Nele, ———— ———— — Amtliches Verkündigungsblatt der Bürgermeifterei und 0 anberer Vehötden Vereins und Geſchäftsanzeiger Erſcheinungsweiſe: Täglich außer Sonn⸗ und Feiertage. Bezugspreis: Durch die Träger ins Haus gebracht monatlich 1,20 Mk. zuzügl. 20 Pfg. Trägerlohn; durch die Poſt bezogen monatlich 1.50 Mk. ausſchließlich Zuſtellungsgebühr. Einzelnummern 5 Pfg.; Samstags 10 Pfg. Inſeratenpreis: Die 12geſpaltene Millimeterzeile oder deren Raum 3 Pfennig Wöchentlich„Der Feuerreiter“. Nr. 277 Beilagen: D. A. Okt.34:1292 Reklamezeile 15 Pfg. die 90 Willimeter breite Millimeterzeile. wird Nachlaß gewährt. Für telefoniſch aufgegebene Inſerate keine Gewähr. Anzeig en⸗ leiter: Friedr. Martin, Viernheim. Anzeigenannahme durch alle Annoncen⸗Expeditionen. Kauptſchriftleiter: Friedr Martin, Viernheim. Druck u. Verlag: Friedr. Martin, Viernheim Geſchäftsſtelle: Bismarckſtr. 13, Tel. 153, Poſtſcheckk.: Ludwigshafen 15101 Freitag, den 30. November 1934 Die Hochzeit in London Die Trauung des Herzogs von Kent mit der Prinzeſſin Marina DNB. London, 29. Nov. In der Weſtminſter⸗Abtei hatten ſich heute das britiſche Königshaus, weitere 50 Mitglieder königlicher Häuſer, die britiſche Regierung, die Vertreter des Parlaments, die höch— ſten Würdenträger der Kirche, die Vertreter der fremden Mächte und Tauſende von Männern und Frauen des geſamten öffent— lichen Lebens Englands verſammelt, um der Trauung des Her— zogs von Kent mit der Prinzeſſin Marina beizuwohnen. Am die Weſtminſter-Abtei und im ganzen Viertel vom Buckinghampalaſt bis Trafalger Quare und White-Halle ſtand rund eine Million Menſchen aus ganz England, um dem Brautpaar und ſeinem König zuzujubeln. Faſt noch eindrucksvoller als dieſes unendliche Menſchenmeer waren die verlaſſenen Straßen der entlegenen Stadtteile Londons, in denen kleine Menſchengruppen entblößten Hauptes vor Lautſprechern ſtanden, und als die Braut dem Erzbiſchof von Canterburry das Traugelöbnis nachſprach, das mit den Worten begann: „Ich Marina, nehme dich, Georg Edward Alexander Edmund zu meinem angetrauten Mann“, mit ihr das Amen zum Schluſſe flüſterten. Die geſamte Nation, alt und jung, arm und reich, hoch und niedrig, nahm an dieſem Ereignis wie an einem Familienereignis teil. Schon ſeit den frühen Morgenſtunden waren alle Straßen. durch die ſich der Hochzeitszug vom Buckinghampalaſt nach der Weſtminſter⸗Abtei dewegte, von Hunderttauſenden von Menſchen gefüllt, die zum Teil ſchon am Abend vorher ihre Plätze eingenommen hatten. Das Bild wurde belebt durch die bunten Aniformen der Truppen und der Polizei, die zu Tauſenden die Straßen ſäumten. Da— zwiſchen bewegten ſich höhere Offiziere zu Fuß und zu Pferd in ihren ſcharlachroten Uniformen mit Federbüſchen und gold— und ſilberverſchnürten Uniformen. Anter den geſchmückten Ge⸗ bäuden am Mall, der breiten Allee, die nach dem Buckingham— palaſt führt, wirkte vor allem die deutſche Botſchaft, die mit aus Deutſchland geſandten Fichtengirlanden auf rotem Grunde einfach und würdig bekränzt war. In den Jubel der Menſchenmenge beim Herannahen der Wagen mit dem Königspaar, den Prinzen und vor allem mit dem Brautpaar miſchte ſich der Klang der Glocken und das Spiel der engliſchen Nationalhymne. Die Traufeier in der Weſtminſter⸗Abtei bot ein unvergeßliches Bild. Der Altar war in ein Meer von Licht getaucht. Etwa 50 rote und weiße Stühle waren für die königlichen Gäſte aufgeſtellt. Das Leuchten der Aniformen der Diplomaten und der hohen Beamten wurde hier und da unterbrochen durch die ſchwarzen Fracks der Zivilgäſte und die weißen Kleider der Damen. Nach— dem die Gäſte ihre Plätze eingenommen hatten, erſchienen der griechiſche Patriarch, der Erzbiſchof von Canterburry und der Erzbiſchof von Bork. Von vier hohen Geiſtlichen in roten und goldenen Gewändern geführt, erſchien das Königspaar, der König in Marineuniform. Dem Königspaare folgten der Bräu— tigam, begleitet von ſeinen Brüdern, dem Prinzen von Wales und dem Herzog von Vork. Als letzte ſchritt die Braut in ſilber⸗ glänzendem Kleid am Arme ihres Vaters, der Huſarenuntform trug, und begleitet von acht Brautjungfern zum Altar. Mit feſter Stimme ſprach der Herzog von Kent dem Erzbiſchof den Treuſchwur nach. Nachdem auch Prinzeſſin Marina den Treu— ſchwur abgelegt hatte, folgte der Ringwechſel. Am 11,14 Ahr erklärte der Erzbiſchof von Canterburry beide für verehelicht. Als das Brautpaar die Abtei verließ, ertönte der Hoch— zeitsmarſch von Mendelsſohn, in den ſich die Jubelrufe der Men— ſchenmaſſen miſchten. Zugzuſammenſtoß bei Turin Schienenauto und Schnellzug zuſammengeſtoßen— 80 Verletzte DNB. Mailand, 29. Nov. Am Bahnhof Porta Suſa von Turin iſt heute nachmittag zwei Ahr der Schnellzug Mailand— Turin bei der Ein⸗ fahrt mit einem Schienenauto der Linie Turin— Aoſta zuſammengeſtoßen, das den Hauptbahnhof von Turin um 13.50 Ahr verlaſſen hatte. Nach dem Zuſammenprall fing das voll⸗ beſetzte Schienenauto ſoſort Feuer und unter den Reiſenden brach eine Panik aus. Da die Ausgänge durch Trümmer ver⸗ ſperrt waren, konnten die Reiſenden nur durch die Fenſter den Wagen verlaſſen. Der Schnellzug Mailand— Turin wurde durch den Zuſammenſtoß nicht ſo ſtark mitgenommen. Sobald ſich die Reiſenden vom erſten Schreck erholt hatten, beteiligten ſie ſich am Rettungswerk und ſuchten, aus dem brennenden Motor⸗ wagen die verletzten Reiſenden zu bergen. Die Feuerwehr und das Rote Kreuz waren ſofort aus der nahen Stadt zur Stelle. Das Anglück ſcheint durch das Verſagen einer Weiche verurſacht worden zu ſein. Nach dem erſten Bericht ſind 80 Reiſende mehr oder weniger ſchwer verletzt worden, doch konnten die meiſten nach Anlegung von Verbänden entlaſſen werden. Gieben Tote auf der Veſuvbahn Ein ſchweres Bahnuglück DRB Neapel, 29. Nov. Bei Neapel ereignete ſich am Mittwoch ein chweres Drahtſeilbahnunglück. Der Führerwagen einer Draht⸗ ſeilbahn ſtieß an einen Pfeiler und fiel herab. Vier Perſonen waren ſofort tot und zwölf wurden verletzt. Von letzte⸗ ren ſind ſpäter drei geſtorben, ſo daß im ganzen ſieben Dote bei dem Anglück zu beklagen ſind. DNB. Rom, 29. Nov. Zu dem ſchweren Anglück bei Neapel iſt ergänzend zu melden, daß ſich das Anglück nicht auf der Drahtſeilbahn, ſon— dern auf der ſogenannten Veſuvpbahn ereignete, die von der unteren Seilbahnſtation zu Tal führt, und zwar nach Pugliano. Der erſte Wagen, der von der oberen Station der Veſuvbahn abwärts fuhr, war hauptſächlich mit Bahnperſonal, ſerner mit einigen Fremdenführern und zwei Touriſten beſetzt. Kurz vor der Station Eremo bemerkte der Führer, daß der Wagen ins Gleiten kam; vermutlich infolge der durch Nebel feucht gewordenen Schienen. Obwohl der Beamte ſofort die Bremſe zog, rutſchte der Wagen in immer ſchnellerer Fahrt abwärts und entgleiſte in einer Kurve, wobei er gegen einen Leitungsmaſt ſtieß und vollſtändig zertrümmert wurde. Aus den Trümmern wurden zwölf Verwundete und vier Tote ge— zogen. Anter den Toten befindet ſich ein Fremdenführer und ein franzöſiſches Ehepaar, das ſich auf der Hoch⸗ zeitsreiſe befand und in Tunis ſeinen Wohnſitz hatte. In der Nacht ſtarben noch drei Verletzte, ſo daß die Zahl der Toten nun ſieben beträgt. Die übrigen neun Verletzten, die in den Krankenhäuſern von Loreto und Neapel liegen, ſind faſt durchweg lebensgefährlich verletzt. * neee Erklärung der deutſchen Studenten in Prag DNB. Prag, 29. Nov. Die Studenten der Prager deutſchen Hochſchulen veröffent— lichen folgende Erklärung: „Die Prager deutſchen Studenten haben gemeinſam mit ihren Profeſſoren einen Abwehrkampf für Recht und Ehre ge⸗ führt. Bei in- und ausländiſchen Studenten haben die Vor— gänge in Prag eine Wirkung ausgelöſt, die uns in unmißver— ſtändlicher Weiſe die Anteilnahme der geſamten Weltöffentlich— keit beweiſt. Die Prager deutſchen Studenten wiſſen Dank da⸗ für. In ausführlichen Beratungen haben die Vertreter der deut— ſchen Studentengruppen zu dem von den akademiſchen Würden⸗ trägern erfolgten Schritt Stellung genommen und haben Rek— tor und Dekanen ihr unerſchütterliches Vertrauen und ihren Dank ausgeſprochen. In einer beſonderen Kundgebung werden die Studenten dies in feierlicher Weiſe manifeſtieren. Weiter haben die Körperſchaften beſchloſſen, während dieſes Seme⸗ ſters von allen feſtlichen Veranſtaltungen Abſtand zu nehmen. Ebenſo werden die deutſchen Studenten an keinerlei anderen Veranſtaltungen teilnehmen.“ Sitzung des Saarausſchuſſes in Nom. DNB. Rom, 29. Nov. Der Saarausſchuß des Völkerbundsrates war zu einer neuen Sitzung zuſammengetreten. In dieſer unterrichtete Al oiſi ſeine Mitarbeiter über einzelne Punkte, über die eine Einigung mit Frankreich und Deutſchland erreicht worden iſt. Sie be⸗ treffen Fragen der Saarabſtimmung, die keinen techniſchen Cha— rakter haben. Weiter berichtete Aloiſi über Anterredungen, die er mit den deutſchen und franzöſiſchen Sachverſtändigen für Wirt⸗ ſchafts⸗ und finanzielle Fragen hatte. 8— 10. Jahrgang Uniformen und Aniformierung der Lehrer und Schulbeamten in Italien Nationaliſierung und italieniſche Gewerkſchaften Rom, Ende November 1934. Dias neue Schuljahr, das in Italien nach dem Ende der faſt drei Monate währenden Sommerferien im Spätherbſt be— ginnt, hat dieſes Jahr für die Volksſchulen eine beachtenswerte Neuerung gebracht. Der Erziehungsminiſter hat angeordnet, daß die Lehrer und die Beamten des Schulauſſichtsdienſtes in den Schulſtunden Uniform zu tragen haben: entweder, ſo⸗— weit ſie dazu berechtigt ſind die Milizuniform der Ausbildungs— offiziere der Balilla oder einfach die faſchiſtiſche Parteiuniform. Auch die Lehrerinnen haben künftig in dem ſchwarzen Koſtüm, der weißen Bluſe, dem ſchwarzen Schlips und der Basken— mütze der entſprechenden Rangſtufen bei der weiblichen Staats— jugend zu erſcheinen. Die neue italieniſche Wehrverfaſſung, welche die faſchiſtiſchen Jugendverbände zu Trägern einer plan— mäßig abgeſtuften vormilitäriſchen Ausbildung macht und Schule, Partei, Staat, Miliz und Militär als eine immer enger zu verbindende Einheit begreift, hat damit einen auch im Aeußerlichen ſichtbaren Ausdruck gefunden. Der Lehrer hat nicht nur das Schulweſen zu vermitteln, ſondern junge Staats- bürger zu erziehen und junge Krieger auszubilden, und das eine ſoll mit dem anderen nicht nur im Geiſte des totalen Staates, ſondern auch äußerlich verbunden werden. Dies iſt eine weſent⸗ liche Aufgabe, die ſich der Faſchismus geſtellt hat und die über das Militäriſche weit hinausgreift. Es kommt ihm darauf an, einem Volke, dem nach Geſchichte, Veranlagung und Tempe- rament große Gemeinſchaftsleiſtungen fremd ſind, eine Lebens⸗ form zu geben, die es in Gliederung und Ordnung auf allen Gebieten des nationalen Lebens zu höchſtmöglichen Leiſtungen für die Geſamtheit anfeuern und befähigen ſoll. Aniform und Wehrverfaſſung ſind nur eine Seite dieſer neuen Lebensform. Die korporative Wirtſchaftsordnung iſt die andere. Sehr bezeichnend, daß man hier kein ſtarres Schema in die Wirklichkeit hineinpreßt, ſondern in vorſichtigem Taſten elaſtiſch von unten nach oben gebaut hat. Hier wie auf anderen Gebieten ging und geht es immer wieder darum, gleichſam experimentell den Punkt zu finden an dem die Frei— heit des einzelnen ſich am produktivſten in den der Geſamtheit vorgezeichneten Willen einfügt. Dabei zeigt es ſich, daß die Arbeitsordnung andere Vorausſetzungen zu reſpektieren hat als die Staatsverfaſſung; daß zum Beiſpiel der italieniſche Ar⸗ beiter im Betrieb einen ſehr viel breiteren perſönlichen Ent— faltungsraum braucht als etwa der amerikaniſche, obwohl dieſer nach herkömmlichen Begriffen in der ſtaatlichen Sphäre mehr Freiheit beanſprucht als jener. Man hat in der italieniſchen Induſtrie, vor allem alſo in dem wirtſchaftlich am ſtärkſten ent⸗ wickelten Norditalien, den