Amiliches Verkündigungsblatt der Bürgermeiterei und anderer Behörben- Vereins⸗ und Geſchäftsanzeiger Erſcheinungsweiſe: Täglich außer Sonn⸗ und Feiertage. Wöchentlich Der Feuerreiter“. Bezugspreis: Durch die Träger ins Haus gebracht monatlich 1,20 Mk. zuzügl. 20 Pfg. Trägerlohn; durch die Poſt bezogen monatlich Einzelnummern 5 Pfg.; Samstags 10 Pfg. Inſeratenpreis: Die 12geſpaltene Millimeterzeile oder deren Raum 3 Pfennig 1.50 Mk. ausſchließlich Zuſtellungsgebühr. Beilagen: RVeklamezeile 15 Pfg. die 90 Millimeter breite Millimeterzeile. wird Nachlaß gewährt. Für telefoniſch aufgegebene Inſerate keine Gewähr. Anzeigen⸗ leiter: Friedr. Martin, Viernheim. Anzeigenannahme durch alle Annoncen-Expeditionen. Hauptſchriftleitex: Friedr Martin, Viernheim. Druck u. Verlag: Friedr. Martin, Viernheim D. A. Okt.34:1292 Geſchäftsſtelle: Bismarckſtr. 13, Tel. 153, Poſtſcheckk.: Ludwigshafen 15101 Auf Mengenabſchlüſſe Nr. 281 Wichtige neue Geſetze Beſchlüſſe des Reichskabinetts— Geſetze wiriſchaftlicher und finanzieller Art verabſchiedet DNB. Berlin, 4. Dez. Das Reichskabinett verabſchiedete in ſeiner Sitzung am Dienstag eine Reihe von Geſetzen wirtſchaftlicher und finanzieller Art. Das umfangreiche Geſetzeswerk iſt das vom Reichswirt— ſchaftsminiſter vorgelegte Reichsgeſetz über das Kreditweſen. Durch dieſes Geſetz wird das Kreditgewerbe aus der Sphäre rein wirtſchaftlicher Intereſſentenbetätigung herausgehoben. Das Geſetz ſchafft eine ſcharfe Trennung in der Behandlung des Geldmarktes und des Kapitalmarktes. Es ſieht die Errichtung eines Reichsaufſichtsamtes vor. Genehmigt wurde ferner ein Geſetz über die Gewinnverteilung bei Kapitalgeſell⸗ ſchaften(Anleiheſtockgeſetz), das eine Ergänzung zu dem am 29. März ds. Zs. erlaſſenen Kapitalanlagegeſetzes darſtellt. Aufgrund des neuen Geſetzes wird der Kreis der Geſellſchaften, die einen Anleiheſtock zu bilden haben, erheblich weiter gezogen, indem auch ſolche Geſell— ſchaften erfaßt werden, die in früheren Jahren hohe Dividenden gezahlt haben. Es darf in Zukunft in bar nur noch der Gewinn bis zu einem Höchſtſatz von 6 Prozent und, wenn die Geſell— ſchaft bereits im Vorjahr einen höheren Gewinn erzielt hatte, ein Gewinn von höchſtens 8 Prozent ausgeſchüttet werden. Der Mehrbetrag des den Geſellſchaftern zur Verfügung geſtellten Gewinnes muß als Anleiheſtock zur Verfügung geſtellt wer⸗ den und darf erſt nach vier Jahren unter die Geſellſchafter aus⸗ geteilt werden. Den für den Anleiheſtock bereitzuſtellenden Be— trag darf die Geſellſchaft nicht mehr ſeldſt anlegen, ſie hat ihn der Deutſchen Golddiskontbank zu überweiſen, die ihn für die Geſellſchaft nach Maßgabe der geſetzlichen Beſtimmungen anzulegen hat. Der Anleiheſtock gehört nicht mehr zum Ver— mögen der Geſellſchaft. Ein Geſetz zur Aenderung des Geſetzes über den Wert⸗ papierhandel ſchafft die Vorausſetzung für die notwendig gewordene Verein— fachung des Börſenweſens. Das Geſetz über die Durchforſchung des Reichsgebietes nach nutzbaren Lagerſtätten(Lagerſtättengeſetz) ermächtigt den Reichswirtſchaftsminifter zur Durchforſchung des Reichsgebietes nach nutzbaren Lagerſtätten, mit deren Anter⸗ ſuchung, ſowie der Sammlung und Bearbeitung ihrer Ergeb⸗ niſſe die preußiſche Geologiſche Landesanſtalt und die mit ihr zu vereinigenden geologiſchen Anſtalten der übrigen Länder be— auftragt werden. Das Reichskabinett verabſchiedete weiterhin ein Geſetz über die Unterkunft bei Bauten, durch das Vorſorge für eine angemeſſene Anterkunft der Ar⸗ beiter bei Außenarbeiten und zur Beſeitigung geſundheitsſchäd⸗ licher Einflüſſe getroffen wird. Das Geſetz über die Erweiterung der Befugniſſe des Reichs⸗ kommiſſars für Preisüberwachung dehnt deſſen Befugniſſe über den Kreis der täglichen Bedarfs- deckung hinaus auf gewerbliche Leiſtungen und Lieferungen über— haupt aus. Das Geſetz zur Verlängerung der Schutzfriſten im Urheberrecht bringt eine Ausdehnung des Schutzes von der gegenwärtigen 30jährigen Dauer auf 50 Jahre nach dem Tode des Arhebers. Angenommen wurde ein Geſetz zur Verhütung mißbräuchlicher Ausnutzung von Vollſtreckungsmöglichleiten, ferner ein Geſetz zur Aenderung des Tabakſteuergeſetzes, das die Steuerkredite beſeitigt, ſowie ein Geſetz über die Beförderung von Perſonen zu Lande, durch das der Straßenbahnverkehr und der Kraftfahrzeugverkehr ſowie der Fuhrwerkverkehr geregelt werden. Schließlich wurde ein Geſetz betreffend die Eheſchließung, Beurkundung des Perſonenſtandes von Reichsdeutſchen im Auslande genehmigt, durch das nicht mehr zeitgemäße Vorſchriften auf dieſem Gebiet durch neue Beſtimmungen erſetzt werden. In der der Kabinettsſitzung vorangegangenen Miniſter⸗ beſprechung berichtete der Reichs außen miniſter und der Reichsbankpräſident als Reichswirtſchaftsminiſter über die in Rom zum Abſchluß gebrachten Verhandlungen wegen der Rückgliederung des Saargebietes. Heuſchreckenſchwärme in Kapland DRB. London, 4. Dez. . Wie aus Kapſtadt berichtet wird, hat die Heuſchreckenplage in Südafrika dieſes Jahr ungewöhnliche Ausmaße angenommen. Gegenwärtig haben die mittleren Bezirke der Kap⸗Provinz ganz deſonders ſchwer zu leiden. Eiſenbahnzüge, die vom Norden her in Kapſtadt eintreffen, haben gewöhnlich bis zu zwei Stun⸗ den Verſpätung. Die Heuſchrecken ſammeln ſich auf dem Bahndamm und bedecken die Schienen in einer Höhe bis zu 15 Zentimetern. Kommt ein Zug, ſo werden die Inſekten zermalmt und machen die Schienen ſo ſchlüpfrig, daß die Züge kaum von der Stelle kommen. Der von der Regierung organiſierte Feldzug, bei dem Gift angewandt wird, hat den Nordweſten der Provinz faſt völlig von der Plage befreit, aber in den mittleren Bezirken ſind bisher kaum Fortſchritte gemacht worden. Die Methode der Vergiftung der Heuſchrecken mit einer Arſenik⸗Löſung iſt eine zweiſchneidige Waffe; denn wenn dasſelbe Gebiet immer wieder damit beſprengt wird, um neue Heuſchreckenſchwärme zu vernichten, ſetzt ſich das Giſt im Graſe ſeſt, und weidendes Vieh und Vögel, die die Hauptverbündeten der Farmer im Kampfe gegen die Heuſchrecken ſind, finden den Tod. Die Vorhut der Heuſchrecken iſt nur noch 160 Kilometer von Kapſtabt entfernt, und wenn kein Südoſtwind einſetzt und die heranrückenden Inſektenheere zurückweht, dann werden die ausgedehnten Obſt⸗ und Weinbezirke des ſüdweſtlichen Kap⸗ landes in höchſte Gefahr gebracht werden. Furchtbare Schneeſtürme in Amerika DRB. Chicago, 4. Dez. Neue furchtbare Schneeſtürme haben am Montag den amerikaniſchen Mittelweſten durchraſt. Der Flugverlehr mußte allenthalben eingeſtellt werden, und bei den übrigen Verkehrs⸗ mitteln traten ſehr erhebliche Verſpätungen und Unter⸗ brechungen ein. In Visconſin entgleiſten zwei Eiſenbahn⸗ züge auf der tiefverſchneiten Strecke. In Minneapolis und St. Paul mußten die Schulen geſchloſſen werden, um die Kinder vor den Gefahren der Witterung während des Schulweges zu bewahren. Das Sturmgebiet breitet ſich über Michigan aus und zieht in nordöſtlicher Richtung weiter. Die Neuordnung des Börſenweſens DNB. Berlin, 4. Dez. Der Reichswirtſchaftsminiſter hat nach Uebernahme der Börſenaufſicht auf das Reich eine Neuordnungdesdeut— ſchen Börſenweſens vorgenommen, die am 1. Januar 1935 in Kraft treten wird. Die geſetzlichen Vorſchriften, die das Kabinett ſoeben verabſchiedet hat, erleichtern die Zulaſſung von Wertpapieren an den Provinzbörſen und enthalten Lebergangs⸗ beſtimmungen, die infolge der Aufhebung von Börſen notwendig geworden ſind. Es iſt Vorſorge getroffen, daß keine der amtlich zugelaſſenen Wertpapiere ſeine Notiz verliert. Aufgehoben werden die Wertpapierbörſen zu Königs- berg, Magdeburg, Stettin und Zwickau. Zuſammengelegt werden die Wertpapierbörſen in a) Augsburg und München zu der bayeriſchen Börſe mit dem Sitz in München. b) Bremen, Hamburg und Lübeck zu der Hanſeatiſchen Börſe mit dem Sitz in Hamburg, c) Chemnitz, Dresden und Leipzig zu der Sächſiſchen Börſe mit dem Sitz in Leipzig, d) Düſſeldorf, Eſſen und Köln zu der Rheiniſch-Weſtfäliſchen Börſe mit dem Sitz in Düſſeldorf, e) Frankfurt am Main und Mannheim zu der Rhein-Mai⸗ niſchen Börſe mit dem Sitz in Frankfurt a. M. Die an den einzelnen Plätzen beſtehenden Warenbörſen und Getreidegroßmärkte werden von der Neuordnung nicht betroffen. Anverändert beſtehen bleiben die Wertpapierbörſen in Berlin, Breslau, Hannover und Stuttgart. Japan kündigt das Flottenabkommen 45 f DNB. Tokio, 4. Dez. Die japaniſchen Botſchafter in London, Waſhington, Paris und Rom ſind beauftragt worden, die betreffenden Regierungen von dem Beſchluß des japaniſchen Kabinetts über die Kündigung des Flottenabkommens in Kenntnis zu ſetzen. Die amtliche Bantam wird am 10. Dezember durch den Kaiſer vollzogen werden. 10. Jahrgang Furtwängler tritt von ſeinen Aemtern zurück DNB. Berlin, 4. Dez. Staatsrat Dr. Wilhelm Furtwängler hat den Reichsminiſter Dr. Goebbels um Entlaſſung aus ſeinen Aemtern als Vizepräſident der Reichsmuſikkammer und als Leiter des Berliner Philharmoniſchen Orcheſters erſucht. Gleichzeitig bat er den preußiſchen Miniſterpräſidenten, ihn von ſeinem Amte als Operndirektor der Berliner Staatsoper zu entbinden. Beide Reichsminiſter haben die an ſie ergangenen Geſuche bewilligt. Gauleiter Brückner aus der Partei ausgeſchloſſen DNB. Berlin, 4. Dez. Der Führer hat, wie NSͤ meldet, den Gauleiter von Schleſien, Helmut Brückner, wegen parteiſchädigenden Ver— haltens ſeiner Stellung als Gauleiter enthoben und aus der Partei ausgeſchloſſen. Miniſterpräſident Göring enthebt Brückner ſeiner ſämtlichen Aemter. DNB Berlin, 4. Dez. Der preußiſche Miniſterpräſident, General Göring, hat den Oberpräſidenten von Schleſien und preußiſchen Staatsrat Brückner ſeiner ſämtlichen ſtaatlichen Aemter und Funktionen enthoben, nachdem der Gauleiter Brückner ſeitens des Führers wegen parteiſchädigenden Verhaltens ſeiner ſämtlichen Partei— 5 verluſtig erklärt und aus der Partei ausgeſchloſſen wor— den iſt. Verhaftung des früheren Danziger Senatspreſſechefs DNB. Danzig, 4. Dez. Der frühere Leiter der Danziger Senatspreſſeſtelle, Georg Streiter, der vor einigen Tagen vom Gauleiter von Danzig aus der NSDAP. ausgeſchloſſen wurde, iſt von der Kriminal- polizei verhaftet worden und befindet ſich in Anterſuchungshaft. Notizen. k. Der Tag der nationalen Solidarität— der kommende Samstag— rückt einmal nicht die Sammlung, ſondern die Sammler in den Vordergrund! Der Chef des Propaganda— miniſteriums ſelbſt, ſeine Beamten, die leitenden Perſönlichkeiten der NSDaAp, Wirtſchaftler, Künſtler, auch einmal die Schriftleiter werden für das Winterhilfswerk ſammeln! Die alſo, die das Winterhilfswerk geſchaffen haben und die, die in ihren Redaktionsſtuben jeden einzelnen Akt des Werkes propagandiſtiſch zu ſtützen, zu fördern, zu pflegen haben. Das Sammeln ſelber ſoll einmal als eine Ehrenſache recht draſtiſch vorgeſtellt werden; es ſoll ſo allen mürriſchen und verdrießlichen Gebern einmal zum Bewußtſein gebracht werden, daß das eine verflucht nationale Pflicht iſt, wenn ſie auf Büchſenklappern an die Not und Armut der Volksgenoſſen denken! Es ſoll auch auf ſolche Weiſe öffentlich auf den Straßen gepredigt werden, daß es hier nicht um Almoſen geht, ſondern um Schul- digkeiten. Ich denke mich in die Völker und Staaten rings um uns herum und ich denke mich zurück in unſere ſtaatliche Vergangenheit— irxbeliebig weit zurück—, und ich finde doch nirgends etwas Derartiges, daß der Staat in ſeinen Trägern auf die Straßen geht, um ſo die Gebefreude wachzu— rütteln und die Gebepflicht einzuſchärfen, weil Not und Arbeits— loſigkeit unſer aller Sache iſt und nicht nur der davon Be— troffenen! Es iſt nicht denkbar, daß dieſes Beiſpiel ohne tie— fere Wirkung bleibe, daß am kommenden Samstag