7FF. 2 Imer Vereins⸗ und Geſchäftsanzeiger Willimeterzeile im Textteil 15 Pfg. die 90 Millimeter breite Millimeterzeile. Auf Mengenab⸗ ſchlüſſe wird Nachlaß gewährt. Anzeigenleiter: Friedrich Martin, Viernheim. Anzeigenan⸗ nahme durch alle Anzeigenmittler Hauptſchriftleiter: Friedrich Martin, Viernheim. Druck und Verlag: Friedrich Martin, Viernheim, Bismarckſtraße 13, Fernſprecher 9 D.⸗A. Dez. 35: 1220 Poſtſcheckkonto: Ludwigshafen 15 101. 3. Zt. Preisliſte Nr. 5 gültig. Vielgelejene Tageszeitung Erſchein ungsweiſe: Täglich außer Sonn- und Feiertage. Beilagen: „Die Starkenburger Heimatblätter“. Be zugspreis: Durch die Träger ins Haus gebracht monatlich 1,20 Mb. zuzügl. 20 Pfg. Trägerlohn; durch die Poſt bezogen monatlich 1.50 Mk. ausſchließlich Zuſtellungsgebühr. Einzelnummern 5 Pfg.; Samstags 10 Pfg. Anzeigenprets: Die 12geſpaltene Millim eterzeile oder deren Raum 3 Pfennig Nr. 24 Zum 30. Januar An der Schwelle des Tages, an dem vor drei Jahren der Nationalſozialismus die Herrſchaft antrat, erinnert man ſich der dunklen Prophezeiungen, die nicht nur durch die Weltpreſſe geiſterten, ſondern auch als Geraune durch die Reihen der deutſchen Spießer gingen: Hitler bedeutet den Krieg! Als dann der Nationalſozialismus ſeine Auf⸗ bauarbeit begann und der Führer ſeine programmatiſchen Zielſetzungen dem eigenen Volke und der Welt unterbrei⸗ tete, da gab es draußen Verwunderung über Verwunde⸗ rung. So reſtlos waren die Unkenrufe der Ewiggeſtrigen noch nie widerlegt worden wie durch die praktiſche Arbeit des Nationalſozialismus in Deutſchland. Ganz allmählich begriff erſt die Welt, daß hier eine Kraft am Werke war, bei der alle abgenutzten Maßſtäbe der Vergangenheit ver— ſagen mußten. Das Deutſchland Adolf Hitlers wurde„die“ Friedensmacht inmitten einer friedloſen Welt! Aber die deutſche Friedensliebe des Dritten Reiches war wiederum ſo ganz anderer Art, als man ſich draußen den„Pazifis⸗ mus“ gewöhnlich vorſtellt. Der Führer hat in dieſen Tagen gegenüber einer franzöſiſchen Journaliſtin die deutſche Friedensliebe ſo treffend umriſſen, daß man nur darauf Bezug zu nehmen braucht. Es iſt ein Unterſchied, ob eine ſiegreiche, geſättigte Nation den Frieden als bequeme Si⸗ cherung ihrer Eroberungen betrachtet oder ob ein durch Schickſal und Schuld unterlegenes Volk die moraliſche und Mittwoch, den 29. Januar 1936 Ertrag zugunſten der Volksernährung herausgewirtſchaftet wird. Dafür ſichert ihm der Staat durch das Erbhofgeſetz den Grund und Boden und durch die Marktordnung den ſtetigen und gerechten Preis. Die Welt und die wenigen Unbelehrbaren im eigenen Lande müſſen ſich auch damit abfinden, daß das Deutſch⸗ land von heute auf die raſſepolitiſchen Erkennt niſſe der Wiſſenſchaft gegründet iſt. Das Reichsbürger⸗ geſetz hat hier neben den anderen Nürnberger Geſetzen eine feſte Ordnung geſchaffen, die allmählich auch von den blutsfremden Kreiſen bei uns und draußen in der Welt anerkannt wird. In den drei Jahren ſeiner Herrſchaft iſt es dem Nationalſozialismus gelungen, ein neues Reich nicht nur in programmatiſchen Zielſetzungen, ſondern auch in ihrer Verwirklichung erſtehen zu laffen. Der Großanariff 12. Jahrgang auf die ſchlimmſte Volksnot, die Arbeitsloſigkeit, hat ſo überraſchende Erfolge gezeitigt, wie es vor drei Jahren niemand vorauszuſehen vermochte. Wir wiſſen, daß Rück⸗ ſchläge nicht ausgeſchloſſen ſind. Aber Kraft und Willen des erſten Anſturmes wird auch rückläufige Folgeerſcheinungen zu bezwingen wiſſeri. Es iſt nur natürlich, daß angeſichts des Erreichten der Nationalſozialismus Rückſchau hält und die errungenen Erfolge propagandiſtiſch auswertet. Er kann dies umſomehr tun, als die Feſtſtellung der Errungenſchaften kein billiges Ausruhen auf Lorbeeren für ihn bedeutet, ſondern nur die eiſerne Verpflichtung, in der großen Arbeit für Deutſch⸗ land unbeirrt von Hetzern in der Welt und Kritikern im eigenen Lande fortzufahren. Das Vertrauen des Volkes gehört bei dieſer Arbeit dem Führer! Die neue Wirtjchajtsanjchauung Gemeinſchaftsgebanke und wahrer Sozialismus Eſſen 29. Januar. Auf einer Kundgebung der Arbeitsfront in Eſſen am Dienstagabend hielt der Reichspreſſechef der NSDAP, Dr. Dietrich, eine großangelegte Rede über das Thema: „Das Wirtſchaftsdenken im Dritten Reich“. Er führte u. a. aus: reitet. Er begann den Neubau von Grund auf. Der oberſte wirtſchaftliche Leitſatz ſeines Programms lautet nicht„Durch Eigennutz zum Gemeinnutz“, ſondern umgekehrt„Gemein⸗ nutz geht vor Eigennutz“. Gemeinnutz geht vor Eigennutz— das iſt die wahre Parole wirtſchaftlicher Vernunft, die nicht nur das wirt⸗ de e n de Wir wiſſen, daß die unheilvolle Zersplitterung des po⸗ ſchaftliche Leben der Nation fruchtbar, ſondern es auch für 155 des Krieges ausmalt, um die eigene Beute zu ſichern, iſt litiſchen Denkens, die der Nationalſozialismus beſeitigt hat, den Einzelnen erfolgreich werden läßt. 2 uns allerdings fremd. Dafür aber beſitzt Deutſchland die von der Wirtſchaft ausgegangen war. Skrupelloſer kapi⸗ Wir Nakionalſozialiſten ſind nicht ſo hirnverbrannl, das 1 nüchterne Einſicht, daß ein neuer Krieg in keinem Ver⸗ taliſtiſcher Wirtſchaftsgeiſt und blinder marxiſtiſcher Haß geſunde perſönliche Erfolgſtreben zu unterbinden und da⸗ 11 hältnis zu den gewinnbaren Siegestrophäen ſtehen würde. ſind die Urſachen dieſer nationalen Zerriſſenheit geweſen. mit den ſtärkſten Motor der menſchlichen Wirtſchaft abzu⸗ 5 Die Kräfte und Gewinne, die ſich aus einem diſziplinierten Und deshalb iſt es von ſo außerordentlicher Wichtigkeit, droſſeln. zm Gegenteil, wie der Nationalſozialismus mit 11 und arbeitſamen Volke entwickeln laſſen, bedeuten mehr als daß der gewonnenen einheitlichen Weltanſchauung im allen Kräften beſtrebt iſt, die Berſönlichkeil innerhalb der 165 kriegeriſche Eroberungen und problematiſche Landgewinne. deutſchen Volke auch eine einheitliche Wirtſchaftsanſchauung ae, e. N* 3 2 5 Aber ein Volk, das ſich den Frieden und die Heilung entſpricht. elfang zu bringen. ſo ſorderk er auch im Rahmen ſeiner der Kriegswunden in härteſter, nüchterner Selbſtdiſziplin Die wirtſchaftliche Gedankenwelt des Liberalismus war i N als 3 3 erarbeitet, muß eine Sicherheit haben, und das iſt jene,[über ein Jahrhundert lang beherrſcht von der ſogenannten— ſtärſſt 17 e e 35 ee. a5 3 allen Friedensſtörungen von außen her mit eigenen Macht- klaſſiſchen Nationalökonomie. Dieſe ſogenannte klaſſiſche. 1 lich 5 5 5 wirkſchaf 5 8 ö 55 s und die 4 mitteln begegnen zu können. Hinzukommt noch die mora⸗ Nationalökonomie geht aus von dem Einzelmenſchen und unerläßliche Vorausſetzung unſerer Kulkur iſt. 5 liſche Seite dieſer Aufgabe. Ein Volk ohne Frei⸗ ſeiner wirtſchaftlichen Vernunft, de ihn verpflichtet, mit Die Rückſicht auf das Gemein wohl iſt für den 0 heit iſt ein Volk ohne Ehre. Nur die Wehr ſichert dem kleinſtmöglichen Einſatz von Arbeit nach dem größt⸗ Volksgenoſſen im nationalſozialiſtiſchen Staat die Wahr— Freiheit und Ehre. Aber die Wehr allein ſichert auch den Frieden. den wir zu unſerer wirtſchaftlichen und ſozialen Wiederaufrichtung ſo dringend benötigen wie das liebe Brot. Das war die letzte falſche Rechnung der Außenwelt, als ſie die Verkündigung der deutſchen Wehrfreiheit durch den Führer als Auftakt zu einer kriegeriſchen Politik an⸗ ſah. Und doch mußte ſie auch dieſen Irrtum, wenn auch nur widerwillig und durch die Tatſachen bezwungen, ein⸗ geſtehen. Durch die Wiedererringung der Wehrfreiheit aber ſicherte ſich der Führer den letzten Gefolgsmann in der eigenen Nation. Unter den denkenden Volksgenoſſen gibt es heute keinen, der dieſe Leiſtung des Nationalſozialis⸗ mus nicht anerkennt. Die Zuſtimmung zu ihr iſt um ſo freudiger, als ein Jahr genügt hat, den friedlichen Charak⸗ ter unſerer Wiederbewaffnung aus eigenem Recht vollgültig zu erweiſen. Deutſchland iſt heute inmitten einer Welt des Unfriedens eine Friedensinſel. Die Völkerkriege und Bürgerkriege draußen berühren es nicht. Es hat mit feſter Hand Ordnung in den eigenen Grenzen geſchaffen. Der große Menſchheitsfeind und Friedensſtörer Bolſche⸗ wismus iſt reſtlos ausgemerzt worden. Den kriegeriſchen Ereigniſſen gegenüber bewahrt Deutſchland eine klare und korrekte Neutralität. Wir laſſen uns in keine Kombination hineinziehen, die durch das Schwergewicht der Machtmittel den einen oder anderen Staat in Bedrängnis bringen will. Wir fordern unſer Recht, und wir geſtehen jeder anderen Nation das volle Recht auf Selbſtbehauptung zu, das wir für uns in Anſpruch nehmen. Im Innern hat der Nationalſozialismus in drei Jah— ren die Volksgemeinſchaft voll verwirklicht. Das Deutſchland Adolf Hitlers kennt keine Klaſſen, Konfeſſionen und In⸗ tereſſen mehr. Der Staat fordert für die Bewegung das Recht der Totalität in politiſchen Dingen, er läßt aber jeden nach ſeiner Faſſon ſelig werden. Die Parteienzerklüftung iſt ebenſo verſchwunden wie der Länderwirrwarr. Es gibt nur noch ein Reich, eine Partei und eine Führung. Die ge⸗ ſammelte Kraft der Nation ſteht der einheitlichen Führung zur vollen Verfügung bei der wirtſchaftlichen und ſoziaken Neuordnung. Wir alle wiſſen, daß das Rieſenwerk des wirtſchaftlichen Neuaufbaues Opfer von ſedem Einzelnen verlangt. Der Arbeiter bringt dieſe Opfer, indem er auf Lohnerhöhungen im Intereſſe des Ganzen verzichtet. Unter⸗ nehmer und Kapitaliſten aber müſſen ihren Beſitz als Gut zu treuen Händen betrachten, das dem Staate und der Ge⸗ meinſchaft zur Löſung der gigantiſchen Aufgabe einer Ueberwindung der Wirtſchaftsnot zur Verfügung ſteht. Das Dritte Reich kennt keinen Herrn im Hauſe und keinen ſelbſtgefälligen und anſpruchsvollen Verzehrer von mühe⸗ loſen Gewinnen und Wucherzinſen. Die Wirtſchaft ſteht im Dienſte des ganzen Volkes. Eine beſondere Aufgabe fällt dabei der Landwirtſchaft zu, die die Wehrfreiheit durch die Schaffung der Nahrungsfreiheit zu ſichern hat. Der deutſche Bauer weiß heute, daß er den ihm anver⸗ trauten Boden ſo zu nutzen hat, daß daraus der größte möglichen Erfolg zu ſtreben. Es iſt der reine, nackte Egois⸗ mus, der hier zum größten Prinzip, zum Träger des wirtſchaftlichen Lebens überhaupt erhoben wird. In der Praxis hat dieſes Prinzip uns den Klaſſenkampf von oben und unten beſchert. Erſt der Nationalſozialismus hat dieſem Spuk, der das wirtſchaftliche Denken vernebelt. ein gründliches Ende be— nehmung ſeines eigenen Intereſſes, das mit dem der Gemeinſchaft unlöslich verbunden iſt. Wer jedoch an dieſen Vorteilen innerhalb der Gemeinſchaft teilnimmt und ſich als Einzelner trotzdem von ſeinen Verpflichtungen auf Koſten der Anſtändigen drücken zu können glaubt, der iſt nichts anderes als ein Betrüger am gemeinſamen Werk und ver⸗ dient die Verachtung Aller. A Miſeung König Geocg U. in Windſor Der Abſchluß der Trauerfeierlichkeiten DNB. London, 28. Januar Gegen Mittag hat der rieſenhafte Trauerzug den Bahnhof Paddington erreicht. Noch einmal defilieren die Abordnungen des Heeres in langſamem Paradeſchritt. Dann heben acht Garde— offiziere den Sarg von der Lafette und tragen ihn durch die Reihen der königlichen Familie, die zu beiden Seiten Aufſtellung genommen hat, zum Zug. Auch König Eduard VIII. betritt den Bahnhof, um ſich noch einmal zu überzeugen, daß ſeine An— ordnungen befolgt worden ſind. Dann präſentiert die Leibwache das Gewehr. Dudelſackpfeifer der Hochländer ſtimmen eine melancholiſche Weiſe an. Langſam ſetzt ſich die Wagenreihe in Bewegung. Kurz nach 1 Ahr wird Wind ſor erreicht. In des Königs ehemaliger Lieblingsreſidenz iſt ſchon ſeit dem frühen Morgen die ganze Bevölkerung auf den Beinen. Alle wollen noch einmal ihren König begrüßen. Anter den grauen Mauern des alten Schloſſes, deſſen älteſter Teil ſchon in der Normannenzeit er— baut worden iſt, dehnen ſich ſonſt grüne Hänge. Heute ſieht man nichts von ihnen, denn ſie ſind ſchwarz von Menſchen, die ſich Kopf an Kopf drängen. Vom grauen Himmel rieſelt der Regen, aber niemand läßt ſich dadurch vertreiben. Alles harrt ſchweigend. And als der Zug des Königs Windſor erreicht, bricht die Sonne durch die Wolken und überſchüttet die alte Reſidenz mit abend— lichem Glanz. Auch diesmal iſt die Lafette, die den Sarg des Königs aufnehmen ſoll, nicht mit Pferden beſpannt. Dieſe Stunde gehört der Marine. Blaujacken der Flotte ſtehen bei den Zugſeilen bereit. Kommandos ertönen. Die Truppen präſentieren das Gewehr. Auf den Schultern der acht Träger einherſchwankend erſcheint der Sarg im Bahnhofseingang. Jetzt ruht er auf der Lafette. Das Trauergeleit ſetzt ſich in Bewegung, ſeinem Ziele zu, der Sankt-Georgs-Kapelle von Windſor, wo der Lord— marſchall, der Erzbiſchof von Canterbury und der Vikar von Windſor ſeiner harren. Arſprünglich ſollte ſich in dem Augenblick, in dem der Sarg der Gruft übergeben wurde, zwei Minuten lang Schweigen über bas ganze weite Britiſche Reich breiten. Aber die Abwicklung des Programms hatte doch längere Zeit in Anſpruch genommen als vorgeſehen. So tritt die Gedenkpauſe ein, als der Zug noch“ unterwegs iſt. In den Werkſtätten und in den Kontoren ruht mit einem Schlage die Arbeit. Auf den Straßen ſtockt der Verkehr. Zwei Minuten ſind der Ehrfurcht und dem ſtillen Ge— denken gewidmet. Bisher war dieſe Ehrung nur am Waffen ſtillſtandstag den Toten des Weltkrieges vorbehalten. Es iſt zum erſtenmal, daß ſie einem verſtorbenen engliſchen Herrſcher zuteil wird. Nicht nur das äußere Bild des Trauerzuges zeigt, daß Eng— land eine Seemacht iſt, ſondern auch das Zeremoniell, als der Zug die Georgs-Kapelle erreicht. Bootsmannspfeifen ſchrillen. Ihr Signal bedeutet:„Der Großadmiral kommt längsſeits.“ Als der Sarg die Schwelle der Kapelle paſſiert hat, ſchrillt es wieder: „Der Großadmiral iſt an Bord.“ Dumpf dröhnt vom Turm des Schloſſes das Trauergeläut ber großen Glocke. Dazwiſchen krachen die Schüſſe der Salutbatterie. Die Königsſtandarte ſinkt auf Halbmaſt. Es beginnt der letzte Gottesdienſt. Er iſt von er— greifender Schlichtheit und Einfachheit.„Der Herr iſt mein Hirte“, klingt es auf. Es iſt der Lieblingspfalm des verſtorbenen Königs. Dann tritt der Erzbiſchof von Canterbury vor. Feier— lich, gemeſſen fallen von ſeinen Lippen die Worte der Ein⸗ ſegnung. Wieder rauſcht ein Pſalm durch das Kirchenſchiff. Dann greift König Eduard VIII. nach einer ſilbernen Schale, aus der er Erde auf den Sarg ſeines Vaters trägt. Der Erzbiſchof von Bork ſpricht ein Gebet für das Seelenheil des Dahingeſchiedenen. Langſam verſchwindet dann der Sarg in der Gruft. Nur vier Kränze ſchmücken ihn, Kränze ſeiner nächſten Anverwandten, und die Königsſtandarte der Gardegrenadiere. Gleichzeitig verlieſt ein Herold, wie ſchon ſeit Jahrhunderten üblich, die ſämtlichen Titel des Dahingeſchiedenen und verkündet den Namen des neuen Herrſchers. Der Vikar von Windſor als Kanzler des Hoſenbandordens nimmt noch in feierlicher Formel die ſterbliche Hülle des dahin— gegangenen Monarchen in Obhut. Ein letzter Gruß der Dudel ſäcke; die Hochländer ſpielen das ſchottiſche Lied„Die Blumen des Waldes“. Dann iſt alles beendet. König Georg iſt zur letzten Ruhe heimgegangen. Die Kapelle leert ſich. Nur König Eduard und ſeine Mutter verharren noch eine Weile in ſtillem Gebet. A 1 4 10 10 9 71 5 15 * 18 * — x ů ů ů ˙— n — r — —̃—— n 8 Dieſer Gemeinſchaftsgedanke des Nationalſozialismus iſt keine theoretiſche Phraſe, kein leerer Begriff, kein dil⸗ liges Schlagwort, ſondern hat zum erſtenmal dem Wort Sozialismus lebendigen Inhalt gegeben. Unſer Sozialis⸗ mus iſt nicht weltfremde Utopie, ſondern naturgegebenes blutvolles Leben. Er iſt der Sozialismus der Hilfsbereit⸗ ſchaft für die Aermſten der Armen und der Sozialismus der Leiſtung für alle Schaffenden. Der Nationalſozialis⸗ mus hat alle Vorrechte der Geburt und des Standes be— ſeitigt, dafür aber das Vorrecht der Natur wiederhergeſtellt. Indem er allen Volksgenoſſen— nach den gegebenen Ma⸗ ßen der Natur— die gleiche Chance gibt, unternimmt er es nicht— welch künſtliche Utopie!