Verſuch gemacht, gewiſſe amerika— niſche Syſteme der Arbeitsrationaliſierung einzuführen. Der Erfolg muß etwa ſo geweſen ſein, wie es in einem franzöſi⸗ ſchen Film von René Clair, der vor einigen Jahren in Deutſch-⸗ land unter dem Titel„Es lebe die Freiheit“ lief, zu beobachten war. Da war eine Szene, die überaus drollig und eindrucks⸗ voll zeigte, wie vollkommen die Individualität und ſeeliſche Haltung des franzöſiſchen Arbeiters vor dem rationaliſierten Produktionsprozeß des laufenden Bandes verſagt. Es gab ein unbeſchreibliches Durcheinander. Etwas Aehnliches war in Ita lien zu beobachten. Es handelte ſich zwar nicht um das ſau— fende Band, aber um das„Syſtem Bedaux“. * Herr Bedaux iſt ein Amerikaner franzöſiſcher Herkunft, aber zweifellos mehr Amerikaner als Franzoſe. Von ihm kann man gegen Zahlung entſprechender Lizenzgebühren ein übe, aus raffiniert ausgedachtes Syſtem zur Berechnung von Akkordlöhnen erwerben. Da wird unter Anwendung von Meßinſtrumenten und Tabellen feſtgeſtellt, welche Arbeits leiſtung von einem normalen Arbeiter in einer gewiſſen Am— gebung, in einem gewiſſen Alter, bei einem gewiſſen Blutdruck und bei einer gewiſſen Temperatur in einer gewiſſen Zeiteinheit vollbracht werden kann, und nach den ſo ermittelten Arbeits— einheiten richtet ſich der Lohn. Das Syſtem iſt ſo verwickelt, daß es der Arbeiter gar nicht verſtehen kann. Und außerdem werden die Tabellen, nach denen das alles ausgerechnet wird, dem Arbeiter nicht gezeigt. Böſe Zungen behaupten, daß die Vorteile des Syſtems Bedaux für den Arbeitgeber eben darin beſtünden, daß eine Kontrolle durch die Arbeiter unmöglich oder jedenfalls nicht üblich iſt. Aber wie dem auch ſei— die faſchiſtiſchen Arbeitergewerkſchaften haben das Syſtem Bedaux heftig bekämpft. Vor einigen Wochen hatten ſie dabei den Er- folg, daß das korporative Zentralkomitee unter dem Vorſitz Muſſolinis einen Beſchluß gefaßt hat, der formell eine Reviſion des Syſtems Bedaux verlangt praktiſch aber wohl zu ſeiner Abſchaffung führen dürfte. Dabei zeigen ſich die Gewerkſchaf⸗ ten der Anwendung von Rationaliſierungsmethoden nicht etwa aus Grundſatz feindlich. Aber ſie verlangen, daß dabei nicht nur wirtſchaftliche und techniſche, ſondern auch die menſch⸗ lichen Geſichtspunkte berückſichtigt werden. Sie verlangen, daß nicht ein im Schema konſtruierter„Normalarbeiter“, fon⸗ dern der Italien er, ſo wie er iſt, zum Ausgangspunkt ge⸗ nommen werde. Sie hatten damit, wie geſagt, einen vollen Erfolg. Dies feſtzuſtellen, iſt für die Erkenntnis der Kräfte, die die Entwicklung des Faſchismus beſtimmen, nicht unwichtig. H. Sch. Auf Mengenabſchlüſſe ee ee eee eee dar Nx e — — n — P c 3 2 a* 28 1. 2 .—TT—T——TWT—WT—WT—W—— DNB. London, 29. November. 0 Nachdem der Abgeordnete Jones für die Arbeiteroppo— ſition geſprochen hatte, wobei er mit einigen Ausfällen gegen Deutſchland ſchließlich unterſtrich, daß die alliierten Länder nicht ihre Vertragsverpflichtungen, abzurüſten, einhielten, er— griff zur allgemeinen Aeberraſchung auch Lloyd George das Wort, der Baldwin für die„ſehr klare und beruhigende Erklärung“ über die von der Regierung unternommenen Schritte dankte. Vom militäriſchen Standpunkt, ſo fuhr er fort, beſtehe kein Zweifel, daß Deutſchland unendlich ſtärker für ſeine Verteidigung ſei, als vor einem Jahre. Ich kann mir aber nicht vorſtellen, ſo fuhr der Redner fort, daß Deutſchland mutwillig angreift. Was die Geheimtuerei anbetrifft, ſo bemerkte Lloyd George weiter, glaube ich, daß es unendlich beſſer ſein würde, wenn Deutſchland ausdrücklich mitteilt, was es ausgibt und uns dies wiſſen läßt. In Kriegszeiten zählen vor allem die Reſerven jedes Landes. Frankreich hat über vier Millionen ausgebildeter Männer in Reſerve, und es beſitzt alles, was ihm ermöglichen würde, ein Heer von Millionen ins Feld zu ſtellen. Frankreich iſt im gegenwärtigen Augenblick für einen großen Krieg beſſer ausgerüſtet, als es im Jahre 1914 war. Baldwin, fuhr Lloyd George fort, hat einen Appell an Deutſchland gerichtet— einen zeitgemäßen und ſympathiſchen Appell. Kann er ihn nicht auf andere Länder ausdehnen? Gibt es kein anderes Land, an das ein Appell dieſer Art gerichtet werden könnte? Nach unerhört ſcharfen Angriffen gegen die nationalſozialiſtiſche deutſche Regierung betonte Lloyd George: Inzwiſchen laßt uns Deutſchland klar machen, daß wir be— abſichtigen, ſeine Beſchwerden in billiger und unparteiiſcher Weiſe zu erwägen. Was ſind dieſe Beſchwerden? Daß ihnen feierlich von den Anterzeichnern des Vertrages von Verſaäilles verſprochen worden iſt, daß, wenn es abrüſtet, die anderen nachfolgen werden. So lautete das Verſprechen. Vierzehn Jahre lang haben ſie auf die Einhaltung gewartet. Sie hatten eine aufeinanderfolgende Reihe der friedlichſten Miniſter der Welt. Sie erſuchten dringend die Großmächte, zu beginnen, ihr Verſprechen einzuhalten, erhielten als Antwort aber eine Reihe von Pakten, die den Krieg verdammen. Inzwiſchen hat jedes Land, außer Großbritannien, ſeine Rüſtungen, Geſchütze und Reſerven erhöht. Geld wurde an Deutſchlands Nachbarn verliehen, um mächtige Heere an ſeiner Grenze aufzubauen. Wie kann man überraſcht ſein, daß die Deutſchen schließlich zur Revolution gegen das getrieben wur⸗ den, was ſie als chroniſche Enttäuſchung anſahen? Lloyd George erinnerte dann an die Worte von Smuts, daß Deutſchland in ſehr großem Maße der Schlüſſel für die Schwie⸗ rigkeiten Großbritanniens im Oſten ſei, behandelte ironiſch die Lobſprüche Archimbauds auf das ruſſiſche Heer und den dadurch erfolgten Beifall in der franzöſiſchen Kammer und rief aus:„Das kommuniſtiſche Rußland hält Wache über ein heftig antikommuniſtiſches Deutſchland! Ich ſage voraus, daß in einer ſehr kurzen Zeit— vielleicht nicht ein, vielleicht nicht zwei Jahren— die konſervativen Elemente in England auf Deutſchland als ein Bollwerk gegen den Kommunis⸗ mus in Europa blicken werden. Wenn Deutſchland vor dem Kommunismus niederbricht und der Kommunismus Deutſchland ergreift, ſo wird Europa folgen, weil die Deutſchen ihn am beſten bewerk⸗ ſtelligen würden. Ihr werdet Deutſchland als euren Freund begrüßen. Ich bitte die Regierung, zu erwägen, ob nicht eine weitere Möglichkeit beſteht, zu verſuchen, die Mächte in Europa zu überreden, ihre Zuſage und ihr feierliches Verſprechen, abzurüſten, wenn Deutſch⸗ land dies tut, neu zu erwägen. Ihr werdet nicht Frieden in Europa haben, bis ihr das lut. Lloyd George befaßte ſich hierbei eingehend mit der Frage des Fernen Oſtens und ſchloß, wieder auf die Frage der allgemei⸗ nen Abrüſtung zurückkommend:„Meine Leberzeugung iſt, daß die Welt von uns erwartet, daß wir hier eine Führung geben.“ Das konſervative Mitglied Winterton, eines der Mitglieder, die Churchills Abänderungsantrag unter- ſtützen, erklärte, die Hauptbeſchwerde Deutſchlands ſei der Ver⸗ ſailler Vertrag. Es ſei unſinnig, dem Anterhaus vorzureden, daß Abrüſtung die einzige Frage ſei, die Deutſchland verärgert. Zwiſchen Europa und dem Frieden ſtänden die im Jahre 1919 niedergelegten Bedingungen. Wir ſtellen, bemerkte Winterton, jede Abſicht der Feind⸗ ſeligkeit gegenüber Deutſchland in Abrede. Wir bewundern ſeine Männlichkeit und ſeine Entſchloſſenheit, ſowie die Art, in der es während all dieſer Jahre der Peinigung weiterhin ſeinen nationalen Geiſt aufrecht erhalten hat. Aber eben⸗ ſogut ſagen wir, daß wir nicht wünſchen, den mächtigſten unſerer früheren Feinde genau ſo ſtark, wie wir es ſind, in der Luft zu ſehen, ſolange er vorſätzlich den Völkerbund verlaſſen und das ſog. Kollektive Friedensſyſtem beiſeite geſchoben hat. Winterton fuhr fort: „Wir können nicht erlauben, daß Deutſchland in der Luftmacht uns überlegen iſt.“ England ſtehe der Lage gegenüber, daß man entweder Deutſch⸗ land in den Völkerbund zurückbekomme und die Gleichberech— tigung, die es verlange und ſchließlich bekommen werde, anneh— men müſſe, oder England müſſe eine Luftſtreitmacht haben, die der Deutſchlands gleich ſei. Aber Frankreich würde heute niemals die Gleichberechtigung Deutſchlands annehmen. Winterton drang auf eine mehr ins einzelne gehende In⸗ formation über die Zahl von deutſchen Frontflugzeugen mit beſonderer Bezugnahme auf die Frage, wie viele davon Bombenflugzeuge ſeien. Winterton fuhr fort, Informationen ſeien in Frankreich ausgegeben worden, wonach Grund zur An⸗ nahme beſtehe, daß das deutſche Kurzdienſtheer von 300 000 Mann in 21 ziemlich gut ausgerüſtete Diviſionen eingeteilt ſei. Lloyd George irre ſich, wenn er denke, daß dieſes Heer nicht eine große Menge Geſchütze, auch 15⸗Zentimeter-Geſchütze, beſitze. Winterton ſchloß:„Wir werden Deutſchland in den Völkerbund nicht zurückbekommen, wenn nicht nur Frankreich, ſondern auch die Welt ihre Anſicht im allgemeinen über Deutſchland ändern wird.“ a Hierauf fragte Lloyd George, ob Simon eine Infor⸗ mation über die ſchwere Artillerie und die 15-Ztm.-Geſchütze „ 8 Die Nüſtungsdebatte im engl. Unterhaus Lloyd George ſpricht— Ein Schlußwort Sir Simons geben könne. Churchill verlange Informationen über das deutſche Heer. Simon erwiderte, das Friedens-Kurzdienſtheer von 300 000 Mann werde in 21 Diviſionen organiſiert, wie er an— nehme zuſammen mit mechaniſierten Formationen und Kavallerie. Er wüßte nichts über die Aufrüſtung mit 15-tm.-Geſchützen. Der oppoſitionelle Arbeiterparteiler Pevan kritiſierte leb— haft die Rede Lloyd Georges. Nach weiteren Rednern erklärte der Führer der Oppoſitionsarbeiterpartei Tansbury, die Ar beiterpartei ſei der Anſicht, daß es bei Nichterfüllung der im Friedensvertrag gemachten Verſprechungen früher oder ſpäter zu einem furchtbaren Krieg kommen werde. Der Staatsſekretär des Aeußern, Sir John Simon, der die Ausſprache für die Regierung beendete, beantwortete einige Fragen, die während der Erörterungen über die Punkte in Baldwins Rede gemacht worden waren. Zur Rede Baldwins bemerkte er, es handle ſich heute nicht um eine einfache Erklärung. Die Regierung habe bereits ſeit einiger Zeit eine beſondere Prüfung des Problems vorgenommen. Bevor die Rede gehalten worden ſei, ſei ihr Inhalt dem deutſchen Reichskanzler, Frankreich, Italien und den Vereinigten Staaten mit vollen Erläuterungen mit⸗ geteilt worden. Dieſes Verfahren ſei eingeſchlagen worden, weil es ſich nicht um eine engliſch-deutſche Frage, ſondern um eine europäiſche und eine Weltfrage handele. Durch dieſes Verfahren habe die Re⸗ gierung geholfen, einen großen Teil des Argwohns und Nebels zu beſeitigen. Es müſſe auch einen Teil der Beſorgnis, des Arg⸗ wohns und der Aebertreibung, die beſtanden hätten, beheben. Die Mitteilungen an andere Regierungen bildeten eine neue Entwick— lung, und es könne ſein, daß ſie eine neue Lage ſchafften. 