nicht die Gaben reichlicher fließen! In unſerer Montagsnummer wurden die Beſtimmungen über den Aufbau der gewerblichen Wirtſchaft bekanntgegeben. Dieſe wird zuſammengefaßt zur Reichswirtſchaftskam⸗ mer. Als erſte der Säulen im Aufbau der neuen Berufs— gliederung ſtand bekanntlich die Reichskulturkammer. Ebenſo ſteht heute der Reichsnährſtand. Daß die Entwicklung in der Zuſammenfaſſung, Gruppierung und Gliederung des geſamten Wirtſchaftslebens nicht ſo raſch vor ſich gehen konnte und kann, liegt in der Natur der Dinge. Immerhin iſt das, was in der Verordnung an Vorſchriften und Beſtimmungen niedergelegt iſt, in der praktiſchen Entwicklung im Weſentlichen bereits ge— ſchaffen. Dieſe hat ſich unter der Führung des Reichswirt— ſchaftsminiſteriums vollzogen und an der Spitze ſtand der kom— miſſariſche Führer der Wirtſchaft, Graf von der Goltz. Es wurden beſtimmte Wirtſchaftszweige nach der organiſchen Ver— wandtſchaft zuſammengefaßt, zur öffentlich-rechtlichen Vertre— tung ihres Gewerbes verbunden. Die Gliederung iſt eine zweifache: die geſamte ge— werbliche Wirtſchaft wird in ſechs großen Reichsgruppen zu— ſammengefaßt, in der Reichsgruppe der Induſtrie, des Hand- werks, des Handels, der Banken, der Verſicherungen und der Energiewirtſchaft. Bei dieſen großen Reichsgruppen ſind fach— liche Untergruppen möglich und notwendig. Es iſt leicht erſichtlich, daß die Abgrenzung und die Zuteilung in vielen Fällen Schwierigkeiten bereiten mußte. Jede Reichsgruppe erhält einen Leiter; ſie werden vom Reichswirtſchafts- miniſter ernannt. Das entſpricht dem Führerprinzip des 5 neuen Staates. Es iſt an dieſer Stelle ſchon mehrmals dar— gelegt worden, daß bei der vorhandenen Zerriſſenheit ein Ständeaufbau ohne Initiative und Führung des Staates heute gar nicht denkbar iſt.„Der Leiter hat, ſo beſagt die Verord— nung, die Gruppe im Sinne des nationalſozialiſtiſchen Staates zu führen und die Angelegenheiten der Gruppe und ihrer Mitglieder unter Rückſichtnahme auf die Geſamtintereſſen der gewerblichen Wirtſchaft und unter Wahrung des Staats⸗ intereſſes zu fördern.“ Die Leiter können dabei Diſziplinar⸗ trafen bis zu 1000 RM. verhängen. Die Reichsgruppe der Induſtrie iſt in Hauptgrup⸗ den untergegliedert. Die geſamte Induſtriegruppe dürfte un⸗ gefähr den Bereich des bisherigen Reichsperbands der Deutſchen Induſtrie umfaſſen. Neben oder doch eigentlich unter dieſe Amſchreibung in ſechs Reichsgruppen tritt eine bezirkliche Gliederung. Auch bier entſcheidet der Reichswirtſchaftsminiſter. Auf ſeine An- ordnung können Bezirksuntergruppen und Zweigſtellen mit Induſtrie- und Handelskammern verbunden werden. Die be⸗ ſtehenden Wirtſchaftsverbände ſind ſoweit tunlich in die fach- liche oder bezirkliche Gliederung zu überführen und erhalten damit die neue Rechtsform. Aus den Bezirksorganiſationen und den fachlichen Gruppen wird die Reichswirtſchafts— kammer gebildet. * Zum 69. Todestag des Geſellenvaters Kolping am 4. Dezember ſind in einer Reihe von Blättern Aufſätze über Perſon und Werk Kolpings erſchienen. Prof. Th. Brauer würdigt in einer längeren Arbeit Adolf Kolping als Künder unverfälſchten Volkstums. Wer in echt familienhaft ge⸗ prägter Familiengemeinſchaft aufgewachſen iſt, der trägt auch in die größeren Gemeinſchaften dieſen familienhaften Zug hinein. So verſtehen wir die Kolping eigentümlichen Begriffe von der Standes familie, der Volks familie und der Got- tesfamilie, als welche Kolping die Kirche angeſehen wiſſen wollte. Sie alle: Stand und Staat und Volk und Kirche leben ein vollgültiges Leben nur unter dem Einfluß der Zentralſonne der Liede. Beſonders bemerkenswert iſt dabei die ungewöhn⸗ liche Aufgeſchloſſenheit des Geſellenvaters für das Volk als Familie. Was er über Volksgebräuche als die Blüten im Ge⸗ mütsleben des Volkes geſagt hat; wie er ſie gepflegt wiſſen wollte im Zuſammenhang mit dem Volksglauben; wie er aus den Volksfeſten Höhepunkte des irdiſchen und religiöſen Lebens, als Beurkundungen der tieferen innigen„Gemütlichkeit, geſtal⸗ ten wollte; wie er immerfort den Menſchen als Glied des Vol⸗ kes erblickte, der im Geben und Nehmen für ſein Herz Nahrung empfangen und mitteilen müßte— das alles iſt mit ſolch echt deutſcher Innigkeit ausgeführt, daß man nur beſeligt hinhorchen und lauſchen kann. Kolping ſtand infolgedeſſen dem entſchei⸗ denden Gedankengang unſerer Tage ſo nahe wie nur möglich, daß nämlich nur das Volk als ſolches Ausgangspunkt für das nationale und ſtaatliche Leben ſein könne. Die Sammelzeit am Tage der nationalen Solidarität DNB. Berlin, 4. Dez. Das Reichspropagandaminiſterium gibt bekannt: Auf verſchiedene Anfragen aus beteiligten Kreiſen wird mitgeteilt: Es iſt aus erzieheriſchen Gründen nicht angängig, daß ſich Sammler am„Tag der nationalen Solidarität“ nur für kurze Zeit zur Verfügung ſtellen, da ſonſt die Gefahr beſtünde, daß dieſe große ſoziale Hilfsaktion zu perſönlichen Reklamezwecken mißbraucht wird. Die Sammelzeit läuft von 16 bis 19.30 Uhr auf der Straße und von 22 bis 23 Uhr in Theatern, Kinos und Gaſtſtätten. Wer ſich als Sammler für dieſe Geſamtzeit nicht freimachen kann oder will, muß von der Sammeltätigkeit über⸗ haupt ausgeſchloſſen bleiben. Die Reichsminiſter Göring und Dr. Go ebbels wer⸗ den ſich gemeinſam als Sammler am„Tag der nationalen Soli— darität“ beteiligen. Ebenſo wie der Reichsminiſter des Innern und der Reichs- miniſter für Volksaufklärung und Propaganda hat nun auch der Reichs- und preußiſche Juſtizminiſter Dr. Gürtner in einem Erlaß an die Juſtizbehörden angeordnet, daß ſich die höheren Beamten ſämtlicher ihm unterſtellten Behörden für die Sammelaktion am 8. Dezember zur Verfügung ſtellen. Leberall im Reich werden an dieſem Tage Richter und Staatsanwälte, der Amtsrichter auf dem Dorf ebenſo wie der Oberlandes⸗ gecchtspräſident und der Generalſtaatsanwalt in der Stadt mit der Sammelbüchſe auf der Straße ſtehen, um zu zeigen, daß die Arbeit für das WoW, die Sorge für die hungernden und frierenden Volksgenoſſen ehrenvolle Pflicht jedes Deutſchen iſt. Skimeiſter Bilgeri tödlich verunglückt DNB. Innsbruck, 4. Dez. Der Altmeiſter des alpinen Skilaufes, Oberſtleutnant Georg Bilgeri, iſt am Dienstagvormittag am Patſcherkofel bei Innsbrucktödlich verunglückt. Er hielt dort einen erſten Skikurs in dieſem Jahre ab. Bei einem Sprung kam er ſo un⸗ glücklich zu Sturz, daß er ſchwere innere Verletzungen erlitt, denen er bald darauf erlag. Bilgeri, der im 64. Lebensjahre ſtand, hatte als Pio⸗ nier des Skilaufes europäiſchen Ruf. Schon vor dem Kriege er⸗ ſchloß er die öſterreichiſchen Alpen dem Winterſport. Er war der Organiſator der Winterſportausbildung der alten öſter⸗ reichiſch-ungariſchen Armee und bildete ein eigenes Syſtem des alpinen Skilaufes aus. Die von ihm geſchaffene Bilgeri-Bin⸗ dung hat ſeinen Namen in der ganzen Welt bekannt gemacht. In den letzten Jahren veranſtaltete Bilgeri in Oeſterreich und in der Schweiz zahlreiche alpine Skikurſe. Chirurg erſchießt ſich aus Angſt vor Operation DNB. Budapeſt, 4. Dez. Der in weiten Kreiſen bekannte ungariſche Aniverſitäts⸗ profeſſor Dr. Wilhelm Tauffer, der Begründer des ungariſchen Mutter- und Säuglingsſchutzes, iſt am Dienstag auf tragiſche Weiſe ums Leben gekommen. Profeſſor Tauffer, der im 84. Lebensjahr ſtand, litt ſeit längerer Zeit an einem ſchweren Darmleiden und ſollte ſich einer Operation unter- ziehen. Obwohl er ſelbſt in ſeinem Leben viele tauſende von Operationen ausgeführt hatte, hatte Tauffer in den letzten Wochen eine außerordentliche Scheu vor ſeiner Operation. Als man ihn am Dienstag in die Klinik bringen wollte, fand man ihn tot im Bett auf. Tauffer hatte ſich erſchoſſen. Köln: Im Brüning-⸗Prozeß wurde der Angeklagte, Bankdirektor Dr. Brüning, wegen Betruges und gewinnſüchtiger Untreue zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. Berlin: Der Reichsminiſter für Volksaufklärung und Propaganda ſtellt gegenüber irrtümlichen Auffaſſungen feſt, daß die Muſik der verbotenen Filme„Die Liebe ſiegt“ und „Ein Kind, ein Hund, ein Vagabund“ von dem Verbot nicht betroffen iſt. DNB. Berlin, 4. Dez. Die im Zwangsvollſtreckungsrecht enthaltenen Vorſchriften über Schuldnerſchutz weiſen inſofern eine Lücke auf, als immer noch Einzelfälle vorgekommen ſind, in denen der im Beſitz eines Vollſtreckungstitels befindliche Gläubiger das ihm zuſtehende formale Recht in einer Weiſe mißbrauchen kann, die geſundem Volksempfinden als unbillige Härte erſcheint. Die Möglichkeit mißbräuchlicher Ausnutzung von Vollſtreckungstiteln ergibt ſich vor allem noch für die Vollſtreckung von Anſprüchen auf Heraus- gabe von Sachen und bei der Räumungsvollſtreckung namentlich in den Fällen, in denen der Vollſtreckungstitel ein Vergleich iſt. Hier iſt, wie ſich kürzlich ergeben hat, z. B. der Fall möglich, daß der Mieter ſich vergleichsweiſe zur Räumung ſeiner Woh⸗ nung verpflichtet, ſelbſt wenn er mit einer noch ſo geringen Mietzinszahlung im Rückſtand bleibt. Eine ſolche Verpflichtung würde formal auch für den Fall wirken, daß der Rückſtand nicht auf ſein Verſchulden, ſondern auf Anglücksfälle wie z. B. Krank- heit des Schuldners oder eines Mitgliedes ſeiner Familie zu— rückzuführen iſt. Aehnliche Fälle ſind bei Abzahlungsgeſchäften denkbar. Arſache dieſes Mißſtandes iſt das derzeit noch geltende Vollſtreckungsſyſtems, daß die Durchführung der Zwangsvoll— ſtreckung weſentlich durch die Anträge des Gläubigers beſtimmen läßt, obne daß die Möglichkeit eines ausgleichenden Eingreifens der Vollſtreckungsbehörde beſteht. Das Geſetz zur Verhütung mißbräuchlicher Ausnutzung von Vollſtreckungsmöglichleiten ſucht nun dieſe Lücke zu ſchließen, indem es dem Vollſtreckungs⸗ gericht allgemein die Ermächtigung gibt, auf Antrag des Schuld- ners Vollſtreckungsmaßnahmen, die nach Prüfung aller Am⸗ ſtände des Falles einem geſunden Volksempfinden gröblichſt widerſprechende Härte darſtellen würden, ganz oder teilweiſe zu unterbinden oder aufzuſchieben. Durch die weite Faſſung der Geſetzesbeſtimmung iſt dem Gericht die Möglichkeit gegeben, alle beſonderen Amſtände des Einzelfalles zu berückſichtigen. Da die Berückſichtigung des Schutzbedürfniſſes des Gläubigers aus- drücklich angeordnet, oder die Anterſagung oder Aufſchiebung der Vollſtreckung nur bei einer geſundem Volksempfinden gröblichſt widerſprechenden Härte zugelaſſen iſt, iſt für eine mißbräuchliche Ausnutzung der Beſtimmung durch böswillige Schuldner kein Raum. Ob das Gericht die Vollſtreckung ganz oder teilweiſe unterbindet oder nur zeitweilig ausſetzt., iſt ſeinem pflichtmäßi⸗ gen Ermeſſen überlaſſen. Befriedigung im Saargebiet DNB. Saarbrücken, 4. Dez. Mit Genugtuung und Erleichterung nimmt die geſamte ſaar⸗ ländiſche Oeffentlichkeit von der römiſchen Saarentſcheidung Kenntnis. So ſchreibt die„Saar brücker Zeitung“ u. a.: Niemand kann davon mit größerer Befriedigung Kenntnis nehmen als die deutſche Bevölkerung des Saargebietes. Eine Zeit un— ruhevoller Spannung iſt beendet durch dieſe Verhandlungen. Daß die Ratstagung in Genf die Vereinbarung korrigieren, Vor⸗ behalte oder Einwände erheben werde, iſt nicht anzunehmen. Es waren Verhandlungen zwiſchen der deutſchen und der fran— zöſiſchen Regierung. Daß beide Regierungen in dieſem vielbe⸗ ſprochenen, durch die deutſchfeindliche Preſſe mehr vernebelten als ſachlich diskutierten Fragen zu einer Aebereinkunft gelangt ſind, nehmen wir als günſtiges Zeichen für die weitere Ent⸗ wicklung der deutſch-franzöſiſchen Ausſprache. So könnte gerade die Saarfrage, mehr in böswilliger Abſicht als mit fachlichen Gründen als der„Gefahrenherd Europas“ bezeichnet, der Aus— gangspunkt einer wirklichen Befriedung werden. Für Baron Aloiſi, den Vorſitzenden des