17 „ 2.85 dd 4.50 0 — . — — ö 2 * 7 5 + 1 Amtliches Verkünbigungsblatt der Vürgermeiſterei und er „ 28 üftsanzeiger Erſchein ungsweiſe: Täglich außer Sonn- und Feiertage. Beilagen: Wöchentlich Der Feuerreiter“. Be zugspreis: Durch die Träger ins Haus gebracht monatlich 1,20 Mk. zuzügl. 20 Pfg. Trägerlohn; durch die Poſt bezogen monatlich 1.50 Mk. ausſchließlich Zuſtellungsgebühr. Einzelnummern 5 Pfg.; Samstags 10 Pfg. Inſeratenpreis: Die 12 geſpaltene Millim eterzeile oder deren Raum 3 Pfennig SL D. A. Oht 34:1292 anderer Vehörben— Vereins- und Geſch Reklamezeile 15 Pfg. die 90 Millimeter breite Millimeterzeile. wird Nachlaß gewährt. Für telefoniſch aufgegebene Inſerate keine Gewähr. Anzeig en⸗ leiter: Friedr. Martin, Viernheim. Anzeigenannahme durch alle Annoncen-Expeditionen. Aauptſchriftleiter: Friedr Martin, Viernheim. Druck u. Verlag: Friedr. Martin, Viernheim Geſchäftsſtelle: Bismarckſtr. 13, Tel. 153, Poſtſcheckk.: Ludwigshafen 15101 Nr. 258 Auf Mengenabſchlüſſe Mittwoch, den 7. November 1934 Kabinett Joumergue vor dem Rücktritt? Die Entſcheidung verſchoben— Die Haltung der Nadikalſozialiſten . 13 DNB. Paris, 6. Nov. * Der franzöſiſche Miniſterrat hat am Dienstag von 11 bis 13 Ahr Mekz3 getagt. Alle Miniſter, mit Ausnahme Tar— dieus, der krank iſt, waren anweſend. Die Mitglieder der Regierung erklärten beim Verlaſſen des Elyſée, daß das geſamte Kabinett am Nachmittag in der Kammer vertreten ſein werde. Dieſer Hinweis wird in unterrichteten Kreiſen ſo ausgelegt, daß der von den Radikalſozialiſten angeblich bereits beſchloſſene Rücktritt des Kabinetts bis nach der Drauerſitzung der Kammer verſchoben werden ſoll aus Rückſicht auf das Andenken der Verſtorbenen. In dem Miniſterrat ſtattete Außenminiſter Laval einen Bericht über die außenpolitiſche Lage ab, und der Luftfahrt miniſter berichtete über den Anfall des deutſchen Poſtflugzeuges am 3. November bei Carcaſſonne ſowie die Maßnahmen, die die franzöſiſche Regierung zur Hilfeleiſtung für die Inſaſſen und zur Bergung und Weiterleitung der Poſt ergriffen habe. DNB. Paris, 6. Nov. Obgleich in der amtlichen Mitteilung über den am Vormittag abgehaltenen Miniſterrat kein Wort über die innerpolitiſchen Schwierigkeiten enthalten war, ſo erfährt man aus gut unterrich⸗ teten politiſchen Kreiſen, daß der Miniſterrat zum größten Teil der Beratung über die Haltung der radikalſozialiſtiſchen Ver⸗ treter im Kabinett gegenüber der Vorlage der drei proviſoriſchen Haushaltszwölftel gewidmet war. Man verſichert, daß Staats- 5 miniſter Herriot ſeinen Kollegen klar und deutlich zu verſtehen gegeben hat, daß ſeine politiſchen Freunde es ablehnten, Doumer⸗ gue auf dieſem Wege zu folgen. Doumergue ſoll darauf Herriot die Frage geſtellt haben, welche Folge ſeiner Anſicht nach der Rücktritt der ſechs radikalſozialiſtiſchen Miniſter haben würde. Am hierüber zu beraten, haben ſich Herriot und ſeine radikal⸗ ſozialiſtiſchen Kollegen während des Miniſterrats in einen Neben— ſaal zurückgezogen und über eine halbe Stunde beraten. Schließ— lich ſoll Herriot auf Drängen des radikalſozialiſtiſchen Innen— miniſters Marchande au und des Außenminiſters Laval ſich bereit gefunden haben, ſeine Entſcheidung bis zum nächſten Miniſterrat zu vertagen, der Donnerstag um 10 Ahr vor⸗ mittags ſtattfindet. Danach würde alſo vorausſichtlich in der radikalſozialiſtiſchen Fraktionsſitzung entgegen den heute vormittag allgemein geäußerten Erwartungen noch keine Entſcheidung der Lage eintreten. Wenn Staatsminiſter Herriot mit ſeinen radikal— ſozialiſtiſchen Kollegen doch zurücktreten ſollte, ſo rechnet man in unterrichteten Kreiſen damit, daß Miniſterpräſident Doumergue unverzüglich dem Präſidenten der Republik den Geſamtrück⸗ tritt des Kabinetts mitteilen werde. Herriot vor der radikalſozialiſt. Fraktion DNB. Paris, 6. Nov. Die Sitzung der radikalſozialiſtiſchen Kammerfraktion begann mit einer Abſchiedsrede des bisherigen Fraktionsvorſitzenden Chautemps, der in die Sitzung des Senats eingezogen iſt. Es wurde beſchloſſen, die Wahl eines neuen Fraktionsvorſitzen⸗ den zunächſt zu vertagen. Daladier, der häufig als Kandidat genannt worden iſt, erklärte, daß er weder heute noch ſpäter für dieſen Poſten kandidieren werde. Die Verſchiebung der Wahl wird in einigen Kreiſen ſo ausgelegt, daß man dieſes Amt für Herriot freilaſſen wolle, wenn er ſeinen Rücktritt aus der Regierung vollziehe. Herriot, der in Begleitung der übrigen radikalſozialiſtiſchen Miniſter erſchienen war, erſtattete der Fraktion Bericht über die Lage. Er betonte, daß bisher weder der verfaſſungsändernde Geſetzentwurf noch die Vorlage der proviſoriſchen Haushaltszwölftel eingebracht worden ſei, da die radikalſozialiſtiſchen Miniſter ihre Fraktion nicht vor eine vollendete Tatſache ſtellen wollten. Herriot vertrat den Stand⸗ punkt, daß die Fraktion über das Verhalten der radikalſozialiſti⸗ ſchen Miniſter zu beſchließen habe und betonte, daß er bereit ſei, ſich darnach zu richten. Immerhin ſchlug Herriot ſeinen radikalſozialiſtiſchen Miniſterkollegen vor, ſich von der Sitzung e um die Entſchlüſſe der Fraktion nicht zu beein⸗ fluſſen. Die radikalſozialiſtiſche Kammerfraktion hat eine Ent- ſchließung mit großer Mehrheit angenommen, die den Regie⸗ rungsvorſchlag auf Verabſchiedung des vorläufigen Haushalt⸗ zwölftels ablehnt und die Vorlegung des Gefamthaushaltes verlangt. Dieſe Entſchließung ſoll nicht grundſätzlich gegen die Staatsreformpläne Doumergues Stellung nehmen, wenn auch Abänderungen gefordert werden. Kampf gegen die Religion in Mexiko DNB. Mexiko, 6. Nov. Der Kirchenkampf dauert in den einzelnen mexikaniſchen Staaten mit unverminderter Schärfe an. Aus Merida wird gemeldet, daß der Erzbiſchof Martin Trichler aus unbekann⸗ ten Gründen zur Vernehmung auf das Polizeipräſidium befohlen worden iſt. Im Staate Yucatan haben die Kirchenbehörden die Schließung der Kirchen angeordnet, nachdem auf Anordnung des Staatsgouverneurs Polizeibeamte vor den Kirchen aufgeſtellt worden waren, angeblich, um Aebertretungen des Kultgeſetzes zu verhindern. Das Parlament des Staates Puebla hat das Bundesgeſetz über die Einführung des ſozialiſtiſchen Schulunter⸗ richtes gebilligt. a 0 Wie aus Guaymas gemeldet wird, wurde die dortige pro⸗ teſtantiſche Kirche der neugegründeten Vereinigung der Arbeiter und Landarbeiter zur Verfügung geſtellt. Kein katholiſcher Gottesdienſt mehr Maßzahmen gegen die katholiſche Kirche. DNB. Mexiko, 6. Nov. Das Parlament des Staates Churetaro nahm heute ein Geſetz an, das die Prieſterzahl im Verhältnis zur Bevölkerung feſtlegt. Danach ſollen im Staate Churetaro auf 200 000 Ein⸗ wohner ein Prieſter kommen. In der Stadt Churetaro wurden zwei Prieſter verhaftet, weil ſie in einem Privathaus die Meſſe geleſen hatten. Im Staate Durango wurde für alle Geiſtlichen, die bis zur Verkündung der neuen Reform amtierten, die Erlaubnis, ihr Prieſteramt auszuüben, zurück⸗ ezogen. 5 5 1 Kein katholiſcher Prieſter hat bisher um die Erlaubnis nachgeſucht, amtieren zu dürfen. Die Folge davon iſt, daß ſeit dem 1. November kein Gottesdienſt ſtattfinden kann. Bis jetzt wurde in Tabasco, Campece, Aguascalientes, Oaxaca, Chiapas, Zacatecas, Chihuahua, Veracruz und Durango kein Gottesdienſt abgehalten. Neue Generalſtreikbewegung in Madrid? DNB. Madrid, eg i Die ſyndikaliſtiſchen Gewerkſchaften(C. N. T.) haben, wie am 1 abend gemeldet wird, in verſchiedenen Städten Spaniens den Generalſtreik ausgerufen. Bis fetzt ſteht ſeſt, daß in Saragoſſa der größte Teil der Bauarbeiter und Kellner dem Streikaufruf Folge geleiſtet hat. Auch aus Alicante kommen Gerüchte über die Arbeitsniederlegung derſchiedener Berufsgruppen. Demnach ſcheint die Drohung der Syndikaliſten und Anarchiſten(die an den letzten Unruhen nicht beteiligt waren), im Falle der Vollſtreckung von Todesurteilen den Ausſtand zu erklären, nunmehr durchgeführt zu werden. Gil Robles für Lerroux DNB. Madrid, 6. Nov. Die Sitzung des ſpaniſchen Parlaments am Montag wurde mit einer Rede des Miniſterpräſidenten Lerroux eröffnet, der ſeinen Rechenſchaftsbericht über das Verhalten des Kabinetts während des letzten Aufſtandes ablegte, der im weſentlichen nichts Neues brachte. Bemerkenswert iſt lediglich das Verſpre⸗ chen der Regierung, alle diejenigen Maßnahmen treffen zu wol⸗ len, die eine Wiederholung der Revolten unmöglich machen ſollten. Der Führer der Katholiſchen Volksaktion, Gil Robles, wies auf die großen Verdienſte der Regierung an der Niederwerfung des Aufſtandes hin und erklärte, daß ſeine Partei dem Kabinett Lerroux das Vertrauen ausſprechen werde. Damit dürfte der Beſtand des Kabinetts Lerroux ſicher⸗ geſtellt ſein. Die Abſtimmung über die Vertrauensfrage erfolgt erſt am Schluß der Sitzung. 4 r*** Gömbös bei Muſſolini DNB. Rom, 6. Nov. Der ungariſche Miniſterpräſident Gömbös begab ſich Dienstagmorgen in den königlichen Palaſt, wo er ſich in das Gäſtebuch eintrug. Am 11 Ahr ſuchte er Muſſolini im Palazzo Venezia auf, mit dem er eine lange Anterredung hatte. Die Zeitungen veröffentlichen lange Begrüßungsartikel, in denen die herzlichen Beziehungen zwiſchen beiden Ländern her— vorgehoben werden. Bürckel bei Baron Aloiſi DNB. Rom, 6. Nov. Am Dienstag wurde der Saarbevollmächtigte des Reichs⸗ kanzlers, Bürckel, in Begleitung des Vortragenden Le⸗ gationsrates Dr. Voigt vom Auswärtigen Amt und des Bot⸗ ſchafters v. Haſſell im Palazzo Chigi vom Präſidenten des Dreierausſchuſſes, Baron Aldiſi, zu einer Anterredung empfangen. Dudweiler(Saar): Die geſamten Wirtſchaftsbeſitzer von Dudweiler haben beſchloſſen, die Saalmiete für die von der ſogenannten Einheitsfront beſchlagnahmten Säle reſtlos der Deutſchen Front zur Verfügung zu ſtellen. Das Abhalten von Verſammlungen in Dudweiler iſt alſo für die Einheitsfront 10. Jahrgang Amerikaniſche Wahlen f. In Amerika haben geſtern Wahlen ſtattgefunden, zu Kongreß und Senat, alſo Zweiter und Erſter Kammer. Der Kongreß, die Abgeordnetenkammer, mußte ganz neu gewählt werden, vom Senat ein Drittel; von 96 Senatoren alſo ſchei— den 32 aus und ſind neu zu wählen. Es fällt auf, daß in diefen 100-Millionenreich der Senat ſo klein iſt, nicht einmal einer auf eine Million Amerikaner; und es geht auch, vielleicht beſſer als mit einem großen Gremium. Im übrigen iſt zu bedenken, daß es auch noch Parlamente der Einzelſtaaten gibt. Auch für die„Länder“ gab's geſtern noch beſondere Abſtimmungen, z. B. ob Kalifornien 30 Millionen Dollars aufnehmen darf, um den ehemaligen Kriegsteilnehmern finanzielle Beihilfe für Ankauf von Häuſern und neuen Bauernhöfen zu gewähren. Die Staaten Nordkarolina und Illinois laſſen über eine Ver⸗ faſſungsänderung abſtimmen. In anderen gibt's noch das Al- koholverbot, und es wurde über deſſen Aufhebung abgeſtimmt. Ferner mußten über 30 Gouverneure der Einzelſtaaten gewählt werden. And dazu alſo noch die 435 Kongreßmitglieder und die 32 Senatoren. Man kann leicht aus dieſer Aufzählung ab⸗ leſen, daß da geſtern allerhand los geweſen ſein muß in den Vereinigten Staaten und kein Wunder, daß es irgendwo ſogar zu blutigen Schießereien gekommen iſt. Aber gerade die kleinen, die näheren Wahlfragen werden wohl mehr intereſſiert haben als die größeren! Es ſcheint drü— ben nicht ſo geweſen zu ſein, wie das vielleicht in den alten europäiſchen Parlamentsländern geweſen wäre: daß man des gegenwärtigen Präſidenten Rooſevelt Programm ſeziert, auf der einen Seite in den Himmel gelobt, auf der gegneriſchen in Grunds Boden hinein verdammt hätte... um ſo zu ſiegen und zu vernichten. Man pflegt auch in Europa als Regel an⸗ zuſehen, daß die Wähler Stimmung hin⸗ und herflute, je nach Erfolg oder Mißerfolg deſſen, der grad regiert ohne ſich über Gründe und Möglichkeiten eines Erfolges oder Mißerfol⸗ ges Rechenſchaft zu geben Gewiß ſchätzte dieſe Wählerpſycho⸗ logie das Objekt nicht allzu günſtig ein. Es ſcheint aber auf alle Fälle, daß die Amerikaner unter ſolche maſſenpſychologiſchen Geſetze ſich nicht rubrizieren laſſen. Sie haben ſich Gedanken gemacht, nüchterne und vernünftige: daß man ein endgültiges Arteil über den„neuen Plan“(Rew Dail) des Präſidenten Rooſevelt noch gar nicht bilden kann; daß man ihm Zeit laſſen muß; daß er jedenfalls kühne und mutige Maßnahmen