1 Amtsblatt der Bürgermeisterei Viernheim Er cheinungswe ſe: Täglich, Nummer 275 5 ausgenommen an Sonntagen und Feiertagen Bezugspreis: Ins Haus gebracht monatlich 1.60 RM. einſchließlich Botenlohn durch die Poſt monatlich 1.60 RM. ausſchließlich Beſtellgeld. Einzelnummer 10 Rypfg iernheimer Volkszeilung Verkündigungsblatt der NS AN. Viernheim Mittwoch S den 25. November Anzeigenpreis: Grundpreis für 1 mm Höhe und 22 mm Breite 3 Rypfg. im Textteiſ für 1 mm Höhe und 22 mm Breite 15 Rypfg. Zur Zeit iſt Anzeigenpreisliſte Nr. 6 gü tig Geſchäftsſtelle Viernheim, Bismarckſtraße 13. Fernſprecher 153. PSK. Ludwigshafen 15 101˙ EEPFP——T—TbTTbTTbTbTbTbTbTbTPbTbTbTTbTbTbTbTTTTTTTTT————— 12. Jahraang Moskau kreibt es auf die Spitze Dieder vier Reichsdeulſche in Sowjetrußland verha lel— Radikaliſten fordern den Tod Slicklings deulſche als Freiwild in Rußland Ein Monteur der Iſchokke-Werke in Kaiſerslaukern unler den Berhafteten Moskau, 24. Nov. Nach einer Mitteilung des Außenkommiſſariats in Charkow ſind am 21. ds. Mts. drei weitere Reichsan⸗ gehörige verhaftet worden, nämlich Mon⸗ teur Friedrich Bösherz der Zſchocka⸗Werke in Kaiſerslautern, Reinhold Schindler aus Jena, beide in Mariupol, und Herm. Stam⸗ mer, Elektromonteur, gebürtig und wohnhaft in Charkow. Der ehemalige Kriegsgefangene, Betriebslei⸗ ter Heinrich Schäfer aus Tſchumyſch(Ka⸗ ſakſtan)z wurde am 21. Oktober aus ſeiner Arbeitsſtelle bei Frunſe ohne Angabe eines Grundes verhaftet. Er befindet ſich in Semipa⸗ latinfk und war am 11. November noch nicht verhört. Wie verlautet, wird er der„Kon⸗ terrevolution zugunſten Deutſchlands“ beſchul⸗ digt. „Die deutſche Botſchaft in Moskau iſt bemüht, die Fälle aufzuklären. „Aurm im Kreml“ Radikaliſten fordern Tod Sticklings London, 24. Nov. Der„Daily Expreß“ veröffentlicht in großer Aufmachung unter der Ueberſchrift„Spaltung der Chefs Stalins über das Schickſal des Deutſchen.— Sturm im Kreml“ eine Meldung ſeines Berichterſtatters in Warſchau. Darin heißt es:„Diktator Sta⸗ lin berief heute nachmittag eine Sonder⸗ ſitzung der Sowjetregierung in den Kreml, um die durch die Verkündung des Todesurteils gegen den Deutſchen Ingenieur Stickling geſchaffene Lage zu beſprechen. Die Sowjetfüh⸗ rer ſpalteten ſich in zwei Gruppen, eine zu⸗ unſten einer Begnadigung, die andere zugun⸗ ten der Hinrichtung. Die Begnadigungsgruppe beſtand aus Beamten des Außenkommiſſariats und Gemäßigten, die durch Berlins heftige Ausbrüche beunruhigt ſind. Die Befürworter der Hinrichtung, beſtehend aus radikalen Kommuniſten, forderten, daß das Urteil vollſtreckt werde. Sie behaupteten, daß es der Wille des Sowfetvolkes ſei, daß„der faſchiſtiſche Hund“ Stickling ſterben ſoll und verwieſen auf Hunderte von Telegrammen örtlicher kommuniſtiſcher Parteigrupvven aus Ihn kraf das bolſchemiſiſche Mordurleil Der deutſche Bergingenieur Stickling aus Wanne⸗Eickel, der in Nowoſibirſk zum Tode verurteilt wurde. (Scherl Bilderdienſt, K.) der Sowjetunion, die den Tod verlangten. Sie ſetzten ſich mit Verblendung über die Befürch⸗ tungen der außenpolitiſchen Sachverſtändigen hinweg, daß Deutſchland eine kraftvolle Aktion unternehmen könne, und drängten Stalin, ein Beiſpiel zu ſtatuieren, um den Terrorismus in der Sowjetunion auszurotten. Eine Stunde vor der ſtürmiſchen Sitzung ſprach Graf von der Schulenburg in Moskau noch einmal im Außenamt vor und verlangte dringend, daß eine günſtige Antwort auf ſeinen Schritt zur Begnadigung ſobald wie möglich gegeben werde. Der ſtellvertretende Außenkommiſſar Kreſtinſki ſagte dem Botſchaf⸗ ter, daß bis nach Stalins Ratsſitzung keine Antwort gegeben werden könne Zu ſpäter Nachtſtunde wartete Botſchafter Graf Schulenburg noch immer.“ Trauriges Los deutſcher Arbeiler in Jowjetrußland Auch deulſche Marxiſten werden an die Wand geſtelll Berlin, 24. Nov. Wie ſich nach einer Bochumer Mitteilung herausſtellt, ſtammt der in Nowoſibirſk von einem Sowjetgericht in einem Theaterprozeß zum Tode verurteilte deutſche Beraingenieur Emil Stickling aus Wanne⸗Eickel bei Bochum. Stickling iſt der Sohn eines Schachtmeiſters und hat ſeine Laufbahn ſelbſt als Grubenarbeiter begonnen. Er hat am Weltkrieg teilgenommen und galt in der geſamten Nachkriegszeit als Marxiſt. Im Jahre 1929 wurde er von einer deutſchen Firma für einen großen Auftrag in Sowfet⸗ rußland angeworben. Er ging als marxi⸗ ſtiſcher Arbeiter nach Sowietruß⸗ land, um die Leiſtungen des Bolſchewismus kennen zu lernen. Als der Auftrag ſeiner Firma beendet war, trat er, wie Verwandte Sticklinas mitteilen. notgedrungen in die Dienſte einer ſowjetruſſiſchen Firma. da er ſich inzwiſchen in Sowjetruß⸗ land erneut verheiratet hatte. ſeiner Frau aber. die nach ſowjetruſſiſchem Geſetz Sowjet⸗ bürgerin bleibt die Ausreiſe aus Sowjetruß⸗ land nicht möalich war. Sticklina iſt, wie ſo viele deutſche Arbeiter, die mit großen Hoffnungen nach Sowjetrußland gingen und dort vielleicht ihrer arenzenloſen Enttäuſchung Ausdruck gaben, ein Opfer der ſowjetruſſiſchen Racheſuſtiz geworden. Er wurde in unmenſchlichſter Weiſe gequält und gefoltert. und es wurde von ihm schließlich ein ſogenanntes Geſtändnis erpreßt, wie man es bei allen bisherigen ſowjetruſſi⸗ Hen Schauprozeſſen nachgerade gewohnt iſt. Es kann feſtgeſtellt werden, daß über Stickling ſeit ſeiner Auswanderung nach Sowjetrußland bei deutſchen Stellen nicht das Geringſte mehr bekannt geworden iſt. Der Fall Stickling iſt ein erneuter Beweis dafür, daß auch deutſche Marxiſten vor dem Haß der Sowfjetmachthaber nicht ſicher ſind, und ihnen im Lande der Bolſchewiſten das gleiche Schickſal blüht wie allen Deutſchen. Obwohl Stickling Marxiſt war, hat ſich die Reichsregierung trotzdem mit aller Kraft ſeines Schickſals angenommen, denn es ſpielt für das nationalſozialiſtiſche Deutſchland keine Rolle, welche Weltanſchauung der deut- ſche Volksgenoſſe im Auslande früher vertre⸗ ten hat. Die deutſche Volksgemein⸗ ſchaft als Schickſalsgemeinſchaft nimmt ſich ſelbſtperſtändlich jedes deutſchen Volksgenoſſen und Reichsangehörigen an, dem im Auslande Unrecht widerfährt. Jeder deutſche Reichs⸗ angehörige iſt auch im Auslande des Schutzes der deutſchen Volksgemeinſchaft ſicher. Es iſt eine Frage der Ehre der deutſchen Nation, kei⸗ nen Angehörigen dieſes Volkes jemals preiszu⸗ geben. Die bolſchewiſtiſchen Ziele, die von den Machthabern im Kreml mit dem Prozeß gegen den Ingenieuer Stickling verfolgt werden, ſind jedem Denkenden klar. Daher wendet ſich die deutſche Reichsregierung mit Nachdruck gegen ein offenſichtliches Theaterverfahren, das, durch- ſichtig in ſeiner Abſicht, nicht den Ingenieur Stickling, ſondern den Deutſchen in ihm tref⸗ fen ſoll. Schwere Beleidigung deulſchlands der Friedens⸗Nobel-Preis an einen 1931 unler hindenburg verur- teilten Landesverräler verliehen Oslo. 24. Nov. Das Nobel⸗Preis⸗Komitee des Norwegiſchen Storting hat den Friedens⸗ Nobel⸗Preis für 1935 Karl v. Oſſietzky zu⸗ geteilt. Den Friedens⸗Nobel⸗Preis für 1936 hat der argentiniſche Außenminiſter Carlos Saavedra Lamas erhalten * Mit Karl v. Oſſietzky iſt der Friedens⸗ Nobel⸗Preis zum erſtenmal an einen von dem höchſten Gericht ſeiner Heimat verurteilten Landesverräter gefallen. Karl v. Oſ⸗ ſietzey wurde am 23. November 1931, alſo in der Zeit der Novemberrepublik, vom Vierten Strafſenat des Reichsgerichts wegen Landes⸗ verrats zu einer Strafe von anderthalb Jahren Gefängnis verurteilt. Er hatte dieſe Strafe im Mai 1932 angetreten. Ein Gnaden⸗ geſuch an den Reichspräſidenten, Generalfeld⸗ marſchall von Hindenburg, wurde von dieſem abgelehnt. Oſſietzky iſt Weihnachten 1992 auf Grund einer allgemeinen Amneſtie in Freiheit geſetzt worden. Im Gegenſatz zum Sowietſtaat, der jeden politiſchen Gegner an die Wand ſtellen läßt, hat ſich das national⸗ ſozialiſtiſche Deutſchland darauf beſchränkt, Oſſietzey am 28. Februar 1933 in Sicher⸗ heitsverwahrung nehmen zu laſſen. Oſſietzty iſt vor längerer Zeit aus der Haft entlaſſen worden und befindet ſich in Frei⸗ heit. Die Verleihung des Nobel⸗Preiſes an einen notoriſchen Landesverräter iſt eine derart un⸗ verſchämte Herausforderung und Beleidigung des neuen Deutſchland, daß darauf eine entsprechend deutliche Antwort erfolgen wird „Jriedensnobelpreis für einen Hochverräler“ Die erſten ausländiſchen Preſſeſtimmen zur Fehlentſcheidung von Oslo. Berlin, 24. Nov. Zu der Verleihung des Friedensnobelpreiſes an den Landesverräter Karl von Oſſietzty liegen bisher noch nicht viel ausländiſche Preſſeſtimmen vor. Es kann jedoch ſchon jetzt geſagt werden, daß weite Kreiſe des Auslandes die unerhörte Fehlentſcheidung von Oslo ebenfalls ſcharf ablehnen und die Entrüſtung, die ganz Deutſchland über dieſe Provokation empfin⸗ det, durchaus teilen. Der ſonderbare Entſchluß des Osloer No⸗ bellomitees hat in weiten Kreiſen des ſchwe⸗ diſchen Volkes ſtarkes Befremden hervorgeru— fen. Der älteſte Nachkomme des Preisſtifters, Ingenieur Ludwig Nobel, hat im„Afton⸗ der deulſche zolſchaſter in Moskau Graf von der Schulenburg, der im Auftrage der deutſchen Regierung alle Verhandlungen im Zuſammenhange mit dem Bluturteil von Nowoſibirſk führen wird. 5 (Graphiſche Werkſtätten, K.) bladet“ eine Erklärung veröffentlicht, die an Deutlichkeit nichts zu wünſchen übria läßt: „Ich bin vollends derſelben Meinung wie der Storting⸗-Präſident Hambro, daß es unglücklich iſt, wenn der Friedenspreis zu parteipolitiſchen oder überhaupt zu Zwecken benutzt wird, die Streitigkeiten hervorrufen könnten. Nichts könnte mehr dem Wunſche Al⸗ fred Nobels zuwiderlaufen, dies geht ſchon aus dem bloßen Namen des Preiſes hervor. Ich will mich nicht über die Perſonenwahl als ſolche äußern, aber der Preis ſoll nicht den Zweck haben, Streit zu entfachen. Eine ſolche Sache iſt ſelbſtverſtändlich.“ Das Blatt ſelbſt nimmt an leitender Stelle unter der Ueberſrift„Trotz allem— Oſſietzzy“ eine ähnlich abweiſende Stellung zu der Os⸗ loer Entgleiſung ein. Die Verleihung des Friedenspreiſes an Oſſietzky ſei, ſo heißt es darin, ein läſtiges und verfängliches Mans⸗ ver, das ganz und gar nicht mit dem Zweck des Friedenspreiſes, entſpannend und verſöh⸗ nend zu wirken, im Einklang ſteht. Es ſei wahrhaftig nicht die Meinung Nobels gewe⸗ ſen, daß der Friedenspreis dazu benutzt wird, die herrſchenden Reibungen hervorzuheben und zu verſchärfen. „Nya Dagligt Allehanda“ erklärt in einer Stellungnahme u. a.:„Der Friedens⸗ preis Nobels für Oſſietzky iſt als eine reine Kundgebung zu betrachten, eine Kund⸗ gebung in dem Maße, als ſie einen Proteſt gegen den Nationalſozialismus bezweckt.“ „Berlingste Tidende tadelt den Beſchluß von Oslo. Kopenhagen, 24. Nov. Die Abendaus⸗ gabe der„Berlingske Tidende“ beſchäftigt ſich in einer redaktionellen Stellungnahme mit der Verleihung des Friedensnobelpreiſes und ſchreibt dazu u. a.:: Wenn das norwegiſche Nobelkomitee ſich doch entſchloſſen habe, dem umſtrittenen Karl von Oſſietzty den Preis zu verleihen und damit den Haß des ganzen na⸗ tionalſozialiſtiſchen Deutſchland hervorzuru⸗ fen, ſo ſei dies ein Beweis für eine ſtarke Ra⸗ dikaliſierung der ganzen Einſtellung des Ko⸗ mitees. „Eine Kränkung Deutſchlands“ Wien, 24. Nov. Die Verleihung des Frie⸗ densnobelpreiſes an den Linkspazifiſten Oſ⸗ ſietzty hat in Oeſterreich äußerſtes Be⸗ fremden ausgelöſt, das ſich zum Teil bis zur Entrüſtung ſteigert, da man dieſe Entſchei⸗ dung nicht nur als peinlich für das Richter⸗ kollegium ſelbſt empfindet, ſondern vor allem, weil man darin eine bewußte Krän⸗ kung Deutſchlands ſieht. Das„Neuig⸗ keitsweltblatt“ überſchreibt ſeine Meldung be⸗ zeichnenderweiſe:„Friedensnobelpreis für einen deutſchen Hochverräter“. Auch in dem naturgemäß ſachlich gehaltenen Bericht der Amtlichen Nachrichtenſtelle wird die Tatſache unterſtrichen, daß Oſſietzey wegen Landesver⸗ rats vor ein Gericht geſtellt und noch in der Weimarer Zeit verurteilt worden iſt. Urlaubsſperre für die briliſchen Schiffsbeſahungen in Malla London, 24. Nov. Wie Reuter am Diens⸗ tagabend aus Malta meldet, iſt der Urlaub für kritiſche Schiffsbeſatzungen in Malta a b⸗ geſagt worden. Alle Offiziere und Mann⸗ ſchaften müſſen an Bord der Schiffe bleiben. Ein Boxkampf, der zur Unterhaltung der türkiſchen Flottengäſte ſtattfinden ſollte, iſt in letzter Stunde ebenfalls abgeſagt worden. dormoy zum franzöſiſchen Innen⸗ miniſter ernannt Paris, 24. Nov. Am Dienstagabend teilte der Miniſterpräſident im Verlaufe des Kabi⸗ nettsrates mit. daß der Präſident der Repu⸗ blik auf ſeinen Vorſchlag den bisherigen Un⸗ terſtaatsſekretär im Miniſterium, Dormoy, zum Innenminiſter ernannt hat. Der Kabinettsrat prüfte dann das vom Mi⸗ niſterpräſidenten vorgelegte neue Preſſegeſetz, mit dem ſich auch der am Mittwochnachmittag zuſammentretende Miniſterrat befaſſen wird. 8 e ee eee eee ͤ«««ék%o⁰-— 9 — e 4——ů— . — — 2 25 D —— e N r r re ai make mmm w 9 e ue eee 3 . w/ c. N 7. 8 N e N J . 1 1 5 3 1 1 * 5 1 1 . . ** . 1 5 1 1 5 1 1 P. 5 5 1 1 9 — —— 3 Grenzen der herausforderung Wir Deutſchen verzeichnen zwar mit einer gewiſſen Genugtuung das Aufſehen und die Erregung, die ſich gegenüber dem Bluturteil von Nowoſibirſk in einer Reihe von europä⸗ iſchen Ländern bemerkbar macht. Leider muß man ſich aber daran erinnern, daß gewiſſe weſteuropäiſche Länder teils durch ihr Paktieren mit dem Bolſchewismus, teils durch das ſtändige Zukneifen beider Augen gegenüber allen bolſchewiſtiſchen Revolu⸗ tionierungsunternehmen in Europa die Mos⸗ kauer Machthaber zu den unerhörten Ueber⸗ griffen der letzten Zeit nur ermutigt haben. Wenn nun auch eine Anzahl anderer Auslän⸗ der mit verhaftet iſt, ſo zeigt doch die Zahl von insgeſamt 25 Reichs deutſchen, fer⸗ ner die Nichtbeachtung des»rſten deutſchen Proteſtes, die Fortſetzung der Ver⸗ haftungen nach jenem erſten Proteſt und jetzt die nach ordinärſten Manipulationen er⸗ folgte Verhaftung des reichsdeutſchen Ingenieurs Wicklein, ſowie das ſinnloſe Todesurteil gegen den deutſchen Ingenieur Stickling unwiderleglich, daß es ſich bei dem ganzen Manöver um eine bewußte und planmäßige Herausforderung gegen Deutſch—⸗ land handelt. Das wird auch noch durch die Tatſache unterſtrichen, daß die bolſchewiſti⸗ ſchen Behörden die für die reichsdeutſchen Verhafteten abgeſandten Lebens mittel⸗ pakete zurückgewieſen haben. Gegenüber dieſen Tatſachen iſt es eine un⸗ geheuerliche Unverſchämtheit und Verlogen⸗ heit, wenn der bolſchewiſtiſche Außenkommiſ⸗ ſar Litwinow⸗Finkelſtein⸗Wallach dem deut⸗ ſchen Botſchafter ins Geſicht hinein behauptet, die deutſch⸗ruſſiſchen Beziehungen würden durch die Verhaftungen nicht berührt. Unterdeſſen ſcheinen ſich allmählich einige Hintergründe der Verhaftungen und der Schauprozeſſe aufzuklären. Es gilt vor allem, dem bisherigen Leiter der bolſche⸗ wiſtiſchen Schwerinduſtrie, Pfiatako w, den Prozeß zu machen, weil er vor 5 Jahren() einmal in Berlin mit einem Sohn Trotzlis und dem im Auguſt dieſes Jahres erſchoſſe⸗ nen Smirnow zuſammengetroffen ſein ſoll. Ferner ſoll der erſte techniſche Direktor des ge⸗ ſamten Kufnetzker Induſtriereviers. Stroilow, beſeitigt werden. Dieſer ſoll ſich des deutſchen Ingenieurs Stickling zu Sabotagezwecken be⸗ dient haben, der in einem Bericht kurzerhand „der deutſche Schädling“, der Faſchiſt Stickling, genannt wird. Damit ſind wir aber bei dem grundſätzlichen Hauptpunkt der ganzen Affäre angelangt. Es intereſſiert uns Deutſche nicht im geringſten, wie und warum ein von noto⸗ riſchen Maſſenverbrechern geleitetes Staats⸗ weſen ſich der wachſenden Erregung und Op⸗ poſition in ſeinem Lande erwehren muß. Ein Regime, das rund 3 Millionen Menſchen— nach ſehr vorſichtigen Schätzungen!