iernheimer . 0 8 2 0 5 5 . N 8 725 80 3 5 1 f 0 5 9 t 0 4 Ainfsblatt der Vürgermeiſterei Viernheim Verkündigungsblatt der NS d AN. Viernheim 55 N 155 85 145 8 4 ab. 80 N T. ac bl e An ö eigenprei 8 en 115 4* Höhe 8 1 25 Breite 3 M 1 2: einſchließli ö ll m Hö f 0 11 f f 1215 b gülti 0 duch die Pot monalich 1.50 1. M. ausschließlich Beſtelgeld⸗ Einzenundner 10 99g S 2 ech eale Viernheim Biemendſtaße 15. bern 3 J. Ludwigshafen 2510. i lummer 122 Mittwoch den 27. Nai 1936 12. Jahrgang 0 0 Frankreichs doppelſpiel Während ſeiner neuen Beſprechungen mik U dem rumäniſchen Außenminiſter Tiku⸗ lescu in Paris zeigte ſich der ſtellverkre⸗ kende franzöſiſche Außenminiſter Paul- oncour merkwürdigerweiſe beſorgk um die große Zurückhaltung Englands in der oſtafrikaniſchen Frage. Herr Paul-Voncour kuk nach bewährter franzöſiſcher Der Aufruhr in Paläſtina eee Bombenflugzeuge gegen die auſſtändiſchen Araber— Blulige Jeuergefechle 00 e ele f scharfes Vorgehen der brillſchen Regierung erwarlel a wee en age dee das in Paris und London die Forkſetung N der Sanktionen berät, während es unker der n f f Dabei ſcheinen ſich breite arabiſche Volksſchich⸗ ſei, werden von zuſtändiger Seite in Abrede Hand in Nom wiſſen läßt, das ſei gar nicht 16 Engliſche Breſſeberichle N ten an dieſen Sabotageakten zu betei⸗ geſtellt. ſo ſchlimm gemeink. Nehmen wir hinzu, daß f. W. 5 175 1 l ligen. So gewinnt auch der arabiſche General—⸗ lei bleil Kü der franzöſiſche Geſandte in 1 1 Palaſtina nehmen, wie die engliſchen ſtreik immer mehr die Form eines regel⸗ g 3 b 5 1 melden, immer bedrohlicheren Umfang an. rechten Aufruhrs. Obwohl bas Mill⸗ go Heia lei ung zum 1 zug Addis Abeba am Himmelfahrkstag Wee Teilweiſe haben die Kämpfe zwiſchen Arabern und Juden, die nunmehr ſeit 6 Wochen im Gange ſind, bereits den Charakter eines offenen Aufſtandes, der den britiſchen Behörden große Schwierigkeiten bereitet. Der tär und die Polizei die Straßen täglich mehr⸗ fach von Nägeln ſäubern, bleiben immer wie⸗ der die Kraftwagen des Militärs, der Po⸗ lizei und der Mandatsbehörden mit zerſtörten Reifen auf der Strecke. großen Empfang zu Ehren der italieniſchen Offiziere gab und eine Huldigungsrede an Italien hielk, ſo kann man ſich nicht verwundern, wenn gezwungen London, 26. Mai. Wie aus Jeruſalem ge⸗ meldet wird, ſuchten am Dienstag mehrere Flugzeuge das Hügelgelände im Bezirk von Nablus nach bewaffneten arabiſchen Banden ab. ganze Küſtenſtrich von Haifa bis Gaza und das Gebiet zwiſchen Jeruſalem und Nazareth ſind von den Unruhen berührt. Bewaffnete Trupps ſtreifen durch die Hügel und feuern vielfach auf die Polizei und die britiſchen . Truppen. N 1 In dieſer und ähnlicher Weiſe berichten heute die führenden Blätter in großer Auf⸗ machung über die Lage in Paläſtina. Die Meldungen laſſen vermuten, daß in nächſter man in London dieſe Dinge mik Skepſis bekrachlek und in Nom darin die ſchon von Laval mit beſtem Erfolg bekriebene Politik der zwei Eiſen im Feuer ſiehl. Noch weniger iſt es verwunderlich, wenn man in Rom jene Kundgebungen des fran- N zöſiſchen Geſandken in Abeſſinien als eine a Vorbereitung der Anerkennung der Annexion Die arabiſchen Arbeiter des Militärflug⸗ platzes Ramleh ſind in den Streik getreten. Sie wurden durch Juden erſetzt. In Tel Aviv wurde wiederum ein kommu— niſtiſcher Stützpunkt ausgehoben, wobei acht Perſonen verhaftet wurden. Die arabiſche Zeitung„Iſlamijah“ wurde wegen Aufforderung zum Beamtenſtreik auf 14 Tage verboten. Der„Evening Standard“ berichtet, daß meh⸗ rere dieſer Banden einen Ueberfall auf ein Militärlager verſucht und eine Pa⸗ trouille beſchoſſen hätten. Andere zerſtörten die Ernte, die Telefonleitungen und die Eiſenbahn⸗ ſignale. Die Geſetzloſigkeit im Lande habe einen Zuſtand erreicht, der faſt an einen be⸗ waffneten Aufſtand grenze. Britiſche Polizei, die mit Maſchinengewehren ausgerültet 1 8 Zeit mit einem ſcharfen Vorgehen der briti⸗ ſchen Behörden gerechnet werden muß. Der britiſche Oberkommiſſar erklärte am Montag, daß ſich die Regierung durch keinen Streik und keine Gewalttätigkeiten von ihrer Ent⸗ ſchloſſenheit abbringen laſſen werde, die Man⸗ datsverpflichtungen voll und ganz zu erfüllen. Wie im einzelnen berichtet wird, kam es in der jüdiſchen Kolonie Meſha zu einem Kampf zwiſchen Arabern und der Polizei. Die Araber rückten aus mehreren Rich⸗ tungen gegen die Kolonie vor und eröff⸗ neten das Feuer. Später trafen engliſche Truppen ein, die die Araber, nachdem ſie Verluſte erlitten hatten. zurücktrieben. Auch in Gaza, wo Araber die Telegraphenlinien zerſtört hatten, machte die Polizei von der Schußwaffe Gebrauch. Den Behörden war mitgeteilt worden, daß in der Nähe von Jaffa mehrere engliſche Familien in Gefahr ſeien. Truppen, die darauf zur Un⸗ terſuchung entſandt wurden, vrachten die Fa⸗ milien in Sicherheit. Bei dieſer Unterneh⸗ mung wurde ein britiſcher Soldat verwundet. Auf der Straße zwiſchen Nablus und Janin kam es zu einem Gefecht zwiſchen Arabern und britiſchen Truppen, bei dem es mehrere Verletzte gab. Unter den Verwundeten befin⸗ det ſich auch ein ſchottiſcher Soldat. Auf die Filiale der Anglo⸗Paläſtina⸗Bant und auf den Bahnhof in Jaffa wurden am Montag mehrere Bomben geſchleudert. Zu dem Zwiſchenfall in der Nähe von Na⸗ zareth wird ergänzend gemeldet, daß die Einwohner der Stadt Kefr Kenng durchmar⸗ ſchierende engliſche Truppen mit einem Stein⸗ hagel empfingen. Die Truppen durchſuchten darauf die Häuſer, wobei ſie von den Dächern weiter mit Steinen beworfen wurden. Viele Frauen beteiligten ſich an dieſem Angriff. Ein Engländer erhielt eine ſchwere Kopfwunde. Die Truppen machten von der Schußwaffe Ge⸗ brauch. Dabei wurde ein arabiſches Mädchen getötet. Nach einer weiteren Meldung wurde von der Moſchee in Jaffa aus ein Angriff auf die Polizei durchgeführt. Es wurden Schüſſe abgefeuert und Bomben geſchleudert. Am Dienstagmorgen kam es am Fuße des Berges Tabor zu einem Zuſammenſtoß zwiſchen britiſcher Polizei und etwa 250 Arabern. Die Polizei mußte ſich nach kurzem Gefecht wegen Munitionsmangels zurückziehen. Reine Nacht ohne Bombenwürſe Jeruſalem, 26. Mai. In den Städten Paläſtinas vergeht keine Nacht mehr ohne Bombenwürfe, ſodaß die Bevöl⸗ kerung unter dauernder Unruhe gehalten wird, chen dürfte wird in der Weiſe werden, daß die Angeklagten laufend in Ein⸗ zelprozeſſen ſowie in kleinen Gruppen vernom⸗ men und abgeurteilt werden, da die meiſten Angeklagten in anderen Fällen wieder Zeugen vernommen werden müſſen. Gerüchte, wonach das Konſularkorps zur Vorbereitung eines gemeinſamen Schrittes bei der Mandatsregierung zuſammengetreten Ueber 200 Franziskaner vor Gericht schwere ſilkliche Verfehlungen an Geiſteskranken un Die Beweisaufnahme Koblenz, 26. Mai. Vor der Dritten Gro⸗ ßen Strafkammer des Landgerichts Koblenz begann heute ein Prozeß gegen weit über 200 Angehörige des Franziskaner⸗Bruderordens, denen ſchwerſte ſittliche Verfehlungen zur Laſt gelegt werden. Es handelt ſich nicht nur umſchwerſte ſittliche Vergehen der Ordensbrüder untereinander, ſondern auch an Pflegebefohlenen, die in den Anſtalten des Ordens untergebracht waren, darunter Geiſteskranken, ſowie um die Ver- führung zahlreicher minderjähriger Fürſorge⸗ pfleglinge, die zum Teil Beichtkinder der An⸗ geklagten waren und ſchließlich um die Ver⸗ führung junger Aſpiranten. Die Straſtaten ſind in ſämtlichen Niederlaſſungen des Fran⸗ ziskaner⸗Bruderordens im Rheinland und in Weſtfalen vorgekommen. Die Zahl der an⸗ geklagten Ordensbrüder müßte eigentlich noch um erwa 60 höher ſein. Die Fehlenden haben ſich jedoch durch Verſetzungen in die Nieder— laſſungen des Ordens nach Holland ihrer Feſt⸗ nahme entzogen. Ein großer Teil der Ange⸗ klagten hat bereits umfaſſende Geſtändniſſe ab⸗ gelegt. Der Prozeß, der mehrere Monate beanſpru⸗ durchgeführt als Am heutigen Dienstagvormittag begann un⸗ ter dem Vorſitz von Landgerichtsdirektor van Kooliayk der erſte Prozeß gegen den 46jährigen Franzistanerpater genannt Bruder Leovigill, zuletzt im Fran⸗ zistanerkloſter in Warendorf(Weſtfalen), ge⸗ gen den 28 Jahre alten Wilhelm Schröder aus Kohlſcheid bei Aachen, den 1 jährigen Fritz B. aus Warendorf und den 18jährigen Heinr. B. aus Warendor Die Anklage vertritt Bernhard Steinhoff, durch Frankreich nimmk. Beſonderen Anlaß zu dieſer Hoffnung Italiens hak die Erklä⸗ rung des franzöſiſchen Geſandlken gegeben, daß die Italiener den Abeſſiniern„Ordnung und Ziviliſation gebrachk haben“. Infolge; deſſen nimmt man in Rom auch oͤie kühle Aufnahme der Muſſoliniſchen Angeboke, die man bekannklich mit auffallender Schärfe nach dem Schritt Grandis demenkleren ließ, nicht allzu kragiſch, zumal man ſich von der Rückkehr Hoares als Miniſter ohnehin einen Ausgleich mik England ver⸗ ſpricht. Als erſte Vorausſetzung dafür ſiehk man freilich nach wie vor in Rom die Zu- rückziehung der britiſchen Flokke aus dem Mittelmeer an. Auf der anderen Seike hal der gegenwär⸗ kige ikalieniſche Oberbefehlshaber und Regenk in Abeſſinien, Varſchall Graziani, ſo⸗ eben erſt erklären laſſen, daß das italieniſche Heer in Oſtafrika„aus Gründen der Klug⸗- heit“ intakt, d. h. auf ſeiner jetzigen Skärke bleiben müſſe. Dieſe Erklärung zuſammen war, wurde heute am Fuße des Berges Tabor im unteren Tal von Galiläa zum Rückzug ge⸗ zwungen. 2 minderjährigen Pflegebefohlenen, d Beichklindern Oberſtaatsenwalt Hattingen(Bonn a. Rhein). Zur Verteidigung ſind 5 Rechtsanwälte er⸗ ſchienen. Der angeklagte Franziskanerpater Stein⸗ hoff, der ſich ſeit Dezember 1935 in Unter- ſuchungshaft befindet, wird beſchuldigt, in der Ordensniederlaſſung Waldbreitbach ſowie an⸗ deren Ordensanſtalten durch vier ſelbſtändige Handlungen als geiſtlicher Lehrer und Erzie⸗ her mit minderjährigen Schülern u. Zöglin⸗ gen unzüchtige Handlungen vorgenommen zu haben und ferner in acht weiteren Fällen mit Perſonen männlichen Geſchlechts widernatür⸗ liche Unzucht getrieben zu haben. Die übrigen drei Angeklagten werden beſchuldigt, mit dem erſtangeklagten Steinhoff homoſexuellen Ver⸗ kehr getrieben zu haben. die Folge des Vahlergebniſſes Das belgiſche Kabinelt zurückgelrelen. Brüſſel, 26. Mai. Das belgiſche Ka- binett iſt zurückgekreken. Am Diens⸗ kag um 17 Uhr krak der Winiſterrat zuſam- men, um zu der durch das Ergebnis der Neuwahlen geſchaffenen Lage Skellung zu nehmen. Nach kurzer Berakung wurde beſchloſſen, dem König den Rückkritt des ge⸗ ſamken Kabinekts zu unkerbreiten. Miniſter⸗ präſidenk van Zeeland begab ſich ſofork zum König, um dieſem den Beſchluß des Kabinekks mitzuteilen. Der Vorſitzende, Landgerichtsdirektor van Koolwyk, ertlärte zu Beginn der Verhand⸗ lung: Es iſt heute der Anfang der Verhand⸗ lungen, die ſich über mehrere Monzte hinzie⸗ hen und in denen wir über ſittliche Verfeh⸗ lungen der Angeklagten zu befinden haben, die zum Teil ein Ausmaß erreicht haben, das auch von uns nicht in dieſem Umfang erwartet worden war und nicht erwartet werden konnte. Ich möchte deshalb nicht nur die Zeugen, ſon⸗ dern vor allem die Angeklagten nachdrücklichſt darauf aufmerkſam machen, daß ſie ſich Milde nur verdienen können, wenn ſie die Wahrheit ſagen. mit der anſcheinend nichk nur aus Urlaubs- gründen erfolgten Rückberufung des Mar- ſchalls Badoglio, deſſen militäriſche Au⸗ korität man angeſichts der gegenwärkigen Si- tuation im Miktelmeerbecken in ſeiner Hei⸗ mak doch wohl nicht enlbehren zu können glaubt, wird freilich kaum geeignet ſein, Eng. lands Mißtrauen gegenüber dem italieniſchen Expanſionsdrang zu beſchwichtigen, ganz zu ſchweigen von dem Londoner Befremden über die neue italieniſche Denkſchrift zur Dum⸗ Dum-Frage in Genf. Italien ſeinerſeils dürfte mit ſehr gemiſchten Gefühlen die Reiſe des Negu) nach London verfolgen. Sodann wurde der erſte Angeklagte Bernh. Steinhoff vernommen. Er iſt 1889 in Celde (Weſtfalen) geboren, erhielt 1921 dier Prie⸗ ſterweihe in Paderborn. Von 1924 bis 1929 war er in dem Franziskanerkloſter in Wald⸗ breitbach, vom Mai 1929 bis zu ſeiner Ver⸗ haftung im Jahre 1935 in der Niederlaſſung Warendorf(Weſtfalen) als Seelſorger außer⸗ halb des Kloſters tätig, während er im Klo⸗ ſter ſelbſt die Aſpiranten in Religion und Kirchengeſchichte unterrichtete. [Forkſehung anf Geile . —— . e—— . —— 2—— KEͤ—„?ͤ. T?:—[—:˙̊— ———y᷑-— 2 2 22— Mitlwoch, den 27. Mai 1936 200 Franziskaner vor Gericht (Forkſeßung von Seile 1) Der zweite Angeklagte, der 1911 in Lünebach (Eifel) geboren iſt, ſollte Metzger werden und wurde 1925(alſo mit 14 Jahren) auf Veran⸗ laſſung ſeines Onkels, der Ordensbruder war, in das Franziskanerkloſter Waldbreitbach in die Lehre gegeben. Der dritte Angeklagte kam 1931 als Metzgerlehrling in die Ordensnieder⸗ laſſung Warendorf, wo er Pater Steinhoff, der inzwiſchen nach Warendorf verſetzt war, kennenlernte. Der vierte Angeklagte kam 1932 als 14⸗Jähriger zu einem Metzgermeiſter in Warendorf in die Lehre, der Fleiſchlieferun⸗ gen in das Franziskanerkloſter hatte, bei denen ihn Steinhoff kennenlernte. Koblenz, 26. Mai. Nach Abſchluß der Vernehmung zur Perſon wurde wegen Ge⸗ fährdung der Sittlichkeit die Oeffentlichkeit mit Ausnahme der Behörden⸗ und Preſſever⸗ treter ausgeſchloſſen. Der Pater Steinhoff(Leovigill) be⸗ kannte ſich ſchuldig und gab an, daß er ſeine Taten bereue. Der Zweitangeklagte Schröder, der da⸗ mals in Waldbreitbach Bruderaſpirant war, empfing nach ſeinen Angaben wiederholt von Pater Leovigill Geſchenke, manchmal in Bar⸗ geld, auch dann noch, als Schröder aus dem Orden ausgeſchieden war. Schröder hat da⸗ nach den Pater noch zweimal im Kloſter be⸗ ſucht. Schröder erklärte, ſeine Tat begangen zu haben und Reue zu empfinden. Der Drittangeklagte Fritz B., der in ſei⸗ ner Eigenſchaft als Metzgerlehrling Fleiſch ins Kloſter brachte, wurde ebenfalls öfter von Pater Leovigill mit Pralinen, Zigaretten und Geld beſchenkt. Als B. krank war und zu Bett lag, beſuchte Pater Leovigill den 14jäh⸗ rigen jungen Menſchen und verging ſich an ihm. Auf der Zelle des Paters kam es zu Trinkgelagen. In ähnlicher Weiſe fand der Verkehr des Paters Leovigill und des ebenfalls noch ju⸗ gendlichen Angeklagten Heinrich Br. ſtatt. Die Skrupel der Jugendlichen über ihr ſündiges Treiben beſchwichtigte der Pater mit dem Hinweis, das könne man wiedergutmachen, wenn man älter ſei. 1985 wurden die Angeklagten verhaftet u. in das Witticher Gefängnis eingeliefert. Bezeichnend iſt, daß der Pater Leovigill den Jugendlichen den Rat gab, niemals etwas zu⸗ zugeben und unter Umſtänden auch zu be⸗ ſchwören, daß nichts zwiſchen ihnen paſſiert ſei. Als erſter Zeuge wurde ſodann der 53 Jahre alte Ordensbruder Robert Ankerer, genannt Bruder Erhard, aus dem Mutter⸗ haus der Franziskanerbrüder in Waldbreit⸗ bach vernommen, der ſeit 1929 Generalſekre⸗ tär der Franziskanerbrüder iſt. Er ſagte über die allgemeinen Verhältniſſe und Zuſtände in den Niederlaſſungen der Franziskanerbrüder aus. Die Pater hätten das Gelübde der Keuſchheit und der Armut abge⸗ legt. Der Zeuge hat ſeinerzeit trotz der haar⸗ ſträubenden Verfehlungen der Ordensbrüder die Herausgabe der Perſonalakten der Be⸗ ſchuldigten verweigert mit dem Hinweis, daß über die grundſätzliche Frage der Aktenher⸗ ausgabe durch Vermittlung des Biſchofs von Trier um Auskunft in Rom nachgeſucht wer⸗ den ſolle. Als letzter Zeuge vor der Mittags⸗ pauſe wurde der Arbeitgeber des jugendlichen Angeklagten Fritz B., ein Metzgermeiſter aus Warendorf, vernommen, der bekundete, daß Pater Leovigill oft in die Fleiſcherei gekom⸗ men und nach dem jugendlichen B. gefragt habe, jedoch hätten weder er noch ſeine Frau etwas von dem ſchändlichen Vorhaben des Paters gewußt. Er habe zu große Ehrfurcht vor dem großen Ordenskleid gehabt, daß er auf einen ſolchen Gedanken auch nur gekommen wäre. Sodann trat die Mittagspauſe bis 15 Uhr ein. * Nach der Mitlagspauſe wurde der 27jährige ehemalige Franziskaner⸗ bruder Kilian Matthes, genannt Bruder Ladislaus, der aus der Unterſuchungshaft vorgeführt wird, als Zeuge vernommen. Er hat 1926 als Bruder⸗Aſpirant in der Or⸗ densniederlaſſung Waldbreitbach den erſtan⸗ geklagten Pater Leovigill kennen gelernt und iſt von dieſem, der ihm Unterricht im Kate⸗ chismus erteilte und gleichzeitig ſein Beicht⸗ vater war, mißbraucht worden. 