getrof⸗ fen hat. Des Präſidenten Rooſevelt Partei iſt die demokra— tiſche, die andere die der Republikaner. Aber die Demo— kraten Rooſevelts ſind natürlich auch Republikaner wie umge— kehrt ſelbſtverſtändlich die Republikaner Demokraten ſind. Viel⸗ leicht kann man ſagen, die Demokraten ſind etwas„fortſchritt⸗ licher“ in dem Sinn, den das liberale 19. Jahrhundert dem Begriff„Fortſchritt“ gegeben hat; die Republikaner etwas „konſervativer“; auch mit Beſitz und Kapital oder deren Fehlen und Abmangel hat die Anterſcheidung der beiden Parteien etwas zu tun. Das iſt aber alles! Keine„Ideen“, etwa die ſozialiſtiſche oder laiziſtiſche franzöſiſcher Parteien oder Ideen weltanſchaulicher Natur, wie ſie in Deutſchland vorhanden waren Einzelergebniſſe ſind im Augenblick noch nicht bekannt. Aber Rooſevelts Partei dürfte kaum geſchwächt werden! Da wird wohl alles beim alten bleiben. Entſcheidend ſind für die amerikaniſche Politik ja bekanntlich immer die Präſidenten— wahlen! Die erſten Wahlergebniſſe aus den Vereinigten Staaten. DNB. Newyork, 6. Nov. Von den Wahlen zum Bundesparlament liegen bereits die Ergebniſſe vor. 60 Demokraten und fünf Republikaner wurden ohne Oppoſition in das Repräſentantenhaus gewählt. Der Dreierausſchuß für die Gaarabſtimmung DNB. Rom, 6. Nov. Am Dienstagvormittag fand im Palazzo Chigi eine Zu— ſammenkunft des Dreierausſchuſſes für die Saarabſtimmung, beſtehend aus dem Vorſitzenden Baron Aloiſi, dem Argen— tinier Cantilo und dem Spanier Olivan ſtatt. Der Völ kerbundsrat hatte in ſeiner Sitzung vom 8. September den Auf— trag des Dreierausſchuſſes ausgedehnt, indem er ihn ermächtigte, an das Studium verſchiedener techniſcher Fragen, die mit der Saarabſtimmung zuſammenhängen, zu gehen unter Hinzuziehung Sachverſtändiger, wenn er es für gut erachte. Der Ausſchuß hat ſich dann ſofort mit den intereſſierten Regierungen und den techniſchen Organiſationen des Völkerbundsrates in Verbindung geſetzt und deren Anſichten zu dieſen Fragen eingeholt. Der Zweck der Sitzung in Rom iſt der, die Ergebniſſe der bisherigen Schritte und Studien zu überprüfen und Vorſchläge zu machen, die dem Völkerbundsrat in ſeiner nächſten Sitzung unterbreitet werden ſollen. Kommuniſtiſche Verſchwörer in Güdſlavien 30 Verhaftungen. DNB. Belgrad, 6. Nov. Wie verlautet, entdeckte die ſüdſlaviſche Polizei in Subo⸗ titza an der ſüdſlaviſch⸗ungariſchen Grenze eine weitverzweigte kommuniſtiſche Organiſation. Die Polizei nahm über 30 Ver⸗ haftungen vor. Anter den Verhafteten befinden ſich Studenten der dortigen Rechtsfakultät, Handwerker und Arbeiter. Die ein recht zweifelhaftes Vergnügen geworden. Anterſuchung wird fortgeſetzt. J — 8 0 — * e Der Ruf des Volkes an die Dichter Die Rede des Reichsminiſters Dr. Goebbels bei der Kundgebung zur Buchwoche Berlin, 6. Nov. Bei der großen Kundgebung zur Woche des Buches im Berliner Sportpalaſt ſprach als erſter Redner der Präſident der Reichsſchriftkammer Hans Friedrich Blunck, der Dichter des nordweſtdeutſchen Raumes und nordiſcher Ge— ſchichte. Er nannte das Leben der Völker leer und taub ohne die Heiligung des Seins durch den Glauben. Blunck ſprach weiter von dem ritterlichen Ringen, von dem geiſtigen Wettkampf zwi— ſchen den Völkern. Er lenkte den Blick nach dem Auslande, mit dem wir nicht immer in freundlicher Berührung ſtehen, ſprach von dem Einfluß der Preſſe auf die Tagespolitik und wies nach, wie häufig die Politik durch Erinnerungen der Politiker an ihre Studienzeit durch die Einflüſſe der Literatur des Nach barn beſtimmt wurde. Er ſprach von der Emigrantenpreſſe und den jüdiſchen Hetzſchriften und erklärte dazu u. a.:„An das Ausland richten wir Dichter die Aufforderung zum Wettſtreit. Wir meinen, daß es dürftig iſt, mit der größten Rüſtung die Hegemonie in Europa zu erzwingen. Köſtlicher, geſeg⸗ neter iſt der nachbarliche Wetteifer der Schaf— fenden. Wir fordern auf, ſtatt in Leitartileln zu ſchelten, ſich uns zum ritterlichen Kampf der Geiſter zu ſtellen.“ Der Dichter ſchloß mit den Worten wärmſten Dankes an den Führer für ſeine Anteilnahme an der Woche des Buches, an den Reichsminiſter Dr. Goebbels für das große Werk des Kulturkammergeſetzes, an den Reichsbauernführer, den Reichs- jägermeiſter, den Führer der Arbeitsfront und den Oberbürger— meiſter von Berlin. Die anweſenden Vertreter fremder Staaten möchten ihren Völkern weitergeben, daß Deutſchland unter Kampf, unter Rüſtung den Wettſtreit mit geiſtigen Waffen verſtehen wolle. Darauf nahm, wiederum ſtürmiſch begrüßt, Reichsminiſter Dr. Goebbels das Wort. Er führte aus: Wenn ich zum deutſchen Buch ſpreche, dann möchte es faſt den Anſchein haben, als wollte ich pro domo reden, denn ich gehöre ja ſelbſt zur Gilde der Bücherſchreiber, und ich befinde mich dabei, Gott ſei Dank, in einer guten Geſellſchaft. Es gibt heute kaum einen Mann des öffentlichen Lebens, der ſich nicht durch die Feder verlautbaren wollte, ſei es als Zournaliſt, ſei es als Leitartikler, ſei es als Bücherſchreiber. Es iſt nichts falſcher als die Anſicht, der Nationalſozialis- mus verachte die Kunſt des Bücherſchreibens. Wir kennen ſehr wohl den ungeheuer weitreichenden Einfluß, den ein Buch aus⸗ üben kann, und nicht umſonſt hat der Führer während ſeiner Feſtungshaft in Landsberg ſein Buch geſchrieben, denn er hatte keine andere Möglichkeit, ſeine Gedanken an die breiten Volks— maſſen heranzutragen. Allerdings waren wir uns von vornherein darüber im llaren, daß wir weder reden noch ſchreiben durften für eine dünne Oberſchicht von Intellektualismus, wir wollten uns an die breiten Maſſen des Volkes wenden ſowohl mit der Rede als mit der Schrift, und wir mußten deshalb auch eine andere Sprache ſprechen als ſie ſonſt in den Bezirken der ſogenannten Geiſtigkeit Mode war. Wir waren nämlich der Meinung, daß, wenn eine Idee richtig iſt, man ſie auch jedermann erklären könne, und daß, wenn einer ſeine Idee in undurchſichtige Phraſen einwickelt, das immer ein gutes Zeichen dafür iſt, daß an ſeiner Idee nicht viel dran iſt. Wir haben deshalb frei nach Luther dem Volk aufs Maul ge⸗ ſchaut, weil wir uns ja auch mit dem Volke unterhalten wollten. Jetzt rückt das Buch wieder in ſeine alten Stellungen ein, und man hört überall die Klage: Das Volk hat kein Verhältnis mehr zum Buch. Eine ungerechte Klage! Richtiger wäre der Satz umgekehrt, nämlich: Das Buch hat kein Verhältnis mehr zum Volk! Denn ſolange ein Buch nur für eine dünne Schicht von Intellektuellen geſchrieben iſt, ſolange kann es nicht der Hoff⸗ nung ſein, daß es in den breiten Volksmaſſen Eingang findet, und ſolange kann es nicht auf Maſſenkonſum rechnen. And dann verliert es ſeine Lebensfähigkeit. Es gibt keine Zeitfrage, die das Volk nicht verſtehen könnte. Es kommt nur immer wieder darauf an, wie man die Zeitfragen dem Volle verſtändlich zu machen verſucht. Gewiß wird der Intellektuelle die ganze Kompliziertheit der Dinge beim erſten Blick erkennen. Die Kunſt des Redens und Schreibens aber beſteht darin, die Dinge ihrer Kompliziertheit zu entkleiden und ſie auf den reinen, klaren, wahren und natür— lichen Kern wieder zurückzuführen.(Lebhafte Zuſtimmung.) Das heißt alſo: Das Buch darf nicht warten, bis das Volk zu ihm kommt, ſondern das Volk wartet, bis das Buch zum Volk kommt! And die Dichter und Schreiber der Zeit werden Beſtand haben, die dieſe Grundwahrheit unſeres literariſchen und ſchriftſtelleri— ſchen Schaffens erkannt haben. Der Standpunkt iſt im nationalſozialiſtiſchen Staat undenk— bar, daß die Kunſt dem Künſtler gehört und daß der Künſtler das Vorrecht habe, über dem Volk in einer luftverdünnten Atmo— ſphäre der Aeſthetik und der Literatur ein einſames und ein unbekanntes Daſein zu führen. Wenn der Künſtler nicht im Volle ſteht, dann hat er ſeine eigentliche Zeitaufgabe nicht erkannt und er darf es dann dem Volle nicht verargen, wenn das Volk ihn nicht kennt und nicht verſteht. Wollen wir deshalb dem Buche eine neue Lebenskraft geben, dann müſſen wir die zerſtörten Bindungen zum Volk wieder her— ſtellen. Das Buch muß wieder ins Volk hinein und ſo wird es dann auch das Volk wieder erobern können. Das Buch muß ſich der Probleme der Zeit bemächtigen, damit das Volk ſein eigenes Sein und Daſein, ſein Leben, ſeine Sorge, ſeine Not, ſeine Freude, ſeine Begeiſterung im Buch auch wiederfindet. Denn das iſt die wahre Kunſt des Dichters: Die Zeit zu ge— ſtalten und damit über die Zeit hinauszuragen und ſich der Probleme der Zeit zu bemächtigen, um ſie am Ende dann zeitlos darzuſtellen. Ich rede damit nicht dem Kitſch und dem Dilletantismus eines Heeres von Nichtskönnern das Wort, die glauben. daß die Konjunktur da ſei und daß es nun an der Zeit ſein müſſe, mit Parademärſchen und wehenden Hakenkreuzfahnen über die Bühne und über die Filmleinwand zu marſchieren. Das iſt nicht das ausſchlaggebende! Das ſind nur die äußeren Symbole unſeres Ausdruckes. Der Geiſt, der binter dieſen Symbolen ſteht, der will ggeſtaltet werden, und er braucht ſeine Stoffe nicht aus der Gegenwart zu nehmen, er kann ſie aus der Vergangenheit emporzaubern, denn das, was wir denken und empfinden, iſt nicht neu, ſondern es haben zu großen Zeiten große Menſchen das Große immer gedacht und empfunden, und die Weltanſchauung, die wir dem deutſchen Volke zurück— gegeben haben, iſt nicht neu erfunden, ſondern wir taten nichts anderes als eine aus den Fugen geratene Welt wieder in ihre Fugen zurückzuſtellen. Ich weiß ſehr wohl, daß man die Dichtung nicht komman— dieren kann und niemand von uns hat je den Verſuch dazu gemacht. Ich weiß ſehr wohl, daß wirtſchaftliche und politiſche Blütezeiten vorausgehen müſſen, ehe ſie von künſtleriſchen und dichteriſchen Blütezeiten gefolgt werden. Ich weiß ſehr wohl, daß wir in Demut auf die großen Geiſter warten müſſen, die die Kraft beſitzen, unſere Zeit in Geſtalt und Form zu bringen. Das ſoll aber keine Entſchuldigung ſein, das ſoll nicht für die Dichter der Zeit heißen, daß ſie ſich dem Problem der Zeit entziehen könnten und auf kommende Generationen warten dürf— ten. Ich meine, daß nun der geſchichtliche Augenblick gekommen ſei, daß ſie das erſte Wagnis unternehmen müßten, und ich bin der Aeberzeugung, die Gedanken, die wir politiſch geformt haben, ſind direkt ſoweit zu einer inneren Klärung geführt, daß ſie ſich auch dichteriſch und künſtleriſch in eine neue Form ſchließen laſſen. And deshalb glaube ich, daß man dieſe Buchwoche nicht auf das Materielle abſtellen ſoll. Ich meine, es wäre an der Zeit, dieſe Buchwoche vom Volke aus einen Aufruf an die Dichter der Zeit ergehen zu laſſen, daß ſie ſich nun der Zeit bemächtigen ſollen. Dann braucht man nicht mehr zu klagen, daß kein Buch mehr geleſen wird, weil dann das Volk dieſe Bücher verſchlingen wird. Dann braucht man nicht mehr zu lamentieren, daß das Buch das Verhältnis zum Volke verloren habe, weil das Volk dann das Verhältnis zum Buch wieder hergeſtellt hat. Das, meine ich, iſt eigentlich der Sinn dieſer Buchwoche. Wir wiſſen alle, was uns das Buch iſt. Jedermann weiß, was das Buch e N für ihn bedeutet und jedermann empfindet das Buch als ein unabdingbares Lebensbedürfnis, denn es iſt uns allen Weg- weiſer und Freund und Troſt und Stärke in den bitteren Stun⸗ den unſeres Lebens geweſen. Das gute Buch wird ſeinen Ein— zug wieder in das Volk halten müſſen. Es kommt nicht darauf an, möglichſt viele Bücher abzuſetzen, ſondern möglichſt gute. Man könnte ſchon ſagen: Ich frage dich, was du lieſt und ich ſage dir, wer du biſt! And darum meine ich, daß das deutſche Volk in dieſer Woche dem Buch ſeine Dankbarkeit bezeugt, eine Dank— barkeit, die dem Buch wieder Lebensfähigkeit gibt. Hunderte und tauſende von ernſten Köpfen ſind beſtrebt, dem Volk ein gutes Buch zu geben, den Abſaz des Buches zu organiſiereèn und es ſo billig wie möglich für die breiten Volksmaſſen zu ver⸗ kaufen. And deshalb machen wir das Buch zur Richtſchnur unſeres eigenen und privaten Handelns. Haltet feſt am deutſchen Buch und ihr bewahrt dann den wertvollen Schatz unſeres deutſchen Geiſtes. Mit toſendem Beifall bezeugte die Menge dem Miniſter ihre Bereitſchaft, ſeinem Mahnruf zu folgen. Im Anſchluß an die Rede von Reichsminiſter Goebbels las Hanns Johſt unter großem Beifall einige eigene Dich- tungen vor, darunter ein noch vor wenigen Tagen geſchaffenes Gedicht„Dem Führer“. Dann las Joſeph Magnus Weh— ner einen Abſchnitt aus ſeinem ergreifenden Roman„Sieben vor Verdun“, Staatsſchauſpieler Müthel brachte in meiſter— hafter Weiſe einen Ausſchnitt aus Fichtes aufrüttelnder zwölfter Rede an die deutſche Nation und Stefan Georges erſchütternde Dichtung„An die Toten“ zum Vortrag. Von deutſcher Kraft und deutſchem Geiſt kündete ein Sprech- und Geſangchor der Arbeitsgaue Koblenz und Brandenburg:„Wach auf, wach auf, du deutſches Volk“. Als letzter Redner ſprach ein„unbekann⸗ ter Parteigenoſſe“, der Gaukulturwart des Gaues Rheinpfalz Kurt Kölſch-Neuſtadt a. d. H. Als Vertreter der jungen Generation der deutſchen Weſtmark legte er ein Be— kenntnis ab zu dem Buch als dem Ausdruck des kämpferiſchen, heroiſchen Lebenswillens der Nation und brachte ein freudig aufgenommenes Sieg-Heil auf den Führer aus. Das Deutſchland- und das Horſt⸗Weſſel⸗Lied beendeten die machtvolle Kundgebung. Dr. Goebbels wurden beim Ver— laſſen des Sportpalaſtes und bei der Abfahrt ſtürmiſche Ovatio⸗ nen dargebracht. Eindrücke des Kardinalſtaatsſekretärs Pacelli vom Euchariſtiſchen Kongreß Se. Eminenz Kardinal Pacelli hat dem„Oſſervatore Ro— mano“ in kurzer Faſſung ſeine Eindrücke von dem herrlichen Euchariſtiſchen Kongreß übermittelt. Wir geben hier einige der bezeichnendſten wieder: „Niemals“, ſo betonte der Kardinalſtaatsſekretär,„habe ich eine ganze Nation, Regierende und Regierte ſo einmütig ſich neigen und auf den Knien liegen ſehen vor jenem, der geſagt 8 Ich bin ein König, aber mein Reich iſt nicht von dieſer Welt.