* . Ham dieb iche ichen 1 be, 2 in: Vol Aumtsblatt der Vürgermeiſterei Viernheim Erſcheinungswei e: Täglich, ausgenommen an Sonntagen und Feiertagen. reis: Ins Haus gebracht monatlich 80 1 1.60 RM. einſchließlich Botenlohn, Bezu* 5 f 1 5 durch die Poſt monatlich 1.60 RM. ausſchließlich Beſtellgeld. Einzelnummer 10 Rpfg Nummer 156 Miltwoch iernheimer Seilun 0 Verkündigungsblatt der NS DAN. Viernheim Anzeigenpreis: Grundpreis für 1 m Höhe und 22 mm Breite 3 Nyfg., im Texkteil für I mm Höhe und 67 mm den 8. Juli 1936 reite 15 Rpfg. Zur Geſchäftsſtelle Viernheim. Bismarckſtraße 13. Fernſpr. 153. eit iſt Anzeigenpreisliſte Nr. 6 gültig. S Ludwigshafen 15101. 12. Jahrgang Pariſer Vorarbeit für Brüſſel Jehl endlich für Eulſpannung mit Deulſchland— Beſuch delbos in Berlin Paris, 8. Juli. Dienstag morgen hat ein franzöſiſcher Miniſterrat getagt und ſich mit den Fragen der auswärtigen Politik beſchäftigt. Blum und Delbos ſetzten ihre Kollegen über die Vorgänge in Genf ins Bild. Offiziell zeigt man ſich in diplomatiſchen Kreiſen über das Ergebnis ziemlich zufrieden. Die außenpolitiſche Haltung des Kabinetts hat jedoch einen eigenartigen Widerhall in der öffentlichen Meinung. Die Blätter der Linken können fie ſchlecht unterſtützen, weil ſie ſich bis zum letzten Augenblick in der Sanktionsfrage feſtgelegt hatten und nun einige Zeit brauchen, um dieſe Stellung abzubauen. Die Blätter der Rechten dagegen bekämpfen das Kabinett aus grundſätzlichen Erwägungen. Von Wichtigkeit für Frankreich iſt die Frage, ob Italien an der Konferenz der Locarno⸗ mächte teilnehmen wird, die bekanntlich um den 20. Juli herum in Brüſſel oder Haag eröffnet wird. Am 19. März hatte der italieniſche Botſchafter in Lon⸗ don, Grandi, im Namen ſeiner Regierung er⸗ klärt, daß Italien bereit ſei, ſeine Verpflich⸗ tungen im Rahmen des Locarno-Vertrags zu erfüllen, wenn die Großmächte durch eine an⸗ dere Haltung im abeſſiniſch⸗italieniſchen Kon⸗ flikt ihm die Möglichkeiten dazu ſchüfen. Die vorherrſchende Meinung geht dahin, daß die vorgeſehene Locarno⸗Konferenz nicht ohne Italien ſtattfinden ſollte und daß es beſſer wäre, ſie noch einmal zu verſchieben, falls Muſſolini von dem in Genf gezeigten Entgegenkommen noch nicht voll befriedigt ſein ſollte. Deutſchland ſoll zu dieſer Kon⸗ ferenz ebenfalls geladen werden. Nachdem der engliſche Außenminiſter erklärt hat, daß er nicht mehr auf einer vor⸗ herigen deutſchen ſeinen Fragebogen beſtehe, iſt ein Hindernis aus dem Weg geſchafft worden, das den Franzoſen einiges Kopfzerbrechen bereitet hat. Léon Blums Pläne gehen angeblich ſo⸗ gar ſoweit, daß er glaubt, noch im Laufe des Herbſtes ſeinen Außen⸗ miniſter Delbos nach Berlin ſchicken zu können, damit in direkter Ausſprache eine Entſpannung zwiſchen Frankreich und Deutſchland herbeigeführt werden könne. Aber er iſt auf der anderen Seite nicht ge⸗ willt, den Grundſatz der kollektiven Sicherheit im Rahmen regionaler Unterſtützungsabkom⸗ men mit militäriſchen Abſprachen aufzugeben. Von deutſcher Seite iſt oft genug geſagt wor⸗ den, daß nicht Deutſchland, ſondern Frankreich den Locarnovertrag gebrochen hat, als es das franzöſiſch⸗ruſſiſche Militärbündnis abſchloß. Wie es ſcheint, haben die deutſchen Argu⸗ mente auf Blum einigen Eindruck gemacht, und wenn wir recht unterrichtet ſind, hat er es in der letzten Zeit für nötig erachtet, ſeinen Luftfahrtminiſter Pierre Cot ein wenig zu bremſen, der als treuer Anhänger der Herriot⸗ ſchen Allianzpolitik in den vier Wochen ſeiner Miniſtertätigkeit ſchon allzunahe mit ſeinem Miniſterium an die ruſſiſche Fliegerei heran⸗ gerückt iſt. Aber man muß zunächſt einmal abwarten, was ſich aus den Tendenzen, die geſtern in Paris durcheinander gelaufen ſind, als pro⸗ grammatiſche Linie für die Brüſſeler Konfe⸗ renz herausbildet. Erſt wenn einige Tage vergangen ſein werden, kann man klarer ſagen, von welcher Grundlage aus Leon Blum eine Politik der Entſpannung gegenüber Deutſch⸗ land zu ſchaffen beabſichtigt und welche Aus⸗ ſichten dieſen Plänen nach Abzug einer gewiſ⸗ ſen Propagandawirkung beizumeſſen iſt. Die Locarno⸗ Konferenz wird ein gu⸗ Antwort auf[ter Prüfſtein für die Wirklichkeit der Ent⸗ ſpannungswünſche ſein. Schlechtes Abſchneiden Frankreichs in Genf Paris, 7. Juli.„Frankreich ſchneidet bei dem italieniſch⸗abeſſiniſchen Abenteuer am ſchlechteſten ab“, ſo urteilt die außenpolitiſche Mitarbeiterin des„Oeuvre“. In Italien habe es ſich einen hartnäckigen Feind geſchaffen. Ferner beſtehe eine franzöſiſch⸗ engliſche Kriſe, die ſich in den kommenden Ta⸗ gen gegen Frankreich auswirken werde. Wei⸗ ter habe Frankreich, das ſeine Verpflichtungen in der abeſſiniſchen Angelegenheit abgeleugnet habe, in den Augen der kleinen Staaten ver⸗ loren und ſein Anſehen und ſeine Belange in Franzöſiſch⸗Somaliland vermindert. Frankreich gehe aus dieſen Ereigniſſen ſo geſchwächt hervor, daß es keine Kraft zu haben ſcheine, eine neue diplomatiſche Offenſive zur Wiederherſtellung der Lage in Europa zu unternehmen. England hingegen habe ſich unbeſtreitbar beſ⸗ ſer aus der Affäre gezogen. Seine Diplomatie folge dem einen Leitſatz, auf allen Gebieten eine entſchloſſene ſachliche Politik durchzufüh⸗ ren. Es bemühe ſich um eine Annäherung zwiſchen Italien und Sowjetrußland, um auf dem Balkan die Stabilität zu erreichen, die Frankreich ſeit mehreren Jahren nicht mehr zu ſichern gewagt habe. Außerdem gehe es in der Dardanellenfrage in vollem Einverſtänd⸗ nis mit der Türkei vor. Auch Pertinax beſchäftigt ſich im„Echo de Paris“ mit den etwaigen Zielen und Abſich⸗ ten der engliſchen Außenpolitik. England ſei entſchloſſen, ſo ſchreibt er, im Mittelmeer ſtärkere Geſchwader als vor dem September 1935 zu unterhalten. Weiter werde England während des unſicheren Zeitabſchnittes, der der Aufhebung des gemeinſamen Handelns folge. die in der Annahme eines italieniſchen An⸗ griffs mit der Türkei, Griechenland und Jugoſlawien abgeſchloſſenen militä⸗ riſchen Abkommen nicht fallen laſſen. Hin⸗ gegen ſcheine nicht ſehr klar zu ſein, was aus dem franzöſiſch⸗engliſchen Militärabkommen von 1935 werden ſolle. Damit ſeien die fran⸗ zöſiſchen Häfen, die Flotte und die Stützpunkte den Engländern zur Verfügung geſtellt wor⸗ den, aber auf Gegenſeitigkeit habe Frankreich verzichtet. Die Lage im Mittelmeer könne alſo nicht verwirrter ſein als gegenwärtig. Locarno-Konferenz Prüfſlein der Verſländigung Nan ſpricht von einem Beſuch des franzöſiſchen Außenminiſters in Berlin Völkerbundsſatzung gefährdet Frieden Eine Unlerredung des„Angriff“ mit dem Hauplverkreler Chiles beim Völkerbund Berlin, 7. Juli. Der„Angriff“ ver⸗ öffentlicht in ſeiner Spätausgabe am Dienstag eine Unterredung mit dem chileniſchen Haupt⸗ vertreter beim Völkerbund und Botſchafter in Rom, Rivas Vicuna, der belanntlich den überraſchenden Vorſtoß in der Frage einer Reform des Völkerbundes unternommen hat. In der Unterredung, in der die große Sorge deutlich zum Ausdruck kommt, mit der nicht nur Chile, ſondern ſämtliche ſüdamerikaniſche Staaten die Entwicklung der Genfer Einrich⸗ tung verfolgen, hebt der chileniſche Völker⸗ bundsvertreter unter Berufung auf die Neu⸗ tralität Chiles im Weltkrieg hervor, daß nun⸗ mehr der Augenblick gekommen ſei, um ſich mit der Reform der Völkerbunds⸗ ſatzung zu befaſſen. Dabei müßten aber auch die außenſtehenden Nationen nach ihrer Anſicht gefragt werden. Rivas Vicung fährt dann fort:„Was ferner die Reform ſelbſt be⸗ trifft, ſo iſt es noch verfrüht, einen genauen Wortlaut zu unterbreiten. Aber ſoviel können wir ſchon jetzt ſagen, daß es ein unmöglicher Zuſtand iſt, wenn beſtimmte Artikel der Völterbundsſatzung in den Vordergrund geſtellt werden, wäh⸗ rend die wichtigſten ganz in Vergeſ⸗ ſenheit geraten. Die Ausſprache auf der Montreux, 7. Juli. Die Meerengenkon⸗ ferenz unterzog am Dienstag die Beſtimmun⸗ gen des engliſchen Entwurfs über die Durch⸗ fahrt von Kriegsſchiffen und deren Aufenthalt im Schwarzen Meer in Friedens⸗ zeiten einer vorläufigen Durchberatung, bei der eine Reihe wichtiger Punkte in der Schwebe blieb. Zu Artikel 11 des engliſchen Entwurfs, der ganz allgemein eine Tonnage⸗ begrenzung für die Durchfahrt vorſieht, ſtellte die türkiſche Abordnung einen Abände⸗ rungsantrag, wonach die Kriegsſchiffe von Uferſtaaten des Schwarzen Meeres nicht an dieſe Grenzen gebunden ſein ſollen. Dieſer Abänderungsantrag ſoll den ruſſiſchen 28 000⸗Tonnen⸗Schiffen jederzeit Ausfahrt nach der Oſtſee und nach Oſtaſien ermöglichen. Ein Beſchluß wurde nicht ge⸗ faßt, nachdem ſich der engliſche Vertreter die Stellungnahme ſeiner Regierung vorbehalten hatte. Auch über Artikel 14 des engliſchen Ent⸗ Die Jloklenrivalilät im Mittelmeer Die italieniſche Preſſe nach Aufhebung der Zauklionen Rom. 7. Juli. Die Aufhebung der Sanktio⸗ nen wird in der römiſchen Preſſe mit keinem Wort beſprochen, ſelbſt die Ueberſchriften zu den ganz knapp gehaltenen Genfer Berichten haben keine beſondere Aufmachung. Man geht faſt teil⸗ namslos über die Aufhebung der Sanktionen hinweg, betont aber um ſo lebhafter das Fort⸗ beſtehen der aus der Sanktionszeit übrig blei- benden einſeitig gegen Italien gerichteten Flottenabmachungen Großbritan⸗ niens im Mittelmeer, die auch der Hauptgrund des Fernbleibens Italiens von der Dardanellenkonferenz von Montreux ſeien. Mit Befremden wird in den Londoner Be⸗ richten der römiſchen Preſſe feſtgeſtellt, daß ſich niemand in Großbritannien die Frage vorlege. was eigentlich aus dieſen Flottenabmachungen werden ſolle, nachdem die Sanktionen und da⸗ mit auch die notwendigen gegenſeitigen Unter⸗ ſtützungen im Mittelmeer gegen einen etwaigen italieniſchen Angriff verſchwunden ſeien. Das Weiterbeſtehen dieſer Flottenabmachungen hätte nach Anſicht des Londoner Korreſpondenten des im Verlag des„Giornale d'Italia“ erſcheinen⸗ den Mittagsblattes„Piccolo“ keine andere Wirkung als die Provokation Ita⸗ liens. Der Genfer Berichterſtatter des„Piccolo“ ſpricht von dem Fortbeſtehen der gegen Ita⸗ lien gebildeten Koalition, der eine ganze Reihe der in Montreux vertretenen Staa⸗ ten angehörten. Dieſe Abmachungen ſeien un⸗ vereinbar mit dem Wunſch einer Rückkehr Ita⸗ tiens zur Mitarbeit an den europäiſchen Fragen. Man frage ſich, welche Gefahren Großbri⸗ tannien und die übrigen Teilnehmer dieſer Flottenabmachungen nach Auſhebung der Sanktionen eigentlich noch bedrohten, und gegen welche Gefahren Großbritannien ge⸗ rade Griechenland und die Türkei beſchützen müſſe, mit denen Italien bekanntlich Freundſchaftsverträge abgeſchloſſen hätte. Schließlich wendet ſich der Korreſpondent ſcharf gegen die Abſicht Großbritanniens, der Türkei durch ein beſonderes Protokoll auch ohne Zuſtimmung Italiens. ſofort das Recht der Be⸗ feſtigung der Dardanellen zuzuerkennen. So wird z. B. Artikel 8, der die Abrüſtumng betrifft, überhaupt nicht geachtet. Die Völler⸗ bundsſtaaten haben die ſchwere Verfehlung begangen, daß ſie den gefährlichen Rüſtungs⸗ wettlauf im Nachkriegseuropa nicht verhindert haben. Es ſind weiter alle jene Verpflichtun⸗ gen außer acht gelaſſen worden, die vorbeu⸗ gende Maßnahmen zur Verhinderung kriege⸗ riſcher Auseinanderſetzungen verlangen. Es iſt ſchließlich nichts dafür getan worden, um den Artikel 19 anwendbar zu machen, der un⸗ haltbare Zuſtände und damit Kriegsurſachen beſeitigen ſoll. Solange der gegenwärtige Zu⸗ ſtand andauert, halten wir es für dringender, örtliche Streitfälle zu begrenzen und nicht in allgemeine Kriege militäriſcher und wirtſchaftlicher Art ausarten zu laſſen, wie es der Artikel 16 vorſchreibt. Die gegenwärtige Anwendung der Völker ⸗ bundsſatzung führt zum Weltkrieg. Solange dieſe Gefahren nicht durch eine Re⸗ form beſeitigt ſind, müſſen wir uns das Recht vorbehalten, jeden Streitfall nach freiem Er⸗ meſſen nach ſeinen Urſachen, Verantwortlich⸗ keiten und Wirkungen zu unterſuchen, ehe wir uns zu irgendwelchen Maßnahmen entſchlie⸗ ßen.“ Meerengen-Konferenz wurfs, der Kriegsſchiffbeſuche auf Einladung der türkiſchen Regierung von der allgemeinen Tonnagebegrenzung ausſchließen will, wurde noch keine Einigung erzielt. Die Ausſprache über die Höchſttonnage der zum vorübergehenden Aufenthalt im Schwarzen Meer zugelaſſenen Streitkräfte von Nichtuferſtaaten konnte am Dienstag noch nicht abgeſchloſſen werden. Der zuläſſige Höchſtanteil einer einzelnen Macht an dieſer Geſamttonnage wurde von dreiviertel auf zweidrittel herabgeſetzt, ebenſo die normale Aufenthaltsdauer von vier Wochen auf drei Wochen. Die im engliſchen Entwurf vorge⸗ ſehene Ausnahme von der Tonnagebegren⸗ zung zugunſten humanitärer Zwecke— ein Begriff, der noch nicht näher erläutert wor⸗ den iſt— veranlaßte eine längere Ausſprache. Im übrigen bemüht ſich der Präſident um eine Vergleichslöſung, deren Einzelheiten das techniſche Komitee ausarbeiten ſoll. A Eine neue Varnung des Ober- kommiſſars in Paläſtinag Jeruſalem, 8. Juli. Oberkommiſſar Wauchope richtete am Dienstagabend erneut eine Rundfunkanſprache an die Bevöl⸗ kerung Paläſtinas. Er kündigte die baldige Beendigung der Terrorakte durch Militär an und teilte mit, daß im Notfalle weitere Verſtärkungen herangezogen würden. Der Kommiſſar warnte vor der offen⸗ bar verbreiteten Anſicht, daß ein Widerſtand gegen die Militärmacht möglich ſei. Die Auf⸗ rührer ſeien für die Not der armen Be völkerung allein verantwortlich. Infolge Ver⸗ minderung der Staatseinnabmen würden Steuererhöhungen nötig, was ſich wiederum auf den Lebensſtand der Bevölkerung un⸗ günſtig auswirken werde. Der Kommiſſar wies weiter auf die Unmöglichkeit ärztlicher Be⸗ handlung infolge der Anſicherheit auf den Landſtraßen hin. Den Aerzten ſei es nicht möglich, Kranke aufzuſuchen. Dadurch werde vor allem die Ausbreitung der landesüblichen Augenkrankheiten gefördert, beſonders bei den Kindern, von denen viele zu lebenslänglicher Blindheit verurteilt ſeien. 2 ů r 5 N 5 . N S re eee eee —— ene ene e ee ————— W 8 1 57 3 32 Die Ueberwindung der Revolte Anläßlich der Zehnjahresfeier des Reichspar⸗ teitages von 1926 in Weimar hat der Führer und Reichskanzler in ſeiner Schlußanſprache auf den Anterſchied zwiſchen der Revolte von 1918 und der Revolution von 1933 hingewieſen und die grundſätzliche Erkenntnis ausgeſprochen, daß die Machtübernahme als ſolche noch keinen le⸗ galen Zuſtand begründe. Vielmehr kommt es darauf an, daß eine derartige Machtverände⸗ rung ſich ſegenreich und erfolgreich auswirke. Die Veranſtalter der Revolte von 1918 haben durch ihre Tätigkeit dem deutſchen Volke keinen Segen gebracht. Sie haben zwar den alten marxiſtiſchen Grundſatz verwirklichen können, daß alle Räder ſtill ſtehen, wenn der ſtarke Arm des Proletariats es will, aber es iſt ihnen nicht gelungen, die Räder auch wieder in Gang zu ſetzen. Das hat der Nationaſozia⸗ lismus in den dreieinhalb Jahren ſeiner bis⸗ herigen Regierungstätigkeit vollbracht. Wenn man nun die Frage aufwirft, durch welche Taten der nationalſozialiſtiſche Staat die Legaliſierung der deutſchen Revolution durchgeführt hat, dann hat der Führer in ſeiner Weimarer Rede darauf die Antwort gegeben. Seine Formulierung iſt ſo klaſſiſch, daß das deutſche Volk ſie nicht oft genug leſen und hören kann. Wörtlich ſagte Adolf Hitler:„Als letzte Legaliſierung der Revolution des Jahres 1933 wird die Nachwelt feſtſtellen können: Dieſer Re⸗ volution vom Jahre 1933 verdankt das deutſche Volk wieder eine auf⸗ blühende Wirtſchaft: es verdankt dieſer Revolution den Schutz einer ſtarken Armee: es verdankt dieſer Revolution eine neue deutſche Kultur: es verdankt dieſer Revolution eine neue deutſche Kunſt; aber über über allem, es verdankt dieſer Revolution einen neuen deutſchen Menſchen.