gen f Vet- en die 5 kin· le und heine. 10 5 ol. 2 7 5onntsg nd an das ssingen . obneröc. esonder, er dd laden ge . pelle. — II intag 1* e, ee Saeeeeeee 3 Amtsblatt der Bürgermeisterei Viernheim Erſcheinungswei e: Täglich, ausgenommen an Sonntagen und Feiertagen. Bezugs 85 eis: Ins Haus gebracht monatlich 1.60 RM. einſchließlich Botenlohn; oſt monatlich 1.60 RM. ausſchließlich Beſtellgeld. Einzelnummer 10 Rpfg. durch die Nr. 109 iernheimer Volkszeilung Verkündigungsblatt der NS D AN. Viernheim S Monlag für 1 mm Höhe und 67 mm L den 11. Mai 1936 Römiſches Imperium und Wellpolili Grenzenloſer Jubel in om— Einſpruch Frankreichs— Beſorgniſſe in der franzöſiſchen Preſſe— Vas wird heule der Völkerbund ſagen? Der Dank an Muſſolini, den Schöpfer des Imperiums Rom, 10. Mai. Nach der geſchichtlichen Anſprache des Duce vom Balkon des Palazzo Venezia verkündete der ſtellvertretende Partei⸗ ſekretär, daß der Faſchiſtiſche Großrat einen Tagesbefehl angenommen habe, in dem Muſſo⸗ lini, dem Schöpfer des Imperiums, der Dank des Landes zum Ausdruck gebracht wird. Nach der Sitzung des Faſchiſtiſchen Groß⸗ rates hatte der Duce eine längere Un⸗ terredung mit dem italieniſchen Botſchafter in London, Grandi. Nach der Kundgebung auf der Piazza Vene⸗ zin empfing Muſſolini die Botſchafter Deutſchlan ds, Braſiliens und Ja⸗ pans, die Geſandten Oeſterreichs und Ungarns, den albaniſchen Geſchäftsträger, die ausländiſchen Militäratta⸗ ches und die Spitzen der Regierung, der Partei und der Hochſchulen. Am Sonntag um 10 Uhr grüßte in allen italieniſchen Garniſonen ein Salut von 101 Schuß den erſten Tag des Imperiums. Begeiſterungslaumel in Rom Rom, 10. Mai. Der Jubel, der ganz Ita⸗ lien nach der Bekanntgabe der geſtrigen Be⸗ ſchlüſſe erfüllte, lie ß bis in die frühen Morgenſtunden nicht nach. Stun⸗ denlang wogten Menſchenmaſſen durch alle Straßen Roms. Ihr Hauptziel war immer wieder der Quirinalspalaſt, wo dem neuen Kaiſer von Abeſſinien zugejubelt wurde. Nachdem am Sonntagvormittag nach dem Begeiſterungstaumel der Nacht in Rom ziem⸗ liche Stille herrſchte, iſt in den Nachmittags⸗ ſtunden überall wieder ſehr reges Leben. Die Menſchenmaſſen ſtrömen hauptſächlich dem Turnierplatz in der Piazza di Siena zu, wo am Sonntag zum Abſchluß des diesjährigen römiſchen Springturniers der Große Preis des Königs von Italien entſchieden wird. Als der König, begleitet von zahlreichen Mitgliedern der königlichen Familie, um 15 Uhr die Kö⸗ nigsloge betrat, wurden ihm begeiſterte Kundgebungen dargebracht. Jubel in der norditalieniſchen Preſſe. Mailand, 10. Mai. Die norditalieniſche Preſſe ſteht am Sonntag vollkommen im Zeichen des Jubels über die Gründung des faſchiſtiſchen Imperiums. Rieſenlettern verkünden es dem italieniſchen Volk, daß auf den ſchickſalsreichen Hügeln Roms ein neues Reich entſtanden iſt. Das neue faſchiſtiſche Imperium gründet ſich, ſo ſchreibt der„Corriere della Sera“, wie das erſte römiſche Weltreich der Antike auf eine granitene Einheit der Ge⸗ fühle und des Wollens. Nach 15 Jahrhunderten werde Rom wieder einmal der Lebensmittelpunkt eines mächtigen politiſchen Organismus. Es vereinige unter ſich Völker verſchiedener Raſſen, Religionen und Zivili⸗ ſationsſtufen, die alle in einer Herrſchaft der Autorität und der Harmonie zuſammengefaßt würden. Muſſolini habe dieſes Im⸗ perium geſchaffen. Die göttliche Jugend des italieniſchen Volkes biete die Gewähr dafür, daß ſeine Energien nicht erlahmen. Der Fa⸗ ſchismus faſſe dieſe Energien zuſammen, der Duce leite ſie. Die Größe des Sieges werde ſich mit der Zeit immer mehr ſteigern, wenn das durch Blut eroberte Imperium durch die Arbeit fruchtbar gemacht ſein werde. „Rom nimmt ſeine Sendung in der Wel, wieder auf“. iſt das Leitwort der„Gazzetta del Popolo“ zu dem großen Tag. Auf den Ruinen des Rei— ches des Negus erſtehe das italieniſche Impe⸗ rium, geſund, ſtark und Geiſte des Fortſchritts und der Erhabenheit erfüllt. Die Streitkräfte des Meeres, der Erde und der Luft bildeten die ſicherſte Garan⸗ tie für die Zukunft des Imperiums, das den Kindern und Enkeln Italiens das Brot ſichere, ſo daß ſie es nicht mehr nötig hätten, in die Welt hinauszugehen, um andere zu Reichtum zu bringen. Was bisher unerreichbar erſchienen Franzöſiſche gegen die Einverleibung vom faſchiſtiſchen war, ſei nun zur glanzvollen und unzerſtör⸗ baren Wirklichkeit geworden, ſchreibt die „Stampa“. Der Duce habe das Imperium gewollt, das italieniſche Volk, das das Blut ſeiner beſten Söhne hingab, habe es verdient. Der Schwur des italieniſchen Volkes ſei ein Schwur des Friedens, aber auch, wenn man Italien Hinderniſſe entgegenſetzen wolle, ein Schwur des Krieges. Begeiſterung in Abeſſinien über die Schaffung des Imperiums Romanum. Asmara, 10. Mai. Die Anſprache Muſſo⸗ linis nach dem Großen Faſchiſtenrat wurde auch in Asmara und Addis Abeba ſowie in ſämtlichen Hauptorten Abeſſiniens durch Rundfunk verbreitet. Sie hat bei der Be⸗ völkerung ungeheure Begeiſterung ausgelöſt. Namentlich die Erklärung über die Schaffung des Imperium Romanum und die Mitteilung, daß der Titel des Kaiſers von Abeſſinien auf den italieniſchen König über⸗ gehe, wurde in Asmara von einer unüberſeh⸗ baren Menge mit toſendem Beifall aufgenom⸗ men. Die Bevölkerung zog noch lange nach der Uebertragung unter vaterländiſchen Ge⸗ ſängen durch die Straßen. Vorbehalte Abeſſiniens durch Nalien Paris, 10. Mai. Die franzöſiſche Regierung hat am Samstagabend der italieniſchen Regierung ihre Vorbehalte gegenüber der Einverleibung Abeſſiniens zum Ausdruck gebracht. Samstagabend die Wiedergeburt des römi⸗ Beſorgnis und Mißſtimmung in Frankreich Zaris, 10. April. Die Ausrufung Kön Viktor Emanuels zum Kaiſer von Abeſſinien, die Begeiſterung in Rom und die Rede des Duce finden in der Pariſer Preſſe am Sonntagmorgen einen lebhaften Widerhall. Der„Petit Pariſien“ iſt angeſichts der be⸗ vorſtehenden Genfer Tagung beſorgt und meint, der Völkerbundsrat werde am kommen⸗ den Montag nur eine abwartende Hal⸗ tung einnehmen können. Zu dem von der franzöſiſchen Regierung an die italieniſche Regierung übermittelten Ein⸗ ſpruch meint das„Journal“, daß dieſe Maß⸗ nahme des franzöſiſchen Außenminiſters ſehr zu bedauern ſei. Man könne hoffen, daß es ſich hierbei lediglich darum gehandelt habe, die Form zu wahren und die Genfer Einrich⸗ tung zufriedenzuſtellen. Im„Echo de Paris“ unterſtreicht Pertinax die ſymboliſche Bedeutung der Ernennung eines Vizekönigs in Abeſſinien, die nach dem Vorbild des Imperium Romanum erfolgt ſei. Die italieniſche Maßnahme könne jedoch noch ein politiſches Nachſpiel haben. Der franzöſiſche Miniſterrat vom Samstag⸗ nachmittag habe auf Vorſchlag Flandins be⸗ ſchloſſen, im Falle einer Einverleibung Abeſ⸗ ſiniens durch Italien die Sanktionen des Völ⸗ kerbundes nicht aufheben zu laſſen. Es ſei an⸗ zunehmen, daß dieſe Haltung in Genf von allen Sanktionsſtaaten befolgt werde. Paul; Boncour habe für ſeine Reiſe nach Genf be reits entſprechende Richtlinien erhalten; die Haltung Englands ſtehe jedoch noch nicht feſt Das„Oeuvre“ ſchreibt, die Kanzleien der Welt hätten mit größtem Erſtaunen am ſchen Imperiums aufgenommen. Kein Politi⸗ ker in Europa unterſchätze dieſen ſchwerwie⸗ genden Umſtand. Am Samstagabend habe man in Genfer Kreiſen davon geſprochen, daß es vielleicht am beſten ſei, im Verlaufe der Ratsſitzung am Montag Italien wenigſtens für den Augenblick aus dem Völker⸗ bund aus zuſchließen. In London wie in Paris wiſſe man ſehr wohl, daß Muſſolini trotz ſeine Verſprechens keine Eingeborenen⸗ armee in Afrika aufzuſtellen, dies genau ſo tun werde wie in den anderen italien! ſchen Kolonien. Falls ſich dann das Im⸗ perium Romanum in Afrika weiter auszubrei⸗ ten beabſichtige, ſeien dieſe Truppen aus- gezeichnet dazu in der Lage, nicht nur den Sudan, ſondern auch die franzöſiſchen Beſit⸗ zungen in Afrika zu gefährden. Das„Petit Journal“ weiſt auf den Vorbehalt der franzöſiſchen Regierung gegen die Einverleibung Abeſſiniens durch Italien hin. In franzöſiſchen Regierungskreiſen habe die öffentliche Erklärung des Duce eine ſtarke Mißſtimmung hervorgerufen. Man erwarte ernſte Rückwir⸗ kungen auf die am Montag beginnenden Ver⸗ handlungen in Genf, wo man beſonders von engliſcher Seite mit einer ſcharfen Stel- lungnahme rechne. Der Jour“ meint dagegen, daß es ſich bei dem franzöſiſchen Vorbehalt um eine rein blatoniſche Maßnahme handele. Die Blätter der Zweiten und Dritten In ternattouale, der„Populaire“ und die„Hu manité“, nehmen nicht Stellung Anzeigenpreis: Grundpreis für mm Höhe und 22 mm Breite 3 Rpfg. im Textteil reite 15 Rpfg. Zur Zeit iſt Anzeigenpreisliſte Geſchäftsſtelle Viernheim, Bismarckſtraße 13. Fernſpr. 153. PSK. Ludwigshafen 15101. Nr. 5 gültig. 12. Jahrgang Vollksgenoſſe und Parkei Kleines Kapitel zur großen Aufgabe! Wer am geſtrigen Morgen durch die Kämme⸗ rerſtraße vom Markt her gekommen iſt, der mag über dem leuchtenden Bild des ſonnigen Tages auch einen Eindruck von dem ſonntäg⸗ lichen Dienſt der Partei ganz von ungefähr ge⸗ wonnen haben Da ſtand vor der Marktkirche das erſte Vorkommando der SA. welches die Vorbereitung zu dem die große Beſichtigung ab⸗ ſchließenden Vorbeimarſch traf; da forderten die Anſchläge vor dem Kaſino den Spaziergänger zum Beſuch der Leiſtungsſchau des Wormſer Jungvolks auf; und weiter unten ſtehen Gruppen politiſcher Leiter, die nach einer mor⸗ gendlichen Schulungstagung an der Morgenver⸗ anſtaltung der Kreisfilmſtelle„Der alte und der junge König“ teilnehmen. Zwiſchen dieſen Stellen der Wormſer Haupt⸗ ſtraße, die überall vom Bewegungsdienſt des Tages beſtimmt ſind, wogt das bunte Leben der ſonntäglichen Spaziergänger beſchaulich hin und her. Mit welchen Gedanken und Empfindungen werden die beiden Gruppen dieſes Sonntags⸗ morgenbildes ſich wohl begegnet ſein? Wittere keiner da eine„unmögliche Frageſtellung“; ihre Stellung iſt ſo natürlich aus dem Eindruck heraus gegriffen wie ihre Beantwortung mehr als allgemeines Intereſſe beanſpruchen darf! Dieſe Frage iſt aus der deutſchen Situation unſeres Heute heraus etwas ebenſo allgemein Wichtiges wie im Beſonderen Mögliches. Unſer Ausgangspunkt hat hier wie zu jeder Frage, die das neue Gemeinſchaftsverhältnis von Partei und Volksgenoſſe betrifft, von der Plattform des 29. März 1936 auszugehen. Dieſer Tag, der die unlöbare innere Ver⸗ mählung jedes einzelnen Volksgenoſſen mit der Partei als Ganzem endgültig gebracht hat, berechtigt nus heute in ſſder Betrachtun des Verkehrs beider miteinander ganz andere ſchär⸗ fer und enger begrenzte Teilabſchnitte heraus⸗ zuſtellen. Da iſt eine Sache, die beſonderer Beachtung wert iſt. Der Begriff, der mit den Kern der geſamten Bewegung ausmacht, iſt mit dem Wort„Partei⸗Dienſt“ kurz„Dienſt“ angedeu⸗ tet. Wie ſo viele Worte unſerer Sprache, hat auch der Begriff„Dienſt“ von der Bewegung her einen neuen tieferen Sinn erhalten. Das mag manchem kühn und nur bedingt richtig erſcheinen. Damit ſind wir an einem Punkte der Be⸗ trachtung angelangt, welcher die Behandlung der oben angeſchnittenen Grundfrage über Teilabſchnitte des Verhältniſſes„Volksgenoſſe 5 Partei“ geradezu als notwendig fordern äßt. Der Durchbruch einer neuen Weltanſchauung fordert nun einmal zum mindeſten Prüfung alle beſtehenden Anſchauungen über alle Ge⸗ biete unſers Lebens. Da die Sprache einer un⸗ ſerer ureigenſten völkiſchen Werte iſt, war es klar, daß ein wirklicher, von den aktiven Kräf⸗ ten des Volkes getragener Umbruch, auch ſie der Geſamtlinie des neuen Aufbaus einfügen muß. Nun geht das nicht von heute auf morgen. noch von 1933 auf 1936. Aber der Wille und voran der Anſpruch auf die Einbeziehung der Sprache in dem deutſchen Umbruch mußte er— hoben werden Das bedurfte keiner feierlichen papiernen„Proklamation“. Obwohl es mehr als einmal in geradezu programmatiſcher Form von dem Führer und ſeinen nächſten Mitarbei⸗ tern formuliert worden iſt. war die Berech⸗ tigung und der eigentliche Anſpruch allein durch die tatſächliche Wirkung und Uebung möglich. Wer glaubt. ſich hier noch eines gewiſſen Kopfſchüttelns nicht erwehren zu können, der hat den Beleg gebracht, daß auch im eigenen Hauſe noch einiges der Entrümpelung bedarf. Damit iſt kein Vorwurf in der alten Form des „Spießers“ oder„Meckerers“ erhoben. Dieſe be⸗ durften des unerbittlichen Kampfes der ent⸗ ſchloſſenen Abwehr. Ueber ihrer Stunde ſteht heute das Siegel des 29 März, mit dem ſie ſäuberlich geordnet und vor allem abgeſchloſſen zu den Akten geſtellt worden ſind. Die Zeit, in der ein neuer„Stand“(von„ſteben“ abzulei⸗ Montag, den 11. Nai 1936 ten), der Stand der Spießer und Meckerer in Deutſchland ein aufgeblaſenes u. vielberedetes Daſein zu friſten ſich mühte, iſt vorbei. Das iſt eine der ſchönſten Bilanzen jenes 29. März: Die große Stunde hat in ſpäter Stunde auch ihre großen Menſchen gefunden! Von dieſer Grundlage her iſt die neu an⸗ gedeutete„Entrümpelung“ eine Sache, zu der von beiden Seiten das Grundkapital der Ein⸗ willigung und Bereitſchaft an ſich bereits hin⸗ terlegt iſt. Es bedarf einfach nur des klaren, verſtändlichen und vor allem überzeugenden Hinweiſes, um eine erfolgreiche Regelung zu bewirken. Eine der erſten Stätten, auf denen dieſe in ihrer ganzen Mannigfaltigkeit heute freilich noch kaum zu überſehende„Regelung“ durch Ueberzeugung und verſtändnisvolle Aufklä⸗ rung zu erfolgen hat, iſt die deutſche Preſſe in ihrer Geſamtheit. Das zeigt ſchon, wie ſehr die Verantwor⸗ tung in dieſem neuen Arbeitsabſchnitt etwa gegenüber der Kampfetappe gegen das Svie⸗ ßertum verlagert iſt. Der Erfolg hängt nun in erſter Linie von der Sauberkeit und Güte der angewandten Werkzeuge ab. Am Anfang heißt dies ſomit bewußte Erkenntnis der Aufgabe an ſich und bildklare überzeugende Meiſte⸗ rung! Wer bei dem erſten Aeußern des Gedan⸗ kens einer Neuwertung der deutſchen Sprache geſtutzt haben mag, wird ſich der vorgebrach⸗ ten Behauptung ſchon ſehr viel eher und ohne gewiſſe Hemmungen anſchließen, wenn er an die drei folgenden Beiſpiele denkt: Man be⸗ trachte die drei Begriffe„Führer“,„Partei“ und„Volk“! Könnten wir uns jetzt für einen Augenblick in die Zeit des Weimarer Zwi⸗ ſchenſyſtems zurückverſetzen und die drei Be⸗ griffe, ſo wie wir ſie in jener Zeit perſönlich verſtanden, kurz formulieren, die Größe der Wende auch auf dem Abſchnitt Sprache wäre uns ſonnenklar. Damit iſt ein weiteres an⸗ gedeutet: Der Umbruch auf dem ſprachlichen Gebiet, beſſer geſagt, die Rückbeſinnung auf unſere natürliche artgemäße Volksſprache wird in ihrem Verlauf nicht ſo ſehr Neuſchöpfung noch Ausmerzung, ſondern vor allem Weckung einer Sprach⸗Verantwortung eines Sprach⸗ gewiſſens ſein! Wir wollen auf dieſem Gebiet nicht nur ſa⸗ gen„Deutſch ſein heißt klar ſein!