“ „Niemals habe ich einen ſo herrlichen Triumphzug des euchariſtiſchen Erlöſers geſehen, als jenen am 14. Oktober, dem Tage der Schlußfeier des Kongreſſes.“ „Niemals habe ich mit ſolcher Bewegung die tiefe Be⸗ deutung des Wortes erkannt: Laſſet die Kleinen zu mir kom⸗ men', als am 12. Oktober, da die unzählbare Schar der weiß gekleideten Kinder mit ihren hellen Rufen den Palermopark zum gewaltigen Garten der Euchariſtie verwandelte in deſſen Mitte der göttliche Kinderfreund thronte. Niemals habe ich einem lebendigeren und eindrucksvolleren Glaubensbekenntnis junger Menſchen und reifer Männer beiwohnen dürfen, als dem hier abgelegten, in dieſer denkwürdigen Nacht der Männer- prozeſſion und Männerkommunion.“ „Anvergeßliche Eindrücke: die Hausgänge und Straßen- ecken haben ſich in Beichtſtühle gewandelt und die grünen Park⸗ geländer in ebenſoviele Kommunionbänke; in dieſer Nacht iſt jede Menſchenfurcht erloſchen: Menſchen einſt furchtſamen Her⸗ zens finden den Mut, frei ihren Glauben zu bekennen, und ge⸗ nährt mit dem Brote der Starken ſich in die Kampffront der unerſchrockenen Bekenner Chriſti einzureihen!“ „Niemals hörte ich ein Staatsoberhaupt ſo bedeutungs- voll und zukunftskräftig die feierliche Weihe ſeines Volkes an den König der Könige ausſprechen.“ Im weiteren Verlaaf ſeiner Mitteilungen betont der Kar- dinalſtaatsſekretär die Bedeutung der Treuekundgebungen gegen den Papſt, denen er in Lateinamerika beiwohnte, und unter- ſtreicht beſonders die bedeutſamen Worte, mit denen die führen⸗ den Männer und Stellen Argentiniens und Braſiliens ihre Leberzeugung von der gewaltigen moraliſchen Macht des Hei⸗ ligen Stuhles für Völkerleben und Wohlfahrt Ausdruck gaben. Er ſchließt: „Die katholiſchen Völker haben die Wichtigkeit und Not⸗ wendigkeit erkannt, ihre Kräfte in Einklang zu bringen, die Harmonie wiederherzuſtellen zwiſchen ſozialem Fortſchritt, gött⸗ lichem Geſetz und der Treue zur Kirche Chriſti. So bauen ſie ihre Zukunft auf dem Grunde von Granit.“ FFP Chriſtushuldigung im Wormſer Dom Eine herrliche Feierſtunde der Pfalzjugend. In der Domſtadt Worms erlebte man am Sonntag mittag eine Kundgebung der katholiſchen Jugend aus Worms und Am⸗ gebung, aus der Vorderpfalz und Mannheim, wie ſie die Nibe⸗ lungenſtadt ſeit Menſchengedenken nicht geſehen hat. Als um 2 Ahr ſämtliche Glocken des Domes und der übrigen katho⸗ üiſchen Kirchen die Feierſtunde der Jugend zum Chriſt-Königs⸗ Feſt feierlich einläuteten, marſchierten nicht weniger als 4000 katholiſche Jungmänner in Neunerreihen in den Dom, um Chri— ſtus, dem König, zu huldigen. Das gemeinſam geſungene Lied„Ein Haus voll Glorie ſchauet“ leitete über zur Feſtpredigt, die der ZJugendpräſes des Bezirks Mannheim, H. H. Profeſſor Schwall, hielt Der Red⸗ ner legte ſeinen Ausführungen den fundamentalen Satz:„Chri⸗ ſtus, Dir ſoll die ganze Welt dienen“ zugrunde. Die katho— liſche Jugend hat die Sendung die Lehre Chriſti hinauszutragen in die Familie und in das geſamte Volk, das zur Volksgemein⸗ ſchaft in Chriſtus werden ſoll. Gerade deshalb, weil ſie die hohe Sendung für Volk und Staat hat, wird ſie ihre ganze Kraft darein ſetzen, ihre erhabene Aufgabe für Deutſchland und für Chriſtus zu erfüllen. Einen tiefen Eindruck hinterließen dann die Erneuerung des Taufgelübdes und die Ablegung des Glaubensbekennt⸗ niſſes, vorgeſprochen von dem Präſes der Wormſer Jungmän⸗ ner H. H Domkaplan Körper. Nach dem„Chriſt⸗Königs⸗Lied“ trugen die Mannheimer Jungmänner das von Profeſſor Schwall berfaßte Chriſt-Königs⸗Chorgebet vor. Ihren Höhepunkt erreichte die Feier bei der Ausſetzung des Allerheiligſten. Die urſprünglich vorgeſehene euchariſtiſche Prozeſſion mußte ſich wegen der Aeberfüllung des Domes auf Chor und Mittelſchiff beſchränken. Dabei flankierten die Ban⸗ ner und Wimpel die Prozeſſion, ein erhebendes Schauſpiel. Die Feier klang mit der Erteilung des Segens und dem gemeinſam geſungenen Lied„Feſt ſoll mein Taufbund immer ſteh'n“ aus. Wobhldiſzipliniert verließ die katholische Jugend den Dom in dem Bewußtſein, eine Feierſtunde erlebt zu haben, die für Vaterland und Kirche reiche Früchte tragen wird. Ein Kriegsveteran zum Benediktinerabt ernannt London, im Oktober 1934. Dom Adrianus Taylor, der vor ſeinem Eintritt in den Benediktinerorden im engliſchen Heer Kapitän war, iſt zum Abt der Sankt Auguſtinus-Abtei in Ramsgate ernannt worden. Kapitän Taylor, während des Krieges bei Ypern verwundet, hat nach dem Kriege ein Buch veröffentlicht über„Die Kriegs wiſſenſchaft in Italien von 14941929“. Im Jahre 1924 trat er in die Abtei von Ramsgate ein wo er nunmehr als Nach⸗ folger des verſtorbenen Abtes Egan gewählt worden iſt. Die bisherige Leiſtung des„Graf Zeppelin“ DNB. Friedrichshafen, 6. Nov. Das Luftſchiff„Graf Zeppelin“ hat nach der Rückkehr von ſeiner 11. diesjährigen Südamerikafahrt insgeſamt 980 098 Kilometer in 9634 Stunden, 52 Minuten Fahrtzeit zurückgelegt. Es ergibt ſich hieraus ein Geſchwindigkeitsdurchſchnitt von mehr als 100 Kilometer je Stunde. An den Fahrten des Luftſchiffes nahmen 10 370 Fahrgäſte teil. Seit Indienſtſtellung hat„Graf Zeppelin“ einſchließlich der Beſatzung 27 368 Perſonen, 41 183 Kilogramm Fracht und 24 748 Kilogramm Poſt befördert. „Graf Zeppelin“ von der zwölften Südamerikafahrt zurückgekehrt. DNB. Friedrichshafen, 6. Nov. Das Luftſchiff„Graf Zeppelin“ iſt Montagabend von ſeiner zwölften Südamerikafahrt unter Führung von Kapitän Lehmann nach Friedrichshafen zurückgekehrt und um 0.10 Ahr auf dem Werftgelände glatt gelandet. Zwölf Paſſagiere nahmen an dem Fluge teil. Das Luftſchiff wird nun während der längeren Pauſe einer gründlicheren Aeberholung unterzogen und erſt im Dezember eine Weihnachtsfahrt nach Südamerika ausführen. Staatsminiſter Adolf Wagner ehrenamtlicher Vorſitzender des Deutſchen Sparkaſſen⸗ und Giroverbandes. 5 25 DNB. München, 6. Nov. Staatsminiſter Adolf Wagner, der Gauleiter des Tradi⸗ tionsgaues München-Oberbayvern, hat ſich entſchloſſen, dem auf einen einſtimmig gefaßten Beſchluß des Geſamtvorſtandes des Deutſchen Sparkaſſen- und Giroverbandes berubenden Wunſch zu entſprechen, den Vorſitz des Deutſchen Sparkaſſen- und Giro⸗ verbandes im Ehrenamt zu übernehmen. Der Stellvertreter des Führers hat ſeine Zuſtimmung hierzu gegeben. Damit hat ſich im Deutſchen Sparkaſſen- und Giroverband die gleiche Entwicklung vollzogen, wie ſie bereits im Ver⸗ band der öffentlichen Lebens-, Anfall-, und Haftpflichtver⸗ ſicherungs-Anſtalten ſowie im Deutſchen Gemeindetag ein⸗ getreten iſt. An der Spitze des erſteren ſteht bekanntlich der Oberpräſident der Provinz Pommern, Gauleiter Schwede, an der Spitze des letzteren der Reichsleiter der RS DAP, Ober⸗ bürgermeiſter Fiehler. Damit ſteht ſowohl die Geſamtorgani⸗ ſation der deutſchen Gemeinden wie auch die der öffentlichen Verſicherungsanſtalten und die der öffentlichen Sparkaſſen unter der Führung namhafter Nationalſozialiſten. Kaſſel: Miniſterpräſident Göring traf am Dienstag vor⸗ mittag im Flugzeug in Kaſſel ein und trat nach kurzem Auf⸗ enthalt eine Beſichtigungsfahrt zum Rheinhardtswald und zur forſtlichen Hochſchule in Hannoverſch-Münden an.“ — 5 en in- ehen ler ef Hei⸗ ben. Nol⸗ die pölk⸗ ſie Erkrankung Sr. Exzellenz des Hochwürdigſten geren Viſchofs Der Hochwürdigſte Herr iſt ſeit 14 Tagen nicht unbe— denklich erkrankt. Wir bitten daher die Hochwürdigen Herren Geiſtlichen und alle Gläubigen der Diözeſe, um die Geneſung unſeres geliebten Oberhirten eifrig und inſtändig zu beten. 2 Wir verordnen, daß die Prieſter bei der hl. Meſſe die Oration aus der Votivmeſſe pro infirmis tamquam pro re einlegen und daß in allen Kirchen der Diözeſe nach er Pfarrmeſſe ein Vaterunſer und Gegrüßet ſeiſt du Maria in dieſer Meinung gebetet werde. a Mainz, den 2. November 1934. Das Nifnget b 1 Das Biſchöfliche Ordinariat: Dr. Ma yer. — Aufbau und Aufgaben der Banken Generaldirektor Avieny über die Bezirksorganiſation 0 in heſſen. g Frankfurt a. M. Generaldirektor Avieny, der Führer der Bankorganiſationen für das Wirtſchaftsgebiet Heſſen, prach über Aufbau und Aufgaben der Bezirksorganiſation. Nachdem das Mittel der Banken p erſtaatlichung nicht ange⸗ wandt wurde, iſt es notwendig geworden, andere Verbin⸗ dungen zwiſchen Banken und Staat anzuſtreben. Die Brücke, über die der Wirtſchaftspolitik der Banken An⸗ regung und Zielſetzung durch die Wirtſchaftspolitik des Staates zugeleitet wird, iſt die Organiſation der wirt⸗ ſchaftlichen Selbſtverwaltung. Man errichtete die Wirtſchaftsgruppe der privaten Banken, der öffentlichen Banken mit Sonderaufgaben und ſchließlich der öffentlich⸗ rechtlichen Kreditanſtalten. Dazu kommen die Sparkaſſen, die Kreditgenoſſenſchaften ſowie die Bau⸗ und Zweckſpar⸗ unternehmen. Alle dieſe Fachgruppen haben ihre Sonder⸗ aufgaben. Die Organiſalion für den Bezirk heſſen, die mehr als neunzig ſelbſtändige Inſtitute einſchließli der Großbankfilialen zu betreuen hat, 5 unter 1 des Bezirksführers Avieny. Neben den neunzig ſelbſtän⸗ digen Inſtituten umfaßt das Wirtſchaftsgebiet Heſſen ins⸗ geſamt 260 ſelbſtändige Bankinſtitute, wozu noch an den einzelnen Plätzen die Großbankfilialen kommen. Es wurde dementſprechend eine Abteilung für den Platz Frankfurt und eine für den geſamten übrigen Bezirk geſchaffen. Die alten örtlichen Verbände ſind in der Fachgruppenvertretung weiteſtgehend berückſichtigt. Für den übrigen Bezirk des Wirtſchaftsgebietes Heſſen iſt ein Bezirksbeirat gebildet, der zuſammen mit dem örtlichen Beirat für Frankfurt den Geſamtbeirat abgibt. Ihm gehören an die Direktoren Bochow(DD. ⸗Bank), Darmſtadt, Dr. Frankenbach(Genoſſenſchaftsverband). Wiesbaden, Metzger(Bank der Deutſchen Arbeit), Frank⸗ furt, Dr. Schäfer(Naſſauiſche Landesbank), Wiesbaden, Schulze(Wiesbadener Bank), Wiesbaden, und Dr. Stadler VBervanosvorſter), Kaſſel. Für den Bezirk werden eine Reihe von Sachausſchüſſen erſtellt. n den verſchiedenen A werden örtliche Vertrauensleute er⸗ nannt. Zum Aufgabenbereich der Organiſakion gehört die gemeinſame Erledigung von Schwierigkeiten. Neben der Sorge um die ſozialen Verhältniſſe der in den Bankbetrieben tätigen Menſchen hat die Organiſation dar⸗ über zu wachen, daß die beſonderen Aufgaben der Kredit— inſtitute im Sinne der heutigen Zielſetzung im national⸗ ſozialiſtiſchen Staat erfüllt werden. Die Arbeitsbereiche und Arbeitsgebiete innerhalb der Fachgruppen ſind ſo zu regeln, daß ein reibungsloſes Nebeneinanderarbeiten ge⸗ währleiſtet iſt. Insbeſondere muß der Gegenſatz des pri⸗ vaten Bankgewerbes zu den öffentlich-rechtlichen Kredit⸗ inſtituten durch ein loyales Zuſammenarbeiten überbrückt werden. Es iſt eine gerechte Kreditverteilung anzuſtreben, bei der nicht tote Sicherheiten den Ausſchlag geben dür⸗ fen. Bei der Uebung der Kredit- und Zahlungsmoral iſt tätige Mithilfe zu leiſten. Beſonders muß zur Behebung der Arbeitsloſigkeit, für das Siedlungsweſen, für den Mit⸗ telſtand und das Handwerk geleiſtet werden. Bürckels Anordnung Ein Dokumenk von hiſtoriſcher Bedeutung. Neuſtadt a. d. H., 7. November. Der Aufruf des Saarbevollmächtigten des Reichskanz⸗ lers, Bürckel, an die SA⸗ und SS-Männer des Saar⸗Grenzgebietes erweiſt ſich immer mehr als ein Dokument von nicht nur hochpolitiſcher, ſondern auch ge⸗ radezu geſchichtlicher Bedeutung. Die Anordnung Bürckels, der damit wie in der ganzen Behandlung der Saarfrage eine ſtaatsmänniſche Begabung erwieſen hat, hat in ganz Europa größtes Aufſehen erregt und eine ſehr beifällige Aufnahme gefunden. Mit Rückſicht auf die Bedeutung der Anordnung geben wir ſie nachſtehend nochmals wörtlich wieder: 1. Bom 10. Januar bis zum 10. Februar 1935 iſt in- nerhalb einer Zone von 40 Kilometer längs der Grenze des Saargebietes das Tragen jeder Aniform verboten. 