weniger böſer Wille, als Anvernunft und Dummheit. Dieſe Betriebsgemeinſchaft muß durch fortwährende Kund⸗ gebungen. Veranſtaltungen und Aufmärſche geübt werden. Die Betriebsgemeinſchaft muß exerzieren, ſo wie der Soldat immer und immer wieder den langſamen Schritt üben muß. Der Ar- beitgeber, der heute vor ſeiner Gefolgſchaft marſchiert, kann nicht mehr zurück. Die Arbeitsfront iſt der Exerzierplatz, auf dem die Gemeinſchaftsfront des ganzen Volkes geübt und exerziert wird. Wieviel Arbeit in dieſer Richtung noch zu tun iſt, iſt ihm gerade in den letzten Tagen klar geworden, als der Paragraph 7 der Verordnung des Führers über die Deutſche Arbeitsfront bei den„Großkopfeten“ wie eine Bombe ein⸗ geſchlagen hat, Auch dieſe müſſen ſich damit abfinden. daß die Arbeitsfront der ehrliche Mittler zwiſchen den berechtigten Intereſſen der deutſchen Menſchen iſt und daß ſie lediglich den Intereſſen der Gemeinſchaft dienen. Lohnkämpfe können wir uns in unſerem Daſeinskampf jetzt nicht leiſten, aber auf der anderen Seite auch nicht dulden, daß durch Preistreiberei das Lohnniveau des Volkes geſenkt wird. Dr. Ley ſchloß mit einem Appell an die Betriebsführer, ſich als echte Offiziere in der Arbeitsfront zu erweiſen, für die es keine größere Schande gibt, als daß ihnen geſagt werde, ſie hätten ſich nicht ſo benommen wie ſie ſich als deutſcher Ar⸗ beitsmenſch zu benehmen haben. Das ſei der letzte und höchſte Sinn der Sozialordnung im Dritten Reich. Ein Wort der großen evangeliſchen Vereine und Verbände zum Kirchenfrieden DNB. Berlin, 4. Nov. Die großen evangeliſchen Vereine und Verbände veröffent- lichen folgende Erklärung: Die gegenwärtige Stunde der Deutſchen Evangeliſchen Kirche fordert Einigung und Befriedung. In mehrfachen ver⸗ trauensvollen Beſprechungen haben wir uns als Führer von Verbänden und Vereinen davon überzeugt, daß die Hinderniſſe überwunden werden können und daß Friede möglich iſt. Jetzt iſt es die Verantwortung aller derer, die in der Führung der kirchenpolitiſchen Gruppen ſtehen, ſich zu gemeinſamer Aus⸗ ſprache zuſammenzufinden. Wer es an Friedensbereitſchaft feh⸗ len läßt, gefährdet die Einheit und die Sendung der reforma⸗ toriſchen Kirche in unſerem Volk und Staat. Profeſſor Dr. Titius, Profeſſor Dr. Hans Schmidt, Vorſitzender des Fakultätentages der evangeliſchen theologiſchen Fakultäten Deutſchlands; Superintendent Dr. D. Schäfer, Remſcheid, Vorſitzender des Verbandes deutſcher evangeliſcher Pfarrervereine e. V.; Lic. Heinnbrock, Berlin, Geſellſchaft für evangeliſche Pädagogik. „Wehe dem Beſchützten!“ Ein ſcharfer Abwehrartikel der„Deutſchen Front“. DNB. Saarbrücken, 4. Nov. Anter der Leberſchrift„Wehe dem Beſchützten!“ ſchreibt die„Deutſche Front“: Frankreich tut beſorgt um die Ruhe und Ordnung an der Saar. Frankreich tut beſorgt um die Freiheit der Abſtimmung an der Saar. And Frankreich tut alles, um ſowhl dieſe Ruhe und Ordnung, als auch die Freiheit der Abſtimmung auf das ernſtlichſte zu gefährden. Frankreich zieht an ſeinen Oſtgrenzen Truppen zuſammen. Frankreich gefährdet allein dadurch nicht nur die Ruhe an der Saar, ſondern die Ruhe und Ordnung in ganz Europa. Frankreich mimt— wie gewöhnlich— die beſorgte Marianne und wirft ſich in heuch⸗ leriſcher Manier zur Beſchützerin eines Volkes auf, das weder beſchützt zu werden nötig hat noch Schutz verlangt; im Gegen— teil: auf die— ſelbſt wenn ſie ehrlich gemeint wären— fran⸗ zöſiſchen Schützer-Armeen händeringend verzichtet. Zu ſehr ſind die Zeiten der franzöſiſchen Beſatzung 1919 in der Erinnerung aller Saardeutſchen als daß dieſe ſich wünſchten, eine Neu⸗ auflage der franzöſiſchen Militärdiktatur zu erleben. Frankreich, das nicht fähig war, das Leben ſeines könig⸗ lichen Beſuchers aus Südſlawien zu beſchützen, das nicht fähig war, Barthou vor den Mörderkugeln eines einzigen Wahn⸗ witzigen zu bewahren wirft ſich plötzlich zum Beſchützer eines ihm völlig fremden Volkes auf. Frankreich, das ſtändig von brodelnden Erſchütterungen gerüttelt wird, und dieſe nicht zu unterbinden vermag, Frankreich, das einen ſehr blutigen Sta⸗ visky⸗Skandal erlebte, fühlte ſich berufen, jenſeits ſeiner eige— nen Grenzen auf deutſchem Boden einen Putſch niederzuſchla— gen, der weder ausgebrochen noch geplant iſt. Wahrhaftig, Frankreich gefällt ſich in einer Rolle, die ihm nicht aber auch gar nicht, zuſteht. i 8 5 Wer ſoll eigentlich beſchützt werden? völkerung an der Saar? And vor wem? Die deutſche Be— Wenn dieſe Be⸗ völkerung Angſt hat und ſich einen Beſchützer wünſcht, dann wäre es doch einer, der ſie vor„ſeinem“ franzöſiſchen„Be⸗ ſchüzer“ beſchützte! Oder will Frankreich die deutſche Bevölke⸗ rung vor den Separatiſten und Emigranten beſchützen? Dann wäre der Weg ein ſehr einfacher und die franzöſiſchen Gene räle brauchten ſich keine Minute unnötigerweiſe zu beſinnen. Dann ſoll die Regierungskommiſſion die Emigranten, die ohne⸗ hin nur„durchreiſenderweiſe“ an der Saar ſind, einfach ent⸗ fernen. And auch dieſes„Gefahrenmoment“ iſt ohne das ge⸗ ringſte Aufſehen zu erregen, beſeitigt. Aber ſprechen wir doch ganz offen mit Frankreich. Es geht ja nicht um den Schutz irgendwelcher bedrohten Bevölkerungsteile. Frankreichs Gene räle wollen ihre Tanks und Nigger ein wenig ausführen, damit ſie ſich ihrer kriegeriſchen Beſtimmung bewußt bleiben. Frank- reich will marſchieren, um Deutſchland zu zeigen:„Da ſchaut her, ſo ſtehen wir dal Da müßt ihr zu Hauſe bleiben mit euren Spaten und Jungarbeiterheeren.“ Frankreich ſoll— und das iſt der weſentlichſte Faktor— unter dem Zetergeſchrei „Ruhe und Ordnung! Freie Abſtimmung!“ an die Saar mar- ſchieren, als Propagandatruppe für den Status quo und als Privatarmee der Separatiſten. Frankreich will nicht die freie Abſtimmung garantieren, ſondern ſabotieren. Den Willen des Saarvolkes werden aber auch die ſchwerſten Tanks und Motor- radſtaffeln nicht niederſtampfen. Die Oppoſition nicht im ſpaniſchen Landtag vertreten DNB. Madrid, 5. Nov. Die Parteiausſchüſſe der Sozialdemokraten und der Links- republikaner hielten am Sonntagabend Beſprechungen ab, um die Frage der Teilnahme an der am Montag wieder beginnen den Sitzungen des ſpaniſchen Landtags zu erörtern. Die So- zialdemokraten faßten den Beſchluß, den Parlamentsſitzungen bis auf weiteres fernzubleiben, was mit der Verlängerung der Preſſezenſur über die Sitzungsberichte begründet wird. Auch die bürgerlichen Linksparteien entſchieden in dieſem Sinne. Im Landtag wird alſo am Montag nur die hinter dem Kabinett ſtehende Mehrheit vertreten ſein. Zweidrittel⸗Mehr⸗ heit erfordernde Beſchlüſſe können daher nicht gefaßt werden es ſei denn, daß die Regierung beſchließen würde, die ſozial⸗ demokratiſche Partei für illegal zu erklären. Berlin: Der Reichsminiſter für Ernährung und Landwirt⸗ ſchaft hat den Reichskommiſſar für die Vieh-, Milch- und Fett⸗ wirtſchaft, Freiherr v. Kanne, in Ergänzung ſeiner bisherigen Berufung zum Reichskommiſſar für die Durchführung der Markt⸗ ordnung ernannt. Doumergue legt ſeine Forderungen dar Rundfunkrede des franzöſiſchen Miniſterpräſidenten über die Verfaſſungsreform— Er fordert zuerſt Bewilligung des Haushalts DNB. Paris, 4. November. Der Rundfunkrede, die Miniſterpräſident Doumergue am Samstag inmitten einer völlig unſicheren innerpolitiſchen Lage gehalten hat, kommt eine beſondere Bedeutung zu, weil ſie über die Abſichten des Miniſterpräſidenten unzweideutig Aufſchluß gibt. Der Miniſterpräſident ſtellte ſeine Ausführungen unter das Motto: „Nach der Finanzſanierung die Wirtſchaftsſanierung.“ Die Erreichung einer dauerhaften geſunden Finanzlage ſei eine der weſentlichſten Bedingungen für die Wiederankurbelung der Wirtſchaft. Nun ſei die Wiederherſtellung der Re gierungs⸗ autorität das einzige wirkſame Mittel, alle für die Wirt⸗ ſchaftsgeſundung geeigneten Dinge wirkſam werden zu laſſen. Dieſe Regierungsautorität ſei aber ſo gut wie nicht vorhanden. Wenn der jetzige Zuſtand fortdauere, werde bald allenthalben die Anarchie Platz greifen, deren erſte Opfer die Bürger des Landes ſein würden. Gewiß gebe es im Parlament wertvolle Persönlichkeiten, aber ſie könnten ſich in dem Wirrwarr der Parteien und der Parteikämpfe nicht durchſetzen. Die Partei— grüppchen vertrödelten ihre Zeit damit, ſich gegenſeitig zu be⸗ kämpfen, um eine Macht zu erobern, mit der ſie nichts Vernünf⸗ tiges anzufangen wüßten. Wenn demnach erwieſen ſei, daß die Anſicherheit der Regierung eines Tages für das demokratiſche Regime todbringend werden könnte, müſſe man fragen, ob die Arſache nicht in den Lücken und Anvollkommenheiten der Ver— faſſung zu fuchen ſei. Er ſei hiervon überzeugt. Deshalb ſei nichts notwendiger als eine Staatsreform durch eine wohlüberlegte Reviſion der Verfaſſung. Doumergue ging dann auf ſeine Pläne im einzelnen ein. Sie hätten in gewiſſen Kreiſen erhebliche Erregung ausgelöſt. Man habe ihm zwar nicht vorgeworfen, er wolle für ſich perſön⸗ lich die Diktatur, aber er bereite anderen den Weg. Als Diktatur⸗ oweit er ſehe, nur die marxiſtiſche Front in Frage. Nachdem er lange vom politiſchen Leben entfernt gelebt anwärter komme aber, f habe, möchte er gern wieder in den Frieden ſeinet Heimat zurückkehren, vorher aber die ihm geſtellte Aufgabe löſen. Zu PFCCCCCCcCCCCCCcCcTcTTTTTTTTTTT Dr. Goebbels ſpricht zur„Woche des deutſchen Buches“ DNB. Berlin, 4. Nov. Den Höhepunkt der von der Reichsſchrifttumkammer vom 4. bis 11. November im ganzen Reich durchgeführten„Woche des deutſchen Buches“ bildet eine am Montag, den 5. November, im Sportpalaſt ſtattfindende große Kundgebung, auf der Reichsminiſter Dr. Goebbels das Wort, ergreifen wird. Außerdem ſpricht der Präſident der Reichsſchrifttum⸗ kammer, Dr. Hans Friedrich Blunck. Pacelli wieder in Rom DNB. Rom, 4. Nov. Kardinalſtaatsſekretär Pacelli, der am Euchariſtiſchen Kongreß von Buenos Aires als Päpſtlicher Legat teilgenom⸗ men hatte, iſt am Freitagabend in Rom eingetroffen. Er wurde am Bahnhof außer von den Würdenträgern des Vatikans von den Vertretern des beim Heiligen Stuhl beglaubigten diplo⸗ matiſchen Korps empfangen. Anwetter auch über Formoſa 120 Tote. DNB. Tokio, 4. November. Wie halbamtlich mitgeteilt wird, hat das Anwetter, das in Japan wütete, auch die Inſel Formoſa leicht berührt. Der Hafen Tanſui wurde leicht beſchädigt. Nach den bisherigen Mitteilungen wurden in Tanſui und einem Nachbarort 120 Perſonen durch den Taifun getötet. Eine Anzahl dieſer Opfer befand ſich beim Fiſchfang auf See. dieſem Zweck werde er die ihm durch die Verfaſſung zur Ver⸗ fügung geſtellten Mittel anwenden. Er verſtehe darunter, daß er nötigenfalls das Land auffordern würde, ſich zu äußern. Dieſe Volksbefragung ſei nicht im Wege einer Volks⸗ abſtimmung möglich, die die Verfaſſung nicht vorſehe, ſondern nur im Wege von Neuwahlen. Er wünſche nicht, zur Auflöſung der Kammer zu ſchreiten, aber er würde nicht zögern, davon Gebrauch zu machen, wenn er entgegen ſeiner Ermächtigung dazu gezwungen ſein ſollte. Bei der augenblicklichen Lage müſſe ſchnell gehandelt werden. Die Reiſe nach Verſailles könne nicht zu lange hinaus⸗ gezögert werden. Deshalb beabſichtige er, von den Kammern den Beſchluß zu fordern, daß einige Verfaſſungsartikel geändert werden müßten. Das könne ſchnell erfolgen, wenn keine Obſtruk⸗ tion betrieben werde. Wenn man der Regierung die Kredite ver⸗ weigern wolle, die ſie brauche, um den Staatsbetrieb vor der Verabſchiedung des Haushaltsplanes für 1935 und vor der In⸗ angriffnahme und Durchführung des Reviſionsverfahrens ſicher⸗ zuſtellen, ſo müſſe er ſagen, daß ohne dieſe Kredite die Regierung unmöglich eine Befragung des Landes veranſtalten könnte. Sie würde inmitten ihrer Aufgaben lahmgelegt ſein und nur noch die Möglichkeit haben, abzutreten. Am dieſer Gefahr zu begegnen, werde ſie ſofort bei Wiederzuſammentritt der Kammer die Bewilligung des Haushaltszwölftels verlangen. Wenn die rechtzeitige Bewilligung verweigert werde, würde das bedeuten, daß das Parlament nicht nur der Reviſion der Ver⸗ faſſung feindlich gegenüberſtehe, ſondern daß es dem Miniſter⸗ präſidenten auch nicht die Möglichkeit laſſen wolle, das Land aufzufordern, in dieſer ernſten Frage ſelbſt zu entſcheiden. Aus⸗ nahmsweiſe vorgenommene Wahlen würden es den Wählern geſtatten, ihre Stimmen nur ſolchen Kandidaten zu geben, die bereit ſeien, unverzüglich die Beſtimmungen, die nach ſeiner Auf⸗ ſaſſung zur Verbeſſerung und gleichzeitig zur Anterſtreichung des demokratiſchen Charakters der Verfaſſung unerläßlich ſeien, zu verabſchieden. Der Miniſterpräſident gab dann einen Leberblick über die Geſchichte der Verfaſſung der dritten Republik. Er wandte ſich dagegen, daß die von ihm vorgenommenen Verfaſſungsänderun⸗ gen antidemokratiſch oder gefährlich ſeien. Durch ſie würde ledig⸗ lich dem Volk eine viel wirkſamere Kontrolle über ſeine parla⸗ mentariſchen Vertreter gegeben. Zur Verfaſſungsreform im all gemeinen ſei zu ſagen, daß das Auflöſungsrecht in einer wirklich demokratiſchen Verfaſſung nicht einer parlamentariſchen Verſammlung zuſtehe, ſondern nur dem Staatsoberhaupt, das nur davon auf Vorſchlag der Regierung Ge⸗ brauch mache. Er gebe zu, daß das Auflöſungsrecht nicht zu Mißbräuchen führen dürfe. Aber er glaube, daß es bequemer als heute gehandhabt werden könnte. Ein Mißbrauch des Auf⸗ löſungsrechtes würde darin beſtehen und könnte gefährlich wer⸗ den, wenn die Auflöſung der Kammer im erſten Jahre ihrer Geſetzgebungsperiode ohne große Schwierigkeiten vorgenommen werden könnte. Denn während dieſes erſten Jahres ſuche ſich in der neuen Kammer eine ſtabile Mehrheit zu bilden. Deshalb ſchlage er ein Jahr als Friſt für die Auflöſung vor. Der Miniſterpräſident entwickelte dann ſeine weiteren be⸗ kannten Reformpläne über die Stellung des Miniſterpräſidenten, die Verabſchiedung des Staatshaushaltplanes, die Stellung der Beamten im Staat uſw. und betonte zum Schluß erneut, daß ſeine Pläne nicht auf Schwächung, ſondern auf eine Stärkung des demokratiſchen Regimes abzielten. Nur ſo werde die Schaf. fung einer perſönlichen Regierungsgewalt und das Herannahen der Diktatur unmöglich gemacht werden können. Auf alle Fälle ſei er gewillt, nach beſten Kräften zu handeln. Man dürfe von ihm nicht erwarten, daß er ſich auf irgendwelche Kompromiſſe zwiſchen dem, was er für gut halte, und dem, wag ihm als ſchlecht erſcheinen würde, einlaſſen könnte. Er denke nur an das allgemeine Wohl. . 