Amtliches Verkündigungsblatt der Bürgermeiſterei und anderer Behörden— Vereins⸗ und Geſchäftsanzeiger Erſcheinungsweiſe: Täglich außer Sonn- und Feiertage. Wöchentlich„Der Feuerreiter“. Bezugspreis: Durch die Träger ins Haus gebracht monatlich 1,20 Mk. zuzügl. 20 Pfg. Trägerlohn; durch die Poſt bezogen monatlich 15⁰ Mk. ausſchließlich Zuſtellungsgebühr. Einzelnummern 5 Pfg.; Samstags 10 Pfg. Inſeratenpreis: Die 12geſpaltene Millim eterzeile oder deren Raum 3 Pfennig Nr. 264 Reklamezeile 15 Pfg. die 90 Millimeter breite Millimeterzeile. Auf Mengenabſchlüſſe wird Nachlaß gewährt. Für telefoniſch aufgegebene Inſerate keine Gewähr. Anzeigen⸗ lekter: Friedr. Martin, Viernheim. Anzeigenannahme durch alle Annoncen-Expeditionen. Hauptſchriftleiter: Friedr Martin, Viernheim. Druck u. Verlag: Friedr. Martin, Viernheim D. A. Okt.34:1292 Geſchäftsſtelle: Bismarckſtr. 13, Tel. 153, Poſtſcheckk.: Ludwigshafen 15101 Beilagen: Mittwoch, den 14. November 1934 Englands Schwäche in Europa London im Mittelpunkt der Weltpolitik— In Europa von Frankreich beſtimmt London iſt der Mittelpunkt der Weltpolitik. Das wird bedingt einmal durch das britiſche Empire, deſſen Ausdehnung und Zerſtreutheit über ſämtliche Erdteile die Nachbarn dieſes Weltreiches immer wieder an den Mittelpunkt dieſes Reiches, an die Zentralverwaltungsſtelle des Empire verweist. Zu die⸗ ſen ſozuſagen raumpolitiſchen und tatſächlichen Gründen kom— men nun noch andere hinzu, die ſich aus den wechſelnden poli— tiſchen Situationen ergeben. Da hat ſich ſeit Jahren ein neuer Zug in der beharrlichen Entwicklung der Weltpolitik heraus— geſtellt. Man erkennt dieſe Tatſache ſofort, wenn man ſich die Frage vorlegt, ob etwa die 1921 in Waſhington ſtattgefundene Flottenkonferenz im Jahre 1935 in dem nämlichen Waſhington wiederholt werden könnte? Da kann die Antwort nur lauten: Nein!— weil die amerikaniſchen und die japaniſchen Gegen— ſätze ſo ſtark geworden ſind, daß ſie des übergeordneten Ver— mittlers bedürfen und der Ruhe und der Atmoſphäre eines „neutralen“ Ortes. Die weltpolitiſche Situation ſeit etwa 1930, die ſich dahin charakteriſieren läßt, daß ein real- und macht⸗— politiſcher Ausgleich zwiſchen Europa Amerika, Aſien in den erſten taſtenden Verſuchen— gleichwohl aber in eine weite Zukunft ſehr entſcheidenden Entſchlüſſen— geſucht wird, rückt London in den Mittelpunkt der Weltpolitik: ſowohl als Ver⸗ mittler wie auch als entſcheidenden letzten Faktor. Aber Paris. Aber Paris führt in Europa. Nichts kann die politiſche Arbeitsteilung zwiſchen London und Paris klarer machen als die Tatſache, daß, während das Foreign Office mit den Vor⸗ bereitungen zur Flottenkonferenz beſchäftigt war und es in Genf vor allem an eine Bereinigung der Verhältniſſe der das Inſelreich bedrohenden Waffengattungen dachte, der Quay d'Orſay ſeine Netze nach Moskau warf und die Lan d— abrüſtung in den Vordergrund ſchob. Die Ablenkung Lon— dons nach Tokio und Waſhington erlaubt Paris manche Frei— zügigkeit und Großzügigkeit, mit der ſich post festum dann das Foreign Office einverſtanden erklären muß. Daraus iſt zu einem erheblichen Teil die Inaktivität der engliſchen Politik, noch mehr aber das vielfache Nichtverſtehen der deutſchen ſo einfach liegenden Probleme zu erklären: Weil England ſich be⸗ ſonders in den letzten Jahren viel ſtärker als vorher angewöhnt hat vor lauter Beſchäftigung in nichteuropäiſchen Fragen oft unbewußt der franzöſiſchen Führung, dem franzöſiſchen Stich- wort zu folgen. So ſicher es iſt, daß London in den Flottenverhandlungen, die es ja als Vertreter Europas eigentlich führt, die fanzöſi⸗ ſchen Intereſſen ſehr gut wahrnimmt ſo ſicher iſt es aber auch auf der anderen Seite, daß die franzöſiſche Zähigkeit und Klug⸗ heit in allen diplomatiſchen Angelegenheiten nicht das Intereſſe Europas ſo in den Vordergrund rückt, wie es ſich ſelbſt Eng⸗ land, von Deutſchland ganz zu ſchweigen, wünſchen müßte. Eugliſche Zwieſpältigkeit. Der geniale engliſche Staatsmann, der die europäiſche Zone der engliſchen Politik mit der nämlichen Beſtimmtheit und Selbſtändigkeit und Amſicht wahrnehmen wird, wie Eng⸗ land den Empire⸗Radius ſeiner Weltpolitik zäh feſthält und verteidigt iſt noch nicht da. Da London auch in der nächſten Zukunft von verſchiedenen Ebenen aus und nicht von einer einzigen hohen Warte aus alle ſeine politiſchen Angelegenheiten betrachten und betreiben wird, iſt mit weiteren Zwieſpältig⸗ keiten der engliſchen Politik in ſeinen europäiſchen Angelegen⸗ heiten zu rechnen. Sir John Simon hatte kurz dor Parla- mentsbeginn, am Tage nach der Beiſetzung von König Al zander, in einer bemerkenswerten Rede die Grundlinien der engliſchen Politik gezeichnet, indem er auf ſeine erfolgreiche Arbeit als Vermittler und Beruhiger in den Tagen der An⸗ ruhe und des Entſetzens hinwies Die Rede von Simon war ſehr gut und einheitlich— weil in ihr diejenigen Probleme, an denen die engliſche Zwieſpältigkeit ſo klar ſichtbar wird, die deutſchen Probleme in Europa nämlich, kaum be⸗ rührt wurden. Vierzehn Tage ſpäter gab Simon eine Er⸗ Härung zur Saarfrage im Anterhaus ab, die ſehr klar 050 einwandfrei die engliſche Stellungnahme umriß. Die darin ent⸗ haltenen Worte:„Eine Situation, in welcher die Saarregierung ſich nicht imſtande ſähe, die Ordnung aufrechtzuerhalten, muß ja gar nicht eintreten.“ Man darf in dieſer Formulierung auch eine Mahnung an den Präſidenten der Saarregierung, an den Engländer Knox ſehen, das Seinige zur 85 tragen. Die engliſche Haltung iſt nach allen Seiten korre t. Dem Wink nach Saarbrücken an Herrn Knox war eine Be- g 2 ſprechung mit dem deutſchen und dem franzöſiſchen Botſchafter vorausgegangen. Mac Donald und die Gleichberechtigung. And Töne klangen aber aus der Rede von Mac en die er bei dem Bankett zu Ehren des neu ein⸗ geführten Londoner Lord⸗Mayor hielt, in der er ſehr neben⸗ ſächlich von Deutſchland ſprach. Gewiß, es waren nicht unfreundliche Worte, aber ſie waren ohne jede politiſche Subſtanz, ohne jegliches Gewicht. Feuilleton iſt nicht Politik:„Wir werden auch in der Zukunft Deutſchlands Abweſenheit von Genf bedauern. Anſere Regie— rung wird niemals aufhören, es dem deutſchen Volke klarzu— machen daß es ſich in der Zſolierung niemals ſelbſt Gerechtig— keit antun kann und daß andere Völker als einen Prüfſtein ſeiner friedlichen Beteuerungen anſehen werden, ob es willens iſt, ſich an den Völkerbundsverhandlungen zu beteiligen, die drohenden Gefahren und Mittel der Abwehr gemeinſam mit uns zu ſtudieren.“— Kein Wort fällt davon, daß Deutſchland die Gleichberechtigung, die ſolchen Staaten, wie kürzlich Afghaniſtan gewährt wurde, ohne jeglichen Vorbehalt zuge— ſtanden wird. Hier liegt der entſcheidende Punkt: England wagt es nicht, gegenüber Frankreich die aller Welt bekannte und allüberall gebilligte Forderung Deutſchlands: Gleichberech— tigung! ſich politiſch zu eigen zu machen. Damit aber ſtellt ſich Mac Donald auf den franzöſiſchen Standpunkt: Keine Gleich⸗ berechtigung!— denn Neutralität gibt es in dieſen entſcheiden⸗ den Fällen nicht. Statt klarer Entſcheidung wird Mac Donald lyriſch: 10. Jahrgang „Schließt man ſich von der Welt ab, dann vergrößern ſich nur Furcht und Angſt; die Handlungen anderer verlieren alle Pro- portion und Realität, das gute Arteilsvermögen wird durch allerlei Vorſtellungen und Komplexe getrübt. Gegenſeitiges Verſtändnis wird unmöglich. Laßt uns einander treffen und beſprechen, laßt uns von der Selbſtabſchließung freimachen, laßt uns öffentlich miteinander reden. Laßt uns zuſammenfinden in der gemeinſamen Arbeit am Frieden.“ Das ſind die Sätze, mit denen Mac Donald Deutſchland die Gleichberechtigung ver⸗ weigert; ſie ſtehen unmittelbar nach den oben angeführten. Weil England nicht die deutſchen Anſprüche auf gleiche Behandlung und gleiche Rechte durchſetzen kann— es iſt viel zu erfahren, um deren Berechtigung irgendwie zu beſtreiten—, muß es notwendigerweiſe der franzöſiſchen Politik in die Arme ſpielen. England wird auch in der nächſten Zukunft im Kraft⸗ feld der europäiſchen Politik ein ſchwacher Partner ſein. Es gibt heute ſchon nicht wenige Engländer, die fürchten, daß die Paſſivität des Foreign Office in den entſcheidenden europäiſchen Angelegenheiten ſich eines Tages auch ausdehnen könnte auf die große Domäne des Foreign Office, auf die Welt⸗ politik, die auch nicht in der Kriegszeit in dem eminenten Sinne, wie ſie gerade in dieſen Wochen in London zur Beratung ſteht, ſich in London konzentriert hat. Damals kamen die Probleme jeden Tag neu, überſtürzten ſich— heute ſteckt man ſorgfältig den Boden auf Jahrzehnte hinaus ſchon ab: Man treibt be⸗ wußt europäiſch-amerikaniſch-aſiatiſche Weltpolitik. Aber vielleicht entzündet ſich gerade an den großen Pro- blemen das politiſche Genie, das England braucht. N. Nelhtsſicherheit begründet Vollsgemeinſchaft Miniſterpräſident Göring auf der Vollſitzung der Akademie für deutſches Recht DNB. Berlin, 13. November. Im feſtlich geſchmückten Großen Sitzungssaal des Berliner Rathauſes begann am Dienstag vormittag die fünfte Vollſitzung der Akademie für deutſches Recht, die eine beſondere über 5 deutſche Grenze hinausreichende Bedeutung durch die damit ver— bundene Saarkundgebung und die große Rede des preußiſchen Miniſterpräſidenten Göring über die Rechts⸗ ſicherheit als Grundlage der Volksgemeinſchaft erhielt. Reichsjuſtizkommiſſar Dr. Frank, der Präſident der Akademie, ſtellte in ſeiner Begrüßungsanſprache feſt, daß die Akademie für deutſches Recht das ſtolze Inſtrument des ſtolzen Rechtswillens des Nationalſozialismus und damit ein Inſtrument des Friedenswillens unſeres Führers ſei. Der Redner kam auf die bevorſtehende Saarabſtimmung zu ſprechen und erklärte: Das Recht Deutſchlands auf die Saar iſt das unabdingbare, von keinem Vertrag, von keiner Machtanwendung zu erſchütternde Naturrecht, wie das der Mutter auf ihr Kind. Dann nahm der preußiſche Miniſterpräſident Göring das Wort zu dem Thema: Die Rechtsſicherheit als Grundlage der Volksgemeinſchaft. Er führte dabei u. a. aus: Auch wir Nationalſozialiſten erkennen die Bedeutung des Rechtes für das im Staat geordnete Zuſammenleben der Volks— genoſſen durchaus. Aber wir gehen dabei von einer natürlichen Lebens- und Staatsauffaſſung aus. Das Primäre für uns iſt nicht der Einzelne, ſondern die Gemeinſchaft aller Volksgenoſſen. Deshalb nennen wir uns Sozialiſten. Der Staat muß dafür ſorgen, daß die Geſetze richtig erfüllt und ſachgemäß gehandhabt werden, er muß jedem Gliede der Volksgemeinſchaft die ord— nungsmäßige und zweckentſprechende Anwendung der Geſetze garantieren. Das iſt Rechtsſicherheit. Sie iſt die Grundlage jeder Volksgemeinſchaft. Das gilt ganz beſonders für den national— ſozialiſtiſchen Staat. Dieſe Lebensform beruht nicht auf Furcht und Bedrückung und ſteht gerade deswegen im Gegenſatz zu Deſpotismus und Willkür. Ihre Grundlage iſt die wechſelſeitige Treue zwiſchen Führer und Gefolgſchaft. Es kann aber nicht in Betracht kommen, daß der nationalſozialiſtiſche Staat ſeine Organe, ſeine Machtmittel einſetzt, um den in ſeinem Tun zu ſchützen, der etwas begehrt und erſtrebt, was der Volksgemein⸗ ſchaft ſchädlich iſt. der Hauseigentümer, der unbarm⸗ herzig und ſkrupellos arme Volksgenoſſen um Nichtigkeiten willen obdachlos macht, hat den Schutz des Staates in dieſem ſeinem Treiben verwirkt, denn er verſtößt gegen die Grundgeſetze der Volksgemeinſchaft, ſelbſt wenn er in ſeinem Tun den Schein eines Geſetzesparagraphen für ſich hat. Sie wiſſen, auf welchen geradezu unerhörten, menſchlich einfach unverſtändlichen Fall ich anſpiele, und ich verſichere Sie, daß ich hier auch in Zukunft mit unerbittlicher Härte, ſoweit die Dinge mich angehen, durch— greifen werde. Das Recht iſt ebenſowenig Selbſtzweck, wie der Staat, und kein Staat, der ſeinem Weſen und Zweck treu bleiben will, kann ſich dazu hergeben, diejenigen in ihrem Tun zu ſchützen und zu unterſtützen, die gegen ſeinen eigentlichen Grundgedanken und Grundzweck fortgeſtzt handeln. Jeder einzelne der Gefolgſchaft hat den Anſpruch auf Schutz der Geſetze, aber auch nur, ſolange er ſich in der Volksgemein— ſchaft als wirklicher Volksgenoſſe in wahrſtem Sine dieſes ehre— umkleibeten Wortes bewegt. Antragbar iſt es für jede geſunde, natürliche Volksgemein— ſchaft, wenn der einzelne anſtändige Volksgenoſſe das Gefühl haben müßte, er ſei gegen gewiſſe Angriffe