1931 trat Matthes aus dem Franziskanerorden aus. Aehnlich liegt der Fall bei dem ehemaligen Franziskanerbruder Alfons Schils, genannt Bruder Wibald, der jetzt 24 Jahre alt iſt und ſich ebenfalls zurzeit in Unterſuchungshaft be⸗ findet. Erſchwerend iſt, daß Pater Leovigill dem Bruder Wibald, deſſen Lehrer u. Beicht⸗ vater er war, nicht nur Alkohol gab, ſondern auch unzüchtige Photos gezeigt hat. Schils iſt ſpäter ebenfalls aus dem Franziskaner⸗ orden ausgetreten. Auch der ehemalige 25 Jahre alte Franzis⸗ kanerbruder Hans Broß aus Laupheim (Württemberg), genannt Bruder Alexander, gab zu, im Kloſter Waldbreitbach mit dem Angeklagten Steinhoff verkehrt zu haben. Der Zeuge, der ſich ebenfalls in Haft befindet, be⸗ kundete, daß er innerhalb drei Jahren die ſie⸗ ben Ordenshäuſer kennen lernte und überall derart anormal veranlagte Patres und Or⸗ densbrüder vorhanden geweſen ſeien, insbe⸗ ſondere in Ebernach(Kreis Cochem), Wald⸗ breitbach(Kreis Neuwied), Bingen, Kreuz⸗ nach, Waldniedl und Warendorf. Im übri⸗ gen hat Broß, ebenſo wie die beiden vorher⸗ gehenden Zeugen, eingeſtanden, auch mit zahlreichen anderen Ordensbrüdern verkehrt zu haben. „Wer elwas ausgefreſſen hal, ſoll nach Holland gehen“ Der 27 Jahre alte Zeuge Walker Kaiſer, der ſich in der Heil- und Pflegeanſtalt An- dernach befindet, kam 1922 infolge einer Kopfgrippe als Pflegling, 14jährig, in die Ordensniederlaſſung nach Waldbreitbach. Der Zeuge, der einen ſtark zurückgebliebenen Eindruck macht, iſt, wie er angibt, von meh⸗ reren Ordensbrüdern, u. a. den Brüdern Emmeran, Expeditus und Richards, ſowie von Paker Leovigill mißbraucht worden. Der Staatsanwalt keilt ſodann mit, daß gegen Steinhoff noch eine Nachtragskloge wegen ſitklicher Vergehen gegen einen min- derfährigen Schüler erhoben worden iſt. Zum Schluß der Beweisaufnahme wird nochmals der Generalſekrekär, der Fran- ziskanerbruder Ankerer(Bruder Erhard) vernommen. Er ſagt aus, daß der damalige Generaloberer des Ordens, Bruder Pankra- tius, 1934 geſtorben ſei. Sein Nachfolger, Bruder Alfons, der verboken hakte, über die Verfehlungen zu ſprechen, halte gegenwärtig in Afrika Viſitationen ab. Sein Stellver- kreker iſt der Bruder Plazidus, der in Deulſchland wegen Meineides geſucht wird und ſich gegenwärkig in Rom aufhält. Dieſer Bruder Plazidus iſt, bevor er ins Ausland ging, bei den Franziskanermönchen herum gefahren und hat kleine Bruderkonvenke ab- gehalten, in denen verkraulich geſagk wurde, wer elwas ausgefreſſen habe, ſolle ſofork nach den holländiſchen Niederlaſſungen gehen. Die Ausſage des Anflallsarztes Der Anſtaltsarzt der Ordensnieder⸗ laſſung Waldbreitbach, Dr. Arkur Koſt, bekundet, daß ihm nur zwei Fälle von Verfehlungen bekannk geworden ſeien; der damalige Generaloberer, Bruder Pankra- tius, habe derartige Fälle aber nie verfolgt, ſondern ſei darüber hinweggegangen. Der Zeuge Proß keilt noch mit, daß er dem Generaloberer ſeinerzeit von den Ver- fehlungen ſchriftlich Kenntnis gegeben habe, daß ihm aber ſein Schreiben als Frechbeit ausgelegk worden und nichks erfolgt ſei. Schließlich wurde noch der 51jährige Pa- ter Georg von der Heide, genannk pater Meinhard, vernommen, dem die weſt⸗ fäliſche Ordensprovinz unkerſteht. Er be⸗ kont, daß einem Manne wie dem Angeklag⸗ ten Leovigill in Zukunft jede prleſterliche Ta ⸗ tigkeit ſtreng unterſagk ſel. Er könne im Or- den kein Amt mehr bekleiden, es beſtebe außerdem die Möglichkeit, ihn in einem regelrechten Prozeß aus dem Orden auszu- ſtoßen. Ob es dazu komme, hänge von der Enkſcheidung beim Paker-General bei der Kongregation in Nom ab. Als mediziniſcher Sachverſtändiger äußerk ſich Dr. med. Eiden⸗ Koblenz, daß der Angeklagte für ſeine Skraftaten voll und ganz verankworklich ſei. Es han dele ſich um einen hemmungsloſen, moraliſch und ſitllich tiefſtehenden Menſchen. Damit iſt die Beweisaufnahme geſchloſſen Auf Ankrag des Staaksanwalts beſchließt das Gericht Verkagung auf Wiktwoch vor- mittag 10.00 Uhr. Rund um die Fühnemaßnahmen Verſchiebung der Enlſcheidung über die zühnemaßnahmen bis Seplember Paris, 28. Mai. Laut„Oeuvre“ wird die neue franzöſiſche Regierung wahrſcheinlich die endgültige Löſung des abeſſiniſch⸗ italieniſchen Streitfalles und die Aufhebung der Sühnemaßnahmen gegen Italien auf die Semptemberſitzung des Völkerbundes verſchieben. Durchaus möglich ſei, daß Ita⸗ lien bis dahin aus dem Völkerbund aus⸗ geſchieden ſei. Andererſeits ſeien Ver⸗ handlungen zwiſchen Italien und Oeſterreich⸗ Ungarn kaum möglich, falls Italien Genf wirklich verlaſſen ſollte. Sowohl Oeſterreich wie Ungarn hätten beide für den Augenblick jedenfalls noch den Wunſch, weiterhin in Genf zu verbleiben. Im Verlauf der letzten Tage habe Italien die Neigung bekundet, ſeine europäiſche Zu⸗ ſammenarbeit mit Frankreich und England wieder aufzunehmen, jedoch in einer Weiſe, die weder in London noch in Paris leicht Zu⸗ ſtimmung finden könnte. Bei einer Beſprechung mit dem franzöſi⸗ ſchen und ſowjetruſſiſchen Botſchafter in Rom habe Muſſolini eingewendet, daß Italien dieſe Zuſammenarbeit im Rahmen eines europäiſchen Direktoriums der großen Mächte wünſche. Gleichzeitig weigere ſich Italien je⸗ doch das gleiche Recht für alle Staaten anzu⸗ wenden und ſich mit der Kleinen Entente und der Balkanentente zu einigen. Bei den Beſpre⸗ chungen habe es ſich um die Unterzeichnung eines Abkommens zu ſechs mit Polen und Sowjetrußland oder eines Abkommens zu fünf ohne Polen gehandelt. Es ſei anzuneh⸗ men, daß Italien weiterhin eine Politik der Reviſion der Verträge betreiben werde. Alle dieſe Entſcheidungen dürften jedoch auf den September verſchoben werden. Dies be⸗ deute aber nicht, daß jegliche diplomatiſche Tätigkeit bis dahin ruhen ſolle, im Gegenteil, eine unentſchloſſene Haltung gegenüber der faſchiſtiſchen Politik ſei nicht mehr möglich und die neue franzöſiſche Regierung werde in dieſer Frage eine endgültige Stellungnahme treffen müſſen. kein Beilrift Naliens zum Mittelmeerpakl ohne Aufhebung der Sühnemaßnahmen. §s London, 26. Mai. Nach einer Reuter⸗ meldung aus Rom wird in politiſchen Krei⸗ ſen Italiens erklärt, daß Italien keine Schritte unternehmen werde, einem Mit⸗ telmeerpakt beizutreten, bevor die Sühnemaß⸗ nahmen aufgehoben ſeien. Italien habe gegen den Abſchluß eines ſolchen Paktes an ſich nichts einzuwenden. Es wolle ſich aber von je⸗ der Verpflichtung fernhalten, ſolange das Völkerbundsverfahren aufrecht erhalten wer⸗ de. Der Wunſch, mit England und Frankreich zu einer Regelung zu kommen, ſtehe jedoch im⸗ mer noch im Vordergrund. Degrelle, der neue Mann in Belgien Eine Unkerredung mit Degrelle SS Paris, 26. Mai. Ein Berichterſtatter des„Journal“ hatte am Montag mit Degrelle, dem Führer der Rexpartei, eine Unter⸗ redung über den Ausbau und die Ziele ſeiner jungen Bewegung. Schon beim Betreten des Rexgebäudes in Brüſſel, ſo meint der Bericht⸗ erſtatter, habe ihn eine Luft umgeben, wie ſie vor der Machtergreifung der NSDAP. in Deutſchland im Hauſe des Berliner Gaues der nationalſozialiſtiſchen Bewegung geweht habe. Ueberall Plakate und Aufrufe, kurz und präg⸗ nant, überall das gleiche Organiſationsfieber, die gleiche Geſchäftigkeit und der gleiche Eifer. Mit 30 000 Franken habe Degrelle ſeine Be⸗ wegung gegründet. Heute habe ſie bereits ein feſtes Kapital von über 20 Millionen. Für einen Platz in den überfüllten Wahlverſamm⸗ lungen habe man in den letzten Wochen bis zu 20 Franken gezahlt. Aber ſelbſt dann habe man noch keinen bekommen. Degrelle habe mit ihm lange über das deutſch⸗franzöſiſche Verhältnis geſprochen und ihn ſchließlich mit blitzenden Augen gefragt: „Was würden Sie ſagen, wenn einmal ein belgiſcher Staatsmann in der Rolle des Vermittlers ſich vornehmen würde, das deutſch⸗franzöſiſche Verſtändnis zu verwirk⸗ lichen?“ Wie dem auch ſei, ſo ſchließt der„Journal“ Vertreter ſeinen Bericht, noch ſtehe Degrelle und ſeiner jungen Bewegung ein gutes Stück Arbeit bevor. Falls die katholiſche Partei und Sozialiſten in Belgien einig bleiben ſollten. werde die Rexbewegung noch eine Probe ihrer Geduld ablegen müſſen, andernfalls jedoch habe ſie alle Hoffnungen. Belgiſche Flimmen zur Dahl Degrelle erklärt:„Alles oder nichts“ Brüſſel, 26. Mai. Zu den Parlaments⸗ wahlen äußert ſich die nationaliſtiſche„Na⸗ tion Belge“, daß die Wähler ihren Ab⸗ ſcheu gegen die politiſchen Machenſchaften be⸗ kundet hätten, indem ſie ſyſtematiſch gegen alle Regierungsparteien ſtimmten. Die liberale Schwere Ausſchreilungen gegen Minderheilsdenlſche in Mloberſchleſien Kattowitz, 26. Mai. In Oſtoberſchleſten kam es am Sonntag in dem Induſtrieort Ry⸗ dultan zu unerhört ſchweren Ausſchreitungen gegen Minderheitsdeutſche. Eine Veranſtal⸗ tung„Mutter und Kind“ der Jungdeutſchen Partei, die von 140 Minderheitsdeut⸗ ſchen beſucht war, wurde von Angehörigen des Polniſchen Aufſtändiſchenver⸗ bandes geſprengt. Kurz nach Beginn dran⸗ gen etwa 100 Aufſtändiſche, zum Teil in Uni⸗ form, durch zwei Eingänge in den Saal ein und begannen mit mitgebrachten Knüppeln und Ochſenziemern unbarmherzig auf die Anweſenden ein zuſchlagen. Den ſich ihnen entgegenſtellenden Vorſtands⸗ mitgliedern brachten die Eindringlinge Ver⸗ letzungen durch Meſſerſtiche bei. Die An⸗ weſenden, die panikartig den Verſammlungs⸗ raum verließen, wurden im Freien von wei⸗ teren 50 Aufſtändiſchen empfangen und erneut auf das Schwerſte mißhandelt. Nach den bis⸗ herigen Feſtſtellungen haben etwa 30 Min⸗ derheitsdeutſche Verletzungen erlitten; einige von ihnen ſind beſinnungslos geſchlagen wor⸗ den. Zehn der Verletzten mußten ſich in ärztliche Behandlung begeben. Die Eindring⸗ linge ſchreckten ſelbſt davor nicht zurück, Frauen auf das Schwerſte zu verprügeln. Als die Polizei am Tatort erſchien, waren die Aufſtändiſchen bereits entwichen. Bemerkenswerterweiſe nahm die Polizei über dieſen unglaublichen Vorfall kein Proto⸗ koll auf. Da eine Anzahl ber Sindringlinge erkannt wurde, unter ihnen zwei bekannte Ortsführer des Aufſtändiſchenverbandes, darf der Hoffnung Ausdruck gegeben werden, daß ſie der gerechten Strafe zugeführt werden. „Gazette“ zieht die Schlußfolgerung, daß eine neue Zeit beginne. Es ſei vorbei mit den Parteien der Ueberlieferung, man verlange neue und junge Kräfte. Möge die Liberale Partei den Warnruf verſtehen. Rex, der Sie⸗ ger, ſei bis jetzt eine revolutionäre Bewegung gegen die verwerfliche Machtpolitik und gegen die Korruption geweſen; aber man wiſſe nicht, was Rex in Zukunft ſein werde. Es ſei ein Schlag gegen die traditionellen Parteien, die ſich zu gut untereinander verſtanden hätten. Es wäre müßig, ſchreibt die katholiſche„Libre Belgique“, den Erfolg der Rexiſten zu leugnen. Das Unheil ſei für die Katholiſche Partei vorauszuſehen geweſen und hätte nicht mehr verhindert werden können. Die Lektion ſei hart und werde hoffentlich ihre Früchte tragen. f Der Sozialiſtenführer Vandervelde er⸗ klärte im Volkshauſe, der Wahlkampf ſei der Vorläufer andrer Kämpfe, die ſich in naher Zukunft abſpielen würden. Die Partei habe, wie in Frankreich, Stimmen zugunſten der Kommuniſten verloren. Die Liberalen und noch mehr die Katholiken hätten Stimmen ver- loren zugunſten eines Demagogen, dem es ge⸗ lang, die Klaſſe des Mittelſtandes zu über⸗ liſten. Wir befinden uns, ſagte Vandervelde, vor einer der Demokratie Schaden bringenden Initiative. Wir werden uns darum mit allen Kräften widerſetzen. Degrelle, der Führer der Rexiſten, iſt über den errungenen Sieg hocherfreut. Er äußerte ſich den Mitgliedern der Preſſe gegen⸗ über, daß die jetzige Wahl den Beginn des großen Kampfes bedeute. Die erſte Breſche ſei geſchlagen. Rex ſei eine für alle Belgier offenſtehende brüderliche Bewegung. Für die Rexiſten beſtünde nur eine einzige Partei, die des Landes und des Volkes. Ueber eine mögliche Beteiligung der Rexiſten an der Regierung befragt, erklärte Degrelle formell: „Alles oder nichts, denn wir wer⸗ den nie die Mucht mit irgend einer Partei teilen“ kein Rücklrit Macdonalds Auch Lord Winterton dementiert Gerüchte. § London, 26. Mai. Der Präſident des Ge⸗ heimen Staatsrats Ramſay Macdonald teilte am Montagabend mit, daß das Gerücht von ſeinem bevorſtehenden Rücktritt völlig un⸗ zutreffend ſei. Lord Winterton erklärte geſtern, er und ſeine Gäſte während des Wochenendes ſeien ſehr erſtaunt über die ſenſationellen Behaup⸗ tungen, daß bei der Zuſammenkunft auf ſei⸗ nem Landſitz ein„Anſchlag“ gegen Baldwin ausgeheckt worden ſei. Seine Beſucher ſeien dadurch miteinander verbunden geweſen, daß ſie ſeit annähernd zwei Jahren gewiſſe Anſich⸗ ten über die nationale Verteidigung vertreten hätten. Die Behauptung, daß die Wochenend⸗ zuſammenkunft als Grund einer angeblichen Kriſe eilig einberufen worden ſei, entbehre jeder Grundlage. Sie ſei vielmehr ſchon vor ſechs Wochen feſtgelegt worden. Ueberfall auf einen ſpaniſchen Jaſchiſten 58 Madrid, 26. Mai. In Madrid wurde in der Nacht zum Dienstag wieder ein Faſchiſt überfallen und durch mehrere Piſtolen⸗ ſchüſſe gefährlich verletzt. 1* 5— e 1 e„ 1 — Millwoch, den — 8————PPccc ee 27. Mai 1936 Der Schneider von Ulm Ein Don Auicholle der Luft- Jum 1235. Jahreskag ſeines Flugverſuches Am 30. Mai 1811, alſo vor nunmehr 125 Jahren. unternahm der„Schneider von Ulm“ ſeinen abenteuerlichen Flug⸗ verſuch, durch den er als ein Don Quichotte der Luft in die Geſchichte eingegangen iſt. Albrecht Ludwig Berblinger, wie der Schnei⸗ der von Ulm mit ſeinem eigentlichen Namen hieß. wurde am 25. Juni 1770 als Sohn eines Zeugamtsknechtes geboren. Sein Vater iſt früh verſtorben, weshalb der Junge im Waiſenhaus erzogen wurde. Er erlernte das Schneiderhand⸗ werk, verheiratete ſich dann und ſah ſechs Kin⸗ der im Laufe der Jahre an ſeinem Tiſch heran⸗ wachſen. Obwohl Berblinger in ſeinem Fach ſehr tüchtig geweſen ſein ſoll. hat er doch zeit⸗ lebens die Sorge um das tägliche Brot nicht von den Seinen zu bannen vermocht. Neben ſei⸗ nem Beruf beſchäftigte ſich der Schneider gern mit techniſchen Baſteleien. Im Jahre 1810 kam er auf den abſonderlichen Gedanken, eine eigene Flugmaſchine anzufertigen und damit der Welt ein einzigartiges Schauspiel zu geben. Dabei verfügte Berblinger keineswegs über das hierzu notwendige Mindeſtmaß techniſcher und agero⸗ dynamiſcher Kenntniſſe. Er konnte daher nur zu einem Nachahmer früherer Pioniere der Luft⸗ ſchiffahrt werden. In dieſem Sinne bildete der Schneider von Alm, ohne die Bedeutung der Konſtruktion überhaupt zu verſtehen, die Flug⸗ maſchine des Deutſchſchweizers Jakob Degen, der vor ihm damit ſchon in Wien einige Er⸗ folge erzielt hatte, in allen Einzelheiten nach. Sie beſtand aus zwei großen, herzförmigen Flügeln aus Bambusrohr, die mit gefirnißtem Papier beſpannt waren und lediglich durch die Muskelkraft der Arme angetrieben werden ſollten. erledigte ſich der Uniformierte, als Berblinger gerade wieder zu einem Scheinſprung anſetzte, ſeiner Aufgabe. Unter unbändigem Gelächter der Zuſchauermenge und jämmerlichem Geſchrei fiel der Schneider ſamt ſeiner Flugmaſchine wie ein Stein in die Donau hinab, wo er von bereitſtehenden Fiſchern in erbärm⸗ lichem Zuſtand aus dem Waſſer gezogen wurde. König Friedrich aber ſchenkte dem kühnen Luft⸗ ſchiffer zur Entſchädigung für den ausgeſtande⸗ nen Schrecken zwanzig Louisdors. Der Erfinder als Wachspuppe Berblinger, der ſich ſeines Mißerfolges ſchämte, floh daraufhin wie von Hunden ge⸗ hetzt, aus der Stadt und kehrte erſt nach Jahren wieder nach Ulm zurück. Er ſollte auch fürder⸗ hin ſeines Lebens nicht mehr froh werden. Im Jahre 1816 wurde ihm ſein Haus verſteigert. Später ſah er ſich ſogar noch zu einem Berufs⸗ wechſel genötigt und wurde Tapezierer. Schließ⸗ lich gab der ehemalige Schneider auch dieſe Be⸗ ſchäftigung wieder auf und betätigte ſich als Herſteller künſtlicher Füße, von Bruchbändern Jür eine Pazifiklinie Die mit bewunderungswürdiger Sicherheit und Pünktlichkeit durchgeführten Nordatlantik⸗ fabrten des LZ.„Hindenburg“ haben das In⸗ tereſſe der Weltöffentlichkeit an den deutſchen Zeppelinen weiter geſteigert. Nachdem erſt vor wenigen Tagen im engliſchen Unterhaus die Leiſtungen des neuen deutſchen Luftſchiffs zur Anregung weiterer engliſcher Zeppelinbauten führten, ſoll nunmehr eine japaniſche Ge⸗ ſellſchaft die Abſicht haben, zwei Luft⸗ ſchiffe vom Typ des„Hindenburg“ in Deutſch⸗ land in Auftrag zu geben. Nach den japaniſchen Meldungen iſt es die neu gegründete japaniſche Luftverkehrsgeſell⸗ ſchaft„Eaſtern Hemiſphere Air way Ltd“, die mit Unterſtützung der kaiſerlich ia⸗ vaniſchen Luftfahrtgeſellſchaft den Ankauf plant, um mit den neuen Schiffen einen regel⸗ mäßigen Verkehr zwiſchen Tokio und San Franzisko auf der Route über Bri⸗ tiſch⸗Columbien einzurichten. Es ſoll da⸗ bei ſich um einen Fünftagedienſt handeln, deſ⸗ ſen große Verkehrsbedeutung noch durch einen Flugzeugverkehr nach der Südſee geſteigert werden ſoll. Dieſe japaniſchen Mitteilungen entſprechen ohne Zweifel den Plänen der ja⸗ paniſchen Luftfahrtgeſellſchaft. Sie zeugen von dem ſtarken Eindruck, den die Fahrten des LZ. „Hindenburg“ im Fernen Oſten gemacht haben Jedoch eilen ſie den Tatſachen offenbar erheb⸗ lich voraus, da bisher keinerlei Vorverhand⸗ lungen über den gemeldeten Ankauf zwiſchen den japaniſchen und deutſchen Stellen geführt worden ſind. Die deutſchen Aufträge vordringlich Vielmehr iſt die Friedrichshafener Werft auf mehr als zwei Jahre mit dem Bau der „Stoßt ihn hinab—— Berblinger war ſeines Erfolges ſo ſicher, daß er ſelbſt, mit weißrotem Gewand und ebenſol⸗ cher Schärpe angetan, in der Stadt herumritt, um unter ſchmetternden Trompetenſtößen ſein Vorhaben anzukündigen. Ja— er wollte ſogar urſprünglich vom Ulmer Münſter mit ſeiner Flugmaſchine herabſpringen, doch hat der Ma⸗ giſtrat des Schneiders Geſuch zu ſeinem Glück abſchlägig beſchieden. Berblinger ließ dafür je⸗ doch am Ufer der Donau auf der ſogenannten Adlerbaſtei ein 62 Schuh hohes Gerüſt errich⸗ ten, das er am 30. Mai 1811 in Gegenwart einer großen Volksmenge mit ſeinen Flügeln. die ihn zu Ruhm und Wohlfahrt emportragen ſollten, feierlich beſtieg. Jeder von den Zu⸗ ſchauern, unter denen ſich auch König Friedrich befand, hatte zur Deckung der Unkoſten einen Batzen Zutrittsgeld zu entrichten. Als ſich nun der Schneider in ſchwindelnder Höhe, die Donau tief unter ſich und ringsum eine erwartungs⸗ volle Menge, allein ſah, verließ ihn all ſein Mut. Aengſtlich trippelte er auf dem Gerüſt hin und her, ruderte mit den Flügeln in der Luft herum und konnte ſich doch nicht zum Abſprung entſchließen. Dies unmännliche Gehaben ver⸗ droß den König dermaßen, daß er einem auf dem Gerüſt poſtierten Polizeidiener insgeheim den Befehl gab, den Schneider einfach davon herunterzuſtoßen. Mit ſichtlicher Schadenfreude Japan will deulſche Jeypeline kaufen das Reichsgeſetz über die Errichtung eines Unternehmens mit und ohne Stahlfedern für Perſonen beider⸗ lei Geſchlechts. Im Jahre 1823 wurde er noch von einem Wachsmodellierer ſamt ſeiner Flug⸗ maſchine in Wachs verewigt und als Panopti⸗ kumsfigur in Lebensgröße zuſammen mit an⸗ deren Sehenswürdigkeiten in ganz Deutſchland gezeigt. Die Ulmer Schneiderinnung