5 2. Appelle, Ausmärſche oder Juſammenkünfte jeglicher Ark fallen unter das gleiche Verbot. Ich werde an die Schriftleiter der namhafteſten Jeitun⸗ gen des Auslandes Einladungen ergehen laſſen. ſich vor, während und nach dieſer Verbotszeit als Gäſte des Reiche⸗ im ehemaligen beſetzten Gebiet aufzuhalten, damit ſie ſich von der Abwegigkeit der gegen die SA und 88 erhobenen Vorwürfe aus eigener Schau der Dinge überzeugen können. Wir erklären feierlich, daß wir niemals Putſchabſichten gehabt haben! Für Terroriſten iſt unſeren Reihen kein Raum! Wir haben zu der ungeheueren Provokation, die in der Bereitſtellung ausländiſcher Truppen zum Einmarſch in deulſches Gebiet zum Ausdruck kommt. auch nicht den ge wingſten Anlaß gegeben. Wenn ich nun neue Opfer von Euerer Haltung fordere, ſo kue ich es um des europäiſchen Friedens willen, den wir mit letzter Ehrlichkeit wollen. gez. Bürckel. Wetterbericht f Süddeutſchland kommt wieder mehr in den Bereich eines Tiefdruckgebietes. Für Mittwoch und Donnerstag iſt unbe⸗ ſtändiges Wetter zu erwarten. Lokale Nachrichten Viernheim, den 7. November 1934. Zur Woche des deutſchen Buches. NS. Wie weit die deutſche Frau künftig am Erleben und Geſtalten der neuen Wirklichkeit unſeres Volkes teil⸗ haben wird, wird nicht unweſentlich davon abhängen, 0 0 J 5* 5 2 9 3 2* 1 1 5 welche Bücher auf das Gemüt der Frau einwirken. Denn Bücher umſchreiben den geiſtigen und ſeeliſchen Lebensraum der Nation, und indem wir ihnen zuhören, fügen ſie uns ſelbſt mit ein in die Gemeinſchaft der entſcheidenden Geiſter, die dem Weſen und der Sehnſucht unſeres Volkes den reinſten Ausdruck gaben. Wir brauchen Bücher, die uns ſtille werden laſſen, und Bücher, die uns zur Tat anfeuern, vor allem aber Bücher, die unſere Sehnſucht Schritt um Schritt höher hinaufſpannen auf daß wir nie ſatt werden. Gertrud Scholtz-Klink. gerbj lahein Es gibt nur ſehr wenige Menſchen und ſehr wenige Frauen im beſonderen, die es verſtehen, richtig mit dem Herbſt fertig zu werden. Die meiſten von uns können ſich nur ſehr ſchwer dem Einfluß dieſer regenſchweren und trüb— ſeligen Tage entziehen, die das Gemüt unwiderſtehlich ſchwermütig und bedrückend einhüllen. Der ſonnige Herbſt⸗ tag ſtimmt immer froh, und trunken ſchweift das Auge über die goldbunte Farbenpracht, die ſich vor unſeren Augen unter ſeidig klarem Herbſthimmel ausbreitet. Anders aber ſieht der Herbſt aus, wenn trübe Tage über der Welt liegen, wenn leichter Nebel Stadt und Land verſchleiert und wenn das bunte Herbſtlaub der Bäume ſchnell verfault und unanſehn⸗ lich auf dem naſſen Boden liegt. Aus dieſen Tagen erwächſt die Schwermut des Herbſtes, und es gehört ein klein wenig Talent und guter Wille dazu, dieſer Stimmung Herr zu werden. In kaum einer anderen Zeit haben wir ſoviel Freude an unſerem Heim, wie in dieſen dunklen, ungemütlichen Wochen. Und es gehört zu den beſonderen Aufgaben der Frau, gerade jetzt den Ihren ein möglichſt gemütliches und anheimelndes Zuhauſe zu ſchaffen, damit die Schritte aller in den Berufs- tag hinauseilenden Familienmitglieder umſo raſcher und froher wieder dem heimiſchen Neſt zueilen. Dieſe Wochen, in denen uns erſtmalig das Fröſteln des nahenden Winters überfällt, verlangen vom Heim Wärme und Traulichkeit. Die moderne Kleinwohnung gibt dieſes enge Beieinander von ſelbſt. Wer dagegen große Räume ſein eigen nennt, ſollte umſo mehr darauf bedacht ſein, irgendwo eine gemütliche Ecke zu ſchaffen, in der man abends um die Tiſchlampe oder Stehlampe zuſammenrückt. Große Räume laſſen ſich oftmals ſchwer heizen, umſo berechtigter iſt der Rat, eine„Plauderecke zur Seite des wärmenden Ofens“ oder der Heizung einzurichten. 1 3 Nicht nur in den eigenen Familien ſoll der feuchtkalte Herbſtabend Anlaß ſein zu gemütlichen, traulichen Abenden. Auch wer Gäſte bei ſich ſieht, muß beſtrebt ſein— beſonders wenn es ſich um einen kleinen Kreis handelt— ſo einem Abend eine intimere Note zu geben. Die Hausfrau ſchmückt den Tiſch mit buntem Herbſtlaub. Selbſt wenn nur wenige Menſchen um den kleinen niedrigen runden Tiſch ſitzen, ſoll eine Schale mit bunten Herbſtblättern uns die beſondere Stim- mung dieſer langen Abende vermitteln. Denn werden wir ſie vielleicht wieder entdecken, die frohen Stunden herbſtlicher Geſelligkeit, die Theodor Storm ſo unvergleichlich in ihrem Zauber erfaßte und in wenigen Zeilen feſthielt: Der Nebel ſteigt, es fällt das Laub Schenk ein den Wein, den holden! Wir wollen uns den grauen Tag Vergolden, ja vergolden! * Winterhilfe. Für das Winterhilfswerk hat die hieſige Bauernſchaft rund 800 Zentner Kartoffeln gezeichnet. Er⸗ wartet wurden nach der Anbaufläche 1400 Zentner. Mörlen⸗ bach und Weiher lieferten geſtern für die hieſige Winterhilfe 85 Zentner.— Alle Hilfsbedürftigen mit weißem WHW.⸗ Ausweis, die keine Kartoffeln ſelbſt angebaut haben oder bei der Kartoffelernte keine Kartoffeln verdienen konnten, melden ſich morgen von 8—12 Uhr auf der NSV.⸗Geſchäfts⸗ ſtelle(Fürſt Alexander) zur Eintragung in die Kartoffelliſte. Die Ausgabe der Brennſtoff⸗Gutſcheine, Serie A, erfolgt ebenfalls morgen von 8—16 Uhr in der mit A beginnenden, bekannten Reihenfolge.(Alles nähere iſt an der Geſchäftsſtelle angeſchlagen.) Kirchweih⸗ Vorbereitungen. Die erſten Wagen der Schauſteller haben geſtern nachmittag unter dem Jubel der Jugend in den Seitenſtraßen der Adolf Hitlerſtraße Auf⸗ ſtellung genommen und heute und morgen werden weitere folgen. Noch ſind es nur freundliche Wohnwagen, die be— Aae 0 U 0 Attatttuttattttttttttttttuttttddtt f Und M H oder Vermählung geben Sie Ihren Verwandten und Bekannten am beſten und billigſten cluach eine ul naeige in dle „Henunlieimen Hollæsgeltung bekannt. Da wird ſie beſtimmt von jedem geleſen. Rechtzeitige Aufgabe, möglichſt bis Freitag, erbeten. 10 Ace 0 0 f Auch andere Anzeigen zur Kirchweihe bitten wir bis Freitag abend aufgeben zu wollen. en eee Kada haun Ata ſcheiden auf der Seite halten, doch im Laufe des heutigen Nachmittags werden auch verſchwiegen ausſehende Material- wagen ankommen, die darauf warten, all die Geſtänge und Räder, Holz- und Eiſenteile und was es ſonſt noch alles ſein mag, das ſie in ihrem Innern bergen, hervorzugeben. Und ſo werden ſich in den par Tagen vor dem kommenden Sonntag fleißige Hände auf dem Marktplatz regen, all die Vergnü⸗ gungsſpiele und Zuckerbuden aufzurichten, die Jung und Alt hier ein par Stunden erfreuen ſollen. Seltſamkeiten der Natur. Wir ſind in dieſem Jahre an mancherlei Seltſamkeiten in der Natur gewöhnt worden, ſodaß uns auch die letzte Laune der Witterung nicht verwundert. Wenn wir bereits von einem Apfelbaum berich— teten, der zweimal blühte und auch, wie man uns mitteilte, zweimal Früchte trug, ſo berichtet der Chroniſt von blühenden Apfel- und Zwetſchenbäumen, die im November neben Blüten, ſtark entwickelte Tragknoſpen zeigen. Aber auch Rieſen⸗ früchte konnten als Folge der anhaltend günſtigen Witterung geerntet werden. So folgten den„Rieſentomaten“ die„Rie— ſenkartoffeln“ und heute meldet Herr Franz Ehrhardt(Zum Stern), daß er Dickrüben erntete im Gewichte von 40 Pfd. und 38 einhalb Pfund. Der Züchter hat die Rieſendickrüben zur Beſichtigung in ſeinem Lokal ausgeſtellt. . Wobhljahrtsbriejmarken 1934 Von den Richard-Wagner-Wohlfahrtsbriefmarken 1933 wurden rund zweihundertzehn Millionen Stück mit einem Ertrag von RM. 825 000.— verkauft. Wiederum im Rah⸗ men des Kampfes gegen die Winternot gab der Reichspoſt⸗ miniſter am 5. November 1934 eine Reihe von Wohlfahrts- briefmarken für die deutſche Nothilfe aus. Der leitende Ge— danke dieſer Ausgabe iſt eine Darſtellung deutſcher Berufs- ſtände, die in neun typiſchen Vertretern auf den Marken abgebildet ſind. Die Markenreihe wird eröffnet mit dem Kaufmann. Ferner gelangt eine Wohlfahrtspoſtkarte zur Ausgabe, die eine eingedruckte Wohlfahrtsbriefmarke mit dem Bild eines SA.-Mannes und dem Reichsadler enthält. Der Vertrieb der Wohlfahrtsbriefmarken wird unterſtützt durch die Reichs- und Staatsbehörden, die Reichsleitung des Win— terhilfswerkes, die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrts- pflege, wie Amt für Volkswohlfahrt(NSV.), Innere Miſ⸗ ſion, Rotes Kreuz und Caritas-Verband. Die Vertriebszeit der Marken und Poſtkarten begann am 5. November 1934 und endet mit dem 28. Februar 1935. Die Marken ſelbſt haben eine Gültigkeit zur Freimachung aller Poſtſendungen (In- und Ausland) bis zum 30. Juni 1935. * Oeffentliche Bildtelegraphenſtelle in Köln. Das deutſche Bildtelegraphennetz wird in nächſter Zeit durch eine neue öffentliche Bildſtelle in Köln erweitert werden. Das Bildtelegraphengerät, das die Deutſche Reichspoſt dort ver— wenden wird, iſt von der Siemens& Halske AG. gebaut worden und entſpricht dem neueſten Stande der Technik. Die mit ihm aufgenommenen Bilder werden den zu ſtellenden Anforderungen in jeder Beziehung genügen. Es iſt damit zu rechnen, daß die neue Bildſtelle ſchon gegen Mitte Novem- ber dem Betrieb übergeben werden kann. Damit erhält auch der Weſten des Reiches Anſchluß an das deutſche und zugleich an das europäiſche Bildtelegraphennetz. — Pflanzen der Obſtbäume. Jetzt iſt die richtige Zeit zum Pflanzen der Obſtbäume; denn der Baum hat noch Gelegenheit, junge Wurzeln zu bilden. Gerade beim Obſt⸗ bau gilt, daß nur das Beſte gerade gut genug iſt. Ein Hochſtamm, der als gut gelten ſoll, muß ſich von unten nach oben gleichmäßig verjüngen und in der Krone etwa fünf gute Seitentriebe aufweiſen. Formbäume ſollen auf ſchwach— wüchſiger Unterlage veredelt ſein und die Veredelungsſtelle bei Zwergobſt muß handhoch über dem Boden liegen, da ſonſt eine Selbſtbewurzelung des Edelſtammes eintritt. Auch ſei man bedacht, nicht zu eng zu pflanzen. Bei Wahl der Obſtbäumabſtände berückſichtige man Form und Unterlage. Auch die Bodenbeſchaffenheit ſpielt bei der künftigen Ent⸗ wicklung eine Rolle. 5— Aus Mannheim 5 J Mannheim, 6. November. „Das heilige Köln“. Am Donnerstag, den 8. und Freitag, den 9. November, 20.15 Uhr, ſpricht Dr. W. Nie⸗ meyer, Hamburg, über das Thema:„Das heilige Köln“.— Der Vortrag wird das„Rom des Nordens“ in ſeiner be⸗ ſonderen Stellung zur deutſchen Geſchichte und zur deutſchen Kunſtgeſchichte umreißen. J Pizzvortrag. Am kommenden Sonntag ſoll auf viel⸗ fachen Wunſch der Pilzvortrag mit Lichtbildern von Herrn Dr. Bickerich— verbunden mit einer kleinen Pilzausſtellung — in der Aula der ehem. Handelshochſchule, A 4, 1, noch einmal wiederholt werden. Beginn 20.15 Uhr. ö Der Reinzugang an Wohnungen betrug im Monat Oktober: 208(Zugang durch Neubau 170, durch Umbau 38). Von den neugeſchaffenen Wohnungen ſind 78 Wohnungen mit 1—3 Zimmern, 124 Wohnungen mit 4—6 Zimmern und 6 Wohnungen mit 7 bezw. mehr Zimmern. Es wurden 103 neue Wohngebäude von privaten Bauherrn, 14 von öffent⸗ lichen Körperſchaften erſtellt, bezw. 117 Kleinhäuſer mit 1—2 Vollgeſchoſſen und höchſtens 4 Wohnungen. Für 51 Neu bauten, die zuſammen 63 Wohnungen ergaben, wurde eine Baukoſtenhilfe bewilligt. Außerdem wurde ein Reichszuſchuß für 12 Umbauten, welche 24 Wohnungen ergaben, gewährt. Handel und Wirtſchaſt (Ohne Gewähr.) Mannheimer Schlachtviehmarkt vom 6. November. Auf⸗ trieb: 140 Ochſen, 165 Bullen, 306 Kühe, 307 Färſen, 638 Kälber, 56 Schafe, 2477 Schweine, 5 Ziegen. Preiſe pro 50 Kilogramm Lebendgewicht in Reichsmark: Ochſen 37 bis 38, 32 bis 36, 28 bis 31; Bullen 36 bis 37, 32 bis 35, 28 bis 31; Kühe 32 bis 35, 25 bis 31, 18 bis 24, 13 bis 17; Färſen 38, 33 bis 37, 29 bis 32; Kälber 51 bis 53, 45 bis 50, 38 bis 44, 32 bis 37; Schafe nicht notiert; Schweine 53, 53, 50 bis 53, 48 bis 53, 48 bis 52.