— ſeit 1917 hat ermorden laſſen und das ungezählte Zehntauſende unſchuldiger Menſchen in weni⸗ gen Bürgerkriegsmonaten in einem fremden Lande ermorden läßt, muß früher oder ſpäter damit rechnen, daß ſelbſt in ſeiner führer⸗ loſen Sklavenbevölkerung einmal die dumpfe Gier nach Befreiung von dem organiſierten Staatsverbrechertum ſich Bahn bricht. Es ſtellt aber die äußerſte Grenze der Herausforderung dar, wenn ein ſolches Regi⸗ me von Maſſenverbrechern lediglich zur Ab⸗ lenkung von ſeinen internen Schwierigkeiten ſich an 25 Reichsdeutſchen zu vergreifen ſucht, um mit Hilfe eines ſowjetruſſiſch⸗deutſchen Konfliktes die ungeheure innerruſſiſche Span⸗ nung in eine außenpolitiſche Bohn zu lenken. Die Moskauer Methoden ſtellen ihre Nutznie⸗ ßer endgültig außerhalb der internationalen Verkehrsmöglichkeiten. Der neue Schritt des deutſchen Botſchafters hat erkennen laſſen, daß Deutſchlands Geduld keinesfalls weiter in dieſer herausfordernden Weiſe auf die Probe geſtellt werden kann. Reichsverweſer horlhy in Jalien In dieſen Tagen bereitet der Duce dem ungariſchen Reichs verweſer Niko⸗ laus Horthy von Nagybany einen ebenſo herzlichen wie glanzvollen Empfang. In ſeiner Mailänder Rede vom 1. November hat Muſſolini Ungarn„den großen Kriegs- verſtümmelten“ genannt und damit auf die Tatſache angeſpielt, daß der Friedensvertrag von Trianon im Zeitalter der Achtung vor den Nationen und ihren Volksrechten ein Drittel der geſamten magyariſchen Bevölke- rung fremden Regierungen überantwortete, die gegen die magyariſchen Minderheiten mit allen Mitteln der Schikane arbeiteten. Im Laufe des Beſuches des ungariſchen Reichsverweſers wird in Neapel eine gro⸗ ße Flottenſchau der italieniſchen Kriegs⸗ marine ſtattfinden, auf der die neueſten Ein⸗ heiten dem Gaſt vorgefürt werden ſollen. Horthy wird als ſachverſtändiger Kenner die⸗ ſe Flottenſchau abnehmen. Denn— erſtaun⸗ liches Widerſpiel der Geſchichte!— Horthy war Offizier und zum Schluß des Weltkrie⸗ ges Kommandant der K. u. K. öſterreichiſch⸗ ungariſchen Flotte. Vielleicht iſt dieſes Widerſpiel der Geſchichte nicht ganz ſo zufällig oder auch anekdotiſch, wie auf den erſten Blick angenommen werden könnte. Immer hat Europa eine gewiſſe Ord⸗ nung verlangt, mit der dieſer ſo dicht bevöl⸗ kerte Erdteil erſt ſeinen Sinn gewonnen hat; immer mußte eine gewiſſe Ausgewogenheit der politiſchen Verhältniſſe— wir vermeiden mit Abſicht das Wort: Gleichheit— beſtehen, damit der Friede durch eine längere Zeit ge⸗ währleiſtet werden konnte und damit vor allem ſelbſt die Menſchen und Völker das Ge⸗ fühl hatten: Nun iſt Frieden geſchloſſen, und nun können wieder die Werke des Friedens ihr Erſtgeburtsrecht fordern. Die Friedens⸗ verträge von Verſailles, St. Germain und Trianon haben wahrhaftig nicht dieſe Aus⸗ gewogenheit und dieſe Ordnung den euro⸗ päiſchen Völkern gebracht. Dieſe Friedensver⸗ träge waren die Erzeugniſſe einer habgierigen Pfiffigkeit und hoben ſich bewußt ab von einer Wien. 24. Nov. Die Antikommuniſtiſche Vereinigung Oeſterreichs veranſtaltete eine Kundgebung, an der neben anderen auslän⸗ diſchen Vertretern auch der Leiter der Anti⸗ komintern, Dr. Ehrt aus Berlin, teilnahm. Unter den zahlreichen Gäſten bemerkte man u. a. den Präſidenten des Bundestags. Graf Hoyos, den Vizebürgermeiſter von Wien, Dr. Kreſſe, Monſignore Wagner. der in Vertretung des Kardinalerzbiſchofs Dr. In⸗ nitzer erſchienen war, ſowie ſonſtige Staats⸗ und Behördenvertreter. Nach Begrüßungs⸗ worten des Präſidenten der Vereinigung. Prinz Johann von und zu Lichten ⸗ ſtein, nahm als erſter Redner Bundesmini⸗ ſter Glaiſe⸗Horſtenau das Wort. Er betonte einleitend, daß es ſich bei dieſer Ver⸗ anſtaltung nicht um einen internationalen Kongreß handele, wie denn auch der Kampf gegen den Bolſchewismus nicht zu Blockbil⸗ dungen innerhalb der europäiſchen Staaten führen dürfe, wohl aber notgedrungen zu einem engeren Zuſammenrücken aller Völker führen müſſe, die ve⸗ ſonders bedroht ſeien. Als nächſter Redner ſprach Pater Bichl⸗ mair, der ſich beſonders mit dem athei⸗ ſtiſchen Charakter der Gottloſenpropaganda auseinanderſetzte, die das gefährlichſte Inſtru⸗ 11 e für die heranwachſende Ju⸗ gend ſei. Präſident Dr. Herberth und Gewerkſchafts⸗ obmann Weſt traten für Erſchließung aller ſtaatlichen und ſonſtigen Quellen ein, um der ſozialen Not zu ſteuern und vor allem der vielfach noch in marxiſtiſchen Irrlehren be⸗ 88 Goslar, 24. Nov. Im Rahmen der Fachſitzungen des Reichsbauerntages kam ne⸗ ben Fragen des Luftſchutzes und der Sippen⸗ forſchung die Neubildung des deut⸗ ſchen Bauerntums zur Sprache. Dr. v. Medrow von der Landesbauernſchaft Pom⸗ mern wies darauf hin, daß es genug Sied⸗ lungswillige gäbe. Seit der Errichtung der Reichsſtelle für die auslandsdeutſchen Bauern⸗ ſiedler haben rund 20000 Siedlunasbewerber den neuen Bauernſchein erhalten, von denen bisher über 9000 Familien angeſetzt waren. Der Hauptteil der Beratungen galt den Leiſtungsreſerven der Landdwirtſchaft für die Erzeugungsſchlacht. Es ergibt ſich da⸗ raus ein durchaus hoffnungsvolles Bild. Wie Dr. Fenſch anhand der Betriebsſtatiſti⸗ ken nachwies, ſind die Ertragsreſerven vor allem in Bauernbetrieben zu ſuchen, zumal der weitaus größte Teil der landwirtſchaft⸗ lichen Nutzfläche auf kleine landwirtſchaftliche und bäuerliche Betriebe entfällt. Bei einem Vergleiche der Erträge verſchiedener Größen⸗ Klaſſen und bei der Unterſuchung der Lei⸗ ſtungen von Betrieben, die unter gleichen Er⸗ tragsbedingungen arbeiten, ergaben ſich außer⸗ ordentlich große Ertragsunterſchiede, die ſtär⸗ ker werden, je kleiner die Betriebsgröße iſt. Zur Erreichung der Nahrungsfreiheit des deutſchen Volkes kommt es darauf an, den allgemeinen Durchſchnitt den Leiſtungen des beſten Mittels der Betriebe nahezu⸗ bringen. Dieſem Ziele gilt auch die ſtändige ſtatiſtiſche Kontrolle der einzelnen Betriebe in ſoge⸗ Berlin, 24. Nov. Am Dienstagnachmit⸗ taa verſammelten ſich auf Einladung des Reichsminiſters für Volksaufklärung und Propaganda Dr. Goebbels die Teilnehmer des Kontinentalen Reklamekongreſſes in den Feſt⸗ räumen des Propagandaminiſteriums. Namens der ausländiſchen Delegierten gab Generaldirektor Rickman n⸗Zürich dem Dank der Kongreßteilnehmer für den ihnen in Deutſchland zuteil gewordenen herzlichen Empfang Ausdruck. Die recht hohen Er⸗ wartungen, mit denen die Ausländer nach Berlin gekommen ſeien, ſeien tatſächlich noch übertroffen worden. Reichsminiſter Dr. Goebbels dankte für die freundlichen Begrüßungsworte. Er führte u. a. aus, man habe ſich ſeit dem Krieg in der Welt angewöhnt, mit dem Begriff der Propaganda etwas politiſch Verächtliches zu verbinden. Deshalb habe man auch, ſoweit die Staatskanzleien den Begriff Propaganda in ihrer praktiſchen Arbeit zur Wirkung kom⸗ men ließen, das Wort Propaganda aus guten Gründen nach Möglichkeit vermieden. Wäh⸗ rend des Kriegs habe die Propaganda eine ſehr unſelige Rolle geſpielt. Die national⸗ ſozialiſtiſche deutſche Regierung habe zum er⸗ Anerkennung geſamteuropäiſcher Tradition; ſie waren zudem von Grund aus verlogen, indem ſie das Nationalitätenprinzip als an⸗ gebliche Richtſchnur proklamierten und das⸗ ſelbe Nationalitätenprinzip gröblichſt miß⸗ handelten. Das war eine Sünde ſowohl gegen den europäiſchen Geiſt, wie gegen die angeb⸗ lichen geiſtigen Ziele der Verfaſſer dieſer Zwangsverträge Sünden wider den Geiſt rächen ſich mmer Anlilommuniſliſche Kundgebung in Wien Dr. Ehrt ſpricht Reichsbauernlag in Goslar Leichle Reſerven der Landwielſchaft Ronlinenlaler Rellame-Kongreß Dr. Goebbels begrüßt die ausländiſchen Werbefachleute— Empfang im Propagandaminiſterium FFP. ˙w˙² 1 furchtbar ſchwer wenn auch nicht von heute auf morgen Aber ſie rächen ſich viel ichn elle; als der gedankenloſe Menſch glaub: 1 — als wenn in dieſen ſtarken geſchichtlichene Pen 8 fangenen Arbeiterſchaft den Glauben an eine beſſere Geſellſchaftsordnung wiederzugeben. In einem feſſelnden Vortrag, der oft von Beifall unterbrochen wurde, entwarf dann der Leiter der Antikomintern, Dr. Ehrt, ein Bild der kommuniſtiſchen Ideenwelt, die in dem Auſtromarxismus eine geradezu klaſſiſche Vorform gefunden habe. Die bolſchewiſtiſchen Machthaber, erklärte er, hätten geglaubt, in Oeſterreich ein Einfallstor nach dem Weſten zu beſitzen, ſtatt deſſen habe der 11. Juli dieſe Hoffnungen grundlegend zerſtört. Wenn man die moskowitiſche Weltanſchauung überhaupt auf einen Generalnenner bringen wolle, ſo müſſe man höchſtens von einem pſeudonomi⸗ ſtiſchen Verbrechertum ſprechen. Die Anti⸗ komintern erheben nicht etwa einen Monopol⸗ anſpruch in dem Kampf gegen den Bolſche⸗ wismus, ſondern man ſei ſich im Reich dar⸗ über klar. daß der Abwehrkampf in jedem Land entſprechend ſeiner Struktur indivi⸗ duell durchgeführt werden müſſe. Deſſen ungeachtet, müſſe aber die jetzige Phaſe des Kampfes, die mit der Machtergreifung des Nationalſozialismus in Deutſchland eingeſetzt habe, ſiegreich beendet werden. Das neue Deutſchland betrachte ſich als Kriſtalliſations⸗ punkt und ſei bereit, mit allen Organiſationen, gleich welcher Art, zuſammenzuarbeiten, die ſich offen und freimütig in die Abwehrfront einreihten. Zum Schluß vermittelte der frühere unga⸗ riſche Miniſter v. Cſillery anhand einer Karte ein anſchauliches Bild davon. wie Moskau durch ſeine Bündnisvolitik mit Prag und Pa⸗ ris ſeine europäiſche Baſtion immer weiter vorgeſchoben habe. nannten Kreiswirtſchaftsmappen, die neuer⸗ dings zur Einführung kommen. Ein Sondergebiet der Ertragsſteigerung wurde mit den Milchleiſtungsprüfun⸗ gen behandelt. Gegenwärtig ſind 200 Lei⸗ ſtungsinſpektoren beſchäftig, die bei den Lan⸗ desbauernſchaften zuſammengefaßt ſind. Reichshauptabteilungsleiter Dr. Brummen⸗ baum hat dieſe Tätigkeit als den Anfang einer gewaltigen Arbeit auf dem Gebiet des Leiſtungsweſens bezeichnet. Die Ende des vorigen Jahrhunderts aufgenommene Milch⸗ leiſtungsprüfung hatte im Jahre 1914 3,4 v. H. aller Kühe erfaßt. Anfangs 1934 waren es 11 v. H., 1935 ſchon 14 v. H. und nach der Ein⸗ führung der Pflichtprüfung nunmehr 36,4 v. H. Jetzt ſind die Schlüſſe für die praktiſche Arbeit zu ziehen und zwar vor allem in der zweckmäßigen Führung der Ausmerzung der leiſtungsſchwachen Tiere und in der ſachgemä⸗ ßen Ausbildung des Perſonals. Auf der glei⸗ chen Linie liegt die Durchführung der neuen Körordnung, nach der künftig nur angekörte . zur Zucht verwendet werden dür⸗ en. Gleichzeitig ſind auch die Beratungen der Reichs hauptabteilung 3 fortgeſetzt worden, wobei die Getreidewirtſchaft, die Kartoffel⸗ wirtſchaft und die Zuckerwirtſchaft behandelt worden ſind. Dabei wurde die Bedeutung einer ſchnellen und vollſtändigen Ablieferung der Rohgetreidekontingente, der Ausbau der Trocknungsanlagen zur Gewinnung von Fut⸗ termitteln und die Beſſerſtellung der Klein⸗ betriebe im Rübenanbaurecht nach Maßgabe der Viehhaltung unterſtrichen. ſten Mal den Mut gehabt, den Begriff der Propaganda auch in der Oeffentlichkeit durch die Erichtung eines Miniſteriums für dieſe ſpeziellen Zwecke beim Namen zu nennen und ſich dadurch auch äußerlich zu dieſer Staats⸗ macht zu bekennen. Die Propaganda ſei für die geiſtigen und wirtſchaftlichen Auseinander⸗ ſetzungen der Völker von einer ungeheueren Bedeutung. Dr. Goebbels erläuterte weiter, daß man durch eine noch ſo gute Reklame eine ſchlechte Sache nicht gutmachen und durch eine noch ſo ſchlechte Reklame eine gute Sache nicht ſchlechtmachen könne. Es ſei leider ſo im Le⸗ ben der Menſchen und der Völker, daß das Richtige nicht deshalb ſiege, weil es richtig ſei, ſondern weil es ſich im geeigneten Augenblick mit der Macht verbinde. Wenn im Leben der Völker immer das Richtige geſiegt hätte, lebten wir heute nicht auf der Erde, ſon⸗ dern im Paradies. Es verbleibe immer noch ein großer Raum für die Auswirkung der tra⸗ genden Ideen unter den Völkern. Darin liege die eigentliche Größe, die mitreißende Gewalt und die Kraft der Propaganda, mit geeigneten Mitteln den Völkern die guten und edlen Dinge und Ideale vor Augen zu führen und delausſchlägen etwas von dem alten Sprich⸗ wort mitklingen würde:„Gottes Mühlen mahlen langſam, aber ſicher!“ Und ſo erleben wir dieſes Widerſpiel der Geſchichte, das den letzten Kommandanten der K. u. K. öſter⸗ reichiſch⸗ungariſchen Flotte heute als gefeierten Gaſt der damals feindlichen und nun von ſehr freundlichen Gefühlen beſeelten italieniſchen Flotte zeigt, während einige beſonders penetrante Nutznießer des Friedensvertrages von Trianon anläßlich jeſer Gelegenheit gar nicht wiſſen, mit wel⸗ cher moraliſchen Luft ſie ſich die Lungen zum allmählich auch die Völker zu guten und edlen Idealen zu erziehen. Die Regierungen hätten hier eine ungeheure pädagogiſche Aufgabe zu erfüllen. Es iſt nicht wahr, erklärte Dr. Goebbels, daß die Völker den Krieg wollen. Sie wollen ihn nur, wenn die öffentliche Meinung ſie zum Krieg aufſtachelt. Sie ſind fried⸗ liebend, wenn die Regierungen ſie zum Frieden erziehen.(Stürmiſcher Beifall) Läßt man den Blick ſchweifen über Europa und muß man jetzt 18 Jahre nach Ende des großen Kriegs wieder das verantwortungsloſe Geſchwätz vom „kommenden Krieg“ vernehmen, ſo könnte man an der Zukunft dieſes Erdteils verzweifeln. Ich hoffe, daß die Teilnehmer dieſes Kongreſſes mithelfen, dem entgegenzu⸗ wirken und die Verſtändigung unter den Völ⸗ kern zu fördern. Wenn ſie das als den eigentlichen Sinn und Zweck dieſes Kongreſ⸗ ſes anſehen, ſo werden ſie ſich um das Glück und den Wohlſtand aller Nationen beſtens ver⸗ dient machen.(Lebhafter Beifall.) Reichs handwerksmeiſter echmidl legt ſeine Aemler nieder Berlin, 24. Nov. Reichshandwerksmeiſter Schmidt hat mit Rückſicht auf ſeine beruf⸗ liche Belaſtung und ſeinen Geſund⸗ heitszuſtand den Reichs⸗ und preußiſchen Wirtſchaftsminiſter gebeten, ihn von ſeinen Aemtern in der Organiſation der gewerblichen Wirtſchaft zu entbinden. Der Reichs⸗ und preußiſche Wirtſchaftsminiſter hat dieſem An⸗ trag ſtottgegeben. Aus dem gleichen Grunde hat auch der Reichsorganiſationsleiter und Leiter der Deutſchen Arbeitsfront Dr. Ley dem Wunſche des Pg. Schmidt um Entlaſſung aus ſeinem Amte als Leiter der Reichsbe⸗ triebsgemeinſchaft Handwerk in der Deutſchen Arbeitsfront entſprochen. Gelegentlich des Ausſcheidens des Reichshandwerksmeiſters Schmidt aus ſeinen Aemtern tſt ihm der Dank für ſeine verdienſtvolle Tä⸗ tigkeit ausgeſprochen worden. Reichsleiter Mar Amann 45 Jahre Der Führer an Reichsleiter Amann DNB. Berchtesgaden, 24. Nov Der Führer und Reichskanzler richtete an Reichs⸗ leiter Amann in München folgendes Tele⸗ gramm: „Mein lieber Parteigenoſſe Amann! An Ihrem heutigen Geburtstag gedenke ich in treuer kameradſchaftlicher Verbundenheit Ihrer unvergänglichen Verdienſte um die Be⸗ wegung und um die NS.⸗Preſſe. Ich ſende Ihnen meine herzlichſten Glückwünſche. Ihr Adolf Hitler.