hat ſeiner⸗ zeit erfolglos gegen dieſe„Entwürdigung“ ihres Berufsſtandes, für die Berblinger ganze zwei Carolins als Entſchädigung erhielt, proteſtiert. Arm und verſchuldet iſt der Schneider von Ulm dann, kaum 59 Jahre alt, am 28. Januar 1829 im Spital an Schwindſucht geſtorben. Nar einige Stadtarme folgten ſeinem Sarge. Trotz⸗ dem iſt Berblinger, allerdings weniger durch ſeinen verwegenen Sprung, als durch die Le⸗ gende und die Spottluſt der Mitmenſchen, die lichkeit ſich mit ihm beſchäftigten, noch berühmt gewor⸗. N 1 den. In der Stadtbibliothek von Alm werden Das Recht zu deinem Glauben auf mich allein zwanzig Dokumente, darunter viele hand⸗ heben ſchriftliche und gedruckte Spottgedichte, über das fliegende Schneiderlein aufbewahrt. Auch wurden zahlreiche Theaterſtücke, die allerdings meiſt über Ulm nicht hinausgelangt ſind, um ſeine Perſon geſchrieben. Schließlich hat ſeine Vaterſtadt ihm gleich drei Gedenktafeln errich⸗ tet, von denen die letzte an der Adlerbaſtei, dem Ort des verhängnisvollen Abſprungs, erſt am 27. September 1933 eingeweiht wurde. Zu Schlageters Tod Von Hans Friedrich Blunck Da hörk' von deinem Slerben ich und wacher Schritt ich durch meinen Vogelliedergarken, Fühll' deinen Tod, ſah Bluk an meiner Hand Und war du ſelbſt in deiner lehlen Stunde. Und litt mit dir, da dich die Mörder ſchlugen, Und bin dir Freund noch vor dem Morgenrol Und knie vor deiner eingeſchoß' nen Skirn. And da das Voll vor deinem Opfer geiferl, Bleib ich vor deinem Heldenkum in Liebe, Schau Tod und Anfang, will die Männ⸗ And wein die Hand geballt, um dich, mein Bruder. neue Beſtimmung eingefügk. Danach gelten Waldungen, die an die Kraftfahrbahnen anſchließen, vom Zeitpunkt der Inbeſitznahme der für die Kraftfahrbahnen benökigken Grundſtücke an in einer Breite von 40 Me- kern, von der äußeren Kanke der befeſtigken Fahrbahn an gerechnet, als Schu tzwal⸗ dungen. Sie ſind nach den Weiſungen zu bewirtſchaften, die die Forſtaufſichksbehörd⸗ im Einverſtändnis mit der Geſellſchaft Reichsautobahnen gibt. Werden dem Eigen- kümer oder Nußnießer Maßnahmen auf- erlegt, die höhere Aufwendungen erfordern, als ſie bei ordnungsmäßiger Bewirkſchaftung üblich ſind, oder werden Nußzungsbeſchrän⸗ kungen von ihm verlangt, ſo iſt er von der Geſellſchaft Reichsaukobahnen angemeſſen zu entſchädigen. Die Enſſchädigung ſetzt, ſofern eine Einigung zwiſchen den Beleiligten nicht zuſtandekommt, die Forſtaufſichksbehörde feſt; über Beſchwerden entſcheidel der Reichs- forſtmeiſter im Einvernelmen mit dem Ge⸗ neralinſpekkor für das deutſche Straßen- weſen endgültig. Forſtaufſichtsbehörden ſind vorbehalklich anderweitiger geſetlicher Re- gelung in Preußen und Bayern die Regie- rungsforſtämter, im übrigen Reich die Lan⸗ desforſtverwaltungen. Rückkehr und Auszeichnung eines ſchwediſchen Rolkreuz-Fliegers Stockholm, 28. Mai. Der ſchwediſche Rotkreuzflieger Graf Carl Guſtav von Ro⸗ ſen iſt aus Abeſſinien zurückgekehrt. Er ſtat⸗ tete Montagabend mit ſeinem Flugzeug der hieſigen Luftfahrtausſtellung einen Beſuch ab und wurde dabei von einer tauſendköpfigen Zuſchauermenge ſtürmiſch begrüßt. Der Vor⸗ ſitzende des Schwediſchen Aero⸗Klubs über⸗ reichte ihm die Goldene Plakette des Klubs mit der Inſchrift„Für ruhmreiche Flüge im Dienſte der Humanität“. Tokio-Jan Franzisko deutſchen Großluftſchiffe beſchäf⸗ tigt, die zugleich mit dem„Graf Zeppelin“ und dem L3.„Hindenburg“ auf der Nord⸗ und Südatlantikroute eingeſetzt werden ſollen. Das erſte der beiden Luftſchiffe iſt bekanntlich ſchon ſeit längerer Zeit im Bau und wird, be⸗ ſonders auch nach der Vergrößerung der Fried⸗ richshafener Werftgebäude, in erheblich kür⸗ zerer Zeit fertiggeſtellt werden. als der O3. „Hindenburg“. Dabei iſt es ſelbſtverſtändlich, daß vor Inangriffnahme ausländiſcher Auf⸗ träge die notwendigen deutſchen Neubauten fertiggeſtellt werden müſſen. Eine nicht uner⸗ hebliche Schwierigkeit für die ausländiſchen Aufträge liegt ferner darin, daß für die Durchführung eines ſo großen Projektes, wie es die Pazifiklinie wäre, nur ſorg⸗ fältig geſchultes und erfahrenes Perſonal in Frage kommt. Aber gerade das Fehlen dieſes Perſonals iſt eingeſtande⸗ nermaßen eine der größten Schwächen der aus⸗ ländiſchen Luftſchiffgeſellſchaften. Bemerkens⸗ wert iſt im Zuſammenhang mit den japaniſchen Meldungen auch die Tatſache, daß ſich auch die holländiſche Regierung ſchon ſeit langem für die Einrichtung einer eigenen Luftſchiffahrt einſetzt. 40 Meier Schutzwaldungen an den Aufobahnen Die Reichsregierung hal durch Geſetz in „Reichsaukobahnen“ eine 550 Jahre heidelberger Univerſikäl daß ſie„zur Ehre Gottes, der allerheiligſten Jungfrau Maria und der ganzen himmliſchen Aus der Geſchichte der Rupprechts⸗Univerſität. Hofhaltung“ zu gründen ſei. Nachdem Papſt Eine Unterredung mit dem Rektor. Urban VI. der Hochſchule ealle Rechte eines Die älteſte Univerſität auf reichsdeutſchem„ſtudium generale“ verliehen hatte, wurde ſo⸗ Boden, die alt-ehrwürdige Ruperto Carola zu dann die neue Univerſität am 18. Oktober 2 g 2 1386 mit einem Hochamt in der damals noch Heidelberg rüſtet ſich zur feierlichen Be⸗ l kleinen Kirche zum Heiligen Geiſt feierlich gehung ihres 550 jährigen Beſtehens. Wie eröffnet, wobei der Kurfürſt, Profeſſoren, wohl keine andere deutſche Hochſchule mit den Scholaren und Bürgerſchaft zugegen waren. wechſelvollen Schickſalen des Reiches aufs engſte verbunden, wurde ſie ſelbſt nur zu oft von geiſtigen Kämpfen und räuberiſchen Krie⸗ gen heimgeſucht. Aber immer wieder hat ſie die wechſelvollen Geſchicke überſtanden und ihre führende Stellung nicht nur im deutſchen Geiſtesleben, ſondern in der ganzen wiſſen⸗ ſchaftlichen Welt erhalten. Die Univerſität im Wandel der Jahrhunderte Mehr als tauſend Jahre mußten verſtrei⸗ chen, ehe in Deutſchland eine Hochſchule, eine Bildungsſtätte der Geiſteswiſſenſchaft ent⸗ ſtand. Zwar gab es zuvor ſchon mancherorts Kloſter⸗, Stifts⸗ und Domſchulen, die klerika⸗ len Motiven entſprangen, aber Lernbegierige, die wiſſenſchaftlich ſich weiterbilden wollten, reiſten nach Frankreich und Italien. Das dürfte die Bewunderer Karls IV., der 1348 die Univerſität Prag ins Leben rief, den 77 jährigen Pfalzgrafen bei Rhein, Kurfürſt Rupprecht J. bewogen haben in ſeiner Reſi⸗ denz Heidelberg eine Univerſität zu gründen, zumal er erkannte, daß ſeine Hofſtadt„ganz geſchaffen ſei für einen körperlich und geiſtig gleich erfriſchenden Sitz der Muſen“. Das denkwürdige Jahre 1386 Im Sommer 1386 betraute der Kurfürſt den berühmten Magiſter Marſilius von Inghen mit der Organiſation zum Gründen der Uni⸗ verſität, in deren Stiftungsurkunde es heißt, Das war der Anfang der Univerſität Heidel⸗ berg. Die erſten Studienjahre Fünf lateiniſche„Privilegien“, denen ſich noch ein ſechſtes in deutſcher Sprache anſchloß, bildeten die Grundlinien der neuen Hoch⸗ ſchule, an der zunächſt vier Fakultäten beſtan⸗ den: die theologiſche, die des kanoniſchen u. des bürgerlichen Rechtes und die der Artiſten (Philoſophen). 1390 kam die Medizin hinzu. An der Spitze dieſer Gemeinſchaft, der Univer⸗ ſität, ſtand der Rektor, deſſen Würde viermal im Jahre wechſelte. Am 19. Oktober begannen im Auguſtinerkloſter— hier diſputierte ſpäter der große Reformator Martin Luther— die Vorleſungen, die zunächſt von drei Profeſſo⸗ ren: Marſilius von Inghen, Heimann von Wunnenberg und dem Ziſterzienſermönch Regi⸗ nald von Alva wahrgenommen wurden. Bereits die erſten Studienjahre brachten einen bedeutenden Zugang von Profeſoren und Studierenden nach Heidelberg. Die Stu⸗ denten wohnten zuerſt bei den Bürgern, dann aber den Vorſchriften gemäß in beſonderen Räumen, den Burſen, wo ſie nicht nur Koſt und Wohnung hatten, ſondern zugleich unter Aufſicht ihrer Lehrer ſtudierten und zuſam⸗ menlebten. Scholaſtik, Reform und Humanismus Wie alle Hochſchulen des Mittelalters, war auch Heidelberg eine kirchliche Anſtalt, an der nur der von der Kirche gebilligte Lehrſtoff übermittelt werden konnte, worüber ein päpſt⸗ licher Bevollmächtigter, der Biſchof von Worms, zu wachen hatte. So bildete die neue Univer⸗ ſität Heidelberg zu Anfang des 15. Jahrhun⸗ derts eine Hochburg der Scholaſtik. Rupprecht 2. und deſſen Nachfolger die Univer⸗ ſität aus dem eingezogenen Vermögen vertrie⸗ bener Juden und durch gemeinſame Erträgniſſe zahlreicher Stiftungen unterſtützten. unter Friedrich dem Siegreichen 1452 die erſten Reformverſuche, indem der Kurfürſt eine Art Lehr⸗ und Hörfreiheit einführte. Während in der Folgezeit am kurfürſtlichen Hofe Humanis⸗ mus und Reformation unter Dalberg und Reuchlin widerſtrebte die Univerſität noch jahrzehntelang dem neuen Geiſt und der neuen Lehre. Otto Heinrich, der unter dem Bekenntnis„ich will den letzten Heller für Univerſität geben“, mit „Präzeptor Germaniae“ in einer am 19. Dez. 1558 veröffentlichten Hochſchule völlig erneuerte. Der erſte fürſtliche Rektor war Pfalzgraf Georg Johann. Die nur dreijährige Regierungszeit genügte, um der Aniverſität eine Blütezeit zu ſichern. rühmte„Heidelberger Katechismus“ war der Mittelpunkt der geſamten calviniſti⸗ ſchen Jugend. Heidelberg gewann in der Folge⸗ zeit Weltruf. Sturze des kurfürſtlichen Hauſes im 30 jährigen Krieg. Infolge der Eroberung der Stadt durch Tilly verlor die Univerſität ihre wiſſenſchaftlichen Sammlungen und damit zu⸗ gleich ihre Bedeutung. Auch des Kurfürſten Karl Ludwigs Bemühen war vergeblich: 1693 wurde die Reſidenz Heidelberg ſamt der Uni⸗ verſität und ihre geiſtiger Kultur von den Franzoſen völlig zer⸗ ſtört, Wohl verſuchte helm ſie wieder herzuſtellen und errichtete im Jahre 1711 auf den Trümmern des Caſi⸗ mirianums, das jetzige Alte Univerſitätsge⸗ bäude, aber die geiſtige Geſchichte der Hoch⸗ ſchule während des 18. Jahrhunderts ruhte in tiefem Schatten. Das 19. Jahrhundert Nachdem die Pfalzgrafſchaft mit der Mark⸗ grafſchaft Baden vereinigt war, begann für die Univerſität im 19. Jahrhundert eine neue Blüte. Der Kurfürſt und ſpätere Großherzog Karl Friedrich wurde ihr zweiter Gründer, in⸗ dem er durch das bekannte 13. Organiſations⸗ edikt vom 13. Mai 1803 die Univerſität als „Hohe Landesſchule“ beſtätigte und neu auf⸗ baute. Von nun an führte ſie mit vollem Recht den Doppelnamen Ruperto Carola. Neue Lehrſtühle wurden errichtet und hervor⸗ ragende Männer der Wiſſenſchaft nach Heidel⸗ berg berufen. So ſollte denn auch das fünfte Jahrhundert das weitaus fruchtbarſte und gei⸗ ſtig lebendigſte werden, und in vollem Glanze konnte die Univerſität im Jahre 1886 unter Beteiligung der wiſſenſchaftlichen Welt die 5 Feier ihres 500jährigen Beſtehens feſtlich be⸗ dieſes Kurfürſten gehen. 60jährige Hier, wo 1563 der be⸗ entſtand, Während erfolgten einen glänzenden Einzug hielten, Aufſtieg und Niedergang Eine Blütezeit erlebte die Univerſität unter den Flor dieſer Melanchthon, dem Reformationskunde die Die neue Univerſität Nach Jahren weiterer gewaltiger Ausbrei⸗ tung iſt der 7. Juli 1932 ein neuer Markſtein der ruhmreichen Geſchichte der Heidelberger Hochſchule. Es iſt der Tag, an dem die„Neue Univerſität“ ihrer Beſtimmung übergeben wurde. Eine großzügige Stiftung amerikani⸗ ſcher Wohltäter an deren Spitze der damalige Botſchafter in Berlin, Shurman, ſtand, iſt die⸗ ſer Prachtbau mit den neuzeitlichen techniſchen Errungenſchaften verſehen. Neben den 15 Hörſälen, dem 5000 Sitze umfaſſenden Audi⸗ torium maximum und den breiten und hellen Wandelgängen, bildet wohl die Aula mit ihren 1500 Sitzplätzen, dem prächtigen Profeſſoren⸗ geſtühl und dem alten Univerſitätsſiegel das Glanzſtück dieſes Hauſes. Da endete der ſtolze Aufſtieg jäh mit dem reichen hoffnungsreichen Anſätze Kurfürſt Johann Wil⸗ . 2 . —.— 8 r — 5—— Mitwoch, den 27. Mai 1936 Gfffckwunſch zur Hindenburg“ Jahr von der amerikaniſchen Wirtſchaft. Ss Berlin, 26. Mai. Wie die Deutſche Gruppe der Internationalen Handelskammer mitteilt, hat anläßlich der erſten regelmäßigen Fahrt des neuen Zeppelinluftſchiffes„Hinden⸗ burg“ der Präſident der Deutſchen Gruppe der IHK, Frowein, Ehrenpräſident der IHK. an den Präſidenten der amerikaniſchen Lan⸗ desgruppe, Watſon, brieflich Grüße ge⸗ ſandt und zum Ausdruck gebracht, daß die neuen Verkehrsmittel die Länder räumlich im⸗ mer näher bringen. Das werde und müſſe auf die Beziehungen der Völker untereinander einwirken. Die neuen Verkehrsmittel dienten dem Gedanken des Friedens. In ähnlichem Sinne ſchrieb der Vizepräſident der IHK., Dr. Otto Chriſtian Fiſcher, Mitglied des Prä⸗ ſidiums der Deutſchen Gruppe, an die ameri⸗ laniſche Landesgruppe der IHK. in Waſhing⸗ ton Auf dem gleichen Wege traf mit dem Zep⸗ pelinluftſchiff„Hindenburg“ die Antwort von Präſident Watſon ein, der dem deutſchen Volk, den Erbauern des Zeppelinluftſchiffes „Hindenburg“ und der Beſatzung zu der neuen Leiſtung gratulierte, die dem Verkehrsfort⸗ ſchritt, der Entwicklung des Welthandels, der Förderung des Friedens und der Verſtändi⸗ gung dienen werde. Namens der amerikani⸗ ſchen Landesgruppe ſende er den Mitgliedern der deutſchen Gruppe herzliche Grüße. Er ver⸗ traue darauf, daß die Fertigſtellung und In⸗ fahrtſetzung des neuen Zeppelinluftſchiffes ein weiterer Meilenſtein in der Förderung der Beziehungen zwiſchen den beiden großen Län⸗ dern ſei. Ausklang des Reichsjugendführer⸗ lagers der 63. Braunſchweig, 25. Mai. Den Aus- klang des Reichsjugendführerlagers der HZ. bildetñe am Monkag abend eine machtvolle Kundgebung auf dem Platz der SS. Die rund 900 Bann- und Jungbannführer aus dem Reich kratken zuſammen mik ihren Ka- meraden aus der braunſchweigiſchen HZ. u- dem Jungvolk zu einem letzten Appell vor dem Skabsführer an. Den großen Platz um- ſäumken die Flammenzeilen von Fackelträ⸗ gern der Marine-HJ. Vor dert SS.⸗Führer⸗ ſchule hatten die jungen Fahnenträger Auf. ſtellung genommen. Slabsführer Harkmann Laukerba⸗ cher erinnerte in ſeiner Anſprache noch einmal daran, daß eine Woche harker aber auch ſchöner Arbeit nun vorüber ſei. Die Jugendführer des Reiches hätten bei dieſer für die einheitliche Ausrichtung der HZ. ſo bedeukungsvollen Tagung das Rüſtzeug für die Löſung der ihrer harrenden großen Auf⸗ gaben erhalten.„Auf unſeren Schulkern“, ſo rief er,„liegt die Verankwortung für die Er⸗ ziehung und Schulung der deukſchen Jugend, die den Namen des Führers krägkt. Die Jungen von heute werden das Deulkſchland von morgen ſein. Das verpflichtet uns zu einer eiſernen Härte und Rüchkſichtsloſigkeit gegenüber uns ſelbſt. Es verpflichtet uns, immer nur zu dienen und zu opfern. Wir verlaſſen Braunſchweig als ein Korps der Pflichterfüllung und der Härke. Von dieſer hiſtoriſchen Stätte aus grüßen wir noch ein⸗ mal aus ganzem Herzen in Liebe und Ver- ehrung unſeren Führer und mit ihm Deulſch⸗ land und die Zukunft.“ Drei brauſende Heilrufe leiteken über zum Lied der Jugend, in das die Kundgebung ausklang. Eine vorbildliche ſoziale Tal 100 000 Mark- Wernkſtiftung. Aachen, 26. Mai. Gelegentlich eines Kameradſchaftsabends der Tuchfabrik Rum⸗ meny in Haarem bei Aachen keilte der Be- triebsleiter der Firma mit, daß ſich die Ge ſchäftsleitung entſchloſſen habe, neben der Gewährung von 50 Kocß.