er lernhe Polksze I Vekengelezene Tageszellung 8 2* Erſcheinungsweiſe: Täglich außer Sonn⸗ und Feiertage. Beilagen: f„Die Starkenburger Heimatblätter“. Bezugspreis: Durch die Träger ins Haus gebracht monatlich 1,20 Mh. zuzügl. 20 Pfg. Trägerlohn; durch die Poſt bezogen monatlich 1.50 Mk. ausſchließlich Zuſtellungsgebühr. Einzelnummern 5 Pfg.; Samstags 10 Pfg. Anzeigenpreis: Die 12geſpaltene Millimeterzeile oder deren Raum 3 Pfennig — e S e im Vereins⸗ und Geſchäftsanzeiger Millimeterzeile im Textteil 15 Pfg. die 90 Millimeter breite Millimeterzeile. Auf Mengenab⸗ ſchlüſſe wird Nachlaß gewährt. Anzeigenleiter: Friedrich Martin, Viernheim. Anzeigenan⸗ nahme durch alle Anzeigenmittler. Hauptſchriftleiter: Friedrich Martin, Viernheim. Druck und Verlag: Friedrich Martin, Viernheim, Bismarckſtraße 13, Fernſprecher 153, D.⸗A. Dez. 35: 1220 Poſtſcheckkonto: Ludwigshafen 15101. Z. Zt. Preisliſte Nr. 5 gültig. ee e e . Nr. 9 Die ſteigende Spannung f. Wie kaum mehr ſeit 17 Jahren haben die Friedensworte, die geſtern beim Neujahrsempfang durch den Führer von beiden Seiten geſprochen worden ſind, heute einen tiefen Ernſt, einen europäiſchen, uns letztlich alle angehenden Untergrund. In den letzten Tagen ſind die Berichte angeſchwollen über das auffallende Auftreten franzöſiſcher Geſchwader außerhalb und innerhalb der Säulen des Herkules, alſo um das Mittel- meer— zu„Manöverzwecken“! Engliſche und franzöſiſche Generalſtäbler ſprachen miteinander; man hört die„lakoniſche Sprache der Generäle und Admirale“.„Newyork Herald“ hat gehört, daß ein endgültiger Plan für die Zuſammenarbeit der engliſchen und franzöſiſchen Streitkräfte zu Lande, zu Waſſer und der Luft vorliege. Franzoſen bezeichneten das als Senſation, als„phantaſtiſch“. Reuter erklärte, was vereinbart worden ſei, ſtelle ein Geheimdokument dar.„Amtliche Kreiſe be— ſonen jedoch aus- rücklich, daß die Vereinbarungen für eine gegen— ſeitige Anterſtützung lediglich ad hoc getroffen wurden und ſich einzig und allein auf die gegenwärtige Kriſe beziehen!“ Das Amerikablatt hat ſogar behauptet, es ſei die Entſendung engliſcher motoriſierter Truppen hinter den Stel— lungen und Feſtungen der franzöſiſchen Südoſtgrenze, alſo an den Alpen, vorgeſehen! Es ſtimmt alſo, daß Vereinbarungen für den Kriegsfall getroffen wurden. Die Flottenaufſtellung öſtlich und weſtlich von Gibraltar ſtimmt auch! Ebenſo hat England von Portugal einen Flottenſtützpunkt verlangt in der Nähe der Grenze von Gibraltar und gegebenenfalls Anterſtützung durch Jagdflugzeuge. Der griechiſche Kriegsminiſter Papagos hat erklärt,„die all⸗ gemeine Atmoſphäre iſt überhitzt, und man kann nicht wiſſen, ob die großen Mächte eine friedliche Löſung finden werden! Griechen⸗ land ſtellt der Flotte des Völkerbundes, d. h. der engliſchen, ſeine Häfen zur Verfügung. Dieſe haben ſchon davon Gebrauch gemacht und ſind ſo der italieniſchen Küſte näher als in Alexandria! Kommt vielleicht noch ein ſüdſlaviſcher Hafen dazul Kemal will die Dardanellen wieder befeſtigen; zwiſchen ihm und England ſind Beſprechungen im Gang, die wohl auf die Benützung des guten Hafens von Smyrna abzielen und die Anterſtützung durch die türkiſche Flotte. Malta iſt für die Engländer nicht mehr ſo viel wert, wegen ſeiner Nähe zu den italieniſchen Flug— zeugen! Italien aber hat ſich in den 12 Inſeln(tin Dodekanes, in Wirklichkeit ſind es rund 50 Inſeln!), die es ſeit 1912 beſitzt, eine mächtige Flottenbaſis geſchaffen, unmittelbar vor der Naſe der Türkei! Viel ſtärker und ernſter und gefährlicher rüſtet man heute gegeneinander als im Herbſt, da die Sanktionen begannen! Man ſollte ſich doch noch etwas wundern über die Kaltblütigkeit und Offenherzigkeit, mit der dabei das Bedingungswort geſprochen wird: falls Italien die engliſche Flotte angreift...! Eine furcht— bare Möglichkeit, über die da geſprochen und geſchrieben wird! Adolf Hitler ſagte bei der Neujahrsanſprache, daß das deutſche Volk aufrichtig wünſche, das gleiche Streben nach ver— trauensvoller Mitarbeit und gegenſeitiger Rückſicht⸗ nahme auch bei allen andern Völkern zu ſehen! Er hat dieſe Worte nicht unabſichtlich ſo formuliert. Es beſteht der Verdacht, daß ſich die engliſch-franzöſiſchen Militärabſprachen auch auf die Rheingrenze beziehen. Auch wenn es wirklich, wie Reuter ſagt, nur auf dieſen Fall ſich bezieht, d. h. auf den italieniſchen Kriegsfall, ſo gibt das den Generalſtäben der beiden Mächte kein Recht, Abmachungen über den Rheingrenzſchutz einſeitig für die Franzoſen zu treffen. Die deutſche Grenze im Weſten iſt durch den Locarnovertrag feſtgelegt. Sie können nicht ohne jeden erſichtlichen Grund, nur auf franzöſiſche Wünſche oder auf franzöſiſches Miß— trauen hin, über dieſe Grenze militäriſche Abmachungen treffen! England garantiert dieſe Grenze nach beiden Seiten, nach der Seite Deutſchlands und nach der Seite Frankreichs. So ſchaffen dieſe Geheimabmachungen einen weiteren Kreis von Mißtrauen, den die von Spannung übervolle europäiſche Welt nun nicht gerade nötig hat! N* Ueber die Einführung oder Nichteinführung von Erdöl— ſperre läßt ſich im Augenblick nichts Beſtimmtes ſagen. Heute wird gemeldet, der engliſche Generalſtab wünſche, daß die Sühne— maßnahmen ausgedehnt würden! Morgen kommt das Gegenteil. Eine merkwürdige Sache brachte das Pariſer Linksblatt„Oeuvre“: ſelbſt italienfreundliche Mitglieder der franzöſiſchen Regierung ſeien der Aeberzeugung, daß Ztalien verloren ſei. Der engliſche Generalſtab wünſche eine ſofortige Beendigung des Krieges, denn, falls der Krieg fortgeſetzt würde, würden die Italiener zu offen⸗ EE ²cTã nnn«?ĩ:xê“! Aegyptiſcher Proteſt an Italien DNB. London, 10. Januar. Wie aus Kairo gemeldet wird, hat die ägyptiſche Regierung wegen des Bombenabwurfes auf Sanitätsabteilungen bei Da⸗ gabur einen fernmündlichen Proteſt an die italieniſche Regie— rung gerichtet. London: Aus Mitteilungen der Freitagmorgenblätter geht hervor, daß ſich die britiſche Regierung bis auf weiteres noch nicht für oder gegen eine Oelſperre feſtlegen will. Der poli⸗ tiſche Berichterſtatter des„Daily Expreß“ ſchreibt, daß England nicht auf eine Oelſperre drängen werde, da die Wirkſamkeit der beſtehenden Sühnemaßnahmen ausreichen und die Oelſperre, die Kriegsgefahren mit ſich bringe, daher unnötig ſei. Samstag, den 11. Januar 1936 12. Jahrgang Orkan über Weſtdeutſchland Eine Winoͤhoſe richtet in Düſſeldorf furchtbaren Schaden an— 2 Todesopfer des Anwetters Viele Verletzte— Schwere Beſchädigungen an Häuſern, Fabriken und Kirchen DRB. Düſſeldorf, 10. Januar. Düſſeldorf wurde am Freitag um 13.30 Ahr von einem ſchweren Unwetter heimgeſucht. Verbunden mit ſtarkem Hagel⸗ ſchlag und einem gewaltigen Sturm ging ein Gewitter nieder, das in verſchiedenen Stadtteilen ſchwere Schäden verurſachte. Zahlreiche große Schaufenſterſcheiben wurden eingedrückt. Ein Blitzſchlag in die Oberleitung der Straßenbahn, das Dach der ſtädtiſchen Tonhalle wurde teilweiſe abgedeckt. Zahlreiche Bäume wurden entwurzelt. Bei vielen Häuſern wurde der Stuck ab⸗ geriſſen. Durch herabfallendes Geſtein erlitten verſchiedene Paſſanten Verletzungen. Das ſchwere Unwetter war von ſtarkem Hagelſchlag in Taubeneiergröße und einem gewaltigen Sturm begleitet. Wie ſich bis jetzt über⸗ ſehen läßt, wurde großer Sachſchaden verurſacht. Soweit man bisher feſtſtellen konnte, ſind 2 Tote, 13 Schwer- und zahlreiche Leichtverletzte zu beklagen.— Bei dem Sturm handelt es ſich um eine Wind⸗ hoſe, die mit ungeheurer Wucht über einzelne Stadtteile hin⸗ wegfegte. Sie kam von Düſſeldorf⸗Heerd über Oberkaſſel, den Rhein hinweg und ſetzte ſich dann in der Innenſtadt fort über die Schadowſtraße bis an die ſtädtiſche Tonhalle und ebbte in Richtung zum Worringerplatz ab. In den Stadtteilen und Straßenzügen, über die die Windhoſe hinraſte, ſind zahlloſe Bäume entwurzelt, in Oberkaſſel ſind Bäume von einem Meter Durchmeſſer wie Streichhölzer umgeknickt. Die Dachziegel wir⸗ belten überall in der Luft und raſſelten zur Erde. Es ſah manch⸗ mal ſo aus, als entblättere ein ſtarker Herbſtwind die Bäume, ſo dicht war an vielen Stellen das Durcheinanderwirbeln der Dachziegel. An zahlloſen Geſchäftshäuſern wurden die großen Fenſterſcheiben einfach eingedrückt. Die Zahl der Verletzten bei dieſen kleineren Schäden läßt ſich im Augenblick noch gar nicht überſehen. Beſonders ſchweren Schaden richtete das Unwetter in der Chamotte⸗Fabrik Kopper in Oberkaſſel an. Eine langgeſtreckte Fabrikhalle wurde umgeweht. Die großen Schornſteine ſtürzten um und fielen auf die benach⸗ barten Privathäuſer. Nicht weniger als ſechs Perſonen wurden ſchwer und ſechs leicht verletzt. Auch im Heerder Hafen waren die Wirkungen des Wirbelſturmes verheerend. Dort ſtürzte ein Lokomotivſchuppen ein, wobei eine Perſon getötet und zwei ſchwer verletzt wurden. Hart an der Stadtgrenze an der Bocholterſtraße ſtürzte ebenfalls eine Fabrikhalle ein. Die Zahl der Opfer betrug in dieſem Falle einen Toten, fünf Schwerverletzte und eine ganze Reihe Leichtverletzter. Die Wucht der Windhoſe läßt ſich daraus erſehen, daß Mauern von 50 Zentimeter Dicke einfach umgeworfen wurden. In der Städtiſchen Tonhalle in Düſſeldorf wurde das Dach des großen Kaiſerſaales abgedeckt, von dem Sturm weggetragen und über Häuſer und Gärten niedergeworfen. Hier ſind glück⸗ licherweiſe keine nennenswerten Anfälle hervorgerufen worden. 75 3 einer ganzen Reihe anderer Häuſer wurden Dächer abgedeckt. Noch eine Windͤhoſe— Ein Kirchturm abgedreht DNB. Köln, 10. Januar. Eine zweite Windhoſe brauſte am Freitag gegen 17 Uhr in einer Breite von 15 Meter über den Ort Hamm an der Sieg hinweg. Die benachbarten Orte und Seitentäler der Sieg wur⸗ den nicht berührt. Dagegen hat der Sturm in Hamm ſchwere Verwüſtungen angerichtet. Der 45 Meter hohe gotiſche Turm der alten evangeliſchen Kirche wurde von der Windhoſe gefaßt und in 30 Meter Höhe glatt abgedreht. Die hochragende Spitze ſauſte dann auf das Dach der Kirche, das ſchwer beſchädigt wurde. Von den auf die Straße fallenden Trümmern wurde glücklicherweiſe niemand getroffen. Der 25 Meter hohe Feuerwehrturm des Ortes wurde von dem gewaltigen Sturm, der etwa 4 Minuten anhielt, umgekippt und liegt auf dem Gerätehaus. Auch ſonſt hat die Windhoſe eine Menge großer Schäden angerichtet. Schwere Bäume wurden mit den Wurzeln aus dem Erdreich geriſſen. Sämtliche Dächer des Ortes ſind beſchädigt und eine große Zahl vollſtändig abgedeckt. Die Feuerwehr nahm mit der SA. die Aufräumungsarbeiten auf. Die Neujahrsempfänge beim Führer Die Glückwünſche der Wehrmacht und der Diplomaten— Anſprache des Führers DNB. Berlin, 10. Jan. Der Führer und Reichskanzler hatte mit Rückſicht auf die Feiertagsruhe des Weihnachts- und des Neujahrsfeſtes ange— ordnet, daß die traditionellen Neujahrsglückwunſchempfänge nicht mehr am 1. Januar ſelbſt, ſondern künftig erſt einige Tage ſpäter ſtattfinden ſollen. In dieſem Jahr iſt der 10. Ja⸗ nuar dafür beſtimmt worden. Demgemäß empfing der Führer und Reichskanzler am Freitag im„Haus des Reichspräſidenten“, Wilhelmſtraße 73, in der hergebrachten Weiſe die Vertreter der Wehrmacht zur Entgegennahme der Neujahrsglückwünſche des Heeres, der Kriegs⸗ marine und der Luftwaffe. Hierzu waren um 11 Ahr vormittags erſchienen: Der Reichs kriegsminiſter und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, General— oberſt von Blomberg, der Oberbefehlshaber des Heeres, General der Artillerie Frhr. von Fritſch, der Oberbefehls— haber der Kriegsmarine, Admiral Dr. h. e. Raeder, der Oberbefehlshaber der Luftwaffe, General der Flieger Gö— ring. Nachdem der Reichskriegsminiſter in kurzer Anſprache dem Führer die Wünſche der Wehrmacht übermittelt hatte, tauſchte der Führer mit jedem der erſchienenen Oberbefehlshaber Neu— jahrsglückwünſche aus. Im Ehrenhof des„Hauſes des Reichs— präſidenten“ war anſtelle der früheren Ehrenwache in Zug— ſtärke in dieſem Jahr nach Wiederherſtellung der Wehrhoheit des Reiches zum erſten Male eine Ehrenkompagnie ſichtlich geſchlagen.... Ob das wahr iſt, wird nur der engliſche Generalſtab ſelber wiſſen. Aber die Stimmung zwiſchen Italien und England iſt wieder in einem Grad geſpannt. Da hatte Reuter eine Meldung ver⸗ breitet über Meutereien beim Abtransport der Alpini-Diviſion aus Meran, die kürzlich erfolgte! Sie trägt den Namen Puſteria vom Puſtertal, das heute zu Italien gehört; eines der bekannteſten deutſch-ſüdtiroler Täler! Vermutlich ſind es in erſter Linie die berggewohnten deutſchen Söhne dieſes Tales, die da abtransportiert worden ſind. Die ſollen gemeutert haben. In der Auslandspreſſe gehen auch Meldungen, es ſeien Deſer⸗ tionen nach Norden erfolgt. Darauf erwidert das Miniſterium für Preſſe und Propaganda in Rom mit ſo ſcharfen Worten: „Das Lügenſyſtem der britiſchen Reuteragentur wird immer beklagenswerter. Die Nachrichten, die auf die Abfahrt der Alpini von Meran Bezug haben, ſind abſolut phantaſtiſch.“ Der Sonder- korreſpondent der Reuteragentur meldet ſeinem Blatt aus der Zone der ägyptiſch-libyſchen Grenze: eine ununterbrochene Linie Drahtverhau von 5 Metern Breite und über Mannshöhe trenne ſeit einiger Zeit Libyen von Aegypten. Wer ohne Erlaubnis die Grenze überſchreite, werde erſchoſſen! Auf der italieniſchen Seite ſeien ſtändig Patrouillen unterwegs, um die Verbindung zwiſchen den Grenzpoſten und Maſchinengewehrneſtern aufrechtzuerhalten. een* nn Die Truppen überwachten ſich gegenſeitig ſehr ſcharf und ſtändig patrouillierten Flugzeuge längs der Drahtverhaugrenze. So ungefähr ſieht der„Friede“ aus in dieſem Augenblick. Geht wirklich Europa dem Wahnſinn eines Krieges im Mittel- meer entgegen? Niemand will das glauben und niemand kann das glauben. Man hofft wider Hoffnung! Man denkt, die menſch⸗ liche Vernunft könne das nicht zulaſſen! Man denkt, die Vernunft der Diplomaten müſſe ſinnen Tag und Nacht, um eben doch einen Frieden herbeizuführen! Immer wieder taucht auch irgendwo in der Preſſe die fette Aeberſchrift auf, daß die Politiker noch nach Friedensmöglichkeiten ſuchen! Es ſei ja nur noch angefügt, daß in der„Revue des deux mondes“ der franzöſiſche Generalſtabsarzt Ramieu die Mög⸗ lichkeiten eines Bazillenkriegs unterſucht. And heraus⸗ findet, daß als„Waffe“ ausſcheiden die Bazillen von Scharlach. Grippe, Maſern und Blattern, weil man ſie nicht kenne. Daß aber in Betracht kämen die Erreger von Peſt, Typhus, Cholera und Ruhr. Aber er meint, daß bei einer ſolchen Verſeuchung dann die eigenen Truppen nicht mehr weiter vorrücken könnten im ver— ſeuchten Land! Es genügt aber ſchon, daß eine ſolche Anterſuchung ernſthaft angeſtellt wird in einer angeſehenen Zeitſchrift! Wo bleibt da die„Vernunft“? Wäre nicht auch das ein Appell an die Vernunft? des Heeres mit Muſik aufgezogen. Sie erwies Ehrenbezeu— gungen durch Präſentieren vor dem Oberbefehlshaber der Wehrmacht und vor den Oberbefehlshabern der Wehrmachts— teile bei ihrer An- und Abfahrt. „Die Glückwünſche der Partei wurden dem Führer bereite bei früherer Gelegenheit durch den Stellvertreter des Führers, Reichsminiſter Rudolf Heß, überbracht. Am 11.10 Ahr empfing der Führer den Staats kom- miſſar von Berlin, Dr. Lippert, der ihm im Na— men der Reichshauptſtadt den Neujahrsgruß entbot. Anſchließend um 11.15 Ahr überbrachte eine Abordnung der„Salzwirker⸗Brüderſchaft von Thale in Halle“, der ſog. Halloren, dem Reichsoberhaupt nach altem Brauch Salz, Schlackwurſt und Brot. Der Führer dankte den in ihrer Tracht erſchienenen Halloren mit freundlichen Worten und ſprach ihnen zugleich für ihre Brüderſchaft ſeine beſten Wünſche für das neue Jahr aus. Nach dem Empfang beim Führer begaben ſich die Halloren zu Reichsminiſter Dr. Goebbels um auch ihn in altherge— brachter Form zum neuen Jahr zu beglückwünſchen. Alsdann folgte der feierliche Neujahrsempfang der beim Deutſchen Reich beglaubigten ausländiſchen Diplomaten. Die Anfahrt der fremden Chefs begann um 11.30 Ahr. Ihnen erwies die Ehrenkompagnie militäriſche Ehrenbezeugungen durch Präſentieren, wobei die Spielleute und die Muſik beim Eintreffen des Nuntius und der Botſchafter den Präſentier⸗ marſch ſpielten. Hierzu erſchienen ſämtliche 51 in Berlin be— glaubigten fremden Botſchafter, Geſandte und Geſchäftsträger, um dem Führer ihre und ihrer Regierungen Glückwünſche zum Jahreswechſel auszuſprechen und die Wünſche des Oberhaup⸗ tes des Deutſchen Reiches für ihre Staatsoberhäupter, Regie- rungen und Völker entgegenzunehmen. Dieſer Staatsakt fand in dem großen Saal des„Hauſes des Reichspräſidenten“ in der gleichen Form ſtatt, wie er bereits zur Zeit des verewigten Reichspräſidenten von Hindenburg am Neujahrstage zu ge— ſchehen pflegte. Der Führer und Reichskanzer, in deſſen Begleitung ſich der Reichsminiſter des Auswärtigen Frhr. von Neurath, die Staatsſekretäre Dr. Meißner und Bülow und Dr. Lammers, der Chef des Protokolls, Geſandter von Bü low⸗Schwante, die Referenten der Präſidialkanzlei, Miniſterialdirigent Dr. Doehle und Miniſterialrat Kie⸗ witz ſowie der Adjutant der Wehrmacht beim Führer Oberſt⸗ leutnant und Abteilungschef im Generalſtab des Heeres Ho 5 bach und der perſönliche Adjutant des Führers, SA Ober- gruppenführer Brückner, befanden, betrat um 12 Ahr den großen Saal, in dem die Diplomaten bereits Aufſtellung ge⸗ nommen hatten. Der Doyen des diplomatiſchen Korps, der Apoſtoliſche Nuntius Msgr. Orſenigo, Erzbiſchof von Ptolemais, richtete an den Führer eine fran⸗ zöſiſche Anſprache, deren Aeberſetzung wie folgt lautet: Herr Deutſcher Reichskanzler! Der Beginn des neuen Jahres vereint, wie immer, die Miſſionschefs der zahlreichen Staaten, die mit Ihrer mächti⸗ gen Nation diplomatiſche Beziehungen unterhalten, um die Per⸗ ſon Eurer Exzellenz. Ich habe in meiner Eigenſchaft als Doyen des diplomatiſchen Korps die Ehre, als Dolmetſch aller meiner Kollegen das Wort zu ergreifen, um Eurer Exzellenz in unſe⸗ rem eigenen Namen und im Namen der hier vertretenen Sou⸗ veräne und Staatschefs die beſten Wünſche für das neue Jahr auszuſprechen. Anſer erſter Wunſch gilt Ihnen, Herr Reichskanzler: Möge dieſes Jahr reich an Glück für die Perſon Eurer Exzellenz ſein. Den gleichen Wunſch hegen wir für alle die, die bei der ſchwe⸗ ren täglichen Arbeitslaſt Ihre eifrigen Mitarbeiter ſind. Sodann richten ſich unſere Gedanken und unſere Wünſche auf Ihr ganzes Volk, angefangen mit der ſtets ſo fleißigen und gaſtfreien Bevölkerung dieſer Hauptſtadt und darüber hinaus auf alle die Söhne Deutſchlands. Die beſten dieſer Wünſche gelten vor allem den Söhnen der Arbeit, mögen ſie in den Fa⸗ briken Ihrer Induſtrieſtädte leben oder im Schweiße ihres An⸗ geſichtes das Ackerland beſtellen. In dieſer ernſten Stunde des internationalen Lebens, die ſicherlich in der Geſchichte der Völker denkwürdig bleiben wird, liegt uns auch daran, den Wunſch auszusprechen, daß das neue Jahr uns bald das ſo ſehnlich erwartete große Geſchenk brin⸗ gen möge: den Frieden und die Ruhe der Welt! Herr Reichskanzler! Das ſind unſere aufrichtigſten Wünſche für das neue Jahr! In der Hoffnung, daß ſie mit Gottes Hilfe eine glückliche Er⸗ füllung finden werden, bringen wir ſie Eurer Exzellenz mit der Bitte dar, ſie wohlwollend aufzunehmen. Der deutſche Reichskanzler antwortete darauf wie folgt: Herr Nuntius! Für die Glückwünſche, die Sie im Namen des diplomati⸗ ſchen Korps und zugleich im Namen der hier vertretenen Staats⸗ oberhäupter, mir, meinen Mitarbeitern und dem ganzen deut⸗ ſchen Volk zum neuen Jahr dargebracht haben, ſpreche ich Eu⸗ rer Exzellenz meinen beſten Dank aus. Ich danke insbeſondere für die warmen Worte, die Sie für die Berufsſtände der arbeitenden Bevölkerung Deutſchlands gefunden haben. Sie werden überall einen lebhaften Widerhall finden. a Mit Befriedigung können wir feſtſtellen, daß das Jahr 1935 unſerem Volk wichtige Fortſchritte gebracht hat. Es iſt uns gelungen, eine weitere gewaltige Zahl arbeitsloſer Volks⸗ genoſſen neuer Tätigkeit zuzuführen und dadurch immer größe⸗ ren Kreiſen arbeitswilliger Kameraden die Möglichkeit einer beſſeren Ernährung, Wohnung und Familienfürſorge zu ver⸗ ſchaffen. Die deutſche Wirtſchaft hat ſich im abgelaufenen Jahr weiter gefeſtigt. Das verſtändliche Verlangen unſeres Volkes, die Früchte ſeiner Arbeit— ebenſo wie die anderen Völler auch— nach außen gegen Wechſelfälle einer politiſch bewegten Zeit zu ſichern, iſt im vergangenen Jahr endlich Wirklichkeit geworden. So blicken wir mit Dank gegen die Vorſehung, die unſere Arbeit geſegnet hat, auf das Jahr 1935 zurück und tre⸗ ten mit dem feſten Willen, das begonnene Werk erfolgreich fortzuſetzen, in das neue Jahr ein. Erfüllt von der Sehnſucht, mit den anderen Völkern der Erde in Frieden zu leben und mit ihnen auf allen Gebieten des Lebens in gegenſeitigem Verſtändnis zuſammenzuarbeiten zum Wohl und zum Fortſchritt der Menſchheit, wünſcht das deutſche Volk aufrichtig, das gleiche Streben nach vertrauens voller Mitarbeit und Rückſichtnahme auch bei allen anderen Völkern zu ſehen. Ich und die Reichsregierung ſowie das geſamte —...