5 * — Volks Anmksblatt der Bürgermeisterei Viernheim Er cheinungsweiſe Bezugspreis Nummer 221 1 Ke an* 0 und Feiertagen. e Ins Haus gebracht monatlich 1.60 RM. einſchließlich Botenlohn durch die Poſt monatlich 1.60 RM. ausſchließlich Beſtellgeld. Einzelnummer 10 Rpfg. JC ͥũã/ Add ã f bbb Dienskag ternheimer jeilun. Verkündigungsblatt der NS D AN. Viernheim Anzeigenpreis: Grundpreis für mm Höhe und 22 mm Breite 3 Rpfg. im Textteil für 1 mm Höhe und 67 mm Breite 15 Rpfg. Zur Zeit iſt Anzeigenpreisliſte Nr. 6 gültig Ge.ſchäftsſtelle Viernheim. Bismarckſtraße 13. Fernſpr. 153. den 22. Jeplember 1936 SK. Ludwigshafen 15101 12. Jahrgang „Das hillerreich eine europäiſche Nolwendigleit Lloyd George und Ward Price fordern Verſtändnis für deutſchland deulſchland das Fundament Europas ard Price für Juſamm enarbeit mit Deulſchland London, 21. Sept. In der„Daily Mail“ veröffentlicht Ward Price einen neuen Aufſatz über„Das neue Deutſchland“. Darin heißt es u. a.:„England iſt noch nicht auf⸗ gewacht zu der Erkenntnis deſſen, was in Deutſchland vor ſich geht. Vor 150 Jahren ver⸗ änderte die franzöſiſche Revolution die Ge⸗ ſchicke Europas. Heute werden ſie von Hitler verändert. Er hat der Ziviliſation einen neuen Weg gewieſen. Nationen, die ſich an die alten Methoden feſtklammern, werden zurückblei⸗ ben. Vor dem Arbeitsdienſt in Nürn⸗ berg habe der Führer erklärt, der Einzelne habe nur als Glied der Gemeinſchaft Bedeu⸗ tung. Dieſer Geiſt der Selbſtaufopferung ge⸗ genüber der Nation, ſo fährt Ward Price fort, ſei im engliſchen Volk nur in Kriegszeiten vor⸗ handen. Das Ziel des einzelnen Engländers ſei perſönlicher Erfolg, das der Nationalſozia⸗ liſten ſei Dienſt am Vaterland und die Befol⸗ gung des Leitſatzes„Gemeinnutz geht vor Eigennutz“. Die Führung ſei es, die die deut⸗ ſche Seele verändert und die menſchlichen Mo⸗ tive auf einen höheren Plan erhoben habe. Die perſönliche Inſpiration Hitlers habe das ge⸗ tan. Ihre Wirkung ſei ungeheuer. Gewaltige Macht, ſowohl im militäriſchen wie im mora⸗ liſchen Sinn werde in dieſer Nation lebendig, die nach dem Programm des Führers umge⸗ wandelt ſei. Der Führer ſetzte unbegrenztes Vertrauen in die Macht des deutſchen Volkes, und nie⸗ mand, der den Tatſachen mit geſundem Men⸗ ſchenverſtand ins Geſicht ſehe, könne die Rich⸗ tigkeit dieſer Ueberzeugung beſtreiten. Das moderne Deutſchland ſei ein neues Fundament in Europa. Die Grenzen ſeiner Macht und ſeiner Leiſtung ſeien unüberſeh⸗ bar. Es ſei der größte Faktor, mit dem eine briti⸗ ſche Regierung jemals habe rechnen müſſen. Dieſen Geſichtspunkt der nationalſozialiſtiſchen Politik zu kritiſieren und zu bekriteln, ſei zwecklos. Ihr Ergebnis ſtände in ihrer wirk⸗ lichen Gewalt vor uns. Von dem Verhalten Englands gegenüber dieſem Deutſchland hänge der Friede Europas und vielleicht die eigent⸗ liche nationale Exiſtenz Englands ab. Nur eine grundſätzliche Linie könne für den Kurs Englands einen ſicheren Anhalt geben und das ſei Zuſammenarbeit, nicht Konflikte. Wenn England in einem guten Verhältnis zu Deutſchland ſtehe, dann brauche es niemals neue Kriege in Europa zu geben. Wenn Eng⸗ land jedoch gegen Deutſchland Stellung näh⸗ me, dann würde es einen Krieg unvermeidlich machen. Lloyd George bewunderk deulſchland London, 21. Sept. Die liberale„News Chronicle“ veröffentlicht in großer Aufmachung eine Unterredung ihres Mitarbeiters A. J. Cummings mit dem früheren engliſchen Miniſterpräſidenten Lloyd George über deſſen Eindrücke in Deutſchland. Cummings ſtellte zunächſt folgende Frage an Lloyd Ge— orge: „Ich habe den Eindruck, daß Sie Deutſchland nicht als eine Gefahr für den Frieden Europas betrachten.“ „Das hängt davon ab, wie Deutſchland be⸗ handelt wird. Wenn es angegriffen und ſein Gebiet überfallen wird, wie im Jahr 1923 durch Poincaré, dann wird es nicht friedfertig unter den Peitſchenhieben niederkauern. Wenn Sie wollen, können Sie dieſe neue Stellung- nahme der Selbſtverteidigung und der Selbſt⸗ achtung eine Gefahr für den Frieden nennen.“ „Der ſozialiſtiſche Miniſterpräſident Blum“, fuhr Lloyd George fort,„hat Millionen voll- ausgebildeter und bewaffneter Soldaten hinter ſich. Ich möchte Ihnen meine offene Meinung ſagen: Ich bin weder ein Faſchiſt noch ein Kom⸗ muniſt. Ich ging als ein Liberaler nach Deutſch⸗ land. Ich betrachte Deutſchland durch liberale Augen, und ich bin als Liberaler zurückgekom⸗ men. Aber Liberale, die ſich weigern, den Tat- ſachen ins Geſicht zu ſehen, ſind der Fluch des Liberalismus. Wenn wir den Frieden unter den Nationen wollen, dann müſſen wir es als eine unzweifelhafte Tatſache hinnehmen, daß die meiſten Länder Europas von Diktatoren regiert werden. Es gibt zwei Arten von Dikta⸗ toren. Der eine iſt der Herrſcher, der feſtſetzt, wie ein Land am beſten regiert werden kann, der andere iſt derjenige, der ſich anmaßt, einem anderen Land zu diktieren, wie es regiert wer⸗ den ſollte. Das Letztere iſt nicht Liberalismus. Es iſt einfach Frechheit.“ Auf die Frage, ob Lloyd George an die„Ge⸗ fahr des deutſchen Militarismus“ glaube, ant⸗ wortete dieſer u. a.: „Meine Antwort iſt die, daß Deutſchland nicht den Wunſch hat, irgendein Land in Europa anzugreifen und daß Hitler für die Verteidigung rüſtet und nicht für den Angriff.“ Es folgte die Frage:„Will Hitler Sowjetrußland bekämpfen?“ nicht „Nein. Er hat einen fanatiſchen Haß gegen den Bolſchewismus, und er hat in jahrelanger Propaganda eine antikommuniſtiſche Front in Deutſchland geſchaffen, aber lächerlich iſt die Behauptung, daß er nach Moskau marſchieren wolle, oder daß er die Ukraine begehre.“ Lloyd George fuhr dann fort: „Hitler hat große Dinge für ſein Land getan. Er iſt ohne Zweifel ein großer Führer. Er hat eine bemerkenswerte Aenderung in den Arbeitsbedingungen der Männer und Frauen herbeigeführt. Darüber kann überhaupt kein Zweifel beſtehen. Hitler iſt eine dynamiſche Perſönlichkeit. Die Schwäche der Demokratie hat Italien zum autoritären Staat gemacht. Das Unvermögen der deutſchen demokratiſchen Parteien, ihre Möglichkeiten wirkſam aus zu⸗ nutzen, und die Tatſache, daß ſie Deutſchland auf den tiefſten Punkt herabgebracht haben, machte die Revolution Hitlers oder eine an⸗ dere Revolution unvermeidbar. Deutſchland hat in einer Stunde großer nationaler Not zwiſchen der Einigkeit und der„Freiheit“ ent⸗ ſcheiden müſſen. Es hat die Einigkeit gewählt und be⸗ trachtet ſie immer als die einzige Möglichkeit. Ich bin überzeugt, daß angeſichts der feindſeli⸗ gen Nationen, von denen Deutſchland umge⸗ ben iſt, die gewaltige Mehrheit aller Klaſſen eine Rückkehr zu den alten Parkeikämpfen ver- abſcheut.“ Lloyd George ging dann zu den deutſch⸗engliſchen Beziehungen über und erklärte:„Hitler hat eine tiefe Be⸗ wunderung für das britiſche Volk, die von den deutſchen Volksgenoſſen geteilt wird. Ihr Wunſch nach Freundſchaft mit uns iſt unbe⸗ ſtreitbar und wirklich. Immer wieder ſagten Deutſche zu mir:„Wir haben nur einen Streit mit England gehabt. Wir dürfen niemals einen zweiten Streit mehr haben. Hitler wünſcht unſere Freundſchaft.“ „Was iſt Hitlers Gegenforderung?“ fragte Cummings. Lloyd George antwortete u. a.: „Er verlangt keine Gegenleiſtungen und hat niemals eine verlangt, es ſei denn die Gleichberechtigung für ſein großes Land. Der engliſche Fragebogen an Deutſch⸗ Peinliche Verlegenheit in Genf der Negus iſt wieder da— die abeſſiniſche delegalion in der Vollver ſammlung Genf, 21. Sept. Der Negus traf am Montag um 17.30 Uhr im Flugzeug aus Lon⸗ don hier ein. In ſeiner Begleitung befanden ſich ſein Sohn und Ras Kaſſa, ſowie eine Anzahl Sekretäre und Bedienſtete. Auf dem Flugplatz hatten ſich lediglich Mitglieder der abeſſiniſchen Abordnung zur Begrüßung einge⸗ funden. Inzwiſchen war die Völkerbundsverſamm⸗ lung wieder zuſammengetreten. Der Vollmach⸗ tenprüfungsausſchuß legte einen vorläufigen Bericht vor, in dem die Angelegenheit der abeſ⸗ ſiniſchen Vertreter wegen der damit verbunde⸗ nen beſonderen Schwierigkeiten zurückge⸗ ſtellt wird. Demgemäß nehmen die Abeſſi⸗ nier bis auf weiteres an der Verhandlung teil. Sie beteiligten ſich an der Wahl des Präſiden⸗ ten. Gewählt wurde mit 44 von 49 abgegebenen Stimmen der argentiniſche Außenminiſter Saavedra Lamas. In ſeiner Antrittsrede erklärte Saavedra Lamas: Für die jetzt zu löſende Aufgabe der Vervollkommnung des Völkerbundes bilde das im Chacco-Streitfall erfolgreich durchgeführte Schlichtungsverfahren einen wertvollen Präze⸗ denzfall. Das Hauptmerkmal jener Löſung ſei zweifellos die großzügige und nützliche Mit⸗ arbeit von Ländern geweſen, die dem Völker⸗ Vor enkſcheidenden Paris, 21. Sept. Im Großen Hauptquar⸗ tier der Nationaliſten in Valladolid hält man es nicht für ausgeſchloſſen, daß die roten Truppen infolge des immer enger werdenden Kreiſes um Madrid einen verzweifelten Durchbruchsverſuch machen werden. Man iſt in nationaliſtiſchen Kreiſen der Auf⸗ faſſung, daß die Madrider Regierung jede Hoffnung aufgegeben hat, den nordſpaniſchen Städten Hilfe bringen zu können. CCFCCCCCCFFFCCFCCCCCCCC land hätte niemals abgeſandt werden dürfen. Wir haben auch Frankreich und Italien keine Fragen vorgelegt, warum dann Deutſchland? Die Franzoſen und Italiener ſind viel mehr gerüſtet als die Deutſchen. Es waren alles Fragen, die auf der Konferenz ſelbſt geſtellt hätten werden ſollen. Sie rechtfertigten den Verdacht, daß wir nicht einmal jetzt Deutſch⸗ land als gleichberechtigt behandelten. Wir ſtell⸗ ten Fragen, als ob wir Streitparteien in einem kleinen Winkelprozeß wären. Es waren kleinliche Fragen und nicht hohe Diplomatie.“ Die abſchließende Frage Cummings lautete: „Wenn nach Ihrer Anſicht Deutſchland keine Gefahr für den Frieden Europas oder Eng⸗ lands iſt, welches iſt dann die Gefahr, gegen die ganz Europa aufrüſtet und gegen die England mit Unterſtützung aller Parteien aufrüſtet?“ Dieſe Frage veranlaßte Lloyd George zu einem verzweifelten Händeringen. Er erklärte: „Das iſt Wahnſinn. Wir können mit Deutſch⸗ land zu Vereinbarungen kommen, die nicht unehrenhaft für uns ſein werden und die nicht nur den Frieden zwiſchen Deutſchland und Frankreich, ſondern den Weltfrieden her⸗ ſtellen. Ich bin für den Frieden in Europa. Wir werden ihn nicht erhalten, wenn wir darauf beſtehen, daß andere Länder ihre Regierungs- formen unſerer Auffaſſung anpaſſen, bevor wir zu irgend einer Vereinbarung mit ihnen kommen. Sie müſſen das Recht haben, ihre eigenen inneren Probleme auf ihre eigene Weiſe auszufechten. bund nicht angehören. Er wolle darin neue Möglichkeiten einer Friedenspolitik erblicken, die nicht gelegentlich bleiben dürften, ſon⸗ dern verallgemeinert werden müß⸗ ten. Neben der Methode der Auslegung und der Aenderung der Völkerbundsſatzung bilde die Gewinnung der Mitarbeit außenſte⸗ hender Länder einen dritten Weg der Völkerbundsreform. Dieſe Mitarbeit müſſe im voraus feſtgelegt und juriſtiſch unterbaut wer⸗ den. Saavedra Lamas erinnerte an die bevor⸗ ſtehende panamerikaniſche Konferenz, die dem gleichen Friedensideal diene wie der Völker⸗ bund. Es handele ſich in beiden Fällen darum, das Aufeinanderprallen der Intereſſen der ein⸗ zelnen Völker abzuſchwächen und ſie davon zu überzeugen, daß der Fortſchritt eines jeden nur gewinne durch eine Zuſammenarbeit. Politik und Wirtſchaft ſeien eng miteinander verbun⸗ den. Solange man keinen dauerhaften Frieden ſichere, könne man ſich nicht von den Zollſchran⸗ ken befreien und die Währungsanarchie beſei⸗ tigen. Man könne den Völkerbundspakt juri⸗ ſtiſch abändern, ſeine Wirkſamkeit werde aber vor allem von dem Schwergewicht der morali⸗ ſchen Kräfte abhängen, aus denen er in einem Augenblick hervorgehe, in dem die Ziviliſation ſich zu einem Schlag gegen den Krieg aufraffe. Die nächſte Sitzung findet Dienstagvormittag ſtatt. Kämpfen in Spanien Die ganze Aufmerkſamkeit der Nationaliſten iſt jetzt auf die Lage um Madrid gerichtet, wo die Initiative für ſämtliche militäriſchen Ope⸗ rationen in ihren Händen liegt. Der unaufhör⸗ liche Vormarſch der Kolonne Yague über Ta⸗ lavera hinaus, zwingt die Roten weiter zum Rückzug. Der Druck dieſer Kolonne wurde in den letzten Tagen ſo ſtark, daß man ſich fragt, ob unter den gegebenen Verhältniſſen das vor⸗ läufige Ziel, Toledo, nicht aufgegeben und un⸗ mittelbar auf Madrid marſchiert werden ſoll. 3 Nach der Eroberung von Jalvoecho Huelva] durch die nationalen Truppen vernehmen Frau und Kinder des örtlichen Richters mit Ent⸗ ſetzen, daß die Roten ihren Ernährer auf beſtialiſche Weiſe ermordet haben. (Weltbind, die re Klare Linien der deulſchen Außenpolilik „Die neuen Ereigniſſe der Völkerbundspolitik ſind dieſe: England hat den Weſtmächten mit Einſchluß Deutſchlands die Ein lad ung zur Weſtpaktkonferenz zugeſchickt, de⸗ ren Wortlaut nicht bekanntgeworden iſt. Der engliſche Außenminiſter Eden hat geſtern in Paris mit dem franzöſiſchen Miniſterpräſiden⸗ ten eine lange Unterredung gehabt, die den Zweck gehabt haben ſoll, die engliſch⸗franzöſi⸗ ſche Uebereinſtimmung über die Ziele der Weſt⸗ paktkonferenz zu begründen. Schließlich wurde gemeldet, daß Frankreich ſich mit dem Plan trage, einen Friedensaufruf zu erlaſ⸗ ſen. Weiter iſt zu vermerken, daß der Völ⸗ kerbund in Genf zuſammengetreten iſt. Nun, das letztgenannte Ereignis iſt vielleicht das am wenigſten bedeutſame. Es ſieht auch diesmal wieder ſo aus, als werde der Völker⸗ bund aus ſeiner Ohnmacht, etwas zur Löſung der europäiſchen Fragen beizutragen, nicht her⸗ auskommen. Daß der Negus wieder auf der Bildfläche erſcheint, daß man ſich darüber ſtrei⸗ tet, ob man die abeſſiniſche Abordnung zulaſſen ſoll, ſind ſchließlich Sorgen, die allein die Gen⸗ fer Bürokratie angehen. Daß die nationalen Minderheiten in Europa ihre Wünſche vortra⸗ gen, die Sudetendeutſchen, die Polen in der Ukraine, wird ſo wie früher auch ſeine Erledi⸗ gung finden: man wird ſie in den Ausſchuß verweiſen. Was ſoll der Völkerbund auch groß tun. Früher, als England und Frankreich allein den Ton in Genf angaben, hatte er es ja in mancher Beziehung leichter; aber die Dinge haben ſich verändert. Italien iſt zur Großmacht des Mittelmeeres emporgeſtiegen, und Deutſch⸗ land iſt frei von den Verſailler Ketten. So wäre es begreiflich, daß der Völkerbund auch einmal daran denken könnte, ſeinem Na⸗ men Ehre zu machen, eine Reform an ſich ſelber zu vollziehen und ſich zum Bunde freier und gleichberechtigter Nationen zu geſtalten. Man hat ja ſchüchtern von Reform geſprochen, aber—„die Botſchaft hör' ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“. 