-Reiſen eine Werkſtiftung von 100000 Reichsmark zu errichken. Sie bat den Zweck, Wohl ⸗ fahrtseinrichtungen zu fördern, ſowie Werks⸗ angehörige, die mindeſtens zehn Jahre im Bekrieb beſchäftigt waren und deren Witwen und Waiſen im Noffalle zu unkerſtützen. In der Haupkſache aber ſoll die Stiftung Ge⸗ ſolgſchaftsmitgliedern, die ſiedeln wollen, zu dem benötigten Eigenkapital verhelfen, höch⸗ ſtens jedoch 25 v. H. des geſamten Kapikals gegen mäßige Verzinſung und Amorkilaklon überlaſſen. Die Goethe- Medaille für Prof. Dr. Wolf 85 Berlin, 28. Mai. Der Führer und Reichskanzler hat dem Profeſſor Dr. Heinrich Wolf in Düſſeldorf anläßlich ſeines 78. Ge⸗ burtstages am 28. Mai d. J. in Anerkennung ſeiner Verdienſte um die Geſchichtswiſſenſchaft die Goethe⸗Medaille für Kunſt und Wiſſen⸗ ſchaft verliehen. eee ee Jurchtbares Jährboolunglück in der Tſchechoſlowakei 17 Kinder ertrunken, 31 vermißt 588 Lundenburg, 26. Mai. Am Diens⸗ tagvormittag unternahmen die Volksſchulen von Rakvitz im politiſchen Bezirk Auſpitz (Mähren) einen Ausflug auf die Pavlover Höhe. Bei Neumühl wurden die Schulkinder mit einer Fähre über den angeſchwollenen Thaya⸗Fluß geſetzt. Dabei kenterte das Fähr⸗ boot, und die Kinder fielen ins Waſſer. Nach der Meldung der Gendarmerieſtation ſind 17 Kinder ertrunken. Noch 31 Kinder vermißt Lundenburg(Mähren), 28. Mai. Wie ergänzend zu dem Fährunglück auf dem Thaya⸗ Fluß gemeldet wird, werden noch 31 Schulkin⸗ der vermißt. Die Kataſtrophe iſt auf das plötz⸗ liche Auseinanderbrechen des Fähr⸗ bootes zurückzuführen. Die auf der Fähre be⸗ findlichen Lehrer beteiligten ſich fieberhaft an den Rettungsarbeiten. Der Lehrer Novotny rette allein neun Kinder Die Bevölkerung des ganzen unteren Thaya⸗Gebietes iſt zur Hilfe⸗ leiſtung aufgefordert worden. Augenzeugen berichten Zu dem erſchütternden Fährunglück auf dem Thaya⸗Fluß werden dem„Tſchechoſlowakiſchen Preſſebüro“ von Augenzeugen folgende Einzel⸗ heiten gemeldet: 106 Schüler von der Volks⸗ ſchule in Rakovice unternahmen einen Schul⸗ Ausflug in die nahen Pollauer Berge. Im Tal der Thaya mußten die Wagen über den durch die letzten Regenfälle angeſchwollenen Thaya⸗Fluß übergeſetzt werden. Die erſten bei⸗ den Wagen mit den jugendlichen Ausflüglern waren ohne Unfall auf das andere Ufer der Thaya gelangt. Nun ſollte der dritte Wagen auf das andere Ufer übergeſetzt werden. Die Kinder der folgenden Wagen konnten ihre Un⸗ geduld nicht länger meiſtern, ſprangen aus den Wagen heraus und beſtiegen ebenfalls die Fähre, die nun— da außer den Kindern auch noch ein mit zwei Pferden beſpannter Wagen auf ihr Platz genommen hatte— ſtark über⸗ laſtet war. Kaum war das Fährboot vom Ufer abgeſto⸗ zen, begann es zu ſinken. Inmitten des Fluſſes, der infolge des hohen Waſſerſtandes an dieſer Stelle etwa acht Meter tief iſt. ging das Boot unter. Es entſtand eine unbeſchreibliche Verwirrung. Die reißende Strömung riß alle Kinder, Pferde und Wagen ins Waſſer. Einige Kinder vermochten ſich an dem Leitſeil feſtzuhalten und ſich ſo zu retten. Die Mehrzahl der Kinder wurde jedoch von der reißenden Strömung erfaßt und über die Stromſchnellen fortgetragen. Die entſetzliche Tragödie, die ſich mitten auf dem reißenden Fluß abſpielte, lähmte keinen Augenblick die Entſchlußkraft der am Ufer zurückgebliebenen Männer. Ein Kutſcher rettet mit über⸗ menſchlicher Anſtrengung allein acht Kin⸗ der. Der Lehrer Novotny, der ſich mit den Kindern auf der Fähre befand, rettete neun vor dem ſicheren Tod. 31 Kinder und zwar 22 Mädchen und neun Knaben, ſind nicht mehr zurückgekehrt. Es be⸗ ſteht zwar noch die Hoffnung, daß ſich einige Kinder in der Verwirrung in den am Thaya⸗ ufer gelegenen Wäldern verirrt haben, doch iſt dieſe Hoffnung leider ſehr gering. Spaltung der ſozialiſtiſchen Partei Spaniens Madrid, 26. Mai Der Landesausſchuß der ſpaniſchen Sozialdemokratiſchen Partei, in dem die gemäßigte Richtung des Abgeordneten Prieto überwiegt, hat beſchloſſen. den für Juni angekündigten Parteikongreß bis zum Oktober zu ver ſchie ben. Dieſe Maß⸗ nahme wird damit begründet, datz zur Aus⸗ arbeitung des Tätigkeitsberichts ſeit dem letzten Kongreß, der auch die Vorgänge vom Oktober 1934 einſchließen würde und zu ſeiner einge⸗ henden Prüfung durch die verſchiedenen Par⸗ teiſtellen nicht mehr genügend Zeit zur Ver⸗ fügung ſtehe. Die revolutionäre Oppoſition der Sozial⸗ demokratiſchen Partei unter der geiſtigen Füh⸗ rung des Abgeordneten und früheren Arbeits- miniſters Largo Caballero veröffentlichte ſofort nach Bekanntwerden des Beſchluſſes eine Erklärung, in der ſie den ſogenannten„Refor⸗ miſten“ vorwirft, daß dieſe ſick vor den für ſie unangenehmen Entſcheidungen des Parteikon⸗ kreſſes drücken wollten Die revolutionären Mitglieder des Vollzugsausſchuſſes der Partei. darunter Largo Caballero, ſind mit ſofortiger Wirkung zurückgetreten. Der Landesaus⸗ ſchuß der Partei hat als neuen Präſidenten und Vizepräſidenten des Vollzugsausſchuſſes die zur Richtung Prieto gehörenden Abgeord⸗ neten Gonzales Pena und Imenez Akſua vor⸗ geſchlagen und die Parteiorganiſationen aufge⸗ fordert, die übrigen Mitglieder ebenfalls un⸗ ter den Anhängern Prietos zu wählen. Die unter dem Einfluß Largo Caballero ſtehende Ortsgruppe Madrid der Sozialdemo⸗ kratiſchen Partei fordert die Einberufung einer außerordentlichen Verſammlung und in Anbe⸗ tracht deſſen, daß ſich die revolutionären Par⸗ teimitglieder in der Mehrheit befänden, die Nichtanerkennung der Aufſchiebung des Par⸗ teikongreſſes. Ferner ſollen alle Reformiſten wegen Verſtoßes gegen die Panteidiſziplin aus der Partei ausgeſchloſſen werden Mit dieſen Geſchehniſſen hat die offene Spal⸗ tung der Sozialdemokratiſchen Partei Spaniens in eine den Linksbürgerlichen naheſtehende und eine revolutionäre Gruppe eingeſetzt. Nachrichten aus aller Well Jurchtbare Familientragödie Ebersbach, 26. Mai. Eine furchtbare Familientragödie hat ſich hier in einer Sied⸗ lung abgeſpielt. Eine Frau Bauer wurde am Dienstagmittag zuſammen mit ihren vier Kindern, Mädchen im Alter von 2 Monaten, 1½ Jahren, 4 und 6 Jahren, in ihrer Wohnung durch Gas vergiftet tot aufgefunden. Die Kinder der Bauer waren in den letzten Tagen leicht er⸗ krankt. Als ſich am Dienstagvormittag nichts in der Wohnung rührte, glaubten die Nach⸗ barn, daß nun auch die Frau erkrankt ſei und ſtellten daher Nachforſchungen an. Da ſie aber keinen Einlaß fanden, zogen ſie die Po⸗ lizei hinzu, die die Tür öffnete und ſofort feſtſtellte, daß ſämtliche Räume ſtark mit Gas angefüllt waren, das den geöffneten Gashähnen entſtrömte. Alle Toten lagen in der Wohnküche, das jüngſte Kind im Kinder⸗ korb, die anderen auf dem Sofa, während die 32jährige Mutter auf dem Bett lag. Die polizeiliche Unterſuchung ergab, daß die Frau mit ihren Kindern den Tod geſucht hat. Der Grund zu dieſem Schritt iſt nicht be⸗ kannt. Ihr Mann ſollte am Dienstag nach mehrwöchiger Abweſenheit heimkommen. Großer Waldbrand in Amerika 5 Tole— 32 Vermißtke. 88 New Vork, 286. Mai. Wie aus New Gretna(New Verſey) gemeldet wird, ſind bei der Bekämpfung eines Wald- brandes, der ſich über ein Gebiet von 130 Quadratkilometer erſtreckt und mehrere Dör⸗ fer bedrohte, fünf Angehörige des Freiwilli⸗ gen Arbeitsdienſtes, die zur Löſchung des Brandes eingezogen worden waren, ums Leben gekommen. Die Arbeitsdienſt⸗ freiwilligen, die in derarkigen Löſcharbeiten unerfahren waren, halten verſucht, durch ein Gegenfeuer den Brand zu erſtichen. Der Wind ſchlug jedoch zurück und krieb die Flammen eines brennenden Kiefernwaldes mit großer Schnelligkeit auf die Arbeits- männer, ſo daß es nicht allen gelang, auf einem Laſtkraftwagen zu entfliehen. Außer den fünf Männern, die als kot gemeldet wer- den, erlitten ſieben weitere ſchwere Brand⸗ wunden. Ferner werden 32 Arbeitsmänner noch vermißt, und man befürchtet, daß der größte Teil von ihnen den Flammen zum Opfer gefallen iſt. Flugzeugunglück in Kanada Fünf Tote. ss London, 26. Mai. Wie erſt jetzt be⸗ kannt wird, ſtürzte in der Nacht zum Montag ein kanadiſches Flugzeug bei Amos im Staate Quebec ab. Unter den fünf Toten befin⸗ det ſich der Generaldirektor der kanadiſchen Luftfahrt⸗Geſellſchaft„General Airways“, Clark. Ein Holzbearbeitungswerk eingeäſchert. Gütersloh(Weſtfalen), 27. Mai. Die Sperrholzfurnier⸗ und Sägewerke W. Ruhen⸗ ſtroth(Wirus⸗Werke) wurden am Dienstag⸗ abend von einem Großfeuer heimgeſucht. Die bei der Firma beſchäftigten Arbeiterinnen konnten ſich nur mit knapper Not vor den Flammen retten und mußten zum Teil über die Dächer geborgen werden. Dabei wurde eine Arbeiterin ſo ſchwer verletzt, daß ſie ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Die Feuerwehren von Gütersloh und Bielefeld grifſen den Brand mit 18 Strahlrohren an, doch reichte ihr Einſatz nicht aus, ſodaß die Gütersloher Luft⸗Erſatzlompagnie alarmiert wurde. Zwei Soldaten erlitten bei der Hilſe⸗ leiſtung leichte Verletzungen. Erſt nach drei⸗ ſtündiger Löſcharbeit konnte der Brand auf ſeinen Herd beſchränkt werden. Vizekönig Badoglio nach Jlalien abgereiſt 88 Rom, 26. Mai. Der Vizekönig von Abeſſimien, Marſchall Badoglio, hat in der Nacht auf Dienskag von Maſſaua aus ſeine Urlaubsreiſe nach Ilalien angetreten. Die Krone Marſchall Badoglios London, 26. Mai. Die am Montag von den ägyptiſchen Zollbehörden beſchlagnahmten Schätze, die aus einer goldenen Krone u. einem mit Juwelen beſetzten Schwert beſtehen, haben ſich, nach einer Reutermeldung aus Kairo, in⸗ zwiſchen als das Eigentum des italieniſchen Marſchalls Badoglio herausgeſtellt. Während in den erſten Berichten behauptet wurde, daß die Perſon, in deren Beſitz die beiden Gegenſtände waren, eine falſche Zoll⸗ erklärung abgegeben habe, wird nunmehr ge⸗ meldet, daß der betreffende Italiener ord⸗ nungsmäßig Angaben gemacht und hinzugefügt habe, daß die Gegenſtände perſönliches Eigen⸗ tum des Marſchalls ſeien. Ein opfer jüdiſcher Rache Wien, 27. Mai. Wie bereits gemeldet, wurde in den letzten Tagen der Oeſterreicher Karl Breitainger in Paläſtina von Juden ermordet. Ueber den tragiſchen Tod Breitingers berichtet die„Reichspoſt“ aus Jeruſalem, daß ſich dieſer bei der arabiſchen Bevölkerung großer Beliebt⸗ heit erfreut hatte. Einige Juden, die für einen tags zuvor ſtattgefundenen Zwiſchenfall Rache nehmen wollten, überfielen Breitinger und töteten ihn durch mehrere Piſtolenſchüſſe in den Kopf. Tauſende von Arabern waren bel ſeinem Begräbnis zugegen und in Anſprachen, die an ſeinem Grab gehalten wurden, kam zum Ausdruck, daß ſie den Toten als Freund be⸗ trachteten, der für ſie gefallen ſei. Breitinger, der mit den arabiſch⸗jüdiſchen Auseinanderſetzungen nichts zu tun hatte, fiel als unſchuldiges Opfer jüdiſcher Rachegelüſte. Das haus der großen Gilde in Riga ſoll abgebrochen werden 88 Riga, 26. Mai. Bereits am Montag waren in der lettiſchen Preſſe Andeutungen darüber enthalten, daß in Kreiſen der Han⸗ dels⸗ und Induſtriekammer Lettlands die Ab⸗ ſicht beſtehe, die auf Grund der bekannten Kammergeſetzgebung in das Eigentum der Kammer übergegangenen Gildehäuſer abzubrechen. Am heutigen Dienstag bringt nun das let; tiſche halbamtliche Blatt„Rits“ eine ausführ- liche Meldung, durch die alle Zweifel darübez beſeitigt werden, daß bei der Leitung der let⸗ tiſchen Wirtſchaftskammer in der Tat die Ab⸗ ſicht beſteht, das Haus der großen Gilde in Riga niederzureißen. Zur Begründung wird erklärt, daß das Haus der großen Gilde wirt⸗ ſchaftlich geſehen unrentabel ſei und auch nur geringe künſtleriſche, architektoniſche und hi⸗ ſtoriſche Werte beſitze. Von hiſtoriſcher Bedeu⸗ tung ſeien einzig der ſogenante Münſterſaal und Teile der Brautkammer. Daher werde der Oeffentlichkeit Lettlands der Vorſchlag unterbreitet, das Gebäude der großen Gilde mit den Nebengebäuden abzubrechen und dafür ein Kongreßgebäude zu erbauen. In dieſem Kongreßgebäude ſollen alle Wirtſchaftskam⸗ mern Lettlands Platz finden. Es ſoll darin ein Sitzungsſaal für 5000 Perſonen eingerichtet werden. In dieſem Zuſammenhang ſei darauf hin⸗ gewieſen, daß das Haus der großen Gilde zu Riga in ſeinen älteſten Teilen aus dem 13. Jahrhundert ſtammt. neuer schlag gegen Rooſevells New Deal- Programm Waſhington, 26. Mai. Das Bundes⸗ obergericht hat am Montag mit fünf gegen vier Stimmen das im Jahre 1934 vom Kon⸗ greß angenommene„Gemeinde-Bankerottgeſetz“ für verfaſſungswidrig erklärt. Dieſes Geſetz, das einen weſentlichen Teil des Rooſe⸗ veltſchen New Deal⸗Programms darſtellte, hatte den Zweck, die Schuldenlaſt der Gemein⸗ den, Landkreiſe und Provinzen durch Ver⸗ mittlung des Bundeskonkursgerichtes zu ver⸗ ringern, wobei Beamte des Bundesfiaganz⸗ amtes mitwirken ſollten. Mitgliederſperre für die hiller-Jugend Berlin, 27. Mai. Der Reichsjugendfüh⸗ rer hat folgende Verfügung erlaſſen: „Im Jahre des Deutſchen Jungvolks ſollte der Verſuch unternommen werden, alle 10⸗ bis 14jährigen Jugendlichen für die Jugend⸗ bewegung Adolf Hitlers zu gewinnen. Die deutſche Jugend hat dem Aufruf der Hitler⸗ Jugend ſo ſchnell Folge geleiſtet, daß meine zu Beginn des Jahres erhobene Forderung heu⸗ te bereits erfüllt iſt. Ich verfüge deshalb ab heute die totale Mitgliederſperre für alle Gliederungen der Hitler⸗Jugend(J., DJ., Bd M. und IM.). Der nächſte Eintrittstermin in die nationalſozialiſtiſchen. Jugendverbände iſt der 20. April 1937. Berlin, 26. Wai 1936“. 5 Baldur von Schirach — 1 — let die l ge⸗ Ed⸗ E kde aul e. let ſet Dor 20 Jahren: Skagerrak Die Befehlshaber der beiden Flotten die ſich am 31. Mai 1916 die größte Seeſchlacht der Geſchichte lieferten. Von links nach rechts: Der deutſche Flottenchef, Admiral Scheer.— Der Befehlshaber der deutſchen Aufklärungsſtreitkräfte, Admiral Hipper.— Der engliſche Flottenchef, Admiral Jellicoe. Der Befehlshaber der engliſchen Aufklärungsſtreitkräfte, Admiral Beatty.(Graphiſche Werkſtätten, 4 K.) der ungariſche Kullusminiſler beſucht Deulſchland er ungariſche Kultusminiſter Dr. Ho⸗ der Sieger der belgiſchen Wahl Als Ueberraſchungsſieger ging bei den bel⸗ D giſchen Kammer- und Senatswahlen die neu⸗ m D n iſt in Begleitung des Staatsſekretärs gegründete Rexpartei hervor, die gleich auf Dr. Szily, des Sektionsrates Dr. Kulcſar und den erſten Anhieb mehr als 20 Kammerſitze des Leiters der Kulturabteilung des Außen⸗ erringen konnte. Das Bild zeigt den Gründer miniſteriums, Baron Villani, zu einem ſechs⸗ der Partei, den knapp 30 jährigen Leon De⸗ tägigen Beſuch in Berlin eingetroffen, um den g N in 1 Budapeſter Beſuch des Reichsminiſters Dr. grelle. Degrelle hat ſchwere Mißſtände bei idapeſter Beſuch des Reichsminiſters Dr 5 l 1 5 Ruſt zu erwidern. Unſer Bild zeigt den Gaf den herrſchenden belgiſchen Parteien, insbeſon⸗ Ruſt zu erwidern. Unſer Bild zeigt den G 1. Harze 1 5 243 ch ſeiner Ankunf f dem 2 ter Bal dere der katholiſchen Partei, aufgedeckt und nach ſeiner Ankunft auf dem Anhalter Bahn⸗ . 2 a 7 7 22 2 2 22 hof. Links Miniſter Homann, rechts Reichs⸗ dadurch großen Zulauf erhalten. die Teilnehmerplakelle für die Aympiakämpfer minister Dr. Rust (Aſſociated Preß, K.), Die Teilnehmer an den Olympiſchen Spielen 1936 in Berlin werden dieſe Plakette er⸗„„ 1 f 7 2 f halten, deren Vorderſeite eine ſymboliſche Darſtellung der fünf Erdteile und deren Rückſeite(Scherl Bilderdienſt, K.) eine Abbildung der Olympiſchen Glocke trägt.(Weltbild, K.) Dom Rordmarktreſſen der 5 A., 558. und des USK. Ein germaniſches Dorf wird rekonſtruierl Korpsführer Hühnlein fährt die Front des NS. beim zweiten Nordmarktreffen in Am Barlhauſer Berg im Feutsbunger Wald wird zur Zeit durch Prof. Reinerth, den Lei⸗ 3 2 9 1„ ter des Reichsbundes für deutſche Vorgeſchichte, eine germaniſche Siedlung völlig material⸗ Kiel ab, an dem 45 000 politiſche Soldaten aus Sa., SS. und NS. teilnahmen und ſtilecht wiederaufgebaut, deren beide erſte Häuſer jetzt im Rahmen der 900-Jahrfeier der lippiſchen Bergſtadt Oerlinghauſen der Oeffentlichkeit übergehen wurden. Die beiden Häuſer bildeten hierbei den Rahmen für ein Feſt⸗ und Weiheſpiel„Oerl-Bark, der (Scherl Bilderdienſt, K.) Sach⸗ ſenführer“. In den nächſten Jahren ſollen weitere Häuſer errichtet werden, bis is nach und nach die ganze germaniſche Siedlung wiedererſtanden iſt.(Heinrich Hoffmann, K.) 4 40 2 1 „hindenburg“ brachte auch ein Flugzeug mil Das Luftſchiff„Hindenburg“ brachte von ſeiner zweiten Nordamerikafahrt das Flugzeug das ſchönſte gl des amerikaniſchen Kapitäns Haizlip mit, das hier nach der Landung ausgeladen wird. dk der Aulobahn München-Landesgrenze im Verkehr Eine weitere Teilſtrecke der Reichsautobahn München— Landesgrenze, und zwar die (Preſſephoto, K.) Strecke Weyarn— Roſenheim, wurde jetzt dem Verkehr übergeben.(Weltbild, R. L ——äẽ—ũ334 2——— 5*— 1 5—.*— — ——*— 770 ͤã ͤ/ · 1m 5—— 2 eee eee — 1— —— — r eee N P.„Oſtmark“ Seit bald 27 Jahren verkehren die Poſt⸗ flugzeuge der Deutſchen Lufthanſa im regel⸗ mäßigen Flugdienſt von Deutſchland über den Atlantik nach Südamerika. In dieſer Zeit, das heißt, ſeit dem 3. Februar 1934 bis heute, wurden 175 planmäßige Ozeanflüge ausge⸗ führt. Alle techniſchen Einrichtungen, die auf den ſchwimmenden Flugſtützpunkten vereint wurden, um den noch immer einzigen, regel⸗ mäßig nur mit Flugzeugen durchgeführten, Ozeanflugdienſt betreiben zu können, haben ſich bewährt. Stand anfänglich nur ein ſchwim⸗ mender Flugſtützvunkt. der Dampfer„Weſt⸗ falen“, zur Verfügung, ſo wurde es im Laufe des Jahres 1934 erforderlich, ein zwei⸗ tes Schiff in den Dienſt zu ſtellen. Der ununterbrochene Flugdienſt auf dieſer von Deutſchland bis Chile führenden Luftpoſt⸗ ſtrecke, auf der unſere deutſchen Flugzeuge 15 300 Kilometer in weniger als 5 Tagen zu überbrücken haben, verlangt nun eine in regelmäßigen Zwiſchenräumen notwendig wer⸗ dende Ueberholung der ſchwimmenden Flug⸗ ſtützvunkte. Es iſt notwendig, hierzu die Schiffe in die Heimat zu entſenden, wo ſie ge⸗ dockt werden können. Um jeweils ein Schiff aus dem Dienſt zu ziehen wurde es erforder⸗ lich, einen dritten ſchwimmenden Flugſtütz⸗ punkt zu ſchaffen. So kam es zum Bau eines dritten Schiffes für den Atlantikluftpoſtdienſt. zur Kiellegung der Oſtmark“. Waren„Weſt⸗ falen“ und„Schwabenland“ für den Flugdienſt umgebaute Schiffe, ſo ging man nun daran, ein eigens als ſchwimmender Flug⸗ ſtützvunkt entworfenes Schiff auf Stapel zu legen, das von Anfang an ſeiner Beſtimmung gemäß gebaut werden konnte. „Oſtmark“ taufte man dieſen jüngſten ſchwimmenden Flugſtützpunkt, weil er wie die Oſtmark Deutſchlands auf vorgeſchobenem Poſten für die Geltung des Reiches wirken ſoll, gleichzeitig aber auch, um der innigen Verbundenheit des jüngſten Verkehrszweiges mit dem Oſten Deutſchlands Ausdruck zu ver⸗ leihen. Mit Rückſicht auf den ſtändigen Einſatz des Schiffes in den Tropen, iſt beſonders für die Unterbringung der Beſatzung geſorgt worden. Die Kammern ſind geräumig gehalten und mit neuzeitlicher Ausſtattung verſehen, ebenſo die Speiſe⸗ und Aufenthaltsräume, die über Lautſprecher⸗Anlagen, Kühlſchränke uſw. ver⸗ fügen. Auch iſt ein Naum für Gemeinſchafts⸗ veranſtaltungen vorgeſehen, für die das Schiff auch mit einem Tonfilmvorführgerät ausge⸗ ſtattet iſt. Eine reichhaltige Bibliothek, eine Sammlung guter Schallplatten, ſowie Sport⸗ und Spielgeräte ſorgen für die Geſtaltung der Freizeit. Techniſche Einzelheiten des Flugſtützpunktes „Oſtmark“ Das Flugſicherungsſchiff„Oſtmark“ wurde von den Howaldt⸗Werken in Kiel im Auftrage der Deutſchen Lufthanſa erbaut. Der Stavpel⸗ lauf erfolgte am 15. April 1936, die Ueber⸗ nahme ſeitens der Lufthanſa am 16. Mai 1936. Zwei Dieſelmotoren mit einer Leiſtung von je 950 PS., insgeſamt alſo 1900 PS. Geſchwindigkeit: etwa 14 Seemeilen in der Stunde. Seinen beſonderen Verwendungszwecken ent⸗ ſprechend iſt das Schiff mit folgenden Spezial⸗ einrichtungen ausgeſtattet: Großflugzeugſchleuder⸗Anlage: Zum Abſchie⸗ zen des Flugzeuges von Bord des Schiffes werden die Flugbote im Gegenſatz zum MSS. „Schwabenland“ über den Bug des Schiffes abgeſchleudert. Bemerkenswert iſt die Anord⸗ nung der Schleuderbahn, die die Mitte des Schiffes— in Längsrichtung geſehen— ein⸗ nimmt. Leiſtungen: Abſchuß eines Fluggewich⸗ tes von 15 000 Kilogramm mit einer Ab⸗ fluggeſchwindigkeit von 150 Klm.