lksz ternheimer Amtsblatt der Bürgermeisterei Wiernheim rſcheinungswei e: Täglich, ausgenommen an Sonntagen und 10 8 11 Ins Haus gebracht monatlich 1.60 RM. einſchließlich e eiertagen otenlohn, oſt monatlich 1.60 RM. ausſchließlich Beſtellgeld. Einzelnummer 10 Rypfg. n 0 CCE ² AA Immer 150 Miltwoch ellung Verkündigungsblatt der NS AN. Viernheim Anzeigenpreis: Grundpreis für 1mm Höhe und 22 mm Breite 3 Npfg., im Texttei für 1 mm Höhe und 67 mm Breite 15 Rypfg. Geſchäftsſtelle Viernheim. Bismarckstraße 13. Fernſpr. 153. den 1. Juli 1936 Zur Zeit iſt 0 enpreisliſte Nr. 6 gültig K. Ludwigshafen 15101 12. Jahrgang er Negus erhebt Anllage vor dem Völlerbund he dramaliſche Sitzung— Peinliche Fragen des Uegus— Ilalieniſche Kundgebung— Polizei greift ein Mein Glaube an den Völkerbund war abſolul“ enf, 30. Juni. Der zweite Tagungsab⸗ t der 16. Völkerbundsverſammlung de am Dienstag nachmittag unter dem kiitz des engliſchen Außenminiſters Eden einer Eigenſchaft als Ratspräſident und epräſident der Verſammlung eröffnet. Ne Sitzung begann mit der Verleſung des keibens. in dem der bisherige Präſident, tſchechoſlowakiſche Staatspräſident Dr. eſch, ſein Amt niederlegte. bährend der Verleſung betrat der Negus le Selaſſie an der Spitze einer reichen ſchwarzgekleideten Abordnung den al. den ſprach Dr. Beneſch den Dank der Ver⸗ mung für ſeine Tätigkeit aus. Die Ver⸗ imlung beſchloß, ein Telegramm in dieſem ine an ihren ehemaligen Präſidenten zu en e Verſammlung wählte darauf den bel⸗ en Miniſterpräſidenten van Zeeland neuen Präſidenten und zwar in geheimer mit 47 von 51 Stimmen. In Zeeland erhielt ſogleich das Wort zu er Anſprache, in der er auf die Schwere Entſcheidungen hinwies, die die Ver⸗ Imlung zu treffen habe 50 e flalieniſche Denkſchrift verleſen Fräſident van Zeeland verlas nach ſeiner ſprache die Denkſchrift der italieniſchen Re⸗ kung. Sie legt nach einem Rückblick auf am 18 April 1936 vom Völkerbundsrat endgültig geſcheitert erklärten Friedens⸗ nühungen und nach einer Anhörung des in eſſinien angebrochenen Zuſtandes der Bar⸗ ei und der freiwilligen Unterwerfung der völkerung und ihrer Stammeshäuptlinge großen Linien das von der italieniſchen gierung unternommene Auf bauwerk Abeſſinien dar. Dieſes Werk betrachte italieniſche Regierung als eine heilige ilturmiſſion, die ſie gemäß den undſätzen des Völkerbundspaktes und an⸗ r internationaler Verträge, die die Auf⸗ en der Kulturnationen feſtgeſetzt haben, zuüben bedeute. Pan Schluß weiſt die italienische Regierung ie Notwendigkeit einer geeigneten Völker⸗ f bundsreform 1. an deren Verwirklichung ſie mitzuarbei⸗ bereit ſei Sie babe keine vorgefaßte einung über die Form. die die internatio⸗ len Verträge zu dieſem Zweck anzunehmen Iten. Sie ſei ſich der Nolle und der Ver⸗ twortung bewußt. die ihr bei der Löſung ſer Probleme, von der die Zukunft der ker abhänge. zukomme. Jedoch könne die 1 Regierung nicht umhin, auf die rmale Lage hinzuweisen. in die Italien tſetzt worden ſei, ebenſo wie auf die Not⸗ Undigkeit, unverzüglich die Hinderniſſe zu be⸗ tigen. die die Verwirklichung des Werkes internationalen Zuſammenarbeit, an dem lien aufrichtig im Sinne der Aufrecht⸗ altung des Friedens mitzuarbeiten wün⸗ „gehindert haben und noch zu hindern. Nach Verleſung der italieniſchen Denkſchrift lach der argentinische Vertreter Cantilo, den Antrag ſeiner Regierung auf Einbe⸗ ng der Verſammlung noch einmal zu be— nden. Dieſes Vorgehen ſei der Auffaſſung inder Gleichheit aller Staaten fangen, die ein Gemeingut aller ameri⸗ nischen Republiken darſtelle Der Grundſatz Achtung der gebietsmäßigen Unverſehrtheit N Sdaaten ſei ſeit 1926 von allen amerika ⸗ niſchen Kongreſſen verfochten worden. Wenn der Völkerbund ſeinen univerſellen Charak⸗ ter bewahren wolle, müſſe er ſich unbeſcha⸗ det der jeweiligen beſonderen Umſtände auch zu dieſen Grund⸗ ſätzen bekennen. Wenn ſich hingegen die Art, wie der Pakt angewendet werde, nicht mit dieſen amerikaniſchen Grundſätzen vereinbaren ließe, ſo müſſe ſich die argenti⸗ niſche Regierung überlegen, ob ſie weiterhin mit dem Völkerbund zuſammenarbeiten könne. der Negus beſteigt die Tribüne Nach dieſer argentiniſchen Erklärung, die als Antrag auf Nichtanerkennung der An⸗ nexion Abeſſiniens angekündigt worden war, beſtieg der Negus unter dem Licht der Scheinwerfer die Tribüne, um eine Erklärung in amhariſcher Sprache abzugeben. Bei dem erſten Wort ertönte ein alles übertönendes Gepfeiſe aus den Reihen der italieniſchen Journaliſten. Sie wurden innerhalb weniger Minuten von einem ſtarken Polizeiaufgebot abgeführt, während die meiſten Degierten klatſchten. Die Erklärung Haile gelaſſies Die faſt einſtündige Rede des Negus. die mit ihren Ueberſetzungen den größ⸗ ten Teil der Dienstagsſitzung der Völker⸗ bundsverſammlung ausfüllte, wurde in amhariſcher Sprache gehalten, denn, ſo ſagte Haile Selaſſie, wenn ich amhariſch ſpreche, kann ich beſſer meine Gedanken mit der gan⸗ zen Kraft des Herzens ausdrücken. Haile Selaſſie wurde übrigens vom Präſidenten der Verſammlung folgendermaßen das Wort er⸗ teilt:„Der nächſte Redner iſt Seine Majeſtät, der Negus Haile Selaſſie. Ich erteile dem Hauptdelegierten von Abeſſinien das Wort.“ Der Negus erklärte einleitend, daß er, Haile Selaſſie, Kaiſer von Abeſſinien. heute hier ſtehe, um die ſeinem Volk geſchuldete Gerechtig⸗ keit und den Beiſtand zu fordern, der ihm vor acht Monaten von 50 Nationen ver⸗ ſprochen worden ſei. Noch nie habe ein Staatsoberhaupt vor der Völkerbundsverſamm⸗ lung das Wort genommen. Aber noch nie ſei auch ein Volk das Opfer einer ſolchen Unge⸗ rechtigkeit geweſen, wie das abeſſiniſche, dem nun die Auslieferung an ſeinen Angreifer drohe. Um ein Volk zu verteidigen, das um ſeine jahrtauſendelange Unabhängigkeit kämpfe. ſei er nach Genf gekommen, nachdem er ſelbſt an der Spitze ſeiner Armee gekämpft habe. Der Negus ſchilderte hierauf die Schrecken des Gaskriegs. unter dem ſein Land zu leiden ge— habt habe und ging auf die Vorgeſchichte des Kriegs und die Art ſeiner Behandlung durch den Völkerbund ausführlich ein. Er gab ſeiner Erbitterung darüber Aus⸗ druck, daß er in ſeinem Vertrauen auf die wirkſame Hilfe des Völtker⸗ bundes, das ihn veranlaßt habe, vorteil⸗ hafte Angebote der italieniſchen Regierung abzulehnen, enttäuſcht worden ſei. Die abeſſi⸗ niſche Regierung habe nie erwartet. daß an⸗ dere Völker. deren eigenen Intereſſen nicht unmittelbar auf dem Spiel ſtanden, das Blut ihrer Soldaten vergießen ſollten. Die abeſſi⸗ niſchen Krieger hätten nur Vertei⸗ digungsmittel verlangt. Aber die wie⸗ derholt geforderte Finanzhilfe für den Ankauf von Waffen ſei Abeſſinien ſtändig ver⸗ weigert und der Gebrauch der Eiſenbahn Dſchibuti— Addis Abeba für Waffentransvorte praktiſch unmöglich gemacht worden. Heute beſtehe nicht die Unmöglichkeit. ſondern die Weigerung, den Angreifer aufzuhalten. Im Namen Abeſſiniens verlange er von der Die Auflöſung der Kampfbünde in Jrankreich Eine erregle Kammerausſprache Paris, 30. Juni. Die Kammer trat am Dienstag nachmittag zuſammen, um ſich mit den von rechtsgerichteter Seite vorgebrachten Anfragen über die kürzlich erfolgte Auflö⸗ ſung der ſogenannten Kampfbünde zu befaſſen. Da man einen ſehr erregten Ver⸗ lauf der Sitzung vorausgeſagt hatte, waren die Publikumstribünen bis auf den letzten Platz beſetzt. Kammerpräſident Her riot leitete die Sitzung. Zu der Auflöſung der Kampfbünde nahm als erſter Redner der rechtsgerichtete Abgeordnete Vallat das Wort, der erklärte, daß die auf⸗ gelöſten Gruppen geſetzmäßig gebildet geweſen ſeien. und daß ſie nicht unter das Laval'ſche Auflöſungsgeſetz vom 10. Januar ds. Is. hät⸗ ten fallen dürfen. Zum Schluß fragte der Red⸗ ner, der oft von ſtürmiſchen Zwiſchenrufen auf der Linken unterbrochen wurde, den Innenmi⸗ niſter, ob er den Kommuniſten ihre Pläne zur Zerſtörung des Vaterlandes weiter verfolgen laſſen wolle. Sollte die Regierung Blum ſchließ⸗ lich die Gewährung der Menſchenrechte völlig zerriſſen haben, dann würden die Franzoſen es für ihre Pflicht halten, ſich gegen dieſe Tyrannei aufzulehnen. Der Führer der ehemaligen Patriotiſchen Ju⸗ gend. Taittinger, bezeichnet das Verbot ſeiner Partei als einen reinen Willkürakt. Der frühere Juſtizminiſter habe ihm ſeinerzeit bei der Umformung der Patriotiſchen Jugend in die Nationale Volkspartei die Zuſicherung ge⸗ geben, daß das Geſetz vom 10. Januar auf ſeine neue Partei keine Anwendung fin⸗ den werde. Der den Feuerkreuzlern nahe⸗ ſtehende Abgeordnete Devaud gab ſeiner Ver⸗ wunderung über die Begründung der Auflö⸗ ſung der Verbände Ausdruck. Die Feuerkreuz⸗ ler, ſo erklärte er, ſeien niemals bewaffnet und niemals Antirepublikaner geweſen. Sie ſeien keine Aufrührer, ſondern gute Fran⸗ zoſen und wirkliche Republikaner. Nachdem der Abgeordnete Isnards den Innenminiſter noch gefragt hatte, ob die Trikolore immer noch die alleinige franzöſiſche Fahne ſei, oder ob es noch eine andere Fahne gebe, nämlich die rote Fahne des Bürgerkriegs. beſtieg Innenminiſter Salengro die Tribüne, um die Maßnahmen der Regierung zu vertei⸗ digen und auf die vorgebrachten Angriffe zu antworten. Er wurde in ſeinen Ausführun⸗ gen ſtändig mit heftigen Zwiſchenrufen von rechts unterbrochen, ſo daß der Kammerpräſi⸗ dent mit der Aufhebung der Sitzung drohen mußte. Der Reihe nach ging der Miniſter dann die einzelnen Verbände durch. Die Franciſten hätten ſtets zu Unruhen auf⸗ gerufen. Die Schriftſtücke von der„Solida⸗ rité Francaiſe“ bewieſen, daß von Waffenan⸗ wendung die Rede geweſen ſei. Die Pa⸗ triotiſche Jugend ſei ein militäriſcher Verband. Daß die Feuerkreuzler ein Kampfbund ſeien, fuhr der Miniſter fort, be⸗ wieſen die vorliegenden Geheimbefehle an die Mitglieder. Zum Schluß erklärte der Miniſter, daß die Regierung nicht nur den Willen vorgebe, ſondern gewillt ſei, die von den Kampfbhün⸗ den bedrohte öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten. Vertrauensvotum für die Regierung in der franzöſiſchen Kammer Paris, 1. Juli. Zum Schluß der Kammer⸗ ausſprache über die Auflöſung der Kampfhünde wurde von den vereinigten Volksfrontparteien eine Tagesordnung eingebracht, die folgenden Wortlaut hat: „Die Kammer billigt die Erklärungen der Regierung und ſpricht ihr das Vertrauen aus, die republikaniſche Ordnung zu ſichern, indem ſie die Geſetze für die Verteidigung der Republik mit Entſchloſſenheit zur Anwendung bringt.“ Innenminiſter Salengro ſtellte auf dieſe Tagesordnung hin die Vertrauensfrage. Die Kammer billigte dieſe mit 375 gegen 192 Stim⸗ men. Damit war die Sitzung beendet. Dr. Schuſchnigg geht nicht nach Genf Eine amtliche Verlautbarung Wien, 1. Juli. Von der Amtlichen Nach⸗ richtenſtelle wird folgende Darſtellung über die Ablehn ung Dr. Schuſchniggs, nach Genf zu reiſen, gegeben: „Nach hieſigen Informationen der ausländi⸗ Verſammlung.„alle Maßnahmen zu treffen, um dem Pakt Achtung zu verſchaffen“. Der Negus fuhr dann fort;„Ich erkläre vor der Welt. daß der Kaiſer, die Regierung und das abeſſiniſche Volk ſich nicht vor der Gewalt beugen werden. daß ſie ihre Forderungen aufrechterhalten und alle ihnen zur Verfügung ſtehenden Mittel ge⸗ brauchen werden, um den Sieg des Rechts und des Pakts durchzuſetzen.“ „Vertreter der Welt“, ſo ſchloß der Negus, »ich bin nach Genf gekommen, um vor Ihnen die peinlichſte der Pflichten eines Staatsober⸗ haupts zu erfüllen. Welche Antwort ſoll ich meinem Volk überbrin⸗ gen?“ Nach der Rede Negus wurde die Sitzung auf Mittwoch vormittag 10.30 Uhr vertagt. Bis jetzt ſind Reden der Vertreter Frank⸗ reichs, Englands, der Sowjetunion, der Süd. afrikaniſchen Union, Columbiens und Pana⸗ mas vorgeſehen. ſchen Preſſe ſollen der franzöſiſche Außenmini⸗ ſter Delbos und der engliſche Außenminiſter Eden den Wunſch geäußert haben, noch wäh⸗ rend der gegenwärtigen Tagung des Völker⸗ bunds mit Bundeskanzler Dr. Schuſchnigg in perſönliche Fühlung zu treten. Dieſer Wunſch wurde am Dienstag tatſächlich in entſprechen⸗ der Form zum Ausdruck gebracht. So ſehr man auch von öſterreichiſcher Seite für dieſe An⸗ regung empfänglich iſt und zu einer derartigen Fühlungnahme prinzipiell bereit iſt, ſo iſt es Bundeskanzler Dr. Schuſchnigg ſowohl mit Rückſicht auf die Kürze der gegenwärtigen Gen⸗ fer Ratstagung, als auch auf ſeine eigene, im voraus feſtgelegte Arbeitseinteilung im Inland zu ſeinem Bedauern nicht möglich geweſen, ge⸗ genwär eig von Wien abzukommen. Genfer Widerſlände gegen öſterreichiſche Reſtauralionsgelüſte Belgrad, 30. Juni. Die hieſigen Bläf⸗ ker berichten übereinſtimmend aus Genf, daß die legitimiſtiſchen Umktiebe in Oeſterreich die beſondere Aufmerkſam⸗ keit der Vertreter der Kleinen Enkente er⸗ reglen. All-heidelberg, du Feine Stolze Tage erlebt gegenwärtig die Univer⸗ ſität Heidelberg anläßlich ihres 550jährigen Beſtehens, und Worms als Nachbarſtadt nimmt an ihnen beſonderen Anteil. Denn im⸗ mer, wenn der Blick auf die Ruine des Heidel⸗ berger Schloſſes fällt, wird die Erinnerung an das gemeinſame Schickſal wach, nur daß Worms grauſamer noch heimgeſucht und ſei⸗ ner herrlichen Stadtkultur beraubt wurde. Als die Univerſität Heidelberg gegründet wurde, war eben Kaiſer Karl der Vierte ge⸗ ſtorben, der die erſte deutſche Univerſität in Prag gegründet hatte. Unter ſeinem Sohne Wenzel folgte in Heidelberg die zweite Uni⸗ verſitätsgründung, und Kaiſer Ruprecht von der Pfalz, der von 1400 bis 1410 regierte, wid⸗ mete ihr ſeine Fürſorge. Aber der Südweſten des Reiches war damals ein nicht zur Ruhe kommender Kriegsſchauplatz, und der tüchtige Fürſt, ein Sproß des Hauſes Wittelsbach, hat⸗ te das traurige Los, daß er dem Unheil nicht ſteuern konnte u. dem Wirrſal zuſehen mußte. Es war damals die Zeit, in der ein neues Geiſtesleben durchbrach und der Humanismus zu den Quellen der klaſſiſchen Bildung vor⸗ ſtieß. Damals entſtand das moderne Univerſi⸗ tätsleben. Von der Univerſität Heidelberg wiſſen wir, daß ſie von jeher eine ſtarke An⸗ ziehungskraft auch auf die Studierenden frem⸗ der Länder ausgeübt hat. Wahrlich, ſchön iſt die Lage Heidelbergs, erquicklich ſind die Wäl⸗ der und Bergeshöhen, iſt das Neckartal mit ſeinen idylliſchen Uferlandſchaften. Was aber die ſtudierende Jugend nach Heidelberg zog, das war der wiſſenſchaftliche Geiſt, der dort gepflegt wurde. Viele Ausländer weilten in dieſen Tagen in der Muſenſtadt, die ihnen einſt ein anfeuerndes Bindungsideal vermittelt hatte. Sie alle haben Heidelberg eine treue Er⸗ innerung bewahrt, die ſie immer wieder in die Neckarſtadt zog und ihnen immer wieder Gelegenheit bot, der alma mater ihrer Ju⸗ gendzeit ihre Dankbarkeit zu beweiſen. Das haben ſie auch an dieſen Feſttagen getan. ** An den Maſten auf dem Univerſitätsplatz gingen die Fahnen von 31 Nationen hoch, die zu der Feier ihre Vertretungen entſandt hat⸗ ten. Der Rektor Profeſſor Dr. Groh hielt eine zu Herzen gehende Begrüßungsrede. Er forderte die Gäſte auf, zurückzublicken auf einen langen Weg geiſtiger Arbeit und vor⸗ wärtszuſchauen auf weite, noch zu durchmeſſen⸗ de Strecken des wiſſenſchaftlichen Ringens, das der Geſamtheit der Kulturvölker umſo beſſer dient, je tiefer es aus dem Wurzelreich jeder einzelnen Nation ſeine Kräfte zieht. „Was nun die kommenden Tage bringen, die Erinnerung und den Ausblick, die Beſin⸗ nung auf die gegenwärtige Aufgabe und das Bekenntnis zu der heutigen Lebensform der Nation, alles ſei betrachtet und verſtanden als Ausdruck unſeres Willens, unſeren Gäſten aus dem Reiche ein Zeichen der in ner⸗ ſten Gemeinſchaft von Hochſchule und Volk, unſern Freunden aus dem Aus⸗ land ein Bild des wahren geiſtigen Lebens Deutſchlan ds zu zeigen, des neuen zufriedenen u. glücklichen Deutſchlands. Wir haben nichts zu verbergen, nichts zu verheimlichen. Ihre freimü⸗ tige Frage wird die freimütigſte Antwort fin⸗ den. Nur Offenheit und Ehrlichkeit kann den Weg bereiten zum endlichen Verſtehen und zu aufrichtigſter Wertſchätzung. Daß dazu unſere Feier in jeder Stunde beitragen möge, iſt mein herzlichſter Wunſch. Dann erfüllt ſie zu⸗ gleich ihren ſchönſten Sinn: eine Feier des Friedens zu ſein, den wir alle als das höchſte Glück der eigenen Nation erkennen.