ſahlunnern: ppruch, 6.45 645 yn⸗ die tau; richten, II. 1 1 ichten, Vet- konzert; 0 geit, Nac tionen von 15 Sende⸗ dioline und 18.15 Kutz⸗ ungskogert, n die Hei⸗ e fachweih⸗ ika ſpiicht; eichsſinfonie⸗ Dertelſtunde unde dreht ſſiſche Ton⸗ k von Fon⸗ :Nunmtn. tl l, 6% ernheimer Amtliches Verkündigungsblatt der Bürgermeiſterei und. auberer Behörben Vereins- unb Geſchäflsanzeiger Erſcheinungsweiſe: Wöchentlich„Der Feuerreiter“. Täglich außer Sonn⸗ und Feiertage. Bezugspreis: Durch die Träger ins Haus gebracht monatlich 1,20 Mk. zuzügl. 20 Pfg. Trägerlohn; durch die Poſt bezogen monatlich 150 Mk. ausſchließlich Zuſtellungsgebühr. Einzelnummern 5 Pfg.; Samstags 10 Pfg. Inſeratenpreis: Die 12geſpaltene Millimeterzeile oder deren Raum 3 Pfennig Beilagen: Reklamezeile 15 Pfg. die 90 Millimeter breite Millimeterzeile. Auf Mengenabſchlüſſe wird Nachlaß gewährt. Für telefoniſch aufgegebene Inſerate keine Gewähr. Anzeigen⸗ leiter: Friedr. Martin, Viernheim. 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Das Ergebnis der Rundfrage iſt von der Zentralbehörde in folgenden Feſtſtellungen zuſammen— gefaßt worden. Ein rapides Steigen der Volksreligioſität iſt überall feſtzuſtellen. Daher die Entfaltung des Religiöſen an ſich. Für das Anwachſen der Sekten insbeſondere werden drei Gründe angegeben. 1. Die wachſende Wirtſchaftskriſe treibt viele zu dem Glauben, daß nur eine wunderbare Macht Rettung bringen kann. Findige Leute haben es ſo leicht, dieſe Hoffnungen zu aber⸗ gläubiſchen und ſcheinreligiöſen Zwecken auszunutzen, ſei es aus Selbſtſucht oder aus wirklicher Nächſtenliebe. So wächſt die Zahl der Religionen und der religionsbedürftigen Menſchen. 2. Aus ähnlichen Gründen und Nöten werden auch die ſog. Intellektuellen auf die übernatürliche Welt hingewieſen, aus der, wenn nicht Rettung, ſo doch Troſt zu erwarten iſt. So bilden ſich auch in dieſer Gruppe neue religiöſe Syſteme. Die Welle ſchlägt aber auch an die Afer der chriſtlichen Religion, in der ſuchende Seelen die Rettung erhoffen. 3. Als letzten, allerdings recht merkwürdigen Grund, gibt man noch an: Die oft ausgewechſelten mandſchuriſchen Truppen, die immer wieder aus der Gefahrenzone heil zurückkehren, haben die Kraft der Amulette am eigenen Leibe erfahren. Beim Auszug tragen dieſe Soldaten dieſe Amulette nur gewohnheits— mäßig oder den Eltern zuliebe. Das Kriegserlebnis erhebt ſie in eine ſtärker geladene religiböſe Atmoſphäre. Sie wenden ſich der Religion zu, womöglich einer ſolchen mit nationalem Einſchlag, Laval geht oder wie man ſagt„patriotiſchem“ Einſchlag.— Soweit der Bericht der Volkserziehungszentrale. Was verſteht man nun in Japan unter„patriotiſcher Re⸗ ligion“? Die Frage iſt nicht nebenſächlich. Eine große Jahl der obengenannten 500 Religionen oder Sekten ſtellen an ihre An— hänger weder moraliſche noch dogmatiſche Forderungen. Es ſind vielfach Vereinigungen für Körperpflege nach altjapaniſchen Methoden(Bogenſchießen, Fechten uſw.), die zugleich ihr reli⸗ giöſes Zeremoniell, ja eigene Götterſchreine und Prieſter haben. Man könnte ſagen: Sport iſt hier der Zweck und Religion nur Anlaß und Schmuck. Wieder andere Vereine haben ein mehr ethiſches Programm, etwa zur moraliſchen Stützung und Weiterbildung der Schul— entlaſſenen. Dieſe Vereine laden ſogar oft die chriſtlichen Miſ⸗ ſionare zu Vorträgen und die Chriſten zum Beitritt ein. In ihrer Art ſind ſie weitherzig. Religiös feſtgelegt erſcheinen ſie nur in der Aebung, vor und nach den Verſammlungen, in der Richtung zur Kaiſerreſidenz von Tokio und des Haupttempels der Sonnen göttin Amateraſu zu Iſe dieſelben Ehrenbezeugungen zu machen, die auch vor ſchintoiſtiſchen und buddͤhiſtiſchen Tempeln gemacht werden. Es wird kaum einen Japaner geben, der nicht zwei oder drei Sekten als Mitglied angehört. Das Beſtreben, modern zu erſcheinen, äußert ſich bei dieſen Sekten auch darin, daß ſie die Stätten ihrer religiöſen Zuſammenkünfte nicht mehr Tempel, ſondern„Kyokai“ nennen. Sie gebrauchen damit dasſelbe Wort, mit dem auch die chriſtlichen Kirchen bezeichnet werden. Leider iſt auch das Chriſtentum in Japan nicht ſo ein⸗ heitlich, wie es im Intereſſe ſeiner Geſchloſſenheit und Ausbrei⸗ tungskraft zu wünſchen ware. Während die katholiſche Gruppe ſelbſtverſtändlich ein geſchloſſenes Ganzes bildet, hat der Proteſtantismus nicht verhindern können, daß ſeine abendländiſche Spaltung ſich auf Japan übertrug und dort weiterwuchert. Das Ideal einer geſchloſſenen einheimiſchen japaniſchen Kirche, das die beſten proteſtantiſchen Japaner erſehnen, iſt angeſichts der Hart⸗ näckigkeit, mit der die einzelnen Gruppen an ihren Glaubens- unterſchieden hängen, von der Verwirklichung weiter entfernt denn je. Fides. auf NReiſen Romreiſe in der erſten Januarwoche?— Später Beſuch in London DNB. Paris, 27. Dez. Außenminiſter Laval, der urſprünglich ſeinen Weihnachts— urlaub bis zum Donnerstag ausdehnen wollte, iſt bereits am Mittwoch nach Paris zurückgekehrt. Laval hat die Ruhepauſe der Weihnachtstage dazu benutzt, um die Akten der franzöſiſch⸗ italieniſchen Verhandlungen noch einmal genau zu prüfen. In ſonſt gut unterrichteten Kreiſen ſagt man, der Zeitpunkt ſeiner Romreiſe ſei nunmehr in abſehbare Nähe gerückt und in aller— nächſter Zeit könne man mit der Feſtlegung des endgültigen Reiſedatums rechnen. Der Außenpolitiker des„Echo de Paris“, Pertinak, ſieht ſich deshalb veranlaßt, Laval auf die Ge⸗ fahren einer übereilten Reiſe aufmerkſam zu machen. Bisher ſei es weder Laval noch dem franzöſiſchen Botſchafter in Rom ge— lungen, die feindliche Einſtellung Muſſolinis zur Kleinen Entente im allgemeinen und Südſlawien im beſonderen zu ändern. Alle Freundſchaftsbezeugungen der franzöſiſchen Regierung würden daran nichts ändern können. Man müſſe ſich auch fragen, ob Muſſolini nicht das enge Zuſammenarbeiten der Kleinen Entente mit Frankreich ſtören wolle. 1 Der„Paris Soir“ meldet aus Rom, daß man mit dem Beſuch des Außenminiſters Laval in Rom für den 3. oder 5. Januar rechne. Laval ſei der Anſicht, daß ein unmittelbarer Meinungsaustauſch mit Muſſolini über die noch ſtrittigen Fragen den Verhandlungen von Kanzlei zu Kanzlei vorzuziehen ſei. Aeberdies komme die erſte Januarwoche für den Beſuch ſchon deshalb in Frage, weil nachher die Genfer Verhandlungen und die Saarabſtimmung die Aufmerkſamkeit Lavals voll bean— ſpruchen würden. Ferner müſſe dem Beſuch Lavals in London, wenn er fruchtbringend ſein ſoll, logiſcherweiſe die Romreiſe vorausgehen. Die franzöſiſch-engliſche Ausſprache werde dann das Ausſehen einer für den Frieden Europas entſcheidenden Dreierverhandlung erhalten. Alle dieſe Erwägungen, die für die Beſchleunigung der Romreiſe ſprächen, ſchienen den Entſchluß Lavals beeinflußt zu haben. „La Preſſe“ ſchreibt, der Rat der Kleinen Entente habe auf Anregung Südſlawiens den Regierungen von London und Paris zur Kenntnis gebracht, daß er eher den Anſchluß Oeſterreichs an Deutſchland als eine Wiedereinſetzung der Habsburger dulden würde. Dieſer Beſchluß, den Rom natürlich kenne, könnte mög⸗ licherweiſe Muſſolini beſtimmen, den franzöſiſchen Standpunkt in der mitteleuropäiſchen und Balkanfrage anzunehmen. So wäre eine Verſtändigung möglich. Dann, aber auch nur dann. könnte die Romreiſe Lavals von Nutzen ſein und dem Frieden dienen. Das Blatt glaubt, daß Laval ſeine Romreiſe deshalb be⸗ ſchleunige, weil England einen Abſchluß der franzöſiſch⸗ikalieni⸗ ſchen Verhandlungen begrüßen würde. Ein Beſuch Lavals in London DNB London, 27. Dez. Der diplomatiſche Korreſpondent des„Daily Herald“ ſchreibt der Beſuch Lavals in London werde erſt nach deſſen Zuſammenkunft mit Muſſolini und nach der Erledigung der Saarfrage möglich ſein. Sicher ſei, daß Laval ſich nach einer erfolgreichen Regelung der Saarfrage ernſtlich bemühen werde, eine allgemeine Regelung mit Deutſchland zu erreichen und ein Oſt⸗Locarno zuſtandezubringen. Keſſelexploſion tötet 15 Bergleute DNB. Montgomery, 27. Dez. Durch die Exploſion des Keſſels der Lokomotive eines Ar⸗ beiterzuges wurden fünfzehn Grubenarbeiter ge⸗ tötet und etwa 35 verletzt. Der Zug befand ſich auf dem Wege zu einer Kohlengrube, um die Bergleute zur Arbeit zu bringen. Unter den Getöteten befinden ſich auch der Lokomotiv⸗ führer und der Heizer. In den drei Wagen des Arbeiterzuges, der gegen Morgen die Grubenarbeiter von ihren Wohnungen in den kleinen Orten längs des Armſtrongbachs abholte, befanden ſich etwa 350 Berg⸗ leute. Der erſten Exploſion folgte unmittelbar eine zweite. Die Lokomotive ſowie der erſte Wagen und ein Gebäude, an dem der Zug gerade vorüberfuhr, wurden zertrümmert. Die Getöteten befanden ſich alle im erſten Wagen. Faſt alle übrigen 90 Berg⸗ leute dieſes Wagens ſowie zahlreiche Inſaſſen der zwei anderen Wagen wurden durch herumfliegende Trümmer verletzt. 23 Todesopfer der Kältewelle in Amerika DNB. Newyork, 27. Dez. Die ungeheure Kältewelle während der Weihnachts feiertage hat in den Vereinigten Staaten nicht weniger als 23 Todes ⸗ opfer gefordert. Die Schiffahrt auf dem Pazifik iſt völlig lahmgelegt. Der Sachſchaden, der durch die ſtarken Stürme ver⸗ urſacht wurde, iſt beträchtlich. Kurze Tageschronik. Berlin: In der nächſten Nummer des Reichsgeſetzblattes gelangt die Oſthilfe abwicklungsverordnung vom 21. Dezember 1934 zur Veröffentlichung. Sie ſtellt den Ab⸗ ſchluß der materiellen Oſthilfegeſetzgebung dar. Die Verordnung umfaßt 42 Paragraphen und iſt in vier Abſchnitte gegliedert. Nach dem Erlaß dieſer Verordnung iſt mit einem ſchnellen Ab⸗ ſchluß der noch ſchwebenden Oſthilfefälle zu rechnen. Berlin: Dr. Ley hat den Amtsleiter Karl Müller zum Geſchäftsführer der Deutſchen Arbeitsfront ernannt. Wien: Bei der Aeberquerung einer Straße an der Süd⸗ bahnſtrecke in der Rähe von Wien wurde ein Perſonenkraft⸗ wagen von einem Zug erfaßt und vollſtändig zertrümmert. Der Lenker des Kraftwagens, ein Arzt und ſeine Mutter waren auf der Stelle tot. Weitere Inſaſſen wurden ſterbend ins Kranken⸗ haus gebracht. Der Bahnwärter, der vergeſſen hatte, die Schranken herabzulaſſen, wurde verhaftet. Kattowitz: Auf dem Notſchachtgelände in Siemianowitz zwiſchen Alfred⸗Schacht und Adlershütte wütet ſeit Montag ein unterirdiſcher Brand, der eine große Ausdehnung angenommen hat. In einer Tiefe von etwa 8—10 Metern iſt ein Kohlenflöz von einem Meter Mächtigkeit in Brand geraten, wahrſcheinlich durch Selbſtentzündung von Kohlengaſen. Menſchenleben ſind bei dem Brand nicht in Gefahr gekommen. Warſchau: In der Nähe von Warſchau explodierte am Heiligen Abend in einer Mühle eine Bombe. Die Mühle wurde vernichtet; im Umkreis von mehreren Kilometern platzten die Fenſterſcheiben. Die Täter ſind anſcheinend Anarchiſten. 18 Perſonen wurden verhaftet. Amſter dam: In der unmittelbar an der deutſchen Grenze gelegenen Ortſchaft Munſterſcheveld ſtürzte in der ver⸗ gangenen Nacht ein mit neun Perſonen beſetzter Kraftwagen in einen Kanal. Sieben Inſaſſen konnten ſich nicht mehr retten und ertranken. CCC Hausgemeinschaft NS. Wir leben alle in einer engen Volksgemeinſchaft, wir haben bei der Arbeit den Kameraden neben uns, wir haben in unſeren Häuſern unſere Nachbarn neben uns, unter uns und über uns. Und wir nennen mit Recht die Men⸗ ſchen, die meinen. ſich aus dieſer„Menſchengemeinſchaft“ ausſchließen zu können, die verſuchen, nur ihr eigenes, enges, begrenztes Daſein zu erleben— Eigenbrödler! Wir, die wir das volle, große Leben auf uns zuſtrömen laſſen, wir, die wir verſuchen, es mit allen Faſern unſeres ganzen Menſchen aufzunehmen, woher es auch komme, empfinden dieſe Einzel⸗ gänger, die ſich ausſchließen aus dem gemeinſamen Erleben, als ſtörend und irgendwie unerträglich. Wir alle verſuchen immer wieder, ſie herauszulocken aus ihrer ſelbſtgewollten Verbannung, nicht gerade, weil ſir uns als beſonders wert⸗ volle Menſchen erſcheinen, ſondern weil es uns weh tut, zu ſehen, wie ſie an der Wirklichkeit vorbeileben, weil wir das Bedürfnis verſpüren, ihnen die Schönheit des wirklichen Menſchenlebens zu zeigen! Können wir das? Ja, wenn wir uns Mühe geben, die Stärkeren, Klügeren und Beherrſchteren zu ſein. Aber das läßt ſich nicht machen mit bitterernſten Mienen, mit ſäuer⸗ lichem Ernſt oder gar mit genauer Abgrenzung:„Dein Recht und mein Recht.