ure lernheim zjeliung — Vol 1. Bielgelejene Tageszeitung 8 8 Vereins- und Geſchäſtsanzeiger e tte: ei e ne und Felettage Bel c n. 2 Millimeterzeile im Textteil 15 Pfg. die 90 Millimeter breite Millimeterzeile. Auf Mengenab⸗ Die Starkenburger Heimatblätter“. Bezugspreis: Durch die Träger ins Haus ſchlüſſe wird Nachlaß gewährt. Anzeigenleiter: Friedrich Martin, Viernheim. Anzeigenan⸗ — Hauptſchriftleiter: Friedrich Martin, Viernheim. nahme durch alle Anzeigenmittler. Druck und Verlag: Friedrich Martin, Viernheim, Bismarckſtraße 13, Fernſprecher 153, D.⸗A. Dez. 35: 1220 Poſtſcheckkonto: Ludwigshafen 15101. Z. Zt. Preisliſte Nr. 5 gültig. gebracht monatlich 1,20 Mk. zuzügl. 20 Pfg. Trägerlohn; durch die Poſt bezogen monatlich 1.50 Mk. ausſchließlich Zuſtellungsgebühr. Einzelnummern 5 Pfg.; Samstags 10 Pfg. Anzeigenpreis: Die 12geſpaltene Millimeterzeile oder deren Raum 3 Pfennig Nr. 30 Landesgruppenleiter Guſtloff⸗Davos ermordet DNB. Davos, 4. Febr. Der nationalſozialiſtiſche Landesgruppenleiter Wilhelm Guſtloff iſt am Dienstagabend um 20 Ahr in Davos in ſeiner Wohnung von einem Unbekannten erſchoſſen worden. Der Täter konnte entkommen. Nähere Einzelheiten fehlen noch. Der Täter ein jüdiſcher Medizinſtudent DNB. Bern, 4. Febr. Bei dem Mörder des nationalſozialiſtiſchen Landesgruppen⸗ leiters Wilhelm Guſtloff handelt es ſich um den 1909 ge⸗ borenen Juden David Frankfurter, der zuletzt die jugo⸗ flawiſche Staatsangehörigkeit beſaß. Er hat ſich nach der Tat der Polizei freiwillig geſtellt. Frankfurter hielt ſich in Bern als Medizinſtudent auf. Von Bern aus begab er ſich am Dienstag nach Davos. Er erklärte, er habe die Tat aus politiſchen Gründen ausgeführt 85 wolle mit ihr das gegenwärtige Regime in Deutſchland treffen. Der Mörder Guſtloffs hatte kurz vor der Tat in der Woh⸗ nung Einlaß begehrt und war in das Büro geführt worden. Nach dem Eintreffen Guſtloffs gab Frankfurter fünf Schüſſe auf dieſen ab, die alle trafen und Guſtloff auf der Stelle töteten. Hierauf floh der Täter, wobei er die Anweſenden mit der Schuß⸗ waffe bedrohte. Später meldete er ſich telephoniſch bei der Polizei und wurde in Haft genommen. Der kantonale Anterſuchungs⸗ richter von Graubünden iſt ſofort nach Davos abgereiſt. DNB. Berlin, 4. Febr. Der durch Mörderhand ſeines Lebens beraubte Landes⸗ 2 gruppenleiter der Schweiz Wilhelm Guſtloff war der- diet älteſte Landesgruppenleiter der Auslandsorganiſation der NSDAP. Er wurde am 30. Januar 1895 in Schwerin in Meck— lenburg geboren, war zunächſt Bankbeamter und Obſerva— toriumsſekretär und zuletzt Leiter der amtlichen meteorologiſchen Station in Davos. Der NSDAP. gehörte er ſeit Juli 1929 an, nachdem er ſchon 1921 dem deutſch⸗völkiſchen Schutz- und Trutz— bund beigetreten war. Im September 1930 gründete er den Stützpunkt Davos der NSDAP. und ein Jahr ſpäter die Orts— gruppe Davos. Gleichzeitig wurde er zum Landesgruppenleiter für die Schweiz ernannt. Wilhelm Guſtloff war verheiratet. Kämpfe an beiden Fronten DRB. Addis Abeba, 4. Februar Hier eingetroffenen Berichten zufolge hat Ende letzter Woche nördlich von Neghelli an der Südfront ein größeres Gefecht ſtattgeſunden, bei dem die italieniſchen Truppen, vor allem die Schwarzhemden, große Verluſte gehabt haben ſollen. Die Anführer auf italieniſcher Seite ſeien der ehemalige jtalie⸗ niſche Geſandte in Addis Abeba Graf Vinci und der frühere italieniſche Militärattache Ruggero geweſen. Die abeſſini⸗ ſchen Truppen an der Südfront ſind nach der Niederlage Nas Deſtas nunmehr endgültig wieder aufgefüllt worden. Der Kaiſer ſandte außer den bisher herangezogenen Reſerven vier Generäle mit etwa 75 000 Mann an die bedrohte Südfront. An der Nordfront iſt die Gefechtstätigkeit in der Nacht zum Dienstag wieder aufgelebt. Nach bisher noch unbeſtätigten Meldungen ſollen ſich größere Gefechte im Setit⸗Gebiet und in. der Provinz Kafta entwickeln. Ferner ſoll eine große Schlacht in der Gegend von Hauſien, nordöſtlich von Makalle, im Gange ſein. Die Abeſſinier ſollen dort die Italiener unerwartet über⸗ raſcht und neben vielen anderen Gefangenen auch einen hohen Offizier— man ſpricht von einem General— gefangen genom⸗ men haben. Italieniſche Bombenflieger überflogen in den letzten Tagen die Provinz Godjam und warfen Flugblätter ab, in denen der Bevölkerung angeblich der Abwurf von Gasbomben an⸗ gedroht wird als Strafe für die Teilnahme der Godjamtruppen am Kampf gegen Ztalien. Die Arſachen der Niederlage Ras Deſtas Der Bericht eines ſchwediſchen Rot⸗Kreuz⸗Arztes. DNB. Stockholm, 4. Febr. „Göteborgs Tidningen“ veröffentlicht einen Bericht eines ſchwediſchen Rot-Kreuz⸗-Arztes aus Addis Abeba, in dem über ie Arſachen der Niederlage Ras Deſtas an der Südfront die Rede iſt. Danach ſollen es vor allem Krankheiten und Mangel an Nahrungsmitteln geweſen ſein, die den Widerſtand der Abeſ— ſinier gebrochen hätten. Im Verlauf von 10 Tagen habe Ras Deſta bereits 12 000 Soldaten verloren. 3000 Soldaten hätten krank darniedergelegen. Die Regenzeit habe begonnen. Ruhr und Malaria ſeien die hauptſächlichſten Krankheiten. Die Italiener ſeien mit 6 Korps zum Angriff vorgegangen. In der Gegend von Neghelli gebe es Gebiete, die ſich vortrefflich für Flugplätze eigneten. Heeresbericht Nr. 114 DNB. Rom, 4. Febr. Der italieniſche Heeresbericht Nr. 114 hat folgenden Wortlaut:„Im Abſchnitt Neghelli haben bewaffnete Trup— pen der Galla Borana, die ſich uns unterworfen haben, feind— liche Streitkräfte geſchlagen und in die Flucht gejagt. Die Luftſtreitkräfte haben im Gebiet von Ellot— zwiſchen den Flüſſen Webi Geſtro und Webi Schebeli— feindliche Truppen— zuſammenziehungen mit Bomben belegt. Von der Nordfront iſt nichts Wichtiges zu melden.“ ö Mittwoch, den 5. Februar 1936 12. Jahrgang Am Sieg und Niederlage Die Lage an den Fronten 7 Widerſprechende Meldungen f. Der Widerſtreit der beiderſeitigen Berichte über Ver— nichtung oder Nicht-Vernichtung der italieniſchen Schwarz— hemdendiviſion, über Bedrohung oder Nicht-Bedrohung Ma— kalles im Norden geht nachgerade ins Groteske! Die Abeſſinier meldeten, die Schwarzhemdendiviſion ſei von ihnen vernichtend geſchlagen worden. Sie zählten die Kanonen und Maſchinen— gewehre, die ſie erobert hätten, nach Hunderten! Muſſolini be— glückwünſchte die Diviſion zum Sieg! Wer hat nun recht? Man dementierte auch amtlich von italieniſcher Seite. And wieder hielt man von Addis Abeba aus zäh an der Vernichtung feſt. Der Nachfolger Ras Deſtas Nach der durch die Trup— pen des Generals Graziani erlittenen Niederlage iſt Ras Deſta bekanntlich ab— geſetzt und der greiſe De d— jasmatſch Baltſcha zum Oberkommandierenden der bei Negelli ſtehenden abeſſiniſchen Truppen nannt worden. Dedigsmatſch. Baltſcha hat ſich bereits im Jahre 1896 in der Schlacht bei Adua hervorgetan. (Scherl Bilderdienſt, M.) er⸗ In unſerm letzten Leberblick wurde von der Nordfront ge— ſagt, daß die Gegner dort ſich ineinander feſtgebiſſen hätten ohne entſcheidende, durchſchlagende Erfolge. Makalle iſt immer noch in italieniſchen Händen. Nun wird heute von einer Seite be— richtet, Badoglio denke nicht nur nicht daran, Makalle zu räu— men, vielmehr habe er es zu ſeinem Hauptquartier ge— macht; und er ſuche das Gelände ſüdlich von Makalle, alſo landeinwärts, ſturmreif zu machen. Die italieniſche Artillerie unterhalte geradezu ein ununterbrochenes Trommelfeuer auf die ſüdlich von Makalle gelegenen Stellungen der Abeſſinier. Bombengeſchwader unterſtützten ſie. Die Abeſſinier hätten ſich am Berg Amba Aradan, ſüdlich von Makalle, eine feſte Stellung gebaut. And es wird die Frage erhoben, ob ſie auf die Dauer dieſer maſſierten modernen Kriegs- und Vernichtungstechnik ſtandhalten könnten! Badoglio würde darnach ſeinen rechten Flügel durch einen Vorſtoß nach Süden entlaſten wollen. 35 der andern Seite wird über London aus Addis Abeba gemeldet, daß es den abeſſiniſchen Patrouillen 9 ge⸗ lungen ſei, während der Nacht die Straße Makalle— Adu a (alſo die Straße nach Norden rückwärts, die Zufuhrſtraße der Italiener) an verſchiedenen Punkten zu überschreiten, ohne ſie allerdings bisher beherrſchen zu können. Mit dem Abſchneiden dieſer Straße wäre natürlich Makalle aufs ſchwerſte bedroht. Beide Nachrichten widerſprechen ſich direkt. Ferner behaupten die Abeſſinier, daß ſie Makalle jederzeit im Frontalangriff nehmen könnten, daß ſie aber die Opfer hierfür ſcheuten! Ebenſo widerſpruchsvoll iſt das, was wir über die Abſichten Grazianis im Süden hören. Eine Säule von Pläne— machern ſchreibt ihm nach wie vor zu, daß er nordweſtwärts weiterſtoßen und das Seengebiet, vor allem den Abai-See, ge— winnen wolle, um von dort aus nach Addis Abeba zu kommen. Freilich iſt das mit dem Vorſtoßen keine ſo einfache Sache. Es iſt vielmehr eine ungeheuer ſchwierige Sache, über das Ge— birge in Sidamo nach den Seen durchzu,ſtoßen“, das hier bis zu 2500 Meter hoch iſt und nur wenige Päſſe, dagegen viel Wald hat, die Deckung und der Schutz der Abeſſinier vor den italieniſchen Flugzeugen! And dann ſind das noch große Entfernungen bis Addis Abeba. Hier iſt es auch nicht wie auf den europäiſchen Kriegsſchauplätzen 1914—18, daß ein Netz von Eiſenbahnen, ja auch nur ein Netz von Straßen zur Verfügung ſtünde. Das Wort„Netz“ muß man aus dem Lexikon dieſes Krieges ſtreichen. Außerdem iſt auch die Entfernung vom Nach— ſchubhafen Mogadisco drunten im italieniſchen Somaliland les gibt dort auch ein Stückle von einem kleinen Bähnle ins Land herein) rieſengroß. In Mogadisco ſollen neuerdings friſche italieniſche Truppen aus Libyen ausgeſchifft worden ſein, was immerhin einigermaßen für die Pläne auf Addis Abeba ſprechen könnte. Die Abeſſinier müſſen jedenfalls mit dieſer Möglichkeit rechnen. So verlautet aus Addis Abeba, daß 55 000 Abeſſinier im Aufmarſch nach der Südfront ſeien, um den Vormarſch Grazianis zum Stehen zu bringen. Nebenbei ſei auch angemerkt, daß die abeſſiniſche Regierung zwei Verordnungen zur Sicherung der Verpflegung der Truppen erlaſſen und Preistreibereien ver— boten hat. Man hört aber oder erfährt indes nichts über das Heer des Ras Naſibu, das beſtimmt war, im Oſten der Ogaden einen Vormarſch nordwärts gegen Harrar und die Bahn abzuwehren. Der Oberſt Romano vermutet in der„Gazetta del Popolo daß wahrſcheinlich Graziani wieder auf ſeinen urſprünglichen Plan zurückkommen werde, doch im Oſten gegen Harrar und die Bahnlinie zu marſchieren. So iſt es wohl möglich, daß die Abeſſinier die Truppen des Ras Naſibu ſtehen laſſen müſſen, wo ſie ſind. Ronao ſagt, daß Graziani nun ſeinen linken Flügel vollkommen ſichergeſtellt habe, der ihm beim erſten Vormarſch nach Harrar im Herbſt beinahe ſo gefährlich geworden wäre durch das Amgehungsmanöver des Ras Deſta! Von dieſem ver— lautet übrigens, daß er abgeſetzt worden ſei. Im allgemeinen kann und muß man wohl doch ſagen, daß gerade an der für die Entfaltung der techniſchen Kriegsmittel günſtigeren Südfront die Abeſſinier den Feind in der nächſten Zeit wohl kaum mehr aus dem Land hinausbringen werden, vielmehr froh ſein müſſen, wenn ſie ihn von weiterem Vor— dringen abhalten können! Vielleicht tritt nun für die nächſte Zeit der europäiſche„Kriegsſchauplatz“— der Sanktionsaus— ſchuß— mehr in den Vordergrund. W Nationen in Garmiſch Vor dem Beginn der IV. Olympiſchen DNB. Garmiſch-Partenkirchen, 4. Febr. Den Wetterſorgen, die man ſich außerhalb der Stätte der Olympiſchen Winterſpiele gemacht hat, ſetzten die Schlachten— bummler, die bereits in großer Zahl in Garmiſch eingetroffen ſind, einem fröhlichen Optimismus entgegen. Sie verließen ſich auf den olympiſchen Wetterdienſt und mehr noch auf die Schneewolken, die das Zugſpitzmaſſiv verhängten. Anbekümmert zogen die Aktiven auf das Kreuzeck, die Hoch— alm und in das Eisſtadion, um die letzten Tage noch zum Aeben zu benützen. Auch auf dem Rieſſerſee, wo die 400 Meter— Bahn für die Schneeläufer abgeſteckt wurde, tummeln ſich den ganzen Tag Läuferinnen und 1 jagen die Eishockeymann— ſchaften hinter der kleinen