— die Ungleichheit der Menſchen zu beſeitigen, ſondern die Ungleichheit der Be⸗ dingungen, unter denen ſie arbeiten! Wir haben im deut⸗ ſchen Volke eine wirtſchaftliche und ſoziale Ordnung einge⸗ leitet, in der jeder Volksgenoſſe, was er auch ſei und woher er auch kommt, zu den höchſten Stellen der Wirtſchaft und des Staates emporſteigen kann, wenn er nur die Kraft, den Willen und die Fähigkeit dazu hat. Das kapitaliſtiſche Wirtſchaftsſyſtem iſt aogelöſt durch das nationalſozialiſtiſche, das von einer ganz anderen Gei⸗ ſteshaltung getragen iſt und das anderen inneren Geſetzen gehorcht, als ſie die kapitaliſtiſche Wirtſchaft beherrſchen. Landbau und Forſchung N Vortragstagung des Reichsnährſtandes. . Berlin, 28. Januar. Anläßlich der Grünen Woche wurde eine Vortragstagung des Reichsnährſtandes in Gemeinſchaft mit dem Forſchungs⸗ dienſt(Reichsarbeitsgemeinſchaften der Landbauwiſſenſchaft) von Reichsbauernführer und Reichsernährungsminiſter R. Walter Darre eröffnet. In ſeiner Rede ſtellte er den Gedanken der Ordnung voran. Erſt als die nationalſozialiſti⸗ ſche Staatsführung auch auf dem Sektor der deutſchen Ernährungswirtſchaft Ordnung geſchaffen habe, habe das deutſche Landvolk ſeine Kraft im deutſchen Erzeugungsraum entfalten können. 0 Unſeren Worten müſſen immer die Taten folgen. Aus dieſem Grunde muß verlangt werden, daß das deutſche Land⸗ volk, das Führerkorps des Reichsnährſtandes und die Land⸗ bauwiſſenſchaft in gemeinſamer Arbeit die noch beſtehenden Schwierigkeiten in der deutſchen Selbſtverſorgung überwinden. Demgemäß habe ich die Schaffung des Forſchungsdien⸗ ſtes für notwendig gehalten. Es bedarf des Einſatzes aller Mitte! der Technik, des Geiſtes und des Willens, wenn wir vorwärts kommen wollen. Zwei Phaſen der Erzeugungsſchlacht tönnen wir bis jetzt unterſcheiden. Im erſten Abſchnitt galt es, das Land⸗ volk mit den ihm zufallenden nationalpolitiſchen Aufgaben vertraut zu machen. Dies iſt geſchehen und auch weiteſt⸗ gehend gelungen. 1 zweiten Abſchnitt der Erzeugungsſchlacht gilt es, bis in den letzten Bauernhof hinein den Leiſtungsgedanken zu tragen und In dem jetzt in Angriff genommenen dem Landvolk die Mittel und Wege zur Leiſtungsſteigerung zu weiſen. 101 1 Wir werden unbeirrt unſer nationalſozialiſtiſches Auf⸗ bauwerk zu Ende führen. Unſer Wille kennt in dieſer Bezie⸗ hung keine unüberwindlichen Hinderniſſe. I Laſtkraftwagen fährt in Gruppe Soldaten. In Tabor in Südböhmen fuhr ein Laſtkraftwagen in eine Gruppe von Soldaten. Drei Soldaten wurden getötet und drei weitere verwundet. Der Führer des Laſtkraftwagens wurde verhaftet. Der Trauerzug durch London DNB. London, 28. Jan. König Eduard und ſeine drei Brüder hielten von Mitter— nacht ab eine halbe Stunde lang die Totenwacht am Sarge des verſtorbenen Königs in der Weſtminſterhalle. Als der König und ſeine Brüder unerwartet die Rieſenhalle betraten, ſchlug das berühmte Glockenſpiel im Turm des Par— laments gerade die 12. Stunde. Fortwährend ſchritten Tauſende von Menſchen langſam und ehrfürchtig an dem Katafalk vorbei. Kaum einer von ihnen erkannte zunächſt den Monarchen. Der König und ſeine Brüder traten zum Katafalk. Nach leiſe ge— flüſterten Kommandoworten löſten ſie die Wache der berittenen Leibgarde ab und ſtellten ſich an die Ecken des Katafalks. Es war ein eindrucksvolles und ergreifendes Bild, wie der junge König und ſeine Brüder im Dämmerſchein der Kandelaber unbe— weglich am Sarge ihres Vaters ſtanden. Erſt nach einiger Zeit erkannte man in der trauernden Menſchenmenge, die ununter— brochen weiterſtrömte, den König. Eine halbe Stunde nach Mit— ternacht wurden der König und ſeine Brüder wieder abgelöſt. In den frühen Morgenſtunden wurde das Gebäude endgültig für die Oeffentlichkeit geſchloſſen, nachdem in den letzten Tagen ins— geſamt über 800000 Menſchen dem toten Monarchen die letzte Ehrung erwieſen hatten. In den frühen Morgenſtunden ſah man erſtaunliche Szenen in den Straßen, durch die ſich der große Trauerzug bewegt. Der Tag war be— reits angebrochen, da lagen noch Hunderte von Männern, Frauen und Kinder ſchlafend auf den Bürgerſteigen, in den Eingängen der Geſchäfte oder auf den Wieſen des Hydeparks. Sie alle warteten ſeit Stunden auf den Beginn der Trauerprozeſſion. Trotz des ſpäter einſetzenden Regens ſchliefen viele unbekümmert weiter. Arbeitsloſe und ärmere Leute begnügten ſich mit unter— gelegten Zeitungen als Ruhebett, andere hatten wollene Decken, Kiſſen und ſogar heiße Bettflaſchen mitgebracht. An einer Stelle ſah man weibliche Büroangeſtellte, die ſich nicht geſcheut hatten, Matrazen mitzubringen. Sie hatten ſich mit Zuckerfäcken eingehüllt und ſchliefen friedlich ins Tagesgrauen hinein. Meh— rere ältere Frauen, die ſtundenlang in der Kälte gewartet hatten, brachen zuſammen und mußten ins Krankenhaus gebracht wer— den. Daneben konnte man wieder beſſer gekleidete Leute beobach⸗ ten, die vergebens einen freien Tribünenplatz ſuchten. Es gelang ihnen ſelbſt mit einem Angebot von 400 Mark nicht mehr, einen Platz zu erhalten, da alles ausverkauft war. Gegen 8 Ahr hatten ſich bereits zwei bis drei Millionen Menſchen angeſammelt, längs der Straßen, durch die der Trauerzug zwei Stunden ſpäter folgte. Von 9 Ahr ab war es nicht mehr möglich, ſich überhaupt vorwärtszubewegen. Keine Stimme war zu hören. Zn ſichtlicher Ergriffenheit harrte die Menge hinter dem Spalier der Garde auf das Erſcheinen des königlichen Leichenzuges. Ungewöhnlich für das Auge des Aus— länders waren die zahlreichen Zylinderhüte, die in der Menge getragen wurden, und das tiefe Schwarz in das die Mehrzahl der Frauen gekleidet war. Die zahlreichen in der Menge ver— tretenen Angehörigen außereuropäiſcher Völker bewieſen, in wie hohem Maße die geſamte vielgeſtaltige Bevölkerung des bri— 05 Weltreiches an dem Schickſal ihres Monarchen Anteil nahm. Anter Glockengeläute und unter dem Donner der Geſchütze der Salutbatterien ſetzte ſich der rieſige Trauerzug von der Weſtminſterabtei aus zur feſtgeſetzten Stunde in Be— wegung. Feierliche Stille trat überall ein, ſobald der Zug herannahte. Das ſpalierbildende Militär ſtand, den Kopf ge⸗ Graziani bedroht Addis Abeba Der Durchbruch an der Güdfront— Abeſſiniſche Verteidigungsſtellung im Hochgebirge a DNB. Addis Abeba, 28. Januar Auch in Addis Abeba wird man ſich nunmehr des Ernſtes der Lage bewußt, die ſich aus dem erfolgreichen Durchbruch der Italiener an der Südfront ergeben hat. Von abeſſiniſcher Seite wird zwar immer noch darauf hingewieſen, daß die Ent wicklung der militäriſchen Ereigniſſe im Boran-Gebiet nach wie vor unüberſichtlich' ſei, trotzdem kommt aber in den Frontberichten zum Ausdruck, daß die italieniſchen Truppen von Neghelli aus Erkundungsvorſtöße auf der ſtrategiſchen Haupt⸗ anmarſchſtraße in der Richtung auf Aardera unternehmen. Von Dolo aus hat ein ſtarker Nachſchub von Munition, Lebens— mitteln und Waſſerborräten frontwärts eingeſetzt, der allerdings, wie hier berichtet wird, durch plötzlich eintretende Regenfälle ſtark behindert werde. Gedeckt durch Panzerwagen und Bomben— flieger rückt eine zweite italieniſche Stoßtruppe unter heſtigen Kämpfen an den Afern des Daua Parma vor. Dieſem „Vormarſch ſetzen die abeſſiniſchen Truppen, wie ſich aus den hier vorliegenden Meldungen ergibt, überraſchende Einzelvor— ſtönßſe entgegen, die von Truppen von 1000 bis 2000 Mann durchgeführt werden, um den Rückzug zu decken. Dieſe Gegen⸗ ſtöße, die vor allem aus dem ſüdlichen Boran-Gebiet kommen, haben, wie von abeſſiniſcher Seite verlautet, bewirkt, daß der linke italieniſche Flügel bedeutend langſamer vorwärts kommt als die italieniſche Hauptmacht, die auf der alten Karawanenſtraße nach Addis Abeba porſtößt. Nach abeſſiniſcher Auffaſſung iſt es unverkennbar, daß die Armee General Grazianis darauf abzielt, durch das große Gebiet, das den tiefen Graben des Dembara⸗Tales bedeckt, über den Sciala und den Zuaiſee auf die Hauptſtadt Addis Abeba durchzuſtoßen. Die zurückgenommenen Teile der Armee von Ras Deſta haben daher ſämtliche Höhenzüge vor dem Seen— gebiet beſetzt, um den Durchbruch der Italiener zu ver— hindern. Da dieſe Gebirgsketten außerordentlich hoch ſind und nur über zwei Päſſe verfügen, glaubt die abeſſiniſche Heeres leitung, den italieniſchen Vormarſch im Gebirge zum Stehen bringen zu können. Zur, Verſtärkung der Armee Ras Deſtas ſind überdies ſtarke Abteilungen aus dem Weſten und Norden an die Front geworfen worden. Von abeſſiniſcher Seite wird beſonders betont, daß die Gerüchte, die von einem vollſtändigen Zuſammenbruch der Armee Ras Deſtas ſprechen, keineswegs zu— treffen. Die Armee habe zwar ſehr große Verluſte erlitten, die auf einige tauſend Mann geſchätzt werden, doch ſei ihre Moral nicht zerrüttet. Wie es heißt, beabſichtigt der Kaiſer ſein Hauptquartier nach der Südfront zu verlegen, um die weiteren militäriſchen Operationen ſelbſt zu leiten. Dieſer Ent— ſchluß werde ihm, wie man ſagt, dadurch erleichtert, daß er die Führuns der Nordarmee in erprobten Händen wiſſe. Die von der Nordfront eingehenden Berichte ver— zeichnen das Wiederaufleben erbitterter Kämpfe. In abeſſiniſchen Kͤreiſen ſpricht man bereits von der vollendeten Einſchlie⸗ ßung Makalles and weiter Gebiete der Provinz Gheralta. Abeſſinier melden Einbruch auf der Straße Adua— Malkalle DNB. Addis Abeba, 28. Jan. Nach in Addis Abeba vorliegenden Meldungen von der Nordfront verſuchen die Italiener trotz außerordentlicher Regen— fälle ihre nach abeſſiniſchen Berichten in der Schlacht vom 20. bis 23. Januar verlorenen Stellungen wiederzuerobern. Ohne Anterbrechung halte die italieniſche Artillerievorbereitung Tag und Nacht an. Ein Angriff ſei aber bisher nicht erfolgt. Die abeſſiniſchen Truppen dagegen machten ſtändig Vorſtöße, um beſonders in den Nachtgefechten Angriffsſtellungen der Italiener aufzuheben. Dieſe Art der Kriegführung koſte nach abeſſiniſcher Auffaſſung nur geringe Opfer und ſei meiſtens von Erfolg gekrönt. Nach weiteren Berichten von der Nordfront ſollen abeſſiniſche Truppen ein Stück der Straße Adua—Makalle endgültig beſetzt haben. Somit ſei die Verbindung zwi⸗ ſchen den beiden Städten unterbrochen. Die Abeſſinier be— rechnen die Verluſte der italieniſchen Truppen an der Nord- front in den letzten fünf Tagen auf über zehn weiße Offiziere, einige Nachſchubkolonnen und rund 500 Mann, unter letzteren etwa 100 Weiße. Der italieniſche Heeresbericht 108 DNB. Rom, 28. Januar 1 Marſchall Badoglio telegraphierte am Dienstag folgen- . der als Mitteilung Nr. 108 veröffentlicht wird: An der Somalifront unternahm ein Teil unſerer Truppen einen Erkundungsvorſtoß auf Wadara. Dabei wurde ein kleines ſchwediſches Feldlazarett entdeckt und beſchlagnahmt, das ſich früher in Malea Dida befunden hatte. Das Feld⸗ lazarett war auf 15 Laſtkraftwagen untergebracht, die die Fahne und die Symbole des Roten Kreuzes führten. Die Laſtwagen enthielten außerdem 27 Munitionskiſten. unter der bei Wadara gemachten Beute befand ſich übrigens auch die Fahne des Ras und ſeine„Neggarits“, d. h. große Ehrentrommeln. Ferner wurden Lebensmittellager des Gegners erbeutet, die große Vor— räte von Getreide und Kaffee enthielten. Eine unſerer Kolonnen iſt gegewärtig damit beſchäftigt, die Organiſation des Gebietes zwiſchen Neghelli und Daua Parmas zu vollenden. General Grazian; meldet, daß der Erfolg der Schlacht am Ganale Dorio nicht nur der großartigen Angriffs- und Widerſtands— kraft unſerer Heimat- und Eingeborenenkruppen zu verdanken ſei, ſondern auch zu einem großen Teil der Aufopferung unſerer verſchiedenen Verpflegungsdienſte, die alles mögliche taten, ohne ſich zu ſchonen. An der Eritrea⸗ Front ſchlug eine unſerer Truüppenabteilungen nach vierſtündigem Kampfe ſtarke Kräfte des Gegners in die Flucht. ſenkt, die Arme über dem mit der Mündung nach unten gehal⸗ tenen Gewehr verſchränkt, in der althergebrachten„Habt-Acht⸗ Haltung“ der engliſchen Trauerparade. Sobald der Trauerzug nahte, wurde das Gewehr präſentiert. Die Menge entblößte das Haupt und viele Frauen knieten nieder. Anmittelbar hinter den Militärkapellen folgte der Sarg des Königs auf einer Geſchützlaſette, die in gleichmäßig langſamem Trauerſchritt von 120 Matroſen in Paradeuniform gezogen wurde. Zur Seite ſchritten Abord— nungen und Herolde des königlichen Hauhalts ſowie Garde— offiziere. Der Sarg war bedeckt mit dem Banner des könig— lichen Hauſes Windſor, auf dem Sarg lagen die Reichskleinodien, die Krone des Königs, der Reichsapfel ſowie ſein Szepter und außerdem ein einfaches aus weißen Lilien beſtehendes Kreuz, das auf beſonderen Wunſch der Königin auf dem Sarge ruhte. Un- mittelbar hinter dem Sarg folgte die königliche Standarte, die von zwei hohen Offizieren begleitet wurde. Hinter dem Sarg ſchritt allein König Eduard VIII. in der Aniform eines Großadmirals der engliſchen Flotte. Er war ſichtlich bewegt. Ihm folgten die Prinzen des königlichen Hauſes, der Herzog von Kent, der Herzog von Pork, der Herzog von Glouceſter, ſowie der Carl of Aslon. Hierauf kamen die höchſten Beamten des königlichen Hauſes in ihren prunkvollen mittelalterlichen Aniformen ſowie der dienſt— tuende Offizier des königlichen Haushalts. Ihnen folgten hierauf Mitglieder der fremden Königshäuſer, fünf Könige, neun Kron⸗ Prinzen und etwa 30 weitere Prinzen. Anter ihnen bemerkte man auch den Herzog von Sachſen-Koburg-Gotha in feldgrauer Aniform und Stahlhelm.. Den königlichen Prinzen folgte die Staatskaroſſe mit der Königin, von vier Herolden in rotgoldenen Mänteln begleitet. Der faſt zwei Kilometer lange Trauerzug wurde durch einen Offizier aus dem Kriegsminiſterium eröffnet. Es folgten Abord⸗ nungen der Regimenter, deren perſönlicher Chef der König war. Jedes Regiment hatte 20 Mann und einen Offizier entſandt. A. a. waren in dieſen militäriſchen Eskorten vertreten Abörd— nungen der Garden, der Londoner Offiziersſchule, des Kolonial korps, der Luftmacht, der Dominionflotten und-heere, der Territorialarmee, der indiſchen Truppen, des königlichen Tank— korps, der Artillerie und der Huſaren. Die Truppen in Parade⸗ uniform und mit verhüllten Fahnen, traten den Marſch in der bekannten engliſchen Begräbnisordnung an, voran jeweils der Offizier mit verkehrtgehaltenem Degen unter dem Arm, hierauf die Mannſchaft in Dreierreihen. Es folgten dann Abordnungen der Leibwache in ihren maleriſchen blauen und roten Mänteln und Sonderabordnungen der königlichen Marine. 8 Dann kamen die Vertreter der ausländiſchen Wehrmächte. Ihre bunten Aniformen waren meiſt durch dunkle Mäntel ver— hüllt. Anter ihnen wurden die Vertreter der deutſchen Wehrmacht im Stahlhelm und die Vertreter der Reichs— marine viel bemerkt. Es folgten die Feldkapläne der Marine, der Armee und der Luftwaffe in ſchwarzen Röcken und ſchwarzem Zylinder. Hinter ihnen ſchritt der Kommandeur der Luftwaffe mit den Abordnungen der königlichen Luftwaffe, und zwar der geſamte Generalſtab der Luftflotte, das geſamte Hauptquartier, der Beirat ſowie ſämtliche Oberſten der Luftwaffe. Dann folg⸗ ten die entſprechenden Vertreter der Armee, etwa 20 Feldmar— ſchälle, der Generalſtab, der Kriegsrat, alle mit wehenden weißen Silberbüſchen und in langem dunkelgrauem Mantel. Ihnen ſchloſſen ſich die Vertreter der Flotte in blau, ſämtliche Admiräle und ein großer Teil der Kommandanten der Kriegs- ſchiffe an. a Ein beſonderes Bild boten die etwa 40 ehemaligen Flügel⸗ adjutanten, die im Laufe der 25 Jahre nacheinander zur Dienſt— leiſtung bei dem König befohlen worden waren. Es folgten hierauf die Muſikkapellen der geſamten Garde- regimenter und zwar zunächſt die Muſikkapelle der Garde— kavallerie, aber zu Fuß, hierauf die Kapelle der Gardehuſaren und der übrigen Garderegimenter, zuletzt die ſchottiſche Dudelſackpfeiferkapelle. 