“ Hier hilft nur der heitere Wille, den anderen, ſei er auch noch ſo wunderlich und ſeltſam, zu ver⸗ ſtehen. Iſt es notwendig, in einem Haus zu wohnen, in dem offen und im Geheimen gegenſeitiger Unfriede herrſcht? Iſt es nicht feig und erbärmlich, dieſen Zuſtand zu dulden? Wie aber ſoll man das ändern? Bei den anderen zum Guten reden? Nein! Selber ſo ſelbſtverſtändlich friedlich ſein, oder beſſer friedliebend, ſo hilfsbereit wie nur denkbar, beiſpiel⸗ gebend— dann wird es anders!— Wenn man mit ſeinen Kindern neu eingezogen iſt, und die liebe Mieterin im unteren Stock voll Empörung mit Rieſenlettern an die Trep⸗ penwand in Kreide malt:„Um Morgenruhe gebeten!“, iſt es nicht nötig, daß man nun gleich wütend wird: Es iſt viel einfacher, den Kindern zu ſagen, daß ſie des Morgens vor der Schule mit der nötigen Ruhe die vielen, vielen Treppen hinunterwandern! Man kann ihnen vielleicht ſchon acht Tage ſpäter erklären, daß da unten eine alte Frau bis ſpät in die Nacht hinein arbeiten muß und morgens Ruhe braucht.... eben weil man ohne viel Fragen inzwiſchen ſchon ſelber gemerkt hat, daß bis nach Mitternacht dort unten harte Arbeit getan wird.— Iſt es nötig, der Hausmutter, die oben unachtſam die Blumen gegoſſen und dabei die unteren Fenſter beſpritzt hat, ſofort im Kaſernenton Krieg anzuſagen? Kann man nicht verſuchen, in friedlicher Form all die Schwierigkeiten des engen Beieinanderwohnens zu ordnen? Und kann man nicht, ohne ſofort gekränkt und be⸗ leidigt zu ſein, den mürriſchen Mieter im unteren Stock ruhig, freundlich grüßen, trotzdem er als Mann doch natürlich zuerſt grüßen müßte? O, man kann das alles ſo leicht, wenn man Freude daran hat, im glücklichen Gefühl des friedlichen Verſtehens zu leben! And mit märchenhafter Schnelle wird das ganze Haus von dieſer friedlichen Art erfaßt. Es iſt ſelbſt dem merkwürdigſten Einſiedlermenſchen unmöglich, einen freund⸗ lichen Gruß unerwidert zu laſſen, und es iſt unmöglich, einen gehäſſigen Ton anzuſchlagen, wenn ein höflich freundliches Bemühen gefühlt wird. Man kann aber ohne viel Mühe noch viel weiter gehen. Man kann verſuchen, mit einem kleinen kurzen Stehenbleiben auf der Treppe der älteren Frau den Vortritt zu laſſen, man kann einmal der Köchin von nebenan helfen, einen beſonders ſchweren Korb die vielen Treppen hinaufzutragen und ſo nebenbei unnötige und meiſt nicht einmal böswillig gemeinte Aeußerungen über Hausbewohner mit einem kurzen erklärenden Satz richtig⸗ ſtellen. Man kann ſo vieles, was zu einem Berg der Scher⸗ ben anwachſen will, mit einem frohen Lachen kitten, und braucht zu all den kleinen, ach ſo wirklich kleinen Dingen des Schlichtens und Zurechtrückens, doch gar nichts von all den ſtarken Kräften, die in uns ſind. Nur ein klein wenig Ueberlegen und den ernſten Willen zur Harmonie. Und iſt man nicht ſelbſt am glücklichſten, wenn man treppauf oder treppab läuft und freundlichen Geſichtern und frohen Zurufen begegnet? Iſt es nicht dann erſt wirklich ein Heimkommen, ſo wie wir es alle brauchen? Man kann nicht einfach die Wohnungstür abſchließen und ſich einbilden: das Haus, in dem die vielen, vielen anderen Menſchen leben und kämpfen, ſchließen wir aus. Nur, wenn wir in dieſem Irrtum leben, wird das große Mietshaus zur Qual. Denn dann haben wir keine Waffen gegen die marternden Geräuſche über uns und die wehenden Staubwolken vor unſerem offenen Fenſter. Denn dann kön⸗ nen wir uns nicht hineindenken in das Leben über uns, das nur erhalten werden kann, wenn die Nähmaſchine ſtunden⸗ lang am Tage rattert, und dann hat uns auch niemand ge⸗ ſagt, daß in der anderen Wohnung großes Stöberfeſt iſt, und wir beſſer unſere Fenſter ſchließen. Dann eben, wenn wir anfangen, uns auszuſchließen, ſind wir ausgeſchloſſen aus der Gemeinſchaft unſerer Mitmenſchen. Wenn wir aber ler⸗ nen, mit den anderen zu fühlen und zu denken, ihre Sorgen und Nöte zu verſtehen, dann erleben wir auch die viel⸗ fältigen Freuden, die eine Zuſammengehörigkeit mit ſich bringt, und werden reich, weit über die Begrenzung unſeres eigenen Lebens hinaus. Vo. Bilanz des Frauenarbeitsdienſtes Ueber 350 Lager mit 18 000 Mädels. Die Reichsleitung des Deutſchen Frauenarbeitsdienſtes gibt zur Jahreswende eine Rückſchau auf die getane Arbeit und eine Vorſchau auf das kommende bekannt. Es heißt darin, daß der Arbeitsdienſt auch für die Formung der zu⸗ künftigen deutſchen Frau notwendig ſei. Wir brauchten auch für die Frau das Erlebnis der Arbeit, das Erlebnis des Dienſtes für das Volk und der Kameradſchaft eines Lagers. Daß wir dabei, ſo ſagt die Referentin,„nicht ver⸗ männlichen, ſondern unſere ureigenſte Form behalten, ſolange wir unſeren Arbeitsdienſt da ſuchen, wo er als Frauenarbeitsdienſt zu ſuchen iſt, beweiſen die Tatſachen.“ Es beſtänden gegenwärtig 195 Lager, die in der Siedlungs⸗ hilfe arbeiteten, 48 Lager, die in der ſozialen Hilfe arbeiten und 112 Lager des Frauenarbeitsdienſtes, die in der Um⸗ ſchulung tätig ſind. Ungefähr 18 000 Mädels ſeien 1934 durch die Lager gegangen. Dieſe Zahl ſei verſchwindend klein. Trotzdem hoffe der Frauenarbeitsdienſt ein Stück Weg zum Nationalſozialismus gebaut zu haben. Die nächſten Jahre werde man weiter mit den Mädels in die Sied⸗ lungen und Bauerndörfer und in die Elends⸗ viertel der Induſtrieſtädte gehen und dafür ſorgen, daß die Mädels nach der Schule des Arbeitsdienſtes ihren Weg innerhalb des Volkes wiſſen werden. Gtetige Vermehrung der Deckungsmittel Das Weihnachtsgeſchäft hat, wie der neue Reichs⸗ bankausweis berichtet. eine ſtärkere Inanſpruchung hervorgerufen, die in einer Zunahme der geſamten Kapi⸗ talanlage um 28,1 Millionen auf 4479,5 Millionen zum Ausdruck kommt. Der geſamte Zahlungsmittelumlauf be⸗ trug am 21. Dezember 5706 Millionen Mark gegen 5343 Millionen im Vormonat. Die ſtetige, langſame Aufwärts⸗ entwicklung der Deckungsmittel hat ſich auch im Berichts⸗ abſchnitt fortgeſetzt, in dem die Goldbeſtände um 5100 Mark auf 78,8 Millionen und die Beſtände an deckungs⸗ fähigen Deviſen um 184000 Mark auf 4,4 Millionen Mark zugenommen haben. Mitteilungen des Treuhänders Amtliches Blatt.— Ein Geleitwort. Frankfurt a. M., 27. Dez. Ab 1. Januar 1935 wer⸗ den im Verlage H. L. Brönners' Druckerei, Frankfurt a. M., die„Amtlichen Mitteilungen, herausgegeben vom Treuhänder der Arbeit für das Wirtſchaftsgebiet Heſſen“ erſcheinen. Der Bezugspreis beträgt monatlich 60 Pfennig einſchl. Zu⸗ ſtellgeld. Die erſte Nummer enthält folgendes Geleit⸗ wort des Treuhänders der Arbeit für das Wirtſchaftsgebiet Heſſen, F. J. Schwarz: „Die nationalſozialiſtiſche Revolution hat auf allen Ge⸗ bieten der wirtſchaftlichen Betätigung den Willen des Staa⸗ tes zum Durchbruch gebracht. Die Förderung der nationalen Produktion wie die Neuformung der deutſchen Sozialpolitik bedeuten ſinnfällige Merkmale für die ſtaatliche Einfluß⸗ nahme auf den Gang unſerer wirtſchaftlichen Entwicklung. Auf dem ausſchlaggebenden Gebiete des ſozialpolitiſchen Aufbaues unſeres Wirtſchaftslebens hat das vergangene Jahr durch das Geſetz zur Ordnung der nationalen Arbeit einen grund⸗ ſätzlichen Wandel geſchaffen. An die Stelle klaſſenkämpferiſcher Gegenſätze früherer Syſtemjahre iſt die Betriebsgemeinſchaft getreten. Das von marxiſtiſchen Literaten geprägte Wort „Prolet“ iſt aus dem deutſchen Sprachſchatz verſchwunden. Be⸗ triebsführer und Gefolgſchaft ſchreiten fort auf dem Wege zu einer neuen, von deutſchen Idealen erfüllten Gemein⸗ ſchaftsgeſinnung. Das Geſetz hat hierbei dem Treuhänder der Arbeit eine entſcheidende Stellung gegeben. Er iſt der ſozialpolitiſche Willensträger des Staates. Seine Entſchei⸗ dungen berühren ebenſo die Belange jedes einzelnen Betriebs⸗ führers, wie ſie für die wirtſchaftliche Lage der Gefolgſchafts⸗ mitglieder von maßgebender Bedeutung ſind. Derartige Ent⸗ ſcheidungen und Richtlinien auf dem ſchnellſten Wege wei⸗ teſten Kreiſen bekanntzugeben, iſt die Aufgabe der„Amt⸗ lichen Mitteilungen“, zu deren Herausgabe ich mich entſchloſſen habe. Ich wünſche, daß die„Amtlichen Mitteilungen“ dazu bei⸗ tragen, die engſte Fühlungnahme mit den Betrieben herzu⸗ ſtellen und das notwendige Vertrauensverhältnis zwiſchen der wirtſchaftlichen Praxis und dem Amt des Treuhänders der Arbeit als einer Reichsbehörde zu ſchaffen.“ Die Sowjets ſuchen Schätze Die Flüchtlinge ſollen 40 Prozent der Werte erhalten, wenn ſie die Verſtecke angeben DNB. Paris, 27. Dez. Das„Journal“ bringt ein ſenſationelles Gerücht über ein Angebot der Sowjetregierung an die im Ausland lebenden Ruſſen. Die Sowjetregierung ſoll den Flüchtigen 40 v. H. der— jenigen Schätze verſprochen haben, die von dieſen während der ruſſiſchen Revolution auf ruſſiſchem Boden vergraben und ver— ſteckt worden ſeien, wenn ſie dieſe Verſtecke der Sowjetregierung angeben würden, ſo daß die Schätze zutage gefördert werden könnten. Ein Privat-Detektiv aus Belgrad ſoll angeblich einen Vertrag mit der Sowjetbotſchaft in Berlin unterzeichnet haben und ſich bereits in Rußland befinden, um gewiſſe Schätze zu ſuchen, die von nach Belgrad geflüchteten Ruſſen vor Ver— laſſen ihrer Heimat vergraben worden ſeien. Das Blatt hat ſich an den in Paris lebenden früheren ruſſiſchen General Miller gewandt und ihn um Auskunft ge— beten. General Miller erklärt, er habe von anderer Seite nichts über derartige Abſichten erfahren und glaube nicht daran. Außer materiellen Schätzen hatten die nach der Revolution geflüchteten Ruſſen auch ideelle Schätze verſteckt, nämlich die Fahnen der zariſtiſchen Regimenter, die die Sowjets nie be— kommen würden. Im übrigen glaube er nicht an die Vertrags- treue der Sowjetruſſen. Wenn ſie auch den ruſſiſchen Flücht— lingen 40 Prozent der Schätze verſprächen, würden ſie doch nach Auffindung irgendeinen Vorwand benutzen, um die Beſchlag— nahme anzuordnen. Die„Säuberungen“ in der Akraine DNB. Moskau, 27. Dez. Amtlich wird mitgeteilt: Die Sowjetregierung hat das Par— teikomitee von Dnjepropetrowſk in der Akraine einer Säu b e— rung unterzogen. Eine Reihe von Funktionären wurde von ihren Poſten enthoben. Es wurde feſtgeſtellt, daß unter den Profeſſoren der Aniverſität Dnjepropetrowſk trotzkiſtiſche ſowie ukrainiſch-autonomiſtiſche Ideen ſtark verbreitet waren. Eine Reihe von Profeſſoren wurde ebenfalls ihrer Poſten enthoben. Die Anklageſchrift gegen die Mörder Kirows DNB. Moskau, 27. Dez. Die Telegraphen-Agentur der Sowjetunion veröffentlicht die Anklageſchrift gegen Nikolajew, den Mörder Kirows, und 13 ſeiner Genoſſen. Die Anklageſchrift und ihre Begrün⸗ dung umfaßt drei Bände von je etwa 300 Seiten. Die Ange— klagten werden des Vergehens gegen den§ 58 und Punkt 11 des Kriwinalgeſetzbuches des RSS R(Räterußland)— Gegen⸗ revolution und politiſcher Mord— beſchuldigt. Im Laufe der Anterſuchung, ſo heißt es in der Anklage— ſchrift, ſei feſtgeſtellt worden, daß die Terroriſten aus ehemaligen Anhängern der Sinowjew-Gruppe beſtanden und die Bezeich⸗ nung„Leningrader Zentrum“ geführt hatten. Die führende Rolle in dieſer Gruppe habe Katalynow inne gehabt. Er ſei vor ſeinem Aebertritt zur Oppoſition Sekretär der Partei— organiſation der Jungkommuniſten im Viborger Bezirk Lenin⸗ grads geweſen. Katalynow, ein überzeugter Gegner Stalins und ſeiner Gruppe, habe einen ſehr großen Einfluß auf Nikola— je w, mit dem er ſeit 1924 zuſammengearbeitet habe, gehabt. Die Terroriſten, die größtenteils 30 bis 35 Jahre alte Studenten und Angeſtellte ſeien, werden als Vertreter der Jugend bezeichnet. Dieſe Gruppe habe ſich ſchon ſeit 1933 mit Terrorgedanken ge⸗ tragen. Dabei habe ein Teil dieſer Leute einen Anſchlag auf Stalin vorbereitet. Im Laufe der Anterſuchung ſei feſtgeſtellt worden, und Nikolajew ſowie ſeine Genoſſen hätten geſtanden, daß Nikolajew mit Wiſſen Katalynows einen ausländiſchen Konſul in Leningrad einige Male aufgeſucht habe. In der An— klageſchrift werden nähere Angaben über den Konſul nicht gemacht. Der Name des Konſuls iſt mit 16 Punkten, der ſeines Landes mit 12 Punkten angegeben. Nikolajew, der ein über⸗ zeugter Anhänger der Intervention ausländiſcher Mächte ge— weſen ſei, habe auch dem ausländiſchen Konſul ſeine Betrach- tungen darüber vorgelegt. Nikolajew habe den Konſul um Geld gebeten, das er habe wiedergeben wollen, wenn die finanzielle Lage der Gruppe ſich beſſern würde. Der Konſul habe ihm 5000 Rubel gegeben, von denen er 4500 an Katalynow weiter— gegeben habe. Ein Bruder Nikolajews und einer ſeiner Freunde hätten bei ihrer Vernehmung angegeben, daß Nikolajew immer für die Intervention geſprochen habe. Dies beweiſe, daß Nikola— jew dieſelben Ziele verfolgt habe, wie die weißruſſiſchen Emi— granten-Organiſationen im Auslande. Nikolajew habe die Er— mordung ſo durchführen wollen, daß es ausgeſehen hätte, als ob es ſich um einen einzelnen Terrorfall handele, um damit die Organiſation zu decken. Der Angeklagte Schazki habe ebenfalls den Auftrag zur Ermordung Kirows, und zwar in der Nähe ſeiner Wohnung, gehabt. Deshalb habe er ſeit langer Zeit die Lebensgewohnheiten Kirows beobachtet. Ni— kolaſew habe Kirow in ſeinem Amtszimmer in Smolny er— morden wollen. Obwohl Nikolajew arbeitslos geweſen ſei, habe er eine Dreizimmerwohnung beſeſſen. Außerdem habe er im Sommer in einem Kurort ein Landhaus gemietet. Die Anklageſchrift beſteht aus vier Punkten. Führer der Terrororganiſation ſeien Katalynow, Schazki, Rumajanzew, Mandelſtamm, Mjasnikow, Wewin, Soſſizki und Nikolajew ge⸗ weſen. Alle Angeklagten, mit Ausnahme von Schazki, hätten ſich als ſchuldig bekannt. Nach Verordnungen des Zentralvollzugsausſchuſſes vom 10. 