+ Vol Amtsblatt der Vür Erſcheinungswe ne. Täglich, ausgenommen an Sonntagen und Feiertagen. Haus gebracht monatlich 1.60 RM. einſchließlich Botenlohn RM. ausſchließlich Beſtellgeld. Einzelnummer 10 Ryfg. P ˙. Bezugspreis: Ins durch die Poſt monatlich 1.60 Nummer 165 germeiſterei Viernheim Samstag den 18. Juli 1936 für 1 mm Höhe und 67 mm Breite 15 N Geſchäftsſtelle Viernheim. Bismarckſtraße 13. Fernſpr. 153. Verkündigungsblatt der NS DAN. Viernheim Anzeigenpreis: Grundpreis für 1 mm Höhe und 22 mm Breite 3 Nyfg. im Textteil ür f aan 55h yfg. 1 7 Zeit iſt W Nr. 6 gültig. 0 SK. Ludwigshafen 15101. 12. Jahrgang Um die Dreierlonferenz der Veſimächle Frankreich drängt— England verhält ſich abwarlend Jum Auſchlag auf König Eduard Mit oder ohne Deutſchland? kondon bezeichnel die Abſichk einer Dreierbeſprechung als verfrüht London, 17. Juli. Die auch in der Lon⸗ doner Abendpreſſe wiedergegebenen Pariſer Meldungen, wonach beſchloſſen worden ſei. an Stelle der Brüſſeler Konferenz in der kommenden Woche in London Beſprechun⸗ gen zwiſchen England, Frank⸗ reich und Belgien abzuhalten, werden in maßgebenden Londoner Kreiſen als ver⸗ früht bezeichnet. Immerhin wird nicht Möglichkeit einer derartigen Dreierbe⸗ ſprechung nach wie vor beſteht. Es wird je⸗ doch hervorgehoben, daß derartige Beſprechun⸗ gen lediglich eine Art Vorbereitung für umfaſſende Verhandlungen zwiſchen den fünf urſprünglichen Unterzeichnern des Lo⸗ carnovertrags darſtellen ſollten. Erneut wird betont. daß eine allgemeine europäiſche Regelung das Hauptziel der britiſchen Po⸗ litik ſei und daß alle Bemühungen auf dieſes Ziel gerichtet ſein müſſen. Paris über die geplanten Dreierbeſprechungen Paris, 17. Juli. Die britiſch⸗franzöſiſch⸗ belgiſche Beſprechung, die am 23. Juli in Lon⸗ don ſtattfinden ſoll, wird in der Pariſer Frei⸗ tagabendpreſſe geteilt aufgenommen. „Information“ erklärt, daß die ganze Beſprechung auf die eine Vorfrage be⸗ ſchränkt ſein werde, ob es möglich ſei, bald die beſtritten, daß die fünf Locarnomächte zuſammenzuberufen, um die Mittel zur Befriedung Europas zu ent⸗ decken? Der„Temps“ ſucht dieſe Londoner Dreier⸗ konferenz zu rechtfertigen, indem er ſchreibt: Es ſei gewiß wünſchenswert, daß Deutſch⸗ land demnächſt eingeladen werde, an dem Tiſch der Locarnomächte Platz zu nehmen. Aber den Staaten, die gemeinſame Intereſſen hätten, dürfe es deshalb nicht verboten ſein, untereinander zu beraten und ſich miteinander ins Benehmen zu ſetzen Das Blatt, das die engliſche Warnung vor Blockbildungstendenzen ignoriere, weiſt England auf die Bedrückung ſeiner Mittelmeer⸗ und Mitteleuropabelange hin, wo ſie mit denen Frankreichs zuſammen⸗ träfen, was ein weiterer Grund zu einer Aus⸗ ſprache über die neue Lage ſei. Nalieniſche Krilik an den Dreierbeſprechungen Rom, 17. Juli Das Kompromiß, mit dem England, wenn auch nur widerwillig, auf die franzöſiſchen Forderungen einer Dreierbeſpre⸗ chung einzugehen bereit iſt, findet in der ita⸗ lieniſchen Preſſe eine recht ſkeptiſche Aufnah⸗ me. Man erkennt zwar an. daß England den franzöſiſchen Manövern zur Bildung eines Defenſivbündniſſes aus dem Wege gehen und mit einem gewiſſen realpolitiſchen Sinn zu einer Fünferkonferenz einſchließ⸗ lich Deutſchland und Italien kom⸗ men will. Man iſt aber andererſeits der An- ſicht. daß mit den unzeitgemäßen, der franzö— ſiſchen Politik und den neuen Beſprechungen zu Grunde liegenden Methoden nur neues Mißtrauen und neue Verſchärfung der Mei⸗ nungsverſchiedenheiten erreicht werde So bezeichnet es„Tribuna“ als ſehr fraglich, ob auf dieſe Art das Problem der fran zöſiſch⸗deutſchen Beziehungen. das für beide Länder wie für Europa von lebens wich⸗ tiger Bedeutung ſei. einer wirklichen Löſung zugeführt werden könne Wenn die Beziehun— gen wiſchen Paris und Berlin durch eine Verſtändigung normaliſiert werden ſollen, F könnte das nutzloſe diplomatiſche Geplänkel endlich beiſeite gelaſſen werden. Um zu einer abſchließenden Zuſammenkunft und zu greif⸗ baren Ergebniſſen zu kommen, müſſe man gei⸗ ſtig bereit ſein, und dementſprechend die Vor⸗ behalte gegen die Gleichberechtigung auf⸗ geben. —??—-——— das öchickſal der ſchwediſchen Role⸗ Kreuz⸗Expedilion in Abeſſinjen Stockholm, 17. Juli. Das Fehlen jeg⸗ licher Nachricht von der ſchwediſchen Rote⸗ Kreuz⸗Expedition in Abeſſinien beginnt hier ernſte Beunruhigung hervorzurufen. Nach dem letzten Bericht, der vor einigen Monaten hier eintraf, befand ſich die Sanitätsabteilung 600 Kilometer von Addis Abeba entfernt. Der ſchwediſche Außenminiſter erklärte, die Regierung habe die Abſicht, außerordentliche Maßnahmen zu ergreifen, um die Sachlage zu klären und, wenn nötig, Hilfsmaßnahmen ein⸗ zuleiten. Man müſſe jedoch vor Veröffentlichung dieſer Maßnahmen gewiſſe ausländiſche Regie⸗ rungen unterrichten. Fürſt Bismarck bekundet amllich die Genugluung Deulſchlands über das Mißlingen des Anſchlags London, 17. Juli. Der deulſche Ge⸗ ſchäftsträger, Bolſchaftsrat Fürſt Bis marck, hak am Freitag im Auftrag des Reichsaußenminiſters Frhr. von Neuralh den Privatſekretär des engliſchen Königs aufgeſucht und ihm die Genugtuun g der Reichsregierung über den glücklichen Aus- gang des Anſchlags auf König Eduard zum Ausdruck gebracht. Keine polikiſchen hinkergründe für den Anſchlag London, 17. Juli. Die glückliche Rettung des Königs aus Gefahr iſt auch am Freitag noch das Tagesgeſpräch. König Eduard ver⸗ brachte einen großen Teil des Vormittags mit der Lektüre der aus allen Teilen der Welt ein⸗ gelaufenen Glückwunſchbotſchaften. Scotland Yard hat am Freitag einen Auf⸗ ruf an die Oeffentlichkeit gerichtet, in dem zur reſtloſen Aufklärung des Zwiſchenfalles alle in unmittelbarer Nähe des Tatortes geweſe⸗ Aplomaliſche Spannung London-Tolio Scharfer engliſcher Proleſt wegen Derhaffung eines briliſchen Unter lanen London, 17. Juli. Das engliſche Aus⸗ J Betruges an Ladenbeſitzern ſtand, dem näch⸗ wärtige Amt hat geſtern bei der japaniſchen Botſchaft ſchärfſte Vorſtellungen in der Angelegenheit Huſſein erhoben Huſſein. ein britiſch⸗indiſcher Untertan, befindet ſich im Gefängnis in der Hauptſtadt Mandſchu⸗ kuos und iſt dort nach einer engliſchen Dar⸗ ſtellung mißhandelt worden. Außerdem wird der Vorwurf der widerrechtlichen Verhaftung erhoben, da Ausländer in Mandſchukuo exter⸗ ritorial ſeien. Engliſcherſeits beruft man ſich auf die eng⸗ liſch⸗zapaniſchen Vertragsbeſtimmungen. wo⸗ nach Huſſein. der unter dem Verdacht des ſten britiſchen Konſul hätte übergeben wer— den müſſen. Stattdeſſen ſei er ohne jede Nachricht an den Konſul zuſammen mit ſeiner Frau ins Gefängnis geworfen worden. Da Mandſchukuo ſchon ſeit langem beſtrebt iſt, ſich der Sonderrechte von Ausländern auf ſeinem Hoheitsgebiet zu entledigen, ſcheint dem an ſich unerheblichen Fall Huſſein be⸗ ſondere Bedeutung zuzukommen. Die engli⸗ ſchen Meldungen gehen übrigens ſoweit, zu behaupten. daß Huſſein gefoltert worden ſei. indem man ihn zwang, rieſige Mengen Waſ⸗ ſer zu ſchlucken Rumäniens Annäherung an Moskau Tilulescu im Fahrwaſſer Frankreichs und Jowjelrußlands Bukareſt, 17. Juli. In einer Unter⸗ redung, die der rumäniſche Außenminiſter Ti⸗ tulescu einem Vertreter des„Univerſul“ gewährte, äußerte er ſich über verſchiedene außenpolitiſche Fragen. Der rumäniſche Außenminiſter betonte zu⸗ nächſt, daß die Sicherheit Rumäniens nicht aus⸗ ſchließlich auf dem Völkerbundspakt beruhen könne. Sie ſtütze ſich vielmehr neben dieſem Pakt auch auf eine Reihe be ſon derer Bündnisverträge, die eine notwendige Ergänzung des Völkerbundspaktes bil⸗ deten. Zur Frage einer Völkerbunds⸗ reform äußerte ſich Titulescu unter deut⸗ licher Betonung ſeines bekannten able hnen⸗ den Standpunktes. Titulescu wandte ſich ſodann den rumäniſch⸗ ſowjetruſſiſchen Beziehungen zu. Die rumäni⸗ ſche Politik gegenüber Sowjetrußland ſei, ſo führte er aus, von der Notwendigkeit geleitet, im guten Einvernehmen mit einem Nachbar⸗ land zu leben, das 170 Millionen Einwohner habe. Obwohl er keineswegs kommuniſtiſchen Ideen huldige, ſei er doch der Auffaſſung, daß eine außenpolitiſche Annäherung an die Sow⸗ jetunion, die ihrerſeits mit den Verbündeten Rumäniens verbündet ſei, das beſte Mittel darſtelle, den bereits vorhandenen Bündnisber⸗ trägen zu voller Wirkſamkeit zu verhelfen. Der rumäniſche Außenminiſter betonte weiter, daß er niemals einen Beiſtandsvertrag mit Sow⸗ jetrußland abgeſchloſſen oder die Verpflich⸗ tung übernommen habe, Sowjettruppen durch rumäniſches Gebiet marſchieren zu laſſen. Eine derartige Verpflichtung ſei, ſo erklärte er, nicht einmal Gegenſtand von Verhandlungen geweſen. Aber auch mit Deutſchland und Ita⸗ bien wünſche Rumänien in Freundſchaft zu leben. In erſter Linie wende ſich jedoch die rumäniſche Freundſchaft den Staaten der Klei⸗ nen und der Balkan⸗Entente, Frankreich, Groß⸗ britannien und Polen zu. Titulescu unterſtrich zum Schluß noch die beſondere Herzlichkeit der franzöſiſch⸗rumäniſchen Beziehungen, die nicht nur durch die gemeinſamen Intereſſen und die Verwandtſchaft der Raſſe, ſondern auch durch die gemeinſamen Bemühungen zur Organiſa⸗ tion des Friedens begründet ſeien. nen Perſonen gebeten werden, ſich umgehend zu melden. Die Hintergründe der Tat, über die bisher völliges Dunkel herrſchte, finden allmählich ihre Aufklärung. Es gilt als erwie⸗ ſen, daß dem Zwiſchenfall keine politi⸗ ſche Bedeutung zukommt und daß der verhaftete Me. Mahon keine Verbindungen mit kommuniſtiſchen oder bolſchiwiſtiſchen Gruppen hat. Tatſächlich ſcheint der verſuchte Anſchlag mit einer Forderung zuſammen⸗ zuhängen, die Me. Mahon gegen zwei Detek⸗ tive wegen einer vor einiger Zeit nach ſeiner 1 irrtümlich erfolgten Verhaftung geſtellt atte. Aufſehenerregend iſt in dieſem Zuſammen⸗ hang, daß die Polizei am Donnerstagvormit⸗ tag etwa 3—4 Stunden vor dem Zwiſchenfall mit Me. Mahon in deſſen Wohnung in Ver⸗ bindung zu treten ſuchte. Me. Mahon hatte je⸗ doch ſeine Wohnung bereits verlaſſen. Der genaue Grund dieſes polizeilichen Be ſurches iſt noch nicht bekannt, doch glaubt man, daß er mit einer Mitteilung zuſammenhängt, die Me. Mahon an das Innenminiſterium ge⸗ ſandt hatte. Wie erinnerlich, erklärte Me. Ma⸗ hon nach ſeiner geſtrigen Feſtnahme, daß der ganze Zwiſchenfall die Schuld des Innen⸗ miniſters Simon ſei. Die oben erwähnte irr⸗ bdaͤmliche Verhaftung Me. Mahons durch zwei Detektive, für die Me. Mahon einen Schadenserſatzanſpruch in Höhe von 4000 Pfd. geſtellt hat, war vor zwei Jahren erfolgt. Me. Mahon gilt als ein wenig ausgegliche⸗ ner Menſch, der ſich als einen Sozialreformer bezeichnet. Er wird von ſeinen Nachbarn nicht für ganz normal gehalten. Vor einem Jahr begann er mit der Heraus⸗ gabe einer Schrift„Human Gazette“, die je⸗ doch nur eine Auflage erlebte. —.—— Japan ſtimml dem neuen Meer- engenabkommen zu * Tok io, 17. Juli.(Oſtaſiendienſt des DNB.) Das Außenminiſterium hat die japaniſche Ab⸗ ordnung in Montreux dahin unterrichtet, daß das Kabinett beſchloſſen hat, die Darda⸗ nellenkonferenz weiter wahrzunehmen und dem dort ausgehandelten neuen Abkommen unter Wahrung der Sonderſtellung und der Vorbe⸗ halte Japans d8uzuſtimmen. Der Vormarſch der Nanking-Armee in Kwangtung Schanghal, 17. Juli.(Oſtaſtendienſt des NB.) Der Hauptteil der Nanking Armee, die unker dem Befehl des Generals Juhan mou ſteht, iſt am Freitagfrüh in Schaukwan einmarſchierk. Die Truppen wurden von der Bevölkerung freudig be grüßt. Die Vorhuk ſetzte den Marſch nach Süden fork und marſchierke am Nachmittag . Woengjuen ein, ohne Gegenwehr zu fin⸗ en. Die zweike Kwangtung Armee, die unker dem Befehl des Generals Tſchangta ſteht, iſt wegen ihrer forkſchreitenden Ver⸗ hetzung aus der erſten Verkeidigungslinie in der Nähe von Vingkak bis nach Tſchungkien zurückgezogen worden, das ewa 50 Klm. nördlich von Kankon liegt. Die dadurch enk⸗ ſtandenen Lücken werden von Kwangſi-Trup- pen beſetzt. Politiſche Rundſchau Das Abkommen zwiſchen dem Deutſchen Reich und Oeſterreich hat in den beiden beteiligten deutſchen Staaten überall die größ⸗ te Freude ausgelöſt und darüber hinaus in der ganzen Welt ein ungeheures Aufſehen er⸗ regt. Alle deutſchen Menſchen ſind innerlich froh, daß die Zeit der Mißverſtändniſſe jetzt vorbei iſt. Der Wiener Geſandte von Pa⸗ pen iſt ſoeben nach Berlin zurückgekehrt, um mit den zuſtändigen Regierungsſtellen über die weiteren praktiſchen Maßnahmen des Ausgleichs und der Befriedung der Beziehungen zwiſchen dem Deutſchen Reich und Oeſterreich zu verhandeln. Es wird da⸗ rauf ankommen, die Mauern abzutragen, die in den vergangenen drei Jahren des Mißver⸗ ſtändniſſes errichtet worden ſind. Man wird danach trachten, den Warenaustauſch zwiſchen den beiden Ländern zu vermehren und die deviſenpolitiſchen Vorausſetzungen dafür zu ſchaffen, ebenſo den völlig abgeſtoppten Reiſe⸗ verkehr wieder in Gang zu ſetzen. * Der deutſch-öſterreichiſche Vertrag hat aber darüber hinaus eine große internatio⸗ nale Bedeutung. Von deutſcher wie von öſterreichiſcher Seite iſt mit Recht betont worden, daß der Vertrag gleichzeitig auch dem Gedanken des internationalen Friedens die⸗ nen ſoll. Dadurch, daß das Deutſche Reich aus freien Stücken die Gewährleiſtung der ſtaatlichen Unabhängigkeit Oeſterreichs aus⸗ geſprochen hat, iſt für die tatſächliche Unab- hängigkeit des zweiten deutſchen Staates in Mitteleuropa die ſtärkſtmögliche Sicherheit ge⸗ ſchaffen worden. Darüber iſt bei denjenigen einige Verlegenheit entſtanden, die die angeb⸗ lich bedrohte Unabhängigkeit Oeſterreichs als Mittel zur allgemeinen europäiſchen Beunru⸗ higung begrüßen zu können glaubten. Adolf Hitler hat durch dieſen Akt der Befriedung er⸗ neut unter Beweis geſtellt, daß das Syſtem der zweiſeitigen Verträge jeder ſogenannten Kollektivregelung weit überlegen iſt. * Das Abkommen mit Oeſterreich hat bezeich⸗ nenderweiſe auch einen Einfluß auf die ge⸗ planten Beſprechungen der weſtlichen Locar⸗ nomächte in Brüſſel ausgeübt. Man ſollte eigentlich meinen, daß die dadurch geſchaffene „neue Lage“ dazu angetan ſei, die Friedens⸗ beſtrebungen bei allen Staaten zu ſtärken. Das Gegenteil ſcheint aber hier und da eingetreten zu ſein. Jedenfalls glaubt man an der Seine offenbar, ſich noch ſtärker auf das von Bar⸗ thou eingeleitete ſowjetruſſiſche Bündnisſyſtem ſtützen zu müſſen. Nach franzöſiſchem Wunſch ſoll über die ſogenannte Locornofrage zunächſt von den Mächten ohne Deutſchland weiterverhandelt werden. Dies iſt von Ita⸗ lien abgelehnt worden, wobei die ita⸗ lieniſche Regierung deutlich zum Ausdruck gebracht hat, daß jede weitere Locarnover⸗ handlung ohne Deutſchland überhaupt ſinn⸗ los ſei. Die engliſche Regierung ſcheint auch dieſen Standpunkt zu vertreten, ohne ihn in⸗ deſſen gegenüber ihren Freunden durchdrücken zu wollen. * Auf der Dardanellenkonferenz in Montreux haben ſich zunächſt einmal ſchwer⸗ wiegende Gegenſätze gezeigt. Sie entſtanden dadurch, daß die ſowjetruſſiſche Regierung das Verlangen ſtellte, im Kriegsſall ihre Schwarze Meerflotte ungehindert durch die Meerengen fahren laſſen zu können. England hat ſich dieſem Antrag widerſetzt, aber ohne Erfolg. Das jetzt zuſtandegekommene Kompro⸗ miß trägt dem ſowjetruſſiſchen Standpunkt und damit den Bebürfniſſen des franzöſiſch⸗ ſowjetruſſiſchen Bündniſſes in vollem Um⸗ fange Rechnung. In Paris wird dieſes Nach⸗ geben Englands mit großem Beifall begrüßt. Für England entſteht daraus die ſchwie⸗ rige Lage, daß die Flottenverhältniſ⸗ ſe im Mittelmeer immer unüber⸗ ſichtlicher werden. Uebrigens iſt in⸗ zwiſchen ein großer Abbau der engliſchen Flottenſtreitkräfte im Mittelmeer erfolgt, wo⸗ rauf Muſſolini ſich entſchloſſen hat, einen Teil der in Libyen ſtehenden italieniſchen Kräfte in die Heimat zurückzuziehen. * Die kommuniſtiſche Internationale ſetzt ihre Wühltätigkeit in allen Staaten fort. Auf der Geheimkonferenz von Breda, von der ſchon wiederholt die Rede war. ſind die Richtlinien für die Revolutionierung der ein⸗ zelnen Länder ausgegeben worden. Es ſcheint ſogar, daß künftig ein Zuſammengehen zwi⸗ ſchen den Komintern und der ſogenannten Vierten Internationale Trotzkis ſtattfindet. In Spanien treibt der Boſchewismus die ſchlimmſten Blüten. wobei die Behörden eifrig Hilfsſtellung geben. Als kürzlich der Führer der monarchiſtiſchen Partei dieſes Landes von Linksradikalen ermordet wurde, nahm die Re⸗ gierung dies zum Anlaß. um Hunderte von rechtsſtehenden Parteigängern feſtzunehmen. * Die Vorbereitungen für die Olymiſchen Spiele nähern ſich dem Ende. Schon jetzt darf als ſicher gelten. daß dieſe 11. Olympia eine großartige Bekundung des gemeinſamen Friedenswillens der Völker. vertreten durch! der Kampf um das Mittelmeer Berlin, 17. Juli. Die Dardanellen⸗ konferenz und die in Ausſicht genommene Locarnokonferenz in Brüſſel haben zwar dem Problem nach nichts miteinander zu tun. Sie haben aber dennoch einen volitiſchen Zuſammenhang. Wenn derartige Konferenzen zeitlich naheliegen, liegt ohnehin die Vermu⸗ tung vor, daß die daran beteiligten Staaten die gute Gelegenheit benutzen. um ein Problem gegen das andere, ein Zugeſtändnis gegen das andere auszuhandeln. Dieſe Taktik wird jetzt augenſcheinlich auch zwiſchen Frankreich und England angewendet, Die Konferenz von Montreux, die über die türkiſchen Dardanellenforderungen berät, war vor einigen Tagen auf den toten Punkt ange⸗ kommen. Zuerſt ſchien alles gut zu gehen. Die Konferenzteilnehmer ſchwammen in eitel Wonne, daß es ihnen vergönnt war, hier ein⸗ mal ein praktiſches Beiſpiel der Vertragsrevi⸗ ſion zu liefern, natürlich mit einem Seitenblick auf das böſe Deutſchland, das mit ſeiner Auf⸗ rüſtung und mit der Wiederbeſetzung des Rheinlandes nicht gewartet hat, bis es den übrigen Herrſchaften gefiel. Aber ſelbſt bei dieſer Angelegenheit, bei der es zunächſt über⸗ haupt keine ſtrittige Meinung zu geben ſchien, gelang das Werk der Einigung nicht. Denn im Verlauf der Konferenz ſtellte ſich heraus, daß das zunächſt rein türkiſche Problem der Meerengenhoheit zu einer internationalen machtvolitiſchen Frage erſter Ordnung wurde. Die Franzoſen liehen nämlich der Sow⸗ jetunion ihre volle Unterſtützung, als dieſe mit der Forderung herauskamen, daß die Durch⸗ fahrung der Meerengen mit Kriegsſchiffen und die Ueberauerung mit Flugzeugen für Sowiet⸗ rußland im Kriegsfalle ſo gut wie keinen Be⸗ ſchränkungen ausgeſetzt ſein ſolle. Die Englän⸗ der hatten dieſe Forderung zunächſt abgelehnt. weil ſie geeignet iſt, das von England geſuchte neue Gleichgewicht im Mittelmeer von vorn⸗ herein wieder zu gefährden. England hat ſich nunmehr zu großen Zugeſtändniſſen bereit er⸗ klären müſſen. Die Türkei hat zwar nicht das Recht erhalten. formell unbeſchränkt im Kriege die ſowjetruſſiſche Flotte durch die Meerengen fahren zu laſſen, es iſt aber eine Neufaſſung des Artikels 16 des Abkommensentwurfes der⸗ geſtalt erfolgt, daß die Türkei ſolche Durchfahrt geſtatten kann, wenn es ſich um eine Hilfeleiſtung für einen angegriffenen Staat auf Erund eines Vertrages handelt, der auch die Türkei zur Hilſeleiſtung verpflichtet und der im Rahmen des Völkerbundspaktes abgeſchloſ⸗ ſen worden iſt. Es liegt auf der Hand, daß hier der franzöſiſch⸗ ſowjetruſſiſche Vertrag gemeint iſt. Wir wiſ⸗ ſen, daß es im Ernſtfall verhältnismäßig leicht iſt, eine Hilfeleiſtungs verpflichtung zu kon⸗ ſtruieren, und die in Frage kommenden Ju⸗ riſten werden nicht verlegen ſein, die notwen⸗ digen Schriftſtücke für dieſen Fall rechtzeitig abzufaſſen. Damit hat ſich England zu einem erheblichen Zugeſtändnis bereitgefunden. Die franzöſiſche Preſſe feiert dies Ereignis als einen Sieg des Gedankens, der in dem franzbſiſch⸗ſowietruſſi⸗ ſchen Pakt ſeinen Niederſchlag gefunden hat. Man erinnert ſich, daß der rumäniſche Außen⸗ miniſter Titulescu kurz vor ſeiner Abreiſe aus Genf noch einen ſcharfen Angriff auf die franzöſiſche Außenpolitik gerichtet hatte Titulescu hat bei der inneren Ausein⸗ anderſetzung im eigenen Lande einen vollen Erſolg für ſeine Paktpolitik herausgeholt, ſodaß an dem Feſthalten Rumäniens in⸗ nerhalb der Kombination Frankreich— Tſchechoſlowakei, Sowjetrußland nicht zu zweiſeln iſt. Wahrſcheinlich hängt es mit dieſem franzö⸗ ſiſch⸗ſowjetruſſiſchen Erfolg in Montreux zu⸗ ſammen, daß die franzöſiſche Außenpolitik jetzt weniger denn je geneigt iſt, auf die neuen engliſchen Locarnowünſche einzugehen. Die Engländer haben ſchon vor einigen Tagen den Standpunkt in Paris vertreten, daß eine Konferenz zu Dritt oder Viert zur Wieder⸗ ingangbringung der Locarnoausſprache jetzt nicht mehr am Platze ſei, beſonders nicht nach⸗ dem Deutſchland das Verſtändigungsabkommen mit Oeſterreich abgeſchloſſen hat. Die engliſche Regierung möchte in ſachlicher Uebereinſtim⸗ mung mit der italieniſchen Regierung dafür ſorgen, daß etwaige neue Locarnobeſprechungen wie ſie auf der letzten Tagung des Völker⸗ bundsrates vereinbart worden ſind, nur unter der Hinzuziehung Deutſchlands ſtattfinden. Deutſchland hat ſtets betont, daß das von Frankreich errichtete Bündnisſyſtem nicht ge⸗ eignet iſt, die Lage im Weſten Europas zu ent⸗ ſpannen, ja daß der franzöſiſch⸗ſowjetruſſiſche Pakt dem Locarnovertrag politiſch den Todes⸗ ſtoß verſetzt hat. Infolgedeſſen glauben wir, daß die jüngſten Ereigniſſe keine außenvoliti⸗ ſche Entſpannung bedeuten. Iranzöſiſch: Kammer beſchließt Verſigallichung der Rüſtungsinduſtrie Eine Erklärung des Kriegsminiſters Paris, 17. Juli. Der Geſetzentwurf über die Nationaliſierung der franzöſiſchen Rü⸗ ſtungsinduſtrie iſt in ſeiner Geſamtheit von der Kammer mit 484 gegen 85 Stim⸗ men angenommen worden. Der Berichterſtatter hatte in der Kammer vorher lediglich noch angekündigt, daß die Re⸗ gierung auf der Annahme des Geſetzes be— ſtehe, da ſie ſich desſelben in Genf bei der Völkerbundsſitzung im September bedienen wolle. Kriegsminiſter Daladier verteidigte in längeren Ausführungen die Geſetzesvorlage, indem er geltend machte, daß ihr gleichzeitig moraliſche Intereſſen und ſolche der Landes⸗ verteidigung zu Grunde liegen. Im Verlauf ſeiner Ausführungen wies Daladier darauf hin, daß das neue Geſetz ausländiſchen Fir⸗ men unterſagen werde. Kriegsmaterial in Frankreich herzuſtellen. Das wäre das ein⸗ zige Mittel, gewiſſen Mißbräuchen ein Ende zu machen. Ausländiſche Aufträge ohne die ausdrückliche Genehmigung des franzöſiſchen Staates werden nicht mehr zugelaſſen. Der Kriegsminiſter trat weiter den Bedenken ent⸗ gegen. daß durch das neue Geſetz gewiſſe ausländiſche Aufträge der franzöſiſchen In⸗ duſtrie verloren gehen könnten. Die franzö⸗ ſiſche Staatsinduſtrie ſei genügend ausgebaut. ihre ſportbegeiſterte Jugend, ſein wird. In Berlin ſind ſchon zahlreiche olympiſche Mann⸗ ſchaften angekommen und haben das Trai- ning aufgenommen. Die Ausſchmückung der Reichshauptſtadt nähert ſich mit ſchnellen Schritten dem Ende. Berlin legt wirklich ein feſtliches Gewand an. um die Vertreter der ganzen Erde würdig zu begrüßen. Das deutſche Volk iſt bereit, ſeinen auslän⸗ diſchen Veſuchern die größte Gaſtfreundſchaft zu gewähren. Es wird unſer Stolz ſein, zu erreichen., daß alle diejenigen. die in dieſen olympiſchen Wochen unſer Vaterland beſu⸗ chen, die ſchönſten und bleibendſten Eindrücke mit nach Hauſe nehmen. Und wir hoffen zu⸗ verſichtlich, daß dieſe olympiſchen Spiele ihrer Beſtimmung gemäß dem Friedensgedanken einen gewaltigen Auftrieb, geben und auch die Vorurteile, die man Mute vielfach noch gegen das nationalſozialiſtiſche Deutſchland hegt, zerſtören werden. Nur noch wenige Tage, und mit der Entzündung des olym⸗ piſchen Feuers im griechiſchen Olympia nimmt dieſe großartige Zuſammenkunft aller Svport⸗ ler der Welt ſchon ihren eigentlichen Anfang. um dieſe Aufträge auszuführen. Die Rü⸗ ſtungsprogramme müßten für eine längere Periode vorbereitet und ausgearbeitet werden. Es wäre wünſchenswert, daß dieſe Program⸗ me zu Beginn dieſer Legislaturperiode dem Parlament vorgelegt werden. Enkſchiedenes Auftrelen franzöſiſcher Bauern Paris, 17. Juli. Aus Charleville wird dem„Journal“ gemeldet, daß die Bauern der Ardennen ſich auf einer Verſamm⸗ lung in Rethel mit der Gefahr eines Land⸗ arbeiterſtreiks beſchäftigt haben. Sie beſchloſ⸗ ſen, ſich mit allen Mitteln, auch mit Gewalt, der Beſetzung ihrer Höfe durch ſtreikende Landarbeiter zu widerſetzen. Sie wieſen den Behörden gegenüber darauf hin, daß ſie nie⸗ mals die Vorgangsweiſe dulden würden, die man gegenüber dem Handel und der Induſtrie angewandt hätte. Leon Blum wirbl im Rundfunk für eine neue Anleihe Paris, 17. Juli. Miniſterpräſident Léon Blum hielt am Freitag eine auf alle fran⸗ zöſiſchen Sender übertragene Rede, in der er zur Zeichnung der vom Finanzminiſter aus⸗ geſchriebenen Anleihe aufforderte. Das Pro⸗ gramm, das die neue Regierung durchführen wolle, ſei das der Mehrheit, die ſiegreich aus den Wahlen hervorgegangen ſei. Die Ueber⸗ tragung einer Aufgabe ohne die erforderlichen Mittel, ſie durchzuführen, ſei nicht möglich. Die neue Anleihe ſtelle keine Unterwerfung unter die Finanzoligarchie dar, ſondern be⸗ deute im Gegenteil eine Befreiung davon. Alle freien Bürger müßten ſich dies vor Augen halten. 5 Die Auflöſung der Feuerkreuzler Paris, 17. Juli. Der Staatsrat hat ſich mit der von der Feuerkreuzlerbewegung gegen ihre Auflöſung eingelegten Berufung be⸗ ſchäftigt. Während die Auflöſung der eigent⸗ lichen Verbände der Feuerkreuzler ſelbſt und der Jungfeuerkreuzler, die den Namen natio⸗ nale Freiwillige trügen, als zu Recht ge⸗ ſchehen beſtätigt wird, iſt dem Antrag auf vorläufige Ausſetzung der Auflöſungsverord⸗ nung gegen die Sozial- und Fürſorge⸗ abteilung der Feuerkreuzler inſofern ſtatt⸗ gegeben worden, als die Durchführung der Auflöſung ſonſt 21000 Kinder ihres Aufent⸗ * halts in einer Ferienkolonie berauben, eine Arbeitsloſenvermittlungsſtelle lahmlegen und eine ärztliche Hilfe an Bedürftige zur Einſtel⸗ lung ihrer Arbeit zwingen würde. Der Regie⸗ rungskommiſſar erklärte vor dem Staatsrat, daß bei der Auswahl der Nutznießer dieſer drei von den Feuerkreuzlern geſchaffenen Un⸗ terſtützungsſtellen unbedingte politiſche Neu⸗ tralität herrſchen müſſe. Zeileid Görings zum Fliegerlod des Generalmajors Orlioz-⸗Dreszer Berlin, 17 Juli. Der Reichsminiſter der Lufkfahrk und Oberbefehlshaber der Luft- waffe, Generaloberſt Göring, hat anläßlich des Fliegertodes des Inſpekteurs der Luft- verkeidigung Generalmaſor Orllez-Dres⸗- zer dem Generalinſpekteur der polniſchen Armee General Rydz-Szmigly ſeine aufrich- tige Teilnahme übermittelt. Ferner hak das Neichsluftfahriminiſterium dem polniſchen Kriegsminiſter das Beileid der deutſchen Luftwaffe zum Ausdruck gebracht. An der Trauerfeier für Generalmajor Or- liez-Dreszer am 20. Juli in Gdingen werden zwel Offiziere der deulſchen Luftwaffe keil- nehmen. Züdaftikaniſche Aympiakämpfer im Ehrenmal Berlin, 17. Juli. Die Olympiamannſchaft der Südafrikaniſchen Union begab ſich am Freitagnachmittag zu einer Ehrung der deutſchen Gefallenen des Weltkrie⸗ ges in das Ehrenmal Unter den Linden. Die Mannſchaft war begleitet vom füdafrika⸗ niſchen Geſandten Prof. Dr. Gie, dem Kom⸗ mandanten des Olympiſchen Dorfes, Oberſt⸗ leutnant Frhr. von und zu Gilſa und dem Platzmajor Hauptmann Dürſtner. Der Führer der Mannſchaft, Inglis, legte einen mäch⸗ tigen Kranz von Eichen und Chryſanthemen mit einer großen Schleife in den ſüdafrikani⸗ ſchen Farben nieder. Nach kurzen Minuten ehrfürchtigen Schweigens verließ die Mann⸗ ſchaft wieder das Ehrenmal. Dr. Ley in Oberſchleſien Seit Freitag weilt Reichsorganiſationsleiter Dr. Ley auf ſeiner Reiſe durch Deutſchlands Gaue in Oberſchleſien. Ueber das Weſen des Gemeinſchaftsgeiſtes, auf dem ſich alles Leben im Volk aufbaut, ſprach er auf zwei großen Kundgebungen zu dem ſchaffenden Volk diefes Grenzlandes. Sein Appell, im Glauben an Deutſchland an der Zukunft des Volkes mit⸗ zuarbeiten, an einem Deutſchland, das der Nationalſozialismus wieder lebensfähig gemacht habe und ſchöner und würdiger umgeſtalte, klang der Arbeiterſchaft der Gleiwitzer Grube bei dem großen Betriebsappell ent⸗ gegen. e In der Adolf⸗Hitler⸗Kampfbahn der Arbei⸗ tergroßſtadt Hindenburg prägte er bei einer eindrucksvollen Kundgebung von über 60 000 Menſchen der Induſtrie Oberſchleſiens, die reſtlos im Zeichen dieſes Ereigniſſes ſteht, nach dem Aufruf zur Mitarbeit aller an dem Werk der Wiedererſtarkung Deutſchlands, das Wort: Demokratie heißt im nationalſozialiſti⸗ ſchen Sinn. das Volk hineinſtellen in die große Arbeit für Deutſchland!