“ * In dieſen kurzen Sätzen iſt der weſentliche Inhalt deſſen beſchloſſen, was der national⸗ ſozialiſtiſche Staat unter Adolf Hitlers Führung in dreieinhalb Jahren der Regierungstätigkeit geleiſtet hat. Er begann mit dem Wiederaufbau der deutſchen Wirtſchaft. Was die Konjunktur⸗ politiker der liberaliſtiſchen Epoche für unmög⸗ lich gehalten hatten, das iſt der nationalſozia⸗ liſtichen. Wiederaufbaupolitik in der deutſchen Wirtſchaft gelungen. Mehr als 5 Millionen Volksgenoſſen ſind wieder in Arbeit und Brot gebracht worden. Die Schornſteine haben wieder zu rauchen begonnen, zwar nicht in dem Sinne, daß den einzelnen Unternehmern übermäßige Gewinne in den Schoß geworfen worden ſind, wohl aber in der begründeten Abſicht, die deut⸗ ſchen Volksgenoſſen, die durch den Wahnſinn des früheren Wirtſchaftsſyſtems zum Feiern verurteilt waren, wieder zu einer nützlichen Tä⸗ tigkeit im Dienſte des Volksganzen zu führen. Und wenn man gerade im Hinblick auf die ſchaffenden deutſchen Menſchen den letzten Satz der Sitlerſchen Ausführungen hinzunimmt, dann kann man nur immer wie⸗ der das große Wunder feſtſtellen, das dem Nationalſozialismus inbezug auf die Men⸗ ſchenerziehung gelungen iſt. Millionen von Volksgenoſſen war in der marxiſtiſchen Zeit eingeredet worden, daß die Arbeit eine Schande und eine Fron zugunſten der kapita⸗ liſtiſchen Klaſſe ſei. Alle dieſe Volksgenoſſen haben zu ihrem eigenen Segen und zum Se⸗ gen der Allgemeinheit wieder erkennen gelernt, daß Arbeit für den Menſchen eine innere Notwendigkeit und eine Quelle der Kraft bedeutet. Nur auf dieſer Grundlage war es möglich, auch die neue Volksgemeinſchaft zu ſchaffen, durch die der Nationalſozialismus den alten Klaſſen⸗ kampfgeiſt von rechts und von links, von oben und von unten grundſätzlich überwunden hat. Nur auf dieſer Grundlage konnte auch die Wehrpflicht des nationalſozialiſtiſchen Staates eingerichtet werden. Denn dieſe Wehr⸗ pflicht beruht auf der Vorausſetzung, daß die deutſchen Menſchen gern und freiwillig den Waffendienſt leiſten. Mit unwilligen Volks⸗ genoſſen kann man nicht eine neue Armee ſchaffen, wie ſie der nationalſozialiſtiſche Staat braucht. Heer und Volk, Wehrmacht und Nation ſind im neuen Staate eins geworden. Nur dadurch konnte Adolf Hitler in unglaub⸗ lich kurzer Zeit dem deutſchen Staat und Volk denjenigen Schutz wiedergeben, den ſie ſo⸗ lange entbehren mußten. Nur dadurch iſt in Verbindung mit der Schöpfung einer neuen Arbeitsmoral die Revolution von 1933 lega⸗ liſiert worden * Aber die Auswirkungen Revolution reichen weiter. Es war der Irr⸗ rum manches früheren Herrſchaftsſyſtemes, daß es ſich mit der Errichtung der politiſchen Macht begnügte. Nach der Erkenntnis des Nationalſozialismus haben Revolutionen nur dann Beſtand, wenn ſie das Volk in ſei⸗ ner Geſamtheit und in allen ſeinen Le⸗ bensäußerungen erfaßten. Der Nationalſozia⸗ lismus hat von Anbeginn ſeine Univerſalität betont. Er hat den Anſpruch erhoben, das ganze Leben unſeres Volkes von innen her⸗ aus und von Grund auf neu zu geſtalten. Deshalb hat er in alle Gebiete eingegriffen, die das geiſtige und kulturelle Leben der Na⸗ tion in irgend einer Weiſe berühren. Selbſtverſtändlich weiß die nationalſozia⸗ liſtiſche Staatsführung, daß der Staat als ſol⸗ cher keine Kultur ſchaffen kann; aber die Er⸗ fahrung der vergangenen Jahrzehnte hat ge⸗ einer wirklichen der Wirtſchaft in Gaulag heſſen⸗-Naſſau 1936 8. bis 12. Juli 1936 in der Gauhauptſtadt Frankfurt am Main. Das Volksfeſt am Gaulag Die Amtsleiter der Bewegung, die am 11. Juli in 21 Arbeitstagungen ihre ganze Auf⸗ merkſamkeit auf die großen Aufgaben, die ihnen der Führer geſtellt hat, richten müſſen, ſollen am Samstag⸗ und Sonntag abend Gelegenheit haben, zuſammen mit der Bevölkerung von Groß⸗Frankfurt einige Stunden heiterer Le⸗ bensfreude zu genießen. Hier auf dem Platze des Volksfeſtes werden ſich alte Kampfgenoſſen treffen, viele, die ſich ſeit Jahren nicht geſehen und gehört haben, werden ſich die Hände drücken und in der Erin⸗ nerung gemeinſamer Erlebniſſe den Tag be⸗ ſchließen. Auf dem Platz an der Bismarck⸗Allee, der ſeit der Reichsnährſtandsausſtellung ſeine Eig⸗ nung für derartige Veranſtaltungen bewieſen hat, wird die NS⸗Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ im Auftrag der Gauleitung dieſen hei⸗ teren Teil des Gautages durchführen. Im Mit⸗ telpunkt des Platzes wird ein großartiger Mu⸗ ſikpavillon errichtet; zwei Tanzböden wer⸗ den allen Tanzluſtigen ſelbſt bei drückendſter Hitze genügend Platz bieten. Aber nicht nur Muſik und Tanz, auch Varietévorfüh⸗ rungen werden durchgeführt. Zwiſchen den einzelnen Darbietungen finden Sportvorfüh⸗ rungen des Sportamtes der NS⸗Gemeinſchaft „Kraft durch Freude“ und des Reichs⸗ bundes für Leibesübungen ſtatt. Ferner wer⸗ den die Werkskapellen und Werkschöre, die be⸗ kanntlich bei der Volksſenderaktion beſonders hervorgetreten ſind, mitwirken. Der Arbeits⸗ dienſt zeigt einen großen Volkstanz; ein Mundharmonikaorcheſter wird mit ſeinen Vor⸗ führungen beweiſen, daß auch dieſes Inſtru⸗ ment zur Pflege guter Volksmuſik geeignet iſt; eine heſſiſche Spielſchar wird mit heiteren Spielen die Zuſchauer erfreuen. Die Zuſammengehörigkeit all dieſer Veran⸗ ſtaltungen iſt durch einen Anſager gewährlei⸗ ſtet, der mit humorvollen Worten das Feſt und die„ der Teilnehmer lebendig halten wird. Neben dieſen Darbietungen wird ein umfang⸗ reicher Vergnügungspark für die Un⸗ terhaltung aller Anweſenden ſorgen. Roſtbra⸗ tereien, ein Ochs am Spieß, Zuckerwapen⸗ und Eisſtände, Schießhallen, Schiffſchaukeln, Karuſ⸗ ſells und viele andere heiteren Dinge werden dem Geſchmack eines Jeden Rechnung tragen. Von ganz beſonderem Intereſſe wird die Verloſung von KD⸗Fahrten ſein: Für 20 Rpfg. kann jeder eine Seereiſe gewin⸗ nen. Die Ausloſung der Gewinne erfolgt am Sonnabend 20 Uhr. Am Montagnachmittag beim Kehraus wird an einem Kinderfeſt ſich beſonders die Sport⸗ jugend beteiligen, der dort eine ganze Reihe freudiger Ueberraſchungen bevorſteht. Jum Gaulag heſſen-Naſſau 1936 Der Führer durch den Gautag Heſſen⸗Naſſau 1936 — iſt das Programmheft.— Vom 8. bis 12. Juli trägt Jeder das Gautagabzeichen! Tagung des Reichsausſchuſſes für Iremdenverkehr in Bad Godesberg Godesberg, 7. Juli. Der Reichsausſchuß für Fremdenverkehr trat am 4. Juli 1936 in Bad Godesberg zu einer Sitzung zuſammen, die durch die Teilnahme der Leiter und Geſchäfts⸗ führer der 24 deutſchen Landesfremdenverkehrs⸗ verbände eine beſondere Note erhielt. An der Tagung nahm u. a. teil Staatsſekre⸗ tär im Reichsminiſterium für Volksaufklärung und Propaganda Walther Funk als Ver⸗ treter der deutſchen Reichsregierung. Nach Be⸗ grüßungsworten des Staatsminiſters a. D. Eſſer ergriff Staatsſekretär Funk das Wort zu einer bedeutſamen Rede. Wir haben darüber bereits an anderer Stelle berichtet. Sodann ſprach Präſident Staatsminiſter a. D. Eſſer. Er führte u. a aus: Man müſſe ſich zweierlei vor Augen halten: Fremdenver⸗ kebrsförderung ſei ein Werkzeug zur Sicheruns des Erfolges der nationalſozialiſtiſchen Revo⸗ lution. Sie ſei außerdem Garant dafür, daß das Vertrauen des geſamten deutſchen Volkes zur neuen Staatsführung immer ſtärker unter⸗ mauert und gefeſtigt werde. Die Arbeit diene der Volksgeſundheit und damit der Erhal⸗ tung der deutſchen Wehrhaftig⸗ keit. Sie habe die Schönheiten der deutſchen Landſchaft und vor allem die wertvollen Schätze unſeres Bodens dieſem Ziele dienſtbar zu machen. Der deutſche Fremdenverkehr ar⸗ beite für die Verſtändigung der Völker unter⸗ einander und damit für die Sicherung des Friedens. 5 Niemand, dem ſeine wirtſchaftlichen Ver⸗ hältniſſe höhere Anſprüche geſtatten, dürſe im Fremdenverkehr ſoziale Hilfsſtellung in Anſpruch nehmen. Sinn des großen na. tionalſozialiſtiſchen Hilfswerkes könne es nur ſein, den finanziell ſchwäche⸗ ren Volksgenoſſen unter die Arme zu greifen. Die Betriebe des Fremdenver⸗ kehrs könnten ihren Beitrag zu den öffent⸗ lichen Leiſtungen nur aufbringen, wenn ſie auch etwas verdienten. Wir könnten auch die Ergebniſſe der Verkehrs⸗ förderung nur dann verbeſſern, wenn wir gewiſſe wirtſchaftliche Grundlagen ſchafften. Dazu gehörten aber nicht nur Männer, die Mut zu neuen Unternehmungen hätten, ſondern auch Mittel. Staatsminiſter a. D. Eſſer überreichte hierauf den für die Zeit vom 1. Juli 1936 bis 30. Juni 1939 in den Reichsausſchuß für Fremdenverkehr berufenen Mitgliedern und ihren Stellvertretern die Berufsurkun. den, die vom Reichsminiſter für Volksauf⸗ klärung und Propaganda unterzeichnet ſind. Er begrüßte ſeine engeren Mitarbeiter. Man ſei berechtigt, im Fremdenverkehr mit froher Zu⸗ verſicht in die Zukunft zu gehen. Nachdem die Verſammlung das an den Führer und Reichskanzler gerichtete tele⸗ graphiſche Treuegelöbnis begeiſtert be⸗ grüßt hatte, ſchloß der Präſident die erſte ge⸗ meinſame Tagung des Reichsausſchuſſes für Fremdenverkehr mit den Leitern und Geſchäfts. führern der deutſchen Landesfremdenverkehrs⸗ verbände Reform der Irganſſalion der gewerblichen Viriſchaft Ein Erlaß des Reich swirlkſchaftsminiſters Berlin, 7. Juli. Der Reichswirt⸗ ſchaftsminiſter hat durch einen Erlaß an die Reichswirtſchaftskammer eine Reform der Organiſation der gewerb⸗ lichen Wirtſchaft in Kraft geſetzt. Nachdem durch die bisherigen geſetzlichen Be⸗ ſtimmungen das frühere freie Verbandsweſen die Neuorganiſation über⸗ geführt und eine Verbindung zwiſchen Kam⸗ mern und Gruppen angebahnt worden war, ſoll nunmehr dieſe Verbindung bei den Wirtſchaftskammern durchgeführt werden. In dem Erlaß wird zunächſt die Not⸗ wendigkeit einer ſelbſtändigen Organiſation der gewerblichen Wirtſchaft hervorgehoben, die lehrt, wie ſehr die Kultur eines Volkes ver⸗ dorben werden kann, wenn der Staat es zu⸗ läßt, daß fremde Elemente das bodenſtändige Kultur⸗ und Kunſtſchaffen des eigenen Vol— kes überwuchern, zumal wenn ſie durch be⸗ denkenloſe kapitaliſtiſche Mächte geſtützt wer⸗ den. Der Nationalſozialismus hat dieſes Un⸗ kraut rückſichtslos ausgejätet. Er hat wieder die Bahn freigemacht für ein wirkliches deut⸗ ſches Kultur⸗ und Kunſtſchaffen, wobei er in der begründeten Hoffnung lebt, daß der ge— waltige ſeeliſche und moraliſche Aufbruch, den unſer Volk jetzt in ſich ſpürt, ſeine Auswir⸗ kung auch auf alle Gebiete der Kultur und der Kunſt ausüben wird, eben weil das neue Menſchentum ſich auch neue Ausdrucksformen auf allen Gebieten ſucht. das Werkzeug der Reichsregierung für die Durchführung ihrer Wirtſchaftspolitik und das Bindeglied zwiſchen Regierung und Wirt⸗ ſchaft ſein ſoll. Die Verbindung von Grup⸗ pen und Kammern wird zunächſt bei den Wirt⸗ ſchaftskammern erfolgen, wobei die bisherigen Bezirlsgruppen der Reichsgruppe Induſtrie in Induſtrieabteilungen der Wirtſchaftskam⸗ mern und die der Reichsgruppe Handel in Unterabteilungen der Wirtſchaftskammern übergeführt werden. Die Induſtrie- und Handelskammern des Bezirks werden in einer Kammerabtei⸗ lung der Wirtſchaftskammer zuſam⸗ mengefaßt, die an die Stelle der aufzulöſen⸗ den landſchaftlichen Zweckvereinigungen tritt. Der Erlaß enthält ferner Beſtimmungen über die Regelung der Beiträge und des Haus⸗ halts, wobei zwiſchen Hauptmitgliedern, Fach⸗ und Liſtenmitgliedern unterſchieden wird. Die Beiträge ſollen innerhalb jeder Wirtſchafts⸗ gruppe nach einheitlichen Maßſtäben und in einem Betrage eingezogen werden. Der Erlaß ſieht weiter Einzelbeſtim⸗ mungen zur Vereinfachung der Organiſation und zur Erhöhung ihrer Wirkſamkeit vor. Die Schaffung eines Ehren⸗ gerichtshofes der deutſchen Wirtſchaft wird in Ausſicht geſtellt. Der Reichswirtſchaftsmimi⸗ ſter bringt in dem Erlaß ſchließlich zum Aus⸗ druck, daß er nach Durchführung dieſer Re⸗ form die Organiſation der gewerblichen Wirt⸗ ſchaft ſtärker als bisher in die Tagesarbeit der Wirtſchaftspolitik einſchalten werde. Gegen die hehbläller in Danzig Danzig, 7. Juli. Auf Anordnung des Danziger Polizeipräſidenten ſind die Diens⸗ tag⸗Ausgaben der ſozialdemokratiſchen„Dan⸗ ziger Volksſtimme“ und des Zentrumsorgans „Danziger Volkszeitung“ beſchlagnahmt wor⸗ den. Die Hetze dieſer beiden Blätter war in zunehmendem Maße dazu angetan, fortgeſetzt Unruhe zu erzeugen und die Danziger Regie⸗ rung auch außenpolitiſch in pein⸗ liche Lagen zu verſetzen. Vor allem muß einmal mit aller Deutlichkeit feſtgeſtellt wer⸗ den, daß die Beziehungen Danzigs zum Reich auf die Dauer nicht durch unausgeſetzte Hetze dieſer Organe gegen das Dritte Reich und ſeinen Führer belaſtet werden können. In der Danziger Bevölkerung be⸗ ſteht der dringende Wunſch, daß den beiden — das Handwerk endgültig gelegt wird. Jabrikbeſehungen in Frankreich Paris, 7. Juli. Der Senat hat am Dienstagnachmittag eine Anfrage des Sena⸗ tors Henri Verſailles, erörtert, der die Regierung über die Maßnahmen befragte, die ſie ergreifen wolle, um den Betrieb der öffentlichen Dienſte, die Arbeitsfreiheit, die Sicherheit der Bürger und die Achtung der republikaniſchen Einrich⸗ tungen gewährleiſten. Nach eingehender Aus⸗ ſprache, in deren Verlauf Innenminiſter Sa⸗ lengro im Namen der Regierung eindeutig erklärte, daß Beſetzungen von Fabriken und anderen Betrieben und ſonſtige Angriffe gegen die öffentliche Ordnung in Zukunft nicht mehr geduldet würden, nahm der Senat mit 230 gegen 1 Stimme eine Ent⸗ ſchließung an, in der der Senat Kenntnis von den Erklärungen der der Regierung nimmt, daß dieſe die öffentliche Ordnung in voller Achtung der republikaniſchen Geſetze ſicher⸗ ſtellen wolle. Streikende Arbeiter ſetzen Direktoren gefangen Paris, 7. Juli. Wie der„Matin“ meldet, haben die ſtreikenden Arbeiter der Citroen⸗ Werke in Froneles(Departement Obere Marne), nachdem ihre Forderung auf Ent⸗ fernung zweier Ingenieure von der Werks⸗ leitung abgelehnt worden war, zwei leitende Direktoren in der Fabrik eingeſchloſſen. Die Direktoren waren zur Regelung des Streitfalles nach Froneles gekommen. Der Präfekt des Departements, der von dieſem Zwiſchenfall in Kenntnis geſetzt wurde, hat einen Arbeitsinſpektor an Ort und Stelle entſandt. Briliſche Vorſtellung in Tokio London, 8. Juli. Der britiſche Botſchaf⸗ ter bei der japaniſchen Regierung. Sir Robert Clive, iſt beim japaniſchen Auswärtigen Amt vorſtellig geworden 1. wegen der japaniſchen Haltung gegen⸗ über dem von der britiſchen Botſchaft in Pei⸗ ping eingerichteten Unterſuchungs⸗ gerichts hof und 2. wegen der Verhaftung eines indiſchen Kaufmanns in Hſingkiang. Kleine poliliſche Nachrichten Auszeichnung durch den Reichsforſtmeiſter Generaloberſt Göring Oppel, 7. Juli. Der Reichsforſtmeiſter Generaloberſt Göring hat dem Revierför⸗ ſter Ritſchel und dem Hilfsförſter Goebel von der Förſterei Klink, Kreis Oppeln, für ihr tapferes Verhalten bei der Unſchädlich⸗ machung der Eiſenbahnräuber Gebrüder Schüller im Forſt bei Poppelau ſeine beſon⸗ dere Anerkennung ausgeſprochen und ihnen den vor einiger Zeit geſchaffenen Ehren⸗ hirſchfänger verliehen. Annahme des franzöſiſchen Olympiakredits im Finanzausſchuß der Kammer Paris, 7. Juli. Der Finanzausſchuß der Kammer hat die Regierungsvorlage über die Nachtragskredite für Juni geprüft. Bei dieſer Gelegenheit wurde auch der Kredit von eine Million Franken, den die Re⸗ gierung für die Beteiligung Frank⸗ reichs an den Olympiſchen Spielen bean⸗ tragt hatte, trotz der Oppoſition der Kommu⸗ niſten, unverändert angenommen. Am Freitag Beſchlußfaſſung über die Ausweiſung der italieniſchen Journaliſten Bern, 7. Juli. Im Bundesrat wurde am Dienstag die Frage der Ausweiſung der ita⸗ lieniſchen Journaliſten, die die Urheber des Zwiſchenfalles vom 30. Juni waren, erörtert. Wegen Unvollſtändigkeit des Materials wurde dann beſchloſſen, die Beſchlußfaſſung auf Frei⸗ tag zu verlegen. Nicht ohne Ausweispapiere verreiſen ſw. Darmſtadt. 6. Juli. Burſche von Griesheim, der ſich mit dem Fahrrad auf Arbeitsſuche befand, wurde, da er keine Ausweispapiere bei ſich trug, in Ky⸗ ritz, Provinz Brandenburg, von der Polizei feſtgehalten. Die Eltern wurden von dort in Kenntnis geſetzt und ließen ihren Sohn durch einen Beauftragten abholen. was für ſie mit erheblichen Unkoſten verbunden war. Dieſer Vorfall mag bei der jetzt beginnenden Reiſe. zeit eine Warnung für junge Leute ſein, daß man eine größere Reiſe nicht ohne Perſonalaus unternehmen ſoll. Ein 20jähr. ve, des Bürgermeiſters von 5 9 de an Gaul Fend u, d N 2 Dt Etocktt Haupte dete A Geineh ſovie Das Rande Die Gr genden Dieſe! ö 0 hire, 5 in It. ö heſſſce Fundgr dqern, feln, ben wei bet fr Scho ein, das id gau tung iber ergreifen en Diete er Bürgen kger n Einrich nder Auz⸗ ter Sg⸗ urdeutig diten nd Iſſe gegen t nicht uhn der eine Eft⸗ tis bon ig kimmt, im bollet de ſcher⸗ befangen ne geldet, ittoen⸗ it Obete auf Ent⸗ er Nerz leitende loſſen. ung dez en. Der u dſeſem urde, hat d Stelle 1 Vocal. it Nobert igen Amt 9 gegen in Pei ichungs eines igliang n ineiſter yſtmeifter fevierjör⸗ Goebel ne beſon⸗ d ihnen Ehter⸗ kedits im b ſchuß det übet die bei dieser t bn die Re⸗ tant⸗ u bean⸗ Kommu- t die naliten putde am der fa Große Tage im Gau der Ahein⸗Main⸗Flughafen Mit dem heutigen Tage nimmt der Gautag des Gaues Heſſen⸗Naſſau ſeinen Anfang. Der Gautag iſt der Tag im Jahre, an dem ſich alle Gliederungen der Partei um den Gauleiter ſcharen und ihre innere Verbundenheit erneut bezeugen. Er iſt darüber hinaus der Höhe⸗ punkt der Jahresarbeit im Dienſte der Partei und des geſamten Vaterlandes. Nach ſolcher treuen und eifrigen Arbeit empfinden alle das Bewußtſein, ſich mit dem Gauleiter zu ver⸗ einigen und Rückſchau auf das Geleiſtete zu halten. Unſer Gau darf wahrlich ſtolz ſein auf die geleiſtete Arbeit. Unermüdlich iſt auf allen Gebieten gearbeitet worden, und der Gautag gibt nun Gelegenheit, ſich des Erreichten zu freuen und Kraft zu ſammeln für die Weiter⸗ arbeit. Nicht wirkſamer kann der Gautag eingeleitet werden als mit der heutigen Einweihung des Luftſchiffhafens Rhein-Main Im weiten Waldgebiet ſüdlich Frankfurts iſt der große neue Flugplatz entſtanden, und auf ihm iſt die Errichtung eines Luftſchiffhafens erfolgt, um für den Perſonen⸗, Poſt⸗ u. Kraft⸗ verkehr günſtige Anſchlußmöglichkeiten zu ſchaf⸗ fen. Schon lange hatten ſich die Zeppelin⸗ anlagen in Friedrichshafen als zu klein erwie⸗ ſen, und lange wurde nach einem geeigneteren Platz geſucht. Im März 1935 erfolgte die Gründung der Deutſchen Zeppelin⸗Reederei G. m. b. H., die den Bau weiterer Luftſchiffe zu betreiben entſchloſſen iſt. Das Land Heſſen und die Stadt Frankfurt a. M. unterſtützten den Plan, einen Weltluftſchiffhafen zu ſchaf⸗ fen. Weihe des Erbhofdorfes Riedrode bei Bürſtadl die am kommenden Freitag erfolgen wird. Gauleiter Sprenger, der ſich für dieſe bahnbre⸗ chende Schöpfung mit allen Kräften eingeſetzt hat, hat hier ein Kulturwerk erſten Ranges in die Wege geleitet. Das Ried, ein alter Grabenbruch, iſt zum größten Teil verſumpftes Gebiet. Das alte Neckartal zog dicht