2 1. — ler A8. ee 0-10, Hei⸗ —16.— eden el den ulen. nan Mol eht dar le f* . . Umter l . a0, * 0 6* 0 0 50 3 0 U— 8 * Möhle Amtsblatt der Bürgermeisterei Viernheim Erſcheinungswei e: Bezugspreis: dur Nummer 149 Täglich, ausgenommen an Sonntagen und Feiertagen. Ins Haus gebracht monatlich die Poſt monatlich 1.60 RM. ausſchließlich Beſtellgeld. Einzelnummer 10 Rypfg. 1.60 RM. einſchließlich Botenlohn; Dienskag S Jiernheimer zeilung Verkündigungsblatt der NS AN. Mernheim Anzeigenpreis: für 1 mm Höhe und 67 mm den 30. Juni 1936 Geſchäftsſtelle Viernheim. Bismarcktraße 13. Fernſpr. 153. re eee ee eee ieee Grundpreis für 1 nm Höhe und 22 mm Breite 3 Nyfg. im Textteil reite 15 Rpfg. Zur Zeit iſt A Laden Nr. 6 gültig. K. Ludwigshafen 15101. 12. Jahrgang der Völlerbund in der Jwickmühle der negus will ſprechen— Ein unbequemer argeniiniſcher Ankrag Wieder Berlkagungsabſichlen in Genf London, 30. Juni. Der heutigen Völker⸗ bundsverſammlung ſieht man in England mit mehr Nervoſität entgegen, als man dies öffent⸗ lich wahrhaben will. Die Tatſache, daß der Negus in der Verſammlung ſelbſt ſprechen will, iſt England recht peinlich, und man befürchtet, daß ſeine Rede auf eine Reihe kleinerer Staaten nicht ohne Eindruck bleiben wird. Es iſt in jedem Fall merkwürdig, wie man ſich in politiſchen Kreiſen Londons zuraunt, Ueberraſchungen ſeien in Genf nicht ausgeſchloſſen. Das gilt natür⸗ lich kaum von dem eigentlichen Sanktions⸗ problem. Soweit bis zum Augenblick bekannt iſt, dürfte nur der Vertreter der Südafrikani⸗ ſchen Union in ſcharfer Form gegen die Auf⸗ hebung der Sanktionen proteſtieren. Da aber möglicherweiſe der eine oder andere Staat ſich dieſem Proteſt anſchließen könnte, und da man in England auch den Anſchein einer Majoriſie⸗ rung vermeiden möchte, wird es in der Bun⸗ desverſammlung kaum zu einer Abſtim⸗ mung über die Sanktionen kom⸗ men. Wie der diplomatiſche Korreſpondent des „Daily Telegraph“ aus Genf mitteilt, dürfte die Vollverſammlung nur ein Datum empfeh⸗ len, bis zu dem die Sanktionen auf⸗ gehoben werden ſollen. Wahrſcheinlicher aber iſt, daß die ganze Sanktionsfrage erneut einem Koordinationskomitee zur Entſcheidung übergeben wird. Während ſo die eigentliche Sanktionsfrage im Völkerbund ſang⸗ und klanglos zu Grabe ge⸗ tragen wird, verſpricht die Frage einer mög⸗ lichen Anerkennung der Annexion Abeſ⸗ finiens durch Italien noch zu recht lebhaf⸗ ten Auseinanderſetzungen zu führen. Die ar⸗ gentiniſche Regierung beabſichtigt, der Völkerbundsverſammlung einen Entſchließungs⸗ antrag vorzulegen, in dem die Völkerbunds⸗ ſtaaten ſich verpflichten, keine durch Ge⸗ walt herbeigeführten Gebiets⸗ veränderungen anzuerkennen. Wie der diplomatiſche Korreſpondent des „Daily Telegraph“ mitteilt, beſteht bei den meiſten europäiſchen Staaten wenig Begeiſte⸗ rung, einer ſolchen Reſolution zuzuſtimmen. Sie macht es für alle Zukunft unmöglich, die italieniſche Souveränität über Abeſſinien anzu⸗ erkennen und würde in Rom Verſtimmung auslöſen, und damit zu einer Reihe von diplo⸗ matiſchen Schwierigkeiten und Zwiſchenfällen führen. Die argentiniſche Entſchließung iſt in jedem Fall eine böſe Zwick⸗ mühle. Wenn ſie abgelehnt wird. werden höchſtwahrſcheinlich Argentinien und einige latein⸗amerikaniſche Staaten ſich am Völker⸗ bund desintereſſiert erklären. Die Annahme der Entſchließung würde aber möglicherweiſe andere Staaten veranlaſſen, aus dem Völker⸗ bund auszutreten, um durch eine baldige An⸗ erkennung der italieniſchen Eroberungen ir⸗ gendwelche Vorteile von Italien zu erlangen. der Negus will in Genf ſprechen Genf, 29. Juni. Wie in Völkerbundskrei⸗ ſen verlautet, ſteht nunmehr feſt, daß der Ne⸗ gus es durchgeſetzt hat, als Führer der abeſſi⸗ niſchen Abordnung vor der Völkerbundsver⸗ ſammlung das Wort zu ergreifen. Dagegen werden alle Gerüchte über ſeine be⸗ abſichtigte Rückkehr nach Abeſſinien zum Zwecke der Fortführung des Krieges demen⸗ tiert. Man erwartet, daß er auch das oft ge⸗ ſtellte Verlangen nach Finanzhilfe für Abeſſinien erneuern wird, da auch ſein eigenes Vermögen ſo gut wie erſchöpft ſein ſoll. Verſchiebung der Jeplemberſitung des Völkerbundsrals? London, 30. Juni. Nach einer Reutermel⸗ dung aus Genf wird in Völkerbundskreiſen ein Plan beſprochen, die Septemberſitzung, auf der vorausſichtlich die Frage der Völkerbunds⸗ reform zur Sprache kommen ſoll, aufzuſchie⸗ ben. In franzöſiſchen und britiſchen Kreiſen werde ein Aufſchub von etwa 10—12 Tagen aus Zweckmäßigkeitsgründen erwähnt, wäh⸗ rend in anderen Kreiſen davon geſprochen werde, daß die Sitzung bis November oder gar Januar aufgeſchoben werden ſolle. Unruhen in Süd-Abeſſinien Ein deulſcher Miſſionar ermordel Addis Abeba, 30. Juni. Aus dem ſüd⸗ lichen Teil Abeſſiniens werden Unruhen, verurſacht durch Galla⸗Stämme, gemeldet. Aus Neghelli im Somaliland brach am 5. Juni unter dem Befehl des Generals Geloſe eine Autokolonne auf und beſetzte Mega Mache, 250 km nördlich von Neghelli. Die Aufgabe der Kolonne beſteht darin, den auf⸗ ſtändiſchen Gallas die Lebensmittelzufuhr abzuſchneiden. Aus Addis Abeba wurde ebenfalls eine be⸗ waffnete Autokolonne zu den belgiſchen Plan⸗ tagen mehrere hundert Kilometer ſüdlich der Hauptſtadt geſchickt. Der Kolonne ſchloſſen ſich auch mehrere Deutſche an, um deutſche Landsleute von der Belagerung durch Ein⸗ geborene zu befreien. Ueber das Schickſal des deutſchen Miſſto⸗ nars Adolf Müller auf der Station Be⸗ delle konnte man jetzt traurige Gewißheit er⸗ halten. Der Miſſtonar wurde ermor⸗ det. Nach einer Meldung des britiſchen Kon⸗ ſulats in Gore befinden ſich ſeine Frau und ſeine Kinder auf dem Heimwege über den Su⸗ dan. Der Miſſtonar hatte ſein Haus trotz des Mangels an Lebensmitteln und Munition gegen die Gallas tagelang verteidigt, um die Flucht ſeiner Familie zu decken. Am Sonntag fand auf der deutſchen Miſſionsſtation in Ad⸗ dis Abeba für Müller eine Gedächtnis⸗Feier ſtatt. Aus Abeſſinien zurück Heimſchaffung größerer italieniſcher Truppen; verbände aus Oſtafrika? Rom, 29. Juni. Nachdem die Rücktrans⸗ porte der Truppen aus Italieniſch⸗Oſtafrika in den letzten Tagen bereits zugenommen hat⸗ ten, ſoll jetzt nach amtlicher Mitteilung die Heimſchaffung größerer Einhei⸗ ten folgen. Bei dem Rücktransport ſollen zu⸗ nächſt möglichſt die Truppeneinheiten berück⸗ ſichtigt werden, die im Frühjahr 1935 als erſte nach Oſtafrika ausgereiſt ſind. Nach einer Information des„Giornale d' Italia“ werden nach u. nach alle italieniſchen Truppen, die an dem oſtafrikaniſchen Feldzug teilgenommen haben, in die Heimat zu⸗ rückbefördert werden. Bei ihrem Ab⸗ ſchied erhalten die Offiziere und Mannſchaften ein beſonderes Erinnerungsabzeichen. Die Uniform und der Tropenhelm bleiben in ih⸗ rem Beſitz. Außerdem bekommen ſie je nach dem Dienſtgrad 200—400 Lire. Die Reſerveof⸗ fiziere erhalten ein Monatsgehalt. Simon verteidigt den Kriegsminiſter. London, 30. Juni. Das Unterhaus war am Montagabend dicht beſetzt, als die auf Antrag der Arbeiterpartei in aller Eile an⸗ beraumte Ausſprache über verſchiedene Mini⸗ ſterreden und insbeſondere über die außen⸗ politiſchen Erklärungen des Kriegsminiſters Duff Cooper in Paris eröffnet wurde. Mit dem Ruf mehrerer Arbeitervertreter „Wo iſt Baldwin?“ wurde die Ausſprache ein⸗ geleitet. Der Oppoſitionsführer Attlee erklär⸗ te, es ſei bedauerlich, daß der Miniſterpräſi⸗ dent nicht anweſend ſei. Die Aeußerungen des Kriegsminiſters ſeien der bisherigen erklärten Politit der engliſchen Regierung zuwider⸗ gelaufen. Es gehe nicht an, daß die Mini⸗ ſter im Land herumreißen und in dieſer un⸗ verantwortlichen Weiſe verſchiedene politiſche Anſichten vertreten. Dadurch entſtehe im In⸗ und Ausland der Eindruck, als ob ſich das britiſche Kabinett in der Auflöſung befinde. Arthur Henderſon(Arbeiterpartei) for⸗ derte unter dem Beifall der Oppoſition die Regierung auf, ſie möge erklären, daß ſie nicht den Wunſch habe, mit Frankreich oder einem anderen Lande in irgendeine Vereinbarung einzutreten, die einem friedlich geſinnten Deutſchland die Tür verſchließen würde. Eine ſolche Erklärung würde viel dazu beitragen, um die öffentliche Meinung in England und den anderen Ländern, beſonders aber in Deutſchland zu beruhigen.(Beifall.) London, 29. Juni. Lord Rother⸗ mere nimmt in einem„Daily Mail“ Artikel, der„Großbritanniens einzige Politik“ über⸗ ſchrieben iſt, zur gegenwärtigen europäiſchen Lage Stellung, die außerordentlichen Verän⸗ derungen inſofern unterworfen ſei, als ſich der Kräftezuſtand der einzelnen Staaten beträcht⸗ lich verändert habe. Nachdem der Verfaſſer einleitend ſeine Auf⸗ faſſung im einzelnen dargelegt hat, wobei er u. a. auf die Gefährlichkeit des fran⸗ zöſiſch⸗ſowjetruſſiſchen Bünd⸗ niſſes hinweiſt, fordert er von der britiſchen Politik, daß ſie poſitiv ſei und ſich freimache von den Staaten, die unter den tödlichen ſow⸗ jetruſſiſchen Einfluß gelangt ſeien. Werde Frankreich bolſchewiſiert, ſo würde Großbritanniens Lage noch ernſter. Deutſchland und Italien hätten ihre bitteren Erfahrungen mit dem Kommunismus gemacht, und wollten, wenn notwendig, zu ihrer Ver⸗ teidigung ein Vorwärtsdringen des Bolſchewis⸗ mus an ihren Grenzen verhindern. Unter kei⸗ nem Vorwand dürfe Großbritannien mit dem Bolſchewismus gemeinſame Sache machen. „Uebereilt und dumm“ ſei es, die Unabwend⸗ barkeit einer britiſch⸗franzöſiſchen Allianz zu proklamieren, während rote Flaggen über fran⸗ zöſiſchen Fabriken und Häfen flatterten. Newyork, 29. Juni. 25 000 im Madi⸗ ſon Square Garden verſammelte Kommuniſten, unter denen ſich Abgeordnete aller Staaten be⸗ fanden, beſchloſſen die Ernennung des Gene⸗ ralſekretärs der Kommuniſtiſchen Partei der Vereinigten Staaten, Browder, zum Prä⸗ ſidentſchaftskandidaten und des Negers John W. Ford aus Alabama zum Vizepräſident⸗ ſchaftskandidaten. Der Neger Ford iſt als kom⸗ muniſtiſcher Hetzer des Newyorker Negerviertels Duff Coopers Rede in Paris Scharfe Krilik im Unterhaus— Die Regierung rückt vorſichlig ab 5 Lloyd George griff hierauf in die Aus⸗ ſprache ein und forderte eine beſtimmte Mit⸗ teilung, ob die Rede Duff Coopers die erklär⸗ te Politik der Regierung darſtelle oder nicht. Im Namen der Regierung wiederholte der Innenminiſter Simon zunächſt die während der Fragezeit gemachte Mitteilung, daß die Rede Duff Coopers in ihrer endaültigen Form von Außenminiſter Eden, der nur den Entwurf geſehen habe, nicht geprüft wor⸗ den ſei. Ende letzter Woche ſei der weitver⸗ breitete, aber völlig unbegründete Eindruck vorhanden geweſen, daß der Kriegsminiſter ſich in Paris für ein Militärbündnis zwiſchen England und Frankreich eingeſetzt habe. Tatſächlich habe er nichts der⸗ artiges geſagt. Wenn Duff Cooper davon geſprochen habe, daß England ſeine freund⸗ ſchaftlichen Beziehungen mit Frankreich pfle⸗ gen ſolle, ſo bedeute das nicht im geringſten. daß England nicht auch ſeine freundſchaft⸗ lichen Beziehungen mit anderen Staaten pflegen ſolle. Zum Schluß zitierte Simon die Worte Baldwins in der letzten Unterhausausſprache: Das Ziel unſerer Politik iſt die Befriedung der Lage in Europa! Die Ausſprache wurde mit einer Abſtim⸗ mung abgeſchloſſen, durch die der arbeiterpar⸗ liche Antrag, der den Charakter eines Miß⸗ trauensantrags hatte, abgelehnt wurden. Ge⸗ gen den Antrag ſtimmten 284, dafür 136 Abgeordnete. Lord Nothermere über die europäiſche Lage hillers Angebok eine Chante Rothermere zweifelt daran, daß die britiſche Politik den tiefen Wechſel verſtünde, den Hitler und Muſſolini für Europa gebracht haben. Der Weg zur engen Zuſammenarbeit mit den beiden mächtigſten und beſtorganiſier⸗ ten Mächten des Kontinents ſtünde z. Zt. offen. Hitler habe ſein Anerbieten am 31. März ge⸗ macht, und Muſſolini habe ähnliches durch den italieniſchen Botſchafter bei Monatsanfang wiſ⸗ ſen laſſen. Beiden ſei eine ſkeptiſche und un⸗ günſtige Antwort erteilt worden. Hier ſei eine Chance, die Führung in der Neuorganiſierung Europas zu übernehmen, gegeben geweſen. Frankreich ſei nicht mehr die Macht von 1914, und Großbritannien ſollte ſich nach Bündniſſen mit Deutſchland und Italien umſehen. Das erſte für Großbritanniens Sicherheit ſei ſeine gute Bewaffnung, das zweite, ſtarke Freunde zu haben. Einer ſolchen Freundſchaft würde auch Frankreich beitreten, wenn es ſeine politi⸗ ſche Sorge abgeſchüttelt habe. Rothermere tritt dann für einen Zuſam⸗ menſchluß zwiſchen den vier europäiſchen Hauptmächten ein und meint, dieſer wäre eine beſſere Garantie als der ſchiffbrüchige Völker⸗ bund. Eine dauernde europäiſche Bereinigung, wie ſie der britiſche Außenminiſter als ſein Ziel angibt, könne nicht ohne Zuſammenarbeit mit Deutſchland und Italien zuſtandekommen. kommuniſtiſche Präſidentſchaftskandidaten in Us A berüchtigt. Die beiden Radiogeſellſchaften der Vereinigten Staaten, Columbia und National Broadcaſting übertrugen die Agitationsreden Browders und Fords über alle ame ti⸗ kaniſchen Sender. Browder bezeichnete den kommuniſtiſchen Parteitag ganz offen als Geburt der neuen Maſſenrevolu⸗ tion und kündigte die Errichtung einer Sow⸗ jetregierung in den Vereinigten Staaten an. —..... —— *——— drei merkwürdige „verſtändigungs“-Reden 5 Die geſamte deutſche Oeffentlichkeit hat un⸗ längſt aus Anlaß der Jährung des deutſch⸗eng⸗ liſchen Flottenablommens auf den dadurch ge⸗ ſchaffenen Beginn einer deutſch⸗engliſchen Ver⸗ ſtändigung in ſehr freundlicher Weiſe hingewie⸗ ſen, ebenſo hat ſie die außenpolitiſche Erklärung der neuen franzöſiſchen Regierung vor Kam⸗ mer und Senat gern als den Anſatz eines guten Willens zur Abkehr von überholten Methoden imperialiſtiſcher Ueberheblichkeit gewertet. Man tat das in beiden Fällen hier in Deutſchland um ſo lieber, als ja durch den ſogenannten engli⸗ ſchen Fragebogen trotz ſeiner nicht ſehr erfreu⸗ lichen Formulierung ſo etwas wie eine Fort⸗ führung des internationalen Geſprächs unter⸗ halten wurde. Gerade im fetzigen Zeitpunkt aber, d. h. im gleichen Augenblick, da die weſtlichen Staaten der deutſchen Antwort enkgegenſehen, werden von ihnen drei Momente in die Debatte ge⸗ worfen. die auf uns Deutſche wirken müſſen. Das ſind die Ausführungen der franzöſi⸗ ſchen Regierung in der Senatsdebatte, ferner die Rede des engliſchen Kriegsminiſters Duff Cooper in Paris und drittens die Stellungnahme der maßgeblichen engliſchen Regierungspartei zur Mandatsfrage. * Schon das Drängen der Herren Blum und Delbos nach Beſchleunigung der deutſchen Ant⸗ wort iſt durchaus unangebracht. Der Zeitpunkt für die Abſendung der Antwort unterliegt einzig und allein dem Ermeſſen der Reichsregierung, gar nicht zu reden von der Woche um Woche hinausgezöger⸗ ten Fertigſtellung des engliſchen Fragebogens. Beide franzöſiſchen Miniſter ſprechen außerdem ihre Hoffnungen gegenüber dem Inhalt der deutſchen Antwort in einer Form aus, die ſchon einer ungehörigen Bevormundung der Regierung Adolf Hitler nahekommt. Drittens aber hat der franzöſiſche Miniſterpräſident als Mittel zur Verwirklichung des