“, ſondern jede Sache mit ihrem eigenen Worte ausſpre⸗ chen. Die klaren einfachen Worte unſerer Volksſprache ſind auf dem Wege, in ihrer blitzſauberen Einfachheit auch wieder in jedem einzelnen Falle Eindeutigkeit und vor allem Gewicht— Verantwortung zu bezeugen. Seien wir uns dabei eines für alle bewußt: auch hier gilt das Wort von dem Erbe, das erworben werden muß. um auch tatſächlich Beſitz zu ſein! Einer der heute ſchon klarſten Stellen dieſes Umbruchs im kleinen, dieſer Rückbeſinnung und damit der rechtmäßigen Beſitzergreifung völkiſcher Werte iſt nun mit jenem Worte „Dienſt“ durch die Arbeit der Bewegung be⸗ reits erfolgt. Jeder hat es irgendwie ſchon einmal erfah; ren, daß dieſes Wort„Dienſt“ von der Partei her einen neuen, lange nicht mehr gekannten ungleich ernſteren, vertieften und erweiterten Sinn erhalten hat. Wer das Glück hatte, dieſem Worte bereits vor dem 30. Januar in ſeiner Werkſtatt— zu allererſt damals in der SA— begegnen zu dürfen, der fühlt es unmittelbar nach, mit welch unbeſchreiblichem, ehrfürchtigem, aber ebenſo nüchternem Ernſte dieſes Wort von jener Zeit her in das neue Reich getragen worden iſt. Das Geheimnis ſeiner immer ge⸗ läuterteren und verbeſſerten Klarheit liegt einzig in der Tatſache, daß mit dem Worte zwangsläufig immer und überall ein hohes Tun verbunden war. Am kleinſten Beiſpiel erleben wir hiermit aufs ſchönſte, was der vom Führer beauftragte Hüter unſerer Welt⸗ anſchauung, Alfred Roſenberg, immer wieder als das größte unſerer Bewegung klar heraus⸗ ſtellt: Die Einheit von Idee und Geſtalt! Un⸗ ſer Denken war immer auf ein Tun, ein prak⸗ tiſches Handeln hingerichtet; das verantwort⸗ liche Handeln der Bewegung aber entbehrte zugleich nicht der klaren gedanklichen Grund⸗ lage! Daß es ſo noch heute iſt, ja, die Bewegung ihren augenblicklichen Standpunkt als einen Punkt auf dem folgerichtigen Fortſchritte von jenem Ausgange her begreift, das muß jedem einzelnen Volksgenoſſen oft und öfter bewußt gemacht werden. Das iſt es, was auch die erweiterte Platt⸗ form werden muß. auf der ſich beſchauliche Sonntagsſpaziergänger und Männer im Be⸗ wegungsdienſt begegnen möchten! Nicht als ob hiermit ein Vorwurf aus⸗ gedrückt werden ſoll! Das wäre ſo unberechtigt wie undankbar, nachdem der Führer ſelbſt uns allen als ſtolzen Dank noch vor Wochen zu⸗ gerufen hat:„Welch ein Volk ſind wir doch wieder geworden!“ Doch vergeſſen wir über dieſem nicht das weitere, die neue große Aufgabe, von der der Führer am 1. Mai für die ganze Nation klar und fordernd geſprochen hat. Ein unerhört wichtiges Gebiet auf dem Wege der Erfüllung dieſer neuen Aufgabe auf jener nun ſelbſtverſtändlichen und nie mehr zu vergeſſenden Plattform des 29. März iſt die Vertiefung des Verhältniſſes„Volksgenoſſe u. Partei“. Gar mancher mag aus dieſen Zei⸗ len, die vom kleinen Wormſer Beiſpiel her der großen Sache ehrfürchtig dienen wollen. ir⸗ Die dekreie über die Zukunft Abeſſiniens Der faſchiſtiſche Großrat und der italieniſche Miniſterrat haben folgende Dekrete gebilligt, die noch im Laufe der Nacht vom König von Italien unterzeichnet worden find: „Wir, Viktor Emanuel 3., durch die Gnade Gottes und den Willen der Nation König von Italien, haben angeſichts der Dringlichkeit und abſoluten Notwendigkeit, dieſe Maßnahme zu treffen, nach Anhören des faſchiſtiſchen Groß⸗ rates und des Miniſterrates auf Vorſchlag des Regierungschefs, folgendes dekretiert: Artikel 1: Die Gebiete und die Volksſtämme, die dem abeſſiniſchen Kaiſerreich angehörten, werden unter die vollſtändige Souveränität des ita⸗ lieniſchen Königreiches geſtellt. Der Titel „Kaiſer von Abeſſinien“ wird von dem König von Italien und ſeinen Nachfolgern angenom⸗ men. Artikel 2: Abeſſinien wird durch einen Generalgouver⸗ neur regiert und vertreten, der den Titel Vize⸗ könig führt und von dem auch die Gouverneure von Eritrea und Italieniſch⸗Somaliland ab⸗ hängig ſind. Vom Generalgouverneur und Vizekönig von Abeſſinien hängen alle militäri⸗ ſchen und zivilen Autoritäten der ſeiner Recht⸗ ſprechung unterſtellten Gebiete ab. Der Ge⸗ neralgouverneur und Vizekönig non Abeſſinien wird durch königliches Dekret auf Vorſchlag des Regierungschefs ernannt. Artikel 3: Mit königlichem Regierungsdekret wird auf Vorſchlag des Regierungschefs die Verwaltung Abeſſiniens feſtgelegt. Artikel 4: Das vorliegende Dekret, das vom Tage ſei⸗ nes Datums in Kraft tritt, wird dem Parla⸗ ment zur Umwandlung in ein Geſetz vorgelegt werden. Der Regierungschef wird zur Vor⸗ lage dieſes Geſetzentwurfes ermächtigt werden. Wir ordnen an, daß das vorliegende Dekret, das mit den Staatsſiegeln verſehen iſt, in die amtlichen Geſetzes⸗ und Dekreterlaſſe des ita⸗ lieniſchen Königreiches aufgenommen wird, und verlangen von jedem, es zu beachten und beachten zu laſſen.“ Angeſichts der dringenden und abſoluten Notwendigkeit, für die Einſetzung einer Regie⸗ rung von Abeſſinien Sorge zu tragen, wurde folgendes weitere Dekret beſchloſſen: Artikel 1: Der Marſchall von Italien, Pietro Ba⸗ doglio, Marcheſe del Sabotino, iſt zum Ge⸗ neralgouverneur mit dem Titel eines Vize⸗ königs und mit allen Vollmachten ernannt worden. Artikel 2: Das vorliegende Dekret, das mit dem Tage der Unterzeichnung in Kraft tritt, wird dem Parlament zur Umwandlung in ein Geſetz vorgelegt werden. Das Dekret ſchließt ſodann mit den gleichen Worten wie das erſte Dekret. Putfſchverſuch Jeys in Wien Chriſllich⸗ſozialer Arbeiteraufmarſch in Wien durch Anhänger des früheren Vizekanzlers geflört Wien, 10. Mai. Am Sonnkag fand ein Aufmarſch der chriſtlich-ſozialen Arbeilerorga⸗ niſalion„Freiheikbund“ ſtakt, in deſ⸗ ſen Verlauf es zu Gegenkundgebungen kam, die anſcheinend von dem ehemaligen Vize ⸗ kanzler Fey organiſierk worden waren. Fey hakte an einer beſtimmken Stelle des Ringes Aufſtellung genommen und leikele die Kund⸗ gebungen. 1 Zuerſt hatte Bundeskanzler Schuſch⸗ nigg nicht die Abſicht, mit dem Zuge der chriſtlich-ſozialen Arbeiker zu marſchieren. Nachdem ihm aber von der Gegenkundge⸗ bung Feys Mitteilung gemacht worden war, entſchloß er ſich, ſich ſelbſt an die Spitze des Zuges zu ſtellen. An der Stelle, wo Fey ſtand, ſoll es dann zu lebhaften Kundgebungen für und gegen Fey gekommen ſein. Wie wir erfahren, wurden Heimatſchützler, die Anhänger Feys ſind, feſt⸗ genommen. Fey wurde ſpäter von der Po- lizei aufgefordert, ſich zurückzuziehen, welchem Auftrag er auch nachkam. Das amtliche Wiener Correſpondenzbüro gibt von dieſen Vorfällen, über die nähere Einzelheiten noch nicht vorliegen, eine Dar- ſtellung, in der es u. a. heißt, daß nach dem Vorbeimarſch„einige hunderk ſichtlich geſtellte Provokakeure aus ſtaaks feindlichen Kreiſen“ verſuchk hätten, die Kundgebung zu ſtören und„durch Tarnung ihrer Provoka⸗- ionen den Anſchein eines Gegenſatzes zwiſchen einzelnen Regierungsgruppen zu erwecken“. An der blendenden Diſziplin der Teilnehmer der Kundgebung, bei der auch der Heimatſchutz gendeinen Wink empfunden haben. Neben dem „Ja“ zur Bewegung muß nach und nach ein verſtändnisvolles und echtes, irgendwie perſön⸗ liches Verhältnis zwiſchen dem einzelnen Volksgenoſſen und jeder der großen Formatio⸗ nen unſerer Bewegung geſchaffen werden. Es genügt nicht mehr, daß der Volksgenoſſe froh und dankbar ſeinen Gruß der flatternden Fahne entbietet und die„Braunhemden“ von 1932 her marſchieren ſieht. Gerade in dieſen Tagen, da die SA. die ganze Nation zu einem Dankopfer aufruft, da die NSV. im Dienſte der Adolf Hitler-Freiplatzſpende wirkt, da das deutſche Jungvolk den Jahrgang 1926 der Jugend unter die Sturmfahnen ruft, da bedarf es der ehrlichen Mühe und ſtändigen Arbeit je⸗ des Volksgenoſſen, um den gewaltigen Aufbau unſerer marſchierenden Volksgemeinſchaft ihrer Natur nach verſtehen zu können. Ehrlich und echt iſt— darüber muß uns je⸗ der Zweifel unmöglich ſein— heute die Ver⸗ ſchmelzung, die der deutſche Menſch gefühls⸗ und geſinnungsmäßig mit ſeiner Bewegung eingegangen iſt. Sie ſoll nun auch bis zum letzten Einzelglied verſtandesmäßig unterbaut und bewußt gemacht werden. Wir wollen nicht nur ſein. Wir wollen im⸗ mer klarer und ſicherer erfahren, daß wir ſo ſind, wie und warum wir es ſind! Hans Struth. offiziell vertreten war, iſt, wie es in dem Be⸗ richt weiter heißt, die Abſicht der Provoka⸗ tion ſofort zunichte geworden. Die Vorgänge in Vien Wien, 11. Ma.! Wien iſt am Sonntag ganz knapp an einer ſtarken Enkladung der innerpoliliſchen Spannung vorbeigegangen. Man erfährt jezt, daß die Anhänger des ehemaligen Vizekanzlers und Heimatſchutz⸗ Landesführer Wiens, Fey, katſächlich eine umfangreiche Kundgebung gegen den heutigen Aufmarſch des Freiheitsbundes geplant hatten, die ſich ſicherlich gegen die Regierung ſelbſt hätte richten ſollen. Dadurch, daß Bundeskanzler Dr. Schuſch⸗ nigg rechtzeitig von den Plänen Feys erfuhr, ſich ſelbſt an die Spitze des Zuges des Frei- heitsbundes ſtellte und gleichzeitig Fey durch die Polizei auffordern ließ, ſeinen Plaß, den er in der Ringſtraße eingenommen hatte, zu räumen, konnken die Kundgebungen im gro— ßen und ganzen verhinderk werden. Als nämlich die Anhänger Feys Or. Schuſchnigg anſichtig wurden, wagten ſie nicht, ihre Pläne durchzuführen. So kam es, daß die Kund⸗ gebungen nur an einzelnen Punkken der Ringſtraße aufflammten und raſch vorüber- gingen. Hingegen kam es, wie man jetzt erfährt, zwiſchean abziehenden Gruppen des Freiheits⸗ bundes und Heimwehrleuten in ſpäter Stunde in den äußeren Bezirken Wiens zu Schlä⸗ gereien, die von Alarmabteilungen der Po⸗ lizei unterdrückt wurden. Zwei Kinder ſollen hierbei durch Steinwürfe verletzt worden ſein. Wie man hört, ſoll Fey ſelbſt jetzt alerdings erklären, es ſei ein reiner Zufall geweſen, daß er ſich zur Zeit des Freiheitsbundesaufmar⸗ ſches auf der Ringſtraße befunden habe. Im⸗ Außenpoliliſche merhin könnte der Vorfall für Fey noch Fol⸗ gen haben. Wie wir von zuverläſſiger Seite erfahren, be⸗ findet ſich unter den Verhafteten der ehemalige Heimatſchutzhauptmann Fitz ner, der jetzt der militäriſchen Leitung des Milizkorps zu⸗ geteilt iſt. Um Mitternacht erſchien eine Verlautba⸗ rung der Heimwehren, in der mitgeteilt wird, daß tatſächlich Kundgebungsverſuche von ein⸗ zelnen Heimwehrleuten gegen den Aufmarſch des Freiheitsbundes ſtattgefunden haben. Vi⸗ zekanzler Sarhemberg habe, ſo heißt es in der Erklärung weiter, ſich zu Polizeidirek⸗ tion begeben unad für die 50 Verhafteten in⸗ terveniert, und, da es ſich herausgeſtellt habe, daß es ſich nur um„Rufdemonſtranten“ han⸗ delte, ſo ſeien dieſe wieder auf freien Fuß ge⸗ ſetzt worden. Fturmzeichen in Griechenland Der Streik in Saloniki das Werk Moskaus Athen, 10. Mai. Die in Nordgriechenland und vor allem in Saloniki vor einigen Wochen ausgebrochenen Streiks und die damit zu⸗ ſammenhängenden Unruhen, die nach den bis⸗ herigen Meldungen etwa 12 Tote und 50 Schwerverwundete ſowie 250 Leichtverletzte for⸗ derten, ſind— wie Miniſterpräſident Metaxas erklärte— gut vorbereitet und tragen einen rein politiſchen Charakter, der auf Umſturz der beſtehenden Regierungsform einge⸗ ſtellt iſt. Die kommuniſtiſche Partei, die— wie das Urteil eines griechiſchen Gerichtes feſt⸗ ſtellte— Geld und Weiſungen aus Moskau erhält, hat hier die Hand im Spiele. Sie fordert die ſofortige Einberufung der Kam⸗ mer und Sturz der Regierung Metaxas, ferner telegraphierte der Führer der Kommuniſten an die Volksfront in Paris, teilte ihr die Streikergebniſſe mit und forderte gegenſeitige Solidarität. Dabei iſt es erwieſen, daß die Streiks von den Kommuniſten geſchürt wurden und daß dieſe das Volk nach den Weiſun⸗ gen Moskaus aufzuwiegeln verſuchen. Die Zeitungen melden aus dem Streikgebiet daß 4000 früher zur Liberalen Partei gehörige Flüchtlinge, die nun in das Lager der Kommu⸗ niſten übergegangen ſind, die kommuniſtiſchen Abgeordneten auf die Schultern gehoben und Hochrufe auf den Kommunismus ausgebracht hätten. Der Widerſtand der Streikenden. die das Militär und die Polizei aus dem Hinter⸗ halt beſchießen, ſei ausgezeichnet organiſiert. Nach den vorliegenden Nachrichten beſteht die Gefahr eines Ausbruches eines Genetack⸗ ſtreiks in Athen und im Piräus und viel⸗ leicht in ganz Griechenland. Die Retzierung hat für dieſen Fall ſchon vorbeugender Raßnahnien getroffen. Die Morgenzeitung„Kathemerini“ gibt den früheren Regierungen, die die Ausbreitung des Kommunismus geduldet hätten, die Schuld an den Ereigniſſen. Die Regierung Metaxas müſſe gegen den Kommunismus mit aller Energie vorgehen, ebenſo aber auch gegen die Ausbeuter der Arbeiterſchaft. Mit einem Parlaments⸗ ſyſtem und einer Preſſefreiheit, wie ſie heute beſtehen, ſei das nicht zu machen, ſondern nur mit einer harten und ehrlichen Diktatur. Rede Ja din im Miniſterrat Paris, 10. Mai. Ueber den Miniſterrat am Samstag verlautet in gut unterrichteten Kreiſen, daß Außenminiſter Flandin einen zweieinhalbſtündigen Bericht über die außenpolitiſche Lage gegeben habe. Er hat zunächſt über die abeſſiniſche Frage geſprochen und hat ſeinen Miniſterkollegen von den Te⸗ legrammen Kenntnis gegeben, die in dieſer An⸗ gelegenheit zwiſchen Paris, London und Rom gewechſelt worden ſind. Dabei hat der franzöſiſche Außenminiſter ſeine Bemühungen hervorgehoben, England zu einer gemein⸗ ſamen Politik gegenüber Italien zu veran⸗ laſſen, und bedauert, daß England ſich nicht zur rechten Zeit einem derartigen Vorgehen ange⸗ ſchloſſen habe. Die franzöſiſche Regierung habe ununterbrochen in Rom zur Mäßigung geraten und ſich bemüht, Italien zum Abſchluß eines Friedens auf einer Grundlage zu veranlaſſen, der für den Völkerbund ebenſo auneheabar ge⸗ weſen wäre wie für England. Die Haltung Frankreichs gegenüber einer etwaigen Einverleibung Abeſſiniens durch Italien bleibe jedoch voll vorbehal⸗ ten. Außenminiſter Flandin hat weiter die Gründe dargelegt, die Frankreich zu einer günſtigen Einſtellung gegenüber der Forderung der Tür⸗ kei bewogen habe, eine Konferenz über die Frage der Wiederbefeſtigung der Dardanellen einzuberufen. Schließlich hat Flandin die Frage der Aufrüſtung Oeſterreichs dargelegt. wie ſie ſich in Verbindung mit den Verhandlungen der Kleinen Entente ergeben hat, und hat ferner den Miniſterrat über die kürzlichen Entſcheidungen der Konferenz der Balkanſtaaten unterrichtet. Die Ausführungen Flandins wurden vom Miniſterrat einſtimmig gebilligt ———— —— . n und Jih ſeres Wit Ana des ſozia grun erm i! amn daß 1d ti I bslaus henland Wochen mit zu⸗ en bis⸗ und 50 tte ſot⸗ Netazas einen 1 ge⸗ Monkag, den 11. Mai 1936 Jur Kulturpolitik des Deulſchen Reiches zwei bedeulſame Reden Das geiſlige Ringen unſerer Zeil Reichsleiter Roſenberg hält eine grundlegende Rede vor der N5.-Kulfurgemeinde hannover Hannover, 10. Mai. Die NS⸗Kulturge⸗ meinde hatte am Freitag und Samstag alle Obmänner der Ortsgruppen und Kreiſe des Gaues Südhannover zu einer Arbeitstagung einberufen, deren Höhepunkt am Samstagabend eine öffentliche Kundgebung in der Stadthalle war, auf der Alfred Roſenberg in einer großangelegten Rede über das geiſtige Ringen unſerer Zeit und über die Aufgaben und Ziele der NS.⸗Kulturgemeinde ſprach. In der Ehrenloge ſah man Vertreter der Partei, der ſtaatlichen und ſtädtiſchen Behörden und der Wehrmacht, während hinter der mit Blumen reich geſchmückten Rednertribüne die nationalſozialiſtiſche Jugend die Reihen füllte. Nach einem herzlichen Willkommen durch den Gauobmann der NS.