„ iernheimer Vereins- und Geichäftsanzeiger Millimeterzeile im Textteil 15 Pfg. die 90 Millimeter breite Millimeterzeile. Auf Mengenab⸗ 0 ſchlüſſe wird Nachlaß gewährt. Anzeigenleiter: Friedrich Martin, Viernheim. Anzeigenan⸗ nahme durch alle Anzeigenmittler. Hauptſchriftleiter: Friedrich Martin, Viernheim. Druck und Verlag: Friedrich Martin, Viernheim, Bismarckſtraße 13, Fernſprecher 153, D.⸗A. Jan. 36: 1220 Poſtſcheckkonto: Ludwigshafen 15 101. Z. Zt. Preisliſte Nr. 5 gültig. Vielgelejene Tageszeitung Erſchein ungsweiſe: Täglich außer Sonn⸗ und Feiertage. Beilagen: „Die Starkenburger Heimatblätter“. Bezugspreis: Durch die Träger ins Haus gebracht monatlich 1,20 M. zuzügl. 20 Pfg. Trägerlohn; durch die Poſt bezogen monatlich 1.50 Mk. ausſchließlich Zuſtellungsgebühr. Einzelnummern 5 Pfg.; Samstags 10 Pfg. Anzeigenpreis: Die 12 geſpaltene Millimeterzeile oder deren Raum 3 Pfennig Nr. 53 Dienstag, den 3. März 1936 12. Jahrgang 9 Neuer Versöhnungsverſuch des Vͤllerbundes Leipziger Srülſabrsneſe 1036 Leipzig, 1. März 4 N 1 Meſſezeit in Leipzig: wieder einmal wandelt ſich das Geſicht Der Achtzehnerausſchuß beſchließt ſofortige Einberufung des Oreizehnerausſchuſſes dieſer beweglichen Stadt innerhalb weniger Tage in geradezu erſtaunlicher Weiſe. Eine Woche lang beherrſcht die Meſſe das DRB. Genf, 2. März. der Sühnemaßnahmen beiſeite laſſen müſſe, um eine günſtige] ganze innere und äußere Bild Leipzigs, eine Woche lang ſtrömen Der Achtzehnerausſchuß der Sanktionskonſerenz nahm am Entwicklung der Verhandlungen zu ermöglichen Tauſende und Abertauſende fremder Beſucher durch die drang⸗ Monlag um 16 Ahr in Anweſenheit des engliſchen und des In internationalen Kreiſen machten ſich zwei Strömungen voll fürchterliche Enge der Straßen und der Meßpaläſte— eine geltend. Die eine ſuche den Erfolgen der italieniſchen Truppen Woche lang wird das gemütliche Sächſiſch übertönt vom baby— öſi Außzenminiſters ſeine Arbeiten in einer nicht- 5 g K E 5 in Abeſſinien keine beſondere Bedeutung zuzumeſſen und wolle loniſchen Sprachenwirrwarr aller deutſchen Dialekte und zahl⸗ Er beſchäfligte ſich zunächst mit der Durchführung der be. dieſe bei den Berchungen des Völkerbundes nicht deſonders in loſer ſremder Sprachen. In den letzten Jahren iſt ſchon rein ſtehenden Sanktionen. Der ſchwediſche Vertreter Weſt⸗ 3 ſtellen, die andere 1 ſei, daß die. 4 75 äußerlich der„Betrieb“ bei den Frühjahrsmeſſen— deren Be⸗ man erſtattete als Vorſizender des hierfür geſchaſſenen Sach. diegierung auf Grund der Erfolge in Nordafrika den Wunſch deutung und Amfang bekanntlich weſentlich größer als die der verſtändigenausſchuſſes den Bericht. haben könnte, 8 auf das diplomatiſche Gebiet zu übertragen und Herbſtmeſſen iſt— von Meſſe zu Meſſe geſtiegen; diesmal ſſt Zu weiteten Derlauf der Sizung des Achtzehnetaus- in Genf eine Pertindignngegrundlege du ſuden. Line ſoice dum eiſten Male ei. Bezinn der Wiruchaſtakriſs wieder den ſchuſſes regte der franzöſiſche Außenminiſter Flandin an, Haltung der römiſchen Regierung laſſe ſich aber eher erraten, Bild einer„ganz großen Meſſe“ zu verzeichnen. In den letzten dem Krieg in Abeſſinien möglichſt bald durch einen neuen ald daß ſie Geſtalt angenommen hätte. Sie müſſe daber erſt noch] Wochen vor der Meſſe wurde die Nachfrage nach Zimmern Verſöhnun gsverſuch ein Ende zu bereiten. Zu dieſem Ne werden. Man rechnet in Genf damit, daß die ita immer ſtürmiſcher— ſo ſtürmiſch, daß vom Meßamt förmliche Zweck ſolle der Dreizehnerausſchuß des Völlerbundsrates, d. b. lieniſche Regierung ihre Forderungen beſtimmter angeben werde. Hilferufe an die Einwohner zur Bereitſtellung von Privatzim— der Rat ohne die ſtreitenden Parteien, alsbald einberufen wer⸗ f 1 1 mern gerichtet werden mußten. Die Mitropa hat ſogar eine den. Der engliſche Außenminiſter Eden ſtimmte dieſem Vor⸗ Italien wartet die Entwicklung ab größere Anzahl von Schlafwagen auf dem Gelände der Tech. ſchlag zu, und der Zuſammentritt des Dreizehnerausſchuſſes DB. Rom, 2. März. 85 8 e um in dieſen improviſierten Hotels wurde bereits für Dienstag in Aussicht genommen. In politiſchen Kreiſen wird zu den Genfer Verhandlungen Meſſebeſchet unterene een. 2 g Es bleiben noch die Formalitäten ſeiner Einberufung zu laufſeger regeln, da der Achtzehnerausſchuß als Organ der Sanktions— 2 u konferenz hierzu keine Befugnis hat. e P. erklärt, daß eine Verſchärfung der Sanktionen unbedingt Italien[Ein paar Zahlen. dazu veranlaſſen müßte, entſprechende Maßnahmen zu ergreifen, 9 um auf eine derartige Aenderung der Lage zu antworten. Die Leipziger Frühjahrsmeſſe 1936, die am 1. März be⸗ N Die Sanktionsfrage ſoll auf Grund der Sachverſtändigen⸗ 0 die Mßäalichfei 91 Fri ginnt und offiziell am 9. März endet— die allgemeine Muſter⸗ N berichte inzwiſchen weiter geprüft werden. 3* eee ing meſſe ſchließt wie üblich ſchon am 6. März— hat nach den N Für den Fall, daß die neuen Schlichtungsbemühungen zu Waffenerfolge äußert man ſich zurückhaltend und abwartend. bisherigen Feſtſtellungen des Meßäamts die weitaus ſtärkſte Be- ö keinem Erfolge führen, hat Eden in der heutigen Sitzung an- Man betont, daß ZItalien ſelbſtverſtändlich keinerlei Intereſſe ſchicung ſeit der Frühjabrsmeſſe 1933 aufzuweiſen, Damals gaeeklündigt, daß England der Pekroleumſperre zuſtim. daran haben könnte, von ſich aus derartige Vorſchläge einzu- waren 6409 Ausſteller zur Meſſe vertreten, im Jahre darauf men werde, falls die für die Erzeugung und den Transport bringen. Falls ſie von anderer Seite vorgelegt würden, wären] Waren 7400, im Jahre 1935 ſtieg die Zahl nur unweſentlich auf maßgebenden Länder ſich daran beteiligen. ſie unter Umſtänden, wenn ſie nämlich ſämtliche italieniſchen An. 47500, diesmal aber ſind über 8100, Aussteller zur Meſſe ange 7 ſprüche berückſichtigten, annehmbar. Selbſtverſtändlich gingen die Aa e e ,, 155 italieniſchen Bedingungen jetzt ſehr viel weiter als vor[wenig bderſchleden. enkel g e, daß man dis 3 Genfer Strömungen. 1 U geber* Heat 55 italieniſchen Forderungen Frühſahrsmeſſe 1931 zurückgehen muß, um eine ähnlich hohe i DRB. Paris, 2. März. will man jedoch keine Angaben machen, ſondern betont, daß Ausſteller-Beteiligung wie diesmal zu finden. 5 Zu der erſten Beſprechung zwiſchen dem franzöſiſchen und Italien nicht ſonderlich darauf bedacht ſei, dieſe Frage anzu. Noch etwas ſtärker als die Zahl der Ausſteller— die dem engliſchen Außenminiſter in Genf berichtet Havas, es ſei am ſchneiden. Als entſcheidend wird die Tatſache empfunden, daß Steigerung gegenüber dem Vorjahr beträgt rund 97— iſt Montagvormittag faſt ausſchließlich der italieniſch-abeſſiniſche[vier wichtige abeſſiniſche Armeen, deren Höhe man hier min. die von ihnen belegte Fläche geſtiegen. Im Vorjahr wurden Streit und die Arbeit des Achtzehnerausſchuſſes behandelt wor- deſtens auf 40 000 Mann ſchätzt, vernichtend geſchlagen werden rund 137 200 Rechnungsmeter belegt, diesmal ſind es nach den den. Die engliſchen und die franzöſiſchen Miniſter ſeien der An- konnten. Zedenfalls will man hier nicht an irgendeine Beein⸗ vorläufigen Feſtſtellungen des Meßamts über 143 100 Kech⸗ ſicht, daß man für den Augenblick die Frage einer Verſchärfung J fluſſung der Kriegshandlung durch die kleine Regenzeit glauben. nungsmeter. Das bedeutet eine Steigerung von etwa 13%. Die Beteiligung des Auslandes als Ausſteller auf der Meſſe iſt diesmal etwas geſtiegen(von 452 ausländiſchen Fir- men im Vorjahr auf 472 Firmen). Vertreten ſind 20 nicht- * 9 9 deutſche Länder, an der Spitze marſchieren wie immer die Tſchechoſlowakei und Oeſterreich. Die Zunahme der Ausſteller aus Deutſchland verteilt ſich ziemlich gleichmäßig über alle Gaue unſeres Vaterlandes. Berlin(einſchließlich Provinz Brandenburg) ſtellt mit 1156 Eine Anſprache über Weltanſchauungs⸗ und religiöſe Fragen Ausſtellern(im Vorjahr 1142) nach wie vor einen hohen Pro⸗ zentſatz der Ausſteller. Aus Sachſen ſind diesmal 1647(im DNB. Berlin, 2 März den nicht hoch“, ſo hämmerte Reichsminiſter Kerrl den[Vorjahr 1673) Firmen vertreten. Die Beteiligung von Firmen f Zur Abſchlußtagung des Arbeitslagers für die Weitkampf- Studenten ein,„der den Nächſten in dem be: aus Pommern und W eclenburg iſt geſunken, die 1 und Gruppenleiter des Reichsleiſtungswektkampfes der Studieren.[ſchimpft, was ih m heilig iſt. Du baſt nicht hinein- Hanſeſtädte Hamburg, Bremen und Lübeck ſind dafür mit 1 den an den deutſchen Hoch- und Fachſchulen im Haus der Jugend zugreifen in das Recht des Einzelnen, du haſt Ehrfurcht zu haben 183(im Vorfahr 166) Firmen ſtärker als bisher vertreten. Auch in Berlin-Neukölln prach am Sonntagmorgen Reichsminiſter[dor der Würde der autonomen Perſönlichkeit. Glaubſt du, daß bei den meiſten übrigen deutſchen Gauen iſt eine leichte Zu— N Pg. Kerrl in einer längeren Rede über Weltanſchauungs- und du ein großer Mann biſt, wenn du dich hinſtellſt und den Volks- nahme der Ausſtellerzahl feſtzuſtellen. religiöſe Fragen. genoſſen um ſeines Glaubens willen lächerlich machſt? Wer das Was zeigt die Meſſeꝰ Mit dem Appell an die Studierenden:„Ihr ſeid berufen, tut, iſt beſtimmt nicht des rechten Glaubens!“ a 992 s zeigt die Meſſe? für die Zukunft Führer des deutſchen Geiſteslebens zu werden, Mit dieſen Worten der Mahnung wies Reichsminiſter Die Beſchäftigung der deutſchen verarbeitenden Induſtrie und euch muß es deshalb vorbehalten ſein, das aufzubauen, was Kerrl die Studenten darauf hin, nun in den deulſchen Geiſtes- hat ſich in der letzten Zeit immer mehr verbeſſert— dieſe Tat. wir begonnen haben“, beginnend, kam Miniſter Kerrl auf den stätten, in den Hoch und Fachſchulen um die nationalſozialiſtiſche] ſache drückt ſich auch in einer Verſtärkung des Angebots auf 10 gab. t ſprang d 00 gewaltigen ſeeliſch-geiſtigen Ambruch in unſerem Volk zu ſprechen. Haltung der deutſchen Menſchen zu ringen. der Meſſe aus. Die alten, ſeit langem regelmäßig an der Meſſe 10 Der Umbruch, in deſſen Gewalt wir heute ſtehen, iſt nicht das], Die von ſpontanem Beifall immer wieder unterbrochene beteiligten Branchen Haus, und Küchengeräte, Metallwaren, ö ue Ergebnis von einem Jahr oder einem Jahrzehnt; ſeine Wurzeln Rede des Miniſters wurde mit Liedern und Sprechchören, die[Beleuchtungskörper, Glas, Porzellan und Steingut, Kurz- und N * liegen vielmehr in einem Jahrtauſende währenden Ringen deut- aus dem Erleben der jungen Generation geworden ſind, um- Galanteriewaren, Lederwaren und Reiſeartikel, ſowie Spiel- e, ſcher Menſchen um die weſensgemäße ſeeliſch-geiſtige Welt— rahmt. waren und Muſilinſtrumente ſind ſämtlich etwas ſtärker(durch- entfaltung und Weltbehauptung. Der Aniverſalismus der ver— galt etwa 677 als im 5 8. 1 gangenen Epoche iſt ſchrittweiſe durch den erwachenden Natio— ila 1 7 b lückt reichhaltig iſt diesmal das Angebot in Verpackungs- und Werbe- nalismus in der Geſtalt großer deutſcher Menſchen zurückgedrängt Stiläufer bei Inne ruck ee mitteln; die von dieſer Branche belegte Fläche iſt ſo erheblich worden. Heute ſteht der Nationalſozialismus im Begriff, die und vermißt geſtiegen 8 Rechnungsmetern im. 0 3 letzten Reſte des Aniverſalismus, der ſich bis in unſere Zeit Sens i„ 5 ſaſt 2200 Rechnungsmeter), daß die normalerweiſe für die 1 DRB. Innsbruck, 2. März. Werbemeſſe zur Verfügung ſtehende Fläche nicht ausreichte und 1 hinein auf den einzelnen Gebieten des Lebens ausgewirkt hatte, völlig zu überwinden. Eine univerſaliſtiſche Weltanſchauung mußte in dem Maße in ſich unſinnig werden und zuſammenbrechen, wie die Menſchen lernten, auf die natürlichen Gegebenheiten Sonntagmittag riß bei Axams weſtlich von Innsbruck ein[neue Räume hierzu gewonnen werden mußten. Die Reichs- Schneebrett von 300 Meter Breite, das ſich plötzlich ablöſte,, Möbelmeſſe, die jeweils nur im Frühjahr abgehalten wird, iſt zwei Skiläufer aus Innsbruck mit ſich in die Tieſe. Der eine diesmal um 4% ſtärker als im Vorjahr beſchickt, noch ſtärker 3 ihres Lebens und die Schöpfungsordnung zu achten. In der Be— Skiläufer konnte ſogleich unverſehrt geborgen werden, der haben die Branchen chemiſche und pharmazeutiſche Artikel, dingung auf die Vorausſetzungen des Lebens fand der ger— andere war, obwohl die ganze Nacht geſucht wurde, bis Mon- Textilwaren und Kunſtgewerbe auf der Meſſe zugenommen. f maniſche Menſch ſich ſelbſt. Dem Nationalſozialismus blieb es tag früh noch nicht gefunden worden.(Allein die letztgenannte Gruppe ſtieg von 490 Firmen im Vor- 1 vorbehalten, den Einzelnen auf ſeine Bindung an die Gemein— 1 1 1 5 jahr auf diesmal faſt 650 Firmen.) Die Edelmetall- und ſchaft des Volkes hinzuweiſen. Volkstum, Blut, Boden und In der Steiermark ſiel gelber Schnee Schmuckwaren-Branche iſt diesmal mit 218(im Vorjahr 198) 1 Geſchichte ſind die natürlichen Ordnungen, die ſchöpfungsmäßigen ein 1 5 Firmen zur Meſſe gekommen. 1 5 a 7 1 Vorausſetzungen des Lebens deutſcher Menſchen. Dieſer Gemein— Lin ſeltenes Naturereignis. a 155 Eine beſondere Note erhält die Leipziger Frühjahrsmeſſe 1 ſchaft zu dienen, heißt den Willen des Schöpfers zu erfüllen. DNB. Wien, 2. März. 1936 durch die ſtarke Beteiligung der Maſchineninduſtrie, die* Hier geht es nicht um Glaubensſätze, ſondern Handeln iſt alles, Aeber ein ſeltenes Naturereignis berichtet am Samstag diesmal durch 1103 Firmen vertreten iſt, die auf einer Fläche 1 Bedingung und Tat. g die Wiener Meteorologiſche Zentralanſtalt. Danach fiel im don faſt 32 000 Rechnungsmetern ausſtellen. Dieſe Ziffern ſind fe,. Wir ſtehen in einem Umbruch, wo alte Werte fallen, neue[Gebiet des Erzberges in Steiermark gelber Schnee, her-[die höchſten ſeit der Frühjahrsmeſſe 1928, der größten Tech: „ wid 7 Werte aufſteigen. Es iſt kein Ringen um Worte und Formeln, vorgerufen durch ein am Freitag aus der Sahara gekommenes niſchen Meſſe, die in Leipzig bisher ſtattgefunden hat. Sehr ſtark . Juli bes, es iſt ein Ringen um Haltung, um ein nach den natürlichen[Tief, das in großen Höhen Wüſtenſand mitführte. Dieſer beteiligt iſt diesmal die Gruppe Werkzeugmaſchinen, die mit 408 gensatz N Ordnungen ausgerichtetes Leben. Es gilt, dieſes Ringen als[ Wüſtenſand mengte ſich dem Schnee bei, als der Zuſammen- Ausſtellern alle bisherigen Meſſen übertrifft. Aber auch die 9 Feul⸗ 5 7 0 7 7 2 2 A r 7 7. 5. WN 4 f 9 Ni des Del wirkliche deutſche Menſchen durchzuführen. prall kälterer und wärmerer Luftmaſſen über den Südalpen zu übrigen Gruppen der Techniſchen Meſſe ſowie die Baumeſſe Der Miniſter ermahnte eindringlich, in der vorhandenen Niederſchlägen führte. ſind außerordentlich ſtark beſchickt worden. Die im vorigen Jahr Geſpaltenheit nach Konfeſſionen, Klaſſen der Techniſchen Meſſe angegliederte Meſſe für Photo, Kino und und Vermögen in keinem Augenblick die bluts mäßig Wien: In Wiener journaliſtiſchen Kreiſen iſt die Nachricht Optik hat ſich flächenmäßig um rund 60% vergrößert, die Zahl gegebene Einheit und damit gottgewollte Gemeinſchaft verbreitet, daß Vizelanzler Starhemberg am 4. März der Ausſteller ſtieg um etwa 20%. Typiſch für die immer mehr aller Deutſchen zu verleugnen od übergehen.„Ich achte] nach Rom reiſen will. zunehmende Bedeutung der Techniſchen Meſſe iſt die Tatſache, 3 8 A 5. 1* 14 1 1 4 e 141 1 * 135 1 55„ ö 77 0 J f 1 1 1 Ui 2 1055 1115 1 1 .* 1 1 W i 1 1* 1 1 1 10 1 0 0 J ö 1 ö 15 0 ( 0 1 1 7 1 17 5 . K 1 5 9 1 5 1 4 ö N 1 1 1 f X 10 0 9 81 ö 1. 1 910 61 0 1 1„ 0 4 1 1 7775 0 7 7 N 1. F 0 0 E 3 9 1 70 — 1 ö 1 1 1 1 4 1 ö 10* 1 1 9 1 1 1 ö 5 14%%%. 