weltbekannten Unſinns von der„kollektiven Sicherheit“(in ihrem franzöſiſchen Sinne!) in Anſpielungen ausgerechnet, das berüchtigte Genfer Pro⸗ tokoll, angezogen. Es kann ſich nur um das Dokument vom 2. Oktober 1924 handeln, das unter der irre⸗ führenden Spitzmarke„Protokoll für die fried⸗ liche Regelung internationaler Konflikte“ den Verſuch Frankreichs darſtellt, ſich die durch die Friedensdiktate geſchaffenen Beſitz⸗ und Macht⸗ verhältniſſe von ſämtlichen Völkerbundsmitglie⸗ dern einſchließlich der 1918 unterlege⸗ nen Staaten und ebenſo die Anerkennung des geſamten franzöſiſchen Bündnisſyſtems garan⸗ tieren zu laſſen. Außer England, das ſchon da⸗ mals eine Garantie für die Grenzen im Oſten ablehnte, hat auch Deutſchland die Leitgedanken dieſes Genfer Protokolls ſtets als unannehmbar abgelehnt. Es nützt uns gar nichts, wenn gleichzeitig die franzöſiſchen Miniſter ganz bei⸗ läufig und nur formell bemerken, daß keine direkten Gegenſätze zwiſchen Deutſchland und Frankreich beſtehen. Solche rein rhetoriſche Be⸗ merkung wird völlig entwertet durch die Be⸗ hauptung des Herrn Delbos, daß die„ernſte Meinungsverſchiedenheit“ zwiſchen Deutſchland und Frankreich vom 7. März her„durch die Wiederaufrichtung des Reiches erſchwert“ iſt und daß dieſes Reich„von niemand bedroht“ iſt. Herr Delbos tut alſo einfach ſo, als wenn es weder auf der einen Seite die Regierungs⸗ erklärung Adolf Hitlers vom 7. März und den großen deutſchen Friedensplan vom 30. März noch auf der anderen Seite das franzöſiſch⸗bol⸗ ſchewiſtiſche Einkreiſungsſyſtem gegen Deutſch⸗ land gäbe. 105 Das zweite Störungsmoment, die Rede des engliſchen Kriegsminiſters Duff Cooper in Paris, wird in ſeinem eigenen Lande, und zwar in dem großen Londoner Abendblatt„Eve⸗ ning Standard“ wie folgt beurteilt: „Die Rede des Herrn Duff Cooper erfolgte nicht aus dem Stegreif. Sie war voll⸗ ſt än dig vorbereitet und in beſtes Fran⸗ zöſiſch überſetzt. War ſie eine Erklärung der Regierungspolitik? Sicherlich muß dem ſo ſein, denn eine Rede von ſolcher Art könnte von einem Miniſter nicht ohne Vorlegung an das Kabinett ausgearbeitet werden. So haben wir folgenden erſtaunlichen neuen Wi⸗ derſpruch der engliſchen Außenpolitik: eine Note in der Form eines Fragebogens nach Ber⸗ lin mit dem Ziel, unſer Verhältnis zu jenem Land zu verbeſſern, und einen Miniſter, der nach Paris geſchickt wurde, um eine Rede zu halten, die jene Note aufhebt“. Bekanntlich hatte Herr Duff Cooper behauptet, völlig pri⸗ vat nach Paris zu reiſen. Das hat ihn nicht gehindert, dort zur Zeit des deutſch⸗engliſchen Meinungsaustauſches in ganz eindeutiger Weiſe ſich für— Frankreich zu erklären. * Drittens haben die engliſchen Konſervativen, alſo die politiſche Baſis der Regierung Bald⸗ win, zu der Mandatsfrage eine Aus⸗ legung gegeben, die über die eigene Stellung⸗ nahme des engliſchen Kabinettschefs und ſeines Außenminiſters noch weit hinausgeht. Beide hatten vor einigen Wochen kurz hintereinander wiederholt betont, eine Nachprüfung oder gar Rückgabe der Mandate ſei in London niemals in Erwägung gezogen worden. Die Spitzen⸗ organiſation der engliſchen Konſervativen be⸗ ſtreitet jetzt rund heraus den Völkerbundscharak⸗ OL. Heidelberg., 29. Juni. Die Feier zum 550 jährigen Beſtehen der Aniverſität Hei⸗ delberg nahm am Montag vormittag ibren Fortgang. Der erſte von der Ani⸗ verſität getragene Feſtakt vereinigte all die vielen in⸗ und ausländiſchen Teilnehmer in der Stadthalle, die ſchon mancher feſtlichen Veranſtaltung Raum und Rahmen gegeben, aber noch nie vorher ein ſo feierliches Gepräge gezeigt hat. Nach den Entwürfen von Prof. Buchner⸗München in matten, goldgelben Far⸗ ben. umrandet von fülberſchimmerndem Tan⸗ nengrün gehalten, gab dieſer Feſtſaal den erft⸗ ten Hintergrund für die vielen Talare in den Farben aller Wiſſenſchaften und die prächtigen, zum Teil mit königlichem Hermelin beſetzten Roben der ausländiſchen Gäſte. In einem würdigen Zug ſchritten die vielen Rektoren und Dozenten der deutſchen Univerſitäten, Hochſchulen und Aka⸗ demien zuſammen mit den Vertretern der aus⸗ ländiſchen Univerſitäten vom neuen Univerſi⸗ tätsgebäude über die alten Heidelberger Stra⸗ zen zur Feſthalle durch ein dichtes Spalier der Heidelberger Bevölkerung, die an dieſem Tage beſonderen Anteil nahm, an dem Feſt ihrer Univerſität. Im Feſtſaal grüßten zahlreiche Ehrengäſte, an ihrer Spitze die Reichsminiſter Ruſt. Dr. Frank. und Seldte, Staats⸗ ſekretär Dr. Meißner, die Reichsleiterin Frau Scholtz⸗Klink, Auslandspreſſechef der NSDAP. Hanfſtängl, der badiſche Mini⸗ ſterpräſident Köhler mit den Miniſtern Prof. Dr. Schmitthenner, Pflaumer und Dr. Wacker, den feierlichen Einzug der Abordnungen in⸗ und ausländiſcher Univerſi⸗ täten, Hochſchulen und Akademien. Nach der Ouvertüre aus der Suite 3 von Jo⸗ hann Sebaſtian Bach, die von den vereinigten Orcheſtern des Nationaltheaters Mannheim und des Städtiſchen Orcheſters Heidelberg un⸗ ter Leitung von Gewandhaus⸗Kapellmeiſter Prof. Hermann Abendroth geſpielt wurde, begrüßte der Rektor der Heidelberger Univer⸗ ſität die feſtliche Verſammlung. Er gab ein⸗ gangs bekannt, daß die Reichsregierung zum heutigen Jubiläum der Univerſität eine Feſtgabe von 300 000 Reichsmark als Anteil zum Neubau einer Frauenklinik übergeben hat. Die Univerſität beging, ſo führte er weiter aus, noch nie eine Feier mit ſo gläubiger Zuverſicht und in ſo ſtolzer Freude. Heidelbergs Oberbürgermeiſter Dr. Nein⸗ haus betrachtete, in die Jahrhunderte zu⸗ rückblickend, die Entwicklung von Aniverſität und Stadt. Beide ſeien zu einer untrennbaren „Einheit zuſammengewachſen. Dieſer Einheit wurde die Aufgabe geſtellt, Pflegeſtätte deut⸗ ſchen Geiſtes und Mittler dieſes Geiſtes zur Welt zu ſein. Wenn Heidelberg dieſe Aufgabe bis in ihre letzte Tiefe erkennt und ihr lebt. erfüllt es zugleich ſeine deutſche Sendung. Als Führer der Heidelberger Stu⸗ dentenſchaft und im Namen der Gruppe Heidelberg der NSDSTB. überbrachte cand. jur. Kreuzer herzliche Glückwünſche aller zur Zeit in Heidelberg ſtudierenden jungen Menſchen. Beethovens Leonoren⸗Ouvertüre, von der Meiſterhand Abendroths dirigiert, leitete über zu den zahlreichen Anſprachen, in de⸗ nen die Abordnungen Paris, 29. Juni. Der Enbſchluß der Hokelbeſitzer von Nizza, nun ihrerſeits in den Streik zu kreten und die Pforten ihrer Hokels zu ſchließen, hat, wie „Paris Midi“ feſtſtellt, in den erſten zwei Tagen bereits den Fremdenverkehr an der Riviera ſchwer beeinträchtigt. Es gibt aber immer noch einige Hokels in Nizza, Ju an- les-Paine und in Cannes, die wei⸗ kerhin geöffnet bleiben. Im Kriegsmarine⸗ arſenal in St. Nazaire ſtreikkt die rund 10 000 Mann zählende Arbeiterſchaft immer noch. Der Unkerſtaatsſekretär im Kriegsmarine⸗ miniſterium, Blanco, der an Ork und Skelle mit den Streikenden und der Werftleitung verhandelt, hat mitgeteilt, die Zwiſchenfälle ſeien unbedeutender Natur, vor allem ſei kein Schiff, weder der Kriegsmarine noch der ter der Mandate, behauptet, dieſe ſeien von Deutſchland direkt an die Alliierten abgetreten, ferner: eine Rückgabe beeinträchtige die ſtrategi⸗ ſche Stellung des britiſchen Reiches, Deutſchland werde im Fall einer Rückgabe eine große Flotte bauen(was bekanntlich ſchon allein durch das Flottenabkommen unmöglich iſt), und außerdem könne England, ſo erklärt der frühere Kolo⸗ nialminiſter Amery, die Mandatsbevölkerung „nicht der Nazi⸗Sklaverei ausliefern“! Abgeſehen davon, daß hier die Fortſetzung eines eklatanten Vertragsbruches geradezu ge⸗ fordert wird, und daß hier ſoviel Lügen wie Behauptungen ausgeſprochen werden, ſtellt die Bemerkung Amerys eine empörende Unver⸗ ſchämtheit dar, die außerdem dem Sprecher und ſeinen Geſinnungsgenoſſen das peinlichſte Zeugnis für ihre unverantwortliche politiſche Unwiſſenheit darſtellt. Das Jeſt von heidelberg Jeſigabe des Reiches: 300 000 M. für Neubau der Aniverſiläls klinik aus dem Ausland die Glückwünſche ihrer Univerſitäten und Hochſchulen überbrach⸗ ten. Sie feierten Heidelberg als den geiſtigen Mittelpunkt Deutſchlands, die Pflegeſtätte ho⸗ her geiſtiger Güter ſeit Jahrhunderten. Aus den Worten der ausländiſchen Wiſſenſchaftler wurde deutlich, wie menſchheitsverbindend und ⸗befruchtend die wiſſenſchaftliche Arbeit dieſer älteſten Univerſität des Reiches auf Forſchung und Wiſſenſchaft anderer Länder, ja der gan⸗ zen Welt gewirkt hat. Mit den Wünſchen für die Univerſität wurden die Wünſche für das deutſche Volk verbunden. In verſchiedenen An⸗ ſprachen wurden die Verdienſte des National⸗ ſozialismus und ſeines weiſen Führers um die deutſche und nordiſche Kultur anerkannt und geprieſen. Es ſprachen nacheinander die Ver⸗ treter der Univerſttäten und Hochſchulen fol⸗ gender Länder: Tſchechoflowakei, Süd⸗ afrika. AS A., Argentinien, Bel⸗ gien. Bulgarien, China, Griechen⸗ land, Ungarn. Japan, Island, Ita⸗ lien, Polen. Portugal. Peru. Däne⸗ mark, Schweden und Schweiz. Im Anſchluß an dieſe Anſprachen übergaben noch viele Vertreter deutſcher und ausländiſcher Univerſitäten, Hochſchulen, wiſſenſchaftlicher Ge⸗ ſellſchaften und die Delegierten der Städte Karlsruhe und Freiburg künſtleriſch ausgeführte Glückwunſchadreſſen und Feſtgaben. Reichs⸗ miniſter Seldte übergab mit einer kurzen Anſprache eine Schrift, in der die Arbeiten des Reichsarbeitsminiſteriums in den letzten drei⸗ einhalb Jahren niedergelegt ſind. In der Schlußanſprache gab Rektor Prof. Dr. Groh aus tiefbewegtem Herzen den Ge⸗ fühlen eines verpflichtenden Dankes Ausdruck. In den Vorſpielen der„Meiſterſinger“ erklang dann der feierliche Ruf„Verachtet mir die Mei⸗ ſter nicht!“ und leitete über zu dem einmaligen muſikaliſchen Bekenntnis Richard Wagners von deutſcher Art und deutſcher Kraft. Dann ſcholl das Sieg⸗Heil auf den Führer durch den, Raum, und das Deutſchland⸗ und Horſt Weſſel⸗Lied bildeten den Ausklang. Telegrammwechſel zwiſchen Reichsführung der Deutſchen Studentenſchaft und dem Führer. Heidelberg, 29. Juni. Von der Reichs⸗ tagung der Deutſchen Studentenſchaft auf Schloß Comburg ſandte der Reichsführer der Deutſche Studentenſchaft dem Führer und Reichskanzler Adolf Hitler folgendes Tele⸗ gramm: „Mein Führer! Die anläßlich der 550⸗ Jahrfeier der Univerſität Heidelberg auf Schloß Comburg bei Schwäbiſch⸗Hall zur Arbeitstagung verſammelten Studenten⸗ ſchaftsführer des Reiches grüßen Sie, mein Führer, in treuer Gefolgſchaft. Das Erlebnis der Kampfzeit wird uns im⸗ mer Verpflichtung ſein, die deutſchen Hoch⸗ ſchulen zu Stätten nationalſozialiſtiſchen Geiſtes zu machen. (gez.) Waldemar Müller, Reichsführer.“ Der Führer und Reichskanzler ſandte an die verſammelten Führer folgendes Telegramm: „Den auf Schloß Comburg zur Arbeits⸗ tagung anläßlich der 550⸗Jahrfeier der Univerſität Heidelberg verſammelten Stu⸗ dentenführern des Reiches danke ich für ihr treues Gedenken. Ich er widere Ihre Grüße beſtens. Adolf Hitler.“ Die Arbeilsſtreiligkeilen in Jrankreich Handelsmarine in St. Nazaire von der Ar⸗ beiterſchaft beſezt worden. Die Streikenden häkten ſich darauf beſchränkt, die Werfthal⸗ lem zu beſetzen. Im Woſelbecken haben rund 25 000 Arbei- ker die Arbeit niedergelegkt. Die Stadt Meß üiſt ohne Gas. Die Hochöfen von Joeuf, die eine größere Kokerei verſorgken, und die Einheitspreisgeſchäfte von Metz ſind eben- falls im Streik. Auch aus der übrigen franzöſiſchen Pro- vinz werden neue Streiks gemeldet, ſo haben die Arbeit niedergelegt in Toulouſe die Klempner, in Grenoble die Papierfabrikar⸗ beiter, in Nigza die Angeſtellten der Trans- port- und Verkehrsgeſellſchaften, in Nimes die Arbeiter der Bahnrollfuhrunbernehmer und die Kraftwagenfahrer. FFP PPPTTPPPPPFPP Schon in den letzten Tagen waren Anzeichen einer erneuten engliſchen Angliederung an Frankreich feſtzuſtellen. Wenn dieſe etwa, wie aus den vorſtehenden drei Momenten hervorzu⸗ gehen ſcheint, auf dem Rücken Deut ſch⸗ lands ausgeführt werden ſoll, dann werden ſämtliche offiziellen Erklärungen der weſtlichen Staatsmänner über die unerläßliche Notwen⸗ digkeit der deutſchen Mitarbeit in Europa glat⸗ terdings von den weſtlichen Regierungen ſelbſt Lügen geſtraft. Wir bezweifeln ernſtlich, daß ein derartig durch Ueberrüſtung, Militärbünd⸗ niskonzerne und Kriegshetze erregtes Europa einen Zuſtand wie den der letzten 17 Jahre noch einmal vertragen kann, ohne in einem all⸗ gemeinen Chaos dem Bolſchewismus zu verfal⸗ len, von dem eine ganze Reihe weſtlicher Staa⸗ ten ſchon heute immer ſtärker bedroht ſind. der Führer bei Kerrl Berlin 29. Juni. Der Führer und Reichs⸗ kanzler ſtattete am Samstag dem ſeit einiger Zeit erkrankten Reichsminiſter Kerrl einen Be⸗ ſuch ab und ſprach ihm ſeine beſten Wün⸗ ſche für eine baldige Geneſung aus. Geheimral von Krehl erhält den Adlerſchild Heidelberg, 29. Juni. Der Reichsſtatt⸗ halter in Baden überreichte heute nachmittag im Beiſein des Rektors der Univerſität Heidel⸗ berg dem Geheimrat Prof. Ludolf v. Krehl im Auftrage des Führers den Adlerſchild des Deutſchen Reiches. Baldwin verlängerl ſein Wochenende London, 29. Juni. Ganz gegen die Ge⸗ wohnheit iſt Miniſterpräſident Baldwin am Sonntag von ſeinem Wochenendaufenthalt in Cherquers nicht in die Downingſtreet zu⸗ rückgekehrt. Er wird ſich noch einige Tage auf dem Land aufhalten. „Daily Expreß“ meint, die Abgeordneten würden erſtaunt ſein den Platz des Miniſter⸗ präſidenten im Unterhaus beim Beginn einer politiſch ſo kritiſchen Woche verwaiſt zu ſehen. Verlrauenserklärung für die Regierung van Jeeland Brüſſel, 29. Juni. Die Kammer hat der Regierung mit 119 Stimmen gegen 51 Stim⸗ men bei neun Stimmenthaltungen das Ver⸗ trauen ausgeſprochen. Vor der Abſtimmung hielt Miniſterpräſident van Zeeland eine kurze Rede, in der er erklärte, daß die Regierung auf internationalem und innenpolitiſchem Gebiet vor ſchweren Auf⸗ gaben ſteht. Es iſt vorgeſehen, daß der Miniſterpräſident noch heute abend nach Genf abreiſt. FJranzöſiſche Fronklämpfer gegen Revolulionsmeſhoden Paris, 29. Juni. Bei einem Bankett an⸗ läßlich der Tagung eines Bezirksverbandes der nationalen Vereinigung der ehemaligen Frontkämpfer in Pont⸗Audemer kam es am Sonntag zu einem Zwiſchenfall. Der Por⸗ ſitzende der Jugendabteilung des Verbandes fragte in ſeiner Rede, weshalb die Regierung nicht gleich von Anfang an gegen die Geſetz⸗ widrigkeit der Werkbeſetzung durch die Streikenden Einſpruch erhoben habe und wa⸗ rum die Behörden jetzt nach Annahme der Einheitsrahmenverträge nicht die Einſtellung der revolutionsartigen Kundgebungen forder⸗ ten. Als dieſe Erklärung fiel, verließen der Präfekt und der Bürgermeiſter den Saal. Bei der gleichen Veranſtaltung erklärte der Vorſitzende der nationalen Vereinigung der ehemaligen Frontkämpfer Jean Goy:„Wir erkennen die Rechte der Arbeiter an, aber wir werden niemals die Beeinträchtigung der Ar⸗ beitsfreiheit und des Eigentumsrechtes aner⸗ kennen.