an der Bergſtraße ent⸗ lang über Weinheim, Bensheim und Zwingen⸗ berg und weiter über Hähnlein nach Pfung⸗ ſtadt und Trebur. In der Alluvialzeit ſchuf ſich der Neckar ſein heutiges Bett. Der Lauf entlang der Bergſtraße verlandete und ber⸗ ſumpfte. Der Rhein, der in vorgeſchichtlicher Zeit nach dem Mittelmeer abfloß, mußte in⸗ folge Bewegungen im Alpengebiet einen neuen Weg ſuchen und fand dieſen in dem vorher ent⸗ ſtandenen großen Grabenbruch der rheiniſchen Tiefebene, die mit Waſſer gefüllt war und ſich allmählich mit Schlamm⸗ und Schlickmaſſen füllte. Im Ried ſind alte Rheinſchlingen noch vielfach vorhanden, z. B. der Rheinarm bei Stockſtadt⸗Erfelden, der noch heute mit dem Hauptarm in Verbindung ſteht. Alte verlan⸗ dete Arme finden wir in der Gegend von Geinsheim und Trebur, Gimbsheim und Eich, ſowie bei Bürſtadt, Kleinhauſen und Biblis. Das neue Erbhofdorf Riedrode liegt am Rande einer ſolchen verlandeten Rheinſchlinge. Die Größe des zu meliorierenden und umzule⸗ genden Kulturlandes betrug 75,400 Hektar. Dieſe Zahl wird uns bedeutſam, wenn wir hören, daß die Pontiniſchen Sümpfe in Italien 69,000 Hektar umfaſſen. Das heſſiſche Ried bietet dem Naturforſcher eine Fundgrube des Forſchens, und er mag es be⸗ dauern, daß die prächtige Riedflora den Kar⸗ toffeln, dem Korn, dem Weizen und den Rü⸗ ben weichen muß. Aber das Wohl des Volkes ſteht freilich höher. Schon frühzeitig ſetzten die Beſtrebungen heſſen-Naſſau Riedrode, das erſle Erbhofdorf So entſtand die erſte Halle, der alsbald die zweite folgen wird, weil ſchon 1937 ein dem „Hindenburg“ gleichendes zweites Großluft⸗ ſchiff dem Verkehr übergeben werden ſoll. Geo⸗ graphiſche und meteorologiſche Gründe ſprachen für die Wahl des Flugplatzes bei Frankfurt. Das Gebiet liegt 300 Meter tiefer als der Bodenſee, nur hundert Meter über dem Mee⸗ resſpiegel. Daraus ergibt ſich eine außer⸗ ordentliche Steigerung der Tragkraft um acht Tonnen Ladung. Ferner iſt der Platz von allen Seiten gegen ſtarke Kaltlufteinbrüche ge⸗ ſchützt. Es beſteht die Möglichkeit, ein Luft⸗ ſchiff bei jeder Witterung ein⸗ und aushallen zu können. Vom Taunus⸗Obſervatorium kann das Luftſchiff ſtändig Wetterberichte einholen. Vor allem aber iſt der Platz verkehrstechniſch ſehr günſtig gelegen, da er einen wichtigen Knotenpunkt für den europäiſchen Eiſenbahn⸗ und Flugverkehr darſtellt. Er liegt im Schei⸗ telpunkt der großen Reichsautobahnen Ham⸗ burg⸗Baſel und Saarbrücken⸗Breslau, und Zu⸗ fahrtsſtraßen aus allen Richtungen vermitteln den Anſchluß. So ſind alle Vorausſetzungen getroffen, um den Weltflughafen in das Zen⸗ trum einer gewaltigen Verkehrsentwickelung zu ſtellen. Es bedarf keiner Frage, daß davon günſtige Einflüſſe für das Wirtſchaftsleben des Gaues zu erwarten ſind. Aus dieſem Grunde hat der Gau alles getan, um das große Unter⸗ nehmen zu fördern. So ſoll nun auch der diesjährige Gautag aufs würdigſte mit der heutigen Einweihung des Weltflughafens ein⸗ geleitet werden. Das zweite große Ereignis dieſes iſt die Gautages ſchon mit dem Jahre 1497. In neuerer Zeit wurden eingehende Vorſchläge vom Landeskul⸗ turrat Dr. Klaas im Jahre 1886 gemacht. Doch zu einer großzügigen Durchführung aller in Frage kommenden Maßnahmen kam es nicht. Um die Jahreswende 1981/32 wurde das von Pg. Reich aufgeſtellte Meliorations⸗ und Siedlungsprogramm in das nationalſozia⸗ liſtiſche Arbeitsbeſchaffungs⸗ und Siedlungs⸗ programm aufgenommen. Am heutigen 8. Juli jährt ſich zum drit⸗ tenmale der Tag, an dem Reichsſtatthal⸗ ter Sprenger die Durchführung des Meliorations⸗ und Siedlungsprogramms in Heſſen freigab. In dreijähriger ſtiller und zäher Arbeit ver⸗ beſſerten Tauſende von Arbeitern der Stirn und der Fauſt den Boden unſerer engeren Hei⸗ mat und eroberten mit dem Spaten in der Hand Neuland in Heſſen. Nun ſind die Ge⸗ biete der„Pontiniſchen Sümpfe“ in Heſſen entwäſſert, u. durch Zwiſchenbewirtſchaftung in Regie werden ſie in fruchtbares Acker⸗ und Wieſengelände umgewandelt. Eine großzügige Planung von neuen Erbhofdörfern und Wei⸗ lern iſt im Gange. Die bereits im Jahre 1932 vorgeſehene Planung eines neuen Erbhofdorfes im Bür⸗ ſtädter Bruch iſt im Jahre 1935 zur Wirklich⸗ keit geworden. Die Planung und Durchfüh⸗ rung des Bauvorhabens im Erbhofdorf Ried⸗ rode war begründet in dem anfallenden Land⸗ überſchuß des erſten Arbeitsgebiets. In erſter Linie wurde der alteingeſeſſenen Bauernſchaft und der Arbeiterſchaft durch Landzuteilung Rechnung getragen. Allein durch die Anlieger⸗ ſiedlung wurden im erſten Arbeitsgebiet über 300 neue Erbhöfe gebildet. Weiterhin iſt durch die Zuteilung von Siedlungsland die Exiſtenz des Kleinbauern als Landwirt ge⸗ ſichert worden mit dem Ziel, daß dieſe Klein⸗ ein, das Sumpfgebiet des Rieds zu entwäſſern begann und Kulturland zu gewinnen. Das Gauleiter Sprenger im werdenden Dorf Niedrode. auf jegliche zuſätzliche Arbeit verzichten können bauern nach der erſten Ernte im Herbſt 1986 und den ſaiſonmäßig beanſpruchten Arbeits⸗ platz für andere Volksgenoſſen freimachen. Auch durch die Zuteilung von Siedlungsland an Kleingewerbetreibende und Arbeiter wurde deren Exiſtenzminimum verbeſſert und wurden ſie bodenſtändig gemacht. In Riedrode ſind jetzt 28 Bauernſtel⸗ len mit einer Ackernahrung von 30 Morgen erſtellt. Mehrere hundert Morgen ſtehen noch als Reſerve zur Aufſiedlung bereit. Die Zu⸗ teilung von Bodenarten wurde ſo vorgenom⸗ men, daß jeder Bauer über ca. 1 ha. ſandigen Lehmboden, über ca. 3 ha. anmoorigen Boden, ca. 1,7 ha. lehmigen Sandboden und ca. 1,4 ha. ſchweven Boden(Weizen⸗ und Zuckerrüben⸗ boden) verfügt. Die Wohnhäuſer wurden in zwei Typen, die Scheunen mit eingebautem Stall nach einem Typ erbaut. Die Ge ſamt⸗ koſten für die Siedlerſtelle mit dem kleinen Wohnhaus betragen 8900 Mk., mit dem gro⸗ ßen Wohnhaus 10,200 Mk. Der Betrag für das zugeteilte Siedlungsland iſt vorläufig mit etwa 11— 12,000 Mk. für 30 Morgen einzu⸗ ſetzen. Die jährliche Rente, die der Siedler zu zahlen hat, beträgt 4 Prozent des Preiſes für das Anweſen. Die Verpflichtung des Sied⸗ lers iſt ſo abgeſtellt, daß ihm eine Anlaufzeit gewährt wird, und zwar das erſte Jahr Frei⸗ jahr, das zweite Jahr 25 Prozent der Rente, das dritte Jahr 50 Prozent, das vierte Jahr 75 Prozent, im fünften Jahr tritt die volle Verpflichtung ein. Bei Beſetzung der Siedler⸗ Roo m, 7. Juli Marſchall Badoglio, Eroberer und erſter Vizekönig von Abeſſinien, glaubt, daß es ein halbes Jahrhundert dauern wird, bis die neue Kolonie wirklich be⸗ wohnbar iſt. Zwei Generatio⸗ nen würden vergehen, bis das Land richtige Verkehrswege, Bewäſſerungsan⸗ lagen und neuzeitliche ſanitäre Einrich⸗ tungen beſitzen werde. In einer Unter⸗ redung, die der Marſchall dem Vertreter eines großen engliſchen Sonntagsblat⸗ tes gewährte, wies er auf die ungeheu⸗ ren Schwierigkeiten hin, die ſich der kul⸗ turellen Durchdringung des Reiches durch Italien in den Weg ſtellten. „Abeſſinien ſieht einer glänzenden Zukunft entgegen“, erklärte der Heerführer,„aber eine ungeheure Arbeit ſteht uns erſt bevor. Unſer abeſſiniſches Kaiſerreich ſtellt eine Kapitalan⸗ lage dar, die vorerſt nur Belaſtungen bringt, in ſpäteren Jahren aber eine Quelle großen Reichtums ſein wird.“ Bevor das Land irgendwelchen Nutzen ab⸗ werfe, müßten Bahnen gebaut werden. Städte würden geplant und errichtet werden. Schon heute ſein ein Heer von Architekten mit der Inangriffnahnke dieſer Aufgaben beſchäf⸗ tigt. Viele Tauſende von Soldaten wünſchten im Lande, das ſie eroberten, zu ſiedeln. Die⸗ jenigen unter ihnen, die verheiratet ſeien, würden im Lande bleiben und ihre Angehöri⸗ gen nachkommen laſſen.„Wir wollen nicht das Riſiko einer Raſſenmiſchung eingehen. Die weiße Raſſe muß weiß bleiben.“ Ob man daran dächte, italieniſche Frauen nach Abeſſinien zu ſchicken, etwa in der Art, wie man den amerikaniſchen Siedlern euro⸗ päiſche Frauen über den Ozean ſandte, fragte der engliſche Berichterſtatter. „Das wäre vielleicht eine Löſung“, meinte der Vizekönig.„Freilich“, ſo fügte er hinzu, „würden nicht alle Italienerinnen für ein Los ſtellen in Riedrode erterlte der Gauleiter die Anweiſung, weniger auf das Vorhandenſein von Barmitteln, als auf den Charakter und die perſönliche Eignung des Siedlerbewerbers zu ſehen. In drei Jahren wurden die Rheinſchlingen bei Lampertheim, Bürſtadt und Großrohrheim und die Neckarſchlingen von Heppenheim bis Berkach melioriert, umgebrochen und zwiſchen⸗ bewirtſchaftet. Auf den 3000 Morgen bei Griesheim, wo nur Schilf und ſaures Gras wuchſen, ſtehen heute Getreide u. Hack⸗ früchte, die eine gute Ernte verheißen. Der gleiche Erfolg iſt in den Gemarkungen Gro 8⸗ rohrheim, Lampertheim, Bens⸗ heim, Bürſtadt und Kleinhauſen zu verzeichnen. Es iſt ein gewaltiges Kultur⸗ werk, das hier geſchaffen worden iſt. Es konnte nur geſchaffen werden durch den Wil⸗ len des Führers, dem Gauleiter Sprenger dienſtbar geweſen iſt und den er in die Tat umgeſetzt hat. Ein ſolches Werk wird noch in Jahrhunderten ſeinen Schöpfer loben. Eine Provinz iſt dem Reich ohne Schwertſtreich er⸗ obert worden, und es ſind dieſe Eroberungen, mit denen ſich der Führer in ganz Deutſchland ein unvergängliches Denkmal fetzt. Der Gautag gibt nun Gelegenheit, die Weihe des erſten Erbhofdorfes Riedrode zu vollziehen und dem Führer für das vollbrachte Werk zu danken. Das neue Dorf im Ried. Aufn.: L. Hanſelmann(2) — Ein 50-Jahresplan für Abeſſinien Unterredung mik Marſchall Badoglio giedlungs⸗ Jahrzehnle friedlichen Aufbaus und Raſſefragen faſſung ein Problem dar, das ſich im Laufe der Zeit von ſelbſt löſen dürfte. Bevor Koloniſten in größerer Anzahl nach Abeſſinien gingen, müßten zunächſt einmal Wohnhäuſer und Verkehrsverbin⸗ dungen mit der Außenwelt geſchaffen wer⸗ den.„Wir werden Hangars für unſere Luft⸗ flotte, Radioſtationen, Eiſenbahnen, Straßen, Straßen und noch einmal Straßen bauen müſſen, denn die Transportwege die wir pro⸗ viſoriſch für unſere Truppen errichteten, müſ⸗ ſen durch Straßen erſetzt werden, die für ewige Dauer berechnet ſind.“ Selbſtverſtänd⸗ lich würde ein Kolonialheer ſtets in Abeſſinien bleiben, ebenſo wie England Truppen in ſei⸗ nen Kolonien unterhalte. Inzwiſchen würde man in das Innere des Landes vordringen und die ungehobenen Schätze der Wildnis er⸗ ſchließen. Ob Italien ähnliche Schwierigkeiten ſeitens der Eingeborenen befürchte, wie Großbritan⸗ nien ſie noch heute in Indien zu überwinden habe, fragte der Engländer. „Ich glaube, daß die nächſten 50 Jahre Jahre des Friedens ſein werden“, er⸗ widerte Marſchall Badoglio.„Unſer Sieg iſt ſo vollſtändig, daß wir in Ruhe an unſer zivi⸗ liſatoriſches Werk gehen können. Dann frei⸗ lich, wenn die anderen Völker ſehen werden, was wir geleiſtet haben, werden ſich Schwie⸗ rigkeiten einſtellen. Aber für die nächſten 5 Jahrzehnte brauchen wir ung darum nicht zu ſorgen.“ Bald nachdem der Marſchall das Oberkom⸗ mando in Abeſſinien übernahm, lebte er genau ſo wie ſeine einfachen Soldaten. Er ſchlief im Zelt und aß aus der Feldküche und wachte über ſeine Krieger, wie ein Vater über ſeine Söhne. Seine völlige Einſtellung auf die Pſyche des italieniſchen Soldaten habe ihm den Feldzug gewinnen helfen.„In anderen Ländern“, ſo ſchloß der Marſchall,„mag ein General die Operationen von einem komfor⸗ tablen Hauptquartier an Hand von General- ſtabskarten leiten. Hätte ich aber verſucht, mein Heer vom Klubſeſſel aus zu dirig leren, in dieſer Ehelotterie' zu haben ſein.“ Die Reinhaltung der Raſſe ſſtellt nach ſeiner Auf⸗ ſo ſtünden wir heute noch viele Meilen von Addis Abeba entfernt — CCC ̃—. 7, A C 3 * eee et eee 727... 8 „Graf Jeppelin“ kommt nicht zur Flughafenweihe Frankfurt a. M., 7. Juli. Das Luft⸗ ſchiff„Graf Zeppelin“ wird nach einer Mel⸗ dung der Deutſchen Zeppelin⸗Reederei ſeine anläßlich der Einweihung des Flug- und Luft⸗ ſchiffhafens Rhein⸗Main geplante Landung in Frankfurt a. M. leider nicht ausführen können. Das Luftſchiff, das erſt am Montag ſpät abends von ſeiner letzten Südamerikafahrt zurückgekehrt iſt, tritt bereits Mittwoch abend ſeine nächſte Ausreiſe nach Südamerika von Friedrichshafen aus an, wo in der Werft eine genaue Kontrolle des Luft⸗ ſchiffes erfolgte. Aus teechniſchen Gründen und im Intereſſe der pünktlichen Durchführung des Südamerikadienſtes muß vorausſichtlich auch der Plan, den„Graf Zeppelin“ bei ſeiner morgigen Ausreiſe nach Südamerika den neuen Lufthafen Rhein-Main überfliegen zu laſſen, aufgegeben werden. Da der„Graf Zeppelin“ nämlich auf ſeiner Reiſe außer mit 20 Fahrgäſten und der üblichen Poſt und Fracht auch durch eine größere L a⸗ dung von Maſchinenerſatzteilen, die zur Förderung der deutſchen Ausfuhr äußerſt wertvoll ſind, ſchwer belaſtet iſt kann der Start in Friedrichshafen mit Rückſicht auf die warme Witterung erſt in den ſpäten Abend⸗ ſtunden erfolgen, ſodaß das Luftſchiff erſt nachts über Frankfurt eintreffen würde. Abge⸗ ſehen davon. würde ſich aus Zeitmangel ein Umweg über Frankfurt kaum ermöglichen laſſen, da der„Graf Zeppelin“ rechtzeitig in Sevilla eintreffen muß, um dort die von der Deutſchen Lufthanſa nachgebrachte deutſche Transozeanpoſt zu übernehmen und ſie dann pünktlich in Südamerika abzuliefern. Das Luftſchiff„Hindenburg“ wird daher am Mittwoch als einziges Luftſchiff in Frankfurt anweſend ſein können. Bei geeigneter Wetter⸗ lage wird in den Abendſtunden eine kurze Charter⸗Rundfahrt mit geladenen Gäſten für — Südweſtdeutſche Flugbetriebs AG. ſtattfin⸗ en. Rooſevells Sleuergeſetze nicht verfaſſungswidrig Regierungsſieg in einem Prozeß um das neue Steuergeſetz in USA. New ork, 8. Juli. Nach einer Meldung aus Birmingham(Alabama) wies das Bun⸗ desgericht den Antrag von vier Textilgeſell⸗ ſchaften auf Rückerſtattung von Verarbeitungs⸗ ſteuern im Geſamtbetrag von 1,729,000 Dol⸗ lar zurück. Der Antrag wurde mit der frü⸗ heren Entſcheidung des Bundesobergerichts be⸗ gründet, die ein durch das New, Deal⸗Pro⸗ gramm geſchaffenes Geſetz für verfaſ⸗ ſungswidrig erklärt hatte. Das Bun⸗ desgericht in Birmingham ſtellte ſich bei der Zurückweiſung des Antrages auf den Stand⸗ punkt, daß das neue Steuergeſetz ver faſ⸗ ſungsmäßig ſei. Die Regierungsanwälte in Waſhington bezeichneten die Entſcheidung als wichtigen Sieg und erklärten, ſie würden nunmehr die Abweiſung von 200 bei den ver⸗ ſchiedenen Bundesgerichten ſchwebenden ähn⸗ lichen Prozeſſen beantragen, in denen die Rückerſtattung von über 160 Millionen Dollar Verarbeitungsſteuern verlangt wird. der Negus läßt Geld ſammeln London, 7. Juli. Der Negus, der wieder ſeine Wohnung in Kenſington bezogen hat, gab ſeine Zuſtimmung zu einem Aufruf des abeſſiniſchen Geſandten an das engliſche Volk. Es handelt ſich um einen Notruf um Geld, der von der Oppoſitionspreſſe warm empfohlen wird. Der Geſandte wendet ſich an die Gerechtigkeit der engliſchen Nation und erſucht um milde Gaben für die gute Sache Abeſſiniens. Ob es ſich dabei um Pennys oder um Pfunde handle, ſei gleichgültig. Der Ne⸗ gus wolle den Krieg von dem uneroberten Teil Abeſſiniens aus weiterführen und bedürfe zu dieſem Zweck einer Mindeſtſumme von zwei Millionen Pfund. Einem Preſſe⸗ vertreter gegenüber erklärte der Geſandte, der Negus brauche hundert Flugzeuge. Die Opfer des Skraßenverkehrs in der vergangenen Woche Als Opfer des Straßenverkehrs in der ab⸗ gelaufenen Woche ſind wieder 152 Tote und 4459 Verletzte zu beklagen. Der Reichsverkehrsminiſter weiſt diesmal auf den urſächlichen Zuſammenhang hin, welcher zwiſchen Straßenlärm und Stra⸗ ßenunfällen beſteht.„Der Straßenlärm“, ſo ſtellt er feſt,„macht harthörig und nervös“. Er muß mit allen Mitteln(Nachprüfung der Fahr⸗ zeuge, Entziehung des Führerſcheins uſw.) aufs ſchärfſte bekämpft werden. Knatternde und klappernde Motorräder und geräuſchvoll fahrende Laſtkraftwagen ſind im Straßenver⸗ kehr unzuläſſig. In manchen Städten wird auch immer noch viel zu viel gehupt. Hupt nicht, fahrt lieber vorſichtiger! Korruplionsſkandal in Lemberg Warſchau, 7. Juli. In Lemberg wur⸗ den der Präſident der dortigen Handwerks⸗ kammer und der Direktor der Handwerker⸗ zentrallaſſe wegen umfangreicher Unter⸗ ſchlagungen verhaftet. In anne dle auen minen ectſii id aus cle Eagleung Milkelms Il. on O. Nauſ Cattle Urheberrechtsſchutz: Preſſedienſt der Franckſchen Verlagshandlung, Stuttgart. 10) Nachdruck verboten Unterwürfige und Propheten Jedes Jahr um dieſe Zeit fährt der Kai⸗ ſer mit ſeiner Jacht und einigen auserleſenen Freunden nach Norwegen, um hier in der ſtändig wechſelnden Landſchaft von Buchten und Fjorden neue Anregung für ſein unruhi⸗ ges Herz zu finden; immer neue Abwechflung, das iſt die einzige Form von Erholung, die ihm Genüge tun kann. Stets iſt dann bei ihm der nunmehrige preußiſche Geſandte in München, Graf Philipp zu Eulenburg, vom kaiſerlichen Freund mit Gunſtbeweiſen über⸗ häuft, von Holſtein gern in der Nähe des Herrſchers geſehen und von ihm mit genauen Anweiſungen für ſein Verhalten bombardiert Kleine Unterhaltung am Morgen im Salon. Während man ſich zwanglos umd den runden Tiſch gruppiert, erzählt Eulenburg von ſei⸗ nem letzten Jagdaufenthalt beim König von Württemberg; er berichtet mit jenem Sinn für das Heitere, der den Kaiſer ſo entzückt: „Abends waren wir beim König zum Souper befohlen. Der König hatte einen neuen Jagd⸗ anzug befohlen, die Nachbildung eines Ko⸗ ſtüms ſeiner Vorfahren. Ich hatte von der Anordnung nichts erfahren und konnte darum die Ueberraſchung ganz auf mich wirken laſ⸗ ſen. Die Herren erſchienen in kurzer, ſpinat⸗ grüner Jacke mit gleichfarbigen Samtaufſchlä⸗ gen, gelben Kniehoſen und grünſeidenen Strümpfen und Schnallenſchuhen. Stellen Sie ſich zu dieſen Farben den Oberjägermeiſter von Plato vor mit ſeinem lila Kladderadatſch⸗ geſicht, ſeinem hellblauen Kneifer und ſeinen graumelierten Igelhaaren. Ich war tief er⸗ ſchüttert, meine Herren, von dieſem Anblick und den der Sieben Schwaben, die ſich außer⸗ dem noch in dieſer Tracht befanden— ſo etwas von abenteuerlichen Beinformen ſah ich noch nie. Ich habe einmal ſüdamerikaniſche Wellenſittiche mit geſtutzten Schweifen geſehen —, die ſahen ungefähr ſo aus. Der Gedanke war ja nicht übel, aber zu einem ſo gewählten Koſtüm gehört auch ein elegantes Aeußere und ein eleganter Schneider. Beides war hier ear⸗ ſchreckend abweſend.