“ die Ankunft Horlhus in Nom Der Reichsverweſer mit allen einem Staats⸗ oberhaupt zukommenden Ehren empfangen Rom, 24. Nov. Der ungariſche Reichsver⸗ weſer Horthy iſt mit ſeinem Gefolge um 18.40 Uhr im Sonderzug auf dem Hauptbahnhof in Rom eingetroffen, wo er mit allen einem Staatsoberhaupt gebührenden militäriſchen Ehren empfangen worden iſt. Der König von Italien und Kaiſer von Aethiopien war zuſammen mit der Kö⸗ ni'g' in und Kaiſerin perſönlich zum Empfang ſeiner Gäſte auf dem Bahnhof er⸗ ſchienen, der mit zahlreichen italieniſchen und ungariſchen Flaggen geſchmückt war. Anweſend waren ferner der italieniſche Regierungschef Muſſolini und ſämtliche Mitglieder der Regierung ſowie zahlreiche Würdenträger aus Militär, Staatsverwaltung und Partei. Nach der amtlichen Begrüßung und Vor⸗ ſtellung ſchritt Reichsverweſer Horthy mit dem König von Italien und Kaiſer von Aethiopien unter den Klängen der ungariſchen National⸗ hymne die Ehrenkompagnie der in Gala⸗Uni⸗ form angetretenen Grenadiere ab. Als die ungariſchen Gäſte in voller Uniform auf dem Bahnhofplatz erſchienen, brach die tauſenden hinter der Truppe ſich drängende 2 in ſtürmiſche Ovationen aus, die ſich bei der Abfahrt und während der Fahrt bis zum Schloß immer wieder begeiſtert wiederholten. die Jowſelkomödie von Nowoſibirſk Amſterdam, 24. Nov. Unter der Ueber⸗ ſchrift„Eine Sowjetkomödie“ ſchreibt das „Nationale Dagblad“ zum Schauurteil von Nowoſibirſt u. a.: Die zahlloſen Mißerfolge der Sowietwirtſchaft werden wieder einmal durch die Komödie von „Sabotage“ maskiert. Um das dumm ge⸗ haltene ruſſiſche Volk immer wieder glauben zu machen, Ausländer und Nichtkommuniſten ſeien ſchuld daran, daß es immer noch das Allernot⸗ wendigſte entbehren muß, werden Schaupro⸗ zeſſe rieſigen Umfanges inſzeniert Was für Komödien dieſe Prozeſſe ſind, iſt genügend durch die Selbſtbezichtigungen der Angeklagten bewieſen. Auch in Nowoſibirſt, einem der größten Mittelpunkte der Sowfetſklave⸗ rei, hat ſich dies wieder gezeigt. Die roten Tyrannen werden immer brutaler. Vor Jahren wurden engliſche Angeklagte nach einem ſolchen inſzenierten Schauprozeß des Landes verwieſen; nun iſt ein Deutſcher zum Tode verur⸗ teilt worden. Wie haltlos die Anſchuldigungen gegen den jetzt verurteilten deutſchen Ingenieur ſind, geht genügend klar aus dem Proteſt des 8 Botſchafters bei der Sowfetregierung ervor. 5 Franzöſiſche Bauern fordern Kündigung des Sowſelpakles Paris, 24. Nov. Die Bauernſchaft von Morbihan in der Bretagne hat in einer Verſammlung, in der der Bauernführer Dor⸗ * res Hatuochen hatte, einſtimmig die Nich⸗ igkeitserklärung des franzöſiſch⸗ſowjetruſſiſchen Paktes und die Aechtung der kommuniſtiſchen Partei gefordert. Intereſſant iſt dieſer Be⸗ ſchluß deshalb, weil ein kommuniſtiſcher Abge⸗ ordneter in der gleichen Verſammlung das Wort zur Verteidigung der„kommuniſtiſchen Proteſtſchrei vollſaugen ſollen. 5 W eee c vs Ws eee Weltanſchauung“ ergreifen durfte. zu Zehn⸗ 1 Eitel de ilnehmer dutgegenzu⸗ l den! u Vol, j Ae Rob. Der m Reichs des Tele⸗ I edenle ich undenheit die Be⸗ ch ſende che. Rillen.“ lun u Staats Apfüngen riahsprt, um 8.0 c en einem litätiſhen Kötig t 501 der K ö⸗ lich zum ſuhof er⸗ ſchen und Arpeſend tungschef det der tiger aus mängende je ſich bei bis zun cholten. II „ e 1 Hg Die militäriſche ſehr günſtig der zender Sevilla über die Lage Paris., 24. Nov Der Rundfunkſender Se⸗ villa verbreitete am Dienstagmittag über die Lage an der Madrider Front u. a., daß durch die Beſetzung des Vorortes Moncloa die na⸗ tionalen Streitkräfte im Norden von Madrid nun ausreichend geſchützt ſeien und ohne Angriffsgefahr den Manzanares⸗Fluß überſchreiten könnten. Hierdurch ſei auch ihr Nachſchub völlig geſichert. Die allgemeine mi⸗ litäriſche Lage werde vom Oberkommando ſehr günſtig beurteilt. Am Montag ſeien u. a. 42 rote Miizſoldaten mit ihren Offizieren und mit den Waffen zu den Nationaliſten übergegangen. Sie bätten erklärt, daß zahlreiche rote Milizſoldaten die gleiche Abſicht hätten, beſonders ſeitdem Ge⸗ neral Franco den Milizſoldaten, die ſich frei⸗ willig mit den Waffen ergeben würden, Par⸗ don gewähren würden. Andere hätten erklärt, daß am Montag in Madrid auf dem Sankt⸗ Michaels⸗Platz eine Kundgebung von Frauen ſtattgefunden habe, die ſich anſchließend auf die Die erſten Bilder aus Madrid Eine Straße— ſo ſieht es in Madrid nach den bolſchewiſtiſchen Wahnſinnstaten aus. (Scherl Bilderdienſt, K.) Kalalonien unler der Sowiel-Schreclensherrſchaft Engliſche Augen zeugenberichte. London. 24. Nov. Ein Sonderbericht erſtatter der„Daub Mail“, der ſich längere Zeit in Barceloug aufgehalten hat, berichtet über die durchgreiſende Sowjetiſierung Barce⸗ lonas und der Provinz Katalonien. Danach ſtehen die geſamte Induſtrie, alle Schulen, Lichtſvielhäuſer und Theater unter ſowjetruſſiſcher Kontrolle. Sowjetruſſiſche Mi Ilitärſchiffe und Truppentransporte mit Tauſenden von Soldnien treffen dauernd in Barcelona und den keineren katalaniſchen Häſen ein. Die rote Armee beokſchtige, eine Armee von 250000 Man aufzuſtellen. Dir ſogenannte Inter nationale Kolonne, die nach Mabrid entſandt worden ſei, ſei von Sowjetruſſen ausgebildet und enthalte eine große Zahl ſowjetruſſiſcher Offiziere. Ferner ſei, wie das Blatt mitteilt, eine Geheimpolizei nach dem Vorbild der ruſſiſchen GPu. geſchaf⸗ fen worden. die für die furchtbaren Maſſenmorde verantwortlich ſei. Jeden Morgen würden die Leichen an ein⸗ ſamen Straßen in den Vorſtädten Barce⸗ lonas entfernt und in große Löcher an der Stadtgrenze geworfen. Der ehemalige ſpaniſche Präſident Azana, deſ⸗ ſen Anſichten den Sowjets nicht radikal genug ſeien, befinde ſich in ſtändiger Lebensgefahr. Auch die„Mornina Poſt“ veröffentlicht einen Bericht eines Sonderberichterſtatters über die rote Blutherrſchaft in Barcelona. Tagtäg⸗ lich werden hilfloſe Bürger aus ihren Häu⸗ ſern vor die roten Tribunale gezerrt, wo ſie nach einem lächerlichen Scheinprozeß beinahe in jedem Falle zum Tode verurteilt werden. Eines dieſer Tribunale verſammle ſich täglich in dem Salon des Transatlantildampfers „Uruguav“. Dieſer Dampfer wurde in ein Gefängnis verwandelt, in das alle Offiziere und Ziviliſten geworfen wurden, die im Ver⸗ dacht ſtanden, an der nationalen Erhebung vom 7. Juli teilgenommen zu haben. Anfänglich ſind es 800 Gefangene geweſen, aber infolge der dauernden Todesurteile iſt jetzt nur noch eine kleine Zahl vorhanden. Engliſch-franzöſ. Uebereinſfimmung in der Frage der Blockade von Barcelona. Paris, 24. Nov. Die franzöſiſche Regie rung hat ſich in der Frage der Blockade des Lage in Madrid Puerta del Sol begeben hätten, wo ſie die Uebergabe der Stadt verlangten Aus weiteren Berichten der Ueberläufer gehe hervor, daß gerade die„Internationale Ko⸗ lonne“ außerordentlich ſchwere Verluſte er⸗ litten habe. Havas meldet aus Madrid: Im Einverſtänd⸗ nis mit dem Madrider Verteidigungskomitee hat der Stab des 5. Volksmilizregiments die Evatuierung der„die intellektuelle Elite“ bil⸗ denden Männer begonnen Ein erſter Zug von Schriftſtellern. Gelehrten und Univerſitätspro⸗ feſſoren hat im Kraftwagen die Stadt mit Be⸗ ſtimmung nach Valencia verlaſſen. Ein großer Teil der Bibliothek und des wiſſenſchaftlichen Materials wurden ebenfalls in einem gepan⸗ zerten Laſtkraftwagen abbefördert. Als Grund für dieſe Räumung wird angege⸗ ben, daß die Gelehrten durch die Atmoſphäre Hafens von Barcelona dem engliſchen Stand punkt angeſchloſſen. Die franzoöſiſche Regierung vertritt die Anſicht, daß ſie eine von der nationalen Flotte durchgeführte Blockade des Krieges geſtört würden und in Madrid nicht ruhig arbeiten könnten(1). ſchon deshalb nicht anerkennen könne, weil ſie die Nationalregierung nicht als eine kriegsführende Macht aner⸗ kannt habe. Man weiſt in hieſigen zuſtän⸗ digen Kreiſen ferner darauf hin, daß nach dem allgemeinen Seerecht eine Blockade nur dann von den neutralen Staaten anerkannt zu wer⸗ den brauche, wenn ſie auch wirklich durch⸗ aeführt werden kann. Die National⸗ regierung von Burgos, ſo erklärt man, verfüge jedoch nicht über eine ausreichende Seeſtreitmacht, um eine ſolche Blockade durchzuführen. 4555 Der einzige Punkt, in dem die franzöſiſche Haltung von der engliſchen abweicht, beſteht darin, daß die franzöſiſchen Kriegsſchiffe nicht das Recht haben, franzöſiſche Handelsſchiffe an⸗ zuhalten und zu unterſuchen, um feſtzuſtellen, ob ſie Kriegsmaterial für die eine oder andere Partei in Spanien an Bord führen. Das fran⸗ zöſiſche Geſetz über die Freiheit der Seeſchiff⸗ fahrt erlaube ein ſolches Eingreifen nicht, es ſei denn, daß eine entſprechende Vorlage von den beiden Parlamenten verabſchiedet wird. der„Volksfronlgruß“ vom fran⸗ zöſiſchen Marineminiſter verbolen Paris, 24. Nov. Ein Erlaß des Marine⸗ miniſters verbietet„phantaſtiſche Grußformen“. Die Marineangehörigen ſind gehalten, in Uni⸗ form den vorgeſchriebenen militäriſchen Gruß zu erweiſen. In Ziviltleidung müſſen ſie den Gruß durch Abnehmen der Kopf⸗ bedeckung oder, falls ohne Kopfbedeckung, durch Neigen des Kopfes erweiſen. Alle anderen Grußformen, darunter alſo auch der„Volks- frontgruß“, durch Heben der geballten Fauſt ſind unzuläſſig. Außerdem wird den Marine⸗ angehörigen die Teilnahme an politiſchen Kundgebungen verboten. Der Erlaß des Ma⸗ rineminiſters wird vier Tage lang am ſchwar⸗ zen Brett aushängen. Rieſenbrand in Budapeſt— Ein Toter, 12 Verletzte Buda peſt, 24. Nov. In der vergangenen Nacht wütete in den Anlagen der Hanf⸗, Jute⸗ und Textilwareninduſtrie A. ein Rieſen⸗ feuer, das erſt nach mehrſtündiger Arbeit lo⸗ kaliſiert werden konnte. Bei den Löſcharbeiten geriet auch eine Abteilung Feuerwehrmänner in eine bedrängte Lage. Trotz ſofort eingelei⸗ teter Reitungsarbeiten kam ein Feuwehrmann uns Leben, während 12 Feuerwehrleute, da⸗ runter ein Feuerwehrkommandant und ein Front vor Madrid. 24. Nov. Die na⸗ tionalen Truppen ſetzten am Montag bei reg⸗ neriſchem Wetter den Angriff auf die Kaſerne „Infant Don Jame“ und das berüchtigte Ge⸗ fängnis„Carcel Modelo“ fort. Dem Angriff ging eine heftige Artilleriebeſchießung voraus, an der alle Kaliber bis zu 21 Zentimeter be⸗ teiligt waren. Die nationale Luftwaffe konnte in die Kämpfe nicht eingreifen, da die durch den ununterbrochenen Regen aufgeweichten Flugplütze den Start unmöglich machten. Die Bolſchewiſten verteidigen jedes e i n⸗ ze lune Haus mit ungeheurer Zähigkeit und halten die Zugangsſtraßen und vor allem auch dic über den Manzanares geſchlagene Pon⸗ tonbrücke unter heftigem Feuer. De: Anmarſch der nationalen Sturmtruppen iſt daher nur im Schutze von Panzerwagen mög⸗ lich. Sodann muß jedes Haus einzeln ge⸗ jt ür mt werden. In dieſem Kampf ſind Ss London, 24. Nov. Der engliſche Fa⸗ ſchiſtenführer Sir Mosley beſchäftigte ſich im Laufe einer Rede in Southampton mit der internationalen Lage. Er forderte die Rück⸗ gabe der früheren deutſchen Kolonien als einen Beitrag Englands zum Frieden und für Ge⸗— rechtigkeit. Seit 15 Jahren, ſo führte er u. a. aus, habe Adolf Hitler die Freundſchaft mit England geprieſen, und er habe ein neues Deutſchland mit einem neuen Ideal aufgebaut. Deutſchland bedürfe eines Zuganges zu den Rohſtoffen, um ſeine nationale Wirtſchaft ver⸗ ſorgen zu können. Die früheren deutſchen Kolo⸗ nialgebiete und die jetzigen Mandate ſeien nicht engliſcher Beſitz. Für England hätten ſie nur Unkoſten gebracht, während ſie für Deutſchland günſtige Möglichkeiten eröff⸗ nen würden. Es wäre beſſer, wenn England ſein eigenes Reich entwickeln würde, anſtatt dauernd ſeine Naſe in die Geſchäfte anderer Völker zu ſtecken. Wenn es die Kolonien zu⸗ rückgeben würde, würde es mit einem Schlage alle Reibungsurſachen zwiſchen Deutſchland und England beſeitigen und die Vereinigung aller europäiſchen Völker in einem neuen Zeit⸗ alter und in einem neuen Glauben ermög⸗ Berlin. 24. Nov. Die Siedlungs⸗ und Wohnungspolitik des Dritten Reiches ſieht ihre vornehmſte Aufgabe darin, Wohnſtätten zu ſchaffen, die für die minderbemittelten Kreiſe, namentlich für die werktätigen deut⸗ ſchen Volksgenoſſen, wirklich geeignet und er⸗ ſchwinglich ſind. Es gilt hier, viele Verſäum⸗ niſſe und Fehler der Vorkriegszeit und der Jahre nach dem Kriege auszugleichen. Gerade im Rahmen des Vierjahresplanes muß alles daran geſetzt werden, um die Bau⸗ tätigkeit zu den Arbeiterwohnſtätten zu ver⸗ lagern. Wohnbauvorhaben, die weniger vor⸗ dringlich ſind, wie Groß- und Mittelwohnun⸗ gen. luxuriöſe Villen und dergleichen, müſſen dagegen zurücktreten; denn der Bedarf an Kleinſiedlungen, Kleineigenheimen iſt bei wei⸗ tem am größten. Der Reichs⸗ und preußiſche Arbeitsmini⸗ ſter hat daher in einem Runderlaß vom 17. November 1936 alle mit dem Siedlungs⸗ u. Wohnungsweſen befaßten Behörden und Dienſtſtellen angewieſen, alles in ihren Kräf⸗ ten liegende zu tun, damit der Bau von Arbeiterwohnſtätten in Zukunft noch in weit e Umfange gefördert wird als bis⸗ er. Der Miniſter weiſt darauf hin, daß mit öffentlichen Mitteln überhaupt nur noch Woh⸗ nungen gefördert werden dürfen, die für die Arbeiterſchaft beſtimmt und geeignet ſind. Auch im Reichswirtſchaftsverfahren wird die⸗ ſes Ziel immer ſchärfer in den Vordergrund zu rücken ſein. Die Behörden ſollen dahin wirken, daß in Zukunft auch alle übrigen Vergünſtigungen, wie ſie von Gemeinden und ſonſtigen öffent⸗ 5 a* n 8 3* e—— eee e 33 Rampf um jedes Erbillerles Ringen im Häuſermeer von Madrid einzelne Zummer vor allem die Marokkaner Meiſter. Mit Hilfe von Handgranaten dringen ſie in das Erdgeſchoß ein und ſchießen dann durch die Zimmerdecken, um die nach oben flüch⸗ tenden bolſchewiſtiſchen Verteidiger zu ver⸗ treiben. So wird um jedes Zimmer und jedes Stockwerk erbittert gerungen, bis ſich ſchließlich die Volſchewiſten auf dem Dach ergeben müfſſen. Die Verluſte ſind bei dieſer Kampfesweiſe ſelbſtverſtändlich ſehr hoch, vor allem ber den Bolſchewiſten. während die Marokkaner dank langer Erfahrung und muſterhafter Ausbildung verhältnismäßig weniger Opfer zu beklagen haben. a. 5 Zwei ſowjetruſſiſche Tanks mit ſowjetruſſi⸗ ſcher Beſatzung verſuchten am Montag in die nationalen Linien einzudringen. Sie wurden mit brennendem Benzin übergoſſen und auf dieſe Weiſe zur Strecke gebracht. Mosley fordert Kolonien für Deulſchland lichen. Die Solidarität in Europa angeſichts der bolſchewiſtiſchen Gefahr ſei zu⸗ mindeſt das Opfer wert, auf das England ohne weiteres verzichten könne. England müſſe ſich aber raſch entſchließen, ob es gemeinſame Sache mit den Sowjets oder mit Deutſchland machen wolle. England ſolle alle Beziehungen zu Sowjetrußland abbrechen und in möglichſt enge Beziehungen zu Deutſchland und Italien treten. Auch Frankreich werde eines Tages faſchiſtiſch werden, wenn es eine Großmacht bleiben wolle. Dann werde es auch eines Tages in der Lage ſein, einem europä⸗ iſchen Viermächteblock beizutreten. Die Bergungsarbeiten am Wrack von„Elbe 1“ Cuxhaven, 24. Nov. Die Bergungsarbei⸗ ten am Wrack des Feuerſchiffs„Elbe 1“ mußten am Montag unterbrochen werden, da die Hebetroſſen infolge der Dünung geriſſen waren. Am heutigen Dienstag wurden die Ar⸗ beiten wieder aufgenommen. Es ſollen nerſtärkte Troſſen unter das Wrack gebracht werden. Mehr Arbeiter⸗Wohnſlätlen Förderung der Siedlungs- und Wohnungspolitik lichen Körperſchaften für den Wohnungsbau noch gewährt werden(Hergabe billigen Lan⸗ des, Vergünſtigungen bei den Anliegerleiſtun⸗ gen und Anſchlußgebühren uſw.), möglichſt ausſchließlich den Arbeiterwohnſtätten zugute kommen. Ebenſo iſt bei der Handhabung der Baupolizei auf die beſondere Forderung der Arbeiterwohnſtätten Bedacht zu nehmen. Für den Wohnungsneubau ſteht nur eine beſchränkte Kapitalmenge zur Verfügung. Fer⸗ ner nötigt der gewaltige wirtſchaftliche Auf⸗ ſchwung. der in Deutſchland eingetreten iſt, zum Haushalten mit den Bauſtoffen und Ar⸗ beitskräften. Es geht nicht an, daß das ver⸗ fügbare knappe Hypothekenkapital oder die Bauſtoffe und Baufacharbeiter für weniger dringliche Wohnungsbauten in Anſpruch ge⸗ nommen werden, wenn dadurch die Durchfuͤh⸗ rung der eigentlichen Reichsprogramme an Kleinſiedlungen, Volkswohnungen, Landarbei⸗ terwohnungen uſw. in Frage geſtellt wird. Iſt dies der Fall, ſo muß notfalls gegen die be⸗ treffenden Bauvorhaben vorläufiger Einſpruch eingelegt und dem Reichsarbeitsminiſter be⸗ richtet werden, damit dieſer entſcheiden kann. Mit den Arbeitsämtern ſollen die Woh⸗ nungsbehörden künftig engſte Fühlung halten, um den Ueberblick über die Durchführbarkeit der Bauprogramme zu gewährleiſten. Es iſt im Augenblick nicht möglich, das Lohnniveau allgemein zu erhöhen. Umſo grö⸗ ßeres Gewicht muß darauf gelegt werden, daß für den deutſchen Arbeiter menſchenwürdige, aber auch ſeinen Einkommensverhältniſſen angepaßte Wohnſtätten geſchaffen werden. Der deutſche Arbeiter kann überzeugt ſein, daß auf dieſem Gebiet alles geſchieht, was nur irgend⸗ wie möglich iſt. Rettungsarzt, erhebliche Brandwunden erlitten. n e Muſſolini— ein Meiſter der Klinge die in Rom weilenden Vertreter der deutſchen NS.