“ Ein weiterer Zwiſchenfall ereignete ſich in Beauvais, wo ein rechtsſtehender Senator, wie das„Oeuvre“ berichtet, heftige Angriffe gegen Léon Blum unternahm. Hierauf habe der anweſende Präfekt nachdrücklich gegen die⸗ ſe Vorwürfe Einſpruch erhoben. Ikürmiſche Auflrille bei einer Mosley-Berſammlung London, 29. Juni. Zu ſtürmiſchen Auſtrit⸗ ten kam es am Sonntag bei einer Verſamm⸗ lung, die der Führer der britiſchen Schwarz⸗ hemden, Sir Oswald Mosley, in Manche⸗ ſter abhielt. Der Verſammlungsſaal war zeit⸗ weiſe von zwei bis dreitauſend politiſchen Gegnern umſtellt die die Fenſterſcheiben ein warfen und ſpäter den Kraſtwagen Mosleys an der Abfahrt zu hindern ver⸗ ſuchten. Eine Zeitlang war es Mosley und ſeinen Anhängern nicht möglich, den Saal zu verlaſſen. Schließlich gelang es, der johlenden Menge Herr zu werden. Acht Perſonen wur⸗ den verhaftet. Erdbeben in Lahore. London, 30. Juni. Die indiſche Stadt La⸗ hore wurde am Montagabend durch ein kurzes, aber ſtarkes Erdbeben erſchüttert, das eine Panik zur Folge hatte. Mehrere Häuſer wurden durch das Erdbeben das von einem gewaltigen Gewitter begleitet war, zum Einſturz gebracht. Neuer Unfall der„Normandie“. New Pork, 29. Juni. Der neue franzöſiſche Rieſendampfer„Normandie“ erlitt am Mon⸗ tag den zweiten Unfall innerhalb von zehn Tagen. Als das Schiff verſuchte, am Hudſon⸗ Pier anzulegen, wurde er vom Wind ſo dicht an den Oberbau des Pier getrieben, daß die über die Schiffſeiten hinausragende Brücke gegen einen Stahlträger ſtieß und um nahezu 5 Meter verbogen wurde. F eren 2 2 Pr r r —— 1 — 0 2 1 end am er hat der n öl Stim⸗ u Ver. ſtewräſdent e, in det er ernatiunalem heren uf iterpräſden . er bh Bankett an⸗ etbandez det ehemaligen let hn es L Ar For- Vetbandes erung die Geſetz⸗ 9 durch die be und wa⸗ nahme der Einstellung gen forder⸗ erließen det en Saal. erllätte det igung der 600.„Vir an, aber wit ing der Ar⸗ ches aner⸗ ete ſich in er Senatot, e Muriffe kann habe 9 fegen die⸗ . mung en Aufttit⸗ 1 Gall zu johlenden zonen wül⸗ 2 8 ſich ergehen laſſen werde. Aus dem Reiche der Wiſſenſchaft und Jorſchung Jodzink gegen heuſieber? Frohe Bolſchaft für Ueberempfind liche— Ein neues Heilmiktel enkdeckl Nach fünfjährigen Unkerſuchungen hat das St. Georgs⸗Krankenhaus in Lon dom jetzt ein neues Heilverfahren gegen das ſchmerzhafte Heufieber, eine kypiſche Sommerkrankheit, enkdechl, das ſich bis- her bei 99 Prozenk der eingeliefer⸗ ten Kranken als wirkſ am erwieſen hat. Heufieber, ſchnupfen oder ⸗aſihma, auch Sommer- oder Herbſtkatarrh, ſowie Boſtock⸗ ſcher Kakarrh genannk, wurde erſtmals im Jahre 1819 von dem von 17731846 leben- den engliſchen Arzt Dr. John Boſtock näher beſchrieben. Es kommt beſonders in den Ver- einiglen Staaten von Nordamerika und Eng- land, jedoch auch in Deukſchland vor, befällt faſt nur Stadibewohner unker vierzig Jah- ven und von dieſen wiederum durchſchnikt- Ueberkragbarkeil Es gubt zahlreiche Vorbeugungsmaßnah⸗ men gegen die unangenehme Sommerkrank⸗ heit, die den hiervor Betroffenen gerade die ſchönſte Jahreszeit vergällt. Die zu Heufieber neigenden Perſonen ſollen— nach Möglich⸗ Reit— während der Gräſerblüte ſich mög⸗ lüchſt in Zimmern mit geſchloſſenen Fenſtern oder an Orken, wo dieſe ſchon vorbei iſt, auf- halten. Helgoland, das Hochgebirge oder der Süden ſind hierzu beſonders zu empfehlen. Auch wird dem Seeklima große Heilwirkung bei Heufieber zugeſchrieben. Außerdem kann man frühzeilig, ſchon von Februar an, Kalk⸗ präparate wie Afenil, Kalzan oder derglei⸗ chen zur Verringerung der Ueberempfindlich⸗ keit anwenden. Aus den gefährlichen Pollen beſtimmker Grasarken läßt ſich eine waſſer⸗ lösliche, giftige Subſtanz herſtellen, die, auf die Schleimhäute hierzu beſonders veranlag⸗ der Menſchen oder Tiere überkragen, zu jeder Jahreszeit Heufieber hervorruft, während Nichtveranlagte geſund bleiben. Durch intra⸗ wenöſe Einſpritzung des Pollengiftes bei Ka⸗ nminchen vermag man ein allerdings nur be- ſchränkt wirkſames Heilſerum, das ſoge⸗ nannte Pollankin, zu gewinnen. Es gibt jedoch auch noch andere Heilmittel gegen Heufieber wie das Graminol, ein Trockenſerum, das Geliſan, ein Heufiebertoxin von verſchiedener Konzenkraklion in Ampullen, und ſchließlich das zur Einatmung beſtimmte Aeſtival. Sie lich mehr Männer als Frauen. Die Krank- heit iſt als Ausdruck der Ueberempfindlichkeit hierzu beſonders veranlagter Menſchen ge⸗ gen die ſogenannken Pollen, den Blübenſtaub gewiſſer Grasarken, jedoch auch einzelner Blükenpflanzen, zur Zeit der Gras- blüte zu werken. Im Herbſt kritt das Heu⸗ fieber gewöhnlich ſchwächer als im Sommer auf. Eine leichte fieberhafbe Erkrankung, die mit einem Katarrh der Naſenſchleim- und Augenbindehaut, ſowie der oberen Luftwege, alſo einem regelrechten Schnupfen, ferner Augenkränen und Nieſen, manchmal jedoch auch aſthmaähnlichen Anfällen verbunden iſt, pflegk das Heufieber die hierzu Veranlag- ken durch alljährliche Wiederkehr zu„er freuen“. im Tierverſuch dienen zur Herabſetzung der Ueberempfind⸗ lichkeit bzw. Immuniſierung der Kranken und werden dieſen ähnlich wie die Heilſera gegen Infeklionskrankheiten in ſtändig ſtei⸗ gender Doſierung eingeſpritzt. Die Behandlung des vollentwickelten Heu⸗ fiebers war bisher auf das Auflegen reizlin⸗ derner Medikamente wie Kokain oder Anäſthe⸗ ſin auf die entzündeten Schleimhäute und in ſchweren, aſthmaähnlichen Fällen Einſpritzungen von Adrenalin, Ephetonin oder ähnlichen Prä⸗ paraten beſchränkt. Auch das Tragen dunkler Brillen wurde empfohlen. Ein im Jahre 1897 in Hannover von Otto Schultz gegründeter „Heufieberbund e. V.“ gibt alljährlich ein Merk⸗ blatt mit Verhaltungsmaßregeln gegen die Krankheit und eine Sammelſchrift in Form eines Jahresberichts heraus. Es werden in die⸗ ſen Druckſchriften jeweils die neueſten Heilmit⸗ tel gegen die hartnäckige Sommerkrankheit empfohlen. Neuerdings iſt man nun in in der Heufieber⸗ bekämpfung durch die Forſchungsergebniſſe der engliſchen Wiſſenſchaftler ein gutes Stück wei⸗ tergekommen. Den Patienten wird in dem Lon⸗ doner Krankenhaus auf elektriſchem Wege eine dünne Schicht von Jodzink in die innere Seite der Naſenlöcher eingeführt. Nach einer drei⸗ oder viermaligen Behandlung ſind die Erkrank⸗ ten für ein Jahr vom Heufieber befreit. Zwölf Monate ſpäter erfolgt eine nochmalige vorbeugende Einführung der Jodzinkſchicht, nach der faſt keiner der bisher behandelten Patienten einen nochmaligen Anfall von Heu⸗ fieber erlitten hat. Mrs. Wilkins Köchin im Polar-U-Bool Die einzige Frau auf gefährlicher Fahrt. Wie man erfährt, wird Sir Hubert Wilkins, der bekannte Polarfahrer und Begleiter Ells⸗ worth' zum Südpol, ſeine nächſtjährige U⸗Boot⸗ Fahrt zum Nordpol nicht nur in männlicher Begleitung antreten. Er hat ſich entſchloſſen, ſeine Gattin mitzunehmen. Es wurde ausge⸗ macht, daß ſie nicht als Gaſt im U-Boot weilt, ſondern ſich kräftig mitbetätigen muß. Sie muß nämlich die Rolle einer Köchin überneh⸗ men und bereitet ſich ſchon durch einen Koch⸗ kurſu s, ven ſie in einer großen Schiffs ⸗ küchſe nimmt, auf ihre kommende Rolle vor. Ausſchlaggebend für den Stimmungswechſel Wilkins war eine Unterredung mit ſeiner Gat⸗ tin nach ſeiner Rückkehr vom Südpol. Sie hatte viele Wochen und Monate in Hangen und Ban⸗ gen und in ſtändiger Ungewißheit in Newyork zugebracht und ſchwur damals ihrem Gatten, daß ſie niemals mehr eine ſolche Wartezeit über „Und wenn ich für die ganze Mannſchaft die Socken ſtopfen müßte — ich bleibe nicht mehr zu Hauſe. Das iſt kein Leben. Beim nächſten Mal gehe ich mit!“ Doch erſt nach Regelung einer ganzen Anzahl juriſti⸗ ſcher Formalitäten, ohne die Wilkins nicht mit ſich ſprechen ließ, gab er ſeine Zuſtimmungs⸗ erklärung, legte aber gleichzeitig feſt, daß keine andere Frau an Bord kommen dürfe. Die intereſſante Nachricht war für ein eng⸗ liſches Blatt Anlaß genug, bei einigen ande⸗ ren Frauen berühmter Expeditionsleiter und Forſcher eine Umfrage zu veranſtalten. Mrs. NRuttledge, die die meiſte Zeit, während ihr Gatte am Fuße des Mount Evereſt weilte, mit einer Jacht an der ſchottiſchen Küſte kreuzte, ſteht auf dem Standpunkt, daß eine Frau vielleicht zum Nordpol ihren Gatten be⸗ gleiten könne. nicht aber zum Mount Evereſt, da die phyſiſchen Anſtrengungen zu hoch ſeien. Auf einem ähnlichen Standnunkt ſtehen die Frauen und Schweſtern der übrigen Expedi⸗ tionsteilnehmer der Ruttledge⸗Kolonne. Im⸗ merhin iſt durch den Beſchluß, Lady Wilkins mit zum Nordpol zu nehmen, das Problem der Gattin als Begleiterin ihres Mannes in ſei⸗ ner Forſcherrolle in ein neues Stadium ge⸗ treten. Allanlik-Regalla 1936 Deutſche Sportler auf neuem Felde. Am 1. Juli beginnt im Rahmen der Olym⸗ piſchen Spiele das Ozeanrennen Bermuda Cuxhaven. So groß Deutſchlands Anſehen als ſport⸗ 3 Nation in aller Welt auch iſt, ſo gilt es doch bei den kommenden Olympien deutſche Farben auf einem für uns ganz neuen Gebiete zu vertreten. Erſtmalig wird 1936 eine At⸗ lantik⸗Re* tta nach Deutſchland geſegelt werden, nach Cuxhaven, und erſtmalig wird eine Anzahl deutſcher Fahrzeuge an einem Ozeanrennen überhaupt teilnehmen. In der Geſchichte unſeres Sports iſt dies ein außer⸗ ordentlich wichtiges Ereignis. Wir Deutſchen legen ſo großen Wert darauf, unter den ſee⸗ fahrenden Nationen in erſter Linie genannt zu werden. Wir ſind ſtolz, daß unſere Handels⸗ ſchiffe zu den ſicherſten und ſauberſten gehören, daß unſere Neubauten ſtets zu den voll⸗ kommenſten ihrer Zeit gerechnet werden Und dennoch: wo auf dem Waſſer ein ſport⸗ liches Ereignis von internationaler Bedeutung ſtattfindet, da warten die anderen vergebens auf uns! Bei uns beſchränkt ſich die ſportliche Seefahrt faſt ausſchließlich auf n und die Oſtſee. Dagegen ſind engliſche und be⸗ ſonders e Hachten ſeit jeher auf dem Ozean zu treffen geweſen. Sie haben auch verſchiedene cer 1. wiederkehrende Ozean⸗ rennen beſtritten, von denen uns hier die tradi⸗ tionellen Bermuda⸗Rennen(Newport—Ber⸗ muda) und die Amerika⸗Europarennen inter⸗ eſſieren. Letztere haben meiſt England oder Norwegen als Ziel gehabt, noch nie Deutſch⸗ land, denn wir zählten ja nicht mit. In der alten Zeit hat ein einzigesmal eine deutſche Yacht das große Rennen mitgemacht und den zweiten Platz belegt, das war vor 30 Jahren. Danach war es wieder ſtill und blieb es auch, bis 1930 der land Hapag⸗Kapitän Schlimbach nach Deutſchland zurückkehrte und ſeine ganze Tatkraft in den Dienſt des Hochſee⸗ ſports ſtellte. Trotz größter Schwierigkeiten, trotz alleitigen Unverſtändniſſes along es ihm doch, ein geeignetes Fahrzeug zu erwerben, eine 16% Meter lange Yacht in der Art der Finken⸗ walder Fiſchkutter.„Störtebecker“ nannte er das Schiff nach dem volkstümlichen Seeräuber des dreizehnten Jahrhunderts. Mit einigen tüchtigen Sportſeglern als Mannſchaft ſegelte er nach Amerika. Leider brachten die Verhält⸗ niſſe in der Nordſee und im Kanal eine ſo große Verzögerung, daß mit rechtzeitigem Ein⸗ treffen nicht mehr gerechnet werden konnte. Dennoch ſegelte Schlimbach, ſo bald es ging, weiter und überquerte den Ozean in 31 Tagen. Dies ergab einen Weltrekord für die Oſt⸗Weſt⸗ überquerung des Ozeans im Segelfahrzeug entſprechender Größe. Daher wurde die deutſche Mannſchaft drüben begeiſtert empfangen. Sie war Gegenſiand andauernder Sympathie⸗ kundgebungen und langer Abhandlungen in allen Zeitungen. So hat ſie, ganz unbemerkt von uns in Deutſchland, eine ſportliche Tat erſten Range geleiſtet. Begeiſtert, aber von niemandem beachtet, kam Schlimbach ohne das Schiff, das er in Amerika verkauft hatte, zurück. Sofort begann er die Vorarbeiten für das nächſte Rennen. Allein, es vergingen vier Jahre, während welcher die Amerikaner ibre Bermuda⸗Rennen die wunderbare Rellung des hauers Schmidt Herne i. W., 29. Juni. Der ſeit vorigen Montag verſchüttete Hauer Schmidt wurde am Montagnachmittag um 17,10 Uhr wohlbehalten geborgen. Er wurde zur Beobachtung ſeines Geſundheitszuſtandes in das Krankenhaus Berg⸗ mannsheil in Bochum gebracht. Unter Tage wurde Hauer Schmidt von der Bergbehörde, der Betriebsführung und den Kameraden herz⸗ lich beglückwünſcht und über Tage von Frau und Mutter beglückt empfangen. Vor der Zeche hatte ſich eine große Menſchen⸗ menge angeſammelt, die den Geretteten herz⸗ lichſt begrüßte. Die Bergung gelang durch Wiederaufwälti⸗ gung der auf 20 Meter Länge verſchütteten Strecke unter großen Schwierigkeiten, weil die Kohlenmaſſen ſtändig nachzurutſchen drohten. Es mußte daher unter großer Vorſicht mit Ge⸗ triebezimmerung vorgegangen werden, die nach ſiebentägiger aufopfernder Arbeit der Rettungsmannſchaften endlich zum Erfolge führte. * Herne, 29. Juni. Faſt neun Tage und acht Nächte, genau 178 Stunden, iſt Hauer Schmidt bis zu ſeiner Rettung— faſt 800 Meter tief— unken im Schacht von der Welt abgeſchnitten geweſen. Das Zu- bruchgehen einer Strecke verſperrbe ihm, der allein in einem Querſchlag auf der ſiebenken Sohle der Zeche Shamrock„ arbeitebe, den Weg aus der Grube. Seit Dienstag beſtand Verſtändigung mik dem Eingeſchloſſenen. Ein Rohr wurde durch das Geſtein getrieben, das ihm Nahrung und Luft zuführte. Schwierig und mühevoll war das Rekkungswerk, er⸗ ſchwert noch durch die ſtarke Hitze an dieſer Stelle des Schachts. Mit größter Vorſichk mußten die Rekkungsmannſchaften zu Werk gehen. Geſteinsmaſſen mußten weg⸗ geräumt werden, und die Grubenbaue muß ken abgeſtützt werden, ſollte nicht nachrollen⸗ des Geſtein das Leben des Verſchükteten und ſeiner Retter in Gefahr bringen. In vier Schichten unter Leikung der Be- kriebsführung und der Bergbehörde arbeite⸗ ten die Reller. Von zwei Seiten war man zuletzt bemüht, zu dem Eingeſchloſſenen vor⸗ zudrimgen. Außerdem waren ſeit Freitag In⸗ gemieure dabei, von unken her ein Loch zu bohren, durch das man ſchließlich mit einem weiten Rohr den Verſchütteten zu bergen hoffle. Derweilen ließ es ſich der Hauer Schmidt ſo wohl gehen, wie dies in dieſer Lage möglich war. In beſter Laune unter- hielt er ſich mit den Rettungsmannſchaften. Oer Raum, in dem er über eine Woche zwangsweiſe aushalten mußte, umfaßt rulnd 40 Quadradmeker. Brok, Keks, Wurſt, Fleiſch, Käſe und Tomaken, Milch und Tee mit Rum wurden ihm laufend in ſeinen Kar- zer geſchickk. Auch ſeine Lieblingsſpeiſe, Speckpfannkuchen, konnte er ſich zu Gemüte führen. Mehrere Grubenlampen ver- ſorgten ihn mit Licht. Für das geiſtige Wohl war ebenfalls geſorgt: Dem Fußballfreund und Briefkaubenliebhaber wurden die enk⸗ ſprechenden Zeikungen geliefert, damit er auf dem Laufenden blieb. Ja, ſogar eine kelefo⸗ niſche Verbindung zwiſchen dem Eingeſchloſ⸗ ſenen und der Außenwelt wurde hergeſtellt. Unberhaltungen mik ſeiner Frau und der Be⸗ kriebs führung gaben ihm neuen Lebensmut und die Kraft zum Ausharren. Unkerdeſſen ging das Rettungswerk unermüdlich und mit Bedacht weiter, bis es endlich gelungen iſt. Eine Tat bergmänniſcher Kamerad ſchaft iſt vollbracht. ſegelten. Als 1935 wieder eine Wettfahrt nach Europa ausgeſchrieben wurde, nach Bergen, war Schlimbach ſofort dabei. Er hatte nicht umſonſt vorgearbeitet und fand ſchon einige Einſicht und Unterſtützung. So konnte er in letzter Stunde die Hawl„Eliſabeth“ kaufen, die er ebenfalls„Störtebecker“ nannte und eine Mannſchaft aus drei Amateurſeglern mit dem Paſſagierdampfer nach Amerika ſchicken. Er und fein Schiff machten die Ueberfahrt auf einem Hapag⸗Frachter. Nur ein paar Tage hatte er drüben Zeit zu den Vorbereitungen, aber ſie klappten. Amerikaniſche Sportsleute halfen begeiſtert mit, mit Rat, mit Arbeit, mit Geſchenken(neues Rundfunkgerät uſw.). Schlimbach ſagt, er hätte mit leeren Händen kommen können und hätte zum Start voll aus⸗ gerüſtet dageſtanden. Dieſe Sportkameradſchaft der Amerikaner iſt um ſo beachtlicher, als es jedem klar war und auch Schlimbach oft genug betont hatte: ein Sieg mit dieſem ſeetüchtigen, aber langſamen Fahrzeug kommt gar nicht in Frage. Es gilt nur, Deutſchland im Auslande zu vertreten und innerhalb der Heimat Bahn⸗ brecher zu ſein für den deutſchen Hochſeeſport. — So iſt es denn auch gekommen. 