— 2 — * n FVollks Amtsblatt der Bürgermeiſterei Viernheim Erſcheinungswe e: E Täglich. ausgenommen an Sonntagen und Feiertagen. Ins Haus gebracht monatlich 1.60 RM. einſchließlich Botenlohn, Bezugs preis: In durch die Poſt monatlich 1.60 RM. auschließlich Beſtellgeld. Einzelnummer 10 Ryfg. eee eee a Uummer 161 Dienslag ternheimer Jeilu Verkündigungsblatt der NS D AN. Viernheim den 14. Juli 1936 Anzeigenprets: Grundpreis für mm Höhe und 22 mm Breite 3 Ryfg. im Textteil für 1 mm Höhe und 67 mm Breite 15 Rpfg. Zur Zeit iſt Anzeigenpreisliſte Nr. 6 gültig. Geſchäftsſtelle Viernheim. Bismarckſtraße 13. Fernſpr. 153. SK. Ludwigshafen 15101. 12. Jahrgang Erneuerung der deulſch⸗ilalieniſchen Beziehungen Enlſpannung der europälſchen Geſamllage durch deulſch-alleniſche Juſammenarbeil Große Genugluung in Jalien Rom, 15. Juli. Abkommen, Das deutſch⸗öſterreichiſche das in Rom am Samstagabend durch Extra⸗Ausgaben bekanntgegeben wurde, wird in den politiſchen Kreiſen der italieni⸗ ſchen Hauptſtadt mit großer Genug⸗ tuung aufgenommen. Wie in dem Te⸗ legramm zwiſchen Muſſolini und dem Bundeskanzler mitgeteilt wird, haben der Duce und der öſterreichiſche Regierungs- chef in Rocca delle Caminate Vorbeſprechun⸗ gen über das deutſch⸗öſterreichiſche Abkommen geführt, die der italieniſchen Politik weiterhin ihren alten Einfluß auf Oeſter⸗ reich und Ungarn im Rahmen der römiſchen Dreierprotokolle ſichern. In einem Telegramm an Muſſolini hat Schuſchnigg dieſe Tatſache noch beſonders unterſtrichen, ſodaß Italien in dieſer Hinſicht vollkommen beruhigt iſt. Daß durch das neue Abkommen das ein⸗ zige Streitobjekt zwiſchen Italien und dem Deutſchen Reich beſeitigt worden iſt, kann in Rom nur Befriedigung hervorrufen, und man beurteilt das Abkommen daher als eine außerordentliche Verbeſſerung der ohnehin guten deutſch⸗italieniſchen Be⸗ ziehungen und darüber hinaus als einen entſcheidenden Schritt zur Entſpannung der europäiſchen Geſamtlage. In dieſer Beziehung verweiſtt man beſonders auf die Worte, mit denen Reichsminiſter Dr. Goebbels die Rundfunkverleſung des Ab— kommens einleite. In den franzöſiſchen Journaliſten⸗ kreiſen Roms rief die Bekanntgabe des Ab- kommens beträchtliche Unruhe hervor. Ueber⸗ ſchriften wie„Rom—Wien— Berlin“ oder der Satz der„Voce d'Italia“:„Das Schickſal Oeſterreichs wird direkt von den beiden größ— ten Staaten beſiegelt die zum Donaubecken gehören, ohne unmittelbares Bedürfnis nach weiteren internationalen Verknüpfungen“ zei⸗ gen, daß in Rom wenig Rückſicht auf die Aengſte Frankreichs und der Kleinen Entente genommen wird. Die Nervoſität, die das deutſch⸗öſterreichiſche Abkommen in franzöſiſchen Kreiſen hervorge— rufen hat, ſteht im übrigen auch im Zuſam⸗ menhang mit der geſtrigen Abſage Italiens an die Locarno-Konferenz in Brüſſel. Die römiſche Weigerung, eine Delegation nach Brüſſel zu entſenden, wird auch 1 italieniſcherſeits mit dem Fortbeſtehen der Mittelmeer⸗Abmachungen begründet. In der Tat hat der britiſche Botſchafter in Rom, Sir Erie Drummond, bei ſeinem Beſuch bei dem italieniſchen Außenminiſter vom Samstag, wie in gut unterrichteten Krei⸗ ſen verlautet, dem Grafen Cian o zwar die Zurückziehung von Einheiten der Home Fleet aus dem Mittelmeer mitgeteilt, über die Aufhebung der bekannten Abmachungen Englands mit den Mittelmeerſtaaten aber 4 nichts erklären können. Die Franzoſen kon⸗ ſtruieren nun einen Zuſammenhang zwiſchen der italieniſchen Ablehnung, nach Brüſſel zu gehen, und der von der italieniſchen Preſſe ſo ſehr betonken Verſtärkung der freund- ſchaftlichen Beziehungen zwiſchen Rom und Berlin durch das deutſch⸗-öſterreichiſche Ab- kommen. Alle italieniſchen Zeitungen heben in ihren Kommentaren zu dem Abkommen den Schlußſatz aus dem Telegramm Muſſolinis an Schuſchnigg hervor,„ein Ereignis, welches Regierung und Volk von Italien mit Sym⸗ vathie begrüßen.“ Die„Voce d'Jtalia“ ſchreibt: Die Politik Deutſchlands und Ita⸗ liens arbeite jetzt hinſichtlich der Ereigniſſe zuſammen. Nachdem die italieniſch⸗öſter⸗ reichiſche Zuſammenarbeit auf der Grundlage der römiſchen Dreier-Protokolle erneut ver⸗ ſichert worden ſei,„erweitert und reinigt ſich die Freundſchaft zwiſchen Italien und Deutſch⸗ land“. Der„Popolo di Roma“ erklärt wörtlich:„Für Italien iſt die Tatſache, daß nur diejenigen Faktoren, die das europäiſche Gleichgewicht am ſchwerſten gefährdet haben, nennen wir das richtige Wont: daß eine der ſchwerſten Bedrohungen des Friedens verſchwunden iſt, Grund zu tiefgehender Genugtuung.“ Der „Meſſagero, ſagt, die öſterreichiſche Fra⸗ ge ſei nunmehr wieder normaliſiert. ſei wie⸗ der ein Wirtſchaftsproblem geworden.„Die öſterreichiſche Politik kann“, ſo ſchreibt das Blatt mit deutlicher Beziehung auf die Habs⸗ burger-Reſtauration,„in der gegenwärtigen Lage nichts anderes tun als die eigene Unab⸗ hängigkeit befeſtigen und organiſieren, ohne großartige oder verfrühte Löſungen zu ſuchen.“ delbos über die Organiſalion des Friedens Flürkung der Macht des Völkerbundes“ Paris. 13. Juli. Bei der Einweihung einer Handwerkerſchule in Sarlat hielt der franzö⸗ ſiſche Außenminiſter Delbos eine Rede, die im erſten Teil die innerpolitiſche, republikaniſche Ordnung behandelte. Im zweiten Teil be— ſchäftigte er ſich in ähnlichen Gedankengängen mit der internationalen Ordnung Im außenvpolitiſchen Teil ſeiner Rede er⸗ klärte Delbos, daß der Begriff Völkerbund für Frankreich eine Wirklichkeit darſtelle, ſelbſt wenn es keinen Völkerbund gäbe. Die Welt⸗ wirtſchaft bilde einen Block Die weſtliche Zi— viliſation ſet nicht eine Erfindung von Ideo⸗ logen Kein Staat könne Wohlſtand erreichen. ohne nicht zugleich auch ſeine Nachbarn am Wohlſtand teilnehmen zu laſſen, und kein Staat könne aus der allgemeinen Not Nutzen ziehen, Die internationale Zuſam⸗ mengehörigkeit lei eine Wirklich⸗ keit und Notwendigkeit Morgen müſſe man die Hinderniſſe niederlegen, die ihr heute noch entgegenſtünden Der franzöſiſche Außen⸗ miniſter entwickelte dann die Grundſätze. auf denen nach ſeiner Auffaſſung eine internatio⸗ nale Ordnung aufgebaut ſein ſolle. Dieſe Ord⸗ nung dürfe aber nicht paſſiv und ſtatiſch ſein und ſich auf die Furcht und die Angſt vor der Gewalt gründen. Vielmehr ſollten in dieſer Welt alle Kleinen und Großen in Frieden le⸗ ben können. Es ſei der Wunſch Frankreichs, in beſtimmten vertraglichen Beſtimmungen eine internationale Organiſation zu geſtalten, die ſich auf die Selbſtändigkeit der Nationalitäten und die Zuſammengehörigkeit der Staaten als den beiden Grunderforderniſſen der Ordnung ſtütze Die Pakte und Verträge ſeien keine UAnterdrückungswerkzeuge. ſondern, wie die bürgerlichen Geſetze Aus⸗ gleichsformeln. Es ſei alſo nicht unterſagt. ſie zu verbeſſern, aber bis dahin müſſe man ſie achten Zur Frage der Sicherheit übergehend, erklärte der Außenminiſter, daß er darunter nicht nur den bewaffneten Schutz ver⸗ ſtehe, den Frankreich natürlich in keiner Weiſe vernachläſſige Die Sicherheit werde vielmehr nur durch das Ge⸗ ſetz, durch ein allen Völkern nötiges Zuſam⸗ mengehörigkeitsgefühl und durch eine Anſtren⸗ gung gegenſeitigen Verſtehens verbürgt. wobet die Lebensdynamik der einen nicht das Lebens⸗ London, 13. Juli. Lord Rother⸗ mere ſetzt ſich in einem in der„Daily Mail“ erſchienenen Aufſatz für eine Verſtändigung zwiſchen Deutſchland und England ein. Das engliſche Volk wünſche eine einfachere und ehrliche Außenpolitk, die nur von britiſchen Intereſſen und britiſchen Neigungen diktiert wäre. Dieſer Wunſch fände jetzt ſei⸗ nen praktiſchen Ausdruck in der wachſenden Forderung nach einer engeren Verbin⸗ dung mit Deutſchland. Niemand könne die Tatſache beſtreiten, daß die deutſchfreundlichen Gefühle in England zunehmen; zumal auf jeder Front kämpferverſammlung werde der Gedanke eines neuen Konfliktes mit Deutſchland häufig ſcharf mißbilligt. Deutſche, die England beſuchen, ſeien über die Herzlichkeit, mit der ſie aufgenommen werden, überraſcht. In derſelben Weiſe kehrten Eng⸗ länder. die nach Deutſchland gehen, ſtets mit den beſten Eindrücken und einem Gefühl der Achtung für die vielen bewunderungswerten Leiſtungen des nationalſozialiſtiſchen Regimes zurück. Natürliche Sympathien. die auf die Bande der Raſſe und des Inſtinkts zurückzu⸗ führen ſeien, ſeien zwiſchen der deutſchen und engliſchen Natjon in raſcher Entwicklung be⸗ griffen Dieſem Kameradſchaftsgefühl liege die Tatſache zu Grunde, daß die Deutſchen ein Volk der Ordnung ſeien. London, 13. Juli. Auch die engliſche Abendpreſſe nimmt in ausführlichen Leitartikeln zum deutſch⸗öſterreichiſchen Abkommen Stellung. Die„Evening News“ ſchreibt das Ab⸗ kommen ſei ſo einfach, daß es alle zufriedenſtellen müſſe mit Ausnahme der internationalen Unruheſtifter. Oeſterreich werde aus der Vereinbarung finanziellen Nutzen ziehen und gleichzeitig von einer Sorge befreit werden, die Dr. Schuſchnigg ziemlich zu ſchaffen gemacht habe. Der Vorteil, den Deutſchland aus der Abmachung erhalte, ſei mittelbar, darum aber nicht weniger weſentlich. Der große Vorteil für Deutſchland beſtehe darin, daß Hitler durch die Wiederherſtellung guter Beziehungen zu Oeſter⸗ reich den Weg für eine Verſtändigung und Zu⸗ ſammenarbeit mit Italten frei⸗ mache. Den ſchreienden Pazifiſten in England ſcheine aber dieſe Tatſache nicht zu behagen. Im weiteren Verlauf ſeiner Ausführungen ſtellt ſich der Artikel auf den Standpunkt, daß in Weſteuropa der Friede nur dann hergeſtellt werden könne, wenn Sowjetrußland beiſeite bliebe. Ein begeiſterter Aufſatz der„Linzer Tagespoſt“. Wien, 13. Juli. Die„Linzer Tagespoſt“ ſchreibt zum Abſchluß des deutſch⸗öſterreichiſchen Uebereinkommens u. a. folgendes:„Oeſterreich und Deutſchland haben ſich gefunden. Endlos lang ſchien der Weg zueinander. Wir wollen nicht daran denken, wie ſchwer er war. Jubel erfüllt unſere Herzen, ſeit wir wiſſen, daß der deutſche Bruderzwiſt zu Ende iſt. Unter dem Eindruck der Friedensbotſchaft, die am Sonnabend dem deutſchen Volke gebracht wurde, ſteht die ganze Welt.“ Entſcheidende Wendung in der Nachkriegs⸗ geſchichte. Budapeſt, 13. Juli. Seit Jahren iſt kein recht der anderen in Frage ſtellen dürfe. Ereignis mit ſo viel Freude und Genugtuung . N* n rrene, deny x8 en Starke Wirkung auf England Lord Rolhermere für enge Verſtändigung zwiſchen Deulſchland und England Das engliſche Volk beginne einzuſehen, daß dieſes mächtige, vaterlandsliebende und glänzend organiſierte Land ein Ele⸗ ment der Stabilität inmitten der wachſen⸗ den Tendenzen von Unordnung und Zer⸗ ſetzung darſtelle, die ſich in Europa mehr und mehr bemerkbar machten. Der Abſchluß eines Militärbündniſſes zwi⸗ ſchen Sowjetrußland und der Tſchechoſlowakei habe Moskau einen Stützpunkt in Mittel⸗ europa gegeben. der von einem Kommandeur der ſowietruſſiſchen Luftſtreitkräfte Spitze einer techniſchen und militäriſchen Miſ⸗ ſion ausgebaut werde. Die Sicherheit nicht nur Englands, ſon⸗ dern auch Europas liege in der Richtung einer engeren Verbindung mit Deutſch⸗ land, das in der Lage ſei, den Kräften der Zerſetzung wirkſamen Widerſtand zu leiſten. Die enge Verbindung Englands und Deutſch⸗ lands in internationalen Fragen würde eine Macht ſchaffen, die kein Angreifer herauszu⸗ fordern wagen dürfe. Etwaige Konflikts⸗ urſachen zwiſchen den beiden Ländern könnten leicht beſeitigt werden, wenn ſie ſich in ge⸗ genſeitigem Vertrauen zur Seite ſtehen wür⸗ den. Die„Pax Germano- Britannica“ wäre eine Garantie des Weltfriedens, wie ſie Genf niemals geben könnte. „30 einfach, daß alle zufrieden ſein müßten“ begrüßt worden wie die zwiſchen dem Führer und dem Bundeskanzler getroffene Verein⸗ barung. In maßgebenden Kreiſen gibt man unumwunden der Auffaſſung Ausdruck, daß dieſer Schritt eine entſcheidende Wen⸗ dung in der europäiſchen Nachkriegsgeſchichte bedeutet, weil er den ſeit Jahren gehegten Wunſch auf eine engere Zuſammenarbeit zwi⸗ ſchen Deutſchland und den drei Mächten des Römiſchen Protokolls erfüllen kann. Man nimmt allgemein an, daß in den gro⸗ ßen internationalen Fragen nunmehr e in gemeinſames Vorgehen zwiſchen Deutſchland, Italien, Polen, Un⸗ garn und Oeſterreich eintreten wird. Ferner wird hier die Auffaſſung vertreten, daß die Habsburger Reſtauration durch die deutſch⸗öſterreichiſche Einigung für die nächſte Zeit als ausgeſchaltet ange⸗ ſehen werden kann. Die Außenpolitik Oeſter⸗ reichs würde jetzt neue Wege wandeln. . Zuſammenfaſſend wird feſtgeſtellt, daß ohne jeden Zweifel ein neuer bedeutſamer Erfolg der deutſchen Außenpolitik vorliegt. Befriedigung in Belgien. Brüſſel, 13. Juni. Das Uebereinkommen zwiſchen Deutſchland und Oeſterreich hat in Belgien einen tiefen Eindruck gemacht. In politiſchen Kreiſen gibt man ſeiner Befrie⸗ digung Ausdruck, daß durch die Beſeitigung der Spannungen zwiſchen den beiden Ländern, mit denen Belgien gleichfreundſchaftliche Beziehun⸗ gen unterhalte, auch dem europäiſchen Frieden ein großer Dienſt erwieſen worden ſei. Im Vordergrund ſteht jetzt, ſo betont man hier. die Frage, wie ſich die mit dem Abkommen zum Ausdruck gelangende Annäherung zwi⸗ ſchen Rom und Berlin auf die diplo⸗ matiſche Lage in Europa auswirken werde. 5 e rr an der 2 45 4 . 3 r 5— 55 5 Ne „Und du haſt doch geſiegt!“ Plötzlich ſteht die Welt unter dem Eindruck, daß in Mitteleuropa eine neue politiſche Epoche begonnen habe. Nichts weiter iſt geſchehen, als daß deutſche Brüder im Reich und in Oeſterreich erkannt haben, daß ſie ſchickſalhaft verbunden ſind und daß ſie daraus die Folgen ziehen und ſich ver⸗ ſtändigen müſſen. Lange irrte das deutſche Volk führerlos umher, koſtete es die Spartakiden⸗ revolte und die kommuniſtiſchen Aufſtände, er⸗ lebte es die tiefe Schmach der nationalen Wehr⸗ loſigkeit und der ſeparatiſtiſchen Erhebungen. Da galt es nichts mehr in der Welt. Da war es nicht bündnisfähig. Da beſchloſſen andere über ſein Lebensſchickſal, und ihre Meinung war, daß dieſes Deutſchland ohnmächtig und klein bleiben müſſe und niemals wieder im Rate der Völker mitſprechen dürfe. Aber es kam die Stunde des Deutſchen, und es kam der Führer, der der Schmach ein Ende bereitete. Ohnmächtig war Deutſchland gewe⸗ ſen, und ganz Europa litt unter dieſer Ohn⸗ macht, weil es eine ſtarke Mitte braucht, die das Gleichgewicht herſtellt und die Anſprüche derer mäßigt, die ſich einen Frieden nur denken können, wenn es ein Friede unter ihrer Füh⸗ rung und Beſtimmung iſt. Alle litten ſie da⸗ runter. Und dann wurde vieles an⸗ ders, als Deutſchland wieder erſtarkte. Die Völker alle mußten ihre Einſtellung ändern, ſeit in der Mitte wieder ein ſtarker Hort des Friedens beſtand, gegen den die Friedensſtörer vergebens anrennen. Es begann das Umler⸗ nen in Europa, und das Umlernen ſetzt ſich fort, nachdem zwei deutſche Staaten bekun⸗ det haben, daß ſie zuſammenbleiben wollen. Mächtig war Oeſterre ich herumgeworfen worden. Was hatte es erlebt in dieſen furcht⸗ baren Nachkriegsjahren! Wie hatte es vergebens Schutz und Inlehnung bei denen geſucht, die ſich ihm als uneigennützige Freunde aufdräng⸗ ten und die doch im Grunde nur eins wollten: zu verhindern, daß zwei deutſche Länder ſich wieder fänden. Ganz groß mußte die Not wer⸗ den, ganz groß der Jammer über die nationale Erniedrigung, ganz groß die Drohung von Moskau her, bis die Erkenntnis hindurchbrach, daß das Heil allein darin gefunden werden könne, daß ſich die Bruderhände wieder fanden. Und da es geſchehen iſt, ſind ſie alle froh. Und das Wort wird geſprochen, das in ſich eine große Verheißung birgt: Eine neue Epoche der europäiſchen Geſchichte hat in Mitteleuropa begonnen! * Man muß Hitler beglückwünſchen, ſchreibt ein engliſches Blatt. Er hat einen politi⸗ ſchen Schritt zur rechten Stunde getan, und wieder iſt der Erfolg auf ſeiner Seite. Und wieder iſt dieſer Schritt ein Friedensſchritt, der keine Spur von Gewaltmäßigkeit und Bedrohung in ſich birgt, der ſegensreich für die Befriedung ganz Europas iſt und die Möglichkeiten einer weitgehenden Neuordnung in ſich birgt. Das erwägen die Engländer von allen Seiten, und ſie kommen zu dem Ergebnis, daß die Nachricht aus Berlin und Wien gut iſt und daß Europa ſich beglückwünſchen kann, daß der Führer die⸗ ſen Weg gegangen iſt. Nun ſprechen ſie in England mit großer Be⸗ wunderung von der Staatskunſt Adolf Hitlers und von dem neuen Deutſchland, das ſo folge⸗ richtig und ſicher ſeinen Weg geht, ohne ſich von dem Geſchrei des Moskowiter irgendwie beirren zu laſſen. Denn„dieſes mächtige, va⸗ terlandsliebende und glänzend organiſierte Land iſt ein Element der Stabilität inmitten der wachſenden Tendenzen von Unordnung und Zerſetzung, die ſich in Europa mehr und mehr bemerkbar machen.