Dreierausſchuſſes, bedeutet das Zuſtandekommen des deutſch-franzöſiſchen Aebereinkommens einen weiteren großen Erfolg. Die abſolute Vorausſetzung der Vereinbarung von Rom iſt die bedingungsloſe Rückgliederung des Saargebietes. Ohne ſie bleibt die Abſprache unverſtändlich. Für die Zeit bis zum Ab⸗ ſtimmungstag darf man von der Vereinbarung in Rom eine weſentliche Beruhigung der Stimmung und eine Vereinfachung der Situation erhoffen. Denn es kann nur der Klärung der Stimmung und der Lage dienen, wenn in Zukunft die Zwei⸗ deutigleit einer mit nochmaliger Abſtimmung operierenden Sta- tus-quo⸗Propaganda nicht mehr möglich iſt. And wie die über⸗ wiegende Mehrheit des Saarvolkes auf das unerbittliche und einmalige„Entweder— Oder“ antworten wird, darüber wird ſich wohl niemand mehr auch nur der beſcheidenſten Illuſion hingeben. Die Saarbrücker Landeszeitung ſchreibt: Die Saarbevölkerung nimmt mit großer Genugtuung davon Kenntnis, daß es den Vertretern der deutſchen und der franzöſiſchen Re⸗ gierung gelungen iſt, eine Einigung über die mit der Rückgliede⸗ rung verbundenen finanziellen Fragen herbeizuführen. Mit dem Abſchluß der römiſchen Verhandlungen iſt bereits eine Arbeit vorweggenommen und ſind Schwierigkeiten ausgeräumt worden, die andernfalls nach der Abſtimmung noch manche Wochen aus— gefüllt hätten. Der Weg nach Deutſchland iſt alſo, ſo hoffen wir, kürzer und freier geworden, und das iſt das, was uns Saar- länder am meiſten berührt. Es liegt nun bei uns, am 13. Januar durch eine glänzende Abſtimmung die Vorausſetzungen dafür zu ſchaffen, daß die Rückkehr des Saargebietes in das deutſche Vaterland auf Grund der jetzt getroffenen Vereinbarungen mög⸗ lichſt bald erfolgt. Die Würdigung in der deutſchen Preſſe Berlin, 4. Dez. Die bei den Verhandlungen in Rom erzielte Einigung wird von den Berliner Morgenblättern eingehend gewürdigt.„Die Einigung“, ſo ſchreibt der„Völkiſche Beobachte r“, wird nicht nur von der Bevölkerung an der Saar, ſondern von der ganzen Weltöffentlichkeit mit Befriedigung zur Kenntnis genom⸗ men werden können. Denn durch die Tatſache dieſer Einigung wurde ein Problem aus der Welt geſchafft, deſſen Beſtehen bisher immer als eine mögliche Quelle von Schwierigleiten und Konflikten bezeichnet werden konnte. Die Verhandlungen um die Einigung in Rom haben für Deutſchland zweifellos große Opfer gefordert. Deutſchland hat ſich aber zu Konzeſſionen bereitfinden laſſen, weil es das große Ziel der deutſch-franzöſi⸗ ſchen Entſpannung nach wie vor im Auge hat, und weil das nationalſozialiſtiſche Deutſchland nicht nur in Worten den Frie⸗ den preiſt, ſondern auch bereit iſt, ſeinen Friedenswillen durch eigene, ſelbſtloſe Leiſtungen unter Beweis zu ſtellen. Wir können allerdings anerkennen, daß auch der franzöſiſche Verhandlungs- Schutz gegen Vollſtreckungsmaßnahmen Geſetz zur Verhütung mißbräuchlicher Ausnutzung von Vollſtreckungs möglichkeiten Da die Vollſtreckung gerade durch einen plötzlich beim Schuld⸗ ner eintretenden Notſtand(Krankheit des Schuldners oder dergleichen) erſt zu einer groben Anbilligkeit werden kann, muß Vorſorge getroffen werden, daß auch noch bei Beginn der Voll⸗ ſtreckung oder während ihrer Durchführung durch den Gerichts- vollzieber der Schuldner ſich auf die Schutzvorſchrift berufen kann. Deshalb gibt Abſatz 2 des Geſetzes dem Gerichtsvollzieher das Recht, die Vollſtreckung bis zur Entſcheidung des Voll⸗ ſtreckungsgerichtes aufzuſchieben. Die Verlängerung des Arheberrechtsſchutzes DNB. Berlin, 4. Dez. Das Reichskabinett hat am 4. Dezember ein Geſetz be⸗ ſchloſſen, durch das der Arheberrechtsſchutz don Werken der Literatur, der Tonkunſt und der bildenden Kunſt, der jetzt 30 Jahre nach dem Tode des Arhebers endet, um 20 Jahre auf die Dauer von 50 Jahren verlängert wird. Dieſe Maßnahme, die die beſondere Würdigung der an der Bereicherung des Kulturgutes ſchöpferiſch beteiligten Kräfte durch den national⸗ ſozialiſtiſchen Staat zum Ausdruck bringt, ſtellt einen Teilabſchnitt aus der in Vorbereitung befindlichen Neugeſtaltung des Ar- heberrechts dar. Es war geboten, die Schutzdauerverlängerung vorwegzunehmen, um noch vor Ablauf der ſonſt mit dem bevor⸗ ſtehenden Jahresſchluß endenden Schutzfriſten dem unbefriedi⸗ genden Zuſtand ein Ende zu bereiten, daß deutſches Kultur⸗ ſchaffen im Auslande früher ſchutzlos wird als die aus anderen Ländern ſtammenden Werke der Literatur und Kunſt. Die für die meiſten Kulturländer maßgebliche Berner Lebereinkunft ſieht grundſätzlich eine Schutzdauer von 50 Jahren nach dem Tode des Arhebers vor, die in der Mehrzahl der Vertrags- ſtaaten bereits eingeführt iſt. Sie kommt aber auch dort nicht denjenigen Werken zugute, die zuerſt in einem Lande erſchienen ſind, welches ſelbſt nur eine kürzere Schutzdauer gewährt. Dies trifft bisher für Deutſchland zu. Damit entgeht dem deutſchen Volke nicht nur ein materielles Entgelt für ſein reichliches geiſti⸗ ges und künſtleriſches Schaffen, ſondern mit der vorzeitigen Be⸗ endigung des Arheberſchutzrechtes entfällt auch eine Handhabe, um einer ſolchen Behandlung der Werke entgegentreten zu können, die ihrem Anſehen und dem ihrer Schöpfer abträglich iſt. Freude über die Gaareinigung partner die Verantwortung der Stunde erkannt hat und Deutſch⸗ land nicht Vorſchläge zugemutet wurden, die es unmöglich hätte annehmen können.“ Die„Berliner Börſenzeitung“ meint, daß das in Rom erreichte Ergebnis ſich vorteilhafter auswirke im Vergleich mit dem bekannten Barthou-Memorandum.— Die„Deutſchs Allgemeine Zeitung“ möchte annehmen, daß der Völ⸗ kerbundsrat die römiſche Einigungsformel anerkennen werde.— In der„Germania“ wird mit Befriedigung feſtgeſtellt, daß durch die jetzige Verſtändigung die Saarfrage viel von ihrer Schärfe verloren hat, die noch vor wenigen Wochen ihr Kenn- zeichen war. Günſtige Aufnahme in Paris DNB Paris, 4. Dez. Die in Rom erfolgte Einigung über die finanzielle Seite der Saarfrage wird, wie Informations mitteilt, in hieſigen diplo⸗ matiſchen Kreiſen als ein wichtiges Ereignis bezeichnet, das vor allem dem guten Willen der deutſchen und der franzöſiſchen Anterhändler zu verdanken ſei. Man vernehme mit Genugtuung, daß die römiſchen Abkommen einen entſcheidenden Schritt auf dem Wege zum europäiſchen Frieden darſtellten. Die Infor- mations ihrerſeits begrüßt gleichfalls die in Rom getroffenen Vereinbarungen, die nach der Regelung der deutſch-franzöſiſchen Wirtſchaftsfragen in Paris den Eindruck der Entſpannung, die ſich zwiſchen Frankreich und Deutſchland fühlbar zu machen be⸗ ginne, verſtärken könnten. Genugtuung und Erleichterung in England N DRB. London, 4. Dez. Die Morgenblätter begrüßen die Nachricht von der in Rom erfolgten Unterzeichnung der Saarvereinbarung mit großer Genugtuung und Erleichterung. Reuter meldet aus Genf, dort glaube man, daß der ſchwierigſten Frage auf der Tagesordnung des Völkerbundsrates der Stachel faſt völlig entzogen worden ſei und daß der Völkerbundsrat nur noch ſeine Zuſtimmung zu dem Bericht zu erklären haben werde. „Times“ behandelt in einem Leitaufſatz die in Rom geſchloſſene Vereinbarung über die Saar und ſchreibt u. a.: Es erübrige ſich eine Erörterung, zumal ihr Inhalt nur in ganz allgemeinen Linien bekannt ſei. Die Wichtigkeit liege nicht in dem Inhalt der Vereinbarung, ſondern in der Tatſache ihres Zuſtandekommens. Baron Aloiſi ſcheine die Verhandlungen mit Takt und Feſtigkeit geleitet zu haben. Wenn Deutſchland und Frankreich keine Neigung gezeigt hätten, auf die gegenſeitigen Anſichten einzugehen und bei der Beſeitigung von Reibungs⸗ urſachen zuſammenzuwirken, würde eine Vereinbarung nicht möglich geweſen ſein. Vielleicht ſei es voreilig zu ſagen, daß kein Anlaß zu Sorgen wegen der kommenden Abſtimmung und der Zukunft des Saargebietes mehr beſtehen. „Daily Expreß“ ſchreibt: Wenn die Saarfrage erſt einmal erledigt ſei, wird Europa wieder aufatmen. Die Kriegs ⸗ panik läßt bereits nach. Die Menſchen reden von kommenden Friedensſahren. Gebe Gott, daß wir von ihnen einen guten Gebrauch machen. Memel: Die Memeler Blätter veröffentlichen eine Ver⸗ ordnung des zurückgetretenen Direktoriums Reisgys, aus der hervorgeht, daß in Zukunft von den 228 Volksſchulen des Me melgebietes 222 die litauiſche Anterrichtsſprache anwenden ſollen. Kowno: Die litauiſche Geheimpolizei nahm in der ver⸗ gangenen Nacht bei mehreren Angehörigen des deutſchen Kul⸗ turverbandes Hausſuchungen vor, die bis zu fünf Stunden dauerten. Paris: Botſchafter Köſter ſowie der engliſche und der ſowjetruſſiſche Geſchäftsträger wurden am Montagabend von Außenminiſter Laval empfangen. Paris: Der franzöſiſche Außenminiſter Laval iſt am Montagabend gemeinſam mit dem ſüdſlawiſchen Außenminiſter Zeftitſch und dem Sowjetgeſchäftsträger Roſenberg nach Genf abgereiſt. — —— * 0 9 — 2 86085 f ald eite plo⸗ dor hen ing. auf nen hen die 0 ion ber okt ung en 1 ett Iten Ile, iter ten Vetter c der Tagung des Reichsverbandes der Lokale Nachrichten Viernheim, den 5. Dezember 1934. Denkſpruch. Ueber ein kleines, o zürnender Freund, Scheidet der Tod, die noch heute vereint. Gib mir die Hand, eh' der Abend vergeht, Ueber ein kleines— ſo iſt es zu ſpät. * Große öjjentliche Kundgebung der deuljchen Frau am Donnerstag abend ½9 Uhr im Saale des „Freiſchütz“. Redner: Gauredner Pg. Bullmann. Alle Frauen und Mädchen von Viernheim ſind zu dieſer Kundgebung herzlichſt eingeladen und wird vollzähliges Er— ſcheinen erwartet. Auch die Männer der Frauen können teilnehmen. St. Aitolaustag 6. Dezember Wenn die Abende früher kommen und die Vorweihnachts— zeit mit dem Tannengrün und Lichterglanz des Advents- kranzes ihren Zauber verbreitet, kommt der Nikolaustag. Mit großer Spannung und teils froher, teils bänglicher Erwartung ſehen die Kinder dieſem Abend entgegen, der einſt Beſcherungstag war. Des Nikolaus vertraute Geſtalt i. langem, weißem Bart, einem großen Sack voll ſchöner, die Kinder erfreuender Gaben, wie Aepfel, Nüſſe und ſüßes Gebäck, aber auch mit einer Rute bewehrt, taucht geheim— nisvoll auf. Hart klingt ſein Klopfen an die Tür. Und wenn er in die Stube tritt wie eine Erſcheinung aus der an⸗ deren Welt und mit tiefer Stimme ſeinen Gruß entbietet, wird's wohl anfänglich einem Kinderherzen bänglich, und es fallen ihm manche Sünden ein. Der gute, väterliche Niklas nimmt dann die Kleinen ins Gebet und befragt alle, ob ſie hübſch artig geweſen ſind. Zumeiſt zeigt er ſich als milder Richter, der lieber Gaben an die freudeſtrahlende kleine Welt verteilt, als ſtrafend von der Rute Gebrauch macht. I 1 Er erweiſt ſich als Freund der Kleinen und willkommener Vorbote des Chriſtkindes. In Erwartung ſeines Kommens und wohl wiſſend, daß er neben den ſüßen Gaben auch die Rute bei ſich führt, zeigen viele der kleinen Knirpſe und Mägdelein in den Tagen vor ſeinem Kommen ein gar artiges Weſen, um damit all die vielen kleinen Sünden, ohne die es kaum im Kinderland abgeht, wettzumachen. In manchen Gegenden Deutſchlands gehen den Weihnachts- die Nikolaus⸗ märkte voraus. Alle freuen ſich des Knechts Rupprecht, des Künders der er denn wenn er erſcheint weiß jeder: nun geht's nicht mehr lange bis zur ſtillen, heiligen Weihnachtszeit. * * NS⸗Frauenſchaft. Heute Mittwoch, pünktlich 8 Uhr Pflichtabend, verbunden mit ee Die Leiterin. Die Lebensmittel⸗Pfundſammlung, die am 24. und 25. November hier durchgeführt wurde, erbrachte 295 1 8 Mehl, 114 Pfund Hülſenfrüchte, 20 Pfund Nudeln, 8 Pfund Kaffee, 40 Pfund Zucker, 125 Pfund Reis, 62 Pfund Gries, 1 12 Pfund Haferfl locken, 12 Pfund Fett.