ſchutzlos, ſeine Sicher— heit liege in der willkürlichen Entſcheidungsgewalt Anbefugter. Das bedeutet nicht Volksgemeinſchaft, ſondern Will⸗ kürherrſchaft, das bedeutet nicht die vom Nationalſozialis— mus für das Volk erſtrebte Kraft und Lebensfreude, nicht Ver trauen und Glauben, ſondern lähmendes Mißtrauen und Furcht. Solche Zuſtände müſſen rückſichtslos beſeitigt werden. Ich habe darum bereits im März dieſes Jahres unnachſichtig und ohne Anſehen der Perſon durchgegriffen, als ich Nachricht davon bekam, daß z. B. in Stettin unſchuldige Menſchen auf Grund haltloſer Verdächtigungen ſchweres Unrecht zugefügt wurde. Es geht auch nicht an— das habe ich ſchon am 12. Juli 1934 den Generalſtaatsanwälten und Oberſtaatsanwälten Preu— ßens gegenüber unmißverſtändlich zum Ausdrud gebracht— daß jemand ein Amt, eine Führerſtellung im Staate ungeſtraft dazu benutzen kann, das Recht unſeres nationalſozialiſtiſchen Staates und damit den Willen des Führers zu verletzen und dadurch den ihm unterſtellten Volksgenoſſen Anrecht zuzufügen. Vor allem aber iſt es unmöglich, daß in der Anwendung des Geſetzes, das gegenüber dem einen Teil der Volksgemeinſchaft ordnungsmäßig gehandhabt wird, vor einem anderen Teil Halt gemacht wird, daß ein Teil der Volksgenoſſen vor dem Geſetz eine bevorzugte Stellung genießt. Ein ſolcher Zuſtand würde eine unüberbrückbare Kluft zwiſchen dieſen Volksgenoſſen und dem übrigen Teil des Volkes ziehen, es würde den Todeskeim für jedes Recht, aber auch für jede Volksgemeinſchaft bedeuten. Eine wirkliche, auf Vertrauen und Achtung aufgebaute Gemeinſchaft aller Artgleichen iſt nur möglich, wenn alle, alle Teile der Ge⸗ meinſchaft von der Gewißheit durchdrungen und erfüllt ſind, daß ihnen der Schutz des Geſetzes, daß ihnen das Recht gemein— ſam und gleich gewährleiſtet iſt. Wir wollen doch nicht die Kleinen hängen und die Großen laufen laſſen, ſondern wir wollen gerade die großen Schädlinge beſonders an— packen. Dieſen nationalſozialiſtiſchen Staatsgrundſatz hat der Führer in ſeinen 12 Punkten erneut plaſtiſchen und fundamen⸗ talen Ausdruck verliehen. Das beſaßt noch nichts, daß jede Geſetzesbeſtimmung zu jeder Zeit ſtarr und ohne Rückſicht auf beſondere Verhältniſſe des Einzelfalles angewendet werden muß. Die Organe im Staate, die über das Recht und damit über die Rechtsſicherheit zu wachen haben, müſſen ſich jederzeit vor Augen halten, daß ſie die Geſetze nicht um der Geſetzesanwendung willen anwenden, ſondern daß ſie ihre Tätigkeit ausüben, um Gerechtigkeit üben zu können. Nicht auf den Buchſtaben kommt es an, ſondern allein auf den Sinn und den Geiſt des Geſetzes. „Wir haben geſehen, wie gerade im Privatrecht un— erhörte Rechtsbrüche vorgekommen ſind. Gehen Sie in das Volk hinaus und fragen Sie, ob das heutige Privatrecht, das aus kapitaliſtiſcher Einſtellung heraus geworden iſt, nicht den ſchwa— chen Kleinen ſchützt, ſondern dem Ausbeuter das Recht zufichert. Hören Sie ſich hie homeriſchen Geſänge der beiden Anwälte an, „„7FFFT! und Sie werden verſtehen, was Recht und was Verdrehung! barſtellt. 8 Ein geſundes und klares Recht muß von dem einzelnen eigentlich ſelbſt vertreten werden können, zur Vertretung des wabrhaften Rechts bedarf es nicht des Anwalts. Es können Am- ſtände eintreten und vorliegen, durch die die Anwendung der ordentlichen Geſetze geradezu zu ſchwerem Anrecht führen kann. Aber von den mit der Strafrechtspflege im weiteſten Sinne betrauten Organen der Gemeinſchaft muß in derartigen Fällen erwartet werden, daß ſie den Stellen, die hier im Wege der Gn ade Ausgleich ſchaffen können, Gelegenheit geben, darüber zu befinden. Wir haben uns in die Zeit geordneten Neuaufbaues durch⸗ gekämpft. Der Führer hat in ſeinem Amneſtiegeſetz vom 7. Aug. 1934 noch einmal in hochherzigſter Weiſe Gnade geübt. Wer ſich jetzt gegen die Geſetze des Staates vergeht, handelt gegen den Willen des Führers, handelt gegen die Bewegung, gegen den Staatsgedanken und gegen unſere Weltanſchauung Er verletzt damit die heilige Treuepflicht gegenüber dem Führer; denn die Treue der Ge—⸗ folgſchaft heißt Gehorſam. Er handelt damit auch gegen die Volksgemeinſchaft, die vom Geiſte und Willen des Führers erfüllt und getragen wird. Das gilt für jeden, aber auch jeden Volksgenoſſen. Wir alten Nationalſozialiſten haben im Kampfe, haben in den langen Jahren der Kampfzeit von unſerem Führer gelernt ſelbſtlos der Sache zu dienen und uns ſelbſtlos und uneigennützig nur einem tätig hinzugeben: der großen heiligen Liebe zum deutſchen Volke, zur deutſchen Volksgemeinſchaft. Für uns gilt weiter in unſerem Kampfe das große Geſetz des Führers: „Alles um des Volkes willen tun, in allem nur an das Volk und ſeine Gemeinſchaft denken!“ Wohin es führt, wenn wir dieſes Geſetz vergeſſen, das haben uns die Ereigniſſe, die wir in der Mitte dieſes Jahres erleben mußten, mit erſchütternder Deutlichkeit gezeigt. Die harte und entſchloſſene Tat des Führers war auch des- halb erforderlich, um eine Zerſtörung der Rechtsſicherheit zu ver⸗ meiden und damit die bedrohte Volksgemeinſchaft zu retten. Wie iſt dieſe vielleicht größte Rechtstat vom Auslande mißverſtanden worden! Wie hat man zu erklären verſucht, hier habe Willkür geherrſcht, hier ſei ohne ordentliche Gerichte verurteilt worden uw. Meine Herren! Für das deutſche Volk iſt das erledigt durch das Wort des Richters in dieſer Stunde, des Führers, der erklärt hat: In dieſer Stunde der höchſten Gefahr ſei er allein, der vom Volke gewählte Führer, oberſter und alleiniger Gerichtsherr der deutſchen Nation. Das Auf⸗ atmen des ganzen Volkes, ſeine Zuſtimmung, ſeine dem Führer bezeugte Begeiſterung in dieſen Tagen, ſprachen ein be⸗ redtes Zeugnis für das Rechtsempfinden des Volkes. Darum bitte ich auch hier noch einmal die Herren Richter und Staats- anwälte, gerade die heutige Lage mit einem beſonderen Takt zu behandeln. Gerade bei den Richtern und Staatsanwälten heißt es, Hand in Hand mit uns die neue Rechtsſicherheit aufbauen, don allen Seiten, aber im nationalfozialiſtiſchen Geiſt, der Ver⸗ ſöhnendes in ſich trägt. Falſche Milde aber, falſche Humanität ſorgen nur dafür, Rechtsbegriffe und Rechtsſicherheit zu unter⸗ graben, zu unterwühlen und zu zerſtören. Ich habe daher vom erſten Tage an rückſichtsloſen Kampf und Vernichtung allen denen angeſagt, die aus aſozialem Treiben die Gemeinſchaft und ihre Glieder gefährden und ſtören. Ich babe grundſätzlich dort die Begnadigung verweigert, wo Men⸗ ſchenblut vergoſſen war, wo gemordet worden war. And der Erfolg? Vergleichen Sie einmal die Raubmorde vor unſerer Machtergreifung und danach, und Sie werden erkennen lönnen, daß in einem Monat im Jahre 1932 allein in Berlin mehr Raubmorde geſchehen waren, als im ganzen Jahre 1933 im geſamten Preußen. Im Kampfe gegen falſches Recht und Nechtsloſigkeit hat Adolf Hitler das Dritte Reich geſchaffen. Sorge jeder an ſeinem Platze dafür, daß es in der Geſchichte des Reiches als das Reich der Gerechtigkeit eingeht mit dem altpreußiſchen Grundſatz: ſuum cuique— jedem das Seine! An die große Vollſitzung ſchloß ſich am Nachmittag eine ſtark beſuchte Arbeitstagung an, bei der Staatsſekretär Pfundtner über den Aufbau der deutſchen Verwaltung, vor allem die geſchaffene Perſonalunion zwiſchen Preußen und dem Reich, ſprach. Reichsjuſtizkommiſſar Dr. Frank hielt odann die Schluß⸗ anſprache und ſchloß mit einem dreifachen„Sieg-Heil“ auf das ewige deutſche Volk, auf ſein heiliges Recht und auf den Führer Adolf Hitler. a Kurze Tageschronik. München: An der Aniverſität München wurde am Dienstag die erſte Profeſſur für Volksgeſundheitslehre in Deutſchland errichtet und Profeſſor Dr. Schultze mit dem Lehrauftrag betraut. Der Errichtung dieſes erſten Lehrſtuhles ſollen die weiteren Lehrſtühle folgen. Berlin: Im Rundfunkprozeß begründete der Angeklagte Bredow die hohen Gehälter beim Rundfunk. Außerdem kamen die 9 57 Vorwürfe, die ſchon 1928 gegen die Mißwirtſchaft im Rundfunk erhoben wurden, zur Sprache. Berlin: Der Reichsfinanzminiſter weiſt darauf hin, daß das neue Einkommenſteuergeſetz bereits in Kraft ge⸗ treten iſt und daß Land- und Forſtwirte daher ihre nächſte Einkommenſteuervorauszahlung erſft am 10. Dezember zu entrichten haben. Berlin: Die Mitteilung ausländiſcher Zeitungen denen zu⸗— folge der ruſſiſche Botſchafter vom Reichskanzler letzthin er⸗ neut empfangen worden ſei trifft nicht zu. Wien: Bei Eröffnung des burgenländiſchen Landtages ſprach ſich Landeshauptmann Sylveſter gegen die Propaganda für Rückgliederung des Burgenlandes an Angarn aus. Goslar: Die Sondertagungen anläßlich der gro⸗ ßen Bauerntagungen nahmen am Dienstagmorgen ihren Fort⸗ gang. Brüſſel: In der Kammer gab Miniſterpräſident de Brocqueville den Geſamtrücktritt der belgiſchen Regierung be⸗ kannt. Paris: Der franzöſiſche Kabinettsrat beſchloß, alle Am⸗ züge und Kundgebungen auf den Straßen bis auf weiteres zu verbieten. Die Regierung wird die Kammer um ſchnelle Ver⸗ abſchiedung des Haushaltsplans erſuchen. London: Herr von Ribbentrop wurde am Dienstag⸗ vormittag im Auswärtigen Amt von Staatsſekretär Sir John Simon empfangen, der bei dem Beſuch Ribbentrops am reiche Beiſpiele, u. a. die Steuererleichterungen und die Ehe⸗ ſtandshilfe. Hier ſei eine ſehr dringlich gewordene Bevöl⸗ r an das Inland DNB. Aachen, 13. November. 5 In Aachen ſprach am Montagabend der Reichsminiſter der Finanzen, Graf Schwerin v. Kroſigk, über„öffent⸗ liche Finanzen und. Wirtſcha ft“. Er erinnerte an die Scheinkonjunktur, die mit Hilfe der Auslandskredite erzeugt wurde, und an den großen Fehler, daraus nicht die Reſerve zu ſchaffen für die Kriſenzeit, die unvermeidlich inn dem Augenblick kommen mußte, in dem die Kredite nicht mehr floſſen: Die dann folgende Droſſelung der Ausgaben verringerte nicht nur alle Einnahmen, ſondern erhöhte auch die Ausgaben für die Arbeits⸗ loſigkeit und ſchädigte die Steuermoral. Die erſte Beſſerung dieſer Politik kam Ende Jannar 1933, als man die Sicherung des Haushaltes aufbaute auf das Vertrauen des Volkes. Praktiſch geſchah das durch Vermehrung und Verſtärkung der öffentlichen Aufträge einerſeits und den Anreiz zur Vermehrung der Privataufträge anderer⸗ ſeits. Auch das zuſätzliche Arbeitsbeſchaffungsprogramm war nicht eine künſtliche, ſondern eine echte Arbeitsbeſchaffung, weil es gleichzeitig der Wirtſchaft Anſtoß zur Initiative gab. Mit Nachdruck wies der Miniſter auf die Notwendigkeit hin, die Arbeiterſchaft, die am ſtärkſten den Wirkungen von Kriſen ausgeſetzt ſei, durch Siedlung kriſenfeſt zu machen. Für die Belebung der privaten Initiative nannte der Miniſter zahl⸗ terungspolütik durchgeführt worden, weil unſer Volk im Begriff ſtand, zu ſterben. Wirtſchaftlich war es einer der unfaß⸗ barſten Irrtümer der Nachkriegsjahre, zu glauben, die Arbeits- loſigkeit könne durch Verminderung der Kinderzahl bekämpft wer⸗ den. Wenn das neue Einkommenſteuergeſetz nicht überall volle Zufriedenheit hervorgerufen habe, ſo ſei das zu verſtehen, aber jede Steuerſenkung habe ihre Grenzen. Hier liege die Grenze in der Vorbelaſtung der kommenden Jahre durch die Rückzahlung der Kredite, die zur Finanzierung der zuſätzlichen Arbeitsbeſchaf⸗ fung aufgenommen worden ſind. Die oft geſtellte Frage, woher das Geld für die Finanzierung der Arbeitsbeſchaffung genommen wurde, beantwortete der Miniſter dahin, daß er in Wechſeln von den Sparkaſſen und Banken, u. as auch von der Reichsbank, gegeben worden ſei. Die Einlöſung dieſer Wechſel belaſte zwar die kommenden Jahre, aber abgeſehen da⸗ von, daß im Jahre 1933 gar keine andere Wahl gegeben war, ſei es eine einfache Rechnung, zu beweiſen, daß' die Rückzahlung der Wechſel durch die Erſparniſſe aus Aufwendungen für Arbeitsloſenhilfe und Steuermehreinnahmen aus der Wittſchafts⸗ belebung geſichert ſei. Auf dem Gebiete der Finanzwirtſchaft werden wir beftimmt nicht pleite gehen, erklätte der Miniſter, machte aber auch auf Gefahrenherde aufmerk⸗ ſam. Alte Weiber beiderlei Geſchlechts machten aus einer leicht verſtändlichen Knappheit die Lebertreibung eines Mangels. Es ſei ganz ſelbſtverſtändlich, daß die Deckung des neugeweckten Mehrhbedarfs auch eine vermehrte Einfuhr von Rohſtoff er⸗ DNB. Paris, 13. November. Die Regierungserklärung, die von Miniſterpräſident Flandin in der Kammer und von Juſtizminiſter Per⸗ nod im Senat verleſen worden iſt, beginnt mit der Verſicherung, daß der Burgfriede andauere. Die