“ Der Kaiſer ſtrahlt. Das iſt die Art des Be⸗ richts, wie er ſie liebt. Er lacht und ſcherzt und iſt vergnügt und die Hofgeſellſchaft mit ihm, wie immer auf dieſen Fahrten. Abends iſt große Galavorſtellung verſchie⸗ dener Mitglieder der Hofgeſellſchaft vor den amüſierten Kameraden. Das Niveau iſt eben nicht hoch, bei jedem beſſeren Studentenulk wird mehr Witz verſchwendet, der dicke Ge⸗ heimrat Kiderlen, immer luſtig, nie um Ein⸗ fälle verlegen, ſpielt mit dem Grafen Görtz die ſiameſiſchen Zwillinge, die mit einer gro⸗ ßen Zervelatwurſt zuſammengewachſen ſind Um das allgemeine Gaudium zu erhöhen, macht einer das Licht aus. In das Dunkel tönt das dröhnende Lachen des Kaiſers. Nur einer fühlt ſich in dieſer Geſellſchaft von Männern, die wie Kinder ſpielen, unfrei Graf Philipp Eulenburg ſteht am Kamin der Ecke, er lächelt, wenn die andern ihm zutrin⸗ ken, aber er beteiligt ſich nicht an den gemein⸗ ſamen Scherzen. Er liebt das Leben und die Freude, aber liebt es auch, Grenzen zu wiſſen, die ariſtokratiſches Gefühl und Geſchmack zu ziehen haben. Dies kindliche Amüſierſpiel geht ihm zu weit, ſcheint ihm zu der Würde der hier verſammelten Männer, ſcheint ihm erſt recht nicht zur kaiſerlichen Würde zu paſſen. Nicht ohne Schmerz blickt er auf ſeinen Kai⸗ ſer. Iſt das der Prinz noch, den er vor fünf Jahren ſo heiß bewunderte? Wie ſprunghaft iſt deſſen Fröhlichkeit, wie ſchwer iſt es, mit ihm ein ernſtes Wort durchzuſprechen. Langſam geht er aus dem Salon. In ſeiner Kabine ſchreibt er einen Brief an ſeinen Freund Bernhard v. Bülow, der in dieſen Tagen fern in Rom weilt:„Es ſcheint mir doch notwendig, Dich auf die Veränderung im geiſtigen und ſeeliſchen Zuſtand unſeres lieben Herrn hinzuweiſen... Es wird mir ſchwer, Dir dieſe Beobachtung mitzuteilen, aber Du begreifſt, was ich meine. Wir ſteuern der Zeit entgegen, in der ſich zeigen wird, ob der Kai⸗ ſer oder die Epoche ſtärker iſt... ich fürchte, daß er unterliegt. Ich möchte ihm ſoviel ſagen, aber dann ſchnürt mir ſein Kalifentum die Kehle zu, wenn ich im Augenblick noch glaubte, Harun al Raſchid vor mir gütig im Volke zu ſehen“ Noch immer liebt Philipp den Kaiſer, aber jetzt iſt eine Art von mütterlichem Mitleid, das helfen will, dieſem Mitleid beigemiſcht. Vor⸗ bei ſind die Zeiten, in denen der Antertan dem Herrſcher rückhaltloſe Bewunderung entgegen⸗ brachte Philipp Eulenburg iſt enttäuſcht. Er iſt es nicht allein. Als er dem andern Freunde, Fritz v. Holſtein, ſeine ſorgenvollen Beobachtungen mitteilt, erwidert der mit einem Zynismus, der weit über das hinausgeht, was Eulenburg ſich einzugeſtehen wagt:„Sie viel⸗ beleſener Freund der Muſen kennen ja den Kaiſer aus dem Zweiten Teil des Fauſt, dem unſerer ſo ſehr ähnelt: So ſei die Zeit in Fröhlichkeit vertan, Und ganz erwünſcht kommt Aſchermittwoch an, Indeſſen feiern wir, auf jeden Fall, Nur luſtiger das wilde Karneval. Glauben Sie mir, auch auf die Fröhlichkeit und die Feſte dieſer Tage folgt gewiß eines Tages der Aſchermittwoch. Unſer Kaiſer behandelt das Regieren auch als Sport. Ob er wohl auf dem Thron ſtirbt? Aber das iſt alles nicht ſo wichtig wie die Zukunft des Reiches. Ich glaube eher an die ſchon von Bismarck vorbereitete Republik als an den Zerfall des Reiches.“ Mit ſolcher Propheterie, durch die Ereigniſſe dreißig Jahre ſpäter erhärtet, beweiſt ſich Hol⸗ ſtein als Prophet und rettet damit auch vor der Welt den Nachruhm eines hervorragenden In⸗ tellekts. Anonyme Briefe Im kaiſerlichen Schloß ſitzen Philipp Eulen⸗ burg und der Kaiſer. Der Kaiſer, durch lang⸗ wierige und ermüdende Amtsgeſchäfte überan⸗ ſtrengt, hat den Freund telegrafiſch holen laſ⸗ ſen; immer mehr zeigt es ſich, wie ſehr die Ge⸗ ſellſchaft Eulenburgs auf ihn beruhigend wirkt. Jetzt ſitzen ſie beide am Flügel, und Eulenburg trägt ſeine Balladen vor, die ſchon zu der Prinzenzeit Wilhelms Entzücken geweſen ſind. Leiſe öffnet ſich die Tür. Ein kaiſerlicher La⸗ kai kommt zögernd und auf den Zehenſpitzen herein und flüſtert dem Kaiſer einige Worte ins Ohr. Der hat nur ſehr unwillig den Stö⸗ renfried kommen ſehen, aber jetzt ruft er:„Soll herein kommen!“ Und zum Freunde:„Ent⸗ ſchuldige, lieber Phili, aber die Briefangelegen⸗ heit liegt mir ſeit Wochen am Herzen; ich habe ausdrücklich befohlen, den Mann zu jeder Zeit vorzulaſſen.“ Herein kommt der Chef der kaiſerlichen Ge— heimpolizei. Nach einer tiefen Verbeugung will er ſprechen, doch ſchaut er zuerſt fragend auf den Gaſt. Der Kaiſer beruhigt ihn:„Vor dem Grafen Eulenburg habe ich keine Geheimniſſe.“ Der Beamte:„Eure Majeſtät wiſſen, daß ſeit Monaten die Damen der Hofgeſellſchaft durch anonyme Briefe beläſtigt werden, in denen alle Verdächtigungen enthalten ſind, die ſich eine ſchmutzige Phantaſie nur ausdenken kann. Eure Majeſtät haben uns beauftragt, den Täter zu finden, aber das war bisher unmöglich. Wir hatten wohl ſeit Wochen auf den Oberzeremo⸗ nienmeiſter Eurer Majeſtät, Herrn v. Kotze, Verdacht, aber nie gelang es uns, ihn wirklich zu faſſen. Jetzt haben wir ihn. Meine Beam⸗ ten haben heute nachmittag den Schreibtiſch des Herrn v. Kotze unterſucht und dabei zwei Löſchblätter gefunden, die Schrifteindrücke zeig⸗ ten. Als wir die Löſchblätter gegen den Spie⸗ gel hielten, ergab es ſich, daß es ſich um Worte aus einem der letzten Briefe handelte, und zwar in derſelben Schrift wie der Brief.“ Und nicht ohne einige Feierlichkeit nimmt er aus einer großen Mappe, die er bei ſich trägt, zwei rote und einige beſchriebene weiße Blätter und legt ſie ſchweigend auf den Tiſch. Der Kaiſer hat den Bericht mit immer ſtei⸗ gender Ungeduld angehört, ſeine Finger trom⸗ meln nervös auf der Tiſchplatte. Jetzt bricht er los:„Und ſo ein widerwärtiger Kerl hält ſich in meiner engſten Umgebung auf! Dem Bur⸗ ſchen werde ich zeigen, was Anſtand iſt! So⸗ fort verhaften! Verſtanden? Sofort!“ Der Freund hat ſchweigend alles mitange⸗ hört. Jetzt erfaßt ihn ein Schrecken, ein dunk⸗ les Gefühl der Angſt. Herr v. Kotze iſt ein et⸗ was oberflächlicher, lebensluſtiger Menſch. Sind ihm ſo abgründige Neigungen wie die des Briefſchreibers zuzutrauen? Darf der Kaiſer ohne Verhör und Unterſuchung einen Mann fallen laſſen, der zu ſeiner engſten Umgebung gehört? Müſſen nicht alle anderen Mitglieder der Hofgeſellſchaft Aehnliches einmal befürch⸗ ten? Er lehnt ſich bittend zu dem kaiſerlichen Freunde herüber.„Sollte man nicht doch lieber erſt den Graphologen...“ „Kein Wort, Phili, für dieſen Menſchen. Er iſt überführt. Er hat durch ſein Verhalten dich und mich und den ganzen Hof geſchändet. Ein ſolcher Mann muß ausgemerzt werden.“ Als Herr v. Kotze ſtrahlend und vergnügt von ſeinem Gut, auf dem er urlaubsweiſe weilte, ins Schloß kommt, umringen ihn plötz⸗ lich vier Polizeibeamte.„Im Namen des Kö⸗ nigs: Sie ſind verhaftet.“ —— Erholungsurlaub Edens London, 7. Juli. Gutem Vernehmen nach hat ſich Außenminiſter Eden am Dienstag auf ärztlichen Rat entſchloſſen, einen gchttägi⸗ gen Urlaub auf dem Lande zu ver⸗ bringen. Während ſeiner Abweſenheit wird ihn Lordſiegelbewahrer Lord Halifax vertreten. Im Zuſammenhang damit wird darauf hingewieſen, daß die außenpolitiſchen Fragen, die ſich im Zuſammenhang mit dem abeſſiniſchen Konflikt und der Entwicklung der europäiſchen Lage ergeben haben, zu einer ſtarken Arbeitsüberlaſtung des Außenminiſters geführt haben. Darmſtadt in der Lufffahrk⸗ forſchung voran Uebergabe des Windkanals durch Gauleiter Sprenger. NScg. Eine wertvolle Bereicherung hat das Flugweſen an der Techniſchen Hochſchule Daxm⸗ ſtadt, die ſeit Jahren auf dem Gebiete der Flug⸗ wiſſenſchaft führend daſteht, die bekanntlich die erſte planmäßige Profeſſur für Luftfahrt errich⸗ tete und deren Verdienſte auf dem Gebiete des Flugweſens anläßlich der Hundertjahrfeier ge⸗ bührend gewürdigt wurden, durch die Fertig⸗ ſtellung des ſogenannten Windkanals erfahren. Der Windkanal wurde auf die perſönliche Ini⸗ tiative des Herrn Reichsſtatthalters und Gau⸗ leiters hin errichtet und ſteht auf dem Flugplatz neben dem aerodynamiſchen Inſtitut. Der erſte Spatenſtich wurde Mitte Mai 1934 im Rah⸗ men einer kleinen Feier durch Miniſterialrat Ringshauſen getan. Der Windkanal und ſeine wertvolle Innen⸗ einrichtung ſind nun ſoweit beendet, daß vor einem kleinen Kreis geladener Gäſte die feierliche Uebergabe ſtattfinden konnte. Nachdem man zunächſt die flugtechniſchen Werkſtätten im Bereich der Hochſchule, vor allem die Montagewerkſtätten unter ſachverſtändiger Führung beſichtigt hatte, begab man ſich nach dem Flughafen, wo die Schlüſſelübergabe er⸗ folgte. Hierbei betonte Reichsſtatthalter Gau⸗ leiter Sprenger, anknüpfend an ſein anläßlich des Hochſchulſtudiums gegebenes Verſprechen, daß er und alle zuſtändigen Stellen ſtets be⸗ müht ſeien, auch in Zukunft alles zu tun, um die Techniſche Hochſchule beſonders auf dem Spezialgebiet der Luftfahrtforſchung zu unterſtützen und auf der Höhe zu halten, daß er ſich darüber freue, die erſte Verwirk⸗ lichung dieſes Verſprechens gerade auf dem Ge⸗ biet der Luftfahrttechnik zur Tat werden zu laſſen. Rektor Prof. Hübener übernahm mit Dankesworten den Schlüſſel. Im Zuſammenhang mit der Uebergabe wur⸗ den Telegramme an das Reichsluftfahrtmini⸗ ſterium und Reichswiſſenſchaftsminiſterium ge⸗ ſandt. Unter Führung Prof. Scheubels beſichtigten der Gauleiter und die geladenen Gäſte den Windkanal, deſſen ſchmales und hohes Gebäude einen ſehr vorteilhaften Eindruck machte. Der Windkanal bezweckt, in einem Raum mit künſt⸗ lich geſchaffenem Luftdruck alle für das Flug⸗ zeug wichtigen Widerſtandsmeſſungen vorzu⸗ nehmen, um auf Grund der Probe- und For⸗ ſchungsergebniſſe Abänderungen und Verbeſſe⸗ rungen einführen zu können. Das Kernſtück des Gebäudes iſt der Meßraum, in dem die Luft durch ein Gebläſe in Bewegung geſetzt wird. Der eigentliche Windkanal hat einen Strahldurchmeſſer von 3 Meter und weiſt eine Luftgeſchwindigkeit von etwa 150 km/ Stunde auf. Es iſt außerdem beabſichtigt, in Zuſam⸗ menarbeit mit anderen Inſtituten der Hoch⸗ ſchule weitere Aufgaben, bei denen Luftkräfte eine Rolle ſpielen, z. B. Luftwiderſtand auf Fahrzeuge, Winddruck auf Gebäude uſw. durch⸗ zuführen. Im Anſchluß beſichtigte man das deutſche Forſchungsinſtitut für Segelflug. Bekannte Segelflieger ſtanden zum Gruß am Eingang. Die Beſichtigung erſtreckte ſich u. a. auf die Gruppen: Entwurf, Konſtruktion, Flug⸗ zeugerprobung, Statik uſw. Auch intereſſierten ſich die Gäſte für die neuen Projekte und die wichtigſten Apparate wie Höhenmeſſer, Licht⸗ ſchreiber, Barographen; beſondere Aufmerkſam⸗ keit widmete man dem Strömungswindkanal (Rauchkanal). Außerdem unternahm man einen Gang durch die Werkſtätten. f Auf dem Flugplatz wurden abſchließend die wichtigſten Flugzeugtypen von den Segelfliegern. vorgeführt. — hitzewelle in Amerika 50 Todesopfer der Hitzewelle im Mittelweſten der Vereinigten Staaten Chicago, 8. Juli. Der ſeit fünf Tagen andauernden Hitzewelle im Mittelweſten ſind bisher über 50 Menſchen zum Opfer gefallen. Davon evtranken über 20 Perſonen beim Baden, weitere 20 Perſonen erlitten Hitzſchläge. Für Mittwoch wird ein weiterer Temperaturanſtieg befürchtet. Die Wetterwarte Waſhington teilte mit, daß vor zwei oder drei Tagen keine Wetteränderung zu erwarten ſei. Infolgedeſſen muß mit weiteren Dürreſchäden gerechnet werden. Bisher 300 Millionen Dollar Ernteſchäden New Mork, 7. Juli. Seit Tagen herrſcht in den Getreideſtaaten des Mittelweſtens ur⸗ gewöhnlich ſtarke Hitze. Die Ernten in Minneſota und im Gebiet Nordſüd⸗Dako⸗ tas werden als vernichtet angeſehen. Bis . jetzt dürfte der durch die Hitzewelle verurſachte Schaden etwa 300 Millionen Dollar betragen. Präſident Rooſevelt hat ſelbſt die Leitung der Hilfsaktion für die Farmer in den Dürre⸗ gebieten übernommen. Das Thermometer ſtieg am Dienstag in 1 allen Staaten des nördlichen Mittelweſtens auf 45 bis 50 Grad Celſius. Die Wet⸗ terwarte in Waſhington teilte mit, daß inner⸗ halb der nächſten 36 Stunden kein Regen zu erwarten ſei. Tauſende von Menſchen beten in den Kirchen der von der Hitzewelle heim⸗ geſuchten Bezirke um Regen. 200 000 Farmer⸗ 1 familien bedürfen ſofortiger Hilfe. KK P die 0 nen endet, daz Gaſe die ke. igechriſten , bor allon berfändiger 2 ſch nat betgabe er⸗ alter Gau⸗ Gäste den 3 Gebäude achte. Det mit Hint das glug⸗ gen borzu⸗ und For⸗ d Nerbeſſe⸗ ernst dem ie ng peſetzt tand auf ut, durch die e und U ſittelveſten ink Tagen een ſud J Opfet Petſonen erlitten 0 weiterer fetlerwarte 1 ber die nutten fei inehöden ſelhiden un hertſch beſunz ur Enten u Aüd⸗Dato⸗ betragen. geitung 11 Tutte den aug n nelweſten die Be daß inne, Regen zu ben beten ele heil 0 Farmer Neuer deulſcher Jehnkampfmeiſter Die reſtlichen fünf Uebungen der deutſchen Zehnkampfmeiſterſchaft wurden in Berlin aus⸗ getragen. Den Meiſtertitel errang in Abweſen⸗ heit der verletzten Favoriten Sievert und Stöck der 25jährige Schüler der Luftwaffen⸗ ſportſchule in Spandau, Bonnett, den wir hier bei der Maſſage ſehen. (Preſſephoto, K.) Araberführer im Konzenkraljons⸗ lager Die engliſche Regierung in Paläſtina hat die Führer der arabiſchen Freiſchärler bis zur Beendigung des Konflikts in Konzentra⸗ tionslagern, die mit Stacheldraht umgeben ſind und von britiſchen Truppen ſcharf bewacht werden, gefangen geſetzt. Unſer Bild zeigt den Hauptanführer Aouney im Konzentra⸗ tionslager von Sarafand. (Aſſociated Preß, K.) Reichskriegerlag 1936 Den Höhepunkt des Reichskriegertages in Kaſſel bildete der große Aufmarſch der 200,000 alten Soldaten auf der Karlswieſe. Hier marſchiert eine Abteilung ehemaliger Schutztrupp⸗ ler am Bundesführer Oberſt a. D. Reinhardt vorbei. Greiſer klagt an Vor dem Völkerbundsrat hat Danzigs Senatspräſident Greiſer Rede Stellung zu den Danziger mit einer impulſiven Fragen genommen und bekanntlich die Abberufung des Danziger Völkerbundskommiſſars Leſter gefordert. Nach der Rede überſchütteten internatio⸗ nale Journaliſten den Danziger Präſidenten mit wüſten Schmähungen. Unſer Bild wurde nach der Rede in dem Wandelgang des Völkerbundspalaſtes aufgenommen, wohin ſich Grei⸗ ſer zu einer kurzen Beſprechung zurückgezogen hatte. Von links nach rechts: Der Flugkapi⸗ tän der Danziger Delegation, Landgerichtsdirektor Wohler, Greiſer, Dr. Großmann, die Gat⸗ tin Greiſers und Staatsrat Dr. Boetger, der Leiter der auswärtigen Abteilung des Senats. (Preſſephoto, K.) Arnold Vinkelried ſlirbt den dpferlod Am 9. Juli jährt ſich zum 550. Male der Tag, an dem im Jahre 1886 der ſchweizeriſche Volksheld Arnold Winkelried durch ſeinen Opfertod die Schlacht bei Sempach zugunſten der Schweizer entſchied. Unſer Bild hält den Augenblick feſt, in dem er die entgegenſtarrenden Lanzen der öſterreichiſchen Ritter mit ſeinen Armen umfaßt, ſich in die Bruſt ſtößt und ſo in die feindliche Front eine Lücke reißt, durch die die 1300 Eidgenoſſen 4000 Oeſterreicher unter Herzog Leopold wurden damals geſchlagen. im Laufe der Zeit ein großer Meinungsſtreit entſponnen, die jedoch in 1440 als wirklich geſchehen erwähnt und auch in dem Sempacher Lied, Zeitgenoſſen, erwähnt iſt.(Nach einem Gemälde von K. Grob.) eindringen konnten. Um die Tat hat ſich einer Chronik um dem Werk eines (Donath, K.) (Preſſephoto, K.) Erasmus von Rolterdam Am 12. Juli 1536, vor 400 Jahren, ſtarb in Baſel der bekannteſte Humaniſt des 16. Jahrhunderts, Erasmus von Rotterdam. Er Herrſchaft gegen die Miß⸗ Scholaſtik bekämpfte auf allen Gebieten die des Buchſtabengeiſtes, trat ſtände der alten Kirchen und der auf und ſuchte auf eine Reform hinzuwirken. die das praktiſche Chriſtentum zum Hauptziel hatte, ſo daß er. obwohl Katholik, die Refor. mation vorbereiten half. Jedoch hat er in ſei⸗ nen Schriften auch Luther angegriffen. (Scherl Bilderdienſt, K.) Ein neuer Gorilla im Berliner 300 Jo ja, ein Gorillaweibchen aus Kamerun, hielt als Erſatz für den im Vorjahr eingegan⸗ genen Bobby ſeinen Einzug im Berliner Zoo. (Atlantic. K.) die Mokorenſchlacht in hohenftein-Eruſtlhal Der„Große Preis von Europa“ für Motor räder in Hohenſtein-Ernſtthal zu einem ſenſationellen Rennen. einer Motorradveranſtaltung gewöhnt war. Haupt⸗Rennen(bis 500 Kubikzentimeter). länder Guthrie. geſtaltete ſich Die Beſuch erzahl überſtieg alles was man bisher bei Unſer Bild zeigt Rechts unten der Sieger des Tages, der Eng⸗ einen Moment aus dem (Heinr. Hoffmann, K.) 1—* 7 10— 1 ö . 