7. und 1. 12. d. J. werden ſämtliche Angeklagten dem Militärkollegium des oberſten Gerichtes der Sowjetunion zur Aburteilung übergeben. Nach einem weiteren Erlaß des Zentralvollzugsausſchuſſes müſſen die Todesurteile 24 Stunden, nachdem die Anklage⸗ ſchrift den Angeklagten zugegangen iſt, vollſtreckt werden. Verhandlung ohne die Angeklagten Der Memelländer Prozeß— Der DNB. Kowno, 27. Dez. Bei der Wiederaufnahme des Memelländer Prozeſſes am Donnerstag bietet ſich den zahlreichen Preſſevertretern und Zu— ſchauern ein merkwürdiges Bild. Von allen Angeklagten be— findet ſich nur der Kronzeuge der Litauer, der auf Grund ſeiner Ausſagen von den Memelländern als Spitzel bezeichnet wird, Molinnus, im Gerichtsſaal. Die in Haft befindlichen Angeklagten wurden gar nicht vorgeführt und die auf freiem Fuß befindlichen Angeklagten wurden wieder entlaſſen. Der Antrag des Verteidigers, Profeſſor Stanke⸗ vicius, Molinnus in Anweſenheit der anderen Angeklagten zu vernehmen, lehnte das Gericht ab mit der Begründung, daß nach der litauiſchen Prozeßordnung jeder Angeklagte geſondert verhört werden könnte. Das Gericht gibt dem Antrag, die proto— kollariſchen Ausſagen allen Angeklagten zur Kenntnis zu geben, inſofern ſtatt, als es erklärt, daß einzelne Stellen der Ausſagen auf Antrag der Verteidigung verleſen werden. Darauf beginnt das Verhör von Molinnus, der in ſeinem Aeußeren und in ſeinem Auftreten einen nicht gerade vertrauen— erweckenden Eindruck macht. Er beantwortet alle Fragen auf litauiſch und ſo leiſe, daß ſelbſt die Verteidiger ihn nicht ver— ſtehen können und ihn um lauteres Sprechen erſuchen. Die Aus— ſagen von Molinnus werden ohne Zögern und ohne Verlegen— heit gemacht, ſo, als ob er ſie auswendig gelernt hätte. Sie ſind dabei ſo gehalten, als ob Molinnus nicht ein Angeklagter, ſon— dern ein Zeuge iſt. Er ſchildert zunächſt ſein Leben ſeit dem Jahre 1926 und dann ſeine Beziehungen zur ſozialiſtiſchen Volks— gemeinſchaft, der Neumann-Partei, bei der er als Geſchäftsführer angeſtellt war. Molinnus wird immer ſehr weitſchweifig und antwortet meiſt mehr, als der Vorſitzende fragt. Auf die Frage, ob Beziehungen der ſozialiſtiſchen Volksgemeinſchaft zur Natio— nalſozialiſtiſchen Partei in Deutſchland beſtanden hätten, ant— wortet Molinnus ſehr unklar. Er behauptet, es ſei ſtändig davon die Rede geweſen, jedoch in dem Zuſammenhang, daß man auf einen bevorſtehenden Sturz des Direktoriums Schreiber durch die litauiſchen Schützen mit einem Aufſtand der Sturm— trupps des Memellandes habe antworten wollen. Die Ver— nehmung ergab keine weſentlich neuen Momente über die An— klageſchrift hinaus. Von Seiten der Verteidigung wurden an den Angeklagten Molinnus nur wenige Fragen geſtellt. Dann wurde, ebenfalls in Abweſenheit aller übrigen An— geklagten, mit dem Verhör des Führer der Chriſtlich-ſozialiſtiſchen Arbeitsgemeinſchaft, Pfarrer von Saß, begonnen. Bevor der Richter an den Angeklagten eine Frage ſtellte, gab Saß eine längere Erklärung in deutſcher Sprache ab. Er ſei, ſo betonte er, aus Leberzeugung der nationalſozialiſtiſchen Bewegung in ihren erſten Anfängen beigetreten, weil ſie nach ſeiner Auf— faſſung das deutſche Volk vor dem wirtſchaftlichen, politiſchen und moraliſchen Zuſammenbruch retten konnte und die Ehre jedes Deutſchen, wo er ſich auch befinden mochte, wiederherſtellte. Seine Mitgliedſchaft bei der NSDAP habe nichts mit der Gründung der chriſtlich-ſozialiſtiſchen Arbeitsgemeinſchaft im Memelgebiet zu tun. Dieſe Partei ſei aus dem früheren von ihm geleiteten Chriſtlichen Volksdienſt des Memelgebietes hervor— gegangen. Von ihrer Gründung bis zur Schließung ſei die Chriſtlich-ſozialiſtiſche Arbeitsgemeinſchaft dem litauiſchen Staat gegenüber völlig loyal eingeſtellt aeweſen, etwa ebenſo wie die Kronzeuge der Litauer im Verhör Amerika-Litauer, die ihrem Vaterlande jede Hilfe zuteil werden ließen, ohne gegen ihre amerikaniſchen Staatsbürgerpflichten zu verſtoßen. Die C. S. A. ſei eine rein innere memelländiſche Partei geweſen. Er habe ſich ſtets gegen die Einmiſchung aus⸗ ländiſcher Stellen gewandt und in dieſer Hinſicht bei dem Stell⸗ vertreter des Führers der NSDAP, Heß, vollſte Anterſtützung gefunden. In ſeinen weiteren Ausführungen ſprach Saß über den Kampf der beiden neuen Parteien im Memelgebiet. Die Beſchuldigungen, daß ſeine Partei durch einen bewaffneten Auf— ſtand das Memelgebiet von Litauen abtrennen und an Deutſch⸗ land angliedern wollte, ſtempelte Saß als eine unerhörte Lüge. Er habe nie eine Verbindung mit deutſchen amtlichen Stellen unterhalten, auch nicht mit der Zentralſtelle der NSDAP in Deutſchland. Im weiteren Verlauf des Verhörs ſtellten der Vorſitzende, die beiden Staatsanwälte und die Verteidiger an Saß zahl- reiche Fragen über Einzelheiten der Beſchuldigungen. Der An- geklagte beantwortete ſie prompt und erſchöpfend. Sein Verhör dauerte über drei Stunden. Dann ſetzte das Gericht eine Pauſe ein, um den zweiten Hauptangeklagten der C. S. A., Baron von der Ropp, zu vernehmen. Im weiteren Verlauf des Verhörs erklärte von der Ropp, daß er jede nationale und ſozialiſtiſche Bewegung, auch die der litauiſchen Regierungspartei, ſchätze, weil er ſelbſt das nationale Prinzip als das richtige zur beſſeren Geſtaltung der Beziehungen der Völker untereinander anerkenne. Der achte Verhandlungstag wurde darauf gegen 19 Ahr geſchloſſen. Auch die anderen Angeklagten ſollen einzeln vernommen werden. Richtigſtellung zur Neuordnung des ärztlichen Stud iums DNB. Berlin, 27. Dez. Die kürzlich in der Preſſe verbreitete Nachricht über die Neu— ordnung des ärztlichen Studiums entſpricht nicht den Tatſachen. Das Reichs- und preußiſche Miniſterium des Innern hat zwar die Vorarbeiten für die Neufaſſung der Prüfungsordnungen für Aerzte und Zahnärzte in Angriff genommen, wird aber die Neu⸗ ordnung des ärztlichen Studiums erſt zuſammen mit der all- gemeinen Reform des Hochſchulſtudiums durchführen. Giebenſtündiger Wolkenbruch DNB. Liſſabon, 27. Dezember. Die Aniverſitätsſtadt Coimbra wurde durch einen ſieben⸗ ſtündigen Wolkenbruch ſchwer in Mitleidenſchaft gezogen. Die tiefergelegenen Stadtteile ſtehen unter Waſſer. Die in die oberen Stockwerke ihrer Häuſer geflüchteten Einwohner mußten von der Feuerwehr auf Flößen und in kleinen Booten in Sicherheit ge⸗ bracht werden. Die Studenten beteiligten ſich an dem Rettungs⸗ werk. Spaniſcher Fiſchdampfer mit der Beſatzung untergegangen. Wie Lloyds aus Vigo berichtet, iſt der ſpaniſche Fiſch⸗ gegangen. durch ein Großfeuer vernichtet worden. Amſterdam: Das Städtiſche Theater in Arnheim iſt g — — —— dampfer„Republica“ aus Vigo mit der ganzen Beſatzung unter⸗ 1 nd erz nach tie gan Heil über Deen org Elte bet entw berei detei diese Desl ten, gräb aber Weil lr! in G in de Mat es fe Feste lieten im 6 her“ verde dien hinter ben.! Heim Felbg den cm bar a Heime hoben abwoh groß chile abſchg Fihter der imaſanen ilaſew ge. hätten ſich Uses vom agten hem ſunion zur ausſchuſes e Mllage⸗ chen. teil werden flächen zu nelländiſche ſchung aus dem Stell ſlerſtützung Saß über biet. Die teten Auf m Deulſch⸗ Vorſtzende Saß zahl det M- Vethöt eine Pauſe Boron von on bet Bewegung ier fh Geſtoltung nme. Det geſchoſſe en werden. um J. De er die Neu Talfachen 1 ngen f die Nn der 41 führen. 1 eienbel. gen ſiben 0„ bibel Jelung“ gangen. be 5e n 1 bei F. Degener 18 Vier nheimer Volkszeitung 10. Jahrgang 5. Balers Weihnachtswunſch: „Laßt uns für den Frieden beten!“ Citta di Vaticano, 26. Dez. In der Aula des Konſiſtoriums nahm heute der Heilige Vater in Gegenwart der Erzbiſchöfe, Biſchöfe und Prälaten ſowie ſeines Hofſtaates die Weihnachtsglückwünſche des ver— ſammelten Kardinalskollegiums entgegen, die Kardinal Granito Pignatelli di Belmonte überbrachte. Ausgehend vom Heiligen Jahr, dem Euchariſtiſchen Kongreß in Buenos Aires und dem Internationalen Kirchenrechtskongreß in Rom ſchloß der Red— ner mit dem Gebete, Chriſtus wolle von den Nationen alles fernhalten, was das väterliche Herz des Papſtes zu kränken vermöchte. Papſt Pius XI. dankte in ſehr herzlichen Worten und gedachte in ſeiner Rede des Heiligen Jahres. Das Jubiläum der Erlöſung ſei um ſo bedeutſamer geweſen, als gerade jetzt in der ganzen Welt Strömungen ausgebrochen ſeien, die der Erlöſung feindlich ſind, ja die nach 1900 Jahren chriſtlichen Lebens und chriſtlichen Heils ſogar einem Heidentum im ſittlichen und ſozialen, ja ſo⸗ gar einem Heidentum im Staatsleben zum Durchbruch ver- belfen wollten. Ein furchtbarer Sachverhalt der Ans wahr— haftig irgendeine ſchwere, ſchreckenerregende Erwiderung be— fürchten läßt, daß die Barmherzigkeit Gottes, die zur Gerech⸗ tigkeit geworden iſt, nicht dazu übergeht, ſo viele Seelen auf⸗ zuwecken, die geradezu von neuem in den Schlummer des Todes verſunken zu ſein ſcheinen. And deshalb mahnen Wir alle guten, exlöſten Chriſten, die ſich der Wohltat der Erlöſung bewußt ſind, an das, was ihnen immer dringend zu empfehlen iſt, an das Gebet für ſo viele arme verblendete Menſchenſeelen, die ſo beklagenswert ſolcher Schätze und Wohltaten entbehren. Die Ehrungen beim Euchariſtiſchen Weltkongreß hätten einen Troſt bedeutet, weil ſie bemüht geweſen ſeien, ein wenig von dem gutzumachen, was Chriſtus im Sakrament an ſchweren Beleidigungen heute zugefügt werde, an geradezu hölliſch. Repreſſalien. Schließlich kam der Papſt auf die große Bedeutung jene! glänzenden Verſammlung der Juriſten aus den verſchiedenſten Ländern anläßlich des Internationalen juriſtiſchen Kongreſſes im Vatikan zu ſprechen, der erſt vor wenigen Wochen ſeinen Abſchluß gefunden hat. Dieſe Erwähnung leitete über zu grundſätzlichen Ausführungen über das Weſen des Rechtes, das Verhältnis von Recht und Geſetz uſw. Ausgehend von der großen Bedeutung dieſes Kongreſſes, der bewieſen habe, daß das chriſtliche Recht durch die göttliche Vorſehung zum Recht der ganzen Chriſtenheit erhoben worden ſei, erklärte der Papſt ſchon die alten heidniſchen Völker hätten erkannt, was Cicero ausgeſprochen habe: daß Recht und Gerechtigkeit Geſetze geſtal— ten müßten und nicht umgekehrt das Geſetz das Recht. Es gäbe nur ein einziges Recht, nämlich das der Gerechtigkeit, ein Recht von allgemeiner Gültigkeit. Wenn das Heiligtum von Loreto heute wieder der Kirche zurückgegeben worden ſei, ſo müſſe man das als gute Zeichen 4955 Heute wie zur Zeit der Geburt des Erlöſers ſei der Ru „Ehre ſei Gott in der Höhe und Friede den Menſchen auf Erden!“ berufen, unſer Gebet zu ſein. Möge es doch wahr ſein, daß die Rüſtungen allerorten dazu dienen, den Frieden zu ſichern. Laßt uns für den Frieden beten. Sollte jedoch irgendwer den Krieg dem Frieden vorziehen, dann müſſen wir zum Herrgott beten: Treibe die Völker zu Paaren, die den Krieg wollen! Im Herzen und auf den Lippen wollen wir aber das andere Gebet bewahren und als Gegenwunſch Euren Glückwunſch darbringen:„Ehre ſei Gott in der Höhe und Friede den Menſchen auf Erden.