0 Wir erklären von neuem, wie wir zuvor erklärt haben, daß wir für geregelte Beſchränkung ſind im Gegenſatz zum Wett— bewerb und der ungeregelten Rüſtungen. Wir erſuchen das Haus, uns zu helfen, dies als eine neue Gelegenheit zu behan⸗ deln, die darauf hinzielt, für Europa eine Politik des Friedens zu fördern, die nicht auf die Vorſchriften der Nachkriegsperiode gegründet iſt, ſondern eine neue Bemühung darſtellt, feſter eine ſichere Ausſicht des Friedens in der Welt zu errichten. Der Abänderungsantrag der Arbeiterpartei für Chur⸗ chills Abänderungsantrag zu der Antwortadreſſe auf die Thronrede wurde mit 276 gegen 35 Stimmen abgelehnt. Ehurchill zog hierauf ſeinen Abänderungsantrag zurück. Die Antwortadreſſe ſelbſt wurde daraufhin gebilligt. Was Baldwin zur europäiſchen Lage ſagte Die Entwicklung ſeit der Negierungsübernahme durch den Nationalſozialismus Nach dem jetzt vorliegenden ausführlichen Bericht über die Rede Baldwins im Anterhaus erklärte dieſer noch: Es ſind im letzten Jahr erſt zwölf Monate her, daß das augenblickliche Regime in Deutſchland zur Macht gelangte. Ich werde dieſes Regime nicht kritiſieren, aber das notwendige Ergebnis einer Revolution iſt, daß ein Diktator oder jemand, der an der Stelle eines Diktators ſteht, zur Macht gelangt und es iſt bekannter— maßen ſchwieriger, Fühlung mit einem Diktator zu erhalten, als mit einer demokratiſchen Regierung. Das iſt das eine Ergebnis. Zweitens bringt eine Revolution eine Anzahl neuer Männer zur Macht, die nicht die Erfahrung haben, für ihr Land aus⸗ wärtige Angelegenheiten zu behandeln und deren Perſönlichleit den Staatsmännern anderer Länder nicht bekannt iſt. Man braucht Zeit, um über dieſe Schwierigkeiten hinwegzukommen und die Fühlung wiederherzuſtellen, die ſeit vielen Jahren hoff— nungsvoll auf Deutſchland gewirkt hat. Das, was in Europa während der letzten Jahre geſchehen iſt, mag der Beweis für das ſein, was ich eben geſagt habe. Im Januar kam das neue Regime zur Macht und ſchon der nächſte Monat erlebte die Stärkung der Kleinen Entente, die als erſter Teil Europas auf die neue Fügung antwortete. Nicht viel ſpäter ſehen wir die großen Erſchütterungen in Oeſterreich, zum großen Teil infolge der Nazipropaganda. Im Oktober zog ſich Deutſchland vom Völkerbund und der Ab⸗ rüſtungskonferenz zurück. Als Deutſchland ſich zurück— zog, geſchah dies in einem Augenblick, wo wir berechtigte Hoff— nungen hatten, etwas weſentlicheres zu erreichen, als ſeit vielen Jahren. Die Zuſammenarbeit unter den europäiſchen Staaten wurde damit vorläufig zerſchlagen. Dieſes Jahr haben wir ſogar Zeichen der Nervoſität in den Ländern geſehen, die nicht direkt von den Ereigniſſen berühtt wurden, nämlich in der Schweiz und in Skandinavien. Man hat geſehen, wie in Frankreich Kredite behandelt und vorgeſchlagen werden, um die Feſtungswerke im Norden zu vermehren und um in vielfacher Weiſe die Luftſtreitkräfte aufzurüſten und Aus— rüſtung und Munition zu beſchaffen. Man hat auf der anderen Seite der Alpen, Italien, durch die Rückwirkungen der Nazi— propaganda in Oeſterreich beunruhigt geſehen, und man hörte eine Rede vom Duee ſelbſt, die, wenn ſie wörtlich aufgefaßt würde, ſehr beunruhigend geweſen wäre. Polen ſchloß einen Nichtangriffspakt mit Deutſchland ab, der bald auf die Ein— führung des neuen Regimes folgte, und Deutſchland verwarf den ruſſiſchen Vorſchlag für eine Garantie Garantie der baltiſchen Staaten. Rußland iſt ein Land, das durch ſeine natürliche Lage mehr Sicherheit genießt, als irgend jemand von uns in Europa beſitzt. Trotzdem kann man ſehen, daß Rußland, das vielleicht einige Beſorgnis im Fernen Oſten eine deutſch-polniſche empfindet, zu gleicher Zeit ſich darüber beunruhigt, was viel— leicht an ſeiner Weſtgrenze im Gange ſein könne und es hat eine gewiſſe Annäherung Rußlands an Frankreich ſtattgefunden. Es ſind Beſprechungen mit Frankreich erfolgt, von denen— dafür leiſte ich Gewähr— keine ſtattgefunden hätten, wenn nicht Deutſchland den Völkerbund verlaſſen hätte und wenn nicht die Handlungen Deutſchlands mit Bezug auf ſeine Rüſtungen von dieſem Zeitpunkt an in ein Geheimnis gehüllt geweſen wären. Dies führte zum Vorſchlag für den Pakt gegenſeitiger Anter⸗ ſtützung in Oſteuropa, den wir warm befürworten und dabei anregten, ihn mehr in Aebereinſtimmung mit Locarno zu brin— gen und ihn allgemein für die Teilnehmer annehmbarer zu ge— ſtalten. Dies, ſo fuhr Baldwin fort, iſt fehlgeſchlagen. Als natürliches Ergebnis einer faſt zweijährigen Herrſchaft dieſes Regimes in Mitteleuropa hat ſich ein Zuſtand nervöſer Beſorg— nis ergeben, der ſich von einem Land nach dem anderen aus— 250 und ein böſes Vorzeichen für den Frieden Europas dar⸗ ſtellt. 5 Auf die Rüſtungsziffern Churchills eingehend, ſagte Baldwin u. a.: Die Gerüchte, die über die Neubildung des deutſchen Heeres verbreitet waren, ſind, ſo glauben wir, auf die Tatſache gegründet, daß Deutſchland im Begriff iſt, ſein langfriſtiges Dienſtheer von 100 000 Mann in ein kurzfriſtiges Friedensheer von 300 000 Mann umzuwandeln. Dies war die Forderung, die, wenn ich mich recht erinnere, von Deutſchand zu der Zeit, wo es die Abrüſtungskonferenz verließ, geſtellt wurde. Die Zahl der deutſchen Militärflugzeuge bezifferte Baldwin auf 600. Die höchſte Ziffer, die von einer guten Quelle genannt worden ſei, betrage 1000. Wahrſcheinlich be— wege ſich die tatſächliche Ziffer zwiſchen dieſen beiden Zahlen. Es beſtehe kein Zweifel, daß während der letzten ſechs Monate die Leiſtungsfähigkeit der deutſchen Luftinduſtrie ſtark erhöht worden ſein. — Dr. Todt tritt an die Stelle Feders Verfügung des Stellvertreters des Führers DNB. Berlin, 29. Nov. Der„Völkiſche Beobachter“ meldet: Anſtelle des zur Zeit beurlaubten Parteigenoſſen Feder übernimmt Parteigenoſſe Dr. Todt die Oberleitung des Amtes der Technik und den Vorſitz im nationalſozialiſtiſchen Bund deutſcher Technik (NSB DDT). München, den 26. November 1934. gez. Rudolf Heß. Gegen den Krafträderlärm Maßnahmen des Reichsverlehrsminiſters. DNB. Berlin, 29. Nov. Eine Anterſuchung der wegen Lärmerzeugung innerhalb Groß-Berlins beanſtandeten Krafträder hat die Vermutung beſtätigt, daß die übermäßige Geräuſchentwicklung überwiegend (83 v. H. aller Fälle) auf einen unvorſchriftsmäßigen Zuſtand der Schalldämpfer zurückzuführen iſt. Anter Hinweis auf die Beſtimmungen über das Fahrgeräuſch von Kraftfahrzeugen in der Ausführungsanweiſung zur Reichsſtraßenverkehrsordnung hat der Reichsverkehrsminiſter angeordnet, daß in allen Fällen von unzuläſſig großen Auspuffgeräuſchen von Krafträdern die Verwaltungsbehörde dem Eigentümer oder Halter eine ange— meſſene Friſt zur Behebung des Mangels zu ſetzen und nötigen— falls den Betrieb des Kraftrades im öffentlichen Verkehr zu unterſagen hat. Glaubenstreue ruſſiſcher Bauern Warſchau, im November 1934. Die glaubenstreue Bewegung in Sowjetrußland gewinnt ſtets mehr Boden. Das gilt vor allem für die Gebiete, die jahrhundertelang unter dem Einfluß der Kirche geſtanden haben, wie namentlich die Provinzen an der ruſſiſch-polniſchen Grenze. Trotz der großen Propaganda der Gottloſen kommen die Bauern in immer größeren Mengen wieder zum Gottesdienſt in die Kirchen. Wie ſich aus Statiſtiken ergibt, gehört Weiß-Rußland zu den Gebieten, die der Gottloſenbewegung den heftigſten Widerſtand leiſten. Ein Beiſpiel dafür iſt das Dorf Zoerko— wicze an der Bereſina. Dort war eine Bauernverſammlung auf Sonntags um 10 Ahr anberaumt. Zum großen Aerger und auch zur allergrößten Verwunderung des Leiters der Ver— ſammlung gingen die Bauern aber zunächſt einmal zur Kirche, wo um dieſe Zeit der Gottesdienſt begann. Zur Verſammlung erſchienen ſie dann nachmittags um 2 Ahr. Wie das kom⸗ muniſtiſche Blatt„Ster“ mit Entrüſtung dazu ſchreibt, häufen ſich derartige Vorkommniſſe in letzter Zeit! Dr. Nibels letzte Ehrung DNB. Stuttgart, 29. Nov. Am Donnerstagnachmittag wurde der Chefkonſtrukteur der Daimler-Benzwerke Dr. h. c. Nibel unter großer Beteiligung auf dem Prag-Friedhof zur letzten Ruhe beſtattet. Als erſter legte Obergruppenführer Hühnlein im Auftrag des Füh⸗ rers einen Kranz nieder als Zeichen der tiefinneren Teilnahme und der hohen Wertſchätzung des Mannes, der auf dem Felde der Ehre in der großen Schlacht der deutſchen Arbeit für Deutſch⸗ lands Anſehen und Geltung gefallen iſt. Weitere Kranznieder⸗ legungen erfolgten durch Vertreter des württembergiſchen Wirt⸗ ſchaftsminiſteriums, des Reichswehrminiſteriums und des Reichs⸗ verkehrsminiſteriums, des Aufſichtsrates, der Verwaltung und der Gefolgſchaft der Daimler-Benz⸗Werke. Feuergefecht bei der Entfernung von Heiligen⸗Bildern DNB. Mexiko⸗Stadt, 29. November. Wie die„Prenſa“ aus Duixtla(Chiapas) meldet, verſuch— ten am vergangenen Sonntag Vertrauensleute des Gouver— neurs des Staates Chiapa, Heiligenbilder aus den Kirchen zu entfernen und zu verbrennen. Die Bevölkerung verſuchte dies zu verhindern. Es kam zu einem Feuergefecht, bei dem vier Perſonen getötet und 17 Perſonen ſchwer verletzt wurden. Anter den Toten befindet ſich ein Kind. CCE Kurze Tageschronik. Berlin: Der Reichsaußenminiſter hat dem König und der Königin von England ſowie dem Herzog von Kent und der Prinzeſſin Marina von Griechenland telegraphiſch Glück— und Segenswünſche übermittelt. . Apenrade: Das Motorſchiff„Helene“ aus Gravenſtein (Nordſchleswig), das ſich auf der Fahrt von Hamburg nach Aar⸗ hus befand, iſt ſeit acht Tagen überfällig. Man nimmt an, daß es mit der Beſatzung untergegangen iſt. Paris: Die Blätter beſtätigen, daß der ſowjetruſſiſche Ge- ſchäftsträger in Paris, Roſenberg, im Januar zum Anter— generalſekretär beim Völkerbund ernannt werden wird. Paris: Die Debatte im engliſchen Anterhaus über die deut— ſchen Rüſtungen findet in der Pariſer Preſſe ſtarken Widerhall. Die meiſten Blätter ſind mit den ſcharfen Ausführungen Chur— chills einverſtanden, jedoch von den Erklärungen Bal dwins und Simons wenig befriedigt. ö — r eee eee eee eden. wied et. n bas ehan⸗ iedens etiohe k eine die ind, in in eln bon floh ez, jette Ulen len. nale höht x der igung ester züh⸗ ahme elbe ulſch⸗ der Nit eich ö d e 8 8 Lokale Nachrichten Viernheim, den 30. November 1934. Denkſpruch. Der iſt der Glücklichſte, er ſei ein König oder ein Ge— ringer, dem im eigenen Hauſe Wohl bereitet iſt. * Dezember Dem Dezember ſchlagen alle Herzen entgegen, nicht nur die kleinen, erwartungsfrohen Kinderherzen. Auch den Er⸗ wachſenen iſt dieſer zwölfte Monat des Jahres, der nun wieder gekommen iſt, beſonders lieb und wert. Bei dem Worte„Dezember“ kommt einem eine ſchöne Vorſtellung zu Sinn; da denken wir wohl an verſchneite alte Städtchen, an Glockenklang und Kinderſang, an den ſtrahlen⸗ den Weihnachtsbaum und an prächtige Spielzeuge, Blei⸗ ſoldaten, farbenbunte Märchenbücher und an die vom gött⸗ lichen Stern überglänzte Krippe. Aus Kinderaugen aber leuchtet das ſchönſte Licht, das es auf Erden gibt, das Licht herrlichen Glaubens, ſeliger Hoffnung und reinſter Liebe. Un⸗ möglich, daß wir uns dieſem Zauber entziehen könnten! Und der ſtrahlende Schein dieſes Zaubers liegt ausgebreitet über dem Monat Dezember, über allen ſeinen Tagen, über den Weihnachtsferien, den dämmernden Abenden und den vom Licht erfüllten weihnachtsfrohen Auslagen der Läden. Er pocht ſo eindringlich an die Herzen, daß ſie ſich ihm gerne Offnen Das Jahr eilt zu Ende derweil. Der Zwölfte reicht wie⸗ der dem Erſten die Hand. Dezember beginnt, bald ſtehen wir mittendrin, bald geht er zu Ende. Todesfall. Im hieſigen Krankenhaus ſtarb geſtern nachmittag halb Uhr Herr Kornelius Gallei 1., Wilhelmſtraße. der Verſtorbene erreichte ein Alter von 68 Jahren. Nach langer Krankheit hat ihn der Allmächtige in die ewige Heimat abgerufen. Standesamtliches. Im Monat November proto— kollierte das Standesamt 27 Geburten, 8 Sterbefälle und 20 Eheſchließungen. Landwirtſchaftlicher Vortrag. Die Landwirte be⸗ ſuchen den heutigen Vortrag mit Filmvorführungen über „Düngungsfragen“. Beginn 8 Uhr im Engelſaal. Vortragender: Diplom-Landw. Schieneis. Nach dem Vor⸗ trag wichtige Reichsnährſtandsbekanntmachungen, die für alle wichtig ſind. Auch Intereſſenten ſind eingeladen. Anbreastag Zum 30. November Als letztes der Apoſtelfeſte, die in ſinnvoller Weiſe durch die zwölf Monate des Kirchenjahres verteilt ſind, feiert die katholiſche Kirche am 30. November das des hl. Andreas. Er war der Bruder des hl. Petrus und gehörte ſchon mit Johannes zu den Jüngern des Täufers am Jordan. Seine Berufung als Apoſtel erfolgte gleichzeitig mit Petrus, Jo⸗ hannes und Jakobus in Bethſaida. Das vierte Evangelium erwähnt den hl. Andreas bei der Speiſung der Fünftauſend und wie er auf dem Tempelplatz gottesfürchtige Heiden Jeſus vorſtellte. Nach der Auferſtehung Chriſti predigte Andreas das Evangelium in Seythien, das