1 lle dun N das 10h. che ales und Its U ge gen eg 2000 bn mit hes Net. ſem An. % daß u en kann. ahl bon it nich ſusſchuß ale bes ſuchern dchüſſe beiten. ct. Am nds ein ohl die auch des 5 Darm en die ſaltung ſchaſts⸗ all des ſch bei n ein l Tech, ſondern wialſſt. Gedei⸗ hre im Amtsblatt der Bürgermeisterei Viernheim Erſcheinungswei e: Täglich, ausgenommen an Sonntagen und Feiertagen. Ins Haus gebracht monatlich 1.60 RM. einſchließlich Botenlohn; oſt monatlich 1.60 RM. ausſchließlich Beſtellgeld. Einzelnummer 10 Rpfg. Bezugspreis: durch die Nr. 111 S Mittwoch ternheimer eilung Verkündigungsblatt der NS D AN. Viernheim Anzeigenpreis: Grundpreis für 1mm Höhe und 22 mm Breite 3 Nyfg. im Textteil L den 13. Mai 1936 Nalieniſche Delegation verläßt Gen Abreiſebefehl Muſſolinis— der Völkerbundsral beſchloß vorläufige Beibehaltung der Janklionen die Anweiſung Muſſolinis Genf, 12. Mai. Wie am Dienskag gegen 1.30 Uhr bekannk wurde, hal die ikalieniſche Delegalion von Muſſolini die An⸗ weiſung erhalten, Genf ſofork zu verlaſſen. Baron Aloiſi hal da- rauf den Generalſekrekär des Völkerbundes verſtändigt, daß er an den Arbeiken des Nals nicht mehr keilnehmen könne. Weilere Er⸗ klärungen wurden von ikalieniſcher Seike nicht abgegeben. In Völkerbundskreiſen wird der italieniſche Schritt als Unterſtreichung des geſtrigen Proteſtes gegen die Anweſen⸗ heit eines abeſſiniſchen Verkreters auf⸗ gefaßt. Man hatte bereits damit gerechnet, daß Aloiſi auf Grund dieſes Prokeſtes in der für Dienstag nachmittag anberaumten öffenk⸗ lichen Raksſitzung nicht erſcheinen werde. An⸗ dererſeits iſt man ſich aber auch bewußt, daß in der ikalieniſchen Geſte eine neue Drohung mit dem Auskrikt aus dem Völkerbund liegt. Letzle Warnung an Genf Nom, 12. Mai. Der Abreiſe der ita⸗ lieniſchen Delegation aus Genf wird auch in hieſigen politiſchen Kreiſen größte Be⸗ deukung beigelegt, doch bekont man, daß dieſe lezte Warnung an Genf noch nicht den endgültigen Auskritt Ita liens aus dem Völkerbund bedeuke. Ein ſolcher Beſchluß, der nur von Muſſolini ge- faßt werden könne, liege vorerſt nicht vor. Die gleiche Darſtellung wird in den Gen- fer Berichten der römiſchen Abendpreſſe ge⸗ geben. Der Grund für die italieniſche Abreiſe liegt nach dem„Lavoro Fasciſta“ ſowohl in dei Zulaſſung Wolde Mariams zu den Betakungen des Völkerbundsraks wie auch in der Entſchließung, die am Dienskag nachmittag dem Rat zur Beſchlußfaſſung vorgelegt werden ſoll und mit der die Nich k- aner kennung der durch die römiſchen Erlaſſe in Abeſſinien geſchaffenen ſachlichen und rechtlichen Lage zum Ausdruck kommen würde. „Lavoro Fasciſta“ meint in dieſem Zuſam⸗ menhang, nach der Schaffung der vollzogenen Tatſache ſtehe man jetzt vor dem Gen⸗ fer diplomakiſchen Endſpiel, das aber dem Völkerbund mehr Verlegenheiken bereite als Telien. Italien könne abwarken, bis die anderen zu einer Einigung über ihre Formel gelangten. Es ſei bereits mit ſeiner ganzen ſchöpferiſchen Tatkraft am Werk, um die prakkiſchen Fragen des ikalieniſchen Kai⸗ ſerreichs in Abeſſinien zu löſen. Der Krieg, den Ikalien immer vorziehe, ſei der der frucht⸗ baren Arbeit, wobei es jedoch den Krieg ge- gen die Vergewaltigung ſeines Sieges nicht fürchte. das Genfer Krankenhaus DNB. Paris. 12. Mai. Der Abreiſebefehl Muſſolinis an die italieniſche Völkerbundsab⸗ ordnung wird von der Pariſer Abendpreſſe in großer Aufmachung wiedergegeben. Wean die Blätter auch in ihren Betrachtungen dieſer neuen Sachlage in Genf noch nicht Rechnung tragen können, da ſie erſt kurz vor — Redaktionsſchluß in Paris bekannt geworden iſt, ſo wird die Lage des Völkerbunds doch allgemein nicht gerade roſig betrachtet. „Paris Soir“ weiſt in einer Genfer Be⸗ trachtung beſonders darauf hin, daß die be⸗ reits verwirrte und beunruhigte Lage durch den hartnäckigen Widerſtand Englands gegen eine Zuſammenkunft der Locarno-Mächte am Dienstagmorgen noch unklarer gewor⸗ den ſei. Paul⸗Boncour habe den ganzen Dienstagvormittag damit verbracht, bei Außenminiſter Eden und Miniſterpräſident van Zeeland darauf hinzuwirken, daß die vier Locarnomächte miteinander in Verbindung treten möchten, damit man in Deutſchland nicht den Eindruck erwecke, als wenn man den„Schlag der Rheinlandbeſet⸗ zung“ vergeſſen hätte. Die Rolle Paul⸗Bon⸗ cours, ſo meint der Berichterſtatter jedoch wei⸗ ter, ſcheine nicht ſehr entſchloſſen und mutig zu ſein. Von der gegenwärtigen Regie⸗ rung habe er den Auftrag, ſich nicht allzu ſehr vorzuwagen, und die Männer von morgen hätten ihm den Rat gegeben, auf ſeiner Gen⸗ fer Reiſe vorſichtig zu ſein, da ſie im Voraus keine Verantwortung auf ſich zu nehmen wünſchten. Obendrein ſtehe es noch in keiner Weiſe feſt, ob Paul⸗Boncour der Außenmini⸗ der Beſchluß des ſter des kommenden franzöſiſchen Kabinetts werde. Namen wie Chautemps, Herrior und Léon Blum würden für dieſen Poſten ge⸗ nannt. Alles dies ſei ſehr zu bedauern. Gens gleiche augenblicklich einem Krankenhaus, und die Beamten des Völkerbundsſekretariats hät⸗ ten eine Miene, als wenn ſie ſagen wollten: Wir danken für die Nachfrage, aber der Kran⸗ ke hat eine ſehr ſchlechte Nacht hinter ſich. Der„Intranſigeant“ meint zur Genfer Kriſe, man habe zwei Mal das Spiel verlo⸗ ren, ſowohl bei dem Verſuch, den italieniſch⸗ abeſſiniſchen Streitfall zu verhindern, als auch bei dem Verſuch, ihn zu ſchlichten. Das praktiſche Ergebnis ſei, daß es kein Abeſ⸗ ſinien mehr gebe. Der Verſuch des Völkerbun⸗ des, eine Politik zum Guten zu treiben, ſei völlig mißglückt, und ſelbſt der ſeurigſte Verfechter dieſer internationalen Gemein⸗ ſchaft müſſe heute eingeſtehen, daß Genf einer dringenden Umgeſtaltung bedürſe. Frankreich müſſe ſich in jedem Fall davor hütten, daß die Streſa⸗Front hinter ſeinem Rücken wiederer⸗ ſtehe und die Annäherung zwiſchen England und Italten, gefolgt von Deutſchland, außer⸗ halb Frankreichs erfolge. Die Haltung Eng⸗ lands müſſe mit beſonderer Aufmerkſamkeit verfolgt werden. Völkerbundsrales Vorläufige Beibehaltung der Jankkionen Genf, 12. Mai. Der Völkerbundsrat hat Dienstagnachmittag in öffentlicher Sitzung— in Abweſenheit der italieniſchen Dele⸗ gierten— folgende Entſchließung angenommen: Dei Nat, der berufen iſt, den italieniſch⸗ abeſſiniſchen Konflikt zu unterſuchen, er⸗ innert an die Feſtſtellungen und Entſchei⸗ dungen, die in dieſer Sache ſeit dem 3. Okt. 1935 getroffen worden ſind. Er iſt der Anſicht, daß eine Friſt notwendig ſei, um ſeinen Mitgliedern die Prüfung der Lage zu ermöglichen, die durch die ſchwerwiegen⸗ den neuen Schritte der italieniſchen Negie⸗ tung entſtanden iſt. Der Rat beſchließt, am 15. Juni ſeine Beratungen über die Angelegenheit wieder aufzunehmen und erachtet, daß es nicht angebracht ſei, die Maß nahmen abzuändern, die durch die Völker⸗ bundsmitglieder gemeinſam getroffen wor⸗ den ſind. Clile für Aufhebung der Sanktions⸗ maßnahmen Genf, 12. Mai. Der Vertreter Chiles hat an den Genralſekretär des Völkerbunds ſol⸗ gende Mitteilung gerichtet: „Meine Regierung iſt der Anſicht, daß es auf Grund der letzten Ereigniſſe, die den Krie zwiſchen Itolien und Abeſſinien beendet haben, eingebracht ſei. die wirt⸗ ſchaftlichen, finanziellen und anderen Maßnahmen die in dieſem Konflikt er⸗ griffen worden ſind aufzuheben. Ich bitte Ste, den zuſtändigen Organen dieſe Initiative meiner Regierung zur Kennt⸗ nis zu bringen, damit das Erforderliche veranlaßt werde“ Die Ausſprache Genf, 12. Mai. In der Ausſprache über die Entſchließung gab der abeſſiniſche Vertre⸗ ter eine kurze Erklärung ab, worin er die unerſchütterliche Entſchloſſenheit Abeſſi⸗ niens, ſeine Unabhängigkeit und Unverſehrt⸗ heit zu verteidigen, betonte und die gegenwär⸗ tige Lage als tragiſch für Abeſſinien und ent⸗ 2 ſcheidend für die Zukunft und ſogar für den Beſtand des Völkerbunds bezeichnete. Der Vertreter Argentiniens erklärte, er ſtimme der Entſchließung im Intereſſe der Aufrechterhaltung der Grundſätze des Völker⸗ bunds zu, mache aber einen Vorbehalt hinſichtlich der Vertagung der Ausſprache. Der Vertreter Chiles meldete ſeine Stimm⸗ enthaltung an, da nach Auffaſſung ſeiner Re⸗ gierung die Sanktionen mit Beendigung des Kriegs gegenſtandslos geworden ſeien und des⸗ halb aufgehoben werden müßten. Die Auf⸗ hebung der Sanktionen wäre ein wichtiger Beitrag zur Ueberwindung der gegenwärtigen politiſchen und wirtſchaftlichen Kriſe. Der Vertreter Ecuadors wies darauf hin, daß ſein Land die Sanktionen bereits aufgehoben habe, nachdem ſie ſich als Mittel zu dem urſprünglich angeſtrebten Zweck nicht mehr als angemeſſen erwieſen hätten. Damit war der einzige auf der Tagesord⸗ nung der Sitzung vom Dienstag ſtehende Punkt erledigt. Beſezung des geſamken abeſſiniſchen Gebieles 85s Addis Abeba, 12. Mai. Das italie⸗ niſche Oberkommando bereitet die ſyſtemati⸗ ſche Beſetzung des geſamten abeſſiniſchen Ge⸗ bietes vor. Es wurden mehrere Kolonnen gebildet, die demnächſt in verſchiedener Rich⸗ tung abmarſchieren werden, um in erſter Linie die wichtigſten Punkte an ſämtlichen Grenzen zu beſetzen. Die deutſche Kolonie in Addis Abeba iſt an die Wiederaufbauarbeit gegangen. Von dem geſamten deutſchen Häuſerbeſitz der einige Hundert Köpfe zählenden deutſchen Kolonie ſind nur 15 Häuſer intakt geblieben. Die Bevölkerung von Addis Abeba war auf⸗ gefordert worden, ſämtliche in ihrem Beſitz be⸗ findliche Waffen an die italieniſchen Be⸗ hörden abzuliefern. Bisher ſind 3500 Gewehre ſowie 80 Piſtolen, 30 Maſchinengewehre und 3 Kanonen abgeliefert worden. 2E ͤ ˙—————— für 1 mm Höhe und 67 mm Breite 15 Rpfg. Zur Geſchäftsſtelle Viernheim. Bismarckſtraße 13. Fernſpr. 153. eit iſt Anzeigenpreisliſte Nr. 5 gültig. K. Ludwigshafen 15101. 12. Jahrgang Münchener Tage des Kunſterlebniſſes Das große Zeugnis nationalſozialiſtiſcher Kulturerneuerung des Nationalſozialismus iſt mehr als ein politiſcher Kampf. Er iſt die Eroberung des Lebens in ſeiner Totalität durch eine junge Weltanſchauung. Er bedeu⸗ tet die Beſinnung eines Volkes auf die Kräfte, die in ihm liegen. Nie in der Geſchichte un⸗ ſeres Volkes hat ſich eine derartige Entfaltung und Ausrichtung aller Kräfte auf ein Ziel vollzogen wie durch die nationalſozialiſtiſche Bewegung. Vor dem Jahre 1933 haben viele, die dem politiſchen Erneuerungs willen, der in dem kämpferiſchen Einſatz der national⸗ ſozialiſtiſchen Formationen ſeinen Ausdruck fand, an ſich poſitiv gegenüberſtanden, aber das innere Weſen der Bewegung nicht er⸗ kannten, geglaubt, es handele ſich ausſchließ⸗ lich um einen politiſchen Machtkampf, der ſich letzten Endes darauf beſchränkte, im Staats⸗ leben ungeſunde Kräfte zu beſeitigen und da⸗ Der Kampf Dir fragen„Daily Telegraph“ DNB. Berlin, 12. Mai. Der diploma⸗ ktiſche Korreſpondenk des„Daily Telegraph“ berichkeke ſeinem Blakt aus Genf,„daß der deukſche Reichskanzler kürzlich in einem Ge⸗ ſpräch von dem geſchwächken Anſehen Groß britkanniens geſprochen habe“ und fügte die⸗ ſer Behaupkung hinzu, daß die kleinen Staaken ſich beeilt häkten, dem engliſchen Außen⸗ miniſter zu verſichern, daß ſie dies für eine grundloſe Verunglimpfung Großbritanniens hielten. Da dieſe Behaupkung des Korreſpondenken offenſichklich aus den Fingern geſogen und erſichklich zu dem Zweck ver⸗ breitet wird, Stimmung für die Aufrechk⸗ erhaltung der Sanktionen zu machen, ſtellen wie dem Korreſpondenken des„Daily Tele- graph“ die präziſe Frage: Waann, wo und wem gegenüber hal der Führer dieſe angebliche Aeußerung gekan? Es iſt endlich an der Zeit, den in ker ⸗ nakionalen Brunnenvergifkern das Handwerk zu legen! für geſunde zu ſetzen. Aber die drei Jahre nationalſozialiſtiſcher Staatsführung, die nun hinter uns liegen, haben genügt, um jedem, auch dem letzten Deutſchen, über das wahre Weſen des Nationalſozialismus und ſeine Revolution Kenntnis zu geben. Der Kraftſtrom in unſerem Volke, der durch den politiſchen Niederbruch und Zerfall ver⸗ ſchüttet worden war, iſt mit einer Vitalität zum Durchbruch gekommen, ſelbſt auf Ge⸗ bieten, in denen man eine Wand⸗ lung innerhalb einer ſo kurzen Zeit einfach für unmöglich ge⸗ halten hat. Die Willensenergien der na⸗ tionalſozialiſtiſchen Bewegung haben jenes Werk vollbracht, das ſelbſt im Auslande als das deutſche Wunder erkannt wird. Jene Vorſtellung, die noch vor wenigen Jahren unſer ganzes Denken und Handeln beſtimmte, daß das Leben in eine Anzahl un⸗ abhängiger autonomer Sphären, zwiſchen denen es im beſten Falle eine Berührung, aber keinesfalls eine innere Verbundenheit gebe, zerfiele, iſt durch die Tatſachen einfach beſei⸗ tigt worden. Politit und Wirtſchaft, Politik und Kultur ſind wieder als wirkliche Einheit erkannt worden. Eine Geſundung war nicht mög⸗ lich, wie die Regierungen und verantwort- lichen Männer vor 1933 glaubten, von den Teilgebieten aus, ſondern nur von der Ge⸗ ſamtheit aus denkbar. Mit dem Augenblick, wo die nationalſozialiſtiſche Bewegung die Staatsführung übernahm und eine politiſche Geſundung unſeres Volkstörpers erreichte, ä— Mifliwoch, den 13. Nai 1936 mit dem gleichen Augenblick vollzog ſich dieſer Geſundungsprozeß in allen Teilen unſeres na⸗ tionalen Lebens. Eine geſunde Politik führte eine Geſundung der Wirtſchaft herbei, und die Politik gibt den künſtleriſchen Kräften un⸗ ſeres Volkes geſunde Grundlagen, von denen aus nun wirklich ein Schaffen erſt möglich wird. Es iſt völlig falſch, zu glauben, daß man eine Ankurbelung der Wirtſchaft, wie man früher ſo ſchön ſagte, durch wohldurchdachte Verwaltungsmaßnahmen herbeiführen könne. Der Grund für die wirtſchaftliche Belebung, die die nationalſozialiſtiſche Bewegung er⸗ reichen konnte, liegt viel tiefer als nur im Verwaltungsmäßigen. Man kann wohl er⸗ rechnen, welche verwaltungsmäßigen Maßnah⸗ men im einzelnen dieſe oder jene Beſſerung erreicht haben, aber das ſind Betrachtungen, die an der Oberfläche bleiben müſſen, und ſo wie es in der Wirtſchaft war, ſo iſt es, nur noch viel komplizierter— auch auf kulturellem Gebiet. Es iſt von führenden Nationalſozialiſten mehr als einmal betont worden, daß große künſtleriſche und wiſſenſchaftliche, alſo letzten Endes ſeeliſche Leiſtungen, nicht gezüchter werden können. Auch hier iſt das Verwal⸗ tungsmäßige nur das Aeußerliche. Aber mit dem Durchſetzen der nationalſozialiſtiſchen Bewegung, die tief in den ſeeliſchen, blutmäßi⸗ gen Kräften unſeres Volkes wurzelt und ſelbſt ein gewaltiges ſeeliſches Erlebnis darſtellt, iſt auch die Plattform für die künſtleriſchen Kräfte gegeben. Gewaltige Werke wachſen hier nicht an einem Tage, in wenigen Monten, ſondern bedürfer Tiefe und die Zeit der ſeeliſchen Reife. Aber auch hier ſind, wie Reichsminiſter Dr. Goebbels auf der diesjährigen Jahres- tagung des deutſchen Buchhandels zahlenmäßig belegen konnte, Erfolge ſchon in den erſten drei Jahren des nationalſozialiſti⸗ ſchen Staates erzielt worden, die angeſichts der ſeeliſchen Zerſtörung die die vergangene Zeit in unſerem Volke verübt hat, beſonders hoch zu werten ſind. Die Politik gab der Wirt⸗ ſchaft die Kraft, die Politik gibt auch der Kunſt neue Blute München, die Hauptſtadt der nationalſozia⸗ liſtiſchen Bewegung, iſt in dieſem Jahre der Ort der Reichstheaterwoche. Dieſe große kulturelle Tagung ſolgt direkt im Anſchluß an die große politiſche Führertagung der NSDAP. Nirgends iſt wohl ein Ort, in dem die innige Verwurzelung des neuen deut⸗ ſchen Kulturſchaffens in der politiſchen Be⸗ wegung des Nationalſozialismus beſſer und deutlicher ſichtbar in Erſcheinung treten konnte, als gerade in München. Keine andeve Stadt iſt wohl ſo mit der künſtleriſchen Tradition unſeres Volkes verbunden, wie gerade dieſe; keine andere Stadt hat wohl in ſo ſtarkem Maße den Verfall und die Vernachläſſigung der Kunſt in den Jahren des Syſtems ſo ge⸗ ſpürt, wie München, gerade weil dieſe Stadt ſo in der künſtleriſchen Tradition ſteht. Seit dem Jahre 1933 iſt in der Hauptſtadt der Bewegung alles getan worden, um an die große Vergangenheit deutſcher Kultur und deutſchen künſtleriſchen Schaffens wieder wür⸗ dig anzuknüpfen. Es würde zu weit führen, all dieſe Einzelmaßnahmen aufzuzählen, die gerade in dieſer Stadt ergriffen worden ſind. Man braucht nur über den Königlichen Platz zu gehen, um zu ſpüren, was die na⸗ tionalſozialiſtiſche Bewegung für die deutſche Kultur und die deutſche Kunſt bedeutet. Die⸗ ſer unvergleichlich ſchöne Platz, ein Meiſter⸗ werk deutſcher Städtebaukunſt, der erſt durch die Bauten Adolf Hitlers wirllich zu dieſer einzigartigen Geſchloſſenheit von tiefſter architektoniſcher Wirkung geſtaltet wurde, iſt das erſte große künſtleriſche Denkmal, das die nationalſozialiſtiſche Bewegung ſich geſetzt hat. Und wenn in dieſer Hauptſtadt der Bewegung in Anweſenheit des Führers unweit dieſes Königlichen Platzes die Reichstheaterwoche er⸗ öffnet wurde, dann zeigt das, wie die natio⸗ nalſozialiſtiſche Bewegung gewillt iſt, jedem meiſterlich⸗künſtleriſchen Schaffen, das auf dem Gebiete deutſcher Kunſt in dieſen Bauten ſei⸗ nen Ausdruck gefunden hat, überall zum Durchbruch zu verhelfen. Aus der Seele des deutſchen Volkes, aus der auch dieſe Bewegung entſtammt, werden die großen künſtleriſchen Leiſtungen, getragen vom Geiſt des Nationalſozialismus, wachſen. Der Königliche Platz iſt der tiefſte Ausdruck dafür. Dr. Gerhard Krüger. Aulobus mik ſpaniſchen Jyndikaliſten abgeſtürzt Vier Tote, 24 Schwerverletzte. §d Madrid, 12. Mai. In der Nähe von Carinena(Provinz Zaragoza) ereignete ſich am Montag ein ſchwerer Verkehrsunfall, bei dem vier Perſonen getötet und 24 ſchwer verletzt wurden. Ein Autobus, der mit Teilnehmern an einer Maſſenkundgebung des ſyndikaliſtiſchen Gewerkſchaftsverbandes in Zaragoza voll beſetzt war, geriet infolge Steuerbruchs ins Schleu⸗ dern und ſtürzte einen ſteilen Abhang hinun⸗ ter. Das Fahrzeug wurde vollſtändig zermalmt. Zwei Inſaſſen waren auf der Stelle tot. 26 trugen ſchwere Verletzungen davon. Von ihnen ſtarben zwei auf dem Transport ins Kranken⸗ haus. Es wird damit gerechnet, daß ſich die Zahl der Todesopfer noch weiter erhöht. Eintritt in eine heeres-Unleroffiziers-Schule Die Bedingungen Berlin, 12. Mai. Junge Leute, die Luſt und Liebe z u m Unteroffiziersberuf (Inanterie) haben und ſich hierzu freiwillig mebden, können nuf einer Heeres-Unteroſſi⸗ ziersſchule hierzu in zweijähriger Dienſtzeit vorbereitet werden. Se erhalten neben der mi⸗ lität hen Erzieh ing und Ausbildung allge⸗ meenbildenden Untecrecht. Die Ausbildung be⸗ einn am 20. Oktobe: 1936, Unterbringung er⸗ folgt in der bisherigen Polizeiſchule in Pots⸗ dam⸗Eiche. Gebührenabfindung regelt ſich wie bei der Truppe. Die Unteroffiziersſchüler ſind Soldaten im Sinne des Wehrgeſetzes und allen militäri⸗ ſchen Beſtimmungen u. Geſetzen unterworfen. Für die Aufnahme in die Heeres⸗Unterof⸗ fiziersſchule gelten folgende Beſtimmungen: 1. Bewerber müſſen vor der Einſtellung ins Heer ihrer Arbeitsdienſtpflicht genügt haben. Für die Einſtellung im Herbſt 1936 kommen mithin nur Bewerber in Betracht, die den Arbeitsdienſt abgeleiſtet haben oder zur⸗ zeit ableiſten. 2. Für die Einſtellung kommen nur Wehr⸗ pflichtige in Frage, die am 20. Oktober 1936 das 17. Lebensjahr vollendet und das 20. Le⸗ bensjahr nicht überſchritten haben. 3. Ferner gilt für die Einſtellung als Un⸗ teroffiziersſchüler als Vorausſetzung, daß der Bewerber: a) die deutſche Staatsangehörigkeit(Reichs⸗ angehönxigkeit) beſitzt, b) wehrwürdig, e) deutſchen oder artperwandten Bluts, d) unbeſcholten, e) unverheiratet, f) tauglich J oder 11 für den Wehrdienſt iſt. Mindeſtgröße nicht unter 1,62 Meter. Not⸗ wendige Zahnbehandlung iſt vor der Einſtel⸗ lung durchzuführen. 