35 Tage hat die Fahrt gedauert, alſo länger als 1931 die ſchwierige Fahrt„den Berg hinauf“. Es war wohl die ſchwerſte Reiſe, die je ein Schiff dieſer Größe auf dem Atlantik gemacht hat. Selbſt im November kann die Fahrt nicht ſo hart ſein, ſagt der gewiß erfahrene Kapitän. Aber dieſes Opfer der Störtebecker⸗Crew war nicht vergebens. Der deutſche Hochſeeſport erwachte, und auch die breite Oeffentlichkeit begann verſtändiger hinzuhorchen, zumal der Reichsſportführer von Tſchammer und Oſten Kapitän Schlimbach beauftragte, über ein Ozeanrennen im Rahmen des Olympia 1936 Verhandlungen zu führen. Dieſe Verhand⸗ lungen ſind erfolgreich berlaufen. Vor kurzem kabelte George Rooſevelt, der Vetter des Staatspräſidenten, ſelbſt Hochſeeſchifſer mit dreizehn Ozeanregatten hinzer ſich und Kom⸗ modore des Cruiſing Club of Amerika, an Schlimbach, daß ſein Klub den Start für das Rennen Newport⸗Cuxhaven übernehmen wird, und dann, daß Schlimbachs neuer Vorſchlag, die Wettfahrt anſchließend an das Bermuda⸗ Rennen zu ſtarten, angenommen iſt. Dank dieſer neuen Regelung iſt mit einer weſentlich größeren Zahl amerikaniſcher Teilnehmer zu rechnen, unſere Sportler aber werden erſtmalig das Rennen Newport— Bermuda mitſegeln. dierbei können ſie für das eigentliche Rennen Ozeanerfahrungen ſammeln, die ja wohl allen ſehlen. Für uns galt es nun, recht viele Schiffe über den großen Teich zu ſchicken. Erfreulicher⸗ weiſe ſind beim Norddeutſchen Regattaverein in Hamburg, der auf europäiſcher Seite die amt⸗ lichen Funktionen erfüllt, mehrere ſtattliche Hachten gemeldet worden. Wir Deutſche können mit frohem Mut an dieſes ſo bedeutende Sporr⸗ ereignis herangehen. Seine Bedeutung wird noch dadurch erhöht, daß auch andere Länder zur Teilnahme eingeladen wurden, vor allem England, Holland, Norwegen, Schweden, Dänemark und Finnland. Dazu kommt, daß die Sportſegler mit großen eigenen Yachten vielfach den maßgebenden Kreiſen ihres Landes angehören. Hoffen wir, daß recht viele fremde achten kommen und ihre Schiffer Deutſchland aus eigener Anſchauung kennen lernen. Viele Märchen über das Dritte Reich werden dann verſtummen. So wird die Ozeanregatta Ber⸗ muda— Cuxhaven nicht nur ein ſportliches Er⸗ eignis von größter Bedeutung werden, ſondern auch ein ſolches von erheblicher politiſcher Tragweite. ee der König von ſchweden auf„Admiral scheer“ Dem zur Zeit in Stockholm weilenden deut⸗ ſchen Panzerſchiff„Admiral Scheer“ ſtattete König Guſtav von Schweden einen Beſuch ab. Die Mannſchaft iſt in Paradeſtellung a treten. Scherl Bilderdienst, K ——̃— 1 Brief aus Braſilien Mont ⸗Serrat. 2 Juni 1936 Sehr geehrter Herr Schriftleiter! Es ſcheint, als ob die Einigung des Aus⸗ landsdeutſchtums in gleichem Sinne wie die des Heimatvolkes mit großen Schritten fort⸗ ſchreiten würde. Während man früher ſich mo⸗ natelang vergeblich bemühte, einmal eine ge⸗ meinſame Veranſtaltung der Vereine oder Ju⸗ gendverbände zu Wege zu bringen, ſind nun binnen kurzem ſchon drei derartige Kund⸗ gebungen veranſtaltet worden. Wohl die ein⸗ drucksvollſte Feier war die des erſten Mai. Ich batte ja vor noch nicht langer Zeit Gelegen⸗ heit, ähnliche Feiern in Deutſchland mitzu⸗ leben und konnte ſo leicht feſtſtellen. daß die diesjährige Feier des erſten Mai in Porto Alegre ganz von demſelben Geiſte durchdrungen war, der das deutſche Volk der Heimat in immer ſteigendem Maße er⸗ füllt. Diesmal hatten ſich wirklich alle Ver⸗ eine und alle Verbände zu einer Kundgebung des Deutſchtums zuſammengefunden, wie ſie Porto Alegre noch nicht geſehen hatte. Man ſtelle ſich vor, welchen Wert ſchon rein äußer⸗ lich geſehen, ſolche Maſſenkundgebungen des Deutſchtums hier im Auslande haben, welchen Eindruck beſonders die Geſchloſſenheit des Deutſchtums auf den Braſilianer macht. Es iſt aber auch bitter nötig, daß die Front des Deutſchtums einig ſteht, denn immer noch wühlt man von allen Seiten an den Grund⸗ mauern des neuen Reiches. Mit welchem Ge⸗ nuß haben einige braſilianiſche Zeitungen(und leider auch eine deutſchbraſilianiſche) vor eini⸗ gen Tagen die Nachricht veröffentlicht, daß man in Deutſchland die Dichtungen Goethes aus den deutſchen Dichterausgaben habe ver⸗ ſchwinden laſſen. Wie hat ſich aber auch das Deutſchtum ſofort für die Wahrheit eingeſetzt. Und wie kleinlaut brachten die nämlichen Zei⸗ tungen dann die Richtigſtellung, veranlaßt durch den deutſchen Botſchaſter, mit der ent⸗ ſchuldigenden Bemerkung, daß ihnen die Falſchmeldueg aus der franzöſiſchen Quelle zugegangen ſei. Das iſt nur ein Teil⸗ chen von all den vielen Hetzereien, die das Deutſchtum glatt zu Boden drücken würden, ſtünde es nicht ſo einig und feſt. Nun aber genug des Politiſchen. Wir ſtehen hier im Winteranfang. D. h. was man hier ſo Winter nennt: Drei Tage kühl mit gewaltigen Regenfällen und drei Tage Sommerhitze wechſeln ſtetig ab und bilden ſo den„Winter“. Die Temyeraturſchwankungen ſind ungeheuer. Allerdings bleiben auch die Folgen nicht aus. AUeberall brechen die ge⸗ fürchteten Krankheiten Braſiliens aus, ſpani⸗ ſche Grippe, Klimakrankheiten und Typhus. Die Totengräber haben wieder Arbeit genug. Allerdings ſind die Braſilianer nicht ſo pietät⸗ voll wie der Deutſche. Er macht alles kürzer und einfacher. Länger als 24 Stunden darf keir: Leiche liegen, ſchon wegen der Hitze nicht. Tie Grube verlangt auch nicht beſonders viel Arbeit. Im Allgemeinen wird ſie nicht tiefer als einen Meter gegraben. Ein hoher Sorg iſt oft nur 30 bis 50 Zentimeter unter der Ober⸗ fläche und ein kräftiger Regen legt oft den Saradeckel frei. Mit Leuten, die keine Ange⸗ börigen und kein Geld haben, macht man nicht viel Federleſens. Sie werden auf eine Pritſche gelegt, zum Grab getragen und hineingekippt. Armenſärge kennt man nicht. So kann man hier ſchon manches ſehen. was einen gefühl⸗ vollen Europäer tief verletzen würde Doch nun genug von dieſen traurigen Dingen. Wir wollen hoffen, daß es bald an⸗ deres Wetter gibt. damit die Krankheiten auf⸗ hören. Ich werde für dieſes Mal ſchließen und Ihnen im nächſten Brief einmal von freund⸗ licheren Dingen ſchreiben. Mit freundlichem Gruß Ihr Hans Schmitt r Der Fleuerhinkerziehung wird ein Riegel vorgeſchoben Berlin, 29. Juni. Ueber die Grundgedan⸗ ken der neuen Warenausgangsver⸗ ordnung führt Staatsſekretär Reinhardt in der Deutſchen Steuerzeitung aus, daß die Ver⸗ ordnung den Zweck habe, Ergänzungsmöglich⸗ keit der Dresdener Verordnung über die Kon⸗ trolle des Wareneingangs zu ſchaffen. Infol⸗ ge der Verfügung des Warenausganges durch den Lieferer müſſe der Empfänger damit rech⸗ nen, daß die Finanzbehörden aus den Buchun⸗ gen des Lieferers Kenntnis von dem Ge⸗ ſchäftsvorgang erlangen. Der gewerbliche Un⸗ ternehmer, der es unterlaſſe, einen Warenein⸗ gang in das Wareneingangsbuch einzutragen, befinde ſich demnach ſtändig in Gefahr, daß die⸗ ſe Unterlaſſung aufgedeckt und er dafür in ſchwere Strafe genommen werde. Auf Grund der neuen Verordnung beſtehe in Zukunft Be⸗ legzwang. Der Großhändler ſei inſoweit, als er den Warenausgang zu verbuchen habe, verpflichtet, dem Erwerber einen Beleg zu er⸗ teilen. Da die neue Verordnung erſt am 1. Ok⸗ tober in Kraft trete, ſei den Großhändlern reichlich Zeit gelaſſen, ſich darauf umzuſtel⸗ len. Es ſei damit zu rechnen, daß ſich die Fi⸗ nanzämter im letzten Viertel des Jahres 1936 durch Stichproben von der Durchführung der Verordnung überzeugen würden. 1 5 ——— Bunte Tageschronit Abreiſe der Gräfin Ciano-Muſſolini Berlin, 29. Juni. Die Gemahlin des ibalieniſchen Außenminiſters, Gräfin Edda Ciano-Muſſolini, hat nach vierwöchi⸗ gem Aufenthalt in Deulſchland heute vor- mittag die Rückreiſe nach Rom ange⸗ kreten. Der Führer und Reichskanzler ließ ihr bei ihrer Abfahrt— in Vertretung des Stkaatsfekretärs und Chefs der Präſidial⸗ Kanzlei Or. Meißner— durch Miniſte⸗ rialrat Klewiß ſeine Abſchiedsgrüße über⸗ mitteln und ihr ſein Bild mit eigenhändiger Widmung überreichen. Auf dem Bahnhof hatten ſich ferner der italieniſche Bok⸗ ſchafter und Frau Aktolico mit den Wikgliedern der Bokſchaft und der ſtalieni- ſchen Kolonie ſowie Vertreter des Auswär⸗ tigen Amtes und des Reichsminiſteriums für Volksaufklärung und Propaganda zur Ver- abſchiedung der Gräfin Ciano eingefunden. Die jüngſte Tochter Muſſolinis ſchwer erkrankt Rom, 29. Juni. Die kaum ſechsjährige Anna Maria Muſſolini, das jüngſte Kind des italieniſchen Regierungscheſs, iſt ſeit einigen Tagen an Kinderlähmung ſchwer erkrankt. Nach einer erſten amtlichen Mitteilung war der Zuſtand des Kindes am Samstag wegen einer Lungenkomplikation be⸗ ſorgniserregend, doch hat das Kind, wie es in der Mitteilung heißt, den Höhepunkt der Kriſe bereits überwunden. Muſſolini hat zwei Tage und zwei Nächte mit ſeiner Gattin am Bett des ſchwerkranken Kindes zugebracht. Ganz Italien nimmt herzlichſten Anteil an der Er⸗ krankung des Lieblingskindes des Duce. Italieniſcher General verunglückt. Mailand, 30. Juni. In der Umgebung von Gradisca kam ein Kraftwagen des Korps⸗ kommandos von Udine, in dem General Tac⸗ coli, der Kommandant der Görzer Militärzone mit ſeinem Adjutanten ſaß, ins Schleudern u. ra'ſte gegen ein Haus. Der General er⸗ litt einen Bruch der Schädelbaſis und einen Schenkelbruch, ſowie eine Gehirnerſchütterung. Er mußte in ſchwerverletztem Zuſtand ſofort ins Krankenhaus gebracht werden. Sein Be⸗ gleiter blieb unverletzt. 30 Häuſer niedergebrannt Madrid, 29. Juni. In Horcajo de las Torres in der Provinz Avila entſtand durch Funkenflug aus einem Schornſtein ein Groß- feuer, das ſich infolge des ſtarzen Windes raſch ausdehnte. 30 Häuſer wurden in Aſche gelegt. Perſonen wurden nicht verletzt, aber der Schaden an Sachwerlen iſt außerordentlich groß. Fünf Perſonen von einem Blindgänger zerriſſen Mailand, 29. Juni. Sieben Perſonen ſuchlen auf den Höhen von Monkevecchio bei Görz nach Reſten von Kriegsmakerial aus dem Welklkrieg. Fünf von ihnen fanden einen 30,5 Ztm.-Blindgänger. Sie machken ſich da⸗ ran, ihn auseinanderzunehmen. Plötzlich ex⸗ plodierte die Granate und riß alle fünf Per- ſonen in Skücke. Man fand von ihnen nur noch wenige Knochen- und Kleiderreſte in etwa 100 Meter Entfernung. Ein Loch im Meeresboden entdeckt Wie tief ſind eigentlich die Ozeane?— Wo iſt es am allertiefſten?— Vermeſſungen mit dem Echolot. Von Eberhard Adrian Eine engliſche Zeitung meldete kürzlich, daß der engliſche Dampfer„Athlone Caſtle“ an der Küſte von Natal durch Echolotungen ein ungeheures Loch im Meeres⸗ boden feſtgeſtellt habe, das bisher un⸗ bekannt geweſen iſt. Die Tiefe ſoll ſo groß ſein, daß die Nadel des Lotgeräts über das Regiſtrierpapier hinausſchlug, ſodaß die wirk⸗ liche Tiefe nicht gemeſſen werden konnte. In⸗ mitten der Tiefe ſoll ſich angeblich ein großer Felſen befinden. Seitdem man die Meerestiefe mit dem Echo⸗ lot mißt, häufen ſich auch die Tiefenangaben auf den Seekarten. Früher hat man bekannt⸗ lich mit dem Senklot arbeiten müſſen, was eine höchſt mühſelige und meiſt auch nicht im⸗ mer ganz zuverläſſige Sache geweſen iſt. Die Meſſungen der Meerestiefe iſt für den See⸗ mann eigentlich nur wichtig, wenn es einen guten Ankerplatz zu finden gilt, während die ſonſtige Tiefe des Ozeans dem praktiſchen See— mann eigentlich höchſt gleichgültig iſt, ſoweit es ſich nicht um Riffe oder Untiefen handelt. Selbſtverſtändlich iſt aber die Geologie im höchſten Maße an der Meſſung der Meeres⸗ tiefen intereſſiert, denn durch ſolche Angaben laſſen ſich wichtige Schlüſſe über die Beſchaf⸗ fenheit des Meeresbodens ziehen. Durch zahl⸗ reiche genaue Meſſungen iſt es heute möglich, die mittlere Tiefe der verſchiedenen Ozeane auf unſerer Erdoberfläche anzugeben. So hat zum Beiſpiel der Atlantiſche Ozean eine ſolche mittlere Tiefe von 3920 Metern, der Indiſche 3970 Metern und der Stille Ozean 4280 Metern. Man weiß heute, daß ſich in der Tiefe der Ozeane mächtige Gebirge hinziehen, deren Spitzen, zum Beiſpiel die Azo⸗ ren, bisweilen die Meeresfläche überragen und uns als Inſeln erſcheinen. Natürlich kann ſich auf dem Meeresboden auch ein ſogenanntes „Loch“ befinden, alſo eine Vertiefung von ver— hältnismäßig ſchmalem Umfang. Vielleicht wird man fragen, warum denn die Formation des Meeresbodens noch nicht ge⸗ nau bekannt ſei, da ja doch Meſſungen mit dem Scholot verhältnismäßig einfach ſind? Ja, einfach ſind ſie wohl, aber ſehr koſtſpie⸗ lig. Viele der ſeefahrenden Nationen unter⸗ halten heute ſogenannte Vermeſſungsſchiffe, auch die Fahrten des deutſchen Spezialſchiffes dieſer Art, des„Meteor“, haben ſeinerzeit in der ganzen Welt Anerkennung gefunden. Aber auch ein Vermeſſungsſchiff muß ſich auf eine beſtimmte Route beſchränkten, denn die Ozeane ſind bekanntlich groß und das Vermeſſungs⸗ ſchiff iſt klein, allein einen verhältnismäßig kleinen Binnenſee genau auszumeſſen iſt oft eine Arbeit von vielen Jahren. Aber allmäh⸗ lich werden die Punkte auf der Karte, die eine genau gemeſſene Tiefe anzeigen, immer mehr, es iſt zu hoffen, daß im Laufe der Jahr⸗ zehnte das Netz dieſer Meſſungen immer dich⸗ ter wird. Um die Schwierigkeiten, die ſich da⸗ bei ergeben, ganz ermeſſen zu können, muß man ja auch bedenken, daß es mit der Meſ— ſung allein nicht getan iſt, ſondern daß ſie jedes Mal von einer ganz präziſen Poſitions⸗ angabe begleitet ſein muß. Bei ſchlechtem Wet⸗ ter ſind alſo Meſſungen gar nicht möglich. Trotz der großen Fortſchritte, die die Erfor⸗ ſchung der Tiefſee in den letzten Jahrzehnten gemacht hat, weiß man nicht ſehr viel über Fauna und Flora dort unten. Der ame⸗ rikaniſche Naturforſcher Beebe hat ſich zwar vor einiger Zeit mit einer Stahlkugel tau⸗ ſend Meter tief hinabgelaſſen und prachtvolle Aufnahmen mitgebracht. Aber welche Tiere etwa in einer Tiefe von zwei oder dreitauſend Metern leben, iſt noch faſt unbekannt, von größeren Tiefen ganz zu ſchweigen. Dabei ſind ſchon Tiefen von über zehntauſend Metern gemeſſen worden! Kein Zweifel, daß die Wiſſenſchaft alles daran ſetzen wird, um Schritt für Schritt dieſe Geheim⸗ niſſe zu durchdringen. Vielleicht ſtehen uns gerade auf dieſem Gebiete noch große Ueber⸗ raſchungen bevor! hier ruhl der erſle König der Deulſchen Die Krypta der Quedlinburger Stiftskirche, in der König Heinrich I. und ſeine Gemahlin Mathilde ruhen. Auf der Gruft ſteht noch die Totenbahre, auf der König Heinrich am 2. Juli 936, vor 1000 Jahren, ſtarb. (Weltbild, K.) Todesurkeil gegen den Mörder eines zwölfjährigen Mädchens Berlin, 29. Juni. Das Berliner Schwur⸗ gericht verurteilte am Montag abend nach dreitägiger Verhandlung den 24 Jahre alten Albert Rüdiger aus Berlin⸗Mariendorf, der am 25. Auguſt des vorigen Jahres die zwölfjährige Erna Vogel aus Berlin⸗Ma⸗ rienfelde mißbraucht und dann ermordet hat⸗ te, wegen Mordes zum Tode und zum dauernden Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte. Wegen des Notzuchtverbrechens erkannte das Gericht auf eine Zuchthausſtrafe von fünf Jahren. Das Verſchwinden der kleinen Erna Vogel hatte ſeiner Zeit in der Berliner Bevölke⸗ rung große Anteilnahme hervorgerufen, die ſich noch ſteigerte, als man die Leiche des Mädchens nach einiger Zeit auf einem unbe⸗ wohnten Grundſtück im Gebüſch verſteckt vor⸗ fand. Der Verdacht richtete ſich ſchon bald auf Albert Rüdiger, der mit den Eltern der Vo⸗ gel eng befreundet war und der nach dem Verſchwinden des Kindes noch die Dreiſtig⸗ keit hatte, ſelbſt auf der Polizei die Vermiß⸗ tenanzeige aufzugeben und weiterhin mit den Eltern zu verkehren. Nach hartnäckigem Leugnen geſtand Rü⸗ diger, der die kleine Vogel in Abweſenheit ſeiner Frau und ſeines Kindes in ſeine Woh⸗ nung gelockt und dort mißbraucht hat. Später hat er das Mädchen mit planmäßiger Ueber⸗ legung ermordet, um die Mitwiſſerin ſeines Verbrechens zu beſeitigen. 