Scheibe her. Programmäßig iſt dann auch der Winter eingekehrt. Bereits am Montag gab es leichte Schneefälle, in der Nacht zum Dienstag verdichteten ſich die Wolken und am Morgen lagen 15 Zen timeter Neu⸗ ſchnee, war das ganze Werdenfelſer Land in ein weißes Kleid gebüllt Bei 2 Grad Kälte hielt das Schneetreiben den ganzen Tag über an und der Wetterdienſt hat in ſeiner letzten Veröffentlichung wiederum Neuſchnee angekündigt. Die Opti miſten haben wieder einmal Recht behalten. Im Olympia-Haus des Skiſtadions hatte der deutſche olympiſche Ausſchuß die Sportführer aller Nationen zu einem kameradſchaftlichen Beiſammenſein geladen, um der völkerver⸗ bindenden Idee der Spiele Ausdruck zu geben. v. Tſchammer und Oſten ſprach den Wunſch auf gute Kameradſchaft aus, dem ſich auch Graf de Baillet-Latour anſchloß, der dabei erklärte, daß; die IV. Olympiſchen Winterſpiele von Deutſchland in einzigartiger Weiſe vorbereitet ſeien. Mit den Norwegern, die für ſich den Ruhm in An- 1 Winterſpiele/ Es hat wieder geſchneit den ſo heiß erſehnten Schnee mitgebracht zu haben, iſt nun auch die letzte der teilnehmenden 28 Olympia- Mannſchaften in Garmiſch eingetroffen. In der Olympiaſtadt und auf allen Wettbewerbsplätzen herrſcht ein Treiben, wie es während der Spiele kaum. ſein kann. Vor allem das Kunſteisſtadion iſt von früh bis ſpät von den Schauluſtigen bis auf den letzten Platz beſetzt. Die Anterkünfte aller Mannſchaf— ten, vornehmlich aber der Skandinavier, ſtehen im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerkſamkeit. Leberall, wo ſich in der Stadt die großen Könner zeigen, ſind ſie von der autogrammſuchenden Jugend umgeben. Es gibt verſtändlicherweiſe in Garmiſch nur ein einziges Thema, das ſind die Ausſichten der Olympia-Mannſchaften. Auch hier iſt die Jugend erſtaunlich gut über die Trainings— leiſtungen und die bisherigen Erfolge der namhaften Vertreter unterrichtet. Bei allen verſtändlichen Wünſchen für die eigene Mannſchaft beſeelt aber Aktive und Schlachtenbummler aus aller Welt doch der echte olympiſche Gedanke, dem der Be— gründer der modernen Olympiſchen Spiele Baron de Coubertin ſo treffend Ausdruck gegeben hat: Das wichtigſte bei den Olympiſchen Spielen iſt nicht zu gewinnen, ſondern teilzunehmen, das Weſentliche iſt nicht, Preiſe zu erobern, ſondern gut und ehrlich zu kämpfen!“ Olympiaempfang der internationalen Preſſe DNB. Garmiſch-Partenkirchen, 4. Februar Die offiziellen Feſtlichkeiten aus Anlaß der Olypmpiſchen Winterſpiele wurden am Dienstagabend mit einem Preſſe— ſpruch nehmen, empfang eingeleitet, zu dem das Organiſationskomitee der — ee T 4. Olompiſchen Winterſpiele 1936 in Verbindung mit dem Reichsminiſterium für Volksaufklärung und Propaganda die Vertreter der aus- und inländiſchen Preſſe aller an den Winter— ſpielen beteiligten Nationen in den ſchönen Feſtſaalbau in Garmiſch-Partenkirchen eingeladen hatte. An langen Tiſchreihen hatten die Vertreter der aus- und inländiſchen Preſſe, des Rundfunks und der Bildberichterſtattung Platz genommen. Feſtliche Muſikklänge leiteten zu der Anſprache des Präſi— denten des Organiſationskomitees Dr. Karl Ritter v. Halt über, der u. a. ausführte: 5 Die Kämpfe um den Titel des Olympiaſiegers werden hart ſein, die Entſcheidungen werden knapp ſein, ſie werden getragen ſein von einem unbeugſamen Siegeswillen und zäheſter Einſatz— bereitſchaft. Alle Olympiakämpfer werden aber antreten als Freunde. In treuer und guter Kameradſchaft werden ſie ihre Pflicht tun zum Ruhm des Sports und zur Ehre ihrer Nation. Sie, meine Damen und Herren, ſehen mit kritiſchem Blick die Geſamtorganiſation der Spiele und die Art und Weiſe, wie Deutſchland die Aufgabe der Durchführung der Spiele getreu dem Olympiſchen Protokoll erfüllt. Sie ſehen die ſportlichen Bauten und Kampfſtätten, in denen die Ereigniſſe abrollen, Sie ſehen die Neuanlagen, die die Gemeinde Garmiſch-Partenkirchen für die Spiele geſchaffen hat. Sie haben auf Ihrer Herreiſe ſehen können, in welch vorbildlicher Weiſe die Straße von München nach Garmiſch-Partenkirchen erneuert und ausgebaut wurde. And hier im Ort ſelbſt können Sie ſich davon über— zeugen, wie die ganze Bevölkerung auf die Olympiſchen Winter— ſpiele eingeſtellt iſt, wie jeder Bauer und jede Bäuerin ihre Häuschen ſchmücken und dartun, daß auch ſie Anteil nehmen wollen an dieſem Feſt des Friedens und der Freundſchaft. Der olympiſche Geiſt ſchwebt über dem Land, deſſen Bewohner be— ſtrebt ſind, eine olympiſche Leiſtung der Gaſtfreundſchaft zu zeigen. ö Nachdem Dr. Ritter von Halt ſeine Anſprache in fran— zöſiſcher Sprache wiederholt hatte, begrüßte der Preſſechef der Reichsregierung Staatsſekretär Walter Funk die zu den Olym— piſchen Winterſpielen gekommenen Vertreter der ausländiſchen und der deutſchen Preſſe, die Rundfunkleute, Filmoperateure und Bildberichterſtatter aus der ganzen Welt im Namen der Reichsregierung. Der Dank für die Worte des Staatsſekretärs Funk kam in einer kurzen Anſprache des Vizepräſidenten des Intern. Sport- preſſeverbandes Drigny zum Ausdruck, der verſprach, daß die internationale Preſſe im Geiſte der olympiſchen Idee in Garmiſch— Partenkirchen ihres Amtes walten werde. Olympiafahnen zur Ausſchmückung des Straßenbildes Es beſteht vielfach die irrige Anſicht, daß das Zeigen der Olympiafahne(Flagge mit der Darſtellung der fünf olympiſchen Ringe auf weißem Grunde) verboten wäre. Das Organiſations— komitee für die 11. Olympiade Berlin 1936 gibt demgegenüber bekannt, daß keinerlei Bedenken gegen die Verwendung der Olympiafahne(Mindeſtgröße 70100 em) zur Ausſchmük— kung des Straßenbildes während der Olympiſchen Winterſpiele in Garmiſch-Partenkirchen vom 6. bis 16. Februar und der Olympiſchen Sommerſpiele vom 1. bis 16. Auguſt 1936 beſtehen. Es iſt im Gegenteil nur zu begrüßen, daß die beiden Orte in Deutſchland, in denen die olympiſchen Veranſtaltungen zum Austrag kommen, aber auch alle anderen deutſchen Städte, in denen während dieſer für die Sportsleute der Welt ſo wichtigen Tage Tauſende von in- und ausländiſchen Beſuchern weilen werden, ein feſtliches Gepräge tragen und beſonders durch das Zeigen der Olympiafahne auf die Wichtigkeit des großen ſport— lichen Ereigniſſes hinweiſen. Kommuniſtenverſchwörung in Angarn Der Chefarzt eines Sanakoriums als Rädelsführer. Budapeſt, 5. Februar. Der Budapeſter politiſchen Geheimpolizei iſt ein großer Schlag gelungen. Sie hat eine kommuniſtiſche Propaganda⸗ zentrale aufgedeckt, wobei 15 kommuniſtiſche Rädelsführer verhaftet werden konnten. Schon ſeit einigen Wochen hatte die Polizei ein neues Aufflackern der kommuniſtiſchen Propagandatätigkeit beob⸗ achtet. Es ſtellte ſich heraus, daß dieſe ausgedehnte kom⸗ muniſtiſche Tätigkeit von geſchulten Fachleuten geleitet wurde. Den Bemühungen der Polizei gelang es ſchließ⸗ lich, den Kreis dieſer bolſchewiſtiſchen Drahtzieher aufzu⸗ decken, wobei ſie zu aufſehenerregenden Feſtſtellungen kam. Die Leitung der kommuniſtiſchen Verſchwörung lag in den Händen des angeſehenen Chefarztes eines gro⸗ ßen Budapeſter Sanatoriums namens Dr. Emil Weil. In ſeiner Wohnung wurden unter dem Parkettfuß⸗ boden umfangreiche kommuniſtiſche Propagandaſchriften, eine große Anzahl falſcher Päſſe, die Liſte der kommuniſti⸗ ſchen Agenten, die Abſchriften der ſtändig von Budapeſt nach Moskau geſandten Berichte und größere Valutabe⸗ träge gefunden. Aus dem Material ergab ſich, daß zwiſchen Budapeſt und Moskau ein ſtändiger Kurierdienſt beſteht. Die Polizei hat ferner ermittelt, daß die jetzt verhafteten Kommuniſten ſich außer der kommuniſtiſchen Propaganda weitgehend mit militäriſcher Spionage befaßten. Unter den verhafteten Kommuniſtenführern, die meiſt Juden ſind, befinden ſich ein Kunſtmaler, der Prokuriſt einer bekann⸗ ten Verſicherungsgeſellſchaft, ein Lehrer der Techniſchen Hochſchule und eine Aerztin. Bela Khun ſteckt dahinter! Die am Dienstag verhafteten kommuniſtiſchen Rädels— führer ſind ſofort einem eingehenden polizeilichen Verhör unterzogen worden, aus dem ſich ergab, daß es ſich um eine weitverzweigte und ausgezeichnet organiſierte Gruppe von Kommuniſtenführern handelt. Das Verhör beſtäligte, daß die Moskauer ungariſche Jenkrale von dem berüchtigten Rätekommiſſar Bela Khun geleitet wird und die Oberſte Moskauer Propagandaleitung eine Verſchärfung der kommuniſtiſchen Agitäkionstätigkeſt im Südoſten Europas angeordnet hat. Im Verhör gab der von Bela Khun kürzlich nach Un garn entſandte Leiter der Gruppe, Siegmund Kiß(Klein), zu, daß auf Befehl der Moskauer Zentrale ein groß zü⸗ giger Werbefeldzug gegen Ungarn eingeleitet worden ſei. Nach dem Verhör beging Kiß einen Selbſt⸗ mordverſuch, der jedoch infolge der Aufmerkſamkeit der Po⸗ lizei mißlang. Die weiteren Ermittlungen ergaben, daß die kommuni— ſtiſche Parteileitung nach dem bekannten kommuniſtiſchen Zellenſyſtem arbeitet. Die Mitglieder der Gruppe kannten einander nicht, jeder hatte ſein eigenes unabhängiges Tätigkeitsfeld. An den Grenzen Ungarns iſt die Paßkontrolle außer⸗ ordentlich verſtärkt worden, um Fluchtverſuche der mit falſchen Päſſen reiſenden Kuriere zu verhindern. Bolſchaſt König Eduards an das Anterhaus Eden beantwortet Anfragen über Abeſſinien und Aegypten DNB. London, 4. Februar. Die beiden Häuſer des engliſchen Parlaments traten am Dienstag wieder zuſammen. Vor Beginn der eigentlichen Sitzung mußten noch etwa 80 Abgeordnete des Anterhauſes den Eid auf den neuen König leiſten, darunter der Außenminiſter Eden ſowie Lloyd George und Winſton Churchill, die beim Tode des Königs Georg im Auslande waren. Nachdem die Vereidigung vollzogen war, erſchien der Schatz— meiſter des königlichen Haushaltes im Sitzungsſaal, um in Be— antwortung der Treueadreſſe des Anterhauſes eine Botſchaft König Eduards zu überbringen. Die Botſchaft hat folgen— den Wortlaut: „Ich habe mil wahrer Befriedigung die loyale und herzliche Adreſſe empfangen, die mir das Unterhaus zu dem ſchmerzlichen Verluſt, den ich erlitten habe, und zu meiner Thronbeſteigung überreicht hat. Ich danke Ihnen für den Ausdruck Ihrer treuen Ergebenheit für meine perſon. Sie dürfen verſichert ſein, daß die erſte Aufgabe meines Lebens in der Aufrechterhaltung der Freiheiten meines Volkes und in der Förderung des Wohl⸗ ergehens aller Kreiſe meiner Untertanen beſtehen wird. Ich bete, daß ich mit dem Segen des alimächtigen Gottes ihr Vertrauen während memer ganzen Regierungszeit rechtfertigen werde.