4. Den Anträgen auf Aufnahme iſt beizufü⸗ gen: a) Der Freiwilligenſchein, deſſen Ausſtellung bei der für den Wohnſitz des An⸗ wärters zuftändigen polizeilichen Meldebehör⸗ de perſönlich zu beantragen iſt(für im Reichs⸗ arbeitsdienſt ſtehende Anwärter wird der Frei⸗ willigenſchein von dem zuſtändigen Meldeamt des Reichsarbeitsdienſtes ausgeſtellt). Bei der Anmeldung bei der polizeilichen Meldebehörde iſt eine ſchriftliche, amtlich beglaubigte Einwil⸗ ligungserklärung des geſetzlichen Vertreters aktiven zum freiwilligen Eintritt Wehrdienſt vorzulegen. b) Ein ſelbſtgeſchriebener Dieſer muß mindeſtens enthalten: Vor⸗ und Zuname, in den ſchäftigung oder Arbeitsloſigkeit beitsdienſt, ob Freiſchwimmer, genaue deutliche Anſchrift. c) eine Verpflichtungserklär ung zu zwölfjähriger Dienſtzeit in der Wehrmacht einſchließlich der Dienſtzeit auf der Heeres⸗Unteroffiziers⸗Schule mit ſchriftli⸗ cher, amtlich beglaubigter Einwilligungserklä⸗ rung des geſetzlichen Vertreters. d) Zwei Paßbilder. 5. Die endgültige Entſcheidung über die Auf⸗ nahme trifft das Oberkommando des Heeres (Allgemeines Heeresamt, Inſpektion der In⸗ fanterie) als Annahmetruppenteil, nachdem der Anwärter ſich einer beſonderen Eignungs⸗ prüfung unterzogen hat, die bei einem in der Nähe des Wohnortes des Bewerbers gelege⸗ nen Truppenteil abzuleiſten iſt. Aufforderung hierzu ergeht durch die Wehrbezirkskomman⸗ dos. 6. Anträge auf Einſtellung als Unteroffi⸗ ziersſchüler ſind ſpäteſtens bis zum 21. Juni 1936 an die Inſpektion der Infanterie, Berlin W 35, Bendlerſtraße 13, zu richten. Reichsbelriebsappelldes Baugewerbes Rede Dr. Leys Heilbronn, 11. Mai. An einer der land⸗ ſchaftlich ſchönſten und bautechniſch intereſſante⸗ ſten Stellen der Reichsautobahn Stuttgart Heilbronn am Reisberg zwiſchen Heilbronn und Löwenſtein, fand Montag nachmittag der Reichsbetriebsappell der Reichsbetriebsgemein⸗ ſchaft IV Bau als Beginn einer vierwöchigen Großaktion zur Unfallverhütung ſtatt. Die Betriebsgemeinſchaften des Baugewer⸗ bes von Heilbronn nahmen vollzählig, die übrigen Betriebsgemeinſchaften in Stärke von 10 v. H. der Gefolgſchaften an dem Appell teil. Ehrenformationen ſtellten die SA., NS K., H J., die Politiſchen Leiter und der Arbeits⸗ dienſt. Kurz vor 16 Uhr verkündeten die Pfei⸗ fen der geſchmückten Baulokomotiven die An⸗ kunft des Reichsorganiſationsleiters Dr. Ley, in deſſen Begleitung ſich Reichsſtatthalter Gau⸗ leiter Murr, der ſtellvertretende Gauleiter und ein Vertreter des Reichspropagandamini⸗ ſteriums befanden. Sie betraten unter lebhaf⸗ ten Heilrufen die Bauſtelle. Beim Abſchreiten der Front drängten ſich die Arbeiter vor, um Dr. Ley die Hand drücken zu dürfen. Hierauf begann der eigentliche Feſtakt, der über alle deutſchen Sender übertragen wurde. Böller⸗ ſchüſſe kündeten die Eröffnung des Appells an. Der Leiter der Reichsbetriebsgemeinſchaft Bau, Harpe, meldete, daß in 85 000 Bau⸗ ſtellen von 55 000 Betrieben 1 235 300 Gefolg⸗ ſchaftsmitglieder angetreten ſind, um die Pa⸗ role Dr. Leys entgegenzunehmen. Hierauf ſprach Dr. Ley Er gab die Parole„Unfallverhütung“ aus und erklärte u. a.:: Ich bin hier im beſonderen, um die Frage zu entſcheiden, wie wir die Un⸗ fälle in Deutſchland und im beſonderen bei der Betriebsgemeinſchaft Bau am beſten verhindern können. Arbeiter und Unternehmer, Ihr müßt begreifen daß Eure Geſundheit, Euer Körper nicht Euch allein gehört, ſondern Deutſchland. Nicht der Einzelne kann über ſeine Geſundheit verfügen und wirtſchaften wie er will, ſondern er muß bedenken, daß er ſeine Geſundheit für Deutſchland erhalten muß. Der Unternehmer muß ſich als wahrer Wirt⸗ ſchaftsführer fühlen. Es liegt beſonders an ihm, die Unfälle auf ſeiner Bauſtelle möglichſt einzuſchränken, ja, wenn nicht ganz zu verhü⸗ ten. Er muß immer wieder die geſamte Beleg⸗ ſchaft darauf hinweiſen, daß Deutſchland auf keinen verzichten kann. Das große Gebiet der Sozialverſicherung muß zum mindeſten reformiert, wenn nicht gar revolutioniert wer⸗ den. Wir alle wiſſen, daß Geſetze, die vor 50 und 60 Jahren gemacht worden ſind, unmöglich heute mehr in allem Gültigkeit haben können. Wir wiſſen, daß man dieſe Geſetze heute er⸗ neuern muß und nach den Geſichtspunkten un⸗ ſeres neuen Deutſchland umbilden und umfor⸗ men muß. So fangen wir bei der Unfallver⸗ ſicherung an. Sie braucht die geringſte Umbil⸗ dung. Aber wir wollen zeigen, welchen Weg wir bei der Sozialverſicherung gehen müſſen. Es iſt das ein großes Erziehungswerk an dem alle mithelfen müſſen. Der Leiter der Wirtſchaftsgruppe Bau⸗ induſtrie Dr. Vögler dankte Dr. Ley. Mit dem Deutſchland⸗ und Horſt⸗Weſſel⸗Lied war der Appell beendet. Die Gemeindeordnung hal ſich bewährl Reichsminiſter Dr. Frick über„Ein Der Reichs⸗ und preußiſche Miniſter des Innern Dr. Frick eröffnete am Montagvor⸗ mittag in der Berliner Univerſität eine ver⸗ waltungswiſſenſchaftliche Woche für Kommunal⸗ beamte, die vom 11. bis 16. Mai in Berlin von der Verwaltungsakademie in Verbindung mit dem Kommunalwiſſenſchaftlichen Inſtitut der Univerſität Berlin und dem Deutſchen Ge⸗ meindetag durchgeführt wird. Ausgehend von den fünf Grundgedanken der G e⸗ meindeord nung hielt der Miniſter Rückſchau und Ausſchau auf bereits Verwirk⸗ lichtes und noch zu Erreichendes. Bei Behand⸗ lung der Umgeſtaltung und Verwaltungsform der Gemeinden beſchäftigte ſich der Redner zu⸗ nächſt mit dem Einwand, daß dieſes Geſetz⸗ gebungswerk die Selbſtverwaltung praktiſch beſeitigt habe. Dieſer gelegentlich von ausländiſcher Seite geäußerte Einwand rühre daher, daß man häufig eine Wahl oder Abſtimmung als das beſtimmende Element der Selbſtverwaltung anſah. Der in Jahr deulſche Gemeindeordnung“ dieſem Sommer ſtattfindende Internationale Gemeindekongreß werde aber den vielen aus⸗ ländiſchen Beſuchern über dieſe Frage eindeu⸗ tige Klarheit geben.. Der grundlegende Umbruch, den die Neuge⸗ ſtaltung des Gemeindeweſens bedeutete, ſei nur möglich geweſen durch die harmoniſche Zu⸗ ſammenarbeit aller beteiligten Stellen in Par⸗ tei und Stadt. Die Gemeindeordnung lege die Verwaltung der Gemeinden im weiteſten Sinne des Wortes und die volle Verantwortung für ihre Geſchicke in die Hand des Bürger⸗ meiſters. Es ſei alſo zunächſt darauf ange⸗ kommen, für dieſe Aufgabe in den Gemeinden die geeigneten Führerperſönlichkeiten zu finden und die Gemeinderäte als die ehrenamtliche Mitwirkung der Gemeindebürger ſo einzuſetzen, daß ſie ihrer Aufgabe. die dauernde Fühlung der Verwaltung mit allen Schichten der Be⸗ völkerung zu wahren, auch wirklich gerecht wer⸗ den konnten. Er könne feſtſtellen. daß das in der Deutſchen Gemeindeordnung gefundene Ausleſeverfahren ſich bewährt habe und dem früberen parlamentariſchen Kuhhandel turm⸗ boch überlegen ſei. Als zwe ꝛen Grundgedanken behandelte Reichsminiſter Dr Frick dann die ſtärkere Eingliederung der Gemeinden in das Staatsganze Staat und Gemeinden könnten mit der zwiſchenzeitlichen Entwicklung dieſer Frage im erſten Geltungsjahr der Gemeinde⸗ ordnung vollauf zufrieden ſein. Die Neurege⸗ lung de Staatsaufſicht habe ſich bewährt und werde auch in Zukunft Beſtand haben. Bei Behandlung des dritten Grundgedan⸗ kens, der feſten Ordnung des gemeindlichen Fi⸗ nanzweſens, erklärte der Miniſter, daß eine fruchtbare Gemeindeverwaltung unter allen Amſtänden durch eine geordnete Finanz⸗ Lebenslauf. Geburtstag und Ort, Angaben über Schulbeſuch, Beruf oder Be⸗ nach der Schulentlaſſung über etwa abgeleiſteten Ar⸗ und wirtſchaft bedingt ſei und daß die Sicherung einer ſolchen Finanzwirtſchaft feſte Normen vorausſetze. Auf dieſem Gebiet würden in der nächſten Zeit Durchführungsvor⸗ chriften erlaſſen werden, da in dem Geſetz ſelbſt nur das Weſentliche geſagt ſei. Ein Problem von ſäkularer Tragweite nannte Miniſter Dr. Frick den vierten Grundge⸗ danken der Gemeindeordnung. die Frage der Neugliederung der Gemeinden. Bei einer weiteren Entwicklung auf dieſem Gebiet werde es auch hier eine vorzügliche Sorge ſein, jedes lebenswerte Selbſtverwaltungsgut nicht nur zu ſchoren. ſondern ſo auszugeſtalten, daß es ſei⸗ nem Daſeinszweck in beſter Weiſe gerecht wer⸗ den kann. Als letzten Punkt behandelte Dr. Frick die Finheit der örtlichen Ver⸗ waltung. Dr. Fick legte ei: erneutes Ve⸗ kenntnis zum Gedanken der Einheit der ört⸗ lichen Verwaltung in der Gemeinde ab. Die Gemeinde ſei die große Ausgleichsſtelle, die, dem Vertrauen der Bürgerſchaft amf nächſten ſtehend. den nolwendigen Ausgleich vollzi⸗he und damit die Einheit der Geſamtverwaltung auch dem leiten Lürger gigenüber ſichecſtenle. Die wirlſchaftliche Ausbeutung Abeſſiniens Ro m, 12. Mai. Die Weiſungen, die der ikalieniſche Regierungschef Muſſolini am Monkag in einer langen Unterredung mit dem Vorſitenden des Reichsverbandes der ita⸗ lieniſchen Induſtrie, Grafen Volpi, über die ſofortige Aufnahmeallervor⸗ bereitenden techniſchen und wiſ⸗ ſenſchaftlichen Arbeiken für d ke Beſiedlung und Bewirkſchaf⸗ tung des italieniſchen Abeſſinien gegeben hat, bilden am Dienstag abend das Haupt- thema der römiſchen Preſſe. . Das halbamkliche„Giornale d' Italia“ ſchreibt, daß Italien nach dem Waffenſieg ſo⸗ fort mit der produktiven Arbeit unter Einſatz aller dafür in Betracht kommenden Kräfte be⸗ ginne. Nachdem das Kaiſerreich geſchaffen ſei, wolle Muſſolini ihm ſofort den lebendigen Inhalt geben und die Verwalkung und die wirkſchaftliche Umwandlung Abeſſiniens ſchnellſtens organiſieren. Alles werde auf allen Gebielen in faſchi⸗ ſliſchem Skil in Angriff genommen. Der Reichsverband der ikalieniſchen Induſtrie werde die kreibende Kraft ſein. Landwirl⸗ ſchaft und Induſtrie ſollen auf einer ſiche· ren Produkkionsbaſis zuſammenarbeilen, damit die Opfer, die für den Krieg ge; bracht worden ſeien, der ganzen Nakion in hö ch ſtem Grade zu Nußen kämen. Unter den Nohſtoffen würde zunächſt an Baumwolle, Wolle, ölhaltige Sa- men, Felle, Edelhölzer, Minera⸗ U len und Pekroleum gedacht. Letzteres ſei bereits im ſüdlichen Danakil-Gebiet feſt⸗ geſtellt worden. Nachforſchung und Ver- werkung aller Rohſtoffvorkommen werde ver- einigt, der natürliche Reichtum des abeſſi⸗ niſchen Bodens aber nicht wenigen Kunden zur Ausbeukung überlaſſen werden. Italien werde keine Zeit verlieren, um mit dem Wie⸗ deraufbauwerk ſofort zu beginnen. „Tribuna“ betont noch beſonders, daß mit dem Einſatz des Reichsverbandes der ita— lieniſchen Induſtrie der Einzelinitiative und der perſönlichen Tatkraft im Rahmen der fa- ſchiſtiſchen Wirtſchaftsauffaſſung weitgehende Freiheit gewährk werden ſoll. Otto Fiehler geſtorben. München, 11. Mai. Die Familie des Oberbürgermeiſters Fiehler iſt von einem ſchweren Verluſt heimgeſucht worden. Am Samstag nachmittag ſtarb, wie der„Völkiſche Beobachter! mitteilt, in Traunſtein nach kurzer, ſchwerer Krankheit ein Bruder des Oberbürger⸗ meiſters, der Bauingenieur Otto Fiehler im Alter von 44 Jahren. Der Verſtorbene war Inhaber verſchiedener Kriegsauszeichnungen, Träger des Blutordens und Mitglied der NS. DAP. mit der Nummer 1102. Jö darf ede als mei und ab ſagt gefü We in Miliwoch, den 13. Mai 1936 Für deulſch⸗franzöſiſche Verſtändigung Die franzöſiſchen Fronkkämpfer an ihre deulſchen Kameraden Paris, 12. Mal. Der Generalſekrekär des Spitzenverbandes der franzöſiſchen Front⸗ Kämpfervereinigungen, der Confédération nakionale des anciens combakkants, Rivollet, ehemaliger Penſionsminiſter, empfing am Dienskag nachmittag Vertreter der deutſchen und franzöſiſchen Preſſe und überreichte ihnen nachſtehende Bolſchaft: Deukſche Kameraden! Die franzöſiſchen Fronkkämpfer wenden ſich an Euch. Die gegenwärtigen Tage und die Tage, die kommen werden, können entſchei⸗ dend ſein für die Zukunft Europas und für die Zukunft unſerer beiden Länder. Wir haben 52 Monate hindurch hart und ohne Falſch gegeneinander gefochten. Sehen wir uns gerade in die Augen und ſprechen wir offen zu einander! Als franzöſiſche Soldaken haben wir unſer Vakerland verteidigt, und es gibt keinen Franzoſen, der nicht auch heute bereit wäre, es erneut zu verkeidigen, wenn die Stunde ſchlagen ſollte. Doch, da wir den Krieg kennen, wollen wir ihn lieber nicht erleben. Wir ſind Gegner des Kriegs, weil wir Menſchen ſind, und weil ein allgemeiner Welkenbrand den Unkergang der europäiſchen Kulkur beſiegeln würde, die durch Jahrhunderle währende Mühe und Ar- beit geſchaffen wurde und für die unſere bei⸗ den Länder ihr Beſtes hergegeben haben. Wir erklären mik Nachdruck und aus unſerer Erfahrung heraus, daß diejenigen, die den Krieg enkfeſſeln, den Krieg niemals auch nur erleben, und daß diejenigen, die ihn erleben, niemals ſeine Nutznießer ſind. Die Regierungen unſerer Länder haben Friedenspläne veröffenklicht. Was müſſen wir Deukſche und Franzoſen ſehnlichſt wün- ſchen? Einen würdevollen und dauerhaften Frieden für Deukſchland, für Frankreich und für ganz Europa, einen Frieden, in dem das Recht geachtet und die Ordnung geſichert iſt, einen Frieden, in deſſen Schoß jede Nation die Verantwortung für die Sicherheit aller anerkennt. Wir rufen Euch deukſchen Kameraden zu, daß die Stunde der aufrichtigen Verſöh⸗ nung endlich ſchlagen muß, daß unſere Inkereſſen und unſere Pflichten es erfor- dern, gemeinſchaftlich auf ihr Nahen zu drängen durch eine gleiche und wechſelſei⸗ tige Anſtrengung im Geiſte des Einver⸗ nehmens, das es uns ermöglicht, uns ge- genſeilig zu verſtehen und kennenzulernen. Liegt nicht in der Tat die Wurzel der fran zöſiſch⸗deutſchen Tragödie der Nachkriegszeit darin, daß unſere Regierungen und wir ſelbſt gedacht haben, Ihr, als ob wir Deutſche, wir, als ob Ihr Franzoſen wärek? Wir haben ge— meinſchaftlich die gleiche Achtung vor der Arbeik, die dem Menſchen das Leben gibt und ſeine Würde hebt. Unſere Wiſſion als Fronkſoldaten iſt, im Gedenken der Opfer an Token, im Gedenken an unſere eigenen Opfer auf dieſer Welt der Gewalt, die Ungerechkig⸗ keit, die Unaufrichtigkeit und das Unwiſſen auszumerzen, die ſteks Quellen des größten Unheils ſind. Wir müſſen, Ihr und wir, unſere Völker lehren, ſich zu verſtändigen und zu verſtehen. Wir müſſen in unſeren Na- tionen den guken Willen wecken, von dem die freimütige Gegenüberſtellung der beiderſei- tigen Wünſche und Belange beſeelt ſein muß. So wird das guke Einvernehmen geſchaffen werden, das unſere Zukunft ſichern wird. Wir franzöſiſchen Fronkſoldaten ſind bereit zu dieſem Werk, das unſere Länder verſöhnen und Europa befrieden ſoll, und aus dieſem Grund bieten wir Euch die Hand und richten an Euch dieſen feierlichen Aufruf. * In einer kurzen Erläuterung, die General- ſekrelär Rivollet den anweſenden Preſſe- verkrekern gab, wies er darauf hin, daß alle in der Spitenorganiſation der franzöſiſchen Frontkämpferverbände zuſammengeſchloſſenen Gruppen den Aufruf an die deutſchen Kame- raden einſtimmig beſchloſſen hätten. Er ge⸗ brauche bewußt den Ausdruck„Kameraden“. Denn ſeit dem Ende des Krieges häkken ſteks höfliche Beziehungen zwiſchen den franzöſt⸗ ſchen und den deutſchen Fronkkämpfern be; ſtanden. Um zu beweiſen, daß alle Richtungen, die in dem Spitzenverband der franzöſiſchen Fronk⸗ kämpfer verkreten ſind, an der Enkſchließung bekeiligt ſind, erwähnte der Generalſekrekär, daß u. a. auch der Vorſitzende des großen linksſtehenden Kriegskeilnehmerverbandes Union Fédérale, Pichot, ſowie der Vor- ſitzende des rechtsſtehenden Nakionalverbands der franzöſiſchen Fronkkämpfer und ehemalige Abgeordnete Goy an der Ausarbeitung die ſes Aufrufs keilgenommen häkken. Die franzöſiſche Regierung kenne den Worklaut des Aufrufs und billige ihn. Be⸗ dauerlicherweiſe habe die Regierung es aller- dings abgelehnt, die Verbreitung dieſes Auf- rufs durch Rundfunk zu geſtakten. VBerlagung der Reſt-Locarnomächte der Genfer Beſchluß Genf, 12. Mai. Ueber die von den Vertre⸗ tern Frankreichs, Englands und Belgiens am Dienstag nachmittag abgehaltene Sitzung zur Erörterung der Locarno⸗Frage wurde folgende Verlautbarung ausgegeben: „Die Vertreter Belgiens, Frankreichs und des Vereinigten Königreichs von Großbri⸗ tannien und Nordirland, die ſich anläßlich der Tagung des Völkerbundsrats in Genf befanden, haben, wie am 10. April zwiſchen den Vertretern der Locarno⸗Mächte ver⸗ einbart worden war, heute eine Sitzung abgehalten. Dabei wurde unterſtrichen, daß es wichtig wäre, die unternommenen Be⸗ mühungen ſo bald wie möglich zum Erfolg führen zu ſehen. Jedoch mußte feſtgeſtellt werden, daß die Unterſuchung, die gemäß der Verabredung von dem britiſchen Ver⸗ treter zur Klärung einer Anzahl von Punkten des Memorandums der deutſchen Regierung vorgenommen wurde, nicht beendet ſei. Unter dieſen Umſtänden haben ſie es für zweckmäßig gefunden, ihre Entſcheidung bis zu einer ſpäteren Zuſammenkunft zurückzuſtellen. Sie ſind der Meinung, daß es alsbald nach dem Eingang der deutſchen Antwort für die Locarnomächte angezeigt ſein wird, unverzüg⸗ lich zum Zweck des Austauſches ihrer Mei⸗ nungen in Fühlung zu treten.