Amiliches Verkünbigungsblatt ber Bürgermeiſterei und anderer Vehörben- Vereins⸗ und Geſcha tsanzeiget Erſcheinungsweiſe: Täglich außer Sonn⸗ und Feiertage. Beilagen: Wöchentlich„Der Feuerreiter“. Bezugspreis: Durch die Träger ins Haus gebracht monatlich 1,20 Mh. zuzügl. 20 Pfg. Trägerlohn; durch die Poſt bezogen monatlich 1.50 Mk. ausſchließlich Zuſtellungsgebühr. Einzelnummern 5 Pfg.; Samstags 10 Pfg. Inſeratenpreis: Die 12geſpaltene Millimeterzeile oder deren Raum 8 Pfennig Hauptſchriftleitex; Friedr. M D. A Nov. 341292 Geſchäfts Reklamezeile 15 Pfg. die 90 Millimeter breite Millimeterzeile. Auf Mengenabſchlüſſe wird Nachlaß gewährt. Für telefoniſch aufgegebene Inſerate keine Gewähr. Anzeigen⸗ leiter: Friedr. Martin, Viernheim. Anzeigenannahme durch alle Annoncen⸗Expeditionen. artin, Viernheim. Druck u. Verlag: Friedr. Martin, Viernheim ſtelle: Bismarckſtr. 13, Tel. 153, Poſtſcheckk.: Ludwigshafen 15101 Nr. 288 Donnerstag, den 13. Dezember 1934 Flallen auf den Wiltſchaftsſpuren Deulſchlands (Eigener Bericht aus Mailand.) Die italieniſchen Zeitungen ſind mit ihren Sonntagsnum⸗ mern zu Ankündigern„energiſcher Maßnahmen“ geworden, die der Miniſterrat in Sachen der Währung Italiens und damit auch der italieniſchen Geſamtwirtſchaft, ergriffen hat. Das in den Ankündigungen vielfach erſcheinende Wort„energiſch“ be deutet, daß dieſe Schritte ein Gebot der Notwendigkeit dar— ſtellten, und wenn als Antertitel nicht weniger häufig„Die un— angreifbare Lira“ erſcheint, ſoll das heißen, daß Angriffe gegen die Lira, natürliche und feindſelige, abgewehrt werden ſollen. Laſſen wir dem italieniſchen Finanzpolitiker Gino Oli vetti, der auch im Korporationsſyſtem eine große Rolle ſpielt, das Wort zu den Maßnahmen, die getroffen worden ſind. Seine Ausführungen über die Abtretung aller privaten Kredite gegenüber dem Ausland an das Nationale Deviſeninſtitut, Anmeldung aller ausländiſchen Wertſchriften in italieniſchem Beſitz und Abtretung aller Gut— haben aus dem Export italieniſcher Firmen in ihren Hauptzügen lauten:„Die vom Miniſterrat gebilligten finanzpolitiſchen Mas nahmen ſind eine natürliche Folge der beſonderen Lage, in der ſich in dieſer höchſt anormalen Periode die internationalen Wirtſchafts⸗ und Finanzbeziehungen abwickeln.“ In der„Stampa“ wird ausgeführt, daß Italien wegen ſeiner paſſiven Handelsbilanz und weil Exportſteigerung bei den immer höher werdenden Mauern der Zölle und Abſchließungen nicht möglich iſt, nur drei Wege vor ſich ſah: Gold auszuführen, die Einfuhr einzuſchränken oder ſich inſolvbent zu erklären. Letzteres ſcheide„mehr denn je“ aus Preſtigegründen aus— die Einfuhr laſſe ſich nur bis zu einem gewiſſen Grade droſſeln, weil Rohſtoffe und Brennſtoffe nicht entbehrt werden können— die Goldausfuhr habe die übelſte Rückwirkung auf Amlauf und Notenwert. N Italien will Goldland bleiben. Es will ſeine Lira nicht in einen inflationiſtiſchen Taumel ſtürzen, ebenſo wie das Deutſchland mit ſeiner Reichsmark nicht will. Am die Reichs- mark trotz entblößten Goldbeſtandes zu halten, hat Deutſchland zu ſchärfſter, energiſcher Deviſen verordnung gegriffen. Auf dieſen Spuren folgt ihm nun Italien, obwohl der italieniſche Goldbeſtand den deutſchen bei weitem überſteigt. Italien will keine Auslandsanleihen, ganz wie Deutſchland, weil dieſe nicht freimachen, ſondern verſklavend wirken. Die italieniſchen Maß- nahmen ſind ein Dementi gegen die Gerüchte, daß franzöſiſches Gold nach Italien geliehen werde. Sie ſind auch ein Dementi gegen jene, die in den deutſchen Maßnahmen etwas Annatür— liches erblickten. Sie ſind„ganz natürlich“ in einer anormalen Weltwirtſchaft, von der Olivetti ſpricht. A Ueberwindung des Kommunismus in Neulschland Miniſterpräſident Göring ſpricht auf dem diplomatiſchen Empfang des Außenpolitiſchen Amtes der NSDAP DNB. Berlin, 11. Dez. Auf dem zweiten diplomatiſchen Empfang des Außen— politiſchen Amtes der RS DAP. im Hotel Adlon ſprach Mini— ſterpräſident Göring über„die Aeberwindung des Kommunismus in Deutſchland“. Der Abend wurde mit Begrüßungsworten von Reichsleiter Alfred Roſenberg eröffnet. Anſchließend ergriff der preußiſche Miniſterpräſident General Göring das Wort zu ſeiner großen Rede. Er betonte einleitend, daß er dieſen Anlaß beſonders gern wahrnehme, um mit den Vertretern der ausländiſchen Regie— rungen und der Weltpreſſe zuſammen zu ſein. Die deutſche Re— gierung wünſche aufrichtig, über das neue deutſche Weſen und über die tatſächlichen Verhältniſſe in Deutſchland völlige Klar— heit zu verbreiten. Sie wiſſe, daß dies der ſicherſte Weg ſei, Verſtändnis für die deutſche nationalſozialiſtiſche Revolution und für die gegenwärtige Lage in Deutſchland zu gewinnen. Gerade an der Darſtellung der Abwehr und der Aeber⸗ windung der kommuniſtiſchen Gefahr, ſo fuhr der Mini- ſterpräſident fort, werde man die Methoden des National- ſozialismus klar erkennen können, die dem Kommunismus in jeder Hinſicht entgegengeſetzt ſeien. Es ſei die Aufgabe der deutſchen Regierung, ſich mit dem Kommunismus in der Form auseinanderzuſetzen, wie er in Deutſchland in die Erſcheinung trete. Sie müſſe ſich auch vorbehalten, in völliger Freiheit die Mittel anzuwenden, die ſie für richtig halte, und könne dabei auf fremde Vorſchläge keine Rückſicht nehmen. Der Miniſterpräſident gab ſodann in großen Zügen einen Ueberblick über die geſchichtliche Entwicklung des Marxis⸗ mus und Kommunismus. Der Klaſſenkampfgedanke ſei jedoch nicht ausſchließlich von der linken Seite vorangetrieben worden, er ſei genau ſo, wenn auch in anderer Form, vom bürgerlichen Lager her geführt worden. Der deutſche Arbeiter, ſo betonte General Göring, iſt genau ſo brav, anſtändig, tüchtig und ehrlich wie jeder andere Menſch. Das Volk wird immer jene Haltung wiederſpiegeln, die, ſeine Führung aus⸗ ſtrahlt, wie auch die Haltung einer Kompagnie ſtets von ihrem Kompagniechef beſtimmt wird. In leidenſchaftlichen Worten ſprach Miniſterpräſident Göring von dem Ringen um die Seele des deutſchen Ar⸗ beiters, von dem unerhörten Kampf der nationalſozialiſtiſchen Bewegung mit ihren zahlreichen Gegnern und dem grauſamen Terror des Kommunismus. Er brandmarkte die ſchwache Hal⸗ tung der damaligen Regierung, die verſuchte, links und rechts gegeneinander auszuſpielen. Da brach der 30. Januar 1933 berein! Als mit dieſem Tage die nationalſozialiſtiſche Bewe⸗ gung die Macht übernahm, hatte für den Kommunismus die entſcheidende Stunde geſchlagen, und der Reichstagsbrand ſollte das Fanal ſein zu einem blutigen Aufſtand in ganz Deutſch⸗ land. a Ich will mich nicht nochmals, ſo erklärte General Göring nachdrücklich, mit den unerhörten Verleumdungen aus- einanderſetzen, die anläßlich dieſes Ereigniſſes gegen die natio⸗ nalſozialiſtiſche Regierung und mich perſönlich ausgeſtreut wor⸗ den ſind. Hierzu beſteht keine Veranlaſſung, nachdem das höchſte deutſche Gericht die Vorgänge und den Reichstagsbrand mit peinlicher Genauigkeit geprüft und ſeine Entſcheidung gefällt hat. Aber eines laſſen Sie mich hierbei ſagen: Die ebenſo ge— meine wie plumpe Fälſchung des angeblichen Teſtaments des ehemaligen Gruppenführers Ernſt ſtellt alles bisher Oageweſene in den Schatten! Ich bin mir zu ſchade, mich mit ſolchem Schmutz zu beſchäftigen. Wir waren feſt entſchloſſen, nach der Ergreifung der Macht den Kommunismus ſo zu tref⸗ fen, daß er ſich von unſerem Schlag in Deutſchland nie wieder erholen ſollte. Das war ſeit Jahren einer der wichtigſten Pro— grammpunkte. In ſeinen weiteren Ausführungen ſtreifte der Miniſter— präſident die Einrichtung der Konzentrationslager, die ſich als ein wichtiger Beſtandteil in der Bekämpfung ſtaats⸗ feindlicher Elemente erwieſen hätten. Er wies u. a. darauf hin, daß im vergangenen Sommer durch eine beſondere Gna— denaktion des Führers eine große Anzahl von Schutzhäftlingen in Preußen entlaſſen und daraufhin einige Konzentrationslager geſchloſſen werden konnten. Bei dieſer Gelegenheit richtete der Miniſterpräſident den dringenden Appell an die Vertreter des Auslandes, ſich einmal zu fragen, wie ihre Heimatſtaaten wohl mit den Menſchen verfahren wären, die ſich in unheilvollſter Weiſe als die verſchworenen Feinde jeder ſtaatlichen Ordnung erwieſen hätten. Wenn die Behauptung aufgeſtellt wird, daß die Konzentrationslager Folterſtätten ſeien, ſo erkläre ich derartige Behauptungen für frei erfunden und bös⸗ willig erdacht. Ich glaube, daß der Tag nicht mehr fern iſt, an dem es in Deutſchland nicht mehr notwendig ſein wird, die Gegner des Nationalſozialismus mit polizeilichen Mitteln zu bekämpfen. Ich bin überzeugt, daß es letzten Endes nicht darauf ankommt, den Kommunismus durch Einſatz polizeilicher Mittel zu bekämpfen, denn damit kommt man auch nur an ſeine äußeren Symptome heran. Den tiefer gelegenen eigent— lichen Krankheitsherd kann die Polizei niemals erfaſſen oder gar heilen. Wir ſehen das letzte Ziel unſerer Politik darin, den Kommunismus von innen her zu überwin⸗ den, indem wir die Vorausſetzungen beſeitigen, unter denen allein er ſich entwickeln kann. War der Kommunismus von internationaler Prägung, ſo verfolgt der Nationalſozialismus den Zuſammenſchluß aller Volksgenoſſen in einer nach innen und außen ſtarken, von einem einheitlichen Geiſt beſeelten deutſchen Nation. Die Beſinnung auf die eigenen nationalen Kräfte bedeutet nicht, daß Deutſchland im Zuſammenleben der Völker als Stö— renfried auftreten will. Die Friedfertigkeit Deutſch⸗ lands hat der Führer und haben alle von ihm eingeſetzten Staatsführer bei allen Gelegenheiten betont. Die nationalſozialiſtiſche Regierung hat aber nicht nur Deutſchland das Leben gerettet: wenn Deutſchland den Kom— munismus in ſeinen äußeren Erſcheinungen und inneren Vor- ausſetzungen bekämpft, ſichert es gleichzeitig den Beſtand der geſamten zwiliſierten Welt. Dieſe Tatſache rechtfertigt die Er⸗ wartung, daß Deutſchland fortan im Zuſammen⸗ leben der Völker wieder den Platz einnehmen wird, der ihm nach ſeiner Größe und nach ſeiner Leiſtung für die Welt gebührt. Adolf Hitler hat Deutſchland ſeine Ehre wiedergegeben. Nur ein Deutſchland der Ehre aber ſſt der deſte Garant für den Weltfrieden(langanhaltender Beifall). N een 10. Jahrgang Notizen. Der Schleier von der Ermordung Kiroffs hinweg⸗ gezogen. Es iſt ſchon längere Zeit bekannt, daß die italieniſchen Korreſpondenten in der Sowjetunion Mittel und Wege gefunden haben, um ihre Berichte ungehindert nach Italien zu bringen. Aus Riga und Stambul treffen ſolche ungeſchminkte Schil— derungen der ruſſiſchen Zuſtände auf dem Drahtwege ein. Was in ihnen über die Ermordung Kiroffs, des„Freundes und Ge— hilfen Stalins“, enthalten iſt, ſtellt zum Teil das auf den Kopf, was man bisher über die Hintergründe dieſer Mordaffäre an— genommen hat. Der Kern der italieniſchen Berichte aus der Sowjetunion geht darauf hinaus, daß Stalin in einem„Panorama der Angſt“ lebt und ſich„verdächtiger Genoſſen“ entledigen will. Zu dieſen Verdächtigen ſoll auch Kiroff gehört haben und zwar wegen ſeiner Beziehungen zu den zwei militäriſchen Machthabern in Rußland, Woroſchiloff und Blücher, die als„neue Ge— ſtirne“ am ruſſiſchen politiſchen Horizont gelten und auf eine Militärdiktatur hinſtreben. Es ſei alſo nichts an dem gefliſſentlich verbreiteten Gerüchte, die Weißgardiſten hätten die Hand bei der Ermordung des„beſten Gehilfen“ Stalins im Spiele. Es gebe in der Sowjetunion nicht einen einzigen Weißgardiſten, das heißt Anhänger des Zarenregimes der früheren Zeit. Da— gegen ſind in der„Roten Armee“ genug Kommuniſten und Rot— gardiſten enthalten, die in Blücher den„Roten Zaren“ und in Woroſchiloff ſeinen Helfer erblicken. Die italieniſchen Korreſpondenten in der Sowjetunion ſtellen die Frage: Iſt der Stern Stalins im Erbleichen? And ſie fügen hinzu, daß der Stern Blüchers, des„Roten Zaren“, ſchon „ſehr hoch am Horizont“ ſteht. Kommunismus und Rote Armee ſind nur noch bis zu einem gewiſſen Grade auf einander ange- wieſen. Die Armee der Sowjetunion hat ſich in ſehr vielen Din— gen ſchon vom doktrinären Kommunismus Lenins losgeriſſen, denn ſie verteidigt im Fernen Oſten koloniſatoriſche imperia— liſtiſche Intereſſen und Expanſion, die hinter der engliſchen Welt— herrſchaft nicht weit zurückſtehen... Würdeloſe Leichenbegängniſſe in Moskau und Leningrad. Corrado Alvaro, der für die„Stampa“ eine Rußlandreiſe abſolviert, bringt in ſeinem neueſten Bericht die Schilderung von Leichenbegängniſſen in der Sowjetunion, die in der würdeloſeſten Form ſtattfinden, die man ſich denken kann. Die Toten werden transportiert, als ob es ſich um irgendeine verlorene Ware, um einen Abfall handle, der nach dem Schuttabladeplatz gebracht wird. Die Achtung vor der Majeſtät des Todes iſt unter dem Gottloſenregime völlig geſchwunden. Man kann es erleben, daß der Kutſcher, der eine Leiche zum Begräbnis führt, ein Schelmen— liedchen pfeift und daß junge Burſchen auf den Leichenwagen ſpringen, um ein Stück weit heulend und gröhlend mitzufahren. Die Gräber haben kaum noch Inſchriften, es kümmert ſich von den Hinterbliebenen kaum noch jemand um die Toten. Kreuze als ſolche oder auch nur auf Grabſteinen angebracht, werden nicht geduldet. Anti⸗Weihnachtspropaganda in der Sowjetunion. Rigaer ruſſiſche Emigrantenblätter berichten, daß die Liga der Gottloſen eine Anti-Weihnachtspropaganda großen Stils begonnen hat. Die gottesdienſtlichen Stunden ſollen dadurch ſa— botiert werden, daß Gratisvergnügungen mit Gratispunſch und Gratisverloſung einiger Gewinne über 1000 Rubel in nächſter Nähe der Kirchen veranſtaltet werden. Wer ſich in die Liga neu eintragen läßt, erhält umſonſt zehn Loſe. Der norwegiſche„Skikönig“ Thorleif Haug geſtorben DNB. Oslo, 12. Dezember. Norwegens„Skikönig“ Thorleif Haug iſt am Mitt⸗ woch im Alter von 40 Jahren an einem Schlaganfall geſtorben. Haug war einer der berühmteſten Sportmänner Norwegens. Sechsmal gewann er den 50⸗Kilometer-Skilauf; drei Jahre hintereinander wurde ihm der Königspokal zuerteilt. 1919 bekam er die Auszeichnung der Holmenkollen-Medaille. Auf der erſten Winterolympiade in Chamonix trug er den größten Sieg davon, den je ein norwegiſcher Skiläufer im Auslande zu verzeichnen hatte, die Goldmedaille im 50-Kilometer- bzw. im kombinierten und im 17⸗Kilometer-Rennen. Außerdem hat er eine Anzahl anderer Prämien in ſeinem Beſitz. 9000 Perſonen obdachlos Die Folgen der Aeberſchwemmungen auf der Inſel Luzon. DNB. Manila(Philippinen), 12. Dez. Der Gouverneur der Provinz Cagayan(im Norden der Inſel Luzon) berichtet, daß bei den Leberſchwemmungen der letzten Woche 29 Dörfer zerſtört ſind. 9000 Perſonen hätten keine Unterkunft. —— 7 —— — ——— — —— Aulklhafte und fruchtbare Zuſammenarbell Lerrour und die Katholiken— Der Eigentumsbegriff des Evangeliums Brüſſel, im Dezember 1934. Ein Sonderberichtserſtatter der„Libre Belgique“ hat in Spanien eine Enquete veranſtaltet und dabei aufſchlußreiche Anterhaltungen mit führenden Perſönlichkeiten des Regierungs— lagers geführt. Von beſonderem Intereſſe iſt eine Unterredung mit dem Miniſterpräſidenten Lerrou x, der ſich zunächſt gegen den Vorwurf verteidigte, ſeine liberale Grundeinſtellung durch die Koalition mit der katholiſchen Rechten preisgegeben zu haben. Er ging in dieſem Zuſammenhang auch auf die Anterdrückung der letzten revolutionären Aufſtandsbewegung ein, aus der eben— falls der Vorwurf eines unliberalen Verhaltens abgeleitet werde. Lerroux wies darauf hin, daß faſt tauſend Angehörige der be— waffneten Macht unter den Kugeln der Rebellen gefallen oder verwundet worden ſeien. Demgegenüber hätten die Gerichte nur 27 Todesurteile gefällt, von denen übrigens nur 2 vollſtreckt worden ſeien. Könne man das, ſo rief Lerroux, als Tyrannei bezeichnen? Diejenigen, die das behaupteten, ſollten ihre Blicke nach jenem Rußland richten, aus dem die verhetzten Maſſen der aſturiſchen Bergarbeiter Armeen erwartet hätten, die ihnen vom Oimmel her in Flugzeugen bewaffnete Hilfe gebracht hätten. Das, was ſich in Aſturien und Katalonien ereignet habe, ſei noch nicht genügend bekannt. Wenn es einmal möglich ſein werde, eine umfaſſende Darſtellung darüber zu bringen, dann werde ſich zeigen, wie diaboliſch die Aufſtandsbewegung vorbereitet worden ſei und welchen Anteil daran ausländiſche Elemente gehabt hätten. Ohne Zweifel hätten dieſe Elemente geglaubt, daß die Stunde gekommen ſei, die Prophezeiung Trotzkis wahr zu machen, wonach Spanien von den weſtlichen Ländern am ge⸗ a ſei, als Verſuchsfeld eines integralen Bolſchewismus zu dienen. Sehr bemerkenswert waren die Erklärungen Lerroux' über ſeine Zuſammenarbeit mit der katholiſchen Rechten in der Regierung. Er habe, ſo ſagt er u. a., die Aeberzeugung, daß er ſowohl das republikaniſche Regime wie das Vaterland gerettet habe, als er die katholiſchen Kräfte, die geſtern noch als Feinde behandelt worden ſeien, zur Mitarbeit in der Regierung auf- gerufen habe. Die Oktoberrevolutionäre wollten die Beſchreitung dieſes Weges zur Rettung verhindern. Sie ſeien geſcheitert und ſetzt beginne dieſe Zuſammenarbeit in einer beruhigten Atmo— phäre ihre Früchte zu tragen. Lerroux fügte hinzu, daß er, ein Vom Kampf Anverſtändliche Stellungnahme der Abſtimmungkommiſſion DNB. Saarbrücken, 12. Dezember. Die Saarbevölkerung erfuhr am Mittwoch durch eine Mel— dung der Agence Havas ſowie durch Mitteilungen der Separa— tiſtenpreſſe, daß die Abſtimmungskommiſſion gegen die Verwer— tung des die Separatiſten und den Grubeningenieur Roß en— beck ſchwer belaſtenden Materials durch Rundfunk und Preſſe Stellung genommen hat. In einer Erklärung gibt die Abſtim— mungskommiſſion ihrer Entrüſtung hierüber Ausdruck, nament- lich auch über die„verbrecheriſche Art“, in der der Privatſekretär Hilt ſich das Material aus dem Geldſchrank Roßenbecks be— ſchaft hat. Die Abſtimmungskommiſſion erklärt, kein Verſtändnis dafür zu haben, daß ein ſo empörendes Vorkommnis und daß Mitteilungen aus ſolch trüber Quelle über einen Reichsſender zu Agitationszwecken verbreitet werden konnten. Sie ſtellten infolgedeſſen in Ausſicht, öffentliche Verlautbarungen der Reichs— ſender künftig im Saargebiet zu verbieten. Bürckel zum Fall Noſſenbeck⸗Hilt Ein Schreiben an die Abſtimmungskommiſſion. DNB. Saarbrücken, 12. Dezember. Der Saarbevollmächtigte des Reichskanzlers, Gauleiter Bürckel, hat an die Abſtimmungskommiſſion als Antwort auf ihre Verlautbarung vom 11. bzw. 12. Dezember über den Fall Roßenbeck/ Hilt ein Schreiben gerichtet, in dem es u. a. heißt: Die Verlautbarung der Abſtimmungskommiſſion über den Fall Roßenbeck, die Sie geſtern der Agence Havas und der „Neuen Saarpoſt“ und heute früh der übrigen Saarpreſſe zu— gehen ließen, kann ich nicht unwiderſprochen hinnehmen, da mir die Wertung des Falles wichtige Geſichtspunkte außer Acht zu laſſen und einige Anrichtigkeiten zu enthalten ſcheint. Ich darf kurz auf folgendes hinweiſen, damit der Fall Roßenbeck die richtige Beleuchtung für den Abſtimmungskampf erfährt: f Herr Roßenbeck, der Außenbeamte der Propagandaabtei— lung der„Mines domaniales francaiſes“, hat. wie von den vor— liegenden Dokumenten beſagt wird, nicht nur die„Neue Saar— poſt“, ſondern auch eine Reihe anderer ſeparatiſtiſcher Zeitungen im Saargebiet, wie z. B. den„Generalanze i- ger“, in erheblichem Maße mit Mitteln finanziert, über deren Wertung kein Zweifel beſtehen kann. Nun haben gerade dieſe von Herrn Roßenbeck finanzierten Blätter ununterbrochen die führenden Staatsmänner Deutſchlands, nicht zuletzt das Reichs— oberhaupt, in einer kaum wiederzugebenden Weiſe beſchimpft. „Mörder“ und„Gangſter“ ſind übliche Ausdrücke. Die Verbreitung der Meldungen, ihre wörtliche Wieder— gabe und gehäſſige Kommentierungen durch nichtdeutſche Sender haben auch bis jetzt noch keine Mißbilligung der Abſtimmungs— kommiſſion gefunden, obwohl bereits auf Grund der bisherigen wenigen Veröffentlichungen aus den Akten des Herrn Roſſen— beck der Zuſammenhang zwiſchen der Propagandaſtelle Roſſen— becks, den ſeparatiſtiſchen Zeitungen und gewiſſen nichtdeutſchen Sendern ſo offenſichtlich auf der Hand liegt, daß nach meinem Empfinden eine Erörterung dieſes Zuſammenhanges vom Stand— punkt der Sicherung einer unbeeinflußten Abſtimmung aus ſich kaum mehr umgehen laſſen dürfte. Sie werden es verſtehen, Herr Präſident, daß mich bei dieſer Sachlage Ihre Androhung ſehr peinlich berührt hat, wonach die Verbreitung von Mitteilun— gen, die über die deutſchen Reichsſender gegeben werden, und die bisher ſtets einer Prüfung nach der Wahrheitsſeite ſtand— halten konnten, im Saargebiet verboten werden ſoll, insbeſondere, nachdem Ihrer Verlautbarung die Tätigkeit der nichtdeutſchen Sender keine entſprechende Würdigung erfährt. Was die Handlung des Privatſekretärs Hilt nach ihrer moraliſchen und ſtrafrechtlichen Würdigung betrifft, ſo iſt vor allem zu berückſichtigen, daß es Herr Roſſenbeck war, der in unerhörter Weiſe eine die Freiheit der Abſtimmung beeinfluſ⸗ ſende unerlaubte Tätigkeit entfaltet hat. Auch iſt zu berückſich— tigen, daß die Verwendung der Gelder des Herrn Roſſenbeck nur Mann der Linken, ſogar der äußerſten Linken, ſich nicht inneren Kampf entſchloſſen habe, dieſes Bündnis einz's ehen, keineswegs vorübergehend ſei. Zunächſt habe er keine Wahl ge habt, denn einmal ſeien die einzig verfügbaren Linkskräfte reine Kräfte der Zerſtörung geweſen und dann habe man ſchnell handeln müſſen. Dafür aber gab es nur die katholiſchen Kräfte auf der Rechten, nicht die Monarchiſten, ſondern die Männer der Ceda. Im weiteren Verlauf bezeichnete Lerroux die Zu— ſammenarbeit mit der Ceda als dauerhaft und fruchtbar. Auf die religiöſe Frage eingehend, erklärte Lerroux, daß dieſe ohne Zweifel ein trennendes Moment ſei, wenn die Ceda nicht die Klugheit hätte, die Verwirklichung ihres Maximalprogramms auf eine ſpätere Zeit aufzuſchieben. Inzwiſchen gab ſie ſich mit einer Freiheit zufrieden, die er, der er ſeiner inneren Einſtellung und der Erziehung Laiziſt ſei, nicht zögere, der katholiſchen Kirche im größten Amfang zu gewähren. Er habe für den Katholizis— mus nicht nur Hochachtung, ſondern ſogar Sympathie. Ein zweites bedeutſames Thema, das in der Artikelreihe des belgiſchen Blattes behandelt wird, iſt die Agrarreform. Auf Grund ſeiner Erhebungen kommt der Verfaſſer zu der Feſt— ſtellung, daß mehrere Millionen Bauern in den allerdürftigſten Verhältniſſen lebten, die dem Verhungern ſehr nahe kämen. Die große Mehrheit der Bauern beſitze weder Pferd noch Kuh, noch Schwein, noch Geflügel und nicht genügend Land, um davon leben zu können. In einigen Bezirken Spaniens ſei es ſo, daß für Millionen Bauern duͤrchſchnittlich nur ein Hektar Land pro Familie komme. Vor einiger Zeit fand in den Cortes eine Debatte über die Agrarreform ſtatt, bei der der gegenwärtige Landwirtſchaftsminiſter Fernandez bei der Begründung einer Geſetzesvorlage auch einige grundſätzliche Ausführungen machte. Der Miniſter, der von Hauſe aus Profeſſor für kanoniſches Recht iſt, erklärte, daß er dem römiſchen Eigentumsbegriff den Eigen— tumsbegriff vorziehe, wie er im Evangelium von den Kirchen— vätern und von den Enzykliken gelehrt werde. Es ſei unmöglich, es daneben Millionen Menſchen gebe, denen das Notwendigſte fehle. Diejenigen, die heute viel beſäßen, müßten morgen weniger beſitzen, damit bald alle etwas beſäßen. Er ſei entſchloſſen, ge— gebenenfalls mit geſetzlichen Druckmitteln diejenigen zu zwingen, das Ziel haben ſollte, deutſche Menſchen von ihrem Volk und 8 die ſich dem unvermeidlichen Opfern verſagen wollten. an der Gaar Vaterland loszureißen. Im übrigen bin ich durchaus bereit, von den deutſchen Organen der Strafrechtspflege den Fall Hilt nach der ſtrafrechtlichen Seite zu überprüfen und ahnden zu laſſen, ſobald ich die Gewißheit habe, daß der den Fall Hilt auslöſende Fall Roſſenbeck eine entſprechende Behandlung durch die zuſtän— digen Organe der Strafrechtspflege im Saargebiet erfährt. Die Ausführungen von Hilt am Reichsſender Stuttgart wurden veranlaßt, weil Herr Roſſenbeck der Wahrheit zuwider die Richtigkeit eines veröffentlichten Dokumentes beſtritten hat und weil es im Intereſſe einer Klarheit im Abſtimmungskampf unbedingt erforderlich iſt, gewiſſe Dinge mit aller Eindeutigkeit klarzuſtellen, deshalb bin ich auch nicht in der Lage, gegen den Reichsſender Stuttgart einzuſchreiten. 