— Den Gebern gebührt herzlicher Dank. Frühling im Dezember. Völlig überraſchend er⸗ folgte ein ungeahnter Wetterumſchwung. Zuvor ſtrich ein kalter Wind durch die Straße, und dann trat durch das plötz⸗ liche Hereintreten feuchtwarmer ozeaniſcher Luft eine mit Regenfällen verbundene Wetteränderung ein, die die Tem⸗ peratur hochſchnellen ließ. Man empfindet die Luft direkt frühlingshaft. Eine winterliche Laune! Katzenſterben. Wie uns von betroffener Seite mit- geteilt wurde, ſetzt in der Lampertheimerſtraße ſeit einigen Wochen ein großes Katzenſterben ein. Symptome vorausgehen, fangen die ſchönſten und geſundeſten Tiere auf einmal an, die Freßluſt zu verlieren, zeigen Schaum vor dem Mund und verenden nach kurzer Zeit. Eine ganze Reihe von Hausbeſitzern hat auf dieſe Weiſe ihre Lieblinge verloren. Was mag da ſchuld ſein? Imker⸗Erfolge. Auf der Reichskleintierſchau in Frankfurt, Abteilung bienenwirtſchaftliche Ausſtellung, ſtell⸗ ten auch hieſige Bienenzüchter aus und erzielten Erfolge. Herr Jakob Rudershauſen wukde mit ſeinem Honig und Gebäck nüt einem 1. Preis bewertet. Ebenſo erhielt Herr Friedrich Lippold, Molitorſtraße, einen 1. Preis für ausgeſtellten Honig. Den Züchtern die beſten Wünſche zu weiteren Erfolgen.— Nach den Ausführungen des Präſiden⸗ 5 Ohne daß beſondere WINTERIH MrsueRK des DEUISchEN Völkke 1934/35 Belt.: Lebensmittelberjorgung Am Freitag, den 7. Dezember 1934, vor⸗ mittags von 9—12 Uhr und nachmittags von 2—4 Uhr, findet in der NSV.⸗Geſchäftsſtelle Fürſt Alexander— eine Ausgabe von Lebensmitteln an Hilfsbedürftige mit drei und mehr Kindern ſtatt. Die Ausgabe erfolgt in nachſtehender Reihenfolge: 910 Uhr Buchſtabe A D 10—11 Uhr Buchſtabe E H 11—12 Uhr Buchſtabe JM 2—3 Uhr Buchſtabe NR 3—4 Uhr Buchſtabe S3 Die Reihenfolge iſt genau einzuhalten. Gleichzeitig werden Anmeldungen für Kartoffeln ent⸗ gegengenommen. deutſchen Kleintierzüchter ſpielt die Bienenzucht eine nicht zu unterſchätzende Rolle in der Erzeugungsſchlacht. Denn 90 den Bienenſtöcken gewinnt man ja nicht nur den Honig. Von noch größerem zahlenmäßig gar nicht zu erfaſ⸗ ſenden Einflaß auf die landwirtſchaftliche Erzeugung iſt die Bienenhaltung durch die Befruchtung tztigkeit der Bienen. Eine ſachgemäße Vermehrung und Vergrößerung der Bienen⸗ haltung ſichert auch einen weſentlichen Mehrertrag an Sa⸗ men, Saaten und insbeſondere an Obſt. Den Züchtern muß empfohlen werden, mit dem wertvollen Rohſtoff Wa chs, ſo ſparſam wie möglich umzugehen, damit der deutſchen Wirtſchaft auch von dieſer Seite ein deviſenſparender Roh⸗ ſtoff⸗Zuſchuß geleiſtet werden Hun. Volksgemeinſchaft autſchedet nur die Tat. Die ſchönſten Worte nützen nichts— ſie bleiben eine hohle Phraſe, wenn ihnen nicht die Tat auf dem Fuße folgt. Der Führer hat deshalb auch nie phantaſtiſche Fugen vorgegaukelt; er hat nie das Volk im Zweifel darüber gelaſſen, daß die kommenden Jahre den Einſag 25 Kräfte verlangen, wenn der Kurs geändert werden, wenn eine Schickſalswende des deutſchen Volkes eintreten ſoll. Er hat keinen Zweifel darüber gelaſſen, daß zu dieſem Werke Opfer von allen gefordert wer⸗ den und gefordert werden müſſen. Er hat mit allem auf⸗ geräumt, was von ehemals klaſſenkämpferiſchen Zielen noch vorhanden war, denn nur im Zeichen der Volksgemeinſchaft 1 ſolche Opfer möglich. Volksgemeinſchaft— ein ſchönes Wort— und noch viel größer und e die Tat, die dieſes Wort Wirklichkeit werden läßt. Dadurch, daß der Führer erklärte, ein jeder ehrliche und aufbauwillige Deutſcher s ei ihm willkommen, hat er die Vorbedingung zu dieſer Wirklich- keit geſchaffen, hat er auch die moraliſche Berechtigung, Op⸗ fer zu verlangen. Früher gab es auch eine Art Gemeinſchaft— Solidarität nannte man es damals. Die Gemeinſchaft aller, die ſich ſelbſt„Proletarier“ nannten, die in Kampfſtellung zu den anderen Schichten des Volkes ſtanden, die da glaubten, auf dieſe Art und Weiſe wirtſchaftliche Beſſerſtellung zu erreichen. Wieder wird die Solidarität gerufen— zur nationalen Solidarität. Diesmal iſt nicht nur eine Schicht gemeint. Es geht jeden an, der ſich Deutſcher nennt, der deutſch denkt und deutſch fühlt. Diesmal geht es. zu beweiſen, daß im Zeichen der vom Führer bewalten Volksgemeinſchaft jeder bereit iſt, ſeinen notleidenden Volksgenoſſen zu helfen. So ſoll dieſer Tag der nationalen Solidarität am kommen⸗ den Samstag, den 8. Dezember, ein Bekenntnis zur Volks⸗ gemeinſchaft werden, wie es erhebender und überzeugender bisher in Deutſchland und der Welt noch nicht erlebt wurde. Wir ſind ja alle vom Schickſal 3 an ein und demſelben Strang zu ziehen, ein und dasſelbe Los zu tragen, das eben einem durch Krieg, Inflation und Korruption zer⸗ mürbtem Volke auferlegt iſt. Einem Volke, das aber ebenſo zuverſichtl ich hofft, wieder einmal zur Höhe emporzuſteigen. Ein jeder ſpürt die Laſt, der eine mehr, der andere weniger. Dabei gibt es aber noch viele, die noch Schlimmeres leiden, die ſich ſorgen, ob der kommende Tag Brot für ſie hat, ob ihre Familie nicht hungern und frieren muß. Gewiß, es wurde ſchon viel gegeben. Aber geopfert im eigentlichen Sinne des Wortes haben jedenfalls noch nicht allzuviele. Geopfert dergeſtalt, daß ſie ſich Einſchrän⸗ kungen auferlegt haben mit dem Zwecke, den anderen damit zu 1 Der Führer ruft zum Tage der nationalen Solidarität auf, helfen wir mit, jeder in ſeinem Können, daß dieſer Ruf voll und ganz ſeine Verwirklichung findet, damit dieſer Tag ein Bekenntnis zur Volksgemeinſchaft wird, wie es noch nicht dageweſen iſt. Im Leben * Böſes Erwachen. Eine merkwürdige Geſchichte er⸗ lebte ein Wormſer Makler in Lampertheim. Er makelte ein Pferd nach dort und bekam von dem Käufer eine größere Anzahlung ausbezahlt. Sein Geld drückte ihn anſcheinend, er beſuchte deshalb ein Lokal, wo dem Wein etwas mehr als zuträglich zugeſprochen wurde. Bald war er„ fſelig“, als er aber am Morgen erwachte, war er nicht mehr im Lokal, ſondern befand ſich in einem Fremdenzimmer auf einem Bett liegend. Er machte dabei die unangenehme Ent⸗ deckung, daß ihm ein Betrag von 110 RM. fehlte. Ob es ihm entwendet wurde. oder ob er es verloren hat, wird ſich bei der polizeilichen Unterſuchung herausſtellen. Gelände des früheren Forchheimer Exerzierplatzes, Die Erjolge bes Forchheimer Tabakjorjchungsinztituts Vor den Toren der badiſchen Landeshauptſtadt auf dem auf kärg⸗ lichem, wenig ertragfähigem Boden, der bisher landwirtſchaft— liche Nutzung kaum lohnte, iſt vor etwa ſieben Jahren eine wichtige wiſſenſchaftliche Verſuchsanſtalt errichtet worden, das Tabakforſchungsinſtitut für das Deutſche Reich. Ein 20 Morgen großes Verſuchsfeld, ein Verwaltungsgebäude und Nebengebäude, in denen zahlreiche Laboratorien und Ver- ſuchsräume untergebracht ſind, ſtehen dem Inſtitut für ſeine wichtigen Aufgaben zur Verfügung. Inmitten der Haupt⸗ ee deutſchen Tabaks(Baden, Heſſen und die Pfalz) gelegen, hat es ſeine ſegensreiche Tätigkeit für die deutſchen Tabakpflanzer entfaltet und iſt bald unter der er⸗ folgreichen Führung ſeines Direktors, Dr. Paul König, über ſeinen eigentlichen Aufgabenkreis hinausgewachſen. Da⸗ bei hatte das Inſtitut von Anfang an mit den traditionellen Schwierigkeiten zu kämpfen, die entſtehen, wenn es gilt, eine mindeſt gleichwertige deutſche Leiſtung oder ein ſolches Erzeugnis ausländiſchen gegenüber durchz zuſetzen. Der deutſche Tabakbau hat in den letzten Jahrzehnten des n e Jahrhunderts eine größere Bedeutung gehabt, als heute. Damals wurde nicht nur der größte Teil des In⸗ landsbedarfs durch deutſche Rohtabake gedeckt. Es war ſogar möglich, noch große Mengen dieſes deutſchen Erzeugniſſes auszuführen. Mit der Jahrhundertwende und mit dem Ueber⸗ handnehmen des Zigarettenverbrauches erhielt erſt der aus⸗ ländiſche Tabak ſeine heutige Machtſtellung. Durch ge— ſchickte Propaganda und die ſo geänderte ae en kam der deutſche Tabak um ſeinen Ruf. Daher iſt es nicht verwunderlich, daß die Anbaufläche deutſchen Tabaks auf ein Drittel zurückging, die Abſatzſchwierigkeiten zu einer Tabakpflanzerkriſe führten und Not und Sorge in zahlreiche Landgemeinden Badens, Heſſen und der Pfalz brachten. Durch die Seauuiſator che Zuſammenfaſſung der Ein- zelverſuche, die Qualität der deutſchen Rohtabake der neuen Geſchmacksrichtung anzupaſſen, die im deutſchen Tabakin⸗ ſtitut erfolgte, iſt es in verhältnismäßig kurzer Zeit gelungen, beachtenswerte Erfolge zu erzielen. Das Inſtitut konnte ſchon bald die den deutſchen Verhältniſſen entſprechenden Pflanzen für die deutſchen Tabakbauern bereitſtellen. Die Forſchungen des Tabakinſtitutes führten dabei zu einer Reihe neuer wichtiger Erkenntniſſe. So wurde feſtge⸗ ſtellt, daß der Nikotingehalt der Pflanzen in weiten Grenzen veränderlich iſt. Durch geeignete Sortenauswahl, Anbau⸗ methoden, Düngung und Aufbereitung iſt es gelungen, deut⸗ ſche Tabakpflanzen zu züchten, die praktiſch nikotinfrei oder nikotinarm ſind. Schon heute iſt es möglich, den geſamten Tabakanbau. 135 anzen durchzuführen, deren Nikotinge⸗ halt nur 0,5 v. H.(gegenüber 1, v. H.) nicht überſchreitet. Welche Bedeutung das für die Volksgeſundheit hat, ergibt ſich daraus, daß die zur Zeit in Deutſchland verarbeiteten Tabake etwa 1,5 Millionen Kilogramm Nikotin enthalten. Bei den 25 Millionen Kilogramm, die heute in Deutſchl and angebaut werden, könnte der Nikotingehalt alſo um mindeſtens zwei Drittel geſenkt werden. Ein weiterer Erfolg iſt durch den Anbau deutſch-orien⸗ taliſcher e erzielt worden. Durch richtige Standweite, Düngung, Pflege, Trocknung, Manipulation und Fermentation iſt es gelungen, Zigarettentabake zu erzeugen, die allen billigen Anſprüchen an einen orientaliſchen Zi⸗ garettentabak genügen. Es wurden hellgelbe und goldgelbe Farben— 00 Auch der für die Geſchmacksrichtung weſent— liche Geruch des Tabaks nach Honig und Feigen, ja ſelbſt nach friſchgebranntem Kaffee und nach Schokolade konnte durch geeignete Führung der Fermentation erreicht werden. Es gelang ferner, aus großblättrigen Tabaken kleinblättrige und vielblättrige zu züchten, die den Anbau von Zigaretten⸗ tabaken in Deutſchland erſt rentabel machen. In dieſem Jahre haben bereits zweihundert deutſche Pfl anze r ſolche Tabake angebaut und etwa 500 Zentner geerntet. Im Laufe weniger Jahre wird es möglich ſein, die Anbauflächen er⸗ heblich auszudehnen. Die volkswirtſchaftliche Bedeutung der usdeduns des Tabakanbaus liegt nicht ſo ſehr in der Verringerung der Einfuhr ausländiſcher Tabake Viel wich⸗ tiger iſt nun die Möglichkeit, Kulturſandböden, die bisher nur einen kärglichen Ertrag an Roggen und Kartoffeln brachten, für die deutſche Volkswirtſchaft nutzbringender zu verwerten und den armen Landgemeinden beſſere und größere Verdienſtmöglichkeiten zu ſchaffen. Den entſcheidenden Anſtoß zu dieſer Entwicklung hat das Tabakforſchungsinſtitut 1 das Deutſche Reich gegeben. Der Opjertag ber Handballer am 2. Dezember 1934 Wie im ganzen Reich, ſtellten ſich am vergangenen Sonntag unter der Parole„Wir helfen“ auch in Viernheim die Handballer in den Dienſt des Winterhilfswerkes. Wenn auch die Austragung der Spiele hier in eine vielleicht un⸗ günſtige Zeit am Vormittag fiel, ſo war der 25 doch befriedigend. Wenn erſt einmal der junge„D eutſche Handballſport“ den Einſchlag, wie ſein großer Bruder„Fuß⸗ ball“ in der breiten Maſſe gefunden hat, wird es in Zukunft beſſer werden. Es konnte immerhin an die hieſige Geſchäfts⸗ ſtelle des Winterhilfswerkes der beachtliche Reinerlös von RM. 37.