— ˙]Qm ů ˙. ˙˖—ß—⏑i n p Q deutſche Volk vereinigen ſich daher mit Ihnen, Herr Nuntius, in der Hoffnung, daß das neue Jahr die ſehnlichſt erwartete Entſpannung und Beruhigung unter den Völkern und einen wirklichen Frieden bringen möge. In dieſer Hoffnung ſpreche ich Ihnen, Herr Nuntius, und Ihnen allen, meine Herren, zugleich für Ihre Staatsoberhäup⸗ ter, Regierungen und Völker in meinem und des deutſchen Volkes Namen die herzlichſten Neujahrswünſche aus. Nach dieſen Anſprachen begrüßte der Führer und Reichs— kanzler und nach ihm der Reichsminiſter des Auswärtigen die ihrer Rangfolge nach ſtehenden Botſchafter, Geſandten und Geſchäftsträger einzeln, woran ſich kurze Anterhaltungen knüpften. Nachdem der Führer und ſeine Begleitung ſich werabſchie— det hatten, verließen die fremden Miſſionschefs das„Haus des Reichspräſidenten“. Die Ehrenkompanie, die inzwiſchen wieder unter Gewehr getreten war, erwies ihnen die gleichen militäri— ſchen Ehrenbezeugungen wie bei ihrer Ankunft. In dieſem Jahr haben ſich im Haus des Reichspräſidenten 9 Botſchafter, 33 Geſandte und ſtändige Geſchäftsträger und 9 interimiſtiſche Geſchäſtsträger eingefunden, um dem Führer in Gegenwart des Reichsminiſters des Auswärtigen ihre Glückwünſche aus— zuſprechen und die Erwiderung des Führers entgegenzunehmen. Als einen der erſten bei der Auffahrt bemerkte man den Doyen des Diplomatiſchen Korps, den Apoſtoliſchen Nuntius, Mſgr. Ceſare Orſenigo als Vertreter des Heiligen Stuhls. Die Ehrenkompanie grüßte mit präſentiertem Gewehr die Bot— ſchafter, während das kleine Muſikkorps den Präſentiermarſch ſpielte. Nacheinander erſchienen der franzöſiſche Botſchafter Fr. Poncet, der Botſchafter der Vereinigten Staaten von Amerika W. E. Dodd, der kgl. britiſche Botſchafter Sir Erie Phipps, der türkiſche Botſchafter Hambi Arpag, der pol⸗ niſche Botſchafter Lipski, der zum erſtenmal in ſeiner Eigen— ſchaft als Botſchafter an dem Empfang teilnahm, der Bot— * Suritz, der ſpaniſche Botſchafter Agramonte Cortijo und der kgl. italieniſche Botſchafter Profeſſor Attolico. Die beiden letztgenannten nahmen zum erſtenmal an einem Neu⸗ fielen weiter auf die Geſandten von Argentinien Labougle und von Chile de Porto-Seguro. Der kgl. bulgariſche Geſandte Chriſtoff, der Geſandte von Lettland Celmins, der Geſandte von Jugoſlawien Cincar— Markovics und der kgl. ungariſche Geſandte Sztajay nahmen ebenfalls zum erſtenmal an einem Neujahrsempfang beim Führer teil, wäh- rend die Geſandten Norwegens, Dänemarks, Schwedens, die von allen Diplomaten am längſten in Berlin weilen, bereits viele Empfänge mitgemacht haben. Vor und während des Empfanges hatte ſich in der Wil helmſtraße trotz ſtrömenden Regens eine zahlreiche Menge an— geſammelt, welche die An- und Abfahrt der Diplomaten mit Intereſſe verfolgte und mit herzlicher Begrüßung begleitete. Alsbald nach der Abfahrt des Diplomatiſchen Korps er— ſchien der Führer auf dem Balkon des Hauſes des Reichs— präſidenten, um die ſtürmiſchen Huldigungen der Tauſende von Zuſchauern in der Wilhelmſtraße entgegenzunehmen. Anſchlie— ßend begab ſich der Führer zur Reichskanzlei. Dorthin war in⸗ zwiſchen die Ehrenkompanie unter Führung ihres Kompanie— chefs, Hauptmann von der Lancken, abgerückt und hatte in der Wilhelmſtraße gegenüber der Reichskanzlei Auſſtellung genommen. Trotz des regneriſchen Wetters hatte ſich auch hier eine große Menge eingefunden, die den Führer wieder mit herzlichen Kundgebungen begrüßte. Der Führer ſchritt in Be⸗ gleitung des Kommandanten von Berlin, Generalleutnant Schaumburg, und des Kommandeurs des Wachregiments, Oberſtleutnant Frhr. von und zu Gilſa, die Front der Ehrenkompanie ab. Hieran ſchloß ſich ein Vorbeimarſch der Ehrenkompanie vor ihrem Oberſten Befehlshaber, dem Führer und Reichskanzler Adolf Hitler. Die Sturmkataſtrophen Auch in Neuß ſchwere Folgen der Gturmkataſtrophe DNB. Neuß, 10. Januar. Auch in Neuß hat das Anwetter, und zwar beſonders im Norden der Stadt, große Verwüſtungen angerichtet. Bei der hart an der Stadtgrenze an der Bocholterſtraße eingeſtürzten Fabrikhalle handelt es ſich um die Geldſchrankfabrit Peltz. Der gemeldete Tote iſt ein 17jähriger Lehrling. In der Gladbacher⸗ ſtraße und in der Vierſenerſtraße ſowie in der Notſtandsſiedlung Zoppenbroich wurden viele Häuſer abgedeckt. In dieſer Sied- lung wurden 44 Familien mit 211 Kindern obdachlos. In einem anderen Straßenzug wurden die Dächer von ſämt⸗ lichen Häuſern abgedeckt und die oberen Stockwerke ſchwer be⸗ ſchädigt. Im Stadtteil Weißenberg ſind die Dächer der Kirche und der Schule ebenfalls ſchwer in Mitleidenſchaft gezogen. Auf einem Bauernhof wurden Scheune und Stallungen eingeriſſen. Das Vieh konnte nur mit knapper Not gerettet werden. Ein Holzhaus wurde vom Sturm von ſeinem Fundament abgehoben und 300 Meter fortgetragen. Herabfallende Dachziegel verurſachten eine Anmenge klei⸗ nerer Schäden. Aralte Straßenbäume wurden vom Wirbelſturm glatt abgedreht. Die Feuerwehr, die Techniſche Nothilfe, das Rote Kreuz und die SA. wurden ſofort zur Hilfeleiſtung eingeſetzt. Aeberall müſſen Notbeleuchtungen angelegt werden. Außerdem müſſen Verpflegungs⸗ und Anterbringungsmöglichkeiten für die rund 250 Obdachloſen geſchaffen werden. Der größte Teil der obdach⸗ loſen Kinder hat in dem Kinderheim„St. Thereſia“ Aufnahme gefunden, das von dem Anwetter verſchont geblieben iſt und in der Nähe der Siedlung Zoppenbroich liegt. Die SA. verpflegt die Obdachloſen aus Feldküchen. Die führenden Perſönlichkeiten der Behörden, der Partei uſw. erſchienen ſchnellſtens an den Anfallſtellen und überzeugten ſich von dem Fortgang der Hilfs⸗ arbeiten. Zur Linderung der erſten Not ſind bereits namhafte Beträge gezeichnet worden. Ein Teil der erwachſenen Obdach— 5 iſt behelfsmäßig in einem Arbeitsdienſtlager untergebracht worden. Der Weg des Sturmes Der Orkan über Weſtdeutſchland. DNB. Eſſen, 10. Jan. Der orkanartige Sturm, der am Freitagmittag über Weſt— deutſchland hinwegbrauſte und von dem beſonders die Stadt Düſſeldorf ſchwer heimgeſucht wurde, nahm nach Feſtſtellung des Reichswetterdienſtes Eſſen-Mülheim ſeinen Weg von der deut⸗ ſchen Grenze über Köln, Eſſen, Dortmund, Bad Sauerland bis zur Weſer. Das Wirbelſyſtem liegt über der nördlichen Nordſee. Am Freitag um 8 Ahr befand ſich das Zentrum des Wirbels zwiſchen der Nordküſte Englands und Skandinavien. In Eſſen⸗Mülheim wurde bei dem Durchgang der erſten Bö um 13 Ahr eine Ge⸗ ſchwindigkeit von 70 Stdͤkm. gemeſſen. Trifft eine Kaltluftbö auf ihrem Durchzug auf größere ört— liche Warmluftmaſſen, dann nimmt ihre Stärke und Kraft zu. Dies ſcheint beſonders in Düſſeldorf der Fall geweſen zu ſein. Eine zweite Bö, die um 15 Ahr auftrat, hatte eine etwas ge⸗ ringere Geſchwindigkeit von ungefähr 60 Stdͤkm. Aus dem übrigen Induſtriebezirk liegen bisher keine Mel— dungen über Anwetterſchäden vor. in England Fünf Tote— Brückeneinſturz befürchtet DNB. London, 10. Januar Weite Teile Englands wurden am Donnerstag und in der Nacht zum Freitag von ſchweren Stürmen heimgeſucht, die teil⸗ weiſe eine Geſchwindigleit von 160 Stundenkilometern erreichten. Fünf Perſonen, davon drei in Lancaſhire, ſind ums Leben gekommen. Viele andere wurden durch einſtürzende Mauern oder ähnliche Unfälle verletzt. Beſonders großer Schaden wurde in Wales angerichtet, wo die berühmte Menai⸗Hängebrücke, die Angleſey mit Nordwales verbindet, ſchwer beſchädigt wurde und für den Verlehr geſperrt werden mußte. Man befürchtet, daß die Brücke jeden Augenblick in die See ſtürzen kann. In mehreren Gebieten wurden die elektriſchen Leitungen vom Sturm zerſtört, ſo daß ganze Orte in Dunkelheit gehüllt waren. Mit dem Sturm- wetter hat ſich auch die Lage in den Aeberſchwemmungsgebieten wieder verſchlechtert. Im Tal des Medway⸗Fluſſes in Kent ſtehen viele Ortſchaften völlig unter Waſſer. Auch die Schiffahrt iſt durch das gewaltige Unwetter ſchwer beeinträchtigt worden. Der amerikaniſche Dampfer„Manhattan“ in Plymouth landen zu können. In den frühen Morgenſtunden des Freitag wird gemeldet, daß bei Formby Point fünf Leichen an Land geſpült wurden. Man glaubt, daß ſie zu der Beſatzung des Frachtdampfers „Bradda“ gehören, der wahrſcheinlich in dem Sturm geſunken iſt. Das Anwetter und der Sturm hielten auch am Freitag an. Dadurch verſchärfte ſich die Lage in den Aeberſchwemmungsgebie⸗ ten. Die Eiſenbahnſtation Coſpel Oak iſt zur Zeit völlig vom Waſſer umſpült. In der Grafſchaft Gloucheſterſhire ertranken 150 Schafe. Die eine Zeitlang ſtark gefährdete Menai⸗Hängebrücke zwiſchen Angleſey und Wales wurde für den leichteren Verkehr wieder freigegeben, da die Beſchädigung der Brücke nicht ſo groß war, wie urſprünglich angenommen wurde. Unter dem ſtürmiſchen Wetter hat beſonders die Küſtenſchiffahrt zu leiden. Die Fiſcher von Loweſtoft haben in den letzten ſechs Tagen zwölf Mann ver⸗ loren. Erſt am Freitag wurde wieder ein Fiſcher über Bord ge⸗ ſpült. Der Untergang des britiſchen Frachtdampfers„Brad da“ in der Mündung des Merſey vor Liverpool ſteht nunmehr feſt. Von der ſechsköpfigen Beſatzung konnte nur ein M atroſe ſchwimmend das Ufer erreichen. Wie gemeldet, wurden bei Formby Point fünf Leichen an Land geſpült. Man glaubt, daß die Toten mit den fünf vermißten Beſatzungsmitgliedern der„Bradda“ per⸗ ſonengleich ſind. Der Sturm über der Nordſee Ein Motorfrachtſchift vermißt. DRB Emden, 10. Zan. Der über der Nordſee wütende Sturm erreichte in der Nacht zum Freitag Windſtärke 10. Nachdem er in den Mor⸗ genſtunden etwas abgeflaut war, friſchte der Sturm am Vor⸗ mittag wieder auf. In der Nähe von Borkum geriet ein eng⸗ liſcher Dampfer wieder in Seenot. Aus Norderney wird gemeldet, daß ſeit dem 2. Januar der holländiſche Motorfrachter„de Hope“ aus Coutkampf(Hol⸗ land) vermißt wird. Das Fahrzeug befand ſich mit Stückgütern auf der Reiſe von Hamburg nach Norderney. An Bord befan⸗ den ſich drei Mann Beſatzung und die Frau des Kapitäns. [Mit dem Verluſt des Schiffes muß gerechnet werden. Sr. Die Erinnerungsfeiern im Gaargebiet DNB. Saarbrücken, 10. Jan. Im ganzen Saarland, in Stadt und Land, wird fieberhaft an den Vorbereitungen für die würdige Ausgeſtaltung der großen Abſtimmungsfeiern gearbeitet. In Erinnerung an die großen Tage des Vorjahres iſt jeder bemüht, zu ſeinem Teil dazu bei⸗ zutragen, daß die Feſttage einen erhebenden Verlauf nehmen. In Saarbrücken iſt auf dem Rathausplatz, der am Montag in„Platz der Deutſchen Front“ umgetauft werden wird, bereits eine große Tribüne aufgebaut worden, um möglichſt viele Volksgenoſſen an dem Erlebnis des großen Vorbeimarſches vor Reichsminiſter Dr. Frick teilnehmen zu laſſen. Während in den großen Orten außerhalb Saarbrückens und dem Kreis Saarbrücken Land die Hauptfeiern am Sonntag abgehalten werden, wird die größte Erinnerungsfeier am Montag in Saarbrücken ſtattfinden. Die Betriebe und Geſchäfte ſchließen am Montag ſo rechtzeitig, daß allen Volksgenoſſen die Teilnahme an dem großen Erinnerungs⸗ marſch möglich iſt. Von Samstag ab wird das ganze Saarland wieder in feſtlichem Flaggenſchmuck ſtehen. Keine Güdtiroler Flüchtlinge in Bayern DNB. Berlin, 10. Jan. Die Meldung eines ausländiſchen Nachrichtenbüros, nach der am Donnerstag mehrere Deſerteure aus Südtirol in Bayern eingetroffen ſeien, entbehrt jeder Grundlage. Ebenſo ſind die Behauptungen ausländiſcher Blätter über die Errichtung von Flüchtlingslagern für Südtiroler Deſerteure und über den Auf⸗ enthalt von Hunderten Südtiroler Flüchtlinge auf deutſchem Boden frei erfunden. Lufthanſa-Dienſt nach England trotz ſtarken Sturmes unein⸗ geſchränkt durchgeführt. DNB Berlin, 10. Jan. In den letzten 24 Stunden herrſchte in England und über dem Kanal wieder ein orkanartiger Sturm, der auch den Luft⸗ verkehr teilweiſe beeinflußte. Die Deutſche Lufthanſa legte je⸗ doch Wert darauf, feſtzuſtellen, daß alle Lufthanſa-Strecken von und nach England ſowohl nachts wie am Tage auch wäh⸗ rend der Sturmzeit beflogen wurden. ſchafter der Anion der ſozialiſtiſchen Sowjetrepubliken Jakob jahrsempfang beim Führer teil. In ihren bunten Aniformen Die Gtürme und Aeberſchwemmungen benötigte am Donnerstagabend fünf Stunden, um ſeine Paſſagiere n 1 Nr. 9— Samstag, den 11. Januar 1936 Viernheimer Volkszeitung 12. Jahrgang Vertiejung bes deutjch⸗englijchen Verhältnijes D Zu- der erſten Zuſammenkunft der Deutſch⸗Engliſchen Geſellſchaft in NSK. Berlin, 9. Januar. Nach dem deutſch-engliſchen Fußball-Länderſpiel in London im Anfang Dezember des vergangenen Jahres gab die Anglo⸗German⸗ Fellowship zu Ehren des in Lon— don weilenden Reichsſportführers von Tſchammer und Oſten einen Empfang, auf dem Tiſchreden gewechſelt wur⸗ den, bei denen der Wunſch nach Vertiefung des deutſch— engliſchen Verhältniſſes zum Ausdruck kam. Der Präſident der Anglo⸗German⸗Fellowship, Lord Mount Temple, ſprach bei dieſer Gelegenheit davon, daß beſonders nach dem großen ſportlichen Ereignis gewiſſermaßen ein Wendepunkt in den Gefühlen zwiſchen beiden Nationen eingetreten und eine Sympathie für Deutſchland unverkennbar feſtzuſtellen ſei, während der Präſident der Deutſch-Engliſchen Geſellſchaft, Herzog Eduard von Sachſen-Coburg, Grüße und Wünſche der deutſchen Schweſternorganiſation überbrachte und bereits ankündigte, daß am 11. Januar die erſte Mit⸗ gliederverſammlung ſeiner Organiſation in Berlin ſtattfinden würde, um die gegenſeitige Verſtändigung zwiſchen Deutſchland und England zu fördern und eine Plattform zu ſichern, auf der das Verhältnis beider Nationen eine weitere gedeihliche Entwicklung erfahren könnte. Inzwiſchen iſt der 11. Januar herangerückt, an dem nun das Berliner Zuſam⸗ mentreffen ſtattfinden wird. Herzog Eduard hatte die Freundlichkeit, einen Vertreter der Nationalſozialiſtiſchen Partei-Korreſpondenz in den Räumen der Deutſch-Engliſchen Geſellſchaft zu empfangen und ſich mit ihm zwangslos über den Sinn und die Bedeutung dieſer Geſellſchaft zu unterhalten. Die Deutſch-Engliſche Geſellſchaft iſt keine Organiſation im üblichen Sinne, die beſtimmte Ziele oder Zwecke verfolgt, ſondern ein lockerer Zuſammenſchluß von deutſchen und engliſchen Perſönlichkeiten des wirtſchaftlichen und kul— Lokale Nachrichten Viernheim, den 11. Januar 1936 1 5 Denkſpruch. Vier Dinge kommen nicht zurück: Das geſprochene Wort, der abgeſchoſſene Pfeil, das vergangene Leben und die verſäumte Gelegenheit. 8 * Meimat Es gibt wenige Worte, die ſo viel in ihrem ganzen Klang ſchon zu ſagen wiſſen, als das alte und doch immer junge Wort„Heimat“, das ſich immer neu gebärt. Vielleicht noch eines kommt ihm gleich: das deutſche Wort:„Mutter“. Beiden aber gehört die Liebe der Menſchen! Heimat hat der junge Erdenbürger von der erſten Stunde ſeines Lebens an. Auf Heimatboden wächſt er heran, auf der Scholle, die ihn zu ernähren hat. Und das kleine oder große Haus, der Gar⸗ ten, das Feld, der Wald..„ ſie ſind ein Stück der Heimat. Ja, Heimat ſpricht ihre eigene Sprache: eindringlich, herzlich, vielleicht manchmal auch rauh, aber ſeelengut. Eine Sprache, die der Menſch nie vergeſſen wird und die ihm im fremden Land Berater und Wegweiſer oft ſein wird. Heimat: das ſind die alten Winkel des Dorfes, ſind die Tore der Vorfahren, iſt die Majeſtät des Lebens in bewegten Straßen und Gaſſen, iſt die Majeſtät des Todes draußen auf dem Gottesacker, allwo die Lieben ruhen, die uns nahe geweſen, die vor uns aus dieſer Heimat in die ewigdauernde eingegangen ſind. Heimat: das iſt die Wurzel all unſeres Tuns. Wie die Tanne im ſandigen Boden des Waldes, der Obſtbaum tief im Heimatboden verankert iſt, ſo muß es auch der Menſch ſein. Muß ſaugen aus der Heimat großem Born immer und immer wieder Kraft, die ſich paart mit unermeßlicher Tatkraft, die dann wieder reſtlos der Heimat zukommen muß. In ihr geſchaffen, für ſie zu werken, das iſt unſeres Daſeins Sinn, bis die Glocken traurig läuten und wir Abſchied nehmen im Erdengrund unſerer Heimat! Deutſche Hausfrau! Denk an Deine Pflicht! Am Sonntag gibts Eintopfgericht. Eintopf und Einkopfſpenden helfen Winkersnok been⸗ den. Der 12. Januar findet uns zum Opfer fürs WH W! L e turellen Lebens beider Nationen, die zwangslos zuſammen— kommen oder in Verbindung treten, um zu ihrem Teile an der Vertiefung und Verbreiterung des gegenſeitigen Verhältniſſes mitzuwirken und das Verſtändnis für die Lebensaufgaben der beiden blutsverwandten Nationen zu fördern. Abſeits der amtlichen Politik und Diplomatie ſu⸗ chen die Mitglieder der Deutſch-Engliſchen Geſellſchaft einen Gedankenaustauſch zu pflegen und Kontakte herzuſtellen, die gewiſſermaßen eine menſchliche Ergänzung zu dem amtlichen Verkehr beider Staaten darzuſtellen vermö— gen. Es kommt ja letzten Endes im gegenſeitigen Verkehr der Völker immer wieder auf die perſönlichen Beziehungen und Freundſchaften an, die nicht unerheblich das Zuſammen— leben der nachbarlichen Nationen zu beeinfluſſen in der Lage ſind. Wenn nun bei der erſten Mitgliederverſammlung etwa 30 Gäſte aus London in Berlin weilen, dann dürfte ſich bereits manche Möglichkeit engerer Fühlungnahme ergeben, die in beſcheidenem Maße dem Wunſche Ausdruck gibt, der auch bei der Londoner Zuſammenkunft im Hinter- grunde der dortigen Unterhaltungen lebendig geweſen ſein dürfte. Lord Mount Temple hat es ſich nicht nehmen laſſen, auch am Sonnabend als Gaſt der Deutſch-Engliſchen Geſellſchaft in der Bendlerſtraße zu weilen. Nach der Zuſammenkunft werden die engliſchen Gäſte der Einladung des Preußiſchen Miniſterpräſidenten zum Opern- ball Folge leiſten und am Sonntag im Beiſein des Reichs- ſportführers von Tſchammer und Oſten das Reichs- ſportfeld beſichtigen, um nach London auch einen Eindruck von den deutſchen Vorbereitungen für das Olympia mit heimzunehmen. Neuangepjlanzte Obſtbäume entwendet! Zu allen Zeiten hat es ſchon Volksſchädlinge und Para⸗ ſiten gegeben. In den letzten Tagen wurden nun von jenen Elementen neuangepflanzte Obſtbäume ausgegraben und mit— genommen. Das Frevelhafte einer ſolchen Tat braucht nicht beſonders betont zu werden. Dieſe Gauner wollen wir auch nicht mehr warnen. Aber einer gerechten und harten Strafe ſollen ſie zugeführt werden und um das verwirklichen zu können, fordern wir alle Volksgenoſſen auf, über die gewiſ— ſenloſen Diebe und Betrüger zu wachen und alles, was irgend— wie verdächtig erſcheint, der Behörde zu melden. * Ehrentafel des Alters. Heute Samstag kann unſer Mitbürger, Herr Nikolaus Stumpf 5., Adolf Hitlerſtraße 76, in geiſtiger und körperlicher Friſche ſeinen 75. Geburtstag im Kreiſe ſeiner Familie begehen. Nach arbeitsreichen Jahren iſt er auch heute noch beſorgt um das Wohlergehen ſeiner Familie. Wir wünſchen ihm auch fernerhin viel Glück, Geſundheit und einen ſonnigen Lebensabend. Zum Geburtstag herzliche Glück— wünſche! Morgen Sonntag, den 12. Januar, feiert Frau Mag- dalena Eufinger geb. Grab, Adolf Hitlerſtraße, ihren 80. Geburtstag. Kinder, Enkel, Freunde und Bekannte brin- gen dem greiſen Geburtstagskind morgen ihre Glückwünſche dar mit dem beſonderen Wunſche, daß ihr noch viele Jahre bei guter Geſundheit beſchieden ſein mögen. Unſere beſten Wünſche! * Den ärztlichen Sonntagsdienſt verſieht morgen Sonntag in Verhinderung des Hausarztes Herr Dr. Günther, Bürſtädterſtraße.