4 In ſolcher Lage iſt die Politik Deutſchlands denkbar klar. Der Führer hat ſie auch in ſei⸗ nen Nürnberger Kundgebungen vor aller Welt mit ganzer Offenheit bezeichnet: Feſthal⸗ ten an der Friedensparole und Abwehrſtellung gegen die Welt⸗ gefahr des Bolſchewismus. Leicht könnte jemand denken: Da hat ja der Völkerbund die dankbarſte Aufgabe, die man ſich denken kann! Er könnte ſich ja mit den Greueln in Spanien beſchäftigen und einmal klipp und klar ſagen, daß das, was der Bolſche⸗ wismus ſich da leiſtet, eine Schande und eine Gemeinheit ſondergleichen iſt, die von jedem ge⸗ ſitteten Menſchen verurteilt werden muß. Er könnte mindeſtens das eine tun, daß er einen flammenden Proteſt gegen die Erſchießung von Geiſeln losläßt und klipp und klar erklärt, daß Verfechter ſolcher Methoden in ſeinen Hallen keinen Platz haben können. Er könnte auch ein Wort dagegen ſagen, daß die Sowjetruſſen mit Wort und Waffen an dem Morden in Spanien Anteil haben und daß auch andere hohe Ge— noſſen des Völkerbundes ſolche zweifelhaften Geſchäfte machen. Wäre ſicher ein verdienſt⸗ liches Werk. Denn wofür iſt man ein Völker- bund, der von ſeinen Mitgliedern Beiträge er⸗ hebt, wenn man nicht mithelfen wollte, daß das beleidigte Rechtsgefühl der Völker und das ver⸗ letzte Gewiſſen Europas Genugtuung erhalten. Man kann doch unmöglich in Genf ſitzen und belangloſe Dinge ſchwatzen, während drüben in Spanien der Jammer der mit Füßen getrete⸗ nen armen Menſchenkreatur zum Himmel ſchreit. Aber wir wiſſen ja, wie die Dinge liegen. Herr Litwinow iſt nicht umſonſt das ſehr ehrenwerte Mitglied dieſer erlauchten Ver⸗ ſammlung. Als der franzöſiſche Außenminiſter Barthou ſeinerzeit die Ehre hatte, den Mos⸗ kauer„Ehrengottloſen“ Litwinow im hohen Rat willkommen zu heißen, da tat er es mit einer ſcherzhaften Redewendung, wie: Er ſieht gar nicht ſo übel aus, dieſer Burſch aus Mos⸗ kau. Der Schweizer Motta war anderer Mei⸗ nung. Er ſagte es dem Chriſtenmörder ins Ge⸗ ſicht, was er von ihm hielt, und er nannte die Aufnahme Sowjetrußlands in den Völkerbund einen ſchwarzen Tag. Das alles iſt noch gar nicht ſo lange her, und ſelbſt die Franzoſen werden heute in der Lage ſein, eine Bilanz zu ziehen, was ſie dieſer Tag gekoſtet hat. Jedenfalls wird ſich Deutſchland die Ein⸗ ladung zur Weſtpaktkonferenz ſehr ge⸗ nau anſehen. Es wird vielleicht eine Reihe von Vorfragen zu ſtellen haben, um eine be⸗ friedigende Klärung herzuſtellen. Deutſchland hat auf das franzöſiſch-ſowjet⸗ ruſſiſche Militärbündnis, das die ſtärkſte Be⸗ drohung des Friedens darſtellte, eine ſeiner Ehre und ſeiner Sicherheit ſchuldige Antwort gegeben: der Führer verkündigte die abſo⸗ lute Wehrhoheit und die völlige Souveränität des Reichsgebiets. Die deutſchen Truppen nahmen ihre Frie⸗ densgarniſonen in der ehemaligen entmilita⸗ riſierten Zone wieder in Beſitz. und dieſe hatte damit zu beſtehen aufgehört. Nichts iſt an dieſer Tatſache, die aus heiligem Recht und tiefer Verantwortung geboren worden war, zu ändern. Aber daran muß erinnert werden, daß an dem denkwürdigen 7. März dieſes Jahres der Führer ſeinen großen Friedensplan verkündigte und in 3 5 3 Die große Herbſlübung Vorpoſlengeplänkel Bad Nauheim, 21. Sept.(Vom Son⸗ derberichterſtatter des DNB.) Der erſte Tag der großen Herbſtübungen im Gebiet um den Vogelsberg brachte noch keine größeren Kampfhandlungen. Die„kriegführenden“ Par⸗ teien, die in der Frühe des Montag zunächſt ihre Aufklärungsabteilungen in das Uebungs⸗ gebiet entſandten, waren ſelbſtverſtändlich über die Stellung und die Bewegungen des Geg⸗ ners, ſeine Stärke und Bewaffnung völlig im Eine Ueberſichtskarte des Manövergebiets Die Uebungen finden im Raum Aſchaffen⸗ burg— Meiningen— Bebra— Treyſa— Bad Nauheim ſtatt.(Graph. Werkſt., K.) Unklaren. Das alles galt es zunächſt einmal zu erkunden. Die Schwierigkeit der Aufgabe, ſowohl der im eigenen Lande kämpfenden „Blauen“ als auch der„feindliches Gebiet“ betretenden roten Partei wuchs durch das außerordentlich zerklüftete, ſtark bewaldete, von vielen Senken durchzogene und wegearme Gebiet, das nur wenige Höhen auſweiſt, die einen größeren Einblick in das Gelände ge⸗ ſtatten. Hinzu kommt endlich die rein räum⸗ liche Ausdehnung des als Operationsbaſis vorgeſehenen Raumes, die etwa 130 qkm be⸗ tragen dürfte. Es leuchtet ein, daß in einem derartig geſtalteten Gelände bei einem Geg⸗ ner, über deſſen Stärke, Bewaffnung, Marſch⸗ richtung und Beweglichkeit nichts bekannt iſt, die Führer vor außergewöhnliche Aufgaben geſtellt werden, die ſchnelle Entſchlüſſe, ge⸗ wandte Befehlsgebung und raſche Anpaſſung an die entſtehende Lage erfordern. Auch von der Truppe werden bei der völlig kriegsmäßt⸗ gen Durchführung der Uebung ungewöhnliche Leiſtungen verlangt und es braucht nicht be⸗ tont zu werden, daß von beiden Seiten alles getan worden iſt, was die Abſicht des Gegners, ſich über die Stärke und die Bewegungen der anderen Seite zu unterrichten, durchkreuzen könnte. Beide Parteien haben zunächſt verſucht, den Gegner durch Aufklärungsabteilungen feſtzuſtellen. Dabei konnte in den frühen Morgenſtunden Luftaufklärung ſo gut wie gar nicht eingeſetzt werden. da Bodennebel und wenig klare Sicht dies verhinderten. Um ſo eifriger waren motoriſterte u. berittene Stoßtruppen an der Arbeit. War der Gegner ermittelt, dann galt es die wenigen Punkte des Gelän⸗ des zu ſichern, die eine gute Weiterentwicklung des Vormarſches oder die beſſere Stellung zu gewährleiſten verſprechen. Von den zunächſt erreichten Punkten aus wurden dann die Aufklärungsabteilungen weiter vor⸗ getrieben und das Gros immer unter entſpre⸗ chender Sicherung nachgezogen. Aus den Er⸗ gebniſſen dieſer Aufklärungsarbeit und den Feſtſtellungen, die bei der erſten Feindbe⸗ rührung gemacht wurden, wird ſich die wei⸗ tere Lage geſtalten, über die am Abend des erſten Tages noch nichts geſagt werden kann. Bis zum Abend waren die Uebungen von ſchönſtem Herbſtwetter begünſtigt. Dann kam ein ſchweres Unwetter mit außer⸗ ordentlich heftigen Regengüſſen auf, das aber erfreulicherweiſe raſch vorüberzog. Die An⸗ teilnahme der Bevölkerung des Uebungsgebie⸗ tes iſt ungeheuer. Keine Stadt, kein Dorf und kein Flecken, der nicht im reichſten Flaggen⸗ ſchmuck prangt. Girlanden ſchlingen ſich an den Häuſerfronten entlang, Spruchbänder hei⸗ ßen die junge deutſche Wehrmacht willkom⸗ men, und es iſt bewegend zu ſehen. wie ſelbſt in den landſchaftlich überaus ſchönen, aber wenig ertragreichen Gegenden die einfachſten Häuschen mit Feldblumen und Papierfähn⸗ chen zu Ehren der Träger unſerer Wehr ge⸗ ſchmückt ſind. Die Truppen, die zum Teil ſchon ſchwere Uebungstage hinter ſich haben, machen einen ganz vorzüglichen Eindruck, braungebrannt ziehen ſie mit heiteren Scherzrufen vorbei. Lloyd George nennt Deulſchlaud ein Wunderland Kopenhagen, 21. Sept.„Berlingske Tidende“ veröffentlicht ein Geſpräch zwiſchen Lloyd George und dem däniſchen Jour⸗ naliſten Sigvarnd Abrahamſen über die Deutſchlandreiſe Lloyd Georges. Lloyd George ſagte u. a.:„Ich will Ihnen ſagen, was ich über meine Reiſe ſelbſt ſchreibe; ich bin ſelber Journaliſt. Dieſe Reiſe, das kann ich jetzt beurteilen, gibt mir Stoff für eine Anzahl von Artikeln. Ich denke, ſie kommen ſpäter in Buchform heraus. Es iſt notwendig, daß die Welt das neue Deutſch⸗ land kennenlernt.“ Abrahamſen:„Das neue Deutſchland, iſt es anders, als Sie es erwarteten?“ 3 Lloyd George:„Das neue Deutſchland iſt ſelbſtverſtändlich ſo ganz anders, als jeder fremde Beſucher es anzutreffen erwartet. Wir Briten werden überwältigt, wenn wir dahin kommen und uns umſehen. Nein, ich habe niemals gedacht, ſo etwas in irgend einem Lande Europas zu ſehen zu bekommen. In früheren Tagen ſprach man imnter von Ame⸗ rika als dem Land der Wunderwerke— nun iſt es Deutſchland!“ Ueber die Reichsautobahnen ſagte Lloyd George:„Ich nehme an, daß dieſe Auto⸗ bahnen, die Hitler 1924 im Gefängnis er⸗ fand, ſich ſchneller über die ganze Welt ausbreiten werden, als z. B. der Eiſen⸗ bahnbau.“ Der engliſche Politiker erwähnt weiter, wie er im Jahre 1911 die Altersverſicherungen in Deutſchland ſtudiert habe, die England ſpäter übernahm. Weiter zählt er die Arbeiten auf dem Siedlungsgebiet uſw. auf und ſagt, es ſei ihm nur unklar, wie alles dieſes in der kurzen Zeit habe durchgeführt werden können. Ueber ſeine Unterredung mit dem Führer äußert ſich Lloyd George, daß Hitler ſogleich auf den Kern der Themen eingehe: Was der Führer mit ihm in drei Stunden beſprochen habe, dazu benötige man ſonſt mindeſtens drei Tage.„Ich wurde von Hitler perſönlich ſo anſchaulich über die Vorhaben des neuen Deutſchland unterrichtet, daß ich während mei⸗ ner ſpäteren Beſichtigungen alles ſogleich er⸗ faßte und verſtand.“ 77 ↄðVjwuwꝙu0ué7½q½ df. ſchöpferiſcher Schau der Welt die Wege auf⸗ zeigte, die zu einem dauerhaften und langfri⸗ ſtigen Frieden führen und das Gefühl der Un⸗ ſicherheit in Europa beſeitigen ſollten. Es ſpricht nicht ſonderlich für die Größe der euro⸗ päiſchen Staatskunſt, daß ſie ſo lange zögerte, einen ſo großen und weitherzigen Plan auf⸗ zugreifen und zur Grundlage der Verſtändi⸗ gung zu machen. Wenn jetzt Paris einen Frie⸗ densaufruf ankündigt, nachdem es ſo lange geſchwiegen hat, dann können wir nur wün⸗ ſchen, daß es nicht bei Qualm und Schall bleibe, ſondern daß die praktiſchen Vorſchläge des Führers endlich auch die Leute drüben finden, die guten Willens ſind. eine Sache praktiſch und vernünftig anzufaſſen. Schon damals erklärte ſich Deutſchland zum Abſchluß eines neuen Paktes, der die Grenz⸗ regelung zwiſchen Deutſchland, Frankreich und Belgien endgültig feſtlegen ſollte, bereit. Gleichzeitig wurde die Notwendigkeit einer ſehr gründlichen Vorbereri⸗ tung einer neuen Konferenz betont. Der Führer erklärte damals mit allem Nach⸗ druck, daß Deutſchland zu keiner Konferenz mehr erſcheinen würde, an der es nicht unter Wahrung ſeiner vollen Gleichberechtigung mit⸗ arbeiten könne. Für die früheren ſehr üblen Konferenzmethoden iſt Deutſchland nicht mehr zu haben. Dieſes Deutſchland gehört end⸗ gültig der Vergangenheit an. Darum iſt es notwendig, daß eine Konferenz der Weſtmächte ſorgfältig vorbereitet wird und daß man ſich über ihr Ziel von vornherein klar iſt. Wenn der gute Wille herrſcht, es zu einer Verſtändi⸗ gung kommen zu laſſen, wird das ja auch nicht ſo ſchwierig ſein. Das eben wird Deutſchland mit ſeinen Vorfragen bald feſtgeſtellt haben. * Der andere Punkt betrifft die Abwehrſtel⸗ lung gegen die Weltgefahr des Bolſchewis⸗ mus. Daß Deutſchland darin ſeine beſondere Aufgabe erkennt, weiß die Welt zur Genüge, ſeitdem der Alarmruf von Nürnberg die Völker aus dem Schlaf geſchreckt hat. Dieſe Stimme von Deutſchland her will gehört, ge⸗ achtet und beachtet werden. Wenn hierin nicht ein klarer Kurs eingehalten wird, können Konferenzen zu keinem Erfolge führen. Zu⸗ viel ſteht für Europa auf dem Spiel, als daß es in dieſer Stunde den Kopf in den Sand ſtecken könnte. Will Europa zum Frieden und zur Sicherheit kommen, dann muß jeder Kom⸗ promiß mit dem Bolſchewismus ausgeſchaltet werden.—8. Reichsminiſler dr. Goebbels in Alhen Die Beſuche und Beſichtigungen am Montag Athen, 21. Sept. Am Montag vormittag beſichtigte Reichsminiſter Dr. Goebbels zu⸗ nächſt das Athener Stadion und den Tempel des Zeus. Danach ſtattete er, begleitet vom deutſchen Geſchäftsträger Dr. Kordt, wie be⸗ reits kurz berichtet, dem griechiſchen Miniſter⸗ präſidenten Metaxas einen Beſuch ab. Im Verlauf der etwa eine halbe Stunde dauern⸗ den angeregten Unterhaltung gab der Reichs⸗ miniſter ſeiner herzlichen Freude Ausdruck, nun Gelegenheit zu haben, das Land kennen zu lernen, in dem ſich die griechiſche Kultur entwickelt. Nach einem kurzen erſten Gang auf die Akro⸗ polis machte Reichsminiſter Dr. Goebbels dem Preſſeminiſter der griechiſchen Regierung, Ni⸗ koludis, und dem Kommunalminiſter und Staatskommiſſar für Athen und Umgebung, Kotzias, der kürzlich in Deutſchland weilte, ſeine Aufwartung und begab ſich darauf auf die deutſche Geſandtſchaft, wo ihm die Mit⸗ glieder der Geſandtſchaft vorgeſtellt wurden. Um die Mittagszeit erfolgte eine gemein⸗ ſame Fahrt nach dem herrlich gelegenen Stauwerk von Marathon als Gaſt des Preſſe⸗ minifters Nikoludis. Nach dem Mittageſſen wurde das hiſtoriſche Schlachtfeld von Mara⸗ thon beſichtigt.. Am Nachmittag begab ſich Miniſterpräſident Metaxas in das Hotel Grande Bretagne, um den Beſuch des Reichsminiſters zu erwidern. Im gleichen Hotel, wo die deutſchen Gäſte Wohnung genommen hatten, gab Miniſterprä⸗ ſident Metaxras am Abend zu Ehren Dr. Goeb⸗ bels' einen großen Empfang, an dem von griechiſcher Seite die Miniſter Nikoludis und Kotzias, der Chef des Protokolls, Geſand⸗ ter Vikelas, der Geſandte Melas und andere Herren des Außenminiſteriums teilnahmen, von deutſcher Seite der Geſchäftsträger, der Landesgruppenleiter der NSDAP. und die Be⸗ gleitung des Reichsminiſters. Ueberall, wo ſich Reichsminiſter Dr. Goeb⸗ bels bei ſeinen Gängen und Beſuchen zeigte, brachte die Bevölkerung durch lebhafte Anteil⸗ nahme und Zurufe ihre Freude über die An⸗ weſenheit des deutſchen Gaſtes zum Ausdruck. Die hillerjugend in Rom Rom, 21. Sept. Das Ziel der Italienfahrt der 452 Hitlerjungen iſt erreicht: ſie weilen in Rom, der ewigen Stadt, der Metropole des klaſſiſchen Altertums und dem Mittelpunkt des neuen faſchiſtiſchen Italiens. Bereits der erſte Tag brachte ihnen eine Fülle von unvergeß⸗ lichen Eindrücken, von immer neuen Bildern und Erlebniſſen. Am Vormittag beſuchten ſie unter ſachkundi⸗ ger Führung von in Rom anſäſſigen reichs⸗ deutſchen Parteigenoſſen und Hitlerjungen das gewaltige Ruinenfeld der Antike: ſie weil⸗ ten längere Zeit im Coloſſeum, dem groß⸗ artigſten Denkmal der antiken Stadt, ſchauten vom hohen Palatin auf das Forum Romanum mit ſeinen zahlloſen Tempelruinen herab und wanderten durch die Baſilika und die Säulen⸗ hallen der alten Kaiſerpaläſte. Den ganzen Vormittag nahm dieſe Beſichtigung in An⸗ Fiuge und doch verging die Zeit wie im uge. Der Reichsjugendführer beſuchte in der Mit⸗ tagszeit mit dem Stabsführer Lauter⸗ bacher und ſeiner Begleitung die beiden Schulen, in denen die 452 Jungen unterge⸗ bracht ſind, und verweilte längere Zeit in ihrem Kreiſe. Er konnte ſich bei dieſer Gelegen⸗ heit davon überzeugen, daß die Balilla in großzügigſter Weiſe für das Wohl der deutſchen Jungen geſorgt hat, und Verpflegung, Unter⸗ kunft uſw. muſtergültig geregelt ſind. Hierfür ſprach der Reichsjugendführer den Offizieren der Balilla ſeinen beſonderen Dank aus. „Am Nachmittag veranſtaltete der Miniſter für nationale Erziehung, de Vecchi, in ſeinem Miniſterium für den Reichsjugendführer, ſei⸗ nen Stab und die 452 Hitlerjungen einen Empfang, der im Zeichen der freundſchaftlichen Verbundenheit der deutſchen und italieniſchen Jugend ſtand. Als Vertreter der Botſchaft wohnte Geſchäftsträger Baron v. Pleſſen dem Empfang bei. Im großen Empfangsſaal ſchritt Reichsjugendführer Baldur von Schirach gemeinſam mit Miniſter Vecchi und dem Füh⸗ rer der faſchiſtiſchen Jugend Italiens, Staats⸗ ſekretär Ricci, die Front der Hitlerjungen ab. Darauf begrüßte Miniſter de Vecchi den Reichs⸗ jugendführer und die deutſchen Jungen mit einer kurzen Anſprache und betonte, daß das faſchiſtiſche Italien außerordentlich erfreut ſei, die deutſche Jugend in den Mauern Roms be⸗ grüßen zu können. Er erklärte, daß die Zu⸗ kunft beider Länder auf der Freundſchaft der Jugend der beiden Völker aufgebaut ſein müſſe. In herzlichen Worten grüßte er Adolf Hitler, den Führer des neuen Deutſchlands, und Benito Muſſolini, den Führer des neuen Italiens. Reichsjugendfſührer Baldur von Schi⸗ rach dankte dem Miniſter im Namen ſeiner Kameraden für die große Ehre des Empfan⸗ ges.