“ Feloͤgrauer Heiligabend 1914 Die erſte deuiſche Kriegsweihnachten im Schützengraben Wird die Front auch Weihnachten feiern? Für den rechten deutſchen Krieger war es ganz undenkbar und ganz unmöglich, auf das ſchönſte ſeiner heimatlichen Feſte zu verzichten. Gerade in jenen Tagen zeigte ſich, wie tief das Weih— nachtsfeſt und wie tief mit dem Feſte des Friedens die Liebe zum Frieden überhaupt in der deutſchen Volksſeele wurzelt. Längs der ganzen deutſchen Weſtfront wurde die Hauptfeier des Feſtes, der Heilige Abend, pünktlich, wie es ſich gehört, begangen. Nicht überall natürlich, aber überall dort, wo ſich die Feier mit dem Dienſte vereinbaren ließ. Vorne, in den Schützenlinien und den vorgeſchobenen Stellungen wurde der Dienſt mit erhöhter Strenge und Aufmerkſamkeit getan. Seit dem 17. Dezember hatte der Franzoſe an der ganzen Front eine erhöhte Angriffstätigkeit entwickelt. So war die deutſche Führung darauf gefaßt und vor⸗ bereitet, daß der Feind, in dem Glauben, die deutſche Gefechts- bereitſchaft könnte etwa um des Feſtes willen nachlaſſen, gerade dieſen Feſttag zu beſonders ſtarken Angriffen wählen würde. Deshalb wurde an den gefährdeten Stellen der Front Weihnach— ten„ſtaffelweiſe“ gefeiert. Vorn in den Stellungen und Schützen⸗ gräben regierte auch am Feſte des Friedens Mars die Stunde; aber wer am Heiligen Abend draußen lag, der feierte tags darauf Weihnachten im geſchützten Quartier oder Anterſtand. And wo es nur irgendwie möglich war, da beging auch die kämpfende Truppe im Graben das ſchönſte der Feſte zu der gleichen Stunde, zu der in der Heimat die Lieben unter dem Kerzenbaum ſaßen. Heiligabend im Walde vor Verdun. „Den ganzen Tag über hat das Schießen der Infanterie, der Maſchinengewehre und der Artillerie angedauert. Zeitweiſe wird es ſehr lebhaft. Aber der Feldſoldat läßt ſich nicht in ſeiner Feſtesfreude ſtören. Aeberall, in den Gräben und in den Quar— tieren ſind die liebevollen Vorbereitungen für das ſchönſte Feſt im Gange. Beſonders aufmerkſame Bereitſchaft iſt„von oben her“ befohlen worden. Die Vorbereitungen ſollen ſo getroffen werden, daß feindliche Aeberraſchungen unmöglich ſind, und nach dieſem Befehl wird pflichtgemäß verfahren. Am ſo emſiger können hinter dem ſicheren Schutze die Feſtvorbereitungen getroffen wer— den. Aeberall ſtehen kleine Weihnachtsbäumchen, die aus der Heimat gekommen ſind, ſowie große Tannenbäume, die ſich die Feldgrauen aus dem Walde geholt haben. Die Intendantur hat den Truppenteilen für die Mannſchaften Lichter und Baum— ſchmuck geliefert, eine Fürſorge, die von den Mannſchaften dank— bar anerkannt wird, wie denn überhaupt trotz der wehmütigen Heimatsgedanken die Stimmung überall zuverſichtlich und ge— hoben iſt. Nirgend herrſcht Trübſinn und Niedergeſchlagenheit, obwohl die Anforderungen an die Truppe gerade in dieſen Tagen groß ſind und ſchärſte Anſpannung aller Kräfte erfordern.“ So ſchildert ein Feldpoſtbrief das Weihnachtsfeſt an dieſem Front— abſchnitt. Weihnachtsbeſuch bei der bayriſchen Infantrie. „Als ich das Regiment erreichte— berichtet ein Zeitungs— Von links: Reichsminiſter Dr. Goebbels bei der Weihnachtsbeſcherung von 3000 Kindern der S Blinde des Krieges und der Arbeit Volksempfänger zum Feſt— auf dem für bedürftige Volksgenoſſen veranſtaltet, korreſpondent ſein Weihnachtserlebnis— trafen Offiziere und Mannſchaften gerade die letzten Vorbereitungen für Weihnachten und ſchmückten ihre Waldhütten mit Tannenzweigen. Die Mann- ſchaften holzten noch immer Tannenbäume für die Offiziere ab. Dieſe ſtellten eigenhändig Chriſtbäume für die Mannſchaften auf. In der Dämmerung wurden die kleinen Kerzen der Chriſtbäume angezündet. In den Hüttenfenſterchen flackerten kleine Weih- nachtslichter, und in allen Teilen de Waldes ſchimmerte das ver— traute Licht wie in uralten Märchen. Wo der Wald in heiliger Nacht von tauſend Lichtern hell wird, feiern hier deutſche Krie— ger Weihnachten... Ich muß fort, über Anhänge erreiche ich das Tal. Hoch oben leuchtet der verlaſſene Wald wie ein Rieſen⸗ chriſtbaum, und der Schall der Weihnachtslieder tönt weit hinaus in die Nacht.“ Chriſtnacht im Lazarettzug. In dieſer Nacht war die gänze Front ein einziges Weih— nachtsland, und wenn der Engel des Herrn aus den Lüften hätte zu den Deutſchen herniederkommen wollen, ſo hätte er die deutſche Front leicht am Schimmer der Weihnachtskerzen als ein ununter— brochenes Lichterband von der Küfte der Nordſee bis zu den Schweizer Alpen erkennen können. Auch in den Lazaretten und ſogar im Lazarettzuge wurde die Heilige Nacht gefeiert. Alle Wagen waren mit Zweigen geziert, in jedem einzelnen ſtand ein Chriſtbaum. Das Zugperſonal zündete die Lichter an, Arzt und Schweſtern kamen in jeden Wagen und ſangen mit den Verwun— deten Weihnachtslieder und beſchenkten die Kranken mit Liebes- gaben. Anter Schmerzen fröhlich nahmen dieſe die Geſchenke ent— gegen. Sehr viele weinten gerührt. Es war die heiligſte Weih- nachtsnacht. Die Verwundeten erhoben ſich; ihre fieberhaft bebende Stimme klang kräftiger als der Geſang der noch unver— letzt Gebliebenen.“ Der Felddiviſionspfarrer erzählt. „Ein kleiner Wagen holt mich ab zur Feier des... Regi ments. Heller Mondſchein verklärt bei mildem Froſt die weithin ſichtbare Landſchaft. Bald tauchen die Lagerfeuer auf. Durch die ruhige Nacht klingt der Geſang der feiernden Mannſchaften. Plötzlich hält der Wagen. Die Straße iſt ziemlich gefährdet durch feindliches Artilleriefeuer. So ſteige ich denn aus und wandere das letzte Stück. Oben iſt eine Revierkrankenſtube als Weih⸗ nachtszimmer hergerichtet. In den niedrigen Schuppen liegen die Verwundeten, die nicht fortgeſchafft werden konnten. Ein tapferer Reſerviſt mit einem Schuß durch die Lunge kann nur ſchwer atmen. Die Fülle der Menſchen und Lichter iſt nicht gut für ihn. Aber als ich ihn nachher fragte, war es ihm noch nicht lange genug geweſen. Die Mannſchaften drängen ſich im engen Raum. Feſtlich gekleidet ſind ſie nicht gerade; ſie kommen eben aus dem lehmigen Schützengraben, aber feſtlich geſtimmt ſind ſie alle. Einer wollte eigentlich nichts wiſſen von dem Vorſchlag, das Lied von der fröhlichen, ſeligen Weihnachtszeit zu ſingen. Aber die Leute ſtimmten es mit Begeiſterung an, und ich tat, ſoviel ich konnte, um die rechte innerlichſte Weihnachtsfreude zu wecken. Es war doch auch nur ein ärmlicher Stall, wo die Krippe ſtand Wir denken dort oben auch der Gefallenen und der Trauern den und ſind doch fröhlich im großen Geſchenk der Liebe Gottes Wir treten hinaus in die zauberhafte Nacht. Hier und da ver⸗ ſammeln ſich die Korporalſchaften zur Feier. Ganz oben ſchwebt ein Kerzenbaum geradezu in den Lüften. Ein praktiſcher Mann hat ihn hoch in einen Baum des Waldes hineingehängt; eine Zeltbahn hängt vor dem Winde zum Schutze der Lichter; es wirkt ganz wunderbar. Ganz ſelten fällt ein Gewehrſchuß.— Stille Nacht, heilige Nacht ringsum.“ Beſcherung in der Bereitſchaftsſtellung. Bei einem Infanterieregiment, das in Bereitſchafts- ſtellung in Norfrankreich vor dem Feinde lag, verſammelten ſich die dienſtfreien Kompagnien gegen 4 Ahr vor dem Quar— tier des Oberſten. Der Kommandeur wies in kurzer markiger Anſprache die Mannſchaften auf die eigenartige Weihnachts- ſituation hin, wobei er ausführte, daß der alte Kinderglaube, wonach die Verheißung:„Friede auf Erden“ zur Wahrheit wer⸗ den ſollte, nicht zuſchanden geworden ſei. Das Regiment werde, wie bisher mit Hingabe weiterfechten, damit ein ehrenvoller Friede für das Vaterland geſichert bleibe. Dann folgte die Be⸗ ſcherung im Quartier des Kommandeurs unter dem ſtrahlenden Weihnachtsbaum. Die Mannſchaften wurden mit Geſchenken reich bedacht. Ihr ſchlichtes„Vergelt's Eahne Gott“. Herr Oberſcht!“ machte tiefen Eindruck. Während der Feier trug ein Sängerchor alte Weihnachtslieder vor.„Stille Nacht, heilige Nacht“ und das wundervolle Beethovenlied„Stille Nacht“, o gieße du Himmelsfrieden in mein Herz“ machte bei Kanonen— donner und Gewehrgeknatter einen tiefergreifenden Eindruck. Am erſten Feiertag morgens bei ſtrahlendem Sonnenſchein Feld- meſſe auf einer Waldwieſe! Als der Geiſtliche die Mannſchaften an Weib und Kind in der Heimat erinnert und den Leuten verſichert, daß an dieſem Tage die Lieben in der Heimat mit beſonderer Sehnſucht ihrer gedächten, ſieht man in den Blicken der älteſten Krieger tiefe Ergriffenheit. Aber hell und jubelnd erklingt zum Schluſſe das„Großer Gott, wir loben dich!“ aus tauſend Kehlen. Eine ſchöne Feier wurde beim Brigadeſtab ver⸗ anſtaltet. Ein hoher Offizier hatte den echt chriſtlichen Gedanken gehabt, Kinder franzöſiſcher Witwen zur Feier zuzulaſſen. Mit großen Augen ſtaunten die Kinder den Lichterbaum an, der ihnen ſo unbekannt war, der aber gerade darum einen beſonders tiefen Eindruck auf ihr Gemüt machte. Die Kinder wurden mit kleinen Gaben bedacht, die ſie dankbar, mit Tränen in den Augen, ent⸗ gegennahmen; die Mütter waren tief gerührt, als der Diviſions⸗ 4 ihnen das Weſen der Feier in franzöſiſcher Sprache erklärte. Aus Nah und Fern Ermäßigung des Strompreiſes. Darmſtadt, 27. Dez. Die Heſſiſche Eiſenbahn AG. hat den heſſiſchen Stromabnehmern eine Weihnachtsfreude be⸗ ſchert. Mit Wirkung von der Januar⸗Ableſung ab werden die Strompreiſe ermäßigt, und zwar bei dem allgemeinen Beleuchtungs⸗Strompreis von 40 Pfennig pro Kilowattſtunde auf 38 Pfennig, beim allgemeinen Kraftſtrompreis bei einer monatlichen Abnahme bis 100 Kilowatt auf 20 Pfennig, bei mehr als 100 Kilowatt monatliche Abnahme auf 18 Pfennig, bei mehr als 200 Kilowatt auf 16 Pfennig, bei mehr als 300 Kilowatt auf 14 Pfennig, bei mehr als 400 Kilowatt auf 13 Pfennig und bei mehr als 500 Kilo⸗ watt monatliche Abnahme auf 12 Pfennig pro Kilowatt. Alle übrigen Tarife und Tarifbeſtimmungen bleiben unverändert beſtehen. a Zum Brand im Mainzer Hauptbahnhof. Mainz. Wie bereits mitgeteilt, iſt durch den Brand im Hauptbahnhof Mainz der Eiſenbahnbetrieb in keiner Weiſe geſtört worden. Die Bahnhofswirtſchaft wird in den noch zur Verfügung ſtehenden Räumen in vollem Umfang weitergeführt. Bis jetzt konnte über die Urſache des Bran⸗ des immer noch nichts feſtgeſtellt werden. Der Brand⸗ ſchaden, beſonders auch der durch Waſſer bei den Löſch⸗ arbeiten entſtandene Schaden, iſt jedenfalls ſo erheblich, daß ein vollſtändiger Umbau notwendig werden wird. Darmſtadt.(5 J. ehrt einen gefallenen Ka⸗ meraden.) Zu Ehren ihres ſeinerzeit ermordeten Ka⸗ meraden Peter Frieß weihte die Hitlerjugend am Vorweih⸗ nachtstag die ſeitherige Orangerieſtraße auf den Namen ihres Vorkämpfers. Im Orangeriegarten hatten der Unterbann I/VI der HJ. mit Fahnen, Kapelle und Spielmannszug und eine Ehrenabordnung der SA. mit Fahne Aufſtellung ge⸗ nommen. An der ſchlichten, eindrucksvollen Feier nahm auch der Vater des gefallenen Hitlerjungen, Peter Frieß, mit den nächſten Angehörigen teil. Die Gedaͤchtnisrede hielt Kreisleiter Oberbürgermeiſter Wamboldt. Nach dem Horſt Weſſel⸗ lied ſprach Oberbannführer Walter Bloch. Der Name„Peter Frieß⸗Straße“ ſolle für alle kommenden Generationen ein Mahnmal ſein. Darmſtadt.(Aenderungen im Poſtweſen.) Mit Wirkung vom 1. Januar wird die Poſtagentur Hahn bei Pfungſtadt vom Poſtamt Pfungſtadt abgezweigt und dem Poſtamt Darmſtadt zugeteilt. Die Poſtagentur erhält die Bezeichnung Hahn bei Pfungſtadt über Darmſtadt II. Vom gleichen Zeitpunkt ab wird die ſeither dem Poſtamt Pfung⸗ ſtadt zugeteilte Poſtagentur Eſchollbrücken in eine Poſt⸗ ſtelle umgewandelt und in Eich bei Pfungſtadt eine Poſt⸗ ſtelle eingerichtet. Im Verkehr der Orte Pfungſtadt, Eich und Eſchollbrücken gelten künftig die Fernbriefgebühren. Bildnachleſe vom deutſchen Volks weihnachten. 7 A-Standarte 16 in Berlin— im Sendeſaal des Berliner Rundfunks erhielten Berliner Dönhoffplatz wurde, wie auch an anderen Stellen des Reiches, eine Weihnachtsbeſcherung von der wir hier einen Ausſchnitt wiedergeben. 8 — — Groß-Gerau.(Verfolgung unterm Scheuer⸗ dach.) Eine aufregende Szene ſpielte ſich in Dorn⸗ berg ab. Ein Dieb, der in der Bäckerei Sensfelder ein⸗ gebrochen war und die Ladenkaſſe geöffnet hatte, wurde ge⸗ ſtört und flüchtete. Er verſuchte zu entkommen, fiel am Tor hin, flüchtete dann in eine Scheuer und verſchloß ſie von innen. Unter dem Dach der Scheuer blieb er hängen und konnte ſo von der Polizei gefaßt werden. Der Täter, ein Fremder, der in Erfelden arbeitet, kam ins Amts⸗ gerichtsgefängnis hinter Schloß und Riegel. Offenbach.