5 3 4 1 0 0 1 Mußeſtunden 5——. e N r 0 N— 3 28282 ĩͤ r eee—— er e e eee 0 0 De eee 7 1 1 Tägliche Unterhaltungsbeilage der„Viernheimer Volkszeitung — —— Cal. æim Mnal. ein. dadein. Stalin Ein verklungenes Llebesidyll von Paul Hain 18. Fortſetzung. Alles zu Ehren Johann Wolfgangs! Und die Freundinnen von Schweſter Kornelia ſind natürlich rieſig neugierig auf den jungen Doktor. Der Johann Wolfgang hat bei ihnen allen einen rechten Stein 25 Brett, und insgeheim möchte ihn jede fürs Leben gern ben! Aber Kornena dacht: „Es iſt noch gar nicht mal ſo ſicher, ob er überhaupt ſe bald nach Frankfurt zurückkommen wird! Beim Johann Wolfgang iſt doch alles möglich!“ Damit läuft ſie beim Geheimen Rat ſchlecht an, der dieſer Unterhaltung Kornelias mit den Freundinnen mit beiwohnt. » das wärel Ich will doch hoffen, daß er ſich endlich die Hörner abgeſtoßen hat! Haha— und wovon wollte er denn wohl leben, wenn ich ihm nichts mehr ſchickte? Sein Platz iſt allein in Frankfurt! Das weiß er ſelber recht gut!“ Die jungen Damen kichern etwas verlegen. Sie kommen am nächſten, am übernächſten Tage wieder, am dritten, von Johann Wolfgang Goethe iſt noch kein 2 zu ſehen. Sollte Kornelia am Ende recht be⸗ en Friederike Brion rennt mit flinken Füßen die Dorf⸗ ſtraße dahin. Einen Brief in der Hand ſchwingend. Eben aus Straßburg gekommen. Heiß und kalt iſt ihr, da ſie ihn zwiſchen den Fingern fühlt— Angſt hat ſie, ihn zu öffnen, und doch wieder iſt eine brennende Ungeduld in ihr, Johann Wolfgangs Zeilen nur erſt vor den Augen zu haben. Drei, vier Tage hat ſie darauf gewartet. So lange iſt es ſchon her, daß das Examen in Straßburg geweſen iſt. Oder, hat ſie nicht eigentlich Johann Wolfgang ſelbſt er⸗ wartet? Sein ſchon ehrlich, heißes Herz! *. Hat ſie ſeit vier Tagen nicht auf ihrer Bank auf dem Hügel geſeſſen, von wo aus man die Straße von Druſenheim nach Seſenheim überblicken kann? Ach, man muß zufrieden ſein, daß endlich ein Brief da iſt. Sie ſtürmt ins Pfarrhaus. „Ein Brief von Goethe“, ruft ſie atemlos. Der Pfarrer ſtackt den Kopf aus der Studierſtube, die Frau Pfarrerin kolamt mit roten Backen aus der Küche. Das Dorle läuft aus dem Schweineſtall herbei mit klappern⸗ den Holzpantinen. „Mach' ſchon auf“, ſagt ſie ungeduldig und ſachlich, icher iſt er durchgefallen, weil er nicht ſelber da iſt.“ „Gar nicht durchgefallen iſt er“, ſtampft Friederike mit dem Fuß auf und öffnet endlich den Brief. Die Angſt in ihr, die ſie vorhin gehindert hat, den Brief allein zu leſen, iſt verſchwunden. Nun geht ein frohes Lächeln über ihr Geſicht. „Er hat beſtanden“, ruft ſie, den Brief haſtig über⸗ fliegend.„Er läßt alle herzlich grüßen. Und da er ordent⸗ lich gefeiert hat, hat er jetzt erſt ſchreiben können.“ Der Pfarrer lacht behaglich. Die Frau Pfarrerin ſchmunzelt. Das Dorle ſagt einfach: „Na alſo. Und— und was ſchreibt er denn noch? Will er nicht ſelbſt kommen?“ „Das muß ich erſt alles felber leſen“, ſagt Friederike mit heißen Wangen und ſchlüpft davon, in ihre Kammer hinauf. Ach, da iſt nicht allzuviel zu leſen. Goethe ſchreibt nur zon dem glücklich beſtandenen Examen, etwas allzuviel von zem Feſtſchmaus, und fügt dann hinzu, daß er wohl bald aach Frankfurt reiſen müſſe, wo eine Advokatur auf ihn warte, von der er ſich allerdings nicht viel verſpreche. Aber das ſei nun mal der Wunſch des Vaters. Dem ganzen lieben Pfarrhaus die herzlichſten Grüße. Doch— ganz zum Schluß iſt noch etwas hingekritzelt. „Ich komme wohl noch einmal hinüber. Warte auf nich.“ Und dieſe Zeilen ſind es, die Friederike immer wieder lieſt.„Ich komme wohl noch einmal hinüber.“ Warum nicht ganz beſtimmt? Ich komme dann und dann? Sie fährt mit dem Finger wie liebkoſend über die Worte. Und iſt doch ein kleines Zittern darin. „Ich komme wohl noch einmal hinüber.“ Ja freilich, nach Frankfurt, zu ſeinen Eltern, muß er wohl hin. Und er wird noch allerlei vorzubereiten haben für die Abreiſe. Er wird den Tag nicht genau haben an; geben können, an dem er nach Seſenheim kommt. Friederike hat ſich in die Ecke des kleinen Kanapees ge⸗ hockt, die Füße wie ein Kind angezogen. Die Augen halb geſchloſſen. Ihr Herz flüſtert in einer ſtillen Beklommenheit: Ich hab' ja alles vergeſſen, Johann Wolfgang, was in der Johannisnacht geweſen iſt. Ich denke ja gar nicht mehr daran. Du brauchſt mir nicht mehr zu erklären, Lieber. Nur kommen ſollſt du, kommen. Der Sommer iſt noch ſo heiß und die Rheinwieſen ſind bunt von Blumen. Aber ſie freuen mich nicht allein. Oh, ich hab' Angſt um dich, Johann Wolfgang, und um mich. Warum hab' ich dich ſelber nach Straßburg zurückgeſchickt gehabt? Weil eine andre ſich an dich hängte und vielleicht heißer küſſen konnte als ich? Was will das ſchon bedeuten? Johann Wolfgang, es ſteht eine Laube in unſerm Garten, mit Heckenroſen ganz überwuchert. Kennſt du ſie noch? Und dunkel und verſchwiegen ſteht da hinten der Hagenauer Wald, durch den wir ſo oft des Abend wanderten. Weißt du es noch? Es ſind noch all die verſteckten Winkel da und all die kleinen Dörfer und Rebenhügel, die Fiſcher⸗ 7 0 auf den Inſeln und die fernen Burgen an den Rhein⸗ ufern. Es wartet alles auf dich. Es ſingt und klingt noch alles von uns und unſerm heimlichen Flüſtern. So ſpricht Friederikens Herz. Z3wölftes Kapitel. „Ich komme wohl noch einmal hinüber.“ Goethe wandert in ſeiner Bude auf und ab. Ja, zum Teufel, warum hat er nicht einfach ein Pferd genommen und iſt hinübergeritten? Gerade noch, daß er dieſe Zeile neulich unter den Brief gekritzelt hat. Und warum iſt er dann überhaupt noch hier in Straß⸗ burg? In Frankfurt werden ſie auf ihn warten. Haha— hoho— und wie der Herr Vater warten wird! Und die Frau Mutter hat natürlich ſchon einen Kuchen gebacken, wie er ſie kennt, der einen ganzen Monat vorreichen wird. Und die Kornelia wird jeden Tag von ihren Freundinnen be⸗ ſtürmt werden, ob denn der„Herr Doktor“ noch immer nicht angekommen ſei. Oh, wie genau er ſich das alles vorſtellen kann! Verdammt— dabei wird das Geld knapp. Es dangt natürlich noch gut für die Heimreiſe. Aber wenn— ioch länger Zeit vertrödelt, dann kann der Herr Geheime Rat noch ſchleunigſt was ſchicken. Seſenheim! Wie hat doch Friederike vor ſechs Wochen geſagt? „Wenn du wiederkommſt——“ Er beißt die Zähne in die Lippen. Und wie noch? „Und wenn du nicht wiederkommſt, ich werde dich nie vergeſſen.“ Ah— er wird wiederkommen! Es kann doch nicht der letzte Kuß geweſen ſein— da⸗ mals an der Poſtkutſche in Druſenheim? Er ſteht am Fenſter. Die Abenddämmerung kriecht ſchon über die Dächer. Woher kommen die violetten Wolken, wohin ſegeln ſie? Aus der Welt— in die Welt. „Große Welt“, murmelt er und blickt wie lauſchend, als höre er da eine ferne Melodie über den Himmel klingen, oder einen fernen Ruf, der ihm, ihm allein gilt. Hergeweht aus der Unendlichkeit. Oder iſt es das Flüſtern eines Herzens, das über die Rheinwieſen flattert durch den Sommerabend? Komm doch, Johann Wolfgang— ich warte auf dich. Plötzlich fährt er aus ſeiner Verſunkenheit auf. „Was iſt da denn noch zu überlegen?“ ſpringt es ihm über die Lippen.„Kenne ich mich denn ſelbſt nicht mehr?“ Er blickt ſich im Zimmer um. Reißt die Mütze vom Haken. Erregt zerrt er die Geldbörſe aus der Taſche, läßt die Taler ein bißchen durcheinanderklimpern— dann ſtürmt er zum Zimmer hinaus. Es langt ja, es langt. Eine Viertelſtunde ſpäter hat er ein Pferd zwiſchen den Schenkeln und reitet durch die abendlichen Gaſſen, aus der Stadt hinaus. Schon bricht die Dunkelheit herein. Wind weht ſtark im Geſträuch, als ob nach des Tages Hitze irgendwo ein Ge⸗ witter in der Luft läge. Goethe reitet unbekümmert dahin. Sterne blitzen am Himmel auf und verſchwinden wieder hinter ziehenden Wolken. Es fällt ihm ein: So iſt er ſchon einmal geritten— durch die aufkommende Nacht. Getrieben von fieberhafter Ungeduld. Damals mußte das Pferd laufen, was es her⸗ geben konnte. Heute darf es geruhſam Trab gehen— man kommt noch immer zur rechten Zeit hin. Ob Friederike wieder im Garten warten wird? Oha, er muß auf den Weg achtgeben— auch der Mond faucht manchmal hinter hochgetürmten Wolkengebilden unter. Dann ſieht man kaum die Hand vor den Augen. Urheber- Rechtsschutz: Drei Quellen-Verlag, Königsbrück(Bez. Dresden So vergehen die Stunden zwiſchen raunenden Wieſen und rauſchenden Chauſſeebäumen. Und da liegt Seſenheim unterm matten, verſchwimmen⸗ den Schimmer des Mondes. Da liegt der Pfarrgarte. Irgendwo kläfft ein Hund im Dorf. Aber das Dorf ſchläft ſeinen tiefen, müden Sommerſchlaf nach des Tages heißer Arbeit. 5 Goethe hat das Pferd auf der Wieſe hinter dem Garten an einem Baum angebunden und gut zugedeckt. Nun gleitet er am Zaun entlang. Tiefe Stille ringsum. Durch das Gatter tritt er in den Garten, bleibt lauſchend ſtehen. Nein, es iſt ja viel zu ſpät diesmal, als daß Friederike noch im Garten ſein könnte. Es muß auf 2 Uhr gehen. Vorſichtig wandert er die ſchmalen Gartenwege ent⸗ lang. Ein betäubender Duft von Roſen ſteht in der Luft. Da iſt die Laube. d Soll er dort warten, bis der Morgen anbricht? Ein bißchen ſchlafen und träumen und an Friederikens hellen Freudenſchrei denken, wenn ſie ihn morgen dort findet? Oder ſoll er leiſe ſein„Signal“ pfeifen? Er läßt ſich auf die Bank fallen. Alſo warten— bis morgen früh. Es kann ſo lange nicht dauern, bis die Sonne über den Horizont ſteigt. Ein paar Stunden noch. Stärker ſtreicht der Wind jetzt durch das Strauchwerk. Wetterleuchten flackert über den Himmel— kühlerer Luft⸗ zug jagt durch den Garten. In den Aſten der Bäume knarrt und knirſcht es. Goethe ſteht voller Unruhe wieder auf und wandert von neuem durch den Garten. Ihm iſt, als müßte er jetzt Ab⸗ ſchied davon nehmen, ganz heimlich, ungeſehen, wie ein Dieb. Was für ein dummer Gedanke! Darum der Nachtritt nach Seſenheim beraus? 5 Ach was! Er begibt ſich wieder in die Laube zurück. Stärker brauſt der Wind und iſt faſt ſchon zum Sturm ge⸗ worden. Ein Blitz züngelt ſchwefelgelb über die Schwärze des Himmels. Goethe drückt ſich in die Ecke. Der Gaul draußen wird unter dem hohen Baum, an den er feſtgebunden iſt, Schutz genug haben, falls ein Unwetter aufkommen ſollte. Die Augen fallen ihm zu. Mühſam reißt er ſie auf. Ach ja, man iſt natürlich müde. Ein bißchen ſchlafen kann nichts ſchaden. Der herbe, ſtarke Geruch der Sträucher macht matt. Aber was iſt denn? Er ſtreckt den Kopf vor. Da drüben, wo der große Holunderſtrauch ſteht, geiſtert da nicht eine helle Geſtalt durch das Dunkel? Eine Frauen⸗ geſtalt? Flatterndes, weißes Gewand. Wie Silber iſt das. Flatterndes Silbergeſpinſt in der Luft. Raſchelnd, kniſternd im Windſtoß. 4 N doch nur eine Nebelwolke? Nächtlicher Atem der rde Nein, ſie kommt näher. Eine Frau— in Mondlicht gehüllt. 4 Goethe ſitzt ganz aufrecht in der Bankecke. Aber er ſpürt ſeinen Körper nicht. Er ſcheint wie gelähmt. Ob es— Friederike iſt? Aber warum kann er ſich dann nicht regen? Warum kommt kein Ruf von ſeinen Lippen? Oder alles nur ein Spuk der Nacht? Eine Viſion? Der leichte Duft des Frauengewandes überſtrömt ihn, da die Erſcheinung nun dicht vor ihm ſteht. Oh, das ſind die Züge Friederikens. Aber ſo durchſcheinend, ſo magiſch und unwirklich und zerflatternd. Er will aufſpringen. Doch er kann es nicht. Kalt weht es ihm über das Geſicht. Und groß und ſtill ſieht ihn das Frauenantlitz an. Ihre Lippen bewegen ſich. „Johann Wolfgang Goethe— zerſtöre nicht ein Leben, dem du ſelbſt nie die erſehnte Erfüllung bringen könnteſt. Laß dir genug ſein an dieſem Frühling, der geweſen iſt. 2 nicht eine Hoffnung weiter wachſen, die doch verwelken muß—“ Er hebt abwehrend die Arme. Sie ſinken ihm matt herunter. „Dieſer Frühling war ein Segen für dich. Die Saat wird aufgehen in deiner Seele— du fühlſt ſie ja ſchon— und dein Leben reich machen wie es ſelten eines geweſen iſt. Schon ſchweift ja dein Blick unruhig in die Weite des Alls. dem du dich hingeben wirſt, wie es dir beſtimmt iſt. Fortſetzung folgt. EP S 1 S orf gez en tet len d. ge⸗ 1. 1 f n her 1 5. 1 * n, nd 0 E der Giftmordprozeß Vogler Im Dickicht der„Geheimwiſſen⸗ ſchaflen“— Schwer belaſtende Ge⸗ ſängnisbriefe der Angeklagten Ex Mainz, 7. Juli. Zu Beginn des 7. Verhandlungstages im Giftmordprozeß Vogler faßte der Vorſitzende nochmals die am Vortage zur Verleſung gekommenen Briefe der Frau Vogler zuſammen und ſtellte vier Hauptpunkte heraus: Die Angeklagte wollte unbedingt wiſſen, ob die Leiche des Friſeurs Seitz ausgegraben ſei, ſie drängte auf eine reſtloſe Räumung ihres Hauſes, beſchäftigte ſich eingehend mit dem ſagenhaften„Onkel Ehrhard“ und wandte in allen Briefen eine raffinierte Verbrecherſprache an. Der Vorſitzende fragte:„Frau Vogler, hier find Zeugniſſe Ihrer eigenen Hand. Wollen Sie dieſe auch beſtreiten?!“ Die Angeklagte: „Ich habe keine böſen Gedanken dabei ge⸗ K. Sodann wurde mitgeteilt, daß der Zeuge Holzhauer wegen einer Beinverletzung nicht erſcheinen könne. Eine telephoniſche Ver⸗ ſtändigung mit der Polizei in Kiel erreichte jedoch im Laufe des Tages die Zuſage, daß dieſer Zeuge am 8. Verhandlungstag vor dem Mainzer Schwurgericht erſcheinen wird. Und nun beginnt ein Aufmarſch von recht ſonderbaren Zeugen. Es ſtehen Männer und Frauen vor dem Mainzer Schwur⸗ gericht, die der Kunſt des Handleſens, Sterndeutens, Schriftdeutens, Kartenle⸗ gens, Hellſehens uſw. huldigen und aus dieſer„Beſchäftigung“ teils ein lohnendes Geſchäft, teils eine ſogenannte„Wiſſen⸗ ſchaft“ machen. Als von dem Horoſkop die Rede iſt, das ein Zeuge der Angeklagten geſtellt hat und das ſehr gegen ſie geſprochen habe, ruft der Vor⸗ ſitzende:„Frau Vogler, Ihre eigene Wiſſen⸗ ſchaft ſpricht gegen Sie!“ Auch die Karten einer Zeugin haben gegen die Angeklagte ge⸗ ſprochen. Tante Thereſe klagt an! Von beſonderem Intereſſe iſt ſodann die Ausſage der Mainzer Kartenlegerin Thereſe Schneider, mit der Frau Vogler eng be⸗ freundet war. Dieſe Ausſage iſt eine ſchwere Anklage gegen Frau Vogler. Die Zeugin gibt zu, im Auftrage der Angeklagten unter An⸗ rufung der Heiligen Dreieinigkeit Salz ge⸗ ſtreut zu haben, damit der alte Vogler Herz⸗ krämpfe bekomme. Ausführlich ſchildert dann die Zeugin, daß ſie den Stiefſohn Georg Vogler habe totbeten ſol⸗ len. Sie beſtreitet heute allerdings, dieſen Auftrag ausgeführt zu haben, denn totbeten gebe es ja nicht, meinte ſie. Sie habe das der Angeklagten nur vorgemacht. Die Zeugin be⸗ richtet ſodann über jene Wallfahrt, die ſie mit Frau Vogler und deren Geliebten Andreas Keim nach Marienthal gemacht habe und bei der alle drei gebeichtet hätten. Dann aber kommt die entſcheidende Anklage. Am Tage nach der Hausſuchung habe Frau Vogler der Zeugin geſtanden, ſie habe ihrem Manne und ihrem Stiefſohn Rattengift aus einer Tube, die ſie von Seitz bekommen habe, auf das Brot geſchmiert. Später ſoll die Angeklagte große Angſt vor den Aus⸗ grabungen geäußert haben. Noch kennzeich⸗ nender iſt ein Ausſpruch, den die Zeugin Schneider wiedergibt und den Frau Vogler nach der Verheiratung ihres Geliebten Holz⸗ hauer getan habe: Warum jetzt alles?“ Auch von Flaſchen und einem Päckchen be⸗ richtet die Zeugin, die ſie im Auftrage der An⸗ geklagten in den Rhein hätte werfen ſollen. Auf Vorhalt des Verteidigers muß die Zeu⸗ gin Schneider jedoch zugeben, daß ſie in der erſten Vernehmung unter Eid dieſe Dinge verſchwiegen habe. Sie habe damals, ſo be⸗ tonte ſie, Frau Vogler ſchonen wollen. Das Gericht ſieht zunächſt von einer neuen Ver⸗ eidigung ab. Es iſt eigentlich überflüſſig, zu ſagen, daß die Angeklagte wieder alles als Lüge bezeich⸗ net, was die Zeugin Schneider ausſagte. Nach einigen unerheblichen Zeugenausſagen ſtellt der Oberſtaatsanwalt feſt, daß gegen die Zeugin Rocker ein beſonderes Verfahren eingeleitet ſei, das von dieſem Verfahren ab⸗ getrennt würde. Briefe aus dem Gefängnis ſind Geſtändnis der Angeklagten Nun tritt eine Beamtin des Mainzer Landgerichtsgefängniſſes vor das Schwurgericht, die die bisher wichtigſte Ausſage in dieſem Prozeß machte. Sie kam als Hilfsaufſeherin mit Frau Vogler zuſammen, gewann deren Vertrauen und wurde dann von ihrer vorge⸗ ſetzten Behörde beauftragt, auf die verſchie. denen Anliegen der Angeklagten einzugehen, um ſo ein Geſtändnis zu erreichen. Frau Vogler ſchrieb einen Brief, den die Zeugin aus dem Gefängnis ſchmuggeln ſollte. Dieſem Brief folgte ein zweiter und ſchließlich ein dritter. Alle drei Briefe werden verleſen. Sie über⸗ treffen diesmal an Schwere der Belaſtung, aber auch an Deutlichkeit bei weitem die 48 Briefe des Vortages. In einem dieſer Briefe bittet die Ange⸗ klagte Gott um Beiſtand zu ihren Mord⸗ taten. In einem zweiten Schreiben ver⸗ langt ſie das Beten von drei Vaterunſer E für den Tod ihres Stieſſohns. Der Vor⸗ ſitzende bezeichnet dies als eine ungeheuer⸗ liche Gottes läſterung. Ein paar Stellen aus dieſen Briefen ſollen wiedergegeben werden. da ſie ſchlaglichtartig die Schuld der Angeklagten erhellen. Sie ſchreibt:„Holzhauer konnte ich kein Gift geben, den habe ich zu lieb', an anderer Stelle: „Bisher haben ſie noch nichts Beſtimmtes ge⸗ funden— nur Verdacht!“, und endlich an Frau Rocker: „Ich will Dich doch ſchonen, deshalb mußt Du mir ein ſtarkes Pulver ſchicken. Dann iſt alles zu Ende: ich kann nicht mehr.