Vol Amtsblatt der Vürgermeiſterei Viernheim Er cheinungswe ſe⸗ e zugs preis: durch die Täglich, Nummer 303 ausgenommen an Sonntagen und Jeiertagen Ins Haus gebracht monatlich 1.60 RM. einſchließlich Botenlohn Poſt monatlich 1.60 RM. ausſchließlich Beſtellgeld. Einzelnummer 10 Rpfg CECCCCCCbTTTTTTbTTTTTT Mittwoch ternheimer Weilune —— Verkündigungsblatt der NS AN. Wiernheim Anzeigenpreis: Grundpreis für 1 mm Höhe und 22 mm Breite 3 Rpfg. im Textteil für I mm Höhe und 22 mm Breite 13 Rpfg. Zur Zeit iſt Anzeigenpreisliſte Nr. 6 gültig Geſchäftsſtelle den 30. Dezember 1936 Viernheim, Bismarckſtraße 13. Fernſprecher 153. PSK. Ludwigshafen 15 101 12. Jahraang Amerilaniſche Hilfe für die Roten Ausfuhr von Flugzeugen für die ſpaniſchen Bolſchewiſlen genehmigt „Diderwillig“ genehmigl Washington 29. Dez. Die Genehmigung zur Ausfuhr von Flugzeugen an die ſpa⸗ niſchen Bolſchewiſten hat infolge des Beſtrebens in den Vereinigten Staaten von Amerika, ſich aus dem ſpaniſchen Streit ganz herauszuhalten, in Preſſe und Parlament große Erregung hervorgerufen. Der Standpunkt der amerikaniſchen Regierung, daß ſie nach den beſtehenden Geſetzen die Genehmi⸗ gung zur Ausfuhr der Flugzeuge nicht ver⸗ weigern konnte, obwohl ſie alles verſucht babe, um den Antragſteller von ſeinem Vor⸗ haben abzubringen. und obwohl ſie es in etwa 20 früberen Fällen habe erreichen können. daß die Antragſteller trotz der Ausſicht auf hohe Kriegsgewinne ihre Anträge zurückzogen, wird aber nicht angefochten. 0 Senator Pittman, der Vorſitzende des Ausſchuſſes für auswärtige Angelegenheiten. kündigte an, er werde ſofort nach Beginn der Kongreßtagung am 6. Januar einen Geſetz⸗ entwurf einbringen, der das beſtehende Neu⸗ tralitätsgeſetz dahin erweitert, daß die Ausfuhr von Kriegsmaterial auch dann verboten iſt, wenn es ſich um einen militäriſch ge⸗ führten Bürgerkrieg handelt. Ob der Geſetzentwurf in dieſer Form durchgehen wird, iſt allerdings zweifelhaft. Das Staatsdepartement hat die Genehmigung zur Ausfuhr der Flugzeuge, wie es offen er⸗ klärte, nur ſebr widerwillig erteilt. Es gab bekannt, daß es die Genehmigung ſo⸗ fort widerrufen werde, wenn der von Senator Pittman angekündigte Geſetzentwurf vom Kon⸗ greß verabſchiedet iſt. Senator Borah, der ſich bekanntlich für eine möglichſt weitgehende Fernhaltung der Vereinigten Staaten von europäiſchen Streitig⸗ keiten einſetzt, wird außerdem einen Geſetzent⸗ wurf einbringen, der allen Amerikanern, die als Freiwillige unter einer fremden Flagge kämp⸗ en, die amerikaniſche Staatsangehörig⸗ keit entzieht. Eine Erklärung Nooſevells Waſhington, 30. Rooſevelt äußerte ſich in der Preſſekonferenz am Dienstag ſehr ſcharf gegen den amerikaniſchen Makler, der Kriegs- material nach dem noch unter bolſchewiſtiſcher Herrſchaft ſtehenden Spanien ausführen will und dem das Staatsdepartement nach den be⸗ ſtehenden Geſetzen die Ausführungsgenehmi⸗ gung gewähren mußte. Rooſevelt ſagte, 90 v. H. der amerikaniſchen Geſchäftsleute ſeien an ſtändig und richteten ſich nach der Politik der Regierung, und dann komme ein Mann, der die reſtlichen 10 v. H. darſtelle, und begehe dieſe durchaus unpatriotiſche Handlung, die der Außenpolitik der Regierung zuwider⸗ Dez. Präſident laufe und Amerikas Neutralität gefährde. Dieſer Fall zeige offenſichtlich, daß etwas geſchehen müſſe, um aus inneren Kämpfen entſtehende Fragen zu regeln. Er lehne das Wort„Bürgerkrieg“ ab, denn es ſei zu ſchwer zu beſtimmen, was„Bürgerkrieg“ ſei, wann es ſich um einen Krieg und wann es ſich um einen„bewaffneten Aufſtand“ handele. wegen müſſe die Entſcheidung hierüber jemand überlaſſen bleiben, der 365 Tage im Jahre Autorität habe.(Der Präſident meinte da⸗ mit, daß man die Entſcheidung in ſein Er⸗ meſſen ſtellen ſolle, weil der Kongreß einen großen Teil des Jahres nicht tagt. D. Schriftl.) Er hoffe, daß etwa 2 Wochen nach dem Beginn der Kongreßtagung ein entſprechendes Geſetz verabſchiedet werden könne, ſodaß man die Ver⸗ ſchiffung von Kriegsmaterial nach Bilbao ver⸗ eiteln könne. Wahrſcheinlich würde der amerikaniſche Makler dann auf Schadenerſatz für den ihm entgangenen Gewinn klagen, aber das Oberſte Bundesgericht habe kürzlich im Chaco⸗Fall entſchieden, daß Verträge, die gegen die Außenpolitik der Regierung verſtie— ßen, nicht auf einen Schutz durch die Gerichte rechnen könnten. Des⸗ England beunruhigt London, 29. Dez Der Bericht aus Ame⸗ rika, daß demnächſt für 6 Millionen Mark Kriegsmaterial. hauptſächlich Flugzeuge, aus den Vereinigten Staaten an die Roten in Spa⸗ nien geliefert werden ſollen, hat in London beträchtliches Aufſehen und eine gewiſſe Beſorgnis hervorgerufen. In amtlichen eng⸗ liſchen Kreiſen lehnt man zwar jede Stellung⸗ nahme zu dieſer Waffenlieferung mit der Be⸗ gründung ab. daß hierüber kein Bericht des britiſchen Botſchafters in Waſhington vorliege. Trotzdem erwartet man in London, wie ziem⸗ lich deutlich wird, daß die amerikaniſche Regie⸗ rung von ſich aus alles tun werde, was in ihren Kräften ſteht, um die Durchführung dieſes Waffenlieferungsvertrags zu verhindern. Falls dies ausbleibt, ſcheint nicht ausgeſchloſſen, daß man an Waſhington noch einmal beſonders herantreten wird. Neue Berhaftung im Skandal vom Quai d'orſan Paris, 29 Dez. Im Skandal vom Quai d' Orſay wurde am Dienstag eine vierte Verhaftung vorgenommen, nachdem am Montag ſchon ein Helfershelfer des Juden Ro⸗ ſenfeld, ein gewiſſer Samuel Fradkin, eben⸗ falls hinter Schloß und Riegel geſetzt worden war. Der vierte Verhaftete iſt ein angeblich ehemaliger ruſſiſcher Rechtsanwalt Schaptro, der Fradkin einen gefälſchten litauiſchen Paß beſorgt haben ſoll, um ihm ſeine verſchiedenen Reiſen in das Ausland zu erleichtern. Im Laufe der Woche rechnet man noch mit weiteren Verhaftungen. „der role Jug“ hunderte von ausländiſchen Freiwilligen für die ſpaniſchen Bolſchewiſten Paris, 29. Dez. In Paris wird in dieſen Tagen viel beſprochen, daß die An werbung von Freiwilligen für die ſpaniſchen BVol⸗ ſchewiſten in allen Teilen Frankreichs, vor allem in der franzöſiſchen Hauptſtadt, jetzt ver⸗ ſtärkt betrieben wird. Die drei Hauptrekru⸗ tierungsſtellen in Paris ſind die ſpaniſche Botſchaft, das offizielle ſpaniſche Reiſe⸗ büro und das ſpaniſche Handels büro (Avenue Georg y) In Kreiſen, die dieſem Treiben kritiſch gegenüberſtehen, iſt man feſt überzeugt, daß dieſe Dinge, die der franzöſiſchen Oeffentlichkeit kein Geheimnis ſind, auch der Negierung nicht verborgen bleiben konnten, ebenſo wie die Namen der Leiter dieſer An⸗ werbeſtellen bekannt ſind, ohne daß etwas gegen ſie geſchieht. In dieſem Zuſammenhang verdient eine Ar⸗ tikelreihe beſonderes Intereſſe, mit deren Ver⸗ öffentlichung der„Intranſigeant“ am Dienstag begonnen hat. Der Mitarbeiter des„Intranſi⸗ geant“. Jean d'Esme, hat nämlich feſtgeſtellt, daß täglich vom Pariſer Orſay⸗Bahnhof aus mit dem fahrplanmäßigen Zuge um 22,05 Uhr Sammeltransporte von mar ri⸗ ſtiſchen Freiwilligen nach Per⸗ vignan abrollen Dieſer Zug hat be⸗ reits im Volksmund, beſonders in allen Städten, die an der Strecke Paris—Perpig⸗ nan liegen, den Namen„Der rote Zug“ bekommen. Der Berichterſtatter des„Intranſi⸗ geant“ iſt ſelbſt in dieſem Zuge mitgefahren. Aus ſeinem Bericht geht hervor, daß an der Spitze des Zuges ein oder mehrere Eiſenbahn⸗ wagen eingeſetzt ſind. die zunächſt verſchloſſen gebalten und nur den roten Freiwilligen ge⸗ öffnet werden, die im Beſitz eines roſafarbenen Sammeltransportſcheines ſind. Unter dieſen be⸗ finden ſich in der Regel mindeſtens 20 von 100 Franzoſen. Der Reſt verteilt ſich auf Leute, die in den verſchiedenſten Staaten Eu⸗ ropas von dem ſogenannten„Antifaſchiſtiſchen Ankauf gezogener Ausloſungsrechle der Anleiheablöſungsſchuld des Deutſchen Reiches vor dem Fälligkeitstermin Berlin, 29. Dez. Die für Einlöſung am 1. April 1937 gezogenen Ausloſungsrechte der Anleiheablöſungsſchuld des Deutſchen Reiches werden bereits vor dem Fälligkeits⸗ tag, und zwar vom 2. Januar 1937 ab. unter Abzug eines zum jeweiligen Reichsbank— diskontſatz zu berechnenden Diskonts, frei von Proviſion, angekauft. Der Ankauf der Aus⸗ loſungsſcheine erfolgt durch die Reichsbankan⸗ ſtalten, in Berlin durch die Noſtro⸗Börſen⸗Ab⸗ teilung der Reichsbank, Jägerſtraße 55/J. Die Inhaber der Ausloſungsſcheine, die vor dem 1. April 1937 in den Beſitz des Ausloſungsbe⸗ trages gelangen wollen, können ſchon jetzt ihre Stücke der nächſtgelegenen Reichsbankanſtalt zum Ankauf übergeben. Die Auszahlung des Einlöſungsbetrages unter Abzug des Diskonts, erfolgt nach Prüfung der Stücke vom 2. Januar 1937 ab. Der Ankauf der ausgeloſten Schuldbuchfor⸗ derungen erfolgt zu denſelben Bedingungen durch die Reichs ſchuldenverwaltung. Volle— Rekordladung für Amerika In Amerika Steigerung der Frachtaufträge bewirkt hat. größte Wolladung ſchiff„omachichi“ verladen. herrſcht ſtark Nachfrage nach auſtraliſcher Wolle, ö hat, In einem Hafen bei Sydney ſeit dem Kriege, nämlich 1 die eine außerordentliche wurde jetzt die 20 000 Ballen, in das amerikaniſche Fracht⸗ (Atlantic, K.) Organiſationskomitee“ geworden ſind und nun quer durch Frankreich nach Süden eilen, um die Reihen der Internationalen Brigade an der Madrider Front zu vergrößern. Jean dd'Esme ſchildert anſchaulich das Bild. das die große Halle des Orſay⸗Bahnhofes jeden Abend vor der Abfahrt des„roten Zuges“ bietet. In dichten Scharen ſammeln ſich all⸗ abendlich Hunderte von abfahrenden Freiwil⸗ ligen, teilweiſe umgeben von ihren Frauen und Kindern. Meiſt erkennt man die Freiwilligen ſchon an ihrer Kleidung. Sie tragen Leder⸗ weſten, Kniehoſen und Ledergamaſchen oder hohe Stiefel und auf dem Kopf einheitliche Sportmützen! Gruppenweiſe begeben ſich dann die roten Freiwilligen auf den Bahnſteig und in ihre reſervierten Abteile, die erſt kurz vor der Abfahrt des Zuges geöffnet werden. In der dichten Maſſe der Angehörigen und unter den Angeworbenen hört man ſaſt alle Sprachen Europas Wenn ſich der Zug in Bewegung ſetzt, verſtimmt zu⸗ nächſt das babyloniſche Sprachengewirr. Dann ballen ſich Hunderte von Fäuſten zum Bolſchewiſtengruß und die Internationale wird angeſtimmt. Auf dem nächſten Pariſer Bahnhof, dem Au⸗ r abnbef wiederholt ſich das Schauſpiel. dch ein rundes halbes Hundert Freiwilliger ſteigen in den Zug. Wieder werden bei der Ab⸗ fahrt die Fäuſte zum Gruß der Dritten Inter⸗ nationale erhoben und wieder tönt der Geſang der Internationale in mindeſtens ſechs verſchie⸗ denen Sprachen. Unterwegs ſtürzen die roten Freiwilligen auf allen Bahnhöfen während des Aufenthaltes in die Bahnhofswirtſchaften. Mit lautem Gebrüll werden friedliche Reiſende, Eiſenbahnangeſtellte und Kellner in Propagandadiskuſſionen hinein⸗ gezogen und mit der„Idee“ Moskaus bear⸗ beitet. Jeden Abend wird auf dieſe Weiſe, ſo ſtellt der Berichterſtatter feſt, quer durch ganz Frankreich die Saat dieſer„Idee“ getra⸗ gen. Ueberall in den ſüdfranzöſiſchen Städ⸗ ten, durch die der Zug kommt, wird der Haß ausgeſät! In Perpignan, in dem Sammelzentrum aller Organisationen für den Schmuggel von Men⸗ ſchen und Kriegsmaterial zugunſten der ſpani⸗ ſchen Bolſchewiſten, wird den Eintreffenden von dem örtlichen marxiſtiſchen Komitee jedesmal ein großer Empfang bereitet. Außerdem erhält bier jeder Angeworbene eine neue,„echt ſpani⸗ ſche Perſonallarte.