— Sonntags keine Sprechſtunde. Ein Verkehrsunfall ereignete ſich geſtern abend 9.45 Uhr am Rathausplatz. Aus Richtung Lorſcherſtraße kam ein Perſonenkraftwagen die Adolf Hitlerſtraße entlang und wollte die Kreuzung paſſieren, als er mit einem aus der Schulſtraße kommenden Motorradfahrer zuſammenſtieß. Der Kraftradfahrer wurde von der Stoßſtange des Perſonen⸗ wagens erfaßt und ſeitlich geſchleudert, wobei er einen daher⸗ kommenden Radfahrer mitriß. Beide wurden leicht verletzt und mußten ſich in ärztliche Behandlung begeben. Perſonen⸗ wagen und Motorrad wurden leicht beſchädigt, das Fahrrad dagegen faſt völlig demoliert. Die Schuldfrage iſt noch nicht reſtlos geklärt. f Wichtige Terminänderung. Die Gaubehörde hat das Spiel Amicitia Viernheim VfL. Neckarau auf Sonn⸗ tag, den 19. Januar, feſtgeſetzt. * Sängertreue-Harmonie. Der Geſangverein Sän⸗ gertreue-Harmonie lädt im heutigen Inſeratenteil ſeine Mit⸗ glieder und deren Angehörige zu ſeinem Familienabend ein. Den Clou des Abends bildet ein Schwank mit dem vielver⸗ ſprechenden Titel„Der geplatzte Strohwitwer“. Mit dieſem Schlager und anderen ausgeſuchten Programmnummern wird es dem Verein und ſeiner talentierten Spielerſchar beſtimmt gelingen, alle Beſucher zu unterhalten und anzuregen. Mögen alle dem Rufe der Vereinsleitung folgen, umſomehr, als kein Eintrittsgeld erhoben wird. Näheres iſt aus dem Inſerat erſichtlich. Inventurverkauf vom 27. Januar bis 8. Februar. Wie die Wirtſchaftsgruppe Einzelhandel mit⸗ teilt, findet der diesjährige Inventurverkauf vom 27. Januar bis 8. Februar 1936 ſtatt. Er trägt zum letztenmale den Namen„Inventurverkauf“, denn nach der Verordnung des Reichswirtſchaftsminiſters erhält er vom nächſten Jahre ab die Bezeichnung„Winterſchlußverkauf“, im Gegenſatz zum „Sommerſchlußverkauf“ Ende Juli. Die am Inventurverkauf beteiligten Warengruppen umfaſſen im weſentlichen Textilien, Bekleidungsgegenſtände und Schuhwaren, Glas, Porzellan und Steingut und einzelne Lederwaren. Im übrigen gelten auch für dieſe Warengruppen gewiſſe Beſchränkungen ent⸗ ſprechend den Anordnungen des Reichswirtſchaftsminiſters. Beiträge zum Keichslujijchutz⸗Bund bereit halten! Die nunmehr mit dem Einzug der Beiträge für die Monate des Jahres 1936 betrauten Amtsträger des RB. ſind auch Volksgenoſſen, wie alle übrigen Menſchen, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Sie haben ihre Pflicht zu tun. Der RLB. bittet, dieſe Pflicht durch Bereithaltung der an ſich geringen Beiträge zu erleichtern. Fälle, wo wegen 20 Pfg. monatlich der Kaſſierer nahezu dutzendmal ins Haus laufen ſoll, ſind für die Zukunft nicht mehr tragbar. Der Beitrag iſt monatlich zu zahlen. Wer der Organiſation die Arbeit weſentlich erleichtern, dem mit der Kaſſierung betrauten Amtsträger elf weitere Beſuche erſparen will, leiſtet verſtändnisvolle zuſätzliche Aufbauarbeit. Schließ⸗ lich wirkt ſich eine Jahresbeitragszahlung auch geldlich aus. Unſere Kaſſierer geben gerne weitere Auskunft. Reichsluftſchutzbund, Ortsgruppe Süd⸗Ried Gemeindegruppe Viernheim Kleine Mühe- großer Nutzen Die Kartoffelvorräte durchlüften und ſtets nachprüfen. In dieſem Winter ſind mehr Kartoffeln als früher eingekellert worden, nicht zuletzt infolge der Verteilungen des Winterhilfswerks. Die Haltbarkeit der Kartoffeln während der Einkellerung kann verbeſſert werden, wenn die Kartoffeln die richtige Pflege erhalten. Dazu gehören weniger Materia⸗ lien und beſondere Räumlichkeiten, als vielmehr gelegentliche aber regelmäßige leichte Arbeiten. Die Kartoffeln müſſen in Räumen gelagert werden, in denen die Temperatur nicht über 6—8 Grad anſteigt und auch nicht um mehr als 1 Grad unter den Gefrierpunkt ſinkt. Vielfach ſind zur Erhaltung dieſer Temperaturen die Fenſter und Türen abgedichtet wor⸗ den; damit iſt die Luftzufuhr aber faſt unterbunden. Es darf jedoch nicht vergeſſen werden, daß die Kartoffeln leben und atmen. Dabei erzeugen ſie Wärme. Es muß daher in dieſen ausnahmsweiſe warmen Wintertagen auf eine gute Durch⸗ lüftung der Räume Wert gelegt werden. Bei dieſer Gelegenheit iſt dann auch gleichzeitig eine Durchſicht der Vorräte auf faulende oder kranke Kartoffeln am Platze. Wich⸗ tig iſt aber, daß die ausſortierten Kartoffeln auch gleich aus dem Keller entfernt und nicht nur in eine Ecke geworfen werden, wo ſie einen Herd von Fäulniserregern bilden. Etwas Mühe macht dieſe Arbeit im Kartoffelkeller; ſie lohnt ſich aber! * Die Obſtbaumpflanzungen. Nachdem die Feldbe⸗ reinigung durchgeführt iſt, hat die Gemeinde die Beſchaffung und Anpflanzung von etwa 1000 Obſtbäumen beſchloſſen und zwar beſonders Aepfel⸗, Zwetſchen- und Kirſchbäume, da dieſe Sorten in unſerem Gelände am beſten gedeihen. Der Zweck dieſer Obſtbaumpflanzungen in hieſiger Gemarkung ſeitens unſerer Gemeindeverwaltung ſollte z. T. einen Erſatz be⸗ deuten für die durch die Wegverbeſſerung ausgefallenen Obſt⸗ bäume und dann im Rahmen der Erzeugungsſchlachten die Mithilfe an der Ernährung unſeres Volkes und der Verſor⸗ gung mit Friſchobſt. Es bedeutet daher eine verwerfliche Tat, wenn ſolche neu angepflanzten Obſtbäume aus dem Boden herausgenommen und entwendet werden, wie wir an anderer Stelle berichten, und iſt es Pflicht aller Volksgenoſſen, mit⸗ zuhelfen, daß ſolch ein Täter ſeiner verdienten Strafe nicht entgeht. * 1 8 Frohjinn regier bie Stunde! Ob's Dir nun recht in den Sinn will oder nicht, der närriſche Prinz mit Schellenkappe und Pritſche hat die Re⸗ gierung bereits in der Hand! Da hilft kein Mies machen jetzt und kein Wenn und Aber mehr gegen ſein Regiment. Wie alles im Leben in Zeiträumen ſchwingt, ſo gehören die Wochen ab heute bis zum kommenden Aſchermittwoch der Fröhlichkeit. Spießerei ſei nun fern, zieht an das Narrenkleid und legt vors Auge das Viſier! Faſchingsfeiern iſt gutes Recht, denn mehr als dreihundert Tage im Jahre gebieten Dir Ernſt und Sorge. Iſt jemand da, der eines Rezeptes für die Karnevalszeit bedarf? Verkriechen müßteſt Du Dich, Freund, denn dem rechten Menſchen iſt ein Stück Humor in die Wiege gelegt, damit er die ſchwerſten Dinge des Daſeins auch einmal auf die leichtere Schulter nimmt. Faſchingsfeiern bei uns, das iſt nicht zielloſe Ausgelaſſenheit. Ob am Rhein oder in Franken, drunten bei den leichtbeſchwingteren Münchern oder ſonſtwo im deutſchen Land: uns ſind auch in den tollen Wochen der Fröhlichkeit ungeſchriebene Geſetze gegeben. Doch jetzt in den Trubel des Frohſinns! Wer auch ſeine Grenzen kennt, wird immer aufs neue unter den Fröhlichen ſein. * * Männergeſangverein 1846. An die Sänger⸗ ſchaft ergeht der Ruf, die Singſtunden recht fleißig zu be⸗ ſuchen. Der Dirigent beginnt mit den Vorbereitungen auf das Jubiläum des 90jährigen Beſtehens und erwartet daher vollzähligen Beſuch. Kommunalwiſſenſchaftliche Abteilung in Leipzig. Am 1. Januar iſt der Leipziger Univerſität als „Kommunalwiſſenſchaftliche Abteilung beim Inſtitut für Staatsforſchung“ das erſte kommunalwiſſenſchaftliche Inſtitut Deutſchlands angegliedert worden. Die Stadt trägt nicht nur zu den Einrichtungs- und Betriebskoſten der neuen Kommu⸗ nalwiſſenſchaftlichen Abteilung bei, ſie ſtellt darüber hinaus alle kommunalen Einrichtungen für Studien- und Seminar⸗ zwecke zur Verfügung, ſo daß die Studierenden der Rechts⸗ kunde unmittelbar aus dem praktiſchen Leben ſchöpfen können. Regenmäntel aus Papier. Für den Fall, daß die eine oder andere Veranſtaltung im Olympiaſtadion verregnen ſollte, iſt Vorſorge getroffen worden, daß die Zu⸗ ſchauer auf den nicht überdeckten Tribünen für wenige Pfen⸗ nige Regenhüllen aus Papier erſtehen können, die ſie für die Dauer der Veranſtaltung vor Näſſe ſchützen. Eben⸗ ſo werden die Noten der Nationalhymnen und der ſonſtigen Muſikſtücke, die im Olympiaſtadion geſpielt werden, auf Gummipapier gedruckt. 1 1 ———— 1 * 5 — ————————j—ç— . —————— ——— Siebzehnjaͤhriger Naubmörder Eine Oberſchweſter in einer Penſion erwürgt. Weilheim, 10. Jan. Vom Großen Jugendgericht beim Amtsgericht Weilheim wurde wegen Raubmordes der 17. jährige Jesco von Szpingier aus Krefeld zur Höchſtſtrafe von 10 Jahreèn Gefängnis verurteilt. Szpingier hat am 31. März 1935 in einer Penſion in Garmiſch die 55⸗ jährige Oberſchweſter Katharina Peters aus Berlin ermordet und beraubt. Der Angeklagte wollte eine Gelegenheit ſuchen, um über die Grenze zu gelangen und mietete ſich in Garmiſch ein. Völlig mittellos unternahm der Angeklagte am 28. März in der Gegend des Eibſees einen Verſuch, die Grenze zu überqueren. Er verirrte ſich dabei und rutſchte über einen 50 Meter hohen Steilhang ab, wobei er ſich Verletzungen an Händen und Füßen zuzog. Ohne ſein Ziel erreicht zu haben, lehrte er in die Penſion zurück, wo er ſich mit der Ober⸗ ſchweſter Peters über ſeine Verletzungen unterhielt. Am Vormittag des 31. März faßte der Angeklagte den Ent⸗ ſchluß, die Oberſchweſter in ihrem Penſionszimmer zu erwür⸗ gen, um ſich ſo in den Beſitz ihres Geldes zu ſetzen. Nach dem Mittageſſen begab er ſich auf ſein Zimmer, und wartete dort, bis Frau Peters ihr Zimmer aufſuchte. Er begab ſich auf den Gang und fragte ſie um Rat, wegen ſeiner ver⸗ letzten Füße. Frau Peters ließ Szpingier in ihr Zimmer eintreten. Um eine günſtige Gelegenheit zur Ausführung der Tat brachte er das Geſpräch auf den großen Reiſekoffer der Frau Peters. Als dieſe zu dem Koffer hintrat, ging er von der Seite her auf ſie zu, griff ihr plötzlich mit beiden Händen an den Hals und drückte kräftig zu. Frau Peters ſchrie mehrmals laut um Hilfe. Er droſſelte die Frau ſo⸗ lange, bis ſie keinen Laut mehr von ſich gab. An Geld fand er lediglich einen Geldbeutel mit 1.50 Mark Inhalt vor. Die Brutalität des Angeklagten erkennt man auch daraus, daß er einen Ring mit Perlen von der Hand der Toten zog. Aus Naß unb Fern Aufnahme in die Hochſchule für Lehrerbildung. Darmſtadt. An der Heſſiſchen Hochſchule für Lehrer⸗ bildung Darmſtadt werden im Jahre 1— e eee katholiſche Studenten und Studentinnen neu aufgenom⸗ men. Die Ausbildung dauert zwei Jahre. Bei der Auf⸗ nahme werden nur Bewerber und Bewerberinnen berück⸗ ſichtigt, die den Gliederungen der nationalſozialiſtiſchen Bewegung angehören. Der Nachwuchs des deutſchen Erzie⸗ 17. Fortſetzung ANNA MART von A. V. Sazenhofen Urheber⸗Rechtsſchutz: Drei Quellen-Verläg Königsbrück,(Bez. Dresden) nen aus den angrenzenden Gebieten aufgenommen wer⸗ den. Die Geſuche mit den erforderlichen Unterlagen ſind bis zum 31. Januar 1936 bei der Abteilung 2 der Heſſi⸗ ſchen Landesregierung in Darmſtadt, Peter Gemeinder⸗ ſtraße 3, einzureichen. Die Bewerber haben ſich für eine vorausſichtlich einwöchige Aufnahmeprüfung in Lagerform in der erſten Märzwoche bereitzuhalten. Die Entſcheidung über die Aufnahme wird Ende März mitgeteilt werden. Vorbereitungen zur 600-Jahr⸗Feier in Lindenfels. Lindenfels i. O. Das vielbeſuchte Lindenfelſer Burgfeſt wird in dieſem Sommer beſondere Anziehungskraft beſit⸗ zen, da das reizende Odenwaldſtädtchen gleichzeitig ſein 600jähriges Stadtjubiläum begehen kann. Im Mittelpunkt der Veranſtaltungen ſteht natürlich die Burg, die als Auf⸗ takt zu den Feſttagen durch ein Feuerwerk beleuchtet wird. Um die Sicht nach dem romantiſchen Gemäuer freizulegen, wurde ein Teil der Bäume beſeitigt, die bisher die Burg großenteils verdeckten. Auch der Kurgarten am Fuß der Burg wurde zur Erholung für die Sommerfriſchler in den letzten Wochen für Neuanpflanzungen hergerichtet. Verurteilter Sittlichleitsverbrecher. Frankfurt a. M., 10. Jan. Die Juſtizpreſſeſtelle Frankfurt am Main teilt mit: Nach mehrtägiger Verhandlung vor der Großen Strafkammer des Landgerichts Frankfurt a. M. wurde der Walter Kramer wegen Vergehens nach Pa⸗ ragraph 175 StGB in drei Fällen zu einer Geſamtgefäng⸗ 3 von zwei Jahren ſechs Monaten Gefängnis verur⸗ eilt. * Frankfurt a. M.(Ein Kleinbahnzug ent gleiſt.) Wie die Reichsbahndirektion Frankfurt a. M. mitteilt, entgleiſte auf der eingleiſigen Strecke Dillenburg Straßebersbach auf freier Strecke zwiſchen den Bahnhöfen Dillenburg und Frohnhauſen bei Gleisanſchluß Werk Strö⸗ her der Kleinperſonenzug Nr. 3172 mit Lokomotive, Pack⸗ wagen und zwei Perſonenwagen. Perſonen wurden nicht verletzt. Die Urſache der Entgleiſung iſt noch nicht geklärt. Der Verkehr wird durch Kraftwagen aufrechterhalten. * Frankfurt aq. M.(Verkehrsunfälle i m Dezember.) Im Monat Dezember 1935 ereigneten ſich in Frankfurt a. M. insgeſamt 188 Verkehrsunfälle, an de⸗ nen 237 Kraftwagen, 21 Krafträder, 49 Fahrräder und 22 Fußgänger beteiligt waren. Verletzt wurden 118 Perſonen, getötet zwei. Wiesbaden.(Schaffun eines geſ loſſe⸗ nen Kurviertels.) Mit Gen i Fe mit Kochbrunnenwaſſer in der Nähe des Kurhauſes ermög⸗ licht. Die alte Kolonnade vor dem Kurhaus wird zu einer Thermal-, Trink- und Wandelhalle umgebaut. Die vor dem Kurhaus befindlichen Anlagen mit. dem Blumengarten Roman um eine absonderliche Begebenheit Ange löſt ihr Haar auf und kämmt ſich. Sie ſchaut dabei in den Spiegel, deſſen Rahmen funkelt und mit be⸗ weglichem Schein den Glanz der Kerzen zurückgibt. Dies Schauen in den Spiegel iſt wie eine Pflicht, es gehört zum Friſieren, es iſt kein Funke Intereſſe dabei. Hinter dieſer unvergleichlich ebenmäßigen, ein wenig gepolſterten Kinder⸗ ſtirn ſind die Gedanken gleich Vögeln, die ſich halbtot ge⸗ flattert haben und jetzt ſchlafen. Sie werden ſchlafen, bis eine Sonne ſie weckt. Das Rauſchen des Meeres war wohl ſchon immer. Sie hat es nur plötzlich einmal wahrgenommen. Sie kann ſich noch dieſes Augenblicks erinnern. Es war, als würde es ihr Herz zu einer immerwährenden Wunde aufgeriſſen haben. Es ſind Ströme von Tränen daraus gefloſſen... und ſie wird ſich nie mehr ſchließen. Es iſt in den Nächten, in denen dieſes Rauſchen in ihr waches Sinnen fällt, ein mühſames Suchen nach irgendeinem Anfang. Aber Meer und Himmel da draußen haben keinen Anfang. Auf einer kleinen, eingelegten Kommode ſteht das prachtvolle Bild einer ſchönen Frau. Es ſoll ihre Mutter ſein. Anges Seele wehrt ſich ſtill und müde gegen ſie. Sie geht hin und her und nimmt endlich ein ſchwarzes Kleid von feinem Stoff aus einem Schrank. Da geht die Tür energiſch auf.„Miſſis! Um Gottes willen! Sie werden doch dieſes Kleid nicht anziehen wollen! Was machen Sie denn? Es müßte ihn doch kränken! Er will ein kleines Feſt! Seit wann erſcheint man zu einem ſolchen in Ihren Jahren in einem ſchwarzen Kleid? Nehmen Sie dieſes hier! Ihr lieber Vater freut ſich ſo ſehr, ſein ſchönes Kind in Toilette zu ſehen. Sie müſſen ihm doch Freude machen! Es iſt doch heute der erſte Abend, daß er nach längerer Abweſenheit wieder da iſt. Kommen Sie, ich helfe Ihnen!“ Und die energiſche Miß Edith nimmt das hauchfeine, paſtellblaue Kleid in ihre großen Hände. „So, fahren Sie da hinein! Ich finde, es iſt eine komiſche Mode, die Kleider über den Kopf zu ziehen wie einen Schlauch. Als ich jung war, hat man Häkchen und Druckknöpfe gehabt... aber es ſteht Ihnen reizend! Sie * ſind wirklich ſehr hübſch, Ange. Sie ſollten nur fröhlicher ſein! In Amerika werden Sie genug Verehrer finden. Mein Gott, Ange, ſchütteln Sie doch nicht immer den Kopf! Es iſt wirklich ſchwer mit Ihnen. Ihr armer Vater iſt eigentlich zu bedauern. Er tut alles, was er Ihnen an den Augen ab⸗ ſehen kann. Eine andere Tochter würde ihn vergöttern. Sie ſollten ſich beſſer des Vierten Gebotes erinnern! So, nehmen Sie dieſe Armſpange... es iſt auch ein Geſchenk von ihm. Denken Sie doch nur, wie viele arme Mädchen es gibt, die ihr Brot ſauer verdienen müſſen, und wie wunderbar Sie es dagegen haben. Wirklich, Sie verſuchen Gott! Zeigen Sie dem Miſter Smith heute wenigſtens ein fröhliches Geſicht! Kommen Sie! Nehmen Sie noch etwas Puder. Der Gong ſchlägt ſchon an, wir müſſen uns beeilen!“ Im Speiſezimmer blendet Silber und Kriſtall. Es glitzert in allen Farben. John Smith iſt ſchon da. Er iſt im Smoking. Er lächelt und geht Ange bewundernd entgegen.„Wie ſchön du biſt, mein Kind! Es werden mich einmal viele alte Herren um meine entzückende Tochter beneiden.“ Und er reicht ihr den Arm. Sie bat ein erzwungenes und unnatürliches Lächeln um den Mund und ſagt:„Du biſt ſehr gut...“ Ein Diener ſteht an der Tür und wartet, daß er auf⸗ tragen darf. Er hat ein hübſches, nichtsſagendes Geſicht. Es erſcheint leer und iſt... unheimlich. Anges Augen ſchauen unverwandt auf dieſes Geſicht. Sie ſcheint angeſtrengt in ihm etwas zu ſuchen und findet es nicht. Dann gibt John Smith einen Wink. rührt ſich. Anges Blicke gleiten von ihm ab auf ihren Teller herunter, auf den Smith ſoeben ſorglich ein Stück Poularde legt und italieniſchen Salat dazu.„Iß, mein Kind!“ Das Geſpräch iſt ſehr allgemein. Miß Edith ſpricht davon, daß die Pfirſiſche, die ſie hat einkochen laſſen, ſich ſo wundervoll halten. Miſter Edward erzählt von einem Bootsunglück im Fiſcherdorf. Man kennt die Leute. Miſter John Smith ſagt mit⸗ leidig:„Laſſen Sie der Frau 50 Gulden überweiſen, lieber Miſter Edward, in meinem Namen.“ Dann kommt ein Kaſtanienberg mit Schlagſahne. Ange will nicht mehr eſſen, ſie iſt ſatt. Aber Miß Edith lacht.„Erinnern Sie ſich nicht mehr, Ange, daß Kaſtanienberg als Kind ihre Lieblingsſpeiſe war? Sie konnten nie genug bekommen davon. Eſſen Sie doch noch ein wenig! Koſten Sie, ob er Ihnen noch ſo gut ſchmeckt!“ Anges klare Stirn hat plötzlich ein ſchmerzliches Zu⸗ ſammenziehen. Sie weiß, Miß Edith hat recht, Kaſtanien⸗ berg war ihre Lieblingsſpeiſe, aber.. etwas war anders. ganz anders! Es quält ſie. Es iſt nicht zu faſſen.. und plötzlich ſagt ſie unvermittelt, mit hellgehobenen, freudigen Augen: „Chriſtine... hat ihn immer ſehr gut gemacht.“ Dann ſenkt ich ihr Blick, und ſie beginnt zu löffeln. Es iſt eine kleine Stille, und die Uhr ſchlägt. Miß Edith ſagt laut:„Chriſtine war eine Perle. Mir iſt noch immer leid um ſie.“ Der Diener * Der graue Wagen iſt am Ziel. Der Mond ſcheint auf Fachwerkhäuſer, die mit dunkel umrahmten Feldern in weißer Nacht um den kleinen Marktplatz ſtehen. Ein ſtarker Waſſerſtrahl rinnt eintönig aus dem Marktbrunnen in ſeinen runden Steintrog. Der Wagen ſtoppt, und Adolf nimmt ſeine Hände langſam vom Steuerrad. Er ſpreizt die Finger und legt ſie wartend auf die Knie. Ein rundes, grünes Tor geht auf. In ſeiner Tiefe flimmert ein rötliches Licht. Es zieht einen feinen Glut⸗ ſchein um die weiße, geſtärkte Haube der rundlichen Frau. „Ja, die Herren! Ja, bitte ſchön, nur zu kommen! Es iſt ſchon alles fertig! Der Wagen, der kann hereinfahren. Ich habe ſchon die Remiſe ausgeräumt. Ja, bitte ſchön, ich zeige nur den Herren die Zimmer, ich komme gleich wieder“, ſagt ſie entſchuldigend, zu dem Fahrer gewendet, und dann erſchrocken:„Ja, aber, bitte.. um Gottes willen! Es hat geheißen für zwei Herren, und jetzt...“ Grone ſaate raſch:„Ich bleibe nur dieſe Nacht. Sie machen mir auf dem Diwan ein Bett. Ein Kiſſen und eine Decke genügen. Mein Chauffeur geht in den Gaſthof.“ So ſind ſie untergebracht. „Wie lange es dauert, kann ich heute nicht ſagen“, ſagt Grone.„Geduld iſt alles!“ U werden bedeutend arbeiten erweitert. Aus dem durch die Umbau⸗ geſchaffenen engeren Kurviertel, das ganz dem Kurgaſt vorbehalten bleibt, wird zur Erhöhung der Ruhe jeglicher Kraftwag enverkehr entfernt. Dieſe Trinkhalle am Kurhaus wird von dem Kochbrunnen geſpeiſt. Der Koch⸗ brunnen ſelbſt wird nicht verlegt, ſondern bleibt in ſeiner jetzigen Beſchaffenheit weiterhin Kurzwecken dienſtbar. Die Koſten der geſamten Umgeſtaltung belaufen ſich auf etwa 500 000 RM. den„Maifeſtwoche beiten, die gleichze Um die Fertigſtellung des Projektes bls zu n 1936“ zu ermöglichen, werden die Ar⸗ itig auch zur Belebung des Arbeitsmark⸗ tes beitragen, bereits in den nächſten Tagen begonnen und beſchleunigt durchgeführt. Vom Weſterwald. Dorfſchönen.) (Der weiße Kranz der In einem kleinen Weſterwaldort in der Nähe von Weſterburg herrſchte unlängſt große Aufregung unter den jungen Burſchen. Die erbitterte Stimmung hatte ihre Erklärung darin, daß im Aushängekaſten am Rathaus das Eheſtandsaufgebot einer rahmt von einem Dorfſchönen aushing, um⸗ weißen Kranz. In vielen Orten des Weſterwaldes iſt es noch heute Sitte, daß diejenige Braut, welche noch keine Liebſchaften hinter ſich hatte, das Aufge⸗ bot zu ihrer bevorſtehenden Ehe mit einem weißen Kranz ſchmücken darf. In dieſem Falle waren nun die Dorfbur⸗ ſchen mit der Ehr en⸗Einkränzung abſolut nicht einverſtan⸗ den. Sie proteſtierten dagegen und erklärten, daß die aus. gehängte Braut kein Anrecht darauf habe, dieſe Ehren⸗ auszeichnung für ſich in Anſpruch zu nehmen. Erſt als der Gemeindevorſteher die Entfernung des beanſtandeten wel⸗ ßen Kranzes veranlaßte, legte ſich die Erregung der Dorf— hurſchenſchaft. Vom Weſterwald.(Die neue Stadt.) Wie ge⸗ meldet, werden m it Wirkung vom 1. April 1936 die Ge⸗ meinden Höhr, Grenzhauſen und Grenzau im Unterweſter⸗ waldkreis zu einer neuen Gemeinde mit dem Namen Höhr⸗ Grenzhauſen zuſammengelegt. Die bereits eng miteinander verwachſenen Gemeinden Höhr und Grenzhauſen— be⸗ kannt durch ihre keramiſche Induſtrie— haben ſchon bis⸗ her gemeinſame Eiſenbahnſtation, Amtsgericht, Fernſprech⸗ amt und andere Einrichtungen. verwaltungsmäßig meinden unter Grenzau wird ein Durch die nunmehrige e Zufammenfaſſung dieſer beiden Ge⸗ Einbeziehung der kleinen Gemeinde neues leiſtungsfähiges Kommunalweſen mit etwa 6000 Einwohnern geſchaffen, deſſen künftige Be⸗ deutung durch die gleichzeitige Verleihung der Stadtrechte gekennzeichnet wird. * Limburg. (Erſchoſſen aufgefunden.) Die Jahreswende hat in der engeren und weiteren Umgebung Limburgs nicht nur eine Reihe von Unfällen beim Silve ſterſchießen gebracht, ſondern auch durch menſchliche Irrun⸗ gen und Wirrungen zu Tragödien geführt. i dabei ſind die Morde von Daubern und Elgendorf, die Er ſchläft feſt, Atem nach. Auch e Merkwürdig 1 und Georg horcht wach ſeinem ſtarken r iſt müde, aber es iſt die Müdigkeit ab⸗ gekämpfter Gedanken. Man muß alſo hier warten, auf die Entſcheidung. Jede Minute iſt eine untragbar gewordene Laſt, die ſich mit der nächſten ſteigert. * Weißer Schaum brandet hoch an den Klippen auf, zer⸗ ſchlägt ſich, tanzt nächſten Woge zu auf und nieder und läßt ſich von der rückſpülen und vergeht. Außer dieſen Klippen iſt alles eben. Zerſtreute Fiſcher⸗ dörfer hocken wie Vögel im Neſt in den Mulden. Sie wirken nur durch ihre Dächer. Ihre weißen Wände ſehen aus wie Segel, die in der Sonne trocknen. Aber der Klippenſtrand hat etwas Hergerichtetes.. für die Fremden. Es ſchlängeln ſich ſchmale Wege an ſteilen Felswänden. Loſe Blöcke ruhen irgendwie roman⸗ tiſch auf und neben dieſen Pfaden, die in Abſtänden über⸗ einander angelegt In der Nähe i Fiſchen und von Fremden. ſchon fort. So iſt es kein einzigen Fremden, ſind und naturgeſchaffen ſcheinen ſollen. ſt ein kleines Seebad, und man lebt vom Aber jetzt ſind die Fremden Wunder, daß ſich aller Augen auf den der neuerdings gekommen iſt, richten. Er ſchlendert langſam durch das kleine Dorf, bleibt ſtehen und ſchaut auf das Meer hinaus, geht weiter und horcht, wieder ſtehen blei bend, auf die langgezogenen Rufe der Fiſcher, die draußen Netze ziehen. Haustüren gehen auf, und kleine Kitſchbilder ließen ſich malen: Neugierige Mädchen in kurzen, ſchwankenden Röcken, mit Holzpa haltend; Matronen ntoffeln, blitzende Eimer in roten Händen geſichter hinter blühenden Geranien und kleinen, ſchneeweißen Vorhängen; ein paar Knaben, die in einer Sandmulde wiſſenſchaftlich ernſt ein kleines Binnen⸗ meer anlegen und, ſchauen. im Spiel geſtört, mit offenen Mündern Ein alter Fiſcher kommt, mit breitem Hut über wetter⸗ braunem Geſicht und geteerter Joppe. Er hat die kurze Pfeife im Mundwinkel. „Bitte, kann ich hier irgendwo ein Zimmer haben?“ Die Pfeife wa ndert in den andern Mundwinkel.„Iſt der Herr ein Fremder?“ Grone lacht.„Ja, natürlich! Ich will hier den Herbſt genießen.“ „So“, meint der Fiſcher gönnerhaft,„das können Sie ſchon machen!