“ Der Sprecher des Anteihauſes verlas hierauf einige Bei— leidskundgebungen ausländiſcher Volksvertretungen zum Tode König Georgs. Eine ganze Reihe von Fragen, die ſich auf den italieniſch— abeſſiniſchen Streitfall bezogen, wurde am Dienstag nach dem ö Wiederzuſammentritt des Anterhauſes von verſchiedenen Ab— geordneten an den Außenminiſter gerichtet. Eden antwortet mit einem Hinweis auf zwei Weiß— bücher über dieſen Streitfall, die jetzt verfügbar feien. Das erſte dieſer Weißbücher enthalte eine Reihe von Urkunden, die ſich auf die von dem Völkerbundsausſchuß in Genf geleiſtete Ar— beit bezögen. Es bleibe daher nur noch übrig, die jüngſte Ent— wicklung auf Grund der Genfer Ratstagung vom Januar zu beſchreiben. Eden ſchilderte dann im einzelnen den Verlauf der Genfer Tagung vom 20. Januar. Damals habe der Dreizeh— nerausſchuß entſchieden, daß bei dem gegenwärtigen Stand der Dinge nichts getan werden könne, um eine Regelung des Streitfalles durch ein Abkommen zwiſchen den Parteien zu fördern, daß man aber nicht verfehlen würde, dem Rat Vor— ſchläge zu unterbreiten, falls die Umſtände günſtiger werden ſollten. Mit dieſer Haltung ſtimme die engliſche Regierung vollkommen überein. Bei der Erwähnung der Oelfrage nahm der Außen— miniſter kurz auf die derzeitige Genfer Sachverſtändigentagung Bezug und fügte hinzu, daß bei der Vorbereitung keine Zeit verloren werden würde. Die wirtſchaftlichen und finanziellen Sühnemaßnahmen gemäß Artikel 16 würden aufrechterhalten. Ihre Auswirkungen würden von einem Sachverſtändigenaus— ſchuß in Genf ſorgfältig beobachtet. Was die Frage eines gegenſeitigen Beiſtandes für den Fall angehe, daß ein Staat wegen ſeiner Beteiligung an kollek— tiv angewandten Sühnemaßnahmen gegen einen Angreiferſtaat einem bewaffneten Angriff ausgeſetzt werden könnte, ſo ſei die Gelegenheit der kürzlichen Zuſammenkunft in Genf benutzt wor— den, um den Gedankenaustauſch, der hierüber mit der fran— zöſiſchen und gewiſſen anderen Regierungen ſtattgefunden habe, zur Kenntnis aller im Verbindungs-Ausſchuß vertretenen Staa— ten zu bringen. Das Weißbuch veröffentliche den Wortlaut der Mitteilungen, die die engliſche Regierung ſowie die Regierun— gen Frankreichs, Griechenlands, der Türkei, Südſlawiens, der Tſchechoſlowakei, Rumäniens und Spaniens an den Präſiden— ten des Verbindungsausſchuſſes gerichtet hätten. Das Anter— haus werde feſtſtellen, daß das Ergebnis dieſes Gedankenaus— tauſches eine Aebereinſtimmung der Anſichten bei der Aus— legung des Artikels 16 Abſ. 3 der Völkerbundsſatzung ſei. Außenminiſter Eden gab ferner in Beantwortung einer Anfrage eine kurze Erklärung über die Lage in Aegypten ab. Er beſtätigte die Nachrichten über die bevorſtehenden eng— liſch-ägyptiſchen Vertragsverhandlungen und teilte mit, daß die engliſche Regierung es für wünſchenswert halte, mit denjenigen Punkten zu beginnen, die im Jahre 1930 die größten Schwie— rigkeiten verurſacht hätten. Der Anterhausausſprache am Mittwoch wird ein Ent— ſchließungsantrag zugrunde liegen, in dem die Aufmerkſamkeit auf die„Frage des Friedens und auf die Notwendigkeit einer neuen Konferenz über das Thema der Rohſtoffe, der Märkte und andere Fragen“ gelenkt wird. Die Ausſprache geht auf einen Antrag des früheren Führers der Arbeiterpartei, Lansbury, zurück. Die engliſche Kirche begrüßt den Aufrüſtungsplan DNB. London, 4. Febr. Die engliſche Kirchenverſammlung wird ſich dieſer Tage mit dem neuen engliſchen Aufrüſtungsplan befaſſen. In unter⸗ richteten Kreiſen hält man es für ſicher, daß die Kirchenvertreter die amtliche Aufrüſtungspolitik unterſtützen werden. Der Verſammlung wird folgender Antrag zur An- nahme vorgelegt werden: „Die Kirchenverſammlung bedauert das Scheitern der vielen Abrüſtungskonferenzen. Sie hält es jedoch für lebens ⸗ wichtig, daß Großbritannien für alle Zeiten in der Lage ſein muß, ſeine eigene Freiheit zu verteidigen und ſeine Verpflich⸗ tungen auf Grund der Völkerbundsſatzung zu erfüllen. Die engliſche Kirche begrüßt daher das Verſprechen des Miniſter⸗ präſidenten, die Streitkräfte auf die erforderliche Höhe zu bringen und fordert ihn dringend auf, die notwendigen Geſetzes- maßnahmen ſofort einzubringen.“ Der Antrag iſt ſo gefaßt, daß er den Anſichten der großen Mehrheit der Bevölkerung entſpricht. ctleit um die franzöſiſche Wahlkechtsreform DNB. Paris, 4. Februar Die Kammer begann am Dienstagnachmittag die Aus— ſprache über die Frage einer Wahlrechtsreform, zu der nicht weniger als 11 Geſetzentwürfe und 5 Entſchließungsent⸗ würfe vorliegen. Die Kammer lehnte mit 347 gegen 176 Stimmen den Standpunkt des Wahlrechtsausſchuſſes gegen die Ein⸗ führung des Verhältniswahlrechtes ab. Das hatte zur Folge, daß der Berichterſtatter des Wahlrechtsausſchuſſes zurücktrat. Der Wahlrechtsausſchuß muß nun in einigen Tagen ein neues Gutachten über die Wahlrechtsreform vorlegen. Der Vorſitzende des Ausſchuſſes erklärte, daß er den Aus- ſchuß neu einberufen werde, und kündigte an, daß die Kammer bereits am nächſten Dienstag über den neuen Bericht des Wahl- rechtsausſchuſſes beraten könne. Wie dieſer Bericht ausfallen wird, iſt zur Zeit noch nicht zu überſehen. Wenn auch in der (Kammer eine Mehrheit für die Einführung des Verhältnis⸗ wahlrechtes vorhanden zu ſein ſcheint, ſo beſteht weder Ein— mütigkeit über die Einzelheiten des Verhältniswahlrechtes noch Klarheit über den Zeitpunkt ſeiner etwaigen Einführung. Außer— dem hat die radikalſozialiſtiſche Kammergruppe ihre Vertreter im Wahlrechtsausſchuß beauftragt, nach wie vor gegen die Verhältniswahl zu ſtimmen. Die Pariſer Konferenzen DNB. Paris, 4. Febr. König Carol von Rumänien hat am Dienstagmittag zu Ehren des franzöſiſchen Präſidenten Lebrun ein Frühſtück gegeben, an dem auch der Miniſterpräſident und zahlreiche Mit— lieder des Kabinetts teilnahmen, außerdem der engliſche Bot— beef der polniſche Botſchafter, der rumäniſche Finanzminiſter, er rumäniſche Außenminiſter, die Geſandten der Länder der Kleinen Entente und der Balkanländer und Generalſtabschef Gamelin. ö Außenminiſter Flandin hatte am Dienstagnachmittag eine einſtündige Anterredung mit dem Fürſten Starhem⸗ berg. Daß nicht nur politiſche, ſondern auch wirtſchaftliche Fragen in den Pariſer Beſprechungen König Carols erörtert wurden, dürfte aus einer Erklärung hervorgehen, die der rumäniſche König dem Vertreter des„Temps“ gab. In dieſem heißt es u. a., mit ganzem Herzen haben Rumänien die Genfer Politik befolgt. Aber er wolle nicht verheimlichen, daß bereits ſchwerwiegende wirtſchaftliche Schwierigkeiten für ſein Land die Folge ſeien. Er hoffe, hierfür einen gerechten Ausgleich zu fin⸗ den. Was den Doncupakt betreffe, hoffe er auf einen baldigen Abſchluß. e. Im Journal des Debats“ meint Pierre Bernus, die Pariſer Beſprechungen hätten faſt das Ausmaß einer inter⸗ nationalen Konferenz angenommen. Die baldige Ankunft des tſchechiſchen und rumäniſchen Miniſterpräſidenten werde bereits angekündigt. Die Wichtigkeit all dieſer Beſprechungen ſei nicht zu leugnen, doch hieße es die öffentliche Meinung irre führen, wenn man ſofort greifbare Ergebniſſe erwarten wolle. Es handele ſich bei dieſen Beſprechungen vielmehr um Vorbereitungen. Die Beſprechungen dienten der Stärkung Mittel- und Oſteuropas ſowie der Organiſierung der Verteidigung, die die Ereigniſſe notwendiger denn je gemacht hätten. Der abeſſiniſche Krieg habe den Plan eines Doncupaktes zunichte gemacht und die Abweſen⸗ heit Italiens erſchwere die Lage ſehr. Daher habe Tituleſcu eine noch wirkſamere Geſtaltung eines gemeinſamen Vorgehens angeregt. Sämtliche mittel- und oſteuropäiſchen Staaten ſollen danach in einer allgemein feſtgelegten Auslegung und Anwen- dung des Artikels 16 der Völkerbundsſatzung zuſammengefaßt werden. Auf dieſer Grundlage habe der diplomatiſche Meinungs- austauſch während der letzten Tage ſtattgefunden. Die Aus⸗ ſichten würden als recht günſtig bezeichnet. Die Durchführung erfordere jedoch Zeit und man werde wahrſcheinlich noch auf ver— ſchiedene Schwierigkeiten ſtoßen. PPP... Deutſche Schachmannſchaftsmeiſterſchaft DNB. Hannover, 4. Febr. In der vorletzten Runde der nach dem Pokalſyſtem ausge⸗ tragenen Deutſchen Schachmannſchaftsmeiſterſchaft ſtanden ſich am Sonntag Niederſachſen und Nordmark in Hannover gegen— tber. Der Kampf endete mit einem angeſichts der Spielſtärke der Nordmärker überraſchenden Siege der Niederſachſen von 5%: 2% Punkten. Der Schlußkampf gegen Bayern wird am 29. Februar in Berlin ausgetragen werden. Da Berlin bei den bisherigen Kämpfen ſpielfrei war, wird der Sieger aus dieſem Kampf noch gegen Berlin kämpfen müſſen. Anter Am— ſtänden wird auch der Großdeutſche Schachbund einen Dreier— kampf anſetzen, ſo daß Berlin zugleich mit Niederſachſen und Bayern einen Dreirundkampf austrägt. 15 Arbeiter gasvergiftet DNB. Genf, 4. Febr. 15 Arbeiter der Giffre-Werke bei St. Jeoire unweit von Genf erkrankten in den letzten Tagen unter ſchweren Vergißf⸗ tungserſcheinungen, die bei acht Arbeitern zu ernſter Beſorgnis Anlaß gaben. Von ärztlicher Seite wurde feſtgeſtellt, daß die Vergiftung von einer neuen Metallverbindung herrührt, welche die Giffre-Werke vornahmen, bei der Arſenik in größeren Mengen verwendet wurde. Trotzdem die Arbeiter Gasmasken und verbleite Anzüge tragen, reicht dieſes nicht aus, um die an dem neuen Ofen beſchäftigten Perſonen genügend zu ſchützen. Die Behörden haben die Einſtellung der Arbeiten mit dem neuen Verfahren angeordnet. Ein Arbeiter iſt bereits an den Folgen der Vergiftung geſtorben. Luftſchutzvorbereitungen in England a DNB. London, 4. Februar. Wie„Daily Herald“ zu melden weiß, beabſichtigte die engliſche Regierung, noch im Laufe dieſes Jahres 30 bis 40 Millionen billige Gasmasken zur Verteilung an die Bevölkerung im Notfalle herſtellen zu laſſen. Zu dieſem Zwecke ſollten in allen Städten und Ortſchaften beſondere Gasmaskenlager en- gerichtet werden. Auch die übrigen Luftſchutzvorbereitungen der Regierung ſeien beinahe fertiggeſtellt In Falfield(Glouceſter- ſhire) werde eine Schule eröffnet werden, in der Luftſchutzwarte für ganz England ausgebildet werden ſollen. PPTP . —:. — — — 99 * A 10 0 Die Pohlfahrteyfiege im Dentſchen Reichskriegerbund (Kyffha Der Reich ekriegerten(Kyffhäuſerbund; iſt in der Oeffentlich keit als der Bund der alten Soldaten bekannt, der ſeine Kameraden zur Pflege der Tradition der alten Armee, zur Kameradſchaft untereinander und zum neuen Heer im beſonderen anhält. Darüber hinaus aber ſorgt er für die körperliche June en ſeiner Kameraden, damit im Ernſt⸗ falle das Dritte Reich auch auf die alten kampferprobten Soldaten zurückgreifen kann. Neben den großen nationalen Aufgaben hat es der Bund Us eine ſelbſtverſtändliche Soldatenpflicht erachtet, tatkräftig einzuſtehen für ſeine notleidenden Kameraden durch Gewährung von Unterſtützungen. Das Unterſtützungsweſen des Reichskriegerbundes erfordert insgeſamt jährlich einen Betrag von mehreren Millionen Reichsmark! Aber nicht nur für ſeine Kameraden ſorgt der Reichs- kriegerbund(Kyffhäuſerbund) in vorbildlicher Weiſe, ſondern auch in ganz beſonderem Maße für das Wohl und Wehe der Hinterbliebenen und hier vor allem für die Waiſen— kinder ſeiner Kameraden. Schon im Jahre 1882 wurde durch eine Sammlung innerhalb des Bundes der Grundſtock zu einer ſegensreichen Wohlfahrtseinrichtung gelegt. Im Jahre 1884, bereits zwei Jahre nach der Gründung der Stiftung, wurde das erſte Kyffhäuſer⸗Waiſenheim„Glücksburg“ in Römhild in Thürin⸗ gen gegründet. In dieſem Heim haben heute 110 Kinder eine richtige Ausbildungsſtätte und vor allen Dingen ein Heim okale Nachrichten Viernheim, den 5. Denkſpruch. Ein Menſch, der nicht fähig iſt, ſich für eine Idee auf⸗ zuopfern, iſt in höherem Sinne kein Mensch kam über die Tierſtufe nicht hinaus. Dwinger, Zwiſchen Rot und Weiß. Tijchgemeinſchajt ber Nation NSG. Wenn am kommenden Sonntag die vielen tauſend Helfer und Helferinnen von Haus zu Haus gehen, an die Türen klopfen und die Eintopfſpenden ſammeln, dann gilt es, eine neue Stellung im Kampf gegen Hunger und Kälte zu nehmen. Welche Bedeutung gerade die Eintopfſammlung innerhalb des WH W. hat, iſt oft genug beſchrieben worden. Und das war gut ſo, denn zu ſchnell iſt von den Unbelehrbaren ver— geſſen worden, daß zu einer Zeit, an die wir nicht mehr er⸗ innert werden wollen, ein Heer arbeitswilliger Volksgenoſſen hungernd und frierend umherſtand, und im gezwungenen Nichtstun die Straßen der Städte und Dörfer füllte und als Folge des dauernden Elends alle moraliſchen Werte zuſam— menbrachen. Gewiß hat man ſich hier und dort bemüht, dieſe große Not zu lindern, die ein verrottetes Syſtem verſchuldet hatte, das waren aber nur lächerliche Verſuche zer ungeeigneten und verantwortungsloſen politiſchen Führ⸗ ung oder kleine Hilfe von privater Hand, die ſicherlich gut gemeint war, aber an der Löſung des Problems vorbei ging. Klopften nicht täglich ungezählte arme Menſchen in unver— ſchuldeter Notlage an die Türen? Abgeſehen von dem heute ebenfalls verſchwundenen Heer der Berufsbettler waren es keine arbeitsſcheuen Menſchen, ſondern zum Feiern verdammte Volksgenoſſen. Was ſich dort an Haß und Verbitterung auf⸗ ſtaute, das mußte das deutſche Volk durch treues Einſtehen für jeden Einzelnen erſt wieder gut machen. Am Eintopf⸗ ſonntag wird es ſich immer wieder beweiſen, wer zur Stange hält. Oder haben wir jene Menſchen vergeſſen, die weiter keinen Wunſch hatten, als wieder ſchaffen zu können; haben wir vergeſſen, daß es Familienväter gab, die täglich heim⸗ kehrten, ohne das Notwendige