„Die Freundſchaft zwiſchen der deutſchen und der italieniſchen Jugend“, ſo ſagte er u. a.,„iſt eine Tatſache geworden, die wir vor allem unſerem Freunde Vecchi zu danken ha⸗ ben.“ Er ſchloß mit einem Siegheil auf den König von Italien, den Staatschef Muſſolini, das italieniſche Volk und den Faſchismus. Im Anſchluß daran beſichtigte der Reichs⸗ jugendführer gemeinſam mit Staatsſekretär Ricei ein neues großes Balilla⸗ Heim, das kurz vor der Einwethung ſteht. Auch dieſes Haus der italieniſchen Jugend überraſchte durch ſeine überaus großzügige An⸗ lage. Mit einem Schwimmbaſſin, einer großen Turnhalle. Theater- und Filmraum ſowie Ta⸗ ges⸗ und Schlafſälen iſt hier ein geradezu idea⸗ les Jugendheim entſtanden, das immer wieder die bewundernde Anerkennung der deutſchen Jugendführer hervorrief. Am Abend folgte der Reichsjugendführer mit ſeiner Begleitung einer perſönlichen Einladung des Staatsſekre⸗ tärs Ricci und ſeiner Gattin. 74 N 3 — Kl Bel faut pocht doll potib lichen lende! dete ufd 4 ö des 1 ich di lich n len beit ſel, auf feld. Son an dr laret, wieder ber h. niſſe! daß ic gebliel duſehe Eine ſchreitt Blit. ben fi pitd nich n kette einige VBewu 1 meines dn ben Tol ben, Alle he keiner Tag zu ichtun, fangen Gedank ſten gu Neuanlk Nachric venigt terne ken. 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Viel iſt es nicht mehr, was ich beſitze, denn das meiſte haben ſich bei mei⸗ ner Verhaftung die Milizſoldaten angeeignet. Ein kleines Fach des großen Tors öffnet ſich;— geblendet überquere ich einen großen Hof, um in einem düſteren Eingang wieder unterzutauchen. Eine große Gittertür läßt mich ein und ſchnappt mit einem beängſtigen⸗ den Klick hinter mir wieder zu. Ich bin im Gefängnis Benommen bleibe ich ſtehen, eine Rieſen⸗ fauſt drückt meine Schläfen zuſammen, hart pocht das Blut in der Halsſchlagader. Kalei⸗ doſkopartig ziehen Bilder an meinem Auge vorüber: ein kleiner Waſſerfall im ſommer⸗ lichen Bergwald, gleiſende Sonne auf blin⸗ kenden Gletſchern; dann plötzlich die geſchän⸗ dete Frauenleiche, die eine johlende Menge auf der Verdeck eines Autos durch die Stra⸗ ßen von Lerida fuhr; das Raubvogelgeſicht des Milizſoldaten, der mich niederſchlug, als ich die viehiſche Szene photographierte; deut⸗ lich noch ſehe ich einen Moment lang die kah⸗ len Stellen, die irgend eine ſcheußliche Krank⸗ heit in das Haar meines Angreifers gefreſ⸗ ſen,— dazwiſchen wieder ein ſonniger Blick auf ein Alpendörfchen, ein reifendes Ernte⸗ feld. Sonderbar, daß mir erſt jetzt der Gedanke an Frau und Kind kommt, und noch ſonder⸗ barer, daß bei dieſem Gedanken mein Hirn wieder ſchaffend zu arbeiten beginnt;— bis⸗ her hat es lediglich automatiſch die Geſcheh⸗ niſſe regiſtriert. Jetzt erſt bemerke ich auch, daß ich unverwandt an der Gitterrür ſtehen geblieben bin. Wie lange ich wohl ſchon ſo daſtehe? Einen langen breiten Gang, in dem düſter ſchreitende Männer ſich ergehen, umfängt mein Blick. Teilnehmend und neugierig zugleich ha⸗ ben ſich etliche um mich geſchart, ein Hocker wird mir zugeſchoben und dankbar ſetze ich mich nieder. Das Bedürfnis nach einer Ziga⸗ rette ſteigt in mir hoch, gierig rauche ich einige Züge und komme langſam wieder zum Bewußtſein zurück. icht viel kann ich den Schickſalsgenoſſen meines jetzigen Daſeins erzählen, umſo furcht⸗ bater dagegen iſt, was ich in der nächſten hal⸗ ben Stunde zu hören bekomme. Todgeweihte ſind es, die mich hier umge⸗ ben, und auch mir ſteht das gleiche Schick⸗ ſal bevor. Alle haben ſchon mit dem Leben abgeſchloſſen, keiner wagt mehr, auch nur auf den nächſten Tag zu hoffen. Faſt täglich finden Maſſenhin⸗ richtungen wahllos herausgegriffener Ge⸗ fangener ſtatt. And trotzdem(ſo abſurd der Gedanke auch iſt, ſtehen doch die Nationali⸗ ſten gut 300 Kilometer entfernt), von jedem Neuankömmling hoffen die Anglücklichen eine Nachricht über das Anrücken der Retter oder wenigſtens das Zuſtandekommen eines in⸗ ternatinalen Geiſ'eelſchutzes zu hö⸗ ren. So ſtark iſt dieſe Hoffnungspſychoſe, daß ich mich noch am ſelben Abend mit den ande⸗ ren um ein neuangekommenes Oyfer ſchare in der wahnwitzigen Hoffnung, etwas von einer ſolchen Rettungsmöglichkeit zu hören. Rechts und links von dem Gang ſind große Näume, deren Türen offen ſtehen. An den Wänden ſind Matrazen und Decken ſäuberlich gerollt übereinander aufgeſchichte; da und dort liegen Strohmatten,— ein paar ſtroh⸗ geflochtene Hocker vervollſtändigen die Ein⸗ richtung. Die Zellen zur rechten Hand ſind leer, denn erdrückend heiß ſtrahlt die Auguſtſonne durch die hohen vergitterten Fenſter. Nur in einer Ecke kauern einige Männer mit ſorgenvollen Geſichtern, die von ausgeſtandenen Qualen und ſchlafloſen Nächten zeugen. Ihre Apathie macht ſie gleichgültig gegen die Glutatmoſphäre der Zelle. Meiſt ſchweigend und mit den eigenen Sor⸗ gen beſchäftigt wandeln wohl hundert Männer jeden Alters gemeſſenen Schrittes im Gang auf und nieder. In den kühlen Zellen der Schattenſeite haben ſich einige lebhaft geſtiku⸗ lierende Gruppen gebildet, die anſcheinend den nagenden Sorgen durch endloſe Debatten über gleichgültige Dinge entrinnen wollen. Andere wieder wälzen ſich in unruhigem Schlaf auf Strohmatten und Matratzen, erſchöpft von der Qual tatenloſen Wartens auf den ſicheren Tod. In einer Ecke klebt an der Wand ein klei⸗ nes Bild der wundertätigen Madonna von Lourdes, darunter eine kleine Anſicht der Kathedrale von Santiago de Compoſtela. Wohl hundert kleine kleine Oellämpchen aus Konſervendoſen. Trinkgläſern, meiſt aber nur aus gefaltetem Papier improviſiert brennen davor, flackern myſtiſch und geheimnisvoll, und faszinierend iſt der Anblick der ſchwärme⸗ riſchen Gläubigen, die davor auf den Knien liegen und mit weltentrückter Stimme halb⸗ laute Gebete murmeln Auch ich beginne mich in Gedanken mit dem nahen Ende zu beſchäftigen und folge unbe⸗ Die Ilucht aus der hölle Photograph hilble ſchildert ſeine grauenhaflen Erlebniſſe in Spanien 4 8 Ermordele Geiſeln Nach der Einnahme von Salvoecho in der Provinz Huelva durch die nationalen Truppen. In dem Gefängnishof liegen die Leichen der von den Roten ermordeten Geiſeln. wußt, wie ſchlafwandelnd den Wanderern im Korridor. Mein Unterbewußtſein zählt bald die Anzahl der Schritte: 46 vorwärts, 46 zu⸗ rück. Schon bin ich infolge der Verletzung, die ich bei meiner Feſtnahme auf dem Hinterkopf erhalten habe, und infolge der Troſtloſigkeit von Umgebung und Zukunft halb in Trance verfallen, da weckt mich eine Stimme:„Por favor ſenor venga comer con noſetros“, und mein Magen heißt mich gebieteriſch, der Ein⸗ ladung Folge zu leiſten. Die Gefängnisverwaltung, ſofern eine ſolche überhaupt zur Zeit beſteht, liefert den Feſtge⸗ haltenen kein Eſſen, ſondern jeder muß zu⸗ ſehen, wie er ſich ſelbſt verpflegen kann. Trau⸗ ringe und Ohrringe wandern durch Vermitt- lung der Wärter auf den Markt, um in Form von Lebensmitteln zurückzukehren. In dem Raum am Ende des Ganges, der als Waſchraum und Abort dient, ſtehen ein paar kleine Holzkohlenöfen, auf denen die ein⸗ zelnen Gruppen ſoeben ihr primitives Eſſen gekocht haben.„Wer leben will, muß auch eſſen, und leben wollen wir ſchließlich bis zum Schluß“, meint mit düſterer Ironie ein ſchlanker Mann mit ſchwarzem Lockenkopf, deſ⸗ ſen Bartſtoppeln die ſchöne Ebenmägzigkeit ſeines Geſichts nicht ganz verbergen können, indem er einen Topf vor uns niederſetzt. To⸗ matenſuppe mit Reis. Mit gemiſchten Gefüh⸗ len beginne ich zu eſſen, aber langſam melden ſich die Lebensgeiſter, und ich muß feſtſtellen. daß ich trotz der Troſtloſigkeit meiner Lage und der nagenden Sorge um meine Familie mit gutem Appetit eſſe und ſogar wieder Mut zu faſſen beginne. Kaum fertig mit dem Eſſen mache ich mich daran, die genaue Lage des Carcel zu erkun⸗ den, um die Möglichkeit einer Flucht zu finden. Ein Entkommen durch die hohen unvergitter⸗ ten Fenſter ſtellt ſich ſchnell als undurchführ⸗ bar heraus, denn ſie führen in den Hof, den ich bei meinem Kommen durchſchritten habe. Rechts und links umgeben ihn zwei Seiten⸗ flügel des Gebäudes, und auf der gegenüber⸗ liegenden Seite erkenne ich den Torbau wie⸗ der, in dem ich bei meiner Ankunft unterſuchr worden bin. Ich erinnere mich jetzt, daß vor demſelben ein ähnlicher Bau mit zwei ſchwe⸗ ren Gittertüren uns noch von der Außenwelt trennt. Die Fenſter der Zellen zur linken Hand ſind kleiner und ſtark vergittert. Eine hohe Mauer hemmt die weitere Ausſicht. Mit Hilfe eines Taſchenſpiegels ſtelle ich feſt, daß dieſe Mauer wohl 12 bis 15 Meter hoch iſt. Unſere Fenſter liegen etwa auf halber Höhe. In dem zwei Meter breiten Zwiſchenraum patrouillieren ſchwer bewaffnete Milizſoldaten. Ein junger Mann nähert ſich mir:„Die einzige Möglichkeit eines Entkommens iſt die ſagt Kanaliſation“ er und führt mich (Preſſe-Bild⸗Zentrale, K.) in den Waſchraum.„Hier die Grundplatte in dieſem Abort ſcheint loſe zu ſein. Man müßte ſie hochnehmen oder zerſchlagen können. Der Schacht nach abwärts iſt breit genug, um einem ſchlankgebauten Mann die Fahrt in die Tiefe zu geſtatten, und einmal da unten im Ablaufkanal muß auch ein Weg nach draußen zu finden ſein“— flüſtert er und ſeine Augen leuchten bei dem bloßen Gedanken an die Freiheit.„Wohl gibt es kein Zurück mehr, wenn wir dort unten nicht durchkommen ſoll⸗ ten, aber iſt es nicht gleichgültig, ob wir hier oben wie Vieh niedergeſchlagen werden, oder ob wir dort unten einſam krepieren?“ Eine Salve kracht plötzlich im Hof, während wir mit Intereſſe den unappetitli⸗ chen Ort betrachten, aus dem ein penetranter Jauchengeruch aufſteigt.„Da, hören Sie, das Morden fängt ſchon wieder an. Gleich werden ſie uns holen kommen. Verlieren wir keine Zeit, wenn Ihnen das Leben lieb iſt!“ Und mit zitternden Händen verſucht er, den ſchwe⸗ ren Stein zu heben. Noch einmal kracht un⸗ regelmäßiges Gewehrfeuer und in paniſcher Eile ſtürze auch ich mich auf dieſe einzige Ret⸗ tungsmöglichkeit. Gemeinſam verſuchen wir die große Platte zu löſen. Unſere Finger finden nur ſchlecht Halt, rutſchen ab, unſere Füße rechts und links gegen die Wände des Aborts geſtemmt rütteln wir mit der Kraft der Ver⸗ zweiflung an der quadratmetergroßen Platte, Hat ſie ſich nicht ſoeben gerührt? Wir verdop⸗ peln unſere Anſtrengungen. Schweiß perlt von der Stirne, hoch ſind die Adern geſchwollen, treten heraus aus blauroten Geſichtern, die Zähne knirſchen, unſere Knie zittern— erfolg⸗ los. Aus gepumpt, mit jagenden Pulſen leh⸗ nen wir erſchöpft an der Wand; Kreiſe tan⸗ zen vor unſeren Augen, ein Schwindelgefühl überkommt mich, ich balle die Fäuſte zuſam⸗ men, da— neues Geſchrei im Gang. Kommen ſie uns holen? Mit bleierner Lang⸗ ſamkeit waſche ich meine Hände, kuſchele meine Stirne und trete in den Gang, in dem das Geſchrei zum Toſen angeſchwollen iſt. Ein entſetzlicher Anblick bietet ſich meinen Augen Eine Horde bewaffneter Verbrecher iſt einge⸗ drungen, ein paar Weiber ſind mit ihnen ge⸗ kommen. Im Hof haben ſie ſoeben einige Mönche umgebracht, die ſie im Keller des Krankenhauſes gefunden hatten, und jetzt ſu⸗ chen ſie unſere Räume nach Geiſtlichen ab. Da ſie keine finden können, laſſen ſie ihre Wut an zwei Männern aus, die ein unſeliger Zu⸗ fall in die Nähe des Eingangs geführt hat. Die beiden liegen in der Mitte des Korri⸗ dors in einer großen Blutlache, und ſoeben ſpringt ein raſendes Weib auf eines der un⸗ glücklichen Opfer, ſpringt auf den anderen Körper, bleibt auf Hoſe auf und ſtößt ihm ſtehen, reißt ihm die mit dem Abſatz in ſeine Flüchtlinge aus Irun warten an der internationalen Brücke in Hen day auf die Erlaubnis, wieder in ihre Heinig kadt Irum zurückkehren zu dürfen. (Preſſe⸗Bild⸗ Zentrale,. Organe. Ein markdurchdringender Schrei iſt die Folge und veranlaßt die Megäre, ihre viehiſche Grauſamkeit zu wiederholen. Doch kein Schrei antwortet auf dieſe neue Miß⸗ handlung, worauf das Unmenſch ſich umwen⸗ det, um mit ihren Abſätzen den Kopf des Be⸗ wußtloſen zu bearbeiten. Wie erſtarrt ſtehe ich da, will mich vorſtür⸗ zen, das geifernde Stück Vieh umbringen, aber meine Beine verſagen mir den Dienſt. Mein Blick irrt von einem Geſicht zum anderen. Mit glaſigen Augen verfolgen alle gebannt, ge⸗ lähmt die ſcheußliche Szene. Nicht die Angſt hält uns davor zurück, uns auf unſere Pei⸗ niger zu ſtürzen, ſondern die Ungeheuerlich⸗ keit des Vorgangs hat das Blut in unſeren Adern gerinnen laſſen. Und bevor wir uns noch von unſerer Erſtarrung erholt haben. führen die Milizen ſelbſt das raſende Unge⸗ heuer fort. Auf den Fußſpitzen näheren wir uns der Stelle des Greuels. Mit linden Händen, als gelte es, Geſchehenes wieder gut zu machen, unterſucht ein Arzt die beiden lebloſen Kör⸗ per.„Gracias a dios, ſie ſind tot,— Herz⸗ ſchlag wohl.