“ „Aber ich brauche ein Zimmer! Wo finde ich eines?“ „Da gehen Sie nur gleich in dies letzte Haus dort! Es gehört der Mutter Woode. Sie hat vorige Woche ihren Mann verloren. wenn ſie ein paar war eine böſe Sache! Wird froh ſein, Gulden verdienen kann! Iſt ſauber und ordentlich, die Frau.“ Grone zieht „Rauchen Sie etw eine Zigarre aus der Weſtentaſche. as anderes auch als dieſe Pfeife?“ Die ſtarke braune Hand greift langſam zu.„Kommt ſelten ſo was zu uns, Herr!“ Und der Alte betrachtet die goldrote Bauchbinde ehrfürchtig. „Was iſt denn das für eine ſchöne Baumgruppe da gleich vorne?“ „Das iſt der Park von der Villa.“ „So, wem gehört denn das Haus?“ „Das gehört e „So, ſteht wa ſpät im Jahr!“ inem Engländer!“ hrſcheinlich leer, wie? Es iſt doch ſchon (Fortſetzung folgt.) fue am c 2 de* Lg 4 73 1 5 1 nen her er ng alte U aug 4 um. 1 Ü— ut, ge⸗. nz Ir⸗ n 18. ö n 1 det 13 ele* 15 4 10 4 ge⸗„ he 1 er. 4 5 r. er 1 92 4 9 e f a N n 1 0 4 1 5 1 5 4 l 4 . 1 3 „ 1 N * 1 * wieder einmal die Duplizität der Ereigniſſe unter Beweis ſtellen. Die Erregung darüber iſt noch nicht abgeklungen, da erlebt Limburg ſchon wieder eine Bluttat. Auf dem Schafsberg, einem Teil der Limburger Anlagen, fand man einen 30jährigen Mann aus Limburg erſchoſſen auf. Nach⸗ forſchungen der Polizei ergaben aber, daß Selbſtmord vorlag. Oberurſel.(„Ich erſchieße mich und meine Familie“.) Ein hieſiger Einwohner hatte bei der Stadt Abgabenrückſtände. Als der Vollziehungsbeamte nun bei ihm erſchien, um eine Pfändung vorzunehmen, holte er aus der Schublade einen Revolver, legte ihn auf den Tiſch und erklärte, daß er ſich und ſeine Familie erſchießen werde, wenn der Vollziehungsbeamte zur Pfändung ſchreite. Da der Beamte glaubte, daß der Mann in der Erregung ſein Vor⸗ haben in die Tat umſetzen werde, nahm er von einer Amts- handlung Abſtand. Vor dem Richter wurde nun durch die Zeugenausſage des Bürgermeiſters feſtgeſtellt daß der jetzt wegen Beamtennötigung Angeklagte ſeine Lage ſelbſt ver⸗ ſchuldete, da er der Stadt gegenüber nicht die geringſten Unterlagen beigebracht hatte, die ein Entgegenkommen der Behörde gerechtfertigt hätten. Wegen Nötigung zur Unter- laſſung einer Amtshandlung erhielt der Angeklagte eine Ge⸗ fängnisſtrafe von einem Monat und wurde außerdem zur gung der Koſten verurteilt. Bad Ems.(Langlebige Geſchwiſter.) Der Emſer Hotelier Karl Schaller und fünf weitere Geſchwiſter ſind zuſammen 450 Jahre alt. Alle ſechs erfreuen ſich be⸗ ſter Geſundheit. Schaller iſt jetzt 85 Jahre alt und der älteſte der ſechs, übrigens wie ſein Bruder Wilhelm Schal⸗ ler in Bad⸗Nauheim ein bekannter Hotelier, der noch die höchſte Blüte des Bades Ems miterlebte. Darmſtadt.(Wegen Tierquälerei weitere Tierhaltung unterſagt.) Ein junger arbeitsloſer Mann hatte jahrelang ſein Kleinvieh derart vernachläſſigt, daß drei Haſen nach amtlicher Feſtſtellung an Hunger ein⸗ gegangen waren. Gegen die Gefängnisſtrafe von 3½ Monaten hatten ſowohl er wie der Staatsanwalt Beru— fung eingelegt. Vor der Kleinen Strafkammer ergab die Beweisaufnahme, daß Nachbarn lange Zeit aus Mitleid ſeine Hühner und Haſen mitverſorgt hatten, um die er ſich oft tagelang nicht kümmerte. Eine Frau bekundete, daß der Angeklagte oft ohne jeden Grund ſeinen Hund ver⸗ prügelte. Sein Hang zur Brutalität brachte dem Ange⸗ klagten die erhöhte Strafe von 4 Monaten Gefängnis ein; der Staatsanwalt hatte ſechs Monate beantragt. Außerdem will das Gericht darauf hinwirken, daß dem Tierquäler nach dem neuen Tierſchutzgeſetz die weitere Tierhaltung unterſagt wird. Seligenſtadt.(Der Führer übernimmt die Patenſchaft.) Dem Poſtſchaffner Jakob Breitwieſer in Seligenſtadt wurde am 3. November als 10. lebendes Kind der 5. Sohn geboren. Der Führer hat die Ehrenpaten⸗ ſchaft übernommen und gleichzeitig geſtattet, daß ſein Name als Ehrenpate in das Kirchenbuch eingetragen wird. Mainz.(Milchpantſcher.) Wie der Polizeibericht meldet, wurden zwei Einwohner aus Mainz ⸗Kaſtel, die Milch durch Zuſatz von 13 bzw. 27 Prozent Waſſer ver⸗ fälſcht hatten, zur Anzeige gebracht. Lörzweiler(Rheinh.)(Füchſe freſſen z wei Schafe auf.) In unſerer Gemarkung weiden zurzeit Schäfer ihre Herde, von der eines Abends zwei Schafe not⸗ geſchlachtet werden mußten. Da es ſchon ſpät war, legten die Schäfer die Tiere über Nacht unter einen Haufen Kar⸗ toffelkraut, dicht beim Schafspferch. Als am nächſten Mor⸗ gen die Schäfer die beiden Schafe holen wollten, mußten ſie zu ihrer Ueberraſchung feſtſtellen, daß die Tiere bis auf die Knochen aufgefreſſen worden waren. Nach den Spuren waren Füchſe, die hier ein Feſtmahl gefeiert hatten, die Uebeltäter. * Tra Aus Mannheim U Mannheim, 10. Januar. Letzte Erinnerung. Im Anſchluß an die anfangs die⸗ ſes Monats in den Mannheimer Tageszeitungen erſchienene Notiz, in der auf die Verpflichtung zur rechtzeitigen An⸗ und Abmeldung bei Zu⸗ und Wegzügen ſowie Wohnungsänderun⸗ gen innerhalb Mannheims aufmerkſam gemacht wurde, werden die jetzt noch Säumigen letztmals erinnert. Wer hiernach ſeinen Verpflichtungen nicht nachkommt, wird unnachſichtlich beſtraft. drei Monate Gefängnis für fahrläſſige Tötung. Das Schöffengericht verurteilte den 31 Jahre alten Johann Schnell aus Sandhofen wegen fahrläſſiger Tötung zu drei Monaten zwei Wochen Gefängnis abzüglich zwei Wochen Unterſuchungshaft.— Der Angeklagte überfuhr am 7. De⸗ zember vorigen Jahres abends zwiſchen 6 und 7 Uhr mit ſeinem Großkraftrad auf der Sandhofener Straße auf der Fahrt nach Mannheim den auf einem Kleinkraftrad ſitzen⸗ den 56 Jahre alten Matthias Bezjak von Sandhofen. Der Mann ſtürzte vom Rad und zog ſich einen ſchweren Schä⸗ delbruch zu, dem er nach zehn Tagen erlag. Die tote Katze in der Weiche Gerichtliches Nachſpiel des Mannheimer Straßen- bahnunglücks. Mannheim, 11. Jan. Der folgenſchwere Zuſammen⸗ ſtoß eines Straßenbahnwagens mit einem Materialzug der OeEć vor dem Friedhof am 12. September vorigen Jahres führte den 44jährigen verheirateten Lokomotivführer Peter Ewald aus Kreidach i. O. und den 39jährigen verheirateten Straßenbahnwagenführer Paul Bayer aus Neuhauſen we⸗ gen fahrläſſiger Tötung und Körperverletzung vor das Schöffengericht. Ewald wollte mit einem Materiaſzug von dem Abſtellgleis auf dem erwähnten Gelände die beiden Straßenbahngleiſe nach bzw. von Feudenheim überque⸗ ren. Er ſtellte zunächſt die vorderſte Weiche um, vermochte aber nicht, auch die zweite Weiche umzuſtellen, weil ſich eine tote Katze dort eingeklemmt) hatte. Um dieſe zu entfernen, holte er ſich von der Lokomotive eine Schaufel, vergaß aber, bis zur Freimachung der Weiche die erſte Weiche wieder auf Fahrt nach Mannheim umzulegen. Ju ſpät bemerkte er das Herannahen eines Straßen- bahnwagens in Richtung Mannheim. Er gab zwar Signal, doch konnte der Wagenführer den Wagen nicht mehr rechl⸗ zeitig zum Stehen bringen. Der Straßenbahnwagen fuhr mit voller Wucht in die Kurve des Abſtellgleiſes auf die Lokomotive; die ange⸗ hängten Wagen riſſen ſich los und rollten zurück, während die Lokomotive ſtehen blieb. Beinahe alle Inſaſſen des voll⸗ beſetzten Wagens— insgeſamt 16— wurden mehr oder minder ſchwer verletzt, einige liegen noch im Krankenhaus. Die 70 Jahre alte Frau Eliſe Ullrich aus Maikammer ver⸗ unglückte tödlich. Die Weltchronik des Heinrich von München Eine gotiſche Meiſterhandſchrift wird Deutſchland wiedergeſchenkt „Ich Heinrich von Beierlant, der ſich niht anders hat genant von München, uz der werden ſtat...“ Wenig wiſſen wir von dieſem Manne, der ſich ſelbſt ſo be⸗ ſcheiden in ſeinem Werk erwähnt. Aber in dieſen Tagen taucht ſein Name bei uns auf, da nämlich ſeine Reimchronik in feuer ſicherer Form der bayeriſchen Staatsbibliothek in München über— geben wurde, die dieſe Prachthandſchrift mit Anterſtützung des Führers aus der Sammlung des Stiftes Kremsmünſter in Ober öſterreich erwerben konnte. Dieſe Chronik, die die Geſchichte der Welt von der Erſchaffung bis zu den ſtaufiſchen Kaiſern er— zählt, iſt in der erſten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts im damaligen Zeitbrauch in Reimen geſchrieben worden. Sie enthält etwa 267 Blätter, und ihre Schrift in gotiſchen Lettern beſitzt eine außerordentlich leichte Lesbarkeit. Die drei Schriftſäulen haben zahlreiche kunſtvolle und ungemein zierliche Initialen in roter und blauer Farbe, die teilweiſe mit Goldgrund verſehen ſind. Das weiße Schweinsleder, mit dem der Holzdeckel des Einbandes überzogen iſt, zeigt das eingepreßte Super-Exlibris des Abtes Erenberg Schreyvogel. Beſonders erwähnenswert ſind die 156 ſehr fein ausgeführten und originellen Federzeichnungen dieſer Handſchrift, von denen 21 bemalt ſind: In Gelehrtenkreiſen iſt durch dieſes Ereignis natürlich die Beſchäftigung mit dieſer Handſchrift erneut belebt worden. * Aeber die Entſtehung ſeiner Chronik ſpricht Heinrich von München ſelber in ſeinem Werk: „Ich, Heinrich von Beierlant, der us diz Buoch hat tan bekant(der uns dies Buch geſchrieben hat) und ez von erſte huop an(und es da wieder angefangen hat) da ez Ruodolf vor het lan(wo es Rudolf gelaſſen hat) von Anſe, der ez tihte(von Ems, der es dichtete) und meiſterliche berihte(und meiſterlich berichtete) daz der künege(Könige) iſt genant...“ Wir kennen nun als die Weltchronik, die Rudolf von Ems geſchrieben hat und die nach ihrem Anfang auch die„Richter— Gott-Chronik“ genannt wird. Rudolf von Ems, der aus einem Schweizer Geſchlecht ſtammte und einer unſerer mittelhochdeut— ſchen Epiker geworden iſt, war ein Dienſtmann des Grafen von Montford(er wurde deshalb anfangs als Rudolf von Montford bezeichnet). Er ſtarb etwa zwiſchen 1250 und 1254 in Ztalien, wohin er Konrad IV. begleitet hatte. Er hat uns mehrere Werke in formvollendetſter Sprache hinterlaſſen, die ihn als Anhänger von Gottfried von Straßburgs Reimwerken zeigt.„Der gute Gerhard“,„Barlaam und Joſephat“(die Buddhalegende), „Wilhelm von Orlens“ und„Alexander“ zeigen neben großer Gelehrſamkeit und hohem ſittlichem Ernſt in aller klaſſiſchen Epik eine gewiſſe Realiſtik der Darſtellung, die kleine Züge aus dem wirklichen Leben einzuflechten weiß. Konrad IV. veranlaßte ihn zu einer„Weltchronik“, die unvollendet blieb. Sie ſtellt das gött— liche Wirken von der Weltſchöpfung bis zu Salomo dar und ver— mittelte in ihrer weiten Verbreitung eine Kenntnis des Alten TDeſtaments. Für dieſes unvollendete Werk fanden ſich die verſchiedenſten Bearbeiter, die auch Fortſetzungen verſuchten. Davon ſind er— wähnenswert die„Chriſt-Herre-Chronik“(wieder nach den An— fangsworten benannt), deren Verfaſſer noch unbekannt iſt und eben die Weltchronik Heinrich von Münchens. Er hat das ganze Werk umgedichtet und es bis zu der Zeit kurz nach dem Tode Karls des Großen fortgeführt. 5 * Es iſt mehr als die Bewunderung der Kunſtfertigkeit der Schrift und des Bildes, mehr als ein Staunen vor altem ver- gilbtem Papier, die uns nach dieſen Blättern ſchauen läßt. Wir ſtehen davor mit einer tiefen Ehrfurcht,— deutſches Wort und deutſches Denken und Fühlen erſteht aus dieſen Blättern in ſeiner ganzen Angebrochenheit, die faſt zu herb und klangvoll für unſere eigene matt gewordene Alltäglichkeit iſt. And Stolz er— greift uns, daß es doch der gleiche Geiſt iſt, das gleiche Blut, das ſolches geſchaffen hat. And in einer ganz eigenen Scheu fangen wir an, die Worte zu entziffern: „Mit gotes viſunge(Mit Gottes Weiſung) hat iu alhie min Zunge 7 beſcheiden und gerihtet und ſlehticlich(ſchlicht) getihtet die ſich diu Werlt anevie(anfing)... Die Handſchrift des Heinrich von München (Heinrich Hoffmann, M.] Das Gericht fand mit dem Vertreter der Anklage die größere Schuld auf Seiten des Angeklagten Ewald und ver⸗ urteilte ihn zu ſechs Monaten Gefängnis, während Bayer anſtelle einer Gefängnisſtrafe von fünf Wochen eine Geld- ſtrafe von 150 Mark auferlegt wurde. Die Verarbeitung von Schweinen Eine Erklärung des Regierungspräſidenten in Wiesbaden. ** Wiesbaden. Der Regierungspräſident hat in einem Schreiben an die zuſtändige Bezirksſtelle des Reichs; innungsverbandes des Fleiſcherhandwerks darauf hinge⸗ wieſen, daß angeſichts des erheblichen Anſteigens in der Belieferung der Schlachtviehmärkte mit Schweinen erwar⸗ tet werden müſſe, daß ſich dies in einem entſprechenden Mehrangebot an friſchem Schweinefleiſch in den Fleiſcher⸗ läden auswirkt. Bisher ſei ein viel zu großer Teil der an⸗ fallenden Schweinefleiſchmengen und des Schweinefettes zu Wurſt verarbeitet worden, insbeſondere zu im Preiſe bisher freien Wurſtſorten. In Uebereinſtimmung mit der Reichsinnungsführung des Fleiſcherhandwerks wird der Erwartung Ausdruck gegeben, daß in den nächſten Tagen ſich eine erhebliche Beſſerung durchſetzt. Die Polizeibehör⸗ den ſind angewieſen, hierauf ihr beſonderes Augenmerk zu richten. Der Regierungspräſident wird auch vor harten Maßnahmen nicht zurückſchrecken, wenn irgendwo die Ab⸗ ſicht hervortritt, in anderem Sinne zu verfahren. Der Schaufenſterwettbewerb in Heſſen⸗Naſſau ** Frankfurt a. M. Von der Gaujugendwaltung erfah⸗ ren wir: Im Rahmen des Reichsberufswettkampfes wird der Schaufenſterwettbewerb des Gaues Heſſen⸗Naſſau in der Zeit vom 9. bis 16. Februar durchgeführt. Wie im Vorjahre werden dabei wieder die Lehrlinge und Jungan⸗ geſtellte Gelegenheit haben, ihr Können auf dem Gebiet der Dekoration zu beweiſen. Die Oeffentlichkeit wird ſich in die⸗ ſen ſieben Tagen in allen Städten und Orten davon über⸗ zeugen können, wie ernſt es die Jugend im neuen Staat mit ihrer beruflichen Ausbildung nimmt. Mancher junge Kaufmann hat beim vorjährigen Schaufenſterwettbewerb erſt ſeine Fähigkeiten auf dem Gebiete der Dekoration entdeckt. Die Anmeldungen müſſen bis ſpäteſtens 18. Ja⸗ nuar bei der jeweiligen Kreis⸗ bzw. Ortsjugendwaltung er⸗ folgen. Zur Teilnahme am Schaufenſterwettbewerb berech. tigt ſind alle Kaufmannsgehilfen aus dem Handel(Lehr⸗ linge und Junggehilfen), Buchhalter, Verkäuferinnen (Lehrlinge und Ausgelernte), Blumenbinderinnen, Ge⸗ brauchswerber⸗-Anwärter(NSdRW) ſowie Jungdrogiſten. Ferner werden auf Wunſch zugelaſſen Jungoptiker im Alter von 15 bis 21 Jahren, ſoweit ſie ariſcher Abſtam⸗ mung ſind. Die Schaufenſter werden von den Unterneh⸗ mungen des Einzelhandels in einer beſtimmten Anzahl zur Verfügung geſtellt. Ueber die endgültige Zulaſſung entſcheidet der Wettbewerbsleiter. Gemiſchtwarengeſchäfte in den ländlichen Gegenden, in den Klein- und Mittel⸗ ſtädten, die ſich oft auch„Kaufhaus“ nennen, ſowie Kon⸗ ſum⸗ und Verbrauchergenoſſenſchaften und Filialbetriebe ſind zugelaſſen. Wettbewerbsteilnehmern, die nicht in der ſie beſchäfti⸗ genden Unternehmung die Schaufenſterdekoration durchfüh⸗ ren können, müſſen durch Vermittlung der Wirtſchafts⸗ gruppe Einzelhandel in anderen Geſchäften des gleichen Faches Schaufenſter bereitgeſtellt werden. Der Schaufen⸗ ſterwettbewerb wird durch die Leitung des Reichsberufs⸗ wettkampfes getragen. In allen Städten und Orten wer⸗ den Organiſationsausſchüſſe gebildet, Die Fahrpreiſe für den Reichs autobahnverkeht Mit Wirkung vom 10. Januar 1936 werden die Fahr⸗ preiſe auf den nachgenannten Reichsaulobahnſtrecken ermä⸗ ßigt. Die Fahrpreiſe ſtellen ſich künftig wie folgt: Frankfurt a. M.⸗Hbf.— Darmſtadt auf 1.50 Mark, Zuſchlag nach Ziffer 2a der Beförderungsbedingungen 0.30 Mark; Frankfurt a. M.— Mannheim⸗Hbf.⸗Waſſerkurm auf 3.70 Mark, Zuſchlag 0.40 Mark; Frankfurt a. M.⸗Hbf.— Heidelberg⸗Hbf. auf 4 Mark, Zuſchlag 0.40 Mark; Mann⸗ heim⸗Hbf.⸗Waſſerturm— Heidelberg⸗Hbf. auf 1 Mark, Zu⸗ ſchlag 0.20 Mark. 5 Reichsbahnfahrausweiſe einſchließlich MeEgR⸗Fahrſcheine 1., 2. und 3. Klaſſe zum normalen Fahrpreis, ermäßigte Ur⸗ laubskarten und MER⸗Fahrſcheine mit der Ermäßigung für Ausländer können künftig zur Fahrt im Neichsbahnautobus benutzt werden. Die Zuſchläge werden für die ermäßigten Karten nicht erhöht. Die neuen Beförderungsbedingungen und Fahrpreiſe werden in den Bahnhöfen Mannheim⸗Hbf. und Heidelberg⸗Hbf. ausgehängt. 4 Juſammenſtoß von zwei Trajektkähnen. In der Nähe der Einfahrt in den Lindauer Hafen ſtießen im Nebel zwei ſchweizeriſche Motor⸗Trajektkähne zuſammen. Einer der beiden Kähne iſt ſo ſchwer beſchädigt worden, daß er nach Lindau gebracht, entladen und dort auf Dock gelegt werden mußte. Mord in Düſſeldorf. Wie die Polizeipreſſeſtelle Düſſel⸗ dorf mitteilt, wurde in der Nacht eine Proſtituierte ermor⸗ det. Ihr iſt mit dem Raſiermeſſer die Kehle durchſchnitten worden. Der Täter konnte von den Bewohnern des Hau⸗ ſes feſtgehalten und der Polizei übergeben werden. 1 — — ——— — —— Karlsruher FV. Amicitia Viernheim! Zum fälligen Verbandsſpiel treten die Grünen morgen zum erſtenmal in Karlsruhe an. Nun ſind die Verbandsſpiele in das Stadium der Entſcheidung getreten und leider heißt es für uns Viernheimer: es geht um den Erhalt der Gau— klaſſe. Deshalb muß morgen die Mannſchaft alles daran— ſetzen, um aus Karlsruhe wenigſtens einen Punkt mitzu⸗ nehmen. Es geht um das, was im letzten Jahre in harter Arbeit errungen wurde. Seid deshalb auf der Hut, ihr elf Spieler! Kämpft mit letzter Kraft und beſonders in der Hintermannſchaft: hinten dicht gehalten. Die Ligamann⸗ ſchaft ſpielt in folgender Aufſtellung: Krug Faltermann Martin Bauersfeld Müller Karl Koob Georgi Hans . Die Ligamannſchaft fährt mit den Sportfreunden, welche ſich zur Fahrt angemeldet haben, um 11.45 Uhr mit Omnibus ab Rathaus. Die Erſatzliga fährt mit den Sportfreunden um 10 Uhr ab Stern. Für den Omnibus ſind noch etwa 10 Plätze und für den Laſtwagen noch 6 Plätze frei. Wer noch mit⸗ fahren will, muß ſich gleich heute abend bei Vereinsführer Kempf melden. Das Sportprogramm für untere Mann- Kiß Fetſch Schmitt M. Kiß K. Handball— Bezirksklaſſe: Zu Beginn der Nachrunde! Morgen vormittag, 10.45 Uhr, im Stadion: Im Stadion ſtellt ſich morgen vormittag ein nicht gerade unbekannter Gegner vor: TG. Oftersheim! Bekannt erſtens einmal noch aus den letztjährigen Spielen um die Kreis- meiſterſchaft und zweitens aus den zuletzt abſolvierten Spielen in der Bezirksklaſſe. Dieſe Mannſchaft hat ihren guten Ruf gerechtfertigt; ſie hat faſt allen Spitzenvereinen in eindeutiger Weiſe das Nachſehen gegeben. So kam es nicht von ungefähr, daß Oftersheim mit Weinheim, 1846 Mannheim, Leuters⸗ hauſen mit je 11 Punkten den 2. Tabellenplatz einnimmt. Morgen wird es ſich nun entſcheiden, wer von den beiden Neulingen, Oftersheim oder Viernheim, reifer iſt. Wohl haben unſere Turner den Vorteil des eigenen Platzes für ſich, was nicht wenig ausſchlaggebend iſt. Aber wir kennen Of⸗ tersheim als eine vorzügliche Kampfmannſchaft, die alles aus ſich herausgibt, um einen Sieg und damit zwei Punkte mitzunehmen. Ob es gelingt? Wir wollen es abwarten und unſeren Turnern zum Schluß noch den Rat geben, gleich zu Beginn das Kommando zu übernehmen und nicht locker zu laſſen. Nur auf dieſe Weiſe iſt Oftersheim zu bezwingen. — Um 9.30 Uhr treten ſich die 2. Mannſchaften gegenüber. Alle Handballfreunde ſeien auf obige Begegnung auf— aufmerkſam gemacht und angeſichts der Wichtigkeit des Spiels zu recht zahlreichem Beſuch aufgefordert. Laſſe ſich nie— mand dieſen Handball-Großkampf entgehen. * Das Programm in der Handball-Bezirksklaſſe iſt ein recht intereſſantes und hat folgendes Ausſehen: TV. Viernheim TG. Oftersheim TV. Leutershauſen TV. Friedrichsfeld TG. Laudenbach MTG. TV. 1846— Jahn Weinheim Poſtſportverein Jahn Neckarau Erſte Viernheimer Tonſilmſchau! Guſtav Fröhlich, Sybille Schmitz, Albrecht Schoenhals, Hilde Krüger u. a. m. in dem außer gewöhnlichen Spitzenfilmwerk „Stradivari“ Samstag, Sonntag und Montag im Central⸗ Film⸗Palaſt. Ein Meiſterwerk deutſcher Film⸗ und Schauſpielkunſt. Menſchen vom harten Schickſal getroffen, wachſen über ſich ſelbſt hinaus. Liebende, vom Schickſal getrennt, halten ſich die Treue. Stradivaris Meiſtergeige ſteht im Mittelpunkt dieſes Spiels um eine große tapfere Liebe. Ueber die Schrecken des Krieges hinaus klingt jubelnd das Lied einer Liebe. „Stradivari“ iſt ein Film, in dem es ſingt, lacht und muſi⸗ ziert, in dem der Weg zweier Liebenden zueinander auf eine ſo vornehme und edle Weiſe dargeſtellt wird wie es nur durch Könner geſchehen kann. Es iſt die Geſchichte einer Geige, der beſten Geige, die der berühmte Stradivari geſchaffen hat und die er der Tochter ſeines Meiſters und Lehrers Amati Beatrice gewidmet hat. Stradivari verfluchte angeblich dieſe Geige, als er am Tage ihrer Fertigſtellung ſehen mußte, daß die von ihm geliebte Veroneſerin Beatrice Amati, Tochter ſeines Meiſters, einem anderen gehören würde. Seither hat die Geige noch jedesmal ihrem Beſitzer Unglück gebracht, keiner in der langen Reihe hat die von ihm geliebte Frau heimführen können. Auch dem jüngſten Beſitzer, einem un⸗ gariſchen Huſarenleutnant, ſcheint während des inzwiſchen hereingebrochenen Weltkrieges das gleiche Schickſal zu drohen. Doch er bricht den Fluch. So erzählt der Film. Ueberall hatte dieſes Spitzenfilmwerk den größten Erfolg und eine ſpontane Begeiſterung. Allen Filmfreunden, auch den verwöhnteſten, iſt dieſes Meiſterwerk zum Beſuche beſtens empfohlen. Union⸗Tonfilmſchau Samstag und Sonntag: ... heute Abend bei mier Jawohl! Heute abend bei Jenny Jugo, der Ver⸗ käuferin, die mit allen Kunden Pech hat— bei Paul Hör⸗ biger, der alles wieder gut machen muß, was die kleine Jenny anrichtet— bei Theo Lingen, dem Diener, der viel feiner iſt r Der enticheidende Kampf in Karlsruhe genen zen 3x ſchaften iſt aus dem Vereinsanzeiger zu erſehen. Die Mann— ſchaftsaufſtellungen im Schaukaſten. Pünktliches Antreten aller aufgeſtellten Spieler iſt Pflicht. * Die Gauliga weiſt morgen kein volles Programm auf. Es ſpielen: Karlruher FV. Amicitia Viernheim VfR. Mannheim VfB. Mühlburg Germania Brötzingen Freiburger FC. Ein Kampf ganz großen Formats wird es auf dem VfR.