850 Arnen nach Gaarbrücken? Um die Sicherung des Abſtimmungsergebniſſes.— Eine Eingabe der Deutſchen Front. Saarbrücken, 12. Dezember. Die Landesleitung und Fraktion der Deutſchen Front haben an die Abſtimmungskommiſſion eine Eingabe ge⸗ richtet, die ſich gegen die Verlautbarungen wendet, nach denen die Zählung der Stimmen erſt am 14. Januar in einem großen Saal der Stadt Saarbrücken ſtatt⸗ finden ſoll. Durch dieſe beabſichtigte Maßnahme der Regierungs- kommiſſion ſieht die Deutſche Front die Sicherung des Ab⸗ ſtimmungsergebniſſes gefährdek. In der Eingabe wird das Erſuchen vorgebracht, die Stimmergebniſſe unmitkelbar nach Abſchluß der Abſtimmungshandlung an Ort und Stelle feſtzuſtellen, damit dieſe kalſächlich unverändert feſt⸗ gehalten werden und die Volksabſtimmung als vertragliche Grundlage für das weitere Schickſal des Saargebieles nicht in letzter Stunde noch gefährdet wird. Die Bedenken, die die Eingabe der Deutſchen Front gegen eine ſpätere Geſamtzählung in Saarbrücken vor⸗ bringt, ſind, daß eine derartige Zählung früheſtens am Tage nach der Abſtimmung erfolgen könnte und daß zur Jählung insgeſamt ungefähr 850 Urnen nach Saarbrücken in das Zähllokal gebracht werden müßten. Es gebe aber weder theoretiſch noch praktiſch einen ſicheren Schutz dagegen, daß während der Beförderung oder wäh⸗ den Wohlbegüterten das Recht auf Leberfluß zuzugeſtehen, wenn e rend der Aufbewahrung der Urnen bis zur Zählung die eine oder andere ä entwendet oder ausgetauſcht werden kann. Die Erfahrungen, die die Deutſche Front hat machen müſſen, ſeitdem im Saargebiet Emigranten das Aſylrecht genießen und ſogar volizeiliche Funktionen übertragen erhalten, erfülle ſie jedenfalls mit höchſtem Miß⸗ trauen. Sollte die Abſtimmungskommiſſion ihre Abſicht, die Stimmzählung in Saarbrücken vorzunehmen, keinesfalls aufgeben können, ſo bittet die Deutſche Front, die von ihr vorgeſchlagene Zählung an der einzelnen Urne bzw. auf den Bürgermeiſterämtern ſofort nach Abſchluß der Abſtim⸗ mung ſelbſt als vorläufige Zählung vorzunehmen und pro— viſoriſch feſtlegen zu laſſen. * Die Eingabe der Deutſchen Front hat eine durchaus ernſte und ſchwerwiegende Bedeutung, da es ſich bei dem der Saarabſtimmungshandlung folgenden Zählverfahren in der Tat für die Saarbevölkerung um eine Schickſals⸗ frage handelt, bei der ſie im Sinne ihres Selbſtbeſtim⸗ mungsrechtes wohl befugt iſt, zu Wort zu kommen und ge⸗ hört zu werden. Die Anweſenheit der zahlreichen fremden Truppen muß nunmehr jeden Einwand zer⸗ ſtreuen, daß die Abſtimmung ſelbſt irgendwie in ihrer Freiheit und Aufrichtigkeit gefährdet werden könnte. Das⸗ ſelbe gilt für die Geheimhaltung, zumal wenn die beſtehende Abſicht durchgeführt wird, die Urnen nicht einzeln zu zäh⸗ len, ſondern ſie inhaltlich für jeden der 86 Abſtimmungs⸗ bezirke zuſammenzufaſſen, um ſomit zu verhüten, daß klei⸗ nere Einzelergebniſſe lokale Rückſchlüſſe ermöglichen. Nach⸗ dem alſo auf dieſe Weiſe alles geſchieht, was ſeitens der Abſtimmungsbehörde im Sinne der Unverfälſchtheit der Abſtimmung verlangt werden kann, wird nunmehr auch die Bevölkerung— als Subjekt, nicht Objekt dieſer Ab⸗ ſtimmung— auch die ihr zukommenden Rückſichten erwar⸗ ten können. Die Engländer kommen Generalmajor Brind, der Kommandant der interna⸗ tionalen Truppen im Saargebiet, tritt Donnerstag, den 13. Dezember, die Reiſe an die Saar an. Den Blättern zufolge werden die beiden für das Saar⸗ gebiet beſtimmten britiſchen Bataillone England etappen⸗ weiſe verlaſſen, nämlich am Sonntag, Dienstag und Frei⸗ tag nächſter Woche. Sie werden über Dover-Calais beför⸗ dert werden. Ihr Gepäck wird auf 90 Laſtkraft⸗ wagen befördert werden, die auf einem neuen Fährboot der engliſchen Südbahn über den Aermelkanal be rdert werden ſollen. i Auch Lord Rothermere kommk. „Evening Standard“ berichtet, daß der engliſche Zei⸗ tungsmagnat Lord Rothermere nach Paris abgefahren iſt und ſich von dort im Kraftwagen nach dem Saargebiet be⸗ geben wird. Zweifellos ſei ſeine Abſicht, ſich ein Urteil über das Ergebnis der Saarabſtimmung zu bilden. Knox verzichtet auf weitere Einſtellungen. Der Präſident der Saar⸗Regierung, Knox, hat das Völkerbundsſekretariat gebeten, bekanntzugeben, daß er in⸗ folge der Ratsentſcheidung über die Bildung einer inter⸗ nationalen Truppe darauf verzichte, weitere Einſtellungen in die Abſtimmungspolizei vorzunehmen. Die Finanzverwaltung in der Aebergangszeit Baſel, 12. Dez. Wie verlautet, hat der Vankrat der Big dem Vorſchlag des Völkerbundsrates zugeſtimmt, nach der Volksabſtimmung im Saargebiet während der Uebergangszeit die Finanzverwaltung des Saarlandes aus⸗ zuüben. Vorausſetzung ſei, daß die politiſche Ruhe im Saargebiet aufrechterhalten bleibe. NG⸗Kulturgemeinde 6 5 begrüßt Clemens Krauß No. Berlin, 12. Dezember. Die NS. ⸗Kulturgemeinde gibt anläßlich der Berufung von Prof. Clemens Krauß zum Staatsoperndirektor für die Berliner Staatsoper eine Stellungnahme bekannt, in der das Können von Clemens Krauß gefeiert wird. Tritt, ſo heißt es weiter, zu dieſen Gaben noch der notwendige kulturpolitiſche In⸗ ſtinkt für die Aufgaben der Kunſt, ſo iſt an dem Erfolg ſeiner Arbeit nicht zu zweifeln. Die NS.⸗Kulturgemeinde beglück⸗ wünſcht Hermann Göring zu ſeiner Wahl und begrüßt den Mann ſeines Vertrauens aufgeſchloſſen und gefolgsbereit auf dem Wege zum gemeinſamen Ziel: Dem Dienſt an der deutſchen Kunſt, wie ſie von uns der Führer und Kanzler Adolf Hitler erwartet. Wien: In der Wiener Staatsoper kam es zu ſtürmiſchen Auftritten. Als der nach Berlin berufene Operndirektor Clemens Krauß, der die Oper„Falſtaff“ dirigierte, den Zuſchauer⸗ raum betrat, wurden die ihm dargebrachten Hochrufe von zahl- reichen im Hauſe anweſenden Juden mit Johlen und Pfeifen beantwortet. Polizei ſchritt ſchließlich mit dem Gummiknüppel ein und nahm zahlreiche Verhaftungen vor. Die Feſt⸗ genommenen waren ſämtlich Juden. . ˙ Vereinheitlichung der Verwaltung Einheitliche Zuſammenfaſſung von Wiſſenſchaft, Erziehung und Volksbildung im Reich und Preußen. DNB. Berlin, 12. Dez. Die durch Miniſterpräſident Göring Mitte März dieſes Jahres eingeleitete Aktion zur Vereinheitlichung des Reiches und Preußen hat durch die von Herrn Reichsminiſter Ru ſt mit Zu⸗ ſtimmung des preußiſchen Miniſterpräſidenten Göring erfolgte Aufſtellung eines einheitlichen Geſchäftsverteilungsplanes für das Reichserziehungsminiſteriums und preußiſche Kultusminiſterium eine weitere entſcheidende Förderung erfahren. Ihren ſichtbaren Ausdruck finden die grundlegenden Maßnahmen in der neuen Behördenbezeichnung. Nunmehr gibt es nur noch den Reichs⸗ und preußiſchen Miniſter für Wiſſenſchaft, Erziehung und Volks⸗ bildung, unter dem die beiden Miniſterien einheitlich zuſammen— gefaßt ſind, ohne daß der Beſtand des preußiſchen Kultusmini⸗ ſteriums dadurch berührt wird. An die Perſonalunion iſt die Realunion getreten und damit kommen auch auf dem Gebiete des Erziehungsweſens die jahrzehntelangen Verwaltungserfahrungen Preußens uneingeſchränkt dem Reiche zugute. Das Reichs- und preußiſche Miniſterium für Wiſſenſchaft, Erziehung und Volks- bildung gliedert ſich unter Herr Reichsminiſter Ruſt und eines Staatsſekretärs nach dem neuen Geſchäftsverteilungsplan folgen⸗ dermaßen: 1 4. 1 8* 1 n 2. PP..., ˙ ̃ PP 2— „Zentralamt(Verwaltung, Geſetzgebung, Ausland); Miniſteramt; Amt für Wiſſenſchaft(mit der Hochſchul- und Forſchungs⸗ abteilung);. Amt für Erziehung(Schulen ſowie berufliche, bäuerliche und ſoziale Ausbildungsweſen); Amt für Volksbildung(Akademie der Künſte, Volkshoch⸗ ſchulen, Volksbüchereien, Muſeen und Schlöſſer, Denk⸗ malspflege, Naturſchutz uſw., Muſikhochſchulen, bildende Künſte, Literatur und Theater, Film und Funk); Amt für körperliche Erziehung(mit den Abteilungen für Leibesübungen und für Jugendpflege); Abteilung Landjahr; 5 Geiſtliche Abteilungen. Selbſtmord der Witwe Leo Falls. 1 DNB. Wien, 12. Dez. Die Witwe des bekannten Operettenkomponiſten Leo Fall, Frau Berta Fall, hat ſich mit Veronal vergiftet. Sie wurde in ihrer Villa im XIII. Bezirk tot aufgefunden. Die Arſache der Tat iſt finanzielle Notlage. Frau Fall war in den letzten Jahren vollkommen verarmt. S1— S S 0 Budapeſt: Das Genfer Internationale Rote Kreuz-⸗Komitee hat telegraphiſch das ungariſche Rote Kreuz davon verſtändigt, 71 e von Angarn aus Südflawien einge⸗ e ind. aus den in ls: lim: ge⸗ den er. rer ag. nde iſt I be⸗ ber im P li 2„„ 5 0 izei und Volk jind eins! Oberpräſident Kube zum„Tag der Deutſchen Polizei“ In der Republik von Weimar wurde die Polizei von dem damals herrſchenden Schandſyſtem dazu mißbraucht, gegen die nationalſozialiſtiſche Bewegung und unſeren Kampf aus rein parteipolitiſchen Gründen immer wieder eingeſetzt zu werden. Es iſt das Verdienſt führender Nationalſozialiſten, wie unſeres Parteigenoſſen Miniſterpräſidenten Hermann Göring und unſeres alten Berliner Vorkämpfers Kurt Da- luege, daß die Polizei in verhältnismäßig kurzer Zeit in den nationalſozialiſtiſchen Staat Adolf Hitlers eingegliedert wurde. Die geſamte deutſchgeſinnte Bevölkerung unſeres Vaterlandes ſieht heute in der Polizei volksverbundene Ka⸗ meraden, an deren nationalſozialiſtiſcher Geſinnung Zweifel nicht beſtehen. Der nationalſozialiſtiſche Polizeibeamte iſt genau wie jeder andere Volksgenoſſe ein Diener am Werke * Führers Adolf Hitler für die Erneuerung Deutſch— lands. f Als alter Gauleiter der Bewegung und als Oberpräſi— dent der Provinzen Brandenburg und Grenzmark begrüße ich es, daß durch den Tag der Deutſchen Polizei der geſamten deutſchen Bevölkerung Gelegenheit gegeben wird, dem engen kameradſchaftlichen Verhältnis zur Polizei Ausdruck zu ge— ben. Ich fordere alle Nationalſozialiſten und darüber hinaus alle deutſchen Volksgenoſſen auf, bereitwillig zur Verfügung zu ſtehen, um den Tag der Deutſchen Polizei zu einem großen Bekenntnis der Treue zum Führer und zum Dritten Reich zu geſtalten. Polizei und Volk ſind heute nicht mehr Gegen⸗ ſätze, ſondern bilden eine Gemeinſchaft, die jederzeit ihre Treue und Verbundenheit unter Beweis ſtellen werden. Geben wir, meine Partei- und Volksgenoſſen, durch unſere Anteilnahme am Tage der Deutſchen Polizei unſerer inneren Ueberzeugung und unſerer Dankbarkeit Ausdruck, damit un⸗ ſere Kameraden aus der Polizei ihren ſchweren Dienſt deſto leichter und bereitwilliger auf ſich nehmen können. Wir wollen im Reich Adolf Hitlers der Polizei nicht nur die Achtung entgegenbringen, die dieſes hervorragende Inſtru— ment des nationalſozialiſtiſchen Staates verdient, ſondern wir wollen mit Liebe unſerer Verbundenheit Ausdruck geben. Auch dadurch dienen wir unſerem Führer, unſerer eigenen Arbeit und der deutſchen Zukunft. gez. Wilhelm Kube Preußiſcher Staatsrat und Oberpräſident Gauleiter der Kurmark. Lokale Nachrichten Dezember 1934. Viernheim, den 13. Denkſpruch. b du dich ſelber erkennſt? Du tuſt es ſicher, ſobald Gebrechen an dir, als an den andern entdeckſt. Hebbel. Träume um zen Wunſchzeitel Wenn der Nikolaus gekommen war, da wußten wir, daß es jetzt ſtark auf Weihnachten zugehe. Der Vater oder die Mutter ſagten dann wohl zu uns Kindern, wir müßten etzt unſere Wunſchzettel für das