(Auch eine Weihnachtsüber⸗ raſchung.) Eine ſchöne Weihnachtsfreude hatte ein Untermieter in der Guſtav⸗-Adolfſtraße, der im Jahr 1911 in ſeiner Stube auf unerklärliche Weiſe ein 20-Mark⸗Stück verloren hat. Beim Ausbeſſern des Fußbodens wurde das Goldſtück in einem Ritz gefunden. Miltenberg.(In den Main gefallen.) Seit dem 24. November war der Steinmetz Joſeph Keller von Rei⸗ ſtenhauſen vermißt worden. Jetzt wurde er bei Bürgſtadt als Leiche aus dem Main geländet. Der Mann hatte die Gewohnheit, am Mainufer entlang heimzugehen und dürfte in der Dunkelheit ins Waſſer gefallen ſein. Worms.(32 Trauungen!) Zum Weihnachtsfeſt wur⸗ den beim Standesamt nicht weniger als 32 Ehen geſchloſſen. Alzey.(Teures Brennholz.) Eine teure Brenn⸗ holzrechnung wurde dieſer Tage einem Kaufmann zugeſtellt. Er hatte mit ſeinem Auto einen Telefonmaſt umgeriſſen und mußte dafür 62 Mark bezahlen. Butzbach.(Wildernde Hunde) Durch wildernde Hunde wurden einem hieſigen Einwohner 20 Hühner und 2 Enten, darunter wertvolle Zucht- und Ausſtellungstiere, zerriſſen. Friedberg.(Eiſerne Hochzeit.) Im nahen Schwal⸗ heim feierten am erſten Weihnachtstag die Eheleute Karl Kreuter die Eiſerne Hochzeit. Den Tag der 65. Wiederkehr ihr Vermählung konnten die beiden„Eiſernen“ in verhält⸗ nismäßiger Rüſtigkeit begehen. Kreuter, von Beruf Weiß⸗ binder, ging bis zum 80. Lebensjahr ſeiner Arbeit nach; er iſt jetzt 86 Jahre, ſeine Frau 89 Jahre alt. Büdingen.(Neue Bürgermeiſter und Beige⸗ ordnete.) Zu Bürgermeiſtern ernannt wurden: Adam Lehning in Himbach(Kreis Büdingen), und Heinrich Hilß II. in Merkenfritz(Kreis Büdingen). Zu Beigeordneten ernannt wurden: Adolf Greif in Biſſes(Kreis Büdingen), Heinrich Nazarenus III. in Büches(Kreis Büdingen), Hermann Oſt⸗ heim in Gettenau(Kreis Büdingen), Richard Rupp in Mer⸗ kenfritz(Kreis Büdingen) und Heinrich Kirchner III. in Mi⸗ chelau(Kreis Büdingen). Büdingen.(Das Anerbengericht feierlich er ⸗ öffnet.) Mit einer feierlichen Sitzung im Amtsgerichts⸗ gebäude iſt das Anerbengericht Büdingen eröffnet wor⸗ den. Der Vorſitzende wies in ſeiner Anſprache auf die Be⸗ deutung des Erbhofgeſetzes und die Wichtigkeit des Anerben⸗ gerichts hin. ** Frankfurt a. Mm.(der Güter wagendieb in der Kiſte.) Den alten Trick, ſich in eine Kiſte verpacken zu laſſen, wandte hier ein Güterwagendieb an. Aber die Methode bekam ihm ſchlecht. Auf der Güterabfertigung des Hauptbahnhofs ertönten Klopfzeichen aus einer Kiſte, die eine Stunde vorher aufgeliefert worden war. Beim Oeffnen fand man darin einen Mann, der ſich in einem Lager von Holzwolle befand, wohlverſehen mit Einbrecherwerkzeugen und der nötigen Verpflegung. Offenbar hatte der Einge⸗ ſchloſſene die Abſicht, unterwegs einen Eiſenbahnwaggon zu berauben, die geſtohlenen Waren in die Kiſte zu packen oder vom Zug herunterzuwerfen und dann ſelbſt ab— zuſpringen. Der Umſtand, daß die ihn bergende Kiſte in der Güterhalle zufällig ſo geſtellt wurde, daß der Mann mit dem Kopf nach unten ſtand, hatte ſeinen Plan vereitelt. ** Frankfurt a. Mm.(Tierwärter von Affen angegriffen.) Im Zoologiſchen Garten wurde ein Tierpfleger von einem wütenden Affen angegriffen und übel zugerichtet, ſo daß die Ueberführung des Tierpflegers in ein Krankenhaus notwendig wurde. Der Verletzte wollte einen Affen einfangen, als ſich plötzlich aus dem Hinterhalt ein anderes Tier auf den Pfleger ſtürzte. In wenigen Sekunden ſaß das gereizte Tier auf den Schultern des Mannes und bohrte'ſeine ſcharfen Zähne in deſſen Genick ein. Geiſtesgegenwärtig riß der Ueberraſchte den Angreifer vom Hals, wobei ihm das wütende Tier auch noch die eine Hand durchbiß. U Mannheim, 27. Dezember. Weihnachten bei der Reichsbahn. Der Reiſeverkehr an Weihnachten 1934 war weſentlich ſtärker als im ver⸗ gangenen Jahre. In der Zeit vom 21. Dezember bis 26. De⸗ zember mußten im Mannheimer Hauptbahnhof 65 Sonder⸗ züge abgefertigt werden, was gegenüber 1933 eine Zunahme von 22 Zügen bedeutet. Der Betrieb wickelte ſich glatt ab und lediglich am 22. und 23. Dezember erlitten einige Fern⸗ züge kleine Verſpätungen. ¶Ausſchreitungen auf dem Sportplatz. Auf einem Sportplatz in der Neckarſtadt entſtanden am Mittwoch nach⸗ mittag während eines Fußballſpiels unter den Zuſchauern Meinungsverſchiedenheiten, die zu Tätlichkeiten führten. Durch das herbeigerufene Notrufkommendo wurden drei der Be⸗ teiligten feſtgenommen und, da weitere Ausſchreitungen zu befürchten waren, der Platz geräumt. J Ein liebevoller Sohn. In einer Wirtſchaft in Mann⸗ heim⸗Seckenheim ging der Sohn des Wirtes gegen ſeine An⸗ gehörigen vor. Dem einſchreitenden Polizeibeamten leiſtete er Widerſtand. ſo daß das Notrufkommendo herbeigerufen Wer küßt Jungjer Barbara? 0 une heitere Dorf-, Liebes- und Erbjchaftsgeichichte von Nobert Maas So erging es Fräulein Tenniſſon, als ſie mit ihrer Braut⸗ zeugin Lina dem Wagen entſtieg und die beiden Herren allein weiterfahren ließ. Als die Damen im Türrahmen erſchienen, trat ihnen Roſa anſcheinend ganz entſetzt entgegen und meldete, Beſuch ſei angekommen. Aus Amerika. Auch die Kathrin ſei wieder da und der Felix habe einen Papagei mitgebracht als Brautgeſchenk. „Awaas ſagen Sie da?— Aus Aemörrikä?“ Das bleiche Geſicht hinter der ſchwarzen Brille wurde aſchgrau. Lina machte ganz große Augen, als ſie ſah, wie ihre zukünftige Schwägerin dieſe Botſchaft aufnahm. Im gleichen Augenblick kam eine Frau die Treppe herunter, als wenn ſie in dieſer Wohnung zu Hauſe ſei. Kathrin ſtand oben und auch das lange, feixende Geſicht des Felix wurde über dem Treppengeländer ſichtbar. „Ich gratuliere dir, Mary! Wo haſt du deinen Mann?“ Wenn der Sturm plötzlich das Dach vom Hauſe abgehoben hätte, wäre Fräulein Tenniſſon nicht ſo ſprachlos geweſen. Sie ſchaute Barbara an, als wenn ein Geiſt die Treppe hinunter auf ſie zukomme. Roſa und Lina wichen einen Schritt zurück, die Kathrin und Felix kamen langſam die Stufen herunter. Das war nun der Augenblick, der langerſehnte, da ihrer Ahnung recht geſchah. Da ſtand das hochnäſige, herriſche, hergelaufene Frauenzimmer entlarvt im Kreiſe, ſchlug die Augen einen Mo— ment nieder, erhob ſie dann frech und nahm tatſächlich die Hand, die Barbara ihm gütig entgegenſtreckte. Dann ſchoß die Be— trügerin die Treppe hinauf, die andern ſtehenlaſſend. Barbara wandte ſich an Lina, gab auch ihr die Hand und ſagte:„Sie geſtatten, ich bin Barbara Sieb— zehnrübel. Es iſt lieb von Ihrem Herrn Vater, daß er meine Freundin, Fräulein Tenniſſon, geheiratet hat. Ich freue mich, noch ſo rechtzeitig aus Südamerika angekommen zu ſein, daß ich die Hochzeit mitfeiern kann.“ Lina erſtarrte zu einem großen Fragezeichen. Auch Roſa blieb der Mund offenſtehen. Endlich wagte Lina zu fragen, was das alles zu bedeuten habe. Angſt vor dem, was ſie ahnte, Gereiztheit über die Flucht ihrer vermeintlichen Barbara klang im Ton der Frage durch. „Ach, nur eine kleine Verwechſlung von ſeiten Ihres Herrn Vaters— Sie ſind doch Fräulein Huber— nicht wahr. Sehen Sie, ich bin über alles unterrichtet. Ihr Herr Vater hat ſich rührend um mich geſorgt. Er hat mir einen Detektiv entgegen— geſchickt, hat dafür fünftauſend Mark ausgegeben— und heiratet die falſche Barbara. Ausgerechnet die richtige, die ihn das Geld gekoſtet hat, muß ihm einen Strich durch die Rechnung machen. Ich bin nämlich— ich bedaure es Ihnen zuliebe faſt ſelbſt— Barbara Siebzehnrübel, und jene iſt meine Freundin Marz Tenniſſon. Sie packt nun gewiß ihren Koffer, um unauffällig zu verſchwinden. Nicht wahr, das werden wir nicht zulaſſen, Fräulein Huber. Sie ſoll mit ihrem Vater zur Kirche. Wer A ſagt, muß auch B ſagen.“ Barbara ſprach mit einer ſo un— widerſtehlichen Sicherheit, dabei ſo herzlich, daß Ling nicht einen Augenblick daran dachte, ihre Worte zu bezweifeln. Ganz wirr in ihrem Kopf, unfähig, ſich auch nur vorzuſtellen, was aus dieſer„Verwechſlung“ folgen würde, griff ſie den letzten Satz Barbaras auf und antwortete, in Tränen ausbrechend: „Aber ſie hat ja noch gar nicht A geſagt.“ „Ich denke, ſoeben hat auf dem Standesamt die Trauung ſtattgefunden!“ erwiderte Barbara. „Nein, eben nicht.— Gott ſei Dank nicht! Die Papiere ſtimmten ja nicht. Das Aufgebot war aus dem Kaſten geſtoh— len“, ſchluchzte ſie durch ihre Tränen. „Da hab ich doch richtig geſehen“, trat jetzt Felix vor. Die Kathrin lachte. Roſa ging in die Küche. Barbara wurde neugierig, nahm Lina bei der Hand und bat ſie, mit nach oben zu kommen. Mit gemiſchten Gefühlen ſaßen die vier nun zuſammen. Barbara, Felix, Lina und Kathrin. Ling, das arme Mädchen, bekannte unter Tränen, was alles geſchehen war: ſie ſelbſt un— ſchuldig, Vater Huber irregeführt, Mary Tenniſon kurz vor dem Ziele überraſcht und entlarvt. Kathrin machte aus ihrer Schadenfreude keinen Hehl, Felix flehte Barbara mit treuen Augen an, Gnade vor Recht ergehen zu laſſen. Sie ſelbſt hätte lachen und weinen mögen. Da kam ſie nun mit einem Herzen voll Sehnſucht in die Heimat zurück und mußte gleich ſolche Verwirrung anſtiften. Sie ſtand ſchweigend auf und ging hinüber in das Zim mer, in dem ſie Mary vermutete. Was die beiden miteinander geſprochen haben, iſt in Dingelsdorf nicht bekannt geworden. Es dauerte faſt eine halbe Stunde, bis Barbara zu Felix und Kathrin zurückkehrte. Lina hatte ſich ſtill verabſchiedet. „Felix“, bat Barbara,„du biſt wohl ſo freundlich und beſorgſt den Koffer, der unten im Hof ſteht, zum Bahnhof. Meine Freundin möchte den Mittagszug noch haben. Sie iſt ſchon vorausgegangen.“ Felix und Kathrin machten große Augen. Entließ man ſo eine Hochſtaplerin? Barbara ſchnitt den beiden weiteres Fragen ab. Kathrin mußte in die Küche und Felix hatte ja ſchon ſeinen Auftrag. Der Huber würde ja bald zurück ſein von Neuſtadt. Mit ihm wollte ſie allein ſein. Es dauerte nicht lange, da fuhr der Horch wieder vor. Die beiden Herren kamen ziemlich bedrückt ins Haus und die Treppe hinauf. Als der Huber die Türe des Zimmers öffnete, in dem ſie die Braut vermuteten, trat ihm Barbara entgegen, etwas aufgeregt, aber dennoch ſchmunzelnd über das verdutzte Geſicht des enttäuſchten Bräutigams. „Sie möchten zu Fräulein Siebzehnrübel, Herr Huber? — Hier iſt ſie.“ „Dominik riß Augen und Mund auf, blinzelte mit den Wimpern und reckte ſeinen Kopf vor. Er hatte offenbar nicht recht verſtanden. „Wo iſt ſie?“ fragte er, Barbara von oben bis unten muſternd. „Ihre Braut iſt ſoeben abgereiſt— aber Barbara Sieb- zehnrübel ſteht vor Ihnen.“ Barbara ſchlug das Herz bis zum Halſe, wie ſie merkte, daß dem Bauern plötzlich eine Ahnung aufging. Der Aſſeſſor drängte ſich hinter dem Rücken Hubers hervor und nannte mit einer kurzen Verbeugung ſeinen Namen. „Ihre Braut, Herr Aſſeſſor, iſt ſoeben nach Hauſe ge— gangen. Es tut mir unendlich leid, meine Herren, Sie in dieſe — nicht angenehme— Situation gebracht zu haben...“ Buber war nun mitten ins Zimmer getreten. Die Erkennt⸗ nis ſeiner Lage drach wie eine Sturzwelle über ihn herein. Er legte den Zylinder auf den Schreibtiſch und ſank in den Klubſeſſel, nachdem Barbara ſich geſetzt hatte. Auch der Aſſeſſor nahm Platz. Da noch niemand eine Frage zu ſtellen wagte, begann Barbara von neuem: „Ich ſehe, Sie ſind immer noch ſprachlos, Herr Huber. Ich kann Ihnen die Wahrheit nicht erſparen. Sie hätten beinahe eine Hochſtaplerin geheiratet. Ich habe Sie noch rechtzeitig davon befreit; denn ich bin die Nichte meines Onkels Sieb- zehnrübel. Meine Freundin, Mary Tenniſſon, hat, während ich drüben verreiſt war, mein Vertrauen mißbraucht. Sie ſind ihr auf den Leim gegangen.“ „Dann— haben Sie— wohl auch— das Aufgebot ent⸗ fernt“, ſtotterte der Huber. „Nein, das habe ich nicht. Das muß jemand getan haben, der Ihnen dieſe Braut nicht gönnte. Ich bin erſt geſtern abend angekommen.“ „Ich Schafskopp— jetzt— ah, wo iſt das Frauenzim⸗ mer...“ fuhr der Huber hoch. Der Aſſeſſor drückte ihn in den Seſſel zurück, neigte ſich höflich und ſagte: „Sie werden geſtatten, mein Fräulein, daß ich— wohl zugleich mit Herrn Huber— frage, womit Sie beweiſen, was Sie da behaupten. Das ſind doch— hm, verzeihen Sie, hä— das ſind doch Angebeuerlichkeiten.