“ Und eine Friedensfeier ſind dieſe Feſttage dann auch geworden. Sie hat alle Teilnehmer in dem feſten Willen vereinigt, der Verſtändi⸗ gung und der Zuſammenarbeit zum Wohle aller Völker zu dienen. Der Direktor der Univerſität Wien ſprach das Wort von dem Feſtungsdreieckdes deutſchen Geiſtes: von den Univerſitä⸗ ten Heidelberg, Wien und Prag. Dieſe drei Univerſitäten haben in der Geſchichte des deutſchen Geiſteslebens von jeher eine große Rolle geſpielt, ſchon weil ſie alle drei auf vor⸗ geſchobenem Poſten ſtanden und zumteil noch ſtehen. In den Zeiten, als politiſch um den Rhein gekämpft wurde, der heute wieder un⸗ verlierbares deutſches Eigentum iſt, ſtand die Univerſität Heidelberg im Mittelpunkt des geiſtigen Abwehrkampfes gegen die Ueber⸗ fremdung von Weſten her. Als Napoleons Ge⸗ waltherrſchaft über Deutſchland laſtete, 5 ent⸗ zündete ſich in Heidelberg ein gut Teil des vaterländiſchen Feuers, das nachher in den Befreiungskriegen die Feinde verzehrte, wie Freiherr von Stein bezeugte. Die Univerſität Wien iſt in ihren beſten Zeiten t ſtets der Vorpoſten des Deutſchtums nach Südoſten hin geweſen. Wir wollen heute, in einer Zeit po⸗ litiſcher Irrungen und Spannungen, nicht vergeſſen, daß das bodenſtändige 2 deutſche Oeſterreichertum im Vorkampf für das Deutſchtum im Donauraum unendlich viel ge⸗ leiſtet hat. Und faſt noch größer war im Kampf um das Deutſchtum die geiſtesgeſchichtliche Miſſion der Univerſität Prag, die ein deutſcher Kaiſer gründete und die trotz aller Stürme des tſchechiſchen Chauvinismus die Stellung und die kulturelle Bedeutung des Deutſchtums ſtets gewahrt hat. f Ein Feſtungsdreieck des deutſchen Geiſtes, in der die Verpflichtung des Geſamtdeutſch⸗ Einheitsorganiſalion der deulſchen Polizei Daluege Chef der Ordnungspolizei. Heydrich Chef der Sicherheitspolizei. Berlin, 30. Juni. In Ausführung des Erlaſſes des Führers und Reichskanzlers vom 17. Juni 1936 über die Zuſammenfaſſung der Polizei des Reiches unter einem Chef der deutſchen Polizei iſt der Geſchäftsbere ich des Reichsführer SS. und Chefs der deutſchen Polizei nunmehr feſtgelegt worden. Er umfaßt die Arbeitsgebiete der bisheri⸗ gen Polizeiabteilung des Reichs- und preu⸗ ßiſchen Miniſteriums des Innern, der politi⸗ ſchen Polizei der Länder und Arbeitsgebiete, die aus den übrigen Abteilungen des Reichs⸗ innenminiſteriums in den Geſchäftsbereich des Chefs der deutſchen Polizei nicht einbe⸗ zogen ſind. Es ſind dies u. a. die Perſonal⸗ angelegenheiten ſämtlicher Polizeipräſidenten und Polizeidirektoren, der Kriminalpolizei, ferner die Aufgaben des Grenzverkehrs, des Paßweſens und anderes. Nachdem der Geſchäftsbereich des Chefs der deutſchen Polizei feſtgelegt und abgegrenzt iſt, hat der Reichsführer SS. und Chef der deut⸗ ſchen Polizei eine Aufteilung ſeines Arbeits⸗ gebietes vorgenommen in Bezug auf die ge⸗ ſamte Vollzugspolizei des Reiches, alſo ſo⸗ wohl die uniformierte als auch die nichtuni⸗ formierte. Die Bearbeitung der dem Chef der deut⸗ ſchen Polizei unterſtellten Sachgebiete erfolgt in zwei Hauptämtern, von denen das Hauptamt Ordnungspolizei die organiſatoriſchen, perſonellen, wirtſchaftlichen, verwaltungstechniſchen Angelegenheiten und Rechtsfragen der geſamten uniformierten Polizei des Reiches bearbeitet, alſo Schutz⸗ polizei leinſchließlich Verkehrspolizei), Gen⸗ darmerie, Gemeindepolizei und Verwal⸗ tungspolizei. Das Hauptamt Sicherheitspoli⸗ zei umfaßt neben den bereits angedeuteten neuen Aufgaben und dem bisherigen Arbeits⸗ gebiet der Politiſchen Polizei auch die orga⸗ niſatoriſchen, perſonellen und wirtſchaftlichen Angelegenheiten der Kriminalpolizei, ſodaß im Hauptamt Sicherheitspolizei die geſamte nichtuniformierte Vollzugspolizei des Rei⸗ ches zuſammengefaßt iſt. Zum Chef der Ordnungspolizei iſt General der Polizei und SS.⸗Obergruppenführer Kurt Daluege ernannt worden, zum Chef der Sicherheitspolizei SS.⸗Gruppenführer Reinhard Heydrich. Alle übrigen Zuſtändigkeitsfragen ergeben ſich aus dem genauen in Arbeit befindlichen Geſchäftsverteilungsplan, der demnächſt im Miniſterialblatt für innere Verwaltung ver⸗ öffentlicht werden wird. Unberührt von dieſer Neuordnung der ge⸗ ſamten Vollzugspolizei des Reiches in zwei Hauptämter bleibt die Frage der Vertretung des Chefs der deutſchen Polizei, die gemäß Erlaß des Führers und Reichskanzlers vom 17. Juni ds. J. in Abweſenheit des Chefs der deutſchen Polizei durch General der Polizei SS.⸗Obergruppenführer Kurt Daluege aus⸗ geübt wird. Vegen Kindesenkführung zum Tode verurkeill der Bonner Enkführungsprozeß Bonn, 30. Juni. Am Dienskag halte ſich vor dem Bonner Schwurgericht der 32jährige Franz Eduard Gieſe aus Boktrop we- gen verbrecheriſcher Kindesenk⸗ führung zu verantworken. Gieſe hatte am 16. Juni durch die Enbführung des zwölfjäh⸗ rigen Sohnes eines Bonner Kaufmannes die geſamte deulſche Oeffenklichkeit in große Er⸗ regung verſetk. Der Polizei gelang es, den Täter noch am ſelben Tage zu faſſen. Wenige Tage ſpäter erließ die Reichsregierung be⸗ kannklich in Anbelracht der Entwicklung, die derartige verbrecheriſche Neigungen in ande ren Skaaken genommen haben, ein Geſeß mit rückwirkender Kraft vom 1. Juni, das als§ 239a in das Strafgeſeßbuch eingefügt wurde und beſtimmt: Wer in ver- brecheriſcher Abſicht ein ſremdes Kind durch Liſtoder Gewalkenkführk oder ſonſt ſeiner Freiheit beraubt, wird mit dem Tode beſtrafk Der Talbeſtand iſt folgender: Der Direktor der Oberreal- ſchule in Bonn erhielt am 16. Juni einen kelefoniſchen Anruf, in dem er gebeten wurde, den zwölfſährigen Sohn eines Bonner Kauf⸗ mannes nach Hauſe zu ſchicken, da deſſen Valer bei einem Kraftwagenunfall verleßt worden ſei. Die Mutter erwarte ihn an der Endhalteſtelle der Straßenbahn. Hier empfing den Jungen ein unbekannker Mann und lockte ihn in einen Kraftwagen unker der Vorſpiegelung, ihn zum Vater ins Krankenhaus fahren zu wollen. An einer enllegenen Stelle hielt der Verbrecher an, er feſſelte den Jungen an einen Baum und klebte ihm den Mund mit Leuko- plaſt und Iſolierband derark zu, daß nur die Naſenlöcher frei blieben. Dann ließ Gieſe den Vater des Kindes durch zwei Jun⸗ gen einen Brief zugehen, in dem er ein Löſegeld von 1800 Mark for derke. Er drohte darin, im Falle der Nicht- ane des Betrages den Jungen zu erkrän⸗ en. Der Vaker wandke ſich nun kroß der Dro⸗ hungen des Verbrechers vernünftigerweiſe ſofort an die Kriminalpolizei, die um- gehend die erforderlichen Maßnahmen kraf und die Skadtausgänge ſowie die umgebung des Hauſes des Erpreßten bewachen ließ. Am Nachmittag kam ein von Gieſe beauf- kragter Junge, der die geforderte Summe im Geſchäft des Kaufmannes abholte. Man folgte ihm und kam ſo auf die Spur des Täters. Als dieſer bemerkte, daß man ihn verfolgte, ſuchte er zu fliehen und gab dieſen Verſuch auch noch nicht auf, als ein Beam⸗ ker der Kriminalpolizei einen Schreck ſchuß abgab. Erſt nach einer aufregenden Verfolgung durch ein Warenhaus gelang es mit Hilſe eines mutigen Fußgängers, ihn zu ſtellen. Ein Schlag über den Kopf machte ihn unſchädlich. Er leugnete zunächſt ſeine Tat und gab einen falſchen Namen an. Dann aber legke er ein umfaſſendes Geſländnis ab. Bei der Verhandlung erinnerte der Vor- ſitzende Landgerichtsrat Conradts, an den Fall Seefeld. Hier habe die Anklage auf Mord gelauket, ſo daß die beſtehenden Ge⸗ ſee genügt hälten, dem Rechksempfinden Rechnung zu kragen. Nach den bisherigen ſtrafgeſetzlichen Beſtimmungen habe auf Kin⸗ desenkführung Gefängnis bis fünf Jahre, bei mildernden Umſtänden ſogar nur Geldſtrafe .—— tums beſonders eindringlich erkannt wurde. Und wir haben die Ueberzeugung von der un⸗ überwindlichen Kraft des deutſchen Geiſtes und des deutſchen Kulturgutes. Wohl kann heute die deutſche Univerſität in Prag nur un⸗ ter den allergrößten Schwierigkeiten noch ihr Daſein friſten. Die Nöte des wahren Deutſch⸗ tums im heutigen Oeſterreich ſind uns gleich⸗ falls geläufig. Auch dort wird der Verſuch ge⸗ macht, den deutſchen Geiſt zu überfremden und in Bahnen zu lenken, die ſeinem eigenen We⸗ ſen nicht entſprechen. So ſtehen wir denn vor der Tatſache, daß dieſes Feſtungsdreieck des deutſchen Geiſtez heute von mehreren Seiten heftig berannt wird; aber wir ſind überzeugt, daß es trotz aller Gewalttätigkeiten auf die Dauer uneinnehmbar iſt, eben weil der Geiſt ſich nicht mit Keulen totſchlagen läßt. * Dieſer Zuverſicht gab dann Reichsminiſter Dr. Ruſt in ſeiner Heidelberger Rede packen⸗ den Ausdruck. Er ſtellte es vor den Gäſten aus aller Welt feſt, daß die nationalſozialiſti⸗ ſche Bewegung ſich vor der Geſchichte die Auf⸗ gabe geſtellt habe, dem in ſich zerklüfteten und an ſeiner Zukunft verzweifelnden deutſchen Volk den Glauben an ſeine Subſtanz wiederzugeben und eine neue Ein⸗ heit der Nation aus den lebendi⸗ gen Kräften des Volkes zu geſtalten. Mit Genugtuung konnte er darauf hinweiſen, daß der Nationalſozialismus den unbelehrda⸗ ren Feind des deutſchen Wiederaufſtiegs, den marxiſtiſchen Leugner des nationalen Prin⸗ zips von allen verantwortlichen Stellen des öffentlichen Lebens entfernt und ihm ſo die Möglichkeit genommen hat, ſeine politiſchen Ideen zu verwirklichen. Wiſſenſchaft iſt ohne wertmäßige Grundla⸗ gen nicht möglich, ſagte Reichsminiſter Ruſt. Die Bindung des Menſchen an die Gemeinſchaft des Blutes u. der Ge⸗ ſchichte iſt nichts dem Menſchen Zu⸗ fälliges, etwas, wovon er ſich befreien ſoll, ſondern es iſt unſer Schickſal, zu dem wir uns demütig und zugleich ſtolz bekennen. Ein ſehr wahres Wort! Wir ſind in unſer Volk hinein⸗ geſtellt und können nicht los von ſeiner Art u. ſeinem Weſen. Wir merken es, daß wir von gleicher Art und gleichem Weſen ſind u. daß in dieſer Bindung zugleich unſer Beruf liegt, den wir auf Erden ausüben ſollen. Wir kön⸗ nen nicht anders als deutſch fühlen und denken. Wir ſind— wie Goethe ſagte— von außen begrenzt, aber von innen unbegrenzt, und wir fühlen die Wahrheit des Wortes Ri⸗ chard Wagners, daß deutſch ſein heiße, eine Sache um ihrer ſelbſt willen tun. So wollen wir in unſerer Art der Welt dienen, und daß wir das können, das zeigt die hohe Meinung, die man überall in der Welt von deutſcher Wiſſenſchaft und deutſchem Forſchergeiſt hegt. Das Gut, das uns gegeben iſt, wollen wir pflegen und es verteidigen gegen alle Zerſtö⸗ rungsmächte in der Welt. —8. geſtanden. Das genüge für unſer Rechks⸗ empfinden nicht. Wir müßten der Reichsregierung daher dankbar ſein, daß ſie nunmehr zum Schuße der deulſchen Familie eingegriffen habe. Anſchließend wurden die Perſonallen des Angellagten feſtigeſtellt. Gieſe kam bereits mit 18 Jahren zum erſten mal mit dem Strafgeſetz in Konflikt. Er enk⸗ führte zwei Kinder in verbrecheriſcher Ab- ſicht und erhielt dafür zwei Jahre Gefängnis. Nach Anſichk des Gerichts iſt dieſe Tak nicht auf jugendlichen Leichtſinn, ſondern auf eine verbrecheriſche Neigung des Angeklagten zurückzuführen. Der An⸗ geklagke hat ferner längere Strafen wegen Diebſtahls, Unterſchlagung, Falſchmünzerei und Verrak militäriſcher Geheimniſſe ver⸗ büßk. Nach der Feſtſtellung der Perſonalien erfolgke die Verleſung der bereiks geſchilder⸗ ken Stkrafkaken in Bonn. Der Angeklagke gab den Talbeſtand zu. Die Beweisaufnahme brachke nichts weſenk⸗ lich Neues. Ein medizaniſcher Sachverſlän⸗ diger erklärke, der Angeklagke ſei ein ausge⸗ ſprochen aſozialer und krimineller Charakler und für ſeine Tak voll veranbworklich. Das Arleil Das Gerichk lehnte im weikeren Verlauf des Prozeſſes den Ankrag des Verkeidigers, das Gulachken eines Pſychiaters einzuholen, ob nicht doch 8 51 gegeben ſei, ab. Es ver⸗ urkeille den Angeklaglen dann enkſprechend dem Ankrag des Skaalsanwalkes unker Aber⸗ kennung der bürgerlichen Ehrenrechke z um Tode und zur Tragung der Ge⸗ richkskoſten. In der Urkeilsbegründung heißt es, das Gericht verneine die Frage, ob der Angeklagte nicht voll für ſeine Tak verank⸗ worklich zu machen ſei. Der Angeklagle ſei nichk e nur werklos, ſondern auch gefährlich für Volk und Skaak. ——— Ausmuſterung des Bereilſchafls⸗ führerkorps für die Irdensburgen durch Dr. Ley Berlin, 30. Juni. Der Reichsorganiſations⸗ leiter der NSDAP., Dr. Robert Ley, nahm am Dienstag die Ausmuſterung des Bereit⸗ ſchaftsführerkorbs für die drei Ordensburgen der NSDAP. vor, das ſich aus je einem Burg⸗ kommandanten, vier Bereitſchaftsführern, 10 Hundertſchaftsführern und 20 Abteilungsfüh⸗ rern zuſammenſetzt. Zu Burgkommandanten hat Dr. Ley bereits die Hauptamtsleiter Gah⸗ des(Cröſſinſee), Manderbach(Vogel⸗ ſang) und Bauer(Sonthofen) beſtimmt. Zur Ausmuſterung für die übrigen 102 Füh⸗ rerſtellungen auf den drei Burgen waren 358 Parteigenoſſen aus dem ganzen Reich mit den 92 Gauperſonalamtsleitern, die die Voraus⸗ leſe getroffen hatten, angetreten. Vor Beginn der eigentlichen Ausmuſterung ſprach Dr. Ley über die Grundſätze der Or⸗ denserziehung durch die Burgen der NSDAP. Er betonte, daß die weltanſchauliche Linie der Erziehung auf den Ordensburgen durch ſolche Parteigenoſſen gewährleiſtet ſein müſſe, die im Dienſt für die Bewegung an führender Stelle ihre Zuverläſſigkeit bewieſen hätten. Dieſe 35 Mann bildeten auf jeder Burg das Bereit⸗ ſchaftsführerkorps, das die 1000 Männer der Ordensburg weltanſchaulich zu betreuen und ſportlich zu ertüchtigen habe. Nach drei bezw. ſechs Jahren würden die Bereitſchaftsführer durch Männer aus der Belegſchaft heraus aus⸗ gewechſelt und kehrten wieder in den Front⸗ dienſt der Partei zurück. Bis zum 1. Mai näch⸗ ſten Jahres werde auf dieſe Weiſe ein Führer⸗ ſtamm auf den Ordensburgen herangebildet, der nach einer eingehenden Ausbildung auf det Burg Vogelſang dann auf alle drei Ordens⸗ burgen verteilt werde. Reichsleiter Dr. Ley nahm nun gemeinſam mit dem Sonderbeauftragten des Reichsärzte⸗ führers, SA.⸗Brigadeführer Dr. Streck, und dem Perſonalamtsleiter der Reichsorganiſa⸗ tionsleitung. Marren bach. die Ausmuſte⸗ rung vor. Für jeden Führeranwärter war be⸗ reits vom zuſtändigen Gauperſonalamt der Sonderfragebogen mit dem Erbgeſundbeits⸗ blatt und der Ahnentafel eingereicht worden. Durch einige perſönliche Fragen ſtellten Dr. Ley ſowie Dr. Streck als Arzt den politiſchen Werdegang und den Geſundheitszuſtand der Führeranwärter feſt. Die meiſten von ihnen waren etwa 30 bis 35 Jahre alt und beklei⸗ deten in der Bewegung die Aemter eines Kreisleiters, mittleren SA.⸗Führers und Schu⸗ lungsamtsleiters. Der engliſche Oberkommiſſar nach Aegypten zurückgekehrt. g Kairo, 30. Juni. Oberkommiſſar Sir Miles Lampſon traf am Montagabend im Flugzeug in Alexandrien ein. Die Beſprechun⸗ gen mit dem ägyptiſchen Abordnungs führer Nahs Paſcha werden am Mittwochvormittag beginnen. 8 N e Ei Heul den nach gen Ihtet Fteub W Bet bat an beitse ſcloſer Vettiel ſitlie botes Biete ſtens U. Stunde Vene Daten feſtge⸗ ethebl die 9 reicher Verla Anlaß backver konnte jut ge Sonder den geſ dete f Win Die Reichsfrauenführerin Faule 5 ſpricht in London aden. Vorſchau auf den 3. Internalionalen Kongreß peſtt 1 für Soziale Arbei In der Zeit vom 12. bis 18. Zuli werden ſich alle Sozialarbeiter der Welt zum 3. In ktker nationalen Kongreß für So- ziale Arbeit in London verſammeln. Der erſte Kongreß fand 1928 in Paris ſtatt, der zweite 1932 in Frankfurt a. M. Die Kon- greſſe haben den Zweck, die Erfahrungen der Sozialarbeiter aus aller Welt auf dem Ge⸗ 1 biet der Sozialen Arbeit, die keilweiſe aus f privaken Mitteln, keilweiſe durch den Staat ſelbſt in den einzelnen Ländern ausgebauk wurde, auszukauſchen, Anregungen zu ſam⸗ meln und Berichte über den Stand der Ar- beit in den einzelnen Ländern zu geben. 00 1 5 0 Die deulſche Delegation wird unker der wi. Führung von Haupkamtsleiter Hilgen⸗ wen feld als eine geſchloſſene, einheitliche Gruppe U uh. im London auftreten und in jede der fünf 77 87 Unkerkommiſſionen unter dem geſtellken The⸗ 0 ma einen deulſchen Sprecher enkſenden. Ueber die Frage des Geſundheitsſchutzes und der Geſundheitsfürſorge wird Miniſterialdireklor Dr. Gütt ſprechen. Die Reichsfrauenführe⸗ tin, Frau Gertrud Scholtz-Klink, wird r berichten, wie im neuen Deutſchland in den Fragen der„Bildung und Freizeitge⸗ ſtaltung“ neue Wege begangen werden und mer für uns gültigen Löſung enkgegenſtre⸗ en. Der Vizepräſident des Deukſchen Ge⸗ eindetages, Dr. Zeitler, wird im Rah- men über das Thema:„Wirkſchaftliche Für⸗ ſorge“ ſprechen und Amksleiker Althaus . Hauptamt für Volkswohlfahrt über„Die ſozlale Eingliederung im neuen Deulſchland“. Ueber die Frage der Arbeitsloſigkeit, dem letzten Thema des Kongreſſes, endlich, ſind als deulſche Sprecher angeſett: Winiſterial⸗ rektor Or. Engel vom Reichsarbeiksmini- ſterium, dann Amtsleiter Mende von der Deutſchen Arbeitsfront und Regierungsrat Dr. Mangels. Außerdem wird Or. Mangels als Gene ralberichkerſtakter auf dem Kongreß mitarbeiken. Auf der großen Eröffnungs- und General- ſitzung am Monkag, dem 13. Juli, wird neben dem Verkreter Frankreichs und einer Ver- tfreterin Amerikas Haupkamtsleiker Hil- dera. logie ſei C dich ea, 17 1 1 hlftz 4. hungen 1. 1 * 1 55 *. 7 1 genfeld ſprechen. Für Mittwochabend, Varl Dem 15. Juli, iſt in der Deulſchen Kolonie buten Londons ein Vorkrag von der Reichs n ur frauenführerin und Haupkamksleitker en. 9 Hilgenfeld feſtgeſetzt worden. ungsfüh, eee andanter 1 et Gi Gogel⸗ amt.„ i dib vaten 10 nit en Volas⸗ Dr. Len an Hauer Schmidt Einladung zur Kraft durch Freude-Fahrt Berlin, 30. Juni. Der Reichsleiter der Deukſchen Arbeitsfront, Dr. Ley, hat an den Hauer Schmidt in Bochum unmittelbar nach* Rettung folgendes Telegramm emdi: wuterng i dh beglückwünſche Sie zu Ihrer großarki⸗ ee 00 2 ö gen Errektung und übermittle Ihnen und irie ber Ihrer ganzen Familie eine Kraft durch ic ſclhe Freude-Fahrt nach Wunſch zu Lande oder zu , die 4 9 Vaſſer.