“ Er gab dem Erleben ſeiner Reiſe Ausdruck— in den Geſichtern der Schaffenden die Wahrheit des Bekenntniſſes des Führers zum deutſchen Arbeiter geleſen zu haben! a Nach der Kundgebung überbrachte Dr. Ley 500 oberſchleſiſchen Bergarbeitern die Einla⸗ dung, für drei Tage als Ehrengäſte am Welt⸗ kongreß für Freizeit und Erholung in Ham⸗ burg teilzunehmen. 4 Naliens Vorbehalt zum Abkommen von Montreux Rom, 17. Juli. Der kürkiſche Außenmini⸗ ſter Rüſch tl Aras hat, wie von zuſtän⸗ diger italieniſcher Seite verlautet, den ſtän⸗ digen ikalieniſchen Deleglerten beim Völker- bund, Scoppa, mitgeteilt, daß die Konfe renz von Montreux vor dem Abſchluß eines Abkommens über die Meerengenfrage ſtehe und daß dieſes Abkommen anderen Staaken zum Beitritt offen bleibe. Von maßgebender italieniſcher Seite wird dazu erklärt, daß Italien gegenüber einem ſolchen Abkommen alle Vorbehalte erhebe. Erſt an dem Tage, an dem Italien dem Abkommen beitreten würde, könnte es für Itallen eine gewiſſe Bedeutung erlangen. Blauer Monlag in Paris 88 Paris, 17. Juli. Der Polizeiprä⸗ ſidenk von Paris hat in Durchführung der letzten Abkommen über die Arbeitszeit im Lebensmiktelgewerbe eine Verfügung erlaſ⸗ ſen, wonach alle Lebensmiktel⸗ geſchäfte mit Ausnahme der Bäckereien 8 ſind, am Montag leder oche zu ſchließen. Lediglich der Verkauf von Milch iſt zwiſchen 7 und 9.30 Uhr morgens geſtaktet. 1 ſebz A800 Pie het, fte des f unte keiſtn 1 0 5 0 de. ſtiſ des tur infa ment eins Den den Ne ant lung füt be N Gerät Meho ſchung Miihe tatort Men ſem uch e bich bolig Gum ul eir muen Len ist mer. 1 bon gr die Ehn Michel put v f Nütn die mern bertre her a Kam ſchaft hurts handge ir ſchen es,, Ech auf eine bibel daun Zülle do 5 eben d Valin en ſind sin! ö U M Laie du N Ainet u., ben und Einzel ö „ Regt, karg, n dieser en Un. * eu⸗ fil Ager nie ler duft wach el Luft. „Dre. once auftich. hat haz ache Kuchen lar Or. herben aſſe fell. iner unſchaſt ſich am ig der Veltlrie⸗ inden. idaftil⸗ em geom⸗ Oberſ⸗ und dem r Führer en müch, anthemen daftikan⸗ Nintten Nann⸗ iſchlands r Abel et bel über Hleſiens, 15 ſeht, an dem 8, das ali die große Etleben tern det ntniſſes eleſen zu Ar, Leg e Einla⸗ n Velt⸗ in Haft nen enminl⸗ zuſtäͤn⸗ en fle · Möller gone 1b lines 1 ehe laufen 15 vit einen hallt Aalen unle 5 fanſel · 5 bed 10 de t i 0 ela tel“ gettin ebe! 1 bet ich le 0 10 1 den ſind. Die Ausſtellung„Deulſchland“ Rundgang durch die Gaue— Umſchau über die Jpihenleiſtungen der Kultur, Wiſſenſch aft und Technik Berlin, 17. Juli. Am Samstag wird die Ausſtellung„Deutſch⸗ land“ eröffnet. Im Rahmen einer Ausſtellung bietet ſich den Hunderttauſenden, die vor und während der Olympiſchen Spiele in der Reichshauptſtadt weilen, das Bild der deutſchen Landſchaft und des deutſchen Volkes. Wie in einem Spiegel breitet ſich vor dem Be⸗ ſchauer die große wechſelvolle Geſchichte Deutſch⸗ lands aus. Die deutſchen Landſchaf⸗ ten ziehen vorüber in ihrer ganzen unbe⸗ ſchränkten Mannigfaltigkeit von den Alpen bis zur See, von den Weiten des Oſtens bis zur Grenzmark im Weſten. Vor den Augen der Beſucher erſtehen erneut die großen Deut⸗ ſchen im Reiche des Geiſtes, der Kunſt, Wiſ⸗ ſenſchaft und Dichtung. Unüberſehbar iſt das Geiſtesgut, iſt die Zahl der Staats⸗ und Kunſt⸗ werke, die aus dem Leben des Volkes durch die Jahrhunderte hindurch auf uns überkommen ſind. Die Ausſtellung verſucht aus dieſer Fülle das Bild Deutſchlands zu formen, wie es un⸗ vergänglich durch den Wandel der Zeiten hin⸗ durch beſtanden hat und weiter leben wird. Ein Rundgang durch die Ausſtellung iſt ein Gang durch die Jahrhunderte der Ge⸗ ſchichte unſeres Volkes, iſt aber auch zugleich ein Erlebnis des Geiſtes und des Rhythmus des neuen Deutſchlands. Dieſes Erleben des neuen Deutſchland wird dem Beſucher am ſtärkſten in der Ehrenhalle. zuteil. Wie ein Dom breitet ſich vor ihm die ſiebzig Meter lange Halle aus, auf deren beiden Längsſeiten hohe Pfeiler zur Decke ſtreben. Wie der Chor den Abſchluß eines Domes bil⸗ det, ſo bei der Ehrenhalle der Raum des deut⸗ ſchen Genius, über deſſen Eingang ein Wort des Führers ſteht, das ſinngebend für die ge⸗ ſamte Ausſtellung iſt:„Die großen Kultur⸗ leiſtungen der Menſchheit waren zu allen Zeiten di Höchſtleiſtungen des Gemeinſchaftslebens. Es verkörpert ſich in ihnen die tiefſte Weſens⸗ kraft eines Volkes.“ In den Seitenſchiffen der Ehrenhalle werden in acht Abteilungen die Leiſtungen des nationalſoziali⸗ ſtiſſchen Deutſchland auf dem Gebiete des Staatsweſens, der Wirtſchaft und der Kul⸗ tur gezeigt. Man hat verſucht, mit möglichſt einfachen Mitteln in Bild, Modell und Doku⸗ ment, aber zugleich packend und eindrucksvoll eine Ueberſicht über das Schaffen des neuen Deutſchland zu geben und von der Idee und dem Plan, die dieſes Wirken beſeelen. Den Uebergang von der Ehrenhalle zum Raum des deutſchen Genius bilden die Abtei⸗ lungen„Technik und Wiſſenſchaft“ und„Kul⸗ tur“. In dem Raum „Technik und Wiſſenſchaft“ wird ein Querſchnitt durch die modernen Arbei⸗ ten der naturwiſſenſchaftlichen Forſchung gegeben, wie er in dieſer Art bisher noch nicht gezeigt wurde. Der Beſucher ſchaut in die Werkſtatt und das Laboratorium de Naturwiſſenſchaftlers und Technikers. Ein Gewächshaus gewährt einen Einblick in die Methoden und einzelnen Vorgänge der For⸗ ſchungs⸗ und Züchtungsarbeit. Das Kaiſer⸗ Wilhelm⸗Inſtitut hat ein phyſikaliſches Labo⸗ ratorium eingerichtet, in dem unter anderem Metallunterſuchungen gezeigt werden. In die⸗ ſem Raum bietet ſich dem Beſucher übrigens noch eine weitere Sehenswürdigkeit: der Te p⸗ pich, mit dem der Fußboden ausgelegt iſt, iſt völlig aus deutſchem ſynthetiſchem Gummi hergeſtellt. Die Abteilung„Kultur“ ſoll ein Bild vom kulturellen Schaffen des neuen Deutſchlands geben. Ausgeſtaltet wor⸗ den iſt dieſer Raum von der Reichskulturkam⸗ mer. Ueber dem Eingang ſind daher in Form von großen aus Meſſing getriebenen Wappen, die Symbole der ſieben einzelnen Kammern der Reichskulturkammer angebracht. Im Mittel⸗ punkt dieſer Kulturſchau ſtehen die Modelle von den großen Bauten in München und Nürnberg, zu deren Bau der Führer ſelbſt die Anregung gegeben hat. Alle ſieben Kam⸗ mern ſind mit künſtleriſch wertvollen Arbeiten vertreten. Beſonderes Intereſſe wird auch das hier ausgeſtellte Exemplar des Buches„Mein Kampf“ erwecken, das die deutſche Beamten⸗ ſchaft dem Führer zu ſeinem diesjährigen Ge⸗ burtstag überreicht hat und das nahezu 1000 handgeſchriebene Pergamentſeiten enthält. Wir treten in den Raum des deut⸗ ſchen Genius ein. Vor den Büſten Goe⸗ thes, Kants und Beethovens, die von Profeſſor Schwartzkopf⸗Düſſeldorf geſchaffen wurden, ruht auf einem Sockel die er ſt e Gutenberg⸗ bibel. Ein Niſchengang, der ſich um den Raum herumzieht, zeigt im Schaukaſten eine Fülle von Koſtbarkeiten aus dem kulturellen Leben des deutſchen Volkes, wie ſie in dieſer Vollſtändigkeit noch nirgends ausgebreitet wor⸗ Da ſehen wir Handſchriften und Zeichnungen von Goethe, Entwürfe von Schinkel zu ſeinen Bauten, die eigenhän⸗ dige Niederſchrift Beethovens Neunter Sinfonie, die erſte Röntgenröhre, einen Ent⸗ wurf Richard Wagners zum Bayreuther Bühnenbau. So iſt gleichſam mit dieſem Raum, an deſſen Wänden in Eiſen gegoſſen die Na⸗ ein Ehrentempel geſchaffen, von dem ſymboliſch das geiſtige Leben des Volkes ausſtrahlt und um den herum es ſich in ſeiner überwältigen⸗ den Mannigfaltigkeit aufbaut. An die Ehrenhalle ſchließt ſich die Abteilung „Deutſches Volk und deutſches Land“ an. Das Kernſtück dieſer Abteilung bilden ein großes Modell der Reichsgutobahn Bayern— Landesgrenze und ein in den Boden eingelaſſe⸗ nes Relief„Deutſchland“ im Maß⸗ ſtab 1:1 000 000! An dieſer Reliefkarte haben 80 Arbeitsdienſtmänner aus allen Gauen ſechs Wochen lang gearbeitet. Die Anſchrift, die ſich um dieſe Karte herumzieht:„Ein Volk ſind wir, in einem Reich leben wir, einem Führer folgen wir“ iſt gleichſam das Leitwort der gan⸗ zen Abteilung. Unter dem Stichwort„Deut⸗ ſche Sehens würdigkeiten“ werden um dieſen Mittelpunkt der Schau herum an einzelnen Modellen, Kunſtſtücken, Bildern, handwerklichen Arbeiten, Büchern und ſo weiter die Eigenarten der einzelnen deutſchen Gaue und ihrer Mitmenſchen gezeigt. Jeder deut⸗ ſche Gau iſt durch Meiſterwerke München, 14. Juli. Eine ſeltſame Tragik liegt über dem Unglück, das die Münchener Bergſteiger Fredl Her bſt und Hans Teufel betroffen hat, die nach wohlgelungener Erſtbegehung der 600 Meter hohen Schneehorn⸗Nordwand von einer Lawine überraſcht und in die Tiefe ge⸗ riſſen wurden. Während Herbſt, der der Sek⸗ tion München des Deutſch-Oeſterreichiſchen Alpenvereins und des AC. Hochvogel angehört, gerade noch mit dem Leben davonkam, erlitt ſein treuer Weggefährte Teufel (Sektion Garmiſch) im blühenden Alter von 24 Jahren den Bergſteigertod. Wir haben den inzwiſchen wieder in Mün⸗ chen eingetroffenen 28jährigen Fredl Herbſt in ſeiner Wohnung aufgeſucht, wo er wegen mehrfacher Rippenbrüche, hochgradiger Erfrie⸗ rungen an den Füßen und einer Reihe anderer Verletzungen geringerer Art krank darnieder⸗ liegt. Nach den Schilderungen des jungen und tüchtigen Bergſteigers hat ſich das Unglück wie folgt zugetragen: Seit Wochen waren Herbſt und Teufel in der Schweiz und hatten verſchiedene ſchwere Touren hinter ſich. Vor ihnen lag die Schneehornwand. In körperlich guter Verfaſſung und tadelloſer Ausrüſtung unternahmen ſie am 1. Juli früh 2 Uhr von ihrem Standquartier„Rotſtöckli“ bei der Kleinen Scheidegg den erſten Verſuch. Mit den ſchweren Ruckſäcken, die ſie am Abend vor⸗ her auf die Gletſcherhöhe gebracht hatten, ging es dann auf dem kürzeſten Weg über den Guggigletſcher dem Einſtieg der Nordwand zu. Eine ſchmale Felsrippe, nur oben mit Schnee und Eis durchſetzt, durchzieht die 600 Meter hohe Nordwand in direkter Fall⸗Linie und er⸗ möglicht einen faſt idealen Durchſtieg. Um 7 Uhr morgens überſchritten ſie den Bergſchrund und waren kurz darauf in den Felſen. Unter einem mächtigen Ueberhang gönnten ſie ſich dann etwas Raſt. Doch ſchon nach kurzer Zeit ſchlich ihnen die Ungeduld durch die Glieder. Es trieb ſie fort, um das Schwerſte zu mei⸗ ſtern. Teufel war bereits damit beſchäftigt, die Ausrüſtung zu verteilen. Wenige Minuten ſpäter waren ſie auch ſchon mitten im ſchwerſten Fels. Langſam aber ſtetig kamen ſie höher und höher und ließen manche ſchwere Stelle hinter ſich. Wenn ſie ſich auch zuweilen vor den herabfallenden Stein⸗ und Eisſchlägen ſchnell in Deckung retten mußten, ſo kamen ſie doch Seillänge um Seillänge dem Gipfel näher. Am frühen Morgen zeigte ſich ihnen der Him⸗ mel im ſchönſten Licht und ſchien ihnen Erfül⸗ lung zu künden. Aber von Stunde zu Stunde ſchlueg das Wetter ins Gegenteil um. Schwere Wolken und Nebelfetzen hüllten ſie dann ganz ein. Gegen Nachmittag ſtanden ſie mitten in einem hölliſchen Schneetreiben. Jetzt gab es kein Zurück mehr! Alſo vorwärts! Der ſtarke Neuſchnee machte es ihnen faſt un⸗ möglich, aber es half nichts, ſie mußten weiter. Verbiſſen trotzten ſie der Wand Meter um Me⸗ ter ab, bis die Dunkelheit hereinbrach. Fünf⸗ viertel Stunden benötigte Herbſt, um eine ein⸗ zige Seillänge von 40 Metern zu bewältigen. Dann umfing ſie die eiſige Nacht. Erſt als Herbſt ſich notdürftig ſicheren Stand ge⸗ ſchaffen hatte, wurde er ſich der gefährlichen Lage bewußt, in der er ſich befand. Teufel konnte dieſe Seillänge in der Nacht unmöglich nachholen. Zu allem Unglück hatte Teufel den Ruckſack mit Proviant und Bergſchuhen. Ein Aufſeilen war unmöglich, da ſie die feſtgefrore⸗ nen Seilknöpfe nicht aufbrachten. Steif vor Kälte und matt vor Hunger erwartete Herbſt nach einer bangen Nacht ſehnſüchtig den Mor⸗ gen. Und er kam, jedoch nicht ſonnig und klar, men von über 70 der größten Deutſchen der Kunſt, der Wiſſenſchaft und der Dichtung ſtehen, ſondern trüb und träge Bis über die Knie Bergſleigerkragödie am Eiger Eine Nacht in Neuſchnee und Källe- von einer Lawine erfaßk des kulturellen Schaffens der Technik und der Kunſt vertreten. Nicht nur im Modell, auch in der bunten Far⸗ bigkeit der Volkstracht und in ſeinem Brauch⸗ tum treten deutſche Lande und deutſches Volk in dieſer Abteilung vor den Beſucher. So wird eine einzigartige Ueberſchau über den Reichtum des deutſchen Landes und die vielfältige Schaf⸗ fenskraft ſeines Volkes gegeben. In der Halle des Verkehrs fallen dem Beſu⸗ cher vor allem die erſte deutſche Schnellzugs⸗ lokomotive„Pfalz“ auf und die daneben⸗ ſtehende modernſte und größte Schnellzugsloko⸗ motive, die eine Geſchwindigkeit von 195 Kilo⸗ meter erreicht. Die Deutſche Reichspoſt zeigt in der Abteilung Fernſeheinrichtun⸗ gen Anlagen für Funk und Bildtelegraphie, die Deutſche Lufthanſa eine Maſchine vom Typ Ju 86, die deutſche Automobilinduſtrie zwanzig Perſonen⸗ und Laſtkraftwagen, die Spitzenlei⸗ ſtungen darſtellen. Auf dem Freigelände der Ausſtellung erwar⸗ tet den Beſucher eine beſondere Ueberraſchung. Mit ſchrillem Pfeifenſignal fährt plötzlich mit⸗ ten durch die Blumenanlagen der Gartenſchau die Nürnberg⸗Fürther Eiſenbahn von 183 5 vorüber, wie ein ſtark vergrößer⸗ tes buntes Spielzeug anmutend. Jeder kann einmal eine Rundfahrt mit dieſer Bahn ma⸗ chen und ſich ſo in die Zeiten vor hundert Jah⸗ ren verſetzen, in der das„feuerſpeiende Roß“ noch Furcht und Entſetzen verbreitete. Unendliche Mühe koſtete es, bis ſich Teufel zu Herbſt hinaufgeſeilt hatte; die Hände ſchmerz⸗ ten vor Kälte, denn die Seile waren ſteinhart gefroren. Noch hatten ſie ungefähr 80 Meter bis zum Gipfel, aber ſieben volle Stunden vergingen, bis ſie ſich am Gipfel die Hände reichen konnten. Der Wille wird zur Tat und eine 600 Meter ſchwere Wand lag hinter ihnen; in ihnen aber war Gipfelfreude und das Glück der ſieghaften Stunde über eine jungfräuliche. Wand, die bis dahin noch keines Menſchen Fuß betreten hatte. Nicht lange konnten ſie am Gipfel verweilen, denn anhaltender Sturm und wüſtes Schneetreiben zwangen ſie zum eiligen Abſtjeg durch die Schneehorn-Scharte. Ein 55 Grad ſteiler Eishang zieht von der Scharte hinunter zum Kühlauen⸗ Gletſcher. Nur zwanzig Meter weit iſt die Sicht in ein graues, wogendes Nichts. Aber ſie wußten, daß nach einem Eishang von hundert Meter wieder Felſen bis zum Gletſcher hinunterleiten müſſen. Teufel ging voraus und ſchlug Stufe um Stufe ins ſteile Eis, während Herbſt ſicherte. Dann rückte Herbſt nach und ſicherte Teufel in der zweiten Seillänge mittels eines Eishakens. Plötzlich hörte Herbſt einen dumpfen Knall; oberhalb von ihm lö ſt e ſich ein Stück der Schneewächte, in deren Fall⸗Linie er ſtand; er dachte ſich nichts weiter, denn der Eishaken mußte halten. Dann kam die Wächte über ihn. Er fühlte einen unheim⸗ lichen Druck, dann einen Ruck und raſte mit der Lawine etwa 160 bis 180 Meter in die Tiefe. Mit vollem Bewußt⸗ ſein ſtürzte er ab und verſpürte dumpfe Aufſchläge, während ſein Kamerad Teufel mit einem gewaltigen Ruck im hohen Bogen aus dem Eishang geriſſen wurde. Ueber die Randkluft wurden ſie hinausgewor⸗ fen und blieben auf dem Lawinenkegel liegen. Ungefähr 10 Meter war Teufel von Herbſt ent⸗ fernt, gab aber auf deſſen Zurufe keine Ant⸗ wort. Dann kroch Herbſt unter großer An⸗ ſtrengung zu Teufel hinüber, der ihn aber ganz verſtändnislos anſah. Arme und Beine waren intakt; auch das Herz ſchlug kräftig. Herbſt war ſchon froh, daß alles noch ſo gut abge⸗ gangen iſt und dachte, daß Teufel von dem ge⸗ waltigen Abſturz ſtark mitgenommen ſei, wäh⸗ rend er ſelbſt große Schmerzen in der linken Bruſtſeite verſpürte und nur in kleinen, kurzen Atemzügen Luft holen konnte. Fortwährend redete er auf Teufel ein, dieſe Stätte des Un⸗ glücks und Grauens ſofort gemeinſam zu ver⸗ laſſen, da ſie in der Fall⸗Linie rieſiger, grün⸗ ſchillernder Eisbrüche läge. Aber alles war vergebens. Teufel verſtand ſeinen Kameraden nicht mehr. Trüb und ohne Leben ſahen ihn ſeine ſonſt ſo leuchtenden Augen an. Dann vber⸗ ſuchte Herbſt unter Aufbietung der letzten Kraft, ihn aus der Gefahrenzone zu ziehen, aber es mißlang infolge des tiefen Neuſchnees. Ohne das volle Bewußtſein wieder erlangt zu haben, ſtarb Teufel 45 Minuten nach dem Abſturz den Bergſteigertod. Herbſt mußte noch eine zweite ſchaurige Nacht im Kühlauen⸗Gletſcher zubringen. Nach langen und bangen Hilferufen vom erſten Morgengrauen bis zum Spätnachmittag nahte dann endlich die Rettung. Um 8 Uhr morgens waren ſeine Hilferufe erſtmals vom Hotelbe⸗ ſitzer Sommer der Station Eigergletſcher ge⸗ hört worden, der ſofort die Rettungs⸗ mannſchaft auf dem Jungfraujoch zur Bergung alarmierte. Sieben Schweizer Berg⸗ kameraden bargen nachmittags gegen 16 Uhr ſtanden beide im kalten pulvrigen Neuſchnee. die beiden Münchner und brachten ſie nach dem Bodenwärme verzögerle 5 8 40 die Landung des„ez hindenburg Frankfurt a. M., 17. Juli. Das Lufk⸗ ſchiff„Hindenburg“, das am Freikag⸗ vormittag auf ſeiner Rüchfahrk von Nord- amerika über ſeinem Heimathafen erſchien, kreuzte wegen der Bodenwärme bis gegen Abend über der Stadt Frankfurk a. M. und ſeiner Umgebung, um dann um 18.05 Lr auf dem Flug- und Luftſchiſſhafen Rhea Main glatt zu landen. Faſt um dieſelbe Zeit krafen auf dem Flug- plaß 12 engliſche Sporkmaſchinen ein Die engliſchen Sportflieger kamen auf Einladung der Stadk Frankfurk a. M. Sie wurden im Frankfurker Römer durch den Oberbürgermeiſter der, Stadt herzlich will- kor- men geheißen. Der Varenauskauſch Frankreich-Nalien noch nicht wieder im Gange. Paris, 17. Juli. Obgleich die Sanktionen gegen Italien mit dem 15. Juli außer Kraft getreten ſind, hat der Warenaustauſch zwi⸗ ſchen Frankreich und Italien noch nicht wieder eingeſetzt. Man weiſt in dieſem Zuſammenhang darauf hin, daß die Kontin⸗ gentierungsbeſtimmungen ſowohl in Italien als auch in Frankreich weiterbeſtehen u. daß augenblicklich zwiſchen den beiden Ländern Verhandlungen über die Einfuhrlizenzen ge⸗ führt werden. Man rechnet daher auch nicht damit, daß der normale Warenaustauſch vor Ablauf eines Monats wieder einſetzen kann. Ueuer Geſchwindigleilsrekord eines ſlalieniſchen Leichlflugzeuges Rom, 17. Juli. Das neue ilalieniſche Sporkflugzeug Nardi F. N. 305 hat für Leichtflugzeuge der Klaſſe bis 560 Kilo auf einem Rundflug über 1000 Klm. einen neuen Stundengeſchwindigkeitsrekord mit 310,999 Klm. erreicht. Die Beſatzung beſtand aus dem Fliegeroffizier Zappekka und dem Re- ſervepiloken, dem italieniſchen Sporkjourna- liſten Stellingwerf. Der bisherige Rekord von 292,825 Klm. wurde ſeit dem 7. Jull v. J. von den Fran- zoſen gehalken. f Niederöſterreich begrüßt das deulſch⸗öſterreichiſche Ablommen Wien, 17. Juli. Eine Vollſitzung des Klubs der niederöſterreichiſchen Landtagsabgeordneten richtete an Bundeskanzler Schuſchnigg eine Glückwunſchadre ſſe zum deutſch⸗öſter⸗ reichiſchen Abkommen vom 11. Juli. Griechenland in Erwarkung des Aympiſchen Jackellaufes Athen, 18. Juli. Athen iſt zurzeit der Treffpunkt für die ausländiſchen Journaliſten. Bildberichterſtatter und Rundfunkſprecher, die von hier nach Olympia gehen, um beim Start des Olympiſchen Fackellaufes zugegen zu ſein. Die ſchon vor einigen Tagen in Griechenland eingetroffenen deutſchen Rundfunk⸗ und Ka⸗ meramänner haben ihr Quartier in Olympia aufgeſchlagen.— Die Griechen bereiten alles vor, um in ſtimmungsvollen Feiern den Start zu begehen. Nicht nur Olympia wird ſolche Feiern erleben. Die griechiſche Hauptſtadt ſteht ebenfalls in Vorbereitung einer Feier auf der Akropolis, vor dem Parthenon und im großen marmornen Stadion. Hier werden der König und ſein Miniſterrat zugegen ſein. Die Meldung, daß der griechiſche Thron⸗ folger an der Berliner Olympiade teilneh⸗ men wird, beſtätigt ſich. Eine Rundfahrt längs der Strecke des Fackellaufes läßt überall die große Begeiſterung erkennen, die von Bauern, wie überhaupt der ganzen Bevölkerung dieſem Ereignis entgegengebracht wird. FJührerräte der VBalerländiſchen Front Wien, 18. Juli. In allen Bundesländern ſind am Freitag die ſogenannten Führerräte bei den Landesführungen der Vaterländiſchen Front aufgeſtellt worden. Noch immer hitze in A5 A. 4600 Tote. 1 §d Newyork, 17. Juli. Die Hochtempe⸗ ratur der letzten Tage dauerte auch am Freitag noch an. Beſonders betroffen waren die Staa⸗ ten Montana und Miſſiſippi. Die Zahl der unter der Einwirkung der Hitze Geſtorbenen beläuft ſich jetzt auf 4600. C ˙ AA Krankenhaus nach Wengen, während die ſterb⸗ lichen Ueberreſte Teufels in Lauterbrunn bei⸗ geſetzt wurden. Durch die Münchner Rettungs⸗ ſtelle der deutſchen Bergwacht, die damals un⸗ ter Führung von Siebenwurſt zur Prüfung der Bergungsmöglichkeiten der im Vorjahre tödlich verunglückten Münchner Mehringer und Sedlmeyer gerade in Grindelwald weilte, wurde Herbſt im Auto nach München Eigergletſcher. Anderntags kam Herbſt ins verbracht. —— 2 ö 1 —— — C ð ͥↄↄↄ ——————— „Benn hiller nicht geweſen wäre.“ Eine bemerkenswerte Zuſchrift im„Daily Telegraph“. 88 London, 17. Jull.„Daily Telegraf“ veröffenklicht an hervorragender Stelle die Zuſchrift von Kapitänleuknank Warden Chilcott, der auf die wachſende Gefahr des Bolſchewismus hinweiſt. England müſſe ſich ſofort enkſcheiden, ob es ſich mit dem Bolſchewismus einigen wolle, um eine Ein kreiſung Deukſchlands zu erzie- len, oder ob es enkſchloſſen und kompromiß⸗ los gegen den Bolſchewismus, die höchſte Gefahr für die weſteuropäiſche Ziviliſakion, in die Schranken kreten wolle. Die von Regierungsverkrekern angedeutete Politik einer gegen die Mittelmächte gerichketen Anlehnung an Frankreich und Sowjekruß⸗ land würde ſich als ebenſo ernledri⸗ gend wie die Abrüſtungs- und Sankkions- politik erweiſen. Sie würde außerdem noch viel gefährlicher ſein. Während die engliſche Regierung Frankreich und ſeine Verbünde⸗ ten umſchmeichelt habe, habe ſie Italien und Deukſchland mißtrauiſch und herausfor- dernd behandelt. Der durchſchnitkliche Eng länder lehne eine Berührung mit dem of ſchewismus in irgendeiner Form oder in ir- gendeinem Lande ab. Jede Politik, die dieſe gewaltige Forderung außer achk laſſe, ſei unheilvoll, während eine kalſächliche Ver- ſchmelzung mit bolſchewiſtiſchen Ländern nur als ein Selbſtmordverſuch begeich⸗ nek werden könne. Es ſei unleugbar, daß in Deukſchland und Italien diktatoriſche Re⸗ gierungen geſchaffen worden ſeien, weil der Bolſchewismus in dieſen Ländern einen ge- fährlichen Umfang erreicht hakke. Hikler und Muſſolini müßlen daher als Vorkämpfer der weſteuropäiſchen Zivi⸗ liſation begrüßt werden. Wenn Hikler nicht geweſen wäre, dann würden ſich die Grenzen des Sowjelſtaales heule am Ahein befinden. Indem ſich Frankreich mit Rußland und der Tſchechoſlowakei verbünde, habe es in Eu⸗ ropa in der Geſtalt des Bolſchewismus eine große Gefahr für Oeſterreich und für jedes andere Land enkfeſſelt. Wenn England ge⸗ zwungen ſein würde, ſich mit irgend einem Lande zu verbünden, dann müßken es zu- mindeſt diejenigen Mächte ſein, die den Bolſchewismus bekämpfen, nämlich Deutſch⸗ land, Italien und Japan. Gemeinſam gegen den Bolſchewismus Der Führerrat des Oeſterreichiſchen Heimat⸗ ſchutzes begrüßt das Abkommen mit Deutſchland. Ss Wien, 17. Juli. Wie die Preſſeſtelle des Oeſterreichiſchen Heimatſchutzes mitteilt, fand unter dem Vorſitz des Bundesführers Starhemberg am 15. und 16. Juli in Wien eine Tagung des Führerrates des Oeſter⸗ reichiſchen Heimatſchutzes ſtatt. Mit großer Befriedigung nehmen, ſo heißt es in der Mitteilung u. a., alle Anweſenden die Berichte über den Fortſchritt und die Er⸗ folge der organiſatoriſchen Arbeiten in allen Landesorganiſationen des öſterreichiſchen Hei⸗ matſchutzes zur Kenntnis Ueber die volitiſche Lage Europas, ebenſo wie über die Probleme der Innenpolitik Oeſterreichs, erſtattete Bun⸗ desführer Starhemberg ein eingehendes Refe⸗ rat, dem ſich eine gründliche Erörterung aller politiſchen Fragen anſchloß, wobei das kürzlich zwiſchen der öſterreichiſchen Regierung und der Regierung des Deutſchen Reiches abgeſchloſſene Uebereinkommen Gegenſtand einer ganz beſon⸗ ders eingehenden Ausſprache war. Als Ergebnis der Ausſprache wird als ein⸗ mütige und der Auffaſſung aller Anweſenden entſprechende Stel⸗ lungnahme u. a. hervorgehoben,:„Als erſte und aktiviſtiſche Kampfbewegung gegen den Bolſchewismus auf öſterreichiſchem Boden ent⸗ ſtanden und zur vaterländiſchen Erneuerungs⸗ bewegung herangewachſen, f begrüßt es der öſterreichiſche Heimatſchutz, daß das zwiſchen der öſterreichiſchen Regie⸗ rung und der Regierung des Deutſchen Reiches abgeſchloſſene Uebereinkommen einem vom Oeſterreichiſchen Heimatſchutz ſtets bedauerten unnatürlichen und unge⸗ ſunden Zuſtand ein Ende bereitet. Ganz beſonders begrüßt der Oeſterreichiſche Heimatſchutz, daß er dadurch in die Lage ver⸗ ſetzt wird, im Sinne ſeiner urſprünglichen Sen⸗ dung wiederum alle Kräfte uneingeſchränkt der Bekämpfung der bolſchewiſtiſchen Beſtrebungen widmen zu können Aus den bekannten Ereig⸗ niſſen und Vorgängen in verſchiedenen Län⸗ dern Europas zeigt ſich in erſchreckender Klar⸗ heit das planmäßige Vordringen des Bolſche⸗ wismus und die eindeutige Abſicht. ganz Europa zu bolſchewiſieren. Der Oeſterreichiſche Heimatſchutz iſt von der Ueberzeugung erfüllt, daß die energiſche Bekämpfung dieſer Weltge⸗ jahr ein Gebot der Stunde iſt. Zeitbiid aus dea aglexung Mlſelms Il. vo H. Paul J atſie Urheberrechtsſchutz: Preſſedienſt der Fr anckſchen Verlagshandlung, Stuttgart. 14. Fortſetzung.(Nachdruck verboten!) Verſchwörung gegen den Kaiſer. Als Eulenburg wenige Wochen ſpäter im Arbeitszimmer Holſteins ſitzt, kommt der wie⸗ der auf ſein Lieblingsthema in dieſen Wo⸗ chen zurück:„Der Kaiſer will ſein eigener Reichskanzler ſein. Ein ſolcher Standpunkt iſt unter allen Umſtänden bedenklich; und nun gar bei dieſem impulſiven und leider gar zu oberflächlichen Herrn, der keine Ahnung von Staatsrecht, von politiſchen Vorgängen, von diplomatiſcher Geſchichte und von Menſchen⸗ behandlung hat— es würde eine Kataſtro⸗ phe.“ Eulenburg:„Sie ſind ungerecht. Holſtein! Der Kaiſer iſt eine außerordentliche Bega⸗ bung. Sie ſagen ihm immer alles mögliche Böſe nach. Aber dabei können Sie nicht leug⸗ nen. daß er für Deutſchlands Stellung in der Welt ſehr viel bedeutet. Gewiß, er iſt manch⸗ mal ſehr ſchnell, aber man ſoll das auch nicht überſchätzen. Bülow ſchrieb mir noch in dieſen Tagen aus Rom. daß Seine Ma⸗ jeſtät wohl zuweilen bedenkliche Dinge ſage, ſich aber trotzdem eine Rieſenſtellung in Eu⸗ ropa gemacht habe.“ Holſtein:„Stecken Sie doch nicht den Kopf in den Sand. lieber Eulenburg. Wenn es bis ber noch leidlich gut gegangen iſt, ſo nur des⸗ halb, wei“ wir, und wie ich gern anerkenne vor allem Sie, ihn vor den ſchlimmſten Wolfogruben bewahrt haben. Aber das wird von Jahr zu Jahr ſchwieriger.“ Eulenburg zuckt die Achſeln:„Vielleicht ha⸗ ben Sie in manchem recht. Der arme Kaiſer erzielt mit ſeinen Handlungen nicht immer die Wirkung, die ſeine reinen Abſichten ent⸗ ſpricht. Aber Sie vergeſſen doch wohl, daß ſich das nicht ändern läßt. Bei einer ſchlech⸗ ten Ehe gibt es Scheidung. Zwiſchen Volk und König macht ſich das nicht ſo leicht, darum wird es wohl eine unglückliche Ehe bleiben.“ N Holſtein:„Sie übernehmen doch wohl die Vergleiche ein wenig zu leichtfertig aus dem Familienleben. Sehen Sie denn nicht, wie der Kaiſer das royaliſtiſche Kapital verwirt⸗ ſchaftet, das ihm ſein Großvater hinterlaſſen hat? Dieſes Kapital kann ſeinem Sahne kann ihm ſelber ſchon nach einigen Jahren empfindlich fehlen. Das iſt die Folge davon. wenn er glaubt, jede politiſche Handlung ſelbſt beſtimnen zu müſſen. Er muß endlich begrei⸗ fen, welch eine Stellung der Monarch in einem modernen Verfaſſungsſtaat hat!“ Eulenburg fragt ſpöttiſch:„Und welches wäre dieſe Stellung nach Ihrer Anſicht?“ Holſlein:„Der Kaiſer ſoll ſich damit be⸗ gnügen, die Beamten zu ernennen und ſoll ſie regieren laſſen, die ja auch die Verantwor⸗ tung tragen. Im übrigen ſoll er ſo viel in der Nordſee und im Mittelmeer herumreiſen. wie en Luſt hat.“ Eulenburg:„Es wäre ja doch wohl zunächſt die Aufgabe des Reichskanzlers. das Seiner Majeſtät klarzumachen“ Holſtein:„Hohenlohe iſt ſehr klug, aber er iſt müde. Ich habe das früher begrüßt, heute empfinde ich es als Laſt. Das Schlimme iſt, licher Eulenburg, daß Sie mit Ihren Rat⸗ ſchlägen Hohenlohe in ſeiner Nachgiebigkeit noch beſtärken, und daß Sie auf der anderen Seite auch Seine Majeſtät noch in ihrem autokratiſchen Gefühl befeſtigen. Das muß anders werden!