“ Pierre Derval aus Lille erfährt damit plötzlich, daß er nun Pedro del Valle zu heißen hat. Im Triumph werden die Freiwilligen quer durch die Stadt gefahren. Dabei ſingen ſie und grüßen nach allen Seiten mit dem Bolſchewiſtengruß Schließlich wird ein Appell abgehalten und dann geht es weiter über Cerbere, Perthus, Biourg⸗Madame bis hinein nach Katalonien. Hier gibt es freilich keine Jubelempfänge mehr Hier iſt man ja unter ſich und braucht keine Propaganda mehr zu machen. Von anderer Seite wird auf Grund von Augenzeugenberichten gemeldet, daß bei der Abfahrt dieſer Transporte aus Paris ſo⸗ gar Abteilungen der Mobilen Garde auf⸗ geboten werden, um Teile der Bahnſteige abzuſperren. Einfuhr ungeſlempeller Peſelen⸗ nolen nach Spanien ſtrafbar Salamanca, 29. Dez Die ſpaniſche Na⸗ tionalregierung veröffentlicht im Zuſammen⸗ hang mit der im November erlaſſenen Verord⸗ nung über die Unterſcheidung zwiſchen recht⸗ mäßigen Peſetennoten und ſolchen, die von den Bolſchewiſten geſtohlen und ins Ausland geſchleppt wurden, eine neue Ver⸗ ordnung, nach der die Einführung ungeſtempel⸗ ter ſpaniſcher Banknoten in das nationale Spanien als Schmuggel betrachtet und ent⸗ ſprechend beſtraft wird. Da die für die Ab⸗ ſtempelung geſetzte Friſt a b gelaufen iſt, be⸗ ſtehe auch keine Möglichkeit mehr, an den Zoll⸗ grenzen die Banknoten zur Abſtempelung bei den zuſtändigen Behörden zu hinterlegen. —— Die Nord-züd⸗Achſe Durch die internationale Preſſe geht ſeit Tagen die Nachricht, daß die politiſchen Ver⸗ handlungen zwiſchen England und Ita⸗ lien zu einem poſitiven Ergebnis geführt haben. Es iſt vorläufig noch nicht möglich, zu irgendwelchen Einzelheiten Stellung zu neh⸗ men, da ſolche Einzelheiten noch nicht bekannt geworden ſind. Denn was bisher veröffentlicht worden iſt ſind mehr oder minder vage Vermutungen. Man glaubt beiſpiels⸗ weiſe zu wiſſen, daß die Abmachung zwiſchen England und Italien nicht in die Form eines Vertrages gekleidet worden ſei, ſondern daß es ſich um ein Gentleman Agree⸗ ment handle. Außerdem iſt von fünf Punk⸗ ten die Rede, in denen die Vereinbarung zwi⸗ ſchen den beiden Mittelmeermächten zuſam⸗ mengefaßt ſein ſollen. Das alles aber ſind nur Aeußerlichkeiten. Die Tatſache, daß es auf dieſem Wege zu einer Entſpannung zwiſchen London und Rom kommen wird, ſcheint gegeben zu ſein. Wenn man bedenkt, wie ſtark die Beziehungen zwi⸗ ſchen dieſen beiden Mächten im vergangenen Jahr während des Höhepunktes der Abeſſi⸗ nienkriſis belaſtet waren, dann begreift man, daß ein Abkommen zwiſchen England und Italien über die beiderſeitigen Wirkungs⸗ bereiche im Mittelmeer eine geradezu inter⸗ nationale Bedeutung beſitzt. Eine ſol⸗ che Abmachung legt Zeugnis davon ab, daß auf beiden Seiten Staatsmänner am Ruder ſind, die die realen Intereſſen ihrer Länder gerecht abzuwägen verſtehen. Es wird übrigens ausdrücklich betont, daß die ſtrittige ſpaniſche Frage nicht in dieſes Ab⸗ kommen einbezogen worden iſt. Was die ſpa⸗ niſchen Verhältniſſe anlangt, ſo bemühten ſich die Engländer bekanntlich im Augenblick da⸗ rum, dem Nichteinmiſchungsvertrag einen realen Sinn zu verleihen. Wenn man ſich rechtzeitig auf die deutſchen und italieniſchen Vorſchläge zur Verhinderung der ſogenann— ten Freiwilligentransporte nach Spanien be⸗ ſonnen hätte, dann wäre manches Unheil ver⸗ mieden worden, dann wären wir vielleicht heute ſchon ſo weit, daß die unmittelbare Ge⸗ fahr dieſes Brandherdes als gebannt anzu⸗ ſehen wäre. Es iſt bezeichnend, daß eine gewiſſe auslän⸗ diſche Preſſe das Abkommen zwiſchen London und Rom mit zweckbewußten Kommentaren begleitet hat. die ſich gegen Deutſchland rich⸗ ten. In der franzöſiſchen Oeffentlichkeit iſt beiſpielsweiſe ſofort das Schlagwort wieder aufgetaucht, daß es jetzt an der Zeit ſei, die berüchtigte Streſa⸗Front wiederherzuſtellen. Was liegt näher als dies? Die„kleinen Mei⸗ nungsverſchiedenheiten“ zwiſchen den Weſt⸗ mächten und Italien ſind beſeitigt und alles kann ſich gerührt in die Arme fallen, um nach dem Wunſche gewiſſer franzöſiſcher Draht⸗ zieher wieder eine maſſive deutſchfeindliche Politik zu betreiben. Natürlich kann man das heute nicht mehr ganz ſo laut ſagen wie noch vor ein oder zwei Jahren. Deshalb wird die Sehnſucht nach einer Wiederbelebung der ſo⸗ genannten Streſa-Front in die Formel ge⸗ kleidet, daß die Weſtmächte und Italien auf das Engſte zuſammenwirken müßten, mit dem einzigen Ziele, Deutſchland wieder in die Gemeinſchaft der europäiſchen Nationen hineinzuführen. So ungefähr hatten wir uns die Abſichten dieſer franzöſiſchen Giftmiſcher ſchon immer vorgeſtellt. Von italieniſcher Seite iſt dieſen Drahtzie⸗ hern bereits die notwendige Abfuhr zuteil ge⸗ worden. Der Direktor des ghalbamtlichen „Giornale d'Italia“ hat ſich unter der Ueber⸗ ſchrift„Zurück zu Tatſachen“ in erfreu⸗ lich klarer Weiſe mit der gegenwärtigen Lage der italieniſchen Außenpolitik befaßt. Er hat erklärt, daß die Bereinigung der eng⸗ liſch⸗talieniſchen Beziehungen in keiner Weiſe geeignet ſei, das deutſch⸗ italieniſche Verhältnis zu beein⸗ trächtigen. Mit Recht macht Gayder darauf aufmerkſam, daß Italien und Deutſchland freie Hand haben, die Beziehungen zu anderen Na⸗ tionen zu klären und daß Deutſchland bereits wichtige Abkommen mit England abgeſchloſſen habe. Genau ſo wie Italien dieſe Abkommen begrüßt habe, werde Deutſchland ſeinerſeits die Entſpannung zwiſchen England und Italien innerlich bejahen. Dies iſt ſelbſtverſtändlich auch die deutſche Auffaſſung. Denn die Vertiefung der deutſch⸗italieniſchen Beziehungen iſt be⸗ kanntlich zu dem Zweck erfolgt. dem euro⸗ päiſchen Frieden zudienen nicht aber eine Blockbildung unter den europäiſchen Kul- tutſtaaten zuſtandezubringen. Das„Giornale d' Italia“ weiſt auch die Vermutung zurück, daß die italieniſche Außen⸗ politik„die veränderlichen Jahreszeiten der Außenpolitik anderer Regime“ kenne. Die deutſch⸗italieniſchen Beziehungen hätten ſich in einer beſonders ſchwierigen Zeit zu der heuti⸗ gen Herzlichkeit entwickelt. Die politiſche und wirtſchaftliche Zuſammenarbeit mit Deutſchland ſtelle heute einen Grundpfeiler der italieniſchen Außenpolitik dar und könne füglich keinen Ver⸗ änderungen unterworfen werden. Wir zweifeln nicht daran, daß die deutſch⸗ feindliche Preſſe namentlich in Frankreich ihre Verſuche fortſetzen wird. das Feld der inter⸗ nationalen Diplomatie zu vernebeln. Wir ſind aber ebenſo ſehr davon überzeugt, daß alle dieſe Machenſchaften an der inneren Zweck- mäßigkeit der gemeinſam feſtgelegten deutſch⸗ italieniſchen Politik ſcheitern werden. Schließ⸗ lich werden ſich auch die Weſtmächte früher oder ſpäter einmal zu einer klaren Stellungnahme gegenüber dem Problem des Bolſchewismus aufraffen müſſen. Tragödie auf hoher See Norwegiſcher Dampfer mit 16 Mann geſunken Stockholm, 29. Dez. Fiſcher fanden ſüdlich von Strömſtad in der Nähe der ſchwediſchen Weſtküſte Schiffstrümmer und Rettungsgürtel des norwegiſchen Dampfers„Vorma“. Der Dampfer war auf der Fahrt von England nach Sundsvall in einen Sturm geraten und ver⸗ ſchollen. Er hatte eine Beſatzung von 16 Mann an Bord gehabt. Berlin, 29. Dez. Reichserziehungsmini⸗ ſter Ru ſt hat in einem neuen Erlaß an die preußiſchen Oberpräſidenten, den Saar- landkommiſſar und die Unterrichtsver⸗ waltungen der Länder die Grundſätze klar⸗ gelegt. nach denen die künftigen Arten der höheren Schulen an die Stelle der bisherigen Vielgeſtaltigkeit verteilt werden ſollen. Schon im April dieſes Jahres war angekündigt, daß es neben den ſechsjährigen Auf bau⸗ ſchulen nur noch zwei Arten der grund⸗ ſtändigen höheren Schule für Jungen geben werde. und zwar eine Hauptform(Sber⸗ ſchule) und eine Nebenſorm Gymnaſium. Der neue Erlaß legt nunmehr die Grundſätze feſt, nach denen die Entſcheidung über die Einführung der einen oder der anderen Form zu treffen iſt. Erſter Grundſatz iſt der, daß überall dort, wo nur eine höhere Schule am Ort iſt, dieſe grundſätzlich die Hauptform haben muß. Nur wo die beiden Vorausſetzungen erfüllt ſind, daß das Gymnaſium von beſon⸗ derer Bedeutung iſt und auf eine ehrwürdige Vergangenheit zurückblickt, will der Reichs⸗ erziehungsminiſter auf Antrag eine Ausnah⸗ me zulaſſen. Ein berechtigtes Bedürfnis kann nicht anerkannt werden, wo Gymnaſien als Vorbereitungsanſtalten für beſtimmte Berufe, etwa Theologie, angeſehen werden. da die höheren Schulen nicht Berufs- vorbildungsanſtalten ſind. ſondern Stätten zu vertiefter völkiſcher Bildung. Auch wenn mehrere grundſtändige höhere Schulen an einem Ort ſind, hat grundſätzlich die Hauptform den Vorzug und muß auch der Zahl nach die Nebenform überwiegen. Bei nur zwei Schulen kann ausnahmsweiſe eine die gymnaſiale Nebenform erhal⸗ ten, wenn dadurch die Schule der Hauptform nicht in ihrem Beſtand oder ihrer Leiſtungs⸗ fähigkeit