⸗ Platz geben, wo der VfB. Mühlburg Gaſt iſt. Die beſten Ausſichten müſſen wir unbedingt dem VfR. einräumen und zwar auf Grund der gegen Waldhof gezeigten Leiſtungen. Aber auch Mühlburg wird alles einſetzen, um gut davonzu⸗ kommen. Im Vorſpiel trennte man ſich mit 22. In Brötzingen tritt der Freiburger FC. an, wo es wirk— lich recht ſchwer ſein dürfte, eine Entſcheidung im Voraus zu fällen. Zwar ſind die Germanen auf eigenem Gelände nur ſehr ſchwer zu ſchlagen, aber in dem FFC. ſtellt ſich eine Mannſchaft gegenüber, die erſt in den letzten beiden Spielen ihr Fußballkönnen unter Beweis geſtellt hat. Das Vorſpiel in Freiburg endete 3:2 für den FC. Des Turnvereins Nevanchekampf! TV. Viernheim— TG. Oftersheim! TV. Viernheim FV. Aeckarhaujen morgen nachmittag, 2.30 Uhr, im Stadion! Mit dem morgigen Sonntag nehmen wieder in den Kreisklaſſen die Verbandsſpiele ihren Fortgang. Unſere Tur⸗ nur abſolvieren ein Heimſpiel und empfangen die Leute aus Neckarhauſen. Das Vorſpiel endete bekanntlich 2.2. Viernheim hatte ſchon damals bedeutend mehr vom Spiel und nicht allzu viel hätte gefehlt, um einen verdienten Sieg zu landen. Neckarhauſen zeichnet ſich weniger durch techniſche Feinheiten, als durch ungemein hartes und robuſtes Spiel aus. Wir wiſſen dies nur allzu gut noch vom Vorſpiel her. Wie nun unſere Turner das morgige Rückſpiel geſtalten, das iſt einzig und allein nur ihre Sache. Wir mögen nur noch hinzufügen, daß jeder Spieler ſich voll und ganz ein⸗ ſetzt und nicht zuletzt auch mit allen fünf Sinnen bei der Sache iſt. Was ein weiterer Punktverluſt bedeuten würde, darüber iſt man ſich hoffentlich im klaren. Deshalb noch⸗ mals: Nehmt den morgigen Kampf mit allem Ernſt auf, und vergeßt hauptſächlich das Schießen im Strafraum nicht! Stelle ſich jeder der elf Spieler ſelbſtlos und uneigennützig zur Verfügung, dann bleiben Erfolge ſicherlich nicht aus. Das Vorſpiel, das um 1.45 Uhr beginnt, beſtreiten die 2. Mannſchaften beider Vereine. * Insgeſamt ſtehen ſich morgen folgende Vereine gegen— über: 0 TV. Viernheim Hemsbach— Edingen Jahn Weinheim— FV. Leutershauſen Ladenburg— Viktoria Wallſtadt CCC ĩ ͤ d als ſein Herr verbringen Sie beſtimmt einige luſtige Stunden. Was ich erträumt hab', Doch ſtets nur verſäumt hab', Soll heut' in Erfüllung geh'n. Haſt es ſeit Wochen Mir heimlich verſprochen, Nun werden wir endlich uns ſeh'n. uſw. uſw. Deshalb kann es nur eines geben: Heute abend ins UT.! Achtung!„Die Hölle im Weſten“ kommt! Hennen ſchmuggeln ihre Eier Ein merkwürdiger Schmuggelprozeß. Acht Bauern des Dorfes Rothenba ch an der hol⸗ ländiſchen Grenze ſind zu fünf Monaten Gefängnis verurteilt worden, weil ſie durch ihre Hennen Eier ſchmuggeln ließen. Das Dorf Rothenbach an der holländiſchen Grenze iſt ein Schulbeiſpiel einer widerſinnigen Grenzziehung. Denn bei mehreren Bauerngehöften läuft die deutſch-holländiſche Grenze ſage und ſchreibe mitten durch dieſe Bauerngüter hindurch. Nur dieſe Tatſache machte es möglich, daß mehrere Bauern einen ſo geriebenen Schmuggel durchführen konnten, wie er jetzt durch die Gerichte abgeurteilt wurde. Dieſe Bauern⸗ güter an der Grenze liegen alſo zum Teil auf deutſchem, zum Teil auf holländiſchem Boden. Das machten ſich die Beſitzer der Grundſtücke zunutze. f Neckarhauſen ze. Da das Hühnerfutter in Holland billiger iſt als in Deutſchland, haben ſie ihre Hennen auf holländiſchem Boden mit holländiſchem Futter groß ge⸗ zogen. Dann aber trieben ſie die Tiere auf deutſches Gebiet hinüber, um die Eier in Deutſchland zu entſprechend hö⸗ heren Preiſen verkaufen zu können. Auf dieſe Weiſe ſind die Hennen, die nichtsahnend holländiſches Futter pickten, in ſchlimmſter Weiſe zu Schmugglerinnen geworden, weil ſie ihre Eier mit nach Deutſchland brachten, hier fröhlich legten und die Landwirte daraufhin den erheblichen Gewinn ein⸗ ſtreichen konnten. Leider iſt man dieſem geriſſenen Schmuggel erſt auf die Spur gekommen, nachdem bereits 2 Millionen Eier auf den Bauerngütern der acht Landwirte mit Hilfe ihrer Hennen geſchmuggelt worden waren. Betriebsführer! Handwerksmeiſter! Habt Ihr ſchon veranlaßt, daß ſich Eure Lehrlinge zum 3. Reichsberufswettkampf vom 2.— 15. Februar ange⸗ meldet haben? Meldeſchluß am 15. Januar! Anmelde- formulare durch die Berufsſchulen und die Jugendwalter der DA. W eee eee eee eee M l. Goltesdienſtoronung ker lalboliſchen Gemeinde Biernheim Apoſtelkirche: 7 Uhr: 1. hl. Meſſe 8 Uhr: 2. hl. Meſſe 10 Uhr: Hochamt 1 Uhr: Kindheit⸗Jeſu⸗Feier in der Apoſtelkirche für alle Schulkinder 2 Uhr: Veſper, danach Verſammlung der Mitglieder g der Jünglings⸗Sodalität Marienkirche: ½9 Uhr: hl. Meſſe für Erwachſene 11 Uhr: Kindermeſſe Montag: 7.05 Uhr 1. S.⸗A. für Katharina Winkenbach geb. Dewald 7.35 Uhr beſt. E.⸗A. für H. H. Pfarrer Gg. Franz Helbig, Eltern und Geſchwiſter Dienstag: 7.05 Uhr 2., 7.35 Uhr 3. S.⸗A. für Leonhard Martin 1. Mittwoch: 7.05 Uhr 2., 7.35 Uhr 3. S.A. für Adam Kunzmann Donnerstag: 7.05 Uhr 2., 7.35 Uhr 3. S.A. für Peter Roſchauer 4. Freitag: 7.05 Uhr 2., geb. Eppel 7.05 Uhr geſt. hl. Meſſe für Joh. Hoock 7., Sohn gef. Krieger Nikolaus und Eliſ. Buſalt und Angehörige Samstag: 7.05 Uhr 3. S.⸗A. für Marg. Ruland geb. Adler 7.05 Uhr geſt. hl. Meſſe für ledig verſt. Cäcilia Kirchner und ledig verſt. Eva Seib 7.35 Uhr 1. S.⸗A. für Jakob Ditſch. Am Montag und Mittwoch iſt bei den Engl. Frl., am Dienstag und Donnerstag bei den Barmh. Schweſtern um 7 Uhr eine hl. Meſſe. Nächſten Sonntag iſt gemeinſame hl. Kommunion der 3. Abteilung der Jungfrauen-Kongregation und aller chriſten⸗ lehrpflichtigen Jungfrauen. Ebenſo gemeinſame hl. Kom⸗ munion der Schüler der H. Lehrer Schmuck und Devies und Kumpa, Frl. Koob und Ries. Mädchen beichten Freitag halb 5 Uhr, Knaben Samstag 2 Uhr. Nächſten Sonntag iſt Kollekte Petrus. —1 35 Uhr 3. S.-A. für Katharina Dewald für das Werk des hl. Kirchliche Anzeigen 5 der evang. Gemeinde Viernheim Sonntag, 12. Januar 1936 Vormittags 10 Uhr: Gottesdienſt(Text: Joh. 1, 4351; Lieder 274, 273, 184, 295). Vormittags 11 Uhr: Kindergottesdienſt Montag, den 13. Januar 1936, abends 8 Uhr: Kirchenchor Dienstag, den 14. Januar 1936, abends 8 Uhr: Frauenabend Freitag, den 17. Januar, abends 8 Uhr: Mädchenkreis. CCC ͤ wd ĩͤ Weitere 800 000 RM. für Gebäudeinſtandſetzungen Trotz der in den Jahren 1933 und 1934 gewährten Reichs⸗ zuſchüſſe für Gebäudeinſtandſetzungen hat ſich gezeigt, daß noch zahlreiche Gebäude dringend einer Inſtandſetzung bedürfen, zu deren Finanzierung die Gebäudeeigentümer nicht in der Lage ſind. Die Badiſche Landkreditanſtalt für Wohnungsbau in Karlsruhe ſtellt daher für dieſen Zweck einen Betrag von 800 000 7, zur Verfügung, der in Form von Darlehen an ſolche Gebäudeeigen⸗ tümer gegeben wird, die nicht in der Lage ſind, die Finanzierung dringend notwendiger Inſtandſetzungen auf ſonſtige Weiſe durch⸗ zuführen. Die Darlehen werden zu einem Zinsſatz von 4 Prozent bei voller Auszahlung und ohne Verwaltungskoſtenbeitrag ge⸗ geben; ſie ſind in ſechs bis zehn Jahren zurückzuzahlen. Die Aktion bedeutet gleichzeitig einen nicht zu unterſchätzenden Beitrag für die Arbeitsbeſchaffung im Baugewerbe. Nähere Auskunft er- teilen die Bezirksämter und die(Ober-) Bürgermeiſterämter der Städte, bei denen auch die Antragsvordrucke zu beziehen ſind. Anmittelbare Anträge an die Badiſche Landeskreditanſtalt für Wohnungsbau ſind zwecklos. Mitarbeit der Lehrer im Luftſchutz Bis Oſtern 1937 ſoll jeder deutſche Lehrer im Luftſchutz geſchult ſein. Noz Berlin, 9. Jan. Der Luftſchutzreferent des NS Deutſchen Lehrerbundes, Dr. Winter, führte in einer Rede über die grundſätzliche Frage der Mitarbeit des deutſchen Lehrers im Luftſchutz aus, es ſei Aufgabe der Lehrerſchaft, die Jugend ſchon von den unterſten Klaſſen an ganz planmäßig und mit Nachdruck zum Luftſchutzdienſt zu erziehen. Bisher ſeien 30 Prozent der ge⸗ ſamten deutſchen Lehrerſchaft im Luftſchutz geſchult. Das Ziel ſei, bis Oſtern 1936 bereits 50 Prozent und bis Oſtern 1937 100 Prozent der geſamten Lehrer zu erfaſſen, auszubilden und einzuſetzen. Prinz Guſtav Adolf von Schweden kommt nach Garmiſch⸗ Partenkirchen DNB. Stockholm, 10. Jan. Prinz Guſtav Adolf, der älteſte Sohn des Kronprinzen, wird ſich,„Svenska Dagbladet“ zufolge, in ſeiner Eigenſchaft als Vorſitzender des ſchwediſchen Olympia-Ausſchuſſes am 8. Februar nach Garmiſch-Partenkirchen begeben, um dort den Winterſpielen beizuwohnen. Das Blatt fügt hinzu, Schweden werde ſomit in Garmiſch-Partenkirchen nicht nur durch ſeine hervorragendſten Winterſportler, ſondern auch durch ein Mitglied des Königs- hauſes vertreten ſein. Prinz Guſtav Adolf wird von ſeiner Ge— mahlin, Prinzeſſin Sixllo, ſowie von ſeinem Adjutanten begleitet ein. 1 Caracas(Venezuela): Zur Aufhebung der verfaſſungs⸗ mäßigen Freiheit wird amtlich bekanntgegeben, daß ſich die Regierung infolge der kommuniſtiſchen Agitation und des hier · durch gefährdeten Friedens zu Notmaßnahmen gezwungen ge⸗ ſehen habe. — — —— * — e 50—100 RM. gegenüber Auguſt 1935. Aationaljozialiitijche Marktoroͤnung Wichtige Beſprechungen zur Sicherung der Marktordnung in Heſſen-Naſſau. NSG. Am geſtrigen Freitag hatten ſich die Vertreter der Regierung in Wiesbaden, der Heſſiſchen Landesregierung und der Verwaltungsbehörden im Hauſe der Landesbauern⸗ ſchaft verſammelt, um mit dem Landesbauernführer und den Leitern der zuſtändigen Abteilungen die Durchführung der Marktordnung zu beſprechen. Landesbauernführer Dr. Wagner ſprach zur Eröffnung der erſten Sitzung, die um 11 Uhr vormittags mit den Vertretern der Regierung in Wiesbaden und den Landräten ſtattfand, eingehend über die Aufgaben des Reichsnährſtandes und über die Aner⸗ kennung, die ſeiner Arbeit heute zuteil wird. Wenn die Er⸗ zeugungsſchlacht des deutſchen Bauerntums die notwendige Steigerung der Erträge zum Ziel habe, ſo ſtelle andererſeits die Marktordnung das ſichere Mittel dar, eine für die Ge— ſamtheit nützliche nationalſozialiſtiſche Wirtſchaftsführung und Waxrenlenkung zu erreichen. Um die Zuſammenarbeit zwi⸗ ſchen Behörde und Reichsnährſtand bei Durchführung und Ueberwachung der Marktordnung möglichſt erfolgreich zu geſtalten, habe er, ſo fuhr Dr. Wagner fort, d. Behörden⸗ vertreter zu dieſer Beſprechung gebeten. Die Marktordnung habe ſich erſt in der jüngſten Zeit wieder bewährt und ſtelle die einzige Möglichkeit dar, feſte Preiſe zu halten und ſo der Allgemeinheit zu dienen. Landesabteilungsleiter Moſes gab dann in längerem Vortrag eine Darſtellung der früheren und heutigen Wirt- ſchaftsauffaſſung und betonte dabei, daß im nationalſoziali⸗ ſtiſchen Staat wieder eine vernünftige Haushaltspolitik herrſcht, die die Ausgaben nach den Einnahmen richtet. Wie das Reichsnährſtandsgeſetz ſtelle auch die Marktordnung einen großen Rahmen dar, innerhalb deſſen nach der jeweiligen Lage die notwendigen Maßnahmen durchgeführt werden können. Abteilungsleiter Aſſeſſor Manke ſprach darauf über die verwaltungstechniſchen Fragen, die ſich aus der gemein— ſamen Beteiligung an der Marktordnung und deren Ueber⸗ wachung ergeben und ſtellte dabei eine Sammelveröf⸗ fentlichung der wichtigſten Anordnungen in baldige Ausſicht. Der Landesbauernführer eröffnete die Ausſprache, die das rege Intereſſe der Behördenvertreter bewies; durch Mei- nungs⸗ und Erfahrungsaustauſch konnte erfreuliche Klar— heit geſchaffen werden, und es wurde unter Zuſtimmung aller Anweſenden der Wunſch ausgeſprochen, daß dieſe Beſprechun— gen bei gegebener Zeit wiederholt werden. Am Nachmittag fand um 3 Uhr die Zuſammenkunft mit den Kreisdirektoren der Heſſiſchen Kreiſe ſtatt; auch im Verlauf dieſer Beſprechung ergriffen außer dem Landes⸗ bauernführer, Landesabteilungsleiter Moſes und Ab⸗ teilungsleiter Aſſeſſor Manke das Wort. Eine lebhafte Ausſprache beſchloß die ergebnisreiche Sitzung gegen 5 Uhr nachmittags. Gegen den Kälbermord von Oberlandwirtſchaftsrat Dr. Andre NSG. Unter dem Druck des Futter mangels in den Jahren 1934/35, außerdem aber auch infolge der Preis- verhältniſſe ſind in den letzten Monaten in Deutſchland ſoviel Kälber geſchlachtet worden, daß die Erhaltung der Rinderbeſtände gefährdet erſcheint. Während ſich Lücken in den Schweinebeſtänden in ver⸗ hältnismäßig kurzer Zeit wieder auffüllen laſſen, benötigt der Wiederaufbau der Rinderbeſtände von der Geburt des Kalbes an gerechnet atwa 3 Jahre, da erſt dann die Nachzucht in den Kuhbeſtand hineingewachſen iſt. Während im Jahre 1933(es iſt hier nicht das Kalenderjahr, ſondern das züch⸗ teriſche Viehjahr vom 1. 12.— 30. 11. zu verſtehen), das in dieſer Beziehung als normal gelten kann, von knapp 8,39 Millionen Kälbern nur 4,38 Millionen(gleich 52 v. H.) geſchlachtet worden ſind, wurden im Jahr 1934 von 8,27 Millionen Kälbern 4,99 Millionen(gleich 60 v. H.) und im Jahre 1935 von 8,20 Millionen geborenen Kälbern 4,91 Millionen(gleich ebenfalls 60. v. H.) geſchlachtet. Auch die Jungviehſchlachtung war 1934 und 1935 mit 1,20 bzw. 1,19 Millionen Stück um rund 12 v. H. höher als 1933 mit 1,07 Millionen Stück. Ebenſo haben die Kuh- ſchlachtungen mit 1,79 Millionen 1934 bzw. 2,02 Miklionen 1935 gegenüber 1,50 Millionen 1933 um 19 v. H. bzw. 35 v. H. zugenommen. Die Rinderſchlachtungen ohne Kälber waren, bei geringer Abnahme der Ochſen- und Bullenſchlachtungen 1935, im Jahre 1934 mit 3,86 Mil⸗ lionen bzw. 1935 mit 3,98 Millionen Stück, um 14 bzw. 17. v. H. höher als 1933 mit 3,41 Millionen Stück. In⸗ folgedeſſen iſt der Rinderbeſtand ohne Kälber Dezember 1934 mit 17,81 Millionen bzw. Dezember 1935 mit 16,87 Mil⸗ lionen um 1,4 bzw. 6,7 v. H. niedriger geworden, als Anfang Dezember 1933. Infolge der übermäßigen Kälberſchlachtung drohen alſo für 0 Rinderbeſtände nicht unerhebliche Gefahren. Zu ihrer Beſeitigung müſſen alle Rindviehhaltungen ſich entſchließen, ſoviele weibliche Kälber wieder aufzuziehen wie nur irgend möglich. Nur zur Zucht ungeeignete weibliche Kälber dürfen in den nächſten Jahren geſchlachtet werden; im übrigen darf ſich die Schlachtung von Kälbern und Jung⸗ vieh nur auf die nicht zur Zucht benötigten männlichen Tiere erſtrecken. Dies iſt nicht nur volkswirtſchaftlich unbedingt erforderlich, ſondern auch privatwirtſchaftlich wichtig, denn der Bauer, der ſeinen Kälbernachwuchs ſchlachtet, weil ihm dies bei den hohen Kälberpreiſen günſtig erſcheint, hat die Folgen ſelbſt zu tragen, wenn er bei Mangel an ſelbſt nach⸗ gezogenen Kühen dann auf den Kauf von Kühen oder Rindern angewieſen iſt, für die er viel höhere Preiſe anlegen muß als bei normaler Entwicklung der Rindviehbeſtände. So ſind in den letzten Monaten die Preiſe auf Nutz⸗ viehmärkten für Milchkühe und hochtragende Rinder ſchon ſehr erheblich geſtiegen und zwar Mitte November 1935 um 100200 RM. gegenüber dem Herbſt 1934 bzw. um unſere — Was alſo durch die hohen Kälberpreiſe ſcheinbar verdient wird, muß mit einem Vielfachen der Koſten beim Ankauf von Kühen, die in der eigenen Nachzucht fehlen, wieder aus⸗ gegeben werden. Deshalb kann nicht dringend genug geraten werden, die Lücken im Rind- viehbeſtand durcheigene Nachzucht ſobald wie möglich wieder aufzufüllen. Die Futterknappheit des letzten Jahres aber gibt uns die Lehre, in günſtigen Jahren eine Futtervorratswirtſchaft zu trei ben und alle Maßnahmen zu treffen, die zu einer Stei gerung der Erzeugung von wirtſchaftseigenem, nahr- haftem Futter erforderlich ſind. Die Gefechtstätigkeit an der Südfront DNB. Addis Abeba, 10. Januar Wie hier bekanntgegeben wurde, iſt an der Südfront wäh— rend der letzten Woche lebhaft gekämpft worden. Die abeſſiniſchen Truppen, und zwar die Abteilungen des Dedjasmatſch Bayene Marert, ſollen dabei äußerſt erfolgreich geweſen ſein. Nach abeſſiniſchen Schilderungen gelang es dieſen Truppen, ſtarke italieniſche Abteilungen zu überraſchen. Nach einem blutigen Gefecht gaben die Italiener den Kampf auf und zogen ſich zurück. Dabei ließen ſie, wie es in der abeſſiniſchen Meldung heißt, einen hohen Offizier der Heimatarmee und einige hundert Somali— Askari tot auf dem Kampfplatz zurück. Die abeſſiniſchen Truppen ſollen ferner ſechs Tanks, neun Maſchinengewehre und eine Radioſtation erbeutet haben. Die Abeſſinier bezeichnen ihre eigenen Verluſte als unbedeutend. Der italieniſche Heeresbericht DNB. Rom, 10. Januar Deer als amtliche Mitteilung Nr. 93 veröffentlichte italienische Heeresbericht vom Freitag lautet: „Die Luftwaffe hat an der ganzen Front Erkundungsflüge durchgeführt und dabei feindliche Verbände zerſtreut, die von neuem am Amba Maradam zuſammengezogen worden waren.“ Amtliche Zahlen über die italieniſchen Verluſte DNB. Rom, 10. Jan. Die vor einigen Tagen bekanntgegebene italieniſche Verluſt— liſte wird nunmehr durch amtliche Angaben über die Zahl der Verwundeten und der heimbeförderten Kranken ergänzt. Danach ſind ſeit Beginn des italieniſchen Feldzuges in Oſt— afrika 58 Soldaten der Heimatarmee und 519 Angehörige der Eingeborenentruppen verwundet worden. Ferner wird erklärt, daß entgegen anderslautenden Meldungen in den beiden Mo— naten November und Dezember nur drei Dampfer mit Kranken— transporten in Italien eingetroffen ſeien. Mit dieſen drei Trans— porten wurden insgeſamt 1252 Kranke, darunter ein einziger Verwundeter aus Heer, Miliz und Arbeiterſchaft in die Heimat zurückgebracht. Aus Heer Marine und Luftflotte entfallen davon 348, auf die Milizverbände 302, auf die Arbeiter 601 Kranke. Wie ſchließlich noch mitgeteilt wird, haben ſich unter den 11338 im abgelaufenen Jahre heimbeförderten Arbeitern nur nsgeſamt 1269 Kranke aus Eritrea und 76 aus Somaliland befunden. 282*** Italieniſche Dementi Keine Einkerkerung Ras Gugſas DNB. Rom, 10. Januar. Die italieniſche Preſſe veröffentlicht ein aus Asmara ſtam- mendes Telegramm, in welchem die Nachricht, wonach Ras Gugſa, der bei Beginn der Feindſeligkeiten mit ſeinen Truppen zu Italien übergetreten war, wegen einer Verſchwörung gegen Italien eingekerkert ſei, dementiert wird. Die Meldung, daß Ras Guaſa einer ſtrengen Leberwachung unterſtellt ſei, iſt wahrſcheinlich auf die Tatſache zurückzuführen, daß die italieniſchen Behörden die nötigen Vorſichtsmaßnahmen ge— troffen haben, da der Negus eine hohe Belohnung ausſetzte für denjenigen, dem es gelingen ſollte, Ras Gugſa zu töten. Im übrigen ſei Ras Gugſa völlig frei und befinde ſich mit ſeinen Truppen ſtändig in Bewegung. Eröffnung des Dietrich⸗Eckart⸗ Heimes in München DNB. München, 10. Januar. 5 Am Mittwochabend wurde das Dietrich-Eckart⸗Heim in der K Neuturmſtraße eröffnet und ſeiner Beſtimmung übergeben. Mit f Vertretern des Schrifttums und des Buchhandels, der Stadt München und der Landesſtelle Bayern des Reichspropaganda— F miniſteriums hatte ſich auch ein Neffe Dietrich-Eckarts zu dem 1 feſtlichen Abend eingefunden. Der Vorſitzende des Dietrich⸗ 10 Eckart⸗Heimes, Gauobmann Dr. Warmuth, würdigte Dietrich Eckart als Vorkämpfer des Dritten Reiches auf dem Gebiete des Schrifttums und der Politik und dankte allen, die an der Schaf⸗ 0 fung und Neugeſtaltung des Heimes mitgeholfen haben. Kultur⸗ 1 referent Leichtenſtern betonte in ſeiner Weiherede, daß das 1 neue Heim allen im gleichen Wirkungskreiſe Schaffenden die 1 Möglichkeit geben wolle, ſich im Geiſte des nationalſozialiſtiſchen Gedanken- und Zdeengutes zu unterhalten. Das Heim ſolle aber ö auch der Geſelligkeit dienen und alle Mitglieder der Reichs- 1 ſchrifttumskammer zu zwangloſer Plauderei vereinen. Muſika⸗ 5 liſche Darbietungen und Vorträge von Gedichten Dietrich Eckarts gaben dem wohlgelungenen Eröffnungsabend eine künſtleriſche 1 Note. f Der Zugang zum Theologieſtudium Nd Berlin, 10. Jan. Zur Behebung von Zweifeln weiſt der Reichs- und preu— ßiſche Wiſſenſchaftsminiſter darauf hin, daß die in dem Geſetz gegen die Leberfüllung deutſcher Schulen und Hochſchulen vor⸗ geſehene Beſchränkung des Zugangs von Nichtariern zum Stu— dium auch zum Studium der Theologie gilt. Ein Rathaus in die Luſt geflogen DRB. Newyork, 10. Januar 0 Wie aus Pendleton(Indiana) gemeldet wird, wurde das 9 dortige Rathaus am Donnerstagabend durch eine Exploſion völlig 1 in Trümmer gelegt. Das Anglück ereignete ſich während der erſten Sitzung des neugewählten Gemeinderates. Bis Freitag früh ge⸗ lang es den Rettungsmannſchaften, vier Tote zu bergen. Außer⸗ dem wurden dabei dreizehn zum Teil Schwerverletzte feſtgeſtellt. Aeber die Arſache des Anglücks wird bekannt, daß ein Schloſſer, 15 der am Abend vorher in einem Schacht unter dem Rathaus ge⸗ 5 arbeitet hatte, die Exploſion verurſacht haben ſoll. Er hatte an 19 der Arbeitsſtelle ſeine Brille verloren. Beim Suchen zündete er 1 ein Streichholz an, worauf die Flamme die im Schacht angeſam⸗ 1 nelten Gaſe entzündete. 