⸗Preſſe führte der Duce ſelbſt durch ie große italieniſche Sportanlage Forum Muſſolini und führte ihnen mehrere Säbelduelle mit einem Milizoffizier vor, in denen er ſich als wahrer Meiſter der Klinge erwies. (Aſſociated Preß, K.) 232 ĩͤâvb r 23 ————— 1 Wer —— e 2 e 2 V e 3 —— F c ůͤĩ———— — —— e I ²˙ 11111 D e 2 S Bekannmachungen der A. S. H. A. B. Krels Heppenheim N AP., 1 Heſſen⸗Naſſau. rankfurt am Man, Gutleutſtraße 8—1 Abolf Hitler⸗Haus.* 4 Fernſprecher: 30 381, Poftſchedtonto: 53 003 Schriftverkehr: Benutzt im eigenen Intereſſe für jede Abteilung geſonderte Bogen Sprechſtunden: Vormittags: 5 Dienstag, Mittwoch, Donnerstag von 10—12 Uhr. Nachmittags: Dienstag, Mittwoch und Freitag, von 17—18 Uhr. Sonſt nur in Kilfällen, nach vorheriger Anmeldung. 0 8* Kreisgeſchäftsſtelle Heppenheim an der Bergſtraße Kaiſerſtraße 2, Fernſprecher 315 Sprechſtunden des Kreisleiters: Mittwochs von 15—18 Uhr. und Freitag e Morgen Donnerstag, 26. Nov,, abends 8. Uhr Probe. 0 11 e NSLB., Kreis Heppenheim. e e für Werkunterricht. e Arbeitstagung wird auf Mittwoch 2. Dezembet verſchoo ben. f N— 1. — 1 AS BO- DA. Amt für Volksgeſundheit— NSDi⸗Aerztebund. Verwaltungsſtelle 19. Am Donnerstag, den 26. ds. Mts., abends 8.30 Uhr, findet in Heppenheim, im Gaſt⸗ haus„Halber Mond“, unſere Monatszuſammen⸗ kunft ſtatt. Erſcheinen der Mitglieder iſt Pflicht. Es ſpricht der Kreis⸗Preſſe- und Propaganda⸗ leiter Pg. Falter über„Weltpreſſe“. Nach dem Vortrage Erledigung der anfallen⸗ den Arbeiten. Ich bitte um vollzähliges und pünktliches Erſcheinen. Vetter, Kreisobmann der DAfx. FFP die menlernden Gendarmerie ⸗ Truppen in Oſhopei ergeben ſich Peiping, 24. Nov.(Oſtaſiendienſt des DNB.) Die meuternden Gendarmerie Streit⸗ kräfte der Oſthopei-Regierung haben ſich am Montagmittag ergeben, nachdem ſie von regierungstreu gebliebenen Gendarmerie⸗Trup⸗ pen und japaniſchen Soldaten eingekeſſelt wor⸗ den waren. Hauptmann Furuta, der Komman⸗ deur der japaniſchen Truppen, innerhalb deſſen Zuſtändigkeit die Meuterei paſſierte, beging kurz darauf Selbſtmord. Der Anführer der Meuterer iſt nach Tungſchu, dem Sitz der Oſt⸗ hopei-Regierung, gebracht worden, wo er ſei⸗ ner Strafe entgegenſieht. Die meuternden Truppen ſind in japaniſchen Gewahrſam ge⸗ nommen worden. 2 Todesurteile im Contwiger Prozeß Iweiler Berhandlungs lag Zweibrücken, 24. Nov. Der zweite Ver⸗ handlungstag im Contwiger Mordprozeß fand in der Oeffentlichkeit gleichfalls ſtärkſtes In⸗ tereſſe. Das Gericht begann ſofort mit der Zeugen- und Sachverſtändigenvernehmung. Der Bürgermeiſter und der Arzt aus Contwig be⸗ ſtätigten nebſt mehreren anderen Zeugen, daß die Angeklagte Anna Bißhort ſtets als der „Feldwebel“ im Hauſe Riechmann gegolten habe. Kennzeichnend für das Innenleben der Angeklagten iſt die Bekundung des Bürgermei— ſters, daß ſie nach dem Verſchwinden ihres Mannes auf das Bürgermeiſteramt kam, um das Armenrecht zu beantragen, da ſie ſich von dem ermordeten Bißbort„wegen böswil⸗ ligen Verlaſſens“ ſcheiden laſſen wollte. Mit einer zufällig anweſenden Frau machte ſie zwiſchendurch ſchlechte Witze. Der Contwiger Arzt hat den Angeklagten Riechmann in den Jahren 1923/24 und 1931 behandelt. Er glaubte, zuletzt eine paralytiſche Erkrankung feſtſtellen zu können und überwies eee in das Homburger Landeskranken⸗ aus. Die Vernehmung der drei Sachverſtändigen ergab übereinſtimmend, daß Riechmann und die Bißbort für ihre Tat voll ver⸗ antwortlich ſind.— Chefarzt Dr. Heene, Leiter des Landeskrankenhauſes Hom⸗ burg, bekundete gutachtlich, daß eine Waſſer⸗ mannſche Reaktion, die 1928 bei Riechmann vorgenommen wurde, negativ blieb. Im Jahre 1981/32 ſei die Unterſuchung nach der gleichen Methode ingegen poſitiv ausgefallen. Es zeigte ſich dabei die fortſchreitende Paralyſe, weshalb ſogleich eine Fieberkur, die neueſte und erfolgreichſte Bekämpfung ſolcher Fälle, durch⸗ geführt wurde. 1933 folgte eine weitere der⸗ artige Kur, auf die eine weſentliche Geſun⸗ dungstendenz feſtzuſtellen war. Zur näheren Beurteilung der Straftaten eines Paralytikers erklärte der Sachverſtändige, daß dabei immer das Moment der Ueberlegung ehle. Bei Riechmann frappiere aber, daß die at und die Vorbereitungen dazu mit großer Intelligenz und Ueberlegung durchgeführt wur⸗ den. Die Handlungen ſeien von derartig logi⸗ ſchen Gedankengängen durchzogen, daß ohne weiteres auf das Nichtvorliegen eines geiſtigen Defektes geſchloſſen werden könne. Des weite⸗ ren habe die Unterſuchung und Riechmanns bis⸗ eriges Verhalten gezeigt, daß ſein Gefühls⸗ eben immer kalt und berechnend geweſen ſei. Prof. Dr. Schneider, Direktor der Pſy- chiatriſchen Klinik in Heidelberg, hob insbeſon⸗ dere hervor, daß heute jede Paralyſe bei recht⸗ zeitiger Behandlung geheilt werden könne. Züge eines paralytiſchen Krankheitsbildes ſeien aber bei dem Angeklagten überhaupt nicht feſtzuſtel⸗ len, wie auch die Tat nicht den Charakter eines paralytiſchen Erſcheinungsbildes trage. Landgerichtsarzt Dr. Fuchs begutachtete die Angeklagte Bißbort, bei der gleichfalls Ge⸗ fühlsrohheit das Hauptmerkmal darſtelle. Als Beweis, daß in der Familie dieſes Moment überhaupt vorherrſche, führte er an, daß ſich die Mutter der Angeklagten nach dem Selbſtmord ihres Mannes im Jahre 1905(der Mann er⸗ ſchoß ſich) im Zimmer nebenan aufhielt, ohne nach ihrem Mann zu ſehen. Erſt viele Stun⸗ den ſpäter ſei ſie in das Dorf gegangen und habe den Selbſtmord angezeigt. Sexuelle Hö⸗ rigkeit komme bei der Angeklagten Bißbort nicht in Frage; auch ſei ſie nicht als willenloſes Werkzeug des Riechmann anzuſehen. Ueberraſchend erklärte der Angeklagte Riechmann nun, daß er allein ſeine Frau und Anna Bißbort zu dem Mordplan überredet habe. Bei ſeiner Vernehmung hatte er indeſſen ausgeſagt, daß die Angeklagte Bißbort die Urheberin ſei. Der Vorſitzende machte ihn dar⸗ auf aufmerkſam, daß er dadurch nur verſuchen wolle, Anna Bißbort zu retten, nachdem er ſeine eigene Sache verloren ſehe. Riechmann erwiderte hierauf:„Ja, ich will alles auf mich nehmen“. Es folgte die Anklagerede des Oberſtaatsan⸗ waltes, der einleitend betonte, daß die Mord⸗ tat dem ehebrecheriſchen Verhältnis der beiden Angeklagten entſprungen ſei.„Sie haben den eigenen Mann und Schwager geſchächtet und die Aſche auf den Miſt geworfen!“ Bei dieſen das Gewiſſen aufrüttelnden Worten brach die An⸗ geklagte Bißbort in lautes Weinen aus. Nach ausführlichen Erläuterungen über die Mord⸗ nacht und die Vorbereitungen beantragte der Anklagevertreter gegen beide Angeklagten we⸗ gen gemeinſchaftlichen Mordes die Todesſtrafe und Aberkennung der Ehrenrechte auf Lebens⸗ zeit. Er erklärte: Die beiden Angeklagten ſind Scheuſale, für die in der menſchlichen Gemein⸗ ſchaft kein Raum mehr iſt. Der Verteidiger Riechmanns gab im Auftrage ſeines Mandanten die Erklärung ab, daß dieſer ſich voll und ganz zu der ihm vorgeworfenen Tat bekenne und auch dafür ſühnen wolle.— Der Verteidiger der Bißbort plaidierte auf eine mildere Strafe, da die Angeklagte unter Riech⸗ manns Einfluß geſtanden habe. Das Arleil Beide Angeklagte zum Tode verurteilt Das nach kurzer Beratung verkündete Urteil lautete gegen beide Angeklagte auf die To ⸗ desſtrafe und Aberkennung der Ehrenrechte. Die Urteilsbegründung hebt hervor, es ſei unweſentlich, wer von beiden Angeklagten den Antrieb zur Tat gegeben habe. Anna Bißbort habe auf jeden Fall ihrer Schwe⸗ ſter vorgelogen, daß der Erbhof durch Bißborts Aufwertungsverlangen in Gefahr käme. Da⸗ durch habe man ſich mit den drei Mordplänen — Vergiften, Erſchießen oder Erſtechen— be⸗ faßt. Die Beſprechungen hätten gemeinſchaft⸗ lich ſtattgefunden, und zwar letztmalig am Mordtage nachmittags 5 Uhr. Die Tat wurde in allen Einzelheiten beſprochen und genau ſo ausgeführt. Anna Bißbort tat dabei alles, was verabredet war. Die Tat des Riechmann war auch ihre eigene Tat. Das brachte ſie dadurch zum Ausdruck, daß ſie betonte:„Wenn die Sache geklappt hätte, ſeien ſie(ihr Schwager Riechmann und ſie) die glücklichſten Leute in Contwig. Auch ein Sowjetmarſchall und 64 General⸗ ſtabsoffiziere im Butyrki⸗Gefüngnis Der Berichterſtatter des DNB hatte Gelegen⸗ heit, ſich von verſchiedenen früheren öſterreichi⸗ ſchen Schutzbündlern, und ehemaligen Kommu⸗ niſten, die aus der Sowjetunion ausgewieſen wurden und jetzt über Warſchau in ihre Heimat zurückreiſen, über den Umfang der Verhaftun⸗ gen der GPu unter der ſog. Oppoſition berich⸗ f ten zu laſſen. Allein in das Moskauer Butyrki⸗ Gefängnis, das beſonders für politiſche Gefan⸗ gene beſtimmt iſt, werden ſeit einiger Zeit täglich einige Dutzend Trotzkiſten eingeliefert. Nach kurzem Aufenthalt werden die Gefangenen in der Regel für fünf Jahre in die Zwangsarbeitslager verſchickt. Die Zahl der Rundfunk-Brogramm Donnerstag, 26. November Deutſchlandſender 06.00 Glockenſpiel, Morgenruf, Wetter: 06.30 Konzert; 07.00 Nachrichten: 09.40 Kin⸗ dergymnaſtik; 19.00 Voltsliedſingen; 11.5 Schmackhafte Reiſe durch Deutſchland: 11.30 Der Bauer ſpricht— der Bauer hört; 12.00 Konzert; 13.00 Glückwünſche: e ten; 14.00 Allerlei— von Zwei bis Dreil; 15.15 Vom Schaffen einer Bildhauerin; 15.45 Gizi Royko ſpielt mit ihren Ungarmädels Lie⸗ der ihrer Heimat; 16.00 Muſik am Nachmit⸗ tag: 18.00 Mit Gunſt. Lieder und Berichte vom Treiben der Schornſteinfeger; 18.80 Brautlieder von Peter Cornelius: 18,45 Was intereſſiert uns heute im Sport?: 19.00 Gu⸗ ten Abend, lieber Hörer!; 19.30 Waffenträger der Nation; 20.00 Kernſpruch; Anſchl.: Wet⸗ ter, Nachrichten; 20.10 Unterhaltungskonzert; 21.00 Keine Angſt vor der Sinfonie!; 22.00 Wetter, Nachrichten, Sport: 22.30 Eine kleine Nachtmuſik: 23.00— 24.00 Wir bitten zum Tanz! Frankfurt 06.00 Choral: Wie ſchön leuchtet uns der Morgenſtern, Morgenſpruch, Gymnaſtik; 06.30 Konzert; 07.00 Nachrichten: 08.05 Wetter; 08.10 Gymnaſtik: 08.30 Luſtiges Kunterbunt zur Morgenſtund; 09.30 Nachrichten; 10.00 Volksliedſingen;: 11.00 Hausfrau, hör zul: 11.30 Landfunk; 11.45 Sozialdienſt; 12.00 Konzert; 14.00 Zeit, Nachr., Wetter; 14.10 Bunter Melodienreigen; 15.00 Volk und Wirt⸗ ſchaft; 15.15 Kinderfunk: 16.00 Konzert; 17.30 Diener des Volkes: 17.45 Entartete Kunſt: 18.00 Konzert; 19.45 Der Zeitfunk bringt den Tagesſpiegel; 20.00 Zeit, Nachr.; 20.10 Paul Graener dirigiert eigene Werke; 21.10 Kreuz und quer durch deutſches Land; 22.00 Zeit, Nachrichten: 22.30 Tanzmuſik; 24.00—02.00 Nachtkonzert. Stuttgart 06.00 Choral, Zeit, Wetter: 06.05 Gymna⸗ ſtik: 06.30 Konzert: 07.00 Nachrichten; 08.05 Bauernfunk; 08.10 Gymnaſtik: 08.30 Kon⸗ fegt 09.30 Was die Frau Hygiene alles er⸗ ebt hat: 10.00 Volksliedſingen; 11.15 Für dich, Bauer!; 12.00 Konzert: 14.00 Was ihr wollt(Schallpl.); 15.30 Fränkiſche Bauern von Dürer bis heute; 16.00 Muſik am Nachmittag: 17.40 Wie entſteht ein Fahrplan?; 18.00 Konzert; 19.00 Vor 22 Jahren. Erinnerungen an die Heldenfahrt des kleinen Kreuzers„Em⸗ den“; 19.40 Echo aus Baden; 20.00 Nachr.: 20.10„Zum Goldenen Kipferl“. Eine Wiener Kaffeehausgeſchichte; 22.00 Zeit, Nachr., Wet⸗ ter, Sport; 22.30 Tanzmuſik; 24.00 02.00 „La Traviata“. Tägüch neue Verhaftungen von Trotzlſlen politiſchen Gefangenen, die in dieſem Jahr allein durch dieſes eine Moskauer Gefängnis gegangen iſt, beläuft ſich, wie ſich auf Grund der Nummern der letzten Gefangenen leicht feſtſtellen läßt, auf et wa 8 0,0 0 0. Unter den in letzter Zeit in das Butyrki⸗ Gefängnis eingelieferten„Trotzkiſten“ befindet ſich auch einer der höchſten Armeeführer, Mar⸗ ſchall Gamernik, der unlängſt mit 64 General⸗ ſtabsoffizieren verhaftet wurde. Die meiſten politiſchen Gefangenen kommen in das ſogenannte„Bannlager“, das an der „Baikal⸗Amurſk⸗Magiſtrale“ in Oſtſibirien liegt und in dem ſich nach den vorliegenden Berichten mindeſtens 800 000 bis 900 000 politiſche Gefangene und Verbrecher befinden. ——. u—u— ·— p yx—¾³ Warum Primo de Rivera fallen mußte Hoffnung bis zur letzten Stunde— Austauſch gegen Caballeros Sohn geſcheitert Von unſerem Mitarbeiter Toledo, im Nobember. Einen Tag, nachdem durch das nationale Spanien die Freudenbotſchaft von der Anerken⸗ nung der Regierung Franco durch Deutſchland und Italien ging, kommt aus Alicante eine erſchütternde Nachricht. Don Joſé Anto⸗ nio Primo de Rivera, der Sohn des (Atlantic, K.) Joſe Ankonio Primo de Rivera verſtorbenen Diktators und Begründers des ſpaniſchen Faſchismus, iſt durch ein Revolu⸗ tionstribunal zum Tode verurtei Ut und um 11.45 Uhr auf dem Hofe des Staatsgefäng⸗ niſſes erſchoſſen worden. Das neue Spa⸗ nien und mit ihm ſeine junge faſchiſtiſche Be⸗ wegung erleiden damit einen Schlag, deſſen ganze Schwere noch gar nicht ermeſſen werden kann. Ueber die Perſönlichkeit des jungen Primo de Rivera iſt im Ausland verhältnismäßig we⸗ nig bekannt geworden. Das hat ſeine Urſache darin, daß der älteſte Sohn des Diktators ſeit dem Sturz der Monarchie ſich immer nur auf kurze Zeit der perſönlichen Freiheit erfreuen durfte. Monate⸗, ja jahrelang hat er in den Ge⸗ fängniſſen der immer mehr in das Mos⸗ kauer Fahrwaſſer geratenen ſpaniſchen Re⸗ gierung für ſeine Ueberzeugung büßen müſſen Freilich haben auch die Kerkermauern dieſen Feuerkopf niemals ganz an der Verbreitung ſeiner Grundgedanken und an der Vorberei⸗ tung ſeiner weitgreifenden Pläne hindern können. Der junge Primo de Rivera erhielt noch bis in die Julitage dieſes Jahres tagtäglich Beſuch von Geſinnungsgenoſſen. Er hat dadurch ſtän⸗ dig aus der Zelle heraus ſeine junge Bewegung immer wieder aufs neue am Leben erhalten und ihrem Beſtehen die organiſatoriſche Grund⸗ lage gegeben. Immer wieder überraſchte er ſeine Freunde durch die Ungebrochenheit ſeines Geiſtes und die ſtrahlende Heiterkeit, mit der er die Unbilden ſeiner Haft ertrug. Sie, die kamen, um ihn zu ſtärken, gingen geladen mit ſeiner Energie, ſeiner Zuverſicht und ſeinem unerſchütterlichen Glauben an Spaniens Zu⸗ kunft wieder hinaus. Zu einer Zeit, da unter dem Eindruck der Linkswelle kein Menſch in Spanien der faſchiſtiſchen Idee eine Möglich⸗ keit gegeben hätte, war ſeine Ueberzeugungs⸗ kraft ſo ſtark, daß Journaliſten wie Bertram de Jouvenel, der Sohn des bekannten franzö⸗ ſiſchen Staatsmannes, von einem Beſuch Primo de Riveras ſagen konnte: VCF „Wir wußten es geſtern, daß es in Spanien eine Linksrepublik gibt, aber wir wiſſen es heute, daß in der Hauptſtadt dieſer Republik ein ſunger Mann in Haft ſitzt, der ihr ſeine gene, entgegengeſetzte Idee aufzwingen wird.