⸗Std. auf hoher See Kran⸗ Anlage: Zum Anbordnehmen der Flugboote befindet ſich ein elektriſch be⸗ triebener Spezialkran, um die Flugboote über das Heck aufzunehmen und auf die Abſtell⸗ bahn zu ſetzen. Der Ausleger des Krans iſt auf die Abſtellbahn niederlegbar. Leiſtung: 15 000 Kilogramm Hubekraft. Schleppſegel: Um die Anbordnahme des Flugbootes auf hoher See zu ermöglichen, iſt die„Oſtmark“ mit einem Schleppſegel aus⸗ gerüſtet. Bei der Landung des Flugbootes wird das Schleppſegel dadurch geflutet, daß das Motorſchiff nur wenig Fahrt macht. Nach dem Aufrollen des Flugbootes auf das Schlepp⸗ N ſegel beſchleunigt das Schiff die Fahrt. Da⸗ durch wird das Schleppſegel ſteifgeſetzt und das Flugboot etwas aus dem Waſſer heraus⸗ gehoben. Dieſer Vorgang bewirkt eine feſtere Verbindung zwiſchen Motorſchiff und Flug⸗ boot und geſtattet auch bei Seegang die ungefährdete Uebernahme des Flug⸗ zeuges an Bord des Schiffes. Funkausrüſt ung: Um den hohen An⸗ forderungen des Flugſicherungsdienſtes im Südatlantik zu entſprechen, verfügt das Schiff über eine auf Grund der bisherigen Erfah⸗ rungen entwickelte Funkſtation. Neben den neueſten Kurz⸗ und Langwellenempfangs⸗ und ⸗ſendegeräten iſt die Station mit einer Peil⸗ anlage und einem Notſender ausgerüſtet. Tank⸗ Anlage: Das Schiff iſt ſeinem Zwecke als ſchwimmender Flughafen ent⸗ ſprechend ſchließlich auch mit einer umfang⸗ reichen Tankanlage ausgeſtattet. Der neue Flugſtütz punkt„Oſtmark“ Der Gauleiter empfing Güſte aus Saarpfalz Gauleifer Bürdel mit 800 Alfgardiſten in St. Goarshaulen St. Goarshauſen, 24. Mai. Im Laufe des Sonntag vormittags traf in St. Goarshauſen Gauleiter Bürckel mit 800 Trägern des Gol⸗ denen Ehrenabzeichens und des Blutordens aus Saarpfalz ein. Die alte Garde von Saarpfalz unternahm von Bingen aus eine gemeinſame Dampferfahrt und wurde in St. Goarshauſen von Gauleiter und Reichsſtatthalter Spren⸗ * auf das Pegflichltt begrüßt. Obwohl der ufenthalt der Altgardiſten nur eine Stunde dauerte, hatte ſich ein derart kameraoſchaftliches Verhältnis gebildet, daß man meinen konnte, die alten Kämpfer aus der Saarpfalz ſeien ſchon wochenlang im Gau Heſſen⸗Naſſau. Gau⸗ leiter Bürckel dankte Gauleiter Spren⸗ ger, daß er es ſich nicht hatte nehmen laſſen, die Altgardiſten in ſeinem Gau zu begrüßen. Gauleiter Sprenger erwiderte, daß es für ihn eine Selbſtverſtändlichkeit ſei, wenn alte Kämpfer der Bewegung in ſeinen Gau kämen, ſie ſtets herzlich willkommen zu heißen. Der 1 3 ſchließlich 1 ſignale abgeben u ſchließlich mußten ſogar noch Böllerſchüſſe helfen, um die N von Saarpfalz wieder auf ihren Dampfer zu bringen* 3 es ihnen in unſerem Gau gefallen. Und noch vom iff aus dankten ſie in Sprechchören Gauleiter Sprenger für die herzliche und kameradſchaftliche Aufnahme. Reichsbauernführer beſuchte den Gauleiter Zum Abſchluß der Reichsnährſtandsausſtel⸗ lung weilten am geſtrigen nachmittag Reichs⸗ bauernführer Darré und ſein Stab als Gäſte im Haus des Gauleiters Sprenger. Immer wieder gab der Reichsbauernführer ſeiner Be⸗ wunderung über die muſtergültige Durchfüh⸗ rung der e ee Ausdruck. Anſchließend nahm der Gauleiter mit ſeinen Gästen an dem großen abſchließenden Zapfen⸗ ſtreich in der Reichsnährſtandsausſtellung teil. Der Gauleiter bei den Kreiskaſſenleitern Wiesbaden, 24. Mai. Am Samstag und Sonntag fand unter Leitung des Gauſchatzmei⸗ ſters Pg. Eck im Paulinenſchlößchen in Wies⸗ baden eine Arbeitstagung aller Kreiskaſſenlei⸗ ter und Kreisreviſoren des Gaues ſtatt, in der vor allem die gegenſeitigen Erfahrungen aus⸗ getauſcht wurden. Am Sonntag vormittag ſprach Gauleiter Sprenger zu den An⸗ weſenden und konnte feſtſtellen, daß auch im Gau Heſſen⸗Naſſau eine ſaubere und ſtraffe Verwaltungsführung gewährleiſtet iſt. Vierleljahresbericht der Deulſchen Reichspoft Berlin, 25. Mai. Die Deutſche Reichspoſt veröffentlicht den Bericht über das vierte Viertel des Rechnungsjahres 1935(Januar bis März 1936). Der Verkehr war danach in den meiſten Betriebszweigen gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres geſtei⸗ gert. Das zeigen beſonders die Verkehrs⸗ zahlen beim Briefverkehr(plus 100 Millionen Stück), beim Barverkehr(plus 8,3 Millio⸗ Stück Ein⸗ und Auszahlungen) bei dem Poſtſcheckverkehr(plus 14,6 Millionen Buchun⸗ gen) und dem Fernſprechverkehr(plus 40,3 Millionen Geſpräche). Geſchäfts⸗ und Betriebsverbeſſerungen konnten auf allen Gebieten des Poſt⸗ und Fernmeldeweſens wieder durchgeführt werden. Die Zahl der Poſtſcheckkonten ſtieg bis Ende März auf 1075 316, bei 207 Millionen Buchungen im Berichtsvierteljahr wurden über 32,9 Milliarden RM., davon 27,4 Mil⸗ liarden RM. oder 83,2 v. H.⸗ bargeldlos be⸗ glichen. ö Die Zahl der Rundfunkteilneh⸗ mer hat ſich um 390 900 auf 7.6 Millionen Ende März erhöht. Im Vierteljahr Oktober bis Dezember 1935 ſind 196 Schwarzhörer rechtskräftig verurteilt worden. Die Geſamteinnahmen in den Monaten Januar und Februar betrugen 287, die Ge⸗ ſamtausgaben 283 Millionen RM gegenüber 271 und 275 Millionen RM. im gleichen Zeitraum 1935. Für den Monat März 1936 ſtehen die Zahlen noch nicht feſt. Ein Dampfer warkek auf die Flul Ein franzöſiſches Schiff ſitzt ſeit fünf Mo⸗ nalen unker Dampf auf deulſchem Strand. Die„Adrar“, ein ſchöner franzöſiſcher Dampfer, ſitzt auf dem Trockenen, buchſtäblich und wortwörklich genommen. Ein Sturm krallte ſich das Schiff am 20. Oktober 1935 in der Nähe von Sylt und drückke es lang- ſam, aber ſicher gegen die flache Sandküſte. Nichts iſt dabei paſſterk an Bord, keine Luke wurde eingeſchlagen, die Maſchine arbeiteke mit Volldampf— vergeblich, die Nordſee ſetzte das Schiff hoch an den Strand. Als die Rettungsmannſchaft vom Dünen⸗ fang aus Raketen und Leinen über das Schiff hinwegſchoß, da blieb ſogar alles an Bord, obwohl die Brandung dem Pott, den der Sand da in ſeinen Fängen hielt, böſe zuſetzte. Nur der zweite Offizier beſtieg die Hoſenboje, um ſeine Kompagnie telegraphiſch von der„veränderlen“ Reiſe· rouke zu benachrichtigen. Als das große Waſſer ſich verlief, da fand die„Adrar“ ſich hoch am Strand, dort, wo im Sommer fröhliche Menſchen Burgen bauen und ſonnenbaden. Zuerſt hak man die Ladung gelöſcht. Dann hat man mit Hilfe von Bergungsſchleppern ſchwere Anker aus- gebracht. Von dieſen Ankern draußen im Meer liefen Troſſen an das Schiff und über Schiffswinden. Mitte November, als aber mals eine Springflut gegen die Weſtküſte donnerke, hat die„Adrar“ ſich dann an dieſen Troſſen ein gutes Stück wieder in das naſſe Element hinausgehandelk. Dann aber, als die Berger anfaſſen wollten, plaß ken die armdicken Troſſen wie Zwirns- fäden. Nach wenigen Vierkelſtunden ſaß die brave„Adrar“ abermals auf dem Sand. Aber man hak die Hoffnung beileibe nicht aufgegeben. Man hat neue Anker aus- gebracht und neue ſechzehnzöllige Troſſen be⸗ feſtigt. Bei der erſten größeren Frühjahrs- fluk wird die„Adrar“ ſich wieder mit Voll- dampf gegen ihre Schiffswinden ſtemmen, um zunächſt einmal den Bug in Richtung auf das Meer zu ziehen, um ſich dann ſoweit hin- einzuwinden, daß die Bergungsdampfer an- faſſen können. Die Keſſel ſtehen dau ⸗ ernd unter Dampf. Der Funker iſt derjenige an Bord, um den ſich alles dreht. Sehnſüchtig warken die 28köpfige Beſatzung, die geſchloſſen an Bord blieb, und die ſechs deukſchen Bergungs- männer, daß der Funker ihnen eine fauſtdicke Sturmwarnung aus dem Aether angelt. Denn ſie warten ja auf Sturm und Hochwaſſer, ob- wohl man eigentlich meinen könnke, ſie häk⸗ ken die Naſe voll von ſolchen windigen Abenkeuern CFFPFFFCCCwC 0/ ã ͤ ͤõõͥã VyVddddddãſwß/bGſGbbõã/ãũã/dGbſGGbſßãähbGVVPGTGbGTGTGbGbGTGäGTGGTGVTſFVVTPPVTPTPTPTPTPTPTPPPhPſſVſyrſPhPPhhbhPhPPPhPTPFPrPrPrPrPhPrſPhPhhPPPhTPrPrPrPh''„'„k„„:::: d p Das Jaar-Pfalz-Kanalprojell In dieſen Tagen fand in Mannheim die erſte öffentliche Sitzung des ſeinerzeit gegrün⸗ deten Saar⸗Pfalz⸗Kanalvereins ſtatt, in der Prof. Dr. Wittmann von der Techniſchen Hochſchule Hannover über die techniſche Durch⸗ führung des Kanalbaues ſprach. Der Bedeu⸗ tung der Verſammlung entſprechend nahmen an ihr Vertreter der ſüd⸗ u. ſüdtveſtdeutſchen Wirtſchaft, der Handelskammern, der Schiff- fahrtsunternehmen und der Regierungen von Baden, Württemberg, Heſſen und Bayern teil. Auf die Bedeutung des Saar⸗Pfalz⸗Kanals für den ſüdweſtdeutſchen Lebensraum hat be⸗ kanntlich Ende Juli vorigen Jahres noch Oberbürgermeiſter Liebel, Nürnberg, anläß⸗ lich der ſüdweſtdeutſchen Waſſerſtraßentagung in Stuttgart hingewieſen. Auch an dieſer Stelle iſt im Laufe der letzten Jahre das Pro⸗ blem des Saar⸗Pfalz⸗Kanals von allen Sei⸗ ten beleuchtet worden. An der Bauwürdig⸗ keit und der Wirtſchaftlichkeit dieſes Kanals beſteht nach den Unterſuchungen der inter⸗ eſſierten Wirtſchaftsſtellen kein Zweifel mehr, ſo daß wir uns an dieſer Stelle lediglich mit dem Bauprogramm beſchäftigen wollen. ... ͤ̃ ˙x——[—— Wir möchten indeſſen nicht verſäumen, die Ausführungen des Staatsſekretärs Koenigs vom Reichs⸗ und Preußiſchen Verkehrsmini⸗ ſterium aus dem Beginn des Jahres zu wie⸗ derholen, in denen er gelegentlich einer Be⸗ trachtung über die Ergebniſſe der Verkehrs⸗ politik u. a. ſagte,„daß das Reich erſt dann an neue Aufgaben auf dem Gebiet des Baues von Waſſerſtraßen herangehen darf, wenn das Ziel, die deutſchen Seehäfen ſtärker an in Frage kommende Wirtſchaftsgebiete anzu⸗ ſchließen, gelöſt ſein wird“. Der Saar⸗Pfalz⸗Kanal ſoll nach den Aus⸗ führungen Prof. Wittmanns, das Saarbecken in direkter Linie mit dem Rhein verbinden, u. zwar in einer Linienführung, die ausgeht von Saarbrücken über Homburg, Kaiſerslautern und Grünſtadt nach Mannheim⸗Ludwigshafen. Es iſt durchaus verſtändlich, daß man ſich auch in Mannheim für den Kanalbau ſtark einſetzt, wenn man ſich die Entwicklung des oberrheiniſchen Rheinverkehrs im allgemeinen und die des Mannheimer Hafenverkehrs überhaupt in den letzten Jahren vor Augen hält. Beim Kanalbau ſind auf einer Strecke 9. 90. 1— ee A— von 127 km. große Höhenunterſchiede zu überwinden. Mit der Durchſchneidung des Haardtgebirges ergeben ſich beſondere tech⸗ niſche Schwierigkeiten durch die notwendige Ueberwindung der Höhenunterſchiede. Es ſind nach den Entwürfen Prof. Wittmanns allein zwei Schiffshebewerke notwendig, ſowie wwei⸗ tere zwanzig Schleuſen, ſo daß man auch ſchon den Bau eines Kanaltunnels durch das Gebirge erwogen hat, was durchaus keine Neuerung auf dem Gebiete des Kanalbaues darſtellt, beſteht doch eine derartige Kanal⸗ ſtrecke ſchon ſeit langem in Südfrankreich. Die Koſten des Kanalbaues ſchätzt man auf 300 bis 400 Millionen Reichsmark. i Ein weiterer Redner, Herr B. Karcher aus dem Saargebiet, hob die politiſche Notwendig⸗ keit des geplanten Kanalbaues hervor. Das Saarland, das im Abſtimmungskampf alle Abtrennungsverſuche von Rhein und Reich ſiegreich zurückgewieſen habe, wolle nunmehr auch mit Deutſchlands Strom ſichtbar und wirkſam verbunden ſein. Die Saarwirtſchaft werde an der großen Kanalaufgabe wie bis⸗ her mitarbeiten, aber ſie unterſtelle ſich dabei den politiſchen Aufgaben. Das Verkehrsaufkommen des Kanals wird nach vorſichtigen Berechnungen auf 5,2 Ton⸗ men veranſchlagt, wobei der Verkehr vom Saarland nach Oſten auf 4 Mill. Tonnen Kohlen, Eiſen und Eiſenerzeugniſſe uſw. und in umgekehrter Richtung auf 1,2 Mill. Ton⸗ nen eingeſetzt worden iſt. So ſehr wir von ſeiten der Schiffahrt und Spedition für die Ausbreitung des Geſchäf⸗ tes, für den weiteren Fahrtbereich der Ueber⸗ tonnage auf dem Rhein, nicht zuletzt im In⸗ tereſſe der Saarſchiffer, und auch im Inter⸗ eſſe der Eiſen⸗ und Bauwirtſchaft dieſes Ka⸗ nalprojekt immer begrüßt haben, ſo ſehr ge⸗ ben uns heute die großen Koſten des Kanales zu denken, zumal wir auch— nicht aus egoi⸗ ſtiſchen Revierwünſchen— den Bau des Hanſa⸗Kanals für notwendig halten. Es iſt nicht allein die Kapitalbeſchaffung, bei der wir die Auswirkungen der Arbeitsbeſchaffung berückſichtigen, als vielmehr der Zinſendienſt und nicht zuletzt die Abgabentarifpolitik. Wir können nicht unterſuchen, ob nicht eine andere Linienführung eine Verbilligung der Koſten bringt, möchten indeſſen im Hinblick auf die. Vorteile des Kanalbaaues und ſeiner Aus⸗ wirkungen wünſchen, auch nach dieſer Rich⸗ tung Unterſuchungen anzuſtellen, zumal aus zahlreichen Zuſchriften der Saarſchiffahrt her⸗ vorgeht, daß es zweierlei Meinungen hinſicht⸗ lich der Kanalführung gibt. 0 P,, . r * Mußeſtunden Tägliche Unterhaltungsbeilage der„Viernheimer Volkszeitung ——— Heaclacſt Roman von Hans Medin 2. Fortſetzung. Funſinn!— Mein Gott! Das Bordfeſt war ja am 15. Okto⸗ r! Und das Telegramm hat ſie am 14. Oktober in Berlin aufgegeben! Sie konnte ja noch gar nichts von dem Dieb⸗ ſtahl wiſſen, weil noch gar kein Diebſtahl geſchehen war—“ Dr. Spring ſaß noch lange grübelnd über den Akten Schneed. Endlich klingelte er und ließ ſich die Zugverbin⸗ dungen mit Hamburg Mien .Die Aquitania paſſierte um ſieben Uhr abends die Feuer⸗ ſchiffe Norddeich. Ein dunſtiger Oktoberhimmel hing über der träge rollen⸗ den See. Manchmal glitt täuſchend nah ein unförmiger Schiffsrumpf durch die Nebelfetzen, Lichter glommen auf und verſanken lautlos. In rhythmiſchen Abſtänden brummte das Nebelhorn der Aquitania, die mit gedroſſelten Maſchinen lief. Kapitän Luerſen erwartete die Lotſenbarkaſſe. Die Paſſagiere hatten die Decks verlaſſen. Der Nebel war ſo dicht geworden, daß man kein Land erkennen würde. Sie packten in den Kabinen die Koffer. In einer Stunde sollte die Aquitania am Pier in Hamburg feſtmachen. Ueber das verödete Promenadendeck ging leiſe pfeifend ein Steward und klappte die herumſtehenden Liegeſtühle auf. Das Deck glänzte naß. Es regnete nicht, doch der warme, 21 heiße Wind ſchlug den Nebel nieder, und es tropfte von m weißlackierten Geſtänge der Reling. Als der Steward 0 dem Aufbau der Kommandobrücke gekommen war, die s über die Länge des Schiffs laufende Deck verenate. ſagte plötzlich in ſeinem Rücken eine Damenſtimme:„Bringen Sie mir, bitte, noch einen Portwein, Steward—“ Ueberraſcht drehte er ſich um. Im Dunkel der Relingecke bemerkte er einen Herrn und eine Dame. Sie hatten ſich zwei Liegeſtühle aufgeſchlagen und ſchienen ſchon lange ſchweigend auf die See hinausgeſehen zu haben. Die Dame trug ein aues Reiſekoſtüm, und um die matt ſchimmernden blonden 3 einen ſchwarzen Spitzenſchal, der ihr Geſicht ſehr blaß und ſchmal machte. Ueber ihren Knien lag ein brauner Pelz, und ihre Hände waren in den warmen Fellen vergraben. Der Herr ruhte neben ihr in dem ſchräggeſtellten Stuhl, deſſen Rückenlehne ihm den breiten Hut in die Stirn geſchoben hatte. Wenn ſeine Zigarre aufglühte, erkannte man ein eckiges, hart geſchnittenes Kinn und ſchwarze, buſchige Augenbrauen. „Gewiß, Madame!“ ſagte der Steward und trat auf die beiden einſamen Paſſagiere zu. Der Stuhl der Dame knirſchte, ſie hatte ſich etwas ge⸗ dreht und reichte dem Steward einen ſilbernen Teller mit einem Glas, das neben ihr am Boden geſtanden hatte. „Bitte—“, ſagte ſie leiſe, als wenn eine Kranke um eine Medizin bittet. 0 „Danke“, erwiderte der Steward und ging ſchnell das Deck zur Schiffsbar hinunter. Mit einem leichten Seufzer ließ ſich die Dame wieder in den Stuhl gleiten und ſchloß wie in tiefer Erſchöpfung einen Augenblick die Augen. Der Mund war ſehr rot und etwas zu groß für das ſchmale Geſicht. Er gab dem Geſicht etwas Leidenſchaftliches und zugleich Rührendes. Es war ein wiſſender und über dies Wiſſen verzagter Mund. Ohne die Augen zu öffnen, ſagte die Dame:„Seien Sie nicht wieder grob mit mir, Caroll, daß ich Wein trinke! Doch in dieſem ſchrecklich finſteren Land iſt er mir die letzte Er⸗ innerung an unſere Sonne drüben—“. Sie richtete ſich plötz⸗ lich in dem Stuhl etwas auf und deutete in die Nacht hinaus. Sehen Sie doch!“ rief ſie haſtig,„die roten Lichter da im Nebel— wie Laternen zur Unterwelt!“ „Die Lampen der Wachtſchiffe“, erwiderte mit einer teifen, langſamen Stimme der Mann, ohne ſich zu rühren. „ als wenn die Lichter den Nebel verbrennen wollten“, flüſterte ſie,„aber ſie ſind zu ſchwach— Nebel, grau, grau—. So traurig iſt Ihr Land, Caroll!“ „Sie ſollen ja auch nicht an der Nordſee wohnen, Fräu⸗ bein Veron! Und es tut mir leid, wen ich grob war. Doch ich entſinne mich nicht, etwas geſagt z. haben—?“ „Aber weggelaufen ſind Sie?“ antwortete ſie kurz. Ihr Mund zitterte, aber ſie ſagte ſtandhaft:„Ich mußte gleich an Joſeph und Potiphars Weib denken..“ Sie lachte.„Und dabei wollte ich ſchließlich da vorne auf dem Auslug nur ein Glas Champagner mit Ihnen trinken und den Sonnenauf⸗ gang über Madeira ſehen. Aber Sie liefen einfach weg! So verwirrt waren Sie, daß Sie ſich in den Kabinen irrten und in die Ihres Freundes Schneed liefen—“ „So—?“ murmelte Caroll. Er drehte ſich etwas in dem knarrenden Stuhl und warf einen aufmerkſamen Blick zu der Frau hinüber, die wieder leiſe lachte. Ich bin Ihnen doch nachgelaufen, Caroll! Es muß ziemlich komiſch ausgeſehen haben, wie ich Ihnen mit der Champagnerflaſche in der Hand über die Treppen des ſtillen Schiffes nachlief. Sicher hatte ich einen Schwips, Caroll! Und ich war ſo glücklich, weil es mir ſo gefiel, wie Sie mir ins Gewiſſen redeten, nicht nur ſo obenhin, wie man mir ſchon manchmals ins Gewiſſen geredet hat— mit der mehr oder minder deutlichen Abſicht, es einzuſchläfern—. Ach—l“ ſtieß ſie verächtlich hervor, während ſie mit der Hand leicht durch die Luft ſchlug. Nein— Sie meinten es ganz ernſt, ich fühlte das gleich. Ich ſollte fleißig ſein und trainieren und nicht ſo viel Wein trinken und weniger rauchen. Natür⸗ lich glauben Sie niht daran, daß ich eine große Tänzerin werden kann. Aber es war ſo nett, daß Sie doch ſo taten, al wäre es möglich—“. Sie lächelte und ihre Gedanken ierten ab.