6 — r 2——ů— — r 2 — Nr. 256— Montag, den 5. November 1934 Vier nheimer Volkszeitung 10. Jahrgang Wahlſieg der engliſchen Sozialiſten Die Saar. I. N. England iſt mit Skandinavien ge enwärti s ein- zige Land, in dem die alte ſozialiſtiſche Parte ee und mandatsmäßig auf dem Vormarſch iſt. Das zeigten ſeit der großen Wahlniederlage von 1931 die Siege in den Nach⸗ wahlen, wodurch ſich die parlamentariſche Vertretung der Labour Party um acht Sitze vermehrte; das zeigten die Ge⸗ meindewahlen don 1932, wobei es den Sozialiſten gelang einen Teil der Niederlage von 1931 wieder aufzuholen. Noch deutlicher ſichtbar wurde der ſozialiſtiſche Fortſchritt im Früh⸗ jahr 1934, als bei der Wahl des Londoner großen Stadl— rates eine ſozialiſtiſche Mehrheit herauskam und London ſeitdem ſozialiſtiſch regiert wird unter der Führung des ſehr rührigen und tüchtigen Morriſon, der in der letzten La. dourregierung Verkehrsminiſter war. Nun fanden vor weni⸗ gen Tagen die Gemeinderatswahlen in London und an vielen anderen Plätzen Englands ſtatt, und das Ergebnis iſt ein ſehr großer ſozialiſtiſcher Sieg auf der ganzen Linie Einige Ziffern: N 73 London hat 28 Gemeindeverſammlungen(Borough Councils) mit insgeſamt 1386 Mitgliedern. Vor der Wahl hatten die Sozialiſten die Mehrheit in nur vier Boroughs— letzt regieren ſie unumſchränkt in 15. Sie entſenden insgeſamt 729 Gemeinderäte 457 mehr während die Konſervati⸗ ven, die ſich unter dem Namen„Municipal Reformers“ „Gemeindereformer“, zur Wahl ſtellen, insgeſamt 392 Sitze verloren haben. Nimmt man noch hinzu, daß die Progreſſives die Fortſchrittler(die Liberalen) in ihrer geſamten frühe⸗ ren Stärke verſchwunden ſind(56), daß ebenſo kleinere Grup⸗ pen ganz von der Bildfläche verſchwanden ſo iſt als Ergebnis ein klarer Sieg der engliſchen Sozialiſten zu verzeichnen. Wie London, ſo wählte auch das übrige England. wenn oſt auch nicht in einem ebenſo ſtarken Linksruck wie in London. Fragt man nach den Arſachen und der Bedeutung der Wahlergebniſſe ſo iſt vor allem als ihr Hauptmerkmal feſt⸗ zuhalten, daß ſie zeigt, daß ſich wieder eine ſtarke Oppoſition zuſammenfindet, die nicht liberal iſt Es zeigt ſich mit aller Deutlichkeit, daß die politiſche Entwick— kung Englands wohl wieder zum Zwei parteien Syſtem drängt; denn während die Sozialiſten die Konſervativen ſchwer ſchädigen reiben ſie die noch beſtehenden liberalen Reſte beinahe auf, ſo daß in Zukunft die Parole bei den Wahlen mehr und mehr heißen wird: Konſervative oder Sozialiſten! Ferner iſt zu beachten, daß ein ſtarker irrationaler Zug— um es vorerſt noch etwas neutral auszudrücken— die Entſcheidung der Wählermaſſen beeinflußte. Die Konſervati— ven konnten hinweiſen auf die gewiß nicht zu leugnenden Er— folge der nationalen Regierung— aber ſolche Wirtſchafts⸗ und Geſetzgebungserfolge zogen bei den Wählern nicht mehr: Sie wollen etwas anderes. Geht die Entwicklung in der in den Nach- wie in den Gemeindewahlen angezeigten Richtung weiter, ſo wird das Großkampfjahr 1935 für die Parlamentswahlen die nationale Regierung erſchüttern. Man weiß, daß die ſozialiſtiſchen Hauptquartiere ſich ſeit geraumer Zeit ſyſtematiſch auf die Machtübernahme vorbereiten und daß ein ſtark autoritativer Zug und Einſchlag in ihrer politiſchen Technik und Strategie zu verſpüren iſt. Das Merkwürdige iſt, daß bisher die eng liſchen Sozialiſten, die ſo verbohrt und verhetzt ſich gegen Deutſchland und Ztalien ſtellen, gerade von dieſem neuen Deutſchland und neuen Italien am meiſten unter den engliſchen Parteien und politiſchen Gruppen gelernt haben. Eine ſehr intereſſante und bedeutſame Entwicklung der engliſchen Innen— politik die ſich in nicht wenigen Broſchüren bisher nur Luft machte, kommt nun in den allen Engländern in die Augen ſpringenden Wahlreſultaten ans Tageslicht und wird ein poli— tiſcher Faktor. 5 8 * Das Zahlungsabkommen mit Deutſchland. Es war ein äußerſt geſchickter Schachzug von Dr. Schacht, die deutſch⸗engliſchen Handels⸗ und Deviſenſchwierigkeiten nach den langen Verhandlungen, die der engliſche Vertreter Sir Leith Roß in Berlin führte, durch ein kühnes Zahlungs- abkommen, das alle deutſchen Rechte ſichert und ſo elaſtiſch gehalten iſt, daß bei zukünftiger Verſchlechterung des deutſch⸗ engliſchen Handels und daraus reſultierender Mehrbelaſtung der deutſchen Deviſenbilanz automatiſch neue und zuſätz⸗ liche Sicherungen in Kraft treten zugunſten Deutſchlands. Es iſt kein Clearing-, auch kein Deviſenabkommen geſchloſſen wor- den ſondern man erzielte eine Einigung über die Zahlung der bisher aufgelaufenen Warenſchulden und über die zukünftige Liquidierung der geſchäftlichen Beziehungen. Welch guten Ein. druck das Abkommen an der Londoner Börſe machte, geht allein ſchon daraus hervor, daß die Boung⸗ und die Dawesanleihe um rund 10 Punkte in die Höhe gingen. Da in dem Abkommen feſtgeſetzt iſt, daß 55 Prozent der ein⸗ gehenden Sterlingbeträge aus der deutſchen Ausfuhr nach Eng- land für die Bezahlung der engliſchen Exporte nach Deutſch⸗ land beſtimmt ſind, ſind engliſche Ausfuhr und deutſche Aus- fuhr in ein feſtes Verhältnis zueinander gebracht(55.100). Das bedeutet aber, daß England wieder an der deutſchey Warenlieferung intereſſiert wird, als Importeur wie als Ex⸗ porteur:Je mehr England von Deutſchland kauft, um ſo mehr kauft Deutſchland von England und um ſo ſicherer gehen die Schuldenbeträge ein. Der Vorteil eines ſolchen Zahlungs- abkommens wird ſich ſehr bald in der Praxis zeigen, da nun das Geſchäft wieder in der dem Handel und dem wechſelſeiti⸗ gen Austauſch am dienlichſten Form in erhöhtem Ausmaß in Schuß kommen wird. Dr. Schachts Entſchlußfähigkeit und raſche Kombinationsgabe finden in den engliſchen Blättern debe Anerkennung. Man darf hoffen, daß die Ausräumung er Handelsſchwierigkeiten auch zur Entſpannung und Löſung noch beſtehender politiſcher Unklarheiten beiträgt. Die Saar. England iſt gewiß an einer ſauberen Löſung der Saar- frage intereſſiert. Es wird froh ſein, wenn die Abſtimmung vorüber iſt,— weiß es doch, daß ein Engländer Präſident der Saarkommiſſion iſt, der nicht immer die beſte Beurteilung im eigenen Lager erfuhr. Die franzöſiſche Nervoſität, die ſich jetzt ſchließlich in den bekannten militäriſchen Vorbereitungen der Franzoſen an der Grenze des Saargebietes äußert ſtößt in London auf eiskalte Schultern und fachliche Bedenken. Man verweiſt auf den Völkerbund, zeigt ſich unterrichtet über die franzöſiſchen Befürchtungen, daß die Polizei nicht ausreichen könne—, hält aber den franzöſiſchen Vorwand, daß im Saar- gebiet irgendeine Beunruhigung eintreten könne, für gegen ſtandslos. Offenbar amtlich inſpiriert ſchreibt die Times“ daß die Regierung nicht im Sinne habe, irgendeine Aktion zu Das deutſch⸗engliſche Abkommen— Die Saar unter en. M F Hoffe 45 f nehmen. Man darf hoffen daß London nicht verfehlen * 28* 1 an N* 1* d P eigenen Landsmann, Präſident Knox, klarzumachen, daß geſunde Nerven die ganze Situation entwirren. Die ſpaniſchen Anarchiſten für Generalſtreik falls Todesſtraſen vollſtreckt werden. DNB. Madrid, 4. November. Die Polizei in Barcelona hat ein Lager geheimer Flug⸗ ſchriften aufgedeckt, in denen mitgeteilt wird, daß die Organi- ſation der Anarchiſten(FAZ.) entſchloſſen ſei, in den General- ſtreik zu treten, falls eines der verhängten Todesurteile vollſtreckt werden würde. 0 Die Gefährdung des europäiſchen Friedens durch Frankreichs Truppen an der Saargrenze „Kriegsgefahr in Europa“ „Diario de Madrid“ zur Gaarfrage 2 f i 4 DNB. Madrid, 4. November. In einem„Kriegsgefahr in Europa“ betitelten Artikel außzert ſich der Berliner Berichterſtatter der Madrider Zeitung Diario de Madrid“ über die Saarfrage. Er führt zunächſt einen Auszug aus der Rede des Stellvertreters des Führers in Königsberg an, in der Rudolf Heß Frankreich vor einer militäriſchen Intervention in der Saarfrage warnt und auf die blutigen Folgen eines ſolchen Schrittes hinweiſt. Wörtlich ſchreibt der Berichterſtatter:„Jeder Deutſche ſieht in der Saar ein Stück von Deutſchland, ſo daß ein franzöſiſcher Einmarſch in dieſes Gebiet genügen würde, um die Drohung Heß' zur Tat werden zu laſſen. Wenn Frankreich vorgibt, nur auf ausdrücklichen Wunſch des Präſidenten der Regierungskommiſſion zu intervenieren, ſo würde alſo der etwaige Hilferuf eines einzigen Mannes, des Herrn Knox, über Krieg und Frieden entſcheiden. Wenn Frankreich es wagt, an der Saar einen Prozeß zu Ende zu führen, deſſen Angerechtigkeit ſeit jenem Tage offenbar iſt, an dem Clemenceau 150 000 franzöſiſche Einwohner im Saargebiet erfunden hat, dann würde die Hoffnung auf Frieden ein für allemal begraben werden und, was noch viel wichtiger iſt: die Gerechtigkeit würde ihren Todesſtoß erhalten.“ Der neue Landeshauptmann von Steiermark DNB. Wien, 4. November. Bundeskanzler Dr. Schuſchnigg hat den früheren General- ſekretär der Vaterländiſchen Front, Dr. Stepan, zum Landes- bauptmann von Steiermark ernannt. Die Haltung der öſterreichiſchen Preſſe in der Saarfrage DNB. Wien, 4. November. Die öſterreichiſche Preſſe beſchäftigt ſich ſehr eingehend mit den Nachrichten über die Lage an der Saar, ohne jedoch ſelbſt auch nur im geringſten Stellung zu nehmen. Die verſchiedenen Meldungen aus Frankreich, England, aber auch aus Deutſch— land werden ausführlich gebracht. Die jüdiſche Preſſe rückt dabei die franzöſiſchen Meldungen ſtark in den Vordergrund. Die katholiſche Preſſe bemüht ſich eher, in der äußeren Auf machung der Meldungen eine neutrale Haltung zu wahren. Engliſche Stimmen zur franzöſiſchen Gaardrohung DNB. London, 4. Nov. Die Saarfrage wird von mehreren Sonntagsblättern be handelt. Während der„Obſerver“„nichts Anerwartetes“ in den franzöſiſchen Vorbereitungen an der Grenze des Saar— gebietes erblickt, ſchreibt„Sunday Expreß“, Frankreich be— hauptet, an eine freie Abſtimmung zu glauben, und trotzdem fordere es, Truppen ins Saargebiet zu ſenden bevor die Ab ſtimmung ſtattgefunden habe.„Sunday Refree“ behandelt das Beſtreben Frankreichs,„grundſätzlich“ eine britiſche Truppen. abteilung mit den franzöſiſchen Truppen, falls notwendig, in das Saargebiet einmarſchieren zu laſſen, höchſt ironiſch und ſchließt:„Grundſätzlich“ muß Frankreich enttäuſcht werden. Der wahnſinnige Vertrag von Verſailles iſt ſowohl von Frank reich als auch von Deutſchland(2) ſo verletzt worden, daß ſein fadenſcheiniges Gewand nicht dem Licht des Tages ausgeſetzt werden darf. Die Reichsſteuereinnahmen im September DNB. Berlin, 3. Nov. Das Aufkommen an Steuern, Zöllen und Abgaben hat ſich auch im September 1934 wieder ſehr gut entwickelt. An Beſitz- und Verkehrsſteuern wurden 479,4 gegen 423,1 Millionen RM. im gleichen Vorjahresmonat und an Zöllen und Verbrauchsſteuern 270,9(238,4) Millionen RM. ver⸗ einnahmt. Die Septembereinnahmen betrugen alſo ins— geſamt 750,3(661,5) Millionen RM., das ſind 88,8 Millio- nen RM. mehr als im September 1933. Auch die Halbjahresziffern liegen erheblich über denen des Vorjahres. Bei den Beſitz- und Verkehrsſteuern betrugen die Einnahmen 2386,9(2031,6) Millionen RM., bei Zöllen und Verbrauchsſteuern 1576,9(1360,2) Millionen RM. Laufende Zahlungen und Vorauszahlungen waren bei den Beſitz- und Verkehrsſteuern im September 1934 nach den gleichen Vor— ſchriften fällig wie im September 1933. Bei den Voraus zah⸗ lungen handelte es ſich um diejenigen auf die Einkommenſteuer und Körperſchaftsſteuer der Veranlagten ſowie auf die Ehe— ſtandshilfe der Veranlagten für das zweite Viertel des Rech— nungsjahres 1934(Zuli bis September). Die Feſtſtellung der tatſächlichen Entwicklung des Auf— kommens bedingt, daß von dem 88,8 Millionen RM. Aufkom⸗ mensmehr im September 1934 gegenüber September 1933 die 18,1 Millionen RM. Schlachtſteuer abgezogen werden, weil die Schlachtſteuer im September 1933 noch nicht Reichs- ſteuer war. Die tatſächliche Verbeſſerung im September 1934 gegenüber dem Vorjahresmonat beträgt alſo 88,8 weniger 181 Millionen RM. gleich 70,7 Millionen RM. Das geſamte Aufkommensmehr im erſten Halbjahr 1934 gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres beträgt 572 Millionen RM. Die Feſtſtellung der tatſächlichen Entwicklung des Aufkommens bedingt, daß von den 572 Millionen RM. 83,6 Millionen RM. für Schlachtſteuer Mai bis September 1934 abgezogen werden. Denn die Schlachtſteuer iſt im gleichen Zeitraum des Vorjahres noch nicht Reichsſteuer geweſen, weiter 26,2 Mil- lionen RM. für Fettſteuer; dieſe beſteht erſt ſeit Mai 1933, 12 Millionen RM. für außergewöhnliche Einnahmen an Ge— ſellſchaftsſteuer im Juli 1934 und 16 Millionen RM. für außergewöhnliche Einnahmen an Reichsfluchtſteuer im Auguſt 1934, insgeſamt alſo 136,8 Millionen RM. Zieht man dieſe Summe von dem Aufkommensmehr von 572 Millio⸗ nen RM. ab, ſo verbleibt demnach ein Mehr von 435,2 Mil⸗ lionen RM. Von dieſem Mehr entfallen rund 190 Millionen RM. auf die Anteile der Länder an den Reichsſteuern. Jeder darnach verbleibende Reſt an Aufkommensmehr iſt, ſolange die Vorbelaſtungen aus den verſchiedenen Arbeitsbeſchaffungspro⸗ grammen und dergleichen