für den Unterhalt von Frau und Kind beſchafft zu haben. Allein der Wille, das Bekenntnis iſt das Wertvolle dieſer Sammelaktion. echten ſozialiſtiſchen Wollens wird die Hilfe ützten annehmber. Februar 1936 zur gemeinſamen Tat Erſt als Ausdruck für den Unter⸗ f Deutſche Volksgenoſſen! Zeigt auch am 9. Februar, daß der Opferwille nicht erlahmt, ſondern unendlich größer und tiefer geworden iſt. Beweißt bei der Tiſchgemeinſchaft der Nation, daß auch der kommende Eintopfſonntag ein neuer Wegſtein im Kampf gegen Hunger und Kälte ſein wird. Daher: Laßt keinen Sammler vergeblich und macht ihm auch kein unfreundliches Geſicht. Bedenket mmer, daß es auf Eure Eintopfſpende ankommt, und daß dieſe Spende keine Sammelaktion ohne Inhalt iſt, ſondern eine mannhafte Tat aller, für jene, die nicht mit irdiſchen ücksgütern geſegnet ſind. an Eure Türen klopfen ebt mit Freude am 9. Februar! * Guter Stand der Winterſaaten. Die bisher andauernd gelinde und unzeitgemäße Witterung hat bewirkt, daß der Stand der Winterſaaten ein ausgezeichneter iſt. Die Getreidearten haben, trotzdem ſie bei uns ſpät zur Ausſaat kamen, faſt keine Auswinterungsſchäden zu verzeichnen. Hof⸗ fentlich bringen die kommenden Wochen keine ſo ſchweren zückſchläge, daß der gute Saatenſtand eine bedeutendere Beeinträchtigung erfährt. Der Januar brachte doppelt ſo viel Rege als der Januar 1935. Wie die Reichswetterdienſtſtelle Gießen mitteilt, waren im Monat Januar an 23 Tagen Regen und an 1 Tag Schnee mit einer Niederſchlagsmenge von 71,3 Liter auf einen Quadratmeter(Januar 1935: 37,2 Liter). Weiter war an 5 Tagen Reif, an 10 Tagen Nebel, an einem Tag Glatteis und an einem Tag ein Ge⸗ witter zu verzeichnen. i RRS uſerbund) gefunden, in welchem ſie zu tüchtigen Menſchen erzogen wer- den. Im Laufe der Zeit wuchs die Zahl der Waiſenheime, die nur aus eigenen Mitteln erſtanden und heute betreut der Deutſche Reichskriegerbund insgeſamt fünf Kyffhäuſer-Wai ſenheime, die alle von Waiſenheim-Leitern verwaltet wer⸗ den, die an den Kindern Vaterſtelle und deren Frauen den Pfleglingen Mutterſtelle vertreten. Der Unterricht wird von ſtaatlich geprüften Lehrern und Lehrerinnen ausgeübt und erfolgt nach Maßgabe der Beſtimmungen für die örtlichen Volksſchulen und ſteht unter Staatsaufſicht. Die Kinder, die in den Heimen des Bundes erzogen werden, die Mädchen, die in ſeinen Schulen ſich vorbereiten für ihren künftigen Beruf: Hausfrau und Mutter zu ſein, die werden nicht mit totem Wiſſen angefüllt, ſondern werden zu geraden, ehrlichen und aufrechten Menſchen erzogen. Die Jungen und Mädel, die in ihrem Unterricht und in ihrer Freizeit zu Bekennern und Verfechtern nationalſozialiſtiſchen Gedankengutes erzogen werden, die mit dem Eintritt in die HJ. das erſte Ziel ihres jungen Lebens erreicht ſehen, kann der neue deutſche Staat ohne jeden Zweifel und ohne Be⸗ fürchtung übernehmen. 79577 Menſchen werden ſich zu be⸗ währen wiſſen. Nahezu 4000 Kinder ſind in den Heimen des Bundes erzogen worden und fanden hier einen Erſatz für das Elternhaus. Alljährlich werden an Kommunikanten und Konfirmanden (Waiſen und Halbwaiſen) Beihilfen bewilligt. Der Kameradſchaftsabend unſerer Krieger- und Soldatenkameradſchaft 1875 wird am kommenden Samstag abend in den Freiſchützſälen ſtattfinden. Alle Kameraden nehmen mit ihren Frauen an dieſer Veranſtaltung teil. (Näheres folgt). Todesfälle Heute Nacht ſtarb unſer Mitbürger Herr Philipp Sax 4., Bismarckſtraße 41. Nach ſchwerer Krankheit folgte er ſeiner vor zwei Monaten verſtorbenen Gattin in die Ewigkeit nach. Herr Sax führte Jahrzehnte ein hier und in der Um⸗ gegend beſtens eingeführtes Kunſt⸗ und Grabſteingeſchäft und erfreute ſich allſeitiger Wertſchätzung. Möge er jetzt in Frieden ruhen! . Im hieſigen Krankenhaus ſtarb der 36 Jahre alte Adam Benz, ein Sohn von Jakob Benz. Er ſtarb nach langem Leiden. * 3. Reichsberujswettkampf 1936 Olympia der Arbeit! Ueber eine Million Wettkämpfer und Wettkämpferinnen treten dieſe und die nächſte Woche zum Reichsberufswettkampf in ganz Deutſchland an, um im ehrlichen Wettſtreit ihre Kräfte zu meſſen. Eine Million Jungen und Mädel kämpfen um die Beſtleiſtung. Durch dieſen beruflichen Wettſtreit ſollen, wie Baldur von Schirach auf der Eröffnungskundge⸗ bung im Berliner Sportpalaſt erklärte, die leiſtungsfähig⸗ ſten und tüchtigſten Jungarbeiter und Jungarbeiterinnen un⸗ ſeres Volkes ermittelt werden, die als die Elite der ſchaffenden deutſchen Jugend den Adel der neuen Zeit bilden, einen Adel, der nichts mehr mit früheren Vorrechten der Geburt und des Geldſackes zu tun hat, ſondern der allein begründet iſt auf Leiſtung und Tüchtigkeit. Die Hitler-Jugend will durch den Reichsberufswettkampf beweiſen, daß ſie nicht eine Jugend ſei, die nur Forderungen ſtelle, ſondern die zuerſt ihre Pflicht erfülle und etwas leiſten will. Somit iſt der Reichsberufs⸗ wettkampf eine Angelegenheit, die' die ganze deutſche Jugend angeht. Es ſoll in Zukunft nur noch ein Volk von lauter Fach- und Qualitätsarbeitern geben. Beſonders die Einſatz⸗ bereitſchaft und die Leiſtungsfähigkeit, die auf dem Gebiete des Berufslebens durch den Marxismus ſchwer darniederlag, wird durch den Reichsberufswettkampf in der Jugend neu erweckt, indem er den Anſporn zu handwerklicher Höchſt⸗ leiſtung bildet. Es iſt nur bedauerlich, daß ſich hier in Viern⸗ heim ſo wenig Teilnehmer gemeldet haben. Es zeugt von großer Intereſſenloſigkeit der hieſigen Jungarbeiter und Jung⸗ arbeiterinnen, da 5. ſie ſich von einer Sache, die ſie angeht, davonſchrauben. Das Hämmern und Klopfen der deutſchen Arbeiter⸗-Jugend in den Werkſtätten und Fabriken ſoll als wahres Sinnbild deutſchen Geiſtes verſtanden werden. Darum Jungarbeiter und Jungarbeiterin, hole ſem friedlichen Wettkam pf aus Dir heraus, denn nur die beſte Leiſtung wird den Sieg davon tragen. * Lanbesjeuerwehrjührer Knaup 60 Jahre Am Samstag, 8. Februar, begeht der Führer des Lan⸗ desverbandes Heſſiſcher Feuerwehren, Kreisfeuerwehrinſpektor Ludwig Knaup in Birkenau i. ſeinen 60. Ge⸗ burtstag. Knaup leitet bereits ſeit einem Jahrzehnt den Ver⸗ band, nachdem er bereits mehrere Jahre vorher die Ver⸗ tretung des damaligen Vorſitzenden inne hatte. Seit 17 Jahren iſt Knaup Kreisfeuerwehrinſpektor des Kreiſes Hep penheim und ſeit 12 Jahren Vorſitzender des Provinzial— feuerwehrverbandes Starkenburg. Landesfeuerwehrführer Knaup hat ſich um die Hebung des Feuerlöſchweſens in Heſſen große Verdienſte erworben. Bereits vor einem Jahrzehnt richtete er beſondere Kurſe für Feuerwehrführer ein, aus denen dann mit Unterſtützung der Heſſiſchen Brandverſicherungskammer die Heſſiſche Feuer⸗ wehr⸗Fachſchule, die zuerſt in Friedberg untergebracht war und jetzt in Mainz ihren Sitz hat, hervorgegangen iſt. Be⸗ ſondere Aufmerkſamkeit widmete der Landesverbandsführer dem Gas⸗ und Luftſchutz und der Hebung der Schlagfertigkeit ſelbſt der kleinſten Ortswehren. Außerdem ſetzte er ſich ſtets auch für die ſoziale Fürſorge im Dienſte verunglückter und ſonſtwie hilfsbedürftiger Feuerwehrmänner ein. Landesfeuerwehrführer Knaup hat alle ſeine Obliegen⸗ heiten ſtets mit größter Pflichterfüllung erledigt. Dein Letztes bei die⸗ ASdaAp, Ortsgruppe Viernheim Führerbeſprechung Die nächſte Führerbeſprechung findet am Mittwoch, 5. Februar 1936, abends 8.30 Uhr, im„Ratskeller“ ſtatt. Erwarte vollzähliges und pünktliches Erſcheinen aller Führer und Führerinnen der Gliederungen ſowie Politiſche Aufruf! Wir werben für unſere Zeitſchrift das „Deutſche Mädel“. Wenn in dieſen Tagen unſere Mädel und Jungmädel mit der Bitte an alle Volksgenoſſen herantreten, unſre Zeit⸗ ſchrift„Das Deutſche Mädel“ zu beſtellen, dann iſt damit eine Gelegenheit gegeben, Einblick zu bekommen in die Arbeit und in das Leben und Wirken unſerer Mädel. In keinem Elternhaus darf dieſe Zeitſchrift Deutſche Mädel“ fehlen! Gebt eurer Verbundenheit mit der Jugend dadurch Aus⸗ druck, daß ihr unſre Zeitſchrift leſt! Februar haben die Jungmädel mit der Wer⸗ NAA „Das Am 1. bung begonnen, die dann von den Mädeln des BDM. in den weiteren Tagen fortgeſetzt wird. Heil Hitler! Die Führerin des BDM Untergaues 249 Odenwald gez. Luiſe Angele, Mädelringführerin 9. Die Führerin des IM Untergaues 249 Odenwald gez. Hanna Keidel, Mädelringführerin. C. d Kamerad im Neichsberufswettkampj Wir laſſen nochmals die Berufsgruppen und Wettkampf⸗ tage folgen, damit jeder Jungarbeiter im Kreiſe Heppenheim weiß, wann und wo er anzutreten hat. Heute Mittwoch, 5. Februar, traten an: Friſeure, Maurer, Zimmerer, Tüncher. Am Freitag, den 7. Februar: Schuhmacher, Sattler, Bauſchloſſer, Schmiede, Spengler. Dienstag, den 11. Februar: der, Schreiner, Nährſtand. Donnerstag, den 13. Druck. Die in der erſten Aufſtellung aufgefül wie Mechaniker(Autoſchloſſer), Tabak und im Kreiſe Heppenheim keinen Wettkampf durch. Antreten jeweils morgens um 8.30 Uhr, in der Land⸗ grafenſchule, mit Ausnahme des Nährſtandes. PP ſddddddGbdßddGdGGGGpbdbGbTbPbGTſGdbTPTPPPTGTGTGTVTPTPPbFwbcccc c Friedhofsſchließungen bei Beerdigungen. Der Bürgermeiſter von Bensheim hat angeordnet, daß bei Beerdigungen nur die Teilnehmer am Leichenbegängnis Zu⸗ tritt zum Friedhof haben. Für alle übrigen Perſonen iſt der Friedhof auf die Dauer des Leichenbegängniſſes geſchl oſſen. Man hält wohl durch dieſe Maßnahme das ſich oft 5 an die Leidtragenden vordrängende Publifum vom Friedhofe fern. Die Volkstumsarbeit in der Landͤſchaft Aheinfranken⸗Naßjau⸗Hejjen Eine der wenigen deutſchen Landſchaften, in denen ſchon heute eine zielbewußte und einheitlich nationalſozialiſtiſch ausgerichtete Volkstumsarbeit durchgeführt wird, iſt Rheinfranken⸗Naſſau⸗Heſſen. Unter der Leitung von Mini⸗ ſterialrat Ringshauſen, der gleichzeitig den Gau Heſſen⸗ Naſſau des RLB. betreut, iſt hier in den letzten beiden Jahren eine weitverzweigte Organiſation geſchaffen worden, die ſich der Pflege von Lied, Spiel, Brauch, von Volks- und Heimat⸗ kunſt und all der vielfältigen Möglichkeiten lebendiger Ge⸗ meinſchaftsgeſtaltung annimmt. Nicht nur in den heſſiſchen Städten, ſondern auch in den meiſten Dörfern wurden Ge⸗ meinſchaftszellen aufgebaut, von denen aus in zehntauſend Volkstums⸗ und Heimatabenden um eine innerliche Berei⸗ cherung und ſeeliſche Aufrüttelung der Volksgenoſſen ge⸗ kämpft wurde. Neben dieſer aktiv geſtaltenden und formenden Gemein⸗ ſcha e des Landſchaftsbundes Volkstum und Heimat, Landſchaft Rheinfranken-Naſſau⸗Heſſen, ſteht ſein unermüd⸗ licher Einſatz für die wiſſenſchaftliche Erkenntnis, Sicher⸗ ſtellung und Auswertung der landſchaftlichen Volkstumsgüter aus der Vergangenheit. Eine zentrale Landeskartei bietet das Rüſtzeug für die volkskundliche Forſchungsarbeit, aber zu⸗ gleich auch für die praktiſche Volkstumsarbeit der Landſchaft. Sein drittes großes Aufgabengebiet ſieht der Land⸗ ſchaftsbund Volkstum und Heimat in der Heranbildung von jungen Führern und Vorkämpfern für die verſchiedenen Auf⸗ gaben der Volkstumsarbeit durch die Veranſtaltung von Schulungs- und Rüſtlagern. Schulfußball Nachdem am vergangenen Mittwoch 8. Schuljahr Goetheſchule gegen 7. Schuljahr Schillerſchule 8:2, und 7. Schuljahr Goetheſchule gegen 8. Schuljahr Schillerſchule 6:2 gewann, wurden geſtern die Spiele um die Meiſterſchaft der hieſigen Volksſchulen fortgeſetzt. Im erſten Spiel trafen 8. Schuljahr Goetheſchule und 8. Schuljahr Schillerſchule zuſammen. Mit 5:0 ſiegten die Altſchüler, nachdem das Spiel bei Halbzeit noch 0:0 ſtand. Im zweiten Spiel ſtanden ſich 7. Schuljahr Goetheſchule und 7. Schuljahr Schiller⸗ ſchule gegenüber. Auch hier Jegten die Altſchüler 6:1, nach⸗ dem das Spiel bei Halbzeit 2:1 ſtand. n In der letzten Runde, die aller Wahrſcheinlichkeit nach am nächſten Mittwoch ſteigt, treffen im erſten Spiel 8. Schuljahr Schillerſchule und 7. Schuljahr Schillerſchule zu⸗ ſammen, während im zweiten Spiel 8. Schuljahr Goethe⸗ ſchule mit dem 7. Schuljahr der Goetheſchule zuſammentreffen. Der Stand der Tabelle iſt jetzt folgender: Schneiderinnen, Schnei⸗ Februar: Bäcker, Metzger, rten Berufe extil führen * T 8. Schuljahr Goetheſck jule 9 13: 7. Schuljahr Goetheſchule 333 15 8. Schuljahr Schillerſchule 2 2. 