⸗Kulturgemeinde in Hannover, Pg. Zacharias, ergriff Reichsleiler Alfred Roſenberg das Wort. Er ſchilderte anfangs die geiſtige Lage unſerer Revolution dahin, daß, wenn man in einer großen Zeit zu einer entſcheidenden Schickſalsfrage„Ja“ geſagt habe. das Leben einen zwänge, zu tauſend anderen Fragen „Nein“ zu ſagen. In dieſer Feſtigung eines Gedankens zeige ſich das wahre Weſen einer geiſtigen Umwandlung, nicht nur in den erſten Tagen der politiſchen Machteroberung, ſondern im Verlauf langer Zeitſpannen. Reichsleiter Roſenberg behandelte dann das Problem zwiſchen Tradilſon und Revolulion und erklärte die einzigartige Schöpfung des Führers aus den Notwendigkeiten un⸗ ſeres Jahrhunderts heraus. Er ſchilderte das Wirken der Kräfte der Vergangenheit, das zur Anarchie und Zerſplitterung auf allen Gebieten des Lebens geführt habe Erſt der National⸗ ſozialismus habe dieſem Marſch in den Ab⸗ grund durch eine neue Volkstumsidee, durch das Erwecken des nationalen Ehrge⸗ fühls ein Ende bereitet. In dieſem Zu⸗ ſammenhang betonte Reichsleiter Roſenberg. daß die Zerſetzung eine allgemeine geweſen ſei und ſich durchaus nicht auf das Gebiet der po⸗ litiſchen Demokratie beſchränkt habe. Reichsleiter Roſenberg wies auf die Ver⸗ ſuche hin, nun, da volitiſch nichts zu ändern ſei. auf dem Umwege der Kunſt po l i⸗ tik die nationalſozialiſtiſche Gedankenwelt zer⸗ reden zu wollen. Er wandte ſich gegen die im letzten Jahre mehrfach aufgetretenen Verſuche. den Begriff„Kunſtbolſchewismus“ aus der Welt zu ſchaffen. Dieſe Verſuche zeigten offen⸗ bar ein ſchlechtes Gewiſſeen. Sie wollten jene Elemente, die ſie ſich getroffen müßten, nunmehr von einer Kennzeichnung entlaſten, um ſie dann auf dieſem Umwege wie⸗ der gleichberechtigt in das deutſche Kunſtleben einzuführen. Reichsleiter Roſenberg fügte hin⸗ zu, wenn man von Kunſtbolſchewismus nicht mehr ſprechen ſolle, dann müßten die gleichen Menſchen auch fordern, daß man auch das Wort vom politiſchen Bolſchewismus nicht mehr in den Mund nehmen dürfe. Reichsleiter Roſenberg fügte einige Beiſpiele zur Erläuterung dieſes Themas hinzu und forderte eine innere Feſtigkeit gegenüber dieſer überlebten Vergangenheit, in der gleichen Weiſe aber auch gegen die kulturelle Reaklion die noch manchmal hervorträte. In den Städ⸗ ten würden ſchon vielfach die Protzfaſſaden ab⸗ getragen, die Abkehr von aller falſchen Auf⸗ machung mache ſich bemerkbar, und das ſei ein freudig zu bejahendes Zeichen der Geſundung. Die große Probe, vor der wir ſtänden, ſei, ob unſer Zeitalter noch eine große Kunſt Spaniens neuer Präſidenk Azana zum Präſidenten der Spaniſchen Republik gewählt Madrid, 10. Mai. Der bisherige links⸗ republikaniſche Miniſterpräſident Azana iſt von der ſich aus über 900 Landtagsabgeord⸗ neten und Vertrauensleuten zuſammenſetzenden Nationalverſammlung am Sonntag um 14 Uhr mit 754 Stimmen zum Präſidenten der Spaniſchen Republik gewählt worden. Unmittelbar nach der Verkündung des Wahlergebniſſes ſtimmten die Sozialdemokraten und die Kommuniſten mit erhobenen Fäuſten die Internationale an, der das Kom⸗ muniſtenlied folgte. Die katalaniſchen Abgeord⸗ neten ſangen das Separatiſtenlied„Die „Schnitter“. Die eigentliche ſpaniſche National⸗ hymne wurde nicht geſungen. Azana nimmt die Wahl an Madrid. 10. Mai. Der von der National verſammlung zum Präſidenten der Republik gewählte bisherige Miniſterpräſident Azana hat die von ihm von einer Sonderkommiſſion mitgeteilte Berufung angenommen und am Sonntagnachmittag nach einem kurzen Mi⸗ niſterrat dem interimiſtiſchen Staatspräſidenten Martinez Barrie ſeinen Rücktritt als Miniſter⸗ präſident mitgeteilt. Martinez Barrie berief darauf den Mi⸗ niſterälteſten. Außenminiſter Bar cia, zu ſich und beauftragte ihn mit der Führung des bis⸗ herigen Kabinetts Barcia wird als interi⸗ miſtiſcher Miniſterpräſident am Montag nach der Vereidigung Azanas vor dem Parlament dem neuen Staatspräſidenten den Rücktritt des Geſamtkabinetts anzeigen. zu ſchaffen die Kraft habe, oder ob die Politik und Technik die alles beanſpruchende Form un⸗ ſeres Lebens ſei. „Wird die Kunſt über Unterhaltung hin⸗ aus tief inneres Leben ſein?“ Wenn auch der heutige gewaltige Kampf alle Kräfte der Selbſterhaltung in ſeinen Bann ziehe, ſo zeigten die Parteibauten des Führers und andere Erſcheinungen bereits den neuen Willen, und nach dem Zerfall von früher ſei die neue Sammlung des Einzelnen und die Hinführung zu den Schätzen der deut⸗ ſchen Seele die edelſte Aufgabe, die wir uns ſtellen könnten. Dieſe Aufgaben ſeien auch die eigentlichen Aufgaben der Nationalſozialiſti⸗ ſchen Kulturgemeinde. Reichsleiter Roſenberg unterſtrich den Aus⸗ gangspunkt der NS.⸗Kulturgemeinde: Genau wie die NSDAP. durch eine politiſche Parole die Menſchen als Freiwillige an ſich herange- zogen habe, ſo müſſe auch eine klare kunſtpoli⸗ tiſche Gedankenhaltung die Einzelnen zur Mitarbeit heranziehen, ſie zu einer ge⸗ ſchloſſenen Gemeinde zuſammenfaſſen. Dieſes Erlebnis könne dann jene Spannung mit er⸗ zeugen helfen, die die Vorausſetzung der Ge⸗ burt jeder großen Volkskunſt darſtelle. Wenn in dem einſtmals geſtaltloſen Berlin allein die NS.⸗Kulturgemeinde im vergange⸗ nen Winter 120 große Konzerte veranſtalten konnte mit den beſten Dirigenten und mit den ſchönſten Werken der deutſchen Muſik, nicht nur in den großen repräſentativen Zentren, ſon⸗ dern gerade in den Außenbezirken, ſo ſei das eine wirkliche Kunſtpflege geweſen. Wenn im gleichen Berlin im vergangenen Winter fünf Dichterwochen mit unſeren hervor⸗ ragendſten Dichtern im Zuſammenwirken mit der SS., der SA., dem Arbeitsdienſt und der „J., die dieſe Dichtervorleſungen mit ihren Darbietungen umrahmten, unter einer rieſigen Beteiligung möglich geweſen ſeien, ſo zeige auch das die wieder erwachende Verbundenheit zwiſchen Dichter und Volk. Die wei⸗ teren 500 Dichterabende in anderen Städten Deutſchlands hätten das Gleiche gezeigt. Die NS.⸗Kulturgemeinde wolle niemandem etwas nehmen, ſondern ſelbſtlos alles fördern, was an ſchöpferiſchen Kräften in Deutſchland vor⸗ handen ſei, und wenn bei ihren nahezu an⸗ derthalb Millionen Mitgliedern dieſe in einem Jahre je nach Möglichkeit zehn bis fünfzehn Veranſtaltungen feſt abnehmen, ſo ergebe ſich ſchon daraus eine Rieſenzahl von Beſuchern, die, freiwillig zuſammengetreten, heute ſchon einen Unterbau für kommende Aufgaben dar⸗ ſtellten. Das Fördern ſei immer das Schönſte, was ſich die NS.⸗Kulturgemeinde vorſtellen könne. Sie werde deshalb auch die Gefahren abzuwenden wiſſen, wenn inmitten des natio⸗ nalſozialiſtiſchen Ausleſeprozeſſes auch Fehler unterlaufen. Vor allem müßte ſie aber im Sinne des Aufbauwillens des Führers wiſſen, daß bei aller Abwehr der Zerſetzungskräfte eine Kritik an künſtleriſchen Verſuchen und Künſtlern ſelbſt nicht Kräfte ſchwächen, ſondern Kräfte zu ſtärken berufen ſei. Kritik müſſe nicht er⸗ matten, ſondern anfeuern. Die Rede Alfred Roſenbergs wurde von den verſammelten Volksgenoſſen mit ſtürmiſchem Beifall aufgenommen. Deulſches Volk und Buch Reichsminiſter dr. Goebbels ſpricht vor den Verkretern des deulſchen Buchhandels Leipzig. 10. Mai. Die Kantate⸗Veranſtal⸗ tungen der Deutſchen Buchhändler erreichten am Sonntag vormittag mit einer vom Börſenverein der deutſchen Buchhändler und dem Bund reichsdeutſcher Buchhändler gemeinſam veran⸗ ſtalteten großen Kundgebung des deutſchen Buchhandels, in dem bis auf den letzten Platz ge⸗ füllten Saal des Buchhändlerhauſes ihren Höhe⸗ punkt. Reichsminiſter Dr. Goebbels hatte die Anſprache übernommen und damit bekundet. welche Bedeutung dem deutſchen Buch im natio⸗ nalſozialiſtiſchen Staat von der Staatsführung beigemeſſen wird. Mit dem Reichsminiſter wohnte Reichsſtatthalter Mutſchmann, der ſächſiſche Wirtſchaftsminiſter Lenk, der Präſi⸗ dent der Reichsſchrifttumskammer. Hanns Johſt, und zahlreiche andere namhafte Perſön⸗ lichkeiten der Staates und der Bewegung, des Schrifttums, der Wiſſenſchaft und des kulturel⸗ len Lebens der Kundgebung bei. Vorſteher Wilhelm Baur eröffnete die Kundgebung. anſchließend ergiff Reichs niſter Dr. Goebbels das Wort. In ſeiner Rede ſetzte Dr. Goebbels eingangs auseinander, daß es der nationalſozia⸗ liſtiſche Umbruch angeſichts der Totalität der ihm zu Grunde liegenden Idee nicht bei einem Wechſel der Perſonen habe be⸗ wenden laſſen können, ſondern auf allen Gebie⸗ ten im öffentlichen und privaten Leben die Dinge an ſich von Grund auf umgeſtal⸗ ten mußte. So ſei auch das Arbeitsgebiet der Buchhändler voll und ganz von dieſer Umfor⸗ mung erfaßt worden. Zur Kennzeichnung der Erfolge dieſes Wie⸗ deraufbaues im Buchhandel führte der Mi⸗ niſter eine Reihe von Zahlen an. Es ſei ge⸗ lungen, die Buchproduktion von 1934 bis 1935 um 11.3 v. H. zu ſteigern, den Umſatz um etwa 15—20 v. 5. zu erhöhen— wobei allein die Schöne Literatur eine Zunahme von 17,2 v. H. erfahren habe— und den Preis des Buches von 4 bis 5.50 RM. im Durchſchnitt auf 3.80 RM. zu ſenken. „Das aber iſt nicht etwa zufällig, das iſt das Ergebnis einer planmäßigen Arbeit, bei der es nicht auf täuſchende Augenblickserſolge, ſondern auf die durchgreifende innere Geſun⸗ dung ankam, deren oberſtes Geſetz es war, dem Buch den Weg ins Volk zu bahnen. Waren bis zur nationalſozialiſtiſchen Revolu⸗ tion Verleger und Händler ein Stand unter vielen, der um die Hilfe des Staates betteln mußte und deſſen ſich der Staat nur ganz ſelten annahm, ſo hat das nationalſozialiſtiſche Re⸗ gime das Verhältnis zwiſchen Buch und Nation auf eine ganz neue Baſis geſtellt.“ Als eine weſentliche Vorausſetzung dafür nannte der Miniſter im weiteren Verlauf ſeiner Ausführungen die Reinigung des Buchhändlerſtandes ſelbſt von ungeeigneten Elementen. „Der tiefe, geiſtige Verfall Deutſchlands hatte ja nicht nur in den Umſtänden, ſondern auch in den Perſonen ſeine Urſache. Dieſe Reinigung. die wir ſo ſchnell und ſo gründlich, als das irgend möglich war, durchführten, hat uns“, ſo betonte der Miniſter unter ſtürmiſcher Zuſtim⸗ mung,„ermöglicht, dem Buchhändlerſtand die Verwaltung ſeiner eigenen Intereſſen ſelbſt zu überlaſſen und ſie für die Zukunft aus den Händen des Staates in die Hände des Standes zu übertragen. Der nationalſozialiſtiſche Staat hat im Ge⸗ genſatz zum liberalen Obrigkeitsſtaat ein Schmutz⸗ und Schundgeſetz nicht nötig; läßt er doch das deutſche Buchgewerbe nur von Menſchen betreiben, die erhaben ſind über den Verdacht, dem Volk ſtatt guter Litera⸗ tur Schmutz und Schund anzubieten(Stür⸗ miſcher Beifall). Der Miniſter auf das beſonders augenfällige Anſchwellen der ſchönen Literatur, in dem ſich das Seh⸗ nen unſeres Volkes nach dem Schönen deut⸗ lich wiederſpiegele, der verwies guten Unterhal⸗ tungsliteratur, die in dem ſchweren Da⸗ ſeinskampf den berechtigen Anſpruch auf Entſpannung und Erholung, auf„Kraft durch Freude“ entgegenkomme. Gegen den geiſtloſen Kilſch „Ich muß mich aber“, ſo erklärte er unter leb⸗ haftem Beifall,„dagegen verwahren, daß Freude gleichbedeutend wäre mit geiſtloſem Kitſch. Wir haben die Nation davor be⸗ wahrt, daß ſie durch das üble Treiber von Konjunkturhyänen diskreditiert wurde. Gewiß braucht die Unterhaltung nicht immer getragen zu ſein von der Schwere der Gedanken, aber ſie muß friſch, rein und gekonnt ſein.“ Dr. Goebbels wies weiter nach, daß es ge⸗ lungen ſei, dem deutſchen Buchhandel und dem deutſchen Buchſchaffen auch auf wirtſchaftlichem Gebiet neue Impulſe zu geben. Nicht zuletzt ſei das er⸗ möglicht worden durch eine planmäßige Herab⸗ ſetzung des Buchpreiſes und den dadurch erhöh⸗ ten Abſatz. „Indem wir Unterhaltung und Entſpan⸗ nung, Freude und Kultur mitten ins Volk trugen, haben wir nicht etwa, wie man zu⸗ nächſt zu fürchten müſſen glaubte, diejenigen Schichten, die ſich koſtſpieligere geiſtige Ge⸗ nüſſe leiſten konnten, dieſen Dingen abſpen⸗ ſtig gemacht, wir haben vielmehr dieieni⸗ gen, die bis dahin von allen Kulturgütern noch faſt vollkommen ausgeſchloſſen waren, überhaupt erſt an ſie herangebracht!“ Das Gleiche gilt für die Schaffung des Volkswagens, der keineswegs da⸗ zu führen ſoll, den Abſaß von keuren und hochwertigen Wagen zu verringern. Wenn wir das Buch verbilligten, ſo be ⸗ einkträchligen wir damik nicht den Abſaßz des kleuereren Buches, ſondern wir erſchließen nur dem Buch an ſich Kreiſe, die bis dahin davon überhaupk ausge · ſchloſſen waren. Man kann ſogar allge; mein ſagen, daß dieſes Verfahren einen erhöhten Abſaß auch des beſſeren Er⸗ zeugniſſes deshalb zur Folge hat, weil jeder Käufer in dem nakürlichen Streben nach Vervollkommnung nach und nach zu den beſſeren und höherwerkigen Erzeug⸗ niſſen greifen wird.“ Abſchließend kam der Winiſter auf die weitere, für ein inniges Berhällnis zwiſchen Buch und Volk geradezu unerläßlichen Vorausſetzung zu ſpre⸗ chen, daß der Dichter aus dem Volksempfin⸗ den heraus ſchaffen müſſe. Der Dichter ſei geiſtig das Produkt des Volkskums und gebe als ſolcher ſeinem Volke nur wieder, was er an geiſtigen und ſeeliſchen Kräften von ihm empfangen habe. „Ich verſichere Sie“, ſo ſchloß der Winiſter, „daß das deutſche Volk Ihnen ſeinen Dank dafür abſtatten wird; denn es iſt erfüllt von der Sehnſucht nach einem Buch, in dem es den Fürſprecher der Zeit ſieht. Ich möchte deshalb über die diesjährige Kankakekagung in erweitertem Sinne das Work ſchreiben, das das Mokto der leßken deutſchen Buchwoche geweſen iſt:„Das Buch ein Schwerk des Geiſtes in der Hand des Volkes!“ Das neue ägypliſche Kabinelt gebildet Kairo, 10. Mai. Der Führer der Wafd⸗ Partei, Nahas Paſcha, hat ſein Kabinett ge⸗ bildet. Ihm gehören nur Mitglieder der Wafd an. Außenminiſter iſt Waſif Budros Paſcha, der ſchon im letzten Wafd⸗Kabinett Außen⸗ miniſter war. Erhebliches Aufſehen in London Die Londoner Sonntagspreſſe zu den Ereigniſſen in Rom. London, 10. Mai. Die Nachricht über die Proklamierung des Königs von Italien zum Kaiſer von Abeſſinien, ſowie die Verkündung der italieniſchen Oberhoheit in Abeſſinien, die einer Annektierung des eroberten Gebietes gleichgeſetzt wird, erregt in London erheb⸗ liches Aufſehen, obwohl beide Ereigniſſe nicht völlig unerwartet kommen. Die Sonntagspreſſe veröffentlicht die Rede Muſſolinis in größter Aufmachung, doch fehlt es einſtweilen noch an redaktionellen Stellungnahmen, da die Nachrichten am Samstag erſt in ſpäter Stunde eintrafen. In London wird jedoch mit Sicherheit angenom⸗ men, daß der neue Tatbeſtand die morgen in Genf beginnenden Beſprechungen des Völker- bundsrats beeinfluſſen wird. Der diplomatiſche Korreſpondent des„Ob⸗ ſerver“ meint, daß ſowohl Grandi in London, wie auch Drummond in Rom umgehend die Vorarbeiten zur Löſung des Problems in Angriff nehmen werden, das durch die Annek⸗ tierung Abeſſiniens geſchaffen worden ſei. Es handele ſich um ein Problem, dem die britiſche Regierung jetzt nicht mehr auswei⸗ chen könne. Welche Formel in Genf auch immer gefunden werde um die Erwägung der Sanktionsformel zu vertagen, ſoviel ſte he feſt, daß das abeſſiniſche Problem nunmehr von Italien, Frankreich und England als den Unterzeichnern des Dreiervertrages von 1906 beſprochen werden müſſe. 