“ et Sule 1 1 d Neuregelung der Arbeilszeil E in Bäckereien nen u. f Berlin, 30. Juni. Die Reichsregierung bei bb. hat am 29. Juni 1936 ein Geſetz über die Ar⸗ ftsfühef beitszeit in Bäckereien und Konditoreien be⸗ aus, ſchloſſen. durch das die Arbeitszeit in dieſen u Fit“ Betrieben neu geregelt wird. Anter grund⸗ fai 10 fſätzlicher Aufrechterhaltung des Nachtbackver⸗ 15 botes wird der zuläſſige Arbeitsbeginn in Abo HgBläckereien und Konditoreien, der bisher frühe⸗ g a ſtens um 4 Uhr morgens lag, um eine halbe Stunde, alſo auf 4 Uhr, vorverlegt. Der Verkaufsbeginn für Bäcker⸗ und Konditor⸗ waren bleibt auf früheſtens 6 Uhr morgens fleſtgeſetzt. Dadurch wird unter Zurückſtellung erheblicher ſozialpolitiſcher Bedenken ein für die Herſtellung einwandfreier Backwaren aus⸗ reichender Zeitraum zwiſchen Arbeits⸗ und Verkaufsbeginn ſichergeſtellt und der bisherige Anlaß für zahlreiche Uebertretungen des Nacht⸗ backverbotes genommen. Bei dieſer Gelegenheit konnte gleichzeitig die bisher geltende, mehr⸗ fach geänderte und unüberſichtlich gewordene Sonderregelung der Arbeitszeit für Bäckereien 8 neu gefaßt werden, ferner wurden einige klei⸗ nere Abänderungen vorgenommen. Abänderung des Reichsktaftwagen⸗ 1 Berlin, 30. Juni. Auf Grund der Be⸗ N ralungen des Tariſbeirates für den Güter- fernverkehr am 29. ds. Mis. über die vom ö geſtellten git Reichskraflwagenbeſitzerverband fn Zahlreichen Anträge auf Abänderung des 70 Reichskraftwagenkarifs hat der Reichs und 5 preußiſche Verkehrsminiſter die Gelbung des auf den 20. Juni befriſteken Tarifs mit fol- 7.)(Nachdruck verboten.) Man wird an Caprivi denken Der Graf ſieht ſich enttäuſcht, nachdem er gerade das Ziel erreicht zu haben glaubt. Aber die Politik nimmt keine Rückſicht auf menſch⸗ liche Gefühle, und während in Walderſee, dem bisher begeiſtertſten Freund des Kaiſers, Verbitterung aufſteigt, werden am Hofe ſchnell ein paar andere Kandidaten durchgeſprochen. Schließlich bleibt des Kaiſers Auge auf dem kommandierenden General des X. Armeekorps Herrn von Caprivi, haften. Der hat ſich als energiſch, klug und lauter erwieſen; freilich iſt er in politiſchen Dingen ein Neuling, und von Diplomatie vollends verſteht er ſo wenig wie eben andere Militärs auch. Wie gering ſein Ehrgeiz iſt, weiß jeder; gerade das hat ihn empfohlen. So muß der Mann ausſehen, den Holſtein braucht. Er jubelt, als er die Ernennung hört. Er iſt lange genug in poli- tiſchen Geſchäften tätig geweſen, um zu wiſſen, daß die Geheimräte um ſo größeren Einfluß haben, je mehr Dilettanten an der Führung der Staatsgeſchäfte ſtehen. Jetzt wird ſeine Erfahrung und ſein Wiſſen erſt recht im Kurſe ſteigen, jetzt iſt er auf dem Wege, die volle Macht in der Außenpolitik in die Hand zu bekommen. Daß in der Oeffentlichkeit nie⸗ mand ſeinen Namen kennt, daß er einſam und zurückgezogen ſein Leben zwiſchen Schreibtiſch und Wohnung verbringen muß— um ſo beſ⸗ ſer für ihn, der immer nur das wirkliche We⸗ ſen der Macht und nicht den äußeren Schein geſchätzt hat. Auch Herbert Bismarck iſt im Wege Noch freilich ſteht ein Hindernis vor Hol⸗ ſteins Ziel: der Sohn des Geſtürzten. Herbert von Bismarck iſt ſeit Jahren Staatsſekretär des Auswärtigen Amtes, und jeder weiß, daß ibn ſein Vater dazu beſtimmt hat, einſt Kanz⸗ ler zu werden. Holſtein iſt ihm aus ſeinem Verkehr im Hauſe Bismarcks auch geſellſchaft⸗ lich bekannt und befreundet. Die beiden ha— ben lange Zeit zuſammen Ratſchläge erteilt, Entſcheidungen getroffen. Jetzt muß Holſtein in jähem Wechſel der Gefühle in ihm den Feind von morgen ſehen: ſolange Herbert von Bismarck im Amte iſt, kann der Vater jeden Tag wiederkehren. Dann iſt kein Platz da für den Mann, der Bismarck ſtürzen half, dann muß Holſtein gehen, aber dann— das iſt Hol⸗ ſteins ehrliche Ueberzeugung— beginnt auch eine Periode falſcher und unglückſeliger Po- litik für das Reich Die erſte Klippe Vierundzwanzig Stunden nach Bismarcks Sturz läßt ſich der ruſſiſche Botſchafter Graf Schuwalow beim Kaiſer melden. Er hat den Auftrag vom Zaren, den großen Vertrag zu erneuern. der in dieſen Tagen abläuft, und der Deutſchland und Rußland vor gegenſeitigem Ueberſall ſichern ſoll: die Nachwelt wird ihn unter dem Namen Rückverſicherungsvertrag kennenlernen. Der Kaiſer beſpricht ſich mit ſeinem neuen Kanzler; Herr von Caprivi aber fragt ſelbſtverſtändlich Holſtein. Der Vortra⸗ gende Rat hat vorher von dem ruſſiſchen Schritt gewußt; aber er weiß auch, daß Schu⸗ walow den Wunſch ſeines Herrſchers zum Ausdruck gebracht hat, den Vertrag möglichſt mit den Bismarcks abzuſchließen. Denn was Berlin, 30. Juni. In dem Bericht des Reichsjuſtizminiſters über die Arbeit der Amtlichen Strafrechtskommiſſion berichtet Prof. Dr. Graf von Gleiſpach über die Geſtaltung des wichtigen Abſchnittes „Angriffe auf die Sittlichkeit“ des kommenden Strafgeſetzbuches aus zweiter Leſung. Als ſchwerſtes ſtets zuchthauswürdiges Verbrechen ſteht die Notzucht an der Spitze. Für be⸗ ſonders ſchwere Fälle ſind mindeſtens fünf Jahre Zuchthaus angedroht und lebenslanges Zuchthaus zugeloſſen. Der Raſſeverrat gilt als beſonders ſchwerer Fall. Wenn das Opfer an den Folgen der Vergewaltigungen ſtirbt, kann ſelbſt auf Todesſtrafe erkannt werden. Für„Nötigung zur Unzucht“ iſt Ge⸗ fängnis nicht unter ſechs Monaten wahlweiſe neben Zuchthaus vorgeſehen. Ein beſonders wichtiger, dem geltenden Recht unbekannter, aber als dringend notwen⸗ dig erkannter neuer Tatbeſtand iſt in der „Nötigung wirtſchaftlich Abhäng⸗ C ã ¶õ TTT 31. März 1937 verlängert: die im Tarif vor- geſehenen Zuſchläge für Wagenladungsfracht von 4,6 und 8.— RM. fallen fort. Es enk⸗ ſällt ferner die Verpflichtung der Unterneh- mer, für Stückgüter und Teile von Ladungen im Ge icht über 0,5 Tonnen Rollgebühren genden Aenderungen mit Wirkung bis zum zu erheben. Zectbiled aus cle eglexung Hillalms ii. vom Ba. Naul Cattle Urheberrechtsſchutz: Preſſedienſt der Fr anck'ſchen Verlagshandlung, Stuttgart. auch immer Rußland gegen den alten Kanzler einzuwenden haben mag, immerhin gelten er und ſein Sohn doch als beſſere Bürgen der Freundſchaft mit dem Zarenreich als die neuen Männer. Holſtein erſchrickt. Mit einem Blick erkennt er die Lage, und ſofort beginnt ſein raſtlos arbeitendes Hirn— das immer die gewunde⸗ nen und künſtlichen Gedankengänge liebt, das aber diesmal auch die genaue Wahrheit trifft — die Schlußfolgerungen zu ziehen: Der Vertrag iſt ein Geheimvertrag. Immer wer⸗ den wir von Rußlands Verſchwiegenheit ab⸗ hängen. Rußland kann uns Bedingungen für ſeinen ferneren Umgang ſtellen. Die erſte aber wird ſein: Ich will mit dem bisherigen Ge⸗ ſchäftsfreund Bismarck weiter verkehren, und nicht mit fremden Leuten. Der Rückverſiche⸗ rungsvertrag, das bedeutet alſo: Verbleiben Bismarcks im Amte, oder doch bald ſeine Rückkehr, und das wäre— Holſteins Sturz. Der Vertrag wird nicht erneuert Herr von Holſtein betrachtet genau den Kanzler, der fragend vor ihm ſitzt. Er wägt den Charakter und die Abſichten des neuen Mannes ab und überlegt, wieviel und was er ihm ſagen darf. Und er begreift: die wirk⸗ lichen Motive darf er dieſem Mann dort nicht ſagen. Aber gibt es nicht auch politiſche Gründe genug? 0 „Mit Rußland ſind wir ſchon ſeit Jahren verfeindet. Ein Vertrag ändert daran nicht viel. Und bedenken Sie, wenn man in Wien von ihm erfährt! Auch ſogenannte Geheim⸗ verträge ſind nie ganz geheim zu halten. In Wien würde man ſich ſchmählich hintergangen fühlen, wenn man erfährt, daß wir mit ſei⸗ nem erbittertſten Feinde Freundſchaftsverträge ſchließen. Nie würden uns die Habsburger das verzeihen, und das Ende des Bündniſſes wäre ſicher. Etwas Greifbares iſt von dem Vertrag nicht zu erwarten, kommt es aber her⸗ aus, ſo ſind wir als falſche Kerle blamiert.“ Erleichtert hört es der Kanzler. Er hat ohnehin mit dem Gedanken geſpielt, den Ver⸗ trag nicht zu erneuern. Es iſt ſo kompliziert. gleichzeitig Rußlands und Oeſterreichs Freund zu ſein. Herr von Bismarck mochte mit mehreren Bällen zu ſpielen; Herr von Ca⸗ privi iſt eine gerade Soldatennatur und liebt die verwickelten und heimlichen Dinge nicht. Er iſt beglückt. daß der Mann— den Bis⸗ marck doch ſo hochgeſchätzt hat, jetzt dieſe Mei⸗ nung teilt. Aber noch iſt Herbert da. Der verſucht zu retten. was möglich iſt. Er ſpürt, wie in der Berliner Intrigenluft das Werk gefährdet iſt. Er beweiſt ſeine politiſche Klugheit, in⸗ dem er beſchließt, die ganzen Verhandlungen dieſer Atmoſphäre zu entziehen und nach Petersburg zu legen. Dort wird der deutſche Botſchafter mit dem ruſſiſchen Außenminiſter die Angelegenheit beſprechen Aber als er am Nachmittag in die geheime Regiſtratur kommt. um die Akten zu holen. die er nach Petersburg ſenden will, ſagt ihm der Kanzleiverwalter:„Das tut mir ſehr leid; aber wiſſen der Herr Graf denn nicht, daß der Herr Baron von Holſtein die Akten be⸗ reits abgeholt hat?“ Die Litllichkeit im kommenden Strafgeſetz Nokzucht, Schändung, Ausbeuk ung wirkſchaftlicher Abhängigkeit iger“ vorgeſehen. Es ſoll hier ein Verhalten getroffen werden, das man als Wucher auf geſchlechtlichem Gebiet bezeichnen könnte. Es wird nicht nur der Mißbrauch der durch ein Dienſt⸗ oder Arbeitsverhältnis“ entſtandenen Abhängigkeit erfaßt, ſondern auch der Tat⸗ beſtand, daß Arbeitsſtellen nur unter der Be⸗ dingung gewährt oder vermittelt werden, daß der Bewerbende unzüchtige Zumutun⸗ gen erfüllt. Beim Titel„Unzucht mit Kin⸗ dern“ iſt man in der zweiten Leſung wieder zu dem Schutzalter von 14 Jahren zurück⸗ gekehrt. Um den Einwand des Nichtwiſſens des Alters zurückzuweiſen, wird auch fahrläſ⸗ ſiges Handeln für ſtrafbar erklärt. Ergänzend werden unzüchtige Handlungen vor Kindern mit Strafe bedroht. Der Tatbeſtand der Ver⸗ führung wird dahin erweitert, daß nicht nur Mädchen, ſondern auch Knaben unter 16 Jahren gegen Verführung zum außerehelichen Beiſchlaf geſchützt werden und das Merkmal der Unbeſcholtenheit wegfällt. Ein weiterer Tatbeſtand iſt„geſchlechtliche Irreleitung der Jugend“. Er umfaßt neben unzüchtigen Schriften auch ſolche, die geeignet ſind, das Geſchlechtsgefühl der Jugend zu überreizen oder irre zu leiten. Um das Laſter des gleichgeſchlechtlichen Verkehrs wirkſam bekämpfen zu können, bleibt auch die Unzucht zwiſchen Männern mit Gefängnis bezw. Zuchthaus ſtrafbar. In Jukunft mehr Kredilmöglich⸗ keien für das Handwerk Der Generalſekretär des Reichsſtandes des Deutſchen Handwerks Dr. Schüler weiſt im „Deutſchen Handwerk“ darauf hin, daß der unverkennbare weitere Wirtſchaftsaufſchwung auch den Handwerksbetrieben nicht unerheb⸗ liche Neutätigkeit brachte. Hindernd mache ſich dabei oft bemerkbar, daß den Handwerks⸗ betrieben wegen der Kriſenjahre vor der Machtübernahme faſt durchweg die erforder⸗ liche Kapitaldecke fehle, um aus ſich heraus größere Aufträge durchzuführen. Manche Ar⸗ beit gehe dem Handwerk deshalb verloren. Es ſei daher in Zukunft nötig, dem Handwerk mehr als bisher Kreditmöglichkeiten— und zwar in Form des organiſierten Kredites— zu ſchaffen und die zweifellos beſtehende Be⸗ reitwilligkeit zahlreicher Kreditunternehmun⸗ gen zur Hergabe von Kredit an das Handwerk dadurch zu fördern. daß man die aufzuneh⸗ menden Kredite richtig lenke, Kapitalfehllei⸗ tungen alſo vermeide und auch durch entſpre⸗ chenden ſorgſamen Ausbau der Handwerks⸗ betriebe die erforderliche Vertrauensbaſis ſchaffe. Der Generalſekretär erinnert dann an die bereits geſchaffenen Kreditmöglichkeiten auf dem Spezialgebtet der Bauwirtſchaft. Auch habe ſich der Reichsſtand veranlaßt ge⸗ ſehen, um die Nachfrage nach langfriſtigen Bankkrediten zu tragbaren Bedingungen zu befriedigen und der kurzfriſtigen Verſchul⸗ dung des Handwerks, die bereits eine kaum noch vertretbare Höhe erreicht gehabt habe, zu ſteuern, an die Bank für Deutſche Induſtrie⸗ obligationen heranzutreten mit der An⸗ regung, die Anſchaffung oder Erſetzung wert⸗ voller Maſchinen zu unterſtützen. Der Reichsſtand werde den Kreditwünſchen des Handwerks weiterhin ſtärkſte Aufmerk⸗ ſamkeit zuwenden und durch entſprechende Verhandlungen mit ſämtlichen Kreditinſtitu⸗ ten darauf hinzuwirken ſuchen, daß den Be⸗ rechtigten Wünſchen nach Kreditmöglichkeiten durch Ausbau des Perſonalkredites, an dem nicht nur das Handwerk intereſſiert ſei, zu trag⸗ baren Bedingungen Rechnung getragen wer⸗ de. Andererſeits müſſe das Handwerk durch Ausbau der Betriebe die erforderliche Ver⸗ trauensbaſis ſchaffen und bei der Kreditauf⸗ nahme weiſe Zurückhaltung üben, Kredite nur 3 wenn ſie unbedingt gebraucht wer⸗ en. r Neuer Franziskaner-Prozeß Koblenz, 30. Juni. Die dritte Große Strafkammer verhandelte am Dienstag wie⸗ derum gegen zwei Angehörige der Franzista⸗ nergenoſſenſchaft in Waldbreitbach. Angeklagt waren der 28 jährige Helmut Reißing (Bruder Raimund) und der 26jährige Johann Lauer(Bruder Markus). Raißing, der mit 18 Jahren nach Wald⸗ breitbach kam, gibt zu in Bingen, Kreuznach, Waldmiel und anderen Orten mit acht Or⸗ densbrüdern widernatürliche Unzucht getrie⸗ ben zu haben. Er ſchiebt die Schuld auf den Alkohol und erklärt, er ſei durch einen Bru⸗ der Ladislaus verführt worden. Als er ſich einmal vor dieſem Treiben geekelt habe, ſei er zum Novizenmeiſter gegangen und habe dieſem Mitteilung gemacht. Als darauf aber nichts erfolgte, habe er jeden Halt verloren. Der Novizenmeiſter habe ihm lediglich geſagt, er ſolle die Dinge beichten und ſonſt nicht da⸗ rüber ſprechen. Sein Beichtvater wurde nun ausgerechnet der berüchtigte und bereits ver⸗ urteilte Pater Leovigill, der ihm in der Beich⸗ te ſagte, er ſolle den Oberen keine Mitteilung machen, denn das ginge ſie nichts an. Der Angeklagte wurde wegen fortgeſetzter widernatürlicher Unzucht zu zwei Jahren, zwei Monaten Gefängnis verurteilt. Der Bruder Markus(Johann Lauer) hat ſich durch ſechs ſelbſtändige Handlungen mit den Franziskanerbrüdern Elektus, Arnold, Zoſimus, Emeran, Caſper und Lecutius ſchul⸗ dig gemacht, die bei ihrer Vernehmung als Zeugen die Verfehlungen zugaben. Bruder Markus ging mit 20 Jahren ins Kloſter. Er gibt an, daß er es anfangs ſehr ernſt mit der Keuſchheit, der Armut uſw. genommen habe. Nach ſechsmonatigem Kloſteraufenthalt habe ihn der Bruder Elektus jedoch verführt. Im Oktober 1935 habe er ſich moraliſch verpflich⸗ tet gefühlt, aus dem Kloſter auszutreten, wieder ein ordentlicher Menſch zu werden. Der Angeklagte wurde wegen fortgeſetzter widernatürlicher Unzucht zu einem Jahr und 3 Monaten Gefängnis verurteilt. Gewillerflug über der Reichshaupfſtadt Berlin, 30. Juni. Am Dienstagnachmit⸗ tag konnte einer der dienſtälteſten Flugkapi⸗ täne der Lufthanſa, Flugmillionär Otto Ba⸗ bekuhl, einen einſtündigen Gewitterflug über der Reichshauptſtadt ausführen. Nach dem Flug, der bei einem Höhengewinn von etwa 1200 Meter bis in die Gegend des Tege⸗ ler Schießplatzes führte, landete Babekuhl in ſtrömendem Regen glatt auf dem Flughafen Tempelhof, von wo aus auch der Start erfolgt war. Außerordentlich beachtlich an dieſem Flug iſt die Tatſache, daß es ſich erſt um den zweiten Segelflug des Lufthanſa⸗ Kapitäns überhaupt handelte. 5 3 2 De deulſchen von Golſchee Bauern.. hauſierer... Amerikafahrer/ Von Dr. Eberhard Gudenrall Die Fahrt mit dem Lokalbähnchen ab Ljubljana, das iſt Laibach, die alte krainiſche Hauptſtadt, iſt langwierig genug, um uns ein leibhaftiges Gefühl in den Körper zu rütteln dafür, wie abgelegen, wie weltfern die deutſche Sprachinſel des Gottſcheer Ländchens iſt. Die eingleiſige Strecke der Sackbahn führt in end⸗ loſen Windungen, immerzu anſteigend, hinauf auf die Höhen des Karſt; Gottſchee iſt End⸗ ſtation. Wälder, überall Wälder, nach allen Seiten hin bedeckt Wald die Karſthöhe, Wald mit dichtem Unterholz zwiſchen Eichen, Fichten, Lärchen, Birken, Eſchen, Buchen. Wie konnte in dieſer abgeſchiedenen, von Bergketten nach allen Seiten abgeriegelten Gegend, eine deutſche Sprachinſel entſtehen? Deutſche Bauern kamen ſchon zur Zeit des Mittelalters als Koloniſten auf dieſe unbe⸗ ſiedelte Karſthöhe und haben ein Stück kargen Bodens urbar gemacht, ein keineswegs durch Fruchtbarkeit verlockendes Stück Waldland, von dem die rings in niedrigeren und frucht⸗ barenen Tälern ſitzende ſloweniſche Bevölke⸗ rung nicht mehr Beſitz ergriffen hatte. Dieſe Koloniſation war gänzlich un⸗ politiſch und darum ſchon eigentlich ver⸗ hängnisvoll; eine Koloniſation ohne gleich⸗ eitige machtpolitiſche oder kulturpolitiſche Idee als Triebkraft iſt immer ſchon an ſich eine geſchichtliche Unterlaſſungsfünde. Wie war es denn hier? Auf einen verhältnismäßig beſchränkten leeren Raum wurden deutſche Bauern verpflanzt, ſie verwuchſen mit der in mühſamer Kultivierung errungenen Scholle, aus gemeinſamem Blut und Boden entſtand inmitten fremden Sprachgebietes ein ſelb⸗ ſtändiges Völkchen, jedoch ohne gegebene poli⸗ tiſche Selbſtändigkeit und Freiheit, den meiſt nicht im Lande ſelbſt ſitzenden Grundherren von Gottſchee zins flichtig, und wie nun dieſes Völkchen wächſt, vermag es weder der eigene karge Boden mehr nährend zu tragen, noch iſt ihm nach irgendeiner Seite hin eine Aus⸗ dehnungsmöglichkeit gegeben. Tu' beſſere Zeiten hol'n!