2411 7. Schuljahr Schillerſchule 2 2— 314 Brieſtaubenverein Heimalliebe“ Bei der großen Verbands-Ausſtellung in Saarbrücken, wo 2 730 Tauben aus allen Gauen Deutſchlands ausgeſtellt waren, ſind folgende Mitglieder des Vereins mit Preiſen bedacht worden: In der höchſten Klaſſe: Nik. Neff, am Tivoli; in Klaſſe 9 und 10: Peter Helbig, Bismarckſtraße; in Klaſſe 5: Hans Weidner, Mannheimerſtraße. Außer dem beteiligte ſich Herr Weidner in Leipzig bei der letzten Reichs⸗Kleintierſchau mit 4 Tauben und war in Klaſſe 2 erfolgreich. Wir gratulieren genannten Züchtern! Faſinachtsveranflaltungen Kappenabend. Wie geſtern durch Inſerat bekannt gegeben, findet am heutigen Abend im Kaffee Brechtel ein Kappenabend ſtatt. Am Samstag, den 15. Februar, wird im Saale des Saftladens„Zum grünen Laub“ ein Maskenball ſtattfinden.(Näheres folgt). Zur großen Fremdenſitzung. Die Viernheimer Karnevalsgeſellſchaft hat im Laufe der vergangenen Woche zu ihren erſten Veranſtaltungen einen guten Start gehabt. Nach dem erſten urgemütlichen Maskenabll im Flughafen Fürſt Alexander“, bei welchem es wirklich bombig herging, wird eifrig an der großen Sitzung, welche am Sonntag, den 16. Februar, im Saale des„Ratskeller“ ſtattfindet, gear— beitet. Große Ereigniſſe werfen ihre Schatten voraus, es wird in dieſer Sitzung wieder ein Großſtadt-Programm zur Abwicklung kommen. Es ſei jetzt ſchon geſagt, daß nur erſt— klaſſige Kanonen auffahren, es wirken mit alle Büttenkanonen, welche mit Erfolg bei den Mannheim-Ludwigshafener Sitzungen mit Note prima abgeſchnitten haben, wir finden die beiden Feurianer Eichele und Wagner, den gut bekannten Malaga, unſeren Kölner Gg. Mierſch, unſere Humoriſten vom Cd. mit neuen Schlagern; und der Hauptſchlager: die be— ſtens durch den Reichsſender Stuttgart bekannten Luſtigen Fünf. Außerdem iſt es gelungen, den Rundfunkſoliſten mit der ſingenden Säge zu verpflichten. Es wird alſo in dieſer Fremdenſitzung ganz groß werden. Sorgen Sie ſich für Karten, im Vorverkauf zu haben bei allen Mitgliedern. Ahoi! Zum Turner⸗Maskenball am 15. Februar Bekanntlich hält der hieſige Turnverein v. 1893 ſeinen diesjährigen großen Maskenball am Samstag, den 15. Feb⸗ ruar, in den Räumen des„Freiſchütz“ ab. Die Vorbereitun⸗ gen für dieſes närriſche Treiben laſſen darauf ſchließen, daß hier mit einem Abend zu rechnen iſt, bei welchem Prinz Karneval alle Anweſenden in ſeinen Bann ziehen wird. Die beſtens bekannte Kapelle Schwarz-Weiß beſtreitet den muſikaliſchen Teil und wird mit fröhlichen, alle Sorgen des Alltags für einige Stunden vergeſſen machenden Tanzweiſen auf die Beſucher einwirken. Ueberraſchungen folgen auf Ueberraſchungen! Alle Hebel werden in Bewegung geſetzt werden, um alle Anweſenden recht gut zu unterhalten. Ein Abend karnevaliſtiſchen Hochgenuſſes ſteht alſo bevor, merke ſich jeder den 15. Februar und erſcheine zum Turner⸗ Maskenball im Freiſchütz!(Alles Nähere wird im Inſerat der kommenden Samstag-Ausgabe bekanntgegeben). Donnerstag o Freitag e Samstag 8. Februar Reste-Jage den 6. Februar 7. Februar Großer öjjentlicher Aadler⸗Maskenball im„Fürſt Alexander“ Auch dieſes Jahr veranſtaltet der Radfahrerverein „Eintracht“ am Samstag, den 15. Februar, in ſämtlichen Räumen des„Fürſt Alexander“ ſeinen traditionellen Masken— ball. Willſcht Stimmung und Humor ſäh, do muſcht zu de Radler gäh, ſo lautet das Motto. Die urfidele Muſikkapelle Willi Hanf und ein reichhaltiges närriſches Programm bieten Gewähr für einige gemütliche Stunden im Banne des Prin— zen Karneval. Die Eintrittspreiſe ſind ſehr niedrig gehalten und für jeden Beſucher erträglich. Maskenkarten RM. 80, Nichtmitglieder RM. 40, Damen RM. 25, Mitglieder und Angehörige RM. 25.(Inſerat folgt). Schneeſtürme in Amerika DNB. Newyork, 4. Febr. Die von Schneeſtürmen begleitete neue Kältewelle erfaßte das ganze Land vom Felſengebirge bis zur Atlantikküſte. Aus zahlreichen Orten werden Temperaturſtürze von 25 bis 40 Grad Fahrenheit gemeldet. Eine Reihe von Gegenden im Norden meldet Temperaturen von 10 bis 38 Grad Fahrenheit unter 0. Rieſige Schneewehen legten jeden Straßen- und Eiſenbahn⸗ verkehr in den weſtlichen Staaten lohm und hatte ſchwere Ver⸗ kehrsunfälle zur Folge. Die neue Kältewelle erſchwert auch die Lage mehrerer tauſend Einwohner der Tangier-Inſel und der Smith⸗Inſel in der Cheſapeake-Bay ſowie auch der Nantucke⸗ Inſel, die durch Eisfelder von der Außenwelt abgeſchnitten ſind. In den Südſtaaten verurſachten ſchwere Regenfälle durch große Aeberſchwemmungen erheblichen Sachſchaden. In der Nähe von Maylene ſtürzte ein Kraftzug über eine 125 Fuß hohe Böſchung ab; das Anglück forderte zwei Menſchenleben. In zahlreichen Niederungen räumen die Einwohner ihre Häuſer infolge der Aeberflutung. Die nördlichen Gegenden einiger Südſtaaten wurden ebenfalls von der Kältewelle heimgeſucht. Glückwunſchtelegramm des Führers an Gouverneur a. D. Schnee DNB. Berlin, 4. Februar. Der Führer und Reichskanzler hat dem früheren Gouverneur von Deutſch-Oſtafrika Schnee zu ſeinem heutigen 65. Geburts- tag telegraphiſch herzliche Glückwünſche ausgeſprochen. Anterſtaatsſekretär Nicci bei Reichsminiſter Dr. Goebbels DNB. Berlin, 4. Februar. Reichsminiſter Dr. Goebbels empfing heute den Anter⸗ ſtaatsſekretär im kgl. italieniſchen Miniſterium für nationale Erziehung Exzellenz Renato Ricci zu einer längeren Anter— redung. Rumäniſches Poſtflugzeug abgeſtürzt Drei Tote DNB. Bukareſt, 4. Februar Aus unbekannten Gründen iſt bei Reſitza(Banat) ein Poſt⸗ flugzeug der Strecke Arad Bukareſt abgeſtürzt. Die dreiköpfige Beſatzung kam dabei ums Leben. Die Zähne des Pferdes gefärbt Immer neue Betrügereien der Zigeuner werden aufgedeckt. Frankfurt a. M. Die von der Frankfurter Krimi— nalpolizei in letzter Zeit angeſtellten weiteren Unterſuchun⸗ gen der Lebensweiſe der Zigeuner haben eine Fülle von Betrugsfällen zur Kenntnis der Polizei gebracht. Mit welcher Liſt und mit welchem Geſchick die Zi⸗ geuner beiſpielsweiſe beim Pferdehandel vorgehen, beweiſt ein Fall, der ſich Mitte November des vergangenen Jahres in Heppenheim zugetragen hat. Ein Landwirt beſaß ein altes und nicht mehr verwendungsfähiges Pferd, das er gegen ein jüngeres Tier eintauſchen wollte. Er fiel nun in die Hände der Zigeuner und erhielt auf dem Tauſchwege und unter Zuzahlung eines Betrages ein angeblich jünge⸗ res Pferd. Die geſetzliche Garantie bezüglich des Geſund⸗ heitszuſtandes der Tiere wurde beiderſeits zugeſichert. Der Landwirt ſtellte jedoch ſchon am nächſten Tage feſt, daß das eingetauſchte Jigeunerpferd dämpfig war. Außerdem hatke man die Zähne des Tieres abgebrannt und gefärbt, wodurch der Bauer in dem Alter des Tieres getäuſcht worden war. Das eingetauſchte Pferd war lat⸗ ſächlich viel älter, als das alte Tier des Landwirts. Als ſich der Bauer nun wieder mit dem Zigeuner in Verbindung ſetzen wollte, war dieſer bereits mit ſeinen Wohnwagen weitergezogen und nicht mehr zu finden. Der Zigeuner ſoll ſich Philipp Stertugum genannt haben, aus Frankfurt a. M. ſtammen und in Darmſtadt wohnhaft ſein. Er reiſt mit zwei Wohnwagen, iſt 1,65 Meter groß und hat ein verkrüppeltes rechtes Ohr. Das Treffen der Naſſehunde Preiſe der badiſchen und württembergiſchen Regierung. Der Gau Südweſt im Reichsverband für das Deutſche Hundeweſen(RD) hält in den Tagen des 29. Febr und 1. März in Karlsruhe in der Städtiſchen Ausſtellun halle unter der Schirmherrſchaft des badiſchen Landes führers. Miniſterialrat Kraft, ſeine 5. Gauausſtellung für Hunde aller Raſſen ab und ſtattet ſie mit Preiſen aller Art aus. Das badiſche Finanz⸗ und Wirtſchaftsminiſterium ſtellt zwei Staatsehrenpreiſe zur Verfügung, desgleichen das württembergiſche Wirtſchaftsminiſterium. In den Län⸗ derausſcheidungskämpfen der verſchiedenen Raſſen werden acht Stadtehrenpreiſe der Stadt Karlsruhe verteidigt. Ein⸗ tauſend Reichsmark bar werden für die Züchter im Zucht⸗ gruppenwettſtreit ausgelobt. Züchterpreiſe, Barpreiſe, Ehren⸗ preiſe, Preiſe des Reichsverbandes für das Deutſche Hunde⸗ weſen(RD) und des Gaues Südweſt, ſowie goldene, filberne und bronzene Gauplaketten winken den Ausſtellern. Der Meldeſchluß iſt auf den 19. Februar feſtgeſetzt. Die Leitung der Ausſtellung liegt in den Händen der Geſchäftsſtelle des Gaues Südweſt im Reichsverband für das Deutſche Hunde⸗ weſen(RD), Stuttgart⸗W, Rotenwaldſtraße 83a, Fern⸗ ſprecher 61437, von wo das Programm der Ausſtellung be⸗ zogen werden kann. A 50 Todesopfer auf vereiſten Straßen. Die Kälte welle, die ſeit dem 22. Januar den amerikaniſchen Mittel⸗ weſten heimſucht, ſcheint langſam ihrem Ende entgegenzu⸗ gehen. Die völlig vereiſten Landſtraßen verurſachten über das Wochenende zahlreiche Verkehrsunfälle, bei denen 50 Serie 1. gest 303 Serie 2. best 909 Domenstrümpfe Damenstrümpfe Damenstrümpfe Damenstrümpfe Damenstrümpfe Herren- Socken Matt-Ksseide, jetzt Flor m. K'seide, platt. 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Weißlackierte Seid aber zur Freitag-Aufführung pünktlich um 6.30 Hinder- Die eine Hälfte des Umſatzes kommt auf das Konto der Güte und Preiswürdigkeit einer Ware Uhr zur Stelle. Die Leitung. bettstelle zu verkaufen Waldſtraße 9 Eichenes Schlafzimmer 1 Schrank, 3tür. 1 Frisierkomm. 2 Betten 2Nachtt. m. Glas m. klein. Fabrik- fehler, dahernur Die andere Hate m. 280. des Umſatzes verdanken viele Firmen der f. Baumann . Werbekraft ihrer Zeitungsanzeigen Mannheim G1. 7 Breitestr. Todes- 17 Anzeige Gott, dem Allmächtigen, hat es in seinem unerforsch- lichen Ratschlusse gefallen, heute Nacht 3 Uhr unseren lieben guten Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel Herrn Philipp San d. nach längerem schweren Leiden, versehen mit den heiligen Sterbesakramenten, zwei Monate nach dem Tode unserer lieben Mutter, zu sich in die Ewigkeit abzurufen. Wir bitten, seiner Seele im Gebete zu gedenken. Viernheim, Mannheim, Deventer, den 5. Februar 1936 Die tleftrauernden Hinterbliebenen. Die Beerdigung findet am Freitag, den 7. Februar, nachmittags 4 Uhr vom Trauerhause, Bismarckstraße 41, aus statt. im Hause Pilz Die vornehme Familien⸗Druckſache Derlobungs⸗, Dermählungs⸗ Geburts⸗ und Traueranzeigen erhalten Sie ſchnellſtens in der Buchdruckerei der„Diernheimer Dolbszeitung“, Bismarchſtr. 13, Tel. 153. HAUPTSOEWINMN EINER SERIE 5000, rose sind zu haben bei Franz Holmann, an ler Drenscheide ———— ä—— 1 Nr. 30— Mittwoch, den 5. Februar 1936 1 Viernheimer Volkszeitung 12. Jahrgang Täglich 596 Autos Der Jahresburchſchnitt für 1935/ Die Entwicklung des deutſchen Automobilmarktes ſeit der Machtergreifung Im Jahre 1929, als die amerikaniſche Automobilproduktion den höchſten Grad der Ausweitung erreicht hatte, aber plötzlich zu ſpüren bekam, daß die Aufnahmefähigkeit des Marktes nach⸗ ließ, konnte man in Newyorker Straßen Reklameſpruchbänder und Leuchtreklamen mit dem Text ſehen:„Ein Auto genügt für Sie nicht.