5 Hinter dem Wagen der Königin ſchritten die Führer der ausländiſchen Abordnungen. Hier ſah man in der zweiten Reihe Reichsaußenminiſter v. Neurath. Anſchließend folgten die Wagen mit den Prinzeſſinen und den drei Königinnen, unter ihnen die einzige noch lebende Schwe⸗ ſter des verſtorbenen Königs, Königin Maud von Norwegen. Weiter folgten die Beamten des königlichen Haushalts des verſtorbenen Königs, unter ihnen die Kammerdiener. In einem langen Zuge, in dem wohl ſämtliche Militäruniformen der Welt vertreten waren, folgte das Gefolge der Könige und der fremden Abordnungen. Hier bemerkte man u. a. die deutſchen Wehrmacht- Vertreter. f 8 Endlich folgten Abordnungen der Londoner Polizei, der Feuerwehr der Londoner ſtädtiſchen Beamten. Den Schluß bil⸗ deten wiederum Militärabordnungen der Garderegimenter. 1 Als in der Weſtminſterhall der Sarg auf die von 120 Matroſen gezogene Lafette gelegt wurde, ſetzte ſich der 1½ Kilometer lange Zug langſam in Bewegung. Während der ganzen Dauer des Zuges ſtanden die ſpalierbildenden Truppen, insgeſamt 11000 Mann, mit geſenktem Haupt, die Arme auf ihr Gewehr geſtützt; nur beim Herrannahen der Leiche des Königs präſentierten die Soldaten auf ein kaum hörbares Kom⸗ mando das Gewehr, ebenſo beim Vorüberſchreiten der Feldmar⸗ ſchälle und der Oberbefehlshaber der drei Hauptwaffengattungen. Trotz der vielen prunkvollen Aniformen der hohen Militärs und der Diplomaten bot der Trauerzug ein würdig⸗-ſchlichtes und gerade deshalb umſo eindrucksvolleres Bild. Der eigenartige, nur in England bei ſolchen Anläſſen übliche gemeſſene Parade⸗ ſchritt gab dem Ereignis eine ganz beſondere Note. Als die Lafette unter dem Schweigen der Muſik am Cenotaph, dem britiſchen Ehrenmal für die Gefallenen des Welt⸗ krieges, vorübergezogen wurde, erhob König Eduard VIII. die Hand zum militäriſchen Gruß, der Toten ſeines Reiches gedenkend. 1 Die geſamte Feier wurde nach England und allen Teilen des Reiches ſowie durch ausländiſche Sendeſtellen auch nach vie— len fremden Ländern übertragen. Einer alten Aeberlieferung gemäß nahmen an dem Trauer— zuge durch London die Mitglieder der Regierung, des Ober⸗ hauſes und des Anterhauſes nicht teil. Sie ſind ebenſo wie die Botſchafter und Geſandten der in London vertretenen frem— den Staaten nur bei der eigentlichen Begräbnisfeier in Windſo r.anweſend. Der Trauerzug erreichte nach faſt 2 ſtündigem Marſch die Eiſenbahnſtation Paddingham im Norden Londons. Hier löſte ſich der Zug auf. Der Sarg mit den ſterblichen Aeberreſten des Königs wurde in einen Sonderzug gehoben, der ſie nach Windſor bringt. e — — Urdſer Word Gare. ng lobien er und 5 das e. An. ie, die Nr. 24 Mittwoch, den 29. Januar 1936 Viernheimer Volkszeitung 421 der 222. Volksſchule in der Roſtockerſtraße Berlin. weiteren Ausbildung übergeben werden. Die Feier des 30. Januar Dr. Goebbels ſpricht zur utſchen Schuljugend in einer Volks⸗ . ſchulc im Beußelkietz. DNB. Berlin, 28. Jan. Am 30. Januar d. J. finden in allen Schulen des Deutſchen Reiches Schulfeiern zum Gedenken des Tages der Machtüber— nahme und des Kampfes um das Dritte Reich ſtatt. Reichsminiſter Dr. Goebbels wird in der 22. und 23. Volksſchule Berlin, Roßdorferſtraße, im alten Kampfbezirk Beußelkietz, vormittags 10.05 bis 10.20 Ahr, zu den Jungen und Mädeln ſprechen. Die Veranſtaltung wird auf ſämtliche deutſche Sender übertragen, ſo daß es möglich iſt, in den Schul⸗ ſeiern der einzelnen Schulen die Rede des Miniſters mitzu— hören. Der Führer hat für den 30. Januar, an dem ſich zum drit— ten Male der Tag jährt, an dem der Führer zum Reichskanzler berufen wurde, den Aufmarſch der alten Marſchierer für das Dritte Reich feſtgeſetzt. Am Mittag findet im Luſtgarten ein SA.-Appell ſtatt, den Stabschef Lutze eröffnen wird. Nach ihm ſpricht der Führer und im Anſchluß daran Reichsminiſter Dr. Goebbels. Am Abend findet der große Fackelzug der SA. ſtatt. Gedenkfeiern bei den öffentl. Verwaltungen 6 DNB. Berlin, 28. Jan. Der Reichs- und preußiſche Miniſter des Innern Dr. Frick hat folgendes Rundſchreiben an die Reichs- und Landesbehörden gerichtet: Ich halte es für angezeigt, daß die Beamten, Angeſtellten und Arbeiter der öffentlichen Verwaltungen am 30. Januar aus Anlaß der dritten Wiederkehr des Tages der nationalen Er— hebung vor dem Behördenchef verſammelt und auf die Bedeu— tung des Tages hingewieſen werden, und bitte, für ihren Ge— Geſchäftsbereich das Erforderliche zu veranlaſſen. Die Landesregierungen, in Preußen die Regierungspräſi⸗ denten, erſuche ich, auch den Gemeinden hiervon Kenntnis zu geben. Fahnen heraus am 30. Januar! DNB. Berlin, 28. Jan. Aus Anlaß der dritten Wiederkehr des Jahrestages der nationalſozialiſtiſchen Revolution fordert der Reichsminiſter für 5 Volksaufklärung und Propaganda alle Volksgenoſſen auf, ihre Häuſer mit den Fahnen des Dritten Reiches zu beflaggen. Da⸗ mit grüßt das deutſche Volk zugleich die alte kampferprobte Garde der SA., die ſich am 30. Januar vor ihrem Führer ver⸗ ſammelt. Der deutſche Rundfunk am 30. Januar DNB. Berlin, 28. Jan. Der deutſche Rundfunk führt am 30. Januar folgendes Sonderprogramm durch: 10 Ahr bis etwa 10.30 Ahr: Lebertragung aus der Aula Reichs⸗ miniſter Dr. Goebbels ſpricht zur deutſchen Schuljugend. Die Sendung wird vom Deutſchlandſender durchgeführt und von allen deutſchen Sendern übernommen. Zur gleichen Stunde findet in allen deutſchen Schulen Gemeinſchaftsempfang im Rahmen einer Schulfeier ſtatt. 12.55 Uhr(nur Reichsſender Berlin): Aebertragung des großen SA.-Appelles aus dem Luſt⸗ garten in Berlin. 20—22 Uhr: Die Reichsſendeleitung gibt Funkberichte von dem hiſtoriſchen Fackelzug mit dem Vorbei— marſch vor dem Führer und überträgt den neuen„SA.⸗Ruf“. Sie wiederholt für alle deutſchen Sender mit Ausnahme des Reichsſenders Berlin die Reden von dem großen SA.-Appell im Luſtgarten. Neuorganiſation des Deutſchtums in Güdweſt Aufgrund von Verhandlungen mit den zuſtändigen Stellen des Deutſchtums in Südweſt iſt nunmehr eine enge Zuſammen— faſſung des geſamten Südweſter Deutſchtums im Deutſchen Bund von Südweſtafrika herbeigeführt worden. Der Führer des Deutſchen Bundes iſt auch weiterhin der bon der übergroßen Mehrheit der Südweſter Deutſchen gewählte Farmer Albert Voigts, der auch einen neuen Arbeitsaus— ſchuß und Wirtſchaftsbeirat berufen und die Leiter der 10 Be- zirke eingeſetzt hat. Stipendien für den Berufswettkampf DNB. Berlin, 28. Januar Reichsorganiſationsleiter Dr. Ley hat aus den Mitteln der Deutſchen Arbeitsfront auch in dieſem Jahr wieder eine größere Summe zur Auszahlung von Stipendien an die Reichs— ſieger im Reichsberufswettkampf der deutſchen Jugend zur Ver⸗ fügung geſtellt. Im Vorjahre konnte dank dieſer großherzigen Spende der Deutſchen Arbeitsfront den Reichsſiegern durch— ſchnittlich ein Betrag von 1000, zur Förderung ihrer Die Jungens und Mädels, die als die Reichsſieger die Ausleſe der deutſchen Jung⸗ arbeiterſchaft darſtellen, kamen aus minderbemittelten Familien. Dem Reichsverkehrsminiſter das ſechſte Kind geboren DNB. Berlin, 28. Januar Freifrau v. Eltz-Rübenach, die Gattin des Reichs- poſt⸗ und Reichsverkehrsminiſters, hat am Dienstag früh einer Tochter das Leben geſchenkt. Die Familie des Miniſters hat nun einen Sohn und fünf Töchter. Das amtliche griechiſche Wahlergebnis DNB. Athen, 28. Jan. Am Dienstagnachmittag iſt das amtliche Wahlergebnis be— kanntgegeben worden. Darnach verteilen ſich die Parlaments- ſitze wie folgt: Liberale(Venizeliſten) 127 Volkspartei(Tſaldaris) 69 Liſtenverbindung Kondylis— Theotokis 63 Liſte Metaxas 7 Republikaner 7 Gruppe Kotzamanis 4 Anabhängige Venizeliſten 4 Agrarier 4 Kommuniſten 15 Aus dieſer Aufſtellung geht hervor, daß— bei Außeracht⸗ laſſung der Kommuniſten— im neuen Parlament 142 Venize⸗ liſten 143 Venizeliſtengegnern gegenüberſtehen werden. Der Führer beim Trauergottesdienſ 12. Jahrgang in der engliſchen Kirche DNB. Berlin, 28. Jan. a Zur ſelben Stunde, da König Georg V., begleitet von dem ehrfurchtsvollen Gedenken des britiſchen Weltreiches, ſich auf der Fahrt zur letzten Ruheſtätte im Schloß Windſor befand, ver anſtalteten die britiſche Botſchaft und die Geſandtſchaft der Süd⸗ afrikaniſchen Anion in Berlin in der engliſchen St. Georg⸗Kirche einen Trauergottesdienſt für, den heimgegangenen Monarchen. Der Führer und Reichskanzler bezeugte durch ſeine Gegenwart ſeine Anteilnahme an dem Verluſt, den die britiſche Nation erlitten hat. Sämtliche Chefs der Aus⸗ wärtigen Miſſionen ſowie zahlreiche hohe deutſche Perſönlich— keiten wohnten dem Gottesdienſt bei. Punkt 12 Uhr betrat der Führer und Reichskanzler, be— gleitet vom britiſchen Botſchafter, die Kirche. Die Gemeinde erhob ſich ihm zu Ehren von ihren Plätzen. In ſeiner Begleitung befanden ſich Staatsſekretär Dr. Meißner, Obergruppen⸗ führer Brückner und Oberſtleutnant Hoß bach. Der Führer und Reichskanzler nahm auf der linken Seite in der erſten Bank— reihe vor dem Altarraum Platz. An ſeiner Seite, durch den Mittelgang getrennt, ſaßen der britiſche Botſchafter und der Geſandte der Südafrikaniſchen Anion. In den nächſten Reihen ſah man den Stellvertreter des Führers, faſt alle Reichs— miniſter und Staatsſekretäre und andere führende Perſönlich— keiten von Partei und Staat ſowie die Chefs der Auswärtigen Miſſionen. In tiefer Ergriffenheit nahm die Trauergemeinde an dem liturgiſchen Gottesdienſt teil. Geiſtliche, Kirchenchor und Gemeinde ehrten in Gebet und Chorälen das Andenken des toten Königs und ſchloſſen Königin Mary, König Eduard VIII. und die königliche Familie in ihre Fürbitte ein. Der Führer und Reichskanzler verließ als erſter, wiederum geleitet vom britiſchen Botſchafter, die Kirche und ſprach im Vorraum dem diplomatiſchen Vertreter Großbritanniens noch- mals ſeine herzliche Anteilnahme aus. Auch die übrigen Trauergäſte brachten beim Verlaſſen der Kirche ihr Beileid zum Ausdruck. Neben dem Führer und ſeinem Stellvertreter nahmen an dem Trauergottesdienſt teil: Die Reichsminiſter Generaloberſt v. Blomberg, General Gö⸗ ring, Dr. Goebbels, Graf Schwerin v. Kroſigk, Darré, Seldte, Kerrl und Frank, die Reichsleiter Roſenberg und Bouhler, Botſchafter v. Ribben⸗ tr o pu. g. Als letzten ſichtbaren Gruß an den verſtorbenen König Georg V. haben ſeit heute morgen die Präſidialkanzlei, der Reichstag ſowie ſämtliche Reichsminiſterien und die Dienſt⸗ gebäude der Wehrmacht Halbmaſt geflaggt. Auch die Gebäude, in denen die ausländiſchen Miſſionen in Berlin ihren Sitz haben, haben ihre Landesflaggen Halbſtock geſetzt. Aus Anlaß der Beiſetzung des engliſchen Königs ſetzten die deutſchen Kriegsſchiffe Toppflagge, und zwar die engliſche 1 in Großtopp, die deutſche Kriegsflagge auf Halb- maſt. a Reſpekt vor dem Gegner von einſt Eine beherzigenswerte Mahnung des Reichskriegerbundes Einem Leitaufſatz von Otto Riebicke über den Geiſt der Frontkämpferverſtändigung, den der„Kyff— häuſer“, das Reichsblatt des Reichskriegerbundes, aus Anlaß des deutſchen Frontkämpferbeſuches in England veröffentlicht, entnehmen wir die folgenden Abſätze: In ſeinem vor Jahren erſchienenen Buche„Revolution in der Wüſte“ ſchrieb der kürzlich verſtorbene engliſche Colonel Th. E. Lawrence über die letzten Deutſchen an der zuſammen— brechenden Paläſtinafront: „Ich wurde ſtolz auf den Feind, der meine Brüder ge— tötet hatte. Er war 2000 Meilen von der Heimat ohne Hoff— nung und ohne Führer in einer Lage, verzweifelt genug, um auch die Nerven des Mutigſten zu zerreißen. And doch blieb dieſe Abteilung feſt in Reih und Glied und ſteuerte wie ein Panzerſchiff durch das wirr wogende Meer von Türken und Arabern, ſchweigend und erhobenen Hauptes. Wurden ſie an— gegriffen, ſo machten ſie halt, nahmen Stellung und feuerten. Sie waren glorreich!“ Der franzöſiſche Generalſtabsoffizier E. Laure ſchrieb in ſeinem Buche über das franzöſiſche Hauptquartier: „Man glaubt zu leicht, daß unſere Erfolge der letzten Stunden über einen Feind errungen ſind, der nicht mehr wollte. Das iſt ein ganz großer Irrtum! Die deutſchen Maſchinen— gewehrſchützen ſind pflichtgetreu auf ihrem Poſten geblieben, und ich habe ſie geſehen zu Dutzenden— tot über ihren Ge— wehren.“ Der engliſche Infanterieoffizier Charles Douie in ſeinem Kriegsbuche„Der Leidensweg“: 5 „Als Orvillers nach ſechzehntägiger Erſtürmung gewon— nen war, kamen engliſche Truppen, um dem kleinen Reſt der tapferen Deutſchen ehrend zu ſalutieren.“ And aus der Fülle der weiteren Stimmen nur noch dies, was in dem Bericht des engliſchen Oberbefehlshabers Sir Douglas Haig über die Tankſchlacht bei Cambrai ſteht: „Viele der Treffer auf unſere Tank bei Flesquières er— zielte ein deutſcher Artillerieoffizier, der als Letzter bei ſeiner Batterie ſtand und mit eigener Hand ein Feldgeſchütz bediente, bis er an dieſer Kanone den Tod fand. Die große Tapferkeit dieſes Offiziers erregte die Bewunderung der Soldaten aller Chargen.“ * Der Stolz auf den Feind, die Achtung vor dem eben⸗ bürtigen Gegner ſpricht aus ſolchen Berichten, genau ſo wie in zahlloſen Kriegsgeſchichten deutſcher Frontregimenter. Jeder, der draußen ſtand, weiß, daß auch drüben Männer Waffen trugen, die höchſte Soldatenehre im Leibe hatten, auf deren Tapferkeit kein Makel ruht, die mit Löwenmut kämpften und Höchſtes und Letztes für ihre Heimat hergaben. Wir haben den Weltkrieg wahrlich nicht gegen feige Memmen geführt, wir haben mit einer Lebermacht tapferſter Feinde gerungen, wir haben voller Achtung auch dann noch auf ſie geblickt, wenn unſere Kraft ſie zurückſtieß; und wir haben, wenn uns ſelber dieſes Unheil traf, gewußt, daß es in Ehren geſchah. Wir haben einen„friſchen, fröhlichen Krieg“ nie gekannt, wir ſind niemals freudigen Herzens in eine jener Schlachten hineingegangen, die Diviſionen zu Regimentern, Regimenter zu Kompanien, Kompanien zu Gruppen zuſammen— ſchoſſen. Wir haben einen verfluchten Ernſt mit uns genom— men, und wenn der Sekundenzeiger auf die Sturmminute rückte, dann haben wir weiß Gott nicht an einen Feigling da drüben gedacht— ſondern wir haben gewußt, daß der Orkan unſeres Trommelfeuers den Funken der Pflicht auch drüben nur noch heller entfachte, und wir haben ganz klar damit ge— rechnet, daß immer noch ein letztes heldiſches Aufgebot zum letzten Kampf antritt— zum äußerſten und vielleicht dennoch ſiegreichen. So war uns zumute. Daran zu erinnern, iſt auch heute noch notwendig. Denn: die wiedererſtandene Wehrfreiheit und das ſoldatiſche neue Deutſchland hat— beſonderes auf dem Gebiete der Jugend— literatur— manchen Konjunkturſchriftſteller auf den Plan gerufen, der ſeine Weisheiten wieder nach dem alten Rezept des blödeſten Hurrapatriotismus verzapft. Und es gibt auch noch Feſtredner, denen der Mund überläuft von kriegeriſchen Heldentaten, die ſie gewiß nie erlebt haben und in denen ſie Schwarz gegen Weiß— Tapferkeit der Feldgrauen gegen Feigheit der Feinde— ſetzen. Wir Frontſoldaten lehnen ſolche Rezepte nationalen Kitſches mit aller Schärfe ab; wir wün⸗ ſchen nicht auf Koſten einer„Feigheit“ der Gegner zu Helden geſtempelt zu werden. Darin finden wir uns zuſammen mit dem Frontſoldatentum aller Völker. * 1** Zehnjähriger Junge ermordet DNB. Saarbrücken, 28. Januar Der zehn Jahre alte Sohn Robert des Hüttenarbeiters Dietz aus Niederbexbach wurde am Montagabend gegen 7 Ahr von ſeinen Eltern nach Mittelbexbach geſchickt, um Milch dorthin zu bringen. Als der Junge in den ſpäten Abendſtunden noch nicht zurückgekehrt war, benachrichtigten die Eltern die Polizei. In einer dichten Schonung, unweit der erſten Häuſer von Niederbexbach, wurde das Kind als Leiche aufgefunden. Nach den näheren Umſtänden zu ſchließen liegt Mord vor. Das Aeberfallkommando und die Mordkommiſſion ſind noch im Laufe der Nacht am Tatort eingetroffen. Die Fahndung nach den Tätern hat bisher noch zu keinem Ergebnis geführt. Krankenſchweſter reitet 17 Kinder vor dem Feuertod DNB. Newyork, 28. Januar In der Kinderabteilung der Tuberkuloſe⸗Heilanſtalt in Mal⸗ vern(Pennſylvanien) brach, während alle Inſaſſen ſchliefen, Feuer aus. Eine Krankenſchwſteer, die den Brand von der Straße aus entdeckte, rettete unter Lebensgefahr 17 Kinder. Zwei Knaben verbrannten, eine Krankenſchweſter und mehrere Kinder wurden verletzt. Löſchverſuche wurden durch die grimmige Kälte vereitelt. Schwerer Betriebsunfall bei den Oberſchleſiſchen Hüttenwerken Drei Arbeiter getötet DNB. Gleiwitz, 28. Januar In den Stadtwerken der Vereinigten Oberſchleſiſchen Hütten⸗ werke AG. ereignete ſich am Dienstagmittag im Füllraum für Sauerſtoffflaſchen eine Exploſion. Drei Arbeiter wurde dabei auf der Stelle getötet. Anſcheinend entſtand beim Füllen der Flaſchen eine Stichflamme, die den ganzen Raum blitzartig in Brand ſetzte. Das Feuer konnte bald gelöſcht werden. Der Sachſchaden iſt, wie die Vernaltung der Geſellſchaft mitteilt, nicht ſehr groß. Kurze Tageschronik. Berlin: Am 28. und 29. Januar findet anläßlich der „Grünen Woche“ eine Vortragstagung des Reichsnährſtandes in Gemeinſchaft mit dem Forſchungsdienſt(Reichsarbeitsgemein⸗ ſchaft der Landbauwiſſenſchaft) ſtatt. Die Tagung wurde Diens⸗ tagvormittag von Reichsminiſter Darré mit einer Anſprache eröffnet. n: Auf Veranlaſſung der litauiſchen Poſt⸗ und Tele- graphenverwaltung werden im Verkehr mit Litauen und dem Memelgebiet die bisher ermäßigten Brief- und Telegrammge⸗ bühren mit Ablauf des Januar aufgehoben. Dafür gelten dom 1. Februar an die allgemeinen Auslandsgebühren und Verſen— dungsbedingungen. Berlin: Auf Antrag der Staatsanwaltſchaft ordnete die 20. Große Strafkammer des Berliner Landgerichts am Dienstag die Sicherungsverwahrung gegen den 32 jährigen Rückert, einen der Mörder Horſt Weſſels, an. Memel: Der memelländiſche Landtag begann Montagnach— mittag ſeinen ordentlichen Tagungsabſchnitt für das Jahr 1936. Bei der Neuwahl des Landtagspräſidiums und des Büros wurde zum Landtagspräſidenten der Abgeordnete Dietſchmons gewählt. 