e. b Vol Vielgelejene Tageszeitung Erſcheinungsweiſe: Täglich außer Sonn⸗ und Feiertage. „Die Starkenburger Heimatblätter“. Bezugspreis: Durch die Träger ins Haus gebracht monatlich 1,20 Mb. zuzügl. 20 Pfg. Trägerlohn; durch die Poſt bezogen monatlich 1.50 Mk. ausſchließlich Zuſtellungsgebühr. Einzelnummern 5 Pfg.; Samstags 10 Pfg. Anzeigenpreis: Die 12geſpaltene Millimeterzeile oder deren Raum 3 Pfennig lern jet Beilagen: nahme durch alle Anzeigenmittler eimer ung. Vereins⸗ und Geſchäftsanzeiger Willimeterzeile im Textteil 15 Pfg. die 90 Millimeter breite Millimeterzeile. Auf Mengenab⸗ ſchlüſſe wird Nachlaß gewährt. Anzeigenleiter: Friedrich Martin, Viernheim. Anzeigenan⸗ Hauptſchriftleiter: Friedrich Martin, Viernheim. Druck und Verlag: Friedrich Martin, Viernheim, Bismarckſtraße 13, Fernſprecher 153, D.⸗A. Dez. 35: 1220 Poſtſcheckkonto: Ludwigshafen 15101. Z. Zt. Preisliſte Nr. 5 gültig. Nr. 19 Englands und Frankreichs Bevölkerungsbewegung Sinkende Geburtenziffer und zunehmende Aeberalterung Soeben ſind die Zahlen der amtlichen engliſchen Statiſtik über die Bevölkerungsbewegung Englands im Jahre 1933 veröffentlicht worden. Sie geben ein bezeichnendes Bild von der Lebenskraft des engliſchen Volkes, die ſich, nach den jetzt vorliegenden Zahlen zu ſchließen, ebenfalls auf einer abſteigen— den Linie bewegt und in der Bevölkerungsſtatiſtik England allmählich in die Nähe von Frankreich rückt, deſſen biologiſche Volkskraft ſeit langem ſchon in einer langſamen Abnahme be— griffen iſt. Die Bevölkerung Englands hat ſich im Jahre 1933 gegenüber dem Vorjahre nur um 0,37 v. H. vermehrt. Die Geburtenziffer geht ſtändig zurück. Sie betrug auf 1000 Ein- wohner nur noch 14,4. Der Rückgang iſt um ſo auffallender und bedenklicher, als die Zahl der Eheſchließungen zugenom— men hat. Dieſe Ziffer bedeutet daher praktiſch eine weitere prozentuale Vermehrung der kinderloſen und kinderarmen Ehen. England iſt damit bezüglich der Geburtenziffern im Vergleich mit den übrigen europäiſchen Ländern auf die dritt— letzte Stufe gerückt und ſteht vor Schweden mit einem Anteil von 14,3 und Oeſterreich mit 13,7 Geburten auf 1000 Ein- wohner. Der Abnahme der Geburtenziffer ſteht die wachſende Zunahme der älteren Lebensjahrgänge gegenüber. Auf 10000 Einwohner kamen im Berichtsjahre 443 Perſonen, die ein Alter von über 70 Jahren erreicht hatten. Für das Jahr 1911 betrug dieſe Zahl 297, ſo daß eine Erhöhung um 146 zu ver⸗ zeichnen iſt. Das engliſche Volk befindet ſich demnach in einem Zuſtand der Leberalterung, der im Zuſammenhang mit der ſinkenden Geburtenziffer von der engliſchen Oeffentlichkeit be— reits als bedenkliches Anzeichen einer langſam ſchwindenden Volkskraft beurteilt wird. Wenn auch die Bevölkerungsziffer noch um ein weniges geſtiegen iſt, ſo zeigt die geringe Zu— nahme des Jahres 1933 von noch nicht„ v. H. gegenüber dem Vorjahre, daß England bereits ſehr nahe an die unterſte Grenze herangekommen iſt. Frankreichs ſinkende Geburtenziffer iſt nach dem Kriege durch die Angliederung Elſaß-Lothringens noch einmal ausgeglichen worden und die wachſende Fremdeneinwanderung (Italiener, Belgier und koloniale Elemente) haben die abſolute Bevölkerungsziffer eine Zeitlang noch auf einer beſtimmten Höhe feſthalten können, ſo daß der Geburtenausfall in der Geſamteinwohnerzahl nicht ſo unmittelbar in die Erſcheinung getreten iſt. Aber dieſer Vorgang kann auch in Frankreich den tatſächlichen Rückgang der Geburtenziffern nur für eine ge— wiſſe, vielleicht nur ſehr kurze Zeit verdecken. Der Preis, den es für die zeitweilige Stabiliſierung ſeiner abſoluten Bevölke— rungsziffer zahlen muß, iſt die Aeberfremdung gewiſſer Teile des Landes durch Zuwanderung vom Ausland. Daß ſich dar— aus folgenſchwere ſoziologiſche Veränderungen im Bevölke— rungsbild und neue politiſche Probleme ergeben, haben die letzten Jahre vor dem Beginn der italieniſch-franzöſiſchen An— näherung mit ihren Auseinanderſetzungen über die Zukunft der italieniſchen Einwanderer in den ſüdöſtlichen Gebieten gezeigt. Wenn dieſe Auseinanderſetzungen jetzt aus naheliegenden poli— tiſchen Gründen zum Stillſtand gekommen ſind, ſo beweiſt das noch nicht, daß auch die dadurch aufgeworfenen Probleme be— reits eine Löſung gefunden haben. Sie mögen mit ein Grund dafür geweſen ſein, daß Frankreich den kolonialen Anſprüchen Italiens weit entgegenkommt, um ihm die Möglichkeit zu geben, andere Gebiete außerhalb Europas für die Anſiedlung ſeiner überſchüſſigen Bevölkerung zu erwerben. Trotzdem wird ſich das ſtatiſtiſche Bild der franzöſiſchen Bevölkerungsbewegung in den nächſten Jahren wieder langſam ändern. Das zeigen bereits die neueſten Veröffentlichungen des Innenminiſteriums über den weiteren Geburtenrückgang. In den Monaten Oktober bis Dezember 1935 betrug die Zahl der Geburten in Frank— reich rund 160000, dagegen in den gleichen Monaten des Jahres 1934 noch etwa 168000. Nach den früheren Mit— teilungen des Innenminiſteriums über die voraufgegangenen Monate ergibt ſich damit für das ganze Jahr 1935 gegenüber dem Vorjahre ein Rückgang an Geburten um insgeſamt 33 000. Außerdem hat ſich umgekehrt die Sterblichkeitsziffer gegenüber 1934 erhöht. Dieſe Zahlen laſſen mit Sicherheit erwarten, daß der Bevölkerungsgewinn Frankreichs nach dem Kriege durch die ſtetig ſinkende Geburtenzahl über kurz oder lang wieder ausgeglichen wird. In der engliſchen Preſſe ſind bereits ſtarke Beſorgniſſe wegen der rückläufigen Bevölkerungsbewegung laut geworden. Es iſt bezeichnend, daß ſie dabei auf die bevölkerungspolitiſchen Maßnahmen des nationalſozialiſtiſchen Deutſchland hinweiſt und von der Regierung ebenfalls durchgreifende Maßnahmen in dieſer Richtung verlangt. Das ägyptiſche Kabinett zurückgetreten DRB. Kairo, 22. Januar. Das Kabinett Neſſim Paſcha iſt am Mittwochnach⸗ mittag zurückgetreten, um einem Kabinett der Einheitsfront Platz zu machen. Wie verlautet, hat der Führer der Wafd⸗ Partei, Nahas Paſcha, die Bildung der neuen Regierung abge⸗ lehnt. 1. Hinter einer Schwadron von Gardeküraſſieren, deren Anifor⸗ Donnerstag, den 23. Januar 1936 12. Jahrgang Kabinett Laval zurückgetreten DNB. Paris, 22. Jan. Das am 7. Juni 1935 gebildete dritte Kabinett Laval iſt um 17.45 Ahr MéE3 zurückgetreten. Es war 7% Monate am Ruder. Der entſcheidende Kabinettsrat hatte bis 17 Ahr ME ge⸗ dauert. Gleich zu Beginn der Sitzung haben Staatsminiſter Herriot, Handelsminiſter Bonnet, Handelsmarinemini⸗ ſter Bertrand und Innenminiſter Paganon ihren Rück⸗ tritt erklärt, während die beiden aus dem Senat ſtammenden radikalſozialiſtiſchen Miniſter Regniert(Finanzen) und Maupoile(penſionen) ſich dieſem Schritt zunächſt noch nicht angeſchloſſen haben. Die amtliche Mitteilung DNB. Paris, 22. Jan. Zum Rücktritt der Regierung Laval wird eine amtliche Mitteilung ausgegeben, in der es u. a. heißt: In einem Kabinettsrat teilte Miniſterpräſident Laval mit, daß er folgende von Herriot, Bonnet, Paga— 5 und Bertrand unterzeichnetes Schreiben erhalten abe: „Herr Miniſterpräſident! Sie kennen die Entſchließung des Vollzugsausſchuſſes der radikalſozialiſtiſchen Partei über die von dem Kabinett befolgte Politik ſowie ſeine Wünſche hinſichtlich des Abſtimmungszwanges der radikalſozialiſtiſchen Kammerfraktion. In einem Gefühl der Treue unſerer Partei und der Aufrichtigkeit Ihnen gegenüber bleiben wir, indem wir Ihnen unſeren Rücktritt aus der Regierung mitteilen. Es ſcheint uns in der Tat, daß wir Ihnen nicht mehr die unent— behrliche Anterſtützung unſerer Freunde aufrecht erhalten kön— nen, um Ihnen in der Kammer die für jede Regierungstätig— keit notwendige Mehrheit zu gewährleiſten zu der Stunde, in der ſich uns Fragen ſtellen, die eine Löſung erfordern. Wir legen Wert darauf, Herr Miniſterpräſident, Ihnen den Ausdruck unſerer Dankbarkeit für das ſtändige Wohlwol— len zu erneuern, das Sie uns im Laufe der faſt achtmonatigen Zuſammenarbeit bewieſen haben. Wir haben nach beſten Kräf— ten zur wirtſchaftlichen und finanziellen Befriedigung in voller Aebereinſtimmung mit dem Parlament gearbeitet. Nach Verleſung dieſes Schreibens teilte Laval mit, daß er unter dieſen Amſtänden den Geſamtrücktritt des Kabinetts dem Präſidenten der Republik mitteilen werde. In einem Miniſterrat erſtattete Laval dem Präſidenten der Republik über die Ereigniſſe Bericht und ſprach darauf den Geſamtrücktritt des Kabinetts aus, der vom Präſidenten angenommen wurde. Der Präſident bat die Kabinetts— mitglieder, vorläufig die Geſchäfte weiterzuführen. Erſte Beſprechungen über die Neubildung des Kabinetts DNB. Paris, 22. Januar. Der Präſident der Republik hat noch am Mittwochabend ſeine Beratungen über die Neubildung der Regierung begonnen. Er hat zunächſt die Präſidenten der Kammer und des Senats empfangen und hat anſchließend mit den Vorſitzenden der großen Fraktionen Fühlung genommen. Laval und Bouiſſon lehnen ab DNB. Paris, 22. Januar. Miniſterpräſident La val erklärte nach Aeberreichung ſeines Rücktrittsſchreibens Preſſevertretern gegenüber, daß er das An— erbieten des Präſidenten der Republik, eine neue Regierung zu bilden, abgelehnt habe. Der Präſident der Republik, Lebrun, hat in ſeiner anderthalbſtündigen Anterredung mit dem Kammer— präſidenten Bouiſſon dieſem die Bildung einer neuen Re— gierung angeboten. Doch hat Bouiſſon eine ablehnende Ant- wort erteilt. Es fällt auf, daß der Präſident der Republik dies- mal die ſonſt üblichen Beratungen über die politiſche Lage mit den führenden Parlamentariern abgekürzt und ſich ſofort bemüht hat, der Regierungskriſe ein ſchnelles Ende zu ſetzen. Ein Angebot an Herriot? DNB. Paris, 22. Januar. Der Präſident der Republik hat heute abend mit dem Empfang des Kammerpräſidenten Bouiſſon ſeine Beſprechungen abgeſchloſſen und wird ſie am Donnerstagvormittag gegen 10 Ahn wieder aufnehmen. Wie aus politiſchen Kreiſen verlautet, ſoll der Präſident beabſichtigen, am Donnerstagvormittag Herriot die Regierungsbildung anzubieten. 5 Die Königsproklamation in London Die Thronbeſteigung Eduards VIII. feierlich verkündet DNB. London, 22. Jan. Vom Balkon des St. James-Palaſtes wurde am Mitt⸗ wochvormittag um 10 Ahr lengl. Zeit) der dort bei winterlich ſchönem Wetter verſammelten Menſchenmenge von einem Herold die Proklamation verleſen, die dem Volle die Thronbeſteigung König Eduards VIII. verkündet. Das gleiche Schauſpiel vollzog ſich in Abſtänden von einer halben Stunde an drei weiteren geſchichtlichen Stätten der Innenſtadt, am Charing Croß, im Temple Bar, dem Gerichts- viertel der Londoner City, und vor den Stufen der königlichen Börſe. Auf der ganzen Strecke von dem Palais des bisherigen Prinzen von Wales bis zur Börſe hatte Militär in Khaki⸗ Aniform Aufſtellung genommen. An allen vier Stellen ging der geſchichtlich-feierliche Akt in gleicher Weiſe vor ſich. Tron peter eröffneten die Zeremonie mit einer langen Fanfare. Der Wappenkönig des Hoſenbandordens, Sir Gerald Wollaſton, tritt in Begleitung des Lordmarſchalls, der eine goldbedeckte ſcharlachrote Aniform trägt, vor die Menge. Er entrollte ein großes Pergament. Im gleichen Augenblick präſentieren die Truppen das Gewehr. Alle entblößen das Haupt und der Wappenkönig verkündet, daß Prinz Eduard„mit einer Stimme der Zunge und des Herzens zu unſerem einzigen ge— ſetzlichen und rechtmäßigen Oberhaupt proklamiert wird“. Nachdem der Wappenkönig mit dem Satz geſchloſſen hat: „Gott ſchütze den König“, wiederholt der Lordmarſchall dieſe Worte. Die Artillerie feuert Salut. Eine weitere Fanfare wird geblaſen und zum Schluß die Nationalhymne geſpielt und geſungen. g Die Flaggen, die bis dahin auf Halbmaſt geſtanden hat— ten, ſteigen zur Maſtſpitze empor. Im Gerichtsviertel wurden die eiferſüchtig bewahrten Sonderrechte der City von London durch ein rot⸗ſilbernes Band ſymboliſiert, dos über die Straße geſpannt wurde. An dieſer Stelle warteten der Lordmayor, Sheriffs, die Stadt— älteſten und die Beamten der Verwaltung der City. Der Zug der Herolde, durch eine dreifache Fanfare angekündigt, wird erſt nach Erledigung althergebrachter Förmlichkeiten in die City gelaſſen, worauf der Lordmayor die Verleſung der Pro— klamation freigab. Der Zug wurde von Vorreitern der Leibgarde geführt. men im Lichte der Sonne erſtrahlten, folgten die vier Staats- karoſſen, in denen die Träger der Proklamations-Zeremonie ſaßen. Ihnen folgte der neue König. In Temple Bar, wo die Hoheitsrechte der City von London beginnen, mußte die Pro- zeſſion halt machen, und der City-Marſchall fragte mit lauter Stimme:„Wer kommt dort?“, und die Antwort lautete:„Sei⸗ ner Majeſtät Offizier, um Seine Königliche Majeſtät, Eduard VIII., zu proklamieren.“ Ein ohrenbetäubender Bei— fall der Menſchenmenge brach durch, und die Nationalhymne wurde geſungen. Leber geſchichtlichen Boden bewegt ſich hier— auf der Zug der Börſe zu, wo der Lordmayor ein von einer unüberſehbaren Menſchenmenge begeiſtert aufgenommenes drei— faches Hoch auf den neuen König ausbrachte. In dieſem Augenblick ruhte in der ſonſt ſo geſchäftigen City jede Tätig⸗ keit. Büroangeſtellte, Direktoren und Sekretäre, Börſenmakler und Geſchäftsleute aller Art hatten ſich auf dem weiten Vor— platz der Börſe und in den anliegenden Straßen eingefunden, um die Verleſung der Proklamation zu hören. Die Proklamation DNB. London, 22. Jan. Die Proklamation über die Thronbeſteigung König Eduards VIII., die in der althergebrachten Sprache am Mitt— woch im ganzen britiſchen Reich verkündet wurde, hat in freier Aeberſetzung folgenden Wortlaut: „Da es Gott dem Allmächtigen gefallen hat, unſeren Herrſcher König Georg V. geſegneten und ruhmreichen Angedenkens zu ſich zu rufen, gebührt durch ſein Hin⸗ ſcheiden die Reichskrone von Großbritannien und Nord⸗ irland allein und rechtmäßig dem hohen und mächtigen Fürſten Eduard. Wir, die geiſtigen und zeitlichen Lords dieſes Königreichs, veröffentlichen und proklamieren da⸗ her unter Beiſtand des Kronrats der verſtorbenen Majeſtät ſowie einer Anzahl anderer Herren von Rang und des Lordmayors, der Aelteſten und der Bürger von London mit einer Stimme der Zunge und des Her⸗ zens, daß der hohe und mächtige Fürſt Eduard nunmehr durch den Tod unſeres verſtorbenen Herrſchers glück⸗ lichen Angedenkes unſer einziger geſetzlicher und recht⸗ mäßiger Lehensherr Eduard VIII. durch die Gnade Gottes König des Vereinigten Königsreichs von Groß 1 1 r . 3 2 9 — „nn ͤ v eee eee eee dere e dee K e AKL — britannien und Nordirlands, Verteidiger des Glaubens und Kaiſer von Indien wird. Ihm geloben wir voller Treue ſtetigen Gehorſam aus vollem Herzen und tiefer Anhänglichkeit und bitten Gott, durch den Könige und Königinnen regieren, den königlichen Fürſten Eduard mit langen und glücklichen Jahren der Herrſchaft über uns zu ſegnen.