“ Und jetzt erkennt man es, was bisher ſo ſehr verdunkelt wurde, daß„die Sicherheit Europas in der Richtung einer enge⸗ ren Verbindung mit Deutſchland liegt, das in der Lage ſei, den Kräften der Zerſetzung wirk⸗ ſamſten Widerſtand zu leiſten“. So klingt es uns aus der engliſchen Preſſe entgegen. Da iſt plötzlich ein großes Begreifen aufgegangen, daß die alten Stützpunkte des parteipolitiſchen und völkerpo⸗ litiſchen Denkens nichts mehr taugen, daß die Drohung des franzöſiſch-ſowjetruſſiſchen Bünd⸗ niſſes offenbar geworden iſt, daß die Stützen des Völkerbundes nicht ausreichen, Europa zu ſchützen. Umhergeirrt iſt auch die engliſche Po⸗ litik. Sie hat es ſelbſt mit Moskau probieren wollen und iſt um eine bittere Erkenntnis rei⸗ cher geworden. Sie hat die Möglichkeiten, die das franzöſiſch⸗ſowjetruſſiſche Militärbündnis in ſich ſchließt, irgendwie in die eigene Rechnung einfügen wollen. Aber heute iſt das alles in ein helles Licht gerückt. Die alten Stützen ſind zer⸗ brochen, und es bleibt die Erkenntnis, daß Eu⸗ ropa in die Kataſtrophe des Unterganges hin⸗ einſtürzt, wenn Deutſchland nicht ſtark und feſt dem Strudel in Wehr und Wall Widerſtand lei⸗ ſtet. Aber das nicht allein: es ſind die Ziele Adolf Hitlers ſelbſt, die ſich als die richtigen für den Frieden Europas erwieſen haben, und in⸗ dem das erkannt wird, wächſt das Vertrauen zu dem deutſchen Führer. Sollte er, der bisher ſo ſicher ſeinen Weg gegangen iſt, und der von Erfolg zu Erfolg geſchritten iſt, nicht auch an⸗ dere Probleme noch löſen können, vor denen die Staatsmänner des alten Syſtems ratlos ſtehen? „Und du haſt doch geſiegt, Adolf Hitler!“ Immer ſtärker bricht ſich die Erkenntnis ſeines Führertums rings bei den Völkern Bahn. * Die franzöſiſchen Stimmen klingen ſehr in Moll. Die Furcht, daß Frankreich iſo⸗ England gibt in Montreux nach Beſprechungen der delegierlen der Meerengenkonferenz Montreux, 13. Juli. Zur Vorbereitung der entſcheidenden Sitzungen der Meerengenkonferenz haben am Montag nach⸗ mittag die Beſprechungen zwiſchen den Haupt⸗ delegierten wieder eingeſetzt. Bei einem Empfang, den der Staatsrat des Kantons Waadt den Konferenzteilnehmern im Schloß Chillon gab, hatte Lit win ow eine längere Unterredung mit dem aus Lon⸗ don zurückgekehrten engliſchen Delegierten Rendell. Später verhandelte Paul⸗ Boncour, der am Nachmittag aus Paris hier wieder eintraf, mit dem türkiſchen und dem ruſſiſchen Außenminiſter. Wie man hört, enthalten die neuen Richt⸗ linien des engliſchen Kabinetts ein völ⸗ liges Nachgeben in der Frage der Durch⸗ fahrt ruſſiſcher Kriegsſchiffe in Friedens⸗ zeiten; hierfür ſoll keine quantitative oder qualita⸗ tive Beſchränkung mehr vorgeſehen ſein. Für den Artikel über die entl. Erfüllung von Völ⸗ kerbundsverpflichtungen und regionalen Bei⸗ ſtandspakten ſchlägt England eine Kompro⸗ mißformel vor, die in ruſſiſchen und franzö⸗ ſiſchen Kreiſen mit großer Zurückhaltung auf⸗ genommen wird. Immerhin werden die Aus— ſichten für einen poſitiven Abſchluß der Kon⸗ ferenz am Montag günſtiger beurteilt als bisher. a Läßt Baldwin die Mittelmeerabmachungen fallen? Miniſterpräſident Baldwin erklärte am Montag im Unterhaus auf Anfrage hin, nach Meinung der britiſchen Regierung beſtehe kein Grund dafür, daß der beſchleunigte Abſchluß einer neuen Meerengenkonvention irgendwie durch die einſeitigen und vorläufigen Ver⸗ ſicherungen beeinträchtigt zu werden brauch— ten, die ſeinerzeit von der Regierung an ge⸗ wiſſe Mittelmeermächte gegeben worden ſeien. Ausbau von Kapſtadl London, 13. Juli. Nach einer Meldung aus Pretoria hat der ſüdafrikaniſche Vertei⸗ digungsminiſter Pirow als Ergebnis ſeiner Beſprechungen in England u. a, erklärt, daß ein Plan erwogen werde, um Kapſtadt mit ver⸗ hältnismäßig geringen Unkoſten in einen a b⸗ ſolut ſicheren Verteidigungszu⸗ ſtand gegen Angriffe ſogar von Schlachtſchif⸗ fen ſetzen zu können. Dieſer Verteidigungsplan reiche für länger als 15 Jahre aus. Vas wird aus der Brüſſeler Locarnokonferenz? Engliſche Blälter ſprechen von Verſchiebung oder Abſage London, 19. Juli. Mehrere Morgenblätter ſprechen auf Grund von Pariſer Berichten die Vermutung aus, daß die geplante Brüſſeler Konferenz der Locarnomächte möglicherweiſe aufgeſchoben oder fallengelaſſen werde. Pertinarx meldet hierzu im„Daily Tele⸗ graph“, bisher habe Frankreich die Hoffnung gehabt, daß Italien an der Locarnokonfe⸗ renz teilnehmen werde, ohne auf der Einladung Deutſchlands zu beſtehen. Man ſtelle ſich auf Grund der neuen Lage nunmehr die Frage, was aus der Brüſſeler Konferenz werden ſolle. Die franzöſiſche Regierung werde ſich auf den Standpunkt ſtellen, daß die britiſchen Pläne nicht geändert werden. In Paris glaube man, daß das Anſehen der Reſtmächte noch weiter geſchwächt würde, wenn man jetzt einfach die Brüſſeler Konferenz abſagen würde. Die fran⸗ zöſiſche Regierung werde entſcheiden, ob ſie eine Note an Italien ſenden ſolle, um es„an ſeine Locarnoverpflichtung zu erinnern“. „Daily Expreß“ meldet, nachdem Italien erklärt habe, es wolle der Brüſſeler Konferenz nicht beiwohnen, ſei aus Brüſſel die Möglichkeit angedeutet worden, die Konferenz abzuſagen. Statt deſſen würden Beſprechungen zwiſchen London, Paris und Brüſſel durchge⸗ führt werden. Belgien und die Ablehnung Naliens Brüſſel, 13. Juli. In Brüſſeler politi⸗ ſchen Kreiſen betrachtet man auf Grund der italieniſchen Antwort die Aufgabe des belgi⸗ ſchen Miniſterpräſidenten van Zeeland, der in den Beſprechungen zwiſchen den Ver⸗ tretern Frankreichs, Englands und Belgiens den Auftrag erhalten hatte, eine Konferenz der ſogenannten Reſtlocarnomächte vorzu⸗ bereiten, vorläufig als beendet. Die in der italieniſchen Antwort aufgewor⸗ fene Frage muß nunmehr nach belgiſcher Auffaſſung Gegenſtand eines Mein ungs⸗ austauſches auf diplomatiſchem Wege zwiſchen London, Paris und Brüſſel ſein. Dieſer diplomatiſche Meinungsaustauſch dürf⸗ te ſich in erſter Linie zwiſchen Paris und London abſpielen. Die belgiſche Regierung nimmt mehr eine abwartende Haltung ein. Eine neue Initiative des belgiſchen Miniſter⸗ präſidenten ſcheint im Augenblick nicht in Ausſicht genommen zu ſein. Locarno ohne Deulſchland „ein ſchwankendes Haus auf ſchlechtem Grund“. Rom, 13. Juli. In einer grundſätzlichen Stellungnahme ſchreibt das halbamtl. Blatt „Giornale d'Italia“, die italieniſche Antwort auf die belgiſche Einladung nach Brüſſel ſei eine klare Abſage infolge der Flot⸗ tenabmachungen, die im Mittelmeer beſtehen blieben. Italien verlange die volle und ſofor⸗ tige Anerkennung des Platzes, der Deutſch⸗ land unter den eingeladenen Mächten und bei deren Beratungen zuſteht. Ohne die vorhergehende vollſtändige, freimütige und öffentliche Liquiderung alles deſſen, was der Sanktionismus an italienfeindlichen Maß⸗ nahmen getroffen habe, gebe es keinen neuen Aufbau Europas.„Man kann von Italien nicht die Mitarbeit am Rhein und ander⸗ wärts verlangen, ſolange an anderer Stelle italienfeindliche Zuſtände aufrecht erhalten werden.“ Der Gedanke, daß man vor der Aufhebung der Flottenabmachungen ein neues umfaſſen⸗ des Mittelmeerabkommen abſchließen müſſe, wird vom„Giornale d'Italia“ mit dem Be— merken zurückgewieſen, daß die politiſche Sta⸗ liert werden könnte, äußerte ſich ſchon in den Betrachtungen der vergangenen Tage. Die Er— kenntnis, daß das franzöſiſch⸗ſowjetruſſiſche Militärbündnis nicht die ſichere Planke iſt, auf der ſich eine geſunde franzöſiſche Politik auf- bauen könne, ergreift immer weitere Kreiſe. Und nun kommt die Nachricht von der deutſch⸗ öſterreichiſchen Verſtändigung. Was man ver⸗ hindern wollte, das iſt doch eingetreten. Man tröſtet ſich, daß wenigſtens der Anſchluß ver- mieden worden ſei, der das Schreckgeſpenſt der franzöſiſchen Politik iſt, aber man fürchtet, daß die Dreibundgeſtaltung der Vorkriegszeit in einer neuen Form wiederkehren werde, daß Oeſterreich und Ungarn die Anlehnung an die europäiſche Mitte gewinnen und daß Italien ſich einem Bund der Mitte anſchließen würde. Schon iſt man beſorgt ob der Mitteilung, daß Italien es ablehne, ſich an der Konferenz der Locarnomächte zu beteiligen, an dieſer Kon⸗ ferenz, die nun ſo ſinnlos geworden iſt, daß man ſchon von ihrer Vertagung ſpricht. Das ſind Sorgen, die die Parlamentsregierung be⸗ laſten. Sie ſind aber heilſam, denn ſie laſſen erkennen, daß auch Frankreich umlernen und ſeine bisherige Einſtellung ändern muß. Niemand kann den Bericht über das Zu⸗ ſammentreffen der Frontkämpfer auf dem Schlachtfelde von Verdun ohne innere Bewegung leſen. Wir ſind mit unſern Herzen aufs ſtärkſte beteiligt, wenn wir hören, welche Gemütsbewegung jene Männer erfaßte, die ſich einſt auf dieſem furchtbaren. Schlachtfſelde als Gegner gegenüber geſtanden haben. Das ergreift uns, daz dieſe Front⸗ kämpfer die Hand zum Schwur erheben und geloben, alles zu tun, daß ſich eine ſolche Völ⸗ kerkataſtrophe nicht wiederhole. Und was einen beſonders tiefen Eindruck auf uns machte, das iſt die Betonung, daß kein Haß mehr dieſe feierliche Stunde ent⸗ weihte, daß die Deutſchen mit einer unge⸗ wöhnlichen Herzlichkeit empfangen wur⸗ den, und daß die franzöſiſchen Frontkämpfer ihre einſtigen Gegner auf jede Weiſe ehrten und zum Ausdruck brachten, daß auch ſie ver⸗ ſtanden haben, was Adolf Hitler will und was das neue Deutſchland bedeutet. Auch Frank⸗ reich ſteht in einem Umbruch, und es eilt einer ſchweren Entſcheidung entgegen. Und indem es die Schwere der Entſcheidung fühlt, weiß es das Werk Adolf Hitlers zu würdigen und wird ſein Werk bei denen zu einem lockenden Bei⸗ ſpiel, die in heißer Vaterlandsliebe einen Weg aus den Wirren der Gegenwart ſuchen. Einſt wird es auch in Frankreich ſtark und ſtärker ins Bewußtſein treten:„Und du haſt doch geſiegt!“ * Dies aber genügt uns zunächſt, daß die Welt erkennen muß, daß die deutſch⸗öſterreichiſche Verſtändigung eine Friedensbürgſchaft iſt und daß ſie eine Epoche des Friedens ein⸗ leitet. Sie war nicht eher möglich, als bis Deutſchland ſich aus der Knechtſchaft gelöſt und ſeine Wehrfreiheit wiedergewonnen hatte. Sie hatte zur Vorausſetzung die Befreiung deut⸗ ſchen Bodens von den Verſailler Ketten. Ein ſolches Deutſchland, das wieder ſtark und frei geworden war, konnte auch wieder bündnis⸗ fähig werden und mit England und Polen Abkommen ſchließen, deren Friedensbedeutung nicht angezweifelt werden kann. Ein ſolches Deutſchland konnte nach der Saarbefreiung den Franzoſen die Friedenshand hinſtrecken, und es konnte aufs neue beweiſen. daß ſein Ziel die Befriedung Europas iſt. So muß die Welt erkennen, daß Adolf Hitlers Weg die Rettung des Abendlandes bedeutet, die Rettung aus dem Chaos, das ihm die bolſchewiſtiſche Welt⸗ verſchwörung zugedacht hat. Du haſt doch geſiegt, Adolf Hitler! —8. bilität im Mittelmeer gerade durch dieſe Ab⸗ machungen in Frage geſtellt ſei. Die italtieniſche Forderung nach Zuziehung Deutſchlands zu den Locarnobeſprechungen bezeichnet das Blatt als einen Beweis der Freundſchaft, aber auch der Gerechtigkeit und der geſunden Realpolitik. Deutſchland beweiſe mit dem Abkommen von Wien ſeinen Friedensgeiſt. Es ſei im höchſten Grade zweck⸗ los, über ein Abkommen verhandeln zu wol⸗ len, ohne daß alle verantwortlichen Beteilig⸗ ten zugegen ſeien. Das neue Locarno wäre ein ſchwankendes Haus auf ſchlechtem Grund, wenn Berlin nicht an ſeiner Grundlegung be⸗ teiligt werde. — Baldwin gegen Reform des Oberhauſes London, 13. Juli. Miniſterpräſident Hald⸗ win teilte am Montag abend einer Abord⸗ nung, die ſich aus Vertretern beider Häuſer des Parlaments zuſammenſetzte, mit, die Na⸗ tionalregierung ſehe ſich nicht zu geſetzgeberi⸗ ſchen Maßnahmen zu einer Reform des Ober⸗ hauſes verpflichtet. Hierfür ſeien zwei Gründe maßgebend: Einmal der Umſtand, daß inner⸗ halb der Regierung eine Einmütigkeit über dieſe Angelegenheit nicht beſtehe und weiter, daß eine Reihe anderer ernſter Pro⸗ bleme die Aufmerkſamkeit der Regierung in Anſpruch nehme. Oberſt de la Rocque vor der „Franzöſiſchen Jozialen Parlei“ Paris, 13. Juli. Die neue von Oberſt de la Rocque gegründete„Franzöſiſche So⸗ ziale Partei“ hielt am Sonntag ihre erſte Sitzung in Paris ab, an der etwa 10 000 Mit⸗ glieder teilnahmen. Oberſt de la Rocque wies in ſeiner Rede auf das Programm der Partei hin und kündigte an, daß er ſich jetzt wieder auf eine Propagandareiſe durch alle franzöſi⸗ ſchen Provinzen begeben werde, um die Bevöl⸗ kerung aufzuklären. Auflakt zum Nalionalfeierlag in Frankreich Paris, 13. Juli. Bereits am Sonntag fanden als Auftakt zu dem Nationalfeiertag des 14. Juli Volksfeſte ſtatt. Der Tanz auf den Straßen wird auch den Montag und Dienstag über dauern. Am Sonntag nachmit⸗ tag wickelte ſich auf dem Pariſer Flugplatz Le Bourget ein Flugfeſt unter Beteiligung des Luftfahrtminiſters und zahlreicher Militär⸗, Verkehrs⸗, Sport⸗ und Privatflugzeuge ab. Der große Vorbeiflug am Schluß der Veran⸗ ſtaltungen mußte allerdings wegen Regens ab⸗ geſagt werden. In Paris hielten die Sozialiſten ein Nach⸗ mittagsfeſt ab, bei dem der ſozialiſtiſche Innen⸗ miniſter Salengro in einer Rede die Er⸗ rungenſchaften der Volksfrontregierung hervor⸗ hob.