“ Und dann kam das Geſtändnis ganz klar durch folgende Worte an die Gefängnisbeamtin zum Ausdruck: „Meinem Mann habe ichs gegeben und meinem Stiefſohn Georg. Der iſt dadurch krank geworden. Aber die Erblindung kam erſt durch die Spritzen“. Trotzdem 5 ehemalige Mitgefangene der Frau Vogler die Angaben der Beamtin beſtätigen, und über weitere Geſtändniſſe der Frau Vogler unter Eid berichten, erklärte die Angeklagte angeſichts dieſer niederſchmetternden Belaſtun⸗ gen:„Ich habe mir nichts vorzuwerfen, ich habe niemand vergiftet.“ Sehr aufſchlußreich ſind auch die Mitteilungen der ehemaligen Mitgefangenen über die thea⸗ traliſchen Selbſtmordverſuche der Angeklagten ſowie über ihre mit Aberglauben vermiſchken religiöſen Vorſtellungen und über ihre geſchickt vorgetäuſchten Herzkrämpfe. Einer dieſer Zeu⸗ ginnen hatte Frau Vogler wörtlich geſtanden: „Ich habe meinen Alten umgebracht', und ſie gab als Motiv ſexuelle Wünſche hin⸗ ſichtlich ihres Geliebten Holzhauer an. Schutz der Jugend Alte und neue Talbeſlände Der beſchleunigte Erlaß des Reichs⸗ geſetzes über erpreſſeriſche Kindesent⸗ führung und das erſte daraufhin be⸗ reits gefällte Todesurteil in Bonn lenkt die Aufmerkſamkeit auf die Frage, wie weit der Schutz der Kinder und Jugendlichen im neuen Strafgeſetzbuch behandelt worden iſt. In allen Entwürfen und ebenſo natürlich auch in den Protokollen der Strafrechtskommiſ⸗ ſion, iſt dem Schutz der Kinder und Jugend⸗ lichen weiteſter Raum gewidmet worden. Mit Recht, denn es handelt ſich um eine der wichtig⸗ ſten Aufgaben des Geſetzgebers, auf dieſem Ge⸗ biete Löſungen zu finden, die nicht nur den Intereſſen des Staates und Volkes entſprechen, ſondern auch den ſittlichen Forderungen von Elternhaus, Schule und Kirche. Die zweite Leſung des Strafrechtsentwurfes hat auch hier⸗ bei in einer ganzen Reihe von Fragen Klä⸗ rung gebracht. Muntbruch und Entführung Der Bonner Fall legt zunächſt die nahe, wieweit das neue Strafrecht die Entführung ſtraft und die Jugendlichen ſchützt. Aus der Tatſache, daß ein beſonderes Reichsgeſetz gegen erpreſſeriſche Kindesentfüh⸗ rung erlaſſen wurde und obendrein mit rück⸗ wirkender Kraft, ergibt ſich, daß dieſer für Deutſchland ungewöhnliche Tatbeſtand nicht zu den Materien gehört,, die im Bereich der Ent⸗ führung behandelt wurden. Selbſtverſtändlich iſt damit nicht ausgeſchloſſen, daß der Inhalt des neuen Reichsgeſetzes im endgültigen neuen Strafrecht an gegebener Stelle wiedererſcheint. Der Geſetzgeber ſpricht vom Muntbruch und verſteht darunter den Einbruch von außen in das Erziehungsverhältnis, in die Muntgewalt des Erziehungsberechtigten. Gegenüber dem noch geltenden Recht iſt im neuen Recht die Tatbeſtandsfaſſung vereinfacht worden. Statt die Perſonen aufzuzählen, denen der Minder⸗ jährige nicht entzogen werden darf, heißt es jetzt,„dem entziehen, dem die Sorge für dieſe Perſon zuſtebt“. Für beſonders ſchwere Fälle iſt Zuchthausſtrafe angedroht. Daß die Entziehung zu Unzuchtzwecken und dergleichen in der Regel als beſonders ſchwerer Fall zu werten ſein wird, ergibt ſich von ſelbſt. Neu iſt, daß die Tat, wenn der Täter oder ein Teilnehmer eine entführte Minderjährige geheiratet hat, nur dann verfolgt wird, wenn die Ehe für nichtig erklärt worden iſt. Hierin iſt die Kommiſſion einem früheren öſterreichiſchen Vorſchlag entſprechend für die Erweiterung ein⸗ getreten. Dagegen hat ſie gegen den Vorſchlag, die Durchführung der Strafverfolgung allge⸗ mein von der Zuſtimmung des Verletzten ab⸗ hängig zu machen, Bedenken getragen, vor allem im Hinblick auf die beſonders ſchweren Fälle. Sie hat ſich aber vorbehalten, dieſe Ge⸗ danken in irgend einer Form zum Ausdruck zu bringen, die die Möglichkeit zuläßt, in nicht ſtrafwürdigen Fällen oder in Fällen, in denen ein öffentliches Intereſſe an einer Beſtrafung nicht beſteht, von einer Verfolgung abzuſehen. Auch das ungeborene Kind wird geſchüßt. Die Unkerhaltspflicht für Kinder und Ju- gendliche iſt naturgemäß beſonders geſchützt. Außer dem Schuß gegen Verletzung der ge⸗ ſetzlichen Unkerhaltspflicht mußte in dieſem Zuſammenhang auch der Mißbrauch der öffenklichen Fürſorge geahndet werden. Der Talbeſtand der Ausſetzung eines Kindes bleibt auch fernerhin ſtrafwürdig. Unſprüng⸗ lich war als weiterer Tatbeſtand das Ver- laſſen eines Kindes vorgeſehen. Da aber prakktiſch kaum ein ſtrafwürdiger Fall denk- bar war, hal man dieſen Gedankem wieder fallen gelaſſen. Auch das noch nicht geborene Kind genießt ſtrafrechklichen Schuß. Unter dem Kenn- work„Verlaſſen Schwangerer“ iſt ein voll- kommen neuer Takbeſtand aufgenommen worden. Hinfort ſoll der Mann gelroffen Frage überhaupt im kommenden ötrafrechi werden, der, ganz gleich ob Ehe vorliegt oder nichk, eine Frau, die ein Kind von ihm er⸗ warkek, gewiſſenlos im Stich läßt und dadurch ſie und das Kind gefährdet. Verlangt wird die Herbeiführung einer unmikkelbar ſchweren Gefahr für Mutter und Kind. Weiter wird nur das gewiſſenloſe Hilfe- und Beiſtands⸗ verſagen geahndet. Angriffe auf die Sittlichkeit. Wie auch ſchon im geltenden Recht, wer den auch fortan Kinder und Jugendliche ge⸗ gen Angriffe auf die Sittlichkeit geſchüßtk. Das Schußgalter der Kinder iſt von 14 auf 15 Jahre heraufgeſetzt worden. Eine weikere Ergänzung des Kinderſchutzes ſoll dadurch geſchaffen werden, daß unzüchkige Handlun⸗ gen vor Kindern mit Sbrafe bedroht werden. Auch der Takbeſtand der Verführung ſoll er- weiterk werden, und zwar dadurch, daß nichk nur Mädchen, ſondern auch Knaben unker 16 Jahren geſchützt werden und das bisherige Merkmal der Unbeſcholkenheit wegfällt. Weiterhin ſoll auch hier Fahrläſſigkeitshaf⸗ bung beſtehen, wenn der Täter das Alter des andern nicht kannke, aber hätte erkennen können. Da die Jugend bis zu 16 Jahren eines be⸗ ſonderen und weikergehenden Schutzes gegen Schmutz und Schund bedarf, werden nicht nur die Vorſchriften hierüber beibehalken oder neugeformk, ſondern auch noch ein neuer Talbeſtand der Irrelettung der Jugend auf- geſtellt, der ſich nicht nur auf unzüchkige Schriften, Abbildungen oder Darſtellungen beziehk, ſondern auch auf ſolche, die geeignet ſind, natürliche Empfindungen der Jugend zu überreizen oder irrezuleiken. Schließlich ſei noch erwähnk, daß Kinder- und Frauenhandel mik beſonderer Schärfe erfaßk worden find. Selbſtverſtändlich ſind mik dieſer ſummariſchen Aufzählung noch nicht alle Talbeſtände aufgeführt, die ſich un. ker der Bezeichnung„Schuß der Jugend“ zu⸗ ſammenſaſſen laſſen. Aber dieſe Beispiele zeigen zur Genüge, daß das neue Straffgeſetz den erhöhten Maßſtäben, die wir heule ganz allgemein hinſichklich der Ehre, der Geſund⸗ heit und der Wohlfahrt des einzelnen als eines Gliedes des Volles anzuwenden ge⸗ wohnt ſind, Rechnung krägt. toh und geſund durchs Buch e, Ob Du turnſt. od du wanderſt. glelch, welche telbesubung Du treſbſt. immer iſt das guch Deln beſtet Ratgeber. 15 ts untertlchtet, untethalt und funet bi Datum halte zum Buch! Kreis Heppenheim Kreisgeſchäftsſtelle Heppenheim an der Bergſtraßze Kaiſerſtraße 2, Fernſprecher 315 Sprechſtunden des Kreisleiters: Mittwochs von 15—18 Uhr. NSDAP., Gau Heſſen⸗Naſſau. .— am Main, Gutleuth- e 8—14, Adolf Hitler⸗Haus. Fernſprecher: 30 381, Poſtſcheckkont,: 53 003 Schriftverkehr: Benutzt iin eigenen Intereſſe für jede Abteilung geſonderte Bogen Sprechſtunden: Vormittags: Dienstag, Mittwoch, Donnerstag von 10—12 Uhr. Nachmittags: Dienstag, Mittwoch und Freitag, von 17—18 Ahe. Sonſt nur in Eilfällen, nach vorheriger Anmeldung. und Freit⸗ Kreiskaſſenleiter! Fahrkarten zum Sonderzug nach Frankfurt am Sonntag(Hinfahrt Weinheim 8.27 ab, Heppenheim 8.46 Uhr ab, Frankfurt 9.53 Uhr an. Rückfahrt: Frankfurt ab 20.32 Uhr, Heppenheim an 21.37, Weinheim an 21.49 Uhr) Fahrkarten ab Heppenheim Preis RM. 1.10, ab Weinheim RM. 1.30 ſind ſofort bei der Kreisleitung, Kaiſerſtraße 2, abzu⸗ holen, bezw. telefoniſch durch Ortsgruppen anzufordern. f Ortsgruppen und Stützpunkte, die bis Dienstagabend noch keine Anforderung ge- tätigt haben, werden erſucht, dies am Donnerstagmorgen nachzuholen und u. U. Fehlmeldung telefoniſch zu erſtatten. Ortsgruppe Heppenheim. f Betr.: Fahrkarten für Sondeszüg zum Gautag am 12. Juli 1936. Diejenigen Parteigenoſſen, welche noch nicht im Beſitze einer Fahrkarte zum Gau- tag ſind, können am Donnerstag auf der Geſchäftsſtelle abends von 6—8 Uhr, ſolche in Empfang nehmen. Ich betrachte es für jeden Parteigenoſſen als Pflicht am Gau⸗ tag teilzunehmen. Der Fahrpreis für Son⸗ derzug Sonntag vorm. 8.46 Uhr Heppen⸗ heim ab— Rückfahrt ab Frankfurt 20.32 Uhr— Ankunft Heppenheim 21.37 Uhr, beträgt RM. 1.10. g Auch für Volksgenoſſen, welche am Gau⸗ tag teilnehmen wollen, ſind Fahrkarten für den Sonderzug bereitgehalten und können ebenfalls zum Preiſe von RM. 1.10, Don- nerstag abend von 6—8 Uhr auf der Geſchäftsſtelle,(Rathaus, Zimmer 12), in Empfang genommen werden. Ab Freitag ſtehen keine Karten zum er- mäßigten Preiſe zur Verfügung. Zellen- und Blockleiter müſſen heute Abend bis 7 Uhr die Abrechnung bei der Ortsgruppe vorgenommen haben. NSDAP., Ortsgruppe Waldmichelbach. Morgen Donnerstag, abends 8.30 Uhr, zeigt die Gaufilmſtelle Heſſen⸗Naſſau der NSDAP. im „Goldnen Engel“ hier den Film„Triumph des Willens“, der nicht nur eine Zuſammenſtellung der Geſchehniſſe des Reichsparteitages 1934 iſt, ſondern darüber hinaus, eine grandioſe Verkörpe⸗ rung nationalſozialiſtiſchen Wollens und Wirkens überhaupt. Die niedrig gehaltenen Eintrittspreise ermöglichen jedem Volksgenoſſen das Erlebnis dieſes als künſtleriſch höchſtſtehend, international aner⸗ kannten Filmwerks. Für die Parteigenoſſen und die Mitglieder ſämtlicher Gliederungen iſt der Beſuch der Veranſtaltungen Pflicht. Antreten 8.30 Uhr auf dem Hindenburgplatz. NSOB., Kreis Heppenheim. Anläßlich der Gautagung der NS DA. in Frankfurt a. M., am 11. und 12. Juli 1936, findet am 11. Juli um 14 Uhr im Volksbildungs⸗ heim eine Tagung des NS.⸗Lehrerbundes ſtatt. Ich fordere hiermit nochmals alle Mitglieder des NSeLB., ſoweit ſie nicht in Bayreuth ſind, auf, dieſe Tagung zu beſuchen. 0 Achtung! Bayreuthfahrer! Die Fahrkarten bis und von Aſchaffenburg, wollen Sie bitte vorher zuſammen löſen. Sollte ein Bahnhof die 75 Prozent verſagen, ſo verlange man, daß die zuſtändige/ Bahndirektion angerufen wird. N Ruppert, Kreisletter 5 Vom Affen gebiſſen ſw. Heppenbeim, 6. Juli. Die Frau eines auf dem Vergnügungspark weilenden Schauſtellers wollte am Samstag abend einen ihrer Affen fertig machen zur Vorſtellung. Aber der Urwaldbewohner hatte ſchlechte Laune und biß wie raſend um ſich. Er brachte der Frau ſieben Bißwunden am Arm bei und biß ſich richtiggehend feſt. Die Frau mußte ins Krankenhaus gebracht werden. — r Quer durch den Konlinenk Wir rattern von London nach Stambul Große Landſtraßen ſind und bleiben die wichtigſten Organe der Ziviliſation, und die internationale Autoſtraße, die London mit Stambul verbinden ſoll, wird voraus⸗ ſichtlich keine geringere Aufgabe erfüllen als jene ſagenhafte„Weihrauchſtraße“, die in uralten Zeiten die Karawanen der Kö⸗ nigin von Saba mit ihren Spezereien von Arabien nach Babylonien zogen. Auto⸗ und Motorradenthuſiaſten behaupten, daß Autoſtraßen ſogar ein wirkſameres Mittel der Völkerverſtändigung ſind, als Eiſen⸗ bahnen, Dampfſchiffe und Flugzeuge, denn der Autler und Motorradfahrer ſieht das Land, durch das er fährt, wirklich, und verkehrt mit deſſen Einwohnern, während Flugzeug und Schiff ihre Reiſenden von Abfahrt bis Ankunft ſozuſagen luftdicht von der Welt abſchließen. Alliance, wird kurze Raſt gehalten. Dann geht es weiter über die parkartigen öſtli⸗ chen Vorſtädte, über Loewen und Lüttich zur Grenze Belgien iſt ein kleines Land von großer Mannigfaltigkeit der Land⸗ ſchaft. a Ein Tor geht auf und man iſt: in Deutſchland. Da wachſen ſchon Gebirge aus dem ebenen Land, Sandberge ſpitz wie Zuckerhüte; darüber wie ein rieſiger Arm ein ragender Kran. Das Feldergrün liegt unter aufgebrochenem Erdreich, Kräfte eines Rieſen haben hier befohlen. Der Erdbruch von Jahrhunderten liegt, von fleißigem Spatenſtahl ſauber geteilt, dem Blick offen. Dann zieht ſich ein endloſes Band vor uns hin und die Landſchaft zerfällt in die Weite einer Bergausſicht. Unüberſehbar weit dehnt ſich Grün und Braun, Feld und Wald Brücke in England Von London bis zum„Goldenen Horn“ beträgt die Autoſtraße 3500 Kilometer und ſo ſtartete ich mit meinem Gefährten vom Ausgangspunkt, um die internationale Straße zu beſichtigen, um gleichzeitig nicht nur die Wegverhältniſſe kennenzulernen, ſondern auch die Völker. Franzoſen, Bel⸗ gier, Deutſche, Oeſterreicher, Ungarn, Jugo⸗ ſlaven, Bulgaren und Türken zeigten uns unwillkürlich ihr nationales Weſen in der Art, wie ſie ihre Teilſtrecke der internatio⸗ nalen Autoſtraße gebaut und ausgeſtattet hatten und wie ſie die Reiſenden emp⸗ fingen. Wohlgemerkt: die europäiſche Autoſtraße will nur ein Anfang ſein. Sie ſoll eines Tages Teil eines gigantiſchen Straßen⸗ netzes werden, ſie ſoll ihre Fortſetzung fin⸗ den öſtlich bis nach Kalkutta und ſüdlich bis Kapſtadt. Sie ſoll die Hauptader Euraſiens und Afrikas, das heißt der gan⸗ zen öſtlichen Halbkugel werden. „Durch wieviel Grenzſtationen führt Sie Ihr Weg?“ fragt uns der Mann der bri⸗ tiſchen„Automobile Aſſociation' auf dem Kanaltrajektdampfer zwiſchen Dover und Calais.„Durch mindeſtens zwanzig!“ lau⸗ tete unſere Antwort, und der brave Mann ſchreibt und ſchreibt Dokumente aus, bis die franzöſiſche Küſte erreicht und unſere Maſchine mittels eines großen Krans auf feſten Boden geſetzt iſt. Der Beamte hat für die Reiſe hin und zurück nicht weniger als ſechsundzwanzig Grenzübertretungs⸗ ſcheine auszufüllen gehabt. In Calais iſt die Perzollung in zehn Minuten erledigt. Dieſer Nordteil Frankreichs iſt flach und unintereſſant. Irgendwo läuft eine un⸗ ſichtbare Linie durch die Landſchaft, das iſt die Grenze gegen Belgien. Die Boden⸗ geſtaltung bleibt dieſelbe, nur Uniform⸗ und Klangfarbe der Beamten wechſeln. Aber auch die Straße wird in Belgien an⸗ ders granitbelegt. Hunde ziehen kleine Wagen darüber hin. Bald freilich muß der Granit dem modernen Betonbelag weichen, und ſchon die von der»Alliance Internationale de Tourismec betreute Straße, die durch Oſtende führt, weiſt viele Kilo⸗ meter lang dieſen neueren Bodenbelag auf. In Brüſſel, beim Hauptquartier der ——— und ferne ein See, deutſches Land voll un⸗ übertrefflicher Schön⸗ heit. Da kommt die Freude am kurvenloſen Vorwärts über uns, der Motor heult— die Wolken bleiben ſtehen, und die Brücken, die die Autobahnen immer wieder fliegen wie Schatten über uns weg. Vor uns ein kleines blaues Auto auf der Flucht vor un⸗ ſerem raſenden Motor — 100 Kilometer zeigt die Nadel— die Ma⸗ ſchine ſchnauft vor Be⸗ gierde vorwärts. Nirgends wird die ſüdöſtliche Richtung der großen Autoſtraße mit ſolch linealhaft pein⸗ licher Genauigkeit ein⸗ e wie in Deutſch⸗ and; aber dieſe bei⸗ nahe ſchnurgerade Linie führt, was ſonſt bei ſchnurgeraden Straßen ſelten der Fall iſt, durch eine der allerſchönſten Landſchaften des Reichs. Bald iſt der Rhein bei Köln erreicht und nach kurzer Raſt geht's über Siegburg durch die hügelige Waldlandſchaft bis Altenkirchen. Ueber Limburg erreicht man bas Tab ausgebirge zwiſchen Camberg und Königſtein. Frankfurt a. M., Aſchaffen⸗ burg, Würzburg möchten mit ihren Reizen uns aufhalten. Die Straße iſt gut; aber nur allzufrüh erreicht uns die Grenze mit dem Wort„Zoll“. Als das Motorrad öſterreichiſchen Boden erreicht, erklärt ein freundlicher Herr in grüner Uniform nach ſehr höflichem Gruß, daß man nun links zu fahren habe und klebt zum Ueberfluß einen Zettel mit die⸗ ſem öſterreichiſchen Imperativ auf den Tank. Die Landſchaft wird allmählich weicher, idylliſcher. Je mehr man ſich Wien nähert, deſto mehr muß man an den ge⸗ mütlichen Verkehr denken, wie er vor fünf⸗ zig Jahren auf dieſer Landſtraße und wohl auch auf allen anderen dieſes Landes ge⸗ herrſcht haben mag. Man fährt durch die öſtlichen Vorſtädte Wiens und dann über eine vollkommene Autoſtraße, dem Beitrag Oeſterreichs zur Transkontinentalen, der ungariſchen Grenze zu. Zuletzt wird der überſchmieden, Weg etwas ſchlechter.