260000 CEN „Grüß Goltk!“ Früher ſagte er:„Servus, Jungfrau!“ Brünn, im Juni. Mit zahlreichen Tan⸗ ten und Baſen erſchien Maria vor dem Be⸗ zirksgericht der Stadt Znaim. Seltſame Gründe führten ſie hierher. Vor dem Rich⸗ tertiſch ſtand ihr ehemaliger Freund. Es war zwiſchen ihnen eine gute Freundſchaft ge⸗ weſen. Nur hatte der junge Mann die Ge⸗ wohnheit gehabt, Maria ſtets beim Begegnen oder bei einem Zuſammentreffen mit dem Ausruf„Servus, Jungfrau!“ zu be⸗ grüßen. Doch Maria hatte nichts dagegen ge⸗ habt, ihr gefiel dieſer Gruß. Um ſo mehr mußte es ihr auffallen, als eines Tages dieſe Begrüßung aufhörte und der Jüngling nur noch kurz„Grüß Gott!“ ſagte. Als Maria ſchließlich nie mehr den Gruß„Servus. Jungfrau!“ von ihrem Freund vernahm, ſtellte ſie ihn deshalb zur Rede. Nach einigem Hin und Her bekannte der junge Mann Farbe. Er habe gehört, ſie ver⸗ kehre noch mit anderen Männern. Daraus habe er die Schlußfolgerung gezogen und das „Servus, Jungfrau!“ mit„Grüß Gott!“ ver⸗ tauſcht, was doch auch ein ſchöner Gruß ſei. Die voreilige Schlußfolgerung gefiel Maria durchaus nicht. Sie verſetzte ihrem Freunde eine ſchallende Ohrfeige. Er ſoll ihr dann für dieſe Handgreiflichkeit ihre Friſur in Unord⸗ nung gebracht haben. Die weitere Folge war, daß beide gegenſeitig Beleidigungsklagen ein⸗ brachten. Die Verhandlung verlief ſehr erregt. Dem Richter aber gelang es, die Gemüter zu be⸗ ſchwichtigen und einen Vergleich herbeizufüh⸗ ren, indem er dem Jüngling das„Grüß Gott!“ als weitere Grußformel anempfahl. Bei den Tanten und Baſen Marias löſte des Richters Weisheit höchſte Zufriedenheit aus, und Ma⸗ ria ſelbſt ſtimmte nach einigem Zögern dem Vergleich zu. Erneut Senkung des niederländiſchen Diskontſatzes. Amſterdam, 29. Juni. Die Niederländi⸗ ſche Bank hat erneut den Diskontſatz um 3 v. H. geſenkt. Nach den zweimaligen Diskonterhöhungen vom 29. Mai(2 auf 355) und vom 3. Juni 6½ auf 4 v. H.) hatte die Niederländiſche Bank am 24. Juni eine Diskontermäßigung auf 4 v. H. vorgenommen. Die heutige Dis⸗ kontſenkung kann ſowohl als ein Anzeichen für eine bereits eingetretene Beru hi⸗ gung der Lage am Geldmarkt gewer⸗ tet werden, als auch als der Verſuch, die — — 5 ud, Ane eine Voh⸗ hat Spike ſer eher, i ſeineg tau!“ chen Tan⸗ dem Be⸗ Seltſame dem Rich⸗ Es war ſchaft ge⸗ 1 die Ge⸗ Begegnen mit dem zu be⸗ egen ge⸗ Hen, als hörte und ih Gott nehr den 5 ihten halb zut ant det t ſie ber⸗ Daraus ind daz ot“ hbel⸗ Guß fel. el Nati Fnunde hann fllt 1 ylge wat, agen eil igt. Den r u he heßufül, 16 Gol Nei del Richte und N. em dem gen etlände um 2 5 Eine Frau unker der Anklage des Giftmordes Beginn des Giftmoröprozeſſes Vogler Mainz, 29. Juni. Vor dem Schwurgericht der Provinz Rheinheſſen begann unter dem Vorſitz von Landgerichtsdirektor Dr. Krug die Verhandlung gegen die Frau Frieda Katha⸗ rina Vogler geb. Zorn aus Mainz⸗Koſtheim. Frau Vogler iſt angeklagt, vorſätzlich zwei Menſchen getötet und den Mord mit Ueber⸗ legung ausgeführt zu haben, und zwar im Jahre 1930 ihren 1877 geborenen Ehemann und Ende 1931 den Friſeur Ludwig Seitz, indem ſie beiden thalliumhaltiges Rattengift beibrachte. Der Ehemann ſtarb am 27. Juli 1930, Seitz am 6. Mai 1932. Sie hat ferner verſucht, drei Menſchen zu töten, und zwar 1932 den Inſtatalleur Andreas Keim in Mainz⸗ Koſtheim, 1933 ihren Stiefſohn Georg Vogler und im Sommer 1934 die Ehefrau Katharina Herdel in Mainz⸗Koſtheim. Dieſe Mordver⸗ ſuche wurden in der gleichen Weiſe ausgeführt wie die beiden vollendeten Morde. Die Angeklagte macht keineswegs den Eindruck einer mehr⸗ fachen Mörderin. Sie erſcheint in einem ſchlich⸗ ten ſchwarzen Kleid und iſt nicht blaſſer, als nach der ſeit dem 15. Dezember 1934 beſtehen⸗ den Unterſuchungshaft zu erwarten iſt. Sie ſpricht frei, deutlich, beſtimmt, ſcheint ſich über ihre Verteidigung ganz klar zu ſein. Sie folgt den Ausſagen der Zeugen und Sachverſtändi⸗ gen aufmerkſam, aber ohne jede innere Bewe⸗ gung. Auch während der ſehr belaſtenden Ausführungen des Sachverſtändigen Dr. Popp bleibt die Angeklagte vollkommen ruhig und ohne jede Bewegung. Nur bei einzelnen Stel⸗ len äußert ſie ihre Anteilnahme durch Kopf⸗ ſchütteln oder Nicken. Zu den Gründen der Tat kann man hinſichtlich des Mordes an ihrem Ehemann ſagen, daß Frau Vogler ein Inte⸗ reſſe daran hatte, ihren Mann loszuwerden, um für ihre verſchiedenen Geliebten freie Hand zu haben. Hinſichtlich der Vergiftung des Seitz iſt anzunehmen, daß ſie einen Mit⸗ wiſſer aus der Welt ſchaffen wollte. Bei dem Mordverſuch an ihrem Stieſſohn Georg Vog⸗ ler iſt der Grund durch eine Verſicherung ge⸗ geben, die ſie zu Gunſten ihres Stiefſohnes abſchloß, dann auf ſich übertragen ließ und fallen ließ, als ihr Stiefſohn nicht ſtarb. Der Mordverſuch an Keim wird der Beſeitigung eines Geliebten gegolten haben. Für das Mo⸗ tiv beim Mordverſuch in Frau Herdel iſt zu⸗ nächſt noch kein Grund ſichtbar. Die Vernehmung der Angeklagten brachte zunächſt einiges über ihre perſönlichen Ver⸗ hältniſſe. Sie wurde am 3. Mai 1894 geboren und trat im Jahre 1912 bei dem Gaſtwirt Vogler als Dienſtmädchen ein. Voglers Frau war kurz vorher geſtorben. Sie ſelbſt trat mit Vogler bald in nähere Beziehungen und hei⸗ ratete ihn 1913 im Alter von 19 Jahren. Sie fand einen Stiefſohn vor, den in der Anklage erwähnten Georg Vogler. Ihrer eigenen Ehe mit Vogler ſind drei Kinder entſproſſen. Sie hat im allgemeinen mit ihrem Mann gut ge⸗ lebt, abgeſehen von Streitigkeiten, die durch ihr Verhalten, aber auch durch die häufige Trunkenheit ihres Mannes veranlaßt wurden. Seit 1928 etwa hatte ſie ein feſtes Verhältnis mit einem Mann namens Holzhauer aus Mainz⸗Kaſtel. Mit dieſem hat ſie öfters Rei⸗ ſen unternommen, die ſie auch finanzierte. Sie iſt dann mit zwei Kartenlegerinnen, und zwar der Frau Rocker und der Frau Schnei⸗ der, ſeit 1929 in regelmäßige Verbindung ge⸗ treten. Die Kartenlegerinnen ſpielen in dem Prozeß eine ſehr große Rolle. Immer wenn jemand ſtarb, wurde es vorher von den Kar⸗ tenlegerinnen prophezeit. Auch ein geheimnis⸗ voller Ehrhard tauchte in den Beſprechungen mit Frau Rocker wiederholt auf. Von ihm ſollen angeblich die Tabletten ſtammen, mit denen der Ehemann Vogler vergiftet wurde. Ueber die Perſon des Onkels Ehrhard weiß Frau Vogler nichts. Auf die eindringliche Frage des Vorſitzen⸗ den:„Frau Vogler, geſtehen Sie doch!“ er⸗ klärt Frau Vogler wiederholt, ſie könne nichts anderes ſagen, als daß die Tabletten ihr Frau Rocker gegeben hätte und daß ſie die Tabletten auf den Nachtkaſten am Bett ihres Mannes gelegt habe. Sonſt wüßte ſie von der ganzen Sache nichts. Es wurde ſodann hingewieſen auf einen ſehr umfangreichen Briefwechſel, den Frau Vogler aus der Haft zu bewerkſtelligen ſuchte. Sie hat verſucht, mehr als 120 Briefe aus dem Gefängnis herauszuſchmuggeln. Sie ſelbſt gibt freilich nur zwei oder drei Briefe zu. Hinſichtlich des Stiefſohnes Georg Vogler wird das Motiv beſonders glaubhaft durch folgende Tatſache: Georg Vogler war von ſeiner Stiefmutter mit 2000 Mk. für den Fall des Todes verſichert. Die Vorunterſu⸗ chung ergab, daß er ſelbſt von dieſer Verſiche⸗ rung nichts wußte. Frau Vogler hat laufend die Prämien bezahlt. Im September 1933 wurde ein Nachtrag gemacht, daß die Verſiche⸗ rung bei dem Tode des Georg Vogler nicht an ſeine Erben, ſondern an ſeine Stiefmutter Frieda Vogler ausgezahlt werden ſollte. Da⸗ mals aber lag Georg Vogler bereits ſchwer krank. Nach Annahme der Vorunterſuchung müſſen ſämtliche Unterſchriften gefälſcht wor⸗ den ſein. Dies erhellt auch aus der Tatſache, daß Frau Vogler, als ihr Stiefſohn nicht ſtarb, die Prämienzahlung einſtellte und mit der Verſicherungsgeſellſchaft wegen eines Rückkaufs verhandelte. In den ganzen Vorſtellungskreis der Frau Vogler ſpielen neben einem umfangreichen Komplex des Wahrſagens, Totbetens, Karten⸗ ſchlagens auch ſehr ſonderbare religiöſe Vor⸗ ſtellungen hinein, ſo vor allem wiederholte Anrufung von Heiligen, die ſie für die Beſei⸗ tigung der ihr unliebſamen Perſonen an⸗ fleht. Eine heilige Rita ſpielt dabei eine be⸗ ſonders große Rolle. In der erſten Zeugenvernehmung äußerte ſich der Kriminalſekretär Benner über die Vorunterſuchung, die er in Koſtheim geführt hatte. Er erklärte, daß Koſtheim ſehr ſtark unter Ratten zu leiden habe. Deshalb wurde das Gift in feſter und flüſſiger Form an die Einwohner verabreicht. Auch Frau Vogler hat von dieſem Gift zur Auslegung gegen die Ratten bekommen. Eine von dem Zeugen vorgenommene Hausunterſuchung iſt ohne Ergebnis verlaufen. Als zweiter Zeuge erſchien Landgerichtsrat Rohde, der als Unterſuchungsrichter den Fall Vogler bis Anfang 1935 geführt hat. Er veranlaßte den Gerichtschemiker Dr. Popp, ſich über die Sachlage zu äußern. Dieſer ſprach zuerſt von Symptomen einer Thallium⸗ vergiftung. Es wurde dann ein Aerzte⸗ konzil von 13 Aerzten einberufen, in welchem Dr. Popp über die bisher vorhandenen weni⸗ gen kliniſchen Fälle einer ſolchen Vergiftung ſprach. Das Ergebnis dieſes Konzils war die Ausgrabung der Leichen des Ehe⸗ manns Vogler und des Friſeurs Seitz am 14. Dezember 1934. Am gleichen Tage wurde Frau Vogler verhaftet und der Leiche ihres Mannes gegenübergeſtellt. Frau Vogler ſei bei ihrer Verhaftung ſehr ruhig und gefaßt geweſen, an der Leiche ihres Mannes jedoch hätte ſie in überſchwenglichen Worten ihre Unſchuld beteuert. Als erſter Sachverſtändiger ſprach ſodann Dr. Popp über das Thallium an ſich. Es wurde 1861 entdeckt. Ein Nachweis iſt nur möglich durch die Spektral-Analyſe. Dr. Popp hat an den Leichenteilen des Eheman⸗ nes Vogler und der Friſeurs Seitz nachweis⸗ lich große Mengen von Thallium feſtgeſtellt. Seine Unterſuchungen wurden von Profeſſor Meißner von der Landesuniverſität Frankfurt beſtätigt. Wie Dr. Popp ausführte genügen die kleinſten nachgewieſenen Mengen von Thallium in einem menſchlichen Körper, um von Vergiftungen zu ſprechen. Nach einer Mittagspauſe wurde der Stief⸗ ſohn der Frau Frieda Vogler, der 24 Jahre alte Georg Vogler, als Zeuge vernom⸗ men. Er wurde auf das Recht der Ausſage⸗ verweigerung hingewieſen. Darauf erwiderte er:„Ich kann gegen die Mörderin meines Va⸗ ters die Ausſage nicht verweigern!“ Georg Vogler machte ſodann Ausführungen über die Ehe, die die Angeklagte mit ſeinem Vater ge⸗ führt hat. Bereits mit 14 Jahren hat der Zeuge eheliche Untreue der Frau Vogler beo— bachtet. Erſt nach dem Tode ſeines Vaters er⸗ fuhr Georg Vogler, daß er mit 6000 Mark in der Lebensverſicherung war. Als Frau Vogler aufgefordert wurde, die Leiche ihres Mannes ausgraben zu laſſen, um ihre Verſicherungsan⸗ ſprüche geltend zu machen, habe ſie lieber auf das Geld verzichtet. Der Zeuge ſchildert dann ausführlich ſeine Krankhektsſympto⸗ me und berichtete über ſeinen dreimaligen Krankenhausaufenthalt. Jedesmal wurde er als geheilt entlaſſen und erkrankte regelmäßig wenige Tage nach der Rückkehr in das Haus ſeiner Stiefmutter erneut. Nach dem dritten Krankenhausaufenthalt ging er zu Verwand⸗ ten. Noch heute ſei er faſt erblindet und hat ſtarrte Lähmungserſcheinungen an den Beinen. Von dem Vorſitzenden zu der Frage der Lebensverſicherung befragt, erklärte er, keinerlei Lebensverſicherung abgeſchloſſen zu haben. Die ihm vorgelegten Unterſchriften können nur von ſeiner Stiefmutter gefälſcht ſein. Frau Vogler behauptet dagegen nach wie vor, ihr Stiefſohn habe alles unterſchrieben. Die Entſcheidung hierüber wird der Schrift⸗ ſachverſtändige treffen. Nachdem der Zeuge vereidigt worden war, wandte ſich der Vorſitzende an Frau Vogler: „Das Ergebnis der Ausſage Ihres Stiefſoh⸗ nes iſt niederſchmetternd. Wollen Sie nicht in ſich gehen und endlich geſtehen?“ Frau Vogler:„Nein.“ Als weiterer Zeuge wurde dann der eben⸗ ſalls von dem Mordverſuch der Frau Vogler betroffene Andreas Keim aufgerufen. Er erklärte, keinen Verdacht auf Giftmord gehabt zu haben. Erſt im Laufe der Vorunterſuchung habe er ſich wohl oder übel davon überzeugen müſſen. Er ſchilderte den Verlauf ſeiner Krankheit. Vom Vorſitzenden nach dem Mo⸗ tiv der Tat befragt, erklärte er:„Ich weiß kei⸗ nen Grund.