— In St. Quentin weihte Kriegsminiſter Daladier ein Denkmal für Alhert I., Kö⸗ nig der Belgier. Er hielt eine Rede, in der er die franzöſiſch⸗belgiſche Freundſchaft vor allem unter Berufung auf dic Kriegszeit feierte. Ermordung eines Monarchiſtenführers Madrid, 13. Juli. Die ſpaniſche Regie⸗ rung hat den Mord an dem monarchiſtiſchen Abgeordneten und Führer der ſpaniſchen natio⸗ nalen Bewegung Calvo Sotelo beſtätigt und erklärt, daß ſie Maßnahmen ergriffen habe, um die furchtbare Tat zu ſühnen und die Täter feſtzuſtellen. Zur Unterſuchung der * ſind zwei Sonderrichter ernannt wor⸗ en Sofort nach der Auffindung der Leiche be⸗ gaben ſich zahlreiche Abgeordnete der Rechts⸗ parteien auf den von einem großen Polizei⸗ aufgebot bewachten Friedhof, wo Calvo Sotelo aufgebahrt liegt. Die Nachricht von dem Mord verbreitete ſich wie ein Lauffeuer in der Stadt. Der Bevölkerung hat ſich eine ſtarke Er⸗ regung bemächtigt. Es beſteht allgemein der Eindruck, daß die Folgen unabſehbar ſind. Die Regierung erklärt, daß ſie die Preſſe über das Vorgefallene unterrichten, im übri⸗ gen jedoch der Oeffentlichkeit keine Einzelhei⸗ ten mitteilen werde, da dadurch die Nachfor⸗ ſchungen erſchwert würden. Der Landtagsprä⸗ ſident hat ſämtliche Parteiführer zu einer Be⸗ ſprechung gebeten, um über die durch die jüng⸗ ſten Ereigniſſe geſchaffene innerpolitiſche Lage zu verhandeln. „Akule Gefahr des Habsburger Legifimismus beſeiligl“ Belgrad, 12. Juli. Die hieſige Preſſe mißt dem Abkommen über die Normaliſierung der Beziehungen zwiſchen Deutſchland und Oeſterreich die größe Bedeutung bei. Der Wie⸗ ner Vertreter der hieſigen„Politika“ führt in einem längeren Kommentar aus, daß durch das Abkommen, obwohl in ihm die Habsburger⸗ frage nirgends ausdrücklich erwähnt werde, die akute Gefahr des Habsburger Legitimismus be⸗ ſeitigt werde. * Rom, 13. Juli. Der zweite große Heim⸗ kehrertransport, beſtehend aus dem 19. Artil⸗ lerieregiment der Diviſion Gavinana iſt am Montag vormittag in Livorno eingetroffen. . jeſe gh eſe Jh. llehnng ungen dels bet 0 g lt und beweiſ ſeinen e weck u wol⸗ Neil u här Grund hung be. oald⸗ Word⸗ daher die M⸗ Igeberi⸗ 5 Obe: Gründe inner- t iiber weitet, 50 ro: ung in Nagh⸗ zunen⸗ ie Et⸗ erbot⸗ iniſter „ Kö⸗ her er allem ö Regie⸗ tiſchen . preſſe 10 ein ti Das Kulturbild der Gegenwart „Ilählerne Romantik“ der Präſidenk der r ſchlöſſer über den Geift er ei Präſidenk der Reichsthealerkammer, Dr. Schlöſfer, führte bei der Eröffnung der Reichsfeſtſpiele in Heidelberg u. a. aus: Wenn wir, zum dritten Male nun, uns auf dem geſchichllich geweihten Boden der„ſchick⸗ ſalskundigen“ Burg zuſammenfinden, um die Heidelberger Reichsfeſtſpiele zu eröffnen, ſo ſcheint es an der Zeit, Rechenſchaft abzu- legen über Sinn und Weſen dieſer Kulkurpoli- kiſchen Tat des natiomalſozialiſtiſchen Deulſch⸗ land, die der unvergeßliche erſte Präſident der Reichslheakerkammer, Okko Laubin- ger, im Auftrag von Reichsminiſter Dr. Goebbels verwirklichte. Worin, fragen wir uns, liegt die innere Rechlferligung der feſtlichen Skunden, die heute hier anheben ſollen? Kaum geſtellt, er⸗ ſcheink dieſe Frage ſchon müßig, denn wer empfände in dieſem Augenblick, an dieſer Stätte nicht, was jeden Deutſchen mit un⸗ widerſtehlicher Gewalt nach Heidelberg zieht? Mit den Augen echker Romantik ſehen auch wir in dieſem Schloſſe mehr als kokes Gemäuer und mehr als ſchöne Archibektur. Wie den Romankikern künden auch uns dieſe Steine von der Unerſchöpflichkeit und dem Reichtum der deulſchen Seele. Wo im- mer wir heute alſo ſpielen, ob in Heidelberg, ob vor der Marienburg, ſtets ſeiern wir da- mit die Romankiker, die vor mehr denn hunderk Jahren auszogen, das ewige Deutſch⸗ land zu finden. In dieſem Sinne gründet ſich das große künſtleriſche Unterfangen der Reichsfeſtſpiele auf die Ueberlieferungen der Romankik. Sein lethler nalfionalſozialiſtiſcher Sinn kann ſich hierin aber ſicher nicht erſchöpfen. Das ge⸗ rade unkerſcheidet ja unſer Beginnen von allen ähnlich gerichteten früherer Zeilen, daß ſie gegenwarksnah und zukunfksträchkig, nicht bloß Akke der hiſtoriſchen Pietät ſein wollen. Ganz gewiß iſt unſere Denkweiſe auch Romankik, aber ſie iſt ſtählerne Nomankik. Unſer durch nichts zu erſchükternder Glaube geht darauf aus, das ewige Deufſchland zu finden, von dem die Romankik nur einen Teil gefunden hak. Die Romantik verfing ſich in der Ahnung deſſen, was war. Sie ſchloß ſich, wie es in einem Gedichte Schenkendorfs heißt, ab gegen das„loſe Neue“ und ver- kannke, daß eben dies ſehr oft das webende und wirkende Leben iſt. Ihr Reich war ein Gebilde der Erinnerung. Vergangenheits- krunken und vorzeilfroh vermochte die echke Romankik Gegenwark und Zukunft nicht zu meistern, und viel weniger noch ihre ver— flachenden Nachahmer. Die Romantik enk⸗ dechke Deulſchlands Burgen, und ſie verſteckle ſich in Deulſchlands Burgen. An der architek- koniſchen Auswirkung der Romankik läßt ſich ihre Begrenzlheit ableſen. Man begnügte ſich nicht mit dem Gefühlswerk der Ruinen, man „reſtaurierte“ ſie. Jene Ideen beruhken auf einem Irrtum: künſtleriſche und politiſche Entwicklungen laſſen ſich in einem geſunden Volke immer nur vorwärks kreiben, nie aber zurückführen. Poeliſche und polikiſche Epigo⸗ nen der Romankik ſammellen am Ende nicht mehr lebendige Kraft aus dem Vorbild der Väker, ſondern nur mehr kokes Wiſſen. Bis einer, eben in der Skadt der Roman- kik, der Schirmherr dieſer Spiele, in ſeinem dichteriſchen Tagebuche„Michael“ die Frage aufwarf:„Wie kann man Wiſſen ſammelmn, wenn ein Reich in Trümmern liegk?“ Das war die Todesſtunde jeder nur rückblickenden Nomankik und die Geburksſtunde unſerer auch auf Zeit und Ewigkeit gerichteken ſtäh⸗ lernen Romankik. Das Erwachen einer Generakion, die nichl bloß Burgen enkdecken und das Mittelalter heiligen wollke, ſondern— und wäre es unker den größten Opfern — vor allem Herr ihrer Tage und Hüter der Zukunft zu werden ſich vorgeſeht halte. Der Anbruch einer Bewegung, die nicht nur das Vermächtnis wahrt, ſondern auch mehrk, indem ſie das eigene Leben wieder lebens- werk macht, das Morgenrok einer Romankik, „die den Mut hat, den Problemen gegen- überzukreken“. Der Romankik danken wir viel, der ſtäh⸗ lernen Romankik alles. Die Romankiker mannken ſich eine Freiſchar; darin liegt Un- verbindlichkeit und Ungebundenheit. Die ſtäh⸗ leine Romanlik ordnete jeden ein und half ſo die braunen Bakaillone der Zucht formie⸗ ren. Der Romantiker verſank in ſinnende Bekrachtung„als gäbe es nichts Gemeines in der Welt“; währenddem verfiel die Welt ins Gemeine. Die ſtählerne Romankil ſah dieſen Zuſammenbruch und kämpfte gegen ihn an; ſie beſiegte das Gemeine. Die Erben der Roman kik flüchketen ſich aus dem Volke im die Abſeiligkeit der Schlöſſer. Die ſtählerne Romankik eroberke ſich jene Plätze, auf wel chen ſich die Naklon zuſammenfand. Die eine war bedingt, die andere unbedingt poli⸗ liſch. Die Romamkil kräumke einen Traum vom Reich, die ſtählerne Romantik ſchuf es uns. Dieſe gab ſich vor den Ruinen einer glorreichen Geſchichke ſelbſt auf, jene findet in ihren Ordensburgen zu ſich ſelbſt. Dieſe enkdeckle— auch für uns— die Vergangen- heit, jene die Zukunft. Eines ohne das an- dere iſt undenkbar. Der romankiſchen Gemütsbefreiung unſeres Volkes bedurfte es, damit der Nationalſozia⸗ lismus die Naklon befreien konnke. Der ſtählernen Romankik kommk das beſſere Recht zul Sie enkdeckte eben nicht nur Schönheiten, ſondern die letzten völlüſchen Wahrheiten. Die gewaltigere, das Einzelerlebnis der Ro- mankik überhöhende Tat des Nalionalſozia⸗ lismus iſt, daß er unter den Trümmern eines ganzen Jahrhunderts ſeine Welktanſchauung nicht nur fand, ſondern auch durchſetzte. Und deshalb hat er das beſſere Recht; er ſtößt aus der Dämmerung in den Tag vor, weil er mehr noch als das Land der Väter das Land der Söhne und Enkel ſucht, weil ihm die Ge⸗ ſchichke nicht im Vordergrund und damit hem mend im Wege, ſondern im Hinkergrund ſteht. Und das auch bei den Reichsfeſtſpielen. Auch wir leſen aus den Runen der Ruinen das Vermächtnis unſerer großen deukſchen Ahnen heraus. Wir wiſſen aber, daß wir hier die Handͤſchrift unwiederbringlich dahingegan⸗ gener Zeilen vor uns haben. Wir füllen des⸗ halb die Trümmer nicht mit zeitfremdem Material auf, wir erneuern nichk. Das Schickſal hat uns gelehrt, daß es nicht gilt, Ruinen zu erneuern, ſondern daß es notwen- dig iſt, ſich ſelbſt zu erneuern. Nicht mit zu- rechügeſchlagenen Skeinen füllem wir dieſen Bezirk auf, ſondern mit ſchlagenden Herzen. Wir beziehen die Heidelberger Spielfläche viel weniger, um Tradikion zu pflegen, als um eine Ueberlieferung, unſere Ueberliefe⸗ vung zu ſchaffen. Hier ſoll Deukſchland und der Welt gewieſen werden, zu welchen Lei— ſtungen der neue Geiſt des Dritten Reiches das Freilichlſpiel zu ſteigern vermag. Hier ſtellen wir junge Kräfte heraus, um deren Zukunft zu dienen. Und die zur Aufführung gelangenden Werke wäblen wir nicht etwa nach ihrer Alterkümlichkeik, ſondern danach aus, ob ſie auf uns und unſere Jugend ſchöp⸗ feriſch auszuſtrahlen vermögen. Der Reiz des Hinkergrundes beſteht für uns vor allem da- rin, daß die im nächtlichen Dunkel verdäm⸗ mernden ſchickſalskundigen Mauern wider- leuchten den Glanz lebendiger Dichlung und lebendigen Spieles. So vereinigt ſich der Muk zur inneren Ein- kehr mik der Kraft zu überlegener Heiterkeit, der Dank für die, ſo vor uns waren, mik der ſtolzen Freude, ſelbſt zu ſein. Alle dieſe Kenn⸗ zeichen einer Bewegung, die wir ſtählerne Romankik nennen, werden die Heidelberger Reichsfeſtſpiele ſich vor unſerer und ſpäkerer Zeit bewähren laſſen. Dies iſt der Glaube, der ſie ins Leben rief, dies iſt der Glaube, der ſie am Leben hält. Dieſer ſchöpferiſche Glaube aber, der alles im neuen Deulſchland durch— pulſt, t das Werk eines Einzigen. So er- ſchöpfen wir Sinn und Sendung auch der Reichsfeſtſpiele allein ſchon dadurch, daß wir, überwälkigf von der Größe des uns widerfah⸗ renen Schickſals, ſeiner gedenken. Denn auch für alle Mitwirkenden und Zuſchauer der Reichsfeſiſpiele gil das Work: Wo immer wir ſtehn, gilt heute gleich: Immer ſind wir des Führers, immer— ſein Reich! „Agnes Bernauer“ im heidelberger gchloßhof Heidelberg, 13. Juli. Die Aufführung von„Agnes Bernauer“ im Schloßhof zeigte wohl zum erſten Male überhaupt, wie ſolch eine Spielſtätte dieſes Werk ausweiten kann zu großem Theater. Der Spielleiter füllte die vom Dichter natürlich nicht verſchuldete Leere mit bunten Bildern, wie ſie nur ſolch ein Rahmen geſtattet: mit der Pracht und dem Jubel eines Fürſteneinzugs in Augs⸗ burg, mit dem Glanz eines ritterlichen Tur⸗ niers, in dem die Reiter tatſächlich einander mit den Lanzen aus dem Sattel zu heben ver⸗ ſuchten und die Pferde wild dahinjagen, mit der chumorigen Nachahmung eines ſolchen Turniers durch das Volk in der Art eines Rüpelſpiels, mit der dahinſtürmenden Menge, mit Soldatenzügen, mit Tanz und Reigen in prächtigen Koſtümen, die in leuchtenden Far⸗ ben eine ganz andere Bedeutung haben kön⸗ nen als auf der Bühne. Und trotz alledem ſtehen hier in der Heidelberger Aufführung feſt umriſſen das tragiſche Schickſal der ſchö⸗ nen Augsburgerin, die es ſchon zu ahnen ſcheint, daß mit ihrem fürſtlichen Liebſten auch zugleich der Tod aufs Pferd geſtiegen iſt, und der große Grundgedanke des Werkes, daß das Wohl des Staates über dem Einzelſchickſal ſteht. Die Vorſtellung, deren ſprühende Lebendig⸗ keit das Publikum mitriß, wie die Darſtellung der Hebbelſchen Geſtalten, war der Erfolg des Zuſammenwirkens erſter Kräfte von zahlrei— chen größeren Bühnen in Deutſchland unter Ablehnung des Stargedankens. Als Träger der Titelrollen ſtanden beſonders im Vorder⸗ grund Elſe Knott(Agnes Bernauer), Gu⸗ ſtav Knuth(Herzog Ernſt), Werner Hinz (Herzog Albrecht), Karl Kuhlmann(Kanz⸗ ler), Walter Süßenguth(Törring), Walter Kottenkamp(Bernauer) und Will Quadflieg (Theobald). Es war ein ſchöner, echt künſtleriſcher Auf⸗ takt der Heidelberger Feſtſpiele, der die deut⸗ ſche Schauſpielkunſt auf glänzender Höhe zeigte Der Eindruck auf das zahlreich erſchie⸗ nene Publikum war tief, der Beifall außer⸗ ordentlich lebhaft und echt. Aufführung„Ewiges Volk“ fällt aus. Die Leitung des Kulturpolitiſchen Arbeits- lagers der Reichsjugendführung gibt folgen⸗ des bekannt: Das fortwährende regneri⸗ ſche und unbeſtändige Wetter machte es notwendig, die Auführung des Spiels: „Ewiges Volk“ von Wolfram Brockmeier und Gerhard Maß, das am 14. Juli als Abſchluß des Zeltlagers der jungen Kunſt auf dem Heiligenberg bei Heidelberg ſtattfinden ſollte, abzuſagen, da es unmöglich war, in⸗ folge des ſchlechten Wetters eine geregelte Probenarbeit durchzuführen. Guſtav Ireylag Ju ſeinem 120. Geburlslag „.. das ganze Volk fühlte ſich wie eine große Familie. Der Unterſchied der Stände, die Verſchiedenheit des Berufes trennten nicht mehr, Freude und Leid waren gemeinſam, auch von Habe und Erwerb ward williger mitgeteilt... wie ſich jeder gegen den Staat gezeigt, danach wurde er beurteilt. Ueberall ſahen die Leute in Stadt und Land, daß plötzlich neue Charaktere unter ihnen zur Geltung kamen; manch klei⸗ ner Bürger, der bis dahin wenig beach⸗ tet war, wurde Ratgeber, Freude und Stolz der ganzen Stadt...“ Aus„Die Erhebung“ von Guſtav Freytag. Nein, Guſtav Freytag war alles andere als eine romantiſche Perſönlichkeit. Die politiſch⸗ hiſtoriſche Schule jener Periode der deutſchen Literatur hatte ihm ihren Stempel gufge⸗ drückt. Er wollte das Wiſſen vom Werdegang eines Volkes lehren, das dem lange zerſplit⸗ terten Vaterland beſonders nottat. Der große, hagere Mann mit dem derbknochigen Geſicht, dem kurzen Schnurrbart und den ſcharfen alles genau muſternden Augen war kein Schwärmer. Sein Leben verlief in vor gezeichneten Bahnen, ohne Hervorhebung innerer Konflikte, die andere Dichterſchickſale oft ſo„intereſſant“ machen. Guſtav Freytag war auch kein Heimatdichter, obgleich ihm viel⸗ leicht dadurch etwas von der Wärme entzogen wurde, die viele in ſeinen Werken vermiſſen. In Oberſchleſien, in dem kleinen Städtchen Kreuzburg, wo ſein Vater Arzt und Bür⸗ germeiſter war, wurde er geboren. Und wenn er auch ſeiner ſchleſiſchen Heimat nicht immer treu bleiben konnte, ſo führte er ſich doch als Schleſier. In einem Aufſatz über Holtey tritt das beſonders zutage. Es heißt da:„Nur unſichere Ahnungen hatte man früher in der eee ee eee tee Außenwelt von dem ſchleſiſchen Gemüt:„dem allerliebſten Gemiſch von polniſcher Lebhaf⸗ tigkeit und altſächſiſcher Bedächtigkeit, von gutmütiger Einfalt und kalkulierendem Scharfſinn, von ſentimentaler Weichheit und reflektierender Ironie, von lauter Fröhlichkeit und andächtigem Ernſt... alles, was man auf Erden nur werden kann, wird der Schle⸗ ſier mit Leichtigkeit. Am liebſten wird er allerdings Poet, weil ihm das die Einſeitig⸗ keit erſpart, irgendetwas ſpezielles zu wer⸗ den.“ Freytags Vater hatte die Freiheitskriege als Bürgermeiſter der kleinen Stadt durchlebt und blieb bis in ſein Greiſenalter im Amr „als ein Mann von altpreußiſcher Zucht und Haltung, redlich und pflichtgetreu, im Fühlen und Handeln dem Berufe und dem Hauſe an⸗ gehörig.“ Und gerade das Gebiet um Kreuz⸗ burg war eine Gegend, die in den vorange⸗ gangenen Kriegsnotzeiten ſchwer heimgeſucht worden war, wo die Einwohner noch das friſcheſte Andenken an das erlebte Elend und die Erhebung bewahrten. In Oels beſuchte Guſtav Freytag die Schule, dann ſtudierte er zuerſt in Breslau und ſpäter in Berlin, wo er ſich eingehend mit Shakeſpeare und mit der dramatiſchen Dichtung im allgemeinen be⸗ ſchäftigte. Dann kamen Jahre in Leipzig und in Dresden, und um ſich mehr mit den poli⸗ tiſchen Dingen beſchäftigen zu können, über⸗ nahm er die Leitung der Wochenſchrift„Die Grenzboten“. Freytag war der Perſön⸗ lichkeit nach der geborene Erzähler; aber ſelt⸗ ſamerweiſe begann er ſein Schaffen als Lyri⸗ ker und Dramatiker. Seine Gedichte wurden nicht ſehr hoch eingeſchätzt; aber im Drama begann er, ſich durchzuſetzen, wenngleich ihm auch hier die Dynamik der Leidenſchaft fehlte, die durch ſichere Anſchauung der Geſtalten und durch gute Kenntnis der Technik erſetzt wurden.„Die Brautfahrt oder Kunz von der Roſen“ hieß das dramatiſche Erſtlingswerk, das ſich auf den Bahnen des hiſtoriſchen Luſt⸗ ſpiels bewegte. Noch zwei andere Schauſpiele, die heute ſo ziemlich in Vergeſſenheit geraten ſind,„Die Valentine“ und„Graf Waldemar“ folgten. Und dann kam der große Schlag, der glückliche Griff mit Freytags berühmtem Luſtſpiel„Die Journaliſten“.„Die Journaliſten“ gehören noch beſten deutſchen Luſtſpielen. eines unwandelbaren ſtetig ſteigenden Bei⸗ ſalls zu erfreuen gehabt. Mit feiner Ironie wird darin das deutſche Parteileben und der Einfluß der Preſſe geſchildert. Immer be⸗ herrſcht eine liebenswürdige Gutmütigkeit die Charakteriſtit.— Es war ein Zeitſtück im beſten Sinne des Wortes, ein getreues Abbild des 19. Jahrhunderts. Aber inzwiſchen hatte Freytag den Weg in jenes Gebiet vorbereitet, das das Schickſal ihm beſonders beſtimmte. Schon ſein erſtes Werk:„Soll und Haben“ erwarb ihm mit einem Schlage den Namen eines großen Ro⸗ mandichters.„Die verlorene Hand⸗ ſchrift“ ſetzte dieſe Reihe fort. Mit dieſen beiden Werken war dem deutſchen Roman das ungeſchminkte Alltagsleben wiedergewonnen. Aber Freytag ſchritt weiter zu einer noch grö⸗ ßeren Tat. Er wollte zeigen, wie das deutſche Gemüt ſich im Laufe der Jahrhunderte ge⸗ wandelt hat und ſchuf die„Bilder aus der deutſchen Vergangenheit“, die allmählich zu fünf Bänden heranwuchſen. „Nicht die politiſche Geſchichte der Nation“, ſagt der Verfaſſer in der Vorrede, ſoll erzählt und durch Berichte aus alter Zeit beſtätigt werden. Nur wie das Leben einzelner, zumeiſt der Kleinen, unter den großen politiſchen Er⸗ eigniſſen verlief, und durch den Zug der deutſchen Natur geſtaltet wurde, wird in einer Reihe von Bildern gezeigt.