ſich über Beſſarabien hinaus in die Moldau und Walachei erſtreckte, in Kolchis, in Thracien, Epirus und Achaia, wo er in Paträ(dem heutigen Patras) das Martyrium erduldete. Er erlitt den Tod durch Kreuzigung an einem ſchiefgeſtellten und deshalb nach ihm benannten Kreuze. Als Tag der Kreuzigung gilt der 30. November; das Jahr iſt ungewiß, die Angaben ſchwanken zwiſchen den Jahren 64—117. Im Jahre 357 kamen ſeine Reliquien nach Konſtantinopel, ſpäter nach Amal⸗ fi, das Haupt nach Rom. Die Schotten verehren den hl. Andreas als Schutzheiligen, und das Rußland von ehedem betrachtete ihn als Sendboten ſeines Landes, dem zu Ehren auch der ruſſiſche Andreasorden geſtiftet wurde. Kirchlich geſehen iſt der Feſttag des Apoſtels Andreas„ein Tag innigſter Chriſtus⸗ und Kreuzesliebe“, volkskundlich aber einer der erſten Lostage des Jahres, an dem man die Zu⸗ kunft um ihre verborgenen Geheimniſſe befragen kann. Be⸗ ſonders die Nacht zu dieſem Tag war früher und iſt noch heute voll von Aberglaube und Zukunftsdeutung. Das„An⸗ dreslen“ und„Andreſelſchauen“ iſt geblieben bis auf den heutigen Tag: ein intereſſantes, abergläubiges und ſehn⸗ ſuchtsvolles Spiel mit der Zukunft im Dunkel der Andreas⸗ nacht. * Der Lichtbildervortrag bei den Engliſchen Fräulein, welcher zur Vorbereitung für die am kommenden Sonntag, Montag und Dienstag in der Sporthalle an der Lorſcherſtraße ſtattfindende Ausſtellung„Die Kunſt im chriſt⸗ lichen Heim“ diente, hatte auch geſtern abend wieder einen zahlreichen Beſuch. In anſchaulicher Weiſe zeigte der von Herrn Rehm gehaltene Vortrag im erſten Teil den klaſſiſchen Unter- ſchied von Kunſt und Kitſch auf religiöſem Gebiete. Je mehr ſich die Induſtrie auch der Herſtellung religiöſer Klein- lunſt angenommen hat, umſomehr iſt auch das Verſtändnis unſeres Volkes für echte Kunſt verfälſcht worden. Allzuviel wertloſer Kitſch, angeboten durch Hauſierer und dergl., mit gutem Gelde bezahlt, herrſcht oft in unſeren Wohnungen vor. Hier ſoll der Vortrag und die Ausſtellung dazu beitragen, wieder den Sinn für gute, ſchöne Ausſchmückung des Heimes zu wecken.— Der zweite Vortrag brachte Filmſtreifen von Krippen aus alter und neuer Zeit. Die gezeigte Krippen- kunſt hat weſentliche Berührungspunkte mit dem Geiſt der Erneuerung in Deutſchland: den gemeinſamen Kampf gegen den Bolſchewismus, die liebevolle Pflege alten Brauchtums und die ſtarke Betonung des Heimatgedankens. Dieſer Grund— ſatz ſoll auch bei der Ausſtellung am Sonntag führend ſein, und der Bevölkerung die Möglichkeit geben, ſich mit dem Beſuch einen religiöſen, äſthetiſchen und volkstümlichen Ge⸗ nuß zu bereiten. 49 85 N Der jüowejldeuljche Tabakmarkt Förderung der deutſchen Tabakerzeu⸗ gung eine nationale Pflicht Im Tabakhandel einheimiſcher Tabake iſt augenblicklich große Ruhe. Handel und Induſtrie ſind ſtark mit Beſich— tigungen beſchäftigt, da in allen deutſchen Tabakbaugebieten augenblicklich die Tabakverkaufsſitzungen ſtattfinden. Dies bedingt, daß ſich die Käufer über die zum Verkauf ſtehende Ware ein Bild machen. Die in dieſem Jahre in den einzelnen Einſchreibungen erzielten Preiſe ſind für die Pflanzer günſtig und entſprechen der Güte des Materials. In den einzelnen ſüdweſtdeutſchen Einſchreibungen finden wir heute ſchon ni— kotinfreie Tabake im Angebot, Stämme, die in dieſem Jahre im Freiland gepflanzt wurden und ſchöne Erträge bei guter Qualität lieferten. Das Sandblatt befindet ſich in den ein— zelnen Vergärerlagern in der Fermentation, in der es ſich recht ſchön entwickelt. Das Material iſt gut entwickelt und wird augenblicklich umgeſchlagen. Auch ſind zur Zeit ſchon Hauptgutverwiegungen im Gange, ſodaß ſich die einzelnen Läger bald füllen werden. Die Bezahlungen für das Sand— blatt ſind, wie mitgeteilt wird, größtenteils beendet, eben⸗ falls die für die nächſtanfallenden verwogenen Ernteanteile. Die in dieſem Jahre zu erwartende Ernte wird auf 310000 Doppelzentner geſchätzt. Es hat, wie Dr. Meisner ausführte, den Anſchein, als ob damit der Bedarf an in⸗ ländiſchem Tabak gedeckt ſei, obwohl der geſamte Bedarf des deutſchen Volkes in Tabak rund eine Million Doppelzentner beträgt. Es iſt jedoch zu hoffen, daß allmählich die deutſche Er— zeugung immer mehr Platz greift, dies beſonders dann, wenn der einzelne Raucher ſich dazu bequemt, die Qualität des im Inlande erzeugten Tabaks für ſeinen Geſchmack anzu⸗ erkennen. Für Baden, Württemberg und Heſſen werden folgende Erträge für 1934 geſchätzt: Baden 320 000 Ztr., Bayern links- und rechtsrheiniſch 150000 Ztr., Württemberg 9500 Ztr. und Heſſen 15 200 Ztr. Aus dem Bonitierungs⸗ geſchäft bei der Verwiegung iſt mitzuteilen, daß Zuſchläge bis zu 15 Prozent erteilt wurden. Desgleichen konnte dort feſtgeſtellt werden, daß das diesjährige Erntematerial eine ausgezeichnete Beſchaffenheit aufweiſt. Tabake älterer Jahr⸗ gänge und vorjähriger Ernte ſind nach wie vor immer noch ſtark gefragt, ſoweit überhaupt Material zur Verfügung ſteht, doch dürfte dies nicht mehr allzuviel ſein. Auch am Rippenmarkt finden wir eine feſte, zum Teil anziehende Tendenz. Kunſtturnkampf. Eintrittskarten wollen ſchon im Vorverkauf beſchafft werden.(Siehe Vereins-Anzeiger). Am Ende der Vorrunde. Nur noch wenige Spiele haben die Verbandsmannſchaften in der Vorrunde zu be— ſtreiten. Viernheim empfängt am Sonntag den Neuling Neulußheim und wird gut daran tun, den Gegner nicht zu leicht zu nehmen, denn Neulußheim ſorgte ſchon für aller— hand Ueberraſchungen in den diesjährigen Kämpfen. Viehzählung am 5. Dezember. Auf Anordnung des Reichsminiſters für Ernährung und Landwirtſchaft iſt am 5. Dezember im Deutſchen Reich eine allgemeine Vieh- zählung, die ſich auf Pferde, Maultiere, Mauleſel, Eſel, Rindvieh, Schweine, Ziegen, Kaninchen, Federvieh und Bie- nenſtöcke erſtreckt. Gleichzeitig werden auch die in den Mo⸗ naten September, Oktober und November geborenen Kälber gezählt. Die Zählung dient lediglich volkswirtſchaftlich-ſta⸗ tiſtiſchen Zwecken. Die Einzelangaben unterliegen dem Amts⸗ geheimnis und dürfen z. B. nicht für Zwecke der Steuer- veranlagung verwendet werden. Ihre Benutzung iſt lediglich für die Aufbringung der Viehſeuchenbeiträge geſtattet.— Wer vorſätzlich eine Anzeige nicht erſtattet, ſeinen Tier⸗ beſtand alſo verſchweigt, oder wer wiſſentlich unrichtige oder unvollſtändige Angaben macht, wird mit Gefängnis bis zu 6 Monaten oder mit Geldſtrafen bis zu 10000 RM. beſtraft. Auch kann Vieh, deſſen Vorhandenſein verſchwiegen worden iſt, im Urteil für dem Staate verfallen erklärt werden. Wertvolle Arbeit des Arbeitsdienſtes. Die diesjährige Ernte auf der fruchtbar gewordenen Ameiſenlache in Hütten⸗ feld hat gezeigt, welch wertvolle Arbeit der freiwillige Ar— beitsdienſt geleiſtet hat. Die aufgewandte Arbeit hat ſich voll und ganz bewährt. In den beiden Jahren 1933 und 1934 wurden alle Kulturpflanzen außer Tabak dort ange⸗ baut.(Die Ameiſenlache gehört nicht zum Tabakanbaugebiet.) Die Ernte befriedigte in jeder Beziehung. Alle Pächter ſind voll des Lobes über dieſes Stück Feld. In gleicher Weiſe gedeihen Kartoffeln, Dickrüben, Welſchkorn, Gurken, Gemüſe, Roggen, Gelberüben. Auf 1 300 qm. erhielt ein Pächter 11 Zentner Roggen. Auch die gärtneriſchen Erzeugniſſe be⸗ friedigen: Gemüſe, Salat, Tomaten, Bohnen. Der freiw. Arbeitsdienſt begann die Urbarmachung am 13. Juli 1932. Zeitweiſe waren 150 junge Leute beſchäftigt. Die Arbeit mußte durch die anhaltenden Regengüſſe im Juli 1932 unter⸗ brochen werden. Im Frühjahr 1933 war die Arbeit vollendet. Das urbar gemachte Feld iſt 280 000 qm. groß. Es wurde jetzt in 18 Aecker eingeteilt und pachtweiſe verſteigert. Für Arbeiter und Kleinbauern war wertvolles Gelände gewonnen. Winterhilssoiele der Handballer Sonntag vormittag 10,45 Uhr auf dem Stadion! Der kommende Sonntag ſteht im Zeichen der Winter- hilfsſpiele unter dem Motto: Handballer helfen! Es be— ſteht deshalb für alle Pflichtſpiele Spielverbot. Das Winter⸗ hilfsſpiel in Viernheim: Turnverein v. 1893 und Amicitia kombiniert gegen Waldhof, Käfertal und Sandhofen komb. findet leider ſchon vormittags 10.45 Uhr auf dem Stadion an der Lorſcherſtraße ſtatt. Vorſpiel 9.30 Uhr: Tv. 1893 Jugend gegen Tv. Waldhof Jugend. Die Mannheimer Kom- bination wird mit einer Mannſchaft antreten, gegen die die Viernheimer Handballpioniere ihre Spielkunſt beweiſen können. Deshalb verſäume kein Volksgenoſſe, der nur ein wenig Sportintereſſe hat, dieſes Treffen, zumal die Ein⸗ roger RunsitornWellgamoi Tu. Sas Heidelberg-Tü. 1862 weinneim-Ib. 1893 iernneim . Anjere Saar 1935 Aufruf für das neue Jahrbuch Immer näher rückt der große Schickſalstag des deutſchen Saarvolkes. Blatt um Blatt des 100-Tage-Saar⸗Kalenders fällt. An 750 000 Stellen erinnert er an die entſcheidenden Tage des Endkampfes. Dieſer 100⸗Tage⸗Kalender ſtellt ein Gemeinſchaftswerk dar, deſſen Erlös dem Winterhilfswerk der Saar zufließt. Er iſt reſtlos ausverkauft. Mit dem 13. Januar iſt aber der Kampf noch nicht beendet. Erſt dann werden die ganzen Probleme aufgerollt. Das ganze nächſte Jahr wird noch im Zeichen der Saar ſtehen. Dieſen Kampf auch vom Volke her zu unterſtützen, dient das neue Werk, das in dieſen Tagen zum Vertrieb kommen wird. Es iſt das Jahrbuch„Unſere Saar 1935“. Erprobte Kämpfer des Saarlandes, Arbeiter, Wirt⸗ ſchaftsführer, Journaliſten und Künſtler haben es geſchaffen. In volkstümlicher Weiſe werden alle Fragen des Saarlandes behandelt, die das ganze Jahr 1935 beherrſchen werden. Auch der Erlös dieſes Jahrbuches— es koſtet eine Mark fließt dem Winterhilfswerk der Saar zu, das in der Haupt⸗ ſache mit dieſen Mitteln aufgebaut wird. Darum ergeht heute wieder der Appell an das Volk und alle Parteidienſtſtellen, Behörden und den Buchhandel, mitzuhelfen, daß dieſes neue Jahrbuch jeden Volksgenoſſen an das Schickſalsjahr unſerer Saar mahnt und ihn über ihre großen Aufgaben unterrichtet. Beſtellungen werden ſofort entgegengenommen. Auch die noch nicht ausgeführten Auf- träge für den ausverkauften 100-Tage⸗Kalender werden mit dieſem Jahrbuch beliefert. Es iſt das einzige offiziell zuge— laſſene Jahrbuch der Saar des ganzen Reiches. nahmen dem hieſigen Winterhilfswerk zugeführt werden. Trage jeder durch den Beſuch des Winterhilfsſpieles dazu bei, daß die große Hilfsaktion unſeres Führers gelingt. (Mannſchaftsaufſtellung morgen Samstag). Erjte Viernheimer Tonfilmjchau Achtung! Filmfreunde! Aufgepaßt! Freitag und Sams— tag— nur 2 Tage! Der gewaltige Kriminal-Abenteuer⸗ Tonfilm „Zigeuner der Nacht“ oder „Heute Nacht gehts los“ Mit Paul Kemp, Jenny Jugo und Hans Brauſewetter Achtung! Sonntag und Montag! die 3 von der Kavallerie Mit Paul Hörbiger, Fritz Kampers, Paul Heidemann, Hugo Fiſcher-Köppe, Hilde Hildebrandt und Senta Söneland. Für heute Freitag kommt ein ganz großes und krimi— nelles Abenteuer-Tonfilmwerk zur Aufführung, das alle Filmfreunde begrüßen werden.„Zigeuner der Nacht“, oder: „Heute Nacht geht's los“. Ein ungemein ſpannender und ſtarker Tonfilmſchlager, der ſicher wie überall allen Film- freunden gefällt. Daher heißt noch heute die Parole: Auf ins Central zu„Zigeuner der Nacht“, denn„Heute Nacht geht's los!“ Dazu ein ausgezeichnetes Beiprogramm. Ab Sonntag kommt das luſtigſte Soldatenſtück, das je da war. „Die 3 von der Kavallerie“ mit den bekannteſten Lieblingen aller Filmfreunden: Hörbiger, Kampers und Heidemann. Dieſe 3 Ulanen ſtellen eine Garniſon auf den Kopf. Außer dieſen drei Lieblingen ſehen wir noch: Hugo Fiſcher-Köppe, Senta Söneland, Albert Paulig, Hilde Hildebrandt, Julius Falkenſtein, Elſe Elſter, Herm. Picha uſw. Eine regelrechte Luſtſpielgarde iſt aufmarſchiert und ſichert ſo den größten Lacherfolg. Alles amüſſiert ſich bei dieſem Filmwerk könig— lich. 3 Ulanen für die Damen. 