Chriſtkind ſchreiben. Die Wunſchzettel wurden dann hübſch in einen Umſchlag ge— ſteckt und dieſer nicht ohne leiſe, aber dennoch unbegründete Beſorgniſſe auf das Fenſterbrett gelegt. Wir wußten, das Chriſtkind würde ihn von hier, wenn es durch die Straßen flöge, wegnehmen und in den Himmel bringen. Auch heute kreiſt die Phantaſie ſo manches Jungen oder manches Mädchens um den Wunſchzettel. Mein Gott, was haben ſie denn auch für ſchöne Sachen darauf geſchrieben! Eine Eiſenbahn mit Tunell, eine Schachtel ſtrammer Blei- ſoldaten, ein Kaufladen, eine Puppe, die„Mamma“ ſagen kann und Dinge für die Puppenſtube— das Chriſtkind wird Augen machen, wenn es ſolcher Wünſche anſichtig wird. Kleinen, die ſchon jetzt die Tage bis zum Beſcherungs⸗ zählen, träumen von den gewünſchten Herrlichkeiten, und es wird ihnen manchmal ſo gehen wie es auch uns ſeiner— zeit zumute war: wir hatten gewichtige und quälende Zweifel, ob denn auch die Wünſche des bedeutungsvollen Zettels wirklich in Erfüllung gingen. Nicht nur die Kleinen, auch die Großen haben ihre Wunſchzettel für Weihnachten. Meiſt ſind es Wünſche, die längſt verborgen in irgend einer Kammer des Herzens ſchlum⸗ mern, Wünſche allerdings, die auf Wichtigeres hinzielen als auf Spiel und Tand. Ja, wenn wir auch dieſe Wünſche einem Chriſtkind aufſchreiben könnten! Ein ganzes Volk hat Weih⸗ nachtswünſche, es trägt ſie in ſeiner Bruſt geſchrieben. Und der Vater im Himmel ſieht auf das Volk, auf die Großen und Kleinen herab und wägt die Wünſche, auch die der Kleinſten, und gibt jedem, was ihm beſchieden. — N — e 0 du mehr — e N Die . abend 0 e a 1 ä 2 12 —. f 5 5 Weihnachtsanjprache an die Auslanoͤsdeulſchen im Aundjunk Der Stellvertreter des Führers, Reichs- miniſter Heß, ſpricht Am Montag, den 24. Dezember, Heiligabend, um 21 Uhr, geht über alle deutſchen Sender eine Weihnachtsan⸗ ſprache des Stellvertreters des Führers, Reichsminiſter Rudolf Heß, an die Auslandsdeutſchen und die deutſchen Seefahrer. Große Weihnachtsjendungen des Aundunks Dreißig deutſche Dome läuten die Chriſt⸗ nacht ein Am 24. Dezember, Heiligabend, werden ſich alle deut— ſchen Sender zu einer großen Gemeinſchaftsſendung zu— ſammenſchalten:„Deutſchlands Weihnachtsglocken“. Das Geläut von dreißig deutſchen Domen in allen Gauen wird über ganz Deutſchland ertönen und die Chriſtnacht einläuten. A* Das Polizeiamt Viernheim teilt mit: Die Gaſtwirte, Vereinsvorſitzenden uſw. werden erſucht, zunächſt keine Veranſtaltungen und Luſtbarkeiten für den 13. Januar 1935(Saarabſtimmung) feſtzulegen. Dem Amtsgericht Lampertheim vorgeführt wurde geſtern ein Bettler aus dem Fürſtentum Lichtenſtein, der hier ſeit einigen Tagen ſein Unweſen treibt. Autodiebſtahl. Am Dienstag wurde in Mannheim von der Straße weg ein der Firma Schokinag, Mannheim gehörender Perſonenkraftwagen geſtohlen. Sämtliche Polizei- ämter der Umgebung wurden ſofort von dem Diebſtahl be— nachrichtigt. In der Nacht zum Mittwoch fanden nun Be⸗ amte des hieſigen Polizeiamtes auf der Landſtraße Viern⸗ heim— Weinheim den geſtohlenen Wagen mit geringen Be— ſchädigungen im Straßengraben. Anſcheinend kamen die Diebe durch den Nebel von der Straße ab und ließen den Wagen im Straßengraben liegen. Die ſofort aufgenommenen Ermitt⸗ lungen nach den Dieben führten zu keinem Erfolg. K. K. V. Zum heutigen Vereinsabend wird nochmals eingeladen und um pünktliches und zahlreiches Erſcheinen gebeten. Vereinsveranſtaltungen. Die Abteilung la(Po⸗ lizei) des Heſſiſchen Staatsminiſters gibt bekannt: Wie be⸗ kannt geworden iſt, beſteht vielerorts die Auffaſſung, daß die Abhaltung von Vereinsveranſtaltungen verboten ſei. Wir weiſen darauf hin, daß ein derartiges Verbot nicht beſteht. Es iſt jedoch darauf zu achten, daß Weihnachtsfeiern ihrem Inhalt nach dem Sinn und der Bedeutung des Weih— nachtsfeſtes entſprechen. Im Uebrigen wird zur Vermeidung von Irrtümern bei dieſer Gelegenheit darauf hingewieſen, daß ſich unſer Ausſchreiben vom 11. April 1934 zu Nr. St. M. la 5332 nicht auf Vereinsveranſtaltungen bezieht, in denen Theaterſtücke von Laienſpielern aufgeführt werden. Die Genehmigung derartiger Aufführungen iſt alſo nicht von der vorherigen gutachtlichen Aeußerung des zuſtändigen Theaterintendanten abhängig. E——. pf... ̃ ̃7.. Am Sonntag Eintopfgericht! Gedenke der Hungernden und Armen! Opfere! E AA Das Ergebnis der Viehzählung. Die am 5. Dezember vorgenommene Zählung des Viehbeſtandes zeigte in hieſiger Gemeinde folgendes Ergebnis: 251 Pferde, darunter 4 noch nicht zwei Jahre alte Fohlen; 1 Maul⸗ eſel; 535 Stück Rindvieh und zwar 29 Kälber unter 3 Monaten, 54 Stück Jungvieh unter 2 Jahren, 6 zur Zucht benutzte Bullen, 438 Milchkühe ſowie 8 Stück Maſt⸗ vieh; 2533 Schweine, darunter 1 988 unter einem halben Jahr, 37 Zuchtſauen und 4 Zuchteber; 791 Ziegen, dar⸗ unter 40 über 1 Jahr alte Ziegenböcke; 756 Kaninchen; 212 Gänſe, 135 Enten, 6403 Hühner, die bereits gelegt haben und 2716 Junghennen, ſowie 1387 Hähne. An Bienenſtöcken wurden gezählt 104 be⸗ wegliche und 2 unbewegliche Waben. Die Zahl der nicht— beſchaupflichtigen Hausſchlachtungen von Schweinen in der Zeit vom 1. September bis 30. November betrug 276. Vor dem 1. April keine Neueinſtellungen in den Arbeitsdienſt. Die Reichsleitung des Arbeits— dienſtes teilt mit, daß vor dem 1. April 1935 Neueinſtel⸗ lungen in den Arbeitsdienſt micht möglich ſind, da alle Stellen beſetzt ſind. Weihnachtsferien in den Berufsſchulen im Schuljahr 1934/35. Die diesjährigen Weihnachts⸗ ferien für die Berufsſchulen beginnen— ohne Kürzung der Oſterferien— am Samstag, den 15. Dezember 1934. Im Exerzitienhaus„St. Joſeph“ Hofheim, Ts. finden folgende Exerzitien ſtatt: 1.5. Januar: Gym⸗ naſiaſten(Oberklaſſen; 5.—8.: Schulentlaſſene Knaben; 20—24.: Mütter; 25.—29.: Jungmänner; 1.—5. Febr.: Herz-Jeſu⸗Verehrerinnen(Frauen und Jungfrauen, beſon⸗ Natürlich— genau ſo, n N Du haft mich noch nicht in meinem Knusper⸗ häuschen am Rathaus aufgejucht bring doch etwas jür Deine Nüchſten in Not! FCC ãòðͥVvdv Ta⸗ ders vom Lande); 6.—15.: Ordensprieſter; 16.—17.: 22.: Prie⸗ gung der Mädchenſchutzvereine-Helferinnen; 18.22. ſter; 2.6. März: Sühne⸗Ex.(Frauen und Jungfrauen); 15. 18.: Schulentlaſſene Mädchen; 18.—22.: Männer; 22.— 25.: Schulentlaſſene Knaben; 28. März bis 1. April: Terziarinnen; 2.—6.: Opferſeelen. Für Beamte und andere Herren ſind Exerzitien: 18.—22. Mai; 5.— 9. Sept.; achttägige Exerzitien für Damen im Mai und September; ſolche für Herren im Spätſommer. — Weihnachtsſendungen nach dem Ausland. Bei den zurzeit faſt in allen Ländern beſtehenden Beſchränkungen des Außenhandelsverkehrs iſt es möglich, daß der Inhalt von Poſtpaketen oder Päckchen mit Geſchenken als Handelsware betrachtet und u. U. die Sendungen zurückgewieſen, mit Zoll⸗ ſtrafe belegt, oder beſchlagnahmt werden. Die Deutſche Reichspoſt hat ſich bei den ausländiſchen Poſtverwaltungen erkundigt, ii welcher Weiſe von ihnen Poſtſendungen aus Deutſchland an Private mit Weihnachtsgeſchenken und Lie⸗ besgaben behandelt werden. Ueber die Einfuhrbeſtimmungen der verſchiedenen Länder, die auch im Amtsblatt des Reichs⸗ poſtminiſteriums und in den Verkehrsnachrichten für Poſt und Telegrafie veröffentlicht worden ſind, geben auf Ver⸗ langen die Poſtanſtalten Auskunft. — Neiſeſparkarten für Urlaubsfahrten. Nach einer Mit⸗ teilung des Preſſe⸗ und Propagandaamtes der Deutſchen Arbeitsfront hat ſich bereits jetzt herausgeſtellt, daß die vom Amt für Reiſen, Wandern und Urlaub geſchaffene Reiſe⸗ ſparkarte allenthalben einem Bedürfnis entgegengekommen iſt. Das ergibt ſich aus der Tatſache, daß bisher im ganzen rund zwei Millionen Karten ausgegeben worden ſind. Dabei war es wegen der Höhe der eingehenden Anforderungen in der kurzen Zeit noch nicht möglich, allen Wünſchen gerecht zu werden. Jeder, der ſich mit Hilfe einer ſolchen Reiſeſpar⸗ karte das Geld für eine der Urlaubsfahrten von„Kraft durch Freude“ ſichern will, wird aufgefordert, ſich an den KD. Wart ſeines Betriebes oder an eine Geſchäftsſtelle der Bank der Deutſchen Arbeit zu wenden. f — Radfahrer! Benutze die Radfahrwege! Du biſt dort vor Zuſammenſtößen mit Kraftfahrzeugen, bei denen Du doch den Kürzeren ziehſt, ſicher! Außerdem wirſt Du beſtraft, wenn Du ſtatt dem Radfahrweg die Fahrbahn des übrigen Verkehrs benutzeſt. Wetterbericht Die Wetterlage hat ſich nicht geändert. Dem Hochdruck im Oſten ſteht immer noch eine ſtarke Depreſſion im Weſten gegenüber. Für Donnerstag und Freitag iſt deshalb weiter⸗ hin zur Unbeſtändigkeit neigendes, mehrfach bedecktes und mäßig kaltes Wetter zu erwarten. Viernheimer Sport Handball: Eine Vorentſcheidung fällt am kommenden Sonntag auf dem Stadion an der Lorſcherſtraße. Da die Turner am letzten Sonntag den harten Kampf in Käfertal für ſich entſcheiden konnten, wur⸗ den ſie Tabellenführer vor Grün-weiß Mannheim und Reichsbahn Mannheim.(Viernheim hat 12, Grün-weiß 12 und„Reichsbahn“ 10 Punkte, letztere mit einem Spiel weniger.) Der kommende Spielſonntag bringt nun den ge⸗ fährlichen Mitkonkurrenten um die Meiſterſchaft, Reichs- bahn Mannheim, gegen die Turner und zwar hier auf eigenem Platz. Beide Mannſchaften werden alles aufbieten, um ſieg⸗ reich zu beſtehen. Doch nach dem Stand der Dinge werden die Turner ihren derzeitigen Platz in der Tabelle zu ver⸗ teidigen wiſſen; denn durch einen Sieg wird wohl Viernheim Herbſtmeiſter werden, wenn mit einem Sieg gegen Seckenheim im letzten Vorrundenſpiel ebenfalls gerechnet werden darf. Das Spiel beginnt nachmittags 3 Uhr und heißt daher die Parole für jeden Sport⸗ und Handballfreund: Auf zum Meiſterſchaftskampf auf dem Stadion! 1 Vertreter von Oſt gegen Weſt! Viernheim hatte am letzten Sonntag mit dem über⸗ zeugenden Sieg gegen Seckenheim die Vorrunde beendet. Die Nachrunde beginnt bekanntlich erſt am 23. Dezember. Der verbandsſpielfreie Sonntag zwiſchen der Vor- und Nach⸗ runde hat nun die Amicitia benutzt, eine Mannſchaft aus der Gruppe Oſt zu verpflichten. Es iſt dies die Fogg. Eppelheim! Wie ſtark die Eppelheimer Mannſchaft zu ſein ſcheint, iſt aus dem derzeitigen Tabellenſtand zu erſehen. Eppelheim ſteht an 5. Stelle und hat in den 11 Spielen 17 Gegentore erhalten, verfügt alſo über eine gute Hinter⸗ mannſchaft. Man wird deshalb geſpannt ſein, ob der Viern⸗ heimer Sturm noch der vom letzten Sonntag iſt und auch in der folgenden Nachrunde bleiben wird. Ne Gehört Mühlen Franck auch zum Malzkaffee? wie zum Bohnenkaffee. Durch den guten Kaffee⸗Juſatz Mühlen Franck wird auch bei Malzkaffee ein voller, kräf⸗ tiger Geſchmack, ein herzhaftes, wundervolles Aroma und eine prächtige Farbe erzielt. Alſo auch zu Malzkaffee immer Mühlen Franck! . 0 ö Bekanntmachung. Betr.: Erhebung einer Losholzaufl Die Losholzauflage wurde für 1935 w geſetzt: 1. Großes Losholz 21. RM. 2. Kleines Losholz 2.— RM. 3. Ergänzungsholz 3.— RM. 4. Windfallholz 1.