„Denn im allgemeinen“, ſagte ſie nach einer kleinen Pauſe mit veränderter Stimme,„halte ich Sie gar nicht für ſo— ſo— bra!“ ſchloß ſie und lächelte noch immer. aug Caxcll Copyright by Verlag Knorr& Hirth G. m. b. H., München 1936 Caroll ſah mir undewegtem Geſicht in den wirbelnden Nebel hinaus. Die Zigarre war ausgegangen und ein langer Aſchenkegel auf den Regenmantel gefallen. Die eine Hand ſteckte in der Taſche, die andere hing über die Querleiſte des Stuhles. Es war eine ſehnige, tiefbraune Hand. „Und wofür halten Sie mich?“ fragte er ruhig, ohne Spott und mit einem aufmerkſamen, höflichen Ton, als könne die junge Tänzerin wirklich die Rätſel ſeines Charakters löſen. „Nicht für brav! Gewiß nicht! Und auch nicht für das Gegenteil, wie die meiſten Männer, die ich kenne. Wenn man ſo neben Ihnen ſitzt, fühlt man ſich ganz geborgen, auch wenn es noch ſchlimmeres Wetter wäre und man Angſt haben könnte, das Schiff würde in dieſem gräßlichen kalten Nebel untergehen. Trotzdem iſt man unruhig,— unruhig und— und neugierig—“. Ihr Geſicht war jetzt ernſt.„Es iſt ganz eigentümlich“, fügte ſie noch hinzu, als wenn ſie ſich ſelbſt etwas beſtätigen wollte,„vielleicht deswegen, weil man nichts weiß—“. „Weil man nichts weiß—2“ fragte er unwillkürlich in demſelben geheimnisvollen Ton, wie ſie es geſagt hatte. „Was denn—?“ Sie antwortete nicht gleich. Sie war ſchwankend, wie ſie es erklären konnte. Sie konnte es ſich ja ſelbſt nicht er⸗ klären. Auch jetzt wieder— wie er ſie ſo anſah! Dieſer ſonderbare blanke und durchdringende und prüfende Blick, von dem man eigentlich trotzdem gar nicht wußte, ob er einen überhaupt ſah. Sein Geſicht mit den grauen Haaren, die ſchon weiß an den ſchön geformten Ohren waren, erinnerte ſie an eine glatte, dunkelgetönte Steinmaske, obgleich das Geſicht gleichzeitig auch wieder etwas ungeheuer Lebendiges hatte. Und wenn er ihr zuhörte, hatte ſie immer das be⸗ klemmende Gefühl, er dächte gleichzeitig an ganz andere Dinge. Nachher ſteute es ſich dann heraus, daß er beſonders aufmerkſam geweb en ſein mußte. Er vergaß nichts. Unvermittel' ſtieß ſie hervor:„Neulich in der Nacht wachte ich plötzlia auf und da fiel es mir ein: Es gibt zwei Carolls!“ „Sehr intereſſant“, ſagte der Mann. „Sehen Sie!“ riet ſie eifrig,„ein anderer Mann würde das vielleicht beluſtigt, ſpöttiſch, ironiſch geſagt haben. Schön, das könnte mich vielleicht ärgern, aber ich würde es verſtehen. Schließlich ſind Sie ein bedeutender Chemiker, ein Mann von faſt fünfzig Jahren, nicht wahr? Und ich—? Nun jal Ganz weiße Schläfen hab» Sie ſchon“, ſagte ſie mit einem trotzigen Lachen.„Aber Sie ſagen es vollkommen im Ernſt und ſo ſachlich, wie ich Sie mir in Ihrem Laboratorium vor⸗ ſtelle, wenn Sie eine beſonders komplizierte Sache in einem Ihrer Gläschen entdecken. Nein, es gibt zwei Carolls!“ „ Sie drehte ſich zu ihm und ſah, wie er ſie betrachtete. Seine Pupillen waren grau und tief; wenn ein Blitz der pendelnden Decklampe ſie traf, verengten ſie ſich wie bei einer Katze. „Ja, es gibt zwei Carolls“, wiederholte ſie eigenſinnig. „Der eine ſitzt hier neben mir in einem mittelmäßig bequemen Liegeſtuhl, ein etwas ſchweigſamer, höflich intereſſierter, gut angezogener Gentleman. Der andere Caroll jedoch ſpaziert derweil in irgendwelchen unfaßlichen Einſamkeiten umher, ſo, als hätte er ſich ſelbſt von unſerer Erde verbannt und von allem, was uns gefällt oder uns traurig macht. Gar keine Bezeichnung gibt es für dieſen zweiten Caroll. Es iſt ver⸗ rückt, natürlich! Doch ich würde mich gar nicht wundern, wenn Sie plötzlich da draußen über dem ſchwarzen Waſſer und zwiſchen dem Nebel mit Ihrem breiten altmodiſchen Hut auftauchen und mich mit Ihren düſteren Augen anſtarren würden.“ „Ich wußte gar nicht, daß Sie ſolch eine Phantaſtin ſind, Inga—“ murmelte Caroll,„eine Geiſterſeherin—“ „Nein, ich bin keine Geiſterſeherin! Ich habe Sie ſchon einmal ſo geſehen, Caroll. Allerdings trugen Sie damals keinen Regenmantel und keinen ſchwarzen Hut, ſondern einen Smoking. Aber Ihre Augen waren ſchrecklich, Caroll—! Ich bin Ihnen doch damals nachgelaufen—“ „Sie liefen mir nach? So— ach, ja— erwiderte er, als müß. te er ſich erſt beſinnen, was ſie meinte. „Nachdem Sie mich da oben auf dem Bootsdeck ſitzen gelaſſen hatten, lief ich Ihnen nach. Ich war ſo wütend! In dem totenſtillen Kabinengang, in dem nur die Ventilatoren ſummten, wurde ich dann vernünftig. Ich war plötzlich ſo ſchläfrig und muß förmlich am Eingang in den Klappſtuhl ge⸗ fallen ſein, auf dem ſonſt immer der dienſttuende Steward zu ſitzen pflegt. Vielleicht habe ich ſogar ein bißchen geſchla⸗ fen. Aber als ich plötzlich aufſchreckte, ſah ich Sie gerade aus der Kabine Ihres Freundes Schneed kommen. Sie hatten etwas in der Hand, ein Stäck Pappe, ich weiß nicht meht genau. Ich dachte eigentlich ſofort an ein Foto, warum weiß ich nicht. Ich habe es vollkommen vergeſſen, ſo erſchrak ich nämlich, als ich Sie ſah. Ich erſchrak über Ihren Gang, Caroll! Sie gingen wie ein ganz alter, uralter Mann, ſo ſchwankend, ſo zaudernd und ſo furchtbar hilflos. So ver⸗ ſchwanden Sie auf der anderen Gangſeite zum Deck hinauf. Mir war auf einmal gar nicht mehr nach Sekttrinken zumute. Etwas ſpäter tauchten Sie dann auf dem einſamen weißen Bootsdeck auf. Es wurde ſchon hell, und es ſah ſo unheimlich aus, wie Sie durch das ungewiſſe Licht Zuf mich zukamen. Sie gingen ſo eigentümlich, wie ich mir Schlafwandler vor⸗ ſtelle, und ich rief Sie an, weil ich plötzlich Angſt hatte, Sie könnten an einer ungeſchützten Stelle einfach ins Meer gehen. In meiner Verwirrung— ich wußte gar nichts mit Ihnen anzufangen— erzählte ich Ihnen von meinem Leben, daß mir Mongol das Engagement in Berlin verſchafft hat, und daß ich Angſt vor Berlin und dem mzen fremden Land ——!!!... 3 — have, und vor allem Angſt vor mir ſewer. Sicher hade ich Sie ſchrecklich gelangweilt, aber—“ „Gelangweilt—? Warum— Gewiß niſtt—“ Seine Stimme klang ſo unentſchloſſen, als müßte ſie ſich erſt zurecht · finden. „Sie haben jedenfalls gar nichts geſagt und erſt ganz langſam wurden Ihre ſchrecklichen Augen ſanfter. Der zweite Caroll verſchwand. Es war, als wenn die langſam auftau⸗ chende Sonne ihn wie einen Spuk vergehen ſieß—“. Durch die Stille der Nacht dröhnte auf einmal erſchreckend nah das Heulen einer Dampfſirene. Das Nebelhorn der Aquitania antwortete. Dann Stille, nur das ſauſende Schlei⸗ fen des Sogs an den Schiffswänden. z Und was bezwecken Sie mit dieſer Erzählung, Fräu⸗ lein Veron?“ Nicht“, erwiderte ruhig die Tänzerin. „Sie haben, ſoviel ich weiß, in dem Protokoll des Ka⸗ pitäns nichts von Ihren— Beobachtungen angegeben— „Nein.“ 4 „Glauben Sie eigentlich, daß mein Freund ſeloöſt die Pläne entwendet hat?“ — „Nein.“ Sie hörte, wie er tief aufakmete. „Mongol meint auch, daß er es nicht geweſen iſt“, fügte ſie nach einer kurzen Pauſe hinzu.„Er ſagt, daß Ihr Freund wegen ſeiner Frau viele Dummheiten gemacht hal— aber — It dieſe Frau Schneed hübſch?“ fragte ſie plötzlich und drehte ſich eifrig zu ihm. Er antwortete nicht. 1. Sie wiſſen das nicht? Herr Schneed erzählte doch, daß Sie ſo häufig bei ihnen zu Gaſt ſind, wie? Und da wiſſen Sie nicht—?“ „Sie fragen ſehr viell“ ſagte er ſchroff. 280— Sie ſchaute mit einem leeren Blick in die unruhige Fin⸗ ſternis hinaus. Der Wind bewegte den ſchwarzen Spitzen ⸗ ſchal und machte ihr Geſicht fern und geheimnisvoll. „Glauben Sie eigentlich, daß ich die Dokumente ge⸗ ſtohlen habe?“ fragte er plötzlich. Sie ſchwieg, betroffen von der Kühnheit ſeiner Frage. Seine Stimme hatte ganz gleichmäßig geklungen, ſo unde⸗ wegt und melodiſch dunkel wie immer. Sie wagte nur ganz verſtohlen ſein Geſicht zu betrachten. Mit Erſtaunen nahm ſie ein verſpieltes Lächeln um ſeine Mundwinkel wahr. Ja, ſo iſt er, dachte ſie zornig. Eine ſolche Frage ſtellen und dazu heiter lächeln. Sie ſchwieg. „„Warum alſo haben Sie mir nun wirklich Ihre lange Geiſtergeſchichte erzählt, Ina—?“ „Weil ich Ihnen ſagen wollte, daß ich Ihr Freund bin“, erwiderte ſie trotzig. „Danke.“ „Und aus Egoismus, Caroll! Sie wiſſen, daß ich Angſt habe vor dieſem fremden Land. Ich kenne keinen Menſchen in Berlin. Mongol—? Mein Gott, er bleibt in Hamburg bei ſeiner Fabrik. Sie haben mich nie nach meinen Be⸗ ziehungen zu Mongol gefragt. Es wäre auch nichts zu ant ⸗ worten. Nichts! Hören Sie—?“ „Gewiß!“ ſagte er. „Natürlich weiß ich nicht, ob Sie überhaupt jemandes Freund ſein können, Caroll. UAßerdem weiß ich gar nichts von Ihnen. Sie ſollen ſehr fleißig ſein und es zu etwas ge⸗ bracht haben. Mongol ſpricht ſehr reſpertvoll von Ihnen. Und es gibt wenige Dinge, von denen Mongol reſpektvoll ſpricht. Nur von Geld redet er reſpektvoll, aber er meint, Sie hätten wenig Geld. Und trotzdem hat er Reſpekt vor Ihnen. Das iſt ſehr eigenartig. Wahrſcheinlich aber hat er vor Ihnen Angſt— Angſt vor dieſer gewiſſen Undurchſichtig⸗ keit und Undurchdringlichkeit, die Sie davor bewahrt, lang⸗ weilig zu wirken—“ Lachen Sie bitte nicht!“ ſtieß ſie plötzlich zornig hervor und drehte ſich haſtig zu ihm. Ihr Geſicht war geroötet und ihre Augen funkelten. „Ich lache ja gar nicht—“ ſagte er ruhig.„O nein, im Gegenteil—“ „Meinetwegen lachen Sie auch! Und ſicher haben Sie anz recht, denn wahrſcheinlich machen Sie ſich aus all den Pingen herzlich wenig, vor denen wir anderen alle ſo un⸗ ſinnigen Reſpekt haben. Das war es, was ich vorher meinte, als ich Sie nicht für brav hielt, wenigſtens nicht fur ſo brav, um einer jungen Tänzerin Moral zu predigen. Sie ſagten das damals auf dem Auslug alles nur, um mir Mut zu machen, daß ich noch an mich glaube, wie? Weil Sie far mich vielleicht ein wenig Zuneigung haben— wie?“ „Ja, Ina—, aber ſicher, natürlich—“ Still, ich weiß genau, was Sie ſagen wollen“, unter⸗ brach ſie haſtig.„Seien Sie einmal ſchweigſam, wenn es am Platz iſt!— Warum wollen Sie eigentlich immer das Ver⸗ kehrte tun?“ fragte ſie plötzlich mit einer Stimme, die bitter und zornig klang.„Da haben Sie nun mal etwas Nettes Wag und wollen es ſofort zerſtören—“. Sie ſchwieg ein eilchen und runzelte nachdenklich die ſchön geſchwungenen Brauen.„Sie erinnern mich immer mehr an einen Mann, der ſehr gut zu mir war. Vor drei, vier Jahren. Ich tanzte damals im Alkazar. Man erzählte ſich, er ſei ſchrecklich reich, unſinnig reich. Darin alſo unterſchied er ſich von Ihnen— Sie ſind nicht reich, wie?“ Mein“, antwortete Caroll Fortſetzung folgt.) — g U U 1 8 . —— r 8— T 2'ꝓ́———z—— 2— 2 BA ͤ—·•m————— rer 9 5 2 5 — S ——— ́veL — — * R Miltwoch, den 27. Mai 1936 Alwine plaudert zu viel! Humoreske von Robert Pfeiffer⸗ Magdeburg. „Ach ja, daß der Junge von meinem Nef⸗ fen ſo dumm iſt. Na, dumm will ich gerade nicht ſagen, aber er iſt doch ſo wenig begabt. Kopfrechnen überhaupt.... das ſoll gar nicht recht gehen Und nun noch in dieſer Schule.. und bleibt auch noch ſitzen.. zwei Mal ſchon, andere 5 ſchon konfirmiert, und er geht noch in die Schule. Und ſeine Malereien, ach, oder ſeine The⸗ ramik... oder Keramik, wie Sie ſagen, mei⸗ netwegen... das ſind alles brotloſe Künſte, da glaub ich gar nicht daran... Ach, was waren meine Brüder begabt... na, das haben Sie doch in den Briefen geleſen, was der für eine Bildung gehabt hat, der hier war, und auch die anderen, alle. Der hier, der hat auch Gedichte gemacht, auf jedes Bild im Muſeum hat er eins ge⸗ macht... Na, das wiſſen Sie ja, er hat ſie auch drucken laſſen... auf eigene Koſten.. ja, davon leben, von ſeiner Muſe, das wollt er ja auch nicht, das hatte er auch nicht nötig. Und alles ſo ſchwungvoll, und zu jeder Sache fand er das richtige Wort... Wiſſen Sie, ſo: Kennen Sie das? Ach, das habe ich Ihnen auch ſchon ein paar Mal vorgeſagt.. as hat er auch drucken laſſen mit ein paar anderen Sprüchen: Iſt das Mittagsmahl beendet Und es eilt nicht unſer Tun, Wird es manchem zur Gewohnheit, Noch ein Stündchen auszuruh'n! Ach, das gefiel allen ſo gut! Er mußte überall ſprechen und war ſo geehrt! Von allen! Und er gab auch ſo viel! Und war auch im Vor⸗ ſtand vom Kunſtverein! Aber wiſſen Sie, mancher wird doch etwas im Leben und iſt doch nicht ſo begabt! Meine Brüder ja alle! Aber hier oben die, ganz oben, na, Sie wiſſen doch... von der ich den Keller noch habe... ich muß ja auch immer ein biß⸗ chen freundlich ſein zu ihr, daß die den Keller nicht wieder verlangt... deren Sohn iſt doch Arzt, in einer kleinen ſächſiſchen Stadt, aber es ſoll ihm doch gut gehen... Und manchmal kommt ſie ja rein und läßt ſich von unſerer Emmy was holen. Und ich mach' es auch gern, weil ich den Keller habe. Und da kommt ie die Tage und ſagt, ihr Sohn hätte ihr eine Karte geſchrieben, und da ſtände nur ihre Adreſſe drauf... Und dann holt ſie die Karte raus, auf der einen Seite ſteht nur ihr Name und der Stempel der Poſt, und auf der anderen Seite ſteht nichts. Vielleicht eine wichtige Nachricht, ſagt ſie, und Emmy geht raus, weil ſie lachen muß... Nu, ſagen Sie mal, denken Sie, daß der Mann tüchtig iſt, wenn er ſo eine Poſtkarte ſchreibt? Ja, wer weiß... aber deſſen Sohn wieder, alſo ihr Enkel, hat auch ſchon das Abitur und wird auch Arzt bei der Marine, ſein Vater war auch Marinearzt... Und er dient jetzt ſein Jahr. Aber ein halbes Jahr dienen die erſt auf dem Lande. Das wußte ich auch noch nicht, daß die das müſſen, die lernen da alles genau ſo wie auf dem Schiff, ſagt die.. bloß daß es nicht ſo ſchwankt, denke ich mir Und der erreicht doch auch was im Leben! Und ſeinem Vater geht's gut! Und der Junge von meinem Neffen! Nein, nein, mit ſeiner Theramik, da glaub ich nicht dran. Von meiner Nichte der Junge, der iſt Mitte zwan⸗ zig, der iſt ſo tüchtig, der reiſt für ſeine Firma nach England mit ſeinem Auto, ganz alleine ſchon ein paar Jahre, und nun auch nach Holland, und ſein Chef achtet ihn ſo und ſagt: Lieber, eger Freund! Aber mehr Gehalt gibt er auch 172 Meine Brüder waren ſo gut in der Schule.. und waren bo ernſt. Ich war eine Range, immer unter den Jungens, und im Winter, wenn's glatt war, geſchlittert.. immer wupps, hoch die Beine, und wupps, hoch die Beine und hingeflogen... Und die Brüder ſagten, wie es damals noch war, bei euch Mädels kommt's nicht ſo drauf an in der Schule Aber ſchlecht ſtand ich nicht... Es ſtand nur immer in der Zenſur: Alwine plaudert zu viel!——“ Bas Martin ſparle Es klingt wie ein Wunder, wie eine Auf⸗ ſchneiderei, aber es iſt weder das eine noch das andere, ſondern nackte Tatſache, was da ein junges Paar kürzlich fertig gebracht hat, drüben in Madiſon, in Dollarika, wo der Dollar ſelten geworden iſt und wo man mit ihm haushalten muß. Aber wer auf der Welt verſteht das ſo gut wie Martin Raynoha und ſeine Frau! Als ſie einander kennen lernten, war er Fußballſpieler und ſie Studentin. Geld hatten ſie beide nicht. Aber ſie heirateten, als es ihm glückte, eine Stellung mit 30 Marl Wochenlohn zu erhalten. Damit kamen ſie aus. Martin erſparte ſogar ſo viel, daß er in ſeiner freien Zeit die Hochſchule beſuchen konnte. Er wollte ebenſo ſchlau ſein wie ſeine Frau... Dann aber kam die Schnſucht nach dem eigenen Heim. Und ſie kauften— einen Bauplatz. Er koſtete 300 Mark. Martin und Helene zahlten in zwölf Monatsraten die Summe ab. Sie hätten ſie auch mit einem Male aufbringen können. Aber es ſchien ihnen wichtiger, das Bauholz zu kaufen, das ſie ge⸗ rade billig erwiſchen konnten. Und das mußten ſie in bar bezahlen. Zunächſt baute alſo Mar⸗ tin auf dem neuerworbenen Grunde eine— Garage, jawobl eine Garage. Dari 50 fte das Paar einen Sommer lang. Dann fand ſich der Dritte im Bunde ein, ein Mädchen, das Helene ihrem tapferen Kameraden ſchenkte. Der hatte inzwiſchen den Boden ausgeſchachtel und das Fundament errichtet. Es war eine ſchwere 75 Alles Waſſer mußte aus der Nachbarſchaft geholt werden, für den Bau und für die Kinderwäſche. Und dann mußte der Mann, der Student und Fußballſpieler, die Axt ſchwingen. Er erwies ſich als tüchtiger Zimmermann. Nur als er die Querbalken legen wollte, brauchte er Hilfe, und die brachte ihm ſeine Frau. Helene nahm mit kritiſchem Auge entſprechenden Abſtand, als ſie zu über⸗ wachen hatte, wie der Mann die bunten Ziegel in künſtleriſcher Anordnung auf dem Dache verteilte. Sieben Monate war der Mann arbeitslos. Als die Erſparniſſe zu Ende gingen, ſah ſich Martin ernſtlich nach einer neuen Stellung um. Er bekam ſie auch: mit knapp 30 Mark Wochenlohn. Gleichzeitig nahm er ſeine Studien an der Univerſität wieder auf. Dann wurden die Tage kürzer. Wieder ſprang die Frau ein. Sie nahm in die eine Hand eine Lampe, in die andere ein Buch. Daraus unter⸗ richtete ſie den Mann, leſend und fragend. Und während ſich der Geiſt des Mannes um die Wiſſenſchaft mühte, legten ſeinkt Hände Ziegel auf Ziegel. Der Bau— im April be⸗ gonnen— wurde im November 1935 voll⸗ endet. Vier ſtattliche Räume erheben ſich über dem Kellergeſchoß. Nun wollen die beiden endlich ans Sparen denken! Mit 100 Mark haben ſie angefangen, mit einem Stipendium, das die Behörde dem fleißigen Studenten ſchenkte. Und jede Woche holt der Bote der Sparverſicherung einen Dollar ab. Nur mit dem Waſſer hapert es noch. Zum Bau einer Leitung reicht es nicht. Helene muß im Som⸗ mer das Waſſer im Regenfaß ſammeln. Im Winter holt ſie Schnee herein. Wichtiger iſt, daß ein Teppich angeſchafft werden konnte und ein Klavier. Es koſtete nur 25 Mark. Arbeiten wollen die beiden. Aber Muſik entbehren, nein, das wollen ſie nicht... Nürnbergs 51. Lorenzkirche erhält eine neue Orgel Die St. Lorenzkirche in Nürnberg, die vor allem durch Veit Stoß'„Engliſchen Gruß“ und Adam Krafts„Sakramentshäuschen“ berühmt iſt, erhält eine neue dreiteilige Orgel. Die Hauptorgel, die bis Pfingſten fertisggeſtellt ſein ſoll, erhält ihren Platz auf der Weſt⸗ empore im ſogenannten„Stern“; die„Chor⸗ orgel“ auf dem Umgang im Oſtchor, die bis zum Erntedankfeſt ſtehen ſoll, wird hauptſäch⸗ lich der Liturgie bei den Wochengottesdienſten vor dem St. Anna⸗ und Krellaltar dienen, und als dritte wird bis zum Advent anſtelle der jetzigen alten Orgel links vom Hochaltar die„Laurentiusorgel“ aufgeſtellt. Alle drei Werke zuſammen umfaſſen 150 Regiſter mit rund 12 000 Pfeifen. Vom Spieltiſch der Hauptorgel auf der Weſtempore aus können alle drei Orgeln geſpielt werden. Die beiden anderen Orgeln erhalten außerdem einen Spieltiſch im Chor hinter dem Hochaltar. Das Geld in der falſchen Kehle. Der Ungar Julius Eckſtein hat einen böſen Hereinfall erlebt. Er litt an einer Erkrankung des Kehlkopfes. Man gab ihm die Mittel, in das benachbarte Oeſterreich zu reiſen, damit er ſich dort einer gründlichen Kur unterziehen lönne. Er bekam zu dieſem Zwecke 700 Schil⸗ linge auf den Weg. Leider geriet er damit in Wien in eine luſtige Geſellſchaft, die ihn wacker half, ſeine Kehle zu begießen. Di wurde natürlich dadurch nicht geheilt. Und al, das Geld zu Ende war, kehrte Julius un 5 2 in die Heimat zurück. Abe; a erging es ihm nun ganz ſchlecht. Ma machte ihm klar, daß er das Gelb n zu Kur zwecken erhalten habe. Da er nicht ent⸗ prechend damit verfahren ſei, habe er die Zahlungsmittel mißbraucht. Man ſteckte ihn ür eine Woche ins Gefängnis. Gorch Jocks heldenkod Jur 20. Viederkehr des Skagerraklages Vor Jahresfriſt gaben Gorch Focks Bruder Jakob Kinau und M. L. Droop in J. F. Lehmanns Verlag, München das wiederaufgefundene Kriegs- und Bord⸗ tagebuch des Dichters heraus„Ein Schiff! Ein Schwert! Ein Segel!