“ Eine junge Spanierin, mit der ich geſtern morgen über ſeinen Tod ſprach, hatte ihn noch am 16. Juli beſuchen können. Sie erzählt mir, Tränen in den Augen: Damals rechnete er mit ſeiner Freilaſſung ö in zwei Tagen. Er war damals ſo ſicher, daß er uns einen Tag darauf aus dem Gefängnis eine Einladung zum Eſſen ſchickte. Es iſt anders gekommen: Mit Primo de Ri⸗ vera waren von den zehn Mitgliedern des von ihm ins Leben gerufenen Großen Faſchiſtiſchen Rates von Spanien bei Ausbruch der nationa⸗ len Revolution acht in der Hand der Roten. Wochen⸗, ja monatelang zitterte man um ihr Leben, bis bekannt wurde, daß alle außer Primo de Rivera erſchoſſen worden waren. Eine letzte Hoffnung glimmte auf. Vielleicht beſtand die Möglichkeit, dieſes Leben, das für das neue Spanien zu den koſtbarſten gehörte, zu retten. In aller Stille wurde verhandelt. Kein Wort gelangte darüber in die Oeffentlichkeit. Man wollte die Mittelsmänner und den Gang der Beſprechungen nicht gefährden. Faſt ſchien es, als ſollte, aller Bitterkeit dieſes Bruderkrieges zum Trotz, über die feindlichen Lager hinweg, in dieſem Falle eine gütliche Regelung zuſtande kommen. a Man bot den Sohn Largo Caballeros als Austauſchgefangenen an. Daß der Plan ſcheiterte, hing mit Macht⸗ verſchiebungen innerhalb der roten Regierung während der letzten Wochen zuſammen. Largo Caballero iſt ſeit ſeiner Flucht aus Madrid durch die Anarchiſten ganz in die Devenſive ge⸗ drängt worden. Alle Macht iſt auf den Außen⸗ miniſter Alvarez del Vayo und den ſowjetruſſiſchen jüdiſchen Botſchafter Roſen⸗ berg übergegangen. Heute ſteht es feſt: Prime de Rivera weilt nicht mehr unter den Lebenden. Er iſt ſeinem jüngeren Bruder gefolgt, der ſchon zu Beginn des Feldzuges von den Roten ermordet wurde. Auch ſein Tod kann nicht anders bezeichnet und nicht einmal durch die Geſetze des Bürgerkrie⸗ ges entſchuldigt werden. Vom erſten Tage des Krieges an iſt Primo de Rivera ebenſo wie in den Wochen, die dem Beginn der nationalen Bewegune vorausgin⸗ gen, im Gewahrſam der Roten geweſen. Ihn perſönlich konnte alſo nicht der leiſeſte Vorwurf treffen. Weder die Interventionen ausländi⸗ ſcher Botſchafter, noch die Stellung des Mini⸗ ſterpräſidenten Largo Caballero, dem man zu⸗ trauen darf, 50 er alles daran geſetzt hat, ſei⸗ nen eigenen Sohn zu retten, haben die holſche⸗ wiſtiſchen Entſcheidungen in Alicante aufhalten können. Der Sohn des Mannes, dem Spanien mehr verdankt als allen Staatsmännern in 159 Jahren, iſt nicht geſchont worden. Die Verdienſte des Sohnes Primo de Riveras, der nun als Märtyrer des ſpaniſchen Faſchismus ſeiner Bewegung boranſchreiten wird, ſind heute ſchon hiſtoriſch. Im Schatten ſeines Vaters ſtehend, erkannte er, daß eine Diktatur ſich auf die Dauer nur dann halten kann, wenn ſie von der Mehrheit des Volkes geſtützt wird. Sie erſchien ihm nur durch eine in die breiten Maſſen des Vol⸗ kes gehende Bewegung möglich. Er pflegte zu ſagen:„Mein Vater mußte gehen, weil ihn eine Camarilla ſtützte und das Volk ſich nicht für ihn organiſiert hatte.“ Der alte Primo de Rivera war ein General. Er wurde durch den König berufen, aber er war, obwohl populär, doch nicht ein Mann des Volkes. Der junge Primo de Rivera verſprach das im beſten Sinne des Wortes zu werden. Wo er ſprach, füllten ſich die Stierkampfaxenen und großen Plätze. Er beſaß eine außer⸗ ordentliche Rednergabe mit einem glänzenden Aeußeren und fühlte zu ſeinem ſpaniſchen Volk eine tiefe und verſtehende Liebe. Sein Programm lehnte er bewußt an Adolf Hitlers und Muſſolinis Gedankengänge an. Daraus hat er nie einen Hehl gemacht. Aber er verſtand es, ſie in blendender Diktion auf ſpaniſche Ver⸗ hältniſſe zu übertragen. Er wußte dabei ge⸗ nau um die beſonderen Schwächen der ſozialen Struktur Spaniens. Er plante eine großzügige Bodenreform, Aufteilung des Großgrundbe⸗ ſitzes, Aufforſtungen, Bewäſſerungsanlagen, Beſſerſtellung des Arbeiters. In Spanien iſt Raum für 40 Millionen Menſchen. „Nun iſt er, wenige Tage bevor nach menſch⸗ lichen Berechnungen die unter ſeinen ſchwarz⸗ roten Bannern für eine beſſere Zukunft kämp⸗ fenden Freiwilligenbataillone der Falanga Eſpagnola in Madrid einziehen werden, den bolſchewiſtiſchen Kugeln zum Opfer gefallen. Mit Spaniens Farben ſenken ſich die des na⸗ tionalſozialiſtiſchen Deutſchlands mit über ſei⸗ nem Grabe. 1 10 de M er t. uns de il: 1020 Veet; unterbunt 1 10.00 Hir ul; t: 12.00 . 14.10 in Piti Runzert; Entartete Reitfank „Nachr.; e Nerke; 3 Landi mmuſik; Gymna⸗ 08.05 30 gon⸗ alles et. 110 Fit Vas ihr mern bon mittag; : 18.00 ) Nachr.; e Niener t., Vet⸗ —02.00 uthtki⸗ hefindet et, Mur⸗ Genttil⸗ kommen an der ſtgenden 900 000 finden. DIE BUNTE 8E ein ſeltſames Leben führte. e das Spielzeug/ v., ou v1 Der Gutshof ves ehemaligen Knechtes Nai⸗ ner war wohl der größte und reichſte im weiten Umkreis. Fragte man Rainer, wie viele Kühe, Ochſen, Schafe und Ziegen er ſein Eigen nannte, dann gab er zur Antwort:„Ich weiß es nicht — wir haben in der Schule nur bis hundert zählen gelernt, ich aber habe mehr.“ Ob er tatſächlich nur bis hundert zählen konnte, wußte niemand. Aber man wußte weit und breit, daß ſeine Frau ſeine Wäſche trug, daß man bei Rainer zu Mittag mit ſeinem Metallbeſteck aus Porzellantellern aß, daß ſich in den Betten Daunendecken befanden und daß Rainer aus ſeinem vierjährigen Söhnchen Erich einen„Studierten“ machen wollte. Er konnte ſich das leiſten. Man wußte aber auch, daß Nainers Vater, der alte Rainer, bei ſeinem Sohn wohnte und t Der Alte hatte Zeit ſeines Lebens geſcheffelt und gespart, ge⸗ arbeitet und geſchuftet, bis er alt und brüchig wurde und nicht mehr weiter konnte. Dann ſchenkte er das ganze Anweſen ſeinem Sohn. Und nunmehr aß er das Gnadenbrot bei ihm Seit ex zu keiner Arbeit mehr fähig war, batte ex auch ſeinen Wert eingebüßt, mußte in der Küche eſſen, abgeſondert von der Familie, aus einem Blechteller, mit einem groben Holzlöffel. auf dem Boden, auf einer alten Matratze. ſchlief er. Der alte Rainer ertrug ſein bitteres Los ſchweigend, ohne Vorwurf, ohne Groll. Er wurde zwar nicht gehaßt, aber er wußte, daß er überflüſſig war, nur noch eine Belaſtung für dieſes Haus. Der einzige, der ihn liebte war ſein Enkelkind Erich. Der Kleine ſaß jeden Nachmittag bei ſeinem Großvater in der Küche und ließ ſich Märchen erzählen. Des alten Rainer Augen waren ſehr ſchwach er ſah nicht, daß Erich zu ſeinen Füßen mi, einem Holsſcheit und mit einer alten, verroſte⸗ ten Meſſer ſpielte, mit dem er am Holz herum⸗ hantierte und ſchnitt. Bevor der Kleine am Abend ins Zimmer geholt wurde und ſich vom Großvater verabſchiedete, verſteckte er imme Meſſer und Holz unter dem Herd. Eines Tages bemerkte aber der Vater, de: gerade in der Küche etwas zu tun hatte, das Meſſer in den Händen Erichs. Er erſchral vertig, jchalt den Alten der Unachtſamkeit und wollte Erich das Meſſer wegnehmen. Aber Erich gab es nicht her. Er wehrte ſich, lief in der Küche umher und ſchrie immerzu, daß er das Meſſer brauche. 4 Als der Vater ſah, daß Erich hinfallen und ſich mit dem Meſſer verletzen könnte, verſuchte er es auf friedliche Weiſe: „Wozu brauchſt du denn das Meſſer?“ fragte er ihn freundlich. Des Jungen Augen leuchteten. Er wies auf den Holzichelt. ch ſchnitze einen Hols löffel— für dich, Vati— damit du mit ihm eſſen kannſt, wenn ich mal groß bin und du alt— und du in der Küche eſſen mußt Rainer ſchoß das Blut in den Kopf. Er murmelte etwas vor ſich hin— verließ die Küche— und kam gleich wieder zurück: Dann humvpelte der alte Rainer, auf des Sohnes Arm geſtützt, in das Zimmer Er blieb fortan im Zimmer, wohnte dort und aß bei Tiſch mit den anderen. Der kleine Erich aher ſpielte jetzt, während der Großvater ihm Märchen erzählte, mit einem Pferdchen, welches er von dem Alten zum Geſchenk be⸗ kommen batte Tanz als Medizin Joch in den ſper Bahren bes vorigen Jah hunderts war der Aberglaube bezüglich de „Taranteltanzes“ in Spanien, insbeſondere abe in den ſüdlichen Provinzen Murcia und An⸗ daluſien allgemein verbreitet. Die Leute ſag⸗ ten ſich: Wer von der Tarantel, dieſer einen Zoll langen Spinne mit rotem Bauch und ſchwarz geflecktem Rücken, gebiſſen wurde. der ate · Ecke Röſſelſprung E ol- sei ·] die so sei- ist E welt] der] le ten ve los mi- undi sei- ſos ¶ los ist ist gro. ve zeit- ist erb. e be- ade ſtenſſe⸗—.— tig cnc der] sei- pe eri 0 ann eser See reh die lig de ¶ wei- ura hoß Auflöſung zum Röſſelſprung Alle Seiten gung i— meg z an e, soſene enee odue/ Junq o qun 50 ab og/ goueqpiue onen ogoas 320./ quue gun uupz sehr:/ mepnpiæpleoch ed ineheig mob sog Seu/ smuoch d in men nüſſe tanzen.. unter alen Umſtänden. So⸗ ald nun jemand von dem leicht reizbaren ziere gebiſſen worden war, rief man einige Nuſikanten mit der Guitarre herbei, die zum Tanz der ſogenannten„Tarantella“ aufſpielten. Der Kranke wird aufgefordert zu tanzen Wäh⸗ rend er nun die erſten„Hüpfer“ macht, fangen die Muſikanten an, den Tanz immer raſcher zu pielen; der unglückliche Tänzer macht ſchließlich die verzweifelſten Sprünge, bis er zuletzt, in Schweiß gebadet, ermattet auf ſtaubiger Erde liederfinkt. Bei dem Landvolke der Provinz Murcia waren„Taranteltänze“ an der Tagesordnung Zwar iſt noch niemand an dem Biß der Spinne geſtorben, das raſende Tanzen nahm aber im allgemeinen den Leuten raſch den Schmerz. Als einige Aerzte Verſuche unternahmen, die Gebiſ⸗ jenen mit Amoniak zu behandeln, erklärten ſelbſt gebildete Spanier, daß dieſes wohl bei gewöhnlichen Schlangenbiſſen und Inſekten⸗ ſtichen wirkſam ſei. Gegen den ſchmerzhaften Biß der Tarantel aber gab es für ſie nur ein Mittel: Das hieß Muſik und ein ekſtaſiſcher Tan; in der glühenden Sonne des Tages. Es gehörte übrigens auch eine gewiſſe Gewandtheit zu dem Tanz; denn nur derjenige, der ſich eifrig rührte, bekam von den Umherſtehenden aufmunternde Beifallsbezeugungen. Dieſe und das furchtbare Schwitzen des Leidenden waren die einzige Urſache zur ſchnellen Heilung von den meiſt . Stunden anhaltenden Schmerzen des arantelbiſſes Adele und die große Liebe „Man ſoll niemals etwas abſchwören“, ſagte Adele; denn ſie iſt eine kluge Frau.„Das Leben bietet ſo viel Ueberraſchungen, und ehe man ſich umſieht, iſt irgend etwas Unglaubhaftes geſchehen. Ich glaube nicht, daß mir noch einmal ſo etwas paſſieren kann wie eine große Liebe. Schließlich bin ich Mitte Dreißig und habe mir ſeinerzeit mit Rudi gründlich die Finger ver⸗ brannt. Ich arbeite, bin ganz zufrieden...“ Aber Adele hatte ihren vertraulichen Tag, und daher teilte ſie uns— unter dem Siegel der Verſchwiegenheit— mit, was alles geſchehen müſſe, damit ſie die große Liebe noch einmal packe.. Zunächſt muß er ihr gefallen, womit ja noch lange nicht geſagt iſt, daß es auf Gegenſeitigkeit beruht(und umgekehrt). So ungefähr 45 Jahre alt muß er ſein, in einigermaßen guten Verhält⸗ niſſen leben, denn die zarten e e des Backfiſches ſind ihr im Laufe der Jahre ver⸗ . Er braucht keine Schönheit zu ſein, aber man ſoll ſich doch mit ihm zeigen können. Darüber, daß ſie einen klugen Mann wünſcht, verliert ſie kein Wort. Das iſt ſelbſt⸗ verſtändlich Vorausſetzung. Und dann muß er ſich um ſie bemühen, für ſie Verſtändnis haben, jeden Tag anrufen, Blu⸗ men ſchicken, mit ihr hinausfahren und ins Theater gehen. Ein Mann muß doch zeigen, daß er ſich aus ſeiner Frau etwas macht! Adele ſtellt große Anſprüche. 5 Sie hat vollkommen recht, und ſie iſt eine kluge Frau, weil ſie nichts, auch der großen Liebe nicht. abaeſchworen hat hoffnungslos Von Hans Rie bau Puſch fängt an, am Hochſpannungsmaſt em⸗ porzuklettern. Aber ſchon hat ihn der Gendarm am Kragen und holt ihn herunter. „„Was wollen Sie da oben?“ Puſch lutz „Schlußmachen“, ſenkt Puſch den Kopf.„Ein ſchneller Tod—. ale 1 Warum denn?“ fragt der Gendarm. »Ich habe“, erzählt Puſch, und ſeine Stimme klingt heiſer,„eine Witwe geheiratet. Meine Frau brachte eine zwanzigjährige Tochter in die he. Mein Vater: die ſehen und heiraten war eins. Mein Vater wurde alſo mein Schwieger⸗ ſohn, meine Stieftochter aber meine Mutter Als meine Frau einen Jungen geboren hatte war das der Schwager meines Vaters un! gleichzeitig mein Onkel— als Bruder meine Stiefmutter—. ſchnauzt er Als meine Stiefmutter, die ja zugleich mein Stieftochter iſt, ebenfalls einen Jungen bekam war das alſo ſowohl mein Bruder als auch mein Onkel. Ich ſelbſt aber war der Mann meiner Frau und ihr Enkel— als Sohn ihres Schwie⸗ ſohnes—. Meine Frau iſt meine Großmutter — als die Mutter meiner Stiefmutter—. Und da der Mann meiner Großmutter mein Groß⸗ vater iſt, bin ich alſo mein eigener Großvater. Als Enkel meines Großvaters aber wäre ich—“ „Schon gut“, ſagt da der Gendarm und zeigt nach oben auf den Hochſpannungsmaſt.„Dann klettern Sie man wieder ruff!“ Von Felieitas von Reznicek Wie das ſo in der Großſtadt iſt: wir haben uns Wochen und Monate nicht geſehen. Trotz Fernſprecher und Autobus kommt man ja kaum zueinander. Adele hat ihre Tätigkeit und außer⸗ dem wohnen wir zu nah. Es lohnt ſich nicht, in die Straßenbahn zu ſteigen, die Verbindung iſt ſchlecht, und zu Fuß geht man doch mehr als eine Viertelſtunde. Lilo hat Adele einmal im Theater getrof⸗ fen— mit einem unſympathiſchen Mann, wie ſie ſagt. Das iſt für uns ein ſicheres Signal, daß er einen ſehr guten Eindruck macht. Lilo ehört zu den Frauen, bei denen ſich die Schlange regt, wenn ein Mann eine andere lie⸗ ber ſieht als ſie. Im Zoo, bei den Marabus, ſtand Adele plötz⸗ lich neben mir. Sie blickte ſehr nachdenklich auf eines dieſer Tiere, das mit gravitätiſchem Gang äußerſt wichtig einherſtelzte. Recht elend ſah Adele aus, und ſie ſchien mir reichlich nervös. Beim Kaffee kam dann alles heraus. Du brauchſt gar nicht erſt zu fragen“, meinte ſie in einem beruhigenden Anfall von Selbſt⸗ erkenntnis und— Ironie.„Natürlich hat er ſich gar keine Mühe gegeben. Das Telefon ſcheint ihm völlig unbekannt zu ſein, Blumen haben mir die anderen geſchickt, und eigentlich iſt er ein Ekel. Warum ich mich dann verliebt habe? Eines Morgens wachte ich auf, und die große Liebe war da.“ Man ſoll niemals ſchwören. : yy e y e Ein NMarmorberg wurde gesprengt Die unerſchöpflichen Marmorbrüche von Car jeſteinsſprengung, die jemals vorgenommen worden iſt. Abbau im Laufe der Zeit ſo ſtark vorgeſchritten, daß man rara waren jetzt der Schauplatz der größte! In den unteren Lagen war de dazu übergehen mußte, Blöck, von den höheren Lagen abzuſprengen, was den Nachteil hatte, daß das Material in zu klein, Teile zerſplittert unten ankam. Man entſchloß ſich daher, den Gipfel des Monte Teccione inen Block im Gewicht von eineinhalb Millionen Tonnen, von der Größe des Mailände Domes, auf einmal abzuſprengen, 700 Arbeiter bereiteten die Sprengung ein ganzes Jah: lang vor. Unſer Bild zeigt den Augenblick nach der Sprengung, 3000 logromm Dynami— und 10 000 Kilogramm Schwarzpulver explodieren. (Preſſephoto, K. Hell ſchmettern die Fanfaren des Jungvolks durch den grauen Novembernachmittag. Aus den Fenſtern der umliegenden Häuſer ſchauen die Menſchen auf die angetretene Schar. Und dann dringt ihr Ruf„Kampf dem Verderb“ empor. So viel wie möglich an Meſſing, Kup⸗ fer, Blei, Zink, Zinn und anderen Legierun⸗ gen tragen die Pimpfe als Altmaterial zu⸗ ſammen.(Preſſephoto, K.) — Der erſte Sahotte Vor über 200 Jahren lebte in Schottland ein ebenſo reicher wie geiziger Großgrundbeſitzer. Unerbittlich trieb er von den armen Bauern den Zehnten ein. Nicht ein Penny durfte an der Pacht fehlen. Als einmal ein armer Bauer bei ihm erſchien, um die Pachtſumme abzuliefern und es ſich dabei herausſtellte, daß der gute Mann ſich tatsächlich um einen Penny verzählt hatte, da ſchickte ihn der Herr zurück und ließ ihn den fehlenden Penny holen. Widerſpruchs⸗ los ging der Bauer und kehrte nach 6 Zeit zurück. 