“ Der erſte amtliche Beſuch Baldwins beim neuen König DNB. London, 22. Jan. Nach der Verkündigung der Proklamation ſtattete Mi— niſtexpräſident Baldwin dem neuen König im Buckingham- Pa ſt ſeinen erſten amtlichen Beſuch ab. König Eduard VIII. wird ſich im Laufe des Tages im Flugzeug nach Sandringham zurückbegeben. In Abweſenheit Baldwins fand am Mittwochvormittag unter dem Vorſitz des Lordpräſidenten des Geheimen Rates, Ramſay Macdonald, die übliche Wochenſitzung des Ka— binetts ſtatt, in der die vobereitenden Arbeiten für den Zu⸗ ſammentritt des Parlaments am 4. Februar geleiſtet wurden. Wie verlautet, beriet das Kabinett ferner einen Bericht des Verteidigungsausſchuſſes der Regierung, der kürzlich mehrere ausgedehnte Sitzungen hatte. Die Erklärung König Eduards lll. im Kronrat/ Botſchaften an Heer, Flotte und Luftſtreitkräfte DNB. London, 22. Jan. Im Staatsanzeiger wird die Erklärung veröffentlicht, die der neue engliſche König Eduard VIII. in der geſtrigen Sitzung des Kronrats im St. James⸗Palaſt abgegeben hat. Der König ſagte u. a.: „Der unerſetzbare Verluſt, den der britiſche Staaten— verband durch den Tod meines geliebten Vaters erlitten hat, hat die Herrſcherpflichten auf meine Schultern gelegt. Ich weiß, wie ſehr alle meine Untertanen und mit ihnen, wenn ich es ſagen darf, die ganze Welt meine Trauer teilen. Als mein Vater hier vor 26 Jahren ſtand, erklärte er, daß eines ſeiner Lebensziele die Aufrechterhaltung der verfaſ⸗ jungsmäßigen Regierung ſein werde. In dieſer Hinſicht bin ich entſchloſſen, in meines Vaters Fußſtapfen zu folgen und wie er während meines ganzen Lebens für das Glück und die Wohltat aller Klaſſen meiner Untertanen zu arbeiten. Ich ſetze mein Vertrauen auf die Ergebenheit und Zunei⸗ gung meiner Völker im ganzen Reich und auf die Weisheit ihrer Parlamente, daß ſie mich in dieſer ſchweren Aufgabe unterſtützen, und ich bete, daß Gott mich bei ihrer Erfüllung lenken wird.“ König Eduard hat am Dienstag Botſchaften an das engliſche Heer, die Flotte und die Luftſtreitkräfte gerichtet: In der Botſchaft an das Heer erklärt der König u. a.: „Ich blicke auf meinen Dienſt als junger Offizier im Weltkriege als eine der wertvollſten Erfahrungen meines Lebens zurück. Er gewährte mir die Gelegenheit und die Vorrechte der Kameradſchaft mit den Soldaten aus dem vereinigten Königreich, den Dominions, Indiens und den Kolonien. Ich lernte jene wichtigen Charaktereigenſchaften, durch die die Soldaten in der ſchwerſten Kriſe unſerer Ge⸗ ſchichte geeinigt wurden, verſtehen und ſchätzen: die gleiche glühende Ergebenheit gegenüber der Krone, den gleichen guten Wunſch und die gleiche Ausdauer ſowie die gleiche Entſchloſſenheit, die Aeberlieferung der Ritterlichkeit und des Mutes aufrechtzuerhalten.“ In der Botſchaft an die Flotte heißt es, daß der König die Leiſtungsfähigkeit und das Wohlergehen der britiſchen Flotte als eine Angelegenheit von höchſter Bedeutung betrachte. Deutſche Trauerabordnung für London DNB. Berlin, 22. Jan. In perſönlicher Vertretung des Führers und Reichskanzlers und als Vertreter der Reichsregierung wird ſich als Führer der deutſchen Trauerdelegation zu den Beiſetzungsfeierlichkeiten für den verewigten König Georg V. von England nach London be— geben der Reichsminiſter des Auswärtigen Frhr. don Neu- rath. Der Delegation iſt ferner angeſchloſſen Seine königl. Hoheit der Herzog von Koburg. Als Vertreter der deutſchen Wehrmacht gehören ihr an: General der Infanterie von Runſtedt, Admiral Albrecht, General der Flieger Kaupiſch. Der deutſche Botſchafter in London v. Hoeſch wird ebenfalls Mitglied der deutſchen Abordnung ſein. Beileid des Botſchafters von Ribbentrop DNB. London, 22. Januar. Der außerordentliche und bevollmächtigte Botſchafter des Deutſchen Reiches, Herr von Ribb entrop, hat ſich durch ſeinen Beauftragten in die Beileidsliſte für ſeine Majeſtät König Eduard VIII. in Buckingham-Palaſt eintragen laſſen. Beileidstelegramm des Papſtes an König Eduard VIII. DNB. Rom, 21. Jan. Papſt Pius XI. hat an König Eduard VIII. folgendes Beileidstelegramm geſandt: „Tief beeindruckt von der Nachricht des Todes Seiner Majeſtät des Königs Georgs beeilen wir uns, Eurer Majeſtät unſere tiefgefühlte Anteilnahme und die Verſicherung unſerer Gebete auszudrücken, beſonders daß Gott Sie, Eure Majeſtät, die Königin⸗Mutter, die königliche Familie und die ganze Nation in dem Verluſt, den Sie erlitten haben, tröſten möge. Pius XI.“ 15 Tage Landestrauer in Frankreich DNB. Paris, 22. Jan. Die franzöſiſche Regierung hat eine 15tägige Landestrauer angeſetzt. Präſident Lebrun wird Frankreich bei den Bei⸗ etzungsfeierlichleiten vertreten. Ihn werden der Außenminiſter, der Kriegsmarineminiſter, Marſchall Petain, General Gamelin, der Chef des Admiralſtabes, Admiral Durand-Viel und General Denain begleiten. Das Heer, die Kriegsmarine und die Luft⸗ flotte werden durch Truppenabteilungen vertreten ſein. Köln: Der bekannte Jeſuitenpater Joſeph Spieker wurde von der 4. Großen Strafkammer wegen fortgeſetzten Kanzel— mißbrauchs zu einer Gefängnisſtrafe von einem Jahr drei Mo— naten verurteilt. tt D e eee—... 7 Danzig vor dem Völkerbund Genatspräſident Greiſer weiſt unbegründete Vorwürfe zurück 39 DRB. Genf, 22. Januar. Der Völkerbundsrat trat heute vormittag in nichtöffentlicher Sitzung in die Behandlung der auf der Tagesordnung ſtehenden Danziger F ragen ein. Die Ausſprache wurde eröffnet durch den engliſchen Außenminiſter Eden als Berichterſtatter, der erklärte, er wolle im Augenblick nicht auf Einzelheiten eingehen, ſondern nur die allgemeine Lage würdigen. Bei der Vorlegung ſeines letzten Berichtes über dieſen Gegenſtand habe er bereits darauf hingewieſen, daß die zur Erörterung ſtehenden Fragen ſich erfreulicherweiſe nicht auf irgendwelche Meinungsverſchiedenheiten zwiſchen Danzig und Polen beziehen. Gleichzeitig ſei es aber bedauerlich, daß der Rat ſich wieder einmal mit der Verletzung der Verfaſſung der Freien Stadt durch die Danziger Regierung zu beſchäftigen habe. Wenn er, der Berichterſtatter, jetzt von der außergewöhnlich ernſten gegenwärtigen Lage, ſoweit ſie die Beziehungen zwiſchen Danzig und dem Völkerbund betreffe, ſpreche, ſo deshalb, weil ſeit ſeinem Septemberbericht Ereigniſſe eingetreten ſeien, die Zweifel darüber aufkommen ließen, ob die Danziger Regierung dieſe Fragen tatſächlich mit gutem Willen und gutem Glauben behandle. Der Rat habe im September zuverſichtlich damit rechnen können, daß ſeine Empfehlungen auf Grund des gründ⸗ lichen und unparteiiſchen Gutachtens der Juriſten vollſtändig und aufrichtig von der Danziger Regierung ausgeführt werden. Der Danziger Senatspräſident habe ſelbft die Verſicherung abge- geben, daß der Senat entſprechende Maßnahmen treffen werde. Man habe damals hoffen können, daß der Nat keinen weiteren Anlaß haben werde, ſich mit den Verfaſſungsrechten der freien Stadt zu beſchäftigen. Leider ſei dies bei weitem nicht der Fall. Obwohl der Senat damit die von ſeinem Präſidenten im Mai abgegebenen Verpflichtungen verletzt habe, habe er beſchloſſen, in mancher Hinſicht die Empfehlungen des Rates nicht auszu⸗ führen. Weiterhin ſei dieſer Entſchluß im Volkstag durch deſſen Präſidenten in einer Rede ausgeſprochen worden, deren Wirkung nur ſein konnte, eine Atmosphäre der Feindſchaft und des Reſſentiments gegenüber dem Rat zu ſchaffen. Im Augenblick wolle er weder im einzelnen auf die Frage der Achtung vor der Verfaſſung noch auf die Gültigkeit der vorjährigen Wahlen ein— gehen. Der Rat habe gewiſſe Funktionen gegenüber der freien Stadt Danzig übernommen. Die befriedigende Erfüllung dieſer Verpflichtungen ſei durch die Haltung des Danziger Senats ſchwierig gemacht worden. Bevor er, der Berichterſtatter, ins einzelne gehende Vorſchläge mache, habe er dem Nat die all— N Lage dargeſtellt und ſeine Meinung darüber erfahren ollen. Im weiteren Verlauf der Völkerbundsratsſitzung über Dan— ziger Fragen ergriff der franzöſiſche Redner L eger das Wort, der in dem gleichen Sinne wie Eden ſprach. Der ſpaniſche Vertreter de Madariaga ſchloß ſich der engliſchen und der franzöſiſchen Erklärung vollinhaltlich an, ins— beſondere der Anerkennung der Anparteilichkeit des Völkerbunds— kommiſſars in Danzig. 5 Weſentlich anders klangen die Ausführungen des däniſchen Außenminiſters Munch. Er ſprach die Hoffnung aus, daß der Danziger Senat eine Befriedung der verſchiedenen politiſchen Nichtungen in Danzig herbeiführen und auf Grund der heutigen Ausſprache ſowie der früheren Beſchlüſſe des Völkerbundes eine erſprießliche Zuſammenarbeit mit dem Völkerbundskommiſſariat herbeiführen werde. Der polniſche Außenminiſter Beck wies auf das beſondere Intereſſe Polens hin, das nicht nur Ratsmitglied ſei, ſondern dem darüber hinaus die geltenden Verträge ſeine Lebensintereſſen in Danzig ſicherten. Selbſt⸗ verſtändlich könne die polniſche Regierung gegenüber keiner Frage gleichgültig bleiben, die ſich aus der Ausübung der Rechte und Pflichten des Völkerbundsrates ergebe. Der polniſche Außenminiſter ſchloß ſich der Befriedigung der Berichterſtatter darüber an, daß der Rat ſeit einiger Zeit nicht aufgefordert worden ſei, ſeine Rechte ſowie ſeine politiſchen Machtbefugniſſe auszuüben. Er erklärte, er wolle bei dieſer Gelegenheit auch die Be⸗ friedigung ſeiner Regierung darüber ausſprechen, wie die oft recht verwickelten Beziehungen zwiſchen Polen und der Freien Stadt in Zuſammenarbeit mit dem Danziger Senat geregelt worden ſeien. Er habe die Aeberzeugung, daß der Senat gemäß den Erklärungen, die ſein Präſident vor dem Rat und kürzlich gegenüber einem Vertreter der polniſchen Regierung abgegeben habe, den gleichen guten Willen in ſeinen Beziehungen zum e an den Tag legen werde. Die Fragen, die zur Behandlung ſtehen, ſeien nicht alle gleich wichtig. Ohne die Schwierigkeiten aus den Augen zu verlieren, die das Wirtſchafts- und ſoziale Leben in jeder politiſchen Ge— meinſchaft für die Behörden mit ſich bringen, könne der Rat nicht zugeben, daß die Garantie durch den Völkerbund zur Dis— kuſſion geſtellt werde. Die Völkerbundsgarantie müſſe Polen die unbeſchränkte Ausübung ſeiner Grundrechte gewährleiſten, dem Senat der Freien Stadt eine gewiſſe unerläßliche Handlungs— freiheit in der Verwaltung laſſen und die Sicherſtellung der be— rechtigten Belange der Danziger Bevölkerung gewährleiſten. Am Schluß ſeiner Erklärung ſprach Beck die Hoffnung aus, daß der Rat eine gerechte und befriedigende Löſung finden werde. Wie nicht anders zu erwarten, benutzte der Vertreter der Sowjetunion— dem noch die Behandlung des Falles Aruguay bevorſteht— eifrig die Gelegenheit, in der Rolle eines inter- nationalen Sittenrichters aufzutreten. Litwinow ſprach don einer Verkennung oder ſogar Verletzung internationaler Be⸗ ziehungen. Der türkiſche Außenminiſter Rüſchtü Aras ſchloß ſich ausdrücklich den Erklärungen des däniſchen Vertreters an.— Hierauf erhielt der Kommiſſar in Danzig, Leſter, das Wort. Er verwies auf die in ſeinem Bericht enthaltenen Angaben und behauptete, er habe mit deren Anterbreitung an den Rat lange gezögert, weil er gehofft habe, daß die Vernunft zu einer Aenderung der politiſchen Haltung Danzigs führen würde(I). Er verwahrte ſich dagegen, daß er gegen eine be— ſtimmte Partei eingegangen ſei und betonte, daß er die An— wendung nationalſozialiſtiſcher Grundſätze, ſoweit ſie nicht gegen die Verfaſſung verſtoßen, durchaus gerechtfertigt finde. Leſter ſprach zum Schluß die Hoffnung aus, daß trotz aller Schwierig keiten eine Verſtändigung und Zuſammenarbeit mit dem Senat möglich ſein werde.* Hierauf ſprach in deutſcher Sprache und in freier Rede der Danziger Senatspräſident Greiſer. Er ging davon aus, daß aus den Erklärungen der Ratsmitglieder zwei Punkte hervorgehoben werden könnten. Es beſtehe eine gewiſſe Angſt darum, daß die Freie Stadt Danzig das Statut nicht anerkennen oder es verletzen wolle und zweitens, daß in Danzig angeblich ein gewiſſer Mangel an guten Willen hin— ſichtlich der Empfehlungen des Völkerbundsrates beſtehe. Zu dem erſten Punkt erklärte Präſident Greiſer, er könne im Namen des Senats feſtſtellen, daß die Regierung der Freien Stadt niemals und in keiner Weiſe die Abſicht habe, ſich irgendwie gegen das Statut der Freien Stadt Danzig zu wenden. Er fügte dieſer Erklärung hinzu, daß auch alle Befürchtungen in bezug auf die Stellung des Kommiſſars in Danzig unbegrün— det ſeien. Nach dieſer Erklärung könnte jede Befürchtung über eine Zuſpitzung der internationalen Lage, ſoweit ſie die Freie Stadt betreffe, von vornherein begraben werden. Es habe in Danzig auch nicht an gutem Willen gefehlt. Der gute Wille ſei bei den Mitgliedern des Völkerdundsrales vorhanden und auch bei dem Danziger Senat. Es ſcheine alſo nicht am guten Willen zu liegen, ſondern lediglich an einer Meinungsverſchiedenheit der Juriſten, nämlich der Juriſten des Völkerbundes und der Zuriſten der Freien Stadt Danzig. Von den ſechs Empfehlungen des Völkerbunds— rates habe der Danziger Senat vier ausgeführt. Die reſtlichen zwei ſeien nicht aus Mangel an gutem Willen unausgeführt ge— blieben, ſondern, abgeſehen von ihrer an ſich geringeren Be— deutung deshalb nicht, weil der Danziger Gerichtshof in dieſer Frage eine andere Stellung eingenommen habe als die Völker— bundsjuriſten. Wenn die Anabhängigkeit Danzigs eine Tatſache ſein ſolle, müſſe auch die Achtung vor ſeinen richterlichen Einrichtungen gewährleiſtet ſein. Die Danziger Bevölkerung blicke auf den Völkerbund als eine Einrichtung, die Gerechtigkeit und Frieden verkörpere. Dies ſeien auch die Ideale der Danziger Bevölkerung, Danzig ſei zwölf Jahre lang das Sorgenkind Europas geweſen. Damit ſei dank der nationalſozialiſtiſchen Regierung aufgeräumt worden. Der Danziger Senat habe die Friedensideale des Völker⸗ bundes gebilligt. Der Senatspräſident dankte hierauf dem polniſchen Außen⸗ miniſter Beck, daß er die Friedensaufgabe Danzigs anerkannt habe. In ſeinen weiteren Ausführungen richtete Greiſer einen Appell an den Völkerbundsrat, nicht allein vom theoretiſchen Standpunkt aus zu handeln, ſondern einen Ausgleich zu ſuchen, wie ihn die Freie Stadt Danzig ihrerſeits wünſche. Das enr⸗ ſpreche der politiſchen Verantwortung des Rates. Es gebe keine Lage, die nicht ſo ſchwierig wäre, daß man nicht einen Ausweg finden würde. Danzig ſei gern bereit, dieſer Frage mit dem Völkerbundsrat gemeinſam nach einem Ausweg zu verhelfen. Es werde ſtets die vornehmſte Aufgabe der Freien Stadt Danzig bleiben, mit dem Völkerbund für die Erhaltung des Friedens und des Rechts weiterhin zuſammenzuarbeiten. Nach der Rede des Danziger Senatspräſidenten ergriff Eden nochmals das Wort, um den Ratsmitgliedern für ihre Reden zu danken, die ihm in ſeiner ſchwierigen Aufgabe der Berichterſtattung über dieſe Angelegenheit unterſtützen würden. Daß der Fall ſchwierig ſei, ergebe ſich aus dem Bericht Leſters. Eden widerſprach der Erklärung des Danziger Senatspräſiden— ten, daß es ſich bei den nicht ausgeführten Empfehlungen um geringfügige Fragen und um juriſtiſche Streitigkeiten handle. Wenn der Danziger Senatspräſident außerdem an die Rats- mitglieder appelliert habe, nicht nach dem Buchſtaben, ſondern nach dem Geiſt des Geſetzes zu urteilen, ſo ſei zu erwidern, daß nicht notwendigerweiſe ein Gegenſatz zwiſchen dem Geiſt und dem Buchſtaben zu beſtehen habe und daß er jedenfalls in dieſem Sinne ſeinen Bericht ausarbeiten werde. Die Lage könne jeden— falls nicht ſo bleiben, es müſſe eine Löſung gefunden werden, doch ſei mit dem Völkerbundskommiſſar zu hoffen, daß die Zu— ſammenarbeit wieder möglich werde. g Der Ratspräſident ſchloß die Aussprache mit der Erklärung, daß kein Zweifel über die dringende Notwendigkeit einer Löſung beſtehe. !( Die deutſche Frontkämpferabordnung nach Berlin zurückgekehrt Dank an die Britiſh Legion. DNB. Berlin, Jan. Die deutſche Frontkämpferabordnung, die ihren Beſuch bei der Britiſh Legion wegen des Todes König Georgs von Eng— land abgebrochen hatte, traf am Mittwochvormittag mit dem Nordexpreß wieder in Berlin ein. 22 2. An die Britiſh Legion wurde folgendes Telegramm abge— ſandt: Wieder auf deutſchem Boden, ſenden wir Ihnen kame— radſchaftliche Grüße und ſprechen Ihnen noch einmal unſeren wärmſten Dank für die überaus freundliche Aufnahme in Ihrem Vaterland aus. Noch einmal gedenken wir mit tiefſter Anteil— nahme des großen Verluſtes, den Sie durch den Tod ſeiner Majeſtät König Georg V. erlitten haben. Die deutſche Front— kämpferabordnung.