4 A ————— Monkag, den 11. Mai 1936 Viktor Emanuel III. Kaiſer von Abeſſinien 88 Rom, 9. Mai. Der ilalieniſche Regierungschef hal Samskag abend vom Palazzo Venezia. aus dem jtalieniſchen Volk verkündet, daß der König von Italien den Titel eines Kaiſers von Abeſſinien annimmf, und daß ſämkliche Ge; bieke und Volks ſtämme des abeſſiniſchen Kaiſerreiches unker die volle und unein⸗ geſchränkle Sou veränikät Italiens kommen. Die hiſtoriſche Nacht in Rom Die Sitzung des Faſchiſtiſchen Großrates 8 Rom, 9. Mai. Bereits kurz nach 9 Uhr abends iſt die von Scheinwerfern hell erleuch⸗ tete Piazza Venezia erfüllt von einem dichten Gedränge auf⸗ und niederwogender Menſchen⸗ maſſen. Auf den Stufen des Nationaldenkmals haben die in Rom ſtehenden Regimenter aller Waffengattungen Aufſtellung genommen. Am Grabe des unbekannten Soldaten ſteht eine ver⸗ ſtärkte Ehrenwache. Auf dem Balkon des Pa⸗ lazzo Venezia iſt die Parteiſtandarte aufge⸗ pflanzt, während von den Häuſern und Palä⸗ ſten unzählige Trikoloren wehen. Die hiſtoriſche Sitzung des faſchiſtiſchen Groß⸗ rates hat pünktlich um 22 Uhr ihren Anfang genommen. Zu ihr waren ſämtliche Mitglieder, außer denjenigen, die in Oſtafrika Dienſt tun, erſchienen. darunter Marſchall Balbo, der beute aus Tripolis im Flugzeug eintraf, der italieniſche Botſchafter in London, Grandi. und Miniſter Roſſo ni, der ſoeben von ſeiner Deutſchlandreiſe nach Rom zurück⸗ kehrte. Die hiſtoriſchen Beſchlüſſe dieſer Nacht wurden vor Bekanntgabe durch den Duce vom Balkon des Palaſtes Venezia aus durch 21 Ka⸗ nonenſchüſſe angekündigt. Die Sitzung dauerte knapp 10 Minuten, die anſchließende Sitzung des Miniſterrates nur 3 Minuten. Muſſolini ane das ilalieniſche Kaiſerreich beſſi 88 Rom, 9. Mai. Die Rede, mik der Wuſſolini am Samstag abend vom Balkon des Palazzo Venezia die uneingeſlchränkte Souveränität Ikaliens über Abeſſinien ver- kündeke, hat folgenden Wortlauk: „Offiziere, Unteroffiziere und Soldaken aller bewaffneten Streitkräfte in Afrika und Ikalien, Schwarzhemden der Revolution, Ita- liener und Italienerinnen des Vakerlandes und in der Welt, hört mich an! Wit den Enkſchlüſſen, die wir in wenigen Winuten kennen werden und die vom Fa— ſchiſtiſchen Großrak gebilligt wurden, vollen- dek ſich ein großes Ereignis. Das Schickſal Abeſſiniens wird heuke, am 9. Mal, dem 14. Jahre der faſchiſtiſchen Aera, beſie- gelt. Alle Knoten wurden von unſerem Schwert zerhauen. Der faſchiſtiſche Sieg bleibt in der Geſchichte des Vakerlandes erhalten. Italien hat endlich ſein Impe⸗ rium! Und zwar das faſchiſtiſche Imperium, denn es krägt die unkrüglichen Zeichen des Willens der römiſchen Liktorenbündel. Dies war das Ziel, auf das durch 14 Jahre alle Kräfte der ikalieniſchen Nakion hindrängten und das zu erreichen ſie ſchrikken, ein Kalſer— reich des Friedens. Denn Italien will den Frieden für ſich und für die anderen und greift zum Kriege nur, wenn es von feind⸗ lichen Mächten dazu gezwungen wird. Ein Kaiſerreich der Ziviliſation und der Huma⸗ nitkät für alle Stämme Abeſſiniens, weil das die Miſſion Roms iſt und weil das der Wille Roms iſt, der die Völker ſeinem Ziel enk gegenführt, ſo gebieket es das Geſetz unſerer Geſchichte. Vor uns öffnet ſich jetzt eine breite Breſche in die Zukunfk. Ich rufe es euch jetzt zu: das Land Abeſſinien und die Stämme Abeſſiniens ſtehen von heute an unter der unumſchränkken Herr ſchaft des italieniſchen Rei- che s. Der Tikel Kaiſer von Abeſ⸗ ſinien wird vom König von Italien an- genommen. Königliche Offiziere und Unker⸗ offiziere in Afrika und Italien, Schwarzhem⸗ den, Italiener und Ikalienerinnen! Das ika⸗ Der Leiter der engliſchen Arbeiler⸗ partei bei céon Blum §8 Paris, 9. Mai. Der Sozialiſtenführer Léon Blum empfing am Samskag den in Paris weilenden Leiter der engliſchen Arbei— kerpartei, Major Akklee, zu einer zweiſtün⸗ digen Beſprechung. Wie aus gutunkerrichteken Kreiſen ver⸗ lauket, hakte dieſer Beſuch rein freundͤſchaft⸗ lichen Charakker und galt der gegenſeikigen Unterrichtung. Es ſei, ſo wird bekonk, all'. gemein üblich, daß die Verkreker der verſchie. denen Landesgruppen der zweiten Inter- nationale ſich von Zeit zu Zeit kreffen, um ſich über die öffentliche Meinung, ihrer Länder auf dem Laufenden zu halten. Wie der„Paris Soir“ zu dieſer Zuſam⸗ menkunft der franzöſiſchen und engliſchen Sozialiſtenführer mitteilt, ſoll ſich Major Akklee auch über die außenpolitiſchen Fragen mit Léon Blum unterhalten und beſonders die Stellungnahme der engliſchen Arbeiker⸗ partei zum abeſſiniſch—italieniſchen Krieg verkrelen haben. Das Blatt nimmt an, daß Aktlee auf der Notwendigkeit beſtanden habe, alles zu unternehmen, um dem inker⸗ nationalen Recht Achtung zu verlchaffen und ſich nicht einfach vor der vollendeten Tak: ſache zu beugen. nien lieniſche Volk hat ſich in ſeinem Kampf ſein Kaiſerreich ſelbſt geſchaffen. Es wird es in ſeiner Arbeit erhalten, und es wird es gegen jedweden Feind mit den Waffen verteidigen. Und dieſer Ruf iſt ein heiliger Schwur vor Gokt und den Menſchen auf Leben und Tod.“ Marſchall Badoglio Vizekönig von Abeſſinien §s Rom, 9. Mai. Der Oberbefehlshaber der italieniſchen Truppen in Oſtafrika. Marſchall Badoglio, iſt zum Generalgouverneur von Abeſſinien mit dem Titel eines Vizekönigs ernannt worden. §§ Rom, 9. Mai. Auf Vorſchlag des ita⸗ lieniſchen Regierungschefs als Kriegsminiſter hat der König von Italien den Oberbefehls⸗ haber an der Somalifront General Gra⸗ ziani zum Feldmarſchall ernannt. Jetzt führen alle drei an der Durchführung des oſt⸗ afrikaniſchen Feldzuges hauptſächlich beteilig⸗ ten Generale, Badoglio, de Bono u. Graziani, den Rang eines Feldmarſchalls. Der Negus prokeſtierl gegen Naliens Vorgehen §sS Jeruſalem, 9. Mai. Der Negus ver⸗ weigerte allen Preſſevertretern eine Unterre⸗ dung und übergab dafür der geſamten in Jeru⸗ ſtlem vertretenen Preſſe eine in franzöſiſchem Text verfaßte Erklärung, in der er auf die Vorgeſchichte der kriegeriſchen Ereigniſſe und deren Ausgang eingeht. In ſeiner Erklärung beruft ſich der Negus auf den Friedenswillen Abeſſiniens, an ſeine Appelle an den Völkerbund und wendet ſich mit aller Schärfe gegen das Vorgehen Italiens. Ein 595-Auf herriols für den Völkerbund Paris, 9. Mai. In der„Exe Nouvelle“ veröffentlicht Herriot einen So. Ruf für den Völkerbund. Er ſchreibt:„Der Völ⸗ kerbund wird am Monkag in irgend einer Form vor eine vollendete Tatfache geſtellt werden, nämlich die Einverleibung Abeſſiniens in Italien, d. h. die Aufſangung eines Völkerbundsſtaakes durch einen an- deren Völkerbund sſtaal. Wir müſſen ohne Umſchweife anerkennen, daß Musto. int einen vollſtändigen Sieg über alle Kanzlejen und über den Völkerbund davongetragen hak. Ich wünſche, daß man in Genf dieſen ſehr ern— ſten Mißerfolg loyal anerkennk. Man muß wieder von vorn anfangen. Haben wir doch den Mut, ohne weiteres unſere Niederlage anzuerkennen, und überlaſſen wir es den Rechksparkeien, ſich zu freuen, weil an einem Punkte der Welt wieder einmal die Gewalt kriumphierk hat.“ Die Lage in Addis Abeba die Berwüflungen in Addis Abeba Auch die deulſche Apokheke zerſtörk. Asmara, 9. Mai.(Funkſpruch des Be- richterſtatters des DB.) Ueber die durch die plündernden Banden angerich⸗ keken Zerſtörungen kreffen aus Addis Abeba käglich neue Einzelheiten ein. Auch die mei- ſten Mitglieder der deutſchen Kolonie haben ſchweren Schaden erlitten. Viele von ihnen ſind obdachlos. Sie ſind im Saale des deut- ſchen Geſandtſchaftshauſes noldürftig unter- gebracht. Auch die im ganzen Lande bekannke deuklſche Apotheke iſt bis auf die Grund- mauern niedergebrannk. Die deukſche Ge— ſandkſchaft hat alle Vorkehrungen gelroſfen, um die Not der deutſchen Staaksangehörigen nach Möglichkeit zu lindern. In abgelegenen Bezirken der Skadt er- könen nachts hin und wieder noch Schüſſe. Der ron den Ikalienern eingerichkete Ord- nungsdienſt, an dem ſich zum Teil auch die in Addis Abeba anſäſſigen Europäer be- teiligen, leiſtet ſchnelle Arbeit und macht mit Banditen, die mit der Waffe in der Hand angekroffen werden, kurzen Prozeß. Viele Plünderer barren in den Gefängniſſen ihrer Aburteilung. Noch immer werden Leichen gefunden, die zum Teil gräßlich verſtümmelt ſind. Der Reichsaußenminiſter dankt dem deutſchen Geſchäftsträger in Addis Abeba. Berlin, 8. Mai. Wie wir erfahren, hat Reichsaußenminiſter Freiherr von Neurath dem deutſchen Geſchäftsträger in Addis Abeba, Geſandtſchaftsrat Strohm, ſowie ſeinen Mitarbeitern ſeinen Dank und ſeine Anerkennung für die tatkräftige und erfolg⸗ reiche Wahrnehmung des Schutzes der deut⸗ ſchen Intereſſen telegraphiſch ausgeſprochen. Ankunft des Hindenburg in Lakehurſt Luflſchiff„Hindenburg“ über New Bork New Pork, 9. Mai. Das Luftſchiff „Hindenburg“ wurde nach 10 Uhr MEZ. über dem New Porker Hafen geſichtet. Das Luftſchiff, das dem regelmäßigen Kurs der Nordatlantikdampfer vom Nantucket⸗ Feuerſchiff zum Ambroſe⸗Feuerſchiff gefolgt war, erſchien noch vor Tagesanbruch, gegen 4 Uhr Oſtamerikaniſcher Zeit(9 Uhr Mz.) über der Stadt und ließ ſeine Rieſenſcheinwer⸗ fer über dem Häuſermeer ſpielen, während die Menſchenmaſſen auf den Dächern und in den Straßen begeiſtert winkten. 18 Minuten lang kreuzte das ſtolze Schiff, den Bug dippend, über dem Finanzdiſtrikt, dem Broadway und dem Zentralpark bis zur 110. Straße, die den Nordrand des Zentralparkes bildet. Dort bog das„LZ. Hindenburg“, das mit dem nunmehr einſetzenden Morgengrauen einen zauberhaften Anblick bot, in ſüdweſtlicher Richtung ab und näherte ſich, die Stadtteile Queen⸗ und Brooklyn überquerend, den ſüdlichen Teil von Manhattan. Tauſendſtimmiges Sirenengheul aller im Hafen liegenden Fahrzeuge, ſowie der Lärm unzähliger Autohupen weckten die Be⸗ völkerung, die zu den Fenſtern eilte, und ſich weit hinauslehnte, um das Luftſchiff zu ſehen. Weiter ging dann der Weg des Luftſchiffes in ſüdlicher Richtung den Hudſonfluß entlang bis zur Battery, an der Südſpitze Manhattans, wo über 10,000 Menſchen dem Luftſchiff zujubel⸗ ten. Bald war„23. Hindenburg“ den Blik⸗ ken der New Norker entſchwunden, um an der Küſte von New Jerſey entlang ſeinem Ziele Lakehurſt zuzuſtreben. Ankunft in Lakehurſt Das Luftſchiff erſchien, von ſechs Flugzeu⸗ gen begleitet, in etwa 300 Meter Höhe über dem Flughafen von Lakehurſt und befand ſich in unglaublich kurzer Zeit über der Luftſchiff⸗ halle. Die Kabinen waren hell erleuchtet, ſo daß die Schattenbilder der Fahrgäſte deutlich ſichtbar waren. Um 11.08 Uhr ME. war das Luftſchiff in Lakehurſt glatt gelandet. Das Landemanöver wurde von den Lan⸗ dungsmannſchaften des Flugplatzes Lakehurſt durchgeführt und kann als vorbildlich bezeichnet werden. Um 11.05 MEZ. ertönte über das Flugfeld ein Trompetenſignal, das für die Landemannſchaften den Befehl darſtellte, ſich für das Landemanöver des deutſchen Luftſchif⸗ fes„Hindenburg“ fertigzumachen. Um 11.08 Uhr M3. fiel vom Luftſchiff aus das erſte Tau zu Boden und bereits drei Minuten ſpä⸗ ter war die Kopfleine des Luftſchiffes am An⸗ kermaſt befeſtigt. Als ſich herausſtellte, daß die Landemann⸗ ſchaft das Luftſchiff wegen des Windes kaum halten konnte, ſprangen etwa 50 Preſſevertreter hinzu, um beim Landemanöver zu helfen, bis ſie von Marineſoldaten, die im Laufſchritt herbeigeeilt waren, abgelöſt wur⸗ den. Während der Landung kreiſten 17 Mili⸗ tärflugzeuge über den weiten Platz. Die Paſſagiere des Luftſchiffes ſahen der Landung zu und teilten von den Außenfenſtern des„Hindenburg“ aus den Vertretern der Preſſe ihre Fahrterlebniſſe mit. Die Fahr⸗ gäſte wurden nicht ſchon ausgeſchifft, ſondern mußten an Bord bleiben, bis das Luftſchiff am Schienenmaſt feſtgemacht und in die Halle Augefahren worden war. Dieſes Manöver war um 12.25 Uhr MEz. beendet. Nach Er⸗ ledigung der Paßformalitäten durch die ſchon vorher an Bord gekommenen Zollbeamten konnten die Fahrgäſte das Schiff verlaſſen. Sie wurden alsbald von den zur Begrüßung herbeigeeilten Vertretern der Preſſe und der Behörden, unter denen ſich u. a. auch der deutſche Generalkonſul Dr. Borchers befand, umringt. Alle Fahrgäſte waren reſtlos begei⸗ ſtert und verſicherten, daß ſie, um das Auf⸗ tauchen der Spitze von Amerika und den An⸗ blick von New Pork nicht zu verſäumen, in der letzten Nachtſtunde kein Auge zugedrückt hätten. Zirenen heulen den Villlomm An Bord des„LZ. Hindenburg“, 9. Mai.(Vom Sonderberichterſtatter des DNB.) Wir haben eine triumphale Fahrt hinter uns. In 60 Stunden ſind wir über den Nordatlantik gerauſcht, während die beſte Dampferzeit von Bremen nach New York fünf Tage und 17 Stunden beträgt. Seit der Ab⸗ fahrt in Friedrichshafen haben wir 3800 See⸗ meilen, mehr als 7000 km., mit einem Stun⸗ dendurchſchnitt von 120 km. zurückgelegt. Die Dieſel⸗Rohölmotoren haben ſich wiederum her⸗ vorragend bewährt und ihr Penſum, ohne auch nur den kleinſten Anfall einer Störung zu zei⸗ gen, tadellos abgeleiſtet. Bei dem relativ günſtigen Wetter war es allerdings auch nicht notwendig, das Letzte aus den Motoren her⸗ auszuholen, da die Schiffsleitung ungünſtige⸗ rem Wetter rechtzeitig aus dem Wege ging. Gegen 5 Uhr morgens haben wir New York erreicht. Die Rieſenſtadt liegt noch, ſolange wir uns von Oſten her über typiſche Außen⸗ bezirke heranſchieben, im tiefſten Schlummer. Es iſt die blau dämmernde Stunde zwiſchen Nacht und Tag. ö Langſam gleiten wir Band des Eaſt River zu. Die Lichter der be⸗ rühmten Brücke ſpiegeln ſich im Fluß, da brüllt aus der nächtlichen Stille die erſte Si⸗ rene herauf, und in Sekundenſchnelle fallen alle Dampfpfeifen der Schiffe und Hafen⸗ anlagen an beiden Ufern hinauf und hinab gellend ein. Das aber iſt nur das Vorſpiel, denn nun ſtehen wir über Manhattan und die Rieſendampfer fügen ihrer Stimmen Urgewalt in das Konzert, das die Lüfte erfüllt. Schlank und ehern ſteht eine Säule im Dun⸗ keln, ragt aus dünnem Nebel, ehrfurchtgebie⸗ tend, beinahe, ſo ſcheint es, bis zu uns im Luftſchiff hinauf: Das iſt das„Empire State Building“, das Turmhaus der hundert Stock⸗ werke. Während man es faſfungslos an⸗ ſtarrt, öffnet ſich der Blick auf ganze Schluch⸗ auf das funkelnde ten von kleineren Turmhäuſern. Um uns raſt ein Orkan. Es heulen die Luft⸗ ſchrauben plötzlich aufgetauchter Flug⸗ zeuge, die uns das Geleit geben. Ein rie⸗ ſiger Güterbahnhof am Hudſon ſteuert mit dem Schrei ſeiner vielen Lokomotiven bei. Von der ſoeben eingetroffenen„Bremen“ ſtößt der feine Scheinwerferſtrahl, der ihre Fahrt kenn⸗ zeichnet, herauf. Außerdem aber winkt und blinkt ein zweiter Strahl herüber: die rieſige grellweiße Leuchte der Freiheitsſtraße. In dem ohrenbetäubenden Lärm, von dem die At⸗ moſphäre ſchwingt und zittert, miſcht ſich, alle anderen übertreffend, der tiefe Brummton der großen„Bremen“-Sirene. Breite Waſſer⸗ arme, mächtige Sunde und Wohnviertel von unvorſtellbaren Ausmaßen bleiben hinter uns im Hauptnebel verdämmernd zurück. Begrüßung der Luflſchiffpaſſagiere durch den Verkreler des deulſchen Volſchaf. kers und des Generalkonſulals. 88 Lakehurſt, 9. Mal. Nach der Lan. dung des Luftſchiffes„Hindenburg“ wurden die Paſſagiere von Generalkonſul Bor- chers und dem Luftakkachs bei der deukſchen Vokſchaft in Waſhingkon, Generalleutnant von Bökkicher, begrüßt. „die Reiſe war großarlig“ Anerkennung der Leiſtung von 23.„Hinden⸗ burg“ in der engliſchen Preſſe 88 London, 9. Mai. Die Abendblätter berichten in großer Aufmachung über den Re⸗ kordflug des deutſchen Luftſchiffes„Hinden⸗ burg“ nach Amerika. Der Flug iſt in England mit großem Intereſſe verfolgt worden. Die großen Zeitungen veröffentlichten zum Teil Schilderungen von Sonderberichterſtattern, die an dem Flug teilnahmen und die mit großer Anerkennung die Leiſtungen des Luftſchiffes ſchildern. Der bekannte Forſcher Sir Hubert Wilkins erklärte nach Ankunft des„Hin⸗ denburg“ in Lakehurſt:„Die Fahrt war großartig von Anfang bis Ende.“ In dieſem Zuſammenhang iſt auch die Mel⸗ dung über den Beſuch dreier Beamter des engliſchen Luftminiſteriums in der Zeppelin⸗ werft in Friedrichshafen mit Intereſſe auf⸗ genommen worden. Reuter meldet jedoch, daß dieſer Beſuch keine Aenderung der amt⸗ lichen britiſchen Stellungnahme zur Luftſchiff⸗ frage bedeute England hat bekanntlich ſeit der Kataſtrophe des Luftſchiffes„R 101“ den Luft⸗ ſchiffbau aufgegeben. 8 S 22 n 3 . tte ſchaf⸗ Der gute Doktor Rübezahl 20 ffpppnnmn nemme Originalroman von Anton Schwab 10 „Eigentlich mußten Ste doch froh ſein, wenn Ihre Nichte doch einmal heiratet! Sie Aermſter kommen doch aus den Aengſten ſonſt nicht heraus! Warum zum Kuckuck ſoll ſie denn nicht heiraten?“ Onkel Klaas ſtarrte jetzt den Arzt erſtaunt an. „Aber.. ich denke, Sie wollen nicht heiraten!“ „Ich, ich... wehrte Helmer unmutig ab.