— RM. 5. Eichenknüppel 2. RM. 6. Laub⸗ und Kiefernſtöcke 2. RM. 7. Laub- und Kiefernwellen 1. RM. S. Kiefern-Reisknüppel 2. RM. Viernheim, den 12. Dezember 1934. Bürgermeiſterei Viernhei Bechtel Vereins⸗Anzeiger Geflügelzuchtverein Viernheim. Freitag Abend 8.30 Uhr Mitgliederverſammlung im Gaſthof zum Stern. Da dieſes die letzte Zu⸗ ſammenkunft vor der Ausſtellung und noch Wichtiges zu beſprechen iſt, erwarte ich von den Mitgliedern, daß ſie vollzählig und pünkt⸗ lich zur Stelle ſind. Der Vorſtand. Turnverein von 1893. Heute Abend 8 Uhr Turnſtunde für Turnerinnen in der Sport⸗ halle. Die Turnleitung. Freiw. Feuerwehr Viernheim Am kommenden Freitag, den 14. De⸗ zember ds. Is., abends 8 Uhr findet in der Schillerſchule eine itgnleder versammlung ſtatt. Hierzu haben Aktive, Muſik⸗ u. Spiel⸗ leute reſtlos zu erſcheinen. Wer unentſchuldigt fehlt, wird paſſiv geſchrieben. Beginn punkt 8 Uhr. Das Kommando Breunholzverſteigerung Mittwoch, den 19. Dezember 1934, von 9 Uhr an werden im Gaſthaus„Nhein⸗ gold“ zu Lampertheim aus den Abteilungen Untere Wildbahn 4, 5, Heide 18, 19, 20 und 31 öffentlich meiſtbietend verſteigert: Scheiter rm.: Buche 43, Eiche 10, Kiefer 412; Knüppel rm.: Buche 57, Eiche 32, Kiefer 395, Fichte 2. Es wird gebeten, das Holz vor der Ver— ſteigerung anzuſehen, da ſpätere Einwendungen gegen die Beſchaffenheit des Holzes keine Beruͤck— ſichtigung finden. Nähere Auskunft erteilt das Forſtamt, Herr Förſter Robert, Forſthaus Wild⸗ bahn und Herr Förſter Schwarz, Forſthaus Heide. Zahlungsunfähige Schuldner von Do⸗ manialgefällen ſind vom Mietbieten ausgeſchloſſen Heß. Forſtamt Lampertheim anerkannt raſchen und ſicheren Epfol erzielen Sie durch Auf⸗ gabe einer Anzeige in der Frische Kanllau Pfd. age. Filet Pfd. 35 Pfg., ſämtliche Marinaden zie folgt feſt⸗ billigſt dakoh Winkenbach Zur Vorſtadt, Lorſcherſtraße 10 3 ieee eee eee eee eee 25 Pfg. Neue Mandeln Pfd. 85, 96 u. 1. Nach Feierabend ſchnell bei Knaubers ein Gläschen Benlneimer nel Neue Haſelnußkerne Pfd. 64 und 704 Haſelnüſſe— Krachmandeln Neue Walnüſſe Pfund 34 und 42. Erdnüſſe geröſtet Pf. 283 m Rotwein Weißwein 1/1 Sotieiele Mocbi eiue clas M.& ·. besorgen Wer nicht injeriert, pflegt keinen Kundendienſt Ein Conclex-· dngelic Glanzheller 1934er Dürkheimer 55 Ltr. vom Faß 3 Vollmundiger 1934er Edenkobener 65 Ltr. vom Faß 9 und noch 3% Rabatt in Marken Janmtohe Rachar une billigſt Jams& gang Adolf Hitlerſtr. 62 Eiabesgade fu Neue Kranzfeigen Pf.28 Tafelfeigen in Cellophan Paket 143 Muskat⸗Datteln/ Pf. 303 Deutſche Aepfel Pfund 12 und 154 Mandarinen Pfd. 203 Orangen Pfund 163 Maronen Pfund 183 Wermutwein— Malaga in Literflaſchen billigſt 1934er Weißwein 40 offen Liter 653 1934er Rotwein offen Liter 60 30% Rabatt Zwangsverſteigerung. Morgen Freitag, den 14. Dez. 1934, nachm. 2 Uhr, ver⸗ ſteigere ich in Viernheim teilweiſe im Verſteigerungslokal und teilweiſe an Ort und Stelle öffentlich, zwangsweiſe meiſtbietend gegen Barzahlung ver⸗ ſchiedene Mobiliar⸗, Einrich⸗ tungs⸗ und Gebrauchsgegen⸗ ſtände, darunter insbeſondere 1 Piano, 1 Standuhr, 1 Büffet, 1 Trummeaux⸗Spiegel, ferner 2 Warenſchränke, 1 Glasſchau⸗ kaſten, mehrere Schweine u. a. Zuſammenkunft der Steiglieb⸗ haber nachmittags 2 Uhr im Gaſthaus „Zum Pflug“, Weinheimerſtraße. Lampertheim, 13. Dezember 1934 ö Köhler, Gerichtsvollz. in Lamperth. FP Die Huge rau liest vorher den A n- zeigenteil der flargarine Weißen Käse Mernheimer olkszenung Ein toller Denunziantenſtreich Drei Perſonen wollen einen Chemann ins Zuchthaus bringen. Frankfurt a. M. Vor der Großen wurde ein Fall verhandelt, wie er in der Kriminalgeſchichte Frankfurts bisher nicht zu verzeichnen war. und ihr um dreißig Jahre älterer Liebhaber Mitwirkung eines Dritten den Verſuch, ſich des Ehemanns durch eine falſche Anzeige bei der Polizei zu entledigen. Der Plan mißglückte und die drei Perſonen erhalten die Strafe, die ſie dem Ehemann zugedacht hatten. Die Ehe der Frau Luiſe Geiling war k Frau Geiling knüpfte Beziehungen zu einem ßig Jahre älteren Jakob Schenk an, und in beiden reifte der Plan, den Ehemann loszuwerden. Die im Auguſt die Scheidungsklage ein, aber damit begnügte man ſich nicht, ſondern man ging noch einen Zunächſt dachte man daran, den Ehemann anzuzeigen, aber dieſes Vorhaben barg die Gefahr in ſich, daß dann die Frau wegen Hehlerei hätte b können. Man kam nun auf den Gedanken, dem Ehemann polifiſch eins anzuhängen. Schenk beſorgte ſich kommuniſtiſches Zeitſchriftenmaterial und ſetzte ſich mit einem Konrad Fuchs in Fuchs beſaß eine Schreibmaſchine und auf ihr wurde eine Anzeige an die Standarte getippt und der Ehemann Gei⸗ ling der Verbreitung kommuniſtiſcher Schriften verdächtigt. Schenk und Fuchs verſteckten dann in dem Garten des Gei⸗ ling die kommuniſtiſchen Schriften. Als au anſcheinend nicht reagiert wurde, wurde eine weitere An⸗ zeige an die Geheime Staatspolizei gemacht, eine Hausſuchung bei G. vornahm. Der Ehemann war nicht anweſend, wohl aber ſeine Frau. Nachdem ſich in der Wohnung nichts ge⸗ funden hatte, geleitete die Frau die Beamten in den Gar⸗ ten und zog einen Stoß kommuniſtiſcher Schriften hervor. Der Ehemann wurde verhaftet, aber nach zwei Tagen wie⸗ der entlaſſen, da kein Zweifel beſtand, daß eines niederträchtigen Streichs geworden wäre. Das Gericht verurteilte Schenk wegen A falſchen Anſchuldigung zu zweieinhalb Jahr und drei Jahren Ehrverluſt, Juchs wegen ſchuldigung und Urkundenfälſchung zu einem Jahr und neun Monaten Gefängnis, Frau Geiling wegen Beihilfe zur falſchen Anſchuldigung zu einem Jahr und drei Monaten Gefängnis. Strafkammer Eine Ehefrau machten unter eine glückliche. um etwa drei⸗ Frau reichte anderen Weg. des Diebſtahls elangt werden Verbindung. f die Anzeige die er das Opfer nſtiftung zur en Gefängnis falſcher An- Molkereiprodukte Empfehle billigſt Ui I 1 l. Ruler Bismarckſtraße 12“ heute und lern elmer empfiehlt in bekannter Güte Butter. Eler, Rase 0 Blatte befind j t der gute Speiſequark und File e ee Kaufen Sie im Spezialgeſchäft. weiteſte Weg lohnt ſich daß ſich alle Feuer im Erdgeſchoß ausbrach. Außerdem führte aus dem Ober⸗ geſchoß nur flüchteten durch die Dachluke und ſprangen vom Dach zur Erde, wodurch ſie dem ſicheren Tod entgingen. Tödlicher Abſturz vom Hohen Goell Der Salzburger Bergſteiger Andreas Strohbichler iſt am Hohen Goell aus 80 Meter Höhe abgeſtürzt. Er war auf der Stelle tot. Die Leiche, die gräßliche Verſtümmelungen aufwies, konnte geborgen werden. 530 Tote beim Hotelbrand in Amerika? Die Zahl der Todesopfer, die der Hotelbrand in Lanſing gefordert hat, ſteht immer noch nicht feſt. Es werden noch etwa 80 Hotelgäſte vermißt. Man befürchtet, daß die Zahl der Toten ſich auf elwa 50 ſteigern wird. Mit der Durchſuchung der glühenden Trümmer ſoll ſofort begonnen werden. Man nimmt an, daß ſich auch noch mehrere Leichen unter der Eisdecke des Grand River befinden, in den mehrere Hotelgäſte in ihrer Todesangſt geſprungen ſind. Nach Berichten von Leber⸗ lebenden haben ſich ſchreckliche Panikſzenen in dem brennenden Hotel abgeſpielt. Frauen mit brennenden Haaren und Kleidern durchraſten die Korridore, zahlreiche Hotelgäſte wurden bei dem Verſuch, ſich zu retten, niedergetreten. 20 Minuten lang ertönten furchtbare Schreckensrufe, bis das Hotel mit donnerähnlichem Krachen in ſich zuſammenſtürzte. Rom: Zu dem Grenzzwiſchenfall zwiſchen Italienern und Abeſſiniern wird in Rom bekannt, daß die Zahl der Toten auf abeſſiniſcher Seite 110 beträgt. Ferner wird bekannt gegeben, daß die italieniſchen Truppen ein abeſſiniſches Truppenlager er- obert haben. Werompl, 1 Brand in einem Flachsbrechhaus DNB. Neuſtadt(Oberſchleſien), 12. Dezember. In Niedermohrau bei Römerſtadt in der Iſchechoflowaklei ereignete ſich, wie erſt jetzt bekannt wird, am Montag ein furcht⸗ bares Brandunglück. In einem Flachbrechhaus kam wäh⸗ rend der Arbeitszeit, die bereits um Mitternacht begann, ein Feuer aus, das in dem Flachs reiche Nahrung fand. Drei Frauen kamen in den Flammen um. Sieben Per⸗ ſonen, davon ſechs Frauen, erlitten ſchwere Brandwunden. Die Brandurſache konnte noch nicht einwandfrei feſtgeſtellt werden. Die ſchweren Folgen bes Anglücks ſind darauf zurückzuführen, morgen ſeefriſche Uolkszellung 7 ehe Sie ihre Einkäufe be- Kabliau sorgt. Sie weiß in diesem gute Bezugsquellen. Drei Tote und ſieben Schwerverletzte. Arbeiter in dem oberen Stockwerk befanden, als das eine enge, hohe Treppe hinunter. Einige Arbeiter DRB. Berchtesgaden, 12. Dez. DNB. Newyork, 12. Dezember. Gegen spröde Haut Leokrem mit Sonnen- Vitamin e Iman W e dre ,, N 4% 50 1500000 Neue Bürgermeiſter Darmſtadt. Ernannt wurden zu Bür germeiſtern: Karl Kraft in Bürſtadt, Kreis Bensheim; Friedrich Scheerer 6, in Traiſa, Kreis Darmſtadt; Adam Brunner in Weiten⸗Geſäß, Kreis Erbach; Philipp Friedrich Reichert in Altwiedermus, Auguſt Roth in Aulendiebach; Georg Schultheiß in Bingenheim; Peter Heinrich Geiß in Büches; Karl Krug in Heuchelheim; Ludwig Michel 3 in Unter⸗ Widdersheim, ſämtlich Kreis Büdingen; Friedrich Wilhelm Simon in Sörgenloch, Kreis Mainz; Heinrich Diel 3 in Bechtolsheim, Kreis Oppenheim. Zu Beigeordnetenb: Johann Adam Götzinger in Raidelbach und Georg Adam Walther in Seeheim, Kreis Bensheim; Leonhard Kredel in Etzean, Kreis Erbach; Wil⸗ helm Werner in Klein-Rohrheim, Kreis Groß⸗Gerau: Heinrich Steuernagel 2 in Eudorf, Friedrich Liehr in Kir⸗ torf und Karl Ruckelshauſen in Zell, ſämtlich Kreis Als⸗ feld; Rudolf Rieß in Heuchelheim, Kreis Büdingen; Aman⸗ dus Dengler in Rockenberg, Kreis Friedberg; Karl Schaaf in Keſſelbach, Kreis Gießen; Karl Carl in Gedern, Kreis Schotten; Johann Krußmann in Sörgenloch, Kreis Mainz. Was alles ſteuerfrei bleibt Durchführungsbeſtimmungen zum Lohnſteuerabzug. Der Reichsfinanzminiſter hat jetzt Verordnungen zur Durchführung des Steuerabzuges vom Arbeitslohn er⸗ laſſen. Abgeſehen von den generell im Einkommerſteuer⸗ geſetz enthaltenen Beſtimmungen ſei hervorgehoben, daß nach der Durchführungsverordnung dem Steuerabzug unter anderem nicht unterliegen: Jubiläumsge⸗ ſchenke an Arbeitnehmer, wenn ſie anläßlich eines Ar⸗ beitnehmerjubiläums gegeben werden und bei einer un⸗ unterbrochenen 25jährigen Tätigkeit ſechs Monatsbezüge, höchſtens aber 3000 Mark nicht überſteigen. Bei einer 40⸗ jährigen Tätigkeit iſt die Steuerfreiheit gegeben, wenn neun Monatsbezüge, höchſtens aber 4500 Mark nicht überſtiegen werden und bei einer 50jährigen Tätigkeit, wenn ein Jahresgehalt, höchſtens aber 6000 Mark bezahlt werden. Es bleiben auch Jubiläumsgeſchenke anläßlich eines Firmenjubiläums ſteuerfrei, und zwar in dieſem Falle, wenn die Gabe für den einzelnen Arbeit⸗ nehmer einen Monatslohn nicht überſteigt und wenn ſie gegeben wurde, weil die Firma 25, 50 oder ein ſonſtiges Mehrfaches von 25 Jahren beſtanden hat. Zum ſteuerpflich⸗ tigen Arbeitslohn gehören weiterhin u. a. nicht: Ehrenzulagen, die mit deutſchen Kriegsorden und Ehrenzeichen verbunden ſind, die verſicherungsmäßige Arbeitsloſenunterſt ützung, Kriſenunterſtützung und Kurzarbeiterunterſtützung, die Vergütungen im Frei⸗ willigen Arbeitsdienſt und Heiratsbeihilfen an Arbeitnehmerinnen, wenn ſie nach den bekannten Richt⸗ linien gegeben werden. Auch Geburtsbeihilfen bleiben ſteuerfrei, wenn der Arbeitslohn des Arbeitnehmers in dem der Geburt des Kindes vorausgehenden Lohnzahlungszeitraum 520 Mark monatlich bzw. 120 Mark wöchentlich nicht überſteigt. Die Kinderermäßigung, die auf Antrag auch für volljährige Kinder bis zum 25. Lebensjahre gewährt wird, wenn ſie auf Koſten des Arbeitnehmers für einen Beruf ausgebildet werden, tritt in dieſen Fällen auch ein, wenn dieſe volljährigen Kinder nicht zum Haushalt des Arbeit⸗ nehmers gehören. Als Berufsausbildung gilt auch die Aus⸗ bildung in der Hauswirtſchaft gegen Lehr⸗ oder Schulgeld. Von den umfangreichen weiteren Beſtimmungen iſt vor allem die Feſtſetzung des Wertes der Sach⸗ bezüge zum Zwecke des Steuerabzuges von Intereſſe. Danach wird ab 1. Januar 1935 volle freie Station ein⸗ ſchließlich Wohnung, Heizung und Beleuchtung für weib⸗ liche Hausgehilfinnen, Lehrmädchen und gering bezahlte gewerbliche und landwirtſchaftliche weibliche Arbeitnehmer mit 25 Mark eingeſetzt, für die entſprechenden männlichen Kräfte wird ein Steuerwert von 35 Mark im Monat an⸗ genommen. Für Gewerbegehilfen uſw., die der Angeſtell⸗ tenverſicherung unterliegen, ſowie für das auf See⸗ und Binnenſchiffen beſchäftigte Perſonal, ſoweit es nicht zu der höheren Gruppe gehört, ſind 45 Mark und für Angeſtellte höherer Ordnung, Hauslehrer, Gutsinſpektoren, Aerzte uſw. 60 Mark eingeſetzt. Der Arbeitgeber haftet dem Reich für die Einbehaltung und Abführung der Lohnſteuer neben dem Arbeitnehmer. Berlin: Der Haupttreffer der Preußiſch-Süddeutſcher Klaſſenlotterie in Höhe von 100 000 RM. fiel auf die Numme! 