“ Lächelnde Feinde Eulenburg wird ſehr bleich. Er begreift, daß jetzt die entſcheidende Stelle des Ge⸗ ſprächs naht.„Was ſoll ich tun?“ Holſtein:„Hohenlohe wird den Kaiſer mit allem Nachdruck und in aller Form darauf aufmerkſam machen müſſen. daß es ſo nicht mehr weiter geht und daß ſich Seine Majeſtät in Zukunft mehr zurückhält. Sie werden dem Kaiſer in dieſem Sinne raten müſſen. und ich würde es auch für das beſte halten. daß Sie dem Hohenlohe dieſen Brief aufſetzen. Wie das zu ſtiliſieren iſt, wiſſen Sie am beſten. Es wird ein Ton erforderlich ſein. der dem Kaiſer zeigt, daß es diesmal Ernſt iſt. Ohne dieſe bittere Medizin werden Kaiſer und Va⸗ terland in ernſte Zuſtände kommen, und in Ihrer Macht liegt es, das zu verhindern. Sie haben in viel höherem Grade als ich zu beſor⸗ gen, daß, wenn die Dinge jetzt auf die ſchiefe Ebene kommen, die Zeitgenoſſen und die Geſchichte uns vorwerfen werden, für kai⸗ ſerliche Träume ſtatt für kaiſerliche und va⸗ terländiſche Intereſſen eingetreten zu ſein.“ Noch beherrſcht ſich Eulenburg:„Und wenn der Kaiſer darauf nicht eingeht?“ Da bricht Holſtein los, und aus ſeinen Augen lodert eine Glut des Fanatismus, vor der Eulenburg erſchrickt:„Dann gibt es eben noch andere Wege, dann muß der Kaiſer eben als Kind behandelt werden. Mit den äußer⸗ ſten Mitteln,. mit Abdankung und Entmün⸗ digung wird man auch ihn noch zwingen können.“ Aber nun fährt auch Eulenburg auf:„Und dafür alauben Sie mich gebrauchen zu kön⸗ nen? Das wäre der ſchwärzeſte Verrat, den die Geſchichte kennt. Ich darf ohne Ueberhe⸗ bung ſagen. daß ich der einzige bin, der dem Kaiſer die Wahrheit ſagt. Aber ſoll ich ihn entmachten? Wiſſen Sie denn nicht, daß ich den Kaiſer liebe? Aber was verſtehen Sie ſchen von Gefühlen! Sie ſehen nur Ihr Kalkül und halten das für die ganze Welt. Ich ſage Ihnen: Sie irren ſich, Holſtein!“ Der iſt wieder ganz ruhig geworden:„Ich liebe vor allem Preußen und Deutſchland und dann noch die Dynaſtie. Da bleibt für einen einzelnen Menſchen, und wäre er ſelbſt der Kaiſer, nicht viel übrig. Wer dem Kö⸗ nigtum dienen will, muß den Schaden beſei⸗ tigen, der ihm zugefügt wird.“ Eulenburg:„Sie reden vergebens viel und klug. Der Kaiſer iſt mein Freund. und ich bin ſtolz darauf. Nie werde ich ihn verra⸗ ten.“ 5 Holſtein:„Das heißt, Sie wollen mir nicht helfen. Ich ſage Ihnen heute ſchon: Wenn der Kaiſer einmal ſein politiſches Jena er⸗ leben wird. wird man feſtſtellen, daß Sie es hätten verhindern können, und daß Sie durch Läſſigkeit mitſchuldig geworden ſind.“ Nie erſcheint Holſtein größer als in dieſen Tagen, da ihm zum erſtenmal ein Plan miß⸗ glückt, nie iſt ſeine düſtere Prophetie gewal⸗ tiger, nie ſein Machthunger dämoniſcher, nie freilich auch ſein Kampf aus dem Hinter⸗ halt unheimlicher. Zunächſt freilich hat Eulenburgs Weige⸗ rung nur die Folge, daß aus der Entfremdung zwiſchen ihm und Holſtein wirkliche Feind⸗ ſchaft wird. Das denkt auch der Graf, als er am Abend nach der Unterredung auf dem Bahnſteig auf den Zug wartet. der ihn zu kurzem Aufenthalt nach ſeinem Stammſitz Lie⸗ benberg bringen ſoll. Er denkt:„Ob Hol⸗ ſtein heute wohl noch auf den Bahnſteig kom⸗ men wird, um ſich zu verabſchieden? Ich bin neugierig. Und wenn er kommt. ob er wohl heute wieder etwas für die Kinder bei ſich haben wird?“ Da ſieht er die ſchlanke Geſtalt Holſteins durch das Gewühl kommen. And richtig, in der Hand hat er die unvermeidliche Tüte. Hol⸗ ſtein iſt ein wenig verlegen als er die Bon⸗ bons und die Früchte übergibt. Er iſt es im⸗ mer, wenn er Gefühle zeigen muß. Eulenburg kann ſich leichter Rührung nicht erwehren. Noch im Zuge denkt er an die ſeltſame Geſtalt des Freundes, der nichts als kalter Intellekt und harter Wille zu ſein ſcheint und der dann im Verkehr mit Kin⸗ dern— keinen Menſchen außer den Eltern haben Eulenburgs Kinder lieber als den gu⸗ ten Onkel Holſtein, der ſo ſchön zu ſpielen weiß und immer geduldig und gütig iſt— Gil Robles klagt an 88 Madrid, 17. Juli. Die ſpaniſche Regierung hat nunmehr die Veröffentlichung der kürzlich in der Sitzung des ſtändigen Lamdtagsausſchuſſes gehaltenen Rede des Führers der katkholiſchen Volksakkion, Gil Robles, genehmigt. Gil Robles wandte ſich zunächſt gegen eine Verlängerung des Alarmzuſtandes, da dieſer in der Hand einer unfähigen Regierung keinen Sinn habe.„Hat der Ausnahmezuſtand die Anarchie, den moraliſchen und materiellen Ruin Spaniens verhinderk? Die Ankwori gibt folgende Skakiſtik: In den leßken 27 Tagen ſind 10 Kirchen in Brand geſteckk, 21 Menſchen ermordet, 224 Menſchen leilweiſe ſchwer verletzt, 74 Bomben und andere Exploſipkörper gelegl, 15 Generalſtreins und 129 Teilſtreins er- klärt worden.“ Weder das Lebensrechk des Bürgers, noch das Vereinsrecht, noch die Freiheit der Ar- beit, noch die Unverletzlichkeit des Heimes werde von dieſer Regierung auch nur im entfernteſten gewährleiſtet. Für jeden neuen Fehler, den die Regierung mache, mülſe der Faſchismus herhalten. Die Faſchiſten, die bei der letzten Wahl nur einige Tavſend Stimmen erhalten hälten, würden bei einer Neuwahl eine überwältigende Mehrheit be⸗ kommen, da das Volk an der Geſeßlichkeit der Demokrakie zu zweifern beginne. der dann eine Tiefe des Gemüts zeigt, die ſonſt an ihm verſchüttet iſt. Aber im gleichen Atemzuge denkt Eulenburg auch, was für ein gefährlicher Gegner Holſtein ſein kann, und er begreift, was dieſer Tag und ſeine Weige⸗ rung für ihn bedeuten. Plötzlich ſcheint ihm die ganze Welt wieder ſchal und leer. Er denkt an die aufreibenden Arbeiten ſeines Diplomatenberufes, er denkt an alle die an⸗ ſtrengenden Reiſen mit dem Kaiſer, bei de⸗ nen er kaum einen Augenblick Ruhe findet und während des Ankleidens noch die Depe⸗ ſchen diktieren muß. er denkt auch mit bitte⸗ rem Lächeln an die verſteckten und offenen Angriffe in der Preſſe, die ihm vorwerfen, daß er mehr auf Vergnügungstouren als im Dienſte ſei. Und er faßt in dieſer Stunde den Entſchluß. ſeiner glanzvollen und zermürben⸗ den Laufbahn zu entſagen, ſobald es ihn mög⸗ lich iſt. Unterdeſſen beginnt die Feindſchaft zwiſchen den beiden Männern zu wachſen; aber beide wiſſen ſie klug und lächelnd zu verbergen. Während Holſtein zu Vertrauten den Grafen Eulenburg den Mann„mit dem Blick einer Schlange“ nennt, ſchreibt er ihm:„Ich kann ſagen, daß Sie mir zu allen Zeiten ein treuer Kamerad geweſen ſind.“ Ergriffen ſchreibt Eulenburg zurück:„Was Sie mir mit⸗ teilen, rührt mich tief.. pes atmet eine Freundſchaft. die ich vielleicht verdiene, für die ich Ihnen aber herzlich danken möchte.“ Acht Tage ſpäter ſchreibt er in ſein Tagebuch: „Holſtein gehört in eine leere Box im Stalle. 11 für biſſige und keilende Gäule reſerviert iſt. FFP neuer Prozeß in koblenz Zuchthaus für den Franziskanerbruder Viktorian 5 Koblenz., 17. Juli. Der Franziskanerbru⸗ der Viktorian, der heute in der Reihe der Sittlichkeitsprozeſſe gegen die Franziskaner⸗ brüder vor den Richtern ſtand, verſuchte in der Hauptverhandlung ſeine früher gemachten Ge⸗ ſtändniſſe zu widerrufen und gab jetzt nur einen kleinen Teil ſeiner Verfehlungen zu. Sieben Jahre lang war der Bruder Vikto⸗ rian im Kloſter, ohne daß er ſich etwas zu⸗ ſchulden kommen ließ. Im Jahre 1928 lernte er dann den Bruder Emeran kennen, der mit ihm unzüchtige Beziehungen anknüpfte. Dann geriet der Angeklagte unter den Einfluß des Bruders Linus. Sowohl Emeran wie Linus ſind, wie erinnerlich, bereits abgeurteilt. Da der Angeklagte in der Hauptverhandlung die meiſten ihm zur Laſt gelegten Fälle be⸗ ſtritt, wurden ihm eine Anzahl Zeugen gegen⸗ übergeſtellt. Ein Anſtaltszögling ſchilderte die Vorfälle, in denen der Angeklagte ſich mit ihm vergangen hat. Zum Schluß erklärte der Zög⸗ ling: Ich muß dem Gericht noch etwas ſagen: Im Wartezimmer haben vorhin die Brüder Linus und Ladislaus mir gedroht, ich ſolle nur nicht gegen den Bruder Viktorian ausſagen. Hierauf wird eine ſtrengere Ueberwachung ſämtlicher in Haft befindlicher Zeugen im Wartezimmer angeordnet. Das Gericht verurteilte den Angeklagten we— gen fortgeſetzter widernatürlicher Unzucht und wegen Verbrechens gegen§ 174 Ziff. 1 224 zwei Jahren ſechs Monaten Zucht⸗ haus. der zweile Abend der Inkernalionalen Tanzwellſpiele Berlin. 18. Juli. Am zweiten Abend der „Internationalen Tanzwettſpiele“ ſtellte ſich zunächſt die Italienerin Britta Schellander dem Publikum vor. Sie gehört dem Typus des„freigeſtaltenden Tanzes“ an. Sie tanzte eine„Erinnerung“, eine„Vorahnung“, einen „Traumvogel“, ein„Spiel der Wellen“ und einen„Primitiven Tanz“.— Den zweiten Teil des Abends beherrſchte die Palucca. Neun ihrer bekannten Tänze bekam das Publikum zu ſehen, das mit ſtärkſtem Beifall lohnte. Mexiko ohne Licht Mexiko-City, 17. Juli. Die Streik- bewegung umfaßt nicht nur die Umgebung der Haupkſtadt, ſondern auch Teile der Staaten Mexiko, Guerrero, Hidalgo, Michoa⸗ can, Morelos, Puebla und Veracruz. Die Geſellſchaft beankragte beim Arbeiksamt, den Streik für ungeſetzlich zu erklären, worüber heute entſchieden werden ſoll. Die mexikaniſche Haupkſtadt war in der Donnerskagnacht in völliges Dunkel ge- hüllt, lediglich in einigen Häuſerblocks, die eigenen Strom erzeugen, brannte Licht. Auch die Straßenbeleuchtung war zu faſt 90 Proz. außer Bekrieb. Die Zeitungen konnken in- folge des Streiks nicht erſcheinen, mit Aus- nahme des Blaktes„Excelſior“, das über eine eigene Kraftanlage verfügt. Weite Teile der Haupkſtadt ſind ohne Waſſer. Die Mehrzahl der Hoſpitäler müſſen Kerzen und Petro- leumlampen verwenden, und die Nachfrage nach dieſen Gegenſtänden iſt rieſig. Die nakionale Handelskammer forderke den Skaakspräſidenten Cardenas zum Ein- greifen auf, um unüberſehbare Schädigungen zu verhindern. fn ethruder zistanerhru⸗ übte in der achten Ge⸗ b jtzt zur gen zu. der Vitto⸗ etwas du⸗ 1028 lernte n, der mit dite. dann Einfluß des wie Linus kteilt ſethandlung „Jil be⸗ gen gegen⸗ Hete die N a ihn e det Zög⸗ was ſagen: die Brüder ch ſolle nut aussagen. betwachung eugen in 1 pie Abend det ſellte ſich Schellandet em Tubus Sie tunzte fordere ein- um Ein e ungen SoOe„Buchdrucker“ und„Kupferſtecher“ Mobilmachung in den Väldern des Weſtens Bauernarbeit iſt ſteter Kampf. Kampf um Wieſen, Feld, Waſſer, Wald. Denn auch der verlangt viel Mühe, verlangt viel Arbeit. Schädlinge, die das Holz zu⸗ runde richten, müſſen bekämpft werden, — Stämme wollen ausgemerzt ſein, eder Baum verlangt Hege und Pflege. chlimm, wenn einmal dazu Naturgewalt ch aufmacht, wenn der Sturm über die Wipfel raſt, wenn ſich alle böſen Geiſter vereinen. Er iſt am 17. und 18. April 1936 durch die Wälder des Sauerlands, des Weſter⸗ walds, des Taunus gefegt, ein Schnee⸗ ſturm von einer Kraft, wie man ihn ſelten erlebte. Ungeheure Maſſen Schnee wurden auf die Baumwipfel abgelagert, viele Zentner drückten auf die Kronen, große Laſten brachten Stämme zum Splittern, zum Brechen. Ein kleines Bild von den Bergen an Schnee, die der Himmel auf die Erde ablagerte, kann man ſich vielleicht machen, wenn man von einer Meſſung hört, die zufällig gemacht wurde, auf einer Waage, wie ſie zum Abwägen von ganzen beladenen Fuhrwerken benutzt wird. Auf — Fläche von 4 Quadratmeter dieſer age wurden 32 Zentner Schnee feſt⸗ geſtellt. Auch dieſe zufällige Meſſung zeigt deutlich, unter welch großen Laſten jeder einzelne Baum zu leiden hatte, beweiſt, daß es kein Wunder iſt, wenn breite Wald⸗ ſtreifen den anſtürmenden Maſſen nicht ge⸗ wachſen waren, daß der Schneebruch große Ausmaße annehmen mußte. Dieſer Buchdrucker iſt 4,5 bis 5,5 Milli⸗ meter lang, mit gelben zottigen Härchen bedeckt, hat rötliche bis pechbraune Fär⸗ bung. Glücklicherweiſe kommt er nut in ziemlich geringer Zahl in den Fichten⸗ wäldern vor. Recht hat der gute Brehm, er kommt in normalen Zeiten glücklicherweiſe im Fichtenforſt nur in geringen Ausmaßen vor; denn er wagt ſich nur an kranke Bäume, ſetzt ſich, ſeine drei Weibchen und die Nachkommenſchaft, zwiſchen Borke und Stamm kränkelnder Fichten, die ihm nichts anhaben können. Die geſunden nämlich wehren ſich, erſticken den Schädling in ihrem Harz, zwingen die Käferkolonnen zur Um⸗ kehr. Schlimm wird es dann, wenn ein Wald viele kränkelnde Stämme enthält, wenn, wie in dieſem Jahr, in den Wäl⸗ dern des Weſtens Schneebruchſchaden ge⸗ ſunde Stämme befällt, ſie krank gemacht hat. Dann iſt die große Zeit des„Buch⸗ druckers“ und ſeines Bruders, des „Kupferſtechers“, der ſich vor allem in die Kronen und die dünne Rinde des Ober⸗ ſtammes einniſtet, gekommen. Ungeheure Waldverwüſtungen hat der Buchdruckerkäfer auf dem Gewiſſen. Im Anfang des 18. Jahr⸗ hunderts fiel er in Mitteldeutſchland ein. 1772 verwüſtete er den Harz, aus dem er erſt gegen 1787 verdrängt wurde. In einem einzigen Forſtdiſtrikt wurden da⸗ mals drei Millionen geſunde Stämme durch den Buchdruckerkäfer zum Abſterben gebracht. Auf dem Wege zum Arbeitsplatz Gewiß, ſchwer war der Schaden, der in den Waldgegenden angerichtet wurde, doch wer nun meint, völlig ent⸗ waldetes Land zu erblicken, der irrt ſich gewaltig. Es ſind gewiſſe Stellen, wo das Anwetter gehauſt hat, und ſie liegen viel⸗ fach kilometerweit auseinander. Auf der fazet über die Straßen, die rechts und inks von Fichtendickicht eingeſäumt ſind, fällt der Blick hier und da auf vom Un⸗ wetter verwüſtete Waldſtrecken. Aber der, der einen richtigen Ueberblick über die Schäden gewinnen will, muß im Labyrinth der Stämme untertauchen, muß einmal das Waldesinnere beſichtigen. Dort wird er dann auf weite Flächen ſtoßen, die dem Schneebruch zum Opfer gefallen ſind, in denen Hunderte von Stämmen gefällt wur⸗ den. Erſt dann wird er verſtehen, daß auf dem ganzen weiten Gebiet 2,6 Millionen Feſtmeter Holz von dem Unwetter geknickt wurden, 2,6 Millionen, in die ſich Weſter⸗ wald, Sauerland und Taunus teilen. SOS! Borkenkäfer! Die Natur hat ihr Vernichtungswerk ge⸗ tan. Menſchenkraft konnte ſich ihr nicht in den Weg ſtellen, mußte ſie gewähren laſſen; mußte in Kauf nehmen, daß das, was eine oder zwei Generationen gar vor uns auf⸗ gebaut hatten, zum Teil zerſtört wurde. Eine größere Gefahr dämmert auf. Gegen ſie aber iſt der Menſch nicht ohnmächtig, egen ſie kann er zur Tat ſchreiten. Was 23 das Unwetter an Waldbäumen fiel, iſt noch nicht ganz verloren, es hat nur eine Wertminderung erlitten. Denn das Holz kann immer noch verwendet werden, kann in Papiermühlen wandern, kann zu Grubenholz verarbeitet werden, kann noch Nutzen bringen. Aber wenn es noch Nutzen bringen ſoll, dann muß es geſchützt werden vor einem Feind des Waldes, vor dem Borkenkäfer. Man kennt den Borkenkäfer, beſſer geſagt, ſeine Abart„Buchdrucker“ in ganz Europa. Von Frankreich bis Si⸗ birien, von Lappland bis zu den Alpen, verrät der„Brehm“. Er verrät noch mehr. In den Wäldern des Weſtens wird er ſich nicht feſtſetzen können, wird der ge⸗ ſunde Beſtand nach Möglichkeit vor ihm bewahrt bleiben. Denn die Forſtleute haben inzwiſchen gelernt, wie ſie ihn zu bekämpfen haben, wiſſen, daß es Haupt⸗ aufgabe iſt, ihm die Nahrung, die er⸗ krankten Stämme, zu entziehen, daß der Wald zunächſt einmal von den Bäumen, die der Schneebruch fällte, geſäubert wer⸗ den muß. Dazu gehören Menſchenhände, gehören Menſchenarbeit. Dazu gehört der Arbeitsdienſt. Berlin⸗ Grunewald, Schinkelſtraße Am Rande des Berliner Grunewalds ſteht ein Wee Gebäude. Ein einfacher Bau, der in ſeiner ganzen Linien⸗ führung altpreußiſche Tradition verrät, der fridericianiſchen Geiſt atmet. Der Stil fridericianiſcher Einfachheit iſt nicht um⸗ ſonſt gewählt worden, denn die, die hier arbeiten, ſetzen den Kampf des großen Preußenkönigs, der auch im Frieden ein „Großer“ war, fort. Es geht in dieſem Haus um die Neugewinnung deutſchen Lebensraumes, es geht um die Arbar⸗ machung brachliegenden Bodens, es geht um den Schutz weiter Landſtrecken vor der Unbill der Natur. Ein nüchterner Ver⸗ waltungsname deckt all dieſes Wollen: „Reichsleitung des Arbeitsdienſtes.“ Sie haben drunten im Weſterwald, im Sauerland, im Taunus und auch auf Strecken des Hunsrück gemerkt, daß ſie die Wunden, die der 17. und 18. April in ihre Wälder geſchlagen hat, nicht alleine heilen können, daß Kraft und Geldmittel alleine nicht ausreichen, um ſo ſchnell wie nötig das wieder gutzumachen, was ein paar Stunden Unwetters an Schaden an⸗ richteten. Sie wiſſen auch, daß ſie den Feldzug gegen die drohende Gefahr, den Borkenkäfer, nicht allein zu führen ver⸗ mögen, daß ſie Hilfe brauchen. Dieſe Hilfe in unvorhergeſehenen Fällen kommt im neuen Deutſchland vom Arbeitsdienſt, von den Zehntauſenden von Jungen, die ſich einſetzen e für die Erhaltung deut⸗ ſchen Bodens. Die Bitte um Einſatz der Männer mit dem Spaten trifft in der Schinkelſtraße nicht auf tau⸗ be Ohren. Am was geht es? Es geht darum, daß Millionenwerte der Vernich⸗ tung anheimfallen, wenn nicht ſchneller Einſatz Ar⸗ beitswilliger erfolgt, wenn nicht die weiten Waldge⸗ biete geſäubert werden. Der Arbeitsdienſt muß hier dem Bauern, muß dem Staat helfen. Der Arbeitsdienſt marſchiert! Der Angriff Auch in den Wäldern des Weſtens iſt der Arbeits⸗ dienſt keine unbekannte Ein⸗ richtung mehr. Er geht dort ſeit Jahr und Tag ſeinen Aufgaben nach, er ſchlägt Breſchen in das Dickicht, macht Aufforſtungsarbeiten, ſorgt für Holzabfuhrwege, hilft ſogar den Winzern bei der Neuanpflanzung in herab⸗ gekommenen Weingärten. Viele Dutzend Lager ſind es, die in Tälern und auf Höhen ſtehen. An ſie ge⸗ langt eines Tages der Mo⸗ bilmachungsbefehl zu neuen Aufgaben. Von den Pla⸗ nungsabteilungen der Gau⸗ arbeitsleitungen gehen ihnen die Pläne für den Einſatz zur Wiedergutmachung der großen Schneebruchſchäden, zum Feld⸗ zug gegen den Borkenkäfer zu. Mit Schäleiſen, mit Säge, mit Axt geht es in den Wald. Die Arbeit beginnt, be⸗ ginnt mit dem Niederlegen der be⸗ ſchädigten Bäume, mit der Aufteilung der Stämme in brauchbare Stücke, von denen die meiſten, ſoweit möglich, zwei Meter lang geſchnitten werden, damit ſie in die Papierfabrikation gelangen können. Vor⸗ her muß der Stamm entrindet werden, und die Jungens, die wir bei der Arbeit ſehen, bei Meſchede, bei Siegen, am Wied⸗ bach haben es in kurzer Zeit ſchon fahel⸗ haft raus, mit den Inſtrumenten um⸗ zugehen. Jeder Abteilung ſind einige Fachmänner, geübte Waldarbeiter, bei⸗ gegeben, die den Jungen beibringen, wie ſie ans Werk zu gehen haben. Rauchfahnen über den Wipfeln Ueber den Wipfeln des Weſterwaldes hängen Rauchfahnen. In der ſtillen Luft des Junitages ſteigen ſie faſt ſenkrecht zum Himmel. Auf den Waldwegen lodern die Feuer. Kniſternd lecken die Flammen durch dünnes Geſtrüpp. Die Borke, die von den Bäumen geſchält wurde, die Niſtſtätte des „Buchdruckers“, die Aeſte, die vom Stamm gehauen wurden, die Niſtſtätte des „Kupferſtechers“, werden verbrannt. Es heißt, ganze Arbeit zu ſchaffen. Milliarden von den Schädlingen des Waldes müſſen ihren Feuertod finden, wenn ſie nicht eine Gefahr des geſamten Beſtandes werden ſollen. Von morgens bis zum ſpäten Nach⸗ mittag lohen dieſe Feuer auf, wenn nicht gerade die Windrichtung Waldbrandge⸗ fahren mit ſich bringt und deshalb das Abbrennen unterlaſſen werden muß. Beim Entrinden eines Stammes Verſtärkung unterwegs Der Reichsarbeitsdienſt hat den Angriff gegen die Armeen des Borkenkäfers wenige Tage, nachdem er die erſte Bitte um Anterſtützung erhielt, in die Wälder des Weſtens vorgetragen. Die Barackenlager, die zufällig in der Nähe des Gefahren⸗ herdes lagen, erhielten ſofort Marſchbefehl, wurden augenblicklich eingeſetzt. Aber ſie genügen nicht, und deshalb hat man ſich in Berlin entſchloſſen, Verſtärkungen zu entſenden. Verſtärkung, das iſt leicht ge⸗ ſagt, aber ſchwer getan, denn es muß da⸗ für geſorgt werden, daß die Jungens vom Arbeitsdienſt, die hier für Deutſchland wirken, auch anſtändig untergebracht ſind, daß ſie ordentlich verpflegt werden, daß ſie ein menſchenwürdiges Daſein führen. Der richtige Ausweg ſind die Zeltabteilungen, die um die Mitte dieſes Juli in den Wind⸗ bruchgebieten des Weſtens zum Einſatz ge⸗ langten. Beſonders konſtruierte Zelte ſind geſchaffen worden, Schlafzelte, Speiſe⸗ zelte, Führerzelte. Jedes dieſer„fliegen⸗ den“ Lager, die nach Beendigung der Arbeit ſchnell abgebrochen und an anderer Stelle wieder aufgerichtet werden können, bekommt außerdem eine Baracke, in der ſich Handwerkerſtuben, Krankenſtuben und Kantine befinden. Eine Feldküche ſorgt für das Eſſen, ein Dieſelmotor für elek⸗ triſche Beleuchtung und elektriſche Oefen in kalten Nächten für Beheizung. An 8000 Mann ſind es, die jetzt im Windbruch⸗ gebiet arbeiten. In kurzer Zeit werden es 16 000 Arbeitsdienſtmänner ſein, die hier mit Zähigkeit die Schäden zweier Kata⸗ ſtrophentage wieder gutmachen werden. Als Motto über ihrer Arbeit ſteht der Satz: Kein Schaden iſt ſo groß, daß nicht guter Wille und ernſte Arbeit ihn beheben kann. Egon A. Schwarz Die Perlen von Namu Uma Erzählung von Konrad Seiffer! 7 So einfach wie früher iſt das Leben auch in der Südſee nicht mehr. Auch da muß man endh rangehen, wenn man ſich halbwegs an⸗ tändig durchſchlagen will.. Selbſt im Perlenhandel iſt das ſo. Perlen gab's und gibt's überall. Und bei manchem Großhändler und an andern Stellen ſtanden ſie in Säcken herum. Kein Menſch wollte kaufen. Niemand wußte, wie ſich der Markt entwickeln würde. Jeder wartete ab. Und die Eingeborenen, die auf eigene oder fremde Rech⸗ nung nach Perlen tauchten, waren ratlos. Sie verſtanden die weißen Herren nicht mehr, die erſt wie toll hinter den Perlen her waren und die nun kaum hinſahen, wenn man ihnen die ſchönſten Stücke unter die Naſe hielt. Aber ſchließlich mußte ſich ja auch das einmal ändern, vielleicht bald, vielleicht etwas ſpäter. Beſſer als Perlen war immer noch Kopra, trotz der gedrückten Preiſe. Kopra iſt keine aufregende Sache. Aber man kann davon leben, wenn man nur richtig einkauft. Auf den Einkauf kommt alles an.. Allan Drumond machte in Kopra. Vorher war er bekannt und gefürchtet als Perlen⸗ händler von Sydney bis nach Nukahiwa. Man erzählte ſich die fabelhafteſten e von ihm. Er war reich geworden. Aber, wie das ſo geht, von ſeinem Reichtum war ihm nicht viel mehr übrig geblieben. Er blaß noch ein immerhin anſtändiges Betriebskapital und dazu den kleinen Schoner. Alſo: Drumond legte ſich vorerſt einmal auf Kopra, behielt aber dabei die Perlen im Auge. Da er Perlen nicht 9 0 konnte und v raufig auch nicht kaufen wollte, kam er auf die ganz neue Idee, Perlen zu n Reto Er erwarb in Sydney einen 10 5 75 ten von Perlen, die in Saxonia(oder ſonſtwo in nördlicheren Gegenden) das Licht der Welt er⸗ blickt und die als Tauſchartikel eine angeſehene Rolle geſpielt hatten. Er bekam dieſe Perlen ſo gut wie geſchenkt. Mit dieſen Perlen klapperte er nach und nach eine Reihe von Inſeln und Atollen ab, die zwar wunderbare Kokospalmen, aber keine. oder ſo gut wie keine Perlen hervorbrachten und die für den Koprahandel etwas zu weit vom Wege entfernt lagen. Drumond exwarb dabei zwar keine großen Reichtümer, aber er kam ganz gut auf ſeine Koſten. Er kaufte Kopra ein und bezahlte mit Perlen aus Saxonia. Die Eingeborenen waren zuerſt mißtrauiſch und machten N Geſichter, aber dann nahmen ſie die Perlen und gaben Dru⸗ mond Kopra dafür, denn es kam ja ſonſt kein Menſch, der Kopra kaufte. erlen waren immerhin beſſer als nichts. Man konnte ſie aufheben und andere Zeiten damit abwarten. Zum erſtenmal nach Jahren kam Drumond nach Namu Uma. Er hatte Namu Uma immer gemieden. Das Atoll lag jenſeits jedes ver⸗ nünftigen Fahrweges, es wurde von rätſel⸗ haften tückiſchen Strömungen umkreiſt. Nie⸗ mals hatte man davon gehört, daß Perlen aus der Lagune von Namu Uma heraufgeholt worden waren. Die Bewohner dieſes Atolls galten als hinterliſtig, ſie beſaßen alle ſchlechten Eigenſchaften, die ein Südſeeinſulaner beſitzen kann. Die Ausbeute an Kopra war immer ſehr ſpärlich geweſen. Als Drumond das Atoll anſteuerte, wußte er, daß ſein Koprahandel hier keinen ſehr großen Stoß bekommen würde. Aber er war etwas von ſeinem Kurs abgekommen und dachte, daß es nicht viel ſchaden könnte, wenn er dieſen gottverlaſſenen Korallenſtrand ein⸗ mal beſuchte. Verhältnismäßig ſchnell und leicht querte der kleine Schoner die verhaßten Strömungen im Südweſten des. Atolls. und ebenſo leicht und ſchnell gewann Vrumond die ſchmale Einfahrt der Lagune. Er war auf keinerlei Ueberraſchungen gefaßt. Aber er täuſchte ſich. Die Eingeborenen bereiteten ihm einen jubelnden Empfang. Wie im Triumph wurde er von ſeinem Schiff geholt und zum Hauptdorf gebracht, man überhäufte ihn und ſeine Mannſchaft mit beiße Man und erzählte ihm, daß er der erſte weiße Mann ſei, der ſeit Jahren wieder einmal Namu Uma beſuchte. Und das war ein Grund zu feiern. Nach 5 der Feſllichkeiten begann der zweite, ernſte Teil des Programms der Leute von Namu Uma. Der weiße Mann muß aus irgend einem Grunde zu uns gekommen ſein, ſagten ſie ſich. Er will Geſchäfte mit uns machen, ſicher will er Perlen kaufen. Und es kam keine Perle zum Vorſchein. Niemand ſprach auch nur das Wort„Perle“ aus. Aber als Drumond nach Kopra fragte und nicht nach Perlen, waren die Leute überraſcht und nieder⸗ geſchlagen. Gewiß, ſie hatten Kopra, ſie wollten auch verkaufen, aber ſie wußten ja, daß es keine aufregende Sache war. Sie kamen in ihren Auslegerbooten zum Schiff und ſtaunten noch mehr, als Drumond ihnen dort für ihre Kopra Perlen anbot. Zuerſt lehnten ſie dieſes Tauſchgeſchäft ab, dann berieten ſie, und dann waren ſie mit alem einperſia-oen. Es blieb ihnen ja nichts anderes übrig. An dem Tag, an dem die Bewohner Namu Umas mit ihrer Kopra zum Schiff Drumonds kamen, hing die Sonne wie in einer Glocke aus glaſigem Dunſt über Meer, Lagune und Atoll. Das Barometer fiel ununterbrochen. Drumond ſicherte ſich gegen das aufkommende Unwetter und ließ einen zweiten Anker aus⸗ werfen. Die Eingeborenen waren 9 Denn ſie kannten die ſchlimmen Vorzeichen des beginnenden Tornados. Die erſten Boote kamen zwar bei dem Schoner an, aber bei ihrer Rückkebr zu den Dörfern machten alle andern. die ſich mit Kopra auf dem Wege zum Schiff befanden, kehrt, weil ſich die Leute vor dem Sturm fürchteten. Die Böen, die Drumonds Schiff packten, kamen unerwartet 7 Das Fahrzeug bäumte ſich wild auf, und ſchon beim erſten Stoß kippten Stuhl und Tiſchchen um, an dem Drumond mittſchiffs neben ſeinem Perlenſack ſaß. Der Mann kam zwar ſofort wieder 10 die Füße, aber die Perlen rannen unaufhaltſam wie ein gleißender Strom in das ſeichte Waſſer der Lagune. Die nächſten Böen fegten das Deck ganz ſauber. Beluſtigt ah ihnen Drumond nach. Er verlor nicht viel. er er machte die Lagune Namu Uma zu einer berühmten Perlenbank. Das mußte ein Spaß werden! Er allein kannte die Zuſammen⸗ hänge. Niemand weiter hatte das Verſchwinden der Perlen bemerkt. Drumond nahm ſich vor, darüber nicht zu ſpreechn... Der Himmel war gelb und braun ge⸗ worden. Das Waſſer der Lagune hatte ein ſtumpfes, tückiſches Grau angenommen. Das Barometer fiel beängſtigend ſchnell. Drumond ſaß in einer Falle. Er erkannte das, als er über die unheimlichen Klippen der Lagune ſah. Hier konnte er, wenn es ſo weiter ging, in kurzer Zeit erledigt ſein. Draußen, au offener See, war er aber in Sicherheit. Und hier hatte er ja nichts mehr zu verſäumen. Ob er den Leuten von Namu Uma ihre geringen Kopra⸗ vorräte aufkaufte oder nicht, war gleichgültig für ihn. Er gab den Befehl zum An.