“ Nalienjſ“e Kommiſſare für die Släble in Abeſſinien Ro m, 12. Mai. Marſchall Graf Ciani hat nach einer Meldung der Agentur Stefani in Harrar, Diredaua und Dſchidſchiga außeror⸗ dentliche Kommiſſare eingeſetzt, die ſofort den Verwaltungs⸗ und Sicherheitsdienſt einrichten und die Entwaffnung der Bevölke- rung durchführen ſollen. Der Leiter der italie⸗ niſchen Auslandsorganiſation, Parini, wurde zum Kommiſſar in Diredaua ernannt. Nach einer weiteren Meldung beginnt die geflohene abeſſiniſche Bevölkerung in großen Gruppen nach Harrar zurückzukehren. Die koptiſche Geiſt⸗ lichkeit hat ihre Mitarbeit bei der wiederher⸗ ſtellung des normalen Lebens verſprochen. Das Krankenhaus in Harrar wurde mit Hilfe des italieniſchen Sanitätsdienſtes wieder in Be⸗ trieb genommen. Ordnung und Ruhe ſind in Harrar, wo es vor dem Einmarſch der Italie⸗ ner ebenfalls zu Plünderungen kam, wieder⸗ hergeſtellt. —— Vollſtreckung eines Todesurkeils 88 Koblenz, 12. Mai. Heute iſt, wie die Juſtizpreſſeſtelle mitteilt, in Koblenz der am 3. Februar 1909 geborene Arthur Sei⸗ bert aus Bad Kreuznach hingerichtet wor⸗ den. Seibert hatte am 6. Juli 1935 die Ehefrau Eliſe Brandenburger in ihrer Woh⸗ nung in Bad Kreuznach ermordet und aus der Wohnung Kleidungsſtücke und Wertgegen⸗ ſtände geraubt. CC Ü.. ³·wꝛ5 MS. nnn r Reichsminifter Dr. Goebbels verbielel die„Nachlkrilil“ Reichsminiſter Dr. Goebbels hat durch eine Verfügung an die deutſche Preſſe ab ſofort die ſogenaunte„Nachtkritik“ unter- ſagt. Danach dürfen Kritiken über am Abend auf⸗ geführte Werke der darſtellenden Kunſt und der Muſik nicht mehr in den in der Nacht zum Abſchluß gelangenden Morgenblättern der Zei⸗ tungen erſcheinen, ſondern früheſtens am Mittag des nächſten Tages. In der Zeit des Liberalismus war in der deutſchen Preſſe eine immer ſtärker werdende Verwilderung der Kunſtkritik eingeriſſen, die mit einer wirklich aufbauenden, fördernden und verantwortungsbewußten Kritik ſchließlich nichts mehr gemein hatte. Zu einem beſonde⸗ ren Uebelſtand wuchs ſich die von jüdiſchen Zeitungskonzernen eingeführte Nachtkritik aus, die Sucht, um jeden Preis, möglichſt bei Be⸗ endigung der Vorſtellung dem Leſer bereits die Zeitung mit der fertigen Kritik des Wer⸗ kes vorlegen zu können. Es liegt auf der Hand, daß derartige Kritiken einmal ohne Abſtand von der Aufführung geſchrie⸗ ben wurden, ohne daß der Kritiker Gelegenheit hatte, ſeine Eindrücke zu ſammeln und zu ver⸗ arbeiten. Eine derartige Kritik muß als im höchſten Grade leichtfertig angeſprochen wer⸗ den. Sie läßt jede Ehrfurcht vor der künſtleri⸗ ſchen Leiſtung— ganz gleich, welchen Grades ſie ſein mag— vermiſſen. Reichsminiſter Dr. Goebbels hat im Dezember vorigen Jahres auf der Kritikertagung, in ſeiner Rede während des Feſtaktes der Reichskulturkammer am 1. Mai und erneut während der Reichstheater⸗ feſtwoche in München zum Thema der Kritik Stellung genommen und der deutſchen Kunſt⸗ kritik neue Wege gewieſen. Er hat zum Ausdruck gebracht. daß die Kunſtkritik nicht um ihrer ſelbſt willen erfolge und daß man nicht um eines geiſtreichen Bonmots Willen eine gut gemeinte oder gar anſehnliche künſt⸗ leriſche Leiſtung herabwürdigen dürfe. Er hat ferner mit aller Schärfe die Mißſtände beſei⸗ tigt, die in den letzten beiden Jahrzehnten in der Kunſtkritik eingeriſſen waren. Als letztes Ueberbleibſel dieſer Mißſtände iſt durch die neue Verfügung nunmehr die Lachtkritik beſei⸗ tigt worden. Belreuung der Freilicht und Volksſchauſpiele durch die Landeskullurwaller Dem Reichs bund der deutſchen Freilicht⸗ und Volksſchauſpiele iſt als einem der Reichskulturkammer korporativ angeſchloſſenen Verband, in welchem alle Frei⸗ licht⸗ und Volksſchauſpiele zuſammengeſchloſ⸗ ſen ſind, von ſeinem Schirmherrn, Reichsmi⸗ niſter Dr. Goebbels, die Aufgabe geſtellt, die⸗ ſen wichtigen und wertvollen Zweig des deui⸗ ſchen Kulturlebens zu leiten, zu betreuen und im nationalſozialiſtiſchen Sinne auszubauen. Eines der weſentlichſten Merkmale des ge ſund en und wertvollen Frei⸗ licht⸗ und Volksſchauſpiels iſt ſeine Verbundenheit mit Landſchaft und Volkstum. Aus dieſem Grunde aber iſt es notwendig, die Spiele im Geiſt der vielgeſtaltigen deut⸗ ſchen Landſchaft, ihres Volkstums und ihrer geſchichtlichen Tradition zu pflegen. Zu den großen weltanſchaulichen, politiſchen und kul⸗ turellen Geſichtspunkten, die vom Reichsbund in enger Zuſammenarbeit mit dem Reichsmi⸗ niſterium für Volksaufklärung; Propaganda der Reichskultur⸗ und Reichstheaterkammer wahrgenommen werden, treten damit Aufga⸗ ben, deren Löſung nur in genauer Kenntnis der örtlichen Gegegebenheiten des einzelnen Gaues erfolgen kann. Die Entwicklung der Freilicht⸗ und Volks⸗ ſchauſpiel⸗Bewegung und damit des Reichs⸗ bundes iſt heute an einem Punkte angelangt, der aus den angeführten Gründen eine Ab⸗ kehr von der bisherigen Zentra⸗ liſation verlangt und eine Verlage⸗ rung verſchiedener Aufgaben in die Gaue notwendig macht. Der Präſident des Reichsbundes der deut⸗ ſchen Freilicht⸗ und Volksſchauſpiele e. V. hat ſich daher im Einvernehmen mit dem Herrn Reichsminiſter für Volksaufklärung und Propaganda entſchloſſen, die Landes⸗ kulturwalter mit der Betreuung der ge⸗ ſamten Freilicht⸗ und Volksſchauſpiele in; nerhalb ihres Gaubereiches zu beauftra⸗ gen. Mit dem Inkrafttreten dieſer organiſatoriſchen Regelung hört der direkte Schrift⸗ verkehr zwiſchen den Freilicht⸗ ſpielen und dem Reichsbund auf. Korreſpondenz und Anträge auf finanzielle, dramaturgiſche oder ſachliche Unterſtützung werden künftig von den Freilichtſpielunterneh⸗ mungen an den für ſie zuſtändigen Landeskulturwalter geleitet. Auch werden künftig die vom Reichsminiſte⸗ rium für Volksaufklärung und Propaganda über den Reichsbund gegebenen Zuſchüſſe, für deren Zuteilung dem Landeskulturwalter ebenfalls maßgeblicher Einfluß eingeräumt wird, über den Landeskulturwalter zur Auszahlung an die Unterneh⸗ men gelangen. Zeilen zur Zeil Azana zieht in den Wenn Manuel Azana in Königspalaſt Spanien ſein Amt als neuer Präſident der Re⸗ publik antreten wird, dann wird das einige Aenderungen in dem äußeren Zuſchnitt des Präſidentenlebens zur Folge ha⸗ ben. Der National⸗Palaſt, einſt die Reſidenz von König Alfons und der königlichen Fami⸗ lie, wird in Zukunft ſowohl die Wohnung wie die der offiziellen Repräſentation des Präſi⸗ denten der Republik gewidmete Stätte werden. Der Palaſt wird von einer beſonderen Leib⸗ wache beſchützt werden. Außerdem ſagt man. daß Azana das Syſtem der Empfänge ändern will. Spaniens erſter Präſident, Alcala Zamora, benutzte den National⸗Palaſt nur für amtliche Repräſentationszwecke. Er wohnte in einem Privathauſe in einer durchaus bür⸗ gerlichen Straße. Azana, der z. Zt. in einer beſcheidenen Mietwohnung in einer Geſchäfts⸗ ſtraße von Madrid lebt, hat bereits Vorberei⸗ tungen für die Benutzung gewiſſer Räume des Nationalpalaſtes für Wohnzwecke treffen laſ⸗ ſen. Die Regierungsarchitekten und er ſelbſt haben das Erdgeſchoß des nördlichen Flügels dafür ausgeſucht. Die Salons, die König Alfons früher benutzte, werden für Staats⸗ zeremonien hergerichtet. Die Vorſchläge für eine Leibwache ſind vom Kriegsminiſter bereits dem Kabinett vorgelegt worden. Bisher lag den Madrider Regimen⸗ tern die Stellung der Ehrenpoſten vor dem National⸗Palaſt ob. Jetzt ſollen zwei beſon⸗ ders ausgeſuchte Bataillone dieſen Dienſt aus⸗ ſchließlich übertragen bekommen. Die Empfänge, in denen Zamora ſehr frei⸗ gebig war, wird Azana weſentlich einſchrän⸗ ken und nur beſtimmte Tage in jeder Woche dafür zur Verfügung ſtellen. Steriliſationsgeſez Die tſchechoſlowakiſche auch in der eugeniſche Geſellſchaft Tſchechoſlowakei? hielt dieſer Tage ihre Jahres ⸗Hauptverſamm⸗ lung ab, in der ausführlich über die Ver⸗ hütung des erbkranken Nachwuch⸗ ſes verhandelt wurde. Das Ergebnis der Beſprechungen iſt für Deutſchland nicht un⸗ intereſſant. Auch die tſchechoſlowakiſchen Red⸗ ner mußten die deutſche Steriliſationsgeſetz⸗ gebung als unerreicht bezeichnen und die deut⸗ ſchen Sicherungsmaßnahmen gegen den Miß⸗ brauch der Unfruchtbarmachung als vorbild⸗ lich. Die Geſellſchaft ging aber über die bloße Anerkennung des deutſchen Weges noch hinaus. Sie nahm einſtimmig einen Beſchluß an, in dem auch für die Tſchechoſlowakei die Erlaſſung eines Geſetzes gefordert wird, das die Unfruchtbarmachung aus eugeniſchen Gründen ermöglicht. Man wählte ſo⸗ gar einen engeren Fachausſchuß, der einen entſprechenden Entwurf für die ſtaatlichen und parlamentariſchen Stellen ausarbeiten wird. Es wird intereſſant ſein, zu erfahren, wie die mühungen ihrer eigenen Staatsangehörigen behandeln wird. Staatsfeind In England iſt das Kaninchen Kaninchen. ſozuſagen zum Staatsfeind Nr. 1 erklärt worden. Im Ob 1haus wurde feine Ausrottung verlangt und am Tage darauf erhob der Sprecher des Unterbauſes gegen die kleinen Nagetiere die ſchlinemſten Anſchuldigungen. Er brand⸗ markte ſie als eine Quelle beſtändiger Strei⸗ tigkeiten zwiſchen Nachbarn, als eine Ge⸗ fahr für den Ackerbau in Friedenszeiten und eine ungebührliche Belaſtung des Landes in Kriegszeiten. Das ſind ja nun gewiſſe Gründe, die einen rückſichtsloſen Feldzug gegen einen ſo ſtaats⸗ gefährlichen Schädling rechtfertigen. Die Eng⸗ länder ſind aber etwas in Verlegenheit, wie ſie dieſen Feldzug in Gang bringen ſollen. Die Pächter erklären, da der landwirtſchaftlich ge⸗ nutzte Boden in England faſt ausſchließlich Pachtland iſt, daß die Landeigentümer gegen die Kaninchen vorgehen ſollen. Die Landeigen⸗ tümer ſchieben die Aufgabe auf die Förſter. Die Förſter aber erklären ſich für unzuſtändig und meinen, wenn überhaupt jemand die Ver⸗ tilgung der Kaninchen durchführen könnte, ſo ſei das die chemiſche Induſtrie. Und ſo geht das jetzt weiter! Unter dieſen Umſtänden dürfte der Staatsfeind Nr. 1 in England noch recht lange am Leben bleiben. Denn auch die engliſche Regierung kann im Augen⸗ blick nichts anderes tun, als abzuwarten, bis ihr ein gangbarer Weg zur Beſeitigung dieſer ſchmackhaften Staatsfeinde gezeigt wird. õĩ]ðƷ“nrꝛ ⁰⁰qyd y Die Mutter getötet.— Zehn Jahre Zuchthaus. Mannheim, 11. Mai. Der 24 jährige Richard Mühlhäuſer, wohnhaft in Mann⸗ heim, wurde heute vom Schwurgericht wegen Tötung ſeiner Mutter zu einer Zucht⸗ hausſtrafe von zehn Jahren drei Monaten und drei Jahren Ehrverluſt verurteilt. Drei Monate Unterſuchungshaft wurden ihm ange⸗ rechnet. Mühlhäuſer hatte im Verlauf eines Streites ſeiner Mutter, die ſehr ſtark dem Trunk ergeben war, und ſogar einmal von der Polizei auf der Straße aufgeleſen worden war, mit einer Vorhangſchnur den Hals zugezogen und die Frau dann aufgehängt, um einen Selbſtmord vorzutäuſchen. Die nähere Unter⸗ ſuchung der Umſtände ergab jedoch den wahren Scchverbolt. ee 3 2 9 S e S Miffwoch, den 13. Mai 1936 Slaalsſelretär Reinhardt über Steuerpolilik Das Sleueraufkommen 1935 um 2,5 Milliarden größer als 1933 Eiſenach, 12. Mai. Auf einem Kamerad⸗ ſchaftsabend der in Eiſenach zu einer Tagung verſammelten 1200 Steuerbeamten legte Staatsſekretär Reinhardt die Richtlinien der Steuerpolitik dar. Wir hatten bereits im Jahr 1934, ſo ſagte der Staaksſekrekär u. a., ein überaus gukes Steueraufkommen zu verzeichnen, das um rund 1,2 Milliarden RM größer war als dasjenige von 1933. Das Mehraufkommen im Rechnungsjahr 1935 gegenüber 1934 belief ſich auf 1 445,2 Millionen RM. Das Mehraufkommen hat krotz gewaltig erhöhten Finanzbedarfes durch den Aufbau der deulſchen Wehrmacht und durch ſonſtige Neugeſtaltung der deutſchen Wirkſchaft das am 31. März abgelaufene Rechnungsjahr 1935 ohne Schwierigkeilen überſtehen laſſen. Das Mehrauflommen überlrifft alle Erwarkungen. Es iſt jedoch noch nicht groß genug, um die Mehrausgaben, die ſich im Zuge der Neugeſtaltung der Din⸗ ge ergeben, reſtlos zu decken. Wir müſſen von dem Mehraufkommen zu- nächſt abziehen: den Bekrag, mit dem die Länder und Ge⸗ meinden geſeßhmäßig am Reichs ſleuerauf⸗ kommen beleiligt und der den Ländern und Gemeinden durch das Reich überwieſen wer⸗ den 5 2 den Fehlbekrag, der im Rechnungsjahr 1932 im Reichshaushalk vorhanden geweſen iſt, wenn unſerer Bekrachkung ein ausgegli⸗ chener heutiger Haushaltsplan zugrunde lie gen ſoll: 3. den Belrag für Verzinſung und Til⸗ gung der Anleihen, die zur Umwandlung der Fehlbeträge aus den früheren Rech- nungsjahren aufgenommen worden ſind und zur Verzinſung und Tilgung der noch vor⸗ handenen kurzfriſtigen und milkelfriſtigen Schulden; 4. den Bekrag der Vorbelaſtung, der ſich für das einzelne Rechnungsjahr durch die ausgegebenen Skeuergulſcheine und durch die verſchiedenen Maßnahmen zur unmillel⸗ baren Arbeilsbeſchaffung ergebe. Erſt derjenige Betrag, der nach Abzug dieſer vier Poſten vom Mehraufkom- men verbleibt, ſteht zur Finanzierung ande⸗ rer Dinge zur Verfügung, zu denen insbeſon⸗ dere der Kleinwohnungsbau, die Reichsſtra⸗ ßen, der Arbeitsdienſt und der Aufbau der deutſchen Wehrmacht zu rechnen ſind. Dieſer verbleibende Betrag iſt aber noch nicht groß genug, um die anfallenden Ausgaben reſtlos zu decken. Derjenige Teil der Ausgaben, der durch den ordenklichen Haushalt noch nicht gedeckk werden kann, führt zu einer Erhö⸗— hung der kurzfriſtigen u. mittelfriſtigen Ver⸗ ſchuldung des Reiches oder zur Notwendig keit der Ablöſung kurzfriſtiger und miktelfri⸗ ſtiger Schulden durch langfriſtige Anleihen des Reiches. Es iſt dringend erforderlich, daß im Rechnungsjahr 1936 eine weilere Slei⸗ gerung des Steueraufkommens erzielt wird. Wir müſſen ein Mehr gegenüber 1935 von mindeſtens einer Milliarde Reichsmark erzielen, und zwar 500 Mil- lionen in Auswirkung organiſakoriſcher und verwaltungsmäßiger Ausgaben der Reichsfinanzverwalkung. Das Ergebnis für den erſten Monak des neuen Rechnungsjahres, für April 1936, liegt bereits vor. Das Aufkommen iſt in dieſem erſten Monat des neuen Rechnungsjahres um 88 Millionen RM. größer gewe⸗ ſen als im April des Vorjahres. Wenn wir bedenken, daß der April kein beſonderer Vor- auszahlungsmonat iſt und daß die vierkeljähr⸗ lichen Vorauszahlungen auf die Einkom- mens- und Körperſchaftsſteuer nicht im erſten ſondern im letzten eines jeden Kalendervier⸗ keljahres fällig ſind, ſo können wir mit dem Ergebnis des April durchaus zufrieden ſein. Wenn wir dieſes Aprilergebnis mit 12 mul kiplizieren, ſo iſt uns die Milliarde Mehr- aufkommen im Jahre 1936 gegenüber 1935 bereits ſicher. Ueber alle Erwarkungen gut ſind im April die Ein kommer ſteuer und die Um ſatzſteuer geweſen. Das Aufkommen an Einkommenſteuer iſt im April 1936 um 25,5 Millionen RM. größer geweſen als im 27 Millionen RM. Ich bin überzeugt, fuhr der Staalsſekre · kär fort, daß wir noch ein weſenklich größeres Mehr als die Milliarde Reichs · mark im Jahr 1936 gegenüber 1935 er- zielen werden, wenn alle Mann, jeder auf ſeinem Poſlen, unentwegt nichts als ihre Pflicht und immer nur ihre Pflicht kun. Je größer das Mehr, umſo größer der Be⸗ krag, der zu weiterer Geſundung unſerer öf⸗ fentlichen Finanzen und zur Sicherung der makeriellen Vorausſetzungen zum Aufbau der deutſchen Wehrmacht zur Verfügung ſteht u. um ſo kleiner insbeſondere der Bekrag, um den wir die Schulden des Reichs elwa wer- den erhöhen müſſen. Jede bauſend Reichs- mark, die an Steuern mehr aufkommen, ſte⸗ hen als Finanzierungsmehr zur Verfügung u. brauchen infolgedeſſen weniger bezahlt zu werden im Wege des Kredits. Das Steueraufkommen iſt im Jahre 1934 um rund 1,2 Williarden größer geweſen als im Jahre 1933, im Jahre 1935 um rund 1,4 Milliarden größer als im Jahre 1934 oder um rund 2,6 Milliarden größer als im Jahre 1933. Der Verwalkungskoſtenſaßz hat bekra⸗ gen im Rechnungsjahr 1930 6,4 v. H., im Jahre 1933 4,7 v. H. und im Jahre 1935 3,9 v. H. Die Trauerfeierlichleiten für Marſchall Pilſudſki in Wilna Pilfnoſtis herz beigeſetzt §s Warſchau, 12. Mai. Ueber Warſchau wehen heute, am Todestag des Marſchalls Pil⸗ ſudſti, die Flaggen auf Halbmaſt. Umflorte Nationalflaggen und große ſchwarze Trauerfah⸗ nen geben den Straßen ein feierliches Bild. In den Geſchäften ſind die Schaufenſter mit Flor ausgeſchlagen und Bilder des Marſchalls Pil⸗ ſudſki aufgeſtellt. Am frühen Morgen erfolgte das große Wecken. Dumpfe Trommelwirbel hallten durch die Straßen der Stadt. Die Blät⸗ ter des ſogen. Pilſudſki⸗Lagers ſind mit Trauerrand erſchienen und bringen Bilder des großen Marſchalls. Der polniſche Miniſterrat hat beſchloſſen, ſo⸗ fort die nötigen Mittel bereitzuſtellen, um im Wilnaer Gebiet noch im laufenden Jahre 100 Volksſchulen zu erbauen, die den Namen des Marſchalls Pilſudſki tragen ſollen. Weiter be⸗ ſchloß der Miniſterrat, für die kulturelle und wirtſchaftliche Entwicklung der polniſchen Oſtge⸗ biete beſondere Maßnahmen zu treffen. Die Trauerfeierlichkeiten des Senats began⸗ nen geſtern abend mit einem feierlichen To⸗ tenappell auf dem Lukiſki⸗Platz. Dem Appell ging ein Trauerzapfenſtreich und Fackel⸗ zug voraus. Im Lichte brennender Holzſtöße wurden die Namen der Aufſtändiſchen von 1863 verleſen, die auf dem Lukiſki⸗Platz hingerichtet worden ſind, und die Namen der Soldaten, die 1919 und 1920 bei der Einnahme und Ver⸗ teidigung Wilnas gefallen ſind. Zum Schluß nannte der Kommandant des Appells nach einem Trauerwirbel den letzten Namen,„der erſte Marſchall Polens, Joſeph Pilſudſki“, und der Offizier vom Dienſt antwortete laut über den ſchweigenden Platz:„Er ſtarb körperlich, aber er lebt in unſeren Herzen und wird ewig Vard Price über das neue deulſchland Jeruſalem, 11. Mai. Der bekannte engliſche Journaliſt Ward Price äußerte ſich dem Vertreter des DNB. in Jeruſalem gegenüber über ſeine Eindrücke, die er bei ſei⸗ nen häufigen Beſuchen in Deutſchland gewon⸗ nen hat. Am meiſten ins Auge gefallen ſei ihm, ſo betonte Ward Price, der ſtahlharte Führer und die bewundernswerte Jugendbewegung. Er habe mehrf. Hitler im Flugzeug, in der Eiſenbahn und im Kraftwagen begleiten können, zuletzt anläßlich der großen Wahlrede Hitlers in Breslau. Hitler habe ihm die im Ausland oft ange⸗ zweifelte echte Begeiſterung des deutſchen Vol⸗ kes unter Beweis geſtellt, die tatſächlich für engliſche Begriffe unvorſtellbar ſei. Nach einem zweiſtündigen Flug von Berlin nach Breslau habe Hitler damals auf dem Flugplatz die Front abgeſchritten, bei der folgenden halb⸗ ſtündigen Autofahrt, bei der es nur ſchritt⸗ weiſe vorwärtsgegangen ſei, ſtehend ununter⸗ brochen gegrüßt, dann ohne jede Aufzeichnung 1% Stunden lang vor Zehntauſenden ge⸗ ſprochen, dann wieder auf der halbſtündigen Autofahrt zurück zum Flugplatz ſtehend gegrüßt und ſei dann abermals in zweiſtündigem Flug in ermüdendem Lärm bis Berlin zurückgeflo⸗ gen. Sogleich nach ſeiner Ankunft in der Nacht ſei Hitler dann direkt zu einer Miniſter⸗ beſprechung gefahren. Solche Kraft, und Ner⸗ venleiſtungen erſcheinen Ward Price einzig⸗ artig. Er ſieht in Hitlers Kraftnatur und ſtahl⸗ hartem Willen die abſolute Gewähr für die Erreichung ſeiner und des deutſchen Volkes Ziele, an deren Friedfertigkeit kein Kenner der Perſönlichkeit Hitlers zwei⸗ feln könne. Die größte Bewunderung zolle er auch der deutſchen Jugendorganiſation, die vorbildlich ſei. Er habe das Hochlandlager in Ober⸗ bayern beſucht und davon einen tiefen Ein⸗ druck mitgenommen. Dort habe er die intelli⸗ gente und höfliche deutſche Jugend bewundert. Ebenſo eindrucksvoll ſeien für ihn die Waſſer⸗ kuppe und die dortigen Segelflieger geweſen. In der deutſchen Jugendorganiſation ſehe er, ſo hob Ward Price hervor, die Gewähr für ein hartes, glückliches deutſches Geſchlecht in der nächſten Zukunft. Zur innerpolitiſchen Lage Deutſchlands, die von ausländiſchen Kri⸗ tikaſtern vielfach bemängelt wird, bemerkte Ward Price, er habe zwar während ſeiner immer nur kurzen Aufenthalte in Deutſchland nicht überall hineinſehen können, er ſtehe aber unter dem Eindruck, daß die deutſche innere Maſchine gut zu laufen begonnen habe. Ward Price ſieht zur Zeit den Frühling der deutſch⸗engliſchen Verſtändig⸗ ung herankommen, zu dem der harte Waffen⸗ gang zwiſchen England und Deutſchland im Weltkrieg zur See und zu Lande die uner⸗ läßliche Vorausſetzung der gegenſeitigen Ach⸗ tung der beiden verwandten Nationen gelie⸗ fert habe. leben.“ Die Truppen präſentierten, aus der Ferne hörte man den Ehrenſalut von 21 Schüſſen. In der Thereſienkirche fand gleichzeitig ein Trauergottesdienſt ſtatt, wobei in Anweſenheit der nächſten Familienmitglieder die Niſche geöffnet wurde, in der ſich die Urne mit dem Herzen des Marſchalls befand. Wilna, 12. Mai. Ueber Wilna liegt ein Tag von hochſommerlicher Schwüle. Men⸗ ſchenmaſſen aus allen Teilen des Landes ſind hier zuſammengeſtrömt, um am Todestag des Marſchalls Pilſudſki Zeuge zu ſein jenes Ak⸗ tes von Sohnesliebe, den der Marſchall in ſeinem Teſtament beſtimmte: Zu Füßen der ſterblichen Hülle ſeiner Mutter wird heute das Herz des polniſchen Nationalhelden gebettet. Am frühen Morgen kamen die Sonderzüge an, die den Staatspräſidenten, die Mitglieder der Regierung und des Senats, die Abgeord⸗ neten des Sejm, die Spitzen der Behörden, die Rektoren der Hochſchulen, die hohe Geiſtlich⸗ keit und viele andere nach Wilna brachten. Nur ein kleiner Kreis hatte zu dem Trau er⸗ gottesdienſt in der Thereſien⸗Kirche Zu⸗ tritt. Als das Ende der feierlichen Handlung durch das Geläut aller Glocken der unzähligen Wilnaer Kirchen verkündet wurde, ſetzte ſich der Trauer zug in Bewegung, der auf dem Wege von etwa 4½ Kilometer zum Hel⸗ denfriedhof führt. Die Straßen, durch die ſich der Zug bewegt, ſind reich und einheitlich geſchmückt mit langherabwallenden Bannern in den Farben der Ordensbänder, die die höchſten Auszeichnungen Polens ſchmücken, des Unabhängigkeitskreuzes, der Polonia re⸗ ſtituta. Vereine mit ihren Fahnen, Schulen und Militär bilden Spalier. Unmittelbar vor der Urne mit dem Herzen des Mar⸗ ſchalls und dem Sarge ſeiner Mutter ſchreitet die hohe Geiſtlichkeit in ihren präch⸗ tigen Gewändern. Früher als vorgeſehen erreichte die Spitze des Trauerzuges den maleriſch gelegenen Friedhof von Roſſa. Unter ſchlichten Grab⸗ ſteinen von hellgrauem Granat ruhen über 160 gefallene polniſche Krieger aller Dienſtgrade. Mitten unter ihnen befindet ſich das Grab, in dem das Herz des Marſchalls zu Füßen ſei⸗ ner Mutter nunmehr beigeſetzt wird. Die Rektoren der polniſchen Hochſchulen in ihren farbigen Talaren tragen die Urne das letzte Stück des Weges bis zum Grabe. Während hohe Geiſtliche der röm.