— Eine hübſche Bäuerin bietet kühle Getränke an, während die öſterreichiſchen Beamten eifrig die Dokumente ſtempeln. Durch einen Schwarm von Gänſen bahnt man ſich den Weg unter einem Schlag⸗ baum hinweg und iſt in Un⸗ garn. Eine neue Menſchen⸗ raſſe ſtellt ſich ein. In Gyär (Raab) lockt ein Schwimm⸗ bad im Freien. Jenſeits der Stadt überreicht ein Be⸗ amter eine Karte von Buda⸗ peſt. Die Ausfallſtraßen der großen Städte ſind meiſtens häßlich. Auch bei Budapeſt ſcheint dieſe Regel ſich be⸗ ſtätigen zu wollen, als die Maſchine plötzlich links ein⸗ biegt und die Reiſenden in ein Feenland verſetzt. Die Sonne geht gerade über der Donau unter. Die Zwillingsſtädte Buda und Peſt funkeln auf. Ein gotiſcher Parlamentspalaſt mit einem undefinierbar öſtlichen Ein⸗ ſchlag läßt flüchtig an Venedig denken. Auf dem gegenüberliegenden Hügel ſteht eine mächtige Königsburg, die im grellen Licht von Scheinwerfern getaucht iſt, deren Lichtkraft über Felſen, Bäume, Gebüſch bis hinab zur Donau fällt. Links in der Ferne der Gellert⸗Berg, deſſen Konturen ſich in der Höhe mit der Nacht verſchmelzen. Die ungariſche Gaſtfreundſchaft iſt ja ſprichwörtlich und ſo ratterten wir erſt am nächſten Tage weiter. Oeſtlich von Budapeſt wird die internationale Auto⸗ ſtraße jetzt gebaut, und als man wieder in die ſüdöſtliche Richtung einbiegt, bewegt man ſich über eine breite Chauſſee, die man mit den landesüblichen Fahrzeugen teilt. Wegweiſer ſind rar, man verirrt ſich leicht. Man verirrt ſich tatſächlich hinter Kecſkemét, wo die Straße wie ein rich⸗ tiger breiter Boulevard beginnt, aber nach einigen Meilen grundlos wird, ſo daß man im Dreck verſinkt— auf dieſe Weiſe wird man wohl nie nach Stambul kommen. Aber bald werden wir von einem Offizier, der im Freien ſeine Kompagnie ſchult, in deutſcher Sprache auf die internationale Straße zurückgeleitet. Nach der ungariſch⸗jugoſlaviſchen Grenze wird die Straße allmählich breiter, aber ihre Oberfläche dafür primitiver. Schwarz⸗ äugige Zigeunerſchönheiten laſſen ſich blik⸗ ken. Das Land iſt platt, die Straßen ge⸗ rade und endlos, aber alles ringsum iſt ſo anders als in Weſteuropa, daß es trotz⸗ dem nicht langweilig wird. Die Wegweiſer geben uns Rätſel über Rätſel auf. Sie tragen Zeichen, die denjenigen auf der Autokarte abſolut nicht entſprechen. Auf einem ſtrategiſchen Punkt warten wir, bis ein Ford⸗Auto erſcheint. Sein Inſaſſe hat einmal in der Schule franzöſiſch gelernt und ſpricht ſo lange und geduldig, bis man ihn richtig verſtanden hat. Seinem Rat folgend erreichen wir bei Sonnenuntergang Belgrad. Es liegt wahrſcheinlich nicht an dem„Jugoſlavenſki Touring Club“, daß wir noch zweimal den Weg verfehlen, aber die Wegweiſer ſind ſchauderhaft. Der Weg führt nun über hügelige Landſchaft, ohne eigentlich ſchwierig zu werden; die inter⸗ nationale Autoſtraße erklimmt überhaupt nirgends bedeutende Gebirgszüge. Bald haben wir die Garniſonſtadt Niſch erreicht, ihr beſtes Hotel präſentiert eine zer⸗ brochene Badewanne, die auf dem Balkon Moschee in der Türkei Fhotos(0 WernheTüdt M An der bulgarischen Grenze ſteht. Die Verſtändigung iſt ſehr kompli⸗ ziert; aber nach geraumer Weile ſitzen wir doch endlich und eſſen Abendbrot im Freien. Glänzend uniformierte Offiziere ringsum. Grob gehauene Granitſteine bilden das Straßenpflaſter, die Elektriſchen ſind faſt menſchenleer, die Bauern tragen trotz der Hitze ſchwere Schafpelze. Wieder geht es weiter; die Maſchine hat bisher noch nicht einmal gemuckſt, ihr gleichmäßiges Tacken iſt Muſik für unſere Ohren. Plötzlich ſtehen wir vor einer Schranke. Erſtaunt wird gehalten. Aus einem Gebäude, das eine gut halbe Meile abſeits liegt, kommt ein Soldat, läßt den Schlagbaum hochgehen, man fährt zu einem anderen Schlagbaum, und der geht auch hoch und wir ſind in Bulgarien. Zwei Soldaten begleiten uns. Die Straße breitet ſich aus, aber die tiefen Löcher ſcheinen ſich zu verdoppeln, unſere Geſichter werden immer länger. Die Soldaten lachen vergnügt. Die Straße iſt nach bul⸗ 13 Begriffen gut und nach ziemlich eſchwerlichem Steigen befinden wir uns vor der Eiſenbahnſtation Dragoman. Die Zollformalitäten dauern ſehr lange, da die Unterhaltung von den Beamten mit ſechs deutſchen Vokalen beſtritten werden muß. Zum Lunch rollen wir in Sofia ein. Man wird beſtaunt, bewundert und nach kurzer Zeit ſchütteln die Bulgaren uns die Hände. Von jetzt geht es langſam vor⸗ wärts, denn die ſchmalen Straßen ſind vollgepfropft mit holzbeladenen Ochſen⸗ wagen. Aber der Anblick iſt zu ſchön und zu romantiſch, um Eile zu erlauben. Trotz⸗ dem es an Autos und Motorrädern man⸗ gelt, bekommen wir doch überall Oel und Benzin. Von jetzt ab gehört uns die herr⸗ liche Landſchaft allein. Heiß brennt die Sonne auf den ſtaubigen Weg herab Die Kinder des Landes ſind hübſch und ſcheu und laſſen ſich ungern knipſen. „Wo der Weg ſchlecht wird, beginnt die Türkei,“ meinte der bulgariſche Zollbeamte an der Grenze. Der Mann hat anſchei⸗ nend die Grenze ſeines Landes nie über⸗ ſchritten, denn die türkiſche Straße iſt hier leidlich gut. Eine ſcharfe Biegung und man ſieht ſich mitten im Morgenland. Adrianopel ſcheint prächtigere Moſcheen und zahlreichere Minarette als ſelbſt Stambul zu haben. Die Männer tragen Mützen ſtatt der roten Fez, aber ſonſt gibt es nichts Modernes in dieſer Stadt, wo alles von verklungener Größe ſpricht. Wenn es nicht regnet, bietet der Weg durch die Türkei keine Schwierigkeiten. Aber wir hatten Pech und mußten die Räder unſerer braven Maſchine umſeilen. Nach anſtrengender Fahrt ſehen wir in der Ferne das Marmarameer blinken. Segel nach Segel taucht auf Ueber jahrhunderte alte Brücken und ein elendes Pflaſter klettern wir nach Silivri. Hier fährt man durch eine militäriſche Zone, Laſtautos mit Soldaten rattern vorbei. Der Weg führt ſo hart an der See entlang, daß ſich die Räder ſtellenweiſe im Waſſer drehen. Die Dunkelheit bricht ein, aber einige Lichter flackern ſchon und locken das Motor⸗ rad. Normale Geſchwindigkeit kann ein⸗ geſchaltet werden. Wir nähern uns dem Ende der Fahrt. Plötzlich fährt man aus der Dunkelheit in die Lichtflut einer großen, modernen Stadt ein. Kuppeln und Minarette, elektriſche Transparente an primitiven Läden, Tramways und Maul⸗ tiere, eine in Lumpen gehüllte Menge und ſtattlich ſchöne Männer des Orients um⸗ geben uns. Das Goldene Horn iſt erreicht. Kasi 25 8 8 8 * * — e Bekanntmachungen Ortsgruppe ber A. S. D. A. P. Viernheim Vienſtſtunden: Jeden Montag und Donnertag 20¼— 21½ Uhr— Dienſtſtelle: Adolf Hitlerſtr. 19, Fernſprecher: 45 Betr.: Fahrkarten, Fahrzeiten uſw. Gauparteitag. Die Fahrkarten für die Teilnehmer am Samstag und Sonntag am Gauparteitag in Frankfurt müſſen Donnerstagabend, ½9 Uhr in der Parteidienſtſtelle abgeholt werden. Die Abfahrtszeiten ſind wie folgt feſt⸗ gelegt: Samstags⸗Teilnehmer: 5 Abf. OEG. 10.45, ab Weinheim 11.19 Uhr Sonntags⸗ Teilnehmer: Abf. OEG. 7.42, ab Weinheim 8.27 Uhr Rückfahrt ab Frankfurt⸗Südbahnhof: Sonn⸗ tagabend 8.32 Uhr, Rückfahrt ab Weinheim mit OEG. Sonn⸗ tagabend 10.02 Uhr. Ständiger Treffpunkt in ae in der Nähe der Feſthalle— Vereins⸗ lokal des Bockenheimer Turnvereins an der Ecke Schloßſtraße(Straßenbahnhalteſtelle). Franzke, Ortsgruppenleiter. 1 N S BO./ OA. Abtlg.„Kraft durch Freude“ Die Dienſtſtunden von Kd. finden dieſe Woche ausnahmsweiſe am Donnerstag, von 19—20 Uhr, in der DAF.⸗Dienſtſtelle(Lö⸗ wen) ſtatt. An alle KdF.⸗Amts⸗ und Betriebs⸗ warte von Viernheim! Am Freitag, 10. Juli, abends ½9 Uhr, findet in Weinheim,„Gaſthaus zur Ein⸗ tracht“, ein Appell ſtatt. Es haben ſich daran ſämtliche KdF.⸗Amts⸗ u. Betriebswarte zu be⸗ teiligen. Die Teilnahme iſt 14 5 Abfahrt mit Rad um 19.45 Uhr ab Kapelle(Wein⸗ heimerweg) am Ortsausgang. Es wird voll⸗ zähliges und pünktliches Erscheinen erwartet. zum D A F.— Abtlg. Arbeitsdank Am heutigen Mittwoch, 8. Juli, ſpricht der Oberſtfeldmeiſter des Arbeits⸗ dankes 3/25 Darmſtadt. Da das Re⸗ ferat von großer Wichtigkeit iſt, wird um zahlreiches Erſcheinen gebeten. Für arbeitsloſe ehemalige Arbeits⸗ männer iſt Erſcheinen wegen Arbeitsvermitt⸗ lung von Wichtigkeit. Die Verſammlung findet im„Frei⸗ ſchütz“, abends ½9 Uhr, ſtatt. Mögelin, Ortswalter. * A. S. B. Die Ausweiſe zum Sammeln von Tannenzapfen werden auf dem Forſtamt ausgeſtellt. Achtung! Kolonialwarenhändler! Die vom Amt für Volkswohlfahrt an Wöchnerinnen und Kranke ausgegebenen Eier⸗ Gutſcheine wollen zwecks Einlöſung bis zum 15. ds. Mts. bei Pg. Lorenz Reiß, Lam⸗ pertheimerſtraße 21, eingereicht werden. Für jeben Parteigenoſſen iſt die Teilnahme am Gaupartei⸗ tag Ehrenpflicht! Letzter Termin zur Meldung: Donnerstag abend bis 9 Ahr in der Parteidienſtſtelle. emen, Lokale Nachrichten Viernheim, den 8. Juli 1936 Denkſpruch. Halt im Herzen, was du haſt! Wolle nicht vom Fremden zehren! Sich beſchränken iſt die Kunſt, Glück iſt, nichts begehren. E. W. Th. Fiſcher. 2a Geck delt an cle&ckæ Man ſoll das Glück beim Schopfe faſſen. Was bildlich aufzufaſſen iſt. Denn wie ich ſage: das Glück ſteht an der Straßenecke, ſo meine ich damit die Glücksmänner, die in ihrer unverkennbaren braunen Pelerine mit dem rotlackierten Kaſten voll Losbriefe in der nahen Stadt an den Ecken ſtehen. Dieſe Glücksmänner ſelbſt 7 man natürlich nicht beim Schopfe nehmen. Dafür aber darf man umſo energiſcher in den Loskaſten greifen, in dem das große Glück verborgen liegt. Viele, die vorübergehen, bleiben zögernd ſte⸗ hen und blicken unſchlüſſig 1K„Na, im⸗ mer Mut, junge Frau“, ruft der Glücksmann an der Ecke,„ein Griff in meine Kiſte— und Sie haben vielleicht ſchon die Sommer⸗ reiſe raus! Nur fünfzig Pfennig das Los! Wer will noch mal für einen Fünfziger zum reichen Mann werden?“ Die Leute lachen. Das Mundwerk des Mannes mit den Loſen iſt Gold wert. Man wagt es. Man kauft ein Los. Fünfzig Pfennig ſind nicht viel für die große Chance. Das erſte Los war vielleicht eine Niete. Man wagt's noch einmal.„Das iſt recht“, bet der Glücksmann,„wer wagt, gewinnt!“ Beim zweiten Male gewinnt man ein Freilos. Na alſo— die Sache macht ſich! Und nun ziehen wir zum drittenmale! Ge⸗ wonnen!! Fünf Mark gewonnen! Kleiner Tu⸗ mult um den braunen Glücksmann. Wie ein Lauffeuer hat ſich der Ruf verbreitet. Jetzt ſtehen die Leute im dichten Kreiſe herum. Und jeder weiß: hier wartet vielleicht das große Glück! Wenn einer fünf Mark ge⸗ winnt— warum nicht der Nächſte ſchon hundert— oder gar tauſend? Zehn glückliche Menſchen können einen hübſchen Tauſender gewinnen— weiß der Deibel, vielleicht könn⸗ ten wir einer von den zehn ſein? Die kleinen Gewinne zahlt der braune Glücksmann gleich aus. Man ſoll nicht un⸗ beſcheiden ſein. Man freut ſich über einen Fünfer, man freut ſich ſogar über ein Frei⸗ los. Und das iſt eigentlich das Schönſte: man ärgert ſich nicht einmal über eine Niete! Die große Arbeitsbeſchaffungslotterie iſt ja wieder ein wichtiges Mittel zum weiteren Auf⸗ bau, ein Mittel, um wieder Tauſenden deut⸗ ſcher Menſchen Brot und Arbeit zu geben. Wer wollte da nicht gern fünfzig Pfennige ſpenden? Und die Gewinnchance kriegen wir ſozuſagen gratis dazu— kein Wunder, daß der Glücksmann ſo gute Geſchäfte macht!— Ein„Glückskaſten“ ſteht 9155 an der Drehſcheibe im Laden der Buchhandlung Hofmann, weil ſich nämlich kein„Mann“ zum Tragen vesſelben gemeldet hat. Jeder Volksgen soſe und jede Volksgenoſſin darf ſchon einmal an Griff in dieſen Kaſten wagen. Warum. Il denn nicht auch mal nach hier ſolch ein Fünſfhunderter, wie ſie in Mann⸗ heim gezogen wurden, dabei ſein! * Ferienkinder kehren in ihre Feimat zurück Geſtern vormittag kehrten die hier wei⸗ lenden Ferienkinder aus Berlin zu ihren Eltern zurück. Dieſelben fanden bei hieſigen Familien gute Erholung und gab es beim Abſchied ſogar Tränen; ein Beweis dafür, wie anhänglich die Kinder an ihre Pflegeeltern waren. Den Pflegeeltern, die ſich gerne in den Dienſt der Volksgenelnschaft geſtellt ha⸗ ben, ſei auch an dieſer Stelle herzlicher Dank geſagt. d. Schwül und gewittrig war die At⸗ moſphäre⸗vorgeſtern und noch mehr geſtern. In den Abendſtunden beider Tage zogen ſchwere Gewitter auch über unſeren Ort. Am Montag abend richtete ein Unwetter bei Wies⸗ loch ungeheuren Schaden an. In wenigen Mi⸗ nuten waren die ganzen Feldkulturen ver⸗ nichtet, ein Schaden, der in die Zehntauſende geht, iſt entſtanden. Das geſtrige Gewitter entlud ſich über Mannheim. Uns brachte es neben leichten Blitz⸗ und Donnerſchlägen Regengüſſe, die ſich bis zum ſinkenden Abend wiederholten und eine angenehme Kühle her⸗ vorriefen. Ueber Mannheim ging ein wolken⸗ bruchartiger Regen nieder, wovon jedoch Schä⸗ den nicht entſtanden ſind. In der Nähe der Friedrichsbrücke ſchlug der Blitz in eine Wagenreihe der OEGg., was einen Kurzſchluß herbeiführte. Der dem Gewitter vorausge⸗ hende Sturm, der ſich auch hier noch bemerk⸗ bar machte, hat ebenfalls keinen namenswerten Schaden angerichtet. Gute Ausſichten für den Tabak. Die feuchtwarme Witterung der letzten Wochen hat die Feldfrüchte, Getreide und Tabak, ſich großartig entwickeln laſſen. Das Getreide iſt nicht nur groß im Halm, ſondern auch die Aehren zeigen eine Dicke und Länge, die auf eine Rekordernte hoffen laſſen. Auch die Feldfrüchte, Kartoffeln, Rüben uſw. haben ſich ſehr gut entwickelt. Am beſten aber kommt das warme Wetter mit andauernden Nieder⸗ ſchlägen dem Tabak zugute. Dieſer iſt in den letzten Tagen förmlich in die Höhe geſchoſſen und die Bauern müſſen ſich beeilen, wenn ſie mit dem Hacken nachkommen wollen. * Ehemalige Arbeitsbiennkameraben! Der Oberſtfeldmeiſter des Arbeitsdankes 3/25 Darmſtadt ſpricht heute Mittwoch⸗ abend im„Freiſchütz“. Das Referat iſt für alle ehemaligen Arbeitsdienſtkameraden von großer Wichtigkeit. Arbeitsloſe ehemalige Ar⸗ beitsmänner wollen wegen Arbeitsvermitt⸗ lung die Verſammlung nicht verſäumen. * Pjalzjahrt der Betriebsgemeinſchaft Levinger& Feibel(Korjeitjabril) Anſtelle eines Kameradſchaftsabends hat⸗ ten ſich Betriebsführer und Gefolgſchaft der Viernheimer Korſettfabrik Levinger& Feibel zu einer gemeinſamen Pfalzfahrt mit dem Ziel Bad⸗Dürkheim entſchloſſen, welche am vergangenen Samstag mit denkbar beſtem Ver⸗ lauf ſtattfand. Wenn auch der Himmel am Samstag früh kein freundliches Geſicht machte, ſo ſtrahlten doch die Geſichter der 170 Teilnehmer vor heller Freude. Schon eine Viertelſtunde vor Abfahrt an der OEG. waren ſämtliche Teilnehmer erſchienen, ſodaß ſchon der Frauenchor unter Georg Hooks Leitung ein Heimatlied erſchallen ließ, das ungeachtet des trüben Wetters Feiertagsſtimmung her⸗ vorrief. Während der Fahrt hellte ſich auch das Wetter auf und bei ſtrahlendem Himmel fuhr der Zug gegen 9 Uhr in Bad Dürkheim ein. Ein durch den Betriebsführer, Herrn Geis, beſtellter Führer, der Präſident der Turngemeinde Bad⸗Dürkheim, hatte die Liebenswürdigkeit, die Ausflügler auf die Limburg zu führen, wo gegen 10 Uhr das Frühſtück bei einem guten Tropfen„Dürk⸗ heimer“ eingenommen wurde. Schon wurde die Stimmung gehobener, aber die ganze Ge⸗ folgſchaft zeigte der Führung gegenüber ſtreng⸗ ſte Diſziplin. Nach dem Vortrag des Frauen⸗ chors„Frühlingsgruß“ ging es nach halb⸗ ſtündiger Raſt weiter nach der Hardenburg, wo eine Beſichtigung der dortigen Freilicht⸗ bühne im Burghof ſtattfand. Dort wird zur Zeit das Schauſpiel von Schiller,„Die Räuber“, jeden Samstag und Sonntag auf⸗ geführt. Bühne und Zuſchauerraum ſind je⸗ doch nicht von ſo großem Ausmaß wie die der Viernheimer Freilichtbühne. 25 Berufsſchau⸗ ſpieler und 60 Laienſpieler wirken dort mit. Alles ſtaunte über die dortigen herrlichen Aus⸗ ſichten von dieſer Höhe in die Täler der Pfalz. Herr Quarz gedachte in kurzer Anſprache unſeres Führers mit einem dreifachen„Sieg⸗ Heil.“ Auf der Sprechbühne trat dann der Frauenchor an und trug die beiden Chöre „Heideblümlein“ und„Mein Vaterland“ vor, welche begeiſternde Aufnahme auch bei den mittlerweile eingetroffenen Gäſten einer Mannheimer Belegſchaft hervorriefen. Nach einer einſtündigen Tour fand man ſich dann kurz nach 1 Uhr in der Turn⸗ und Feſthalle ein, wo das Mittageſſen eingenommen wurde. Während dem Eſſen gab Betriebsführer Geis ſeiner Freude über die zahlreiche Teilnahme und die meiſterhafte Diſziplin der Gefolg⸗ ſchaft Ausdruck mit dem Wunſche, auch bis zum Schluſſe des Ausflugs dieſelbe zu wah⸗ ren. Eine Führung durch die Stadt und Be⸗ ſichtigung des großen Faſſes in Dürkheim trug zu einer gehobenen Stimmung bei. Nun kehrte man noch auf einige Stunden in der Turnhalle ein, wo bei Tanz und Unterhaltung die Abſchiedsſtunde nur allzu früh nahte.— Punkt 8 Uhr trafen alle Teilnehmer wohlbe⸗ halten und in der beſten Weinlaune in Viern⸗ heim wieder ein. Als ein herrlicher Tag der Freude und der echten Volksgemeinſchaft wird dieſe Fahrt bis in ſpäte Zeiten den teil⸗ nehmenden Arbeitskameraden und-Kamera⸗ dinnen der Firma Levinger& Feibel in an⸗ genehmer Erinnerung bleiben. * Gefährliche Weſpenſtiche. Wird man von einer Weſpe in den Mund geſtochen, was vorkommen kann, wenn man z. B. im Dunkeln Obſt ißt und anhaftende Weſpen nicht ſieht, ſo entſtehen gefährliche innere An⸗ ſchwellungen. Mit einem Kaffeelöffel Salz, das man mit Waſſer anfeuchtet und im Mund zergehen läßt, wird übermäßige Anſchwellung verhindert. Aber bei allen Stichwunden noch den Arzt zu Rate ziehen, da ſie unter Um⸗ ſtänden den Tod herbeiführen können. Wir gehen jede Woche zum Kd. Sportabend. Donnerstag 20 Ahr: Gymnaſtikſtunde für Männer u. Frauen. Freitag, 20 Uhr: für Frauen und Mäd⸗ chen die„Fröhliche Gymnaſtik und Spiele“ im„Freiſchütz!“ Jede Woche beteiligen ſich immer mehr— da mußt Du auch hin! ee e eee ee eee 54. Hauptverjammlung bes Obenwalbklubs Das Wandertreffen in Auerbach. Nachdem der Odenwaldklub mit ſeiner letztjährigen Tagung in Mosbach das Neckar⸗ gebiet gewählt hatte, fand die diesjährige Ge⸗ ſamttagung 9 5 Ortsgruppen in dem idyl⸗ liſchen Auerbach an der Bergſtraße ſtatt. Der Tag begann zwar regendrohend, doch wurde ſpäter das Wetter ſo ſommerlich ſchön, daß namentlich der Feſtzug in ungeſtörter Weiſe verlief.— Vorausgegangen war am Sams⸗ tagvormittag eine Sitzung des Hauptausſchuſ⸗ ſes in der„Krone“, eine Sitzung des Wege⸗ bezeichnungsausſchuſſes und ein in beſter Stimmung verlaufener Begrüßungsabend.