5 5 1 17 ö 1 9 i * 5 1 1 N 15 6 133 1 1 1 L W 1 14 2 5 — en tre„ daß diesmal alle Hallen auf dem Ausſtellungsgelände vollſtändig! bis zum letzten Platz belegt worden ſind. Wie wird der Beſuch? Im Vorjahr ſind über 190 000 Beſucher aus dem In- und Ausland zur Frühjahrsmeſſe gekommen und dementſprechend war ihr geſchäftliches Ergebnis in weitaus den meiſten Bran— chen ſehr befriedigend. Soweit ſich bisher überſehen läßt, werden diesmal die Beſucherziffern der vorigen Frühjahrsmeſſe minde ſtens erreicht, vermutlich aber ſogar übertroffen werden. Der Beſuch aus dem Inland wird zweifellos ſehr gut werden, und auch für das Inlandsgeſchäft beſtehen recht gute Ausſichten — wie aber ſteht es mit dem zur Zeit ſchwierigſten Problem der Meſſen und der Wirtſchaft überhaupt, dem Export.? Seit der vorigen Frühjahrsmeſſe hat ſich in einer ganzen Reihe von Ländern, die für Deutſchlands Handelsbeziehungen wichtig ſind, die allgemeine Wirtſchaftslage fühlbar verbeſſert. Außerdem iſt im Ausland für die Leipziger Meſſe eine ſehr lebhafte Propa— ganda durchgeführt worden, deren Wirkung ſeit dem Aufhören der Zerſplitterung im deutſchen Meſſeweſen außerordentlich gut iſt. Dieſe Tatſachen dürften in erſter Linie dafür verantwortlich zu machen ſein, daß diesmal die Anmeldungen ausländiſcher Einkäufer insgeſamt um rund 157) über der an ſich ſchon ſehr hohen Zahl ausländiſcher Beſucher des Vorjahres(21 700) liegen. Geſtiegen ſind namentlich die Anmeldungen aus Groß— britannien, Belgien und Frankreich, den nordiſchen Ländern— namentlich Schweden ferner Oeſterreich, der Tſchechoſlowakei und dem Balkan. Auch die meiſten übrigen europäiſchen Län— der haben mehr Beſucher als im Vorjahr angemeldet, niedrigere Ziffern werden aus Holland und der Schweiz gemeldet. Dem Exportgeſchäft ſtehen bekanntlich faſt nach allen Län— dern der Erde zahlreiche Schwierigkeiten zoll- und deviſentech— niſcher Art entgegen. Am dieſe oft jedes Geſchäft geradezu illuſoriſch machenden Hinderniſſe wenigſtens etwas wegzuräumen, ſind diesmal zur Meſſe mit mehreren Ländern Sonderverein— barungen getroffen worden, die ſich vermutlich ſehr günſtig aus— wirken werden. So iſt zwiſchen Deutſchland und den Nieder— landen ein Abkommen geſchloſſen worden, nach dem ein gewiſſer Prozentſatz der in den Niederlanden beſtehenden Einfuhr— kontingente für deutſche Waren zum Einkauf auf der Meſſe zur Verfügung geſtellt wird. Auch für den Meſſeverkehr zwiſchen deutſchen und belgiſchen Firmen iſt ein Abkommen getroffen worden, nach dem die in Leipzig vertretene Deutſch-Belgiſche Handelskammer belgiſche Einkäufer mit der Einfuhrgenehmi— gung für auf der Leipziger Meſſe abgeſchloſſene Warenkäufe ver— ſieht. Die tſchechoſlowakiſchen Stellen werden ebenfalls auf Grund eines Sonderabkommens im Rahmen der Deutſchland zuſtehenden Einfuhrkontingente Deviſenbeſcheinigungen und Ein— fuhrbewilligungen für Meſſeabſchlüſſe bevorzugt erteilen. Außer— dem haben die Fachgruppen der Wirtſchaftsgruppen Einzel— handel, Groß-, Ein- und Ausfuhrhandel ſowie Vermittlungs— gewerbe groß aufgezogene Auskunfts- und Beratungsſtellen für ihre Verbandsmitglieder eingerichtet. Auch die Ausfuhrvermitt— lungsſtelle des hanſeatiſchen Exporthandels wird wieder geöff— net ſein, deren Arbeit ſich im Vorjahr außerordentlich bewährt hat. Das Ausland als Ausſteller. Auf der Leipziger Meſſe tritt das Ausland ebenfalls in ſtarkem Maße als Ausſteller auf; auch diesmal ſind faſt alle europäiſchen Länder durch einzelne Firmen vertreten. Den Hauptanteil der ausländiſchen Ausſteller ſtellen— wie ſchon ſeit langem auf der Meſſe üblich— die Tſchechoſlowakei und Oeſterreich. Oeſterreich iſt mit rund 100 Firmen zur Meſſe gekommen, außerdem zeigt es eine Kollektiv-Ausſtellung des öſterreichiſchen Kunſthandwerks. Japan iſt wieder mit einer groß aufgezogenen Kollektiv-Ausſtellung vertreten, die 132 Fir⸗ men umfaßt. Beſonders erwähnenswert iſt ferner die italieniſche Meſſeſchau ſowie eine kleinere Ausſtellung braſilianiſcher Er— zeugniſſe. Angarn endlich zeigt die bereits ſeit einiger Zeit ein— geführte Schau ungariſcher Volkskunſt, die auf der Meſſe ſtets viel Intereſſe findet. Wie wird das Geſchäft? Aeber die vorausſichtliche Entwicklung des Meſſegeſchäfts läßt der heutige Tag noch kein Arteil zu, da— wie das ſchon ſeit langem auf der Meſſe üblich geworden iſt— der Meſſe— Sonntag faſt ausſchließlich der Orientierung der Einkäufer über das außerordentlich reichhaltige Angebot dient. Die Meinung der Ausſteller über das zu erwartende Geſchäft iſt naturgemäß von Branche zu Branche verſchieden. Faſt durchweg ausge— zeichnet iſt die Stimmung auf der Techniſchen Meſſe und Baumeſſe, die heute bereits einen wahren Rekordbeſuch verzeichnen konnte. Die Bauinduſtrie befindet ſich ja gegen— wärtig in einer recht günſtigen Lage und ſieht demgemäß der Meſſe ſehr zuverſichtlich entgegen. Die Werkzeugmaſchinen— Induſtrie hat diesmal beſonders große Hoffnungen auf den Verlauf der Meſſe geſetzt, weil die Amſtellung auf eine mög— lichſt weitgehende Verwendung deutſcher Rohſtoffe auch vielfach eine andere Ver- und Bearbeitung verlangt; daher iſt von dieſer Seite her, eine erhebliche Belebung des Geſchäfts eingetreten, die auch das Meſſegeſchäft in dieſer Branche günſtig beeinfluſſen wird. Im Gegenſatz zur Techniſchen Meſſe und Baumeſſe, auf der in erſter Linie die Anlagegüter-Induſtrie vertreten iſt, wird die Allgemeine Muſtermeſſe in erſter Linie von der Verbrauch— güter⸗Induſtrie beſchickt, deren Belebung bekanntlich nicht im gleichen Tempo fortgeſchritetn iſt wie bei der erſtgenannten Induſtriegruppe. Soweit die Ausſteller der Muſtermeſſe in der Hauptſache für den Inlands-Markt arbeiten, erwarten ſie im allgemeinen ein gutes bis ſehr gutes Meſſegeſchäft. Das Export— geſchäft verſpricht aus mancherlei Gründen— Wirtſchafts— belebung in einigen wichtigen Kundenländern Deutſchlands, Zoll- und Deviſenerleichterungen uſw.— eine gewiſſe Belebung; allerdings muß nun erſt die Meſſe ſelbſt zeigen, in welchem Am— fange ſich dieſe an ſich wohlbegründeten Hoffnungen verwirklicht werden. Dr. Heinz Woltereck. Kurze Tageschronik. Berlin: In der Sondernummer der„Leipziger Tages- zeitung“ aus Anlaß der Eröffnung der Frühjahrsmeſſe äußert ſich Reichsaußenminiſter v. Neurath in einem Geleitwort u. a. ausführlich über die deutſch-polniſchen Handels— beziehungen. Brüſſel: Der polniſche Außenminiſter Oberſt, Beck ſtat⸗ tete am Montagvormittag dem Miniſterpräſidenten und Außen— miniſter van Zeeland einen Höflichkeitsbeſuch ab. London: Das engliſche Kabinett beſchäftigte ſich heute ab⸗ ſchließend mit dem Weißbuch über die Aufrüſtung. Es wird vorausſichtlich am Dienstag veröffentlicht. Newyork: Am Sonntagabend traten 17000 Fahrſtuhl⸗ führer im Weſten Newyork und im Stadtteil Bronx in den Streik. Die Gewerkſchaften wollen den Ausſtand am Mon— tag auch auf die Wallſtreet, das Banken- und das Wolken— ratzerviertel im mittleren Manhattam ausdehnen. In Addis Abeba noch leine Einzelheiten bekannt DNB. Addis Abeba, 2. März Obwohl Addis Abeba in ſtändiger Verbindung mit dem Hauptquartier der Truppen an der Nordfront ſteht, ſind Einzel heiten über die Schlacht am Amba Aladſchi noch nicht zu er— halten. Gerüchte, die aus verſchiedenen Quellen ſtammen, geben allerdings zu, daß ſeit Tagen ſchwere Gefechte am Amba Aladſchi im Gange ſind, in die nicht nur die Heeresgruppe des Ras Mulugheta, ſondern auch die des Ras Kaſſa verwickelt iſt. Gerüchte, nach denen Ras Kaſſa Selbſtmord begangen haben ſoll, werden von der Regierung amtlich dementiert. In den Gerüchten war auch behauptet worden, daß ſeine Armee eingeſchloſſen ſein ſoll. Demgegenüber wird darauf hingewieſen, daß erſt am Sonntagabend Telegramme Ras Kaſſas im Haupt— quartier des Kaiſers eingetroffen ſeien. Die Italiener ſetzten bei den Kämpfen an der Nordfront alle verfügbaren Truppen und Kriegsmittel ein. Bomben- und Jagdflieger ſind beſonders ſtark an den Gefechtshandlungen be— teiligt. Flucht aus den italieniſchen Linien DNB. Addis Abeba, 2. März. Der Sumbatſch Sarey, der abeſſiniſchen Berichten zu— folge vor einigen Tagen mit 4000 Mann Eingeborenentruppen aus Eritrea an der Südfront zu den Abeſſiniern übergelaufen war, iſt am Sonntag im Flugzeug in Addis Abeba eingetroffen. Er befehligt jetzt als Grasmatſch der abeſſiniſchen Armee ein Freiwilligenkorps von 5000 Leberläufern aus Eritrea und Somaliland. Sarey erzählte, daß die Flucht aus den italieniſchen Linien beſchloſſen worden ſei, nachdem bereits ſeit einiger Zeit unter den Eritreatruppen Anzufriedenheit herrſchte. Nach der Tötung der italieniſchen Offiziere habe man unbehelligt den! Marſch zur Deſta-Armee antreten können. Die Leberläufer hät ten 100 Maſchinengewehre und 50 Gebirgskanonen ſowie an deres Kriegsmaterial mitgenommen. Infolge Munitionsmangel ſeien die Kanonen zerſtört und in der Wüſte vergraben worden. Badoglios Siegesbericht DNB. Nom, 2. März. Heeresbericht 143. Marſchall Badoglio drahtet: „Die zweite Tembienſchlacht, die am 27. Februar mit dem Vormarſch des Eingeborenenkorps von Norden und dem des dritten Armeekorps von Süden aus begonnen hatte, und in erbitterten Kämpfen ihren Fortgang nahm, iſt mit einem glän⸗ zenden Sieg zu Ende geführt worden. Die Streitkräfte des Ras Kaſſa und des Ras Sejoum verſuchten verzweifelt in heftigen Gegenangriffen teils in der Richtung des Weri-LUeberganges, teils bei der Flanke des dritten Armeekorps durchzubrechen und ſich ſo aus dem zermalmenden Druck der Zange zu befreien. Die feindlichen Truppen wurden überall in die Flucht geſchlagen und erlitten große Verluſte an Menſchen und Material. Der geſamte feindliche Troß wurde erbeutet. Zum erſtenmal haben ganze Abteilungen der Abeſſinier geſchloſſen die Waffen geſtreckt. Die Reſte der feindlichen Armee ſuchen ihr Heil in der Flucht. Sie werden ohne Anterlaß von Hunderten von Flugzeugen verfolgt und mit Bomben belegt. Die Flüge geben dadurch der Schlacht eine weite Ausdehnung und erhöhen ihre Wirkung. Anſere Verluſte ſind nicht nennenswert: Sie werden mit geteilt werden, ſobald ſie einwandfrei feſtſtehen. Die Auflöſung beim Feinde iſt vollſtändig. Nach der Niederlage des Ras Deſta und des Ras Mulugheta mußten nunmehr zwei andere hervor ragende Führer des abeſſiniſchen Heeres die entſchiedene Aeber— legenheit der italieniſchen Waffen anerkennen.“ Gegen Störungsfeuer Die Deutſche diplomatiſch⸗politiſche Korreſpondenz zur Aufnahme des Führerinterviews DNB. Berlin, 2. März. Anter der Leberſchrift„Der falſche Weg“ kommt die Deutſche diplomatiſch⸗politiſche Korreſpondenz darauf zu ſprechen, daß der tiefe Eindruck, den die neuen Frie— densworte des Führers in der franzöſiſchen Oeffentlichkeit her— vorriefen, in gewiſſen Kreiſen offenbar als ſtörend empfunden wurden.„Sonſt hätte man ſich nicht beeilt, eine Art Stö— rungsfeuer zu geben, deſſen gleichmäßige Tendenz in den Kommentaren der franzöſiſchen Preſſe zu ſpüren iſt. Beſon— ders bezeichnend iſt in dieſem Zuſammenhang eine Havas— meldung über den angeblichen Eindruck der Anterredung in den Pariſer„politiſchen und diplomatiſchen Kreiſen“. Dort möchte man den Appell des Führers an die Vernunft, die in einem neuen kriegeriſchen Zuſammenſtoß der beiden Völker nur den beiderſeitigen Ruin ſieht, dadurch entwerten, daß man ihn in das Reich unklarer Gefühle verweiſt und ſogenannte poſitive Vorſchläge vermißt.“ Nach einer eingehenden Widerlegung dieſer franzöſiſchen Beanſtandung durch nochmaligen Hinweis auf die von Frank— reich verſäumten Gelegenheiten, die vernünftigen deutſchen Vor— ſchläge in der Zeit der Abrüſtungskonferenz und in der Saar— frage, ſowie die 13 Punkte der Mai-Rede des Führers zu be— obachten und nach einer Richtigſtellung der von Havas gebrach— ten Darſtellung des deutſchen Verhaltens gegenüber den Luft— paktvorſchlägen gelangt die Deutſche diplomatiſch-politiſche Korre— ſpondenz zu folgenden Schlußfolgerungen:„Der Verſtändigungs— wille weiteſter Kreiſe in Frankreich ſoll gewiß nicht beſtritten werden. Maßgebliche politiſche Kreiſe wollen indes aus Grün— den der„hohen Politik“ dieſe natürlichen Regungen nicht hoch— kommen laſſen. Der Ton, in dem das Interview in einer gewiſſen, nicht unmaßgeblichen Preſſe Frankreichs aufgenommen wurde, ſcheint zur Befürchtung Anlaß zu geben, daß für Frankreich, wenn ſich das Gefühl einer wirklichen Sicherheit innerhalb des franzöſiſchen Volkes durchſetzen würde, die Möglichkeiten für eine Interventionspolitik— auf die man nicht verzichten möchte — rein pſychologiſch geklärt werden könnten. Dieſen Geiſt muß Deutſchland— unter Inanſpruchnahme der Gleichberechtigung zum Mißtrauen— zu ſeinem aufrichtigen Bedauern in Rechnung ſtellen. Das offizielle Frankreich ſieht noch nicht Verſtändigung, ſondern hält, betont der franzöſiſchen Tradition folgend, an ſeiner Bündnispolitik feſt. Früher war es der türkiſche Sultan, der gegen das alte Deutſche Reich, den Kaiſer in Wien, eingeſetzt wurde. Vor dem Kriege ſicherte man ſich Rußland; nach dem Kriege ſuchte man Polen gegen das Nachkriegsdeutſch— land zu gewinnen. Jetzt iſt von neuem Sowjetrußland an die Reihe gekommen. Immer wird dabei dem franzöſiſchen Volk geſagt, dieſe Allianzen würden Frankreich nützen und ſicherten den Frieden. Aber praktiſch kam es dann immer wieder anders. Es wäre zu wünſchen, wenn endlich die Erfahrungen der Ge— ſchichte in ihrer wahren Bedeutung wie beim deutſchen ſo auch beim franzöſiſchen Volk in der Politik zur Geltung kommen würden. Nur die Verſtändigungspolitik, nicht die Allianzpolitik, kann zu dem Ziele führen, das ſich das franzöſiſche, wie das deut— ſche Volk geſteckt haben: Zum Frieden in Ehre und Sicherheit.“ Der„Temps“ zum Führerinterview DNB. Paris, 2. März. „Am der Klarheit willen“ überſchreibt der„Temps“ ſei— nen Leitaufſatz, der ſich auch mit der Erklärung des Führers und Reichskanzlers beſchäftigt. Das Blatt ſchreibt, Hitler habe in ſeiner bedeutungs— vollen Erklärung ſeinen Wunſch nach einer Verſtändigung mit Frankreich nicht zum erſten Mal ausgeſprochen. Seit ſeiner Machtübernahme habe der Führer, wie man anerkennen müſſe, kaum eine öffentliche oder private Gelegenheit vorübergehen laſſen, ohne dieſen Wunſch kundzutun. Es gäbe keine näheren Gründe, hier an ſeiner Aufrichtigkeit zu zweifeln. Aber man dürfe annehmen, daß er nicht hinſichtlich aller Kapitel von dem gleichen guten Willen beſeelt ſei. Nachdem das Blatt den Aus— tritt Deutſchlands aus dem Völkerbund, die Wiederherſtellung der deutſchen Wehrhoheit, ſeine ablehnende Haltung gegenüber einem Kollektivpaktſyſtem, die angeblich in Gang befindlichen militäriſchen Maßnahmen im Rheinland und die Weigerung, im gegenwärtigen Augenblick eine Begrenzung der Luftſtreit— kräfte ins Auge zu faſſen, als Anzeichen aufgezählt hat, vor denen Europa nicht blind bleiben könne, meint es, daß man ſich vielleicht in Frankreich bisher zu leicht damit begnügt habe, auf die„Avancen“ Hitlers mit Stillſchweigen oder mit Allge— meinheiten zu antworten, die zu nichts Endgültigem führen konnten. Wäre nicht der Augenblick gekommen, ſo fragt der „Temps“, die Punkte näher zu beſtimmen, in denen Frankreich keinesfalls mit ſich handeln laſſen könne, wobei gleichzeitig die Verſicherung gegeben würde, daß gegebenenfalls der Einſpruch nicht nur ein mündlicher wäre, ja ſogar über die Mindeſtan— wendung des Artikels 16 der Völkerbundsſatzungen hinaus gehen würde? Gleichzeitig würde Deutſchland aufgefordert wer⸗ den, ſeine Abſichten anders als durch etwas unbeſtimmte Be— teuerungen einer friedlichen Geſinnung bekanntzugeben. Die Deutſchen verſtünden eine klare Sprache, ſie verſtünden auch ein deutliches Nein, vor allem, wenn dieſes Nein nicht den Anſchein habe, ſyſtematiſch und allgemein zu ſein. Das Blatt ſchreibt dann weiter, wenn die Erfahrung be weiſe, daß die mit den Deutſchen lediglich auf gefühlsmäßiger Grundlage abgeſchloſſenen Abmachungen zu Mißerfolgen füh⸗ ren, dann weiſe die Erfahrung auch darauf hin, daß Deutſch— land begrenzten, klaren und frei übernommenen Verpflichtun— gen treu ſein könnte. Frankreich kenne keinen Erbfeind, aber ſelbſtverſtändlich könne es Deutſchland eine negatide oder poſi— tive Formel nur im Einvernehmen mit ſeinen Freunden, be— ſonders im Einvernehmen mit Großdritonnien, vorſchlagen, deſſen europäiſche Belange ſich ſo eng mit den franzöſitchen deckten. Die gegenwärtige Zuſammenkunft in Genſ biete die Gelegenheit zu nützlichem Meinungsaustauſch. Die dort ver— ſommelten Staatsmänner würden Europa und dem Frieden wahrſcheinlich einen großen Dienſt erweiſen, wenn ſie die Zu— ſammenkunft benützten, um die Grundlagen und die Grenzen jener Ausſprache zu entwerfen, zu der der deutſche Führer Frankreich einlädt. Das Nachbeben der Revolution Selbſtmord des Führers der japaniſchen Aufſtändiſchen— Noch keine Entſcheidung über die Regierungsneubildung— Harakiri eines Offiziers des Leibregiments DRB. Tokio, 2. März(Oſtaſiendienſt des DN B.). Der Führer der aufſtändiſchen jungen Offiziere, Haupt⸗ mann Nonaka, hat nun doch, wie erwartet, Selbſtmord be⸗ gangen. Gleichzeitig hat der Oberleutnant Aojima, der dem gegen die Aufſtändiſchen eingeſetzten Leibregiment angehörte, gemeinſam mit ſeiner Frau Harakiri verübt. In einem hinter⸗ laſſenen Schreiben teilte er mit, daß er es nicht ertragen könne, daß kaiſerlich-japaniſche Truppen gegeneinander gekämpft hätten. Die Tat des jungen Offiziers hat hier ungeheures Aufſehen erregt. In einer Erklärueg der Regierung wird ſchon jetzt mitgeteilt, daß neben dem Kabinett auch alle anderen wich⸗ tigen Poſten neu beſetzt werden würden. Die neue Regierung werde eine ſtarke Regierung ſein, die ſich nicht, wie bisher, nur auf das Militär ſtütze. Die Leiche des von den Aufſtändiſchen getöteten Finanz⸗ miniſters Takahaſchi wurde am Montagvormittag nach einer großen Feier im Sterbehauſe nach dem Krematorium ge⸗ bracht. Der Kaiſer hat die Opfer des Aufſtandes, Taka⸗ haſchi, Vatanabe und Saito, durch nachträgliche Rangerhöhungen und Ordensauszeichnungen geehrt. Die japaniſche Hauptſtadt bot am Montag ein militäriſches Bild. Größere Truppenabteilungen, die im Zuſammenhang mit dem Aufſtand als Verſtärkungen in Tolio zuſammengezogen worden waren, wurden von den Kaſernen wieder zu den Bahn⸗ höfen verladen. Einige kleine Poſten blieben an den wichtigſten Punkten der Stadt zurück. Fürſt Saionji in Tokio eingetroffen.— Wichtige Beſprechungen. DNB. Tokio, 2. März. (Oſtaſiendienſt des DRB.) Der Fürſt Saionji traf am Montag in Tokio ein und hatte ſofort eine Beſprechung mit dem Kaiſer und anſchließend mit dem Präſidenten des Geheimen Staatsrates J ki. Noch wichtiger dürfte die Ausſprache mit dem Kriegsminiſter Kawaſchima geweſen ſein, der die augen blickliche Lage unter dem Geſichtspunkt der militäriſchen For— derungen erläuterte. Trenton: Dem Schwager Lindberghs ſind die Briefe ſeiner Schweſter, der zur Zeit in England lebenden Gattin Lindberghs, von einer angeblichen Journaliſtin, die ſpurlos verſchwunden iſt, geſtohlen worden. r be 2 2 —— — — 2. 