“ f werden mußte, das den Widerſpenſtigen in das Bezirksgefäng⸗ nis einlieferte. Q Bibliſches Alter. Seinen 90. Geburtstag begeht am 28. Dezember Hauptmann a. D. Alfred Seubert. Er iſt im Jahre 1870 als Halbinvalide aus dem Grenadier-Regiment 110 ausgeſchieden, nachdem er bei der Belagerung von Straß⸗ burg durch einen Granatſplitter ſchwer verwundet worden war. Bei Beginn des Weltkrieges, faſt ſiebzigjährig, ſtellte ſich der alte Offizier wieder zur Verfügung und fand in verſchiedenen Stellen Verwendung, bis er zuletzt im Kriegs⸗ gefangenenlager zu Mannheim tätig ſein konnte. Von einem Stein zerſchmettert. U Nußloch, 27. Dez. Als der in den 50er Jahren ſtehende verheiratete Steinbrecher Georg Kirſch aus Bajer⸗⸗ tal ſeinen Arbeitsplatz im Nußlocher Kalkſteinbruch des Portlandzementwerkes Leimen verlaſſen wollte, ſtürzte ein ſchwerer Stein auf ihn herab, der ihm ein Bein zerſchmet⸗ terte und ſchwere innere Bauchverletzungen und eine Kopf⸗ verletzung verurſachte. Obwohl ſofort ärztliche Hilfe zur Stelle war, ſtarb der Verunglückte ſchon auf dem Trans⸗ port ins Akademiſche Krankenhaus Heidelberg. 1935 Badiſches Sängerbundgaufeſt in Karlsruhe. () Karlsruhe, 27. Dez. Der Badiſche Sängerbund hält ſein 10. Gaufeſt vom 4. bis 6. Oktober 1935 in Karls⸗ ruhe ab. Entſprechend der kulturellen Aufgaben, die die badiſche Sängerſchaft als Grenzmarkſängerſchaft auf ſich ge⸗ nommen hat, ſoll dieſes Feſt eine eindrucksvolle Kundgebung für das deutſche Lied werden. Es ſind vier große Haupt⸗ konzerte geplant und eine große Kundgebung am letzten Tage. * J Heidelberg.(Chemiker ausgezeichnet.) Die Techniſche Hochſchule Hannover hat den Heidelberger Che⸗ miker Dr. phil. Matthias Pier zum Dr. ing. ehrenhalber er⸗ nannt, und zwar, wie es in der Verleihungsurkunde heißt, „für hervorragende Verdienſte um die Ausgeſtaltung kata⸗ lytiſcher Hydrierung zu der nationalwirtſchaftlich überaus bedeutſamen Gewinnung motoriſcher Triebſtoffe.“ . Heidelberg.(Handelstätigkeit unterſagt.) Der Inhaberin eines hieſigen Kolonialwarengeſchäftes wurde durch die Polizeidirektion die Handelstätigkeit unterſagt. Die Genannte hatte ſeit einiger Zeit minderwertige Waren ge⸗ liefert und ſich ſolche beſſerer Qualität von ihrer Kundſchaft bezahlen laſſen. Heidelberg.(Gefährliche Schießerei.) Am erſten Weihnachtstag wurde in Handſchuhsheim auf einen Triebwagen der Oe. ein ſcharfer Schuß abgegeben, der eine Scheibe des Wagens in Kopfhöhe durchſchlug. Nur da⸗ durch, daß an der betreffenden Stelle niemand ſaß, kamen Perſonen nicht zu Schaden. „Ja ganz richtig!“ fiel da der Huber mit ein,„wer ſind Sie überhaupt, daß Sie ſich erdreiſten, hier einzudringen und andere hinauszudrängen? Wo haben Sie Ihre Papiere, Ihren Paß, Ihre Geburtsurkunde?“ Der Huber fing offenſichtlich an, zu begreifen, daß dieſe Veränderung ſeiner Lage ihn um ſeine ganzen Hoffnungen betrog. Er ſprang wieder hoch und fing an, im Zimmer auf und ab zu gehen, wie er es zu Hauſe zu tun gewohnt war, wenn etwas gegen ſeinen Willen ging. Barbara ſah ihm eine kleine Weile zu, betrachtete auch den Aſſeſſor ſchmunzelnd, ſtand dann aber ſelbſt in aller Seelenruhe auf und ſagte: „Damit Sie ſich nicht weiter unnütz aufregen, meine Her ⸗ ren, will ich Ihnen meine Papiere vorlegen, obwohl mich nie⸗ mand von Ihnen dazu zwingen kann.“ Dann ging ſie an den Tiſch und entnahm ihrer Hand⸗ taſche ihren Reiſepaß und noch einige Dokumente. Alles brei- tete ſie weit auf den Tiſch aus. Der Huber beugte ſich darüber, nervös ſeine Brille aus der Taſche neſtelnd. Auch der Aſſeſſor überzeugte ſich, daß alles in beſter Ordnung war. Horchende Stille ſtand zwiſchen den dreien. Barbara beobachtete geſpannt die Veränderung auf dem Geſicht des Großbauern. Dem Aſſeſſor genügte ein Blick in den Paß, um feſtzuſtellen, daß jeder Zweifel an der Perſon Barbaras unbegründet war. Hu⸗ ber nahm den Paß in die Hände, blätterte ihn von vorne biz hinten durch, reckte ſich dann langſam hoch, ſah Barbara lange und mit erſchlaffenden Geſichtsmuskeln an und ſagte: „Ich Schafskoop!“ Dann ſah er ſich müde im Zimmer um, ſeine Augen glu! ten von einem Gegenſtand zu anderen und blieben ſchließli!) am Geſicht des Aſſeſſors daſten. Der wußte nicht, ob er ſi h entſchuldigen oder dem Bauer mit irgendeinem Wort aus dar ködlichen Verlegenheit helfen ſolle. Mitten in dieſe Stille hinein begann der Papagei höhniſch zu quäken. Es klang wie ſchaden— frohes Feixen.„O-—öööö—aaagah!“ Mit einem wütenden Blick auf das Tier wandte ſich der Huber zurück, griff ſtumm zu ſeinem Zylinder und ſagte, ohne den Aſſeſſor anzuſehen: „Dann können wir ja gehen.“ Barbara nahm die Hand, die ihr der Aſſeſſor mit weltmänniſcher Verbeugung bot. Dann ſchritt er hinter dem Huber zur Tür hinaus, die Treppe hin⸗— unter. Kaum waren die beiden fort, da kam Felix von der Bahn zurück, klopfte artig bei Barbara an, nahm ſeinen Hut ab, als ſie„Herein!“ rief, und meldete:„Sie iſt fort. Sie hat mächtig geheult— und ich ſoll nochmals grüßen.“ „Hat niemand geſehen, wie ſie zur Bahn gegangen iſt?“ fragte Barbara, etwas beſorgt. i „Nä, ich hab' ſie auf demſelben Weg hingebracht, auf dem ich ſie abgeholt habe“, beruhigte Felix ſie, mit den Augen zwin- kernd. Barbara wurde neugierig und ließ ſich erzählen, wie das alles geweſen war damals. Felix erzählte luſtig, wie er ſelbſt hereingefallen, wie er den Bürgermeiſter und das ganze Dorf an der Naſe herumgeführt— wie aber die Kathrin ſofort ee habe, daß die richtige Barbara ſo nicht ausſehen önne Zu dreien wurde zu Mittag gegeſſen, als die Kathrin meldete, daß alles bereit ſei. Von Stund an war ein herzliches Einvernehmen unter ihnen. Roſa ließ durch Felix bei Barbara ein gutes Wort einlegen, damit ſie bleiben könne. die Kathrin mit ihr zufrieden war— ſie hatte den Haushalt in beſter Ordnung vorgefunden—, durfte Roſa bleiben. Felix wurde die Pflege des Vogels und die Anterhaltung des Gar— tens aufgetragen. Kathrin übernahm mit einer Art Selbſtver— ſtändlichkeit die Aeberwachung des Haushalts,„denn du haſt in der nächſten Zeit doch genug zu tun, daß nun alles ins rich— tige Geleiſe kommt“. Barbara ließ es ſich gefallen, daß die Alte anfing, ſie zu bemuttern. An jenem erſten Tage brachte ſie es noch nicht fertig, ſich ins Dorf zu begeben. Sie ahnte, wie die Leute die Mäuler aufreißen würden, ſobald ſie ſich zeigte. Auch litt ſie ein wenig unter der Blamage, die ſie dem Huber hatte bereiten müſſen. [Fortſetzung folgt.) Dien Kauf ſchafft anderen Arbeit, ADaducch dien Du aug Die felbſt. Da auch — 3———— Bett nich Id Ron der diese eme Hen. der Che⸗ alber et: de heizt ng dalg⸗ iberzus 1 0 agt.) 5 Uulde agt. die aten ge⸗ nds ) An f einen ben, der Nut da⸗ kamen an, — wer ſind gen und e, ren lich an, um feine ſing an, zu tun Votharg Aſeſſor he auf de den iich nie. d Hanb⸗ es brei⸗ datlber, Aſeſor otchende geſpannt . Den en, dab al. Hu⸗ eme biz ga lange gen gl. hließlih er ſih aus but e hinein ſcaben⸗ u Blit imm zu quſchen. nd, die Dann pe hin⸗ f Bahn ab, als nächtig n il uf den n dil. , pe wie el 1 1 bott ehen Jealhtin liches zubole a duch dual v Helid 5 Gol FD mer, Gebäudeteil und Stockwerk, bei Großſtädten außerdem ben. Mit dem Markeneinkauf ſollte man nicht bis zum letzten hatte dann aber dahin entſchieden, daß an dieſer Einrichtung Lokale Nachrichten Viernheim, den 28. Dezember 1934. Denkſpruch.. Der Menſch iſt Welle nur, die ſich der Flut enthebt, Um wieder in die Fluten zu verrinnen; i Sich ſelbſt ein Rätſel, und dies Rätſel ſtrebt Das alte Weltenrätſel auszuſinnen. * Vom Wetter. In den letzten fünf Jahrzehnten war die Witterung am Chriſtfeſt keineswegs ſo, wie man ſie ſich für gewöhnlich vorſtellt: ein Feſt in Eis und Schnee. Die zahlreichen Bilder, die uns in die dunkle Morgenfrühe ver- ſetzen, mit Leuten, die die Metten aufſuchen wollen, müſſen eine Reform erfahren. Diesmal war das Wetter mild, faſt frühlingsmäßig und trocken, bis zur Nacht des zweiten Feier- tages, da die Schleuſen des Himmels ſich öffneten. Die Leute, denen es ſchwer iſt, ihr Gehege zu heizen, werden gewiß dankbar dafür ſein, daß ſchon ein Stück Winter hinter uns liegt. Aber nicht zu früh jubeln; denken wir an das Jahr 1918, in dem der Winter mit ganzer Strenge mit dem Februar begann und bis Mai dauerte. Man denke an das Jahr 1929, in dem der Rhein zugefroren war und erſt am S. März von ſeiner Eisdecke befreit wurde. Die Weihnachtsfeiertage brachten in der evan— geliſchen Kirche immer vollbeſetzte Gottesdienſte. Schon am letzten Sonntag wurde mit den Weihnachtsfeiern begonnen. Hier waren es der Kindergottesdienſt und die Kleinkinder⸗ ſchule. Unter Mitwirkung des Kirchenchors wurde ein Krip⸗ penſpiel zur Aufführung gebracht. Die beiden brennenden Tannenbäume ſowie die Stufen des Altars gaben eine ſehr feine Scene. Umrahmt von den ewig⸗ſchönen Weihnachts- liedern wurde den zahlreich erſchienenen Gottesdienſtbe⸗ ſuchern die heilige Weihnachtsgeſchichte vor Augen geführt. Alle Spieler lebten in den ihnen zugedachten Rollen und erledigten ſich ſo ihrer nicht leichten Aufgabe. Nach dem Krippenſpiel fand dann die Beſcherung von Kindergottes⸗ dienſt⸗ und Kinderſchulkindern ſtatt. Am 1. Feiertag ver- ſchönte der Kirchenchor den Gottesdienſt durch zwei Lieder. Am Mittag wurde vor einem wiederum vollbeſetzten Gottes- haus das Krippenſpiel wiederholt. Das Feſt der Unſchuldigen Kinder begeht die katholiſche Kirche heute. Wir gedenken dabei der Kinder von Bethlehem, die Herodes ermorden ließ, um ja das Jeſuskind nicht zu verfehlen. Er fürchtete nämlich den„neugeborenen König“. Wir gedenken auch der Schmerzen und der Trauer der bethlehemitiſchen Mütter.— Die Kirchenfarbe iſt an dieſem Feſte violett, die Farbe des Kummers und der Betrüb— nis. Die Kirche fühlt gleichſam den Schmerz der Mütter nach, die ihre Kinder verloren haben. Deshalb verſagt ſie ſich auch das Gloria, das ſonſt der Weihnachtszeit ſo eigen iſt.— „Gott, am heutigen Tage haben die unſchuldigen Kinder dein Lob verkündet, nicht durch Worte, ſondern als Martyrer durch den Tod: ertöte in uns alle Verderbnis der Sünde, damit wir den Glauben an dich, den unſre Zunge bekennt, auch durch ſittlichen Wandel im Leben betätigen“. * Herr Gaſtwirt Matthias Träger geſtorben. Nach ſchwerem Leiden verſchied im Alter von 44 Jahren der Gaſt⸗ wirt der altbekannten Gaſtſtätte„Zum Grünen Laub“, Herr Matthias Träger. Schon längere Zeit leidend, hat ihn der Allmächtige unerwartet in die Ewigkeit abgerufen. Der Verſtorbene war eng verwachſen mit dem Buchdruckerhandwerk, ja er hatte ſich ſogar den Meiſtertitel in dieſem Beruf er⸗ worben. Im Herbſt 1910 gründete er nach Auflöſung der in ſeinem elterlichen Anweſen betriebenen Buchdruckerei die „Bürſtadter Zeitung“, die ſich unter ſeiner umſichtigen Leitung trotz anfänglicher Schwierigkeiten einführte. In den Nachkriegsjahren erwarb er ſich die„Mutterſtadter Zeitung“, die er mehrere Jahre führte, bis ihn ſeine leidende Geſundheit zwang, dieſen Beruf aufzugeben. Er übernahm vor drei Jah⸗ ren die elterliche Wirtſchaft. Ein unverwüſtlicher Humor war ihm eigen und war er ob ſeiner freundlichen geſelligen Art, mit der er ſich gab, ein lieber, gern geſehener Freund und Geſellſchafter. Die allſeitige Teilnahme an dem ſo frühen Verluſte möge den Hinterbliebenen, beſonders der Witwe und den Kindern und der greiſen Mutter ein Troſt ſein. Gott ſchenke dem Verſtorbenen die ewige Ruhe! Todesfall. Im Alter von 52 Jahren ſtarb heute Nacht Herr Johann Mandel 24., Ernſt Ludwigſtr. 