Regierung ſchlage deshalb vor: Einigung im Hinblick auf das tätige Handeln und ent⸗ ſchloſſene Vorgehen in der Einigung für Frankreich und die Republik. Frankreich wolle den Frieden. Die Regiecung werde ihn drinnen und draußen aufrecht erhalten. „Wir wollen ſtark ſein gegenüber denen, die den äußeren oder inneren Frieden zu ſtören verſucht ſein könnten(lebhafter Beifall). Wir werden unſere Bündniſſe und unſere Freund⸗ ſchaften ausbauen. Wir werden die Landesverteidigung der⸗ ſtärken. Wir werden im internationalen Recht durch den Völ⸗ kerbund die Gerechtigkeit ſuchen, die für die ſchwer geprüften Starker Staat und freie Wiriſcha e Je Der Reichsfinanzminiſter über„öffentliche Finanzen und Wiriſchaft“— Eine Nahnung und Ausland fordere. Die Deviſenſchwierigkeiten ſeien eine Felge des Ver ſailler Diktats. Deutſchland, das induſtrieintenſivſte Land den Welt, ſet durch das Verſailler Diktat das rohſtoffärmſte un damit kapitalärmſte Land geworden. Das ſei etwas, was en ſonſt in der Welt nicht gebe. Stets ſeien die großen Induſtrie⸗ länder Gläubiger geweſen und hätten Kredite an die Rohſtoff⸗ länder gegeben, die damit ihre Rohſtoffe bezahlten. Nachdem uns unſere Rohſtoffgebiete genommen worden ſeien, wir: alſs mehr noch als früher Rohſtoffe kaufen und mit Deviſen be⸗ Zahlen müßten, ſollten wir auch politiſche Schulden bezahlen: Das Ausland, das wohl wiſſe, daß eine ſolche Bezahlung nur. durch Ware möglich ſei, verweigere die Abnahme dieſer Waren. Das ſei widerſinnig. Wir haben ſtets unſeren Gläubigern geſagt: Wir wollen zahlen, laßt uns zahlen mit dem, was Deutſchland leiſten kann, mit Waren und mit Dienſten: Aber Waren don Deutſchland ablehnen und gleichzeitig Bezahlung von Deutſchland zu fordern, das iſt ein wirtſchaftlicher Irrſinn und iſt nicht durchführbar. Ich hoffe, daß wir ſchließlich doch einmal mit dieſen ganz ſelbſt— verſtändlichen und ganz klaren Beweisgründen Gehör finden werden Vorläufig bleibt uns nichts weiter übrig; als den bis⸗ herigen Weg zu gehen; jeden Verſuch zu machen, unſere Aus- fuhr zu fördern, aber auch unſere Einfuhr aus dem Auslande einzuſchränken. Dubei bat der Miniſter, eim Wort nicht anzuwenden, dus er haſſe, das Wort: Er ſſatzſtoffe. Was wir ſelbſt erzeugen, ſind nicht Erſatzſtoffe. Ebenſd wie der Rübenzucker kein Erſatzſtoff war für den Rohr⸗ zucker. Der neue Deviſenplan wird zweifellos Schwierigkeiten bereiten, niemals aber fühlbaren Mangel bringen, wenn nicht das deutſche Volk ſelbſt die Nerven verkiert und durch ungerecht⸗ fertigte Hamſterei Schäden herbeiführt, zu denen kein Anlaß vorliegt. Hamſterei würde nur zur Pteistreiberei führen. Daß die Regierung jeder Preistreiberei ſcharf entgegentritt, hat ſie durch die Ernennung Dr. Gördelers. zum Preiskommiſſar und durch deſſen Sofortmaßnahmen bewieſen. Alle dieſe Finanz- und Wirtſchaftsmaßnahmen der Regierung bedeuten nicht das Ende der freien Wirtſchaft. Der Staat ſchreibr nicht jedem Be⸗ trieb die Einzelheiten ſeines Handelns vor, ſöndern er gibt nur die. Richtlinien, mit denen er die Wirtſchaft lenkt und leitet, um aus der marxiſtiſchen Entſtellung der Begriffe von der Ehre der Arbeit und der Ehre des Handelns herauszukommen. Stürmiſchen Beifall fand der Miniſter, als er erklärte: Der königliche Kaufmann war in dem Augenblick verſchwunden, als üder dem Hauptbuch nicht mehr ſtand:„Mit Gott.“ Falſch wie der gunze Marxismus war auch ſein Glaube an ein Primat der Wirtſchaft vor der Politik. Mit dieſer Lehre machte der Staat ſelbſt der Wirtſchaft Konkurrenz. Je ſtärker ein Staat g iſt, um ſo weniger hat er es nötig, ſelbſk Wirtſchafk zu treiben. Darum iſt unſer Staatsziel: Ein ſtarker, ehrbarer Staat und in der Zut dieſes Staates eine freie, ehrbure Wirtſchaft. „Der Burgfriede dauert an“ Regierungserklärung Flandins Auf inter natiowalem Gebiet ſollen Nie Ver⸗ dandlungen zwecks, Stabiliſierung der Währungen, Abſchaffung der Handelshemnmiſſe und Ankurbelung des Außenhandels be⸗ ſchleunigt werden. Keine menſchliche Handlung halte der Kriſe ſtand, aber die freie Ausſprache ſcheine immerhin vereinbar zu ſein mit einem Vertrauenskredit, der die parlamentariſche Re⸗ gierung von übertriebenen Hemmniſſen befreie. Deshalb werde die Regierung Interpellationen nur ausnahmsweiſe annehmen und im übrigen darauf dringen, daß durch ein vom Parlament ſelbſt zu beſtimmendes Verfahren die Ausſprache im Plenum abgekürzt werde. Zum Schluß wendet ſich die Regierungserklärung an das Parlament mit der Bitte um Achtung des Burg friedens. Frankreich zähle 100 Millionen Einwahner in ſeinem Geſamtreich, das ungeheure wirtſchaftliche Entwicklungs- möglichkeiten biete. Aufgabe und Ziel müſſe bleiben, den Nach- Frontkämpfer die Hoffnung auf eine Belohnung für die gebrach⸗ ten Opfer bleibt. Wir werden die Republik gegen alle revo⸗ lutionären oder auf eine Diktaktur abzielenden Amtriebe ver⸗ teidigen. Wir werden weder Privilegien noch Straffreiheiten dulden. Die Wiederherſtellung der Exekutiv⸗ gewalt ſcheint uns wie allen Franzoſen notwendig. Bedin- gung hierfür iſt eine ſtabile Regierung. Sollte ſich herausſtellen, daß im jetzigen Rahmen der parlamentariſchen Einrichtungen es unmöglich wird, ſie zu ſichern, dann werden wir nicht zögern, von den von der Verfaſſung vorgeſehenen Möglichkeiten Ge⸗ brauch zu machen. Wir rechnen aber damit, daß das Parlament als Ausdruck der Volksſouveränität uns ſeine Mitarbeit beim nationalen Wiederaufbau, den wir fortſetzen wollen, nicht ver⸗ ſagt. Mit faſt einmütiger Zuſtimmung hatte Präſident Dou⸗ mergue ſich an dieſe Aufgabe gemacht, wir übermitteln ihm hier⸗ für die dankbare Anerkennung der Nation.“(Lebhafter Bei⸗ fall in der Mitte und rechts, Proteſte links.) Weiterhin kündigt die Regierungserklärung an, daß das Recht des Parlaments bezüglich der Ausgaben bew illi⸗ gung eingeſchränkt werden ſoll, daß die Ruhe und Ordnung auf der Straße trotz einer bedauerlichen Hetze auftecht erhalten werden wird, daß der republikaniſche Staat nicht vor den Partei- ſünden kapitulieren werde. Die Aufgaben und Pflichten der Beamtenſchaft ſollen ihren Niederſchlag in einer Art Ehren⸗ koder finden, an deſſen Ausarbeitung die Beamten ſelbſt teil⸗ haben würden. Später werde man auch über die Wahlreform verhandeln müſſen. Die politiſchen Fragen der Neuordnung und Verjüngung der Demokratie ſeien allenthalben in der Welt wegen der Vernichtung der wirtſchaftlichen Ordnung gehindert. Das wirtſchaftliche Zwangsregime habe überall Schiffbruch er— litten. Nach und nach müſſe man zur organiſierten kontrollierten Freiheit zurückkehren. Die Regierung verſpricht, auf allen Ge⸗ bieten des wirtſchaftlichen Lebens fördernd einzugreifen, um das normale Spiel des Wirtſchaftsaustauſches zu begünſtigen. Wirtſchaftlich geſunde Anternehmen ſollen durch eine groß zügige Kreditgewährung am Leben erhalten werden. Das Vorrecht der Franzoſen auf Arbeit in ihrem eigenen Lande wird als eine Maßnahme bezeichnet, die keinerlei Widerſpruch auslöſen können(lebhafter Beifall). Der notleidenden Land- Montaa nicht zugegen ſein konnte. wirtſchaft werde die Regierung ihr beſonderes Augenmerk ſchenken. fahren ein beſſeres Leden in einem verſchöaten Vaterland zu hinterlaſſen. Eine„Berichtigung“ an die„Saarbrücker Landeszeitung“ In der vielbeachteten Jubiläumsnummer der„Saarbrücker Landeszeitung“ hat der bekannte Saarinduſtrielle Hermann Röchling einen Artikel über ſaarländiſche Wirtſchaftsfragen veröffentlicht. In die lem Artilel kommt u. a. folgende Wendung vor:„Wie der Generaldirektor Guilleaume in ſeinem Geſchäfts⸗ bericht für 1932 vom 1. Juni 1933 an die franzöſiſche Kammer zum Ausdruck brachte, rechnet die Grubenverwaltung nicht damit, die Gruben nach 1935 behalten zu können.“ 5 Dazu ſchickt die franzöſiſche Grubenverwaltung Saarbrücken der„Landeszeitung“ folgende Berichtigung:„Wir ſtellen feſt: a) daß der von Herrn Röchling erwähnte Bericht nicht ein der franzöſiſchen Kammer und ſomit der Oeffentlichkeit beſtimmter Bericht, ſondern ein geheimer Dienſtbericht iſt; b) daß dieſer. Bericht lediglich eine der im Friedensvertrag vorgeſehenen Mög- lichkeiten— den Rückkauf der Saargruben— ins Auge faßt und dabei jegliches Arteil über den Ausgang der Abſtimmung und des Schicktals der Saargruben nach 1935 vermeidet.“ Die„Saarbrücker Landeszeitung“ ſchreibt dazu folgende treffende Worte:„Wir wiſſen nicht recht, was dieſe Berichtigung bezweckt. Die franzöſiſche Grubenverwaltung hat ſich, wie ſie ſelbſt zugeben muß, mit einer der im Friedensver⸗ trag vorgeſehenen Möglichkeiten, nämlich dem Rückkauf der Saargruben, befaßt. Wir dürfen doch annehmen, daß dies nicht zu leeren bürokratiſchen Aebungszwecken erfolgt iſt, ſondern daß man eben praktiſch und ernſtlich die Rückgliederung des Saargebietes nach Deutſchland in Rechnung ſetzt. Aus dieler Haltung ſpricht eine politiſche und wirtſchaftliche Klugheit, die wir anerkennen, während wir es nicht für klug halten können, dieſe Klugheit nachträglich zu dementieren. Ob der Bericht, in dem die franzöſiſche Grubenverwaltung ihre weiſe Vorausſicht bewies, für die Oeffentlichkeit beſtimmt war oder einen geheimen Denſtbericht darſtellte, dieſe Frage mag un⸗ intereſſant ſein; ſie iſt für die Beurteilung der Tatiache, daß die Grubenverwaltung von der Rückgliederung des Saargebietes überzeugt iſt, völlig belanglos.“ 5 22 — S 1 * Jen ell gejche Nachrichten Das Staatspreſſeamt teilt mit: In der Frage, ob der Buß- und Bettag in Heſſen als detertag zu gelten hat, herrſcht noch immer Unklarheit. Es wird deshalb auf das Geſetz über die Feiertage vom 27. Februar 1934(Reichsgeſetzblatt Nr. 22 vom 28. Februar 334 verwieſen, worin in§ 4 unter Nummer 6 der Buß⸗ und Bettag am Mittwoch vor dem letzten Trinitatisſonntag Feiertag aufgeführt iſt. f l Die in dieſem Geſetz erſchöpfend feſtgelegten Feiertage d Feiertage im Sinne reichs- oder landesrechtlicher orſchriften, ſodaß alſo auch in Heſſen der Buß- und Bet⸗ ag am Mittwoch, den 21. November 1934 g eſetzlicher Feiertag iſt. 5 g * 5 Es wird auf die in Nr. 265 der„Darmſtädter Zeitung“ bekanntgegebene Verordnung, die Ausführung des Jagdſtraf⸗ geſetzes, insbeſondere Anordnungen wegen der Hegezeit be⸗ treffend vom 9. November 1934, durch die die Hegezeit für weibliches Rehwild neu geregelt worden iſt, verwieſen. Darnach iſt nunmehr die Schußzeit für dieſe Wildart vom 30. November bis zum 31. Dezember ver⸗ zaängert worden. Im Hinblick darauf, daß durch die Bekanntmachung vom 8. September 1933(Reg.⸗Bl. S. 194 ausſchließliche Kugelſchuß für Rehwild vorgeſchrieben orden iſt und auf Grund der Bekanntmachung über die Ausübung der Jagd auf Schalenwild vom 19. Juni 1934 Reg.⸗Bl. S. 103) der Abſchuß von Rehwild ſich nur im Rahmen behördlich genehmigter Abſchußpläne bewegen darf, erſchien die ſeitherige zweimonatige Schußzeit für weibliches Rehwild nicht ausreichend, um in allen Fällen den geneh— gten Abſchußplan und einen ſorgfältigen Wahlabſchuß mit Kugel, wie er zur Erzielung eines geſunden, normal gegliederten Wildſtandes notwendig iſt, durchzuführen. Es erſchien daher geboten, die Schußzeit für weibliches Rehwild (Rehgeißen, Schmalrehen, weibliche Rehkitzen) um einen Mo— nat zu verlängern. Für männliches Rehwild(Rehbock und itzbock) endigt die Schußzeit wie bisher am 30. November. Lokale Nachrichten Viernheim, den 14. November 1934. Denkſpruch. 5 Viele Leute glauben, wenn ſie einen Fehler erſt einge- zanden haben, brauchen ſie ihn nicht mehr abzulegen. *. 2 We 1 4 Siedlungen betr. Herr Landeskulturrat Reich ſpricht heute Mittwoch abend im Engel über das„Melio— rations⸗ und Siedlungsprogramm im Heſſiſchen Ried“ und und insbeſondere über die Durchführung von Siedlungen. Die Einwohnerſchaft iſt zu dieſer Verſammlung eingeladen. * Der Heimabend der NS. ⸗Frauenſchaft fallt heute abend aus. Ausklang der Kirchweihe. Vorüber ſind die Tage des Kirchweihfeſtes mit all ſeinen Veranſtaltungen, Ver— gnügen, Zerſtreuungen und Lärm. Sehr kam dem Feſt zu— ſtatten das annehmbare Wetter, beſonders am Montag, wo Fremdenverkehr zu beobachten war und auch zeitweilig Tanz⸗ ſäle und Gaſtſtätten ſich eines guten Zuſpruches erfreuen durften, ſodaß die„Kerwe“ den Geſchäftsleuten einiges ein brachte. Verkäufer und Schauſteller auf dem Marktplatz, der ſehr gut beſetzt war, dürften befriedigt zugeben, daß ſich ihre Erwartungen im Großen und Ganzen erfüllt haben. Rocheinmal herrſchte geſtern ein bis zum Abend anhaltendes, wogendes Treiben auf dem Marktplatz, vor den Ständen und dem Karuſſell. All das bunte Durcheinander der Genüſſe wird heute morgen höchſtens noch im Unterbewußtſein in den Ohren manches Marktbeſuchers nachklingen. Ein ſchwacher Abglanz all der Erlebniſſe aber und ein ganz leiſes Summen und Tönen vertraut gewordener Melodien wird fortdauern und an der Nachkirchweih nochmals aufleben. Die Veran⸗ ſtaltungen des Dienstags erfreuten ſich eines mehr oder veniger ſtarken Beſuches und hat das Kirchweihfeſt einen befriedigenden Abſchluß gefunden. 