“ Er wirft ſich in die Knie, macht das Zeichen des Kreuzes über den beiden Entſeelten und beginnt mit lauter Stimme „Pater noſter qui es in coelis“. In die Knie geſunken fällt die ganze Schar in das Gebet ein. Noch iſt es nicht zu Ende, da treten zwei Guardia civiles ein, bleiben aber ehrfurchts⸗ voll ſtehen, bekreuzigen ſich und beten mit. Die Leichen ſind weggeſchafft, der Korridor vom Blut gereinigt. Unter dem Druck des Geſchehenen, wie auf Verabredung ſpricht nie⸗ mand von der ungeheuerlichen Tat. Dumpf brütend beginnen wir wieder den Korridor auf und nieder zu gehen. An der Stelle der Untat hemmen wir unſere Schritte. Ein Greis iſt dort niedergeſunken, küßt die noch feuchten Platten und bricht plötzlich zuſammen. Der Herr über Leben und Tod hat ihn erlöſt. Wieder hallt ein feierliches Gebet durch den Raum. Es iſt Abend geworden. Wieder ſind wir an der Arbeit, verſuchen die Platte zu entfer⸗ nen. Die Erlebniſſe der letzten Stunde find ein magiſcher Antrieb für unſer Beginnen. Mit flackernden Augen ſehen andere unſeren Bemühungen zu, ſpringen für uns ein, als die Erſchöpfung uns wieder übermannt. Ein Hocker wird zerſchlagen, zwei ſeiner Füße als Hebel unter die Oeffnung der Platte ge⸗ klemmt; ein Bettlaken wird darum geſchlun⸗ gen und mit verbiſſenen Zügen quälen ſich fünf Mann, den Stein aus ſeiner Lage zu ziehen. Vergebliches Bemühen, der Stein ſcheint durch unſichtbare Querſtangen in den Boden einzementiert zu ſein. Doppelt ſchwer drückt uns der Mißerfolg nieder, und fiebernd ſuchen unſere Augen die Wände ab., als ſollten ſie ſich auftun, um uns entrinnen zu laſſen. Aber kein Wunder ge⸗ ſchieht, nackt, kahl, höhniſch ſtarrt uns die weiße Wand entgegen, und wieder überfallen mich die Gedanken an das ungewiſſe Ende. Klaren Kopf behalten, klaren Kopf behal⸗ ten, murmele ich mechaniſch vor mich hin. zwinge mich dazu, weitere Möglichkeiten eines Fluchtverſuchs zu überdenken. Muß es denn Flucht ſein? Was habe ich denn verbro⸗ chen? Ja, ich habe ein paar Scheußlichkeiten der roten Horden photographiert— das ge⸗ nügt wohl, um vom Erdboden verſchwinden zu müſſen. Ein Menſchenleben gilt nicht viel im roten Spanien. Kann mir das Konſulat keine Hilfe brin⸗ gen? Reicht ſein Einfluß noch bis hierher, und wird die Hilfe nicht zu ſpät kommen? Jetzt bereue ich, nicht unter dem Schutz unſerer Be⸗ hörde den brodelnden Boden Spaniens ver⸗ laſſen zu haben. Aber ich wollte verſuchen, die Scheußlichkeiten der roten Horden im Bild feſtzuhalten, wollte mitarbeiten an dem gro⸗ ßen Werk der Volksaufklärung über die rote Gefahr; denn was ſich hier vor unſeren Augen abſpielt, iſt keine Revolution, das iſt ſinnloſes Wüten entmenſchter Horden gegen alles Hohe und Heilige, das iſt planmäßige Vernichtung aller Kulturgüter, planmäßiges Morden aller Denkenden. Und wieder verſuche ich, meine Gedanken auf einen Fluchtweg zu konzentrieren. Müde werfe ich mich auf eine Stromatte inmitten meiner Leidensgenoſſen. Matten und Ma⸗ tratzen bedecken jetzt den ganzen Fußboden. Wann werden die Roten wieder das Gefäng⸗ nis leeren, wann führen ſie uns zum Tode? Glücklich der Greis, der vorher ſtarb, er iſt hinüber in eine beſſere Welt. Apathiſch ſtrecke ich mich aus, drehe eine Zigarette zwiſchen den zitternden Fingern, drehe ſie ſolange, bis ich nur noch Krümel in der Hand habe. Da, ein Geräuſch an der Gittertür, Waffen⸗ klirren auf dem Gang! Kommen die Mör⸗ der wieder? Nein, es ſind Guardias civils. Rufe ertönen, Namen werden verleſen. Geht es in die Freiheit oder holen ſie uns zum Sterben? Ich höre meinen Namen, mein Herzſchlag ſetzt aus, kalter Schweiß tritt mir auf die Stirne, unfähig bin ich, mich zu erhe⸗ ben. Eine wahnwitzige Idee zuckt durch meinen Kopf: warum dich melden, niemond kennt hier deinen Namen,— vielleicht finden ſie dich nichtl Abar wann die Qual FEæn,m öꝙã&»W—— ſterben müſſen wir doch alle!— und ich will mich erheben. „Wenn ſie nur dieſe verfluchte Farce von Juſtiz fallen laſſen möchten“, keuchte mein Nachbar.„ſie führen dich zum Unterſuchungs⸗ richter und vergrößern deine Qual durch die irrige Hoffnung, hier würde Recht geſprochen.“ Näher kommen die Stimmen, mein Na⸗ me wird noch einmal gerufen und ich melde mich. Ein Hoffnungsſchimmer durchzuckt mich: vielleicht bietet ſich da ein Fluchtweg! Eine lange Doppelreihe von Gefangenen, rechts und links von Soldaten der Miliz und von der Guardia civil mit gezogenen Revol⸗ vern begleitet, nimmt ihren Weg durch das Torgebäude. Ich habe es einzurichten ver⸗ ſtanden, daß ich in den letzten Reihen mar⸗ ſchiere. Doch nicht hinaus auf die Straße führt man uns, wie ich im Stillen gehofft habe, ſondern zwiſchen hohen Mauern hin⸗ durch biegen wir nach rechts ab. Nach fünfzig Schritten geht ſeitlich eine Treppe hoch,— oben ſchließen ſich weitere Bewaffnete unſerer Eskorte an. Ueber einen kleinen Hof geht es jetzt, rechts iſt ein Gebäude, links eine nied⸗ rige Mauer, dahinter Dunkelheit. Geſpannt verſuche ich, das Dunkel zu durchdringen. Iſt dort die Freiheit? Doch ſchon öffnet ſich wie⸗ der ein Tor vor uns, durch düſtere Gänge hal⸗ len unſere Schritte, rechts, links, eine Treppe hoch, wieder rechts, links, und dann werden wir in ein kleines Gelaß geſtoßen, das nur matt von einer kleinen Lampe erhellt wird. Die Tür fällt zu, mit knirſchendem Geräuſch ſchiebt ſich ein Riegel vor. Draußen ſcheint unſere Eskorte es ſich bequem zu machen. In aller Eile ſehe ich mich in dem Gelaß um. Gegenüber der Türe iſt ein kleines Git⸗ terfenſter, das auf einem lichtloſen Hof führt. Rund herum ſind Bänke an den Wänden des Gelaſſes befeſtigt. Ein ekelerregender, wür⸗ gender Geruch erfüllt den Raum; eine ab⸗ flußloſe Ecke hat unſeren Vorgängern zur Verrichtung ihrer Notdurft gedient. Die Flüſ⸗ ſigkeit hat ſich unter der Bank an der Türſeite geſammelt und bildet da eine grünlich ſchil⸗ lernde Lache. Nicht lange dauert es, und ein Kämpfen entſteht um den Platz an dem klei⸗ nen Fenſter, ein Drängen nach einem bißchen friſcher Luft. Schon werden die Schwächeren beiſeitegeſtoßen, da bringen ein paar beſon⸗ nene Worte aus dem Hintergrund Ordnung in das Gedränge. Im Kreislauf ziehen 41 Mann an dem Fenſterchen vorbei, um ergeben wieder unterzutauchen in die ekle Atmoſphäre faulenden Urins. Eine Viertelſtunde vergeht ſo, da knirſcht der Riegel, die Tür wird aufgeſtoßen, ein, zwei, fünf, zwölf Namen verleſen. Froh, der erſtickenden Luft des Gelaſſes zu entrinnen, eilen die Aufgerufenen zur Tür, wo ſie wie⸗ der von den Bewaffneten im Empfang ge⸗ nommen werden. Ein Stoßen und Poltern, Fluchen und Schreien von draußen läßt wie⸗ der die düſteren Ahnungen in uns aufſteigen, aber raſch fordern die gequälten Lungen wie⸗ der ihr Recht, und ein neuer Kreislauf zum Fenſter ſetzt ein. Schon beim zweiten Aufruf höre ich meinen Namen, und einem plötzlichen Impuls folgend ziehe ich es vor, mich nicht zu melden. Ver⸗ wundert wiederholt der Rufer meinen Namen, da höre ich zu meiner ungeheuren Erleichte⸗ rung von draußen eine Stimme:„Der Mann hat ſchon beim Aufruf im Carcel gefehlt, wird wohl ſchon erledigt ſein“ Mein Name wird geſtrichen, und die Verleſung geht fort. Wieder iſt eine große Anzahl weggeführt wor⸗ den, wieder hat ſich vor der Tür des Gelaſſes ein Kampf oder eine brutale Szene der Miß⸗ handlung abgeſpielt. Ich zähle noch 14 Mann. Wohin ſind die anderen geführt worden, was iſt mit ihnen geſchehen? Noch heute ſtelle ich mir dieſe Frage, und wohl nie wird ſie mir jemand beantworten können, denn keiner mei⸗ ner Schickſalsgenoſſen im Carcel iſt mehr am Leben.— Und ich bin frei, frei durch den plumpſten Fluchtverſuch, den man ſich ausden⸗ ken kann. Nur 14 Mann nehmen noch den Kreislauf zum Fenſter auf, ſtockend diesmal und länger am Fenſter verweilend. Stumm wie ſeelenloſe Körper bewegen wir uns, nur die zitternden Hände, die ein Taſchentuch, eine Streichholz⸗ ſchachtel, ein Papierknäuel mißhandeln, zeu⸗ gen von der inneren Erregung. Immer klarer aber ſchält ſich in den paar Minuten in meinem Kopf ein Fluchtplan heraus. Mein Name iſt von der Liſte geſtrichen, nie- mand hat uns gezählt, als wir hierhergeführt wurden. Wenn es mir alſo gelingt, mich hier zu verſtecken, muß ich hier zurückbleiben. Viel⸗ leicht laſſen die Schergen die Tür offen, wenn ſie den letzten Trupp weggeholt haben,— und wenn nicht, dann bin ich mindeſtens dieſe Nacht hier allein und vergeſſen. Vielleicht ge⸗ lingt es mir, aus einer der Bänke einen Na⸗ gel zu ziehen und damit den Riegel von in⸗ nen zurückzuſchieben. Aber wo mich verſtecken ohne Winkel, faſt ohne Einrichtungsgegen⸗ ſtände? Nur die Bank neben der Tür kann mich verbergen, und mit Würgen in der Kehle betrachte ich die üble Flüſſigkeit, die giftig trübe aus der Dunkelheit heraufſchillert. Noch ſuchen meine Augen eine andere Möglichkeit, denn ich ſchauere bei dem Gedanken, in dieſer Pfütze liegen zu müſſen, da knirſcht ſchon wie⸗ der der Riegel. Unwillkürlich ballt ſich der Haufen der Unglücklichen an der Tür zuſam⸗ men. Mit einem Ruck ſinke ich in ihrem Rücken in die Knie, eine Bewegung noch und halberſtickt, von einem qualmenden Huſtenreiz befallen, in dieſem Raum licht die Unlernehmer⸗ů ſondern die Belriebsführerleiſtung Nur die geistige Grund haltung iſt enlſcheidend Berlin, 21. Sept. Am 1. Mai 1937 wird erſtmalig Betrieben, Werkſtätten und Kontoren, die ſich als vorbildlich erwieſen haben, die Auszeichnung„Nationalſozialiſti⸗ ſcher Muſterbetrieb“ verliehen werden. Ueber die Leiſtungsmaßſtäbe, die die Grund⸗ lage dieſer Auszeichnung bilden, gibt der Leiter des Sozialamtes der Deutſchen Arbeitsfront, Franz Mende, in der NS. Sozialpolitik eine aufſchlußreiche Darſtellung. Er betont, daß nicht die Unternehmer⸗, ſon⸗ dern die Betriebsführerleiſtung ausgezeichnet werden ſoll. Geſchickte Unternehmungsführung in techniſcher und kaufmänniſcher Hinſicht finde in der Gewinnbilanz ohnehin ih⸗ ren Lohn. Daß ein Betrieb ſich rentiert und die Produktionsziffern ſteigen, ſei gewiß er⸗ freulich, gebe aber keinen Anlaß auf den Ghrentitel eines na⸗ tionalſozialiſtiſchen Muſterbe⸗ triebes. Ebenſo ſei es ſelbſtverſtändlich, daß der ſoziale Leiſtungsrahmen durch die wirt- ſchaftliche Ertragslage abgeſteckt werde. Be⸗ triebe, die große Ueberſchüſſe abwerfen, etwa weil ſie ſich umfangreicher Staatsaufträge er⸗ freuen, hätten es leicht, auf ſozialem Gebiet großzügig vorzugehen und ſich in Freizeitge⸗ ſtaltung, Urlaubsgewährung und Verſchönerung des Arbeitsplatzes hervorzutun. Auch werde man die einzelnen Produktionsbranchen nicht über einen Kamm ſcheren dürfen. Nicht der materielle Erfolg, ſondern die ideelle Leiſtung werde belohnt. Es gelte, die menſchlichen Unzulänglichkei⸗ ten, den„Schweinehund“ im Men⸗ ſchen, aus der Szene des betrieblichen Zu⸗ ſammenlebens zu verbannen: die kalther⸗ 3ige Profitgeſinnung, den Her⸗ rendünkel, die ehrſüchtige Streberei, den ſcheelen Neid, die verleumderiſche Ehrabſchneidung und das böswil⸗ lige Ränkeſpiel. Nur ſolchen Betrieben werde die ſoziale Auszeichnung zufallen, in denen die Betriebsgemeinſchaft vollkommen ver⸗ wirklicht ſei. Nicht auf die Produktionsziffern und auf die ſozialfreundliche Leiſtung von ſani⸗ tären Einrichtungen und Gemeinſchaftsräumen werde es alſo ankommen, ſondern allein auf die geiſtige Grundhaltung. Der ganze Betrieb müſſe ein Bild kamerad⸗ ſchaftlichen Zuſammenſtehens von Führer und Gefolgſchaft bieten, er müſſe eine ſoziale Geborgenheit ausſtrahlen. Damit ſei eine neue, überaus wirkſame Ver⸗ pflichtung der Selbſterziehung verkündet und zugleich mit aller Deutlichkeit bekundet, daß es ſich bei der Auszeichnung niemals um eine bloße Unternehmerbelohnung handle. Zur Kri⸗ tik ſtehe der Alltag rock, nicht das für einige Stunden zurechtgeſchneiderte Feſtgewand eines Betriebes. Bei der unmittelbaren Fühlung⸗ nahme, die die Deutſche Arbeitsfront mit den Betrieben unterhalte, ſei alle Gewähr gegeben, daß dieſe höchſte ſoziale Ehre keinem Unwür⸗ digen zufallen werde. CCCCCCCCCCcCcccCCcGCCCGCCCC((c(CG(((c0G0ccGcGocGGcGccoccbCcGGPVGocbcGPGPGPPbTbTPGGGGGTGGGGTGbGTbGbTGTVTVTVTVTVTVTVTVTVTVTTTVvVTVVDT(TbT(TPT(VTVTV+TV1T7DTVT1TTVVVꝓ1+7+1ꝓ7717ꝓ17W77WT liege ich unter der Bank. Ekle Feuchtigkeit durchdringt meine Kleider, das Würgen in der Kehle wird faſt unerträglich, aber ich halte mich in der Gewalt. Feſt an die Wand gepreßt, im Schatten der breiten Bank über mir beobachte ich, wie einer nach dem anderen durch die Türe ſchreitet.— Jetzt muß es ſich entſcheiden, ob mein Plan richtig iſt.— Ja, er ſcheint zu ge⸗ lingen. Der Guardia civil läßt den letzten der Aufgerufenen vorbeigehen und ſchließt die Tür hinter ſich. Trotz des Brech- und Huſtenreizes in meiner Kehle zwinge ich mich, noch einen Moment ruhig zu warten, bis auf dem Korridor das letzte Geräuſch verhallt iſt. Beinahe überhöre ich, daß ſich die Türe noch einmal öffnet,, denn ich lauſchte nur auf Schritte, und auf das Poltern und Schreien im Gang. Anſcheinend will ſich noch jemand vergewiſſern, daß der Raum leer iſt. Ah, der Riegel hat nicht vorgelegen, darum habe ich das Geräuſch der ſich öffnenden Türe nicht gehört. Wieder ſchließt ſie ſich und mit geſpannter Auf⸗ merkſamkeit lauſche ich auf das Geräuſch des Verriegelns. Das Herz klopft mir bis zum Hals, die Erregung ſchnürt mir die Kehle zu, — da entfernen ſich die Schritte, und mit einem Satz bin ich am Fenſter, um meine krampfhaft zuckenden Lungen mit friſcher Luft vollzu⸗ pumpen. Mit Ekel ſtreife ich die naſſe Jacke ab, wi⸗ ſche mich mit dem trocken gebliebenen Teil ab, ſo gut es geht und überlege. Wird man im Carcel mein Fehlen bemerken? Wenn ja, wo und wann wird man mich ſuchen? Ah, wie die friſche Luft ſo wohl tut, es iſt die Luft der Freiheit, die ich atme. Bin ich denn ſchon frei, wird es mir gelingen, unbemerkt aus dieſem Gebäude zu entweichen? Immer noch höre ich Schritte in den Gän⸗ gen, manchmal in der Ferne Schüſſe und Ge⸗ ſchrei; mehr als einmal ſpringe ich zu meinem Verſteck, wenn das Geräuſch ſich nähert. Wie⸗ der einmal hallen Schritte durch den Gang, ſie werden lauter, kommen näher, ja, es beſteht kein Zweifel, ſie kommen auf das Verließ zu. Und wieder preſſe ich mich in die üble Jauche unter der Bank, verhalte den Atem. Die Türe öffnet ſich, ein Mann tritt einen Schritt in den Raum, ſcheint mich zu ſuchen. In dieſem Augenblick fällt mein Blick auf die Jacke, die ich auf die Bank am Fenſter geworfen habe. Auch der Eingetretene ſcheint ſie ſoeben zu be⸗ merken, er tritt vor, ich ſehe ſeine ſtaubigen Schuhe. Seltſam ruhig beobachte ich ihn, wie er den Raum durchquert, es iſt ein Milizſol⸗ dat, einer dieſer Henker Spaniens. Er nimmt die Jacke in die Hand, im nächſten Augenblick wird er ſich umdrehen, um das Kleidungsſtück dem Licht zu nähern, und dann bin ich ent⸗ deckt. Nur den Bruchteil einer Sekunde dauert die⸗ ſe Ueberlegung. In einem Aufbäumen wilden Selbſterhal⸗ tungstriebs ſtürze ich vor, bekomme den Mann noch von rückwärts zu faſſen, meine Hände umgreifen ſeinen Hals und noch in der Bewegung des Aufſprungs reiße ich ihn nach vorwärts, ſchmettere ſeinen Kopf gegen die Wand. Der Mut der Verzweiflung macht zwei eiſerne Klammern aus meinen Fingern, immer feſter drücke ich zu, die Hände des Ueberraſchten verſuchen jetzt, meinen Griff zu löſen. Noch einmal gelingt es mir, ſeinen Kopf an die Wand zu ſchlagen, zuckend ſpringt Blut aus einer Stirnwunde, da fühle ich mein Opfer in ſich zuſammenſinken, und mit Poltern entgleitet es meinen Händen. Automatiſch, als