1 Madrid: Die größte und verbreitetſte ſpaniſche Zeitſchrift „Blanco y Negro“ widmet ihre dieswöchige Ausgabe Deutſchland. Hervorragende Perſönlichkeiten, die ſich auf politiſchem und kulturellem Gebiet um die Engergeſtaltung der deutſch-ſpaniſchen Beziehungen Verdienſte erworben haben, neh— men in dieſer Nummer zu den verſchiedenſten Fragen Stellung. Newyork: Die Kältewelle in den Vereinigten Staaten hält an. Die Geſamtzahl der Todesopfer iſt auf 235 geſtiegen. Waſhington: Der Senat hat das von Rooſevelt gegen das Geſetz über die Auszahlung des Kriegsteilnehmerbonus einge— legte Veto mit 76 gegen 19 Stimmen überſtimmt. Damit iſt das Geſetz endgültig in Kraft getreten. Rooſevelt hat Anweiſung gegeben, mit den Zahlungen möglichſt bald zu beginnen. Waſhington: Der Außenausſchuß des Repräſentantenhauſes billigte mit 11 gegen eine Stimme den von der Regierung ein- gebrachten Entwurf eines ſtändigen Neutralitätsgeſetzes. Waſhington: Rooſevelt hat Anweiſung gegeben, mit den Bonuszahlungen an die Veteranen möglichſt bald zu beginnen. t — 1 1 51 I. 50 8 ——„„ —— 1 4 2 1 45 — a. 1 5 1 4 Urheber-Rechtsschutz: Drei Quellen-Verlag, Königsbrück(Bez. Dresden) 7 Zuſammenlegung der Wetterdienſtſtellen. Frankfurt a. M. In Frankfurt a. M. beſtehen ge⸗ genwärtig zwei Wetterdienſtſtellen, und zwar die ſoge⸗ nannte dHeffentliche Wetterdienſtſtelle in der Feldbergſtraße ſowie der Flugwetterdienſt auf dem Flughafengelände. Dieſen beiden Stellen fällt die meteorologiſche Betreuung unſeres Gebietes zu. Verwaltungsmäßig arbeiteten die beiden Wetterdienſtſtellen bereits zuſammen; nun ſoll nach Eröffnung des Rhein⸗Main⸗Flughafens auch die räumliche Vereinigung in dem dortigen Verwaltungsgebäude erfol⸗ gen. Dieſe Vereinigung bringt dann einen beſtens geleite⸗ ten Ausbau des Wetterdienſtes zum Nutzen der Wirtſchaft, der Landeskultur, der Waſſerwirtſchaft, der Landwirt- ſchaft und des Flugverkehrs. Weitere 1,5 Millionen WS W⸗Natziſſen beſtellt. Ober⸗Ramſtadt. 27. Jan. Einen erfreulichen Auftrag erhielt die hieſige Induſtrie, die neue Beſchäftigungsmöglich⸗ keiten bietet. Es wurden nämlich zuſätzlich 1,5 Millionen Nar⸗ ziſſen, eines der nächſten WH W⸗ Abzeichen, beſtellt. ** Frankfurt a. M.(Aus dem Auto gefallen un d getötet.) Am 19. September ſtießen in der Mendelsſohn⸗Straße zwei Perſonenkraftwagen bei dem Verſuch, einem Laſtwagen auszuweichen, zuſammen. Die Tür des einen Perſonenautos, das einem Offenbacher Fa⸗ brikanten gehörte, öffnete ſich, der Fabrikant fiel heraus und wurde von dem Anhänger des Laſtwagens erfaßt. Er erlitt ſchwere Geſichtsverletzungen, einen Schädelbruch und Beinbrüche und erlag alsbald den Verletzungen. Das Auto, in dem er ſaß, wurde von ſeiner Tochter geſteuert. Dieſe und der Lenker des anderen Perſonenwagens wur⸗ den der fahrläſſigen Tötung angeklagt und hatten ſich vor dem Schöffengericht einzufinden. Das Gericht ſprach die Angeklagten frei, weil ein Verſchulden nicht feſtſtellbar war. Frankfurt a. M.(Erpreſſungsverſuch auf Umwegen.) Eine Firma wurde verdächtigt, bei Liefe⸗ rungen an die Aktiengeſellſchaft für kleine Wohnungen durch Minderleiſtungen beträchtliche Gewinne erzielt zu haben, und zwar wurde dieſer Verdacht in zwei anonymen Briefen ausgeſprochen. Der Fall iſt nachgeprüft worden und es ergab ſich dabei nichts Nachteiliges für die Firma, insbeſondere auch nicht, daß, wie behauptet worden war, ihr 17000 RM zu viel gezahlt worden ſeien. Das eine Schreiben war an die Geſellſchaft gerichtet. In dieſem Schreiben tat der Schreiber ſo, als ſei er Mitwiſſer einer großen Betrugsaffaire, liege auf dem Sterbebett und wolle ſein Gewiſſen erleichtern. Er habe dem jetzt 52jährigen B. alle erforderlichen Angaben gemacht und von ihm die ehrenwörtliche Zuſage erhalten, Schweigen zu bewahren. Die Geſellſchaft könne die zuviel gezahlten Beträge zurück— verlangen. Jener B. könne nicht dazu veranlaßt werden, etwas auszuſagen, aber B. werde bereit ſein, der Geſell⸗ ſchaft als Treuhänder und Sachverſtändiger zu dienen. Das zweite Schreiben war an einen de Beteiligten der Firma gerichtet und es wurde darin behauptet, der Abſender wollte einen Freundſchaftsdienſt leiſten. Es ſtänden für die Familie des Empfängers ſchwere Stunden bevor und auch eine Verhaftung, denn in einer anonymen Anzeige ſei behauptet worden, daß die Firma durch unredlichen Erwerb ſich 17000 RM verſchafft habe. In der Anzeige werde der früher bei der Firma tätige B. genannt, der, als die Sache ſpielte, ſich auswärts befunden habe, aber nachträglich in alles eingeweiht worden ſei. Der Brief⸗ ſchreiber empfahl, daß ſich die Firma den B. ſichere, dem von anderer Seite 3000 RM geboten worden ſeien, wenn er ausſage. In den Verdacht, die Briefe geſchrieben zu haben, geriet jener B., der ehemalige Angeſtellte der Firma. Er hatte ſich vor dem Schöffengericht wegen ver⸗ ſuchter Erpreſſung und übler Nachrede zu verantworten. Der ärztliche Gutachter atteſtierte dem Angeklagten ver⸗ minderte Zurechnungsfähigkeit. Er wurde zu drei Mona- ten Gefängnis verurteilt. ** Wetzlar.(Ein ganzes Warenlager zu⸗ ſammengeſtohlen.) Im Herbſt 1935 kam man in einem Wetzlarer Geſchäft Diebſtählen auf die Spur, die ſchon einige Jahre, ohne daß es bemerkt wurde, ausgeführt worden waren. Als Täter ermittelte man zwei ehemalige Mitarbeiter der Firma aus den Nachbarorten Blasbach und Naunheim, die ſich nunmehr wegen der Diebſtähle vor dem Schöffengericht zu verantworten hatten. Bei dem einen Täter fand man bei einer Hausſuchung ein ganzes Warenlager, zu deſſen Fortſchaffung 15 große Waſchkörbe benötigt wurden. Die geſtohlenen Gegenſtände hätten völlig ausgereicht, um ein neues Geſchäft einzurichten. Man verurteilte den Dieb zu einem Jahr Gefängnis. Sein Gefährte, der bei ſeinen Diebſtählen etwas„beſcheidener“ war, erhielt 6 Monate Gefängnis. ** gtelkheim(Taunus).(In die Fräsmaſchine geraten.) In einer Möbelfabrik in dem Taunusort Kelkheim ereignete ſich am Samstag ein folgenſchwerer Betriebsunfall. Beim Arbeiten an einer Maſchine geriet ein junger Schreiner mit einer Hand in das Getriebe, ſo daß ihm die Hand völlig zerfleiſcht wurde. Dillenburg.(DVre i Verletzte bei eine m Kraft⸗ wagenunfall.) Oberhalb der Schelderhütte fuhr ein Kraftwagen aus Dillenburg, deſſen Fahrer anſcheinend durch ein entgegenkommendes Auto geblendet worden war, gegen einen Telegraphenmaſt. Von den vier Inſaſſen wurden drei zum Teil erheblich verletzt und mußten in das Dillenburger 9. Fortſetzung Roman von Gerhard Ritter FFP „Wie, bitte?“ J Er wiederholt ſeine Frage nicht. Ganz überraſchend für Hella packt er plötzlich ihre Hände und— tut ihr dabei ſehr weh. Als er ihr ſchmerzverzogenes Geſicht bemerkt, läßt er ſie ſofort wieder los. Seine Augen aber, die eben noch irr und böſe geblickt haben, ſehen ſie mit einemmal flehend und ver— zweifelt an: 5 „Sag mir nur eins, nur eins! Biſt du mit im Spiel? Iſt das alles wirklich nur Zufall, oder bin ich wieder das Opfer der kalten Berechnung anderer geworden?“ Sein Kopf finkt auf die Bruſt. In dieſer ſtummen Ergebenheitsgeſte erwartet er ihre Antwort. Behutſam ſtreicht ſie über ſein Haar. „Peterle!“ flüſtert ſie nur. Der Ausdruck einer tiefen, faſt mütterlichen Zärtlichkeit prägt ſich im Klang dieſes Wortes. Es ſcheint alle Zweifel und Qualen im Herzen Stettners auszulöſchen. Groß und gut wie immer, ſieht er ſie mit ſeinen bellen blauen Augen an. In dieſem Blick erkennt ſie ihn wieder. Ihren Geliebten. Dieſen Mann des Schickſals, den ſie nie verlaſſen und dem ſie delfen wird, ſein ſchweres, ihr noch unbekanntes Leid zu tragen. Man muß ſehr gut zu ihm ſein, fühlt ſie. „Du biſt gut, Liebſte!“ klingt es ihr wie eine Antwort aus ſeinem Munde entgegen.„Sei mir nicht böſe. Du ſollſt alles erfahren. Wenn du alles weißt, wirſt du mich verſtehen.“ Wie hatte Crewer zu ihr geſagt?— Er kann Ihnen ja gar nichts erzählen..„ö weil er nichts weiß! Dieſer„Herr Nie— mand!“—— Hatte er nicht ſo oder ähnlich zu ihr geſprochen? „Nur, bitte——“, hört ſie da den Mann an ihrer Seite wieder ſprechen,„—— bitte, ſage mir die Wahrheit.“ Da iſt er wieder, dieſer troſtloſe Ton der Verlaſſenheit in der Stimme, ganz wie neulich an jenem erſten Abend unſerer Bekanntſchaft, denkt ſie. And wieder fühlt ſie, wie ſehr ſie dieſen Mann, dieſen leidenden Menſchen liebt. Die Kraft dieſer Liebe aber und die Stärke ihres großen Gefühls klingt in ihren Wor— ten wider: g 3 „Liebſter, ich werde dich nie belügen. Ich liebe dich ja. Begreif' doch, was das heißt!“ 5 Da nimmt Stettner ihren Kopf in ſeine Hände und küßt ihr Augen und Mund. Es iſt eine ſehr zarte und faſt keuſche Gebärde. Wie an jenem erſten Abend, als er ihre Hand zum Abſchied nahm. f 5 Für Hella aber iſt es wie damals ein Augenblick der tief. ſten Hingabe. In dieſer zärtlichen Hinnahme ſeiner Liebkoſung bietet ſie ihm ihr ganzes Ich! 8 Kling— klang, ſtöhnt die Glocke der Ladentür. Zwei Kin⸗ der ſind hereingekommen, um ein paar Zuckerſtangen zu kaufen. Für Hella und Stettner iſt dieſes Glockenzeichen das Signal zum Aufbruch. 3 Als ſie aus dem kleinen Zimmer heraustreten, ſchlürft die dicke Alte mit der Aermelſchürze hinter ihrem Ladentiſch hervor, um die Zeche zu kaſſieren. Dann öffnet ſie mit übertriebener Liebenswürdigkeit die Tür. Leute vom Schlage dieſer beiden verkehren nicht alle Tage bei ihr. Die möchte ſie ſich als Gäſte erhalten. 5 5 Wieder auf der Straße, beſteigt Hella als erſte den Wagen und ſetzt ſich an den Steuerſitz. Heute wird ſie fahren! 4 45 Der Regen iſt inzwiſchen ſtärker geworden, und ein kräf⸗ tiger Wind rüttelt an der Zeltplane des Autoverdecks. Als ſie über den Marktplatz fahren, werden ſie mit Papierſchlangen be⸗ worfen, und an den Straßenkreuzungen, an denen ſie aus ver⸗ kehrstechniſchen Gründen halten müſſen, verſuchen ihnen Paſſan⸗ ten Konfetti in den Wagen zu werfen. Man feiert in dieſer Woche in T. das Feſt des alljährlich ſtattfindenden Oktober— marktes. Aus den Türen der überfüllten Lokale erklingt ſchmet⸗ ternd die Melodie des Saiſonſchlagers. Hella und Stettner ſind froh, als ſie ihr Auto durch dieſen Hexenſabbat hindurchgeſteuert und die Landſtraße erreicht haben. Hier im Freien am Weſerufer heult und pfeift der Wind mit ungedeurer Kraft. Das bringt ſie ganz unvermittelt in eine frohe Stimmung. Es iſt ein wunderbares Gefühl, ſo mit dem Sturm um die Wette zu fahren! Manchmal glauben ſie, die Gewalt des Windes wird den Wagen die Böſchung hinunter in die Fluten der aufgeregten Weſer ſchleudern. Bei ſolchem Wet— ter iſt es angenehm zu denken, daß man in wenigen Minuten im warmen und gemütlichen Zimmer ſitzen darf. Stettner freut ſich ſehr auf das Burgerſche Heim. Dieſer Landſtreicher wider Willen hat noch nie ein richtiges Heim gehabt! Der Begriff des Zuhauſe, der Familie fehlt ihm ganz. Jetzt ſieht er ſeine jahrzehntelange Sehnſucht nach dieſem Begriff„Zuhauſe“ in Erfüllung gehen. Die Freude darüber ſtrahlt aus ſeinem Ge— ſicht. Das bringt auch Hella wieder in die ausgelaſſenſte Stim⸗ mung. Manchmal ſcheint es, als ob ihrer beider Gelächter den Kampf aufnehmen wolle mit dem Toben der entfeſſelten Natur um ſie her. Leider aber ſollte dieſe gute Laune der beiden für den Reſt des Abends nicht anhalten. Zu Hauſe bringt Vater Burger, der ſelbſtverſtändlich von dem Erlebnis der Tochter mit ihrem Geliebten während des dergangenen Nachmittags nichts ahnt, das Geſpräch ſehr bald auf die Moraviusſche Einladung. Er meint, daß man die Ein⸗ ladung nicht abſchlägig beſcheiden dürfe. Schon deshalb nicht, weil man im Verlaufe des Feſtabends bei Moravius vielleicht erfahren werde, wie ſich dieſer die weitere Arbeit mit ſeinem techniſchen Direktor wohl denken mag.— An ſich erſcheint Bur- ger das augenblickliche Benehmen des Senators ſo wenig erklär⸗ lich, daß er ſchon aus Neugierde über deſſen vermutliche Ab— ſichten für die Annahme der Einladung ſtimmen möchte.— Stettner aber, der die Löſung ſeines Vertrages mit Moraoius nach wie vor für unvermeidbar hält, vermutet hinter dieſer lie benswürdigen Geſte des Senators wenig freundliche Abſichten desſelben gegen ihn und die Firma Burger.— Burger und auch Hella vermögen dieſe Anſicht ihres Gaſtes nicht ohne wei— teres zu teilen. Beide meinen, wenn man nicht ausgeſprochen unhöflich ſein wolle, müſſe man wohl oder übel der Einladung Folge leiſten.— Ze länger die Erwägungen über das Für und Wider einer Zuſage andauern, um ſo deutlicher wird es, daß Richard Burger ausgeſprochen gern der Einladung des Senators Folge leiſten möchte. In die Höhle des Löwen zu gehen, die Konkurrenz in ihren eigenen vier Wänden aufzuſuchen, iſt ſicher⸗ lich für ihn nicht ohne Reiz. Ueberhaupt wird die Stimmung des alten Herrn während des Abends immer gehobener, ſehr im Gegenſatz zu Stettner, der im Verlauf des gemeinſamen Zuſam⸗ menſeins ein immer gedrückteres Weſen zur Schau trägt. Aber auch Hellas anfänglich gute Stimmung hält nicht an, weil ihr ſelbſtverſtändlich der Amſchwung in Stettners Gemütsverfaſſung nicht entgangen iſt. Da dieſer einen ſehr müden und abgeſpann— ten Eindruck macht, bricht man die Unterhaltung ab und geht, ſehr zum Leidweſen des alten Herrn Burger, früh auseinander. Die Einrichtung des Zimmers, in dem Stettner geſtern und heute über Nacht bleibt, bietet nicht ganz den richtigen Rahmen für einen männlichen Schlafgaſt ſeines Formats. Stettner iſt ſo ſehr mit ſeinen Gedanken beſchäftigt, daß er darüber ſogar vergißt, das Licht einzuſchalten. Aufgeregt läuft er in dem dunklen, kleinen Zimmer auf und ab. Erſt nach beträchtlicher Zeit beruhigt er ſich ſo weit, daß er wenigſtens dieſes ſinnloſe Hin- und Herlaufen aufgibt. Die Stirn an die Fenſterſcheibe gedrückt, blickt er unentwegt in die ſtürmiſche Re— gennacht hinaus, als ſehe er da draußen die Bilder ſeiner er— 1 ſiebenjähriger Schüler, blieb unverletzt. Darmſtadt.