„um mich handelt es ſich doch nicht! Wer wird einen ſo bärbeißi⸗ gen Mann wie mich heiraten! Nein, nein, die Frau würde mir bald fortlaufen!“ „Oh... ich glaube nicht! Nicht wahr, Jorinde.. er kann ſo wunderſchön grob werden!“ „Warum haben Sie denn mit Ihrer Grobheit nicht geheiratet? Heh, Mynheer, warum denn nicht?“ „Das iſt ſehr einfach!“ lachte der Rieſe.„Als ich war ſein junger und hübſcher Mann, da war ich ein armer Teufel und mußte arbeiten von früh bis ſpät, und als ich dann war reich, da... da wog ich eben 300 Pfund!“ Worauf die Kinder zuallererſt in ein brauſendes Gelächter ausbrachen, ſo ſpontan, daß der alte Myn⸗ heer erſt verdutzt guckte und dann mit einſtimmte. * Im Doktorhauſe iſt alſo ein Gaſt mehr. Mynheer van Meuenhuis hat ſein Bett anrollen laſſen, es iſt in einem Gaſtzimmer aufgeſtellt worden, und nun will der alte Herr ſolange bleiben, wie ſeine Nichte bleibt. Onkel Klaas war zeitlebens ein guter Kerl, grob zund derb zwar, aber ein durchaus rechtlicher Mann. Kinder hatte er nie geliebt, weil er keine Zeit dafür hatte. Zum erſten Male fand er jetzt im Hauſe Feld⸗ hammers Zeit und Gelegenheit, ſich überhaupt mit Kindern zu beſchäftigen. Er wollte es durchaus nicht. die Kinder ſtanden abſeits, wagten ſich zunächſt an den Rieſen nicht heran. Bis der kleine Toni das Eis brach. Er ſtand lange vor dem alten Herrn mit dem weißen Haar, der ſo helle Augen hatte und ſagte ſchließlich: „Biſt du ein Menſchenfreſſer, Onkel?“ Onkel Klaas ſtarrte den Kleinen ganz verdattert an, und dann lachte er und fragte gutmütig:„Warum ſoll denn der Onkel Klaas ein Menſchenfreſſer ſein?“ „Weil du ſo ausſiehſt wie der Menſchenfreſſer in Henners Märchenbuche!“ kam die Antwort ganz ernſt⸗ ft. Erſtaunt ſah Onkel Klaas zu Jorinde hin, die Iuſtig lachte. „Seh' ich denn wirklich aus wie ein Menſchenfreſſer, Jorinde?“ fragte der alte Herr kläglich.„Seh' ich wirk⸗ lich ſo ſchlimm aus?“ „Na, ganz unrecht hat der Kleine nicht, Onkel Klaas! Du haſt dich manchmal ſo gebärdet, als wenn du mich freſſen wollteſt,“ entgegnete das Mädchen voll Laune. „Du biſt aber wirklich kein Menſchenfreſſer?“ fragte der Toni wieder mit ſeinem feinen Stimmchen. „Nein, bin ich nicht! Mein Ehrenwort!“ beteuerte Onkel Klaas und der Schalk ſaß in ſeinen Augen. Dann winkte er dem Toni zu. „Haſt du Angſt vor mir, Kleiner?“ „Angſt? Wenn Onkel Helmer da iſt? Nein, da habe ich auch vor dir keine Angſt! Und du biſt ja kein rich⸗ tiger Menſchenfreſſer, das haſt du mir doch geſagt!“ Da ſprang Helmer hinzu, faßte den kleinen Toni und ſetzte ihn auf den Schoß des verdutzten Onkel Klaas. „So macht man das, Mynheer! Wenn ſo ein kleiner Prinz auftaucht, dann nimmt man ihn auf den Schoß!“ „So,“ ſagte der Rieſe bedächtig.„Das alſo tut man!“ Dann betrachtete er ſich den Kleinen und fragte ganz gutmütig:„Wie heißt du denn?“ „Aber Onkel, ich bin doch der Toni!“ „Der Toni?“ Und das weiß ich nicht! Schlimm, ſchlimm, mein Junge! Aber nun merke ich mir das!“ Dann rief er Jorinde zu:„Jorinde, Nichte von Klaas van Meuenhuis, das läßt du zu, daß man aus deinem Onkel ein Kindermädchen macht?“ „Es ſteht dir aber wundervoll, Onkel! Wie aus dem Märchenbuche geſchnitten! Der Menſchenfreſſer und der Däumling!“ „Aber der Onkel iſt doch gar kein Menſchenfreſſer!“ verteidigte der Toni ſeinen neuen Freund mit Eifer. „Nicht wahr!“ Der alte Herr nickte befriedigt.„Immer verteidige deinen alten Onkel!“ Und ſo kam, wie es kommen mußte, nach einer halben Stunde hatten die Kinder mit dem guten Onkel Klaas Freundſchaft geſchloſſen und brachten ihre Bilderbücher und Spielſachen geſchleppt. Er mußte beſtaunen und bewundern und ihre Augen leuchteten auf, wenn er ſeiner Bewunderung recht gelungen Ausdruck gab. Ganz ſanft konnte Klaas mit einem Male ſprechen, und als die Kinder zu Bett gebracht wurden, da mußte Onkel Klaas ſelbſt den Toni in ſein Bettchen bringen. Mit gutem Humor tat's der alte Herr. Als er das Zimmer verlaſſen hatte, ſah Helmer lächelnd zu Jorinde hin und ſagte:„Was ſagen Sie mun, Fräulein Jorinde?“ „Ein Wunder iſt geſchehen! Onkel Klaas, der nie was von Kindern wiſſen wollte..!“ „.. iſt vom Kinde bezwungen worden. Und es iſt kein Wunder, es iſt ganz natürliches Geſchehen. Men⸗ ſchen, die nie Zeit hatten, ſich mit Kindern zu beſchäf⸗ tigen,— zu denen habe ich bis vor kurzem auch gehört — die können der Liebe ihres Herzens dem Kinde gegenüber nicht den rechten Ausdruck geben.“ Nach einer knappen Viertelſtunde kam Onkel Klaas ſtöhnend und pruſtend aus dem Kinderzimmer, aber er lachte dabei. „So eine kleine Bande!“ ſagte er gutgelaunt.„Die haben mich abaedrückt. dan mir die Luft ausging. „Ja, Onkel Klaas,“ lachte Jorinde.„Sie ſpuren mit ihrem kindlichen Herzen, daß du ein guter Menſch biſt, und drum ſchenken ſie dir ihr Herz.“ Nachdenklich ſah der alte Herr auf ſeine Nichte. Dann lächelte er, ſetzte ſich und ſchlug Helmer derb auf die Schulter.„Doktor...“ ſagte er lachend,„... Sie ſind ja ein Rauhbein allererſter Güte, aber das ge⸗ fällt mir! Wenn Sie nun zufällig einen guten, alten Bordeaux im Keller haben, dann würde ich es Ihnen nicht übelnehmen. wenn Sie mir ein Glas kreden sten.“ „Das tut mir leid,“ entgegnete der Arzt.„Bordeaux iſt für Sie nichts! Der iſt für alte Herren da, nicht aber für ſo junge Menſchen wie Sie und mich!“ „Wollen Sie mich foppen, Doktor?“ „Warum denn? Wie jung ſind Sie denn Onkel ſtlaas?“ „Ich werde 70 Jahre!“ „Siebzig Jahre! Das iſt doch für einen Mann, der im Flugzeug von Java mit ſeinem Bett nach Deutſch⸗ and kommt, kein Alter. Sie werden hundert Jahre ilt, Onkel Klaas!“ „Das ſagt mir jeder Arzt!“ brummte der Holländer, iber dann war er wieder vergnügt.„Sie ſind der tichtige Arzt! Kann mir ſchon denken, daß jeder ge⸗ und wird, wenn er Sie anſieht! Sie ſind ja ein Urbild der Geſundheit!“ „Ich bin auch geſund! Mir fehlt nichts! Ich weiß ticht, ob das daherkommt, daß ich... auch Junggeſelle zin.“ „Ganz beſtimmt nicht!“ proteſtierte Käte lachend. „Wenn ich dich nicht ſo gut gepflegt hätte!“ „Das haſt du getan, Kate!“ ſtimmte ihr Helmer herz⸗ ich zu.„Das ſtreite ich nicht ab. Ja, Onkel Klaas, za haben die Menſchen ſeit Jahrhundert nach einem Elixier der ewigen Geſundheit und Jugend geſucht. Und :s gibt keines als: vernünftig Leben. Schauen Sie mich in, ich rauche gern eine Zigarre, trinke ein Glas Bier, der auch einige, ſehr gern. Wein liegt mir weniger, ich zatte zu wenig Gelegenheit edle Sorten auszuprobieren, dazu langte der Geldbeutel immer nicht. Ich habe auch nnen guten Hunger! Oh, mir ſchmeckt etwas Gutes. Aber ich kann einfach keinen Schluck mehr trinken, einen Biſſen mehr eſſen, wenn ich ſatt bin.“ Onkel Klaas nickte bedächtig und dann tat er ſeufzend den Ausſpruch:„Ja... wie merken Sie denn das, Doktor?“ * Frank betrat das Zimmer ſeines Mitarbeiters Viktor derrink der eben über chemiſche Formeln gebeugt ſaß und fleißig nachrechnete. „Morgen, Viktor!“ ſagte er nachläſſig und beugte ſich, ohne den Gegengruß abzuwarten, über die Papiere. „Aha... über dem Heretum?“ „Ja! Aber.. ich komme nicht weiter!“ „Laß mal ein paar Tage Zeit drüber vergehen! Du haſt dir den Kopf verbaut!“ Herrink ſchob die Papiere von ſich und ſah Frank mit einem ſeltſamen Lächeln an. „Ich gratuliere!“ „Was denn?“ fuhr ihn Frank an. „Zur Verlobung mit Oſſi!“ „Was gibts da zu gratulieren, Viktor! Der Alte iſt ein Rechenmeiſter. Er lebt in dem Wahne, daß ein Ver⸗ mögen wie ſeins nicht geteilt werden ſolle.“ „Ueber das Prinzip kann man ſtreiten, ich meine über ſeine Berechtigung.“ „Ja, das wohl, aber... ich habe nun das Vergnügen Oſſi als Beigabe mitnehmen zu müſſen.“ „Das Mädel iſt doch nicht übel?“ „Alles richtig! Aber..!“ „Sie iſt keine Jorinde van Meuenhuis! Stimmt's?“ Aergerlich nickte Frank und fuhr dann fort:„Das iſt es eben! Jorinde van Meuenhuis... das iſt eben etwas ganz anderes, da verblaßt ſelbſt ein ſo hübſches Mädel wie Oſſi. Und ſie iſt nicht mehr im Hauſe Prinxheim?“ „Nicht?“ „Nein, ſie iſt zu dieſem obſkuren Dr. Feldhammer übergeſiedelt. „Zum Rübezahl, zum großen Kinderfreund, zu dem Mann, der ohne ſich zu überlegen vier Kinder zu ſich nimmt und dabei ſolls ihm finanziell ſehr ſchlecht ehen!“ .„Ja! Wie ſagteſt du eben? Die Kinder! Ja, ganz richtig die Kinder! Mit den Kindern hat es viel auf ſich! Der alte Herr hat uns geſtern eine Rieſenüber⸗ raſchung bereitet. die nicht gerade Ml war.“ S „Ich verſtehe dich nicht?“ „Die Kinder...!“ ſagte Frank wichtig,.... ſind Gregors Kinder, ſtammen aus einer rechtmäßigen Ehe Gregors!“ Herrink erhob ſich vor Ueberraſchung. „Was ſagſt du...? Die Kinder ſind..... Gregors Kinder?“ „Ja, ſo iſt es!“ Aufmerkſam hörte Herrink jetzt zu, als ihm Frank eilig alles berichtete. „So ſieht die Situation alſo heute aus!“ ſchloß Frank ſeine Rede. „Ich verſtehe ſchon, daß du über die Entwicklung nicht erfreut biſt.“ entgegnete Herrink nachläſſig.„Aber das läßt ſich doch aus der Welt ſchaffen! Mit Geld iſt doch viel getan.“ „Du vergißt, daß dieſer Doktor Feldhammer der Vor⸗ mund der Kinder iſt.“ „Aha! Der verlangt die Anerkennung der Kinder als erbberechtigte Nachkommen Gregors?“ „Jawohl! Der Alte hat abgelehnt! Feldhammer hal ibm einige Wochen Zeit gelaſſen.“ um Handeln -Wie man es nimmt!“ Die beiden Freunde ſahen ſich an, es war als ſuche jeder in des anderen Geſicht, als ſei in beider Augen die gleiche Frage, die keiner wagte auszuſprechen. 4. Als Frank zwei Stunden ſpäter in die Perſonal⸗ abteilung kam, da ſtutzte er, denn er ſah einen unbe⸗ kannten Herrn neben dem Perſonalchef. Der Perſonalchef ſtellte vor.„Herr Frank von Prinx⸗ heim... Herr Alban Mühle, mein Vertreter.“ „Angenehm! Vertreter? Wollen Sie uns verlaſſen?“ „Ich muß meiner kranken Leber wegen eine Kur von einem halben Jahre machen und Herr Mühle wird mich ſo lange vertreten,“ ſagte der Perſonalchef ruhig. „So verhält ſich das! Und wer hat Herrn Mühle engagiert?“ W antwortete für den Perſonalchef und ſagte nell: „Herr Ernſt von Prinxheim. Er iſt mit meinem früheren Chef Herrn Direktor Reble bekannt.“ „Ah... mit dem Arzneionkel in Schwaben!“ „Ganz recht, Herr von Prinxheim!“ „Dann ſind Sie ja aus dem Fach?“ „Gewiſſermaßen ja, nur hat jedes Unternehmen der Branche ganz andere Arbeitsmethoden. Ich bin froh, daß ſich hier meine Aufgabe rein aufs Organiſatoriſche erſtreckt.“ „Allerdings, Herr Mühle! Nun ich hoffe, daß es Ihnen bei uns gefällt! Energiſch ſein, das iſt die Haupt⸗ ſache! Nicht jeder Klage entſprechen! Kommen viel Nörgler und Unzufriedene zu Ihnen.“ „Ich kenne das, Herr von Prinxheim! Sie werden ſicher mit mir zufrieden ſein!“ Als Frank das Zimmer verlaſſen hatte, ſagte der Perſonalchef zu Mühle:„Der eigentliche Chef! Der alte Herr hat wenig zu ſagen, er kümmert ſich nicht viel ums Geſchäft. Früher war Gregor tonangebend, jetzt hat Frank das Heft in den Händen.“ „Wie ich hörte, war mit Gregor von Prinxheim kein leichtes Arbeiten?“ „Beſtimmt nicht! Aber ich fürchte... mit Frank wird das Zuſammenarbeiten nicht beſſer ſein. Gregor hacte ſchon für ſeine Mitarbeiter nichts übrig, mit Frank iſt's noch ſchlimmer.“ „Mal ſehen! Jedenfalls hoffe ich die Löſung hier zu finden und Sie Verehrter werden Ihre Sommerfriſche genießen und ihre kranke Leber gründlich auskurieren!“ Der Perſonalchef ſchmunzelte vergnügt.„Und ob ich das tue! Finden Sie es nur nicht ſo bald heraus, ich meine.. na, Sie wiſſen ſchon!“ * Frank ſpeiſte Mittag mit Oſſi und Ernſt von Prinx⸗ heim zuſammen. Ganz unvermittelt ſagte er zu Oſſi:„So iſt alſo ge⸗ ſtern Fräulein Jorinde zu dem Rübezahl übergeſiedelt? Eigentlich nicht gerade nett als Freundin! Findeſt Du nicht auch, Oſſi?“ Oſſi war erſt etwas überraſcht und meinte dann zögernd:„Ja, das iſt ſchon ſo!“ „Und ausgerechnet zu dem Dr. Feldhammer! Der wird ſie nun jetzt bearbeiten und ihr das Märchen von den Kindern richtig beibringen. Am Ende weiß ſie es gar ſchon!“ Ernſt von Prinxheim nickte gleichmütig:„Ja, ſie hats mir ja zuerſt geſagt, ich habe dann erſt den Doktor zu mir beſtellt!“ „Meinſt du nicht, Onkel, daß man Fräulein van Meuenhuis bitten ſollte, weiter unſer Gaſt zu ſein?“ „Warum?“ Lauernd fragte der alte Herr. „Weil es in ganz Kollmenbergen beſtimmt einen ſchlechten Eindruck macht. Erſt war ſie bei uns zu Gaſt. Und ſofort nach Gregors Tod ſiedelt ſie ins Doktorhaus über.“ Der alte Herr zuckt die Achſeln. „Wenn es dir recht iſt, Onkel, und dir Oſſi, dann will ich Fräulein van Meuenhuis bitten, daß Sie weiter die Gaſtfreundſchaft des Hauſes Prinxheim in Anſpruch nimmt!“ „Wenn du meinſt, daß ſie kommen könnte?“ meinte der alte Herr zögernd. „Ich werd's einmal verſuchen.“ * Frank ſprach im Doktorhauſe vor. Der Arzt hielt ſeine Sprechſtunde ab. Kate und Jorinde waren ein⸗ kaufen gegangen und der gute Onkel Klaas ſpielte mit den Kindern. Das heißt, er machte es ſich bequem. Er ſaß in dem breiten Seſſel— wenn er aufſtand, ſtand er mit dem Seſſel zuſammen auf— und ließ die Kinder auf ſich los ſchwatzen. Da klingelte es. Niemand öffnete. Wieder klingelte es. Da erhob ſich der alte Herr ſchnaufend und ging ſelber öffnen Frank ſtand draußen, elegant angezogen, nach der letzten Mode gekleidet, förmlich einem Modejournal entſprungen. Erſtaunt ſah er auf Onkel Klaas. Und grüßte. „Frank von Prinxheim,“ ſagte er dann, ſetzte ſich in Bewegung und wollte eintreten, aber Onkel Klaas ſtand und wich nicht von der Tür. „Wollen Sie zum Doktor?“ fragte jetzt Klaas miß⸗ trauiſch. „Bewahre, ich bin ganz geſund! Ich möchte Fräulein van Meuenhuis ſprechen!“ Onkel Klaas Miene wurde nicht freundlicher. Der elegante Burſche wollte ſeine Nichte ſprechen, ſicher, ja ganz beſtimmt hatte er Abſichten auf ſie. Vielleicht war das überhaupt der Kerl, den ſie hier beſucht hatte. „Meine Nichte? Was wollen Sie von meiner Nichte?“ „Das geht Sie verdammt wenig an, alter Herr!“ entgegnete Frank hitzig. Forkſetzung folgt. r— . 8 e Monkag, den 11. Mai 1936 Aiͤ.cele und der ſchwarze Mann Eine Jeilgenoſſin Johann orihs Geſchichten um Adele Sandrock Die beliebte Filmdarſtellerin Adele Sandrock ſtürzte die⸗ ſer Tage, wie berichtet, in ihrer Berliner Wohnung über einen zuſammengelegten Teppich, blieb volle neun Stunden liegen und wurde erſt am nächſten Morgen mit einem ſchweren Bruch des Schenkelhalſes aufgefunden. Be⸗ dauerlicherweiſe iſt die Künſt⸗ lerin durch dieſen Unfall für längere Zeit an das Krankenbett gefeſſelt. Im Krankenzimmer bei Prof. Sauerbruch Ununterbrochen ſchrillt gegenwärtig in der Berliner Charité, wo Adele Sandrock von Prof. Sauerbruch ſelbſt behandelt und von ihrer Schweſter Wilhelmine auf das ſorgſamſte be⸗ treut wird. das Telefon. Aus allen Teilen des Reiches kommen die Anfragen nach dem Ge⸗ ſundheitszuſtand der von jung und alt, reich und arm hochverehrten Künſtlerin. Natürlich fehlt es auch nicht an Blumenſpenden und ſonſtigen kleinen Aufmerkſamkeiten.„Ich freue mich wirklich.“ läßt Frau Sandrock ihren zahl⸗ reichen Freunden und Anhängern am Telephon immer wieder erklären“, daß man um mich ſo beſorgt iſt und hoffe, recht bald wieder in alter Friſche meiner gewohnten Tätigkeit, die ich nur höchſt ungern und notgedrungen unterbreche, nachgehen zu können.“ Man begreift unter die- ſen Umſtänden erſt ſo recht die Scherzfrage, die über Adele Sandrock ſchon ſeit Jahren in Fach⸗ kreiſen umgeht:„Was iſt paradox?— Ein Film— ohne Adele Sandrock!