15 Olympiagedanken im Schulunterricht* Anweiſung des Reichserziehungsminiſters. f Durch Erlaß der Unterrichtsverwaltungen der Länder weiſt der Reichs⸗ und preußiſche Erziehungsminiſter auf die geſteigerte Bedeutung hin, die den Olympiawettkämpfen im f Rahmen des Sportes überhaupt zufällt, ſowie auf die er⸗ 0 zieheriſchen Werte, die von der Pflege des Sports dem 1 Volksganzen zuwachſen. Beides erfordere von den Lehrern 1 aller Schularten mit Nachdruck, dem Olympiagedanken auch 5 im Unterricht Rechnung zu tragen. Nicht nur dem Unter⸗ 13 richt in den Leibesübungen werde ſich die Pflege dieſes Ge⸗ g dankens zuwenden, auch im nationalſozialiſtiſchen Unterricht, 1 im Unterricht in Geſchichte, Deutſch, in alten Sprachen, Erd⸗ 1 kunde und in Naturwiſſenſchaften werde ſich immer wieder Gelegenheit bieten, ungezwungen Beziehungen zu Sinn und Aufgabe der Olympiawettkämpfe 1936 in der Hauptſtadt des Reiches und den Gedanken der Pflege des deutſchen Sports herauszuſtellen. Wo ſich Preſſe, Funk, ſportliche Werbeveran⸗ ſtaltungen, Lichtbild, Film und Vorträge als Hilfsmittel natürlich in dieſen Rahmen einfügten, ſei ihnen nach Maß⸗ gabe der geltenden Beſtimmungen weitgehend Raum zu gewähren. Inbienziſtellung des Panzerjchijes „Ao miral Graj Spee“ e e 2 1** Weltbild(Mö). 8 3 „ Lr m CCC* ee eee Amtliche Bekanntmachung Betr.: Verpachtung von Gemeindegrund— „ Als Vermählte grüßen e a 8 l ſtü cken. Pete C chmitt Die Grundſtücksverſteigerungen vom 11. Dezember, 20. 9 8 4 Dezember und 3. Januar ſind mit Ausnahme folgender Aecker Manta clmitt geb. Keller genehmigt: 3 N 1. In den Erlen Flur XIII Nr. 113 Los Nr. 1 49 den 12. Januar 1936 2. Die lange Theilung Nr. 15 5 3. J er Schilpertshe N Nr. 8 Los Pr 2 1 5 diese r e— 155* G,, ,,, eee, eee, vormittags 10 Uhr, im Saale des„Ratskeller“ nochmals gesang- verein Sangertreue Harmonie verſteigert. Viernheim, den 10. Januar 1936 Der Bürgermeiſter: Bechtel. 3. Zimmer- Vereins⸗Auzeiger familie ſofort ode Männergeſangverein 1846. Wir beginnen ſofortſſpäter zu mieten mit der Vorbereitung auf das Jubiläum unſeres geſucht. 90 jährigen Beſtehens. Es ergeht an alle Sänger der Offerten m. Preis Ruf, ihre Treue durch fleißigen Singſtundenbeſuch angabe an die Ge⸗ zu beweiſen. Ich erwarte deshalb, daß ich am Samstag ſchäftsſt. d. Bl. erbet. abend pünktlich 8.20 Uhr in unſerem Uebungsraum Zu dem am morgigen Sonntag, 12. Januar, abends 8 Uhr, im Lokal zum Schützenhof ſtattfindenden famillen-ahend laden wir unſere Mitglieder und Ehrenmitglieder nebſt Ange hörigen freundlichſt ein. 2 Meter 1.20 4.6 Fatben 2 breit, in modernen J 8 nöne Qualität, 8 Maroc, e. 25 em breit, ex UA e 1. K—— 2 R hellen Balflarden ̃ i m Eroßem m, 30 li 4e aualitit, f KE 188 Eintritt frei! Der Vorſtand V ** Meter ein„vollbeſetztes Haus“ vorfinde. Unſere Arbeit be⸗ Bau- Dein matierene, r ds f„ 2 ginne mit unſerem Wahlſpruch:„Es mahnet das Füpeerunge 115 ei 4 2 3 ter 1. 1 Nane Franz Klee. rund Auftrag, Tanet 2 J. Mete Sängerbund⸗Flora. Morgen Sonntag 10 Uhr Sing⸗ kann abgefahren 4 elegante Far 5 ſtunde. Vollzähligkeit dringend erwünſcht. de g el er I f. Meter 1.93 Der Vorſtand werden. Taflei-Karo tellungen 3 en Hindenburg⸗ Samstag, Sonntag und Montag! 5 2 in schönsten Farbste. Geſangverein Liederkranz. Morgen Sonntag halb ring 88 Wir bringen das hervorragendſte Spitzenfilm jo klein 9. e en brei. nde ug fer 2.90. 10 Uhr Singſtunde. 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Mannſchaft. B⸗Jug. gegen Poſtſportverein 1.45 Uhr(Platz 2.) A⸗Jug.— Waldhof 3 Uhr(Platz 2) Zu obigen Spielen ladet höflichſt ein der Vorſtand. Sportvereinigung Amieitia 09 e. V. Viern⸗ heim. Sportprogramm: Samstag 3.30 Uhr Handball⸗ ſchüler in Rheinau. Abfahrt 2.30 Uhr bei Faltermann. Sonntag 9.30 Uhr Handballjugend in Poſt Mannheim. ils ein Stein. . 120 em breit, der b.. Meter 3. Melange, 1 und Complets 3 Mäntel zt. für Kostüme, 140 4 em brett, f Meter 3.90 reine Wolle, α+?: Meter 1.43, 1.2 n r brikat Kottbusse 2 und R tklasslges ödcke. ers F Mantelfutter, in allen beliebten crepe Naroc, ca. Os em prelt, für * 4„ * ptönen 2 Lammlell bedrudtd, 0 gez. Qualität. sehr s 2 — Mtr.. 90 und ae e Sami- velour Qualität, zuter, Me. 78 Ted. Le schöne Dessins. Beiſuch-Biber, Köper ware, 28 2. N 0 ichnete Abfahrt per Rad 8.15 Uhr bei Jugendleiter Helbig. Biber 150 em breit, ase. Das Damenhandballſpiel gegen BfR. Mannheim fällt Beſiuch 1 M. 90 J Gust. Mtr. aus. Fußball: Auf dem Waldſportplatz: 8.50 Uhr zollde Qualität... Mtr. ehr A⸗Jugend, 10 Uhr B⸗Jug., 11.15 Uhr 3. Mannſch. Verbandsſpiele gegen Phönix Mannheim. In Karls⸗ SS— ruhe: 12.45 Uhr Jungliga, 2,30 Uhr Liga gegen Kleine Rah. Ness 8 1 Fabrikat 1 Fuß in K 8 Abfahrt: Jung⸗ 18 N ita erstklassiges Fußballverein Karlsruhe. 2 Jung-] Bez irksvertrete antitäten, 43 liga 10 Uhr mit Sportfreunden mit Auto Heinrich ezirkspertreter Anzeigen große Qu.. Faltermann am Stern. Liga mit Sportfreunden mit Alfred Werner Js em breit. e ee Omnibus 11.45 Uhr am Rathaus. Mannſchaſtsauf⸗ Bensheim a. d. B. in der 100 en bret.. e, 0, 78 4 ſtellungen im Schaukaſten. Der Vorſtand. Adolf Hitlerſtr. 2 Uiernnelmer 123 bzw. 130 em breit... 82, 88 5 Meter- Wo Raute fen— e Jol 87 lung 100 em breit Union-Flim-Palast bei Bedarf gut u. zu äußerſten nster Sind heachtens 85. ſchon von chaufe Heute Samstag u. 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Januar 1936 In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 300 M. gezogen 2 Gewinne zu 100000 M. 328894 2 Gewinne zu 56000 M. 136825 2 Gewinne zu 3000 M. 159218 10 Gewinne zu 2600 M. 28087 139082 288868 357557 358099 8 Gewinne zu 1000 M. 42726 127297 262988 20 Gewinne zu 800 M. 30362 30670 139247 193529 202139 262327 269383 305258 315345 38 251 58 Gewinne zu 500 M. 36886 15742 35816 42073 51632 39473 72144 73874 102279 102850 149284 120345 127803 131462 140697 140847 141074 149714 207919 214199 221444 222922 222935 230214 269379 275029 300988 306325 369297 180 Gewinne zu 400 M. 328 2766 5881 8581 7540 8828 9081 10081 14027 15841 18124 22787 23297 28498 31442 32814 38010 36871 38771 41005 47383 54629 56981 57610 59219 62355 6461 86832 86725 87610 92936 107584 109852 110621 116702 118943 255831 258038 259079 265144 288410 272090 277161 282999 298211 296888 325889 336881 351032 358166 359740 369410 362177 385283 368235 379301 371804 376864 382757 383945 387818 391405 388745 In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 300 M. gezogen 2 Gewinne zu 10000 M. 165857 4 Gewinne zu 3000 M. 36890 223978 4 Gewinne zu 2000 M. 47687 377975 20 Gewinne zu 1000 M. 85352 118499 1271 10 203954 211191 285447 337698 342170 360681 363048 „ zu 800 M. 22375 40007 58657 84709 116966 171340 48 Gewinne zu 500 M. 5694 8508 20093 20841 24942 36510 37614 39733 44499 49047 58814 594386 97033 120510 148783 205108 256255 305682 305918 337293 338134 352872 355921 372522 178 Gewinne zu 400 M. 3463 3972 5500 87178 6212 8342 14282 484333 164784 169768 175108 192237 185503 19568 207848 210591 215812 218275 225846 224582 225181 227850 236302 240892 258259 280099 270684 271447 274578 279743 281518 284844 288808 289512 290780 291167 295225 298599 300110 302037 311216 329639 337117 347056 357662 384804 384853 389784 390826 ee —————ç—§ĩi? Nummer 2 Dei das Lied 8 Aus der Geſchichte des Männergeſangs. Man wirft der Gegenwart vor, daß ſie der lyriſchen Dichtung fremd ſei. Vielleicht beſteht dieſer Vorwurf zu Recht; iſt es aber nicht ſeltſam, daß, ſobald ein Gedicht eine Melodie gefunden hat, die ins Herz dringt, die Dichtung mit der Melodie als Lied im Volke unſterblich bleibt? Die Geſangskunſt, der unſer Volk ſeit alten Zeiten zugetan, erhebt die Lieder zu ewigem Leben, und heute iſt der Männergeſang, wie er in zahlloſen Männerchören der deutſchen Geſangvereine gepflegt wird, ein berufener Hüter der deutſchen Dichtung. Die herr⸗ lichen Lieder Eichendorffs, Geibels, Rük⸗ kerts, Goethes und vieler anderer deutſcher Lyriker und Balladendichter haben durch Zelter, Silcher, Methfeſſel, Schubert, Reißi— ger, Lachner, Marſchner und Loewe ihre Vertonung für Männerchöre erhalten. Die Lieder Beethovens, Mozarts und Haydns leben im Männergeſang ebenſo wie die Paſſionen und Kantaten Händels und Bachs. Nicht zu vergeſſen unſere alten Volkslieder, die in den Männerchören ihre ſchönſte Heimſtatt haben. Wie alt iſt der deutſche Männergeſang? Wann nahm er ſeinen Anfang? Soll man bei den alten Barden oder bei den Minne⸗ ſängern beginnen? Das volkstümliche Sin⸗ gen hat gewiß ſeinen Urſprung mit dem Entſtehen der alten Volkslieder und der Zünfte. Bei den ſangesfrohen Deutſchen hatte jede Zunft ihr beſonderes Lied:„Zu Regensburg auf der Kirchturmſpitz, da kamen die Schneider zuſammen“ oder „Die Leineweber ſind eine ſaubere Zunft“. Das Geſellenwandern und das Geſellen⸗ ſingen gehörten zuſammen, und aus dem Geſellenſingen erwuchs die Kunſt der Meiſterſinger, wie ſie zu Hans Sachs' Zeiten in Nürnberg in Blüte ſtand. Freilich iſt es vom Meiſtergeſang bis zu dem Män⸗ nergeſang von heute ein weiter Weg, aber die Wurzeln des deutſchen Männergeſangs reichen bis in jene Zeiten zurück. Als die unmittelbaren Vorläufer des deutſchen Männergeſangs muß man die aus den alten ſächſiſchen Kantoreien um 1620 hervorgegangenen Adjutantenvereine anſehen. Auch ſtrebten im 18. Jahrhundert die zahlreichen engliſchen Singeklubs nach ähnlichen Zielen wie die künftigen Lieder⸗ kränze und Liedertafeln, aber der Männer⸗ geſang als mehrſtimmiger Chorgeſang, der in den deutſchen Männergeſangvereinen ſeinen Niederſchlag gefunden hat, der in ſeiner Volkstümlichkeit aus unſerem ge⸗ ſelligen Leben in Dorf und Stadt nicht mehr hinwegzudenken iſt, iſt ein Kind des 19. Jahrhunderts. Friedrich Zelter, der berühmte Freund Goethes, hat im Jahre 1809 mit der Be⸗ gründung der Berliner Liedertafel den grundlegenden Schritt für eine gedeihliche Pflege des mehrſtimmigen Chorgeſanges getan. Dieſe Berliner Liedertafel lehnt ſich in ihrem Namen an die Tafelrunde des Königs Artus an. Sie wollte einen Kreis beſonderer Menſchen bilden. Hervor— gegangen aus 24 Mitgliedern der Berliner Singakademie, nahm die Berliner Lieder tafel nur Berufsſänger, Dichter und Kom⸗ poniſten auf mit der ausdrücklichen Ziel⸗ ſetzung, erſt einmal rein ſchöpferiſch-muſika⸗ liſch eine Muſik für den mehrſtimmigen Männergeſang zu ſchaffen, die der Pflege würdig iſt. Nach dieſem großen Vorbild entſtanden bald Liedertafeln in Frankfurt an der Oder, in Leipzig, in Weida in Thüringen, in Magdeburg und in Deſſau, in Hamburg, Danzig und Königsberg und in anderen Orten Norddeutſchlands. Aus dieſer Ent⸗ wicklung ragen die Namen Ludwig Ber⸗ Sclaleoleꝛ oiugeu Beilage zur Viernheimer Volkszeitung“ Photo: Lutz⸗Engel— M. SENDEN e eee 255 EAA RDR eee gers, Fr. Schneiders und Methfeſſels her⸗ vor, die als Leiter von Liedertafeln große ſchöpferiſche Arbeit leiſteten. Dieſe Männer haben der Pflege des Männergeſangs zu⸗ gleich jene vaterländiſche Bedeutung ge— geben, die ihm gerade in der Gegenwart in beſonderem Maße wieder zukommt. Blieben aber die norddeutſchen Lieder— tafeln wegen ihrer künſtleriſchen Anſprüche zunächſt in einer gewiſſen Abgeſchloſſen⸗ heit, ſo wurde dieſe Entwicklung glücklich ergänzt durch den Vorſtoß, den auf dieſem Gebiete nur ein Jahr ſpäter H. G. Nägeli in Zürich unternahm. Von ihm wurde auf mehr volksmäßiger Grundlage der erſte Männerchor ins Leben gerufen. Seinem Beiſpiel folgten bald andere Orte der deut— ſchen Schweiz; hier kam es auch zu den erſten Zuſammenſchlüſſen ſolcher Vereine zu Maſſenvorträgen. Die Bewegung, die Nägeli in der Pflege des Männergeſangs begründet hatte, griff bald auf ganz Süd⸗ deutſchland über. Noch heute beſtehen die älteſten Gründungen, wie der Muſikverein in Schwäbiſch⸗Hall und der Singkranz zu Heilbronn. Ein beſonders glückhafter Umſtand war es, daß die norddeutſche und ſüddeutſche Richtung im Laufe der kommenden Jahr⸗ zehnte miteinander verſchmolzen. Die künſtleriſche Pflege des Männergeſangs ging mit der volkstümlichen Ausübung eine ſegensreiche Ehe ein, deren Kinder die zahlloſen Geſangvereine ſind, die wir heute in faſt allen deutſchen Städten und Ge⸗ meinden haben. Mehr und mehr ſchloſſen ſich die Männergeſangvereine zu großen Bünden zuſammen, und noch bevor das Reich durch Bismarck politiſch geeint war, wurde 1862 auf dem Sängertag in Koburg, an dem ſich 75 Abgeordnete als Vertreter von 41 Sängerbünden beteiligten, der Deutſche Sängerbund gegründet. Er ſetzte ſich das ſtolze Ziel, durch die einigende Kraft des deutſchen Liedes die nationale Zuſammengehörigkeit der deutſchen Stämme zu ſtärken. Die Macht des Geſanges griff weit über die Grenzen des deutſchen Mutterlandes hinaus. Wir können die weitere Entwicklung der deutſchen Geſangvereine übergehen. Künſt⸗ leriſch bedeutſam jedoch iſt die Entſtehung der Lehrergeſangvereine um 1860 herum geweſen, die bald eine Vorrangſtellung ein⸗ nahmen. Heute iſt faſt eine Million deutſcher Volksgenoſſen in Geſangvereinen in aller Welt zuſammengeſchloſſen, eine ſtolze Zahl, die zugleich ein Denkmal für das deutſche Gemüt bedeutet. So möge der deutſche Männergeſang für alle Zukunft ſeine Kraft in unſerem Volksleben erweiſen, unſerem Herzen die Fröhlichkeit und die Begeiſte⸗ rung ſchenken, die für alles große Wirken notwendig ſind! J. 8* 49. Seſiatz „Mutter, nun mach doch ſchon, du weißt doch, daß ich fort muß“, ſo drängt der Mann ſeine Frau zur Eile. Er will in ſeinen Geſangverein. Mit ganzer Seele iſt er dabei. Wenige Minuten ſpäter ſtrebt er durch die ſtillen Straßen dem allwöchent⸗ lichen Ziele zu. Ganz leiſe proben ſeine Lippen eine ſchwierige Baßſtelle. Es iſt überhaupt ein Singen und Summen in ihm, wenn er zur Übungsſtunde geht. Das deutſche Lied hat es ihm angetan. Die beiden Stunden im Geſangverein ſind ihm ein ſchönes Feierabenderlebnis. In den Übungsſtunden verſinkt der Alltag. Es iſt ein ſeltſames Gefühl, wenn neue Notenblätter herumgereicht werden. Der Dirigent des Vereins ſpielt auf dem Klavier das neue Chorlied vor. Die Sangesfreunde verfolgen zunächſt ſtumm Text und Stimme. Ein Schmunzeln geht über ihr Geſicht, als wolle es ſagen:„Das klingt gut, das möchten wir ſchon können.“ Daneben regen ſich leiſe Zweifel: Werden die Tenöre die hohen Töne halten können, wird dem Zweiten Baß nicht der Atem ausgehen, und dann die ſchwierigen Einſätze! In kleinen Abſchnitten beginnt der Dirigent das Einüben der einzelnen Stimmen. Immer wieder gibt es Korrek⸗ turen und Mahnungen:„Ganz leiſe, nur hauchen, die Stimme muß ganz vorn liegen, bitte lockerer, nicht ſo verkrampft!“ Das iſt ein richtiges Exerzieren mit den Stimm⸗ bändern der Sänger, die ja alle keine Berufsſänger ſind, die noch vor zwei Stun⸗ den an der Hobelbank, am Schreibtiſch oder an irgendeiner anderen Stelle eines Be⸗ triebes wirkten. Immer und immer wieder wird der gleiche Satz durch alle Stimmen hindurch geübt. Endlich ſingen ſie gemein⸗ ſam, erneutes Mahnen und Wiederholen — Arbeit am deutſchen Lied! Auf einmal aber, nach ſo manche Übungsſtunde, klingt das Lied rein und klar, wird Mittler der Schönheit der Kunſt. Das Lied iſt heiliger Beſitz des einfachen Mannes geworden. Das iſt ein Erlebnis, um das nur der Sänger weiß. Und ſei es im kleinſten Geſangverein— vielleicht gerade in den kleinen Vereinen—, die Sänger haben um die künſtleriſche Leiſtung gerungen. In dieſem Erlebnis erfüllt ſich die Sehnſucht der deutſchen Seele, aus ihm wird die Sangesluſt geboren. Das deutſche Lied als ewiger Bronnen neuer Lebenskraft iſt das große Erlebnis des Sängers. Wenn es dann bei irgend⸗ einer Feſtlichkeit erklingt und Beifall findet, hebt ſich des Sängers Bruſt in Stolz. Jahr um Jahr werden ſo neue Lieder das Beſitz⸗ tum des Sängers, und dieſer köſtliche Schatz formt die Seele der einfachen Menſchen. Gibt es etwas Schöneres, als wenn eine große Anzahl von Vereinen ſich zu einem Maſſenchor zuſammenſchließt und der Chor der Stimmen bald wie Kols⸗ harfen, bald wie Sturmesbrauſen das Lob der Liebe, der Heimat und des Vaterlandes preiſt, ſo wie es uns die Dichter ſchenkten und die Komponiſten vertonten? Fragt einen Sänger, und er wird antworten: „Nimmermehr!“ Und wenn im Alter die Stimme nicht mehr recht mit will, bleibt doch die köſtliche Erinnerung an viele tau⸗ ſend Lieder, tauſend Freuden, Freuden, die nur der Sänger kennt, der um die Macht des Geſanges weiß! Wenn es je eines Beweiſes bedurfte, wie gut und ſchlicht und treu, voll welcher Innigkeit und Gemütstiefe das deutſche Volk iſt, man brauchte nur auf die unzäh⸗ ligen Sänger in allen deutſchen Gauen hinzuweiſen, auf die Sangesluſt, die fie beſeelt und die den deutſchen Männergeſang zu einem Erlebnis volkstümlicher Kunſt⸗ pflege werden ließ. Mellior. — — . —— 5 ————4 — * 1— ä— — —— 7 8 f —— — —— . — — 2 7—* Dar Dr. Ludwig Kühle Grönland als Aufgabe und Schickſal Am 1. November jährt ſich zum fünftenmal der Tag, Arktisforſcher Alfred Wegener vom einſamſten Ort der Welt, Station„Eismitte“, aufbrach, um den Rückmarſch zur Küſte anzutreten. Mit dem treuen Grönländer Rasmus wanderte er in die Polarnacht. Es war ſein 50. Geburts⸗ tag. Wenige Tage ſpäter wurde ihm die heiße Forſcher— Das Ende Alfred Wegeners iſt eine hiſtoriſche Ballade, ein Lied helden⸗ an dem der große deutſche liebe zu Grönland zum Schickſal. hafter Pflichterfüllung. Es berichtet von Führertum und Mannestreue.— Wenige Expeditionen ſind mit ſolcher Sorgfalt vor⸗ 1 wie die deutſche Expedition, die am 1. April 1930 nach Grönland zog. 22 wiſſenſchaftliche und techniſche Mitarbeiter bildeten den Stab. Zahlloſe Es⸗ kimos wurden in Grönland ſelbſt angeworben. Geſtützt auf ſeine jahrzehntelange Erfahrung wagte Wegener für die ganze Arktisforſchung revolutionäre Neuerungen, er verwendete zum erſtenmal Maßſtab Pferde als Trag- und Zugtiere, und er erprobte mit großartigem Erfolg Propellerſchlitten als Verkehrs⸗ Das Expeditionsprogramm war bereitet worden, mittel der Polarwelt. der univerſalen Perſönlichkeit des Nicht allein, daß die erſte überwinterung auf dem ge⸗ fürchteten Inlandeis, der größten zuſammenhängenden Eismaſſe der Erde, gewagt wurde, die drei Stationen waren ſo angelegt, daß ihre ſich über den Wetterbeobachtungen einen Querſchnitt durch die geſamte Atmoſphäre über Grönland bilden mußten. Nicht genug damit, wendete Wegener zum erſtenmal eine ganz neue, beſonders für die Expedition ausgebildete Methode l Dynamitſprengungen ſollten im felſigen Untergrund ein Echo erzeugen, aus dem die Dicke des Inlandeiſes errechnet werden konnte. Revolutionär wie die Organiſation waren auch die Ergebniſſe dieſer Forſchungsfahrt, die ihr genialer Füh⸗ rer allerdings nicht mehr erleben ſollte. der Eisdickenmeſſung an. vermutet, daß die Inſel mit ihren Randbergen abſinkt und faſt bis zum Meeresniveau fällt, 5 120 Kilometer Küſtenabſtand ſchon 1800 Meter beträgt, während eine letzte Sprengung mit der letzten Munition für die Mitte des Inlandeiſes gar die märchenhaft anmutende Tiefe von faſt 3000 Meter vermuten läßt. Überraſchend waren auch die meteorolo⸗ ſo daß die Eisdecke bei giſchen Unterſuchungen. Nicht, wie man bisher annahm, nur bis drei Kilometer über den Boden reicht das be⸗ legt. rühmte Grönlandhoch und ragt damit bis an die Grenze Mit Pilotballons, Drachen und der Stratoſphäre.— zahlreichen Wetterhäuschen ging die Probleme des Grönlandwetters heran und fand heraus, wieviel komplizierter es in dieſer„Wetterküche Europas“ zugeht, als man bisher annahm.— wegung der Grönlandgletſcher, die alljährlich Tauſende von Eisbergen in den Atlantik ſchicken, hatte Wegener in ſein kühnes Programm mit aufgenommen und genaue Beobachtungen über die Entſtehung Feinde der Schiffahrt durchführen laſſen. Das Grab im von der von Kameradſchaft, ſchen Menſchen. Alfred im großen des Roten, an Forſchers würdig. ein Jahr erſtrecken⸗ Wegener hatte 2000 Meter hohen Expedition an die Und ſelbſt die Be⸗ dieſer gefährlichen chung.