(Ein Mädchen zwei Jahre lang gefangen gehalten.) Das kleine Odenwalddörfchen Waſchenbach ſtand ſeit einiger Zeit unter dem Eindruck von Gerüchten, daß im Hofe eines Einwohners etwas nicht ſtimme, ja daß man dort gelegentlich„menſchliches Jammern“ gehört habe. Auf eine Anzeige hin ſchritt die Polizei ein, und man fand die 29jährige Tochter Frieda in einem Raum über dem Stall, abgemagert und kaum wiederzuerkennen. Das Mädchen wurde dem Krankenhaus zugeführt, Die Ermittlun⸗ gen der Polizei haben das Geheimnis von Waſchenbach ſo⸗ weit gelüftet, daß das Mädchen in dieſem Raum ſeit zwei Jahren eingeſchloſſen gehalten wurde, da es geiſtes⸗ krank iſt und alles zerreißt oder zerſtört, was ihm in die Hände kommt. An Nahrung ſoll es, nach Ausſagen der Eltern, dem Mädchen nicht gefehlt haben, doch habe es oft tagelang jede Nahrungsaufnahme verweigert, um ſich dann wieder heißhungrig auf die Speiſen zu ſtürzen. Die Frage, ob und inwieweit die elterliche Erziehungs⸗ und Fürſorge⸗ pflicht verletzt wurde, oder ob eine andere Behandlung und Unterbringung den finanziell ſchwachen Eltern hätte zugemutet werden können, wird noch unterſucht. Bisher iſt die Staatsan⸗ waltſchaft nicht zur Verhaftung Schuldiger geſchritten. Riedrode.(Der erſte junge Erdenbürger.) In dem neuen Erbhofdorf Riedrode kam dieſer Tage bei dem Erbhofbauern Schwaier der erſte junge Erdenbürger des Dor⸗ 1 zur Welt. Landesbauernführer Dr. Wagner iſt der Tauf⸗ pate. Habitzheim(Odenwald).(Ein verdienter Land⸗ wirt geſtorben.) Aus allen Teilen des Heſſenlandes waren Bauern gekommen, um dem verſtorbenen Pächter des Habitzheimer Hofgutes Georg Heil das letzte Geleit zu geben Dieſem für alle modernen landwirtſchaftlichen Errungenſchafter und Forſchungen ſo empfänglichen Bauer wurde am offener Grab noch einmal aus Freundesmund beſtätigt, wie er in langen Jahren der heſſiſchen Landwirtſchaft in uneigennütziger Weiſe gedient hat. Weiterſtadt.(Schadenfeuer in Weiterſtadt.) Als in Weiterſtadt die meiſten Gemeindeeinwohner bei del Holzverſteigerung verſammelt waren, ertönte Feueralarm Alles ſtürzte nach der Kirchſtraße, wo auf der Hofreite de⸗ Landwirts Adam Graf Rauch aufſtieg, Als die Feuerwehr anrückte, ſtanden die gefüllte Scheune und auch ein anhän⸗ gender Holzſchuppen hereits in hellen Flammen. Dem ver⸗ einten Eingreifen gelang es, ein Uebergreifen auf die zuſam⸗ menhangenden Nachbarhäuſer zu vermeiden, doch iſt der Schaden erheblich. Staatsanwaltſchaft und Gendarmerie ſind mit der Aufklärung der Brandurſache beſchäftigt. Klein-ZJimmern.(Die verräteriſchen Fin⸗ gerabdrücke.) Bei einem Einbruchsdiebſtahl im Nachbarhaus war ein junger Mann von hier durchs Fen⸗ ſter eingeſtieaen und hatte aus dem Küchenſchrank. deſſen Er iſt ſich jetzt ganz im klaren: 8 Moravius, der die Gefährlichkeit der Burgerſchen Kon- kurrenz erkannt hat, iſt, nachdem ihm der Gegenſchlag mit der Patentanmeldung der Turbinenerfindung mißglückt war, auf dle geniale Idee gekommen, ihn, Stettner, mit Hella Burger zu verkuppeln. Hatte er den ſtarrſinnigen Betriebsdirektor ſeinem Plane nicht gefügig machen können, den verliebten Bräutigam hofft er ſchon kleinzubekommen. Zu dieſem Zwecke mußte die Tochter des Konkurrenzunternehmens ſeine Verbündete werden. Mit dieſer Taktik wähnte er zwei Fliegen mit einer Klappe zu ſchlagen: Erſtens blieb der„heimatloſe Erfinder“ durch eine Heirat mit Hella im Lande, das gibt die Gewähr dafür, daß auch ſeine Erfindung im Inland bleibt. Denn im Grunde, das weiß der alte Fuchs genau, kann er wenig dagegen unternehmen, wenn Stettner ſeinen Vertrag mit ihm durch einen Verkauf der Erfindung nach dem Auslande bricht. Aeberall hat er nicht ſo die Kontrolle über ibn wie bei„Gray Brothers“. Zweitens verſucht der ſchlaue Spekulant vielleicht außerdem, den Burger⸗ gerſchen Betrieb auf dieſe Weiſe allmählich ſeinem eigenen Mammutunternebmen einzugliedern. Die Einladung der Fa⸗ milie Burger zu ſeiner Geburtstagsfeier ſoll vermutlich der erſte Schritt zur Verwirklichung dieſes Planes werden. Und Vater und Tochter ſind ja auch, wie die abendliche Anterhaltung ge⸗— zeigt hat, auf dem beſten Wege, auf dieſe Lockung des Senators hereinzufallen. Der alte Burger zumal ſcheint es ſa gar nicht abwarten zu können, bis er endlich das Haus des Senators be— treten darf. In ganz folgerichtiger Fortführung dieſer Erwägungen be— ginnt Stettner jetzt auch zu begreifen, welche Rolle der Intimus des Senators, der alte Crewer, bei dieſen Bemühungen ſeines Freundes Moravius hatte ſpielen müſſen. Für die Anbahnung ſeiner, Stettners, Verbindung mit Hella war natürlich Crewer der gegebene Mann geweſen. Mit der Familie Burger glei— cherweiſe wie mit ihm aufs beſte bekannt, hatte jener die An⸗ gelegenheit im Sinne des Senators ſehr geſchickt und unauf⸗ fällig in die Wege leiten können. Jetzt braucht er ſich auch nicht mehr über die allzu betonte Dringlichkeit von Crewere Einladung zu jener Abendgeſellſchaft neulich zu verwundern, Ganz deutlich werden ihm die Zuſammenhänge klar. Seine Ge— danken arbeiten fieberhaft. Immer kühner werden ſeine Kom— binationen, und ſein Mißtrauen wächſt immer mehr! In grau— ſamer, aber verblüffender Logik glaubt er ſchließlich zu erkennen, daß heute ſchon nicht mebr der Senator und Erewer die einzigen Verbündeten gegen ihn ſind; er iſt vielmehr überzeugt, daß auch dieſer Burger und Hella— jawohl auch Hella— bereits ge— meinſame Sache mit dem Senator machen. Warum hatte er ſie denn heute nachmittag nicht wie ſonſt vom Bahnhof abholen dürfen? Warum war denn ibr Benehmen in der Konditorei ſo ſeltſam ſcheu und ängſtlich geweſen, als ſie ihm von dieſer Zufälligen“ Begegnung mit Moravius erzählt hatte? Der vielbeſchäftigte, unnahbare Moravius am Steuer ſeines Wagens durch die Stadt bummelnd und auf Bürger⸗ ſteigen halbe Stunden lang Geſpräche führend——2 Das muß er, Stettner, erſt ſelbſt ſehen, wenn er es glauben ſoll! In ſeinem Schmerz über den vermeintlichen Betrug der Geliebten hat er ſich in eine ſolche Aufregung und Verzweif— lung hineingeſteigert, daß er vor Wut faſt von Sinnen iſt. Völlig unbeherrſcht rennt er vom Fenſter weg und wirft ſich auf die Ottomane, deren Kopfende die Schmalſeite eines Kleiderſchrankes berührt. Prompt erhält er die Quittung für ſeine Anbeherrſchtheit: mit furchtbarer Gewalt ſchlägt er mit dem Kopf gegen die Kante dieſes Schrankes. Erſchrocken greift er nach dem ſchmerzenden Schädel. Aber die Verletzung hat ihr Gutes, ſie bringt ihn einiger⸗ maßen zur Beſinnung. Langſam bekommt er die Kontrolle über ſich zurück. ortſetzung folgt.) hitzten Phantaſie leibhaftia vor ſich. Krankenhaus eingeliefert werden. Der vierte Inſaſſe, ein ——————— Scheibe von ihm eingedrückt worden war, über 100 RM mitgehen heißen. Nach ſeiner Verhaftung leugnete er zu— nächſt, aber die Fingerabdrücke auf der Scheibe wurden ihm zum Verhängnis, ſo daß er den Einbruch zugeben mußte. Er wurde zu einer Gefängnisſtrafe von einem halben Jahr verurteilt. Schornsheim.(Gräber fund.) Bei Rodarbeiten in unſerer Gemarkung wurden Skelette freigelegt, bei denen Waffen, u. a. Schwerter, eine Speerſpitze und der gleichen lagen. Das Mainzer Muſeum wurde von den Funden verſtändigt und will ſie an Ort und Stelle prüfen. Friedberg.(Einen Moorweiher ange⸗ ſchnitten.) Zwiſchen Ober- und Nieder⸗Eſchbach iſt man beim Bau der Reichsautobahn auf einen Moorweiher geſtoßen, der den bemerkenswerten Umfang von 70 qm aufweiſt. Die Moorerde reicht bis zu einer Tiefe von ſechs Metern und wird durch einen Bagger ausgeräumt, um dann durch Kies erſetzt zu werden. Gießen.(das Spinnrad ſoll wieder zu Ehren kommen.) Unter Leitung der NS. Frauenſchaft wurde in dem Kreisort Staufenberg ein Lehrgang für junge Mädchen eröffnet, in der der alte Brauch der Be⸗ dienung des Spinnrades der jungen Generation wieder nahegebracht und dadurch zu Ehren kommen ſoll. Katholiſch-Kirchliche Nachrichten. Mainz. Biſchof Dr. Stohr hat folgende Geiſtliche mit Wirkung vom 1. Februar für 5 Jahre zu Dekanen ernannt oder als ſolche von neuem beſtätigt: für das Dekanat Mainz⸗Stadt Pfarrer Feuerbach in Mainz, für das Deka⸗ nat Alzey Geiſtl. Rat Oberle, Pfarrer in Bechtolsheim, für das Dekanat Bingen Geiſtl. Rat Rudolf, Pfarrer in Gau⸗Algesheim, für das Dekanat Gau-Bickelheim Geiſtl Rat Schmitt, Pfarrer in Wörrſtadt, für das Dekanat Worms Geiſtl. Rat Daus, Propſteipfarrer in Worms, für das Dekanat Darmſtadt Geiſtl. Rat Kaſtell, Pfarrer in Darmſtadt, für das Dekanat Dieburg Pfarrer Becker in Urberach, für das Dekanat Friedberg Pfarrer Dietewig in Nieder⸗Mörlen, für das Dekanat Gießen Domkapitular Bayer, Pfarrer in Gießen. Die Pfarrer Dr. Beickert in Mainz und Pfarrer Ihm in Worms erhalten die Berechti— gung, den Titel Dekan weiterzuführen. Der Biſchof hat Dr. Wendelin Rauch. Theoloagieyrofeſſor am Biſchöflichen Prieſterſeminar in Mainz und Dekan Hoerle in Bechtols- heim zu Geiſtlichen Räten ernannt 1 Aus Mannheim Mannheim, 28. Januar. l Reichszuſchüſſe für Wohnungsteilungen und-Ambau⸗ ten. Es wird wiederholt darauf hinge wieſen, daß nicht rück⸗ zahlbare Zuſchüſſe aus Reichsmitte gewährt werden zur Teilung von Großwohnungen in kle. Wohnungen und zum Einbau von Wohnungen in ſeither nicht für Wohnungszwecke genutzte Räume, vorausgeſetzt, daß in jedem Falle einwand⸗ freie Wohnungen geſchaffen werden. Anträge können beim Hochbauamt— Abteilung Wohnungsfürſorbe, Geſchäftszim⸗ mer 58, D 1(Pfälzer Hof)— eingereicht erden, woſelbſt auch mündlich Auskunft erteilt wird. Da die verfügbaren Mittel beſchränkt ſind und die Arbeiten ſpäteſtens am 1. April 1936 beendet ſein müſſen, haben nur ſolche Anträge Aus⸗ ſicht auf Erfolg, die umgehend eingereicht werden. A Kammermuſikabend der Städt. Hochſchule für Muſik und Theater heute Mittwoch, den 29. Januar, Beginn 20 Ahr, Werke von Franz Schubert, Richard Strauß und Auguſt Reuß. Ausführende: Studierende der Ausbildungs⸗ Jaſſen Kergl, Müller, Oehler und Rehberg. Privatmuſitlehrerprüfung 1936. () Karlsruhe, 28. Jan. Im März und April 1936 fin⸗ det in Karlsruhe eine ſtaatliche Privatmuſiklehrerprüfung nach Maßgabe der Verordnung des Miniſteriums des Kul⸗ us und Unterrichts vom 19. April 1923 ſtatt. Meldungen zu dieſer Prüfung ſind bis ſpäteſtens 10. Februar 1936 unter Beifügung der in Paragraph 3 der Beſtimmungen über die Privatmuſiklehrerprüfung bezeichneten Nachweiſe und Zeugniſſe an das Miniſterium des Kultus und Unterrichts n Karlsruhe einzureichen. 8 Heidelberg.(Im Steinbruch tot aufgefun⸗ den.) Im Steinbruch unweit des Stauwerks bei Ziegel⸗ gauſen wurde die Leiche eines 21jährigen Mädchens aus Heilbronn aufgefunden. Das Mädchen war zuletzt als Kin⸗ dergärtnerin in der Nähe von Neckargemünd beſchäftigt und ſchon ſeit Donnerstag voriger Woche vermißt. Es iſt vom oberen Rand des etwa 40 Meter hohen Steinbruchs abge⸗ türzt, doch ſteht nicht feſt, ob Unglücksfall oder freiwilliger Tod vorliegt. J Heidelberg.(Einbrecher erbeuten für 2500 Mark Sachwerte) Nachts wurden hier zwei Einbrüche verübt, die wahrſcheinlich auswärtigen Tätern zur Laſt fallen. Die Einbrecher fuhren mit einem Kraftwagen vor und ſtahlen aus dem Schaufenſter des Uhrmachers Feigel an der Ecke Bahnhof⸗Rohrbacherſtraße, nach dem Zertrümmern der Schau⸗ fenſterſcheibe 46 Taſchen⸗ und Armbanduhren im Werte von etwa 1500 Mark. Im zweiten Falle handelt es ſich um das Sport⸗ und Modehaus Fritz Mai in der Sophienſtraße, wo die Täter die erſte Tür mit einem Nachſchlüſſel öffneten, Der Seefeld⸗Prozeß Die Knabenmorde in Ludwigsluſt und Roſtock. Schwerin, 29. Jan. Zum Mordfall Ernſt Tesdorf in Ludwigsluſt erklärte der Angeklagte Seefeld in ſeiner am Dienstag fortgeſetzten Vernehmung vor dem Schwurgericht, er kenne wohl rein äußerlich die betreffende Schonung an der Landſtraße Schwerin—Ludwigsluſt, nicht aber den Tatort. Er wiſſe von dem Mord nichts. Die ihm vorgehal⸗ tenen Zeugenausſagen, die bekundeten, daß Seefeld am fraglichen Tag, dem 2. November 1933, mit dem ermor⸗ deten Knaben geſehen worden iſt, beſtritt Seefeld entſchie⸗ den, desgleichen die Behauptung der Zeugen, er hätte da⸗ mals eine Schlächtermütze getragen. Sodann wurde Seefeld zu dem Roſtocker Mord vom 22. November 1933 vernommen. An jenem Tag ver⸗ ſchwand der damals zehnjährige Alfred Praetorius, der einige Zeit ſpäter im Schilf to! aufgefunden wurde. Aus den Vorhaltungen, die dem Angeklagten gemacht wurden, geht hervor, daß Seefeld in der Zeit vom 21. bis 24. No- vember 1933 in der Umgebung Roſtocks weilte, daß er die Eintragung des Ortsnamen Roſtock für den 21. November 1933 in ſeinem Notizbuch unkenntlich zu machen verſucht hat, daß er weiter am 22. November 1933 in unmittelbarer Nähe des Fundortes der Leiche geſehen worden iſt, daß er in einem Notizbuch für den 21. und 22. November falſche Eintragungen gemacht hat, und daß er auch an den Tagen um dieſen Mordtag herum ſeinen Aufenthalt ſtändig wechſelte. — Zu der Mordtat teilt der Polizeipräſident in Saar— brücken noch mit: Am Montag gegen 22 Uhr wurde in einer Tannenſchonung, 20 Meter von der Straße Niederbexbach entfernt, die Leiche des neun Jahre alten Schülers Robert Dietz aus Niederbexbach aufgefunden. Deutliche Würg⸗ ſpuren laſſen auf gewaltſamen Tod ſchließen. Zur Er⸗ mittlung der Täterſchaft werden Spuren überprüft. Für die Annahme eines Sittlichkeitsverbrechens liegen keine An— haltspunkte vor. Es kann die Tat eines betrunkenen Roh⸗ lings angenommen werden. Ermittlungen nach dieſer Rich⸗ tung ſind aufgenommen. Fernſehen bei den Olympiſchen Spielen Die Deutſche Reichspoſt trifft zurzeit im Einvernehmen mit dem Organiſationskomitee der Olympiſchen Spiele Vor⸗ bereitungen, um eine Uebertragung der wichtigſten Ereig⸗ niſſe der Olympiſchen Spiele auf den Berliner Fernſender zu ermöglichen. Es iſt das erſtemal, daß bei einer großen Veranſtaltung unter freiem Himmel Fernſeh⸗Reportagen in großem Umfange unternommen werden. In den öffentlichen Berliner Fernſehſtellen werden dann die Sportfreunde, die keine Eintrittskarten zum Stadion mehr erhalten konnten, Gelegenheit haben, in der gleichen Sekunde, wo im Stadion die Ereigniſſe abrollen, das lebende Bild davon mitzuer⸗ leben. 1 Im Flugzeug ans Krankenbett In ſieben Stunden von München nach Athen. Wie der Luftverkehr aus dem Strom der Reiſenden ſich ſeinen Anteil ſchon geſichert hat, zeigten die anläßlich des zehnjährigen Jubiläums der Deutſchen Lufthanſa veröffentlich⸗ ten Zahlen. Den Planverkehr der Lufthanſa ergänzen in dringenden Fällen Sonderflugzeuge. 5 N Eine Braut will ihren ab Hamburg mit dem Damp⸗ fer nach Südamerika abgereiſten Bräutigam noch er⸗ reichen. Sie beſtellt ein Flugzeug„Sofort nach Liſſa⸗ bon“. In 15 Stunden Flugzeit landet ſie dort, trotz der in ſolchen Fällen immer ſchwierigen Beſchaffung von Deviſen und Paßviſen und über Fluggenehmigungen der Zwiſchen⸗ länder. Da gibt es manchmal auch aufregende Zwiſchenfälle, doch leidet die Schnelligkeit der Erreichung des Zieles dar⸗ unter nicht. Ein Vizegouverneur von Afrika liegt krank in einem Garmiſcher Sanatorium. Er will in England ſterben, ſagt er und beſtellt ein Sonderflugzeug bei der Lufthanſa. In fünf Stunden landet er in London. Sanatorium, deut⸗ ſche Heilkunde und der herrliche Flug haben ihn ſo erfriſcht, daß er heute noch lebt. Vor einigen Tagen wird aus Athen für eine hohe Perſönlichkeit dringend der Direktor der Münchener Medi⸗ ziniſchen Klinik, Profeſſor Schittenhelm, gerufen. Der Kranke kennt ihn von ſeinem Kuraufenthalt in Deutſchland. Pro⸗ feſſor Schittenhelm iſt aber gerade im Zuge unterwegs, von einem anderen Kranken kommend. Am Bahnhof München erreicht ihn der Ruf aus Athen. Um 8 Uhr morgens ſtartet der Arzt vom Münchener Flughafen. München— Belgrad in drei Stunden, Belgrad— Athen wieder in drei Stunden. Eine Beſatzung mit Flugkapitän Gaim, der ſchon vor einigen Wochen auf dem Europäiſchen Olympiawerbeflug mit dem Reichsſportführer nach Athen geflogen iſt, führt die Ma⸗ ſchine. In einem Achtel der Zeit des ſchnellſten Zuges wer⸗ den die 1750 Kilometer Luftweg nach Athen zurückgelegt. Nach zwei Tagen erfolgt der Rückflug, wieder über Belgrad, Flugdauer: ſieben Stunden. „Fliegen heißt ſiegen über Zeiten und Weiten!