— Markt⸗ verlauf: Großvieh mittel, Kälber lebhaft, Schweine lebhaft, geringe Ware vernachläſſigt. Keiner darf im Kampfe für die Zukunft unſeres Volkes abſeits ſtehen! Verde Mitglied der NS. 535 N Amtliche Bekanntmachungen Betr.: Schlachtſteuergeſetz. Die Schlachtung von Rindvieh, Schweinen und Schafen unterliegt der Schlachtſteuer. Jeder, der für eigene Rechnung ſchlachten oder ſchlachten laſſen will, hat die Schlachtung vor der Tötung der Tiere bei der Gemeindekaſſe anzumelden und die Steuer zu zahlen. Notſchlachtungen ſind vor Beginn der Fleiſchbeſchau, ſpäteſtens am erſten Werktag nach der Tötung des Tieres anzumelden. Außer bei Notſchlachtungen dürfen auch Lohnſchlächter mit der Schlachtung erſt beginnen, nach— dem ihnen nachgewieſen worden iſt, 1. daß die Schlachtſteuer in zutreffender Höhe bezahlt iſt, oder 2. wenn die Schlachtſteuer nicht bezahlt iſt, daß die Vorausſetzungen der Steuerfreiheit gegeben ſind und eine vorgeſchriebene ſteuerliche Anmeldung ordnungs- gemäß geſchehen iſt. Bei Notſchlachtungen ſind die Lohnſchlächter verpflichtet, ſich den genannten Nachweis vor der Zerlegung des Tier— körpers über das vor der Fleiſchbeſchau zuläßige Maß hin⸗ aus erbringen zu laſſen. Die Fleiſchbeſchauer ſind verpflichtet, ſich bei der Fleiſch— beſchau den erwähnten Nachweis vorlegen zu laſſen und vor— kommende Unſtimmigkeiten dem Hauptzollamt Worms an— zuzeigen. Wer Notſchlachtungen vortäuſcht, verliert für künftige Fälle bei Notſchlachtungen den Anſpruch auf Steuererſtattung. Für ſogenannte Hausſchlachtungen beträgt die Schlacht- ſteuer 2.— RM. für jedes zu ſchlachtende Schwein oder Kalb. Anträge auf Steuerermäßigung für Hausſchlachtungen ſind nur durch den Haushaltungsvorſtand oder eine vor— ſchriftsmäßige bevollmächtigte geſchäftsfähige Perſon zu un⸗ terzeichnen. Die Bedingungen für Hausſchlachtungen ſind auf der Rückſeite der Antragsvordrucke abgedruckt. Viernheim, den 5. November 1934. Betr.: Feldbereinigung in der Gemeinde Viernheim. Es beſteht Veranlaſſung darauf hinzuweiſen, daß ſämt⸗ liche Schäden, die durch die Autobahn(auch Verlegung des Lampertheimer- und Sandhöferweges) entſtanden ſind, von der Feldbereinigungskommiſſion abgeſchätzt ſind und demnächſt durch die Reichsautobahn zur Auszahlung gelangen. Viernheim, den 5. November 1934. Bürgermeiſterei Viernheim Bechtel Betr.: Die Durchführung des Reichsmilchgeſetzes. Wie uns das Kreisveterinäramt unterm 5. ds. Mts. berichtet, iſt von ihm eine erſchreckende Zunahme der Tuber— kuloſe bei Schlachtſchweinen im Kreiſe feſtgeſtellt worden. Der Reichsdurchſchnitt der Erkrankungen von rund 3 90 iſt in den neun Monaten ds. Is. ganz erheblich überſchritten worden. Nach der Auffaſſung des Kreisveterinäramtes ſteht dieſe Zunahme der Tuberkuloſe bei Schlachtſchweinen ohne Zweifel in urſächlichem Zuſammenhang mit der vermehrten Ver⸗ fütterung von Magermilch aus Molkereien und Molken aus Käſereien. Das Kreisveterinäramt hat bei wiederholten Beſichti— gungen der Milchabnahmeſtellen auch einen enorm hohen Schmutzgehalt der angelieferten Rohmilch feſtgeſtellt, der ſo groß iſt, daß der Centrifugenſchlamm infolge des beigemiſch— ten Kotes ausgeſprochen grün verfärbt iſt. Dieſe Feſtſtel⸗ lung läßt den Schluß zu, daß bei der Gewinnung der Milch nicht mit der nötigen Sauberkeit verfahren wird. Wir weiſen Sie daher an, die Landwirte in geeigneter Weiſe auf die einſchlägigen Beſtimmungen des Reichsmilch— geſetzes vom 31. 7. 1930 und die hierzu ergangenen Aus⸗ führungsbeſtimmungen hinzuweiſen. Unerläßlich erſcheint nach der Anſicht des Kreisveterinäramtes das Auskalken der Stallungen. Wir ordnen daher an, daß der Kalkanſtrich der Stal— lungen bis zum 31. Dezember 1934 erneuert wird und be⸗ auftragen Sie, wegen der Durchführung dieſer Maßnahme ſofort das Erforderliche zu veranlaſſen. Wir werden den Befolg dieſer Anordnung im Laufe des Monats Januar 1935 durch die Polizei kontrollieren laſſen. Wir haben in den letzten Tagen eine allgemeine Kon— trolle der Milchwirtſchafts- und Milchhandelsbetriebe durch die Polizei im Hinblick auf die Einhaltung der Vorſchriften des Reichsmilchgeſetzes und ſeinen Ausführungsbeſtimmungen durchführen laſſen. Die Feſtſtellungen des Kreisveterinär— amtes beweiſen deutlich die Richtigkeit und Notwendigkeit dieſer Maßnahme. Wir erwarten daher mit Rückſicht auf die Wichtigkeit der Milch als Genußmittel für die Bevölkerung insbeſondere für die Kinder und Kranke, daß Sie uns bei der Durchführung der Ueberwachung der Milchbetriebe in weitgehendſter Weiſe unterſtützen. Heppenheim, den 15. Oktober 1934. Kreisamt Heppenheim J. V.: gez. Stieh. Vorſtehende Anordnung des Kreisamtes Heppenheim bringen wir hiermit den Betreffenden zur Kenntnis. Wir werden im Laufe des Monats Januar 1935 den Befolg dieſer Anordnung kontrollieren laſſen. Die wichtigſten 88 des Reichsmilchgeſetzes und die hier— zu ergangenen Ausführungsbeſtimmungen ſind im Aushänge— kaſten der Bauernſchaft angeſchlagen. Viernheim, den 2. November 1934. Bürgermeiſterei Viernheim Bechtel CCC y Wiſſen Sie bas? Die Konſumvereine hatten im Jahre 1932 einen Anteil von 4.6 Prozent am geſamten Einzelhandelsumſatz, die Wa⸗ renhäuſer einen ſolchen von 4.3 Prozent, während die Ver⸗ ſandgeſchäfte einen Anteil von 3.5 Prozent für ſich verbuchen konnten. Die erſte Pferdebahn Deutſchlands wurde am 25. Auguſt 1865 in Berlin zwiſchen Kupfergraben und Charlottenburg er— öffnet. Die kleinſte Zeitung der Welt iſt die„Sabmelas“, die nur vier Seiten ſtark iſt und nur in jedem Jahr viermal 4 zur Erbauung der in Finnland lebenden Lapp⸗ länder. —— * nentung!— Zur Rirehweine empfehle ich mich für Entlaujen 2 Hühner ſchwarz⸗ u. gelbſch. Zur Kirchweihbäckerei empfehle ppma weifen Käse Tische Buller. Par parine augen u. Sauren Rahm Fler, welgen ase ——* wird gebeten Hochzeit- und sonstige Fahrten! er lerbst l Hauskleider- tolle, Plane! und Velour Neparaturwerkſtätte Fahrſchule Telefon 120— Weinheimerſtraße 78 Vereins⸗Anzeiger Hauskleider- stoffe, halb- wolle, solide Deutſche Angeſtelltenſchaft, Ortsgruppe Qual. 100 Viernheim. Die Mitglieder der Berufsge-] 1.95, 1.60 J. meinſchaften der Werkmeiſter und weiblichenſ Noxgenrock- Angeſtellten werden gebeten, die Beiträge fürf Lelour und 5 0 8 2 0 neu- Monat November im Laufe der Woche an Malin der den Kaſſenwalter AdamEnglert, Ecke Hofmann-] ang 0 90 und Weihgartenſtr. zu entrichten. Die ange-] 145,110 gebene Zeit iſt unbedingt einzuhalten. Manchgante Für den Ortsgruppenwart: Neff. e eee b. praktische Zum Kirchweintest: I basceret wech,“ Norgen re bäckerei empfehle 5405 röcke Feinſtes Weizenauszugs⸗ n Käse deter mehl 00 Pfd. 23.3 5 K 5 1.60, 1.25 0.90 Fſt. Spezial 0 Pfd. 203 Neue Haſſelnüſſe Pf. 85 3 Neue Barin⸗Mandeln gar. handverleſene Ware 174 Pfd. 273 Sultaninen Pfd. 104 Korinthen Pfd. 123 Kokosflocken“ Pfd. 93 und Ranm Beſtellungen für Käſe werden noch 17 Suna entgegengenomm. Um gefl. Rückgabe Holzstraße 23 Beſtellungen für weißen Käſe bis 095,0. 0 4 6 ö 8 e Molkereiprodukte Bismarckſtraße 12 empfiehlt Mittwoch erwünſcht. und alle Sonsugen Backartzel 2 Milchhandlung DDe Kiesſtraße. . 5 wie auch Backäpfel Schlachtgewürze aller Art beſonders billig Georg Hook Adolf Hitlerſtraße 1 Knaubers ein Gläschen aur HCHUeinbächerel empfehle alle einſchlägigen Artikel beſter Qualiät. Ferner empfehle Lebensmittel u. Delikateſſen Nach Feierabend ſchnell bei Bellheimer nell Die Ruge frau zeigenteil der e llernneimer Milchhandlung Horſt Weſſelſtr. 10 MANNHEIM Alle Backzutaten ſowie Rum, Arak, Citronen ANDEN PLATTEN DD 7 junge gentacll zu e Hachhie- menandersw. 3 Slullden Angebote unter Nr. 204 an die Ge⸗ ſchäftsſtelle erbeten weinen Häse Zirka 20 Zentner Kakao loſe u. Pakete, Puder⸗ zucker, Citronat, Eier, Butter Margarine uſw. Felnſtergonnenkaftee % Pfd. 60 u. 70 Fſt. Maragogype⸗ Miſchung Pfd. 80. Hartgrießmaccaroni Pf. 383 Gemüſenudel reine Hart⸗ grießware Pfund 38 4 Täglich friſchen . Pfd. 92 7 Bemüſenudel, Eierwarepf. 3 Prozent Nabatt 3 1 zu verkaufen i J. fleischmann marun alter J bnfraz. Saarſtr. 46 Jon. Honig Lebensmittelgeſchäft Saarſtraße 31 zu haben bei 22 Gekauft Wir immer! Darum keine wenn es fast schon zu spät ist— nein, immer rechtzeitig. Also zumindest zwei Stunden vor Anzeigenschluß sollten Sie lhre Anzeigen aufgeben. Sie erweisen sich selber damit den best. Dienst; denn lhre Anzeigen werden sorgfältiger gesetzt. Unterbrechung in der Zallunos- ename ES Rieſenerbſchaſt nach Güddeutſchland 10 bis 15 Millionen Dollar. Der Reihe nach ſind in den letzten Wochen verſchiedene Meldungen über eine etwa 18 Millionen Dollar betragende Erbſchaft bekannt geworden, die nach Württemberg fallen ſoll. Wie die„Württembergiſche Landeszeitung“ zu berich⸗ ten weiß, ſind die bisher angegebenen Einzelheiten in dieſer Form falſch. Tatſächlich handelt es ſich aber um eine rieſige Erbſchaft, die mit 99 Prozent Sicherheit im kommen⸗ den Frühjahr nach Württemberg kommt. a Im Alter von 81 Jahren ſtarb am 16. November 1930 die Erblaſſerin, Frau Henriette Edwardina Garett geb. Schäffer in Philadelphia im Staate Pennſylvanien ohne Nachkommen und ohne teſtamentariſche Verfügung über ein Rieſenvermögen von 18 Millionen Dollar. Nach dem Penn⸗ ſylvaniſchen Erbfolgegeſetz gelangt die Hauptmaſſe davon an die nächſten Blutsverwandten der Erblaſſerin zur Aus⸗ zahlung. Jahrelange Nachforſchungen in den verſchiedenſten Teilen Deutſchlands und der Schweiz, in Frankreich und im Elſaß ergaben, daß in einem kleinen Pfarrdorf im württembergiſchen Oberland am 5. Auguſt 1808 Chriſtian Schäffer, der Vater der Erblaſſerin, geſtorben iſt, und es gelang, die Legitimation von 28 leben⸗ den, im fünften Grad ſtehenden Blutsverwandten lückenlos und ſtichhaltig zu vollenden. Es iſt ſo tatſächlich mit einer Erwirkung von rund zehn bis fünfzehn Millionen Dollar für die in Süddeutſchland lebenden Erben zu rechnen, die ſich damit einverſtanden er⸗ klärt haben, auch unter den weitläufigen Verwandten und Nachkommen der Großmutter der Erblaſſerin einen Teil des Erbes entſprechend zu verteilen. Auch verſchiedene Pfarrämter, das Württembergiſche Staatsarchiv und der Caritasverband, die in uneigennütziger Weiſe ihre Mitwir⸗ kung bei den Nachforſchungen zur Verfügung ſtellten, ferner die NS.