“ Am beſten gelang es Freytag, wenn er in den großen Befreiern der Nation das Porträt zu einem Idealbild erweitern durfte. So zeichnete er Luther, das unvergeßliche Bild des großen Friedrich und viele andere. Aus dieſen„Bildern“ entſtand dann im Laufe vieler Jahre der große hiſtoriſche Fa⸗ milienroman„Die Ahnen“. In einer Wür⸗ digung, die er dem erſten Band vorausſchickt, betont der Dichter, daß es ſich um eine Reihe frei erfundener Geſchichten handelt, in denen die Schickſale eines einzelnen Geſchlechtes er⸗ zählt werden. Mit„Ingo und Ingraban“ den Urahnen, beginnt dieſe Reihe. Es folgt„Das Neſt der Zaunkönige“,„Die Brüder vom deutſchen Hauſe“, aus der letzten Zeit der Hohenſtaufen;„Markus König“ und ſchließ⸗ lich„Die Geſchwiſter“, beſtehend aus zwei Erzählungen„Der Rittmeiſter von Alt-Ro⸗ ſen“ und„Der Freikorperal bei Markgraf Albrecht“. Der ſechſte u. letzte Teil„Aus einer kleinen Stadt“ läßt die Heldengeſchichte in einer Art idylliſchem Philiſtertum auslaufen. Er ſpielt in einem kleinen ſchleſiſchen Ge⸗ birgsſtädtchen, unweit des Hügels, auf dem einſt die Halle der alten Vandalenkönige ſtand, aus der Ingos Geſchlecht ſeinen Anfang nahm. Die letzten Jahre ſeines Lebens verbrachte Freytag in Wiesbaden, wo ſich alle Ehren, die damals zu vergeben waren, auf ſeinem Haup⸗ te häuften. Am 30. April 1895 ſchloß der ſaſt Achtzigjährige, von einem ganzen Volke be⸗ trauert, dies Augen. heute zu den Sie haben ſich . ͤ—— 1 4 1 1 lichkeit bei Sonderfällen für den Arbeitsdienſt 2000 Danziger hillerjungen auf dreiwöchiger Deutſchlandfahrt.— Beſich⸗ tigung der Reichshauptſtadt. Berlin, 13. Juli. Unter der Leitung des Gebietsführers 1(Oſtland), Oberbannführer Boeckmann, trafen in den Montagmittagſtun⸗ den 2000 Hitlerjungen aus Danzig in der Reichshauptſtadt ein. Dieſe Jungen werden in einer dreiwöchigen Reiſe Gelegen⸗ heit haben, Deutſchland eingehend kennen zu lernen; dabei werden ſie die Hauptſtadt des Reiches, die Hauptſtadt der Bewegung, die Stadt der Parteitage beſuchen und auf lan⸗ gen Eiſenbahnfahrten durch viele deutſche Gaue einen Begriff von Deutſchlands Schön⸗ heit und Größe bekommen. „Einer gewiſſen Auslandspreſſe ins Flammbuch“ Berlin, 13. Juli. Unter dieſer Ueber⸗ ſchrift wendet ſich der Leiter der Abteilung für auswärtige Angelegenheiten und Aufklärung beim Reichsarbeitsführer Oberarbeitsführer Müller⸗ Brandenburg gegen dieienigen aus⸗ ländiſchen Hetzzeitungen, die ſich der Verord⸗ nung über den Wachdienſt im Reichs⸗ arbeitsdienſt bemächtigt haben. Da in dieſer Verordnung auch beſtimmt wird, daß Wachen und Streifen des Reichs⸗ arbeitsdienſtes ausnahmsweiſe und nur auf ausdrückliche Genehmigung des Reichsarbeits⸗ führers in jedem Einzelfall Schußwaffen füh⸗ ren dürfen. haben gewiſſe ausländiſche Zeitun⸗ gen behauptet, der Reichsarbeitsdienſt werde bewaffnet. Eines dieſer Blätter erklärte, daß nunmehr neben dem Spaten der Revolver das Inſtrument des Arbeitsdienſtes ſei. Oberarbeitsführer Müller⸗Brandenburg er⸗ klärt dazu, daß dadurch, daß eine bewußt deutſchfeindliche Preſſe mit ſolchen Behaup⸗ tungen gegen Deutſchland hetze, die Tatſache nicht aus der Welt geſchaffen werde, daß der Reichsarbeitsdienſt keine militäriſche Organiſation ſei, ebenſo keine Polizei⸗ truppe, daß er unbewaffnet ſei, und daß der Spaten nicht durch Schußwaffen Ergänzung finde. Die Möglichkeit einer ausnahmsweiſen Ausrüſtung der Wache mit Schußwaffen unter den genannten beſonderen Einſchränkungen ſei das ſelbſtverſtändlichſte Ding der Welt. Jede Wach⸗ und Schließgeſellſchaft rüſte ihre Wach⸗ männer mit einer Piſtole aus, jede Bank ſchütze ſich durch mit Piſtolen ausgerüſtete Wach- beamte. Wenn man nun aus der gleichen Mög⸗ die kindlichſten Behauptungen herleite, zeige ſich hier ganz deutlich reine Böswilligkeit. Im gegelflugzeng Tempelhof— Llellin Berlin, 13. Juli. Eine neue beachtliche Segelflugleiſtung vollbrachte am heutigen Montag Flugkapitän Otto Babekuhl von der Deutſchen Lufthanſa. Babekuhl ließ ſich in Tempelhof von Peter Riedel mit dem Mo⸗ torflugzeug hochſchleypen und erreichte mit einem Rhön⸗Sperber nach etwa dreiein⸗ halb Stunden den 130 Klm. entfernten Flughafen Stettin, den er vorher als Beſtim⸗ mungshafen angegeben hatte. Indiſche Aympiamannſchaft in Berlin Berlin, 13. Juli. Wenige Stunden nach der Ankunft der kanadiſchen Ruderer traf am Montag nachmittag über Marſeille— Paris kommend auch die indiſche Olympia⸗Mann⸗ ſchaft in Berlin ein. Die 26 Inder boten ein ungewohntes maleriſches Bild auf dem Bahnhof Friedrichſtraße. 5J.-Gehielsführer ſprach in Belgien Berlin, 13. Juli. In Knocke⸗ſur⸗mer findet vom 10. bis 19. Juli eine Arbeits⸗ tagung über ſoziale Fragen ſtatt an der Ver⸗ treter der jungen Generation Belgiens, Frankreichs und Deutſchlands teilnehmen. Veranſtalter des Lagers iſt der Arbeitskreis „Jeune Europa“. Als deutſche Abord⸗ nung fuhr der Leiter des Auslandsamtes der Reichsjugendführung, Gebietsführer Schul- ze, mit einigen Sozialabteilungsleitern der Hitler-Jugend nach Belgien. Sein Vortrag über die deutſche Jugend unter beſonderer Berückſichtigung der ſozialen Fragen bildete die Eröffnung der Arbeitsaus⸗ ſprache. Amerikaniſcher Schiffsbeſuch in Hamburg. Hamburg, 13. Juli. An Bord des zur Zeit im Hamburger Hafen liegenden amerika⸗ niſchen Küſtenwachſchiffes„Cayuga“ fand am Montagnachmitag ein Empfang deutſcher Gä⸗ ſte ſtatt. Selbſtmord des Parteiſekretärs für Sowjet⸗Armenien. Moskau, 13. Juli. Aus Eriwan wird gemeldet, daß der Parteiſekretär für Sowjet⸗ Armenien, Chandſhian, Selbſtmord be⸗ gangen hat. Chandſhjan iſt der leitende Par⸗ teifunktionär Sowjet⸗Armeniens geweſen, auf das vor kurzem die Aufmerkſamkeit gelenkt wurde, weil bei dem Inkrafttreten der neuen Verfaſſung Sowjet⸗Armenien zur Bundes⸗ republik der Sowjetunion erhoben wer⸗ Frankreich iſt das Land in Europa, das in der Bevölkerungsbewegung entwicklungsmäßig allen anderen Ländern um einige Generatio— nen voraus iſt. Der Geburtenrückgang ſetzte in Frankreich als Heimat des liberaliſtiſchen Geiſtes zuerſt ein. Die verheerenden Auswir— kungen des Geburtenrückganges auf allen Ge— bieten des Lebens ſind gerade an dem Beiſpiel Frankreichs anſchaulich zu erkennen. Die Einſicht franzöſiſcher Politiker für den völkiſchen Niedergang der eigenen Nation iſt in den offiziellen franzöſiſchen Regierungs⸗ kreiſen kaum vorhanden. Nur eine unentwegte Schar von Männern, die ſich in der Al- liance Nationale zuſammengefunden haben, weiſen immer wieder auf die ungeheu⸗ ren Gefahren, die der Geburtenrückgang mit ſich bringt, hin. Sie beginnen,„Fort⸗ ſchritt und Aufklärung“ in der frü⸗ her geübten und gerühmten Form nicht mehr als Segnung für die Menſchheit zu preiſen, ſondern als Fluch zu erkennen, der die Nation an den Rand des Abgrundes gebracht hat. Franzöſiſche Ziviliſation und Kultur ha⸗ ben in der Vergangenheit einen Triumph nach dem anderen gefeiert. Pariſer Flitter und Flimmer ſind Generatio— nen hindurch das Vorbild für die Welt gewe⸗ ſen. Franzöſiſche Bücher lagen in den Salons der„vornehmen Geſellſchaft“ aller Länder. Dieſe Führerrolle Frankreichs in Europa und damit der Welt kann kein bloßer Zufall geweſen ſein. Ein raſſiſch einheitlich beſtimmtes und zahlenmäßig ſtarkes Volk hatte der Welt von damals ihr Gepräge gegeben. Wenn wir uns fragen, was heute von all die- ſem Glanz, der Macht und dem Anſehen übrig— geblieben iſt, dann bleibt nur die eine Ant⸗ wort: nichts, außer den zu Stein geworde⸗ nen Zeugen aus jener Zeit. Der Geiſt des heutigen Frankreichs iſt ein anderer, weil die Menſchen andere geworden ſind. Die Träger des Geiſtes von damals und mit ihnen alles, was ſie dachten, fühlten und emp- fanden, iſt geſtorben. Menſchlicher Geiſt und menſchliche Leiſtung ſind immer gebunden an Menſchen aus Fleiſch und Blut. Wenn die Menſchen einer beſtimmten raſſiſchen Prägung nicht mehr ſind, dann kann auch ihr Geiſt nicht mehr lebendig ſein. 1 Durch ein Flugblatt, das kürzlich gro⸗ ßen franzöſiſchen Zeitungen beilag, erhalten wir eine Schilderung der bevölkerungspoli⸗ tiſchen Lage Frankreichs. Wir haben Urſache, die Ausführungen mit Ernſt zu betrachten und dem Flugblatt Beachtung zu ſchenken, da, falls in Deutſchland bevölkerungspolitiſch nicht eine grundlegende Wandlung eintritt, Deutſchland nach ein oder zwei Generationen in eine ganz ähnliche Lage geraten wird. Der Mentalität des Franzoſen entſprechend, wird aus propa⸗ gandiſtiſchen Gründen in dieſem Flugblatt die Stärke Deutſchlands der Schwäche Frankreichs gegenübergeſtellt. Es heißt da u. a.:„Warum glaubt Hitler, ſich alles Frankreich gegenüber erlauben zu dürfen? Weil es 67 Millionen Deutſche und nur 39 Millionen Franzoſen gibt, weil es in Deutſchland noch einmal ſo viel junge Männer gibt als in Frankreich. Weil, während in Deutſchland zwei Kinder geboren werden, in Frankreich eins geboren wird. Weil die deutſche Geburtenziffer von 1932 bis 1935 um mehr als 250,000 geſtie⸗ gen, während die franzöſiſche um 70,000 ge⸗ ſunken iſt. Weil Deutſchland gegenwärtig jährlich 450,000 Einwohner gewinnt, während die franzöſiſche Bevölkerung jedes Jahr gerin⸗ ger wird. Unſere Geburtenziffer iſt in den letzten fünf Jahren um 100 000 geſunken. 1872 hatten wir 1020 000 Geburten 1901 910 000 Geburten 1935 650 000 Geburten Was nützen Befeſtigungen ohne Mann⸗ ſchaft, Tanks ohne Soldaten, Schiffe ohne Matroſen? Wer würde außerdem die Kriegskoſten tra⸗ gen, wenn die Zahl der Steuerpflichtigen je⸗ des Jahr abnimmt? Amſterdam, 13. Juli. Vor einigen Tagen erſchienen in der Preſſe Berichte über eine kommuniſtiſche Geheimverſammlung in Breda. Wie nunmehr ergänzend berichtet wird, war dieſe Geheimverſammlung von 54 Perſonen, zum größten Teil aus Frank⸗ reich, Belgien und Holland, beſucht. Es wurde über die Möglichkeit einer kommu⸗ niſtiſchen Aktion in Weſteuropa, vor allem in Form von Streiks, beraten. Wie weiter bekannt wird, gehörten die Teil⸗ den ſoll. 227 Ein Ilugb latt gegen die Entvöllerung Frankreichs 67 millionen deulſche, 39 Millionen Franzoſen deulſchland in der Bevölkerungspolilik als Vorbild- Forderung eines Jamilienlaſtenausgleichs Wenn hier Ueberlegungen wehrpolitiſcher Art als Ausgangspunkt genommen werden, dann wollen wir einmal die deutſchen Ziffern gegenüberſtellen. Der deutſche Jachrgang 1901 ſtellt etwa 800 000 wehrfähige Männer. Der Jahrgang 1932 läßt, vorausgeſetzt, daß die Sterblichkeit dieſes Jahrganges nicht über das normale Maß anſteigt, aber nur noch 430 000 wehr⸗ pflichtige Männer erwarten. Dieſe Zahl aller⸗ dings gewinnt weniger Bedeutung unſerem weſtlichen Nachbarn gegenüber als vielmehr dem ungeſtüm von Oſten her anſteigenden Druck Polens und Sowjetrußlands. Beſonders heftig wendet ſich der Inhalt des Flugblattes gegen die Bevölkerungspolitik der franzöſiſchen Regierung. Die Familienhäup⸗ ter würden von den indirekten Steuern faſt erdrückt. Innerhalb von zwei Jahren ſeien die Mittel für Unterſtützung und Steuer⸗ erleichterung, die der Staat Kinderreichen ge⸗ währt hat, um 370 Millionen gekürzt worden. Ebenſo habe ſich das Geſetz zur Unterſtützung berufstätiger Familien als Illuſion erwieſen. Arbeiter, die ein Anrecht auf Unterſtützung haben, erhalten ſie nicht, da die ſich wider⸗ ſetzenden Arbeitgeber nicht verfolgt werden. Wie im neuen Deutſchland dagegen gerade dem wirtſchaftlich Schwachen ſoziale Ge⸗ rechtigkeit widerführt, geht aus den Fami⸗ lienbeihilfen, die nun ab 1. Juli in Deutſchland an wirtſchaftlich ſchlecht ge⸗ ſtellte Familienväter zur Auszahlung ge⸗ langen, hervor. Nicht um ihnen einen Anreiz zu Kindern zu geben, ſondern einfach aus dem Grunde, weil hier der Staat die Not ſieht, deren Abhilfe keinen Aufſchub verträgt. Die franzöſiſchen Bevölkerungspolitiker glauben trotz der bedroh⸗ lichen Lage, das Volk noch einmal vor dem Untergang retten zu können. Sie weiſen da⸗ bei auf Deutſchland hin, das durch die Wek⸗ kung neuen Lebenstvillens den einzigartigen Beweis erbracht hat, daß Völker ſelbſt dann, wenn ſie ſchon vom Geburtenrückgang erfaßt waren, noch zu retten ſind. Deutſchland wäre glücklich, wenn es die völliſche Gefahr bereits überwunden hätte, leider iſt dem nicht ſo. Die zwar leicht anſteigenden Geburtenziffern ſind ein erfreuliches Zeichen in der Auſwärtsent⸗ wicklung, reichen aber noch immer nicht aus, um den Beſtand des Volkes zu ſichern. Als Allheilmittel für die völkiſche Not for⸗ dert die Alliance Nationale die Schaffung einer Familienausgleichskaſſe für Frankreich, wonach Familienbeihilfen in derſelben Höhe wie bei den Beamten gezahlt werden ſollen, und weiſt dabei auf das Verſtändnis für dieſe Einrichtung in Deutſchland anerkennend hin. Was die franzöſiſche Bevölkerungspolitik von der deutſchen unterſcheidet, iſt das Ziel Die franzöſiſchen Bevölkerungspolitiker wün⸗ ſchen Kinder um jeden Preis, um die Macht⸗ poſition behaupten zu können. Sie ſehen nicht darauf, ob es ſich bei dem Nachwuchs um Franzoſen, Neger, Mulatten, Juden oder Emi⸗ granten handelt, ſie kennen nur eins, die Zahl. Das neue Deutſchland mit ſeinem raſſi⸗ ſchen Denken ſteht auf dem Standpunkt, daß neben der zahlenmäßigen Sicherung die Erhaltung der völkiſchen Eigenart und die Lei⸗ ſtungstüchtigkeit erhalten werden muß. In Deutſchland werden danach nicht Kinder an ſich, ſondern nur Kinder von denen gewünſcht, die geſund, ſtark und leiſtungsfähig als Trä⸗ ger deutſcher Kultur, deutſcher Art und deut⸗ ſcher Sitte die Zukunft des deutſchen Volkes in alle Ewigkeit ſichern. Daß nicht eines Tages in Deutſchland die⸗ ſelben Zuſtände eintreten wie in Frankreich und dieſelben Zukunftsſorgen unſer Volk nicht froh werden laſſen, iſt in die Hand eines je⸗ den einzelnen gelegt. Die deutſche Führung ſetzt ihr ganzes Vertrauen in das Volk, das in den entſcheidenden Lebensfragen der Na⸗ tion in den letzten Jahren immer ein freudi⸗ ges Ja geſprochen hat. Nur Kinder in aus⸗ reichender Zahl ſichern die Zukunft alles deſ⸗ ſen, was uns heute lieb und teuer geworden iſt. In ihnen haben wir die Gewißheit, daß wir ſelbſt und unſer Werk weiterlebt zu letzter nehmer dieſer Zuſammenkunft der ſogenann⸗ A 8 0 8 99—. N 8* 77SSFTATfrfffff ff——— 1 1 und höchſter Vollendung. Vorkruppe der Weltrevolulion Moskau und die Minierarbeif der 4. Inkernalionale ten 4.(Syndikaliſtiſchen) Internationale an, die ſich in einem gewiſſen Gegenſatz zur 3. (Moskauer) Internationale befindet und aus Anhängern Trotzkis beſteht. Der Unter⸗ ſchied zwiſchen der 4. und der 3. Internatio⸗ nale liegt im weſentlichen auf taktiſchem Ge⸗ biet. Im übrigen ſtreben die Syndika⸗ liſten, die ſich ſelbſt als„konſequente Revolutionäre“ bezeichnen, genau ſo, wie ihre Moskauer Geſinnungsgenoſſen, die Weltrevolution an. Dieſe radikale marxiſtiſche Gruppe zählt beſonders in Belgien zahlreiche opfer der Anhänger und hat in letzter Zeit eine ſehr lebhafte Zerſetzungstätigkeit entfaltet. Haupt⸗ ziel der 4. Internationale iſt die ſtändige Aufwiegelung der Arbeitermaſſen zum Klaſſenkampf. Auf dieſe Weiſe ſoll das kommuniſtiſche Endziel vorbereitet werden, dem die 3. Internationale durch die außen⸗ politiſchen Bindungen Moskaus an Frank⸗ reich nach Anſicht der Syndikaliſten untreu geworden ſei. Trotz dieſes nach außen hin gezeigten Ge— genſatzes zur Moskauer Internationale wird man in der Annahme nicht fehl gehen, daß die 4. Internationale auch heute noch unmit⸗ telbar ſtark von Moskau beeinflußt wird, das die Syndikaliſten zur Durchführung ſeiner weltrevolutionären Ziele in Weſteuropa vor⸗ ſchiebt, um auf dieſe Weiſe bei ſeinen franzöſt⸗ ſchen und tſchechiſchen Verbündeten unbelaſtet dazuſtehen. grkan verwüſtel Weinberge von Afli Mailand, 13. Juli. Ein Orkan von außergewöhnlicher Gewalt richtete in der be⸗ kannten oberitalieniſchen Weingegend von Aſti furchtbare Verwüſtungen an. Der Sturm fegte etwa eine halbe Stunde lang über das Land hinweg. Nicht nur die Ernte. ſoweit ſie noch auf den Feldern ſtand, wurde vollkom⸗ men vernichtet, auch Weinberge und ganze Wälder wurden reſtlos zerſtört. Auf kilome⸗ terweite Strecken ſind die Weinkulturen dem Erdboden gleichgemacht. Die ſtarken Gewitterregen in den letzten Tagen haben zu einem Anſteigen des Pegels des Comer Sees um 2½ Meter über dem Normalſtand geführt. Der See iſt an zahl⸗ reichen Stellen über die Ufer getreten und hat den Hauptplatz der Stadt Como über⸗ ſchwemmt. Trauung Elln Beinhorn— Bernd Roſemeger Berlin, 13. Juli. Am Montag vormit⸗ tag fand im Schmargendorfer Rathaus die ſtandesamtliche Trauung der bekannten deut⸗ ſchen Sportfliegerin Elly Beinhorn mit dem Rennfahrer Bernd Roſemeyer ſtatt. Vor dem Rathaus hatte ſich eine große Menſchenmenge angeſammelt, die dem jungen Paar herzliche Glückwünſche darbrach⸗ ten. Neue hitzewelle in AA Insgeſamt 1590 Todesopfer New Mork. 14. Juli. Im mittleren Weſten der Vereinigten Staaten wurden am Montag neue Höchſttemperaturen von 39 bis 44 Grad Celſius beobachtet. In Henderſon (Kenntucky) wurden ſogar 45 Grad Celſius gemeſſen. Die Geſamtzahl der Todes⸗ Hitzewelle in den Vereinigten Staaten betrug bis Montag abend 1590. Bamben auf der Bahnſtrecke Paläſtina-Aeguplen Kairo, 13. Juli. Der Gouverneur von Sinai beſtätigte eine Nachricht, derzufolge auf den Gleiſen der Eiſenbahn Aegypten— Pa⸗ läſtina eine Bombe aufgefunden wurde. Die Fundſtelle lag auf ägyptiſchem Gebiet. Die Unterſuchung ergab, daß ſie von terroriſtiſchen Araber⸗Ahteilungen aus Paläſtina gelegt worden war. Der Kriegsminiſter ordnete die Verſchärfung der Grenzüberwachung an. Kleine poliliſche Nachrichten Votſchafter von Ribbentrop in Wildungen Kaſſel. 