⸗kath. Kirche die Meſſe zelebrieren, während die Muſik das Lied der 1. Brigade ſpielt, während ringsum die Mi⸗ litärabteilungen das Gewehr präſentieren und die Maſſen in tiefem Schweigen verhar⸗ ren, ſenkt ſich die Platte aus ſchwarzem Gra⸗ nit auf das Grab. 101 Schüſſe der Artillerie ertönen, und dann ergreift der Präſident der Republik das Wort, um das Gedächtnis des Marſchalls zu ehren. Wieder präſentieren die Truppen. Der Präſident und die Spitzen der Regierung und der Armee verlaſſen den Platz. Die einzelnen Abteilungen rücken ab, und während Ketten von Flugzeugen immer wieder die Grabſtätte überfliegen, beginnt der endloſe Vorbeimarſch der harrenden Menge. April des Vorjahres. Das Aufkommen an Umſatzſteuer ſtieg gegenüber April 1935 um Lord Hailsham an die Jugend Aufforderung zum Eintritt in die Armee 588 London. 12. Mai. Der frühere Kriegsminiſter und jetzige Lordkanzler Lord Hailsham richtete in einer Rede einen neuen Appell an die Jugend Großbritanniens, ſich freiwillig der Territorialarmee zu ſtellen. England allein unter den großen Nationen der Welt verlaſſe ſich auf ſeine Milizarmee. Die Jugend ſollte ſich freiwillig zur militä⸗ riſchen Ausbildung melden. was kein allzu⸗ großes Verlangen ſei, da man nicht die beſten Jahre des Lebens für den militäriſchen Dienſt fordere, ſondern nur die Aufgabe einer gewiſſen perſönlichen Freiheit, was not⸗ wendig ſei, um die Jugend fähig zu machen, England zu verteidigen, wenn jemals die Zeit eines Krieges kommen ſollte. Der auf dem linken Flügel der Arbeiter⸗ oppoſition ſtehende Abgeordnete Ellen Wil⸗ kinſon wird am Mittwoch an die Regie⸗ rung die Forderung richten, eine Erklärung darüber abzugeben, ob ſie beabſichtige, irgend⸗ welche Vorſchläge für die Einführung der Wehrpflicht im Parlament vorzulegen, falls die gegenwärtige Werbeaktion für das ſtebende Heer und die Territorialarmee fehl⸗ ſchlagen ſollte. Das Kriegsminiſterium hat kürzlich bereits eine Erklärung abgegeben, daß die Einfüh⸗ rung der allgemeinen Wehrpflicht nicht beab⸗ ſichtigt ſei. Die Forderung eines Teiles der Labourabgeordneten zielt aber darauf ab, die Regierung darauf feſtzulegen, auch künftig eine zwangsmäßige militäriſche Ausbildung nicht in Betracht zu ziehen. kommuniſten in Tolio verhaflel §s Tokio, 12. Mai. Die Zahl der Ver⸗ haftungen im Zuſammenhang mit der Aufdek⸗ kung eines Spionageneſtes, in das die Sowjetbotſchaft verwickelt iſt, iſt auf 30 geſtie⸗ gen. Die Verhafteten werden wegen Teilnahme an der kommuniſtiſchen Bewegung und Verſto⸗ ßes gegen das Spionagegeſetz unter Anklage geſtellt. Der Anführer ſoll ein 25jähriger Stu⸗ dent namens Ujama ſein, der ſich früher als Streikführer betätigte. Er war gleichzeitig Sprachlehrer an der Sowjetbotſchaft und lie⸗ ferte Geheimberichte über die Februarvorgänge. Vieder Ausnahmezuſland in Jaffa 8d Jeruſalem, 12. Mai. In Jaffa wurde am Montag erneut der Ausnahmezuſtand verhängt. Bei einer Schülerkundgebung kam es zu Zuſammenſtößen, in deren Verlauf fünf Schüler, darunter ein ſechsjahriges Kind, ver⸗ letzt wurden. In Haifa trafen am Montag weitere engliſche Truppenverſtärküligen ein. Generalſtreik in Tanger Sowjetruſſiſcher Beſuch Paris. 11. Mai. Der Sonderberichterſtat⸗ ter der„Aence Economique et Financiere“ meldet aus Caſablanca über den Generalſtreik in Tanger. der vor drei Tagen ausgebrochen iſt, daß ernſte Unruhen bisher nicht zu ver⸗ zeichnen waren. Zeitweiſe habe die Bevölke⸗ rung unter Brotmangel gelitten, aber die Stadt ſei dann von Meknes aus verſorgt worden. Der Berichterſtatter weiſt darauf hin. daß verſchiedene ſowjatruſſiſche Perſön⸗ lichkeiten in Tanger eingetroffen ſeien. Zwei engliſche Kreuzer haben vor der Stadt An⸗ ker geworfen und halten Landemannſchaften bereit. um im gegebenen Fall für den Schutz der engliſchen Staatsangehörigen in der Stadt Sorge zu tragen. Die kommende Regierung in Frankreich 88 Paris. 12. Mai. Nachdem Léon Blum am Sonntag vom Landesrat der ſozialiſtiſchen Partei das Mandat bekommen hatte, ſich über die Frage der Regierungsbildung ſowohl mit den Volksfrontparteien wie mit dem marriſti⸗ ſchen Gewerkſchaftsverband in Verbindung zu ſetzen. bat er am Montag dem Gewerkſchafts⸗ verband und der kommuniſtiſchen Partei ein Schreiben zugehen laſſen. in dem zu der Betei⸗ ligung an der Regierung aufgefordert wird. Es iſt damit zu rechnen, daß ſowobl die Kommuniſten wie der marxiſtiſche Gewerk⸗ ſchaftsverband die Aufforderung ablehnen werden. Groh und Landgrebe wieder freigelaſſen Wien, 11. Mai. Die vor kurzem wegen angeblicher nationalſozialiſtiſcher Betätigung verhafteten Schriftſteller Otto Emmerich Groh und Erich Landgrebe find wieder aus der Haft entlaſſen worden. Die übrigen Verhaf⸗ teten aus dem Kreiſe der Kulturgemeinſchaft befinden ſich noch im Gewahrſam der Polizei. Deulſcher Journaliſt in Addis Abeba vermißl Asmara, 11. Mai. Ein italieniſcher Journaliſt, der am Montag aus Addis Abeba nach Asmara zurückkehrte, erzählte, daß dort ein deutſcher Berufskamerad ver mi ßt werde. Man nehme an, daß er bei den Plünderun⸗ gen von Abeſſiniern entführt worden ſei. Eine Askari⸗Abteilung, der ſich der Vertreter des „Völkiſchen Beobachter“ engeſchloſſen habe, ſuche der Vermißten. 1 8 e einen kitannienz „ zu ſeellen. 10 ung der wulegen, füt das mee fehl⸗ b beteitz Einfah⸗ cht beab⸗ eiles der erſorgt darauf berſon⸗ Zwei Mit„Graf Zeppelin“ zur erſlen Landung nach Irankfurt am Main Als wir morgens um halb fünf Uhr ge⸗ weckt wurden, um an der Fahrt nach Frank⸗ furt a. M. zur erſten Landung auf dem Welt⸗ flughafen Rhein⸗Main teilzunehmen, waren wir ein klein wenig enttäuſcht. Der Regen klopfte in erheblichem Umfang an unſer Fen⸗ ſter, und dicke Nebelſchwaden lagen über dem Bodenſee. Außerdem hatten wir noch immer das unſichere Gefühl, ob es nun wirklich Ernſt mit der Fahrt würde, oder ob wir wieder mit der Eiſenbahn zurückfahren müßten, da die Landung des„Grafen Zeppelin“ ſchon ſo oft angekündigt, aber bisher wegen verſchiedener Dinge immer wieder verſchoben wurde. Ein Omnibus brachte uns zur Zeppelin⸗ werft, wo man uns bereits ſchon erwartete Sofort konnten wir einſteigen, und ſchon wurde der„Graf Zeppelin“ aus der Halle ge⸗ zogen. Fabelhaft ruhig hob ſich das Luftſchiff, und in verhältnismäßig geringer Höhe ging es über Friedrichshafen in direkt nördlicher Rich⸗ tung. Obwohl es gerade 6 Uhr iſt, öffnen ſich alle Fenſter, und freudig winken uns die Friedrichshafener zu, obwohl ihnen der Ab⸗ ſchied von„ihrem“ Luftſchiff, das ja nunmehr immer von Frankfurt aus ſtarten wird, recht ſchwer geworden iſt. Das dieſige und dunſtige Wetter kann uns nichts tun. Wir fahren ſo tief, daß wir über⸗ all herrliche Sicht haben. Kurz nach der Ab⸗ fahrt kommt der Oberſteward und verſorgt die Paſſagiere mit Anſichtskarten. Im Nu iſt un⸗ ſer Aufenthaltsraum in eine Schreibſtube ver⸗ wandelt, denn jeder will ja einen Gruß aus dem Zeppelin an ſeine Angehörigen ſenden. Immer klarer wird das Wetter, ſo daß wir die nördliche Richtung, die parallel mit der Eiſenbahnlinie läuft, einhalten können. Schon überfliegen wir Ravensburg, dann Bieberach, und bald taucht Ulm mit ſeinem herrlichen Münſter auf. Kurz nach Ulm machen wir ein kleines Wettrennen mit einem D-Zug, der um 5.30 Uhr in Friedrichshafen abgefahren war, und den wir ſchon gegen 6.50 Uhr eingeholt hatten. Wir nähern uns der Schwäbiſchen Alb und gehen infolgedeſſen etwas höher. Un⸗ ter uns werden die Städte und Wälder immer Heiner. Ab und zu überfliegen wir eine Hühnerfarm, in der die Tiere aufgeregt vor dem vermeintlichen großen Raubvogel zu fliehen verſuchen. Plötzlich,— und gerade über der Schwäbi⸗ ſchen Alb—, befinden wir uns doch in der „Waſchküche“, d. h. wir fahren in dicken Ne⸗ belſchwaden und Wolken. Dieſe Zeit benutze ich, um Kapitän von Schiller in der Führer⸗ gondel ſeines„Ferdinand“(denn ſo heißt der „Graf Zeppelin“ bei den Leuten vom Fachl) zu beſuchen. In liebenswürdiger und lau⸗ niger Weiſe ſtellte ſich Kapitän von Schiller einem Kreuzverhör der rhein⸗mainiſchen Jour⸗ naliſten zur Verfügung. Heute machte„Graf Zeppelin“ ſeine 519 Fahrt und hat inzwiſchen die ſtattliche Anzahl von 1 560 000 Klm. zurückgelegt. Kapitän von Schiller hat ebenfalls bald die 2. Million Luftkilometer und die 1000. Fahrt hinter ſich. Dann verſuchte Kapitän von Schiller mir in einem ſehr intereſſanten Vortrag die Maſchi⸗ nen und Inſtrumente ſowie die Tätigkeit ſei⸗ ner Mitarbeiter zu erklären. Jedoch wurde ich bei dieſem Vortrag wieder einmal ſchmerz⸗ lich daran erinnert, daß Mathematik ſchon auf der Schule nicht gerade meine ſtärkſte Seite geweſen iſt. Rund um die Führergondel kleine Fähnchen verſchiedener hängen 20 Staaten, wie Italien, Island, Brafilien, Aegypten, Liech⸗ tenſtein uſw., die die Staaten verkörpern ſol⸗ len, in denen„Graf Zeppelin“ ſchon einmal die Erde berührt hat. Wollte man Fähnchen von allen Staaten aufhängen, die das Luft⸗ ſchiff ſchon überflogen hat. ſo würde ihre Zahl gerade 40 betragen. Da wir uns noch immer in der„Waſchküche“ befinden, folge ich gern Der ſtellvertretende Gauleiter Staatsrat Reiner im in eine Tiefe von 600 bis 1000 Mtr., denn ſo hoch fahren wir, ſchauen können, und trotzdem verläßt einem niemals das Gefühl der abſo⸗ luten Sicherheit. Auch Herr Beuerle iſt ſchon Jahrzehnte, ſeit 1910, bei der Luftſchiffahrt und hat ſchon manche Fahrt mit dem alten Grafen Zeppelin hinter ſich. Geſpräch mit Gaupreſſeamtsleiter G. W. Müller während der Uebergabefahrt des„Graf Zeppelin“ von Friedrichshafen nach Frankfurt am Main. „Graf Zeppelin“ auf dem neuen Flug- und Luftſchiffhafen dem leitenden Ingenieur des Luftſchiffes. Herrn Beuerle, der mich während der Fahrt durch das ganze Luftſchiff führt. Auf einem ſchmalen Laufſteg durchwandern wir den Zeppelin und können feſtſtellen, daß der große Hohlraum des Rumpfes außerordentlich ge⸗ ſchickt zu Schlafkah inen. Waſſer⸗ und Benzenbe⸗ hältern, kleinen Werkſtätten uſw. ausgenutzt iſt Ab und zu öffnet Herr Beuerle eine Luftklappe, ſodaß wir Zentimeter neben uns Aufnahme: Müller⸗Ffm. Rhein⸗Main glatt gelandet. Aufn.: Schwarz⸗Ffm. Als unſer Rundgang beendet iſt, kommen wir gerade noch zurecht, um mit den anderen Paſſagieren das Frühſtück einzunehmen. Ka⸗ pitän von Schiller erzählt hierbei Staatsrat Reiner, der in Vertretung des Gauleiters die Fahrt mitmachte, und Bürgermeiſter Linder, von dem ſtolzen Empang den„Paul“(denn ſo wird das Luftſchiff„Hindenburg“ allgemein von der Beſatzung genannt) in Amerika ge⸗ funden hat, und daß auch„Graf Zeppelin“ von 1924 bis 1932 allein 7mal den Nordatlan⸗ tik überquert hat. Nun aber ſind wir plötzlich wieder aus der „Waſchküche“ heraus. Kurz nach Ulm kreuzen wir zum erſten Mal das ſchmale gerade Band der Reichsautobahn. Als wir über Stuttgart ſind, brechen die erſten Sonnenſtrahlen durch den grauen Himmel und verſprechen für den Reſt der Fahrt eine noch beſſere Sicht als bis⸗ her. In Mannheim begrüßen uns drei Jagd⸗ flugzeuge, und als wir uns nunmehr Frank⸗ furt näherten, hatte die Sonne das graue Gewölk völlig zerteilt. Um 9.15 Uhr bereits befinden wir uns über dem Flughafen Rhein⸗ Main. Vor der Landung aber ſollte der Stadt noch ein Gruß dargebracht werden. Beſtechend wirkten die neuen herrlich ſaube⸗ ren Siedlungen, die ſeit der Machtübernahme durch Adolf Hitler auch das Stadtbild Frank⸗ furts verſchönern. Und nun befinden wir uns über Frank⸗ furt, Deutlich ſehen wir, wie die Menſchen aus den Häuſern ſtürzen, wie der Verkehr in den Straßen ſtockt und wie man begeiſtert zu dem ſtolzen„Graf Zeppelin“ hinaufjiubelt. Fabriken grüßen durch lautes Sirenengeheul, in den Schulhöfen laufen die Kinder zuſam⸗ men, und ihr Jubel ſchallt bis zu uns hinauf. Großartig wirkt das Gelände der Reichsnähr⸗ ſtandsſchau. deren gewaltige Ausmaße und Bauten man erſt von hier oben aus beurtei⸗ len kann. Nach einer großen Schleife über der Stadt kehren wir zurück zum Luftſchiffhafen und bereiten uns zur Landung vor. Große Auto⸗ kolonnen und eine Unmenge von Zuſchauern können wir von oben erkennen. In muſter⸗ gültiger Ordnung ſtehen die Haltemannſchaf⸗ ten, die von der SͤA geſtellt werden. zur Ver⸗ fügung. Faſt kerzengerade ſenken wir uns über dem Platz. Die Landungsmanöver wer⸗ den mit einer Exaktheit durchgeführt, als ob „Graf Zeppelin“ ſchon zum 100. Mal in Frankfurt landete. Seit 2 Stunden umſäumte den weiten Flug platz eine dichte Menſchenmenge, die zum gro⸗ zen Teil ſich aus Schuliugend zuſammenſetzte. Gauleiter Sprenger mit einer Reihe von Gauamtsleitern, ſowie Vertreter der Wehr⸗ macht und Polizei waren erſchienen. um der Landung von der Uebergabefahrt beizuwohnen. Der SA.⸗Muſikzug ſpielte, als die Führer⸗ gondel des Luftſchiffes zum erſten Mal uf ſeinem zukünftigen Heimathafen aufſetzte Ueberraſchend ſchnell war dann„Graf Zeppe⸗ lin“ am fahrbaren Ankermaſt befeſtigt und der Eindruck, wie der ſo gefeſſelte Rieſe in die Halle gezogen wurde war ſo einmalig, daß man noch lange gebannt das Luftſchiff in der Halle bewunderte Gauleiter Sprenger begrüßte mit herzlichen Worten den Komandanten, Kapitän von Scil— ler, und übergab ihm als Erinnerung an den heutigen Tag eine Ehrengabe. Auch der Wür— germeiſter der Stadt Frankfurt a. M., Lin⸗ der, bot dem Luftſchiff einen Willkommens⸗ gruß und in fröhlichem Lachen ging der Ehrentrunk die Runde um. Mit dem Bürger⸗ meiſter überreichte auch noch Direktor Gretz von der Südweſtdeutſchen Flugbetriebs A. G. Rhein⸗Main ein Geſchenk an Kapitän von Schiller, der, überraſcht von ſoviel Aufmerk⸗ ſamkeit, ſich für den Empfang herzlich bedankte und nur wünſchte, daß Frankfurt a. M. recht bald dem Luftſchiff eine wirkliche, zweite Heimat werden möge. der maſuriſche Kanal wird gebaut Landeskulturwerk im deutſchen Oſten und techniſches Meiſterſtück. Die maſuriſchen Seen in Oſtpreußen haben durch die Siege Hindenburgs über die Ruſſen im Weltkriege Berühmtheit erlangt. Oft ſchon iſt die Schönheit der ſie umgebenden Land- ſchaft geſchildert worden, in deren Mittelpunkt ſie ſtehen. Durch kleinere Waſſerläufe mitein⸗ ander verbunden, kann die Seeplatte ſehr wohl der Schiffahrt dienen, doch iſt ſchon ſeit Jahr⸗ hunderten der Mißſtand der fehlenden Ver⸗ bindung zu großen, ins Meer Flüſſen empfunden worden. Die maſuriſchen Seen waren ein Binnengewäſſer in des Wor⸗ tes wahrſter Bedeutung, ohne dem Land einen billigen Transportweg bieten zu können. Der Plan, der Seenplatte in Oſtpreußen einen ſchiffbaren Abfluß nach der Oſtſee zu ſchaffen, geht ſchon auf den Deutſchen Orden zurück, fand in Friedrich dem Großen einen Befürworter und kam endlich im Jahre 1874 dadurch ſeiner Verwirklichung einen Schritt näher, daß 1½ Millionen Mark für die erſten Arbeiten bewilligt wurden. Die Verhandlun⸗ gen um die Sicherung des notwendigen Lan- des geſtalteten ſich ſo ſchwierig, daß 1908 ein Geſetz klare Verhältniſſe ſchaffen mußte und gleichzeitig 15 Millionen Mark als Bauſumme ausgeſetzt wurden. Es handelt ſich beim maſu⸗ riſchen Kanal alſo um ein Landeskultur⸗ Bauvorhaben, deſſen Bedeutung keinen mündenden Augenblick umſtritten war, das jedoch recht lange auf die Ausführung warten mußte. Das Jahr 1911 brachte endlich nach langwierigen Vorarbeiten den Baubeginn, der Krieg unter— brach die Arbeiten. Nach Friedensſchluß wie⸗ der aufgenommen, ſetzte die Inflation dem Bau wiederum ein Ende, und ſo kam es, daß bis nach der Machtübernahme die bereits fer— tiggeſtellten Bauteile nur erhalten werden konnten, was jährlich eine beträchtliche Sum⸗ me verſchlang, ohne daß von einer produktiven Anlage des Geldes geſprochen werden konnte. Dann aber ging es mit friſchen Kräften an den Weiterbau, der 1934 aufgenommen wur⸗ de. Der neue Kanal wird rund 50 Kilometer lang werden. Er beginnt am nördlichen Ende des großen Mauerſees, führt durch den kleinen Reſauer See und endet bei Allenburg, wo er in die Alle übergeht. Die Verbindung der Alle mit dem Pregel ſchafft dann über Königsberg die vorgeſehene Verbindung mit der Oſtſee. Mit den anderen ſchon immer durch Waſſer— ſtraßen verbundenen maſuriſchen Seen iſt nach völliger Fertigſtellung des Kanals eine durch— gehende Waſſerſtraße von Königsberg bis Johannisburg in Oſtpreußen geſchaſfen, die 329 Kilometer lang iſt. Das oſtpreußiſche Bin⸗ ————( Eä— nenland hat für ſeine Produkte den billigen Waſſertransport nach der Oſtſee erhalten, von wo aus die Verſchiffung nach dem weſtlich ge— legenen Mutterlande keine mehr bereitet. Schwierigkeiten Zwiſchen dem Mauerſee und der Alle muß ein Gefälle von 111 Metern überwunden werden. Schon allein dadurch, dann aber auch wegen der Arbeiten in nicht⸗ tragendem Untergrund verdient der Kanalbau beſondere Beachtung. Der große Höhenunter⸗ ſchied macht die Anlage von zehn Schleuſen erforderlich, die ſelbſt⸗ verſtändlich den Bau ſtark verteuern. Zwei 1 tr von dieſen Schleuſen haben einen Waſſerſtands⸗ unterſchied von jedesmal 17,5 Meter zu über- winden, ein Gefälle, das in deutſchen Landen nicht oft durch eine einzige Schleuſenſtufe ge— meiſtert wird. Während dieſe beiden hohen Schleuſen auf der kurzen Strecke zwiſchen Mauerſee und Reſauſee erforderlich ſind, wo das Gefälle 35 Meter beträgt, ſenkt ſich das Land im weiteren Kanalverlauf ziemlich gleich— mäßig und ſanft, ſo daß die anderen Schleuſen gleichmäßig verteilt werden können. Intereſſante Aufgaben ergeben ſich für den Waſſerſtraßenbauer auch durch die Notwendig⸗ keit, längere Kanalſtrecken über dem Niveau des umgebenden Landes anlegen zu müſſen. So wird das Kanalbett am Aszeckenſee 4 Me— ter und weiter nach der Alle zu teilweiſe ſo— gar 8 Meter über dem umgebenden Land geführt. Große ſtarke Dämme wur⸗ nm r den ausgeſchaufelt und im moraſtigen Unter⸗ grund bis zu 11 Meter Tiefe befeſtigt. Die Dammkrone mußte ſehr breit gemacht werden, weil ſie auch die Treidelwege aufzunehmen hat. Der maſuriſche Kanal wird für Kähne vom ſogenannten Finowmaß befahrbar ſein, das heißt, Schiffe von 7 Meter Breite und 45 Meter Länge können paſſieren. Das Waſſer wird 20 Meter breit, in der Mitte 2 Meter und an den Ufern 1½ Meter tief ſein. An den Stellen, wo der Kanal in Dämmen höher als das umgebende Land liegt, iſt der Waſſerſpie— gel auf 25 Meter verbreitert und die Tiefe bis auf 3 Meter angelegt worden, um für den Fall, daß in künftiger Zeit Kanalverbreiterun⸗ gen vorgenommen werden müſſen, große Dammbauten unnötig zu machen. Das große Gefälle der Kanalführung ließ anfangs den Plan entſtehen, Waſſerkraftwerke anzulegen. Die Notwendigkeit, die Waſſerhal⸗ tung nach den Bedürfniſſen der Siedlungen einzurichten, führte jedoch zur Aufgabe des Planes. Die Koſten der nach der Wiederauf⸗ nahme des Kanalbaues noch zu leiſtenden Ar- beiten ſind mit 19,5 Millionen Mark veran⸗ ſchlagt. Als Transportgut werden hauptſächlich Ge⸗ treide, Steine und ſogenannter Wieſenkalk tal⸗ wärts in Frage kommen, während ſtromauf Kohlen, Ziegel, Dünge- und Futtermittel ver⸗ frachtet werden. Daneben wird der Stückgut⸗ verkehr eine beachtenswerte Rolle ſpielen. r 9 N* 9 3 2 F Mittwoch, den 13. Mai 1936 Drilte Reichsthealerfeſtwoche Ueberwälfigender Erfolg des„Marſches der veleranen“- dichler und Darſteller über 30 mal vor dem Vorhang München, 11. Mai. Am zweiten Abend der Reichstheaterfeſtwoche war das bayeriſche Staatsſchauſpiel berufen, dem Werk eines nationalſozialiſtiſchen Dichters und Kämpfers ſeine Kunſt zu widmen. Friedrich Bethges „Marſch der Veteranen“ ſtand als Erſt⸗ aufführung auf dem Feſtprogramm des Prins⸗ regenten⸗Theaters. Vor Beginn der Vorſtellung ſprach bei er⸗ leuchtetem Haus Reichsorganiſationsleiter Dr. Ley beſinnliche und eindrucksvolle Worte über Arbeit und Kunſt. Wir erleben heute eine Blüte unſerer Kunſt und Kultur, weil der Führer unſer Volk zum Schönen herangeführt hat. Und ſo glaube ich, daß ein Zeitalter ange⸗ brochen iſt, von dem man einmal ſagen wird: dieſe Menſchen fanden ſich ſelber wieder. Wir freuen uns wieder am Leben. Wir ſuchen in allem, auch in der Sorge, zuerſt das Schöne und Erhabene. Das iſt der Sinn von Kraft durch Freude. Dr. Ley hieß alle Gäſte herz⸗ lich willkommen und dankte insbeſondere Reichsminiſter Dr. Goebbels für das der NS.