3 Lachkanonen für die, die das Lachen verlernt haben. 3 Lieblinge für alle Filmfreunde. Ein ſolches Soldatenſtück kommt nie wieder. Deshalb iſt ein Beſuch beſonders zu empfehlen. Achtung! Wichtig! Die Anfangszeiten ſich merken: Achtung! Jeden Werktag ab 8 Uhr, ab 9 Uhr nochmals alles zu ſehen. Jeden Sonntag zwei Vorſtellungen: 1. Vorſtellung ab 7 Uhr, 2. Vorſtellung ab ½10 Uhr. Die ſchönſten und billigſten Abendunterhal— tungen bietet ihnen ſtets der Central-Film-Palaſt! Ein Beſuch überzeugt. Wetterbericht Eine außerordentlich ſtarke Depreſſion im Nordoſten ſteht dem europäiſchen Hochdruck gegenüber. Dieſer ſcheint ſich aber vorerſt noch zu behaupten, ſo daß für Freitag und Samstag trockenes, jedoch zeitweilig bedecktes, mäßig kaltes Wetter zu erwarten iſt. Die Haustürplakette des Winterhilfswerkes für Dezember Motto: Dem Führer bring' als Weihnacht e dein für des Volkes Na! e Vertreter der Deutſchland⸗Riege am am Sonntag abend, 2. Dezember im„Karpfenſaale“ zu Viernheim * 5 r.— — Ein feiter Fang im Chaco Boliviens beide Präſidenken und den Kriegsminiſter ge⸗ ſchnappl. London, 29. November. Wie von amklicher Seite in La Paz, der Hauptſladt Boliviens mitgeteilt wird, wurden der bisherige Präſident von Bolivien, Salamanca, ferner der neugewählte Präſi⸗ dent Tamayo, der Kriegsminiſter und zwei Töchter Sala⸗ mancas im Chaco Boreal von den Paraguyanern gefan— gengenommen. Salamanca hatte ſich ins Chaco-Gebiet begeben, um wegen der vor kurzem der bolivianiſchen Armee von den Paraguayanern bereiteten Niederlage einen Wechſel im Oberkommando vorzunehmen. Wie Reuter aus Santiago de Chile meldet, verlautet dort aus gut unterrichteter Quelle, daß der von den Para⸗ guayanern gefangen genommene Präſident Boliviens a b— gedankt hat. Vizepräſident Tejada ſoll die Macht über— nommen und eine nationale Regierung gebildet haben, die die Führer ſämtlicher Parteien umfaßt. Der rote Hahn Scheunenbrand in Niederturſel. ** Frankfurt a. M., 29. Nov. In den ſpäten Nachmit⸗ ktagsſtunden entſtand in der erſt vor kurzem erneuerten Scheune des Landwirts Ludwig Ruppel in Niederurſel aus bisher un⸗ bekaunten Urſachen ein Brand, durch den Dach und Boden der Scheune völlia vernichte! wurden. Der Brand, der im mittleren Teil der Scheune ausbrach, fand an den dort lagernden Mengen Heu und Stroh reiche Nahrung und wurde erſt bemerkt, als die Flammen durch das Dach ſchlugen. Die Feuerwehren nahmen die Bekämpfung des Brandes mit neun Schlauchleitungen vor. Die anliegenden Häuſer konnten durch die Bemühungen vor einem Uebergreifen des Brandes bewahrt werden. Das Vieh des Landwirts konnte glücklicherweiſe aus dem brennenden Gebäude gerettet wer⸗ den. Die eigentlichen Löſcharbeiten dauerten bis gegen 10 Uhr abends. Die Nacht über mußte aber eine Brandwache am Ort gelaſſen werden. Ueber die Urſache konnten noch keine endgültigen Er⸗ mittlungen angeſtellt werden. Möglicherweiſe iſt der Brand dadurch entſtanden, daß von der in der Scheune arbeitenden Dreſchmaſchine ein Funken auf die Heu⸗ und Strohvorräte übergeſprungen iſt. Der Schaden dürfte rund 10000 Mark betragen und iſt nur zum Teil durch Verſicherung gedeckt. FJabrikbrand in Wiesbaden Wiesbaden, 29. Nov. Nachts bemerkten die Nach⸗ barn einer zwiſchen Wiesbaden und Dotzheim gelegenen Wollaufarbeitungsfabrik, daß aus dem Fabrikgebäude Flam⸗ men emporſchlugen. Der Brand war in einer Halle ausge⸗ brochen, die zu über der Hälfte abbrannte. Außerdem wurden Vorräte ein Raub der Flammen. Die Wiesbadener Feuerwehr konnte den Brand auf ſeinen Herd beſchränken. Die Brandurſache ſteht noch nicht feſt. Der Schaden iſt recht erheblich, aber durch Verſicherung gedeckt. Handel und Wirtſchaft (Ohne Gewähr.) Mannheimer Getreidegroßmarkt vom 29. November. Amtlich notierten: Weizen W 15 20.40, Wö 16 20.60, W 17 20.90, Roggen: R 15 16.60, R 16 16.90, R 13 16.20, Braugerſte inl. 19.50 bis 21.50, Winter⸗ und Induſtrie⸗ gerſte 18.50 bis 19.50, Futtergerſte G 7 15.60, G 8 15.90, G. 9 16.10, G 11 16.40; Hafer: H 11 15.60, H 14 16.10, 9 17 16.40, Raps inl. ab Station 31, Mais mit Sack 21.25; Mühlennachprodukte: Weizenkleie mit Sack W 17 10.45, Roggenkleie mit Sack R 16 10.14, Weizenfuttermehl 12.75, Weizennachmehl 16.50; ſonſtige Futterartikel: Erdnußkuchen 14.30, Soyaſchrot 13; Rapskuchen ausl. 11.90, inl. 11.40; Palmkuchen 13.30, Kokoskuchen 15.20, Biertreber mit Sack 17, Malzkeime 16, Trockenſchnitzel 8.40, Rohmelaſſe 5.68, Steffenſchnitzel 10; Rauhfutter: Wieſenheu loſes 9.80 bis 10.60, Luzernekleehen 10.50 bis 11; Stroh: Preßſtroh Roggen und Weizen 4 bis 4.50, Hafer und Gerſte 4 bis 4.50, ge⸗ bundenes Stroh: Roggen und Weizen 3.75 bis 4, Hafer und Gerſte 3.75 bis 4; Weizenmehl: Weizenfeſtpreisgebiet 17 Type 790 aus Inlandsweizen 27.50, W 15(Bauland und Seekreis) 27.50; Roggenmehl: Feſtpreisgebiet 16 Type 997 24.60, R 15 24, R 13 23.60, zuzüglich 0.50 Mark Frachtaus⸗ gleich frei Empfangsſtatfon gemäß Anordnungen der WV. Weizenmehl mit einer Beimiſchung von 20 Prozent Auslands⸗ weizen 3 Mark, per 100 Kilo, mit 10 Prozent Auslands⸗ weizen 1.50 Mark per 100 Kilogramm. Mannheimer Kleinviehmarkt vom 29. November. Zufuhr: 32 Kälber, 20 Schafe, 2 Schweine, 225 Ferkel und 230 Läufer. Preiſe: Ferkel bis ſechs Wochen 8 bis 12, über ſechs Wochen 16 bis 24, Läufer 25 bis 29, Reſt nicht notiert. Marktverlauf: Ferkel und Läufer lebhaft. Frankfurter Schlachtviehmarkt 5 29. November. Zu⸗ fuhr: 26 Rinder, darunter 18 Ochſen, 8 Kühe. Zum Schlacht⸗ hof direkt: 2 Bullen, 2 Kühe, 1303 Kälber, 197 Schafe, 400, Schweine. Ueberſtand: 16 Rinder, darunter 11 Ochſen, 5 Kühe, 8 Schafe, 8 Schweine. Preiſe pro 50 Kilogramm Lebendgewicht in Reichsmark: Kälber a) 49 bis 52. 35 bis 45, 29 bis 34, 20 bis 28; Hammel be) 34 bis 35, 30 bis 33, 24 bis 29, Schafe e) 30 bis 32, 25 bis 29, 18 bis 24; Schweine al) 53, a2) 52 bis 53, b) 50 bis 53, 50 bis 53, 48 bis 52. Marktverlauf: Kälber ſehr ſchleppend, ge⸗ räumt, Hammel und Schafe ruhig, bei Schafen etwas Ueber⸗ 2 S 1 nahezu dusverkauft. er 400 000 en e 1.5 Millionen Mark der Arbeitsbeſchaffunge Lotterie. 8 e. und 23. Dezember ee 7 b Die Neu⸗ Die neuen Borſahrtzeichen ab 1. Januar. regelung des Vorfahrtrechtes nach der Reichsſtraßenverkehrs⸗ ordnung tritt am 1. Januar 1935 in Kraft. Es müſſen Verkehrszeichen an allen Kreuzungen oder Einmündungen von Straßen aufgeſtellt werden, an denen von den beiden Grundregeln der neuen Verordnung(Vorrecht des von rechts Kommenden und Vorrecht des Kraftfahrzeuges und durch Maſchinenkraft angetriebenen Maſchinenfahrzeuge) abgewichen werden muß. Bei Aufſtellung der Zeichen iſt, wie der Reichs⸗ verkehrsminiſter feſtſtellt, von dem Grundſatz auszugehen, daß Abweichungen von den genannten beiden Grundregeln nur da anzuordnen ſind, wo ein dringendes Bedürfnis des Ver⸗ kehrs es erfordert. Der Verkehrsſicherheit dient, ſo erklärt der Miniſter, am beſten die möglichſt allgemeine Geltung der beiden Grundregeln. Es werde daher nicht ſchaden, wenn am 1. Januar 1935 nur an den wichtigſten Stellen die Zeichen für die Ausnahmen aufaeſtellt ſind. N * Ilfümple für Damen Strümpfe Flor m. Seide solide Qual., 185, ll Strümpfe Matt Seide, der elegante Strumpf P. 1.50 0.95 Unterzieh- Strümpfe Kinder- Strümpfe Herrensocken Sport- Strümpfe immer preis- wert bei 47 EN LILA eee 1 Kaute auch gegen Tauſch abzugeben Hofmann Blauehutſtr. 14 8— 5 Achtung Möbelkauler! Neue Küchen ab 110.—, neue kompl. 3 tür. Schlafzimmer ab 225.—, neue Speiſezimmer Eiche m. nußb. ab 235.—, ſowie alle neuen und gebr. Einzel⸗, Pol⸗ ſter⸗ u. Klein⸗ möbel, gebr. kom⸗ plette Einrichtun⸗ gen kaufen Sie in denkbar größter Auswahl zu niedr. Preiſen bei ibbe-Rünger billig immer Mannheim S 2. 6 u. T 1. 8 gegr. 1905 Ausſtellg. in 6 Stockw. Liefg. 1 5 Erfolg Haus. Lagerung koſtenlos. 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November 1934, abends 8 Uhr, findet auf Veranlaſſung des Reichsnährſtandes Landes⸗ bauernſchaft Heſſen⸗Naſſau im Gaſthaus„Zum Engel“ ein Vortrag über „Düngungsfragen“ mit Filmvorführungen ſtatt. Wir machen hiermit ſämtliche Landwirte und ſonſtige Intereſſenten darauf aufmerkſam. Viernheim, den 27. November 1934. — Betr.: Viehzählung am 5. Dezember 1934. Am 5. Dezember 1934 findet eine Viehzählung ſtatt. Sie erſtreckt ſich auf Pferde, Maultiere, Mauleſel und Eſel, Rindvieh, Schafe, Schweine, Ziegen, Kaninchen, Federvieh und Bienenſtöcke(Bienenvölker) und auf die nicht⸗ beſchaupflichtigen Hausſchlachtungen von Schweinen in der Zeit vom 1. September bis 30. November 1934. Ferner iſt wieder eine Ermittelung der Abkalbetermine verbunden. Hier iſt die Zahl aller Kälber anzugeben, die in den Monaten September, Oktober und N kovember ds. Is. lebendig oder tot geboren wurden, gleichgültig, ob ſie in der Viehhaltung vorhanden, oder bereits geſchlachtet, verkauft oder ſonſtwie weggebracht ſind. Die Zählung findet nur zu ſtatiſtiſchen Zwecken ſtatt. Wer vorſätzlich die Angaben, zu denen er bei dieſer Zählung aufgefordert wird, nicht erſtattet, oder wer wiſ— ſentlich unrichtige oder unvollſtändige Angaben macht, wird mit Gefängnis bis zu ſechs Monaten oder mit Geld⸗ ſtrafe bis zu zehntauſend Reichsmark beſtraft. Auch kann Vieh, deſſen Vorhandenſein verſchwiegen worden iſt, im Urteil für dem Staate verfallen erklärt werden. Viernheim, den 29. November 1934. Bürgermeiſterei—: Bechtel. ute u. e eee Cuppeneind agen. 7 7 5 Sie la. neue Wachtelbohnen Pfd. 204 zeitig an Neue grüne Spalterbſen Pfd. 263 Ihre Neue gelbe 1 e Pfd. 30.3 8 Weiße Bohnen Pfd. 165 Weinnachis Grünkern gem. Pfd. 383 Hpinpe die Sie ergän⸗ Eier⸗Schleifchen Eier⸗Hörnchen f Pfd. f ter⸗ zen od. neu be⸗ verge aeg, ſchaffen wollen. Sie finden bei mir Krippen u. 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In Anerkennung der Tatſache, daß der Film als künſtleriſches Ausdrucksmittel mehr als jedes andere an Technik, Induſtrie und Wirtſchaft gebunden iſt, wurden zunächſt die materiellen Grundlagen für das deutſche Filmſchaffen geſtärkt und ausgebaut. Es wurde die Filmkredit— bank geſchaffen, die die Finanzierung der Filme ermöglichte und im Rahmen der Reichskulturkammer entſtand als eines der erſten ſtändiſchen Organiſationen die Filmkammer, die mit der Reichsfachſchaft Film alle Sparten des Filmweſens zweckmäßig organiſierte, erfaßte und förderte. Im Miniſterium ſelbſt wurde u. a. die Stelle des Reichsfilm-Dramaturgen eingerichtet, die der Induſtrie und dem Filmſchaffenden in allen künſtleriſchen Fragen zu Gebote ſtand. Nach der nationalſozialiſtiſchen Revolution war eine der dringendſten Aufgaben für die Weiterentwicklung des deutſchen Films, ihn in ſeinem Niveau zu heben und den künſtleriſchen Kräften, die in ihm und an ihm tätig waren, den Weg frei zu machen zu einer poſitiven und produktiven Arbeit. Nie zuvor haben hohe und höchſte Reichsſtellen ſo energiſch und eingehend an der Arbeit des deutſchen Films teilgenommen. Durch die Errichtung der Filmkammer als einer der erſten ſtändiſchen Vertretungen in Deutſchland, und durch die offizielle Anteilnahme der höchſten Regierungsſtellen an allen den Film betreffenden Fragen, iſt den Filmſchaffenden nicht nur eine äußere Anerkennung zuteil geworden, ſondern es wurde ihnen auch das Bewußtſein der Wertſchätzung ſeitens aller Regierungs— und Parteiſtellen vermittelt, eine Erſcheinung, wie ſie ſich in noch keinem anderen Staat der Erde wiederholt hat. Seine Krönung fand dieſer Reorganiſationsprozeß mit der Ausſetzung des Film⸗Staatspreiſes für die Spitzenleiſtung des filmiſchen Jahresſchaffens. Leider ſtehen Mühe und Arbeit der zuſtändigen Reichs⸗ und Kammerſtellen noch in keinem Verhältnis zu dem lünſtleriſchen und kulturellen Wert der in der letzten Saiſon in Deutſchland 5 und vorgeführten Filme. Die Schuld daran trägt die Filminduſtrie ſelbſt, die zum ſrößten Teil glaubt, die helfende Hand des Staates überſehen oder ausſchlagen zu können und ſtatt deſſen die alten ausge— ſahrenen Gleiſe der Filmherſtellung weiterführt. Daß bei einem ſolchen Verfahren keine künſtleriſch oder kulturell wertvollen, ja nicht einmal geſchmacklich einwandfreie Filme entſtehen können, liegt auf der Hand. Denn wenn von ſeiten gewiſſer Kreiſe der deutſche Film trotz aller Anregungen und aller Hilfe der Be— hörden immer noch als ſeichtes Amüſiermittel er⸗ achtet wird, ſo erſcheint es zwecklos, in ſolchen Fällen weiterhin ernſt gemeinte Ratſchläge zu geben, die doch nicht befolgt werden, ſondern es muß vielmehr mit ſchärferen Mitteln einge— griffen werden. Aus dieſem Grunde hat ſich der Reichsminiſter für Volks aufklärung und Propaganda entſchloſſen, zwei der beſonders kraſſen Fälle der letzten Zeit her⸗ auszuſuchen und dieſe Filme zu verbieten. Es handelt ſich dabei um den Weſtro-Film der Europa„Die Liebe ſiegt“ und den Lloyd-Film des N. D. L. S.