⸗Volkswohlfahrt dürfen dem Vernehmen nach auf eine entſprechende Veraütuna rechnen. N 5* 5— Erteile billigſt gute Bezugsquellen. e Zum OGeſchirrwaſchen, Spülen uad Reinigts Ocafel'e dr 7 f 5 liest vorher den“ An- ehe Sie ihre Einkäufe be- sorgt. Sie weib in diesem Blatte befinden sich stets 8* 1 Hauff Arbeitsbeſchaffunoslose Ra, 892222 ö ö Rätſel um zwei Schweſtern In Frankreich ſpurlos verſchwunden. Augsburg, 6. Nov. Seit etwa Jahresfriſt ſind in Frank⸗ reich zwei Augsburgerinnen ſpurlos verſchwunden. Es ſind die beiden Schweſtern Frieda und Melanie Schwindl, die im Alter von 31 und 27 Jahren ſtehen. Die beiden waren wiederholt im Ausland in Stellung. Zuletzt hatten beide zu⸗ ſammen, die eine als Zofe, die andere als Köchin, Stellung bei einer franzöſiſchen Dame namens Maria Palaſſe in Chateau de Corberes bei Lemange gefunden. Als beide Schweſtern gleichzeitig Urlaub erhielten, fuhr die jüngere, Melanie, zu ihren drei Brüdern und Bekannten nach Augs⸗ burg, die ältere blieb in Frankreich und lernte in einem Py⸗ renäenort einen Ingenieur namens Bacilien kennen, der ſich als eingeborener Südtiroler ausgab und Neigung be⸗ kundete, Frieda Schwindl heiraten zu wollen. Die zur Trauung notwendigen Papiere wollte der angebliche Inge⸗ nieur beim deutſchen Konſulat in Toulouſe beſchaffen, wo ſpäter auch Hochzeit ſein ſollte. Inzwiſchen war Melanie von Augsburg wieder nach Frankreich zurückgekehrt und lernte dort den Bräutigam der Schweſter kennen. Dieſer äußerte den Wunſch, Melanie ſolle mit ihnen die Hochzeitsreiſe machen. Das Mädchen ließ ſich von dem gewandten Auftreten des anſcheinend wohl⸗ ſituierten Ingenieurs blenden, kündigte in der Hoffnung, auch ſpäter bei ihrer Schweſter und deren Gatten bleiben zu dürfen, auf 15. Oktober ihre Stellung und— ſeither fehlt jede Spur von den Dreien. An dem Verhalten des Ingenieurs war von vornherein verdächtig, daß es in Toulouſe kein deutſches Konſulat gibt. Das lange Stillſchweigen der beiden Schweſtern iſt um ſo auffallender, als ſie ihren übrigen fünf Geſchwiſtern ſonſt regelmäßig ſchrieben. / ͤ ͤſdGpß/wGſG/ß0ꝓ ã ã ͤTpPpPPpPpPPpcGcccfccccccccc c Arbeit ſchaffen iſt nationale Pflicht! e de. lesem Stets der be⸗ 1 ge⸗ 10 ach det fie U hlt 17 F * — Mittwoch, den 7. November 19334. —— Vier nheimer Volkszeitung 7 Deulſch⸗Südweſt von der ſüdafrikaniſch. Anion begehrt (Eigener Bericht aus London.) Die heftigen Wahlkämpfe im früheren Deutſch-Südweſt⸗— afrika, jetzt als Mandatsgebiet dem Völkerbund unterſtellt und von der ſüdafrikaniſchen Anion„berwaltet“, ſind zu Ende. Die „Anited Party“ das heißt, die aus Engländern und Buren imperialiſtiſcher Richtung zuſammengefügte Koalition hat eine Zweidrittelmehrheit erlangt, und da dieſe Partei eine gengere konſtitutionelle Verbindung mit der ſüdafrikaniſchen Anion f erſtrebt, bedeutet ihr Sieg, daß die Einverleibung der ehemaligen deutſchen Kolonie in die Vereinigten Staaten von Südafrika verſucht werden wird. f Hand in Hand mit der Verfolgung der Politik der Anited Party, ging die Verfolgung der Deutſchen in der früheren Kolonie. Die„Times“ hatte unlängſt feſtgeſtellt, daß dieſe deut— ſchen Siedler„bis auf einen winzigen Reſt“ alle zur national— ſozialiſtiſchen Bewegung gehören. Es verſteht ſich von ſelber, daß ſie gegen die genannte Einverleibung ſind Sie ſtehen auf dem Standpunkt daß die Wegnahme der Kolonie aus deutſcher Verwaltung ein Anrecht und die Aufrichtung eines Mandats eine„Schiebu ng“ iſt. Wenn erſt einmal das Kolonialgebiet kloſtitutionell mit der ſüdafrikaniſchen Anion gleichgeſtellt ift iſt eine Wiedergutmachung des Anrechts faſt unmöglich. Auf den Wibderſtand der Deutſchen antworteten die Briten un er 0 8 d Buren nachkömmlinge, die in das Mandatsgebiet maſſenhaft einge wandert ſind(gelockt durch die Diamantenfunde), mit Maß nahmen gegen die nationalſozialiſtiſche Bewegung in der Ko— lonie. Zuerſt wurde die Hitlerjugend als„ſtaatsgefährlich“ ver— boten. Ihr Führer mußte das Land verlaſſen. Jetzt treffen aus Kapſtadt weitere Nachrichten von Ausweifungen ein. Der Ge— neralſtaatsanwalt der Südafrikaniſchen Anion hat verfügt, daß Major Weigel, der bei den Wahlen als Führer der Minder heit gewählt wurde, wegen„nationalſozialiſtiſcher Umtriebe“ das Land zu verlaſſen habe. Es iſt ihm eine Friſt von dre! Wochen zur Ordnung ſeiner perſönlichen Verhältniſſe gegeben worden. Weitere Ausweiſungen mit ſechs Wochen Friſt wer— den angekündigt. Die geſamte nationalſozialiſtiſche Organiſation iſt zerſchlagen. Zugehörigkeit zur Bewegung iſt unter ſchwere Strafe geſtellt. Ein Exchange⸗Telegramm aus Genf läßt den ſüdafrika⸗ niſchen Delegierten beim Völkerbund Louw, erklären, daß trotz des Verbotes die nationalſozialiſtiſche Bewegung in der Kolonie Zitark“ ſei, ſo daß paſſiver Widerſtand weiter zu erwarten ſei. Der gleiche Delegierte ſtellt feſt, daß die Diamantengewinnung in der Kolonie von 1617698 Lſt. im Jahre 1929 auf nur 57000 Lſt. im Jahre 1933 zurückgegangen und jetzt gleich Null iſt. Die Finanzen waren nur auf die Diamanten geſtellt und ſind nun zerrüttet. Die Geſchichte der Nundfunkgeſellſchaff Darlegungen Bredows im Nundfunkprozeß DNB. Berlin, 6. Nov. 5 Zu Beginn der Dienstagsſitzung im großen Rundfunkprozeß ſetzte der Hauptangeklagte Bredow ſeine Darſtellung über die Ent— ſtehungsgeſchichte und den Aufbau des Rundfunks fort. Bredow ſchilderte ausführlich die finanziellen Schwierigkeiten, die in der letzten Inflationszeit und in der Aebergangszeit zur Sta⸗ biliſierung der Währung der Bau der Sender gemacht habe. Bredow gab zu, daß er, um Mittel für den Ausbau des Sender— netzes zu beſchaffen, unter Verletzung des Haushaltsrechts die Rund— funkinduſtrie und den Rundfunkhandel zu verſchiedenen Abgaben ge— zwungen habe, ſo durch Banderolierung der Röhren und Gebühren für die Prüfung und Stempelung der Geräte. Der Angeklagte Magnus berichtet alsdann eingehend über die kaufmänniſche Seite der Gründung des Berliner Rundfunks. Der Vox⸗-Konzern habe ſich im Herbſt 1923 bereit erklärt, für die Grün dung 3000 engliſche Pfund zu zeichnen. Das ſei in der damaligen Zeit ſchlimmſter Inflation ein außerordentlich wertvoller Beitrag ge⸗ weſen. Der Konzern habe dafür zunächſt ſämtliche Aktien übernom— men. Bei der Gründung der 2G, ſeien insgeſamt 60000 Goldmark eingeſetzt worden, mit denen der Betrieb aufgenommen worden ſei. Entſprechend den Vertragsbeſtimmungen habe der Vox⸗Konzern dann 1924 51 v. H. der Aktien übergeben, und zwar zum Teil an die „Deutſche Stunde“, die die Vertreterin der Intereſſen der Reichspoſt geweſen ſei, an die Reichspoſt ſelbſt und zum Teil an die Dradag. Die Einrichtung des Rundfunks ſei vom Vor-Konzern leihweiſe zur Verfügung geſtellt worden. Der Rundfunk habe ſofort große Ge⸗ winne abgeworfen. Schon 1926 ſeien 2 Millionen Reingewinn zu verzeichnen geweſen, die an die inzwiſchen gegründete Reichsrund— ſunkgeſellſchaft hätten abgeführt werden können. Dann ſchilderte der Angeklagte Dr. Otto die Entwicklung des Leipziger Rundfunks. Nachdem im weiteren Verlauf der Vormittagsſitzung im Rund— funkprozeß ſämtliche angeklagten Perſönlichkeiten der örtlichen Sende— geſellſchaften über deren Gründung und finanzielle Entwicklung be⸗ richtet hatten, äußerte ſich der Hauptangektagte Bredow in einem mehrſtündigen zuſammenhängenden Vortrag über die Entſtehungsgeſchichte und die Gründung der Reichs⸗ rundfunkgeſellſchaft. Er betonte, die Reichspoſt habe den Privataktionären der einzelnen Sendegeſellſchaften die Sicherung des Rundfunkbetriebes durch einen auf fünf Jahre laufenden Konzeſſionsvertrag zugeſagt. Von den der Deutſchen Stunde und der Dradag gehörigen 51 Prozent Aktien— anteilen werden der Reichspoſt 17 Prozent zugeſichert. Die Dradag und die Deutſche Stunde waren zwar Privatgeſellſchaften, empfingen aber ihre Richtlinien vom Reichspoſtminiſterium. Bredow hob hervor, daß er der Dradag auf die Dauer das Recht einer Dachgeſellſchaft für den Rundfunk nicht zugeſtehen wollte, da ſich die Dradag durch ihren Leiter, den Sozialdemokraten Heil⸗ mann, in rein politiſchem Fahrwaſſer befand. Er habe darum mit der Durchführung des Vertrages, der der Reichspoſt 17 Prozent der Anteile zuſicherte, gezögert, um nicht gezwungen zu ſein, die Reichs- poſt mit der politiſchen Dradag zu verkoppeln. Bredow ſchilderte dann weiter, wie er mit den Miniſtern Schiele und Stingl im Januar 1925 die Gründung einer poli— liſch neutralen Reichsrundfunkgeſellſchaft vereinbart habe, die unter dem Einfluß des Reichspoſtminiſteriums ſtehen ſollte. Die Dradag ſollte nur als Nachrichtenlieferant für die Sendegeſellſchaften in Er⸗ ſcheinung treten, aber keinerlei Einfluß auf dieſe haben. Da anderer- ſeits die Sendegeſellſchaften verpflichtet wurden, nur 10 Prozent Dividende auszuſchütten, ſollte den Privataktionären als Ausgleich für dieſe Bindung das Recht zugeſtanden werden, den Vorſtand zu den einzelnen Sendegeſellſchaften zu bilden und die gleiche Anzahl von Aufſichtsratsmitgliedern wie die Reichspoſt in die Reichsrund— funkgeſellſchaft zu entſenden. Etwaige Leberſchüſſe der Sendegeſell⸗ ſchaften ſollten nicht in Form höherer Dividende zur Auszahlung ge— langen, ſondern zum Teil für den Ausbau des Rundfunkweſens ver- wandt werden, zum Teil in Form von Vorzugsaktien an die Aktio- näre ausgegeben werden. Der Angeklagte Bredow gab dann weiter an, daß ihm die Mini— ſter Schiele und Stingl nahegelegt hätten, ſelbſt die Leitung der Reichsrundfunkgeſellſchaft zu übernehmen, da er angeſichts ſeiner Sachkenntniſſe der einzige geeignete Mann dazu ſei. Er habe ſich erſt nach einigem Zögern zu der Annahme dieſes Amtes entſchloſſen, und zwar zunächſt mit dem Titel Reichsrundfunkkommiſſar des Reichs- poſtminiſters ehrenamtlich, vom 1. Juni 1926 ab unter Ausſcheidung aus dem Staatsdienſte hauptamtlich. Vor der eigentlichen Gründung der Geſellſchaft im Mai 1925 hätten noch beſondere Schwierigkeiten mit den Ländern überwunden werden müſſen, die der Angeklagte im einzelnen ſchildert. Bredow wies mit Nachdruck zurück, ſich ſelbſt jemals Vater des Rundfunks genannt zu haben. Dieſe Bezeichnung ſei ihm von unterwürfigen Schmeichlern gegeben worden. Er habe ſie niemals für ſich in Anſpruch genommen. Zum Schluß der Nach- mittagsſitzung ſchilderte Bredow, daß der Rundfunkbetrieb eine ſchwere Belaſtung durch die Forderung der Länder erhalten habe, in den örtlichen Sendegeſellſchaften politiſche und kulturelle Keber⸗ wachungsausſchüſſe einzuſetzen. In dieſen Ausſchüſſen ſaßen die Parteivertreter der einzelnen Landtage. So waren über 100 Partei- vertreter im ganzen Reich in der Lage, in die Rundfunkangelegen⸗ heiten ſtändig hineinzureden. Bredow ſchloß ſeine Ausführungen: Die Größe der Tragik dieſes Zuſtandes kann man erſt heute ermeſſen, wo alles von einer Perſönlichkeit gemacht wird im autoritären Staat Adolf Hitlers. Die Sitzung wurde dann auf Donnerstagvormittag vertagt. Sr Der Aeberfall von Landsweiler Ein durchſichkiges Manöver. Saarbrücken, 6. November. Ueber den Zwiſchenfall in Landsweiler liegt eine polizei⸗ iche Verlautbarung immer noch nicht vor. Indeſſen häufen ſich die Anzeichen dafür, daß es ſich hier um eine regelrechte. von einer zentralen Stelle vorbereitete Aktion der kommu- niſtiſch⸗marxiſtiſchen Einheitsfront gehandelt hat. mit dem Ziel, Zwiſchenfälle über Iwiſchenfälle hervorzurufen, um auf einen militäriſchen Einmarſch der Franzoſen hinzutrei⸗ ben, und, wenn möglich, noch in letzter Skunde eine Ver- ſchiebung der Abſtimmung zu erreichen. a In Zusammenhang mit dieſen Plänen iſt eine Mittei⸗ lung der„Volksſtimme“ bemerkenswert, nach der ſich eine rote„Einheitsfront des Sportes“ gebildet hat, zu der ſich die kommuniſtiſchen und ſozialiſtiſchen Gruppen der ſogenann⸗ ten Arbeiterſportbewegung zuſammengeſchloſſen haben. Die Mitglieder dieſer„Einheitsfront des Sportes werden ver · pflichtet, bei den Staffeln des„Maſſenſelbſtſchutzes“ mitzu⸗ wirken. Der kommuniſtiſche Aeberfall von Landsweiler iſt eine unmittelbare Folge der franzöſiſchen Einmarſchdrohungen. Die Kommuniſten wollten es ſich offenbar nichl zweimal ſagen laſſen, daß ſie mit dem Einmarſch franzöſiſcher Trup⸗ pen rechnen könnten, falls ſie Anruhen heraufbeſchwören. Die Regierungskommiſſion aber ſowie die Weltöffentlichkeit haben diesmal die beſte Gelegenheit gehabt, ſich davon zu überzeugen, von welcher Seite in Wahrheit Terror und Provokation ausgehen und wer heute ein poſilives Inkereſſe an Zwiſchenfällen hal. Ein ungewollter Erfolg Eine nicht erwünſchte Wirkung hatte die bekannte Saal⸗ verordnung der Abſtimmungskommiſſion in Dudweiler. Bekanntlich kann die Kommiſſion Säle beſchlagnahmen und einer Abſtimmungspartei zu Abſtimmungskundgebungen zur Verfügung ſtellen. Nunmehr haben die geſamten Wirt⸗ ſchaftsbeſitzer von Dudweiler beſchloſſen, die Saalmiete für die von der ſogenannten Einheitsfront beſchlagnahmten Säle reſtlos der Deutſchen Front zur Verfügung zu ſtellen. Das Abhalten von Verſammlungen in Dudweiler iſt alſo für die Einheitsfront ein recht zweifelhaftes Vergnü⸗ gen geworden. Fahrpreisermäßigungen bis Ende 1933 verlängert. DNB. Berlin, 6. Nov. Die Deutſche Reichsbahn hat die Geltungsdauer der Ar— laubskarten der Oſtpreußen-Nückfahrkarten, der Netz- und Be⸗ zirkskarten ſowie Abſchlußbezirks- und Bezirksteilmonatskarten bis zum 31. Dezember 1935 verlängert. Arſprünglich waren die mit den genannten Karten verbundenen Fahrpreisermäßigungen nur bis zum 31. Dezember 1934 befriſtet. Olympia-Kurſe der Eis⸗ hocken Sportler. Unter Leitung des kana⸗ diſchen Studenten Brant begann im Eisſtadion Friedrichshain in Berlin der erſte Lehrgang für Olympia⸗Anwärter im Eishockey. „Liebe, Muſik und der Tod des Johann Sebaſtian Bach“ Im Keichsſender Stuktgark: Donnerslag, 8. November, 20.30 Uhr. Peter Paul Althaus hat ein Hörſpiel geſchrieben, das dichteriſchen Wert beſitzt und in einer ſeeliſch beſchwingten Zwieſprache zwiſchen dem großen Thomaskantor und ſeiner zweiten Frau Anna Magdalena drei Erinnerungsſzenen aus der biographiſchen Vergangenheit des achtzehnten Jahr— hunderts weckt. Aus der Art, wie Anna Magdalena, die ſpäte Vierzigerin ſpricht, empfinden wir die ehrfürchtige Achtung vor dem Genie des Mannes, den ſie lieben darf: auch wenn ſie mitunter mal in Hitze gerät. Das gilt für den erſten und zweiten Teil des gehaltvollen Hörſpiels, das uns Johann Sebaſtian Bach als 63jährigen zeigt. Im dritten Teil, der am 28. Juli 1750 ſpielt, erklingt uns die ſtille Welt des völlig Erblindeten, in der er mit gelaſſener Ruhe und abgeklärter Heiterkeit lebt. Die Stimme der älter gewordenen Frau an ſeiner Seite iſt von Sorge und Angſt erfüllt, bis der Altmeiſter in großer Er⸗ regung glaubt, wieder ſehen zu können; aber es iſt eine innere Viſion— ſeine letzte:—„Vor Deinen Thron treit ich hiermit“———,— von Knabenſtimmen geſungen. Die muſikaliſchen Zwiſchenſpiele ſind mehr als Unter⸗ malung, mehr als tönendes Stimmungskolorit. Sie er— gänzen und erklären das Geſprochene, heben es über die ſchlichte Form des Zwiegeſpräches hinaus und geben ihm ſo erſt die göttliche Weihe, die auch den Sprecher am Ende mahnen läßt:„Sei ſtolz auf dieſen unſterblichen Meiſter, Vaterland, aber ſei auch ſeiner wert!