“ (Preis Mk. 5.—), aus dem wir die letzten Sätze, die Gorch Fock kurz vor der Schlacht im Krähenneſt des Kreuzers Wiesbaden geſchrieben hat, ſowie einige Abſchnitte aus der ergänzenden packenden Schilde⸗ rung vom Kampf und Untergang des Kreuzers und vom Tode Gorch Focks ab⸗ drucken * 31. 5. Mittwoch.(Letzte Tagebucheintragung Gorch Focks) Um 12 Uhr werden wir geweckt. Mit unſern Matten auf dem Nacken gehen wir an Deck.— Fahren dem Nordweſtwind entgegen. Dann geſchlafen auf Kriegswachplatz bis 24 Uhr. 4 Uhr Leitſtand. 5 Uhr Krähenneſt bis 8 Uhr. Helgoland in der Nacht. Die Midgardſchlange ein gekenterter Dreadnought. „Frankfurt“„Lützow“ „Wiesbaden“„Regensburg“„Derfflinger“ „Elbing“ 30 Torpedoboote„Sehdlitz“ „Pillau“„Moltke“ „v. d. Tann“ Minenſucher. Die blaugrüne See, der grüne Schaum. Der letzte Schornſtein wird rot, es geht nach Norwegen auf Kaperkrieg. Nichts zu ſehen als unſre Kriegsfahrzeuge. „Roſtock“ und Zerſtörer— bringen ſie den „Wolf“ hinaus? Bedeckter Heben, ſtrichweiſe Regen, eiemal Sonnenflecke auf der See, leichter Schaum. Nach Helgoland W, dann N.— Hier brechen die Aufzeichnungen in Gorch Focks Bordklappe ab. Die Gefechts bereitſchaft des Schiffes, der beginnende Kampf und die ſchickſalsſchweren Geſchehniſſe um„Wiesba⸗ den“ haben weitere Eintragungen verhindert. „Mit wehender Flagge, ſtill und einſam, geht S. M. S.„Wiesbaden“ am 1. Juni 1916 um vier Uhr morgens nach beiſpielloſem Kampf in die Tiefe, und das Meer ſchließt ſich über ihrem Totenbett. Mit Tränen in den Augen ſehen die Schiffbrüchigen ihren ſtolzen Kreuzer ſinken, jetzt erſt fühlen ſie ſich wahr⸗ haft verlaſſen. Gegen Abend des nächſten Tages lebt von den„Wiesbaden“⸗Leuten nur noch der Ober⸗ heizer Zenne, der einſam auf ſeinem Floße liegt. Ein norwegiſcher Dampfer ſichtet den völlig Erſchöpften und nimmt ihn an Bord. Doch die Hoffnung, von dieſem einzigen Ge⸗ retteten der„Wiesbaden“ Näheres über Gorch Jocks letzte Stunden zu erfahren, erfüllt ſich nicht Zenne hat den Matroſen Gorch Fock oder Johann Kinau nicht gekannt. Als man ihm ſein Bild vorlegte, konnte er ſich nicht er⸗ innern, ihn je geſehen zu haben. Unter den Dreißig, die das Gefecht überlebten, iſt er nicht geweſen. Wir müſſen annehmen, daß Gorch Fock ſchon um 7 Uhr 10 Minuten abends mit dem nie⸗ derbrechenden Fockmaſt in die Tiefe geſchleu⸗ dert wurde, daß der Waſſerdruck ihn jedoch aus dem Krähenneſt befreite und die Schwimmweſte ihn an die Oberfläche trug. Die „Wiesbaden“ wird er danach nicht wieder er⸗ reicht haben. Ueber den letzten Stunden des Dichters wird ewig das Dunkel dieſer Skager⸗ raknacht liegen!——— Erſt vier Wochen ſpäter führten Wind und Wogen den entſeelten Körper Schwedens Küſte zu. Dort in den Außenſchären des Gerichts⸗ bezirks Kwille bargen ihn Fiſcher aus Fiell⸗ backa. Sein Haupt trug noch die Mütze mit dem Stirnband der„Wiesbaden“, ſeine Bruſt die Erkennungsmarke, Wiesbaden“ 49“ Er trieb aufrecht ſtehend im Waſſer, doch war der Kopf zurückgeſunken, als habe der Blick noch im Ver⸗ löſchen die Sterne geſucht. Sein Bein war leicht beſchädigt. wodurch, iſt nicht feſtgeſtellt worden. In den Taſchen fand ſich ſeine Bordkladde mit den Aufzeichnungen, wie ſie vorſtehend wieder⸗ gegeben ſind, ſein Augenglas, ſeine Börſe und ſeine Taſchenuhr Nichts von dem kleinen Be⸗ ſitz, den er ſtets bei ſich trus, hatte ihm das Meer genommen. Am 2. 7 1916 begrub man auf der kleinen. unbewohnten Felſeninſel Stensholmen ihn inmitten der eiſamen Schären⸗ welt neben den adern Opfer, die das Meer an dieſe Küſten trieb. Dort ruhen ſie nun ſchon manches Jahr friedlich nebeneinander, Deutſche und Engländer, Gegner im Leben, verbunden im Tode! „Ich habe mein Schickſal wie wenige Men⸗ ſchen, und ich werde meinen Hafen erreichen“, ſchrieb Gorch Fock an Bord ſeines Kreuzers. Anders hat er ihn erreicht, als er dachte, dieſer deutſcheſte Menſch! Wir wiſſen nicht um ſein Sterben. Wir können nur ahnen, welchen Tod ſeine geliebte Nordſee für ihn bereit hielt. als er, einſam auf ſeiner Schwimmweſte treibend. den Kampf mit den brüllenden Wogenkämmen aufnehmen mußte, können nur mit aller Tiefe empfinden, wohin ſeine Gedanken gingen, als das Ende nahte, denn er ſelber hat mit Sehergabe in ſeinem Buch„Seefahrt iſt not“ uns ſeinen Tod vor Augen geführt: „Klaus Mewes fühlte, daß ſeine Arme er⸗ matteten. und daß er es nicht mehr lange machen konnte Noch einmal ließ er ſich von einer Wogenrieſin hochheben und blickte von ihrem Gipfel über die See. die er ſo ſehr ge liebt hatte, dann gab er es auf Es paßte nicht zu ſeinemWeſen ſich im letzten Augenblick klein zu machen. Er konnte doch ſterben! Er ſchrie nicht auf, noch wimmerte er. er warf ſein Leben auch nicht dem Schickſal trotzie vor die Füße. Groß u. könglich, wie er gelebt batte, ſtarb er, ein tapferer Held, der weiß, daß er zu ſeines Gottes Freude gelebt hat und daß ex zu den Helden kommen wird.“ Bekanntmachungen der N. S. O. A. P. Kreis Heppenheim Kreisgeſchäftsſtelle Heppenheim an der Bergſtraßz Kaiſerſtraße 2, Ferutprecher 315 Sprechſtunden des Kreisleiters: Mittwochs von 15—18 Uhr, Der Kreislaſſenleiter. Ich erinnere heute ſchon an die pünktliche Einſen⸗ f dung der Meldungen und warne insbeſondere davor, wegen des Pfingſtfeſtes Verſpätungen eintreten zu laſſen. Bis Dienstag, den 2. Juni, morgens 9 Uhr, dien in Heppenheim vorliegen: Organiſationsberichte Mitgliederſtandsmeldungen und änderung Opferringabrechnung Bilanzen leinſchl. Unkoſtenaufſtellung) Wertmarkenanforderung Nr. 6 für Juli Empfangsbeſtätigung für Sendung Nr. 5 Notwendig werdende Mahnungen„Telefonge⸗ ſpräche uſw.) werden den betr. Kaſſenleitern belaſtet. Die Nundſchreiben Nr. 82, 85, 88 find von einem großen Teil der Ortsgruppen und Stlütz⸗ punkte noch nicht bearbeitet. Ich erſuche um termin⸗ gerechte Erledigung und wenn dieſer überſchritten iſt, um ſofortige Meldung! NS.⸗Frauenſchaft, Kreis Heppenheim Ich bitte dringend um umgehende Zuſendung der noch fehlenden Beträge für die Plaketten an die Kreiskaſſenverwalterin, Frau Eva Weiſt, in Heppenheim, Heinrichſtr. Ebenſo fehlen noch Son⸗ derberichte über Muttertag uſw. Preſſe u. Propaganda des Kreiſes Heppenheim Einige Ortsgruppen und Stützpunkte nehmen immer noch keine Notiz von dem Ablieferungslermin der monatlichen Tätigkeitsberichte. Berichte müſſen bis zum 28. ds. Mts. hier vorliegen. NSDAP., Ortsgruppe Heppenheim. Am Donnerstag, den 28. ds. Mts., abends 8.30 Uhr, findet auf der Geſchäftsſtelle der Orts⸗ gruppe, Rathaus Zimmer 12, eine Beſprechung der politiſchen Leiter ſtatt. Erſcheinen iſt Pflicht. Diejenigen Pg., mit den Anfangsbuchſtaben T. U und V, die noch nicht im Beſitze der roten Mitgliedskarte ſind, werden erſucht, am kommenden Freitag, den 29. Mai 1936, abends 6 Uher auf der Geſchäftsſtelle der Ortsgruppe Heppenheim, Rathaus Zimmer 12, zwecks Umtauſch ihrer Mit⸗ gliedskarte vorſprechen zu wollen. Vorzulegen ſind neben der roten Mitgliedskarte, zwei von einem Berufsphotographen abgeſtempelte Bilder und 1.— NM. Umtauſchgebühr. Später eingehende Anträge können keine Berückſichtigung finden. Amt für Volksgeſundheit, Verwaltungsſtelle 19 NSDD.⸗Aerztebund für die Kreiſe Heppenheim und Bensheim. Am Donnerstag, den 28. ds. Mts., abends 8.30 Uhr, findet im Hotel„Halber Mond“, Hep⸗ penheim, die Monatszuſammenkunft der RSD. Aerzte ſtatt. Erſcheinen der Mitglieder iſt Pflicht. Nuppert, Kreisleiter ö Aus der H.. f Jungmädelgruppe Heppenheim 11/249. Die Jungmädel, die Sprechchor und Lieder ein⸗ geübt haben, treffen ſich heute Nachmittag nicht ur 3 Uhr ſondern um 6 Uhr auf dem Graben. Heil Hitler! Die Führerin der IM.⸗Gruppe N Erika Wahl. AS Bd- DA. Amt für Arbeitsführung und Beruſperziehung. Der Schneiderinnenkurs heute Abend fällt wegen Verhinderung der Lehrkräfte aus. Ortswaltung Fürttz. Steffan, Krerswauck . NS⸗Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ Kreiswaltung Bensheim⸗Heppen! um Amt Reiſen, Wandern, Ar laub Betr.: Omnibusfahrt. Am Pfingſtfonntag, den 31. Mai, findet für den Kreis Bensheim⸗Heppenheim eine Omnibus fahrt nach König— Michelſtadt— Erbach— Hirschhorn— Heidelberg und zurück nach Heppenheim— Bensheim ſtatt. Abfahrt von Heppenheim 7.45 Ahr, Graben. Abfahrt Bensheim 8.45 Uhr, Ritterplatz. Fahrt⸗ koſten ohne Verpflegung 3.30 RM. Gute Sitz⸗ gelegenheiten ſind vorhanden. Anmeldungen bis ſpäteſtens Freitag 5 Uhr, bei unſeren Dienſtſtellen und dem Kreiswanderwart(Kreisamt Benshein Eingang Nr. 3). Ich bitte die Dienſtſtellen, 5 Amedungen bis ſpäteſtens Freitag, 6 Ahr, an —. A eben N ges der am cl ne. 2 l ee * — Plötzlich weiß man: Vekanntmachungen Ortsgruppe der A. S. D. A. P. Viernheim Dienſtſtunden: Jeden Montag und Donnertag 20—21 Uhr— Dienſtſtelle Adolf Hitlerſtr. 10, Fernſprecher: 45 AS dA P., Ortsgruppe V'heim Betr.: Gautag Heſſen⸗Naſſau der N. S. D. A. P. in Frankfurt/ Main am 11. und 12. Juli 1936 Alle Parteigenoſſen, Mitglieder der Gliederungen und angeſchloſſenen Ver⸗ bände, ſowie Volksgenoſſen, die am Gautag teilnehmen wollen, melden ſich ſofort, ſpäteſtens bis 28. Mai bei der Ortsgruppenleitung, Büro Adolf Hitler⸗ ſtraße 19. Von der Meldung ausge⸗ ſchloſſen ſind alle Amtswalter der Partei und Gliederungen, die am Gautag ge⸗ ſchloſſen innerhalb ihrer Formationen marſchieren. Die Führer der Gliederungen melden ſchriftlich bis 28. Mai die An⸗ zahl der teilnehmenden Amtswalter ſowie auch der ſonſt noch teilnehmenden Mitglieder. 5 Die Mitglieder der Partei und Glie⸗ derungen werden auf die Aufführung des gewaltigen Filmwerkes„Frieſennot“ am Freitag, 29. Mai, wie auch am 30. und 31. beſonders hen den Dazu erwarte ich, daß ſie mit ihren Familienangehörigen voll⸗ zählig erſcheinen. Die 1. Aufführung am Freitag, 29. Mai, abends 8.30 Uhr, iſt eine Sondervorſtellung für Partei und Gliederun⸗ gen. Die Karten dazu ſind nur bei den Führern der Gliederungen und deren Dienſt⸗ ſtellen und der Ortswaltung der„Kdỹ.“ zu erhalten. Die Aufführung am Freitag iſt eine geſchloſſene Vorſtellung für Partei und Glie⸗ derungen. Die gelöſten Karten haben nur am 29. Mai Gültigkeit. Die Abrechnung der ausgegebenen Karten muß ſpäteſtens Don⸗ nerstag, abends 8—9 Uhr, in der DA. Dienſtſtelle(Löwen) erfolgen. Franzke, Ortsgruppenleiter. IJ Von verſchiedenen Blockwaltern 12 noch die Sammelliſten für die Deutſche Ju⸗ gendherbergen. Dieſelben ſind umgehend auf unſerer Dienſtſtelle abzugeben, auch wenn keine Einzeichnung vorgenommen wurde. Achtung! Zellen und Blockwalter! Es wurden uns für die Zellen⸗ und Blockwalter eine Anzahl Eintrittskarten zur Filmaufführung„Frieſennot“ am Freitag, den 29. ds. Mts., zum verbilligten 1 zur Verfügung geſtellt. Die Intereſſenten können dieſelben heute Mittwoch abend, von 89 Uhr, auf 2657 Dienſtſtelle in Emp⸗ fang nehmen. Zahlreiche Beteiligung wird erwartet. f K. d. F. Es ſind noch einige Karten zum ver⸗ billigten Preis für die Sonderveranſtaltung am Freitag, 29. Mai, Großfilm„Frie⸗ ſennot“ abzugeben. Ausgabe am Miltwoch, 27, Mai, 20.30 Uhr, in der DAF. Geſchäfts⸗ ſtelle im„Löwen“. 6 VB. D. M. Heute Mittwoch, 27. 5. 1936, abends um 8 Uhr kommen alle BdM.⸗Mädels auf freien Platz gegenüber der Korſettfabrik zu⸗ ſammen. Wer den Maibeitrag noch nicht ent⸗ richtet hat, wird hiermit zum letzten Mal aufgefordert, denſelben mitzubringen. Wer den Beitrag nicht bezahlt, ſchließt ſich au⸗ tomatiſch aus dem BdM. aus. Die Führerin der Mädelgruppe Viernheim * Hitler⸗Zugend Gefolgſchaft 21/249 Viernheim Am Donnerstag, 28. Mai, tritt die ge⸗ ſamte Hitlerjugend abends 8 Uhr im Hofe der Schillerſchule in tadelloſer Uniform an. Der Spielmannszug hat mit Inſtru⸗ menten zu erſcheinen. Lioukale Nachrichten Viernheim, den 27. Mai 1936 Denkſpruch. Wahrheit ſuchſt du, mein Freund, und gibſt doch mit Menſchen dich ab? Wand're hinaus vor das Tor— Wahrheit ſpricht nur die Natur. Arnold Bohs. * Zum erſtenmale eſſen wir Abendbrot in unſerem kleinen Vorgärtchen. Es iſt zu ver⸗ lockend. Die Luft iſt ſo warm und weich vom ſonnendurchwärmten Tage. Aus irgend⸗ einem Fenſter des Hauſes leuchtet die kleine Lampe, zieht ihren Lichtkreis über das weiße Tiſchtuch— ſpielt noch ein wenig hinüber zu den Blumenkäſten und ihren erſten Blüten. — Man ſpricht von kleinen Alltäglichkeiten, von Dingen, die der Beruf heute brachte, von kleinen Sorgen und kleinen Freuden— ſo wie man es jeden Abend tut, wenn man den Tag zu Ende gehen laſſen will.„Es iſt Früh⸗ ling“, meint da jemand, als wenn er etwas ganz Neues ſagte in dieſem Augenblick. Und fügt hinzu, daß es doch eigentlich ſchöner wäre, wenn man jetzt die Lampe auslöſchen würde, es wäre doch hell genug an einem ſolchen Abend... Der Bann des Licht⸗ kreiſes iſt plötzlich gelöſt. Man ſitzt noch neben⸗ einander und iſt doch nicht mehr zuſammen. Hell ſcheinen die Geſichter in einem unbe⸗ ſtimmbaren Licht, das von der Straße herein⸗ dringt— das aus einer Ferne herzukommen ſcheint, in die alle hineingezogen werden. „Wie ſtark doch die Blumen duften“, denkt man. Und wie ruhig plötzlich die Straße ge⸗ worden iſt. Und wie hell noch der Himmel hinter den dunkeln Umriſſen des Nachbar- hauſes ſteht. Einer verſucht, den Faden des erloſche⸗ nen Geſprächs wieder aufzunehmen. Von irgendwoher klingt Muſik auf— ſeltſam weich und verſchwommen. Und die Gedanken eines jeden ſpielen in ihr weiter. Was jetzt der eine oder andere ſagt, iſt ganz anders als vorhin. Warum noch von all dem ſprechen, was war, was nicht zurückzuholen iſt in dieſem Augen- blick und was belaſtend iſt und ſchwer?„Es iſt Frühling!“ Und draußen— da iſt alles neu—. Und alles fängt an ſchön zu werden. immer wird es Früh⸗ ling, und wenn alles noch ſo kalt und un⸗ freundlich war. Man denkt nicht mehr daran, daß Winter und Kälte noch nicht lange vorbei — Das Neue iſt ſchon zu ſtark ſpürbar. an ſpricht jetzt davon, daß man ſchon aller⸗ hand Pläne hat für den kommenden Sommer. Daß man hinausfahren will, daß es Urlaub geben wird und daß man ſchon ſpart für herr⸗ liche Ferientage. Das Waſſer und die Berge — die grünen Wieſen irgendwo draußen. Und darüber Sonne, Sonne Draußen hupt ein Auto. Grell die Stimmung zerſchneidend. Raſt vorüber. Und hat doch ſeine Spur zurückgelaſſen: mit einer Wolke lieblicher Auspuffgaſe.„Es iſt kühl geworden!“ Jeder merkt es plötzlich. Ein kalter Luftzug iſt erwacht. Es iſt eben doch noch früh im Jahr. Die Lampe flammt wieder auf— wieder ihren Ring ſpannend. Man ſchaut ſich an:„Ja, es iſt Zeit— morgen wartet wieder die Arbeit!