5 *. Kriegsopfer⸗ und Solbatentag in Frankjurt a. M. um 18. 11. 1934 Zu dem am Sonntag, den 18. November 1934 ſtatt⸗ findenden Kriegsopfer⸗Ehrentag in Frankfurt a. M. iſt, vie bereits mitgeteilt, eine Fahrpreisermäßigung von 75% für Hin⸗ und Rückfahrt, 1.50 RM. feſtgeſetzt. Die Zug⸗ abfahrt am Sonntag wird durch unſere Amtswalter noch bekannt gegeben. ö Die zu dieſem Tage ausgegebene Plakette berechtigt, die Straßenbahn der Stadt Frankfurt auf allen Strecken und zach jeder Entfernung für 10 Pfg. zu benutzen. Weiterhin iſt der Beſuch des Zoologiſchen Gartens und des Palmen⸗— zartens für 20 Pfg. möglich. Auch der in Frankfurt a. M. zaſtierende Zirkus Buſch kann in der Nachmittagsvorſtellung auf allen Plätzen zum halben Preis beſucht werden. Der Fahrpreis nebſt Ausgabe der Plakette wird durch die Amts⸗ valter im Voraus erledigt. f Heil Hitler! NSKOV., Ortsgruppe Viernheim. 1 Polizei läßt die Luft aus den Rädern.(Warnung an die Radfahrer ohne Licht!) Der Polizeidirektor von Offen⸗ bach kündigt ein verſchärftes Vorgehen gegen die Verkehrs⸗ fünder an, beſonders aber wendet er ſich gegen das gefähr⸗ liche Radfahren ohne Licht. Da beobachtet worden iſt, daß Radfahrer, die keine Lampe am Fahrrad haben, dieſes nur ſolange drücken, als ſie in Sichtweite eines Polizeibeamten ſind, hat der Polizeidirektor angeordnet, daß die Polizei⸗ beamten dieſen rückſichtsloſen Verkehrsſündern durch Ent⸗ fernen der Ventilſchrauben die Luft aus den Fahrrad⸗ ſchläuchen laſſen, ſodaß die betreffenden Uebeltäter genötigt ſind, das Rad zu drücken. Die Ventilſchrauben nimmt der Beamte vorläufig in Verwahr, ſie können von dem Eigen⸗ tümer am nächſten Tage auf dem zuſtändigen Polizeibezirk abgeholt werden; außerdem erhält der Verkehrsſünder natür⸗ lich einen entſprechenden Strafzettel. Der einzige Weg t NS. Jahrhundertelang war die deutſche Einigkeit ein ſcheinbar unerreichbares Traumbild. Wir wiſſen, daß dieſer alte Traum jetzt Wirklichkeit wurde und daß der Geſtalter des deutſchen Schickſals, Adolf Hitler, die Kraft fand, alle deutſchen Menſchen zu einen unter einer Fahne, unter einer Idee. Der Segen dieſer Kraft iſt von jedem Deutſchen in der kurzen Zeit der nationalſozialiſtiſchen Regierung empfunden worden. Immer dann, wenn große Aufgaben vor uns ſtanden, war es die Kraft dieſer Einigkeit, die dieſe Aufgaben meiſterte. In dem Maße, in dem wir für unſere kommenden Gene⸗ rationen die ſichtbaren Erfolge unſeres geeinten Denkens und Handelns nachweiſen können, wird unſere Zukunft ge— ſichert ſein. Wir haben keine Sorge, daß der kommende Winter für uns Deutſcheeine Enttäuſchung be⸗ deuten könnte. Zu ſtark ſind die Erfolge der Regierung im Bewußtſein jedes einzelnen verankert, als daß er ſich den Pflichten ent⸗ ziehen könnte, die ihm ſein geſunder Menſchenverſtand und ſeine Liebe zu unſerem Führer vorſchreiben. Deshalb wird der Winter beweiſen müſſen, daß überall die gleiche Opferbereitſchaft herrſcht, daß ſie vorhanden iſt in allen Kreiſen der Bevöl⸗ kerung, für die es keine trennenden Schranken mehr gibt. Für uns, die wir zu beweiſen haben, was Liebe und Treue zu ſchaffen imſtande ſind, wird jede Opfermöglichteit auch Opfereinſatz bedeuten. Wenn das Ausland heute vielfach noch abſeits ſteht, ſo nur deshalb, weil es das große Wunder der deut⸗ ſchen Einigkeit immer noch nicht begreifen kann. Dieſer Tatſache müſſen wir uns bewußt ſein, daß die Einigkeit der Kerngedanke und der Lebensinhalt unſeres Volkes ſein und bleiben muß. Darum kann kein Sammelaufruf verklingen, ohne daß nicht auch ein voller Erfolg erzielt würde. Die Sammlungen des Winterhilfswerkes bieten die Gelegenheit, äußerlich kund⸗ zutun, daß die Selbſthilfe eines Volkes einen unbezwingbaren Willen gegenüber allen Schwierigkeiten bedeutet, die die Zeit marxiſtiſcher Mißwirtſchaft uns in ſo ſtarkem Umfang als Erbe hinterlaſſen hat. die letzten Vlätter Die erſten Nachtfröſte laſſen die letzten Blätter unſerer ſommergrünen Bäume zu Boden fallen. Wir ſchreiten durch das raſchelnde Laub, das ſich in einer dichten Decke unter den Bäumen breitet. Noch iſt dieſe Decke neu und braun, aber im Frühjahr iſt ſie vermodert und die erſten Blumen lugen dann zwiſchen dem Laub hervor. Von den Nadelhölzern wer⸗ fen die Lärchen alljährlich ihre Nadeln reſtlos ab. Selbſt⸗ verſtändlich werfen auch die übrigen Nadelhölzer ihre Nadeln ab, aber das pflegt nicht auf einmal zu geſchehen, weil die Nadeln einzelner Arten eine überjährige Lebensdauer be⸗ ſitzen. Die Kiefernadel hat beiſpielsweiſe eine Lebensdauer von zwei bis zu vier Jahren. Die Nadeln der Fichte ſind fünf bis ſieben Jahre lebensfähig. Eine lange Lebensdauer haben die Nadeln der Weißtanne, die acht bis elf Jahre halten. Die abgeſtorbenen Nadeln der Koniferen fallen natur⸗ gemäß ebenfalls ab, wie das Laub. Nur iſt ihr Abfall nicht ſo augenſcheinlich. Für den Baumwuchs iſt der Laub- und Nadelabfall ſeyr wichtig. Er iſt der Dünger für den Waldboden. Die Ent⸗ nahme von Laub- und Nadelſtreu iſt unter Strafe geſetzt, weil man dadurch dem Wald die einzige Nahrungszufuhr abſchneidet. Durch den Einfluß der Niederſchläge, durch Licht und die Tätigkeit der Bodenbakterien, die noch von größeren Waldtieren unterſtützt werden, zerſetzt ſich der Waldboden. Die dabei entſtandenen Nährſtoffe werden durch Regen und Schneewaſſer in die Tiefe, in den Bereich der Wurzeln ge⸗ ſchwemmt und von da aus wieder in die Höhe geführt. Wir dürfen alſo im herbſtlichen Laubfall nicht eine brutale Vernichtung des einſt ſommergrünen Waldes ſehen, ſondern eine Maßnahme, die ihm neue Kräfte zuführt, wenn er nach Ablauf der vegetationsloſen Zeit(im Winter) ſich wieder anſchickt, im neuen zarten Grün zu prangen. Unjer neuer Noman f zeigt ſchon in ſeinem Titel „Wer küßt Fungjer Barbara?“ die heitere Note an, die ſeinen ganzen Inhalt durchklingt. Eine Dorf-, Liebes- und Erbſchaftsgeſchichte, die erregte Stimmung eines ganzen Dorfes infolge eines ſchrulligen Teſtamentes eines Sonderlings wird hier mit einem köſt⸗ lichen Humor und trefflicher Zeichnung erzählt. Die Frage, wer der Erbe des Herrn Johannes Siebzehnrübel wird, wer die Teſtamentsbeſtimmung erfüllt, wonach derjenige Erbe wird, der des Junggeſellen Nichte Barbara zum erſtenmal küßt und ſie innerhalb eines halben Jahres heiratet, hält den Leſer in ſtändiger Spannung. Unſere Leſer werden ſicherlich gerne einmal einen der⸗ artig erheiternden Roman leſen und mit Vergnügen ver⸗ folgen. der Gerätemannjchaftstampj in Weinheim Viernheim unterliegt mit 4½ Punkten! Geſamtergebnis: Jahn Weinheim 1. Sieger mit 396 Punkten TV. Viernheim 2. Sieger mit 391 Punkten TV. Birkenau 3. Sieger mit 368 ½¼ Punkten Am vergangenen Samstag abend wurde in Weinheim ein ſehr ſpannender Gerätemannſchaftskampf zwiſchen TV. Viernheim, TV. Birkenau und TV.„Jahn“ Weinheim aus⸗ getragen. Allgemein war man auf den Ausgang dieſes letzten Kampfes in dieſer Runde geſpannt, weshalb die Halle bis auf den letzten Platz beſetzt war; darunter auch viele Turn freunde und Anhänger der hieſigen Turner. Unter den Klängen des Turnerliedes„Turner, auf zum Streite“ mar⸗ ſchierten die Turner auf die Bühne und nahmen dort Auf- ſtellung. Nach kurzen Begrüßungsworten nahm der Kampf am Barren ſeinen Anfang. Hier war ſchon jeder Turner ſeiner Aufgabe bewußt und gab ſich auch ganz der Sache hin, galt es doch, nicht einen Punkt zu verlieren. Doch erreichte keiner der Turner die Note 20. Im Geſamtergebnis am Barren lag Viernheim in Front mit einem Vorſprung von 3 Punkten vor Weinheim und 13 Punkten vor Birkenau. Am Pferd holte nun Jahn Weinheim einen Punkt auf, ſodaß ſie jetzt nur noch 2 Punkte hinter Viernheim lagen. Die ein⸗ zige Vollwertung erreichte hier an dieſem Gerät der hieſige Turner Binninger. In den Freiübungen lag Weinheim klar in Front, ſodaß nun Weinheim den Kampf führte. Trotz dem Punktevorſprung der Weinheimer war der Sieg noch nicht ſicher, denn Viernheim iſt am Reck ein gefürchteter Gegner und konnte dann auch faſt alle Uebungen für ſich entſcheiden, aber trotzdem war Weinheim immer noch in Führung und kämpfte mit eiſerner Energie, um den knappen Vorſprung zu halten, was dann auch gelang. Die letzte Uebung, der Pferdſprung, brachte an dem Ergebnis keine Aenderung mehr. In dieſem letzten Treffen konnten nun die Weinheimer zum erſtenmal als Sieger hervorgehen. Damit ging jeder Verein einmal als Sieger aus dieſen turneriſchen Veranſtaltungen hervor. Einzelſieger waren: 1. Otto Heinzelbecker, Weinheim, 92 Punkte 2. Valentin Träger, Viernheim, 84½ Punkte 3. Fritz Bechtold, Birkenau, 84 Punkte. Nach der Sieger-Ehrung ergingen ſich die Turner bei einem gemütlichen Beiſammenſein in der Jahnhalle. Vollauf befriedigt waren die Turnfreunde von dem Gebotenen und von dem Verlauf des ganzen Abends.— der Gruß auj dem Syieljeld Haben die Mannſchaften die Kampfbahn betreten, neh⸗ men ſie in deren Mitte Aufſtellung und ſenden mit erhobenem Arm gemeinſam den Zuſchauern den Gruß. Jeder von uns hat das ſeit der Neuorganiſation des deutſchen Turnens und Sports ſchon ſoundſooft erlebt und gewiß ſeine Freude daran gehabt. Ob er aber auch im Augenblick dieſes ihm dar⸗ gebrachten Grußes die einfachſte Form der Höflichkeit erfüllt, indem er dieſen Gruß mit gleichfalls erhobenem Arm er- widert?!... Es gibt keinen Gruß ohne Gegen⸗ gruß, keinen Gruß ohne Dank. Wie ſonſt nicht im menſchlichen Leben, ſo auch nicht im Sport. Wie eine kalte Duſche muß es daher auf die Sportler wirken, wenn ſie von der Mitte des Spielfeldes ihren Gruß entbieten, ohne daß ſich unter den Zuſchauern auch nur eine Hand zum Gegengruß rührt oder dieſer nur in ganz geringem Umfange dargebracht wird. Man wird ſich daher außerhalb der Barieren reſtlos und ſchnellſtens darüber klar werden müſſen, daß es ſich hier nicht um eine Formalität und auch nicht um eine Geſte handelt, ſondern daß durch dieſen Gruß der Verbundenheit der Spieler mit den Zuſchauern und um⸗ gekehrt ſichtbarſten Ausdruck verliehen werden ſoll. Die ein⸗ fachſten Formen des Taktes gebieten, daß man einen Gruß erwidert. Sonſt muß man ſich den Vorwurf gefallen laſſen, daß man recht peinlich gegen das ſportliche Sittengeſetz ver⸗ ſtößt durch—— Unhöflichkeit! U Der liebe Alkohol. Ein unter Alkoholwirkung ſtehen⸗ der Kraftradfahrer, der in der Nacht bei einer Fahrt durch die Schwetzinger Landſtraße mit der Lenkſtange einen Telegrafenmaſt ſtreifte und hierdurch ſtürzte, blieb bewußt⸗ los liegen. Der Sanitätskraftwagen brachte den Verletzten nach dem Allgemeinen Krankenhaus. Wetterbericht Ausgedehnte, aber ſchwächere Tiefdruckgebiete zeigen ſich über Irland ſowie über Mitteleuropa. Für Donnerstag iſt zwar zeitweilig aufheiterndes, aber immer noch zur Unbe⸗ ſtändigkeit neigendes Wetter zu erwarten. Erste Viernheimer Tonfilmichau Das herrliche und erfolgreiche Kirchweihprogramm „Die Cjarbasjürſtin“ auf vielſeitigen Wunſch auf heute verlängert Achtung! Im Central-Film⸗Palaſt zeigt man auf viel⸗ ſeitiges Verlangen heute Mittwoch nochmals das prächtige und ebenſo luſtige Kirchweihprogramm, das wirklich zum Tagesgeſpräch wurde. Heute wird die„Cſardasfürſtin“ zum 7. Mal zur Aufführung gelangen, ein Beweis, daß es ſich lohnt, noch heute Mittwoch der letzten Vorſtellung beizu⸗ wohnen. Kommen auch Sie noch heute zur„Cſardasfürſtin“, es iſt ein freudiges Erlebnis, das Ihnen noch lange in Er— innerung bleiben wird. Wer über Kirchweihe nicht den Central⸗Film⸗Palaſt beſuchte, hat ſchlecht getippt; der hat wirklich etwas verſäumt. Aber noch iſt es Zeit, da heute Mittwoch zur Freude Vieler„Die Cſardasfürſtin“ zum letztenmal zur Aufführung kommt.