— an die alten Ge herabwehen. Ja, am Scors Quelle ſprudeln. Siedler wußten Nordenſkiöld konnte die dieſem arktiſchen Klima die Annahme, daß im hohen Randbergen, grü ein gemäßigtes mildes Klima herrſche. Die größte Eiswüſte der Erde Alfred Wegener glaubte natürlich nicht mehr an dieſe alten Märchen, die durch Nanſens und Pearys Durch⸗ Inlandeiswüſte ſchon wider⸗ en Winde waren nicht wider⸗ g Grönland für einen Geologen Wo gab es je auf der Erde ſchon mußte ein ſolcher Rieſenkühlſchrank en und auf das Wetter wirken. ie Kaltlufteinbrüche, die ufluſſen, ja iſt nicht über⸗ querungen der gewaltigen legt waren. Aber die warm Überhaupt bar reizvolle Probleme. ſolche Eismaſſen, wie auf die Luftſtrömung Kamen nicht von Grönland d unſer europäiſches Klima ſo beei haupt Grönland die„Wetterküche“ Europas? Und auch die Eisberge, die die Schiffahrt i haben ihre Wiege an der Grönla ſprung in jenem gewaltigen Inlandeis. Aufgaben in Grönland! Der junge Student fühlte, daß ſeine Schickſalslinie Alfred Wegeners Forſcherleben und Tod Seine tiefſte Abſicht gründete ſich in der Tatſache, daß die deutſche Polarforſchung auszuſterben drohte. Alfred Wegener wären Tradition geriſſen. Er wollte deshalb, bevor die Strapazen der Arktis geworden 1 Expedition einen Stamm junger F das Werk ſeiner Generation fortſe alles das hat er ſein heiligt, wie ſeine tap durch ſeine hohen dem ſeine Sehn Felde der Forſ Fahrt, die der Wiſſenſchaft meraden galt, i Ein Student träumt und rechnet Der junge Student der Geologie Alfred Wegener konnte nächtelang über der unfertige ſchen Eisinſel Grönland ſitzen, die zwei Männern durchquert worden war, Norden und von Peary im Süden. Er d ſchichten über die Wikingerkolonie Erichs die Legenden von den fahrern, die um das Jahr 1000 die Zwiſchenſtation benutzten, an die ve diſchen Bauernhöfe und die im Eis verſunkene Biſchofs⸗ ſtadt. Er dachte an die noch immer ungelöſten Rätſel des furchtbaren Unterganges der einſt blühenden Normannen— kolonie und an die ſeltſamen Märchen, ernſten Forſchern über das Rieſeninſel umgingen. unerforſchte davon zu berichten. lala, eld dud fade Indiens Reichtum an Naubtieren Die ſogenannten wilden Tiere ſind nach immer wiederkehrenden Berichten durch das Vordringen des Menſchen in allen Gegenden der Erde in ſtarker und unaufhaltſamer Abnahme begriffen, daß man glauben ſollte, es werde ſolche nächſtens nur noch in Zoologiſchen Gärten und Menagerien geben. In der Tat ſind ja ſogar in Afrika ſchon Maß⸗ nahmen getroffen worden, die auf einen Schutz mancher ſelten gewordenen Vier⸗ füßler abzielen, auch wenn dieſe nicht zu den nützlichen Tieren gezählt werden können, eben nur um der Erhaltung willen. Die Anſicht, daß man ſchon mit dem Ausſterben der großen Raubtiere rechnen müſſe, ſchon aber doch arg übertrieben zu ſein. Zum mindeſten ſprechen die in Indien gemachten Erfahrungen mit auf⸗ fallender Deutlichkeit dagegen. Indien hat doch gewiß im Laufe des letzten Jahrhunderts große Wandlungen er⸗ fahren. Es ſind Tauſende von Kilo⸗ metern Schienenweg und große Straßen gebaut worden, und ein gut Stück ur⸗ wüchſiger Natur hat dieſen Zwecken zum Opfer fallen müſſen. Dennoch zeigt die jährlich vorgenommene und veröffent⸗ lichte Statiſtik der durch wilde Tiere ge⸗ töteten Menſchen und zahmen Tiere nur eine geringe Abnahme. Die Bengaltiger haben ſich Hunderte von Menſchen geholt. Was ein einziges dieſer großen Raub⸗ tiere leiſten kann, hat der Fall eines Tigers bewieſen, der 19 Menſchen tötete, ehe er zur Strecke gebracht werden konnte. Auch Panther und Bären haben ſich recht unnütz gezeigt, in anderen Gebieten Leoparden und Wölfe. Selbſtverſtändlich ſind hohe Belohnungen auf die Tötung der großen Raubtiere ausgeſetzt worden, aber auch das ſcheint keinen weſentlichen Nutzen zu bringen. An Vieh kam auf dieſelbe Art in einem Jahre eine Anzahl von 87 697 Stück um. Sterbendes Steinwild Man hat in der letzten Zeit immer wieder die Schaffung von Naturparks in den Alpen angeregt, um ein gänz⸗ liches Ausſterben des ſelten gewordenen Steinwildes zu verhindern. Aber nicht nur im Alpengebiet, auch in den anderen Hochgebieten Europas und Aſiens gilt es, die ſieben übriggebliebenen Stein— wildarten, die einen Schmuck unſerer Gebirge bilden, zu erhalten. Es iſt an⸗ zuerkennen, was bisher ſchon auf dieſem Gebiete geleiſtet worden iſt. So ſind piemonteſiſche und ſavon ardiſche Zuchttiere, die reinſte Gattung von Steinwild, in verſchiedenen ab⸗ geſchloſſenen Tierparks der ſchweize⸗ riſchen und öſterreichiſchen Gebiete unter⸗ gebracht worden. Man hofft dadurch und mit Hilfe erneuter Blutzufuhr makelloſe, unvermiſchte Exemplare von Wild zu züchten. Unter großem Koſtenaufwand hat man auch eine Verbreitung von Seuchen unter den Tieren zu verhindern gewußt. Der Nachwuchs dieſes edlen Wildes wurde durch Verſorgung mit künſtlichem Futter und Behandlung mit der Saugflaſche geſund erhalten. Künſt⸗ liche Gebirgsfelſen wurden errichtet, da⸗ mit die Hornſchalen an den Füßen, die den Tieren zur Erleichterung des Klet⸗ terns dienen, nicht ihren ſcharfen Rand einbüßen und die häßliche Form von „Hornſchuhen“ annehmen. Wie man Krokodile angelt Ein franzöſiſcher Tierfänger, der ſich im Auftrage des Pariſer Zoo nach Afrika begeben hat, iſt auf die Idee verfallen, Krokodile mit der Angel zu fangen. Natürlich mit einer ganz beſonderen Angel, deren Schnur aus dickem Draht⸗ ſeil beſteht und deſſen Haken einer Segel⸗ jacht als Anker dienen könnte. Als Köder verwendete der erfindungsreiche Mann faulendes Fleiſch, deſſen Duft denn auch zur Nachtzeit die rieſigen Reptile ſo lockte, daß einige von ihnen anbiſſen und jämmerlich hängenblieben. Mehrere Tiere ſchluckten den ganzen Haken mit dem Köder hinunter und verendeten dann an den Verletzungen, die ihnen das ſcharfe Eiſen im Magen beibrachte. Wie man ſieht, kommt die Humanität bei dieſer Art des Tierfangs ſtark zu kurz. Ein anderes Experiment, die Kroko⸗ dile mit Netzen aus Drahtſeilen zu fangen, mißlang. Der Köder, ein halb⸗ verweſter Gazellenkadaver, wurde an der Uferböſchung niedergelegt, und das Netz wurde ſo ins Waſſer verſenkt, daß es von einem Verſteck aus zugezogen werden konnte. Als das Raubtier nun den Ab⸗ hang hinaufgeklettert war, um zu der leckeren Speiſe zu kommen, feuerten die Jäger einen Revolverſchuß ab, der das Krokodil ins Waſſer zurückſcheuchte. Im gleichen Augenblick aber wurde das Netz zugezogen, und das Krokodil ſah ſich eingeſchloſſen. Schon frohlockten die Jäger— da aber ſchnellte ſich das Un⸗ geheuer mit Hilfe ſeines Panzer⸗ ſchwanzes hoch aus dem Waſſer und gewann, in weitem Bogen durch die Luft fliegend, die Mitte des Fluſſes, wohin das mörderiſche Netz nicht reichen konnte. Jägerlatein Boshaft. Der Afrikareiſende erzählt:„Einmal lam, während ich mitten im Urwald beim Eſſen ſaß, ein Löwe angeſchlichen, der ſich mir ſo dicht näherte, daß ich ſeinen Atem in meinem Nacken ſpürte.“ Zuhörer:„Und da haben Sie ſicher den Kragen hochgeſchlagen und haben weitergegeſſen.“ 7 Mit und Erfahrung ab⸗ er ſelbſt zu alt für väre, in ſeiner letzten orſcher ausbilden, die tzen konnten.— Für Leben eingeſetzt. Sein Tod iſt ge⸗ fere Frau es ausgeſprochen hat, Ziele.— So liegt er in dem Land, ſucht galt. Gefallen als Soldat auf dem Der Bericht über ſeine letzte und der Sicherheit der Ka⸗ ft ein Denkmal für einen wahrhaft deut⸗ n Karte der myſti⸗ bis dahin nur von von Nanſen im achte dann wohl erſten Amerika⸗ „grüne Inſel“ als rſchwundenen nor⸗ die ſogar unter Innere der Von Zeit zu Zeit ſollten warme Föhnwinde über die hohen, felſigen Randberge zur Küſte byſund ſollte ſogar eine heiße Die Eskimos und die wenigen däniſchen Selbſt der große ſe merkwürdige Erſcheinung in nicht anders erklären als durch Innern Grönlands, hinter den ne Täler liegen müßten, in denen m Atlantik bedrohen, ndküſte und ihren Ur⸗ — Es gab ſchon mit dieſem arktiſchen Lande verbunden war; er wollte die Rätſel löſen, die es ihm aufgab, und er ſetzte ſeine ganze Energie daran.— So ſaß er an den Karten und erdachte Schlittenreiſen auf das Grönlandeis, maß die Breite der Inſel, berechnete Proviantdepots, die zu einer Durch⸗ querung an der noch nie durchmeſſenen breiteſten Stelle nötig ſein würden, und träumte den kühnen Plan einer Überwinterung. Noch nie hatte ein Menſch ein ganzes Jahr dort ausgehalten, das Wetter und das Eis beob⸗ achtet. Der erſte zu ſein, das würde eine große wiſſen⸗ ſchaftliche Tat ſein. Kaum hatte Alfred Wegener promoviert, als er ſich auch ſchon an die Verwirklichung ſeiner Pläne machte. Der Däne Mylius⸗Erikſen war zum Leiter der großen Danmark⸗Expedition ernannt worden, die mit dem Segelſchiff„Danmark“ 1906 nach Grönland ausfahren ſollte, um die unbekannte Nordküſte zu erforſchen und zu vermeſſen. Zu ihm ging Alfred Wegener und bot ſich ihm als Geologe und Meteorologe an. Mylius⸗Erikſen aber wollte keinen überflüſſigen Eſſer mitnehmen. Die Expedition war auf zwei Jahre berechnet, man mußte mit Platz und Proviant ſparen. Ein Leichtmatroſe wurde noch geſucht, aber kein Forſcher. So ließ ſich Alfred Wegener kurzerhand als Leichtmatroſe anheuern.— Nur mitfahren, das war ſein einziger Gedanke! Die Expedi⸗ tion unterſuchte Fjord um Fjord der zerriſſenen Grön⸗ landküſte. Von Zeit zu Zeit ſtießen Schlittenkolonnen in das Landinnere vor, und Alfred Wegener betrat zum erſtenmal das Inlandeis. In dem rieſigen Danmark⸗ fjord, den die Expedition enkdeckte und dem ſie den Na⸗ men gab, ereilte den Führer der Weiße Tod.— Mylius⸗ Erikſen war mit einer Schlittenkolonne über das Meereis nach den Randbergen aufgebrochen und kam von dieſen nicht zurück. Mit zwei Kameraden ging er im Schnee⸗ ſturm zugrunde. Nun übernahm Hauptmann Johann Peter Koch die Leitung und führte das Expeditions⸗ programm zu Ende. Mit ihm freundete ſich Alfred Wegener beſonders an, und als Koch wenige Jahre ſpäter eine eigene Expedition zur Durchquerung des Inlandeiſes ausrüſtete, da holte er ſich den zähen und klugen jungen Deutſchen, deſſen Organiſationstalent und unermüdliche Ausdauer er bewundern gelernt hatte. Ein unerhörtes Wagnis unternahm Koch, er kaufte in Island Pferde, Ponies von jener genügſamen, aus⸗ dauernden, wetterharten Raſſe, wie ſie ſeit Jahrtauſenden in Island gezüchtet werden. So ein Pferd, meinte Koch, kann auf ſeinem Schlitten mehr ziehen und braucht weniger Futter als ein Hundeſchlittengeſpann. Mancher erfahrene Polarforſcher ſchüttelte den Kopf und ſagte dem Unternehmen ein ſchlechtes Ende voraus. Aber Koch blieb eigenſinnig bei ſeiner Idee.„Scott hat mit ſeinen Pferden ſogar am Südpol gearbeitet, und dort in dem ſchroffen Wechſel von furchtbarer Kälte, Sturm und Neuſchnee haben ſie mehr aushalten müſſen als unter dem gleichmäßigen Himmel des Grönlandhochs.“— Aber das Inlandeis war ſtärker! Der Aufſtieg über einen Gletſcher klappte gut, aber die Spalten und die Schnee⸗ wehen der Randzone des Inlandeiſes zermürbten ſchon am Anfang der Reiſe die Pferde. Eines nach dem an⸗ deren brach zuſammen. Geltſame Schlittenfahrt Als die Expedition ſchließlich fern der Küſte freie Schlittenbahn fand, da war die Kolonne ſtark zuſammen⸗ geſchmolzen. Schließlich blieb noch ein einziges krankes Tier übrig, das ſich nur mühſam fortſchleppen konnte. Die Männer aber mußten ihre Laſten ſelber ziehen. Der Isländer Vigfuſſon pflegte das Pferd ſo gut es ging, und die ganze Expedition bangte um das Leben ihres letzten Zugtieres. Jeden Morgen umſtand das Häuflein Männer das Lager des Ponies und beobachtete beſorgt, wie Vigfuſſon ſich Mühe geben mußte, es wieder auf die Beine zu bringen, und als es gar nicht mehr gehen wollte und die kranken Hufe verſagten, da luden die Treuen das Tier auf einen der langen Polarſchlitten und zogen ver⸗ eint das letzte Pferd. Aber es erreichte die Küſte nicht! Wenige Kilometer vor dem Ziel war es zu Ende. Trau⸗ rig, als hätten ſie einen lieben Kameraden verloren, zogen Koch, Wegener, Vigfuſſon und die anderen zur Weſtküſte. — Wegener hatte geſehen, was die Pferde als Trag⸗ und Zugtiere beim Aufſtieg leiſteten, und er zog ſeine Schlüſſe für ſeine eigenen Pläne. Man muß die Pferde nur im Küſtengebiet benutzen, dort ſind ſie weit leiſtungsfähiger als Hunde, das war die wichtige Erkenntnis, die er bei ſeiner letzten Reiſe dann in die Tat umgeſetzt hat. Alfred Wegener hatte nun an der dritten Durch⸗ querung Grönlands teilgenommen. Er hatte die erſten umfaſſenderen meteorologiſchen Beobachtungen gemacht, und ſein Plan ſtand feſt, er wollte in einer eigenen Expe⸗ dition die begonnenen Forſchungen vollenden. Fünfzehn Jahre ſollte es dauern, bis er wieder ernſtlich an Grön⸗ land denken durfte. Dazwiſchen lag der Krieg, lagen Forſchungen über den Aufbau unſerer Erde, lag die großartige Kontinentalverſchiebungstheorie, die ihn als Geologen weltberühmt machte.— Erſt 1928 konnte der Profeſſor Alfred Wegener verwirklichen, wovon der Student 25 Jahre früher geträumt hatte. Die Notgemein⸗ ſchaft Deutſcher Wiſſenſchaft übernahm die Finanzierung zunächſt einer Vorexpedition zur Erkundung der beſten Aufſtiegswege über die felſigen Randgebirge und die rieſigen Gletſcher. Mit Dr. Georgi von der Deutſchen Seewarte, dem Meteorologen Dr. Loewe und dem Glazio⸗ logen Dr. Sorge drang Wegener mit handgezogenen Schlitten ein Stückweit in die Eisküſte ein. Stangen zur Meſſung des Schneefalles im Winter und der Abſchmel⸗ zung im Sommer wurden abgeſteckt. Erkundungs⸗ fahrten durch die Grönlandfjorde mit dem kleinen feſten Motorboot„Krabbe“ dienten dazu, die Gletſchermündun⸗ gen kennenzulernen. Im Winter 1929 kehrte Wegener mit ſeinen drei Gefährten zurück und bereitete nun die aroße Grönlandfahrt vor. 3 1 8 die hie et lle ier it lt 2 — 2 55 ä.— — 5 * Dr. Ludwig Kühle Das Grab i m Inlandeis Drei Männer in der Polarnacht Schließlich glückt es nach langen Verhandlungen, we⸗ nigſtens vier Grönländer zur Weiterfahrt zu bewegen, dar⸗ unter Rasmus Villumſen, einen intelligenten, ja faſt gebil⸗ Wieder einmal mußte das Ge⸗ päck verkleinert und umgepackt werden, dann geht es mit ſechs Schlitten, 69 Hunden und 2000 Kilogramm Laſt wei⸗ ter. Nach weiteren drei Reiſetagen ſind erſt 120 Kilometer erreicht, ſo langſam ging es wegen der ſchlechten Schnee⸗ verhältniſſe. Hier wird faſt alle Nutzlaſt hinterlegt, um die Petroleum lag ja von den Motorſchlittenreiſen genug beim 200⸗Kilometer⸗Depot und konnte dann für die Zentralſtation aufgeladen werden.— Aber auch das ſollte anders kommen.— Am 7. Oktober, es waren 151 Kilometer ſeit dem Aufbruch zurückgelegt, deten jungen Eskimo. Schlitten leichter zu machen. wollten noch drei von den vier Grönländern umkehren. Nur Rasmus erklärt ſich bereit, die Reiſe mit den beiden Wegener ließ die drei zur Europäern weiter zu machen. i Küſte zurückgehen und reiſte nun mit Loewe und Ras⸗ mus allein weiter. Die Reiſe wird immer langſamer. Loewe und Wegener ſprechen oft davon, ob Sorge und Georgi wohl ihren Plan ausführen und am 20. mit Handſchlitten nach Weſten abmar⸗ ſchieren werden. Wegener meint, daß ſie dann in den Tod gehen. Er weiß ja nun, wie ſchwierig um dieſe Jahreszeit die Schnee⸗ und damit die Reiſeverhältniſſe werden können.— Inzwiſchen beſſert ſich die Schlittenbahn. Beim 200⸗ Kilometer⸗Depot lag, wie erwartet, das Benzin und ſonſtiges Material. Leider konnte nun nicht viel davon mitgenommen werden; denn die drei übriggebliebenen Schlitten mußten in Alfred Wegeners Forſcherleben und Tod erſter Linie Proviant für Menſch und Hunde tragen. An 20. Oktober ſind 292 Kilometer erreicht. 118 liegen noch vo den dreien. Werden Sorge und Georgi abmarſchieren?— Das iſt die tägliche bange Frage. Jetzt iſt die Schneeoberfläche faſt gut, jedenfalls vie härter. 15 Kilometer kann die kleine Kolonne faſt täglich zurücklegen. Aber es bleiben viele Hunde auf der Strecke Der Grönländer verliert die wenigſten, obwohl er ſeine Zugtiere am wenigſten ſchont. Rasmus iſt ſchlechter Laune Er möchte bei 300 Kilometer am liebſten umkehren. Aber für Wegener gibt es kein Zurück. Er muß wiſſen, was aus den beiden in Eismitte geworden iſt, er muß wiſſen, wie die Zentralſtation ausſieht, wie ſie arbeitet. Für ihn geht es um das Gelingen ſeines großen Forſchungsplanes und um die Menſchen, die ſeiner Führung anvertraut ſind. 30 Grad Kälte Die Kälte iſt jetzt auf 50 Grad unter Null geſtiegen. Immer noch Gegenwind. Loewe hat plötzlich erfrorene Ze⸗ hen. Wegener und Rasmus ſind aber körperlich ganz wohl. Loewe kann zwar noch ungehindert gehen und ſpürt kaum Beſchwerden, aber Wegener verſucht doch durch ſtändiges Maſſieren die Blutzirkulation wieder in Gang zu bringen. Zu ſpät, die Zehen ſind nicht zu retten. In Eismitte mußten ſie ihm ſpäter mit primitiven Werkzeugen abgenommen werden.— Am 28. Oktober bei 376 Kilometer wird die letzte halbe Portion Hundefutter verbraucht. Bei 390 Kilo⸗ meter wird der ganze Reſt der Nutzlaſt abgeladen und We⸗ gener will jetzt auch verſuchen, noch am gleichen Tag Eis⸗ mitte zu erreichen. Es gelingt nicht! Auch das Petroleum iſt nun zu Ende. Im Nebel und bei 52 Grad Kälte wird ———————— Rund funk⸗ Programme Reichsſender Frankfurt a. M. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗ Nummern: 5 Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik; 6.30 Frühkonzert; 7 Nachrichten; 8 Waſſerſtandsmeldungen, Zeit, Wetter; 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Sendepauſe; 11.15 Programmanſage, Wirt⸗ ſchaftsmeldungen, Wetter; 11.45 Sozialdienſt; 12 Mittags- konzert; 13 Zeit, Nachrichten, anſchließend Lokale Nach⸗ richten; 13.15 Mittagskonzert; 14 Zeit, Nachrichten, Wetter; 14.10 Allerlei zwiſchen zwei und drei; 15 Zeit, Wirtſchafts⸗ meldungen, Wirtſchaftsbericht; 18 Nachmittagskonzert; 19.45 Wetter, Sonderwetterdienſt für die Landwirtſchaft, Wirt⸗ ſchaftsmeldungen, Programmänderungen, Zeit; 20 Zeit, Nach⸗ richten; 22 Zeit, Nachrichten; 22.15 Lokale Nachrichten, Wet⸗ ter, Sport; 24 Nachtkonzert. Sonntag, 12. Januar: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen, Wet⸗ ter⸗ und Schneebericht; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Sendepauſe; 8.45 Orgelchoräle; 9 Evang. Morgenfeier; 10 Bekenntnis der Tat; 10.30 Chorgeſang; 11.15 Südweſtdeutſche Erzähler ſtellen ſich vor; 11.30 Bachkantate; 12 Ausſchnitte aus dem Konzert des 9. Armeekorps zu Gunſten des WH W; 13 Der Mainzer Karneval im Dienſte des WW, Promenaden⸗ konzert; 13.30 Muſik am Mittag; 14 Kinderfunk; 14.45 Iſt er helle— dieſer Junggeſelle?; 15 Deutſche Scholle; 16 Nette Sachen aus Köln; 18 Jugendfunk; 18.30 Kleines Unterhaltungskonzert; 18.50 Sport; 19 Melodie und Nhyth⸗ mus; 20 Der Bajazzo, Drama von Leoncavallo; 21.30 Max von Pauer ſpielt; 22 Zeit, Nachrichten; 22.15 Wetter, lokale Nachrichten, Schnee⸗ und Sportberichte; 22.25 Sportſpiegel des Sonntags; 22.45 Unterhaltungs- und Tanzmuſik; 24 Nachtmuſik. Montag, 13. Januar: 8.15 Gymnaſtik; 10.15 Schulfunk; 10.45 Hausfrau, hör zu; 11 Sendepauſe; 11.30 Bauernfunk; 15.15 Kinderfunk; 15.45 Konzert; 16.30 Selbſt iſt der Mann; 17 Konzert; 17.30 Richte dein Werkzeug!, Hörſpiel zum dritten Reichsberufs⸗ wettkampf der Hitlerjugend; 19.45 Tagesſpiegel; 20.10 Der Schickſalstag der deutſchen Saar, 13. Januar 1935; 22.30 Muſik zur guten Nacht. Dienstag, 14. Januar: 8.15 Gymnaſtik; 10.15 Schulfunk; 10.45 Sendepauſe; 21.30 Bauernfunk; 15.15 Die deutſche Frau; 16 Nachmittags- konzert; 17.30 Nach getaner Arbeit..., Hörfolge; 19.50 Die olympiſchen Winterdiſziplinen und ihre Wertung; 20.10 Neue deutſche Unterhaltungsmuſik; 22.30 Volksmuſik und Muſik nach Volksweiſen. Mittwoch, 15. Januar: 10.15 Schulfunk; 10.45 Hausfrau, hör zu; 11.30 Sende⸗ pauſe; 15.15 Lebendige Landſchaftsgeſtaltung; 15.30 Bücher⸗ funk; 15.45 Die Ausgrabung von Olympia— eine deutſche Tat; 16 Blas- und Volksmuſik; 17.30 Der Wein auf der Anklagebank, Bericht; 19.45 Erzeugungsſchlacht; 20.15 Stunde der jungen Nation; 20.45 Bunte Stunde; 22.15 Olympia- dienſt; 22.30 Nachtmuſik und Tanz. Reichsſender Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programm ⸗ Nummern“ 6 Choral; 6.05 Gymnaſtik; 6.30 Frühkonzert I; 7 Früh⸗ nachrichten, anſchließend Frühkonzert II; 8 Waſſerſtandsmel⸗ dungen; 8.05 Bauernfunk, Wetter; 8.10 Gymnaſtit; 10.45 Sendepauſe; 12 Mittagskonzert I; 13 Zeit, Nachrichten, Wet⸗ ter; 13.15 Mittagskonzert II; 14 Allerlei von zwei bis drei; 1 Nachmittagskonzert, 20 Nachrichten; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtkonzert. Sonntag, 12. Januar: 6 enkonzert; 8 Zeit, Wetter; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Bauer, 15 7 8.45— 9 7 9 Kath. Morgenfeier; 9.30 Sendepause; 10 Bekenntnis der Tat; 10.30 Die Götter Germaniens; 11.20 Lied der Einſamen; 12 Muſik am Mittag; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Muſik am Mittag; 13.50 Zehn Minuten Erzeugungsſchlacht; 14 Kaſperle feiert Jubiläum, Hörſpiel; 14.45 Aus Laden und Handwerk; 15 Hausmuſik. 15.30 Chorgeſang: 16 Nette Sachen aus Köln: 18 Glückliche Kindheit, Reime und Lieder; 18.20 Jagderfolg, drei heitere Szenen; 18.45 Sport; 18.55 Schaltpauſe; 19 Uebernahme; 20 Der Bajazzo, Drama von Leoncavallo; 21.30 Max von Pauer ſpielt; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtmuſik. Montag, 13. Januar: 8.30 Anterhaltungsmuſik; 9.30 Unſere Hausangeſtellten in der Dichtung; 9.45 Sendepauſe; 10.15 Wenn zwei ſich ſtreiten..., Wintermärchen; 11.30 Bauer, für dich; 15 Sende⸗ pauſe; 16 Heitere Muſik am Nachmittag; 17.45 Von ſchwar⸗ zen Geſellen, buntes vom Kaminfegerhandwerk; 19.45 Deut⸗ ſches Theater— dem deutſchen Volk; 20.10 Der Schickſals⸗ e deutſchen Saar, Höoͤrbild; 22.30 Muſik zur guten acht. Dienstag, 14. Januar: 8.30 Morgenkonzert; 9.30 Sendepauſe; 10.15 Schulfunk; 11.30 Bauer, hör zu!; 15 Sendepauſe; 15.15 Von Blumen und Tieren; 16 Muſik am Nachmittag; 17.45 Dein Arzt ſpricht; 19.30 Von der Vorbereitungsarbeit zum HJ,-Lei⸗ ſtungsabzeichen; 19.45 Wir preiſen den Schnee, Betrachtung über den Skiſport; 20.10 Neue deutſche Unterhaltungsmuſik; 22.30 Volksmuſik und Muſik nach Volksweiſen. Mittwoch, 15. Januar: 8.30 Muſikaliſche Frühſtückspauſe; 9.30 Sendepauſe; 10.15 Deutſche Volkslieder aus Oſt⸗Polen; 11.30 Bauer, für dich; 15 Sendepauſe; 15.30 Jungmädel beſuchen das Winter⸗ hilfswerk, Hörbericht; 16 Muſik am Nachmittag; 17.45 Der Schatz im Acker, Hörbericht; 19.45 Erlauſcht— feſtgehalten — für dich; 20.15 Ein Volk vergeht— ein Volk ſteht auf; 20.45 Franz Liſzt, buntes Konzert; 22.15 Olympiadienſt; 22.30 Chopin⸗Konzert; 23 Nachtmuſik und Tanz. (ããͤ ͥ VVJVVddddGGGGGGßdãßã⁵ĩͤĩ dbb ĩͤ v Der NS B.-Mann iſt der wahre Sozlaliſt! Werdet Mliglieder der NS.-Volkswohlfahrt! . y d p y Kein Angebertum In den geänderten Richtlinien des Reichsjuſtizminiſters für das Strafverfahren wird zu dem Geſetz über heim⸗ tückiſche Angriffe auf Staat und Partei ausgeführt: Aus Paragraph 2 Abſatz 3 des Geſetzes vom 20. 