beſtehen, reſtlos erforderlich zum Ausgleich dieſer Vorbelaſtungen. Dieſe Vorbelaſtungen zu Zwecken der Arbeitsbeſchaffung ſind erfolgt in dem Glauben, daß ſich die Steuerquellen ent— ſprechend ergiebiger geſtalten werden. Die Entwicklung zeigt, daß ſich der Glaube erfüllt und daß ſich ſomit die volkswirt— ſchaftlichen Betrachtungen, die die Reichsregierung bei der Be— ſchließung der verſchiedenen Maßnahmen im Kampf um die Verminderung der Arbeitsloſigkeit angeſtellt hatte, richtig ſind. Ganz beſonders gut entwickeln ſich nach wie vor diejenigen Steuern, in denen ſich der Aufſchwung der Wirtſchaft ſpiegelt: die Lohnſteuer, die veranlagte Einkommenſteuer, die Körper- ſchaftsſteuer die Amſatzſteuer, die Wechſelſteuer und die Be— förderungsſteuer. f Das Werk Moskauer Agenten Die Hintergründe des Fünfkirchener Bergarbeiterſtreiks— Zahlreiche Verhaftungen DNB. Budapeſt, 2. Nov. Wie die Budapeſter Geheimpolizei nach längeren, äußerſt ſchwierigen Nachforſchungen ſeſtſtellen konnte, geht der ſeltſame Fünfkirchener Bergarbeiterſtreik auf die Tätigkeit landfremder kommuniſtiſcher Agenten zurück. Bereits während des Streiks— Mitte Oktober— waren der Polizei Mitteilungen zugegangen, daß der Streik nicht allein auf rein wirtſchaftliche Gründe zurückzuführen ſei, ſondern das Werk von aus Moskau eingetroffenen kommuniſti⸗ ſchen Agenten ſein würde und daß eine Ausdehnung des Streiks auf andere Induſtriezweige zu befürchten ſei. Die Polizei ent⸗ ſandte darauf in das Fünfkirchener Gebiet 22 Geheimpoliziſten, die im Verkehr mit den Bergarbeitern feſtſtellten, daß einige Tage vor Ausbruch des Streiks mehrere unbekannte Perſonen in Fünftirchen auftauchten und kurz vor Ausbruch des Streiks wieder verſchwanden. Die Polizei erhielt eine genaue Per- ſonalbeſchreibung dieſer Leute. Ende dieſer Woche gelang es der Polizei, in einem Budapeſter Wirtshaus drei Perſonen zu verhaften. Es handelt ſich um drei wegen ſchwerer Verbrechen in verſchiedenen Staaten mehrfach vorbeſtrafte kommu- niſtiſche Arbeiter, die vor einiger Zeit auf dem Aus- tauſchwege von Angarn nach Moskau zurückgeſandt worden waren. In dem polizeilichen Verhör gaben zwei der verhafteten kommuniſtiſchen Agenten an, daß ſie von Moskau nach Angarn zur Organiſierung des Bergarbeiterſtreiks zurückgeſandt worden ſeien. Die polizeilichen Nachforſchungen ergaben, daß die drei Agenten ſich vier Wochen lang in Angarn unter falſchem Namen aufgehalten hatten und ihre Wohnungen fortlaufend gewechſelt batten. Von den drei Agenten gaben zwei im Verhör an, daß ſie zur Anterſtützung des Anführers der Gruppe, eines gewiſſen Otto Hoffmann, von Moskau nach Angarn entſandt worden ſeien. Sie behaupten jedoch, über die eigentlichen Pläne der ganzen Aktion nicht unterrichtet geweſen zu ſein. Der Anführer Hoffmann, der gleichzeitig verhaftet worden iſt, leugnete im Verhör jede Beteiligung am Bergarbeiterſtreik ab. Mitten im Verhör warf er ſich plötzlich mit einem Satz durch das geſchloſſene Fenſter auf die Straße, wo er mit einem Schädelbruch und zerſchmetterten Gliedern aufgefunden wurde. Kurz nach ſeiner Einlieferung ins Gefängnisſpital erlag Hoff— mann ſeinen ſchweren Verletzungen. Auf Grund des Verhörs der drei Moskauer Agenten ſind von der Polizei elf weitere Perſonen verhaftet worden. Nach Auffaſſung der Polizei ſteht einwandfrei feſt, daß der Fünf⸗ kirchener Bergarbeiterſtreik von Moskau aus vorbereitet und durch von dort entſandte kommuniſtiſche Agenten geleitet wor⸗ den iſt. v. Papen bei der Allerſeelenfeier des öſterreichiſchen Heeres DRB. Wien, 4. Nov. Beim neuen Heldendenkmal auf dem Ring fand eine große Allerſeelenfeier des Bundesheeres ſtatt, an der außer dem Bundespräſidenten Miklas mit den Vertretern der Re— gierung auch zahlreiche Abordnungen verſchiedener Korpora⸗ tionen und der weltlichen und kirchlichen Behörden, auch Ver⸗ treter des diplomatiſchen Korps teilnahmen, darunter der deutſche Geſandte v. Papen, der bei dieſer Gelegenheit Miniſter Fey gegenüber die Verbundenheit in der Trauer um die Toten des Weltkrieges zum Ausdruck brachte. In der Krypta des Heldendenkmals zelebrierte Militärvikar Fürſt⸗ biſchof Pawlikowſki die Gedächtnismeſſe. Die Anterſtützung des Winterhilfswerles durch die Forſtverwaltungen. Im Anſchluß an ſeinen Aufruf an die deutſchen Jäger und ſeinen Erlaß an die preutziſche Nahe hal Mini- ſterpräſident Göring in ſeiner Eigenſchaft als Reichsforſt⸗ meiſter an die Chefs der Landesforſtverwaltungen der übrigen 5 Länder das Erſuchen gerichtet, gleiche oder ähnliche Maßnahmen, wie ſie für Preußen getroffen ſind, zur Anter⸗ ſtützung des Winterhilfswerkes in die Wege zu leiten. 8 —— n — . r Aus Nah und Fern Deutſcher Bibeltag 1934. ** Frankfurt a. M. Zur Durchführung des Deutſchen Bibeltages 1934 iſt für die Landeskirche Naſſau-Heſſen unter Leitung des Pfarrers Profeſſor Lic. Dr. Allwohn, Frankfurt am Main, ein Arbeitsausſchuß gebildet worden, der die tätigen Kräfte des kirchlichen und ſtaatlichen Lebens organiſatoriſch erfaßt. Der Ausſchuß will die Dekanate und die Gemeinden bei der Veranſtaltung von Bibelfeiern und ⸗feſten beraten und im übrigen darauf hinwirken, daß die kulturellen Stellen im Staate, in Schule und Univerſität das große Gedenken, daß wir 400 Jahre Lutherbibel und damit 400 Jahre Schriftdeutſch haben, in ſeiner Bedeutung für Volkstum und Volksleben würdigen. In den Städten und in den größeren Gemeinden werden unter der Leitung der Pröbſte und der Dekane örtliche Unterausſchüſſe glei⸗ cher Zuſammenſetzung gebildet, die im Einvernehmen mit dem Landesausſchuß für die Durchführung des Deutſchen Bibeltages ſorgen. Elektriſche Betfäubung von Schlachktieren nur in Schlacht- häuſern. Darmſtadt. In einer Verfügung der Abteilung 1b des Heſſiſchen Staatsminiſteriums vom 24. Oktober 1934 zu dem Geſetz über das Schlachten von Tieren heißt es u. a.: Erlaubnis zur Aufſtellung ſolcher Apparate zur elektriſchen Betäubung von Großvieh und Kälbern bedarf jedesmal unſerer Genehmigung. Letztere wird nur erteilt für öffent— liche Schlachthäuſer, die unter einer geregelten veterinär— volizeilichen bzw. tierärztlichen Aufſicht ſtehen. Die elek- triſche Betäubung von Großvieh und Kälbern darf nur durch einen beſonders unterwieſenen Schlachthofangeſtellten in Gegenwart eines tierärztlichen Beſchauers vorgenommen werden. Die Verwendung elektriſcher Betäubungsapparate für Großvieh und Kälber in den Einzelmetzgereien der Gemeinden ohne Schlachthauszwang iſt verboten. Beſondere Beſtimmungen für die Steuerſätze 1935. Darmſtadt. Durch Verordnung des Staatsminiſters werden als Landesdurchſchnitt der Gemeindegrundſteuern und der Gemeindegewerbeſteuern im Sinne des Paragraph 4 BStG. für die Bürgerſteuer 1935 die folgenden Steuer- ſätze feſtgeſetzt: 34 Pfennig je 100 Mark Steuerwert der Gebäude und Bauplätze, 47 Pfennig je 100 Mark Steuer⸗ wert des land⸗ und forſtwirtſchaftlich genutzten Grund⸗ beſitzes, 63 Pfennig je 100 Mark Gewerbekapital, 286 Pfennig je 100 Mark Gewerbeertrag. Für die Bemeſſung der Höhe der Bürgerſteuer 1935 iſt derjenige Steuerſatz maßgebend, der prozentual am höchſten den entſprechenden Landesdurchſchnittſatz überſteigt. ** Frankfurt a. M.(Anklage wegen Raub⸗ überfalles.) Gegen den am 4. Mai 1911 in München geborenen Hermann Kozera und den am 27. Oktober 1913 in Frankfurt am Main geborenen Theodor Schaub, die am 19. Oktober dieſes Jahres den ſchweren Raubüberfall auf ein Kurzwarengeſchäft am Rechneigraben in Frank⸗ furt verübten, hat die Staatsanwaltſchaft jetzt Anklage wegen ſchweren Raubes erhoben. In die Anklage gegen Kozera iſt außerdem noch ein anderer Raub einbezogen worden, den er gemeinſam mit dem am 27. Dezember 1913 in Frankfurt geborenen Ferdinand Jahn verübt haben ſoll. ** Frankfurt a. M. bracht.) (Auf die ſchiefe Bahn ge⸗ Im Laufe des Jahres 1930 hatte die Angeklagte Lina Weiß den gleichfalls vor dem Richter ſtehen— den Straßner kennengelernt. Bald entſpann ſich ein Liebesverhältnis. Heute hatte das Mädchen es allein ihrem Geliebten zu verdanken, daß ſie unter Anklage ſteht; bis 1931 hatte ſie ſich tadellos geführt. Vom Jahr 1931 ab häufen ſich die Klagen gegen das Mädchen, wo ſie in Stel— lung war, ſtahl ſie wie ein Rabe. Nutznießer der Diebe— reien aber war ſtets Straßner. Vollkommen auf die ſchiefe Bahn kam die Angeklagte durch folgende Sache: Die An— gehörigen des Straßner wollten in Mainz ein Friſeur— geſchäft gründen. Zu dieſem Zweck ſtellte auch die Weiß 1500 Mark zur Verfügung. Das Geld reichte jedoch nicht aus. Wieder wandte ſich Straßner an das Mädchen. Von einem Bekannten ließ ſie ſich ſchließlich, um dem Geliebten helfen zu können, zwei Beſcheinigungen ausſtellen mit falſchen Unterſchriften. Nach dem Wortlaut dieſer Beſchei— nigungen ſei Linas Stiefmutter mit 6000 Mark, auf die ihre Tochter einen Anſpruch haben ſollte, flüchtig gegan— gen. Wegen dieſer Urkundenfälſchung und wegen meh— rerer Diebſtähle ſtand die Weiß jetzt vor Gericht. Der Staatsanwalt beantragte gegen die Angeklagte Weiß neun Monate, gegen Straßner zehn Monate und eine Woche Gefängnis. Gegen das Mädchen lautete die Strafe antragsgemäß, Straßner bekam 15 Monate Gefängnis. * Wiesbaden.(Landeshauptmann Trau⸗ pelbeſtätigt.) Durch Erlaß des Preußiſchen Miniſters des Innern vom 18. Oktober 1934 iſt der Landeshaupt⸗ mann des Bezirksverbandes Naſſau, Wilhelm Traupel, auf Grund des Geſetzes über die Beſtätigung von Beamten der Gemeinden und Gemeindeverbände vom 23. Juni 1933 in ſeinem Amt beſtätigt worden. Die Beſtätigung iſt ent⸗ ſprechend den geſetzlichen Beſtimmungen nach Ablauf eines Jahres vom Zeitpunkt der Einweiſung in ſein Amt ab aus⸗ geſprochen worden. ** Oberurſel.(Neue Waſſerleitung für Oberurſel.) In der letzten Sitzung der Gemeinderäte wurde die Erneuerung der Waſſerleitung zwiſchen dem Pumpwerk an der Hohemark und dem Hochbehälter an der Küſtineſchanze beſchloſſen, da die Leitung ſtark zerfreſ— ſen iſt. Dieſe Erneuerung wird einen Koſtenaufwand von 15 000 bis 21000 Mark erfordern und ſtellt eine neue Ar— beitsbeſchaffungsmaßnahme dar. ** Dillenburg.(Bahnlinie Haigern— Gu⸗ ſternhain ſoll doch gebaut werden.) Wie die Induſtrie- und Handelskammer mitteilt, hat ſie ſich erneut für den Bau der Bahnlinie Haigern—Guſternhain ein⸗ geſetzt. Die Bahn ſoll als Abzweigunglinie von den Haupt⸗ ſtrecken Gießen— Betzdorf—-Köln und Gießen— Siegen— Hagen gebaut werden. Man hofft, daß das Projekt in ab⸗ ſehbarer Zeit zur Durchführung kommt. Die Baukoſten würden etwa 4 bis 5 Millionen Mark betragen, 600 Ar⸗ beiter würden für längere Zeit in Arbeit und Brot kommen. ** Dillenburg.(Im Bergwerk abgeſtürzt.) Auf der Eiſenſteingrube„Königszug“ im Scheldetal ſtürzte der Bergmann Heinrich Kretz aus Lixfeld etwa 8 Meter in die Tiefe. Er zog ſich ſchwere Kopf- und andere Ver⸗ letzungen zu, ſo daß er in das Dillenburger Krankenhaus gebracht werden mußte. Bauſchheim.(Selbſtmord durch Starkſtrom.) Auf merkwürdige Weiſe hat hier ein 19 jähriger junger Mann ſeinem Leben ein Ende geſetzt. Er griff mit den Händen ſo lange an die Starkſtromleitung, bis er ſchwer verbrannt tot umfiel. ießen.(Wenn die Autoſcheinwerfer nicht abgeblendet werden..) Da ein Auto auf der Landſtraße Gießen— Wetzlar zwiſchen Klein-Linden und Dutenhofen nicht abgeblendet wurde, fuhr der Bürgermei⸗ ſter Heinrich Schneider aus Frankenbäch mangels völliger Sicht gegen einen Baum und ſtürzte ſo ſchwer, daß er be⸗ wußtlos liegen blieb. Später vorbeikommende Paſſanten fanden den Mann und ließen ihn nach Gießen in die Chirurgiſche Klinik bringen, wo er ernſtlich darniederliegt. Aus Mannheim Mannheim, 3. November. Mannheimer Volkskarneval 1935. Der Mannheimer Volkskarneval 1935 ſoll auf eine breite Grundlage geſtellt werden. Die großen Veranſtaltungen werden von den drei Mannheimer Karnevalsvereinen gemeinſam durchgeführt und zwar Karnevalsumzug, Fremdenſitzungen und Maskenbälle. Die Selbſtändigkeit der einzelnen Vereine wird nicht beein⸗ trächtigt, ſo daß dieſe in den traditionellen kleineren Sitzun⸗ gen ihre Urwüchſigkeit erhalten können. Für den Zuſammen⸗ ſchluß iſt ein Ausſchuß gebildet, dem der Kreispropaganda⸗ leiter, der Verkehrsdirektor und die Führer der drei Karne⸗ valsvereine angehören. Dieſem Führerrat wird ein Ausſchuß beigeordnet, der aus Vertretern der aroßen Vereine. der Die Augen der Jelena 21 ee eee 2 fta ttttdüteagttdtttetdüttattddüattdattttate VI. Der Schnellzug Paris Brüſſel Köln— Berlin—Warſchau jagte mit klingendem Wiegen durch das deutſche Land. No— vemberlich grau war der Himmel, ſtill die Luft, kein Zweiglein rührte ſich an den kahlen Bäumen. And bis in den Speiſewagen hinein meinte man den Flügelſchlag der quarrenden Krähen zu hören. And als dann der Zug durch die jenſeitige Abgeſchieden— heit der Lüneburger Heide flog, tanzten auf einmal kleine Schneeflöckchen vor den Fenſtern; bald ſtöberte es dichter und dichter, bis dann endlich die Wagen wie durch einen Tunnel von ſchräg hinflirrenden undurchdringlichem Weiß flogen. Zehn Ahr morgens war es erſt, und doch fiel es in den Speiſewagen wie abendliches Dämmern. Der Kellner drehte die Deckenlichter, die er kurz hinter Dortmund erſt gelöſcht, wieder an. Es waren nur wenige Gäſte an den Tiſchen. Antätig ſtan— den die Kellner zuſammen und unterhielten ſich leiſe über den ſeltſamen Mann, der da in dem letzten Winkel ſaß und ſein Frühſtück nahm. Nach der neueſten Mode war er gelleidet. And doch ſchien ihm nichts zu ſitzen. Dies gedunſene kalmückiſche Geſicht mit den vorſtehenden Backenknochen und den kleinen ſchiefſtehenden Augen paßte nicht auf einen Pariſer Schneider— anzug. Ein ſchmutziger Chineſenkittel und mächtige Mongolen— ſchuhe mit fauſtdicken Filzſohlen hätten dieſem kahlgeſchorenen Barbarenſchädel beſſer geſtanden. Ein ganzer Stoß von Zeitungen lag neben dieſem ſonder— baren Kalmücken. Da konnte ſelbſt der ſprachkundige Oberkell— ner nicht mehr mit. Franzöſiſche, engliſche, däniſche, deutſche, italieniſche, ſpaniſche Blätter hatte dieſer Mann eines nach dem anderen ſtudiert, nicht nur geleſen. And jetzt zog er noch ein ruſſiſches aus der Taſche. „Ein ruſſiſcher Sowjetkommiſſär—“, flüſterte eben der Kellner ſeinem Kollegen zu. Aber der hörte nicht, riß die Glas— türe auf Sogar der Kalmück hob für einen Augenblick den feiſten Kopf. Aber dann verſteckte er ſich wieder hinter ſeiner Zeitung und las weiter. Die Kellner ſchauten ſich wortlos an. Ja, ſie waren unter— einander einig. Jahrelang hatte jeder von ihnen in den größ— ten und vornehmſten internationalen Hotels gearbeitet, aber nie, nie war ihnen eine ſolche Schönheit begegnet. „Die Engländerin... die Freundin hauchte der Oberkellner,„da,— und Remiſow ſelber.. Ja, jeder kannte dies wundervolle Frauenbild aus dem illuſtrierten Zeitungen aller Welt. Remiſow beſtellte Tee. And draußen ſagte der Kellner: „Ich habe bis jetzt noch nicht gewußt, daß das Photo— graphieren eine ſo elende und windige Kunſt iſt... Was iſt das beſte Bild gegen dieſe Wirklichkeit?