— abgeführt werden. Ich möchte es nicht verſäumen, auch an dieſer Stelle den Spielern beider Mannſchaften, dem erſchienenen Pub⸗ likum, 10 Bürgermeiſterei und nicht zuletzt der einheimiſchen Preſſe f ür ihre Mitarbeit den verbindlichſten Dank auszu⸗ ſprechen. Beauftragter des Fachamtes für Handball: gez. Ru tz Wetterbericht Der nördliche Tiefdruck hat ſeinen Einfluß raſch auf das Feſtland ausgedehnt. Bei ozeaniſchen Luftſtrömungen iſt für Mittwoch und Donnerstag unbeſtändiges, wenig kaltes Wetter zu erwarten. Vereins⸗Anzeiger Kaninchen⸗ und Geflügelzuchtverein 1916. Den Mitgliedern zur Kenntnis, daß alle die⸗ jenigen, welche noch trockene Felle im Beſitz haben, mit einem Schreiben verſehen, für 4 was die Felle verarbeitet werden ſollen, bis 5 9 ö Montag bei Fellfachwart Berg abgegeben f werden können. Der Vorſitzende. Turnverein von 1893. Heute Abend 8 Uhr Hallentraining der Hand⸗ und Fußballer. Alles hat zu erſcheinen. Umtererhebſtelle An den Zahltagen dieſer Woche kann das della dubuge 4. Ziel Landesſteuer noch ohne Pfandkoſten] fur Herren bezahlt werden, ebenſo auch die Holz- und Pacht⸗ Schlal anzüge geldſchuldigkeiten. Kirchner. Flanell, gute „ Fin 0 en C ME oαus-Allencl: echt. J. 00 Schlafanzüge Ia. Popeline, —— Penſenickel St. 5, 8, 20, 55.3 1.⸗ u. 1.80 wasch- 6.35 Neue Wallnüſſe Pfd. 32.3 echt, U. Neue Haſelnüſſe. Schlafanzüge Friſch ger. Erdnüſſe„ 26, aparte 8.00 Goldgelbe Bananen„ 34, Streif. U. Weintraulben„ 38, Süße Mandarinen„ 24, Süße Orangen„ 18, Maronen 18, 100 Gramm⸗Tfl. Schokolade 25 milch, mokka, halbbitter, nuß 4 Stück 8. Viele Artikel für den Kinderkaufladen 1 UE Sonder⸗Angebot: ee Neuer Dürkheimer Rotwein 55. Ltr. v. Faß 3 „ Edenkobener Weißwein 855—— Ltr. v. Faß 3 Mechaniſche 30% Nabatt! 3 N ee Schreinerei ams& Saris Ferbinan Adolf Hitlerſtr. 62 lmann 3 Schillerſtraße f empfiehlt ſich Kauft Arbeitsbeſchafungsloje! beſtens Ziehung am 22. und 23. Dezember! Acht Jahre für Anton Brüning Ende eines langen Prozeſſes. Köln, 4. Dez. Nach wochenlangen Verhandlungen gegen den früheren Bankdirektor Dr. Brüning wurde der Angeklagte wegen gewinnſüchtiger Untreue und Betrug zu acht Jahren Gefängnis und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf drei Jahre verurteilt. Die Unterſuchungs⸗ haft des Angeklagten wird angerechnet. Die Koſten des Ver⸗ fahrens werden dem Angeklagten auferlegt. In der ſehr ausführlichen Begründung des Urteils er⸗ klärte der Vorſitzende, der Angeklagte habe nur das einzige Beſtreben gehabt, ſich unbegrenztes Vertrauen zu erringen, um dieſes Vertrauen dann ſchamlos auszunutzen, ſeinem wahnwitzigen Erwerbsſinn nachzugehen und ſich Vermögen zu erraffen. Er ſei ein Mann geweſen, der einen abſoluten Mangel an jedem Anſtandsgefühl und an jedem Empfinden für Treu und Glauben beſeſſen habe, der alles nur ſeinem Streben nach Macht geopfert habe. Er ſei Generalkonſul, Ehrendoktor der Kölner Univer⸗ ſität, Träger hoher kirchlicher Auszeichnungen und alles ſei entzückt von ſeiner Leutſeligkeit geweſen. Staunend müſſe man ſich immer wieder fragen, wie das nur möglich geweſen ſei. Im Beit überfallen Wildweſt- Stück in Köln. Köln, 5. Dez. Am Dienstagmorgen gegen 6 Uhr wurde in Köln⸗Buchforſt ein dreiſter Raubüberfall verübt. Zwel maskierte Männer drangen von der Hofſeite aus gewaltſam in die Wohnung eines Kaufmannes. Der noch im Bett liegende Kaufmann und deſſen Ehe frau wurden mit vorgehaltenem Revolver bedroht und zun Herausgabe des Schlüſſels zum Geldſchrank gezwungen, in dem der Ueberfallene 5100 Mark einkaſſierte Mielgelder aufbewahrte. Nachdem die Burſchen das Geld an ſich genom- men halten, feſſelten ſie die Eheleute mit Stricken, durch ⸗ ſchnitlen die Telephonleitung und flüchteten. den Geld- ſchrankſchlüſſel warfen ſie in den vor dem Hauſe angebrach⸗ ten Geſchäftsbriefkaſten. Möbel⸗Prozeß Landes Die geſchädigten jungen Ehepaare. I Mannheim, 5. Dezember. Der zweite Verhandlungstag im Prozeß gegen die zu⸗ ammengebrochene Möbelfirme Gebrüder Landes in Mann⸗ ſeim nahm einen erregten Verlauf. Es kamen zie 25 Geſchädigten, meiſt heute verheiratete ſunge Frauen, zum Wort, die im Jahre 1932 Verträge mit der Firma abgeſchloſſen hatten, aber die Möbel nicht zum be⸗ timmten Termin, mangelhaft und teilweiſe oder gar nicht erhielten, obwohl Anzahlungen bis zu 1000 Mark geleiſtet wurden. Die Angeklagten konnten nur erwidern, daß ſie nicht die Abſicht gehabt hätten, zu betrügen. 1 a Eine Senſaton gab es, als eine Zeugin während ihrer Vernehmung die 50 Mark vom Verteidiger er hielt, die ſie noch von der Firma zu fordern hatte. Und im Zeugenzimmer gab es am Schluſſe der Verhand⸗ lung eine weitere Ueberraſchung. Alle Geſchä digten erhielten einen Garan tieſchein der Firma Frank⸗Berlin, deren Teilhaber jetzt Willy Frank iſt, nach dem ſie Möbel im Betrage bis zu 20 000 Mark zum Aus⸗ zleich ihrer Forderungen erhalten. Der Prozeß wird voraus⸗ ichtlich am Samstag zu Ende gehen. Tell Jedes Jahr muß der Landwirt der Scholle von neuem sein Brot abringen. So schwer Erworbenes ist doppelt wertvoll. Nie dürfen größere Barbeträge zu Hause der Diebstahls- oder Feuersgefahr ausgesetzt liegen. Bei uns sind sie sicher und verzinsen sich noch! Dellrkssparhassg Lorsch Zweigstelle biernneim Arn t dad g olli A 2867ꝰ34 f 82 Mark für ein Mittageſſen Jleſch brauchte 30 000 Mark Speſen. Berlin, 5. Dezember. Im weiteren Verlauf des großen Rundfunkprozeſſes wurde die Erörterung der Speſenliquidation von Fleſch im weſentlichen abgeſchloſſen. Aus den vorgelegten Speſenbelegen ergibt ſich u. a., daß Fleſch für ein Eſſen mit dem Verfaſſer von„Im We⸗ ſten nichts Neues“, Remarque, 82 Mark ausgegeben hat. Von Intereſſe ſind noch weitere Belege, die Fleſch über eine Reiſe nach Budapeſt vorgehalten wurden. Fleſch hatte damals für etwa ſechs Tage 720 Mark liquidiert. Der Verteidiger von Fleſch wies darauf hin, daß ſeinem Man⸗ danten 160 Liquidationen für Theaterkarten und Bewirtun⸗ gen vorgelegt worden ſeien. Fleſch ſei aber insgeſamt 166 Wochen beim Rundfunk im Dienſt geweſen und man könne nicht annehmen, daß er mit einem Theaterbeſuch oder einer Bewirtung wöchentlich ausgekommen ſei. Er müſſe alſo offenbar viel mehr ausgegeben haben, als er liquidiert habe. Der Vorſitzende hält dem eine Aufſtellung des Sachverſtändigen entgegen, aus der ſich die geſamten Speſen Fleſchs ergeben. Danach hat Fleſch für die ſieben Monate des Jahres 1929 insgeſamt 6400 Mark, für 1930 19 000 Mark, für 1931 6900 und für 1932 6800 Mark liquidiert, zuſammen rund 40 000 Mark. Von der Verteidigung wird demgegenüber darauf hingewieſen, daß bei dieſer Summe auch die Trennungszuſchläge und Mietszuſchüſſe von ins⸗ geſamt 10 000 Mark eingerechnet ſeien, ſo daß ſich die Ge⸗ ſamtſumme nur auf 30 000 Mark belaufe. 3.78 4.30 6. 7.50 9.-11.- 13. am St. Nikolaustag kein Hina onne freud Lebkuchen in Celloph an (Herzen, Brezeln, Ringe, Denken Sie zeitig an Sterne Paket 25, 20, 10.3 Ihre Pfeſfe znr 1 5 1 Pfd. und 15. Welnnacnts Lebkuchen⸗Nikolauſe Hpipne Stück 10 u. 5. Schokolade⸗Nikolauſe Stück 25 u. 10. Kranzfeigen Kranz von 10 J an Feigen i. Celloph. P. 104 die Sie ergän⸗ zen od. neu be ſchaffen wollen. Sie finden bei mir Krippen u. 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Denn es muß geſagt ſchon ſein Unſer Schuldbuch iſt nicht rein.“ „Er iſt da Knecht Huckepack Mit der Rute und dem Sack, Lieber Guter hab Erbarmen Mit uns ungerat'nen Armen, Und verzeih' uns unſ're Sünden, Reu'voll tun wir Beſſ'rung künden, Gib uns nun von deinen Gaben Daß wir können uns d'ran laben, Wenn du wieder kehreſt ein Sollſt mit uns zufrieden ſein“. Und Knecht Rupprecht ſprach ſodann: „Es ſei gewähret, nun wohlan, Gnade ſoll für Recht ergehen Ich will erhören euer Flehen, Will die Strafe euch erlaſſen Doch ich laſſ' nicht mit mir ſpaſſen, Weh! wenn ſolltet ihr vermeſſen Eure Schuld an mich vergeſſen, Dann o Jammer und o Graus Klopf' ich euch die Hoſen aus. Friedl Burghardt 8 8 1— n n 722 r 8 0 1 755 1 0 0 4 14 N 9 eee ee e O 920 20 Alewinner nünien- Aaurt- Zusammen gowinner gewinner tes ammen SsSqOO m SOOOO miOοοοο . 500000 Nache für Kirow 73 Perſonen verhaftet, darunter alte Kommuniſten. Moskau, 5. Dezember. Wie amtlich mitgeteilt wird, wurde der Leiter der Po⸗ lizeiverwaltung in Leningrad, Medwed, ſein Stellvertreter, weitere ſechs Mitglieder der OGPIU ſowie 73 Perſonen in Moskau und Leningrad verhaftet. Gegen ſie alle iſt ein Verfahren beim Oberſten Militärgericht anhängig gemacht worden. Bei dem verhafteten Chef der Geheimpolizei in Lenin⸗ grad, Medwed, und den übrigen höheren GPU-Beamten handelt es ſich um alte Mitglieder der Kommuniſtiſchen Par⸗ tei, die zudem etwa 17 Jahre lang im Dienſte der ſowjetruſ⸗ ſiſchen Geheimpolizei ſtanden. Medwed war wegen ſeiner Verdienſte zweimal mit dem Orden der Fahne ausgezeichnet worden. Die Unterſuchung habe gezeigt, daß es ſich bei dem Mord an Kirow nicht um einen Einzelfall handele, ſondern daß gegen revolutionäre Elemente Maßnahmen gelroffen häkten, um gegen die Sowjekbehörde mit Terrormilteln zu arbeiten. Handel und Wirtſchaſt (Ohne Gewähr.) Mannheimer Schlachtviehmarkt vom 4. Dezember. Auf⸗ trieb: 139 Ochſen, 145 Bullen, 283 Kühe, 273 Färſen, 796 Kälber, 40 Schafe, 2378 Schweine, 5 Ziegen. Preiſe pro 50 Kilogramm Lebendgewicht in Reichsmark: Ochſen 37, 31 bis 36, 27 bis 30, 23 bis 26; Bullen 34 bis 35, 28 bis 33, 25 bis 27; Kühe 31 bis 33, 25 bis 30, 18 bis 24, 12 bis 17; Färſen 37 bis 39, 31 bis 36, 26 bis 30; Kälber 48 bis 51, 41 bis 47, 33 bis 40, 25 bis 32; Schafe ohne Notiz; Schweine 52 bis 53, 50 bis 53, 48 bis 53, 45 bis 51, 44 bis 49.— Marktverlauf: Großvieh langſam, Ueberſtand; Kälber ruhig; Schweine langſam, Ueberſtand. Karlsruher Schlachtviehmarkt vom 4. Dezember: Zu⸗ fuhr: 35 Ochſen, 47 Bullen, 56 Kühe, 124 Färſen, 324 Kälber, 835 Schweine. Preiſe pro 50 Kilogramm Lebend⸗ gewicht in Reichsmark: Ochſen a) 36 bis 38, 32 bis 35, 24 bis 32, 18 bis 23; Bullen a) 36 bis 38, 35 bis 36, 28 bis 32; Kühe a) 22 bis 26, 18 bis 22, 12 bis 18, 12 bis 18; Färſen a) 36 bis 40, 32 bis 36, 28 bis 32; Kälber a) 48 bis 48, 44 bis 46, 35 bis 44, 28 bis 34; Schweine a)—, b) 53, c) 83, 48 bis 52, Reſt geſtrichen.— Marktverlauf: Bei allen Gattungen mittelmäßig, geringer Ueberſtand. Stuttgarter Landesproduktenbörſe vom 4. Dezember. Es notierten in Reichsmark je 100 Kilogramm: Weizen, württ. 20.25 bezw. 20.55; Roggen, württ. 16.75; Braugerſte 18.50 bis 20 bezw. 20 bis 21.50; Hafer 15.75 bezw. 16.25; Futter⸗ gerſte 15.75 bis 16; Wieſenheu 9 bis 10; Kleeheu 11 bis 12; Stroh, drahtgepreßt 4.50 bis 4.80; Weizenmehl, Spezial Null 27.50; Weizenfuttermehl 11.30; Kleie W 12 10.25, W' 15 10.30; Weizenvollkleie W 12 10.65, Wü 15 10.80; Roggenmehl 24; Roggenvollkleie 10.05.— Tendenz: Briſt⸗ getreide und Gerſte ſind feſt und ſtark gefragt. Mehlabſutz nicht immer befriedigend. zu 3 3 rage:„Ich Bin ich verschwenderisch?. 9880 — beim Einkauf meiner Toiletteartikel nicht allzu übertrieben auf den Pfennig zu achten, weil hier alles von der Qualität abhängt. Mein Mann macht mir des halb Vorwürfe. Sind ſie berechtigt?“ Antwort:„Sie handeln richtig, wenn Sie einem Qualitäts⸗Erzeugnis wie Chlorodont den Vorzug geben, weil Sie wiſſen, daß zur Pflege Ihrer Zähne nur das Beſte gut genug ift. Bei Chlorodont iſt eben jeder Pfennig aut angelegt!