“ Adele Sandrock tonangebend in der Mode Wie ſo viele Berliner Künſtlerinnen ſtammt auch Adele Sandrock aus Wien. Gemeinſam mit der Gabillon und der Wolter bildete ſie in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ein leuchtendes Dreigeſtirn am Kunſthimmel der alten Kaiſerſtadt. Frau Sandrock erlebte da⸗ mals aus nächſter Nähe die Tragödie des Erz⸗ herzogs Johann Nepomuk Salvator mit, der ſich in eine der vier bildhübſchen Schweſtern Strubel, eine kleine Ballettänzerin verliebte, deshalb allen Vorrechten ſeiner hohen Geburt entſagen und den einfachen bürgerlichen Na⸗ men Johann Orth annehmen mußte. Als ſol⸗ cher ging der romantiſch veranlagte Habsburger dann mit Milly Strubel, die er zu ſeiner Frau gemacht hatte, auf dem alten Segler„Santa Margherita“ von London aus nach Südamerika in See, wo ſich das Paar ein neues Leben auf⸗ bauen wollte. Unterwegs aber iſt das Schiff bekanntlich auf dem Ozean ſamt Kapitän und Mannſchaft ſpurlos verſchollen. Adele Sandrock zählte zu jener Zeit zu den beſten Kundinnen der damals hochberühmten Wiener Schneiderin Marie Strubel, der älteſten der vier reizenden Schweſtern, die erſt unlängſt geſtorben iſt. In jüngſter Zeit iſt die Erinnerung an den Fall Orth durch das Auftreten eines Baron de Ott und ſeiner Gattin neuerweckt worden, die ſich als der ſeinerzeit verſchollene Erzherzog und deſſen Frau ausgeben und für dieſe Behauptung ſogar gewiſſe Beweiſe beizubringen vermochten. Allerdings iſt die Angelegenheit noch lange nicht endgültig geklärt, da hierzu erſt noch um⸗ fangreiche Nachforſchungen und Ermittlungen in Südamerika angeſtellt werden müſſen. Um die Jahrhundertwende galt Adele Sand⸗ rock für tonangebend in Modefragen und allen Zweifelsfällen des guten Geſchmacks. Walter Jervens berühmtes hiſtoriſches Film⸗ archiv von 120000 Filmmetern enthält auch einen Bildſtreifen aus jener Zeit, der die Künſtlerin in ihren beſten Jahren im engſit⸗ zenden, flotten Reitkoſtüm, ſchwungvoll gebo⸗ genen Zylinder, mit einer Narziſſe im Knopf⸗ loch u. einer Reitpeitſche in den glacébewehr⸗ ten Händen zeigt. Die Geheimſprache der Filmleute. Zahllos wie der Sand am Meer ſind die Anekdoten um Adele Sandrock, was ſo recht ihre Volkstümlichkeit und allgemeine Beliebt⸗ heit erkennen läßt. Als die Künſtlerin vor Jahren ihre Fimlaufbahn begann und ihr die „Geheimſprache“ der Filmleute noch ein Buch mit ſieben Siegeln war, machte man ſich wie bei allen Anfängern oft ein Vergnügen dar⸗ aus, ſie durch mißverſtändliche Ausdrücke in Verlegenheit zu bringen. Geduldig ließ Adele das alles über ſich ergehen. doch als eines Ta⸗ ges der Regiſſeur zu den Beleuchtern ſagte: „Holt mal den großen Neger für Adele!“— „Neger“ ſind bekanntlich große beſpannte Blen⸗ den zur Lichtabdämpfung— entrang ſich der Künſtlerin die zaghafte Bemerkung:„Wieſo Neger? Davon ſteht aber doch gar nichts in meinem Vertrag!“ Seitdem hat Aedele Sand⸗ rock allerdings jede Schüchternheit verlorer und iſt in Filmkreiſen bekannt für ihre Schlag⸗ fertigkeit. Als eines Tages die Künſtlerin, die eine große Schwäche für Rollen aus der beſſeren und beſten Geſellſchaft hat, in dem Ufa⸗Film „Mach mich glücklich!“ eine einfache Gardero⸗ biere ſpielen ſollte, ſuchte ihr Harald Paulſen dieſe Tatſache mit der Bemerkung„ſchmack⸗ haft“ zu machen:„Aber, Herr Regiſſeur, Frau Sandrock eine Garderobiere? Wenns doch we— nigſtens eine gräfliche wäre!“ Worauf Adele mit vernichtendem Seitenblick auf den frivo⸗ len Spötter zur Antwort gab:„Das will ich meinen, mein junger Freund! In meinem Al⸗ ter ſpielt man ſchlimmſtenfalls gräfliche Gar⸗ derobieren!“ Und als eines Tages ein Film⸗ produzent Adele mit der Begründung, daß die Künſtlerin bei ihrem hohen Alter doch leicht während der Aufnahmen ſterben könne und dann der ganze Film verpfuſcht ſei. im Ho⸗ norar zu drücken verſuchte, widerlegte die Dar⸗ ſtellerin dieſen Einwand in gewohnter Schlag⸗ fertigkeit:„Das wäre das größte Glück Ihres Lebens, junger Mann! Denn dann hätten Sie den letzten Film mit Adele Sandrock gemacht, ein doch ſicher denkbar gutes Geſchäft.“ Wie viele bekannte Schauſpieler wird auch Adele Sandrock während der Aufnahmen oft von„Schlachtenbummlern“ bedrängt. Für die⸗ ſe Unentwegten beſitzt die Künſtlerin eine „Gäſteuhr“. So nennt ſie eine alte Armband⸗ uhr, deren Werk längſt das Zeitliche geſegnet hat. Will einmal ein Beſucher gar nicht gehen, ſo zeigt ſie ihm dieſe Uhr mit dem Bemerken. daß zwiſchen ihr und vielen Gäſten eigentlich gar kein Unterſchied ſei. Gäſte und Beſuch würden nämlich manchmal auch nicht gehen. Dieſe„zarte Anſpielung“ genügt in den mei⸗ ſten Fällen. Im übrigen iſt Frau Sandrock eine leutſelige alte dame, die im„Zivilleben“ weder ein weiblicher Feldwebel, noch ein Schreckgeſpenſt ungeratener junger Männer oder gar eine Haustyrannin iſt. Aus der Nachbarſchafl bu. Lamperkheim, 10. Mai. Auf der dritten Reichsſieger-Ausſtellung des Reichs- verbandes für das deutſche Hundeweſen in Köln hatte der weltbekannte Wolfſpitz-Zwin⸗ ger„Von der Aue“ des Herrn Ad. Heß bei ſtärkſter Konkurrenz ſechs graue Wolfſpitzer ausgeſtellt. Er hatte hierbei wiederum große Erfolge. bo. Lampertheim, 9. Mai. Wie bei dem Bericht über die Einweihung der neuen Lampertheimer Möbelfabrik Ernſt Lu ſt bereits mitgeteilt worden iſt, gingen ver⸗ ſchiedene Telegramme an den Führer, Dr. Ley uſw. ab. Hierauf iſt von der Präſidial⸗ kanzlei des Führers folgende Briefant⸗ wort eingetroffen:„Der Führer und Reichs⸗ kanzler hat mich beauftragt, Ihnen für Ihr freundliches Gedenken anläßlich des Nationa⸗ len Feiertages des Deutſchen Volkes ſeinen herzlichen Dank zu übermitteln. Heil Hitler! gez. Meißner.“ Staatsſekretär und Chef der Präſidialkanzlei.— In der Nacht zum 7. Mai fuhr auf der Autobahn Mannheim⸗Darmſtadt bei km. 49,8 ein Perſonenkraftwagen auf den Anhänger eines haltenden Laſtzuges auf, wobei ein Inſaſſe des Perſonenautos verletzt wurde. Er mußte in ein Darmſtädter Krankenhaus verbracht werden. Das Perſonenauto wurde faſt vollkommen zertrümmert, der Anhänger dagegen nur leicht beſchädigt. Der Unfall ſoll dadurch entſtanden ſein, daß das Schlußlicht des Laſtzuges nicht gebrannt haben ſoll.— Der Spargelſtich hat ſich infolge des warmen Maiwetters ſchon ſo entwickelt, daß bereits täglich 180—200 Zentner mit der Bahn verfrachtet werden. bp. Lorſch, 9. Mai. Herr Melchior Gärt⸗ ner vollendete in körperlicher und geiſtiger Friſche ſein 82. Lebensjahr. Geſtern feierte ſeine Frau ihr 78. Wiegenfeſt. Wir gratu⸗ lieren. by. Lorſch, 10. Mai. Seit Frühjahrsbeginn hat auch hier eine erfreuliche Bautätigkeit ein⸗ geſetzt. Ueberall erſtehen neue Wohnhäuſer.— Die feuchtwarme Witterung hat ſich beſonders günſtig auf die Spargelernte ausgewirkt. Der Ertrag darf als gut bezeichnet werden. Der Spargelanbau hat in unſerer Gemarkung einen erfreulichen Umfang angenommen.— Die Orts- gruppe des Reichsluftſchutzbundes begann am Freitag abend in der Luftſchutzſchule den letzten diesjährigen Schulungskurs. Rund 200 Männer und Frauen werden diesmal als Luftſchutzhaus⸗ warte ausgebildet. be Groß⸗ Rohrheim, 9. Mai. Im Rahmen einer Jugendkund gebung überreichte Ortsgruppenleiter Pg. Kramer den Teilnehmern des Reichsberuſswettkampfes Karl Olf, Ludwig Herbert und Friedrich Richtberg Anerkennungsſchreiben. Dem jugendlichen Ludwig Herbert wurde eine Eh⸗ renurkunde für beſondere Leiſtungen ausge— händigt. Die Anerkennungsſchreiben für weib⸗ liche Teilnehmer wurden durch den landwirt⸗ ſchaftlichen Ortsfachberater Pg. Wilhelm Hof⸗ mann an folgende Mädchen überreicht: Kät⸗ chen Menger, Kärchen Hofmann, Sophie Germann, Anna Hofmann und Eliſa⸗ beth Hofmann bp. Hofheim, 10. Mai. Noch immer ſtehen zahlreiche Volksgenoſſen der NSV. fern, obwohl ſie durch ein geſichertes Einkommen je⸗ der Lebensſorge enthoben ſind. Die NSV., das größte vom Führer geſchaffene Hilfswerk, richtet an alle den eindringlichen Appell: „Helft helfen unſeren ſchuldlos verarmten Brüdern und ſeid wahre Chriſten durch eure Nächſtenliebe.“ Wenn die Werber zu euch kommen, zeichnet euch als Mitglied ein. Der Dank der Armen wird euch ſchönſter Lohn ſein. Folgenſchweres Aukounglück Kaiſerslautern, 10. Mai. Auf der Kai⸗ ſerſtraße zwiſchen Einſiedlerhof und Vogelweh bei Kaiſerslautern, ereignete ſich am Sonntag⸗ vormittag um 7 Uhr ein folgenſchweres Auto⸗ unglück, bei dem eine Perſon tödlich, zwei Perſonen ſchwer und eine Perſon leicht verletzt wurde. Fünf Perſonen aus Saarbrücken waren mit einem alten Perſonenkraftwagen auf der Fahrt nach Speyer. Zwiſchen Einſiedlerhof und Vogelweh rannte das Fahrzeug infolge eines Reifenſchadens mit großer Geſchwin⸗ digkeit gegen einen Straßenbaum. Der Wa⸗ genlenker, der 30 Jahre alte Mathias Kohl⸗ born, erlitt dabei ſchwere innere Verletzungen, denen er kurz nach ſeiner Einlieferung ins Krankenhaus nach Kaiſerslautern erlegen iſt. Der etwa gleichaltrige Erich Nietſche trug ſchwere Quetſchungen und Prellungen davon. Von den zwei mitfahrenden Damen wurde die eine, die etwa 20 Jahre alte Erna Kutſcher, im Geſicht ſchwer verletzt, die andere, Hedwig Ba⸗ roni, erlitt eine äußerliche Stirnverletzung und konnte nach Anlegung eines Verbandes wieder aus dem Krankenhaus entlaſſen wer⸗ den. Der fünfte Mitfahrer kam mit dem Schrecken davon. Das Urkundenſteuergeſetz Berlin, 8. Mai. Am 5. Mai 1936 iſt das Urkundenſteuergeſetz erlaſſen worden. Es iſt im Reichsgeſetzblatt Teil 1 Seite 407 ff. veröffent⸗ licht. Das Geſetz wird am 1. Juli 1936 in Kraft treten Mit dem Inkrafttreten des Ge⸗ ſetzes treten die Landesſtempelgeſetze und die Verordnung, betreffend die Stempel⸗ ſteuer im Saarland außer Kraft Im Arkundenſteuergeſetz werden die Stem⸗ pelſteuern der Länder vereinheitlicht und zu einem einheitlichen Reichsgeſetz zuſammengefaßt. Zurzeit gibt es 15 Landes⸗ ſtempelgeſetze mit zahlreichen Aenderungs⸗ und Ergänzungsgeſetzen. Bei einigen Landesſtempel⸗ geſetzen iſt es kaum möglich, den geltenden Text überhaupt feſtzuſtellen. Die Steuerſätze in den einzelnen Landesſtempelgeſetzen ſind ganz verſchieden hoch. So iſt z. B. der Steuerſatz für eine Hypothekenbeſtellung in dem einen Land ſechsmal ſo hoch wie in einem anderen Land. Der Steuerſatz für Mietverträge über ſtädtiſche Grundſtücke beträgt in einem Land das Fünffache des Satzes in einem anderen Lande. Nach dem Urkundenſteuergeſetz werden die Steuern im ganzen Reich nach den gleichen Steuer⸗ ſätzen erhoben. Die Landesſtempelgeſetze ſtehen im engen Zuſammenhang mit der Koſtengeſetzgebung der Länder in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit. Auch die Gerichtskoſten waren in den Ländern verſchieden hoch. Erſt nach dem Inkrafttreten der Koſtenordnung werden im ganzen Reich einheitliche Gerichtskoſten er⸗ hoben. Wenn daneben die verſchiedenen Stem⸗ velſteuern weiter beſtehen würden, ſo würde trotz der Koſtenordnung eine einheitliche Belaſtung der Geſchäfte der freiwilligen Gerichtsbarkeit nicht erreicht werden. Dieſe verſchiedene Be⸗ laſtung in den einzelnen Ländern iſt auf die Dauer nicht erträglich. Von verſchiedenen Seiten iſt angeregt wor⸗ den, die Stempelſteuergeſetze der Länder über⸗ haupt verſchwinden zu laſſen. Das ging nicht. weil die Länder auf das Aufkommen aus ihren Stemvelſteuergeſetzen angewieſen ſind. Die Län⸗ der können auf dieſes Aufkommen nicht ver⸗ zichten. ohne den Ausgleich ihrer Haushalte zu gefährden. Hätte man die Landesſtempelgeſetze erſatzlos beſeitigt, ſo hätte das Reich die Län⸗ der entſchädigen müſſen. Das iſt aber bei der Inanſpruchnahme des Reichs durch die Finan⸗ zierung großer öffentlicher Aufgaben, insbeſon⸗ dere des Aufbaues der Wehrmacht, gegenwär⸗ tig nicht möglich Es blieb alſo nur der Weg der eigentlichen reichsrechtlichen Regelung der Stempelſteuergeſetzgebung im Arkundenſteuer⸗ geſetz Das Aufkommen an Arkundenſteuern ſoll im weſentlichen den Ländern zufließen. Gegenſtand der Urkundenſteuer ſind im allgemeinen die glei⸗ chen Geſchäfte wie in den Landes⸗ Bekanntmachungen der A. S. H. A. P. Kreis Henpenbeim SDA p., Gan Heſlen⸗Naſſau. Frankfurt am Main, Gu'levtſteaße 3—14, Adolf Hitler⸗Haus ernſprecher: 30 381. Poſtſcheckkonto: 53 003 chtiftver kehre: Benutzt im eigenen Intereſſe für jede Abtellung geſonderte Bogen Sprechſtunden: Vormittags: Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitaß von 10—12 Uhr. Nachmittags: Dienstag, Mittwoch und Freitag, von 17—18 15 Sonſt nur in Eilfällen nach vor herig Anmeldung. Kreisgeſchäftsſtelle Heppenheim an der Berggtrahß Kaiſerſtraße 2, Fernſprecher 3— 5 Sprechſtunden des Kreisleiters:. Mittwochs von 15—18 Uhr. —— Der Kaſſenleiter! Die Abrechnung der Plaketten für den 1. Mai, iſt ſofort vorzunehmen. Evtl. unverkaufte Reſtbeſtände ſowie der Erlös iſt unverzüglich an die Kreisleitung einzu⸗ ſenden. Plaketten, die bis Montagmorgen nicht zurückgegeben ſind, müſſen von den betr. Ortsgruppen und Stützpunkten be⸗ zahlt werden. Ruppert, Kreisleiter NSBO- DAF. Betr.: Arbeitsdankkaneraden. Alle Arbeitsdankkameraden, welche arbeitslos ſind und früher ſchon einmal bei der Firma Opel AG. gearbeitet haben, reichen ſofort ihre Perſonalien (Vor- und Zuname, Beruf, ſeit wann Geſellenbrief, Arbeitsdienſt von— bis, Abteilung, bisher ge⸗ arbeitet bei, als was) wie angeführt, bei der Kreiswaltung der DAF. Heppenheim ein. Betr.: Sprechſtunden des Rechtsberaters. Die Sprechſtunden ſind von jetzt a In Viernheim jeden Dienstag von 15—16 Uhr In Heppenheim jeden Mittwoch von 15—16 Uhr In Fürth jeden Mittwoch von 16.30—17.30 Uhr. In Waldmichelbach jeden Freitag von 15—16 Uhr. In Hirſchhorn jeden Frettag von 16—17 Uhr. In Neckarſteinach jeden Freitag von 17—18 Uhr. Steffan, Kreiswalter. P. ſtempelgeſetzen. Eine Ausdehnung des Kreiſes der ſteuerpflichtigen Geſchäfte über den Rahmen der Landesſtempelgeſetze hinaus kam nicht in Frage. Insbeſondere iſt alſo die Urkun⸗ denſteuer nicht etwa ausgedehnt worden auf Rechnungen und Quittungen, die in vielen ausländiſchen Steuergeſetzen(3. B. Italien) einer Stempelſteuer unterliegen. Von einer ſol⸗ chen Ausdehnung der Urkundenſteuer auf Rech⸗ nungen und Quittungen iſt abgeſehen worden. um den Verkehr nicht zu hemmen oder über⸗ mäßig zu belaſten. Der Arkundenſteuer unterliegen alſo z. B. Schulderklärungen, Hypothekenbeſtellungen. Ver⸗ pfändungserklärungen, Mietverträge, Voll⸗ machtserteilungen, Schiedsſprüche. Die Steuerſätze des Urkundenſteuergeſetzes entſprechen im allgemeinen denen, die zurzeit in Preußen und damit im größten Teil des Reichs in Geltung ſind. Für die Allgemein⸗ heit tritt durch die Urkundenſteuer keinesfalls eine höhere ſteuerliche Belaſtung ein. In eini⸗ gen Ländern werden die Steuerpflichtigen ſo⸗ gar ſteuerlich entlaſtet werden. Aus ſozialen Gründen ſieht das Urkunden⸗ ſteuergeſetz für einige Rechtsgeſchäfte erhöhte Freigrenzen vor. So ſind Mietverträge über Grundſtücke, Gebäude oder Gebäudeteile bis zu einem jährlichen Mietentgelt von 900 RM von der Beſteuerung ausgenommen. Kindesannahme⸗ verträge ſind von der Steuer freigelaſſen, wenn das für die Steuerberechnung maßgebende Ver⸗ mögen den Betrag von 20,000 RM. nicht über⸗ ſteigt. Anſtellungsverträge ſind von der Steuer frei, wenn das jährliche Einkommen den Be⸗ trag von 3600 RM nicht überſteigt. Damit iſt das Urkundenſteuergeſetz bei Berückſichtigung ſozialer Gründe über die Freigrenzen hinaus⸗ gegangen, die in den meiſten Landesſtempel⸗ geſetzen feſtgeſetzt ſind. Dem Arkundenſteuergeſetz iſt eine eingehende amtliche Begründung beigegeben. Die Begrün⸗ dung wird in den nächſten Tagen im Reichs⸗ ſteuerblatt veröffentlicht werden. wie folgt: 2 — 5 1 D 5 — = r 2 2 5 *————— A. Am an deget eit 5 6 5 — zu ben Est. Erlös mz lotgen 1 den n be eile del! übte übel ung vel 51 0 Bekanntmachungen Ortsgruppe ber N. S. O. A. B Viernheim Dienſtſtunden: Jeden Montag und Donnertag 20—21 Uhr— Dienſtſtelle Adolf Hitlerſtr. 