“ And der Oberkellner, der lange in Italien geweſen war, meinte:„Da gehört ein Maler wie Tizian her!“ And er ließ es ſich nicht nehmen, ſelber den Tee zu ſer— vieren. Aber Ellinor ſah ihn nicht einmal an. „Danke, Alexej. Nein, noch ein Stückchen Zucker—“ Sie lächelte. „Ich weiß ja, es iſt dir ein Greuel, daß ich den Tee ſo ſüß ie Das hatte der Kellner gerade noch mitbekommen. And er trug dieſe kleinen Worte hinaus wie die Offenbarung einer Heiligen. Remiſow ſchaute ſchon eine ganze Weile nachdenklich, mit gerunzelter Stirn in ſeine Taſſe; nur dann und wann hob er den Kopf und blickte raſch, faſt verſtohlen an Ellinor vorbei zu dem Kalmücken hinüber. „Ich meine, den Menſchen müßte ich kennen—“, ſagte er leiſe. Ellinor zuckte die Achſeln. 0 falddddaanainttttttauu 71 Remiſows—“ 7. eee 0 faftanültddndattnüdddttttdatttdatdnattta tente „Was geht er uns an?“ „Er verſteckt ſich wie mit Abſicht immer hinter ſeine Zei⸗ tung—“ „Laß ihn.“ Er wollte noch etwas erwidern, aber da mußte er dem plötzlich aufleuchtenden Blick ihrer Augen folgen. Er drebte ſtch um und da ſah er Hanni und deren Mann im Gange des Speiſe— wagens. Wie Salzſäulen ſtanden ſie. And Ellinor lachte, lachte.. Es dauerte eine ganze Weile, ehe Hanni das erſte Wort fand. Aber dann konnte ſie ſich kaum beruhigen vor Freude. And ſogar Sir Erneſt reichte Remiſow die Hand. „Freut mich ſehr, Sie ſo unerwartet wiederzuſehen, Remi— ſow; da kann ich Ihnen doch wenigſtens für Ihr Hochzeitsge— ſchenk danken... Das war ja wie aus Tauſend und einer Nacht... Na, kleine Ellinor? Wenn man dich ein Jahr nicht mehr geſehen hat, biſt du jedesmal noch ſchöner geworden.“ Wieder hatte Remiſow für einen Augenblick das Geſicht des Fremden geſehen. Aber er war nicht klüger geworden als vor— her. And immer mehr auälte es ihn, daß er nicht wußte, wo er dieſes Geſicht bintun ſollte. „Hanni, Hanni“, ſagte eben Ellinor“, haſt du es gehört? Wohin ſoll das führen, wenn dein Mann jetzt ſchon anderer Leute Frauen die Cour ſchneidet?“ Sir Erneſt lachte hell auf. „Nennt ſich dies kleine Mädchen eine Frau!“ „And was für eine!“ ſagte Ellinor, und ihre Augen blitzten in Lebensfreude. „Ihr fahrt doch nicht nach Berlin?“ fragte Hanni jetzt. „Denken Sie etwa nach Rußland, Sir Erneſt?“ meinte Remiſow; Gott ſoll uns bewahren—“ Der Kalmück hatte wieder über ſeine Zeitung hingeſchaut, aber diesmal hatte der Engländer ſeinen Blick aufgefangen. Er wollte etwas ſagen, aber dann hörte er wieder auf das lichte Sprudeln von Ellinors Erzählung. Hanni aber ſtaunte nur. „Ausgewieſen? Aus Paris ausgewieſen?“ ſagte ſie end— lich,„Ellinor, weißt du, das iſt ein deutlicher Wink des Schick— ſals. Wie wäre es, wenn wir jetzt...“ Ellinor ſtrahlte.. „Meiner Mammi telegraphieren, meinſt du doch?“ „Ja, das meine ich—“ Hanni ſah ihre junge Freundin beinahe ängſtlich an. And Ellinor reicht ihr über den Tiſch hin die Hand. „Hanni“, ſagte ſie ganz ernſt,„ja, ich gebe mich geſchlagen. And was man tun will, das ſoll man gleich tun. Komm, unſer Zug hat ja Telephon. Wir rufen einfach an.“ „Ellinor, du biſt das beſte Mädchen von der Welt!“ jubelte Hanni. And als dann die beiden Frauen den Speiſewagen ver— laſſen hatten, um in dem Fernſprechabteil das Geſpräch nach England zu beſtellen, da ſagte Sir Erneſt leiſe: „Kennen Sie den Herrn drüben in der Ecke, Remiſow?“ „Nein. Ich beſinne mich ſchon die ganze Zeit auf dies Ge— ſicht. Ich weiß nicht, habe ich ihn ſchon einmal geſehen, oder warum beſchäftigt er mich ſonſt?“ „Nun“, ſagte Sir Erneſt,„dann freue ich mich, Ihnen für Ihr Hochzeitsgeſchenk möglicherweiſe einen kleinen Gegendienſt leiſten zu können. Dieſer Kalmück iſt nämlich— Roiſemann!“ Remiſow erbleichte jäh. Aber ſchnell hatte er ſich gefaßt. Er lächelte ſogar. „Allerdings, da hätte ich lange ſuchen können. And ich danke Ihnen von Herzen, Sir Erneſt. Jetzt, da ich weiß, was geſpielt wird, iſt keine Gefahr mehr.“ And dann nickte er und murmelte leiſe vor ſich hin: „Alſo Roiſeman, Roiſeman.“ * —** Es waren viele Menſchen, die in der Vorhalle des Berliner Hotels Adlon zuſammenſaßen, und doch ſchien die große Diele faſt leer zu ſein. Da waren Miniſter und Induſtrielle, hohe Offiziere fremder Delegationen, auffallende Frauen, wie exo⸗ 3 2 T e tiſche Schmetterlinge. And da ſchwirrten alle Sprachen Europas durcheinander. Draußen aber fiel in ſtillen Flocken der Schnee, und ein feines Dämmerlicht hing über der Halle. Plötzlich ſtockten alle Stimmen, und die Menſchen waren nur noch Auge. Eine Dame war durch die Glastüre eingetreten. Auf ihrem ſchwarzen Mantel und dem Hütchen glitzten noch wie Sterne die weißen Flocken, obſchon ſie nur die wenigen Schritte von ihrem Auto bis zur Hoteltreppe gegangen war. Es ſah aus, als ſei die Schneekönigin ſelber geradewegs aus ihrem Märchenreiche gekommen. Da ſtand ſie ſchon beim Portier. And ganz drüber flüſterte jemand: „Das iſt Ellinor Thorley, die Freundin Remiſows.“ Wie ein Lauffeuer war das herum.. „Ich wünſche zu Lady Thorley-Bottom“, ſagte Ellinor ziemlich hochmütig zu dem Portier. Da ſtieß neben ihr eine Frau einen leiſen Schrei aus. Der Brief, den ſie eben dem Portier hatte geben wollen, fiel ihr auf den Boden. „Jeſſy,— mein Gott,—“ rief Ellinor,„das nenn ich eine Freude—!“ Die alte Frau lachte und weinte zugleich, und dann nahm ſie Ellinors beide Hände und bedeckte ſie mit Küſſen und Tränen. „Kind, jetzt will ich gern ſterben, wo ich dich noch einmal wiedergeſehen habe.“ „So alt ſind wir denn doch noch nicht, Mütterchen Hubley“, lachte Ellinor und ſtreichelte ihrer alten Amme das graue Haar; „aber das hätt' ich mir denken können, daß Mammi dich mit⸗ nahm. Eine treuere Kammerfrau gibts auf der ganzen Welt nicht mehr. Komm, Mütterchen Hubley, gehn wir nach oben.“ Sie hob den Brief auf und nahm die Alte einfach unter den Arm. „Siehſt du wohl, der Brief iſt für mich...“ Sie ſchob ihn in den Aermelaufſchlag ihres Mantels. „Ja Ellinor, für dich. Mylady wollte ganz genau ver⸗ abreden, wann du mit Hanni kommen ſollteſt, das heißt du ſollteſt zu Lady Rawlinſon fahren. And dann wollte Mylady auch dorthin. Mylady dachten, du kämeſt nicht gern allein.“ „Ach Quatſch! Ich habe mir geſtern mit dem Fahrplan genau ausgerechnet, wann Mammi hier ſein könnte. Na, und daß ſie im Adlon abſteigen würde, war ſowieſo klar.“ „Wir ſind vor zwei Stunden erſt gekommen.“ „Na, ſiehſt du wohl? And jetzt bin ich ſchon bier. Ich konnte doch Mutter nicht einen Tag lang warten laſſen. Weißt du, ich bin eben eine gehorſame Tochter.“ „O Mädchen, Mädchen!“ Mit tränenſchimmernden Augen ſchaute ſie Ellinor an. Aber da waren ſie ſchon droben. „Warte, ich will zuerſt hineingehen“, flüſterte Ellinor und drückte leiſe die Klinke herab. Ein paar Herzſchläge lang blieb ſie im Türrahmen ſtehen, ihre Augen mußten ſich erſt an das Halbdunkel des großen Zimmers gewöhnen. Aber da ſah ſie ſchon am Fenſter die Amriſſe einer Frauengeſtalt, die in das Schneetreiben hinausſchaute. Langſam trat ſie näher. Lautlos waren in dem tiefen Teppich ihre Schritte. Und nun ſtand ſie faſt neben der Mutter. Aber die hatte ſie doch gehört. „Haſt du den Brief ſchon beſorgt, Jeſſy?“, fragte ſie, ohne den Blick von dem flimmernden Bilde draußen abzuwenden. „Mammil!“ ſagte Ellinor mit ganz dunkler Stimme. And in dieſem einen Wörtchen war alles, Traurigkeit und Freude und ein flehendes Bitten um Verzeihung.. Die alte Dame griff an ihr Herz, taumelte, und Ellinor fing ſie auf. N „Mein Kind, mein liebes, liebes Kind“ ſchluchzte ſie. „Mammi, Mammi, nicht weinen.“ Aber Ellinor weinte ſelbſt. „Armes Mütterchen, was biſt du grau geworden—“ „And was biſt du ſchön geworden, Kind—“ „Siehſt du mich denn? Es iſt ſo dunkel.“ 5 f „Kind, ich fühle dich. Ja, ich ſehe dich auch. O, es iſt gar nicht dunkel mehr, alles iſt ſo hell. Ich habe gedacht, mir würde es nie mehr hell. Aber nun laß dich einmal genau + 2 4 5 5(Fortſetzung folgt.) . r —— ö — Wirtſchaft, des Handwerks und der Preſſe beſteht. In gur wird ein Preisausſchreiben ee ee 1 A der Bevölkerung für die Mitarbeit an der Ausgeſtaltung des Karnevals, insbeſondere des Karnevalszuges, zu ewigen Zuſammenſtoß. Als nachts auf der Adolf Hitler— Brücke ein Straßenbahnzug wegen vorzunehmender Weichen⸗ ſtellung anhielt, konnte ein hinter dieſem in gleicher Richtun fahrender Perſonenkraftwagen nicht mehr rechtzeitig— Stehen gebracht werden, ſo daß er gegen den Straßenbahn⸗ zug fuhr. Durch den heftigen Anprall ſprang an dem Perſonenkraftwagen eine Türe auf und ein Mitfahrer wurde auf die Straße geſchleudert. Er erlitt einen Schädelbruch l 9 5 und wurde in das Allgemeine Krankenhaus gebracht. Das Kraftfahrzeug mußte abgeſchleppt werden. Bei de Verle ten beſteht Lebensgefahr. e e Walldorf.(30 Fahrräder geſt D die Polizei und Gendarmerie konnte 1 1 ae ee Keller aus Griesheim ein Dieb großen Formats gefaßt wer den. Bisher wurden 30 Fahrräder ſichergeſtellt, die hier und in der Umgebung geſtohlen und auch wieder in der gleichen Gegend verkauft wurden. Auch landwirtſchaftliche Gebrauchs- gegenſtände, Hühner und Enten waren dem Dieb willkommen Ob noch weitere Diebſtähle auf das Konto des Keller kommen, muß die Unterſuchung ergeben. Gleichzeitig wurden zwei der Beihilfe verdächtige Perſonen verhaftet. 50 820 2 Wieder mehr Wiegen als Särge Günſtige Bevölkerungsſtatiſtik in den Großſtädlen des Rhein-Main-Gebietes. * Frankfurt a. M. In der neueſten Nummer der vom Statiſtiſchen Reichsamt herausgegebenen Zeitſchrift„Wirt⸗ ſchaft und Statiſtik“ wird mitgeteilt, daß die Bevölkerungs⸗ bewegung in den deutſchen Großſtädten ſich weiter günſtig entwickelt. g Der ſchon im Jahre 1933 zu beobachtende Anſtieg der Heiratshäufigkeit hat ſich im 1. Halbjahr 1934 noch weiter fortgeſetzt, daneben iſt erſtmalig im 1. Halbjahr eine nen⸗ nenswerte Geburtenſteigerung zu verzeichnen. In den Großſtädten wurden im 1. Halbjahr 1934 im Durchſchnitt drei Eheſchließungen auf 1000 Einwohner mehr gezählt als in der gleichen Zeit des Vorjahres. An der Spitze ſtehen hier Hamburg und Karlsruhe mit einer Zunahme von 4:1000, es folgen Hannover mit 3,9:1000 und Frank furt mit 3,8:1000. Ebenfalls iſt die Zahl der Lebendgeborenen im 1. Halb⸗ jahr 1934 in den Großſtädten um 3:1000 gegenüber der gleichen Vorjahreszeit geſtiegen. In der Berichtszeit wur⸗ den in Frankfurt 12 Lebendgeborene auf 1000 Ein⸗ wohner gezählt, in Darmſtadt beträgt die gleiche Zahl ſogar 12,2. Die Sterbehäufigkeit hat ſich gleichfalls weiter günſtig entwickelt. Gegenüber dem 1. Halbjahr 1933 iſt die Sterb⸗ lichkeit im Berichtshalbjahr um durchſchnittlich 0,7 auf 1000 Einwohner zurückgegangen. In den vier Großſtädten Frankfurt, Kaſſel, Wiesbaden und Mainz ergibt ſich folgendes Bild der Bevölkerungsbewegung: Geburten⸗ oder Sterbeüberſchuß(auf 1000): Frankfurt 1934 plus 2,6, minus 1,5; Kaſſel 1934 plus 4,8, 1933 plus 14; Wiesbaden 1934 plus 2,6, 1933 minus 1.4; Mainz 1934 plus 4,7, 1933 plus 2,9. Damit können im erſten Halbjahr 1934 erſtmalig zahlen⸗ mäßig die Erfolge der Bevölkerungspolitik der Regierung nachgewieſen werden. War der Rückgang der Geburten im zweiten Halbjahr 1933 erſt zum Stillſtand gebracht worden, ſo zeigt das 1. Halbjahr 1934 bereits einen beachtlichen Anſtieg der Geburtenziffern. Arbeitszeit und Geſundheit Neue Richtlinien für Arbeitszeit und Pauſen. Darmſtadt, 3. Nov. Der ärztliche Ausſchuß der Deutſchen Geſellſchaft für Gewerbehygiene hat„Richtlinien für die Re⸗ gelung der Arbeitszeit und Pauſen nach geſundheitlichen Ge⸗ ſichtspunkten“ aufgeſtellt, die, wie das amtliche Organ der heſſiſchen Regierung, die„Darmſtädter Zeitung“, mitteilt, einige bemerkenswerte Empfehlungen enthalten. Die erſt in der Nachkriegszeit in Deutſchland zur allgemeinen Verbreitung gelangte durchgehende Arbeitszeit wird als geſundheitlich un⸗ erwünſcht grundſätzlich abgelehnt, und es wird die geteilte Arbeitszeit überall da empfohlen, wo die Verkehrs⸗ und Be triebsverhältniſſe der Gefolgſchaft die Möglichkeit geben, eine etwa zweiſtündige Mittagspauſe zum Aufſuchen der eigenen Häuslichkeit zu benutzen. Wo dieſe Vorausſetzung fehlt, ſoll die Einführung der durchgehenden Arbeitszeit an die Be⸗ dingung geknüpft ſein, daß durch entſprechende Arbeitspausen und Bereitſtellung der erforderlichen Einrichtungen die Ge⸗ legenheit zur Einnahme einer warmen Mittagsmahlzeit 10050 Betrieb geboten wird. Zur Gewährleiſtung ausreichender Er⸗ holung wird die Sicherſtellung regelmäßiger freier Sonntage bei Schichtarbeit gefordert und die Verkürzung der Arbeits- zeit an Samstagen, ſowie die Einführung der Sommerzeit empfohlen. 