“ eee eee eee Vorverkaufskarten für die Film⸗ aufführung„Frieſennot“ am Samstag, 30. Mai: Im Vorverkauf tritt für dieſe Aufführung auf allen Plätzen eine Er⸗ mäßigung von 10 Pfg. ein. Karten im Vorverkauf zu erhalten in der DA., Dienſtſtelle(Löwen) Mittwoch und Don⸗ nerstag, abends von 8—9 Ahr. FFP Im Silberkranz Am heutigen Tage, 27. Mai, begehen die Eheleute Philipp Gärtner und Anna Gärtner geb. Ehrhardt, am Wieſenweg, das Feſt der ſilbernen Hochzeit. Herzlichen Glückwunſch und„Glückauf“ zur Goldenen! Rentenzahlung beim Poſtamt. Die Militärrenten für den Monat Juni wer⸗ den am Donnerstag, den 28., die Invaliden⸗ und Unfallrenten am Samstag, den 30. ds. Mts. beim Poſtamt ausgezahlt. Eltern erjüllt den Wunſch eurer Jungens! Schickt ſie ins Zeltlager! Y ꝙꝗ⸗ꝓ¶P¶P bbb Die Bezirksſparkaſſe Lorſch Zweigſtelle Viernheim, weiſt darauf hin, daß am Pfingſtſamstag, den 30. Mai, (Bankfeiertag), die Schalter geſchloſſen blei⸗ ben. An bie Bevölkerung! Trotz der vielen Inanſpruchnahme in der letzten Woche hat die Viernheimer Bevöl⸗ kerung doch gezeigt, daß ſie dem Luftſchutz⸗ gedanken ihr Intereſſe nicht verſagt und hat bereitwilligſt die zum Kauf angebotenen Luft⸗ ſchutzplaketten angenommen. Gerade hier in Viernheim konnten prozentual die meiſten Plaketten abgeſetzt werden. Der Viernheimer Bevölkerung ſagen wir deshalb herzl. Dank. Und künftig die Parole: Immer weiter für Führer, Volk und Vaterland! Heil Hitler! Reichsluſtſchutzbund Gemeindegruppe Viernheim ED Pfingſten ſinb Fahrlentage der Hiller⸗Jugend Alle Einheiten der Hitlerjugend und des Jungvolkes gehen auf Anordnung der Ge⸗ bietsführung an Pfingſten auf Fahrt. Sie erleben die nähere und weitere Helmat, ſtehen vielleicht auch an der Grenze und ſchauen hin⸗ über, dorthin, wo auch deutſche Brüder ſind. Sie erleben außer der Kameradſchaft in ihren eigenen Reihen— und wie recht entſteht ſie erſt auf der Fahrt— auch die Gemein⸗ ſchaft gleichen Blutes und gleicher Art, mit denen, die ſie aufſuchen oder mit denen ſie auf dem Wege in Berührung kommen. Keiner bleibt zuhauſe. Geldfragen ſollen niemanden vom Erlebnis der Fahrt fern⸗ halten, ſeine Kameraden ſtehen für ihn ein. Und es ſind Kameraden! Gleich welcher Her⸗ kunft, gleich welchen Berufes und gemeinſam marſchieren ſie durch das deutſche Land, ge⸗ meinſam ſchaͤuen ſie die deutſchen Städte, ge⸗ meinſam erfreuen ſie ſich der Schönheiten des Weges. Und ſtärker wird die Kamerad⸗ ſchaft, die alle umſchließt, feſter das Band, das alle bindet, wird Sozialismus nicht nur geredet, ſondern geübt. Davon weiß jeder zu erzählen. Eltern! Oſtern war das Feſt der Fa⸗ milie; Pfingſten geht Eure Jugend auf Fahrt! * Spenden. Zum Muttertag gab jede Erzieherin des Kreiſes Heppenheim an ihre Frauenſchaftsgruppe oder an die ört⸗ liche NS. einen Wäſchegegenſtand. Dadurch ſpendeten die Lehrerinnen des Kreiſes Hep⸗ penheim insgeſamt: 3 Paar Strümpfchen, 5 Spielanzüge, 3 Unterröckchen, 9 Jäckchen, 2 Nachtjäcke, 12 Hemdchen, 18 Schlupfhös⸗ chen, 8 Kleidchen, 4 Häubchen, 4 Schürzchen, ſowie 7 verſchiedene Wäſcheſtücke. —— Pfingſtſonnkag im„Karpfen“: Aufführung der Operette „Florenzia das Cirkusmäbel“ durch den Sängerbund⸗Flora Der Sängerbund⸗Flora, der ſeit der Zu⸗ ſammenlegung der beiden Vereine eine beſon⸗ dere Regſamkeit auf dem Gebiete der Pflege des deutſchen Liedes und der Aufführung von Operetten uſw. entfaltet hat, wartet am Pfingſtſonntag den Viernheimer Sangesfreun⸗ den wieder mit einer beſonderen Darbietung auf. Die wohlausgebildete und gute Spieler⸗ ſchar des Vereins hat in nahezu halbjähriger Arbeit die Operette„Florenzia, das Cirkus⸗ mädel“, eingeübt und wird dieſe am Pfingſt⸗ onntag in muſtergültiger Weiſe zur Auf⸗ ührung bringen. Alle Rollen ſind ſpieleriſch und geſanglich ſehr gut beſetzt, ſodaß alle Beſucher einen ſchönen Abend verbringen werden. Die Operette hat eine flotte, Taub, ſige und doch ergreifende 5 iſt aus⸗ geſchmückt mit zahlreichen Solis, Buetten und Chorgeſängen. Der Eintrittspreis iſt mit 50 Pfg. ſo geſtellt, daß ſich jeder den Beſuch gönnen kann. Karten ſind im Vorverkauf bei den Sängern des Vereins ſowie im Lokal „Karpfen“ zu haben.— Zu der Aufführung erhalten wir noch nachſtehende Verſe, die eben⸗ falls zum Beſuch der Operette einladen. (Siehe auch Juſerat in heutiger Ausgabe.) Ebbs ſa Kenna Hallo, hallo, ehr Vernemer Leit, Ma bringe jetzt in Friehlingszeit, De ſchenſchte Operetteſchlager im Karpfe dort, im Sängerlager, Uff Pingſchteſunntag muß a ſaſ, Ganz Verne ſoll ſich do dra freie, Un laafe muß a wie e Rädel, „Florenzia“ heeßt's,„das Cirkusmädel“, Die Operett mit vielem Sang Hot in ganz Deitſchland gure Klang, Unn dort des Spielerperſonal Sorgt fa Begeiſchterung allemal. Sie wiſſe, daß die Leit vun Verne, Die Spielkunſcht häwe kenne lerne, Dort ba unſere Freilichtbiehn mi'm Panorama Waldesgrien, Sie wiſſe all, daß in dem Johr Kao Menſch dort fengt zu ſpiele ao, Unn daß beſetzt wärd jeder Platz, Ba unſerm Freilichtbiehn⸗Erſatz. Mär lare deshalb jeden ei Im Karpfe, Leit, do wärts halt fei. 8. 25 Waldhof gegen Fürth abgeſagt. Da das Spiel SV. Waldhof gegen Kickers Stuttgart in Konſtanz in der Bodenſee⸗ Kampfbahn ſtatt an Pfingſtmontag ſchon an Pfingſtſonntag ſtattfindet, mußte das für den kommenden Samstag nach Mannheim ange⸗ ſetzte Spiel SV. Woldhof— Fürth abge⸗ ſagt werden. Das gewallige beutjche Filmwerk Friejennot“ vom 29.— 31. Mal einjchließl. abenos 8.30 Uhr im Ce⸗Ji⸗Pa. „Wenn wir dieſen Film verlaſſen, ſo wiſſen wir, daß wir noch lange von ihm ſprechen werden— dramatiſche Handlungen mit ungeheurer Wucht— Aufnahmen von maleriſcher Schönheit— eine erſchütternde Ballade deutſchen Volkstums— ein deutſches Schickſal auf ruſſiſcher Erde...“ ſo und mehr urteilt die Preſſe überall da, wo dieſes große Filmwerk aufgeführt wurde. Der Inhalt iſt kurz dargeſtellt folgen⸗ der: Unten an der Wolga wohnen in ge⸗ ſchloſſener Siedlung Deutſche, deren Vorfah⸗ ren vor Jahrhunderten dorthin auswanderten, um ſich inmitten weiter Steppen und urgrün⸗ diger Wälder eine neue Heimat zu ſuchen. Frieſen ſind es; Menſchen mit harten Schä⸗ deln und gutmütigen Herzen, unbeugſam im Willen und zäh im Durchhalten. Zwar fügen ſie ſich gehorſam dem Gebot der Obrigkeit, bleiben willige Untertanen, als der Zar ſie in den Krieg rief und als die Bolſchewiken die Herrſchaft über das weite Nuſtend über⸗ nahmen. Aber eins haben ſie ſich in der Fremde erhalten: das innere Geſe ihres Handelns iſt das alte geblieben, das fe oben am Deutſchen Meer ihr eigen nannten. Die⸗ ſes Geſetz haben ſie in die Fremde verpflanzt, üben es auch dort nach ihrer Väterart aus. Unter ihnen ſteht ein mächtiger Bau— Jürgen Wagner, der Dorfvorſteher. Ein Mann, der einſam erſcheint, der viel denkt und grübelt. Er iſt ein Eiſenkopf, der die Schwierigkeiten mit den artfremden Ruſſen meiſtert, der es aber auch verſteht, als Füh⸗ rerperſönlichkeit ſeine Landsleute vor allen Unbeſonnenheiten zu bewahren.— Rotgar⸗ diſten kommen ins Dorf. Menſchen mit allen uten und ſchlechten Shhenschaſen der flawi⸗ ſchen Völker. Maßlos in allem, was ſie tun, ſchwermütig und ſich ſelbſt berauſchend an der Freude, liſtig und verſchlagen. Ihr Führer — der Inſpektor— iſt in ſeiner Abſtammun nach Weißruſſe— ein Mann, der fanaliſch den Willen der kommuniſtiſchen Gewalthaber vertritt, der den Bauern ihr Leben— als Klaſſenfeinden— ſo hart wie möglich macht. Unerbittlich treibt er Steuern und Abgaben ein, ſchont keinen dieſer ihm weſensfremden Frieſen. Zwiſchen dieſen Menſchen entſcheidet ſi ein Kampf um Leben und Tod. Ein Kampf, der zum Ausbruch kommt, als die Bauern das Mädchen Mette— aus einer frieſiſch⸗ Hale Ehe entſproſſen— in die unend⸗ lichen Wälder hinausſtoßen, weil ſie ihres Volkes vergaß und den Ruſſen anhing. Kon⸗ ſequent und unerbittlich üben in dieſem Au⸗ genblick die frieſiſchen Bauern das Gepe ihres blutgebundenen Handelns aus. Da kommt es zur Kataſtrophe. Der Inſpektor, der ſehr wohl weiß, daß die Frieſen das Geſetz an dem Mädchen vollzogen haben, das den Ruſſen liebte, läßt ſeinen trunkenen Sol⸗ daten freie Hand. Bei den Uebergriffen kommt es zur Vergewaltigung einer Frieſentochter des Dorfes. Da erhebt ſich Jürgen Wagner ſchweigend, greift zur Waffe, um die verletzte Ehre des Mädels, die verletzte Ehre aller Frieſen zu rächen. Und ſeine Männer folgen ihrem Führer. Ein furchtbares Blutbad, bei dem keiner der Rotgardiſten, auch der Inſpek⸗ tor nicht, am Leben bleibt, folgt. Vergel⸗ tung wird geübt nach altem frieſiſchen Volks⸗ geſetz. Die Männer wiſſen, daß ſie ihr Dor jetzt verloren haben. Aus freiem Guſchuß brennen ſie es nieder. Mächtige Planwagen ſchaukeln über die weite Steppe, der per⸗ 7 5 Grenze, einer neuen Heimat zu. Alle deutſchen Volksgenoſſen und Volks⸗ genoſſinnen müſſen dieſes gewaltige Filmwerk erleben! 3 — ä—„»„— —.—— 90 ö 1 —— N—ẽ— — 7 5 W — F6ᷣ:. r r . —— —— r f — .———ͤ—.— 2— 2 8—— r 3 T ͤ ä— Ortsmeiſterschaft im Aabjahren und Schießen am 7. Nur noch wenige Tage trennen uns von dem 7. Juni, dem Tag, an dem die Orts⸗ meiſter im Radfahren und Schießen ermittelt werden ſollen. Wir möchten hier nochmals daran erinnern, daß Einzel⸗ und Mannſchafts⸗ fahren ſtattfindet, und daß nicht nur die Mit⸗ lieder der Radfahrervereine, ſondern jeder dier anſäßige Volksgenoſſe ſtartberechtigt iſt. Die Einſätze ſind niedrig gehalten und be⸗ tragen für Einzelfahren—.25 RM., für Mannſchaftsfahren dagegen 1.— RM. Die Strecken, die zu fahren ſind, ſind ja aus der Zeitung bekannt; die Strecke der Einzelfahrer erfährt eine kleine Abänderung, indem an der Ecke Saar⸗ und Adolf Hitlerſtraße nicht mehr gedreht, ſondern durch Saarſtraße, Lui⸗ ſenſtraße und Beckerſtraße in die Adolf⸗ Hitlerſtraße weitergefahren wird. Auch die Klaſſeneinteilung hat ſich etwas verändert. Gefahren wird in 4 Klaſſen. Jugendklaſſe bis 18 Jahre, Seniorenklaſſe von 18 bis 30 Jahren; nun haben wir eine Sonderklaſſe errichtet, um auch diejenigen zu erfaſſen, die in der Seniorenklaſſe nicht mehr mitkommen, andererſeits aber für die Altersklaſſe noch zu jung ſind. Sie geht von 30—35 Jahren. Die Altersklaſſe beginnt mit 35 Jahren. Die Mitglieder der Radfahrervereine melden bei ihren Vereinsführern, während diejenigen, die kein Mitglied eines Radfahrervereins ſind, bei Herrn Sutter ihre Meldung abzugeben haben. Die Meldezeit iſt bis zum 3. Juni verlängert. Meldungen, die nach dem 3. Juni eingehen, bleiben unberückſichtigt. An demſelben Tage, alſo am 7. Juni, werden auch die Ortsmeiſter im Schießen Fſtge ch Vormittags ab 9 Uhr findet das Einzelſchießen ſtatt, nachmittags ab 2 Uhr das Mannſchaftsſchießen. Geſchoſſen wird liegend⸗freihändig. Teilnahmeberechtigt iſt auch hier jeder Viernheimer Volksgenoſſe, einerlei, ob er einem hieſigen ſporttreibenden Juni Verein angehört oder nicht. Der Einſatz für Einzelſchießen beträgt—.40 RM., für Mann⸗ ſchaftsſchießen 2.— RM. einſchließlich Mu⸗ nition. Auch hier ſind die Meldungen bis zum 3. Juni an Herrn Sutter abzugeben. durch meiſterſchaften, daß Ihr den Wert der Leibes⸗ übungen erkannt habt und denkt ſtets an das Wahrwort, daß nur in einem geſunden Körper Nun, Viernheimer Volksgenoſſen, zeigt eine rege Beteiligung an den Orts⸗ ein geſunder Geiſt ſein kann. Ortsgruppe Viernheim des Deutſchen Reichsbundes für Leibesübungen. Aniverjitäls⸗Mannſchaft Seibelberg kommt nach Viernheim! Pfingſtſamstag, abends ½7 Uhr: Handball⸗Großkampf: TV. Viernheim— Univerſität Heidelberg! Nachdem wir erſt geſtern noch obige Begegnung nur in Ausſicht ſtellen konnten, ſind wir heute in der Lage, allen Handball- freunden, wie überhaupt allen Sportfreunden Viernheims mitzuteilen, daß am kommenden Pfingſtſamstag, abends 6.30 Uhr, die⸗ ſer große Handballkampf von Stapel läuft. Die Bemühungen der Vereinsleitung des hieſigen Turnvereins, auch hier am Ort etwas Außerordentliches und Erſtklaſſiges zu bie⸗ ten, waren alſo erfreulicherweiſe von Erfolg begleitet. Die Univerſitätsmannſchaft aus Heidelberg ſetzt ſich zuſammen aus hervor⸗ ragenden Kräften bekannter deutſcher Sport⸗ und Turnvereine der Gau⸗ und Bezirksklaſſe und liegt zur Zeit mit guten Ausſichten im Rennen um die deutſche Hochſchulmeiſterſchaft. Für alle Sportfreunde unſeres Heimatortes wird deshalb das Treffen zwiſchen dieſer be⸗ kannten Elf und dem hieſigen Turnverein v. 1893 von vielſagender Bedeutung ſein und beſtimmt jedem Beſucher einen wahren Ge⸗ nuß auf dem Gebiete des Handballſports ver⸗ mitteln. Es iſt nur zu hoffen und zu wün⸗ ſchen, daß dieſer Begegnung vonſeiten der hieſigen Sportwelt auch die gebührende Be⸗ achtung zuteil wird. An Alle ergeht des⸗ halb heute ſchon der Ruf: Merkt euch den kommenden Pfingſtſamstag vor und erſcheint Amtliche Belanntmachung Im Nachgang zu unſerer Bekannt⸗ machung vom 19. ds. Mts. machen wir noch⸗ mals auf den öffentlichen Impftermin am Freitag, den 29. Mai 1936, aufmerk⸗ am. a Vormittags von 8—10 5 5 erfolgt die Nachſchau für alle am 22. Mai geimpften Kinder. Vormittags von 10—12 Uhr erfolgt die Impfung der Erſtimpflinge von Nr. 301 bis zum Schluß. Dieſe Nummern ſind auf der Rückſeite der den Eltern zugeſtellten Zettel vermerkt. Das Impflokal iſt in der Schillerſchule. Viernheim, den 25. Mai 1936 Der Bürgermeiſter: Bechtel Heugras⸗ Verjſteigerung von etwa 1000 Morgen Wie ſen der Hofgüter Hüttenfeld⸗ Seehof ⸗ Neunhof Am Mittwoch, ben 3. und Donnerstag, den 4. Juni 1936 von den zu dem Hofgut Hüttenfeld⸗Seehof bei Lampertheim gehörigen Wieſen Zuſammenkunft je vormittags 9 Ahr in der Wirtſchaft Delp zu Hüttenfeld. Am Alittwoch, den 3. Juni 1936 von den zu dem Hofgut Rennhof gehörigen Wieſen anſchließend an die Seehof⸗Verſteigerung Zuſammenkunft vormittags 11.30 Ahr in der Wirtſchaft Delp zu Hüttenfeld Hüttenfeld bei Lampertheim, den 22. Mai 1936 ungefhr Freiherr Heyl zu Herrnsheim jche Gejamt⸗Güter⸗Verwallung Fernſprecher Weinheim i. B. 2202, Worms 3021 zu obiger Begegnung recht zahlreich! Ihr werdet beſtimmt auf eure Rechnung kommen! — Spielbeginn iſt abends 6.30 Uhr im Sta⸗ dion an der Lorſcherſtraße. * Fandball ber Amicitia Amicitia Viernheim— TV. Hemsbach 15:8 Das am Sonntag vormittag ſtattgefun⸗ dene Freundſchaftsſpiel gegen TV. Hemsbach endete mit einem glatten Sieg von Viernheim. Die Amicitia mußte ohne ihren verletzten Tor⸗ wächter antreten. Der Erſatzmann konnte ihn nicht vollwertig erſetzen und ſo kam es zu den 8 Gegentreffern. Am Pfingſtmontag macht die Handball⸗ Abteilung eine Ausfahrt nach Oberflocken⸗ bach, um dort Freundſchaftsſpiele auszutra⸗ gen. Aus dieſem Anlaß findet heute Mitt⸗ woch abend, halb 9 Uhr, eine Zuſammenkunft ſämtlicher Handballſpieler zwecks wichtiger Beſprechung der Fahrt auf dem Waldſportplatz ſtatt. 8 Aus Stadt und Land Heddesheim.(Gibt es ſo etwas noch?) Einen in die heutige Zeit recht unpaſ⸗ ſenden Entſchluß hat die Gemeinde Leuters⸗ hauſen gefaßt, indem ſie den Heddesheimer Landwirten, die an die Gemeinde keine Umlage zahlen, unterſagte, Waſſer aus dem Brunnen an der Leutershauſener Straße zu entnehmen. Sroßſachſen Dieruheim den 27. Mai 1936 Heinrich Spitzer reta Spißer o uber VBermählte gecag Mandel Viernheim Nackenheim“ 27. Ma 1936 Maxla Manclel geb. Höffner Vermählte zu verkaufen. Wiesenstr. 7 Alle Sorten Gemüſepflanz. Lauch, Sellerie, Endivien⸗ und Blumenpflanz. Schnittroſen empfiehlt Gärtnerei Heppenheim. In Anbetracht des am 14. Juni in Mainz ſtattfindenden Reichs⸗ treffens der Kriegsopfer, wird die für dieſen Tag geplante Einweihung des hieſigen Hel⸗ denehrenmals auf einen ſpäteren Tag ver⸗ ſchoben. Um den Kriegsopfer⸗ und Kyffhäuſer⸗ vereinen der Gegend den Beſuch zu ermög⸗ lichen, wurde als ziemlich feſtſtehender Termin der 19. Juli ins Auge gefaßt, da an dieſem Tage in der Umgebung keine größere Ver⸗ anſtaltung ſtattfindet. Schriesheim.(Die erſten Kirſchen.) Die erſten Kirſchen wurden geſtern in ab⸗ lieferungswerten Men en gebrochen. Lampertheim.(Dem naſſen Tod entriſſen). Am Sonntag nachmittag fiel das ſechsjährige Töchterchen der Familie Knob⸗ loch in den Altrhein. Zwei zufällig des Wegs kommende Männer, der Zeitungsträger Franz Eichenauer und der Sanitäter Jakob Kunzelmann, ſprangen dem Kinde nach und retteten es aus dem naſſen Element vor dem Tode des Ertrinkens.—(Tragiſches Ge⸗ ſchick.) Nach längerer Arbeitsloſigkeit hatte der Einwohner Dreiſeidler endlich wieder Arbeit beim Holzfällen im Walde gefunden. Nach zweiſtündiger Tätigkeit rollte ihm ein Baumſtamm über die Beine und er mußte mit einem komplizierten Knöchelbruch ins Kran⸗ kenhaus gebracht werden. 4 Aus Mannheim Betrunkene Kraftradfahrer. Einem in Neckarau wohnenden Kraftrad⸗ fahrer, der am Montag abend in angetrun⸗ tenem Zuſtande durch den Fahrweg im Schloß⸗ garten fuhr, wurde zwecks Entziehung der Fahrerlaubnis der Führerſchein abgenommen. — In der Breite Straße fuhr ebenfalls am Montag abend ein in Mutterſtadt woh⸗ nender Führer eines Kleinkraftrades in be⸗ trunkenem Zuſtande gegen ein aufgeſtelltes Sperrſchild, wobei er ſich am Knie verletzte. Beide Fahrzeuge wurden ſichergeſtellt. Für die wohltuende Teilnahme beim Heimgange unſerer lieben Verſtorbenen Frau Sabina inkenbach Adler geb. ſowie für die zahlreiche Beteiligung beim Gange zur letzten Ruhe⸗ ſtätte ſagen wir unſeren innigſten D Für die Kranz⸗ und Blumenſpenden ſowie den Stiftern von hl. Seelenmeſſen ein herzliches Vergelts Gott. Viernheim, den 26. Mai 1936 ank. Die trauernden Hinterbliebenen am 30. al ds. Js.(Flingst- Samstag) bleiben unsere Schalter in- folge des Bankfeiertag es geschlossen deuurtssparkasse Lorsch Zwelgs telle Vlernneim Grubert Ihre Verlobung in die Pfingſt⸗ Nummer der weitverbreiteten Heimatzeitung „Viernheimer Dolbszeitung“ denn da wird ſie von jedem geleſen. Aber bitte frühzeitig aufgeben! 13 Ar deutſchen Fängernund-Flora Pitingstsonntag, abends 8% Uhr, bringen wir im Karpfensaale die Operette lee auf Wein⸗ heimer Ge⸗ Fre d. dds Crusade markung z. ver⸗ kaufen. Näheres Großes 2 faneraber (nerren und Damen beim Lagern etwas beſchädigt gibt ganz nillig an Turnverein v. 1893. Heute Mittwoch abend 6,30 Uhr, Training für ſämtliche Fuß⸗ und Hand⸗ vollmannſchaften. Ferner treten alle Sportler zum leichathl. Training an.— Um 9 Uhr wichtige Be⸗ ſvrechung betr. Ortsmeiſterſchaften in der Sporthalle Hierzu haben zu erſcheinen: Fuß⸗ und Handballwart ſowr Turnausſchuß; des weiteren ſämtliche Spiel⸗ Mexlit führer(oder Vertreter) der Fuf⸗ und Handball⸗ ſowie Fauſtballmannſchaften. Unbedingtes Erſcheinen iſt er⸗ Die Leitung. Ha Tin mannneim 1 Waldhofſtraße 7 40 forderlich. Die Riuge Frau liest vorher den An- zeigenteil der biernneimer „ins Zend ehe die lle sorgt. die weitz in diesen Blaue beunden sich steis gute Bezugsquellen. zur Aufführung. Wir laden hierzu unsere werten Mitglieder mit Angehörigen, sowie die gesamte Einwohnerschaft Viernheims freundlichst ein. Karten im Vorverkauf bei den Sangern u. im Lokal z. Karpfen Alte Landſtr. 0 Eintritt 50 Pfg. —.. Der Vorſtand zu verkaufen. Saarſtr. 47 Erweitere Deinen Kundenkreis durch Anzeigen in der Emkaule de- Die vornehme Familien⸗Druckſache Derlobungs⸗, Dermählungs⸗, Seburts⸗ und Traueranzeigen erhalten Sie ſchnellſtens in der Buchdruckerei der„Diernheimer Viernheimer Volkszeitung D Dolbszeitung“, Bismarckſtr. 13, Tel. 153.