“ Bei der Abfahrt der deutſchen Abordnung in London hatten ſich die Führer der Britiſh Legion, unter 2— ihnen der Präſident Sir Frederic Maurice, Generalmajor Sir Jan Hamilton, Major Fetherſtone-Godlay, Colonel Aſhwan⸗ den, Oberſt Croßfield, der deutſche Botſchafter von Hoeſch und der Präſident der Anglo-German Felloſhip, Lord Mount Temple, zum Abſchied eingefunden. Wiederholt ſprachen die Vertreter der Britiſh Legion den Wunſch aus, eine Abord⸗ nung der deutſchen Frontkämpfer unter glücklicheren Amſtänden in England wiederzuſehen. Wind hoſe über Florenz DNB. Mailand, 22. Jan. Eine Windhoſe, die unvermutet über Florenz binweg⸗ brauſte, hat in einzelnen Vororten erhebliche Verwüſtungen angerichtet. Dächer wurden abgedeckt, Mauern umgeſtürzt und Bäume entwurzelt. Nach dem Sturm, der ebenſo raſch ab⸗ flaute, wie er auftrat, waren die Afer des Arna mit unzähligen Fiſchen bedeckt, die von der Luftſäule mit dem Flußwaſſer zu- ſammen hochgewirbelt worden waren. Ein ſchweres Gewitter mit Hagelſchlag war der Windhoſe vorausgegangen. 50 n N Donnerstag, den 23. Januar 1936 NI Viernheimer Volkszeitung W 12. Jahrgang Eduard VIII. als Menſch König Georgs älteſter Sohn Eduard wurde am 23. Zuni 1894 in White Lodge, Richmond Park, geboren. Seine Erziehung war von demokratiſchen Prinzipien geleitet. Er führte in Osborne und Dartmouth das Leben eines gewöhnlichen Seekadetten und erhielt an ſeinem 16. Geburtstag den Titel Prince(d. h. Fürſt, nicht Prinz) of Wales, der jedem Kronprinzen zukommt, ſofern er der Sohn des herrſchenden Königs iſt. Drei Jahre ſpäter wurde Eduard Schloß Carnarvon in Wales zugewieſen. Nach dem er 1912 drei Monate auf H. M. S.„Hinduſtan“ Dienſt getan und ſich während 5 Monaten in Frankreich aufgehalten hatte, ſtudierte er in Orford Staatsrecht und Geſchichte und teilte dabei das Leben der ſonſtigen Studenten. Bei Aus— bruch des Krieges trat er im 3. Bataillon des 1. engliſchen Garde-Grenadier-Regimentes zum aktiven Dienſt ein. Im März 1916 wurde er Stabsoffizier in Aegypten, einige Monate ſpäter beſuchte er die italieniſche Front, um dann wieder nach Frankreich zurückzukehren. Nach dem Kriege unternahm er weite Reiſen in alle Teile des engliſchen Weltreiches. 1919 beſuchte er Kanada und die Vereinigten Staaten, 1920 Neuſeeland und Auſtralien, 1921 Indien und Japan und 1925 die oſtafrikaniſchen Dominions und Kolonien, ſowie Südamerika. Durch ſein gewinnendes Weſen erwarb er ſich in allen bereiſten Ländern große Popularität. Dieſe Reiſen wurden mit der wach— ſenden Weltwirtſchaftskriſe handelspolitiſche Zweckunternehmun— gen zur Anbahnung von Abſatzmöglichkeiten für die engliſche Induſtrie, weshalb der Prince gern als „der königliche Geſchäftsreiſende“ bezeichnet wurde. 1 2 Im übrigen war er eine führende Perſönlichkeit auf dem Gebiet der Herrenmode und hat darin die Erbſchaft ſeines Groß— f vaters, des Königs Eduard VII., der auch als Prince of Wales in dieſer Eigenſchaft weltbekannt war, angetreten. Mehr noch iſt er aber Sportsmann, Reiter, Jäger, Paloſpieler, Pferdezüchter und Flieger. Er erwarb 1929 ſein Pilotenpatent und iſt mit 6 eigenen Aeroplanen der größte Privatflugzeugbeſitzer Englands. Daneben liebte er es, ſeine Nerven durch Obſt- und Gartenbau— arbeit ſowie beim Fiſchen zu beruhigen. Seit ſeiner Volljährigkeit haben die Gerüchte ſeiner bevor— ſtehenden Verlobung ſtets neue Nahrung erhalten, nach ſeinem 40. Geburtstage wurde dann bekannt, daß der Kronprinz erklärt habe, nicht heiraten zu wollen, und daß er erwarte, daß dieſer einzige perſönliche Wunſch vom engliſchen Volke berückſichtigt werde. Ledige Fürſten auf dem engliſchen Königsthron ſind ohnehin eine große Seltenheit und man muß ſchon zur jungfräulichen Königin Eliſabeth oder 400 Jahre zu Eduard VI. zurückgreifen Allerdings beſtieg auch vor 176 Jahren König Georg III. unver— heiratet den Thron, doch heiratete er ein Jahr nach ſeinem Re— gierungsantritt. Es iſt nicht wahrſcheinlich, daß Eduard VIII. ein gleiches tun werde, und in dieſem Falle würde dann ihm ſpäter ſein jetzt 39jähriger Bruder, der Herzog von York, und, falls er bis dann nicht mehr leben ſollte, ſeine Tochter Eliſa beth folgen. In der Proklamation, durch die der Prince of Wales zum neuen König erklärt wurde, heißt es, daß die Nach folge dem„erlauchten und großmächtigen Prinzen Eduard Albert Chriſtian Georg Andreas Patrick David zukommt, der als Eduard VIII. ausgerufen wird, König durch Gottes Gnade von Großbritannien, Irland, der britiſchen Dominien jenſeits der Meere, Verteidiger des Glaubens und Kaiſer von Indien“. An der Bahre des Königs Die Aufbahrung in der Dorfkirche DNB. London, 22. Jan. Die ſterbliche Hülle König Georgs wurde Dienstagabend von Schloß Sandringham nach der naheliegenden Maria Magdalenen⸗Kapelle übergeführt. Trotz eines ſchweren Hagelſturmes hatte es ſich die Königin nicht verſagt, den Sarg gemeinſam mit dem Herzog und der Herzogin von Kent und der königlichen Prinzeſſin zu begleiten. Neben dem Eichenſarg, der auf einer Geſchützlafette ruhte, ſchritten acht Gardegrena— diere. An der Spitze des Trauerzuges marſchierte der Pfeifer⸗ major des Königs, der auf einem ſchottiſchen Dudelſack ſchwer— mütige Lieblingsweiſen des verſtorbenen Monarchen ſpielte. Nachdem dann der Sarg vor dem Altar der Kapelle nieder⸗ geſetzt worden war, begann der Trauer gottesdienſt im Scheine flackernder Kerzen. Kniend hörten die Königin und die übrigen Mitglieder der königlichen Familie die Worte des Geiſtlichen. Kurz vor Mitternacht, in der Sterbeſtunde des Königs, kehrte die Königin nochmals zur Kapelle zurück, um allein am Sarge zu beten. Während der Nacht hielten För der und Jagdhüter des Königs in ihren grünen Aniformen die Totenwache. Vor der Einſargung am Dienstagmorgen war vom König eine Totenmaske abgenommen worden. Wenn am kommenden Dienstag die feierliche Beiſe tzung des Königs in der Schloßkapelle von Wind ſor ſtattfinden wird, werden ſeine ſterblichen Aeberreſte neben den Gräbern ſeines Vaters, König Eduard VII. und ſeiner Mutter, Königin Alexandra, zur Ruhe gebettet werden. In dem Trauerzug werden die Ver— treter der Regierungen aller Länder gehen, unter ihnen voraus— ſichtlich die regierenden Könige von Dänemark, Norwegen und Bulgarien. Die allgemeine Landestrauer für den verſtorbenen König beginnt am heutigen Mittwoch. 1** Aeberführung der Leiche nach London DNB. London, 22. Jan. König Eduard, der Herzog und die Herzogin von Bork ſowie der Herzog und die Herzogin von Glouceſter begaben ſich am Mittwoch nach Sandringham, von wo aus Donnerstag die Leiche König Georgs nach London überführt wird. Wegen des ſchlechten Wetters benutzte der König entgegen ſeiner ur— ſprünglichen Abſicht nicht das Flugzeug. Der Eiſenbahnzug, der von der Station Wolferton die Leiche König Georgs nach Lon⸗ don bringt, wird aus neun Wagen beſtehen, darunter einem Salonwagen in ſchwarzen und purpurroten Farben, in dem der Sarg unter dem Schutz der Leibwache des Königs ſtehen wird. Ein weiterer Salonwagen ſteht eigens für Beförderung der unendlichen Menge von Kränzen und Blumen zur Ver⸗ fügung. In den übrigen ſechs Wagen werden die Mitglieder der königlichen Familie Platz nehmen, darunter die Herzogin Viermal Prinz von Wales Einige Bilder von König Eduard, als er noch das ſorgloſe, aber doch ſchon von vielen Repräſentations- pflichten erfüllte Leben eines Prinzen von Wales führte. Oben links: Der lächelnde Prinz. Oben rechts: Bei der Auszeichnung von Gardeoffizieren; die hohe Bärenfellmütze macht den Prinzen faſt unkenntlich (Dritter von links). Unten links: Der Prinz bei ſeiner viel beachteten Erklärung vor den britiſchen Frontkämpfern, in der er die Notwendigkeit einer Verſtändigung mit Deutſchland betonte. Anten rechts: Zu Beſuch beim franzöſiſchen Miniſterpräſidenten Laval im Anfangsſtadium des Abeſſinien-Konfliktes. * von Bork und der Herzog von Glouceſter, die beide von ihrer Krankheit leidlich wiederhergeſtellt ſind. Die Vorkehrungen für die Aufbahrung des Leichnams ſind beendet. Nach der Aufbahrung am Donnerstag wird die königliche Familie einen Gottesdienſt beſuchen. An den folgenden Tagen wird bis zum Montag der Oeffentlichkeit Gelegenheit gegeben, auf den dahin— geſchiedenen Herrſcher den letzten Blick zu nehmen. Reichs⸗ und Gauleitertagung in München Eingehende Ausſprache über wirtſchaftliche, ſoziale und weltanſchauliche Fragen. München, 23. Januar. Die Nationalſozialiſtiſche Partei-Korreſpondenz meldet: „In München fand unter dem Vorſitz des Stellvertre⸗ zers des Führers und in Anweſenheit ſämtlicher Reichslei⸗ ter, Gauleiter und Amtsleiter der Reichsleitung die erſte Gauleitertagung des vierten Jahres der nationalſozialiſti⸗ ſchen Revolution ſtatt. Vor Eintritt in die Beratungen ge— dachte der Stellvertreter des Führers des im letzten Jahr verſtorbenen Gauleiters Loeper. Von den einzelnen Punk⸗ ten der Tagesordnung, in deren Mittelpunkt vor allem wirtſchaftliche Fragen ſtanden, fanden die mit der deutſchen Ernährungslage zuſammenhän⸗ genden Fragen beſonderes Intereſſe. Es kam zum Ausdruck, daß die ent⸗ ſtandenen vorübergehenden Verknappungen ihren weſent⸗ lichen Grund in der durch den nationalſozialiſtiſchen Auf⸗ bau hervorgerufenen Verbeſſerung der Lebenshaltung von Millionen von Familien gehabt haben und daß das Ver— ſtändnis und die innere Haltung des deutſchen Volkes in dieſen Fragen vorbildlich geweſen ſeien. Der weiteren wurden Anregungen für die weitere Fortführung der Arbeitsſchlacht ſowie Einzelfragen der Be— treuung des deutſchen Handwerks und Handels beſprochen. In der Tagung der Keichsleiter erſtatteten die einzelnen Reichsleiter Bericht über die Lage und die Entwicklung ihres Tätigkeitsgebietes, wobei die er⸗ freulichen Fortſchritte der Parteiarbeit im abgelaufenen Jahr feſtgeſtellt, aber auch einzelne Schwierigkeiten, die hier und dort vorübergehend zu überwinden waren, einer offenen und aufmerkſamen Prüfung unterzogen wurden. Es kam dabei insbeſondere der Wille zum Ausdruck, die bewährte Energie und weltanſchauliche Kraft der Partei in der Auf⸗ wärtsentwicklung auf wirtſchaftlichem und ſozialem Gebiet aufs ſchärfſte zum Einſatz zu bringen.“ Sachverſtändigenausſchuß zur Prüfung der Oelſperrenfrage eingeſetzt DNB. Genf, 22. Jan. Der Achtzehnerausſchuß der Sanktionskonferenz hat am Mittwochnachmittag ſein Präſidium ermächtigt, einen Sachver— ſtändigenausſchuß zur Prüfung der Vorausſetzungen und der Durchführung einer etwaigen Oelſperre einzuſetzen. Auf An— trag des rumäniſchen Außenminiſters Tituleſcu wurde dabei feſtgeſtellt, daß die bereits am 16. November getroffene poli- tiſche Entſcheidung durch dieſe techniſche Prüfung nicht berührt werde. Der Sachverſtändigenausſchuß ſoll ſchon in der näch— ſten Woche zuſammentreten. Eine Friſt für die Ausarbeitung und Erörterung dieſes Berichts iſt nicht feſtgeſetzt worden.. Nach Auffaſſung der maßgebenden Abordnungen hat ſich die politiſche Lage in der Frage der Oelſperre durch den Be— ſchluß in keiner Weiſe geändert. Die Entſcheidung über die tatſächliche Verhängung der Sperre iſt lediglich, und zwar zum drittenmal, aufgeſcho— ben worden. Aus dem Leben König Georgs (Graphiſche Werkſtätten, M.) Jahre 1912. Wir zeigen hier einige bemerkenswerte Bilder aus dem Leben des Königs, der von ſeinem Volk geliebt und verehrt wurde wie wenige vor ihm. Links oben:„Majeſtäten abſeits“, ein ſeltener Schnappſchuß von dem greiſen Monarchen, wie er ſich ein wenig abſeits von irgendeiner ofſiziellen Veranſtaltung mit der Königin beſpricht. Rechts oben: Der König inſpiziert das Regiment der Coldſtream⸗Garde im Jahre 1927, nachdem er ihm neue Farben verliehen hat. Links unten: In Schottenuniform ſchreitet er die Fron! des„Schwarzen Regiments“ in Schottland ab. Rechts unten: Der König auf der Jagd in Indien int (Deutſche Preſſe-Photo-Zentrale 1, Weltbild 2, Scherl Bilderdienſt 1, M.) Das sozialistische Gewissen: Deine Pfundspendel 1— eee r — — u- 2 S FP 1 5 1 1 99 223 ——8 r N * Frankfurt a. M.(Die Zigeuner⸗Deviſen⸗ affäre.) Die Juſtizpreſſeſtelle Frankfurt a. M. teilt mit: In dem Strafverfahren gegen die Zigeuner Korpatſch und Andere wegen Deviſenvergehens uſw. iſt gegen 13 der dem Richter vorgeführten Beſchuldigten Haftbefehl erlaſſen wor⸗ den. Die weitere Bearbeitung liegt in den Händen der Staatsanwaltſchaft. * Bad Ems.(Sie war Augenzeugin eines Weltgeſchehens.) Frau Maria Urig Wwe. in Bad Ems konnte ihren 82. Geburtstag feiern. Sie iſt noch ſehr rüſtig und erzählt gern beſonders von dem für Bad Ems ereignisreichen Jahr 1870. König Wilhelm von Preußen weilte damals zum vierten Male in Bad Ems zur Kur und hatte am 13. Juli die Begegnung mit dem franzöſiſchen Ge⸗ ſandten Benedetti. Frau Arig war eine der wenigen Zeugen dieſer welthiſtoriſchen Zuſammenkunft. Sie berichtet noch gerne, wie die Herren im Kurgarten mehreremale hin⸗ und hergingen und ſchließlich grüßend und ihre Zylinder ziehend auseinandergingen. Am nächſten Tag hielt der König und ſpätere Kaiſer Wilhelm J. vom Balkon des Kurhauſes eine Anſprache an die Bevölkerung, in der er die Kriegserklärung bekannt gab. Am gleichen Tage reiſte der Monarch, der bis zu ſeinem Tod im Jahre 1888 faſt alljährlich die Emſer Kur gebrauchte, nach Berlin ab. Limburg.(Drei Finger am laufenden Seil abgeklemmt.) Ein Bruchmeiſter aus dem Weſterwald⸗ ort Langenhahn geriet mit ſeiner rechten Hand, an der er einen Handſchuh trug, im Steinbruchbetrieb„Sauerborn⸗ wies“ zu nahe an ein Laufrad, über das ein Seil führt. Das Seil klemmte ihm drei Finger ab, ſo daß er ſofort in ein Krankenhaus gebracht werden mußte. Die(die Erinnerungsmedaille für Rettung aus Gefahr.) Im benachbarten Kreisort Schönborn erhielt der Bergmann Auguſt Hohlwein vom Führer die Erinnerungsmedaille für Rettung aus Ge⸗ fahr verliehen. Sie wurde dem Bergmann auf ſeiner Ar⸗ beitsſtelle in Lohrheim(Unterlahnkreis) überreicht. Hohl— wein war ſeinerzeit mit weiteren Arbeitskameraden in einem Schacht verſchüttet worden. Während es ihm und den anderen gelang, ſich zu befreien, blies der Bergmann Stubenrauch vom Geſtein begraben. Hohlwein machte ſich ſofort daran. von überhängendem Geſtein bedroht, auch die⸗ ſen letzten Arbeitskameraden zu retten. Sein Rettungswerr Leben und ein Arbeitskamerad dankt ihm damit das eben. Offenbach.(Wegen Körperverletzung und Führerflucht beſtraft.) Am Abend des 2. Novem- ber 1935 wurde auf der Landſtraße von Offenbach nach aus Aſchaffenbura der 43 Jahre alte Martin Schneider deboren in Hallen Seligenſtadt auf ſeinem Fahrrad von einem Perſonenkraft⸗ wagen von hinten angefahren. Später vorbeikommende Radfahrer fanden Schneider beſinnungslos und mit ſchwe⸗ ren Verletzungen im Straßengraben liegen. Im Städtiſchen Krankenhaus Offenbach ſtellte man lebensgefährliche Ver⸗ letzungen feſt. Der Lenker des Kraftwagens war jedoch, ohne ſich um den Verletzten zu kümmern, weitergefahren und konnte erſt ſpäter in der Perſon des bereits vorbe⸗ ſtraften 38 Jahre alten Peter Heil aus Obertshauſen er⸗ mittelt werden. Heil hatte ſich nunmehr vor dem Bezirks- Schöffengericht Offenbach wegen gefährlicher Körperver⸗ letzungen und Führerflucht zu verantworten. In der Haupt⸗ verhandlung ſtellte es ſich noch heraus, daß der Angeklagte ſeinerzeit ſeinen beſchädigten Wagen nach Frankfurt zur Reparatur bringen wollte, um die Sache möglichſt zu ver⸗ ſchleiern. Er wagte es auch noch, mit ſeinem beſchädigten Wagen in dieſem Augenblick an der Unfallſtelle vorbeizu⸗ fahren, als dort Kriminalbeamte mit der Aufklärung der Tat beſchäftigt waren. Das Gericht verurteilte Heil wegen dieſer beiden Vergehen zu insgeſamt acht Monaten Ge⸗ fängnis. Gernsheim.