0 5 Die Regelung des Anſpruchs auf einen ausreichenden Jahresurlaub ſoll bei Bemeſſung der Urlaubsdauer dem e Erholungsbedürfnis der jugendlichen und alternden 2 eiter, ſowie der in geſundheitsſchädlicher Beſchäftigung Tätigen beſonders Rechnung tragen. N Brandſtiftung in der Herrenmühle Geſtändnis des Angeklagten Jung. 85 Frankfurt a. M. In der Brandſtiftungsſache Okto und Lina Jung, die früheren Eigenkümer der herren mühle in Cransberg, haben die Angeklagten auf Einlegung des Rechtsmittels verzichtet. Das Urteil des Schwurgerichts iſt damit rechtskräftig geworden. Nach der Schwurgerichts- verhandlung hat nun auch der angeklagte Ehemann Otto Jumo ein umfaſſendes Geſtändnis abgelegt. Amtliche Perſonalnachrichten Darmſtadt. Verſetzt werden der Förſter Wilhelm Mack zu Schellnhauſen der Förſterei Ermenrod des Forſtamts Göringen in gleicher Dienſteseigenſchaft in die Förſterei Treis a. d. Lumda des Forſtamts Gießen; der Förſter Guſtav Hofmann der Förſterei Rothenberg des Forſtamts Hirſchhorn in gleicher Dienſteseigenſchaft in die Förſterei Ermenrod des Forſtamts Göringen; der Forſtmeiſter Friedrich Zimmer zu Ulrichſtein in gleicher Dienſteigen— ſchaft in das Forſtamt Laubach. Arbeitsdank in der DA Anker dem Ehrenvorſitz Hierls. „Das Organiſationsamt der Deutſchen Arbeitsfront ver⸗ öffentlicht folgende Vereinbarung: Der Arbeitsdank wird unter Wahrung ſeiner Selbſtändigkeit unter dem Ehrenvor⸗ ſitz des Reichsarbeitsführers Hierl in die Deutſche Arbeits⸗ front eingegliedert und führt die Bezeichnung„Arbeitsdank in der Deutſchen Arbeitsfront“. Der Arbeitsdank erfüllt ſeine Aufgaben im Rahmen der Deutſchen Arbeitsfront. Zu dieſem Zweck wird der Beauftragte des Reichsarbeitsführers für den Arbeitsdank, Parteigenoſſe Oberregierungsrat von Hertzberg, in den Stab des Stabsleiters der PO. berufen. In den Beirat des Arbeitsdank e. V. tritt als Bevollmächtig⸗ ter des Stabsleiters der PO., Dr. Robert Ley, der Reichs⸗ ſchulungsleiter, Amtsleiter der Oberſten Leitung der PO,, Dr. Max Frauendorfer. Das größte Arſenbad Europas Ausbau von Bad Dürkheim. München, 5. November. In Verfolg der im September dieſes Jahres durch Mi⸗ niſterpräſident Siebert an Ort und Stelle in Bad Dürk⸗ heim(Rheinpfalz) gepflogenen Erörterungen über Förde⸗ rung und Entwicklung des Arſenbades wurden die Erhe⸗ bungen nunmehr dem Abſchluß nahe gebracht. Ddieſelben haben über die Stärke, die Reinheit und die Menge des Ar⸗ ſens in der Max Ludwig⸗Quelle und die Heilkraft des Waſ⸗ ſers ein ſo günſtiges Bild ergeben, daß nunmehr mit allem Nachdruck an die Ausführung der notwendigen Projekte gegangen wird, um dieſen Heilfaktor der leidenden Menſch⸗ heit zuzuführen. In einer nunmehr unter dem Vorſitz des Miniſterprä⸗ ſidenten ſtattgehabten mehrſtündigen Beſprechung wurde nach gründlicher Erörterung aller Fragen an Hand vorlie— gender Modelle beſchloſſen, ſofort die gebotenen wiſſen⸗ ſchaftlichen und baulichen Maßnahmen in Gang zu ſetzen. Als erſter Bauabſchnitt kommt die Errichtung z we er Brunnentempel für die beiden Quellen im unteren Aeber Sonntag Hannover. Bei einer Kundgebung der NS-Frauen⸗ ſchaft ſprach Reichsminiſter Ruſt über die Aufgaben der Frau in der nationalſozialiſtiſchen Bewegung. Breslau. Auf der Sondertagung des Sozialamtes an⸗ läßlich der Arbeitstagung der Deutſchen Arbeitsfront Schle⸗ ſiens hielt auch der Stabsleiter der PO, Dr. Ley, eine Rede. Wien. Der ungariſche Miniſterpräſident Gömbös iſt am Sonntag zum Beſuch des Bundeskanzlers Schuſchnigg in Wien eingetroffen. Paris. Miniſterpräſident Doumergue hielt eine Rund⸗ funkrede unter dem Leitwort:„Nach der Finanzſanierung die Wirtſchaftsſanierung“. Doumergue ging dabei im ein⸗ zelnen auf ſeine Pläne ein. London. In der Londoner Preſſe wird die vom Saar⸗ bevollmächtigten Bürckel an die SA erlaſſene Anordnung als ein Zeichen dafür angeſehen, daß deutſcherſeits eine klare Lage geſchaffen wurde. Es liege nunmehr an Frank⸗ reich, die Emigrantenagitatoren aus dem Saargebiet und ſeine Truppen von der Saargrenze zurückzuziehen. Riga. In Riga fand die feierliche Niederlegung der Ra⸗ tifikationsurkunde des am 12. September in Genf unter⸗ zeichneten Vertrages über die freundſchaftliche Zuſammen⸗ arbeit der drei baltiſchen Staaten ſtatt. Madrid. In einem„Kriegsgefahr in Europa“ betitelten Artikel beſchäftigt ſich der Berliner Berichterſtatter der Ma⸗ drider Zeitung„Diario de Madrid“ mit der Saarfrage. Fb(bãũã ããſ y y Kurgarten in Bad Dürkheim mit einer Wandelhalle in Frage, wofür ſeitens des Staates, der Stadt Bad Dürk— heim und des Kreistags Rheinpfalz ein Betrag von 250 000 Mark bereitgeſtellt wurde. Im kommenden Jahre wird dann zur Ausführung weiterer umfangreicher Baulichkeiten geſchritten. Die in Ausſicht genommenen Arbeiten werden für die Frage der Arbeitsbeſchaffung in der Vorderpfalz von Be- deukung ſein. Nach den vorliegenden übereinſtimmenden Gutachten von Sachverſtändigenkapazitäken wird die Schaf⸗ fung des Bades und die Erſchließung der ſtärkſten und reinſten Arſenquelle Europas eine beſondere Bedeukung ge- winnen. Kreistagspräſident Imbt ſprach dem Miniſterpräſiden⸗ ten für ſeine energiſche und zielklare Förderung der Ange⸗ legenheit den beſonderen Dank der Stadt Bad Dürkheim und der Rheinpfalz aus. Winterhilfswerk im SGaargebiet genehmigt Sdarbrücken, 5. Nov. Nachwochenlangem Stillſchwei⸗ gen hat nunmehr die Regierungskommiſſion endlich auf die Anfrage dexr karitativen Verbände des Saargebietes vom Oktober hin das ſaarländiſche Winterhilfswerk genehmigt. Schon ſeit Monaten gingen langwierige und mühſame Ver⸗ handlungen um das Winterhilfswerk, das zunächſt verboten würde, da die Sozialabteilung der Deutſchen Front einge⸗ ſchaltet war. Die Reviſion der Mörder Horſt Weſſels Leipzig, 5. Nov. Der zweite Strafſenat des Reichsge⸗ richtes verhandelt heute die Reviſion gegen die Todes⸗ urteile, die das Schwurgericht Berlin am 15. Juni 1934 gegen die Mordgeſellen Sally Epſtein und Hans Ziegler ausgeſprochen hat. Ziegler und Epſtein ſind die Mörder Horſt Weſſels. Haltet zum deutjchen Buch Aufruf des Präſidenten der Keichsſchrifttumskammer. Der Präſident der Reichsſchrifttumskammer, Hans Fried⸗ rich Blunk, erläßt zur„Woche des Buches“ folgenden Auf⸗ ruf: Nach der Woche des deutſchen Handwerks die Woche des deutſchen Buches— ſinnvoll nähern ſich zwei Grundgedan⸗ ken des deutſchen Aufbaues einander: die Leiſtung der ſchaf⸗ fenden Hände und die Leiſtungen des Geiſtes, Werte und Schönheit der Arbeit, Kräftigung und Beſeelung des inneren Lebens der Nation. Das Wort des polikiſchen Schrifttums fordert dich, deul⸗ ſches Volk, zu deiner Entſcheidung und Beſinnung, das Wort des Dichters ruft dich zu Einkehr und tiefer Beglückung, das Buch des Wiſſens öffnet die Tore der Welt. Jeder ſoll— ſo möchten wir es— künftig keilnehmen an dem Reichtum, den Bücher bedeuten. Die Woche, die vor uns liegt, will uns dieſer inneren Gemeinſchaft bewußt werden laſſen. Wir wollen dieſe Einheit feſtigen und fruchtbar machen, indem wir in dieſen Tagen, wie es ein jeder vermag, Bücher kaufen und ſchenken, uns und anderen zur Freude. Immer wieder werden wir einander daran erinnern, was es heißt, einen Schatz guter Bücher zu beſitzen! Darum: Haltet zum deutſchen Buch, macht es euch zu eigen! Zum 20. Jahrestag von CLangemarck. Am 11. November, dem 20. Jahrestag von Lan⸗ gemarck, gedenkt das deutſche Volk der tapfe⸗ ren Kriegsfreiwilligen, die dort als Helden ſtar⸗ ben. Unſer Bild zeigt den Ehrenfriedhof Lan⸗ gemarck⸗Nord, der vom Volksbund Deutſche Kriegsgräberfürſorge aus Mitteln der deut⸗ ſchen Studentenſchaft an⸗ gelegt worden iſt. Schenk ein Buch ins Ausland! Der Volksbund für das Deutſchtum im Auslande weiſt in einem Aufruf darauf hin, daß das deutſche Buch für die Auslandsdeutſchen lebensnotwendig iſt wie das tägliche Brot. „Aber gib' nicht wahllos!“ wird dann mit Recht betont. Das Beſte ſei gerade gut genug. Wer keinen Deutſchen draußen wiſſe, dem er perſönlich eine Freude machen könne, der ſchicke ſein Buch an den Volksbund für das Deutſchtum im Auslande, Berlin W 30, Martin⸗Luther⸗Straße 97, Abtei⸗ lung für Auslandsbüchereien. Dort werde es in die Bücherei für eine deutſche Siedlung im Auslande eingeſtellt. Handwerk zur Buch⸗Woche Der Reichshandwerksführer Klempnermeiſter W. G. Schmidt erläßt zur Woche des deutſchen Buches folgenden Aufruf an das Handwerk: „Die Reichsſchrifttumskammer veranſtaltet unter der beſonderen Förderung des Reichsminiſters Dr. Goebbels vom 4. bis 11. November eine Woche des deutſchen Buches. In ihr ſoll für das gute deutſche Buch geworben werden. Als Handwerker kann ich dieſe Werbung nur warm befür— worten. Niemand erlebt es deutlicher als der Handwerker, wel⸗ cher gefährliche Unſinn es iſt, Handarbeit und Kopfarbeit voneinander zu trennen. Der tüchtige Handwerker iſt zu— gleich ein gut geſchulter Geiſtesarbeiter. Er muß nicht nur fachlich, betriebstechniſch und kaufmänniſch auf dem Laufen⸗ den ſein, ſondern auch die Tradition, die Lebensnotwendig⸗ keiten und Ziele ſeines Berufsſtandes kennen. Er muß dar⸗ über hinaus ſeine Zeit ſo verſtehen, daß er in ihr an ſeinem beſcheidenen Teil als Kulturſchaffender wirken kann. Darum braucht der Handwerker das gute Buch. das zugleich im Preis erſchwinglich und im Inhalt knapp, leben⸗ dig und weſenklich ſein muß. Solche Bücher für den Hand- werker aus der Flut des Schrifttums heraus zuſuchen und zu verbreiten, iſt eine Aufgabe, die weit über die Woche des Schrifttums hinaus uns lange Zeit beſchäftigen muß. Dr. Goebbels ſpricht im Sportpalaſt Den Höhepunkt der„Woche des deutſchen Buches“ bil⸗ det eine große Kundgebung, die am Montag, den 5. No⸗ vember, im Berliner Sportpalaſt ſtattfindet und auf der Reichsminiſter Dr. Goebbels und der Präſident der Reichs⸗ ſchrifttumskammer, Dr. Hans Friedrich Blunck, das Wort nehmen werden. Es wirken ferner mit die Dichter Hanns Johſt und Joſeph Magnus Wehner, die aus eigenen Werken leſen, der Staatsſchauſpieler Lothar Müthel und der haupt⸗ ſächlich aus Saardeutſchen beſtehende Sprechchor des Ar⸗ beitsgaues Koblenz. Das Schlußwort ſpricht ein unbekann⸗ ter Parteigenoſſe. * 8 ————— ———— ——— Lokale Nachricht Viernheim, den 5. November 1934. Denkſpruch. Nur der kann glücklich ſein, der vom Leben nicht zu große Erwartungen hegt und in ſeinen Forderungen daran und in ſeinen Vorſtellungen von ſich beſcheiden iſt. Aundfunkrede des Herrn Neichsminiſters Dr. Goebbels Turner zeigten Glanzleiſtungen und machten beſonders die Freiübungen der Altersriege einen ſtarken Eindruck. Herr Karl Hook bat nach Abſchluß des 1. Teils der Turnfolge die Jugend, ſich an den Leiſtungen von Turnerinnen und Turnern ein Beiſpiel zu nehmen und die dieſen Uebungen innewohnende Körperpflege und den vaterländiſchen Geiſt aufzunehmen. Es folgte noch unter den Klängen der Kapelle Schwarz-Weiß, die auch die Uebungen begleitete, ein kleines Tänzchen, das das Turnervolk noch lange beiſammen hielt. * Die Deutſche Arbeitsfront, N. S.⸗Gemein⸗ ſchaft„Kraft durch Freude“ veranſtaltete im Engel-Saale einen Ganghofer-Abend. Bei den Darbietungen der Ober- 28 Volksſchädlinge ausgeſtoßen Wegen gröblicher Verletzung der Treuepflicht. Auf Grund des 8 2 des Geſetzes über den Widerruf von Einbürgerungen und die Aberkennung der deutſchen Staats angehörigkeit hat der Reichs- und preußiſche Miniſter des Innern, Dr. Frick, im Einvernehmen mit dem Reichsmini⸗ ſter des Auswärtigen folgende Reichsangehörige der deut ⸗ ſchen Staatsangehörigkeit für verluſtig er⸗ klärt, weil ſie durch ihr Verhalten, das gegen die Pflicht zur Treue gegen Reich und Volk verſtößt, die deutſchen Belange aufs ſchwerſte geſchädigt haben: Johann Beimler, der Verfaſſer der Hetzſchrift„Im Mör⸗ derlager Dachau“, die Unterzeichner des Saar⸗Aufrufs der Emigranten, Willi Bredel, Carola Henſchke, Helmuth Herz. feldt, Prinz Max Carl zu Hohenlohe-Langenburg, Leonhard Frank, Alfred Kantorowicz, Klaus Mann, Balder Olden, * Erwin Piscator, Dr. Guſtav Regler, Walter Schönſtedt, Bodo Ühſe, Guſtav von Wangenheim und Erich Weinert, ferner Dr. Alfred Dang, Wieland Herzfelde, Friedrich Knieſtedt. Hubertus Graf von Löwenſtein⸗Scharffeneck, Hubert Marzen Max Pfeiffer, Martin Plettl, Waldemar Pötzſch, Prof. De. Julius Schaxel, Gerhard Seeger, Jakob Simon, Dr. Otto Straſſer und Max Brauer. Heute abend 8 Uhr überträgt der Rundfunk aus dem bayriſchen Bauernbühne und Münchener Heimatſpielen er⸗ Sportpalaſt die Rede unſeres Herrn Reichsminiſters Dr. lebte man luſtige Stunden, die die Sorgen und Mühen des Goebbels über„Die kulturelle Sendung des Buches“. Alltags vergeſſen ließen. Kein Freund des Buches darf es verſäumen, dieſe bedeut⸗ ſame Rede anzuhören. Es ſpricht ferner der Präſident der Reichsſchrifttumskammer, Blunck, weiter ſind Vorträge bzw. Vorleſungen von Hanns Johſt, Magnus Wehner und Fr. Kayßler vorgeſehen. Die Veranſtaltung wird umrahmt von Muſikdarbietungen, ausgeführt von der Leibſtandarte Adolf Hitler und der Kapelle Fuhſel. * . N Der Odenwaldklub hielt geſtern nach einer kleinen Wanderung ſein Wandererehrungsfeſt ab. Herr Oberinge⸗ nieur Pfeiffer nahm die Ehrungen vor. ————— Hauskür-Plakeite des Winkerhilfswerks für den —— . — Evangeliſch⸗kirchliche Nachrichten. In den Ruheſtand verſetzt wurde auf ſeinen Antrag Pfarrer Otto Buttron zu . Lachender November⸗Sonntag Der geſtrige Sonntag, der Vorſonntag unſeres Kirch- weihfeſtes, war entgegen dem Allerheiligentag mit ſeinem trüben, wolkenverhangenen Himmel, ein ſchöner Herbſttag, wie wir uns noch viele wünſchen. Beſonders die bevor— ſtehenden Kirchweihtage dürften uns in dieſer Art willkommen ſein. Der Vorabend des Sonntags noch rauh und unfreund⸗ lich, ſtanden am