— Am Sonntag fand in den Vormiktagsſtunden die Hauptverſammlung in der„Krone“ ſtatt. Pünktlich nachmittags halb 3 Uhr ſetzte ſich der rieſig lange Feſtzug in Bewegung. Die Muſik ſtellte in zwei Abteilungen der Kreis⸗ muſikzug der NSDAP. des Kreiſes Bens⸗ heim. Zahlreiche Fahnen und Wimpel wurden im Zug getragen, der nach Ortsgruppen ge⸗ gliedert war. Einige der Ortsgruppen trugen Darſtellungen ihrer Heimatzugehörigkeit vor⸗ an; ſo trugen die Wormſer einen Starenkaſten mit Staren, die Goddelauer eine monſtröſe Aheinſchnake, die Offenbacher eine ulkige Dar⸗ ſtellung zu dem berühmten Zitat„Krieh die Krenk, Offenbach!“, die Griesheimer waren mit Zwiebeln behängt. Die Schönauer ſchoſ⸗ ſen den Vogel ab mit ihrer trauten Darſtel⸗ lung der Dorflinde, auch waren ſie in ent⸗ zückender Alt⸗Odenwälder Tracht gekommen. Den lieblichen Bergſträßer Frühling verkör⸗ perte eine Blumengruppe, unzählige Kinder ſtellten in der Farbe und dem Schnitt ihrer Kleider die vieltauſendfältigen Blumen dar, die in der üppigen Flora der Bergſtraße den Frühling beleben, und die Blumenkönigin war der Glanzpunkt des Zuges inmitten tauſender Blumen. Der nach Tauſenden zählende Feſt⸗ zug brauchte eine halbe Stunde zum Vorbei⸗ marſchieren. Ein echt Bergſträßer Volksfeſt beſchloß den feſtlichen Tag.— Die nächſt⸗ jährige Hauptversammlung findet nach Be⸗ ſchluß der geſchäftlichen Tagung in Baben⸗ hauſen ſtatt. 5 * Zuſammenſtoß mit der OEG. Am Uebergang Großſachſener Weg erfolgte am Montagabend ein Zuſammenſtoß mit der OCE. Ein den Weg paſſierender Buldog mit anhängender Dreſchmaſchine wurde beim Ueberfahren der Geleiſe hinten erwiſcht, wobei fend glücklicherweiſe nur Sachſchaden ent⸗ tand. Ich rufe die Jugend der Welt. Das Wahrzeichen der Olympiſchen Spiele 1936 iſt die Olympia⸗Glocke. Auf ihrem Rand ſind die Worte geprägt:„Ich rufe die Jugend der Welt!“ Ihr Klang ſoll alle Nationen der Erde zu einem ſportlichen Wettſtreit zuſam⸗ menrufen. Was durch die Glocke ſymboliſch dargeſtellt werden ſoll, verwirklicht die mo⸗ derne Technik des Rundfunks. Sie trägt den Ruf der Glocke weiter und ermöglicht es, Zeit und Raum überbrückend, alle Völker die Olympiſchen Spiele miterleben zu laſſen. * 4 Heppenheim.(Der Abſchluß der Sommernächte. Ein großer Tag für Heppen⸗ heim!). Im Bergſträßer Winzerdorf war am Sonntagabend Kehraus. Die Stimmung war ſo fröhlich, daß man Stimmen hörte, die Hep⸗ penheimer möchten das Winzerdorf noch ein⸗ mal ſtehen laſſen und die Abende möchten verlängert werden. Tagsüber hatte es eine Beſonderheit gegeben: Die Tanzgruppe der NS.⸗Kulturgemeinde— Reichsbund Volks⸗ tum und Heimat— war nach Heppenheim gekommen und gab am Vor⸗ und Nachmittag im Winzerdorf ein Gaſtſpiel. Etwa 100 Sän⸗ ger und Tänzer zeigten auf der Bühne, die ſich als geeignet erwies, traute Volkstänze. Es folgten kanoniſche Geſänge. Die Feſtſpiele finden weiter jeden Sonntag ſtatt. Dazu ſind noch Sondervorſtellungen zu erwarten. Die Aufführung am Sonntag war wieder ſehr gut beſucht und fand ſtarken Beifall. n - dann in die Sonne“ i ee 25 9 . Aus Stabi und Land Der Reichsbauernführer weiht Riedrode Riedrode. Am 8. Juli ds. Js. jqährt ſich zum dritten Male der Tag, an dem Reichsſtatthalter Sprenger die Durchführung des nationalſozialiſtiſchen Meliorationsar⸗ beits⸗ und Siedlungsprogramms in Heſſen freigab. In dreijähriger, ſtiller zäher Arbeit verbeſſerten Tauſende von Arbeitern der Stirn und der Fauſt den Boden ihrer Hei⸗ mat und eroberten mit dem Spaten in der Hand Neuland. Die„Pontiniſchen Sümpfe“ in Heſſen, wie das Ried im Rheintal genannt wird, ſind entwäſſert und werden durch Zwi⸗ ſchenbewirtſchaftung in fruchtbares Acker⸗ und wieſengelände verwandelt. Grundlegend für die Planung der Erb⸗ höfe der Siedlung waren die Unterſuchungen über die Struktur der Bevölkerung und Wirt⸗ ſchaft in den einzelnen Arbeitsgebieten. In erſter Linie wurde der alteingeſeſſenen Bau⸗ ernſchaft und Arbeiterſchaft durch Landzu⸗ teilung Rechnung getragen. Allein durch die Anliegerſiedlungen wurden im erſten Arbeits⸗ gebiet über 300 neue Erbhöfe gebildet. Dar⸗ über hinaus iſt durch die Zuteilung von Sied⸗ lungsland die Exiſtenz des Kleinbauern als Landwirt geſichert worden mit dem Ziele, daß Ne Kleinbauern nach der erſten Ernte im Herbſt 1936 auf jegliche zuſätzliche Arbeit verzichten können und den ſaiſonmäßig bean⸗ ſpruchten Arbeitsplatz für andere Volksge⸗ noſſen freimachen. Auch Kleingewerbetreiben⸗ den und Arbeitern wurde durch Zuweiſung von Siedlungsland das Exiſtenzminimum ver⸗ beſſert.— Hart an der alten Nibelungenſtraße Worms— Bensheim liegt das erſte deutſche Erbhofdorf, das gegenwärtig 28 Bauernſtel⸗ len mit einer Ackernahrung von je 30 Morgen umfaßt. Die Verteilung der Wirtſchafts⸗ fläche der einzelnen Hofreiten erfolgte unter Zugrundelegung der Bonität und Bodenart einſchließlich zweier Morgen Gartenland und Spargelfeld. Die Wohnhäuſer in der neuen Bauernſiedlung Riedrode wurden nach zwei Typen mit zwei und drei Zimmern erbaut. Hinter dem Wirtſchaftsgebäude, das Stall und Scheune umfaßt, iſt eine Siloanlage aus⸗ geführt, die die Lagerung von Grünfutter, Kartoffeln und Gärfutter ermöglicht. Die wirtſchaftliche Auswirkung des Pro⸗ gramms in ſeiner Geſämtheit ſollte mit Rück⸗ ſicht auf die Erringung der Nährfreiheit des deutſchen Volkes dem Naturforſcher und ⸗freund in ſeinem Wehklagen verſtummen laſ⸗ ſen, daß mit rauher Hand in die Natur ein⸗ gegriffen wird. Wildbäume, Hecken uſw. ver⸗ ſchwinden, jedoch mit der Beſeitigung der Bergſtraße ſo oft als läſtig empfundene Schnakenplage erheblich vermindert. Die Auswirkung des vor kurzem abge⸗ ſchloſſenen erſten Arbeitsgebietes dieſes Me⸗ liorations⸗ und Siedlungsprogramms läßt wirtſchaftlich in den Einzelheiten erkennen, wie Gauleiter Sprenger den Richtlinien des Füh⸗ rers gefolgt iſt und ſich mit einer aktiven Agrar⸗ und Siedlungspolitik erfolgreich ein⸗ geſchaltet hat in den Vierjahresplan des Führers. Heppenheim. Die Kunſtausſtellung des Vereins für Volksbildung Berlin, im Kurfürſtenſaal des Amtshofes, erfreut ſich andauernd lebhaften Intereſſes auch von aus⸗ wärts. Sie iſt weiterhin alle Mittwoch, Sams⸗ tag und Sonntag geöffnet. Einen höchſt leben⸗ digen Vortrag hielt in den letzten Tagen der einheimiſche Graphiker Schirmer, der vor einer zahlreichen Zuhörerſchaft anhand von ſchönen Lichtbildern entwickelte, wie ein Kunſtwerk in der Werkſtatt des Künſtlers entſteht. Lorſch. Als eine der wichtigſten Ab⸗ zweigſtellen der Reichsautobahn Frankfurt— Mannheim iſt W an die Schlagader des Verkehrs gerückt. Die Abzweigungen von der Autobahn verlaufen hier in drei Richtungen. Ein Zubringer verbindet dieſe mit der Straße durch den Lorſcher Wald und gabelt ſich kurz vor der Einmündung in dieſe noch im Walde einmal nach Bürſtadt zu und nach Lorſch. Die Aufſchüttungsarbeiten ſind nahezu been⸗ det. Der andere Zubringer wird etwa zwei Kilometer lang und verbindet die Reichsauto⸗ bahn mit der Bergſtraße. Er verläuft nörd⸗ lich der Bahnlinie Lorſch— Bensheim und mündet in der Nähe des Hofgutes Stubenwald in die Kreisſtraße Lorſch— Bensheim. Auch hier ſind die Bauarbeiten ſoweit vorgeſchrit⸗ ten, daß ſchon in allernächſter Zeit mit der Inbetriebnahme dieſer Zubringerſtraße ge⸗ rechnet werden kann. Damit wird der ſeither behelfsmäßig durch Lorſch geleitete ganze Zubringerverkehr weſentlich entlaſtet und nach Fertigſtellung der Zubringerſtraße nach Worms faſt gänzlich aufhören. Rotenberg bei Wiesloch.(Durch Un⸗ wetter Hopfen⸗ und Tabakernte vernichtet. — Ueberall Flurſchaden). Ein ſeit Menſchen⸗ gedenken noch nie dageweſenes Unwetter brach am Montag gegen 19 Uhr über der Gemar⸗ kung Rotenberg los, das innerhalb einer hal⸗ ben Stunde faſt alles zunichte machte. Kurz zuvor ſetzte eine ſtarke Windhoſe ein, die nichts Gutes ahnen ließ, ſodaß ſich die Bau⸗ ern und Landwirte, die draußen auf dem Felde mit dem Hacken des Tabaks und der Kartoffeln beſchäftigt waren, auf ſchnellſtem nun mit ungeſtümer Wucht hereinbrechenden f Regenmaſſen ins Trockene zu flüchten.— Eine volle halbe Stunde öffnete der Himmel ſeine Schleuſen und ließ in Strömen regnen, die jeden Ausblick verwehrten, während zu gleicher Zeit dichte Hagelkörner in der Größe von Taubeneiern herniederpraſſelten. Ganze Straßenteile lagen, als der Wolkenbruch vor⸗ über war, aufgeriſſen da, ſtellenweiſe ſind ſie mit Schlamm und Geröll bedeckt, überall lag Obſt herum und auf dem Felde entwur⸗ zelte Bäume, abgeriſſene Aeſte. Telegrafen⸗ ſtangen wurden umgelegt und die Stromzu⸗ fuhr abgeſchnitten. Am ſchlimmſten wurde der weſtliche Gemarkungsteil, der„Galgen⸗ berg“, heimgeſucht. Hier iſt die Hopfen⸗ und Tabakernte total vernichtet, die Getreidefelder liegen wie gewalzt am Boden und ſind zum Teil noch eingeſchlammt. Die Weinberge ſind ebenfalls bereits abgeerntet, die arte. ernte ſchwer in Mitleidenſchaft gezogen, Klee⸗ äcker in gleicher Weiſe wie das Getreide in Schlamm gehüllt. Die Feldwege ſind tief ausgefurcht, Hohlwege und Schluchten aus⸗ gewaſchen und bis zu einer Tiefe von über einem Meter unterwühlt.— Ueber die Aus⸗ maße der Schäden, die dieſes Unwetter ver⸗ urſacht hat, iſt nur ſchwer ein Urteil ab⸗ zugeben, doch das eine ſteht heute ſchon feſt, daß der Geſamtſchaden in die Zehntauſende von Mark geht. Stromberg.(Unfall durch einen Zi⸗ garrenſtummel). Einem jungen Motorradfah⸗ rer flog abends auf der Straße nach Binger⸗ brück aus einem entgegenkommenden Laſt⸗ wagen ein brennender Zigarrenſtummel, den ein Inſaſſe achtlos hinauswarf, direkt ins Auge. Glücklicherweiſe hatte er noch die Geiſtesgegenwart, trotz des raſenden Schmer⸗ zes die Maſchine ohne Unfall zum Stehen zu bringen; er mußte ſich jedoch ſofort in ſpezialärztliche Behandlung begeben. Der leichtſinnige Autofahrer entkam unerkannt. Oppenheim. Bei einem über Mom⸗ menheim niedergegangenen Gewitter wurde das Pferd eines Landwirts beim Pflügen vom Blitz getroffen und getötet. Der Blitz ging vom Pferd durch die Zugketten zum Pflug, und traf dort den Landwirt ſo ſtark, daß dieſer bewußtlos und mehrfach verletzt zu Boden ſtürzte. Ein weiterer in der Nähe ſtehender Landwirt wurde ebenfalls zu Boden gewor⸗ fen, blieb aber unverletzt. Wieblingen.(Schrecklicher Unfall). Eine 46 Jahre alte Hausangeſtellte, die auf dem Rad fuhr, kam der Elektriſchen zu nahe und wollte ſich vor Schrecken an einem Wa⸗ gen feſthalten. Sie kam mit dem Handgelenk zwiſchen zwei Wagen, wodurch ihr der linke Unterarm abgeriſſen wurde. Baumhol der.(Edle Hilfsbereit⸗ Göſter, deren Mann kürzlich bei einem Un⸗ fall ums Leben kam. Sie ging dieſer Tage ganz früh morgens hinaus, um eine große Wieſe zu mähen, ſtellte aber zu ihrer großen Verwunderung und Freude feſt, daß die Arbeit bereits getan war. Eine Anzahl Arbeiter und Angeſtellte hatten am Abend vorher ſtill⸗ ſchweigend die große Wieſe abgemäht. Außer⸗ dem haben ſich mehrere Jungbauern bereit erklärt, der Frau, die vier kleine Kinder beſitzt, bei ihrer ſchweren Arbeit unentgeltlich zu helfen. Wahrlich, ein wirklicher Beweis echter Volksverbundenheit, der zur Nachah⸗ mung 1 empfohlen werden kann. FJalkengeſäß.(Vom Blitz erſchla⸗ en). Bei dem ſchweren Gewitter, das am ontag in den Abendſtunden über Falken⸗ geſäß niederging, wurde die 29jährige Sofie Hörr von einem Blitz getötet. Der Bruder, der in einiger Entfernung von ihr ging, wurde ebenfalls zu Boden geſchleudert. Er war einige Zeit beſinnungslos, erholte ſich dann aber wieder. Was bringt der Aunbjunk? 5.45 Choral, Zeit, Wetter, Bauernfunk; 5.55 Gymnaſtik; 6.20 Wiederholung der Abendnachrichten; 6.30 Frühkonzert; 7.00 Nachrichten; 8.05 Wetter; 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Konzert; 9.30„Sind Gewürze ſchäd⸗ lich?“; 10.00 Volksliedſingen; 11.30 Für dich, Bauer! 12.00 Konzert; 13.00 Zeit, Wetter, Preſſe; 14.00 Allerlei von Zwei bis Drei; 15.30„Porzellan ſtatt Gold“; 16.00 Muſik; 17.30„Edle Frau, dir will ich ſingen ewiglich“; 18.00„Lina Sommer“; 18.30 Nächtlicher Donauübergang; 19.00 Schöne badiſche Heimat; 19.45 Erzeugungsſchlacht; 20.00 Nachrichten; 20.10„Wie es Euch ge⸗ fällt“, ein buntes Konzert; 21.00„Ein Gar⸗ ten iſt die Welt“; 22.00 Zeit, Wetter, Preſſe; 22.30 Kammermuſik; 23.15 Tanzmuſik; 0.00 Nachtmuſik. Alarktberichte Weinheimer Obſtgroßmarkt Kirſchen 11—27; Erdbeeren 18— 24, Stachelbeeren 12—23; Johannisbeeren, rot, 13—17, Johannisbeeren, ſchwarz, 33—34, Himbeeren 26—32; Birnen 16—24; Pfir⸗ ſiche a) 20—33, Pfirſiche b) 10—20; Apri⸗ koſen 30; Bohnen 20—26; Erbſen 12.— Anfuhr 900 Zentner; Nachfrage gut. Nächſte Verſteigerung: heute 14 Uhr. Hauptſchriftleiter und verantwortlich für den politiſchen Teil Bernhard Peters, Worms, für den übrigen Teil Friedrich Martin, Viernheim. Verlag: Ver⸗ einigte Zeitungsverlagsgeſellſchaft m. b. H., orms. Geſchäftsſtelle: Friedrich Martin, Viernheim. Druck: Wormſer Verlags⸗ und Druckereigeſellſchaft m. b. H., Worms. DA. VI. 1936 über 1700. Zur Zeit iſt An⸗ Tümpel und Sümpfe wird auch die an der J Wege nach Hauſe begaben, um ſich vor den ſchaft). Eine große Freude erlebte die Witwe] zeigenpreisliſte zer 6 gültig Amili 97 CCC mtliche Daunen 2 Slebadlör ell Bringen unſere Annahmeſtelle für J Danksagung von J. C. Wehrle Nachf, Geabbingen ini 18 Bekanntmachungen... ee Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme bei dem e e e 9. 2 1 1 J Betr.: Gemeinde⸗, Kreis⸗ und Provinzial⸗ schmerzlichen Verluste unseres lieben Entschlafenen, sowie ſchenfutter u. extra Nahtdichtung, in⸗ 2 5 2— J ſteuern 1936 für die zahlreichen Kranz- und Blumenspenden sagen wir bar um 100 Mk. abzugeben, auf„Flärke 8 und Weigwäsche J Nachdem die Gemeinde-, Kreis⸗ und 1 pr 1 Wunſch hier anzuſehen. e d 5 3 ders dank ir H i t Heusoh W̃ 0 Vi im. z; eee, in empfehlende Erinnerung, pflichtigen zugeſtellt wurden, mache ich darauf Verwaltungsinspektor Nicolai als Vertreter des Kamerad- Zur Bauſaiſon empfehle ich meine Wir bitten die verehrl. Einwohnerſchaft, aufmerkſam, daß in den Zielbeträgen die Steuern für zugeteilte Siedlungsgrundſtücke uſw. nicht enthalten ſind. Für dieſe Grund⸗ ſtücke erfolgt ein beſonderer Steuerbeſcheid, der nach Ermittelung der Steuerwerte zugeſtellt wird. schaftsbundes deutscher Polizeibeamten und Herrn Inspektor i. R. Zahn als Vertreter des Reichstreubundes, die dem Entschlafenen einen ehrenden Nachruf widmeten, sowie für die Kranzniederlegungen. Desgleichen gilt unser Dank auch der hiesigen Polizei- gruppe, die dem Verstorbenen das letzte Geleite gab. Sauschreinerei mit elektriſchem Betrieb Ferd. Holtmann Ill. Schreinermeiſter Schillerſtraße uns gefl. berückſichtigen zu wollen. Frau Huhn um wwã⅛:. und Tochter Hügelſtraße Tee re e ieee, N Angeſt.(Poſtbeam⸗Jüngeres kräftiges 8 l Viernheim, Mainz, Berlin, den 6. juli 1936. t ucht 5 Hausbeſitzer, deren Häuſer in der Zeit eee ee a 13 Ammer mädenen Hinderwagen vom 1. Dezember 1918 bis 31. März 1931 Die trauernden Hinterbliebenen: bis z. 15. Juli für 1 erbaut wurden(älterer Neuhausbeſitz) kön⸗ Julchen Königfeld eb. Brückmann wonnung dausbalt geſucht. 5 stets Eingang von Neu- am liebſten Nähe Von wem, ſagt die Reichsbahn. Näh. Geſchäftsſt. d. Bl. Annaſtr. 6. Wonngaus 2 ſchwarze m. Scheuer, Seiten⸗ dehrock- ee a5 Anzüge Garten(7, r heiten- bekannt billig Chr. Stange Mannheim- PZ 1 Aeltestes Spezialgeschäft—(an d. Hauptpost) nen bei Vorliegen beſonderer Härten bei der Landesregierung einen Antrag auf Herab⸗ ſetzung der Zinſen für das Staatliche Bau⸗ darlehen ſtellen. Die hierfür zu verwendenden Fragebogen ſind auf dem Rathaus— Zimmer 18— erhältlich. Viernheim, den 2. Juli 1936 Dr. Ing. Georg Königfeld CC ĩͤ v Danksagung Für die Beweiſe herzlicher Teilnahme beim Heimgange unſeres lieben Vaters, Schwiegervaters, Großvaters, Bruders, Schwagers und Onkels Herrn Matth. Mande ſowie für die Beteiligung beim Gange zur letzten Ruheſtätte ſagen wir innigſten Dank. Beſonderen Dank der Hochw. Geiſtlichkeit für den troſtreichen Beiſtand, den Barmherzigen Schweſtern für die aufopfernde Pflege, ferner der Freiwilligen Feuerwehr und der Krieger⸗ kameradſchaft 1875 für die dem Verſtorbenenen erwieſene letzte Ehre. Auch Dank den Stiftern von hl. Seelenmeſſen und für die Kranz⸗ und Blumenſpenden. Viernheim, den 7. Juli 1936 Dle trauernden Hinterolebenen. Betr.: Reinigung des Landgrabens Der Landgraben iſt in einer Länge von 4160 lfd. m zu reinigen. Die hierzu geſtell⸗ ten Bedingungen ſind auf dem Baubüro zu erfahren. Intereſſenten wollen bis zum 10. ds. Mts., vormittags 12 Uhr, ein entſpre⸗ chendes Angebot auf der Bürgermeiſterei ab⸗ geben. Viernheim, den 2. Juli 1936 Der Bürgermeiſter: Bechtel Vereins⸗Anzeiger Turnverein von 1893 e. V. a Heute abend 6 Uhr Training für ſämtliche Hand⸗ u. 0. Fußballmannſchaften. Jeder Spieler zur Stelle! SZeitungsanze egen„ en Erfolg, 1 weil der Leſer den Anzeigenteil ebenſo aufmerkſam lieſt S feuame e Fronaganda s werbung wie den redaktionellen Teil. Begriffe, die ein Er kauft und abonniert die Zeitung vielfach auch wegen 3 und dasselbe AisERAERE A der Anzeigen. 5 dedeuten: Deshalb: dur. Zeitungsanzeigen werben— wirkſam w unter günſtigen Gr. 46 u. 48, faſtt Zahlungs neuwert. ſehr bill. derkaufen, evtl. geg. kleines Wohnhaus Noseader gel. Näheres in der 5 N ll Nelm, C 7. 100Geſchäftsſt. d. Bl. ee ee ehe ſoll der Verbraucher wiſſen, bedingungen zu zu verkaufen. zu tauſchen. wo man etwas Gutes und Preiswertes haben kann, wenn der Erzeuger es nicht in der Zeitung be⸗ kannt macht. eee