0 te den Penny auf den Tiſch und ſagte: „Herr, 10 will Euch gern noch einen Penny geben, wenn Ihr mich einen Blick in Eure Schatzkammer tun laßt“. Sofort war der geld fegte Grundherr damit einverſtanden. Er ieß ſich den Penny geben und führte dann den armen Bauer in ein großes Gewölbe, in dem eine Reihe von feſt vernagelten Kiſten ſtanden. Der Bauer betrachtete die Kiſten und ſagte dann:„So, jetzt bin ich ebenſo reich wie Ihr!“ Und auf den erſtaunten Blick des Geizhalſes fuhr er fort:„Weil ich 155 auch denſelben Genuß von Eurem ganzen Reichtum hatte. Der Ochwiegerſohn veinrich Hoffmann, der Verfaſſer des von allen Kindern geliebten„Struwwelpeter“, war noch ein blutiger Anfänger in der ärztlichen Kunſt, als er ſich entſchloß, einen eigenen Haus ⸗ ſtand zu gründen. Seine Auserkorene ſtammte aus einer angeſehenen und wohlhabenden Frankfurter Familie. Da war es nicht verwun⸗ derlich, daß der Vater einige Fragen über die Verhältniſſe des zukünftigen Schwiegerſohnes beantwortet wiſſen wollte. Er wollte auch wiſſen, wie es denn eigentlich mit den Ausſichten für die Zukunft beſtellt ſei. Hoffmann war beſtürzt. Was ſollte er auf dieſe Frage antworten? Dann aber faßte er ſich, und mit einem Ton in der Stimme. der keinen Zweifel an den guten Ausſichten für die Zu⸗ kunft aufkommen ließ, antwortete er ſeinem zu⸗ fünftigen Schwiegervater:„Ich ſpiele ein Achtelchen in der Lotterie!“ Damit hatte er gewonnen. Bald wurde die Hochzeit gefeiert. Und für ſeinen kleinen Sohn ſchrieb Hoffmann dann im Jahre 1844 ſeinen Struwwelpeter“. Mark Twain ſehr boshaft Mark Twain war einſt in einer großen Abend⸗ geſellſchaft eingeladen. Er fühlte förmlich, wie man darauf wartete, daß er nun die Anweſenden mit ſeinen gewohnten Geiſtesblitzen und ſeinem unverwüſtlichen Humor unterhalten ſollte. Aber Twain war heute nicht aufgelegt. Alle Bemühungen prallten an ihm ab und er blieb ſtill und einſilbig. Darüber war ganz beſonders der Gaſtgeber ſchwer enttäuſcht, und als alle Verſuche, Twain aufzumuntern, fehlgeſchlagen waren, ſagte er: „Well, Mark, ich habe den Eindruck, heute könnte der größte Narr der Vereinigten Staaten Sie nicht zum Lachen Fringen?“ Worauf Twain mißmutig aufblickte und er⸗ widerte:„Verſuchen Sie's doch mal!“ Dickens will nicht kandidieren Der Beſitzer des Hotels„Zur Glocke“ in dem ägliſchen Städtchen Aſton Clinton hat unter en Papieren ſeines Großvaters unlängſt einen zrief des berühmten engliſchen Dichters Charles ickens gefunden, der folgendermaßen lautet: „Sir, ich muß Ihnen danken für Ihre liebens⸗ bürdige Mitteilung und für das Vertrauen, das zie in mich ſetzen. Da ich aber zurzeit außer⸗ rdentlich beſchäftigt bin, habe ich keineswegs die lbſicht, mich bei der nöchſten Wahl als Kandi⸗ at aufſtellen zu laſſen. Ich habe ſchon dreimal in derartiges Anſinnen abgelehnt und ziehe es or, w hin auf meinem eigenen Weg ein ſo itzliches Glied der menſchlichen Geſellſchaft zu ein, als ich es vermag. Charles Dickens.“ „ 22 v 2 8 N**** 2 8 n 9 — . — 7 —— 8 N e —— H—— 4 5 1 5 e r eee ee 222 ˙ A— FVV 2 8 S 7c. e — 3 9 g lereſchen 2 Mu Roman von Gert Rothberg 1. Forkſehung. Immer und immer gau nur lein Wort. Er allein beſtimmte. Er allein befahl. Und wehe, wenn ſich ihm einer widerſetzt hätte! Der Sohn nun hatte es heute gewagt! Das mochte in den Augen ſeines Vaters einem ſchweren Verbrechen gleich gewertet werden. Aber Dietz war zweiunddreißig Jahre alt, er mußte alſo wiſſen, was für ſein Leben gut war. Und nun trieb ihn die Liebe zu ihr, der Mutter, doch noch dazu, ſich gegen ſeinen eigenen Willen mit einer ungeliebten Frau zu verheiraten. Frau Forſter wein. Und doch wußte ſie gerade in dieſem Augenblick, daß ſtie mit ihrem Jungen in Not und Armut hinein⸗ egangen wäre, wenn er nur glücklich geweſen wäre. ber—— ſie durfte ſich nicht zu dem Sohne bekennen, denn ſie hatte dem Gatten Treue bis zum Grabe ge⸗ Und ſein Deſpotenwille würde über ſie errſchen, bis ſie oder er ſtarb. Und— wenn Dietz im Stande war, durch ſeine 71— den Untergang der väterlichen Firma zu verhüten, dann— dann mußte er es doch wohl zu ſeiner Pflicht machen. Das war er ſeinem Vater ſchuldig. Still ſetzte ſich die Mutter in den hohen Stuhl, wo onſt der Sohn ſaß. So müde fühlte ſie ſich. So müde. Und ſie wußte doch, daß ſie immer weiter mit mußte. mmer weiter an der Seite des Mannes, der ihr jeden illen zerbrochen hatte. a Dietz Forſter ging durch die Straßen. Ziel- und plan⸗ los. Aber er fühlte, wie ihm nach und nach doch wieder leichter und freier wurde. Man durfte das deals Leben eben gar nicht ſo tragiſch nehmen, und Ideale durfte man ſchon gar nicht haben. Dann ging es. i Die Würfel waren alſo Kan efallen. Denn die Mutter würde ja dem Vater ſeine inwilligung bereits emeldet haben. Und nun würde ſein eiſerner Wille wie⸗ 5 triumphieren! Aber das macht nichts. Wenn man fertig war mit allem, was das Leben bisher wertvoll emacht hatte, ſo war das ganz gleich, wer triumphierte. as Leben des alten, harten, unbeugſamen Mannes beſtand nun einmal nur daraus, alles zu unterdrücken, was ſich außerhalb ſeiner eigenen Willensſphäre hervor⸗ wagte! Es ging um die Mutter!. Um nichts weiter. Nur um ſie! Und ſie hatte er vor neuen Aufregungen 7 müſſen. Denn der Arzt hatte es ihm geſagt, daß die Mutter nicht mehr lange u leben haben würde. Vor dieſer Tatſache ſchwieg alles n ihm. Auch der leidenſchaftliche Drang nach einem roßen, ſchönen, freien Künſtlerleben. Es galt, der utter jeden Tag zu erleichtern. Und ſie hätte ja doch ein Höllendaſein Jehabt, wenn der Vater ſeinen Wunſch unerfüllt ſah.— Nun war es geſchehen: Hilde Haßler wurde ſeine rau! Schon immer hatte ſie ihm bei gelegentlichen uſammenkünften in ihrem oder ſeinem Elternhauſe ezeigt, daß ſie ihn gern hatte. Ja, daß ſie ſich ihn zum 3 wünſchte. Und er hatte über dieſes Gebahren zelächelt. Niemals hatte er es für möglich gehalten, daß es etwas geben konnte, was ihn zwang, dieſes fahl⸗ blonde E Geſchöpf zu heiraten. Und nun war es doch dahin gekommen. Aber lieber nicht mehr daran denken; denn ſiedendheiß ſtieg es in ihm empor, wenn er daran dachte, daß er um ſchnöden Geldes willen ſein Lebensglück opfern mußte. Lebensglück! Vorläufig beſtand es nur aus der Sehnſucht nach der eunſt! Vorerſt hatte er ſein Glück noch nicht in einer einzigen Fug geſehen, und das war gut ſo. Denn nun weinte ſich nicht irgendein liebes Mädel die Augen aus, weil er eine Reiche heiraten mußte. Nun blieb es immer nur er ſelber, der heimlich leiden würde. Doch er war ein Mann und würde es tragen. Freilich— wenn die Mutter— nicht mehr da wäre, dann würde er niemals dieſes Opfer bringen. Niemals! Seine Kunſt!. Die er ſo liebte! Und die er nur immer im Geheimen hatte ausführen können. Dabei war ſein alter Lehrer begeiſtert. 2 „Schade, ſchade, daß das ſo brach liegen ſoll. Wirklich jammerſchade,“ ſagte er ihm immer wieder. Dietz Forſter fühlte ſich plötzlich am Arme gepackt. „Menſchenskind, was rennſt du denn ſo? Ich habe dich ſchon ein paarmal gerufen, aber du hörſt ja nicht. Was iſt los?“ 5 Sein Freund Willi Pagerth ſtand vor ihm und ſah ihn halb beluſtigt, halb empört an.. Dietz lächelte. Aber es war ein verlorenes Lächeln, das dem andern von neuem zu denken gab. „Willi, es iſt gut, daß du mir in den Weg läufſt. Ich bin in einer miſerablen Stimmung.“ „Das merk' ich. Und jetzt ſchleppe ich dich mit zu unſerem Freund Gerling, der hat Geburtstag und feiert ihn im Roſenkeller! Hm! Da iſt um dieſe Zeit ſchon Betrieb. Na, du kennſt den Rummel doch. Boheme iſt immer dort. Luſtige Kerls und ihre Mädels. Ich bewundere die Leute immer. Wo die bei ihrem Hunger⸗ daſein bloß den Mut hernehmen, noch fröhlich zu ſein. ch hab' neulich mal meinen Alten mit hingeſchleppt. er hätte ja ſonſt dabeim auf ſeinem Geldſack keine ßeſtunden Ne. Fluclib vou. dem eichkum Tägliche Unterhaltungsbeilage der„Viernheimer Volkszeitung Urheberrechtsschutz durch Verlag Oskar Meister. Werdau i. Sa. Ahnung, wie manche Menſchen ſich durchs Leben ſchlagen müſſen und das noch in fröhlichſter Laune! Na, mein alter Herr hat mir meinen Monatswechſel daraufhin er⸗ höht, damit ich ab und zu für die Leutchen von der Boheme was ausgeben kann. Das mach ich natürlich, 5 nun bin ich mit allen angefreundet. Alſo komm' mit.“ Dietz Forſter zögerte noch, dann ſagte er feſt: „Ich komme mit. Es iſt augenblicklich für mich am beſten, wenn ich in fröhliche Geſellſchaft komme.“ „Das hab' ich gewußt! Bernow und Tittrichs ſind auch dort. Du, übrigens hat Tittrichs ein kleines Mo⸗ dell kennengelernt und will das Mädel heiraten. Das iſt natürlich Unſinn. Tittrichs ſagte mir aber, daß er ſeinen alten Herrn ſchon halb herum habe zu dieſer Sache. Ein Modell! Was ſagſt du, Dietz? Verrückt, was? Aber ſchön iſt das Mädel. Ich verſteh' bloß nicht, warum geheiratet werden muß. Man amüſiert ſich und dann wird man eben vernünftig. Wir müſſen alle mal vernünftig werden. Ich hab' ſchon gute Lehren von meinem alten Herrn bekommen. Man hat da ſo ein bißchen was in Bereitſchaft. Aber ich werde mich hüten. h will noch ein bißchen frei ſein. Das Leben iſt herr ⸗ lich, wenn man nicht gebunden iſt.“ Ja, vielleicht,“ ſagte Dietz Forſter. Sie ſchritten langſam nebeneinander dahin. Willi Pagerth ſagte auch nichts mehr. Dem gefiel heute der Freund nicht ſo recht. Er vermutete eine böſe Ausein⸗ anderſetzung daheim. Würde wahrſcheinlich auch ſo ſein. Denn Dietz' Vater war ja bekannt als Haustyrann. Aber der Dietz ließ auch nicht aus, als ob er ſich alles da⸗ heim gefallen ließe. Na, der würde ſchon jetzt munter werden. Gerling verſtand es, ſeine Freunde luſtig zu machen. Der hatte immer einen Kreis fröhlicher Ge⸗ ſellen um ſich herum. Und es würde auch heute wieder fehr laut und fröhlich hergehen. Und das war gut ſo. Dietz 19 0 5 aber dachte: „Fröhlich und laut ſein, alles vergeſſen, die Stunden mitnehmen, die mir noch allein gehören. Das Leben iſt ſo kurz. Man muß es von einer leichteren Seite nehmen, dann geht es ſchon.“ *** Daheim in der ſtillen, vornehmen Villenſtraße herrſchte tiefer Frieden im Hauſe des Induſtriellen Forſter. Der alte Herr las ſeine Zeitungen. Seine Heicht ſaß ihm gegenüber. Seit ſie ihrem Gatten die Nachricht 8 daß Dietz verſprochen habe, ſich zu fügen, war err Forſter wie umgewandelt. Und Frau Emmeline dachte einmal: „Wie lieb ihm das Geld iſt! Das Geld iſt ihm alles. Riemals könnte dieſer alte harte Mann ein Leben in Vergeſſenheit und Armut ertragen.“ ** . Ernſt Gerling war bereits in einer Stimmung, die ringsum alles zum Lachen brachte. Meiſt war es ſtünſtlervolk, was da um ihn herum bar Aber es ging ſo laut und fröhlich zu, daß es auch die anderen ſofort anſteckte. Maler in ihren tupiſchen Samtjacken, Modelle, ſchön und leichtſinnig, zwei Bildhauer, zwei Brüder, die man nicht voneinander unterſcheiden konnte. Einige Schüler von Bernhard Zilzer, dem großen 1 ee ogen. Von dem einen großen, blonden Manne verſprach man ſich viel. Das Probekonzert hatte eine große Zukunft ahnen laſſen. Erich Ballinger hieß dieſer junge Mann — ein lieber luſtiger Burſche Aber arm war er bettel⸗ arm. Der Intimus Ernſt Gerlings. Sein beſter Freund. Der hatte ihn nun über Waſſer gehalten. Ein langer, dürrer Maler mit kohlſchwarzen Augen führte den Spitznamen„der Ungar“! Er ſtammte aus Budapeſt. Seine Landſchaften waren voll Farbe und alühender Liebe zu ſeiner Heimat. Wären die Zeiten nicht gar ſo miſerabel geweſen, hätte er ſicherlich viele Gemälde ver⸗ kaufen können. Er wohnte mit einem Kollegen zu⸗ ſammen. Ein ſonderbarer kleiner Geſelle, rothaarig, ſprach faſt alle Sprachen der Welt und erzählte nie etwas von ſeiner Herkunft. Man hatte ihn den Luchs getauft. Der Name war ihm geblieben. Wie er eigent⸗ lich richtig hieß, wußte kaum noch einer. Zu dieſen beiden Malern hatte ſich ein dritter hinzu⸗ eſellt. Wilhelm Urſt, ein großer blonder Frieſe, wort⸗ arg, mit hübſchem, trotzigem Geſicht. Der hatte ein junges Mädel neben ſich. Aber dieſe beiden paßten nicht ſo recht hierher. Vor allem das Mädel nicht mit dem . ovalen Geſicht und den großen, blauen Augen. „Nanu?“ Willi Pagerth ſtellte die Frage und ſie galt den beiden neuen Geſichtern. Erich Ballinger ſagte leiſe: „Frieſen! Durchgebrannt daheim wahrſcheinlich. Scheinen von einem Gute zu ſtammen. Wollen beide die Kunſtakademie beſuchen. Das Mädel iſt bildſchön, aber der Bruder wacht über ſie wie ein Geier. Gerling iſt ſchon abgeblitzt.“ „Ach ſo!“ Höchſt intereſſiert und ungeniert betrachtete Willi Pagerth die beiden. Vor allem das junge Mädchen, und dabei pfiff er plötzlich leiſe vor ſich bin. Aber in ſeinen Augen flammte es begehrlich auf. Und Dietz Forſtek dachte: „Weshalb bringt dieſer blonde Frieſe ſeine junge Schweſter mit hierher? Weiß er denn gar nicht, was für gefährlicher Boden das hier 187950 Ernſt Gerling aber gröhlte vergnügt: „Forſter, daß du mitkommſt, iſt fein. Nun gehen wir überhaupt nicht hier weg. Oder doch. Wir veran ſtalten noch einen Budenzauber bei Luchs. Ja? Gro artig! Hier ſind hundert Mark. Luchs und der Ungar müſſen einkaufen gehen. Dann kommen ſie wieder. Jeſſas, ſtinder, ſo was Fideles. Wie ſchön mein Geburtstag 3 495 155 Forſter rüttelte den angeheiterten Freund am rm. „Sag' mal, wirſt du dich an dieſem Tage nicht auch ein bißchen deinem Vater widmen? Dann wäre es eigentlich hier bald gung a a „Was du nicht ſagſt. ein alter Herr iſt froh, wenn er mich los iſt. Meine Frau Stiefmama mag mich nicht, und da iſt der meiſte Frieden, wenn ich außer dem Hauſe bin. Hallo, e ſchenk mal ein, 5 Hebe. Es lebe der Wein, die Frauen und die Kunſt!“ Fröhlicher Tumult, herzliches Lachen. Dietz Forſter dachte: a f „Armer Kerl, du betäubſt dich ja regelrecht, weil es dir daheim nicht gefällt.“ f Sein Blick ging wieder zu dem blonden Mädchen hinüber. Und ein ungeheurer Zorn war. in ihm, weil dieſes herbe, kindliche Geſchöpf mit in d eſen 1 n Kreis einbezogen worden war. Dann aber achte er: f „Was geht's denn mich an? Der Bruder müßte 1155 ja ſchon wiſſen, in welche Geſellſchaft er da geraten ſt.“ Später wußte dann Dietz Forſter, wie das junge Mädchen hieß: s 6 Ilka⸗Maria Urſt. a f Der Name klang ſo herb, wie die ganze Art dieſes ſchönen blonden Mädchens war. b Was wollte ſie hier? 8 Unauffällig richtete er es ſo ein, daß er mit den beiden Geſchwiſtern in ein Geſpräch kam. Aber viel erfuhr er nicht. Kühl blickten die blauen Augen Wilhelm Urſts ihn an, kühl und abweiſend. Und das Mädchen ſah zu den andern Mädchen hinüber. Aber es zuckte dabei um ihren Mund. War es Ekel, Widerwillen, oder war es das Verlangen, mit dort drüben zu ſein? Dietz Forſter geſtand es ſich offen ein daß das Mäd⸗ chen ihn zu intereſſieren begann. Wilhelm Urſt ſagte kurz, daß ſeine Schweſter ein 8 Talent zum Malen habe und daß er ſchon ängere Zeit bei Helter in Berlin ſtudiert habe. Nun hätte er auch ſeine Schweſter hierher geholt. Man ver⸗ miſſe ſie zu Hauſe nicht da der Bruder den Hof habe und eine Frau heimgeführt hatte, der es eder geweſen et, 217 Ilka⸗Maria auch noch fort 2 So 15 er zie weſter eben zu ſich geholt und ſei mit ihr nun ier. „Sie meinen, warum ich meine Schweſter mit hierher ebracht habe? Oh, wir haben keine Vorurteile. Men. 2 tragen ihren Wert in ſich. Ein kleines Modell kann zuweilen ehrenhafter ſein wie irgendeine nach außen hin noch ſo hochgeſtellte Dame des Adels. Aus⸗ nahmen gibt es überall, und man tut immer gut, ſich nicht vom Aeußeren blenden zu laſſen.“ „Sie haben da find recht, lieber 1— Urſt. Trotzdem die Herren hier ſind 89 vielleicht doch noch nicht ganz klar darüber, wie ſie Ihrem Fräulein Schweſter zu be⸗ gegnen haben werden.“ „Ilka⸗Maria ſchützt ſich ſelbſt!