2 2 nnn ung be mäßiger en üb Deulſch — Noch Haraliti N). Haupt⸗ ſotd de der dem gehörte hinter ertragen elämpft entes 10 con en wich⸗ gierung het, nut Finanz; lläglich iliriſche⸗ gang mil eigen Bahn cligſten chungen. Nr. 53. Dienstag, den 3. März 1936 9 Viernheimer Volkszeitung — 8* 2————— 12. Jahrgang Das Kraſtfahrgewerbe in Deutſchland Reichsverkehrsminiſter Eltz⸗Rübenach und Generalinſpektor Dr. Todt auf der Reichstagung des Kraftfahrgewerbes DNB. Berlin, 2. März. Die Reichsverkehrsgruppe„Kraftfahrgewerbe“, die alle gewerblichen Anternehmen der Fachgruppe Perſonenverkehr, Liefernahverkehr, kommunaler und genußwirtſchaftlicher Kraft- omnibus und Güterfernverkehr umfaßt, trat am Montag früh in Krolls Feſtſälen zu ihrer erſten ſtark beſuchten Reichstagung zuſammen. An dieſer Sitzung nahmen außer dem Reichsver⸗ kehrsminiſter Frhr. v. Eltz-Rübenach und Staatsſekretär Königs u. d. der Generaldirektor der Deutſchen Reichsbahn— geſellſchaft Dr. Dorpmüller, der Generalinſpektor für das deutſche Straßenweſen Dr. Todt, zahlreiche Vertreter aus Staat und Partei, Wirtſchaft, der Deutſchen Arbeitsfront, der Wehrmacht, des Reichsverkehrsrates, des Deutſchen Gemeinde— tages, der deutſchen Hochſchulen, der Reichswirtſchaftskammer, der Induſtrie- und Handelskammer ſowie der deutſchen Auto— mobilinduſtrie teil. Direktor Bennighoff, der Leiter der Reichsverkehrsgruppe Kraftgewerbe, eröffnete die Veranſtaltung mit Begrüßungs— worten an die Ehrengäſte. An den Führer und Reichskanzler wurde ein Telegramm geſandt, in dem der Dank ausgeſprochen wird für die tatkräftige Förderung des Verkehrs. Das Kraft— fahrgewerbe gelobt, alle Kräfte beim Wiederaufbau des Ver— kehrs zum Nutzen von Volk und Wirtſchaft einzuſetzen. Im Namen der Reichshauptſtadt ſprach Stadtrat Engel. Er ſtellte feſt, daß das Kraftfahrgewerbe ſeit 1933 mindeſtens den gleichen Aufſchwung erlebt habe wie die anderen Wirt⸗ ſchaftszweige. Das Verkehrsgewerbe habe immer zu formen und zu geſtalten und müſſe als großen Geſichtspunkt voran— ſtellen: Wir dienen der Geſamtheit der deutſchen Wirtſchaft und dem geſamten deutſchen Volk. Darauf nahm Frhr. v. Eltz-Rübenach das Wort und führte u. a. aus: Neben der Reichsbahn und der Reichspoſt ſind die Reichs— verkehrsgruppen Kraftfahrgewerbe, Seeſchiffahrt, Binnenſchiff— fahrt, Spedition und Lagerei, Schienenbahnen, Fuhrgewerbe als Hilfsgewerbe des Verkehrs entſtanden und mit den großen Or⸗ ganiſationen der Wirtſchaft, des Nährſtandes und der ſonſtigen Verkehrsnutz im Reichsverkehrsrat unter meinem Vor⸗ ſitz vereinigt worden. Die Organiſation iſt klar und durchſichtig. Ich halte nach wie vor an der Auffaſſung feſt, daß die Reichs verkehrsgruppen freie Selbſtverwaltungskörper mit überwie— gend eigenen Aufgaben ſein ſollen, die nur ſparſam und nur in wirklich nötigen Angelegenheiten vom Reich ſozuſagen als Auf⸗ tragsvermittler in Anſpruch genommen werden ſollen. b Die Reichsverkehrsgruppen und die beiden großen ſtaat⸗ lichen Verkehrsanſtalten marſchieren nebeneinander auf ein ge— meinſames Ziel los: die Verkehrseinheit. In der Reichsverkehrsgruppe Kraftfahrgewerbe ſind alle Sparten des gewerblichen Kraftverkehrs zuſammengefaßt. Ne⸗ ben den öffentlichen— oft ſehr umfangreichen— Omnibus⸗ betrieben finden wir die große Fachſchaft der rein privaten, deren Mitglieder häufig nur eine kleine Linie betreiben. Wir ſehen auch den— keineswegs ſo roſig, als es mancher im Zei— chen rapider Motoriſierung glauben möchte— in ſeine wirt— ſchaftliche Zukunft blickenden Stand der Kraftfahrlehrer und wir ſehen, entſprechend ſeiner Bedeutung als Hauptpart— ner im Ausgleichsverfahren zwiſchen Eiſenbahn und Kraft— wagen ein wenig abſeits und noch ein wenig ſtraffer organi ſiert den Güterfernverkehr, um bei dieſem letzteren einen Augen— blick zu verweilen. Die Sondergliederung des Güterfernverkehrs im Reichskraftwagen-Betriebsverband darf nicht zu einer Ab— trennung dieſes Verkehrszweiges von der Gemeinſchaft des Kraftverkehrsgewerbes führen! Wie ſie die Zuſammenfaſſung regeln wollen, möge Sache der Beteiligten bleiben. Ich habe nur drei Wünſche auszuſprechen: 1. Die Erfahrungen des Güterfernverkehrs dürfen in der Ver— waltungsarbeit der Reichsverkehrsgruppe Kraftfahrgewerbe nicht unbekannt und unverwertet bleiben. „Der Reichskraftwagen-Betriebsverband darf nicht eine Ent— wicklung nehmen, als ob nur bei ihm Kraftverkehrsintereſſen beheimatet wären, und er darf die ſchwierigen, im Nahverkehr liegenden Fragen niemals aus dem Auge verlieren. 3. Durch die Zuſammenfaſſung des Reichskraftwagen-Betriebs⸗ verbandes und der Reichsverkehrsgruppe Kraftfahrgewerbe darf keine Erhöhung der Beiträge für die Mitglieder entſtehen. Bei dieſer Gelegenheit möchte ich mitteilen, daß ich die Ausſicht habe, in kürzeſter Zeit einem gemeinſamen Vorſchlage der Reichsbahn und des Reichskraftwagen-Betriebsverbandes über die zukünftige Tarifgeſtaltung beim Kraft⸗ wagen entgegenzuſehen. Das bodenſtändige Verkehrsgewerbe leidet nicht unter der zunehmenden Motoriſierung, ſondern unter der Preis- ſchleuderei, welche beſonders von ungefeſtigten, auf Schul— den gegründeten Anternehmen betrieben wird. Alte gute Anter— nehmungen geraten in Schwierigkeiten, weil Schleuderfirmen ihnen auf anderer Leute Koſten die Aufträge unterbieten. Ich will dieſen Erſcheinungen verwaltungsmäßig in jeder Beziehung entgegenwirken. Aber wenn ich das im Perſonenverkehr und im Güterfernverkehr eingeführte Konzeſſions verfahren auf den geſamten Nahverkehr ausdehnen ſollte, ſo könnte ich unmöglich am Werkverkehr vorübergehen, der ſich in der Nah zone oft als unechter Werkverkehr betätigt, und dann würde ich ein Gebiet treffen, deſſen Einengung ich als unvereinbar mit der vom Führer und Reichskanzler angeordneten Motoriſierung an— ſehe. Ich erbitte auch Verſtändnis für die Verwaltungslage. Die Steuermittel des Reiches werden heute zu wichtigeren Ausgaben gebraucht als zur Alimentierung eines neuen Beamtenheeres, welches Konzeſſionsurkunden bearbeitet. Vor der unüberſehbaren Flut der Konzeſſionsanträge im Güternahverkehr, vom ſchweren Laſtzuge bis zum Dreiradlieferwagen einer Waſchküche, ſchwindet auch iede Ausſicht auf eine erfolgreiche und praktiſche Hand— haͤbung dieſer Frage durch die Organe des Staates. Es iſt ein ganz wichtiger Grundſatz der Staatskunſt: Man ſolle keine Geſetze machen, die man nicht durchführen kann! Ich ſtehe nicht an, die Hoffnung auszuſprechen, daß die tüchtigen Unternehmer im Güternahverkehr ſich ſchon durchſetzen werden. Ich glaube nicht an die Möglichkeit, alles wirtſchaftliche Glück von Staats wegen und von oben imputieren zu können. Auf den wirtſchaften— den Menſchen kommt es an— geſtern, heute und in alle Zukunft! Der Staat ſoll ſich auf möglichſt wenige Hoheitsaufgaben be— ſchränken, und die Reichsverkehrsgruppen ſollen ſich auf die Ver— kehrswirtſchaft beſchränken. e Pfund und Zentner abgemeldet! Am 1. April verſchwinden die alten Gewichtsmaße/ Sie ſind eigentlich ſchon ſeit 1884 tot/ Aber das Volk hielt ihnen die Treue „Am 1. April 1936 verſchwindet das Pfund als Gewichts— bezeichnung aus dem Wirtſchaftsleben. Es gibt hinfort nur noch Kilogramm und Gramm.“ Das iſt der kurze Inhalt einer Reichsverordnung, die einem langlebigen Gebrauch ein Ende macht. Das heißt ein Ende machen ſoll, denn die Bezeichnung Pfund hat ſich ſo im Volke erhalten, daß niemand daran denkt, daß bereits vor 52 Jahren das Pfund aus dem metri— ſchen Syſtem ausgeſchloſſen worden iſt. Das Geſetz vom 11. Zuli 1884 hat es amtlich beſeitigt, ebenſo auch den Zentner als Gewichtsbezeichnung für 100 Pfund, und dennoch haben ſich beide Bezeichnungen über ein halbes Jahrhundert in der Amgangsſprache, vor allem aber auch im Wirtſchaftsleben er— halten. Pfundwirrwarr in der Vergangenheit. Die Bezeichnung Pfund geht auf das lateiniſche Pondus (gleich Gewicht) zurück und iſt in Europa, man kann ſchon ſagey ſeit über 1000 Jahren als Gewichtsbezeichnung gebräuch— lich Nur hat es ſelbſtverſtändlich zahlreichen Anterſchieden in der Höhe des Gewichts unterlegen entſprechend der Vielgeſtal— tigkeit des alten Deutſchlands. Beinahe jede Stadt hatte ihr eigenes Pfundgewicht, ſpäter führten die Länder wenigſtens für den Bereich ihres Staatsgebietes einheitliche Pfunde ein. Dennoch herrſchte ein unglaublicher Gewichtswirr— warr. In Preußen, Braunſchweig und Sachſen wog bis zum Jahre 1868 das Pfund 467 Gramm. Schleswig-Holſtein, Hamburg und Kurheſſen einigten ſich auf 484 Gramm. Würt— tembergs„ſchweres“ Pfund wog 2 Gramm mehr. Lübeck über— ſtieg es um 0,474 Gramm. Heſſen, Rheinbayern und Baden hatten 500 Gramm feſtgeſetzt, den Vogel ſchoß aber Frank— furt a. M. ab, wo das Pfund 505 Gramm wog. Das Wiener Pfund, das für die Zeit des alten deutſchen Pfundes, alſo bis 1866, mit zu den landläufigen Pfundbezeichnungen gerechnet werden mußte, wog ſogar 560 Gramm. Im großen und ganzen hatte das Pfund eine wenigſtens dem Namen gemeinſame Anterteilung. Sie kehrt in einem be— kannten Sprichwort wieder: 1 „Freunde in der Rot Gehen zehn auf ein Lot. 4 Sollte aber die Not groß ſein, Gehen hundert auf ein Quentlein.“ Hiſtoriſch intereſſant iſt übrigens die Art, wie man zu dieſen Anterteilungen gekommen iſt. Gewiſſermaßen das Arpfund zer— fiel in 16 Unzen. Durch fortgeſetzte Halbierungen kam man nun auf die nächſten kleineren Einheiten, alſo auf 32 Lot, 64 Quentchen, die ſchließlich noch einmal auf 128 Halbgramm oder Korn zerteilt wurden. Hinſichtlich der Zahl dieſer letzten Anterteilung gab es freilich die meiſten Schwankungen. In den norddeutſchen Staaten zerfiel das Quentchen in 10 Cent zu 10 Korn. In Mittel- und Süddeutſchland gab es wiederum 32 Lot zu 4 Quentchen zu je 4 Richtpfennigen. Die Hanſeſtädte teilten das Pfund ein in 10 Neulot zu 10 Quent zu 10 Halb- gramm. Dieſer Gewichtswirrwarr entſpricht dem Münzenchaos der damaligen Zeit. Erſt der Zollverein führte 1872 das Ein— heitszollpfund zu 500 Gramm als Handelsgewicht ein. — Der Zentner muß folgen. And nun kommt das wirklich Intereſſante an dieſer Ent— wicklung. Obwohl das Pfund zu 500 Gramm in das metriſche Syſtem, das das neugegründete Deutſche Reich eingeführt hatte, nicht hineinpaßte, wurde es zunächſt als Bezeichnung für das halbe Kilogramm beibehalten. Doch wurde ſie bereits durch das Geſetz vom 11. Juli 1884 beſeitigt. Amtlich gab es daher keine Pfundbezeichnung mehr. In Süddeutſchland hat ſich die Abkehr vom Pfund raſcher durchgeſetzt als im Norden. In der Schweiz und in Oeſterreich iſt ſie gang und gäbe, dort kauft man eben kein Viertelpfund, ſondern 100 Gramm irgend— einer Ware.(In Oeſterreich nennt man 100 Gramm ein Deka!) Es iſt im übrigen gar nicht ſo ſchwer, ſich daran zu gewöhnen. Gerade das Viertelpfund mit ſeinen 125 Gramm iſt der beſte Beweis gegen die Widerſinnigkeit ſeiner Anwendung inmitten eines Syſtems, das überall mit der Einheit der 10 rechnet. Wenn nun alſo das Pfund verſchwindet, muß ihm auch der Zentner nachfolgen, der 100 Pfund ſchwer iſt. Die Einheit iſt fortan 100 Kilogramm, der bisherige Doppelzentner. Nun— mehr wird auch die nächſtgrößere Gewichtseinheit, die Tonne, die man bisher mit 20 Zentner angab, richtiger mit 1000 Kilogramm bezeichnet werden. Im übrigen iſt das alles gar nicht ſo ſchlimm. Anſere Vorfahren haben ſich auch an die Amrechnung des Talers in 3 Mark gewöhnt, warum ſollen wir modernen Menſchen des 20. Jahrhunderts uns nicht auch einer Bezeichnung entſchlagen, die, ſo populär ſie auch an ſich war, einen inneren Widerſpruch darſtellt. And für die be— liebten Ausdrücke„Pfundskrach“ oder„Pfundige Sache“ wer— den wir ja nicht gerade Hundert-Gramm-Krach oder„Halb— kilogramm⸗Sache“ ſagen, ſondern dafür werden ſich ſchon bald ebenſo charakteriſtiſche Erſatzbezeichnungen finden laſſen. Das Gewicht taufte die Münze. Da die Münzen urſprünglich Teile des Gewichtes waren, hat die Bezeichnung Pfund auch Eingang in das Geldweſen gefunden. Die erſten Anſätze dazu finden ſich bereits unter Karl dem Großen, aber als Währungseinheit finden wir das f Pfund auch noch in der Gegenwart. Am bekannteſten iſt natür— lich das engliſche Pfund Sterling, aber auch die italieniſche Lira iſt nichts weiter als die moderne Schreibung des alten Libra, aus dem übrigens die bekannte Abkürzung entſtanden iſt. Es iſt das L und das B, und der Schlußſchnörkel, der durch die beiden Buchſtaben zurückgeht und ihnen gewiſſer— maßen ein Mützchen aufſetzt, iſt nichts anderes als das aus⸗ einandergezogene R, womit dieſe Pfundgeſchichte abgeſchloſſen ſei.— Die Reichsregierung ſieht heute mit Vertrauen auf die ein⸗ heitlichen Reichsorganiſationen, unter denen die Reichsverkehrs⸗ gruppe Kraftverkehr eine beſonders intereſſante iſt. Im weiteren Verlauf der erſten Reichstagung der Reichs⸗ D verkehrsgruppe Kraftfahrgewerbe hielt der Generalinſpektor für das deutſche Straßenweſen, Dr. Todt, einen ſehr eingehenden Vortrag über die Bedeutung der Reichsautobahnen für den Güterfernverkehr. Noch vor Pfingſten würden die Reichsautobahnſtrecken zwiſchen Braun⸗ ſchweig und Hannover, zwiſchen Halle und Leipzig, zwiſchen Köln und Düſſeldorf, zwiſchen Bremen, Hamburg und Lübeck, zwiſchen Königsberg und Elbing, zwiſchen München und Roſen⸗ heim dem Verkehr übergeben werden. Der Sommer werde dann die Verlängerung dieſer Teilſtrecken und weitere neue Teilſtrecken bringen. Insgeſamt würden im Laufe des Jahres 1936 rund 1000 Kilometer Reichs autobahnſtraßen dem Verkehr übergeben. a Zu ſeinem eigentlichen Thema übergehend, führte Dr. Todt u. a. aus: Der Kraftwagen im Dienſte des Güterfernverkehrs erhalte durch die Reichsautobahnen eine gewaltige Förderung. Zur Zeit würden etwa 250 Fernſtrecken mit Entfernungen von durchſchnitt⸗ lich 300 Kilometer je zehnmal im Monat befahren. Nach der Fertigſtellung der Reichsautobahnen werde dieſer Verkehr weſent⸗ lich erweitert werden können. Rund 90 Prozent dieſer regel⸗ mäßig gefahrenen Strecken werden auch eine weſentliche Ver⸗ kürzung erfahren. Die Reiſegeſchwindigkeit, die heute 25 und 32 Stundenkilometer beträgt, werde um etwa 33 Prozent zu— nehmen, d. h. es können täglich 200 Kilometer mehr als bisher an einem Werktage gefahren werden. Außerdem ergäben ſich weitere Aufgaben für den Güterfernverkehr, z. B. der Transport von Friſchgut und Gemüſe, der heute z. T. ſchon durch das Flug⸗ zeug ausgeführt wird. Es ſei ſelbſtverſtändlich, daß die großen Vorzüge der Reichs- autobahnen nicht koſtenlos zur Verfügung geſtellt werden können, aber es werde angeſtrebt, dieſe Abgabe ſo zu bemeſſen, daß ſie die Leiſtungsfähigkeit nicht behindere. Die Leiſtungsfähigkeit der Reichsautobahnſtraßen werde mit rund 3000 Wagen in der Stunde noch nicht erſchöpft ſein. 0 Der Leiter der Reichsbetriebsgemeinſchaft„Verkehr und öffentliche Betriebe“ in der DAF., Körner, ſprach übe „Erziehungsarbeit im Kraftfahrgewerbe durch die Deutſche Ar- beitsfront“. Der Leiter des Reichskraftwagen-Betriebsverbandes, Dr. Scholz, ſprach über das Thema„Der Güterfernverkehr im Kraftwagen nach dem Geſetz vom 26. Juni 1935% Treibe, der Leiter der Verkehrs- und Tarifabteilung der Reichsbahn-Hauptverwaltung, äußerte ſich über die Zuſammen⸗ arbeit von Schiene und Kraftwagen. Mit einer Schlußanſpra e von Direktor Benninghoff wurde die erſte Reichstagung geſchloſſen. 4 Die aktive Konſunkturpolitik Eine Rede des Reichsfinanzminiſters in Lübeck. Lübeck, 3. März. Gelegentlich eines Beſuchs in Lübeck hielt Reichsfinanz⸗ miniſter Graf Schwerin von Kroſigk vor der Induſtrie⸗ und Handelskammer eine Rede, in der er u. a. ausführte: Es habe kaum je einen Augenblick gegeben, in dem eine Regierung vor ſchwierigeren Entſcheidungen geſtanden habe als im Januar 1933. Denn der Zuſtand der Kriſe, wie er damals vielleicht am ſchärfſten zum Ausdruck gekommen ſei, ſei nicht etwas Neues geweſen. Tatſächlich hätten wir ſchon ſeit dem Krieg in einem Kriſenzu⸗ ſtand gelebt, und die Anſätze hierzu reichten in die Zeit vor dem Krieg zurück. Es komme hinzu, daß ſich das Geſe tz der ſteigenden Staatsausgaben während des Kriegs und nachher zu einer ungeahnten Wirklichkeit ent⸗ wickelt habe. Infolgedeſſen habe wie in allen anderen Län⸗ dern auch bei uns der Staat im Weg der Beſteue⸗ rung immer mehr an alle Vorgänge der Wirtſchaft ſich an⸗ hängen müſſen, um die notwendigen Einnahmen für die Staatsausgaben zu erzielen. Als Folge davon hätten wir dann die Abhängigkeit der öffentlichen Finanzen von jedem Wechſel der Wirtſchaft und ſo ſchließlich mit dem Zuſam⸗ menbruch der Wirtſchaft den der öffentlichen Finanzen erlebt. Auch die ſeit 1932 befolgte Deflationspolitik habe die ö Kriſe nicht beſeitigen können. Erſt im Frühjahr 1933, als mit der Machtübernahme durch Adolf Hitler die Vorausſetzungen für das Verkrauen in eine ſtarke, bleibende und auf lange Sicht disponierende Regierung gegeben geweſen ſeien, habe der Skaak ſein ein- ziges Aktivum, den Kredit, in die Breſche werfen und eine aktive Konjunkturpolitik führen können. Naturgemäß könne dieſe nicht am laufenden Band fortgeſetzt werden, ſondern ſie habe ihre Grenze in der Tragfähigkeit des Etats für den Schulden⸗ dienſt der aufgenommenen Kredite und in der Leiſtungs⸗ fähigkeit des Kapitalmarktes für die Fundierung der kurz⸗ friſtigen Kredite. die normalen Ausgaben müßten daher wieder auf den laufenden Etat übernom⸗ men werden, und man müſſe unker allen Umſtänden jetzt zu einem aus⸗ geglichenen Haushalt kommen. Auf der anderen Seite müſſe der Kapitalmarkt für manchen volkswirtſchaftlichen und privatwirtſchaftlichen Be⸗ darf ausfallen, bis die letzten großen Aufgaben durchgeführt ſeien. Die hierdurch aufgeſtaute Reſerve würde uns ſpäter ſehr zugute kommen. Jür die Jukunft ſei außerdem noch Folgendes zu ſagen: Wir hätten den Erfolg erreicht, daß wir wieder eine geſunde Land⸗ wirtſchaft hätten. Es ſei dem Nationalſozialismus ge⸗ lungen, den bisher immer wiederkehrenden Streit zwi⸗ ſchen Induſtrie und Landwirtſchaft, insbeſon⸗ dere bei Handelsverträgen und dergleichen, auszuſchalten und die Landwirtſchaft in die Lage zu verſetzen, in ſteigen⸗ dem Maße zur Belebung der Geſamtwirtſchaft beizutragen. Auch auf dem Gebiet der Konſumgüterinduſtrie, die im Vergleich zur Inveſtitionsgüterinduſtrie zurückge- blieben ſei, beſtänden vielleicht noch Möglichkeiten in der Weiterentwicklung der bereits begonnenen Verbrauchs lenkung. Was ſchließlich den Außenhandel betreffe, ſo würden zwar die Verhältniſſe ſicher nicht ſo bald leichter werden. Immerhin ſei zu hoffen, daß wir in der Roh⸗ ſtoffrage im Ausland mehr Verſtändnis für deutſche Gegebenheiten und Notwendigkeiten fänden und daß der Grundſatz, daß ein Induſtrieland Rohſtoffe brauche, auch für Deutſchland anerkannt werde. 