— und kam glücklich aus der Lagune und aus dem Zentrum des Sturmes heraus in den Ozean, deſſen Waſſer jetzt ſtumpf und ſtill und grau dalag. Er erreichte den Rand des Sturm⸗ gebietes und ein paar Tage ſpäter Viti Lewu. Hier erfuhr er alles Nähere über den plötz⸗ lichen Umſchwung auf dem Perlenmarkt. Aus Gründen, die vorerſt noch undurchſichtig blieben, waren Perlen jetzt gefragt, ihr Preis ſtieg faſt täglich, und von den 7 Vor⸗ räten, die ſich allerorts angeſammelt hatten, ſchien nichts mehr vorhanden zu ſein. Leute, die, wie Drumond, ſich von Perlen auf Kopra umgeſtellt hatten, ſtellten ſich jetzt wieder auf Perlen um. Das rubiage Leben war zu Ende. Das Geheimnis der Seeadler Seltſame Entdeckung an der nubiſchen Küſte. Von Profeſſor Thomas Hull. „Auf meinen Streifzügen an der 9 Küſte, zwiſchen Suakin und dem fünfzig Mei⸗ len nördlicheren Hafen Port Sudan, ſtieß ich auf eine meines Wiſſens noch niemals be⸗ obachtete Selbſthilfe der Natur. Die außer⸗ ordentliche Merkwürdigkeit, die mir ebenſo ſehr Erſtaunen wie Bewunderung abnötigte, betrifft das„Brutgeſchäft der Bohars, einer afrikaniſchen Seeadlerart, die bereits als aus⸗ geſtorben galt, ſich aber erhalten hat durch einen„Kunſtgriff“, der einfacher und ein⸗ leuchtender nicht geübt werden kann. Lines Vormittags war ich damit beſchäf⸗ tigt, die Wirbel eines Sauriers, den wir unter großen Anſtrengungen aus dem heißen Sand gegraben hatten, ſachgemäß in verſchiedene Kiſten zu packen, als ein Sudaneſe der Expe⸗ dition auf mich zutrat und auf die in der Sonne glitzernden und gleißenden Felſen der vier Kilometer entfernten Steilküſte wies. Es lohne ſich, einen Abſtecher dorthin zu unter⸗ nehmen, wegen der Eier der an den Hängen horſtenden Adler, die nicht nur eine wunder⸗ bare Erfriſchung, ſondern auch einen immer ſeltener werdenden Leckerbiſſen darſtellen. Als ich mich ob ſolch rauveriſchen Vorſchlags ziemlich ungehalten zeigte, grinſte der Schwarze geheimnisvoll, dann trat er nochmals an mich heran mit der Erklärung, nicht die volle Wahr⸗ heit geſagt zu haben. Es könne gar nicht ge⸗ w»oen, ſich der Eier zu bemächtigen, da die Vögel ſie bei der geringſten ihnen drohenden Gefahr mit in die Lüfte trügen... Nun war mein Intereſſe erwacht. Ich rief den Führer der Träger, einen alten, erfahrenen Biſcharin, erbei, vor dem ich das„Märchen“ durch den zudaneſen noch einmal wiederholen ließ. Mirſa“ kniff ſeine verrunzelten Aeuglein iſammen, warf einen ſtrafenden Blick— den chwätzer und— beſtätigte den Bericht des zubiers. Es ſei ſchade, daß die Vögel ſo ſchlau worden wären. Als er ein Knabe geweſen, ibe man den ſchwunghafteſten Handel mit ohareiern längs der ganzen Küſte getrieben. Am nächſten Morgen, noch vor Sonnen⸗ ifgang, machten wir uns auf den Weg. Ich ihm zwei Kamele mit, dazu nur wenige kann der Karawane, die übrigen beurlaubte hö bis zum Abend mit dem ibn ſeltene flanzen und Kräuter in der Umgebung des eltes zu ſammeln. In dem völlig toten, ahrſcheinlich nur ganz ſelten von menſch⸗ chen Weſen betretenen Küſtenabſchnitt be⸗ irfte es gar keiner 1 Kletterei. war befanden ſich die Neſter der Bohars. die Dan der geſprenkelten bräunlichen Flügel⸗ irbung ſofort als ſolche erkannte, auf den ipfeln ungeheurer Sand⸗Stauungen, manch⸗ al ſogar ziemlich verſteckt zwiſchen den Fels⸗ raten, doch war es verhältmismäßig einfach, is in ihre unmittelbare Nähe vorzudringen. die Adlerweibchen— es war in den Wochen er Brut— hochzuſcheuchen, begannen Mirſa — 6Vñ2a—ꝛ-2 ¾—«ẽ2ÿ“ 9½. t! ¾ ͤ—“mn eee N** R 9 9— W Bekanntmachungen NSDAP., Gan Heſſen⸗Naſſau. 322 am Malin, Gutlentſtraße 8—14, dolf Hitler⸗Haus. Fernſprecher: 30 381, Poſtſchecktonto: 53 003 Schriftverkehr: Benutzt im eigenen Intereſſe für jede Abteilung geſonderte Bogen Sprechſtunden: Vormittags: Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag von 10—12 Uhr. Nachmittags: Dienstag, Mittwoch und Freitag, von 17—18 Uhe. Sonſt nur in Eilfällen, nach vorheriger Anmeldung. 0* L Kreisgeſchäftsſtelle Heppenheim an der Bergſtraße e aſſeeſtahe 2, Fernſprecher 315 Sprechſtunden des Kreſsleiters: Mittwochs von 15—18 Uhr. NSDAP., Ortsgruppe Heppenheim. Am Sonntag, den 19. Juli, ſtellt die hieſige Ortsgruppe zur e eine Ehren⸗ abordnung mit Fahne. Ich bitte die polltiſchen Leiter, ſoweit ſolche nicht anderweitig dringend be⸗ anſprucht ſind, zu dieſem Dienſt um 10.30 Uhr am Rathaus anzutreten. — NSDAP., Ortsgruppe Waldmichelbach Heute Samstag, den 18. Juli abends 9 Uhr, findet hier, im„Goldnen Engel“(Waldenberger), eine öffentliche Kundgebung der NSDAP. ſtatt, bei der der Kreisleiter erſtmals hier ſprechen wird. Es werden deshalb alle Volksgenoſſen ge⸗ beten, ihre Verbundenheit mit der Partei durch den Beſuch dieſer r N bekunden. Die Parteigenoſſen und die Mit⸗ glieder ſämtlicher Gliederungen treten mit Fahnen, bezw. Wimpeln, auf dem Hin⸗ denburgplatz um 8.30 Uhr an. NSDAP., Ortsgruppe Neclarſteinach Am kommenden Montag, abends 9 Uhr, findet im Rathausſaal ein Appell ſtatt. An dieſem Appell haben teilzunehmen alle Pg. und alle Gliederungen der Partei, NS.⸗Frauenſchaft und Opferring. Thema der Redner: Der Gautag in Frankfurt a. M. NSWV., Ortsgruppe Heppenheim. Am kommenden Montag den 20. Juli 1936, findet in der Landes⸗Heil⸗ und Pflegeſtanſtalt nachm. von 2—3 Uhr die nächſte Mütter⸗ und Säuglingsberatungsſtunde ſtatt. NSKOV., Heppenheim. Die männlichen Mitglieder der RSK O., treten am Sonntag, pünktlich 10.30 Uhr, am„Golde⸗ nen Anker“ an. Anzug möglichſt dunkel, Mütze oder Zylinder. Orden und ebenen* anzu⸗ legen. Nichtmarſchfähige Kameraden und Sinter⸗ bliebene gehen direkt zum Ehrenmal. NSLB., Bezirk Ueberwald. Die zweite Rate des Hauſes der deutſchen Er⸗ Jehugg iſt bis ſpäteſtens 20. Juli auf Konto 82 es NSL B., bei der Bezirksſparkaſſe Heppenheim, 0 dg Waldmichelbach, einzuzahlen. Von der ahlung kann niemand befreit werden. Wer nicht an der Reichstagung in Bayreuth oder dem Gau⸗ tag teilgenommen hat, zahlt 1.— RM. auf obiges Konto, desgleichen für die Tagungsabzeichen je — M. NS.⸗Frauenſchaft, Heppenheim. Der Pflichtabend und die Singſtunde fallen in dieſem Monat wegen den Ferien aus. Ruppert, Kreisleiter nd ſein„Schwätzer“ ein lautes Geſchrei. gazu jagte ich wie verabredet ein paar Schüſſe is meiner Büchſe in die blaue Luft. Schon hoben ſich laut kreiſchend die ſtolzen Vögel, ner nach dem anderen, zuerſt nur wenige keter über den Neſtern kreiſend, ſchließlich imer höher in den zitternden Aether, und ahrhaftig, die angebrüteten Eier trugen ſie 1 den Fängen! Jede einzelne Phaſe des ochſchraubens konnte ich durch mein ſcharfes las genau verfolgen. Es war verblüffend, it welcher 58 405 die Weibchen— die lügelſpannweite beträgt mehr als zwei keter— ihre zerbrechliche Laſt umkrallt hiel⸗ n. Manche Bohars ſtiegen nur mit einem i auf, die meiſten aber ſchleppten auch das deite in den Krallen. Als wir uns eine zeile ruhig verhielten, fielen die Adler allmäh⸗ ch niedriger. Keiner jedoch wagte auf das zeſt zurückzukehren. Immer klagender wurde as Schreien der Weibchen, ſo daß ich nach twa zwanzig Minuten den Befehl zum Rück⸗ ug gab. Erſt als wir uns außerhalb der e. befanden, ſchwebten die Tiere zehutſam und zögernd mit der koſtbaren Laſt uf die Brutſtätten zurück. Längſt waren auch die Männchen alarmiert. Sie fielen vom Meer zer aus ungeheurer Höhe als kleinſte Pünkt⸗ hen hernieder und hielten ſich bald dicht an er Seite ihrer Gefährtinnen. Auch noch nach inſerem Abmarſch, als der troden⸗elße Sand der flachen Müſte wieder unter den Hufen der Kamele knirſchte und mahlte, äugten die Vögel mit gereckten Hälſen neben den Horſten nach allen Seiten. n R 1. Aus der H. A. 1 —.— Hitlerlugend, Gefolgſchaft 18/249 Morgen Sonntag, tritt die Gefolgſchaft in tadelloſer Unlform um 10.15 Uhr im Hofe der Oberrealſchule zur Ehrenmalweihe an, der Spiel⸗ mannszug mit Inſtrumenten. Heil Hitler! Der Führer der Gefolgſchaft 15/249 i m. d. F. b.: Karl Schranz, Scharführer —— B., Heppenheim. Die Mädel der Scharen 1, 2, 3 treten morgen Sonntag, pünktlich um 10.30 Uhr, in Kluft in den Anlegen am Bahnhof an. Ich erwarte reſtloſe⸗ Erſcheinen. Heil Hitler! Die Führerin der Gruppe 22/249 m, d. F. b.: M. Tanner, Mädelſcharführerin Jungmädelgruppe 22/249, Heppenheim. Alle Mädel der Gruppe treten m orgen Sonn ⸗ tag, den 19. Juli, vorm. 10.30 Uhr, in tadel⸗ 92 Kluft am ahnhof an. Heil Hitler! E. Fiſcher. d. V. der Gruppenführerin. AS BO-DAx. Ortswaltung Heppenheim. 8 Beil der morgen Sonntag ſtattfinden⸗ den Ehrenmaleinweihung, nimmt die Ortswaltung mit einer Fahnenabordnung teil. Die Fahnenträget der Betriebe, ſowie e zwel Begleiter, treten am Sonntag, vorm. 10.30 Uhr, an der Geſchäfts⸗ ſtelle an. Ich erwarte pünktliches Erſcheinen. Steffan, Kreiswalter Verwaltungsſtelle 11. Mit ſofortiger wan werden die Unter⸗ ſtützungsanträge bei den Auszahlungen entgegen⸗ enommen. Für die wöchentlichen Auszahlungen ſid in den einzelnen Ortsgruppen folgende Zei ⸗ ten vorgeſehen: 5 Mittwoch: Kirſchhauſen Donnerstag: Gorxrheim Mörlenbach 9 Uhr Rimbach 10 Uhr Fürth 11 Uhr Hammelbach 12 Uhr Wahlen 12.30 Uhr Wald⸗Michelbach 14 Uhr U.⸗Schönmattenwag 15 Uhr Hirſchhorn 16 Uhr Neckarſteinach 17 Uhr Freitag: Heppenheim Birkenau 12 Uhr 8 Uhr 9—12 Uhr 18 Uhr Vetter, Kreiswalter. Die Juben jind unser Unglück! Während meiner langen Anweſenheit an der nubiſchen Küſte habe ich, wenn ſich nur 0 e Gelegenheit dazu bot, bei den Ein⸗ geborenen Erkundigungen eingezogen: Es ent⸗ ſpricht tatſächlich der Wahrheit, daß noch vor einem Menſchenalter die Boharneſter ſtraflos geplündert werden konnten. Bis dann wohl die letzten Brüter im Kampfe um die Erhal⸗ tung der Art auf den genialen„Gedanken“ kamen, die Eier in die Lüfte zu tragen und dadurch den ſkrupelloſen Neſträubern ein Schnippchen zu ſchlagen. (Berec tigte Ueberſetzung von Otto Steinicke, Berlin.) * Der grobe Komponiſt. Zu der Enthüllung des Beethovendenkmals auf dem Münſterplatz in Köln, die am 12. Auguſt 1845 ſtattfand, traf König Friedrich der Vierte von Preußen mit großem Gefolge ein. Endlich fiel die Hülle des überlebens⸗ 7 ehernen Standbildes. In die feierliche tille— 5 da plötzlich ein herzhaftes Lachen. Alles wandte ſich nach dem König, der ſeine Heiterkeit in dieſem feierlichen Augenblick nicht verbergen konnte, weil der eherne Beethoven den zu ſeinen Naben verſammelten Fürſtlich⸗ keiten den— Rücken zukehrte. Die Lage war W doch Alexander von Humboldt wußte ie zu retten. d König gewandt ſagte er berbindlichſt:„ 8 ken doch, der große Meiſter der Tonkunſt, Ludwig van Beethoven, war zwar ein großer Komponiſt, aber ſonſt im Leben ein grober Menſch. Nach heute, achtzehn Jahre nach ſeinem Tode, zeigt er ſich ſo, wie Majeſtät ſehen.“ 2 Eee e r 5200 aifihig 1 U diger u Ait n dal Ullosee 299 frfühtan 105 Lon. N del. hug. — titiſnder isnaltung ihhenträge; teten am Seſhifte⸗ en. Areiswale — 1 ter. klugen hlehgen de Je entmals die am Friedrich Gefolge erleben ſtietlice g Lachen. det feilt dad nicht fahopen ric a0 wat 91 wußte Jagt el er geo gethobel, font! chen 0, wle * . 55 N immer noch t Nr. 20 Sonntag, den 19. Juli 1 Zen Menacllen im timmel Von Bert Brennecke Im Regiment des Obriſt Wedell, der der Schlacht bei Leuthen mit drei ataillonen den Kiefernberg bei Sagſchütz rſtürmte, diente ein Grenadier, der eine eiſpielsloſe. vor dem Tode hatte. icht etwa, daß er feige geweſen wäre, Rein, er ſtand mit Hieb und Schuß in orderſter Linie,— aber jedesmal, wenn den erſten Toten ſah, begann er laut zu mentieren. So etwas iſt nicht ſchön, und Obriſt Wedell, der einen ausgeprägten Sinn für umor hatte, den Mann auch ſonſt ſehr ut leiden mochte, weil er ein ſtrammer Soldat war, beſchloß daher, dem Angſt⸗ 2 5 eine wohlverdiente Lektion zu be⸗ en. Das Negiment bezog damals gerade ein iwack in der Nähe eines ſehr fürſtlichen chloſſes, das wegen ſeiner reichen Alter⸗ msſammlungen und ſonſtigen Aus⸗ attung weithin berühmt war. Eines Nachts, als der Grenadier auf eldwache ſtand, erhielt er plötzlich von inten einen Schlag, der nicht von ſchlech⸗ n Eltern war, und der ihm zeitweilig ie Beſinnung raubte. Als er wieder zu ſich kam, ſein Schädel ewaltig, bemerkte zu ſeiner größten Verwunderung, daß in einem glanzvoll geſchmückten Sdale befand. Ueberall ſtrahlten Kerzen, azu umtönte ihn eine verborgene Mufik mit Harfen und Geigen. Anfangs wollte er ſeinen Augen nicht trauen. Er kniff ſich wiederholt ins Bein, aber dann mußte er feſtſtellen, daß er bei ziemlich wachen Sinnen war.„Mein Gott“, öhnte er halblaut,„wenn ich bloß wüßte, wo ich hier bin!“ Sogleich antwortete eine ſonore Baß⸗ ſtimme:„Du biſt im Himmel, mein Sohn, wie es jedem braven Soldaten zukommt, 9 Pflicht und Schuldigkeit getan at!“——— ·Donnerſchlag, ſo bin ich alſo wirklich geſtorben?“ „Es iſt ſo“, entgegnete die Stimme wiederum,„er iſt tot wie eine Radehacke! — Nun, tröſte er ſich, ewig konnte er ja auch nicht leben; bei uns im Himmel iſt es auch ganz nett.. Was belieben der Herr Grenadier zu Mittag zu ſpeiſen?“ Allmählich wich die Erſtarrung aus dem Antlitz des Grenadiers. Er muſterte den Tapetenſchmuck, die bibliſchen Geſtalten und allegoriſchen Figuren, die dort haufen⸗ weiſe vertreten waren. „Sakra, ſakra— was wird meine Leni n wenn ich nun doch ſchon geſtorben n Laut ſagte er:„Mein Leibgericht ſind Teltower Rübchen mit Hammelfleiſch,— und nicht ſo knapp die Portion, wenn ich bitten darf!“ „Soll er haben, mein Sohn!—— Hat er ſonſt noch einen Wunſch?“ Ja, mit Verlaub, dieſe Dudelei muß aufhören;— laß er mal einen zackigen Marſch ſpielen, ſo einen gepfefferten, der die alten Knochen wieder in Schwung bringt,— verſtanden?“ „Wie der Herr Grenadier befehlen!— Mach er es ſich nur recht bequem!“ Die Flügeltür öffnete ſich lautlos. Zwei Geſtalten in weißen, wallenden Gewändern traten herein. Nur die ſtruppigen Bärte wollten nicht ſo ganz zu dieſem Aufzuge paſſen. Der Grenadier ſchneuzte ſich.„Ihr ſeid wohl die Engels hier?—— Hoffe, daß ich mich nicht zu beklagen brauche!“ Die beiden ſeltſamen Geſtalten ver⸗ beugten ſich und ſtellten die dampfenden Schüſſeln auf den Tiſch. „Recht guten Appetit, Herr Grenadier!“ Der murmelte etwas, was nicht beſon⸗ ders lieblich klang, denn er glaubte ein unterdrücktes Kichern gehört zu haben. Er ſpeiſte dann, vielmehr, er haute ſeinen 1 weg, daß auch rein gar nichts übrig eb. Max Barthel In den Telegraphendrähten iſt ein Klingen, And ſie ſpannen ſich durch hohen Naum. Eine Geige hörſt du ſelig ſingen, Und ihr Jubellied gibt allen Dingen Einen Schluchzer, einen Sonnentraum. „So“, lagte er dann, die Riemenſchnalle des Koppels um drei Löcher erweiternd, nun möchte ich ein Pfeifchen Tabak, aber den echten Holländer, den mein Obriſt immer raucht!“ Pfeife und Tabakskaſten wurden ge⸗ bracht. Der 1 J Engel ſtopfte die Pfeife eigenhändigſt. Der Grenadier lehnte ſich behaglich in die Polſter, ſchmauchte einige Züge und ſagte dann:„Da fällt mir ein,— ich möchte den Grenadier Fränkel ſprechen! Er ſchuldet mir noch drei Groſchen, die ich beim Marketender für ihn auslegte; er hat ſich leider bei Roßbach aus dem Staube gemacht!“ Sofort ſchleppten die Engel ein großes Buch herbei.„Fränkel— Fränkel,— ach, der von der 3. Kompanie! Potz Element, Herr Grenadier, der verſieht juſt Burſchen⸗ dienſt beim alten Derfflinger.. Er muß ſich noch etwas gedulden mit ſeinem Geld!“ „Auch gut! Habe ich ſo lange gewartet, kommt es auf ein paar Tage auch nicht an!— Uebrigens, ich hörte da vorhin, daß er fluchte!— Darf denn im Himmel ge⸗ flucht werden?“ „Nur die Soldaten!— Die Ziviliſten müſſen hübſch kuſchen; ſchließlich können ja die Soldaten nicht den ganzen Tag Süß⸗ holz raſpeln!“ Eine Weile beſinnliche Schau, bis der Grenadier fragte:„War das Petrus, der da hinter der Wand zu mir ſprach?“ „Sehr wohl, Herr Grenadierl— Er iſt 936926929&67%%%%% KD 90— 004 Photo Rosemarie Clausen M Der kleine Geiger Der den Bogen führt, der lauſcht nach innen, In ſich ſelber, in die ſtrahlende Muſik, Zeit und Raum im Lied zuſammenrinnen, Um die große Einheit zu gewinnen, Die Vollendung heißt und höchſtes Glück. leider ſehr beſchäftigt, ſonſt hätte er ihm längſt ſchon ſeine Aufwartun gemacht!“ „Eilt nicht!— Ich dachte erſt, mein Obriſt wäre es, der hat auch ſolche Brüllſtimme!“ Jetzt mußten die beiden Engel laut lachen. „Was gibt es denn da zu lachen?— Iſt doch möglich, daß er auch eins über die Kohlrübe gekriegt hat; was ich ihm zwar nicht wünſche, obwohl——“ „Sprech er ſich ruhig aus“, ertönte wie⸗ der die Stimme hinter der Wand,„was iſt mit dem Obriſt?“ Der Grenadier ließ eine mächtige Rauch⸗ wolke ausſtrömen.„Wenn ihr Petrus ſeid, kann ich es ja ruhig ſagen!— Iſt es vielleicht eine Art, uns zwölf Stunden in Dreck und Speck marſchieren zu laſſen?— Und dann wundert ſich der König, wenn wieder eine Bataille verloren geht;— das hält doch kein Ochſe aus!“ „Recht hat er, mein Sohn!— Ich werde dieſen Obriſt Wedell zweitauſend Jahre in der Hölle ſchmoren laſſen;— er ſoll mir nur kommen!“ „Na, na, zwei Wochen tun es auch, und er hat ſeine Strafe weg“, verſetzte der Grenadier. 23weitauſend Jahre, und damit baſta!“ Der Grenadier erhob ſich kerzengerade. „Mit Reſpekt zu melden, das dulde ich nicht!— Für meinen Obriſt gehe ich ſelbſt weitauſend Jahre in die Hölle, wenn es fein muß!“ Hinter der Wand erhob ſich ein mör⸗ deriſches Gelächter. Nachdem ſich der Sturm gelegt hatte, ſagte die Stimme:„Na, ſchön, weil er ſo ſchön für ſeinen O 4 bitten kann——! Uebrigens, gefällt es ihm hier im Himmel?“ „Wie ich ſehe, war ich ein großes Schaf, daß ich ſolche Angſt vor dem Tode hatte; — wenn es nach mir ginge, wäre ich ſchon viel früher gekommen!“ „Sieht er ein, was er für ein Narr war? — Dafür gibt es eine Extra⸗Belohnung! —. Ich ſchicke ihm zwei Grenadiere zum bechern und wünſche viel Vergnügen!“ „Schon gut!— Werd mir die Galgen⸗ vögel erſt mal anſchauen——“ ie Grenadiere kamen und entpuppten ſich als ganz friedliche Spießgeſellen. Sie hatten durchaus nichts Himmliſches an ſich, außerdem mogelten ſie beim Würfelspiel. Soviel Wein hatte der Grenadier in ſeinem ganzen Leben noch nicht getrunken! — Zuletzt waren ſie alle blau. Was dann noch geſchah, konnte der Grenadier ſpäter niemals ergründen. Als er er⸗ wachte, lag er auf derſelben Stelle, wo ihn der hinterliſtige Schlag hingeſtreckt hatte. Fern klangen die Rufe der Feldwachen. Plötzlich Pferdegetrappel. Der Grenadier riß die Flinte hoch. „Halt— werda?“ „Schon gut, mein Sohn“, ließ ſich die Stimme des Obriſt Wedell vernehmen. „Ich ſehe, er iſt ein tüchtiger Soldat, nur er ih Angſt vor dem Tod gewöhn' er ab!“ Der Grenadier ſalutierte:„Gehorſamſt, Herr Obriſt,— ſoll nicht wieder vorkom⸗ men!— War bereits oben bei Petrus!“ Eine dröhnende Lachſalve zerriß das Schweigen. Ganz verdutzt ſtarrte der Grenadier dem Reiter nach, bis es halblaut von ſeinen Lippen rann:„Warte er nur,— vierzehn Tage muß er doch brummen in der Hölle!“ Dann ſchulterte er das Gewehr und nahm ſeinen Poſtengang wieder auf. Die Anmeldung Dieſe wahre Begebenheit ſpielt während des Krieges in Krakau, der ehemaligen öſterreichiſch⸗ ungariſchen Feſtung. ne Bauersfrau aus der Umgebung wollte bei einem Militär ⸗ Kommando vorge⸗ laſſen werden. Der Wacheunteroffizier legte ihr ein Anmeldeblatt hin, und da entſpann ſich folgende langwierige Aus⸗ einanderſetzung: „Schreiben Sie hier Ihren Namen auf! Vor⸗ und Zunamen.“ Sie meinen, wie ich ledig geheißen habe?“ „Nein, wie Sie jetzt heißen. Sind Sie verheiratet?“ „Nein, bitte.“ „Dann ſchreiben Sie auf, wie Sie ledig geheißen haben!“ „Aber ich bin Witwe, bitt' ſchön.“ „So ſchreiben Sie den Namen ihres verblichenen Mannes auf!“ „Mein Mann iſt, bitt' ſchön, nicht ver⸗ blichen, ſondern gefallen.“ „Aber das iſt doch dasſelbe. Schreiben Sie alſo den Zunamen Ihres gefallenen Mannes auf!“ „Den Vornamen nicht?“ „Nein. Ihren eigenen Vornamen.“ „Mein Gott, wie ſoll ich das nun auf⸗ ſchreiben?“ „So, wie es auf Ihrem Trauſchein ſteht.“ „Wir haben aber, bitt' ſchön, gar keinen Trauſchein gehabt.“ „Was ſoll das jetzt heißen? Waren Sie denn nicht verheiratet?“ „Verheiratet ſchon. Aber getraut waren wir nicht. Mein Seliger wollte ſich nicht trauen laſſen. Wir haben nur zwanzig Jahre zuſammen gelebt.“ Warum haben Sie denn das nicht gleich geſagt? Schreiben Sie alſo Ihren eigenen vollen Mädchennamen auf, Vor⸗ und Zunamen.“ Anſchlüſſig ſann die Frau eine Weile vor ſich hin, ſah auf das Meldeblatt, dann wieder den Bleiſtift an. Endlich ſtieß ſie verzagt hervor: „Wie ſoll ich denn das machen? Ich kann ja gar nicht ſchreiben.“ Franz LGser 32777CCFCCͤͤ 28 —* —.— PTV D e r eee e en ee ee n — Italieniſche Nacht/ eme In Civitavecchia, dem römiſchen Hafen, trafen wir einen franzöſiſchen Tippelbruder. Er nannte ſich Armand Chevalliere und geſtand ſchon in der erſten Minute, daß ihm ein Soldo zu einem Viertel Wein fehle. Ich gab ihm den Soldo, und dafür gab uns der Mann die Adreſſen jener „Winden“, die wir auf unſerer Wander⸗ ſchaft nach dem Norden berühren mußten, und in denen es etwas zu erben gab. Er trank das Glas roten Wein aus, ſchrieb einen letzten Namen auf, einen kilometer⸗ langen, auf den Zettel, überreichte ihn uns und ſagte: „Da müßt ihr beſtimmt hingehen, da be⸗ kommt jeder von euch eine Lira. Nach Montalto di Caſtro. Zur Marcheſa Elena Guglielmi. Am nächſten Tag machten wir uns auf den Weg nach Montalto di Caſtro, teilten ſchon die zwei Lire auf, die wir bekommen ſollten, und überholten am ſpäten Nach⸗ mittag ein Auto, das auf der Landſtraße in einer tiefen Panne ſteckte. Wir ver⸗ achteten alle Autos, tauſend Pferdekräfte waren in uns und zogen ſingend vorbei. Aber nach einer halben Stunde wurden wir von dem Auto eingeholt. Wir traten bei⸗ ſeite, um dem Stinkwagen und der Staub⸗ wolke zu entgehen. Und da hielt der Wagen, eine Dame beugte ſich zu uns her⸗ über und fragte: „Seid ihr Deutſche?“ „Ja, wir ſind Deutſche“, ſagten wir. „Nun“, meinte die Dame,„ich habe He kennengelernt. Ich liebe die Deutſchen. Wohin geht eure Reiſe?“ „Nach Montalto di Caſtro“, antwortete mein Freund. „Was wollt ihr dort?“ „Die Marcheſa Elena beſuchen.“ Die Dame ſah uns erſtaunt an, dann lächelte ſie und ſagte: „Ah, die Marcheſa! Nun, wenn ihr wollt, nehme ich euch mit.“ Der Teufelswagen wurde plötzlich eine Engelskutſche, und wir kletterten fröhlich hinein. Die Dame und ihre Begleiterin 150 machten Platz, der Chauffeur gab Gas und der Wagen hüpfte gewaltig an und raſte über die ſtaubige Straße. Gelißkett ſauſen⸗ der Fahrt! Tanz der Pinien] Hüpfende Berge und demütige Straßen! Die Dame fragte: „Was wollt ihr denn bei der Marcheſe?“ „Ach, fragen, ob ſie Arbeit für uns hat.“ Mein Freund aus Hamburg war vor den Gipsornamenten eines ſterbenden Handwerks davongelaufen, er ſchwärmte in Rom die antiken Marmorornamente an und hatte kein Talent zur Lüge. Durſt und Hunger hatten ihn wohl gequält, aber nicht erniedrigt. Und ſo erzählten wir ſchließlich von dem Franzoſen, der uns die Adreſſe aufgeſchrieben hatte. Die Dame lachte, und als wir von Michelangelo und Bramante erzählen konnten und mit Stolz von Raffael erzählten, war ſie maßlos er⸗ ſtaunt und erklärte ihrer ſtummen Be⸗ gleiterin: „Nun, Nina, was ſagſt du, dieſe Deut⸗ ſchen!“ Die Dame Nina ſagte nichts, ſie nickte nur mit dem Kopf und raffte ihr ſeidenes Kleid, das unſere derben Schuhe berührten. Der ſchöne Wagen flog hymniſch über die Straße und die Kilometer, die wir ſonſt Schritt für Schritt erobern mußten, dieſe Kilometer wurden winzig und blieben zu⸗ rück wie der weiße Staub. Wir kamen in die kleine Stadt. Auf der Straße blieben die Leute ſtehen und zogen die romantiſchen Hüte. Zerlumpte Kinder drängten ſich heran. Kleine Mäd⸗ chen ſtarrten nach uns. Der Chauffeur droſſelte den Motor, die Dame lächelte und das Auto hielt. „Ecco“, ſagte ſie und deutete auf das Kaſtell,„ich wohne dort. Ich bin die Marcheſa. Gute Reiſe, Kinder.“ Da ſtanden wir nun, das Auto rollte davon, mein Kamerad flüſterte erregt: »Un momentole, aber der Teufelswagen hielt nicht. In die ausgeſtreckte Hand fiel keine ſilberne Lira und der Soldo in Civitavecchia war umſonſt ausgegeben! Nein, nach unſeren Geſtändniſſen und großen Geſprächen über Michelangelo und Bramante konnten wir unmöglich vor der Tür jener Dame als Bettler erſcheinen. Mit den ſchweren Nagelſchuhen tappten wir über das holprige Pflaſter und ſuchten Quartier. Männer und Frauen und Kinder folgten uns und ſtarrten in unſere verlegene Wanderſchaft. Das kleine Gaſt⸗ haus des Ortes war beſetzt. Da retteten wir uns in eine Kneipe, ließen Brot, Wein und Käſe kommen und beſchloſſen, an die⸗ ſem Abend überhaupt das Schlafgeld zu ſparen und bei der Polizei um Nachtlager anzufragen. Dann lachten wir darüber, daß wir durch unſere Offenherzigkeit im Auto zwei ſilberne Lire verſcherzt hatten. Die kleine Kneipe füllte ſich mit den Bürgern von Montalto di Caſtro, welche die Fremden, die mit der Marcheſa per⸗ ſönlich im Auto gefahren waren, ſchwei⸗ gend anſtierten. Dann aber kam der Chauffeur, grüßte uns, kam an den Tiſch, beſtellte neuen Wein und trank uns zu. Nun brachen auch die anderen Italiani das Schweigen. Auch ſie erhoben die Gläser, tranken uns zu und rückten näher. Bald ſaßen wir inmitten einer großen Familie, tranken, rauchten, lachten und verſuchten uns in italieniſchen Anſprachen. Die Autofahrt hatte unſere jungen Häupter mit Glorie gekrönt. Der rote Wein erhitzte das Blut und ſetzte uns in 1 Wir mußten viele harte Hände chütteln, wir hörten viele Anſprachen, ließen Deutſchland hochleben und Italien hochleben und tappten dann, es war ſchon ſpät, in die Dunkelheit hinaus. Wir ſuchten und fanden das Rathaus. „Wo, bitte, können wir in der Nacht ſchlafen?“ fragten wir den Carabiniere. Anſer Ruhm war noch nicht bis in die Wachſtube gedrungen. Der Poliziſt blähte ſich auf und fragte: „Wo kommt ihr her, Fremde?“ „Von Rom.“ „Gut, ſchreibt euren Namen und euren Heimatsort hier in dieſes Buch“, ant⸗ wortete er, und als wir unſere Auto⸗ gramme gegeben hatten, bekamen wir einen Zettel, in der uns Quartier in der und der Straße angewieſen war. Wir ſuchten jene Straße. Aus dem Kaſtell der Marcheſa leuchteten viele Lichter. Sie leuchteten nicht für uns. Nach langem Um⸗ herirren fanden wir am Rande der Stadt die Straße und das Haus, in dem wir ſchlafen ſollten. Es war das Armenhaus. Das Gebäude war ein ſteinerner Stall, der durch ungehobelte Bretter in kleine Kabinen eingeteilt worden war. In der kahlen Küche qualmte ein großer Kamin. Am das trübe Feuer hockten einige alte Frauen und Männer. Wir legten die Ruck⸗ ſäcke ab und wollten uns ans Feuer ſetzen. Aber wir wurden verjagt. Die alten Leute waren vielleicht noch ärmer als wir, aber ſie wohnten in einem feſten Haus, und wir wanderten über die Straßen, im weißen Staub und im roten Purpur unſerer Sehnſucht. Die Flammen des Kamins tanzten, wir waren müde und ſuchten unſer Lager auf. 0 Ein altes Weiblein hatte Mitleid, keuchte heran und brachte zwei roſtige Kon⸗ ſervenbüchſen. In der einen war fauliges Trinkwaſſer vom vergangenen Tag. Die andere Büchſe war leer. Sie wurde unter die Drahtpritſche geſchoben. Dann ſah uns die Alte mit roten entzündeten Augen an und ſagte: „O poverelli!“ O poverelli! Mitleid der Mutter, Mit⸗ leid aller Mütter mit den irrenden Söhnen in der kalten Nacht in der Fremde! Der Schlaf kam und wir verließen am Morgen das Armenhaus. In der Stadt aber durften wir uns nicht mehr blicken laſſen. Am Abend hatten wir uns mit der Mar⸗ cheſa ſehen laſſen, dann kam die Ver⸗ brüderung, Deutſchland ſtieg im Trink; ſpruch auf und Italien, und nun ſprachen die Weiber am Brunnen von den ver⸗ teufelten Vagabunden, die im Armenhaus ſchlafen mußten! Wir kamen an dem Brunnen vorbei, an dem mit hohen Tonkrügen auch junge Mädchen ſtanden. Sie blickten uns ſpöttiſch an, denn ſie wußten von unſerer Nieder⸗ lage. Eine Schwarzhaarige, ſie war kaum älter als ſechzehn Jahre, kreuzte unſeren Weg. Sie balancierte den Waſſerkrug auf dem römiſchen Kopf. Unter dem weißen Hemd rundeten ſich vollkommene Hügel. Wir blieben erſtarrt über ſo viel Schön⸗ heit ſtehen und ſahen das junge Ge⸗ ſchöpf an. Auch ſie blieb ſtehen. Anſere Blicke ver⸗ wirrten ſie. Sie wurde rot und wollte fliehen, aber dabei ſtolperte ſie und ließ den ſchweren Krug fallen. Er fiel auf die Erde und zerbrach. Die Mädchen am Brunnen erhoben ein großes Geſchrei. Wir ließen ſie ſchreien und wanderten ſtolz weiter. Wir waren keine Vagabunden, wir waren junge Männer, bei deren Anblick ein ſchönes Mädchen errötete und den Waſſerkrug fallen ließ. Die„unmögliche“ Familie Die Frau Geheimrätin Malwine Piſto⸗ rius ſtieg ächzend die breite Eichentreppe empor, die zum erſten Stockwerk führte. Oben angelangt, hielt ſie einen Augen⸗ blick wie überlegend an, ehe ſie ſich ent⸗ ſchloß, die Tür vor ihr zu öffnen. Doch ein helles frohes Lachen, das aus dem ge⸗ öffneten Flurfenſter zu ihr drang, ſchien ihr die mangelnde Entſchlußkraft wieder⸗ zugeben. Sie öffnete die Tür und trat ein. Zunächſt gab es wirklich nichts beſonde⸗ res zu ſehen in dem hellen freundlichen Mädchenzimmer. Auf einem der zierlichen Stühle ließ 1 nieder und ſchien es in ihrer Aufregung gar nicht zu be⸗ merken, daß das zerbrechliche Stühlchen unter ihrer umfangreichen Geſtalt bedroh⸗ lich ächzte. Hilfe ſuchend wanderten ihre Augen von einem Gegenſtand zum anderen, als könnten dieſe ſtummen Dinge ihr Ant⸗ wort erteilen auf die einzige Frage, die ſie ſeit Tagen bewegte: beſaß die blonde Chriſta wirklich alle erforderlichen Eigen⸗ ſchaften, um einen ſo ausgezeichneten Mann, wie ihren Sohn Franz, glücklich zu machen. Ueberhaupt gegen die jungen Leute von heutzutage kam man einfach nicht an. Das behauptete heiraten zu können, bloß weil es jung war und ſich liebte. Und wenn man dagegen etwas von Familie und Ver⸗ mögen einwarf, wurde man ohnehin noch ausgelacht. Frau Malwine ſeufte abgrund⸗ tief, während ihre Finger mechaniſch über das glatte Holz des Schreibtiſches fuhren — aber es wollte ſich kein Stäubchen an ihrem Finger zeigen. Ordentlich war ſie alſo— die Chriſta. Und fleißig und willig und allzeit fröhlich auch! Eigentlich, wenn man gerecht ſein wollte, ſo konnte ſie ſich überhaupt nicht über ihr Haustöchterchen beklagen. Aber wußte man denn, was ſonſt in dem Mädchen ſteckte? Blond und blauäugig und genau ſo treuherzig wie die Chriſta hatte auch die Heldin ihres letzten Leihbibliothekromans ausgeſehen, und wie ſchlecht hatte dieſes Geſchöpf an ihrem Ver⸗ lobten— dem edlen Grafen— gehandelt. Wenn ſie denken ſollte, daß auch ihr Franzel— Schweißtropfen bedeckten Frau Malwines Stirn. Konnte nicht auch die Seele der blonden Chriſta Abgründe auf⸗ weiſen, von denen man nichts ahnte? Noch war es Zeit, das Schlimmſte zu ver⸗ hüten, denn erſt morgen ſollte die offizielle Verlobung bekanntgegeben werden Wieder glitten ihre Blicke hilfeſuchend über das zierliche Schreibtiſchchen. Hier— ja hier mußte der Schlüſſel zu Ehriſtas Seele zu finden ſein. Sicherlich lag dort drinnen ein Tagebuch— ah, was war das? Guckte da nicht ein Zipfelchen Papier her⸗ vor? Mit zitternden Fingern ſuchte Frau Malwine das winzige Eckchen Papier zu erfaſſen, mit dem Erfolg, daß ſie Sekunden ſpäter das Fragment eines Briefes in der Hand hielt. In wilder Haſt fuhr ſie in die Taſche ihres Kleides, dort, wo die Brille ſtecken mußte. Und dann las ſie, las mit ſolcher An⸗ dacht, als müſſe ſie jeden Buchſtaben in ſich hineintrinken.