13. Juli. Botſchafter von Ribben⸗ trop iſt zu einem mehrwöchigen Erholungs⸗ aufenthalt in Bad Wildungen eingetroffen. Empfang der Londoner Kongreßmitglieder in der Gildhall London, 13. Juli. Die Teilnebmer des 3. Internationalen Kongreſſes für ſoziale Arbeit wurden am Montag in der Gildhall vom Lord⸗ mayor von London willkommen geheißen. Aufhebung der Sanktionen durch Aegypten i Kairo. 13. Juli. Das Parlament be⸗ ſchloß, die Sanktionen ab 15. Juli aufzuheben. Politiſche Schlägerei in Hull London, 13. Juli. In Hull kam es am Sonntag abend zu einem blutigen Zuſammen⸗ ſtoß zwiſchen britiſchen Faſchiſten und Kommuniſten. Während einer Rede des Faſchiſtenführers Sir Oswald Mosley ſchleuderten die Kommuniſten Steine, leere Flaſchen und andere Wurfgeſchoſſe gegen die Schwarzhemden, ſodaß drei von ihnen verletzt wurden. Ein Polizeibeamter wurde von einem der Angreifer blutig geſchlagen. Als ſich ein Handgemenge zwiſchen den Faſchiſten und ihren politiſchen Gegnern entwickelte. wurde die Straße von der Polizei geräumt. Blutige Kundgebungen in Syrien Paris, 13. Juli. Wie Havas aus Beirut meldet, haben in Saida mehrere Kundgebun⸗ gen ſtattgefunden, bei denen neun Perſonen ſchwer verletzt wurden. * — ä— 2 r — dn k be⸗ Aft turn 8 das it ſie llom⸗ ganze lone: den etten ehelß den Jahl. hat über. mit⸗ die eut⸗ mit datt obe den tach, eren on ſius 5. ten don auf da die die hen ent dle en 95 Im Banne dle auen elttiiec aus de Eagle ung 22 I. von G. aut Catia Urheberrechtsſchutz: Preſſedienſt der Fr anck'ſchen Verlagshandlung, Stuttgart. 12) Machdruck verboten). Die Mittel dazu ſind des genialen Intri⸗ ganten würdig. Er empfängt einen Journali⸗ ſten, der ihm vertraut, und diktiert einen Ar⸗ tikel, der Caprivis Begabung lobt und ihn als einen der erfolgreichſten Staatsmänner Deutſch⸗ lands hinſtellt. Beifall in der Preſſe iſt zwar auch in Deutſchland eher ein Mittel, einen Kanzler zu halten als zu ſtürzen, aber Holſtein hat dieſem Lob ſo viel Gift für den Kaiſer mitgegeben, daß es den Gelobten verderben muß. Denn in dieſem Aufſatz wird Caprivis Tätigkeit in Gegenſatz zu der des preußiſchen Miniſterpräſidenten und des Kaiſers geſtellt, und je mehr der Kanzler gelobt wird, um ſo mehr muß der Kaiſer dieſes Lob als Stachel gegen ſich empfinden. Er hat ohnehin in den letzten Monaten manchen Zuſammenſtoß mit Caprivi gehabt; als er den Aufſatz lieſt, ver⸗ mutet er in dem armen Caprivi den Urheber und ſchäumt auf: der Mann muß weg! Soweit wäre Herr von Holſtein nun, aber noch bleibt ein Hindernis. Der Kaiſer will Ca⸗ privi nicht eher gehen laſſen, als bis er einen Nachfolger hat, und ſtaatsmänniſche Talente ſind in Deutſchland nicht ſo reich geſät, als daß er nur zuzugreifen brauchte. Aber wenn der Kaiſer keinen Kanzler weiß, ſo weiß doch ſein einflußreicher Beamter einen, und das iſt faſt ebenſo wichtig. Holſtein hat ſein Augenmerk bereits auf den Statthalter in Elſaß⸗Lothringen gerichtet, den Fürſten Chlodwig von Hohenlohe⸗Schillingsfürſt, den Oheim des Kaiſers. Das iſt ein ganz anderer Mann als Caprivi, aus einem der älteſten Ge⸗ ſchlechter Deutſchlands, dem Kaiſer an Alter und Rang des Adels ebenbürtig, von ererbtem Reichtum und ererbter Kultur, ganz Grand⸗ ſeigneur und Diplomat, in der europäiſchen Geſellſchaft ebenſo angeſehen wie unter den Staatsmännern und darum wohl für Holſtein ein ſehr gefährlicher Kanzler— wenn er nicht inzwiſchen 75 Jahre geworden wäre. Das iſt das Alter, in dem man Bismarck weggeſchickt hat mit der amtlichen Begründung, daß ſeine Arbeitskraft nicht mehr ausreiche. Aber wäh⸗ rend Bismarck noch ein Rieſe iſt an Kraft und Fähigkeit des Arbeitens und des Haſſens, iſt Hohenlohe längſt müde und reſigniert und be⸗ trachtet den Lauf der Welt mit jenem leichten Spott und jener Weigerung, ſich aufzuregen, die ſo oft das Kennzeichen ſehr alter Geſchlech⸗ ter iſt. Das iſt der Mann, den Holſtein braucht. Daß ihn kürzlich noch der Großherzog von Ba⸗ den empfahl, macht die Sache noch beſſer. Aber wie an den Kaiſer herankommen? Der den heimlichen Herrn der Außenpolitik immer noch ebenſo wenig perſönlich kennt wie dieſer ihn? Hier muß wieder Freund Eulenburg helfen. Hohe Politik auf der Jagd. Die Szene wird diesmal in das Jagdſchloß des Grafen verlegt, nach Liebenberg, wo der Kaiſer ſich gern aufzuhalten pflegt. Als die beiden Freunde auf den Anſtand gehen, ſchrei⸗ ten ſie zunächſt ſtumm nebeneinander her. Auch der ſonſt immer lebhafte, immer geſprächige Kaiſer iſt heute bedrückt und ſtumm. Man ſpürt ihm die Qual an, die ihm die politiſchen Ent⸗ ſcheidungen dieſer Tage bereiten. So hat Eulenburg Zeit und Muße genug, ſeinen eige⸗ nen Gedanken nachzuhängen. Er denkt zunächſt und nicht ohne Erbitterung gegen ſich ſelbſt: „Wer bin ich eigentlich, daß ich hier auf mei⸗ nem eigenen Grund und Boden in dieſer ſcheußlichen kaiſerlichen Jagduniform herum⸗ gehen muß, von der mir der verdammte hohe Kragen faſt den Hals zuſchnürt? Und wer dieſe indianerhafte Geſchmackloſigkeit der ſil⸗ bernen Sporen an den hohen gelben Jagdſtie⸗ feln ſieht, wird mich gewiß nicht für einen Mann halten, der den unzeitgemäßen Ehrgeiz bat, ein Künſtler zu ſein!“ Aber wenn er das blaſſe und verkniffene Geſicht des Kaiſers ſieht, empfindet er ſeine Gedanken auch gleich wieder als Unrecht:„Wie verſorgt der arme Kaiſer ausſieht! Und wie gütig er vorhin wieder zu mir war, als wir uns begrüßten! Wenn meine Freunde wüßten, wie ehrlich ich mich immer um den Kaiſer gräme, und wie leid es mir oft tut, daß dieſe reichen Gaben nicht wirkſamer eingeſetzt werden können für unſer Volk!“ Plötzlich muß er an das Spiel denken, das in dieſen Tagen getrieben wird, und in dem ihm ſelbſt eine nicht unbedeutende Rolle zugefallen iſt. Und eine wilde Wut erfaßt ihn gegen den „Freund“ in Berlin, deſſen dämoniſche Macht⸗ gier um des politiſchen Zieles willen keine Hemmung menſchlicher Rückſicht mehr kennt und immer bereit iſt, auch Würde und Selbſt⸗ bewußtſein der Freunde zu opfern.„Wenn man doch Rur los könnte von dem Verfluchten! Hat nicht noch kürzlich einer ſeiner Vertrauten den Herrn von Holſtein den Sohn der Hölle ge⸗ nannt, ganz ernſthaft, ohne dabei witzig ſein zu wollen? Iſt nicht das ganze Auswärtige Amt, iſt nicht die ganze Politik eine Hölle?“ Nie hat Eulenburg ſeine Leidenſchaft zu Muſik und Dichtkunſt reine, und ſtärker empfunden als in dieſem Augenblick Ach, Graf Philipp Eulenburg weiß ſelbſt am beſten, wie ohnmächtig alle dieſe Wünſche und Verwünſchungen ſind. Er weiß, daß es ihm auch beim nächſtenmal unmöglich ſein wird, dem unheimlichen Blick der ſtarren Augen zu widerſtehen, ſich der meſſerſcharfen Logik dieſes eiskalten Verſtandes zu entziehen. Er wird auch diesmal die ihm zugedachte Rolle mit der unbefangenen Grazie ſpielen, die der Freund von ihm erwartet. Schließlich ſpricht der Kaiſer:„Caprivi muß gehen; ein ſolcher Mann iſt nicht mehr zu hal⸗ ten, aber wen kannſt du mir als Nachfolger raten?“ Graf Eulenburg, ſehr vorſichtig:„Als ich kürzlich mit dem Großherzog von Baden die Möglichkeit eines Wechſels beſprach, nannte er mir den Statthalter Hohenlohe als einen Ueber⸗ gang zu einem anderen, den man ſuchen müſſe. Hohenlohe iſt katholiſch, aber durchaus nicht ultramontan. Aber freilich, auch Hohenlohe würde eine Schwierigkeit bewältigen müſſen. Caprivi kennt die Süddeutſchen nicht, Hohen⸗ lohe nicht die Norddeutſchen.“ „Ach, dafür bin ich ja da“, ſagte der Kai⸗ ſer, ſchon ſichtlich erleichtert. Auf dieſen Einwand hat Eulenburg gerech⸗ net, und ſo kann er befriedigt fortfahren:„Die Vor zwanzig Jahren: Menſchen lieben die Abwechſlung, Hohenlohe iſt derart„etwas anderes“, daß jedenfalls nie⸗ mand ſchimpfen kann, ſoweit das in Preußen überhaupt möglich iſt.“ Der Kaiſer denkt noch einen Augenblick nach, aber immer mehr hellt ſich ſein Geſicht auf. „Du haſt doch immer die beſten Löſungen. Ich werde an Hohenlohe ſchreiben.“ Der Mann im Dunkel Achtundvierzig Stunden ſpäter iſt Fürſt Chlodwig zu Hohenlohe⸗Schillingsfürſt Kanzler des Deutſchen Reiches„als Uebergang zu einem anderen.“ Der andere wird Eulenburgs Freund Bernhard von Bülow ſein, aber der Uebergang wird noch ſechs Jahre dauern. Am Abſchluß dieſer Ereigniſſe gibt es drei zufriedene Menſchen: der eine iſt Caprivi, der froh iſt, von einer Bühne abtreten zu können. die ihm immer mehr unwürdig eines auf⸗ rechten Soldaten ſchien; der zweite iſt Holſtein, der ſeinen Willen durchgeſetzt hat. und der dritte iſt der Kaiſer, der für einige Zeit von ſeinen Regierungsſorgen befreit iſt. Sehr wenig Behagen dagegen ſpürt der neue Reichskanzler, der jetzt mit 45,000 Mk. auskommen ſoll, während er in Straßburg 200,000 Mark bekam, und der längſt nicht mehr ſo ehrgeizig iſt, um ſich durch die Rang⸗ erhöhung über die verminderten Einkünfte und die vermehrte Arbeitslaſt hinwegtröſten zu laſſen. Beim Reichskanzler von Hohenlohe iſt am 3. Januar 1896 Konferenz. die alle Zeichen eines großen Tages in ſich trägt Im Mittel⸗ punkt des Zimmers ſitzt der Kaiſer, um ihn herum nicht nur das unauffällige Zivil von Hohenlohe und Marſchall, ſondern auch die Uniformen von Generalen und Admiralen. Iſt Krieg in Sicht? U-deulſchland fahrt nach Amerika Jeziehungen eines Wormſers zu Kapitän König In dieſem Juli ſind es zwanzig Jahre her, ſeit„U Deutſchland“ nach Amerika hinüber⸗ fuhr und die feindliche Blockade durchbrach. Herr Malermeiſter Waldemar Morgen- ſtern in Worms, deſſen Bruder damals das Glück hatte, mit Kapitän König in Verbindung zu kommen und der ſelber dann mit Kapitän König in freundſchaftliche Beziehungen trat, legt uns eine Reihe von Schriftſtücken und Denkwürdigkeiten vor, die die Erinnerung an jene einzigartige Fahrt aufleben laſſen. Als man im Weltkrieg gegen Ende des Jah⸗ res 1915 zu der Erkenntnis kam, daß der Krieg noch lange dauern werde, daß andererſeits der ſich bereits recht fühlbar machende Mangel an ausländiſchen, zur Kriegführung dringend be⸗ nötigten Rohſtoffen zu kataſtrophalen Folgen führen müſſe, zeitigte dieſe Erkenntnis prak⸗ tiſche Ergebniſſe. Krupp baute auf ſeiner Werft ein Handels⸗Unterſeeboot, das den Handelsverkehr mit dem damals noch neutralen Amerika betreiben und die notwen⸗ digen Kriegsrohſtoffe und die Ausfuhr deut⸗ ſcher Chemikalien bewirken ſollte. U⸗Deutſch⸗ land war ein Tauchboot von 65 Meter Länge, und einer Waſerverdrängung von 1900 Ton⸗ nen. Kapitän Paul König, der jahrelang für den Norddeutſchen Lloyd gefahren u. ge⸗ nauer Kenner der amerikaniſchen Oſtküſte war, erhielt das Kommando über dieſes erſte Unterwaſſer⸗Handelsſchiff. a Im Juli 1916 verließ„U⸗Deutſchland“ Hel⸗ goland, und knapp vier Wochen ſpäter landete es an der amerikaniſchen Küſte, beladen mit wertvollen Chemikalien und Farbſtoffen, auf die man drüben in den Vereinigten Staaten ſchon ſehr wartete. Beſtimmungshafen war einer der Orte an der Cheſapeake⸗Bai, Balti⸗ more oder Newport News. Die Fahrt durch die Nordſee ging glatt vor ſich, aber die Be⸗ ſatzung atmete auf, als die lange Dünung des Atlantiſchen Ozeans ſich bemerkbar machte, ein Zeichen dafür, daß tatſächlich die engliſche Blockade durchbrochen war, ohne daß der wachſame Feind etwas gemerkt hatte. Die Ueberfahrt war nicht durchaus vom Wetter begünſtigt. Schwere Stürme traten auf, die das Schiff und ſeine Mannſchaft durcheinanderſchüttelten. Beſonders ſchlimm wurde es, als„U⸗Deutſchland“ in den Bereich des Golfſtroms gelangte. Heftige Gewitter ſetzten ein und kräftige elektriſche Entladun⸗ gen, dazu wolkenbruchartige Regengüſſe. An⸗ geſichts der hochgehenden See mußten alle Lu⸗ ken geſchloſſen bleiben. So ſtieg die Temperatur im Boot auf über 50 Grad Cel ſius, in der die Menſchen le⸗ ben und arbeiten mußten. Damals notierte Kapitän König kurz in dem Bordtagebuch: „Höher darf die Temperatur nicht mehr ſtei⸗ gen, wenn es die Leute im Maſchinenraum noch aushalten ſollen.“ Am Ziel. Am 8. Juli merkte man an der Färbung des Waſſers, daß die amerikaniſche Küſte nahe war. Bei Einbruch der Dunkelheit zeigten ſich die Feuer der die Einfahrt in die Cheſape⸗ ake⸗Bai kennzeichnenden Leuchttürme von Kap Henry und Kap Charles. Vorſichtig mit abgeblendeten Lichtern näherte ſich„U⸗Deutſch⸗ land“ der Küſte, immer im Begriff zu tau⸗ chen, ſollte doch unmittelbar vor dem ſicheren Hafen ein feindliches Kriegsſchiff lauern. In⸗ innerhlab der amerikaniſchen Hoheitsgrenze wurden dann aber die Lichter geſetzt und mit einem Lotſendampfer Verbindung aufgenom⸗ men, deſſen Kapitän mit grenzenloſem Erſtaunen die Feſtſtellung machen mußte, daß er taſächlich das deutſche U⸗Handelsſchiff „Deutſchland“ vor ſich hatte. Bald darauf erſchien ein Schlepper, der den Befehl über⸗ brachte, Baltimore anzulaufen. So ging es im Morgengrauen des 9. Juli die Bai aufwärts, einer Triumphfahrt gleich, denn alle entgegenkommenden neutralen Dampfer begrüßten den Ankömmling mit drei⸗ maligem Heulen ihrer Sirenen und Dampf⸗ pfeifen. Abends gegen 11 Uhr wurde an der Quarantäneſtation Halt gemacht. Die Anker raſſelten auf den Grund—„U⸗Deutſchland“ war am Ziel. Morgenſterns„Deutſche Apotheke“. Kapitän Königs Weg ging an dem Hauſe vorbei, an dem geſchrieben ſtand:„Deutſche Apotheke“. Dieſe Apotheke war ſeit 300 Jah⸗ ren in deutſchem Beſitz, und ihr neuer Inhaber war ſeit zwanzig Jahren der Wormſer Mor⸗ genſtern, der Bruder unſeres Malermeiſters Waldemar Morgenſtern. An dieſem Tage drückten ſich zwei deutſche Männer die Hände und knüpften Beziehungen an, die bis zum Tode Kapitän Königs überaus herzlich blieben. Herr Morgenſtern tat alles, um Kapitän König bei der Ausführung ſeines Auftrages behilflich zu ſein. Die Schiffsladung wurde ſchnell un⸗ tergebracht und eine neue wertvolle Ladung von Gold, Kautſchuk und Nickel und anderen wichtigen, für die Kriegführung unentbehr⸗ lichen Dingen verſtaut. Damals wurden aller⸗ lei Anſichtskarten in Baltimore gedruckt, die das geſchichtliche Ereignis in engliſcher Sprache feierten. Die eine zeigt„The German U⸗ Boat Deutſchland, largeſt in the World“ und ſeinen Kapitän König. Eine andere Karte zeigt König und ſeine tapfere Mannſchaft. Die Karten, die uns Herr Waldemar Morgenſtern vorlegt, tragen die Unterſchrift Kapitän Kö⸗ nigs und ſind ihm von ſeinem Bruder in Ame⸗ rika geſchenkt worden. Schwierige Ausfahrt. Bei der Ausfahrt der„Deutſchland“ befan⸗ den ſich nicht weniger als acht engliſche Kriegs⸗ ſchiffe auf der Lauer. Die Scheinwerfer blitz⸗ ten ſchon die Nächte vorher ununterbrochen auf, und man konnte deutlich erkennen, wie eine Menge kleiner Patrouillenboote dazwiſchen umherfuhren. Trotz dieſes gewaltigen Auf⸗ wandes gelang die Ausfahrt aus der Cheſa⸗ peake⸗Bai. 33 Kriegsſchiffe des Vierverban⸗ des waren an der Verfolgung beteiligt. Sie war vergebens. Der Triumph deutſchen Gei⸗ ſtes, deutſcher Wiſſenſchaft und Technik und deutſcher Energie wurde vollendet, ohne daß ihn die Feinde verhindern konnten. Welch ein Jubel brauſte der tapferen Mann⸗ ſchaft entgegen, als ſie wieder in Bremen ein⸗ traf! Aus Nah und Fern kamen die Men⸗ ſchen zuſammen, um ihnen den Dank für ihre große Tat darzubringen. Noch einmal fuhren die kühnen Seeleute am 8. Oktober hinaus, um N Bekanntmachungen ber N. S. O. A. B. Kreis Heppenheim SDA P., Gau Heſſen⸗Naſſau. 