“ Im Jahre 1802 erſchien die erſte Bachbiographie. Ihr Verfaſſer war der Univerſitätsmuſikdirektor Johann Niko⸗ laus Forkel. Es war ein noch ſchmales Bändchen und doch verkündete es bereits, daß die Erhaltung des Andenkens an dieſen großen Mann nicht bloße Kunſtangelegenheit, daß ſie viel mehr noch, nämlich: Nationalangelegenheit ſei. Dieſe Erkenntnis zu vertiefen, iſt unſer Hörſpiel berufen. Es bringt uns das unſchätzbare Nationalerbgut Bachiſchen Weſens und Bachiſcher Muſik menſchlich nahe, und durch kein Inſtrument könnte dies vertraulicher geſchehen, wie durch den Aether, vor dem Lautſprecher am eigenen Herd. UC ãã V Maiuſchka und ſein„Geiſt“ DNB. Budapeſt, 6. Nov. Im Matuſchka-Prozeß kam es am Montag zu ſchweren Zuſammenſtößen zwiſchen dem Vorſitzenden und dem Angeklagten, wobei Matuſchka offenſichtlich den Eindruck geiſti— ger Anzurechnungsfähigkeit hervorzurufen verſuchte, wobei er immer wieder erklärte, daß der„Geiſt Leo“ ihn zu dem An— ſchlag getrieben habe. Als Matuſchka weiter erklärte, der Satan ſei ihm in Geſtalt des Leo begegnet, wies der Präſident ihn ſchroff zurück. Matuſchka proteſtierte und ſchlug heftig auf den Tiſch, wobei er ausrief:„Wenn es einen Gott gibt, ſo gibt es auch einen Satan!“ Der Präſident erwiderte, der Gerichtshof werde ſich durch ſolche Ammenmärchen nicht beeinfluſſen laſſen. Im Verlaufe der ganzen Verhandlung wurde Matuſchka mehr— fach in Feſſeln gelegt. Matuſchka erklärte ſich als ſchuldig und betonte ſeine Reue über den Anſchlag. Am zweiten Verhandlungstage des Matuſchka-Prozeſſes ſtand wiederum der vom Angeklagten immer wieder erwähnte „Geiſt Leo“ im Mittelpunkt des Verhörs. Leber die Beweg— gründe des Attentats erklärte Matuſchka, er ſei von einem Geiſt beſeſſen geweſen. Nach einem Abendeſſen mit einem Kaplan, bei dem erheblich getrunken wurde, habe er den Geiſt Leo auf ſeinem Bettrand ſitzend gefunden, der ihm zurief, er müſſe Attentate verüben, um ſo berühmt wie Trotzki zu werden. Von dieſem Moment an habe er ſich als Attentäter gefühlt und den Entſchluß zu Attentaten gefaßt. Der Geiſt habe ihm angeraten, eine religiös-kommuniſtiſche Sekte zu gründen. Matuſchka teilte hierbei mit, daß er auch in Berlin verſucht habe, eine Sekte religiöſer Kommuniſten ins Leben zu rufen und ſich hierfür einen größeren Geldbetrag verſchafft habe. Der Angeklagte ſchilderte dann die Vorbereitungen für die Attentate von Ansbach und Jüterbog, verwickelte ſich jedoch hierbei in erhebliche Widerſprüche mit ſeinen vor dem Wiener Landesgericht zu Protokoll gegebenen Ausſagen. Ma⸗ tuſchka behauptete immer wieder, daß er durch die Attentate keineswegs Menſchenleben vernichten, ſondern nur ſein em Namen in den Zeitungen leſen wollt e. Der Präſident wies dem Angeklagten nach, daß er ſtets Anſchläge auf Schnellzüge verübt und ſtets beſonders gefährdete Bahn— übergänge für die Attentate ausgeſucht hätte. Im Verhör zeigte der Angeklagte eine erſtaunliche Fachkenntnis auf eiſenbahn⸗ techniſchem Gebiete und ſchilderte ſeinen Attentatsverſuch bei Ansbach am Silveſterabend 1930. Nach jedem Attentatsverſuch habe er ſeine Kleider verbrannt, um das Geheimnis vor ſeiner Frau zu hüten. Auch in Ansbach hatte Matuſchka einen Auf⸗ ruf an die Arbeiter vorbereitet, den Zettel jedoch bei der Flucht wieder mit ſich genommen. In dem Aufruf ſtand,„daß eine große Macht hinter der Arbeiterſchaft ſtände“. Zwei Raubüberfälle in einer Nach Der Täter bereits feſtgenommen. * Frankfurt a. M., 6. November. In der Nacht machte in einer Höchſter Wirtſchaft ein junger Mann einem 55jährigen Küfermeiſter, der ebenfalls dort zu Gaſt war, das Angebot, ihn nachhauſe zu be— gleiten. Als beide ſich ſchon nahe der Wohnung des Küfers befanden, fiel deſſen Begleiter, der ſich unterdeſſen, um ſich unkenntlich zu machen, eine weiße Geſichtsmaske übergezogen hatte, über ihn her und ſchlug ihn zu Boden. Der Mann war zunächſt durch den wuchtigen Schlag betäubt. Als er wieder aus ſeiner Betäubung erwachte, merkte er, daß der Räuber auf ihm kniete und ſeine Rocktaſchen nach Wert⸗ gegenſtänden und Geld durchſuchte. Die Suche nach Geld war indeſſen erfolglos, denn der Küfer trug ſeine Geldtaſche in der hinteren Hoſentaſche, die der Räuber zu durchſuchen vergaß. Auf die Hilferufe des Ueberfallenen hin ſuchte der Räuber das Weite. Kurze Zeit darauf wurde auf einen 60jährigen Schwan⸗ heimer Einwohner ein Ueberfall unter den gleichen Um⸗ ſtänden verübt. Der Greis, der noch dazu Invalide iſt, wurde von einem jungen Burſchen auf der Straße ange⸗ ſprochen und dazu überredet, in ſeiner Aepfelweinwirtſchaft noch einmal mit ſeinem jungen Begleiter einzukehren, der ſich dann auch ſpäter erbot, ihn nachhauſe zu begleiten. Der Weg führte über die Wörthſpitze, da dieſer Weg angeb— lich kürzer ſein ſollte. An einer einſamen Stelle ſchlug der junge Burſche plötzlich auf den alten Mann ein und ſtreckte ihn mit einem —— MÜ2‚—ͤ— . — e eee — . eee VVV PFC Fauftſchlag gegen die Stirn zu Boden. Der Mann war ſo⸗ fort bewußtlos. Als er wieder zu ſich kam, warf ihm der Räuber mit den Worten:„Da haſt Du Dein Portemannaie wieder, Du Hund. Steh' ja nicht wieder auf, ſonft jage ich Dir eine Kugel in den Schädel!“, ſeine Geldbörſe vor die Füße. Nachdem ſich der Räuber entfernt hatte, erhob ſich der alte Mann, und mußte feſtſtellen, daß er ſeiner geſamten Barſchaft in Höhe von 22 Mark beraubt worden war. Den Fahndungen der Kriminalpolizei gelang es, den Räuber zu verhaften; er hat eingeſtanden, beide Raubüber⸗ fälle ausgeführt zu haben, um ſich in den Beſitz von Geld— mitteln zu ſetzen. Großfeuer in Dieburg Ein Arbeiter von den Flammen ergriffen. Dieburg, 6. Nov. Anſcheinend durch das Heißlaufen eines Motors entſtand in dem Betrieb von Wolf-Levi ein großes Schadenfeuer, das in den dort zur Verarbeitung kommenden Elektro-, Aluminium⸗ und Stanniolſpänen reiche Nahrung fand. Wahrſcheinlich war ein Funke des Motors in die leicht entzündlichen Späne geſprungen, die ſofort hell aufflammten. Ein Arbeiter wurde von den Flammen ergriffen, doch gelang es ſeinem Arbeitskameraden, ihm die brennenden Kleider vom Leibe zu reißen, ſo daß er nur an Geſicht und Händen durch Brandwunden verletzt wurde. Mit zehn Schlauchleitungen rückten die Feuerwehren dem Brand zu Leibe, doch wurde das Rettungswerk durch die immer wieder explodierenden Späne, die in Säcken und Blechfäſſern ge⸗ lagert waren, erſchwert. Erſt nach mehrſtündiger Arbeit gelang es, das Feuer auf ſeinen Herd zu beſchränken; das Arbeitsgebäude wurde jedoch völlig eingeäſchert. Geſuche und Ankräge in Turn- und Sporkangelegenheiten. Darmſtadt. Das Staatliche Turn- und Sportamt teilt mit: Es beſteht Anlaß, darauf hinzuweiſen, daß alle Ge⸗ ſuche und Anträge in Turn⸗ und Sportangelegenheiten nicht an das Heſſiſche Staatsminiſterium zu richten ſind, ſondern an das Staatliche Turn⸗ und Sportamt in Darm⸗ ſtadt, Adolf Hitlerplatz(Staatsminiſterium). Alle Turn⸗ und Sportangelegenheiten, ſoweit ſie die Schulen betreffen. ſind an die Miniſterialabteilung 2— Bildungsweſen— Peter Gemeinderſtraße, zu ſenden. * Darmſtadt. èUUrteile des Heſſiſchen Sonder⸗ gerichts.) Nach längerer Pauſe trat das Heſſiſche Son⸗ dergericht wieder einmal zuſammen. Die Verhandlung ge⸗ gen einen 22jährigen Wanderburſchen aus Wismar, der wegen Beleidigung des Führers und der Bewegung in einer Wirtſchaft in Klein⸗Auheim feſtgenommen worden war, wurde nicht zu Ende geführt, da der Angeklagte erſt auf ſeinen Geiſteszuſtand unterſucht werden ſoll.— Der 59jährige Jakob Michel aus Darmſtadt wurde wegen be— leidigenden Behauptungen zu ſechs Monaten Gefängnis verurteilt.— Der 27jährige frühere Kommuniſt Nikolaus Ritzinger aus Fürth wurde wegen verbotenen Waffen⸗ beſitzes zu acht Monaten Gefängnis verurteilt. Worms.(Selbſtmord auf der Straße.) In der Nähe der Stadtgärtnerei in der Alzeyerſtraße wurde geſtern vormittag ein 16jähriger Junge aus Worms⸗Pfiff⸗ ligheim mit einer Schußwunde im Kopf aufgefunden. Man veranlaßte ſofort die Ueberführung ins Städtiſche Kran— kenhaus, wo der Junge alsbald ſeiner Verletzung, die er ſich ſelbſt beigebracht hatte, erlag. Was den jungen Mann zu dieſem Schritt veranlaßt hat, iſt nicht bekannt. Gießen.(Neuer Rektor der Gießener Uni⸗ verſität.) Wie die Preſſeſtelle der Gießener Univerſität mitteilt, ernannte der Reichsſtatthalter in Heſſen den ordentlichen Profeſſor für Pädagogik und Pſychologie Dr. Gerhard Pfahler für das Amtsjahr 1934⸗35 zum Rektor der Heſſiſchen Landesuniverſität Gießen. Gießen.(Inbetriebnahme der modernſten Molkerei in Heſſen.) In dem Kreisort Geilshauſen weihte geſtern der Landesbauernführer Dr. Wagner die durch Um⸗ und Erweiterungsbau geſchaffene neue große Molkerei Geilshauſen, die unter der Kontrolle des Milch⸗ wirtſchaftsverbandes Heſſen arbeitet. Der Betrieb weiſt mit ſeinen ganzen Einrichtungen das Modernſte und Vollkom⸗ menſte auf dem Gebiete der Molkereiwirtſchaft auf; er iſt die modernſte Molkereieinrichtung in Heſſen. In dem Be⸗ trieb wird es möglich ſein, anſtatt der früheren Leiſtung von 1500 Litern Milchverarbeitung zunächſt etwa 5500 Liter Milch zu verarbeiten und dieſe Menge ſogar bis zu 12 000 bis 15 000 Liter Milch zu ſteigern. Der Molkereibau wurde unter der Leitung des Bauamts der Landesbauern— ſchaft errichtet.. ** Kaſſel.(Verkehrsunfall mit tödlichem Ausgang.) In der Leipzigerſtraße ereignete ſich ein Verkehrsunfall, der einen tödlichen Ausgang nahm. Der 12jährige Horſt Spindler aus der Hohenzollernſtraße befuhr mit ſeinem Fahrrad die Leipzigerſtraße in Richtung Holz⸗ markt. Der Führer eines Laſtwagens wollte den Jungen überholen, der im Augenblick, als der Kraftwagen an ihm vorbei wollte, nach links bog. Der Radfahrer wurde erfaßt und überfahren. Mit ſchweren Verletzungen und Knochen⸗ brüchen kam das unglückliche Kind in das Landeskranken⸗ haus, wo es ſchon bald nach keiner Einlieferung ge— ſtorben iſt. ö e Darmſtadt.(Auf die Auslagen von Lebens⸗ mittelgeſchäften achten.) Die Polizeidirektion teilt mit: Seit längerer Zeit werden von Inhabern von Lebens⸗ mittelgeſchäften häufig Lebens- und Genußmittel an Stel⸗ len, die dem Publikum allgemein zugänglich ſind(Verkaufs- räume, Platz vor dem Laden auf der Straße, Ständen auf der Straße uſw.) derart aufgeſtellt, daß ſie Verunreinigun⸗ gen durch Straßenſtaub und Ausſcheidungen von Menſchen und Tieren ausgeſetzt ſind. Eine derartige Aufbewahrung von Lebensmitteln, hauptſächlich ſolchen, die ungekocht oder auch ungewaſchen genoſſen werden und nicht mit Glas oder einer ſonſtigen durchſichtigen, aber undurchläſſigen Maſſe ſo bedeckt ſind, daß eine Verunreinigung ausgeſchloſſen iſt, fällt unter das Verbot des Paragraph 3 Abſatz 1 des Lebensmittelgeſetzes vom 5. Juli 1927 und iſt nach Para— graph 12 desſelben Geſetzes ſtrafbar. Hockenheim.