„Alſo Chriſtel“, ſtand da in einer feinen zierlichen Schrift,„bei uns iſt noch alles beim alten. Lolotte, ſchön und träg wie immer, verbringt ihre Tage ſchlafend auf dem Sofa. Erſt des Abends erwacht ſie aus ihrem Dämmern. Dann allerdings wird es morgens, ehe ſie den Weg nach Hauſe findet. Nun— unſere Alte hat es ja auch nicht anders getrieben. Balduin huſtet augenblicklich mal wieder. Er hat eine ſchwache Lunge, meint der Arzt, und müßte ſehr gepflegt werden. Nur dein Chriſtli macht nichts als Freude. Zu ſüß, wenn es ſein Fläſchchen bekommt. Du wirſt natürlich traurig ſein, daß Du es nicht mehr beſorgen kannſt. Aber ſieh mal, Liebling, es wax ſchon gut ſo, daß Du fortgingſt. Jetzt muß ich Dir für heute Lebewohl ſagen. Es klirrt bedenklich in der Küche— wahrſcheinlich Puſſy, die die ſüße Speiſe probieren muß. Viele liebe Küſſe Deine Mui.“ Längſt lag der kleine Brieffetzen auf der Erde. Aber Frau Malwine ſaß noch immer ſtarr und ſteif auf ihrem Stuhl— unfähig ein Glied zu rühren. Dieſe Lolotte— ſchon der Name atmete Frivolität und Leichtſinn— alſo dieſe Lolotte, die Schweſter der ſo harmlos erſcheinenden Chriſta, trieb ſich nachts herum. Und man mußte ſie noch entſchuldigen, weil ſie das Beiſpiel einer leichtſinnigen Mutter vor Augen gehabt. Und die übrigen Familien⸗ mitglieder! Der lungenkranke Bruder, die naſchhafte Schweſter. Ein ſchönes Erbgut, das die blonde Chriſta da ihrem zukünfti⸗ gen Gatten mit in die Ehe brachte. Und was war denn das da für ein Baby, von dem die Rede war? Wie ſchrieb doch dieſe Mui, anſcheinend die ältere Schweſter. „Dein Chriſtli“— Frau Malwine fühlte. wie ihr Herz ein paar Sekunden ausſetzte, ſo furchtbar war die Erkenntnis, die ihr aufdämmerte— dann aber ſchluchzte ſie laut auf:„Mein armer Junge.“ So kam es, daß gerade in dem Augen⸗ blick, als der Aſſeſſor Franz Piſtorius ſeiner blonden Braut gerade den ſoundſo⸗ vielten Verlobungskuß auf die roſigen Lippen drückte, Frau Malwine tränen⸗ überſtrömt am Eingang der Laube erſchien. „Aber Mutti“, rief der junge Aſſeſſor er⸗ ſchrocken.„Was iſt dir denn? Du kzit⸗ terſt ja!“ N „O Franz“, ſchluchzte die Geheimrätin, „kennſt du Chriſtli?“ 5 „Chriſtli— das iſt doch Chriſtas zahmes Reh. Natürlich kenne ich das.“. „Ein Reh“, ſtammelte Frau Malwine und fühlte plötzlich den dringenden Wunſch, ſich unſichtbar zu machen.„Und Lolotte?“ „Lolotte und Puſſy ſind meine Katzen, Balduin heißt unſer Dackel“, wandte Chriſta verſchüchtert ein, denn ihr wurde allmählich der Zuſammenhang klar, als ſie das zerdrückte Brieſchen in der Geheim⸗ rätin Händen ſah. Langſam wandte Frau Malwine der Sprecherin ihre verweinten Augen zu. And als ſie in das junge klare Geſicht ſah, kam ihr beſchämend zum Bewußtſein, wie töricht ſie gehandelt hatte. Aber nun wollte ſie auch gut machen— und das auf der Stelle. Sie ſchritt auf die noch immer blaſſe Chriſta zu,„mein liebes Töchter⸗ chen“, ſagte ſie, und echte Herzlichkeit klang dabei aus ihrer Stimme,„mein liebes Töchterchen, ich hoffe, du trägſt das alles einer alten Frau nicht nach“— und ehe noch die überraſchte Chriſta Zeit zur Ant⸗ wort fand, fuhr ſie bereits in ihrem alten reſoluten Ton fort:„und in einer Viertel⸗ ſtunde alle pünktlich zur Verlobungsfeier.“ Lüdecke Auf der Wieſe Dreimal läutete der Kuckuck aus dem Wipfel des alten Eſchenbaums. Ich ſah ihn, den ſchwarzen, geheimnisvollen Vogel, wie er die Schwingen hob und langſam dem nahen Waldrand zuſteuerte. In den Gräſern und Blumen wiſperte der Wind. Die Sonne kam wieder hervor und überflutete die Wieſe, auf der ich lag, mit rieſelnder Wärme. Weithin leuchteten die goldgelben Schirme des Löwenzahns. Drei Jahre alſo! Na ſchön, dachte ich, du mußt es ja wiſſen! Da wollen wir gleich mal ſehn, was uns noch zu tun übrigbleibt. Ich werde Alice ſchreiben, daß wir das 78 abbeſtellen müſſen. Unweiger⸗ f* Ein Todeskandidat— und heiraten?— Ein ſolches Verbrechen auf die Seele laden?—— Nein!— Niemals!——— Eigentlich müßte man noch eine Lebens⸗ verſicherung abſchließen. Möglichſt hoch!— Einer teſtamentariſchen Beſtimmung zu⸗ folge müßte der ganze Betrag einer ge⸗ meinnützigen Stiftung zufließen. Für hungernde Dichter! Halt!— Da wäre noch eine beſondere Klauſel einzufügen:— Jeder Dichter, der in den Genuß ſeines Stiftungsanteils kom⸗ men wollte, müßte ſich der Verpflichtung unterziehen, nach meinem Grabe zu wall⸗ fahren und dort zur Mitternachtszeit drei ſeiner beſten Dichtungen vorzuleſen. Nach einer gewiſſen Zeit wäre feſtzu⸗ ſtellen, ob der Tote— alſo meine Ge⸗ ſtorbenheit— ſich noch in der richtigen Lage befindet. 5 Auf meinem Grabſtein ſollen die Worte des ſterbenden Dänenprinzen ſtehen:„Der Reſt iſt Schweigen!“——— Meine arme Alice! Ich ſehe dich, wie du qualvoll die Hände ringſt. Aber haſt du nicht einmal geſagt, daß ein großer Schmerz dich zur Bühne treiben würde?— Du wirſt eine berühmte Tragödin werden. Zeitlebens wirſt du es mir danken, daß ich dich vom Kochtopf er⸗ löſt habe.——— Alſo nur noch drei Jahre! Ich werde reiſen und meine Hände müßig in den Schoß legen. Weshalb Ge⸗ dichte ſchreiben, die doch niemand druckt und lieſt.——— 0 Ich werde Schulden machen, damit ich dem Gedächtnis meiner Freunde nicht ent⸗ ſchwinde. Und wenn ſie ſich über mich auf⸗ halten, werde ich ihnen ſagen:„Freunde! —, Die Götter lieben mich und haben be⸗ ſchloſſen, mich früh ſterben zu laſſen; laßt mich in Schönheit ſterben!“— „Machen Sie ja, daß Sie von meiner Wieſe runterkommen, Sie frecher Menſch!“ Wuppdich, da ſtand er ſchon— nämlich der knüppelbewaffnete Hüter ſeines grünen, üppig ſproſſenden Eigentums. Wozu lange Worte machen? Ich erhob mich und eilte über die gold⸗ gelben Schirme des Löwenzahns davon. „Saukerl“, ſchrie er mir nach. Am letzten Tage vor meinem Ableben will ich ihn aufſuchen und ihm ſagen, daß es eine Gemeinheit und eine Rückſichtsloſig⸗ keit ſondergleichen iſt, einen Menſchen ſo anzufahren, der nur noch drei Jahre zu leben hat. Wenn er mich dann zum Krüp⸗ vel ſchlägt, ſchadet es wenigſtens nichts mehr!—— B. eimnüth 1. 5 Ahnez Malve 1 Jun Lolotte) t Kiten wandte 1 als ſie behein⸗ dine der igen. icht ſah, ſein, wie un wollt auf det h inner Töchter, eit u vir Han n liebes as alles Und ehe em alten Viertil⸗ gsfeier. üdecke ſe aus dem J ſch 1 Vogel, langam wiſpette hervor ich lag, uchteten enzahns. t es jn zal gehn, wir das veiget⸗ den?— Seele Lebens; hoch!— ung zu⸗ iner ge⸗ ſondere ter, der ls kom⸗ lichtung u wall⸗ eit drei l feſtzu⸗ ine Ge⸗ ichtigen Porte 1.„det Hände geſagt, Bühne rühmte t du es nf et⸗ Hände lb Ge⸗ druckt mit ic iht ent⸗ ih auf unde! den he „ laßt neinet enſch ämlich tünen, e gold⸗ pol. Heben f. daß gloſig⸗ hen ſo te zu Krüp⸗ ichts g. — S „skeigen Sie ſchnell ein..“ Fred freut ſich darauf, Sonntags durch die Landſchaft zu tippeln. Sein ganzes Gepäck beſteht dann aus einer Zahnbürſte und dem nötigen Kleingeld. Es wandert ſich herrlich am Saume der kaſtanien⸗ geſäumten Chauſſee. Ohne Neid ſieht Fred die Wagen vorüberflitzen. Er pfeift ſich eins. Knirſchend bremſt dicht neben ihm eine helle Limouſine. Ein Fenſter wird her⸗ untergedreht. Ein blonder Wuſchelkopf ſchiebt ſich heraus und eine helle Stimme fragt:„Guter Mann, wo geht es hier nach Soundſo?“ Fred lacht und zeigt gerade⸗ aus.„Immer da lang!“ Die helle Skimme beſinnt ſich einen Augenblick:„Im—“ und dann:„Sie wollen ſicher gern ein Stück mit⸗ fahren?“ Fred will ſagen:„Ich lauf' lieber!“ Aber die helle Stimme ent⸗ ſcheidet.„Steigen Sie ſchnell ein!“ Fred iſt kaum in den roten Lederpolſtern ver⸗ ſunken, da geht die wilde Fahrt auch ſchon los. Geradeaus ſieht das Fräulein und hält das Steuerrad mit graziöſen Händen, manchmal ſogar nur, beängſtigender Weiſe, mit einer. Fred ſchaut zu und denkt an die verlorene Wanderung Da werden ſie von ſchwarzen Wagen überholt. Fred neckt der Teufel und er ſagt:„Was, von ſo einem laſſen Sie ſich ziehen?“ und das Fräulein läuft roſa bis rot an.„Ach der!“ Fred wird gepackt.„Laſſen Sie mich mal fahren!“ Nun ſitzt er am Steuer. Er legt los. Das Fräulein ſieht ihn ſcheu von der Seite an, dann beginnt ſie in der Türtaſche —. Vielleicht ſucht ſie die olice von den verſchiedenen Verſicherun⸗ gen heraus. Da iſt der ſchwarze Wagen t— geholt— Fred fährt wie der Teufel. Es macht ihm hölliſchen Spaß. Hatte ſie ihm ſchon die Freude am Gehen verdorben, ſo wollte er ihr die Freude am Fahren ſchon austreiben. Als er mit 60 durch eine S⸗Kurve ſchleudert, fängt ſie an, ſich zu räuſpern.„Ach ſo, noch ſchneller?“ bemerkt Fred und geht höher. Jetzt iſt der Tachometerzeiger bei 100 und 110 auf freiet Strecke.„Aber hören Sie mal!“ begehrt das Fräulein auf. Fred lächelt bedauernd.„Schade, mehr ſchafft er anſcheinend nicht!“ An einem Bahnübergang ſchließen ſich gerade die Schranken. Fred huſcht eben, ſo ganz eben, noch drunter weg. Sicher hat es kleine Kratzer am Verdeck abgegeben. Das Fräulein iſt ganz bleich geworden, trotz des Puders, und die Zigarette ver⸗ löſcht halb geraucht zwiſchen zittrigen Fingerchen. „Mann— halten Sie an!“ hält ſie ihm plötzlich ein winziges Revolverchen unter die Naſe. Fred erſchreckt ein ganz klein wenig, dann ſtellt er feſt:„Wegnehmen, oder ich fahre gegen einen Baum!“ Sie zieht die bewaffnete Hand zurück. Nun bettelt ſie:„So halten Sie doch bitte, bitte!“ Genau wie die Schulmädels. Es macht Fred ungeheuren Spaß. „Noch die kleine Strecke— dann bin ich zu Hauſe!“ ſagt er beruhigend. Jetzt ſind ſie in der Stadt und Fred ſchlüpft durch den Verkehr. Er fährt ſich genau nach Hauſe. Vor einem Häuschen hält er und öffnet den Schlag. Dann reicht er dem Fräulein die Hand und lacht ſie an:„Wenn Sie ſchon jemanden auf der Straße mitnehmen, laſſen Sie um Gottes Willen ſolche in Ruhe, die gern wandern wollen und von Beruf Rennfahrer ſind!“ Klapp, iſt die Tür zu und auf dem Polſter liegt wie entſchuldigend eine weiße Karte:„Fred Talling— Fahrer der Xtaler Auto⸗Werke.“ Holzhausen einem hellen Das Nationalheiligtum der Jugoslawen, die Grabstätte ihrer Könige Nur kurze Zeit, und weit unten, im Süd⸗ oſten von Europa, beginnt in dem griechi⸗ ſchen Städtchen Olympia der größte Staf⸗ fellauf, den die Welt je geſehen. Das „Heilige Feuer“ der olympiſchen Spiele— in Olympia entfacht— wird, ohne zu ver⸗ löſchen, über die gewaltige Strecke von 3075 Kilometern zum Olympia⸗Stadion nach Berlin getragen werden— quer durch den ganzen Balkan: durch Griechenland, Bulgarien, Jugoslawien, Ungarn, Oeſter⸗ reich, durch die Tſchechoſlowakei und durch ein Stück unſeres Vaterlandes. Jahrtauſendealt iſt die Tradition, die hier heilig gehalten wird. Und Jahr⸗ tauſendealt iſt die Geſchichte der Völker, deren immer und immer wieder heiß um⸗ kämpfte Länder dieſer Fackellauf durcheilt. Hier zog einſt das nordiſche Volk der Dorer und Jonier hinab, der Sonne entgegen, um auf griechiſchem Boden eine Kultur, nach Olympia, wollten den Balkan be⸗ zwingen. Aber nicht auf der großen Heer⸗ ſtraße! Nein, rechts und links von ihr wollten wir Volk und Volkstum ſuchen und kennenlernen. Und wir haben es geſchafft! Wir ſind in Olympia! Und wie wir es geſchafft haben! Unſere wendigen Wagen waren die richtigen Gefährten für die oft hals⸗ brecheriſchen Touren über Brücken, die wir anfangs kaum zu begehen, geſchweige denn zu befahren wagen wollten. Auch Volk und Volkstum haben wir ge⸗ funden und erlebt. Erzählen? Du lieber Gott! Ein Buch möchte man füllen, und es darf doch nur ein kurzer Zeitungs⸗ bericht ſein. Aber eins darf nicht fehlen: unſer Dank an die, denen wir begegneten, wo immer es auch ſein mochte. Wie liebe Gäſte wurden wir aufgenommen, wann und wohin wir nur Bereitwillig wird uns Platz gemacht. eine Kunſt zu ſchaffen, die wir Heutigen in Ehrfurcht und Bewunderung verehren. Hier dröhnten die Straßen längs der Donau und der Morawa, die wir heute noch befahren, unter dem Marſchtritt der römiſchen Legionen, hier pflanzte das römiſche Imperium ſeine ſiegreichen Adler auf, hier gründete es Städte, die heute noch beſtehen, und machte das fruchtbare Land zur Kornkammer Europas. Von hier brach vor 1500 Jahren der große Goten⸗ könig Theoderich auf, um Italien zu er⸗ obern und dem zuſammengebrochenen Rieſenreich der Römer durch die Urkraft ſeines Germanentums neue Stärke zu geben. Und hier, auf den üppigen Fluren und in den dunklen Schluchten des Balkan, tobte während der letzten vier Jahrhunderte der gigantiſche Kampf zwiſchen Orient und Okzident— hier ſtemmte ſich das Deutſchtum gegen die her⸗ anbrauſende Woge des Islam, die es im 17. Jahrhundert vor Wien zum Stehen brachte und endgültig erſt in der Mitte des letzten Jahrhunderts eindämmen konnte. Belgrad, der letzte Vorpoſten des Türkenreiches im Norden, von den Türken „Schwelle des heiligen Krieges“ genannt, war jahrhundertelang die Operationsbaſis der Mohammedaner, von der aus ſie ihren „heiligen Krieg“ nach Norden, gegen die „Ungläubigen“ trugen. Heute iſt es eine Großſtadt abendländiſcher Ziviliſation, deren Sauberkeit, Fleiß und Großzügigkeit wir bewundern. Wer iſt„wir“? Ich vergaß, es zu ſagen:„Wir“ ſind zwei Berichterſtatter und einer, der auszog, zwar nicht das Fürchten, aber den Balkan kennenzulernen. Als wir das Programm des großen Fackel⸗ laufes geleſen hatten, regte ſich in uns der Wunſch, Genaueres zu erfahren von den Menſchen, die in all dieſen Orten mit Namen auf ic, ac und ec, auf os und i leben und jetzt Zeugen des wunderbaren Fackellaufes werden ſollen. Schon Wochen vorher fuhren wir los, mit zwei Opel„Olympia“ wollten wir kamen. Freundlichkeit und Hilfsbereitſchaft auch im kleinſten ärmlichen Dorf, Will⸗ kommenswinke und Abſchiedsgrüße, wo wir nur hielten. Wir merkten deut⸗ lich: hier in den Balkanländern iſt unſer Vaterland ge⸗ liebt, bewundert und geehrt. Was man von Deutſchland hört, wird gern auf⸗ genommen, was aus Deutſchland kommt, wird gern gekauft. Deutſche Automobile laufen in Belgrad, in Sofia, in Salo⸗ niki, in Athen. „Oppääl Ollympia“ rufen die Kinder uns nach, und lange noch wird uns das freudige„eil itler“ in den Ohren klin⸗ gen, mit dem die braungebrannte Bal⸗ kanjugend ihrer Freude Ausdruck gab. Ein Erlebnis für hundert ähnliche. Ir⸗ gendwo in Griechen⸗ land war es. Man hält uns auf. Ein Offizier hat den Zug verſäumt. Gern nehmen wir ihn zur nächſten Stadt mit. Der Motor ſpringt ſchon an. Da ſtürzt atemlos ein Junge auf uns zu, mit hocherhobenem Arm. Wir trauen unſern Augen nicht: ein Hakenkreuz iſt auf den Arm tätowiert! Er deutet auf das Hakenkreuz in unſern DDdAC⸗Wimpeln und ſtammelt— anſcheinend iſt er ein Gymnaſiaſt— in ge⸗ brochenem Schulfran⸗ Der Donne entgegen Ein serbischer Bauer gibt uns Kühlwasser aus einem selbst gefertigten Tonkrug Photos: 0 Dr. Wolff u. Tritschler-Meurer M entſchädigt. Der alte Bauer dort, trotz 40 Grad im Schatten— wir ſelbſt„ver⸗ flüſſigen“ uns allmählich— die Lamm⸗ fellmütze unentwegt auf dem Kopf, holt unter ſeinem ſchön geſtickten, pelzverzierten Mantel ſeine Geige hervor, und zwei Stunden lang gibt es für uns nichts anderes auf der Welt als nur lauſchen und lauſchen. Mit packender Geſtaltungs⸗ kraft erzählt ſein Lied: Von ſeinem Volk, von der Schönheit ſeines Vaterlandes, von der Liebe zur Heimat Weiter eilen unſere tapferen Wagen. Auf hoher Bergkuppe, das Land weithin beherrſchend, ein ſtolzer Bau. Eine Burg? Nein, eine Kirche. Das Nationalheiligtum der Jugoflawen: die Grabſtätte ihrer Könige. Wir betreten ein Märchen aus Moſaik. Tauſend und eine Nacht lebt auf im magiſchen Dämmerlicht der kühlen Krypta. Still flackert die ewige Lampe über dem Grab des jüngſt ermordeten Königs, um den ſein Volk in unveränderter Liebe trauert. Deutſche Arbeit iſt dieſes Wunderwerk der Moſaikkunſt, erklärt uns der Führer in reſpektvollem Flüſterton. Und dann erzählt auch er, in einem ſpaßi⸗ gen Gemiſch aus Serbiſch, Deutſch und Ungariſch. Vom großen Krieg, von den deutſchen Soldaten. Und wir erleben, voll freudiger Genugtuung, daß ehrliche Be⸗ wunderung und aufrichtige Hochachtung ihn bewegen, wenn er von unſern Kämpfern ſpricht, die ſeine Gegner waren. zöſiſch:„Tricolore. allemande?“ Nein „Hakenkreuz“ erklä⸗ ren wir ihm. Er ſtrahlt, und jetzt erſt verſtehen wir ihn: auch den Namen will er ſich eintäto⸗ wieren laſſen. Nun jubelt er, glücklich darüber, daß er ihn kennt. Wenn wir jetzt in einigen Ta⸗ gen mit den Fackel⸗ läufern aus Olym⸗ pia hier vorbeikom⸗ men— ob wir ihn wohl wieder⸗ ſehen? Das Auge trinkt— Bilder über Bilder, ſchöne, ſeltſanme— Bilder der Landſchaft formen ein Bild des Landes. Jugo⸗ ſlawien, Perle des Balkans! Staunend, hingeriſſen bewundern wir die Schönheit und Fruchtbarkeit dieſes geſegneten Lan⸗ des. Wogende Weizenfelder, ſoweit das Auge reicht, in lieblicher Hügellandſchaft, die uns an unſer Thüringen denken läßt. Mais und Flachs in nicht gekannter Ueppigkeit, tauſende von Schafen, Ziegen, Schweinen. Sauber die Dörfer, voll von Erzeugniſſen urſprünglicher Heimatkunſt und handwerklichen Fleißes. Wenn wir doch dieſe prachtvollen Tonkrüge edelſter griechiſcher Form mitnehmen dürften! Das Bedauern hält nicht lange vor, wir werden Dieses Kastell aus dem römischen Imperium beherrscht noch heute die Verbindungsstraſte zwischen Orient und Okzident Als Feinde traten ſie ſich gegenüber, Serben und Deutſche, als Freunde ſchieden ſie. Und die Bewunderung, die Hochachtung für die, die im andern Graben lagen, iſt unvermindert geblieben, das merken wir überall. Neben all dem Schönen, das wir hier in ſo überreichem Maß ſehen und erleben durften, nehmen wir eine frohe Gewißheit mit uns: daß wir, unſere Fahne, unſer Land bei den Völkern des Balkans Achtung genießen und zahlloſe Freunde gewonnen haben. Carl Sachsenbeng PPP 55 55 1 5 1 4 1 15 95 1 11 72 4 59 0 14 056 1 0 7 4. 5 1605 1 15 1 0 1 1 1 1 32 „ 10 145 5 N 55 7 1 5 95 1 7 5 * 105 . 71 * 5 705 45 76 5 * 5 * 1 5 55 * 5 105 60 3 52 1 1 1 P 2 2 ͤ— Se kr 7„3 r ——— a 0—. ˙ imm ͤ ²;m———e————— n 5 l* N N 3 9 n 2 N 1 8 2—rrvL—,ðvL———— Corviſart, der Leibarzt Napoleons J., ver⸗ breitete ſich 3 über den ſchnellen Tod ſeines jungen Kollegen Backer. „Wir haben uns keine Vorwürfe zu machen“, ſagte er.„In den letzten drei Tagen ſind wir nicht von ſeinem Bett ge⸗ wichen, Hallé, Portal und ich.“ Da erhob Napoleon ſeine Stimme: „Doch kein Wunder, wenn er ſtarb. Einer gegen drei— wie ſoll der ſich retten?“ * Es iſt der Wunſch aller Väter, im Sohne das Genie keimen und ſproſſen zu ſehen Bei Eckermann gedieh es unter dem Namen Karl. Karl ſtudierte Malerei bei Profeſſor Preller in Weimar. Er ſtudierte ſehr heftig, das muß man ihm laſſen, aber ſeine Schinken hatten nichts Geniales. Eckermann war anderer Meinung. Er ließ Karlchens Bilder in Weimar aus⸗ ſtellen. Eins war darunter, fabelhaft neu, eine Schar Gänſe auf der Dorfſtraße. Dar⸗ über waren dann alle einer Meinung: Gebraten müßten ſie wundervoll ſein * Miſter MeBlack aus Schottland hatte eines Tages den Tod ſeiner Gattin zu be⸗ klagen. Er ging hin und erwarb zwei Grabplätze. Aber die lagen nicht neben⸗ einander, ſondern hintereinander; ſo brauchte er nur einen Grabſtein, der vorn und hinten bemeißelt werden konnte. Cacllen auf lelclen eiten des leins In Deutſchland: „Kennen Sie Ban Schulze von neben⸗ an? Ich meine, kennen Sie ſie ſo gut, daß Sie mit ihr ſprechen?“ „Ich kenne ſie ſogar ſo gut, daß ich nicht mit ihr ſpreche.“ „Und nun noch eine letzte 2 Herr Kandidat, wie konnten Sie ſo unvorbe⸗ reitet ins Examen gehen?“ „Das iſt nicht der Fall, Herr Geheim⸗ rat. Ich war auf das Schlimmſte vor⸗ bereitet.“ Fliegende Blatter 25 Kripp hat ſich in ein kleines Cafs ver⸗ laufen. Mißtrauen bedrückt ſeine Seele, und er verlangt daher ausdrücklich einen „Bohnenkaffee“. Das Getränk wird gebracht. Kripp koſtet und ruft ſofort nach dem Kellner. „Was haben Sie mir da gebracht?“ ruft er erbittert,„das iſt doch kein Bohnen⸗ kaffee.“ a „Was ſagen Sie?“ meint der Kellner, „kein Bohnenkaffee? Wo Sie ſchon nach dem erſten Schluck ſo aufgeregt ſind?“ eee ꝛdꝰt;pe Kreuzworkrätſel Ein Straßenſänger ſingt vor dem Hauſe des Schotten Mac Patricks, und dieſer hört intereſſiert zu. Am Schluß zieht der Sänger höflich den Hut, hält ihn unters Fenſter und ruft hinauf:„Würden Sie die Freund⸗ lichkeit haben, und ſich für den Geſang er⸗ kenntlich zeigen?“ „Aber gern“, meint Mac,„was darf ich Ihnen vorſingen?“ Brennessel *. Er:„Bin ich der erſte Mann, der dich in ſeinen Armen hält?“ Sie:„Aber ja doch. Ihr Männer fragt auch alle das gleiche!“ * Die Braut hatte Bedenken. „Wirſt du mich auch lieben, wenn ich graues Haar haben werde?“ Der Bräutigam beteuerte: „Wie kannſt du fragen? Ich habe dich doch auch geliebt, als du blondes, ſchwarzes und rotes Haar hatteſt.“ Berliner Nachtausgabe *. 4 7 4 In Frankreich: N „Warum ziehen Sie denn plötzlich aus der Familienpenſion aus, in der Sie nun ſchon fünf Jahre wohnen?“ „Ich habe geſehen, daß es dort nicht einmal ein Bade⸗ zimmer gibt.“ * „Ich möchte etwas zur Be⸗ zue meiner Nerven haben.“ „Aber Sie irren ſich, mein Herr. Ich bin nicht Arzt, ſondern Rechtsanwalt.“ „Ich weiß, aber gerade dar⸗ um— denn, was ich haben möchte, iſt die Scheidung von meiner Frau.“ * Madame Dupont ſucht eine Hausgehilfin:„Ich brauche einen Dienſtboten, der jede * Funk- gymnastik Art, von Arbeit tut, der 0 Beſorgungen macht, niemals S= auf meine Bemerkungen ant⸗ wortet und immer zu meiner Verfügung ſteht.“ „Aber, Madame, was Sie brauchen, iſt nicht ein Dienſtbote, ſondern ein Ehegatte.“ 8 „Kellner! Warum, zum Teufel, wird denn in dieſem Reſtaurant ein Wechſel der Direktion angezeigt? Es iſt doch immer noch derſelbe Inhaber.“ „Jawohl, mein Herr. Aber er hat ſich geſtern verheiratet.“ . Der Vertreter einer Verſicherungsgeſell⸗ ſchaft fragt einen Bauern aus, der eine Verſicherung bei ihm aufnehmen will: „Haben Sie jemals einen Unfall er⸗ litten?“ „Nein.“ Rätſelgedicht Vier Wände kahl und feucht Und tiefe Finſternis, In Felſen eingeſchlagen, Das iſt ein Burgverließ. Dem Wort dafür wird fortgeſcheucht Was gleich am Anfang leitet ein, Dann wird es aus der Mauer ragen Bei vielen Häuſern groß und klein. Käſtchenrätſel die esc Waagerecht: 1. Weiblicher Vorname, 3. Lebenshauch, 5. Zahl, 7. Vogel, 9. Stacheltier, 11. Hafendamm, 12. Fahrzeug, 13. Spielkartenfarbe, 14. Lebeweſen, 16. Zahl, 17. Ort auf der Putziger Nehrung, 19. Tropentier, 21. Spaltwerkzeug, 22. leb⸗ los, 25. Trinkſtube, 28. griechiſcher Buch⸗ ſtabe, 28. Laubbaum, 29. Nibelungenfigur, 31. umlaufender Teil bei elektriſchen Ma⸗ ſchinen, 32. Nebenfluß der Donau, 33. Fluß in Afrika. Senkrecht: 1. Heidekraut, 2. Edel⸗ fiſch, 3. Teil des Körpers, 4. Wohnungs⸗ geld, 6. Handwerkszeug, 8. Nebenfluß des Mains, 10. Gefrorenes, 13. Reiſetaſche, 15. Tanz, 16. Verwandter, 18 Berg im Böhmerwald, 20. Staatshaushalt, 21. Waſ⸗ ſergefäß, 23. Fiſchfett, 24. Laſttier, 27. Ein⸗ gang, 30. Getränk. Silbenrätſel Aus den Silben: a— an— ar— e— e— e— fal— for ga— gar— ge— go— har— hel horn— il— ke— ke— ler— li— li nas— ne— nus— ra— ri— ſel— ti tra— tur— u ſind 12 Wörter zu bilden, deren erſte und dritte Buchſtaben, beide von oben nach unten geleſen, ein Sprichwort ergeben (ä= ages. Die Bedeutung der Wörter iſt: 1. Landwirtſchaftliches Gerät . Planet . Zwiebelgewächs, Zierpflanze weiblicher Vorname . Quellnymphe Nebenfluß der Donau ſpaniſches Vorgebirge . Dickhäuter 6 7 8 9 10. männlicher Vorname 11. Laſttier 12. Gartengerät men rwa SSI Wenn die Käſtchen richtig geordnet wer⸗ den, ergibt ſich ein Sprichwort. Kammrätſel . — — 4 Die Buchſtaben: a— a— a—- c—- cd— d— de e— e— e— e— e— f— h—i— k 1— II n- n- r- r u ſ— t- u ſind derart in die Figur des Kammrätſels einzufügen, daß die Zähne folgende Be⸗ deutung haben: 1. Eine Hand feſt geſchloſſen, 2. durch böſe Tat vergolten, 3. fließt in die Donau, 4. der König der Vögel, 5. iſt oben im Zimmer und liegt auch oft auf dem Tiſch. Iſt das Rätſel richtig geraten, nennt der Kammrücken einen männlichen Vornamen. Zelchnung Werner M Papa's Stimme im Lautsprecher „In Ihrem ganzen Leben haben Sie niemals einen Unfall erlitten?“ „Nein. Ich bin nur einmal von einer Schlange gebiſſen worden.“ „Na, das iſt doch aber ein Unfall.“ „Nein, die Schlange hat das mit Abſicht getan.“ * Iſidor und Moſes gehen auf dem Boule⸗ vard ſpazieren. Als ſie vor ein Café kommen, ſagt Iſidor:„Was meinſt du, Moſes, ſollen wir nicht was nehmen?“ Moſes ſchickt einen blitzſchnellen, ſcharfen Blick in die Runde:„Wem?“ Le Rire Zahlenrätſel Das Schlüſſelwort lautet: a 5 6 S Heilkraut 3 2 großer Raum 5 4 Stattyalter in den Nieder⸗ landen 4 Erquickung 1 Verwandte 4 deutſcher Fluß 5 Berg bei Innsbruck 0 ſt das Rätſel richtig geraten, nennen die Anfangsbuchſtaben der Wörter, von oben nach unten geleſen, desgleichen das Heilkraut. 8 —5— 5———— 2 2 9 2 2 3 1 J Auflösungen aus voriger Nummer: Kreuzworträtsel Waagerecht: 1. Lama, 3. Pappe, 6. Darm, 8. Bau. 10. Bei, 12. Kordilleren, 14. Eta, 13. Aal, 16. null, 18. Eber, 20. Bad. 21. Kai. 23. Karosse, 20. Tee, 27. Nemisee, 28. Erl. Senkrecht: 1. Loge, 2. Abo, 3. Pudel, 4. Palermo, 5. Ebene, 6. die, 7 Maul, 9. Ar, 11. er, 12 Kandare, 13. Narkose, 17. Laken, 19. Biene, 20. Boot, 22. Igel, 24. Rom, 23. 808. Silbenrätsel 1. Woche, 2. Obra, 3. Reigen, 4. Tiegel. 3. Elberfeld, 6. Fregatte, 7. London, 8. Ise- rim, 9. Elster, 10. Gobi, 11. Erlangen, 12. Liere, 13. Geier, 14. Erbe, 18. Saturn. Das Sprichwort lautet: Worte fliegen, Geschriebenes bleibt. Zahlenrätsel Der Teil der englischen Inselwelt Cahlen von 1 bis 6) ist Irland. Magisches Quadrat M AR 8 Silbenkreuz 1—2 Harke, 1—4 Harfe, 4 Affe, 40 Feder, 3—1 Lehar, 3—6 Leder, 7—5 Elle, 7—8 Elbe. Rätselhafter Vers Das Sprichwort lautet: Kopf ohne Herz macht böses Blut; Herz ohne Kopf tut auch nicht gut. Wo Slück und Segen soll gedeihn, Muſt Kopf und Herz beisammen sein. Rätselgleichung Unn-—nn) 7 om m) +(Keil-ih + Ge- negal—egal)= Irokesen. ——. e 4 . Mu Von Hermann Thimmermann * WWW ßeſtunden Tägliche Unterhaltungsbeilage der„Viernheimer Volkszeitung“ (4. Fortſetzung) Der Baynodamm machte den Leutnant beinahe glück⸗ lich. Jetzt war er ſicher, daß er ſich nicht verirrt hatte, ſondern auf dem richtigen Wege war. Jenſeits des Bahndammes irgendwo lag Fleury und alſo die eigene Stellung. Langſam ſtampften ſie an die Bodenwelle heran, bis an die Knöchel einſinkend in den verdammten Lehm, der bald weich, bald mürbe war, immer aber nachgab und eine erbärmliche Schinderei blieb. Hier an dieſem Bahndamm waren beim Sturme auf Fleury der Regimentsarzt und viele Offiziere und„Lei⸗ ber“ gefallen. g Und je näher ſie an Fleury herankamen, um ſo häu⸗ figer wurden Begegnungen, die ſie hatten und deren An⸗ blick ſie mit aller Willenskraft überwinden mußten. Die Nacht rings um ſie herum war von Stimmen angefüllt, von klagendem Sprechen, von Seufzern und Stöhnen, von Jammern und Schreien. Wenn eine Granate das Feld erleuchtete, 8955 ſie einzeln und in Gruppen, weit⸗ hin zerſtreut, bald nahe bei ihnen, bald mitten unter ſich, bald weiter, Verwundete zurückgehen. Sie ſchlepp⸗ ten ſich mühſelia dahin, mit weißen Verbänden, im Abrigen aber verdreckte, fahle, gelbgefärbte Geſtalten. Es waren zu Tode erſchöpfte Männer mit aſchfahlen Ge⸗ ichtern. Kamen dieſe in der Nähe vorbei, hörte man ie unverſtändlich ſtammeln, bisweilen ließen ſie ſich zu oden ſinken oder in die Knie brechen oder ſtreckten ſich aus, um ſich gleich darauf wieder zu erheben und weiter⸗ zukriechen. 