“ Die Antwort klang unendlich ſtolz und kühl und be ⸗ 11 Dietz Forſter. Aber ein ſeltſamer Blick des ädchens ſtreifte ihn, und er fühlte ein wohliges Be⸗ hagen in ſich. Nach und nach wurde es eine gemütliche Plauderecke. Die drei unterhielten ſich ausge eichnet. Einmal ließ Ilka⸗Maria Urſt durchblicken, daß ſie wohl die Sehnſucht habe, etwas ganz Großes zu fang alt daß ſie aber auch immer ſehr— ſich dem 3 alt ge⸗ widmet hätte, ſolange die Mutter noch lebte. Es war Dietz Forſter in dieſem Augenblick, als ob verhaltenes Weinen durch die Stimme des Mädchens klänge. Und da wußte er auf einmal, daß dieſes hange⸗ Mädchen mit ganzer Seele an der de ver hing, aus der eine herrſch⸗ füchtige Schwägerin ſie vertrieben hatte. Und nun ſuchte ſie ſich ein neues Leben— nun war ſie fortgegangen von daheim. Würde es ihr gelingen, etwas zu erreichen? Und wovon lebten die beiden Ge⸗ ſchwiſter? Möglich war es immerhin, daß ſie ein kleines Vermögen beſaßen. Möglich aber war es auch, daß dieſes Vermögen bereits aufgebraucht war; denn wenn der Bruder bereits ſeit längerer Zeit ſchon hier weilte, mochte das immerhin Geld gekoſtet haben. Und wie kam er denn da auf einmal in dieſen Kreis? Boheme! Ohne Geld, aber leichtſinnig und froh! Und eben in dieſes Milieu paßten ſie nicht, die beiden blonden Frieſen. Alſo würden ſie arm ſein! Und er konnte, wenn er nur wollte und es eich: anfing, den beiden Menſchen helfen. Wenigſtens konn⸗ ten ſie ab und zu eine frohe Stunde haben. Er wollte recht viel mit ſeinem Freunde Gerling zuſammen ſein; denn dann war er auch mit Wilhelm Urſt und ſeiner tungen büſchen Schmeſter auſammen. Fortſetzung folgt. —.—(——— F 3⁰ ben Har ſtetz Grü lich nn 0, em 5 en s du eh lä; ein hon lun er abe Kl un chet en. dell nach lub. fig dem zun be; he. del He ich hl daß ge pat les Id mil ch nun r ſie gen, ines daß henn eilte, kalt 15 ieſe it on lte ein net Aodkauncgebung In Fresch Bekanntmachungen ber A. S. D. A. P Orisgruppe Viernheim NS.⸗Beratungsſtunde jeden Montagabend von 8—9 Uhr. Dienſtſtunden der Pol. Leitung nur Donnerstags 20—21 Ugr— Dienſtſtelle: Adolf Hitlerſtraße 19 Betr.: Großkundgebung am Sams⸗ tag, 28. November, abends 8 Uhr im„Freiſchütz“. Die Führer der Gliederungen und For⸗ mationen weiſe ich nochmals beſonders auf das an ſie ergangene Rundſchreiben hin und erwarte n den reſtloſen Einſatz für dieſe Winter⸗Kundgebung der Partei. An die ganze Bevölkerung richte ich die Aufforderung, c Kundgebung 1 aber auch pünktlich zu beſuchen. Der Beginn iſt auf 20 Uhr feſtgeſetzt. Die Fahnenabordnungen der PL., Glie⸗ derungen und Formationen 1— 7.45 Uhr vor der teidienſtſtelle marſchbereit. Die Zellen⸗ und Blockwalter der DA. laden in jedem Block beſonders ihre Mitglie⸗ der ein und beſonders die in den Mannheim⸗ Ludwigshafener Betrieben Beſchäftigten, da⸗ mit ſolche ebenfalls Gelegenheit nehmen, ſich an dieſer Kundgebung zu beteiligen. Die Vereine verſammeln ſich am beſten eine halbe Stunde vor Beginn der Verſamm⸗ lung in ihren Lokalen und marſchieren ge⸗ ſchloſſen zum„Freiſchütz“ Es iſt Vorſorge getroffen, daß vor allem die Zivilbevölkerung an der Kundgebung teil⸗ nehmen kann, wobei aber erwartet wird, daß bis ſpäteſtens eine Viertelſtunde vor Beginn die Plätze eingenommen ſind. a Amts⸗, Zellen⸗ und Blockleiter(warte und walter) ſowie RLB. erſcheinen in Uniform. Die Zellenleiter der PL. wollen Donners⸗ tagabend halb 9 Uhr in der Parteidienſtſtelle erſcheinen. Betr.: Jahresfeier von Kraft durch Freude. Am kommenden Sonntag, abends 8 Uhr, verauſtaltet die hieſige NS.⸗Gemeinſchaft Kraft durch Freude“ im Saale des„Frei⸗ ſchütz“ ihre Jahresfeier. Die Parteigenoſſen und Mitglieder der Formationen und Glie⸗ derungen wollen ſich daran zahlreich beteili⸗ gen. 80 erwarte Hale daß die in den näch⸗ ſten Tagen an die Führer der Untergliederun⸗ gen ausgegebenen Eintrittskarten, die den⸗ ſelben für ihre Mitglieder und Angehörigen zur Verfügung geſtellt werden, von ſolchen reſtlos abgeſetzt werden. Betr.: NS.⸗Beratungsſtelle Die Beratungsſtunde zum Zwecke der Er⸗ ledigung und Beilegung von Angelegenheiten für alle Volksgenoſſen findet von jetzt ab nur jeden Montagabend von 8—9 Uhr in der Parteidienſtſtelle ſtatt. Die Dienſt⸗ ſtunden der Ortsgruppenleitung jeweils Don⸗ nerstags ſind nur für Parteigenoſſen, die Pol. Hellen⸗ und Blockleiter ſowie die Füh⸗ rer der Gliederungen und Formationen. Ich bitte, dieſe Dienſteinteilung genau ein⸗ halten zu wollen. Franzke, Ortsgruppenleiter. * 1 DAF. Betr.: Buchführungskurs. Am kommenden Freitag, 27. November 1936, beginnt endgültig der von der DA. propagierte Buchführungskurs. Die ſich ge⸗ meldeten Teilnehmer ſowie Intereſſenten, die ſich an dem Kurs noch beteiligen wollen, wer⸗ den gebeten, an dem genannten. Tag um 8 Uhr in der Schillerſchule zu erſcheinen. Die Beträge ſind ſoweit als möglich mitzubrin⸗ gen. Auf die gute Beſetzung der Lehrkräfte wird nochmals beſonders verwieſen. Mögelin, Ortsobmann. Der Gott, der Eiſen wachſen ließ, der wollte keine Knechte— und erſt recht ke ine Judenknechte! Lokale Nachrichten Viernheim, den 25. November 1936 Anſer Tagesſpruch „ Daß es in Deutſchland anders wurde, das iſt wirklich nicht den Philoſophen zu verdanken, nicht unſeren Geſchichtsprofeſ⸗ ſoren, aber auch nicht unſeren bürgerlichen Politikern, und am wenigſten unſerer Wirt⸗ ſchaft, ſondern ausſchließſich dem Siege der nationalſozialiſtiſchen Bewegung...“ Adolf Hitler. . 5 B geld Caclt Borgen macht Sorgen. Darum ſollte jeder danach trachten, ſeine Schulden und fälligen Zahlungen nicht auf die lange Bank zu ſchie⸗ ben, namentlich aber die Rechnungen von Handwerkern, Kolonialwarenhändlern u. ſ. w. ſtets gleich, oder wenn dies aus gewiſſen Gründen nicht angängig iſt, wenigſtens pünkt⸗ lich innerhalb kurzbemeſſener Friſt, etwa wöchentlich oder längſtens monatlich zu be⸗ gleichen. Verſetze man ſich ſelbſt in die Lage eines auf den Eingang ſeines Geldes von Woche zu Woche wartenden Geſchäftsmannes oder e Tätigen, der durch die Saumſeligkeiten ſeiner Schuldner nicht ſel⸗ ten in perſönliche finanzielle Bedrängnis ge⸗ geraten kann. Hier wäre ſicherlich ein wenig Selbſtzucht am Platze, da das Borgen doch in vielen Fällen lediglich mehr eine Ange⸗ wohnheit iſt, als daß eine wirtſchaftliche Not⸗ lage hierzu vorliegt. In derſelben Richtung bewegen ſich auch die leidigen Kreditkäufe über die Einkommens⸗ höhe hingus, ſodaß die Wochen⸗ bzw. Mo⸗ natsraten nur ſchwerlich eingehalten werden können. Bei plötzlich eintretender Krankheit oder Seellenlof da. Mahnverfahren, Gerichtstermine und Koſten über Koſten nebſt zwangsweiſer Rück⸗ gabe des keilweiſe bezahlten Gegenſtandes ſind die unerquicklichen Folgen, während die Reſt⸗ ſchuld trotzdem den Unvorſichtigen an ſeine Unbeſonnenheit noch lange erinnert. Je ſtär⸗ ker ſich aber derartige Borg⸗ und Abſchlags⸗ käufe vermehren, def größer wird die All⸗ gemeinverſchuldung des Volkes und deſto ſchwieriger auch die Wirtſchaftslage der Ge⸗ igkeit iſt dann die Kataſtrophe VHWI3%/37 7 Betr.: Lebensmitiel⸗Aus gabe Am Freitag, den 27. November 1936, fin⸗ det in unſerer Dienſtſtelle eine Lebensmittel⸗ Ausgabe in nachſtehender Reihenfolge ſtatt: Vorm. von 8—9 Uhr: Buchſtabe A Vorm. von 9—10 Uhr: Buchſtabe B Vorm. von 10—11 Uhr: Buchſtabe DG Vorm. von 11—12 Uhr: Buchſtabe H—J Nachm. von 2—3 Uhr: Buchſtabe K— Nachm., von 3—4 Uhr: Buchſtabe M P Nachm. von 4—5 Uhr: Buchſtabe R—St Nachm. von 5—6 Uhr: Buchſtabe T—3 Bei der Ausgabe ſind die Stempelkarten bzw. Krankenſcheine vorzulegen. Die Reihen⸗ folge muß unbedingt eingehalten werden. Aus⸗ nahmen können nicht berückſichtigt werden. Im Laufe dieſer Woche werden Eiergut⸗ ſcheine an die Hilfsbedürftigen ausge⸗ geben und machen wir die Kolonialwaren⸗ händler darauf aufmerkſam, daß die Gut⸗ ſcheine bis 31. Dezember ds. Is. ver⸗ längert worden ſind. Die Kolonial⸗ warenhändler wollen die Gutſcheine ſammeln und geben wir nächſte Woche bekannt, wo⸗ ſelbſt die Gutſcheine zwecks gemeinſamer Ein⸗ löſung abgegeben werden können. Winterhilfswerk des deutſchen Volkes 1936/öðꝛp7 Ortsgeuppe Viernheim D chäftsleute, die infolge der ſich mit ihrem mſatz ſteigernden rückſtändigen Gelder glei⸗ chermaßen zum Bankier ihrer Kunden wer⸗ den. Wie weit freundlicher und reibungsloſer würde ſich vieles geſtalten können, wenn das Borgunweſen auf das allernotwendigſte be⸗ ſchränkt würde. Wie glücklicher oft und un⸗ beſorgter würden die Menſchen werden, wenn ſie ſich von wirklich unnötigen Schulden los⸗ ſagen wollten! Todesfall. Sterbegeläute gab heute früh den Heimgang des in den 60er Jahren ſtehen⸗ den Valentin Buſalt, Molitorſtraße, kund. Handel und Handwerk NSG. In einer dieſer Tage durch die Preſſe veröffentlichten Mitteilung hat der Gaubeauftragte für das Winterhilfswerk 36⸗ 37, Gauamtsleiter Haug, auf die vom Hauptamt für Handwerk und Handel der NSDAP. und ſeiner Dienſtſtellen im Ein⸗ vernehmen mit der Reichsführung des WHW. in Vorbereitung befindlichen Weihnachtswer⸗ bung für das WHW. 1936⸗37 hingewieſen. In dem in allen Fachzeitſchriften des Hand⸗ werks und Handels bereits ſeitens des Haupt⸗ amtes für Handwerk und Handel der NS DAP ergangenen Aufrufes wird in erſter Linie an den perſönlichen Einſatz jedes Einzelhändlers und einſchlägigen Handwerkers appelliert, ſich in Erkenntnis der ideellen ckverfolgung unter Auswertung aller innerhalb ſeines Ge⸗ Achtung! Kolonialwarenhändler Wir verweiſen auch an dieſer Stelle auf die amtliche Bekanntmachung des Winter⸗ hilfswerkes und erſuchen die Kolonialwaren⸗ händler, die vorgezeigten Gutſcheine einzu⸗ löſen. Winterhilfswerk Auf die am Freitag, den 27. ds. Mts., ſtattfindende Ausgabe von Lebensmittel ver⸗ weiſen wir die Hilfsbedürftigen auch an die⸗ ſer Stelle. Verjammlung im Freijchütz Wir verweiſen die Grundbeſitzer auf die heutige Verſammlung im„Freiſchütz“. Bei Nichterſcheinen hat ſich jeder die nachteiligen Folgen ſelbſt zuzuſchreiben. Die Mitglieder des Obſt⸗ und Gartenbauvereins und diejeni⸗ gen Ortseinwohner, welche es werden wollen, ſind zu dieſer Verſammlung und einer ſich daran anſchließenden Sonderbeſprechung be⸗ ſonders eingeladen. Achtung! Kraft durch Freudebühne Sämtliche Mitwirkende und Helfer bei der am nächſten Sonntag ſtattfindenden Jahres⸗ feier werden gebeten, heute abend 8 Uhr zu einer Beſprechung im Nebenzimmer des „Ratskeller“ zu kommen. Kennzeichen der ariſchen Geſchäfte Die Kenntlichmachung der ariſchen Ge⸗ ſchäfte wird fortgeſetzt. Die DAF.⸗Einzelmit⸗ glieder ſind berechtigt, ein Schild der DA. zu führen, das ſie als ſolche kenntlich macht und das nur die ariſchen Geſchäftsleute erhal⸗ ten. Dadurch wird die auf dieſem Gebiet ſo dringend nötige Klärung weiter gefördert. Das Wetter. Das über dem Feſtland liegende Hochdruckgebiet hat ſich unter leichter Abſchwächung etwas nach Oſten verlagert. Es iſt auch weiterhin für unſer Wetter beſtim⸗ mend, doch nimmt die Neigung zu Nebel oder Hochnebelbildung im Süden und Nor⸗ den des Reiches wieder zu. Mit den Einflüſ⸗ ſen etwas feuchter Luft von Weſten her wird ſie ſich in nächſter Zeit vorausſichtlich auch in unſeren Bezirken verſtärken.— Mittwoch: In den Niederungen vielfach Nebel oder Hochnebel, ſonſt heiter und trocken bei ſchwa⸗ chen weſtlichen Winden, nachts vielerorts Froſt.— Donnerstag: Vielfach dunſtiges, aber im weſentlichen trockenes Wetter, Tem⸗ peraturen wenig geändert. Aehr jein als jcheinen Mehr ſein als— 25 das iſt von jeher der Grundſatz der ſtarken und tüchtigen Leute geweſen. Im Geſchäftsleben heißt das, daß einem gute Ware ſelbſt wichtiger iſt als lol⸗ kende Aufmachung. Und im Umgang der Men⸗ nicht viel Worte macht, auf deſſen Wort man ſich aber verlaſſen kann, uns wertvoller iſt als einer, der ſeine Unzuverläſſigkeit hinter chönen Reden zu verſtecken ſucht. Und das iſt in allen Dingen ſo. Ein fete, haltbarer Stoff, mag er auch einfarbig ſein, iſt uns lieber als ein buntbedrucktes leichtes Gewebe, das ſchnell verſchliſſen iſt und uns auch vorher weder vor Kälte noch vor Näſſe recht zu ſchützen vermag. Das war nicht immer ſo. Die 8 alte deutſche Einfachheit, die nichts mit Verzicht auf die Annehmlichkeiten des Lebens zu tun hat, ſtand im Zeichen dieſes „Mehr ſein als ſcheinen“. Da baute man Häuſer, die vielleicht nicht ſo groß und ſo prunkvoll waren wie manche aus ſpäteren Jahren, wenn man ſich keine wirklichen Schlöſſer und Burgen leiſten konnte, aber man baute mit feſten, dicken Mauern. Und ge⸗ diegen, haltbar für Geſchlechter, brauchbar für ihren beſonderen Zweck, ſchufen die Handwer⸗ werker die Hausgeräte. Man hatte Sinn für Schmuck und Schönheit und man ſchmückte ſchen ſtellt es ſich ſo dar, daß jemand, der! Samstag, den 28. November 1936, abends 8 Uhr— Eintritt frel— Es spricht: Reichsstontrunpredner Pg. fritz In. Hörner-Lelnz ig an die Vlernheimer Bevölkerung im Dienjte des WSG W Schaufenſter werben im Gau Heſſen-⸗Naſſau für das WH W.! ſchäftsbereiches gebotenen Handlungsmöglich⸗ keiten in den Dienſt dieſer Werbe⸗Aktion und Sozialwerkes zu ſtellen.. Durch die Einſchaltung der Reichsfachſchaft deutſcher Werbefachleute hat die Gaudienſt⸗ ſtelle des Hauptamtes für Handwerk und Handel der NSDAP. die geeignete Beratung und Unterſtützung der Geſchäfts- und Laden⸗ inhaber hinſichtlich der Schaufenſtergeſtaltung durch deren Ortsfachwarte in Frankfurt a. M., Darmſtadt, Mainz, Gießen, Wetzlar, Wiesbaden, Worms und Hanau ſichergeſtellt, wie im übrigen alle Kreis⸗ und Ortsamtsleiter des Hauptamtes für Handwerk und Handel mit entſprechenden Weiſungen verſehen ſind. das Haus mit einem Bildnis oder einer Schnitzerei, den Schrank mit Einlegearbeit, Tor und Fenſter mit Kunſtſchmiederei, wenn man es ſich leiſten konnte. Einer ſpäteren Zeit der Entartung, die wir jetzt endlich über⸗ wunden haben, blieb es vorbehalten, das alles anders zu machen, Naturſteine durch aufgerauhten Kalk, Bildhauerarbeit durch kit ſchigen Maſſenguß, gediegenes Holz durch aufgeleimtes Furnier zu erſetzen und etwas vorzutäuſchen, was dahinter nicht vorhanden war. Heute kommen, wie die großen Bauten des Dritten Reiches beweiſen, Naturſteine wieder zu Ehren, Steine aus deutſchen Bergen und Steinbrüchen, nicht ſolche aus dem Auslande. Heute hat man den geſunden Stolz auf Möbel aus deutſcher Eiche, Buche, Birke und Tanne wiedergefunden, fand in der Kleidung zum Leinen, fand vom Guß zur Schmiedearbeit zurück. Wir ſind durchaus keine Gegner von Schönheit oder Aufwand. Wir ſind ja alle einig und dem Führer dankbar, daß er die Verbeſſerung der Lebenshaltung des ganzen deutſchen Volkes als Ziel aufgeſtellt hat. Wir wiſſen, daß viele Volksgenoſſen gerade bei de Erzeugung ſchöner und teurer Dinge ihr Brot finden. Wir freuen uns über eine ſchöne und wertvolle Hülle, wenn der Inhalt entſpre⸗ chend wertvoll iſt. Aber wir möchten nicht mehr ſchöne goldene Rahmen um ſchlechte billige Bilder, ſchwere lederne Einbände um ſchlecht gedruckte und innerlich wertloſe Bü⸗ cher antreffen, weil uns Aufwand nur dort erfreut, wo er am Platze iſt. Und wir freuen uns vielmehr, wenn ein einfaches Aeußeres uns nachher einen gediegenen, überraſchend wertvollen Kern zeigt. Wir erleben das ja auch jeden Tag mit unſerer Zeitung. Sie tritt uns einfach entgegen. Sie iſt auf ein leichtes Papier gedruckt, nicht auf ein be⸗ ſonders ſchönes Papier, ſondern auf ein Papier, das eben für den ſchnellen Druck beſonders zweckmäßig und von den Papier⸗ ſorten, die man nehmen könnte, eines der wohlfeilſten iſt. Denn die Zeitung ſoll nicht viel koſten, aber viel leiſten und kann des⸗ halb nur einen geringen Anteil ihrer Aus⸗ gaben auf das Papier verwenden, damit für den gediegenen Inhalt des Textes recht viel übrig bleibt. Natürlich könnte man die Zei⸗ tung auf Schreibpapier, vielleicht ſogar auf Bütten oder auf fettdichtes oder ſonſtwie be⸗ ſonders wertvolles Papier drucken. Nieman⸗ dem wäre damit gedient außer einigen we⸗ nigen Sammlern. Die Zeitung aber ſoll der Gemeinſchaft dienen. Sie ſoll jedem erſchwing⸗ lich ſein, und ſie ſoll ſchnell, ſicher, überſicht⸗ lich und verſtändlich über alles Wichtige be⸗ richten. Und das tut ſie, auch wenn ſie äußerlich wenig von ſich hermacht. Sie iſt ein Schulbeiſpiel dafür, daß in einer ſchlich⸗ ten Hülle wertvoller Inhalt ſich verbirgt. Und ſie iſt gerade darin wie in ihrem Inhalt Spiegel der heutigen Zeit und des heutigen Deutſchland, deſſen Umbruch den Werten wie⸗ der volle Geltung ſchuf, die wirklich Werte 9 7 auch wenn ſie nicht groß aufgemacht ſind. Mannheimer Großviehmarkt Auftrieb: 28 Ochſen, 90 Bullen, 233 Kü⸗ he, 121 Färſen, 450 Kälber, 28 Schafe, 2409 Schweine, 2 Freſſer, 6 Ziegen, 44 Ar⸗ beits- und 30 Schlachtpferde. Preiſe per 50 Kilo Lebendgewicht: Ochſen a) 4245, b) 38 bis 41; Bullen a) 4043; Kühe a) 40—43, b) 34—39, c) 28—33, d) 20— 25; Färſen: a) 41—44, b) 38—40; Kälber a) 57, bl) 56, b2) 55, e) 53, d) 51; Arbeitspferde(per Stück): 9501500 R. und Schlachtpferde 45—105 RM. per Stück. Marktverlauf: Großvieh und Schweine zugeteilt, Kälber langſam, Arbeits- und Schlachtpferde ruhig. ——ů— r „PPP e eee — —————ͤ— 3 0 b 8 8 F 3 PPP . ͤð ͤ, ² ²ͥ²ͥ j ẽ é m:;— B—.,.. ͤ 3 Mannheim(Sie können es nicht laſ⸗ ſen). In der Nacht zum Dienstag mußten zwei ältere Männer deshalb vorläufig feſt⸗ genommen werden, weil ſie mit ihren Fahr⸗ rädern fuhren, obwohl ſie erheblich unter Al⸗ koholeinwirkung ſtanden. Einer derſelben ſtürzte infolge ſeiner Trunkenheit wiederholt vom Rade.