„Die Cſardasfürſtin“ muß man geſehen haben. Es iſt und war das ſchönſte und billigſte Kirchweih⸗Vergnügen. s und trintt Kathreiner. den Kneipp Matztaffee/ —— 15 * ö ö 5 Achlung! Das herritene Mecheln Frogramm„Ole Csardas farsi aul Heute daökstwocn verlängert Noch iſt es Zeit und jedem möglich heute noch„Die Cſardasfürſtin“ anzuſehen. Anfang 8 Ahr, ab 9 Ahr nochmals alles zu ſehen Amtliche Bekanntmachungen Am Mittwoch, den 14. November 1934, abends 8,30 Uhr, ſpricht im Saal„Zum Goldenen Engel“ Herr Landes— kulturrat Reich über das „Meliorations- und Siedlungsprogramm im Heſſiſchen Ried“ und insbeſondere über die Durchführung von Siedlungen. Die Einwohnerſchaft wird hierzu freundlichſt eingeladen. Viernheim, den 10. November 1934. Bürgermeiſterei Viernheim Bechtel Betr.: Verlegung der Provinzialſtraße Mannheim Viernheim— Weinheim infolge der Reichs⸗ autobahn. Da mit Baubeginn an der Umgehungsſtraße Mannheim Viernheim in nächſter Zeit zu rechnen iſt, empfehlen wir den in Frage kommenden Grundſtückseigentümern, das be— treffende Gelände nicht mehr einzuſäen, zumal eine entſpre— chende Entſchädigung hierfür nicht in Ausſicht geſtellt werden kann. Viernheim, den 10. November 1934. Bürgermeiſterei Viernheim: Bechtel. Preiswerte Häsehe olle Hemdentuch vollbr., gute 950045 0.40 Crolſe-Finette weiche Qua- litäten 0.90, 0. 70b. 40 Bettach-Biber solide Qua- litäten 1.45, 1.05 0.90 Biber- Bettücher geb!, 230/250 8.8055 53.20 Biber- Bettücher 230/250 lang gebogt, wei- he0ual. 5.40.5. 30 Zillise Schlaf decken kamelhaar- 4075,75 9 Tapezier- und Möbeligeschan Vereins⸗Anzeiger Turnverein v. 1893. Die Turnſtunde der Turnerinnen findet am Donnerstag, den 15. November um 8 Ahr ſtatt. Es wird dringend gebeten, daß ſämtliche Turnerinnen erſcheinen, da in kürzeſter Zeit mehrere Darbietungen verlangt werden. Verſäume niemand die Turnſtunde. Die Leitung. N Sportvereinigung„Amieitia“. Freitag abend—. 8 Uhr in der Sporthalle vollzählige es Verſammlung. Alle Fuß- und Handballer 5 haben hierzu unbedingt zu erſcheinen. Vor⸗ Ren trag des Herrn Lehrer Sutter über Spiel⸗ Herde und regeln. Der Vorſtand. Oefen ſehr billig ab⸗ zugeben bei Sekretariat des Verbandes der kath. Männer⸗ und Arbeitervereine. Am Frei⸗ tag, den 16. November findet nachmittags. 4 von 5— 7 Uhr in der„Harmonie“ Sprech-] Vörſenquadrat ſtunde durch Herrn Sekretär Even⸗Mainz ſtatt. l.. qtaus Miæiclnen esel Melclne geb. lirchner Vermählte Viernheim, 14. November 1934 Adolf Hitlerstraße 11 Au 50 O 20 ewinner prmien- Jaunt. Zusammen gowinner gewinner Zusammen Suesammen SoOOO zm SOOCOO nοοõꝙ q H. 500 000 Meldepflicht aller Einzelhändler zum Geſamtverband des Deutſchen Einzelhandels. Der Reichswirtſchaftsminiſter hat durch die Anordnung vom 18. September über die Anerkennung der Wirtſchafts⸗ gruppe Einzelhandel den „Geſamtverband des deutſchen Einzelhandels“ als alleinige Vertretung des Einzelhandels anerkannt Durch dieſe Anordnung ſind alle deutſchen Einzelhändler Mitglieder des„Geſamtverbandes“ geworden. Jeder Ein⸗ zelhändler wird nach fertiggeſtelltem Aufbau des Geſamt⸗ verbandes nur einen nach ſeiner Leiſtungsfähigkeit ab— geſtuften Beitrag an einen Einzelhandelsverband, den„Ge— ſamtverband des deutſchen Einzelhandels“, zu entrichten haben, ganz gleich, in wieviel Fachgruppen er eingeordnet ſein wird. Selbſtverſtändlich kann der Einheitsverband nur allmählich aufgebaut werden. Die Ueberführung der bisher beſtehenden Verbände in den„Geſamtverband“ wird Schritt für Schritt und unter ſorgfältiger Schonung und Erhal⸗ tung des Wertvollen an den bisherigen Einzelhandels- organiſationen erfolgen. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem alle Einzelhandelsverbände in den Geſamtverband aufgegangen ſind, muß daher jeder Einzelhändler, der einem Einzelhan⸗ delsverein angehört, ſeinen bisherigen Beitragsverpflichtun⸗ gen nachkommen. Meldeverfahren: Um alle Mitglieder des„Geſamtverbandes“ zu erfaſſen und ſie den zuſtändigen Fachgruppen bzw. Ortsgruppen einzugliedern, iſt die Ausfüllung des den Mitgliedern dieſer Tage zugehenden Fragebogens erforderlich, der die Grundlage für alle weiteren organiſatoriſchen Arbeiten bildet. Seine Ausfüllung wird für manchen Einzelhändler eine nicht unerhebliche Arbeit bedeuten. Hierbei dem Einzel⸗ händler zu helfen, ſind die Meldeſtellen des Verbandes gern bereit. Der Fragebogen iſt ausgefüllt in einem Exemplar — das zweite bleibt dem Anmeldepflichtigen— in der Zeit „Die Anzeige ist für weite eile der Wirt- schaft als das Wichtigste Werbemittel anzusehen“. So urteilte Prof. Wagemann in einer Arbeit über die Bedeutung der Werbung und ins- besondere der Zeitungsanzeige in der Krisenzeit. Handel und Wirtſchaſt (Ohne Gewähr.) Mannheimer Großviehmarkt vom 13. November. Zufuhr: 222 Ochſen, 124 Bullen, 299 Kühe, 298 Färſen, 804 Kälber, 113 Schafe, 2549 Schweine, 1 Ziege. Preiſe pro 50 Kilo Lebendgewicht: Ochſen: 37 bis 38, 31 bis 36, 27 bis 30, Bullen: 35 bis 36, 31 bis 34, 27 bis 30, Kühe: 30 bis 32, 24 bis 29, 16 bis 23, 11 bis 15; Färſen: 37 bis 38, 31 bis 36, 27 bis 30, Kälber 48 bis 52, 42 bis 47, 36 bis 41, 30 bis 35; Schafe: nicht notiert; Schweine: al) —, a2) 53, b) 53, 50 bis 53, 47 bis 52, g) 46 bis 50. Marktverlauf: Großvieh langſam, Ueberſtand; Kälber mittel, Schweine mittel, geringere Ware Ueberſtand. Mannheimer Pferdemarkt vom 13. November. Zufuhr: 48 Arbeits⸗ und 70 Schlachtpferde. Preiſe: Arbeitspferde 450 N 55 Schlachtpferde 25 bis 120 Mark. Marktverlauf: ruhig. Karlsruher Schlachtviehmarkt vom 13. November. Zu⸗ fuhr: 68 Ochſen, 41 Bullen, 51 Kühe, 81 Färſen, 358 Käl⸗ ber, 347 Schweine. Preiſe pro 50 Kilogramm Lebendgewicht in Reichsmark: Ochſen 33 bis 35, 29 bis 32, 25 bis 29, 23 bis 27, 24 bis 25; Bullen 32 bis 34, 28 bis 32, 25 bis 28, 24 bis 26; Kühe 24 bis 26, 22 bis 24, 18 bis 22, 12 bis 18; Färſen 36 bis 38, 34 bis 36, 28 bis 32, 26 bis 28; Kälber 46 bis 47, 44 bis 46, 38 bis 42; Schweine a)—, b) 53, c) 53, 50 bis 52.— Marktverlauf: Großvieh mittel⸗ mäßig, geringer Ueberſtand; Kälber mittelmäßig, geringer Ueberſtand; Schweine mittelmäßig, geringer Ueberſtand. vom 12. November bis 8. Dezember bei den Meldeſtellen abzugeben oder einzuſchicken. Gleichzeitig erhebt der Geſamtverband maligen Beitrag vom 18. September bis 31. Dezember 1934 von 4 Mark für jede Betriebsſtätte. Dieſer Beitrag ermäßigt ſich auf 1 Mark für Mitglieder eines der „Hauptgemeinſchaft des deutſchen Einzelhandels“ angeſchloſ— ſenen Einzelhandelsverbandes, ebenſo für meldepflichtige Handwerksbetriebe.(Letztere, ſoweit ſie auch Einzelhandel betreiben, melden ſich bei ihren Handwerkerorganiſationen). Der Betrag von 4 Mark bzw. 1 Mark iſt gleichzeitig mit der Abgabe des Anmeldebogens zu zahlen oder einzu— ſchicken. Jeder Anmeldepflichtige erhält nach Abgabe des Bogens und Zahlung des Beitrags eine Plakette mit dem Aufdruck „Gemeldet beim Geſamtverband des deutſchen Einzelhan— dels“. Dieſe Plakette iſt ſofort am Schaufenſter oder an der Tür anzubringen; ſie dient zur Kontrolle. Es iſt möglich, daß dem einen oder anderen Einzelhänd— ler auch von ſeinem Fachverband ein Fragebogen zugehen wird. Er braucht aber nur einen abzugeben und nur einmal zu zahlen; an welche Meldeſtelle iſt gleichgültig. Die Fragebogen kommen doch ſämtlich beim„Geſamtver— band“ in Berlin zuſammen. Rekofei⸗ Mitglieder(alſo alle Lebensmittel⸗ händler) füllen keinen Fragebogen aus, da ſie bereits ge— meldet ſind. Alle übrigen Unternehmer und Unternehmungen, die ohne Rückſicht auf die Betriebsform gewerblichen Einzelver⸗ kauf von Waren aller Art an Verbraucher oder daneben an Weiterverarbeiter, gewerbliche Verbraucher oder behördliche Großverbraucher betreiben, haben ſich zu melden, ganz gleich, ob ſie ihr Geſchäft in offenen Verkaufsſtellen, Läden, Etagengeſchäften uſw. oder im Wege des Verſands be— treiben. Meldeſtelle für den Geſamtbezirk Heſſen-Naſſau(Süd): Einzelhandels⸗Gemeinſchaft Heſſen⸗Naſſau(Süd) e. V., Frankfurt. Main⸗Börſe. Poſtſcheckkonto Ffm. Nr. 69 299. einen ein⸗ Aufwiegler an den Pranger *rankfurt a. M. Die Landesbauernſchaft Naſſau teilt u. a. mit: von zewiſſen Leuten geglaubt zu werden. wo Gerücne» sgeſprengt wurden, daß jeder Baumbeſitzer nach der Zahl ſeiner Obſtbäume beſteuert würde, indem er für jeden Obſtbaum einen Betrag von jährlich 80 Pfennig als Beitrag zum Reichsnährſtand abzuführen hätte. Der Gedanke, daß die Obſtbäume auf die Höhe der Beſteuerung einen gewiſſen Einfluß haben könnten, iſt ja nicht neu und kam beſonders dann auf, wenn Obſtbaumzählungen vor der Tür ſtanden. Damals, wie auch heute, kann nur immer wieder betont werden, daß die ſtatiſtiſche Erfaſſung des Obſtbaues mit der ſteuerlichen Erfaſſung der einzelnen Be— triebe ſo wenig miteinander zu tun haben wie Feuer und Waſſer. Die ſtatiſtiſche Erfaſſung des Obſtbaues dient der Durchführung einer möglichſt objektiven Förderung des Obſtbaues durch die Behörden. Für die Beſteuerung ſtehen den Stellen, die ſie zu bearbeiten haben, ganz andere Mit⸗ tel und Wege zur Verfügung, um die Leiſtungsfähigkeit einzelner Betriebe zu überprüfen. Gerüchtemacher böswilliger Art waren ſicher auch am Werk, als vor knapp 14 Tagen eine Obſtausſtellung vor ſich gehen ſollte, die aber dann unterbleiben mußte, weil ebenfalls ein ganz widerſinniges Gerücht verbreitet wor⸗ den war, und das die Bauern zum Teil von der Belieferung der Ausſtellung mit Obſt abhielt. In dieſem Fall war aus⸗ geſprengt worden, daß ſämtliches ausgeſtelltes Obſt dem Winterhilfswerk übereignet würde, ein Ge⸗ rücht, an dem natürlich kein wahres Wort war. Es wäre zu wünſchen, daß alle Perſonen im Lande, denen an einer Geſundung unſerer Wirtſchaft liegt, ſolchen Gerüchten nachgehen und die Aufwiegler zur Anzeige bringen. Menſch ohne Heimat Junkballade nach einer wahren Begebenheit. Dem Vaterlandsloſen, dem Leutnant Philipp Nolan der amerikaniſchen Armee, der 56 Jahre ſeines Lebens auf hoher See verbracht, als ein Gefangener ſeines Vater⸗ landes,— gilt dieſe Funkballade, die am Donnerstag, den 15. November um 21 Uhr vom Reichsſender Stuttgart geſandt wird. Am 25. September 1807 verwünſcht der des Hochver⸗ rats Beſchuldigte den Oberſten Gerichtshof zu Waſhington mit dem Ausruf:„Der Teufel hole die Vereinigten Staaten von Nordamerika, ich will von ihnen nichts mehr hören!“. 5 Minuten ſpäter wird ihm der Urteilsſpruch des Gerichts verkündet, zeitlebens nichts mehr von den Vereinigten Staaten hören zu müſſen. Wir erleben den letzten Teil der Verhandlung. Vorgeſchichte: 1783: Friede von Verſailles. Waſhingtons Heer zer⸗ ſtreut ſich in die Heimat. Nolans Vater, Freund des Ge⸗ nerals, reitet nach Texas zurück. Verarmt und geſundgheitlich geſchädigt, findet er das Gut vernachläſſigt, den Sohn ver⸗ wildert. In Verzweiflung erſchießt er ſich. 1807: Philipp Nolan, der Sohn, iſt Mann geworden. Oberſt Burr will ihn für das Heer der Vereinigten Staaten anwerben. Das gelingt, weil Nolan dabei nicht nur an ſeinen Vater denkt, ſondern auch die Tochter Burrs liebt. Der Aufſtand ſcheitert. Die Perſon Burrs wird freigeſpro⸗ chen. Nolan läßt ſich zu jener Verwünſchung hinreißen und wird— wie oben erzählt— verurteilt. Er wünſcht nur noch einmal die geliebte Tochter Burrs zu ſehen. Das wird ihm gewährt. Die Funkballade zeigt nun in packenden Hör⸗ ſzenen, wie er als Staatsgefangener an Bord des Kriegs⸗ ſchiffes, das im Kampf gegen England Gefahr läuft, ge⸗ entert zu werden, ſiegreich die Stelle des gefallenen Artille⸗ rieoffiziers übernimmt. Aber auch dies bringt ihm nicht die Freiheit zurück. Er gilt weiter als Hochverräter und Mann ohne Vaterland. So lebt er verſteckt in einem Schiffsgefäng⸗ nis und lieſt deutſche Bücher. Er wird ein alter Mann, der als Staatsgefangener 56 Jahre lang auf hoher See kreuz und quer fahren mußte und die einzige reine Freude in ſeinem fahrenden Kerker aus einem Topf Heimaterde ſchöpfte, die ihm die einſt geliebte Frau aufs Schiff ge⸗ ſchmuggelt hatte, zum Erſatz dafür, daß ſie nicht die Seine werden konnte. Wie er ſtirbt, als ihm endlich wieder die Freiheit geſchenkt wird, das läßt uns die mit beſten Kräften beſetzte und ſorgfältig vorbereitete Funkballade Heinrich Stillinas eindrucksvoll erleben. Aus Mannheim Zur Erſtaufführung des„großen Kalender“. Der gemiſchte Chor des Mannheimer Lehrergeſangvereins ſingt am 23. November unter der Stabführung von General⸗ muſikdirektor Philipp Wüſt das Oratorium„Der große Kalender“ für Sopran- und Bariton⸗Solo, gemiſchten Thor, Kinderchor, Orcheſter und Orgel. Die Soli ſind Frau Mia Neuſitzer⸗Thöniſſen, der Sängerin der Uraufführung, und Wilhelm Trieloff vom Mannheimer Nationaltheater an⸗ vertraut. Den Text hat Ludwig Anderſen aus weltlichen und kirchlichen Sprüchen und Gedichten zuſammengeſtellt. Einfüh⸗ rungsſtunde(Vortragender: Dr. Friedrich Eckart, am Klavier: Friedrich Schery) am Buß- und Bettag, den 21. November, vormittags 11.30 Uhr, in der Städtiſchen Hochſchule für Muſik und Theater A 1, 3. Eintritt 30 Pfennig. UMaſſenkundgebung der Reichsbetriebsgemeinſchaft Nah⸗ rung und Genuß. Im Roſengarten veranſtaltete die Reichs⸗ betriebsgemeinſchaft Nahrung und Genuß eine Maſſenkund⸗ gebung, bei der zunächſt der Gaubetriebsgemeinſchaftswalter Pg. Schmidt(Karlsruhe) ſprach. Im weſentlichen führte der Redner aus, daß mit großer Freude feſtgeſtellt werden könne, daß die Betriebsordnungen in den meiſten Betrieben im nationalſozialiſtiſchen Sinne abgefaßt ſeien. Reichsfachgruppen⸗ walter Pg. Altvater(Berlin) geiſelte die Verhältniſſe, die bei den Kontrollen angetroffen wurden. Nach Aus⸗ führungen des Reichsredners der Deutſchen Arbeitsfront, Pg. Genſch, gab der Leiter der Reichsbetriebsgemeinſchaft Nahrung und Genuß, Pg. Wolkersdörfer, MdR.