handle es ſich um lang⸗ gewohnte Tätigkeit, nehme ich die Piſtole an mich, überzeuge mich, daß ſie geladen iſt, gebe dem am Boden liegenden mit dem Kolben noch einen kräftigen Schlag auf den Schädel, entſichere die Waffe und gehe. Nicht einmal die Tür ſchließe ich hinter mir. Am Ende des Kor⸗ ridors ſehe ich eine Treppe und erkenne in der ſpärlichen Beleuchtung ein unvorhergeſehenes Hindernis, eine Aufwaſchfrau, die mit hoch⸗ geſchürzten Röcken ganz in ihre Arbeit vertieft ſcheint. Es widerſtrebt mir, mit der Waffee in der Hand auf ſie loszugehen, aber jede Sekun⸗ de des Zögerns iſt gefährlich. Ich bemühe mich, möglichſt unbefangen auszuſehen, pfeife eine Melodie, die die„Internationale“ ſein ſoll, und gehe die Treppe hinunter. Die Frau hat glücklicherweiſe nur Intereſſe für ihre Arbeit und ſtreift mich kaum mit einem Blick. Nun bin ich im Erdgeſchoß des mir unbekannten Baues;— Schritte, die ich links von mir ſich nähern höre, veranlaſſen mich, meine Schritte nach der anderen Seite zu lenken. Ein leiſer Windzug macht mich fröſteln, kam er doch ge⸗ rade von der durchnäßten Seite meiner ſpär⸗ lichen Kleidung. Aber er zeigt mir einen Aus⸗ weg, hier iſt ein offenes Fenſter, das auf eine ſchmale Straße hinausgeht, und dies Fenſter iſt unvergittert. Vorſichtig mich vorbeugend ſehe ich ein paar Männer die Straße herabkommen; ich laſſe ſie vorbeigehen, ſchwinge mich über die Brüſtung und gehe nach der entgegengeſetzten Seite. Aber jetzt tritt die Reaktion meiner Nerven auf das Erlebnis der letzten Minuten ein. Meine Knie zittern ſo, daß ich mich feſthalten muß, vor meinen Augen tanzt und flimmert es; eine un⸗ widerſtehliche Luſt überkommt mich, gleichzei⸗ tig zu lachen und zu weinen. Dabei habe ich das Gefühl, als wandere ich vom Schwerge— wicht befreit über Wolken. Von dieſem Zu⸗ ſtand zweifelhaften Wohlgefühls übermannt, lehne ich meine Wange an das Mauerwerk, das jetzt langſam die aufgeſchluckte Glut des Tages von ſich gibt. Ein vorüberkommender Radfahrer ſchreckt mich aus meiner Lethargie hoch, doch die größ⸗ ten Hinderniſſe ſind jetzt hinter mir. Ich komme in bekannte Straßen, vermeide die hellerleuchteten Hauptſtraßen und wende mich dem Fluß zu. Dort an der Brücke gibt es mehrere ruhige Plätzchen, wo ich vor allen Dingen das ſtin⸗ kende kotige Hemd und die Hoſe auswaſchen kann, und wo mich dieſe Nacht niemand ſtören wird. Nackt und zähneklappernd vollführe ich wohl ſechs Stunden lang Indianertänze um meine Kleidungsſtücke, bis ein heller Schein im Oſten den nahenden Tag ankündigt. Halb erfroren trotz der linden Sommernacht ſchlüpfe ich wie⸗ der in meine noch feuchten Kleider, von denen wenigſtens der entſetzliche Geruch der Nacht gewichen iſt, und wende mich flußaufwärts. Wohl 100 Kilometer weit kenne ich das lieb⸗ liche Tal des Segre, bis dahin, wo er als klei⸗ nes Flüßchen aus den Bergen in die Ebene tritt. So iſt es mir ein Leichtes, günſtige Pfade für meine Wanderung in die Freiheit zu finden. Tagsüber ſchlafe ich in Maisfeldern und Weingärten, und die Sternenpracht des ſüd⸗ lichen Himmels ſieht mich rüſtig vorwärts⸗ ſchreiten, der Freiheit, der Wiedervereinigung mit meinen Lieben entgegen. An Nahrung mangelt es mir nicht, gibt doch die Natur in überreichem Maße Alles was ich brauche. Eine Woche wandere ich ſo nordwärts bis himmelanſtrebende Berge die Nähe der Grenze verkünden. Rückſchauend ſehe ich noch einmal zu meinen Füßen die von Gott geſegnete fruchtbare Erde Kataloniens. Weite Täler, überquellend von Fruchtbarkeit. weiſen den Blick hinaus in die goldgetönte erntereiche Ebene. Die warmen koſenden Strahlen der Bekanntmachungen ber A. S. O. A. B. Krels Heppenheim * DAP., Gau Heſſen⸗Naſfau e e 205 Man, Gutleutſtraße 8—14, dolf Hitler⸗Haus. Fernſprecher: 30 381, Poſtſchecktonto: 53 003 Schriftverkehr: Benutzt im eigenen Intereſſe für jede Abteilung geſonderte Bogen Sptechſtunden: Vormittags: Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freſtaß von 10—12 Uhr. Nachmittags: Dienstag, Mittwoch und Freitag, von 17—18 U Sonſt nur in Eilfällen, nach vorherige Anmeldung. 4 L* Kreisgeſchäftsſtelle Heppenheim an der Bergſtraße Kaiſerſtraße 2, Fernſprecher 315 echſtunden des Kreisleiters: Mittwochs von 15—18 Ahr. NSDAP., Ortsgruppe Heppenheim. Die politiſchen Leiter der Ortsgruppe Heppenheim treten, ſoweit abkömmlich, heute Dienstag, den 22. September, 15,15 Uhr, am„Frankfurter Hof“ zum Empfang der Luftwaffe an. NSLB., Kreis Heppenheim. Arbeitsgemeinſchaft für Werkunterricht. Unſere nächſte Arbeitstagung findet am Mittwoch, den 23. September 1936, um 14% Uhr, im Schulhaus zu Birkenau ſtatt. Flugmodellbau. Die Schulvorſtände wer⸗ den gebeten, die Kollegen auf dieſe Tagung aufmerkſam zu machen. Gäſte willkommen! Kreismuſikzug Heppenheim. Donnerstag, den 24. Sept., abends 8.30 Uhr, Muſikzugprobe im Saalbau Kärchner. Erſchei⸗ nen eines jeden Mitgliedes iſt Pflicht. NSDAP., Ortsgruppe Neckarſteinach Heute Dienstag, den 22. ds. Mts., abends 8.30 Uhr, findet im Gaſthaus zum „Waldhorn“ in Darsberg eine öffentliche Verſammlung für die Gemeinden Darsberg und Grein ſtatt. Für Parteigenoſſen und Angehörigen der Gliederungen iſt Erſcheinen Pflicht. Alle übrigen Vg. werden zu der Verſammlung freundlichſt eingeladen. Thema: Reichsparteitag 1935. NSV., Ortsgruppe Waldmichelbach. Betr.: Unterſtützungsanträge für das Winter⸗ hilfswerk 1936/37. Die hilfsbedürftigen Volksgenoſſen der Orts⸗ gruppe Waldmichelbach, werden hiermit aufgefor⸗ dert, zu den nachſtehend angegebenen Zeiten auf der Geſchäftsſtelle der NS V., in der Adam Karril⸗ lonſchule, ihre Unterſtützungsanträge für das Win⸗ terhilfswerk 1936/37 zu ſtellen. Die Zeiten ſind enau einzuhalten. Vorſprachen in den Wohnungen er betreffenden Amtswalter ſind zwecklos. Die Anträge ſind zu ſtellen von den Volksgenoſſen aus: Ober⸗Waldmichelbach am Dienstag, 22. September, von 16—18 Uhr Unter⸗Waldmichelbach am Mittwoch, 23. September, von 16—18 Uhr Aſch bach am Donnerstag, 24. Sept., von 16—18 Uhr Gadern, Hartenrod und Kreidach am Freitag, 25. September, von 16—18 Uhr Unterlagen über die Einkommens⸗ und Ver⸗ mögensverhältniſſe(Lohn⸗ und Rentenquittungen) ſind mitzubringen. Ruppert, Kreisleiter 2 AS BO-DAß. Kreiswaltung. Die Dienſtſtunden der Kreiswaltung und der Verwaltungsſtelle der Deutſchen Ar⸗ beitsfront Heppenheim, finden ab 1. Ok⸗ tober 1936 wie folgt ſtatt Montag bis Freitag von 8—-13 und 15—18 Uhr Samstags von 8-14 Uhr Ortswaltung Heppenheim. Sämtliche Zellen walter haben heute Dienstag, abends 6 Uhr, auf der Geſchäfts⸗ ſtelle der Orts waltung zu erscheinen. Vetter, Kreiswalter. C r untergehenden Sonne weben über dies Bild einen betörenden Farbſchleier vom leuchten⸗ den Hellgrün über glühendes Rot zum weich verklingenden Violett des nahenden Abends. Mein Auge lann ſich nicht ſatt trinken an der milden Schönheit des Landes, aber mit einem Fröſteln wende ich mich ab, denn ich ſehe Blut, Brand und Schändung dieſes Kleinod der Schöpfung verwüſten. Möge ein gütiges 2 ſo furchtbarem Elend ein Ende be⸗ reiten! N — n, ſc er bit fen 5 Basfriß *. hein. Ontgnuppe mh, heute ber, 1515 n Empfang aluntettiht, findet an a 1936, um cn fut. funde ber⸗ ie Tagung villommen/ chens 9.30 cer. Erſchei⸗ einach ds. Mis, ſthaus zun üjffentliche 1 Datsbetg hötigen det flicht. Alle ganmlung s Winter, Zeiten ſind Wohnungel 1 los. Die l ung und Ihen d U 1 2 greswallt 1 bild dieß Vuchlel“ iz . L 0 0 2 DIE BUNTE SI Ein Tigerhai ſchwimmt auf mich zu Lebensgefährliche Begegnung neun Meter unter dem Meeresſpiegel— In Schwimmhoſe und Taucherhelm als Gaſt zwi ſchen 16 Haienrachen. Von Tiefſeeforſcher William Beebe Im Verlag Brockhaus, Leipzig, er⸗ ſcheint in dieſen Tagen ein ſpannen⸗ des Jugendbuch des bekannten ame⸗ rikaniſchen Forſchers William Beebe, das wirklich erlebte Abenteuer mit Tiefſee⸗, Land⸗ und Luftgetier ſpan⸗ nend zuſammenfaßt. Es trägt den Titel:„Auf Entdeckungsfahrt mit Beebe“. Wir bringen daraus mit freundlicher Genehmigung des Ver⸗ lages den folgenden Vorabdruck: Eine meiner letzten Erinnerungen iſt die aller bewegteſte. Ich ruderte über die Weſtſeite der Chatambucht dicht an die Nuezinſel heran. Nuez iſt ein wunderſchönes Stückchen Land, das nur ein paar hundert Meter lang iſt und ſteil zu beträchtlicher Höhe anſteigt. Oben ſchimmert der Fels durch das Laubwerk wie weiße Schul⸗ tern durch einen zerlumpten Rock, während in den unteren Bezirken langes, wogendes Gras das Geſtein als köſtlich ſmaragdgrünes Fell überzieht. Feigenbäume und andere Baumrie⸗ ſen laſſen Schauer luftiger Wurzeln herabreg⸗ nen, die das Eiland wie rieſige Perlvorhänge umhüllen. Ich verankerte das flachgebaute Expeditions⸗ tauchboot 15 Meter vor der Küſte an der ruhig⸗ ſten Stelle, die ich finden konnte, und tauchte dann ungefähr neun Meter tief. Die Sicht war beſonders gut und ich konnte in jeder Rich⸗ tung 30 Meter weit deutlich ſehen. Auf der einen Seite türmten ſich rieſige Felſen höher und höher auf, bis ſie in das Luftreich hinausbra⸗ chen. In den anderen Richtungen ſenkte ſich der Boden langſam aber ſtetig, bis er ſich in die blauen Tiefen nach den Abgründen des Meeres zu verlor. Haie mehr als genug! Die See war bewegt und das Ende der Strickleiter befand ſich abwechſelnd 6 bis 3 Mtr. hoch über dem Grund, je nachdem ſich das Boot auf der Oberfläche hob und ſenkte. Ich wußte, wie hoch ich in dieſem ſchwerkraftloſen Stoff ſpringen konnte und zögerte deshalb nicht, von der unterſten Sproſſe in einem Augenblick hin⸗ abzugleiten, als ſie ſich dem Korallenboden möglichſt genähert hatte. Ich landete auf einer Lavaplatte und war im Nu der Mittelpunkt eines Schwarmes von großen weidenden Fi⸗ ſchen; Hornfiſchen Seepapageien und Seeba⸗ dern. Es waren die größten Stücke, die ich bis⸗ her geſehen hatte. Ab und zu zeigten ſich unter ihnen Gruppen von ſchnellen Baſtardmakrelen, die im Vorüberhuſchen wie purpurner Nephrit glühten. Aus der blauen Ferne heraus gewann ein weißbefloßter Hai von Mannslänge Geſtalt; ihm folgte ein zweiter, dann ein dritter, bis ſchließlich 16 Stück langſam zwiſchen mir und der Oberfläche kreiſten. Das Benehmen war neu, und die Gruppierung der Fiſche kam mir völlig unerwartet; ich muß zugeben, daß mir in dieſem Augenblick die Leiter recht weit ent⸗ fernt und recht hoch über mir ſchien. Ich war mir über die Bedeutung der Anſammlung ſo im unklaren, daß ich mich für einige Zeit in eine runde Aushölung zwiſchen zwei Korallen⸗ gewächſen hockte, wobei mein Helm den Ein⸗ gang verſchloß wie ein Kork eine erſtaunliche Flaſche. Die Haifiſche zeigten nichts Schlimme⸗ res als Neugier, und ich wurde, wie gewöhnlich, viel mehr von den häßlichen, 1 bis 1½ Meter langen Zackenbarſchen beläſtigt, die mir mit ihren unerfreulichen Mäulern gar zu nahe ka⸗ men. Als ich aber ſah, daß die Knurrfiſche und Kaiſerfiſche ſorglos umherſchwammen, faßte ich mir ein Herz und kam hervor. Strömung ſchlimmer als Gletſcherwind In dämmriger Ferne konnte ich ein wunder⸗ ſchönes Meermoos ſehen und verſuchte, es zu erreichen. Niemals, ſelbſt im Himalajahochge⸗ birge, habe ich ſo gegen ſtarken Wind ankämp⸗ fen müſſen wie hier gegen die Strömung vor Nuez. Manchmal wurde ich einfach hochgeho⸗ ——ç—— Seltener Nachwuchs im Münchener Tierpark. Für die Beſucher des Tierparks Hellabrunn bei München bietet ſich zurzeit ein ganz beſon⸗ derer Anblick. Es würden nämlich— eine große Seltenheit— zwei Wildpferdfohlen und ein Wiſent geboren. Die Tiere ſind wohlauf und er⸗ freuen durch ihre übermütigen Sprünge, die bei dem Wiſentbaby allerdings noch reichlich unbe⸗ holfen ausfallen. Durch dieſen Na eele iſt das Fortbeſtehen der einzigen Wildpferdzucht in Deutſchland ge⸗ ſichert. ben und zurückgeworfen. Zweimal fand ich mich an meinem Ausgangspunkt wieder. Ich ließ mich infolgedeſſen auf die Knie nieder und klammerte mich mit Fingern und Zehen an jedes Stück Grund, das ich gewonnen hatte Mit vieler Mühe erreichte ich mein Meer⸗ moos; ich hielt mich daran feſt, während ich frei im Waſſer ſchwebte und von der Strömung gebeutelt wurde wie ein Zeugfetzen an einem Buſch. Meine Leibwache hatte ſich verzogen, und als ich mich umblickte, gewahrte ich einen Tigerhai, der langſam auf mich zuwogte. Ich würde gern meinen Platz jedem eifrigen For⸗ ſcher in der Welt abgetreten haben oder einem der vielen tauſend Leute, die mehr Mut ha⸗ ben als ich. Ich hatte aber wenigſtens nicht die Qual einer Wahl— an ein Entrinnen durch Flucht war nicht zu denken. Ich ſchmiegte mich hockend dicht an den Wiſch von Meer⸗ moos, obwohl er ungefähr ebenſoviel Deckung gegen Sicht gewährte wie eine Handvoll Straußfedern. Katzenaugen über einem ſcheußlichen Rachen Der Hai erſchien rieſenhaft— ich dachte an 6 Meter. Dann ſuchte ich mich durch Rechen⸗ kunſtſtücke von meiner Furcht abzulenken. Ich ſchätzte die Länge des Hais, verglich ihn mit anderen Fiſchen in der Nähe und war etwas getröſtet, als ich herausgefunden hatte, daß ich ihm im Höchſtfall 57 Meter zubilligen könnte. Ich hatte bei meinen Tauchabſtiegen ſchon vie⸗ len Haien getrotzt, ſelbſt Tigerhaien, aber kei⸗ ner war ſo groß geweſen, nie hatte die Umge⸗ bung ſo wenig Schutz geboten, und immer hatte ich doch wenigſtens einen Dreizack zur Hand gehabt. Der Urweltrieſe kam heran, bis ich die ſchwarzen Adern in ſeinen gelben Katzenaugen ſehen konnte und die Drüſen in dem ſcheußlichen, mit dreieckigen Zähnen be⸗ ſetzten Rachen. Der mächtige Schwanz ſchlug nach der einen Seite aus, der Hai ſchwenkte— und zog vorüber. Eine beſonders ſtarke Welle trieb ihn nochmals aus der Ferne zu mir zu⸗ rück, aber er kehrte nicht um und war bald jen⸗ ſeits des Bootsſchattens verſchwunden. * Als ich wieder atmen konnte, nahm ich alle Kraft zuſammen und riß den Tierbuſch aus ſeiner Vertäuung los. Ich ſchwenkte ihn wie ein Purpurbanner und kehrte zurück, wobei ich mich mit dem Rücken feſt gegen die Strömung ſtemmen mußte. Ohne andern Antrieb als ein tiefes Niederhocken ſprang ich aufwärts, ſtieg langſam durch 25 oder 3 Meter Waſſerflut und ergriff die unterſte Sproſſe. Für eine Weile ließ ich mich dort von dem Auf und Ab der Wogen ſanft ſchaukeln. Mit einem letzten großen Staunen über die ganze Wunderwelt kletterte ich zum letztenmal in dieſen Gewäſſern empor, bis ich mit ausgeſtreckter Hand das große, purpurne Meermoos triumphierend in die freie Luft hinauswarf. Hopyfen-HNnie der verlorene Ohrring/ d Nadeln Rentsch Es gibt Menſchen, die haben mit dem Schen⸗ ken einfach kein Glück. Sie meinen es gut, aber ihre Gaben pflegen heimliches Gelächter zu ent⸗ fachen, Mißmut zu erregen oder gar der Anlaß zu Wutausbrüchen, Skandalſzenen und ähn⸗ lichen netten Ueberraſchungen zu ſein. Zu dieſen Menſchen, die eigentlich zu be⸗ dauern ſind, gehörte Adolar. Zum vorigen Ge⸗ burtstag ſeiner Frau ſchenkte er ihr ein Buch, das ſie ſchon geleſen hatte, zu Weihnachten über⸗ raſchte er ſie mit einem Goldfüllfederhalter, mit dem ſie nicht ſchreiben konnte, und zu Oſtern kaufte er eine ſaure Sahnentorte.. Nur ein einziges Mal hatte er Mimis Ge⸗ ſchmack getroffen. Da hatte er ihr— ſie waren damals noch nicht verheiratet— ein Paar wun⸗ dexvolle Brillantohrringe geſchenkt. Von dieſen Ohrringen ſei hier die Rede. Denn Mimi verlor den einen davon, nachdem ſie ſie faſt zwei Jahre hindurch getragen hatte, Jetzt ärgerte ſie lich anz gewaltig ſogar. Sie hatte die glitzern en Schmuckſtückchen ſehr ſehr 7 75 Sie stellte die Wohnung auf den Kopf, kief von Fundbüro zu Fundbüro, gab eine Anzeige in der Zeitung auf — nichts 1155 der verlorene Ohrring war und blieb verſchwunden. Mimi war traurig. X Mimis Geburtstag nahte wieder heran. Ado⸗ lar zog durch die Straßen und ſuchte 8 nach einem Geſchenk für ſeine Frau. Und— potz Tauſend, welch ein Zufall!