15 Pasetſart 5 Main, Gutleutſtraße 8—14, Adolf Hitler⸗Haus. Fernſprecher: 30 381, Poſtſcheckkonto: 53 003 Schriftverkehr: Benutzt im eigenen Intereſſe für jede Abteilung geſonderte Bogen Sprechſtunden: Vormittags: Dienstag, Mittwoch, Donnerstag 8 1781 Uhr. a ch m ags: Dienstag, 3— Freitag, von 17—18 Uhr. Sonſt nur in Eilfällen, nach vorheriger Anmeldung. und Freitag Kreisgeſchäftsſtelle Heppenheim an der Bergſtraße Kaiſerſtraße 2, Fernſprecher 315 Sprechſtunden des Kreisleiters: Mittwochs von 15—18 Uhr. ——— Der Kreiskaſſenleiter. Die Ortsgruppen und Stützpunkte ha⸗ ben, ſoweit noch nicht geſchehen, ihre Fahr⸗ karten binnen 24 Stunden an mich zu be⸗ zahlen. Im anderen Falle werde ich das Geld ſelbſt einziehen und die entſtehenden Unkoſten von dem betreffenden Kaſſenleiter perſönlich verlangen. Ich erſuche außerdem um ſofortige Ab⸗ rechnung, ſoweit noch nicht geſchehen, der Gautagplaketlen. Zurückgegeben können keine mehr werden, da nachweisbar bei den Teil⸗ nehmern Plaketten verlangt wurden und an⸗ geblich keine mehr greifbar waren. Ruppert, Kreisleitei erfolgreich die feindliche Blockade zu durchbre⸗ chen. Diesmal landete„U⸗Deutſchland“ in Newlondon, das günſtigere Bedingungen für das Einlaufen bot. Am 10. Dezember kehrte das U-Boot wieder reich beladen in die Hei⸗ mat zurück. Die dritte Ausfahrt kam infolge des Eintritts Amerikas in den Krieg nicht mehr zuſtande. Nach Kriegsende mußte„U⸗ Deutſchland“ an England ausgeliefert werden. Der Wormſer und Kapitän König Herr Waldemar Morgenſtern beſuchte im Jahre 1931 ſeinen Bruder in Baltimore, von dem er nähere Einzelheiten über die großen Tage der Anweſenheit„U-⸗Deutſchlands“ er⸗ hielt und auch manche Erinnerung an jenen Beſuch geſchenkt bekam. Unſer Wormſer fuhr dann wieder heim, und bei der Heimkehr be⸗ ſuchte er Kapitän König, der ſich ſehr freute, den Bruder ſeines amerikaniſchen Freundes zu ſehen. Sie ſprachen drei Stunden lang mit⸗ einander. Kapitän König plauderte über ſeinge Erlebniſſe und ſchenkte ſeinem Beſucher einige ſchöne Eiſenkreuze, die aus dem Eiſenballaſt der„U⸗Deutſchland“ als Erinnerungszeichen hergeſtellt worden waren. Sie wurden ſeiner⸗ zeit zugunſten der deutſchen Kriegsgefangenen in Sibirien verkauft. Bis zum Ende des Krieges war Kapitän König Halbflottillenchef und Kommandant einer Meerbrechergrurpe. Nach dem Kriegs übernahm er die Zeitung des Vereins der Kapitäne und nautiſchen Schiffsoffiziere an der Unterweſer. Im Norddeutſchen Lloyd lei⸗ tete er als Prokubriſt die nautiſche Abteilung. Er unternahm noch einmal eine Vortragsreiſe durch Amerika und trat 1932 in den Ruhe⸗ ſtand, den er in dem ſtillen Gnadau bei Calbe verlebte. Ueber ſeine denkwürdige Fahrt hat er ein Buch geſchrieben:„Die Fahrt der U⸗ Deutſchland“, das ſeine Erlebniſſe anſchaulich ſchildert. Die Univerſität Halle ernannte Ka⸗ pitän König zum Dr. honoris cauſa, und Ehrungen anderer Art wurden dem Seehelden in reicher Fülle zuteil. Am 8. September 193 ſtarb er. Die Herrnhuter Brüder trugen ihn zu Grabe. Vertreter der Reichswehr und der Reichsmarine gedachten ſeiner großen Tat am Sarge. Kapitän Karl Peter, der die Fahrt mitgemacht hatte, hielt ſeinem Chef einen er⸗ greifenden Nachruf. Kränze waren aus weiter Ferne gekommen, von Omaha und Nebraska. Die Skagerrak⸗Geſellſchaft und der Flottenbund deutſcher Frauen gedachten ſeiner mit Kranz⸗ ſpenden. Und noch immer finden jährlich an ſeinem Grabe Gedenkfeiern ſtatt, ein Zeichen, wie tief das heroiſche Leben dieſes Mannes einſt die Deutſchen beeindruckt hatte. Unſer Wormſer Waldemar Morgenſtern be⸗ ſitzt noch aus dem Sterbejahr Kapitän Königs eine Poſtkarte, auf der ihm der Kapitän freundliche Grüße übermittelte. Daß er dieſe Erinnerungen treu bewahrt, läßt ſich denken. Mit ihm bewahrt das deutſche Volk die Er⸗ innerung an Kapitän König; denn auch ſeine Tat gehört zu den Großtaten deutſcher. Männer im Weltkrieg, die unvergeſſen geblieben ſind. —8. 1 — n 3 ö 2 5 ö ö 1 ö Mu ßeſtunde Tägliche Unterhaltungsbeilage der„Viernheimer Volkszeitung Von Hermann Thimmermann e „„ 82 9— e — Am 9. Juli des Jahres 1916, nachmittags gegen f Uhr, zwiſchen den geborſtenen Häuſern und den auerreſten von Chaumont, war es ſoweit. Der Leutnant ſchnallte ſich langſam ſein Koppel um. Daran hing die Armeepiſtole, drei mit Waſſer ge⸗ füllte Feldflaſchen und vier Handgranaten. Er trug Wik⸗ 8 Mannſchaftshoſen und einen Mannſchafts⸗ : At verwitterten Achſelſtücken. Vor ſeiner Bruſt 1 die Gasmaske. Auf ſeinem Rücken laſtete der uckſack, darinnen das Wenige war, was ein Mann. eine ſchwere Schlacht braucht. Ueberdies waren noch da⸗ verſtaut zwanzig Rahmen Gewehrpatronen für ſeine Leute und das Ganze wog an die neunzig Pfund. Der Leutnant war Führer des erſten Zuges ſeiner Kompanie und neunzehn Jahre alt, in 8 mageren Geſicht funkelte unter dem Schatten des Stahlhelms eine Nickelbrille. Seine neunzehn Jahre konnten nicht verhindern, daß er ein uralter Krieger war und er brauchte nur auf ſeine Stiefel hinunterzublicken, um in dieſer Hinſicht Beſtätigung und eine Erinnerung zu bekommen. Es waren ſchwergenagelte Bergſchuhe, die er für den Feld⸗ zug gegen Italien zu Brixen in Tirol erſtanden hatte. Sie waren mit ihm am Zinnenplateau im Sexptental herumgeklettert, dann hatten ſie Ardennenerde unter ſich geſpürt, ſie waren ſpäter durch Dreck und Staub des Ent alters während des ſerbiſchen Krieges gezogen, und tzt ſollten ſie ihn in die bitterſte Schlacht tragen, die in Regiment und er jemals erlebt hatten. Der Leutnant und alle anderen, die ſich in dieſer Stunde bei ſtrahlendem, warmem Abendſonnenſchein die Koppel umhängten und die Ruckſäcke über die Schulter warfen, waren ſich völlig darüber im Reinen, was ſie erwartete. Verdun erwartete ſie. Was das hieß, das können heute nur noch Männer im vollen Umfang ermeſſen und begreifen, die dabei 3 1 5 und die das Schickſal übrig gelaſſen hat. nd ſelbſt bei dieſen(von denen man ſagen kann, daß e das Härteſte, Gehämmertſte und Endgültigſte dar⸗ ellten, was man mit dem Begriff Feldſoldat verbin⸗ et), ſelbſt bei dieſen bricht heute bisweilen die Erinne⸗ rung an jene Tage plötzlich ab und verſchwindet in einem verſchwommenen, donnernden, berſtenden und vagen Traum. Die Ruinen von Chaumont, darinnen die Kompanien den Antrittsbefehl erwarteten, waren von allen Gei⸗ ern der Schlacht dicht bevölkert. Wie eine unſichtbare olke lag über den Strohſchütten, in jedem Raum und dem Winkel der immerwährende, widerwärtige Ge⸗ nk von Chlorkalk und um die Geſichter der Männer Eiapſſen unaufhörlich Schwärme fetter Schmeißfliegen, bläu⸗ ch 1 widerliche Inſekten, die ſich raſend E vermehrten, genährt von den Leichen ohne Zahl, ie rings in der Erde ruhten oder über der Erde ſchlum⸗ merten und auf den Abtransport warteten... Schmeiß⸗ iegen immer und überall. Aus den beiden Oeffnungen jeder Milch⸗Konſervenbüchſe krochen, bevor man daraus trinken konnte, Schmeißfliegen; und Schmeißfliegen ſaßen auf den Händen und in den Geſichtern, krochen über die Zerfetzten Gasmasken und die durchbluteten, weggeworfe⸗ men Mullbinden, ſie hockten auf den Uniformſtücken, die Verwundete zurückgelaſſen hatten, ſie wimmelten an den Wandreſten, ſie waren nicht zu vertreiben. Zehn Kilometer entfernt lag die Front. Unter den Prankenhieben, mit denen die deutſchen und franzöſiſchen Artillerien aller Kaliber ununterbro⸗ chen, Tag und Nacht und Stunde um Stunde ihre Ziele erhieben, zitterte die Erde ohne Unterlaß und die ganze ndſchaft war von dieſem dumpfen, fernen Gebrüll an⸗ gefüllt wie von immerwährendem, unterirdiſchem, leben⸗ dem Toſen eines mächtigen Vulkans. a. Bisweilen hoben die Männer in Chaumont ihre Köpfe und lauſchten auf die vier kurzen Abſchüſſe, die aus dem Fort Marre jenſeits der Maas zu kommen ſchienen. Dieſe vie kurzen Abſchüſſe waren aus dem wühlenden Murren des übrigen Geſchützfeuers genau herauszuhören. Es waren Abſchüſſe aus ſchwerſtem Kaliber. Eine Weile nachher hörte man nichts... dann zog hoch über ihren Köpfen und Chaumont hinweg jenes ſeltſam flirrende Schlurfen, Flüſtern und Wurgeln, das jeder Frontſoldat kennt und keiner genau mit Worten wiedergeben kann und wenige Sekunden ſpäter donnerten die Einſchläge mit breitem, brutalem Krachen ins Hinterland. Der Leutnant hörte nur halb hin. Er war fertig zum Abmarſch und las noch einmal, zum ungezählteſten Male, den Angriffsbefehl. Er war ſich bewußt, daß er ihn jetzt endgültig zum letzten Male leſen würde. Wie die Dinge lagen, würde er kaum wieder die Möglichkeit haben, den Zettel aus der Taſche zu zerren und noch einmal zu ſtudieren.. Alſo mußte er ihn im Kopfe haben. Er mußte ihn in allen Faſern haben, Ziffer um Ziffer und Satz um Satz. Nichts durfte vergeſſen werden. Jede Gefechtshand⸗ lung war auf die Minute ausgearbeitet und feſtgelegt. Das Schlachtfeld hieß Verdun und die oberſte Führung wußte zur Genüge, daß, war die Truppe einmal in dieſer flammenden Wüſte untergetaucht, kaum eine dauernde Verſtändigung mehr möglich war. Nicht mit der oberen Führung, nicht mit der Artillerie, nicht durch Telefon, nicht durch Blinklicht, nicht durch draht⸗ doe Telegraphie und auch kaum durch Meldeaãn⸗ uieduu ger, die in dieſem unbarmherzigen Gelände zu Hun⸗ derte ſpurlos verſchwanden und Tage ſpäter vielleicht in einem einſamen Trichter zerſchmettert aufgefunden wurden. Die Angriffstruppe war auf ſich allein angewieſen, auf ihre Entſchlußkraft, ihre Tapferkeit und ihre Ner⸗ venſtärke. Das Ziel war ihr bekannt, für die genaue Durchführung hatte ſie ſelber zu ſorgen und allen Zwi⸗ ſchenfällen ſelber Rechnung zu tragen. Die Aufgabe der Kompanien war, das Bataillon des Regiments, das im eroberten Fleury in Stellung lag, abzulöſen und die M⸗Räume zu ſtürmen, jene ſtark be⸗ feſtigten Erdwerke auf dem Glacis des Forts Souville. Der Leutnant hatte Zeit genügend gehabt, ſich alle Einzelheiten des Angriffs einzuhämmern. Vier Tage und vier Nächte hatte er dafür Zeit gehabt. Denn der Abmarſch war ſchon für den Abend des 5. Juli be⸗ fohlen worden, aber ſeit dem 3. Juli regnete es in Strömen. Die Angriffshandlung wurde um 24 Stun⸗ den verſchoben. Rees, dachte der Leutnant an jenem Tage, Regen, du Fluch von Verdun! Hätte es damals nicht geregnet, damals ſchon, als der allererſte Sprung auf Verdun angeſetzt war, hätte es damals nicht geregnet, Verdun wäre überrannt worden... wäre, wäre, wäre Am 6. Juli regnete es weiter. Es regnete weiter am 7. und es regnete weiter am 8. Juli, der Angriff wurde verſchoben, verſchoben. Am 9. Juli aber lag über dieſem verfluchten Gelände heller Sonnenſchein und ein ſtrahlend blauer Himmel. Und der Angriffsbefehl war dem Leutnant in alle Faſern eingebrannt. Alles übrige mußte ſich finden. Als er zur angetretenen Kompanie ſchritt, ging ſein Kopf um einen winzigen Ruck höher. Ohne daß er ſich deſſen ganz bewußt geworden wäre, lebte in dieſem Augen⸗ blick die ruhmvolle Tradition ſeines Regiments in ihm heftiger als jemals und mit ſchneidendem Stolz auf. Er ging wahrlich nicht allein in dieſe bittere Schlacht. Neben den Rekruten, die in die Lücken der Gefallenen der letzten Tage getreten waren, ſtanden die Kameraden aus den unvergeßlichen Monaten an der italieniſchen und an der ſerbiſchen Front. Und hinter ihm, dem jungen Iffizier, ſtand die Vergangenheit eines der beſten Regimenter der deutſchen Armee, des Bayeriſchn In⸗ anterie⸗Leibregiments, der Kerntruppe des ruhmreichen lpenkorps. Er ging wahrlich nicht allein in dieſe Schlacht, ſon⸗ dern begleitet, behütet und entflammt von einem ſolda⸗ tiſchen Geiſte ohnegleichen. Mit einem Ruck ſchleuderte der Leutnant die naſſen Lehmklumpen von den Schuhen und ſtampfte durch den 1 den Regengüſſen tief aufgeweichten Boden zu ſeinem uge. (Heute noch hängen dieſe Schuhe in ſeiner Wohnung und die zentimeterdicken, vertrockneten Erdkruſten daran dür⸗ fen nie entfernt werden, denn es iſt Erde von Verdun.) Neben der Kirche von Chaumont waren die Züge an⸗ getreten. Drinnen im Kirchenſchiff ſah man die über⸗ einander gelagerten Pritſchen. Stroh auf dem Stein⸗ boden. Konſervenbüchſen. Es wurde kaum ein Wort geſprochen. Es war niemand recht zumute, jetzt viel zu reden. Denn da es wieder in die Schlacht ging, erinnerte man ſich daran, wie man aus der letzten Schlacht zurück⸗ gekommen war, nachdem Fleury geſtürmt wurde. Es fehl⸗ ten Namen und Namen und Geſichter und Geſichter. Schweigend ſetzten ſich die Kompanien in Marſch. Die ſchweren Stiefel klatſchten in den Dreck, wurden angeſaugt, F ten, eintönig glitſchte es durch die lange Ko⸗ nne. Kaum aber waren ſie auf der ſchlammigen Landſtraße nach der Küchenſchlucht eine halbe Stunde dahingezogen, wachten ihre unzerſtörbaren, unſterblichen und unbeküm⸗ merten Landknechtsſeelen wieder auf. Da ſie marſchierten, waren ſie gewohnt zu ſingen, wie ſeit Jahrhunderten Regimenter der deutſchen Armee, des Baperiſchen In⸗ in all den Jahrhunderten den Namen Krieger rechtſchaffe⸗ ner verdient als ſie? Und alſo ſangen ſie. . e ce Soldatenlieder dröhnten in den Abend⸗ ne ⸗Weil die Lina evangeliſch Und der Schorſch katholiſch t, Darum wollten es die Eltern Und die ganze Und die ganze Sippſchaft nicht. Das Singen dauerte nicht allzu lange. Denn wenn Soldaten im Marſch aufgehalten werden und ſtehen blei⸗ zen müſſen, dann wieder ruckweiſe weitermarſchieren dür⸗ zen, dann wieder ſtehen bleiben müſſen, kurz und gut, wenn es ſich ſtaut und wenn es ſtockt, dann werden alte Krieger tief verſtimmt und hören auf zu ſingen. Und von einem ungeſtörten Marſchrhythmus konnte vald keine Rede mehr ſein. Das Gewühle auf der Straße, ta das ſie ietzt gerieten, erſtickte den Geſang. Es machte keine Freude mehr zu ſingen, wenn man in ein ſolches Gewürge kam: Die Straße war völlig verſtopft, das „Rechts ran!“ und das„Links ran!