(Berlin), in großen Zügen einen Rechenſchaftsbericht über die bis jetzt von der Reichsbetriebsgemeinſchaft Nahrung und Genuß geleiſtete Arbeit, der mit großer Genugtuung aufgenommen wurde. UU Pilzberatung. Am Donnerstag nachmittag wird noch einmal eine Pilzwanderung in den Wald von Maxdorf veranſtaltet. Mannheim ab mit der Rhein⸗Haardt⸗Bahn an der Friedrichsbrücke um 13.03 Uhr. Ludwigshafen(Lud⸗ wigsplatz) ab: 13.18 Uhr. Treffpunkt am Bahnhof Maxdorf um 13.45 Uhr. Die Pilzberatung auf dem Wochenmarkt unter dem Turm des alten Rathauſes wird auch noch weiter hin Dienstags, Donnerstag und Samstags von 9.30 bis 10 Uhr durchgeführt. Heſſen⸗ Keine Dummheit iſt zu groß, um So auch hier, 9 0 lic ſic ett M ral mic iſt nit m hington Staaten dec) den 14 Tovember 193g 4 AAA ir 10. Jahrgang Miniſtergehalter beim Syſtem-⸗Rundfunk Schon 1928 ſchwere Berwürfe gegen die Mißwirtſchaft. 99 5 Berlin, 13. November. „Die ienstagverhandlung im Rund unkpro 8 mit der Verleſung einer Reihe vertraue Neöndſeneſbem die der Angeklagte Dr. Bredow 1928 als Rundfunkkommiſ⸗ ſar an die einzelnen Sendegeſellſchaften gerichtet hatte, und aus denen hervorgeht, daß ſchon damals ähnliche ſchwere Vorwürfe wie jetzt in der Anklage gegen die leitenden Per- ſönlichkeiten des Rundfunks erhoben worden waren Vorſitzender: Dieſe Rundſchreib 3 ſchon damals Vorwürfe wegen der 5 11 5 ſucht bei den Rundfunkgeſellſchaften erhoben worden ſind. f Bredow: Dieſe Vorwürfe haben eigentlich nur poli⸗ tiſche Hintergründe, denn ſie wurden faſt ausſchließlich von Sozialdemokraten und Kommuniſten erhoben. Staatsanwalt: Sie ſtellen es ſo dar, Herr Dr. Bredow, als ob dieſe Vorwürfe nur von e und Sozialdemokraten erhoben worden ſeien. Hat nicht auch der jetzige Reichsſtatthalter von Heſſen, der damalige natio⸗ nalſozialiſtiſche Reichstagsabgeordnete S pren ger, gegen den Rundfunk und die dortige Mißwirtſchaft ähnliche Erklä⸗ rungen abgegeben? Bredow: Dieſe Vorwürfe ſind von Sprenger erſt ſpä— ter erhoben worden, aber der Abg. Sprenger ſtand ja auch in ſchärfſter Oppoſition gegen das damalige Regime.. Der Angeklagte Bredow erklärte, der Reichsfinanzmini⸗ ſter ſei damals damit einverſtanden geweſen, daß ihm, Bre- dow, als Rundfunkkommiſſar ſowie den beiden Direktoren der Reichsrundfunkgeſellſchaft Magnus und Gieſecke, den beiden Direktoren der Junkſtunde Berlin und dem Inten- danken Hardt vom Kölner Rundfunk das Gehalt eimes Reichsminiſters zugeſprochen würde. Darüber hinaus ſei ihm, Bredow, ſowie Dr. Magnus und Gieſecke eine Gewinn— beteiligung zugeſtanden worden. Staatsanwaltſchaftsrat Stier: Hat dieſe Sparkommiſſion denn einmal verſucht, an die Gehälter über 12000 Mark heranzugehen? 1 dow: Herr Staatsanwalt, das Geheimnis jedes wirtſchaftlichen Erfolges und jeder Wirtſchaſtsführung iſt das, an richtiger Stelle zu ſparen. Ich habe es niemals für richtig gehalten, bei den Perſönlichkeiten zu ſparen, die für den Erfolg eines Unternehmens maßgebend waren. Ich habe es ganz bewußt vermieden, ſolchen für den Erfolg maßgebenden Perſönlichkeiten Abzüge vorzuſchrei⸗ ben, die für den geſamten Etat keine große Rolle ſpielten, die aber verärgernd gewirkt hätten. Was ich getan habe, kann ich vor Gott und dem deutſchen Volk verantworten, mag man mich dafür auch ins Gefängnis ſtecken, das wird mich nicht weiter berühren. Der Vorſitzende ging dann auf den erſten Punkt der An⸗ klage gegen Bredow ein. Bredow hat ſich aus der Kaſſe der Reichsrundfunkgeſellſchaft verſchiedentlich Vor ſchüſſe zah⸗ len laſſen. Bredow erklärte dazu, er ſei der Auffaſſung ge⸗ weſen, daß eine Entnahme, wenn er ſein S checkbuch nicht zur Hand gehabt habe, aber eine Rechnung habe begleichen müſſen, keinen Schaden für die RR bedeu⸗ tete, da ja bei der nächſten Zahlung an ihn alles habe abge⸗ bucht werden können. Verluſte ſeien nicht entſtanden. Bredows Bezüge Es wurden dann die Gehalts- und Tantieme⸗ zahlungen an Bredow erörtert. Bredow erklärte, er habe an Gehalt 28 500, ſpäter 22 000 und in den letzten Jahren nach Erhöhung ſeiner Bezüge auf ein Miniſtergehalt rund 30 000 Mark bezogen.— Der Buchſachverſtändige Do⸗ nath ſagte auf Befragen: Nach Prüfung aller Amerlagen der einzelnen Sender geſellſchaflen der KR ö und der Funkdienſt G. m. b. 5. hat Bredow insgeſamt in den ſieben Jahren ſeiner Tätigkeit ein Einkommen aus dem Rundfunk von 397 418 Mark bezogen. Am Matuſchkas Zurechnungsfähigkeit Die Damen auf der Journaliſtenbank. Budapeſt, 13. November. Die Verhandlungen im Matuſchka-Prozeß beſchränken ſich jetzt immer mehr auf die Feſtſtellung der Zurechnungs⸗ fähigkeit des Angeklagten. Die Schuldfrage iſt grundſätzlich durch das volle Geſtändnis Matuſchkas geklärt. Ein überaſchender Anlrag der Verteidigung, den Ange⸗ klagten durch eine Einſpritzung in einen Rauſchzuſtand zu verſetzen, um ſo von ihm reſtlos die Wahrheit zu erfahren, wurde vom Gerichtshof enkſchieden abgelehnt Im Verlauf der Verhandlung teilte der Präſident mit, daß der Wiener Unterſuchungsrichter einen Zettel mit der Unterſchrift„Rote Front“ erhalten habe, auf dem mitgeteilt worden ſei, daß der Anſchlag von Bia Torbagy nicht von Matuſchka begangen worden ſei, ſondern ein Racheakt einiger Perſonen ſei. Matuſchka erwiderte, daß es ſich hier⸗ bei offenbar um einen Witz handele. Gegen die wieder— holt ausgeſprochene Vermutung, daß der Angeklagte Kom— mu miſt ſei, verwehrte ſich Matuſchka. Er berief ſich dar⸗ auf, daß er alle ſeine Auszeichnungen aus dem Kriege ſorg— fältig aufbewahrt habe. Am Schluß der Verhandlung erhielt Matuſchka vom Präſidenten fünf Tage Dunkelarreſt, da er, wie ſchon häufig, in der Verhandlung Fragen des Präſidenten nicht anhörte, ſondern ſeine Aufmerkſamkeit auf eine junge Dame auf der Journaliſtenbank lenkte. Der„mechaniſche Garg“ Ein neues Kriegsgerät. London, 13. Nov. Der engliſche Oberſtleutnant Martal hat ein neues Kriegsgerät erfunden, dem man den unheim⸗ lichen Namen„mechaniſcher Sarg“ gegeben hat. Es handelt ſich um ein Raupenfahrzeug von 90 Zentimeter Breite und etwas mehr als zwei Metern Länge, das mit einem 4⸗-PS⸗ Motor angetrieben wird und einem erwachſenen Mann ge⸗ rade bis ans Knie reicht. An der Stirnſeite trägt dieſer Mi⸗ niaturtank ein Maſchinengewehr. Das neue Kriegsfahr⸗ zeug. das naturgemäß nue ein ſehr geringes Ziel bietet, iſt zwar vorläufig auf ſeine Leiſtungsfähigkeit hin noch nicht genügend geprüft worden, doch verſpricht man ſich in militäriſchen Kreiſen ſehr viel von dieſer Erfindung. Mörder hingerichtet Oels(Schleſien), 13. Nov. Der am 2. Oktober 1911 ge⸗ borene Joſenb Knoſne iſt in Qels hingerichtet worden. * Knoſpe war am 22. März vom Schwurgericht in Oels wegen Raubmordes an der Kolonialwarenhändlerin Elſe Weinert in Freyhan zum Tode verurteilt worden.— Der preußiſche Miniſterpräſident hat von ſeinem Begnadigungsrecht keinen Gebrauch gemacht, da der Verurteilte, der wiederholt, dar unter 41 45 ſchweren Raubes, vorbeſtraft iſt, ſein Opfer, das ihm rüher ſogar Wohltaten erwieſen hatte, in roheſter Weiſe zu Tode gemartert hat. —— Geheimrat Profeſſor Dr. Wilhelm His, der 25 Jahre lang die erſte Mediziniſche Klinik der Ber⸗ liner Charite leitete, iſt im Alter von 71 Jahren in Brom⸗ bach bei Lörrach geſtorben. Aus Nah und Fern Darmſtadt.(Ein rechter Tunichtgut.) Gerade 18 Jahre alt iſt der aus Guntersblum ſtammende Heinrich Bender und muß doch ſchon auf ein Jahr und zwei Monate ins Gefängnis. Er iſt ein rechter Tunichtgut. Nichts war vor ihm ſicher, er ſtahl einem Kameraden die Schuhe, ſeinem Stiefvater nahm er Geld weg und ſchließlich ſtieg er ſogar bei Bekannten ein und holte ſich dort 80 Mark. Von einem anderen Gauner kaufte er einen geſtohlenen Damenmantel für ganze 1.50 Mark und machte ſich ſo auch noch der Heh⸗ lerei ſchuldig. Trotz der Vorſtrafen des Jugendlichen ließ das Gericht noch einmal Milde walten und rechnete ihm 8 Wochen Unterſuchungshaft an. Darmſtadt.(Die Stadtbezirke Mainz und Offenbach.) Nach einer Bekanntmachung des Heſſiſchen Staatsminiſters gelten im Sinne des Artikels 1, Paragraph 2, Abſ. 2, Satz 1 des Geſetzes zum Schutze des Einzelhandels vom 12. Mai 1933 als beſondere Gemeindebezirke: 1. der Stadtbezirk Mainz ohne ſämtliche eingemeindete Vororte; 2. der Stadtbezirk Offenbach ohne den eingemeindeten Vorort Bürgel. Erbach i. O0.(Sühne für eine fahrläſſige Tötung.) Auf dem Heimweg vom Erbacher Wieſenmarkt war ein 45jähriger Kaufmann aus Beerfelden auf der Straße nach Lauerbach kurz hinter der Bahnüberführung ſo nahe an einem 10jährigen Buben vorbeigefahren, daß dieſer vor den Augen des Großvaters von dem Auto er⸗ faßt und zu Boden geſchleudert wurde. Die Verletzung des Kindes war ſo ſchwer, daß es ſtarb. Der Autofahrer wurde vom Darmſtädter Gericht wegen fahrläſſiger Tötung zu ſieben Monaten Gefänanis verurteilt. 0 Verordnung gegen Verteuerung Dr. Gördeler gegen Preisbindungen— Neue Markenartikel nur mit Genehmigung des Reichskommiſſars für Preisüberwachung DNB. Berlin, 13. November. Im Reichsgeſetzblatt wird eine Verordnung des Reichs— kommiſſars für Preisüberwachung Dr. Gördeler über Preis⸗ bindungen gegen Verteuerung der Bedarfsdeckung veröffentlicht. Im Paragraphen 1 iſt ſie im weſentlichen eine Wiederholung der vom Herrn Reichswirtſchaftsminiſter erlaſſenen Verordnung vom 16. Mai 1934. Sie beſtimmt im§ 1, daß Verbände und andere Zu— ſammenſchlüſſe öffentlichen oder bürgerlichen Rechts Preiſe, Mindeſtſpannen, Höchſtnachläſſe und Mindeſtzuſchläge nur noch mit Einwilligung des Reichskommiſſars oder ſeiner Beauftragten feſtſetzen, verabreden, empfehlen oder zum Nachteil der Abnehmer des Kleinhändlers verändern dürfen. § 2 verbietet Erzeugern und Großhändlern, ohne vorherige Einwilligung des Reichskommiſſars Kleinhandelspreiſe feſtzu⸗ ſetzen oder zum Nachteil der Abnehmer zu verändern. Damit wird der unbegrenzten Herausgabe neuer Markenartikel ein Riegel vorgeſchoben. Der Reichskommiſſar wird die Genehmigung für neue Markenartikel nur erteilen, wenn die Ware hinreichende Qualität für einen markenwürdigen Schutz aufweiſt und die Preisſtellung in allen Teilen angemeſſen iſt. § 3 unterſagt, den Weg der Ware vom Erzeuger zum Ver⸗ braucher durch Einſchaltung volkswirtſchaftlich entbehrlicher Zwi— ſchenſtellen aller Art zu erſchweren, zu verlangſamen oder zu verteuern. Damit ſoll ſelbſtverſtändlich nicht die volkswirtſchaft⸗ lich notwendige Funktion des Handels angetaſtet werden. Sie iſt im Gegenteil unentbehrlich. Wenn jeder Verbraucher ſeinen ganzen Warenbedarf bei den verſchiedenen Erzeugern decken würde, würde er ein Mehrfaches ſeines Einkommens veräußern müſſen. Betroffen werden ſollen hiermit aber diejenigen Zwi⸗ ſchenſchaltungen auf dem Wege der Ware vom Erzeuger zum Verbraucher, die entbehrlich ſind und irgendeine volkswirtſchaft⸗ lich nützliche Wirkung nicht mehr haben. Damit auch hier keine Anklarheiten in der Praxis entſtehen, hat ſich der Reichskommiſſar die Entſcheidung darüber vorbehalten, ob die Zwiſchenſtelle im einzelnen Fall volkswirtſchaftlich entbehrlich iſt oder nicht. Abgeſchloſſene Verträge müſſen eingehalten werden Nachträgliche Verſchlechterungsbedingungen unzuläſſig. DNB. Berlin, 13. Nov. Beim Reichskommiſſar für Preisüberwachung gehen täglich Klagen ein, daß bei Verträgen, die vor einigen Wochen oder Monaten feſt abgeſchloſſen ſind, der Verkäufer jetzt die Lieferung nur zu erhöhtem Preiſe oder zu ſonſtigen verſchlechterten