“ And in den Zeitungsinſeraten und Werbe- proſpekten bekam man die nähere Aufklärung für dieſen kate⸗ goriſchen Imperativ. Wer wirklich auf der Höhe der Zeit ſein wollte, der hatte— nach Anſicht der Propagandachefs der amerikaniſchen Automobilinduſtrie— die verdammte Pflicht und Schuldigkeit, ſich zu dem einen ſeit Jahren in jeder„beſſeren“ amerikaniſchen Familie obligatoriſchen Wagen noch einen zwei⸗ ten für ſeine Frau und einen dritten für ſeine Kinder anzu— ſchaffen. Das war ſchon krampfhafte Reklame, und der Amerikaner, der ſonſt der Suggeſtivkraft der Propaganda leicht unterliegt, verſagte hier doch die Gefolgſchaft. Die Zeit des großen wirt⸗ ſchaftlichen Niedergangs begann, und er dachte nicht daran, ſich mit noch mehr Abzahlungswechſeln für Autos zu belaſten. Im Gegenteil, viele, die vorher den Wagen als eine Selbſtverſtärd⸗ lichkeit betrachtet hatten, ſchafften ihn ab. Es gab maſſenhaſt gebrauchte Wagen. Sie verſtopften den Markt für die Neu- produktion, und die ſchwindelnden Ziffern, mit denen Ford und General⸗Motors ihren Abſatz in Leuchtſchriften auf die Häuſer- fronten ſchrieben, ſchrumpften gewaltig zuſammen. Amerika war überſatt an Autos. Der Appetit zeigt ſeitdem drüben auch erſt eine leichte Beſſerung, die an den einſtigen Maſſenhunger nicht heranreicht. Bei uns in Deutſchland hat ſich zwar, glücklicherweiſe, dieſer hyſteriſche Maſſenhunger nicht eingeſtellt, wohl aber zeigt ſich ſeit 1933 und ſeitdem die Motoriſierung des Verkehrs in ſo verſtändnisvoller und erfolgreicher Weiſe fördernden Maßnah- men der Reichsregierung ein ſehr geſunder Appetit nach Autos. Wenn wir einmal nur den Perſonenwagen ins Auge faſſen, ſo bedeutet das Jahr 1932 den Tiefſtand der Entwicklung. Die arbeitstäglichen Zulaſſungen fabrikneuer Perſonenkraftwagen ſanken im Jahresdurchſchnitt auf noch nicht einmal 134. Dabei bedeutete der Januar mit 57,6 Zulaſſungen pro Arbeitstag den ſchlechteſten Monat, der ſeit Jahren beobachtet werden konnte. Seitdem ſteigt die Zahl der Zulaſſungen und das bedeutet: des Abſatzes unſerer Fabriken, beſtändig und raſch an. Der Jahres- durchſchnitt 1933 überragt bereits den von 1930, einem noch recht guten Jahr aus der Zeit vor der großen Kriſis, 369,7 Perſonenkraftwagen ſind 1933 arbeitstäglich zugelaſſen worden. 1934 ſind es 430,1 und 1935 596,0. Das ſind Ziffern, die die Ein Heiratsvermittlungsbüro aufgehoben Das gemeingefährliche Ochwindelunternehmen eines Herrn Orlovius entlarvt DNB. Halle, 4. Februar Zahlreiche Anzeigen aus allen Gegenden Deutſchlands ver⸗ anlaßten die Halleſche Kriminalpolizei zu einer Anterſuchung des Heiratsvermittlungsbüros„Dorfglocke Dolau“. Es ſtellte ſich dabei heraus, daß es ſich bei den zahlreichen Lockanzeigen, die der Inhaber, ein gewiſſer Orlovius, fortgeſetzt in immer wechſelnden Tageszeitungen im ganzen Reich erſcheinen ließ, offenbar nur um Phantaſiegeſtalten handelte. Auch nicht ein Paar konnte Orlovius nennen, das durch ſeine langjährige Tätig- keit ſich gefunden hätte. Die Heiratszeitung„Dorfglocke Dola u“, die monatlich für die Mitglieder ſeiner Briefaustauſch⸗ zentrale„Herzensbund“ erſcheinen ſollte, war vom Mai 1935 bis heute nur dreimal in wenigen hundert Exemplaren gedruckt worden, die ſich zum größten Teil noch unbenützt vor⸗ fanden. Eine Kartei oder Mitgliederliſte führte Orlovius vor⸗ ſichtigerweiſe nicht, um den Behörden kein Beweismaterial zu liefern. Alle Poſteingänge, zumal Zahlkartenabſchnitte, wanderten alsbald in den Ofen. So vernichtete er fortgeſetzt ganz plan- mäßig alle Spuren, die zur Aufdeckung ſeines ſchändlichen Trei⸗ bens hätten führen können. Andererſeits hielt er alle neugierigen Kunden vom Beſuch in ſeiner Wohnung oder ſeiner gar nicht vorhandenen Geſchäftsräume fern mit der in ſeinen Geſchäfts- bedingungen aufgenommen Drohung, daß er einen ſolchen Beſuch als Beſtechungsverſuch anſehen müßte. So konnte Orlovius, ganz in geheimnisvolles Dunkel ge⸗ hüllt, jahrelang ungeſtört ſein Treiben, das ihm ein monatliches Einkommen von ſchätzungsweiſe 1000 bis 1200 7 ſicherte, fortſetzen. Sein Vorgehen war das in ſolchen Sachen altbewährte: Auf die verſchiedenen brieflichen Anfragen ſchrieb Orlovius, die Anfragenden könnten an den begehrten Ehepartner unter Chiffre durch ſeine Briefaustauſchzentrale herantreten. Die Teil⸗ nahme am Briefaustauſch ſei von einer einmaligen Zahlung von 97/ und weiterhin von der Zahlung einer Monats- gebühr von 47% abhängig. Nach Erhalt der 9 Ne. wurde eine ernſtliche Arbeit offenbar nicht mehr geleiſtet. Alles, was dann noch geſchah, erfolgte nur, um den Schein noch zu wahren. Die kriminalpolizeilichen Ermittlungen führten trotz der planmäßigen Vernichtung aller Spuren zur Feſtnahme dieſes Heiratsvermittlers ohne Geſchäftslokal, ohne Perſonal, ohne Mitgliederliſten und ohne Geſchäftsbücher. Es wäre wertvoll, wenn die offenbar in allen Gegenden Deutſchlands zahlreich vor⸗ handenen Geſchädigten ſich bei ihrer Polizeibehörde melden und dabei den etwa noch vorhandenen Briefwechſel mit Orlovius, der„Dorfglocke Dolau“ und der Briefaustauſchzentrale„Herzens⸗ bund“ zur Verfügung ſtellen würden. l Verbot der Floßſchiffahrt auf dem Rhein DNB. Koblenz, 4. Febr. Infolge der ſtarken Niederſchläge in den letzten Tagen iſt auch der Rhein wieder erheblich geſtiegen. Am Montag mußte zum ſechſten Male in dieſem Winter⸗ halbjahr das Verbot der Floßſchiffahrt in Kraft treten. Die zu Berg fahrenden Schleppzüge verſpüren nun wieder die ſtarke Gewalt des reißenden Waſſers und müſſen ſchwer gegen die Strömung ankämpfen. Zwiſchen dem Deutſchen Eck und dem Zollhafen iſt ſeit Montag wieder das Ufer überſchwemmt. Der Pegel zeigte in Koblenz am Dienstagmorgen 4,78 Meter, das Waſſer iſt gegen Montag um 40 Zentimeter geſtiegen. Auch vom Oberrhein wird noch ein Steigen des Waſ⸗ ſers gemeldet. In Max au ſtieg das Waſſer vom Montag auf ſtark geſtiegen war, meldet wieder Fallen des Waſſers. In Trier deutſche Automobilinduſtrie vorher überhaupt noch nicht kannte. Dabei iſt es intereſſant zu verfolgen, daß die jahreszeit⸗ lichen Schwankungen erheblich kleiner geweſen ſind als früher. Während beiſpielsweiſe im Jahre 1932 das Verhältnis zwiſchen dem ungünſtigen Monat Januar und dem günſtigen Monat Mai nach der Zahl der Zulaſſungen gerechnet, 1:3,5 war, iſt es im Jahre 1935 nur 1:2. And der Monat Dezember, der vor 1932 in der Regel noch ſchlechter war als der Januar, erreicht im Jahre 1935 mit 727,9 Neuzulaſſungen beinahe den Monat Mai mit 728 Neuzulaſſungen. Daß es ſich bei dieſer Entwicklung um eine Motoriſierung des Verkehrs in die Breite handelt, zeigt die Aufteilung der Zulaſſungen auf die verſchiedenen Größenklaſſen von Wagen. Man berechnet ſie bekanntlich nach dem Hubraum des Motors. Schon lange iſt eine Bewegung zu den kleinmoto rigen Wagen erkennbar. Bis 1934 ſtand, was den Zuwachs an Neu— zulaſſungen anbetrifft, die zweitgrößte Klaſſe(122,1 Liter Hubraum) an der Spitze, 1935 wird der größte Abſatzgewinn der Stückzahl nach in der kleinen Klaſſe, bis 12 Liter Hubraum, erreicht. Für die ganz großen Wagen über 4,2 Liter bietet Deutſchland kaum noch einen Markt. Zu den Gründen, die die ſtarke Abſatzſteigerung verurſacht und auch in den letzten Monaten des Jahres, die ſonſt immer ein erhebliches Abſinken gebracht haben, Veranlaſſung zu Neu⸗ anſchaffungen waren, gehört die ſteuerrechtliche Beſtim— mung, daß der Anſchaffungswert betriebsnotwendiger Kraft⸗ wagen bei der Berechnung der Einkommenſteuer vom Betriebs⸗ gewinn oder Verdienſt abgezogen werden kann. Daneben hat ſich, namentlich für private Anſchaffungen, die Ausdehnung, die das Abzahlungsgeſchäft erfahren hat, günſtig auf die Abſatz⸗ möglichkeiten ausgewirkt. Die Finanzierungsgeſellſchaften er— möglichen jetzt Ratenzahlungen bis zu 18 Monaten. Allerdings iſt es möglich, daß damit für das neue Automobilwirtſchaftsjahr ein Teil der vorhandenen Kaufkraft bereits vorweggenommen worden iſt und daß man deshalb für 1936 nicht mit einer gleich— ſtarken Steigerung wie 1935 wird rechnen dürfen. Erfreulich für die deutſche Automobilinduſtrie iſt, daß die günſtige Abſatzentwicklung der letzten Jahre faſt ganz und gar ihr zugute gekommen iſt, da die deviſenwirtſchaftlichen Schwie⸗ rigkeiten die Einfuhr ausländiſcher Fahrzeuge, namentlich amerikaniſcher, die früher zu Zeiten einen breiten Raum auf dem deutſchen Markt einnahmen, faſt ganz unterbunden haben. Der Abſatzwert der im Jahre 1935 neuzugelaſſenen Per- ſonenkraftwagen betrug rund 550 Millionen RM. enn. Dienstag um 43 Zentimeter, in Mannheim um 42 Zenti⸗ meter, in Bingen um 20 Zentimeter. Vom Main wird ebenfalls langſames Anſteigen des Waſ⸗ ſers gemeldet. Auch ſämtliche Nebenflüſſe des Main führen zum Teil Hochwaſſer. Die Moſel dagegen, die in den letzten Tagen zeigte der Pegel Dienstagmorgen 3,72 Meter gegenüber 3,81 Meter am Montag. Der Kochemer Pegel ſtand Dienstagmorgen auf 4.48 Meter. Hier hatte die Moſel am Montagabend 20 Ahr mit 4.54 Metern den SHöchſtſtand erreicht. Die dem Rhein von den Nebenflüſſen zugeführten großen Waſſermengen haben na⸗ türlich auch am Mittel⸗ und Niederrhein ein weiteres Steigen des Waſſers zur Folge gehabt. In Köln iſt der Rhein von Mon⸗ tag auf Dienstag um 54 Zentimeter geſtigen. Der Pegel zeigte am Dienstagmorgen 6 Ahr 5,21 Meter an. In Düſſeldorf ſtand der Pegel am Dienstagmorgen auf 4,44 Meter. Auch hier betrug gegen geſtern die Zunahme des Waſſers 54 Zentimeter. Der Streit um die Aeberſetzung Shakeſpearſcher Dramen Reichs miniſter Dr. Goebels als Schiedsrichter. DNB. Berlin, 4. Febr. Reichsminiſter Dr. Goebbels hat an namhafte Per⸗ ſönlichkeiten der deutſchen Theaterwelt und Literaturwiſſenſchaft eine Umfrage gerichtet, welche Stellung ſie in der in letzter Zeit heiß umſtrittenen Frage der Schlegel-Tieckſchen bzw. Rotheſchen Aeberſetzung Shakeſpearſcher Dramen einnehmen. Dr. Goebbels hat ſich vorbehalten, nach Eingang der Antworten der befragten Literatur-Hiſtoriker, Literatur- und Theaterfachleute eine An- ordnung für die deutſchen Theater herauszugeben, welche der beiden Aeberſetzungen in der Folgezeit für den Spielplan der deutſchen Theater als richtunggebend zu gelten hat. Es ſoll da⸗ mit vermieden werden, daß jener Literaturſtreit nachteilige Folgen für die Entwicklung des deutſchen Theaters nach ſich zieht. Paris: Die verſchiedenen rechtsſtehenden Verbände Frank- reichs planen für den 6. Februar, den zweiten Jahrestag der blutigen Straßenkämpfe in Paris, im ganzen Land Erinne⸗ rungskundgebungen durchzuführen. Die Fahrkarte als Beweis Der Knabenmord bei Wittenberge.— Klare Jeugen⸗ ausſagen. Im Mordprozeß Seefeld wurden am Dienstag die erſten Zeugen zu den 12 Knabenmorden vernommen, die Seefeld zur Laſt gelegt werden. Das Gericht erörterte in der furchtbaren Serie zuerſt den letzten Fall, des neunjäh⸗ rigen Guſtav Thomas, Wittenberge. Dieſer un⸗ glückliche Junge verſchwand am 22. März 1935 und wurde einen Tag ſpäter in einer dichten Kiefernſchonung in den ſtädtiſchen Parkanlagen bei Wittenberge in typiſcher Schlafſtellung aufgefunden. Da Spuren eines gewaltſamen Todes nicht feſtgeſtellt werden konnten, wurde zunächſt an⸗ genommen, daß das Kind erfroren ſei. Später konnte dann ermittelt werden, daß an dem kleinen Thomas ein Sitt⸗ lichkeitsverbrechen begangen worden war. Gegen 14 Uhr hatte ein Spielkamerad des Thomas die⸗ ſen zuſammen mit einem älteren Mann geſehen, der einen freundlichen Eindruck gemacht habe. Einige Zeit ſpäter hatte die Ehefrau Martha John, die mit ihrem Fahr⸗ rad, von Wentdorf kommend, nach Wittenberge fuhr, auf der Landſtraße einen älteren Mann mit einem Jungen hen, weil der Junge einen Anzug getragen hatte, den ſie auch für ihren Sohn kaufen wollte. Als die dale gegen 16 Uhr von Wittenberge zurückgefahren war, ö derum den alten Mann getroffen. Jetzt war er jedoch alle in. Die Zeugin war dicht an dem Mann vorüberge⸗ fahren, der einen erhitzten Eindruck gemacht hatte und es ſehr eilig zu haben ſchien. Ein anderer Zeuge hatte mit ſeinem Fahrrad das ungleiche Paar ebenfalls, und zwar kurz vor der Schonung, in welcher die Leiche des kleinen Thomas am anderen Tage gefunden worden war. überholt. Nach Anſicht dieſes Zeugen müſſen beide bald nach ſeinem Vorbeifahren in dieſer Schonung ver⸗ ſchwunden ſein, denn als der Zeuge ſich nach den bei⸗ den umgeſehen hatte, waren ſie plötzlich nicht mehr zu ent⸗ decken. Auch eine Reihe weiterer Zeugen hatte den Alten und den Jungen geſehen. atte ſie wie⸗ Als der Tod des kleinen Thomas in Wittenberge und Umgegend bekannt geworden war, hatten ſich alle Zeugen bei der Polizei freiwillig gemeldet, um ihre Beobachtungen mitzuteilen. Sie hatten entweder nach Bildern oder an der Leiche des Guſtav Thomas dieſen als wiedererkannt, der ſich in Begleitung des älteren Mannes befunden hatte. den Knaben In dem Angeklagten erkannken alle Jeugen den Be⸗ gleiter des unglücklichen Kindes. Seefeld hatte bisher immer beſtritten, den Schüler Thomas ermordet zu haben. Er will auch zu der von den Zeugen angegebenen Zeit gar nicht in Wittenberge geweſen ſein. In ſeinem geheimnisvollen Notizblock ſind neben dem Datum des 22. März 1935 drei Fragezeichen ein⸗ getragen. Während ſich der Angeklagte im Verlaufe der erſten Gegenüberſtellung mit den Zeugen verſchiedentlich in Wi⸗ derſprüche verwickelte, kommt es zu einem beſonders belaſtenden 3wiſchenfall. als ein Beamter der Reichsbahnüberwachungsſtelle Altona vernommen wird. Seefeld hatte bisher immer behauptet, daß er bereits am 21. März in Wittenberge geweſen ſei und dort im Warteſaal 2. Klaſſe geſchlafen habe. Am 22. März früh morgens will er dann von Wittenberge nach Bad Wilsnack gefahren ſein. Durch die Feſtſtellungen der Reichsbahnüberwachungsſtelle iſt nunmehr aber einwand⸗ frei erwieſen, daß der Angeklagte nicht vom 21. zum 22. März, ſon⸗ dern vom 22. zum 23. März auf dem Bahnhof Witten⸗ berge übernachtet halte und die Fahrt Seefelds nach Bad Wilsnack am frühen Morgen des 23. März erfolgt war. Der als Zeuge vernommene Beamte ſchilderte die ſchwierige, aber erfolgreiche Arbeit, die bei der Ueberprü⸗ fung der Fahrkarten geleiſtet worden iſt. Dieſe Beweisfüh⸗ rung war geradezu niederſchmetternd für den Angeklagten Seefeld. Der Vorſitzende hielt ihm die klaren Jeſtſtellungen vor. Nach einigen Ausflüchten gab Seefeld, in die Enge getrie⸗ ben, unter großer Bewegung im Gerichksſaal ſchließlich zu. erſt am 23. März morgens Wittenberge verlaſſen zu haben. klärte er.