beeinträchtigt wird. Die Doppelanſtalten ſollen fortan arundſätzlich nur eine Form haben und nur in ganz dringenden Einzelfällen beide Formen in ſich vereinigen dürfen. Die äußere Neuordnung des höheren Schulweſens ruht auf dem Grundſatz, daß dem einheitlichen na⸗ tionalſozialiſtiſchen Bildungsziel auch ein einheitlicher Bildungsweg entſprechen müſſe, der eine innere Geſchloſſen⸗ heit gewährleiſte und der auch die zeit⸗ und geldraubenden Verbindlichkeiten vermei⸗ de, die vielen Eltern bisher entſtanden, wenn ſie den Wohnſitz wechſeln mußten und in dem neuen Ort nicht die Schulart vorfanden, an der ihre Kinder bisher ausgebildet waren. Daher wird eine beherrſchende Haupt⸗ form geſchaffen, die ſowohl die Einſeitig⸗ keiten der bisherigen gegenſätzlichen Schul⸗ formen vermeidet, als auch ihre Wertung in nationalſozialiſtiſcher Ausrichtung zuſammen⸗ faßt. Sie wird mit dem engliſchen als erſter Fremdſprache in der nen und als zweite Pflichtſprache das Latei⸗ Rom, 29. Dez. Im Hinblick auf den von England und Frankreich bei den beteiligten Mächten vorgebrachten Hinweis in der ſpani⸗ ſchen Frage betont der Londoner Korreſpondent der„Tribuna“, daß die Nichteinmiſchungsver⸗ pflichtung ja gerade von Frankreich als einen der Urheber des neuen Schrittes nicht eingehalten worden ſei. Der Pariſer Korreſpondent des Blattes ſtellt feſt, daß die erſte Wirkung des franzöſiſch⸗eng⸗ liſchen Vorgehens eine verſtärkte Kam⸗ pagne der äußerſten Linken zu Guagſten der ſpaniſchen Kommuniſten ſei. Auf die'rühere italieniſche Initiative in der Freiwilligen⸗ frage zurückkommend, ſagt das Blatt, daß zur gleichen Zeit, da der italieniſche Außenminiſter vergeblich auf die große Gefahr der Freiwilli⸗ gen-Entſendungen aufmerkſam machte, von Paris aus die erſten Freiwilligentrupps nach Spanien abgegangen ſeien. Der Direktor der„Tribuna“ richtet an das geſamte verantwortungsbewußte Europa die Mahnung, ob es gegen den Vormarſch des Bolſchewismus einen feſten Wall aufrichten wolle oder nicht.„Will man oder will man nicht“, ſo fragt das angeſehene römiſche Blatt, „die Tatſache überſehen, daß Sowjetrußland mit ſeinen unverhüllten, wirkſamen und tat⸗ ſächlichen Einmiſchungen ſich im Mittel⸗ meer feſtzuſetzen beabſichtige und daß es, ausgehend von einer vollkommenen Unter⸗ jochung Spaniens, ſeine Wühlereien gegen die nationale Ordnung und gegen die Kultur Europas im größten Stile auszudehnen ver⸗ ſuchen wird.“ Das Blatt verlangt, man ſolle doch jene „konkrete, eingeſtandene und nachgewie⸗ ſene Tatſache“ zugeben, die das allge⸗ meine Gleichgewicht von Grund aus zer⸗ ſtört, jene Tatſache nämlich, daß ein ſow⸗ jetruſſiſches Heer in Madrid ſteht, daß die Politik Madrids ſowjetruſſiſchen Direk⸗ tiven folgt und daß der Bolſchewismus die Eroberung der ſpaniſchen Halbinſel nur im Sinne der Sprengwirkung für die Zwecke der Bolſchewiſieruung Europas betrachtet. Die Offenſive, die in den letzten Tagen von der internationalen Preſſe gegen Deutſch land entfeſſelt worden ſei, und zeitweilig ſogar 9 unterſten Klaſſe begin⸗ Bereinheitlichung des höheren Schulweſens Eine Haupfform und eine Nebenform niſche hinzunehmen, das damit allgemein eine ausgiebige Pflege erhält. Hiermit werden auch die Wünſche derer zum größten Teil er⸗ füllt, die bisher das Gymnaſium wegen der gründlichen Ausbildung im Lateiniſchen für ihre Kinder wählten. a Das Gymnaſium wird jedoch als eine für unſere Kultur weſentliche Bildungsanſtalt weiter anerkannt und bleibt daher mit Latein als erſter und Griechiſch als zweiter Pflicht⸗ ſprache beſtehen. Daß die Zahl der Gymnaſien um der Einheitlichkeit der deutſchen Bildung willen und bei der ausgeſprochenen Sonder⸗ art dieſer Schulform künftig zahlenmäßig hinter der Hauptform zurücktreten muß, ent⸗ ſpricht der nationalſozialiſtiſchen Entwicklung der Bildungsidee. Infolgedeſſen iſt eine Um⸗ wandlung nichtgymnaſialer Anſtalten in Gymnaſium nicht möglich, wohl aber ſoll an die Stelle von Gymnaſien auf Antrag der Schulträger die Hauptform treten können. Die Einfügung der Antike in den Bildungs⸗ plan aller höheren Schulen wird nicht nur durch die allgemeine Pflege des lateiniſchen gewährleiſtet, ſondern iſt auch in ſtarkem Maße in den neuen Richtlinien vorgeſehen, die zur Zeit dem Stellvertreter des Führers zur Begutachtung vorliegen und mit deren Veröffentlichung zu Oſtern 1937 gerechne: werden darf. Jur Vorverlegung der Reifeprüfung Berlin, 29. Dez. Zu dem Erlaß des Reichserziehungsminiſters Ruſt vom 30. No⸗ vember 1936 über die Vorverlegung der Reife⸗ prüfung 1937 in Zuſammenhang mit der Ein⸗ führung der 12jährigen Schulzeit wird zur Behebung von Zweifeln ergänzend mitgeteilt: Der Erlaß iſt auf alle höheren Schu⸗ len für JIumgen anzuwenden, d. h für die öffentlichen Schulen und die voll aus⸗ gebauten, mit dem Recht der Reifeprüfung ausgeſtatteten Privatſchulen. Die Anordnungen für Mädchen an Jun⸗ genſchulen dürfen durch keinerlei Son⸗ derregelungen abgeändert werden. Schülerinnen der Oberprima, die Jungen⸗ ſchulen beſuchen, ſind wie die Schüler zu behandeln; auch für ſie fällt daher die ſchrift⸗ liche Prüfung fort. 5 Schüler der Ol und Ul, die zur Prüfung nicht zugelaſſen werden oder ſie nicht beſtehen, dürſen früheſtens im Herbſt 1937 die Prüfung wiederholen. Schulfremde, die ſich zur Reifeprüfung melden, haben ſich in der bisherigen Form der ſchriftlichen wie der mündlichen Prüfung zu unterziehen. Sie können diesmal ein Jahr früher als bisher zur Reifeprüfung zugelaſſen werden, vorausgeſetzt, daß ihre Vorbereitung auf dieſe Prüfung auf Grund der vorzulegenden Unterrichtszeugniſſe Aus⸗ ſichten auf Beſtehen der Prüfung bietet und ſie auch ſonſt alle Zulaſſungsbedingungen erfül⸗ len. Ver hinlerkreibl die Nichteinmiſchungs⸗Politil? Eindeulige Klarſtellung der ilalieniſchen Preſſe „apokalyptiſchen Charakter“ angenommen habe, iſt, wie die„Tribuna“ dann im einzelnen ausführt, wahrhaftig nicht dazu angetan, jene Klärung der Poſitionen zu bewirken,, die allein zu einer dauerhaften Ordnung und Feſtigung der europäiſchen Lage führen kann. Geradezu grotesk wirke es, daß im gleichen Augenblick, in dem ſich Frankreich der engliſchen Initiative anſchließe, nicht nur unter Außerachtlaſſung jeder guten internationalen Gepflogenheit deutſche Schiffe außerhalb der ſpaniſchen Hoheitsgewäſſer von den ſpaniſchen Marxiſten beſchlagnahmt werden, ſondern auch in Paris die Anwerbung und die Ausreiſe kommuniſti⸗ ſcher Freiwilliger für Spanien in aller Oef⸗ fentlichkeit fortgeſetzt werden. Unter dieſen Um⸗ ſtänden erhob ſich die Frage, ob Frankreich ſich nicht ſelbſt gegenüber einen energiſchen diplo⸗ matiſchen Schritt für notwendig erachte. Ja, man könne noch weiter gehen und die Vermu⸗ tung anſtellen, ob allem dieſem Eifer nicht die Abſicht zugrunde liege, zu verhindern, daß die von Sowjetrußland und ſeinen Helfershelfern zu Gunſten des ſpaniſchen Kommunismus ſo tatkräftig geleiſteten Hilfsdienſte plötzlich neu⸗ traliſiert werden. Die„Stampa“ weiſt darauf hin, daß es in Madrid und Barcelona von Zehntau⸗ ſenden von Kommuniſten aller Länder wimmele. Unwiderlegbar habe die Fortſetzung des ſpani⸗ ſchen Brandes nur einen unmittelbaren Schul⸗ digen, nämlich Sowjetrußland, und einen un⸗ mittelbaren Mitſchuldigen, die franzöſiſche Re⸗ gierung. das peinliche Raſſenproblem Sowjets verhaften Wiſſenſchaftler Warſchau, 29. Dez. Nach einer aus Mos⸗ kau vorliegenden Meldung haben die Sowfjet⸗ behörden im Inſtitut für die Erforſchung von Erbkrankheiten in Moskau eine Reihe von Perſönlichkeiten i Darunter ſollen ſich der Direktor des Inſtituts und eine Reihe weiterer wiſſenſchaftlicher Mitarbeiter namens Serebrowſki. Presnikow, Ignatjew und Mar⸗ tynow befinden. Sie werden als„Trotzki⸗ ſten“ gebrandmarkt. Der eigentliche Stein des Anſtoßes für die Verfolgungsbehörden iſt je⸗ doch ein von dem Inſtitut herausgegebenes Werk, in dem die Merkmale der jüdiſchen Raſſe behandelt ſind. „Darnungsſtreiks“ und erregte Kundgebungen vor dem Pariſer Nathaus Paris, 30. Dez. Dem einſtündigen„War⸗ nungsſtreik“ der ſtädtiſchen Arbeiter und An⸗ geſtellten am Dienstag folgte eine Kundge⸗ bung vor dem Rathaus, die zum Teil recht bewegt verlief und den Einſatz ſtarker Polizei⸗ kräfe und berittener Mobilgarde notwendig 1. Die Kundgeber verſammelten ſich am ſpäten Nachmittag zu Zehntauſenden in den anarenzen den Tlraßen des Rathausplatzes, der durch Polizei abgeſperrt war. Soweit ſie im Dienſt Amtskleidung tragen, waren ſie in die⸗ ſer Uniform erſchienen, ſo die Angeſtellten der Untergrundbahn, der Straßenbahn, der Auto⸗ buſſe, die Parkwächter und die der Feuerweh⸗ ren. Sogar die Angeſtellten der ſtädtiſchen Beerdigungsunternehmen erſchienen in ihrer ernſten Amtstracht. Ihnen geſellten ſich aus „Solidarität“ andere Staatsbeamte und An⸗ geſtellte, Eiſenbahner und Briefträger bei. Der Andrang der Demonſtranten wurde bald ſo ſtark, daß die Polizeikette durchbrochen wurde und die Kundge⸗ ber auf den Rathausvorplatz gelangten. Bevor ſie jedoch die Pforten des Rathau⸗ ſes erreichten, wurden die eiſernen Gitter geſchloſſen. Die Menge ſtimmte die„In⸗ ternationale“ an und Sprechchöre forderten den Rücktritt des Stadtrates und Lohnerhöhung. Als die Polizeibe⸗ amten ſich dem weiteren Vordringen der Kundgeber widerſetzten, wurde Rufe laut: „Polizei auf unſere Seite!“ Gegen 19 Uhr wurde ſchließlich eine Abord⸗ nung der Kundgeber ins Rathaus eingelaſſen. Die Menge begrüßte das mit neuerlichem Ab⸗ ſingen der„Internationale“. Kurz darauf wurde von den Anführern der Kundgebung be⸗ kanntgegeben, daß die Forderungen der ſtädti⸗ ſchen Arbeiter und Angeſtellten noch am glei⸗ chen Abend von der Stadtverwaltung wohlwol⸗ lend geprüft werden würden. Darauf löſte ſich die Kundgebung in Ruhe auf. * Maſchiniſtenmaat kommandiert das rote Malaga Paris, 29. Dez. Die Roten in Valencia haben am Dienstag die Schaffung eines„Ge⸗ neralſtabs der Seeſtreitkräfte“ ver⸗ fügt. Er wird geleitet von einem Korvetten⸗ kapitän. Zum Chef des roten Flottenſtützpunk⸗ tes in Malaga wurde ein Maſchiniſten⸗ maat namens Bandilio befördert, während zum Kommandanten der roten Seeſtreitkräfte an der nordſpaniſchen Küſte ein Kapitän zur See beſtellt wurde. Charakteriſtiſch iſt auch eine Verordnung über die Einrichtung eines„ſpaniſchen Han⸗ delsbüros“ in Moskau. 