“ hörte nicht mehr auf. Schwere ler mit ihren Gürtelrädern mußten vor⸗ . werden, und ſie ſpritzten den Dreck im großen Stil auf. Mustitionstransporte raſſelten hinterher und ſchleudexten den Dreck noch einmal wie gus einer Duſche —— Copyrigth durch Verlag Knorr& Hirth- München lach allen Setten. Zwar ruderten vre Feldruchen beſcherde⸗ er vorüber, aber dafür Anden plötzlich etwelche Pferde och und keiltes nach allen Himmelsrichtungen. Bayeriſche Flüche raſſelten die Truppe entlang. „Ruhe“, ſagte der Leutnant grimmig,„Ruhe., Er zottelte mit ſeinem Burſchen Marsmann am Ende zetnes Zuges. Während der langweiligen Halte, die es immer wieder gab, ſatte er Zett, ſich die Landſchaft ein guyrägen die in ſeinem zen Leben niemals wieder aus ſeinem Gedächtnis verſchwinden ſollte: dieſe Todesland⸗ haft arit ihren troſtloſen, lehratgen Hängen, ihren merk⸗ würdig verfleckerten Wieſen, ihren farbloſen Waldreſten und ihrer zetquälten Erde. c ſah ia weiter Ferne in ber beginnenden Dämme⸗ ung die den schen Feſſelballone am dunkelblauen Himmel trhes, and fene dackbenklichen Bücke serfolgten einen ein⸗ 9 7 dentſchen Flieger, der ſich auf dem Heimflug be⸗ d. 5 Sein Infanteriſtenherz wurde von einem zarten Neid bis zum Rande gefüllt: da oben ſitzt einer drin, dachte er, der hat alles geſehen, was dort iſt, wohin wir gehen, der hat jetzt ſchon in das Geheimnis geblickt, das uns erwartet. Dann riß er ſeine Blicke vom Himmel los und wandte ſie wieder dorthin, wohin ſie 1 zur Erde, zum Bereich eben der Infanterie. Er lauſchte auf das unauf⸗ hörliche Rumpeln und Grollen der Front, das immer näherrückte, er ſetzte, als der Marſch wieder einmal in Fluß kam, mechaniſch Fuß vor Fuß, warf bisweilen pfundige Aufmunterungen von rückwärts in ſeinen Zug. Sie waren in der Küchenſchlucht angekommen. Er ſah das wohlbekannte Bild der in den Hang ge⸗ grabenen Baracken, aus denen leichter Rauch ſchwelte und friedlich weiterzog, alles war mit Netzen gegen Flieger⸗ ſicht verhängt und mit einſt grünen Zweigen bedeckt, da⸗ von nur noch Stecken und verdorrte Blätter übrig ge⸗ blieben waren. Noch deutlicher und unmittelbarer als in Chaumont konnte man hier die vier Abſchüſſe der Langrohre des Forts Marre unterſcheiden, vernahm wie⸗ der das rauſchende Orgeln, hörte die ſchmetternden Ein⸗ ſchläge in der Gegend des Kaplagers und dachte, es müſſe dort verdammt dreckig zugehen, wenn ſolche Koffer her⸗ unterhagelten. Weiter ging der Marſch. Der Leutnant ſah ſich um und er dachte, das alles könnte man nicht einmal träumen, auch wenn man wollte, ſo wie aus einer böſen Phantaſie waren die Dinge gemacht, die er ſah: das fahle Buſchwerk links und rechts und manchmal ganz und gar ſinnlos, wie künßr⸗ lich hingeſtellt in ein Stück richtigen grünen, unbeſchädig⸗ ten Waldes. Und wenn ein flammender Einſchlag irgendwo in dieſen Wald hieb und ihn auf Sekunden ausleuchtete, dann ſah man die blätterreichen Zweige wehen und im aufe die meſſinggelben Kartuſchen der Munitionsſtapel aufglänzen. Es ging jetzt am Waldrand entlang. Zwei Stunden war man unterwegs, und es wurde immer dämmeriger auf dieſen weichen, klatſchenden, grundloſen Wegen, die längſt keine Wege mehr waren und vielleicht niemals Wege geweſen waren. Im Buſchwerk des Forſtes geiſterten Artilleriſten um⸗ her, tauchten auf und verſchwanden wieder, machten ſich irgendwo zu ſchaffen, eilten weiter, ſtanden plötzlich ſtei⸗ nern und ſtarrten herüber, huſchten wieder in den Buſch. Der Leutnant ſah ſcharf hinüber. „Grünkreuz“, ſagte er dann und deutete auf die ge⸗ heimnisvollen Stapel im Walde. Grünkreuz... das Wort wanderte von Mann zu Mann und jeder wandte ſeinen Kopf und betrachtete das ſtille Schimmern der Granaten. Und als ob ein Windſtoß leiſe durch die Reihen 2 kam plötzlich eine Art Fröhlichkeit über die Männer. Zu⸗ rufe flogen von Gruppe zu Gruppe, irgendwo gab es ein breites Gelächter. Es war nichts anderes als der Aus⸗ druck einer Zuverficht. Irgendein Alpdruck ſchien weg⸗ geſchwemmt zu ſein. Angeſichts der glänzenden Stapel im Buſch wurde ihnen bewußt, daß dort das Feuer be⸗ reit lag, das ihnen, wenn ſie zum Sturm antraten, den Weg frei machen würde. Grünkrenz, Grünkreuz. Es war ungefähr ſieben Uhr abends geworden. Es war ſchon dunkler als ſonſt um dieſe Stunde im Hochſommer. Und das hatte ſeine Urſache: die Sonne war tiefer geſunken und jetzt dort am Horizont angekom⸗ men, wo ſie hinter der Rauchwand der Front ſtehen mußte. Ihre Kraft war geſchwächt, ihr Licht getrübt und ihre Wärme ließ u Von jetzt ab lag die Landſchaft in bleierner Farbe. Schweigend zog die Kompanie weiter und die Schritte waren länger und eiliger geworden. Der Leutnant hob ſeinen Kopf und ſah nach vorne. „Ornesſchlucht!“— 5 er. „Ornesſchlucht“, ederholten die Männer und das Wort wanderte nach vorwärts und rückwärts, bis es murmelnd erloſch. Ja, ſie waren an der Ornesſchlucht angekommen. Die Mulde lag quer zu ihrer bisherigen Marſchrichtung, ſie war etwa 600 Meter breit. Und ſie hatte ihre Beden⸗ tung in dieſem Marſch zur Stellung, denn mit ihr be⸗ gann die Landſchaft der Trichter, das Gras hörte auf und der nackte, zerwühlte, zerſtörte, aufgeriſſene, tauſend⸗ mal umhergeſchleuderte Boden nahm ſeinen Anfang. Jortſetzung folgt 2 — Bekanntmachungen Ortsgruppe ber A. S. O. A. P. Viernheim Dienſtſtunden: Jeden Montag und Donnertag 20½ù— 21 ½ Uhr— Dienſtſtelle: Adolf Hitlerſtr. 10, Fernſprecher: 45 Dienſtbeſprechung der PL. Alle Amts⸗, Zellen⸗ und Blockleiter der Pe. wollen Donnerstag, 16. Juli, abends 79 Uhr, in der Parteidienſtſtelle erſcheinen — pünktlich und vollzählig.— Franzke, Ortsgruppenleiter. NSV. Lebensmittel⸗Opferring Am Mittwoch, den 15. ds. Mts., findet die Lebensmittel⸗ Sammlung für den Monat Juni durch das Jungvolk ſtatt. Wir erſuchen, die Lebensmittel bereit zu ſtellen, damit die Einſammlung flott buufatten geht. Lokale Nachrichten Viernheim, den 14. Juli 1936 Denkſpruch. Einſamkeit iſt Seelennahrung; in der Stille kommt dem Geiſte rechte Geiſtesoffenbarung. Fr. W. Weber. Wieder 2000 Arbeitslose weniger Der Arbeitseinſatz im Arbeits⸗ amtsbezirk Mannheim im Juni 1936 Die weiter anhaltende Belebung und die Aufnahmefähigkeit der Saiſon⸗Außenberufe und der konjunkturabhängigen Berufe hatte im Monat Juni eine nochmalige verſtärkte Ab⸗ nahme der Arbeitsloſenziffer im Arbeitsamts⸗ bezirk Mannheim zur Folge. Die Zahl der Arbeitsloſen ging um rund 2000 auf 11 160 zurück. Somit wurde der Stand Mai Ende 1927 um 140 unterſchritten. Zu berückſichti⸗ gen iſt, daß die Zahl der in Notſtandsmaß⸗ nahmen Beſchäftigten auf 200 zurückgeſetzt werden konnte. Dieſes günſtige Ergebnis kann nicht nur zurückgeführt werden auf eine erhöhte Be⸗ chäftigungsmöglichkeit vorwiegend in der auinduſtrie und der hier ausſchlaggebenden eiſen⸗ und metallverarbeitenden Induſtrie, ſie kann auch gewertet werden als eine erfreuliche Erhöhung der Stabilität im Handwerk und insbeſondere in der konjunkturabhängigen In⸗ duſtrie. Bei dem derzeitigen geſunden Auf⸗ tragsbeſtand und dem ſtabilen ſich konſtant aufwärts bewegenden Beſchäftigungsgrade iſt auch im Monat Juli mit weiteren Einſte lungen in den konjunkturabhängigen Berufen zu rechnen, ſodaß eine nochmalige Entlaſtung der Arbeitsloſigkeit zu erwarten iſt. * Luftjchutzhauswart und Entrümpelung Zu den Pflichten eines Luft z haus⸗ wartes gehört die Durchführung der Ent⸗ rümpelung der Dachböden. Vielen Volksge⸗ noſſen war dies etwas Neues und Ungewohn⸗ tes, denn um den Zuſtand der Dachböden hatte man ſich im allgemeinen gar nicht oder nur ſehr wenig gekümmert. Man dachte kaum darüber nach, eine wie große Gefahr das Anfüllen derſelben mit leicht anzündlichem Material mit ſich bringen konnte und 95 ſich auch durch die früher häufigen Dachſtuhl⸗ brände nicht aus der Ruhe bringen. Seit das nationalſozialiſtiſche Deutſchland regiert, hat ſich auch hier mancherlei geändert. Millionen Volksgenoſſen— vom Reichsluftſchutzbund aufgeklärt und ausgebildet— erkannten ange⸗ ſichts der Bedeutung der Fliegerwaffe im Ernſtfall die Notwendigkeit, hier einen gründ⸗ lichen Wandel eintreten zu laſſen. Und ſo hat das deutſche Volk in Stadt und Land in zu⸗ nehmendem Maße in den letzten Jahren mehr oder weniger umfangreiche Entrümpelungen vorgenommen. Es wäre jedoch ein Irrtum zu glauben, alle Volksgenoſſen hätten den vollen Ernſt der Forderung des RB. erkannt. Allzuoft muß feſtgeſtellt werden, daß ſchon ordnungs⸗ gemäß entrümpelte Dachböden in verhältnis⸗ mäßig kurzer Zeit genau ſo mit überflüſſigen Sachen angefüllt ſind wie in der Vergangen⸗ heit. Hier tritt bedauerlicher Weiſe ein Man⸗ gel an Einſicht zutage, und es iſt nötig, Kachdrücklich darauf hinzuweiſen, daß es den ſelbſtverſtändlichen Aufgaben des von der Po⸗ lizei verpflichteten Luftſchutzhauswartes ge⸗ hört, in den erwähnten Fällen den Not⸗ wendigkeiten unſerer Zeit in taktvoller aber entſchiedener Weiſe Geltung zu W Stets muß ſich die Bevölkerung darüber im Klaren ſein, daß nicht die Kampfſtoffbomben, ſondern die Brandbomben die größte Ge⸗ fahr für ein Dorf oder eine Stadt ſind. Ihr kann und muß durch die Entrümpelung be⸗ gegnet werden. Es kommt auch vor, daß Volksgenoſſen mung des Dachbodens verſtehen; das iſt eine grundfalſche Meinung. Es ſollen lediglich alle leichtentzündlichen, überflüſſigen und wert⸗ loſen Gegenſtände verſchwinden. Dagegen kön⸗ nen alle anderen Sachen auf dem Dachboden verbleiben. Freilich müſſen ſie zweckmäßig ge⸗ ordnet und am beſten in der Mitte des Raumes aufgeſtapelt werden, damit die Haus⸗ feuerwehr bei Luftſchutzhausübungen oder im Ernſtfall ungehindert ihres verantwortungs⸗ vollen Amtes walten können. Der RLB. wird es ſich jedenfalls ange⸗ legen ſein laſſen, ſtändig auf die Notwendigkeit der Entrümpelung aufmerkſam zu machen und von Zeit zu Zeit die erforderlichen Kontrollen durchzuführen. RLB. Ertragreiche bäuerliche Hühner⸗ haltung. Die bäuerliche Hühnerhaltung iſt ein gleichberechtigter Zweig der Landwirt⸗ ſchaft, der, wenn ihm die gleiche Aufmerkſam⸗ keit geſchenkt wird wie den anderen Zweigen des Betriebes, in hervorragendem Maße dazu beiträgt, den bäuerlichen Hof wirtſchaftlicher zu geſtalten. Neben den Einnahmen aus der Milch können dann auch die ſtändigen Ein⸗ nahmen aus dem vermehrten Eierverkauf den Bauern und Landwirten laufend mit Bargeld verſorgen, um hiermit alle die kleinen Aus⸗ gaben, ja ſogar Löhne uſw. zu beſtreiten. Mit der vermehrten Eiererzeugung iſt aber nicht nur dem einzelnen hühnerhaltenden Bauern gedient, ſondern vor allem auch dem anzen deutſchen Volke, das dadurch dem Ziele der Nahrungsfreiheit ein gutes Stück näher kommt. Fahrräder gegen Bedarfsdek⸗ kungsſcheine erhältlich. Dem Verein Deutſcher Fahrrad⸗Induſtrieller e. V. wurde eine 5 das Gebrauchsfahrrad höchſt wichtige Entſcheidung des Reichsminiſters der Finan⸗ zen zugeleitet, die vom 28. März 1936 datiert, und aus welcher zu entnehmen iſt, daß gewöhnliche Fahrräder und Fahrrad⸗ teile zum„Hausgerät“ zu rechnen ſind. Dieſe Entſcheidung iſt für den Fahrradhandel in⸗ ſofern von grundlegender Bedeutung, als durch dieſe Entſchließung der Bezug von Fahrrädern dieser Art gegen Bedarfsdeckungsſcheine zuge⸗ laſſen iſt. Die Entſcheidung hat folgenden Wortlaut:„Die Bedarfsdeckungsſcheine der Kinderbeihilfen berechtigen zum Erwerb von Möbeln, Hausgerät und Wäſche. Zum Be⸗ griff„Hausgerät“ gehören gewöhnliche Fahr⸗ räder und Fahrradteile, jedoch keine Kraft⸗ räder“. Kartoffel⸗ und Tomatenſtauden ſind jetzt ſorgſam zu überwachen, damit ſich der gefürchtete Kartoffelkäfer nicht in unſere Felder und Gärten einſchleicht. Je⸗ der Befall oder Befallsverdacht iſt unverzüg⸗ lich zu melden.— Der Stein- und Stinkbrand des Weizens tritt jetzt auf, wenn ſachgemäße Beizung unterblieb. Steckenbleiben der Aehren durch die Streifenkrankheit, bei Weizen, Dinkel und Gerſte durch die Weizenhalmfliege verurſacht. Plötzliches Abſterben, beſonders des Weizens und Roggens, wobei der Halm⸗ grund der befallenen Pflanzen geſchwärzt und morſch iſt, tritt als Folge der Fußkrankheit ein.— Bei feuchter Witterung ſtellt ſich an Kartoffeln die Krautfäule ein, hierbei treten auf den Blättern dunkelbraune Flecken auf. Bei ſehr ſtarkem Befall werden Blätter und Stengel vollſtändig braun und ſterben ab. Abſterben der Kartkoffelpflanzen infolge Ver⸗ faulens der unteren Stengelteile deutet auf Befall durch Schwarzbeinigkeit.— Bei Obſt⸗ bau iſt auf den Befall durch die Obſtmade, Kirſchfliege und die durch ihre weißen Wachs⸗ ausſcheidungen auffällige Blutlaus zu achten. Unerlaubte Verjüngung.— Ach⸗ tung! Landwirte! Wie auf verſchiedenen Nutz- und Zuchtviehmärkten feſtgeſtellt wor⸗ den iſt, bürgert ſich die Unſitte, Hornſpitzen abzuſägen und Kalbungsringe abzufeilen, in letzter Zeit immer mehr ein. Meiſtens wird dieſe„Verjüngung“ ſogar in aller We lichkeit vorgenommen, ſodaß der Eindruck er⸗ unter Entrümpelung die vollkommene Räu⸗ weckt wird, als ob es ſich hierbei um ein in der oberen Blattſcheibe wird bei Gerſte erlaubtes Verfahren handelt. In Wirklich⸗ keit ſind dieſe Machenſchaften verboten, weil ſie meiſtens aus betrügeriſcher Abſicht vor⸗ 3 5 6 5 werden, um den Käufer über das lter und die Leiſtungsfähigkeit der betref⸗ fenden Tiere zu 1 0 Verkürzung der örner im Sinne des Tierſchutzes iſt nur ge⸗ tattet, wenn es zur Hornpflege geboten er⸗ cheint. Alle, die ſolche Verbeſſerungen vor⸗ nehmen, machen ſich des Betruges verdäch⸗ tig und laufen Gefahr, daß gegen ſie An⸗ zeige erſtattet werden wird. Die Tabelle ber Billarbjpiele Wiederum haben in der letzten Woche die an erſter Stelle ſtehenden Mannſchaften wert⸗ volle Punkte erobert, ſodaß die dieswöchige Tabelle folgenden Stand hat: Spiele Pkte. Zahl 1. Eichbaum 11 46 84 950 2. Walfiſch 10 44 67050 3. Spielſaal 10 40 83550 4. Rheingold 10 37 57400 5. Pflug 10 34 771400 6. Stern 11 33 77700 7. Stadt Mannh. 9 32 73 250 8. Grünes Haus 9 30 54 650 9. Gambrinushalle 9 26 69500 10. Anker 8. 50 800 11. Saftladen 11 25 59 600 12. Krone 10 22 55 650 13. Deutſch. Michel 10 15 45250 14. Darmſtädter Hof 9 14 59 000 15. Prinz Friedrich 9 14 46200 In dieſer Woche finden folgende Spiele ſtatt: Dienstag, 14. Juli: Darmſtädter Hof— Prinz Friedrich Deutſcher Michel— Pflug Gambrinushalle— Grünes Haus Anker— Krone Rheingold— Spielſaal Stadt Mannheim— Walfiſch Donnerstag, 16. Juli: Saftladen— Anker Freitag, 17. Juli: Walfiſch— Grünes Haus Krone— Gambrinushalle Pflug— Eichbaum Prinz Friedrich— Deutſcher Michel Rheingold— Darmſtädter Hof Stern— Stadt Mannheim Spielſaal— Saftladen * Schach Achtung! Am kommenden Freitag, 17. Juli 1936, kommt Meiſter Huſſong⸗ Mannheim nach Viernheim und hält einen Schachvortrag über„Bauern⸗Endſpiele“. An⸗ ſchließend gibt es ein Simultanſpiel. Wer Huſſong iſt, werden bereits alle Schachfreunde wiſſen. Er war mehrmals Meiſter von Ba⸗ den und der Pfalz und ſpielte auch um die deutſche Meiſterſchaft mit.— Die Mitglieder wollen pünktlich um 20 Uhr anweſend ſein, da es ſonſt zu ſpät wird. Alle Schachfreunde Viernheims ſind hierzu freundlichſt einge⸗ laden. Am Freitag zum Schach⸗Vortrag im „Grünen Haus!“ Auch der Lumpenhändler joll kein Lump jein In den Lumpenhandel hatte ſich im 2 der Zeit zahlreiche Elemente einge⸗ choben, die ohne Rückſicht auf die deutſche Rohſtofflage nur an ihren Vorteil dachten und durch ſchädliche Preistreibereien eine un⸗ leichmäßige Verſorgung der Induſtrie herbei⸗ führten. Um dieſem Treiben zu ſteuern, hat die Ueberwachungsſtelle für Wolle jetzt im Reichsanzeiger eine Anordnung erlaſſen, die den weitaus größten Teil der etwa 4000 bis 5000 Spezialhändler von der unmittelbaren Belieferung der Induſtrie ausſchließt. Es wird beſtimmt, daß diejenigen Betriebe, die Lumpen verarbeiten, dieſe nur noch von ſolchen Händ⸗ lern kaufen dürfen, die einen entſprechenden Ausweis beſitzen. Dieſer Ausweis wird von der Ueberwachungsſtelle ausgeſtellt, und es erhalten ihn nur die zuverläſſigen Händler. Die ausgeſchloſſenen Händler durfen in Zu⸗ kunft nur noch an die zugelaſſenen Händler liefern. Eine noch zu erlaſſende Preisordnung wird außerdem dazu beitragen, Preistrei⸗ bereien zu verhindern. Außer den 4000 bis 5000 Speziallum⸗ penhändlern gibt es in Deutſchland noch etwa 20 000 bis 30000 Sammler, die die erſte Sortierung der Lumpen vornehmen. Beim Kleinhändler und Spezialhändler wird dieſe Sortierung fortgeſetzt, bis zum Schluß etwa 600 bis 800 nach Art und Qualität des Stoffes und der Farbe verſchiedene Sorten zuſtande kommen. In dieſem zur Zeit für die deutſche Wirtſchaft beſonders wichtigen Gewerbe darf es nur zuverläſſige Händler geben. Die neue Anordnung iſt ein weiterer Schritt, die Zuverläſſigkeit des Gewerbes zu fördern. Reichsluftjchutzbund Betr.: Wohnungswechſel von Mitgliedern des RB. Den Mitgliedern des Reichsluftſchutz⸗ bundes zur Kenntnis, daß evtl. Umzüge inner⸗ halb des Ortes oder Wohnungswechſel nach außerhalb dem zuſtändigen Blockwalter bzw. Kaſſier unter Angabe genauer Adreſſe des zukünftigen Wohnſitzes ſofort zu melden ſind. Heil Hitler! Lammer, Gemeindegruppenführer. CCCCCCCCCCCCCCCCCCb Es werden noch weitere 50—100 Quartiere gebraucht— meldet ſolche ſo⸗ fort auf Zimmer 7 und 10 im Nathaus. CFECCCCCCCCCC „Der Sturm“— die Zeitung der Wehrgemeinſchaft. In Berlin erſcheint im 2. Jahrgang die Zeitung„Der Sturm“ und weiſt in ſo kurzer Zeit eine Auflage von über 100 000 Exemplare auf. Es liegt ein Exem⸗ plar„Der Sturm“ vor uns und wir ſind überraſcht über den reichen und unterhaltenden Inhalt der gut bebilderten Zeitung. Gerade jetzt im Zeichen der Wehrhaftigkeit und Wehrfreiheit ſind ſolche Zeitungen ſehr will⸗ kommen. Die hohe Auflage beweiſt, daß der Inhalt ein ſehr guter iſt. Beſonders junge Deutſche, denen noch die Militärdienſtpflicht bevorſteht, ſei„Der Sturm“ auch ganz be⸗ ſonders empfohlen. Der Bezugspreis für ein Vierteljahr iſt nur 1.20 Mk.