10 Direktor 0 9 ö 0 1 0 9 1 9 1 f ö 5 ö ö 9 1 Kurheſſiſche Landesgeflügelſchau 1936 in Marburg. Marburg ſtattfinden. Raſſegeflügelzucht erhalten. Adolf-Hikler⸗Bauſchule kommt nach Mainz. Darmſtadt. Auf der Abſchiedsfeier der Adolf⸗Hitler⸗Bau⸗ ſchule in Darmſtadt teilte der Regierungsvertreter Dr. Zeh mit, daß die höheren Bauſchulen in Bingen und Darmſtadt — ſie beſtand hier ſeit 60 Jahren— aufgelöſt und nach Mainz verlegt werden. Dort wird am 1. April die Adolf⸗ Hitler⸗Bauſchule ihre Tore öffnen. In Darmſtadt haben etzt 30 Schüler die Prüfung beſtanden und konnten ent— dlaſſen werden. 0 Prüfungen der Krankenkaſſenangeſtellten. Darmſtadt. Die nächſten Anſtellungs- und Beförde⸗ rungsprüfungen der Krankenkaſſenangeſtellten im Bezirk des Oberverſicherungsamtes Darmſtadt werden Anfang Mai beginnen. Tag, Stunde und Ort der Prüfungen wer⸗ den den zugelaſſenen Angeſtellten noch mitgetellt werden. Die Geſuche um Zulaſſung ſind bis 31. März durch die Hand des Leiters der Krankenkaſſe oder des Krankenkaſ⸗ ſenverbandes mit einer Beſcheinigung über die ariſche Abſtammung bei der Geſchäftsſtelle des Prüfungsamtes (Darmſtadt, Alexanderſtraße 27) einzureichen. Angeſtellte, die zur Zeit der Bewerbung um Zulaſſung ſich nicht im Dienſt einer Krankenkaſſe oder eines Krankenkaſſenverban⸗ des befinden, reichen ihre Geſuche unmittelbar ein. Sturz in einen Brunnenſchachk. Alsfeld. Ein eigenartiger Unglücksfall ereignete ſich in dem Hof eines Grundſtücks in dem Kreisort Ermenrod. Dort wollte die Frau des Grundſtücksbeſitzers in den Hof gehen und betrat einen ſogenannten Deckelſtein, der über einen Brunnenſchacht gelegt war. Als die Frau auf den Stein trat, zerbrach dieſer und die Frau ſtürzte in den etwa 12 Meter tiefen Schacht. Zum Glück ſtand das Waſſer in dem Brunnenſchacht nur etwa 1 Meter hoch, ferner konnte ſich die Frau durch den geringen Durchmeſſer des Schachtes nicht überſchlagen, ſo daß ſie nur mit einigen leichteren Verletzungen am Kopf davonkam. Um die Ver⸗ unglückte jedoch aus dem Brunnenſchacht herauszuholen, bedurfte es außerordentlich großer Mühe. Ihr Mann mußte von hilfsbereiten Männern an einem Seil in den Schacht hinuntergelaſſen werden, wo er erſt nach vieler Mühe die Frau an einem zweiten Seil feſtmachen konnte, ſo daß dann die Helfer das Ehepaar aus dem Schacht her— ausziehen konnten. Mainz.(Der Haushaltsplan für 1936.) Vor den Ratsherren gab Oberbürgermeiſter Dr. Barth einen Ueberblick über den neuen Haushaltsplan. Es iſt deboren in e Marburg. Wie in der Generalverſammlung des Geflügelzuchtvereins Marburg u. a. mitgeteilt wurde, ſoll die diesjährige Landesfachgruppenſchau Kurheſſen vom 13. bis 15. November 1936 in der Ausſtellungshalle in Vereinsleiter Hoffmann-Marburg hat gelegentlich der Deutſchen Raſſegeflügelſchau in Magde⸗ burg als einziger Züchter des Gaues die Goldene Nadel der Reichsfachſchaft für hervorragende Leiſtung in der zum zweiten Male ein Ausgleich gelungen und zwar mit 57 Millionen RM im ordentlichen Haushalt, oder, nach Abzug der rein rechnungsmäßigen Poſten mit 35 Millio⸗ nen RM. Hierzu kommt zum erſten Mal wieder ein regel⸗ rechter außerordentlicher Haushaltsplan, der in Einnahmen und Ausgaben mit 3,4 Millionen RM abſchließt und einen Darlehensbedarf von 700 000 RM ausweiſt. Der Wohnungsbaufonds, der beſonders ausgewieſen wird, ſchließt mit 1,6 Millionen RM ab. Für 1935 iſt die Rech⸗ nung ſo gut wie ausgeglichen. Als erfreuliches Zeichen für die fortſchreitende Geneſung der Gemeindefinanzen kann es angeſehen werden, daß der Zinſendienſt um rund ½ Millionen RM zurückgegangen iſt, und der Tilgungsdienſt um den annähernd gleichen Betrag erhöht werden konnte. Der Fürſorgeetat iſt um nahezu 1,5 Millionen RM zurück⸗ gegangen. Mainz.(Oberbürgermeiſter Dr. Ehrhard f.) Der frühere Mainzer Oberbürgermeiſter Dr. Ehrhard iſt un— erwartet in Berlin bei einer Sitzung am Herzſchlag verſchieden. Dr. Ehrhard wurde 1924 zum Bürgermeiſter ernannt und 1929 auf weitere zwölf Jahre gewählt. Zum Oberbürger— meiſter wählte ihn der Stadtrat am 21. Januar 1931. Der Verſtorbene hat ſich beſonders in der Zeit der Beſatzung für Mainz und das beſetzte Gebiet, wie auch im Kampf gegen den Separatismus große Verdienſte erworben. Die Beiſetzung findet vorausſichtlich in Mainz ſtatt. Worms.(Wieder ein tödlicher Ver kehrsun⸗ fall.) Nachdem erſt vor einigen Tagen an der Neuſatz⸗ ſchule ein Schulfunge einem Verkehrsunfall zum Opfer gefallen war, ereignete ſich jetzt an der Abzweigung der Straßenbahn Pfiffligheim Hochheim ein neuer Verkehrsunfall, der ein blühendes Menſchenleben forderte. Auf eine Straßenbahn, die ſchon zum Halten abgebremſt hatte, fuhr ein Motorrad⸗ fahrer mit Sozius ſchräg auf. Während der eine der beiden Motorradfahrer ſofort tot war, liegt der andere mit ſchweren Verletzungen darnieder. Schlitz(Oberheſſen).(Tödlich verunglückt.) Bei den Bauarbeiten am Kraftwerk„Schlitzerland“ in Rimbach kam der 33 Jahre alte Maurer Johann Lünzer aus Schlitz einer Starkſtromleitung zu nahe und wurde auf der Stelle getötet. Gießen.(Wieder ein Jagdhaus⸗Einbruch.) Innerhalb von zehn Tagen liegt heute bereits die dritte Meldung von einem Jagdhaus⸗Einbruch vor. Diesmal handelt es ſich um das Jagdhaus des Jagdpächters Hof⸗ mann aus Wetzlar, das im Walde bei Klein⸗Rechtenbach (Kreis Wetzlar) ſteht. Auch in dieſes Jagdhaus drangen der oder die Diebe durch gewaltſames Oeffnen der Fenſter ein, worauf ſie ſich an den Speiſen und Getränken gütlich taten, einen Teil davon ſowie Schuhe noch an ſich nahmen und dann verſchwanden. Dieſes Jagdhaus liegt nicht allzu⸗ weit von Dornholzhauſen entfernt, ſo daß man bei der Gleichartigkeit der Einbrüche annimmt, daß die Jagdhaus— einbrüche in Berſtadt, Dornholzhauſen und dieſer neue auf das Konto einer Einbrecherbande zu ſetzen ſind. Aus Mannheim Mannheim, 2. März. Aufführung der Opernſchule. Die Opernſchule der Städtiſchen Hochſchule für Muſik und Theater bringt am * Freitag, den 6. März, zwei heitere Operneinakter, und zwar 38. Fortſetzung Urheber-Rechtsschutz: Drei Quellen-Verlag, Königsbrück(Bez. Dresden) Roman von Gerhard Ritter FF „Nur der Genauigkeit wegen noch eine Zwiſchenfrage, Herr Zeuge“, unterbricht Flotow verbindlich,„es handelt ſich doch bei„dem Kind“ um die gleiche Perſon wie bei dem jungen Stettner in Darmſtadt?“ „Jawohl“, entgegnet Crewer. And um nicht vom Vor⸗ ſitzenden wieder unterbrochen zu werden, ſpricht er raſch weiter: „Beim zweiten Male mußte ich mit dem damaligen Beſitzer eines Koblenzer Erziehungspenſionates, mit einem Rittmeiſter a. D. Atzel, zum Zwecke der Anterbringung des jungen Mannes in das dortige Inſtitut unterhandeln. Mein Erſcheinen bei Profeſſor Bornſtedt in Darmſtadt war dann das dritte und letzte Mal, daß ich perſönlich einen Auftrag des Senators in dieſer Angelegenheit ausführte.— Sonſt hatte meine Aufgabe ſtets nur darin beſtanden, briefliche Auskünfte zu verlangen oder die jeweils fälligen Geldſendungen für die Bezahlung des Penſions— und Schulpreiſes an die verſchiedenen Inſtitute, in denen ſich der junge Mann gerade befand, abzuſchicken.“ Nach dieſem Geſtändnis fühlt ſich Crewer ſichtlich erleichtert. Aber der Vorſitzende läßt ihm nicht lange Ruhe. Anbarmherzig fragt er weiter: „And dieſe Anfragen und Geldſendungen ſchickten Sie aus den verſchiedenſten Orten ab und immer unter dem bei Profeſſor Bornſtegt angegebenen Decknamen Stettner?“ Auf dieſe Frage erfolgt nur wieder ein kaum merkbares opfnicken Crewers. „Können Sie uns vielleicht ſagen, Herr Zeuge“, fragt Flotow weiter,„wie Sie oder, vielleicht beſſer geſagt, wie Ihr Auftraggeber, der Senator, gerade auf dieſen Namen Stettner lam?— Der Angeklagte erzählte vorgeſtern etwas von dem Paß eines Sonnenburger Zuchthäuslers, den Sie bei Aeber— bringung des Kindes in das römiſche Kinderheim dort vorgezeigt haben ſollen. Stimmt dieſe Angabe des Angeklagten, Herr Zeuge?“ 4„Jawohl, ſie ich richtig“, entgegnet Crewer.„Der Senator übergab mir dieſen Paß vor der Reiſe nach Italien. Er hatte ihn ſich, wie er mir damals erzählte, in Berlin verſchafft.“ „Erzählen Sie uns doch einmal, wie dieſe ganze Reiſe und der Plan dazu überhaupt zuſtandekam. Fuhren Sie denn allein oder in Begleitung des Senators nach Stalien?“ „Er fuhr nur bis Mailand mit.“ „Wie war denn das, Herr Zeuge?“ fragt Flotow immer inquiſitoriſcher.„Hatten Sie das Kind der Mutter unmittelbar nach ihrer Niederkunft weggenommen, oder wann ſonſt war dieſe Kindesentführung denn vor ſich gegangen? Kannten Sie eigent⸗ lich die Mutter des Kindes perſönlich? Oder wenigſtens dem Namen nach? „Ich kann mich darüber leider nicht äußern, Herr Vor— ſitzender“, entgegnet Crewer,„weil meine Miſſion erſt von dem dem Augenblick an begann, als ich mit dem Kind von Mailand nach Rom in Begleitung einer Amme, einer gewiſſen Frau Tonſi, reiſte. Ich ſah das Kind auf dem aBhnhof in Mailand zum erſtenmal. Meiner Schätzung nach muß es damals etwa einen Monat alt geweſen ſein. Etwas Genaueres konnte und wollte ich damals nicht erfahren. Wo ſich das Kind vorher befunden hatte und wie der Name der Mutter war, blieb mir gleichfalls unbekannt. Mein Auftrag beſtand nur in der Aeber— gabe des Kindes in das römiſche Heim„Betoja'. Sonſt wurde ich über nichts orientiert.“ 5 * „Wo war denn der Senator während Zhrer Fahrt nach Rom geblieben, Herr Zeuge?“ „Er hatte in Mailand auf mich gewarlet, um von dort aus wieder mit mir nach Deutſchland zurückzufahren.“ So ſpontan Crewer bei Beginn ſeines Geſtändniſſes in großen Zügen ſeine Teilnahme an den verbrecheriſchen Hand— lungen des Senators geſchildert hatte, ſo genau erwogen und vorſichtig ſind ſeine Antworten auf dieſe letzteren detaillierten Fragen des Vorſitzenden. Flotow, über das Geſtändnis Crewers äußerſt befriedigt, deutet deſſen vorſichtige Beantwortung ſeiner gründlichen Fragen ganz im Sinne ſeines Mordverdachtes gegen dieſen.— Der Alte fängt an zu beichten, kombiniert er.— Aus— gezeichnet!— Vielleicht gelingt es mir, ihn in Widerſprüche zu verwickeln.— Vielleicht ertappe ich ihn doch dabei, daß er ſich verplappert.— Offenbar will er nur ſo weit bekennen, wie er es für richtig hält.— Man wird ihm ſehr entgegenkommen müſſen, wenn man noch mehr von ihm wiſſen will.— And mit betonter Verbindlichkeit wendet er ſich aufs neue an Crewer. „Herr Zeuge“, redet er auf ihn ein,„wir ſind Ihnen für Ihre hochintereſſanten Ausführungen ſehr verbunden. Sie dür— fen mir glauben, die Tatſache Ihrer freimütigen Ausſage wird von allen mit Anerkennung begrüßt. Niemand wird hier im Saal ſein, der für Ihre augenblickliche ſeeliſche Verfaſſung nicht das tiefſte Verſtändnis hätte. Erleichtern Sie Ihr Gewiſſen nur weiter, Herr Zeuge. Es iſt ja nie zu ſpät zum Wiedergut— machen.“ Flotow, der die letzten Sätze im Ton eines allzu ſpürbaren falſchen Mitleids heruntergebetet hat, macht mit dieſem Manö⸗ ver auf den Zeugen nicht den geringſten Eindruck. Mit großer Zurückhaltung antwortet dieſer:„Herr Vorſitzender, ich habe alles geſagt, was ich weiß!“ Flotow durchſchauend, denkt er im ſtillen: Narr! Ich bekenne hier für mich, nicht für dich! 5 Flotow iſt von dieſer plötzlichen Weigerung Crewers, weiter auszuſagen, ſehr betroffen. Gerade jetzt muß der Alte wieder verſtockt werden, wo er ihm die wichtigſte Frage vorlegen will. Die Frage, die ſich auf die ſogenannten„Wohltaten des Senators“ beziehen ſoll. Zuvorkommend und ſo liebenswürdig wie möglich fährt er in ſeinem Verhör fort: „Herr Zeuge, wollen Sie uns nicht wenigſtens noch den Grund ſagen, warum Sie ſich an dieſen Manipulationen des Senators beteiligten?“ Aber Crewer bleibt die Antwort darauf ſchuldig. Stumm blickt er zu Boden. Der zähe Flotow gibt ſich jedoch nicht geſchlagen. Von neuem dringt er auf den Zeugen ein. Ganz vertraulich, faſt kameradſchaftlich, wie ein Freund den anderen, fragt er ihn: „Herr Zeuge, warum wollen Sie mir meine Frage nicht beantworten?“ And mit einem letzten Verſuch, dringlich und beſchwörend, fährt er fort:„Erklären Sie uns doch, warum belaſteten Sie Ihr Gewiſſen ſo ſchwer, indem Sie ſich zum Helfer an dieſen ſchmutzigen Handlungen des Ermordeten her— gaben? Was ging Sie denn das uneheliche Kind dieſes Mannes an?“ Da ſchlägt Crewer die Hände vors Geſicht. Statt einer Antwort hört man nur ein wimmerndes Schluchzen. Das Weinen des alten Mannes in dem totenſtillen Raum klingt er— „Die chineſiſchen Mädchen“ von R. da Capua und„Der betrogene Kadi“ von W. Gluck zur hieſigen Erſtaufführung. Die Izeniſche Leitung liegt in den Händen von Dr. Hans Költzſch, die muſikaliſche Leitung hat Direktor Rasberger ſelbſt übernommen. An dieſem Abend wird auch das Hochſchulorche⸗ ſter zum erſten Male in einer Opernaufführung beſchäftigt ſein. Als Soliſten wirken mit: Ernſt Geiger, Friedl Gruber, Lotte Herkel, Iſolde Kurz(Geſangsklaſſe König⸗Bomatſch), Helmut Schonder(Geſangsklaſſe Fenten), Hans Hofmann (Geſangsklaſſe Wolf⸗Dengel), Elſe Kempf(Rocke⸗Heindl) und Maria Trieloff(Wilhelm Trieloff). a Nationaltheater Mannheim. Am Montag begann der Vorverkauf für das Gaſtſpiel von Margarete Teſche⸗ macher, die am Donnerstag, den 5. März, die Titelpartie in Verdi's„Aida“ ſingt.— Das zweite Gaſtſpiel des Mär⸗ chen-Enſembles Erika Graf findet am Mittwoch, den 4. März, nachmittags ſtatt. Verkehrsunfall auf der Reichsaulobahn. In der Nacht fuhr auf der Reichsautobahn bei Kilometer 3 ein Perſonenkraftwagen gegen die an der Gabelung Heidelberg und Auffahrt Frankfurt ſtehende Verkehrstafel und das ebenfalls dort ſtehende Teleſon. Der Wagen überſchlug ſich und wurde ſtark beſchädigt. Der Führer des Wagens und ein Mitfahrer, beide in Heidelberg wohnhaft, wurden hierbei unerheblich verletzt. Der Unfall ſoll angeblich auf Schleudern des Fahrzeuges zurückzuführen ſein. Anweſen durch Feuer zerſtört. Bad Dürrheim, 2. März. In dem Wohn- und Oeko⸗ nomiegebäude des Landwirts Joſef Strohm brach Feuer aus, das ſich ſo raſch ausbreitete, daß aus der im erſten Stock gelegenen Wohnung nichts mehr gerettet werden konnte und die Bewohner nur ihr nacktes Leben in Sicherheit brin⸗ gen konnten. Dem raſchen Zugreifen der Feuerwehr iſt es zu verdanken, daß das Haus zwar nicht ganz niederbrannte, doch hat auch der noch gerettete Teil durch Feuer und Waſſer ſehr gelitten. 8 Y Freiburg.(Aus dem oberbadiſchen Zei— tungsweſen.) Mit dem 29. Februar 1936 haben die „Furtwanger Nachrichten“ in Furtwangen, das„Villinger Volksblatt“ in Villingen, der„Donaubote“ in Donau⸗ eſchingen und das„Echo vom Wald“ in Triberg ihr Er⸗ ſcheinen eingeſtellt. Die Verlagsrechte der genannten Zei⸗ tungen gingen auf das„Schwarzwälder Tagblatt“ über, das, wie bereits berichtet, ſeinen Sitz in Furtwangen nach Villingen verlegt, wo es in der Buchdruckerei Müller her⸗ geſtellt wird. f. Gau⸗- Kulturwoche vom 15. März bis 21. März 301 PPPPCbbCPCbbCPPTTbTPTbTPTPTTTT (0 Achern, 2. März. Auf der vereiſten Straße zwiſchen Nuheſtein und Wolfsbrunn geriet ein Auto aus Hechingen (Hohemzollern) ins Schleudern und ſtärzte über den 20 Me⸗ ter hohen Abhang hinunter. Während der Fahrer und der neben ihm ſitzende Schwager leicht verletzt wurden, trugen die Schwiegereltern ſehr ſchwere Verletzungen davon, an deren Folgen der Schwiegervater des Fahrers, der Stadt⸗ baumeiſter in Hechingen, nach kurzer Zeit verſchieden iſt. kennen kein Erbarmen mit ihm: der Angeklagte und der Vor— ſitzende. Zwei ſeltſame Verbündete! Mit unbeweglichem Geſicht wartet Flotow, bis ſich Crewer wieder faſſen wird. Das dauert eine Weile. Endlich antwortet dieſer ſtockend und noch immer unter Tränen: „Es blieb mir doch keine andere Wahl! Nach meiner Ver— urteilung wegen des Impfvergehens ſtand ich dem Nichts gegen über. Da ich mir während meiner Praxis nichts oder wenigſtens nicht viel erſpart hatte, war ich durch die Rieſenkoſten, die mein Prozeß verſchlungen hatte, faſt mittellos geworden. Da gab mir der Senator, mit dem ich ſeit langem befreundet war, Geld und verſprach, ſich auch weiter für mich zu verwenden und mir ſogar bei der Wiederherſtellung meines geſellſchaftlichen Rufes be— hilflich zu ſein, wenn ich mich bereit erklärte, ihn bei der Aus- führung ſeiner Pläne in bezug— auf—— das Kind— zu unterſtützen. Da ich wirtſchaftlich und geſellſchaftlich vollkom— men erledigt war, blieb mir keine andere Wahl, als meinem Leben ein Ende zu machen oder auf ſeinen Vorſchlag einzugehen. Ich entſchied mich für das letztere.“ Bei dieſen letzten Worten wird er wieder vom Schluchzen gepackt und wiederholt, unauf⸗ hörlich vor ſich hinweinend:„Es blieb mir doch nichts anderes übrig es blieb mir nichts anderes übrig—— es blicb mir nichts anderes übrig—“ Plötzlich beginnt er zu ſchwanken und wäre wahrſcheinlich auf den Boden aufgeſchlagen, wenn ihm nicht einer der auf der erſten Bankreihe ſitzenden Reporter geiſtesgegenwärtig beige⸗ ſprungen wäre und ihn geſtützt hätte. Man ſetzt ihn auf ſeinen Stuhl zurück und reicht ihm ein Glas Waſſer, ſo daß er ſich bald wieder einigermaßen erholt. Aber ſein Zuſtand bleibt nach wie vor bedenklich. Sein Atem geht ſchwer, und über das leichen- blaſſe Geſicht perlen unaufhörlich dicke Schweißtropfen. Da winkt Flotow einen der Gerichtsdiener herbei, Crewer beim Ausziehen des Pelzes behilflich zu ſein.„Bei der trockenen Hitze im Saal mit einem Pelz dazuſitzen, würde ſelbſt jüngeren Leuten nicht bekommen“, meint er.