19, Fernſprecher: 45 Betr.: Führerbeſprechung Die Mai⸗Führerbeſprechung findet am Montag, 11. Mai, abends ½9 Uhr, in der „Germania“ ſtatt. Die Führer der Forma⸗ tionen und Gliederungen(eventl. Stellver⸗ treter) ſowie PL.— in Uniform— wollen vollzählig und pünktlich erſcheinen. Franzke, Ortsgruppenleiter. ASB.- DAs. DAF.⸗ Rechtsberatung Jeden Dienstag nachmittag von 3—4 Uhr koſtenloſe Rechtsberatung der DAF. und DAD V.⸗Mitglieder. Lokale Aachrichten Viernheim, den 11. Mai 1936 Denkſpruch. Der gute Wille iſt das Koſtbarſte in dem Menſchen; er gibt allem Uebrigen Adel und Wert, und darin beſteht der ganze Menſch. Fenelon. * Es iſt gewiß kein Zufall, daß wir gerade im Frühling, in der ſchönſten Zeit des Jah⸗ res, den Muttertag feiern. Zu einer Zeit, da 15 die Natur wieder aus ſich ſelbſt erneut, junges Grün emporſprießt— die neue Jugend der Natur! Mutter und Frühling— gehören nicht beide zuſammen? Ruht nicht in unſeren Müttern der Frühling und die Zu⸗ kunft, ſind ſie nicht ein Stück Ewigkeit der Natur, die ſchöpferiſch aus ſich ſelbſt immer wieder neues Leben ſpendet? Ueber das große Räderwerk der Zeit rollen die Jahre. Ge⸗ ſchlechter ziehen vorüber in ewigem Wechſel. Ueber allem Leben des Menſchen aber ſteht ſiegend die Geſtalt der Mutter mit dem Kinde im Arm. Es iſt, als trüge ſie auf ihren ſtarken Schultern das ewige Geſchick der Menſchheit. Muttertag! Ein Tag im Jahre, um der Mutter zu danken. Man ſollte es freilich nicht nur geſtern, jede Tat unſeres Lebens, jeder Gedanke unſeres Geiſtes ſollte ein Dank an die Mutter ſein. Und deshalb dürften wir eigentlich nur gute Taten vollbringen, nur gute Gedanken hegen. Aber es iſt ſchön, daß ein Tag im Jahre unſeren Müttern gehört, daß fich ch eigenſter Ehrentag iſt. An dem ſich jeder Menſch erinnert, was er ſeiner Mutter an Liebe und Dank ſchuldig iſt. Müt⸗ ter wollen keinen Dank.. Dank liegt in ihren Kindern. Und kein Kind kann ſeiner Mutter beſſer danken, als wenn es danach ſtrebt, ein guter, wertvoller Menſch zu wer⸗ den. Das wird immer der ſchönſte und beſte Dank an ſeine Mutter ſein, die ſchützend über ſeine Kinderjahre wachte, die ſich be⸗ mühte, nur guten Samen in die junge Seele zu pflanzen und die vielleicht ein langes Leben lang nichts anderes wollte, als für ihr Kind immer und immer da zu ſein. Die Mutter iſt da! Manche wiſſen erſt, welches Glück in dieſen Worten ruht, wenn für ſie die Mutter nicht mehr da iſt, wenn das Herz, das nichts auf der Welt wollte als das Glück der Kinder, zu l lagen aufhörte. Dieſer Tag gehörte den lebenden und toten Müttern. Galt dieſen unſer ſtilles, liebendes Gedenken, ſo wollten wir jenen durch die Tat beweiſen, wie wir ſie lieben und ehren. Ja, das war ſo in unſerem Ort, als ob jede Mutter Geburtstag hätte. Kinder und Väter mit Blumen haben wir geſehen, und viele frohe Geſichter der alten und der jungen Mütter. Mancher Mutter wurde von lieben Menſchen durch Blumen und Ge⸗ ſchenke gedacht. Berge von Blumen trug man zum Friedhof, der Dank an die Mutter, der über das Grab hinaus währt. Und nun kommt der Alltag wieder. Sollt's nur ein Rauſch dea der eine Tag? Nur ein Einmaliges? ein, mehr ſagte der Tag der deutſchen Mut⸗ ter. Er gehörte nicht allein unſerer L er gehörte den Müttern unſeres Volkes. Jenen Müttern, die ſchützend über Deutſch⸗ lands Jugend wachen, in deren Hand die Ju⸗ gend und die Zukunft unſeres Volkes ruht. Und wir wiſſen, daß wir ihnen allein nicht beſſer danken können, als indem wir uns immer jener Mütter erinnern, die am ſchwer⸗ ſten mit der Not des Tages zu kämpfen haben. Wenn heute das große Hilfswerk„Mutter und Kind“ zum Kernpunkt der nationalſozia⸗ liſtiſchen Weltanſchauung gemacht wurde, ſo ſoll nicht einer von uns fehlen, um ſein Scherflein zu dieſem großen Hilfswerk bei⸗ zutragen. Es darf keine deutſche Mutter ge⸗ ben, die Not und Sorgen ausgeſetzt iſt, die elend iſt und ihre Mutterpflichten nicht mehr zu erfüllen vermag. Deutſchland ſorgt für ſeine Mütter, und wir alle wiſſen, daß unſer lleinſtes Scherflein, das wir den deutſchen Müttern weihen, ein Bauſtein iſt an Deulſc⸗ lands Zukunft. Der Sonntag. Alle, die in der Vor⸗ freude auf den ereignisreichen Sonntag in der Frühe einen wolkenloſen, tiefblauen Hin⸗ mel und ſtrahlende Sonne erwartet hatten, waren im erſten Augenblick von dieſem Mai⸗ ſonntag etwas enttäuſcht. Es bot ſich ein nebel⸗ und wolkenverhangenes Firmament und ſchon um 8 1 machte ſich fernes Donner⸗ grollen bemerkbar. Mehrfach brach zwar die Sonne durch. Dann aber mußte ſie den Kampf aufgeben und ganz verſchwinden. Ein für Feld und Garten angenehmer Gewitter⸗ regen ging während der Vormittagsſtunden nieder. Um Mittag erfolgte eine Aufheiter⸗ ung und ſchon wurde es lebendig in den Straßen. Zu Ehren der Sänger wurden die Häuſer beflaggt und mit Blumen geſchmückt und bald zogen die Vereine liederſingend durch die Straßen des Ortes. Man nahm teil an der Kundgebung am Rathaus und den Konzerten. Auch Scharen von Menſchen wan⸗ derten durch die frühlingshafte Landſchaft. War doch bei leicht bedecktem Himmel die Temperatur angenehm und zum Wandern und Spazierengehen wie geſchaffen. Zahlreich ver⸗ treten waren hier die Angehörigen der Ried⸗ änger, die unſeren Heimatort im pra — Kleid 1 Mae W. 2 Eine ſtattliche Zahl Volksgenoſſen hat geſtern in der Einzeichnungsliſte zum„Dankopfer der Nation“ gezeichnet. Man folgte dem Rufe der oberſten SA.⸗Führung, ein Scherflein zu ge⸗ ben, das nach dem Willen des Stabschefs der SA. einem edlen Zweck, der neugegrün⸗ deten SA.⸗Siedlung, dienen ſoll.— Wachen⸗ bergrennen, Pferderennen, Bäckertagung in Mannheim und Maimeſſe waren das Ziel Vieler. Dem Spiele in Karlsruhe wohnten ebenfalls eine anſehnliche Zahl von Sportbe⸗ geiſterten bei, die mit Bahn, Auto oder Om⸗ nibus die Hin⸗ und Rückreiſe vornahmen. — Im Mittelpunkt allen häuslichen Ge⸗ ſchehens ſtand der Muttertag. Jeder wollte an dieſem Tage Freude ſpenden, einen kleinen Dank abſtatten. Kinder, Väter und Söhne konnte man mit Blumen ſehen. Wer es verſtand zu beobachten, der konnte noch viel mehr Liebe entdecken, als der größte Blumen⸗ ſtock, der ſchönſte Blumenſtrauß verraten wollte. Ein alter gebückter Mann begegnete uns. Seine von harter Arbeit ſchwieligen Hände hielten ein Sträußchen Vergißmein⸗ nicht, und die müden, grauen Augen, die in einem durchfurchten Geſicht ſtanden, blickten ſelig auf die Blumen nieder. Immer wieder drehte er ſie in der Hand, immer wieder ord⸗ nete er ſie anders. Welche r lag auf dieſem Geſicht! Wie ein Kind nach dem geglückten Herſagen ſeines ſinnigen Mutter⸗ ſpruches, ſo ſtrahlte der Alte. Hier gab die Lie be, hier wurde ein Dank mit Blumen gegeben, der vielleicht über ein ganzes Leben, das voll von Mühen und Sorgen, zurückging. — Im„Fürſt Alexander“ tagten die Vor⸗ ſtände der Geflügelzuchtvereine des Kreiſes Heppenheim. 5 Die Gewerbeſcheine liegen auf den zuſtändigen Ae(auntererhebeſelle zur Abholung bereit. Wir machen die Ge⸗ werbetreibenden hierauf auch an dieſer Stelle aufmerkſam. Die Gebühr beträgt 2.— RM. Spori⸗ und Gymnaftik⸗ Kurje jür jedermann Mit der Einrichtung von Sport⸗, Spiel⸗ und Gymnaſtik⸗Kurſen der NS.⸗Gemeinſchaft „Kraft durch Freude“ in Viernheim wird auch hier dem Wunſche vieler Volksgenoſſen Rechnung getragen. Volksgenoſſen und Volks genoſſinnen, die Ihr dem Turnen oder Sport noch fernſteht, werdet teilhaftig all des Wertvollen, was für Körper, Geiſt und Seele aus der Pflege regelmäßiger Leibesübungen erwächſt und kommt reſtlos in die Kurſe! Niemand ſoll glauben, daß er zu dick, zu ſteif oder gar zu alt wäre. Jeder wird ſeiner körperlichen ach eifel und ſeines Al⸗ ters entſprechend durch erſtklaſſige Sportlehrer und Sportlehrerinnen betreut. Die Kurſe bie⸗ ten für jeden etwas. Habt Ihr erſt einmal mitgemacht, dann könnt auch Ihr, wie die vielen Tauſende Eurer Volksgenoſſen, die nächſte Unterrichtsſtunde kaum abwarten, denn die Teilnahme bringt neben der körperlichen Ertüchtigung auch frohe Stunden in wahrer Volksgemeinſchaft. Die wenigen Pfennige— 20— Kurſusgebühr als Opfer für die Ge⸗ 95 2 75 darf kein Volksgenoſſe und keine olksgenoſſin mehr ſcheuen. Vorgeſehen 1 folgende Kur ſe: Allgemeine Körperſchule für Frauen und Männer, Boxkurſe, fröhliche Gymnaſtik und Spiele für Frauen. f Die Kurſe laufen während des Viertel⸗ jahres wöchentlich einmal und dauern jeweils etwa 1½ Stunden. Alle ſollen ſich daran beteiligen. Anmeldung beim KdF.⸗Ortswart— DAF.⸗Dienſtſtelle(Löwen) während der Dienſtſtunden. E Y Y Y Keiner iſt zu altl keiner iſt zu jung und zu dick ⸗ bitte ſehr! Für was r??? Morgen mehr! Kreisjchulungszingen im Sängerkreis Nied Gruppe Aieb⸗Süb in Viernheim- Einbrucksvolle Kundgebung am Aalhbaus Das Kreisſchulungsſingen der Gruppe Ried⸗Süd im Heſſiſchen Sängerbund fand geſtern in den Mauern Viernheims ſtatt. Dank den mühevollen Vorarbeiten ſind die Veran⸗ ſtaltungen in unſerem gaſtlichen Viernheim, das von jeher ſchon eine Pflegeſtätte des deutſchen Männergeſangs iſt, zu einem vollen Erfolg geworden. Die Bevölkerung zeigte ihre Teilnahme ſowohl durch das Erſcheinen zur Kundgebung, aber auch durch den Beſuch der Konzerte. Nicht minder entbot ſie den Sän⸗ gern des Rieds durch reichen Flaggen⸗ und Blumenſchmuck ein herzliches Willkomm! Um 2 Uhr erfolgte unter den Marſch⸗ klängen der Feuerwehrkapelle und unter dem Abſingen froher Lieder von der Saarſtraße aus durch die Weinheimer⸗, Bismarck⸗ und Adolf Hitlerſtraße der Aufmarſch zur Kund⸗ gebung am Rathaus. Es wurde dieſe Kund⸗ gebung, die mit dem deutſchen Sängergruß eingeleitet wurde, zu einer nationalen Feier⸗ ſtunde. Unter der temperamentvollen Leitung von Kreischormeiſter Sieh(Mannheim) ſangen dann die Sänger den Chor„Für Deutſchland“, der mit ſeinen inhaltvollen Textworten„Und wenn wir ſterben müſſen, für Deutſchland ſoll es ſein“, einen ſtarken Eindruck erweckte. Hierauf nahm der Kreis⸗ wart Alles⸗Großgerau das Wort. Er begrüßte mit Dankesworten die Sänger, un⸗ ſeren Bürgermeiſter als Vertreter der Ge⸗ meinde und Volksgenoſſen und Volksgenoſ⸗ ſinnen, die der Kundgebung anwohnten und überbrachte die Grüße des Heſſiſchen Sänger⸗ bundes. Sodann entwarf er ein Bild von den Kulturaufgaben des Deutſchen Sängerbundes in der neuen Zeit. Die Vereine ſtehen in unverbrüchlicher Treue zum Führer, ſie ſollen durch das deutſche Lied die Volksgemeinſchaft fördern und vertiefen. Er ermahnte die Ver⸗ eine, an die geſtellten kulturellen Aufgaben heranzugehen und dieſelben in Treue zu Füh⸗ rer und Volk zu erfüllen. Nach der gedanken⸗ reichen Anſprache von Kreiswart Alles er⸗ folgte der Vortrag der Chöre:„Mein Dorf“, „Die Mahnung“,„Nicht Gerede, nicht Ge⸗ ſchrei“ und„Kameraden, wir marſchieren“, (letzterer mit Muſikbegleitung), die, wir⸗ kungsvoll zu Gehör gebracht, reichen Beifall fanden. Hierauf entbot Bürgermeiſter Bechtel den Gäſten herzlichen Willkommengruß, zu⸗ Jeic übermittelte er in Verhinderung des rtsgruppenleiters, die Grüße der Orts⸗ penleitung der NSDAP. Bürgermeiſter echtel knüpfte in ſeinen Worten an den alten Wahrſpruch:„Wo man ſingt, da laßt Euch ruhig nieder, böſe Menſchen haben keine Lie⸗ der“, an, und ermahnte die Sänger, ſich in der Pflege des deutſchen Liedes zuſammenzufin⸗ den zum Wohle unſeres deutſchen Volkes. Er ſprach den Wunſch aus, daß das Kreisſchu⸗ lungsſingen einen angenehmen Verlauf nehme und die Sänger nur frohe Erinnerungen von unſerem gaſtlichen Orte mit nach Hauſe neh⸗ men mögen. Den Schluß ſeiner Ausführungen kleidete Bürgermeiſter Bechtel in ein„Sieg⸗ Heil“ auf unſeren großen Führer Adolf Hitler, dem wir es danken, daß wir ſo ein⸗ trächtig beiſammen ſein können. Der gemein⸗ ſame Geſang der deutſchen Lieder ſchloß ſich an. Nach Schluß der Kundgebung begaben ſich die Vereine um 3 Uhr zu den Wertungsſingen, die wegen der großen Zahl der Teilnehmer hatten auf zwei Säle verteilt werden müſſen. 9 Vereine ſangen im Saal„Ratskeller“ und 9 Vereine im Saal„Freiſchütz“. Kreiswalter Alles eröffnete die Veranſtaltungen und begrüßte die Geſangsrichter. Es waren dies im Saal ga Karl Grim⸗Darm⸗ ſtadt und im„Ratskeller“ Franz Willms, Mainz. Entgegen dem früher üblichen Preis⸗ ſingen tritt heute das Wertungsſingen oder Schulungsſingen, das den einzelnen Vereinen ein Anſporn ſein ſoll zur beſtmöglichen Stei⸗ gerung ihres Könnens. Jeder Verein ſang zwei ſelbſtgewählte Chöre und wurde durchweg nur Gutes geleiſtet. Es war Lade daß jede Beifallsſpende verſagt war. Die Wiedergabe der Chöre nud vornehmlich der Volkslieder zeigte, daß es an der Pflege des deutſchen Liedes in unſeren Geſangvereinen nicht fehlt. Die opferbereite Hingabe der Sänger im Dienſte für das deutſche Lied beweiſt, daß ſie nicht nur Diener des deutſchen Liedes, ſondern auch Diener unſeres lieben Vaterlandes ſind. Aus den Konzerten: Im Saal„Zum Freiſchütz“ ſang als erſter Verein unſer„Sängerbund⸗ Flora“ unter Guſtin Lamberths Leitung. Einen würdigen Auftakt der Veranſtaltung bedeutete deſſen Chor„Sonntagsſeele“ von Wiesner und der Vortrag des alten Soldaten⸗ liedes„Des Morgens zwiſchen drein und vieren“. Der Männergeſangverein Großrohr⸗ heim ſang„Die Einkehr“ von Zöllner und „Steh' ich in finſt'rer Mitternacht“. Sän⸗ gerluſt Bürſtadt gab„Vom Naſchen“ und „Holde Erinnerung“. Unter Gg. Hook's Lei⸗ tung ſang ſodann unſere„Sängertreue⸗ Harmonie“ das dankbare„Landknechts⸗ ſtändchen“ und„In den Alpen“ von Hegar. Es folgte Männergeſangverein Bürſtadt mit der„Ablöſung“ und dem Liede„Mein Dorf“ von Nellius, Liedertafel Lampertheim mit „Sabathfrühe“ und dem„Ringlein“, Män⸗ nergeſangverein Lampertheim mit dem„Fried⸗ hof der Geſtrandeten“ und dem Volksliede „Innsbruck, ich muß dich laſſen“. Zum Ab⸗ ſchluß ſangen unſere beiden Geſangvereine „Sänger⸗Einheit“ und„Lieder⸗ kranz“. Unter Chormeiſter Hartmann's Lei⸗ tung ſang die Sängereinheit Hugo Kaun's „Charfreitag“ und„So nimm denn meine Hände“. Der„Liederkranz“ gab unter ſeines Dirigenten Rich. Müller's Leitung Gottfried Angerers„Zieh mit“ und das fränkiſche Volkslied„Es kommt die Zeit, daß ich wan⸗ dern muß.“ Als die letzten Weiſen verklun⸗ gen waren, rauſchte reicher Beifall durch die Freiſchütz⸗Säle zum Zeichen, daß Gutes ge⸗ leiſtet wurde. Im„Ratskeller“ ſang Harmonie Bür⸗ ſtadt„Saatgebet“ und„Spinn, Mädchen, ſpinn“, Liederkranz Bürſtadt„Die letzte Retraite“ und„Wenn die Schwalben heim⸗ wärts ziehen“, Cäcilia Lampertheim„Die beiden Särge“ und„Vom Naſchen“. Dem Sängerbund Hüttenfeld mit dem„Fähnrich von Sankt Leonhard“ und„Wenn alle Brünn⸗ lein fließen“, folgt Liederkranz Gernsheim mit„So wünſch ich ihr eine gute Nacht“ und „Der Reiter und das Mädchen“. Der Sän⸗ gerbund Sängerroſe Lampertheim ließ Kaun zu Worte kommen mit„Morgenlied“. Ferner ſang er„Holde Erinnerung“ von Kämpf. Frohſinn Biblis brachte„Nachtwandler“ und „Huſarenliebe“. Sodann ſang unſer Män⸗ nergeſangverein unter Franz Klee's Leitung den Chor„Den deutſchen Helden“ von Stolz und das Volkslied aus dem 18. Jahrhundert„Der Jäger aus Kurpfalz“ von A. v. Othegraven. Den Schluß bildete Eu⸗ terpia Lampertheim mit dem Liede„Mein Dorf“ und dem Silcherchen„O wie herbe iſt das Scheiden“. Es hatte das Kreisſchulungsſingen ſeinen Abſchluß gefunden, und in zwangloſer Ge⸗ mütlichkeit blieben die Sangesbrüder noch bei⸗ ſammen. Mögen allen Teilnehmern des dies⸗ jährigen Kreisſchulungsſingens die frohen Stunden, die ſie in unſerer Gemeinde erleben durften, noch lange in der Erinnerung haften bleiben. 