111015 Sicherſtellung der polniſchen Anleihe von der franzöſiſchen Kammer genehmigt. Paris. 29. Dez. Die Kammer nahm am Dienstag mit 590 Stimmen einſtimmig die Vorlage an, die den Finanzminiſter bevoll⸗ mächtiat. den Anleihen der polniſchen Regie⸗ rung und der franzöſiſch⸗polniſchen Eiſen⸗ bahngeſellſchaft die Sicherheit des franzöſi⸗ ſchen Staates zu gewähren. J Vor der Abſtimmung erklärte Außenmini⸗ ſter Delbos, daß die polniſche Regierung eine finanzielle Unterſtützung beantragt habe zur Ausführung eines öffentlichen Arbeits⸗ programms. In Anbetracht der Beziehungen zwiſchen beiden Ländern ſei es ſelbſtverſtänd⸗ lich geweſen, daß Frankreich dieſem Erſuchen entſprochen habe. Am 17. September 1936 ſei in Rambouillet ein Abkommen unterzeichnet worden, auf Grund deſſen die franzöſiſche Regierung nun vom Parlament die Vollmach⸗ ten für die Sicherſtellung dieſer Anleihen ver⸗ lange. Das Abkommen bilde eine bedeutende Quelle für Lieferungen und erlaube, den Transfer einer großen Anzahl franzöſiſcher Anſprüche an Polen zu realiſieren. Juchlhausſtrafen für kommuniftiſche Agilaloren Kommuniſten als„Sozialiſten“ im Stadtrat Warſchau, 29. Dez. In Lodz wurde der Kommuniſtenführer Zdͤziechowſki zu fünf Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverluſt wegen kommuniſtiſcher Agitation unter den Lodzer Textilarbeitern vexurteilt. Zwei ſeiner Mitarbeiter erhielten je vier Jahre Zuchthaus. Das Urteil findet in der polniſchen Oeffent⸗ lichkeit beſondere Beachtung, weil Zdziechowfki vor wenigen Wochen auf der Liſte der Polni⸗ ſchen Sozialiſtiſchen Partei zum Stadtverord⸗ neten in Lodz gewählt wurde. Im Verlaufe des Prozeſſes ergab ſich, daß ſich unter den 34 Stadtverordneten, die als Kandidaten der Pol⸗ niſchen Sozialiſtiſchen Partei gewählt wurden, insgeſamt 13 Mitglieder der verbotenen Kom⸗ muniſtiſchen Partei befanden. Zdziechowſki wurde ſofort nach der Verkündung des Urteils verhaftet. Auch in Minſk Mazowiecki. einem Städtchen in Mittelpolen, verhaftete die Polizei neun Kommuniſten, die eine öffentliche Kundgebung vorbereitet hatten. Aus den Namen der Ver- hafteten geht hervor, daß nicht weniger als ſieben von ihnen Juden ſind. Rekordunfallziffern in Amerika New Nork, 29. Dez. Die Zahl der Ver⸗ kehrsunfülle, die ſich in den Weihnachtsfeier⸗ tagen in Amerika ereignet haben und ſchon am Montag eine ungewöhnlich große Zahl aufwieſen, haben ſich nach den letzten Meldungen noch beträchtlich geſteigert. Dem⸗ nach hat der Feiertagsverkehr 780 Todes⸗ opfer gefordert. Allein 600 Perſonen kamen bei Autounfällen ums Leben, ſodaß die bisher höchſte Unfallzahl des Nationalfeiertages am 4. Juli bedeutend überholt iſt. 0 1 8 Au but Ii ö gell war Rei Abl kunt Geie ode et 1 90 zu dieſe tägi größ blen eng L in g lande Ol! Berli ſeierl ei P lh Ausg Ende Sche leur Beſu erwid und! bent nächt in 0 beit! tinger ſchaftl uneerſ Il. O licher Reichs keiten feierlie Betlin Vet feietli len ei Sports Die de 19. Au Verein betbe Am A beſond ſtimm Reif — K a1 e a! Vehrm figeſet ch len. Ab. tauf idti⸗ lei; dol⸗ 1 kein ge⸗ bet len⸗ unl⸗ en. end fte ur ung an ni⸗ * *. Juli: Dem Gründer des erſten Reiches der Deutſchen, dem Sachſenherzog und Volkskönig Heinrich 1. galt die Feier ſeines tauſend⸗ jährigen Todestages im Dome zu Quedlin⸗ burg einer Ruheſtafte am 2. Juli.— Vom 3. bis 5. Juli waren ungezählte alte Parteige⸗ noſſen in Weimar verſammelt zur Feier der zehnjährigen Wieder lehr des Reichs parteitages vom Jahr 1926. Am 8. Juli verlas Dr. Goebbels über alle deutſchen Sender die Ver⸗ einbarung zwiſchen Deutſchland und Oeſterreich zur Wiederherſtellung der normalen und freundſchaftlichen Beziehungen, zu denen eine Reihe von Einzelmaßnahmen die hierzu notwendigen Vorausſetzungen ſchaffes ſollen. Deutſchtand anerkennt die volle Souveränität Oeſterreichs. das ſeinerſeits die Politik gegenüber dem Reich auf der grund⸗ ſätzlichen Linie halten wird, die der Tatſache Silpricht daß ſich Oeſterreich als deutſcher Staat bekennt. Zwiſchen dem Führer und dem Bundeskanzler Schuſchniag findet ein Tele⸗ grammaustauſch ſtatt, in dem ſie der Ueber⸗ zeugung Ausdruck geben, daß das neue Ueber⸗ einkommen den beiden deutſchen Staaten zum Nutzen und dem Frieden in Europa zur Fe⸗ ſtiaung gereichen werde.— Die Aus ſtel⸗ lung Deutſchland wurde am 18. Juli im Ausſtellungsgelände am Berliner Funkturm durch Reichs miniſter Dr. Goebbels eröffnet. — Eine Woche ſpäter begann in Le ipzia die Internationale Geflügel⸗ und Kaninchenaus⸗ ſtelluna in Verbindung mit dem 6. Weltgeflü⸗ gelkonareß. an welchem 42 Nationen beteiligt waren.— Am 25. Juli hat der Führer und Reichskanzler aus Anlaß des Abſchluſſes des Abkommens vom 11. Juli den mit der Lei⸗ tung der Geſandtſchaft in Wien beauftragten Geſandten Herrn von Papen zum außer⸗ ordentlichen und bevollmächtigten Botſchaf⸗ ter in beſonderer Miſſion ernannt.— Der Weltkongreß für Freizeit und Er⸗ bolung wurde am 30. Juli in der Muſithalle zu Hamburg in feierlicher Weiſe beendet. In dieſer Sitzung wurde das Ergebnis der acht ⸗ tägigen Arbeit zuſammengefaßt, die eines der größten und bedeutungsvollſten ſozialen Pro⸗ bleme in aller Welt einer glücklichen Löſung entgegengebracht hat. Auguſt: Die erſte Hälfte des Monats ſtand im ganzen deutſchen Reiche und auch im Aus⸗ lande in der Hauptſache im Zeichen der 11 Olympiade. Sie wurde am 1. Auguſt in Berlin unter Beteiligung von 53 Nationen feierlich durch den Führer und Reichskanzler eröffnet. Bei dem Empfang des olympiſchen Komitees teilte der Führer mit, daß Deutſch⸗ land die ſeit 1881 ſtillgelegten olympiſchen Ausgrabungen wieder aufnehmen und zu Ende führen wird.— Reichsbankpräſident Dr Schacht empfing am 4. Auguſt den Gouver⸗ neur der Bank von Frankreich, Labeyrie, deſſen Beſuch er noch im Laufe des Monats Auguft erwiderte.— Am 11. Auguſt hat der Führer und Reichskanzler Herrn Joachim von Rib⸗ bentrop zum außerordentlichen und bevoll⸗ mächtigten Botſchafter des Deutſchen Reiches in London ernannt.— Die Zahl der Ar⸗ beitsloſen hat ſich um weitere 144000 ver⸗ ringert und mit 1 170 000 die Ziffer des wirt⸗ ſchaftlich günſtigſten Jahres 1929 1251 000) unterſchritten.— Am 16. Auauſt erreichen die 11. Olpympiſchen Spiele ihr Ende. Ein feſt⸗ licher Akt der noch einmal den Führer, die Reichsregierung und die offiziellen Perſönlich⸗ keiten dieſer Spiele mit den hunderttauſend feierlich geſtimmten Gäſten aus aller Welt im Berliner Stadion vereinte, ließ die größten Wettkämpfe unſerer Zeit in der würdigen und feierlichen Weiſe ausklingen, die dieſen Spie⸗ len einen Ehrenplatz in der Geſchichte des Sports der Kulturnationen errungen hat.— Die deutſche Reichsregierung erklärte ſich am 19. Auguſt bereit, der franzöſiſch⸗engliſchen Vereinbarung über Waffen ausfuhr⸗ verbote noch Spanien zuzuſtimmen.— Am 24. Auguſt hob die Reichs regierung durch beſonderes Geſetz die einſchränkenden Be⸗ ſtimmungen vom 29. Mai 1933 über den Reiſeverkehr nach Oeſterreich auf. — Der Führer und Reichskanzler unterzeich⸗ nete am 25. einen Erlaß, durch den die Dauer der aktiven Dienſtpflicht bei den drei Wehrmachtsſtellen einheitlich auf zwei Jahre leſtaeſetzt wird.— Stuttgart erhielt bei der Einweihung des„Ehrenmals der deutſchen Leiſtung im Ausland“ am 28. Auguſt vom Führer und Reichskanzler den Beinamen „Stadt der Auslandsdeutſchen“.— Am 30. Auguſt wurde die Leipziger Herbſt⸗ meſſe eröffnet.— Am gleichen Tage, am Sonntag, den 30. Auauſt, wurde an einer der ſchönſten Stellen des Kölner Rheinufers das ſchlichte und in ſeiner Darſtellung ergreifende Reichsehrenmal der deutſchen Feldartillerie, das dem Gedächtnis der 150 000 im Großen Krieg gefallenen Feld⸗ artilleriſten gewidmet iſt, enthüllt. i September: Am 1. wurde folgendes Geſetz verkündet:„Betrieben, in denen der Gedanke der nationalſozialiſtiſchen Betriebsgemein⸗ ſchaft im Sinne des Geſetzes zur Ordnung der nationalen Arbeit und im Geiſte der Deutſchen Arbeitsfront vom Führer des Betriebes und ſeiner Gefolgſchaft auf das volltommenſte ver⸗ wirklicht iſt, kann die Auszeichnung zuationalſozialiſtiſcher Muſterbe⸗ trieb“ verliehen werden.“— Am 2. gab die Reichsſiedlungsſtatiſtit bekannt, daß im Be⸗ tichtsjahr 1935 in Deutſchland 3780 neue Bauernhöfe mit 66 272 Hektar Land geſchaffen worden ſind.— Der Führer und Reichskanzler empfing am 4. September auf ſeinem Land⸗ haus in Berchtesgaden den früheren engli⸗ ſchen Miniſterpräſidenten Lloyd Georg e. der zu einer Studienreiſe über Siedlungen, ſozialiſtiſche Einrichtungen und HJ.- Lager Deutſchland aufgeſucht hat. a Deutſchland und Ju goſlawien wurde am 6, ein Luftfahrtabkommen unterzeichnet und Zwiſchen — Rüdblick auf das Jahr 1936 Politik, Wirtschaft, Kunst und Wissenschaft ein Sonderabkommen über die Einrichtung einer ſtändigen Luftfahrtlinie zwiſchen Berlin und Belgrad beſchloſſen.— Am 8. September begann in Nürnberg, der Stadt der Parteita⸗ ge, der Parteitag der Ehre, der bis zum 14. andauerte. Auf ihm zeigten die großen Kundgebungen der Frauen, der politiſchen Leiter, der Hitlerſugend und der Deutſchen Arbeitsfront, auf denen der Führer ſämtlich ſprach, die innere Geſchloſſenheit des national⸗ ſozialiſtiſchen Deutſchlands.— Heinrich Anak⸗ ker, der Dichter der SA., und der Heidel⸗ berger Profeſſor Philipp Lenard wurden als die beiden Träger der NS DA P.⸗Preiſe für Kunſt und Wiſſenſchaft ausgezeichnet und entſprechend geehrt. Reichsarbeitsführer Hierl wurde in Würdigung ſeiner Verdien⸗ ſte um den Aufbau des deutſchen Reichsar⸗ beitsdienſtes zum Reichsleiter der NSDAP. ernan s- Der Parteitoa der Ehre wurde nach militärſſchen Vorführungen und einer Parade der Wehrmacht vor dem Führer ge⸗ ſchloſſen. Adolf Hitler richtet noch einmal einen Mahnruf an die Welt, ſich gegen die bolſche⸗ wiſtiſche Offenſive zur Wehr zu ſetzen.