— Ehe Crewer es ſich verſieht, iſt der Gerichtsdiener ſchon dabei, ihm den Pelz auszuziehen. Es bleibt ihm nichts übrig, als gute Miene zum böſen Spiel zu machen und ſich zu fügen. Während der ganzen Vernehmung Crewers hat Stettner dieſen unentwegt beobachtet. Seine Gedanken arbeiten fieber⸗ haft. Das alſo iſt der Mann, ſtellt er mit grimmiger Wut feſt, der die verbrecheriſchen Pläne des Senators gegen mich zur Ausführung gebracht hatte! Das alſo iſt die unheimliche, dä— moniſche Größe! Dieſer ſchwitzende, heulende, jämmerliche Alte da auf dem Stuhl! Am liebſten möchte er ſich jetzt auf ihn ſtürzen, ihn ſchütteln und ihm ſeine Verachtung und grenzenloſe Wut ins Geſicht ſchreien. Dieſem alten Schuft! Dieſem jämmer⸗ lichen, feigen Leiſetreter! Jawohl, jämmerlich und feige! Zäm⸗ merlich und feige war ſein Charakter wie ſeine Handlungsweiſe. Am Geld, immer nur um Geld, um das Sündengeld des Sena— kors, mit dem er ſeine durch eigene Schuld vernichtete wirt- ſchaftliche und geſellſchaftliche Exiſtenz wieder aufbauen wollte, hatte er das Glück und das Leben von Menſchen zugrunde ge— richtet, die ihm nie etwas zuleide getan und die er, wie im Falle ſeiner, Stettners Mutter, wahrſcheinlich kaum gekannt hatte. And ausgerechnet dieſem Verbrecher hatte er, Stettner, ſich anvertraut. Wie aber hatte jener darauf reagiert gehabt? — Sie ſind ein Pſychopath, mein Lieber, hatte er ihm geſagt und ganz ruhig, ohne dabei zu erröten, hatte er ihm geraten, ſich von ihm behandeln zu laſſen. Welch erbärmliche Kreatur iſt doch dieſes Bündel Menſch da vor ſeinem Blick! Nicht ein⸗ mal wert, gehaßt zu werden, iſt ſolch ein Subjekt! Nur ver— ſchütternd. Selbſt die hartgeſottenen Reporter werden von dem Anblick des jammernden Greiſes gerührt. Nur zwei Menſchen achten kann man ſo etwas. Verachten, verachten, verachten. 5(Fortſetzung folgt.) N 1 Avypell der Aiiiglieber der Reichskulturkammer . Sonntag, den 15. März, vormittags 11 Uhr findet im Schumanntheater in Frankfurt am Main ein Appell für alle in der Reichskulturkammer Organiſierten ſtatt. Es ſprechen Gauleiter und Reichsſtatthalter Sprenger, Reichskulturwalter Hinkel u. Landeskulturwalter Mü ller⸗Scheld. Mitglieder der Reichskulturkammer wollen ſich dieſen Tag unbedingt freihalten. Lokale Nachrichten Viernheim, den 3. März 1936 Denkſpruch. Die echte, felſenfeſte Güte muß am rechten Ort nein“ ſagen können. * ti Reut ic auf cli Ccſiule Dieſer Tage hat Fritzchen Geburtstag gehabt. Und hat damit ſechs Lenze erreicht. Aus dieſem Grunde haben wir Fritzchen einen Schulranzen geſchenkt. Dazu eine Frühſtücks⸗ taſche und einen Federkaſten. Denn das alles braucht er doch, wenn er zu Oſtern in die Schule kommt. Fritzchen hat ſich auch den Segen angeſchaut und dann ſein Urteil in die Worte 5177 zuſammengefaßt:„Tolle Sache!“ Dann hat er den Schul⸗ ranzen umgeſchnallt und iſt damit vor den großen Spiegel ſpaziert. Und hat ſich von allen Seiten betrachtet faſt wie ein Mannequin. Fritzchen hat gar nicht ſo unrecht. Es iſt wirklich eine tolle Sache mit der Mappe. Denn er ſieht auf einmal ſo würdig damit aus. Gar nicht mehr wie unſer kleines Neſthäkchen, ſondern eben wie ein richtiger Schuljunge. Der Schulranzen wird nun täglich ausprobiert. Um⸗ geſchnallt abgeſchnallt. Geſtern hat Fritzchen die Früh ſtückstaſche eingeweiht. Hat das Frühſtücksbrot, das ihm Mutter gab, ohne jeden erſichtlichen Grund in Papier ge⸗ wickelt und in die Taſche gepackt. Um es dann eine halbe Stunde ſpäter, als der Appetit nicht mehr zu bändigen war, aufzueſſen. Jeden Mittag ſchaut Fritzchen aus dem Fenſter. Da kommen die Schulkinder nach Hauſe. Aus der Schule, die am Ende unſerer Straße liegt. Fritzchen beneidet ſie. Wie die kleinen Jungen mit dem Schulranzen auf dem Rücken die Straße entlangſtürmen, daß Federkaſten und Bücher im Ran— zen nur ſo durcheinandergerüttelt werden das imponiert ihm maßlos. Der Kalender iſt jetzt in den Mittelpunkt des Intereſſes gerückt. Und Mutter muß immer wieder ausrechnen, wieviele Wochen und Tage noch fällig ſind, ehe die Schule anfängt? Fritzchen hat inzwiſchen ſchon längſt das Geheimnis der Zahlen ergründet. Bis zwanzig geht es ausgezeichnet. Was darüber iſt, macht ihm Sorgen und legt den Gedanken nahe, daß die Schule vielleicht ſogar einen nützlichen Zweck hat. Außer den Schulfreuden und luſtigen Spielen nämlich. Auch mit dem Leſen iſt das ſo eine Sache. Fritzchen möchte gern den Monatsnamen im Kalender auf die Spur kommen. Aber der„Februar“ erſchien ihm ſchon unüberwindlich.„März“ mit dem„ä“ in der Mitte iſt auch nicht ſo einfach. Nun, vielleicht weiß der Lehrer, wie man dahinter kommt. Neulich war ſein Vetter Heinrich da. Heinrich geht ſchon drei Jahre zur Schule und ſagte tiefſinnig zu Fritzchen: „Menſch da wirſt Du was erleben!“ Es klang nicht ſehr ermunternd. Aber Fritzchen läßt ſich nicht kopfſcheu machen. Er ſetzt ſeine Hoffnung auf all die Jungen, die ſo vergnügt aus der Schule geſtürmt kommen. Und iſt ſchon heute ent⸗ ſchloſſen, daß er ſich von keinem„an den Wagen fahren“ laſſen wird! Die Zeit vergeht. Immer weniger werden die Wochen bis Oſtern. Wie lange wird es dauern und der Schul⸗ ranzen wird mit vollem Ernſt auf den Rücken geſchnallt... Landhandel und Alarktorönung Im großen Saal des Gaſthauſes„ Anker“ in Heppenheim fand am Samstag vormittag für die Kreiſe Heppenheim und Bensheim, und nachmittags im Lokal von „Schmerkes Garten“ in Michelſtadt i. O. für den Kreis Er⸗ bach ebenfalls bei ſtärkſter Beteiligung eine bedeutſame Ta⸗ gung der Getreide- und Futtermittelverteiler ſowie der Ver teiler von Mehl- und Mühlenfabrikaten und von Kartoffeln aus dem Bezirk der Kreisbauernſchaft Starkenburg-Süd ſtatt. Neben Handel und Genoſſenſchaften waren Vertreter der Wirtſchaftsverbände, die Fachſchaftsleiter der Landesbauern⸗ ſchaft ſowie Vertreter von Behörden und anderen beteiligten Organiſationen erſchienen. Auch Kreisbauernführer Rein⸗ heimer wohnte den Tagungen bei, ebenſo Stabsleiter Dr. Bäumer. Als Leiter der Kreisabteilung III eröffnete und leitete Bezirksbauernführer Heidt, Waldmichelbach i. O., die Tagung, wobei er die aufklärende Aufgabe dieſer Ver⸗ ſammlungen darlegte. In einem größeren Vortrag entwickelte Dr. Hering von der Landesbauernſchaft Heſſen⸗Naſſau die leitenden Geſichtspunkte der Ernährungspolitik und die Not⸗ wendigkeit vollſten Zuſammenklanges zwiſchen Wehrfreiheit und Nahrungsfreiheit. Die einzelnen Beſtimmungen über die Durchorganiſation des Landhandels in den Fachſchaften wurde dann in weiteren Referaten erläutert, und zwar ſprachen Landesfachſchaftsleiter Ulbrig-Darmſtadt, ferner Wezel⸗ Darmſtadt, Geſchäftsführer des Getreidewirtſchaftsverbandes Petſch- Frankfurt und Geſchäftsführer des Kartoffelwirt⸗ ſchaftsverbandes B olle- Frankfurt. In beiden Tagungen folgte den Referaten eine ergiebige Ausſprache. 8 Letzte Brennholzverſteigerung. Morgen Mitt⸗ woch, vormittags 9 Uhr, findet im Gaſthaus„Zum Löwen“ die letzte Brennholzverſteigerung des hieſigen Forſtamtes ſtatt. Intereſſenten ſeien hierauf auch an dieſer Stelle noch⸗ mals aufmerkſam gemacht. Förbert das Viernheimer geimatmujeum Weißt Du überhaupt, mein lieber Leſer, daß wir in Viernheim ein Heimatmuſeum haben? Ein Muſeum, be ſcheiden untergebracht im Erdgeſchoß der Schillerſchule? Noch gar nicht lange! Es ſteckt deshalb noch in den Kinderſchuhen, will aber aus denſelben möglichſt bald heraus. Und da ſollſt Du, lieber Leſer, mithelfen, ſollſt womöglich auch Dein Scherflein dazu beitragen, auf daß es wächſt und ſich mehrt und recht bald eine beliebte Sehenswürdigkeit unſeres Heimat— ortes wird. Wir verſtehen, Du willſt Dich von dieſem oder jenem Altertum nicht trennen, es iſt ein Andenken an Groß⸗ eltern oder gar Urgroßeltern. Das bleibt es ja auch, wenn Du es unſerem Heimatmuſeum ſtifteſt. Es wird behutſam auf— bewahrt und ſorglich geſchützt wie ein Kleinod. Du kannſt des öfteren kommen und Dich an Deiner Stiftung und den an— deren Gaben freuen. Freuen ſollen ſich auch Deine Kinder und Kindeskinder, freuen ſoll ſich aber auch die ganze Volks— gemeinſchaft. Deine Gabe findeſt Du namentlich bezeichnet und wenn ſie beſonders wertvoll iſt, wird ſie Dir und Deinen Nachkommen durch einen Revers als Eigentum geſichert. Laß Dich aufmuntern durch folgendes Beiſpiel: Kommt da vor einiger Zeit ein ſchlichter Arbeiter mit einer reichen Samm- lung von Metallnotgeld mit weit über 100 Sorten aus der Inflationszeit, bringt ein großes Bündel Inflationsgeld, von der Mark angefangen, bis über die Milliarden hinaus, übergibt einige hundert maleriſche Stadtnotſcheine aus allen Gauen Deutſchlands, ferner Denkmünzen uſw. und meinte: „Herr N. N., ich habe 13 Kinder, ſoll ich nun dieſe Sammlung einem derſelben geben, dann erweckt es Neid der anderen. Soll ich ſie aufteilen, dann hat keines viel. Darum ſtifte ich ſie dem Muſeum, dann hat die Allgemeinheit was davon.“ Siehſt Du, lieber Leſer, das war echte, wahre Volks- gemeinſchaft. Nimm ein Beiſpiel daran! Gib Deinem Herzen einen Stoß und ſpende uns recht bald für unſer Heimat⸗ muſeum ein Oſterhäschen. Gelt, Du vergißt es nicht! Gern hätten wir unter anderem noch Erinnerungen an den großen Weltkrieg, weißt Du, ſo was, was wir mit„Schützengraben— kunſt“ bezeichnen können. Oder haſt Du nicht intereſſante Momentaufnahmen aus dem großen Geſchehen? Wir machen einen Abzug und geben Dir das Original wieder zurück, wenn Du Dich nicht von ihm trennen kannſt. So ſtiftete uns ein Freund unſeres Muſeums dieſer Tage rund 100 Original- aufnahmen, eine intereſſanter wie die andern. Geh' hin und tu desgleichen! Gegenſtände nehmen entgegen: Rektor Lehrer Roos, Ortsringleiter des LVH. 5 Mayr und unſere gefiederten Sänger kommen im März täglich in Scharen zurück aus dem warmen Süden. Wit⸗ terungsumſchläge, wie ſie im März häufig ſind, bilden für ſie eine große Gefahr, und machen eine Fütterung noch un⸗ bedingt notwendig. Man laſſe ſich daher nicht durch warme Märztage veranlaſſen, mit der Winterfütterung gänzlich auf⸗ zuhören. Beſondere Nadfahrwege. Seit dem ſtarken An— ſteigen des Autoverkehrs iſt es für die Radfahrer äußerſt gefährlich geworden. Dem Beiſpiele anderwärts folgend, er⸗ halten zur Zeit auch die von Bürſtadt nach Bobſtadt, Lam⸗ pertheim und Worms führenden Straßen, beſondere Radfahr⸗ wege. Zahlreiche Erwerbsloſe finden dabei auf lange Dauer Beſchäftigung. 1 Der Tag der weißen Narzijie Die DAF. ſammelte RM. 56000 für das W HW. Die Sammlung der Deutſchen Arbeitsfront am 29. Februar und am 1. März brachte einen gewaltigen Erfolg für die größte Organiſation aller Schaffenden. Rund RM. 56 000. ſammelten die Amtswalter und Betriebsführer der DAF. innerhalb des Kreiſes Groß-Frankfurt. Sie er⸗ zielten mit dieſem Ergebnis das weitaus größte Ergebnis aller Straßenſammlungen für das WHW. Das Ergebnis liegt etwa auf der gleichen Höhe, wie die Geldbeträge, die jeweils bei der Eintopfſammlung innerhalb des Kreiſes Groß⸗Frankfurt zuſammenkommen. „Wir kennen die Not, wir helfen mit!“ dieſer Ruf der Männer der Deutſchen Arbeitsfront iſt nicht ungehört ver⸗ hallt. Sie können ſtolz ſein auf dieſes Ergebnis vom Tag der Weißen Narziſſe. Der Verkehr mit Futterkartojjeln Die Hauptvereinigung der Deutſchen Kartoffelwirtſchaft hat in der neueſten Ausgabe des„Wochenblattes der Landes- bauernſchaft Heſſen-Naſſau“ ihre Anordnung Nr. 44 erlaſſen, die die Genehmigungspflicht im Verkehr mit Futterkartoffeln betrifft. Der Grund zu dieſer Anordnung iſt die Entwicklung des Futterkartoffelmarktes, die in den letzten Monaten uner⸗ freuliche Wege genommen hat. Durch die Anordnung Nr. 44 iſt jeder Verkauf, Kauf oder Tauſch von Futterkartoffeln in Mengen von mindeſtens einer Waggonladung genehmigungs⸗ pflichtig; die Anträge ſind je nach Lage der Dinge durch Erzeuger, Verteiler, bzw. verkaufenden Verteiler zu ſtellen. Die Kartoffelwirtſchaftsverbände können die Erteilung der Genehmigung von beſonderen Bedingungen abhängig machen, wobei die Preislage neben dem endgültigen Verwendungs— zweck vor allem ausſchlaggebend iſt. Für Ladungen von Speiſe⸗ und Pflanzkartoffeln, die beim Empfang durch Sach— verſtändigengutachten zu Futterkartoffeln erklärt werden, gel— ten die gleichen Genehmigungspflichten. Das Winterhiljs⸗Fechten in Mannheim welches im beſtens beſuchten Saale des Deutſchen Hauſes in C. 1 ſtattfand und die Vereine Mannheimer Fechtklub, TV. 46 Mannheim und Fechtklub Viernheim in den Florett⸗ kämpfen zuſammenbrachte, war ein guter Erfolg. Neben den ſportlichen hochintereſſanten Kämpfen dürfte auch ein an⸗ ſehnlicher Betrag dem WHW. zugeführt werden können. Den Reigen der Mannſchaftskämpfe, a 3 Mann, eröff⸗ neten MFC. 84 und FC. Viernheim. Der Kampf ging ſehr deut ſchen 14 U „ Le Am Mittwoch, den 4. März 1936, findet in unſerer Dienſtſtelle eine Brot- und Lebensmittel⸗-Ausgabe ſtatt. Die genauen Ausgabezeiten ſind an den bekannten An⸗ ſchlagſtellen(Rathaus Apotheke Arbeitsamtsneben⸗ ſtelle) erſichtlich. DAF Ortswallung Viernheim Arbeitsdienſt. Sämtliche ausgeſchiedenen Kameradinnen(weib⸗ lich) melden ſich ſofort in unſerer Geſchäftsſtelle(Adolf⸗ Hitlerſtraße,„Löwen“) unter Vorlage ihres Arbeitsdienſt⸗ paſſes bis ſpäteſtens 6. März 1936. Beendigung der Mitgliedsbuch-Umſchreibung. Umſchreibung der alten Mitgliedsbücher und „Karten(außer DA. Hierfür kommt noch geſonderte An⸗ ordnung) muß bis ſpäteſtens 1. Juni 1936 beendet ſein. Nach dieſem Termin werden keine Mitgliedsbücher mehr umge⸗ ſchrieben und gehen die betr. Mitglieder ihrer Anwartſchaft verluſtig, wenn ſie bis dahin nicht im Beſitze des neuen Mitgliedsbuches ſind. Die Fach⸗ Zeitungen. Die Zeitungsquittungen werden nur noch bis zum 15. 3. 36 ſpäteſtens in unſerer Geſchäftsſtelle umgetauſcht. Nach dieſem Termin kann eine Einlöſung der Quittungen nicht mehr erfolgen. i PCPCCCCFCCCPPPPPPPPCCCCTCGCGCT(T(TT(TéT(TéTbTéT(T(T—T—T—T—TT—T—TVTbTVTVTbTbTT— knapp zugunſten der Mannheimer aus. Es hätten auch geradeſogut die Viernheimer gewinnen können. Das Stärke⸗ verhältnis hielt ſich die Wage. Der Kampf MFC. gegen TV. 1846 Mannheim brachte einen überlegenen Sieg der Turner, die in ihrer Mannſchaft, den mehrfachen badiſchen Fechtmeiſter hatten. Ebenſo gewann TV. 46 gegen FC. Viernheim. Das Fechten wurde durch Bez.-Fachamtsleiter Höfler⸗ Mannheim eröffnet, der auf den guten Zweck der Veranſtal⸗ tung hinwies. Das Kampfgericht, das abwechslungsweiſe unter den Obleuten Höfler- Mannheim, Jun g⸗-Viern⸗ heim und Luibrand⸗ Mannheim ſtand, hatte keine leichte Aufgabe, da die Gefechte ſehr oft äußerſt ſpannend durch⸗ geführt wurden. Die Kämpfe verliefen in harmoniſcher Ka⸗ meradſchaft. Die Reſultate ſind: TV. 46 Mannheim gegen FC. Mannheim 8:1 Siege; FC. Viernheim gegen FC. 84 Mannheim 4.5 Siege, 41:46 Treffer; TV. 46. Mann⸗ heim gegen FC. Viernheim 8:1 Siege. Beſte Fechter vom FC. Viernheim waren Müller und Jung. * Tagung der Küjermeiſter gung der Küjermeiſt Gemeinſame Tagung der Kreiſe Bensheim und Heppenheim Im Gaſthaus„Zum Odenwald“ in Heppenheim fand am Sonntag nachmittag eine mehrſtündige Tagung der Küfer der Kreiſe Heppenheim und Bensheim ſtatt, die in einer ge⸗ meinſamen Innung zuſammengeſchloſſen ſind. Die ſtark be⸗ ſuchte Verſammlung wurde von Obermeiſter Scherer, Auerbach, geleitet, der ein Schreiben des Bezirksinnungs⸗ meiſters Beißwenger, Frankfurt a. M., bekanntgab, indem er ſeine beſten Wünſche für den Verlauf der Tagung aus⸗ ſprach. Auch Mitteilungen der Kreishandwerksmeiſter Vettel, Heppenheim, und Speckhardt, Jugenheim, die durch ander⸗ weitige Inanſpruchnahme am Kommen gehindert waren, wur⸗ den bekannt gegeben. Obermeiſter Scherer erſtattete Bericht über das an Erfolgen reiche Leben in der Innung ſeit der letzten Ver⸗ ſammlung und wies beſonders hin auf das enge Zuſammen⸗ arbeiten mit der Deutſchen Arbeitsf zum Ausdruck komme, daß als Vertreter des Kreiswalters Vetter, Kreisbetriebsgemeinſchaftswalter Gerbig, Bens⸗ heim, an den Beratungen teilnehme. Der Obermeiſter ge hierauf eine ausführliche Erläuterung zu den neuen organi⸗ ſatoriſchen Dingen, wobei er die großen Geſichtspunkte der handwerklichen Entwicklung im Dritten Reich hervorhob. Aus der Reihe der techniſchen Einzelheiten, die dern Obermeiſter bekanntgab, ſei hervorgehoben, daß mit der Ab⸗ haltung von Buchführungskurſen in den nächſten Tagen begonnen werden ſoll, nachdem Kalkulationskurſe bereits ab-— gehalten worden ſind, an denen ſich die Berufskameraden ſehr zahlreich und freudig beteiligt haben. Die Tuberkuloſen⸗Beratungsſtunde findet morgen Mittwoch nachmittag, von 2— 4 Uhr, im hieſigen Krankenhaus ſtatt. Mannheimer Getreidegroßmarkt vom 2. März. Wei. zen, Preisgebiet W 14 20,80, W 15 20,90, W 16 21, Wᷣ̃ 17 21,10, Wͤ 19 21,40, W 20 21,60 Mark, Ausgleich plus 40 Pfennig.— Roggen, R 14 17,20, R 15 17,30, R 18 17,70, 5 R 19 17,90 Mark, Ausgleich plus 40 Pfennig.