„Ich habe am 22. März die Fahrkarte nach Wilsnack gelöſt und bin am 23. März dahin gefahren.“ Die Zeugen erkennen Seefeld wieder Im Verlauf der Zeugenvernehmungen Dienstag auch der Vater des ermordeten Guſtav Tho⸗ mas aufgerufen. Er ſagt aus, daß ihm an dem Tag, an dem ſein Kind verſchwand, nichts beſonderes an dem Jun⸗ gen aufgefallen ſei. Mittags ſei der Junge von der Schule nach Hauſe gekommen und wollte ſchnell ſein Eſſen haben. Dann ſei er wieder fortgelaufen, ohne allerdings wie ſonſt der Mutter mitzuteilen, wohin er gehen wolle. „Von dem Augenblick an habe ich mein Kind nicht wieder geſehen,“ erklärte der Vater des ermordeten Knaben. Auf die Fragen des Vorſitzenden erwidert Seefeld in ſeiner üblichen Art mit. den Worten:„Ich kann nur ſa⸗ gen, daß ich die geſuchte Perſon nicht bin.“ gegenübergeſtellt, die ihn am 22. März des vorigen Jah⸗ res zuſammen mit dem kleinen Thomas geſehen haben. Beſonders belaſtend iſt hier die Ausſage der Zeugin John die dem Angeklagten und dem kleinen Thomas begegnete, als ſie auf dem Rad von Wentdorf nach Wit⸗ tenberge fuhr. Einige Stunden ſpäter fuhr ſie von Wit⸗ tenberge wieder nach Wentdorf zurück und traf den Mann nunmehr allein auf der Straße. dem Sie den kleinen Thomas geſehen haben?“ Zeugin:„Ja, das iſt er. Wenn er es nicht ſein ſolltke, dann müßte er einen Doppelgänger haben, der ihm außergewöhnlich ähnlich ſieht. Ich kann mich aber nich irren, es iſt unmöglich.“ Der Zeugin, die einen ſehr beſtimmten Eindruck macht, wurde der Angeklagte bei der erſten Gegenüberſtellung mit ſechs älteren Männern borge laben Sie fand Seefeld ſofort aus der Gruppe heraus. Vorſitzender:„Seefeld, was ſagen Sie dazu?“ Angeklagter:„Ich bin nicht die Perſon, für die mich die Zeugin hält.“ Mit der gleichen Sicherheit erkennen weitere Zeugen den Angeklagten als den Begleiter des kleinen Thomas auf deſſen Todesgang wieder. Aus Naß und Fern Lyſol im Pudding Fünf Jahre Zuchthaus für einen Mordverſuch an der Ehefrau. die Ehefrau des Joſef Peter Schwenk in Mühlheim a. M. Pudding eſſen. Als ſie die Speiſe berührte, merkte ſie ſo⸗ fort, daß etwas nicht in Ordnung war. Sie ſiellte feſt, daß der Pudding mit Lyſol übergoſſen worden war. der Ehemann ſtritt alles ab und die Jrau übergab die Sache der Polizei. Dieſe ſtellte feſt, daß nur der 26jährige Ehemann als Täter in Frage kommen könnte. Der Mann hatte ſich unter der Anklage des Mordver⸗ ſuchs vor den Geſchworenen der Provinz Starkenburg zu verantworten. Er hatte zunächſt aber ſpäter zu, daß er ſeiner Frau einen Schabernack habe ſpielen wollen. Nach eingehender Beweisaufnahme, in der auch zur Sprache kam daß ſich der Angeklagte bei ſeiner zuſammengehen ſehen. Sie hatte ſich beide genau angeſe⸗ „ genau erkundigt hatte, wie es um die Erbſchaft ſtehe, „Die Ermittlungen des Beamten ſtimmen,“ ſo er⸗ wurde am Sodann werden dem Angeklagten diejenigen Zeugen Vorſitzender:„Iſt der Angeklagte der Mann, mit Darmſtadt. Im Oktober des vergangenen Jahres wollte alles abgeleugnet, gab wenn ſeine Frau einmal ſterben würde. ö f wurde der Angeklagte entſprechend dem Antrag des Staatsanwaltes zu fünf Jahren Zuchthaus und fünf Jah⸗ ren Ehrverluſt verurteilt. Außerdem wurde die Stellung des Angeklagten unter Polizeiaufſicht für zuläſſig erklärt. Der Angeklagte nahm die Strafe an. Großer Arkilleriſtenkag in Gießen. Gießen. Wie der Kameradſchaftsführer des Gießener Artillerie⸗Vereins in der Jahreshauptverſammlung dieſes Vereins mitteilte, wird am 15. März ein großer Artille⸗ riſtentag in Gießen ſtattfinden, der die ehemaligen Artil⸗ leriſten der alten und ruhmreichen Armee mit den jungen aktiven Kameraden der Gießener Artillerie-Abteilung, darüber hinaus aber auch alle übrigen Vereinigungen ehe⸗ maliger Soldaten, zu einem kameradſchaftlichen Soldaten⸗ Treffen vereinigen wird. Zu der Veranſtaltung werden die alten Soldaten, insbeſondere natürlich die ehemaligen Artilleriſten aus ganz Oberheſſen und den angrenzenden Kreiſen erwartet. * * Frankfurt a. M.(Vom Spiel in den Tod.) In der Thronerſtraße in Bornheim wurde der ſechs Jahre alte Heinz Holter beim Spielen auf der Straße von einem Laſtkraftwagen erfaßt und zwiſchen Hinterrad und Kotfänger eingekeilt. Dabei erlitt der Junge ſo ſchwere Verletzungen, daß er bald darauf verſtarb. Wie die polizeilichen Ermitt⸗ lungen ergaben, war der noch jugendliche Kraftwagenführer nicht im Beſitze eines Führerſcheins. * Frankfurk a. M.(Zwei bei einem Verkehrsunfall.) Im Stadtteil Rö⸗ delheim ſtießen ein Motorrad und ein Fahrrad zuſammen. Die beiden Fahrer, zwei junge Bäckerburſchen, kamen zu Fall und erlitten ſchwere Verletzungen. Mit Gehirnerſchüt⸗ terungen, Beinbrüchen, Quetſchungen uſw. wurden ſie dem Krankenhaus zugeführt. ** Wiesbaden.(Vom Auto überfahren und getötet.) In der Nacht hat ſich in dem Stadtteil Dotz⸗ heim ein tödlich verlaufener Verkehrsunfall ereignet. Ein von Frauenſtein kommender Kraftwagen fuhr zwei Män⸗ ner an, als dieſe die Straße überqueren wollten. Hierbei wurde einer von ihnen ſo ſchwer verletzt, daß er alsbald verſtarb. Der andere erlitt eine ſchwere Gehirnerſchütte⸗ rung. Die Schuldfrage muß noch geklärt werden. Marburg.(der Führer beglückt Kranke mit einem Rundfunkgerät.) bereits ſeit langer Zeit krank darniederliegende der hieſigen Anſtalt„Bethesda“ eine Eine Inſaſſin hatte dem Führer und Schwerverletzte b Reichskanzler mitgeteilt, daß ſie infolge ihrer Bettlägrigkeit nicht an dem Zeitgeſchehen durch Gemeinſchaftsempfang teilnehmen könne. Gauleiter Weinrich hat jetzt der Kran⸗ ken berichtet, daß ihr der Führer und Reichskanzler einen Rundfunkapparat als Geſchenk überwieſen habe. ** Biedenkopf.(Wegen Landſtreichens ins Arbeitshaus.) Eine 17jährige Jugendliche, die bereits mit 16 Jahren ein Kind geboren hatte und wieder ein Kind erwartet, war wegen Bettelns und Landſtreichens im Kreisort Simmersbach in Fürſorgeerziehung gebracht wor⸗ den. Nunmehr ſtand auch der Bräutigam, ein 37jähriger Mann ohne feſten Wohnſitz, mit erheblichen Vorſtrafen be⸗ laſtet, wegen Landſtreicherei unter Anklage. Seit fünf Jah⸗ ren hat er nichts mehr gearbeitet und iſt planlos in der Gegend umhergezogen. Er wurde zu fünf Wochen Haft verurteilt. Nach Verbüßung der Strafe kommt er auf die Dauer von einem Jahr ins Arbeitshaus. Mainz.(Eintopfeſſen mit Glühwein.) In dem rheiniſchen Städtchen Oppenheim bei Mainz findet am nächſten Eintopfſonntag, dem 9. Februar, ein öffentliches Eintopfeſſen auf dem Marktplatz ſtatt. Die Winzer veran⸗ ſtalten aus dieſem Anlaß ein Winzerfeſt und werden jedem Eintopfeſſer ein Glas Glühwein koſtenlos verabfolgen. Worms.(Die Aermſten beſtohlen— und gut gelebt.) Im Zuſammenhang mit der Feſtnahme der gewerbsmäßigen Kohlendiebe konnte im Verlauf der weiteren Ermittlungen feſtgeſtellt werden, daß die ſechs⸗ köpfige Diebesbande auch Kleintierdiebſtähle begangen hat. So wurden außer den entwendeten Kohlen mit denen ein ſchwunghafter Handel getrieben worden war, Enten, Hüh⸗ ner, Haſen, auch Flaſchen und anderes mehr geſtohlen und Fuhrwerke heimgeſucht, die ihre Waren auf den Wormſer Wochenmarkt brachten. Alles wurde zu Geld gemacht, ſo daß die Bande trotz Arbeitsloſigkeit nicht nur flott leben, ſondern auch Neuanſchaffungen machen konnte. Dieſes Ge⸗ baren löſte bei anderen Volksgenoſſen eine berechtigte Empörung aus, umſo mehr, als unter den Geſchädigten auch Arbeitsloſe ſind die ihr Daſein durch die Haltung von Kleintieren erträglicher zu geſtalten ſuchten. Die Strafe kann für ſolche Volksſchädlinge nicht hart genug ſein. Gießen.(Gefängnis für einen kommuni⸗ ſtiſchen Agitator.) Das Sondergericht in Gießen verurteilte den Angeklagten Theodor Wolf 2 aus Wachen⸗ buchen, der ſich als ein übler kommuniſtiſcher Agitator ent⸗ puppte und den Führer ſowie die Regierung ſchwer belei⸗ digte, zu 1 Jahr und 6 Monaten Gefängnis. geboren in liallen 15. Fortſetzung Urheber-Rechtsschutz: Drei Quellen-Verlag, Königsbrück(Bez. Dresden) Roman von Gerherd Ritter eee eee ee ee „Laſſen Sie mich doch ausreden. Ich habe gar keine Luſt, mit Ihnen wieder zu ſtreiten. Für einen alten Mann, wie ich es bin, ſind Leute wie Sie keine Gegner mehr. So viel will ich Ihnen aber ſagen: Sie haben ſich durch Ihr Verhal— ten um eine große Chance gebracht. Am eine wunderbare Chance! Mehr noch, viel mehr noch haben Sie mich aber ge⸗ ſchädigt, denn für mich iſt es jetzt nämlich zum Umdisponieren ein wenig zu ſpät, verehrter Herr!— Werden Sie mir da— her wenigſtens eine Bitte erfüllen——2“ „Ich ſtehe ganz zu Ihren Dienſten, Herr Senator!“ „Nein, das tun Sie nicht. Das ſollen Sie auch gar nicht mehr!“ Dann fährt er fort:„Ich bin jetzt noch ein wenig ge⸗ ſchwächt—— das wird vorübergehen. Aber noch repräſentiere ich für mein Haus. Noch bin ich der Verantwortliche hier“, 3 immer mehr ſtrafft ſich ſein Geſicht—„und ich will keinen Skandal! Verſtehen Sie? Keinen Skandal! Sie kommen mor⸗ gen abend zu meinem Geburtstag! Ich verſpreche Ihnen, Sie brauchen nicht länger als eine oder zwei Stunden zu bleiben. Dann können Sie wieder gehen. Sie brauchen auch nicht mit dem Früheſten zu kommen. Aebrigens können Sie das gar nicht, weil Sie noch heute abend nach S. fahren müſſen, um meinen Bruder dort bei der ALebergabe der zehn großen Stra- ßenwalzen zu vertreten. Wenn Sie morgen etwa gegen 16 Ahr von S. zurückfahren, können Sie um 21 Ahr wieder in T. ſein. Am 10 Ahr erſcheinen Sie dann bei mir, und um 11 Ahr dür⸗ fen Sie meinetwegen ſchon wieder verſchwinden.“ Moravius iſt wieder ganz groß geworden. Sein bloßer, kragenloſer Hals ſteht im grotesken Gegenſatz zur gewohnten Moraviushaltung. Auch ſeine Stimme iſt jetzt wieder hart und ſchneidend wie immer: 0 „Eine Feſtrede brauchen Sie ſich nicht auszudenken. Dieſer Teil des Programmes wird von meinem Bruder beſtritten wer— den.“ Dann ſteht er auf: „Entſchuldigen brauchen Sie ſich auch nicht bei mir. Ich denke, Sie ſind ein Gentleman und machen eine Anfairneß durch eine noble Geſte wieder gut!“ And ohne Erwiderung Stettners abzu— warten, fügte er hinzu: 122 „Ich erwarte Sie alſo morgen abend! Auf eine perſönliche Gratulation lege ich keinen Wert!“ Ohne Stettner die Hand zu geben, verbeugt er ſich hinter ſeinem Schreibtiſch: „Guten Tag, Herr Stettner!“ Wortlos verneigt ſich dieſer und geht hinaus.— Während er den Korridor entlang zu ſeinem Büro geht, kämpfen in ſeinem Innern die widerſtreitendſten Empfindungen: kein Zweifel, er iſt wieder einmal bezwungen worden von dieſem mächtigen Alten.— Selbſtverſtändlich muß er morgen abend bei ihm erſcheinen. Das iſt nach dem Vorgefallenen nicht zu umgehen.