frühen Morgen nach einem Regen funkelnd die Sterne über dem Land und als die Dämmerung ge— wiſchen, erfreuten uns goldener Herbſtſonnenſchein und tief⸗ blauer Himmel, wie wir ihn kaum prächtiger wünſchen konnten. Noch einmal erweckten die flutenden Strahlen allen Farbenreichtum eines wundervollen Herbſttages. Wer wollte da zu Hauſe bleiben an ſolch einem Sonnen-Sonntag! Und alles drängt hinaus in die herbſtliche, zu beſchaulichen Spa⸗ ziergängen einladende Natur. Scharen von Menſchen wan⸗ derten am Nachmittag durch die ſonnigen Straßen auf die Sportplätze und in den nahen, noch leuchtenden Wald. Ueber⸗ all freudige, lachende Menſchen, wie an einem Frühlings⸗ tag! Menſchen pilgerten auf den im Allerheiligenſchmuck prangenden Friedhof. Ueberall lag zitternder Sonnenglaſt über dem Land, daß man meinte, der Winter könne hier keinen Einzug halten. Unſere Hitlerjungens ſtellten ſich am Vormittag als Aſternverkäufer in den Dienſt des Winterhilfswerkes. Straßauf und ſtraßab gingen die Jungens mit ihren bunten Blumen. Gerne und bereitwillig nahm man dieſe Winterhilfsaſtern ab, dadurch die Not armer Volks- genoſſen lindernd. Am Abend, als die Sonne im Weſten verſchwand, kam eine Kühle, die uns deutlich an den Spät⸗ herbſt erinnerte. Ein leuchtender, warmer, lachender Novem⸗ berſonntag war zu Ende, ein Tag voll Sonne und blauem Himmel, wie wir uns noch viele in dieſem Jahre wünſchen. * Der Kreisobſtbauverein, Ortsgruppe Viern⸗ heim, hielt am Nachmittag im„Löwen“ eine Mitglieder⸗ verſammlung ab. Viel Intereſſantes und Belehrendes konnte leider nur einem kleinen Kreis von Zuhörern zugängig ge⸗ macht werden. Der um den Obſtbau, um Feld- und Garten⸗ kulturen beſorgte und hierfür uneigennützig tätige Vor⸗ ſitzende des Vereins, Herr Jakob Weidner, hielt einen Vortrag über die Obſtbaumpflanzungen, die mehr wie bisher vorgenommen werden müſſen. Gilt es doch, uns hierin ſelbſt zu verſorgen, damit die Einfuhr von Obſt nicht erforder⸗ lich iſt. Hier ſollen die Vorbereitungen getroffen werden, damit nach beendigter Feldbereinigung die Obſtbaumpflan⸗ zung einſetzen kann. Ein Vertreter des Dünger⸗Konzerns belehrte in längerem Vortrage an Hand von Lichtbildern über Bodenverhältniſſe und Düngung. Anknüpfend an die Worte „Waſſer, Wärme, Licht und Luft braucht die Pflanze, ſonſt wächſt ſie nicht,“ ging der Redner alle Gebiete der Landwirt- ſchaft durch, ſtreifte Bodenverhältniſſe, den Gebrauch und die Wirkung der verſchiedenen Düngerarten, wie Stickſtoff, Ammoniak, Thomasmehl, Kali und Kalk, der das ganze Jahr gegeben werden kann und ihm deshalb eine beſondere Be⸗ deutung zukommt. Redner ſtreifte weiter Schädlingsbe⸗ kämpfung, Grünlandkulturen, Silos uſw. und dürfte der Vortrag für unſere geſamten Landwirte von Bedeutung ge⸗ weſen ſein. Anſchließend fand eine anregende Ausſprache ſtatt, die ſich mit der Huminaldüngung befaßte, die Schäd⸗ lingsbekämpfung, wobei das Baumſpritzen beſondere Beach⸗ tung erfährt und an den Gemeinſchaftsſinn Aller appelliert. Herr Weidner ſchloß mit der Bitte die Verſammlung, dem Kreisverein die Treue zu halten und die von unſerem Führer dem Reichsnährſtand gegebenen Richtlinien, die der Sicher⸗ ſtellung der Ernährung des deutſchen Volkes gelten, zu be⸗ folgen. Ein„Sieg Heil“ galt unſerem Führer. Es ſei noch bemerkt, daß die Mitglieder wie in früheren Jahren, beim Rundgang des Herrn Feldſchützen Kempf die Beſtellungen auf Samen, Pflanzen, Dünger etc. tätigen können. Der Turnverein von 1893 mit ſeiner großen Turnerfamilie füllte geſtern Abend die Freiſchütz⸗Säle. Die Leitung der hieſigen Turngemeinde hatte zum 12. Herbſt⸗ ſchauturnen eingeladen und wurde, wenn der Verein im Herbſt einen Ausſchnitt aus ſeinem Turnbetriebe der Oeffent⸗ lichkeit zeigen will, recht zahlreich der Einladung Folge ge⸗ leiſtet. Herr Hans Winkenbach bot allen ein herzliches Willkomm und hielt eine in echt vaterländiſchem Geiſte ge— haltene Anſprache, die ſich mit den Zielen und Aufgaben der Turnvereine befaßte. Er betonte, daß nur in einem geſunden Körper ein geſunder Geiſt wohnen könne und ſtellte das Bei⸗ ſpiel des Turnvaters Jahn und unſeres Volkskanzlers und Führers Adolf Hitler, der den Jahn'ſchen Geiſt in uns wieder aufleben ließ in den Sinn ſeiner kurzen Betrachtung. Zurück zu Jahn, haltet feſt an den Leibesübungen, haltet zu den deutſchen Turnern, waren ſeine Mahnworte. Die nunmehr ſich abwickelnde Turnfolge gab einen Einblick in die Leiſtung der einzelnen Abteilungen, aber auch in die Arbeit der Turn⸗ leitung, insbeſondere der Turnwarte und Turnleiterinnen. Geradezu bezaubernde Bilder boten die Vorführungen der Turnerinnen mit der effektvollen Beleuchtung. Schüler und Monat November. Jeder Volksgenoſſe muß die Plakette bis zum 10. November erworben haben und ſie als Zeichen ſeiner Mitarbeit am Winter⸗ hilfswerk an ſeine Haustür befeſtigen. Sandblattverwiegung. Die Tabakfachſchaft gibt be⸗ kannt, daß morgen die letzte Sandblatt⸗Verwiegung ſtatt⸗ findet. Die bäuerliche Werkſchule in Heppenheim a. d. B. beginnt mit dem 5. November den diesjährigen Winterlehr⸗ gang. Die bäuerliche Werkſchule ſoll eine gute Fachbildung geben ſowohl nach der Seite des Wiſſens wie der Charakter- ſchulung. Der Jungbauer ſoll vertraut gemacht werden mit den Pflanzen, die er baut, mit dem Vieh, das er hält, mit dem Werk, das er leitet, er ſoll in die Geſchichte des deut⸗ ſchen Bauern und des deutſchen Volkes eingeführt werden. Stolz ſoll der Jungbauer werden auf die endloſe Reihe vergangener Geſchlechter und ihre Leiſtungen, ſtolz auf unſere Raſſe und ſtolz auf ſein Bauerntum! Daraus ergibt ſich von ſelbſt das Gefühl der Verpflichtung und das Verantwor⸗ tungsbewußtſein für unſer Vaterland.— An den Lehrgängen nahmen in den letzten Jahren auch hieſige Junglandwirte teil. Polizeibericht. In der vergangenen Woche wurden die nachſtehenden Anzeigen erſtattet: 6 wegen Verſtoß gegen die Straßenverkehrsordnung, 2 wegen Verſtoß gegen die Gewerbeordnung und 1 wegen Vergehens gegen die Schlacht- ordnung. Erhaltung der Zimmerpflanzen. Mancher Frau macht die Erhaltung der Zimmerpflanzen im Winter große Sorge, beſonders wenn es ſich um edlere Gewächſe, wie Palmen, Zimmertannen, Kamelien und dergleichen handelt. Man laſſe die Ueberwinterungspflanzen nicht ganz unbeach⸗ tet, ſäubere ſie bisweilen vom Staub, von welken Blättern und faulenden Beſtandteilen, bringe ſie an ſchönen Tagen ans Fenſter in die Sonne und begieße ſie je nach Feuchtig⸗ keitsbedürfnis. Nur hüte man ſich vor zu reichlicher Be⸗ wäſſerung, die meiſtens der Grund für das Eingehen dieſer Pflanzen iſt. Hierdurch verſauert die Erde, was Wurzel⸗ und Stockfäulnis zur Folge hat. Pflanzen, die im Winter gar keine Vegetation zeigen, dürfen nur bei nahezu völliger Trockenheit des Erdballes aufs neue begoſſen werden. 8 Der diesjährige Kirchweihichlager am Kirchweih⸗ Dienstag heißt:„Der Filmautor“ Luſtſpiel in 3 Akten von G. Pfennig,“ ſo ſpricht der Hans zum Jörg,„diesmal gibt es wieder etwas zum Lachen, wie im vergangenen Jahr beim„Feſchen Jungen.“ Alles lacht wieder Tränen.(Siehe folgende Inſerate). „»Die Baudiſziplin im neuen Staake. Erfahrungsgemäß häufen ſich im Frühjahr die Bauanträge, ſo daß infolge Ueberlaſtung der Prüfung- und Genehmigungsbehörden Ver⸗ zögerungen unvermeidlich ſind. Der Regierungspräſident in Magdeburg richtet daher ſchon jetzt an die Bauluſtigen in ihrem eigenen Intereſſe die Mahnung, die auch für alle an⸗ deren Bezirke Geltung hat, ſchon im Winter ihre Bauab⸗ ſichten zu klären, die Entwürfe anfertigen zu laſſen und ihre Bauanträge zu ſtellen. Dabei weiſt er darauf hin, daß die ſchon häufig bekanntgegebenen Leitſätze über Baudiſziplin im nationalſozialiſtiſchen Staate immer noch zu wenig Beach⸗ tung gefunden haben. Er betont, daß die Prüfung der Bau⸗ erlaubnisgeſuche ſich in Zukunft nicht in der Feſtſtellung er⸗ ſchöpfen wird, ob die einzelnen Bauvorſchriften erfüllt ſind, ſondern daß auch auf eine anſtändige und handwerksgerechte Geſtaltung geachtet werden müſſe. 8 Sickenhofen, Dekanat Groß-Umſtadt. Ernannt wurden: Der Pfarrer Hugo Stutz zu Kriegsheim, Dekanat Worms, zum Pfarrer der Pfarrei Ulrichſtein, der Pfarrverwalter Ludwig Hahn zu Offenheim zum Pfarrverwalter der Pfar⸗ rei Altheim bei Dieburg, Dekanat Groß⸗Umſtadt. Die Neutralſchmalzerzeugung Umarbeitung zu Bratenſchmalz. Eine Erzeugung von Neutralſchmalz und eine Beimi⸗ ſchung zur Margarine wird im November 1934 nicht ſtatt⸗ finden. Von den noch aus der Erzeugung der Vormonate vorhandenen Neutralſchmalzbeſtänden werden beträchtliche Mengen nach Umarbeitung zu Bratenſchmalz dem Kleinhan⸗ del zur Verfügung geſtellt werden. Der Preis dieſes Schmal⸗ zes ſoll für den Verbraucher nicht mehr als eine Reichsmark je Pfund betragen. Dieſe Maßnahmen ſind durch die Marktlage bedingt und nicht von grundſätzlicher Bedeutung. Aufgabe der Neutral ſchmalzherſtellung iſt die Entlaſtung der Viehmärkte dei Ueberangebot und die Erſchließung neuer Wege für den Ab⸗ ſatz deutſcher Fette. Die Erhöhung der Kaufkraft der Be⸗ völkerung hat zu einer Steigerung des Fleiſchverbrauches und dadurch im Zuſammenwirken mit der nationalſozialiſti⸗ ſchen Marktordnung zu einer Geſundung der Viehmärkte ge⸗ führt. Eine Entlaſtung durch die Neutralſchmalzherſtellung iſt infolgedeſſen zur Zeit nicht erforderlich. Auch die anfal⸗ lenden deutſchen Schmalzmengen können jetzt unmittelbar abgeſetzt werden, ſo daß der Umweg über die Verwendung bei der Margarineherſtellung gegenwärtig in Fortfall kom⸗ men kann. Aendert ſich die Marktlage, ſo wird die Neu⸗ tralſchmalzherſtellung ſelbſtverſtändlich wieder aufgenommen Sportnachrichten Bezirksklaße Unterbab en Viernheim— Spy. Altrip 2-0 Neulußheim— Oberhauſen 4•0 Sandhofen— Käfertal 4·1 Feudenheim— Hockenheim 3:2 Seckenheim— Friedrichsfeld 01 Phönix Mannheim— Ilvesheim 2:7 Sp gew. vn. Tore 6 6 18:3 22:9 12:9 17:13 15:12 15.10 11:15 12:16 11:18 13:21 8:16 8 2 2 De 1 * Sandhofen Ilvesheim 7 Feudenheim 5 Viernheim Germania Friedrichsfeld Neulußheim Altrip Hockenheim Seckenheim Phönix Mannheim Käfertal Oberhauſen — 8 2 SS* SS 0 h A Oe S 2 D —— * Fußball— Kreisklaſſe 2 Sportv. Laudenbach— TV. Viernheim Handball— Kreisklaſſe Amicitia Viernheim— TV. Feudenheim 6.1 TV. Viernheim— TV. Sandhofen 2 2 7 7 9 7 7 17 Zur Austragung fälliger Verbandsſpiele hatte der Turn⸗ verein von 1893 am geſtrigen Sonntag den Turnverein Sand⸗ hofen als Gaſt. Nach dem Spiel der zweiten Mannſchaften, das die Hieſigen aufgrund ihrer beſſeren Geſamtleiſtung für ſich entſchieden, betraten die beiden erſten Mannſchaften das Spielfeld zu einem Kampf, der die Zuſchauer von An⸗ fang bis Ende in Spannung verſetzte. Gleich zu Beginn überraſchte Viernheim ſeinen Gegner mit zwei aufeinander folgenden Toren. Sandhofen ſtrengt ſich mächtig an, aber alle Angriffe zerſchellen an der glänzenden Abwehrarbeit der Hieſigen. Anders bei Viernheim! Angriff auf Angriff geht vor des Gegners Tor, die Kombinationsmaſchine läuft wie am Schnürchen. So kam es, daß bis Halbzeit der Turnverein mit 8:1 Toren in Führung lag. Nach Wiederanſpiel das ſelbe Bild. Es war für jeden eine Freude mitanzuſehen, wie unſere Stürmer ſich gegen die körperlich viel ſtärkere Hinter⸗ mannſchaft Sandhofens immer und immer wieder mit Erfolg durchſetzten. Sandhofen mußte ſich nur noch auf Abwehr⸗ arbeit beſchränken. Bis Schluß wurden noch fünf weitere Tore erzielt, denen Sandhofen nur zwei entgegenſetzen konnte Fürwahr, der Turnverein ſtellt eine Mannſchaft ins Feld, die, wenn nicht alles trügt, ein Wort in der Meiſterſchafts⸗ frage mitreden wird. Handel und Wirtſchaſt Weinheimer Schweinemarkt. Zugeführt wurden 300 Stück. Verkauft wurden 258 Stück. Milchſchweine wur⸗ den verkauft das Stück zu 6—9 Mk., Läufer das Stück zu 12—30 Mk., Einleger das Stück zu 33—38 Mk.— Markt⸗ verlauf gut. 8 Mittwoch erwünſcht. ————ů— — —— 4 rr nt Alle großen Ziele erscheinen anfangs unmöglich. Wer 2. B. sparen will, dem gelingt es auch heute noch, regelmäßig kleine Beträge zu uns zu bringen. Nicht was Du sparst, sondern daß 15 Du sparst, entscheidet, ob Du Deine N Pflicht als Deutscher tust. Mernnemer Hreunbereln b. G. M. f. H. Marnheim Sandblattverwiegung Dienstag vorm. 8 Uhr Gruppe 11 1„ 10 Uhr Gruppe 12, 4„ 12 Uhr Gruppe 13 7 1 nachm. 2 Uhr Gruppe 14 Noos, Tabakfachſchaftsführer. 1 CCC · A Nach Feierabend ſchnell bei Wohnung* Knaubers ein Gläschen 1 e Ammer Bellheimer hell u. Kücne ülche ſofort zu vermieten. Trägerhemden 92 5„ moder. Aus- ee eee eee eee wem, ſagt die führung Zum Nepwe 1 Geſchäftsſt. d. Bl.. 1.95, 125 J 0 55 de Hachthemden Bürsten, Schrunber. 5 leeres langer 1 besen, Püiztücher. b Ri FTenſterleder, Sand, Seife immer 2 2.95 Soda, Fußboden⸗Beize u.. f 5 ſofort zu mieten[warme geſucht. Näheres Nachthemden Wachs, Ofenwichſe flüſſig Walustr. 39 ee d feſt zu billigſten Preiſen sche Verar- 3 beitung 3 90 Adolf Hitlerſtraße 1 m 46,. ieee e- ehiglanuge 1 St Od. 