„Der Sturm“ bringt alles, was jeden Deutſchen intereſſiert. Die uns vorliegende Nummer enthält na ſtehende intereſſante Aufſätze: Der Führer bei der Flakartillerie— ein Beſuch auf dem Luftwaffenübungsplatz Wuſtrow— Fürſorge und Verſorgung in der Wehrmacht— Ita⸗ liens Zukunft liegt auf dem Meer— Was heißt Wehrwirtſchaft— Kriegsmarineſtadt Kiel ruft— Olympia⸗Segelflugvorführungen in Staaken— Soldat und Freizeitgeſtaltung — Der Weltkongreß— Verrat um Fridericus — Die Militär⸗Burleske— Was die Kame⸗ raden ſagen— Der Wehrpflichtige fragt— — wir antworten— Wehrfunk— Skatecke — Sturm im Bild. Mas dingt clex Reichsſender Stuttgart: Mittwoch, 15. Juli: 5.45 Choral, Zeit, Wetter, Bauernfunk; 5.55 Gymnaſtik; 6.20 Wiederholung der Abendnachrichten; 6.30 Frühkonzert; 7.00 Nachrichten; 8.05 Wetter; 8.10 Gynmaſtik; 8.30 Muſikaliſche Frühſtückspauſe; 9.30 „Wichtiges über Pflege und Erziehung im erſten Lebensjahr“; 10.00„Fünf aus Holz und Blech“; 11.30 Für dich, Bauer; 12.00 Konzert; 13.00 Zeit, Wetter, Nachrichten; 14.00 Muſikaliſche Kurzweil; 15.00 Aus dem Freizeitlager Niederalfingen:„Eröffnung der württ. Hitlerjugendlager 1936“; 15.30„Die Rache des Seekönigs“; 16.00 Muſik; 17.45 „Das Ehrenmal der 30 Millionen“; 18.00 „Unſer ſingendes, klingendes Frankfurt“; 19.00„Der melodiſche Lärm“; 19.45 Bilder aus dem Leben unſerer Ahnfrau; 20.00 Nachrichten; 20.15 Stunde der jungen Na⸗ tion:„Mutterſöhnchen oder Pimpf“; 20.45 Muſikaliſche Kleinkunſt; 21.00„Der junge Soldat“; 22.00 Zeit, Wetter, Nachrichten; 22.15 Olympiſche Streiflichter; 22.30 Zwi⸗ ſchenprogramm; 23.00 Joſef Martin Kraus zu ſeinem 180. Geburtstag; 0.00 Nacht⸗ konzert; Markiberſchte Weinheimer Obſtgroßmarkt Kirſchen 27—33, Zwetſchen 35—40, Stachelbeeren 10—20, Johannisbeeren 17 bis 22, Himbeeren 32—38, Birnen 10—28, Aep⸗ fel 12—30, Pfirſiche 28—37, Aprikoſen 28 bis 44, Tomaten 27, Bohnen 15—16.— Anfuhr 200 Zentner. Nachfrage gut.— Nächſte Verſteigerung: heute 14 Uhr. Mannheimer Schlachtviehmarkt Auftrieb: 35 Ochſen, 66 Bullen, 198 Kühe, 110 Färſen, 18 Freſſer, 604 Kälber, 51 Schafe, 2301 Schweine, 15 Ziegen.— Preiſe: Ochſen 42—45, 38—41; Bullen 40 bis 43, 37—39; Kühe 40—43, 36—39, 28 bis 33, 20—25; Färſen 42—44, 3840, Kälber 64—68, 58—63, 52—57, 4051: Schweine a) 57, bl) 56, be) 55, c) 53, d 51. Marktverlauf: Großvieh zugeteilt, Kälber mit⸗ tel, Schweine mittel. Mannheimer Pferdemarkt Zufuhr: 38 Arbeitspferde, 15 Schlacht⸗ pferde. Preiſe: Arbeitspferde 750—1500, Schlachtpferde 45—160 RM. Jeder Hitlerjunge gehört ins Zeltlager in Michelſtadt i. O. 1 — 2——— eee der Strafpredigt vor— als der weltbekannte Dächern“, war für die aufmerkſamen Zu⸗ Aus Stabt und Land N Rennfahrer Bernd Rosemeyer, der ſich z. Zt. hörer plötzlich von e Intereſſe. Er in Bad Mergentheim aufhält. wurde gebeten, 9 8. 0 89 7— .. N 1 eidelberg.(Motorrad in Flam⸗ meiſteramt niederzulegen. ie Schriftpro Aus Mannhein i Juli 1936 eine Anordnung in Kraft ge⸗. 1 gegen 20 uh fuhr* einem Schriftſachverſtändigen zur Ver⸗ Verkehrsunfälle un der vergan⸗ treten, nach der der Aufkauf von Mager⸗ ein aus Richtung Univerſitätsplatz kommendes fügung geſtellt, der feſtſtellte, daß die Ver⸗ genen Woche: Im Laufe der vergangenen gänſen deutſcher oder ausländiſcher Herkunft Motorrad, das mit Fahrer und Soziusſitzerin dächtigung und das Vergleichsſchriftſtück von Woche ereigneten ſich hier 36 Verkehrsunfälle, zum Zwecke der Maſt genehmigungspflichtig beſetzt war, an der Ecke Seminarſtraße und derſelben Perſon geſchrieben ſein müſſe. Nun⸗ wobei eine Perſon getötet und 16 verletzt wur⸗iſt. Anträge auf Ausſtellung eines Geneh⸗ Grabengaſſe auf einen Perſonenwagen auf. mehr hatte ſich der 71jährige Ch. W. vor dem zan, Veſchadigt wurden 26 Kraftfahrzeuge, derben echweiſas ſind beim Eierwirtſchafts⸗ er Fahrer und die Beifahrerin ſtürzten] Amtsgericht zu verantworten. Unter Berück⸗ al Sahrtäder und ein Straßenbahnwagen. verband Heſſen Raſſau, Frankfurt a. be, vornüber. Das Motorrad geriet ſofort in ſichtigung ſeiner Unbeſtraftheit und ſeines Exploſion in der Speiſekammer Bockenheimer Landſtraße 55, zu ſtellen. Nach Flammen. Ein Fahrer aus einem RP.⸗Wagen hohen Alters erkannte das Gericht auf eine Samstagmorgen, 6.30 Uhr, wurden die 8 2 dieſer Anordnung werden Zuwiderhand⸗ kam mit ſeinem Minimax⸗Löf„Apparat hin⸗ Gefängnisſtrafe von zwei Monaten. Außer⸗ Bewohner in einem Haus der N⸗Quadrate lungen gegen dieſe Anordnung mit Ordnungs⸗ zu, konnte aber nicht verhindern, daß das dem ſoll die Ortsſchelle die Einwohner davon durch einen Knall, Klirren und Poltern er⸗ strafen bis zu 1000 RM. in jedem Einzel⸗ . Motorrad bereits zur Unbrauchbarkeit ver⸗ unterrichten, daß W. mehr geſprochen und ſchreckt und, ſoweit ſie noch ſchliefen, unſanft J falle beſtraft. brannt war, bis die hohen Flammen erſtickt] geſchrieben hatte, als er verantworten konnte. aus dem Schlafe geweckt. Die Urſache waren Frankfurt a. M.(Leichenfund auf waren. Fränkiſch⸗Crumbach.(Ein Haſe eingemachte Früchte, welche offenbar in Gä⸗ den Schienen). Auf der Strecke Frankfurt— Mainz.(Die Kartenſchlägerin feſtge⸗ lief ins Motorrad.— Tragiſcher Tod eines rung geraten waren, die Behälter zur Ex⸗ Mainz, zwiſchen Schwanheim und Kelſter⸗[ nommen.— Eine Verhaftung im Vogler⸗ jungen Architekten). Am Samstagabend gegen ploſion brachten und den ganzen fleißig ge⸗ bach, wurde Samstagfrüh ein unbekannter Prozeß). Auf Antrag des Oberſtaatsanwaltes] 11 Uhr ereignete ſich auf der Straße Fraͤn⸗ ſammelten Segen vernichteten. Abgeſehen von] Toter aufgefunden. Der Mann hat ſich von iſt die im Vogler⸗Prozeß wiederholt genannte kiſch⸗Crumbach— Reichelsheim unterhalb des ü dem Schaden wird es jetzt wohl für eine Neu⸗ einem Zuge überfahren laſſen. Es iſt bisher Kartenſchlägerin Thereſe Rocker aus Wies⸗] Weilers Michelbach ein folgenſchwerer Motor⸗. beſchaffung der meiſten Früchte zu ſpät ge⸗ noch nicht gelungen, die Perſon des Täters baden auf Grund der durch die Beweisauf- radunfall dadurch, daß dem auf dem Heimwege worden 80 Die Urſache der„Kataſtrophe feſtzuſtellen. Es handelt ſich um einen 25 nahme zutage geförderten Ergebniſſe verhaftet von Reichelsheim ſich befindlichen Architekten in der Speiſekammer“ waren wahrſcheinlich bis 30 Jahre alten Mann. worden. Rudolf Lortz von hier ein Feldhaſe ins Mo⸗ Litergläſer mit Flaſchenverſchluß, welche beim Heidelberg. Von einem heiteren Zwi⸗ Naſtätten.(„Die Spatzen pfiffen es torrad lief Hierdurch kam Lortz ſo unglücklich etwaigen Gären des Inhalts den entſtehenden ſchenfall berichtet die„Tauberzeitung“ aus J von den Dächern!“) Ruhig ging das Leben zu Fall, daß eine innere Blutung im Kopf Gaſen keine Möglichkeit geben, zu entweichen, Giebelſtadt bei Bad Mergentheim: Dieſer] in dem kleinen Ort Piſſighofen bei Na⸗ eintrat, an deren Folgen er nach einigen 5 ſodaß die Gefäße ſchließlich zerſpringen müſ⸗] Tage ſtreifte inmitten unſeres Ortes ein ſtätten ſeinen Gang, bis ein Dezembermorgen J Stunden verſtarb. Der Fall erweckt hier all⸗ ſen. großes Auto das kleinere eines Einwohners.] im vorigen Jahr das Dorf in helle Auf- gemeines Mitleid, da der Mutter im Krieg 3 g a Es paſſierte dabei nichts weiter, nur einige[regung brachte. War da doch an der Gemeinde⸗ ihr Mann gefallen und erſt vor einem Jahr H ep p enheim. Am 5 Freitag voriger Schrammen und Verbeulungen an beiden Wa⸗ tafel— dem ſchwarzen Brett— in Versform von ihren drei Söhnen ein weiterer Sohn im Woche ſpielten zwei Knaben in der Lehrſtraße gen wieſen auf zu forſche Annäherung hin.] eine Beſchuldigung gegen einen Bauern zu blühenden Alter von 20 Jahren ganz plötzlich 900 einem S 9 5 5 8 dose Die einheimiſche Fahrerin verlieh dem ver⸗ leſen, die an Deutlichkeit nichts zu. in der Fremde geſtorben iſt. jährigen Söhnchen des Schnei ers Joſef ſtändlichen Unwillen über die Verunſtaltung übrig ließ. Vergebens forſchte man nach dem Rr f 75 Alter den Zeigefinger der rechten Hand faſt hes Wagens mit deutlichen Worten Aus. Scheibel. Bis eines 5 ein 71jähriger el deen been Peters, Senn fn de len vollſtändig ab. druck. Sie bewertete den Sportkameraden als Mann, von dem man wußte, daß er in Dorf⸗ Teil Friedrich Martin, Viernheim. Verlag: Ver⸗ Frankfurt a. M.(Der Ankauf von„Benzinſäugling“, Stümper und kläglichen feindſchaft mit dem Bauern ſtand, eine merk⸗ einigte ele Feet cht 5 H., 1 7 2 Magergänſen zum Zwecke der Maſt iſt ge⸗ Anfänger, dem man nicht einen ſo ſchweren würdige Bemerkung machte. Seine Redens⸗ ene lend un Oruckeretgeſelſchat w. b. 5. nehmigungspflichtig). Wie der Eierwirtſchafts⸗ Wagen hätte überlaſſen dürfen. Der reuig art:„das wüßte doch jeder, denn die Piſſig⸗ Worms. Da. VI. 1936 über 1700. Zur Zeit iſt An verband Heſſen⸗Naſſau mitteilt, iſt ab 1. zuhörende andere ſtellte ſich nach Beendigung J hofener Spaten pfiffen es ſchon von den zeigenpreisliſte Nr. 6 gültig. Betannimachung ban 1 Betr.: Iudlauolezungsaroelten in der Goethe- Unll Hllcne 72 4. Kae 47. Preußisch Süddentſche(273. Preuß.) Klaſſen- Lotterie und Schillerſchule. gr. Räume auf 1. 2 Ohne Gewähr Nachdruck verboten 1 75 zen] Auguſt z. vermiet. eee, e, Während der kommenden Sommerferien] dus Auf lede gezogene Nummer ſiud zwe gleich Gewinne ſollen in beiden Schulen verſchiedene Tüncher⸗ DülrHadterlir. 16 1 gefallen, und zwar e einer auf bie Loſe gender Nummer arbeiten ausgeführt werden. Die Angebote Relſe br be eln 0 1 280 in den beiden Abteilungen I und Il hierzu ſind auf dem Baubüro erhältlich. Ab⸗ ilicn- 1. Ziehungstag 10. uli 1936 5 1 5 eee 5 22 Uhr. iſt am 15. ds. Mts., vormittags schwelne 5 de ber dae Wee U e e 5 5 a. zu verkaufen. gezogen das Viernheim, den 10. Juli 1936 Michael Hoock abb Adolf Hitler ftr 2 1 1 15 1 1 ee F 5 8 i 80 1 Der Bürgermeiſter: Be chte l Steinſtraße 32 15 4 7900 4 7570 148031 91771 der 2 7. 9 ewinne zu 5 In Freiwillige Feuerwehr V heim Ilm 10 Verkauf ab Mittwo ch, 15 Juli 7305 L808 205028 246 18897 81804 82744 4701 88018 1 Am Freitag abend 8.00 Uhr ll( ꝓ ꝗꝓᷓ—ꝗ e einne u 800 M. 127 2818 7806 8874 4187 21858 21721 0 Eura 8 8 a e e e 9 Anſormappell U. Miche] vr weine, verena kindsban mi dre en. 424 8 55e 8 eg eggs eig, 2880 erst 0 * 2 2 2 1 1 g Jeder Feuerwehrmann hat anzutreten in ee gegengebrachte Vertraue n und bitte, mich. weiter- 28843 28958 77788 48840 528998551 80808 83712 88382 88968 Wan der Uniſorm, die er auf dem Landesfeuer-] zu vermieten. ni terstüt 75858, 88764 88781 88882 88719 107618 108480 110482 114840 9 wehren in Nieder Elm mägt Kuichoſe dur ſchuſft Ange] bin zu unterstützen. 1 18878 257270 10 und Stiefel können getragen werden. 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Heil Hitler! jch Freiwillige Feuerwehr Viernheim weine 2 2 Sewinne zu 50000 M. 89904 Kempf, Oberbrandmeiſter. zu kaufen geſucht. 18 1 880% 168 901 Lan dw Adolf Hitler⸗ Fur die uns anläßlich unſerer Dermählung 18 35 5 7800 R. 83675 128985 2295205„ un, 5 ſtraße 45 i ‚ i ück⸗ 20052 8005 18 3884 ö n f unte and boese Gegend, de: b ene e 10 Arengenoſſenſche 2 Alter ee e e 222 5 1 1 unde 5 G. 81 b. 9. k e f f 215 ne 125805. 272 4008 Sog zg 24914 28488 80884 1 ewinne zu 3 1 Einladung in der Schilperts⸗ Fritz Hildebrandt und Frau 58219 88889 41843 48097 4027 81475 83281 88182 72654 1b i hecke, 38 u. 34 Ar, N Bäthe geb. Glanzuer 176281 58036 59. 50% 100820 102860 0886 08520 108780 rde zu der am Samstag, den 18. Juli, 144771 125857 188885 29074 1394227 071 142748 142283 148158 ir de Alnander faden hene den, are ewa Dieraheln, den 14, Jul! 180 n 0 ; 224368 395882 294374 298709 210796 214058 277859 2 2 de 8 Alerander“ ſtattfindenden ordentlichen Daynkrag. 5——xñ ß 13 5 e e eee 324934 345808 272188 288895 298381 302872 328570 323088 388386 8 . Auch der weiteſte Weg 333846 835556 266 888257 364771 368881 383636 375685 382328 bah di kuera ber mm II Krieger und Soldaten lohnt ſich a 0 875 Viernheim d 2. Flehungstag 11. Juli 1936 babe Tagesordnung: kameradſchaft 1 Viernh ſeine Einkäufe zu tätigen du der heutigen Bormittacgzl. De ab 20 g E. 1 8 r heutigen Vormittagsz ehung wurden Gewinne über 00 M. I. Bilanz u. Rechenſchaftsbericht für 1935 i Unſer guter Kamerad bei gezogen 186 2. Bericht des Aufſichtsrates 8. Genehmigung der Bilanz 1935 u. Ent⸗ laſtung des Vorſtandes u. Aufſichtsrates 2 Sewinne zu 2000 M. iber nne 3 2 Sewinne zu 199000 K. 17896 bend C 2 Gewinne 8 10000 M. 118530 Nitte 0 5 Sewinne zu 3900 N. 5114 191084 228246 5 2 5 181800 4. Beſchlußfaſſung über die Verwendung wurde von Gott, dem All⸗ Manufaktur- und Modewaren 927680 303095 ee ee rer 787 218621 286888 81 vi des Reingewinns mächtigen, zur großen Ar⸗ Wäede und Auzzteuer 248051 297800 eri 28828088 14780 80787 203010 227899 1 1 8 e 8 Aufſichtsratsmitglieder. zeit in Treue gedenken. Die Kameradſchaft 240876 299595 385275 888270 240088 283347 285814 319240 334461 . ee, 2 e, e 8 ff 413 5 ere e ee e b 86 5 20 1 1 1 ere E 2 N e get Brechtel„Zur Burg Windeck“. Fettheringe Stück 8 289255 25597 295850 30 5 0 878 285252 255286 kit ei e 5 Matjesheringe Kühl⸗ 294258 298779 288 49 898752 307888 321825 332713 33 1 s a N banware Stud 12 8626 845688 882174 884380 3638886 367478 387767 h ——. Rumpf Kath. Arbeiterverein Mittwoch früh 8 Ahr ab Neue Kartoffeln 0 In ber heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 300 M. e ; D L 2 Kilo. 7 gezogen Die Mitglieder des Vereins werden ge⸗ 8 4, Kilo 5. 7, 1. 5 2 Kilo Gewi beten, ſich zahlreich an der Beerdigung des bb e 9 eee—.— 28388 4 kegies edo verſtorbenen Mitgliedes Nikolaus Helbig 6. ſſtehen— Allgäuer Stangenkäſe 18 Sewinn 11 7000 1 8871522 89589 888180 5. 8 ee g 1. T 125 5 78841 89881 184488 216 a zu beteiligen. Dieſelbe findet ſtatt am Mitt⸗ bei ee Dl eee e 228 0 21 800 N. 326 40% 299881 274424 810804 düse i— e. wochnachmittag, halb 6 Uhr, vom Trauer⸗ Hans Beyer, Adolf Hinerſtraße 88 Nomadourkäſe 20 v. H. 40 Sewing Ju 500 N. 47225 271528817 888 18888 118888 hauſe Kühnerſtraße 5, aus. ein Transport Ferkel, Läufer ⸗ u. Fett i. T 200⸗gr.⸗St.. 24 138708 3889557 488088 182187 187445 182772 260387 205789 208770 e nſte eine zu be⸗ 2 f der Borſend. fear ere dene e Aleigen eee 12 0 Der Vorſtand.[ßeutend herabgeſetzt Preiſ zum Verkauf 45 b. H. Fett i. T. 125 gr.. 30 38363 88877 55255, 7e, J 7g dh 042 871 1446 98848 Turnverein von 1893 e. VB. Schmitt, Schweinehlg. Zwingenberg 3 a 77 98 9779 759 428958 588 840, 182985 188783 5 1 a 2 l dee e ages Jan deaf ges ene, e aſthaus zum Fre. 5 a Aer 90 4 8 5 3 2 9 ſtatt. Tages- Nichtroſtende Zeitung 3% Rabatt 230340 282484 7898 589998 280829 284882 288270 288725 271487 ordnung: Wahl des Vereinsführers Hierzu ſind mit Ausnahme wenig. Artik. 280840 282484 282784 284922 284247 284249 288801 297626 2 Hausnummernsonlder id Spnen fees ſowie Wagen ⸗ und Kummet. ſchilder zu beziehen durch Uule oller Emil Schneider, Roſengarten K 399181 392988 304188 323367 333528 885025 845825 349571 36119 373307 3785 14 355877 3882838 180 n Die Ziehung der 5. Klaſſe ber 47. 5 ö — 1* Klaſſen- Lotterie findet vom 8. Auguſt 11. September tatt alle unſere Mitglieder, Ehrenmitglieder und Turne⸗ rinnen freundlichſt eingeladen. Der Vereinsführer: J. Lamberth. Morgen Mittwoch abend, 6 Uhr beginnend, Juß⸗ und Handballtrainig. Die Spieler aller Mannſchaften mütſſen reſtlos erſcheinen. Die Leitung.