(Ein Proviantboot kenterte.) Zum Kentern gebracht wurde das Proviantboot von Rhein⸗ Dürkheim, als es von einem andern Boot nach dem Ufer zurückkehren wollte, durch ein entgegenkommendes Schiff. Das Proviantboot verſchwand raſch in den Wellen. Der Bootsführer rettete ſich durch Schwimmen. Später konnte ein Teil der Ladung des untergegangenen Proviantoootes in der Nähe der Fähre aus dem Strom geborgen werden. Gießen.(Wegen Bandendiebſtahls vor Gericht.) Vor der Großen Strafkammer in Gießen ſtanden acht ſunge Männer aus Gießen unter der Anklage des Bandendiebſtahls. Sie hatten vom März bis Dezemoer vorigen Jahres in Gießen, Friedberg und Bad-Nauheim eine Reihe von Autodiebſtählen ausgeführt, um ſich hier⸗ durch Geldmittel zu verſchaffen. Die Angeklagten nabmen auf ihren Diebesfahrten alles mit, was nur einigermaßen an den Fahrzeugen des Mitnehmens wert war. Ferner zapften ſie an den Autos Betriebsſtoff ab, ſtahlen Werk⸗ zeugtaſchen und andere Autozubehörteile, ſowie auch Be⸗ kleidungsgegenſtände. Zum Teil unternahmen ſie mit Autos oder Motorrädern Spazierfahrten und brachten die Fahrzeuge dann wieder zurück oder ließen ſie auch gerade da ſtehen, wo ſie ſich befanden. Sie ſcheuten auch nicht da⸗ vor zurück, aus Schaufenſtern durch Einſchlagen der Schei⸗ ben Waren zu ſtehlen. In der Gerichtsverhandlung waren die Angeklagten im weſentlichen geſtändig. Die Große Strafkammer verurteilte die Hauptangeklagten Martin Schmidt zu einem Jahr zehn Monaten, Dietrich Birkenſtock zu einem Jahr vier Monaten, Kurt Heyder zu einem Jahr zwei Monaten und Ernſt Dinges zu drei Monaten und zwei Wochen Gefängnis. Die übrigen Angeklagten kamen 4. Fortſetzung Urheber-Rechtsschutz: Drei Quellen-Verlag, Königsbrück(Bez. Dresden) Romen von Gerhard Ritter FFP Noch im Traum raſt ſie in ihrem kleinen Wagen hinter dem großen Moraviusſchen Auto her, an deſſen Steuer ein un— heimlicher Anbekannter ſitzt mit einem rieſigen, vorſintflutlichen Schlapphut auf dem Kopf.— W. Vorm großen Toilettenſpiegel ihres Schlafzimmers ſteht Hella Burger und„macht ſich zurecht“ für die heutige Ein- ladung zu Crewer. Sie hat nicht viel nachzuhelfen. Der ge— ſunde und gebräunte Teint und die ebenmäßigen Züge ihres Geſichts würden durch Auftragen von Schminke und Lippenrot nur verlieren. Hella Burger iſt mit dem Bild ihrer Erſchei— nung im Spiegel ſehr zufrieden. Ihre prüfenden Blicke haben an der ſchlanken durchtrainierten, dabei aber durchaus weiblich wirkenden Figur nichts auszuſetzen. Die ſchönen Züge ihres Geſichts könnten in ihrer Ebenmäßigkeit im Geſamteindruck viel— leicht ein wenig kalt und ſtreng erſcheinen. Aber die braunen, mandelförmig geſchlitzten Augen, deren Blick einen leichten Hang zur Melancholie verrät, und ihr voller Mund laſſen eine ſolche Wirkung nicht aufkommen. Beides, Augen wie Mund, bilden eine ſtarke, aber reizvolle Kontraſtwirkung zum übrigen Teil des Geſichtes. Dieſe aparte Gegenſätzlichkeit bewirkt ver— mutlich auch den ſtarken Reiz, den ſie auf die Männerwelt aus— übt, obwohl dieſe Wirkung den meiſten Männern kaum begreif— lich erſcheint, weil ſie Hella Burger ihrem Weſen und Beneh— men nach für eine kühle Natur halten. Die Tatſache ihrer großen kommerziellen Begabung und ihrer überdurchſchnittlichen Intelligenz, die ſich für die Außenwelt auch in der ſorgfältigen Auswahl ihres Umgangs dokumentiert, iſt natürlich keinerlei Beweis für Anweiblichkeit in ihrem Fühlen und Denken. Die Tatſache, daß Hella Burger mit 26 Jahren noch keinen Mann gefunden hat, erklärt ſich ganz einfach daraus, daß ihr bisher noch niemand begegnet iſt, der ſie ſo ſtark intereſſiert und ge— feſſelt hätte, um den Entſchluß oder auch nur den Wunſch zu einer feſteren gegenſeitigen Bindung in ihr aufkommen zu laſ— ſen. Auf den heutigen Abend freut ſie ſich ſehr, weil ſie weiß, daß er für ſie nicht verloren ſein wird. Auch ohne das Auf— treten der von ihrem alten Freund Crewer angekündigten „Attraktion“ wird ſie ſich auf ſeiner Veranſtaltung nicht lang— weilen. Sie hat ſogar eine unbeſtimmte und geradezu freudige Vorahnung, als ob ſie ſich beſonders gut unterhalten werde. Daß ſie ihrerſeits„gefallen wird“, darüber iſt ſie ſich nach einem letzten Blick in den Spiegel durchaus klar.— Sehr ver— gnügter Stimmung am Steuer ihres kleinen Wagens ſitzend, fährt ſie bald darauf in anſehnlichem Tempo die große Land— ſtraße an der Weſer entlang nach T. hinein. Inzwiſchen erwartet der Sanitätsrat a. D. Dr. Manfred Crewer in ſeinem Arbeitszimmer das Eintreffen ſeiner Gäſte. Crewer bewohnt die Parterrewohnung und erſte Etage der zweiſtöckigen Villa einer verwitweten Juſtizrätin, die in dem methuſalemiſchen Alter von 88 Jahren ſteht. Deren 61jährige gleichfalls verwitwete Tochter führt ihm den Haushalt. Der Sanitätsrat i. D. iſt ein feiner, liebenswürdige alter Herr ohne jeden Familienanhang. Der alte Mann hat ein Le⸗ ben hinter ſich, das durch eine ſeltene Tragik gekennzeichnet iſt. — Dieſer jetzt ſechsundſiebzigjährige, für ſein hohes Alter aber noch ſehr rüſtige und beſonders der Jugend ſehr zugetane Greis iſt ſchon ſeit vierzig Jahren ohne Beruf. In der Blüte ſeiner Mannesjahre mußter er ihn aufgeben und gleichzeitig eine noch vielverſprechende Karriere als Wiſſenſchaftler. Zu der Zeit, als ihn dieſes Anglück traf, war er ein geſchätzter und geſuchter Frauenarzt mit einer Rieſenpraxis in T., der nebenbei noch in der zwei Stunden entfernten Aniverſität von H. intereſſante und vielbeſuchte Vorleſungen als Privatdozent hielt. Seine tra⸗ giſche Schuld beſtand darin, daß er durch Impfung mit einem von ihm propagierten Serum eines bulgariſchen Profeſſors, Stomlow“, nicht weniger als acht Kinder getötet hatte. Der Prozeß, den die Eltern gegen den„Mörder ihrer Kinder“, wie ſie ihn vor Gericht nicht mit Anrecht nannten, angeſtrengt hat— ten, erbrachte den einwandfreien Beweis, daß der Tod der armen Kleinen nicht ſo ſehr durch das Serum des bulgariſchen Profeſſors herbeigeführt war als durch die Anachtſamkeit und Nachläſſigkeit Crewers bei der Anwendung dieſes Impfmittels. Die einzige Erklärung für die allen, nicht zuletzt Crewer ſelbſt, unverſtändliche Nachläſſigkeit war wahrſcheinlich ein Zuſtand äußerſter Ermüdung geweſen, hervorgerufen durch die offen— ſichtliche berufliche Aeberanſtrengung infolge ſeiner Doppelbe⸗ ſchäftiaung als Privatdozent und Spezialarzt.— Der Sturz Trewers aus den Hohen beruflicher und geſellſchaftlicher Aner- kennung in die Niederungen berechtigter und unberechtigter Diffamierung war furchtbar geweſen. Am ſchmerzlichſten und erſchütterndſten waren jedoch für ihn die Erfahrungen, die er bei dieſer Gelegenheit mit ſeinen Mitmenſchen gemacht hatte. Einzig die Brüder Moravius hatten ſich damals zum großen Erſtaunen der Mitwelt ſeiner angenommen. Vor allem war es Auguſt Georg geweſen, der den Freund bei der finanziellen Re— gelung der Affäre unterſtützt und ihm auch in den folgenden Jahren mit Rat und Tat zur Seite geſtanden hatte. Die tiefe Verbundenheit, die hierdurch zwiſchen dem unglücklichen Medi— zinmann und dem großen Geldfürſten entſtanden war, hat auch unverändert bis zum heutigen Tag angehalten.— Zſt für die Bindung zu Auguſt Georg vor allem ein Gefühl der Dankbar— keit ausſchlaggebend, ſo iſt die innige Freundſchaft, die ihn mit deſſen Bruder Hans Jürgen verknüpft, mehr das Ergebnis ge⸗ meinſamer geiſtiger und ſeeliſcher Intereſſen.— Die ganz neue, erſt ſeit Monaten beſtehende Freundſchaft Crewers mit dem techniſchen Betriebsleiter des Moraviusſchen Werkes, Auguſt Stettner, aber iſt Hans Jürgen ebenſo unverſtändlich wie wie— derum Crewer Hans Jürgens auffällig ſtarke Abneigung gegen ſeinen neuen Freund unbegreiflich erſcheint. Heute könnte Crewer als vermögender Privatmann und Duzfreund der mächtigen Brüder Moravius ſchon lange wieder mit Würden und Ehren in der Tiſchen Geſellſchaft aufgenom- men ſein, denn die Millionen Totenleiber ehemals blühender Jünglinge und Männer auf den Schlechtfeldern des Weltkrieges haben die acht Kinderleichen längſt in Vergeſſenheit gebracht. Aber Crewer bedankt ſich herzlich. Er ſucht ſich ſeine Geſell⸗ ſchaft in den Kreiſen der jüngeren, mit Erinnerungen an die damaligen Vorkommniſſe nicht belaſteten Generation oder im Verkehr mit den vielen erſt in den letzten zwei Jahrzehnten zu⸗ gezogenen Familien, wie zum Beiſpiel den Burgers. Seine viele Freizeit, die ihm ſeit vierzig Jahren zur Ver⸗ fügung ſteht, hat er nach ſeinem Geſchmack verwendet. Seit reichlich zwei Jahrzehnten beſchäftigt er ſich eingehend mit pſychologiſchen Studien und hat auch nach unverbindlichen Ar— teilen aus Fachkreiſen ein ausgezeichnetes Buch geſchrieben, das er unter anderem Namen zuſammen mit einem bekannten Pſychiater, der deshalb im Augenblick gerade bei ihm zu Be⸗ ſuch weilt, herausgeben will. Als die ſchöne alte Schweizeruhr im Crewerſchen Arbeits— zimmer acht Ahr ſchlägt, geht über des Sanitätsrats Geſicht ein Schmunzeln.— Jetzt wird gleich der erſte Gaſt das Haus be— treten, denkt er.— Wie zur Beſtätigung ertönt von der Straße der fröhliche Hupenruf eines ſtoppenden Autos. Auch ohne dieſes Hupenſignal, das er kennt, wüßte Crewer, daß es Hellas Wagen iſt. Crewer hat das ſchöne und geſcheite Mädchen auf— richtig gern, und Hella ihrerſeits hat ſchon viele Viertelſtunden mit dem alten Herrn verplaudert, wobei ſie dem klugen Seelen— kenner manche Nöte ihres Herzens entdeckte, die ſie ſelbſt „ihrem geliebten Pa“ nicht hatte anvertrauen wollen. Der gütige und taktvolle alte Mann hatte ihr dabei manches gute Wort geſagt, das ihrer jungen, aber im Grunde doch recht ein— ſamen Seele woblaetan batte. Die jetzt folgende beiderſeitiae mit fünf bis einer Woche Gefängnis davon, wahrend ein Angeklagter freigeſprochen wurde. Gießen.(maubüberfall.) Die ſtelle der Polizeidirektion Gießen teilt mit: In der Nacht zum 20. Januar gegen halb 2 Uhr wurde der landwirt⸗ ſchaftliche Arbeiter Joſef Margott, der zurzeit auf der Ko⸗ lonie Neu⸗Ullrichſtein bei Homberg a. d. Ohm beſchäftigt iſt, auf dem Nachhauſeweg von Homberg kurz hinter den letzten Häuſern von Appenrod überfallen und ſeiner Bare ſchaft in Höhe von etwa 100 Mark beraubt. Die von der Kriminalpolizeiſtelle Gießen in Verbindung mit der Gen⸗ darmerie in Homberg angeſtellten Ermittlungen führten zur Feſtnahme von zwei tatverdächtigen Perſonen. Die Feſtgenommenen leugneten zuerſt hartnäckig, mußten aber dann aufgrund des Beweismaterials die Tat eingeſtehen. Es handelt ſich bei den Tätern um den 30 Jahre alten Ferdinand Reichert aus Cleve, wohnhaft in Homberg, und um den 25jährigen Wilhelm Kraft aus Homberg. Aus Mannheim . Mannheim, 22. Januar. Das Standesamt Mannheim teilt mit, daß Anträge auf Gewährung von Eheſtandsdarlehen bis auf weiteres nur nachmittags(ausſchließlich Samstag) von halb 3 bis 5 Uhr entgegengenommen werden. Q Vortrag in der Städtiſchen Kunſthalle.„Die deut⸗ ſchen Reichskleinodien in der weltlichen Schatzkammer zu Wien“. Die abſolute Stellung des deutſchen Kaiſertums läßt die Reichskleinodien zum ſichtbaren Ausdruck der höchſten weltlichen Macht europäiſcher Chriſtenheit werden. In ihnen leben die Traditionen der verſchiedenſten Zeitalter und Kul- turen in einziger Art fort, wie denn dieſe Kleinodien des heiligen römiſchen Reiches deutſcher Nation ſo weit über allem anderen ſtehen, als das mittelalterliche Kaiſertum alle anderen weltlichen Gewalten Europas überragte. Ueber dieſe höchſten und heiligſten Symbole des Deutſchen Reichs wird am 23. und 24. Januar Herr Dr. Kurt Martin, der Direktor der Badiſchen Kunſthalle, Karlsruhe, ſprechen. Beginn: 20.15 Uhr. Kriminalpolizei⸗ Die Tabakernte in Baden 1934 und der Tabak⸗Anbau 1935. In Baden betrug die Zahl der Tabakpflanzer im Be⸗ richtsſahre 36 607, die eine Fläche von 5905 Hektar be⸗ pflanzten. Gegenüber dem Vorjahre ergab ſich mit 183 688 Doppelzentnern eine um 25.8 v. H. beſſere Erntemenge. Der Geſamtwert der Tabakernte ſtellt ſich auf 25.16 Millionen Mark. 1935 erhöhte ſich die Zahl der Tabakpflanzer auf 38 348 mit 6062 Hektar Erntefläche. O Freiburg.(Erheblich geſteigerter Fremden⸗ verkehr.) Der Fremdenverkehr hat ſich im vergangenen Jahr aanz bedeutend entwickelt. Die Zahl der von der Begrüßung iſt denn auch ſo herzlich, wie die zweier guter alter Freunde nur ſein kann. Crewers gütige Greiſenaugen hinter den großen goldumränderten Billengläſern blinzeln Hella be- luſtigt an, als er ihr erklärt: „Mein liebes Hellakind, vor allem müſſen Sie mir nicht böſe ſein über die kleine Liſt, die ich angewendet habe, um Sie vor dem Eintreffen meiner übrigen Gäſte ein Viertelſtündchen für mich allein zu haben. Sie ſind nämlich von mir mit teuf⸗ liſcher Berechnung bereits auf eine halbe Stunde früher als alle anderen eingeladen worden, weil ich mit Ihnen etwas ſehr wich⸗ tiges zu beſprechen habe.“ Hella läßt ſich mit Grazie in einen der wundervoll gefeder⸗ ten Polſterſeſſel fallen und blickt den Sanitätsrat halb beluſtigt, halb fragend an: „Lieber Onkel Crewer“, erwidert ſie,„ich bin geſpannt, was Sie mir für ſenſationelle Geheimniſſe, die die übrigen Gäſte nicht wiſſen ſollen, anzuvertrauen haben.“ „Geheimniſſe, ſagen Sie, liebe Hella?— Vielleicht! Sen— ſationell— auch möglich! Strengſte Diskretion, aber— die abſolute Bedingung! Ans das letztere zu verſichern, haben wir beide wohl nicht nötig“, meint der alte Herr in Entgegnung ihrer Frage. Hella, die ſich bei Crewers Worten in dem großen molli⸗ gen Seſſel ein wenig aufgerichtet hat, betrachtet ihren alten Freund geſpannt. Dieſer aber iſt jetzt ſichtlich gehemmt, weil er über eine Sache ſprechen möchte, die ihn perſönlich ſehr berührt. Er nimmt die große goldene Brille von den Augen, hält ſie gegen das Licht, ſchaut hindurch, ſetzt ſie wieder auf die Naſe zurück, zieht ein ſeidenes Taſchentuch aus der Rocktaſche, hüſtelt hinein und macht noch etliche ſolche kleine Verlegenheitsgeſten, ehe er ſich entſchließt, fortzufahren. Seine Augen ſind während des nachfolgenden Berichtes feſt und groß auf Hella gerichtet und ſeine Haltung macht den Eindruck eines Menſchen, der entſchloſ⸗ ſen iſt, dem anderen ſein ganzes Vertrauen entgegenzubringen. „Liebe Hella“, erklärt er ihr,„ich möchte Sie heute um einen Rat oder, beſſer geſagt, um eine kleine Hilfeleiſtung bitten. Ein Freund von mir, ein feiner, anſtändiger Kerl, trägt einen Kummer mit ſich herum, deſſen Arſachen in unſagbar tragiſchen Verwicklungen ſeiner Vergangenheit zu ſuchen ſind. Ich kann Ihnen darüber leider keine präziſen Angaben machen, da der Betreffende mein Ehrenwort erhalten hat, daß ich mit niemand über die mir von ihm gemachten Eröffnungen ſprechen werde. Meine Verſicherung muß Ihnen genügen, daß dieſer Menſch auf dem beſten Weg iſt, ſeinen Verſtand zu verlieren, wenn ſich niemand findet, dem es vermöge ſeines Taktes und ſeines ſee⸗ liſchen Feingefühls gelingt, ihn von ſeinen Gedanken an dieſe ihn ſo bedrückende Vergangenhit zu befreien.— Ich möchte ihm gerne helfen und ich wüßte außer Ihnen niemand, der mich dabei ein wenig unterſtützen könnte.— Es handelt ſich übrigens um den techniſchen Betriebsdirektor der Firma Moravius: Auguſt Stettner.