„Ein Kind, ein Hund, ein Vagabund“. Beide Filme ſind nicht verboten, weil ſie gegen ſtaatspolitiſche Intereſſen ver⸗ ſtoßen, oder weil ſie Grundſätzen der nationalſozialiſtiſchen Weltanſchauung zuwiderlaufen, ſondern weil ſie unkünſtleriſche, ſeichte und geſchmackloſe Machwerke darſtellen In beiden Fällen iſt mit vollkommen phantaſieloſen Mitteln verfahren worden, hat man die am Film tätigen künſtleriſchen Kräfte(Darſteller, Muſiker uſw.) mißbraucht, um geſchmacks⸗, niveau- und geiſtloſe Verblödungsware herzuſtellen. Die Her- ſteller der Filme haben die Hilfe des vom Reichsminiſter für Volksaufklärung und Propaganda eingeſetzten Reichsſilm: Dramaturgen nur zenſurmäßig in Anſpruch genommen, haben geglaubt, bei der ſpäteren Arbeit im Atelier ſich über ſeine Wünſche, Anregungen und fördernden Ratſchläge einfach hin— wegſetzen zu können und ſo Arbeiten zuſtande gebracht, die zwar zu polizeilichen und zenſurmäßigen Maßnahmen keinen Anlaß gaben, aber die ſtärkſten geſchmacklichen Bedenken hervorriefen, ja ein ſchreiendes Aergernis für den guten Geſchmack jedes Volksgenoſſen darſtellen. Beide Filme ſind verboten, um den Herſtellern zu zei⸗ gen, daß die Regierung nicht gewillt iſt, das Ge⸗ ſchmackniveau des deutſchen Volkes von künſtleriſch gewiſſenloſen Filmproduzenten gewaltſam herabdrücken zu laſſen. Der deutſche Kunſt- und Kulturwille kann ſich auch auf dem Gebiete des Films nicht nach den Bedürfniſſen gewiſſer dünner Publikumsſchichten dirigieren laſſen. Er muß vielmehr dem Geſchmacksniveau des deutſchen Volkes entſprechen. das mit Recht ſtolz darauf ſein kann, die größte Anzahl Genies auf dem Gebiete der Kunſt unter ſeinen Söhnen geſtellt zu haben. Es bleibt zu hoffen, daß durch dieſe beiden Verbote als Warnungsſignal der deutſchen Filminduſtrie ſchließlich doch die Einſicht kommt, daß die Wege, die ſie zum größten Teil noch beſchreitet, falſch ſind. Es iſt hier auch wichtigſte Aufgabe der Filmkritik, ſich mit derartig ſchlechten Filmen ſchonungslos auseinanderzuſetzen. Gerade durch unverſchleierte, offene Kritik wird dem deutſchen Film am meiſten geholfen. Und die Tage ſind vorbei, da die Produzenten oder Verleiher durch Wegnahme ihrer Inſerate die Zeitungen zwingen konnten, wider beſſeres Wiſſen gute Kritiken zu ſchreiben. Sollte auch heute noch ein ſolcher Fall den Behörden zur Kenntnis gelangen, ſo würde mit äußer— ſter Schärfe durchgegriffen werden. n 335 Da, wie die oben erwähnten Fälle zeigen, ein wirklich künſtleriſcher Wille auf dem Gebiete des deutſchen Films viel⸗ fach noch nicht in Erſcheinung tritt, wird der Reichsmini— ſter für Volksaufklärung und Propaganda mit ſeinen Mitarbeitern ſelbſt die Initiative überneh⸗ men und alle im deutſchen Film tätigen Kräfte heranziehen, um endlich die Produktion guter Filme zu ſichern. Die Prager Deutſche Aniverſität Zur Abergabe der Inſignien an die tſchechoſlowakiſche Aniverſität. Die Prager Deutſche Aniverſität, die älteſte Aniverſität in Mitteleuropa, iſt ſchon wiederholt ein heiß— umſtrittenes Kampfobjekt zwiſchen Deutſchtum und Slawentum geweſen und bereits im Jahre 1409 verließen 400 deutſche Studenten mit ihren deutſchen Profeſſoren unter den Drohun— gen der tſchechiſchen Nationaliſten die Alma mater, um in Leipzig den Grundſtein zu einer neuen deutſchen Aniverſität zu legen. Was nach den Huſſitenkriegen im Lande der Wen— zelskrone kulturell im Sinne des Deutſchtums dieſer alten Hoch— burg der Künſte und Wiſſenſchaften wieder aufgebaut worden war, das drohte in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges von neuem vernichtet zu werden, um dann bis in die Tage der iſchechiſchen Renaiſſance eines Palaczki und Maſaryk unbeſtrittener geiſtiger Mittelpunkt deutſcher Kulturleiftungen in den böhmiſchen Erbländern der habsburgiſchen Krone zu ſein. Mit der Aufrichtung der tſchechoſlowakiſchen Republik wurde auch die Prager Deutſche Aniverſität der Gegenſtand leidenſchaftlicher Tſchechiſierungsbeſtrebungen des neuen Staa— tes und die Ernennung der tſchechiſchen Landesuniverſität zur Rechtsnachfolgerin der deutſchen Alma mater fand ihren letz— ten ſymboliſchen Ausdruck in der ſoeben erfolgten Ausliefe— rung der Aniverſitäts⸗Inſignien an den ſchechi— ſchen Aniverſitätsſenat. Eine ruhmreiche Entwicklung des deut— ſchen Geiſteslebens im Böhmerland hat damit im Sinne des tſchechiſchen Staates ſeinen endgültigen Abſchluß gefunden, wenn auch der deutſch gebliebene Teil der Prager Hochſchule mit dezimierten Kräften verſucht. die alten Traditionen weiter hochzuhalten. Den tſchechiſchen Nationaliſten blieb es dorbehal— ten, dieſen Akt ſchmerzlicher Entſagung dadurch zu verbittern, daß er ſich in einen Gewaltakt des Staatsvolkes gegen die „Minderheit“ verwandelte. Erſt ſpät beſannen ſich die Hüter der öffentlichen Ordnung, daß auch die Nationalitäten des Landes Anſpruch auf vollen Rechtsſchutz beſitzen und daß die jugendlichen Aufrührer einen Präzedenzfall zu ſchaffen drohten, der für das Zuſammenleben der Nationalitäten des Landes unabſehbare Nachwirkungen haben konnte. Proteſtkundgebung der Heidelberger Studentenſchaft DNB. Heidelberg, 29. Nov. Am Mittwochabend veranſtaltete die Heidelberger Studen— tenſchaft auf dem Aniverſitätsplatz eine eindrucksvolle Kund— gebung gegen die Vorgänge an der deutſchen Aniverſität in Prag. Während der Kundgebung, an der ſich die ganze Heidelberger Studentenſchaft und die Bevölkerung beteiligte, ſprachen Kanzler Profeſſor Stein für die Aniverſität und Kamerad Chelius in flammenden Worten gegen das dem deutſchen Geiſtesleben zu— gefügte Anrecht. Den deutſchen Studenten in Prag wurde in einem Telegramm untrennbare Kameradſchaft und Treue gelobt. Athen: Die Zahl der bei dem Antergang des griechiſchen Dampfers„Poppi“ ums Leben gekommenen Perſonen ſteht noch nicht feſt. Bisher ſind neun Tote geborgen worden. Tau— cher ſind damit beſchäftigt, aus dem Schiffsinnern die übrigen Opfer zu bergen. 5 e. 8 3 een e Endgültige Niederlage Boliviens? DNB. London, 29. November. Reuter meldet aus Newyorkl: Der Präſident von Bolivien, Salamanca, wurde von Truppen in der Gegend von Chaco Boral gefangen genommen, wie von amtlicher Seite in La Paz mit⸗ geteilt wird. Salamanca hatte ſich ins Chaco⸗Gebiet begeben, um wegen der kürzlichen Niederlage der bolivianiſchen Armee gegen die Truppen Paraguays einen Wechſel im Oberkommando der Armee vorzunehmen. Wie Reuter aus Santiago de Chile meldet, verlautet dort aus gut unterrichteter Quelle, daß der gefangen genommene Präſident Boliviens abgedankt hat. Vizepräſident Tejada ſoll die Macht über⸗ nommen und eine nationale Regierung gebildet haben, die die Führer ſämtlicher Parteien enthält. Die Lage in Bolivien ſcheint reichlich verworren zu ſein. Nach— richten, die unter Amgehung der Zenſur aus La Paz eingetroffen ſind, ſprechen von einem militäriſchen Zuſammenbruch und politiſchen Anruhen. Den paraguayaniſchen Truppen ſoll es gelungen ſein, die boli— vianiſche Front zu durchbrechen. Sie bemühen ſich jetzt, die Breſche zu erweitern, um den Hauptteil der bolivianiſchen Heeresmacht zu umzingeln. Salamanca Oberſtkommandierender der bolivianiſchen Armee? Rio de Janeiro, 29. Nie w. „Wie das braqſilianiſche Außenminiſterium aus La Paz erſ ährt, ſoll Präſident Salamanca den Poſten des Oberſtkommandierenden der bolivianiſchen Armee übernommen haben, während die Führung der Regierung in den Händen des Vizepräſidenten Tejada verblieben iſt. Sprengſtoffſchmuggelprozeß in Gt. Gallen DNB. St. Gallen, 29. Nov. Vor dem hieſigen Bundesſtrafgericht wurde ein Prozeß gegen ſechs Angeklagte verhandelt, denen vorgeworfen wurde, unter Verletzung der ſchweizeriſchen Neutralität den Verſuch gemacht zu haben, in einem Motorboot über den Bodenſee Sprengſtoffe nach Oeſterreich zu ſchmuggeln. Angeblich hätten die Sprengſtoffe bei revolutionären Kämpfen und An— ſchlägen in Oeſterreich Verwendung finden ſollen. Von den ſechs Angeklagten waren zur Verhandlung nur drei erſchienen, deren Verhaftung ſeinerzeit gelungen war. Die drei anderen Angeklagten ſind, da ihnen freies Geleit nicht zu— geſichert worden war, nicht erſchienen. In der Beweisaufnahme erklärten die Angeklagten über— einſtimmend, nicht gewußt, ſondern nur vermutet zu haben, daß ſich in den Paketen Sprengſtoffe befanden. In ſeiner Anklagerede betonte der Bundes anwalt, daß es ſich um eine äußerſt ſchwere Verletzung der ſchweizeri— ſchen Gebietshoheit handele. Er forderte vom Gericht ein ab— ſchreckendes Arteil, da ein ſolches zu einem wirkſamen Grenz— ſchutz beitrage, und beantragte ſchließlich gegen die drei anwe— ſenden Angeklagten je zwei Jahre Zuchthaus, gegen den einen Abweſenden vier Jahre, gegen den fünften drei Jahre und ge— N i —+ —— bn 2. ͤé„:ß gen den ſechſten zwei Jahre Zuchthaus, ferner für alle ſechs dauernde Landesverweiſung. Der Verteidiger der drei Angeklagten, Dr. Hauſa⸗ mann, verlangte Freiſpruch, zumindeſt aber mildernde Am⸗ ſtände, da es ſich nur um einen Verſuch gehandelt habe. In ſeinem Plädoyer wies der Verteidiger insbeſondere die Vermutung zurück, daß amtliche reichsdeutſche Stellen an der Sache beteiligt wären. Der Gauleiter Franz Hofer in München habe nicht den Befehl dazu gegeben. Er habe zufällig erfahren, daß Hofer den Angeklagten Collitz wegen der Sache ſogar zur Rechenſchaft habe ziehen wollen, und daß Collitz zuerſt Hofer gegenüber überhaupt die Sache ableugnete, daß er den Befehl dazu er— teilt habe. Hätte Hofer die Anordnung ſelbſt gegeben, könne er nicht den Angeklagten zur Rechenſchaft ziehen. Das ſpräche deutlich gegen eine Beteiligung reichsdeutſcher Stelln. Weiter ging der Verteidiger dann auf die politiſche Seite der ganzen Anklage ein, wobei er jedoch als Schweizer es ver⸗ mied, beſtimmte Arteilsbildungen von ſich zu geben. Er zeich— nete vielmehr die Verhältniſſe in Oeſterreich auf, um die Hand— lungen der Angeklagten verſtändlich zu machen und ſeinen An— trag auf Freiſpruch zu begründen. Das Urteil wurde am Mittwoch gefällt. Es wurden verurteilt: Ferdinand Collitz zu drei Jahren Zucht- haus und lebenslänglicher Landesverweiſung, Eugen K 6b be in Abweſenheit zu zwei Jahren Zuchthaus und lebenslänglicher Landesverweiſung, Karl Wirth in Abweſenheit zu 14 Mo- naten Zuchthaus und zehn Jahren Landesverweiſung, und die Angeklagten Jakob Matt, Wilhelm Hämmerle und An— ton Kalb zu je 14 Monaten Zuchthaus unter Anrechnung von vier Monaten Anterſuchungshaft und zehn Jahren Landes- verweiſung.— Die Angeklagten haben die Koſten zu tragen. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten Das Begräbnis eines Verbrecherkönigs. Kürzlich wurde in den Vereinigten Staaten wieder einer der Verbrecher aus der Gangſter-Bande des Dillinger verhaftet und nach kurzem Prozeß hingerichtet. Die amerikaniſchen Zei⸗ tungen bringen in großer Aufmachung ſenſationelle Berichte über das Begräbnis dieſes mehrfachen Mörders. Die Preſſe iſt ſich einig, daß nicht weniger als 50 000 Menſchen aus dem ganzen Lande Oklahoma herbeigeeilt waren, um dieſem Men⸗ ſchenfeinde das letzte Geleit zu geben. Die Maſſen über⸗ ſchwemmten die kleine Ortſchaft, ruinierten den Friedhof und ſchlugen ſich blutig um ein paar Blumen vom Sarge des Moͤr⸗ ders. Männer Weiber und Kinder fielen in dem entſetzlichen Gedränge in Ohnmacht. Aller Straßenverkehr war meilenweit im Amkreiſe unmöglich. Der Leichenwagen und der Leichenzug blieben eine ganze Stunde lang in dem Menſchengewühl ſtecken, bis die Polizei ihm eine Oeffnung machte. Fünf Automobile voll Blumen folgten dem Sarg, von denen die wilde Menge aber nichts übrig ließ. Sogar mit Revolvern riſſen ſich die Menſchen um ein Blumenandenken. Es wimmelte von Zei— tungsphotographen, deren Apparate zum Teil zertrümmert wurden. Dutzende von Menſchen hatten auf den umliegenden Hügeln drei Tage lang vor der Beerdigung im Freien kam⸗ piert, um ja dabei ſein zu können. Viele ſeien mehr als dreißig Meilen zu Fuß gelaufen.— Die meiſten Tageszeitungen be⸗ richten das alles ohne Scham und Kritik. Dieſes würdeloſe Treiben hat mit einem Spleen gar nichts mehr zu tun. Die unglaubliche Gefühlsverrohung weiter Kreiſe des amerikani- ſchen Volkes iſt eine Frucht der ins Maßloſe geſteigerten Jagd nach dem Gelde. Schnellzug gegen Schienenauio 80 Perſonen verletzt. Mailand, 30. November. Am Bahnhof Porta Suſa in Turin iſt Donnerstag nachmittag der Schnellzug Mailand— Turin bei der Ein- fahrt mit einem Schienenauko der Linie Turin Aoſta zu- ſammengeſtoßen. Das vollbeſetzte Schienenauto fing ſofort Jeuer. Die Inſaſſen konnten ſich nur durch die Jenſter rel⸗ ken. Nach den erſten Berichten ſind 80 Perſonen mehr oder weniger ſchwer verletzt worden. Knabe als Meſſerſtecher 14jähriger Junge von einem 12⸗Jährigen erſtochen. () Karlsruhe, 29. Nov. Eine entſetzliche Bluttat hat ſich im Hardtwald zugetragen. Drei Jungen im Alter von 12 bis 15 Jahren, die reichlich Alkohol genoſſen hatten(1), gerieten in Streit miteinander, indem ſie mit Meſſern aufeinander losgingen. i Als die Polizei am Tatort erſchien, lag einer der Bur⸗ ſchen, ein Vierzehnjähriger, lebensgefährlich verletzt am Bo⸗ den. Man verbrachte ihn ſofort ins Krankenhaus, desgleichen einen anderen Jungen, der vermutlich eine Alkoholvergiftung davongetragen hat. Bei dem Schwerverletzten hat ein Stich ins Herz den Tod herbeigebracht. Der Täter, ein 12jähriger Volksſchüler, iſt flüchtig. Unterſuchung iſt eingeleitet. In ſinnloſer Trunkenheit. Der 12jährige Kurt Preiß, der ſeinen Geſpielen erſto⸗ chen hat, wurde, nachdem er wieder zur Beſinnung gekom⸗ men war, dem Jugendrichter vorgeführt und vernommen. Der getötete Kurt Pipper iſt 14 Jahre alt. Die Tat muß in ſinnloſer Betrunkenheit geſchehen ſein, denn Preiß kann ſich an nichts mehr erinnern. der Herzſtich wirkte tödlich. Inzwiſchen wurde auch die Frage geklärt, wie die bei⸗ den Jungen in den Beſitz des Getränkes gekom⸗ men ſind. Sie hatten von einem Weintransport Rotwein geſtohlen und dann im Wald getrunken. Ein dritter Knabe war entgegen der erſten Meldung an dem Vorfall nicht beteiligt. Konfeſſionsſtatiſtik von Heſſen Darmſtadt. Das Heſſiſche Landesſtatiſtiſche Amt ver⸗ öffentlicht das heſſiſche Ergebnis der Volkszählung vom 16. Juni 1933 unter dem Geſichtspunkt der Religionszugehörig⸗ keit. Danach verringert ſich von Zählung zu Zählung die Zahl der Gemeinden, deren Einwohner nur einem Bekennt⸗ nis angehören, und wird die Zahl der konfeſſionell ſtärker gemiſchten Gemeinden größer. Vor allem bewirkt die Wanderungsbewegung eine ſtändig voranſchreitende Mi⸗ ſchung der Konfeſſionen. Eine Ueberſicht über die konfeſſio⸗ nelle Gliederung der einzelnen heſſiſchen Kreiſe ſeit 1828 verdeutlicht dies in anſchaulicher Weiſe. In früher faſt rein evangeliſchen Bezirken hat ſich die katholiſche Minderheit weſentlich verſtärkt, wie etwa in Darmſtadt und Gießen. Aber auch das Umgekehrte iſt zu beobachten, wie beiſpiels⸗ weiſe in Mainz, wo die evangeliſche Minderheit relativ 2 3 8 3 r 995 N A Z n —— .... PT 1 r 8 8— ſtark zugenommen hat. Bei Zugrundelegung eines ſo lan— gen Beobachtungszeitraumes von über 100 Jahren wird der Rückgang im Anteil der Juden an der Geſamtbevölke⸗ rung ſehr deutlich. Die kleinen Rückgänge, welche die beiden großen Kon— feſſionen in den letzten zwei Jahrzehnten erfahren haben, erklären ſich in der Hauptſache durch die Kirchenaustritts⸗ bewegung, die vor allem die Zahl der„Gemeinſchaftsloſen“ in den Induſtriezentren ſehr hoch hat werden laſſen: 1933 in Heſſen Gemeinſchaftsloſe 27 762 gleich 1,9 Prozent der Geſamtbevölkerung; von der Offenbacher Bevölkerung 8,2 Prozent. Aus Nah und Fern Der erſte Spakenſtich zum Bau der Reichsaukobahn im Kaſſeler Bezirk. ** Kaſſel. Am Mittwoch morgen um 10 Uhr wurde zwiſchen Sondershauſen und Ellenbach mit dem Bau der Reichsautobahn Kaſſel— Göttingen begonnen. Direktor Liebetrau von der Oberſten Bauleitung Kaſſel wies auf die Wichtigkeit des Tages hin, die eine einfache und wür— dige Feier berechtigte. Der Gauwalter der Deutſchen Ar— beitsfront richtete ſeine Worte in erſter Linie an die Ar— beitskameraden. Gauleiter Staatsrat Weinrich wies in. ſeiner Rede darauf hin, daß es ſich bei den Autobahnen um ein Werk handelt, das aus der Geſchichte unſeres Volkes nicht mehr hinwegzudenken ſei. Gauleiter Weinrich führte dann den erſten Spatenſtich aus. Verkehrswerbung zur Jahrhunderkfeier von Bad Nauheim. Bad Nauheim. Auf einer Tagung des Kreiſes Fried— berg des Reichseinheitsverbandes des deutſchen Gaſtſtätten— gewerbes im Nauheimer Kurhaus machte der Gauwalter des Verbandes, Döring-Darmſtadt, Ausführungen über die Pflichtorganiſation des REV, die eine Eingliederung aus freiwilligem Entſchluß darſtelle, um im Zuſammenſchluß alle die Aufgaben für einen Emporſtieg des Gaſtſtätten⸗ gewerbes zu löſen. Miniſterialrat Dr. Diehl vom Heſſiſchen Staatsbad bat um rege Zuſammenarbeit zwiſchen Gaſtſtät— tengewerbe, Aerzteſchaft und Badeverwaltung, um die hohe Miſſion, nämlich das Intereſſe der geſamten Oeffentlichkeit des In⸗ und Auslandes auf die im nächſten Jahr ſtattfin⸗ dende Jahrhundertfeier des Heſſiſchen Staatsbades zu len— ken, erfüllen zu können. Ueber den Fremdenverkehr und die Aufgaben des Landesverkehrsverbandes Rhein-Main ſprach in längeren Ausführungen Direktor Paque-Frank⸗ furt, der betonte, daß in den Vordergrund der Arbeit eine ſinnvolle Propaganda und eine ſorgfältige Kleinarbeit aller am Fremdenverkehr intereſſierten Kreiſe geſtellt werden müſſe. Aus der Verſammlung heraus erblickte man eine Förderung des Fremdenverkehrs in erſter Linie in einer Erniedrigung der Kurtaxe und der Badepreiſe. Hinſichtlich der Bäderpreispolitik erwiderte Miniſterialrat Diehl, daß aus den Bäderpreiſen kein Gewinn erzielt werde. Anderer— ſeits berge auch eine Senkung dieſer Preiſe die Gefahr der Senkung des Niveaus eines Weltbades vom Rufe Bad Nauheims in ſich. “ Wiesbaden.(42 Kommuniſten vor dem Strafſenat.) Vor dem Strafſenat des Oberlandesgerichts Kaſſel, der zu dieſem Zweck in Wiesbaden tagt, begann die Verhandlung gegen 42 Angeklagte, Mitglieder bezw. An⸗ hänger der ehemaligen KPD, unter Ausſchluß der Oeffent⸗ lichkeit. Die Angeklagten hatten im Jahre 1934 verſucht, in Wiesbaden und Umgebung ſelbſtändig, dann unter Füh⸗ lungsnahme mit Frankfurter und Mainzer Genoſſen, die Organiſation einer Ortsgruppe der illegalen KPD in die Wege zu leiten. In der in Frage kommenden Zeit kamen zehn verſchiedene Flugblätter in Wiesbaden, Wiesbaden⸗ Biebrich und Mainz zur Verteilung. Ein Mitbeſchuldigter iſt flüchtig, die übrigen 42 Angeklagten, darunter drei Frauen, befinden ſich in Haft. * Kaſſel.(Mit dem Motorrad ſchwer verun⸗ glückt.) An der Straßenkreuzung Iſenburgſtraße-Joſefſtraße ſtieß ein Motorradfahrer mit einem Leitungsausbeſſerungs⸗ wagen der Reichspoſt ſehr heftig zuſammen. Der Motorrad- fahrer, ein Reichswehrſoldat, wurde vom Rade geſchleudert und erlitt Ober- und Anterſchenkelbrüche, außerdem wurde 5 am Kopfe ſchwer verletzt und trug eine Gehirnerſchütterung avon. ** Kaſſel.(Sicherungsverwahrung für einen Gewohnheits verbrecher.) Der 32jährige Auguſt Willi Zeiß aus Kaſſel wurde von der Großen Strafkammer gemäß dem Antrag des Staatsanwalts dazu verurteilt, nach Ver⸗ büßung ſeiner bis 1937 währenden Zuchthausſtrafe in Siche⸗ rungsverwahrung überführt zu werden. Der Angeklagte hat 16 Vorſtrafen, meiſt wegen ſchweren und einfachen Dieb⸗ ſtahls. Er verſprach zwar in der Verhandlung ſich zu beſſern, doch konnte das Gericht dieſen aus dem Zwang des Augen⸗ blicks diktierten Verſicherungen bei dem Vorleben des An— geklagten keinen Glauben ſchenken. 8 Darmſtadt.(Metzgerei in Darmſtadt poli⸗ zeilich geſchloſſen.) Die Preisüberwachungsſtelle des Heſſiſchen Staatsminiſteriums hat die Metzgerei Franz Weckerle in Darmſtadt, Arheilgerſtraße 6, auf die Dauer von drei Tagen geſchloſſen, da in dieſer Metzgerei Leber— wurſt verkauft wurde, die in ihrer Qualität als minder— wertig anzuſehen war und dem geforderten Verkaufspreis in keiner Weiſe entſprach. Darmfſtadt.(In den Diſziplinarſenat be⸗ rufen.) An Stelle des verſtorbenen Amtsgerichtsrates Dr. Mahr und für den in den Ruheſtand getretenen Amts— gerichtsrat Dr. Willenbücher wurden der Landgerichtsrat Stimmöl in Darmſtadt und der Amtsgerichtsrat Böhm in Friedberg zu ſtellvertretenden Mitgliedern des Diſziplinar— ſenats bis zum 31. Dezember 1936 berufen. Mainz.(Von der Straßenbahn überfah⸗ ren und getötet.) In der Nähe des Bahnwärterhäus⸗ chens 39 auf der Gonſenheimer Straße lief ein 74 jähriger Mann aus Mainz, der in Gonſenheim wohnt, gegen einen in voller Fahrt befindlichen Straßenbahnwagen. Er wurde von dem Wagen erfaßt, ſo daß ihm der Kopf vom Rumpf getrennt wurde. Ob ein Unglücksfall oder Selbſtmord vor⸗ liegt, bedarf noch der Aufklärung. Frankfurt a. M.,(Ausländer ſchädigt eine hieſige Kranken verſicherung.) Der Ausländer An⸗ ton Fuchs hat es verſtanden, eine hieſige Krankenverſicherung um erhebliche Beträge zu ſchädigen, indem er Verdienſt⸗ und Krankenbeſcheinigungen auf den Namen mehrerer ſeiner Wer küßt Jungjer Barbara? E Eine heitere Dorj⸗ Liebes⸗ und Erbjchajtsgejchichte von Robert Maas 2 Felix war der erſte, der dieſe Botſchaft bei der Annahme des Landboten am Bahnhof las. Einen Augenblick überlegte er, ob er den ganzen Packen Zeitungen nicht heimlich in den Dorfteich verſchwinden laſſen ſolle. Aber, was würde das hel— fen? Möglicherweiſe kam ein Blatt nach Dingelsdorf, das nicht durch ſeine Hände ging, dann würde ſich die Sache doch rund ſprechen, und man würde ihn zur Verantwortung ziehen. Alſo ergab er ſich drein, haſtete an den Türen vorbei, ſchrie „Zeitung“, wie einer, der Alarm ruft, wenn es zu brennen beginnt, und rannte nach Hauſe. Er holte den Brief hervor, den er von Barbara auf ſein Schreiben erhalten hatte, und las ihn noch einmal— zum dreiundzwanzigſten Male—, um ſich zu vergewiſſern, ob dieſer Brief, verglichen mit dem in der Zeitung wirklich beſonders herzlich gehalten ſei. „Sehr geehrter Herr Morchel“, ſchrieb ſie,„ich danke Ihnen von ganzem Herzen für die Nachricht, die Sie mir aus meiner alten, ach ſo geliebten Heimat haben zugehen laſſen. Ich bedaure ſehr, daß ich den Willen meines Onkels nicht zu ſeinen Lebzeiten erfüllen konnte. Am ſo mehr werde ich mich bemühen, ihn nach ſeinem Tode zu erfüllen. Ich werde es nie vergeſſen, daß es in Dingelsdorf einen Menſchen gibt, der, obwohl mir fremd, die Mühe nicht ſcheute, mich von dem Hin— ſcheiden meines lieben Onkels zu benachrichtigen. Sobald es mir möglich iſt nach Europa und in meine liebe Heimat abzureiſen werde ich Sie benachrichtigen. Ich hoffe, in einer oder zwei Wochen ſoweit zu ſein.