20. Möge er ruhen in Frieden! * Aus dem Geſchäftsleben. Mit dem heutigen Tage hat Herr Peter Weidmann ſeine Rinds⸗, Kalbs⸗ und Schweinemetzgerei von Hofmannſtraße 12 nach Saar- ſtraße 47 verlegt. Herr Weidmann bittet um weiteres freundliches Wohlwollen. Kirchenkollekte für das Winterhilfswerk. Auf Vorſchlag der Deutſchen Evangeliſchen Kirche wird am Neu— jahrstage 1935 im ganzen Reichsgebiet in den Gottesdienſten eine Kollekte„Gabe der Evangeliſchen Kirche an das Winter⸗ hilfswerk des deutſchen Volkes“ erhoben. Der Neujahrsglückwunſch. Zu Neujahr iſt mit einer außergewöhnlichen Zunahme des Briefverkehrs zu rech- nen. Damit die Neujahrsglückwünſche rechtzeitig eintreffen, iſt es unbedingt erforderlich, daß alle Neujahrsbriefſendun⸗ gen eine einwandfreie Anſchrift tragen. Straße, Hausnum⸗ Poſtbezirk und Zuſtellpoſtamt. Alle Angaben müſſen recht deutlich niedergeſchrieben ſein. Notwendig iſt auch, auf der Sendung jedesmal die genaue Abſenderangabe niederzuſchrei— Tage warten. Man decke ſeinen Bedarf frühzeitig und ver— meide ſo unnötiges Anſtehen an den Poſtſchaltern. Diesmal keine„Weißen Wochen“? Im vorigen Jahr hat ſich ein Teil der Fachkreiſe und der Handelskammern darunter insbeſondere die Berliner Induſtrie- und Handels⸗ kammer, gegen die früher übliche Abhaltung von„Weißen Wochen“ ausgeſprochen. Das Reichswirtſchaftsminiſterium dann auch der letzte und kleinſte Bauer erfaßt und von Poſt“ beginnt den 13. Jahrgang der allerorts geſchätzten Funkzeitſchrift. Der redaktionelle Teil weiſt ausführlich auf die Ringſendungen des deutſchen Rundfunks zu Silveſter und Neujahr hin. durch, daß es ſeine Abonnenten zu billigen Winterſportreiſen einlädt. Es lohnt ſich, die Ausgabe wegen dieſes wertvollen Vorſchlages und dieſes ſchönen Unternehmens zu kaufen und anzuſehen. Roman, der ſpeziell aus dem Rundfunkmilieu gewachſen iſt. Baſtler intereſſant. Hier werden erſtmalig Verwendungs⸗ möglichkeiten gezeigt, die für jeden wichtig ſind, der keinen Netzanſchluß beſitzt und mit Batterien arbeiten muß. Die Baſtelſchule ſetzt die zunächſt feſtgehalten werden ſollte, u. a. auch im Intereſſe der darauf eingeſtellten Induſtriezweige. Jetzt meldet die „Textilzeitung“, die Beſprechungen in der Berliner Handels- kammer über die„Weiße Woche“ für 1935 ſeien zwar noch nicht abgeſchloſſen, es ſei aber nach Lage der Dinge und dem bisherigen Stand der Verhandlungen damit zu rechnen, daß die Berliner Kammer gegen die Abhaltung der„Weißen Woche“ Stellung nehme. Die Haltung des Reichswirtſchafts⸗ miniſteriums iſt noch nicht bekannt, man könnte ſich aber an⸗ geſichts der veränderten Marktlage auf dem Textilgebiet vorſtellen, daß die im Vorjahr ausſchlaggebenden Gründe heute nicht mehr als ſtichhaltig angeſehen werden. Weihnachtsjeier des Gejangvereins „Süngerbunb⸗Flora“ Am 1. Weihnachtsfeiertag hielt der Geſangverein„Sän⸗ gerbund-Flora“ im Karpfenſaal ſeine Weihnachtsfeier ab. Es war das erſtemal, daß der Verein nach ſeinem Zuſam⸗ menſchluß an die Oeffentlichkeit getreten iſt. Und man muß ſagen, der Zuſammenſchluß war hier beſonders am Platze. Bietet doch der Sängerbund-Flora nunmehr ein großes Ganzes, was ſich an dem Abend beſonders zeigte. Der Karp⸗ fenſaal war knüppeldick beſetzt. Der Vorſitzende, Herr Peter Müller, hieß die Erſchienenen in herzlichen Worten will— kommen. Hierauf brachte der ſtattliche Männerchor den Chor „Weihnachtsglocken“ rein und wirkungsvoll zu Gehör. Nun wurde das ernſte und ergreifende Weihnachtsſtück„Entlaſſen am Weihnachtsabend“ zur Aufführung gebracht. Anſchlie⸗ ßend ſahen wir das heitere Singſpiel„Am Brunnen vor dem Tore“. Ein neckiſches Stück, das helle Freude auslöſte. Die beiden Männerchöre„Freiheit, die ich meine“ und„Die alten Straßen noch“ boten dem Chor nochmals Gelegenheit, mit ſeinem guten Stimmenmaterial zu brillieren.„Bauer und Baron“, ebenfalls ein Luſtſpiel, löſte Lachſalven auf Lachſalven aus und unterhielt die Beſucher ausgezeichnet. Zum Schluß hörten wir von dem Männerchor mit Orcheſter⸗ begleitung Johann Strauß's unſterblichen Walzer„An der ſchönen blauen Donau“, der begeiſtert aufgenommen wurde. Der ſtürmiſche Applaus verlangte eine Wiederholung des Liedes. Der Dirigent des Vereins, Herr Guſtin Lamberth, hat ſeinen Chor gut in der Hand und verſteht es ausgezeichnet, ſich das vorhandene Stimmenmaterial nutzbar zu machen. Die zur Aufführung gebrachten Theaterſtücke, die von den; Herren Gg. Sommer und Gg. Kiß eingeübt wurden, haben tadellos geklappt. Es würde zu weit führen, jeden einzelnen Darſteller zu nennen und ſein Verdienſt heraus⸗ zuſtreichen: jeder hat ſein Beſtes getan, einzelne ſich ſogar übertroffen. Beſonders die Damenrollen waren in guten Händen. Der Abend war in jeder Hinſicht ein voller Erfolg für den Verein. Einjatz der Bauerlichen Werkjchulen in der Erzeugungsſchlacht Die Bäuerlichen Werkſchulen haben bei der Erzeugungsſchlacht als die vorgeſchobenſten Poſten der amt— lichen Errichtungen des Reichsnährſtandes den Hauptteil der Arbeit für die Verbreitung dieſes Gedankengutes bis zum letzten Bauernhof zu leiſten. Dieſe Arbeit wird für ſie während der nächſten Wochen und Monate im Vordergrund ſtehen. Aber auch die den Bäuerlichen Werkſchulen unter⸗ ſtellten Ringleiter ſämtlicher bezuſchußter Verſuchs- ringe nehmen in weitgehendem Maße an dieſem Kampf um unſere landwirtſchaftliche Produktionsſteigerung teil. Sie werden deshalb die Einzelberatung ihrer Verſuchsringmit⸗ glieder einſtellen und ſich ganz auf die Durchführung der Erzeugungsſchlacht konzentrieren. Denn es geht hierbei um ein Ziel, wie es kaum größer geſteckt werden kann: Um die Sicherſtellung der Ernährung unſeres Vol⸗ kes aus eigener Scholle. Deshalb kommt es hierbei nicht ſo ſehr auf die Höchſtleiſtungen einer kleinen Zahl von Spitzenbetrieben als vielmehr auf die Erfaſſung der großen Maſſen der mittelmäßigen oder gar rückſtändigen Wirtſchaften an und damit auf eine Hebung des Durchſchnitts. Um eine Ueberlaſtung der Lehr- und Beratungskräfte der Bäuerlichen Werkſchulen zu vermeiden, wird jedem Be— rater ein ſeinen Leiſtungsmöglichkeiten angemeſſener Bezirk vom Kreisbauernführer zugewieſen. Vor den Sprechabenden ſoll er ſich dann möglichſt auch in dem jeweiligen Dorf auf⸗ halten, um recht viele Bauernbetriebe aus eigener Anſchau⸗ ung kennen zu lernen und in der Unterhaltung mit den Be- triebsinhabern beſtimmte Fragen durchſprechen. Aus dieſen Eindrücken kann er dann am Abend ſeine geſammelten Er— fahrungen den Bauern des Dorfes mitteilen, und ſie durch gemeinſame Ausſprache davon überzeugen, daß die zur Pro duktionsankurbelung durchzuführenden Maßnahmen auch für den Eigenbetrieb vorteilhaft und zweckmäßig ſind. So wird der Idee der Erzeugungsſchlacht durchdrungen. * „Der Deuljche Aund junk Funk Post Illuſtrierte Nundſchau mit dem ausführlichen Nundfunk⸗ Programm Die Neujahrsnummer des„Deutſchen Rundfunk Funk Dieſes Heft bringt eine beſondere Ueberraſchung da⸗ In dieſer Nummer beginnt auch ein neuer Die neuen 2 Volt⸗Batterieſparröhren ſind für jeden grundlegenden Ausführungen zur „Front an der Saar!“ Geſchloſſen in einer Front ſtehen deutſche Männer und Frauen im kerndeutſchen Saarland im Kampf um die Er⸗ haltung ihres Deutſchtums, um deutſche Erde, um deutſches Weſen. Machtgierige Wirtſchaftspolitiker, die 15 Jahre lang deutſches Land, deutſche Gruben ausgeſaugt haben, die durch wirtſchaftlichen Druck auf die„Kumpels“, wie ſich die Berg⸗ arbeiter nennen, deutſchen Kindern ihre Herzen zu vergiften verſuchten, benutzen dazu lichtſcheue Elemente, Emigranten zu ihren Zwecken, die heiſer ihr„Egalité, liberté, fraternité“ ſchreien und damit auf den Dummenfang gehen. Was dieſes Volk in allen wirtſchaftlichen Schattierungen erlitten hat und in Geduld und Treue ausharrte, ſich nun zum Endkampf der Befreiung rüſtet, das alles kommt in dem ergreifenden Schauſpiel „Front an der Saar“ von Theo Jörg zum Ausdruck und zur Darſtellung. Die hieſige Ortsgruppen⸗ leitung der NSDAP. hat ſich die Aufgabe geſtellt, dieſen heroiſchen Kampf an der Saar der Viernheimer Bevölkerung vor Augen zu führen: am„Deutſchen Abend“, Samstag, 29. Dezember, abends 8 Uhr, im„Freiſchütz“. Daß dieſer Kampf der Saarbewohner auch im tiefen Kohlenſchacht unter der Erde geführt wird, wird uns in der„Front an der Saar“ in einem imit. Kohlenbergwerk vor Augen geführt. „Front an der Saar“ bedeutet ein Erleben für Jedermann und wird zu einem hoch- heiligen Begriff in dem Ausdruck „Deutſch iſt die Saar!“ r. — Ausdeynung des Exlaſſes von Rundfuntgebnyren. Das Reichspoſtminiſterium teilt amtlich mit: Die am Rund⸗ funk beteiligten Reichsminiſterien(Reichspoſtminiſterium, Reichsfinanzminiſterium und Reichsminiſterium für Volksauf⸗ klärung und Propaganda) haben beſchloſſen, zum 1. April 1935 eine Neuregelung der Beſtimmungen über den Erlaß von Rundfunkgebühren eintreten zu laſſen. Zum gleichen Zeitpunkt wird die Zahl der gebührenfreien Rundfunk⸗ empfangsanlagen für hilfsbedürftige Volksgenoſſen um rund 180 000 erhöht werden. Nähere Einzelheiten werden ſpäter veröffentlicht werden. Wetterbericht Das atlantiſche Tief und das ſtandinaviſche Hoch ſtehen ſich noch gleichwertig gegenüber. Der von der Landwirtſchaft, aber auch vom Winterſport erſehnte Schnee wird noch längere Zeit auf ſich warten laſſen.— Vorherſage: Neblige Trü⸗ bungen. Temperaturen über Null. f Handel und Wirtſchaſt Mannheimer Schlachtviehmarkt vom 27. Dezember. Zu⸗ fuhr: 37 Ochſen, 53 Bullen, 129 Kühe, 87 rſen, 810 Kälber, 35 Schafe, 1507 Schweine, 1 Ziege. Preiſe pro 50 Kilogramm Lebendgewicht in Reichsmark: Ochſen 38 bis 40, 34 bis 37, 29 bis 33; Bullen 35 bis 36, 32 bis 34, 28 bis 31; Kühe 29 bis 34, 25 bis 28, 19 bis 24, 14 bis 18; Färſen 39 bis 40, 34 bis 38, 30 bis 33; Kälber 52 bis 54, 47 bis 51, 42 bis 46, 32 bis 41; Schafe nicht notiert; Schweine a) 53, b) 53, c) 50 bis 53, d) 48 bis 53. Marktverlauf: lebhaft.— Nächſter Markt am Mittwoch, den 2. Januar 1935. ‚ Mannheimer Getreidegroßmarkt vom 27. Dezember. Amt⸗ lich notierten: Weizen W 15 20.55, W'ö 16 20.75, W 17 21.05; Roggen R 15 16.75, R 16 17.05, R 13 16.35 Braugerſte, inl. 19.50 bis 21.50; Winter⸗ und Induſtriegerſte 18.50 bis 19.50; Futtergerſte G7 15.75, G 8 16.05, G 9 16.25, G 11 16.55; Hafer§ 11 15.75, 5 14 16.25, 5 17 16.55; Raps, inl. ab Station 31; Mais mit Sack 21.25; Mühlennachprodukte: Weizenkleie mit Sack W 17 10.53; Rog⸗ genkleie mit Sack R 16 10.20(beides Mühlenfeſtpreiſe), Wei⸗ zenfuttermehl 12.75; Weizennachmehl 16.50; Vollkleie 50 Pfennig höher; Futterartikel: Erdnußkuchen 14.30; Sojaſchrot 13; Rapskuchen, ausl. 11.90, dto. inl. 11.40; Palmkuchen 13.30; Kokoskuchen 15.20; Leinkuchen 15.20; Biertreber mit Sack 17.50; Malzkeime 16.50; Trockenſchnitzel, loſe(Feſtpreiſe der Fabrik) 8.40; Rohmelaſſe, loſe 5.76; Steffenſchnitzel 10; Rauhfutter: Wieſenheu 9.80 bis 10.60; Luzernekleeheu 10.50 bis 11; Stroh, drahtgepreßt(Roggen und Weizen) 4.50, dto.(Hafer und Gerſte) 4; Weizenmehl: Weizenfeſtpreis⸗ gebiet 17, Type 790 aus Inlandsweizen 27.50, Wẽ̃ 15(Bau⸗ land und Seekreis) 27.50; Roggenmehl: Feſtpreisgebiet 16, Type 997 24.60, R 15 24, R 13 23.60, zuzüglich 0.50 Mark Frachtausgleich frei Empfangsſtation gemäß Anordnungen der WV.; Weizenmehl mit einer Beimiſchung von 20 Prozent Auslandsweizen 3 Mark Aufſchlag, dto. von 10 Prozent Aus⸗ laudsweizen 1.50 Mark Aufſchlag per 100 Kilogramm; Aus⸗ gleichszuſchläge: Weizen und Roggen plus 40 Pfennig, Fut⸗ tergerſte und Hafer plus 60 Pfennig, Mühlennachprodukte plus 30 Pfennig, ölhaltige Futtermittel plus 40 Pfennig(von Erdnußkuchen bis Kokoskuchen), zuckerhaltige Futtermittel, ausgenommen Malzkeime, plus 30 Pfennig. Die Preiſe von Erdnußkuchen bis Leinkuchen ſind Feſtpreiſe der Fabrik.— Am Montag, 31. Dezember 1934, fällt der amtliche Getreide⸗ großmarkt Mannheim aus. Erste Viernheimer Tonſllmichau Achtung! Nur heute Freitag! Ken Maynard in ſeinem beſten Filmwerk! „Salan der Steppe“ Achtung! Filmfreunde! Heute Freitag, nur 1 Tag, kommt ein ganz gewaltiger Cowboy⸗Wildweſt⸗Film zur Auf⸗ führung, wie doch noch keiner da war. Ein Original-Wild⸗ Weſt⸗Tonfilm voll Tempo und Spannung. Ken Maynards neueſter Abenteuerfilm, der an Verwegenheit alles übertrifft. Das übrige Beiprogramm iſt reichhaltig, ſodaß es ſich wirklich lohnt, heute Freitag das auserleſene Wild⸗Weſt⸗Abenteuer⸗ Programm zu beſuchen.„Satan der Steppe“ und das übrige reichhaltige Beiprogramm.— Achtung! Ab morgen Sams⸗ tag und Sonntag, nur 2 Tage, kommt:„Mein Liebſter iſt ein Jägersmann“. Mit Gretl Theimer, Georg Alexander, Leo Slezak uſw. Der größte Lacherfolgsfilm ds. Js. Achtung! Auf Silveſter kommt das gewaltigſte Ufa-Spitzenfilmwerk Schwingungslehre fort. „Ein Mann will nach Deutſchland“. —— .——— 2 — * — ——— 3 ——— 2 2 B 2 * ———— e N ——.———— N 2 Zimmer u. Küche an ruhige Leute zu vermieten Von wem, ſagt die Geſchäftsſt. d. Bl. Cemtral-Fiim-Palast Achtung Filmfreunde Heute Freitag Der gewaltige Ken Maynardfilm . 8 N 5 5 Amtliche Bekanntmachungen Betreffend: Enthebung von Neußjahrsgratulationen. U 0 9 jahrsg Auch in dieſem Jahre werden wieder Karten zur Ent⸗ hebung von Neujahrsgratulationen gegen Entrichtung von wenigſtens 2.