4 4 Von dieſen elenden Geſtalten war rings umher die Nacht lebendig. Senkte ſich nach einem Einſchlag wieder Finſternis über das Feld, hörte man nur noch das kurze, ſchwere, ſtoßartige Keuchen, mit dem ſie ſich da⸗ hinmühten. Schweigend gingen die Geſunden und noch Unverſehr⸗ ten an ihnen vorüber. Was ſollten ſie ihnen auch ſagen? Sie ſghen und hörten ſie hinter ihrem Rücken in der Dunkelheit untertauchen. Wollte Gott ihnen gnädig ſein, daß ſie alle ſicher den Douaumont erreichten. Es war kein ermutigender Anblick. Aber auch das wurde überwunden; Was Augen im⸗ ſtande ſind, zu ſehen, und was Ohren vermögen zu hören und was eine ſtarke Seele fähig iſt, zu ertragen, das ſahen, hörten und ertrugen ſie. Soviel Phantaſie beſaß jeder von denen, die an dieſen nächtlichen Geſtal⸗ ten vorbei in die Schlacht zogen, daß ſie ſich vorſtellen konnten, wie es um ſie ſelber beſchaffen ſein würde, wenn das Geſchick ihnen eine Verwundung brachte. Soviel Vor⸗ ſtellungskraft hatte jeder von ihnen, um zu wiſſen, daß außer diesen, die ihnen da begegneten, noch andere irgend⸗ wo vorne lagen, ſtumm und ſchmerzlos für immer. Und trotzdem überwanden ſie, einer wie der andere, dieſen furchtbaren Eindruck und marſchierten weiter, denn 57 Leiber und ihre Seelen gehörten dem Kriege und nichts anderem. Sie überſchritten den Bahndamm. Sie waren längſt atemlos und tief erſchöpft. Nicht mur vom Laufen in dem weichen, zähen Boden. Und es wurde immer bitterer um ſie. Die Einſchläge häuften ſich. Raſten die Feuerwirbel in ihre Nähe, ſtürzten ſie, wie Trauben zuſammengepreßt, in den nächſten beſten Trichter und blieben unten auf dem Grunde zuſammen liegen. Allmählich waren ſie ſo zerſchlagen von dieſer immer wiederkehrenden Anſtrengung, daß ſie kaum im⸗ ſtande waren, nach einiger Zeit ſich wieder aufzurichten und aus dem Krater zu klettern. So ging es weiter. Sie waren nun ſeit ihrem Abmarſch aus der Orne⸗ ſchlucht acht Stunden unterwegs und in jeder Sekunde, mit Ausnahme des Aufenthalts im Fort, hatte der Tod über ihnen geheult. Sie entdeckten allmählich fremde Geſichter und fremde Regimentsnummern bei ſich, andere Truppenteile hatten ſich ihnen angeſchloſſen. Plötzlich rannte mitten unter ihnen eine brennende Geſtalt, eine lebendige Fackel, ein Flammenwerfer hatte ein Sprengſtück in den Oelbehälter, den er auf dem Rücken trug, bekommen und brannte lichterloh. Der unglück⸗ liche Mann warf ſich zu Boden, wälzte ſich verzweifelt hin und her... aber niemand konnte zufaſſen, um ihm zu helfen, es war nicht möglich, dieſem Flammen⸗ bündel näher zu kommen. Das brennende Oel konnte nicht gelüſcht werden und ſo mußten ſie mit zuſammen⸗ — 978 Zähnen zuſehen, wie er vor ihren Augen ver⸗ oylte. Kaum hatten ſie dieſes bittere Erlebnis hinter ſich, als der Leutnant ſich umklammert fühlte. Er drehte ſich um. Ein junger Rekrut, einer vom Erſatz, der noch niemals in einer Schlacht geweſen war, hielt ſich mit fliegenden Händen an ihm feſt und ſtammelte mit ſchnee⸗ weißem Geſicht einen Schwall unverſtändlicher Sätze. Seine Augen irrien weit aufgeriſſen hin und her. Der Leutnant ſuchte den Jungen nach einer Ver⸗ wundung ab, es war das nicht einſach, da die Arme des Rekruten nicht lobler ließen. Eine Verwundung war nirgends z4 finden. Damit wußte der Leutnant Beſcheid. Hier wollte einer zerbrechen, weil er glaubte, da er noch niemals den Krieg von Angeſicht zu Angeſicht ge⸗ ſehen hatte, der Krieg habe immer und übexall das farchtbare Antlitz dieſer furchtbaren Nacht. nid Daß es nicht ſo ſef, verſuchte er dem verſtorten jungen Menſchen ungefähr klar zu machen. l „Es iſt nicht immer ſo!“ ſchrie er und zwang ſich zum Lachen.„Es kommt auch wieder anders!“ Nimm dich zuſammen!“ N Und packte mit beiden verſchmutzten Händen das ſchmale Geſicht des Jungen und drückte es tröſtend. Sie waren ungefähr gleich alt, die beiden, die da umklammert ſtan⸗ den, keiner war über neunzehn Jahre. „Schau!“ brüllte der Leutnant,„wir ſind bald da!“ Und ſchrie troſtvoll:„Es iſt nicht immer ſo! Nicht überall ſo!“ Und hielt das Geſicht des Jünglings zwi⸗ ſchen ſeinen Händen. a g Der riß ſich plötzlich los, und bevor ihn jemand hin⸗ dern konnte, rannte er in die Nacht hinein und verſchwand in der Dunkelheit. Er iſt niemals wieder zum Vorſchein gekommen. Sie marſchierten weiter. Immer weiter nach vorne, immer bei jedem Schritt einſinkend, immer wieder bei Einſchlägen in einen Trich⸗ ter kollernd, wieder heraus, weiter, immer dasſelbe, immer dersfelbe. Der Augenblick mußte unweigerlich kommen, in dem ſie einfach nicht mehr konnten, in dem ihr ermüdeter und zerſchundener Körper verſagte. Und der Augenblick kam. Es ging nicht mehr. Sie ſchlichen, die Köpfe tief geſenkt, keuchend, langſam und ſchleppend dahin.. aber wenn das vertraute Heulen hoch im dunklen Himmel be⸗ gann, fiel wie durch eine Verzauberung alle Erſchöpfung von ihnen ab, ſie vergaßen die ſchreckliche Laſt ihrer Ruckſäcke, vergaßen die dicken Lehmklumpen an den Stie⸗ feln, vergaßen alles, rannten und ſtürzten in das nächſte Erdloch. Um dieſe Zeit war es, daß von links und rechts aus der Nacht plötzlich ein raſendes Geziſchel und Ge⸗ ſchwirr über ſie kam... im Bruchteil einer Sekunde hatte ſich jeder von ihnen hingeworfen und preßte ſeinen Leib an die Erde. Sie bekamen von beiden Seiten infernaliſches Ma⸗ ſchinengewehrfeuer. Burch den Himmel ſchoſſen ziſchend weiße Striche und dieſe Striche entfalteten ſich zu Leuchtkugeln, die mit ihrem bleichen, zitternden Totenlicht lange über der Land⸗ ſchaft ſchwebten und alles ſo fahl erhellen, daß die er⸗ ſtarrten Menſchen und die Erdkruſten ſchwarze ſcharfe Schatten warfen. Unendlich langſam kamen ſie herunter und noch im Erlöſchen ſprühten ſie lange ihr geiſter⸗ weißes Licht gehäſſig umher. Der Leutnant war beſorgt. Jetzt ſchon Maſchinengewehrfeuer? Bis zu dieſer Mi⸗ nute war der Franzoſe, was ſeine Maſchinengewehre be⸗ traf, ruhig geblieben. Das Artilleriefeuer hierher, das war nichts Neues, nichts Ueberraſchendes und nichts Be⸗ fremdliches, das gab es in dieſem Gelände in jeder Nacht die der Teufel hier werden ließ. Aber Maſchinengewehre? Sollte der Franzoſe etwas gemerkt haben vom An⸗ marſch der Ablöſung? Dann... dann konnte es hier in den nächſten Minu⸗ ten noch ganz anders zugehen! Irgendein franzöſiſcher Beobachter drüben auf der„Kalten Erde“ brauchte nur durch ſein Nachtglas etwas geſehen zu haben, er brauchte nur mißtrauiſch geworden zu ſein... er konnte Feuer anfordern. Eine einzige Leuchtrakete in den Nachthimmel genügte vollkommen. Und dann Gnade Gott allen Menſchen, die zwiſchen dem Douaumont und Fleury unterwegs waren! Alſo mußte ett das Letzte hergegeben werden. „Die einzige Rettung für ſie war die vorderſte Linie, die Stellung. Dort konnte ihnen zunächſt kaum mehr etwas paſſieren, denn dort konnten ſie erſtens in den Trichtern liegen bleiben und brauchten nicht mehr her⸗ aus, und zweitens lag dort der Franzoſe in Entfer⸗ nungen zwiſchen fünf und vierzig Meter gegenüber und alſo konnte keine Artillerie dorthin ſchießen, wenn ſie nicht die eigenen Leute zerſchlagen wollte. Mit wenigen Worten ſetzt der Leutnant die Männer in ſeiner Nähe ins Bild. Um die anderen braucht er ſich nicht zu kümmern. Wenn die einen ſpringen, tun es die anderen auch. Und indeſſen er ſich bereit macht, einen weiten und langen Sprung zu unternehmen, ſieht er rechts, wenige Dutzend Meter entfernt, im Scheine von Einſchlägen eine Gruppe von drei Mann, die gebückt eine Zeltbahn zwi⸗ ſchen ſich ſchleppen. Sie tragen einen Verwundeten im nächſten Augenblick ſtehen die Drei mitten in einer berſtenden Flamme und ſind weg, verſchwunden, aus⸗ gelöſcht, nicht einmal ein Schrei war zu hören. Der Leutnant ſauſt auf und raſt nach vorne. So lange es ſein Atem und ſeine Knie hergaben, rannte er und dann kollerte er in den nächſten Trichter. Zwei, drei, vier, fünf Mann kollern hinter ihm her. Als ihre Atemzüge ſich wieder beruhigt hatten, gc felte einer plötzlich mit erhobener Naſe in der Luft herum. „Herr Leutnant!“ ſagte er,„i moan, mir könnten nimmer weit weg ſein.“ Und ſofort begannen alle zuſammen die Naſen zu heben und zu ſchnuppern. Es ſtimmte. Es waren Naſen von Frontſoldaten und alten Graben⸗ kriegern und dieſe irrten ſich nicht: ſie ſchnüffelten nicht allein den feuchten Geruch der Erde und den ſchwebenden Pulverdampf der Einſchläge, da war noch ein anderer Geruch dabei, der bis ietzt nicht vorhanden geweſen war, Copyrigth durch Verlag Knorr& Hirth München L der Geruch nach Schutt, nach Mauerſchutt, Branogeruch von Häuſern. „Dann war alles in Ordnung. Dann mußten dicht vor ihnen die Ruinen von Fleury liegen. Der Leutnant erhob ſich:„Schnauft euch aus, dann ſpringen wir wieder.“ Schon war der Leutnant aus dem Trichter. Einen Befehl zu geben, war überflüſſig. Wenn ſie ihn losgehen ſahen, gingen ſie auch los und wenn ſie ſahen, daß er ſich hinwarf, warfen auch ſie ſich hin. Es waren wäh⸗ rend dieſes Marſches überhaupt kaum Befehle gegeben worden. Jeder ging hinter irgend einem Vordermanne her und im übrigen mußte es 155 Sache ſein, zur rech⸗ ten Zeit dort wieder aufzutauchen, wohin er Abet In dieſem tobenden und brüllenden Wald von Einſchlägen, in dieſem unaufhhrlichen Lehmſumpf, in dieſer Hinſter⸗ nis, nur erhellt von(ber Fenn, in dieſem Durchein⸗ ander eigener und fremder Truppen wäre jeglicher Ver⸗ ſuch, Befehle zur Marſchrichtung, zum Zuſammenhalt, zur Aufrechterhaltung der Verbindung oder gar über das Ver⸗ halten des einzelnen zu geben, Unſinn geweſen. Es ſprach für die Seelengröße und Nervenſtärke die⸗ ſer Truppe, daß, wer unterwegs nicht verwundet wor⸗ den oder gefallen war, dort zur rechten Zeit wieder auf⸗ 9 wohin er gehörte, nämlich in der Stellung vor eury. Während der Leutnant über das Stück klebriger Schol⸗ lenwüſte rannte, ſtarrte er, ſo gut er es während des raſenden Laufes vermochte, nach vorne. 1 Irgendwo in der Nähe mußten die beiden mächtigen Krater liegen, die von deutſchen 42er⸗Mörſern aufge⸗ riſſen worden waren, enorme Lehmgruben von rieſen⸗ . Ausmaß, ſie lagen dicht nebeneinander. Noch einmal warf er ſich in einen Trichter, um vor dem letzten Sprung Luft zu holen. a Und hier war es, wo noch einmal die Pranken eines raſenden Feuerüberfalls ſich nach ihnen ausſtreckten. Rings um ſie hieb es heulend heran... eins, zwei, drei, vier breitſchmetternde Exploſionen... rack, rack, rack.. 4 rote Flammen brachen über ihnen auseinander, pech⸗ ſchwarze Wolken von durchdringendem Geſtank ſchwebten um ſie... Brennzünder! Es dröhnte und knallte auf ihre Köpfe ſo hart, daß jeder von ihnen meinte, es ſei ihm der Hinterkopf ab⸗ geriſſen, ſie taſteten ſchweigend zuerſt ihre Helme und dann ihre Köpfe ab, es konnte gar nicht anders ſein, als daß es diesmal ſchief gegangen war, es mußte einfach jeden von ihnen erwiſcht haben. Sie waren völlig ge⸗ blendet, vor ihren Augen tanzten Funken in allen Farben und zugleich waren ſie für Sekunden taub und die Trommelfelle ſchmerzten. Aber ſie waren unverſchrt, einer wie der andere. Und ohne daß ſie ſich miteinander verſtändigten, er⸗ joben ſie ſich und runnten weiter. und diesmal rannten ie ſolange, bis ſich unter ihren Stiefeln ein dunkler ubgrund öffnete und in diefen Abgrund ſtürzten ſie ſich hinein, warfen ſich hin, ließen ſich den Hang hinunter⸗ rutſchen, fielen unten übereinguder, rafften ſich wieder auf, kletterten den jenſeitigen Gans ein Stück hoch und preßten ſich keuchend an die Erde. Und hier blieben ſie. Sie waren in den ſchütenden 42er⸗Trichtern ange⸗ langt, und einer von ihnen rief frohlockend, was alla Herzen in dieſem Augenbliek beglückt bewegte:„Jetzt ſan mir im Zworavierzgerl!!“ Der Todesmarſch hatte ſeinen vorläufigen Abſchluß gefunden. Bis zur Stellung waren es kaum noch hun⸗ dert Meter und dann... kam der Franzoſe. Das Artilleriefeuer war hier ruhiger. Nur noch ver⸗ einzelte Schüſſe kamen in die Nähe, ob deutſche, ob fran⸗ zöſiſche, man wußte es nicht. „Der Leutnant kletterte in den beiden Trichtern bei ſeinen Leuten herum und ta dete ſich von einem zum andern. Und ſeine halblauten Fragen kamen durch die Dunkelheit ſo ruhig wie daheim bei der Felddienſt⸗ übung. vollzählig?„ weitern „Erſte Gruppe Dritte? Vierte? Und wie zu Hauſe kamen die Antworten der Grup⸗ penführer zurück. zErſte Gruppe vollzählig!.... Zweite Gruppe fehlt Gaſſelbauer und Freihofer!.... Dritte Gruppe fehlt Dreyer und Puchtler!.... Vierte Gruppe vollzählig.“ Vom dunklen Hang her ſagte jemand mit tiefem Baß: „Der Wimmer hat's nimmer derſchnauft, Herr Leutnant, der kimmt aber no.“ „Ter Leutnant war zufrieden. Von ſeinem ganzen 1 fehlten nur vier Mann. Das war eine Ver⸗ uſtziffer, die angeſichts deſſen, was hinter ihnen lag, wie ein Wunder erſchien. Und überdies konnte er ſi eines gewiſſen beſcheidenen Stolzes nicht erwehren, daß ſoldatiſche Erziehung ſeinen Männern ſo in Fleiſch und Blut übergegangen wär, daß ſie jetzt noch, nach ſolchen Stunden der immerwährenden Todesnot, der furchtbar⸗ ſten, körperlichen Strapazen, der ſchrecklichſten Eindrücke und des völligen Aufſichſelbſtgeſtelltſeins eine muſterhafte innere und äußere Disziplin verrieten. Die ſauberen, kor⸗ rekten militäriſchen Meldungen machten dem Leutnant Freude. Denn in ſolchen Augenblicken mußte es ſich zeigen, ob richtige Arbeit vorausgegangen war oder nicht, ob die Diſziplin und die Manneszucht e eingewurzelt war oder nur angeklebt, ob der Führer ein Führer geweſen mar oder nur iemand. der Achſelſtücke trug. Fortſetzung folgt 1 1 1 — ——— 2 ĩͤ v ² ö *. . . Tägliche Unterhaltungsbeilage 0 1 der„Viernheimer Volkszeitung — 3—. — 1— ————————B———————Bp—pBp— ů ppc C—«˖«?⁵:?—:] ᷓ s ñ 8 FFP .. ͤTTTTTT1TTTTT— 2— ä 3 1 ö 1 1 4 1 1 1 11 17 9 11 4 * 15 1 7. 1 1 35 15 N 5 75 54 * ö * 35 55 5 * * 5 8 7 1 5 1 1575 4 7 90 4 1 * 15 4 4 ell. 75 Einer der gebuckelten Helme ſchmales, weißes Geſicht wandte ſich ihnen zu. Von Hermann Thimmermann 5. Forlſehung. Und achte der Offtzter zuverſichtlich weiter, die fünf Mann, die fehlen, können immer noch auftauchen. Er ſtand auf und legte ſeinen Ruckſack ab. „Unteroffizier Luttenberger übernimmt den Zug. Ich ſuche die Stellung. Seid leiſe. Der Franzos liegt ganz in der Näh.“ Langſam kletterte er an ſeinen Leuten vorbei, und zum erſten Male ſeit dem Abmarſch aus Chaumont hatte er Zeit genug, ſie aus der Nähe zu betrachten. Sie ſahen aus, als ob ſie ſchon tauſend Schlachten mit⸗ gemacht hätten. unten mit Lehm beſchmiert und gelb gefärbt von den Gaſen der unzähligen Granaten, die in ihren Weg ge⸗ donnert waren. Bis zu den Knieen ſteckten ihre Beine in einer dicken getrockneten Kruſte, von Erde, als ob ſie langſchäftige Stiefel aus Lehm trügen. Die Ge⸗ ſichter unter den Stahlhelmen waren ausgemergelt und geſpenſtig blaß, die ſproſſenden Bärte bedeckten wie tiefe, dunkle Schatten ihre Wangen und machten die Geſichter noch hohler. Uebrigens ſah der Leutnant nicht anders aus l Oben kroch er auf dem Bauche zu den nächſten Trich⸗ tern und fragte ſich leiſe zum Kompanieführer durch. Mit dieſem und den beiden anderen Zugführern ſchli⸗ chen ſie dann auf allen vieren, vorſichtig witternd, ganz kangſam nach vorne. Sie hüteten ſich, das geringſte Geräuſch zu machen oder miteinander zu ſprechen. In ſolcher Nähe des Feindes durfte kein Laut zu hören— Trotzdem war es notwendig, ſich vorne in der Stellung rechtzeitig be⸗ merkbar zu machen, ſonſt konnte es paſſieren, daß ſie von den eigenen Leuten angeſchoſſen wurden. Nach einigen Minuten, die ihnen wie eine Ewigkeit vorkam, ſahen ſie endlich in einem Erdloch gebuckelte Helme aufſchimmern. Leiſe ſtützte ſich der Kompanieführer auf den Händen hoch und flüſterte hinüber. Bataillon?.... Ablöſung!“ ewegte ſich und ein „Mir haben ſchon g'meint, ihr kommts überhaupt nimmer“, flüſterte ein Mann. Sie waren in der Stellung. Der Leutnant ſah auf ſeine Uhr.(Wie ſeine Schuhe ſtammte ſie aus Brixen in Tirol und dient ihm heute moch.) Es war zwei Uhr in der Nacht. Es begann das ſchwere Werk der lautloſen Ablöſung. Sie ſchickten Unteroffiziere nach hinten, um ihre Leute heranzuholen. Dann krochen ſie von Trichter zu Trichter und von Erdloch zu Erdloch, denn aus nichts anderem beſtand die Stellung, und ſchickten die Männer, die hier ſeit Tagen und Nächten lagen, nach hinten. Aus den Höhlen erhoben ſich ſchweigend Geſtalten und verſchwan⸗ den dann, merkwürdig zuſammengekrümmt, ſchwerfälli⸗ in der Dunkelheit. Sie konnten ſich kaum bewegen, ſo —9 waren ſie in allen Gliedern geworden. Während es Tages hatten ſie, ohne ſich zu rühren, in ihren Löchern kauern müſſen, denn auch die geringſte Bewegung wurde mit raſendem Maſchinengewehrfeuer und von Scharfſchützen von links und rechts beantwortet. Die Stellung lag wie ein Keil in der feindlichen Front und beide Flanken waren preisgegeben. Wenn es hoch kam, konnten ſie unter dem ſchützenden Mantel der Nacht 5 aufrichten oder ihre Erdlöcher für kurze Zeit ver⸗ ſſen Nun wurden ſie abgelöſt und konnten gehen... und ſie konnten kaum gehen, ſo eingeroſtet waren ſie. Einige von ihnen ſtützten Verwundete, andere trugen Zeltbahnen zwiſchen ſich, in denen Schwerverwundete ge⸗ ſchleppt wurden. l. Der Leutnant kniete vor den Trichtern, die ihm zu⸗ teilt waren und in die ſeine Leute nun hineinkrochen. Sie hielten ſorgſam Koppel und Schanzzeug feſt, denn das Klappern ſolcher Ausrüſtungsſtücke war für jeden front⸗ erfahrenen Gegner eine reſtloſe Auftlärung dafür, was ſich vor ſeiner Stellung abſpielte. 4 N Der Leutnant ſah die Männer des abgelöſten Batail⸗ lons in der Finſternis verſchwinden. Sie verſchwanden lautlos und ſpurlos. Keiner der Verwundeten, die ſie mit ſich genommen hatten, nicht einmal die Schwer⸗ verletzten in ihren Zeltbahnen gaben auch nur einen Seufzer von ſich. Es war ein Beiſpiel von außerordent⸗ licher Manneszucht. Welch eine über alles und jedes Lob erhabene Truppe war das! a Die jetzt verſchwunden waren und zurückgehen durften zur Bräleſchlucht, ſie waren mit ihrer Ablöſung noch lange nicht aus dem tödlichen Hexenkeſſel entlaſſen und in Sicherheit, im Gegenteil. Das Schwerſte hatten ſie noch vor ſich. Hier vorne, 20 Meter von der gegne⸗ riſchen Stellung entfernt, waren ſie in ihren Erdlöchern einigermaßen in Sicherheit geweſen, jetzt aber durchwan⸗ derten ſie den Todesweg nach dem Douaumont. Der Leutnant wandte ſeine Gedanken dem zu, wa hier zu tun war. Der Offizier, den er abgelöſt hatte teilte ihm, bevor er nach hinten ging, noch kurz mit, was hier vorne geſpielt wurde. g g „Alſo Obacht, von der Kalten Erde her ſchießen die Scharfſchützen und die MG.s gerade von hinten in die Trichter rein. Und grad ſo kriegt ihrs von vorne aus dem Südoſteck von Fleury, da hocken noch Franzoſen. Die Artillerie. die ſchiezßt nicht hierber, weil ſtückweis Ihre Uniformen waren von oben bis nien 4 bis 5 Meter vor eurer vcaje auch noch der Fran⸗ zoſe ſitzt.“ * Zu je zwei Mann ſaßen ſie in einem Trichter. Eine Weile noch hörten ſie das Flüſtern der Ab⸗ gelöſten, die ſich hinten in den beiden Ner⸗Kratern ſam⸗ melten, dann war alles ſtumm. Schon färbte der leichte Hauch des öſtlichen Himmel. 5 Den Leutnant fröſtelte es in ſeinem Mantel, als er das entdeckte. Dann und wann dFoſſen ein In⸗ fanterieſchuß nahe durch die Stille. Hoffentlich hatte der Franzoſe von der Ablöſung nichts gemerkt. Sonſt gnade Gott dem abgelöſten Bataillon! Es hatte nur noch eine Stunde Zeit, in der ſchützenden Dämmerung, die ſchon zu weichen begann, zu marſchieren. Wenn der helle Tag ſie noch zwiſchen Fleury und dem Douau⸗ mont einholte, waren ſie verloren. Und wieder riß der Leutnant ſeine Gedanken mit Gewalt von den Abgelöſten los. Bevor das Morgen⸗ grauen heller wurde, huſchte er noch einmal die Trich⸗ ter ſeines Zuges ab. E 1785 Dann kroch er zu den Mauerreſten hinüber zum Kom⸗ panieführer. Der Kompanieführer lag im halbeinge⸗ ſtürzten Keller hinter einer Mauer, die kaum einen Meter hoch war. Die Trümmer bewahrten ungefähr davor, von den Franzoſen auf der Kalten Erde geſehen zu werden. Im übrigen ging jeder Gewehrſchuß glatt durch die zer⸗ mürbten Steine. Ferner hob ſich die Sole hinter der Mauer immer höher und hob damit alle, die dort lagen, immer näher zur Mauerkrone und alſo zur Sicht der Gegner.(Erde und Steintrümmer, von Einſchlägen hier⸗ hergeworfen, rückten die Sole immer höher.) Der Leutnant meldete: „Erſter Zug in Stellung! Ablöſung durchgeführt!“ Nacheinander meldeten ſich auch die beiden anderen Zugführer. Der Kompanieführer teilte ihnen mit, worauf es ihm ankam. „Am Tage darf ſich in der Stellung nichts rühren. Es darf unter keinen Umſtänden ein erkehr ſtattfinden, weder von Trichter zu Trichter, noch hierher zu mir. Es darf kein Meldeläufer zu mir geſchickt werden und ich werde auch keinen zu Ihnen ſchicken. Die Stellung muß tot ſein, abſolut tot. Wer verwundet iſt, bleib! liegen, wo er iſt. Das II. Bataillon wird übrigens erſt in der kommenden Nacht zu erwarten ſein.“ Das Tageslicht brach ſchon durch die Mauerlöcher, und die Zugführer brachen ſchleunigſt auf und krochen zurück. Der Zug des Leutnants hatte etwa ſechzig Meter Breite der Stellung beſetzt, er war der linke Flügelzug. Und nun lag der Leutnant endgültig mit ſeinem Bur⸗ ſchen Marsmann in ſeinem Trichter. Jetzt erſt war der Anmarſch vollſtändig hinter ihnen, jetzt erſt waren ſie im völligen Sinne des Wortes in Stellung. Die beiden Männer begannen„hſich einzurichten“. Mit ihren Hän⸗ den riſſen ſie den feuchten Lehm aus den Wänden und legten ihn vorſichtig hinaus. Sie. unermüdlich, bis ihnen der Schweiß herunterlief. Und als es drau⸗ ßen heller Tag geworden war, hatten ſie ihr Erdloch um dreiviertel Meter vertieft. Sie ſpannten eine Zelt⸗ bahn darüber und befeſtigten ſie mit einem Stück Eiſen⸗ ſchiene, das da herumlag. Oben auf die Zeltbahn war⸗ fen ſie loſen Dreck. Und damit hatten ſie ſich, ſo gut es ging, ihr Haus gebaut und es unſichtbar gemacht. Weiter war im Augenblick nichts zu tun. Der Leutnant neſtelte eine ſeiner Feldflaſchen vom Koppel und nahm einen langen Schluck. Es war der erſte Schluck ſeit dem Ausmarſch von Chaumont. Auch einige harte Zwiebacke ſtopfte er ſich in den Mund, und es war der erſte Biſſen ſeit Chaumont. Sie fühlten ſich außerordentlich behaglich. Es war ruhig bei ihnen. In ihrer Nähe war kein Artitlerie⸗ feuer, das rumorte hinter ihnen im Gelände nach dem Douaumont hin. Der Leutnant und Marsmann begannen, nachdem ihnen die Gemütlichkeit ihrer Lage etwas einförmig geworden war, mit einer ſchwie rigen und umſtändlichen Unterneh⸗ mung. Marsmann kniete ſich hinter den Offizier und hob die Zeltbahn, die nach räckrärts abgeſchrägt lag, vorne äußerſt vorſichtig mit beiden Händen längſam hoch, Zentimeter um Zentimeter. der ceurnant hielt ſich einen dicken Lehmbrocken vor ſein Geſicht, und ſo ſchob er ſich ſehr behutſam hoch. bis der Lehmbrocken über der Kante res Erdloches ſchwebte. Nun konnte er näm⸗ lich etwas Umblick halten. Es waren Blicke in einen ſtrahlend ſchönen Morgen. Der Himmel wölbte ſich in klarer Bläue über ihnen. Zwiſchen den Rauchbäumen und Rauchfetzen, mit denen die gelbe, fahle Wüſte nach dem Douaumont hin über⸗ weht war, ſah er deutlich die Kuppe des Forts. Rechts drüben ſtreckte ſich der kahle, verhängnisvolle Höhenzug der Kalten Erde, und der Leutnant betrachtete lange die wie erſtorben liegende Bodenwelle. Es blieb kein Zweifel übrig: von dort her konnte man ſchon mit bloßen Augen alles erkennen, was in der deutſchen Stellung in Fleury vor ſich ging. „Alſo nicht mal einen Finger rausſtrecken“, gen der Leutnant in ſeinen Lehmklumpen hinein,„die ſehen jeden N 1 inzelne Gewehrſchüſſe knallten in der Nähe. „Da hat doch einer ſeinen Finger rausgeſtreckt“, knurrte er und drehte ſeinen Lehmklumpen nach links. Dort Morgens den Copyrigth durch Verlag Rnorr& Hirth- München ſah er bas Angriffsziel des nachſten weorgens uegen, vorr⸗ hin ging in 24 Stunden der Sturm. Das Gotände neigte ſich ſanft abwärts und die Erdbucke! iben, das waren die M Räume, die unterirdiſchen u be⸗ feſtigten Erdwerke vor Souville. Ueber eine Weile, dachte der Leutnant, und das wird ein einziger, toller Wirbel von Flammen, Eiſenfetzen und Erdfontänen ſein, und wir mitten drin, und viel⸗ leicht ſind wir nach dent Stunden, von jetzt ab ge⸗ rechnet und ſo Gott will, oben im Fort. Er konnte Souville jetzt ſehen, auf der Kante des Höhenzuges da drüben hob es ſich ſchwach ab. Und jenſeits dieſer Kante, wenn man erſt einmal da oben ſtand, mußte man hin⸗ unterſehen auf... Verdun. Mitten in ſeine Gedanken hinein knatterte von der Kalten Erde her ein Maſchinen⸗ gewehr, und der Dreck ſpritzte auf ihr Lehmdach. Im Nu war der Lehmbrocken weggeſchleudert, und der Leutnant ſchnellte nach unten. „Siehſt du, Marsmann, wie die ſcharf beobachten!“ Und behaglich rückte er ſich zurecht. Sollten ſie be⸗ obacſten. Solange man den Kopf nicht rausſtreckte oder ſonſt einen Unfug unternahm, konnte einem hier aller Vorausſicht nach nicht viel. Und wenn er an geſtern abend dachte und an die vergangene Nacht dann blieb nichts anderes übrig, als dieſes Erdloch hier ein Paradies zu nennen. In glücklichſter Stimmung ſahen ſie in dem ſchmalen Streifen zwiſchen Trichterrand und Zeltbahn in den Hochſommerhimmel hinauf. Hoch oben in ſeiner glasklaren Bläue ſchwammen glitzernd einige Flugzeuge, und die Luft war ſo rein, daß ſie bisweilen bei einer Schwenkung die blauweißroten Ringe unter den Tragflächen erkennen konnten. Es waren Franzoſen. Sie lauſchten befriedigt auf einzelne Einſchläge, die auf das Fort Souville herunterſchmetterten. Sehr ein⸗ gehend beſchäftigte ſich die deutſche Artillerie heute nicht mit dieſem letzten Eckpfeiler der Cote Lorraine. Es ſollte niemand dadrüben unvorſichtigerweiſe und allzu früh dar⸗ auf aufmerkſam gemacht werden, daß etwas geplant war und etwas vorbereitet wurde. Dafür ſollte dann am anderen Morgen ein Trommelfeuer, plötzlich einſetzend, Souville überrumpeln. Der Leutnant und ſein Burſche Marsmann lehnten ſich gemütlich zurück. Dem Leutnant lief der Schwei über das Geſicht, denn es war ſehr warm geworden, un wenn er ſich dehnte und reckte, fühlte er das naſſe Hemd überall am Leibe kleben, und die Läuſe juckten uner⸗ träglich. 1 Marsmann ſah ſich das eine Weile prüfend an, dann griff er plötzlich nach dem Ruckſack des Offiziers. „Mir ham do no a Hemd, Herr Leutnant!“ ſtieß er hocherfreut hervor. 0 5 „Was.. noch a Hemd... natürlich ham mir noch a Hemd!