“ Keim war auch mit den beiden Kartenſchlägerinnen bekannt. Er hat Frau Vogler mit dieſen öfter in den Mainzer Dom und nach Marienthal zu Wallfahrten mit ſei⸗ nem Auto gefahren. Bei einer ſolchen Wall⸗ fahrt habe er und Frau Vogler auch in Ma⸗ rienthal gebeichtet. Der Vorſitzende ſtellt an Hand der Vorunterſuchung feſt, daß Frau Vogler in religiöſen Dingen eine eigenartige Anſicht habe. Sie habe für ihren Mann, deſ⸗ ſen Tod man ihr vorwirft, dauernd Kerzen geſtiftet und Meſſen leſen laſſen. Sie habe mit Keim, mit dem ſie in einem ehebrecheriſchen Verhältnis gelebt habe, Andachten abgehalten und Wallfahrten gemacht. Königliche Kaufleule von einſt Deutſchland und das Haus Fugger— Monopole und ihre Wirkungen— Auſſtieg und Niedergang Während heute der Kaufmann im allgemei⸗ nen den Grundſatz vertritt: großer Umſatz. kleiner Nutzen, lebte man im 15 und 16. Jahr⸗ hundert mehr nach der Regel: kleiner Umſatz. großer Nutzen! Ein Beweis war der Gewürz⸗ handel. Man ſchränkte mit Vorbedacht die Zu⸗ fuhr ein, um die Preiſe der„ſeltenen“ Ware hoch halten und dadurch Vermögen verdienen zu können. Venedig und Augsburg waren die beiden bedeutendſten Handelsſtädte Europas Die deutſchen und italieniſchen Kaufleute ſetz⸗ ten die Preiſe der Gewürze feſt, ebenſo auch die Preiſe für inländiſche Erzeugniſſe. Die Kaufleute, die ſich weigerten, ſich an dieſe Preisfeſtſetzungen zu halten, wurden durch eine rückſichtsloſe Konkurrenz matt geſetzt: ſobald ſie ruiniert waren, ſchnellten die Preiſe wieder in die Höhe. Nach der Entdeckung von Amerika nahm die Bedeutung Venedigs als Handels⸗ hafen ſehr ab, den Augsburger Kaufleuten aber gelang es, in Portugal und Spanien fe⸗ ſten Fuß zu faſſen und dadurch den Welthandel weiter in der Hand zu behalten und zu kon⸗ trollieren. Sie gründeten ſogenannte„Kom⸗ panien“, die nichts anderes darſtellten als Mo⸗ nopole, die kein Geringerer als Luther heftig verurteilte. Im Jahre 1523 beſchwerten ſich die Ritter über die Großkaufleute, auch die Bauern im Inntal ſuchten verſchiedentlich Hilfe bei der Obrigkeit gegen das Verhalten der Großkauf⸗ leute den kleinen Kaufleuten und Handwerkern gegenüber. Die Regierung machte denn auch ab und zu einen Verſuch, die Macht des Großkapi⸗ tals zu brechen. Im Jahre 1505 ordnete zum Beiſpiel die Stadt Köln an, daß alle Ver⸗ treter der großen ſüddeutſchen Handelskompa⸗ nien die Stadt verlaſſen ſollten, weil ſie„dem gemeinen Mann und der Stadt keinen Nutzen oder Vorteil, ſondern nur großen Verluſt brächten.“ Wenn ſie in der Stadt bleiben woll⸗ ten, mußten ſie ſchwören, nur mit ihrem eigenen Kapital Handel zu treiben. Im Jahre 1522 beſchloß der kaiſerliche Landtag in Köln, den Großkaufleuten zu verbieten, Handel zu trei⸗ ben, aber dieſes Verbot trat nie in Kraft— das Großkapital war zu mächtig. Die größten Kaufmannsfamilien in Augs⸗ burg war die Fuggers und die Welſer. Die Welſer waren ſchon im 14. Jahrhundert Groß⸗ kaufleute und wurden ſpäter in den Frei⸗ 4 herrnſtand erhoben. Das Geſchlecht der Fugger ſtammte von einem einfachen Weber ab und kam im Laufe eines Jahrhunderts zu unge⸗ heurer Macht. Schon in der dritten Generation gehörten die Fuggers zu den reichſten Kauf⸗ leuten Süddeutſchlands und wurden zur Welt⸗ macht, da ſie die Bankiers des Hauſes Habs⸗ burg wurden. Auch mit dem däniſchen König und dem ſpaniſchen Herrſcherhauſe ſtanden ſie in Geſchäftsverbindung und waren die Haupt⸗ geldgeber des Papſtes. Im ganzen 16. Jahrhundert lag bei den Fug⸗ gers der Schwerpunkt der Politik, denn ohne ihr Geld konnte man nicht Krieg führen. Mit Unterſtützung der Fuggers wurde Karl zum deutſchen Kaiſer gewählt. Von 1511 bis 1527 verdoppelte die Firma Fugger ihr Kapital. Daß die Fuggers auf fürſtlichem Fuße leb⸗ ten, verſteht ſich von ſelbſt. Sie bewohnten ein herrliches Palais in Augsburg, das faſt eine ganze Straße einnahm. Hier hatte die Firma ihren Hauptſitz, und der Kaiſer verkehrte häufig in ihrem Hauſe und verlieh den Fug⸗ gers das Recht, eigenes Geld zu prägen, eine Berechtigung, die ſonſt nur Fürſten gehabt hatten. Die Fuggers waren hochgebildet⸗ Leute und ſtanden mit vielen Berühmtheiten ihrer Zeit in enger Beziehung. Zu ihren Freunden gehörte beſonders Erasmus von Rot⸗ terdam; der Maler Holbein ſtand bei ihnen hoch in Gunſt. und ſein Porträt der größten Finanzbegabung der Familie, dem Jakob Fug ⸗ ger, iſt weltbekannt geworden. Die Fuggers gaben viel für wohltätige Zwecke aus. Im Jahre 1519 errichtete Jakob Fugger die ſogenannte Fuggerei, eine Stiftung für Arme. Die Fuggerei, die noch heutigentags erhalten iſt, iſt ein kleiner Stadtteil mit über hundert Häuſern, in denen die Armen für bil⸗ liges Geld eine, wenn auch kleine und einfache Wohnung bekamen und bekommen. Auch ſchufen die Fuggers eine große Bibliothek und eine Antiquitätenſammlung nach italieniſchem Bei⸗ ſpiel, die erſte auf deutſchem Boden. Als die Spanier, mit deren Schickſal die Firma Fugger ihr Gedeihen eng verknüpft hatte, ihre Weltmachtſtellung einbüßten und den Engländern unterlagen, war es auch mit der Handelsvorherrſchaft der Fuggers vordai. Bekanntmachungen ber N. S. H. A. B. Krels Heppenhelm NSDAP., Gau Heſſen⸗Naſſau. A am Main, Gutleutſtraße 8— 14, dolf Hitler⸗Haus. Fernſprecher: 30 381, Poſtſcheckkonto: 53 0⁰³ Schriftverkehr: Benutzt im eigenen Intereſſe für jede Abteilung geſonderte Bogen Sprechſtunden: Vormittags: Dienstag, Mittwoch, Donnerstag von 10—12 Uhr. Nachmittags: 5 Dienstag, Mittwoch und Freitag, von 17—18 Ahr. Sonſt nur in Eilfällen, nach vorheriger Anmeldung. und Freitag 4 L L Kreisgeſchäftsſtelle Heppenheim au der Bergſtraße Kaiſerſtraße 2, Fernſprecher 315 Sprechſtunden des Kreisleiters: Mittwochs von 15—18 Uhr. — Der Kreiskaſſenleiter. Ich erſuche wiederholt um pünktliche Ein⸗ ſendung der monatlichen Meldung bis zum 1. Juni, abends, hier eintreffend. * Der Kreisorganiſationsleiter. Betr.: Rundſchreiben Nr. 112/36. Der in obigem Rundſchreiben angeord⸗ nete Einzug der Ausweiſe gilt ſelbſtver⸗ ſtändlich nur für die ſeinerzeit ausgeſtellten Ausweiſe, die zum Tragen des Braun⸗ hemdes berechtigen. Kreis preſſeamt. Es fehlen noch die Porſonalfragebogen von Affolterbach, Gras⸗Ellenbach, Kirſchhauſen, Mörlenbach, Ober⸗Abtſteinach. An die pünktliche Abgabe der Monatsberichte wird erinnert. Am 2. Juli, findet abends 3 Uhr in Wein⸗ heim, im„Schwarzen Adler“, ein Appell für ſämtliche Preſſeamtsleiter und Referenten des Kreſ⸗ ſes Heppenheim ſtatt. Erſcheinen iſt Pflicht, da die Gaupreſſeamtsinſpektion anweſend iſt. NSOB., Kreis Heppenheim. Betr.: Beitrag für Penſionäre. Ab 1. Juli zahlen alle Penſionäre wieder die vollen Monatsſätze. Betr.: Poſtquittungen für d. NS. Erzieher. Ab Juli d. J. werden die Poſtquittungen Ff. d. NS.⸗Erzieher nicht mehr an den Be⸗ zirkskaſſenwart abgeliefert. Betr.: Monatsbeiträge zum NSL B. Ab Juli dürfen für den Bezug des NS. Erziehers keine Abzüge mehr gemacht werden. Es ſind alſo die jeweiligen Beiträge in voller Höhe bis zum 25. des Vormonats auf das Konto 1146 bei der Bezirksſparkaſſe Heppenheim ein⸗ zuzahlen. Betr.: 2. Rate z. Haus d. deutſchen Erziehung. Die 2. Rate zum Haus der deutſchen Erziehung, muß bis zum 1. Juli auf das Konto 1146 bei der Bezirksſparkaſſe Heppenheim eingezahlt ſein. Betr.: Soz. Jugendarbeit; hier: Vj. Bericht f. d. Zt. vom 1. 4. bis 30. 6. 36. Bericht zu obigem Betr. iſt bis zum 30 Juni 5 an den Kreisſachbearbeiter, Heppenheim, Siegfriedſtr. 13, einzuſenden. NSLB., Bezirk Heppenheim. Arbeitsgemeinſchaft Volksſchule Die Arbeitsgemeinſchaft tagt am Freitag, 3. Juli, nachm. 5 Uhr im Heppenheimer Stadt⸗ ſchulhaus. Thema:„Das deutſche Haus“ Ruppert, Kreisleiter Aus der H. d. BdM., Gruppe 22 Heute Dienstag, 30. Juni, fällt der Heim⸗ abend aus. Heil Hitler! Die Führerin der Gruppe 22 m. Tanner, Mädelſcharführerin ASB DA. Amt für Arbeits tzung und Preuſzerziehung. Die Gauwaltung der DAF. beadſichtigt im Herbſt dieſes Jahres Zilanzbuchbalter prüfungen abzuhal⸗ ten. Alle Kaufleute und Buchhalter, die beabſichti⸗ gen, ſich an einer ſolchen Prüfung za beteiligen, werden aufgefordert, f. 2. Juli 1936 bei der Deutſchen A 85 alte Sparkaſſe, Laudenbachertor, zu melden. Steffan, Kreiswalter 2 77——— . Mußeſtunden —.. e 10. Fortſetzung *—* u richtig“, erklärt er abſchließend,„ein ganz ſachgemäßer winterlicher Studententrunk!“ Friederike wird ein bißchen rot und ſteckt das ſchnell über den angenehm duftenden Trank. „Aber wollen Sie denn gleich zwei Gläſer, Wuzz?“ fragt das Dorle und hat jetzt erſt gemerkt, daß er vier Gläſer ein⸗ geſchenkt hat. Wuzz kichert. „Och“, macht er,„ſollte ich mich verzählt haben? Ach was, getrunken wird es ſchon noch werden. Na, ſtoßen wir erſt mal an, meine lieben Demoiſellen— ja, worauf bloß? Natürlich auf die Liebe— wie?“ Friederike ſteigt wieder die dumme Röte ins Geſicht, der Wuzz blickt ſie auch ſo liſtig und ſchmunzelnd an! Aber das Dorle ſagt keck: „Schon recht ſo!“ Da tut ſich die Tür zu dem kleinen Saal auf, und ein⸗ Stimme ruft: „Da tu ich mit!“ Dem Dorle fällt vor Schreck beinahe das Glas aus der Hand. Friederike aber ſpringt auf, hat ganz große, funkelnd⸗ Augen und lächelt wie ein beſchenktes Kind. „Alſo doch! Ich hab's ja gewußt!“ Ja, wer weiß etwas um die Ahnungen liebender Seelen? Da weht ein Gedanke durch die Luft, hundert und mehr Meilen, und das Herz, dem er gilt, fängt ihn auf und weiß 1 Heute geſchieht etwas beſonderes! Geheimniſſe der ele Näschen Wugzz kichert wie ein Verrückter. „Ihr Glas, Herr Student—“ Goethe lacht Friederike knabenhaft ins Geſicht, am liebſten nähme er ſie gleich hier in die Arme. Aber das hebt man ſich doch beſſer für nachher in der Dunkelheit auf. Nun hat auch das Dorle die Sprache wiedergefunden. „Ja, kann denn das Riekchen hellſehen? Und ich denke, Sie ſind noch in Frankfurt.“ „Kein Gedanke! Ich bin leibhaftig hier im Wirtshaus zu Seſenbe—“ Es gibt eine lebhafte Begrüßung. Ja, vor einer halben Stunde iſt er hier angekommen und hat erſt mal im Gaſt⸗ haus halt gemacht, um nach den Pfarrersleuten zu fragen Und da hat ihm Wuzz erzählt, daß die Demoiſellen weg⸗ gegangen ſeien, aber gewiß bald zurückkommen würden, do es ja ſchon in den Abend ginge. Und da er ſie beide dann— was für ein ſchöner Zufall!— aufs Wirtshaus habe zu⸗ kommen ſehen, habe er ſchnell mit Wuzz die kleine Ver⸗ ſchwörung angezettelt und ſich verſteckt gehalten, um im paſſendſten Augenblick hervorzukommen. „Da bin ich nun in Lebensgröße“, ſagt er und greift nach dem vierten Glas. „Alſo— auf die Liebe?“ Sein Blick brennt in Friederikens trinken ſie. Aus dem Ofen kniſtern die Buchenſcheite, die Wuzz zu⸗ geworfen hat. Es riecht nach Holz und Wärme. Nach Bäumen, die einmal wieder grün im Wind ſtehen werden. * dugen. Dann Die Wochen ſind dahin gerannt, wie beflügelt von der Sehnſucht der Menſchen— und es läuten die frühen Oſter⸗ glocken über das Land— und nun weht das erſte, ſchwache Grün der Bäume wirklich wie Siegesfahnen wieder über die Erde. Es iſt, wie in jedem Jahr, und es iſt doch ewig neu und anders und immer wieder beglückend ſchön. Im Pferkgarten von Seſenheim hat die Roſenhecke dicke Knoſpen gekriegt. Das ganze Dorf iſt in eine Welle von ſtiller, keimender Freude gehüllt. Wie ein neuer Glanz liegt es über der Erde, ſchimmert es über den Himmel weithin in die blauende Ferne. Es geht ein Frühlingsahnen durch die Welt, und ein Verſprechen von ſommerlichem Wachs⸗ tum erfüllt die Natur. Überall ziehen Pferde den Pflug oder die Egge über das Land. Die pechſchwarzen Erdſchollen brechen ver⸗ heißungsvoll unter der blitzenden Schneide der Pflugſchar auf. Junge Knechte ſchreiten über die Felder und werfen mit gleichmäßigem Armſchwung die neue Saat. die goldnen Körner aus. Und es ſteht wieder einer auf der Plattform des Münſters und blickt in die Weite mit ihrem erſten, grünen Schimmer, in die Klarheit des reinen Himmelsdoms, und hat die Hände ſtumm gefaltet und fühlt ſich ſelber als ein Stück dieſer Natur, mit neuen Ahnungen und geheimnisvollen Stimmen angefüllt. „Dieſer Frühling wird mein Schickſal ſein“, geht es Johann Wolfgang durch den Sinn.„Dieſer Frühling iſt unentrinnbar.“. Plötzlich beginnen über ihm im Geſtühl des gewaltigen Turmes die Glocken zu läuten. In mächtigem Dreiklang tönen ſie in die keimende Welt hinaus, hell und dunkel und ſtark und metallen und erſchütternd in ihrer gewaltigen Klangfülle. Tägliche Unterhaltungsbeilage der„Viernheimer Volkszeitung ä—— ů ů— ⸗Frühling! Frühling!“ läuten ſie, ſo hört es Goethe, der mit allen Sinnen hinlauſcht, immer nur„Frühling! Frühling!“ Ganz eingehüllt iſt er von dieſem ungeheuren. jubelnden Ton der Glocken! Frühling! Frühling! * Zwei Menſchen im Frühling, auf den ſie einen langen Winter über gewartet haben. Vielleicht iſt dies nichts Be⸗ ſonderes, denn es ſind Millionen von Menſchen zu allen Zeiten durch ſolchen Frühling geſchritten in Sehnſucht und Bangen und Verzückung wie durch einen Tempel. Und oft genug iſt dieſer Tempel eingeſtürzt und hat Hoffnungen begraben. Aber immer noch hat jeder, der da jung und leidenſchaftlich in den Frühling hineinlief, gedacht, er wär allein und ganz allein nur für ihn da und den liebſt⸗ Menſchen, den er an der ond hielt! Und darum iſt dieſ wohl doch etwas Beſonderes: Zwei Menſchen im Frühli⸗ auf den ſie einen Wi er lang gewartet haben! Und darum iſt es, daß Johann Wolfgang Goethe die fetten Pandekten im unterſten Fach des Sekretärs verſchließt, wo ſie neuen Staub anſetzen mögen! Daß er ruhelos ein paar Tage durch die wunderſchöne Stadt Straßburg wandert, um an einem Abend, der mit roſenfarbenen Tinten ſich über das Elſaß breitet, ſich einem plötzlichen Entſchluß hingebend, ein Pferd zu mieten und einfach loszureiten! Und in wenigen Stunden mußte es Nacht ſein. Doch was kümmert das einen Liebenden? Frühling, ewiger, holder Zauber! Man reitet wie in einem Traum durch die duftende Dunkelheit, angezogen von dem Herzſchlag der Geliebten, mag ſie auch noch ſo fern ſein. Nun, Seſenheim liegt nicht gar ſo weit. Seſenheim liegt eingeſponnen in eine Duftwolke. In eine ſchöne, nächtliche Stille, in der ſilbriges Mondlicht die Hecken überſchwemmt. Im Pfarrgarten ſitzt eine Mädchengeſtalt auf einer Bank und atmet in die laue, zärtliche Luft hinein und atmet den feinen Geruch der Roſenknoſpen, die vielleicht ſchon morgen ſich entfalten werden. Im Pfarrgarten träumt Friederike noch in die ſternenfunkelnde Nacht, während im Hauſe alle Fenſter längſt dunkel ſind und alle ſchlafen. Die erſten Frühlingsnächte ſind wie ein Zauber. Maßlos und unentrinnbar. Einmal hebt Friederike lauſchend den Kopf. In dieſem Augenblick wiehert, noch weit vor dem Dorf, ein Pferd. Ein Zucken geht über das Mädchengeſicht. der Körper macht eine Bewegung. als wolle er ſich erheben, aber es ge⸗ lingt ihm nicht. Dann nähern ſich die leiſen Hufſchläge im weichen Sand der Dorfſtraße. Werden immer langſamer, vorſichtiger. Goethe ſpringt aus dem Sattel. Nun ſteht er am Gartenzaun. Mondlicht ſpült über Hecken und Wege. Liegt wie Zuderſtaub auf den Blättern, ſchimmert ſilbern über den Jiebel des Pfarrhauſes. Goethe ſteht eine Weile in Schauen verſunken. Dann wingt er ſich über den Zaun. Sein Herz ſchlägt wie ein mer gegen die Bruß Was ſucht er hier— um dieſe ſpäte Stunde? Ver⸗ rückter, toller Gedanke. Da ſteht eine Bank— ja. Und eine Geſtalt ſitzt da. Und da iſt der Zauber dieſer unvergeßlichen Nacht, der alles ſo unwirklich macht, ſo ge⸗ heimnisvoll und unabwendbar. 