“ Von den verſchiedenen deutſchen Sprach⸗ inſeln im europäiſchen Südoſten iſt das Gott⸗ ſcheer Ländchen eine der älteſten und kleinſten, vielleicht auch die merkwürdigſte. Wenn man durch dieſes einſame Waldland fährt, wird man geſchichtsgläubig, und man mag ſich gerne vorſtellen, daß hier einſt abgeſplitterte Volks⸗ teile aus dem pannoniſchen Oſtgotenreich der Völkerwanderungszeit zurückgeblieben ſind, wie Valvaſor und andere ältere Geſchichtsſchreiber des Krainer Landes wiſſen wollen. Die eigentliche Beſiedelung der heutigen Sprachinſel fällt iedenfalls erſt in die ſpät⸗ mittelalterliche Koloniſätionsperiode. Es mag um das Jahr 1330 geweſen ſein, als die erſten Koloniſten ins Land gekommen ſind. Kurz hinter dem ſlawiſchen Reifnitz erreicht heute die Bahn die Orte Koflern und Mooswald als eine der Faden Anſiedlungen. Das ſind unverkennbar bajuwariſch klingende Orts⸗ namen; vermutlich kamen jene erſten Kolo⸗ niſten aus Kärnten und Oſttirol, wo die Grafen v. Ortenburg Grundherren waren. Namen, deutſche Namen! Das iſt das erſte, was man bei einem Gang durch die Stadt Gottſchee erlebt. Man lieſt dieſe Namen von den Ladenſchildern, von Wirtshäuſern, wo man ſie nur findet. Und man tritt in eine „Gemiſchtwarenhandlung“ ein und kauft irgendeine Belangloſigkeit, nur um deutſch mit Deutſchen zu reden. Iſt das nicht, inmitten eines fremden Landes, in dem man ſich be⸗ wegte, ohne die Sprache der Menſchen zu ver⸗ ſtehen, nun etwas ganz Seltſames? Draußen auf der Landſtraße ſingt eine bäuerliche Frau ihrem Enkelkind einen deutſchen Kinderreim vor. Sie ſcherzt mit ihm:„Mein Enkele, biſt du mein Enkele?“ Sie ſchilt ihn„du Krawatt, du“, ſie will mit ihm„a bißl raſten“. Klingt das nun ſchwäbiſch, fränkiſch oder bayeriſch? An der Bahn nach Laibach verabſchieden ſich ein paar Gottſcheer in humorvoller Weiſe, der eine ruft dem Abreiſenden zu:„Tu' beſſere Zeiten hol'n. Wann du kane beſſere Zeiten mitbringſt, bleib lieber oben.“ N den abgelegenen Walddörfern iſt der Dialekt weniger hochdeutſch abgeſchliffen und hat ſchwexrer verſtändliche eigentümliche Laut- bildungen, aber man kann ihn auf keine be⸗ ſtimmte oberdeutſche Mundart feſtlegen, es iſt ein Miſchdialekt, der ſich aus den ver⸗ ſchiedenen Dialektidiomen der aus verſchiedenen Gauen Deutſchlands hierher Gewanderten ge⸗ bildet hat. Die Gottſcheer geh'n hauſieren Schon in früheren Jahrhunderten haben die Gottſcheer, um den fehlenden Ertrag s Bodens auszugleichen, ſich dem Hauſier⸗ bandel zuwenden müſſen, durch den ſie zu merkwürdiger Berühmtheit gelangten. Damit bat es eine beſondere Bewandtnis. Bereits im erſten Jahrhundert der Koloniſation war die Hirtſchaftliche Kraft des Gottſcheer Volkes durch die von Kroatien her erfolgten wiederholten Fürkeneinfälle ſchwer geſchädigt wor⸗ en. Es war vor allen in den Jahren 1469, 4480 und 1491, da flammten auf den 1 kuppen die Kreutfeuer, Signalfeuer, auf als Warnungszeichen vor den heranſtürmenden Horden; dann boten Die Tabore, die Kirchen⸗ buraen den einzigen Schutz für das Cen der Bewohner, während die Tarken das Land ver⸗ wüſtelen, Stadt und Dorf in Brand ſteckten und viele Leute in die Gefangenſchakt und Sklaverei verſchleppten. Noch während des ganzen ſechzehnten Jahrhunderts ſind ſchwere Türkeneinfälle— neun etwa an der Zahl— zu verzeichnen. Dieſe furchtbaren Ereigniſſe Deren es, die den deutſchen Kaiſer bewogen, den Gottſcheern in Anſehen des erlittenen „Türkenruins“ durch die Verleihung eines Privilegs für den Hauſierhandel in den deut⸗ ſchen Reichslanden(1492) einen Schadenerſatz zu gewähren. So zogen ſie„auf Saumroſſen“ durch die Alpenländer und in die Landſchaften der kroatiſchen Tiefebene bis in die Moldau und Walachei und verkauften die Erzeugniſſe ihrer Heimat, vor allem kunſtvoll angefertigte Holz⸗ geräte für den Haushalt und ſchön geſponnene Leinwand. Beſonders Leinwand wurde viel nach den nagen Adriahäfen Fiume und Trieſt verfrachtet. Von dort nahmen ſie als Rück⸗ fracht N 147 mit, für die ſie bald einen lohnenden Abſatz fanden; ſo waren ſie weſent⸗ lich an der Begründung des Südfruchthandels beteiligt. In dem erneuerten Privileg vom Jahre 1774 hat Kaiſer Joſeph II. den Gott⸗ ſcheern den Handel mit Oel, Pomeranzen, Limonen, Feigen ausdrücklich beſtätigt. So iſt jahrhundertelang ſtets ein großer Teil der Männer während der Wintermonate durch Stadt und Land. gewandert, während den meiſt in Armut zurückbleibenden Frauen und Kindern die Winterarbeit auf dem Hofe oblag, bis dann im März oder April die Männer zur Feldarbeit des Sommers wieder zurück⸗ kehrten mit den kleinen Erſparniſſen aus ihrem Handel. Verſäumtes Volk Den Ortenburgern waren als Eigentümer der Herrſchaft Gottſchee die Grafen von Eilli gefolgt, nach deren Ausſterben 1457 die Habs⸗ burger, welche die Herrſchaft wiederum an Jörg von Thun verkauften, deſſen Bedrückung unter den Gottſcheer Bauern im Jahre 1515 einen Aufruhr entfachte, daß ſie ihn erſchlugen. Vielfach war es den Eigentümern der Herr⸗ ſchaft Gottſchee ſowie den von dieſen beſtellten Pfandinhabern, hauptſächlich um die Erzielung eines möglichſt großen Ertrages auf der Herr⸗ ſchaft zu tun. So haben die zur Führung Berufenen leider nicht im Sinne einer poli⸗ tiſchen Geltung des Gottſcheer Völkchens ge⸗ wirkt, und es wurde verſäumt, die damals unter verſchiedenen deutſchen Lehensherren ſtehenden anderen deutſchen Bauernſchaften in Krain und in der Friauler Mark zu einem Zuſammenſchluß zu bringen. Alſo gingen die bereits vorhandenen mannigfachen deutſchen Volksbodenbrücken in der Südoſtmark des nach⸗ karolingiſchen Reiches wieder unter, und nur das Gottſcheer Ländchen trug allein und ab⸗ geſchloſſen das deutſche Volkstum weiter. Für das ſtarke Volksbewußtſein der Gott⸗ ſcheer zeugt. ſchon die Tatſache, daß ſie ſich nich! mit der umuegenden ſloweniſchen Bevonterung vermiſcht haben. In einem älteren Bericht heißt es:„Sie vermeiden ſorgfältig alle Ver⸗ miſchung durch Heiraten mit ihren Nachbarn, den ſloweniſchen Krainern, Kroaten und an⸗ deren Grenzern. Ebenſo ſelten als ungern ſie ihre Töchter ſich auswärts vermählen laſſen, um ſo behutſamer ſind ſie noch, Weiber, die nicht Gottſcheerinnen ſind, zur Ehe zu nehmen.“ In ſtetigem unaufhörlichem Wachſen ſtieg die Bevölkerung Gottſchees bis zum Jahre 1880 auf die Höchſtziffer von etwa 25 000 Deutſchen. Infolge der ungenügenden Ertrag⸗ fähigkeit des Bodens und da eine Ausbreitung über den Gottſcheer Volksboden hinaus, wie etwa bei den Deutſchen der Batſchka und des Banats, nicht möglich war, ſetzte nunmehr eine ſtarke Auswanderung ein; das Amerika⸗ fieber jener Zeit erfaßte auch das Gottſcheer Ländchen. Wenn ſich neuerdings ein Bevölkerungs⸗ uwachs im Gottſcheer Ländchen zeigte, ſo iſt ieſer größtenteils auf den Zuzug der zahl ⸗ reichen ſloweniſchen Beamten kürkazafahren, die ſeit der Zugehörigkeit zu dem neugegrün⸗ deten jugoſlawiſchen Staat von der neuen Re⸗ gierung in die Amtsſtellen geſetzt worden ſind. Ein ziemlich heftiger Nationalitätskampf wurde mit dem Jahre 1919 von ſloweniſcher Seite begonnen, in dem nunmehr eine gewiſſe Be⸗ ruhigung eingetreten iſt. Damals wurde in den deutſchen Volksſchulen Sloweniſch als Unterrichtsſprache eingeführt. Inzwiſchen hat das neue Volksſchulgeſetz von 1929 die Minderheitenrechte etwas mehr zur Geltung kommen laſſen. Aber das 1872 in Gottſchee gegründete deutſche Gymnaſium iſt aufgehoben, ebenſo das Schülerheim und die Hachſchule für Holzinduſtrie. Rühmlich war die Haltung der Kirche, die unter dem einſichts⸗ vollen ſloweniſchen Biſchof unentwegt im Ge⸗ brauch der deutſchen 7 blieb, in der Er⸗ kenntnis, daß man die Seele der Menſchen nie⸗ mals in einer e Sprache erreichen kann. Deutſch und ſloweniſch wird gepredigt in der Stadt Gottſchee, die im 3 zu den großenteils reindeutſchen Dorfgemeinden neuer⸗ dings zu einem Drittel ſloweniſche Bevölkerung aufweiſt. An der Kirchentür der ſehr ſtattlichen Gottſcheer Pfarrkirche war an einem Wochen⸗ tag der Anſchlag zu leſen:„Heute deutſcher Volksgeſang.“ In den Gaſtwirtſchaften und in dem kleinen ſtädtiſch behaglichen Kaffee liegt die„Gott⸗ ſcheer Zeitung“ auf, in der die Gottſcheer Deutſchen ein ſelbſtändiges Organ beſitzen. Die ſtärkſte Kraft des Gottſecher Volkstums aber liegt draußen auf den einſam verſtreuten Wald⸗ börfern, liegt in der unüberwindlichen Heimat⸗ liebe des Gottſcheer Bauern, dem die eigene Scholle deutſcher Volksboden iſt, erworben mit dem Schweiß und Blut ſeiner Ahnen. euflige Anekdolen um große Künſtler Diplomatie Im Jahre 1873 bot ein Berliner Theater⸗ agent dem bekannten franzöſiſchen Dramatiker Alexander Dumas, Sohn, 8000 Mark, wenn er ihm ſein neueſtes Schauſpiel„Claude's Frau“ zur Aufführung in Berlin überlaſſe. Dumas antwortete:„Mein Herr, Ihre Bedingungen für mein Stück genügen mir nicht. Ich will das Elſaß.“— Der Theateragent antwortete ihm umgehend:„Wegen einer ſolchen Vergütung für Ihr Stück müſſen Sie ſich mit Bismarck in Verbindung ſetzen.“ Die Kreuze Richard Wagner erhielt häufig Arbeiten junger Komponiſten zur Begutachtung vor— gelegt. So erhielt eines Tages das Erſtlings⸗ werk eines hoffnungsvollen Jünglings mit der Bitte, etwaige Fehler anzukreuzen. Die Arbeit kam ohne ein einziges Kreuz zurück. Er⸗ freut eilte der Jüngling zu Wagner:„Verehr⸗ ter Meiſter, war meine Arbeit denn wirklich fehlerfrei!“—„Das gerade nicht“, meinte Wagner,„aber ich wollte aus Ihrem Manu⸗ ſlript keinen Friedhof machen.“ Der Aeppelwein. Werder bei Berlin hat Frühlingsfeſt bei Obſtwein, der,— reichlich genoſſen— beim einen dieſe, beim andern jene Wirkung hat Im Laufe des Abends ſpielte das Orcheſter eines großen Gartenreſtaurants u. a. die Ab⸗ ſchiedsſinfonie von Haydn, bei der bekannt⸗ lich ein Muſiker nach dem anderen ſeinen Part beendet und mit dem Inſtrument unterm Arm abgeht, bis ſchließlich der Dirigent ſeinen Stab hinlegt und ebenfalls verſchwindet. Eben klemmen ſich wieder zwei Flötiſten ihre ſchwarzen Rohre untern Arm und hauen ab. Da hört man aus der Mitte des Gartens eine weibliche Stimme:„Siehſte, Juſtav, da va⸗ duften ſchon wieder zwei, ik ſage dir, trink mer nich ſo ville von dem Aeppelwein.“ Die Gans. Adolf von Menzel ſaß an einem ſchönen Sommmertage in einem ſchattigen Garten⸗ lokal vor den Toren Berlins. Vor ihm lag das unentbehrliche Skizzenbuch. Nicht weit von ihm, in Menzels Blickrichtung, hatte ſich ein junges Pärchen niedergelaſſen, das ſich vor Vornehmheit gar nicht zu faſſen wußte. Men⸗ zel begann zu zeichnen, blickte ab und zu hoch, zeichnete weiter. Plötzlich ſtand der Herr vom Nebentiſch vor ihm:„Mein Herr, die Dame in meiner Geſellſchaft verbittet ſich, von Ihnen gezeichnet zu werden.“— Menzel ſchaute ganz erſtaunt auf, hielt dem ſtürmiſchen Herrn ſein Skizzenbuch unter die Naſe und fragte arglos: „Iſt das vielleicht Ihre Dame“— Der Herr ſchoß mit feuerrotem Kopf an ſeinen Tiſch zu⸗ rück. Menzels Skizze zeigte eine.... fette Gans. Auch eine Kritik. Jean Baptiſte Racine, Frankreichs großer Dramatiker ſollte einmal ein Urteil über ein von dem ſelbſtgefälligen Ludwig 14. verfaß⸗ tes Gedicht abgeben. Das Geiſtesprodukt des „Sonnenkönias“ war allerdings unter allen Kanonen.— Um ſich aber die Gunſt des lau⸗ niſchen Herrſchers nicht zu verſcherzen, faßte Raeine ſein Urteil dahin zuſammen:„Sire, Ihnen iſt nichts unmöglich. Sie haben ein ſchlechtes Gedicht machen wollen und das iſt Ihnen vollkommen gelungen.“ Ein Unterſchied. Als Mark Twain noch Samuel Clemens und ein kleiner Junge war, mußte ihn eines Tages ſein Vater wegen einer Ungezogenheit züchtigen und verabreichte ihm eine Tracht Prügel auf den Hoſenboden. Nach Beendi⸗ gung der ſchmerzhaften Exekution wandte ſich der Vater an ſeinen Sohn:„Glaube mir, Junge, wenn ich dich züchtigen muß, ſo tut mir das ebenſo weh wie dir, vielleicht noch mehr.“—„Mag ſein“, antwortete der kleine Samuel,„aber nicht an der gleichen Stelle.“ Begegnung. Moritz von Schwind, der bekannte Wiener Malerpoet, war ein ebenſo leidenſchaftlicher wie ſchlechter Jäger. Als er einmal bei einem befreundeten Gutsbeſitzer zur Jagd geladen war, begegnete ihm auf einem Spaziergang durch die Felder ein Gutsarbeiter, der bei größeren Jagden auch als Treiber Verwen⸗ dung fand. Da Schwind das Geſicht des Mannes bekannt vorkam, wandte er ſich an dieſen:„Sagen Sie mal, Sie kommen mir ſo bekannt vor, wo habe ich Sie ſchon einmal getroffen?“—„Hier“, war die Antwort des Treibers, wobei er ſich bezeichnend mit der Hand über einen gewiſſen Körperteil fuhr. Bekanntmachungen der A. S. D. A. B. DA P., Gau Heſſen⸗Naſſau. 15 r am Main, Gutleutſtraße 8—14, dolf Hitler⸗Haus. Fernſprecher: 30 381, Poſtſcheckonto: 53 003 Schriftverkehr: Benutzt im eigenen Intereſſe für jede Abteilung geſonderte Bogen Sprechſtunden: Vormittags: Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag von 3 Uhr. Nachmittags: Dienstag, Mittwoch und Freitag, von 17—18 Uhe. Sonſt nur in Eilfällen, nach vorheriger Anmeldung. 0 L 9. Kreisgeſchäftsſtelle Heppenheim an der Bergſtraße Kaiſerſtraße 3 Aetere“ 31⁵ Sprechſtunden des Kreisleiters: 1 kes von 15—18 Uhr Der Kreiskaſſenleiter. Ich erſuche wiederholt um pünktliche Ein⸗ ſendung der monatlichen Meldung bis zum 1. Juni, abends, hier eintreffend. Der Kreisorganiſationsleiter. Betr.: Rundſchreiben Nr. 112/36. Der in obigem Rundſchreiben angeord⸗ nete Einzug der Ausweiſe gilt ſelbſtver⸗ ſtändlich nur für die ſeinerzeit ausgeſtellten Ausweiſe, die zum Tragen des Braun⸗ hemdes berechtigen. Kreispreſſeamt Heppenheim. Der für Donnerstag, 2. Juli, nach Wein⸗ heim einberufene Appell der Preſſeamtslei⸗ ter und Referenten fällt aus. NSLB., Kreis Heppenheim. Betr.: Beitrag für Penſionäre. Ab 1. Juli zahlen alle Penſionäre wieder die vollen Monatsſätze. Betr.: Poſtquittungen für d. NS. Erzieher. Ab Juli d. J. werden die Poſtquittungen f. d. NS.⸗Erzieher nicht mehr an den Be⸗ zirkskaſſenwart abgeliefert. Betr.: Monatsbeiträge zum NSLB. Ab Juli dürfen für den Bezug des NS. Erziehers keine Abzüge mehr gemacht werden. Es ſind alſo die jeweiligen Beiträge in voller Höhe bis zum 25. des Vormonats auf das Konto 1146 bei der Bezirksſparkaſſe Heppenheim ein⸗ zuzahlen. NSLB., Bezirk Heppenheim. Arbeitsgemeinſchaft Volksſchule Die Arbeitsgemeinſchaft tagt am Freitag, 3. Juli, nachm. 5 Uhr im Heppenheimer Stadt⸗ ſchulhaus. Thema:„Das deutſche Haus“ Ruppert, Kreisleiter Aus cer H. d. Bd M., Gruppe 22/249. Am Donnerstag, den 2. Juli, treten alle Mädel der 3 Scharen pünktlich um 20 Uhr im Hofe der Oberrealſchule in Kluft zu einer Be⸗ ſprechung an. Turnzeug mitbringen. Der Heimabend heute Mittwoch fällt aus. Heil Hitler! Die Führerin der Gruppe 22/249 m. d. F. b.: M. Tanner, Mädelſcharführerin Jungmädelgruppe Heppenheim 11/249. Die IM.⸗Schaften 1—5 einſchließlich, treten heute Mittwoch, den 1. Juli, pünktlich 4 Uhr in Kluft vor der Oberrealſchule an. Die Bilder⸗ ausſtellung im Amtshof wird beſucht, deshalb 10 Pfennig mitbringen! Der Heimmittag für dies Zchaften fällt dieſe Woche aus. Heil Hitler! Die Führerin der I⸗Gruppe 11 m. d, F. b.: E. Wahl. N ASB-S. Amt für Arbeitsführung und Berufserziehung. Die Gauwaltung der PAF. beabſichtigt im Herbſi dieſes Jahres Bilanzbuchhalterprüfungen abzuhal⸗ ten. Alle Kaufleute und Buchhalter, die beabſichti⸗ gen, ſich an einer ſolchen Prüfung zu beteiligen, werden aufgefordert, ſich bis zum 2. Juli 1936 bei der Deutſchen Arbeitsfront, alte Sparkaſſe, Laudenbachertor, zu melden. Steffan, Kreiswalter * r 8 * l — . Ein⸗ jun geord⸗ 1 tellten taun⸗ Wein: ſtslein dieber et. ngen Be⸗ dag, Stadt, tet alle t in Be⸗ abend — — —— ——— „5 K 37361 K 38500. Praktiſches Hauskleid aus einfarbigem Waſchſtoff in durchgehender Schnittform mit kurzen RNaglanärmeln, ſeitlichen Taſchen, aufgeknöpſtem Kragen und einer Schürze (ſiehe oben) aus bunt geſtreiſtem Stoff, die ebenfalls oben und am Gürtel dem Kleid aufgeknöpft wird. Erforderlich: 3,20 m Kleidſtoff, 1,20 m Schürzenſtoff, 20 em Kragenſtoff, je 80 em br. Bunte Beyer⸗Schnitte für 88 u. 96 em Obw. W359354. Praktiſche Kleldſchürze, vorn breitübereinandertretend. Erf.: 4,10m Stoff, 80 em br. B. Beyer⸗Schn. f. 104 em Obw. KW 59361. Kittelſchürze mit kurzen Naglanärmeln und vorderem Knopfſchluß für ſunge Mädchen. Erforderlich: 2,70 m Stoff, 80 em br. Bunte Beyer⸗Schnitte für 14 J. Bequeme Kleidung zu Hauſe m Frühſtückstiſch erſcheint die Frau in einem kleidſamen Mor enrock, zur Haus arbelt tragt ſie gern ein prak⸗ tiſches Schürzenkleid aus Indanthrenſtoff. Wenn der Mann abends müde heimkehrt, zieht er eine bequeme Haus jacke an, die ihm ſeine Frau ſelbſt genäht hat. Auch ein Pyjama iſt für ihn bereitgelegt. K 37360. Morgenrock aus ſchwarzem Krepp⸗Satin mit großem, glockigen Schulterkragen in Altroſa. Erf.: 4,50 m dunkler, 70 em heller Stoff, je 95 em br. Bunte Beyer⸗Schnitte für 100 u. 112 em Obw. K 37361. Sehr keidſam iſt der große Capekragen des ärmelloſen Morgenrockes aus Waſchſamt. Erforderlich: 6 m Stoff von 80 em Breite. Bunte Beyer⸗ Schnitte für 92 und 100 em Oberweite. K 37365. Für den gutwärmenden Morgenrock durch⸗ ſteppt man 1 und Flanelleinlage oder man verwendet fertig käuflichen, wattierten Stoff in zweit Farben. Erf.: 4,70 m heller, 1,30 m dunkler Stoff, je 80 em br. B. Beyer⸗Schn. f. 96 u. 104 em Obw. . Zeichnungen: 3 Hanna Pfeiſſe K 58500 W 59354 XW 39361 HJ 132. Bequeme Haus facke aus Flauſch, deren Armelaufſchlaͤge und Neverskragen mit gleichfarbigem Tuch bekleidet ſind. Schnurberandung, Schnurornamente und Knebelſchluß. Erf.: 1,50 m Flauſch, 140 em br., 60 em Tuch, 130 em br. Bunte Beyer Schn. f. 92, 100, 104 u. 112 em Obw. GW 358311. Herren⸗Schlafanzug aus farbigem Flanell mit Schalkragen und Aufſchlägen in dunklerer Farbe. Erf. 8 m Stoff, 85 em Beſatzſtoff, nt je 80 em breit. Bunte Beper⸗Schnitte für 90, 96 und 104 em Oberw. Jugendliche ommer-Tunzkleider bine fallen und