“ Hella iſt aufs äußerſte überraſcht. Sowohl durch die ab— ſonderliche Bitte des Sanitätsrates wie ganz beſonders durch die Namensnennung Stettners. Selbſtverſtändlich iſt ihr deſſen Name nicht unbekannt. Sie hat ſchon viel von den bedeutenden Fähigkeiten dieſes neuen Moraviusſchen Betriebsleiters gehört. Auch die große Protektion, die dieſer von ſeiten des Senators genießen ſoll, und die angebliche Spannung zwiſchen Stettner und Hans Jürgen Moravius ſind ihr bekannt. Außerdem ver— mutet ſie natürlich, und wahrſcheinlich mit Recht, daß der neue, der väterlichen Firma angekündigte Auftrag von„Gray Brot— hers“ zum guten Teil den Rachegelüſten ſeines Vorgängers und Nachfolgers Marquard zuzuſchreiben iſt. Im Augenblick iſt ſie von dem Gehörten ſo benommen, daß ſie gar keine Worte zu einer Entgegnung findet. Es herrſcht daher für Sekunden ein etwas peinliches Schweigen zwiſchen n das ſchließlich der Sanitätsrat als erſter wieder richt. „Liebes Hellakind“, äußert er,„hat Sie meine Bitte oder en Erzählung ſo überraſcht, daß Sie mir nicht antworten önnen? (Fortſetzung folgt.) I 1 5 f. 3 S 2 3 S eee V —— 2 8 V 2. n 2 6 edet⸗ uͤſtigt, pannt, Gate Cen ** bit nung E volli⸗ alten eine Et gegen urüc, nein e el des und lob gen und ten einen ischen aun i bel, man elbe. eich ſih te hieſe ihm nich gens ls ab⸗ lch ſſen den hort lots 2 Statiſtik des Jahres 1935 als Fremde aus dem Inland und Ausland erfaßten Perſonen beträgt insgeſamt 201 581. Das ſind 49 525 oder 32.6 Prozent mehr als im Jahre 1934 und 58 472 oder 40.9 Prozent mehr als im Jahre 1933. Nach ihrer Herkunft hatten 169 775 oder 84.2 Prozent (1934: 84.7) den Wohnſitz im Deutſchen Reich und 31806 oder 15.8 Prozent(15.3 Prozent) im Ausland. Die Zahl der deutſchen Fremden hat demnach gegenüber 1934 um 40 919 oder 31.8 Prozent zugenommen, die Zahl der Aus⸗ länder um 8606 oder 37.1 Prozent. Das Hauptkontingent der ausländiſchen Beſucher ſtellte im vergangenen Jahre Eng⸗ land, nämlich 8638 Fremde oder 27.2 Prozent des geſamten Ausländerverkehrs. 1 — Regimentstreffen. Die Kameraden des ehemaligen L. J. R. 111, ehemal. Landſturm⸗Bataillon Freiburg 7, Offen⸗ burg und Raſtatt, treffen ſich am 6. und 7. Juni 1936 erſt⸗ mals ſeit dem Kriege. Die Zuſammenkunft findet in dem hiſtoriſchen Städtchen Ettenheim am Fuße des Kahlen⸗ bergs ſtatt. Hierzu ſind alle Kameraden obiger Forma⸗ tionen, Mannſchaften und Offiziere herzlich eingeladen. In⸗ tereſſenten mögen ſich jetzt ſchon bei Schriftwart Gotthilf Mößner⸗Ettenheim oder bei dem erſten Vorſitzenden, Fritz Holzwarth⸗Langenwinkel, anmelden. Die Arbeitsbeſchaffung für 1936 Die wichtigſten Maßnahmen in Baden. () Karlsruhe, 22. Jan. An einer Beſprechung über die wichtigſten Arbeitsbeſchaffungsfragen für das Jahr 1936 nahmen der Reichsſtatthalter, die Miniſter, Vertreter der Juſtizverwaltung, die Gauamtsleiter, der Gaureferent für Arbeitsbeſchaffung und die Präſidenten der Reichsbehörden ſowie der Karlsruher Induſtrie- und Handelskammer und der Handwerkskammer teil. Neichsſtatthalter Wagner betonte, daß das Jahr 1936 den entſcheidenden Schlag gegen die Arbeitsloſigkeit bringen müſſe. Das Schwergewicht der Arbeitsſchlacht habe ſich vom Staat auf die private Initiative verlagert. Die Notwendigkeit ihrer Fortſetzung müſſe heute das Denken jeder einzelnen Behörde, ſedes einzelnen Betriebsführers, ſedes einzelnen Volksgenoſſen beherrſchen. In den nächſten Tagen werde ein Flugblatt heraus⸗ gegeben, das zum Einſatz aller Kräfte aufrufe. Zweifellos ſeien die Möglichkeiten noch nicht annähernd erſchopft, auch nicht ſeitens der ſtaatlichen Initiative. Die Arbeitsvorhaben der Staatsverwaltungen Miniſterpräſident Köhler nannte in ſeinem Bericht über die Pläne der Staatsverwaltungen u. a. die Fortfüh⸗ rung der Rheinbrückenbauten in Marxau und Speyer, die beabſichtigte Höherlegung der Rheinbrücke bei Kehl, den Bau des Heidelberger Bahnhofes — der nun in ſicherer Ausſicht ſtehe—, die Fortführung der Reichs autobahn nach Baden-Baden, die weitere Verbeſſerung der Reichsſtraßen, die Errichtung von zwei Kraftwerken am Oberrhein, den Ausbau der Bahn auf den Feldberg, die bäuerliche Siedlun g, den ver⸗ größerten Holzeinſchlag der Forſtverwaltung, die Ar⸗ beiten an den Kliniken in Heidelberg und Freiburg, die Errichtung bezw. den Ausbau der Kurhäuſer in Bad Dürrheim, Baden⸗Baden und Badenwei⸗ ler, die Errichtung von 3500 Wohnungen durch die Landeskreditanſtalt für Wohnungsbau, die Gewährung von 300 000 Mark Darlehen für Gebäudein ſtandſetzun⸗ gen und die Beſchaffung von Kleingärten durch Be⸗ veitſtellung von Mitteln ſeitens derſelben Anſtalt ſowie die Verbreiterung der Mannheimer Neckarbrücke. Die Reichsbahn ſtellt über ihre jährlich wiederkehren⸗ den Aufwendungen zur Erhaltung und Verbeſſerung der Bahnanlagen hinaus beträchtliche Mittel zur Verfügung. Außer den genannten Arbeiten an den Rheinbrücken und am Heidelberger Bahnhof ſei der Ausbau der Kon- ſtanzer Rheinbrücke erwähnt. Die Reichspoſt gibt in dieſem Jahre Mehraufträge in Höhe von mehreren Millionen. Under anderem werden die Fernſprech⸗ und Rundfunkanlagen verbeſſert. Insbeſondere wird die Automatiſierung des Fernſprechnetzes vorangetragen. Die Reichs finanzverwaltung beteiligt ſich in ſehr wirkſamer Weiſe an der Arbeitsbeſchaffung durch Er⸗ richtung von Behörden⸗ und Wohnungsbauten. So erſtellt Mannheim ein großes Dienſtgebäude der Finanzämter an der Adolf Hitlerbrücke zur Unterbringung von 430 Köpfen Perſonal. Der Umfang der Arbeitsvorhaben jeder der genannten Ver⸗ waltungen geht in die Millionen. Unterrichtsminiſter Dr. Wacker ſprach über die Unter⸗ bringungen von Lehramtsaſſeſſoren, die niemals Ausſicht gehabt hätten, im höheren Schuldienſt verwendet zu werden, im Volksſchuldienſt. Der Uebertritt ſei freigeſtellt worden. Die badiſche Anterrichtsverwaltung habe mit dieſem Verſuch gute Erfahrungen gemacht. Es ſei daran gedacht, eine weitere noch nicht genau beſtimmte Anzahl von Lehr⸗ amtsaſſeſſoren in den Schuldienſt zu überführen. Der Bezirkswalter der Deutſchen Arbeitsfront, Plattner, gab bekannt, daß beabſichtigt ſei, Inſtand⸗ ſetzungen an den Heilſtätten der Landesverſicherungsan⸗ ſtalt durchzuführen. Große Beachtung fand die Mitteilung, daß in dieſem Jahre ein Drittel Kdß⸗Fahrer⸗Züge mehr nach Baden kommen werden. Der Präſident der Handwerkskammer, Näher, berichtete über die Beteiligung des Handwerks an der Ar- beitsbeſchaffung. Es ſei eine Bauträgergeſellſchaft für das Handwerk gebildet worden, die zurzeit für 1.5 Mil⸗ lionen Mark Bauvorhaben durchführen wollte. Der Landesbauernführer Engler⸗Füßlin ſprach über die Arbeitsbeſchaffungsmaßnahmen des Reichs⸗ nährſtandes, vor allem durch 5 Errichtung von Silos. Eine Hauptforderung der Erzeugungsſchlacht ſei jetzt die Ver- beſſerung der Stallungen. Mit lebhafter Freude nahm der Reichsſtatthalter die Mitteilungen über die großen Arbeitsbeſchaffungs⸗ maßnahmen im Jahre 1936 entgegen, die voll Vertrauen und Zuverſicht in die Zukunft blicken ließen. Vertrauen und Zuverſicht dürfe das ganze badiſche Volk erfüllen, wenn es jetzt in den neuen Abſchnitt der Ar⸗ beitsſchlacht eintrete. Eine deren wichtigſter Aufgaben ſei das Siedlungsweſen. Hier könne gar nicht genug ge⸗ ſchehen, auch ſeitens der Betriebe. Ab Wegen 20 Mark! Zu der Verhaftung und dem Ge⸗ ſtändnis des Strößendorfer Mörders Schröder, der den Gärtnergehilfen Hartmann erſchoſſen hat, wird vom Land⸗ gericht Coburg noch mitgeteilt, daß Schröder eingeſtanden hat, das Verbrechen verübt zu haben, um ſeinem Opfer einen Geldbetrag von 20 Mark zu rauben. Anterörückung des Volkswillens NSc. Zwei Ereigniſſe haben in den letzten Tagen die, europäiſche Oeffentlichkeit über Ziele und Weſen der öſterreichiſchen Politik aufgeklärt. Die Reiſe des Bundeskanzlers Schuſchnigg nach Pra g hat über die außenpolitiſche Orientierung am Wiener Ballhausplatz für die kommenden Monate Aufſchluß gegeben. Andererſeits hat der Führer der Vaterländiſchen Front, Vizekanzler Starhemberg, der in der außenpolitiſchen Geſtaltung des öſterreichiſchen Schickſals mit zunehmender europäiſcher Schwäche ſeiner römiſchen Freunde in den Hintergrund treten mußte, zwei infienpolitiſche Reden gehalten, die als Ergänzung zum Schuſchnigg⸗Beſuch in Prag ſchlaglichtartig die innere und äußere Schwäche des herrſchenden Wiener Regimes beleuchten. Die Kundgebung am vergangenen Sonntag und die Rede des Fürſten Starhemberg haben ebenſo wie die außenpolitiſche Neuorientierung nach der Kleinen Entente hin Aufſchluß darüber gegeben, daß die Wiener Regierung im Inneren jeden Weg, nur nicht einen Weg in Ueberein⸗ ſtimmung mit dem Volks willen, einzuſchlagen bereit iſt, wie ſie außenpolitiſch jede Verſtändigung ſucht, wenn ſie nur für den Gegenſatz zum Reich nützlich iſt. Starhemberg iſt in ſeiner jüngſten Rede ſoweit gegan⸗ gen, die Vaterländiſche Front als eine„einheitlich geſchloſ⸗ ſene Kampfbewegung“ zu bezeichnen, hat aber gleichzeitig die„Verſchiedenartigkeit der Auffaſſungen über dieſes oder jenes Problem des öffentlichen Lebens? innerhalb der Va⸗ terländiſchen Front zugegeben. Da der Vizekanzler in Ge⸗ genwart der verſammelten Amtswalter die politiſche Bunt⸗ ſcheckigkeit dieſer Zwangsorganiſation nicht leugnen konnte, hat er doch den Mut beſeſſen, dieſen— einer einheitlichen Kampfbewegung doch wohl unwürdigen Zuſtand— als die Errungenſchaft eines Kulturvolkes zu preiſen. In Wahrheit wünſcht ſich der öſterreichiſche Vizekanzler ein einheit liches Volksbekenntnis, wie es ihm der National⸗ ſozialismus in Deutſchland zum Vorbild geſchaffen hat. Denn Herr Starhemberg erhebt durchaus den Anſpruch auf„Totalität“, nur mit dem Unterſchied, daß es ihm nicht gelingt, das leidenſchaftliche Bekenntnis der Deutſchen in Oeſterreich auf das Programm von Engelbert Dollfuß zu vereinigen. Die in ihren politiſchen Anſichten ſo geſpal⸗ tene Vaterländiſche Front ſoll mit ihren zwei Millionen Mitgliedern die Totalitätswünſche des neuen Regimes er⸗ füllen. Dieſe kurze Wiedergabe der„ſtaatsmänniſchen“ Ge⸗ danken des gegenwärtig führenden Wiener Politikers zei⸗ gen das innere Durcheinander, das ſich aus dem Zwieſpalt von erträumter einheitlicher Kampfbewegung und der Ver⸗ ſchiedenartigkeit der politiſchen Auffaſſungen ergibt. Wären die zwei Millionen angeblicher Mitglieder der Vaterländi⸗ ſchen Front aus eigenem Antrieb heraus in die Mitglieder- liſten der Organiſation des Regimes eingetragen worden, ſo wäre auch die Frage nach der Volks abſtim⸗ mung von Herrn Starhemberg in einer Preſſekonferenz, welche dem Bundesappell der Vaterländiſchen Front vor⸗ ausging, bejahend zu beantworten geweſen. Hingegen hat Starhemberg eine Volksabſtimmung für Oeſterreich abgelehnt. Auch die in der Dollfußſchen Verfaſſung vorgeſehenen Wahlen im Rahmen der von der Regierung mit ihren Vertrauensleuten beſetzten ſtändiſchen Körper⸗ ſchaften hat Starhemberg als eine Angelegenheit bezeichnet, die in Regierungskreiſen nur„erwogen“ würde. Vor der geſamten Weltöffentlichkeit hat der öſterreichi⸗ ſche Vizekanzler namens des herrſchenden Regimes die Er⸗ klärung abgegeben, daß„eine Abſtimmung Sache der Pro⸗ paganda“ ſei, und daß Oeſterreich nicht in der Lage wäre, mit den Mitteln für eine ſolche Propaganda in Konkurrenz zu treten, die den Nationalſozialiſten zur Verfügung ſtän⸗ den! Eine Volksabſtimmung könne in Oeſterreich abgehalten werden, wenn man die Garantie hätte, daß ſie unpveein⸗ flußbar ſei! Ein beſſeres Eingeſtändnis für die herrſchende Diktatur gegen den Volkswillen konnte von dem maßgebenden öſterreichiſchen Staatsmann nicht ge⸗ geben werden. Der Nationalſozialismus iſt in Deutſchland ohne Mittel und ohne die ſtaatliche Macht, welche Herrn Starhemberg und ſeiner Zwei⸗Millionen⸗Organiſation zur Verfügung ſtehen, an die Regierung gekommen. Das Saargebiet hat bewieſen, wie ſich der Volkswille ge⸗ rade gegen eine volksfremde, durch viele Geldmittel unter⸗ ſtützte Propaganda durchſetzt. Würde daher der öſterrei⸗ chiſche Staatsgedanke mehr als eine Fiktion und vor allen Dingen ein feſtes Gut der völkiſchen Haltung des öſterrei⸗ chiſchen Deutſchtums ſein, ſo müßten ſich die gegenwärtigen Machthaber mit ſpielender Leichtigkeit gegen die angeblich fremden Ideen und gegen die konkurrenzloſen Geldmittel des Nationalſozialismus durchſetzen können. Niemand wird jedenfalls in der Welt nach dieſer Rede beſtreiten, und die Herrn Starhemberg in verſchiedenen europäiſchen Hauptſtädten befreundeten Staatsmänner werden es mit Schrecken vernommen haben, daß der Na⸗ tionalſozialismus und ſeine Propaganda ſeloſt in Oeſterreich, unabhängig vom Reich, ſtärker iſt, als der„nauöſterreichiſche Staatsgedanke“. Der öſterreichiſche Vizekanzler hat die Welt auch dar⸗ über nicht im unklaren gelaſſen, wie er die Unverein⸗ barkeit des Volkswillens an der Donau mit dem herrſchenden Regime überbrücken will.„Radikaler, ſyſtematiſcher und hartnäckiger als bisher wollen wir den Kampf gegen verſteckte und offene Feinde des vaterländi⸗ ſchen Gedankens führen.“ Iſt das das Geſicht neuer Frie⸗ denspolitik im Donauraum? Soll das die Tradition der öſterreichiſche Geſchichte ſein, die auf einer Linie über Schober, die Wiener Beſchlüſſe von 1919 und die Bünd⸗ nispolitik großer Geſtalten des Habsburger Hauſes, eine andere Vergangenheit erkennen läßt. Beurlaubungen zum Zwecke der NS Ap Neue Richtlinien. Unter Aufhebung einer bisher über die Beurlaubung von Beamten, Angeſtellten und Arbeitern bei Behörden, öffentlich-rechtlichen Körperſchaften und öffentlichen Be⸗ trieben für Zwecke der NS DA, ihrer Gliederungen und angeſchloſſenen Verbände ergangenen Beſtimmung hat der Reichs⸗ und preußiſche Innenminiſter zugleich im Namen ſämtlicher Reichsminiſter, des preußiſchen Miniſter⸗ präſidenten und ſämtlicher Staatsminiſter neue Ur⸗ laubsrichtlinien erlaſſen. Danach kann zur Verwaltung von Aemtern, Wahrneh⸗ mung von Führerſtellungen in der Partei, ihren Gliede⸗ rungen und angeſchloſſenen Verbänden höchſtens bis 3 u zwei Jahren Urlaub unter Fortfall der Dienſtbezüge gewährt werden. Nachteile in ihrer Dienſtſtelle dürfen dem Beurlaubten dadurch nicht erwachſen. Beurlaubungen für einen längeren Zeitraum können nur auf Antrag des Stell⸗ vertreters des Führers erfolgen. Mit Weiterzahlung der Dienſtbezüge kann zur Teilnahme an den von der NSDAP und ihren Glie⸗ derungen veranſtalteten Schulungslehrgängen der Gau⸗ ſchulen, der Schulungsburgen, der Reichsſchule Bernau und der Reichsfrauenſchaftsſchule in Koburg ſowie den Lehrgängen der Hitler-Jugend⸗Führerſchulen Urlaub bis zur Dauer von einem Monat gewährt wer⸗ den. Der Erholungsurlaub iſt dafür um ein Drittel, jedoch um nicht mehr als zehn Tage, zu kürzen. Mehrere Be⸗ urlaubungen in einem Jahre ſind zuſammenzurechnen und auf den Erholungsurlaub nur im Rahmen der genannten Höchſtgrenzen anzurechnen. Urlaubsgewährung für einen längeren Zeitraum als einen Monat kann nur unter voller Anrechnung auf den Erholungsurlaub oder unter Fortfall der Dienſtbezüge für die einen Monat überſteigende Zeit erfolgen. Die gleichen Bedingungen gelten auch für die Teilnahme an von der SA und SS ſo⸗ wie dem NS veranſtalteten Lehrgängen, für die jedoch allgemein Urlaub bis zur Dauer von zwei Monaten ge⸗ währt werden kann. Eine Anrechnung auf den Erholungsurlaub fin⸗ det nicht ſtatt bei Beurlaubungen zur Teilnahme am nationalen Feiertag des deutſchen Volkes, am Reichspartei⸗ tag und am Erntedankfeſt, wenn die Teilnahme auf Ver⸗ anlaſſung oder mit Billigung der NSDAP erfolgt, ferner bei der Teilnahme an kurzfriſtigen Veranſtaltungen von beſonderer Bedeutung oder an Kundgebungen und Ver⸗ anſtaltungen örtlicher Art von kurzer Dauer. a Auf die der NSDAP angeſchloſſenen Verbände fin⸗ den die Richtlinien, ſoweit ſie die Beurlaubung mit Fort⸗ zahlung der Dienſtbezüge behandeln, keine Anwendung. Zu Tagungen und Schulungslehrgängen dieſer Verbände kann Dienſtbefreiung nur unter Verwendung des Er⸗ holungsurlaubs oder unter Fortfall der Bezüge erfolgen. Grundſätzlich können Urlaub und Dienſtbefreiung nur ge⸗ währt werden, wenn die Dienſt⸗ und Perſonalverhältniſſe es geſtatten. Die Entſcheidung hierüber trifft ausſchließlich der Behörden- oder Betriebsleiter. General Litzmanns 86. Geburtstag Glückwunſchtelegramm des Führers. Berlin, 22. Jan. General Litzmann, der ſiegreiche Heerführer des Weltkrieges und greiſe Mitkämpfer des Führers, beging auf ſeinem Gut in Neuglobſow(Mark) in aller Stille ſeinen 86. Geburtstag. Zahlreiche Glückwünſche von führenden Stellen der Partei, des Staates und der Wehrmacht ſind dem Sieger von Brzeziny und alten treuen Nationalſozialiſten zugegangen. Der Führer und Rei skanzler ſandte General Litzman folgenden Glückwunſch: Liebes Parteigeno fe 88 Lig. mann! Zu Ihrem 86. Geburtstag ſende ich Ihnen meine herzlichſten Glückwünſche in der innigen Hoffnung, daß Sie noch recht oft dieſen Tag in jenem Dritten Reich 3 mö⸗ gen, für das Sie als unſer alter Parteigenoſſe mitgekämpft haben. Ihr herzlich ergebener Adolf Hitler.