Lie— ferungs- oder Zahlungsbedingungen ausführen will. Es wird darauf hingewieſen, daß ein ſolches Verhalten bei zu feſten Bedingungen abgeſchloſſenen Verträgen vollkom- men rechtswidrig iſt und Einhaltung abgeſchloſſener feſter Verträge zu den ſelbſtverſtändlichen Gepflogenheiten eines ehr⸗ baren Kaufmannes gehört. Auch Verbände, die Preiſe beſtimmt haben, haben häufig verſucht, auf ihre Verbandsangehörigen einen Druck da— hin auszuüben, daß ſelbſt ſolche Waren zu den neuen höheren Preiſen abzuſetzen ſind, die noch zu einer Zeit eingekauft ſind, als Preisbindungen oder Auslagen nicht beſtanden. Es wird darauf aufmerkſam gemacht, daß nach Auffaſſung des Reichskommiſſars dieſe Verſuche,„Altware“ größeren Preisbindungen oder verſchärften Abſatzbindungen zu unterwer— fen, unzuläſſig ſind. Schließung von Metzgerläden in Stutigart DNB. Stuttgart, 13. Nov. Das Wirtſchaftsminiſterium als württembergiſche Preis- überwachungsſtelle hat die Läden mehrerer Stuttgarter Metz⸗ germeiſter vorläufig auf die Dauer von vier Tagen ge⸗ ſchloſſen. Eine Nachprüfung hat ergeben, daß verſchiedene Metzgermeiſter die feſtgelegten Höchſtpreiſe nicht einhalten. FFT Die Melchett⸗Medaille ** für Profeſſor Bergius DNB. London, 13. Nov. Der Herzog von Kent nahm am Montagabend an dem Jahreseſſen des Brennſtoffinſtitutes teil und überreichte bei dieſer Gelegenheit dem deutſchen Chemiker Profeſſor Dr. Bergius aus Heidelberg die Melchett-Medaille. Bergius hat be— kanntlich auf dem Gebiet der Gewinnung von Oel aus Kohle Pionierarbeit geleiſtet. Anter den Ehrengäſten befand ſich auch der deutſche Bot— ſchafter von Hoeſch. In ſeiner Rede erinnerte der Herzog von Kent daran, daß die Melchett-Medaille bisher viermal verliehen worden ſei, und zwar an einen deutichen Induſtriellen, einen ſchwediſchen Wiſſenſchaftler, einen amerikaniſchen Induſtriellen und einen engliſchen Profeſſor. Er ſagte, jetzt werde die Me— daille einem deutſchen Gelehrten übergeben, der die Grundlage einer neuen Induſtrie geſchaffen habe. Vor der Veranſtaltung hatte Profeſſor Bergius bereits Gelegenheit gehabt, im Gebäude der geologiſchen Geſellſchaft vor den Mitgliedern des Inſtituts einen Vortrag zu halten, über„Die Schwierigkeiten eines Er— finders beim Aufbau einer großen Induftrie“. Keine Amtsenthebung der Profeſſoren Dr. Barion und Dr. Eſchweiler DNB. Berlin, 13. Nov. In einem Teil der deutſchen Preſſe iſt eine Meldung ver— breitet, derzufolge die beiden Mitglieder der katholiſchen theologi⸗ ſchen Fakultät in Braunsberg, Profeſſor Dr. Barion und Profeſſor Dr. Eſchweiler, ihrer Aemter enthoben worden ſeien. Wie wir von unterrichteter Seite erfahren, entipricht dieſe Meldung nicht den Tatſachen. Beide Pro⸗ feſſoren ſind nach wie vor im Amt. Sowjetſchecks in Barcelona DNB. Madrid, 13. Nov. Bei Hausſuchungen in Barcelona hat die Polizei Schrift— ſtücke beſchlagnahmt. Anter dieſen befinden ſich Scheckab— ſchnitte, aus denen hervorgeht, daß die kataloniſchen Auf ſtändiſchen bedeutende Geldunterſtützungen aus der Sowjet— union bezogen haben. In Valencia wurden von unbekannten Tätern zwei Bom— benanſchläge verübt, wobei das Verſammlungslokal einer rechts⸗ politiſchen Vereinigung und die Wohnung eines Pfarrers ſchwer beſchädigt wurden. Das politiſche Tagebuch Dr. Schobers verſchwunden DNB. Wien, 13. Nov. Der ehemal. Polizeipräſident und Bundeskanzler Dr. Jo⸗ hannes Schober hat während ſeiner Tätigkeit als Polizei- präſident, ſowie als Politiker ein umfangreiches Tagebuch ver— faßt und eine große politiſche Aktenſammlung angelegt. Das Tagebuch, das außerordentlich wichtiges Material über die ganze Geſchichte Oeſterreichs vor dem Kriege enthält, wurde auf Wunſch des Verſtorbenen, der alle politiſchen Senſationen vermeiden wollte, niemals veröffentlicht. Die politiſchen Akten kamen in das Archiv der Polizeidirektion, während die noch bedeutungsvolleren Tagebuch-Aufzeichnungen im Beſitze der Gattin Schobers verblieben. Es wird nun bekannt, daß dieſe Tagebuch-Aufzeichnungen verſchwunden ſind. Frau Helene Schober iſt bekanntlich nach dem Tode ihres Gatten geſtorben. Die Tagebuch-Aufzeich⸗ nungen konnten in ihrem Nachlaß nicht gefunden werden. Trotz aller Bemühungen iſt es bisher nicht gelungen, irgend einen Anhaltspunkt zu gewinnen, wo ſich dieſe bedeutſamen Tagebuch- Aufzeichnungen befinden. * Da ſich der Geſundheitszuſtand Dr. Rintelens in der letzten Zeit ſehr gebeſſert hat, konnten die Verhöre mit ihm wieder aufgenommen und zum Abſchluß gebracht werden. Brandſtiftung auf oſtpreußiſchen Gutshöfen DRB. Königsberg, 13. Nov. Auf zwei Gutshöſen in nächſter Nähe von Königsberg entſtand Montag abend Großfeuer. Auf dem Gut Fried⸗ richswald brannte eine etwa 40 Meter lange, mit Ge⸗ treide gefüllte Scheune und ein angrenzender Stall nieder. Während hier die Feuerwehr noch mit der Bekämpfung des Flammenmeeres und der Rettung von Vieh und landwirt⸗ ſchaftlichen Maſchinen und Geräten beſchäftigt war, lief bei der Hauptfeuerwache die Meldung von einem Brand auf Gut Klein⸗Rathshof ein. Auch dort ging eine große Scheune in Flammen auf. Dieſes Zuſammentreffen zweier Großfeuer iſt um ſo auffälliger, als bereits in der vergangenen Woche auf Klein-Rathshof ein großes Scheunengebäude mit reichen Ernte⸗ vorräten in Aſche gelegt worden iſt und auch im Frühjahr be⸗ reits eine Brandkataſtrophe das Gut heimgeſucht hat. Von der Kriminalpolizei wurde im Laufe des Abends ein verdächtiger junger Mann verhaftet, der bisher jedoch jede Schuld beſtreitet. 3 i 1 1 5 4 —— 7 —— 2 ———ů——ů ů 7 — — — Wer küßt Jungfer Barbara? Eine heitere Dorf, Liebes⸗ und Erbſchastsgeſchichte von Robert Maas Mainz.(Tödlicher Verkehrsunfall.) In der Nacht wurde der 33jährige Rudolf Hartmann, der ſich mit ſeinem Fahrrad auf dem Wege nach Hauſe befand, an der Ecke der Rhein⸗ und Neckarſtraße von einem Kraftwagen erfaßt und ſchwer verletzt. Die Sanitätswache beförderte ihn nach dem Städtiſchen Krankenhaus. Schon auf dem Transport erlag er ſeinen Verletzungen. Mainz.(Flugzeug unfall bei Mainz.) In der Nähe von Mainz ſtießen zwei aus Mannheim kommende Sportflugzeuge, die nach dem Flugplatz Erbenheim fliegen wollten, im Nebel zuſammen. Ein Flugzeug ſtürzte ab, der Flugzeugführer kam ums Leben. Dem andern Flugzeug gelang eine Außenlandung. Der Flugzeugführer blieb unverletzt. b Mainz.(Vom Kraftwagen getötet.) Nachts gingen zwei Männer die Rheinallee entlang in Richtung Straßenbrücke. Jeder hatte ein Fahrrad bei ſich. Einer von ihnen wurde von einem überholenden Perſonenkraftwagen erfaßt, ein Stück mitgeſchleift und getötet. Der Kraftfahrer kümmerte ſich nicht um ſein Opfer; er löſchte ſofort ſeine Lichter und fuhr mit großer Geſchwindigkeit weiter. Der Täter konnte ermittelt und feſtgenommen werden. Worms.(Meiſterbrief⸗Ueberreichung nach altem Brauch.) In einer würdigen Feier im Feſtſpiel⸗ haus wurden 420 rheinheſſiſchen Jungmeiſtern ihre Meiſter⸗ briefe überreicht. Handwerksmeiſter, Geſellen und Lehrlinge in alter Tracht erſchienen auf der Bühne, wo ein von Archivar Dr. Illert nach alten Quellen verfaßtes Schau— ſpiel„Der Meiſterſpruch“ wiedererſtand. Anſprachen hiel⸗ ten Landeshandwerksmeiſter Gamer und Oberbürgermeiſter Bartholomäus. Die Grüße des heſſiſchen Staatsminiſters übermittelte Regierungsrat Tautphäus. Als Vertreter des Gauleiters war Kreisleiter Schwebel erſchienen. Klein-Krotzenburg.(Schulferien wegen Diph⸗ therie.) Bereits in der erſten Woche dieſes Monats mußte hier eine Schulklaſſe wegen Diphtherieerkrankungen nach Hauſe geſchickt werden. Da ſich die anſteckende Krank⸗ heit unter den Kindern weiter ausbreitete, wurde vorſichts⸗ halber der geſamte Schulbetrieb auf ärztliche Anordnung geſchloſſen, damit eine weitere Infektion unterbunden wird. ele 8 Saar⸗Ferienkinder wurden zunächſt einmal um⸗ geleitet. * Frankfurt a. Mm.(Was ſind Frankfurter Würſtchen?) In Frankfurt hat eine Verſammlung der Fachgruppe Fleiſchwaren⸗Induſtrie eine Begriffsbeſtim⸗ mung für Frankfurter Würſtchen feſtgeſetzt, die auch die Zuſtimmung der Behörden fand. Sie lautet:„Frankfurter Würſtchen beſtehen nur aus Schweinefleiſch mit den erfor⸗ derlichen Gewürzen. Der Wurſtdarm iſt mitgenießbar. Die Würſtchen werden in Paaren als 4er, fer, ber, 7er, 8er und 10er gehandelt. Die Größenbezeichnung bedeutet, daß 4 Stück 4er, 5 Stück 5er uſw. jeweils in ungeräuchertem Zu⸗ ſtand 500 Gramm wiegen. Die Räucherung nach einem ——— N Sonderverfahren bedingt einen Gewichtsverluſt von 10—14 Prozent. Die Würſtchen kommen geräuchert, entweder un⸗ gekocht als friſche Würſtchen oder gekocht als Doſenwürſt⸗ chen in den Handel.“ * Frankfurt a. Mm.(Betrogene Sparer und Darlehnsſucher.) Vor der Großen Strafkammer unter Vorſitz des Landgerichtsdirektors Bittel begann eine mehrere Tage währende Verhandlung, die ſich gegen den 32jährigen Herbert Engler richtet, der des Betrugs ange— klagt iſt. Der in Unterſuchungshaft weilende Angeklagte war früher in Norddeutſchland im Zweckſparkaſſenweſen tätig, leiſtete 1927 den Offenbarungseid und begründete 1930 die Allgemeine Spar- und Kreditkaſſe, die ſich nach⸗ mals Allgemeine Darlehns- und Kreditkaſſe nannte. Das Unternehmen iſt im März 1933 für 15 000 Mark an die Deutſche Kredit- und Finanzierungsgeſellſchaft in Osnabrück verkauft worden, gegen deren Gründer ebenfalls ein Straf⸗ verfahren in Frankfurt anhängig iſt. Die Anklage gegen E. zählt 21 Betrugsfälle auf, außerdem iſt E. auch des unlau⸗ teren Wettbewerbs beſchuldigt. Mitleiter des Unternehmens war der 53jährige Bernhard Goslar, der flüchtig iſt. Es wird angenommen, daß die Allgemeine Spar- und Kredit⸗ kaſſe ohne großes Kapital den Geſchäftsbetrieb begann. Die Kaſſe wollte als Zweckſparkaſſe Darlehen vermitteln und es wurden in ihren Schriften erhebliche Summen an— geführt, die für Zuteilungen verausgabt worden ſeien. Der Sparer wurde in den Glauben verſetzt, daß er nach Ein⸗ zahlung von 21 Prozent und nach einer Wartezeit von zwei Monaten die Darlehenszuteilung erhalten werde. Es wurden 3000 Darlehnskonten geführt, davon ſind aber nur 170 zur vollſtändigen oder teilweiſen Auszahlung ge⸗ langt. Der Angeklagte hat aus der Kaſſe in der Zeit von April bis Dezember 1932 6490 Mark für ſich entnehmen laſſen, außerdem bekam er nicht weniger wie 14 800 Mark Speſen ausbezahlt. * Wiesbaden.(Die Marburger Univerſitäts⸗ klinik um 20000 Mark geſchädigt.) Vor der Großen Strafkammer waren der Franz Klaus und deſſen Ehefrau wegen gemeinſchaftlicher Schädigung des Vermögens der Chirurgiſchen Klinik der Univerſität Marburg um 30 000 Mark angeklagt. Die Angeklagten betreiben hier unter der Firma Weißweiler u. Klaus ein Geſchäft und nehmen in Kliniken, Krankenhäuſern und privaten und behördlichen Inſtituten Beſtellungen auf Zellſtoffwatte, Verbandsmaterial und Bin⸗ denmull entgegen und leiten die Beſtellungen an die Liefer⸗ firmen weiter. Es handelt ſich immer um Großaufträge. Unter ihren Kunden befand ſich auch die Univerſitätsklinik in Mar⸗ burg. Da die Klinik, wie die Angeklagten angaben, den Preis drückte, gingen ſie dazu über, unter Ausnutzung ihrer Be⸗ ziehungen zu dem Inſpektor der Klinik, der inzwiſchen Selbſt⸗ mord begangen hat, Minderlieferungen zu tätigen und die Rechnungen höher bezw. doppelt auszuſtellen. Dieſe Minder⸗ — 1 1. Kapitel. Der„Dingelsdorfer Landbote“ veröffentlichte am Tage nach dem Begräbnis des Rentners Johannes Siebzehnrübel auf der erſten Seite in ſchwarzer Amrandung folgenden Artikel: Bürger von Dingelsdorf und Amgebung! Wir alle ſtehen noch unter dem Eindruck des Hinſcheidens unſeres hochverehrten, wohltätigen, menſchenfreundlichen Mit- bürgers Johannes Siebzehnrübel. Wir haben ſeiner ſterblichen Hülle das letzte Geleit gegeben, ohne zu wiſſen, wie unſterb⸗ lich ſeine Liebe zu Dingelsdorf ſein wird. Als letzter Sproß eines alten Bauerngeſchlechtes, reich mit Gütern geſegnet, verließ er nach dem Tode ſeiner Eltern als Zwanzigjähriger ſein geliebtes Vaterland, um jenſeits des großen Teiches, wie er zu ſagen pflegte, die Welt mit deutſchem Miſt zu düngen. Nach faſt fünfzig Jahren kam er wieder, alt und einſam, reich und doch arm, voll Sehnſucht nach ſeiner geliebten Heimat Dingelsdorf. Fünf Jahre lebte er noch unter uns, verſchwenderiſch in ſeiner Liebe zu ſeinen Mitbürgern, voller Schnurren und Streiche, ein Jüngling im Greiſenhaar, dem es— leider— ſein Leben lang nicht gelungen iſt, eine liebe, gute Lebensgefährtin zu