8 Vielleicht müßte der eine oder der andre nun erſchrecken oder einen lauten Schrei ausſtoßen oder jubelnd überraſcht ſein— aber der Zauber dieſer Nacht iſt tiefer und be⸗ zwingender, und da ſtehen ſie nun voreinander, halten einander an den Händen und ſinken einander ſtill und er⸗ griffen zu, als wäre es ganz ſelbſtverſtändlich, daß ſie ſich zu dieſer Stunde— hier im Garten— begegnen. „Da bin ich“, murmelt Goethe nur. „Ja— ja da biſt du—7, flüſtert Friederike. Und das iſt alles. Sie gehen langſam durch die Gartenwege. Sie atmen die Nacht. Sie atrzen die Erde, die zur Erfſelung drängt. Sie atmen ſich ſelber in langen, innigen Küſſen. Dann ſitzen ſie in der Laube, die im Winkel des Gartens ſteht. Auch hier ranken Heckenroſen bis über das Dach. Unendlich klar und zahllos funkeln die Sterne am Himmel. Wind weht im Geſträuch, rührt alle Gerüche des Gartens auf, ſpielt damit in der Luft. Leiſe rauſchen die Baume— eine ſüße, ſanfte und verwirrende Melodie. Eine uralte Melodie, und ewig neu in jedem Jahr. Dann ziehen Wolken auf. Ihre Schatten legen ſich über den Garten wie ein Vorhang, über die verwunſchene Laube im Gartenwinkel, als ſollten die Sterne ſelbſt nichts ſehen von dem, was drinnen geſchieht. Es geht ein Zauber um in den erſten Frühlingsnächten. Im Morgengrauen ſind Pferd und Reiter fort. gal eim Mi ein. Edabein otelin Urheber- Rechtsschutz: Drei Quellen-Verlag, Königsbrück(Bez. Dresden) Wiomand hat Goethe am Abend vorkſer kommen ſehen, niemand ſab ihn weareiten— außer Friederike. Nun webt und ſchwebt ein Geheimnis im Pfarrgarten von Seſenheim. Nur die Roſenhecken wiſſen darum, die Sträucher und Blumenrabatten und Bäume und eine kleine Gartenlaube, um die ſich in immer dichterer Fülle das Rank⸗ werk der Roſen ſchmiegt. Einige Tage ſpäter erhält Friederike einen Brief von Goethe. ſagt wohl viel tiefer und inniger, welch ster: ebnis, welch große Leidenſchaft ſeine Seele erfüllt,„ nächt⸗ lichen Ritt in das ſchlafende Dorf und in den verzauberten Frühlingsgarten zu Seſenheim. Mit klopfendem Herzen lieſt ſie die Zeilen, die ein heim liches Kommen und ein heimliches Abſchiednehmen in ſich ſchließen und ein frohes Hoffen auf ein neues Wiederſehen. „Es ſchlug mein Herz, geſchwind zu Pferde! Es war getan, faſt eh' gedacht. Der Abend wiegte ſchon die Erde, Und an den Bergen hing die Nacht. Schon ſtand im Nebelkleid die Eiche, Ein aufgetürmter Rieſe, da, Wo Finſternis aus dem Geſträuche Mit hundert ſchwarzen Augen ſah. Der Mond von einem Wolkenhügel Sah kläglich aus dem Duft hervor, Die Winde ſchwangen leiſe Flügel, Umſauſten ſchauerlich mein Ohr. Die Nacht ſchuf tauſend Ungeheuer, Doch friſch und fröhlich war mein Mut⸗ In meinen Adern, welches Feuer! In meinem Herzen, welche Glut! Dich ſah ich, und die milde Freude Floß von dem ſüßen Blick auf mich, Ganz war mein Herz an deiner Seite. Und jeder Atemzug für dich! Ein roſenfarbnes Frühlingswetter Umgab das liebliche Geſicht, Und Zärtlichkeit für mich— ihr Götter! Ich hofft' es, ich verdient es nicht! Doch ach, ſchon mit der Morgenſonne Verengt der Abſchied mir das Herz: deinen Küſſen, welche Wonne! Aber es iſt gar kein Brief, es iſt ein Gedicht. Und es deinem Auge, welcher Schmerz! 5 Zing— du ſtandſt und ſahſt zur Erden, 3 ſahſt mich an mit naſſem Blick: 8 ind doch, welch' Glück, geliebt zu werden! 5 Und lieben, Götter, welch' ein Glück!“ Es iſt an ihrem Lieblingsplatz— auf Friederikens Ruh— wo das Riekchen dieſe Verſe lieſt, die jene geheim. nisvolle Frühlingsnacht wieder ganz lebendig werden laſſen Leiſe murmeln ihre Lippen die letzten Zeilen noch einmal nach: i f Und doch, welch Glück, geliebt zu werden, Und lieben, Götter, welche ein Glück! Das klingt und ſingt durch das Blut! Das ſtrömt heiß zum Herzen und ſchlägt in allen Pulſen! Sein erſtes Liebes⸗ zedicht für ſie! Sie müßte ja nicht Mädchen und nicht Liebende ſein, wenn ſie nicht glühend jede Zeile nach⸗ mpfände mit aller Inbrunſt ihrer aufgebrochenen Jugend. Sie hat keine Ruhe mehr auf der Bank. Sie muß den Hügel hinunterwandern, muß durch die Felder ſtreifen, muß leiſe vor ſich hin ſingen mit roten Lippen, von denen ſie ſelbſt in dieſer Stunde nicht weiß, wie ot und heiß ſie brennen. Es iſt, als ob ihre Füße tanzen vollten, ſo leicht und ſchwebend gleiten ſie über den Boden. Das klingt und ſingt— immer wieder, immer wieder: Dich ſah ich, und die milde Freude Floß von dem ſüßen Blick auf mich. Irgendwie ſteht ſie in einem Kleefeld, kleine rote und weiße Blüten um ſich— fern dengeln Sicheln auf einer Wieſe. Weiße Wolken ſegeln leicht wie hingepuſtete Federn durchs Himmelblau. Und das alles ſingt und klingt ohne Aufhören: a 7 „Ganz war mein Herz an deiner Seite, N Und jeder Atemzug für dich—!“ a Langhin wirft ſie ſich in den Klee. Als ob die Erde Sprache hätte, ſo ſummt es um ſie, die mit ausgebreiteten Armen im Duft der Wieſe liegt und mit den Augen den Himmel liebkoſt. 1 Was ſchwirrt da auch alles herum, Bienen und bunte 5 Fliegen und ſchaukelnde Falter, und ein Pärchen Libellen 11 funkelnden Flügeln durch die flimmernde Luft. ein großes, prächtiges, raunendes Konzert, und a und klingt wie berauſcht von der Trunkenheit diefes Vormittags: g 5 Fortſetzung folgt. 9 5 — —— 2 8 9 8 3 . 3— * 1 00 an ſche brrgerkg aun de eine leine das Rank, Brief bon . ld es ſebnis, nächt⸗ Jaubetten in heim; Nin fü derſehen ddel m, il derilenz geheim laſſen einma nt heiß Liebes⸗ d ficht e ſach⸗ Jugend. ich die t tolen ih, wie tanzen Voden. ieder: ode und f einet Federn, gt ahne len n den bunte bellen ö Luft , 10 inlet — 8 8 ee 1 0 SS l 8 e 0 J Bekanntmachungen Ortsgruppe der N. S. D. A. P. Viernheim Dienſtſtunden: Jeden Montag und Donnertag 20½— 21½ Uhr— Dienſtſtelle: Adolf Hitlerſtr. 19, Fernſprecher: 45 V. D. M. Wegen einer dringenden ſowie wichtigen Bekanntmachung findet heute Abend, 30. Juni 1936, um 8.30 Uhr, auf dem freien Platz gegenüber der Korſettfabrik ein Grup⸗ appelt ſtatt. Es liegt im eigenen Intereſſe eines jeden BDM.⸗Mädels, zu erſcheinen. Sämtliche Führerinnen haben ihr Dienſtkon⸗ trollbuch mitzubringen. Franzke, Ortsgruppenleiter. * Abtlg. Arbeitsdank Am 12. Juli findet der Gauparteitag in Frankfurt a. M. ſtatt. Hier marſchiert zum erſten Male der Arbeitsdank mit 5000 Ar⸗ beitsmännern. Alle ehemaligen Arbeitsdienſt⸗ kameraden und ⸗Maiden, die ſich daran betei⸗ ligen wollen, müſſen ihre Meldung bis ſpä⸗ teſtens Dienstag, 30. Juni 1936, in der DAF.⸗Geſchäftsſtelle abgeben. Der Fahr⸗ preis betrigt ca. RM. 1.40, Verpflegung iſt koſtenlos.— Einheitstracht: für Männer: dunkle Hoſe, weißes Hemd, ſchwarzer Bin⸗ der; für Maiden: dunkler Rock, weiße Bluſe, ſchwarzer Binder. Die erwerbsloſen ehemaligen Arbeits⸗ männer wollen ſich ſofort in der DAF.⸗Ge⸗ ſchäftsſtelſe melden. Mögelin, DAF. ⸗Ortsw. Lokale Nachrichten Viernheim, den 30. Juni 1936 Deukſpruch. Geiſtesarmut iſt viel ſe Aru als Lei⸗ besarmut; die allerſchlimmſte Armut aber iſt Herzensarmut. Fuaclit von dlem itz Die ſtarke Hitzewelle der letzten Zeit hat in vielen Gegenden Anmnetmerkete ewe en nach 85 gezogen. Insbeſondere werden zahlreiche Blitzſchläge gemeldet, wobei 52 Perſonen ge⸗ tötet wurden. Auch in Paris ereignete ſich bekanntlich ein größeres Unglück, das in⸗ direkt durch einen Blitzſchlag hervorgerufen wurde: in einem 2 5 Park ſteht der be⸗ rühmte„Baum des Friedens“. In dieſen Baum ſchlug bei einem ſtarken Gewitter der Blitz, der Rieſenbaum ſtürzte um und zer⸗ trümmerte einen Muſikpavillon, in dem zahl⸗ reiche Frauen und Kinder vor dem Unwetter Schutz geſucht hatten. 50 Perſonen wurden dabei verletzt. Die Häufung der Gewitter legt unwill⸗ kürlich die Frage 2 einem wirkſamen Schutz vor Blitzſchlägen nahe. Die Furcht vor dem Blitz iſt in weiten Volkskreiſen ſehr verbreitet. Leider beweiſen immer wieder auftretende Un⸗ glücksfälle, daß die Menſchen der Frage des Blitzſchutzes immer ſehr unwiſſend gegenüber ſtehen. Sonſt würde man es nicht immer wie⸗ der erleben, daß bei ſtarken Gewittern ſich Menſchenmaſſen eng auf einen Haufen zu⸗ ſammendrängen, um in kleinen alleinſtehenden Schußhütten, unter Bäumen uſw. Schutz zu ſuchen. Immer wieder muß darauf hingewieſen werden, daß bei Gewittern jede Zuſammen⸗ drängung von Menſchen die Gefahr ver⸗ größert. Niemals ſollte man ſich unter Bäu⸗ me, e Pavillons uſw. ſtel⸗ len, in denen bereits viele Menſchen Schutz ſuchten. Der Regenguß, der uns vielleicht bis auf die Haut durchnäßt, iſt weit weniger ge⸗ fährlich, als ſolch ein Menſchenhaufen. Auf freiem Lande zieht jeder einzeln ſtehende Willst Du gejund bleiben- komme zur K. d. F. Sportſtunde Donnerstag abend 8 Ahr, und für Frauen und Mädchen am Freitag abend 8 Ahr die fröhliche Gymnaſtik und Spiele im Freiſchütz— es gibt keinen ſchöneren Sport! Baum, jede alleinſtehende Scheune uſw. den Blitz leichter an als beiſpielsweiſe der im Walde ſtehende Baum. Hier bietet die Maſſe der Bäume, die weite Fläche des Waldes dem Blitz eine weit geringere Angriffsmöglichkeit. Wer auf Feldern oder Wieſen vom Gewitter überraſcht wird, ſollte ſich am beſten flach auf die Erde legen, bis das Unwetter vorüber iſt. Vor allem aber ſollte man ſich vor der ſchwerſten Gefahr hüten: bei Gewittern ir⸗ 1 Metallteile zu berühren, die den Blitz anziehen können. Man hat zum Beiſpiel erlebt, daß Menſchen unter einem Baum Schutz ſuchten, der von einem ſchützenden Eiſengeländer umgeben war. Alle, die nichts⸗ ahnend dieſes Eiſengitter gefaßt hatten, wur⸗ den vom Blitz getroffen. Aehnlich kataſtrophal verlief eine Gewitterkataſtrophe, bei der gegen 100 Menſchen unter einer vorſpringenden Mauer Schutz geſucht hatten. Man hatte nicht darauf geachtet, daß auf dieſer Mauer ein Stacheldraht entlang lief. Der Blitz ſchlug an einer Stelle ein und lief an dem Stacheldraht die ganze Länge der Mauer entlang, wobei alle Menſchen, die unter der Mauer ſtanden, mehr oder weniger ſchwer verletzt wurden. Beitragsſenkung bei der AOK. Heppenheim. Die Allgemeine Ortskran⸗ kenkaſſe Heppenheim hat ihren Beitragsſatz ab 1. Juli 1936 auf 6 Prozent geſenkt. Nachdem ſeit 1934 bereits zwei Senkungen erfolgt ſind(von 7 auf 6 Prozent), und dadurch der Wirtſchaft und den Verſicherten bis jetzt 130 000 erſpart wurden, bringt die neue Senlung eine weitere Beitragsermäßi⸗ gung um jährlich 23000 RM., ſodaß die Geſamtſenkung nunmehr 16 Prozent oder jährlich rund 90 000 RM. ausmacht.— Mit der neuerlichen Beitragsermäßigung wurde, nachdem erſt am 1. April ds. Js. eine Leiſtungsethöhung erfolgte, die planmäßige Aufbauarbeit bei der Kaſſe fortgeſetzt und der niedrigſte Beitragsſatz ſeit 10 Jahren er⸗ reicht. Es iſt nunmehr eine Angleichung an den durchſchnittlichen Beitragsſatz der heſ⸗ iſchen Krankenkaſſen(z. Zt. ungefähr 5,93 rozent) vollzogen, eine Arbeit, die bei den wirtſchaftlich ſchlechten Verhältniſſen des Kaf⸗ ſenbezirks nicht immer leicht war. An alle Beteiligten(Gefolgſchaftsführer und Ver⸗ ſicherten) ergeht die dringende Bitte, durch pünktliche Beitragsabführung und vorſchrifts⸗ mäßige Erſtattung der Meldungen, ſowie durch Verhinderung unnötiger Inanſpruch⸗ nahme der Leiſtungen dazu beizutragen, daß der ermäßigte Beitragsſatz gehalten werden und eine weitere Ausgeſtaltung in der Lei⸗ ſtungsfähigkeit erfolgen kann. Vorſicht bei Verwendung von Beitragsmarken zur In validen⸗ verſicherung. Nach der Bekanntmachung des Herrn Reichsſtatthalters in Heſſen— Landesregierung— vom 21. 3. 1936 iſt allen mit der Ausſtellung und dem Um⸗ tauſch der Quittungskarten betrauten Per⸗ ſonen unterſagt, Gelder zum Ankauf und zur Verwendung von Beitragsmarken entgegen⸗ zunehmen. Die für die ordnungsmäßige Bei⸗ tragsleiſtung verantwortlichen Arbeitgeber ſo⸗ wohl als auch diejenigen Volksgenoſſen, die ſich ſelbſt verſichern, oder eine frühere Pflicht⸗ verſicherung freiwillig fortſetzen, werden des⸗ halb erſucht, den mit der Ausſtellung und dem Umtauſch der Quittungskarten betrauten Perſonen Gelder zum Ankauf und zur Ver⸗ wendung von Beitragsmarken nicht mehr aus⸗ zuhändigen, ſondern die Beitragsmarken bei der Poſtanſtalt ihres Wohn⸗ bzw. Betriebs⸗ ortes ſelbſt zu kaufen, in die Quittungs⸗ karten einzukleben und mit dem Datum des auf die Beſchäftigungswoche folgenden Sonn⸗ tags deutlich lesbar zu entwerten. Todes a. Von langem, ſeßmerzlichem Leiden erlöſt wurde die Gattin des Monteurs Joſef Weidner 2., Frau Anna Weidner geb. Held, Am Tivoli 9 wohnhaft. Die Verſtorbene erreichte ein Alter von nur 51½ Jahren. Die Beerdigung findet morgen Mittwoch, 4 Uhr, ſtatt. Tabakbauende! Der Ortsbauernfüh⸗ rer erläßt in heutiger Ausgabe eine wichtige Bekanntmachung betr. der Nachprüfung der mit Tabak bebauten Grundſtücke. Die Tabak⸗ pflanzer haben ſofort auf den mit Tabak bebauten Grundſtücken an gut ſichtbarer Stelle ein Schild zu befeſtigen, auf welchem deutlich Name, Straße und Hausnummer des Tabak⸗ pflanzers, die Ordnungszahl im Verteilungs⸗ plan, die Lagerbuchnummer des Grundſtücks und die Größe der mit Tabak bebauten Fläche zu verzeichnen iſt. Polizeibericht. In der Berichtswoche kamen zur Anzeige: 7 Perſonen wegen Ueber⸗ tretung der Reichsſtraßenverkehrsordnung, 1 Perſon wegen Uebertretung der gewerbepoli⸗ zeilichen Vorſchriften. Ferner erfolgte 1 An⸗ zeige wegen Diebſtahl und 1 Perſon wurde wegen Unzucht zur Anzeige gebracht. Schach. Die größte Schachſpiek⸗ Veranſtaltung der Welt in Mün⸗ chen. In dem Jahre, in dem die Augen der ganzen Welt auf die deutſchen Olympiſchen Spiele gerichtet ſind, hat der Großdeutſche Schachbund es unternommen, die Nationen aufzurufen, ihre Kräfte auch auf den 64 Fel⸗ dern des Schachbrettes zu meſſen, in einem Wettſtreit alſo, in dem geiſtiger Behendigkeit allein die Siegespalme winkt. Da nunmehr auch eine ſchweizeriſche und eine holländiſche Mannſchaft ihr Erſcheinen in Ausſicht geſtellt haben, werden mit Deutſchland 22 Nationen an den ſchachlichen Länderkämpfen beteiligt ſein. Während auf früheren Schacholympiaden die Zahl von 100 Kämpfen niemals auch nur annähernd erreicht wurde, werden diesmal mehr als 200 Schachmeiſter aus allen ſchach⸗ ſpielenden Ländern um den Sieg ringen.— In München wird alſo am 16. Auguſt das größte Schachſpiel beginnen, das die Welt je geſehen hat. Zwang zum Bau von Radfahr⸗ wegen. Es dürfte nicht allgemein bekannt ſein, daß die Wegeunterhaltungspflichtigen, — das ſind Kommunal-, Kreis⸗, Provinzial⸗, Staats⸗ und Reichsbehörden— auf Grund wegerechtlicher Beſtimmungen gezwungen wer⸗ den können, dort Radfahrwege anzulegen, wo es aus Verkehrsgründen notwendig erſcheint. Der Zwang wird von der Polizei ausgeübt, die das Recht hat, Wegeunterhaltungspflich⸗ tige zum Radfahrwegbau anzuhalten. Daß ſich natürlich auch die Polizei einem wich⸗ tigen Argument: dem eventuellen Fehlen von Geldmitteln, nicht verſchließen kann, iſt klar. Immerhin kann die Polizei von ſich aus man⸗ ches zur Ausbreitung von Radfahrwegenetzen tun. Sie kann z. B. auch darauf achten, daß die Radfahrwege richtig, d h. verkehrsord⸗ nungsmäßig gelegt und beſchildert werden. Trotz aller Mahnungen! Nehmt kein Gras in den Mund, ſo muß immer wie⸗ der gewarnt werden, denn es gibt auch giftige Gräſer. Aus St. Ingbert wird gemeldet, ein Kind, das mit ſeinen Eltern ſpazieren ging, nahm Gräſer in den Mund. Bald ſtellten ſich Vergiftungserſcheinungen ein und das Kind ſtarb bald darauf an innerer Vergiftung. Die Nußernte verſpricht in dieſem Jahre einen ziemlich guten Ertrag, was im Intereſſe der deutſchen Oelgewinnung ſehr zu begrüßen iſt. Es wäre vielleicht anzuraten, die Nüſſe nicht grün zu ernten, ſondern ſie zur Oelgewinnung ausreifen zu laſſen, anſtatt zu Brennzwecken für Liköre etc., die ander⸗ weitig erſetzt werden können. YYY // ////// Dein Volk ruft Dich zur Tat Werdet Mitglied ber A. S.