kein griesgrämiges Geſicht machen, den. wenn im Ferienort„ſchon wieder“ abends ein Vergnügungsprogramm angeſetzt iſt. Luſtig mitmachen iſt weit bekömmlicher, und beſon⸗ ders dann, wenn man eine beinahe erwachſene Tochter hat, die Neues kennen lernen will. Daß ſie beim Ausgehen auch hübſch und modern ausſehen ſoll, iſt eine Selbſtverſtändlichkeit. dadurch, Blütenſträuße Bevorzugt werden duftige Stoffe und tes Tüllkleid ſelbſt mit feinen Handſtichen ver- ſticken kann. weite Rockformen in ſtarkem Gegenſatz zur Ta- ſchönen kann. Ausgezogene Hohlſaummotive Taft Sommer und Blumen ſind ſtets eine beliebte geskleidung, denn Abwechflung iſt ja der Haupt⸗ Mode⸗Verbindung, wenn dann noch der Tanz reiz der Aus dieſer Folgerung bringt immer nur Käſtchen und Reihen zu bilden, ſon— dazukommt, ſcheint alles in Jugend getaucht. ſie diesmal Schleierſtoffe und Elasbatiſte, die dern kann Landſchaften und Figuren durch Man ſollte überhaupt die Feſte feiern wie ſie auch mit Voile und Organdy bezeichnet wer⸗ Ausziehen in Verbindung mit Stiel- und Dick— und vorgeſchlagen ſchwächere teil, das je nach der Stoffart gerade oder lleid ihrer Töchter Kunſtſeiden Leicht geſteifter Tüll und Taft ſchräg genommen oder in einzelne Teile auf- den Vorzug geben, weil ſie damit gleichzeitig ſind die weiteren Favoriten, die außer in weiß gelockert iſt, und wenn das Kleid ärmellos Im Winter tanzt man zwar in Skihütten auch in roſa, hellblau, im Sportanzug, aber im Sommer in feſtlicher für Jungmädchenkleider Umgebung, angetan mit dem Strandanzug, tan⸗ und nicht unbedingt einfarbig zu ſein brauchen. den Blende eingefaßt iſt. Für ſolche Blenden zen zu wollen, geht uns gegen das Stilgefühl. Naturfarbene Wir habens ja auch garnicht nötig, denn die einzelne Blumen gibt es auf Taft, kleinere Ar⸗ oder Seidenbänder, die man, wenn das Stoff⸗ Sommer⸗Abendkleider ſind im Material recht ten, eingeſtickt auf Tüll, ſo daß man ein apar⸗ muſter einfarbig iſt, mittelgroße eignen ſich ebenſo gut andersfarbene Samt⸗ Jungmädchenkleider aus Pikee, Leinen Will man Taft und Tüll oder und Spitzen zuſammenbringen, dann wirken auf Tüll plaſtiſch, und man braucht nicht muß man die Rockform auf den Hüften eng halten, damit die andersgeartete breite Rock⸗ blende und die abſtehenden Aermel beſſer zur Geltung kommen. Weite Bauſchärmel müſſen ſtich einfügen. Das ſind dann ebenſo originelle bei Verwendung durchſichtiger Stoffe mit Ihre Wirkung unterſcheidet ſich gegen früher wie moderne Muſter, die unſerer Geſchmacks- Roßhaareinlage geſteift werden, denn Stärke ein gleichfarbenes Unterkleid richtung ſehr zuſagen. 4 1 beanſpruchen. Weiß iſt für dieſe beiden Stoff- Als Formen für alle leicht geſteiften Stoff⸗ die Form. arten am ſchönſten. Kleine und größere Punkt- arten wählen wir ein enganliegendes Ober— und Blümchenmuſter Fäden hervor. und heißes Plätten allein erhält ihnen nicht Viele Mütter werden für das erſte Tanz⸗ und Seiden für Tanzſtundenkleidung vorſorgen. Hierfür hellgelb ſein ſoll, mit einer den Nacken umſchließen— ſind noch immer Rüſchen, Falbeln, Reihfält⸗ werden den und den Rücken beliebig weit freilaſſen⸗ chen und andersfarbene Schärpen beliebt. Er⸗ wähnenswert iſt ferner, daß es reizende und Kretonne gibt, die ſich ſpäter leicht umarbeiten mit bunten Blüten be⸗ laſſen. 1 u, in ſo iuslun al 2 denn mit Opekia wird die Marmelade billiger. Ohne Opekta nämlich kocht die Marmelade durch die lange Kochzeit häufig bis zur Hälfte ein. Mi! Opekfta jedoch bekommen Sie ungefähr das ganze Gewicht an Marmelade in die Gläser, das Sie an Obst und Zucker in den Kochtopf geben. Die Kunſt des Alterns Iſt denn das Altern eine Kunſt?, wer⸗ den viele Frauen fragen. Das Altern iſt doch etwas Gegebenes und tritt mit einer unerbittlichen Geſetzmäßigkeit in die Er⸗ ſcheinung. Viel eher iſt das Jungerhalten, das Jungſcheinen eine Kunſt. Denn künſt⸗ liche Mittel und künſtliche Dinge werden in Mengen angewendet, um einen immer⸗ währenden, äußeren Frühling des Lebens, oder einen leuchtenden, üppigen Hochſom⸗ mer mit der Fülle des Blühens feſt⸗ zuhalten. Von einem Herbſt wollen die wenigſten Frauen etwas wiſſen. Und wenn ſie in den Vierzigern, im be⸗ ginnenden Herbſt ihres Lebens ſind, ſo möchten viele von ihnen dieſes Stadium des heraufziehenden Alterns nach Kräften hinausſchieben und übertünchen. Die Wiſſenſchaft hat ein großes, neues Feld auf dem Gebiet der Verjüngung frei⸗ gelegt. Die Kosmetik liefert unzählige Mittel und Mittelchen, um die Falten⸗ bildung anzuhalten und zu beſeitigen und der Haut die Farben der Jugend und Geſundheit zu geben. Weit beſſer und ſicherer aber arbeitet die chirurgiſche Schönheitspflege, die durch kleine, unſicht⸗ bare Einſchnitte und Nähte die Haut an⸗ zieht und ſtrafft. Herrlich!— Da hat ſo eine Frau von fünfundvierzig Jahren ein glattes, falten⸗ loſes Geſicht.— Aber etwas ſtimmt doch nicht ſo ganz. Das verjüngte Geſicht hat einen geſpannten und müden Ausdruck. Seltſam.— Die Augen der Fünfund⸗ vierzigjährigen ſind geblieben, die Augen, die ſchon mehr geſehen und erlebt haben, als das glatte Geſicht ſagt, und die nun müde oder krampfhaft luſtig dreinſchauen. Augen, die ſtumm von der Anſtrengung des um jeden Preis Jungſeinwollens erzählen. Das Geſicht hat eine ſeltſame Leere. Ja, hat denn dieſe Frau von Fünfundvierzig gar nichts erlebt? Sind Freud und Leid, Ehe und Mutterſchaft, geiſtige Arbeit und künſtleriſches Schaffen ſpurlos an ihr vor⸗ übergegangen? Wo ſind die feinen Linien, die ein Entſagen und Entbehren, eine Güte und Mütterlichkeit, ein Denken und geiſtiges Arbeiten mit leichten, ſicheren Strichen zu einem unverkennbaren Aus⸗ druck in das Geſicht modelliert haben? „Weiter herrſcht in den Jahren über fünfundvierzig bei den meiſten Frauen eine ürch Angſt vor dem Klimakterium. Sie ürchten, mit dem Aufhören der bisher periodiſch wiederkehrenden weiblichen Funktion, geht ein raſches, körperliches Verblühen Hand in Hand. Alle Beſchwer⸗ den des Klimakteriums werden ſtandhaft getragen und will der Körper zur Ruhe kommen, verſucht man ihn durch allerlei Manipulationen, durch das Einnehmen von Hormonpräparaten wieder auf ſeine urſprüngliche, gewohnte Tätigkeit zu bringen.— Aber warum der Natur in die Arme fallen? Es iſt— auch im Körper⸗ haushalte— alles viel weiſer und geſetz⸗ mäßiger eingerichtet, als Menſchenkräfte es vermögen. Und ſehr, ſehr viele Frauen erleben nach dem Klimakterium, nach dem Wechſel— wie ſchon das Wort ſagt— ein neues Aufblühen, neue Kräfte und neue geiſtige Spannkraft. Die angreifenden, periodiſch wiederkehrenden Unpäßlichkeiten der Frau ſind überwunden und nun zeigt es ſich, was die Frau aus ihrer Jugend, aus ihrer Erfahrung in dieſen neuen Lebensabſchnitt mit übernimmt. Die Jugend iſt etwas Unbeſchreibliches, etwas Gottgewolltes, etwas Einmaliges. —— Ein Geſchenk von ſolcher Köſtlichkeit, daß man es bis zur Neige ausſchlürfen ſoll. Menſchen, die in der Jugend ſtets an ein wohlbeſtaltetes Alter denken, Ehe⸗ gatten, die vom erſten Tage ihrer Ehe an für das Alter ſparen und ſorgen, ſind in Wirklichkeit nie jung geweſen. Leicht⸗ ſinn und ein Wiſſen um die Welt des Lebens ſind grundverſchiedene Begriffe. Und die Erlebniſſe und ideellen Werte, die man in der Jugend gekoſtet und geſammelt hat, ſind der Beſitz, der das Alter ver⸗ ſchönt, ihm Inhalt gibt und es erträglich macht. Töricht iſt es, in ſpäteren Jahren etwas vermeintlich Verpaßtes nachholen zu wollen. Eine alternde Frau, die durch Schmücken und Putzen Jugend vor⸗ täuſchen will, ſetzt ſich der Lächerlichkeit aus. Und wenn ſie ſich gar noch auf das Gebiet der„Liebe um jeden Preis“ wagt, ſo iſt ſie ein traurige, unmögliche Geſtalt. — Wenn ſich aber die Gedanken des Nicht⸗ erlebten, Unerfüllten bohrend einſtellen, wenn die Wunſchträume phantaſtiſche, peinigende, nie erreichbare Liebes⸗ angelegenheiten vorgaukeln, ſo hilft hier nur unerbittliche Offenheit gegen die eigene Perſon. Eine Wahrhett, die ſezierend alle Truggebiete mit ſcharfem Meſſer entfernt und die Frau zu der Klarheit kommen läßt, die ſie im Leben und beſonders im Altern unbedingt haben muß. Jeder Lebensabſchnitt hat ſeine ein⸗ maligen Genüſſe und Bedingungen und die reife, gütige, wiſſende, mütterliche Frau wird mehr und länger gebraucht, als die Geliebte. Gibt die Geliebte dem Manne Kraft, künſtleriſches Fluidum, Antrieb und höchſtes Erleben, ſo findet er, zur gegebenen Zeit, ein Ausruhen und Kräfteſammeln in der ſorgenden Hingabe der reifen feingeiſtigen, mütterlichen Frau. Man kann im wahren Sinne des Wortes von der„Kunſt des Alterns“ ſprechen. Einer Lebenskunſt, die in Erſcheinung treten wird wenn ihr Zeitpunkt gekommen iſt, wenn die Frau ſich mit dem Altern auseinanderſetzen und abfinden muß. Jede Frau ſoll aber, ſo lange es eben geht, durch eine geſunde Körperpflege und ein gewiſſes körperliches Training ſich auf natürlichem Wege jung und elaſtiſch erhalten. Und kommen dann die gefürchteten Jahre, ſo kann ſie ihnen ruhig und freudig entgegen⸗ ſehen. Durch viel Bewegung in friſcher Luft und eine gewiſſe Diät hält ſie die, in dieſem Zeitabschnitt häufig auftretende Neigung zur 32 zurück. Und wenn bei der Frau dieſe rein äußerlichen Erſchei⸗ nungen mit einem geſunden Menſchen⸗ verſtand gepaart ſind, wenn ſie die Jahre ihrer Jugend genutzt und ſpäter den eigenen Menſchen ſtets geſchliffen hat, ſo wird ſie, verſtehend, gern an den Goethe⸗ ſchen Ausſpruch denken:„Was vergangen, kehrt nicht wieder; aber ging es leuchtend nieder, leuchtet's lange noch zurück!“ Wie reiche ich die hand? Dieſe Frage iſt wichtig genug, um auf⸗ geworfen zu werden. Meiſt beurteilt man die Menſchen beim Kennenlernen darnach, wie ſie die Hand geben. In dieſem Hand⸗ geben liegt der Charakter des Menſchen, ſeine Veranlagung, ſeine Stärke, ſeine Schwäche. 8 Viele Frauen wiſſen nicht ihre Hand zu reichen. Sie glauben Abſtufungen machen iaaananunagnd uam nammunummmanannmsuuunamnammnuuununmnuna Archiv Aufwörts-Verlag M Der weiße Wollmantel linles verzichtet auf Gürtel und Knopf garnierung. Kleine Kape- ärmel im Raglanschnitt, ein schmaler Schal- ragen, hinten in der Halsmitté“ eine leine Schleife, alles furehtbar einfach und doch in der Gesamtwirlcung außerordentlich elegant. Die Zuschneidelcunst feiert kier einen leleinen Triumph Auch der Mantel rechts ist in seiner Einfachhei doch sehr anspruchsvoll in bezug auf Können. Die Schulterpassen gehen im Raglanschnitt in die Aermel über. Feingesteppte Biesen lassen ihn reich er- scheinen. Kleine schmale Revers werden von dem Halsbandeau aum Teil verdechet Sehr apari ist die Rückengarnierung. Die breite nack oben spitæzulaufende Bahn wirlet dureh die Knopf garnierung vbie eine au, gelenôpfte Passe, aumal die Seide der Halsgarnierung durehgeꝛogen ist. ſtand auf freiem Felde iſt. zu müſſen, geben oft nd und langſam überlegend die Hand, um damit ihr Frauentum, ihre Zurückhaltung zu unter⸗ ſtreichen. Die ſelbſtbewußten Frauen geben auf eine beſonders unſympathiſche Art die Hand. Sie reichen, auch wenn ſie klein von Wuchs ſind, von oben die Hand, ſo daß der„Empfangende“ ſeine Hand eben⸗ falls nach oben reichen muß. Dieſe Frauen recken dabei mit Ueberheblichkeit den Kopf nach hinten und geben dem Körper eine ſteife Haltung. Das wirkt immer ab⸗ ſtoßend. Auch das Reichen der Finger⸗ ſpitzen iſt nicht ſchätzenswert. Niemand wird zu einer Frau Vertrauen gewinnen, die auf ſo manirierte Art zur Begrüßung die Hand reicht. Man ſoll natürlich die Hand geben. Kräftiger Handſchlag gilt als Sinnbild der Ehrlichkeit und Zuverläſſigkeit, des laute⸗ ren Charakters. Ein laues Handgeben ſpricht von einem unentſchloſſenen zaghaf⸗ ten Charakter. Das Reichen der Finger⸗ ſpitzen oder das Handgeben von oben be⸗ ſagt Ueberheblichkeit, vielleicht auch Dummheit und Beſchränkheit. Die Kopf⸗ haltung beim Handreichen iſt gleichfalls zu beachten. Ein leichtes Neigen des Kopfes, eine natürliche leicht beugende Bewegung des Rückens löſt immer Sym⸗ pathien aus. Die jüngere Frau darf der älteren Frau nicht zuerſt die Hand reichen. Sie muß abwarten, bis man ſie ihr reicht. Die Frau oder das Mädchen müſſen dem Herrn zuerſt die Hand reichen. In geſchloſſenen Räumen muß man beim Handreichen die Handſchuhe abſtreifen. Im Freien wäre dies übertriebene Höflichkeit. Je unüberlegter und unbekümmerter, alſo je natürlicher man ſich bei der Be⸗ rüßung gibt, deſto mehr wird man als Menſch gefallen. Gewiftterfurcht und Gefahren-Abwendung Die Furcht vor Gewittern wird zumeiſt anerzogen. Wenn ein Kind bemerkt, daß Erwachſene ängſtlich und furchtſam ſind, wenn der Donner rollt oder Blitze auf⸗ zucken, ſo wird es ſelbſt ängſtlich und ein⸗ geſchüchtert in die Ecke kriechen. Man kann beobachten, daß Kinder ſich über leuchtende Zickzackblitze freuen, wenn ſie bei den Er⸗ wachſenen keine Furchtſamkeit ſehen. Man ſoll ſich deshalb in Gegenwart von Kin⸗ dern beherrſchen und niemals Blitz und Donner etwa als Schreckmittel benutzen. Viele Menſchen glauben, bei einem Ge⸗ witter ängſtlich die Fenſter ſchließen und Zugluft vermeiden zu müſſen. Zugluft hat mit Entladungen atmoſphäriſcher Elektrizität nichts zu tun, höchſtens mit Erkältungsgefahr. Man ſoll ſich bei Gewitter nicht unter einen Baum ſtellen, wenn der Baum der einzig hervorragende Gegen⸗ Man ſoll auch vermeiden, als einzelner Menſch bei Ge⸗ witter über eine freie Strecke zu gehen. Die Gefahr, vom Blitze getroffen zu wer⸗ den, iſt auch gegeben, wenn man unter einem Kronleuchter ſteht, ſich an eine Ma⸗ ſchine, einen Spiegel anlehnt, alſo wenn der Menſch ſich in eine Kette guter Leiter einſchaltet. Der Menſch an ſich mit ſeinem ſtarken Waſſergehalt iſt ein guter Elektri⸗ zitätsleiter. Man ſoll deshalb bei Gewit⸗ ter Menſchenanſammlungen im Freien und in geſchloſſenen Räumen meiden. Denn die Zuſammendrängung vieler guter Elek⸗ trizitätsleiter iſt eine Gefahr für den Weg des Blitzes. Kolikartige Schmerzen in der Magengegend behebt man dadurch, daß man ein in heißes Waſſer getauchtes und ſchnell ausgewrungenes Handtuch auf den Leib legt. Zur Warzenentfernung ver⸗ wende man Soda. Man erweicht die Warzen in lauwarmem Waſſer und reibt ſie dann mit einem Stück gewöhnlicher Soda ab. Dies Verfahren iſt etwa 14 Tage lang drei bis viermal täglich zu wieder⸗ holen. Nach dieſer Zeit werden die War⸗ zen verſchwunden ſein. Regelmäßigkeit iſt aber Bedingung. *. Fremdkörper aus dem Auge kann man durch Einträufeln von reinem Olivenöl entfernen. Auch bei Röte und Schmerzen der Augen ſoll ſich Olivenöl recht gut bewähren und Beſſerung in kurzer Zeit herbeiführen, wenn man die Augenlider damit beſtreicht. Rund um die Einmacherei uckererſparnis kann man beim Obſtern⸗ 3 erzielen, wenn man ein wenig dop⸗ pelkohlenſaures Natron beimengt. Da⸗ durch wird die Säure des Obſtes gebunden und viel Zucker gespart. Obſtflecke an den Händen darf man zu⸗ nächſt nicht mit Waſſer und Seife in Be⸗ rührung bringen. Ein Abreiben mit kri⸗ ſtalliſierter Zitronenſäure oder der Saft einer friſchen Zitrone leiſten da beſſere Arbeit. Hernach kommt erſt ein gründ⸗ liches Nachwaſchen mit Waſſer und Seife in Frage. Das Läutern des Zuckers zum Ein⸗ machen. Man ſchlage den Zucker in Stück⸗ chen, lege ihn in die Schmorpfanne und gieße ſoviel Waſſer darüber, daß er voll⸗ ſtändig durchzogen iſt, laſſe ihn langſam auf dem Feuer zergehen, und koche ihn tüch⸗ tig auf, bis er klar gekocht iſt, und nehme den Schaum ab. Er darf nicht zu lange kochen, weil er dann gelb wird. Di: Güte und Haltbarkeit der in Zucker getochten Früchte hängt größtenteils von dem rich⸗ tigen Grade des Einkochens ihres Zuckers ab. *. Zum Umrühren und zum Füllen in die Gläſer bediene man ſich eines ſilbernen oder hölzernen Löffels oder einer Kelle; Blechlöffel geben manchen Früchten eine graue Farbe. e Himbeer⸗Zeit Das zarte Aroma macht die Himbeere zu einer außerordentlich beliebten Sommerfrucht. Der Duft, der von ihr ausgeht, bezaubert uns. An Nährwerten iſt ſie arm. Am ergiebigſten ſind Himbeeren zu Saft verarbeitet. Sie nehmen hier die erſte Stelle unter den Früch⸗ ten ein. And dann haben ſie noch den Vorzug, daß ſie wenig Zucker nötig haben. Die Himbeerſaftbereitung kann ſehr verſchieden⸗ artig vorgenommen werden. Die einen ſchwören auf rohe, die anderen gekochte Beeren And jede Partei iſt der Meinung, daß ſie mehr Saft mit beſſerem Aroma erhalte. Wir geben zweierlei Arten bekannt und überlaſſen es jeder Hausfrau. die Probe zu machen. Saft von rohen Himbeeren. Man ſchüttet die 0 nachdem man ſie gut geſäubert hat. Man gießt d. hierauf Waſſer, in dem man Weinſteinſäure aufgelöſt hat. Auf drei Pfund Himbeeren rechnet man einen Liter Waſſer und 40 Gramm Weinſteinſäure. Man beläßt die Himbeeren etwa 24 Stunden in dieſem Stein⸗ topf. Den Saft drückt man dann durch ein Tuch, vermiſcht ihn mit Zucker(auf ein Liter Saft 1½ Pfd. Zucker) und rührt ihn etwa eine halbe Stunde. Dann füllt man ihn in ausgetrocknete Flaſchen, die loſe verkorkt wer⸗ den. Man muß ihn jedoch vor Gebrauch durch ein Sieb gießen, weil die ausgegorene Maſſe ſich obenauf ſetzt. Er iſt erſt etwa zwei Monate nach der Herſtellung zu verwenden. Saft von gekochten Himbeeren. Die Früchte werden mit ganz wenig Waſſer weichgekocht. Beim Kochen werden ſie zer⸗ rührt. Den Brei preßt man entweder mit einer Preſſe aus oder verwendet einen ſtarken Leinenbeutel. Die Rückſtände ſind ander⸗ weitig zu verwenden. Der Saft wird mit Zucker aufgekocht, gut abgeſchäumt und in Gläſer gefüllt, in denen er ſteriliſiert wird. Himbeermilchkaltſchale, ein nahr⸗ haftes, beliebtes Sommergericht(für 4 bis 5 Perſonen). 