“ Roten, * 1 ä in ein acht I daß E 1 » unt:ttg 10. Jahrgang 0 . J. Die letzte Reiſe Dr. Eckeners nach Nordamerika und ſeine Vereinbarungen mit den amerikaniſchen Marinebehörden über einen Verſuchsverkehr mit dem neuen Luftſchiff„L. Z. 129“ haben den zur Zeit in Friedrichshafen im Bau befindlichen Luft— rieſen wieder in den Vordergrund des allgemeinen Intereſſes gerückt. Da nun dieſer Verkehr im Sommer 1935 beginnen ſoll und in der Zwiſchenzeit auch die Fabrikation eines für die Ver— wendung im Luftſchiff geeigneten und einwandfrei funktionieren— den Dieſelmotors gelungen iſt, wird auf der Werft am Bodenſee jetzt mit Hochdruck an der Fertigſtellung des größten Luftſchiffes der Welt gearbeitet. Die große Bauhalle, eine der neueſten Schöpfungen auf dieſem Gebiet, kann bei ihrem Rauminhalt von rund einer halben Million Kubikmeter nicht geheizt werden. In— folgedeſſen müſſen die Arbeiten gerade in den nächſten Wochen vorangebracht werden, weil es nach Eintritt ſtarker Kälte keine leichte Aufgabe ſein wird, das raſche Tempo dauernd einzuhalten. Eckener und ſeine Mitarbeiter werden ſich jedoch alle Mühe geben, um das Schiff bis zum Beginn des kommenden Sommers zu vollenden. Bei einem Gang durch die Halle kann man feſtſtellen, daß der Tragkörper, der eine totale Länge von 248 Metern erhält mit der noch auf dem Boden aufgerichteten Heckſpitze bereits in einer Ausdehnung von 215 Metern zuſammengefügt iſt. Während am Ende des Schiffes mit Anſpannung gebohrt und genietet wird, iſt am Bug ſchon mit dem Aufbringen der Hülle begonnen worden. Ein Viertel des Gerippes iſt bereits 129 im Werden bedeckt; die Bugkappe glänzt ſogar ſchon in ihrem fertigen An- ſtrich, der mehrmals wiederholt werden muß. Nicht weniger als 35.000 Quadratmeter meiſt Baumwollſtoff wurden für das „Kleid“ des„L. Z. 129“ gebraucht. Auch im Innern des Rieſenkörpers herrſcht allenthalben lebhafte Tätigkeit. Der Einbau der für die Beſatzung beſtimmten Schlafräume iſt abgeſchloſſen. Eine derartige Mannſchaftsunter⸗ kunft, die probeweiſe in den„Graf Zeppelin“ eingebaut wurde, hat ſich während der Südamerikafahrten ſehr gut bewährt. Weſentliche Fortſchritte haben die Arbeiten in den in der vor— deren Hälfte des Rumpfes angeordneten Fahrgaſträumen ge— macht. Die für die Ausſtattung der Räume und die Bedürfniſſe der 50 Paſſagiere beſtimmten Details ſind zwar fertig; ihr Ein— bau wird aber erſt unmittelbar vor dem Zeitpunkt der Aebergabe des Schiffes an ſeine Beſatzung erfolgen, um ſo eine Ver⸗ ſchmutzung zu verhüten. 1 Im Bauch des„L. Z. 129“ können nicht weniger als 20 Tonnen reiner zahlender Ladung an Fracht und Poſt verſtaut werden. Auf welchen Namen das neue Schiff, auf deſſen Leiſtungs— fähigkeit ſeine Erbauer große Hoffnungen ſetzen, nach ſeiner Voll— endung getauft werden wird, iſt noch nicht bekannt. Die Be⸗ zeichnung„L. Z. 129“ iſt ja nur die laufende Baunummer. Zunächſt haben die Ingenieure und Arbeiter der Werft noch alle Hände voll zu tun, um ihr großes Werk zu Ende zu führen. Ballonfahrt im Nebel Von Wilhelm von Scholz. In dem Buche„Wanderungen“(Paul-Liſt⸗Verlag, Leipzig) ſchildert Wilhelm von Scholz Bilder aus ſeinen Reiſen, ſchil⸗ dert er Städte und Schlöſſer und vor allem den Bodenſee. „Leberall fing es zu werden an und umformte, umwölbte uns, durchſichtig noch, wie eine rieſige phantaſtiſche Spitzkuppel, deren verworrene Rippen und Gewölbe, Wolken auf Nebel ruhten. Ich hatte jetzt das Gefühl, als ſchwebten wir wie eine Ampel an langer Kette in dem Luftdom, der ſich mit Zauberſchnelle um uns aufgebaut hatte. Plötzlich wallte er zu Chaos zuſammen. Wind mochte eingeſetzt haben und uns trei— ben. Wir merken ihn nicht, weil wir mit ihm wehten, nun ganz umhüllt von den kalten Dämpfen des Nebels, die dunkler und dunkler wurden. Wenn wir unſere elektriſchen Lampen anrieben, fielen geſpenſtiſch körperhafte Schattenkegel von uns bis tief in das flirrende Grau und rührten gleichzeitig mit der Hand noch an uns ſelbſt. Wo waren wir? Wohin trieben wir? Der Nebel der ſchon auf dem Erdboden mit ſeinen feinkörnigen Waſſer— wänden jedes Haus, jeden Chauſſebaum, jedes Wegſtück von zehn Schritten, in Einſamkeit vermauert, ſchafft hier oben eine unerhörte, unbeſchreibliche Einſamkeit. Es iſt ſo, als ob Sie in der Tiefe des Meeres wären, in der jede Orientierung, jedes Ortsbewußtſein rettungslos ertrinkt. Wir warfen Ballaſt aus, um über den Nebel hinauszukommen in den Vollmond. Heller und heller wurde die graue Schicht, die neben uns in die Tiefe ſank. Jetzt wurde ſie dünner, und trotz immer zunehmender Lichtheit wurde ſchweres blaues Dunkel ſtückweiſe in ihr ſicht— bar; ſie löſte ſich in Fetzen und Flocken auf, über denen klarer Nachthimmel ſtand. Wurden wir erſt jetzt der ganzen Be— wegung inne oder flogen wir jetzt raſcher— ſobald der Ballon ſich aus den Nebeln herausgearbeitet hatte, ſchien er faſt emporzuſpringen; raſch verkleinerte ſich ſein Kugelſchatten, den der hohe Mond auf die Nebelfläche warf. „Steigt der Nebel ſo?“ „Nein. Wir fallen plötzlich.“ Es wurde Ballast ausgeworfen. Der Ballon hüpfte, be— gann aber gleich wieder zu ſinken. Offenbar waren wir in einen ſchrägen Windſtrom gekommen, der uns auf das Nebel— meer hinabführte, deſſen Oberfläche wild und wolkig ausſah. Schon griffen ſeine Wellen um die Gondel, ſchon um den Bal— lon— und wieder waren wir im Chaos. Der Mond war, noch ehe das Fallen begann, vor früheſtem Tagesgrauen verblichen, das nun mit uns in die bewegte Dunſt— maſſe einſank. Der Führer beobachtete ſorglich und geſpannt nach unten. Jetzt kam es aus der Tiefe wie ganz fernes Pfeifen des Win— des. Das Pfeifen kam näher, wuchs. Wir mußten auf den Ruf des Führers feſt in die Taue greifen, um uns hochziehen zu können. So hingen wir in ängſtlicher Spannung.„Sollen wir nicht Ballaſt abwerfen?“ Es würde jetzt nichts nützen. Die Luft iſt zu ſtark. Hier würden wir ihn verſchwenden. Wir müſſen auf unſeren guten Stern vertrauen.“ Wir blickten uns feſt und ernſt an. Das Pfeiſen des Windes war jetzt ganz nahe, auch merkten wir deutlich, wie die Gondel ſich manchmal ſtark auf die Seite legte und anzu— ſtreifen ſchien. Ein Ruck! Waren wir in einen Wirbelwind geraten, der uns zurückſtieß, oder hatten wir eine Sekunde an etwas Feſtem, einer Felszacke gehangen? Wieder hatte die Gondel ganz ſchief gelegen, ſo daß ich auf den Führer zu fallen fürchtete. Immer noch ſahen wir nichts, fühlten aber— wie man im Dunkel des Hauſes ohne Berührung einen Schrank, einen Pfoſten fühlt— im Andurchſichtigen Erdmaſſen, Raumgewalten um uns, unter uns. Lange Zeit. Meine Hände im Geſeil waren ganz ſteif geworden, trotz der Pelzhandſchuhe. Jetzt— einen Augenblick Helle: ein Schneefeld ſchoß unter uns weg, eine ſchwarze, naſſe Steinwand glitt neben uns in die Tiefe. Feiner Schnee wirbelte. Es war kein Zwei— fel, daß wir im nächſten Augenblick irgendwo zerſchellen. gün— ſtigerenfalls in einem Schneefeld enden konnten— von dem wir vielleicht nie zu Tal fanden. Denn wir wußten jetzt, daß wir in etwa 3000 Meter Höhe Schweizer oder Tiroler Berge überflogen, richtiger: in ihnen flogen. So ſah die Gefahr wirklich aus, von der wir Märchen erzählt hatten. Gleich darauf wurden wir faſt umgeworſen, ſo ſchlug der Korb gegen irgend ein Anſichtbares. „Feſthalten! Es iſt nichts geſchehen. Feſthalten!“ Wieder klammerte ich mich in die Seile und ſtemmte die Füße auf den immer entgleitenden Boden der Gondel. Ich war völlig bereit und ſchloß die Augen... Als ich ſie nach vielem Drehen, Schwanken, Schaukeln, das mir aber weniger heftiger vorkam, wieder öffnete, war es heller geworden. Wir ſahen uns anz; wir bekräftigten uns, daß es heller und ſtiller geworden ſei. Plötzlich hingen wir aus den Wolken heraus in eine lichte Tiefe, ein Tal mit Fluß, Dörfern, grünen Wieſen, hellen Straßen, das ſchnell unter uns fortglitt. Wir atmeten auf. Aber wir hatten, ehe wir mühſam in der Nähe von Chur lan— deten, noch ſchwere Anſtrengungen und auch erneute Gefahr durchzumachen. Lange ſtreiſte unſere Gondel ſo niedrig über den Boden bin, daß ſie fortwäbrend anſchlug, ſich umleate, J f hochgeriſſen wurde, niederſauſte, ſprang, bis der Ballon endlich in einem Baumgerippe hängen blieb und wir nach manchem kräftigen Rippenſtoß ausſteigen konnten. Das war der letzte, unerhörteſte Moment: wie wir taumelnd endlich wieder auf der Erde ſtanden. And doch war es ein wundervolles Gefühl, wenn auch nur halbfeſt, wieder auf dieſem zuckenden und ſchwankenden, alten Planeten zu ſtehen, ſelbſt die Ameiſenſtrecke unſerer täglichen Wege laufen zu können— ſtatt an einen Ball gebunden Meilen 85 die Lüfte gehoben, getragen, geriſſen zu werden— zu fliegen.“ Stutigarter Spende für die deutſche Aniverſität in Prag Der Oberbürgermeiſter von Stuttgart hat der deutſchen Aniverſität in Prag für den Wiederaufbau der bei den tſchechi— ſchen Studentendemonſtrationen zerſtörten Seminare, Inſtitute und Büchereien einen Geldbetrag zur Verfügung geſtellt. Durch dieſe Spende bringt Stuttgart als die Stadt des Auslandsdeutſchtums ihre enge Verbundenheit mit dem ganzen Sudetendeutſchtum und mit der älteſten deutſchen Hochſchule ſinn— fällig zum Ausdruck. Die Brotpreisregelung in Bayern DNB München, 4. Dez. Der Wirtſchaftsminiſter hat in ſeiner Eigenſchaft als Preis kommiſſar am Montag eine abſchließende Regelung über die Herabſetzung des Brotpreiſes getroffen, die ſo⸗ ſortige Wirkung hat und in der beſtimmt wird, daß es bei den am 10. November mitgeteilten Preisermäßigungen bleibt. Darüber hinaus wird mit ſofortiger Wirkung der Preis für alle bisher vier Pfennig koſtenden Weizen-Kleingebäcke auf 3 Pfen⸗ nig herabgeſetzt. Zur Vermeidung einer Schleuderkonkurrenz im Bäckergewerbe wurde der Rabatt an Wiederverkäufer all— gemeinverbindlich feſtgeſetzt, und zwar auf 12 v. H. für Roggen⸗ brot und 15 v. H. für Weizenbrot. Auch Gaſt- und Schankwirt⸗ ſchaften darf kein höherer Rabatt gewährt werden. Erhöhte Rabattſätze ſind nur zuläſſig für die Inhaber von Brotſpezial⸗ gebäcken, die überwiegend Brot verkaufen, ſowie für reine Wohl— tätigkeitseinrichtungen, die Speiſen unentgeltlich an Notleidende abgeben. Böswillig Zuwiderhandelnde haben Geſchäftsſchließung zu gewärtigen. Als Ausgleich gegenüber dem Lebensmitteleinzel— handel verzichtet das Bäckergewerbe vom 1. Januar 1935 an in ſeinen Betrieben auf den Handel mit Butter, Schmalz und Eiern. Eden auf der Reiſe nach Genf. DNB. London, 4. Dez. Lordſiegelbewahrer Eden iſt am Montagabend nach Genf abgereiſt. Neuer Sieg der Hamburger im Kunſtturnkampf. Der 28. Städtekampf im Kunſtturnen zwiſchen Hamburg, Leipzig und Berlin wurde in der Reichshauptſtadt entſchie— den. Die Vertreter Hamburgs feierten mit 2526 Punkten einen neuen und ſicheren Erfolg. Zweiter wurde Berlin mit 2458 Punkten vor Leipzig mit 2434 Punkten. Beſter Einzel⸗ turner war Walter Bettermann-Leipzig, der beſonders durch ſeine alänzenden Uebungen am Reck hervorraate. Beflaggung am 85. Geburtstag Mackenſens DNB Berlin, 4. Dez. Der Führer und Reichskanzler hat auf Vorſchlag des Reichswehrminiſters zur Feier des 85. Geburtstages des Generalfeldmarſchalls v. Mackenſen am 6. Dezember die Beflaggung der militäriſchen Dienſtgebäude angeordnet. RNundfunkvortrag Dr. Schachts DNB. Berlin, 4. Dez. Am Mittwoch, 19.15 Ahr, ſpricht der Reichsbankpräſident und kommiſſariſche Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Schacht in der Stunde der Nation über die neuen Geſetze zum Bank- und Kreditweſen. Ein einſamer Toter des Krieges Auf Veranlaſſung der deutſchen Botſchaft in London wurde anläßlich des Volkstrauertages am Grabmal des Hamburger Offiziers Carl Hans Lodi, der November 1914 als angeblicher deutſcher Spion im Tower zu London erſchoſſen wurde, ein Kranz niedergelegt. * Die deutſch-amerikaniſche Kriegerzeitung veröffentlichte fol⸗ genden letzten Brief Lodis an ſeine Angehörigen: Tower of London, 5. Nov. Meine Lieben! Ich habe auf meinen Gott vertraut, und er hat entſchieden. Durch viele Gefahren des Lebens hat er mich geführt und immer errettet. Er hat mir die Schönheiten der Welt gezeigt, mehr wie Millionen unter uns, und ich darf nicht klagen. Meine Ahr iſt abgelaufen, und ich muß den Weg durchs dunkle Tal gehen, wie viele meiner braven, tapferen Kameraden in dieſem furchtbaren Ringen der Völker. Da gibt es keine Wahl und keine Warnung, und darum gehe ich meinem Schickſal ent— gegen im ſelben Geiſt und Mute unſerer glorreichen Vorfahren. „Mit Gott für Kaiſer und Reich!