⸗ Volkswohljahrt! S Schützt die Schweine vor Schweine⸗ rotlauf durch die Schutzimpfung! Um den Verluſten durch Schweinerotlauf vorzubeu⸗ gen, iſt dringend zu raten, alle Beſtände, in denen Rotlauffälle vorgekommen ſind, in Bälde gegen Rotlauf ſchutzimpfen zu laſſen. Für die Durchführung der Impfung wird ein gemeindeweiſes Zuſammenſchließen ange⸗ raten, um die Unkoſten durch Vereinbarung mit den Tierärzten zu verringern. Die Tier⸗ halter müſſen den Impftierärzten wahrheits⸗ getreue Aufſchlüſſe über etwa vorgekommene Krankheitsfälle geben, um Fehlſchläge durch die Impfung zu vermeiden. So muß in Be⸗ ſtänden, in denen Schweinepeſt herrſcht, die Impfung unterlaſſen werden. Die Schweine⸗ beſitzer ſeien nachdrücklichſt darauf hinge⸗ wieſen, ſich alsbald wegen der Impfung mit dem Tierarzt in Verbindung zu ſetzen. Der Tabellenstand ber Billarbjpiele Teilnehmer: 15 Lokale In der letzten Woche wurden wieder von jedem Teilnehmer 2 Spiele ausgetragen. ks kann jedoch noch keineswegs von Favoriten geſprochen werden, da jeder Teilnehmer 28 Spiele auszutragen hat, ſodaß es gewiß noch 1175 Veränderungen geben wird. Der Ta⸗ ellenſtand iſt nunmehr folgender: 28 1. Walfiſch 6 46 100 2. Eichbaum 7 28 57100 3. Rheingold 7 27 41 650 4. Spielſaal 7 26 55 900 5. Stern 8 23 56 050 6. Gambrinushalle 6 22 47350 7. Pflug 6 22 39 150 8. Stadt Manng. 5 16 37550 9. Saftladen 7 15 39 050 10. Grünes Haus 6 14 34150 11. Krone 6 14 34 050 12. Anker 4 12 27250 13. Prinz Friedrich 5 8 26 150 14. Darmſt. Hof 6 8 35 250 15. Deutſcher Michel 6 7 22 850 Das Spiel Darmſtädter Hof— Deut⸗ ſcher Michel wurde nicht gewertet, da das Reſultat nicht gemeldet wurde. Es wird des⸗ halb immer wieder darauf hingewieſen, daß die Ergebniſſe ſchnellſtens zu melden ſind. Dieſe Woche finden folgende Spiele ſtatt: Dienstag, 30. Juni: Gambrinushalle— Anker Deutſcher Michel— Eichbaum Krone— Stern Pflug— Stadt Mannheim Prinz Friedrich— Saftladen Rheingold— Walfiſch Freitag, 3. Juli: Walfiſch— Eichbaum Anker— Deutſcher Michel Grünes Haus— Darmſtädter Hof Saftladen— Rheingold Stadt Mannheim— Prinz Friedrich Stern— Pflug Spielſaal— Krone Tuberkuloſenberatung. Die nächſte Tuberkuloſenberatung findet Mittwoch, den 1. Juli, nachmittags 2 Uhr, im hieſigen Krankenhaus ſtatt. Mas dingt cle undgunlæ Reichsſender Stuttgart: 5.45 Choral, Zeit, Wetter, Bauernfunk; 5.55 Gymnaſtik; 6.20 Wiederholung der Abendnachrichten; 6.30 Frühkonzert; 7.00 Nachrichten; 8.05 Wetter; 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Muſikaliſche Frühſtückspauſe; 9.30 Milli Bauer:„Die Entwicklung des Säug⸗ lings“; 10.00 Künder unſerer Zeit; 11.30 Für dich, Bauer! 12.00 Konzert; 13.00 Zeit, Wetter, Preſſe; 14.00 Was ihr gerne hört! 15.15 Allerlei Plaudereien; 15.30„Wer ge⸗ winnt die Heimeinrichtung?“, Hörſpiel; 16.00 Muſik; 16.50 Funkberichte über die Vor⸗ bereitungsarbeiten zur Ausſtellung„Deutſch⸗ land“; 17.30„Klänge aus Wales, der Heimat der Barden“; 18.00 Großer muſikaliſcher Querſchnitt; 19.00„Poppele von Hohen⸗ krähen“, Dramatiſche Hörfolge; 19.45 Die Eröffnung des Olympiſchen Dorfes(Reichs⸗ ſendung); 20.00 Nachrichten; 20.15 Stunde der jungen Nation; 20.45 Elly Ney und das Max⸗Strub⸗Quartett ſpielen; 22.00 Zeit, Preſſe, Wetter, Sport; 22.20 Deutſchland und der Davis⸗Pokal; 22.30 Nord'ſche Muſik;: 23.00 Werke von Otto Erich Schilling; 0.00 Nachtkonzert. Der geppenheimer hiſtorijche Fejtzug„Anno 18137 Im Rahmen der„Bergſträßer Feſt⸗ ſpiele“ und der„Bergſträßer Sommernächte“ fend am Sonntag der große hiſtoriſche Feſt⸗ zug ſtatt. Unſere Kreisſtadt, feſtlich geſchmückt, hatte Maſſenbeſuch zu verzeichnen. Alle die⸗ jenigen, die von auswärts nach Heppenheim gekommen waren, dürften reſtlos befriedigt worden ſein. Der aus 28 Nummern beſtehende Feſtzug wurde eröffnet mit Muſik und den Fahnen und Farben der Stadt, dann folgten die„4 Jahreszeiten“; ſie waren ſehr ſinnge⸗ mäß dargeſtellt.„Die gute alte geil war gleichfalls mit viel Heimatſinn gegeben, und die alten Trachten verkörperten das Bild längſt vergangener Zeiten, ſo der Nachtwäch⸗ ter,„Trara, die Poſt iſt da“,„Dort unter der Linde“,„Guter Mond, du gehſt ſo ſtille“. Es folgten die Volksmärchen, wie Rotkäpp⸗ chen mit Wolf und Großmutter und dem Jäger aus dem Walde. Schneewitchen mit den ſieben Zwergen, ſowie die„alte Hexe“. Viel bewundert wurde die Biedermeiergruppe „Oald Benſem“. Der Gebirgstrachtenverein Alpenroſe Heppenheim ſtellte eine Gruppe „Bayeriſche Roigeritſchte.“ Sehr hiſtoriſch wirkte„Franzoſen am Rhein“, Heſſiſche Garde, Turnvater Jahn. Den Schluß bildete die Gruppe„Der Gott, der Eiſen wachſen ließ“.— Der Zug durch⸗ og mit ſchneidiger Muſik verſchiedene Stra⸗ 155 der Stadt und löſte allſeitige Freude und Bewunderung aus. Nach dem Feſtzug hatten der Rummelplatz auf dem Graben, das Win⸗ zerdorf und die Gaſtſtätten Heppenheims Hochbetrieb. Am Abend wurde auf dem hiſtoriſchen Marktplatz das Volksſtück„Anno 1813“ großartig wiedergegeben. Es machte auf die überaus große Zuſchauermenge einen ergrei⸗ fenden Eindruck. Beſonders als die Nacht hereingebrochen war und das alte ſchöne Rat⸗ haus und die Umgebung im hellen Lichte ſtanden, war der Eindruck wunderbar, als die Spieler und Spielerinnen in ihren alten Trachten zu ihren Rollen antraten. Es ſah . 7 50 geiſterhaft ſchön aus, als Schüſſe rachten, Reiter gallopierten, die Glocken läu⸗ teten uſw. Alle Mitwirkenden gaben ihr Beſtes, der reiche Beifall war ehrlich ver⸗ dient. Es war ein herrlicher Abend, der allen Teilnehmern lange im Gedächtnis haften wird. Voranmeldlepflicht für hen Verjand von Schlachtoieh Anordnung Nr. 14/6 des Vieh⸗ wirtſchaftsverbandes Heſſen⸗ Naſſau, Frankfurt a. M. Auf Grund des§ 8 der Satzung für Viehwirtſchaftsverbände vom 5. März 1935 in der Faſſung vom 9. Mai 1936(RNVBl. Seite 233) ordne ich in Ergänzung des 8 1 der Anordnung Nr. 55 der Hauptvereinigung der Deutſchen Viehwirtſchaft vom 25. Mai 1936(RNRVBl. Seite 256) mit Zuſtimmung des Vorſitzenden der Hauptvereinigung folgen⸗ des an: 81 Unbeſchadet der Voranmeldepflicht ge⸗ mäߧ 1 der Anordnung Nr. 55 der Haupt⸗ vereinigung iſt innerhalb des Viehwirtſchafts⸗ verbandes Heſſen⸗Naſſau auch derjenige Ver⸗ ſand von Rindern und Schweinen voranmelde⸗ pflichtig, der über das Gebiet einer Kreis⸗ bauernſchaft hinausgeht. Außerdem iſt der Verſand für die Märkte Frankfurt a. M., Wiesbaden, Darmſtadt und Mainz— aus den Kreisbauernſchaften voranmeldepflichtig, in denen die betreffenden Märkte liegen. Die Voranmeldung hat gemäß den Vor⸗ ſchriften des§ 1 der Anordnung Nr. 55 zu erfolgen. 82 Die Meldungen für voranmeldepflichtige Verſendungen innerhalb des Viehwirtſchafts⸗ verbandes Heſſen⸗Naſſau haben jeweils bis zum Donnerstag jeder Woche ſpäteſtens 18 Uhr bei den für den Verſandort zuſtändigen Kreisbauernſchaften vorzuliegen. Der Verſandt darf, wie angemeldet, vor⸗ genommen werden, wenn bis Freitag jeder Woche bis 20 Uhr keine gegenteilige Verſand⸗ anweiſung erfolgt iſt. Soweit Viehverſendun⸗ gen aus dem Gebiet des Viehwirtſchaftsver⸗ bandes Heſſen⸗Naſſau in ein anderes Gebiet erfolgen ſollen, ſind dieſe Transporte 8 Tage vor der Verladung ſchriftlich bei der für den Verſandort zuſtändigen Kreisbauernſchaft an⸗ zumelden. 8 3 Anmeldebeſtätigungen für den Verſand innerhalb des Viehwirtſchaftsverbandes Heſ⸗ en⸗Naſſau werden ſeitens der Kreisbauern⸗ chafte nnicht erteilt. Dies gilt vielmehr nur ür die Voranmeldung von Viehtransporten, die außerhalb des Viehwirtſchaftsverbandes Heſſen⸗Naſſau gehen. 8 4 Verſtöße gegen dieſe Anordnung können gemäß 8 8, Abſ. 3, Ziffer 13 der Satzung mit Ordnungsſtrafen bis zu RM. 1 000.— im Einzelfalle beſtraft werden. 5 8 Dieſe Anordnung tritt am 27. 6. 36 in Kraft. Mit dem gleichen Zeitpunkt tritt die Anordnung des Viehwirtſchaftsverbandes Heſſen⸗Naſſau vom 19. 10. 1935, veröffent⸗ licht im Wochenblatt der Landesbauernſchaft vom 26. Oktober 1935, außer Kraft. Frankfurt a. M., 23. Juni 1936 DerVorſitzende des Viehwirtſchaftsverbandes Heſſen⸗Naſſau gez.: Moſes Die Kreisbauernſchaft Starkenburg⸗Süd, Heppenheim, teilt hierzu noch mit, daß laut § 1 der Anordnung Nr. 55 der Hauptver⸗ einigung die Viehverſandmeldungen zu ent⸗ Flg.-Unteroffizier geb. Glanzner Viernheim Göppingen den 30. Juni 1936 Fitz tildl ele anclt Vermählte halten haben: lodes- 7 Schwägerin und Tante Frau Anna Amtliche Bekanntmachung Betr.: Reinigung des Landgrabens Das Reinigen des Landgrabens wird am Donnerstag, den 2. Juli 1936, vormittags 11 Uhr, an die Wenigſtbietenden verſteigert. Die hierbei notwendigen Bedingungen werden bei der Verſteigerung bekanntgegeben. Es kom⸗ 2 Zimmer und Küche Erjolg die Ewigkeit abgerufen. In zu vermieten Lulsenstr. 22 Viernheim, Laudenbach, Gott, der Allmächtige, hat meine liebe Gattin, unſere gute Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schweſter, geb. Held geſtern Abend 5 Uhr nach längerem, mit großer Geduld ertragenen Leiden, im Alter von 51½ Jahren zu ſich in Josef Weidner 2. und Angehörige den 30. Juni 19386. Die Beerdigung findet morgen Mittwoch nachmittag, 4 Uhr, vom Trauerhauſe, Am Tivoli 9, Zahl und Gattung der Tiere; Herkunfts-, Verlade⸗ und Ziel⸗ ort; 3. Zeitpunkt des Verſandes; 4. Art des Verſandes(Bahn, Auto uſw.) Viehverſendungen, die nicht rechtzeitig zum Termin und anordnungsgemäß bei der Kreisbauernſchaft gemeldet werden, können in Zukunft nicht mehr genehmigt werden und müſſen zu einem ſpäteren Zeitpunkt zur Ver⸗ ladung gelangen. Auch Schlachtvieh, das dem Mannheimer Viehgroßmarkt zugeführt werden ſoll, muß bis Donnerstags einer jeden Woche bei der Kreisbauernſchaft gemeldet werden, jedoch iſt hierfür eine Anmelde beſtätigung nicht erforderlich. Für alle übrigen Viehtransporte, die außerhalb des Viehwirtſchaftsverbandes Heſſen⸗Naſſau gehen, erhalten die Verſender von der Kreisbauernſchaft eine Anmeldebe⸗ ſtätigung. Die Verſender bzw. die von ihnen beſtellten Viehbegleiter ſind verpflichtet, dieſe Anmeldebeſtätigung während des Verſandes, und zwar bei Bahnverſendungen bis zur Ver⸗ ladeſtation, bei Auto- und anderen Verſen⸗ dungen bis zur Uebergabe an den Empfän⸗ ger mit ſich zu führen und den Beauftragten der Viehwirtſchaftsverbände oder Polizeior⸗ ganen auf Verlangen vorzuzeigen. Aus Stadt und Land Mannheim Jüdiſche„Reinlichkeit“. Recht merkwürdige Geheimniſſe wurden aus der Waſchküche der 40 Jahre alten Ehefrau Berta Stein geb. Franck von Schwetzingen, einer Jüdin, ans Licht gezogen. Einer ihrer Mieter beobachtete Mitte Mal zu verſchiedenen Ma⸗ len, daß gewiſſe Gefäße, die nur für den Nachtgebrauch beſtimmt ſind, in einer Zink⸗ badewanne ausgeſpült wurden, in der auch die von der Stein zum Wiederverkauf auf⸗ gekauften Spargel gereinigt wurden. Weiter nahm die Stein auf einem Handkarren neben 1. 2. einer Laſt Spargel auch noch gefüllte Ziegen⸗ därme mit auf den Mannheimer Markt. Die Häute waren wohl beſonders verpackt, lagen aber dicht auf den Spargeln, die für fremde Gerüchte ſehr empfindlich ſind. Die Stein hatte ſich nun vor dem Einzelrichter zu ver⸗ antworten, der wie der Staatsanwalt eine energiſche Strafe für angebracht hielt und die Angeklagte zu einer Gefängnisſtrafe von 5 Monaten verurteilte. Die Angeklagte wurde zur Strafverbüßung ſofort abgeführt. Mitglied des NS D AP.⸗Opferringes kann jeder Deutſche werden! Alarkiberichte Mannheimer Schl ſeviehmarkt vom 29. Juni Zufuhr: 51 Ochſen, 57 Bullen, 145 Kühe, 109 Färſen, 657 Kälber, 34 Schafe, 2507 Schweine, 19 Ziegen.— Preiſe: Och⸗ ſen 42—45, 38—41; Bullen 40—43, 37 bis 39; Kühe 40—43, 36—39, 28—33, 20 bis 25; Färſen 42—44, 38—40, Kälber 62 bis 68, 57—56, 38—48; Schweine 57, 56, 55, 53, 51. Marktverlauf: Großvieh zu⸗ geteilt, Kälber langſam, Schweine mittel. Weinheimer Obſtgroßmarkt Kirſchen a) 16—24, Kirſchen b) 10 bis 15, Kirſchen c) 8—10; Sauerkirſchen 26 bis 28; Erdbeeren 14—18; Stachelbeeren 10 bis 19; Johannisbeeren, rot, 17—19, Johannis⸗ beeren, ſchwarz, 28; Himbeeren 28—30; Hei⸗ delbeeren 21—26; Pfirſiche 22—30; Nüſſe, grün, 16; Erbſen 8. Anfuhr 400 Zentner. Nachfrage gut. Nächſte Verſteigerung: heute 14 Uhr. i und verantwortlich für den politiſchen eil Bernhard Peters, Worms, für den übrigen Teil Friedrich Martin, Viernheim. Verlag: Ver⸗ einigte Zeitungsverlagsgeſellſchaft m. b. H., Worms. Geſchäftsſtelle: Friedrich Martin, Viernheim. Druck: Wormſer Verlags⸗ und Druckereigeſellſchaft m. b. H., Worms. DA. V. 1936 über 1800. Zur Zeit iſt An⸗ zeigenpreisliſte Nr. 6 gütlig. Anzeige Weidner tiefer Trauer: Ilvesheim, Heppenheim, aus ſtatt. durch Sommer- Kleider.. 16“ 19 22 men 8 Loſe von je ca. 520 lfdm zum Ausge⸗ bot Sport- Kleider% 15 ˙, Dirndl-Kleider. 4 1 658 Tue die leeren Sport-Sacco's. 22“ 25. 28. Sport-Anzüge.... 38. 45. 35. 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Heute Dienstag, nachm. 5 Uhr großer Transport Ferkel, Läufer⸗ an, jenach Größe des Textes und Vereins⸗Anzeiger ae eee e geſetzten Preiſen zu haben bei Odenwaldklub, Ortsgruppe Viernheim 1 9 injerieren! Gekaun bold immer Darum keine Unterbrechung in der 1 Zallungs- 1 0 een. Danksagung Für die vielen Beweiſe herzlicher Anteilnahme bei dem ſo unerwarteten Heimgange meines lieben Gatten und Vaters, unſeres guten Bruders, Schwiegerſohnes, Schwagers und Onkels Herrn Michael Beyer ſagen wir innigſten Dank. Beſonderen Dank der Hochw. Geiſtlichkeit für den troſtreichen Beiſtand, den Kameraden des SA. Sturmbannes III/171 und ſeinem Sturmführer, dem SS.⸗Trupp Viernheim, dem SAR.⸗ Sturm Viernheim, den Schulkameraden und der Kapelle Schwarz⸗ Weiß für die dem Verſtorbenen erwieſene letzte Ehreunddie Kranz⸗ niederlegungen. Auch Dank für die Kranz und Blumenſpenden und das zahlreiche Geleite zur letzten Ruheſtätte In tiefer Trauer: Margarete Beyer Wwe. nebſt Kind und Angehörige. Viernheim, den 27. Juni 1936 Der Bürgermeiſter: Bechtel Bekanntmachung Betr.: Nachprüfung der mit Tabak bebauten Grundſtücke. Sämtliche Tabakpflanzer haben ſofort die mit Tabak bebauten Grundſtücke an gut ſichtbarer Stelle mit einem an einem genügend hohen Stock befeſtigten Schild(aus Holz oder Lederpappe) zu verſehen, auf welchem mit deutlich lesbarer und n Schrift(Förſterkreide) folgende Angaben an⸗ zuſchreiben ſind: 1. Name des Pflanzers, Beizeichen, Straße und Hausnummer.(Bei Ausmärkern Angabe der Wohngemeinde); 2. Ordnungsnummer im Verteilungsplan. Die vornehme Familien⸗Druckſache Derlobungs⸗, Dermählungs /, Geburts⸗ und Traueranzeigen erhalten Sie ſchnellſtens in der Buchdruckerei der„Diernheimer Dolbszeitung“, Bismarchſtr. 13, Tel. 153. Hans geper. udon Pulerſtraße 88 ein Transport Ferkel, Läufer⸗ u. ſtarke Einſtellſchweine zu be⸗ deutend herabgeſetzt Preiſ. zum Verkauf Schmitt, Schweinehlg.„Zwingenberg Am Mittwoch, den 1. Juli, abends 8.30 Uhr findet A im Klublokal unſere Generalverſammlung ſtatt und 2 wozu ich ſämtliche Mitglieder recht herzlich einlade** j u Seawelnendl 8. U. Hellricn, Moltkeſtr. Am 5. Juli findet in Auerbach die Hauptverſamm⸗ lung ſtatt. Näheres am Mittwoch. Engel, Vorſ.