— Die 93. Tagung des Völkerbunds rates wurde am 18. unter dem Vorſitz Chiles eröff⸗ —— net: Italien iſt nicht erſchienen, bisher haben 18 Mitgliedsſtaaten Vorſchläge zur Völker⸗ bundsreform eingereicht.— Am 21. wurde der deutſch ⸗polniſche Wirtſchaftsvertrag bis zum 31. Dezember 1936 verlängert.— In Danzig wurden die ſeit Juni d. J. beſte⸗ henden Verbote aller politiſchen Verſammlun⸗ gen und Umzüge außer Kraft geſetzt.— Der Führer und Reichskanzler weihte am 27. Sep⸗ tember die Teilſtrecke Bres la u—Krei⸗ bau der Reichsautobahnen ein, wo⸗ bei er mitteilte, daß Deutſchland in 18 Mona⸗ ten keine Benzineinfuhr mehr nötig baben werde. Der Stellvertreter des Führers Reichsminiſter Rudolf Heß überſandte am 29. September den Befreiern und Helden des ſpaniſchen Alkazars in Toledo telegraphiſch die Glückwünſche der deutſchen NSDAP. Ottober: Wie der Monatsbericht der Reichs⸗ Saftef: für Arbeitsvermittlung und Arbeits⸗ loſenverſicherung zu Beginn des Monats mit⸗ teilt, iſt die Arbeits loſigkeit weiter zu⸗ rückgegangen, und zwar auf rund 1035 000 bei den Arbeitsämtern gemeldeten Arbeitsloſer. Der Rückgang im September betrug allein rd. 65 000. Auch die Zahl der Notſtandsarbeiter iſt geſentt worden, und zwar um 2500 auf J heſſen⸗Naſſau kennt kein„Unmöglich“! Bilanz eines vierjährigen Kampfabſchnifts In einer Unterredung, die G aulei⸗ ter Sprenger dem Hauptſchrift⸗ leiter Staebe vom„Frankfurter Volksblatt“ gewährte. wird die Schlußbilanz eines vierjährigen Kampfabſchnitts im Rhein⸗Main⸗Ge⸗ biet gezogen. Es ſind Zahlen, die der Partei und dem Volk im Rhein⸗ Main⸗Gebiet alle Ehre machen. In ihnen ſpiegelt ſich die Tatkraft der Führung und der Einſatz jedes einzel⸗ nen Volksgenoſſen wider. Gauleiter Sprenger behandelt in dieſem Lei⸗ ſtungsbericht zunächſt den Kampf ge⸗ gen die Erwerbsloſigkeit und nimmt dann zur Wirtſchaftspolitik der Par⸗ tei und Fragen des Handwerks, der Siedlung und der Rohſtoffſchlacht Stellung. Er führte dabei u. a. aus: „Der Gau Heſſen⸗Naſſau hat die glän⸗ zenden Ergebniſſe der Arbeitsſchlacht hun⸗ dertprozentig miterkämpft. Während Ende in unſerem Gaugebiet noch 265 800 Erwerbsloſe gezählt wurden, betrug dieſe Zahl im Landesarbeitsbezirk Heſſen am 30. September d. J. nur noch 74 265. Noch deut⸗ licher läßt ſich der gewaltige Erfolg der Ar⸗ beitsbeſchaffungsmaßnahmen aus der Mit⸗ gliederſtatiſtik der Krankenkaſſen entnehmen. Danach hat ſich die Zahl der Beſchäftigten von 420 000 im Januar 1933 auf 898 055 im November 1936 erhöht. Die Zahl der Wohlfahrtserwerbsloſen und Notſtandsar⸗ beiter iſt entſprechend dieſer Entwicklung ge⸗ ſunken. In der Erkenntnis, daß die NSDA der Träger des Staates iſt und damit auch der Motor der politiſchen Fortentwicklung, grün⸗ dete ich bereits im Juni 1933 das Kontroll⸗ amt für Arbeitsbeſchaffung in der Gaulei⸗ tung, worauf bald die Einſetzung eines Ar⸗ beitsbeſchaffungsausſchuſſes für das Rhein⸗ Main⸗Gebiet folgte. Darüber hinaus wurden in Verbindung mit der Landesbauernſchaft, der DA, dem Treuhänder der Arbeit und den öffentlich⸗rechtlichen Körperſchaften wirt⸗ ſchafts⸗ und verkehrspolitiſche Zuſammen⸗ ſchlüſſe herbeigeführt, die die Möglichkeit einer großzügigen und wirkungsvollen Durchführung unſerer Arbeitsbeſchaffungs⸗ maßnahmen und ⸗pläne ſicherſtellten. Bei der Reichsautobahn ſtieg die Anfangsbe⸗ legſchaft von 700 Mann bei den verſchiedenen Bauſtellen unſeres Gebiets bereits Mitte vorigen Jahres auf 8000. Daneben iſt weit über die Grenzen unſeres Gaues hinaus un⸗ ſer Meliorationsprogramm bekannt gewor⸗ den, welches Bodenverbeſſerungs⸗ und Bo⸗ dengewinnungsarbeiten für 91 Gemarkungen mit einem Geſamtflächeninhalt von 121 300 Hektar vorſieht. Bei allen großen Arbeitsbeſchaffungs⸗ maßnahmen habe ich in erſter Linie darauf geſehen, daß die zu vergebenden Aufträge der rhein⸗mainiſchen Wirtſchaft, vor allen Dingen aber unſerem Handwerk zugute ka⸗ men. Ein beſonderes Beiſpiel bildet hierfür auch die Errichtung des Flug⸗ und Luftſchiff⸗ hafens Rhein⸗Main, der bisher einen Auf⸗ wand von 7,5 Millionen Mark erforderte. Auch dieſe Beträge ſind, ſoweit es möglich war, gerade dem Handwerk zugute gekom⸗ men. Für den weiteren Ausbau, für den er⸗ neut 4,2 Millionen Mark zur Verfügung ge⸗ ſtellt find, wird nach den gleichen Grundſätzen verfahren. Erfolgreich war auch die Inſtand⸗ etzungsaktion 1933/34. Hier mobiliſierten die Reichszuſchüſſe allein in unſerem Gau für 115 Millionen Mark.“ Auf die Frage, welche Reichsmittel für die Durchführung dieſer Arbeiten zur Verfügung „In ünſerem Gaugebiet wurden vergeben: aus dem Papen⸗Programm für 18 Maßnah⸗ men 486 000 Mk. Darlehensmittel, aus dem Sofort⸗ und Reinhardt⸗Programm für 92 Maßnahmen 4,3 Millionen Mark Darlehens⸗ mittel und rund 340 000 Mk. Zuſchüſſe. Wei⸗ ter wurden bewilligt 2 Millionen Mark Zu⸗ ſchüſſe für Arbeitsträger. Verlorene Zuſchüſ⸗ ſe für Inſtandſetzungs⸗ und Umbauarbeiten von Gebäuden wurden in 81869 Fällen in Höhe von 21,7 Millionen Mk. gewährt. Die Zuſchüſſe betrugen nur 20 bezw. 50 v. H. der tatſächlichen Geſamtaufwendungen. An rei⸗ nen Notſtandsmaßnahmen mit Förderungs⸗ zuſchüſſen des Landesarbeitsamts wurden 1143 Maßnahmen mit 18,7 Millionen Mk. Geſamtkoſten finanziert, weiter erfolgte die Bewilligung von zweiten Hypotheken für Eigenheimbau bei 646 Bauaufträgen mit 899 000 Mk. Für die Errichtung von Klein⸗ ſiedlungen ſtanden 3,6 Millionen Mk. zur Verfügung, 1450 Siedlerſtellen wurden be⸗ rückſichtigt.“ Wie ſind die Ausſichten für die Zukunft? Zu dieſer Frage erklärte der Gauleiter: „Die Maſſenarbeitsloſigkeit der Kriſen⸗ jahre iſt nunmehr endgültig überwunden. Ja, auf vielen Gebieten macht ſich bekanntlich bereits ein empfindlicher Mangel an Fach⸗ kräften bemerkbar. Das Entſcheidende iſt aber nun, daß dieſe Entwicklung ſich nicht ſprunghaft vollzog, ſondern daß die einzel⸗ nen Betriebe in einem allmählichen Wachs⸗ tum ihren Beſchäftigungsgrad verſtärkten und ſo bis an die Grenze der Voll beſchäfti⸗ gung gelangten. Gerade das diesjährige Weihnachtsgeſchäft hat gezeigt, daß die Wirt⸗ ſchaftsverhältniſſe in dieſem Jahr einen er⸗ freulichen Grad von Stabilität erlangt ha⸗ ben. Der Zuwachs an Kaufkraft, den die ſtaatliche Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit auslöſte, hat auch den Induſtrien des un⸗ mittelbaren Verbrauchs einen guten Gewinn gebracht und von dieſer Seite her die Be⸗ ſchäftigtenlage geſichert. Es iſt bezeichnend, daß die ſaiſonmäßige Zunahme der Arbeits⸗ loſigkeit in dieſem Winter beſonders gering iſt. Dies zeigt, wie ſtark die wirtſchaftlichen Auftriebskräfte ſind, die vor allem von den ſtaatlichen Maßnahmen ausgehen und alle Zweige der Wirtſchaft ergreifen. Ich glaube, nicht zuviel zu verſprechen, wenn ich ſage, daß die Ausſichten für das kommende Jahr recht günſtig ſind.— Bereits heute läßt ſich überſehen, daß das Baugewerbe im Jahr 1937 große Aufträge zu erledigen haben wird. Sodann wird die Durchführung des Vierjahresplanes auch im Gau Heſſen⸗Naſſau weitere Arbeitsmöglichkeiten ſchaffen.“ Eingehend nahm der Gauleiter dann zu dem Kernproblem der Siedlungsfrage Stel⸗ lung und betonte:„Es iſt mein beſonderer Stolz, daß der Gau Heſſen⸗Naſſau mit der Vilbeler Siedlung dem Reich eines der er⸗ ſten Beiſpiele praktiſcher Durchführung un⸗ ſerer Siedlungsgrundſätze gegeben hat. Es wurden bis jetzt in meinem Gau 5050 Sied⸗ ler zugelaſſen, deren Heimſtätten bereits fertiggeſtellt oder noch im Bau ſind.“ Die weiteren Ausführungen des Gaulei⸗ ters betrafen die Leiſtungen der Partei im Gau und die Verwaltungsreform im Land Heſſen. Zum Schluß ſprach Gauleiter Spren⸗ ger noch über die Rohſtoffſchlacht. Den Vier⸗ jahresplan auf einen einfachen Nenner zu bringen heiße: Ausrichtung der Geſamtwirt⸗ ſchaft auf das Ziel der völkiſchen Exiſtenz⸗ freiheit. Nork, der als Georg PI. den Väter beſtieg. 78 600.— Am 3. wurde das Schlachtſchiff D in Wilhelmshaven in Anweſenheit des Füh⸗ rers und Reichskanzlers vom Stapel gelaſ⸗ ſen; Generalfeldmarſchall v. Blomberg taufte es auf den Namen„Scharnhorſt“.— Am 4. wurde das Erntedankfeſt in herkömm⸗ licher Weiſe auf dem Bückeberg und in Gos⸗ lar gefeiert. Am 5. kreuzten die D⸗ Züge Stockholm— Stralſund— Berlin erſtmalig den neugeſchaffenen Rügen damm.— Das Winterhilfswerk 1936/7 wurde am 6. Oktober durch den Führer und Reichskanzler in der Berliner Deutſchlandhalle eröffnet.— Goslar erhielt am 7. Oktober die Bezeich⸗ nung Reichsbauernſtadt.— Der öſterreichiſche Miniſterrat beſchloß am 9. die Auflöſang ſämtliche Wehrverbände einſchließlich des Heimatſchutzes.— Am 15. Oktober wurde die ſozialdemokratiſche Partei in Danzig von der Regierung wegen unerlaubten Waffende⸗ ſitzes und Sabotage mit allen ihren Neben⸗ gliederungen aufgelöſt.— Tags darauf veröf⸗ fentlichten 300 franzöſiſche rechtsgerichte⸗ te Zeitungen und Zeitſchriften einen gemein⸗ jamen Aufruf gegen die Volksfrostregierung Leo Blum und die kommuniſtiſche Gefahr.— Der Führer und Reichskanzler beauftragte am 18. Oktober Miniſterpräſident Generaloberſt Göring mit der Durchführung des Vierjah⸗ resplanes.— Am 20. Oktober traf der italieni⸗ ſche Außenminiſter Graf Ciano als Gaſt der Reichsregierung zu einem mehrtägigen Aufenthalt in Berlin ein.— Berlin erkennt Aethiopien als italieniſches Kaiferreich an.— Botſchafter v. Ribbentrop begab ſich am 25. nach London zur Uebernahme der Geſchäf⸗ te der dortigen deutſchen Botſchaft.— Am 28. Oktober ſprach Miniſterpräſident Generaloberſt Göring im Berliner Sportpalaſt zum neuen Vierjahresplan.— Das 10jährige Ju⸗ biläum des Gaues Groß⸗Berlin nahm am 209. mit dem Geburtstage des Reichsminiſters und Berliner Gauleiters Dr. Goebbels ſeinen An⸗ fang; eine von ihm errichtete Spende„Künſt⸗ lerdank“ tritt mit 2 Millionen RM Stiftungs⸗ kapital ins Leben. November: Am 4. wurde der amerikaniſche Präſident Rooſebelt mit überwältigender Mehrheit wiedergewählt.