“ Die deutſche Technik hat großen Anteil an dieſem Sieg und iſt tolz darauf, daß dies nicht das erſtemal war, daß der Ruf der deutſchen Aerzte einen Vertreter des deutſchen Aerzte⸗ tandes im Flugzeug nach dem Ausland geführt hat. Deutſcher Triumph Internationales Berliner Reitturnier. Am Sonntagnachmittag wurde beim Internationalen Berliner Reitturnier in der Deutſchlandhalle der wertvollſte Springerpreis von Europa, der Große Preis der na⸗ tionalſozialiſtiſchen Erhebung, in Angriff ge⸗ nommen. Den erſten Teil des großen Springens um den Preis der nationalſozialiſtiſchen Erhebung, der mit 10000 Mark der wertvollſte Preis im deutſchen Springſport iſt, gingen unter 27 Startern auch einige unſerer erprobten Pferde an den Start, während die Klaſſe unſerer Springpferde erſt am Abend den Kampf aufnahm. Ueber 15 zum Teil ſehr ſchwere Hinderniſſe kam am Nachmittag kein Pferd fehlerlos. Am beſten ſchnitt Oberleutnant Brandt auf Alchimiſt mit Fehlern ab, dem Hauptmann Großkreutz auf Profoß, Major Lewicki(Polen) auf Duncan, Frau von Opel auf Ahoi, SS⸗-⸗Unterſturmführer Temme auf Bianca dichtauf folaten. Die Entſcheidung im„Großen Preis der nationalſoziali⸗ ſtiſchen Erhebung“ endete mit einem großen deutſchen Siege. Während am Nachmittag in der erſten Abteilung des Preiſes kein Pferd fehlerlos geblieben war, abſolvierten am Abend zwei unſerer größten Springer mit 0 Fehlern den ſchweren Kurs. Olaf ging zuerſt fehlerlos über die Bahn, aber Tora machte es ihm nicht nur nach, ſondern war im Stechen noch um eine Fünftelſekunde ſchneller. Alchimiſt, der am Nachmittag der Beſte war, endete in einer Gruppe von Pferden mit vier Fehlern an dritter Stelle. Fechtländerkampf Deutſchland— Frankreich. Im Frankfurter Palmengarten begann der Fechtländer⸗ kampf Deutſchland— Frankreich, der in zwei Waffengattun⸗ gen, Florett und Degen, ausgetragen wird. Der Länder⸗ kampf begann mit dem Florettfechten. Die deutſchen Fechter hielten ſich gegen die im Florett ſehr ſtarken Franzoſen aus⸗ gezeichnet. Jede Mannſchaft war fünf Fechter ſtark, von denen jeder gegen jeden anzutreten hatte. Nachdem unſere Vertreter vorübergehend mit 3:2 geführt hatten, ſtellte dann aber A. Gardere den Gleichſtand her und von da ab gingen die Franzoſen in Führung, die ſie auch bis zum Schluß nicht mehr abgaben. Im Geſamtergebnis des Florett⸗ fechtens ſiegten ſie mit 15:10 Siegen und 87102 Treffern. Der beſte deutſche Fechter war einmal mehr Altmeiſter Erwin Casmir. 4 Deutſche Hallentennismeiſter wurden bei den Männern der Schweizer Ellmer und bei den Frauen Hilde Sperling⸗ Krahwinkel. Im Männerdoppel holten ſich die Franzoſen Bouſſus⸗Gentien den Titel und im Frauendoppel errangen Frau Sperling⸗Frl. Horn den Endſieg. Meiſter im Gemiſch⸗ ten Doppel wurden Frl. Horn-Henner Henkel. * Die Olympia⸗Glocke wurde am Sonntag in feierlichem Zuge in die Reichshauptſtadt Berlin eingeholt und dem Präſidenten des Organiſations⸗Komitees der XI. Olympiſchen Spiele, Exzellenz Lewald, übergeben. Europameiſter im Eisſchnell⸗Laufen wurde im Geſamt⸗ ergebnis wieder der Norweger Ivar Ballangrud mit 189.956 Punkten vor Ch. Mathiſen⸗Norwegen mit 190.790 und Harry Haraldſen⸗Norwegen mit 191.767 Punkten. Die Titelkämpfe fanden in Oslo ſtatt. 5 In Alm fand ein Boxkampf zwiſchen einer württem⸗ bergiſchen Mannſchaft und einer italieniſchen Auswahlſtaffel ſtatt. Die Italiener ſiegten vor 2000 Zuſchauern mit 1016 Punkten. * 75 Mainz ſiegt im Kunſtturnen vor Heidelberg und Ludwigshafen/ Oppau. Im großen Saal der Heidelberger Stadthalle wurde am Sonntagnachmittag ein Kunſtturn⸗Städtekampf zwi⸗ ſchen der Tg. 78 Heidelberg, einer Mainzer Stadtmann⸗ ſchaft und einer Auswahlmannſchaft von Ludwigsha⸗ fen/ ppau zur Durchführung gebracht. Die Veranſtal⸗ tung begegnete in Heidelberg größtem Intereſſe und war ſehr ſtark beſucht. Die Erwartungen der Zuſchauer wur⸗ den nicht enttäuſcht, es gab gute Leiſtungen, und der Kampfverlauf geſtaltete ſich ſehr ſpannend. Sieger wurde die Mainzer Stadtmannſchaft mit 775 Punkten vor der Tg. 78 Heidelberg mit 771 Punkten und Ludwigshafen/ Op⸗ pau, das auf 724 Punkte kam. Beſter Einzelturner war erwartungsgemäß der Oppauer R. Reuther mit 140,5 Punkten, ihm die nächſten waren B. Müller(Mainz) mit 139,5 Punkten und Leo Iſele(Heidelberg) mit 137,5 Punkten. 8 Schifferſtadt iſt Meiſter Vfß Schifferſtadt— Siegfried Ludwigshafen 10:7 Vor 1200 Zuſchauern wurde in Schifferſtadt der letzte Meiſterſchaftskampf zwiſchen den beiden ſchärfſten Riva⸗ len im Bezirk Rheinpfalz, Vfg Schifferſtadt und Siegfried Ludwigshafen, der zugleich die Entſcheidung über die Meiſterſchaft bringen mußte, ausgetragen. Siegfried Ludwigshafen, das bisher mit einem Punkt Vorſprung die Tabelle angeführt hafte, wurde 10:7 ge⸗ ſchlagen, ohne jedoch das Anrecht verloren zu haben, an den Titelkämpfen um die ſüddeutſche Mannſchafts⸗Meiſter⸗ ſchaft im Ringen teilnehmen zu können. Beide Mannſchaften gingen mit ihren beſten Vertre⸗ tungen in den Kampf, bei den Schifferſtädtern bemerkte man ſo zum erſtenmal wieder O. Heißler im Mittelge⸗ wicht. Die Ergebniſſe waren: Bantam: O. Kolb(Sch) ſchlägt Impertro(O) en. P., Feder: R. Kolb(Sch) ſchlägt Vondung(L) entſcheidend, Leicht: Freund(L) ſchläat Steinel n. P., Welter: Schu⸗ ſter(Sch) ſchlägt Benz(O) n. P., Mittel: Heißler(Sch) ſchlägt Kreuz(L) entſcheidend, Halbſchwer: Ehret(O) ſchlägt Schäfer(Sch) n. P., Schwer: Gehring(E) ſchlägt Kolb(Sch) entſcheidend. Weltbild(M). Großer Preis der nationalſozialiſtiſchen Erhebung. Reichsminiſter Darré und der Oberbefehlshaber des Heeres, General von Fritſch, die dem Preis der nationalſozialiſtiſchen Erhebung auf dem men der„Grünen Woche“ bewohnten. Internationalen Reitturnier im Rah⸗ Links Rittmeiſter v. Barnekow, der auf Olaf Zweiter wurde, rechts Oberleutnant Kurt Haſſe, der Sieger auf Tora. „*„ 4 e ————— e bee e re- * e ee r eee eee 1 9 1 F 1 3 1 4 45 44 7 1 4 9 1 . 1 1 E. 0 1 1 4 1 6 4 3 4 f 1 „ 1 1 14 1 4. 4 ö . 1 N ö * 771 5 Der Führer hat für den 30. Januar, an dem ſich zum drittenmal der Tag jährt, an dem der Führer zum Reichs⸗ kanzler berufen wurde, den Aufmarſch der alten Marſchie⸗ rer für das Dritte Reich feſtgeſetzt. Der Führer wird am Mittag etwa gegen 1 Uhr vom 5 Muſeum aus ſprechen. Vor ihm wird der Stabschef der SA, Luhe, den Appell eröffnen und im Anſchluß daran Reichspropagandaminiſter Dr. Goebbels ſprechen. Die Reden werden auch auf den Rundfunk übertragen. Der SA⸗Appell im Luſtgarten findet, nachdem der Führer ge⸗ ſprochen hat, ſeinen Abſchluß. Im Anſchluß an den Appell findet auf dem Luſtgarten Der 30. Januar in Berlin. Ne Aufmarjch der alten SA und auf anderen Plätzen eine öffentliche Speiſun 9 der SA ſtatt, an der auch der Führer und die Reichsmini⸗ ſter teilnehmen. Die Verpflegung erfolgt durch den Hilfs— zug„Bayern“, Am Abend wird die SA zum großen Fackel. zug antreten. Er geht durch das Brandenburger Tor, Un- ter den Linden zur Wilhelmſtraße, wo der Führer in der Reichskanzlei den Vorbeimarſch abnimmt. Nach dem Vorbeimarſch wird der S A- Ruf durchgeführt, beſtehend zus drei Muſikzügen und Abordnungen der Berliner SA. Der SA-Ruf wird in Zukunft bei der SA die Stelle des militäriſchen Zapfenſtreiches einnehmen. 4. Neri Zivilcourage NSG. Bismarck hat einmal das Wort von der„Zivil⸗ courage“ geprägt und damit zum Ausdruck bringen wollen, daß Mannesmut ſich nicht allein äußert im Soldatenrock und draußen im Toben der Schlacht, ſondern auch darin, daß er es wagt im Zivilleben ein freies Wort am rechten Platz zu ſagen und dies auch ſolchen„Größen“ gegenüber, die von den meiſten ſchweifwedelnd umgeben werden. Bis⸗ marck hatte ja leider allen Grund, den Mangel dieſer Courage an vielen ſeiner Mitarbeiter feſtzuſtellen und die ganze Wilhelminiſche Aera krankte an dieſem Mangel zum Schaden des Kaiſers ſelbſt, zum noch größeren Schaden des deut⸗ ſchen Volkes. Wer ſich mit der Geſchichte der Wilhelminiſchen Aera nur etwas befaßt, muß ſich mit Schauder abwenden von manchen Geſtalten, die entgegen beſſerer Erkenntnis zu allem Ja und Amen ſagten, was der Kaiſer wollte, die nie den Mut aufbrachten, den Kaiſer auf Fehler aufmerkſam zu ma⸗ chen, teils aus angeborener höfiſcher Schmeichelei und teils aus Angſt um ihre Stellung. Sie kannten oft genug die Wahrheit, kannten die Fehler, ſogar deren Folgen, aber ſie waren zu feige, den Mund aufzumachen. Darin äußert ſich ja gerade der Mut, daß man für eine Sache, die es einem wert erſcheint, ſeine Perſon einzuſetzen wagt und kleinliche Rückſichten auf ſich ſelbſt außer Betracht läßt. Gibt es für uns Nationalſozialiſten, ja für uns Deut⸗ ſche ganz allgemein, ein leuchtenderes Beiſpiel von Zivil⸗ courage als das unſeres Führers? Er hat den damaligen Zeitſtrömungen, den Machthabern getrotzt, hat als Einzel⸗ ner ihre Methoden und Fehler an den Pranger geſtellt, hat dem Marxismus die Stirn geboten, der uns alle zu vernichten drohte. Und wenn das Anwachſen der Bewegung anfänglich nur langſam vor ſich ging, ſo iſt das nur eben der Beweis für den Mangel an Zivilcourage. Denn man kann doch nicht annehmen, daß unter den Millionen deutſcher Männer an⸗ fangs nicht mehr als die paar Tauſend geweſen ſein ſollten, die die Richtigkeit des vom Führer zur Errettung Deutſch⸗ lands aufgeſtellten Programm erkannt hätten; und dennoch blieben die anderen im Hintergrund. Warum? Aus Angſt vor Vorgeſetzten, aus Angſt vor Nachteilen im Beruf, im Fortkommen. Dieſe Angſt war bei vielen größer als die vor der Bekanntſchaft mit einem Stuhlbein in Verſammlun⸗ gen oder mit der republikaniſchen„Genußwurzel“, dem Gummiknüppel der Polizei. Und wie ſteht es nun heute? Iſt die Zivilcourage größer geworden? Leider nein! Schlappſchwänze, Schmeich⸗ ler und Sklavenſeelen wird es immer geben; ganz auszurotten ſind ſie nicht. Aber gerade unſere Zeit braucht Männer, die den Mut haben, für ihre eigene Meinung gerade zu ſtehen, die den Mut haben, auf einen Fehler oder Mißſtand hinzu- weiſen und zu ſagen, wie man es beſſer machen könnte. Da ſtecken ſie aber lieber irgendwo an einem ſicheren Ort, am Stammtiſch z. B., die Köpfe zuſammen und kritiſieren und raunen ſich dies und jenes zu, ſtatt den Gerüchten nachzu⸗ gehen, ſie auf Stichhaltigkeit zu prüfen und wenn die Prüfung poſitiv war, das Ergebnis an die richtige Stelle weiterzuleiten. Ja, wenn man das anonym machen könnte — dann ſchon! Aber den Namen darunter ſetzen und damit die Verantwortung übernehmen, nein, lieber nicht! Zivil— courage! Wir wiſſen, daß wir einem Feigling begegnet ſind, genau genommen einem Egoiſten, der nur auf ſein Wohl bedacht iſt, ſtatt das Wohl des Ganzen im Auge zu haben und dies als höchſtes Gebot anzuſehen. Dabei finden ſich unter dieſer Kategorie auch Männer, die wohlerworbene Kriegs- auszeichnungen haben und beweiſen, daß es ihnen draußen nicht an Mut gefehlt hat. Es iſt halt doch etwas anderes, draußen im Kugelregen ſeinen Mann zu ſtehen, gegen den Feind anzuſtürmen, als daheim die nötige Civilcourage auf— zubringen. Warum nur nicht daheim? Und das wäre zu— weilen noch nötiger als der im Feld bewieſene Mut. Kein Menſch und erſt recht kein denkender Nationalſozialiſt wird glauben, daß man ein Volk in wenigen Jahren umkrempeln kann, daß man unter 65 Millionen Menſchen lauter Edel- leute hätte. Es paſſiert dies und jenes. Darauf kommt es aber gar nicht an, ſondern darauf, wie man heute von Staatswegen und Parteiwegen reagiert. Vieles aber ſpielt ſich für Staat und Partei unſichtbar ab, ſodaß gar nicht dar⸗ auf reagiert werden kann. Gebt dem Führer, dem Staat und der Partei Kenntnis davon, und dann wird, was faul iſt, ausgemerzt! Habt den Mut, eure Kenntniſſe an die richtige Stelle zu bringen. Und wenn ihr den nicht habt, dann habt ihr auch kein Recht zu ſchimpfen und insgeheim den Nationalſozialismus verantwortlich zu machen. Man braucht nur ſeine Ohren aufzumachen, da hört man z. B., daß in dieſem oder jenem Betrieb etwas nicht in Ordnung iſt, daß die geſundheitlichen Einrichtungen mangelhaft ſind, 8 1 n daß Arbeiter unter dieſen oder jenen ſchädlichen Einflüſſen. zu leiden haben u. a. m. Fragt man dann, warum denn das nicht den zuſtändigen Stellen gemeldet würde, dann erhält man die klägliche Antwort: Ja, wer will denn das tun? Da hat man nur Nachteile und Scherereien davon uſw. Mangel an Civilcourage! Aber den traurigen Mut haben die Men⸗ ſchen, die Köpfe zuſammenzuſtecken und zu maulen und zu ſagen:„Das iſt heute auch nicht beſſer als früher!“ Solche Redensarten ſind wie ſchleichendes Gift, ein Bakterienherd, den die Regierung nicht ausrotten kann, bis er einen Umfang angenommen hat, daß man nicht erſt noch beſonders darauf aufmerkſam zu machen braucht. f Deutſcher, der Du ſeit Deiner Ahnen Tage im ſteten Kampfe ſtehſt mit Feinden, mit den Elementen der Natur, lerne um Deiner und Deines Volkes Willen noch eines hinzu: Den Mut auch im bürgerlichen Leben, die Zivil⸗ courage! Gewiß, es wird nicht gerade jeder, der mit Deiner Zivilcourage Bekanntſchaft machen muß, ſich darüber ſehr freuen, aber das iſt völlig gleichgültig und nebenſächlich, wenn Du dafür das Bewußtſein haben darfſt, Führer und Volk einen Dienſt erwieſen zu haben. Fahnen heraus zum 30. Januar! Die Bevölkerung Viernheims wird hiermit ge⸗ beten, der Aufforderung des Reichsminiſters für Volksaufklärung und Propaganda morgen Don⸗ nerstag, den 30. Januar, aus Anlaß der dritten Wiederkehr des Jahrestages der nationalſozialiſtiſchen Revolution ihre Häuſer mit den Fahnen des dritten Reiches zu beflaggen, Folge zu leiſten. Kein Haus ohne Hakenkreuzfahne! Franzke. Ortsgruppenleiter. Lokale Nachrichten Viernheim, den 29. Januar 1936 5 Denkſpruch. 5 Wer Menſchen kennen lernen will, muß ſie nach ihren Wünſchen beurteilen. Jean Paul. 1 42 7 ache, litte- Ein großer franzöſiſcher Philoſoph, Henri Bergſon, hat es für Wert gehalten, ein tiefgründiges Werk über das Lachen zu ſchreiben. Es vergeht einem das Lachen, beim Studieren... Wir wollen nicht ſo weit gehen und Bücher ſchreiben. Aber wir bitten alle, die das Leben ernſt nehmen: Lächle, bitte! Wenn du morgens, nach ſchweren Träumen, aufwachſt, ſtarre nicht deinen Nächſten an, ſondern lächle freundlich, wohlwollend, als ob du die ganze Welt umarmen wollteſt. Der andere wird es dir danken. Lächle bei deinen Bekannten im Hauſe. Strahle ſie an mit deiner Sonne, ſie haben es nötig. Sei heiter und froh auf der Straße, lächle! Die Vorüberghenden freuen ſich und in ihrem viel— leicht düſtern Geſicht wallt eine Helle auf und ſie vergeſſen⸗ einen drückenden Gedanken. Man glaubt gar nicht, was das Lachen, das ſtille, frohe, für Wirkungen ausübt. Lächle bei der Arbeit, in Pauſen, wo dein Auge das des Nachbarn ſtreift und mache ihn heiter, wenn ihm etwas nicht gelingen will. Nur wenn du in Stunden tiefſter Erkenntnis hinter das Geheimnis des Lebens kommſt, weißt du, warum das Lächeln beglückt und innerlich befreit. Es gibt eine Heiterkeit der Seele, die nicht von Men- ſchen, Dingen oder Situationen ausgeht, ſondern vom Wiſ— ſen um den Ernſt des Lebens. Darum lächle, bitte— * Evangeliſche Gemeinde. Die Gemeindeglieder wer— den auf die heute Mittwoch abend 8 Uhr, ſtattfindende Gedenkfeier zum 30. Januar nochmals hingewieſen. Kind aus dem Auto gefallen. Auf der Reichs⸗ autobahn ereignete ſich am Dienstag nachmittag bei Kilo— meter 41,6 in der Höhe von Groß⸗Hauſen ein tödlicher Unglücksfall. An dem Perſonenkraftwagen eines Mannes aus dem Badiſchen, der auf der Rückreiſe von einem Fa⸗ milienbeſuch in Oberheſſen war, öffnete ſich während der Fahrt plötzlich die Tür und das fünfjährige Söhnchen ſtürzte heraus. Das Kind war ſofort tot. Es hatte in dem Kraft⸗ wagen vorn neben dem Vater geſeſſen, der ſelbſt ſteuerte. Während der Fahrt über die Autobahn war das Kind be— ſonders lebhaft geweſen und hatte ſich wiederholt umgedreht. Dabei muß es unbemerkt an den Türverſchluß gekommen ſein. 5 Wieber ein Fünjhunderter Eine Menſchenmenge in der Breiten Straße in Mann⸗ heim zeigte geſtern abend an, daß etwas ganz Beſonderes dort los ſein mußte. Und das war es auch. Beim Näher⸗ kommen bemerkte man, wie der inmitten eines Menſchen⸗ knäuels ſtehende graue Glücksmann ein Los hin und her ſchwenkte. 