— plötzlich ent⸗ deckte er im Fenſter eines Juwelierladens einen Brillantohrring, der dem verlorenen aufs Haar glich. O unſagbares Glück! Nun hätte er ja ein Geſchentk und Mimi zwei Ohrringe! Adolar kaufte den Ohrring. Er mußte tief in den Geld⸗ beutel greifen, aber ſeine Frau würde in Jubel⸗ ſchreie ausbrechen, ihm aus überſprudelnder Dankbarkeit um den Hals fallen und ihm alle ſeine früheren„verrückten“ Geſchenke verzeihen. * Der große Tag war da. Zwiſchen dunkelroten Rosen baute Adolar ſein Geſchenk auf. Sonnen⸗ licht flutete durchs Fenſter und brach ſich tauſend⸗ ach in dem Juwel. Hei, wie das blitzte und tühte! Ja, Mimi würde Augen machen! oll geſpannter Erwartung führte er ſeine Frau ins Zimmer. nd Mimi machte Augen! Und was für welche! Sie 43 ſie weit auf und fragte mit nur allzu deutlichem Ausdruck des Entſetzens:„Wo haſt du das her?... Menſch, ſag doch, wo haſt du den Ohrring 3 1 Adolar wat ſo verblüfft, daß er die Erklä⸗ rung nur ſtammelnd hervorbringen konnte. Er erklärte, wie er ratlos 1 die Straßen ge⸗ angen letz plötzlich bei dem Juwelier———. elter kam er nicht. Mimi bekam einen hyſte⸗ riſchen. und plumpſte halbohnmächtig in einen Seſſel. Denn man muß wiſſen: Mimi hatte vor kurzem ihren übriggebliebenen Ohrring jenem Juwelier verkauft. 2 5 Reichsſporlfeld- immer in Irdnung Ein großes Arbeiterheer iſt notwendig, um dieſe Anlage ſtändig in Ordnung zu halten. Hier werden die Zuſchauerreihen von Unkraut befreit.(Schirner, K.) Mr. Lindblow bork mik Poliziſten Spaniſcher Bürgerkrieg in einem Züricher Hotel Ein amerikaniſcher Touriſt, der ſich in einem Züricher Hotel aufhielt, hatte ſeiner unleſerlichen Handſchrift ein etwas auf⸗ regendes Abenteuer zu verdanken. Mr. Lindblow aus Kalifornien hatte ſich wie üblich bei ſeiner Ankunft in Zürich in den ihm vorgelegten polizeilichen Meldezettel ein⸗ getragen, aber auf dem Polizeirevier konnte man ſeinen Namen nicht entziffern, und der Vorſteher des Reviers verfügte, daß bei dem Gaſt perſönliche Nachfrage gehalten werden ſollte. Warum er zu dieſem Zweck aller⸗ dings eine Patrouille von drei Poliziſten ab⸗ ordnete, iſt nicht recht einzuſehen und auch im weiteren Verlauf der Angelegenheit nicht auf⸗ geklärt worden. Jedenfalls erſchienen die drei im Hotel und klopften an der Tür von Mr. Lindblow. Der öffnete, ſah drei fremde Geſich⸗ ter, verſtand auch nicht, was die Leute ihm in unverfälſchtem Schweizer Dütſch vortrugen, ſon⸗ dern fühlte ſich lediglich durch ihre Haltung bedroht. Er ſchlug ihnen alſo die Tür vor der Naſe wieder zu und verriegelte ſie von innen. Draußen wurde nun Kriegsrat gehalten. Der Fall ſchien den Züricher Poliziſten nach der Wendung, die er eben genommen hatte, über den Rahmen der Meldevorſchriften binauszu⸗ wachſen. Dieſer Mann, der auf eine harmlose Anfrage nach ſeinem Namen keine Antwort er⸗ teilte, ſondern ſich kurzerhand in ſeinem Zim⸗ mer einſchloß, mußte irgendetwas auf dem Kerbholz haben. Vielleicht war er ein Abge⸗ ſandter berüchtigter amerikaniſcher Gangſter⸗ banden. Dann war Vorſicht geboten. Man telefonierte alſo nach dem Polizeirevier und forderte Verſtärkungen an. Dieſe wurden reichlich geſchickt. Sie beſetzten den Korridor vor dem Zimmer von Mr. Lindblow und umringten das ganze Hotel. Alle waren ſchwer bewaffnet und hielten ihre Karabiner und Revolver ſchußbereit. Mr. Lindblow hörte von ſeinem Zimmer aus das Waffengeklirr und den Lärm. den die ganze Aktion verurſachte. Er kam aus Kalifor⸗ nien und war mit europäiſchen Dingen nicht recht vertraut. Immerhin hatte er am Mor⸗ gen in der Zeitung die neueſten Nachrichten vom ſpaniſchen Bürgerkrieg geleſen, und das. was ſich hier draußen auf dem Korridor und vor ſeinem Fenſter abſpielte, das konnte ſeiner eMinung nach nur ein politiſcher Aufruhr. vielleicht ſogar eine Revolution ſein. So etwas hatte er noch nicht erlebt und er war immerhin wißbegierig genug, zu erfahren, wie man ſo etwas in Europa macht. Alſo entſchloß er ſich, die Tür zu öffnen und, ſeiner Meinung nach ſozuſagen als Bürgerkriegsſchlachtenbummler mal zu ſchauen, was eigentlich los war. Aber kaum waren die Poliziſten ſeiner anſichtig ge⸗ worden, als ſie auf ihn, den ſie ja für einen gefährlichen Gangſter hielten, zuſtürzten. Mr. Lindblow war kein Furchthaſe. Er verſetzte den nächſten beiden ein paar kräftige Boxhiebe. Aber die Uebermacht war zu groß. Er wurde verhaftet und ſchließlich wegen Widerſtands gegen die Staatsgewalt vor das Züricher Ge⸗ richt geſtellt. Die Verhandlung ergab, daß auf beiden Sei⸗ ten erhebliche Mißverſtändniſſe vorlagen und daß die ganze Sache friedlicher abzuwickeln ge⸗ weſen wäre. Aber da die Würde der Züricher Polizei gewahrt werden mußte, wurde Mr. Lindblow ſchließlich zu einer Geldſtraſe von 50 Franken verurteilt. Er bezahlte ſie knurrend und nur unter Proteſt. 1 ———— x——ç—ç—rð—;ðʃ² war ein einziges Mißtrauen.„Wer ſind Sie? Mußeſtunden Tägliche Unterhaltungsbeilage der„Vieruheimer Volkszeitung Der Mann im Havelock (5. Fortſetzung) „Das leuchtet mir ein! Sie können mich telephoniſch berſtändigen, ſobald Sie mich brauchen. Die Liſte mit den Hausanſchlüſſen hängt neben dem Schreibtiſch.“ Wenig ſpäter verließ Joe Friend das Polizeigebäude, eiſte irgendwo in der Nähe ausgiebig und begab ſich un auf die Suche nach einer Wohnung. Er hatte keine Eile, bummelte gemächlich durch die belebten Straßen und freute ſich des ſchönen Herbft⸗ nachmittags. Am Nelſon Square entdeckte er ſchließlich ein ver⸗ trauenerweckend ausſehendes Haus, an deſſen Vorgar⸗ tentür ein großes Meſſingſchild das Vorhandenſein einer Penſion ankündigte. Friend blickte eine Weile unentſchloſſen auf das Schild, blinzelte mit zugekniffenen Augen nach den hohen Fenſtern des Erdgeſchoſſes und trat durch den Vorgarten, deſſen ſaubere, mit Blumen bepflanzte Raſenfläche dem Gebäude ein freundliches Ausſehen gab Die Penſion lag im Erdgeſchoß. Sehr gut! dachte Friend und drückte an der Klingel. Er hatte einen Widerwillen gegen das Treppenſteigen. Als 55 aber die Tür öffnete, ſtarrte Joe ganz benom⸗ men auf das umfangreiche weibliche Weſen, das den Tür⸗ rahmen in ſeiner vollen Breite ausfüllte und in frühe⸗ ren Jahren wahrſcheinlich als Rieſendame im Zirkus aufgetreten war. „Was wünſchen Sie?“ fragte die Dame mit knarren⸗ der.„Ich bin Miſtreß Pittel. Wollen Sie zu mir?“ Joe Friend verſuchte ein zaghaftes Lächeln.„Ich habe daran gedacht, mir ein Zimmer anzuſehen, falls Sie es gütigſt erlauben wollen.“ „Ein Zimmer!“ knarrte Miſtreß Pittel. Ihr Blick Ihre Papiere in Ordnung? Wieviel verdienen Sie?“ Als Joe Friend ſeinen Paß aus der Taſche holte, nahm Iſie ihn mit einer herriſchen Bewegung an ſich, um ihn einer gewiſſenhaften Prüfung zu unterziehen. „Aus Neuyork? Von der Polizei! Schön! Hoffent⸗ lich iſt der Paß echt!“ Dem jungen Mann riß allmählich die Geduld.„Sie können in Scotland Yard Auskunft über mich einholen, aber ich will jetzt endlich die Zimmer ſehen!“ Da trat Miſtreß Pittel zur Seite und ließ den Beſucher eintreten. Aber während der Dauer der Verhandlung wurde Friend das Gefühl nicht los, daß er nur die ge⸗ vingſte verdächtige Bewegung zu machen brauchte, um im gleichen Augenblick durch einen mächtigen Schlag von Miſtreß Pittels wenig zarter Fauſt zu Boden geſtreckt zu werden. Er vernahm zu ſeiner Ueberraſchung, daß bis auf ein zweiräumiges Appartement und eine kleine Hinterſtube alle Räume beſetzt waren. Das Vertrauen, bei Miſtreß Pittel geborgen zu wohnen, ſchien demnach größer zu ſein, als die Angſt vor ihrem martialiſchen Ausſehen. Joe Friend wählte das Appartement, deſſen Fenſter auf die Straße gingen. Es beſtand aus einem Schlaf⸗ zimmer mit Bad und einem kleinen Wohnraum, der durch drei Erkerfenſter reichliches Licht empfing. Alles war ſehr ſauber und wider Erwarten behaglich ein⸗ gerichtet. 5. Der Diener brachte die Mittagszeitungen. Harry Hartfield ſaß leſend in ſeinem geſchmackvoll ein⸗ gerichteten Junggeſellenheim. „Iſt der neue Wagen ſchon geliefert, William?“ Der junge Mann in der ſchwarzſeidenen Livree ſchüt⸗ telte bedauernd den Kopf.„Ich werde mich mit der Lieferfirma noch einmal in Verbindung ſetzen. Soll der Lunch im Park ſerviert werden?“ „Ein guter Gedanke, William! Aber legen Sie zwei Gedecke auf! Ich erwarte Beſuch!“ Die Zeitungen berichteten ausführlich über die Ent⸗ führung von Miſter 1 Einige findige Re⸗ porter hatten richtig die Prozeßgeſchichte aufgeſtöbert und konſtruierten die ſenſationellſten Zuſammenhänge zwiſchen Shufflings 9 dieſem neueſten Streich des Mannes im Havelock. Mit ſpöttiſchen Seiten⸗ hieben auf Scotland Yard wurde dabei nicht geſpart.— Shuffling ſtellte ſich pünktlich ein. Er war neu ein⸗ ekleidet, ſein Geſicht leuchtete vor Glück und Zufrieden⸗ it, nichts erinnerte mehr an den Sträfling, der am Tag vorher entlaſſen worden war. „Ich komme ſoeben von meiner Bank!“ ſtrahlte er. „Denken Sie nur, Miſter Manhattle dat die unter⸗ ſchlagene Summe bereits telephoniſch auf mein Konto überweiſen laſſen!“ „Na, wir ſcheinen%u einen hübſchen Schrecken ein ⸗ gejagt zu haben!“ lachte Hartfield. „Mein Leben, alles verdanke ich dem Unſichtbaren. Welch ein geheimnisvoller edler Menſch! Miſter Hart⸗ eld— ich— möchte ſo gerne mehr von ihm hören. Wie eht er eigentlich aus?“ Hartfield lächelte nachſichtig.„Das kann ich Ihnen mit dem beſten Willen nicht ſagen. Ich kenne ihn nicht, e ihn nie geſehen. Niemand kennt ihn. Niemand weiß einen Namen, ſeine Wohnung. Nicht einmal ſeine Mit⸗ arbeiter kennen uch untereinander. Es geſchiebt. dan ich Kriminalroman von Hans Hilrthammer in der Zeitung eine Tat des Mannes im Paveiock leſe, an der ich nicht beteiligt war, von der ich erſt durch die Preſſe erfahre. Vielleicht iſt auch der Barbier, bei dem ich mir die Haare ſchneiden laſſe, der Schneider, bei dem ich meine Anzüge beſtelle, ein Helfer des Unfichtbaren. Ich weiß es nicht— und werde es nicht erfahren. Darin eruht die unangreifbare Macht des Chefs. Nur ſeine Stimme kommt zu uns, gibt uns ihre Aufträge, feuert uns an.“ Shuffling beſann ſich einen Augenblick.„Ich möchte gern meine ſchwachen Kräfte dem Manne im Havelock zur Verfügung ſtellen.“ Ueber Hartfields Züge ging ein helles Leuchten.„Dar⸗ über ließe ſich reden! Ich werde dem Chef Ihr Angebot übermitteln.“ In dieſem Augenblick kam William aus dem Haus. In ſeiner Begleitung befand ſich eine junge Dame von ungewöhnlichem Liebreiz. 1 Ellen Wilcot!“ ſagte William und zog ſich zurück. Hartfield ſprang auf, nachdem er ſeinen Gaſt raſch einen warnenden Blick zugeworfen hatte.„Ah, Ellen, wie lieb von dir, mich zu überraſchen! Ich brauche dir wohl nicht zu ſagen, daß du wieder entzückend ausſiehſt. Dein Spiegel wird es dir bereits verraten haben!“ Die junge Dame drohte mit dem Finger.„Unverbeſſer⸗ licher Schmeichler!— Du haſt Beſuch! Störe ich?“ „Aber keineswegs! Das iſt Miſter Shuffling, ein— Geſchäftsfreund.“ „Miſter Shuffling?“ wunderte ſich Ellen, während ſie im Korbſtuhl Platz nahm.„Ach ja, ich las Ihren Namen heute in der Zeitung! Sind Sie dieſer Mann, der—“ „Ach, du meinſt die Geſchichte mit dem Mann im Havelock? Wo denkſt du hin, Ellen! Es gibt viele Shuff⸗ lings in London. Mein Geſchäftsfreund hat mit dieſem Mann nichts zu tun.“ „Eigentlich ſchade!“ lächelte Miß Ellen.„Ich hätte rieſig gern PR kennengelernt, der mit dem . ann im Havelock in Verbindung teht.“ „Du, wünſch' dir das lieber nicht! Das ſind gefähr⸗ liche Sachen!“ „Aber denk' doch, Harry, wie romantiſch! Ein Mann, del 3 Unglücklichen und Verfolgten hilft, ein richtiger e 1 „Ja, ja, ich weiß ſchon!“ wehrte. ab.„Es gehört nachgerade 8 guten Ton, daß junge Damen von dieſem Unſichtbaren ſchwärmen. Man könnte bei⸗ nahe eiferſüchtig auf ihn werden.“ Miß Ellen verzog. die hübſchen Lippen. „Unſinn, Harry, ich r doch nur ſo!“ „Na, na, man darf euch Mädels nicht über den Weg trauen!“ Shuffling, der ſich ein wenig unbehaglich fühlte, ver⸗ abſchiedete ſich bald. „Du kommſt gar nicht mehr zu uns!“ klagte Miß Ellen. Papa iſt ſchon ordentlich böſe auf dich. Du weißt doch, daß er gern Gäſte bei ſich ſieht.“ kn- Ellen, ich habe zur Zeit geſchäftlich ſo viel zu n! „Ach du, mit deinen Geſchäften! Die möchte ich ein⸗ mal kennenlernen!— Ich habe eine reizende Idee. Willſt du 100 nach Hauſe begleiten? Mein Wagen ſteht draußen. Ich hatte einige Einkäufe zu erledigen und wollte nur raſch im Vorbeikommen mal nach dir ſehen. Ja, kommſt du mit?“ Hartfield überlegte.„Gut! Dein Vater wird mich N— unter vier Stunden nicht mehr fortlaſſen, aber eute habe ich zufällig mal Zeit.“— a John Wilcot vegoß gerade ſeine Roſen im Garten. Er ſtellte die Gießkanne weg und eilte mit freude⸗ ſtrahlendem Geſicht den Ankömmlingen entgegen. „Oh, Miſter Hartfield! Sie leben alſo noch? Ich ver⸗ mutete ſchon das Schlimmſte! Kommen Sie! Tommy, hole ein paar Flaſchen aus dem Keller!“ rief er ſeinem Diener, einem Neger, zu. Hartfield konnte es nicht vermeiden, daß der redſelige Alte das Geſpräch alsbald auf die Senſation des Tages brachte. Der Fall Manhattle wurde eingehend dis⸗ kutiert. „Scotland Yard ſe,eint natürlich wie immer zu ver⸗ ſagen!“ lachte Wilcot ſchadenfroh.„Uebrigens— die Leute haben ſich jetzt einen Mann aus Amerika herüber ⸗ geholt! Ich habe ihn kennengelernt, als ich eſtern meinen Freund, den Polizeioberſten, beſuchte. Ein ge⸗ wiſſer Joe Friend, ſoll eine* große Kanone ſein.“ Das Weinglas in Hartfields Hand zitterte unmerk⸗ lich. Er führte es haſtig an den Mund und warf einen verſtohlenen Blick auf Wilcot, doch der ſchien zum Glück nichts gemerkt zu haben. „Was Sie nicht ſagen!