“ Einweihung der Olym⸗ pia- Straße München Garmiſch. Die Olympia ⸗Straße München—Garmiſch, die eine Länge von 94 Ki⸗ lometern hat und 8 bis 10 Meter breit iſt, wurde unter Anteil⸗ nahme zahlreicher Ver⸗ treter der Partei und ihrer Gliederungen ein⸗ geweiht. Weltbild(Mz. N 3 1 2 ———ñ—— 2— . ———— f Se I PPP ww(w„%%ͤœrtlão?.?Ä˙. ð ũ: e e Ewiges Deutjchland, dich rußen wir auj Harimann Lauterbacher jpricht zu 3000 Führer und Führerinnen der Hitler⸗Jugend Heßßen⸗Nafjaus NSG.„Steh'n wir auch erſt im Morgengrauen, ſo wiſſen wir: Der Tag bricht an!“ Dieſe Worte ſtanden wie ein Leitwort des jungen Dichters Wolfram Brockmeier über der vorgeſtrigen Tagung der Hitlerjugend. Schon mittags ab 12 Uhr ſtand der Platz vor dem Frankfurter Hauptbahn⸗ hof und die Straßen um das Schumann-Theater im Zeichen der HJ. Die Front des Schumann-Theaters war geſchmückt mit den Fahnen der Hitler-Jugend und des Jungvolks. Von überall her rollten die Omnibuſſe aus dem geſamten Ge— bietsbereich und entluden ganze Kolonnen der jungen Führer— ſchaft. Die alten Marſch- und Revolutionslieder der HJ. klingen auf. Der Stellvertreter des Reichsjugendführers, Stabs— führer Hartmann Lauterbacher traf in Begleitung von Ge— bietsführer Potthoff bereits um 13 Uhr in Frankfurt ein. Ab 14 Uhr füllte ſich dann der Rieſenraum des Schumann— Theaters reibungslos und in muſtergültiger Ordnung vollzog ſich der Einmarſch der Formationen. Ebenſo trafen kurz vor 15 Uhr die Ehrengäſte ein. Vertreten waren die oberſten Führer aller nationalſozialiſtiſchen Gliederungen, an der Spitze der Vertreter des Gauleiters, die ſo die kameradſchaft— liche Verbundenheit zwiſchen der Jugend und den Männern des Führers erneut bewieſen. Die höchſten Vertreter der Regierung und der Behörden waren ebenfalls anweſend. Geſpannte Erwartung lag über dem Saal, erwartete die Führerſchaft doch eine Kundgebung und eine Rede, die für ein ganzes Jahr mühevoller Arbeit richtungweiſend ſein ſollte. Und ſie wurde es! Pünktlich um 15 Uhr betrat der Stabsführer in Begleitung von Gebietsführer Herbert Potthoff und Obergauführerin Elſe Rieſe den Saal, nahm durch den Stabsleiter des Gebietes die Meldung der Führerſchaft entgegen und begrüßte herzlich die Ehrengäſte. Nun marſchierten die Bann- und Jungbannfahnen in den Saal, ein eindrucksvolles Bild. Dann verdunkelte ſich der Raum, und in einer wechſelnden Folge von Wort und Bild wurden die Führer und Führerinnen auf das Ziel ausge⸗ richtet, das auch über dieſer Tagung ſtand: Deutſchland und ſeine Menſchen. Muſik klingt auf, der große Bühnenvorhang rauſcht zurück und die lichtüberflutete Bühne mit dem aus 300 Jungen und Mädel beſtehenden Sprechchor wird ſichtbar. Nun erſt kann das Geſamtbild des Saales erfaßt werden, das in der Klarheit ſeiner Linien, der Gliederung der Sitz— blocks der Hitler-Jungen, der Pimpfe und der Mädel, über denen die Front der Fahnen ſteht, von einer wundervollen Geſchloſſenheit und Diſzipliniertheit iſt. Man ſpürt dennoch hinter dieſer äußeren Ruhe die Kraft und die Wucht einer revolutionären Bewegung. Wer ſehen, mein, wir erleben das Spiel„Ewiges Volk“ unſeres Kameraden Brockmeier. Es iſt wunderbar, wie er die Idee„Deutſchland“ und unſer Erleben in Worte zu faſſen verſtand. Mächtig klingen da— zwiſchen die Lieder„Wenn wir auch heut noch warten“ und „Wir ſind die junge Bauernſchaft“. Die verbindende Muſik iſt von einer eigenartigen Herbheit, die weder dem ſüßlichen noch dem ſchwächlichen Geſchmack der Vergangenheit irgend ein Zugeſtändnis macht. Ein großer Teil der Wirkung iſt dem Sprechchor zu verdanken, der nicht die brutal verſtärkte Stimme eines einzelnen war, ſondern dem man das innere Mitgehen anmerkte, die ausgezeichneten Einzelſprecher voran, wenn ſie die Worte„ihres“ Dichters wiedergaben. Das ſtarke, ſtürmende Lied„Ein junges Volk ſteht auf“ leitete dann über zu der Rede des Stabsführers Hartmann Lauterbacher. An den Anfang ſeiner Rede ſtellte er ein ſtolzes Bekennt⸗ nis. Mit den Worten„Mögen die andern uns bemitleiden — wir ſind die glücklichſte Jugend der Welt! Und der Kampf iſt uns mehr als alle ihre Schätze“. Das war eine klare Abſage an die Schwächlinge, die da glauben, man mute der Jugend zu viel zu. Der Stabsführer umriß dann klar und ſcharf die Lage, die die Hitler-Jugend bei Machtantritt der Bewegung vorfand. Mit dieſem Zeitpunkt hat die Bewegung nicht etwa ihren Stillſtand gefunden. Mit Macht allein iſt nichts gewonnen. Die Formung des deutſchen Menſchen bleibt nach wie vor das Ziel. „Das neue Jahr 1936 wird ebenfalls ein Jahr der Hingabe an den Führer und des Kampfes für die Idee ſein. Auch von uns hängt es ab, ob wir die Bewegung vorwärts— treiben. Auf uns, der erſten Jugendgeneration der Bewe— gung, ruht dabei natürlich eine unerhörte Arbeitslaſt. Die Bewegung darf aber niemals auch nur einen Schritt zurück— gehen, ſondern muß ſtetig an Kraft und Schwung gewinnen. Die Leute, die meinen, daß wir in 5 oder in 10 Jahren nicht mehr eine Bewegung, ſondern eine Partei wären, wer— den ſich irren“. Hartmann Lauterbacher zeigte dann die Auf— gaben dieſes Jahres. Die Parole„Das Jahr des Jung— volks“ bedeutet kein Zurücktreten der anderen Arbeiten. Aber das Hauptziel müſſe ſein, die 10 14jährigen Pimpfe und Jungmädel total zu erfaſſen. Heute ſtünden etwa 60 9% in den Reihen der HJ. Dieſe Erfaſſung geſchehe nicht durch Zwang, ſondern die Leiſtung der Hitler-Jugend müſſe aus ſich ſelbſt heraus die andern anziehen. Der Eintritt in die Hitler-Jugend könne in Zukunft nicht mehr wahllos geſchehen, ſondern die 10—11 Jährigen und nur dieſe, treten in jedem Jahre am 20. April, dem Geburtstag des Führers, in die Bewegung ein, ſodaß die Hitlerjugend in Zukunft einen jahr— gangsweiſen Aufbau haben wird. Für den inneren Zuſammen— halt, wie für die Schlagkraft, iſt dies gleich wertvoll. Je nach der Bewährung des Einzelnen in dieſer allum— faſſenden Jugend wird er dann ſpäter in die Hitler-Jugend eingegliedert oder in die Staatsjugend. Dieſes Prinzip der Ausleſe durch Bewährung und Haltung ſtellte der Stabs— führer ganz beſonders heraus. Die Stärke der Hitler-Jugend wird alſo nicht zahlenmäßig feſtgeſetzt, ſondern ergibt vielmehr wieviel beſonders tüchtige Jungen und Mädel es in Deutſch— land gibt. Unter jubelndem Beifall verkündete Hartmann Lauterbacher, daß man andererſeits auch Mittel und Wege finden werde, um den geborenen Drückebergern beizukommen. Nachdem er das Verhältnis zur Elternſchaft und Schule geſchildert hatte, wies der Stabsführer auf die kommende Führerſchulung hin. In Braunſchweig wird der Reichsjugend— führer am 24. Januar den Grundſtein zur Reichsakademie für Jugendführung legen. Eine weitere entſteht in München und die Sportſchule des BDM. in Berchtesgaden. Er⸗ ziehung werde ſpartaniſch ſein. Der Stabsführer behandelte dann noch kurz die Widerſtände, die unſerem Wollen noch von einem Teil des Adels, der Korporationen oder ehe— maligen Zentrumsgrößen entgegengeſetzt würden. Bezüglich der Religionsfragen verſicherte er nocheinmal, daß die HJ. niemals das religiöſe Bekenntnis ihrer Mitglieder antaſte, ſich aber auf Grund früherer Erlebniſſe nicht verpflichtet fühle, ihre Mitglieder befehlsmäßig in die Kirchen zu führen. Die HJ. halte ſich unbedingt zurück. Wenn man aber an ihr Höchſtes taſte, die endlich errungene Einheit der Nation, dann könne ſie auch unſanft werden. Zum Schluſſe betonte der Stabsführer noch, daß die Mädelarbeit der Jungenarbeit gleichwertig zur Seite ſtehe, weſensgemäß aber verſchieden ſei. So ſollten ſich beide, Jungen und Mädel, gegenſeitig ſowohl in der Arbeit, als auch in der Perſon achten. Ebenſo ſei die Kameradſchaft zwiſchen allen Gliederungen zu pflegen und zu vertiefen. So gelangen wir zu der Einheit in der Arbeit für Führer und Volk. Von Herzen kommender Beifall der jungen Führerſchaft dankte dem Stabsführer für ſeine ziel- und wegweiſende Rede. Gebietsführer Potthoff gab dieſer Dankbarkeit noch ein— mal in Worten Ausdruck und betonte, daß Heſſen-Naſſau nicht nur im Wort, ſondern mit Taten ſeinen Dank beweiſen Die Turneriſcher Abend im„Freijchütz Zur Winterhilfs-Veranſtaltung Turnvereins am kommenden Sonntag! Viernheims Turner und Turnerinnen helfen im Kampf gegen Hunger und Kälte! Sie gliedern ſich ein in die Reihen derer, die tatkräftig und opferbereit, alſo uneigennützig und ſelbſtlos mithelfen, die Not des Nächſten zu bannen! Kann es überhaupt etwas Schöneres, etwas Herrlicheres für ein Turnerherz geben, als ſich ſelbſt in den Dienſt der guten Sache zu ſtellen? Sel bſt für eine erfolgreiche Durchführung des Winterhilfswerkes arbeiten zu dürfen? Selbſt einzu⸗ ſtehen für das Wohlergehen aller Mitmenſchen? Nein, ge— wiß nicht! Denn ſchon unſer unſterblicher Turnvater Jahn hat ſeine ganze Kraft in den Dienſt der Nächſtenliebe geſtellt, hat ſein Lebensziel nur in der Erfüllung dieſer Aufgaben er⸗ blickt. Kein Wunder, wenn auch die hieſigen Turner und Turnerinnen dies zum Ausdruck bringen, wenn auch ſie den Geiſt und den Willen des Schöpfers der Turn⸗ kunſt verwirklichen wollen. In dieſem Sinne folgt der hieſige Turnverein gern der Anordnung des Reichsſportführers und hat eine Veran⸗ ſtaltung in den„Freiſchütz“⸗Sälen vorgeſehen, bei der die Jünger Jahns auf den Plan treten werden. Und zwar iſt hierfür der kommende Sonntag, 26. Januar 1936, erwählt. Die Leitung der Turnabteilung hat für dieſen Abend ein ſich würdig an alle bisherigen Veranſtaltungen des Vereins anreihendes Programm zuſammengeſtellt. Ein Programm, aufgrund deſſen man heute ſchon für ein überaus gutes Gelingen garantieren kann. Nicht zuletzt bürgen hierfür auch die bekannt erſtklaſſigen Kräfte des Vereins. Wenn man den wöchentlichen Uebungsſtunden, in denen alle Vorbe⸗ reitungen für dieſen Abend getroffen werden, beiwohnt, wenn man ſieht, wie ſie ſich alle, Turnerinnen und Turner, wie auch die Schülerinnen, freudig zur Verfügung ſtellen und ſich die denkbar größte Mühe geben, um die einzelnen Uebun⸗ gen fehlerlos und einwandfrei wiederzugeben, dann kann man heute ſchon ſagen, daß ſie vor dem prüfenden Auge des ſtark verwöhnten Viernheimer Publikums auch dieſes Mal mit dem beſten Erfolg beſtehen werden. Alle kommen ſie auf ihre Rechnung, für jeden der Beſucher bietet ſich etwas Beſon— deres: die Freunde von Reigen und Tänzen, bei denen in— ſonderheit auch wieder die guten alten Volkstänze zu Ehren kommen, Freunde von Keulen-, Ball- und Freiübungen der Turnerinnen, aber auch die Freunde des immer jung erhal- tenden Geräteturnens der Männer. So wechſeln die Bühnen⸗ bilder. Und zwiſchendurch kommt auch der Humor zu ſeinem Recht; die Kleinſten werden antreten und mit ganz großen Ueberraſchungen aufwarten. Da wird wohl nichts mehr hel- fen, da wird wohl oder übel auch das ernſteſte Gemüt in Er- ſchütterung geraten und die Lachmuskeln in Bewegung brin— gen müſſen. Wenn wir ſo die einzelnen Programm-Nummern des Abends überblicken und zum Schluß in Erwähnung bringen, daß anſchließend noch zum Tanz aufgeſpielt wird, dann müſ⸗ ſen wir unwillkürlich dem ſich uns aufdrängenden Gedanken Ausdruck geben, daß recht viele Volksgenoſſen dieſe Veran— ſtaltung beſuchen mögen. Und dann muß nicht zuletzt noch etwas Anlaß zum unbedingten Beſuch geben: das iſt der gute Zweck, der dieſem Abend zu Grunde liegt. Faſſe ſich deshalb jeder ſchon heute den feſten Vorſatz, am Sonntag abend die Winterhilfs⸗Veranſtaltung des Turnvereins zu beſuchen! Bedenkt, daß Ihr durch Euer Scherflein weſentlich dazu beitragt, das oftmals ſchwere Los unſerer Mitmenſchen zu erleichtern. Der hieſigen Bevölkerung rufen wir zu: Viernheims Turnerinnen und Turner ſtehen im Kampf gegen Hunger und Kälte! Kommt und helft ihnen, daß ſie dieſen Kampf gut beſtehen und einen anſehnlichen Betrag dem Winterhilfswerk zuführen können! .. D Lied der HJ. eindrucksvolle wird bis zur werde. Das Sieg-Heil auf den Führer, das und der Fahnenausmarſch ſchloſſen dieſe Führertagung, deren Kraft nun ausſtrahlen letzten Einheit des Gebietes Heſſen-Naſſau. Lokale Nachrichten Viernheim, den 23. Januar 1936 Denkſpruch. So viel gibt's, was beglücken kann und Freude macht entſtehen: Es kommt auf Herz und Augen an, daß ſie, was Glück iſt, ſehen. Joh. Troja. göchſtoreije für Schlachlſchweine! Die Kreisbauernſchaft mit: 1 In letzter Zeit mußten verſchiedentlich Beſtrafungen wegen Nichteinhaltung der vom Schlachtviehverwertungsver⸗ band Heſſen-Naſſau am 24. Dezember 1935 angeordneten Höchſtpreiſe für Schlachtſchweine außerhalb der Viehgroß— und Mittelmärkte vorgenommen werden. Es werden deshalb die feſtgeſetzten Erzeugerhöchſtpreiſe nochmals wie folgt be— kannt gegeben: Für die Ortſchaften der Kreiſe Heppenheim und Bensheim, die unmittelbar an der Bergſtraße oder weſt— lich derſelben liegen, einſchließlich derjenigen Orte, die an der alten Bergſtraße liegen, gelten die folgenden Höchſtpreiſe: Starkenburg-Süd, Heppenheim, teilt A-Schweine(über 300 Pfund Lebendgewicht) RM. 53. B⸗Schweine(240— 300 Pfund Lebendgewicht) RM. 51.— C⸗Schweine(200—240 Pfund Lebendgewicht) RM. 49. D D⸗Schweine(unter 200 Pfund Lebendgewicht) RM. 47. Für den Kreis Erbach und die Ortſchaften der Kreiſe ße Heppenheim und Bensheim, die öſtlich der Bergſtra liegen, gelten die folgenden Höchſtpreiſe: A⸗Schweine(über 300 Pfund Lebendgewicht) RM. 52.50 B⸗Schweine(240300 Pfund Lebendgewicht) RM. 50.50 240 Pfund Lebendgewicht) RM. 48.50 C⸗Schweine(200 D⸗ Schweine(unter 200 Pfund Lebendgewicht) RM. 46.50 Um weitere Beſtrafungen zu vermeiden, werden alle Bauern und Landwirte, die die vorgenannte Höchſtpreiſe ſeit Beſtehen der Anordnung nicht eingehalten haben, aufgefordert, eine Regelung hinſichtlich der vorgeſehenen Preisübertre— tungen nachträglich mit den Käufern zu treffen. Außerdem wird nochmals darauf hingewieſen, daß das gewerbliche Schlachten von Schweinen unter 190 Pfund außerhalb der Städte mit Großmärk⸗ ten verboten iſt und Verſtöße gegen dieſe Anordnung dom 7. November 1935 mit Ordnungsſtrafen bis zu RM. 1000 beſtraft werden können. * Die Meldepflicht der Jahrgänge 1913 und 1916 endet mit dem 25. Januar 1936. Die Dienſtpflich⸗ tigen, die ſich noch nicht auf der Nebenſtelle des Polizeiamts Viernheim, Saarſtraße 15, ge⸗ meldet haben, werden letztmals dazu aufgefordert mit dem Anfügen, daß die Unterlaſſung der Anmeldung Geldſtrafen bis zu 150.