— In ſeinen Reden in München zum Gedächtnis der Gefallenen am 9. November 1923 erklärte der Führer, daß er heute ohne Sorge um das deutſche Volk ſei, denn um Deutſchland ſei ein eherner Pan⸗ zer gelegt worden, hinter dem das deutſche Volk friedliebend, aber auch abwehrbereit ſtehe; der Bolſchewismus werde Deutſchland nicht mehr überrennen können. Am 11. wurde der polniſche Oberkommandierende Ryds⸗ Smigly zum Marſchall von Polen ernannt und mit dem höchſten polniſchen Orden ausge- zeichnet.— Vom 14. November ab gab der be⸗ rühmte engliſche Dirigent Thomas Be ech a m mit den Londoner Philharmonikern Konzerte in Berlin, Dresden, Leipzig, München, Stuttgart und Frankfurt a. M. mit großem Erfolg.— Auf der Burg Vogel ſan g in der Eifel fand im Beiſein des Führers und anderer Leiter der Bewegung eine Gauamtsleitertagung ſtatt.— Die deutſche und die italieniſche Regierung er⸗ kennen am 17. November die ſpaniſche 9 e⸗ gierung Franco offiziell an.— Zu ſei⸗ nem 75. Geburtstage wird am 24. dem Gehei⸗ men Medizinalrat Profeſſor Dr. Auguſt Bier vom Führer der Adlerſchild des Deutſchen Reiches verliehen.— Das deut ſch⸗japa⸗ niſche Abkommen gegen den Bolſchewis⸗ mus von 25. November hat in der Kultur⸗ welt ſtarken Beifall ausgelöſt.— Die Reichs⸗ regierung teilte am 26. November der norwe⸗ giſchen Regierung ihr äußerſtes Befremden über den Nobelpreisbeſchluß des Stortingausſchuſſes im Falle v. Oſſietzky mit und erklärte, daß ſie ſich alle Schlußfolgerun⸗ gen aus dieſem Vorfall vorbehalten müſſe.— Zum Abſchluß des Reichsbauer ntages am 29. November ſprachen der Stellvertreter des Führers, Reichsbauernführer Darré und Miniſterpräſident Göring.— Der deutſche Ge⸗ ſchäftsträger bei der ſpaniſchen Nationalregie. rung, General a. D. Faupel, überreichte am 30. November in Salamanca ſein Beglaubi⸗ gungsſchreiben. Dezember: Am 1. Deezmber verabſchiedete das Reichstabinett mehrere ſehr wichtige Ge⸗ ſetze. Die HJ. wird Staatsjugend, das WW. wurde zur öffentlich⸗rechtlichen Stiftung des deutſchen Volkes.— Durch Veröffentlichung im Reichsanzeiger iſt für alle Waren, die dem Bedürfnis des täglichen Lebens die nen, rück⸗ wirkend ab 18. Oktober 1936 ein Verbot von Preiserhöhungen erlaſſen wor⸗ den.— Die Finanzierung der Autob ah⸗ nen wird durch die Geſamtheit der Kraft⸗ fahrer getragen.— Der Führer und Reichs⸗ kanzler empfängt am 3. den bulgariſchen Mi⸗ niſterpräſidenten Zankoff, der zur Zeit eine Studienreiſe durch Deutſchland unker⸗ nimmt.— 39 Volksſchädlinge, dar⸗ unter der Schriftſteller Thomas Mann und eine Anzahl Marxiſten, die ſich im früheren Saargebiet in deutſchfeindlichem Sinne betä⸗ tigt haben, werden am 4. Dezember durch Ver⸗ ordnung des Reichsinnenminiſters ausgebür⸗ gert. Der Tag der nationalen Solidarität am Sonabend, dem 5. De⸗ zember, erbringt ein Sammlungsergebnis von 5 363 267.51 RM. Das bedeutet eine Stei⸗ gerung von 31,2 vom Hundert gegenüber dem Ergebnis vom Vorjahre.— Am 6. beging das Staatliche Schauſpielhaus in Berlin die Feier ſeines 150jährigen Beſtehens. Reichs⸗ miniſter Generaloberſt Göring hielt die Feſt⸗ rede.— Am 8. Dezember, dem 22. Jahres⸗ tage des Unterganges der alten„Gneiſenau“ bei den Falklandinſeln, wurde in Kiel der neue Schlachtkreuzer„Gneiſenau“ im Beiſein des Führers vom Stapel gelaſſen.— In einer Rundfunkrede, die über alle deutſchen Sender ging, teilte der Jugendführer des Deutſchen Reiches, Baldur von Schirach, am 9. mit, daß der Reichsſportführer von T ſchammer und Oſten von ihm mit Genehmigung des Führers und Reichskanzlers zum Beauftragten für die Leibeserziehung der geſamten deutſchen Jugend berufen worden iſt.— Ein Entſcheuß von weltpolitiſcher Bedeutung wurde au 21. Dezember aus England gemeldet: König Eduard VIII. dankte ab und überließ Thron und Würde ſeinem Bruder, dem Herzog von Thron ſeiner er Ein Deulſcher im Gefängnis der GPul Nach zehn Monalen von der Anklage der Spionage freigeſprochen 88 Berlin, 29. Dez. Die„B. Z. c: Mit⸗ tag“ veröffentlicht den erſchütternden Bericht eines Deutſchen, der vier Jahre lang in Sow⸗ jetrußland als Ingenieur tätig war. Wie ſo viele andere wurde er eines Nachts ver⸗ haftet und unter der Beſchuldigung der Spionage ins Gefängnis geworfen. Zehn⸗ einhalb Monate hat der Unalückliche in den Kerkern der GPU. ſchmachten müſſen, bis er ſchließlich wieder freigelaſſen werden mußte. weil die Anſchuldiaungen als ein Kartenhaus zuſammenbrachen. Der Warſchauer Bericht⸗ erſtatter der„B. Z. am Mittag“ hatte Gelegen⸗ heit. mit dem Deutſchen zu reden, deſſen Name aus verſtändlichen Gründen nicht genannt werden kann, ehe er nicht deutſchen Boden be⸗ treten hat. „Unſer Gewwährsmann hatte vier Jahre in Sowjetrußland gearbeitet. Im Februar wird er auf die übliche Weiſe nachts aus dem Bett geholt und im Auto. eskortiert von drei Schwerbewaffneten, in das berüchtigte Haus für politiſche Unterſuchuna gebracht. Man nimmt eine gründliche Leibesviſitation an ihm vor und weiſt ihm eine Einzelzelle an Vom nächſten Morgen an beginnen die Ver⸗ höre 14—16. das iſt das tägliche Penſum Was man ihm vorwirft, das erfährt er zu nächſt nicht. Erſt nach einigen Tagen teilt man ihm mit, daß er beſchuldigt iſt, Spionage zu „Gunſten einer fremden Macht“ und„ſtaats⸗ feindliche Propaganda“ getrieben zu haben Die Anklage ſtützt ſich auf den berüchtigten Paragraphen 58, 6 und 10 des Sowjetſtraf⸗ rechtes, der die Todesſtrafe durch Erſchießen vorſieht. Der Häftling erfährt immer noch nicht, was man ihn im einzelnen zum Vorwurf macht, hat jedoch dafür die zweifelhafte Miſſion, von einem Vertreter des Sowjetinnenkommiſſari⸗ ats ſelbſt verhört zu werden. Es vergeht ein Monat. Man holt ihn wieder einmal zum Verhör ab, und er ſieht ſich einem Belaſtungszeugen gegenüber, der ſich einmal an ihn herange⸗ macht hat und den er gleich im Verdacht hatte, ein Spitzel der GPU. zu ſein. Die Gegenüber⸗ ſtellung mit dem angeblichen Belaſtungszeu⸗ gen bleibt ergebnislos. Dann erfolgen in Abſtänden von einem und zwei Tagen weitere Verhöre. Ganze neun Minuten täglich darf der Gefangene im Hof zwiſchen zwei Bajonetten ſpazieren gehen. Nach anderthalb Monaten erfolgt eine neue Gegenüberſtellung, diesmal mit einem jungen Mädchen ſowietruſſiſcher Staatsangehörigkeit, mit dem der Angeklagte befreundet war. Das Kollegium der Kommiſſare, das jetzt die Un⸗ terſuchung führt, ſämtlich Juden, nützt die freundſchaftlichen Beziehungen zwiſchen Bei⸗ den aus, um auf den Gefangenen einen ſee⸗ liſchen Druck auszuüben. So z. B. nimmt der Gefangene, als er nach Gegenüberſtellung wie⸗ der einmal zum Verhör geführt wird, im Zimmer einen ſtarken Aethergeruch wahr. Auf ſeine Frage erklärte einer der Kommih⸗ ſare, daß man kurz vor ihm das junge Midchen vernommen habe. Es habe alles ein⸗ geſtanden und ſei daraufhin in eine ſo ſchwere Ohnmacht gefallen, daß man ärztliche Hilfe in Anſpruch nehmen mußte. Als auch dieſer niederträchtige Trick nichts half, verſuchten die Kommiſſare es auf eine höchſt eigenartige und bezeichnende Weiſe, aus ihrem Opfer ein Geſtändnis herauszvlocken. Sie redeten ihn plötzlich, während die Unter- ſuchung bisher auf ruſſiſch geführt worden war, auf— jüddiſch an. Er ſei doch Jude und ſie ſeien doch auch Juden. Er ſolle nur alles ge⸗ ſtehen, es würde ihm ſchon nichts paſſieren Ob die Kommiſſare dabei wirklich dem allerdeags ſchwer erklärbaren Irrtum verfallen waren, es mit einem Juden zu tun zu haben, oder ob ſie ihm nur inſofern eine Facle ſtellen wollten, als ſie ihm einen angeblichen Fingerzeig geben wollten, wie er ſich am beſten aus der Affaire ziehen könne, bleibt dahingeſtellt. Jedenfalls verfing natürlich dieſes Mittel am allerwenig⸗ ſten. und nunmehr wandelte ſich auf einmal von einem Tag zum andern die Behandlung des Häftlings „Nun ein Todgeweihter“ Er wurde in die ſogenannte Kategorie 1 der Unterſuchungsgefangenen übergeführt, d. h. Ka⸗ tegorie der„Schwerverbrecher und Todgeweih⸗ ten“, und vor allem bekam er einen Wach⸗ habenden vor ſeine Zellentür. Was das be⸗ deutete, ſollte er bald erfahren. Inzwiſchen waren drei Monate vergangen. Mitte Mai teilte man dem Häftling mit, daß die Unterſuchung abgeſchloſſen und die An⸗ gelegenheit an das Kriegstribunal zur gericht⸗ lichen Erledigung weitergeleitet worden ſei Während des ganzen Monats ließ man den Gefangenen in Ungewißheit, was mit ihm ge⸗ ſchehen werde, bis er eines Tages ein„gün⸗ ſtiges Angebot“ erbielt. Man machte ihm nämlich den Vorſchlag, er ſollte für irgend⸗ einen Staatsbetrieb in ſeiner Zelle eine tech⸗ niſche Arbeit übernehmen, für die er natürlich Bezablung erhalten würde. Als der Gefan⸗ aene dies ablehnte, als er ferner zu verſtehen gab. daß er überhaupt für die ſowjetruſſiſchen Intereſſen nicht mehr tätig zu ſein gedenke und ſchließlich ſeine Behandlung kurz und bündig als Schweinerei bezeichnete. war es aänz lich vorbei. Die Folter der Flüſterſtimme. Nun ſollte der Gefangene mit einer Methode der geiſtigen und ſeeliſchen Folter vertraut ge⸗ macht werden, wie ſie nur von wahrhaft teuf⸗ liſchen Gebirnen erſonnen werden kann. Denn nun trat der ſogenannte Wachthabende in Funktion. Der Gefangene ſchreckte aus dem Schlaf und hörte an ſeiner Zellentür eine flü⸗ ſternde Stimme:„Emil, Schweinerei!“ und wieder„Emil. Schweinerei!