⸗ Gemeinſchaft Kraft durch Freude ſtets bekun⸗ dete Wohlwollen. Nun kam Friedrich Bethge zu Wort. Sein „Marſch der Veteranen“ ſpielt wohl in der Zeit der napoleoniſchen Kriege, aber er iſt erſtanden aus Problemen, die den deutſchen Menſchen nach dem Weltkrieg im Innerſten aufwühlten, aus Problemen des Kämpfer- tums, der Würde und Ehre der Nation wie jedes Einzelnen. Es iſt geſchaffen von einem Mann, der das goldene Verwundetenabzeichen trägt und in den Kampfjiahren ein Mitſtreiter Adolf Hitlers geworden iſt, der aus tiefſtem eigenem Erleben die Kämpfer geſtaltet und ihnen lebensvolle Typen der„Geſellſchaft“ gegenübergeſtellt hat, von einem Dichter, der ſeinen Gedanken die große Form und die dra⸗ matiſche Wucht zu geben weiß. Unter der Spielleitung von Peter Stanchina erprobte das Staatsſchauſpiel hohe Enſemble⸗Kunſt, in der als Träger der Hauptrollen einheimiſche Künſtler zuſammen mit Mathias Wiemann als Gaſt ſtärkſte Eindrücke zu wecken wußten. Die Hingabe der Künſtler fand ſchon vom erſten Bild an eine gleiche Hingabe der Hörer, die ihrem ernſten Feſterleben durch begeiſter⸗ ten Beifall Ausdruck gaben. Am Schluß wur⸗ den auch der Dichter und der Spielleiter dank⸗ bar und ſtürmiſch gefeiert. Mehr als 30mal hob und ſenkte ſich der Vorhang. Immer wie⸗ der verlangte das Publikum, unter dem auch der Stellvertreter des Führers, Reichsminiſter Dr. Goebbels und die übrigen Ehrengäſte bis zuletzt ausharrten, nach dem Dichter und den. Darſtellern. Immer wieder mußte Friedrich Bethge. dieſer ſo beſcheidene alte National⸗ ſozialiſt, der auch auf dem ſchlichten Rock das EK. J und das Goldene Verwundetenabzeichen trug, ſich verneigen. Immer wieder kam Ma⸗ thias Wiemann, kamen die übrigen Darſteller auf die Bühne, um den Dank des Publikums entgegenzunehmen, das bis ins Innerſte be⸗ wegt war wie ſelten nach einer ſolchen Vor⸗ ſtellung. Der„Marſch der Veteranen“ hat den größten Erfolg erlebt, den er bisher zu verzeichnen hat. Empfangsabend der Stadt München Im berühmten alten Rathausſaal empfing die Hauptſtadt der Bewegung am Montag⸗ abend nach der Feſtvorſtellung im Theater des Volkes die Gäſte aus dem Reich und der Stadt. die zur Reichtheaterfeſtwoche in München ver⸗ ſammelt ſind. Unter ihnen befanden ſich der Präſident der Reichskulturkammer Reichsmini- ſter Dr. Goebbels, der bayeriſche Mini⸗ ſterpräſident Siebert, der Präſident der Reichtstheaterkammer Miniſterialrat Dr. Schlöſſer, der Präſident der Reichsſchrift⸗ tumskammer Hanns Jobhſt. Es war alte Münchener, aus alten Zeiten von Ballettmeiſter Otto Ornelli wieder be⸗ lebte Kunſt, ein Geſchlechterreigen aus dem 17. Jahrhundert und der Tanz der Morisken aus dem 16. Jahrhundert, der das lebhafteſte Intereſſe der Gäſte hervorrief. Im Laufe des Abends ergriff Reichsminiſter Dr. Goebbels das Wort. Er dankte in lau⸗ nigen Worten als„Preuße“ im Namen der Reichstheaterkammer und im Namen der büh⸗ nenſchaffenden Deutſchen für die überaus herz⸗ liche Aufnahme, die die Teilnehmer an der Reichstheaterfeſtwoche in den Mauern Mün⸗ chens gefunden haben. Es ſei der Wunſch des Führers. München wieder zur Stadt der deutſchen Kunſt zu machen. Wer hier ein⸗ mal gelebt habe, der wiſſe, daß in dieſer Stadt eine nur ihr eigene künſtleriſche Atmoſphäre herrſche. Er wünſche und hoffe, daß auch die Reichstheaterfeſtwoche ihr Teil dazu beitragen möge, dieſe wunderſchöne und allen tief ans Herz gewachſene Stadt der deutſchen Kunſt wieder mit dem alten Zauber und der alten Schönheit zu umgeben. Möge ſie als Stadt der deutſchen Kunſt und als Hauptſtadt der Be⸗ wegung wachſen, blühen und gedeihen! In angeregter Unterhaltung blieben die Gäſte, denen auch durch ein reizendes Geſchenk der Nymphenburger Porzellanmanufaktur eine Beide Jeppeline auf der Jahr Der Aufſlieg des„EJ. hindenburg“ §s Lakehurſt, 12. Mai. Die 55 Paſſa⸗ giere für die Rückfahrt des„LZ. Hindenburg“ waren bereits um 3 Uhr Mz. in dem kleinen Zollraum der Luftſchiffhalle verſammelt, die „neuen“, darunter eine 86jährige Dame und ein 14jähriger Junge, fieberhaft erregt, die alten Hindenburgpaſſagiere alle Vorbereitungen in der Halle mit überlegener Kennermiene ver⸗ folgend. Kurz nach 3 Uhr öffneten ſich die rieſigen Tore der Halle, und wenige Minuten ſpäter be⸗ gann die Ausfahrt des mit der Spitze an dem fahrbaren Ankermaſt befeſtigten Schiffes. Meh⸗ rere Scheinwerfer beleuchteten vom Dach der Luftſchiffhalle aus den ſilbernen Rieſenleib. An der ſogenannten Anlegeſcheibe, 700 Meter vor der Halle, fand dann die Einſchiffung der Paſ⸗ ſagiere und die Verladung von 1751 Pfund Poſt, beſtehend aus über 150 000 Briefen ſowie von 2394 Pfund Eilfracht ſtatt. Noch ein letz⸗ tes„Auf Wiederſehen“, dann wurde die Lan⸗ dungstreppe eingezogen, das Luftſchiff vom Maſt losgemacht. 250 Marineſoldaten zogen es 200 Meter weit über das Feld. Nachdem die Naſe in den Wind gedreht war, erfolgte der Startbefehl. Unter den Hochrufen der viel⸗ tauſendköpfigen Menge ſtieg„LZ. Hindenburg“ auf und entſchwand bald am Horizont. Ganz New Jork war auf den Beinen! SS New Vork, 12. Mai. Es gab wohl kei⸗ nen der ſchon ſprichwörtlich ſpät zu Bett gehen⸗ den New Vorker, der es ſich heute nacht hätte nehmen laſſen, das deutſche Luftſchiff zu be⸗ wundern, als es auf der Rückfahrt die Wolkenkratzerſtadt paſſierte. Als Sirenengeheul der Schiffe im Hafen das Nahen des LZ.„Hin- denburg“ ankündigte, ſtanden die Menſchen dicht gedrängt in den Straßen und auf den Dächern. Das Luftſchiff überflog das Theater⸗ viertel am Times⸗Square gerade, als die Be⸗ ſucher der vielen Theater und Kinos nach Schluß der Vorſtellungen die Straße betraten. Faſt der geſamte Verkehr kam zum Stillſtand. Ueberall hörte man Ausrufe des Bedauerns darüber, daß das ſchöne Schiff die Rieſenſtadt zur Nachtzeit überflog, ſodaß die Gelegenheit beſondere Freude bereitet wurde, bis lange nach Mitternacht zuſammen. zur ausgiebigen Bewunderung nur gering war. „Graf Zeppelin“ nach Südamerika geſtartet. Frankfurt a. M., 11. Mai. Das Luft⸗ ſchiff„Graf Zeppelin“ iſt am Montag um 20 Uhr zum erſtenmal von ſeinem neuen Heimat⸗ hafen aus nach Südamerika geſtartet. Ebenſo wie die Landung am Montag früh vollzog ſich der Start in kürzeſter Friſt. Iweile Nordamerikafahrk des J.„Hindenburg“ am 16. Mai §s Frankfurt a. M., 12. Mai. Das Luftſchiff„Hindenburg“ wird nach ſeiner Rück- kehr am Mittwochabend oder Donnerstag⸗ früh zum erſten Mal auf dem neuen Luftſchiff⸗ hafen„Rhein⸗Main“ bei Frankfurt landen. Wie die Deutſche Zeppelin⸗Reederei Frank⸗ furt mitteilt. wird das Luftſchiff am Sams⸗ tag, den 16. Mai, von Frankfurt aus zu ſeiner zweiten Nordamerikafahrt ſtarten, für die bereits alle Plätze beſetzt ſind. Auch für die ſpäteren Ueberſeereiſen der beiden Luft⸗ ſchiffe„Hindenburg“ und„Graf Zeppelin“ hat eine überaus rege Nachfrage eingeſetzt, ein Beweis für die ſtändig ſteigende Beliebtheit der Zeppelinreiſen. Standorkmeldungen beider Luftſchiffe Ss Hamburg, 12. Mai. Das Luftſchiff „Hindenburg“, das um 4.27 Uhr ME. die Heimreiſe nach Deutſchland angetreten hat, verließ nach den bei der deutſchen Seewarte eingegangenen Meldungen um 8 Uhr MeEz. die amerikaniſche Küſte bei Cap Cod. Das Luftſchiff„Graf Zeppelin“ hat auf der Aus⸗ reiſe zur 4. diesjährigen Südamerikafahrt um e Uhr die Biskaya⸗See bei Oueſſant er⸗ reicht. Engliſche Tankkompagnie in endda London, 11. Mai. Eine Kompagnie des 6. engliſchen Tankkorps traf am Montag. von Kairo kommend, in Lydda(Paläſtina) ein. 14 Flößer in Nordſchweden erkrunken 58 Scockholm, 12. Mai. 14 Flößer im Alter von 25 bis 30 Jahren, die von ihrer Arbeit zurückkehrten., ertranken am frühen Morgen des Dienstag in einem See in Nord⸗ ſchweden. Als das mit 23 Holzarbeitern be⸗ ſetzte Fährſchiff vom Ufer abſtieß kenterte es. Vermutlich iſt das Unglück auf das Vorhanden⸗ ſein ſtarken Treibeiſes zurückzuführen. Nur neun Inſaſſen konnten ſich retten. Verkehrsunfall forderk ein Todesopfer Der Täter feſtgenommen Bad Dürkheim, 12. Mai. Am Diens⸗ tag nachmittag zwiſchen 6 und 7 Uhr ereignete ſich auf der Deutſchen Weinſtraße am Ende der Stadt in Richtung Wachenheim ein ſchweres Unglück, bei dem ein Menſchenleben vernichtet wurde. Die 43 Jahre alte Kontoriſtin Eliſa⸗ beth Freudenberger, die in der Sektkellerei Wachenheim erſt vor kurzer Zeit eine Stellung gefunden hatte, befand ſich mit dem Fahrrad auf dem Nachhauſeweg. Sie fuhr ſcharf rechts, als ſie der Perſonenwagen IV B 26942 von rückwärts in voller Geſchwindigkeit anfuhr. Der Anprall war ſo ſtark, daß der Kopf der Bedauernswerten beim Aufſchlagen gegen das Verdeck des Wagens eine Verbeulung hinter⸗ ließ und die Schutzſcheibe in Trümmer ging. Der Wagen war erſt nach hundert Metern zum Halten gekommen. Das Rad wurde ſtark demo⸗ liert und die Fahrerin ſo ſchwer verletzt, daß ſie kurz nach ihrer Einlieferung ins Kranken⸗ haus, ohne das Bewußtſein wieder erlangt zu haben, ſtarb. Der Fahrer, ein Hoteldirektor aus Mannheim, der von einer etwa einſtündi⸗ gen Sektprobe aus Wachenheim kam und einige fremde Damen im Wagen hatte, wurde ſo⸗ fort verhaftet und ihm eine Blut⸗ probe entnommen. Der Unglücksfall iſt um ſo bedauernswerter. als die Verunglückte die einzige Er⸗ nährerin ihrer Familie war. Der Vater iſt bereits vor 37 Jahren geſtorben. der Abſchied des„Hindenburg“ von New Pork An Bord des 23.„Hindenburg“ Der erſte Beſuch an Bord des LZ.„Hin⸗ denburg“ in New York iſt zu Ende. Wir fahren wieder. Um 23.20 Uhr Ortszeit legte am Montagabend das Schiff vom Ankermaſt ab. Um 23.38 Uhr ließ es endgültig Lakehurſt hinter ſich. Ehe es ſoweit war, daß an die Abfahrt gedacht werden konnte, war ein lang⸗ wieriges Manövrieren mit dem Ankermaſt notwendig, um das Schiff aus der Halle und an die geeignete Startſtelle zu bringen. Auch da lag das Schiff ſo, daß die Fallreeptreppe nicht ausreichte. Das fehlende Stück erſetzten im weſentlichen kräftige Matroſenhände, die den Fahrgäſten bei der Erſtürmung ihres „Himmels“ kräftig nachhalfen. Lakehurſt iſt eben nicht umſonſt Militärflughafen. Ueber dem brodelnden new Bork Nach der Abfahrt geht es zunächſt nach New Pork. Diesmal wird dort niemand im Schlaf von unſerer Ankunft überraſcht. Im Gegenteil! Fieberhaft hat man auf uns ge⸗ wartet, und nun geht es mit Sturmesgewalt los. Aus dem Orkan der Sirenen, der Alarm⸗ glocken und Hupen hebt ſich ganz deutlich ein neuer gellender Ton ab, der noch ungewohnt klingt: Das ſind die Menſchen in den Stra⸗ ßen, in denen es ſchwarz wimmelt. Diesmal iſt es nicht dunkel, wie bei unſerer Ankunft. Im Gegenteil! An den Faſſaden hängt Licht in dicken glühenden roten Stan⸗ gen, ein roter Lichtnebel, gelegentlich von zuk⸗ kendem Blau und Grün durchbrochen, brodelt in den tiefen Schluchten zwiſchen den Turm⸗ häuſern. Von den Buchten und Waſſerflächen ſtechen dünne Strahlen herauf, die Scheinwer⸗ fer der Schiffe. Und dann iſt alles erloſchen. New Nork liegt hinter uns. Richtung Neufundland. Es iſt dunkel. Ein fruchtroter Mond taucht aus der Flut. Wir ſind auf dem Heimweg. Während der Nachtſtunden, in denen die Be⸗ richterſtattung zunächſt den gebieteriſchen For⸗ derungen des Wetterdienſtes weichen muß, ſind wir bereits weit nach Norden gegen Cap Race auf Neufundland vorgeſtoßen. Die Schiffsleitung hofft hier oben jenſeits der Dampferroute nach oſtwärts wehende Winde zu finden, die die Fahrt beſchleunigen könn⸗ ten. Wir fahren über einer rieſigen gleich⸗ emäßigen Schneefläche, die in Wirklichkeit aus Wolken beſteht. Der Nordwind haucht uns an nach allzu heißen New Yorker Maitagen. Die Rüſtungen der 5owjels im Fernen Nflen als Maßſtab für Japans Gegenmaßnahmen Tokio, 11. Mai.(Oſtaſiendienſt des DNB.) Faſt alle Parteien hatten in beiden Häuſern des Parlaments zahlreiche Anfragen einge- reicht, auf die der Miniſterpräſident, der Außenminiſter ſowie der Kriegs⸗ und der Flottenminiſter in Geheimſitzungen antworte⸗ ten. Der Zeitung„Tokio Aſahi Schimbun“ zu⸗ folge kann man ihre Berichte dahin zuſammen⸗ faſſen, daß die Regierung die ſchärſſte Disziplin im Heer wieder herzuſtellen entſchloſſen ſei. und daß ſie die Stärke der Flotte und der Landesverteidigung der Stärke jedes möglichen Angreifers ebenbürtig machen wolle: für die Landesverteidigung diene als Maßſtab die Ge⸗ ſamtſtärke der Sowjetrüſtungen im Fernen Oſten. die reinen Angriffscharakter trügen und Mandſchukuo von Wladiwoſto'k bis an die Grenze der Aeußeren Mongolei einkreiſen. Die Agentur Domei meldet. daß in den näch⸗ ſten 20 Jahren eine Million japani⸗ ſcher Bauernfamilien in Mand⸗ ſchukuo angeſiedelt werden ſollen. Engliſche Mulfimillionärin demonſtrierk für Frauenmörder London, 12. Mai. In Mancheſter wurde am Dienstag der wegen Ermordung der Frau zum Tode verurteilte praktiſche Arzt Dr. Rux⸗ ton durch den Strang hingerichtet. Auch dies⸗ mal kam es vor dem Gefängnis zu großen Kundgebungen, deren Urheberin die engliſche Multimillionärin van der Elſt war, die ſich bekanntlich keine Gelegenheit entgehen läßt, um gegen die Todesſtrafe zu proteſtieren. Frau van der Elſt wurde jedoch von einem großen Teil der Demonſtranten niedergeſchrien. da es ſich um einen Mordfall handelt, der im Hinblick auf die beſtialiſche Art ſeiner Durch⸗ führung in der ganzen engliſchen Oeffentlich⸗ keit außerordentlich großen Abſcheu her⸗ vorgerufen hat. Die Multimillionärin geriet zeitweiſe in eine ſo große Bedrängnis, daß die Polizei zum Gummiknüppel greifen mußte. Sie wurde ſchließlich in ihrem eigenen Kraftwagen abgeführt. Zwei Arbeitsdienſtmänner vom Auto erfaßt und ſchwer verletzt.— Flucht des gewiſſenloſen Kraftfahrers. Neuwied, 12. Mai. An einer Skraßen⸗ kreuzung unweit der Hermann⸗Göring⸗Rhein⸗ brücke wurde in der Nacht zum Sonntag ein mit zwei Arbeitsdienſtmännern des Reichsar⸗ beitsdienſtlagers Königſtein(Taunus) beſetztes Motorrad von einem Laſtkraftwagen ange⸗ fahren. Beide Motorradfahrer wurden ſchwer verletzt. Der Fahrer des Laſtkraftwagens lie 2 die beiden verunglückten jungen Leute hilflos liegen und fuhr in ſchneller Fahrt davon. Im Laufe des Sonntags gelang es der Polizei, die Be⸗ ſitzerin des Wagens, eine Koblenzer Firma, feſt⸗ zuſtellen und den Fahrer feſtzunehmen. Die beiden lebensgefährlich verletzten Motorradfah⸗ rer, der RAD⸗Truppführer Wilhelm Ku⸗ nold, Gelnhauſen und der Arbeitsmann Hans Kretzer aus Neuwied hatten nach 20 Stun⸗ den das Bewußtſein noch nicht wiedererlangt. Sie liegen im Neuwieder Krankenhaus. An ihrem Aufkommen wird gezweifelt. Ehrung eines Hundertjährigen Berlin, 12. Mai. Der Führer und Reichs⸗ kanzler hat dem Eduard Schwarz in Cott⸗ bus,. Bismarckſtraße 18, aus Anlaß der Vol⸗ lendung ſeines 100. Lebensjahres ein perſön⸗ liches Glückwunſchſchreiben und eine Ebren⸗ gabe zugehen laſſen. Brandkafaſtrophe in Holland Die große Stearinkerzenfabrik in Gouda niedergebrannt. Amſterda m. 12. Mai. In der Nacht zum Dienstag wurde Holland von dem größten Schadenfeuer in ſeiner Geſchichte heimgeſucht. Die Stearinkerzen fabrik in Gouda, die ein Gebiet von nahezu 20 Morgen bedeckt, iſt vollſtändig nieder gebrannt. Zur Bekämpfung des Feuers, das aus bisher noch unbekannter Urſache gegen Mitternacht ausbrach, ſind die Feuerwehren aus Gouda, Ut⸗ recht, Rotterdam. Amſterdam und ſogar aus dem Haag herbeigeeilt. Alle Löſchverſuche waren jedoch vergebens, da die Flammen an den Vor⸗ räten der Kerzenfabrik reiche Nahrung fanden. Eine Abteilung Pioniere aus Utrecht wurde eingeſetzt. Gegen 2 Uhr morgens war das Werk ſo gut wie vom Erdboden verſchwunden. Ob Menſchenleben bei dem Brand zu beklagen ſind. konnte bisher noch nicht ermittelt wer⸗ den. Auch eine Ueberſicht über die Ausmaße des finanziellen Verluſtes läßt ſich bis zur Stunde noch nicht gewinnen. Jedenfalls bedeu⸗ tet die Brandkataſtrophe einen ſchweren Schlag für die Bevölkerung von Gouda, die faſt hun⸗ dertprozentig in dem Werk der Kerzenfabrik arbeitete und ihr Brot verdiente. 1 len N) lern inge. der der orte⸗ zu⸗ den⸗ plin fei, hen die den und die jäh t i⸗ 0. An An * V 5* N N Der gute Doktor Rübezahl 22 Tfffhdggpmunmummm men Originalroman von Anton Schwab „Nein, nein, leider nicht!“ entgegnete Stiller bedrückt. „Das Gegenteil iſt der Fall Sie iſt... zu reich, viel zu veich! Der Unterſchied iſt zu groß.“ „Und Reichtum ſoll ein Hinderungsgrund ſein?“ .„Ja! Das heißt, eigentlich iſt es Unſinn. Wenn ich einem Menſchen von Herzen gut bin, mehr als ihn glücklich machen kann ich nicht, ob der Menſch nun arm oder reich iſt! Eigentlich dürfte da keine Schranke auf⸗ gerichtet ſein, aber... ſie iſt doch da!“ „Haben Sie ſich denn wenigſtens ausgeſprochen?“ Ganz erſchrocken wehrte Stiller ab. Seine Verlegen⸗ heit wuchs mit jedem Augenblicke.„Nein, bewahre! Wie ſollte ich das?“ „Wer iſt es denn?“ Immer heftiger ſchlug das Her 99 J heftiger ſchlug Herz * das kann ich Ihnen nicht ſagen, Fräulein i! Er erhob ſich jetzt und wich ihrem Blick aus.„Ich glaube, ich habe ſie ſchon viel zu lange aufgehalten!“ „Aber warum denn, Herr Doktor. Ich habe ſoviel Zeit! Bleiben Sie noch ein wenig. Sie haben mich ſo F gemacht! Als Mädel darf ich doch neugierig ein? „Es war ein Fehler von mir, daß ich davon ſprach, ich weiß es! Aber den Namen werden Sie nie von mir hören! Nie!“ „Ich hoffe doch, Herr Doktor Stiller! Eine Bitte habe ich! Sie ſchreiben ihn mir einmal auf! Ja! Wollen Sie das tun?“ „Aber Fräulein Oſſi?“ Dr. Stiller fuhr ſich zwiſchen Hals und Kragen, der ihm langſam zu eng wurde. „Sie ſchreiben es auf. Sie ſtecken es in einen Brief⸗ umſchlag und den verſiegeln wir und ich verſpreche Ihnen, daß ich den Brief erſt dann öffne, wenn... wenn Sie einmal heiraten. Das können Sie doch tun!“ Der junge Arzt rutſchte auf dem Stuhle hin und her. Er brachte es einfach nicht fertig den Wunſch abzu⸗ ſchlagen und ſo war Oſſi nach einigen Minuten glückliche Beſitzerin des verſiegelten Briefes. „Aber Sie verſprechen mir...!“ „.. daß ich ihn öffne, wenn Sie einmal heiraten! Und dann verbrenne ich alles.“ Noch eine gute Stunde blieb der Doktor da und er war kaum zur Türe hinaus, da hielt's das Mädchen nicht länger. Sie riß den Brief auf und las:„Oſſi von Prinxheim iſt's, die ich liebte von der erſten Stunde an und immer lieben werde, auch wenn mich das Schickſal einmal an eine andere kettet. Ich weiß, daß ich nie den Mut haben werde, um dich zu werben! Dr. Werner Stiller.