—(Zahlreiche Verkehrsſünder). 44 Kraft- und Radfahrer, die den Verkehrs⸗ vorſchriften zuwider handelten, wurden bei einer am Montag vorgenommenen Verkehrs⸗ kontrolle angezeigt oder gebührenpflichtig ver⸗ warnt. Außerdem mußten 18 Kraftfahrzeuge wegen verſchiedener techniſcher Mängel bean⸗ ſtandet werden. Lampertheim. Der älteſte Lampert⸗ heimer, der Farmer Adam Schmidt, feiert am 1. Dezember in Amerika, in Greenfield bei Chillicothe(Ohio) ſeinen 90. Geburtstag. Der alte Herr, der erſt vor fünf Jahren einige Monate in ſeiner Geburtsſtadt Lampertheim auf Beſuch weilte, erfreut ſich heute noch einer ſeltenen Geſundheit. Er ſandte dieſer Tage einem Hgſigen Verwandten ſein Porträt, damit Lampertheim ſeine beſten Grüße über⸗ mittelnd. Herr Schmidt wanderte im Jahre 1848 mit ſeinen Eltern als einjähriges Kind in 48tägiger Segelſchiffreiſe nach Amerika aus. Lampertheim. Ein junger Mann von Hüttenfeld hatte ein Motorrad gekauft und benutzte es ohne einen Führerſchein zu haben zu einer raſenden Fahrt. Auf der Straße nach Bürſtadt drängte er ſich zwiſchen zwei Fuhr⸗ werken durch und rannte hierbei eine Bauers⸗ frau um, die er dann acht Meter mitſchleifte und lebensgefährlich verletzt wurde. Das Schöffengericht Darmſtadt verurteilte ihn zu ſieben Monaten Gefängnis. Heppenheim. Gaſt⸗ und Landwirt Au⸗ uſt Schäfer aus Kirſchhauſen ſtürzte auf der Fahrt zwiſchen Kirſchhauſen und Wald⸗Erlen⸗ bach ſo unglücklich mit ſeinem Motorrad, daß er einen Schädelbruch erlitt. Weinheim.(Teuer bezahlter Uebermut) Die Täter, die in der letzten Woche morgens 5 Uhr die Schaufenſterſcheibe des Schuhhau⸗ ſes Schütz eingeſchlagen hatten, konnten nun⸗ mehr von der Gendarmerie ermittelt werden. Es handelt ſich um zwei junge Burſchen, die von der Viernheimer Kirchweih kamen und als Abſchluß dieſes Feſtes noch ſchnell ihren Uebermut durch Einſchlagen der Scheibe be⸗ weiſen mußten. Neben Bezahlung der Strafe dürfen ſie nunmehr den Schaden von ca. RM. 50.— tragen. Sieben Autos fuhren aufeinander Bei Nebelwetter vorſichtig auf der Autobahn! Der dichte Morgennebel am Dienstag auf der Autobahn hat zwiſchen Frankfurt und Darmſtadt einen ſchweren Unfall herbeige⸗ Amiliche Bekanntmachungen Betr.: Steuerſprechtag. Der nächſte Steuerſprechtag des Finanz⸗ amts findet am Donnerstag, 3. Dezember 1936, hier auf dem Rathauſe ſtatt. Diejenigen Steuerpflichtigen, die an dieſem Tage vor⸗ ſprechen wollen, müſſen ſich bis ſpäteſtens Montag, den 30. November 1936, mittags 12 Uhr, hier— Zimmer 13— melden und genau angeben, in welcher Sache die Beſpre⸗ chung mit dem Finanzamt gewünſcht wird. Später Anmeldende können an dem Sprechtag nicht berückſichtigt werden. Viernheim, den 21. November 1936 Der 1. Beigeordnete Betr.: Schutz der Waſſerleitung vor Froſt. Ich mache die Hausbeſitzer darauf auf⸗ mertſam, daß die Waſſerleitungen einſchließ⸗ lich der Waſſermeſſer rechtzeitig und aus⸗ reichend gegen Froſt zu ſichern ſind. Die Kel⸗ lerfenſter ſind zu ſchließen und mit Stroh oder alten Lumpen abzudichten. Soweit er⸗ forderlich, ſind auch die Rohre der Haus⸗ leiutng und des im Keller befindlichen An⸗ ſchluſſes durch Umwickeln mit Lumpen etc. eniſprechend zu ſchützen. Gartenleitungen ſind zu entleeren und während des Winters leer zu halten. Ferner ſind die Waſſermeſſerſchächte entſprechend abzudichten. Ausdrücklich mache ich darauf aufmerkſam, daß der Hausbeſitzer für den Schutz der Waſſerleitungseinrichtun⸗ gen zu ſorgen hat und bei Unterlaſſung der erforderlichen Schutzmaßnahmen für den etwa entſtehenden Schaden haftbar gemacht werden kann. Ich empfehle den Hausbeſitzern, jetzt ſchon die notwendigen Schutzmaßnahmen zu tref⸗ fen, damit bei einem plötzlichen Kälteeinbruch Schaden verhütet bleibt. Viernheim, den 19. November 1936 FFC Aus Stabt und Land führt. Um 9.30 Uhr fuhr infolge der behin⸗ derten Sicht ein Perſonenwagen in raſchem Tempo auf einen langſamer vor ihm fahren⸗ den Wagen auf. Die ſtarke Nebelwand wurde fünf in kurzen Abſtänden nachfolgenden Wa⸗ gen zum Verhängnis. In wenigen Augenblik⸗ ken waren die Wagen zu einem wirren Knäuel ineinandergerannt, Der verurſachte Sachſcha⸗ den iſt bedeutend. Perſonen ſind glücklicher⸗ weiſe— abgeſehen von Hautabſchürfungen und geringeren Schnittwunden— nicht verletzt worden. Jeder Autobahnfahrer ſollte aus die⸗ ſem Unfall eine Lehre ziehen und bei Nebel⸗ gefahr und Kälte für alle gegebenen Schutz⸗ maßnahmen ſorgen! Empörung über das Bluturteil Bergingenieur Stickling und ſeine Söhne Dieburg. Ein ungeheuerliches Schand⸗ urteil der Sowjet⸗Blutjuſtiz hat den deutſchen Bergingenieur Stickling unſchuldig zum Tode verurteilt. Die Empörung Deutſchlands und der geſamten geſitteten Welt ſchlägt ihre Wel⸗ len überall. Mit einer beſonderen Anteilnahme hat man in Dieburg von dem Urteil gehört, mit einer Anteilnahme, die gegründet iſt be⸗ ſonders auch darauf, daß Stickling zu den Dieburgern in beſonderer perſönlicher Be⸗ ziehung ſteht. Drei ſeiner Söhne ſind hier aufgewachſen, zwei haben das Gymnaſium beſucht. Sie ſind als brave und ordentliche Jungen bekannt. Der eine dient dem Vater⸗ land in der Wehrmacht, die beiden jüngeren leiſten ihre Arbeitsdienſtzeit eben ab. Die⸗ burgs Bevölkerung gedenkt der Kinder des ſchuldlos Verurteilten und ſie hofft, daß ihnen der Vater, an dem ſie mit ganzer Kindesliebe hängen, erhalten bleibt. 8 g Das Heſſiſche Sondergericht tagte Ein 46jähriger Angeklagter aus Jugen⸗ heim, früherer Sozialdemokrat, ſoll in ei⸗ nem Geſpräch mit einem langjährigen Schuld⸗ ner die Regierung und den Ortsgruppenleiter der Partei beſchimpft haben. Aber die Haus⸗ hälterin des Angeklagten, die bei dem Ge⸗ ſpräch zugegen war, beſchwört, nichts davon gehört zu haben. Es erfolgte Freiſpruch hin⸗ ſichtlich des Geſprächs; aber wegen ſchwerer Beleidigung der Staatspolizei bei ſeiner Feſt⸗ nahme wurde der Angeklagte zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt, die durch die Unter⸗ ſuchungshaft verbüßt ſind. In der NSV.⸗Küche in Darmſtadt hatte ein in den 60er Jahren ſtehender Rentner ſich in Beſchimpfungen ergangen. Der alte Mann bedauerte vor Gericht die Entgleiſung, er ſei vom Schickſal hart getroffen und darum ver⸗ bittert. Die Strafe lautete unter Anrechnung von einem Monat Unterſuchungshaft auf 2 Monate Gefängnis. Der gefährliche Autotürgriff Alzey. Als der Briefträger Lang am Roßmarkt aus einem Ladengeſchäft auf die Tabatpflanzerjachjchaft Da in den nächſten Tagen die Tabakver⸗ wiegungen beginnen, werden die Pflanzer auf folgendes hingewieſen: Das Hauptgut, 1. Sorte, muß ſorgfältig ausſortiert, einheitlich in der Farbe und ohne jeden Dachbrand ſein. Die 2. Sorte muß ebenfalls geſund und ſauber an die Waage gebracht werden. Die loſen Blätter und der Abfall(ausſor⸗ tierte Ware) ſind ſeperat verkauft und wer⸗ den getrennt vom übrigen Hauptgut verwogen. Straße trat, wurde er vom Türgriff eines Perſonenwagens am Lederriemen ſeiner Poſt⸗ taſche erfaßt und zu Boden geworfen. Das Auto hielt ſich dicht rechts, um einem an⸗ deren Wagen die Bahn freizumachen. Betrunkenen Kraftfahrer in Schutzhaft genommen Gernsheim a. Rh. Der Beſitzer eines dreirädrigen Lieferwagens aus Pfungſtadt hatte geſchäftlich in Gernsheim zu tun. Hier betrank er ſich derart, daß er ſein Fahrzeug auf der nächtlichen Heimfahrt mitten auf der Straße unbeleuchtet ſtehen ließ, um ſeinen Rauſch auszuſchlafen. Die Polizei beſeitigte das Verkehrshindernis und nahm den gewiſ⸗ ſenloſen Kraftfahrer in Schutzhaft. Zweijähriges Kind tödlich ver⸗ brüht s Alzey. In einem unbewachten Augenblick fiel das zweijährige Söhnchen des Fuhr⸗ manns Bergold in einen Waſchtopf, der mit heißem Waſſer gefüllt war. Das Kind erlitt ſchwere Verbrühungen und ſtarb nach zwei⸗ tägigem ſchmerzhaften Krankenlager. Vorſicht beim Gebrauch von Feuerwaffen Oppenheim. Wie unvorſichtig und un⸗ vernünftig oft mit Feuerwaffen umgegangen wird, beweiſt ein Fall, der ſich dieſer Tage in Gau⸗Weinheim ereignete. Ein Landwirt war mit einer Schußwaffe auf die Ratten⸗ jagd gezogen. Dabei verſuchte er, eine Ku⸗ gel, die verbogen war, und nicht mehr in den Lauf paßte, wieder auszurichten. Plötzlich ging jedoch die Ladung los und verletzte ihn ſehr ſchwer am Kopf. Der alte Lindenbaum brannte Heuſenſtamm. Die alte Linde, ein Naturdenkmal, das über die Grenzen Heuſen⸗ ſtamms hinaus bekannt iſt, wäre beinahe ein Raub der Flammen geworden. Vorübergehende bemerkten, daß aus dem Innern des Baumes Rauch hervorquoll und alarmierten die Feuer⸗ wehr. Erſt nach längeren Bemühungen gelang es, das Feuer zu löſchen, das offenbar von Frevlerhand angelegt worden war. „Ich laſſe mich überfahren..“ Auf der Dorfſtraße in Morbach tum⸗ melten ſich zwei junge Mädchen umher. Als ein Auto herankam, rief das eine Mädchen im Uebermut:„Ich laſſe mich überfahren!“ und ſprang mitten auf die Straße vor den Wagen. Es konnte dann jedoch nicht mehr ſchnell genug beiſeite ſpringen und aus dem Scherz wurde Ernſt. Der Wagen erfaßte das Mädchen und ſchleuderte es zu Boden. Mit ſchweren Verletzungen am Kopf kam das Mäd⸗ chen ins Krankenhaus. Wir kennen nur eines zum Wochenende: die Kundgebung der Viernheimer Be⸗ völkerung am Samstagabend 8 Ahr im Freiſchütz Die Ablieferung von Losblatt und Abfall er⸗ folgt in Tücher oder Säcken. Losblatt und Abfall ſind genau wie die Grumpen zu be⸗ handeln und in ſauberem Zuſtand zur Ablie⸗ ferung zu bringen. 6 Die ausgelegten Proben im„Walfiſch“ werden am Mittwoch zwiſchen halb 1 Uhr und halb 2 Uhr ausgegeben. f Die Grumpenſäcke der Gruppen 1—4 kön⸗ nen bei Gg. Haas 10., Ludwigſtraße, abge⸗ holt werden. a Der Amſchreibung der Mitgliebs⸗Ausweije Der Gaukaſſenwalter gibt folgendes be⸗ kannt: Die Deutſche Arbeitsfront iſt nunmehr dazu übergegangen, die Mitgliedsausweiſe un⸗ ter Anrechnung der an die Deutſche Ange⸗ ſtelltenſchaft und die früheren Verbände ge⸗ zahlten Beiträge umzuſchreiben. Dieſe Um⸗ endet ſein, alle Bücher müſſen bis ſpäteſtens 30. November durch die Verwaltungsſtellen nach Hamburg, den Sitz der DAF.-Umſchrei⸗ beabteilung, geſandt werden. Alle Mitglieds⸗ unterlagen, die nach dieſem Termia abge⸗ liefert werden, können nicht mehr umgeſchrie⸗ ben und auch demzufolge die alten Beiträge nicht anerkannt werden. Die alten Mitglieds⸗ ausweiſe, die vor Uebernahme in die Deut⸗ ſche Arbeitsfront von den Angeſtelltenverbän⸗ den ausgeſtellt wurden, verlieren nach dem 30. November ihre Gültigkeit. Nach dieſem Datum wird die Umſchreibung der Beiträge ſowie die Ausſtellung eines DA F.⸗Mitglieds⸗ buches von Seiten der Deutſchen Arbeitsfront verweigert. FFC Die Kraft durch Freude ⸗Jahresfeier iſt für alle ſchaffenden deutſchen Men ⸗ ſchen— ein herrliches Programm Sonntag, 29. November abends 8 Ahr im„Freiſchütz /.. CCCCC(C(Cͤͥͤĩ ²ĩ 0 Man kaujt morgens und am Früh ⸗ nachmittag angenehmer ein Im Einzelhandel, beſonders in den Textil⸗ geſchäften iſt die Beobachtung gemacht wor⸗ den, daß mitunter vormittags etwa 10 Pro⸗ zent, am Frühnachmittag bis 17 Uhr 30 Prozent und der Hauptumſatz von 60 Pro⸗ zent in den Stunden zwiſchen 17 und 19 Uhr etätigt wird. Dies fühlt zu dem unerfreu⸗ ichen Zuſtande, daß am Spätnachmittag ein Kundenandrang erfolgt, der aus naheliegen⸗ den Gründen dem Käufer nicht angenehm ſein kann. Wenn auch der größte Teil des kau⸗ fenden Publikums wegen der Erfüllung be⸗ ruflicher und häuslicher Pflichten keine andere Möglichkeit zum Einkauf hat, ſo könnte doch ein kleiner Teil der Kundſchaft leicht eine andere Tageszeit wählen. Damit würde dem Käufer gedient und auch dem Einzelhändler und ſeiner Gefolgſchaft, denn es geht dem Einzelhändler jederzeit darum, den Kunden ſo eingehand wie nur möglich zu beraten. Dazu gehört natürlich Zeit. Man tut alſo gut daran, wenn irgendwie die Möglichkeit beſteht, die Vorteile der ruhigen Einkaufs⸗ möglichkeit auszunutzen. Feteins⸗Anzeiger Turnverein von 1893 Heute Mittwochabend, 8—9 Uhr Hallentrai. ning für Handballer, ab 9 Uhr Training für Fußballer. Hauptſchriftleiter undverantwortlich für den politiſchen Teil Bernhard Peters, Worms, für den übrigen Teil Friedrich Martin, Viernheim. Verlag: Ver⸗ einigte Zeitungsverlagsgeſellſchaft m. b. H., Worms. Geſchäftsſtelle: Friedrich Martin, Viernheim. Druck: Wormſer Verlags- und Druckereigeſellſchaft m. b. H., Worms. Da. X. 1986 über 1700 3. Zt. iſt Anzeigen preisliſte Nr 6 gültig CCCTCTCTTbTbTTTTTTbTTbTTTTTTbT Leeres Zimmer p. Dez. von Dame zu mieten geſucht Angeb. mit Preis an die Geſchäftsſt. ds. Blattes erbeten Guterhaltenen Rinder- Wagen billig zu verkaufen Von wem, ſagt die Geſchäftsſt. ds. Bl. Bekaun Wird immer Darum keine Unterbrechung in der„ Ianungs- deklame r Fachſchaftsführer. darauf aufmerkſam 4 ten, vom Hauswirt wieder * FCCCCCCCCCCCCCCCCCCCCCCCCCCCCWTWTW———WWWW c 100 Mark auf einen Streich: „Nach ſchweren Schickſalsſchlägen auf mich ſelbſt ge⸗ 4 ſtellt, war mir unbekannt, daß ich als alleinſtehende Frau bis zu einer beſtimmten Einkommens ⸗ Grenze keine Hauszinsſteuer zu zahlen brauchte. Als mich jemand bereits längere Zeit gezahlt. In einem Zeitungs ⸗Artikel las ich nun, daß in ſolchen Fällen— um Harten zu vermeiden— bereits gezahlte Betrage verrechnet werden konnten. Mein Haus wirt, dem ich den Artikel vorlegte, war zwar noch nicht überzeugt, aber die zuſtändige Behoͤrde ordnete an, daß mir die inzwiſchen gezahlten 100 Mark, die für mich ein kleines Vermoͤgen bedeute⸗ Die Zeitung sagt ihren Lesern, was sie wissen müssen. Sie warnt, berät und hilft, unterhält und belehrt. Sie ist billig und pünktlich— kurz: unentbehrlich für jeden machte, hatte ich dieſe Steuer gutgeſchrieben wurden.“ 3 88 3 9 n ſchreibung muß bis zum 15. Dezember be⸗ 811 durch 5 U G. . dag wou ſchafter Naiſers Fiſcha des fü gegen offen laut: Nee die Bis U — ——— wur gen 0 N in de Henn. de deklin