“ So ging das Nacht für Nacht und Tag für Tag. Auf die gleiche Weiſe wie dieſer Begriff„Schweinerei“, 2——— 5 n eee ee von dem die teufliſchen Pſychologen der GPU. mit Recht annahmen, daß er das Gehirn des Gefangenen in den einſamen, von keiner Ab⸗ lenkung ausgefüllten Stunden ſtark beſchäfti⸗ gen mußte, wurden ihm andere Dinge flüſternd ſuggeriert. Schließlich brachte man ihn in das ſogen. Ueberſiedlungsgefängnis, in dem die zur Zwangsarbeit Verurteilten vor ihrem Ab- transport nach Sibirien untergebracht wer⸗ den. Dieſer rieſige Gefängniskomplex faßt 10 bis 15000 Gefangene und war ſo überfüllt. daß in den Zellen von 8 am. Rauminhalt 6 bis 8 Perſonen untergebracht waren, die auf dem nackten Fußboden ſchlafen mußten. Endlich nach 1076 Monaten gaben die raf ⸗ finierten Henker der GPU. den Kampf auf. Die Nerven des Gefangenen hatten Stand gehalten. Er erhielt den Ausweiſungs⸗ befehl, und die Weihnachtsfeiertage ſahen ihn ſchon im Gefangenentransportzug unter⸗ wegs nach der polniſchen Grenze. Dampfer„Palos“ wieder frei 88 Berlin, 29. Dezember. Der deutſche Dampfer„Palos“ iſt auf Forderung des Kreuzers„Königsberg“ freigegeben worden und hat ſeine Reiſe fortgeſetzt. Dagegen iſt ein ſpaniſcher Staatsangehöriger, der ſich an Bord des deutſchen Schiffes und damit auf deutſchem Hoheitsgebiet befunden hatte, ſowie ein Teil der Ladung noch zurückbehalten wor den. Eine reſtloſe Erledigung der Angelegen heit ſteht alſo noch aus. Die lommuniſtiſche Wellgefahr Brüſſel, 29. Dez. Der belgiſche Epiſ⸗ kopat hat in einem Hirtenſchreiben, das z wei⸗ mal von der Kanzel verleſen wurde, zu aktuellen Zeitfragen Stellung ge⸗ nommen und in dieſem Zuſammenhang in ernſten Worten die Katholiken vor dem Kom⸗ munismus gewarnt. Eine ungeheure Gefahr, ſo heißt es in dem Hirtenſchreiben, bedrohe in dieſem Augenblick die chriſtliche Ziviliſation, nämlich der bolſchewiſtiſche und gottloſe Kommunis⸗ mus. Der Kommunismus ziele darauf ab, die Religion radikal abzuſchaffen. Er gehe auf die Vernichtung der Fa⸗ „milie aus und wolle die menſchliche Perſön⸗ lichkeit ihrer weſentlichen Vorrechte entkleiden, ohne von dem ungeheuren wirtſchaftlichen Elend zu ſprechen, zu dem ſeine Opfer verurteilt wor⸗ den ſeien. In den unglücklichen Ländern, wo er über die Macht verfüge, wie in Rußland und Mexiko, ſei die Abſchaffung der Religion eine vollendete Tatſache. In Spanien werde, ſeitdem die Kommuni⸗ ſten die Hand auf die Regierung von Madrid gelegt hätten, der Bürgerkrieg, der ſchon an ſich grauſam genug ſei, von einem furcht⸗ baren Religionskrieg begleitet. Auf dem ganzen Gebiet, wo der Kommunismus herrſche, habe ſich eine hölliſche Orgie von Kirchen⸗ und Kloſterbrandſchatzungen, von Morden an Biſchöfen, Prieſtern und Ordensleuten entwickelt. Es ſei naiv, zu glauben, daß der Triumph des Bol⸗ ſchewismus in Spanien der Sache der Demo⸗ kratie und der Freiheit dienen würde. Es ſei im Gegenteil offenbar, daß der Sieg des Kom⸗ munismus die Einleitung einer brutalen Herrſchaft und einer geſetz⸗ und friedloſen Diktatur nach ruſſiſchem Vorbild ſein werde. Es genüge, die Augen zu öffnen, um zu ſehen, daß der bolſchewiſtiſche Kommunismus eine der ſchwerſten Gefahren für die Mehrzahl der Länder der Welt bedeute. Dieſe Gefahr komme vor allem aus der geriſſenen, mehr ge⸗ heimen und verſteckten als öffentlichen Propa⸗ ganda, die Agenten im Dienſte Moskaus nicht nur in Arbeiterkreiſen, ſondern auch unter den Intellektuellen treiben. Leider ſei auch Belgien nicht vor der kommuniſtiſchen Gefahr gefeit. In dem Hirtenſchreiben werden ſodann die Mittel angegeben, die nach Auffaſſung der Kirche zur Bekämpfung des Kommunismus angewandt werden ſollen. Zum Schluß erfolgt auch eine Stellungnahme zu anderen, insbeſon⸗ dere innerbelgiſchen Problemen, wobei die Biſchöfe offen für die Beibehaltung der Katholiſchen Partei Stellung nehmen. Reichsbahn 1937 noch ſchneller Unterredung mit dem Präſidenlen der Reichsbahndireklion Berlin Ein Rückblick und Ausblick Berlin. 24. Dezember Der Präſident der Reichsbahndirektion Berlin, Dr. Marx, gewährte einem un⸗ ſerer Vertreter eine Unterredung, in der er einen Rückblick auf die Arbeit der Reichsbahn im Jahre 1936 und einen Aus⸗ blick auf das kommende Jahr gab. Die erſte Hälfte des Jahres 1936 ſtand für die Reichsbahndirektion Berlin unter dem Zei⸗ chen der baulichen und betrieblichen Maßnah⸗ men für die Olvympiſchen Spiele. Jetzt, am Schluß des Jahres, kann mit Befriedigung feſt⸗ geſtellt werden, daß die getroffenen Maßnah⸗ men ihren Zweck der reibungsloſen Abwick⸗ lung des Maſſenverkehrs erfüllt und den An⸗ forderungen im allgemeinen genügt haben. Auf die Einzelheiten der vorgenommenen baulichen Veränderungen einzugehen, erübrigt ſich, da hierüber bereits während der Ausfüh⸗ rung oder nach der Fertigſtellung im abgelau⸗ fenen Geſchäftsjahr wiederholt berichtet wor⸗ den iſt. Verkehrs⸗Rekorde, die lange unſchlagbar bleiben werden Bei allen Bauausführungen im Olympia⸗ jahr war das Beſtreben maßgebend, die Ar⸗ beiten bis zu den Spielen zu einem beſtimm⸗ ten Abſchluß zu bringen, und mit Genugtuung kann heute geſagt werden, daß das Ziel in al⸗ len Fällen erreicht worden iſt. So iſt es mög⸗ lich geworden, die Teilſtrecke Stettiner Bahn⸗ hof— Unter den Linden der Nordſüd⸗S⸗Bahn am 28. Juli zu eröffnen. Kaum war der nördliche Abſchnitt dieſer Bahn fertig geſtellt, ſo konnte mit verſtärktem Einſatz an den ſüd⸗ lichen herangegangen werden. Das Jahr 1987 wird uns hier einen gewaltigen Schritt vor⸗ werts bringen. Neben den baulichen Arbeiten waren es aber ger„de in Jahre 1936 die betrieblichen Auf⸗ gaben, di von der Reichsbahndirektion beſon⸗ dere Leiſtungen verlangten. Das Olympiajahr ſtand im Zeichen der Beförderung großer Maſ⸗ ſen. Die beer von der Reichsbahn aufgeſtellten Rekorde werden lange unſchlagbar bleiben. Neue Schnellverbindungen nach bedeutenden Großſtädten Neben der in den letzten Jahren durchgeführ⸗ ten allgemeinen Steigerung der peſchwindig⸗ keiten der gewöhnlichen D⸗Züge, Eil⸗ und Per⸗ ſonenzüge wurden weitere Schnellverbindun⸗ gen zwiſchen Berlin und bedeutenden Groß⸗ ſtädten geſchaffen. Nachdem im Jahre 1935 Berlin— Köln und Berlin— Frankfurt an Main eingerichtet wurden, folgte am 15. Mai ds. Is. die Eröffnung des Schneſlverfehrs auf den Strecken Berlin— München/ Stuttgart und Berlin— Beuthen. Neben dieſen Triebwagen⸗ zügen iſt noch eine Schnellverbindung mit Damp'zügen nach Dresden eingerichtet worden. Dieker Vierwagenzug fährt zweimal täglich die Strecke Berlin— Dresden und zurück und er⸗ reicht dabei eine Höchſtgeſchwindigkeit von 150 Kilometern. ä Der Sommerfahrplan 1937 wird eine weitere Steigerung der Geſchwindigkeiten einiger D⸗ und Eilzüge bringen. Zur Bewältigung des Reiſeverkehrs nach dem Süden und dem We⸗ ſten des Reiches ſind im kommenden Jabr mei⸗ tere günſtige D⸗Zugverbindungen geplant, vor⸗ ausſichtlich auch im Sommer 1937 eine neue Schnellverbindung von Berlin nach Bremen. Im Dienſte der NSG.„Kraft durch Freude“ Der Berliner Ring⸗ und Vorortverkehr wird, ſobald die Vorarbeiten hierzu beendet ſind, auf eine dicktere Zugfolge umgeſtellt werden. Ne⸗ ben dem Ausbau des Verwaltungsſonderzug⸗ Verkehrs und des Sonderzugverkehrs zu den Berliner Ausſtellungen wird ſich die RNeichs⸗ bahndirektion Berlin auch im neuen Jahr in den Dienſt des großzügig erweiterten„Kd.“ Programms ſtellen und auch bei den großen Kundgebungen und Veranſtaltungen des euen Deutſchland zu ihrem Teil in verkehrstechniſcher Beziehung Aufgaben von bisher ungekannter Größe zu löſen haben. Die Reichsbahn wird dieſe Aufgaben löſen, denn in der billigen, ſicheren und einwand⸗ freien Beförderung großer Maſſen auf weite Strecken liegt die durch ihre techniſche Eigen⸗ art bedingte Stärke der Eiſenbahn gegenüber allen anderen Verkehrsmitteln. Rücktritlsgeſuch Tſchiangkaiſcheks Nanking, 29. Dez. Marſchall Tſchiang⸗ kaiſchek hat dem ſtändiſchen Ausſchuß des Zentralausſchuſſes der Kuomintang⸗Partei ſein Rücktrittsgeſuch eingereicht, in dem er um Enthebung von allen Aemtern bittet. Der Ausſchuß hat jedoch das Geſuch abgelehnt und Tſchiangkaiſchek ſowohl als Präſidenten des Militärausſchuſſes und als Präſidenten des Reichsvollzugsamtes ſowohl in allen an⸗ deren Aemtern wieder beſtätigt. Der politiſche Zentralrat der Kuomintang hat auf Antrag Tſchiangkaiſcheks beſchloſſen, die endgültige Beilegung der Angelegenheit Tſchanghſueliangs an den Militärausſchuß zu verweiſen und alle militäriſchen Bewegungen gegen Sianfu einzuſtellen. Fiſchdampfer geſtrandel Weſermünde, 28. Dez. Der Fiſchdampfer „Spitzbergen“ der Norddeutſchen Hochſeefiſcherei AG. Weſermünde iſt bei der Inſel Amboe (Norwegen) geſtrandet. Die geſamte Beſatzung befindet ſich in Sicherheit. Die Bemühungen, den geſtrandeten Dampfer zu bergen, haben aufgegeben werden müſſen, ſo daß mit dem Verluſt des Schiffes gerechnet werden muß. Der Dampfer„Spitzbergen“ iſt 285 Brutto⸗ regiſtertonnen groß und wurde 1928 erbaut. Die Beſatzung iſt bereits auf der Heimreiſe. Bekanntmachungen der A. S. D. A. B. Krels Heppenheim d chäftsſtelle Heppenheim an der Bergſtraße alba 2, Fernſprecher 315 nden des Kreisleiters: Mittwochs von 15—18 Uhr. — treiskaſſenleiter! Ich bitte die Kaſſenleiter dringend für die echtzeitige Einſendung der Monatsmeldungen be⸗ orgt zu ſein. Gleichzeitig erſuche ich um frühzeitige leberweiſung der Zahlungen, damit der Jahres⸗ ibſchluß keine Schuldſalden mehr aufweiſt. Ich erinnere die Kaſſenleiter rechtzeitig an die pünktliche Einſendung der Monats⸗ neldungen! Inventarverzeichnis nicht ver. Ehen Evtl. Beitragsrückſtände genau an⸗ ren! Des weiteren bitte ich für unbedingten Ausgleich aller Konten zu ſorgen und früh⸗ jeitig zu überweiſen! Die Sondernummern des JB.„Anti⸗ lomintern“ kommen erſt Anfang Januar ſur Ablieferung, da die erſte Auflage voll. ommen vergriffen und ein Neudruck er⸗ forderlich iſt. Ruppert, Kreisleiter Wir J ASB DA. Rreiswaltung. Sämtliche Dienſträume der Deutſchen Arbeitsfront n Heppenheim, ſind vom 24. Dez. 1936 bis ünſchl. 3. Jan. 1937 geſchloſſen. Berwaltungsſtelle 24. Es fehlen noch die Kaſſen⸗ ſowie Marken⸗Abrech⸗ tungen der Ortswaltungen: Kirſchhauſen, Rimbach, Wahlen, Wald⸗ michelbach, Mörlenbach, Rothenberg, Mit⸗ lechtern. der Kreispreſſe⸗ und Propagandawalter. Alle Zellen⸗ und Blockwalter der Ortswaltung Heppenheim, fordern umgehend die ihrem je⸗ weiligen Arbeitsbereich zugehörenden Angehörigen von Handel und Handwerk auf, das Kennſchilo „Mitglied der Deutſchen Arbeitsfront“ gegen Vorlage des Mitgliedsbuches auf der Ver⸗ waltungsſtelle 24, Laudenbachertor abzuholen. Rundſunk- Programm Donnerstag, 31. Dezember Deutſchlandſender 6: Glockenſpiel. Morgenruf. Schallplatten. 6.30: Konzert. 9.40 Kindergymnaſtik. 11.05: Gemeinſchaftspflege im Kinderzimmer. 11.30: Der Bauer ſpricht, der Bauer hört. 12: Kon⸗ zert. 13: Glückwünſche. 13.45: Nachrichten. 14: Allerlei— von Zwei bis Drei! 15,15: Die Frau Karl Maria v. Webers. Ein Lebens⸗ bild. 15.40: Carl Maria von Weber(Schall⸗ platten). 16: Muſik am Nachmittag. 18: Me⸗ lodien aus neuen Operetten. 