“ Das Mädchen ſtarrte immer wieder auf die wenigen Zeilen. Lodernde Glut ſchlug in ihre Wangen und im Augenblick vergaß ſie allen Schmerz, war aufgelöſt vor Glückſeligkeit ohne gleichen. Sie wurde geliebt! Sie wurde geliebt! Das große Wunder war in ihr Leben getreten. 7. Eine Woche ſpäter ſind Jorinde und Onkel Klaas, der jetzt der Abgott der Kinder geworden iſt und der ſich in jeder Weiſe mit ihnen beſchäftigt, mit ihnen ausgeht, ausfährt, noch Gäſte im Doktorhauſe. Jorinde geht bei Kate in Schule, es macht ihr Vergnügen tauſend nützliche Dinge zu lernen. Sie findet es nicht mehr lächerlich kochen, braten und backen zu lernen, ja ſie näht manchmal eigenhändig hier und da bei den Kindern einen Knopf an. Jorinde iſt nicht wieder zu erkennen. Es ſind frei⸗ willige kleine Pflichten, die ſie übernommen hat, aber ſie machen ihr Freude und es ſind doch Pflichten, die einem Leben einen Sinn und Inhalt geben. Doktor Feldhammers Praxis hat ſich gebeſſert. Wenn in den Werken der Boykott auch nicht aufgehoben iſt, ſo wird es nicht mehr ſo ſtreng genommen. Vonſeiten der Prinxheims iſt die Duldung ausgeſprochen worden. Zurücknehmen kann man nicht, aber man duldet ſtill⸗ ſchweigend. Die Sprechſtunde hat ſich heute lange ausgedehnt. Der Doktor iſt erſt gegen zehn Uhr fertig. Er ſieht die eingelaufene Poſt durch, wirft einen Blick in Zeitungen und Zeitſchriften und öffnet dann verſchiedene Sen⸗ dungen neuer Arzneimittel, die regelmäßig den Arzten zum Ausprobieren zur Verfügung geſtellt werden. „Wieder was Neues!“ denkt er ſeufzend und ſchaut ſich die neuen Medikamente an. Da iſt zunächſt ein neues Mittel gegen unerwünſchten Fettanſatz in Pillenform. Der Arzt ſieht ſich die Zu⸗ ſammenſetzung an und findet, daß es eigentlich nichts Neues iſt. Er legt es beiſeite. Dann ſchaut er das Nächſte an. Ein Huſtenmittel! Komiſch denkt er, jetzt mitten im Sommer wird ein Huſtenmittel propagiert. Das Mittel intereſſiert ihn, denn in dem beiliegenden Proſpekt wird ausgeſprochen, daß der Hauptvorzug des Mittels die gründliche Be⸗ ſeitigung des Huſtenreizes ſei. Und dann iſt noch ein drittes Präparat eingelaufen. „Koleuthama“ nennt ſich das Mittel. Es ſind große ſchwarze Pillen, die wie Bonbons wirken und der Herſteller ſagt dieſen Pillen nach, daß ſie geiſtige Müdigkeit ſofort beſeitigen, daß ſie auch gut gegen Kopfſchmerzen ſeien und was alles ſonſt noch. Feldhammer ſieht nach dem Herſteller Leva ⸗Werke, Magdeburg. Da ſtutzt er! Leva⸗Werke iſt doch Unſinn! Liva⸗Werke beint das pbarmaseutige Unternehmen in Maadebura. Er ſchüttelt den Kopf und begreift das nicht. Wie iſt es möglich, daß eine Firma dieſen Druckfehler durch⸗ gehen laſſen kann. Er findet noch einen Brief bei der Sendung, in dem der Arzt gebeten wird, dieſes Mittel doch einmal ſelber gründlich auszuprobieren. Der Arzt lieſt auch hier die Zuſammenſetzung und iſt ſehr intereſſiert. Das könnte wirklich ein gutes Präparat ſein! Er will eine Pille zu Munde führen, da wird die Türe aufgeriſſen und die Kinder ſtürmen herein, gefolgt von Onkel Klaas der über das ganze Geſicht lacht. Und was führt der kleine Toni da an der Leine? Einen Hund, einen jungen Hund, den er kaum halten kann, der jetzt an dem Doktor hochſpringt und vergnügt mit dem Schwanze wedelt. Aber was für ein Hund iſt denn das? Alle Raſſen der Welt ſcheinen in ihm vereinigt zu ſein. Er iſt kein Terrier, kein Pintſcher, kein Schäferhund und kein Dobermann, kein Wachtel, keine Dogge, kein Pudel und kein Spitz. Aber von allen hat er etwas! Eine wahre Mißgeburt von Hund. Schon will Feldhammer loswettern, da ſagt Anni: „Onkel, guck“ doch nur! Der ſchöne Hund.. der iſt uns nachgelaufen und der Toni hat ihn mitgenommen!“ „Ich mußte eine Leine kaufen!“ lacht Onkel Klaas und freut ſich ſichtlich über des Doktors Miene. „Eine wundervolle Raſſe, Onkel Klaas!“ meint Helmer mit Betonung. „Eine?“ entgegnet der Holländer und ſchmunzelt. „Ich verſteh' ſehr wenig von Hunden, aber das tu ich meinen, daß da zehn Raſſen drin ſind!“ 7 „Onkel!“ bettelt der kleine Toni.„Er hat dich lieb! Er will ein Bonbon von dir!“ „Ich habe doch keine Bonbons!“ lacht jetzt Helmer. Aber der Kleine zeigt auf ſeine Hand und ſagt:„Du haſt doch eins in der Hand!“ Hellmer lacht abermals und überlegt. Na, mal ſehen, denkt er, ob der Hund das neue Mittel frißt und wie es ihm bekommt. Er wirft es dem Hund zu, der es ſofort hinter⸗ ſchlingt. Jetzt will der Toni auch ein Bonbon, aber da macht der Arzt nicht mit. „Das iſt nichts für dich, Bub!“ ſagt er feſt und ſchließt die neuen Medikamente in ſeinen Schreibtiſch ein. Dann geht er mit den Kindern hinüber ins große Zimmer und ſpricht mit Kate, ob man den Hund be⸗ halten könne. Kate hat ja immer ſchon einen ſchönen Raſſehund haben wollen, aber dieſe Mißgeburt, die irgend einer kurzerhand ausgeſetzt hat, die ins Haus zu nehmen, das behagt ihr wenig. „Machen wir's ſo“, ſchlägt der Doktor vor,„laſſen wir den Kindern den Hund ein paar Tage und dann wollen wir ſehen, wie wir ihn loswerden.“ Kate iſt mit der vorläufigen Löſung einverſtanden. Der Doktor aber ſetzt ſich aufs Fahrrad um drei Patienten zu beſuchen. Der Doktor iſt auf der Heimfahrt, es geht auf ein Uhr und er tritt tüchtig in die Pedale. Kurz vor der Stadt kommt ihm ein Fuhrwerk ent⸗ entgegen. Der Arzt erkennt den Beſitzer des Gefährts, es iſt Bert Pflugk, der neue Erbhofbauer, mit dem er ſich des öfteren und gern unterhalten hat. In die Sprechſtunde iſt er freilich noch nie zu ihm gekommen, denn Bert hat eine eiſerne Geſundheit. Bert Pflugk winkt dem Arzt mit der Peitſche und hält die Pferde an. Feldhammer ſteigt vom Rad und drückt dem jungen Manne herzlich die Hand. Nach erfolgter Begrüßung ſagt Bert Pflugk:„Herr Doktor, eigentlich wollte ich Sie morgen einmal be⸗ ſuchen, aber... ich kann jetzt meine Frage genau ſo anbringen. Sagen Sie, was iſt mit meiner Braut los?“ „Wie ſoll ich das wiſſen?“ weicht der Arzt aus. „Aber Herr Doktor, Sie haben doch Irma damals ins Krankenhaus geſchickt. Auf Ihr Betreiben erfolgte die Operation, die ſie auch gut überſtanden hat! Sie iſt wieder geſund und munter! Ich meine körperlich! Aber ſonſt iſt ſie nicht wiederzuerkennen! Und wenn ich vom Heiraten ſpreche, dann weicht ſie aus!“ Der Arzt ſah den jungen Mann ernſt an. „Ja, eigentlich... verbietet mir mein Berufsgeheim⸗ nis, mit Ihnen darüber zu ſprechen, lieber Pflugk, aber ich will's mal auf mich nehmen. Fräulein Röthen⸗ bach hat Ihnen nicht erzählt, daß... ja,.. daß, wenn ſie beide heiraten der Ehe keine Kinder beſchert ſein werden?“ Der junge Mann zuckte zuſammen. „Keine Kinder?“ „Nein, auf Kinderſegen müßten Sie verzichten. Es ging damals bei Ihrer Braut auf Leben und Tod. Die Operation mußte erfolgen, ſonſt hätte Irma Röthenbach dranglauben müſſen. Die Operation iſt gut verlaufen und ich kann Ihnen als Arzt ſagen. daß nichts unter⸗ laſſen wurde, was nötig war.“ „So, hm... das iſt alſo der Grund! Jetzt verſtehe ich alles! Was macht man da, Doktor?“ Die beiden Männer ſahen ſich an. „Schwer zu raten, Herk Pflugk! Sie haben einen Hof und möchten einen Erben haben, den Ihnen Irma Röthenbach als Frau nicht ſchenken kann. Fragen Sie Ihr Herz, das gibt die beſte Antwort. Die Menſchen werden Sie nicht ſchelten, wenn Sie jetzt eine andere heiraten, aber... ob Sie dann vor dem eigenen Herzen beſtehen können?“ Der junge Bauer überlegte einen Augenblick, dann knallte er mit der Peitſche und ſagte entſchloſſen:„In Britzen habe ich einen Freund! War jung verheiratet! Dem iſt die Frau geſtorben und jetzt hat er auch dran⸗ glauben müſſen! Da ſind zwei Kinder da. Ein Jahr und zwei Jahre alt! Ich werde dann eben die zwei Kerlchen zu mir nehmen! Und die Irma wird geheiratet und keine andere, Herr Doktor!“. Stumm drückte ihm der Arzt die Hand. War doch ein Prachtkerl, der Bert Pflugk. So weh's ihm auch tat, er hielt zu dem Mädel ſeiner Wahl ohne große Worte zu machen. 5 „Wenn Hochzeit iſt, dann bin ich da!“ rief der Arzt dem Bauern noch nach.„Vergeßt mich nicht einzuladen!“ „Juhu, Doktor, wir denken dran!“ rief Bert und knallte mit der Peitſche, daß die Braunen jäh an⸗ zogen. * Als der Arzt heimkam, ſagte Kate zu ihm:„Doktor Stiller hat eben angerufen! Du ſollſt ſofort ins Werk kommen! Da muß etwas paſſiert ſein! Er iſt auf der Revierſtube des Werks und braucht dich dringend!“ Dem Doktor knurrte der Magen, aber er nahm ſich nicht Zeit, einen Biſſen zu ſich zu nehmen, ſondern fuhr unverzüglich nach dem Werk. Es war gerade Schichtwechſel. Die abgelöſten Ar⸗ beiter ſtrömten in Maſſen aus dem Werke, aber ſie gingen ſofort zur Seite, als ſie den Doktor auf dem Rade erkannten. Der Arzt ſtutzte, denn den Arbeitern war kaum etwas anzumerken, daß im Werk irgend etwas beſon⸗ deres paſſiert ſei. Scheinbar hatte das Ereignis doch nicht den befürchteten großen Umfang angenommen, der nach dem Anruf zu befürchten war. Aber als er in das Werkslazarett kam, in die ſoge⸗ nannte„Werksrevierſtube“, da ſah er doch, daß ſeine ſchlimmſten Erwartungen übertroffen waren, denn ſämt⸗ liche achtzehn Betten waren belegt und man hatte noch zwei weitere Lagerſtätten errichten müſſen. Stiller ſah ihn eintreten und über ſein abgeſpanntes ſchmales Geſicht ging ein Zug der Erleichterung. Er kam dem Kollegen entgegen und bot ihm die Hand. Dr. Feldhammer drückte ſie ſtumm, zog ſein Jackett aus und kroch in den weißen Arztmantel. „Was iſt geſchehen?“ „Keſſelexploſion! Zwanzig Arbeiter ſind durch die Giftdämpfe verletzt.“ „Wie iſt das möglich? Was für Giftgaſe waren es? Trugen die Arbeiter nicht Masken?“ „Ja, nicht nur Masken, ſondern ſie ſteckten in den giftfeſten Anzügen und waren mit Sauerſtoffapparaten ausgerüſtet.“ „Und trotzdem? Wo ſind die Anzüge, die Apparate? Haben Sie die in Sicherheit bringen laſſen, daß wir unverzüglich Unterſuchungen anſtellen können?“ „Selbſtverſtändlich, das habe ich getan. Sie ſind weggeſchloſſen.“ „Um was für eine Vergiftung handelt es ſich?“ „Das iſt noch nicht feſtgeſtellt. Es handelt ſich um einen neuen Giftſtoff, ein neu entdecktes Gift, das Frank von Prinxheim entdeckt hat. Wir haben bei den Verletzten feſtgeſtellt, daß in erſter Linie eine Beſchä⸗ digung der Lungen erfolgt iſt. Auch die inneren Or⸗ gane, wie Magen und Leber, ſind teilweiſe in Mit⸗ leidenſchaft gezogen.“ „Gut, Kollege, jetzt wollen wir uns mit den Patien⸗ ten befaſſen.“ 1 Eine gute halbe Stunde unterſuchte Dr. Feldhammer die Verletzten und dann atmete er auf. Gottlob, ſo ſchlimm wie es ſchien, war der Unglücks⸗ fall nicht. Als er zu dem Vorletzten kam, ſagte deſſen Nachbar zu dem Doktor mit ſchwacher Stimme:„Doktor. der Scheit... der... der hat uns alle gerettet!“ Erſtaunt hörte es der Arzt und ſah ſeinen Kollegen fragend an. „es iſt ſol“ erklärte Stiller.„Der Arbeiter Scheit riß ſofort die Türe auf und warf ſich ans Fenſter, riß es auf und der ſcharfe Gegenzug riß die Gaſe ſofort durch das Fenſter. Die mutige Entſchloſſenheit des Mannes hat vielleicht zwanzig Arbeitern das Leben gerettet. Aber er hat das Schlimmſte abbekommen. Er muß heute noch ins Kreiskrankenhaus transportiert werden und braucht dann mindeſtens ein holbe? Jahr Davos.“ Die Aerzte ſahen ſich um. Die Tür hatte ſich geöffnet und bleich und e trat Frank von Prinxheim in den Raum. Er ſah die Aerzte und ſteuerte auf ſie zu. „Meine Herren...!“ ſagte er ſchweratmend.„Ich habe ſoeben erfahren.. der Keſſel mit dem... Frankin iſt explodiert. Wie iſt das möglich! Das gefährlichſte Gift unſerer Werke!“ „Wie das möglich iſt, Herr von Prinxheim, das wird die Unterſuchung ergeben,“ entgegnete Feldham⸗ mer ganz kalt.„Danken Sie Gott, daß es ſo glimpflich abgegangen iſt. Die 19 Mann hier ſind in vier Wochen wieder arbeitsfähig, nur der zwanzigſte... der braucht mindeſtens ein halbes Jahr Davos. Vielleicht veran⸗ laſſen Sie, Dr. Stiller, daß der Krankenwagen ſofort kommt und den Mann in die Kreisſtadt ſchafft.“ Dr. Stiller nickte und lief zum Telefon. „Frankin, was iſt das für ein Gift?“ fragte Feld⸗ NN weiter.„Ich habe noch nie etwas davon ge⸗ „Es iſt ein zuſammengeſetztes Gift. Zwei an ſich harmloſe Stoffe zuſammengebracht, ergeben eins der ſchwerſten Gifte.“ -Das iſt ſebr intereſſant! und... die Stoffe ſelbſt?“ Fortſetzung folgk. Mittwoch, den 13. Mai 1936 1 Addis Abeba, 11. Mai. Außer Ras Se⸗ b jum, einem der abeſſiniſchen Heerführer an der Nordfront, hat nun auch Ras Hailu, einer der edelſten Stammesfürſten des einſtigen äthio⸗ piſchen Reiches, Lehnsherr von Godſcham, aus königlichem Geblüt— dem Negus daher ver⸗ dächtig und gefährlich und von ihm jahrelang in Ketten gehalten— ſeine Unterwerfung voll⸗ zogen. Ras Hailu war in den letzten Jahren wie⸗ derholt totgeſagt worden. Die gefährlichen Aufſtände in der Provinz Godſcham, die nicht zuletzt zu dem raſchen Zuſammenbruch des abeſſiniſchen Kaiſerreiches beigetragen haben, erklärten ſich zum Teil auch aus ſolchen Falſch⸗ meldungen. Die Bevölkerung der Provinz Godſcham hing nämlich von jeher an dem Ge⸗ ſchlecht der Hailu und war entſchloſſen, dem Ras auf Tod und Leben die Treue zu halten, auch gegen Addis Abeba, wenn es nicht an⸗ 12 ders ging. Ras Hailu, deſſen Schickſal in den letzten 5 Tagen eine ſo dramatiſche Wendung nehmen 5 ſollte, lebt heute wieder in einem kleinen be⸗ ſcheidenen Häuschen in der Nähe von Gulaghe wo er nicht nur den Beſuch ſeiner Getreuen empfängt, die von weither gepilgert kommen, um nach ſechs langen Jahren ihren Fürſten 1 wiederzuſehen, ſondern auch Fremde. 5 In die Falle gegangen Dem Ras von Godſcham wurde von dem 1 Negus Haile Selaſſie der Vorwurf gemacht, er f ſtecke mit dem entthronten Kaiſer Lidſch Jaſu 55 unter einer Decke und habe dieſem ſogar zur 5 Flucht verholfen. Der Negus war allerdings 5 zu klug, um ſein Mißtrauen und ſeinen Groll offen zu zeigen. Er ſtellte dem Ahnungsloſen eine Falle, indem er ihn zu einem Feſtmahl in Addis Abeba lud. Kaum war Ras Hailu 1 die Stufen zu dem kaiſerlichen Ghebbi hinauf⸗ J geſtiegen, da ſtürzten ſich von allen Seiten die Palaſtwachen dez Negus auf ihn und verhaf⸗ f teten ihn. Hailu wurde nie vor ein Gericht ge⸗ ſtellt. Der Negus ließ ihn gleich in Ketten le⸗ 5 gen und vorläufig in einer Höhle im wild⸗ 5 zerklüfteten Tembien⸗Gebirge bewachen. Spä⸗ 1 ter wurde der Gegenſpieler des Kaiſers bald 1 hier, bald dort gefangengehalten. Vor einigen Wochen erfolgte ſeine Ueberführung nach Ad⸗ dis⸗Abeba, in unmittelbare Nähe des Negus. Als dieſer ſich dann auf die Flucht ins Aus⸗ land vorbereitete, wurde auch Ras Hailu mit⸗ genommen. Die Nacht von Diredaua. . Der Ras durfte allerdings nicht in dem 1 Hofwagen des Kaiſers, in dem die letzte Fahrt nach Dſchibuti angetreten wurde, Platz neh⸗ men, ſondern wurde in einem der angehängten f Wagen weiter unter Bewachung gehalten. 4 Welches Schickſal mochte ihm der Negus zu⸗ ö gedacht haben? Die Antwort auf dieſe Schick⸗ ſalsfrage erfolgte raſcher, als Hailu zu hoffen gewagt hatte, In Diredaua, mitten in der ö Nacht, während des Aufenthalts des letzten kaiſerlichen Hofzuges, wurde Ras Hailu plötz⸗ lich zur Audienz beim Kaiſer befohlen.„Ich habe ihn im erſten Augenblick gar nicht wie⸗ 1 dererkannt, ſo ſehr hatte die Tragik der ver⸗ 1 gangenen Wochen und Monate ſogar das 1 Aeußere meines Feindes verändert“, ſo ſchil⸗ dert der einſtige Herrſcher von Godſcham ſeine Eindrücke bei dieſer entſcheidenden Zuſam⸗ menkunft.„Der Negus ſaß auf ſeinem noch immer mit dem Wappen des Löwen verzier⸗ ten Thronſeſſel, während ich von ſeinen Sol⸗ . daten auf die Knie gezwungen wurde. Dann N 4 blickte er mich lange und durchdringend an. N Schließlich erklärte er:„Abeſſinien iſt verlo⸗ ren Du biſt frei. Du kannſt gehen, wohin Du willſt, aber ich rate Dir, mit mir ins Ausland zu flüchten.“ Ras Heilu erbat ſich Bedenkzeit. Inzwiſchen war er beim Verlaſſen des kaiſerlichen Hof⸗ wagens von Gardiſten aus Godſcham er⸗ kannt worden, die ihm zujubelten und ihn zum Bleiben bewegten. So verließ Ras Hailu endgültig den kaiſerlichen Zug. Mit dem näch⸗ ſten Zug aus Dſchibuti kehrte er nach Addis ö Abeba zurück. Da er kein Geld hatte, um die 9 f Fahrkarte zu bezahlen, gab es bei der Zug⸗ . kontrolle Schwierigkeiten. Aber dann erkannte ihn im letzten Augenblick ein Angehöriger der franzöſiſchen Geſandtſchaft von Dſchibuti und führte den Ras in ſeinem Wagen nach Addis Abeba zurück. Warum der Negus die Partie verlor Seine Mutter hat einſt über die Provinzen f Caffa, Tſchimma und einen Teil von Schoa 1 regiert. Ras Hailu ſelbſt erhielt dann das Lehen von Godſcham. Seine Tochter iſt die 8 Gattin des entthronten Kaiſers Lidſch Jaſu f geworden.„Nach dem Tode Lidſch Jaſus, des ö Enkels von Menelik, bin ich demnach der ein⸗ . zige rechtmäßige Anwärter auf den Thron Abeſſiniens geweſen“, ſo erklärt der Ras auch heute noch mit Stolz. 1„Abeſſinien iſt verloren“, ſo ſagte der Ne⸗ 1 gus.„Es iſt ſeine Schuld“, ſo meint Ras 3 Hailu,„wenn es ſo weit gekommen iſt. Haile 1 Selaſſie war zu geizig. Das Volk hatte ein 97 deutlicher Gefühl dafür und hat ihn daher in „ ſeiner ſchwerſten Stunde im Stich gelaſſen. f Ich kenne faſt ganz Europa“, ſo erzählt Ras * f Hailu weiter,„ich war bei Königen, Fürſten f und Staatsmännern zu Gaſt. Hätte der Ne⸗ gus, ſtatt mich gefangen zu halten und mir . R 2 re- ure r Ras Hailu erzählt. 5 Jahre lang in Ketten.— Eine ewige Angſt vor Gift. — Hätte der Negus, dann ſtets mit Gift nach dem Leben zu trachten, mich gefragt, dann hätte ich ihm von einem Krieg mit den Italienern abgeraten. Nicht weil ich feige bin— ich bin alter Soldat und liebe es, zu kämpfen— aber ein ſolcher Waffengang gegen eine der modernſt ausgerüſteten euro⸗ päiſchen Armeen glich von vornherein einem Selbſtmord.“ Der Philoſoph auf dem Kanapee. Während Ras Hailu aus ſeinem Erleben dieſer Tage, Wochen, Monate und Jahre er⸗ zählt, ruht er auf ſeinem Kanapee. Alle Augen⸗ blicke kommt neuer Geſuch. Meiſt ſind es Getreue aus Godſcham, die ſich ihm mit allen Zeichen der Verehrung nähern. Dann küſſen ſie voll Hochachtung einen Zipfel ſeines weißen Schamma labeſſiniſche Tracht) und überreichen ihm Geſchenke aller Art. Dieſe Verehrung, die der ehemalige Fürſt von Godſcham bei ſei⸗ nen Untertanen immer noch genießt, heute ſogar mehr denn je, erfüllt ihn mit Freude und Genugtuung. Einer der fremden weißen Beſucher, ſpielt darauf an. Der Philoſoph auf dem Kanapee antwortete ihm mit einer ſchönen Hyperbel: „Der Menſch iſt wie das Glas. Auch er reflek⸗ tiert die Farbe ſeines Inhalts. Da in dieſen Tagen meiner endlich wiedergewonnenen Frei⸗ heit in mir nur Stolz und Freude iſt, ſo muß auch auf meinen Zügen dieſes Glück wider⸗ ſcheinen“. Jugendliche„drehen“ einen Gangſter-Jilm In Novelda bei Alicante(Spanien) überfiel eine Bande jugendlicher Verbrecher ein Land⸗ haus und plünderte es vollſtändig aus. Als es der Polizei nach langen Bemühungen gelungen war, die Täter zu verhaften, erklärten dieſe vor dem Richter, daß ſie ſich„aus Liebe zur Sache“ zuſammengetan und eine Filmgeſell⸗ ſchaft gegründet hätten. Um nun einen Gang⸗ ſterfilm zu drehen, der„wirklichkeitstreu“ wäre und„ſein Publikum“ finden würde, ſeien ſie auf den Gedanken verfallen, ein Landhaus zu plündern. Schlechte Abſichten hätten ſie dabei keineswegs gehabt. Der Richter ſchickte die Amateurfilmdreher ins Gefängnis, damit ſie Zeit haben ſollten, über andere Methoden zur Herſtellung eines ſpannenden Films nachzu⸗ denken Dom Jauber deulſcher Jugendherbergen Friſches Grün zwiſchen alten Gemäuern. — Die deutſchen Jugendherbergen ein koſtbares Volksgut. Am 16. und 17. Mai werden im ganzen Reich neue Mittel für die Erweiterung und den Ausbau deut⸗ ſcher Jugendherbergen ge⸗ ſammelt. Unſere M. K.