2 ů———ð¹ͤ·.3Z—————ͤ—e———————.̃ĩ..... 2 3 8 N r 3 3 2 ö 2 7 5 5.— 5 5— 5 5 8 55 eee ee. 5 8 N 8 0 a 5 2 8 8 5 5. 2 8 5 8 5 ———. e WG e ä— K ————— 1— 8 82 5 ——— N N 1 N — r———˖—] 2 — 3 2 Das für die Viernheimer unter ſo großer Bedeutung ausgetragene Spiel in Karlsruhe, konnten ſie nicht ſiegreich geſtalten und muß⸗ ten nach hartem und erbittertem Ringen eine 2:0 Niederlage hinnehmen, ſodaß in der Ami⸗ citia der 2. Abſteigende im Gau Baden er⸗ mittelt werden konnte. Hart, ſehr hart iſt die Entſcheidung, da Freiburg und Mühlburg ebenfalls mit 15 Punkten durch ihr beſſeres Torverhältnis in der Gauliga bleiben. Phönix, das in den letzten Pokalſpielen ſehr erfolg⸗ reich war, konnte auch geſtern wieder zu einer guten Form auflaufen. Aber erſt 10 Minuten Im entjcheibungsvollen Spiel unterlegen! vor Halbzeit kamen ſie zum erſten Treffer. Gleich danach wurde das 2. Tor geſchoſſen und dabei blieb es bis zum Schluß trotz aller Anſtrengungen der Amicitia. Dem Spiel wohnten ungefähr 2500 Zuſchauer bei, das von Unverſehrt(Pforzheim) geleitet wurde. * Fußball des Turnvereins: TV. Lampertheim— TV. Viernheim 411 * Pokalſpiel der Amicitia⸗Handballer: Amicitia Viernheim— TG. Mannh. 8.2 Bezirksklaßje unterliegt Kreisklaße Handballpokalſpiel: Turnerſchaft Käfertal— TV. Viernheim 8:5 Guten Muts und voller Siegeshoffnung wurde geſtern zur Austragung des ange⸗ ſetzten Pokalſpiels nach Käfertal gefahren, geſchlagen— eindeutig beſiegt— kehrte man wieder zurück. In der Tat: es war wirklich eine nur kurze Gaſtrolle, die die Turner in der Pokalrunde zu ſpielen hatten. Schon im erſten Spiel iſt Viernheim ausgeſchieden. Da iſt nichts mehr dran zu ändern, da hilft kein Wenn und Aber mehr: vorbei! Verſpielt! Und der Grund? Ganz einfach! Die Mann⸗ ſchaft von Käfertal war eben eifriger, ſetzte ſich mit allen Kräften voll und ganz ein! Sie hatte ſich geſtern beſonders viel vorge⸗ nommen, und fand ſich ohnedies ſchon mit den vorhandenen in höchſtem Maße ſchlechten Platzverhältniſſen beſſer und vor allen Dingen viel ſchneller als Viernheim ab. Wohl hat man bei Halbzeit(3:1 für Viernheim) noch Hoffnung auf einen Sieg haben können, denn bis dahin war die. der Turner an⸗ nehmbar. Aber ſofort mit Beginn der zweiten Hälfte änderte ſich das Bild. Es war aus und vorbei! Käfertal erzielt das 2., 3. Tor. Dieſe Erfolge verſchaffen dem Gaſtgeber Mut. Es folgt das Führungs⸗ und bald darauf das 5. Tor. Und Viernheim? Es ließ ſich in dieſen 15 Minuten buchſtäblich über⸗ rumpeln. Wohl flackerte das Feuer nochmals auf, als Schmitt einen Strafſtoß zum vierten Tor verwandeln konnte, um dann aber wieder zu verlöſchen. Käfertal ſtellte die alte Tor⸗ differenz wieder her, ſodaß ſich die Turner geſchlagen geben mußten. Ja, ſo iſt es eben! So nehmen die Dinge ihren Lauf. Ohne Zweifel iſt dieſe Niederlage das Endergeb⸗ nis einer Zuleichtnahme des Gegners! Schon in der erſten Hälfte hätte das Spiel aufgrund des beſſeren Stürmerſpiels der Viernheimer entſchieden ſein müſſen. Aber man vertröſtete ſich anſcheinend auf die zweite Hälfte und eee dann mit der nicht unverdienten iederlage bezahlen müſſen. Was hilft üb⸗ rigens ein ſchönes Feldſpiel, wenn vergeſſen wird, Tore zu ſchießen? Was bedeutet ein Plus in Technik, Stellungsſpiel und Ball⸗ ſicherheit? Welchen Wert hat dies alles, wenn dabei die Gegenpartei— allerdings mit viel Glück— bei vereinzelten Durch⸗ brüchen die Tore ſchießt. Nicht wahr, ſo ging es doch geſtern in Käfertal zu! Wohl ſei nicht vergeſſen, daß der eigene Platz für Käfer⸗ tal einen Vorteil bedeutele. Aber dies iſt keine Entſchuldigung! Hätte Viernheim die heraus⸗ gearbeiteten Torchancen, hauptſächlich in der erſten Hälfte, nur einigermaßen verwertet, das Spiel wäre trotzdem gewonnen worden! Wie ſchon oben geſagt: im Feldſpiel über⸗ legen, und vor dem Schußkreis— kopflos! Und dies in höchſtem Maße! Dazu noch etwas: Was nützen ſchließlich die Trainings⸗ ſtunden, ſchöne Worte und Belehrungen, die man dabei gibt, wenn— ja wenn dies Sonn⸗ tags beim Spiel wieder alles vergeſſen iſt? Spieler des Turnvereins! Hierin muß es anders werden! Ein vorgetragener Angriff muß man— wenn auch nicht immer— mit einem Wurf auf das Tor abzuſchließen in der Lage ſein. Das gehört einmal zum Hand⸗ ballſpiel! Tore begeiſtern nicht nur die Zu⸗ 3 ſie ſind letztenendes auch entſcheidend ür den Ausgang eines Spieles. Zieht aus dem geſtrigen Spiel die Lehre und macht ſie euch in Zukunft zunutze! Mlüllterverjchickung durch bie NS. Mit Eintritt der ſchönen Jahreszeit ge⸗ winnt die Verſchickung erholungsbedürftiger Mütter durch die NSV. ganz beſondere Be⸗ deutung. So konnten in allerletzter Zeit auch aus unſerer Gemeinde vier erholungsbedürf⸗ tige Mütter durch die hieſige Ortsgruppe der NSV. in die Erholungsheime Falkenſtein i. T., Schönberg i. T. und„Chauſſeehaus“⸗ Wiesbaden verbracht werden. Hier werden dieſe Frauen auf die Dauer von drei Wochen verbleiben, um ſich losgelöſt von den Sorgen des Alltags inmitten ausgeſuchteſter land⸗ ſchaftlicher Schönheit an Leib un! Seele zu erholen und neue Kraft zu ſchöpfen. Am 9. Mai findet eine weitere Verſchickung ſtatt, der im Laufe des Sommers noch unzählige folgen werden. Die NS. erfüllt durch dieſe Betreuung unſerer erholungsbedürftigen Mütter eine der weſentlichſten Aufgaben zur Geſunderhaltung des deutſchen Volkes und ſichert damit auch die Zukunft desſelben. Erjte Bildaufnahme aus Viernheim! In unſerer geſtrigen Ausgabe war die erſte Photoaufnahme vom 1. Mai 1936. Dies iſt allſeits freudig begrüßt worden. Wir ſind beſtrebt, intereſſante Aufnahmen von beſon⸗ deren Veranſtaltungen uſw., die die Allge⸗ meinheit intereſſieren, zur Verſchönerung für die hieſigen Leſer gerne aufzunehmen und bitten daher alle Photofreunde, uns ſolche je⸗ weils zugehen zu laſſen. Es muß uns natür⸗ lich in jedem Falle die Prüfung zur Aufnahme vorbehalten bleiben. * „.. mit Bändern meinen Hut geſchmückt... Die Muſterung im Kreiſe Heppenheim hat heute begonnen. Die Re⸗ kruten der Jahrgänge 1913 und 1916 be⸗ grüßen in dankbarer Freude die Tat, daß die deutſche Wehrfreiheit über das geſamte deutſche Hoheitsgebiet gurch den entſchlußfreu⸗ digen Schritt der Reichsregierung wieder her⸗ R wurde und werden mit ganzem Herzen ereit ſein, ihre Pflicht gegenüber Volk und Vaterland zu erfüllen. Sie freuen ſich auf den an ſie ergehenden Ruf deutſcher Wehr⸗ macht. An den Freudentagen der Rekruten wird ſich auch die ganze Viernheimer Be⸗ völkerung beteiligen. Aus Stabt und Laut 9 10. Mai.(Todesfall.) Hier iſt im Alter von 77 Jahren Oberbiblio⸗ thekar Profeſſor Dr. Paul Hintzelmann ge⸗ e früherer erſter Bibliothekar der Hei⸗ elberger Univerſitäts⸗Bibliothet, bei der er 1882 als Kuſtos zu wirken begann. Von wiſſenſchuftlichen Arbeiten hat der Verſtor⸗ bene u. a. den Jubiläums⸗A man ach der Heidelberger Unverſität herausgegeben. Heidelberg, 10. Mai.(Ein Opfer des Alkohols.) Der 39jährige Leonhard Her⸗ zog aus Sandhauſen verſah als Ratſchreiber jahrelang zur Zufriedenheit aller ſeinen Dienſt, dann aber verfiel er ganz dem Alko⸗ hol und deckte durch Unterſchlagung von Grundbuchgebühren und Geldern. die er für die evangeliſche Kirchengemeinde verwaltete, ſeinen ganz enormen Verbrauch an Alkohol. Aus ſeiner Amtsſtube wurden die Weinfla⸗ ſchen korbwetſe hinausgetragen und kurz vor ſeiner Entlaſſung betrank er ſich ſelbſt wäh⸗ rend der Dienſtzeit. Heute ſtand er nun vor der Strafkammer. Der mediziniſche Sachver⸗ ſtändige begutachtete ihn als ſchweren Alko⸗ holiker, deſſen zunehmender geiſtiger Abbau und charakterliche Veränderung ungefähr 1931 ſtark in Erſcheinung trat und der aus dieſem Grunde auch unfruchtbar gemacht wurde. Das Gericht verurteilte den Ange⸗ klagten wegen einer leichten und einer ſchwe⸗ ren Amtsunterſchlagung ſowie wegen Be⸗ trugs zu acht Monaten Gefängnis. Bruchſal, 10. Mai.(Beſitzwechſel.) Das bekannte Hotel Keller hier ging auf dem Verſteigerungswege in den Beſitz der Brau⸗ erei Schrempp⸗Printz in Karlsruhe über. Der notarielle Anſchſag betrug 102 000 RM. Burkheim a. K., 10. Mai.(Seltene Familienfeier.) Die Eheleute Otto Angſt und Karoline geb. Jäger feierten das Feſt der diamantenen Hochzeit. Grötzingen bei Durlach, 10. Mai.(Tot auf dem Bahnkörper aufgefun⸗ den) wurde morgens die 17 jährige Doro⸗ thea Schulz von hier. Wie das Unglück ge⸗ ſchah, konnte noch nicht feſtgeſtellt werden. Ettenheim, 10. Mai.(Seinen Verlet- ungen erlegen.) Der 35 Jahre alte ranz Jäger, gebürtig von Herbolzheim. und Vater von 3 Kindern, der vor einigen Tagen aus dem Fenſter einer Wirtſchaft auf die Straße ſprang und in das Bezirkskran⸗ kenhaus nach Lahr eingeliefert werden mußte, iſt an den Verletzungen geſtorben. Jäger hatte das Bewußtſein nicht wieder er langt, ſo daß die Gründe für ſeinen Sprung nicht geklärt werden konten. a Mundeifingen b. Donaueſch ingen. 10. Mai. (ZUeberreſte einer Burg freige, legt.) Im ſogenannten„Herrengarten beim Ortsausgang nach der Bruderhalde iſt man bei Waldabtragungsarbeiten auf Mau⸗ erwerk von mehreren Metern Ausdehnung eſtoßen. Auch eine Speerſpitze wurde ge ⸗ unden. Bei dem Bauwerk handelt es ſich um Reſte einer Burg aus dem 14. Jahrhun⸗ dert, die dem berüchtigten Raubritter Hard⸗ egg gehörte. Mainz, 8. Mai.(Ein geiſtig Min⸗ derwertiger ſchob Deviſen.) Vor der Großen Strafkammer in Mainz wurde ein Prozeß gegen den 54 jährigen ledigen Jakob Habermann aus Saarbrücken verhan⸗ delt, dem fortgeſetzte Vergehen gegen das Deviſengeſetz, begangen in der Zeit vom April 1932 bis April 1933, zur Laſt gelegt wurden. Der Angeklagte arbeitete in Saar⸗ brücken für die Nationale Regiſtrierkaſſe, Berlin. Daneben ſpekulierte er an der Pa⸗ riſer Börſe mit Franken und Dollars. Die Spekulation brachte ihm einen Gewinn von rund 100 000 Franken ein, den er bei der Kreisſparkaſſe in Bingen anlegte. Im Jahre 1932 beſchloß er, es abzuheben. Um als In⸗ länder auftreten zu können ließ er ſich bei Verwandten in Bingen nieder. die Täu⸗ ſchung glückte. Es gelang dem Angeklagten, die Summe von 20 000 RM unter Umge⸗ hung der Deviſenbeſtimmungen ins Saar⸗ gebiet zu ſchmuggeln. Das Gericht verurteilte ihn wegen fortgeſetzten Vergehens gegen die Deviſenverordnung zu einer Gefängnisſtrafe von einem Jahr und ſechs Monaten, einer Geldſtrafe von 100 000 RM und einem Werterſatz von 33 000 RM. Habermann iſt nach dem Urteil des mediziniſchen Sachver⸗ ſtändigen Pſychopath und nur vermindert zurechnungsfähig. Es wurden ihm deshalb mildernde Umſtände zugebilligt. Rheindürkheim, 7. Mai.(Vor den Au⸗ 1. des Vaters totgefahren.) Der 4jährige R. Vollmer, der mit ſeinem Vater zu Rad von Worms kam, bog wenige Meter von der Wohnung entfernt von der Reichs⸗ ſtraße Worms— Mainz in die Rheindürk⸗ heimer Straße ein. Im gleichen Augenblick wurde er von einem Laſtkraftwagen erfaßt, Erſte Viernheimer Tonfilmſchau! Nn Montag im Central⸗ ilm⸗Palaſt das wuchtige und erlebnisreiche Tonfilmwerk „Areurzueg einer Lebe“ zur Aufführung! Es iſt ein Filmwerk, von dem man ohne Schmeichelei ſagen kann, daß es ſich in Deutſchland viele Freunde erwerben wird. Die Preſſe der ganzen Welt iſt voll des größ⸗ ten Lobes über ſo viel Geſtaltungskunſt ſo vieler packender, ergreifender Geſchehniſſe. Lange wird dieſes Filmgeſchehen,— als hätten wir's in Wirklichkeit miterlebt,— in uns nachklingen. Das rührt vor allem auch daher, daß die beiden Hauptdarſtel⸗ lerinnen ſo jenſeits aller Filmeleganz ſtehen, daß ſie ſo unendlich weich, zart und unbeab⸗ ichtigt ſich geben und darum wie das Leben elbſt ſind. Dieſer grandioſe und einzigartige Film iſt nicht nur überraſchend, weil er außeror⸗ dentlich gelungen iſt, ſondern weil er uns einen Einblick in ein filmiſches Sehen gibt, das nicht erſtarrt iſt, das die Technik außer⸗ ordentlich meiſtert und doch darüber das Wichtigſte, die Darſtellung von Menſch und Menſchentum in ihren ſtärkſten Varianten nicht vergißt. Sehen Sie ſich dieſen lebens⸗ wahren Film an! Er wird Ihnen unvergeß⸗ lich bleiben und Sie lehren, auch die bitterſten Schickſale der Frau zu verſtehen. Der Film „Kreuzweg einer Liebe“ läuft heute Mon⸗ tag letztmals. Ein Beſuch kann daher noch beſtens empfohlen werden. Die NS.⸗Preſſe gehört in jede Familie— auch der ärmſte Volksgenoſſe muß ſie leſen! SNN N Weinheimer Schweinemarkt. Zugeführt waren 342 Stück, verkauft wurden 276 Stück. Milchſchweine das Stück 13—21 Mk., Läuferſchweine das Stück 22 bis 32 Mk.— Marktverlauf: gut. Hauptſchriftleiter und verantwortlich für den politiſchen Teil Ludwig Kramarcezyk, Worms, für den übrigen Teil Friedrich Martin, Viernheim. Verlag: Ver⸗ einigte Zeitungsverlagsgeſellſchaft m. b. H., Worms. Geſchäftsſtelle: Friedrich Martin, Viernheim. Druck: Wormſer Verlags⸗ und Druckereigeſellſchaft m. b. H., Worms. DA. IV. 1936: über 1200. Zur Zeit iſt Anzeigenpreisliſte Nr. 5 gültig.—— Amtliche Bekanntmachung Polizeiverordnung Betr.: Leſeholzſammeln in der Setzzeit des Wildes. Auf Grund des Artikels 64 des Geſetzes die innere Verwaltung der Kreiſe und Provin⸗ zen betreffend vom 19. Juli 1911, ſowie des Artikels 3 der Verordnung über Ver⸗ mögensſtrafen und Bußen vom 6. Februar 1924 wird mit Zuſtimmung des Reichsſtatt⸗ halters in Heſſen, Landesregierung, vom 7. April 1936 zu Nr. 1b 21 703 für den Kreis Heppenheim Nachſtehendes verordnet: 81 Die Leſeholznutzung darf in den Mona⸗ ten Mai und Juni in den Waldungen nicht ausgeübt werden. 2 Zuwiderhandlungen gegen dieſe Vor⸗ ſchrift werden mit Geldſtrafen bis zu RM. 150.— beſtraft, die im Falle der Zahlungs⸗ unfähigkeit in Haft umgewandelt wird. 3 Die Polizeiverordnung tritt am 1. Mai 1936 in Kraft. Heppenheim, den 30. April 1936 Heſſ. Kreisamt Heppenheim J. V.: Stieh. Auf die vorſtehende Polizeiverordnung mache ich beſonders aufmerkſam und emp⸗ fehle genaue Beachtung. Viernheim, den 9. Mai 1936 Betr.: Sprechſtunden des Bürgermeiſters. Die Sprechſtunden des Unterzeichneten müſſen aus Anlaß der Muſterung in Heppen⸗ heim am Dienstag und Mittwoch dieſer Woche ausfallen. Viernheim, den 11. Mai 1936. Betr.: Verſteigerung von Feu und Ohmet⸗ gras. Am Dienstag, den 12. ds. Mts., vor⸗ mittags 11 Uhr, wird im Sitzungsſaale des Rathauſes das Heu⸗ und Ohmetgras von den emeinheitlichen Gräben und Gewäſſern öf⸗ fenllich verſteigert. Viernheim, den 8. Mai 1936 Der Bürgermeiſter: Bechtel Betannimachung Die Gewerbeſcheine(Patente) für 1936 liegen bei den zuſtändigen Kaſſenſtellen zur Abholung bereit. Sie ſind— ſoweit noch nicht geſchehen— von den Gewerbetreibenden des Amtsbezirks gegen Entrichtung der Stempel⸗ gebühr von 2.— RM. zur Vermeidung der Beitreibung bis ſpäteſtens 18. Mai ds. Is. bei den u tndigen Kaſſenſtellen— Finanz⸗ kaſſe oder Untererhebſtellen— während der Kaſſenſtunden einzulöſen. Heppenheim, den 9. Mai 1936 Finanzamt Heppenheim. Rinder- Wagen zu verkaufen Wo, ſagt die Ge⸗ iſſchäftsſt. ds. Bl. Ruchen nverſch. Raſſen in bekannter Güte ſo⸗ 5 Eimer d 55 5 wie Salatpflan ⸗ 3 5 5 EXzen abzugeben kinweichlauge von ſtärkſter beim Sägewerk hinter dem Friedhof ſchmutzlöſender„ ——— 1 1— Wirkung! i zu verkaufen Friedrichſtr. 39 Plissee Hohlſäume, Kanten, Einkurbeln von Spitzen und Einſätzen, Knopf⸗ löcher, Stoffknöpfe, Bieſen⸗„Smok⸗ und Stepparbeiten, Kleider⸗ und Wäſcheſtickereien, Monogramme, Poſſ menten, Stoff dekatur bei billigſter Berechnung Annahmeſtelle: Hate Hook. Friedrichſtraße 47 Geſchw. Nixe, Mannheim, N 4. 7 — Aehtung! gedle lelumass im bel das Wüchliige und nackende Tontumwerk„ Hrelzweg einer Liebe“