“ Und möge mein Leben als beſcheidenes Opfer auf dem Altar des Vaterlandes gewürdigt werden. Ein Heldentod in der Schlacht iſt gewiß ſchöner, jedoch iſt mir dies nicht beſchieden, und ich ſterbe hier in Feindesland ſtill und unerkannt. Das Bewußtſein jedoch, im Dienſte meines Vaterlandes zu ſterben, macht mir den Tod leicht. Wenn ich auch meine Feinde nicht um Gnade flehte, ſo bat ich meinen Gott, mir gnädig zu ſein, und dies iſt mir gewährt. Lebt wohl, Ihr Lieben, und behaltet mich in Eurer Erinnerung als den Hans, den Ihr kennt. Möge der allmächtige Gott Euch ſchützen und den deutſchen Waffen den Sieg verleihen. Das Oberkriegs— gericht hat mich wegen Kriegsverſchwörung zum Tode verurteilt. Morgen werde ich hier im Tower erſchoſſen. Es iſt mir eine ſehr große Beruhigung, daß man mich nicht als Spion behandelt. Ich habe gerechte Richter gehabt. Ich werde als Offizier und nicht als Spion ſterben. Lebt wohl, Gott ſegne Euch! Hans.“ W. L. Der Londoner Hochzeitsfilm vom Spielplan abgeſetzt DNB. Dublin, 4. Dez. Der Londoner Filmſtreifen von der Hochzeit des Herzogs von Kent iſt auf behördliche Weiſung vom Spielplan der Dub— liner Kinos abgeſetzt worden, da es bei der Vorführung des Films in den Lichtſpieltheatern zu Tumultſzenen gekommen iſt. Wie Reuter meldet, haben Kommuniſten und extremiſtiſche Re— publikaner Pfeifkonzerte veranſtaltet und Rufe wie„nieder mit dem Imperialismus! Denkt an Sir Roger Caſement!“ ausge ſtoßen. In einem bekannten Dubliner Kino wurde ſogar von Manifeſtanten die Leinwand zerſchnitten. Es kam zu derartigen Tumultſzenen, daß die Polizei Verſtärkungen herbeiziehen mußte, um die Ordnung wiederherzuſtellen. Ein 6000 Jahre alter Baum Bäume ſind wahrſcheinlich diejenigen Organismen auf der Erde, die das höchſte Lebensalter erreichen. And zwar ſoll die Zypreſſe der Baum mit der größten Lebensfähigkeit ſein. Zwi— ſchen den Städten Mexiko und Vera Cruz ſteht eine ſehr be— rühmte Zypreſſe, deren Stamm einen Umfang von nicht weniger als 40 Metern hat. Man hat ausgerechnet, daß dieſer Baum- rieſe mindeſtens 6000 Jahre alt ſein muß. Auch die Zedern können ſehr alt werden, beſonders die kaliforniſchen Arten. Drei— tauſend Jahre ſind nichts Angewöhnliches bei ihnen. Auch Eichen können ein anſehnliches Alter erreichen. Den alten Römern waren ſie ein Symbol der Anſterblichkeit. Daß eine Eiche tauſend Jahre alt wird, kommt häufig vor. Das gleiche gilt von den Olivenbäumen. Auch Kiefern können ziemlich alt werden. Siebenhundertjährige Kiefern ſind in Deutſchland nichts Seltenes. Auch der ſogenannte Drachenblutbaum, ſo ge— nannt nach dem ſchwarzroten Harz, das er ausſcheidet, wird mehrere tauſend Jahre alt; er wächſt außergewöhnlich langſam. Vierhundertjährige Linden ſind ſehr häufig. Der Affenbrot⸗ baum, der in Weſtafrika heimiſch iſt, wird in der Regel 500 Jahre alt, das gleiche gilt von Tannen und Kaſtanien. Die Buche dagegen wird ſchwerlich älter als 400 Jahre. Auto in der Kurve verunglückt Eine Tote und drei Berletzte. Bad-Nauheim. Auf der Straße nach Butzbach, nörd⸗ lich der Eiſenbahn-Blockſtelle Ober-Mörlen, ereignete ſich ein folgenſchweres Verkehrsunglück. Wohl infolge des Regens und weil der Fahrer geblendet wurde, fuhr ein mit vier Perſonen beſetzter Kraftwagen mit voller Wucht ge— gen einen Baum. Der Anprall war ſo heftig, daß die im Wagen ſitzende Frau Benitz aus Bad⸗Nauheim auf der Skelle getötet wurde. Die andern Mitfahrenden, zwei Enkelinnen der Verunglückten ſowie der am Steuer ſitzende Bäckermeiſter 5. Ohl aus Bad-Nauheim, wurden erheblich verletzt und mußten dem Krankenhaus in Bad-Nauheim zugeführt werden. Wie wir erfahren, ſoll bei den Verletzten keine Lebens- gefahr beſtehen Wie uns ergänzend noch mitgeteilt wird, wollten die Inſaſſen des verunglückten Perſonenkraftwagens nach Butz⸗ bach, um dort an der Geburtstzgsfeier der Tochter der Frau Venitz teilzunehmen, die am dortigen Poſtamt beſchäftigt iſt. Das Unglück ereignete ſich in einer Straßenkurve, wo bereits mehrere Verkehrsunfälle paſſiert ſind, die mehrere Todesopfer forderten. Wie von ſachverſtändiger Stelle er⸗ klärt wird, iſt die Entfernung der an der Straße ſtehenden Bäume gerade an dieſer gefährlichen Stelle im Intereſſe der Verkehrsſicherheil unbedingt notwendig. Autounfall mit Todesopfer e Merenberg(Weſterwa'd). Auf der Rückfahrt von einem Ausflug in das Lahntal verlor in der Nacht der Fahrer eines Perſonenkraftpagens aus Neunkirchen — eee re. PPP — J6E ß, ˙—7%+ĩ—ð d? 0oꝙG. ꝰ˙˙.. ³ůxQü. DN 2 8 2 3———.—— a————— 2 5 6* n — *. (Kreis Siegen) auf der Landſtraße von Merenberg nach Neunkirchen die Gewalt über ſein Fahrzeug. Infolge zu ſtarken Bremſens geriet der Wagen ins Schleudern und ſtürzte in den Skraßengraben, wo er ſich überſchlug. Einer der Inſaſſen. der 28 Jahre alte ledige Metzgergeſelle Meuſer aus Lahr(Kreis Limburg) wurde hierbei derart ſchwer verletzt, daß der Tod auf der Stelle eintrat. Der Fahrer des Kraftwagens als auch die übrigen In⸗ ſaſſen blieben wie durch ein Wunder unverletzt. Wie die Er⸗ mittlungen ergaben, hatten ſämtliche Inſaſſen dem Alkohol in reichlichem Maße zugeſprochen. Auch der Fahrer des Autos war nicht nüchtern. Neue kommiſſariſche Bürgermeiſter und Beigeordneke. Beſtellt wurden: zu kommiſſariſchen Bürgermeiſtern: Heinrich Walther, Nauheim, Kreis Groß-Gerau; Willi Heſſe, Budenheim, Kreis Mainz; zu kommiſſariſchen Beigeord⸗ neten: Joſef Ruckes, Nauheim, Kreis Groß-Gerau; A. Zim⸗ mermann, Egelsbach, Kreis Offenbach; Heinrich Roch, Heuſenſtamm, Kreis Offenbach; Dr. Eugen Kuſſat, Jüges⸗ heim, Kreis Offenbach; Kurt Walter Wagner, Budenheim, Kreis Mainz. a Auflöſung der Mittelrheiniſchen Verkehrswacht EV. Wiesbaden. Die Mittelrheiniſche Verkehrswacht EV. hat in ihrer ordentlichen Hauptverſammlung gemäß Para⸗ graph e 9 der Satzung die Auflöſung des eingetragenen Ver— eins beſchloſſen. Zu Liquidatoren wurden Mag.⸗Baurat Berlit und P. Pirath gewählt. Die Liquidatoren wurden beauftragt, das Vereinsvermögen im Intereſſe der Ver⸗ kehrsſicherheit nach Beſprechungen mit der Stadt Wies⸗ baden zur Bezeichnung der Reichsſtraße Nr. 54 anzuwen⸗ den. Der ſpäteren Schlußverſammlung ſollen die einzelnen Vorſchläge darüber und die Koſtenanſchläge über die auf⸗ zuwendenden Gelder vorgelegt werden. Nach dem Bericht der Rechnungsprüfungskommiſſion wurde die Jahresrech— nung und die Bilanz genehmigt und dem Vorſtand Ent— laſtung erteilt. Turnerkagung in Bad Nauheim. Bad Nauheim. Anläßlich der Wettkämpfe der Riegen Heſſen⸗Saar am 16. Dezember im großen Bühnenſaal des Kurhauſes, wo anſchließend eine große Saartreuekund— gebung ſtattfindet, hat der Turnkreis Wetterau-Vogelsberg im Gau Nordheſſen ſeine Jahreshauptverſammlung, zu der etwa 200 Turner erwartet werden, auf den Vormittag des gleichen Tages einberufen. Angeſchloſſen iſt die große Kreistagung ſämtlicher Vereinsführer und Oberturnwarte, die von Kreisturnführer, Studienrat Thierolf-Friedberg, ge— leitet wird. Ferner tagen die Vereinsdietwarte. * Marburg. Unregelmäßigkeiten beim Winterhilfswerk.) Die Große Strafkammer in Marburg verhandelte während dreier Tage in einer Sache, 18 Wer küßt Jungſer Barbara? Eine heitere Dorf-, Liebes⸗ und Erbſchaftsgejchichte von Robert Maas 25 die ſich mit angeblichen Unregelmäßigkeiten beim Marbür⸗ burger Winterhilfswerk befaßte. Angeklagt waren der 50. jährige frühere Kreisamtsleiter des Marburger Winterhilfs⸗ werks, Ernſt Kokott aus Marburg, ſowie der 24 lährige Konrad Werner, der 53jährige Heinrich Müller und der 20⸗ jährige Hans Meyer, die als Angeſtellte im Büro des Win⸗ terhilfswerks beſchäftigt waren. Das Verfahren gegen Ko⸗ kott wurde auf Grund des Amneſtiegeſetzes eingeſtellt. Werner wurde wegen Untreue in zwei Fällen zu einer Ge⸗ fängnisſtrafe von neun Monaten verurteilt, außerdem in jedem der beiden Fälle zu 100 Mark Geldſtrafe, an deren Stelle hilfsweiſe Gefängnis tritt. Die Unterſuchungshaft wird angerechnet. Meyer wurde freigeſprochen. Der Haft⸗ befehl gegen Kokott wurde aufgehoben, der gegen Werner aufrecht erhalten. Bilbel.(Verkauf des Vilbeler Elektrizi⸗ tätswerkes.) Der Stadtrat hat in ſeiner letzten Sit⸗ zung beſchloſſen, das ſtädtiſche Elektrizitätswerk für den Preis von 600 000 Mark an das Ueberlandwerk der Pro— vinz Oberheſſen zu verkaufen. Mainz.(Die Leiche des zweiten Kemptener Räubers geländet.) Die Leiche des zweiten Kemp⸗ tener Räubers, der— wie gemeldet— bei der Verfolgung in Frei⸗Weinheim in den Rhein ſprang und ertrank, iſt in⸗ zwiſchen geländet worden. Es handelt ſich um den 20jäh⸗ rigen Johann Serovy aus Gladbeck, zuletzt wohnhaft in Brambauer bei Dortmund. Sein feſtgenommener Helfers⸗ helfer Otto Kraus aus Dortmund macht über die Perſon des Mittäters keine Angaben. Gießen.(Winterhilfe und Waidwerk.) Das von Reichsjägermeiſter und in Heſſen von der Heſſiſchen Re⸗ gierung veranlaßte Winterhilfswerk der deutſchen Jägerei iſt von dem mit der Durchführung in der Provinz Ober⸗ heſſen beauftragten Forſtamt Gießen derart organiſiert worden, daß von dem in den einzelnen Kreiſen Oberheſſens erlegten Wild zwei Drittel der Spende in den betreffenden Kreiſen verbleiben, das reſtliche Drittel zur Weiterleitung an das Forſtamt Gießen abzuliefern iſt. Soweit in den Kreiſen die zwei Drittel nicht benötigt werden, iſt auch der Ueberſchuß an das Forſtamt Gießen abzuliefern. Das ab⸗ gelieferte Wild wird in ein Kühlhaus bzw. in einen Ge⸗ frierraum des Schlachthauſes der jeweiligen Stadt gebracht und ſteht dann ausſchließlich zur Verfügung der zuſtändigen Verwaltungsſtelle des Winterhilfswerkes. Die Zubereitung des Wildes ſoll durch vom Winterhilfswerk beſtimmte Organiſationen erfolgen, damit ſachgemäß mit dem Wild verfahren wird. Gießen.(Wiederbelebung einer alten Volksſitte.) In zahlreichen Dörfern iſt der frühere ſchöne Brauch der Spinnſtuben im Laufe der Zeit ver⸗ ſchwunden. Damit hat unſer Volkstum eine inhaltsreiche Volksſitte verloren. Um dieſen Brauch zu neuem Leben und zu neuer Blüte zu bringen, wurde nun in dem Orte Lang⸗Göns von der Jugend ſelbſt der Wunſch nach der Wiederaufnahme von Spinnſtuben zum Ausdruck gebracht. Der Lang⸗Gönſer Bürgermeiſter Wenzel hat daraufhin zur 2 „Awie, ſingen die vor mich?! Awie raizvoll, uwie ſchar— IE „Ja, haben wir das nicht nett gemacht, wertes Fräulein?!“ „Awirklich, ganz grroßartik haben Sie das arrangiert, Härr Morchel, ganz grroßartik!“ Als der Kinderchor geendet hatte, gab es unten eine Be— wegung. Der Bürgermeiſter drängte ſich aus der Menge nach vorne bis vor das Fenſter, nahm ſeinen Zylinder ab, machte eine Verbeugung und beann mit gepreßter Stimme: „Hochgeehrte Mitbürgerin! Als Bürgermeiſter von Din— gelsdorf habe ich die hohe Ehre und Freude, Sie beim Betreten unſeres Dorfes herzlich willkommen zu heißen. Sie haben ſo— eben den Zug... den höm Wagen verlaſſen, der Sie aus weiter Ferne in Ihre Heimat befördert hat behufs Antritt des Erbes Ihres von uns unvergeſſenen Onkels. Wir freuen uns, Sie nun feierlich in Ihr Heim einführen zu können(bier flüſtert ihm ein in der Nähe Stehender etwas zu),... ja, einführen zu können, nachdem wir Sie behufs Beſitznahme auf Grund des Teſtamentes bei uns aufgenommen haben, werden wir uns eine Ehre daraus machen, Sie beim Betreten unſeres Dorfes herzlich willkommen zu heißen. Sie haben ſoeben... ſoeben den Zug verlaſſen, der Sie aus weiter Ferne in Ihre Heimat befördert hat behufs Antritt des Erbes Ihres von uns unvergeſſenen Onkels. Wir freuen uns, daß Sie, daß Sie, daß wir...“ Hier ſtockte der Bürgermeiſter. Der Lehrer erfaßte den Moment, ſummte einen Ton, hob ſein Stöckchen und begann mit dem Chor:„Wir winden dir den Jungfernkranz.