⸗Mitarbei⸗ terin hatte Gelegenheit, auf einer Autofahrt ſchöne deutſche Jugend- herbergen von heute zu beſuchen. ken, in ihren Jugendherbergen. Freude ſteigt in uns auf, ein wunderſchönes Bewußtſein daß dieſe Jugend und ernſt zugleich. Daß ſie das, was wir da- mals mit unſeren Fahrten begannen, in ihre Hände genommen hak, daß ſie ſtärker und einiger iſt als wir es damals ſein konnken ſo iſt, gläubig und froh Ein Gang durch das mondbeſchienene Städtchen. Höher hinauf ein Weg über allen Häuſern, über dem weißen Blütenmeer. Und es iſt wie früher— jene Welke und Stille, die ſo klar und gut werden läßt.„Und heuke ſrüh noch Berlin!“ meink jemand. Man kann nicht daran denken—. Elbzille als„Jugendkahn“ Viel bringt der neue Tag, Die Herberge O ſt ra u. Ein ehemaliges Bauernguk. Wun⸗ derbar am Rande eines Abhanges gelegen. Und Mittelpunkt für unglaublich viele Fahr- ken. Dann um die Wittagsſtunde die Her- Eigentlich iſt es noch garnicht ſo lange her, daß wir als junge Menſchen unſeren Ruckſack packten und mit Kochgeſchirr und Schlafſack irgendwo hinauszogen. Wir übernachteten beim Bauern im Heu, wir kochten unterm freien Himmel und allen Unbequemlichkeiten und allen Strapazen zum Trotz erlebten wir doch ſo die ſchönſten Stunden unſeres jungen Lebens. Wie ſieht es aber heute aus bei den jungen Menſchen, die ſo wie wir damals hin⸗ ausziehen, um die Natur, um ihre Jugend zu erleben? Wie ſchauen ihre Herbergen aus, wie ſind ſie ſelber? Im„Haus der Jugend“ Unſer Wagen führt uns von der Reichs⸗ hauptſtadt weit durch den Frühling. Am Ho⸗ berge am Zirkelſtein. Ein ſchöner Bau rizont tauchen die Türme der Stadt Dres⸗ mit ſeinen hellen Grundmauern und dem höl— den auf. Nach luſtiger Rundfahrt durch f 0 5 zernen Oberbau. Auf der Veranda iſt unſer Tiſch gedeckt. Der Herbergsvaker zeigt uns ſtolz ſein Haus. Und wir könnten wieder ein- mal die jungen Menſchen beneiden, die hier in den ſauberen Räumen herrliche Tage ver- leben dürfen. Nachher ſelbſtverſtändlich ein Straßen und Parks landen wir in der großen Jugendherberge der Stadt. In den Notjah⸗ ren 1928/29 wurde das Haus der Jugend ge⸗ baut. Sachlich und modern. Die Jugend hat es in ihren Beſitz genommen, und was kalt und fremd ſein könnte, hat ſie mit ihrer eige⸗ nen Wärme erfüllt.„Ein paar Jungen und Ausflug auf den Zirkelſtein. Mehr oder weni- Mädel begegnen uns im Flur. Mit ihren Eß⸗ ger atemlos. Aber der Rundblick dankt alles. näpfen voll dampfender Suppe. Ein erſtes Am Nachmikkag die ſchwimmende Jugend- Wiederfinden eigenen Erlebens. herberge„Sachſen“ bei Pötzſcha. Ein be⸗ „Wir haben im Augenblick über 100 Jungen und Mädel j 16 5 ders ſtarker Anziehungspunkk, man kann hier. Aber am Tage iſt das Haus immer ſon. n. leer. Da ſind ſie draußen und ſchauen ſich es ſich gut vorſtellen. Eine Elbzille iſt hier alles an. Und kommen am Abend immer mit ausgebaut. Auf Deck krinken wir Kaffee und müden Gliedern u. ſtrahlenden Augen heim!“ — Der Herbergsvater kennt ſeine Leute recht gut. So wunderbar bequem und ſchön hatten wir es früher allerdings nicht. Wenn wir uns hier die weiten hellen Räume anſchauen, die Duſchräume, die auf Dampfbetrieb einge⸗ richtete Küche——— Mondſchein über der allen Burg Wir fahren weiter in den dämmernden Abend hinein. Die Sächſiſche Schweiz nimmt uns in ihren Bereich. Ein kleines Städtchen ſchmiegt ſich an die Berge. Und darüber die wuchtigen Umriſſe einer im Mondlicht aufſtei⸗ ſchauen den langſam vorüberziehenden Elb⸗ dampfern nach. Der„Käpten“ hat ſein Schif⸗ ferklavier herbeigeholk.„Als wir jüngſt in Regensburg waren...“ Mitten unker uns die Bd M.⸗Mädels und die Schiffsbeſatzung. Unſer letztes Ziel am Abend: das Val kenberghaus in der Lauſiß. Tief in den dunklen Wäldern eingebekkel. Und innen ge· radezu„feudal“ ausgeſtaktet. Man kann ſich hier mächtig wohlfühlen. Jugend lernt dienen Aber einmal muß der Weg zurückgehen. genden Burg, Jugen dbur g Hohen ⸗ Per Kühler zeigt wieder nach Berlin. Das 3 Niemand ſpricht mehr, jeder ſtaunt Land wird flacher, die Berge verſchwinden imnauf. am Hortzonk. Arbeitsdienſt im Spreewald t kommt in kleinen Abteilungen von der Arbeit eingerückt. Noch ein letzter Abſtecher nach Hell liegt der Mond über verwitterten Stein⸗ treppen. Der Herbergsvater und ſeine Ge⸗ treuen heißen uns willkommen. Die Uniform der neuen Jugend in dieſen Mauern. Ein der märkiſchen Jugendburg Storck o w. wundervolles Symbol, das eigentlich alles Berliner Schulen ſind hier gerade für einige ſagt. Man empfindet, daß dies zuſammenge⸗ Wochen eingezogen. Wunderbar iſt die Aus⸗ 5 hören kann. Im Feſtſaal der Abendbrottiſch. ſtatkung der Räume in die alten Mauern ein- 5 Bei allem anderen Schönen wird auch der dankbar mitgenommen. Dann ſpricht der Führer des Jugendherbergsverbandes. Spricht zu uns als einer der jungen Menſchen, denen jetzt dieſe Burg gehört. Sie haben ſie dankbar in ihren Beſitz genommen— als eine Gabe längſt vergangener Zeiten. In ihr finden ſie ſich zuſammen in der Freude ihres Jungſeins. Junge Menſchen aus allen Berufen, aus allen Gegenden unſeres Deutſchland. Und dürfen dann hier ſtärker denn je ahnen, daß ihre Ge⸗ meinſamkeit Verpflichtung iſt. Verpflichtung gegenüber einer uralten Geſchichte unſeres Volkes, in der ſie ſelber nur die Glieder einer Kette ſind. Ueberall im deutſchen Lande ſte⸗ hen ſolche Herbergen überall—— Ein Schmalfilm erzählt uns daron, zeigt uns die Jungen und Wädel auf ihren Fahr- gefügt. Schwere Tiſche und Schränke mit alten Schnitzereien— die Neuausſtaktung in engſter Verbindung mit dem Vorgefundenen. Und zugleich allen Anforderungen unſerer modernen Lebensweiſe gerecht. Hoch und hell ſind die Räume und bieten rieſig viel Mög⸗ lichkeiten für Gemeinſchafkslager. Und all dies iſt erfüllt von unſerer Jugend. Sie hak es wieder lebendig gemacht, lebt hier und ſchafft. Ihr Tun iſt von kiefſtem Sinn erfüllt. Wir ſtehen in der Ehrenhalle am Ende des alken Laubenganges. Auf einer 9 ſchlichten Tafel hat hier die Jugend die Token 0 aus ihren Reihen verzeichnet Und dazu die Worte unſeres Führers:„Wir wollen nichts erringen für uns, ſondern alles nur für ten, bei gen. Wagen und Kutſcher gegen trampelten einen Soldaten, wollte, zu Tode. Bekanntmachungen der A. S O. A. P. Kreis NHeppenhelm relsgeſchäftsſtelle Heppenheim an der Bergſtra . 7 Fernſprecher 315* Sprechſtunden des Kreisleiters: Mittwochs von 15—18 uhr ASB- DAF. Amt für Arbeitsführung und Berufserziehung. Sämtliche Weiß binder⸗Lehrlinge, die an dem Kurſus teilgenommen haben, müſſen heute Abend 8.30 Uhr, im Zeichenſaal der Volksſchule erſcheinen. Steffan, Kreiswalter. . G. NS.⸗Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ 8 Kreiswaltung Bensheim⸗Heppenheim Betr.: Theaterſahrt nach Darmſtadt. l Wir fahren am Freitag, den 15. Mai 1936 mit Autobuſſen zur Theatervorſtellung nach Darm⸗ ſtadt(Kleines Haus). Zur Aufführung kommt: Lottchen am Hofe“, Singſpieloperette von Hiller. Eintrittspreis einſchl. Autobus: Gruppe 1 RM. 1.95 Gruppe 2 RM. 2.45 Gruppe 3 RM. 2.75 Gruppe 4 NM. 3.05 Anmeldungen werden bis morgen Donnerstag, den 14. Mai bei unſeren Orts⸗ und Betriebs⸗ warten entgegengenommen. Die Orts- bezw. Betriebswarte reichen uns am Donnerstag nachmittag die Einzeichnungsliſten ein. CCC Ä Deukſchland; denn wir ſind vergänglich, aber Deutſchland muß leben!“ Und hier, erhält dies alles, was wir in dieſen Tagen ſahen, ſeinen kiefſten und letzten Sinn Wir durften das Erleben mit uns nehmen und möchten es allen anderen ſagen: Sie ſind eine Lebensnotwendigkeit unſerer Jugend dieſe Herbergeen. Und unſere Jugend weiß es, warum man ihr dieſe Herbergen geſchaf⸗ fen hak. Und ſie dienk in ihnen— der Zu- kunft, in die ſie hineinwächſt. Maria Kramarz. Vermiſchles Sowjet⸗Angſt In Moskau wurden drei Perſonen verhaf⸗ tet, die heimlich eine Kerzenfabrik betrieben, um die Moskauer Kirchen mit der notwendigen Beleuchtung zu verſehen. * Fußball mit Gasmasken Im Olmütz wurde ein Fußballſpiel abgehal⸗ dem alle Teilnehmer Gas masken tru⸗ * Elektriſcher Stuhl zu Hauſe Bei einem Prozeß in Los Angeles erfuhr man, daß ein gewiſſer Direktor W. Berkeley zu Hauſe ſich und hielt, daß er jeden elektriſchen ſeine Gäſte damit unter⸗ Neuankömmling auf einen Stuhl plazierte und durch elek⸗ riſche Schocks erſchreckte. * Endloſer Prozeß In Madrid iſt jetzt ein Todesurteil aufge⸗ oben worden, das im Jahre 1738 gefällt und ollſtreckt wurde. Die Nachkommen ſtrengen nunmehr einen Entſchädigungsprozeß an. * I wegen der Suppe In Kikuyn(Nairobi) tötete ein 17 jähriger junger Mann ſeine 70jährige Arbeitgeberin, weil dieſe ihm dauernd vierte. Suppe ohne Salz ſer⸗ 4 Tödlicher Sonnenſtrahl In der Nähe von Warſchau wurden zwei ferde durch einen in einem Scheinwerfer flektierenden Sonnenſtrahl ſcheu, warfen einen Baum und der ſie aufhalten 9 1 Al de ſier 1 Aa anch fi 1906 9 Darm; lonmt: i Hiller. fer Bekanntmachungen Ortsgruppe ber A. S. O. A. B Viernheim Dienſtſtunden: Jeden Montag und Donnertag 20—21 Uhr— Dienſtſtelle Adolf Hitlerſtr. 19, Fernſprecher: 45 VB. D. M. Am Mittwoch, 13. Mai 1936, iſt um 20.30 Uhr Gruppenabend im„Freiſchütz“. Alle BDM.⸗Mädels haben zu erſcheinen. Die Heimabende fallen dieſe Woche aus. Jede Schar und Scharführerin und jede Kaſ⸗ ſiererin bringt Heft und Bleiſtift mit. DA. Morgen Donnerstag, den 14. Mai 1936, abends pünktlich um 8 Uhr, findet im Gaſt⸗ haus„Zum Freiſchütz“ ein außerordent⸗ licher Mitglieder⸗Appell ſtatt, zu dem alle Zellen⸗ und Blockwalter der DAß., Betriebsobleute, ſowie die Kd F.⸗ Betriebswalter zu erſcheinen haben. Mögelin, Ortswalter der DAF. Lokale Nachrichten Viernheim, den 13. Mai 1936 Denkſpruch. Es gibt in der moraliſchen Welt nichts, was nicht gelänge, wenn man den rechten Willen dazu mitbringt. 4 W. v. Humboldt. Das Arbeitsbuch Das Arbeitsamt weiſt hlermit darauf hin, daß nach§ 8 der Anordnung des Prä⸗ ſidenten der Reichsanſtalt für Arbeitsvermitt⸗ lung und Arbeitsloſenverſicherung zur Ein⸗ 1 des Arbeitsbuches vom 18. 5. 35 er Unternehmer von allen Eintragungen im Arbeitsbuch, wie Einſtellung, Wohnungs⸗ änderung, Aenderung der Beſchäftigungsart und Entlaſſung dem Arbeitsamt auf den vor⸗ geſchriebenen Formularen Anzeige zu erſtat⸗ ten hat. Bei Einſtellungen über das Arbeits⸗ amt wird auf die ſchriftliche Anzeige ver⸗ zichtet. Bei Aenderung des Familienſtandes iſt das Arbeitsbuch weiblicher Buchinhaber dem Arbeitsamt zur Aenderung vorzulegen. Bei männlichen Buchinhabern genügt ſchrift⸗ liche Mitteilung. In geringen Mengen gibt das Arbeitsamt die Aenderungsanzeigen ko⸗ ſtenlos ab. Bei größerem Bedarf können dieſe bei den Formular⸗Buchhandlungen gegen Be⸗ zahlung beſorgt werden. Das Arbeitsamt iſt augenblicklich mit der Ausgabe der Arbeitsbücher beſchäftigt. Es erſucht deshalb dringend, alle ſchriftlichen Reklamationeit von Arbeitsbüchern zu un⸗ terlaſſen und gibt hiermit bekannt, daß es alle derartige Reklamationen wegen Zuſtellung der Bücher als erledigt betrachtet, da eine Be⸗ arbeitung derſelben eine Störung des Ge⸗ ſchäftsganges bedeuten würde. * Es wurbe wieber gemuſtert Zum zweiteumale iſt in dieſen Tagen Muſterung der Dienſtpflichtigen; diesmal der Jahrgänge 1913 und 1916. Erwartungsfroh fuhren die jungen Leute am Montag und Dienstag ſowie auch heute früh in die Kreis⸗ ſtadt Heppenheim. Mit Luſt und Liebe ſind alle bei der Sache. Man ſieht, was die Wiedererrichtung der Wehrmacht der jungen Generation bedeutet. Mit Bändern und Blu⸗ men geſchmückt kehren ſie an den Nachmittagen wieder zurück. Es gehört nun einmal dazu, daß man als Gemuſterter, tauglich oder nicht, eine entſprechende„Signatur“ trägt. Man ſah geſtern und vorgeſtern verſchiedene Grup⸗ pen gemuſterter junger Leute Soldatenlieder ſingend durch die Straßen ziehen. Sie freu⸗ ten ſich, nun bald das graue Ehrenkleid tragen u dürfen. Wie oft haben wir ſchon als inder das ſchöne Lied geſungen:„Wer will unter die Soldaten“. Schon von Jugend an iſt der Deutſche mit ſeinem Heere verbunden. Marſchieren Soldaten durch die Straßen, dann ſind es die Kleinen, die verſuchen, neben den Kolonnen Schritt zu halten, wenn es auch nicht immer wegen der etwas kürzeren Beine gelingt. Wenn er als kleiner Knirps ſchon mit Holzgewehr und Holzſäbel daher⸗ ſtolziert, ſo iſt das nicht etwa Soldaten⸗ ſpielerei ſchlechthin, auch nicht der Ausdruck kriegeriſchen Geiſtes, wie unſere Gegner ſchon dem Kinde gerne nachſagen. Es zeigt ſich viel⸗ mehr die Verwurzelung im deutſchen Sol⸗ datentum, ſo wie wir es von unſeren Vor⸗ fahren ererbt haben. Was für den Jungen als heißer Wunſch gilt, das iſt dem erwachſenen jungen Mann heilige Pflicht. Freudig ſtellt er ſich in den Dienſt des Vaterlandes, um in der militäriſchen Schulung ſich in Gehorſam und Diſziplin zu üben, den Körper zu ertüchtigen und den Gebrauch der Waffe zu erlernen, damit er einſt, wenn es gilt, auch die Grenzen ſeiner Heimat verteidigen kann. Was wir lange durch den Verſailler Schmachfrieden entbehren mußten, hat uns der Führer mit ſeiner heroiſchen Tat vom 16. Marz 1935 wiedergegeben. Jeder wehrfähige Deutſche darf wieder wie ehedem, ſeine Soldatenzeit durchleben und ſeinem Vaterlande dienen. Viele fröhliche junge Menſchen durfte man beobachten, die bei uns, die wir derartiges ſchon früher miterlebten, Erinnerungen an eine glorreiche Zeit auftauchen laſſen, in der wir voll Stolz ebenfalls die bunten Bänder trugen. Genau ſo wie ihre Väter, werden auch die heutigen jungen Leute dem Vaterlande gegenüber mehr als ihre Pflicht tun. Mögen ſie als Soldaten die ſtolze Tradition unſerer ruhmreichen Regimenter fortſetzen und ſtets eingedenk ſein der Worte unſeres Führers, daß Waffendienſt Ehrendienſt an der deut⸗ ſchen Nation iſt. Wenn die Soldaten.... Ein un⸗ gewohntes, erhebendes Bild bot ſich heute früh den Anwohnern der Adolf Hitler⸗ und der angrenzenden Straßen. Unter den Marſch⸗ klängen einer Muſikkapelle marſchierte von Mannheim kommend, eine Abteilung Sol⸗ daten durch den Ort. Wie auf ein Kommando öffneten ſich Fenſter und Türen, Jung und Alt erfreute ſich am Anblick, den unſere jungen Soldaten boten, dadurch der Ver⸗ bundenheit mit den Soldaten unſerer Wehr⸗ macht ſichtbaren Ausdruck gebend. Mit der Aufhebung der entmilitariſierten Zone werden die Uebungen der Soldaten auch auf unſere Gegend ausgedehnt. Der Abteilung folgten mehrere Begleitwagen. Gewerbeſcheine. Die Einlöſung der Gewerbeſcheine bei der hieſigen Untererhebe⸗ ſtelle kann noch bis zum Freitag einſchl. er⸗ folgen. Eine Zuſtellung erfolgt dieſes Jahr nicht. rentafel des Alters Morgen Donnerstag, den 14. Mai, be⸗ geht unſer Mitbürger, Johann Helbig9., Waldſtraße 15, in geiſtiger und törperlicher Rüſtigkeit ſeinen 75. Geburtstag. Möge dem Invaliden der Arbeit auch fernerhin ein glück⸗ licher Lebensabend beſchieden ſein. Unſeren Glückwunſch! Todesfälle. Von herbem Leid betroffen wurde die Familie Michael Pfenning, Kirſchen⸗ ſtraße 17. Geſtern wurde ihr das 4½ Jahre alte Töchterchen und Schweſterchen Emma, nach nur Itägiger Krankheit, unerwartet durch den Tod entriſſen. Herzliche Teilnahme wen⸗ det ſich den Schwergeprüften zu. Im hieſtgen Krankenhaus ſtarb geſtern nachmittag nach kurzer, ſchwerer Krankheit im Alter von 44 Jahren Frau Eliſabeth Benz geb. Schmitt, die Gattin des ſchon längere Zeit in Goddelau bedienſteten Gg. Benz.— Die Beerdigung findet am Don⸗ nerstag, nachmittags 4 Uhr, hier, vom Eltern⸗ haus der Verſtorbenen, Hansſtraße 14, aus ſtatt. Die erſte Reiſe im D⸗Zug. NSV.⸗Kinderlandverſchickung! Helfe auch Du uns zur neuen Kraft! Werde Mitglied der NSV.! Der Amtswalter wirbt vom 2. bis 15. Mai um Deinen Beitritt. Neuer Lanbesjeuerwehrjührer In der Führung des Landesverbandes der Heſſiſchen Feuerwehren iſt ein Wechſel eingetreten. Der ſeitherige, langjährige Lei⸗ ter des Verbandes, Kreis feuerwehrinſpektor Ludwig Knaup in Birkenau, iſt nämlich, nachdem er den Verband nahezu 10 Jahre leitete, mit Rückſicht auf ſein vorgeſchrittenes Alter und ſeines angegriffenen Geſundheits⸗ zuſtandes wegen von der Leitung des Ver⸗ bandes zurückgetreten. Ludwig Knaup hat ſich um die heſſiſche ere große Verdienſte erworben. Der gute Stand der Feuerwehrſache in Heſſen iſt mit in erſter Linie ſein Verdienſt. U. a. iſt Knaup derjenige geweſen, von dem die Initiative zur Gründung der Heſſiſchen Feuer⸗ wehrſchule ausging, die anfänglich in Fried⸗ berg untergebracht war und jetzt ihren Sitz in Mainz hat. Knaup wird auch das Amt des Kreisfeuerwehrinſpektors von Heppenheim, des Vorſitzes des Kreisfeuerwehrverbandes Heppenheim und nicht zuletzt den Poſten des Provinzialvorſitzenden für die Provinz Star⸗ kenburg beibehalten, ſodaß er alſo auch noch weiterhin an maßgebender Stelle in der heſ⸗ ſiſchen Feuerwehrſache aktiv tätig ſein wird. Zu ſeinem Nachfolger— die Ernennung gilt allerdings zunächſt nur kommiſſariſch— wurde Regierungsbaurat E. Müller in Mainz beſtellt, der ſich beſonders um das rheinheſſiſche Feuerwehrweſen bereits ſehr verdient gemacht hat. N Sternwanderung bes Odenwald⸗ klub, Orisgruppe Viernheim Alljahrlich, am Himmelſahrtstage, wenn der Frühling ſeine Herrlichkeit ganz ent⸗ faltet hat, treten zur Pflege bewußten Heimat⸗ wanderns in Vereinen zuſammengeſchloſſenen Volksgenoſſen an beſonders ausgewählten und beſtimmten Orten zu machtvollen Kundge⸗ bungen zuſammen, um von den ſeeliſch⸗gei⸗ ſtigen Werten, von der Schönheit und Tiefe des deutſchen Wandergedankens und von der Bedeutung der Wanderbewegung für das deut⸗ ſche Volk überhaupt Zeugnis abzulegen. Für dieſes Jahr wurde als Kundge⸗ bungsort Neuſtadt a. d. H. auserſehen und zwar wird dieſelbe gemeinſam mit dem Pfäl⸗ zerwaldverein durchgeführt. Inmitten des pfälziſchen Weinbaugebietes liegt Neuſtadt, umgeben von burgbewehrten Bergen und grünen Weinbergen. Die Rebe klettert zur Höhe herauf bis zur Grenze der Edelkaſtanie. Mandeln, Feigen, Pfirſiche und Aprikoſen ſäumen Weg und Pfad. Von den Hügeln und Höhenwegen ſchweift der Blick über das alte Kurpfalzſtädtchen, über unzählige Dörfer, hin bis zum Rhein und jenſeits 5 Ufer ragen aus ſilbernem Dunſt die Berge unſeres Oden⸗ waldes. Neuſtadt iſt die Stadt des Weines, ſeine Bürger ſind lebensfrohe, aufgeſchloſ⸗ ſene Menſchen, die gerne Gäſte in ihren Mauern haben und ſich freuen, wenn ſich dieſe bei ihnen wohl fühlen. Die Vorbe⸗ reitungen ſind alle getroffen und verſpricht die diesjährige Himmelfahrt⸗Sternwanderung eine gute zu werden.— Wegen der Teilnahme wolle man bitte den Vereinsanzeiger beach⸗ ten. * * Voljeſt auf der Freilicht⸗ bühne. Die Vorbereitungen zu dieſer Ver⸗ anſtaltung ſind in allen Einzelheiten ſoweit gediehen, daß für einen genußreichen Auf⸗ enthalt Sorge getragen iſt. Wer nach des Alltags Sorgen und Mühen einige gemütliche Stunden verleben will, dem möchten wir heute ſchon zurufen: Auf zum Volksfeſt der Feuer⸗ wehrkapelle am Sonntag!