“ 3 Und Marsmann zog langſam und genießeriſch aus dem Ruckſack ein ſchönes, trockenes, wollenes, ſauberes emd und breitete es über ſeinen Knien aus. Eine Weile lieben beide andächtig verſunken in den Anblick dieſer Koſtbarkeit dann legte ſich der Leutnant hin, und mit vereinten Kräften zogen ſie das alte Hemd aus und ſtreiften ihm das andere über. Es war eine umſtändliche Sache, diefen Wäſchewechſel im Liegen vorzunehmen, aber als dann der Leutnant die weiche, trockene Wolle auf ſeiner Haut ſpürte, den Rock wieder zugeknöpft und das Koppel wieder umgeſchnallt hatte, befand er ſich in einem Zuſtand voll Wohlbehagen. „Marsmann“, ſagte er, trockenes Hemd. 5 Nun war eigentlich alles geſchehen, was ihr Daſein in dieſem Erdloch 1 konnte. Sie hatten noch ganze vierundzwanzig lange, gemütliche Stunden vor ſich. Sie wurden nicht beſchoſſen und durch nichts aufgeſtört. Sie konnten ſich das Bummern der Front in aller Ruhe anhören. Die Artillerie ſchoß ohnehin nicht hierher, wegen der eigenen Leute, die dicht in der Nähe lagen Was ſollte ihnen alſo zu wünſchen übrig bleiben? Mit den ſcharfen, gezackten Rändern einer geöffneten Konſervenbüchſe gingen ſie daran, ſich die unförmigen Lehmklumpen von den Beinen zu ſchaben. Sie kratzten ſich nur die dickſten Brocken herunter, das andere ließen ſie kleben. Das hatte einen dauerhaften Panzer ge⸗ geben, und nichts würde imſtande ſein, die Wickelgama⸗ ſchen wieder zu lockern und ihre Bänder aufzulöſen. Das war ihnen gerade recht. Sie ſaßen feſt wie Leder, un⸗ auflöslich mit ihren Beinen verbunden. Das konnte man brauchen, wenn man am andern Morgen durch die Wüſte raſte und in die M⸗Räume brach. Wieviel Zeit ſie hatten! Womit ſich ihre Gedanken in dieſen ſtillen Stun⸗ den beſchäftigten, das wußten ſie ſpäter ſelbſt nicht mehr 31 ſo ein „„ 5 Sie träumten vor ſich hin. So wurde es zehn Uhr vormittags. Manchmal drehten ſie ſich um und wechſelten ihre age, und da ſie beide nicht gerade klein gewachſen waren, verwandten ſie viel Sorgfalt darauf, ſich richtig in ihrem Loch zu verſtauen. Einmal hatten ſie wieder ihre Lage gewechſelt und ſich ſo gelegt, daß ihre Köpfe nach Souville und ihre Beine nach dem Douaumont zeigten... da hoben ſie olötzlich ihre Geſichter, ihre Augen wurden wach, ihre züge geſpannt und ihre Glieder bewegungslos. Jortſetzung folgt aller er an . ch hier malen 1 den klaren d die nkung enn nnen 2, die r ein⸗ nicht ſollte h dar⸗ t ar r aur dend, ehnten chweiß 9 „ und Hemd uner⸗ dann ſtieß noch 1 Aberes Weile dieſet id mit 1 geſtört. Ruhe wegen man Wüſte ., achſen richtig t und j ihre 9 i fi hte Bekanntmachungen Ortsgruppe Dienſtſtunden: Jeden Montag und Donnertag 20— 21 ½ Uhr— Dienſtſtelle: Adolf Mitglieder-Appell— 19. Juli Alle Parteigenoſſen und ngenoſſinnen werden zu einem wichtigen Appell auf Sonn- tag, 19. Juli, morgens 10 Uhr, im Saal der„Vorſtadt“ eingeladen. Betr.: Neuein⸗ teilung in Zellen und Blocks. Es wird voll— zähliges und pünktliches Erſcheinen erwartet. Dabei ſind auch die Meldungen abzuge⸗ ben für die Teilnahme am Reichsparteitag 1936. Alle Mitgliedsbücher und Karten, Ver⸗ ſicherungskarten und Amtswalterausweiſe ſind dabei mitzubringen. Franzke, Ortsgruppenleiter. * Sonntag DA Abtlg.„Kraft durch Freude“ Achtung! Kd.⸗Rheinfahrt nach Koblenz am 2. 8. 36 Die NS.⸗Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“, Kreis Bensheim-Heppenheim, ver⸗ anſtaltet am Sonntag, 2. Auguſt, eine Rhein- fahrt nach Koblenz. Abfahrt mit Sonderzug ab Weinheim am Sonntag in der Frühe, Fahrt bis Rüdes⸗ heim oder Bingen, dann Dampferfahrt bis Koblenz. In Koblenz längerer Aufenthalt, der A. S. D. A. P. Viernheim Hitlerſtr. 19, Fernſprecher: 1“ Beſichtigung des Deutſchen Ecks uſw. Rück⸗ fahrt wie Hinfahrt. Ankunft in Weinheim Sonntagabends. Fahrpreis einſchl. Mittag⸗ und Abend⸗ eſſen RM. 5.90 pro Perſon. Hinzu kommen nur noch die Fahrtkoſten Viernheim— Wein- heim und zurück mit Sonntagskarte. Alle Volksgenoſſen ſind eingeladen, an dieſer Fahrt teilzunehmen. Anmeldungen kön⸗ nen jetzt ſchon in der DAF.⸗Dienſtſtelle und beim KdF.⸗Ortswart abgegeben werden, denn die Beteiligung wird eine überaus große ſein und es werden ſicherlich die Anmeldungen, welche verſpätet kommen, nicht mehr berück⸗ ſichtigt werden können. Letter Termin dung: 26. Juli. Mögelin, Ortswalter. * zur Anmel⸗ Betr.: Unterſtützungsanträge und lungen. Auszah⸗ Die Auszahlung von Kranken- und Un⸗ terſtützungsgeldern, ſowie die Stellung von Unterſtützunsdanträgen kann nur noch wö⸗ chentlich Montags, von 4.30— 6 Uhr vorgenommen werden. Der Ortswalter. Lokale Nachrichten Viernheim, den 18. Juli 1936 Denkſpruch. Wer ſich ſtets viel geſchont hat, der kränkelt zuletzt an ſeiner vielen Schonung. Nietzſche. ne uncl ciel mal? Es iſt eines der letzten Abſchiedsworte, das der Menſch mit in die Ferien nimmt: „ und ſchreibe mal!“ Hermann Harry Schmitz, der verſtorbene unvergleichliche Sa⸗ tiriken, hat einmal geſagt, daß in den letzten Abſchiedsminuten auf dem Bahnhof„Worte von Ewigkeitswert“ gewechſelt würden. Der Menſch, der abreiſt, ſchaut aus dem Fenſter des Zuges, das heruntergelaſſen iſt, davor ſtehen liebe Freunde oder Verwandte und ge⸗ ben dem Abſchiednehmenden die letzten guten Ratſchläge für die Reiſe und für die Ferien⸗ tage. „Iß recht viel“, ſagen ſie,„du haſt es wirklich nötig. Und überanſtrenge dich nicht mit großen Touren, ſonſt kommſt du noch elender wieder. Auch kann man ſich dabei einen Herzknacks holen. Dein Platz iſt, glaube ich, ganz günſtig. Rückwärts fahren iſt immer beſſer— da zieht es nicht ſo!“ Und dann, mit einem Blick am Zug entlang:„Der Zug iſt gut beſetzt!“ Er iſt wirklich gut beſetzt. In dem engen Abteil drängen ſich die Leute, bemüht, ihre großen und kleinen Koffer im Gepäcknetz zu verſtauen. Und man ſelbſt blickt, ein bißchen eingeengt, aus dem Fenſter, eben um jene Worte von Ewigleitswert zu tauſchen, die ſich merkwürdiger Weiſe in dieſen letzten Mi⸗ nuten vor der Abfahrt ein dutzendmal wieder— holen. Manche ſtehen auch, nachdem ſie ihr Gepäck untergebracht haben, noch draußen auf dem Bahnſteig im Kreiſe ihrer Lieben. Man ſchaut auf die große Bahnhofsuhr, deren Zeiger langſam, aber beharrlich vorrücken, noch vier Minuten— noch drei Minuten! Andere Menſchen kommen angehaſtet, errei- chen in allerletzter Minute den Zug und drän⸗ gen ſich wahllos in überfüllte Abteile.— Ferien! Da wird manches Auge zugedrückt, denn alle wollen natürlich mit. Die lieben Freunde und Verwandten, die uns zur Bahn gebracht haben, ſehen ein bißchen traurig aus. Man merkt es, auch wenn ſie dieſe Traurig⸗ keit unter gezwungener Fröhlichkeit zu ver⸗ bergen ſuchen. Manchem wird der Abſchied nicht leicht. Und es iſt einfacher, jetzt mit dem Zuge in die ſchöne Welt hinauszufahren, als nun umzukehren in die leere Wohnung, wo noch das Frühſtücksgeſchirr auf dem Tiſch ſteht und über allen Räumen die große Stille liegt. Und wie aus dieſer Stimmung heraus kommen die bittenden Worte:„— und ſchreibe mal! Schreibe vor allem gleich, wenn du ankommſt, eine Poſtkarte, damit man weiß, du biſt gut angekommen!“ Der Abfahrende nickt, verſpricht alles, und iſt in dieſem Au⸗ genblick wirklich entſchloſſen, das Kar- ſchreiben zur wichtigſten Zerienaufgabe zu machen—. Dann iſt es ſoweit.„Einſteigen!“, ruft der Schaffner. Langſam beginnen die Räder zu rollen. Tücher winken. Und eine Stimme ruft:„.... und ſchreibe mal!“ Die Ernte bat begonnen! Am Donnerstag noch vereinzelt, begann geſtern allenthalben der Schnitt von Roggen und Gerſte. Anſchließend kommt der in dieſem Jahr früh gereifte Weizen. Allerdings dürfte der Regen nun auch für einige Tage ausſetzen. Die Erntezeit iſt für den Bauern die wichtigſte des Jahres. Da Regen und Sonne es in dieſem Jahre gut meinten, iſt ein guter Ernte⸗ erfolg zu erhoffen. Nach dem Stand der Kul⸗ turen wird mit einer Ernte gerechnet, die bis zu einem Fünftel über dem Durchſchnitt ſteht. Mähmaſchinen ſurren jetzt über die Felder und beſorgen die Arbeit des Mähens, und wo die Halmfrüchte infolge ſtarken Regens am Boden liegen, ſchafft der raumgreifende Schwung des Schnitters Raum. Man ſieht, wenn man durch die Fluren geht, die Be- währung der techniſchen Hilfsmittel, die dem Bauer erlauben, den Segen ſchnell unter Dach zu bringen, ſo daß er einem Verregnen nicht mehr ſchutzlos preisgegeben iſt, wie es bei Ernten früherer Jahrzehnte geſchah. Trotz⸗ dem müſſen heute wie damals bei der Ernte alle Kräfte eingeſetzt werden. Der Bauer ar⸗ beitet im Schweiße ſeines Angeſichtes, damit nicht nur er und die Seinen ſein Brot eſſen können, ſondern damit das ganze Volk zu leben hat. So ſehen wir in dieſen Tagen im Bauersmann mehr denn je den ewigen Menſchen, verſpüren in ſeiner Tätigkeit die immer fließende Quelle des Blutes. Die ar⸗ beitsreichſte Zeit des bäuerlichen Jahres iſt angebrochen. Die große Sinfonie der Halm⸗ fruchternte hat begonnen! Schon vernehmen wir auf Wochen das eintönige Lied der Dreſch— maſchinen. ** Mitgliederappell der NS D AP. Morgen Sonntag, vormittags 10 Uhr, findet im Saale des Gaſthauſes„Zur Vorſtadt“ ein Mitglieder-Appell der hieſigen Ortsgruppe ſtatt, wozu alle Parteigenoſſen zu erſcheinen haben. Mitgliedsbücher, Karten ſowie Ver⸗ ſicherungskarten ſind zur Ueberprüfung mit⸗ zubringen. Ferner erfolgen wichtige Bekannt⸗ gaben.(Siehe parteiamtliche Nachrichten). Schulſchluß. Es war mir nicht bewußt, als ich heute vor der Schule vorüberging, daß die großen Ferien juſt in dem Augenblick begannen, als die Jungen und Mädel hinaus⸗ ſtürmten ins Freie. Aber es iſt mir ſofort klar geworden, als ich den Bienenſchwarm ſah, der kurz zuvor noch ruhig und artig auf mal eine Sache, die im ewig gleichbleibenden Gegenſatz zu Ferienfreiheit ſteht, ob es auch noch ſo ſchmackhaft gemacht wird; und deut⸗ ſche Sprachlehre mag dann nur beſonders ein⸗ gehen, wenn der Satzgegenſtand„Ferien“ heißt und„beginnen“ die Satzausſage iſt. Ferien beginnen! Das iſt ein reiner einfacher Satz, hinter den man dann ſogar noch bewußt ein Ausrufezeichen ſetzt. Ein Ausrufezeichen, das es in ſich hat! Es bedeutet: Erntehilfe— Erntefreuden! Fahrtenglück! Badeleben! Zelt! Ruckſack oder„Affe!“ Es bedeutet: Drei Wochen ſtundenplanloſe Zeit in goldener Sommerſonnenfreiheit. Sommerſonne? Ja, die wird dazu gebraucht! Die wünſchen wir unſeren Jungen und Mädeln, daß ſie braun⸗ gebrannt, geſund, kräftig, mit hellen Augen und frohem Mut wieder beginnen können, wenn die Wochen des Ferienglücks vorüber ſind. 5 * Benimm Wel Boten In der urigen Sitzung der Gemeinde⸗ räte, über die wir noch berichten, wurde auch die Werbewoche für den deutſchen Wein be⸗ ſprochen, die auch in dieſem Jahre wieder, und zwar in der Zeit vom 19. bis 27. Sep⸗ tember ſtattfinden ſoll, unter der Deviſe: „Feſt der deutſchen Traube und des deutſchen Weines 1936“. Die Wein⸗ werbewoche bezweckt in erſter Linie, deut⸗ ſchen Wein zum Volksgetränk zu machen und die Ernten der Weinjahre 1934 und 1935 ab⸗ zuſetzen, um ſo den Winzern zu helfen, ihnen Faß⸗ und Kellerraum zu ſchaffen für die Ernte 1936. Die Zuteilung der Patenſchaften über⸗ trägt der Reichsnährſtand der Hauptvereini⸗ gung der deutſchen Garten- und Weinbau⸗ wirtſchaft. Patenſchaften ſollen alle größeren, mittlere und auch kleinere Städte und Orte über 10000 Einwohner übernehmen. Die Gemeinderäte befürworteten die Uebernahme einer Patenſchaft und wurde zur Einleitung der vorbereitenden Arbeiten und Durchfüh— rung des Feſtes ein Ausſchuß benannt. Ihm gehören an: Beigeordneter Weitzel, die Ge⸗ meinderäte Neff, Wunderle, Vertreter des Gaſtſtättengewerbes und die Weinhändler. Alles weitere über das„Feſt der deutſchen Traube und des Weines“ geben wir an dieſer Stelle bekannt. Es iſt zu wünſchen, daß ſich nach der Zuteilung der Patengemeinde alle Gaſtwirte zum Bezug des Patenweines ent⸗ ſchließen. Auch die Einwohner werden ſich dann tatkräftig für den Abſatz des Weines ihrer Patengemeinde einſetzen und damit dem notleidenden Winzer ſeine Unterſtützung ange⸗ deihen laſſen, damit die Weinfäſſer zur neuen Ernte frei werden. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß in der Weinwerbewoche nur Quali⸗ tätsweine naturrein, zum billigſten Preiſe zum Ausſchank kommen. Jeder Deutſche ſoll ſich der im Weinbau ruhenden Werte bewußt werden, und den deutſchen Winzern nach beſten Kräften helfen. Das iſt der tiefere Sinn der nationalen Gemeinſchaftswerbung zum Feſt der deutſchen Traube und des deutſchen Weines 1936. * Eine jreudige Ueberrajchung bot geſtern nachmittag gegen 5 Uhr der Anblick des„LZ. Hindenburg“, der Mannheim einen Beſuch abſtattete. Lange ſah man den ſilber⸗ glänzenden Luftrieſen, wie er in majeſtätiſchem Fluge dahinſteuerte. Er war auf der Rück⸗ fahrt von Nordamerika begriffen. Wir wer⸗ den nun noch öfter das Glück haben, unſere gigantiſchen Rieſen der Luft hier durchfahren zu ſehen, auf ihren Reiſen über Meere, Ur⸗ wälder und Wüſten nach Nord⸗ und Süd⸗ amerika. Immer auf ihren Fahrten werden ſie überall beſtaunt und bewundert, denn ſie ſind der Stolz Deutſchlands, die alle Welt in Staunen ſetzen mit ihren Rekordfahrten zu unſeren deutſchen Brüdern und Schweſtern in fernen Landen und ihnen ſo raſch Briefe und Neues aus der Heimat vermitteln. Ferner führen ſie auch deutſche Qualitätserzeugniſſe über die Meere, die künden von Deutſchlands Fleiß und deutſchem Erfindergeiſt. Sie ſind auch Künder des neuen Deutſchland, das mit aller Welt in Frieden leben will, und nur eines kennt: friedliches Schaffen und Ar- beiten zum Wohle der Allgemeinheit! * Das Luftſchiff„Hindenburg“, das am Freitagvormittag auf ſeiner Rückreiſe von Nordamerika über ſeinem Heimathafen er⸗ ſchien, konnte wegen der Bodenwärme nicht landen, ſodaß es bis gegen Abend über der dem Aſt ſaß, der für ihn Schule heißt und der nun ins Schwärmen gekommen war und aus⸗ einanderſtob, als gelte es einen Flug um die Welt. Armer Schulranzen, dachte ich, in welche Ecke wirſt du nun fliegen? Nichtwahr, das iſt uns doch allen klar, daß dieſe Minute von allen erſehnt wurde, wenn auch die neue Art freudigen Lernens und kameradſchaftlichen Strebens ſoviel von muffiger Schulſtubenluft vertrieben hat. Das Einmaleins iſt nun ein⸗ Stadt Frankfurt a. M. und ſeiner Umgebung kreuzte, wobei es auch Mannheim und unſere Gegend überflog. Um 18.05 konnte der Zep⸗ pelin dann auf dem Flug- und Luftſchiffhafen Rhein⸗Main glatt landen. Faſt um dieſelbe Zeit trafen auf dem Flugplatz zwölf engliſche Sportmaſchinen ein. Die engliſchen Sportflieger kamen auf Ein⸗ ladung der Stadt Frankfurt a. M. Sie wur⸗ Tageslojungen Ich werde keinen größeren Stolz in meinem Leben beſitzen, als den, am Ende meiner Tage ſagen zu können: Ich habe dem Deutſchen Reich den deutſchen Arbeiter er⸗ kämpft. Adolf Hitler. Keine Inſtitution iſt ein Segen für das Volk als die, welche an erſter Stelle Pflich⸗ ten auferlegt: die Rechte kommen ſtets von ſelbſt, wenn die Pflichten ernſt genommen werden. Lagarde. Ehre und Würde eines Volkes ſollen in einem völkiſchen Staate nicht vogelfrei ſein wie unter dem römiſchen Recht, ſondern wie⸗ der beſtimmende Kräfte darſtellen im Leben des Einzelnen ſowohl wie im Leben des Volksganzen. Alfred Roſenberg. den im Frankfurter Römer durch den Ober⸗ bürgermeiſter der Stadt herzlich willkommen geheißen. * Den ärztlichen Sonntagsdienſt verſieht morgen Sonntag in Verhinderung des Hausarztes Herr Dr. Büttner, Wein⸗ heimerſtraße.— Sonntags keine Sprech⸗ ſtunde. g Silberne Hochzeit. Morgen Sonntag kann das Ehepaar Pius Hubbuch und Frau Margareta geb. Faltermann, Seegartenſtraße, bei beſter Geſundheit das Feſt der ſilbernen Hochzeit feiern. Dem Jubel⸗ paar herzliche Glückwünſche! Möge es ihm beſchieden ſein, auch noch die goldene Hoch⸗ zeit feiern zu können. Kunoͤgebung der Kreisgruppe Heppenheim des Reichsbundes der Kinderreichen in Viernheim Der Reichsbund der Kinderreichen, Kreis⸗ gruppe Heppenheim, veranſtaltet hier in Viern⸗ heim am 26. Juli eine Kundgebung auf dem Platze des Turnvereins(Freilichtbühne). Dieſe Kundgebung ſoll die Verbundenheit der Be⸗ völkerung mit den Zielen und Beſtrebungen des Reichsbundes zeigen. Die Ortsgruppe der NSDAP. ſowie die Ortsgruppen des Kreiſes Heppenheim des Reichsbundes der Kinder⸗ reichen haben bereits ihre Beteiligung zuge⸗ ſagt. Der Vorſtand hat ein großzügiges Programm aufgeſtellt, wobei faſt ſämtliche hieſigen Vereine mitwirken werden. Ein bekannter Redner des Reichsbundes wurde für dieſe Kundgebung gewonnen, der in kurzen Ausführungen die Notwendigkeit des Reichsbundes betonen wird. Auf dem freien Platz der Freilichtbühne werden Kinder Reigen und Spiele aufführen. Auch iſt für Kinderbeluſtigung beſtens geſorgt. Es wird deshalb einen ſchoͤnen Nachmittag geben, bei dem die Anweſenden vollauf auf ihre Koſten kommen. Deshalb merke ſich jeder heute ſchon: Am 26. Juli 1936 zum großen Volksfeſt des Reichsbundes der Kinderreichen! * 20. September— Tag des deutſchen Volkstums Der Volksbund für das Deutſchtum im Ausland will auch in dieſem Jahre einen „Tag des deutſchen Volkstums“ abhalten. Als Zeitpunkt der Veranſtaltung iſt der 20. Sep⸗ tember 1936 vorgeſehen. Der Reichsinnen⸗ miniſter erſucht die Landesbehörden, den mit der Durchführung der Vorarbeiten betrauten Gruppen des Volksbundes, die ſich zur För⸗ derung der geplanten Kundgebungen an die Behörden wenden, jede Unterſtützung zu ge⸗ währen, um dem Tag der Verbundenheit des deutſchen Volkstums in der Welt Erfolg zu ſichern. Generalverſammlung der Landw. Warengenoſſenſchaft. Heute Samstag, abends 8 Uhr, findet im Gaſthaus„Fürſt Alexander“ die ordentliche General-Verſammlung der Landw. Warengenoſſenſchaft ſtatt. Die wich⸗ tige Tagesordnung, die u. a. die Erſtattung des Rechnungs- und Wirtſchaftsberichtes, ſo⸗ wie Neuwahl der ausſcheidenden Vorſtands⸗ und Aufſichtsratsmitglieder vorſieht, erfordert das Erſcheinen der geſamten Mitgliedſchaft. Die Mitgli der des Turnvereins verweiſen wir auch an dieſer Stelle auf die morgen Vormittag, 10 Uhr, im„Freiſchütz“ ſtattfindende außerordentliche Hauptverſamm⸗ lung. Alle Mitglieder ſind zum Beſuch der⸗ ſelben eingeladen und wollen ſie es auch als ihre Pflicht erachten, pünktlich zu erſcheinen. Der Geſangverein„Sängezteeue⸗ Harmonie“ ladet im Vereinsanzeiger ſeine Mitglieder und Anhänger zu einem am Sonn⸗ tag im„Schützenhof“ ſtattfindenden Garten⸗ feſt ein. Muſik und Geſang verſprechen gute Unterhaltung. Auch Dich ruft das Zeltlager in Michelſtadt l. O.! DDr G Für kinberreiche Arbeiter und Handwerker wird gejorgt Die bisherigen Beſtimmungen über die Förderung des Baues von Eigenheimen bei ländlichen Handwerkern und Arbeitern iſt in einigen wichtigen Punkten geändert worden. Das in den früheren Beſtimmungen vorge⸗ ſehene Darlehen kann bei Eigenheimen auch für ſolche Bauten gewährt werden, die als Erſatz baufälliger Gebäude anzuſehen ſind. Die zuſtändige Behörde(Baupolizei) muß da⸗ bei die Baufälligkeit beſcheinigen. Weiterhin iſt wichtig der Zuſatz, daß für kinderreiche Familien mit vier oder mehr minderjährigen Kindern Zuſatzdarlehen bis zur Höhe von RM. 300.— zugelaſſen werden. Das Haupt⸗ darlehen erhöht ſich in dieſem Falle auf RM. 1 800.—. Dabei ſollen die Geſamt⸗ koſten einer vorgeſehenen Eigenheimſtelle den Betrag von RM. 6 000.— einſchließlich Landerwerb nicht überſchreiten. In dieſer Summe iſt die Einrichtung nicht enthalten. Die Summe von etwa RM. 250.— ein⸗ ſchließlich der allgemeinen Unkoſten ſoll als jährliche Belaſtung gelten. So iſt auch den kinderreichen Familien hier wieder eine Erleichterung gewährt wor⸗ den. Stand der Neben an der Vabiſchen Bergitraße Mitte Juli 1936 Aus Fachkreiſen wird gemeldet: Die Rebenblüte ging in dieſem Jahre bei günſtigſtem Wetter vor ſich. Dank einiger eißer Tage war die Blütezeit ſehr kurz und 1 die Befruchtung ſehr raſch ein. Die Beeren entwickelten ſich gut, doch barg die feuchtwarme Witterung die Gefahr des Auf⸗ tretens der Peronoſpera⸗Krankheit in ſich. Nach zwei Vorblütenſpritzungen mußte da⸗ her unmittelbar nach der Blütezeit eine dritte Spritzung in den Reben vorgenommen werden. Die Winzer glaubten urſprünglich, mit dieſer die letzte Peronoſpera⸗Bekämpfung für dieſes Jahr durchgeführt zu haben, jedoch erfordert das zur Zeit herrſchende Wetter eine noch⸗ malige Wiederholung. Weiter wird in dieſen Tagen durch Schwefelung der Weinberge der Mehltaukrankheit(Oidium) zu Leibe gerückt. Im Allgemeinen ſtehen die Reben gut und zeigen außerordentlich ſtarkes Wachstum. Der Behang iſt zufriedenſtellend, die Trau⸗ ben machen in ihrer Entwicklung raſche Fort⸗ ſchritte, warmes Wetter wäre jetzt ſehr er⸗ wünſcht und für die Reben von großem Vor⸗ eil. teil J Keine Senſe ohne Schutz! Man ſieht jetzt wieder vielfach 2 5 die auf dem Wege nach und vom Felde ohne jeden Schutz getragen werden, mitunter ſogar auf Fahr⸗ rädern. Es ſei daran erinnert, daß es Vor⸗ ſchrift iſt, die Senſen auf öffentlichen Wegen mit ordnungsmäßigem Senſenſchutz aus Holz oder Blech(überall für wenige Pfennig käuf⸗ lich!) zu tragen. Auch das iſt eine Angelegen⸗ heit der Schadenverhütung. Vernichtung von Altgummi verboten! Die Ueberwachungsſtelle für Kautſchuk und Aſbeſt hat im Deutſchen Reichsanzeiger eine Anordnung über die Bewirtſchaftung von Alt⸗ gummi und Gummiabfällen veröffentlicht. Die Anordnung verbietet die Vernichtung von Altgummi und Gummiabfällen und beſtimmt, daß Altgummi und Gummiabfälle pfleglich behandelt werden müſſen. Sie enthält u. a. Beſtimmungen über den Einkauf und die Ver⸗ wendung von Altgummi und Gummiabfällen und verpflichtet Unternehmungen und Per⸗ ſonen, deren Beſtände in Altgummi und Gum⸗ miabfällen 500 kg überſchreiten, oder die in einem Monat mehr als 500 Kilogramm Alt⸗ gummi und Gummiabfälle verarbeiten, zu mo⸗ natlichen Meldungen der Beſtände und der von ihnen verarbeiteten Mengen. Unterſtützt die Hautatmung. Viel zu wenig wird die Bedeutung der Hautatmung geſchätzt, denn es iſt immer noch nicht genü⸗ gend bekannt, daß die Atmung nicht nur durch die Lunge, ſondern zum großen Teil durch die Haut erfolgt. Die Haut unterſtützt in hohem Maße die Tätigkeit der Innen⸗ organe und entlaſtet ſie in ihrer raſtloſen Ar⸗ beit. Die Hautatmung bedarf jedoch einer Unterſtützung durch geeignete Hautpflege. Ab⸗ waſchen des ganzen Körpers, Licht-, Luft⸗ und Sonnenbäder und Gymnaſtik ſind die beſten Mittel, den Körper geſund zu erhalten. Warnung vor einem Fremden. Seit 14 Tagen treibt ſich in Weinheim und Umgebung ein junger Mann herum, dem be⸗ bereits mehrere unlautere Machenſchaften nach⸗ gewieſen wurden. Er ſchließt verſchiedenerlei Geſchäfte ab und ſpäter ſtellt ſich heraus, daß man es mit einem Schwindler zu tun hat. In einem Weinheimer Lokal hinterließ er ein Schreiben, mit dem Zeichen H. U. aus Godiesbach unterzeichnet. vor dem Manne wird gewarnt, evtl. verſtändigt man bei ſeinem Erſcheinen die Polizei. Aus Stadt und Land Wiesbaden.(Kind in kochenden Gelee gefallen). Am Mittwochabend iſt in Wies⸗ baden ein zweijähriges Kind in einen Topf mit kochendem Gelee gefallen, den die Mutter auf den Fußboden geſtellt hatte. Bei dem Verſuch, das Kind aus der heißen Maſſe zu ziehen, erlitt die Mutter ebenfalls ſchwere Verbrennungen an Füßen und Händen. Der Zuſtand des Kindes ſoll bedenklich ſein. Kaſſel.(Neunjähriges Mädchen zieht 1000 Mark⸗Gewinn). Daß das Glück auch den Richtigen zu finden weiß, beweiſt ein Vorfall, der ſich dieſer Tage in Kaſſel er⸗ eignete. Dort zog ein neunjähriges Mädchen, das ſich in Begleitung ſeiner Mutter befand, bei dem braunen Glücksmann ein Los, auf das ein Gewinn von 1000 Mark entfiel. Der Familienvater, der über vier Jahre arbeits⸗ los war und Armenbeihilfe bekam, dürfte wohl die richtige Verwendung für das Geld haben. Altenkirchen.(Stierkampf auf der Weide). Ein hieſiger Landwirt hatte zu⸗ ſammen mit einem jungen Stier ein Fohlen auf die Weide getrieben. Als der Sohn des Landwirts ſpäter die Tiere wieder von der Weide holen wollte, ſah er zu ſeinem Ent⸗ ſetzen, daß das Fohlen mit aufgeriſſenem Leib tot auf der Weide lag. Der junge Stier hatte wahrſcheinlich im Streit dem Fohlen die Todeswunde nbeigebracht. Kiedrich(Rheingau).(Ein„armes“ Brüderpaar.— Gold inmitten Schmutz und Ungeziefer). Zwei Brüder im Alter von 64 und 72 Jahren bewohnten in Kiedrich ein kleines, ſtark verfallenes Häuschen. Sie lebten in äußerſt kümmerlichen Verhältniſſen. Nicht einmal ein Bett hatten ſie, ſondern chliefen gemeinſam auf einem Sofa. Die bei⸗ n Brüder wurden nun eines Tages krank. Da ſie ſehr verwahrloſt waren, nahm ſich die Ortspolizeibehörde der beiden an und ließ ſie nach einem Krankenhaus in Eltville ver⸗ bringen. Das Häuschen ſtrotzte vor Schmutz und in allen Ecken wimmelte es von Unge⸗ ziefer. Als man daran ging, etwas Ordnung u ſchaffen, ſtieß man auf einen Goldfund. ür 850 Mark Goldſtücke hatten die beiden Brüder gehamſtert und verſteckt. Ferner wurden nicht nur alte verfallene Banknoten, ſondern auch Silber⸗ und Papiergeld ſowie Sparkaſſenbücher im Werte von 16 000 Mk. gefunden. Die beiden Geizhälſe hatten das Geld an allen Ecken und Enden verſteckt. Die Gemeindebehörde nahm ſich des Fundes an und beſchlagnahmte zunächſt 2000 Mk. zur Beſtreitung der Krankenhauskoſten und der Koſten der Ausräucherungs⸗ und Säuberungs⸗ arbeiten. Wenn die beiden Brüder wieder her⸗ geſtellt ſind, können ſie in ihr neuhergerich⸗ tetes geſäubertes Anweſen wieder einziehen. Weſterburg.(Die Kuh und der Farb⸗ topf). In dem Weſterwalddorf Langenbach, wo zur Zeit die Hochſpannungsmaſten ge⸗ ſtrichen werden, machte ſich eine Kuh über den Inhalt des Farbtopfes her, bevor der Hirte dies verhindern konnte. Trotz tierärzt⸗ licher Hilfe ging das tragende Tier am fol⸗ genden Tag ein. Schaafheim.(Motorradfahrer töd⸗ lich verunglückt). Am Donnerstagabend ver⸗ 7 1700 N N 00 unglückte der in Schaafheim geborene, jetzt in Dudenhofen wohnende Futtermittelhändler Willi Kreher bei dem benachbarten Wenig⸗ Umſtadt mit ſeinem Motorrad tödlich. Er hin⸗ terläßt außer der Frau ein ſechs Wochen al⸗ tes Kind. Groß-Zimmern.(Brand in einer Hühnerfarm). Am Freitagfrüh wurde die hie⸗ ſige Einwohnerſchaft durch Feueralarm aus dem Schlafe geweckt. In dem Lagerſchuppen der Geflügelſchlächterei Siegel war Feuer aus⸗ gebrochen. Zum Glück wurde der Brand noch rechtzeitig bemerkt und eine weitere Ausde nung verhindert. Einige Hühner ſind ein Opfer der Flammen geworden. Hauſen.(Kind tödlich verbrüht). Das zweijährige Kind des Joſef Wolf zog in einem unbewachten Augenblick einen Topf mit heißer Milch vom Herd und verbrühte ſich ſo ſchwer, daß es an den erlittenen Verletzungen ge⸗ ſtorben iſt. Bambergen.(Flugzeug überſchlägt ſich). In den Riedwieſen, in der Nähe des Homberger⸗ und Neuhofes, iſt geſtern mittag ein Flugzeug verunglückt. Bei der Landung konnte der Flugzeugführer einen der kleinen Entwäſſerungsgräben nicht erkennen, der dann zum Verhängnis wurde. Das Flugzeug über⸗ ſchlug ſich. Zum Glück kamen die beiden Inſaſſen ohne Verletzungen davon, während außer dem Probellerbruch ein weſentlicher Sachſchaden nicht angerichtet wurde. Konſtanz.(Die höchſte Waſſergrenze erreicht?) Mit dem Eintreten des ſchönen ſon⸗ nenklaren Wetters hat der Bodenſee anſchei⸗ nend geſtern ſeinen höchſten Stand erreicht. Am 16. Juli las man am Konſtanzer Hafen⸗ becken die Höhe von 5.21 Meter ab, was wohl die Höchſtgrenze darſtellte, denn bereits am heutigen Tage iſt eine, wenn auch geringe Abnahme von 1 Zentimeter eingetreten. Hof⸗ fentlich hält der Rückgang weiter an, damit die Gemeinden am Unterſee vor größerem Schaden bewahrt bleiben. Jeder Hitlerjunge gehört ins Zeltlager in Michelſtadt i. O.! Wann ij der Menjch am ſlarlſten Wie alle Organe des menſchlichen Kör⸗ pers, weiſen auch die Muskeln Zeiten der Entwicklung, der höchſten Ausbildung und des Verfalles auf. Bekanntlich ſteigt die körper⸗ liche Kraft bis zu einem gewiſſen Lebensjahr, um dann allmählich abzuſinken. In jahre⸗ langer Arbeit haben Forſcher mit Hilfe be⸗ ſonderer Kraftmeſſer an 1 e von Men⸗ ſchen verſchiedener Raſſen Meſſungen vorge⸗ nommen, um zu ermitteln, in welchem Lebens⸗ jahr der Menſch in der Fülle ſeiner Kraft ſteht. Es zeigte ſich, daß die Hubkraft eines jungen Mannes im Alter von 17 Jahren durchſchnittlich 128 Kilogramm beträgt, die dann beim Zwanzigjährigen auf 147 Kilo⸗ gramm anſteigt und im 30. und 31. Lebens⸗ jahr ihren Höhepunkt erreicht. Nach dieſer Grenze ſetzt ein leichter Kräfteabſtieg ein; immerhin iſt die Hubkraft im 40. Lebensjahr noch 161 Kilogramm. Erſt nach dem 50. Lebensjahr tritt ein raſcheres Schwinden der Kräfte ein. W n e NN N Nan eee WSS wü Ve deim Wandern, bel Sport und Spiel thol bich im claub- teu ich am dum ſuchen wit Rraſt und erholung: über einem ſchönen Buch aber Jerſtreuung und ſtohe Laune! kin untethaltſamet Roman. elne ſpannende Erzählung. Veſchrelbung oder Dichtung. was immet es ſel! * bas duch verſchönt pit den Utiaub! FIT ERFREL PLATZ SPENDE Y ß 9 Fah 10 Pęennig eptpęlasteꝝ An der Eingangstür eines Krankenhauſes erſcheint ein Dreikäſehoch.„Für zehn Pfennig Heftpflaſter“, ſagt er und ſchiebt der dienſt⸗ tuenden Schweſter einen funkelnden, neuen Zehner auf den Tiſch. „Da mußt du in die Drogerie gehen. Gar nicht weit von hier, dort oben um die Ecke und ein Stück abwärts iſt eine. Wozu brauchſt du denn das Heftpflaſter?“ „Für das Bein“, ſagt der Gernegroß und hebt der Schweſter ein Holzpferdchen entgegen. Die Ohren ſind dem edlen Roß abgebrochen. Der Schwanz wird nur noch durch anderthalb Borſten vertreten. Das Schlimmſte aber iſt wirklich das linke Hinterbein: das iſt mitten⸗ durchgebrochen. Und ſo ein Unglück iſt natür⸗ lich beſonders ſchmerzlich, wenn das andere Hinterbein gar nicht mehr da iſt. Die Schweſter beſinnt ſich beim Anblick des ſchwerverwundeten Schlachtenroſſes und ſagt:„Na, gib mal dein Pferdchen her, wir wollen es mal mit Heftpflaſter verſuchen“. Strahlend empfängt der Knirps nach ein paar Minuten ſeinen Holzgaul mit kunſtge⸗ recht umwickeltem Hinterbein zurück, darf auch den Zehner wieder mitnehmen, knickſt wie ein kleines Mädchen:„Danke ſchön!