1 Liter Milch wird mit 75 Gramm Zucker, einer Priſe Salz und etwas Zitronen⸗ zucker aufgekocht Ein Viertelliter rohe Mil wird mit zwei Löffel Kartoffelmehl und zwei Eigelb verrührt, durch ein Sieb gegeben und unter die Milch auf dem Feuer ſeimig ge⸗ rührt. Dann läßt man ſie erkalten und gibt über ein halbes Pfund gereinigte und einge⸗ zuckerte Himbeeren hinzu. Himbeer marmelade. HGanz reife Himbeeren werden durch ein Sieb gedrückt, mit zwei Drittel ihres Gewichtes an Zucker vermiſcht und langſam unter fleißigem Rühren und Abſchäumen gekocht. Wenn eine ſchöne gleichmäßige Maſſe entſtanden iſt, wird die Marmelade abgefüllt. eine leichte, wohl⸗ Himbeerſchaum, ſchmeckende Nachſpeiſe. Ein Liter Himbeeren, von dem man einige ſchöne Früchte für die Garnierung weggenommen hat treibt man durch ein Sieb und ſchlägt den durch⸗ getriebenen Saft mit einem Eiweiß und 7 Eßlöffel Zucker zu Schaum. Wenn die Maſſe recht dick iſt, füllt man ſie in eine Glasſchüſſel und garniert ſie mit den ausgeſuchten Him⸗ beeren und einigen kleinen Makronen. Himbeerpudding. Man ſtreicht eine Puddingform gut aus, legt ſie mit in Milch getauchten Zwiebäcken aus, darauf ſchüttet man eine Lage geſäuberte rohe Himbeeren, beſtreut ſie mit Zucker und legt wieder eine Schicht Zwieback hinein und ſo abwechſelnd bis die Puddingform 74 gefüllt iſt Obenauf müſſen Zwiebäcke liegen. Man klopft dann zwei bis drei Eier in Milch, vermiſcht Zucker darunter und gießt die Maſſe obenauf. Bei mäßiger 1 25 wird der Pudding gebacken. Man kann ihn mit flüſſiger Sahne reichen. Himbeergelee iſt leicht herzuſtellen. Die Beeren werden durch ein Sieb getrieben. Der gewonnene Saft wird filtriert Pro Kilo werden 600 bis 750 Gramm Zucker zugefügt und das Ganze auf lebhaftem Feuer, wobei fleißig abgeſchäumt werden muß, zu Gelee ge⸗ kocht und dann in Gläſer gefüllt. e. e ea c as? . 8 42 8 3 91 8 TVT i 2 85 e, 5 . 7c ˙ ˙Ü—. 3 8 88 2 5— 67:—ꝰd—. ———*——— 5.—.— e Himbeeren in einen Steintopf, N 5 * 5 3 8 * . 8 — — 1 753 8 1 1 5 . . — — . 1 5 3 2 0 7 1 15 1 1 1 5 1 5 5 5 5 4 1 1 ö 5 5 ——— — .—— U ßeſtunden ——— Tägliche Unterhaltungsbeilage der„Viernheimer Volkszeitung 11. Fortſetzung. „Und doch, welch Glück, geliebt zu werden, Und lieben, Götter, welch ein Glück—“ Die ganze Welt ſingt! Weil ein Mädel da mitten auf dem Kleefeld liegt, dem Ber Liebſte den Jubelruf ſeiner liebenden Seele geſchickt hat. Einige Tage ſpäter macht Goethe ſeinen„offiziellen“ Frühlingsbeſuch im Pfarrhaus. Wie ein lieber und ſchon lange erwarteter Freund des Hauſes wird er vom Pfarrer und ſeiner Frau begrüßt. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß er einige Tage dableiben muß. Es kann ihm ſelber nur vecht ſein. Wohl bedrückt ihn zuerſt ein kleines Schuldgefühl den Pfarrersleuten gegenüber, da es ja eben doch nicht der erſte Frühlingsbeſuch bei ihnen iſt— aber die hellen Augen Friederikens, ihre zärtlichen Blicke, die ſo deutlich ein ge⸗ heimes Verbundenſein mit ihm verraten, verſcheuchen dieſes Befübl ſebr bald. Tage einer großen verhaltenen Freude folgen. Von morgens bis abends mit der Geliebten zuſammen⸗ ſein können, was könnte er ſich beſſeres denken. Gemeinſam mit ihr durchſtreift er die nähere und weitere Umgebung diesſeits und jenſeits des Rheins— überall finden ſie gute Bekannte des Pfarrhauſes, von denen ſie freundlich aufge⸗ nommen werden. Da geht es nach Hagenau, nach Fort⸗ Louis, nach der Ortenau, in grüner Pracht ſtehen die Wein⸗ berge— es iſt eine Luſt zu leben! Die Tage fliegen dahin. Daheim in Straßburg verſtauben dicke Pandekten— Goethe aber lernt hier ſogar das Angeln, was ihm bisher als eine der langweiligſten Beſchäftigungen dickbäuchiger Spießer erſchienen iſt. Und das kommt ſo: Die Frau Pfarrerin hat eines Morgens Luſt, Fiſche zu kochen oder zu braten. Die könnte man ja nun kaufen. Aber da ſagt das Riekchen mit einemmal: „Da werden wir alſo welche angeln!“ Und es ſtellt ſich heraus, daß der Pfarrer ſehr gutes Angelzeug hat, und Goethe kriegt plötzlich einen ungeheuren Appetit darauf,„ſo was mal zu probieren!“ Aber wohin? Natürlich zu den Rheininſeln hinüber, erklärt Friederike, wo es nette Fiſcherhütten gibt, die man tagsüber benutzen kann. Kleine, romantiſche Häuschen aus Schilf und Rohr. Und da blitzt es verhalten in Friederikens Augen auf, als ſie Goethe anſieht— und er verſteht gleich: Es muß wundervoll ſein, in ſo einer Hütte, am Rheinufer, auf einer der verwunſchenen Inſeln, mit Friederike einen Vormittag zu verträumen! Wieder mal ganz allein mit ihr ſein! Und alſo ziehen ſie los. „Du biſt ein Engel, Riekchen“, flüſtert er ihr zu, als ſii nachher— es iſt noch früher Morgen— im Kahn über der Rhein fahren, um irgendwo anzulegen. Und da finden ſie denn auch bald eine leere, gemütliche Hütte, packen das Angelzeug aus und— liegen ſich in den Armen. Draußen im Waſſer ſpringen die Barſche und Plötzer und Bleie im warmen Sonnenglanz, der den ganzen Strom ſilbern macht, vergnügt aus den leicht gekräuſelten Wellen und ſchnappen nach Fliegen. „Johann Wolfgang, manchmal denke ich, das Herz müßte mir aus der Bruſt ſpringen“, ſeufzt Friederike an ſeiner Bruſt,„ich ertrüge die ganze Fülle von Glück nicht Wie ſoll das nur enden? Ach—“ Goethe ſpielt zärtlich mit den blonden Zöpfen, deren roter Goldſchimmer ihn immer wieder ganz verwirrt macht. Er zieht ſie an die Lippen, er löſt ſpieleriſch die Flechten und läßt das Haar wie einen ſchimmernden Vorhang über ihre Schultern gleiten und kommt aus dem verliebten Staunen über ſoviel feines, ſeidiges Geſpinſt nicht heraus. „Wie das enden ſoll, Riekchen?“ murmelt er entzückt. Nie— niemals. Sowas kann doch nie enden— ſoviel großes und ſtarkes Fühlen. Das kann nicht vergehen, du. Sowas iſt ewig— wie der Himmel, wie die Welt, wie das ewige Blühen und Kommen und Vergehen und— ach, ich weiß nicht—“ Frühlingsworte. Er preßt ſein Geſicht in den feinen, unnennbaren Duft ihres Haares und ſchließt die Arme feſt um ſie, daß ſie ſich kaum rühren kann. Ihre Blicke ruhen ineinander. Goethes helle, ſtrahlende Augen und Friederikens ſanfter, blauer Blick, in dem die zanze Klarheit und Hingabe ihrer ſechzehnjährigen Seele ſchimmert. „Niemals— Johann Wolfgang—“, ſagt ſie leiſe. „gibt es denn das?“ Goethe fühlt ein kleines Zittern im Herzen. Dann ſagt tr faſt feierlich: Ich werde niemals aufhören, dich zu lieben. Friederike.“ Mit einem leichten, glücklichen Seufzer ſchmiegt ſie ſich feſter an ihn. * Jedennoch— Fiſche müſſen geangelt werden! Zumal, wenn ſie ſich ſo dreiſt benehmen wie dieſe da am Ufer, die immerzu aus dem Waſſer ſpringen und ſich ganz offenſichtlich luſtig über die beiden in der Hütte machen. Goethe legt alſo die Angeln aus und Friederike aſſiſtiert ihm ſachverſtändig. „Hol' nur recht viele heraus“, ermuntert ſie ihn ſchel⸗ miſch.„Von den erſten mach' ich uns ein feines Frühſtück hier an dem kleinen Herd. Da ſollſt du mal ſehen, daß ich auch kochen kann, wenn Mutter keine Anweiſungen gibt.“ „Großartig“, freut ſich Goethe.„Hoffentlich beißen die Bieſter.“ Sie beißen wirklich! Es iſt juſt das richtige Angel⸗ wetter, und vielleicht wiſſen die Fiſche auch, daß man Liebenden im Frühſtück möglichſt weitgehend ihre Wünſche erfüllen ſoll! Mit triumphierendem Hallo holt Goethe den erſten Bratfiſch in ſeinem Leben aus dem Rhein heraus. Friederike bewundert ihn gebührend und findet ihn für die Bratpfanne geeignet. Aber da müſſen natürlich noch mehr hinzukommen. „Das beſorg' ich ſchon“, erklärt Goethe ſelbſtbewußt. Das Angeln macht ihm bereits Spaß. Friederike ſucht in⸗ zwiſchen etwas Holz zuſammen und macht ein kleines Feuer auf dem Herd, der ſich in der Hütte befindet. Keſſel, Roſt und Pfanne liegen hier immer ſowieſo bereit. Manchmal guckt der fleißige Angler herein und genießt für Augenblicke den hübſchen Anblick der kleinen, zierlichen Hausfrau, die ordentlich glühende Wangen vor Eifer ge⸗ kriegt hat. Er ſelber holt wirklich immer mehr Fiſche aus dem Waſſer heraus.„So bildet ein Talent ſich in der Stille“, lacht er einmal leiſe, als er wieder neue zappelnde„Futtera⸗ lien“ im Eimer hereinbringt.„Was iſt man doch für ein tüchtiger Kerl!“ Alſo für ein Frühſtück langt's nun ſchon lange. E; bleiben ſogar noch allerlei übrig zum Mitnehmen für die Pfarrküche. Friederike paßt auf das bruzelnde Fett, das ſie fürſorg lich mitgenommen hat, auf, in dem die Fiſche ſich appetit; lich zu bräunen beginnen. Goethe ſpringt noch mal an da Ufer, in den Kahn, um noch ſchnell einiges zu fangen. Und dann ruft Friederikens helle Stimme zur Hüttentür hinaus „Zu Tiſch, wenn ich bitten darf!“ g Das klingt mächtig ſtolz. Auf dem kleinen Holztiſch ſtehen zwei Blechteller, es riecht wirklich ſehr kräftig nach„Gebratenem“, und Goethe klappert unternehmnungsluſtig mit der Gabel, die neben jedem Teller liegt. „Das wird ein Götterfrühſtück werden“, lacht er Frie⸗ derike an.„Heran an die rheiniſchen Fiſchnäpfe, kleine Koch⸗ frau!“ Sie ſehen ja ein bißchen ſonderbar aus, die Fiſchchen! Ziemlich ſchwarz, ſozuſagen. Aber er haut gleich kräftig ein. So friſch gefangene und geröſtete Tierchen müſſen einem ja auf der Zunge zergehen! Leider— tun ſie's nicht. Sie ſind hart wie Leder. Aber Goethe kaut mit Todesverachtung. Friederike wirft ihm einen vorſichtigen Blick zu. Ihre Wangen glühen noch immer. „Das Feuer war wohl ein bißchen ſcharf, nicht wahr?“ wirft Johann Wolfgang bedächtig hin und zerbeißt ein neues Stück Leder. Es ſchmeckt auch genau ſo. „Das verſtehſt du nicht“, ſagt Friederike. Sie knabbert ſehr heftig an ihrem Stück Fiſch— ohne nennenswerten Erfolg.„Drüben in Frankreich bereitet man Bratfiſche immer ſo— „Aha, alſo auf franzöſiſche Art. Die kannte ich noch nicht.“ Klingt da nicht wirklich ſchon verhaltenes Lachen mit? Friederike blickt auf. Ihre Augen ſind entſchieden etwas feucht— aber vielleicht liegt das auch nur an dem Rauch der noch immer aus dem heftigen Herdfeuer kommt. „Ach, du——7 Sie läßt den angeknabberten Fiſch glatt fallen. „Ich glaube, ich—“, ſtottert ſie verlegen. Aber da lacht Goethe: „Angebrannt? Hm! Ach, es iſt eben nur die unge⸗ wohnte franzöſiſche Art. Man muß ſich erſt dran gewöhnen.“ Es verfängt nicht mehr. Das Riekchen ſchiebt den Teller energiſch beiſeite. Zwei richtige Tränen kullern ihr über die Wangen. „Angebrannt iſt das Eſſen!“ ruft ſie.„Fiſche brauchen mäßiges Feuer, und ich Gans, ich hab' da gleich ein Feuer gemacht, als wollte ich einen— einen Haifiſch braten!“ Das kommt ſo drollig⸗ſchmerzvoll'raus, daß Goethe laut herauslacht, aufſpringt und die unglückliche Kochkünſt⸗ lerin in die Arme nimmt. a Cali ein. Knall aim cad ein. stælin Urheber- Rechtsschutz: Drei Quellen-Verlag, Königsbrück(Bez. Dresden) „Ein kleines Verſehen, Riekchen. Wark mal“, und ſchnell küßt er ihr die Tränen weg, und nun muß ſie ſelber tüchtig lachen. „Ich hab' mir das ſo einfach gedacht“, ſtottert ſie noch. „Es hat ganz wundervoll geſchmeckt!“ ſchwört Goethe. „Es war eben wirklich mal was anderes!“ „Aber ſag' bloß nichts zu Hauſe davon“, bittet ſie. „Ich werde mich hüten, denen das Rezept von unſerm erſten Eſſen zu zweien zu verraten. Das bleibt unſer Ge⸗ heimnis!“ Ein Kuß beſiegelt das Verſprechen. „Und du mußt das Rezept ſelber recht ſchnell wleder dergeſſen, Lieber“, bettelt Friederike noch, und damit findet das Intermezzo ein fröhliches Ende. Goethe macht ſich dran, noch ein paar Fiſche für du Pfarrküche herauszuholen. Aber nunmehr geht es zu Ende mit der Gemütlichkeit. Und wer iſt ſchuld daran? Die Rheinſchnaken! Die Mücken! Das iſt erheblich ausgewachſenes Ungeziefer, das vor⸗ trefflich zu ſtechen weiß. Um dieſe Mittagsſtunde iſt ihre Zeit gekommen! Sie ſind hier des Anglers größte Feinde, und da Goethe ein Angler geworden iſt, lernt er nun alſo auch dieſe Plage kennen. 0 Es iſt— rund heraus geſagt— nicht mehr auszuhalten. Das Viehzeug ſticht, was das Zeug hält. „Ja, die Schnaken“, ſagt Friederike nur und läuft in die Hütte zurück. Es iſt wie eine Flucht. Sie kennt dieſes Ungeziefer ſchon, aber Goethe iſt es was Neues, er verſucht zwar einen heldenhaften Kampf dagegen, aber dieſe Schna⸗ ken ſind nicht unterzukriegen. Sie haben auf die Länge noch immer geſiegt. „Flucht!“ ruft Goethe ſchließlich.„Fliehen, Riekchen— Rückzug! Sonſt bin ich in einer Stunde ein zerſtochener Mann!“ g Sie raffen das Angelzeug zuſammen, greifen nach Fiſch⸗ eimer und Rudern, und hinein in den Kahn! Die Mücken tanzen hinter ihnen ihren Siegestanz über dem Schilf, und es fehlt nur noch, daß ſie auch Hurra ſchreien. „Gerettet!“ atmet Goethe auf und kühlt die mannig⸗ faltigen Stiche mit Rheinwaſſer.„Das war ja furchtbar, Mädel.“ „Ja, um dieſe Zeit ſind ſie ſchlimm“, ſagte Friederike, „wir kennen das ſchon.“ „Keine Roſe ohne Dorn“, murmelt Goethe,„keine Früh⸗ lingsfreude ohne Mückenſtiche. An die Schnaken werde ich mein Leben lang denken.“ Große Wiederſehensfreude im Pfarrhaus, als ſie wieder eintreffen. Und ſogar mit Fiſchen! Es ſind genug, um da⸗ an am nächſten Tag ein ausreichendes Mittageſſen zu be⸗ reiten. »Ich hätte den ganzen Rhein leergefangen“, ſag Goethe,„wenn die verflixten Schnaken uns nicht ſchließlich vertrieben haben würden. Alſo die könnten mich geradezu von dem Gedanken abbringen, daß ein gerechter und weiſer Herrgott die Welt geſchaffen hat.“ Der Pfarrer reißt ehrlich entſetzt die Augen auf, „Aber Herr Studioſus!“ Er ſchüttelt immer wieder den Kopf. Kneift dann ein Auge zu und ſagt, während er den rechten Zeigefinger lehr⸗ haft in die Höhe nimmt: „Die Mücken und ähnliches Ungeziefer, mein lieber Herr Studioſus, hat der Herrgott erſt nach dem Fall unſerer erſten Eltern im Paradies geſchaffen.“ „Oh“, murmelt Goethe lächelnd,„woher weiß man das?“ „Es iſt zu vermuten“, betont der Zeigefinger.„Aber auch wenn dem nicht ſo geweſen wäre, ſo ſteht gewißlich feſt, daß beſagtes Ungeziefer im Paradies nicht geſtochen, ſondern höchſtens nur angenehm geſummt hat. Denn es ſtehet ja nichts von ſolcher Plage in der Bibel geſchrieben.“ „Nun“, meint Goethe ernſthaft,„ich glaube dennoch, daß es damals des Engels mit dem flammenden Schwerte gar nicht bedurfte, um unſere ſündigen Ahnen aus dem Paradieſe zu vertreiben, ich ſtelle mir nach meinem heutigen Erlebnis vielmehr vor, daß dies eben durch große Schnaken vom Euphrat und Tigris geſchehen iſt.“ Da muß denn der gute Pfarrer Brion doch herzlich lachen. „Sie ſind ein Schelm, mein lieber Goethe. Man kann Ihnen nicht böſe ſein.“ Friederike ſteht daneben, den Kopf ein bißchen an ſeinen Arm gelehnt. Trotz Schnaken und verbrannten Fiſchen— der Tag war doch unendlich ſchön! Nein, wer könnte! Johann Wolfgang wobl böſe ſein! Achtes Kapitel. Es iſt nichts in Straßburg. Weiß der Himmel, es iſt wirklich nichts. Fortſetzung folgt. Mittelpunkt und Kernſtück der Bauten für die Olympiſchen Spiele iſt das Reichs⸗ ſportfeld in Berlin, wo ſich in der erſten Hälfte des Monats Auguſt die großen Sportkämpfe der Nationen abſpielen wer⸗ den. Hier treffen ſich die Vertreter von mehr als 50 Nationen zum Kampf um den olym⸗ piſchen Lorbeer, hierher richtet ſich in dieſen Tagen der Blick der ganzen Welt. Zu Hunderttauſenden kommen die Zuſchauer aus allen Ländern der Erde nach Berlin, um Augenzeugen des packenden Geſchehens zu ſein, aber ſie ſind nur ein Bruchteil der Geſamtzahl aller Sportfreunde, denen es nicht vergönnt iſt, mit eigenen Augen die Kämpfe auf der Aſchenbahn und auf dem grünen Raſen, im Waſſer und auf den anderen Sportplätzen zu verfolgen. Sie alle müſſen ſich damit begnügen, aus den Schil⸗ derungen der Zeitungen und des Rund⸗ funks in ihrar Phantaſie das erſtehen zu laſſen, was auf dem weiten Gelände des Reichsſportfeldes vom 1. bis 16. Auguſt abſpielt. 