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Eine Morgenfeier ſchuf am Sonntag⸗ vormittag in Anweſenheit des Oberbürgermeiſters Liebel im Städtiſchen Schauſpielhaus die Verbindung mit der gleichzeitig laufenden großzügigen Werbung für das deutſche Buch. Den Höhepunkt der Veranſtaltung bildete am Nachmittag eine Feſt⸗ tagung, zu der ſich neben Oberbürgermeiſter Liebel auch Reichsamtsleiter Dr. Walter Stang der NSG. eingefunden Hatte. Letzterer legte die Lage dar, aus der heraus heute der Neubau unſeres deutſchen Kulturlebens entſtanden ſei. Dabei wandte er ſich vor allem gegen die Kulturzerſetzung des 19. Jahr⸗ hunderts. Das Heldenhafte und Heroiſche auf der Bühne habe man vernichtet. Die Muſik verlor mit internationalen Tendenzen eigentlichen Wert. So mußten die Kulturleiſtungen, die man gerausſtellte, dem geſunden und naiven Volke fremd bleiben. Der Nationalſozialismus habe dieſes Erbe übernommen. Es gelte ite, die Kultur auf das feſte Fundament der nationalſoziali⸗ ſtiſchen Weltanſchauung zurückzuführen. Für jeden Nationäl⸗ ſozialiſten gebe es nur die Grundwerte des deutſchen Volkes. Die große Aufgabe ſei die Schaffung eines einheitlichen deutſchen Kulturwillens. Die NS. Kulturgemeinden müßten hier Stoßtrupps ſein, die jeden erwachten Kulturwillen in das breite Volk ausſtrahlen ließen. Es ſei klar, daß die nationalſozialiſtiſche Kulturblüte, die erſtrebt werde, nicht von deute auf morgen entſtehen könne. Hier liege auch die ſoziale Aufgabe der NSKG., die darin beſtehe, das geſamte Volk wie⸗ der dem deutſchen Kulturleben nahezubringen und dafür frucht⸗ dar zu machen, damit dieſe Kultur im Sinne des großen Ge⸗ dankens des Führers über Generationen hinaus Richtung gebe und in ihrer Größe und Einmaligkeit ewig dauere. Göring gegen Preisſteigerungen Ein Erlaß des preußiſchen Miniſterpräſidenten. DNB. Berlin, 3. Nov. Der preußiſche Miniſterpräſident hat folgenden Erlaß an die Oberpräſidenten, Regierungspräſidenten und Polizeipräſi⸗ denten gerichtet: In Verfolg der vom Führer am Donnerstag abgehaltenen Beſprechung mit den Reichsſtatthaltern ordne ich an: Die Oberpräſidenten, Regierungspräſidenten und Polizei- räſidenten haben in Fällen von Preisſteigerungen, die ht offiziell von Staatsſtellen genehmigt ſind, beſonders bei Preisſteigerungen auf Lebensmittel, unverzüglich und in ſchärf⸗ ſter Form einzugreifen. Bereits vorbeugend ſind Verſuche ſol⸗ cher Preisſteigerungen zu unterbinden. Die Lebensmittelpreiſe ſind laufend zu überwachen. Ich mache darauf aufmerkſam, daß ich nicht dulden werde, daß in irgend einer Form verſucht wird, durch künſtlich herbei⸗ geführt Warenknappheit höhere Preiſe zu erzielen. Nachdem die In ANOEN CLAN EN Sagen Sie nicht etwa es hat keinen Wert Zellungsrenlame Zu machen. Zur Kirchweihe sind manche Anschaffungen notwendig und grösser denn je ist die Anschaffungslust zum Kirchweihfeste. Sie müssen der Einwoh- nerscheft nur etwas anbieten u. ihr sagen, was Sie zu verkaufen haben, damit man auf Ihr Geschäft aufmerksam wird. Geben Sie also eine Anzeige in der Viernheimer Volkszeitung auf und den H bleibt nicht aus. Wer aber pflegmatisch ist und sich nicht rührt, seine Firma nie in Erinnerung bringt, der wird vergessen. Also Zur celle Dein Inserat in die „Viernheimer Volkszeitung“ meiſten Lebensmittelpreiſe geregelt ſind, beſteht auch für den Handel keinerlei Anlaß, irgend ein Riſiko einzukalkulieren, um dadurch zu höheren Preiſen zu gelangen. In einer Zeit, da alle Opfer bringen ſollen, und gerade die werktätige Bevöl- kerung bereits ihre Opferwilligkeit für den Neuaufbau des Vaterlandes bewieſen hat, iſt es ein Verbrechen, wenn von einzelnen Seiten verſucht wird, den privatkapitaliſtiſchen Profit über das allgemeine Volkswohl zu ſtellen. Die Strafe hierfür kann gar nicht ſcharf genug bemeſſen ſein. Ich hoffe und er⸗ warte, daß bei ſtärkſter Beobachtung der Preisentwicklung und der Verſorgungslage ſeitens der Behörden keine irgendwie ge— artete Aeberteuerung vorkommen kann. Sollte ſich trotzdem irgendwo eine Verteuerung bemerkbar machen, ſo iſt mir per— ſönlich darüber umgehend telegraphiſch zu berichten, damit ich in der Lage bin, ſelbſt einzuſchreiten. Es geht jetzt nicht um den Profit einzelner, ſondern um das Wohl aller, in Son- derheit um das Wohl der ſchwer arbeitenden und nichtbegüter— ken Volksgenoſſen. Der preußiſche Miniſterpräſident, gez. Göring. Neun Tote beim Einſturz eines Neubaues NB. Madrid, 4. Nov. In Granada ereignete iich ein ſchweres Unglück. Die Seitenwand einer im Bau befindlichen großen Garage ſtürzte ein und zerſtörte vier angrenzede Häuſer. Neun Perſonen, dar⸗ unter ſechs Kinder, wurden getötet. Der franzöſiſche Luftfahrtminiſter an den Reichsluftfahrtminiſter. DNB. Paris, 4. November. Luftfahrtminiſter General Denain richtete an Reichsluft⸗ fahrtminiſter General Göring ein Telegramm, in dem er von dem bereits gemeldeten Anfall des deutſchen Schnellpoſtflugzeuges in Südfrankreich Mitteilung macht und mit der Bitte um Ent⸗ gegennahme ſeiner Anteilnahme kameradſchaftliche Grüße ver⸗ bindet. Die zuſtändigen franzöſiſchen Stellen haben ſich mit der deutſchen Botſchaft in Paris wegen Weiterleitung der Poſt ins Benehmen geſetzt und alles Nötige veranlaßt. Ein franzöſiſcher Fliegeroffizier iſt von Toulouſe nach Caraſſonne unterwegs, um nach dem Befinden des leichtverletzten Flugzeugführers zu ſehen. Allerlei aus ASA Der 26jährigen Violet Hilton wurde zweimal, auf den Standesämtern in New York und in Newark, eine Trauung verweigert, weil ſie, als ſiameſiſcher Zwilling, mit ihrer Schweſter Daiſy an den Hüften zuſammengewachſen iſt. Hilfs⸗Korporationsanwalt Ruſſell Tarbox, hier in New Vork, gab als Grund genauer an, daß man einen Reklame⸗ trick dahinter vermute, und außerdem würde eine ſolche Ver⸗ bindung„indezent und unmoraliſch“ ſein. Darnach verſuchte Violet(und ſelbſtverſtändlich auch Daiſy) am Nachmittag ihr Glück in Newark. Aber auch dort lehnte es Stadtclerk Harry Reichenſtein ab, aus denſelben moraliſchen Gründen wie in New Vork, eine Heiratslizenz auszuſtellen.. Dies konnte jedoch weder Violet, noch auch ihren Zu⸗ künftigen, den 29 Jahre alten Maurice L. Lambert, ent⸗ mutigen. Sie werden jetzt eben ihr Glück in Elkton, Md., verſuchen. 5 5 FJ. L. Martin, der Standesbeamte in Charlotte, N. C., erklärte:„Wenn ſie in mein Büro kommen, werde ich ſie trauen. So weit mir bekannt iſt, gibt es kein Gefetz, welches das verbietet.“ 3 Eine Geldſtrafe von 15 Dollar, zu der die 16jährige Noſe Alba Cummings wegen anſtößiger Kleidung verdonnert wurde, wurde vom Richter Frank F. Neutzein im Kriminal- gericht von Camden wieder aufgehoben. Das Mädchen, eine frül Schülerin der Collingswood High School, wurde auf der Black Horſe Pike vom Poliziſten Georg Taylor verhaftet. Sie trug kurze Wanderhöschen, einen Sweater und einen Badeanzug, was die Behörde für nicht genügend doch er Housorbe tt leokrem A ee eee 1 erachtete und die junge Dame zu 15 Dollar Gelobuße be ſtrafte. Frl. Cummings legte Berufung ein.. Sie erſchien mit den Kleidungsſtücken des Ausflugs über dem Arm. Richter Neutzein warf einen Blick auf die kurzen Höschen, erklärte der Klägerin, es ſei überflüſſig, ſie angezogen vorzuführen, ſchlug die Strafe nieder und be⸗ lehrte die Polizeibeamten von Blackwood ſchließlich noch darüber, daß die Mode ſich im letzten Jahrzehnt ganz be⸗ deutend geändert habe. Der Präſident der Harriman Nationalbank, Joſeph W. Harriman, iſt nach fünfwöchiger Verhandlung ſchul⸗ dig geſprochen, in mindeſtens 16 Fällen die Bücher gefälſcht und damit die Einleger ſeiner Bank um ihre Gelder be⸗ trogen zu haben. Die Pleite der Bank hat die Einleger um viele Millionen gebracht. Der Schuldige iſt 67 Jahre alt. Es wird erwartet, daß Harriman Berufung einlegt, ſchon um Zeit zu gewinnen. Die Strafe ſelbſt kann ſehr hoch werden, ſo daß der Verurteilte an ſich ſchon lebens⸗ länglich über die Wandelbarkeit des Geſchickes nachdenken kann. f Frank H. Warder, früher ſtaatlicher Bankenſuperinten⸗ dent, wurde jetzt aus dem Sing Sing⸗Zuchthauſe entlaſſen. Er hat drei Jahre, 5 Monate und 14 Tage eines Straf⸗ termins wegen Beſtechlichkeit verbüßt, der auf von 5 bis zu 10 Jahren bemeſſen war. 5 Nobert J. Millay, ein 46 Jahre alter begnadigter Sträfling des Bundeszuchthauſes in Leavenworth, wurde er⸗ ſchoſſen, während er auf der vorderen Veranda ſeiner Woh⸗ nung, 2428 W. 25. Str., ſaß, um ſich abzukühlen. Millay wurde im Januar 1932 zu ſieben Jahren Zuchthaus verurteilt, nachdem ihm nachgewieſen worden, daß er Mitglied einer Bande war, die ſich auf den Dieb⸗ ſtahl zwiſchenſtaatlicher Sendungen verlegte. Am verfloſſenen 1. Juni wurde er begnadigt und zwar, wie in„Gangſter“-Kreiſen angenommen wird, als Belohnung dafür, daß er ſich Bundesagenten gegenüber geſprächig er⸗ wies und dieſen verſchiedene Sachen verriet, die den Banden⸗ mitgliedern noch ſehr unangenehm werden können. Seine Ermordung ſoll eine Folge dieſes„Verrats“ geweſen ſein. . Ehrlich Maß und Gewicht Normalmaße an und in deutſchen Bauten des Mittelalters. Richtiges Maß iſt ein Erfordernis für jeden Güteraus⸗ tauſch, und zu allen Zeiten iſt es eine der vornehmſten Auf⸗ gaben der Obrigkeit geweſen, darüber zu wachen und dafür Sorge zu tragen, daß jedermann jederzeit feſtſtellen konnte, ob ihm richtig zugemeſſen wurde. Heute ſorgen die Eich⸗ ämter dafür, in der deutſchen Vorzeit gab es die nicht. Dafür hat ſie die amtlich beglaubigten Normalmaße an ſolchen Plätzen angebracht, an denen ſich der Güteraus⸗ tauſch abzuſpielen pflegte. Das waren im frühen Mittel⸗ alter zunächſt die Plätze bei den Kirchen, beſonders des⸗ wegen, weil für die meiſten Orte das Kirchweihfeſt zugleich der große Markttag war. So wurden denn an den Kir⸗ chen, meiſt in der Nähe eines Portals, die Normalmaße angebracht, an denen jeder Marktbeſucher das von ihm er⸗ haltene oder von ihm abgegebene Maß der Marktware nach⸗ prüfen konnte. Eins der älteſten Normalmaße dieſer Art iſt an der dem Markte zugekehrten Außenwand des Oſtchores des Wormſer Domes angebracht. Zwei in ſeine Steine einge⸗ laſſene Eiſenbolzen bezeichnen dort das Normallängenmaß, und der biſchöfliche Münzmeiſter hatte das Recht, alljähr⸗ lich alle Längenmaße der Stadt durch Einpaſſen zwiſchen dieſe beiden Marken nachzuprüfen. Gerade am Mittel- rhein ſind noch mehr dergleichen Normalmaße an Kirchen erhalten. So iſt in Eltville, der„Stadt des Weins und der Roſen“, der eiſerne Normalſtab ſenkrecht in die Wand der Turmvorhalle der Pfarrkirche eingelaſſen. Seine En⸗ den ſind aufgebogen. Waagerecht frei aus der Kirchen⸗ mauer ragt der eiſerne Normalmaßſtab zu Sobernheim an der Nahe. Im Stein ſelbſt iſt das Normalmaß an dem nördlichen Weſtturm der Stadtkirche zu Friedberg in der Wetterau markiert. Dort ſind ſogar drei verſchiedene Maße angegeben, die durch gotiſche Minuskelbuchſtaben als die von Solms, Friedberg und Ockſtadt unterſchieden ſind. Auch zu Kiedrich im Rheingau iſt an der Pfarrkirche das Nor⸗ malmaß als Rille im Stein angegeben. Weitaus die intereſſanteſten Normalmaße bewahrt aber das Freiburger Münſter. Dort finden ſich am weſtlichen linken Strebepfeiler des Turmes die Umriſſe von vier Bro⸗ ten mit den Daten 1270, 1317 und 1320. An der Süd⸗ ſeite desſelben Pfeilers aber iſt die Grundfläche und Höhe eines Getreidemaßes eingegraben, ein Ekllenmaß aus Eiſen eingelaſſen und die Abbildung eines Zubers eingeritzt, mit dem Steine, Kalk, Kohlen, Sand uſw. gemeſſen wurden. Eine Inſchrift darüber beſagt:„1295. Der Züber 8 auf⸗ gehäuft ſollen einen Karren Kolz(Holzkohlen) tun“. Ge⸗ genüber bezeichnen zwei eiſerne Marken die Länge des Klafters. Dazwiſchen befinden ſich in Umrißzeichnung im Stein Flach⸗, Hohlziegel und Backſteine abgebildet. Man hat feſtgeſtellt, daß die erhaltenen, alten, glaſierten Flach⸗ ziegel vom Münſterdach genau dem dort eingehauenen Muſter entſprechen. Unter dieſen Figuren iſt ebenſo wie an dem Zuber gegenüber eine Lilie als ſtädtiſches Hoheits⸗ zeichen eingegraben. Späterhin hat man dann die Normalmaße auch an den Rathäuſern angebracht. So findet ſich an einem Pfeiler der Rathauslaube der alten Stadt Hildesheim die um 1450 anzuſetzende Inſchrift in einem waagerechten Band:„Dut is de garenmate“(Dies iſt das Garnmaß). Die ſchöne ſpätgotiſche Minuskelſchrift geht über zwei Quader des Pfel⸗ lers hin. Im 16. Jahrhundert werden dann die Normal⸗ maße durchweg an den Rathäuſern angebracht. So erſcheint es als eiſerner, ſenkrecht eingelaſſener Stab mit umgebo⸗ genen Enden an einer Säule der Vorhalle des 1551 er⸗ bauten Rathauſes zu Heppenheim an der Bergſtraße ſo⸗ wie an dem Rathaus von Kirtorf in Heſſen, das 1559 er⸗ baut wurde. Seltener als die Längenmaße ſind uns Hohlmaße er⸗ halten. Aber auch ſolche kommen vor; ſie funden ſich B. in der Burgkapelle von Straußberg in Thüringen. Sie ſind aus Stein und in einzelne Behälter abgeteilt. Eines der drei erhaltenen iſt 24teilig, ein anderes 12teilig. An einem anderen thüringiſchen Orte, in Obermaßfeld, iſt auf dem Platz unter der Dorflinde ein runder Stein erhalten von der Form eines Mühlſteins, in deſſen Oberfläche fünf verſchiedene Getreidemaße ausgehölt ſind. Me merkwürdigen und intereſſanten Denkmäler ſind bisher noch wenig beachtet worden. Sie ſind ja an ſich auch recht unſcheinbar. Aber ſie legen Zeugnis ab von dem redlichen aber auch praktiſchen Sinn unſerer Altvordern, und es wird ſehr verdienſtvoll ſein, wenn man auch ihnen einmal genauer nachſpürt. Denn gewiß iſt noch mehr da⸗ von erhalten. als wir beute ahnen! —— —— ———— 0 2 „— — 1 — r i 2 Sport vom Sonntag Gauſpiele. In Kaſſel: Nordheſſen— Baden(Sa.) In Hannover: Niederſachſen— Baden Meiſterſchaftsſpiele der Gauliga. Gau Südweſt: 1. FC Kaiſerslautern— Phönix Ludwigshafen Union Niederrad— Saar 05 Saarbrücken Wormatia Worms— Eintracht Frankfurt Sportfreunde Saarbrücken— FK Pirmaſens Kickers Offenbach— Boruſſia Neunkirchen Gau Würktemberg: VfB Stuttgart— Stuttgarter Kickers SW Göppingen— SW Feuerbach Ulmer FV— 1. SSV Ulm Union Böckingen— Sportfreunde Eßlingen Gau Baden: Keine Spiele! Gau Bayern: Schwaben Augsburg— 1860 München 1. Fc Nürnberg— SpVgg Fürth Jahn Regensburg— SpVgg Weiden Fc 05 Schweifurt— Wacker München Bayern München— BC Augsburg Geſellſchaftsſpiele. Vfe Neckarau— AS Nürnberg FS Frankfurt— Schwarzweiß Eſſen 1. JC. Kaiſerslautern— Phönix Ludwigshafen 0:3. Schon in Worms hat Phönix Ludwigshafen, der Süd⸗ weſt⸗Tabellenführer, bewieſen, daß er auch auswärts ſei⸗ nen Mann zu ſtellen in der Lage iſt. Am Sonntag landeten die Ludwigshafener auf dem gefürchteten„Betzenberg“ in Kaiſerslautern, alſo dort, wo die Offenbacher Kickers zuletzt eine mächtige Abfuhr erlebten, einen eindeutigen und auch verdienten Sieg. Die Phönixelf kämpfte mit großer Hin⸗ gabe und reſtloſem Kräfteeinſatz. Zwar muß geſagt werden, daß die Lautringer mit Erſatz zu ſpielen gezwungen waren und auch vom Schiedsrichter Weneryk⸗Worms einige Ent⸗ ſcheidungen hinnehmen mußten, die nicht immer gerecht waren, aber alles in allem hat doch die beſſere Mannſchaft gewonnen. Die Gäſte waren vor allem in der Abwehr ſehr ſtark. Auch die Läuferreihe ſpielte aufopfernd, und im Sturm waren Hörnle als Mittelſtürmer und die beiden Außen die treibenden Kräfte. Bei den Einheimiſchen konnte ſich kein Spieler zu beſonderen Leiſtungen aufraffen. Die Geſamt⸗Mannſchaftsleiſtung war mäßig, und ſie wurde auch durch einige Umſtellungen nicht beſſer. Union Niederrad— Saar 05 Saarbrücken 1:1(0:1). Beide Mannſchaften zeigten in dieſem Punkteſpiel mehr Wucht und Härte als techniſches Können. Niederrad war von Beginn an leicht in Front und war auch im Feldſpiel den Gäſten etwas überlegen. Eine gute Leiſtung bot Mittelläu⸗ fer Müller, dagegen fiel der begnadigte Allermann etwas ab. Im Sturm war Pflug nicht auf der Höhe, ſo daß das Stürmerſpiel der Niederräder zeitweiſe ſchlecht war und vor allem unproduktiv blieb. Die Gäſte imponierten durch ihre wuchtigen und ſtets gefährlichen Vorſtöße. Sie hatten allerdings im Spielzentrum in Zache einen Mann, der das Spiel meiſterhaft leitete. Bereits nach ſechs Minuten glückte den Saargäſten der Führungstreffer, nachdem der Union⸗ Torhüter den Ball bereits gefangen hatte, ihn aber dann wieder fallen ließ. Nach der Pauſe wurden auch die Union⸗ Angriffe geſchloſſener. In der 25. Minute war es ſchließlich der Rechtsaußen Sack, der einen unhaltbaren Schuß in das Netz der Gäſte jagte. In Gehring⸗Ludwigshafen hatte das Spiel einen vorzüglichen Leiter. Senſation in Böckingen Anion Böckingen— Sporkfreunde Eßlingen 2:3(0:0). Das war einmal eine Senſation auf dem Böckinger Platz. Die Zuſchauer waren ſich eigentlich vorher darüber klar, daß die Union nur gewinnen konnte, denn den vom Abſtieg bedrohten Eßlingern traute man einen Sieg über den vorjährigen württembergiſchen Meiſter einfach nicht zu. Und doch kam es diesmal ganz anders; denn die Abſtiegs⸗ kandidaten waren ſich des Ernſtes ihrer Lage vollauf be— wußt und kämpften mit dem Mute der Verzweiflung gegen einen Gegner, der trotz aller Warnungen die Begegnung einfach zu leicht nahm und nach einer 2:0-Führung nach dem Wechſel im Ernſt nicht mehr daran glaubte, daß das Spiel noch zu verlieren ſei. Mit einem Male kam dann der Umſchwung. Innerhalb von fünf Minuten ſchoßen zur gro⸗ ßen Freude der Eßlinger Anhänger Zoller, Fleck und Schro⸗ der drei wunderſchöne Tore und lagen damit mit 3:2 vorne. Da half dann alles Stürmen der Böckinger nichts mehr. Die Stürmer der Platzherren mußten erleben, daß ſich auch die Eßlinger auf die berühmte Böckinger Abſeitsfalle verſtehen, und doch winkte noch mal der Ausgleich, aber Graf ſchoß den gegebenen Elfmeter dem Eßlinger Torwart in die Hände. Es blieb alſo beim Siege der Eßlinger. Schiedsrich⸗ ter Glaſer⸗Neckarſulm war der Begegnung ein aufmerkſa⸗ mer Leiter. Badens Fußballer geſchlagen Gau Nordheſſen ſiegt in Kaſſel 4:2(2:1). Auf der Reiſe nach Hannover trug die Fußball⸗Aus⸗ wahlmannſchaft des Gaues Baden in Kaſſel auf dem Platze der„Kurheſſen“ das Rückſpiel gegen den Gau Nordheſſen aus. Im Vorſpiel in Pforzheim hatten ſich die beiden Gaue mit einem Unentſchieden von 4.4 getrennt, diesmal gelang den Nordheſſen ein Sieg mit 4.2(2⸗1). Auf Grund der beſſeren Geſamtleiſtuna war der Sieg verdient. Beſon⸗ ders in der erſten Hälfte ließ die Spielweiſe der Nordheſſen nichts zu wünſchen übrig. Die recht breit angelegten Angriffe der Süddeutſchen zerſchellten meiſt an der aufmerkſamen Deckungsreihe der Gaſtgeber. Auffallend ſchwach war bei den Badenern der internationale rechte Flügel Langen⸗ bein—Siffling, der in dem linken Läufer Israel von Kaſſel 03 ein faſt unüberwindliches Hindernis fand. Trotzdem hat⸗ ten die Süddeutſchen im letzten Spieldrittel beim Stande von 2:2 die Gelegenheit, das Ergebnis zu verbeſſern. Die in die⸗ ſer Zeit unverkennbare badiſche Feldüberlegenheit hatte aber keinen Erfolg, da im badiſchen Sturm zu wenig ge⸗ ſchoſſen wurde. So fielen in dieſer meiſt den Badenern ge⸗ hörenden Zeit zwei weitere Tore Nordheſſens, die den Sieg ſicherſtellten. Schiedsrichter Schönhütte(Göttingen) leſtete fret ſpannenden Kampf vor nur 2000 Zuſchauern einwand— rei. In der 12. Minute kamen die Nordheſſen zu ihrem erſten Treffer. Nach einem ſchönen Vorſpiel des rechten Flügels legte Kammerl dem Linksaußen Klein(Kaſſel 03) ſchußge⸗ recht den Ball vor und Klein lenkte das Leder ins Netz. Schon zwei Minuten ſpäter ſtand es durch den gleichen Spieler 2:0. In der 25. Minute holten die Süddeutſchen durch den Linksaußen Striebinger(VfR Mannheim) einen Treffer auf. In der 8. Minute nach dem Wechſel ſtellte der Halblinke Müller(VfB Mühlburg) den Gleichſtand her. In der 25. Minute fiel durch den überraſchend durchge— brochenen Sturmführer Wohlgemuth(Wetzlar) ein dritter Treffer Nordheſſens und zwei Minuten vor Spielende ſtellte der Linksaußen Klein das Endergebnis her. Auch in Hannover beſiegt 1:0-Sieg Niederſachſens. Genau wie in Kaſſel gegen Nordheſſen, ſo zeigte ſich Badens Fußballelf auch in Hannover gegen die Vertretung des Gaues Niederſachſen rein ſpieleriſch von der beſten Seite, aber genau wie in Kaſſel gewannen— die anderen! Obwohl Badens Hintermannſchaft(Müller⸗Lorenzer⸗Die⸗ nert) nicht ohne Schwächen war, ſchlug ſich dieſer Mann⸗ ſchaftsteil ebenſo wie die Läuferreihe ausgezeichnet. Auch der Sturm war im Feld hervorragend, es wurde zeitweiſe wunderſchön zuſammengeſpielt, aber nicht eine einzige der vielen herausgeſpielten Torchancen konnte zu einem zahlen⸗ mäßigen Erfolg geſtaltet werden. 7:3 Ecken wurden erzielt, aber kein Tor! Glücklicher waren da ſchon die Einheimiſchen, die insgeſamt wenig überzeugend ſpielten, aber wenigſtens einmal ins Schwarze trafen und dieſen einen Treffer auch bis zum Schluß behaupten konnten. Genau wie auf Bade⸗ ner Seite hatte man vom Sturm mehr erwartet, aber auch hier wurden einige„dicke“ Gelegenheiten ſträflich ausgelaſ⸗ ſen. Alles in allem war es kein überragendes Spiel. Baden hätte auf Grund der rein ſpieleriſchen Ueberlegenheit ge⸗ winnen müſſen, aber wie geſagt: die Stürmer vergaßen das Schießen. Sie wollten mit dem Ball unbedingt ins Tor ſpazieren, anſtatt einmal mit einem ſaftigen Schuß ihr Glück zu verſuchen. Oeutſche Gerätemeiſterſchaſten Zu den 6. Gerätemeiſterſchaften der Deutſchen Turner⸗ ſchaft, die am Samstagnachmittag mit den Pflichtübungen ihren Anfang nahmen, waren in der Dortmunder Weſtfa⸗ lenhalle 3000 Zuſchauer erſchienen. Zu dem Zwölf⸗ kampf waren ſtatt der unſprünglich vorgeſehenen 100 Teilnehmer rund 130 Kunſtturner zugelaſſen worden. Schon nach den erſten drei Uebungen konnte ſich der ſa⸗ voriſierte Frankfurter Winter mit dem famoſen Durchſchnitt von 19,5 Punkten an die Spitze ſetzen. Er er⸗ reichte am Reck 19,3, am Pferd quer ebenfalls 19,3 und an den Ringen 19,8 Punkte. Dann kamen aber die erſten Verſager, von denen eigent⸗ lich nur der körperlich glänzend disponierte und mit größter Sicherheit turnende Fürther Schwarzmann ver⸗ ſchont blieb. Der Kampfſpielſieger brachte es mit ſechs Uebungen auf 116,2 Punkte, erzielte alſo einen Durchſchnitt von faſt 19,4. Seine ſchärfſten Mitbewerber turnten nicht gleichmäßig genug, und ſowohl Winter als auch Sandrock und Steffens verzeichneten Verſager. Winter ſiel dadurch auf den 5. Platz zurück und liegt mit neun Punkten Rückſtand gegen Schwarzmann ausſichtslos im Wettbewerb. Schwarzmann dürfte, normalen Verlauf vorausgeſetzt, den Titel ziemlich ſicher haben, denn Steffens als Zweiter liegt auch noch über ſieben Punkte zurück. . P 24 Fleiſchereien in Breslau geſchloſſen. Breslau, 35. Nov. Der Polizeipräſident gibt bekannt: Im Verfolg eines Erlaſſes des preußiſchen Miniſterpräſi⸗ denten über ungerechtfertigte Preisſteigerung und im Ein⸗ vernehmen mit dem zuſtändigen Reichskommiſſar habe ich die Schließung von 24 Fleiſchereibetrieben durchgeführt, da ſie die vom Bezirksbeauftragten für Schlachtviehverwertung Schleſien als gerechtfertigt feſtgeſetzten Preiſe überſchritten haben. f Fuhrwerk vom Zug überfahren Pferd und Fuhrmann gekoökek. f f Michelſtadt i. O., 4. Nov. In der Nähe von Michelſtadt fuhr ein nach Jeugenausſagen ſtark betrunkener Fuhr mann mit ſeinem Fuhrwerk abſeits der Straße auf dem Bahnkörper zwiſchen den Gleiſen. Das Gefährt wurde von einem entgegenkommenden Perſonenzug erfaßt. Das Pferd wurde ſofork gelötet, während der Fuhrmann nach einigen Stunden ſtarb. * Werbung für Deutſchland Mit der„Karlsruhe“ auf Weltreiſe. Der frühere Kommandant des Kreuzers„Karlsruhe“, Kapitän zur See Freiherr von Harsdorf von Enderndorf, ſprach vor der Berliner Carl-Schurz-Vereinigung über ſeine Reiſeeindrücke während der Weltreiſe des Kreuzers, beſon⸗ ders in den Vereinigten Staaten. Er wies darauf hin, daß die„Karlsruhe“ das erſte Kriegsſchiff war, das aus dem neuen Deutſchland in die Welt ging und als erſtes deutſches Kriegsſchiff das Hakenkreuz als Hoheitszeichen führte. Ne⸗ ben der Ausbildung der Offiziersanwärter und der Beſatzung hatte das Schiff alſo beſonders für das neue Deutſchland ein⸗ zutreten. Der Kapitän erzählte von der neun Monate wäh⸗ zenden Reiſe und von den faſt immer und überall gleichen Eindrücken: zuerſt ſtarke und ſtärkſte Ablehnung, dann aber ebenſo regelmäßig nach Ueberwindung der erſten Hinder⸗ niſſe und nach Entkräftung der Hetzpropaganda allſeitige freundliche Aufnahme, ſei es nun in Indien oder auf Suma⸗ tra, in Auſtralien oder in Honululu— und letzten Endes auch in den Vereinigten Staaten. So war der Enderfolg des Kreuzerbeſuches: Nicht nur Ausbildung der Mannſchaft ſon⸗ dern auch beſonders durch deren Auftreten Werbung für das neue Deutſchland, Stärkung und Zuſammenſchluß der aus⸗ landsdeutſchen Kolonien, Fühlungnahme mit hervorragen⸗ den Ausländern und Beſeitigung falſcher Auffaſſungen und Begriffe über das Dritte Reich. Myſteriöſer Leichenfund Ein Südflawe in Salzburg auf den Schienen kot aufgefunden. Auf dem Bahnhof Schwarzach⸗St. Veit in Salzburg wurde zwiſchen den Gleiſen eine männliche Leiche gefun die lediglich eine leichte Verletzung auf der Naſe und an rechten Wange hatte. Nach den Papieren, die in den dern gefunden wurden, handelt es ſich bei dem Toten einen gewiſſen Milian Doder, der 1886 in Mlok(Südſla⸗ wien) geboren wurden. Doder hatte ſich in einem Wagen des Pariſer D⸗Zuges, der um 13.14 Uhr in Saalfelden eintraf, befunden. In ſeiner Begleitung waren noch zwei Südſlawen. Die Urſache des Todes Doders iſt vollkommen ungeklärt. Eine Frau, die in dem Abteil Doders ſaß, gab an, Doder habe vorher einen Streit mit ſeinen beiden Mitreiſenden gehabt. Unter dem Verdacht der Täterſchaft wurden die bei⸗ den Südflawen verhaftet. 2350 Tote bei einer Taiſun⸗Kataſtrophe Schanghai, 5. November. Die an dem Golf von Tonking angrenzenden Gebiete wurden von einem furchtbaren Taifun heimgeſucht. Am ſchwerſten waren die Verheerungen in dem Bezirk von Ving. wo 250 Menſchen getötet und mehrere kauſend Häuſer zer⸗ ſtört wurden. Weiter wurden große Ernkeſchäden angerich⸗ tet. Auch die Verluſte an Vieh ſind groß. Aus Stadt und Land Aufbau der Grünen Woche 1935 im Gange. In den Verliner Ausſtellungshallen am Kaiſerdamm hat der Auf⸗ bau der Grünen Woche 1935 begonnen. Die Ausſtellung, die vom 26. Januar bis zum 3. Februar geöffnet iſt, wird ein geſchloſſenes Bild der im Reichsnährſtand vereinigten Wirt⸗ ſchaftsgruppe geben und die Bedeutung der Landwirtſchaft für Volk und Vaterland herausheben. Zugleich bietet dieſe Schau Gelegenheit, ſich über die Maſchinen und Hilfsmittel zu unterrichten, die die Induſtrie zur Erhöhung der bäuer⸗ lichen Wirtſchaft herſtellt. Gleichzeitig wird die Deutſche Jagdausſtellung zum erſten Male nach der Zuſam⸗ menfaſſung der deutſchen Jägerſchaft unter der Führung des Reichsjagdmeiſters Göring in Erſcheinung treten. Als Auftakt des Turnierſportjahres 1935 wird das Internatio⸗ nale Reit⸗ und Springturnier veranſtaltet. 24 Nationen ſind dazu eingeladen worden. Deutſcher Hheldenfriedhof in Kärnten. Auf dem Fried⸗ hof in Annabichl bei Klagenfurt wurde mit Unterſtützung der Reichsregierung eine gemeinſame Begräbnisſtätte für die an der Kärntener Front gefallenen Offiziere und Sol⸗ daten des deutſchen Heeres geſchaffen. An den Einweihungs⸗ feierlichkeiten nahmen u. a. der Landeshauptmann, General Hölgerth, eine Offiziersabordnung der Alpenjäger und eine ſtarke Abordnung des Verbandes der„Reichsdeutſchen in Kärnten“ teil. Spielbank in Tirol. Der bekannte Tiroler Winterſport⸗ platz Kitzbühel hat die Bewilligung zur Errichtung einer Spielbank erhalten. Razzia auf Deviſenſchieber. Die Rigaer Kriminalpoli⸗ zei führt gegen die ſogenannte„Schwarze Börſe“, nämlich gegen die Deviſenſchieber, eine umfangreiche Aktion durch, an der auch zahlreiche Mannſchaften der Schutzpolizei ſowie Beamte der Politiſchen Polizei und der Zollverwaltung teil⸗ nahmen. Die Beamten riegelten gewiſſe Stadtteile ab und nahmen eine eingehende Durchſuchung verdächtiger Perſo⸗ nen vor, wobei beträchtliche Summen in ausländiſchen Va⸗ luten beſchlagnahmt wurden. Etwa 200 Perſonen wurden geſtellt. g Der erſte deutſche Autobahnhof. In Hannover wurde der erſte deutſche Autobahnhof für Laſtkraftwagenzüge eröffnet. Die Laſtwagenzüge können in gedeckten Hallen und Garagen auf dem großen Gelände im Lindener Hafengebiet untergeſtellt werden. Die Fahrer übernachten in einem beſonderen Haus.