— RM. ausgegeben. Die Namen derjenigen Perſonen, die von dieſer Einrichtung Gebrauch machen, werden in den hieſigen Zeitungen und dem Volksgenoſſen am 31. d. Mts. veröffentlicht. Wir bitten um rege Beteili⸗ gung, da der Erlös der Winterhilfe zugeführt wird. Schluß der Einzeichnung Samstag, den 29. Dezember 1934, vormittags 10 Uhr. Wohnunz 2 Zimmer und Küche neu hergerichtet ſo⸗ fort zu vermieten. Bügermeiſterei Viernheim Bechtel Wo, ſagt die Ge⸗ ſchäftsſtelle d. Bl. Meiner geehrten Kundſchaft, werten Nachbarn, Freunden und Gönnern die Nachricht, daß ich meine ſeither in der N Metzgerei Bertſche, Hofmannſtraße 12 betriebene Erweitere 0 Deinen Rinds-, Halns- und 5 2 Satan der Steppe Ein Original⸗-Cowboy-Wild⸗Weſtfilm voll Spannung, Tempo und Abenteuer. Dazu ſchönes Beiprogramm. Voranzeige: Schweinemelzgerei ö Kundenkreis nach Sa ars trage 47 verlegt habe. Ich bitte, 0 durch Anzeigen das mir bis jetzt bewieſene Vertrauen auch meiterhin in der Samstag und Sonntag„Mein Liebſter 2 2 21* 2 77 U ie er bewahren zu wollen und empfehle ſtets friſch in beſter Viernheimer iſt ein Jägersmann!“ Niemand ver⸗ Qualität alle Fleiſch⸗ und Wurſtwaren ſäume dieſes auserleſene Programm. 151 8 Volkszeitung Mit deutſchem Gruß Peter Weidmann Vereins⸗Anzeiger„„am Sänger⸗Einheit. Heute Freitag abend bei dckaunt Mitglied Knapp zur„Germania“: 7.15 Wird Uhr Soliſten, 8.30 Uhr Geſamtchor. 7 Zöller, Vorſ. immer! Sängertreue. Heute Freitag abend 8 Uhr Singſtunde wegen Sterbefall. Vollzählig er⸗ — alt getan! Wer seine Kinder schon früh zur Sparsamkeit anhält, braucht sich über ihre Zukunft nicht zu sor- gen. Sie finden den richtigen Weg im Leben. Nernheimer Hreditverein e. d. m. h. H. Viernheim Darum keine F i f. Molkereiprodukte ſcheinen! Der Vorſtand. 5 10 M. G. V. Harmonie. Samstag Singſtunde Unterbrechung N. adier Bismarckſtraße 1[Nach Feierabend ſchnell bei ö Der Vorſitzende. 3 empfiehlt in bekannter Güte Knaubers ein Gläschen Butter. Eier. kase Aelunns- wan ue der gute Speiſequark Kaufen Sie im Spezialgeſchäft. Der Cigarren weiteſte Weg lohnt ſich 5 essere Cigaretten Tabake Prima Qualität Große Auswahl Franz Holmann Turnverein v. 1893 e. V. Sonntag, 30. Dez., Verbandsſpiele: Vorm. 1. Fußballelf gegen Altenbach 1. Nachm. 3 Uhr: Handball⸗ Großkampf der 1. Mannſchaft gegen Tv. Seckenheim 1.— Vorſpiele! Heute Freitag ehlame abend 8 Uhr Spielerverſammlung. Alles hat zu erſcheinen! Bellneimer hell — Die Leitung. 1935 ES 181 ein alter Brauch, EE æ TT!!! ß ß seinen lieben Verwandten, Freunden und Be- kannten, den werten Geschäftsfreunden und Gästen z ur Jahreswende zu gratulieren. „ Anfertigung von Druchachen für Handel, Gewerbe, Induſtrie, Behörden, Vereine und den Privatbedarf Buch⸗ und Kunjtoruckerei der Viernheimer Volkszeitung Der einfache Weg hierzu ist ein Glückwunsch in der Sylvester- Ausgabe der Zeitung. Eine Glückwunsch-Anzeige dient auch gleichzeitig der Empfehlung! Frogen zu 1.80. 2.40 u. 3.—. AUddddddadadaddadadodaddo AUddddddddadddadddadodaaadowan das freie Ermeſſen der Polizeibehörde geſtellt ſei. Die Polizei wird ſich alſo erneut mit der Angelegenheit zu beſchäftigen haben. Mäoͤchen ermordet Der Schuß durch das Jenſter. — Barkenſtein, OA. Gerabronn. Eine ſchreckliche Blut⸗ iat ereignete ſich abends zwiſchen 10 und 11 Uhr im Hauſe der Familie Schilling. Während die Tochter im zur ebenen Erde gelegenen Wohnzimmer ſich befand, fiel plötzlich von außen her ein Schuß, der das Mädchen in die linke Schläfe 114 Hausfrauen im Moskauer Stadtiſowjet Bei den Wahlen für den Moskauer Stadtſowjet wurden insgeſamt 2036 Vertreter gewählt, darunter 1336 Arbeiter, 306 Ingenieure und Techniker und 114 Hausfrauen. 1475 ſind Männer und 561 Frauen. 325 Mitglieder des neuen Sowjets beſitzen Hochſchulbildung. Die Wahlbeteiligung wird mit 95,2 Prozent angegeben. Neue Beſtimmungen über Nückſtrahler kraf und den ſofortigen Tod herbeiführte. Das Ergebnis der Unterſuchung des Mordanſchlags bleibt abzuwarken. Es hat vorerſt zur Jeſtnahme eines der Tat Verdächtigen geführt. Sonderfrieoͤhöfe für Deutſchgläubige Die Abſicht, beſonders Arnenhaine für„Deutſchgläubige“ einzurichten, iſt öfters geäußert worden. Die erſte Gründung eines ſolchen Haines ſcheint jetzt aktuell zu werden. Ein den deutſchgläubigen Kreiſen naheſtehender Verein„Ahnenſtätte“ in Liebemühle in Oſtpreußen wollte nämlich auf einem Grund— ſtück einen Hain anlegen, auf dem die aus der Kirche ausge— tretenen Mitglieder des Vereins beigeſetzt werden ſollten. Da die Polizei die Genehmigung verſagte, machte der Verein ſeine For— derung auf dem Klagewege geltend mit der Begründung, daß der „Friedhof nicht nur für nichtchriſtliche Bürger Liebemühles, ſon— dern auch für alle oſtpreußiſchen Deutſchen nichtchriſtlichen Glau— bens beſtimmt ſei. Viele dieſer Nichtchriſtlichen Oſtpreußens ſeien Mitglieder der„Ahnenſtätte“. „Es könne dem Deutſchen, der das Chriſtentum ablehne und nach einer artgemäßen Religion leben wolle, nicht mehr zuge— mutet() werden, ſich auf chriſtlichen Friedhöfen oder auf Ge— meindefriedhöfen, die unter Aufſicht von Chriſten ſtünden, be⸗ graben zu laſſen. Das wäre eine Beſchränkung der perſönlichen Freiheit.“ Die Klage wurde auch in der Berufungsinſtanz ab- gewieſen, da die Bewilligung für Anlagen von Friedhöfen in Der Reichsverkehrsminiſter hat für alle Automobili⸗ ſten wichtige Durchführungsbeſtimmungen zu der am 1. Januar in Kraft tretenden Vorſchrift der Reichsſtraßenverkehrsordnung erlaſſen, wonach Rückſtrahler nicht höher als 50 Zentimeter über dem Erdboden angebracht werden dürfen. Der Miniſter erklärt, daß die Durchführung dieſer Vorſchrift mit gewiſſen Schwierigkeiten verbunden ſei und unter Amſtänden beſonderes Verſtändnis und Erfindungsgabe erfordere. In den Fällen, in denen der Vorſchrift nach dem 1. Januar 1935 noch nicht genügt iſt, ſoll, wie das No. meldet, zunächſt nicht mit Strafen oder gebührenpflichtigen Verwarnungen vorgegangen, ſondern mit Be— lehrungen und Ratſchlägen eingewirkt werden. Es werde vielfach nicht möglich ſein, den Rückſtrahler in der vorgeſchriebenen Höhe am Wagenaufbau des Fuhrwerkes ſelbſt anzubringen. Er werde daher an einem beſonderen Halter oder Brett befeſtigt werden müſſen, wobei ein beweglich angebrachtes Brett zweckmäßig ſei, das beim Fahren in der Fahrtrichtung hin und her pendeln könne, n. beim Fahren über Hinderniſſe zu ver⸗ meiden. Außerdem würden die beim Pendeln auftretenden Hellig⸗ keitsſchwankungen die Wirkungen des Rückſtrahlers noch erhöhen. Bei Fahrrädern könne der Rückſtrahler am hinteren Schutz blech oder an der linken Hinterradſtrebe befeſtigt ſein. Der Miniſter ſtellt dann nochmals feſt, daß als amtlich geprüfte Rückſtrahler auch ſolche gelten, die das Prüfzeichen einer der bisherigen Landesprüfſtellen tragen. Die Rückkehr ausgewieſener Ungarn nach Südflawien wird im Mailänder„Corriere della Sera“ aus Budapeſt ge⸗ meldet. Allgemein wird mit der Bewilligung der Rückkehr für alle Ausgewieſenen ſchon in der nächſten Zeit und damit mit einer fühlbaren politiſchen Entſpannung gerechnet. Autounglück am Nieder wald Rüdesheim, 27. Dez. An der ſcharfen Kurve im ſogen. Engerweg ereignete ſich ein ſchweres Autounglück. Die Familie Dauer aus Wiesbaden hatte mit dem Auto einen Ausflug nach dem Niederwald unternommen. Auf der Rück⸗ fahrt kam das Auto in der genannten Kurve infolge Ver⸗ ſagens der Bremſe ins Rutſchen. Der Wagenlenker beſaß die Geiſtesgegenwart, den Wagen, bevor er die ſteile Straße hinunterſauſen konnte, an der Rüdesheimer Jugendherberge von der Straße ſeitlich wegzuſteuern, bemerkte aber nicht den dort befindlichen 3 Meter tiefen Floßgraben. Der Wagen fuhr mit voller Wucht in den Graben, wo er ſich überſchlug. Die Inſaſſen, fünf Perſonen, die teilweiſe durch die Fenſterſcheiben geſchleudert wurden, erlitten er⸗ hebliche Verletzungen. Sie haben alle erhebliche Knochenbrüche davongetragen. Der Hausmeiſter der naheliegenden Jugendherberge lei⸗ ſtete die erſte Hilfe und alarmierte einen Arzt und die Sa⸗ nitätskolonne. Die Verletzten, die mit großer Mühe unter dem Wagen hervorgezogen werden mußten, wurden in das Rüdesheimer Krankenhaus gebracht. Das Befinden der Frau des Autobeſitzers iſt beſorgniserregend. 350 Jahre Hohe Schule Herborn ** Herborn. Die Stadt Herborn gedachte in dieſem Jahre der vor 350 Jahren erfolgten Gründung ihrer Hohen Schule. Leider mußte die vorgeſehene Feier mit Rück⸗ ſicht auf innerkirchliche Verhältniſſe immer wieder auf unbeſtimmte Zeit verſchoben werden, und es iſt fraglich, ob ſie zu einem ſpäteren Termin nachgeholt werden kann. Bevor das Jahr 1934 zu Ende geht, erſchien es aber doch angebracht, dem Jubiläum im Rahmen des heimatkund⸗ lichen Schrifttums die gebührende Würdigung angedeihen zu laſſen. So liegt im Druck eine ſtattliche Feſtſchrift des Vereins für Naſſauiſche Altertumskunde und Geſchichts⸗ forſchung in Wiesbaden vor. Die„Hohe Schule“ Herborn wurde im Jahre 1584 von dem Grafen Johann dem Aelte⸗ ren von Naſſau⸗Dillenburg als reformierte Univerſität unter dem Namen„alma mater Joannea“ ins Leben ge⸗ rufen. Sie iſt in den 233 Jahren ihres Beſtehens von 5782 Studenten beſucht worden. Rund 130 Profeſſoren waren an ihr tätig. Als der bekannteſte von ihnen gilt der be⸗ rühmte Schriftſteller und Theologe Johannes Piscator (1546—1625). Die Stadt Herborn zählte zur Zeit der Hoch⸗ ſchulgründung etwa 1000 Seelen. So erſcheint es nicht ver⸗ wunderlich, daß bei der Entwicklung, die die deutſchen Uni⸗ verſitäten nahmen, ebenſo wie die andern kleinen Univer⸗ ſitäten, wie Lingen, Wittenberg, Erfurt, Frankfurt a. O., auch Herborn vor 117 Jahren die Pforten ſeiner Univer⸗ ſität ſchließen mußte, nachdem die Zahl der Studierenden fortgeſetzt geſunken war. In den Jahren 1814—1817 hatten durchſchnittlich nur zwölf Studenten die Hohe Schule be⸗ ſucht, ſo daß auf einen Dozenten zwei Studenten kamen. Daher wurde 1817 dieſe alte naſſauiſche Kulturſtätte auf⸗ gelöſt. Uebrig geblieben iſt nur die heute noch als Landes⸗ ſeminar für die evangeliſchen Pfarramtskandidaten in Naſ⸗ ſau beſtehende Theologiſche Fakultät. 5 5 1 8 Zewelst der Welt, dus uir dle Hot bezwingen! Spendet für das Winterhilfswerk ( y d Eine Aeberraſchung in den Losbriefen Vom 29. Dezember an veranſtaltet die Nationalſozialiſti⸗ ſche Deutſche Arbeiterpartei im Rahmen des Winterhilfswerks 1934/35 eine Straßenlosbrieflotterie, bei der jedem Los zwei zuſammenhängende Anſichtspoſtkarten beigefügt ſein wer⸗ den. Bei einem Teil der Loſe iſt eine Karte mit einem ſechs Reichspfennigpoſtwertzeichen verſehen, das eine Hand mit Schale zeigt. Aus ihr lodert eine Flamme empor, hinter der ein von einem Strahlenkranz umgebenes Herz ſichtbar iſt. Dieſer Wertſtempel iſt auf 40 verſchiedenen Anſichtskarten aufgedruckt. Die Karten müſſen vor der Verſendung mit der Poſt auseinandergetrennt werden. Bei den Poſtanſtalten oder den Verkaufsſtellen für Sammlermarken iſt die Karte nicht. erhältlich. Sie kann auch nach dem Ausland benutzt werden, wenn die erforderlichen Zuſatzmarken aufgeklebt werden. Betriebsklaiſch gehört nicht vor den Treuhänder. Der Treuhänder der Arbeit für das Wirtſchaftsgebiet Brandenburg, Dr. Däſchner, hat eine„Mahnung an alle Betriebsführer, Vertrauens- und 3O-Männer“ ſeines Be⸗ zirks gerichtet. Darin ſtellt er feſt, daß alltäglich Be⸗ ſchwerden von Betriebsführern, Vertrauensmännern und Zellenobmännern über unkorrektes Benehmen der „anderen Seite“ ſeine und ſeiner Mitarbeiter ſchon durch wichtige Dinge im Uebermaß in Anſpruch genommene Arbeitszeit belaſteten. Dieſe Beſchwerden ſtellten ſich bei der Sachprüfung zumeiſt als ſtark übertrieben, oft unrich⸗ tig und nicht ſelten mindeſtens grob fahrläſſig heraus. An⸗ träge auf Abberufung des beſchuldigten Vertrauensman⸗ nes, auf Abſprechung der Betriebsführereigenſchaft, auf Einleitung eines Ehrengerichtsverfahrens uſw. würden häufig ſogleich angefügt. In den meiſten Fällen wäre ohne weiteres ein offe⸗ nes Wort, eine ſachliche Ausſprache von Mann zu Mann zur Bereinigung der Dinge erfolgreich geweſen. Es ſei möglich und notwendig, daß künftig die gedanken⸗ loſe Weitergabe von Verdächtigungen des Betriebsführers uſw. ohne gründliche Vorprüfung unterbleibe. Der Treu⸗ händer verweiſt auf die Möglichkeit der Verfolgung wieder⸗ holt leichtfertigen Vorbringens unbegründeter Beſchwer⸗ den. Zum Schluß erſucht der Treuhänder darum, ihm nur Tatſachen zu melden und für die Angaben dann auch gerade zu ſtehen. 1 1 1 ö 1 — — A