— RM. oder Haftſtrafen nach ſich zieht. Iſt ein Dienſtpflichtiger von dem Ort der polizeilichen Melde⸗ behörde abweſend, ſo hat er ſich bei ihr ſchriftlich und nach Rückkehr unverzüglich perſönlich zu melden. Von dieſer Ver— pflichtung ſind nur Dienſtpflichtige befreit, die zu dieſem Zeit⸗ punkt bereits Reichsarbeitsdienſt leiſten oder in der Wehr⸗ macht aktiv dienen. Die Pfundſammlung für den Monat Januar, findet am Freitag, den 24. und Samstag, den 25. Januar 1936 ſtatt. Durchgeführt wird die Lebensmittel- Pfundſammlung von dem Jungvolk. Die Hausfrauen wer⸗ den gebeten, ihre Pfundſachen an dieſen Tagen zur Abholung bereit zu halten. Todesfall. Geſtern nachmittag läuteten wiederum, wie ſo oft ſchon in dieſem erſten Monat des Jahres, die Sterbeglocken und kündeten das unerwartete Hinſcheiden der Frau Anna Neff geb. Pfützer, der Gattin des Lorenz Neff, Hindenburgring 108, die im Alter von nur 41 Jahren abberufen wurde. Eine ſchmerzvolle Krankheit warf ſie am letzten Samstag aufs Krankenlager und innerhalb weniger Tage ſetzte der Tod ihrem jungen Leben, das Mühe und Sorge und treue Pflichterfüllung für ihre Familie geweſen, ſo früh ein Ziel. Den ſchmerzgebeugten Angehörigen ob des herben Verluſtes der lieben Gattin und treubeſorgten, her⸗ zensguten Mutter dreier noch ſchulpflichtiger Mädchen herz⸗ liche Anteilnahme. Die Beerdigung findet morgen Frei— tag, 3 Uhr, vom Trauerhauſe, Hindenburgring 108, aus ſtatt. Verbreiterung der Friedrichsbrücke in Mannheim. Schon vor Wochen wurde bekannt, daß man ſich mit dem Ge⸗ danken der Verbreiterung der Fahrbahn der Friedrichs⸗ brücke trägt. Auf dieſes Projekt kam der badiſche Miniſter⸗ präſident und Finanzminiſter Köhler am Montag abend zu ſprechen, als er in Karlsruhe einen Ueberblick über die für 1936 in Baden geplanten Arbeitsbeſchaffungsmaßnahmen gab. Die Mannheimer Brückenverbreiterung wird als Notſtands⸗ maßnahme durchgeführt werden. Die techniſche Ausführung wird Aufſehen erregen, da die derzeitige Brücke in der Mitte längs durchgeſchnitten und auseinandergerückt und dann eine neue Fahrbahn dazwiſchen gelegt werden wird. In der gleichen Sitzung teilte Präſident Weidemann von der Reichs⸗ finanzverwaltung mit, daß in Mannheim der Neubau eines großen Dienſtgebäudes für die beiden Finanzämter am Neckar⸗Ufer bei der Adolf-Hitler-Brücke in Ausſicht ge— nommen iſt. Durch Tabakblätter vergiftet. Landwirt Hein⸗ rich Hummel in Weingarten wurde von ſchwerem Mißgeſchick betroffen. Innerhalb einer Stunde gingen ihm zwei Stück beſtes Nutzvieh ein. In dem Stall war an Tabak gearbeitet worden. In einem unbewachten Augenblick konnten die Tiere einige Blätter erfaſſen, ſodaß ſie wegen einer Vergiftung notgeſchlachtet werden mußten. 77 SDS ///. Wyhr⸗ Wehl b 8 * Der Frauenarbeitsbienſt im Fim Deutiche Vollsgenojjen! . NSG. Bei der großen Bedeutung, die dem national⸗ Des Volkes ärmſter Sohn iſt ſein Getreueſter. Die ſoziale Befreiung iſt die Vorausſetzung für die Geſundung ſozialiſtiſchen Arbeitsdienſt für den Neuaufbau des deutſchen der Nation. Millionen deutſcher Volksgenoſſen wurden ſeit der Machtergreifung des Führers in Arbeit und Brot ge⸗ Staates und für die Erneuerung unſeres Volkes zukommt, bracht. Noch iſt des Volkes Not nicht gebannt. Das WHW ͤ des deutſchen Volkes führt in der Zeit vom 24. bis 25. iſt es für jedermann wichtig, ſich über den Sinn, die Auf⸗ Januar eine 5 gaben und die Zielſetzung des Arbeitsdienſtes zu un— Die Abteilung Lichtbilddienſt der Gaufilmſtelle hat brchen Lebensmittel-Pfund- Sammlung einen Lichtbild⸗-Vortrag über den deutſchen Frauen— durch. Hier gilt es, den Aermſten des Volkes zu helfen. b 0 5 8 g a N N arbeitsdienſt herausgebracht, der es unternimmt, in all— Drückeberger vor die Front! gemein verſtändlicher Form alle Zuſchauer und Zuhörer über Nichts für uns, alles für Deutſchland! die Arbeit und die großen erzieheriſchen Aufgaben des deut— ſchen Frauenarbeitsdienſtes zu unterrichten. Gerade denjenigen, die wohl die Zweckmäßigkeit des männlichen Arbeitsdienſtes eingeſehen haben, aber bisher noch nicht verſtehen konnten, warum auch der Frauenarbeits— dienſt notwendig iſt, wird der Vortrag alle Unklarheiten nehmen und auf alle Fragen eine klare Antwort geben. Aber auch für Mütter und Eltern, deren Töchter in den in allen Kreiſen des Volkes zu werben, und kann von der Abt. Lichtbilddienſt der Gaufilmſtelle, Frankfurt a. M., Kronprinzenſtraße 41, angefordert werden. Arbeitsdienſt gehen, und für junge Mädchen, die ſich zum Die Entſchuldung der Beamten Arbeitsdienſt entſchließen, gibt der Vortrag eine ſehr gute 1 5 5 Einführung und zeigt anhand geſchickt ausgewählter Bilder, Bericht des Reichsbeamtenführers. wie ſich das Leben beim Frauenarbeitsdienſt geſtaltet. Von 285 Berlin, 23. Januar. den drei verſchiedenartigen Lagern des Frauenarbeitsdienſtes In Berlin trat der Führerrat des Reichsbundes der deutſchen Beamten zuſammen. Reichsbeamtenführer P 5 5 b. Hermann Neef erſtattete zunächſt einen ausführlichen Da handelt es ſich zunächſt um das Lager mit ſozialer[ Bericht über die Entwicklung der nationalſozialiſtiſchen Be⸗ Hilfsarbeit, in dem die Dienſtpflichtigen während des J amtenbewegung. Er wies ſodann auf die ſtaatspolitiſche Tages bei bedürftigen Familien, in denen Not und Krank-[ Bedeutung des großen Entſchuldungswerkes hin, das der heit herrſcht, helfen und damit einen wertvollen Dienſt am[ Reichsbund im vergangenen Jahre auf der Grundlage neu⸗ ganzen Volk leiſten. Dann führt der Vortrag in ein land] geſchaffener geſetzlicher Beſtimmungen in Angriff genom⸗ 5 8 5 men hat. wirtſchaftliches Umſchulungslager, wo vor allem Dabei mi 1 l 2 l die Stadtmädel unterrichtet und befähigt werden, alle land- mittel„ ee Let aue. wirtſchaftlichen Arbeiten auszuführen. Ein Tagesablauf mit bracht oder durch private Bankeinrichtungen zur Verfügung all ſeinen vielſeitigen Aufgaben zeigt in ſchönen Bildern das geſtellt werden. daß alſo ſtaatliche Mittel dabei nichl in und ihren wertvollen Leiſtungen wird berichtet. Leben und Treiben der Mädel. Den Schluß bildet ein Aus-] Anſpruch genommen werden. ſchnitt aus einem Siedlungs- und Bauernhilfslager, wo die Hermann Neef kündigte an, daß der Reichsbund der Mädel ihre im Umſchulungslager erworbenen Kenntniſſe ver- deutſchen Beamten im Jahre 1936 über eine halbe Mil- werten und ausbauen können. lion Mark dem Kraft durch Freude“ Wert zur f„. ö Verfügung ſtellen werde, deſſen ſegensreiche Einrichtung Der Vortrag iſt in ſeiner lebendigen und anſprechenden Jauch der Beamtenſchaft zugute komme. Art beſonders geeignet, für den Frauenarbeitsdien ſt — VBrennholz⸗Verſteigerung N Dienstag, den 28. Januar 1936, vormittags Todes- Anzeige 9 Ahr an werden im Waſthaus„Rheingold“ zu Lampertheim aus den Abteilungen Untere Wildbahn 10 ſowie Heide 9 Durchforſtungen) öffentlich meiſtbietend verſteigert: Scheiter rm: Buche 37, Eiche 103, Kiefer 320. Knüppel rm: Buche 45, Eiche 76, Kiefer 289. Reiſig 1. Kl. rm: Kiefer 22. 11 Es wird gebeten, das Holz vor der Verſteigerung ein⸗ Fal H 2 e— I Pfullzer zuſehen. Blau unterſtrichene Nummern kommen nicht 1 zum Ausgebot. Auskunft erteilt das Forſtamt und die zuſtändigen Herren Förſter. Zahlungsunfähige Schuldner gestern mittag/ Uhr nach kurzer schwerer Crankhheit, wohl- von Domanialgefällen ſind vom Mitbieten ausgeſchloſſen. vorbereitet durch die hl. Sterbesakramente im Alter von 41 Jahren von Gott dem Allmächtigen in die Ewigkeit abbe- Hej. Forſtamt Lampertheim rufen wurde. Um ein Gebet für unsere liebe Verstorbene bitten Viernheim, 23. Januar 1936 kre 15⸗ ze Jer Schmerzerfüllt machen wir Verwandten und Bekannten die traurige Mitteilung, daß meine liebe gute Frau, unsere treubesorgte unvergeßliche Mutter, Schwester, Schwägerin und Tante In tiefer Trauer: Lorenz Neff und Kinder Männergeſangverein 1846. Heute abend 8 Uhr nebst Angehörigen wichtige Probe für ſämtliche Mitwirkenden der Operette. Die Beerdigung findet am Freitag nachmittag 3 Uhr vom Trauer- Sängerbund⸗Flora. Freitag abend 8 Uhr Vorſtand⸗ hause, Hindenburgring 108, aus statt. ſitzung bei Mitglied Merkel„Zum grünen Haus“. Bitte um vollzähliges Erſcheinen. Der Vorſitzende. — nnr ses.. bang banden tt Junges ſchwarzes! Heute abend Zuſammenkunft der 1. Mannſchaft in der 5 Sporthalle. Morgen abend Spielerverſammlung. Wir danken, auch im Namen unſerer Ange⸗ Hunn 0 Die Leitung. hörigen, für die zu unſerer Berlobung erwieſenen ee Slüchwünſche, Blumen und Geſchenke f 1 ſche, Bl 1 Ludwigstr. 33 mit geringerem ufwand ö Irene ae 5 5 g Herbert Krauß, med. prakt. Gebrauchter die gleiche keiſtung! Dierngeim zauuar 1950 Hinder. das fordert die krieugungsſchlacht ö Mannheim“ Wagen billig zu verkaufen 5 Ernſt⸗ Füller Spellegeiperüben 2e. 13 zu verkaufen Blauenulstrasse I geute und morgen ſeefriſche Jwangsberſteigeung. Cabliau Morgen Freitag, den 24. g Jan. 1936, nachm. 2 Uhr, ver⸗ und Filet ſteigere ich in Viernheim teilweiſe im Verſteigerungslokal und teilweiſe an Ort und Stelle öffentlich, zwangsweiſe Hemp! 3 meiſtbietend gegen Barzahlung ver⸗ Hügelſtraße ſchiedene Mobiliar⸗, ee tr tungs⸗ und Gebrauchsgegen⸗ 8 tr. 5 . 52 60 u. 65 Pfg. ſtände; ferner 1 Nadioanlage,— Aprikoſen— Birnen 1 Flügel, 1 Poſten Schuhe, Deutſche Aepfel Pfd. 24 und 28 Pfg. Orangen Pfd. 20 Pfg. Mandarinen Pfd. 28 Pfg. Bananen Pfd. 40 Pfg. Kranzfeigen Pfd. 26 Pfg d 1 Partie(etwa 1 Waggon) Vor⸗* 2 1 5 ſatzmaterial für Steinhauer⸗ 8 20 Miſchobſt Pf. 68 u. 75 Pfg. arbeiten. e 1934er Deutſcher Weiß⸗ Zuſammenkunft der Steiglieb⸗ Aale wein offen Ltr. 60 Pfg. haber nachmittags 2 Uhr im Gaſthausſ ns 1934er Deutſcher Not⸗„Zum Pflug“, Weinheimerſtraße. 5 8. 8. 5 b 3 offen Ltr. 55 2 Lampertheim, 23. Januar 19366. 1** W 5 1 eutſcher Wermutwein 5 Gerichtsvollz. in erth. 2.„„„ Literſlaſche 90 Pfg. o. Gl. Köhler, Gerichtsvollz. in Lamperth See a e Malaga Literfl. 1.20 o. Gl. e b„ l 5 Dle Riuge frau liest vorher den An- zeigenteil der Südwein Tarragona Samos 3 Prozent Nabatt mit Ausnahme wenig. Artikel Särſutter ſpart ſiraftfutter- Uiernheimer ine nicht nur im Kuhſtall, auch Pferde, Jungvieh, 3 Schweine, Schafe und Hühner freſſen Gär⸗ Uolkszenlung er ehe Sie ihre Einkäufe be- Alke lerner t. Si eiß in diesem 5 Wer nicht inzeriert, pflegt gen, denen ec gensneme d TRer kennt den Ladennuler nion. Blatte befinden sich stets Adolf Hitlerſtr. 2 Keiner darf ſich dieſer ſozialen Pflicht entziehen. Die Heil Hitler! Kreisjührung des Winter⸗Hiljs⸗Werkes Muſſolinis Dank an Graziani DNB. Rom, 22. Jan. Miniſterpräſident Muſſolini hat an General Gr a— ziani folgendes Telegramm gerichtet: Der ſiegreiche Abſchluß der Schlacht gegen das Heer von Ras Deſta hat das italie— niſche Volk mit Stolz erfüllt. Indem ich Euer Exzellenz meine lebhafteſte Genugtuung ausſpreche, ſende ich den Offizieren und den nationalen und Somali-Truppen, die während der ganzen Dauer der Operationen großen Mut und Widerſtands— fähigkeit an den Tag gelegt haben, meine Anerkennung. Ich bin ſicher, daß unter der ſtarken Führung Euer Erzellung die Truppen ſiegreich weitere Ziele erreichen werden. Eupen: Am Dienstagoormittag wurden erneut bei vier Eupener Einwohnern, von denen einer ein Flame iſt, Haus— ſuchungen vorgenommen. Offenbar ſuchte man nach politiſchem Material, doch hat man nichts irgendwie Belaſtendes finden können. 7 Paris: Der Generalſekretär der Komintern, Dimitroff, hat eine Botſchaft an die franzöſiſchen Kommuniſten gerichtet; darin heißt es, die franzöſiſchen Kommuniſten würden als wahre Revolutionäre handeln, wenn ſie im Geiſte des 7. Internatio— nalen kommuniſtiſchen Kongreſſes arbeiten. Moskau: Aus einem Artikel der„Prawda“ zum 12. Todes- tag Lenins geht deutlich die von den Sowjets immer wieder beſtrittene Identität zwiſchen den Komintern und der Sowjet— union hervor. 01 5 D MAG Ols Wörze und achten Sie genau darauf, dass ihr Flaschchen qus MAG Ols gro- 8 ßer Originolflasche geföllt 1 wird. in dieser dorf nach ö dem Gesetz nichts anderes feilgehalten Werden als e e MAGGEWURTLE . n, Die neue Fahne des DAL. Mit dem 1. Januar 1936 trat das Grundgeſetz des Deutſchen Reichsbundes für Leibesübungen in Kraft und we⸗ nige Wochen ſpäter, nachdem die Oeffentlichkeit bereits mit dem neuen Reichsbundabzeichen, das hauptſächlich in der Form einer Anſtecknadel getragen wird, bekanntgemacht wurde, ſteigt nun die Fahne des neuen Bundes am Maſt empor. Die Fahne des DR. beruht auf den Farben und Symbolen des Dritten Reiches; ſie iſt Blut vom Blute der nationalſoziali⸗ ſtiſchen Revolution. Das Fahnentuch iſt rot und läßt einen weißen Streifen hindurchfließen, der parallel zur Fahnen⸗ ſtange läuft. In der Mitte erweitert ſich der Streifen zu einem Kreis, in dem der Adler mit dem Hakenkreuz ſteht. Der Kopf des Adlers iſt ſtets zum Flaggenſtock gewendet und der untere Schenkel des Hakenkreuzes nach dem Flaggen⸗ ſtock hin geöffnet. Die Reichsbundfahne kann von allen Or— ganiſationen und Vereinen des Reichsbundes geführt werden. Werden von Organiſationen und Vereinen des Reichsbundes Flaggen gezeigt, ſo muß auch die Reichsbundfahne benutzt werden. Sie folgt im Range der Nationalflagge. Die Spitze des Flaggenſtockes darf mit beſonderen Abzeichen nicht ver⸗ ſehen ſein. In Wimpelform kann die Reichsbundfahne von allen Mitgliedern der Reichsbundvereine, die im Beſitz des Reichsbundausweiſes ſind, auf Ruder- und Paddelbooten, keinen Kundendienſt! gute Bezugsquellen.. br llt A Söller Hunaschalt Surfen! 1. ˙ uA]˙ FX ——— Fahrrädern uſw. geführt werden. 27 de — e—— 0* 1 1 1 . 8 * 1* 4 9 1 16 1 1 ö 1 „ 1 f —— ———. e 1 1 1 1 1 1 5* 5 Wieber Frankjurter Aiejje Das Frankfurter Meſſe. und Ausſtellungsprogramm 1926. 