162 560 und wird in beiden Abteilungen in Achteln geſpielt, und zwar in der Provinz Brandenburg und Württember g. f Hamburg:„Graf Zeppelin“ iſt am Mittwoch um 2.55 Uhr in Pernambuca gelandet. Paris: Wie das„Journal“ berichtet, iſt mit Zuſtimmung Muſſolinis ein franzöſiſch⸗italieniſcher Ausſchuß ehem. Front⸗ kämpfer gegründet worden, der 10 Millionen Frontkämpfer umfaſſe. —— beitsbeſchafrungslottevie deminner prümien- Aaunt- Sus ammen gowinner gewinner Zusammen Stitsammen SoOO MSOOOO n T 3 . ir l * 2 . . 288— Donnerstag, den 13. Dezember 1 1 Bier nheimer Volkszeitung 10. Jahrgang Die Ausleſe der Hochſchullehrer Bei allen Berufungen Mitwirkung der Hochſchulkommiſſion der a NSD Ap. 1 N Noz. Berlin, 11. Dezember. Auf der Tagung der Vertrauensmänner des NS. Aerzte⸗ bundes bei den mediziniſchen Fakultäten in Jena machte Prof. Dr. Wirz(München) eingehende Mitteilungen über die bisher geleiſtete Arbeit. Nach dem Bericht des Deutſchen Aerzteblattes ſtellte er dabei feſt, daß alle Berufungen an deutſche Hochſchulen heute planmäßig und unter Mitwirkung der Hochſchulkommiſſion der NSDAP. erfolgen. Nach der Errichtung des Reichserziehungs— miniſteriums iſt die Zuſammenarbeit mit dieſem ſofort aufge- nommen worden mit dem Ergebnis, daß innerhalb kurzer Zeit 34 Berufungen gemäß den Vorſchlägen der Hochſchulkommiſſion ausgesprochen wurden. 4 Mit dem Reichserziehungsminiſterium wurde auch die Rektoratsfrage erörtert. Dabei wurde zum Ausdruck gebracht, daß die Rektoren der Hochſchule Männer ſein müſſen, die ge⸗ willt ſind, im Geiſte der Bewegung tätig zu ſein und auf der ganzen Linie mit der Partei zuſammenzugehen. Prof. Wirz erklärte weiter in ſeinem Bericht, daß die notwendige Reform des mediziniſchen Studiums den Auftakt zur Hochſchulreform überhaupt bilde. Die Führung müſſe auch hier bei der Partei liegen, und Träger dieſer Initiative ſei die Hochſchulkommiſſion, die jetzt nicht nur die mediziniſchen, ſondern auch die übrigen Fakultäten und damit die Hochſchulen in ihrer Geſamtheit er faſſe. Vor allem müſſe das Ausleſeproblem unter den Hoch— DNB. Los Angeles, 12. Dez. In der Schilderung ſeiner Erlebniſſe auf den Galapagos— Inſeln berichtet Kapitän Hancock weiter, daß er in der Tagusbucht die Jacht„Svaap“ unverſehrt vorgefunden habe, in der im Juni 1933 der amerikaniſche Forſcher William Robinſo n und ſeine Gattin ihre Hochzeitsreiſe antraten. Es war zunächſt vermutet worden, daß möglicherweiſe die Baronin Wagner und ihr Begleiter die„Spaap“ be— nutzten, als ſie im letzten Juli von den Galapagos-Inſeln ver— ſchwanden. Der Forſcher Robinſon hatte die„Spaap“ in der Tagusbucht zurückgelaſſen, als ihn ein amerikaniſches Kriegs— . Blinddarmoperation in ein Hoſpital nach Panama rachte. Aus San Diego(Kalifornien) wird gemeldet, daß die ne⸗ ben den Leichen auf der Marchena-Inſel aufgefundenen 14 Briefe an amerikaniſche und ausländiſche Adreſſen am Diens— tag der Poſtbehörde in San Diego zur Weiterbeförderung übergeben worden ſind. 36 Briefe, die die Inſelbewohner von der Außenwelt erhielten, wurden der Zollbehörde zur Weiter— gabe an den deutſchen Konſul in Los Angeles übermittelt. Die Wehrmacht DNB. Berlin, 12. Dez. Am Dienstagabend ſprach in Berlin im Offizierskaſino des Wachregiments der Leiter der Abteilung Inland des Reichs— wehrminiſteriums, Major Foertſch, vor zahlreichen Preſſe— vertretern und Führern der SA und SSE, des Arbeitsdienſtes und der Hitler-Jugend über das Thema:„Die Wehrmacht im neuen Reich“. Major Foertſch ging insbeſondere davon aus, daß trotz aller Erklärungen eine gewiſſe Auslandspreſſe ſich immer wieder mit dem Verhältnis der Wehrmacht zum Nationalſozialismus befaſſe und mit einem Male behaupte, daß der größte Gegner des Nationalſozialismus in Deutſchland die Wehrmacht und ihre führenden Generäle ſeien, zum anderen Male wiederum die Meinung ausdrücke, die Wehrmacht ſei reſtlos in nationalſozia— liſtiſchem Sinne politiſiert und dadurch ihrer Schlagkraft ver— luſtig gegangen. Nicht allein aus Böswilligkeit und Senſations— luſt würden derartige Meinungen kolportiert, ſondern auch aus Anvermögen heraus, die Wehrmacht und ihre Stellung im neuen Staat zu verſtehen. Man verſuche, wie im alten Staat die Wehrmacht zu einer Sphinx zu ſtempeln, zu einer unbeſtimm— baren Größe, von der man nicht wiſſe, wo ſie eigentlich ſtehe. Major Foertſch gab dann einen Abriß der Entwicklung und der Grundlage der Wehrmacht, wies darauf hin, daß nach 1918 im Weimarer Staat infolge des Mangels an Autorität durch den Parteienſtreit und infolge des Fehlens eines klaren Bekenntniſſes zur Wehrhaftigkeit die Wehrmacht eine ge— wiſſe eigene Stellung habe einnehmen müſſen. Damals habe die Wehrmacht eine überparteiliche Haltung ſich geſchaffen, die oft angegriffen und nicht verſtanden worden ſei. Sie ſei aber im Intereſſe der Selbſterhaltung der Wehrmacht notwendig geweſen. ſchullehrern gelöſt werden. Am eine wirkliche Ausleſe durch— führen zu können, genüge die Reform der Berufungsmethoden aicht, unentbehrlich ſei vielmehr die befriſtete Schaffung einer Verſetzungsmöglichkeit bzw. Außerdienſtſetzung. Clemens Krauß Operndirektor. Für den freigewordenen Poſten des Operndirektors an der Berliner Staatsoper hat Miniſterpräſident Göring den Opern- direktor der Wiener Staatsoper, Clemens Krauß, berufen. Das Drama auf den Robinſon⸗Inſeln Kapitän Hancock über ſeine Erlebniſſe auf den Galapagosinſeln Eiferſuchtsdrama um die Baronin Wagner? DNB. Guayaquil(Ecuador), 12. Dez. Nach Anſicht des Forſchers Martin Voegeli, der im September die Galapagos-Inſeln beſuchte, dürfte der Tod Dr. Ritters nicht auf eine Fleiſchvergiftung zurückzuführen ſein, da Dr. Ritter Vegetarier geweſen ſei. Soweit man aus dem Inhalt der aufgefundenen Briefe, die in ſchwediſcher, deut— ſcher und engliſcher Sprache abgefaßt ſind, einen Einblick in die tragiſchen Geſchehniſſe auf der Charles-Inſel gewinnen kann, ſcheint ſich zwiſchen Lorenz und Philippſon ein heftiger Kampf um die Baronin Wagner abgeſpielt zu ha— ben, der mit Knüppeln und Steinen ausgetragen worden iſt. Sieger in dieſem Streit muß Philippſon geweſen ſein, der dann mit der Baronin die Charles-Inſel verlaſſen hat. Lorenz und Nuggrud dürften dann ſpäter nach der Inſel Marchena ge— ſegelt ſein, wo ſie verdurſteten. Den letzten Brief von Lorenz, den er kurz vor ſeinem Tode ſchrieb, haben die Ma— troſen, die die Leichen von Lorenz und Nuggrud auffanden, bei ihrer Rückkehr zum Schiff verloren. im neuen Reich In den„Pflichten des Soldaten 1934“ wird die Wehrmacht wieder zum Volksheer gemacht. Die Wehrmacht iſt der Waffenträger des deutſchen Volkes. Sie ſchützt das Deutſche Reich und Vaterland, das im National⸗ ſozialismus geeinte Volk und ſeinen Lebensraum. Von einer Ver— wendung nach innen iſt nicht mehr die Rede und an die Stelle des Begriffes Staat iſt der Begriff Volk getreten. Der Redner wies dann auf eine Reihe von anerkennenden Worten des Führers für die Wehrmacht hin und machte darauf aufmerkſam, daß als die größten Leiſtungen im Nachkriegsdeutſchland der Führer einmal den Aufbau der nationalſozialiſtiſchen Bewegung und den Aufbau der Wehrmacht bezeichnet habe. Die Haltung der Wehrmacht in der nationalſozialiſtiſchen Revolution ſei in jeder Weiſe folgerichtig geweſen. Zwar hätten in der Welt oft Armeen Revolutionen gemacht, in Re— volutionen eingegriffen, oder Revolutionen beendet. Für die deutſche Wehrmacht ſei eine ſolche Haltung nicht in Frage ge— kommen, denn das, was ſie erſehnte, habe die nationalſozialiſtiſche Bewegung erkämpft. Aus dieſer Gleichheit der Anſchauung nun zu folgern, daß dann die Armee die Revolution ja ſchon viel früher hätte machen können, ſei falſch, denn nur von Armeen gemachte Revolutionen zerſtören meiſt das Gefüge dieſer Ar— meen und ſeien nicht von langer Dauer. Im letzten Teil ſeiner Ausführungen behandelte Major Foertſch die Beziehungen zwiſchen den einzelnen Säu— len der NSA und der Wehrmacht, die eng und herzlich ſeien. Der Führer habe die Wehrmacht aus einer gewiſſen Vereinſamung herausgehoben und ſie wieder „Waffenträger der Nation“, heißt ein Buch, das ſeine Entſtehung einem Preisausſchreiben des Reichswehrminiſters Generaloberſt von Blomberg verdankt. Bei dem Wettbewerb ſollten von Unterofffizie⸗ ren und Mannſchaften des Heeres und der Marine treue Wort und Bild aus dem dienſtlichen und außer⸗ Schilderungen und Ausſchnitte in wahrheitsgetreue und lebendige dienſtlichen Leben des Soldaten gegeben werden. Aus dem Werk, das mit dem Untertitel„Ein Buch der deutſchen Wehrmacht für das deutſche Volk“ ſeine Beſtimmung umreißt, geben wir hier ein Bild des Oberkanonier May, A A.-R. 4 wieder: Schweres g Maſchinengewehr in Feuerſtellung. ö ö mitten ins Volk geſtellt, er habe weiter die deutſche Wehrmacht zu einer der Säulen beſtimmt, die neben der Partei als dem politiſchen Willensträger als einziger Waffenträger der Nation den Staat trage. Reichswehrminiſter Generaloberſt v. Blom berg habe keinen Zweifel darüber gelaſſen, daß der National- ſozialismus als die Grundlage des neuen Staates auch für die Wehrmacht unantaſtbar ſein müſſe, und die Wehrmacht habe bewieſen, daß es ihr mit dieſer Grundlage ernſt iſt. Es führe eine Linie von der Einführung des kameradſchaftlichen Grußes zwiſchen Wehrmacht und nationalſozialiſtiſchen Verbänden über die Teilnahme an den neuen ſtaatlichen und parteilichen Ver⸗ anſtaltungen des 1. Mai, des Erntedankſeſtes bis zum Auf— treten der Wehrmacht auf dem Reichsparteitag, und von der Einführung des Hoheitszeichens der nationalſozialiſtiſchen Be wegung bis zur Eidesleiſtung des Soldaten auf den Führer, der von der Wehrmacht als der erſten Einrichtung des Reiches dieſen Treueid 8 habe entgegennehmen können. 5 Dieſer Eid, der in unbedingter und perſön⸗ lichſter Form dem Führer des Deutſchen Rei⸗ ches und Volkes geleiſtet wurde, habe dem Soldaten eine eindeutige und klare Grundlage ſeines Dienſtes für Volk und Reich gegeben. Er habe die altpreußiſche persönliche Bindung zwiſchen dem einen Führer und ſeiner Gefolgſchaft wiederher⸗ geſtellt. Die Bedeutung dieſes Eides werde klar, wenn man ihn in Vergleich ſetze zun Weimarer Zeit: Dort ein Schwur auf die Verfaſſung und gleichzeitig das Gelöbnis, den Vorgeſetzten un⸗ bedingten Gehorfam zu leiſten, hier die eindeutige, klare Eides⸗ leiſtung auf eine Perſon. Dort die Möglichkeit von Konflikten, wenn, wie es dem geſunden Denken der Wehrmacht entſprechend geſchah, der Gehorſamsbegriff den politiſchen Grübeleien über den Sinn der Verfaſſung vorangeſtellt worden wäre. Hier die eindeutige bedingungsloſe Verpflichtung auf den Befehl des einen. Behauptungen, daß damit die Leberparteilichkeit und un⸗ politiſche Haltung der Wehrmacht verſchwunden ei, ſeien Anfug. Aeberparteilich und unpolitiſch ſeien weſentlich verſchiedene Be⸗ griffe. Eine unpolitiſche Wehrmacht habe es nie gegeben, und ſo monarchiſch die alte Armee der Vorkriegszeit ge⸗ weſen ſei ſo nationalſozialiſtiſch müſſe die heutige Wehrmacht ſein. Politiſche Betätigung ſei den Soldaten aus Gründen der Manneszucht verboten, nicht jedoch politiſches Denken, das aber finde die Wehrmacht heute im Rahmen des nationalſozialiſtiſchen Denkens. Die Partei ſei als Körperſchaft öffentlichen Rechtes politiſcher Willensträger des Staates, andere Parteien gebe es nicht mehr und damit auch nicht mehr den Begriff der Aeberparteilichkeit. Wehrmacht und Partei, Wehr- macht und SA, SS, Hg und PO, dienen dem gleichen Führer in gleichem Geiſt, jeder an ſeiner Stelle und auf ſeinem Gebiet. Beide haben ihren Arſprung im Fronterleben und ſind auf Grund gemeinſamer Ideen, gemeinſamer Arbeit und ge⸗ meinſamer Leiſtung eng verbunden. Dieſe Verbundenheit zu trennen, werde keiner Macht der Welt gelingen. Goebbels in der Weſtmark Große Kundgebungen in