“ Anter dem Brief ſtand— Felix las es laut vor ſich hin —„Ihre von Herzen dankbare Barbara Siebzehnrübel.“ „Barbaraaaaaa, ööbaaga, Barbaraaaaa“, fiel da der Pa— pagei ein, den Felix in ſeinem Lebereifer erſt jetzt bemerkte. Der Vogel ſaß auf dem Holzreck und ſchaute intereſſiert mit vorgerecktem Kopf zu dem Brief hinüber. „Ja, ſie kommt, Junge, ſie kommt, die Barbara. Freuſt du dich auch, alter Burſche. Aber du benimm dich, was ich dir ſage, ſonſt kannſt du das Weite ſuchen...“ Felix hätte noch weiter auf den Vogel eingeredet im Leber— ſchwang ſeiner ſprudelnden Freude. Aber das Tier drehte ihm den Rücken zu, trottete in die andere Ecke und turnte mit Hilfe ſeines Schnabels an der Wand des Käfigs hinauf, gröhlend, knutternd und quäkend. Felix griff zu der Zeitung, überflog noch einmal die Nach— richt, die ihn— und inzwiſchen ganz Dingelsdorf— in Auf- regung verſetzt hatte, und entſchied ſchließlich, daß ſie ihm doch ganz anders geſchrieben habe wie dem Notar.„Ihre von Herzen dankbare Barbara Siebzehnrübel!“ Wann hatte ihm je ein Menſch ſo etwas geſchrieben,! Aber da meldete ſich auch die dumme Frage, was ſie wohl geſchrieben haben würde, wenn ſie den Felix kennen würde. Wenn doch jetzt die Kathrin da wäre. Die müßte ia wiſſen, ob die Bärbel früher eitel und hochnäſig geweſen wäre. Die hatte ſie doch gekannt. Freilich war ſeitdem viel Zeit ver— gangen. And die Bärbel war reich geworden, entſetzlich reich. And ein ganzes Dorf riß ſich um ſie, Bauernſöhne mit däftigen Höfen. Felix flüchtete ſich aus der Enge dieſer Gedanken nach ſeiner Gewohnheit mit einem Selbſtgeſpräch, das ſich jedoch allmählich zu einer Anterhaltung mit ſeinem gefiederten Haus— genoſſen entwickelte. 1 „And wenn ſie noch ſoviel Geld haben ſollte und noch ſoviel Kühe und noch ſo fette Schweine— hat die Bärbel nicht mehr als irgendeiner von ihnen? Was meinſt du, oller Kra⸗ keeler?!“ „öööbaaaa— Barbaraaaaa— Wat tuſtu daga?“ „O, die wird ſchon wiſſen, was ſie tut. Laß die nur kom— men!— Aber was ſtellen wir an, wenn die anderen auch zum Empfang da ſind. Soll ich ihr nicht entgegenfahren, wie?“ „Nööööaaaa“, quäkte es aus dem Korb. N Felix ließ dieſen Plan auch gleich wieder fallen, weil er nicht wiſſen konnte, woher Barbara kommen würde wie ſie zu erkennen ſei, und wie er das Geld zu dieſer Fahrt würde auf— bringen können.„Auch könnte ich ſie unterwegs verpaſſen und würde im wichtigſten Moment nicht zur Stelle ſein.“ Darauf kam es unbedingt an, und dann mußte er eine Gelegenheit er— wiſchen, ſie allein zu ſprechen, ſich ihr für die erſten Stunden unentbehrlich zu machen. Wie er das anſtellen würde, war Felix noch unklar; er hatte zunächſt nichts Wichtigeres zu tun, als zu ſehen und zu horchen, was im Dorf geplant wurde. Die Nachricht wirkte in Dingelsdorf tatſächlich wie Feuer— alarm. Sie mußte noch vor Mittag auf den Feldern bekannt geworden ſein. Die Burſchen ließen ihre Geſpanne ſtehen, winkten ſich zuſammen und ließen ſich das Blatt laut vorleſen. Bei Tiſch wurde auf jedem Hof nur von Barbara geſprochen, in den Wirtsſtuben ging das Blatt von Hand zu Hand, im Amtszimmer des Bürgermeiſters wurde noch vor der Mittags— dienſtpauſe folgendes Telephongeſpräch geführt: „Hier iſt Bürgermeiſter Sulger guten Tag, Herr Fries. — Za, ja, der Bürgermeiſter von Dingelsdorf. Ich leſe da ſoeben in unſerem Blättchen... Wie, iſt kein Blättchen! Ja, nun ich meine ja nur man ſo. Ja, ich vertrete ja in dieſem Falle die Intereſſen der Gemeinde Dingelsdorf, und nun kann ich Ihnen ja verraten, daß ich mich auch an die Dame gewandt habe behufs ihrer Rückkehr nach Dingelsdorf.— Wann?— So vor einer Woche.— Wie, woher ich die Adreſſe hatte?— Ja, die hatte ich mir beſchafft.— Wodurch?— Sie wiſſen ja, ich habe einen Schwager der iſt Regierungsrat.— Ich hätte mich an Sie wenden ſollen!— Ja, nun das muß jeder tun, wie er es für gut findet. Ich vertrete hier die Intereſſen der Gemeinde Dingelsdorf. Wie?— Ich rufe an, weil ich fragen möchte, ob Sie wiſſen, wann die Barbara hier eintrifft.— Ich? Nein, mir hat ſie nicht geſchrieben.— Warum, ja weil ich, ich, ich vertrete doch die Intereſſen der Gemeinde Dingels— dorf.— Mein Schwager, nein der iſt nicht verheiratet.— Ob der was hat?— Nein, die Intereſſen habe ich. Ich bin ja doch der Bürgermeiſter von Dingelsdorf.— Wegen der Vorbereitung behufs Empfang durch die Gemeindevertreter.— Ja, ja, ja, nur deswegen rufe ich. Wie, ein Triumphbogen?— Das muß erſt dem Gemeinderat vorgelegt werden, Koſten dür— fen natürlich nicht entſtehen. And in einer Woche kann auch nicht viel mehr gemacht werden.— Sie rufen alſo an, ſobald Sie Genaueres wiſſen. Auf Wiederſehen.“ „Die Anterhaltung die der Bürgermeiſter bei Tiſch mit ſeiner Gattin, der würdigen, ſehr in die Breite gegangenen Frau Stine, führte, endete damit, daß Frau Stine ſich ſofort mit ihrem Bruder, dem Regierungsrat, verbinden ließ. „Karl, biſt du da, hier iſt Stine.— Gut. Du, Karl, du mußt mal ſobald als möglich zu uns kommen. Die Barbara, weißt du, die alles von dem Siebzehnrübel erbt, kommt nach Dingelsdorf. Sie hat von Amerika an den Notar Fries ge- ſchrieben.— In einer Woche. Wie?— Heute abend nicht? e Arbeitskollegen fälſchte, die Beſcheinigungen mit dem Stemper des Arbeitgebers verſah und ſie der Kaſſe zur Auszahlung vorlegte. Fuchs konnte als Täter ermittelt und feſtgenommen werden. * Frankfurt a. M.(Ein teurer Spaß.) Zwei jüngere Leute, die ſich in ſtark angeheitertem Zuſtand be⸗ fanden, fanden nachts in der Braubachſtraße ein Motorrad vor. Beide ſetzten ſich auf die Maſchine und ſchoben es, da keiner von ihnen fahren konnte, mit den Füßen fort. Dabei muß das Rad umgekippt und beſchädigt worden ſein. Jedenfalls fand es ſein Eigentümer einige Zeit ſpäter einige hundert Meter entfernt in der Fahrgaſſe vor. Einer der beiden„Verführer“ ſaß ſchlafend darauf. Der Beſitzer ſah, daß es ſich nicht um einen Dieb handelte, holte ihn von ſeinem Sitz herunter und verſuchte abzufahren. Dabei ſtellte ſich ein Motordefekt heraus. Das Rad mußte unter⸗ geſtellt werden und ſieht nun jetzt ſeiner Reparatur entge⸗ gen. Der Beſitzer ſtellte gegen die beiden Strafantrag und die Folge war, daß jeder von den beiden einen Strafbefehl über 50 RM erhielt. Hiergegen wurde Einſpruch erhoben. Mittlerweile hatte der eine der beiden Männer dem Be⸗ ſitzer eine Entſchädigungsſumme bezahlt. der Radbeſitzer in der Verhandlung, daß er kein Intereſſe mehr an der Beſtrafung des Mannes habe. Eine Teilung des Strafantrages war rechtlich nicht möglich. Der Amts⸗ anwalt beantragte Beſtrafung wegen unberechtigter Benut— zung des Rades. Als der Zeuge dann erklärte, daß er auf keinen Fall Wert auf Beſtrafung des zweiten Angeklagten lege, ſtellte das Gericht das Verfahren auf Koſten des ge⸗ ſchädigten Muſikers ein. Die Koſten wurden auf ein Vier⸗ tel ermäßigt. Die Angeklagten verpflichteten ſich zuvor, ſich dieſe Koſten zu teilen und für den Schaden aufzukom⸗ men. Aus Mannheim Mannheim, 29. November. Das ſtädtiſche Muſeum für Naturkunde im Schloß iſt am Sonntag von 11 bis 13 und 15 bis 17 Uhr zum letzten Male in dieſem Winter geöffnet. Während der kalten Jahreszeit muß das Muſeum geſchloſſen bleiben. Mehr Verkehrsdiſziplin! Immer noch läßt die Stra— ßendiſziplin der Radfahrer zu wünſchen übrig, denn in den letzten drei Tagen mußten bei den vorgenommenen Ver⸗ kehrsprüfungen wieder 33 Radfahrer angezeigt und 150 ge— bührenpflichtig verwarnt werden. Außerdem lag Veranlaſſung vor, in ſechs Fällen die Fahrräder wegzunehmen. Darum Radfahrer! Noch mehr Verkehrsdiſziplin! 0 Q Seidelberg.(Erſtes Jedermannſingen.) Wie in den meiſten großen Städten Deutſchlands ſoll nun auch in Heidelberg im Rahmen der NSG.„Kraft durch Freude“ in einem großen offenen Singen zum echten deutſchen Volks⸗ lied geführt werden. Am 4. Dezember findet als Auftakt eine große Volksliedkundgebung in der Stadthalle um 20.15 Uhr ſtatt. Grundſätzliche Ausführungen wird dabei Pg. Roſenthal⸗ Heinzel aus der Reichsleitung des Deutſchen Sängerbundes (Berlin) machen. Außerdem werden der Gauwart der NSG. „Kraft durch Freude“, Pg. Heinrich Steiger(Karlsruhe), und der Gauvolkstumswart, Pg. Rolf Fink(Heidelberg), ſprechen. Wann denn?— Mittwochabend Gut, auf Wiederſehen, Karl.“ Auf dem Huberhof entlud ſich ſchon gleich nach dem Mit— tageſſen das Gewitter, das in den letzten Tagen immer erſt nach der Abendmahlzeit ausbrach. Als Lina den Tiſch abgetragen hatte, blieben alle ſitzen, weil jeder darauf geſpannt war, was nun kommen würde. Chri— ſtian fing an: „Es ſteht ja nix von deinem Detektiv in der Zeitung, Vater. Es müßte doch heißen: Fräulein Siebzehnrübel reiſt in Begleitung eines Herrn, der vom Großgrundbeſitzer Huber aus 1 8 mit dem Zeppelin nach Amerika geſchickt worden iſt.“ Hubert und Zoſeph rückten auf ihren Stühlen hin und her. Mina ſchielte zum Vater hinüber, dem die Zornesader auf der Stirn mächtig anſchwoll. „Was der Huber tut, braucht nicht in die Zeitung. Wenn aber das rein' käme, wozu die Zungens vom Huber zu dumm ſind, wäre das Blättchen viel zu klein.“ Eine Weile ſtand ſchwüle Stille über dem Tiſch. Joſeph und Hubert ſetzten ihre Pfeifen in Brand. Mina bewegte ein paarmal die Lippen, um was zu ſagen, bedachte ſich aber immer wieder. Schließlich meinte ſie ſchnippiſch: Aber ſo dumm ſind deine Jungens nicht, daß ſie einem Hochſtapler fünftauſend Mark in die Taſche ſtecken, von denen 5 keinen roten Heller wiederbringt, wo das Geld jetzt ſo rar iſ* 5 Nee, ſo dumm ſind die Huberjungs nicht, daß ſie ſich um ihr Geld betrügen laſſen“, fährt Chriſtian fort. s „Nu hört doch endlich auf mit der ewigen Nörgelei“, meint Joſeph beſchwichtigend.„Vielleicht kommt ſie mit dem Detektiv. Es kann doch nicht alles in die Zeitung.“ 5„And wenn ſie allein kommt ſind wir ja noch da. Das Geld iſt doch nicht verloren. Du brauchſt ſie ja nicht zu hei⸗ raten, Chriſtian.“ Das war Hubert, der dem älteſten Bruder dieſen Stich verſetzte. „Geſchenkt haben will ich ſie nicht, und wenn ihr ganz Dingelsdorf gehören würde“, fuhr da Chriſtian los. „Das Maul hältſt du!“ Die Fauſt des alten Huber ſauſt wie ein Hammer auf den Tiſch.„Hier geſchieht, was ich will. Keinen von euch frage ich. Dich, Großen, erſt recht nicht.“ „Bums. Das war wie ein Donnerſchlag. Niemand wagte, ſich zu muckſen. Mina ſtand auf und ging zu ihrer Schweſter in die Küche. Hubert und Joſeph pafften blauen Tabaksqualm gegen die Decke. „Wenn wir nur täten, was du willſt, wär' in drei Wochen 10— 9885 mehr auf dem Scheunendach, die Ställ' wären ber und Chriſtian will ſachlich und nüchtern weiterſprechen. Da erhebt ſich der Huber am Kopf des Tiſches beugt ſich zu Chri— ſtian hinüber und fährt ihn dröhnend an: „And wenn ich in deinem Alter nicht beſſer gerechnet hätte als du, könnteſt du und ihr alle jetzt im Rüttelskamp für andere die Küh' hüten.“ . Immer noch beſſer, als einer hergelaufenen Ziege mit fünftauſend Mark entgegenfahren.“ Chriſtian wurde ſelbſt blaß, als ihm die Bemerkung entflogen war. Der Huber riß den Tiſch, an dem er ſich mit beiden Hän⸗ den feſthielt, zur Seite und drängte, brüllend vor Zorn, mit beiden Fäuſten auf Chriſtian ein. Der erhob ſich und wich aus. Hubert und Joſeph beſchwichtigten den Vater und ſchoben Chri- ſtian hinaus. Zn der Küche ſchluchzten die beiden Mädchen, in der Scheune horchten die Mägde, auf dem Hof begann der alte Spitz zu jaulen. Der Huber, von ſeinem Jähzorn ganz entkräf⸗ tet, wankte die Stiege hinauf und ließ ſich auf das Bett fallen. Fortſetzung folgt.) Daher erklärte — 5 2 61 Wöd gebt 1500 guſe bete dat lich G1 Ftü lin, wär figu Her thou Eng dil inner Mun Lund auf. habt Gen welt Ag Zazu nach din erſte nen Ver ele Lad que Der tine gag eg in ert eb 90 gen der keit