— Gerſte: Futtergerſte, G 7 17,10, G 8 17,40, G 9 17,60, G 11 17,90 Mark, Ausgleich plus 40 Pfennig. Futterhafer: Preisge⸗ biet H 11 16,50, H 14 17, H 17 17,30 Mark, Ausgleich plus 40 Pfennig. Trockenſchnitzel, loſe, 8,76, Rohmelaſſe, loſe, 6,18, Stefenſchnitzel, loſe, 10,36, vollwertige Zuckerſchnitzel 10,96 Mark, Ausgleich plus 35 Pfennig. Rauhfutter: Wie⸗ ſenheu, loſes, neues, 7 bis 7.60, Rotkleeheu 7,75 bis 8, Lu⸗ zernkleeheu 7,80 bis 8,20. Stroh: Preßſtroh, Roggen-Wei⸗ zen, 3,75 bis 4, Hafer⸗Gerſte 3,75 bis 4, gebundenes Stroh Roggen⸗Weizen 3,50 bis 3,75, Hafer⸗Gerſte 3,50 bis 3,75 Mark. Alle übrigen Preiſe unverändert. ront, das auch dadurch 5 1 9 —— f-«cc Handball ber Amicitia Unſere Handballer ſpielten vorgeſtern in Sandhofen gegen die dortige Handballmannſchaft des Turnvereins. Das Spiel wurde von einem ſehr guten Schiedsrichter geleitet. Es war ein Kampf, der bis zur Halbzeit 3:1 und bis zum Ende 711 gewonnen wurde. Das Spiel ſelbſt war immer offen und nur unſerem ſchußgewaltigen Sturm haben wir es zu verdanken, daß wir ſo ein ſchönes Reſultat erreicht haben. Die Mann ſchaft als ſolche ſpielte wie am letzten Sonntag ſehr auf opfernd und alle haben dazu beigetragen, daß der Erfolg nicht ausblieb. Am nächſten Sonntag ſpielen ſie auf unſerem Sportplatze gegen den Spitzenkandidat Reichsbahn Mannheim. Dieſes Spiel muß gewonnen werden, damit wir zu einem Entſcheidungsſpiel auf neutralem Platze kommen. Bei dieſer Gelegenheit wird den Viernheimer Anhängern wieder ein ſchönes Handballſpiel gezeigt werden, zumal es auch noch ein Spiel iſt, das, wenn es gewonnen wird, die beſten Ausſichten gibt, die Kreismeiſterſchaft in dieſer Klaſſe zu bekommen. Ueber das Spiel am Sonntag nachmittag werden wir in der Freitags- und Samstags-Ausgabe noch näher berichten. Schuljup ball Rim bach Viernheim 114 Zum erſtenmal griff Viernheim in die Spiele um die Kreismeiſterſchaft ein und mußte zum erſten Spiel in Rim bach antreten. Freundlicherweiſe hatten ſich einige Autobeſitzer bereit erklärt, unſere Jungens nach Rimbach zu befördern, wofür ihnen im Namen der Schule und der Mannſchaft innigſter Dank geſagt ſei. Um es vorweg zu ſagen, waren die Platzuverhältniſſe nicht gerade günſtig, denn einmal war das Spielfeld ziem— lich klein, das andere Mal war das Spielfeld durch den nie dergegangenen Regen ſtreckenweiſe tiefer Moraſt. Trotzdem rechtfertigten unſere Jungens das Vertrauen, das wir in ſie geſetzt hatten und erzielten einen Sieg, der dem ſpieleriſchen Können nach unbedingt hätte höher ausfallen müſſen. Schon in der 8. Minute erzielte Kühlwein mit unhaltbarem Schuß den Führungstreffer. Die tollſten Szenen ſpielten ſich im Rimbacher Strafraum ab und immer wieder war es der Tor wart Rimbachs, ein tapferer Burſche, der die beſten Aus⸗ 1 ſichten zunichte machte. Da in der 25. Minute ein Durch— bruch Rimbachs, der Viernheimer Torwart hält den Schuß, das naſſe Leder entgleitet ſeinen Händen und der Halbrechte Rimbachs ſchießt zum Ausgleich ein. Aber ſchon 2 Minuten ſpäter wehrt Rimbachs Torwächter einen Schuß zu kurz ab, der Ball kommt dem Mittelläufer Winkler vor die Füße und mit unhaltbarem Schuß iſt die 2:1-Führung Viernheims hergeſtellt. Mit dieſem Reſultat geht es in die Pauſe. Die zweite Hälfte ſteht ganz im Zeichen der Ueber— legenheit Viernheims. Haarſträubende Sachen werden verſiebt. Ueberhaupt hat der Viernheimer Sturm durch zu vieles Fixieren und durch zu langes Ballhalten manches Tor aus- gelaſſen. Erſt in der 26. und in der 28. Minute gelingt es dem kleinen linken Läufer Grammig, durch zwei wunder— ſchöne Tore das Ergebnis auf 4:1 zu erhöhen. Gleich darauf iſt Schluß. Die Jungen von Rimbach haben getan was ſie konnten. Sie waren tapfere und anſtändige Gegner. Ganz hervorragend ihr Torwart. Amtliche Bekanntmachungen Betr.: Erlaß der Rundfunkgebühr. Die Beſcheinigungen für die Befreiung von der Rund— funkgebühr verlieren mit Ende März 1936 ihre Gültigkeit. Volksgenoſſen, die Wert darauf legen, ab 1 April 1936 weiterhin von der Rundfunkgebühr befreit zu ſein, haben in der Zeit vom 9. bis 10. März 1936 auf unſerem Büro Nr. 6 einen entſprechenden Verlängerungsantrag zu ſtellen. Lohnbeſcheinigungen pp. ſind vorzulegen. Da die Zahl der Freiſtellen begrenzt iſt, können nur die bedürftigſten Antragſteller berückſichtigt werden. Viernheim, den 2. März 1936 Der Bürgermeiſter: Bechtel. Nach 12 Jahre langer Tätigkeit im städt. Kranken- haus, chirurgische Abteilung,(ehemals Prof. Dr. Rost), seit 6 Jahren als Oberarzt der Abteilung, habe ich mich in Mannheim als Facharzt für Chirurgie niedergelassen und die Leitung der chirurgischen Abteilung des Luisenheims übernommen. Sprechzeit täglich— mit Ausnahme Samstags— nachmittags von 15-17 Uhr und zwar bis 1. April im Luisenheim, Telefon Nr. 20491 u. 22964. Zugelassen zu Ersatzkassen und Medizinal- verbänden. Dr. Gustav Funke Facharzt för Chirurgie u. Orthopädie b.— Viernheim war in faſt allen Mannſchaftsteilen beſſer. Tadellos arbeiteten Verteidigung, Mittelläufer und linker Läufer, während der Sturm, hätte er ſeine Bälle immer gleich weitergeleitet viel mehr hätte erreichen können. Das! nächſte Mal wird es beſſer. Der Spielleiter, ein Ver bandsſchiedsrichter aus Rimbach, ſtand ganz objektiv über dem Spielgeſchehen, nur war die Hinausſtellung des Viern heimer Mittelſtürmers eine furchtbare Härte. Mathaiſemarkt in Schriesheim Eröffnung durch den Miniſterpräſidenten.— Maſſenbeſuch. Guter Verlauf. Schriesheim, 2. März. Der Schriesheimer Matheiſenmarkt wurde am Sonntag bei ſchönſtem Frühlingswetter eröffnet, ſo daß von aus⸗ wärts ſehr viele Beſucher ſich eingefunden hatten. Die zahlreichen Sonderwagen und Züge der OEch waren gut beſetzt. Nach einem Marſch der NS-Formationen fand auf dem Schulhof die Eröffnungsfeier ſtatt. Nach einem Lied der Geſangvereine begrüßte der Bürgermeiſter den badiſchen Miniſterpräſidenten Köhler, der auch in dieſem Jahr erſchienen war. Miniſterpräſident Köhler erklärte u. a., daß wir im dritten Jahre des nationalſozia⸗ liſtiſchen Umbruchs mit Stolz feſtſtellen könnten, daß das neue Deutſchland ſeine Aufgabe erfüllt, daß das deutſche Volk heute wieder eine Macht iſt, die von der Welt ernſt genommen werden muß. Wir Nationalſozialiſten haben den Bolſchewismus vor den Toren Europas zum Halten ge⸗ bracht. Um ſo tragiſcher iſt es, daß es Nationen gibt, die den Sinn unſeres Kampfes um die europäiſche Kultur noch nicht begriffen haben. Man darf aber darüber nicht ver— zweifeln und muß ſich daran erinnern, wie lange es dauerte, bis das deutſche Volk unſeren Kampf begriffen hatte. Wir ſind gezwungen, von dem zu leben, was wir ſelbſt erzeugen. Auf Grund der Leiſtungen unſeres Landvolkes ſind wir in der Lage, die Ernährung des deutſchen Volkes ſicherzuſtellen. Wir begrüßen alles, was geeignet iſt, uns wirtſchaftlich weiterzubringen, ſo auch dieſe Ausſtellung, in der ſich der Wille erkennen läßt, am deutſchen Wiederaufbau mitzu— arbeiten. Mit einem Sieg-Heil auf den Führer ſchloß die Eröff⸗ nungskundgebung. Dann beſichtigte der Miniſterpräſident mit ſeinen Begleitern unter Führung des Ausſtellungslei⸗ ters Dr. Gugelmayer die Ausſtellung. Kurze Zeit nach der Eröffnung waren die Ausſtellungsräume bereits dicht mit Schauluſtigen gefüllt. Auch der Zehntkeller füllte ſich all⸗ mählich mit Gäſten, die Labung ſuchten, und an den An— lagen an den Konditor-⸗ und Reitſtänden herrſchte bald gro⸗ ßes Gedränge. Faſt ſämtliche ausſtellenden Handwerker erhielten für ihre Leiſtungen Preiſe und Anerkennungen. Ehrenpreiſe konnten der Jungbäuerinnen-Kurs(16 Mädchen), die Dr. Frankſche Saatzucht-Wirtſchaft, Mannheim⸗Straßenheim, der Tabakpflanzer Karl Erkenbrecht, die Winzergenoſſen⸗ ſchaft Schriesheim und der Winzer Wilhelm Schuhmann, Schriesheim, entgegennehmen. Er ſte Preiſe: Hauptſtelle für Pflanzenſchutz in Baden. Mais bau: Hermann Lackert, Saatbauſtelle, Ladenburg, O bſt: Peter Jakob Sommer, Landwirt, Schriesheim, Baumſchu⸗ len: Friedrich Huben, Ladenburg, Tabak: Ernſt Gund. Für die erwieſene herzliche Teilnahme bei dem unerwarteten Heimgange unſeres lieben Vaters, Schwiegervaters, Groß- vaters, Bruders, Schwagers und Onkels Herrn Leonnard RHunlwein 2. . ſowie für die ſo zahlreiche Beteiligung beim Gange zur letzten les bat wie Bucht u durch die batentietie Ruheſtätte ſagen wir innigen Dank. auto moliſche Viernheim, Müllheim, den 3. März 1936 Beſonderen Dank der Hochw. Geiſtlichkeit für den troſt⸗ reichen Beiſtand, dem Geſangverein Liederkranz für den er⸗ hebenden Grabgeſang und die Kranzniederlegung ſowie für die Kranzſpenden und den Stiftern von hl. Seelenmeſſen. Die trauernden Hinterbliebenen. Plankſtadt, Philipp Pfiſterer, Hockenheim, Jakob Schmitt 1. Altlußheim, Ortsbauernführer Adolf, Hockenheim, Johann Schwechheimer 4, Altlußheim, Albert Sohn, Wallſtadt, Wein: Peter Rufer, Schriesheim, Johann Laumann, Heddesheim, Georg Schmitt, Schriesheim, Heinrich Schmitt, Leutershauſen, Adam Eberle, Hemsbach, Friedrich Ernſt, Großſachſen, Wilhelm Schumann, Schriesheim, Winzerge⸗ noſſenſchaft Schriesheim, Branntwein: Georg Hauck, Leutershauſen. Naturkataſtrophe im Ried! Kakaſtrophenſchutzübungen der Arbeitsdienſtgruppen 254 und 255. Darmſtadt. In unſerm Arbeitsdienſtgau 25 ſind im Berichtsjahr 167 Hilfeleiſtungen des Arbeitsdienſtes bei Ueberſchwemmungen, Waldbränden uſw. geleiſtet worden. Dieſe Tatſache macht erkenntlich, daß der Arbeitsdienſt neben ſeiner großen Aufgabe als Erziehungsſchule det deutſchen Jungmannſchaft, mit ſeiner Schaffung neuer volkswirtſchaftlicher Werte, auch auf die Erhaltung des Volksvermögens ſeinen Blick und ſeine Arbeit richtet. Zu einer mehrtägigen Kataſtrophenſchutzübung war die Arbeitsdienſtgruppe 254 Darmſtadt aus den Standorten Darmſtadt, Eſchollbrücken, Alsbach, Oppenheim, Neu-Iſen⸗ burg, Reinheim, Mönchbruch und Pfungſtadt zuſammen⸗ gezogen worden, der die Aufgabe geſtellt war, einer Na— turkataſtrophe im Red mit Ueberſchwemmung Schwarzbachgebiets bis zum Altrhein zu begegnen, die Verwüſtungen der Wolkenbrüche zu beſeitigen und den Verkehr aufrecht zu erhalten. Nach der Uebung fand eine Führerbeſprechung unter der Leitung des Gauarbeitsfüh⸗ rers Oberſtarbeitsführer Faatz ſtatt, an die ſich ein Kame⸗ radſchaftsabend anſchloß, an dem ſämtliche Arbeitsdienſt⸗ führer des Arbeitsgaues 25 teilnahmen. Als zweite Auf⸗ gabe war eine Kataſtrophenſchutzübung angeſetzt, wobei ſich der Ort der angenommenen Kataſtrophe öſtlich des Flug⸗ platzes Darmſtadt befand. Auch hierbei erfüllten die Ar— beitsdienſtmänner mit großem Eifer die ihnen geſtellten Aufgaben. Die Arbeitsdienſtgruppe 255 Bensheim aus den Stand— orten Bensheim, Lampertheim, Lorſch, Biblis, Heppen⸗ heim, Reichelsheim und Worms war ebenfalls zu einer Beſichtigung in Darmſtadt angetreten. An dem gemein— ſamen Vorbeimarſch der beiden Gruppen 254 und 255 be— teiligten ſich insgeſamt 1700 Mann. Am Abend fand auf dem Marienplatz ein Zapfenſtreich ſtatt, zu dem auch die Mitgliedſchaften des Arbeitsdankes erſchienen waren. Ein Sprechchor„Wir, Deutſchlands junge Arbeitsmänner, wir halten Schritt, wir helfen mit, wir bauen für die Ewigkeit das Reich“ gab dem Wollen des Arbeitsdienſtes tiefſten Ausdruck. des Marktberichte (Ohne Gewähr.) Mannheimer Großviehmarkt vom 2. März. Zufuhr 59 Ochſen, 40 Bullen, 245 Kühe, 87 Färſen, 526 Kälber, 41 Schafe, 1339 Schweine und 4 Ziegen. Preiſe pro 50 Kilo⸗ gramm Lebendgewicht in Reichsmark: Ochſen a) 45, b) 41, 0) 36; Bullen a) 43, b) 39; Kühe a) 42, b) 37 bis 38, c) 30 bis 33, d) 23 bis 25; Färſen a) 44, b) 40, c) 35; Kälber a) 66 bis 70, b) 62 bis 65, c) 56 bis 61, d) 45 bis 55; Schweine a) 57, bi) 56, b2) 55, c) 53, d) 51.— Markt⸗ verlauf: Rinder lebhaft, Bullen zugeteilt; Kälber lebhaft; Schweine zugeteilt. Bietpoltommnung det Zeiſtung it Picht jedes ſchaſſenden Bolksgenoſſen. Bet deutſche Arbeitet iſt einet det beſten der Welt. Et witd es blelben, wenn et bel bet Atbelt an ſich ſeldſl zum guten Fachbuch gtelſt. dr zee G S 2 0 0 1 8. J Maeamebefüherr und Jungacbeltet und Meiſtet! Mittwoch, den 4. begonnen werden kann. Bezirksvertreter Aren Werner Bensheim a. d. B. Adolf Hitlerſtr 2. Erjolg dieſer Samen verwendet werden. Bekanntmachung März, nachmittags von 1 müſſen die beiden Formulare für die Tabakanmeldung im Wiegehäuschen des Rathauſes abgeliefert werden. Der Ter— 914775 5 min iſt unbedingt einzuhalten, damit mit der Zuteilung ſofort Roos, Fachſchaftsführer. NB. Der neue Tabakſamen„Geudertheimer“ iſt ein— getroffen. Lt. Anordnung des Landesverbandes darf nur Oelpapier trifft ebenfalls in den nächſten Tagen ein und wird zum Selbſt⸗ koſtenpreis an die Pflanzer abgegeben. Die Ausgabezeiten werden im Kaſten der Bauernſchaft bekanntgemacht. Dab Geſchen 1 Oebt mit det Eures Meiſtero— 3 roba 1930 orrpluchtet eud g— Velſple l zu betuflichet 5— Jochſleltung) aler Schaffenden Wenn Iht in Iht nützt ö Eutem Yttuſ dem Sanzen Hetvottugendrs und Euch ſeldſ. dollbtingt, denn Lehrüng dient ht und Jungatbeitet det Macht tragen Euet 3 U hr und Stoͤße Wert in die * 7 Seutſchlande! Jukunſt! dolbot don St dt. Noden Auſchriſ des 2— 2—— Auſchri des —— U r Das Formblatt zur Fachbuchwerbung im Früüh⸗ jahr 1936, das in über einer Million Auflage an aus⸗ ſcheidende Lehrlinge und in der Ausbildung ſtehende Jungarbeiter verteilt wird und dieſen dazu dienen ſoll, von ihrem Betriebsführer oder Meiſter die Schenkung eines Fachbuches zu erbitten. Es enthält durch injerieren! Fa⸗ die mir anläßlich meines 70. Ge⸗ ſtehen burtstagsfeſtes zuteil gewordenen Glüch⸗ bei wünſche und überreichten Geſchenbe, insbe⸗ ſondere auch dem GSeſangverein Siederbranz und den Mandolinenſpielern für das dar— Hans Beyer. gebrachte Ständchen 0 dankt herzlichſt Forenz Adler 5. Verkauf. Morgen Mittwoch nachm. 5 Uhr ab Adolf Hitlerſtraße 88 ein Transport Ferkel, Läufer⸗ u. ſtarke Einſtellſchweine zu be⸗ deutend herabgeſetzten Preiſen zum Schmitt, Schweinehlg., Zwingenberg 9 Nee gEintopfſonntag Vereins⸗Anzeiger Sportvereinigung Amicitia 09. Morgen Mitt⸗ woch nachm. 5 Uhr haben ſämtliche Jugend Ab morgen Mittwoch vorm. Läufer und ſtarke Einleger bei Georg Helirich und genwelnehandlung. Holzſtr. 30 intopfſonntagEintopffonntagEintz 5 onntagEintopfſonntagEintopfſonntch 9 EintopſſonntagEintopfſonntag N E 2 untagEintopfſonntagEintop S 8 glopfſonntagEintopfſogzß 2 ſonnta 18 ener 8 Schülerſpieler in Sportkleidung anzutreten. Neuzu— ſammenſtellung der Mannſchaften. Alles muß reſtlos 7 erſcheinen. Phil. Faber, Jugendleiter. At Männergeſangverein 1846. Heute abend 9 Uhr es 7 alle Tenöre. K. Nee 29 5 zu beiden Seiten des Bildes Aufrufe von Staats⸗ rat Dr. Ley und Reichsjugendführer Baldur von Schirach, im Kopf einen Aufruf von Reichsminiſter Dr. Goebbels. Zu obenſtehender Abbildung des Form- blattes zur Fachbuchwerbung im Frühjahr 1936 weiſen wir darauf hin, daß dieſes von Betriebsführern und Meiſtern zum Kauf eines zur Schenkung beſtimmten Fachbuches in einer Buchhandlung verwendet werden ſoll. Der unten befindliche Kontrollabſchnitt dient dazu, den Geſamterfolg der Fachbuchwerbung und wird von der Buchhandlung einbehalten. Es liegt im Intereſſe jedes einzelnen, ſich die— ſer kleinen Mühe zu unterziehen; denn Meiſter und Lehrling nehmen dadurch an der Verlo⸗ ſung der von der Reichsarbeitsgemeinſchaft für Deutſche Buchwerbung ausgeſetzten Prä— mien teil. Der Buchhandel hat natürlich nicht Fach⸗ bücher jedes Berufszweiges etwa 3000 Berufe! auf Lager. In den meiſten Fällen ſollen alſo die zu ſchenkenden Bücher rechtzeitig beſtellt werden. feſtzuſtellen. Er ſoll daher ausgefüllt werden es gibt etwa gefal des Unze jede Von der zweit der rom ferenz wi let und Minister Der der jtalie ferenz erf Protokoll ſic die 9 drei Mäc t irbeitſih, eim Kam, beitsdienz. weite Au, Wobei ſic des Fg. n die Ar i geſtellen en Stand⸗ Heppen. u einer m gemein, 5 255 be. ) fand a f n auch die haren. Ein inner, wur e Ewigkeit ies fieſſten . Jufuhr: 8 Nilber, to 00 Kilo⸗ „ 0) 4,0 39„07 n en huber en d. hund dn 1, tüm u dei ai bu J * * 54 ittwoch, den 4. März 1936 8 1 N 88 Viernheimer Volkszeitung 12. Jahrgang ygmäen rotten Okapis aus Die Behörden des belgiſchen Kongo in großen Schwierigkeiten Wer ſoll geſchützt werden: die Menſchen oder die Tiere? Der belgiſche Kongo birgt zwei Naturmerkwürdigkeiten, die es ſonſt auf der ganzen Welt nicht gibt: das Okapi, jene Giraffenart, deſſen Vorderläufe nur unmerklich länger ſind als die Hinterläufe, mit kurzem Halſe, langgeſtreckten Ohren, plum⸗ pem Körper und jener auffälligen ſchwarz-weißen Streifenzeich— nung auf den Oberſchenkeln. Es iſt außerordentlich ſcheu und Kongogebietes In den zoologiſchen Gärten Europas ſind nur wenige kommt nur in den ſumpfigen Arwäldern des vor. vereinzelte Exemplare vorhanden. Die andere Merkwürdigkeit ſind die Pygmäen, Zwerg— menſchen negroiden Charakters, bei denen die Durchſchnitts⸗ größe der Männer unter 150 Zentimeter bleibt und die eben— falls faſt nur in den äquatorialen Gebieten des belgiſchen Kongo vorkommen. Die belgiſche Regierung fühlt die Verpflichtung in ſich, im Intereſſe der Wiſſenſchaft beide Naturmerkwürdigkeiten, das Okapi ſowohl wie die Pygmäen, vor dem Ausſterben zu be— wahren, eine Aufgabe, die nicht leicht zu löſen iſt, da die Pyg aber groß in ihrem Jagd- eifer und in ihrer Jagdgeſchicklichkeit ſind, gerade das Okapi als Beute ihrer Zagdzüge bevorzugen, weil ſie das Fleiſch als Sie führen ein hartes Leben in einer feuch⸗ ten und unwirtlichen Welt und brauchen viel Fleiſchnahrung, Dazu Fleiſch, um von anderen und Speerſpitzen Außerdem aber verfertigen ſie aus dem Gürtel, denen ſie Zauberkräfte gegen alle möglichen Krankheiten zuſchreiben, namentlich denen, die „Freßſucht“ einſtellen. Ein Forſchungsreiſender, Attilio Gatti, der in den letzten bei— den Jahren das Kongogebiet nach allen Richtungen durchſtreifte, hat in einem kleinen Pogmäendorfe in Epulu, das 155 Einwoh- Für dieſe Gürtel wird nur das geſtreife Oberſchenkelfell der Tiere benutzt. Der übrige Teil des Fells wird von den Pygmäen gern zum Beziehen von Sitzmöbeln verwandt, die etwa die Geſtalt der auf Schiffen üb— lichen Deckſtühle haben. Auf jeden Fall zeigen dieſe und andere Beobachtungen, daß zahlreiche Okapis von den Zwergſtämmen Während eines viertägigen Aufenthaltes in der erfuhr Gatti, daß in dieſen wenigen Tagen acht Okapis von den Jägern des Stammes getötet worden ſeien, teils mit Speeren, teils in Gru— mäen, die zwar klein von Statur, Nahrung ſchätzen. um ſich bei Kräften zu erhalten. Eingeborenenſtämmen Salz, Korn, Bogen einhandeln zu können. Fell der Okapis breite ſich bei ihnen immer wieder aus ihrer ner zählt, 125 ſolcher Gürtel gefunden. erlegt werden. Nähe eines Dorfes im Süden des Iturifluſſes ben, teils in Netzen gefangen. Fallgruben im Arwalb. Es iſt außerordentlich ſchwer, ſich einem Okapi zu nähern. Deshalb ziehen die Eingeborenen es vor, ſie