(Unterſtützungsbetrüger ge⸗ faßt.) Von der Gendarmerie wurde hier ein aus Deutſch⸗ land ausgewieſener Mann verhaftet, der ſich unter dem Vorgeben, er ſei wegen ſeiner Mitgliedſchaft bei der NS DA p aus Rumänien ausgewieſen worden, Unterſtützungen erſchwin— delte. Man hatte dem Betrüger Fahrgeld nach Karlsruhe gegeben, das er in der Wirtſchaft in Alkohol umfetzte. . Doſſenheim.(Im Steinbruch verunglückt.) Im Steinbruch der Firma Gebrüder Leferenz verunglückte der Steinbrecher Heinrich Ries derart, daß er mit ſchweren Verletzungen in das Krankenhaus verbracht werden mußte. Weinheim.(Aktion gegen das Bettlertum.) Bei der hier in der letzten Woche durchgeführten Aktion gegen das Bettlerunweſen wurden fünf Perſonen feſtgenom⸗ men und dem Bezirksamt zur Beſtrafung vorgeführt. Weiter wurde ein Hauſierer, der ohne entſprechende Erlaubnis war, angezeigt. Q Schwetzingen.(Kleintierſchau.) Der Reichs⸗ verband Deutſcher Kleintierzüchter e. V. veranſtaltet vom 14. bis 16. Dezember dieſes Jahres in den Zirkelſälen des Schwetzinger Schloſſes eine Landesfachgruppenſchau. U Hockenheim.(Eröffnung der Landwirt⸗ ſchaftsſchule.) Die neu errichtete Kreislandwirtſchafts⸗ ſchule wurde in Anweſenheit des Landeskommiſſärs Dr. Scheffelmaier ſowie der Vertreter der Landes- und Kreisbauernſchaft wie auch der Bürgermeiſter von Hockenheim und Umgebung feierlich eröffnet. Der Landeskommiſſär über⸗ brachte die Grüße und Wünſche des badiſchen Wirtſchafts- und Finanzminiſters wie auch des Innenminiſters.— Landes- ökonomierat Dr. Wißwäſſer erläuterte Ziel und Auf— gaben der Landpwirtſchaftsſchule. Der Landesobmann der Landesbauernſchaft Baden, Pg. Huber, unterſtrich die Be— deutung einer guten fachlichen Schulung für den bäuer⸗ lichen Nachwuchs und für unſere Ernährungswirtſchaft über⸗ haupt. Für die Kreisleitung Mannheim der NSDAP. ſprach Kreisbauernführer Treiber. Schließlich ſprach noch Pg. Albert Roth von der Landesbauernſchaft. Die Augen der Jelena 20 ffn oman von Ww. Iattniegen Ich habe mich nur unter der Hand bel Lloyds in London erkundigt... nach allen auf der Fahrt befindlichen ruſſiſchen Dampfern... Dann las ich natürlich auch die Hafen meldungen von Rotterdam, Amſterdam und Antwerpen in den Zeitungen nach... Dabei iſt es mir dann aufgefallen... Der ruſſiſche Frachter„Dſerſhinsky“.. ja ſchau nur— gerade ſo hieß er—, hatte in Antwerpen noch nicht ganz gelöſcht, da dampfte er auf einmal im erſten Morgengrauen ab Feuer unter allen Keſſeln... Ich habe ausgerechnet, daß er genau in der Nacht, in der das Auto mit Kutépoff an der Küſte ſein mußte, ganz in der Nähe kreuzen konnte. Nun ging die Fahrt nordwärts nach Southampton, und von dort aus über Stettin nach Reval oder, wahrſcheinlicher noch, gleich nach Petersburg. „Jetzt verſtehe ich dich!“ jubelte Ellinor,„jetzt gibt's Leben! Endlich einmal wieder... Ich mußte packen nicht der netten Reporterin wegen, ſondern weil wir nach Stettin fahren—“ „Nein, der„Dſerſhinsky“ iſt noch lange nicht in Stettin. Ich muß erſt mit Roiſeman fertig werden.“ i Ellinor wollte etwas erwidern, da klopfte es. Die Pen⸗ ſionsinhaberin war es. Von dem Stubenmädchen hätte ſie ge⸗ hört, die Herrſchaften wollten ausziehen. Sie verſtände das natürlich, und es wäre ihr ſchrecklich peinlich, dieſe unverſchämte Beläſtigung der Gäſte. 7 „Nun ſprechen Sie doch endlich deutſch!“ ſagte Remiſow ärgerlich,„Sie wiſſen, daß wir das verſtehen. Aus Ihrem verfluchten Penſionatsfranzöſiſch wird doch nicht einmal ein bre— toniſcher Eſel klug.“ Die gute Dame war beleidigt. 5 ö „Es iſt gerade ein Herr da, der bei mir nach einem Zim— mer fragte. Ich wollte ihn ſchon abweiſen, da kam eden das Mädchen, und nun wäre ich den Herrſchaften ſehr dankbar, wenn ſie erlauben wollten, daß ich ihm Ihre Räume zeige.“ g „ Meinetwegen!“ ſagle Remiſow,„und bringen Sie mir bitte ſofort die Rechnung.“ Nach einer Minute kam die Frau mit dem Fremden. Remiſow ſah kaum auf. And auch Ellinor packte ruhig weiter. Nur wenige Sekunden, da ging der Fremde wieder. Ellinor und Remiſow ſchauten ſich lange an. Es war Roiſeman geweſen. * Der kurze amtliche Akt bei dem britiſchen Generalkonſul war vorüber. And Sir Edward Perſhing, der Konſul, beglück- wünſchte froſtig das junge Paar. Als Trauzeugen hatten ſich unterſchrieben Lady Rawlinſon und ein Konſulatsſekretär. And Ellinor war auch froh, daß die Sache wenigſtens hier ohne jede Feierlichkeit abging. Selig war die Mutter zu ihr gekommen, in die kleine möblierte Grunewaldvilla, die Remiſow gemietet hatte „Kind, der Vater hat dir die Erlaubnis gegeben, Remiſow zu heiraten.“ f 7 Ellinor hatte ſich nichts anmerken laſſen, wie gleichgültig ihr das war. And um der Mutter willen hatte ſie zu allem gern und froh Ja geſagt. 1 0 Zetzt ſtand noch die Trauung in der armeniſchen Kirche be— vor. Ellinor hatte erſt nicht gewollt. Aber als ſie merkte, wie ſehr ſich auch Nemiſow dagegen ſträubte, beſtand ſie auf einmal darauf. Der Berliner Biſchof der armeniſch-gregorianiſchen Kirche ſollte ſie trauen. 5 Das einfache Kirchlein war heute ein Wald von Lorbeer und Tannengrün. Draußen rieſelte unaufhaltſam der Schnee, und in dem ſtillen Dämmern drinnen brannten Hunderte von Lämpchen vor dem Hochaltar und den heiligen Ikonen. Weih— rauch duftete, ein einziger Glanz waren die goldgeſtickten Ge— wänder der Prieſter, darüber der Geruch der deutſchen Tannen, und durch alle leuchtet der wunderbare liturgiſche Geſana der Prieſter und Diakone in der Pracht der herrlich dahinſchreiten⸗ den altgriechiſchen Sprache des Gregor Thaumaturgus und des Baſilius. 5 „Nein. ef Ganz langſam, mit gemeſſenen, feierlichen Schritten ging das ungeheure Drama des chriſtlichen Opfers ſeinem Höhe— punkte zu. Ellinor, die in weißem Atlaskleide da kniete, verſtand ſchau— dernd faſt jedes Wort. Remiſow war ihr ein guter Sprachen— lehrer geweſen. Sie hörte das„Kyrie! Kyrie!“, hörte die Rufe an den Chriſtus Pantokrator, den Allherrſcher Chriſtus, hörte das Ge— bet an Maria Theotokos, die Gottesgebärerin, und ſie verſtand das Flehen an die Pärthenos Pammakaäriſtos. An die aller— ſeligſte Jungfrau. Sie ſah aber nicht, daß Remiſow neben ihr totenbleich ge— worden war. And nun klingt das gewaltige Lied auf, das alle Engel herabruft auf den Altar. Cherubinen und Seraphinen, Throne und Herrſchaften. Dann verſchwinden die Prieſter hinter dem Altare, um verborgen, wie in der Arkirche, das Geheimnis der Wandlung zu feiern. Feierlich ſtill iſt der kleine Raum. And endlich kommen ſie wieder hervor, mit dem Sanctiſſimum. Jetzt, ſie verſteht es genau, beten ſie zum Gedächtnis der Toten. Sie ſieht zu Remiſow hinüber. Einen Namen will ſie ihm ins Ohr flüſtern. Aber ſie erſchrickt. Sie kennt ihn nicht wieder. Wie ein Totenkopf iſt plötzlich ſein Haupt. Nein, ſie braucht den Namen nicht zu nennen. Jelena Leonowna iſt da... Die Liturgie geht weiter. Ein paar Armenier ſchreiten zum Kommuniontiſch. And in Remiſow zuckt es. „Möchte er auch?“ denkt Ellinor, und wie ein Blitz durch— fährt es ihr Hirn: Dieſen Menſchen wieder zu Gott zu bringen, wäre das nicht auch eine Lebensaufgabe? Aber ſo ſchnell wie dieſer Funke aufgeglüht iſt, verſchwin— det er auch wieder. a Denn Ellinor glaubt nicht recht an einen Gott. Aber dann durchſchreckt ſie wieder ein Blitz. Bin ich vielleicht ein Werkzeug von Gottes gerechtem Ge— richt? And das Werkzeug wird verworfen, wenn das Gericht vollendet? Sie glaubt nicht an Gott, und fühlt doch: irgend etwas von Gott iſt in ihr. Jetzt klingt die Litanei von Allen Heiligen. „Hagios athanatos— Eleiſon hymas— Heiliger Anſterb— licher du, erbarme dich unſer...“ „Kyrie, Kyrie...“ „Chriſte, Chriſte...“ Kypfie, prie „... eleiſon hymas— erbarme dich unſer...“ „O Theotokos, O Pammakäriſtos...“ „Heiliger Sergius! Heiliger Gregor! Heiliger Pantelei— mon! Heilige Thekla! Heiliger Georgios! Heiliger Baſileios!“ And dann wieder die heilige Jungfrau in ihren orientali— ſchen Anreden: „Maria Diaköniſſa, lukliotiſſa...“ Es wird ihr weh im Herzen. Warum heiß' ich nicht Maria, denkt ſie, und warum kann ich ihm nicht Diaköniſſa, die Hilfreiche, ſein?„ Das Verhängnis muß ſeinen Lauf gehen. Immer mehr dunkelt es durch die kleinen Fenſter der Kirche hinein. Heller ſcheinen die Lampen vor den funkelnden Ikonen zu brennen. And Lorbeer und Tannen duften betäubend. Es iſt längſt Nachmittag, als ſie an den Nebenaltar zur Trauung geführt werden. And als ſie auf dem kleinen Plüſchbänkchen eng neben— einander knien, hört ſie aus Remiſows Hals etwas wie ein Röcheln. Iſt es Zufall? Iſt es Fügung? Ja, ſie kennt Remiſows Vergangenheit. And ſie weiß, wie er zum letztenmal bei Jeleng — Maria, Hilfreiche! Panagia Ba— Leonowna war, hat das Mädchen vor der Ikone der Maria Pammalkariſtos gekniet. And die Ikone am Traualtar iſt die Pammakäriſtos. Im Schein der Lampen ſieht Ellinor die Augen des ſchönen Bildes, Jelenas Augen. Die Zeremonien gehen weiter. Ellinor verſteht nichts mehr von den griechiſchen Gebeten. Sie ſieht nur die Augen der Pammakaäriſtos. And ſie weiß, daß auch Remiſow nur dieſe Augen ſieht.. Tonlos beantworten ſie beide die Fragen des Biſchofs.— „Willſt du in Treue als deine Gattin—“ „Willſt du in Treue und Gehorſam als deinen Gatten an— nehmen... 2“ And als ſie gehen, dreht ſich Remiſow noch einmal um. Keiner verſteht, was er ſtöhnt. Nur ſeine junge Frau.— „O Maria Pammakeariſtos!“ Sie ſah in ſeine verſtörten Augen. „Du lebſt noch, Georgia?“ hauchte er. Er hatte an ſeine verkaufte Schweſter gedacht. And als ſie dann aus der Kirche ſchritten, ſtanden draußen die Photographen und Kinomänner. Remiſow ſchaute aber über alle weg. 4 ihn geſehen?“ flüſterte er,„er war auch da.“ 77 er?“ „Roiſeman!“ * * 1 Es geht auf den Abend zu. Die elektriſchen Lampen flim⸗ mern im Schnee. Im Schnee iſt ja keine Stadt ſo ſchön. wie Berlin. Im nordiſchen Schnee erſt ſah man, wie herrlich dieſe Straßen und dieſer ſchwarze Fluß und dieſe Schlöſſer waren. Der Kellner im Hotel Adlon merkte das wohl. Immer wieder trat er an das Fenſter, als er in einem Nebenzimmer den Prunktiſch deckte. Ein Saal war es, und der Tiſch darin ſtand wie eine Inſel. Ein Hochzeitstiſch mitten im Winter! Aber der Kellner weiß, wie ſo etwas gemacht wird. Hier ſtellt er ein paar Roſen hin, dort Lilien. And um zwei Gedecke legt er zarte Myrten. And doch war er unzufrieden. „Ich kann mir nicht helfen“, ſagte er zu dem Hoteldirektor, „aber es ſieht aus wie ein Totenmahl...“ Der Direktor iſt höflich. Er weiß, daß ſein Oberkellner früher Leutnant geweſen iſt. Solche Leute ſind unerſetzlich. Sie wiſſen mit dem Publikum umzugehen. An der dunklen Goldtapete der Wand gerade den Plätzen des Brautpaares gegenüber, ſah man einen prachtvollen mäch— tigen Rahmen hängen, aber das Bild, das er umſchloß, war von einem dunkelgrünen Seidenvorhang verhüllt. Nun zog der Direktor dieſen Vorhang beiſeite, und beide ſtanden ſie eine Weile in ſtummer, ehrfürchtiger Betrachtung. Da kniete ein Mädchen, lebensgroß, von leidensvoller Schön— heit vor einer peinlich genau gemalten Ikone der berühmten Konſtantinopeler Maria Pammakäriſtos, die feingeäderten blütenweißen Hände flehentlich zu dem heiligen Bilde der Gna— denreichen erhoben. And ein rotes Lämpchen brannte vor der Ikone, beleuchtete das ſchmerzensreiche Geſicht des Mädchens mit magiſchem Schein, und an der einfachen weißen Bluſe rann der Widerſchein hinab wie ſchwere Tropfen reichfließenden Blutes. „Das iſt nun auch ein Hochzeitsgeſchenkl“ ſagte der Ober— kellner eben,„wiſſen Sie, von wem es iſt?“ Aber der Direktor kam nicht mehr dazu, Antwort zu geben. Eine Dame riß die Türe auf. And es dauerte eine ganze Weile, bis ſie ſprechen konnte. So flog ihr Atem. Sie war im Ge— ſellſchaftskleid, der Pelzmantel ſtand offen. Ihre Bruſt hob und ſenkte ſich in raſchen Stößen und der Direktor glaubte faſt, ihr Herz unter der zarten Seide klopfen zu ſehen. Schon hatte der Oberkellner ihr einen Seſſel hingeſchoben. „Myladogd Ja, Lady Rawlinſon war wohlbekannt im Adlon. Aber Hanni ſetzte ſich nicht. „Herr Direktor, das Bild da.. Es muß ſofort weg. Ehe die Gäſte kommen. Schnell. Die Braut hat es mir ausdrücklich aufgetragen...“ (Fortſetzung folgt.) 7