12 1934 ergibt ſich, daß nach der Anſicht des Geſetzes keines⸗ wegs jede Aeußerung, die den Tatbeſtand des Pa⸗ ragraph 2 erfüllt, verfolgt werden ſoll. Wie die amtliche Begründung hervorhebt, ſoll vielmehr die Verfolgung, um die neue Waffe im Kampf gegen Staatsfeinde nicht abzu⸗ ſtumpfen, im allgemeinen nur eintreten, wenn die Strafloſig⸗ keit der Tat im Intereſſe des Gemeinwohls und des An⸗ ſehens von Staak und Partei nicht tragbar wäre. In anderen Fällen iſt der nationalſozialiſtiſche Staat ſtark genug, über törichtes Gerede von Nörglern und Beſſerwiſſern hinwegſehen zu können; auch widerſpricht es dem ausdrücklichen Willen des Führers, daß ſich auf dem Boden des Paragraph 2 Abſatz 2 ein verächtliches Angeber⸗ tum entwickelt. Der letzte Deutſche Turntag Der letzte Deutſche Turntag wird am 16. März 1936 in Berlin zuſammentreten. Auf dieſer Verſammlung, die zu einer machtvollen Kundgebung des Deutſchen Reichsbundes für Leibesübungen geſtaltet werden ſoll, erfolgt die Selbſt⸗ auflöſung der DT und ihre Eingliederung in den Reichsbund. am 30. der letzte Kilometer zurückgelegt; dann ſind die drei in der Zentralſtation. „Iſt es hier gemütlich!“ Dort hatten Sorge und Georgi eine Höhle in den Firn gebaut, die ein kleines Meiſterwerk der Eisbaukunſt dar⸗ ſtellt. Eine von Georgi aus Konſervenbüchſen und abge⸗ kratzten fotographiſchen Platten gebaute Lampe dient zur Heizung und Beleuchtung, der„Primus“— unentbehrlichſtes Requiſit aller Polarfahrer— zum Kochen. So iſt es mög⸗ lich, mit dem geringen Petroleumvorrat auszukommen. Georgi und Sorge lagen in ihren Schlafſäcken, als über ihnen plötzlich die Hundeſchlitten rauſchten. Beide ſpringen die Eistreppe hinauf und begrüßen die Ankommenden. Wegener iſt friſch und elaſtiſch, man merkt ihm die über⸗ ſtandenen Strapazen kaum an. Nun wird erſt einmal ge⸗ geſſen und Kaffee getrunken. Ein über das andere Mal ſagt Wegener:„Iſt es hier gemütlich!“— Stundenlang macht er dann Eintragungen in ſein Tagebuch. Lange Be⸗ ratungen folgen. Loewe kann unmöglich die Rückreiſe mit⸗ machen. Wegener beſchließt, mit Rasmus allein zu fahren Er beſpricht nochmals den wiſſenſchaftlichen Arbeitsplan und läßt ſich eine Aufſtellung von Material und Ausri⸗ ſtungsgegenſtänden geben, die er im kommenden Frühjah: nach Eismitte zu ſchicken verſpricht. Dann nimmt er am 1. November Abſchied, nachdem er mit den Kameraden noch einen 50. Geburtstag gefeiert hat. Er und Rasmus haben goch zwei Schlitten und 17 Hunde. Sie nehmen 155 Kg. Lebensmittel und 46 Liter Petroleum mit. Das muß unter allen Umſtänden reichen, denn unterwegs liegen ja viele Depots. Loewe liegt ſchon im Schlafſack, aus dem er das nächſte halbe Jahr ſich nicht mehr erheben ſollte. Sorge und Beorgi ſchauen von ihrer Eisburg aus den beiden Schlitten nach. Wegener läuft auf Skiern, er iſt energiegeladen und ſcheinbar unverwüſtlich. Lange noch hört man das Peitſchen⸗ mallen, bis ſchließlich die Schlitten als kleine ſchwarze Punkte am Horizont verſchwinden. Die Entſatzabteilung Drei Grönländer waren am 14. Oktober mit der Pro- bellerſchlittenbeſatzung beim Winterhaus der Weſtſtation ingekommen und hatten Dr. Weiken einen Brief von We gener mitgebracht, der ihn ernſt werden ließ. Er las ihn nehrmals: Um die Station Eismitte auf alle Fälle zu hal⸗ en, wollte Wegener dort überwintern, falls Sorge und Beorgi Bedenken hätten. Sie ſollten dann mit den Grön⸗ ändern und mit den Hundeſchlitten nach der Küſte gehen. Blieben die beiden jedoch in Eismitte, dann würde er, We⸗ jener, möglichſt raſch wieder zur Weſtſtation kommen. Ein Entſatzabteilung möge auf alle Fälle bis zum 1. Dezember deim Kilometer 62, wo ein Depot iſt, auf die Heimkehrer warten. Weiken möge auch eine Uhr für den braven Ras nus bereit legen.„Wir hoffen auf guten Ausgang, laſſen Sie und Ihre Kameraden ſich nicht in der Verfolgung ihrer viſſenſchaftlichen Aufgaben beirren!“ ſo ſchließt er, ſelbſt etzt noch, wo er genau wußte, daß es ums Leben ging, an eine Forſchungsziele denkend. Der lange Kraus war der erſte, der ſich für die Hilfs expedition meldete. Nachdem ſein Propellerſchlitten verſag hat, wollte er nicht untätig im Winterhaus ſitzen und warten Der Grönländer Johann kam von Kekertat herauf, als ei davon hörte, daß eine Schlittenkolonne Wegener entgegen fahren ſoll; ſein Bruder Rasmus war ja mit nach Eismitt⸗ gereiſt, und Johann hatte Angſt um ihn. Er und ein tüch tiger Robbenfänger, der mutige Mathius Simoenſen beglei teten Weiken und Kraus. Es wurde eine ſchwere Fahrt! Am erſten Tag erreichte die kleine Kolonne nicht einmal da⸗ feſte Zelt, das bei Depot„Start“ ſtehengeblieben war. Dann lag ſie vier Tage, von furchtbarem Sturm feſtgehalten, be minus 30 Grad im Zelt. Erſt am elften Tag fand Weiken mit ſeinen Leuten das 62⸗Kilometer⸗Depot. Kraus ſtanz plötzlich genau davor, nachdem die Schlitten den Weg imme wieder verloren hatten; denn in dem haushoch treibenden Schnee war von den ſchwarzen Fahnen, die alle 500 m den Weg markierten, nichts zu ſehen.— Im Zelt, das raſch auf gebaut wurde, war es bei dem ſchneidenden Oſtſturm nich auszuhalten. Der Wind pfiff beißend durch die dicken Pelze und man mußte ſtändig auf die Naſe aufpaſſen, um bein geringſten Vorzeichen des Erfrierens zu maſſieren. Krau⸗ und Mathius machten ſich ſofort daran, ein Schneehaus 3¹ bauen. Es geriet ganz gut und hielt jedenfalls wärmer al, das Zelt. Dann holte Kraus ſein Funkgerät vom Schlitten Natürlich, alles vereiſt. Hebel und Kontakte voller Reifl“ So wird er keine Verbindung mit der Weſtſtation kriegen wo Kelbl jeden Tag einmal am Empfänger ſitzt und wartet Alſo den Primuskocher angeſteckt und das Ganze aufge wärmt. Und dann taſtet er. Es klappt nicht gleich. Da⸗ Schneefegen ſtört ärger als eine Straßenbahn.— Plötzlich hört er aber doch Kelbl:„Wegener nicht hier!“— Das wollt Kraus wiſſen. Es war doch bei dem unſichtigen Wetter immer die Gefahr, daß die beiden Kolonnen ſich verfehlten Er funkt zurück:„Im Oſten nichts Neues!“ Tag um Tag vergeht. Einmal machen Kraus und Jo hann eine Erkundungsfahrt nach vorn. Bis 80 Kilometer kommen ſie, ohne Zelt und Proviant, 36 Km. an einem Tag zurücklegend. Dann müſſen ſie wieder umkehren.— Es kommt der 1. Dezember, von Wegener immer noch nichts Weiken hätte nach Wegeners Wunſch an dieſem Tage nach Haus fahren ſollen. Er bleibt!— Eine weitere Woche ſitzen die Vier im Schneehaus am Kilometer 62. Täglich meldet Kelbl„Wegener nicht hier!“, täglich antwortet Kraus:„Im Oſten nichts Neues!“— Es iſt nun völlig Polarnacht. Wei⸗ teres Warten erſcheint unnütz. Der Proviant geht auch zu Ende. Wahrſcheinlich ſind Wegener und die beiden anderen in Eismitte geblieben. Weiken weiß, wieviel Vorräte dort ſind. Wenn ſie die Hunde ſchlachten, können ſie zu Fünft bis Mai aushalten.— Alſo nach Haus. Es hilft nichts!— (Fortſetzung folgt.) eee eee ä 2 . 3— 5 — ä— e 2 . — e 8 3 ee . nm ˙—˙·˙²¾ cc ANS S eee l.. Erſtes Kapitel. Von der Kaiſer⸗Wilhelm⸗Gedächtniskirche ſchlug es zwölf Uhr. Die ſchweren dumpfen Glockenſchläge hallten wuchtig durch die zitternde Schwüle des heißen Sommer⸗ tags. Blaudunſtig⸗fahl, in unerbittlicher Sonnengrelle wölbte ſich der Himmel über dem Häuſermeer Berlins. Aus dem Tatterſall am Bahnhof Zoologiſcher Garten kam ein junges Paar in elegantem Reitanzug. Ein auffallend großer, tiefgebräunter Herr am Aus⸗ gang der Zwanzig; ein ſcharfes, faſt holzſchnittmäßiges Geſicht mit amerikaniſchem Einſchlag, zu deſſen kühnem Linienzuge der eigentümlich weiche Ausdruck der tiefen braunen Augen in einem ſeltſamen Gegenſatz ſtand. Er überragte ſeine ſchlanke Begleiterin faſt um Haupteslänge, als er jetzt mit ihr an die Bordſchwelle der Hardenbergſtraße trat, wo ein vornehmes Privatauto auf ſie wartete. „Wollen wir ſchon nach Hauſe, verehrte Frau Mama, oder bummeln wir noch ein wenig über den Kurfürſten⸗ damm?“ Die alſo unmutig Angeredete bewegte unmutig den Kopf. „Ich ſpreche heute kein Wort mehr mit dir, Walter, wenn du nicht endlich mit der ewigen Neckerei aufhörſt.“ „Aber, liebſte Eva“, war die lächelnde Antwort,„das iſt doch gar keine Neckerei, ſondern mein voller Ernſt. Oder biſt du nicht etwa meine Mutter, wenn auch nur zweiten Grades? Und Geheime Kommerzienrätin dazu? Früher habe ich mir derartige Damen allerdings immer ein wenig umfänglicher vorgeſtellt.“ Und er umfaßte entzückt die wunderbare Linie der ö ſchmalen, noch faſt mädchenhaften Geſtalt, auf der der feine blonde Kopf ſo ſtolz und ſicher ſaß. Die jugendliche Geheimrätin zuckte ergebungsvoll die Achſeln. „Du biſt wirklich unverbeſſerlich, Walter. Ich werde doch einmal ſtrengere Saiten gegen meinen Alteſten auf⸗ ziehen müſſen.“ „Wir können übrigens gern noch ein Stück gehen“, ent⸗ gegnete ſie dann, ſich dem Chauffeur zuwendend.„Fahren Sie nur langſam voraus, Fritz. Etwa in der Gegend des Olivaer Platzes wollen wir einſteigen.“——— „Es iſt doch ſehr hübſch, daß du dich noch im letzten Augenblick entſchloſſen haſt, zu Hildes Hochzeit nach Europa zu kommen!“ nahm ſie das Geſpräch wieder auf, als ſie jetzt in die Joachimstaler Straße einbogen und zum Kurfürſtendamm hinübergingen.„Ich habe mich in letzter Zeit zu Hauſe einſam gefühlt. Hilde iſt ja faſt immer in Ausſtattungsangelegenheiten unterwegs, und mein Mann und Axel ſtecken von früh bis abends im Geſchäft. Kaum, daß ich ſie bei den Mahlzeiten einmal flüchtig zu Geſicht bekomme.“ Walter lächelte leiſe. „Ja, die Klaußmannſche Zigarrenfabrik iſt halt von Jahr zu Jahr gewachſen und damit natürlich auch die Arbeitslaſt. Bei euch wird ja faſt noch amerikaniſcher ge⸗ arbeitet als in Amerika!“ „Warſt du eigentlich gern in Havanna drüben?“ Er ſchüttelte den Kopf. „Gern nicht! Meine Neigungen liegen ja auf ganz anderen Gebieten als auf dem der Zigarrenfabrikation. Aber Vater wollte durchaus, daß ich in unſer Geſchäft ein⸗ trat und mir im Auslande erſt einmal den Wind um die Naſe wehen ließ. Daß daraus dann allmählich fünf Jahre wurden, hatte freilich einen ganz beſtimmten Grund. Denn urſprünglich war mein Auslandsaufenthalt nur auf drei Jahre vorgeſehen geweſen!“ Eine rote Flamme ſchoß der jungen Frau auf einmal jäh in die Schläfen. „Ich verſtehe“, ſagte ſie in herbem Tone,„es war die zweite Heirat deines Vaters, die dich ſo lange in Amerika zurückhielt. Ich vergaß im Augenblick ganz, daß du es ja in erſter Linie geweſen biſt, der mich als einen unberech⸗ tigten Eindringling in eure Familie betrachtet hat!“ Schweigend gingen ſie eine Zeitlang nebenein⸗ ander her. Der Menſchenſtrom des Kurfürſtendammes umfaßte ſie und trug ſie wie in einer lebendigen Woge über die näch⸗ ſten Straßenzüge. Bewundernde, neugierige, neidiſche Blicke folgten dem vornehmen Paare. Walter hatte den Hut vom Kopf genommen und ließ ſich die Stirn vom Winde kühlen. Es war ihm auf einmal ganz heiß geworden bei den Worten der Stiefmutter, deren Berechtigung er ſich in ſeiner geraden Denkweiſe keineswegs verſchloß. „Liebe Eva“, ſagte er endlich,„es iſt gut, daß dieſer veikle Gegenſtand zwiſchen uns einmal reſtlos erörtert wird. Ich kann und will aus meinem Herzen keine Mördergrube machen und gebe dir gern zu, daß du es warſt, um derentwillen ich mich noch zwei Jahre länger freiwillig nach Amerika verbannt habe. Aber, ehrlich ge— ſprochen, kannſt du mir das ſo ſehr verargen? Iſt es nicht durchaus ungewöhnlich, wenn ſich ein junges, lebens⸗ friſches Mädchen von kaum zwanzig Jahren zur Heirat mit einem mehr als vierzig Jahre älteren Manne ent⸗ ſchließt? Und mußte ich als dein zukünftiger Stiefſohn dieſem ganzen Verhältnis nicht von vornherein ſkeptiſch gegenüberſtehen und mich vor allem in der erſten Zeit von dir und Vater nach Möglichkeit fernhalten, zumal ich ſelbſt nur ein paar Jahre älter bin als du?“ Sie ſah ihm mit einem vollen Blicke ins Geſicht. „Ich danke dir für deine Offenheit, Walter, und freue mich doppelt, daß ſich trotz aller deiner Vorurteile in der kurzen Zeit deines Hierſeins ſo raſche und ſo herzliche Beziehungen zwiſchen uns entwickelt haben. Glaube mir, auch mich hat es einſt einen ſchweren Kampf gekoſtet, ehe ich mich entſchloß, die Frau deines Vaters zu werden, und ich habe ſehr, ſehr vieles dafür aufgegeben!“ Sie hatten unterdes die Höhe der Leibnizſtraße erreicht und ſtiegen in das ihrer bereits harrende Auto. In raſcher Fahrt glitt der ſchmale graue Wagen im Schatten der Baumreihen des Kurfürſtendamms nach Halenſee hinüber. Von neuem war das Geſpräch zwiſchen den beiden verſtummt, indes Walter mit ſeinen ſehnſüchtigen Blicken immer wieder das liebliche Bild ſeiner Gefährtin ſuchte, von der es zuweilen wie ein friſches Wehen zu ihm kam. Gab es denn überhaupt ſo viel ſonnige Jugend und Schönheit, wie ſie dieſem entzückenden Geſchöpf zu eigen war? Reizend ſah ſie aus mit dem ſchmalen, edelgeſchnitte⸗ nen Geſicht und den leuchtend blauen Augen. Acht Tage weilte er nun ſchon mit ihr unter dem Dache des väterlichen Hauſes, und jeder Tag hatte ihn innerlich näher mit ihr zuſammengeführt, ihn die vor⸗ nehm⸗einfache Art ihres ganzen Denkens und Fühlens mehr und mehr kennen und ſchätzen gelehrt. Dem Vater begegnete ſie ſtets mit der gleichen ruhigen Herzlichkeit und Freundlichkeit, ebenſo wie ſie auch der nur um ein Jahr jüngeren Stieftochter Hilde durch eine auf⸗ richtige Freundſchaft verbunden war. Das Hausweſen der großen Grunewaldvilla, die ihr der Gatte bei der Eheſchließung als Morgengabe zu⸗ geeignet hatte, lief unter ihrer umſichtigen Leitung mit muſterhafter Geräuſchloſigkeit. Trotz aller geſellſchaftlichen Pflichten als Frau des Geheimrats Klaußmann fand ſie doch Zeit, ſich um jede Einzelheit des weitverzweigten Wirtſchaftsbetriebes zu be⸗ kümmern und das Leben im Familienkreiſe auf einen har⸗ moniſchen Ton friedvoller Behaglichkeit abzuſtimmen. Nur ſie ſelbſt ſchien zuweilen von einer ſelſamen Un⸗ ruhe und Nervoſität befallen zu werden, an der die übrigen Hausgenoſſen anſcheinend achtlos vorübergingen, während ſie dem ſcharf beobachtenden Walter ſchon am Tage ſeiner Ankunft aufgefallen war. Und quälend bohrte ſich immer wieder der Gedanke in ſein Hirn, welch ein Geheimnis ſich hinter dieſer klaren, reinen Stirn verbergen mochte, die ihm auch heute in all der leuchtenden Helle des wundervollen Sommertages auf einmal wieder von dem Fittich eines dunklen Leides über⸗ ſchattet ſchien.—— Die Klaußmannſche Villa lag in der Delbrückſtraße, einer Seitenſtraße der Königsallee, inmitten eines großen, parkartigen Gartens, der ſich in ſanfter Abdachung bis zu dem ſtillen Hertaſee hinab erſtreckte. Der ſchlicht-vornehme Landhausbau in der Um⸗ rahmung der hohen, ernſten Grunewaldkiefern war ganz auf den alten baukünſtleriſchen Gedanken geſtellt, daß Haus und Park zu einer Einheit zuſammenfließen, daß der Park ſich in das Haus und das Haus in den Park hinein fort⸗ ſetzen müſſe. Eine breite Freitreppe führte über eine prächtige Roſenterraſſe zu der großen Empfangsdiele empor, deren mattgrüne Tapeten den ganzen Zauber des ſingenden Lichts der weiten Parklandſchaft eingefangen zu haben ſchienen. Und Licht und Luft war auch das Grundmotiv für die künſtleriſche Geſtaltung der Zimmerflucht geweſen, die mit ſicherem Takt um die Mittelachſe der Diele angeordnet war. Eva hatte das ganze untere Stockwerk einheitlich im Stil eines frühen Empire eingerichtet und ſich hier mit den reichen Mitteln, die ihr der Gatte zur Verfügung geſtellt, ein kleines Paradies geſchaffen, das in ſeinen reizvollen Durchblicken auf Park und See an die Meiſterſchöpfungen eines Gilly erinnerte. 8 Vor allem der große, weißgoldene Eckſalon, in dem ſich die näheren Freunde des Hauſes allwöchentlich einmal zum Tee zuſammenzufinden pflegten, bildete mit ſeinem wunderbaren Chinaporzellan ein wahres Muſeum. Eva war eine leidenſchaftliche Verehrerin altchineſi⸗ ſcher Porzellankunſt und hatte in kurzer Zeit eine ge⸗ ſchloſſene Sammlung dieſer köſtlichen, ſeltſamſten Dinge der Welt zuſammengebracht, die in ihrer unvergeßlichen Farben⸗ und Formenſchönheit den ganzen Zauber längſt verſunkener aſiatiſcher Kulturen neu erſtehen laſſen.—— Eva hatte ſich gleich nach der Heimkehr aus der Stadt in ihr Ankleidezimmer im erſten Stock zurückgezogen und kam nach einer Weile wieder zur Diele hinab, wo ſie Walter bereits mit Ungeduld erwartete. Sie trug jetzt ein kimonoartiges, hellblaues Seiden⸗ kleid mit einem koſtbaren Brüſſeler Spitzenkragen. Wie ein liebliches Biedermeierbild ſtand ſie vor Walter, ſo friſch und kinderjung, daß er einen Ausruf des Entzückens nicht unterdrücken konnte. „Es iſt alles ſo wunderſchön hier, Eva, aber du biſt und bleibſt doch die Schönſte!“ Sie nahm lächelnd ſeinen Arm. „Komm“, ſagte ſie,„wir wollen eſſen! Heute ſollſt du endlich auch deinen Schwager kennenlernen. Mein Mann e 7 8 8— telephonierte vorhin aus der Fabrik, daß Axel am Morgen aus dem Rheinland zurückgekehrt ſei.“—— Seit einer Stunde ſchon ſaß man zu Tiſch, und der blaue Rauch der Importen legte ſich wie eine durchſichtige Wolke um die halbgeleerten Sektkelche und die ſchweren Kriſtallſchalen mit den üppigen Teeroſen, die die Tafel faſt überreich ſchmückten. Das große Parkfenſter ſtand weit geöffnet, und der Duft der grünen Raſenbreiten wehte wie ein Gruß der ſommerlichen Erde weich herein. Man hatte, wie meiſt am Familienkreiſe geſpeiſt. Der Hausherr ſelbſt lehnte mit ſeiner Zigarre in dem bequemen Lutherſtuhl, ſeine kühlen Augen irrten zuweilen mit einem etwas abweſenden Blick über die Blumenmuſter der Seidentapeten und die langgeſtreckte, niedrige Kredenz, die einer älteren Schweſter im Schloſſe zu Chantilly nach⸗ gebildet und durch zwei hohe, buntbemalte Emailvaſen aus der Zeit Kaiſer Kwangſüs flankiert war. Aus den breiten, maſſigen Schultern wuchs ein aus⸗ drucksvoll modellierter Kopf mit einem energiſchen, glatt⸗ raſierten Geſicht, in dem die Spuren jahrzehntelanger, un⸗ ermüdlicher Arbeit in tiefen, maleriſchen Runen unver⸗ wiſchbar eingegraben waren, ein Geſicht, das unwillkürlich an die harten Geſichter Albrecht Dürerſcher Patrizier er⸗ innerte und ſich in unverkennbarer Familienähnlichkeit bei Sohn und Tochter wiederholte. Nur war bei der ſchlanken, brünetten Hilde die Klauß⸗ mannſche Geſichtsform jugendlich weich gemildert und durch den Ausdruck der ſchönen braunen Augen, die ſie gleich dem Bruder von der früh verſtorbenen Mutter ge⸗ erbt hatte, in einem überaus ſympathiſchen Zug von Liebenswürdigkeit und Herzensgüte verklärt. a Sie hatte ihren Platz zwiſchen Walter und ihrem Ver⸗ lobten, Axel Brand, einem auffallend hübſchen, etwa ſechs⸗ undzwanzigjährigen Manne von ariſtokratiſch vornehmer Erſcheinung, der in der Klaußmannſchen Fabrik eine außerordentlich ſchnelle Karriere gemacht hatte und wegen ſeiner hervorragenden kaufmänniſchen Fähigkeiten noch vor Ablauf des erſten Jahres vom einfachen Buchhalter zum Zweiten Prokuriſten aufgerückt war. Das Pfingſtfeſt hatte dann gleichſam als Schlußſtück ſeines raſchen Aufſtieges ſeine Verlobung mit der einzigen Tochter des Fabrikherrn gebracht, und die Hochzeit des jungen Paares ſollte auf Hildes Wunſch bereits am 2. Auguſt, dem Tage ihres einundzwanzigſten Geburts⸗ tages, gefeiert werden. „Nun, was unternehmen wir heute?“ Der Geheimrat ſtand breit und wuchtig über einen Korbſeſſel der Terraſſe gelehnt und blies nachdenklich eine dicke Rauchwolke vor ſich hin. a Der weißgedeckte Kaffeetiſch leuchtete, und Eva ſchenkte für Mann und Stiefſohn ſelbſt den Kaffee ein. Hilde und Axel waren noch einmal in den Park hinab⸗ gegangen und promenierten Arm in Arm um die bunten Blumenrabatten des großen Springbrunnens. Zuweilen fegte der Wind den hohen Waſſerſprudel in tauſendfachen Perlenſchnüren auseinander, daß man ihre ſchlanken Geſtalten wie durch einen Schleier ſah. In der unermeßlichen Himmelsferne ſchwamm einſam eine kleine weiße Wolle und trieb ſtill dahin wie ein vom Sturm zerſpliſſenes Segel. „Am liebſten blieb ich ja ganz zu Hauſe!“ verſetzte Eva, die Kaffeekanne auf den Tiſch zurückſtellend.„Ein Berliner Sonntag iſt für mich etwas Schreckliches. Aber ſagteſt du vorhin nicht, daß du mit Axel im Edenhotel heute noch eine Sitzung hätteſt?“ Der Gatte nickte. „Ja, um halb ſechs Uhr. Die Sache dauert jedoch höchſtens eine Stunde. Wir machen dann eine große Auto⸗ fahrt ganz weit hinaus über die Havelſeen und eſſen irgendwo im Freien. Wo die letzten Menſchen wohnen und kein Berliner Ausflügler mehr hinkommt!“— „Vater gefällt mir gar nicht!“ meinte Walter nach⸗ denklich, als ſich der Geheimrat zu ſeinem Nachmittags⸗ ſchläfchen zurückgezogen hatte.„Er macht heute wieder einen ſehr nervöſen, abgeſpannten Eindruck. Er iſt ein ganz anderer geworden ſeit meiner Ausreiſe nach Amerika!“ „Er überarbeitet ſich, Walter! Er will noch immer alles am liebſten allein erledigen und kann ſich nicht an den Gedanken gewöhnen, daß die Fabrik dafür allmählich doch zu groß geworden iſt. Gott ſei Dank, daß er in letzter Zeit wenigſtens Axel vieles zu überlaſſen beginnt!“ „Wie iſt er eigentlich zu Axel gekommen?“ „Durch Empfehlungen von befreundeter Seite. Axel war früher im Bankfach. Papa ſchätzt ihn außerordentlich und tut eigentlich nichts mehr ohne ſeinen Rat. Axel ſoll ebenſo wie du bei der Hochzeit Mitinhaber der Firma werden!“ „Und wie iſt ſein Verhältnis zu Hilde?“ Die junge Frau zögerte einen Augenblick mit der Ant⸗ wort und ihre Hand zitterte leiſe, als ſie Walter jetzt den Kuchenteller hinüberreichte. „Hilde hat ihn ſehr lieb!“ ſagte ſie dann mit ſeltſam gepreßter Stimme.„Aber da kommen die beiden ja gerade die Treppe herauf. Beeilt euch, Kinder! Der Kaffee wartet ſchon längſt auf euch!“ Das Wetter war in den ſpäten Nachmittagsſtunden umgeſchlagen. 111 Gortſezung ſolgt) ü Sonntag, im engſten PPP bn re 0 —