in Fallgruben und Netzen zu fangen. Die Gruben ſind in der Regel 12 Fuß tief, Sie ſind ſorgfältig mit Aeſten und Laub bedeckt und von ihrer Amgebung nicht zu unterſchei— Selbſt das Okapi entdeckt ſie nicht eher, als bis es hinein— gefallen iſt. Die Zahl dieſer Fallgruben in den Waldgebieten Jede Generation hat unzählig viele von ihnen angelegt und jede Generation gräbt Ein Befehl der Kolonialverwal— tung, ſie einzuebnen, wäre ausſichtslos, denn man würde ſeine 5 Fuß breit und 8 Fuß lang. den. des äquatorialen Kongo iſt ungeheuer. jedes Jahr Hunderte neuer. Befolgung nicht kontrollieren können. Außer durch Fallgruben fangen die Pygmäen die Okapis Man knüpft unzählig viele Netze zu— ſammen und ſpannt ſie auf einer Entfernung von einer halben das ganze Stammesgebiet hindurch. Dre auch gern in Netzen. Meile und mehr durch Der Zweck der römiſchen Konferenz Eine ungariſche Erklärung. DNB. Budapeſt, 3. März. Von maßgebender ungariſcher Seite wird beſtätigt, daß in der zweiten Märzhälfte in Rom eine Konferenz der drei Mächte der römiſchen Protokolle von 1934 ſtattfindet. Auf der Kon— ferenz wird die öſterreichiſche Regierung durch den Bundeskanz— ler und den Außenminiſter, die ungariſche Regierung durch den Miniſterpräſidenten und den Außenminiſter vertreten. Der Vorſchlag zum Zuſammentritt der Konferenz geht von der italieniſchen Regierung aus. Der Zuſammentritt der Kon— ferenz erfolgt auf der Grundlage des in dem dritten der römiſchen Protokolle unterzeichneten konſultativen Abkommens, nachdem ſich die drei Mächte zu einer gemeinſamen Erörterung aller die drei Mächte intereſſierenden Fragen verpflichten. Zweck der Kon— ferenz iſt, wie ausdrücklich erklärt wird, den Gerüchten entgegen zutreten, die im Zuſammenhang mit den Plänen des tſchechi— ſchen Miniſterpräſidenten aufgetaucht ſeien und nach denen die öſterreichiſche Regierung beabſichtigt, in engere Be ziehungen zu den Mächten der Kleinen Entente zu treten. Die bevorſtehende Römer Dreimächtekonferenz werde daher von neuem beſtätigen, daß die römiſchen Protokolle von 1934 die einzige haltbare Grundlage der mitteleuropäiſchen Politik der drei Mächte bildet. Ferner wird erklärt, daß eine Erweiterung der römiſchen Protokolle durch den Beitritt anderer Mächte, wie dies urſprünglich vorgeſehen war, gegenwärtig als nicht aktuell angeſehen werde. Verhandlungen über den Ausbau der römiſchen Protokolle durch Beiziehungen dritter Mächte ſeien nicht vorgeſehen. Eine Erörterung der Habsburger Frage ſei gleichfalls nicht geplant, da nach der geſamten internationalen Lage die Habsburger Frage als ausgeſchaltet angeſehen werden mußte. Habsburger Familienkongreß in Naab DNB. Wien, 3. März. Erzherzog Eugen hat, wie aus zuverläſſiger Quelle be— kannt wird, an alle Mitglieder des Hauſes Habsburg eine Ein— ladung zu einer Zuſammenkunft gerichtet, die im Laufe des März oder April in Raab in Angarn ſtattfinden ſoll. De Habsburger Familienrat ſoll ſich mit der Thronnachfolgeſchaft befaſſen, die beſonders in Ungarn, wo bekanntlich auch Erzherzog Albrecht als Bewerber für den Thron in Ausſicht genommen wurde, nicht eindeutig geklärt ſei. Es ſollen alle Maßnahmen beſprochen werden, um die Thronanwartſchaft in Oeſterreich und Angarn für Otto eindeutig zu regeln. Dieſer Familienrat ſoll unter dem Vorſitz Erzherzogs Eugen ſtattfinden, der auch als Vertreter des nichtteilnehmenden Otto von Habsburg zilt. Einigung bei den Flottenver handlungen DNB. London, 3. März. In London fand am Dienstag im Rahmen der Flotten— verhandlungen eine Beſprechung ſtatt, in der die Franzoſen, wie Reuter meldet, ſich zunächſt damit einverſtanden erklärten, die Schlachtſchiffgrößen auf 35000 Tonnen feſtzuſetzen. Sie Der Dann wird mit viel Geſchrei und Lärm ein großes Treiben verteilt. Jährlich werden 1000 Olapis verſpeiſt. Schon die Beobachtung der umfangreichen Jagdbeute an Okapis, die die Pygmäen machen, lehrt, daß die Annahme, das Okapi ſei äußerſt ſelten und dem Ausſterben nahe, nicht richtig ſein kann. Attilio Gatti hat zwar gefunden, daß es an den Rändern der großen Aequatorwälder nur noch in wenigen Exemplaren vorkommt, aber tiefer drinnen, wo die Pygmäen ihr eigentliches Jagdgebiet haben, iſt es noch ſehr häufig. Hier ſind Hunderte und Tauſende von Quadratmeilen, auf die noch kein weißer Mann ſeinen Fuß geſetzt hat. Gatti hatte die größ— ten Schwierigkeiten, dort einzudringen, da die Pygmäen und andere Stämme der Eingeborenen dieſe Gebiete als tabu be— trachten, wo böſe Geiſter und tieriſche Angeheuer ihr Anweſen treiben. Gatti ſchätzt, daß den Pygmäen allein im Jahre min. deſtens 1000 Okapis zum Opfer fallen, und er nimmt an, daß in den unzugänglichen Teilen der Wälder noch eine erſtaunlich große Anzahl von Tieren lebt. Vergebliche Jagdͤſtreiſen gegen die Wilderer. Die Belgier haben die Jagd auf Okapis durch Geſetz ver boten. Schußerlaubnis wird nur ganz ausnahmsweiſe an Ge— lehrte oder Vertreter von wiſſenſchaftlichen Inſtituten gegeben. Aber ſelbſt diejenigen, die eine ſolche Schußerlaubnis erhalten, können in der Regel gar keinen Gebrauch von ihr machen, da ſie ſich erklärlicherweiſe zumeiſt nur in den Randgebieten der Wälder bewegen und dort kaum eins von den ſcheuen Tieren zu Geſicht bekommen. Die Pygmäen auf der anderen Seite, die beſtändig eine erfolgreiche Jagd auf Okapis betreiben, ſind mit allen geſetz— lichen Verboten davon nicht abzuhalten. Die belgiſchen Behör— den haben ſie immer und immer wieder unter Androhung ſchwerſter Strafen beſchworen, die Jagd einzuſtellen, ſie haben die Häuptlinge der Stämme für die Befolgung des Schußver— bots verantwortlich gemacht, ſie haben Expeditionen ausgerüſtet, um die Stämme zu überraſchen und auf friſcher Tat zu er— tappen. Alles vergeblich. Beim erſten Alarm verſchwinden die Zwergmenſchen in der Dunkelheit des Waldes, wo jede Ver— folgung unmöglich iſt. And wenn ſie wirklich im Augenblick durch eine ſtrenge Strafandrohung eingeſchüchtert ſind, ſo ver— geſſen ſie alle Warnungen des weißen Mannes und alle Be— fehle ihrer Häuptlinge beim Anblick eines Okapi. And die Be— fehle der Häuptlinge ſind widerwillig und gegen die eigene Ein— ſicht erteilt. Sie können nicht verſtehen, warum das Leben eines Tieres für wichtiger angeſehen wird als die Geſundheit der Stammesangehörigen, denn ſie glauben ja, daß ein Okapi— gürtel ſie und ihr Volk vor allen leiblichen Aebeln ſchützt. Wollte man die Okapigürtel aber etwa beſchlagnahmen, ſo würde das als ſchwerſte Angerechtigkeit empfunden werden. Die Pygmäen ſind im übrigen durchaus vernünftig denkende Men- ſchen, mutig, gütig und in ihrer Art glücklich. Sie bei der Be— friedigung ihrer inſtinktiven Bedürfniſſe hindern zu wollen, iſt ein ausſichtsloſes Unterfangen. Sie ſind noch völlig unziviliſiert, und diejenigen, die mit ihnen in Berührung gekommen ſind, wiſſen nicht einmal, ob es gut wäre, ſie von ihrer primitiven Lebensſtufe loszureißen und ſie an Daſeinsformen zu gewöh— nen, die alles zerſtören müßten, was dieſe kleinen Arwaldmen— gen in Oberſchreiberhau ſchen heute liebenswert machen. gaben ferner ihrer Bereitwilligkeit Ausdruck, einen Dreim ichte— vertrag zu unterzeichnen. Reuter bemerkt dazu, daß dieſe zweifache Verſicherung die beiden Hauptſchwierigkeiten beſeitige, die der Weiteren wicklung im Wege ſtanden. Ausbürgerungen Der deutſchen Staatsangehörigkeit nicht würdig. Berlin, 3. März. Der Reichs- und preußiſche Miniſter des Innern Dr. Frick hat auf Grund des Geſetzes über den Widerruf von Einbürgerungen und die Aberkennung der deutſchen Staats— angehörigkeit vom 14. Juli 1933 im Einvernehmen mit dem Reichsminiſter des Auswärtigen folgende 25 im Aus— land lebende Reichsangehörige der deutſchen Staatsange⸗ hörigkeit für verluſtig erklärt, weil ſie durch ein Verhalten. Weltbild(M.) Sporktüchtige Jugend. Joſef Pfeffer(Hochland), der als Vertreter des Jahrganges 1917 bei den Winterſportkämpfen der NSDAP.⸗Gliederün⸗ mit 57 Metern den weiteſten veranſtaltet, und die Beute, die ſich in den Netzen vorfindet, das gegen die Pflicht zur Treue gegen Reich und Volk ver⸗ ſtößt, die deutſchen Belange geſchädigt haben: mung, zuletzt Intendant des Staatstheaters in Wies ba⸗ flüchtete nach Unterſchlagungen nach dem Memelgebiet; Kurt Doberer, Ingenieur und Journaliſt, emigrierte 1934 nach der Tſchechoflowakei; Emil Oskar Edel, Schriftſteller, früherer Landtagsabgeordneter; Hans Fin⸗ ſterbuſch, ehemaliger SPD Redakteur und Dresdener Stadtverordneter; Ernſt Friedri ch, Schauſpieler und Buchdrucker, langjähriger Kommuniſt; Erich Gold⸗ baum, ſüdiſcher Zeichner und Journaliſt; Felix Halle, jüdiſch⸗kommuniſtiſcher Schriftſteller, trat in zahlreichen Verſammlungen in Rußland als Hetzredner gegen Deutſch⸗ land hervor; Dr. Wolfgang Hallgarten, Schrift⸗ ſteller, wanderte nach Frankreich aus; Erich Hambur⸗ ger, jüdiſcher Schriftſteller; Dr. Hans Hirſchfeld, Jude, ehemaliger Miniſterialbeamter ſowie Preſſereferent und Mitglied des Aufſichtsrates der„Deutſchen Welle“; Lothar Holland, Schriftſteller, der bereits 1932 nach Rußland auswanderte; Dr. Fr itz Lachmann, jüdiſcher Schriftſteller, flüchtete nach Riga; Wolfgang Lang⸗ hoff, vor dem Umſchwung Regiſſeur und Schauspieler am Stadttheater in Düſſeldorf; Dr. Botho Laſerſtein, früher Rechtsanwalt und Notar in Berlin; Roſa Le⸗ vine⸗Meier, Witwe des in der Münchener Rätezeit ſtandrechtlich erſchoſſenen Kommuniſtenführers Eugen Le⸗ vine; Guſtav Ludwig May, genannt Hartung, früher Generalintendant im Heſſiſchen Landes theater, begab ſich in die Schweiz und richtete gehäſſige Angriffe gegen die Neuordnung des deutſchen Theaterwe⸗ ſens;: Bernhard Menn e, früher Redakteur an ver— ſchiedenen kommuniſtiſchen Zeitungen; Hippolit Mid⸗ decke, kommuniſtiſcher Agitator; Carl Paeſchke, ehe⸗ maliger ſozialdemokratiſcher Redakteur in Schleſien; Heinz Pol, jüdiſcher Schriftſteller; Ern ſt Schuhmacher, ſozialdemokratiſcher Funktionär und Journaliſt; Herbert Stahl(Steel), jüdiſcher Redakteur, der in amerikaniſchen Zeitungen die verlogenſten Preſſeberichte gegen Deutſch⸗ land richtete; Erich Wollenber g, Schriftſteller und früher Mitglied der kommuniſtiſchen Reichstagsfraktion; Arnold Zweig, jüdiſcher Schriftſteller, hat ſich in die Front der gehäſſigſten antideutſchen Emigranten geſtellt. Nannheimer Kommuniſten vor Gericht Karlsruhe, 4. März. Vor dem Strafſenat des Ober⸗ landesgerichts in Karlsruhe fand eine Hauptverhandlung gegen 15 Angeklagte ſtatt, die den Verſuch gemacht hatten, die bekannte Hilfs- und Nebenorganiſation der Kommuni⸗ ſtiſchen Partei, die Internationale Arbeiterhilfe(JA), in Mannheim⸗ Waldhof fortzuführen und außerdem ſich in erheblichem Maße der Verbreitung hochverräteriſcher kommuniſtiſcher Druckſchriften, wie der aus dem Ausland eingeführten„Roten Fahne“ und der in Mannheim her⸗ geſtellten„Arbeiterzeitung“ ſchuldig gemacht hatten. Das Gericht erkannte gegen die an dem hochveräteri⸗ ſchen Unternehmen führend beteiligten Angeklagten Joſeph Reichert, Otto Pütz, Ernſt Göltenboth, Ludwi Röſch, Martin Reger Zuchthausſtrafen. Es ſprach gegen den erſt im Mai 1933 urteilten Eugen Biehler eine Zuchthausſtrafe von fünf Jah- ren und gegen die nach Biehler am ſchwerſten beteiligten Angeklagten Otto Pütz und Ludwig Röſch Zuchthausſtrafen von je drei Jahren ſechs Monaten aus. Gegen die Ange⸗ klagten Joſeph Reichert, Ernſt Göltenboth und Karl Gräs le erkannte das Gericht auf Zuchthausſtrafen von ſe drei Jahren und gegen den Angeklagten Martin Reger auf eine Zuchthausſtrafe von zwei Jahren ſechs Monaten. Mit Ausnahme des Angeklagten Reger, der von den An eklag⸗ ten Röſch und Gräsle vderführt und als Werkzeug bens worden war, ſprach das Gericht den zu Zuchthausſtrafen Verurteilten die bürgerlichen Ehrenrechte ab. Beſtimmend für dieſe Ehrenſtrafen war die Erwägung, daß die von ihnen betroffenen Angeklagten ſich ſchwer gegen die Volksgemeinſchaft vergangen und in gewiſſenloſer Weiſe Volksgenoſſen zu hochverräte⸗ 1 85 Betätigung verführt und damit ins Unglück geſtürzt haben. Die übrigen Angeklagten wurden in Anwendung der Strafbeſtimmungen des Paragraphen 84 RGB für minder ſchwere Fälle zu Gefängnisſtrafen von zwei Jahren zehn Monaten bis herab zu einem Jahr, abgeſtuft ſe nach dem Umfang ihrer Betätigung, verurteilt. Gegen die Angeklagte Barbara Ries geb. Hort wurde auf eine Gefängnisſtrafe von ſieben Monaten er⸗ kannt, die durch die erlittene Unterſuchungshaft als ver— büßt erklärt wurde. Allen geſtändigen Angeklagten wurde der größte Teil der erlittenen Unterſuchungshaft auf die erkannten Strafen angerechnet. Der Angeklagte Alfons Kopp wurde mangels Beweiſes von der erhobenen An⸗ klage freigeſprochen. Der Brandverſicherungsbeitrag 1935 in heſſen. Darmſtadt. Zur Deckung der Ausgaben der Brandver⸗ ſicherungskaſſe für das Jahr 1935 iſt mit Genehmigung des Herrn Reichsſtatthalters in Heſſen ein Beitrag von 4 Pfg. auf je 100 Mark Umlagekapital auszuſchlagen und in einem Ziel bis zum 15. März 1936 zu erheben. Als Mindeſtbeitrag für eine Hofreite ſind 1.50 Mark zu zahlen. 50 Prozent Umſatzſteigerung bei der Molkereigenoſſenſchaft. Groß-Gerau. Die Molkereigenoſſenſchaft Groß-Gerau e mbh, der 16 Gemeinden im Ried angehören, konnte im Jahre 1935 eine 50prozentige Umſatzſteigerung verzeich— nen. Es wurden, wie der Vorſitzende Direktor Lutz anläß⸗ lich der Generalverſammlung ausführte, in 1935 5556 551 Kilo Milch angeliefert gegenüber 3 427 946 Litern im Vor⸗ jahr. An Butter wurden rund 2689 Zentner gewonnen gegenüber 1089 Zentner im Jahre 1934. Heute werden täglich 21 600 Liter Milch aus den angeſchloſſenen Gemein⸗ den angeliefert. Die Genoſſenſchaft hat im Februar auch die Bereitung von Frühſtücks- und Handkäſe aufgenom- men. Der ſtetig angewachſene Betrieb, der jetzt jedoch durch die Begrenzung des Einzugsgebietes eine gewiſſe Linie nicht überſchreiten wird, macht eine bauliche Erweiterung der aufs modernſte eingerichteten Molkerei erforderlich, die von der Generalverſammlung einſtimmig beſchloſſen wurde. Aus der Tatſache, daß im Jahre 1935 rund 771 000 RM kan Milchgeld an die Erzeuger ausgezahlt wurden, er- hellt die ungeheure volkswirtſchaftliche Bedeutung der ge— Sprung des Tages ſtand. noſſenſchaftlichen Arbeit. Paul Becker, Muſikſchriftſteller, jüdiſcher Abſtam⸗ den; Wilhelm Ohmara, war früher Kommuniſt und und Eugen Biehler auf wegen Vorbereitung zum Hochverrat vom Reichsgericht ver⸗ —— 2 I —— . * 2 ̃ 22—— a. 3— 1 Einverufung des Provinzialrats der Provinz Heſſen-Naſſau. Kaſſel. Oberpräſident Prinz Philipp von Heſſen hat den Provinzialrat der Provinz Heſſen⸗Naſſau zu einer Sit⸗ zung auf Mittwoch, den 11. März 1936, vormittags 11.30 Uhr, in den Sitzungsſaal des Ständehauſes in Kaſſel ein⸗ berufen. Nach der Eröffnungsrede des Oberpräſidenten wird Provinzialrat Landrat Dr. Burkhardt ein Referan über die Rhönprojekte halten. Weiter iſt ein Vortrag von Provinzialrat Profeſſor Dr. Selck, Vorſtandsmitglied der JG⸗Farben, über die wirtſchaftliche Bedeutung der deut⸗ ſchen chemiſchen Induſtrie vorgeſehen. Alsdann folgen ein eingehender Bericht von Landeshauptmann Traupel über die Haushaltspläne des Provinzialverbandes der Provinz Heſſen⸗Naſſau, ſowie der Bezirksverbände Heſſen und Naſ⸗ ſau für das Rechnungsjahr 1936 und Einzelvorlagen. * Bad Ems.(Eine Gemeinde legt ein Kriegsehrenbuch an.) Die Nachbargemeinde Dau⸗ ſenau hat einen Lehrer ihrer Schule mit der Anlage eines Kriegsehrenbuches beauftragt. In Geſtalt einer Chronik ſoll es eine umfaſſende Darſtellung der Kriegsdienſtzeit aller Kriegsteilnehmer der Gemeinde enthalten. Lichtbilder und ſonſtige Dokumente ſollen das Werk vervollſtändigen und dazu beitragen, daß ein lebendiges Bild des großen Krieges, wie ihn die Söhne der Gemeinde erlebten, ge— ſchaffen wird. Limburg.(Ein Tieridyll.) Eine merkwürdig berührende Freundſchaft haben der Jagdhund und der Hahn eines Gaſtwirts in Elz geſchloſſen. Schon als kleines Kücken entdeckte das Federvieh ſeine Liebe zu dem großen Vierbeiner und ſuchte ihn oft in ſeiner Hütte auf. Jetzt iſt die Freundſchaft beiderſeitig und der Hahn ſchläft auch nachts, auf ſeinem Freund ſitzend, in der Hundehütte. Wetzlar.(Vom eigenen Wagen zu Tode gequetſcht.) In der Nacht kam der etwa 40jährige Bauunternehmer Adolf Weber aus Stockhauſen auf der Heimfahrt mit ſeinem Perſonenkraftwagen zwiſchen Ober. und Niederbiel von der Straße ab. Zwiſchen zwei Bäu⸗ men hindurch fuhr der Wagen die Böſchung hinunter. Der Fahrer verſuchte, das Auto wieder auf die Straße zu len⸗ ken, das Fahrzeug kippte aber um und begrub den Mann, der im letzten Augenblick noch abzuſpringen verſuchte, unter ſich. Ein Teilnehmer an der NSKK-Nachtſuchfahrt bemerk— te zuerſt das Unglück und veranlaßte die Ueberführung des Schwerverletzten ins Wetzlarer Krankenhaus. Noch auf dem Transport ſtarb der Mann. .„ Kaſſel.(Gegen das Deviſengeſetz verſto⸗ ßen.) Wegen Vergehens gegen Paragraph 42 des Deviſen⸗ geſetzes in Verbindung mit Parägraph 35 und der dazu⸗ gehörigen Deviſenordnung verurteilte das Kaſſeler Schöffen⸗ gericht eine 67jährige Frau, die ſeit 1931 in Fritzlar wohnt, anſtelle einer verwirkten Gefängnisſtrafe von zwei Monaten zu 800 Mark Geldſtrafe und zu einer weiteren Geldſtrafe von 200 Mark. deboren in Itallen Jiugenheim a. d. B.