131 Hektar iſt das Reichsſportfeld groß, und auf dieſer rieſigen Fläche, die einſt die berühmte Grunewald⸗Rennbahn beher⸗ bergte, iſt in verhältnismäßig kurzer Friſt aus einem Schuttfeld eine Anlage erſtan⸗ den, die ſich würdig den anderen großen Kampfſtätten der Welt zur Seite ſtellt und ſie in mancher Hinſicht, wie neidlos von zahlreichen ausländiſchen Beſuchern an⸗ erkannt wird, noch übertrifft. Die drei 1 des Reichsſportfeldes, ſoweit ſie für die Abwicklung der ſportlichen Kämpfe in Betracht kommen, ſind die Deutſche Kampfbahn, das Schwimmſtadion und die Die eigentliche Kampfbahn im Innern beſteht aus der vorgeſchriebenen 400 Meter langen Aſchenbahn, die das 105 mal 70 Meter große Fußballfeld umſchließt. In den beiden Halbkreiſen rechts und links ſind die Sprung⸗ und Wurfanlagen unter⸗ gebracht. Hier alſo werden ſich die heißen Kämpfe der Athleten abſpielen, hier wird eine fiebernde Menge die Wettbewerbe ver⸗ folgen, ob es ſich um die leichtathletiſchen Kämpfe oder um die Endkämpfe der Hand⸗ ball⸗ oder Fußballſpieler oder der Reiter handelt. Der Innenraum iſt nur durch einen unter der Laufbahn durchgeführten Tunnel zugänglich. Dieſes gewaltige Oval wird nicht nur die Kämpfe der Beſten der Welt ſehen, ſondern hier verſammeln ſich auch die gewaltigen Maſſen, die vielen tauſend Gäſte des Auslandes zu der feier⸗ lichen Eröffnung und zu der Schlußfeier, — flankiert iſt, die etwa 20 000 Zuſchauern Platz bieten. Was das heißt, wird jeder verſtehen, denn das Schwimm⸗ ſtadion iſt ja nur ein Teil der Geſamtanlage. Aber es wurde ſo gebaut, daß es einwandfreie und auch ſchnelle Kämpfe geſtattet. Hier hat der Baumeiſter alle modernen techniſchen Errun⸗ genſchaften ausgenutzt, um eine wirklich einwandfreie Anlage zu ſchaffen. Das Waſſerbecken iſt in zwei Teile geteilt, in die 50 mal 30 Meter große Schwimm⸗ bahn, in der die reinen Schwimmwettbewerbe abge⸗ wickelt werden, und in das Oben rechts: beiden Türmen. Kampfbahn fallen. des Schwimmſtadions. lichtbühne, die nicht nur aufführungen, ſehen wird. Reichsſportplatz; grund der Glockenturm. Bild⸗Zentrale(2). Dietrich⸗Eckark⸗Freilichtbühne. Dazu kom. men noch die zahlreichen anderen Sport⸗ plätze, das Tennisſtadion, die Reitbahn, das Polofeld, das Hockeyſtadion und ver⸗ ſchiedene andere Anlagen. Von Oſten her, aus dem Herzen der Reichshauptſtadt, führt der Anmarſchweg genau auf das Reichsſportfeld zu, und ſchon von weitem ſieht man breit hingela⸗ gert das mächtige Maſſiv des Stadions. Dahinter ragt der 76 Meter hohe Glocken⸗ turm zum Himmel, er beherrſcht das ganze Reichsſportfeld und iſt von überall her zu ſehen. Für die Zuſchauermaſſen ſind 26 Eingänge geſchaffen worden, deren größter zwiſchen zwei kleinen Türmen hin⸗ durchführt. Hier werden die Menſchen⸗ mengen bineinſtrömen und ſich über das weite Gelände verteilen, je nachdem, wel⸗ chen Wettbewerben ſie beiwohnen wollen. Da faſt alle Hauptentſcheidungen in der Deutſchen Kampfbahn ausgetragen werden, mußte hier auch für den meiſten Platz ge⸗ ſorgt werden. Hier entſtand ein gewaltiges Oval, das mehr als 100 000 Zuſchauern beſte Sichtmöglichkeit bietet. Bemerkens⸗ wert iſt die Art der Anlage, die man ſo gewählt hat, daß das eigentliche Kampf⸗ feld mit der Aſchenbahn und dem Spiel⸗ platz nahezu 13 Meter unterhalb des um⸗ liegenden Geländes liegt. Das Stadion iſt alſo tief eingebaut und ragt trotzdem noch über 15 Meter mit ſeinen Zinnen aus dem Gelände heraus. Zahlreiche Zugänge erleichtern das Zu⸗ und Abfluten der Maſſen, ſo daß keine Verkehrsſchwierigkei⸗ ten entſtehen werden. hier werden zu Beginn der Spiele feierlich die Flaggen gehißt und am letzten Tage eingeholt. Im Norden lehnt ſich an das Oval der Deutſchen Kampfbahn das Schwimm⸗ ſtadion an, das von zwei hohen Tribünen Der Eingang zum Olympia ⸗Stadion mit den Oben Mitte: Die Hauptent⸗ ſcheidungen werden in dem ge⸗ waltigen Rund der Deutſchen Links: Blick über die Anlage Rechts: Dietrich ⸗ Eckart ⸗ Feſt⸗ eſt⸗ ſondern auch die turneriſchen Wettkämpfe Unten: Die Reitbahn auf dem im Hinter⸗ Photos: Schirner(3), Preſſe⸗ 5= und 10⸗Meter⸗Plattform für die Turm⸗ ſpringer. In dem größeren Schwimm⸗ becken werden auch die Waſſerballkämpfe durchgeführt. Der Waſſerballſchiedsrichter hat ſeinen Platz unterhalb des Umgangs, ſo daß er, dicht neben der Waſſerfläche ſitzend, den Kampfverlauf genau verfolgen kann. Das Waſſer wird durch eine beſon⸗ dere Filteranlage ſtets friſch und völlig rein gehalten. Es kann geheizt werden, da vom Internationalen Schwimmverband eine Mindeſttemperatur von 21 Grad ver⸗ langt wird. Innerhalb der Tribünen lie⸗ gen die Umkleide⸗, Waſch⸗ und Aufenthalts⸗ räume für die Schwimmer, die in jeder Hinſicht den Anforderungen genügen. Das Schwimmſtadion wird mit Recht als die modernſte Schwimmbahn der Welt be⸗ zeichnet. Im Nordoſten des Reichsſportfeldes iſt 20 mal 20 Meter große Sprungbecken. Durch eine drei Meter breite Startbrücke ſind die beiden Becken voneinander ge⸗ trennt. Ein zehn Meter hoher Sprung⸗ turm hat die 1⸗ und 3⸗Meter⸗Sprung⸗ bretter für die Kunſtſpringer und je eine in eine natürliche Keſſelung des Gelände die Dietrich⸗Eckart⸗Freilichtbühne eingela⸗ gert, die nicht nur den kulturellen Veran⸗ ſtaltungen der Olympiſchen Spiele dienen, ſondern auch den Turnern eine ideale Kampfſtätte ſein wird. Auch hier finden 20 000 Zuſchauer im weiten Rund Platz, die von der Schönheit dieſer Anlage reſtlos ge⸗ fangengenommen ſein werden. Alle tech⸗ niſchen Anlagen ſind gegen die Zuſchauer⸗ plätze verdeckt eingebaut. Die eigentliche Bühne ſtellt eine Kreisfläche von 36 Meter Durchmeſſer dar. Davor liegt noch eine breite Stufe, auf der bis zu 2500 Sänger oder Sprecher Aufſtellung nehmen können. Die anderen Anlagen des Reichsſport⸗ feldes ſtellen ſich den geſchilderten Kampf⸗ plätzen würdig zur Seite, ob es ſich nun um die ſchöne Reitbahn im Südweſten han⸗ delt, die ſelbſtverſtändlich auch eine große gedeckte Tribüne für die Zuſchauer beſitzt, oder um das gewaltige Polofeld zu Füßen des Glockenturms, ob man das von Raſen⸗ ſtufen umgebene Hockeyfeld betrachtet oder die anderen Nebenplätze. Nicht vergeſſen werden ſollen ſchließlich die Fechter, die in den Turnhallen des Sportforums ihre Kampfſtätten haben, und die Basketball⸗ ſpieler, für die ebenfalls eigene Plätze zur Verfügung ſtehen. Was hier geſchaffen wurde, iſt ja nicht nur für das Geſchehen der 14 Tage während der Olympiſchen Spiele erſtanden, ſondern es ſoll dem deut⸗ ſchen Sport auch weiterdienen, ſoll der deutſchen Jugend eine Pflegeſtätte der Leibesübungen ſein, wie ſie ſie ſich nur jemals wünſchen konnte. Hort Bree. ſo h 0 ich 1 was ſont 0 gen. Merg mein um auf 1 nile SSR . et 15 ie r — 2 — 33 . 1 — — e — *—— r „ ˖ͤ» ⁰¹ͥ A ͥAb̃LT——— r —— 2 n „ 2 Bekanntmachungen Ortsgruppe r eee 7 R n der N. S. D. A. P. Viernheim Dienſtſtunden: Jeden Montag und Donnertag 20/— 21¼ Uhr— Dienſtſtelle: Adolf Hitlerſtr. 19, Fernſprecher: 45 Betr.: Dienſtbeſprechung Alle Pol. Amts⸗, Zellen⸗ und Blockleiter wollen Donnerstag, 2. Juli, abends 9 Uhr, in der Parteidienſtſtelle erſcheinen— pünkt⸗ lich und vollzählig. 15 Betr.: Führerbeſprechung Die nächſte Führerbeſprechung findet Montag, 6. Juli, abends 9 Uhr, in der„Vor⸗ ſtadt“ ſtatt. Es wird vollzähliges und pünkt⸗ liches Erſcheinen erwartet— in Uniform—. Im Verhinderungsfalle iſt ein Vertreter zu entſenden. Betr.: Gauparteitag⸗ Abzeichen und Teilnahme. Die Abrechnung hat am Montag, 6. Juli, abends ½9 Uhr,— vor der Führer⸗ beſprechung— zu erfolgen. Jeder Pg. hat die Plakette zu tragen, wobei von ihm erwartet wird, daß er ſich am Gauparteitag am Sonn⸗ tag, 12. Juli, beteiligt, denn der Ehrentag des Gaues Heſſen⸗Naſſau iſt der Ehrentag für jeden Parteigenoſſen und Nationalſozia⸗ liſten. Der Fahrpreis beträgt RM. 1.50 für Hin⸗ und Rückfahrt im Sonderzug. Die Blockleiter nehmen die Anmeldung der Pgg. in ihrem Block entgegen und nehmen auch den Fahrpreis entgegen, der ebenfalls Mon⸗ tagabend vor der Fährerbeſprechung abzu⸗ rechnen iſt. Nur wer den Fahrpreis bis 6. Juli bezahlt hat, kann am Gauparteitag teil⸗ nehmen, da die Karten am 7. Juli ſchon bei der Bahn abgeholt werden müſſen. Es wird erwartet, daß wie am 1. Gau⸗ parteitag 1933 alle Pgg. unſerer Ortsgruppe nach Frankfurt mitfahren und ſo eine feſte Geſchloſſenheit dem Gauleiter bekundet wer⸗ den kann. Franzke, Ortsgruppenleiter. NS BO./ OA F. Betr.: Gauparteitag 1936 in Frank⸗ furt a. M. Alle Kameraden, die ſchon Samstags mitfahren zum Gauparteitag müſſen im Braunhemd erſcheinen; Civil⸗Anzug iſt nicht geſtattet.* Alle, die Sonntags mitfahren, können in Civil fahren, ſofern ſie zum Tragen des Braunhemdes noch nicht berechtigt ſind, bzw. noch keines beſitzen. Der Fahrpreis von RM. 1.50 muß bis ſpäteſtens 6. Juli in der DAF.⸗Geſchäftsſtelle bezahlt ſein. Diejenigen, die bis zu dieſem Zeitpunkt das Fahrgeld nicht bezahlt haben, können keine Karte mehr erhalten. * Am Freitag, 3. Juli, findet im Gaſthaus um Löwen ein Amtswalter⸗Appell ſtatt. Zu ieſem Appell haben zu 8 Sämtliche Amtswalter der DA. Sämtliche Betriebsobleute trauensräte Sämtliche Reichsbetriebsgemeinſchafts⸗ walter einſchl. Handel und Handwerk Sämtliche Amtswarte der NS.⸗Gemein⸗ ſchaft„Kraft durch Freude“. Beginn des Appells pünktlich um 8.30 abends. Ich erwarte, daß alles pünktlich zur Stelle iſt. und Ver⸗ Mögelin, Ortswalter. * NS. Während der Sommermonate finden ſtatt: Sprechſtunden jeweils vormittags von 9—12 Uhr(außer Samstags!) Kaſſeſtunde: Nur Mittwochs, abends 8—9 Uhr. i Nachmittags bleibt unſere Dienſtſtelle für jeden Publikumsverkehr geſchloſſen. NSDAP., Amt für Volkswohlfahrt Ortsgruppe Viernheim Lokale Nachrichten 1 n Viernheim, den 1. Juli 1936 Dentſpruch. Vieles kann der Menſch entbehren, nur den Menſchen nicht. L. Börne. * Fexlengauclen dlaſlæim Geſtern traf 15 Theodor. Morgens kurz vor ſieben, wo die Straßen belebt waren und die Menſchen zur Arbeit eilten. Theodor ſchlenderte langſam und behaglich dahin. „Menſch“, ſage ich,„du haſt die Ruhe weg. Es iſt gleich ſieben— wie kannſt du da ſo bummeln?“ Theodor lachte vergnügt: „Ich habe Ferien, mein Lieber, alſo kann ich mir das Bummeln leiſten!“—„Na, was denn“, ſage ich,„und da rennſt du wie ſonſt jeden Morgen hier dieſen Weg zum Büro — auch'ne Ferienfreude, das muß ich ſa⸗ . g Theodor nickte.„Iſt auch'ne Ferien⸗ freude, meine ganz ſpezielle. Siehſt du, jetzt ſehe ich hier alle zur Arbeit rennen. Genau wie ſonſt ich alle Tage in Hetzjagd bin, damit ich rechtzeitig hinkomme. Und immer ſchon habe ich mir gedacht: könnteſt du doch jetzt, anſtelle ins Geſchäft zu gehen, mal gemütlich in Feld und Wald bummeln und den ſchönen Morgen genießen! Na, ſiehſt du wohl— dieſen ewigen Wunſchtraum erfülle ich mir en jetzt. Weil ich ſowieſo nicht verreiſen ann.“ „Dann hole mich doch Nachmittag von meiner Arbeitsſtätte ab?“ „Iſt gemacht“, ſagte Theodor. Und ſtand um Schlag halb fünf vor der Tür unſeres Hauſes. „Ferien zuhauſe“, meinte ich ein bißchen mitleidig,„das iſt doch nichts, kannſt du denn nicht ein bißchen wegfahren?“ „Diesmal nicht“, ſchüttelte Theodor den Kopf.„Weißt du, die Krankheit meiner Frau hat zu viel Geld gekoſtet. Aber du brauchſt mich wirklich nicht zu bedauern. Laß dir mal meine großen und kleinen Urlaubsfreuden hier zu Hauſe ſchildern. Ich kann dir ſagen, du wirſt vor Neid erblaſſen.“ 27˙9˙7 erklärt Theodor, ee eee! Gauparteitag Heſſen⸗Naſſau— 11/12. Juli— Frankfurt. Alle Volksgenoſſen können daran teil⸗ nehmen.— 75 Prozent Fahrtermäßigung.— Für Parteigenoſſen iſt die Teilnahme eine Selbſtverſtändlichkeit. „Zunächſt morgens“, da fängt der Tag ſchon mit dem raffinierten Genuß an.„Alſo da klingelt der Wecker—“ „Wecker in den Ferien? Biſt du wahn⸗ ſinnig?“ „Wenn ich dir doch ſage: da klingelt der Wecker, den ich genau wie immer ſtelle(außer wenn ich abends mal gebummelt habe und ausſchlafen will!). Wenn alſo der Wecker klingelt, freue ich mich raſend. Jetzt müßteſt du aufſtehen, denke ich, wenn du zur Arbeit müßteſt. Aber du brauchſt nicht, denn du haſt Ferien. Du kannſt liegen bleiben und wenn ſich der Wecker die Lunge aus dem Halſe ſchreit! Und dann merke ich, daß eine herr⸗ liche Morgenluft durch's Fenſter kommt und kann nicht anders, als mit beiden Beinen aus dem Bett ſpringen! Manchmal, ſiehſt du, genieße ich ergiebig den Morgen in meinem Vorgärtchen. Keine zehn Pferde bringen mich weg, ehe ich gemüt⸗ lich die Zeitung von der erſten bis zur letzten Zeile ausgeleſen und dazu meine vier Taſſen Kaffee getrunken habe. Aber manchmal, wie heute früh zum Beiſpiel, gehe ich los, bummle durch den Ort, hinaus in den Wald, ſetze mich auf eine Bank und genieße meine Freiheit. Und jetzt weiß ich, daß ein Urlaub daheim genau ſo ſeine großen Reize hat....“ Deuljcher Volksgenoße! Warum biſt du noch nicht Mitglied der eS.⸗Volkswohlfahrt? Es iſt Pflicht eines jeden Nationalſozialiſten, der NSV. beizu⸗ treten, die das größte Aufbauwerk unſeres Volkes iſt. Was die NS. leiſtet und ge⸗ leiſtet hat, ſteht in der ganzen Welt unerreicht da. Ihre Hauptaufgabe fand ihre Erfüllung in dem Hilfswerk„Mutter und Kind“, das beſonders tatkräftig durchgeführt wird, und zwar in der Betreuung der werdenden, der jungen Mütter und der Säuglinge. Ein anderes vorbildliches Werk der NSV. iſt das Erholungswerk des deutſchen Volkes. Viele Kinder kommen in benachbarte Gaue zur Erholung. Andere Kinder wieder werden in Ortserholungen untergebracht. Das Erholungswerk ſchickt aber auch bedürftige Väter und Mütter zur Erholung. Tauſende von bedürftigen Familien wurden im Rahmen des WHW reichlich unterſtützt. Jetzt werden die Bültdechen Hilfeleiſtungen für notleidende olksgenoſſen ununterbrochen fortgeſetzt. Dieſe Tatſachen allein ſchon geben einen großartigen Beweis, welch großes ethiſches Ziel die NS. verfolgt. Um dieſes Ziel zu erreichen, bedürfen wir der Mitarbeit eines jeden Volksgenoſſen. Der Gauparteſtag Hejjen⸗Nafjau am 11. und 12. Juli in Frankfurt Die Metropole des rhein⸗mainiſchen Wirtſchaftsgebietes, die Stadt des deutſchen Handwerks, das altehrwürdige Frankfurt, rüſtet ſich in dieſen Tagen wieder zum dritten Gauparteitag im neuen Deutſchland. Dieſe Tage ſind für uns alle ſtets ein herrliches Erlebnis geweſen, gibt ſich doch hierbei ſtets die geſamte Parteigenoſſenſchaft des Gaues durch ihre überwältigende Beteiligung den oßen Beweis ihrer Treue und Kampfbereit⸗ fa aft für die nationalſozialiſtiſche Bewegung und ihren Führer Adolf Hitler. Darüber inaus ſind dieſe Kundgebungen der Partei ür die Teilnahme des ganzen Volkes beſtimmt in engſter Verbundenheit zu all den Mit⸗ arbeitern und Kameraden in den Formationen und Gliederungen, die zu dieſen 1 ebenſo herzlich eingeladen ſind. Die„Alte Garde“ des Gaues Heſſen⸗Naſſau, die feſte und treue kämpferiſche Gemeinſchaft ſteht in dieſen Tagen wie ſeither um ihren Gauleiter und, wie ſie uns in all den Jahren bis zur Aus allem geht hervor, daß die NS. die Erfüllung der Worte unſeres Führers bedeutet: Gemein nutz geht vor Eigen⸗ nutz! Darum, Volksgenoſſe, darfſt du auch nicht— beiſeite ſtehen! Tritt heute noch der NS. bei! 4 Was, du gehſt Sport treiben! So ſagte letzte Woche abends der Michel zum Peter, als er ihn gegen 10 Uhr nach Hauſe ſpringen ag während er an der Straßenecke and. Menſch, da wär' ich viel zu müd— nein, ſagte der Peter, zu müd, dann biſt du krank, denn der Menſch, der keinen Sport treibt, iſt krank. Sport macht nicht müde, ſondern er macht friſch und hält 7 7 Unn das glaabſt du?— ſeſcht der Nichel! Komm am nächſten Donnerstag mal um 8 Uhr in den Freiſchütz, dort iſt von Kraft durch Freude eine Gymnaſtikſtunde, du kannſt dein Mädchen ruhig auch mitbringe, denn die kann auch mitmache— oder, wenn ſie nur mit Frauen 7 Gymnaſtik und Spiele treiben will, ſoll ſie Freitagabend in den Freiſchütz hingehe. Da iſt der Man⸗ nemer Sportlehrer Kaufmann, da wird's nicht langweilig dabei— und die Hauptſach' vom ganze: nach jeder Sportſtund' fühl ich mich geſunder und friſcher! Sag's auch den annern, ſie ſolle nät dehaam ſitze bleiwe und ſolle in de Freiſchütz kumme: Sport bei Kraft durch Freude, in hunnert Johr noch wie heute! Solbaten büwalleren! War das ein frohbewegtes Leben und Treiben hinter und gegenüber der Korſett⸗ fabrik ſowie im Wäldchen am Kirſchenweg während des geſtrigen Tages. Von ihrer Gar⸗ niſon kommend, machten die Soldaten nach einer Nachtübung um 4 Uhr früh hier „Halt“ und bald drang die Kunde hiervon in den Ort. In hellen Scharen zog man, insbe⸗ ſondere unſere Jugend, an die Biwakplätze und beſtaunte in ſtiller Freude die jungen Sol⸗ daten, Pferde und Fahrzeuge. Alt und Jung iſt teilhaftig der Freude und des Stolzes, die unſere Soldaten für Volk und Vaterland bewegen. In den Tagesſtunden gaben ſich die Biwakierenden größtenteils der Ruhe hin. Am Abend nahmen auch die„Alten“, zurück⸗ denkend an ihre Soldatenzeit, die die ſchönſte ihres Lebens war, die Verbindung mit den Soldaten unſerer jungen Wehrmacht auf. Soldatenlieder erklangen, es herrſchte in echt volkstümlicher Art ungebundene Stimmung, bis die Soldaten nach 10 Uhr abends wieder abrückten. Unter den Klängen eines Spiel⸗ mannszuges ſowie unter dem Abſingen friſch⸗ fröhlicher Lieder, marſchierten ſie durch die Saarſtraße und die Adolf Hitlerſtraße, nochmals freudigſt begrüßt von den An⸗ wohnern der Durchmarſch⸗ und der Neben⸗ ſtraßen. Es kam hier ſo recht die Verbunden⸗ heit unſerer Bevölkerung mit der jungen Wehrmacht zum Ausdruck, zugleich auch dank⸗ erfüllt zu unſerem Führer Adolf Hitler auf⸗ blickend, der uns mit kühnem ſoldatiſchem Entſchluß die Wehrfreiheit wiedergegeben hat. Ehrentafel des Alters 75 Jahre alt. Am heutigen Tage be⸗ geht Frau Adam Adler 5. Witwe geb. Binninger, Repsgaſſe 4, in geiſtiger und körperlicher Rüſtigkeit ihren 75. Geburtstag. Die Jubilarin kann mit Befriedigung auf ein Leben ehrlicher und rechtſchaffener Arbeit zu⸗ rückblicken. Möge ihr noch manches Jährlein ruhigen Lebensabends beſchieden ſein! Herz⸗ lichen Glückwunſch! Tagungen der Schuhmacher und Wagner. Im Saalbau Kärchner zu Hep⸗ penheim hielt die Schuhmacherinnung des Kreiſes Heppenheim unter Vorſitz von Ober⸗ meiſter Hoock(Viernheim) und im Hotel Heſſiſcher Hof zu Heppenheim die Wag⸗ Erneuerung des Reiches ein Vorbild geweſen iſt, ſo wird ſie es auch jetzt und in aller Zukunft ſein: denn von ihr fehlt kein Mann am Gauparteitag! Und ſo ſoll jeder Deutſche, der ſich als Nationalſozialiſt fühlt, ob in Partei, DA F., in jeder Gliederung ſich zu dieſem Ehrentage des Gaues Heſſen⸗Naſſau bekennen: der Gauparteitag iſt auch mein Ehren⸗ und Feſttag! Und gerade wir Viern⸗ heimer im ſüdlichſten Zipfel des Gaugebietes wollen durch eine übergroße Teilnahme un⸗ ſerem Gauleiter Sprenger kund tun: Viernheim fährt in Treue und nationalſozialiſtiſcher Gemein⸗ ſchaft als gewaltige Marſchko⸗ lonne zum Gauparteitag und bekennt ſich erneut, wie am 29. März, zu Führer und Gauleiter! (Siehe auch amtl. Bekanntmachung der Orts⸗ gruppenleitung). CC nerinnung des Kreiſes Heppenheim unter Vor⸗ ſitz des Obermeiſter Jakob(Rimbach) ihre Kreistagungen ab. Beide Tagungen, die im weſentlichen organiſatoriſchen Fragen gewid⸗ met waren, wohnten ſtellv. Kreishandwerks⸗ meiſter Pg. Keil und Pg. Enſinger von der Kreishandwerkerſchaft bei. Hinſichtlich des Geſellenwanderns teilte Overmeiſter Hoock mit, daß in der Schuhmacherinnung eine Regelung bereits getroffen ſei: wenn die Unterbringung und Verpflegung der wandern⸗ den Berufskameraden nicht möglich ſei, ſo werde ihnen eine Vergütung für Ueberna tung und Verpflegung aus Mitteln der In⸗ nung gegeben. Mitwirkung der privaten Aerzte bei der Durchführung des Ehegeſundheitsge⸗ ſetzes. Nach den Beſtimmungen des Ehege⸗ ſundheitsgeſetzes iſt es bekanntlich den Ver⸗ lobten freigeſtellt, ſich auch von einem vom Reichsärzteführer hierfür zugelaſſenen Arzt der freien Praxis unterſuchen zu laſſen. In Ausführung dieſer Geſetzesbeſtimmung hat jetzt der Reichsärzteführer durch entſprechende Anordnung auch ſämtliche zur Tätigkeit in den Aemtern für Volksgeſundheit der NSD AP. zugelaſſenen Aerzte für die Vornahme der Unterſuchungen in Durchführung des Ehe⸗ geſundheitsgeſetzes zugelaſſen. Die Amts⸗ ärzte ſind angewieſen worden, ſich mit den Kreisamtsleitern des Amtes für Volksgeſund⸗ heit in Verbindung zu ſetzen, um ſich von die⸗ ſen ein Verzeichnis der für ihren Amtsbereich zugelaſſenen Aerzte geben zu laſſen. Willjt Du gejund bleiben- komme zur K. d. F.