Dorkmund und Trier. Trier, 13. Dezember. In Weſtdeutſchland fanden zwei große Kundgebungen ſtatt, auf denen Reichsminiſter Dr. Goebbels ſprach: die eine in der Weſtfalenhalle in Dortmund, die andere in einem Maſſenzelt auf dem Palaſtplatz in Trier. Zur Trierer Kundgebung waren Saarländer in großer Zahl erſchienen. In ſeiner Dortmunder Rede gab Dr. Goebbels einen Abriß der politiſchen Entwicklung in Deutſchland in den letz⸗ ten Jahren, zeichnete mit ſcharfen Strichen das Deutſchland, das der Nationalſozialismus am 30. Januar 1933 überneh⸗ men mußte, und ſtellte dem gegenüber das Deutſchland von heute, das von jenem verſchieden ſei wie der Tag von der Nacht. Unſere Zeit ſei zu kurzlebig, man vergeſſe zu ſchnell, daß man noch geſtern am Rande des Abgrundes ge⸗ ſtanden habe und kritiſiere heute, wenn die breite Straße, die der Nationalſozialismus gebaut habe, hier und da ein⸗ mal nicht ſo glatt gepflaſtert ſei. f Hark und ſteinig ſei der Weg, den das deutſche Volk unker Führung der nationalſozialiſtiſchen Bewegung bis heute gegangen ſei, und ſteinig werde er auch noch einige Jeit bleiben. Wenn alle nationalen Reſerven verſchleudert ſeien, wenn das Land überſchuldet ſei und die Wirtſchaft einem Trümmerhaufen gleiche, dann müſſe man mit har · ker Arbeit ganz neu anfangen und Meter für Melker an Boden zurückgewinnen. Dabei gebe es auch einmal Schwie⸗ len und Schrunden. Die nationalſozialiſtiſche Bewegung habe auch vor der Machtübernahme darüber keinen Zweifel gelaſſen und nichts verſprochen, ſondern nur Opfer gefordert für Deutſchland. Nach der Machtergreifung habe der Führer vier Jahre Zeit gefordert zum Wiederaufbau, Deutſchlands. Heute ſei noch nicht die Hälfte dieſer Zeit verſtrichen, aber ſchon jetzt ſei die Verſchuldung geſun⸗ ken, viereinhalb Millionen Menſchen ſtänden wieder in Lohn und Brot, und wenn vielleicht hier und da auch die Bezahlung noch nicht den Wünſchen der nationalſozialiſti⸗ ſchen Bewegung entſpräche, ſo käme es zunächſt jedoch darauf an, die Menſchen in die Betriebe zurückzubringen und dann allmählich in dem Maße, in dem das deutſche 0 ſich das erarbeite, auch ſeinen Lebensſtandard zu ver⸗ eſſern. „Es iſt uns nicht darum zu kun, den Beifall der Gegen⸗ wart, ſondern den Beifall der Zukunft zu erwerben.“ Reichsminiſter Dr. Goebbels wies auch auf die Preisfrage hin, deren Regelung mit Energie in An⸗ griff genommen ſei. Zur Regierungspolitik erklärte der Redner:„Warum ſoll das Volk ſich mit Sorgen abguälen, mit denen die Regierung ſchon genug zu ſchaffen hat? Die Regierung hat die Pflicht, dieſe Sorgen zu tragen. Man zeige mir eine Regierung, die keine Sor⸗ gen hat. Im übrigen ſind wir immer der Meinung gewe⸗ ſen, daß das deutſche Volk ſich in unſerer Verantwortung geborgen fühlen kann.“— „Wir ſind überzeugt, daß wir jede Kriſe ſiberſtehen und daß wir die Aufgaben, die uns das Schickſal ſtellt, löſen werden. Wir ſind in der Härte und Schwere der Kampf⸗ jahre nicht verzweifelt. Wenn unſere Arbeit von Segen ge⸗ weſen iſt, ſo bitten wir auch fürderhin, daß das Schickſal uns beiſtehen möge.“ Ehrenſold für Ludwig Wüllner Berlin, 11. Dezember. Reichsminiſter Ruſt hat als preußiſcher Kultusminiſter gemeinſam mit dem preußiſchen Finanzminiſter auf Vorſchlag der Preußiſchen Akademie der Künſte in Berlin Dr. Ludwig Wüllner einen ſtaatlichen Ehrenſold von jährlich 2000 RM. auf die Dauer von fünf Jahren bewilligt. e N ö — — e — — r—— — —— —— D 4 1 9 * 1 2 1 N . ebene Aus Nah und Fern Darmſtadt.(Amtsunterſchlagung und Er ⸗ preſſung.) Vor der Großen Strafkammer hatte ſich der 27jährige W. Hartmann von Darmſtadt wegen ſchwerer Verfehlungen zu verantworten. Der Angeklagte, der früher ſchon Unterſchlagungen begangen hatte, die aber ſeine Mut⸗ ter, eine Kriegswitwe, ſtets abdeckte. ſo daß das Gericht nichts damit zu tun bekam, wurde im Jahre 1933 Ver⸗ tragsangeſtellter beim Staatspolizeiamt. Bei der Auflöſung der fälſchlich als marxiſtiſch geltenden Sängervereinigung von Hauſen bei Offenbach beſchlagnahmte er in amtlicher Eigenſchaft 684 Mark Vereinsgelder, die er angeblich ver⸗ loren hatte, als nach Wiederzulaſſung des Vereins das Geld zurückgegeben werden ſollte. Hartmann teilte aber »ſeinem Vorgeſetzten dieſen„Verluſt“ nicht etwa mit, ſon⸗ dern nötigte den Verein, ihm die Summe als Darlehen zu überlaſſen, ſonſt bleibe der Verein verboten. Dem Gericht erſchien in Anbetracht der anderen Vertrauensbrüche des Angeklagten unglaubhaft, daß er das Geld verloren habe und es verurteilte ihn wegen Amtsunterſchlagung, Erpreſ— ſung und Amtsmißbrauch zu eineinhalb Jahr Gefängnis und zwei Jahren Ehrverluſt. Die Unterſuchungshaft wurde ihm wegen ſeines hartnäckigen Leugnens nicht angerechnet. Offenbach.(Etwa 20000 Laib Brot geſtoh⸗ len.) Vor dem hieſigen Bezirks⸗Schöffengericht hatte ſich der 30 Jahre alte Karl Theodor Lorey aus Steinbach im Taunus wegen fortgeſetzten Diebſtahls zu verantworten. Der Angeklagte war ſeit 1927 bis etwa vor einem Viertel⸗ jahr bei einem Bäckermeiſter in Steinbach tätig. Täglich fuhr er nach Frankfurt, um dort die Kundſchaft ſeines Brot gebersgebers mit Brot zu beliefern. Er genoß das größte Vertrauen ſeines Chefs, das er jedoch auf das gröblichſte mißbrauchte. Faſt täglich nahm er einige Brot mehr mit, die er auf eigene Rechnung verkaufte. Der Angeklagte gab ſelbſt zu, daß es mitunter 25 Brote waren, die er nebenher ſeiner Ladung beifügte. Im Jahre 1929 will der Ange⸗ klagte in der Lotterie 10 000 Mark gewonnen haben. Er baute ſich auch ſehr bald ein ſtattliches Wohnhaus für etwa 15 000 Mark. Nachdem die Verfehlungen entdeckt wurden, glaubte man nicht mehr an den Lotteriegewinn. Dem Ge⸗ richt war es ein Rätſel, daß der Bäckermeiſter erſt durch andere Leute auf den Vertrauensmißbrauch aufmerkſam wurde. Schätzungsweiſe ſind es über 20 000 Brote, die der Angeklagte geſtohlen hat. Der Schaden wurde durch eine Hypothek, die der Beſchuldigte ſeinem früheren Brot⸗ geber auf das unrechtmäßig erworbene Haus überließ, annähernd gedeckt. Der Staatsanwalt beantragte zwei Jahre Gefängnis und ſofortige Verhaftung wegen Flucht⸗ verdachts. Das Gericht ließ den Angeklagten in Haft neh⸗ men, hielt ihm jedoch das volle Geſtändnis zugute und erkannte auf ein Jahr und neun Monate Gefängnis. Michelſtadt i. O.(uls Leiche geländet.) Am ſo⸗ genannten Totenſteg wurde dieſer Tage morgens der 67 Jahre alte K. Keil aus Steinbach als Leiche aus der Mümling gelandet. Keil war bis in die ſpäten Abendſtunden noch mit Steinbacher Einwohnern zuſammen und iſt jedenfalls auf dem Heimweg in der Dunkelheit vom Wege abgekommen und in die dort ziemlich tiefe Mümling geraten, wobei er den Tod fand. Mainz.(Erſte Fahrt des neuen Dieſel⸗ Elektro⸗Eiltriebwagens.) Im Beiſein von Ver⸗ tretern der Preſſe erfolgte die erſte Probefahrt des neuen Dieſel⸗Elektro-Eiltriebwagens der Reichsbahndirektion Mainz auf der Strecke Mainz—Wiesbaden— Rüdesheim— Oberlahnſtein Bingen und zurück nach Mainz. Die Fahrt hatte ein durchaus befriedigendes Ergebnis. Der Dieſel⸗ Elektro⸗Eiltriebwagen, der mit einem 410 PS⸗Maibach⸗ Motor ausgeſtattet iſt und eine Höchſtgeſchwindigkeit von 110 Kilometer erreicht, bewies auch bei höchſter Geſchwin⸗ digkeit ſeine ruhige und ſichere Schienenlage. Die prächtige Innenausſtattung macht das Reiſen tatſächlich zu einer Luſt. Hauptmerkmal des neuen Wagens iſt die R3M.⸗ Steuerung, die die Möglichkeit bietet, den Zug ſowohl vom Führerſitz des Motorwagens aus als auch vom Anhänger aus zu ſteuern. Dadurch wird das umſtändliche und zeit⸗ raubende Rangieren vermieden, was bei der großen Zahl der im Reichsbahndirektionsbezirk Mainz vorhandenen Kopfbahnhöfe von großem Vorteil iſt. Schotten.(Der„arme“ Handwerksburſche.) In einem Stalle in dem benachbarten Kreisort Breunges— hain wollte vor einigen Tagen ein hauſierender Hand⸗ werksburſche übernachten und ſich gegen ſeinen Rheuma— tismus die Beine mit Spiritus einreiben. Dabei ging der Mann unvorſichtig mit dem Spiritus und dem Licht um, ſo daß ein Brand entſtand, bei dem er ſchwere Brandwun— den erlitt, an denen er im hieſigen Krankenhaus verſtorben iſt. Nunmehr ſtellte ſich heraus, daß der„arme“ Mann, der aus dem Auslande ſtammte und in Ungarn Familien- angehörige hatte, ſchon vor dem Kriege eine anſehnliche Geldſumme auf einer Sparkaſſe ſein Eigen nannte, die nach der Inflation aufgewertet wurde, und daß er ſeitdem noch einen weiteren großen Betrag auf die hohe Kante hatte bringen können, ſo daß er das Handwerksburſchen— leben nicht nötig gehabt hätte. ** Frankfurt a. Mm.(Zuchthaus für einen Hei⸗ ratsſchwindler.) Der 40jährige Otto Schmidt lernte am Main eine Hausangeſtellte kennen und verſprach ihr im Laufe der Beziehungen die Ehe. Schmidt verſchwieg ſeinen wahren Namen und gab ſich als Sturmführer und Adju⸗ tant aus. Er behauptete, Erfinder eines neuartigen Roh⸗ ölmotors zu ſein und ein Patent darauf zu haben. Der Motor koſtete angeblich viel Geld und es gelang Schmidt, dem vertrauensvollen Mädchen 900 Mark Erſparniſſe zu entlocken, um ſich dann nicht mehr ſehen zu laſſen. Er kaufte ſich mit dem Geld ein Auto. Schmidt, ein verhei— rateter Mann und Vater mehrerer Kinder, hat ſchon vier⸗ mal wegen Heiratsſchwindels vor Gericht geſtanden. Die⸗ ſer fünfte Fall brachte ihm nun anderthalb Jahre Zucht- haus, fünfzig Mark Geldſtrafe und drei Jahre Ehrverluſt ein. I Mannheim, 12. Dezember. Im Nebel vom Weg abgekommen und ertrunken. Die⸗ ſer Tage wurde bei Ilvesheim die Leiche eines jungen Man⸗ nes geländet. Wie jetzt feſtſteht, handelt es ſich um den 28 Jahre alten Sohn des Händlers W. Frank aus Böckingen bei Heilbronn. Der junge Mann war vor etwa ſechs Wochen in der Frühe aus dem Elternhaus weggegangen, um ſich zu ſeiner Arbeitsſtätte in einer Heilbronner Silberwarenfabrik zu begeben. Man nimmt an, daß Frank, den ſein Weg immer den Fluß entlang führte, bei Frühnebel in das Waſſer ge— raten und ertrunken iſt. Mannheim in der Statiſtik. Nach dem Vierteljahres⸗ bericht des Statiſtiſchen Amtes für das 3. Vierteljahr 1934 haben von Juli bis September 963 Eheſchließungen ſtattge⸗ funden gegen nur 791 im gleichen Zeitraum des Vorjahres; dies entſpricht einer Zunahme von 21.7 Prozent, gegenüber dem 3. Vierteljahr 1932 ſogar ein Mehr von 57.1 Prozent. Ueber 40 v. H. der geſchloſſenen Ehen waren konfeſſionell ge⸗ miſcht. Die Zahl der Lebendgeborenen betrug in der Berichts⸗ zeit 1095 gegenüber 917 im vorigen Jahre; dies bedeutet eine Zunahme um 20 v. H., gegenüber 1932 ſogar über 30 v. H. Unter Berückſichtigung der Sterbefälle ergibt ſich für den Berichtszeitraum ein Geburtenüberſchuß von 497. Gegen das Vorjahr hat er ſich um 36.5 Prozent, gegen 1932 ſogar um 91.1 Prozent vermehrt. * UI Heidelberg.(Innenminiſter eröffnet die Ausſtellung) Die unter der Schirmherrſchaft des Reichs⸗ ſtatthalters Robert Wagner ſtehende Große Deutſche Luft⸗ ſchutz-Ausſtellung wird am kommenden Freitag, vormittags 11 Uhr, durch Innenminiſter Pflaumer eröffnet werden. An die Eröffnungsfeier ſchließt ſich eine Führung durch Ober⸗ leutnant a. D. Lenz vom Präſidium des Reichsluftſchutzbun⸗ des an. Heidelberg.(Betrüger im Rückfall.) Der 58⸗ jährige Werner Kahl aus einem Ort in Schleſien erhielt wegen verſchiedener betrügeriſcher Vergehen im Rückfall ein Jahr ſechs Monate Gefängnis. Kahl, der zweimal einſchlägig beſtraft iſt, hatte u. a. drei Schreibmaſchinen, die ihm zu Vorführungszwecken überlaſſen worden waren, verſetzt oder verkauft. Weiter konnten ihm noch verſchiedene Zechprellereien nachgewieſen werden. Weinheim.