(Siehe Inſerat). Maimarktlotterie. Bei der geſtrigen Ziehung der diesjährigen Mannheimer Mai⸗ marktlotterie wurden folgende Hauptgewinne gezogen: Hauptgewinn lein Perſonenkraft⸗ wagen, Opel⸗Limouſine) auf Los Nr. 5388, Gewinn 2(ein Pferd) Nr. 22 643, Gewinn 3 905 Fohlen) Nr. 14004, Gewinn 4 lein otorrad) Nr. 29 232. Rückſichtnahme bei der Feſt⸗ Hen von Lieferfriſten bei öf⸗ entlichen Aufträgen. Der Reichs⸗ miniſter des Innern weiſt in einem neuer⸗ lichen Runderlaß die Beſchaffungsſtellen der nachgeordneten Behörden ſowie der Gemeinden und Gemeindeverbände nochmals ausdrücklich auf die ergangenen Anordnungen über Liefer⸗ friſten bei öffentlichen Aufträgen hin und betont, daß es bei der Wichtigkeit des Aus⸗ fuhrgeſchäfts unbedingt erforderlich ſei, daß alle öffentlichen Beſchaffungsſtellen bei der Feſtſetzung der Lieferfriſten für öffentliche Aufträge auf das Auslandsgeſchäft ihrer Auftragnehmer und deren Unterlieferanten weiteſtgehend Rückſicht zu nehmen haben. Da⸗ bei müſſe Auslandsaufträgen grundſätzlich der Vorrang vor den öffentlichen Aufträgen ein⸗ geräumt werden. Die F......„ terſtützung bei Einberufenen. Bei Durchführung der Familienunterſtützung bei Einberufenen ſind in der Praxis bei einigen Bezirksfürſorge⸗ ſtellen Zweifelsfragen aufgetaucht, die der Reichsinnenminiſter durch eine Anordnung ge⸗ klärt hat. Danach darf Familienunterſtützung nicht für eine zurückliegende Zeit gewährt werden. Wird der Antrag erſt nach dem Ge⸗ ſtellungstag geſtellt, ſo kann ſie früheſtens vom Tage der Antragſtellung an gewährt werden. Geſchwiſter des Einberufenen ſind nicht unterſtützungsberechtigt, auch wenn ſie im Haushalt des unterſtützungsberechtigten Vaters des Einberufenen leben. Wird mit dem Einſetzen der Familienunterſtützung die dem Vater des Einberufenen gewährte Fa⸗ milienunterſtützung einſchließlich der Fami⸗ lienzuſchläge für die Geſchwiſter des Einbe⸗ rufenen eingeſtellt, ſo muß für letztere erfor⸗ lichenfalls die öffentliche Fürſorge eintreten. Vom Frühaufſtehen. Die Tage ſind wieder lang und das helle Morgenlicht lädt zum Aufſtehen zu einer Tageszeit ein, zu der man im Winter noch nicht gewohnt war, das warme Lager zu verlaſſen. Ausſchlafen muß der Menſch auf alle Fälle. Aber ein Morgen⸗ ſpaziergang iſt ein Genuß. Man fühlt die würzige Friſche und Reinheit der Morgenluft. Frühaufſtehen iſt zu dieſer Jahreszeit ein Gewinn für Körper und Geiſt. Lieber lege man ſich abends etwas eher zur Ruhe, um dem Körper den nötigen Schlaf zu ſichern. Es iſt natürlich nicht nötig, daß man ſogleich zwei Stunden früher aufſteht als gewöhnlich, aber man kann ſich allmählich an das Frühauf⸗ ſtehen gewöhnen. Jedenfalls wird es niemand bereuen, denn das uralte Sprichwort hat Recht:„Morgenſtunde hat Gold im Munde.“ Walde. Der Frühling bringt uns vieles Liebliche aus dem Pflanzenreiche: Anemonen, Veilchen und Schlüſſelblumen und auch den„Waldmeiſter“.„Herzfreude“ iſt der alte Name des Waldmeiſters, ſo wird er bereits in einem Kräuterbuche aus dem Jahre 1539 genannt. Darin heißt es auch,„daß er im Mai in Wein gelegt und darüber ge⸗ trunken“ das Herz erfreut und der„ver⸗ kehrten Leber“ wieder aufhilft. Darum heißt er auch noch„Leberkraut“ oder„Steinleber⸗ kraut“. Der heute übliche„Maitrank“ iſt urſprünglich eine Medizin. Wegen des köſt⸗ lichen Aromas, das der Waldmeiſter beſitzt, iſt er für manchen eine angenehme Medizin. Bei uns iſt der Waldmeiſter im Laubwald überall reichlich zu finden, und zu kleinen Sträußchen gebunden kommt er im Frühjahr auf die Märkte oder wird von Hauſierern angeboten. Frühjahrunkräuter im Geireibe Mit dem Ablaufen der Frühjahrsſaat ſtellen ſich auch zahlreiche Unkräuter ein, vor allem Hederich und Ackerſenf. Sie benötigen zum Keimen Wechſeltemperaturen d. h. ſtarke Unterſchiede zwiſchen höchſter Tages⸗ und niedrigſter Nachttemperatur. Da ſolche Wech⸗ ſeltemperaturen in dieſem Frühjahr häufig waren, iſt mit einem ſtarken Auftreten der Unkräuter zu rechnen, ſodaß der Bauer und Landwirt deren Bekämpfung nicht außer Acht laſſen ſollte. Sie müßte ſchon mit dem zei⸗ tigen Abſchleppen des Ackers beginnen, da⸗ mit die Unkräuter keimen und bei der Saat⸗ bereitung mitvernichtet werden. Nach dem Auflaufen des Getreides können durch Anwendung von Saategge oder Unkrautſtriegel ebenfalls viele Unkrautpflänz⸗ chen zerſtört werden. Die Bekämpfung mit chemiſchen Mitteln muß ſpäteſtens einſetzen, wenn die Unkräuter das vierte Blatt gebildet haben. Man ſpritzt dann an trockenen Tagen, möglichſt bei Sonnenſchein, mit dem vom deutſchen Pflanzenſchutzdienſt empfohlenen Spritzmitteln oder ſtreut in den Morgenſtun⸗ den auf die taufeuchten Pflanzen Kaliſtick⸗ ſtoff, Staubkainit oder ein Gemiſch von beiden aus. Hauptſchriftleiter und verantwortlich für den politiſchen Teil Ludwig Kramarcezyk, Worms, für den übrigen Teil Friedrich Martin, Viernheim. Verlag: Ver⸗ einigte Zeitungsverlagsgeſellſchaft m. b. H., Worms. Geſchäftsſtelle: Friedrich Martin, Viernheim. Druck: Wormſer Verlags⸗ und Druckereigeſellſchaft m. b. H., Worms. Du. IV. 1936: über 1200. Zur Zeit iſt Anzeigenpreisliſte Nr. 5 gültig. BE ðĩ³Vò. e Man wird eben alt 66 Nichts iſt kurzſichtiger, als den Zer⸗ ——ü— fall der Zähne mit dieſer Redensart abzutun, ihn als unvermeidlich hin⸗ zuſtellen. In den weitaus meiſten Fͤllen ſind wir ſelber ſchuld daran, wenn unſere Zähne erkranken und mit der Zeit unbrauchbar werden. Wie viele Menſchen z. B. verſäumen es noch, abends ihre Zähne mit Chlorodont zu 1 Dabei ſind die Zähne doch gerade des Nachts durch die Zerſetzung er Speiſereſte am meiſten gefährdet. Wer alſo ſeine Zähne bis ins hohe Alter geſund erhalten will, pflegt ſie vor allem abends mit Chlorodontl —— — —* 5 CCC a 2 Aus Stadt und Land Große Unwetterſchäden Die Mosbacher Gegend ſchwer heimgeſucht. Mosbach, 13. Mai. Wie ſich bei ffeldbege⸗ hungen jeßt herausſtellt, iſt die Unwetterka⸗ taſtrophe bedeutend größer, als man im er⸗ ſten Augenblick annahm. Am Montag be⸗ fand ſich auch Innenminiſter Pflaumer und Landeskommiſſär Scheffelmeier in Mosbach, um ſich von den gewaltigen Schäden per⸗ ſönlich zu überzeugen. Das Unwetter, das wie bereits gemeldet, in Mosbach und Nek⸗ karzimmern großen Schaden anrichtete— in Mosbach iſt zum Beiſpiel eine Gärtnerei völlig vernichtet worden— hat auch in der Gemeinde Billigheim ungeheuren Schaden verurſacht. Großer Hagelſchaden hat die Bäume entlaubt und ganze Aeſte ab⸗ geriſſen, ſo daß dieſes Jahr mit einer Obſt⸗ ernte nicht gerechnet werden kann. Das Wetter richtete ferner in Waldmühl⸗ bach und Neckarburken großen Scha⸗ den an. Auch das Bergfeld bei Mosbach, die erſte badiſche Bauernſiedlung, hatte un⸗ ter dem Unwetter zu leiden. Der Geſamtſchaden dürfte ſich nach vor⸗ ichliger Schätzung auf 110 000 RM belau· en, denn außer den großen Flurſchaäden wurden viele Hhäuſer durch den Waſſerdruck in Mitleidenschaft gezogen. Unwetter auch im Angelbachlal. Wiesloch, 13. Mai. Am Sonntag morgen kurz nach 7 Uhr ging über unſere Gegend ein wolkenbruchartiger Regen nieder, der von Hagelſchlag begleitet war. Im Nu wa⸗ ren die Straßen und tiefer gelegenen Plätze überſchwemmt und das Ackerfeld aufgeriſſen. Namentlich im Angelbachtal hat das Unwetter bös gehauſt, und es wird ange⸗ ſtrengter Arbeit bedürfen, um den Schlamm von den Straßen und Wegen wegzuſchaffen. Beſonders ſchwer wurden der Stadtteil Alt⸗ Wiesloch und die Ortſchaften Baiertal und Dielheil betroffen. Wie Sturzbäche wälzten lich die Waſſermaſſen von den Hängen ins Tal, und der Angelbach wurde in einen rei⸗ zenden Strom verwandelt, der oberhalb der Brücke in Baiertal bald über das Ufer trat und die beiden Kreisſtraßen Wiesloch—Mek⸗ kesheim ein Meter unter Waſſer ſetzte. In den tiefer gelegenen Ortsteilen drang das Waſſer in die Keller und Ställe und man hatte Mühe, das Vieh in Sicherheit zu brin⸗ en. Traurig ſieht es auf den Feldern aus, bie auf weite Strecken verſchlammt ſind. Der ————— geb. Schmitt Todes- 1 Anzeige Gott, der Allmächtige, hat meine liebe Gattin, unſere treu⸗ beſorgte gute Mutter, Schweſter, Schwägerin und Tante trau Elisabeth Benz 4 geſtern nachmittag 2.15 Uhr nach N ſchwerer Krankheit, verſehen mit den Tröſtungen unſerer hl. Kirche, im Alter von Fruchtanſatz liegt an den Abhängen am Bo⸗ den. Eine derartige Waſſerkataſtrophe hatte man ſeit Jahrzehnten nicht mehr zu verzeich⸗ n en. Bei St. Ilgen iſt der Damm der Leim⸗ bach gebrochen und zwar in einer Breite von drei Metern. In angeſtrengter Tätigkeit konnte die St. Agener Feuerwehr binnen zwei Stunden die Bruchſtelle wieder dicht machen. Immerhin hat der Dammbruch ziemlichen Schaden verurſacht. Molkerei-Verſuchs⸗ und Lehranſtalt für Rheinland, heſſen-Naſſau und Saarpfalz. Neuwied, 12. Mai. In Anweſenheit des Landesbauernführers Rheinland, Freiherrn von Eltz⸗Rübenach, weihte die Molkerei⸗Ge⸗ noſſenſchaft Neuwied ihr neues Molkerei⸗Ge⸗ bäude und damit die modernſte Molkerei⸗ Anlage des Rheinlandes ein. Welche Bedeu⸗ tung dieſer vollkommenſten Molkerei, die augenblicklich im deutſchen Weſten beſteht, beigemeſſen wird, bewies neben der Anwe⸗ ſenheit des Landesbauernführers die große ahl der Vertreter von Staat, Partei und eichsnährſtand. Der Bau, für den rund 200 000 Mark aufgewendet wurden. war auch von wirtſchaftlicher Bedeutung für das Na Handwerk ſowohl wie für die ein. chlägige Industrie. Im Hinblick darauf, daß weit und breit keine derartig hervorragend ausgeſtattete Molkerei vorhanden iſt, bead⸗ ſichtigt der Reichsnährſtand, in Verbindung mit dieſer in Neuwied eine Molkerei⸗Ver⸗ ſuchs⸗ und Lehranſtalt für das Rheinland, Heſſen⸗Naſſau und die Saarpfalz zu errich⸗ ten. Die Baukoſten für dieſe Anſtalt, mit der das Fachſchulweſen der Stadt Neuwied eine weitere nicht unbeträchtliche Bereiche ⸗ rung erfahren würde, ſind bereits mit 400 000 Mark veranſchlagt. Wilderer kommt ins Zuchthaus. Frankfurt a. M., 12. Mal. Die Zweite Strafkammer verurteilte den 50jährigen Guſtav Imhäuſer wegen gewerbs- und ge⸗ wohnheitsmäßigen Wilderns und verſuchter Nötigung zu vier Jahren Zuchthaus, fünf Jahren Ehrverluſt und Sicherungsverwah⸗ rung. Der ſiebzehnmal vorbeſtrafte Ange⸗ klagte war im Dezember im Frankfurter Stadtwald feſtgenommen worden. Zwei Waldarbeiter hörten vormittags einen Schuß fallen und ſahen gleich darauf, wie zwei Rehe durch das Gehölz ſprangen. Als die Arbeiter Umſchau hielten, bemerkten ſie einen hinken⸗ den, auf einen Stock geſtützten Spaziergän⸗ ger, der ihnen verdächtig vorkam, und den Programm „T ö zu dem am Sonntag, den 17. Mai auf dem Platze der Freilichtbühne ſtattfindenden Volksjeſt der Feuerwehrkapelle Viernheim Samstag: abends 7 Ahr großer Propagandamarſch 5 anhielten. Man fand bei ihm unter der eſte einen zuſammengelegten Ruckſack, in dem ſich Blut und Wildhaare vorfanden. Der Fremde ſollte nun zum Polizeirevier nach Schwanheim mitkommen. Die drei Leute gingen eine Strecke zuſammen, dann trennte ſich der eine Arbeiter von ihnen, weil er verſchiedenes Werkzeug fortbringen woll⸗ te. Der den Unbekannten begleitende Wald⸗ arbeiter behielt ihn ſcharf im Auge. Plötzlich hielt ihm der Fremde ein Flobertgewehr vor den Körper und rief:„So was willſte jetzt?!“ Der Arbeiter griff ſofort nach der Waffe und kam mit dem Gegner ins Rin⸗ gen. Bei dem Kampf löſte ſich ein Schuß, doch wurde der Arbeiter glücklicherweiſe nicht getroffen. Er warf den Täter zu Bo den, der mit ſeiner Pfeife, die mit einem Taſchentuch umwickelt war, den Arbeiter mit dem Rufe:„Ich ſchieße“ einſchüchtern wollte. Es gelang, den Täter einzuliefern. Als die Kriminalpolizei ſeine Wohnung in der Allerheiligenſtraße durchſuchte, fand man einen friſch gebratenen Haſen in der Pfanne. Imhäuſer wilderte nicht nur im Frankfurter Fer. ſondern auch im Vilbeler Wald. Das Zericht war überzeugt, daß es ſich bei dem Angeklagten um einen gemeingefährlichen Menſchen handelt, der die Sicherheit im Stadtwald ſchwer gefährdete, und der nahe daran war, ſich des Totſchlags ſchuldig zu machen. Perſonal veränderungen in der Juſtizver⸗ waltung. Darmſtadt, 12. Mai. Verſetzt wurden mit Wirkung vom 1. Mai: Vizepräſident Dr. Werner, Darmſtadt, als Senatspräſident an das Oberlandesgericht Düſſeldorf: Senats⸗ präſtdent Dr. Hanſen, Berlin, unter Beſtel⸗ lung zum Vizepräſidenten an das Oberlan⸗ desgericht Darmſtadt; Amtsgerichtsrat Dr. Adam, vom Amtsgericht Frankfurt a. M. an das Amtsgericht Mainz: Amtsgerichts rat Herber vom Amtsgericht Offenbach a. M. an das Amtsgericht Frankfurt a. M. * Jrankfurt a. M., 12. Mai.(Auto ⸗ diebe feſtgenommen.) Der Frank⸗ 1 Kriminalpolizei gelang es, zwei Auto⸗ iebe, und zwar den 22jährigen K. aus Ham⸗ burg und den 25jährigen A. D. aus Frank⸗ furt a. M., feſtzunehmen. Die beiden Diebe ſtahlen Wagen von der Straße weg und machten damit Spritztouren in die nähere und weitere Umgebung Frankfurt. Ging der Betriebsſtoff aus, ſo ließen ſie die Wagen herrenlos auf der Landſtraße ſtehen. Verbraucherhöchſtpreiſe für Speſſekartoffeln im Mai. Frankfurt a. M., 12. Mal. 1 rungspräſident in Wiesbaden hat die Ver⸗ braucherhöchſtpreiſe für Speiſekartoffeln für den Monat Mai 1936 wie folgt feſtgeſetzt: Frankfurt a. M., weiße, rote und blaue, bei Lieferung durch den Handel an Verbrau⸗ cher frei Keller, Zentner 3.55—3.75 RM, bei Lieferung unmittelbar vom Erzeuger an Verbraucher, frei Keller, Zentner 3.20—3.40 RM, für 10 Pfund im Kleinverkauf 0.42 bis 0.44; Wiesbaden, gelbe, 3.85—4.05, 3.50 bis 3.70, 0.45—0.47; übrige Gemeinden mit Ausnahme der reinen Landgemeinden, weiße, rote und blaue 3.45—3.65. 3.00—3.20, 0.41—0.43, gelbe 3.75—3.95, 3.30—3.50, 9.44—0.46; reine Landgemeinden(die ſich ſelbſt verſorgen), weiße, rote und blaue—, 3.00—3.20, 0.32—0.34, gelbe—, 3.30—3.50, 0.35—0.37. Der Abgabepreis für Mengen 8 10 Pfund wird auf 5 Pfennig feſtge⸗ etzt. Lampertheim, 13. Mal.(Selbſtmord auf den Schienen.) Hier hat ſich am Montag die 32 Jahre alte Ehefrau Klotz von einem Perſonenzug überfahren laſſen. Die Räder der Maſchine gingen ihr über den Kopf, ſo daß der Tod ſofort eintrat. Die Verzweiflungstat ſoll auf eheliche Unſtim⸗ migkeiten zurückzuführen ſein. 0 Biblis, Ried, 13. Mai.(Scheune ab⸗ ſte dia n td In der Nacht auf Montag ſt hier die mit Vorräten gefüllte Scheune des Landwirts Heinrich Kohr einem Brand zum Opfer gefallen. Die Flammen haben auch landwirtſchaftliche Maſchinen und Ge⸗ räte vernichtet, ſo daß der Schaden groß iſt. 11 Entſtehungsurſache iſt noch unaufge⸗ ärt. Mainz, 12. Mal.(Ein Wüſtling un⸗ ſchäd lich de ma ch Der 42 jährige Daniel Lochotzty aus Worms bot vor der Großen Strafkammer Mainz ein Bild eines vollkommen verwahrloſten Subjektes, das ſich nur in ſeinem verbrecheriſchen Milieu wohlfühlt. An drei ſeiner Kinder verging er ſich ununterbrochen, ohne Rückſicht auf das 1 Alter derſelben zu nehmen, Das Scheu⸗ al verſchwindet zunächſt für ſeine Straftaten auf 7 Jahre ins Zuchthaus und erhält die Ehre für 10 Jahre abgeſprochen. Nachher wird er in Sicherungsverwahrung genom⸗ men, da noch Roheitsdelikte und andere ſchwere Gewohnheitsverbrechen auf ſein Konto kommen. Die Entmannung wurde außerdem angeordnet. An bie Viernheimer Bevölkerung! Dankopjer ber Nation! Der Stabschef des Führers, Pg. Viktor Lutze, hat dem Führer zu ſeinem Geburtstag die Planung und die Ur⸗ kunde eines großen Opferwerkes übergeben, das alljährlich von der SA. durchgeführt und jeweils dem Führer an ſeinem 44 Jahren zu ſich in die Ewigkeit abgerufen. Viernheim, Goddelau, den 13. Mai 1936. Dle trauernden Hinterbllenenen. Die Beerdigung findet morgen Donnerstag, den 14. Mai, nachm. 4 Uhr, vom Trauerhauſe, Hansſtraße 14, aus ſtatt. der 25 Mann ſtarken Kapelle ſowie Spielleute durch ver- Geburtstag als ſchiedene Ortsſtraßen. ö Sonntag vormittags 10 Ahr Frühſchoppenkonzert. Danko pier der Aallon auf dem Feſtplatz. dargebracht werden ſoll. Dieſes Dankopfer ſoll der Aus⸗ 2. Ahr: Marſch vom Lokal„Zum Storchen“ nach dem J druck eines einigen deutſchen Volkes an feinen Führer ſein 1(Freilichtbühne) im Bekenntnis ſeines einheitlichen Willens der Opfertat. Ahr ab: Die SA. wird als erſten Bauſtein zu dieſem Dankopfer Danksagung 0 Inkels Viernheim, den 12. Mai 1936 Für die vielen Beweiſe herzlicher Anteilnahme bei dem uns betroffenen ſchmerzlichen Verluſte meines lieben Gatten, unſeres treu ſorgenden Vaters, Schwiegervaters, Bruders, Schwagers und Herrn nos Bergmann ſowie für die ſo überaus zahlreiche Beteiligung beim Gange zur letzten Ruheſtätte ſagen wir innigſten Dank. Beſonderen Dank der Hochw. Geiſtlichkeit für den troſtreichen Beiſtand, den Barmh. Schweſtern für ihre aufopfernde Pflege. Ferner dem Geſang- verein Liederkranzfür den erhebenden Grabgeſang, der Freiw. Feuer⸗ wehr, ſo wie der Krieger⸗ und Soldatenkameradſchaft 1875, dem Turnverein, dem R. E. V. Deut ſcher Gaſtwirte und ſeinen Schul⸗ kameraden für die dem Verſtorbenen erwieſene letzte Ehre und die Kranzniederlegungen. Auch Dank für die vielen Kranz⸗ und Blumenſpenden und den Stiftern von hl. Seelenmeſſen. Die trauernden Hinterbliebenen herzlichſte eingeladen! Abends 8 Ahr: großes Sommernachtsfeſt mit Tanz— Liedervorträge der Viernheimer Geſang⸗ vereine ſowie turneriſche Vorführungen des Turnvereins. Zu dieſer Veranſtaltung iſt die ganze Einwohnerſchaft auf das Verein. Feuerwehrkapelle Freiw. Feuerwehr Viernheim ſchaffen. Eintritt frei! Volksjeſt— Konzert— Kinberbeluftigung in dieſem Jahr Zwei ſtarke Einleg- schweine u verkaufen. lexander⸗ ſtraße 54. Zu verkaufen: Spinat, Ohmet und Stroh Luiſenſtr. 56. Joues- anzeige Es iſt beſtimmt in Gottes Rat, daß man vom Liebſten, was man hat, muß ſcheiden Zaucsacſ en in einfacher bis feinster Achtung! P Lage Gasherd. Sonlderwerhung u den günſtigſten Zahlungsbedingungen. 100% Peter Belz 9 Rest in 24 Monatsraten mit der Gasrechnung. Intereſſenten, auch für kombi⸗ nierte Herde, wollen ſich ſofort melden bei der Bürgermeiſterei, Zimmer 19. Gebr. Noeber A.⸗G. täglich Nochmals im alten Kampf eine Sieblung jür den beutjchen Arbeiter Zur Verwirklichung dieſes großen und herrlichen Ge⸗ dankens wird auch die ganze Bevölkerung aufgerufen, ſich in die aufgelegten Ehrenliſten einzutragen. Die Ehrenliſten liegen auf im S A.⸗Sturmdienſtbüro (Obertruppführer Pg. Bal dau f) von morgens 9 bis 7 Uhr abends, bis 22. Mai. Eine große öffentliche Eintragung in dieſe Ehrenliſten erfolgen durch alle Gliederungen der Partei und angeſchloſ⸗ ſenen Verbände, der Vereine und der geſamten Bevölkerung Das überwältigende Bekenntnis am 29. März zu ſeinem Führer ſoll die ganze Bevölkerung zur Einzeichnung in die Ehrenliſten bereit finden in dem einzigen Gedanken: Alles jür Deuljchland! Mit dieſem Geſchenk für unſeren Führer ſoll zum Ausdruck kommen unſere Geſchloſſenheit und unſer Wille, dem Führer und unſerem Volk ſtets aufs neue zu dienen, geiſt immer wachſam und immer bereit. Saarſtraße 15 Heil Hitler! Darmſtadt SA. Trupp 1 Viernheim Sturm 11/171 Winkenbach, Truppführer. S A. 60/ R250, Sturm Viernheim Baldauf, Obertruppführer N SD AP., Ortsgruppe Viernheim Franzke, Ortsgruppenleiter Zeitungsanzeigen haben Erfolg, weil der Leſer den Anzeigenteil ebenſo aufmerkſam lieſt ö wie den redaktionellen Teil. f In Gottes heiligem Willen iſt es gelegen, unſere herzensgute Tochter und Schweſter n — N nach kurzer Krankheit, e—nuunerwartet, im Alter e en von 4½ Jahren zu ſich in den Himmel zu nehmen. Viernheim, den 13. Mai 1936 In tiefer Trauer: Familie Michael Pfenning. Ausführung bei dillig- ster Berechnung lieferi Vereins An ki er die Buchdruckerei der Odenwaldklub, Ortsgruppe Viernheim. Die dernneimerbolkszẽeung nulfahet det Mah fue Fenſpentk weht. 5 17 Haardt. Anmeldungen ſind ſofort beim Vorſitzenden —— ͤ..—⅛. oder im Klublokal„Löwen“ zu tätigen. Gäſte ſind willkommen. Die Beerdigung findet am Donnerstag nachm. 5 Uhr, vom Trauerhauſe, Kirſchenſtr. 17, aus ſtatt. neuæ Ce/ Kämpfe mit uns für ein geſundes und ſtarkes Volk. Werde Mitglied der NS. Deshalb: durch Zeitungsanzeigen werben— wirkſam werben! Er kauft und abonniert die Zeitung vielfa auch we der Anzeigen. 2 r 997