“ und trollt ſich zufrieden. Einige Tage ſpäter kommt der kleine Wicht wieder in den Vorraum des Krankenhauſes marſchiert, diesmal mit einem Gefolge von drei Freunden, von denen der kleinſte etwas in Zeitungspapier gewickelt trägt. Dasſelbe gut bewährte Einleitungsmanö⸗ ver:„Für zehn Pfennig Heftpflaſter“. Dies⸗ mal hat eine andere Schweſter Dienſt:„Was wollt ihr denn mit dem Heftpflaſter?“ Da nimmt der kleine Stift ein Paketchen und wickelt einen— toten Spatz aus dem Papier.„Da..“ Die Schweſter ſchüttelt den Kopf:„Ja, mein Junge, den kann man aber nicht mehr mit Heftpflaſter heile machen...“ Sie ſagt noch, daß ſie ihn dabehalten und im Garten begraben will. Das macht aber nicht viel Eindruck. Ein⸗ ehüllt in eine Wolke von Mißtrauen drückt ich die Abordnung durch die Tür. Draußen lüſtert der Anführer:„Das war nicht die richtige Tante...!“ Weinheimer Obſtgroßmarkt Sauerkirſchen 15-30; Zwetſchen 27 bis 32; Pflaumen 22— 27; Stachelbeeren 11 bis 18; Johannisbeeren 13—15; Himbeeren 30 bis 33; Brombeeren 29—30; Birnen 14 bis 28; Aepfel 10—32; Pfirſiche 20—36; To⸗ maten 24—26; Bohnen 8—11; Erbſen 12. Anfuhr 650 Zentner; Nachfrage gut. Nächſte Verſteigerung: Sonntag, 13 Uhr. * Die täglichen Anfuhren beliefen ſich in der nun abgelaufenen Woche auf 600 bis 1000 Zentner. Die Ernte der Johannisbeeren geht zu Ende. Die Ernte der Lützelſachſener Frühzwetſchen hat eingeſetzt. Ebenſo kamen die erſten Pflaumen auf den Markt, ſowie kleinere Anfuhren in Frühäpfeln. Steigende Anfuhren in Pfirſichen. Nachfrage darin ſehr lebhaft. Himbeeren nur noch in geringen An⸗ lieferungen. Es wurden folgende Preiſe(in Pfg. je Pfund)notiert: Sauerkirſchen 26 bis 33; Zwetſchen 20—35; Pflaumen 23—32: Stachelbeeren 10—22; Johannisbeeren 13 bis 22; Himbeeren 28—36; Birnen 10—28: Aepfel 12—31; Pfirſiche 20—40; Aprikoſen 27—44; Tomaten 23—27; Erbſen 14; Boh⸗ nen 10—16; Rotkraut 5; Pilze 20—22.— Abſatz flott. Markt täglich geräumt. Täglicher großer Verſand in die Verbrauchergebiete, norddeutſche Großſtädte, Ruhr⸗ und R. e- biet, ſowie nach Süddeutſchland. . 7 mbit s und r, wir Ihen! ac ein unſtge⸗ ij uch wie ein ) trollt Nacht hauses e von klwas Aste 1 1 U 1 1 1 4 f 1 Das jollte man nicht fili er ru Jeden Morgen denſelben Weg! Jeden Nachmittag denſelben Weg! Da lernt man die Strecke kennen. Da weiß man, wo es gilt: Aufpaſſen! Da ſieht man, wo die Wagen im⸗ mer wieder zuſammenraſſeln, wo immer wie⸗ der die Menſchenanſammlungen um irgendein neues Opfer des Verkehrs herumſtehen, neu⸗ gierig oder mitleidig, wiſſensdurſtig oder auch ſenſationslüſtern. Da weiß man, wie man am beſten über die Straße kommt. Da ärgert man ſich immer wieder über dieſelbe dumme Einrichtung, die ſich doch ſo leicht ändern . g Da ärgert man ſich immer wieder über irgendeine Unart der Kraftwagenfahrer oder der Radler oder der Fußgänger oder der Straßenbahnführer oder der Kutſcher. Man ſagt ſich hundert Mal:„Das ſollte man doch nicht für möglich halten! Gibt es denn nie⸗ mand, der dieſem Unfug ein Ende macht?!“ Man geht auf dem Bürgerſteig, es iſt gar nicht viel Betrieb um dieſe Zeit. Eine Frau begegnet uns, eine einzelne Frau. Der Bürgerſteig iſt ſo breit, daß ſich drei Frauen und drei Männer zu gleicher Zeit begegnen könnten, ohne ſich zu ſtören. Trotzdem rennen wir mit der einen einzelnen Frau zuſammen. Nicht etwa... nein, was Sie denken, es ſoll eine uns gar nicht intereſſierende Frau ſein. Keine Abſicht dabei. Du willſt ausweichen, ſie will ausweichen. Trotzdem raſſelt ihr zu⸗ 3 Wie kommt es? Sie weicht links, du ärgerſt dich darüber, weichſt aber als wohl⸗ erzogener höflicher junger Mann ebenfalls links aus. Denn bei richtiger„Steuerung“ nach den Verkehrsgeſetzen würdeſt du ſie anrempeln. Wäre alles ſchön und gut. Aber plötzlich beſinnt ſie ſich anders, wirft ſich herum, weicht rechts aus. Du kommſt nicht ſo ſchnell nach, weil für dich der Fall ſchon erledigt und die Aufmerkſamkeit herabgeſunken war. Folge: Sie denkt, du beharrſt auf dem nun einmal angefangenen linken Ausweichen, gerade in dem Augenblick kehrt ſie alſo auf die erſte Bahn zurück, indem du, ihrer Schwenkung folgend, nach rechts ausweichſt. So kann das Gewickele noch etliche Male weitergehen, je nach Entfernung des Gegners. Und ſchließlich raſſelt ihr eben unfehlbar zuſammen. Worauf FFP Wer muß ſich melden! Die Erfaſſung militäriſch ausge⸗ bildeter Wehrpflichtiger älterer Geburtsjahrgänge Die Anmeldepflicht beſchränkt ſich auf Perſonen, die noch wehrpflichtig ſind, die alſo ſpäteſtens am 31. März 1937 das 45. Lebensjahr vollenden. Innerhalb des wehr⸗ pflichtigen Alters ſind anmeldepflichtig: 1. Offiziere und Beamten aller Gat⸗ tungen des früheren Heeres, der Schutztruppe, der Kaiſerlichen Marine, der Reichswehr, des Reichsheeres und der Reichsmarine. Hierun⸗ ter fallen demnach auch die Kriegs teilneh- mer, ſoweit ſie Offiziere und Beamte des Be⸗ urlaubtenſtandes waren. 2. Alle ſeit dem 1. Januar 1921 aus der Wehrmacht oder der Landespolizei ausgeſchie⸗ denen Deckoffiziere, Unteroffiziere und Mann⸗ ſchaften ſowie alle Männer, die durch eine von der Wehrmacht oder Landespolizei veranlaßte kurzfriſtige Ausbildung militäriſch geſchult ſind, ſofern ſie einem älteren Geburtsjahr⸗ gang als 1913 angehören. Maßgebend für die Anmeldepflicht iſt im Falle der Ziffer 2 nur die Tatſache, daß der Wehrpflichtige ſeit dem 1. Januar 1921 ausgeſchieden oder mili⸗ täriſch geſchult iſt, gleichgültig, ob er Kriegs⸗ teilnehmer iſt oder nicht.(Siehe Bekannt⸗ machung des Polizeiamtes in heutiger Aus⸗ gabe,. Gules Licht- gute Arbeſt Im Herbſt 1935 wurde unter der Lei⸗ tung des Amtes„Schönheit der Arbeit“ in der NS.⸗Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ überall die Aktion„Gutes Licht— gute Arbeit“ durchgeführt. Durch dieſe Aktion ſollte die Notwendigkeit einer guten Beleuch⸗ tung am Arbeitsplatz herausgeſtellt werden, die unbedingt neben der Schonung der Augen und Arbeitskraft auf der anderen Seite eine Mehrleiſtung mit ſich bringt. Gegenüber dem Vorjahr ſoll jetzt der Kreis der beteiligten Organiſationen um ein Beträchtliches vergrößert werden. Der Reichs⸗ ſtand des deutſchen Handwerks und der Reichs⸗ innungsverband des r werks haben ihre Mitarbeit an den Vorberei⸗ tungen und der Durchführung dieſer Aktion zugeſagt. Hierdurch iſt eine hinreichende Be⸗ Wollen Sie Ihren Aerger verkaufen?— 5 000 Reichsmark darf r möglich halten! hig koſten! dich die Frau mißbilligend anſieht und vielleicht ſogar etwas wie„Jugend von heute“ oder:„Ein Benehmen haben die Männer..!“ murmelt, während du recht deutlich denkſt: „Dieſe Frauen...! Niemals wiſſen ſie was ſie wollen! Wenn ich doch nur, anſtatt hin und her zu trippeln, gleich energiſch und un⸗ höflich korrekt rechts ausgebogen wäre...!“ Warum wird den Fußgängern nicht ein⸗ mal deutlich unter die Naſe gerieben, daß für ſie untereinander die gleichen Verkehrs⸗ geſetze gelten wie für Fahrzeuge? Rechts ausweichen, links überholen? Oft genug ent⸗ wickelt ſich aus ſolchen Anrempeleien, die gar keinen böſen Willen zur Urſache zu haben brauchen, ein ernſter Streit. Wenn nämlich zwei Männer, möglichſt noch in Damenbeglei⸗ tung, aneinanderſtoßen. Das iſt dann alſobald ehrenrührig. Und beruht doch meiſtens nur auf beiderſeitiger Dummheit! Ja, über ſolche ſich immer wiederholen⸗ den Bemerkungen ärgern wir uns. Aber es iſt genau ſo wie mit der Apfelſinenſchale. Zehn rutſchen darauf aus, aber keiner nimmt ſie weg. Wir ärgern uns über Verkehrstorheiten, falſche Anordnungen, ſture Rechthaberei, ver⸗ brecheriſchen Leichtſinn, unnötige Gefährdung von Menſchenleben, Geſundheit, Volksvermö⸗ gen. Aber wir denken nicht daran, etwas gegen dieſe Zuſtände zu tun. Wer aber anders als wir ſoll dafür ſorgen, daß es beſſer wird? Wir ſind 67 Millionen. Aber die Beamten, die dagegen einſchreiten könnten, ſind ein un⸗ bedeutender Bküchlkil dieſer Maſſe. Ent⸗ ſprechend weniger Beobachtungen können ſie machen. Wenn wir ihnen nicht helfen, wird vielleicht der oder jene Fehler niemals be⸗ ſeitigt. Alſo: Der Aerger allein macht es nicht. Er iſt nur geſundheitsſchädlich. Mithelfen heißt die Parole! Jetzt gibt es eine gute Ge⸗ legenheit: Der Aerger wird bezahlt. In det Zeitſchrift„Kampf der Gefahr!“ iſt im April ein Preisausſchreiben erſchienen, das 5000 Reichsmark für brauchbare Verbeſſe⸗ rungsvorſchläge, auch örtlich bedingter, aus⸗ ſetzt. Es iſt bis zum 30. September 1936 verlängert und wird im Juliheft„Kampf der Gefahr!“ nochmals veröffentlicht. Die Vorſchläge ſind einfach beim nächſten Polizei⸗ revier abzugeben.— * 0 Bei den Tagungen der verſchiedenen Ver⸗ bände und Organiſationen ſollen Vorträge über die Bedeutung einer guten Beleuchtung des Arbeitsplatzes und der Arbeitsſtätte ge⸗ halten werden. In den Betrieben ſollen bei Beſichtigungen Lichtmeſſungen vorgenommen werden. So ſoll alles getan werden, um einen guten Verlauf dieſer Aktion zu ſichern. Auch im Gau Heſſen⸗Naſſau wird unter Führung des Gaureferenten„Schönheit der Arbeit“ ein Aktionsausſchuß gebildet, in dem als Vertreter des Handwerks auch der Leiter der Gewerbebeförderungsſtelle tätig iſt. Freizeit beim Arbeſtsbank Innerhalb der großen Zahl von Veran⸗ ſtaltungen des Weltkongreſſes für Freizeit und Erholung, die alle der lebendigen Darſtel⸗ lung des Freizeitgedankens dienen, wird der Arbeitsdank in eigenen, ſelbſt geſchaf⸗ fenen Darbietungen auftreten. Unter der Leitung des Oberſtfeldmeiſters Dr. C. Liß wird von Männern des Ar⸗ beitsdankes ein Feſtſpiel„Schickſal und Tat“ in der Volksoper am 25. Juli um 21.00 Uhr aufgeführt. Die Muſik ſchuf Hans Renner, die Dichtung Dr. Li ß. 200 Mann werden als Darſteller oder als Landsknechts⸗, Bauern-, Soldaten- und Arbeiterchöre mit⸗ wirken. Wichlig jür Bewerber um Eheſtandsbarlehen! Es kommt immer wieder vor, daß Volks⸗ genoſſen, die die Gewährung eines Eheſtands⸗ darlehens beantragen wollen, ſich nicht recht⸗ zeitig Kenntnis verſchaffen, wann der An⸗ trag zu ſtellen iſt. Sie find der Anſicht, daß der Antrag auch noch nach der Eheſchließung bei der Gemeindebehörde eingereicht werden könne, und ſind dann oft enttäuſcht darüber, daß ihnen das erbetene Darlehen verſagt wird. Die Gewährung der Eheſtandsdarlehen dient der Förderung der Eheſchließungen, nicht aber der Förderung bereits geſchloſſener Ehen. Deshalb iſt es beſtimmt, daß die An⸗ age auf Gewährung von Eheſtandsdarlehen nach der Gewährung des ſtandesamtlichen Auf⸗ gebots, aber vor der Eheſchließung ſchrift⸗ lich nach amtlichem Vordruck bei der zuſtän⸗ eee Katholüche Gemeinde Viernheim: 7. Sonntag nach Pfingſten Apoſtelkirche: 7½7 Uhr: 1. hl. Meſſe 7½8 Uhr: hl. Meſſe ½ 10 Uhr: Hochamt 2 Uhr: Andacht, darauf Verſammlung des chriſtl. Müttervereins Marienkirche: 8 Uhr: hl. Meſſe für Erwachſene 10 Uhr: hl. Meſſe nur für Kinder 1 Uhr: Andacht für die Kinder Monta,: 6.10 Uhr 2., 6.40 Uhr 3. S.A. für Niko⸗ laus Hanf 2. Dienstag: 6.10 Uhr 1., 6.40 Uhr 2. S.⸗A. für Niko⸗ laus Helbig 6. Mittwoch: 6.10 Uhr 1., 6.40 Uhr 2. S.⸗A. für Barbara Hofmann Donnerstag: 6.40 Uhr 3. S.⸗A. für Nikolaus Helbig 6. Vor und während des Amtes wird die hl. Kommunion ausgeteilt. Freitag. 6.10 Uhr 3. S.⸗A. für Barbara Hofmann 6.40 Uhr beſt. Amt für Michael Beyer, beſtellt von den Schulkameraden Samstag: 6.10 Uhr beſt. E.⸗A. für Anna Hofmann geb. Baus, beſt. von den Altersgenoſſinnen 6.40 Uhr beſt. E.-A. für Friedrich Hoock 1., Eltern und Angehörige. Am Montag iſt bei den Engl. Frl., am Donnerstag bei den Barmh. Schweſtern eine hl. Meſſe. Nächſten Sonntag iſt gemeinſame hl. Kommunion für das Männer⸗Apoſtolat und gemeinſame hl. Kommunion für die Schüler des 6. Schuljahres, der H. H. Lehrer E. Lipp, Winkler, A. Lipp und Frl. Haas. Mädchen beichten Freitag halb 6 Uhr, Kna⸗ ben Samstag 2 Uhr. CCC die erforderlichen Unterlagen(z. B. Geſund⸗ heitszeugniſſe, ſowie auch Arbeitgeberbeſchei⸗ nigungen uſw.) nicht mehr rechtzeitig erbracht werden, dann iſt in jedem Fall ein ſchrift⸗ licher Antrag vor der Eheſchließung der Ge⸗ meindebehörde zu überſenden und darauf hin⸗ zuweiſen, daß die fehlenden Unterlagen als⸗ bald vorgelegt werden. Zu beachten iſt auch, daß der Antrag erſt dann als geſtellt gilt, wenn er bei der Gemeindebehörde einge⸗ gangen iſt. Der Tag der Abſendung iſt alſo nicht maßgebend. Die Standesämter erteilen den Bewerbern um Eheſtandsdarlehen jede ge⸗ wünſchte Auskunft und händigen auch auf Wunſch koſtenlos ein vom Geſetzgeber ver⸗ faßtes Erläuterungsheft aus, das alle erfor⸗ derlichen Hinweiſe enthält. Es ergeht daher die Mahnung, die An⸗ träge auf Gewährung von Eheſtandsdarlehen rechtzeitig, d. h. nach Beſtellung des Auf⸗ gebots, aber vor der Eheſchließung bei der Gemeindebehörde zu ſtellen. immune Veutſche Waren vom deutſchen Kaufmann! Wer beim Juden kauft, iſt ein Volks⸗ verräter! Ailnamumnundnaumunmanunnuamnnnunmanmunummnmmnmnanmnnnnmnmmnnummnmannnan Mas dingt clex uncl ęunł Reichsſenber Stuttgart: Sonntag, 19. Juli: 6.00 Hafenkonzert; 8.00 Zeit, Wetter; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Bauer, hör' zu; 9.00 Evangeliſche Morgenfeier; 10.00 Morgenfeier der HJ.; 10.30 Trio für Klavier, Violine und Cello; 11.00 Tanzender Globus; 12.00 Muſik am Mittag; 13.00 Kleines Kapitel der Zeit; 13.50 Zehn Minuten Erzeugungs⸗ ſchlacht; 14.00 Kinderfunk; 14.45 Aus La- den und Werkſtatt; 15.00 Ein frohes Lied Dein froher Tanz; 15.45„Lohengrin“; 22.00 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 22.30 Fröhliche Urlaubsfahrt im„Schwä⸗ biſchen Hamburger“; 0.00 Nachtkonzert. Montag, 20. Juli: Deutſchlandſender und alle Reichsſender außer Berlin: 6.00 Muſik in der Frühe; 8.00 Kon⸗ pia— Berlin; 12.00(von Berlin) Muſik am Mittag; 13.45 Nachrichten; 14.00 Aller⸗ lei von Zwei bis Drei; 15.00 Romantiſche Kammermuſik; 16.00 Muſik am Mittag: 17.00 Im Zwei⸗ und Dreivierteltakt; 18.30 Willi Stech ſpielt neue Klaviermuſik; 18.45 Hafendienſt; 19.00 Blasmuſik; 1945 Deutſch⸗ teiligung des Handwerks gewährleiſtet. digen Gemeindebehörde zu ſtellen ſind. Können Goltesbienſt⸗Oronungen Edangeliſche Gemeinde Viernheim: Sonntag, den 19. Juli 1936 Vormittags ½ 10 Uhr: Gottesdienſt (Text: Math. 9, 35-38; Lieder: 243, 281, 295). Vormittags 11 Uhr: Kindergottesdienſt Vormittags 11 Uhr: Chriſtenlehre. Dienstag, den 21. Juli, Frauenabend Freitag, den 24. Juli, Mädchenkreis. L Achtung! Wegen des Mitglieder⸗ Appells der NSDAP. findet die Feier des ſilbernen Amtsjubiläums von Herrn Pfarrer Werner am morgigen Sonntag, 19. Juli, abends ½9 Uhr, auf dem freien Platz hinter der Kirche ſtatt. Heil Hitler! Der Kirchenvorſtand. CCC Unterhaltungsmuſik; 11.15 Deutſcher Seewet⸗ terbericht; 12.02 Der Fackelſtaffellauf Olym⸗ land baut auf: Arbeitsdienſt ſchafft Volks⸗ vermögen; 20.00 Kurznachrichten des Draht⸗ loſen Dienſtes; 20.10 Muſik muß Freude ſein; 22.00 Wetter, Preſſe, Sport; 22.15 Vorolympiſche Streiflichter; 22.30 Nacht⸗ muſik; 22.45 Deutſcher Seewetterbericht; 01,00 Nur Frankfurt und Stuttgart: Konzert nach Mitternacht. Viernheimer Tonfilmſchau Achtung! Der große Karl⸗May⸗ Film „Durch die wuüste“ Samstag und Sonntag im Central⸗Film⸗Palaſt Endlich der erſte Karl⸗May⸗Film, auf den ſeit langem gewartet wurde:„Durch die Wüſte“. Eine Ehrenrettung des vielumſtrit⸗ tenen Schriftſtellers iſt dieſe erſte Verfilmung. Karl May iſt der größte Pfadfinder ins Land der Romantik. Durch alle Zeitgeſchehen hat ſich über Generationen hinweg das Werk Karl May's zu behaupten gewußt. Was dem einen Old Chaterhand war, iſt dem anderen. Kara Ben Nemſi und ſein getreuer Hadſchi Halef Omar. Hier feiert der echte Kark May, ſeine erſte filmiſche Auferſtehüung. Wunder⸗ voll photographiert. Der ganze Zauber des Morgenlandes tut ſich auf, Bilder von uner⸗ hörter Wucht und zauberiſcher Schönheiten von Oaſen und Wüſten aus dem Lande des Nils. Fliegende weiße Arabergewänder, pau⸗ ſenlos hinſtürmende Jagd auf Pferderücken. Wilde Ritte, aufregende Kämpfe und Ver⸗ folgungen, heimtückiſch zerſtörte Brunnen, Silhouetten von Karawanen und die ſpan⸗ nende Errettung der Tochter des Scheichs. Wer einen herrlichen unterhaltſamen Film ſehen will, der gehe zu dieſem Karl May⸗ Film. Ein Film für Jung und Alt. Ueberall große Begeiſterung. Die ganze Welt ſieht ſich dieſes Filmwerk an, wie auch die Bücher Karl May's geleſen werden. Weit über 6200 000 Stück ſind allein in deutſcher Spra⸗ che. Wer Karl May gerne lieſt, der wird auch, wie alle, von dieſem Film begeiſtert ſein. Man möge möglicht die Werktagsvor⸗ ſtellungen beſuchen. Ueberall, wo der Karl⸗ May-Film gezeigt wurde, war ſtarker An⸗ drang.— Dazu ſchönes Beiprogramm mit neueſter Ufa⸗Tonwoche. „Der Deulſche Nundſunk Funk Post“ Illuſtrierte Rundſchau mit dem ausführ⸗ lichen Rundfunk-Programm der Welt. Verlag Nothgießer& Dieſing A. G., Berlin, N 4 Einzelheft 25, Monatsbezug 85 Pfg. Die neueſte Nummer dieſer älteſten Rundfunkprogrammzeitſchrift iſt auf die Olympiade eingeſtellt und bringt einen bebil⸗ derten Bericht zu dem am 21. Juli beginnen⸗ den Olympia⸗Fackel⸗Staffellauf, der von Griechenland bis zum Reichsſportfeld führt. Weiter kündigt die Zeitſchrift einen feſ⸗ ſelnden Kriminalroman„Das Geiſterſchiff von Singapore“ an, worauf die Leſer und Freunde dieſes Blattes ſicher ſehr geſpannt ſind.— Im techniſchen Teil wird der Bau eines Supervorſatzes beſchrieben, der vor allen Din⸗ gen für den Volksempfänger gedacht iſt, aber auch für jeden anderen Einkreiſer verwendet werden kann. Es folgt die dritte Fortſetzung der Laut⸗ ſprecherprobleme mit dem Bericht der Lei⸗ ſtungsumſetzung im Lautſprecher. Hauptſchriftleiter und verantwortlich für den politiſchen Teil Bernhard Peters, Worms, für den übrigen Teil Friedrich Martin, Viernheim. Verlag: Ver⸗ einigte Zeitungsverlagsgeſellſchaft m. b. H., Worms. Geſchäftsſtelle: Friedrich Martin, Viernheim. Druck: Wormſer Verlags- und Druckereigeſellſchaft m. b. H., Worms. DA. VI. 1936 über 1700. Zur Zeit iſt An⸗ zert; 9.00(von Berlin) Konzert; 10.00 zeigenpreisliſte Nr. 6 gültig. Amtliche Bekanntmachung Betr.: Das Anſchlagweſen. Die Plakate an den Anſchlagſäulen wer⸗ den immer und immer wieder gleich nach 0 dem Aufkleben beſchädigt und abgeriſſen. Die⸗ ſes Verhalten legt ein ſchlechtes Zeugnis der Erziehungsarbeit im Allgemeinen ab. Abge⸗ ſehen davon, daß derartig beſchädigte Säulen ein unſchönes Ausſehen haben, macht ſich der Täter, der bei dieſem Unfug betroffen wird,— bei Kindern auch der geſetzliche Vertreter— ſtrafbar bzw. haftbar. Ich bitte die Eltern, ihre Kinder dement⸗ ſprechend anzuhalten. Viernheim, den 16. Juli 1936 ö ö — D—— ———— On jähriges Wirtjchaftsjubiläum Hierzu laden wir unſere werten Gäſte, Freunde und Gönner aufs herzlichſte ein. muſikaliſche und geſangliche Darbietungen verſchönert. Für Speiſen und Getränke iſt reichlich Sorge getragen. Auf der Kegelbahn findet ein großes Preiskegeln ſtatt, welches bereits heute, Samstag, abend beginnt. Wir bitten um geſchätzten Zuſpruch Heil Hitler! — F eee — — ̃—— Morg. Sonntag, 19. Juli, feiern wir unſer Das Feſt wird durch familie Belkert l Der Bürgermeiſter Betr.: Erfaſſung militäriſch aus⸗ gebildeter Wehrpflichtiger älterer Jahrgänge. Auf Grund des Wehrgeſetzes vom 21. Mai 1935 und des Erlaſſes des Führers und Reichskanzlers vom 22. Mai 1935 iſt durch Verordnung vom 24. Juni 1936 die Er⸗ faſſung der im nachſtehenden näher be⸗ zeichneten wehrpflichtigen Deutſchen zur Regelung ihres Wehrpflichtverhältniſſes angeordnet worden. Zum Zwecke der Erfaſſung haben ſich Fur die uns anläßlich unſerer Dermählung in ſo reichem Maße zuteil gewordenen Glück⸗ wünſche und überreichten Geſchenke danken herzlichſt Franz Schmitt und Frau CFonchen geb. Hofmann Diernheim, den 18. Juli 1936 hiernach in der Zeit vom 13. Juli bis 22. Auguſt 1936 folgende in der Zeit vom 1. 4. 1891 bis 31. 12. 1912 geborenen Wehrpflichtigen bei der polizeilichen Meldebehörde(Polizeiamt Viernheim, Nebenſtelle Saarſtraße 15) per⸗ ſönlich anzumelden: a) die Offiziere und Beamte aller Gattungen, die dem aktiven oder beurlaubten Stande des früheren Heeres, der Schutztruppe, der Kaiſerlichen Marine, der Reichswehr(des Reichsheeres und der Reichsmarine) Narl Trapp und Frau Räthe geb. Brechtel danken herzlichſt für die ihnen anläßlich ihrer Der⸗ mählung zuteil geworde⸗ im fruont- abmachen empfiehlt ſich Adam ueluner Saarſtraße 23. Fabrikneues an der Adolf Hit⸗ voli) zu verkaufen Von wem, ſagt die Geſchäftsſt. ds. Bl. amecumer Von wem, ſagt die Geſchäftsſt. ds. Bl Von wem, ſagt die Geſchäftsſt. d. Bl. Ohne Werbung . Viernheimer! erſtr.(Nähe Ti⸗ mit Kaſten und Schule zu ver⸗ kaufen oder geg. Mandoline um⸗ zutauſch. geſucht. Gästen Schöne heimer ö Wohnung 8 Weine. 3 evtl. 4 Zimmer mit Küche z. 1. Okt. zu vermieten. kein Erfolg! Geschäfts-Eröffnung u.-Empfehlung Mit dem heutigen Tage übernehme ich die seither von Georg Mandel innegehabte Gastwirtschaft zum Deutichen Halter Ich bitte, das meinem Vorgänger entgegengebrachte Vertrauen auch mir zu erweisen. Als gelernter Koch und ehemaliger Küchenchef des Offizierkasinos Worms (J. R. 118) bin ich mit Küche und Keller aufs Beste vertraut und wird es mein Bestreben sein, meinen Mittag- und Abendtisch, auch im Abonnement, sowie vorzügliche kalte Küche, Restaurationsbrote u. s. w. Zum Ausschank gelangt das gute und beliebte Viern- amstag, 18. Juli, abends 8 Uhr ein großes Unter- ONZ E R T nur das Beste zu bieten. Stets reichhaltiger Brauhausbier der Firma Kühner, sowie gut Anläßlich der Eröffnung findet am haltungs- und Stimmungskonzert, ausge- führt von der Kapelle Hanf statt, Wozu Jedermann recht herzlich eingeladen ist. Ab Sonntag jeweils öffentlicher Tanz. Den gesch. Formationen u. Vereinen empf. ich meine Lokalitaten mit Saal zur gefl. Be- nutzung.— Empf. mich als Koch außer Hause bei sämtl. Familienfeiern u. dergl. Heil Hitler! Fam. Fellm Welchmann Weißt Du denn wie vorteilhaft Du z. B. solide Rucksäcke Und Touristenarüel bei mir bekommst? Frage vorher bei mir an! Christoph Remo Josef Sattler- und Tapexiermeister Adolf Hitlerstraße angehört haben. b) alle ſeit dem 1. Januar 1921 aus der Wehrmacht der Landespolizei ausgeſchie⸗ denen Deckoffiziere, Unteroffiziere und Mannſchaften, ſowie alle Männer, die durch eine von der Wehrmacht veranlaßte kurz⸗ friſtige Ausbildung militäriſch geſchult ſind, ſofern ſie einem älteren Geburtsjahrgang als 1913 angehören. Auskunft über die Zugehörigkeit zu dem vorbezeichneten Perſonenkreis erteilen das Wehrmeldeamt Bensheim, für Bad⸗ Wimpfen das Wehrbezirkskommando Heidelberg. Die polizeilichen Meldebe⸗ hörden erteilen keine Auskunft. Von der Anmeldung ſind befreit Per⸗ nen Glüchwünſche u. über⸗ Fahrrad reichten Geſchenke. für 30.— RM. ö 1 bar zu verkauf Diernheim, den 18. Juli 1936. 0 f lesen. 18 Große 8 Ver ſicherung 1. 1 ſucht Die Ankunft eines kraftigen Stamm- 2 tüchtige halters zeigen hocherfreut an Unter- Dr. med. Walter Büttner u. Frau Verireler . 1 Näheres im Verlag Henlung! nur Samstag und Sonntag! Rur zwel Tage! Karl Mah Zum ersten mal um lonium ſonen, die in der Wehrmacht, in der Landes⸗ polizei oder in der SS.⸗Verfügungstruppe aktiv dienen. Wehrpflichtige, die durch Krankheit ver⸗ hindert ſind, ihrer Meldepflicht zu genügen, haben ein Zeugnis des Amtsarztes(Staatl. Geſundheitsamt Heppenheim) oder ein mit dem Sichtvermerk des Amtsarztes verſehenen Zeugnis eines anderen beamteten Arztes ein⸗ zureichen. a Bei der Anmeldung ſind mitzubringen: a) Nachweis über geleiſteten aktiven Dienſt in der Wehrmacht oder Landespolizei oder über die bereits ausgeſprochene Annahme als Freiwilliger im Reichsarbeitsdienſt oder in der Wehrmacht; 5 b) Papiere über geleiſteten aktiven Dienſt im früheren Heer, der Schutztruppe, der Kaiſerlichen Marine und Reichswehr (Reichsheer und Reichsmarine). Die Wehrpflichtigen haben bei der Er⸗ faſſung außerdem über folgende Fragen Aus⸗ kunft zu geben: 8 a) Letzter Dienſtgrad b)(Letztes Patent als vom (Charakter als. vom c) Aktiv oder Reſerve oder Landwehr d) Waffengattung e) Sonderausbildung f) Verwendung im Kriege g) Dienſteintritt i 5 h) Letzter Truppenteil(Erg. Einheit uſw. i) Entlaſſungstag und⸗Ort k) Kriegsorden und Ehrenzeichen I) Verwundung m) Grad der Erwerbsbeſchränkung. Wer ſeiner Meldepflicht nicht oder nicht pünktlich nachkommt, wird, wenn keine höhere Strafe verwirkt iſt, mit Geldſtrafe bis zu 150 RM. oder mit Haft beſtraft. Heppenheim, den 6. Juli 1936 Heſſ. Kreisamt Heppenheim J. V.: Stieh Vorſtehende Bekanntmachung bringen wir hiermit zur öffentlichen Kenntnis und Beachtung. Viernheim, den 17. Juli 1936 Polizeiamt: — Der ganze Zauner des morgenfandes At fich au — 7 8 8 75 20 W 1 . 1 Tanz Zum, freiscnuiz“ Morgen Sonntag großer Tanz Es ladet zum Beſuche freundlichſt ein Der Wirt Die Nuſik Sämtliche ins Fach schlagenden Innenarbeiten wie Tabezteren Unoleumiegen anunespannung, Denorauonen finden sorgfältige Ausführung durch Nr Friedrichstraße 10 bas EDE, IbE ALR Re cHHAfFE „ NEEFORM- EMUSE-ZWIERACKM EHI Alleinverkauf: flora. Drogere Emi flenter ee Es ladet freundlichſt ein Ag. Martin, Kiesstrasse in grosser Auswahl j O Darn cnönes deinropramm a.. e.: derne Anf. Werktags ½9 Uhr, Sonntags ab Uhr, ab 7/10 Uhr nochmals Fa M J ö N- Seittag eklka große Jugenb⸗Vorſtellung Drucksachen Sallladen grunes Laub T roernee Verlebasgskerten Morgen Sonntag abend 8 eee, Todesanzeigen Trauerkarten Die Kapelle Hanf Trauerbild chen Frau Träger Ww. Mabel Aussteuer! gez.: Bullmann 28 Gediegene Qualitätsware! Erträgliche Anzahlung! Bequeme Ratenzahlung! „Suanag“, Stungari- N. Jägerſtr. 12— Vertreter geſucht (schon von Mk. 2.50 an pro 100 Mk. Kaufsumme) Blechdoſe(8 Pflaſter) 68 Pfg. in Apotheken u. Drogerien. Sicher z. haben us W. liefert die Druckerei der Hernneimerbolnszenung Schützenhof Morgen Sonntag, den 19. Juli 1936, Irobes Sommer esl unter Mitwirkung des Geſangvereins Sängertreue⸗ Harmonie. Schöne Gartenwirtſchaft, Kegelbahn wozu wir unſere werten Gäſte, Freunde und Bekannte, ſowie die Sängerwelt von Viernheim herzlich einladen. Familie Georg Herbert. Barlenlest worden Song ai Schlller im Ich bringe bei dieſer Gelegenheit erneut meine Konditorei⸗ und Backwaren in Erinnerung. Ganz beſonders empfehle ich meine naturreinen Weine von 25 Pfg. an. Ueberzeugen Sie ſich ſelbſt von der Qualität. Wegen Aeparaturarbeiten muß ich meine Mühle 8 Tage ſtillegen. Ich bitte meine werte Kundſchaft, mir deshalb ihr altes Getreide bis Dienstag, den 21. Juli 1936 zum Vermahlen an⸗ zuliefern. Johann Deeg, Mühle Heßijches Haus Rassenbons der Drogerie Peter Moskopp Gesammelte Kassenbons gelten weiter; dieselben werden ferner vom Nachtolger Georg Spiegel in gleicher Weise ausgegeben. alhaus-Drogerie Georg Splegel Vereins⸗Anzeiger Männergeſangverein 1846 Die Sänger treffen ſich morgen Sonntag nachmittag 3.30 Uhr im Gaſthaus zum„Halben Mond“.(Ju⸗ biläumsfeſt). Der Vorſtand. Geſangverein Sängerbund⸗Flora. Heute abend 9 Uhr Singſtunde Es wird gebeten, daß ſämtliche Sänger zur Stelle ſind Der Vorſtand. Geſangverein Sängertreue⸗ Harmonie. Samstag abend Singſtunde. Vollzähliges Erſcheinen erwartet der Vorſitzende. Am Sonntag, den 19. Juli hält unſer Lokalwirt ein Gartenfeſt ab, bei dem unſer Verein ſeine Mit⸗ wirkung zugeſagt hat. Vor allem werden die Sänger um ihr Erſcheinen gebeten. Aber auch alle paſſiven und Ehrenmitglieder mit Familienangehörigen und Anhänger des Vereins ſind eingeladen und wird zahlreicher Beſuch erwartet. Der Vorſtand. Turnverein von 1893 e. V. Am Sonntag, den 19. Juli 1936, vormittags 10 Uhr findet im Gaſthaus zum Freiſchütz eine außer⸗ ordentliche Hauptverſammlung ſtatt. Tages⸗ ordnung: Wahl des Vereinsführers. Hierzu ſind alle unſere Mitglieder, Ehrenmitglieder und Turne⸗ rinnen freundlichſt eingeladen. Der Vereinsführer: J. Lamberth. Turnbruder Beikert zum„Halben Mond“ begeht ſein 50fähriges Geſchäftsjubiläum. Die Mitglieder wollen ſich heute Samstag und morgen Sonntag recht zahlreich einfinden. Der Vorſtand. Verein der Hundefreunde. Sonntag, den 19. Juli vormittags 10 Uhr Mit⸗ gliederverſammlung auf dem Dreſſurplatz. Ich er⸗ Rathaus ⸗Drog. Georg Spiegel warte zahlreiches Erſcheinen, da wichtige Tagesordnung. Der Vorſtand. gen bebe präſ No tele 0 du bi a flit 0 zwe einiſ den Aulo 2 ſam M In N e Ktieg Mar fn Fina Welh Li