500 Reichsmark ſtand auf dieſem Los! Ein Kind hatte es gezogen, Gewinner waren mehrere Mannheimer Volksgenoſſen, die alle gute Verwendung für das Geld haben dürften. Dieſer Glücksfall, der ſich raſch herumſprach, wirkte ſich am ſelben Abend noch ungemein belebend auf den Losverkauf aus. Loſe der Winterhilfslotterie ſind auch hier in der Buchhandlung Hofmann erhältlich. * Wer kennt die Werbedame? In den letzten Ta— gen iſt in Darmſtadt eine Werbedame aufgetreten, die Proben von Fleiſchextrakt angeboten hat. Sie gab in einem Falle auf Befragen an, Meli Diſſelhof zu heißen und würde in Darm⸗ ſtadt in der Wiener Straße wohnen. Die Angaben beruhen, wie feſtgeſtellt wurde, auf Unwahrheit. Beſchrieben wird die Werbedame wie folgt: Etwa 21 Jahre alt, große kräftige Figur, ſchwarze Augen und dunkles Haar. Bekleidet war ſie mit ſchwarzer Kappe, dunklem Mantel, kleinen Ruſ— ſenſtiefeln und ſchwarz-weißen Stulpenhandſchuhen. Perſo⸗ nen, die den Aufenthalt oder den richtigen Namen der Werbe⸗ dame angeben können, werden gebeten, dies dem Landes⸗ kriminalpolizeiamt Darmſtadt, Hügelſtraße 31—33, Zimmer Nr. 27, mitzuteilen. 8 1 N 2 8 8 1 8 — 1 i * N ritten ischen ritten e eile Gb 30 Das WS W. eilt mit: Sonderausgabe am Tag der nationalſozialiſtiſchen Revolution Morgen Donnerstag findet auf unſerer Dienſtſtelle eine Sonderausgabe ſtatt. Die genaue Zeit der Aus⸗ gabe iſt im„Volksgenoſſen“ und an den bekannten Anſchlags⸗ tafeln zu erſehen. * „Wiederholt wird darauf hingewieſen, daß unſere Sprech⸗ ſtunden täglich nur vor mittags von 9—12 Uhr ſtattfinden. An den Nachmittagen iſt die Dienſtſtelle für den geſamten Publikumsverkehr geſchloſſen. Die Kaſſeſtunden ſind auf Mittwochs, abends 89 Uhr feſtgeſetzt. Die genaue Einhaltung dieſer Zeiten iſt unbedingt notwendig, wenn unliebſame Störungen ver⸗ mieden bleiben ſollen. In letzter Zeit mehren ſich die Fälle, daß Hilfsbedürftige bei unſeren Mitarbeitern in den Privatwohnungen vorſprechen. Dies iſt künftig ſtreng zu unterlaſſen, zumal alle Anliegen während der Sprechſtunden auf unſerer Dienſtſtelle ordnungs⸗ mäßig vorzubringen ſind. ; e ASdAp, Ortsgruppe Viernheim Achtung! Amtswalter! Am 30. Januar 1936, dem dritten Jahrestage der nationalſozialiſtiſchen Machtergreifung, treffen ſich abends 8.30 Ahr ſämtliche Amtswalter im Gaſt⸗ haus zur Stadt Mannheim. Parteigenoſſen ſind ebenfalls eingeladen und erſcheinen, ſofern zum Aniformtragen berechtigt, in Aniform. Franzke, Ortsgruppenleiter. r y d Der 30. Januar in ben hejjijchen Schulen An ſämtliche Schulen in Heſſen wendet ſich folgendes Ausſchreiben der Abteilung 2 der La ndesregierung: Der Reichsminiſter für Wiſſenſchaft, Erziehung und Volks⸗ bildung hat angeordnet, daß am 30. Januar als dem Tage der Machtübernahme durch den Führer und Reichskanzler an allen Schulen der Unterricht ausfällt. An dieſem Tage ſind in allen Schulen wü rdige Feiern zu veranſtalten, bei denen die Schüler und Schülerinnen durch ein Mitglied des Lehrkörpers auf die überragende Bedeutung des 30. Januar 1933 als des Gründungstages des Dritten Reiches hingewieſen werden. Dabei werden vor allem nach⸗ drücklich die großen innen- und außenpolitiſchen Erfolge zu betonen ſein, die ſeit dem 30. Januar 1933 zu verzeichnen ſind. Auch des 18. Januar als des Tages der Gründung des Zweiten Deutſchen Reiches ſoll gedacht werden, ohne daß dabei das Schwergewicht der Betrachtung vom 30. Januar 1933 verſchoben wird. Die Schulleiter und Schulleiterinnen haben dabei auf eine möglichſt würdige Ausgeſtaltung der Feier Bedach zu nehmen. Den Jungvolk-, Hitlerjugend⸗ und BDM.⸗Ange⸗ hörigen der Schule iſt Gelegenheit zu geben, bei der Um rahmung und Programmgeſtaltung der Feier(Lieder, Sprech⸗ chöre uſw.) mitzuwirken. Die Schulleiter und Schulleiterin⸗ nen werden ſich daher zweckmäßig mit den Vertrauens⸗ lehrern und Vertrauenslehrerinnen der Hitlerjugend bzw. des BDM. ins Benehmen ſetzen. Die Verantwortung für die Feier tragen die Schulleiter und Schulleiterinnen. Reichsminiſter Dr. Goebbels wird von 10.05 Uhr bis 10.20 Uhr zu der deutſchen Jugend ſprechen. Die Ueber⸗ tragung erfolgt auf ſämtliche deutſche Sender. Bauer und L. Z. 129 NSG. Wie aus dem nunmehr veröffentlichten Pro⸗ gramm der luftſportlichen Großveranſtaltungen des Jahres 1936 hervorgeht, wird vom 17. bis 24. Mai ds. Is. der „Deutſchlandflug“ mit der deutſchen Luftfahrt- werbewoche zuſammen durchgeführt. Dieſe Groß-Veranſtaltung fällt gerade in die Tage der 3. Reichs nährſtandsausſtellung, die vom 17. bis 24. Mai 1936 auf dem Feſthallengelände und dem an⸗ ſchließenden Freigelände in großem Ausmaß durchgeführt wird. 600 000 Bauern werden ſomit Gelegenheit haben, Gäſte der Stadt zu ſein, die gerade in den Tagen auch Gaſt⸗ geber des L. Z. 129 und ſeiner Beſatzung ſein wird. Dieſes Erzeugnis deutſchen Erfindergeiſtes und deutſcher Technik mit eigenen Augen ſehen zu können, wird viele Bauern beſtimmen, ihren Aufenthalt in Frankfurt a. M. zu verlän⸗ gern, um ſich der großen„Pilgerfahrt“, die in den Tagen anläßlich der Eröffnung des Flughafens Rhein-Main in Frankfurt am 21. Mai ds. Is. ſtattfinden wird, anzu⸗ ſchließen. Ee iſt zu hoffen, daß den Beſuchern der 3. Reichsnähr⸗ ſtandsausſtellung durch ausreichende Bereitſtellung von Freiquartieren die Möglichkeit gegeben wird, auch an den Feierlichkeiten dieſer Luftfahrtwerbewoche teilnehmen zu können. . K. Die Säuglingsberatung fällt morgen Donnerstag aus. erhalten Viernheimer Sport Der letzte Sonntag war für die Viernheimer Sport⸗ gemeinde ein Tag, der an Ereigniſſen groß war. Jeder einzelne, der auf dem Amieitiaplatz das Fußballſpiel mit angeſehen hatte, erlebte einige Stunden, die er in ſeinem Gedächtnis feſthalten wird. Es war ein Tag eines drama⸗ tiſchen Kampfes, der wohl nicht wieder ſo ſchnell zu ſeheſt ſein wird. Die Zuſchauer waren nach einer 0:3⸗Niederlage während der Halbzeit ſo niedergeſchlagen, daß man im allge⸗ meinen nur hörte:„Das war heute das letzte Mal, daß ich auf den Sportplatz gegangen bin!“ Und wie war es in der zweiten Halbzeit? Unſere elf Grünen ſetzten zu einem Spurt an, den die meiſten von ihnen noch nicht geſehen haben. Man glaubte nicht mehr an einen Sieg, aber die Zuſchauer gingen mit, ſie lebten und bebten und ſie waren es, denen wir auch mit den Sieg zu verdanken haben. Die Mannſchaft leiſtete durch das, weil das Publikum ſie durch ſein An⸗ feuern unterſtützte, eine Arbeit, die an das Unglaubliche grenzt. Sie gaben der Elf den nötigen Rückhalt und das, ihr lieben Zuſchauer, müßte ſo bei jedem Spiel der Fall ſein. Nur dann können wir die Spiele gewinnen, wenn die. ganze Viernheimer Sportgemeinde hinter der Mannſchaft ſteht und ſie mit ihrer Begeiſterung unterſtützt. Der Mafin⸗ ſchaft für dieſe außerordentliche Leiſtung ein geſamtes Lob! Und ſeht, ihr Grünen, die ihr doch in allen deutſchen Gauen bekannt ſeid als die grüne Gefahr, ihr habt es geſchafft. Ihr habt die Zuſchauer am Sonntag von dem überzeugt, wer ihr ſeid. So wie ihr die Energie aufgebracht habt, ein verloren geglaubtes 0:3 Spiel in der zweiten Halbzeit zu einem 4:3⸗Sieg zu bringen, ſo ſollen ſie ſich weiter in den 4 Spielen, die wir noch zu ſpielen haben, einſetzen, daß es noch oft zum Siege reicht und damit uns die Gauklaſſe bleibt. Vormittags ſpielten die beiden Jugendmannſchaften auf dem Sportplatz am Wieſenweg ihre fälligen Verbandsſpiele. Die A-Jugend ſpielte gegen die Waldhof-A-Jugend und verlor nach ſehr ſpannendem Spiel 1:3. Die hieſige Jugend zeigte hierbei ganz gute Leiſtungen, aber dem techniſch beſ⸗ ſeren Spiel der Waldhöfer waren ſie doch nicht ganz ge⸗ wachſen. Die hieſige Jugend hatte in ihrem Torwart ihren beſten Mann, der ſich in einer ganz großen Form befand und eine höhere Niederlage ſeiner Mannſchaft verhinderte. Zu erwähnen ſei noch, daß in der Waldhof-Jugend ein Bruder des bekannten Internationalen Sifflings mitwirkte und ein techniſch gutes Spiel lieferte und uns ſtark an ſeinen Bruder erinnerte. Die B-Jugend ſpielte gegen VfR. Mannheim und verlor 255. Auch zu dem Handballſpiel waren am Sonntag vor⸗ mittag einige Hundert Sportfreunde gekommen, die ein Spiel ſahen, das nach dem Torreſultat richtig ausgegangen iſt. Das Spiel war ein Freundſchaftsſpiel gegen die Turner und man glaubte, ihre Vormachtſtellung im Handball ihnen ſtreitig machen zu können. Wer aber Zeuge dieſes Spiels war, wurde eines anderen belehrt. Die Turnermannſchaft in ihrer Aufſtellung war nicht zu ſchlagen. Sie gab in ihrem Spiel, da doch jeder ſein Beſtes hergab, ein ſchönes Bild ab. Ihre ſichere Ballbehandlung, ihr gutes Stehver⸗ mögen, ihr raſſantes Laufen und ſicheres Ballfangen tru⸗ gen dazu bei, daß ſie das Spiel zu ihren Gunſten ent⸗ ſcheiden konnten. Die Amieitiamannſchaft war nicht ſo auf der Höhe, daß ſie das Spiel hätte gewinnen können. Man hat ſie ſchon beſſer geſehen. Sie war im Zuſpiel und Körper⸗ beherrſchung den Turnern weit unterlegen. Ich glaube, man müßte ſich wieder mal mehr mit jedem Einzelnen der Spieler und es nicht mehr ſo kalt iſt, von ihrem Winterſchlaf auf⸗ geweckt werden. Es könnte auch der Fall ſein, daß der eine oder andere von ihnen die Trainingsſtunden vergeſſen hat. Wenn das ſo iſt, dann will ich gleich das Gute mit dem Nützlichen verbinden und bekanntgeben, daß die Trainings⸗ ſtunden der Handball-Abteilung immer noch Mittwochs, abends von 79 Uhr, ſind. Alſo man erwartet heute Mitt⸗ woch abend ein vollzähliges Erſcheinen der Handballer. Wenn auch die 1. Mannſchaft verloren hat, ſo hat doch die 2. Mannſchaft die Ehre gerettet, denn ſie gewann gegen des Turnvereins 2. Mannſchaft 3.2. Eine ſchöne und erfolgreiche Werbung für den Hand⸗ ballſport war das Spiel der Amieitiaſchüler gegen Waldhof⸗ Schüler vor dem Hauptfußballtreffen auf dem Amieitia⸗ platz. Die kleinen Bengels gewannen 4:0 und ſie lieferten ein Spiel, das wirklich für den Handballſport geworben hat. Alle ſtrengten ſich an und jeder von den Kleinen gab ſein Beſtes her. Beſonders aber war der Kleinſte unter den Kleinen, Burkerts Heini, einer der Beſten. Man hatte ſeine wahre Freude an dem Jungen und wenn er einen Ball auf⸗ genommen hakte, dann lebten die Zuſchauer mit ihm. Er ſchoß als Abſchluß das 4. Tor, was von den Zuſchauern herzlich applaudiert wurde. Man ſieht, daß die Handball⸗ ſchüler in guten Händen ſind und daß ſich der Handball⸗ jugendleiter Helbig damit ein beſonderes Lob verdient hat. Wenn man alles zuſammenfaßt, dann müßte man zu dem Entſchluß kommen, daß der letzte Sonntag für die Sportgemeinde Viernheim ein ſchöner und großer Tag war. Man hat beſonders durch die Handballſpiele den Zuſchauern gezeigt, daß die Einigkeit innerhalb der beiden Viernheimer Sportvereine eine beſſere geworden iſt. Mögen noch mehrere Spiele in dieſem Geiſte ausgetragen werden. 1 Mas lalngt den undęunk? „Hammer und Schwert“ Der 30. Januar iſt der Tag des Reiches, denn an dieſem Tage hat ſich Deutſchland der kraftvollen Führung Adolf Hitler's anvertraut.„Hammer und Schwert“ ſind die Symbole, die dem Reich ewige Dauer und ewige Wiedergeburt ſichern; denn: „Aus dem Dunkel ſteiler Gründe Drängt es uns zum Licht; Männer in der Fauſt den Hammer, Männer in der Bruſt die Pflicht“. Dieſes Motto ſteht über der Feierſtunde, die unter obigem Titel die Werkſcharen der Eiſenbahnbetriebswerkſtätten Frank⸗ furt am Main, morgen Donnerstag, den 30. Januar, von 8.30 bis 9.30 Uhr, im Auftrag der DAF. der Gaue Kur⸗ heſſen, Heſſen-Naſſau und Weſtmark(Koblenz⸗Trier) durch⸗ führen. Der Reichsſender Frankfurt überträgt dieſe Feierſtunde in der angegebenen Zeit, zu deren Geſtalter Ludwig Hebold, W. Möller und Max Bartel zählen. Heinrich Lerſch, E. — Bilder der Kriegsmarine für Schulen. Um das Ver⸗ ſtändnts für die Kriegsmarine unter der heranwachſenden Jugend zu wecken und zu fördern und insbeſondere auch, um auf lange Sicht für die Marineoffizierslaufbahn zu werben, beabſichtigt der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, ſämtlichen höheren Schulen des Reiches eine Anzahl Bilder von Schiffen der Kriegsmarine zugehen zu laſſen. Wie der Reichserziehungsminiſter beſtimmt, ſind die Bilder nicht in den Klaſſenzimmern, ſondern an allgemein zugänglichen und befaſſen, damit ſie, da doch der Winter ſoweit vorbek iſt, J ſichtbaren Stellen des Schulgebäudes aufzuhängen. eee ee eee Verloren PG,, eee Amiliche Bekanntmachungen Betr.: Maßnahmen der Reichsregierung zur minderbemittelte Bevölkerung. Familieneinkommen zu Grunde gelegt: 1. für ein kinderl. Ehepaar wöchentl. 18. 2. für Familien mit 1 Kind, wöchentl. 21.— 3. für Familien m. 2 Kind., wöchentl. 25. Nettoeinkommen Nettoeinkommen Nettoeinkommen 4. für Familien m. 3 Kind., wöchentl. 28.— Nettoeinkommen 5. für jeden weiteren Familienangehörigen hierzu 3.— RM. ecm wöchentlich. Es wurde feſtgeſtellt, daß verſchiedene Verkaufsſtellen bereits die 6 Reichsverbilligungsſcheine in Zahlung genom⸗ men haben. Die ausgegebenen Reichsverbilligungsſcheine ha⸗ ben Gültigkeit für die Monate Januar, Februar und März 1936 und ſind wieder aufgeteilt für die einzelnen Monate. Es dürfen alſo nur die Reichsverbilligungs- ſcheine in Zahlung genommen werden, die für die betreffenden Monate Gültigkeit haben, Verkaufsſtellen, die ſich nicht an die ge— gebenen Beſtimmungen halten, werden als Bezugsſtelle ausgeſchloſſen. Viernheim, den 25. Januar 1936 Betr.: Raſſenerhebung für Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen. Der Herr Reichs- und Preußiſche Miniſter für Er⸗ nährung und Landwirtſchaft hat die Durchführung einer Raſſenerhebung für Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen angeordnet, wird. Zweck dieſer Erhebung iſt die Gewinnung eines zah— lenmäßigen Ueberblicks über die raſſenmäßige Zuſammen⸗ ſetzung des Viehbeſtandes und über den Stand der Zucht- entwicklung in den einzelnen Gebieten des Deutſchen Reiches. Die Viehhalter werden angewieſen, ſich über die Raſſen⸗ art ihres Viehes genau zu orientieren, damit ſie im Zeit⸗ punkt ihrer Befragung zuverläſſige und ſichere Angaben ma⸗ chen können. Viernheim, den 28. Januar 1936 Betr.: Abſchaffung von Ziegenböcken. Zwei zuchtuntaugliche Ziegenböcke ſollen abgeſchafft werden.— Angebote ſind bis Donnersta g, den 30. ds. Mts., vormittags 11 Uhr, hier einzureichen. Viernheim, den 27. Januar 1936 Der Bürgermeiſter: Bechtel ging geſtern auf dem Sandhöferweg 1 0— 2 810 von der Autobahn Verbilligung der Speiſefette für dieſbis te ö. eine mistigabel. Bei Prüfung der Bedürfnisfrage wird künftig folgendes Um Rückgabe bittet Lorenz Mandel Moltkeſtraße 3 Bezirksvertreter die in den nächſten Tagen hier durchgeführtſ Alpell Werner Bensheim a. d. B 5 g Adolf Hitlerſtr. 2 Eu&lclitmeſꝭ empfehle: zur Kanone) Wachskerzen und Wachsstöcke Franz Holmann. 0 ue WWWa.:ꝛmudnsssKKcccaG Aahnung Die am 25. Januar 1936 fällig geweſene 5. Rate der kommunalen Steuern iſt umgehend an die Gemeindekaſſe zu zahlen. Andernfalls muß ein Säumniszuſchlag berechnet und die Beitreibung eingeleitet werden. 8 Viernheim, den 27. Januar 1936 Gemeindekaſſe: Zöller. ee, NN N 2 Ine! Vereins⸗Anzeiger Miebizinalverband Viernheim Sonntag, den 2. Februar, nachm. 3 Uhr findet im Gaſthaus zum Ratskeller unſere diesjährige General⸗ verſammlung ſtatt. Tagesordnung wird im Lokal be⸗ kannt gegeben. Pünktliches und zahlreiches Erſcheinen erwartet Der Vorſitzende. „Die Anzeige ist für weilte eile der Wirt- schaft als das wichtigste Werbemittel anzusehen“, So urteilte Prof. Wagemann in einer Arbeit f über die Bedeutung der Werbung und ins- besondere der Zeitungsanzeige in der Krisenzeit. 5 . —— 25 — — Wie geht es bem Auch hier zeigt Deutſchland im Gegenſatz zu den anderen eine 65 ruhige und ſtetige Auſwärtsentwicklung. NS K. Leberall in der Welt rings um Deutſchland ſteht den Bauer im Kampf um ſein Daſein. Verſchuldung, drückende Zinſenlaſt, ſchwierige Abſatzverhältniſſe und ungünſtige Preis bildung treiben ihn auf die Straße, und die Folge dieſer Ent— 1 wicklung iſt eine zunehmende Radikaliſierung des Bauerntums. Die Regierungen der Länder verſuchen mi 1 mehr oder weniger einſchneidenden Maßnahmen dieſer Notlage * zu ſteuern. Das iſt der Eindruck, den man in Deutſchland von der Lage des Bauern draußen in der Welt erhält, wenn man ſich die ausländiſchen Zeitungen durchſieht. f Wir in Deutſchland kennen dieſe Lage des Bauerntums 5 nur zu gut. Auch bei uns marſchierte vor noch gar nicht langer 17 Zeit der Bauer unter der ſchwarzen Verzweiflungsfahne, lehnte 3 ſich auf gegen die ſtaatlichen Organe und kämpfte verzweifelt um 51 Haus und Hof. Mit der Machtübernahme durch den National- ozialismus hat der Bauer wieder die Stellung bekommen, die ihm als Grundlage des völkiſchen und volktichen Lebens zukommt. 