“ Barbara ſtrich ſich über die Augen und zerdrückte etwas zwiſchen ihren Fingern. Dabei ſah Felix, daß ſie einen blitzenden Ring am Zeigefinger trug. Am Zeigefinger! Das batte er noch nie geſehen. Daß ihr die Tränen kamen, verſtand er ehr wohl. Es war aber auch ein ſo rührender Augenblick, es ſchauten ſoviel treue Augen aus Dingelsdorf zu dem Fenſter hinauf, es ſchlugen ſoviel Herzen in ſolcher Freude, daß es ſelbſt Felix ganz warm ums Herz wurde. Er trat einen Schritt zurück, riff in ſeine Rockſchöße, holte ein rotes Taſchentuch hervor und wiſchte ſich über die Augen. Die Kathrin ſtand mitten in der Stube. Sie wagte nicht, auf die Straße hinunterzuſchauen, ſon— dern ſchluchzte vernehmlich in die friſchgebügelte Schürze hinein. Als das Lied vom Jungfernkranz zu Ende war, ſetzte die Harmonie ſchmetternd mit dem letzten im Programm vorge— ſehenen Liede„Kennt ihr das Land, ſo wunderſchön“ ein, und alle ſangen mit. Als auch das zu Ende war, ſchwieg alles in Erwartung, daß die Gefeierte nun etwas ſagen werde. Aber Jungfer Barbara war nicht eines Wortes mächtig. Statt ihrer lehnte ſich Felix zum Fenſter hinaus, rief laut Bravo! Bravo! und klatſchte mächtig in die Hände. Das löſte den Bann. Auch unten begann man zu klatſchen, immer ſtärker und ſtärker, wo— raus jeder entnahm, daß die Feier nun zu Ende ſei. Während ſich draußen die Menge zerſtreute, half Felix behende Barbara aus ihrer Reiſekleidung. Er fand es nicht für ſchicklich, ſeine Verwunderung über die Geſtalt, die da vor ihm ſtand, irgendwie durch den Blick oder ſonſtwie auszudrücken, was er ſonſt zu gerne tat, wenn ihm einer der Dörfler zu aufgeputzt oder zu unordentlich vorkam. Schweigend packte er die Koffer und trug ſie in das Schlafzimmer der Jungfer, entwich aber ſchleunigſt aus dem Zimmer, als er merkte, daß Barbara auf dem Gang durch die Räume ihm dahin folgte— aus Furcht, ſie könnte eine Frage an ihn ſtellen, etwa wegen der veranſtalteten Empfangsfeierlichkeiten. Es drückte ihn doch in etwa, daß er den ſchönen Verlauf der Begrüßung vereitelt hatte, und zwar aus mant Gründen, die er nun, da Barbara vor ihm ſtand, unmöglich nennen konnte. Vielleicht hätte er es nicht getan, wenn er Bar— bara früher geſehen oder gekannt hätte. Nein, ſie war doch nicht ſo, wie ſie in ſeiner Vorſtellung geſtanden hatte... Während ſich das„werte Fräulein“ in der Kammer umzog, warf Felix noch einmal verſtohlen einen Blick durch das Fenſter auf die Straße. Der Gaul mit dem Wagen machte ihm noch Sorge. Aber juſt in dem Augenblick, da er hinausſchaute, kraxelte ein Bauer auf den Bock des Wagens, nahm knurrend die Leine und fuhr davon. Der Wagen hatte ſeinen Eigentümer wieder- 1 5 und umgekehrt, und Felix lächelte beruhigt in ſich inein. „Die Rockſchöße ſeines Gehrockes zurückgeſchlagen und die Hände in den Hoſentaſchen ging er zu Kathrin in die Küche, um mit ihr zu überlegen, was nun zu tun ſei. „Wat ſagſte nun von ihr, Karthrin?“ „Na, ganz ſo ſchrullig hatt' ich ſie mir nicht vorgeſtellt, nä, ganz ſo ſchrullig nich“, erwiderte Kathrin, mit verſchränkten Armen vor dem Herde ſtehend, darauf der Braten brotzelte. „Still, Kathrin, ſie könnte dich hören“, flüſterte Felix. „Hört uns nicht. And wenn— dann weiß ſie wenigſtens, daß wir hierzulande ſolche Apereien nicht gewöhnt ſind. Hab dem Alten auch manches abgewöhnen müſſen.“ Felix erkannte, daß die Kathrin nicht die Gefühle in ihrem Herzen hatte, mit denen man einer jungen Dame entgegentritt, wenn ſie aus Amerika kommt. Er ſah ſchon, wie die beiden, Kathrin und Barbara, ihre erſten Erinnerungen an den Onkel austauſchten, wie es womöglich ſchon gleich zu einem argen Zu— ſammenſtoß kommen würde; er hielt es für das beſte, den deiden das Feld zu überlaſſen, nahm ſeinen Zylinder und ſtahl ſich, ohne eine Wort zu ſagen, aus dem Hauſe. Auf dem Pfade hinter den Wieſen kraf er um dieſe Zeit niemand, und ſo kam er ungeſehen in ſeine Wohnung. VI. Kapitel. Am Nachmittag jenes denkwürdigen Sonntags blieben die Straßen in Dingelsdorf leerer als ſonſt im Spätſommer. Es war, als ob man in allen Stuben, an allen Kaffeetiſchen und hinter allen Gardinen ſich frage, was nun geſchehen werde. Barbara war angekommen, und Felix hatte dem ganzen Dorf einen ſchlimmen Streich geſpielt. Daß ihm dieſer Streich ge— lingen konnte, wurde dem„Pack“ von Gernegroda zur Laſt ge⸗ legt. Einige wollten wiſſen, Felix ſtecke mit denen von Gerne— groda unter einer Decke, andere behaupteten, Felix ſei überhaupt unſchuldig an der ganzen Sache. Er habe das getan, was man eigentlich ſelbſt hätte tun ſollen, und was das Selbſtverſtändliche bei der Ankunft einer Dame iſt, man hätte ihr wenigſtens die Koffer abnehmen ſollen. Apotheker Bitter war es, der Felix in dieſer Art verteidigte. Apotheker Bitter befeſtigte damit ſeinen Ruf, als Mann von Welt zu wiſſen, was ſich ziemt, und Felit ſtieg, ohne es zu wiſſen, bei vielen nicht wenig in der all— gemeinen Achtung. Dominik Huber hatte ſich nach dem verunglückten Empfang einen ausgiebigen Frühſchoppen genehmigt. Er kam nach Hauſe, als ſeine drei Söhne ſchon längſt unterwegs waren zu ihren Sonntagsvergnügen. Lina ſchob ihm ſchweigend das Mittag— eſſen hin und wunderte ſich nicht, als der Vater, ohne eine Schüſſel angerührt zu haben, in ſeine Stube zum Mittagsſchlaf verſchwand. „Sie ſoll ausgeſehen haben wie eine Vogelſcheuche auf dem Rüttelskamp“, erzäblte Mina der Schweſter, wäbrend ſie ge— 9 Freude der Jugend mitgeteilt, daß rem Wunſche ſprechend wieder Spinnſtuben eingerichtet würden und da⸗ bei auch die bei den alten Spinnſtuben ſehr beliebt ge⸗ weſene Ziehharmonika wieder zu Ehren kommen ſoll. Zur Bedingung wird der Jugend für den Spinnſtubenbetrieb gemacht: unbedingte Zucht und pünktlicher Schluß um 11 Uhr abends. Ferner will man für die Jugend in Lang⸗ Göns unentgeltliche Tanzabende einrichten. g* Aus Mannheim Mannheim, 4. Dezember. Ul Anſozialer Betriebsführer in Schutzhaft. Der Direk⸗ tor Wenk-Wolff von der AG für Seilinduſtrie wurde durch die Geheime Staatspolizei in Schutzhaft genommen. Wenk⸗ Wolff hat ſchon ſeit Jahren der Arbeiterſchaft gegenüber ein beſonders unſoziales Verhalten an den Tag gelegt und durch ſein rigoroſes Auftreten die geſamte Angeſtellten-⸗ und Arbeiterſchaft aufs äußerſte gereizt. Er kürzte willkürlich Arbeiterinnen die an ſich geringen Akkordverdienſte und zeigte für die Nöte der ihm anvertrauten Belegſchaft nicht das geringſte Verſtändnis. Tödlicher Verkehrsunfall. In der Friedrichsfelder⸗ ſtraße fuhr ein mit Milch beladenes Laſtauto von hinten auf einen dort haltenden Fernlaſtzug auf. Hierdurch wurde der Führerſitz des Laſtautos völlig eingedrückt und der neben dem Führer ſitzende Beifahrer ſo ſchwer gequetſcht, daß der Tod auf der Stelle eintrat. Es handelt ſich bei dem Ge— töteten um den 28jährigen verheirateten Alois Freundſchuh aus Ludwigshafen. Heidelberg.(Schwere Unfälle.) Im Klingen⸗ teich wurde ein 17 jähriges Mädchen von einem Perſonen⸗ kraftwagen angefahren und ſchwer am Kopf verletzt. Der Fahrer und ſein Begleiter wurden zur Aufklärung des Vor⸗ falls ſofort von der Polizei vernommen.— In der Nacht wurde ein junger Mann am Bismarckplatz beim Ueber⸗ ſchreiten der Straße von einem Auto erfaßt und zu Boden geworfen. Der Verunglückte wurde in die Klinik eingeliefert, wo er ſchwer verletzt darniederliegt. J Schwetzingen.(Altertümlicher Fund.) Auf ſeinem Grundſtück in Talhaus hat ein Siedler den Boden einer Urne und die Spitze einer ſogenannten Stechurne aus⸗ gegraben. Die Vermutung, daß das Hochufer längs der Rheinniederungen ſchon früher beſiedelt war, gewinnt durch dieſen neuerlichen Fund an Wahrſcheinlichkeit. Die beiden Gegenſtände wurden dem Altertumsmuſeum in Mannheim zur Verfügung geſtellt. An der Fundſtätte ſollen weitere Nachforſchungen vorgenommen werden. Gerolſtein(Eifel).(Beſinnungslos neben dem Motorrad aufgefunden.) Inſaſſen eines Per⸗ ſonenkraftwagens, der die Straße Gerolſtein—-Prüm be⸗ fuhr, fanden in der Nähe von Büdesheim einen älteren Mann beſinnungslos neben ſeinem ſchwerbeſchädigten Mo⸗ torrad liegend auf. Man brachte den Verunglückten ins Ge⸗ rolſteiner Krankenhaus. Wie die Ermittlungen ergaben, handelt es ſich bei dem tödlich Verunglückten um einen Bäk⸗ kermeiſter aus Birresborn. meinſam die Küche aufräumten, da Sonntagsnachmittags die Küchenmagd Arlaub hatte. Der Sulger iſt in ſeiner Rede ſteckengeblieben, als er von unten hinaufſchaute, und ſie in die— ſem Augenblick den Kopf zum Fenſter hinaushielt. Eine Friſur ſoll ſie haben wie ein Mannskerl, eine Haut, gelb und zäh wie Leder.“ „Du, ich ſage dir, die hat den Geizteufel in ſich, und den hat ſie von ihrem Onkel“, meinte Lina. „Den Geizteufel?— Die hat noch viel mehr Teufel als den einen in ſich. Die Marie vom Schmied hat in der Nähe ge— ſtanden, als der Felix mit ihr in die Straße einbog. Die ſagte, ſolche Augen habe ſie noch nie geſehen, rot gerändert und müde“, berichtete Mina. „Je nun, das kann von der langen Reiſe kommen. Aber, daß ſie darauf ausgehen wird, ſich gerade den zu, kapern, der ihr noch ein nettes Sümmchen zu ihrem Geld mitbringt, das trau' ich ihr ſchon zu. Darum ſpuckt unſer Chrisjan ja auch ſchon Feuer, wenn einer von ihr anfängt zu reden.“ „Der Chrisjan hat eine ganz andere Sorge. Nun glaube ich ja auch nicht mehr, daß unſer Vater ſo dumm iſt, ſich von der an den Draht nehmen zu laſſen. Wat meinſte, oder haſt du nicht auch ſchon mit Chrisjan darüber geſprochen“, forſchte Mina. „Wenn ſie ſo dürr iſt und gar nicht etwas nach einer Bäuerin ausſieht, ſoll man meinen, daß der Vater närriſch werden muß, eh' er ſich in die vergafft“, verſicherte Lina. „Für meinen Leo hab' ich ſchon faſt keine Angſt mehr. Nicht als ob er ſie nicht möchte! Er weiß es nicht anzuſtellen, an ſie heranzukommen. Zu dumm iſt er dazu, und ſo ſind die meiſten.“ Lina antwortete nichts darauf. Es wollte ihr nicht in den Sinn, daß ausgerechnet der Felix etwas fertig gebracht hatte, wozu alle jungen Männer aus Dingelsdorf zu dumm ſein ſoll— ten. Wenn nun einer käme, der ſchlauer und gewandter wäre als die Dingelsdorfer Bauernburſchen, wenn vor allem der Bergaſſeſſor käme, auf den ſie nun ſchon ſo lange wartete, und wenn der den Weg zu Barbara fände...! Männer ſind ja unberechenbar. Die ſchlaueſten werden in Dingen der Liede über Nacht zu den dummſten, und die helläugigen ſind, wenn ſie ſich einmal vergafft haben, unheilbar blind. Zum Kaffee erſchien niemand von den Burſchen, auch Chriſtian nicht. Er war ſchon vor Mittag fortgegangen, um nichts von dem Affentheater— er hatte wörtlich„Affentheater“ geſagt— ſehen zu müſſen. Der Abend ſenkte ſich auf das Dorf nieder, als wenn nichts geſchehen wäre. Wer am Hauſe der Barbara vorbeigehen mußte, machte einen großen Amweg, um nicht bei denen, die hinter der Gardine ſaßen und die Straße beobachteten, als einer angeſehen zu werden, der hinter der Jungfer herſpioniert. So war das nun: Keiner wollte mit der Sache etwas zu tun haben. Lehrer Pauker fühlte zwar am wenigſten die allge— meine Blamage; denn er hatte im ſchlimmſten Moment die Situation gerettet. Aber im ſtillen ſagte er ſich doch, daß ſeine perſönlichen Erwartungen ſtark enttäuſcht worden ſeien. Er be— ſchloß, ſich einſtweilen zurückzuhalten. Es konnte die Stunde kommen, da man ihn brauchen würde. And dann würde er ſchon zur Stelle ſein. Zedenfalls würde er die Augen offen⸗ halten und den rechten Moment, die zweifellos höchſt inter— eſſante Dame aus der Nähe zu betrachten, nicht ungenutzt ver— ſtreichen laſſen. Das ſtand bei ihm feſt, als er am Abend des denkwürdigen Tages nach einem kurzen Spaziergang in ſeine Wohnung zurückkebrte. (Fortſetzung folgt.) AF Von einer Steinlawine getötet. Ueber die Weißbach⸗ klamm bei Strobl im Salzkammergut ging infolge plötz⸗ lichen Tauwetters eine rieſige Steinlawine nieder. Ein Jä⸗ ger wurde von der Lawine erfaßt. Er fand unter den Trüm⸗ mern den Tod. ent⸗ — * „5 1111111 dl de die er