(Jägerappell des Kreiſes Weinheim) Auf Einladung des kommiſſariſchen Kreis⸗ jägermeiſters, Profeſſor Rettig, fand in den Räumen des Gaſthauſes„Zum Falken“ der erſte Jägerappell für die Jägerſchaft des Kreiſes Weinheim ſtatt. Anweſend waren Gaujägermeiſter Oberforſtmeiſter Krutina-Karlsruhe, Land⸗ rat Dr. Compter für die ſtaatliche Behörde, Bürgermeiſter Dr. Meiſer für die Stadt Weinheim ſowie die Bürgermeiſter der Landorte des Kreiſes und der Kreisbauernführer. Der Kreisjägermeiſter erläuterte eingehend das neue Reichsjagd⸗ geſetz und gab davon Kenntnis, daß die Verhandlungen mit den Gemeinden wegen der Abrundung der Jagdbezirke gün⸗ ſtig verlaufen. Oberforſtmeiſter Krutina gab anſchließend einige Erläuterungen. Im Namen der Gemeinden ſprach Landrat Dr. Compter. Wer küßt Jungjer Barbara? Eine heitere Dorj⸗ Liebes⸗ und Erbjchaftsgejchichte von Nobert Maas 5 2 Am Abend wußte Roſa, daß Fräulein Barbara Siebzehn— rübel nach ihrer Meinung nicht in Gernegroda und nicht in Dingelsdorf geboren ſein konnte und ganz beſtimmt keine Schule in einem der beiden Dörfer beſucht hatte. Sie ſelbſt, Roſa, war gewiß nicht beſonders gebildet; ſie hatte ſich ihre Liebesbriefe ſtets von ihrem Bruder ſchreiben laſſen. Aber ſoviel wußte ſie, daß Dingelsdorf zum Kreiſe und zum Bezirk Neuſtadt gehörte. And auch in welcher Provinz Neuſtadt lag, hätte ſie ſagen lönnen. Das alles hatte Barbara erſt heute erfahren. Den Beſuch des Notars Fries erwartete Barbara in einem dunklen Kleide. Es war etwas Feierliches in ihrer Haltung. Der Herrenſchnitt ihres Haares war ebenſo ſtark betont wie der hohe und enge Halsſchluß ihres Kleides, das in geraden Falten von den Schultern bis tief auf die Erde herabfiel. Der Notar, ein kleiner unterſetzter Herr mit einem Geſicht, das Sinn für Humor verriet, blieb oſtentativ im Türrahmen ſtehen, als er das Zimmer betrat, in dem er ſonſt den alten Amerikaner begrüßt hatte. Ein ſchalkhaftes Schmunzeln ſpielte um ſeinen Mund. Eine nicht unangenehme Ueberraſchung huſchte über ſein von zahlreichen kleinen Fältchen durchzogenes Geſicht. Fries hatte dem Onkel an Jahren nicht viel nachgeſtanden; nun ſah er ein zweites Geſicht aus der Familie des ulkigen Ameri— kaners vor ſich, in Haltung und Gebärde dem Onkel gar nicht ähnlich;„zu hoch zugeknöpft“, ging es ihm durch den Sinn, was ihn nicht hinderte, ſtatt des Grußes der Jungfer ein Lächeln entgegenzuhalten, das ſie deuten konnte, wie es ihr recht ſchien. Erſt war Barbara verdutzt. So etwas gab es in Deutſch⸗ land: Ein Notarius, dem jede Art geſellſchaftlicher Form ab⸗ ging, der in einem ziemlich abgetragenen Lodenmantel kam, um ihr das Teſtament feierlich zu übergeben, der nicht einmal „Guten Tagl“ ſagte, wenn er in ihr Zimmer trat! Schließlich hatte ſie das Empfinden, der Notar übertrage ſeine freundſchaftlichen Empfindungen, die er für den Onkel ge⸗ hegt, unmittelbar auf ſie. Sie zwang ſich alſo ſelbſt ein Lächeln ab, trat dem Notar entgegen, reichte ihm die lange Hand mit dem Ring am Zeigefinger und ſagte: „Ich freue mich, daß Sie gekommen ſind, Herr Notar.“ „And ich, daß Sie endlich da ſind, Fräulein Siebzehnrübel. Wo ſoll ich mich ſetzen?“ „Hier, bitte, in Onkels Stuhll“ „Nicht, nicht, ſchönes Kind, das würde ich eine Erniedri— gung des Andenkens nennen, das wir dem teuren Toten ſchul⸗ den. Hier habe ich oft mit ihm beim Skat geſeſſen. Hier hat er mit mir das Teſtament beſprochen, das mich heute zu Ihnen führt, hier will ich auch ſeinen letzten Willen ausführen.“ Fries ſetzte ſich auf einen Stuhl an dem Tiſche, der die Mitte der Stube einnahm, nachdem er umſtändlich Mantel und Hut ab— gelegt hatte. „Aber, nun ſagen Sie mir doch zunächſt, wo iſt die Lore, die mich jedesmal, ſo oft ich kam, mit Gröhlen und Schreien empfing; der Korb ſtand doch meiſtens hier auf dem Tiſche.“ „Ah, Sie meinen, den Papagei.— Kann ich Ihnen nicht ſagen. Er uwar nicht mehr hier, als ich kam.“ „Ja, der gehört doch zum Inventar, das einzige lebende Weſen— außer Ihnen, das er auf dieſer Welt zurückgelaſſen.“ Ich uwerde danach forſchen laſſen. Jedoch muß ich Ihnen erklären, daß ich Papa⸗gais nicht liebe; ſie ſind mir... wie fagt man...“ „Zu laut, meinen Sie.— Oh, er hat ſehr viel von Ihnen geſprochen; er hat ſich nicht wenig nach Ihnen geſehnt.— Aber ich ſehe, Sie haben ſich ſchon recht gut hier eingelebt, haben ge⸗ wiß viel Bekannte und Jugendfreundinnen bier getroffen. Von 1 P71. e ß p 1 . 2 dem feierlichen Empfang habe ich ſogar in der Zeitung geleſen. Man hat ſie ja mit offenen Armen empfangen.“ Die dichten grauen Brauen des Notars zogen ſich auf die ſchelmiſch blin— zelnden Augen herab. „Ja, die Leute uwaren ſehrr freundlich zu mir. Die Herren haben ſich alle große Mühe gegeben.“ „Begreife ich vollkommen, Fräulein Siebzehnrübel.“ „.. nur die Damen waren ein wenig zurückhaltend.“ „Ach, das müſſen Sie ihnen nicht übel nehmen. Das wird vielleicht noch ſchlimmer werden im Laufe der nächſten Zeit, bis daß Sie endgültig hm— Ihre Wahl getroffen haben. And damit kämen wir ſchon gleich zur Sache, Fräulein Siebzehnrübel.“ Der Notar holte aus ſeiner Aktentaſche eine Akte hervor. „Sie kennen die Bedingungen, die dem geſtellt ſind, der das Teſtament antreten ſoll. Sie wiſſen auch, daß Sie— na wie ſoll ich ſagen— maßgebend daran beteiligt ſind. Sie haben alſo ein halbes Jahr Zeit, ſich umzuſehen in der Herrenwelt. Die weitere Bedingung iſt etwas außergewöhnlich, ich gebe es zu, aber nicht unausführbar. Der Kuß muß Ihnen vor zwei Zeugen gegeben werden— und die Heirat innerhalb ſechs Mo— naten, gerechnet vom Todestag des Rentners Johannes Sieb— zehnrübel geſchloſſen ſein. Das wäre— vom 6. Auguſt an ge— rechnet der... 6. Februar des nächſten Jahres.“ Hier trat eine kleine Pauſe ein, während der Notar der Jungfer Zeit ließ, ihren Blick in ihren Schoß zu ſenken und ver— legen die Hände ineinander zu krampfen. „Bis dahin ſind Sie Nutznießerin des Vermögens, aller— dings mit der Einſchränkung, daß Sie nichts veräußern dürfen, was zur Erbmaſſe gehört, und daß Sie Ihren Wohnſitz hier in Dingelsdorf beibehalten müſſen.“ Barbara hatte ihr Stielglas erhoben und blickte über den Tiſch in das Aktenſtück hinein, dem der Notar nun einige For— mulare und ein Scheckbuch entnahm. „Nun muß ich Sie noch bitten— es iſt ja nur eine Form— ſache, aber für mich unumgänglich— ſich über Ihre Perſon auszuweiſen, Fräulein Siebzehnrübel.“ „Awie meinen Sie das, Herr Notar?“ ſtutzte Barbara. „Om, ach, eine kleine Formalität nur. Sie haben doch gewiß Ihren Reiſepaß zur Hand, oder ſonſt ein Papier, Ihre Steuerkarte aus Amerika oder ſonſt was Schriftliches!“ „Da muß ich einmal in meinen Sachen ſuchen. Ich— bin ohne Papiere abgefahren. Awie kann ich auch wiſſen, daß man in Deutſchland nicht glauben will, daß ich die Nichte meines Onkels bin?“ „Aber, verehrtes Fräulein, hier zweifelt kein Menſch daran, daß Sie die leibhaftige Nichte Ihres Onkels ſind. Ich am aller— wenigſten. Ich würde, wenn ich nicht verheiratet wäre, Ihnen ſofort einen Antrag machen, ich würde ſofort zwei Zeugen herbei— holen und Ihnen den geforderten Kuß ganz unbedenklich appli— zieren, ich würde Sie ſchnurſtraks zum Standesamt fahren und erklären, daß ich Sie zu meinem ehelichen Weibe nehmen wolle. Aber dann ſtänden wir ja wieder wie zwei Ochſen vor dem Berge. In Deutſchland iſt es nun einmal ſo. Man muß be— weiſen, daß man der und jener iſt und nicht ein anderer. Nicht einmal ſterben darf man bei uns, ohne ſich vorher ausgewieſen zu haben.— Stellen Sie ſich vor, Sie ſeien glücklich verheiratet, und nun käme noch eine Barbara aus Amerika...“ „Herr Notarius, Sie bringen mich in ſehrr grrroße An— gelegenheit. Ich glaube, ich habe ſogar meinen Reiſepaß ver— loren. Ich kann mir uwirklich nicht helfen, ich uweiß nicht, uwas machen.“ 5. f 5 Age nun ſuchen Sie mal ganz ruhig, er wird ſich ſchon inden. 5.. 7 4 1 N Der Notar ſtand auf und ſchritt im Zimmer auf und ab, während Barbara verſchwand, um den verlangten Ausweis zu ſuchen. Er ſteckte ſeine Hände tief in die Hoſentaſchen, blieb vor dem Fenſter ſtehen, dann vor dem Bücherſchrank, dann wieder vor dem Fenſter. Seine Miene verdüſterte ſich mehr und mehr, je länger Barbara ausblieb. Endlich kam ſie— ganz verſtört— mit einem Geſicht, das die troſtloſeſte Ver⸗ legenheit ausdrückte. In weinerlichem Tone erklärte ſie, ſofort nach Amerika wegen der Papiere ſchreiben zu wollen. Sie habe nichts, gar nichts mitgebracht. „Hm, das iſt ſchade, ſehr ſchade“, näſelte Fries.„Vielleicht kann Ihnen der Bürgermeiſter helfen oder der Herr vom Melde- amt.— Aber das ſind ja alles nur Formſachen, Fräulein Sieb⸗ zehnrübel“, ſchloß er, ſie ermutigend.„Wenn Sie die Papiere haben, ſchreiben Sie mir ein Poſtkärtchen oder kommen Sie nach Neuſtadt, dann iſt die Sache in fünf Minuten in Ordnung. „Können Sie nicht das Bankbuch hierlaſſen— ich habe faſt kein Geld mehr, die Reiſe uwar ſo koſtbar, Sie verſtehen..“ „Tut mir unendlich leid, verehrtes Fräulein. Aber ein paar Tage wird man Ihnen doch Kredit geben.“ Der Notar betonte das„Ihnen“, als wenn es jedem eine Freude ſein müſſe, Fräu⸗ lein Barbara Geld zu leihen. Er packte ſeine Schriftſtücke und das Scheckbuch wieder ein, zog ſeinen Mantel an, reichte ihr die Hand und ſagte— wieder ſchmunzelnd—„Alſo auf Wieder— ſehen in einigen Tagen.“ Barbara war ſeitdem mißgeſtimmt, was ihr Roſa übel vermerkte. Kein Wort wurde zwiſchen den beiden gewechſelt. Nach dem Abendeſſen ſaß Barbara noch lange vor dem Schreib- tiſch des Onkels und wühlte in den von ihm hinterlaſſenen Pa— dieren. Schließlich ſchrieb ſie einen ſehr langen Brief, den ſie e verſiegelte und am anderen Morgen ſelbſt zur Poſt rachte.. Die Woche verging. Eine kühle Atmoſphäre breitete ſich um das Haus, in dem„Bärbel“ wohnte. Wenn Roſa irgendwo erſchien, um etwas für den Haushalt zu holen, beim Bäcker oder Metzger oder im Kolonialwarengeſchäft, war alles plötzlich ſtumm. Die Geſichter wurden wie große Fragezeichen. Hinter ihrem Rücken warf man ſich vielſagende Blicke zu. Niemand fragte, wie es gehe bei der Amerikanerin. Aber in den Blicken flackerte eine heimliche Freude auf, man raunte ſich etwas zu, man ſchüttelte die Köpfe, man blinzelte mit den Augen, aber man wartete und ſpähte und lauſchte. Am Sonntagnachmittag geſchah dann das Anglaubliche: Dominik Huber, der Großbauer, fuhr mit Barbara in ſeinem Gig zum Dorfe hinaus, in ſeinem beſten Sonntagsanzug, ſtrah— lend wie ein Jungverliebter. Er hatte eine glänzende Pfauen- ſeder an ſeinem grünen Jägerhütchen, eine ſchneeweiße Kra— watte unter dem geröteten Kinn, einen Ring mit rotem Stein am kleinen Finger und ſeine dickſte goldene Ahrkette auf der ſtrammgezogenen Weſte. In dem leichtfedernden Wägelchen trabte ſein junger Rappe in ſchwarzlackiertem Geſchirr, die Peitſche wippte, die gummibereiften Räder glitten faſt lautlos über das Dorfpflaſter. Huber hielt die Zügel und ſchaute über den hohen Kopf des Tieres hinweg in die Weite, aus der ihm der blaue Himmel und die ſtrahlende Auguſtſonne entgegenlach— ten. Ihm gegenüber ſaß Jungfer Barbara, an Wuchs genau ſo groß wie der Huber, das durchſichtige Geſicht, bewehrt mit der großen ſchwarzen Brille, das kleine Hütchen keck in die Stirne gezogen, ſonſt bekleidet mit einem kornblumblauen Seidenmantel, deſſen weißer Kragen ſich oben eng um ihren Hals ſchloß. Auch ſie blickte ſtumm nach vorne, wenngleich ihre Ohren ſcharf nach hinten gerichtet waren, damit ihr nicht entgehe, welchen Eindruck dieſe erſte Ausfahrt in Dingelsdorf machen werde. Dieſer Ein— druck glich der Fahrt eines Bootes durch ein ſtilles Waſſer; wie die Furche im Waſſerſpiegel, ſo wurde hier die Straße im Dorf aufgeregt, die Fenſter und Türen öffneten ſich, die Wellen der Neugier gingen hoch, breiteten ſich nach beiden Seiten aus, und in wenigen Minuten wußte ganz Dingelsdorf, daß der Groß⸗ bauer Dominik Huber mit Barbara Siebzehnrübel ausgefahren [Fortſetzung folgt.) 8 N FFT FTT * 614 Wöck . guſe * Nr a ſche Erbe artli. beſch ſchul ſchul Beſt ihie wen Rel He wie uhr ſowi Reic tag, Vor wirt läri blen chr ſchw erlal ſein, Bo icht Voll der! könn n enn nög ſche zu e einge geit