1 Diurch die Sicherung ſeines Hofes und durch eine ſtraffe Markt- 11 ordnung, die ihm einen gerechten Preis und den Abſatz ſeiner Erzeugniſſe ſichert, iſt die Hoffnungsloſigkeit und Verzweiflung einer zuverſichtlichen und aufbauwilligen Stim⸗— 1 1 mung gewichen; denn wie könnte anders ſonſt eine Erzeugungs— 1 1 ſchlacht durchgeführt werden, die an den deutſchen Bauern die bHiöchſten Anforderungen ſtellt. Vergeſſen wir dieſe Entwicklung gnnicht, wenn hier und da Stimmen laut werden, die das Erreichte als zu gering und die Opfer, die gebracht werden müſſen, um das Bauerntum wirklich retten zu können, als zu groß anſehen. Für dieſe ewig Anzufriedenen ein kurzer Rundgang durch 1 eine Reihe von Ländern, in denen es dem Bauern alles andere als gut geht. Beginnen wir mit Amerika, das durch die Ablehnung der Rooſeveltſchen Geſetzgebung zur Rettung des Farmers in das allgemeine Intereſſe gerückt iſt. Hier hatte Rooſevelt verſucht, durch einſchneidende Maßnahmen in das liberale Gefüge der amerikaniſchen Landwirtſchaft den Abſatz und den Anbau zu regeln und durch ſtarke Subventionen die Notlage des Farmers zu lindern. Wie groß die Not in Amerika 1 wirklich ſein muß, zeigt neben den dauernden Meldungen über Lieferſtreiks, Farmerproteſtzüge u. a. m. der Bericht des„Natio- „ nal Reſſources Board“, in dem empfohlen wird, 450 000 Be— J ttiiebe mit 30 Mill. Hektar durch den Staat aufzukaufen, da das 3 Land durch ſchlechte Anbaumethoden, die wiederum mehr oder — ———5ð—.D K 5. weniger eine Folge der ſchlechten Lage der Farmer iſt, ſo arm 3 1 geworden iſt, daß es die Beſitzer nicht mehr ernähren kann. Das 1 HOberſte Bundesgericht hat durch einen formalen Einſpruch NVᷓBEooſevelts Pläne verhindert. Aber es iſt noch nicht abzusehen, welchen Einfluß das auf die verzweifelte Lage der Farmer . haben wird. Auch Dänemark hat in den letzten Tagen einen Plan zur Sanierung der Landwirtſchaft dem Parlament unterbreitet. Durch Zinſenzuſchuß und durch eine Schuldenſanierung, durch die Mehrausgaben von 124 Millionen Kronen entſtehen, die wiederum durch Steuern aufgebracht werden ſollen, ſoll der LCLlandwirtſchaft geholfen werden. Wird das einen grundſätzlichen N Wandel bringen? Denn groß iſt die Not der däniſchen Land- wirtſchaft, die hauptſächlich auf den Weltmarkt angewieſen iſt. 4 Nach einer Anterſuchung der parlamentariſchen Landwirtſchafts— 5 kommiſſion haben nicht weniger als 600 000 bäuerliche Betriebe 3 eine Schuldenlaſt von 110 v. H. ihrer Pfandleihenwerte. And ö 14 Methoden wie die Abſchlachtung von 40 000 Zuchtſauen, um die Schweinezucht einzuſchränken, zeigen die Widerſinnigkeit einer 15 liberaliſtiſch⸗kapitaliſtiſchen Agrarpolitik. . Auch in Frankreich verzweifelte Bauern. In unzähligen Verſammlungen demonſtrieren ſie gegen die Vernachläſſigung durch die Regierung und faſſen Entſchließungen, in denen geſagt wird, daß der franzöſiſche Bauer nichts mehr zu verlieren habe und deshalb alles wagen könne. Der Abſatz an landwirtſchaft— lichen Maſchinen iſt ſeit 1930 um 70—80 v. H. zurückgegangen. 6 Die Lage auf dem Getreidemarkt iſt trotz einer etwas günſti⸗— 0 geren Preisentwicklung immer noch kataſtrophal. Mit einer Flut f von Notverordnungen, deren„Erſolge“ ſtark an die Brüning⸗ ſchen Notverordnungen in Deutſchland erinnern, verſucht man, der Lage Herr zu werden. Noch ſchlimmer das Bild in Litauen, wo es ſogar zu bewaffnetem Widerſtand der Bauern kam, deren Rädelsführer vom Kriegsgericht dann zu langjährigen Zuchthausſtrafen verur⸗ teilt wurden. Abſatzſchwierigkeiten ſelbſt bei einem Preisſtand, der nach deutſchem Gelde für ein Pfund Butter etwa 25—30 Pfennig, bei einem Schlachthuhn 30 Pfg. und bei einer Ente 50 Pfg. beträgt. Es iſt deshalb verſtändlich, daß bei einer ſolchen Lage der Kommunismus willige Ohren findet und daß er alles benutzt, um die Bauern in Aufruhr zu verſetzen. Die Verhaftung von Kommuniſten bei den Bauernunruhen, die Flug— blätter verteilten, zeigt das.. Man könnte dieſe Liſte noch um vieles vermehren; denken wir nur an Oeſter reich mit ſeiner ungeheuren Verſchuldung des Bauerntums und den unzulänglichen Verſuchen, zu helfen. And auch in einem Land wie die Schweiz, das doch lange ein Gegenſtand des Neides war, ſchließen ſich die Bauern trotz ihrer individualiſtiſchen Haltung über alle Parteien hinweg zu einer gemeinſamen Organiſation zuſammen und unterbreiten der Regierung ihre Forderungen, die an Deutlichkeit nichts zu wünſchen übrig laſſen. Wohin wir ſehen, überall in der Welt rings um Deutſch⸗ land, Bauern in Anruhe. Als lachender Dritter ſieht dieſer Entwicklung die Dritte Internationale, der Kommunismus, zu, der das Chaos noch ſchürt, weil er weiß, daß er nur in der Verzweiflung ernten kann. Soll das nicht auch die ewigen Beſſerwiſſer bei uns dazu bringen, die Entwicklung in Deutſch⸗ land vielleicht einmal unter dieſem Geſichtswinkel zu ſehen. H. D. 558 . T— r ͤ——W: S.. Deutſchlands Außenhandel Inkereſſantle Ausführungen der Geſchäftsführer deulſcher * g Auslandshandelskammern. f** Frankfurt a. M., 28. Januar. 0 Die Außenhandelsſtelle für das Rhein⸗Main⸗Gebiet 1 hielt eine Beiratsſitzung ab, die einen ſehr intereſſanten il Verlauf nahm, weil die Geſchäftsführer der deutſchen f Auslandshandelskammern in Zürich, Paris, Mailand und ſt Amſterdam über ihre Erfahrungen berichteten, die ſie in W den letzten Jahren auf ihren Poſten gemacht haven. Außer ⸗ ö dem hielt Direktor Dr. Carl Simon von der Hermes-Kre⸗ 7 ditverſicherungsbank einen Vortrag über die Ausfuhrkre⸗ ditverſicherung und ſchließlich wurde noch der Tätigkeits⸗ bericht der Außenhandelsſtelle für das Rhein⸗Main⸗Ge⸗ biet über die Jahre 1934 und 1935 erſtattet. Bauern rings um Deutjchland? Auf die Aufgaben der Außenhandelsſtellen ging der Vertreter der Reichsſtelle für den Außenhandel, Oberregie⸗ rungsrat Dr. Bohlmann ein, der dabei zum Ausdruck brachte, daß die Außenhandelsſtelle für das Rhein⸗Main⸗ Gebiet ausgezeichnet gearbeitet habe. Nach der Neuord— nung bleibe weiter die Hauptaufgabe der Außenhandels— ſtellen Pionierarbeit auf dem Gebiete der deutſchen Export⸗ förderung zu leiſten. Die Arbeit der Außenhandelsſtellen ſei auch ſchon deshalb ſehr begrüßenswert, weil ſie eine Entlaſtung für die ausländiſchen Vertreter bedeuten und gute Vorarbeit für die Anbahnung von ausländiſchen Ge— ſchäftsperbindungen leiſten könnten. Intereſſant waren die Ausführungen von Direktor Dr. Simon von der Hermes⸗Kreditverſicherungsbank über die Fragen der Ausfuhrkreditverſicherung. Eingangs führte er aus, daß die Ausfuhrkreditverſicherung abſolut nichts mit Subventionen zu tun habe, wie es vielfach angenom— men werde, ſondern daß es ſich bei der Hermes⸗Kredit⸗ verſicherungsbank um ein rein privates Unternehmen han⸗ dele, das nach ſtreng kaufmänniſchen Grundſätzen geleitet werden müſſe. Sie verſichere einfach die Warenkredite ge⸗ gen Ausfälle. Außerdem gibt es noch die Ausfuhrmantel⸗ Verſicherung und die Ausfuhr-Pauſchal⸗Verſicherung, durch die faſt alle möglichen Riſiken für den Exporteur ausge⸗ ſchloſſen werden. Den Höhepunkt erreichte die Sitzung mit der Bericht erſtattung der Geſchäftsführer deutſcher Auslandshandels— kammern. Dr. F. von Napolſki⸗Zürich ſprach über den deutſch⸗ſchweizeriſchen Handelsverkehr. In der Schweiz hatte man eine Hochkonjunktur der für den In— nenmarkt arbeitenden Induſtrien und einzelner Handels⸗ zweige, die den Innenmarkt bearbeiteten. Demgegenüber war eine Kriſe im Exportgeſchäft und des Fremdenver⸗ kehrs feſtzuſtellen. Große Inveſtierungen für die Indu— ſtrie erzeugten eine Scheinblüte namentlich des Bauge— werbes, die jetzt aber vorbei iſt. Trotzdem iſt die Zahl der Arbeitsloſen nur von 65 000 auf 82 000 geſtiegen. Die deut⸗ ſche Einfuhr fiel von 660 Mill. Francs auf 338 Mill. Frs., namentlich verurſacht durch die Parole: kauft inländiſche Waren. Die Verhältniſſe werden für die deutſche Ausfuhr erſt wieder beſſer werden, wenn man von dieſer Politik 8 und dem Welthandel wieder größere Beachtung chenkt. Dr. H. Kuntze-Paris kann über die zukünftige Geſtal⸗ tung der Handelsbeziehungen mit Frankreich nicht viel ſa— gen, bevor der Handelsvertrag, der jetzt bald erneuert werden wird, abgeſchloſſen iſt. Dr. W. Meinen-Mailand berichtet von Italien ver hältnismäßig Gutes. Deutſchland hat ſeine Ausfuhr dort hin voll behaupten können. Die Verhältniſſe ſind allerdings durch den italieniſch-obeſſiniſchen Krieg nicht ganz normal. In den erſten nem Monaten des Jahres 1935 ſtieg die deutſche Einfuhr nach Italien von 857 Millionen Lire in 1934 auf 970 Millionen Lire. Dr. M. Klaßen⸗Amſterdam berichtet, daß der deutſche Export nach Holland im Jahre 1935 zurückgegan⸗ gen iſt. Die wirtſchaftliche Lage in Holland iſt nicht gut. Der Staat hat zu große Subventionen aufzubringen, das Land hat bei 8 Millionen Einwohnern eine halbe Million Arbeitsloſe. Es werden die größten Anſtrengungen ge— macht, um eine heimiſche Induſtrie zu ſchaffen, wofür die Regierung große Aufwendungen machen muß. England, Frankreich und Deutſchland werden ſich aber, wenn ſie ihre Induſtrieerzeugniſſe nicht mehr in Holland abſetzen können, darauf einrichten, ihren landwirtſchaftlichen Bedarf ander⸗ weits einzudecken. Das wird der holländiſchen Regierung zu denken geben. SSS — Konfeſſionelle Büchereien. Zu einem Erlaß des Reichs⸗ erziehungsminiſters wird ausgeführt:„Wenn ich wiederholt darauf hingewieſen habe, daß Schule und Volksbücherei eng zuſammenwirken ſollen, ſo bezieht ſich dieſes Erſuchen nicht auf Pfarr⸗ und ſonſtige konfeſſionelle Büchereien. Büchereien, die von kirchlichen Körperſchaften und konfeſſionellen Ver⸗ einen unterhalten werden, ſind öffentliche Einrichtungen, die die kirchlich⸗ſeelſorgeriſche Arbeit durch Vermittlung religiöſen und kirchlichen Schrifttums unterſtützen wollen. Ihre Tä⸗ tigkeit wird durch dieſe beſonderen Aufgaben auf inner⸗ kirchlichem Gebiet gekennzeichnet und begrenzt. Dieſe Be⸗ grenzung unterſcheidet ſie deutlich von den Volksbüchereien, die ſich an die Volksgeſamtheit wenden und deren Arbeit ausſchließlich durch ſtaatliche Richtlinien beſtimmt wird. Bei dem grundſätzlichen Unterſchied zwiſchen konfeſſionellen Bü⸗ chereien und allgemeinen Volksbüchereien kann ein Zuſam⸗ menwirken zwiſchen Schule und konfeſſioneller Bücherei, wie es z. B. auch in der Zurverfügungſtellung von Schulräumen liegt, nicht in Frage kommen.“ Arbeit und Ernährung Die einſeitigen Butterbrote. n Der Arſprung aller menſchlichen Arbeitskraft iſt die Ernährung. Macht man ſich klar, daß Millionen Werk⸗ tätige in den Achtſtundentag eingeſpannt ſind, der ſie alſo⸗ einen großen Teil ihres Lebens an die Arbeitsſtätte feſſelt, ſo erkennk man, wie wichtig gerade die Geſtaltung der Ernährung während der Arbeitszeit iſt. Es iſt ja für jeden, der ſich mit der Ernährungsfrage beſchäftigt, ſelbſtverſtänd⸗ lich, ſo ſchreibt Dr. Margarethe Nothagel, Referentin im Amt für Volksgeſundheit der NSDAP, im„Zentralblatt für Gewerbehygiene und Unfallverhütung“, daß die einſeitige Ernährung mit belegten Broten, mit„Stullen“, während des Tages höchſt ungeſund iſt. Die Zuſammenſetzung ſolcher Mahlzeiten iſt gänzlich falſch, da in der Hauptſache Wurſt als Belag gegeſſen wird und alle Teile des Eſſens einen mehr oder weniger großen Säureüberſchuß ergeben, der den Organismus belaſten muß, beſonders dann, wenn ſich die Brotmahlzeiten am Tage wiederholen. Eine Zugabe von Obſt, Tomaten, Radieschen oder dergleichen würde den Schaden ſchon erheblich mindern. „Vor allen Dingen aber muß die Mittagsmahlzeit der⸗ artige Schäden ausgleichen. Es ſollte z. B. dabei kein Kantineneſſen ohne Gemüſe geben. Friſche Salate, im Sommer immer preiswert und billig, werden im Winter erſetzt durch Salate aus Rot- oder Weißkohl, Sauerkraut oder Möhren, die in der Herſtellung meiſt weniger Arbeit erfordern als die Gemüſevorbereitung zum Kochen. Maſſen⸗ mahlzeiten im Kantinenbetrieb werden immer ein längeres Warmhalten des Eſſens im großen Keſſel erfordern. Der Vitamingehalt wird infolgedeſſen beim gekochten Gemüſe ſtark herabgeſetzt. Für mitgebrachtes Eſſen gilt natür⸗ lich das Gleiche. Die in der Familie eingenommenen Mahl⸗ zeiten müſſen die nötige, individuelle Ergänzung bringen. . Allgemein muß hier immer wieder betont werden, daß nicht die Größe des Fleiſchſtückes, ſondern die Ergänzung durch Gemüſe, Obſt und dergleichen den Wert des Eſſens entſcheidet. Es gilt, einen beträchtlichen Teil Volksgeſundheit zu erhalten. Das Wiſſen um die Be⸗ deutung einer ausgleichenden Ernährung muß an jeden ein⸗ zelnen herangetragen werden. Stuttgart erhält ein neues Funkhaus — Stuttgart, 27. Jan. Wie vom Intendanten des Reichsſenders Stuttgart mitgeteilt wird, hat ſich die Reichs⸗ rundfunkgeſellſchaft entſchloſſen, in Stuttgart auf dem Ge⸗ lände der Silberburg ein neues Funkhaus zu errichten. Die Verwirklichung dieſes Planes iſt neben der Reichs ⸗ rundfunkgeſellſchaft auch der tatkräftigen Unterſtützung von Reichsſtatthalter Murr, der württembergiſchen Staatsregie⸗ rung und der Stadt Stuttgart zu danken. Da bei dieſem Bau alle funktechniſchen Erfahrungen des In⸗ und Aus- landes berückſichtigt werden können, erhält damit der Reichs⸗ ſender Stuttgart das modernſte Funkhaus. An den Grunderwerbskoſten beteiligen ſich das Land Württemberg und die Stadt Stuttgart mit je 150 000 Mark. Die Architekten, die das ſchwierige Problem zu löſen in der Lage ſind, ſollen zu einem engeren Wettbewerb aufgefordert werden. Neuartig wird bei dem Bau der vorgeſehene Hör⸗ ſpielkomplexr ſein, der aus fünf Räumen beſteht. Dabei ſolk in dem Bau und in der Ausſtattung von allen überlieferten Formen abgewichen werden. Die Durchführung dieſes Planes iſt nur deshalb möglich, weil die Reichsrundfunkgeſellſchaft ein eigenes Architektenbüro unterhält, in dem alle dieſe Er⸗ fahrungen geſammelt und praktiſch erprobt werden, ſo daß 05 ſich zur Syntheſe eines neuen Funkhaustyps verdichten önnen. Radfahrer! Gib rechtzeitig Warnungs- und Haltezeichen. Bei Aenderung der Fahrtrichtung winke frühzeitig ab. Dein Anhalten gib durch Emporſtrecken des Armes rechtzeitig zu erkennen! Sicherungsverwahrung für Horſt Weſſel-Mörder. Berlin, 29. Jan. Entſprechend dem Antrag der Staats⸗ anwaltſchaft ordnete die 20. Große Strafkammer des Berliner Landgerichts die Sicherungsverwahrung gegen den . Erwin Rückert, einen der Mörder Horſt Weſ⸗ els, an. Rückert hatte mit entſichertem Revolver in der Taſche neben dem Rotmord-Buben Ali Höhler geſtanden, als dieſer den tödlichen Schuß auf den nationalſozialiſtiſchen Frei⸗ heitshelden abgab. Man erinnert ſich, daß das Berliner Schwurgericht damals die feige Bluttat als„Totſchlag“ wertete. Der Mörder und ſein Mittäter Rückert kamen da— her mit je ſechs Jahren einem Monat Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverluſt davon. Da Rückert inzwiſchen ſeine Strafe verbüßt hat, mußte eine Entſcheidung über die Frage ſeiner Unterbringung in der Sicherungsverwahrung herbeigeführt werden. Bei Beurteilung ſeines Entwicklungsganges konnte kein Zwei⸗ fel darüber beſtehen, daß Rückert als gefährlicher Gewohn⸗ heitsverbrecher angeſprochen werden mußte. Feierliche Einholung der Olympia-Glocke. Nach dem Eintreffen der Olympia⸗Glocke in der Reichshauptſtadt hielt der Reichsſportführer auf dem Kaiſer Franz⸗ Joſeph⸗Platz eine An⸗ ſprache. Rechts General- direktor Dr. Borbet, der die Olympia⸗Glocke im Namen des Bochumer Vereins dem Präſiden⸗ ten des Organiſations⸗ komitees der XI. Olym⸗ piſchen Spiele, Exzellenz Lewald(links), übergab. Weltbild(M). r 33 1