— Hätte er nur nicht geſtern noch vor Hella dieſe Worte geſprochen: Keinen Kompromiß darf ich mit ihm eingehen! Er wird umdisponieren müſſen, dieſes 65jährige Geburtstagskind!— Jetzt aber, während er ſein Büro betritt, wird es ihm erſchreckend klar, daß leider wieder er ſelbſt es iſt, der umdisponieren muß, nicht aber das 65jährige Geburtstagskind.— 1 Zu der gleichen Zeit, als Stettner ſein Büro betreten hat, nimmt Moravius den Hörer vom Apparat, um bei ſeinem alten Freund, dem Sanitätsrat Crewer, anzurufen:„Hallo— hallo, hier Moravius.— Wie geht es? Danke, ausgezeichnet.— So?— Komme nachher mal zu dir.— Nein, nein. Nicht als Feſtredner, als Arzt brauche ich dich! Sollſt mir'ne kleine Herzſpritze geben. — Was?— Ach, Anſinn! Ausgezeichnet! Geſund und friſch wie der Fiſch im Waſſer.— Zu mir kommen? Anfug!— Alſo hör' zul Ich hole dich zum Eſſen ab.— Wie?— Ganz recht! Als hors d'oeuvre'ne kleine Herzſpritze.— Jawohl.— Bekommt ſie nicht dem Magen, bekommt ſie wenigſtens dem Herzen. Das iſt ja ſchließlich auch der Zweck der Aebung!— Alſo! Auf Wiederſehen!“ Klopf— klopf— klopf.. Was iſt denn los? denkt Moravius. Wer wagt denn bei mir ohne vorangegangene Anmeldung anzuklopfen? Klopf— klopf. a 1 „Herein!“ 5 52 2 5 Schon öffnet ſich die Tür, und im Türkahmen ſteht Z ein, Briefträger! f Ja, iſt denn die Welt aus den Fugen? Zetzt rücken ihm ſchon die Briefträger auf den Leib. „Was wollen Sie denn hier?“ Poſt nicht gerade ſehr freundlich an. „Een eingeſchriebener Brief, Herr Senator“, brummelt dieſer untertänig. „Falſcher Schalter, lieber Mann.“ „Nee, Herr Senator, iſt ſchon richtig. Ich bringe eenen Brief aus dem Auslande.„Privat“ ſteht drauf. Der Herr Poſtver— walter meinte, ich müßt''n Ihnen oder dem Herrn Konſul per— ſönlich abgeben.“ „Na alſo, her damit!“ Auf den wunderbar weichen Teppichen, die jeden Laut eines Schrittes aufſaugen, ſchleicht der brave Briefträger auf Zehen— ſpritzen zum Schreibtiſch. So groß iſt ſeine Hemmung und ſein Reſpekt vor dem mächtigen Mann, von dem er ſchon ſo viel gehört hat. Seine ſchwieligen Hände zittern vor Aufregung, als er dem Senator Brief und Quittungszettel zum Anterſchreiben überreicht. Moravius Hände aber zittern nicht weniger, als er den Zettel unterſchrieben zurückgibt.—— Wenn er doch nur ſchon draußen wäre, denkt Auguſt Georg, während der Briefträger vorſichtig, wie auf Eiern, zur Tür ſchleicht. Kaum hat der Mann das Zimmer verlaſſen, reißt Moravius den Brief auf. In fliegender Haſt über— lieſt er das Schreiben. Noch einmal— noch einmal— und immer noch einmall Dann läßt er den Brief ſinken und ſtützt den Kopf in die Hände.—— Viele Minuten verharrt er in dieſer Stellung. —.— Plötzlich erhebt er ſich, geht zu dem Rauchtiſchchen und raunzte er den Mann der holt von dort den Streichholzbehälter. Dann hält er ein Zünd⸗ holz unter das Schreiben und läßt die Aſchenreſte des langſam verbrennenden Briefes in den Papierkorb fallen. Anſchließend an dieſe ſeltſame Handlung nimmt er das Kursbuch zur Hand und blättert in dem Fahrplan herum und blättert— und blät⸗ tert— und plötzlich kreuzt er ſeine Arme über die Tiſchplatte — und läßt ſeinen Kopf herabſinken mitten auf eine aufgeſchla⸗ gene Seite des neuen Winterfahrplans— Ein Glück, daß Stettner vorhin das Rouleau vor dem Be⸗ obachtungsfenſterchen heruntergelaſſen hatte, ſonſt könnten jetzt die munteren Damen der Schreibmaſchine ihren gefürchteten Chef in dieſer ſeltſamen Stellung am Schreibtiſch ſitzen ſehen. And vielleicht wäre dann die Vermutung der einen oder an— deren dieſer Damen gar nicht ſo falſch, wenn ſie bei dieſem Anblick der Kollegin zuflüſtern würde: „Mein Gott, der Senator weint ja!“ X. Autos hupen, Straßenbahnzüge donnern über den Aſphalt, Radfahrerkolonnen lärmen mit ihren ſchrillen Kinderklingeln, und die Zeitungsverkäufer ſchreien die neueſten Nummern der Mittagsblätter aus. Der Lärm der großen Stadt erfüllt den Platz vor der Bahnhofshalle, aus der im Augenblick Hella Burger heraustritt. Sie wirft den Brief mit der Abſage ihres„Pas“ an Mo— ravius in den Briefkaſten vor dem Bahnhofsportal, und gut— gelaunt denkt ſie bei ſich: Das wäre erledigt! Peter wird zu— frieden ſein.— Es war nämlich gar nicht ſo leicht geweſen, den Vater endgültig zu dieſer Abſage zu beſtimmen.—„Wenn Moravius die Abſicht hat, unſere flüchtige Bekanntſchaft von vor fünfzehn Jahren zu erneuern, ſo kann ich nichts dagegen einwenden“, hatte er geſagt.„And wenn er dazu noch eine ſo liebenswürdige und vornehme Form wie dieſe Einladung zu ſeinem 65. Geburtstag wählt, dann bin ich ein unhöflicher Menſch, wenn ich ihm darauf eine Abſage erteile.“— Schließ- lich war es ihr aber doch gelungen,„Pa“ umzuſtimmen, und jetzt iſt ſie glücklich, ihrem„Peterle“ dieſen Beſcheid bringen zu können. Die Zeiger der großen Normaluhr auf der Litfaßſäule mitten auf dem Bahnhofsplatz weiſen auf einhalb zwölf. Eine halbe Stunde, ſtellt ſie feſt, habe ich alſo noch Zeit bis zum Rendezvous mit Peter.— Geduldig wartet ſie bis der Ber— kehrsſchutzmann das Zeichen zum Aeberqueren des Platzes gibt. Gießen.(Der tödliche Schuß in der Wach ſtu be.) Die Polizei teilt u. a. mit: Dem nach Beendigung ſeines Wachdienſtes in die Wachſtube zurückgekehrten Rudolf Magel aus Burkhardsfelden ging angeblich beim Entladen ſeiner Piſtole ein Schuß los. Die Kugel drang ſeinem Arbeits⸗ kameraden Ferdinand Even aus Stockhauſen in den Rücken. Die Verletzung war ſo ſchwer, daß der Tod nach kurzer Zeit eintrat. Wahrſcheinlich liegt fahrläſſige Tötung, hervorge⸗ rufen durch leichtſinniges Handeln beim Entladen der Waffe, vor. Magel meldete ſich nach Verſtändigung ſeines Arbeit⸗ gebers und nach Beſtellung eines Arztes freiwillig auf der Polizeiwache und wurde, da kein Fluchtverdacht und keine Verdunkelungsgefahr vorliegen, auf freien Fuß geſetzt. Die Ermittlungen ergaben aber noch, daß Magel die Schußwaffe, die Eigentum eines anderen Wachmannes iſt, geführt hat, ohne im Beſitz eines Waffenſcheins zu ſein. Die Waffe wurde ihm von ſeinem Arbeitgeber für ſeine Dienſtverrich⸗ tung übergeben. Magel und die beiden anderen haben ſich dadurch wegen Verſtoßes gegen das Schußwaffengeſetz ſtraf⸗ bar gemacht. N Aus Mannheim Mannheim, 4. Februar. Sind das noch Frauen? In letzter Zeit kam es leider wiederholt vor, daß Frauen, die ſich ſinnlos betrunken hat⸗ ten, ihren Weg nicht mehr fortſetzen konnten und auf der Straße liegen blieben. So wurde wieder eine in der Nek⸗ karſtadt⸗Nord wohnende Frau nachts in einem ſolchen Zuſtande von einer Polizeiſtreife nach Mitternacht auf der Straße liegend aufgefunden. Hockenheim.(Diamantene Hochzeit.) Das ſeltene Feſt der Diamantenen Hochzeit feierten die Maurer⸗ eheleute Jakob Schmeckenbecher und Helene geb. Fromm. Die Jubilare erfreuen ſich noch beſter Geſundheit und gei⸗ ſtiger Friſche. Der Ehemann ſteht im 84., ſeine Gattin im 80. Lebensjahr. () Lahr.(Brandſchaden.) Das Oekonomiegebäude des Gaſthauſes zum Klotz iſt ſamt bedeutenden Futtervor⸗ räten und landwirtſchaftlichen Maſchinen den Flammen zum Opfer gefallen. Der Schaden wird auf etwa 10000 Mark beziffert. Ein Feuerwehrmann wurde durch herabſtürzende Ziegel verletzt. (0 Seelbach bei Lahr.(An 1 ge⸗ ſtorben.) An Blutvergiftung iſt ein aus Kuhbach gebür⸗ tiger jungverheirateter Arbeiter geſtorben. Der junge Mann hatte ein Geſchwür in der Naſe zu ſpät beachtet. Allzugut erinnert ſie ſich an die Gefahr, in der ſie neülich ſchwebte, als ausgerechnet Moravius ſie vor dem Leberfahren— werden gerettet hatte.— Moravius— Moravius— was denn?— Wie gebannt bleibt ſie auf der Bordkante des Bür⸗ gerſteiges ſtehen.— Sieht ſie denn Geſpenſter— iſt das mög⸗ lich— ſo etwas von Gedankenverbindung iſt ja geradezu un⸗ heimlich! Sie glaubt ihren Augen nicht recht zu trauen: auf dem Vorderperron des Anhängewagens der Linie 12 ſteht— Auguſt Georg Moravius! Geht die Welt unter?— Straßenbahn!— Als der Straßenbahnwagen hält, ſteigt Moravius aus und überquert mit ſchnellen Schritten den Platz in der Richtung zum Haupteingang des Bahnhofes. Hella, die ſich hinter einer der Säulen des Hallenvorbaues verborgen hält, ſieht ihn ganz nahe an ſich vorübereilen. Sowie er das Innere der Bahnhofshalle betreten hat, kommt ſie hinter ihrem Verſteck hervor und beob— achtet weiter, wie er ſich zum Fahrkartenſchalter wendet und— zu dumm, gerade jetzt verſperren zwei Gepäckträger mit einer großen Schulterlaſt den Ausblick— aber da, jetzt ſieht ſie ihn wieder— und da— was iſt denn das? Hat er ſich nicht eben ängſtlich umgeſehen— ganz deutlich glaubt ſie die Wendung ſeines Kopfes bemerkt zu haben—, aber vielleicht war es auch nur eine Täuſchung, verurſacht durch das plötzliche Verſchwin⸗ den und Wiederauftauchen ſeiner Erſcheinung in ihrem Blick⸗ feld.— Nur nicht wieder Geſpenſter ſehen wie neulich nachts im Stadtpark, ermahnt ſie ſich. Trotzdem läßt ihr die Neu- gierde keine Ruhe. Als Moravius durch die Sperre gegangen iſt, eilt ſie zu der Anzeigetafel der abfahrenden Züge, um feſt⸗ zuſtellen, wohin der Senator wohl gefahren ſein mag. 11.46 Ahr D. Zug nach H. mit Anſchluß Frankfurt Baſel und München— Salzburg, lieſt ſie dort. Da kommt ihr urplötzlich die Verrücktheit ihres neugierigen Benehmens zum Bewußtſein. Was will ſie denn mit dieſer Feſtſtellung anfangen? Sie kann nicht anders, ſie muß lachen, richtig herzhaft herauslachen, ſo daß ſie die Amſtehenden ver⸗ wundert betrachten.— Was geht mich denn dieſer Mann und ſeine Reiſeabſichten an? überlegt ſie. Habe ich von meiner ſccharſſinnigen Beobachtungen neulich nachts im Stadipart noch nicht genug? Ich könnte von meinen Detektivgelüſten geheilt ſein. Freilich: der Senator auf der Straßenbahn! Auf einer ganz gewöhnlichen Straßenbahn! Der Mann, der nie Zeit hat, der jede überflüſſige Berührung mit der Menge vermeldet — auf der Straßenbahn! Dieſe Tatſache bleibt ſeltſam! „Schluß jetzt, Hella!“ wettert die Stimme ihrer Vernunft. Paß lieber auf den Verkehr auf, ſonſt wirſt du doch noch ein⸗ mal überfahren.“— Gehorſam folgte Hella dieſer Stimme ihres Innern und bemüht ſich ernſthaft, ihr Erlebnis zu ver⸗ geſſen.— Frohgelaunt pilgert ſie durch die Straßen T.s, dem Treffpunkt ihrer Verabredung mit Peter entgegen. Tee— tee— taa— taa—, hupt es plötzlich wieder neben ihr. Ganz langſam biegt der Moraviusſche Wagen am Hanſa⸗ platz um die Ecke und fährt ſo dicht an ihr vorbei, daß ſie in Ruhe einen Blick in das Innere des Wagens werfen kann.— Er iſt leer!— Schon wieder Moravius, ſtellt ſie lachend und kopfſchüttelnd feſt. And immer Moravius— und noch einmal Moravius— wirklich, bald wird dieſer in ihrem Denken ſo viel Raum einnehmen wie der Geliebte ſelbſt.— Aber iſt es ein Wunder?!— Peter macht ſich ja ganz verrückt mit ſeinen Wahnideen: Moravius, der ſchwarze Mann! Moravdius, der Dämon!— Na, das wird jetzt anders werden, darauf kann ſich Peter verlaſſen. Sie wird ihr Möglichſtes tun, um ihn von die— ſen„fixen Ideen“ abzubringen. And zwar ſo ſchnell wie mög⸗ lich! Auf der Bahnfahrt vorhin von K. nach T. hat ſie es ſich ſchon wunderhübſch ausgemalt, wie ſie ihn heute mittag tröſten will, wenn er abgekämpft aus der heißen Schlacht mit Mora- vius zu ihr kommen wird, und wie vergnügt ſie dann beide den erſten Nachmittag zuſammen feiern werden, den er frei von allen Verpflichtungen zur Firma Moravius mit ihr verbringen wird. Denn daß Stettner aus dieſem Kampf mit Morabius als Sieger hervorgehen wird, daran zweifelt ſie keinen Augen- blick. Freilich, darüber iſt ſie ſich auch klar, daß der Senator bei der Auseinanderſetzung nicht ſchonend mit ihrem Geliebten umgegangen ſein wird. Aber ſie wird ihn ſchon zu tröſten wiſſen. Jetzt, wo ſie ſeine Vergangenheit kennt, iſt das ja nicht mehr ſchwer für ſie. Sie findet überhaupt, daß ihr dieſe Rolle der gütig und mütterlich tröſtenden Geliebten ſehr zuſagt. Die⸗ ſen großen, blonden Mannskerl wieder zur Vernunft zu brin⸗ gen und zu kurieren, iſt ſchon eine Aufgabe! (Fortſetzung folgt.) Der Senator fährt auf der — 1 a 1 4 2