(Vorfrühling an der Berg⸗ ſtraße.) Noch ſind die Nächte ſtark abgekühlt, aber am Tage leuchtet die Sonne und lockt mit ihren warmen Strahlen die erſten Frühlingsboten aus der Erde und die ſonnenhungrigen Menſchenkinder in die warmen und bräunenden Heilſtrahlen des Sonnengottes. Schneeglöckchen und Krokus blühen, die erſten Mandelbäumchen ſtehen ſchon im Frühlingskleid an geſchützten Stellen. Gevatter Langbein iſt in den der Berg⸗ ſtraße vorgelagerten Rieddörfern bereits eingekehrt und hat auf den hohen luftigen Sitzen ſein Neſt wieder bezogen. In der Hauptverſammlung des Verkehrsvereins Jugenheim wurde bekanntgegeben, daß ſich gegenüber 1933 im vergangenen Jahre der Fremdenbeſuch verdreifacht hat und daß mit den erſten Vorfrühlingstagen die erſten Erholungſuchenden ein⸗ getroffen ſind. In dieſem Jahr will Jugenheim auch ein Spargelfeſt feiern, das vorausſichtlich am 17. Mai ſtattfin⸗ den wird, zu welchem Termin auch die Straßenbahnlinie Darmſtadt— Jugenheim in Betrieb ſein wird. i Stockſtadt.(Tödlicher Sturz vom Baum.) Der Portier der Zellſtoffabrik Stockſtadt, Köhler, iſt beim Ausputzen eines Baumes ſo unglücklich abgeſtürzt, daß er ſchwere Verletzungen an der Wirbelſäule erlitt. In bedenk⸗ lichem Zuſtand wurde er am Samstag ins Aſchaffenbur— ger Krankenhaus eingeliefert, wo er ſtarb. Der Verun— glückte ſtand im 61. Lebensjahr. Gernsheim.(Wegen Unterſchlagung vor dem Richter.) Vor einigen Jahren kam der aus Ham⸗ burg ſtammende Rudolf Zimmermann auf ſeiner Wan derſchaft nach Gernsheim. Da er alter Soldat war— er trug das EK 1 und 2.(ob erſteres mit Recht wird die Un⸗ terſuchung ergeben)— hatte man in der Partei kein Miß⸗ trauen gegen ihn; er wurde 1934 Schuldiener und Orts- gruppenwalter von„Kraft durch Freude“. Aber als Zim⸗ mermann im vorigen Jahre in die Sommerferien gefah⸗ ren war und nicht mehr zurückkehrte, entdeckte man, daß er unterſchlagen hatte. Jetzt hatte er ſich vor dem Schöf⸗ fengericht Darmſtadt zu verantworten, wo ſich heraus⸗ ſtellte, daß er ſieben Vorſtrafen aufzuweiſen hat. Der An⸗ geklagte war geſtändig, erhielt eine Gefängnisſtrafe von einem Jahr und fünf Monaten und nahm dieſe ſogleich an. Friedberg.(Im Getriebe tödlich verun⸗ glü ckt.) Im Schwelkraftwerk Wölfersheim wurde der 24jährige Schloſſer Hermann Töt bei einer Reparatur⸗ arbeit von einem Getriebe erfaßt und ſchwer verletzt. Der Verunglückte wurde in bewußtloſem Zuſtand in das Friedberger Bürgerhoſpital eingeliefert, wo er bald nach ſeiner Einlieferung ſtarb. 1 Egelsbach.(Auf falſchen Wegen.) Als der Sohn des Auguſt 3., der bisher die Kanal- und Waſſerge⸗ bühren der Gemeinde kaſſiert hatte, dieſe Geſchäfte über⸗ nehmen ſollte, ergab ſich ein Fehlbetrag von 600 RM. 3. behauptete einige Tage ſpäter, das fehlende Geld habe ſich in ſeinem Schreibtiſch gefunden. In Wirklichkeit hatte er es durch ſeinen Schwager von einem Juden geliehen, wie der Schwager in der Vorunterſuchüng ausſagte. In der Verhandlung verweigerte jedoch dem Bezirksſchöffengericht Darmſtadt der Schwager darüber die Ausſage und der Angeklagte behauptete, die Summe für ſein Geſchäft geliehen zu haben. Das Gericht hielt ſich jedoch an die erſte Ausſage des Schwagers und verurteilte den ungetreuen Kaſſier wegen ſeiner Lügereien und weil er ſich als Natio⸗ nalſozialiſt nicht geſcheut hatte, die Hilfe eines Juden zur Vertuſchung ſeiner Verfehlungen in Anſpruch zu nehmen, zu neun Monaten Gefängnis. vor Mannheim, 3. März. i Zwei Jahre Gefängnis für pflichtvergeſſenen Be⸗ amten. Gegen drei Familien Oppenheimer, die im Septem⸗ ber in Kraftwagen heimlich nach Straßburg auszurücken ver⸗ mochten, hatte das Finanzamt Mannheim eine Steuerflucht⸗ ſtrafe von 300 000 Mark verhängt und den 40 Jahre alten Guſtav Seitner von hier mit der Beſtandsaufnahme im Hauſe der Oppenheimer beauftragt. Am 21. September fertigte S. mit zwei noch jungen Anfängern eine Liſte der Vermögens ſtücke an, wobei er dieſen gegenüber erklärte, man könne ja einige Sachen, die gefielen, zurücklegen und bei der Ver⸗ ſteigerung den Schätzungswert bezahlen. So durch das böſe Beiſpiel verführt, fertigten die Begleitbeamten eine zweite Liſte an, in denen eine ganze Reihe Kleidungsſtücke, Gold⸗ ſachen uſw. im Werte von 170 Mark fehlten. Eine Haus⸗ ſuchung führte zur Entdeckung der fehlenden Sachen bei der Frau des S., ſeinen Verwandten in Mannheim und in St. Leon. Es iſt anzunehmen, daß ſelbſt die erſte Liſte bereits nicht alle Gegenſtände aufführte, ein Nachweis kann aber nicht geführt werden. Die Oppenheimer haben inzwiſchen die Steuerſtrafe bezahlt und eine Verſteigerung fand nicht ſtatt. Seitner hatte ſich nun wegen Amtsunterſchlagung zu ver⸗ antworten. Der Staatsanwalt beantragte zwei Jahre Zucht⸗ haus. Nur weil der Gerichtsarzt Willensſchwäche, eine laxe Auffaſſung des Angeklagten über die ihm obliegende Verant⸗ wortlichkeit feſtſtellte, verhängte das Gericht die Strafe in dieſer Höhe in Gefängnis. Die Fähigkeit, öffentliche Aemter zu bekleiden, wurde dem Angeklagten auf die Dauer von fünf Jahren aberkannt. * J. Mannheim.(Die täglichen Verkehrs⸗ unfälle.) Eine Gehirnerſchütterung erlitt ein Radfahrer, der auf der Roſengartenſtraße mit einem Perſonenkraft⸗ wagen zuſammenſtieß und ſtürzte. Der Führer des Per- ſonenkraftwagens brachte den Verletzten nach dem Städt. Krankenhaus. Die Schuldfrage bedarf noch weiterer Klä⸗ rung.— Durch beiderſeitiges Verſchulden der Fahrer ſtieß auf der Kreuzung Mittel- und Bürgermeiſter-Fuchs⸗ Straße ein Laſtkraftwagen mit einem Lieferkraftdreirad zuſammen. Das letztere Fahrzeug wurde hierbei ſo ſtark beſchädigt, daß es abgeſchleppt werden mußte. Waſhington: Die Zahl der Arbeitsloſen in den Vereinig⸗ ten Staaten betrug im Monat Januar 1936 12 626 000, d. f. gegenüber dem Vormonat 1 229 000 mehr Arbeitsloſe. 39. Fortſetzung Urheber-Rechtsschutz: Drei Quellen-Verlag, Königsbrück Bez. Dresden) Roman von Gerhard Ritter See e eee 5. e er rb ent e Durch einen harten und lauten Krach wird er jäh aus ſeinen Gedanken herausgeriſſen. Verſtört blickt er auf und ſieht unweit der Tür eine kleine Kaſſette auf dem Fußboden liegen. Der Gerichtsdiener, der leider kein allzu geſchickter Garderobier iſt, hatte ſie beim Durchqueren des Saales aus dem Crewerſchen Pelzmantel verloren. Während noch alle Augen auf die kleine Kaſſette gerichtet ſind, tritt plötzlich eine Krankenſchweſter, die ſchon eine ganze Weile, von niemand beachtet, im Türrahmen geſtanden hatte, in den Saal herein und hebt die Kaſſette auf. Es iſt Schweſter Berta, die in der vergangenen Nacht am Krankenlager des Konſuls geweilt hatte. Sie macht einen rüh⸗ rend hilfloſen Eindruck, wie ſie ſich, die Kaſſette in ihren Hän— den haltend, verlegen errötend nach allen Seiten umſieht. Der Vorſitzende bittet ſie, näherzutreten und ſich zu äußern, was ſie hier ſuche. Gehemmt und ſichtlich geniert ſtottert die Schweſter den Bericht über den Grund ihres Hierſeins heraus. Profeſſor Bodenheimer, ihr Chef, ſo ſagt ſie aus, habe heute morgen ſchon zweimal vergeblich verſucht, den Herrn Staatsanwalt Gryphius telephoniſch zu erreichen. Es ſei ihm aber beide Male vom Pförtner erklärt worden, daß dieſer den Herrn Staats⸗ anwalt während der Sitzung nicht ſtören dürfe. Da habe ihr der Profeſſor geſagt, ſie ſolle den Herrn Staatsanwalt perſön— lich zu ſprechen verſuchen, um ihm ihre wichtige Mitteilung zu unterbreiten. Seit zwei Stunden ſtehe ſie nun ſchon auf dem Korridor herum und bemühe ſich vergebens, in den Sitzungsſaal hereinzukommen, da ſie der an der Tür ſtehende Gerichtsdiener dauernd am Betreten des Saales verhindert habe. Ja dem Augenblick, wo dieſer aber ſeinen Platz an der Tür verlaſſen habe, um den Pelz des Zeugen zu holen, ſei es ihr ſchlietzlich doch gelungen, einzutreten. Da ſie eine Nachtwache hinter ſich und am Abend neuen Nachtdienſt vor ſich habe, bitte ſie, gleich vernommen zu werden; ſie möchte nämlich vor Antritt ihres neuen Dienſtes gern noch einige Stunden ſchlafen. Bereitwillig erklärt ſich der Vorſitzende damit einverſtanden, ſie ſofort zu verhören. Er iſt ſelbſt ſehr geſpannt auf ihre Ausſage, denn er kennt Bodenheimer perſönlich zu gut, um nicht zu wiſſen, daß dieſer die Schweſter wegen einer nebenſächlichen Mitteilung ſicher nicht hergeſchickt hätte. Auf ſeine Frage, was ſie denn eigentlich auszuſagen wünſche, gibt dann Schweſter Berta einen ausführlichen Bericht über ihr Zuſammenſein mit Crewer im Sterbezimmer des Konſuls in den letzten Stunden vor deſſen Tode. Als ſie Crewers Diebſtahl der Kaſſette aus dem Nacht⸗ tiſchkäſtchen ſchildert, ruft dieſe Mitteilung beim Gericht ſowohl wie bei der Preſſe das geſpannteſte Intereſſe hervor. Crewer ſelbſt aber iſt bei der Erzählung der Schweſter noch mehr in ſich zuſammengeſunken. Mit tief geſenktem Kopf, die Hände über den Knien gefaltet, ſitzt er unbeweglich da. Auf die Frage des Vorſitzenden, ob er ſich zu dieſer Ausſage der Schweſter zu äußern wünſche, reagiert er überhaupt nicht, und auf die weitere Frage, ob er etwas gegen die Oeffnung der in ſeinem Beſitz gefundenen Kaſſette einzuwenden habe, antwortet er nur mit einer reſignierenden Kopfbewegung. Mit Recht faßt Flotow dieſe Geſte als Zuſtimmung auf. In wenigen Minuten iſt die Kaſſette geöffnet, und Flotow zieht mit ſpitzen Fingern unter atemloſer Spannung mehrere vielfach zuſammengefaltete Dolu— mente heraus. Es ſind: 1. eine Abſchrift der proviſoriſchen Erb— ſchaftsformulierung zwiſchen Juſtizrat Schwartz und Auguſt Georg Moravius.„Durchſchlag für Herrn Senator Auguſt Georg Moravius!“ ſteht groß und deutlich auf dem Kopf der Abſchrift; 2. das Vertragsexemplar über die Nichtausnutzung der Stettnerſchen Erfindung vom 2. Juni 1919; 3. eine durch— gepauſte Zeichnung dieſer Gasturbinenkonſtruktion in fünſhun⸗ dertfacher Verkleinerung und 4. ein mitten durchgeriſſener blauer Briefbogen, auf dem ein in mangelhaftem Deutſch geſchriebener Text ſtebt. Nach Verleſung der vier Dokumente, von denen be⸗ ſonders der zerriſſene Brief intereſſiert, da er ſich als das ſeiner— zeit vom Ermordeten vermißte Schreiben der Amme Bianca Tonſi erweiſt, ſtellt Flotow ſofort an Crewer die Frage, ob die⸗ ſer ausſagen könne und wolle, wieſo der verſtorbene Konſul in den Beſitz dieſer vier Dokumente gekommen und ob er wiſſe, warum dieſer die vorliegenden Papiere dem Gericht nicht zur Verfügung geſtellt habe.— Crewer aber antwortet zur allge⸗ meinen Verblüffung, daß ſeines Wiſſens der Konſul die frag⸗ lichen Dokumente vom Senator habe.— Als es Flotow für ziemlich ausgeſchloſſen erklärt, daß der Senator den Brief der Frau Bianca Tonſi ſeinem Bruder ausgehändigt haben poll, erwidert Crewer unter der erregten Spannung aller Anweſen⸗ den, erſt zögernd, dann aber mit einem Anflug von Ironie, daß er ja nicht geſagt habe, der Konſul habe die Dolumente„vom lebenden Senator“ bekommen. „Wie meinen Sie das, Herr Zeuge: nicht vom Senator?“ fragt Flotow erregt zurück. „Ich meine“, erwidert Crewer, leiſe vor ſich hinmurmelnd, „daß der Konſul dieſe Dokumente nach dem Tode des Senators deſſen Papieren entnommen hat.“ „Wie iſt das möglich?“ meint Flotow.„Anmittelbar nach Eintreffen der Mordkommiſſion war doch keines dieſer vier Schriftſtücke mehr unter den Papieren des Ermordeten gefunden worden. Vor dem Erſcheinen der Beamten aber hatte ſie der Konſul nicht an ſich bringen können. Er war ja bei der Auf— findung der Leiche von einem ſchweren Ohnm ichtsanfall betrof⸗ fen worden. Da aber von dieſem Augenblick an ſtändig Leute um ihn herum geweſen waren, wann ſollte er alſo in das Ar⸗ beitszimmer des Ermordeten eingedrungen ſein, um die frag⸗ lichen Papiere an ſich zu nehmen? Wollen Sie mir das viel— leicht erklären?“ Crewer ſchweigt. Plötzlich werden Flotows kleine Schlitzaugen ganz groß und weit. Ein Gedanke iſt ihm gekommen, ſo grauenhaft, daß ſelbſt er, der abgebrühte Juriſt, ihn nicht auszuſprechen wagt.— Als Crewer für Sekunden den Kopf hebt, trifft ſich ſein Blick mit dem Flotows. Er hat genügt, um dieſem alles zu erklären. Flotow iſt erſchüttert. Aber noch immer zögert er, das Furcht⸗ bare, das Entſetzliche auszuſprechen. Faſt ſchüchtern kommt dem ſonſt ſo ſchnoddrigen Vorſitzenden die ſchickſalsſchwere Frage über die Lippen: „Dann iſt alſo der Konſul———2* Stumm nickt Crewer mit dem Kopf. Entſetzt blicken alle auf den Greis, der durch die Beſtätigung dieſer zögernden Frage gibt. Brudermord! Keiner wagt das furchtbare Wort auszusprechen, aber alle denken und empfinden es.— Eine faſt quälende Stille liegt über dem kleinen Raum— Brudermord! Brudermord!— Selbſt die Reporter grauſt es.— And Kain erſchlug Abel— der Bru— der den Bruder— der Greis den Greis.— Grauenhaft, furcht⸗ bar— Brudermord! Der Druck einer unheimlichen Spannung liegt über allen, als Erewer mit Unterbrechung durch viele Kreuz⸗ und Quer⸗ fragen des Vorſitzenden in ſtundenlanger Erzählung über die entſetzliche Tat berichtet, wie ſie ihm der verſtorbene Konſul in der Nacht nach dem Morde auf ſeinem Krankenlager gebeichtet hatte... Langſam entſteht während dieſer Erzählung vor dem geiſtigen Auge der erſchütterten Verſammlung die Viſion dieſes grauſigen Geſchehens. lebenden ſein Kopfnicken Als Hans Jürgen Moravius an jenem naſſen und ſtür⸗ miſchen Oktobernachmittag vom ————— Fenſter ſeines Büros aus durch über das Werk hinweggleiten ſah, da hatte er gewußt, daß Auguſt Georg von ſeiner Reiſe nach London zu Gray Brothers zurückgekehrt war. Sehnlichſt hatte er damals auf den Moment gewartet, wo ihn der Bruder zu ſich hereinrufen würde, um mit ihm über das Ergebnis ſeiner Londoner Reiſe zu ſpre— chen.— Aber dieſer Ruf des Bruders war nicht erfolgt.— Auguſt Georg hatte nicht ihn, ſondern den techniſchen Betriebs— direktor Stettner zu ſich kommen laſſen. Als ſich Hans Jürgen dann ſo weit gedemütigt hatte, daß er in die Unterredung der beiden hinein angerufen und faſt bettelnd gefragt hatte, ob er dem Bruder nicht die Poſt bringen ſolle, da hatte dieſer nur brüsk geantwortet:„Keine Zeit jetzt!— Werde dich rafen laſſen.“ Hans Jürgen hatte Auguſt Georg damals nicht be⸗ greifen können. Den Kopf in die Hände geſtützt, hatte er lange Zeit in ſtummer Verzweiflung vor ſich hingeſtarrt. Da war ſein Blick auf den oberſten Brief der Poſt gefallen, die er dem Bru⸗ der ſoeben hatte hereinbringen wollen. Langſam nur und ganz allmählich war ihm dabei das außerordentlich geſchmackloſe und ſchlechte Papier und die ungelenke und plumpe Anſchrift dieſes Briefumſchlages aufgefallen. Aber auch über die italieniſche Marke mit dem Poſtſtempel Firenze— Florenz?— und die auf eine Ecke des Umſchlages gekritzelte Bemerkung„Privat“ hatte er ſich ſehr gewundert.— Beinahe komiſch mutet das ja an, hatte er gedacht.— Was für eigenartige Privatkorreſpon⸗ denz mit Florenz mochte der Bruder wohl führen?— Vielleicht iſt es überhaupt ein Irrtum, vielleicht iſt der Brief gar nicht für ihn beſtimmt? Aber nein Auguſt Georg mußte ſchon der Empfänger ſein, denn groß und breit, in dicker und ungelen⸗ ker Handſchrift ſtand deutlich auf dem Amſchlag zu leſen: An den Hochvermögenden Herrn Auguſt Georg Moravius.— Welch ungewöhnliche altfränkiſche Aufſchrift! hatte Hans Jürgen ge⸗ dacht.— Immer ſeltſamer war ihm dieſer Brief erſchienen.— Ganz allmählich war ſeine Verzweiflung über die augenblickliche Demütigung durch den Bruder von einer unbändigen Neugierde nach dem Abſender dieſes Briefes abgelöſt worden. And dann hatte der feine, diskrete und anſtändige Hans Jürgen etwas ge⸗ tan, worüber er ſich wahrſcheinlich im Augenblick ſelbſt keine Rechenſchaft hatte geben können: Er hatte den Brief geöffnet. Sofort waren ihm beim Leſen zwei Worte aus den ungelenken Zeilen in die Augen geſprungen. Zwei wohlbekannte Worte. Ein allzuvertrauter Name— Chriſtine Claſſen! Der Name einer ehemaligen Geſellſchafterin ſeiner verſtorbenen Mutter. Der Name der unvergeſſenen Geliebten aus ſeiner Jugendzeit! In fieberhafter Spannung hatte er den Brief überleſen. Sein Inhalt war ſeltſam genug geweſen.—— Die Schreiberin, eine gewiſſe Frau Bianca Tonſi, berichtete darin, daß ſie ſich in den letzten Wochen ſehr krank fühle und mit ihrem Ableben rechne. Ihr Sohn Aleſſandro werde nach ihrem Tode ihre geſamten Aufzeichnungen über das„Bambino“ und über das Schickſal des Fräuleins Chriſtine Claſſen erben. Die Schreiberin meinte weiter, ſie würde ruhiger ſterben, wenn ſie wüßte, daß der hoch- vermögende Herr Moravius ihrem Sohn dieſes Material über das Bambino und das Fräulein abkaufen würde. Sie wüßte ja, wie großzügig der„Herr“ ſei, denn ohne ſeine Anterſtützung würde ſie heute nicht die ſchöne Wirtſchaft beſitzen. Aber der „Herr“ müſſe ihr doch ſeinerſeits auch zugeſtehen, daß ſie ihr Wort gehalten und dem„Herrn“ nie wieder geſchrieben habe. Jetzt, wo ſie nun bald ſterben müſſe, werde ihr der„Herr“ die⸗ ſen Brief doch nicht verübeln. Hoffentlich wiſſe der„Herr“ noch ihre Adreſſe, wenn er ihr antworten wolle. Sie habe dieſe näm⸗ lich mit Abſicht nicht in dem Brief angegeben, weil man ja nicht wiſſen könne, ob er nicht vielleicht in unrechte Hände gerate. Dann teilte ſie weiter noch mit, daß ein Angeſtellter von ihr, der früher in einem deutſchen Hotel tätig geweſen ſei, den Brief nach ihren Angaben geſchrieben habe. Der geiſtliche Herr aber, der„Pater Antonio“, der einen Pilgertrupp nach Rom führe, habe ihr verſprechen müſſen, den Brief auf ſeiner Reiſe irgendwo unterwegs in einen Poſtkaſten zu werfen. Hoffentlich komme der Brief nun auch in die Hände des hochwerten Serrn Moravius.— paratus“ (Fortſetzung folgt.) Wolken und Regen bindurch den ſilbernen Rumpf des„Semper 5 107 9e Ele auc! 5 10. 0 Entſch lieniſch len zů fteterl fernere gone ſitiche 2 vollen Aufſch lechle, Akerle volle 2 Alungna durchw dehnun laſſen! unter! nelen Schläft gendel det d wohl tektor Nalit 5 l en N höherſtt würd. 6 Dinget deutli Oſlaft große durchal militäri wischen der völl ſieht da ten und Recht, den let Preſſe einem f zubauen dotläuft Hendt u Pap trat, in und Al 9000 J Suey Englank deraufle fit trag würde f halten k politic gewiſſer ſtab hä Einfluß De darſtelle gebiet, Beſtz a zurücge nicht r wirkſam Eagländ Miß we . Cleptiſ geht Mar bauer nachen,