finden. Ans, die wir dem teuren Toten zu Lebzeiten ſehr nahe— geſtanden haben, hat er mit der Veröffentlichung ſeines Teſta— mentes betraut, das er dem unterzeichneten Redakteur kurz vor ſeiner kurzen Krankheit übergab und das geſtern in Gegen— wart des Notars Frieß geöffnet worden iſt. Es lautet: Mein letzter Wille! Ich, der Rentner Johannes Siebzehnrübel, verfüge für den Fall meines Ablebens folgendes: Mein Haus und das darin befindliche Mobilar erhält meine einzige Nichte Barbara Siebzehnrübel, zuletzt wohn— haft in Gerneroda. Mein Barvermögen in Höhe von 287000 Mark er— hält nach Abzug der Koſten für mein Begräbnis der Mann aus Dingelsdorf, der meiner Nichte Barbara Siebzehnrübel den erſten Kuß gibt, was durch Zeugen(mindeſtens zwei) vor dem Notar Frieß zu bekunden iſt. Meine Liegenſchaften, 130 Morgen Ackerland und 263 Morgen Wald ſamt Baumbeſtand erhält er, wenn er meine Nichte Barbara Siebzehnrübel innerhalb eines halben Jah- res, gerechnet vom Tage meines Ablebens, heiratet. Solange dieſe Bedingungen nicht erfüllt ſind, bleibt Barbara Siebzehnrübel Nutznießerin meines geſamten Ver mögens. Stirbt ſie ungeküßt und unvermählt, ſo fällt das geſamte Vermögen nach ihrem Tode an die Gemeinde Dingelsdorf. Dieſes Teſtament iſt am Tage nach ſeiner Eröffnung im„Dingelsdorfer Landboten“ zu veröffentlichen. Als Teſtamentsvollſtrecker beſtimme ich den Rechtsanwalt und Notar Wilhelm Frieß. Soweit das Teſtament. Bürger von Dingelsdorf, niemand konnte ahnen, welch ein Wohltäter unter uns weilte, als Johannes Siebzehnrübel noch lebte. Niemand weiß heute, wie ſich ſein wohltätiger, großherziger Sinn in unſerer jetzt lebenden und in der noch kommenden Generation auswirken wird. ö Wir rufen die ledige männliche Bürgerſchaft von Dingels⸗ dorf auf, ſich für die Vollſtreckung dieſes hochgemuten letzten Willens einzuſetzen. Alle gewünſchten Auskünfte werden be⸗ reitwilligſt von dem unterzeichneten Redakteur oder von Notar Frieß erteilt. Otto Schwarz, Redakteur des Dingelsdorfer Landboten, Gemeindevertreter, Erſter Vorſitzender des Dingelsdorfer Verſchönerungsvereins, Ehrenvorſitzender der Geſangvereine Hilaria und Heideblümchen. Nun dieſer Nachruf und dieſes Teſtament! Als ſie, neben dem blanken Herde ſtehend, den Roman verſchlungen hatte, über⸗ legte ſie, ob ſie nicht mit der Zeitung zum Rüttelskamp hinüber⸗ laufen ſollte, wo heute Heu eingefahren wurde. Hatte der Vater nicht noch geſtern mit dem Polizeidiener Plum über das Teſta- ment geſprochen? Hatten ſie nicht alle möglichen Vermutungen aufgeſtellt, wen der„Knickerboker“— ſo nannte Huber(und noch viele andere) den„hochherzigen freigebigen“ Onkel aus Amerika— wohl als Erbe einſetzen werde. Plum wollte vom Bürgermeiſter wiſſen, es ſtände gut um die Gemeinde Dingels⸗ dorf, aber der Lehrer Pauker hatte eine Andeutung vom Pfarrer gehört, und der ſollte es wieder vom Pater Guardian aus dem nahen Kloſter wiſſen. Aber der Vater war der Anſicht, die der Apotheker Fritz Bitter mit dem Arzt Dr. Haller teilte. Der hatte nämlich mal geäußert, der Alte ſei nicht mehr richtig im Kopfe, und man werde ſein Teſtament anfechten müſſen, wenn er eins machen werde. Im„Weißen Lamm“ war nun aber behauptet worden, der Onkel habe ſein Teſtament längſt gemacht und viele, die dem Hannes zeitlebens Brei um den Mund geſchmiert hätten, würden ein langes Geſicht machen. Damit hatten ſie wahrſchein⸗ lich den Bürgermeiſter Sulger gemeint, der damals, als der Siebzehnrübel von Amerika heimkehrte, mit Hilfe des Redakteurs Schwarz gegen den Willen des Großbauern Huber und aller 17 Gemeindevertreter den Triumphbogen durchgedrückt hatte. Als die Bauern von Dingelsdorf mittags mit den voll— beladenen Heuwagen vom Felde nach Hauſe kamen und ſich an den Tiſch ſetzten, um die Suppe zu ſchlürfen, vergaßen ſie beinahe den Löffel zu heben, als ſie den ſchwarzumränderten Nachruf für Johannes Siebzehnrübel auf der erſten Seite der Zeitung ſahen. Bei Dominik Huber, der ſich nun mit Recht der reichſte Mann von Dingelsdorf nennen konnte, entdeckte zuerſt die neunzehn jährige Lina den Nachruf. Ihrer Gewohnheit gemäß erwartete ſie die Zeitung jeden Morgen um elf Ahr vor dem Tore, um noch ſchnell den Roman zu leſen, während die Kartoffeln kochten. Waren die Burſchen einmal zu Hauſe, dann verſchwand die Zei⸗ tung auf Nimmerwiederſehen. Chriſtian las die Viehmärkte, Hubert die Sportberichte und Joſeph die Politik und was von den Sängerfeſten der umliegenden Dörfer darinſtand. Lina wäre, von dieſen Gedanken getragen, ſicher hinüber gelaufen zum Rüttelskamp, hätte ſie nicht gerade in dieſem Augenblick einen brenzligen Geruch in ihrer ſtommerſproſſigen Naſe verſpürt. Die Mehlſuppe brannte an! Sie warf das Blatt auf den Tiſch, begann eiftig im Suppen⸗ keſſel zu rühren, holte einen anderen Keſſel herbei und rettete von der Suppe, was noch zu retten war. f Da war alſo wieder einmal ein Thema, das große Auf⸗ regung in die Familie des Großbauern Huber bringen würde. Der Vater hatte ſich zu früh gefreut. Solange der dürre Ameri- faner am Leben war, beſtand immer die Möglichkeit, daß man ihn nach Ablauf der Amtszeit des jetzigen Bürgermeiſters für dieſes Amt wählen würde, wiewohl es feſtſtand, daß ſich der ſpleenige Geldonkel nicht einen Deut um das Dorf gekümmert hätte. Nun war er tot, aber ſein Geld war noch da, und das beliéférüng reicht bis zum Jahr die Nachprüfung des Selbſtmordgrundes des Inſpektors ans Tageslicht. Nach Aufdeckung der Manipulationen waren die Angeklagten bemüht, die Klinik ſchadlos zu halten durch — 9 1926 zurüd und kam durch r eee N 5* hypothekariſche Sicherſtellung und andere Verpfändungen. Die Klinik iſt nach den jetzigen Feſtſtellungen um etwa 20 000 Mark geſchädigt worden. Das Gericht verurteilte die Ehe⸗ frau zu neun Monaten Gefängnis und 5000 Mark Geld⸗ ſtrafe, den Ehemann zu ſechs Monaten Gefängnis und 3000 Mark Geldſtrafe. ** Herborn.(Rieſenbeſuch des Herborner⸗ Martinimarktes.) Der Martinimarkt, weit und breit bekannt als die größte Marktveranſtaltung des Weſterwald⸗ gebietes und des Dillkreiſes, hatte einen Rieſenbeſuch aufzu⸗ weiſen, der die letztjährigen Märkte weit übertraf. Das be⸗ kannte Sprichwort„Hat der Bauer Geld, ſo hats die ganze Welt“ kann man jetzt auch wieder auf den Herborner Mar⸗ tinimarkt beziehen, denn die Mehrzahl der Beſucher ſetzt ſich zuſammen aus Kreiſen des Bauernſtandes. Ueber⸗ einſtimmend wird von den Geſchäftsleuten erklärt, daß der geſchäftliche Erfolg außerordentlich befriedigend ſei; auch die fliegenden Händler hätten regen Zuſpruch. ——TTTTyTTyTTTTTTTTTTTTTrTTTTTTWTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTT Mütter, die NS.-Volkswohlfahrt kämpft für Euch! Werdet Mitglieder der NS.-Volkswohlfahrt! Frankfurt a. M.(Die Herſtellung le icht ver⸗ derblicher Waren.) Mit einer Frage von prinzi⸗ pieller Bedeutung für das Konditoreigewerbe befaßte ſich die Uebertretungskammer in einer Verhandlung gegen einen Angeklagten, der wider das Lebensmittelgeſetz ver— ſtoßen haben ſollte. An einem Auguſtſonntag wurden in dem Geſchäft des Angeklagten zwei gefüllte Törtchen ver⸗ kauft. Während das eine Stück dem Kunden mundete, er⸗ krankte dieſer nach dem Genuß des zweiten Törtchens, das ſchlecht ſchmeckte und zu einem Uebelſein führte. Die Ueber⸗ reſte des Törtchens wurden der amtlichen Unterſuchungs⸗ ſtelle zugeführt, aber es konnte nicht mehr feſtgeſtellt wer⸗ den, ob das Törtchen geſundheitsſchädlich war. Immerhin war es als verdorben anzuſehen. Die Zeugin, die die Tört⸗ chen holte, glaubt, daß ſie Schimmel in dem Stück geſehen habe. Der Angeklagte hat einen größeren Betrieb, in dem kontrolliert wird. Es konnte ihm nicht nachgewieſen werden, daß er unterrichtet war, ein verdorbenes Nahrungsmittel ſeilgehalten zu haben und er wurde freigeſprochen. Die Ware war am vorhergehenden Samstag hergeſtellt worden. In der Urteilsbegründung wurden Polizei und Unter⸗ ſuchungsamt darauf hingewieſen, ob man nicht allgemein von Konditoreien uſw. verlangen müßte, daß leicht ver⸗ derbliche Waren von Tag zu Tag hergeſtellt werden. Daß ein ſolches Verlangen beſtehe, habe ſich aus der Verhand⸗ lung ergeben. Lina kannte die geheimſten Gedanken ihres Vaters. Seit Mutter tot war, verwaltete ſie, die jüngſte und zierlichſte, die Stelle des Hausmütterchens. Vater hatte es offen zugegeben, ſie ſei zu ſchade für die grobe Feld⸗ und Stallarbeit. Zwei Jahre war ſie im Penſionat in Belgien geweſen, hatte dort Stricken und Klavierſpielen, Tanzen und Singen gelernt. Sie war nach Hauſe gekommen wie eine vornehme Dame, bereit, die Konkur- renz mit allen Dorfſchönen bei jedem nur irgendwo auftauchen den Städter aufzunehmen. Freilich hatte ſie ſich noch nicht end⸗ gültig entſchloſſen, weſſen Werbung ſie ſich ernſtlich gefallen laſſen wollte, die des jungen Arztes Dr. Haller, der egentlich zu plump auftrat und nicht umzugehen wußte mit ſeinem ungelenken Kör⸗ per, oder den Apotheker Fritz Bitter, der eigentlich ſchon zu alt war, wenngleich noch ſo ſchneidig und geſchniegelt wie ein junger Student. Er ſoll auf allen umliegenden Dörfern eine haben, war ihr mehr als einmal zugeflüſtert worden. Oder den Berg⸗ aſſeſſor Groeber, der im vergangenen Jahre die Bohrverſuche auf dem Gelände des Amerikaners geleitet und ſich bei ihrem Vater, als dem weitſchauendſten Beſitzer im ganzen Dorf, des öfteren Rat und Auskunft geholt hatte. Während Lina in der Suppe rührte, quirlten ihre Ge⸗ danken immer mehr durcheinander. Brodelnd ſprangen im Keſſel Bläschen auf und zerplatzten. Die Fliegen ſummten. Die Kar⸗ toffeln fingen an zu kochen. Der Dampf ziſchte mächtig aus dem Keſſel hoch. Vom Turm der Pfarrkirche kam das Mittags- läuten. Hurtig, nun würden ſie gleich da ſein! Im letzten Augenblick kam ihr noch der Gedanke, die Zeitung vom Tiſche fortzunehmen und zu verwahren bis nach dem Eſſen, damit ſie allen die Neuig⸗ keit eröffnen könne. Ach, es war doch dumm von ihr, ſo mit dem lächerlichen Blatt herumzuſpringen. Als ob ihr, der Lina vom Huberhof, nun dieſe Jungfer Barbara in die Quere kommen könnte.... Draußen ſtampften die Pferde durch das Tor, ſchwer rollte der hochgetürmte Wagen über den ſteinigen Boden. Das Heu ſtrich ſcharf an der Wand des Hauſes vorbei. Chriſtian komman⸗ dierte mit ſeiner hellen Stimme die Pferde, Ketten raſſelten, Hufe ſtampften in den Stall hinein, im Eingang zur Wohnſtube erſchienen Hubert und Joſeph und Mina, alle mit geröteten Köpfen, ſeufzend vor Hitze und Durſt, ſchweigend vor Er⸗ ſchöpfung. Durch die hintere Tür ſchob ſich der wuchtige Körper des Vaters Huber herein. Er nahm ſeine Mütze von dem kahlen, geröteten, maſſigen Schädel, ließ ſich auf dem Stuhl am Kopfe des Tiſches nieder, an dem die anderen ſchon Platz genommen hatten, und begann das Tiſchgebet. Lina trug auf, legte vor und aß mit. Es war ſo Sitte beim Huber. Bei Tiſch wurde nicht ge— ſprochen, was den Söhnen lieb war, weil ſie dann ungeſtört bei der Suppe die Zetung leſen konnten. Nun war ſie nicht da. Am Tage vor dem Sonntag, da doch ringsum allerhand los iſt. Natürlich fragte zuerſt Chriſtian danach. Lina bemerkte ganz nebenſächlich:„Ich habe ſie noch nicht geſehen.“ Nach einer Weile fing Joſeph von der Zeitung an. Sie müſſe da ſein. Er habe den Felix am Rüttelskamp vorbeilaufen ſehen mit einein Packen Zeitungen unter dem Arm. „Der Buckel vergißt uns doch ſonſt nicht!“ brummte Joſeph ungeduldig in ſich hinein. „Menſch, nun gedulde dich doch. Du erfährſt noch früh genug, wann euer„Heideblümchen“ morgen fürs große Sänger⸗ feſt in Gernegroda anzutreten hat“, verſuchte ihn Hubert zu be- ruhigen. Er ſprach, ohne ſeinen Kopf vom Feller zu erheben, ſchielte höchſtens ein wenig zur Seite, um feſtzuſtellen, welches Geſicht ihn vom Kopf des Tiſches anſch aute. Aber Vater Huber hob und ſenkte bedächtig ſeinen Löffel. Man ſah ihm an, daß er ſich überwand, ſeinem Kinde nichts über die angebrannte Suppe zu ſagen. Seine vollen Hängebacken waren friſch raſiert, ſeine gerade Naſe leuchtete bläulich, was man immer an ihr beob- achten konnte, wenn der Sinn des Huberbauern mit wichtigen Gedanken angefüllt war. Die ſchmale, leicht gefurchte Stirn ſchien ſehr geſammelt und hörte anſchtzinend nicht, wie die beiden Söhne die Stille unterbrachen. (Fortſetzung folgt.) Teſtament würde Dingelsdorf eine Zeitlang, auf den Kopf ſtellen. ee ee Oe hal, Neid Jahr Kam. Sie Beft ihten atbei mit! eine volſt und m Ma kam bali gral dung