⸗Sportſtunde Donnerstag abend 8 Ahr, und für Frauen und Mädchen am Freitag abend 8 Ahr die fröhliche Gymnaſtik und Spiele im Freiſchütz— es gibt keinen ſchöneren Sport! Aunbreijen mit ber Aeichsbahn Von dem Gedanken ausgehend, die Reiſe⸗ luſt zu fördern und die Reiſe ſelbſt zu verbil⸗ ligen, hat die Reichsbahn— was noch viel zu wenig bekannt iſt— ſchon ſeit längerer Zeit Rundreiſekarten auf verſchiedenen Bahn⸗ höfen aufgelegt. Dieſe Karten ſind ſo zuſam⸗ mengeſtellt, daß hiermit eine 8 ſchöner Ausflugs orte beſucht werden kann. In einigen Karten ſind auch Wanderſtrecken zwiſchen ein⸗ zelnen Bahnhöfen eingeſchaltet, die als Aus⸗ gangspunkte für Wanderungen bevorzugt werden. Eine ſolche Rundreiſe kann auf einem beliebigen Bahnhof des Reiſewegs in der einen oder der anderen Richtung angetreten, muß jedoch in der einmal eingeſchlagenen Richtung durchgeführt werden. Die Fahrt kann inner⸗ halb der Geltungsdauer— 15 Tage bis 299 km, 30 Tage bei größeren Entfernungen— beliebig oft und beliebig lang unterbrochen werden. Eil- und Schnellzüge dürfen gegen Zah⸗ lung des tarifmäßigen Zuſchlags benutzt wer⸗ den. Auf Antrag wird der Zuſchlag für die Geſamtentfernung der Rundreiſekarte berech⸗ net und die Zuſchlagkarte für die geſamte Rundreiſe gültig geſchrieben. Die Ermäßigung beträgt 25 Prozent des gewöhnlichen Fahrpreiſes. Kinder im Alter von 4 bis 10 Jahren erhalten Rundreiſekarten zum halben Preis. Nähere Auskunft über die einzelnen Rundreiſekarten erteilen die Fahrkartenausgaben. Weinheimer Obſtgroßmarkt Kirſchen a) 16—22, Kirſchen b) 12 bis 15, Kirſchen e) 8—11; Erdbeeren 13—19; Stachelbeeren 11—23; Johannisbeeren, rot, 15—17, ſchwarz, 30—32; Himbeeren 30 bis 32; Heidelbeeren 24; Pfirſiche 22—28; Erb⸗ ſen 7. Anfuhr 800 Ztr. Nachfrage: gut.— Nächſte Verſteigerung: heute 14 Uhr. —!r..—ͤ———S— I————— ——;Ü— ̃̃ͤ ͥ ˙¹Xh ⁵n ——————ů—rð—— Vor zwanzig Jahren: Somme Einhundertachtzig Stunden Trommel⸗ feuer— eine Woche— ſieben Tage und acht Nächte, Trommelfeuer auf einem 40 Kilo⸗ meter langen Streifen Pikardie, von Fouge⸗ villers bis Chaulnes. Ununterbrochener Eiſenhagel zerſchlug die erſte deutſche Linie, zerſchlug die Bereit⸗ 0 aftsſtellungen, zerſchlug die Artillerie⸗ tände, zerſchlug jeden Quadratmeter des Zwi⸗ ſchengeländes. Granaten, Schrapnelle, Gasbomben und wieder Granaten— pauſenlos einhundert⸗ undachtzig Stunden lang, Minute um Minute, Sekunde um Sekunde. Erdfontäne neben Erd⸗ fontäne, Trichter neben Trichter, ſo entſtand die grauenvolle Mondlandſchaft, die ſich Tag für Tag erweiterte und bis zum Kriegsende an den Ufern der Somme blieb, der Somme, die mehr Blut getrunken hat als ein anderer Fluß der Welt, der Somme, deren Namen noch heute, nach zwanzig Jahren, keiner ohne Grauen ausſpricht, der hüben und drüben mit dem Leben der Hölle entkam. Am 24. Juni 1916 ſetzte die Beſchießung ein, am 1. Juli begann der engliſch⸗franzö⸗ ſiſche Infanterie⸗Angriff, nach dem Willen der Generalſtäbe beſtimmt, die deutſche Front zu zerreißen. Aber nur langſam fraß er ſich in Wochen und Monden weiter, walzte alles nieder, was an menſchlichen Siedlungen und Dörfern im Wege ſtand: Ovillers, Mametz, Maricourt, Curlu, Dompierre, Contalmaiſon, Longueval, Montauban, Hardecourt, Herbe⸗ court, Becquincourt, Aſſevillers, Barleux, Biache, Maurepas, Thiepval, Pozieres, Mar⸗ tinpuich, Le Sars, Pys, Warlencourt und viele andere, viele andere. Hinter den deutſchen Verteidigungslinien zerfielen die Städte Bapaume und Peronne, die nicht erreichten nächſten Angriffsziele. Vom Juli bis in den November hinein dauerte der Kampf, faſt täglich wiederholte ſich das Trommelfeuer des Beginns, jetzt auf einem beſchränkten Abſchnitt, dann wieder auf der ganzen Vierzig⸗Kilometer⸗Front. Nirgends errang der Gegner einen entſcheidenden Erfolg — um jeden Trümmerhaufen, der früher Dorf hieß, um jeden ehemaligen Bauernhof, um jede Bodenfalte, um jeden Baumſtumpf, entbrannten Kämpfe, die oft Tage dauerten. Es läßt ſich heute kaum ermeſſen, was der einzelne deutſche Soldat damals geleiſtet und erduldet hat, im Ringen mit einem zah⸗ lenmäßig überlegenen, beſſer ernährten, beſſer ausgerüſteten, körperlich und ſeeliſch viel weniger beanſpruchten Gegner. Wer ſingt heute noch den Ruhm der unbekannten Helden, die, dem Eiſenhagel einer übermächtigen Ar⸗ tillerie und den feindlichen Fliegern ſchutzlos preisgegeben, an der Somme und am Ancre⸗ bach mit dem Maſchinengewehr und der Handgranate jeden Fußbreit Boden zäh und verbiſſen verteidigten, bis ſchließlich der Tod ſie beſiegte? Wo ſind ihre Gräber? Unbeerdigt blieben die meiſten liegen, war es doch ſchon Amtliche Bekanntmachung Betr.: Reinigung des Landgrabens Das Reinigen des Landgrabens wird am Donnerstag, den 2. Juli 1936, vormittags 11 Uhr, an die Wenigſtbietenden verſteigert. Die hierbei notwendigen Bedingungen werden bei der Verſteigerung bekanntgegeben. Es kom⸗ men 8 Loſe von je ca. 520 lfdm zum Ausge⸗ bot. Viernheim, den 27. Juni 1936 Der Bürgermeiſter: Bechtel Bekanntmachung Betr.: Nachprüfung der mit Tabak bebauten Grundſtücke. Sämtliche Tabakpflanzer haben ſofort die mit Tabak bebauten Grundſtücke an gut ſichtbarer Stelle mit einem an einem genügend hohen Stock befeſtigten Schild(aus Holz oder Lederpappe) zu verſehen, auf welchem mit deutlich lesbarer und unverwiſchbarer Schrift(Förſterkreide) folgende Angaben an⸗ zuſchreiben ſind: 1. Name des Pflanzers, Beizeichen, Straße und Hausnummer.(Bei Ausmärkern Angabe der Wohngemeinde); 2. Ordnungsnummer im Verteilungsplan. Dieſe Nummer ſteht auf dem Zuteilungs⸗ beſcheid des Pflanzerausſchuſſes mit Bleiſtift geſchrieben und gilt gleichzeitig als Lager- und Flurbuchnummer. 3. Größe der mit Tabak bebauten Fläche. Im übrigen verweiſe ich auf bie Anord⸗ nung des Landesbauernführers vom 5. Juli 1935. Dieſelbe iſt im Aushängekaſten der Bauernſchaft 8 Tage ausgehängt. Viernheim, 30. Juni 1936 Der Ortsbauernführer. faſt unmöglich, die zahlloſen Verwundeten nach hinten zu bringen. Und hatte Freundes⸗ hand ein Grab mit oder ohne Kreuz geſchaf⸗ fen, dann wühlte am nächſten Tage die feind⸗ liche Granate den Toten wieder heraus. Es gibt wohl nur wenige deutſche Re⸗ gimenter, die im Spätſommer 1916 an der Weſtfront waren und nicht einmal, zweimal, dreimal an der Somme eingeſetzt worden wä⸗ ren. Drei Tage genügten, dann waren die Kompanien in Gruppen verwandelt, die Re⸗ imenter in Kompanien. Kaum hatte man ſich an einem ruhigen Frontabſchnitt ein paar Tage verſchnauft, dann ging es wieder hinein in das Grauen. Schon der Anmarſch brachte regelmäßig Verluſte. Und dann hockte man wieder in ſeinem Erdloch und wartete auf den nächſten Granateinſchlag, auf den nächſten Angriff. Nachts verſuchten Eſſenträger mit Die Anwelter am Montag Tragiſches Unglück in Wallſtadt Bei dem ſchweren Unwetter, dam am Montagabend in der Umgebung Mannheims, vor allem der Bergſtraße zu, niederging, er⸗ eignete ſich in der Keltenſtraße des Vororts Wallſtadt ein gräßliches Unglück. Der 21 Jahre alte Gipſer Richard Horn war bei Beginn des Unwetters vor ſeinem Hauſe da⸗ mit beſchäftigt, mit einer Sichel Futter zu ſchneiden. Plötzlich fuhr ein Kugelblitz herab und traf den jungen Mann an der Schläfe, ſodaß der Tod ſofort eintrat. Die Frau des auf ſo tragiſche Weiſe ums Leben Gekom⸗ menen ſtand mit ihrem Kind im Augenblick des Blitzſtrahles in der Nähe ihres Mannes und mußte ſo Zeuge von dem ſchrecklichen Ende werden. Dieſer Vorfall zeigte wieder deutlich, wie notwendig es iſt, immer wieder darauf hinzuweiſen, bei ausbrechenden Ge⸗ wittern die nötige Vorſicht walten zu laſſen, vor allem aber keine Metallgegenſtände in der Hand zu behalten, da dieſe naturgemäß den Blitz beſonders anziehen. 17 7 g Lampertheim Am Montag zwiſchen 19 und 20 Uhr ging über Lampertheim ein Gewitter mit wolkenbruchartigem Regen nieder, bei dem auch Hagel in großer Menge fiel. Die Hagel⸗ körner richteten jedoch wenig Schaden an, lediglich wurden die Kartoffelſtauden umge⸗ legt, doch kann man damit rechnen, daß ſie ſich wieder erholen werden. Dagegen richtete ein Orkan, der gleichzeitig mit dem Wetter einſetzte, in der öſtlichen Gemarkung großen Schaden an. Die Windhoſe zog in einer Breite von etwa 12 Meter durch die Fluren, alles, was in den Weg kam, mitreißend. Eine prachtvolle Obſtanlage des Rektors Schreiber ihrer ſchweren Laſt bis zu den Kämpfern vorzudringen, wie mancher kam nicht an's Ziel! Dann gab es eben vorn nichts zu eſſen, und, was viel ſchlimmer war, nichts zu trinken. Wohl dem, der noch eine Zigarette ſein eigen nannte! Hunderttauſende ſtarben in dieſen Wo⸗ chen, hüben wie drüben. Die Kugel traf ſie, das Gas erſtickte ſie, die Granate zerriß ſie, der Schlamm verſchluckte ſie, jeden Tag Tauſende. N Den„Friedhof“ nannten die Soldaten das Sommegebiet. Und doch hielt die deutſche Front. Stel⸗ lenweiſe war ſie bis zum Zerreißen geſpannt, aber ſie hielt. Bapaume und Peronne wurden von den Gegnern im Jahre 1916 nicht erreicht. Erſt im nächſten Frühjahr räumten die deutſchen Truppen ſie freiwillig, als die Front in die Siegfriedſtellung zurückgenommen wurde. Ernſt Berghäuſer⸗Vlotho. Aus Stabi und Land wurde beſenders ſtark mitgenommen. Einige Bühler Zwetſchgenbäume wurden an der Krone glatt abgebrochen und zum Teil mehr als hundert Meter weit durch die Luft in die Spargeläcker geſchleudert. Andere Birnen⸗ und Apfelbäume waren mit der Wurzel aus dem Boden geriſſen und die Kronen vollſtändig zerzauſt. Der Orkan zog vom Süden gen Norden und brach auf ſeinem Weg viele Bäumchen wie Streichhölzer um. Kurz vor dem Walde leiſtete ſich der Sturm noch ein wüſtes Zerſtörungswerk in einer am Waldes⸗ rand ſtehenden Hühnerfarm. Die Hühner⸗ 2 wurden abgedeckt und dann der ganze au 30 bis 50 Meter weit in die Felder getragen. Das daneben ſtehende Wohnhaus wurde ebenfalls ſchwer beſchädigt. Die Hühner wirbelten in der Luft und wurden zerſchmet⸗ tert ſpäter am Boden gefunden, viele irrten in der Nacht in den Feldern umher. Im Walde ſelbſt wurden viele kleine Fichten abgebrochen. Der Geſamtſchaden iſt beträchtlich. Lampertheim.(Der Erfolg der Spargelernte). Das Ergebnis der Lampert⸗ heimer Spargelernte, die am 24. Juni beendet wurde, kann jetzt annähernd überſehen wer⸗ den. Der Geſamtanfall beträgt etwa 15000 Zentner von 1 100 Morgen bebauten Spargel⸗ feldes. Der finanzielle Ertrag beziffert ſich auf etwa 400 000 Mark. Mit der Spargel⸗ ernte, die bis zu 90 Prozent auswärtige Gelder in die Gemeinde hereinbringt, iſt der Lampertheimer heimiſchen Wirtſchaft weſent⸗ lich geholfen. Doppelt, wenn man bedenkt, daß auf dem Gelände, auf dem der Spargel geerntet wird, früher nichts erzielt wurde, weil ſein ſandiger Boden keinerlei Nützliches hervorbrachte. Bürſtadt.(Was ein Häkchen werden will...) Ein zwölfjähriges Mädchen ent⸗ wendete in einem Geſchäftshaus einen Betrag Alam& aullacli Eni bie C aullacſi geb. Schadt Vermählte Viernheim Weisenau b. Mainz „den 1. Juli 1936 Nur duaudtswaren u billigen Freisen Nobert Stelert Manufaktur- und Modewaren Wäsche und Aussteuer Weinheimerstrasse 62 ——..——— Stachelbeeren 2 Zimmer und Johannis⸗ ö und RHuche beeren z Tagespreis bei mit Zubehör an Konr. Brechtel ruhige Leute bis 1. Burg Windek Juli zu vermieten Beſtellung. werden Kiesſtraße 14 Einkochapparate Einkochgläser u. allen sonstigen Bedarf beim Einmachen empfiehlt billigst e e mädchen- Reklame Fahrrad] bebt e ee de Holmannsir. ö Geſchäft! Anfertigung von die Wiederholung, die ſtändige, ſtetige Wiederbearbeitung des Intereſſenten ſchafft den Erfolg. Benutzen Sie ſtets zur Ver⸗ öffentlichung ihrer Anzeigen die „Viernheimer Volkszeitung“ . 5 1 3 2 3 . 8 r. 1 8 . 1 Val. Winnenbaen, Druckjachen für Handel, Gewerbe, 5 —. 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Nachmittags be⸗ gann das Sportfeſt, an dem über 500 Mädel teilnahmen; dem feierlichen Einmarſch der Wimpel folgte die Fahnenhiſſung. Die 1 lichen Veranſtaltungen beſtanden beim BDM. meiſt in Körperſchule, bei den Jungmädels in Bodenturnen und Geſchicklichkeitsübungen. Vorführungen und die Volkstänze. Den 1. Preis im Grenzballſpiel(gegen Gruppe Lam⸗ pertheim) errang Biblis, und als Belohnung bekamen die Siegerinnen einen ſchönen§ 52 ſprungſtänder. Mit einer feierlichen Schluß⸗ anſprache des Stellvertreters des Kreisleiters, der die Preisträger beglückwünſchte und die Unterlegenen anelferte, fand die vom beſten Wetter begünſtigte Veranſtaltung gegen Abend ihren Abſchluß. Melbung an bie Landesbauernjchaft Eintagsprüfung älterer Melker Aeltere Melker können ohne Ablegung eines Lehrganges an einer ſtaatlich anerkann⸗ ten Viehpflege⸗ und Melkerſchule unter nach⸗ folgenden Bedingungen den Meiſterbrief er⸗ halten: Der Melker muß vor dem 1. April 1900 geboren ſein und muß mindeſtens 12 Jahre ſeinen Beruf ausgeübt haben, weiterhin muß er eine vierjährige ununterbrochene, er⸗ folgreiche Tätigkeit als ſelbſtändiger Ober⸗ melker in einem Betrieb nachweiſen können. Für dieſe Melker empfiehlt es ſich, um⸗ gehend— ſpäteſtens bis zum 3. 8. 1936— eine Anmeldung zur Meiſterprüfung(Prü⸗ fungsgebühr RM. 20.—) an das Verwal⸗ tungsamt der Landesbauernſchaft einzuſenden Der Anmeldung ſind Belege über die oben geforderte Tätigkeit und ein Lebenslauf des Bewerbers beizufügen. Die Prüfung erfolgt nach den Beſtimmungen über die Prüfung von Melkergehilfen zu Melkermeiſtern. Hauptſchriftleiter und verantwortlich für den politiſchen Teil Bernhard Peters, Worms, für den übrigen Teil Friedrich Martin, Viernheim. 8 Ver⸗ einigte Zeitungsverlagsgeſellſchaft m. b. H., Worms Geſchäftsſtelle: Friedrich Martin, Viernheim. Druck: Wormſer Verlags⸗ und Druckereigeſellſchaft m. b. H., Worms. DA. V. 1936 über 1800. Zur Zeit iſt An⸗ zeigenpreisliſte Nr 6 gültig Freiwillige Feuerwehr Am Sonntag, den 5. Juli 1936, vormittags 5 Uhr Aebung der freiwilligen Feuerwehr und derpPflicht⸗ mannſchaft. Spielleute haben anzu⸗ 0 treten. Unentſchuldigtes Fernbleiben wird beſtraft. Signal 4.30 Uhr. Das Kommando. Aadchabsatzgenossenschalt Viernheim Heute Mittwoch von 6—8 Ahr Aus zahlung und Einzug ſämtlicher Ausgleichs beiträge Hofmann Was bringt der Aundjunk? Reichsſender Stuttgart: 5.55 Gymnaſtik; 6.20 Wiederholung der Abendnachrichten; 6.30 Frühkonzert; 7.00 Nachrichten; 8.05 Wetter; 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Konzert; 9.30 Sommerliche Veſperbrote; 9.45 Funkberichte; 10.00 Volksliedſingen; 10.45 Reichsſendung; 12.00 Konzert; 13.00 Zeit, Wetter, Preſſe; 14.00 Allerlei von Zwei bis Drei; 15.30„Wir beſuchen ein Jugend⸗ erholungsheim der NSV. auf der Schwäbi⸗ ſchen Alb“, Hörbericht; 16.00 Muſik; 17.45 Lieder von Fritz Paldauf; 18.00 Sonniger Süden“; 19.00 Die Lieder Germaniens,„Das Erbe von Skalaholt“, Hörſpiel; 19.50 Er⸗ zeugungsſchlacht; 20.00 Nachrichten; 20.10 Geſang— Gitarren— Serenaden— Laßt euch gefälligſt dazu laden! Ein buntes Kon⸗ zert; 22.00 Zeit, Preſſe, Wetter, Sport; 22.30 Von Athen bis Los Angeles; 22.45 Aus eigenen Werken; 23.30 Kleine Na muſik; 0.00 Nachtmuſik. 5 Volkstümliche Muſik begleitete die ſportlichen 5.45 Choral, Zeit, Wetter, Bauernfunk; ben. 0 f keichs en eines nach! grün fib ei der f. dun Dat Ne die n ebenfe duſen re 1 feht f W üg ein ber dier Nec 0.