300 000 qm Gelände für die rieſige Reichsnährſtandsſchau. Frankfurt a. M. In einer Preſſebeſprechung gab der Leiter der Meſſe⸗ und Ausſtellungs-Geſellſchaft, Direktor Dr. Schnorr, einen Ueberblick, über die großen Veranſtal— tungen in dieſem Jahr. Erſtmals ſeit dem Jahre 1929 fin⸗ det wieder eine Frühjahrs- und Herbſtmeſſe ſtatt. Dabei iſt beſonders bemerkenswert, daß nach einer Regelung des Werberats der deutſchen Wirtſchaft in die⸗ ſem Frühjahr außer Leipzig nur noch in Frankfurt am Main eine Möbelmeſſe veranſtaltet wird. Schon heute iſt die Nachfrage für alle Abteilungen der Frühjahrsmeſſe, die ein vollſtändiges und überſichtliches Bild von der Ent⸗ wicklung und dem Stand der Möbelinduſtrie geben wird, ſo groß, daß die Feſthalle und das„Haus der Moden“ reſt⸗ los belegt ſein werden. Während nun die Frühjahrsmeſſe außerdem auch noch die Abteilungen Haus- und Küchen— geräte, Spiel⸗ und Galanteriewaren umfaßt, zeigt die Herbſtmeſſe alle Abteilungen der Frühjahrsmeſſe mit Ausnahme der Möbel. Die beiden Veranſtaltungen fallen in die Zeit vom 21. bis 24. März bzw. vom 27. bis 29. September 1936. Das große Ereignis dieſes Jahres wird jedoch wohl neben der Olympiade die in den Tagen vom 17. bis 24. Mai in Frankfurt am Main ſtattfindende große 3. Reichsnährſtands-Ausſtellung bilden, eine Veranſtaltung, wie ſie ſeit Jahrzehnten in die⸗ ſer Größe in Frankfurt am Main wohl nicht zu verzeichnen war. Einen Begriff von dem Umfang dieſer Schau erhält man, wenn man ſich vergegenwärtigt, daß 300 000 qm Ausſtellungsgelände benötigt und über 500 000 Beſucher erwartet werden. a Den Abſchluß der Großveranſtaltungen bildet die „Deutſche Photographiſche Ausſtellung“ in Verbindung mit einer Internationalen Sonderſchau der Amateur⸗ Photographen, die in der Zeit vom 26. bis 11. Oktober zur Durchführung gelangt. Die„Deutſche Photo- graphiſche Ausſtellung“ wird folgende Abteilungen umfaſ— ſen: Berufsphotographie mit den Unterabteilungen bild— mäßige und gewerbliche Photographie, ferner Amateur⸗ photographie, wiſſenſchaftliche und hiſtoriſche Photographie, Reproduktionstechnik, Induſtrie und Handel. Das Rhein ⸗Main⸗Gebiet und der Weltluſtverkehr Die Deutſche Lufthanſa, Flugleitung Frankfurt a. M., eröffnete eine Vortragsreihe über die neuere Entwicklung des Flugverkehrs. Der Vortragende, Diplomkaufmann Scharlach vom Luftreiſebüro, ging aus von der nahen Fer⸗ tigſtellung und Inbetriebnahme des neuen Frankfur⸗ ter Flughafens, der nicht nur für Frankfurt, ſondern das geſamte Rhein⸗Main⸗ Gebiet eine Summe von wirtſchaftlichen Vorteilen bringen wird. Bemerkens⸗ wert in dieſem Zuſamenhang iſt, daß bereits jetzt Hundert⸗ tauſende von Beſuchern des Flughafens angemeldet ſind. Der Reichsnährſtand, der im Mai in Frankfurt ſeine große Leiſtungsſchau veranſtaltet, hat ſich beim Verkehrs⸗ verein danach erkundigt, ob es ihm möglich ſei während 8 Tagen täglich 30—35 000 Menſchen in Sonder⸗Omnibuſ⸗ ſen zu dem Gelände hinzubringen. Das bedeutet, daß in jener Woche allein eine viertel Million Fremde, die nach Frankfurt kommen, zum Flughafen hinausbefördert wer⸗ den. Im übrigen iſt nicht nur das Intereſſe im Inland, ſondern auch im Ausland für das neue Verkehrszentrum bei Frankfurt ſehr rege. Von England haben in dieſen Tagen nicht weniger als 8000 Intereſſierte ihren Beſuch in Ausſicht geſtellt. Und die Anmeldungen nehmen täglich größeren Umfang an. In großen Zügen ſchilderte der Redner alsdann die ge— waltige Entwicklung des innerdeutſchen, europäiſchen und überſeeiſchen Flugverkehrs nach dem Kriege und mit ihm die Entwicklung der Deutſchen Lufthanſa in den zehn Jah⸗ ren ſeit 1926 und ihre organiſatoriſche Verflechtung mit dem großen europäiſchen und Welt⸗Flug⸗Verkehrsnetz. Die Frage, ob der Schnell⸗Triebwagenver⸗ tehr der Reichsbahn auf den großen, auch von Flugzeu⸗ gen der Lufthanſa beflogenen Strecken und der Flugverkehr einander als Konkurrenten anſprechen müßten, verneinte der Redner und erläuterte das Verhältnis an einem in- tereſſanten Beiſpiel. Der Schnelltriebwagen auf der Strecke Frankfurt— Berlin benötige 306 Minuten. Die Strecke wird mit boem Flugzeug in 90 Minuten bewältigt; im Sommer vorausſichtlich die neue HE 111 Maſchine auf der Strecke angeſetzt wird, ſogar in nur 75 Minuten. Es iſt klar, daß man unter ſolchen Verhältniſſen von einer Konkurrenz nicht ſprechen kann. Dies umſomehr, als die wachſende Schnelligkeit des Flugverkehrs wohl dazu führen wird, daß in abſehbarer Zeit die Zwiſchenlandungen auf einigen kleineren Flugplätzen aufgegeben werden. Nach dieſen Geſichtspunkten, nach denen dann das Flugzeug die großen Strecken befliegt, während der Schnellverkehr der Reichsbahn die Zwiſchenſtrecken bedient, ergänzen ſich alſo Flugzeug und Schnelltriebwagen auf das glücklichſte. und wenn Zwei gefährliche Erpreſſer Das Opfer mit dem Revolver bedroht.— haus für den Haupttäter. ** Frankfurt a. M. Zwei junge Burſchen, Walter Leon— hard und Alexander Mietzker, hatten in einem unglücklich veranlagten Geſchäftsmann ein Opfer gefunden, das ſie ſchriftlich, telefoniſch und mittels Auto verfolgten, um es auszubeuten. Als die erſte Verhandlung gegen die Ange— klagten vor dem Schöffengericht anſtand, und der Geſchäfts⸗ mann als Zeuge erſcheinen ſollte, erfuhr man, daß er ſich tags zuvor das Leben genommen hatte. Leonhard, der 23 Jahre zählt, mochte der brutalere der Beiden ſein und ſcheute ſich nicht, dem Opfer zu gege— bener Zeit mit dem Revolver in der Hand begreiflich zu machen, daß er zahlen müſſe. Die Schröpfungen, die an dem Geſchäftsmann ausgeübt wurden, wurden monatelang hin⸗ durch begangen, wobei immer wieder verſprochen wurde, es ſei nun das letzte Mal. Einer von ihnen bekam in einem Monat über 530 Mark. Die Zuwendungen betrugen ſicher ein Mehrfaches dieſes Betrags. Das Geld benutzten ſie, um ſich gut zu kleiden, in der Hauptſache aber, um in geliehe— nen Autos große Reiſen zu machen. Auch Reiſen nach Hol- land und Paris per Bahn wurden unternommen, bei der der eine ſeine Braut mitnahm, ein zwanzigjähriges Mäd⸗ chen, das daheim Gelder unterſchlagen hatte und ausgerückt war. Wenn ihnen im Ausland die Mittel ausgegangen waren, dann forderten ſie von dem Opfer neue Mittel. Leonhard war vom Schöffengericht wegen räuoeriſcher Erpreſſung zu fünf Jahren Zuchthaus, fünf Jahren Ehrver⸗ luſt, der 21jährige Mietzker zu vier Jahren Gefängnis, fünf Jahren Ehrverluſt und Polizeiaufſicht verurteilt worden. Auf die Berufung der Angeklagten beantragte der Staats- anwalt hinſichtlich des Hauptbelaſteten eine Erhöhung der Zuchthausſtrafe auf ſieben Jahre. Das Gericht gelangte zur Verwerfung der Berufung beider Angeklagten. Der rheiniſche Karneval in einer Front Mainz. In der Geſchichte des Mainzer Karnevals war der 20. Januar ein denkwürdiger Tag. Die Verbindung der Domſtadt Köln im Karneval, die bisher mit München beſtand, wird nunmehr mit der Hochburg Mainz aufgenom- men und in den kommenden Jahren ausgebaut. Die erſte gemeinſchaftliche Ausſprache hat nun bereits in Mainz ſtattgefunden, wobei Ließen als Vorſitzender des Feſtaus⸗ ſchuſſes für den Kölner Karneval das Freundſchaftsange⸗ bot machte und feſtgelegt wurde, daß im Jahre 1937 Köln mit dem erſten Sonderzug nach Mainz kommen wird. Der Gegenbeſuch der Mainzer in Köln erfolgt im Jahre des 100⸗ Jahr⸗Jubiläums des Mainzer Carneval-Vereins, alſo in der Saiſon 1938. Aber noch in der diesjährigen Kampagne wird die Mainz⸗Kölner Freundſchaft zum Ausdruck kom⸗ men und zwar durch eine Ruck⸗Zuck⸗Sendung am 23. Fe⸗ bruar. Sie wird derart vor ſich gehen, daß im Laufe der großen Prunk⸗Fremdenſitzung in der Mainzer Narrhalla ab 8.50 Uhr aoends zunächſt in den Gürzenich, wo die Kölner verſammelt ſind, das Mainzer Lied und ein Gruß⸗ wort des Präſidenten Bender vom Mainzer Carneval⸗ Verein übertragen wird und anſchließend umgekehrt von Köln aus Herr Ließen eine Begrüßungsanſprache an die Mainze in der Narrhalla richtet und der bekannte rhei— niſche Komponiſt Oſtermann den Kölner Karnevalsſchlager ſingt. Vor der Ruck⸗Zuck⸗Sendung wird die Mainzer Sit⸗ zung und nach der Ruck⸗Zuck⸗Sendung die Kölner Sitzung durch den Rundfunk übertragen. Nach dieſer neuen Städte— freundſchaft mit Mainz marſchiert heute der rheiniſche Kar— neval in einer Front. Seejelös Tagebuch Schwerin. 22. Januar. Am Mittwoch wurde die Vernehmung des Knaben⸗ mörders Seefeld fortgeſetzt. Es wurde zunächſt kurz die Methode geſtreift, die Seefeld anwendete, um die Verſtecke ſeines umfangreichen Gepäcks zu kennzeichnen. Er pflegte ſich durch Meſſereinſchnitte an Bäumen Merk⸗ male zu ſchaffen. Dieſe Zeichen ſind auch in der Nähe der Fundorte der Knabenleichen Neumann und Zimmermann an einer Birke feſtgeſtellt worden. Nach ſeinen Lebensgewohnheiten befragt, erklärte der Angeklagte, daß er auf ſeinen Wanderfahrten am lie b⸗ ſten im Freien übernachtete. Dabei ſei ihm die Jahreszeit völlig gleichgültig geweſen. Selbſt bei mehreren Kältegraden habe er im Walde unter einem Baum präch⸗ tig geſchlafen. Die Kinder ſeiner Kunden, die er auf ſeinen Wan⸗ derungen von Dorf zu Dorf beſuchte, waren Seefeld be— ſonders zugetan. Seefeld verſtand es, ſich mit dem Nimbus zu umgeben, als ſei er mit geheimnisvollen überſinnlichen Kräften begabt. Das hält er auch vor Gericht aufrecht. Auf Befragen erzählt Seefeld von einigen Fällen, in denen ſich ſeine angebliche„okkulte Kraft“ bewährt habe. Es kamen dann die Aufzeichnungen in dem myſti⸗ ſchen Tagebuch Seefelds— jenes wichtigen Beweis⸗ ſtückes— zur Sprache. Das Tagebuch, das mit dem 1. Ja⸗ nuar 1931 beginnt und mit dem 29. März 1935 endet, gibt über jeden Tag und jeden Ort, in dem ſich der Angeſchur⸗ digte aufhielt, Auskunft, ſoweit er nicht abſichtlich für ge⸗ wiſſe Tage ſeinen Aufenthalt und ſein Treiben in Dunkel hüllen wollte. In dem Nokizbuch befinden ſich zahlreiche Zeichen, de⸗ ren Bedeutung krotz der anſtrengendſten Bemühungen im Verlaufe der Vorunkerſuchung noch nicht geklärt werden konnte. Der Angeſchuldigte verweigert jede klare Ankwork auf enkſprechende Fragen. Am 16. April 1933 iſt der eingetragene Ortsname völlig unkenntlich gemacht. An dieſem Tage kam der Schüler Knirk⸗Wittenberge ums Leben. In ähnlicher Weiſe iſt für den 21. November 1933 der urſprünglich nie⸗ dergeſchriebene Ortsname mit anderen Buchſtaben über— ſchrieben worden, ſo daß er unleſerlich geworden iſt. Er hat Roſtock gelautet. Damals ſtarb der Knabe Praetorius aus Roſtock. Am 7. Juni 1933 befinden ſich in dem geheim⸗ nisvollen Notizbuch vier durchgeſtrichene Nullen eingetra— tragen. Es iſt der Todestag des Schülers Metzdorf aus Potsdam. Der 22. März 1935 weiſt drei ſonſt nicht er— ſcheinende Zeichen auf, die eine dem Fragezeichen ähnliche Form haben. Es iſt der Todestag des Schülers Thomas⸗ Wittenberge. Es kommen dann die im Laufe der Ermittlungen feſt⸗ geſtellten Fälle— etwa 40 an der Zahl— von Anlok⸗ kung und Entführung von Knaben durch Seefeld zur Sprache. Es war immer die gleiche Methode: Seefeld ſprach die Kinder auf der Straße an und verſtand es, ſie durch kleine Geſchenke an ſich zu locken, um ſpäter unſitt⸗ liche Handlungen an ihnen zu begehen. Von ſeinen Wanderfahrten ſchrieb er auch häufig Karten an die Jungen, auf denen er bezeichnenderweiſe ſelten vergaß, „auch den lieben Eltern einen Gruß zu übermitteln“. Faſt immer war in dieſen Schreiben in vertrauenerweckender Weiſe von Gott die Rede, deſſen Name Seefeld häufig im Munde führt; meiſt hatte er auch in Gedichtform an die Kinder geſchrieben. Mehrere Kinder hatten ihren Eltern von dem„ ſelt— ſamen Onkel“ erzählt, der ſich mit ihnen verabredet hatte. Wenn Seefeld dann bemerkte, daß er beobachtet wurde, ſuchte er ſchleunigſt das Weite. Als er einmal im Jahre 1931 verfolgt wurde, flüchtete er und verſteckte ſich im Walde. —.——— 5 Jahre Zucht Die deutſchen Lebenshaltungskoſten 1933 Bei einer ausführlichen Darlegung der Preiſe und Le— benshaltungskoſten im Jahre 1935 weiſt das Statiſtiſche Reichsamt darauf hin, daß ſich von Ende 1934 bis Ende 1935 die Großhandelspreiſe um 2,4 und die Lebenshaltungskoſten um 1 v. H. erhöht haben. Die leichte Erhöhung des Preis- ſtandes ſei einmal eine Auswirkung des handelspolitiſchen Grundſatzes, nicht mehr Waren einzuführen, als durch die Ausfuhr bezahlt werden können, und ferner des beſonderen Bedarfes der Wirtſchaft für die Zwecke der Arbeitsſchlacht und den Wiederaufbau der Wehrmacht. Auch der Ausbau der heimiſchen Erzeugung iſt zunächſt, im Anfang, nur zu etwas höheren Preiſen möglich. Verſuche ungerechtfertigter Preisſteigerun⸗ gen wurden auf allen Gebieten durch eine ſcharfe Preis- überwachung unterdrückt. Gegenüber Zweifeln an der Reichsinderziffer betont das Reichsamt, daß die bei einzelnen Waren eingetretenen höheren Preisſteigerungen die geſamten Lebenshaltungskoſten nur mit dem Anteil belaſten können, den dieſe Waren am geſamten Haushaltsverbrauch haben und daß häufig Preisänderungen durch gleichzeitige Preisrückgänge für andere Waren ausgeglichen werden können. Auch ſei zu berückſichtigen, daß für einen großen Teil der Le— . im letzten Jahre kaum Preisänderungen ein- raten. Wo ſind die Taler? 7,8 Millionen wurden nicht eingekauſcht. Wo ſtecken die Dreimarkſtücke? Gemeint ſind die 7.8 Millionen Mark Dreimarkſtücke, die bis zur letzten Ein— löſungsfriſt nicht eingetauſcht worden ſind, wie aus einer kürzlich veröffentlichten Ueberſicht des Reichsfinanzminiſters über den Stand der Münzprägung hervorgeht. Die Frage nach dem Verbleib dieſer„Taler“ iſt nicht leicht zu beantworten. Im Mittelalter und in Kriegszeiten war es zwar üblich, ſein Geld zu vergraben, aber heute? Sicher wird wohl niemand mehr auf die Idee gekommen ſein, dieſe Taler der Erde anzuvertrauen. Aber wo anders werden welche liegen: in den privaten Schließfächern der Banken. Die Inhaber dieſer Depots brauchten ja nieman⸗ den etwas davon zu ſagen. In der Zwiſchenzeit ſind ſie verſtorben oder verreiſt, und die Dreimarkſtücke ſchlummern nun in dieſen modernen Schatzkammern. Eine Anzahl dieſer runden Dingerchen wird aber auch wirklich verlorengegan— gen ſein. Auch die Sammler werden Taler zurückbehalten haben. Da die Dreimarkſtücke auch als Gedenkmünze ge⸗ prägt worden ſind, wird mancher Taler in die Sammlung gewandert ſein. Manchem wird auch der Vorwurf der Nachläſſigkeit nicht erſpart werden können; er hat wohl mal etwas geleſen von einem Ungültigwerden der Dreimarkſtücke, ſich dann aber nicht mehr darum gekümmert. Oder ſollte es gar noch eine beſonders törichte Sorte Menſchen geben, die den Sparſtrumpf als den ſicherſten Aufbewahrungsort betrach— tet? Ihre zehn Dreimarkſtücke ſind heute nicht mehr 30 Mark wert, ſondern haben nur noch einen Wert von etwa 4.50 bis 5 Mark, da der Silberwert des Dreimarkſtückes nur etwa den ſechſten bis ſiebenten Teil des aufgeprägten Wertes beträgt. Nun werden dieſe„Sparer“ über ihren Verluſt klagen. Aber ihnen geſchieht ganz recht. Auch dieſe Menſchen ſollten nun endlich merken, daß der Strumpf kein Aufbewahrungsort für Geld iſt. Sie ſollten richtig ſparen. Und richtig ſparen heißt, ſein Geld zur Sparkaſſe bringen. Dort erhalten ſie für ihr Geld, das nun am Wiederaufbau der deutſchen Wirtſchaft mitgearbeitet, eine Verzinſung. Es iſt alſo wirklich kein Opfer, was ihnen zugemutet wird. Auf der Matte Meiſterſchaftskämpfe im Mannſchafts-Ringen. Im Mannſchaftsringen des Bezirks Main-Heſſen gab es am Wochenende zwei rückſtändige Kämpfe. Polizei Darmſtadt hatte auf eigener Matte die Mannſchaft von Frankfurt 86 zu Gaſt, die mit 10:8 die Oberhand behielt. Viktoria Eckenheim gewann ihren Rückkampf gegen Polizei Darmſtadt mit 12:5, und nun ſind die Meiſterſchaftskämpfe bis auf den Rückkampf zwiſchen Polizei Darmſtadt und Frankfurt 1886 beendet. Dieſer Kampf hat keine Bedeutung mehr; Meiſter iſt Mainz 88 und Viktoria Eckenheim iſt Zweiter. Die Eckenheimer haben 22:10 Punkte, ihnen folgt Vorwärts Groß-Zimmern mit 21:11 Punkten. Die letzte Möglichkeit, Eckenheim zu überflügeln und als Zweiter an den Endkämpfen des Gaues Südweſt teilzunehmen, beſitzt Groß⸗Zimmern in dem noch nachzuholenden Kampf im Fe⸗ dergewicht zwiſchen Wörtge und dem Hanauer Heßberger. Der Mannſchaftskampf beider Vereine wird in der Taoelle zurzeit mit 8:7 für Hanau gewertet. In der Pfalz liegt die Entſcheidung zwiſchen dem VfK Schifferſtadt und dem Gaumeiſter Siegfried Ludwigshafen. Schifferſtadt hatte die AVg. Pirmaſens zu Gaſt, die 18:1 geſchlagen wurde. Schifferſtadt hat damit den Gaumeiſter um einen Punkt überflügelt, doch dürfte dieſer Führungswechſel nicht von langer Dauer ſein, da Siegfried noch im Laufe der Woche den wegen der internationalen Veranſtaltung aus⸗ gefallenen Kampf gegen StuRcC Ludwigshafen nachholen wird. An der Saar gab es keine weſentlichen Veränderungen, da die beiden führenden Mannſchaften ihre Kämpfe gewannen. Saar⸗ brücken⸗Weſt ſiegte gegen die überraſchend ſtarken Gäſte aus Dudweiler nur knapp 10:9 und Thaleiſchweiler gewann gegen Saar 05 Saarbrücken mit 14:4. Saarbrücken⸗Weſt führt weiter mit 24:4 Punkten vor Thaleiſchweiler mit 24.6 Punkten. Beide Vereine ſtehen bereits als Endkampfteil⸗ nehmer um die Gaumeiſterſchaft feſt. * Badens Bezirkskämpfe vor dem Abſchluß. Von den acht Teilnehmern um die badiſche Ringer-Gau⸗ meiſterſchaft, den Erſten und Zweiten der vier Bezirke, ſtehen bis jetzt alle bis auf die Zweiten der Bezirke 1 und 2 feſt. Im Bezirk 1 ſind Mannheim 84 und Mann; heim 86 die Bewerber um den zweiten Platz und im Bezirk 2 ſtehen Wieſenthal und Germania Karlsruhe punktgleich an zweiter Stelle, ſo daß ein Stichkampf den Endkampfteilnehmer ergeben muß. Die Endkampfteilneh⸗ mer ſind: Bezirk 1(Mannheim): 1. Eiche Sandhofen, 2. ASVg. 84 Mannheim oder VfK 86 Mannheim. Bezirk 2 (Karlsruhe): 1. Germania Bruchſal, 2. KSW Wieſenthal oder Germania Karlsruhe. Bezirk 3(Freiburg): 1. SV Freiburg⸗Haßlach, 2. Alemannia Kuhbach. Bezirk 4 (Konſtanz): 1. Germania Hornberg, 2. Rheinſtrom Kon- ſtanz. 0 000 1.