“ brachte er endlich heraus. „Und diefer Joe Friend ſoll wohl jetzt den Mann im Havelock raſch faſſen?“ Wilcot machte ein bedeutungsvolles Geſicht.„Er ſieht mir danach aus, der 275 Mann, als ob er es fertig⸗ brächte. Jedenfalls iſt er mit geradezu diktatoriſchen Vollmachten ausgeſtattet. Ich möchte in der nächſten Zeit nicht im Havelock des unſichtbaren Mannes ſtecken. Es wird Ernſt!“ g Er 3 ſein Glas.„Na, uns kann es recht ſein, nicht wahr? Auf Ihr Wohl, lieber Hartſield!“ 1 b D Urheber- Rechtsschutz durch Verlag Oskar Meister Werdau(Sachsen) 4˙ 6.* Aſham Caſtle war ein ſchrecklich altes Bauwerk und lag ſo verſteckt, daß es für einen des Ortes Unkundigen nicht leicht war, das Beſitztum zu Juliche Wer ſich etwa mit der ungewöhnlichen Abſicht trug, Seiner Lordſchaft, Sir Horace Aſham, einen Beſuch ab⸗ zuſtatten, mußte de die Bezirksſtraße nach Devon⸗ ſhire entlangwan ern. Kurz nach der Bahnunterführung der Weſtern Railway zweigte links ein ußweg ab, der ſich am Rand eines Birkenwäldchens hinzog. Sobald man aus dem Schatten der Bäume heraustrat, ſah man das Schloß auf einer kleinen Anhöhe vor ſich liegen. Aſham Caſtle beſaß neben ſeinem ehrwürdigen Alter noch eine andere Merkwürdigkeit, die es zu einer der Berühmtheiten des Landes machte und ſeinen Beſitzer in den Verdacht gebracht hatte, daß es mit ſeinem Ver⸗ ſtand nicht ganz richtig zu ſein ſcheine: Aſham Caſtle hatte keine Fenſter. Das war auch der Grund, der den Glaſermeiſter dieſer 2 veranlaßt hatte, ſich anders⸗ wo ein günſtigeres Arbeitsfeld zu ſuchen. In der Tat, ſeit Lord Aſham vor fünf Jahren von ſeiner letzten großen Reiſe eee war, gebärdete er ſich, wie nur ein armer Narr von Sonderling ſich ge⸗ bärden konnte: Wenige Tage nach ſeiner Ankunft ließ er ſämtliche Fenſter zumauern. Die Freunde, die ihn be⸗ grüßen kamen, wurden nicht vorgelaſſen, auf der breiten Freitreppe begann das Unkraut 10 wuchern. Man vermochte ſich dieſe ſchreckliche Wandlung um ſo weniger zu erklären, als der Lord als ein lebens oher, geſelliger Mann abgereiſt war. N fand man ſich mit den Tatſachen ab zuckte, wenn auf den Lord die Rede kam, lächelnd die Schultern und kolportierte das Gerücht von irgendeinem furchtbaren Abenteuer, das dem Lord auf ſeiner Reiſe begegnet ſein und ihm den Verſtand durcheinandergebracht haben mochte. „An dieſe Dinge mußte Harry Hartfield denken, als er die Einladung erhielt, an einer kleinen Geſellſchaft in Aſham Caſtle teilzunehmen. Sehr gut! Lady Henderſon hatte alſo das Kunſtſtück fertiggebracht. Wenn ſich dieſer Paul Baton ebenſogut bewährte und ſeine Rolle als Neffe der alten Dame ge⸗ . zu Ende ſpielte, dann würde der Chef zufrieden ein. Er trat an den Fernſprecher und ließ ſich mit Lad Henderſon verbinden, 8 „Meine Anerkennung, Mylady! Soeben erhielt ich die Einladung. Sie müſſen bei Lord Aſham einen großen Stein im Brett haben!“ „Nun, lieber Freund, ich bin ſelber erſtaunt. Wenn mir Sir Horace auch das freundſchaftliche Vorrecht ein⸗ räumt, ſeine einſamen Tage mit meinen Beſuchen zu verkürzen, ſo mußte ich doch meinen ganzen Mut zu⸗ ſammenraffen, als ich ihm dieſen revolutionären Vor⸗ ſchlag eines geſelligen Abends unterbreitete. Oh, es war ein harter Kampf, Miſter— 5 „Da wird ſich Ihr Neffe ſicher ſehr freuen! Sie dürfen ihm den romantiſchen Wunſch, Aſham Caſtle und ſeine ſeltſamen Bewohner kennenzulernen, nicht übel⸗ nehmen.“ ls Harry Hartfield den Hörer aufgelegt hatte, ließ er ſich befriedigt auf die Couch fallen und zündete ſich eine Zigarette an. Es war nicht allzu 44805 geweſen, dieſe Geſchichte ein⸗ zufädeln. Lady Henderſon war eine Freundin ſeiner längſt verſtorbenen Mutter und hatte ihm oft 2 die rührende Geſchichte von ihrem verſchollenen Neffen er⸗ zählt Es war ihr Steckenpferd. Und dann hatte er gelegentlich eines Aufenthaltes in Paris dieſen Paul Baton gefunden, in einem ſchmutzigen Café des Quartier Latin, einen heruntergekommenen Burſchen, der ſich als ein ſtellungsloſer Schauſpieler und überaus pfiffiger Kerl entpuppte und für die Abſichten des Mannes im Havelock raſch gewonnen war. Für eine Hundertpfundnote wäre Paul Baton ſogar als Prince of Wales aufgetreten. Warum ſollte er alſo nicht für ein paar Wochen die Rolle irgendeines Neffen ſpielen, zumal ſie allerlei Annehmlichkeiten mit ſich zu bringen verſprach? Nun reiſte der junge Mann mit Harry Hartfield nach London, ſtudierte gewiſſenhaft ſeine Rolle, als handle es ſich um ſein Debüt in der Königlichen Oper— und begab ſich eines Nachmittags zu Lady Henderſon. ine halbe Stunde ſpäter wußten es alle Bekannten: Lady Henderſons verſchollener Neffe war zurückgekehrt! Für den glücklichen Paul Baton begann eine gute Zeit. Er erhielt ein prächtiges Zimmer in der Wohnung der alten Dame und benützte ausgiebig die Gelegenheit, ſich nach langen Hungerjahren tüchtig vollzueſſen.— Lady Henderſon war mit ihrem vermeintlichen Neffen, der den klangvollen Namen Jules Combrat führte, be⸗ reits anweſend, als Harry n in Aſham Caſtle eintraf. Die beiden ſtanden ziemlich einſam in der Halle und atmeten offenſichtlich auf, als ſie ſeiner anſichtig wurden. Sie begrüßten ihn heralich. Fortsetzung folgt. D 2 — (ict. ein Wel U S llt doll deer „ — Bekanntmachungen Ortsgruppe Dienſtſtunden: Jeden Montag und Donnertag 20— 21 Große Dienſtbeſprechung am Mitt⸗ woch, 23. September 1936, abends ½9 Uhr: im„Freiſchütz“. Alle Parteigenoſſen, ſowie alle Amts⸗, Zellen⸗ und Blockleiter bzw. Walter und Warte der PL., DAF. /NSBO. und NSV., auch alle neueingeſetzten, haben an dieſer Dienſtbeſprechung, wobei die Verpflichtung der neuen Mitarbeiter erfolgt, teilzunehmen. Pe.⸗Leiter und Träger der Braunhemden in Uniform! Franzk 4 Ortsgruppenleiter. 3 Gefolgſchaft Viernheim Am Mittwoch, 23. 9. 1936, tritt die Hitlerjugend Gefolgſchaft um 20 Uhr an der Schillerſchule an. der A. S. O. A. P. Biernheim Uhr— Dienſtſtelle: Adolf Hitlerſtr. 19, Fernſprecher: 45 Kameraden, es iſt dies der letzte Gefolg⸗ ſchaftsappell, den ich durchführen werde. Da verſchiedene Fragen zu erledigen ſind, erwarte ich, daß jeder pünktlich zur Stelle iſt. Der Führer der Gefolgſchaft. NS⸗Frauenſchaft Am Donnerstag, 24. September, pünkt⸗ lich 20 Uhr: Pflichtabend; anſchließend ge⸗ mütliches Beiſammenſein anläßlich der Paten⸗ weinwoche. Die Leiterin. NSV Wegen Abweſenheit des Kaſſenverwalters fallen die Kaſſeſtunden am Mittwoch, den 23. und Mittwoch, den 30. ds. Mts. aus. Lokale Nachrichten Viernheim, den 22. September 1936 Anſer Tages ſpruch Wär nicht das Auge ſonnenhaft, die Sonne könnt' es nie erblicken: Läg' nicht in uns die eigne Kraft, wie könnt' uns Göttliches entzücken. Goethe. September ⸗Gewitler Donnert's im September noch, wird der Schnee um Weihnacht hoch. Der uns am 23. September(Herbſtan⸗ fang) verlaſſende Sommer war alles, nur kein Sommer, was man unter dieſem Begriff ver⸗ ſteht. Eine Kette von April⸗Monaten von An⸗ fang bis zu Ende. Und hatten wir uns auf ein paar Spätſommertage gefreut, ſo wurde uns auch das zunichte gemacht. Ja, wenn die Hoffnung nicht wär.. ſo hoffen wir halt 00 einen ſonnigen, die Launen des Sommers wettmachenden Herbſt. Heute Nacht zogen erneut Gewitter über unſeren Ort. Fernes Wetterleuchten beobach⸗ tete man ſchon in den Abendſtunden. Das war nun in dieſem Monat ſchr. das dritte Ge⸗ witter, das uns überraſchte. In Oberheſſen wurden am Montag zwei Menſchen von einem Blitzſtrahl getötet. Sollte ſich der alte Bauernſpruch be⸗ wahrheiten, ſo kann man dieſes Jahr mit einer weißen Weihnacht rechnen. Dies würde von den„Schneehaſen“ ſicherlich ſehr begrüßt werden, zumal an Weihnachten dieſes Jahr drei Feiertage ſind. Viernheim trinkt Wein! Beim Palenwein heißt's froͤhlich jein! Schon in den erſten Tagen der begon⸗ nenen Weinwerbewoche zeigte es ſich, daß der Viernheimer auch Wein trinken kann. Aus⸗ gelaſſenſte fröhliche Weinſtimmung herrſchte in allen Lokalen. Warum ſollte dies auch nicht ſo ſein, die wir 0 dicht an einem der größten Weinbaugebiete der Welt liegen und die wir faſt alle freundſchaftliche oder verwandſchaft⸗ liche e e nach drüben haben. Wir kennen die Not, die in den kleinen Weindörfern herrſcht, wo oft 1200 bis 1500 Stück Wein zu je 1200 Liter, d. h. alſo faſt zwei Millio⸗ nen Liter Wein liegen bei einer Einwohner⸗ ſchaft von noch nicht 1200 Menſchen! Das iſt ja gerade der Sinn der Wein⸗ werbewoche, daß wir in einer unerſchütter⸗ lichen Kameradſchaft bereitſtehen, auch dem⸗ jenigen Teil unſerer Nation zu helfen, an den man früher überhaupt nicht dachte und für den einzutreten glatt für eine Unmöglichkeit ge⸗ halten wurde. Es gibt ſelbſtverſtändlich auch Nörgler, ängſtliche Gemüter, die ſich ſchreck⸗ lich darüber aufregen können, wenn nun ein⸗ mal in einer Woche im Jahr der Weinkonſum anſteigt, die nebenbei auch moraliſche und ſonſtige Schädigungen am deutſchen Volke fürchten! Wir wollen dieſe Leute, die z. T. aus ehrlicher Ueberzeugung ſo handeln, zum größ⸗ ten Teil ſich aber in ganz falſchen Gedanken⸗ gängen bewegen, nicht an ihrem langen Barte zupfen. Wir wenden uns an den zeitaufge⸗ ſchloſſenen friſch⸗fröhlichen Sinn unſerer Volksgenoſſen und rufen ihnen zu:„Eßt in dieſer Woche Trauben, trinkt den geſunden, ungegorenen Traubenſaft und gönnt Euch vor allen Dingen abends oder zum Veſper, ganz einerlei, wann, ein Glas unſeres Hohenſül⸗ zener Patenweines!“ Wenn alſo eine notleidende Berufsgruppe dadurch unterlag wird, daß man ſich einmal einen Becher über das ſonſt übliche Maß hinausgenehmigen ſollte, wird auch die Gattin ihre meiſt recht eigenwillige und von weib⸗ licher Unlogik zeugende Anſicht über das ver⸗ werfliche Tun und liederliche Leben ihres in Weinſeligkeit ſchwimmenden, ſpät heimkehren⸗ den Mannes ausnahmsweiſe einmal für ſich behalten. Jedoch, es kann der Beſte nicht in Frieden leben... Man tut ſchon gut daran, die Teure kurzerhand mitzunehmen zum Pa⸗ tenwein, denn da heißt's fröhlich ſein! Vielen Dank Ihr Patenweindichter! Es war ein großer Widerhall, da un⸗ ſerer Aufforderung entſprochen wurde. Es kann nur einer der Beſte ſein! Diesmal waren es zwei— und ſo freuen wir uns über all die guten Einſendungen— beſonders von der Schuljugend— ſo weiter, und der Patenwein wird noch beſſer werden! * Altweiberjommer Noch wagt der Herbſt nicht, am hellen Tage ſeine Nebelfahnen herauszuhängen; aber morgends und abends ſteigt der trübe Dunſt aus dem Boden und ſtäubt über die Land⸗ ſtraßen. Das Pflaſter glänzt feucht. Waſſer⸗ tropfen perlen auf den Eiſenbahnſchinen und den Gittern der Vorgärten, hängen an Mantel und Haar. Und das mehr und mehr ſich fär⸗ bende Laub erinnert uns an die Vergänglich⸗ keit alles Schönen. Und doch, ſie ſind ſo ſchön, dieſe Alt⸗ weiberſommertage. Frühling und Sommer ſchaffte die Natur, um uns zu ſchenken, was uns im Herbſt in den Schoß fällt. Unter der Laſt der reifen Früchte beugen ſich die Obſt⸗ bäume. Noch blühen die Aſtern, Dahlien leuchten aus dem ſatten Grün. Verheißungs⸗ voll glühen an den Rebenhängen die Trauben. Noch prunken die Alleen mit reichem, ſchat⸗ tenden Schmuck, und die Kaſtanien 1 55 noch zum Teil feſt im Laubwerk der Krone. Genießen wir die Tage der leuchtenden Schönheit. Wie wir den koſtbaren Reſt, die Neige alten freurigen Weines aus blinkendem Becher trinken, ſo wollen wir mit vollen Hän⸗ den nehmen, was die Natur uns in reicher Fülle bietet. Genießen wir den Feierabend des Sommers! Wie bald iſt die Schönheit vorbei! * Todesfall. Nach ſchwerem Leiden ſtarb die Gattin des Valentin Schalk 4., Frau Sabina Schalk geb. Hoock, Kirſchen⸗ ſtraße 14. Im Alter von 43 Jahren wurde ſie ihren Angehörigen entriſſen. Aimee Deutſcher Wein und liebe Gäſte Machen jeden Tag zum Feſtel! Erntedanktag auf dem Bückeberg Auch in dieſem Jahre findet am 4. Oktober anläßlich des Erntedanktages ein Staatsakt auf dem Bückeberg ſtatt. Die Landesbauernſchaft Heſſen⸗Naſſau läßt meh⸗ rere Sonderzüge nach dem Bückeberg fahren. So fährt der Sonderzug Nr. 2 ab Weinheim. Der Fahrpreis iſt ſehr niedrig gehalten und beträgt ungefähr ab Weinheim RM. 9.20. Eine 75prozentige Fahrpreisermäßigung wird auch für die Anſchlußſtrecke in einem Um⸗ kreis von 100 km gewährt. Mit der in dieſem Jahre zeitlich früher feſtgeſetzten Abfahrt iſt den Teilnehmern Gelegenheit gegeben, weite Strecken unſeres ſchönen Vaterlandes kennen zu lernen. Die Sonderzüge werden am Sonn⸗ abend, den 3. Oktober, in den frühen Nach⸗ mittagsſtunden(etwa zwiſchen 12 und 14 Uhr) von den Ausgangsbahnhöfen abfahren und am Montag, den 5. Oktober, früh abends in ihre Heimat zurückkehren. Privat⸗ und Maſſenquartiere ſtehen ausreichend zur Ver⸗ fügung. Der Hilfszug Bayern ſorgt für ein Mittageſſen zum Preiſe von RM. 0.65, ebenſo wird volle Verpflegung, beſtehend aus Frühſtück, Mittag⸗ und Abendeſſen, zum Preiſe von RM. 1.65 verabreicht. * Deutſche Friſchtrauben. Im vori⸗ gen Jahre kam zum erſten Male die deufſche Friſchtraube in größeren Mengen auf den Markt. In dieſem Jahre können wir An⸗ lieferungen von über 300 000 Zentnern zu einem erſchwinglichen Preiſe erwarten, in der Mehrzahl angenehm ſüße und würzige Früh⸗ trauben aus der Saarpfalz und Heſſen⸗Naſſau und Spättrauben aus Baden. Es ſind das natürlich nicht im Gewächshaus oder hinter Glas gezogene Tafeltrauben, ſondern es han⸗ delt ſich um ein Gewächs deutſcher Weinberge. Bei der Einlagerung von Kar⸗ toffeln in Kellerräumen ſind ähnliche Ge⸗ ſichtspunkte zu berückſichtigen wie beim Ein⸗ mieten. Die Kartoffeln müſſen ebenfalls in nicht zu hoher Schicht, abgedunkelt, kühl und trocken, ſowie gut durchlüftbar gelagert wer⸗ den. Der Keller bietet natürlich den Vorzug der beſſeren Kontrolle und die Möglichkeit, die Knollen bei jeder Witterung zu verleſen. Ein Nachteil iſt, daß die Kellerräume meiſt nicht ausreichen und die Kartoffeln deshalb zu hoch gelagert werden. Häufig ſind ſie auch nicht genügend abgedichtet gegen Einflüſſe der Außentemperatur und feucht. Jedenfalls 5 ſen ſich bei Beachtung der erforderlichen Ma nahmen die Verluſte während der Lehrzeit ſowohl beim Einmieten wie auch beim Ein⸗ kellern ſtark vermindern. Polizeibefugniſſe auf Autobah⸗ nen. Der Chef der deutſchen Polizei hat in einem an die Polizeibehörden gerichteten Runderlaß die alleinige Zuſtändigkeit der Verkehrspolizei für die Ueberwachung der Kraftfahrbahnen klargeſtellt. Danach wird die Verkehrspolizei auf den Kraftfahrbahnen von den Verkehrspolizeibehörden und ihren Or⸗ ganen wahrgenommen. Eine Uebertragung ver⸗ kehrspolizeilicher Befugniſſe auf andere Be⸗ hörden ſei mit dem Weſen der Hoheitsverwal⸗ tung nicht zu vereinbaren. Rechtspflege und Preſſe. Der viel⸗ geſtaltigen Verbundenheit zwiſchen Rechts⸗ Pflege und Preſſe entſprechend hat der Reichs⸗ miniſter der Juſtiz beſtimmt, daß die Werbung des Reichsverbandes der deutſchen Zeitungs⸗ verleger für die deutſche Preſſe vom 20. Sep⸗ tember bis 21. Oktober 1936 auch durch Aushang von Werbeplakaten in den öffent⸗ lichen Gebäuden der Reichs juſtizverwaltung zu unterſtützen iſt. Vermeidet Ueberlaſtungen bei a ee Der Reichsverkehrsmi⸗ niſter weiſt in einem Erlaß auf die Nach⸗ teile und Schäden hin, welche eine Ueberla⸗ ſtung der Kraftfahrzeuge 11 Fahrzeuge und Straße mit ſich bringt. Neben einer Herab⸗ minderung der Wirkſamkeit der Bremſen er⸗ eee eee Soll man Wein trinken Wie groß darf die Menge ſein? Die in Genf erſchienene Zeitſchrift„Re⸗ vue Agricole“ hat bereits vor dreißig Jahren dieſe beiden Fragen erſchöpfend behandelt. Sie hat damals die Meinungen von etwa 80 Aerzten in der welſchen Schweiz und aus den benachbarten franzöſiſchen Bezirken veröffent⸗ licht. Nach ihrer Veröffentlichung ſollte das Durchſchnittsmaß an Wein für einen Erwach⸗ ſenen ſich täglich auf einen Liter ſtellen. Die 80 Mediziner aber waren meiſt anderer Mei⸗ nung. Rur einer von ihnen gab kund, daß ein Liter Wein täglich der Geſundheit des Men⸗ ſchen nicht nur zuträglich, ſondern er für dieſe überhaupt unerläßlich ſei. Das war der Franzoſe Dr. Charcot Fernand in Artemare (Dep. Ain). Er erklärte:„Ich trinke jeden Tag einen Liter Wein bis anderthalb; meine Frau und meine Kinder etwas weniger. Wir befinden uns ſehr wohl dabei“. Er fügt hin⸗ zu, der Kampf der Alkoholgegner ſolle ſich nicht gegen den Wein, wohl aber gegen die grünen, gelbe und blauen Schnäpſe richten, die beſonders in den Großſtädten die Menſch⸗ heit vergifteten und entnervten. Von vierzehn weiteren Aerzten wurde das Durchſchnittsmaß von einem Liter auf den Tag unter entſprechenden Vorbehalten hinſichtlich des Alters, des Geſchlechtes und der Art der Beſchäftigung anerkannt, und 46 Aerzte, alſo die Mehrzahl der Beauftragten aber erklärte, daß der Durchſchnitt von einem halben Liter Wein täglich etwa die richtige Menge für einen vernünftigen und unſchäd⸗ lichen Weingenuß darſtelle. Ganz entſchiedene Gegner, alſo ſolche, die den Weingenuß über⸗ haupt ablehnten, waren es nur 12 und 7 äußerten ſich ſogar abwägend, daß weder ein Ja noch ein Nein aus ihrer Antwort zu ent⸗ nehmen war. Die goldene Mitte, die ſich aus der Umfrage ergab, war alſo diejenige, die für einen halben Liter täglich ſtimmte. Palenweinabenbe von Verbänden und Innungen Nach den eingelaufenen Meldungen ha⸗ ben folgende Verbände und Innungen Wein⸗ abende feſtgeſetzt: Einzelhandel: Dienstag im„Roten Kreuz“; Lebensmittelhändler: Donnerstag in der„Germania“; Schmiede und Schloſſer: Donnerstag im„Roſengarten“ Spengler, Inſtallateure und Elektro⸗Inſtallateure: Mittwoch im„Waldſchlößchen“; Maurer, Zimmerleute und Steinmetze: Mittwoch im„Neuen Bahn⸗ hof“(Mich. Faltermann); chreiner: Donnerstag im„Prinz Friedrich“; Sattler und Tapezierer: Donnerstag im„Rheingold“; Schuhmacher: Dienstag im„Prinz Friedrich“; Schneider:„Fürſt Alexander“; Friſeure:„Sonne“ und„Erholung“; Bäcker: Mittwoch im Kaffee Bundſchuh(Brügel) Metzger: „Ochſen“ und„Stadt Mannheim“. Soweit kein beſtimmter Tag angegeben iſt, oder noch eine Veränderung eintritt, er⸗ folgt Mitteilung durch die Innungen ſelbſt. höht die Ueberlaſtung des Fahrzeuges den Verſchleiß der Reifen. Ferner iſt die Verwen⸗ dung von Reifen, die bis 4 die Gewebe⸗ einlage abgefahren ſind, gefährlich für die Betriebs⸗ und Verkehrsſicherheit des Fahr⸗ zeuges; auch macht die weitere Benutzung ſolcher Reifen ihre Neuprotektierung unmög⸗ lich. Ueberladung und Verwendung zu ſtark abgefahrener Reifen wird daher künftig durch Unterſagen des Betriebes ſolcher Fahrzeuge auf Grund von Beſtimmungen der Reichs⸗ ſtraßenverkehrsordnung verhindert werden. Der Miniſter macht ferner darauf aufmerkſam, daß hohe Geſchwindigkeiten, insbeſondere von ſchweren Fahrzeugen— abgeſehen von der Betriebsgefahr— den Verſchleiß der Reifen erhöht, der erfahrungsgemäß mit ſteigenden Geſchwindigkeiten nicht gleichmäßig, ſondern immer ſtärker zunimmt. Bei ſchweren Laſt⸗ kraftwagen(Geſamtgewicht von mehr als 8000 kg) ſei eine Geſchwindigkeit von über 50 km⸗ Std. aus dieſen Gründen nicht angebracht. Mannheimer Großviehmarkt Auftrieb: 150 Ochſen, 42 Bullen, 114 Kühe, 104 Färſen, 538 Kälber, 150 Schafe, 1764 Schweine, 33 Ziegen. Preiſe: Rinder 42 bis 45, 38—41; Bullen 40—43; Kühe 4043. 34— 39, 28—33, 20—25; Färſen 41—44, 36—40; Kälber 83—89, 77—82, 70—76, 57—69; Lämmer und Hammel 50 bis 57, 45—49; Schweine a) 57, b1) 56, b2) 55, c) 53, d) 51. Marktverlauf: Groß⸗ vieh und Schweine zugeteilt, Kälber langſam. Das iſt er! Hier ſehen Sie Herrn Haſe, wie er leibt und lebt, den Helden vieler merkwürdiger Erlebniſſe. Er iſt ein netter Kerl und jedermann gefällig, aber leider, leider hat es einen Haken mit ihm! Das hübſche, alte Sprüchlein„Mein Mame iſt Haſe, ich weiß von nichts“— das paßt auf nie⸗ mand beſſer als auf ihn, der auch ſo häufig nicht „im Bilde“ iſt. So wird er in allerlei Abenteuer verwickelt, die wir Ihnen hier ſchildern wollen. Morgen kommt das erſte! Hier an dieſer Stelle! FU/. 2 6ꝗꝙ—Vł— ˙ ˙— 0— Aus Stabt und Land Mannheim. Am Freitag 129 Ver⸗ kehrsſünder). Eine weſentliche Beſſerung im Straßenverkehr iſt immer noch nicht einge⸗ treten, denn am Freitag mußten auch wieder bei vorgenommenen Verkehrskontrollen 129 Kraft⸗ und Radfahrer wegen Nichtbeachtung der Verkehrsvorſchriften gebührenpflichtig ver⸗ warnt und 25 Kraftfahrzeuge wegen verſchie⸗ dener techniſcher Mängel beanſtandet werden. Mannheim.(Motorrad fährt auf ein Pferdefuhrwerk auf). Durch Unvorſichtigkeit fuhr am Sonntagfrüh auf der Neckarauer⸗ ſtraße ein Motorradfahrer mit ſeinem Fahr⸗ zeug von hinten auf ein Pferde uhrwerf auf. Sowohl der Motorradfahrer als auch eine Mitfahrerin ſtürzten hierbei und erlitten ſo erhebliche Geſichts verletzungen, daß ſie mit dem Sanitätskraftwagen nach dem Städt. Krankenhaus gebracht werden mußten. Bei dem Zuſammenſtoß wurde das Motorrad ſtark beſchädigt.—(Verkehrsunfälle der vergan⸗ genen Woche. Die Zahl der Verkehrsunfälle betrug in vergangener Woche 17, gegenüber 26 der Vorwoche. Verletzt wurden hierbei 10 Perſonen, darunter einige ganz erheblich. Der an 14 Kraftfahrzeugen und 6 Fahrrädern ent⸗ ſtandene Sachſchaden iſt ganz beträchtlich. Ei⸗ ner der Zuſammenſtöße iſt auf Trunkenheit des Fahrers zurückzuführen. Lampertheim.(Ein Betrugsfall). Ein Lampertheimer, der inzwiſchen ſeinen Wohnſitz nach Bürſtadt verlegte, kaufte bei einem hieſigen Geſchäftsmann einen Kaſten⸗ wagen für 24 RM., den er angeblich für die Verteilung von Futterkalk benötigte, den er als Vertreter einer Firma geliefert bekam. Der Wagen ſollte in drei Raten bezahlt wer⸗ den. Die Ratenzahlungen unterblieben jedoch und der hieſige Geſchäftsmann mußte die Feſt⸗ er machen, daß der Käufer, der eine hie⸗ ſige Adreſſe angegeben hatte, nicht in Lam⸗ pertheim wohnte. Es erfolgte Anzeige wegen Betrugs. Nun ſtellte ſich heraus, daß der Wagen inzwiſchen für 18 RM. weiterverkauft worden war. Der Angeklagte war nun ſo ſchlau und bezahlte dem Geſchäftsmann die Schuld in voller Höhe und glaubte nun, die Sache aus der Welt geſchafft zu haben. Das Gericht iſt aber der Anſicht, daß er von vorn⸗ herein in betrügeriſcher Abſicht gehandelt hat. Es liegt alſo Betrug in ſtrafverſchärfendem Rückfall vor. Der Antrag lautete deshalb auf ſechs Monate Gefängnis. Das Urteil ergeht auf vier Monate Gefängnis und Tragung der Koſten. Der zur Zeit beſtehende Haftbefehl wird aufgehoben. Bürſtadt. Am Samstagmorgen fand man auf dem oberen Bahnſteig des Bahnhofs Bürſtadt die Leiche eines Mannes, bei dem es Jodes- 17 Anzeige Gott, der Allmächtige, hat es bestimmt, meine herzensgute Frau, unsere treue Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwester, Schwä⸗ gerin und Tante Frau Sabina Schalk geb. Hoock am Montag Nacht/ 12 Uhr, im 43. Lebensjahre zu sich in die ewige Heimat abzurufen. Wohlversehen mit der Stärkung der kath. Kirche hat sie ihr schweres, mit großer Geduld ertragenes Leiden beschlossen. Viernheim, den 22. September 1936 Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Valentin Schalk 4. Die Beerdigung findet am Donnerstag, den 24. September, nachmittags 5 Uhr vom Elternhause der Verstorbenen, Kirschenstraße 14, aus statt. Bekanntmachung Betr.: Gewährung von Rezeßbauvergütung. Bezugsberechtigte Ortsbürger und Orts⸗ bürgerwitwen, welche Anſpruch auf Bau⸗ und Reparaturholzvergütung haben, wollen ent⸗ ſprechende Anmeldung bis zum 15. 10. 1936 auf dem Baubüro tätigen. Viernheim, den 19. September 1936 Der Bürgermeister Bereins⸗Anzeſger Katholiſcher Kirchenchor„Cäcilia.“ Anläßlich der Weinwerbewoche findet unſere Geſang⸗ ſtunde am Mittwoch bereits um 5/8 Ahr ſtatt. Anſchließend We inp ro be im Gaſthaus zum„Rats⸗ keller“, wozu auch die Angehörigen eingeladen ſind. Der Vorſtand. — dei Mehrere innen- Fahrräder chene —— ocrbaufen. leicht beſchädigt, gibt billig ab[Mannheimer⸗ Bei regulären Rädern ſtraße 35 bequeme Teilzahlung Martin ſllannneim, Walanolstr.7 Werd fee Loder Schöne geräumige 3 Zimmer- Daiole bonaung mit Küche und reine Wolle, moderne Neu⸗ Nauſarde perl. heiten zu ganz billigen Preiſen Okt. zu ver⸗ 0 mieten. Von wem, ſagt die Geſchäftsſt. d. Bl. Roher Steiert Manufaktur- und Modewaren Wäsche und Aussteuer Weinheimerstrasse 62 2 neue Obernenen 7b w. 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Bl. gebeten Nie ſoll der Verbraucher wiſſen wo man etwas Gutes und Preiswertes haben kann wenn der Erzeuger es nicht in der Zeitung be⸗ kannt macht. ſich um den 35 Jahre alten Heinrich Weiß aus Biblis handelt, der eine Familie mit vier Kindern hinterläßt. Wie hierzu bekannt wird, benutzte der Verunglückte ſtets einen von Bib⸗ lis nach Worms fahrenden Nachtgüterzug zur Fahrt nach ſeiner Arbeitsſtätte, den er diesmal offenbar verſäumt hatte. Um trotzdem recht⸗ zeitig zur Arbeit zu kommen, hat er jeden⸗ falls den Eilgüterzug nach Mannheim benutzt, mit der Abſicht, damit bis Bürſtadt zu fahren. Beim Abſprung ſtürzte er ſo unglücklich auf den Bahnſteig, daß er an den erlittenen Ver⸗ letzungen ſofort geſtorben iſt. Weiß war in der Eiſenbahnbetriebswerkſtätte Worms beſchäf⸗ tigt und galt als fleißiger und ſtrebſamer Menſch. Den Bruder erſchoſſen Ladenburg. Zwiſchen den beiden Söhnen der Beſitzerin des Gaſthauſes„Zum Löwen“ kam es am Montagnachmittag zu einem Streit, in deſſen Verlauf der ältere Bruder durch einen Schuß tödlich verletzt wurde. Über den Hergang der Tat erfahren wir folgendes: Nachmittags zwiſchen 2 und 3 Uhr warf der 27jährige Landwirt Karl Fuchs im Ver⸗ lauf einer Auseinanderſetzung vom Hof aus einen Brikett nach ſeinem am Fenſter des er⸗ ſten Stocks ſtehenden Bruder Hans. Dieſer, als ihn das Wurfgeſchoß verfehlt hatte, griff nach ſeinem Armeerevolver und feuerte zwei Schüſſe auf den Bruder hinab. Schon die erſte Kugel traf den Unglücklichen in die Bruſt. Der Schwerverletzte wurde ſogleich in eine Heidelberger Klinik gebracht, wo er bald darauf an den Folgen des Lungenſchuſſes, der auch die Herzſpitze geſtreift hatte, ſtarb. Der 24jährige Mörder ſtellte ſich ſelbſt der Polizei und wurde der Staatsanwaltſchaft Mannheim zugeführt. Er guckt den Kranken ins Auge Aber der Patient hat das Nachſehen Wiesbaden. Im Rheingau und in Rheinheſſen treibt ein Betrüger, der ſich Dr. Hintſch nennt, ſein Unweſen. Er gibt an, durch Augendiagnoſe Krankheiten zu erken⸗ nen. Nach der Unterſuchung füllt der Be⸗ trüger einen Beſtellſchein für ſeine Medizin aus und läßt ihn von den Kranken unter⸗ ſchreiben. Den Betrag erhebt er ſelbſt und ſagt, daß die Medizin in den nächſten Tagen zugeſandt werde. Dies iſt aber nicht der Fall. Der Betrüger iſt zuletzt in Heidesheim und Ingelheim aufgetreten. Er gibt an, in Wies⸗ baden, Bahnhofſtraße, zu wohnen. Die Me⸗ dikamente ſollen von der Kronen⸗Apotheke in Wiesbaden zugeſandt werden, die jedoch mit der Angelegenheit nichts zu tun hat. eie 1 Achttägige Urlaubsfahrt der Kreisbauernſchaft Starkenburg⸗Süd nach Goslar Heppenheim. Die Kreisbauernſchaft Starkenburg⸗Süd beabſichtigt, eine zweite, ebenfalls achttägige Urlaubsfahrt, die mit dem Reichsbauerntag in Goslar verbunden werden ſoll, durchzuführen. An ihr ſollen nicht allein die Betriebsführer teilnehmen, ſondern auch die Gefolgſchaftsmitglieder ſollen dadurch die Möglichkeiten haben, den Reichs bauerntag ſelbſt zu erleben. Die erſte Urlaubsfahrt iſt bekanntlich mit dem Bückeberg verbunden. Auch Betriebsführer, die ſich für dieſe Fahrt inter⸗ eſſieren, können teilnehmen. Vater erſticht jeinen Sohn und begeht Selbitmord Erbach. In dem 750 Einwohner zäh⸗ lenden Würzburg im heſſiſchen Odenwald er⸗ eignete ſich in der Nacht auf Samstag ein Familiendrama, das zwei Menſchenleben for⸗ derte und die ganze Gegend in helle Aufre⸗ gung verſetzte. Ueber den Hergang der Tat erfahren wir: In einem Hauſe nahe dem Dorfausgang lebte der 66 Jahre alte Adam Köhler ſchon ſeit längerer Zeit mit der Familie ſeines Sohnes, ſowie mit der eigenen Ehefrau in Unfrieden. Mehrfach mußte ſchon von beru⸗ fener Seite eingegriffen werden. Köhler ſprach in letzter Zeit mehr und mehr dem Alkohol zu. Als am Freitagabend gegen 23 Uhr der Vater Köhler ſeinen Rundfunkempfänger noch laut ſpielen ließ, ging ſein Sohn zu ihm und bat mit Rückſicht auf die leidende Mutter, die getrennt von ihrem Mann bei ihrem Sohn im gleichen Hauſe wohnte, um Rückſicht. Die⸗ e N verſetzte den alten Köhler in olche Wut, daß er plötzlich das Schlacht⸗ meſſer zog und ſeinem Sohn in die Bruſt ſtach. Der Stoß war mit ſolcher Wucht ge⸗ Bet daß der Stahl faſt 20 em in die ruſt eindrang und direkt ins Herz traf. Der Getroffene ſtarb gleich darauf, der Täter flüchtete. Er wurde gegen Morgen erhängt aufgefunden.— Der Ermordete, der dem Gemeinderat und der SA. angehörte, hinter⸗ läßt Frau und Kind. 3 und verantwortlich für den politiſchen eil Bernhard Peters, Worms, für den übrigen Teil Friedrich Martin, Viernheim. Verlag: Ver⸗ einigte Zeitungsverlagsgeſellſchaft m. b. H., Worms. Geſchäftsſtelle: Friedrich Martin, Viernheim. Druck: Wormſer Verlags⸗ und Druckereigeſellſchaft m. h. H., Worms. DA. VIII. 1936 über 1700. Z. Zt. iſt Anzeigen⸗ preisliſte Nr. 6 gültig. . 4 1 6 Mam bremeht seime eieung, sonst hommt man überall u spat, verpasst manchen Vorteil und maß aaf viel Auregung, Freude und Unterhaltung verzichten! —— 3 Pa ſtſche Viede Komm gomit tetw erhalt 15 bare Staat geſinn tung . nät eit u übt *. deren ausz. Ni etprol genau der Kt gung heiten die un tarnt