18.40: Was in⸗ tereſſiert uns heute im Sport? 19: Silveſter⸗ Anſprache. Es ſpricht Reichsminiſter Dr. Goebbels. 19.10: Ewige Klänge. 19.45: Das Deutſchlandecho verabſchiedet ſich vom Jahre 19861 20: Beſchwingte Weiſen. 21.45: Lud⸗ wig Manfred Lommel: Silveſter in Runxen⸗ dorf. 22: In tauſend munteren Noten zieht ein Jahr vorüber. 24: Intendant Götz Otto Stoffregen ſpricht. Anſchl. bis 3: Hinein ins neue Jahr! Hinein!! Luſtiger Silbeſter⸗Tanz. Frankfurt 6: Choral: Das Jahr geht ſtill zu Ende. Morgenſpruch. Gymnaſtik. 6.30: Konzert. 8.10: Gymnaſtik. 8.30: Zum Abſchied vom Jahr— Erinnerungen, wie ſie ſo manches liebe Mal erklungen. 9.30: Nachrichten. 11: Hausfrau, hör zu. 11.30: Landfunk, 11.45: Sozialdienſt. 12: Muſik für alle! 14.10: Die haben den Vogel abgeſchoſſen. Schallplatten⸗Potpourri. 15: Volk und Wirtſchaft. 15.15: Kinderfunk. 16: Konzert. 18: Jahresrückblick auf die Arbeit des Reichsſenders Frankfurt 1986. 19: Sil⸗ veſteranſprache. Es ſpricht Reichsminiſter Dr. Goebbels. 19.10: Ende gut, alles gut. 20 bis 2: Wir reichen uns die Hände zum frohen Jahresende. Sturm und Nebel ſtören die Schiffahrt 8 Kiel, 28. Dez. Während in der weſt⸗ lichen Oſtſee an den Weihnachtstagen bei hohem Barometerſtand gutes Wetter berrſchte, berichten die aus der öſtlichen Oſtſee und dem Bottniſchen Meerbuſen kommenden Schiffe über Sturmwetter mit Schnee⸗ und Ha⸗ gelböben. Einige vor ſechs Tagen von Memel und Finnland abgemeldete Schiffe ſind bis jetzt noch nicht in Kiel⸗Holtenau bezw. zur Kanaldurchfahrt eingetroffen. Am Sonntag legte Nebel die Schiffahrt zeitweiſe lahm. 5 war der Schiffsverkehr wieder unbehin⸗ ert. 7 fl. lt . ere lis e 10 gen 0 al 5 * 1 . 5 2 5 el le, . e * U t 0 1 1 Rlimpfer im VON WOI FSA NS WFT f (15. Fortſetzung.) Sieh, meine Meike, das iſt alles Schickſal! Vielleich Fat's der Hinner nicht gewollt, und es iſt über ihn gekon men wie der Sturm über das Schiff. Hat nicht ſein ſollen Wiſch dir die Augen aus. Iſt auch ſo ſchön das Leben. All Wünſche erfüllt uns das Leben nicht, viele bleibt es un ſchuldig. Aber.. das kann ich dir ſagen. Ich hätte liebe gewünſcht, daß mir das Leben noch ein paar Enttäuſchunge gebracht hätte, wenn dir.. um den Preis.. das zugefaf len wäre, was ich dir herzlich gegönnt habe.“ Meike lächelte unter Tränen. Sie nahm des Vaters Han und hielt ſie an ihre Wange. „Das... hätteſt du wirklich.. lieber gehabt? „Ja, Deern, das hätte ich!“ ſagte Boſſe reſigniert. * 8 * Auch im Kontor erfuhren ſie, daß ſich Hinner mit Leoni van Leuwen verlobt hatte, und Hede Peterſen hatte ver weinte Augen. Herr Seff aber ſchien aufzuatmen. Er war geradezu vergnügt und konnte ſich an hämiſchen Bemerkungen nicht genug tun. Ganz offen ſprach er aus, das der Hinner Handewitt nur auf das viele Geld ſcharf ſei und eine Geldheirat mache. Die anderen reagierten nicht darauf, bis es Richter zu bunt wurde. Er vergas alle Zurückhaltung, aller Reſpekt vor dem Vor⸗ geſetzten war zum Teufel, und er legte los. „Sie verdammter Ehrabſchneider, halten Sie gefälligſt den Mund! Wer Hinner Handewitt in den Dreck treten will, der iſt ein Lump! Sie ſollten ſich ſchämen! Man müßte wahrhaftig Herrn Boſſe einmal reinen Wein einſchenken!“ Die letzten Worte hörte Boſſe, der eben eintrat. Betretenes Schweigen. „Was geht hier vor?“ fragte Boſſe. an,„Herr Richter hat mich in gemeiner Weiſe beleidigt!“ ſchrie Seff, und ſeine Stimme überſchlug ſich. Boſſe ſah Richter an, ſein Blick war eine Aufforderung, und da ſprach ſich der junge Buchhalter einmal alles von Herzen. „Das iſt die reine Wahrheit, Herr Boſſe!“ ſchloß er.„Es ſtimmt, ich war reſpektlos zu meinem Vorgeſetzten, Sie kön⸗ nen mich rauswerfen, aber ich bitte Sie dieſen Ehrab⸗ ſchneider dann auch nicht zu behalten!“ Boſſe lachte kurz auf. „Warum ſoll ich einen ehrlichen Kerl rausſchmeißen. Bleiben Sie man ſo, Herr Richter. Einen Schuft muß man einen Schuft nennen! Sie bleiben! Aber Herr Seff verläßt uns mit dem heutigen Tage!“ Der Prokuriſt knickte förmlich zuſammen.„Herr Boſſe..“ „Schluß!“ ſagte Boſſe hart.„Jetzt hab' ich's ſatt. Machen Sie alles fertig. Übergeben Sie Herrn Richter alles. Er wird Ihren Poſten einnehmen. Ich zahle Ihnen eine Ab⸗ ſtandsſumme von zweitauſend Mark und Schluß! Ich kann Halunken in meinem Betrieb nicht gebrauchen. Fräulein Peterſen... kommen Sie! Ich will Ihnen das Zeugnis für Herrn Seff diktieren.“ Er ſchritt ſeinem Privatkontor au. drehte ſich noch einmal berum. „Ver Teufel ſoll den holen, der mir meinen beſten Man den ehrlichen Hinner Handewitt nur mit einem Wort a taſtet!“ 0 8 9 Boſſe diktierte das Zeugnis, das den geſchäftlichen Le ſtungen Seffs vollkommen gerecht wurde. a Dabei fiel ihm auf, daß das Mädchen verweinte Auge atte. „Haben Sie Kummer, Fräulein Peterſen?“ fragte vãterlich. Das Mädchen wurde verlegen und ſchüttelte den Kopf. „Ach nein, Herr Boſſe. Es iſt weiter nichts.“ „Arger mit dem Schatz gehabt? „Nein, nein, Herr Boſſe!“ wehrte ſie haſtig ab. Doch da ging dem Manne mit einem Male ein Licht au Hinner Handewitt. Natürlich, auch hier war ein Mädchen herz getroffen worden, das vielleicht im ſtillen gehofft hatte 8 Die Jungen trafen ein. Sie ſtellten ſich im Hauſe Boſſes wieder vor. Hinne fühlte ſich bedrückt, er war verlegen, als er Boſſe die Han! reichte, und fand auch zu Meike nicht den rechten Ton. Es war mit einem Male etwas Fremdes zwiſchen ſie all gekommen. Eine Störung war eingetreten. Hinner verſuchte, ſie zu überbrücken. Er ging aus ſich heraus und erzählte Meike von Leonie. „Ich hätte es ni⸗ gedacht, daß es mir auch paſſieren könnte!“ geſtand er freimütig,„aber auf einmal war die Liebe dal“ Urheberrechtsschutz: Korrespondenzverlag Hans Müller, Leipzig C 1 Meike ſah ihn ſinnend an. Sie hatte ſich wieder in der Ge⸗ walt. „Die Leonie iſt ſehr ſchön, Hinner, und reich!“ Auf Hinners Geſicht erſchien eine Unmutsfalte. „Und reich? Als ob ich danach frage, Meike! Kennſt du deinen Freund ſo ſchlecht?!“ „Meinen Freund? Darfſt du denn noch mein Freund ſein, letzt, wr die Leonie deine Braut iſt, Hinner?“ Da fand Hinner ſein übermütiges Lachen wieder. „Dummes!“ ſagte er lachend.„Als ob ich mich von einer Frau kommandieren laſſe! Unſere Freundſchaft kannſt nur du oder ich zerreißen, und ich denk' nicht daran!“ Als Meike ſchwieg, ſprach er wieder:„Biſt du mir böſe, Meike?“ „Warum ſollte ich dir böſe ſein? Du.. und die Leonie , ihr ſeid zwei ſchöne Menſchen, und die..!“ „Sprich nicht ſo!“ fuhr er ſie heftig an.„Ich mag das nicht hören! Schön? Was iſt denn ſchön? Schön iſt uns alles, was wir lieben.“ Seine Worte trafen ſie, daß ihre Hände zitterten. Alles Blut verließ ihr Geſicht:„Verzeih' mir, Hinner!“ bat ſie demütig.„Aber du haſt noch nicht nach deiner Mutter gefragt!“ Hinner erhob ſich.„Ach ja! Verzeih, das habe ich ver⸗ geſſen! Kann ich zu ihr? Wie gefällt es Mutter? Und wie geht's dem Kinde?“ „Gut!. Ich glaube, es gefällt Mutter Barbara recht gut! Nur immer arbeiten möchte ſie. Sie iſt unglücklich, wenn ſie keine Arbeit hat!“ a„Ja, ſo iſt Mutter Barbara!“ 0* 4 „Du haſt dich verlobt, Junge?“ fragte Mutter Barbara, als er den kleinen Hein auf dem Arm hielt, der vergnügt krähte. f „Ja, Mutter!“ „Meike hat es mir geſagt! Und ſie hat geſagt, daß ſie ſehr ſchön ſei, deine Braut!“ „Sie iſt ſchön, Mutter!“ „So ſchön wie Meike?“ Hinner ſah unwillkürlich zu dem Mädchen hin, ihre Blicke trafen ſich und beide wurden rot. „Meike... iſt auch ſo ſchön, Mutter, man muß nur genauer hinſchauen!“ ſagte er herzlich. Mutter Barbaras Geſicht machte einen ſinnenden Ein⸗ druck. „Haſt du ein Bild von ihr?“ Hinner nickte, ſetzte den kleinen Hein nieder, und dann reichte er ſeiner Mutter ein Bild Leonies. Stumm betrachtete die alte Frau das Bild und gab es ſtumm wieder zurück. „Gefällt es dir nicht, Mutter?“ fragte er beſtürzt. „Nein!“ „Warum nicht, Mutter?“ „Wei dieſe Frau nicht gut iſt!“ „Warum urteilſt du ſo vorſchnell, Mutter? Du kennſt ſie nicht. Und ſie hat mich lieb.“ Die hellen Augen Mutter Barbaras liegen lange auf dem Pflegeſohn. „Sie hat dich lieb. Wer hat dich nicht lieb, Hinner!“ Mutter Barbaras Worte machen Hinner beſtürzt. Ich verſtehe dich nicht, Mutter!“ „Noch nicht, Hinner! Aber das kommt noch!“ ſprach ſie vieldeutig. „Wie haſt du dir deine Zukunft gedacht, Hinner?“ fragte Boſſe ſeinen Mitarbeiter. Er wollte genau ſo herzlich ſpre⸗ then, wie er es ſonſt gewohnt war. „Vorläufig ſoll ſich nichts ändern, Vater Boſſe!“ entgeg⸗ nete Hinner ſchnell.„Ich arbeite weiter mit den Jungs zu⸗ lammen, und das andere findet ſich dann!“ „Wann wollt ihr Hochzeit machen?“ „Nicht vor Weihnachten. Vielleicht erſt im kommenden Jahre!“ „Du haſt es nicht ſo eilig?“ „Nein!“ „Biſt ſcheinbar nicht ſo verliebt, daß du es nicht erwarten lannſt? „Ich bin überhaupt nicht verliebt, Vater Boſſe, ich liebe Leonie“, entgegnete Hinner ruhig. Die Blicke der beiden Männer begegneten ſich. Mehr Wärme war jetzt in Boſſes Ton, als er wieder prach. g „Mein Junge, du weißt, wie ich dich ſchätze und wie ungern ich dich verliere. Aber.. ich wünſche dir alles Slück! Alles! und ich wünſche dir, daß dich des Lebens indere Seite nicht enttäuſcht.“ „Ich danke Ihnen, Vater Boſſe. Alles iſt nie beiſammen. Ich gewinne und opfere. Es wird mir ſauer werden, die lange erte Zeit, wenn ich... nicht mehr hier ſchalle. Man ſt doch verwachſen mit allem, hat ſeine Arbeit lieben gelernt ind die große Kameradſchaft, die wir geführt haben, wir er Jungen.. ob die bleiben wird, wenn wir uns mal nicht tehr ſo oft ſeben? Die wird mir fehlen. Vater Boſſel“ „Mach' dir das Herz nicht unnütz ſchwer, Hinner. Nimm das Leben, wie es ſich bietet. Es iſt das Richtige. Und er⸗ halte dir dein Lachen und dein ehrliches Herz. Dann iſt alles gut. Und... das rate ich dir laß dich von einer Frau nicht zwingen, hörſt du. Hab' noch keinen weiblichen Steuermann auf dem Schiffe kennengelernt. Und iſt gut ſo. Steuern ſoll der Mann!“ „Da ſorgen Sie ſich nicht, Vater Boſſe. Da wird Ihnen der Hinner keine Schande machen. Ich bleib der Hinnen Handewitt. Ich bin froh, daß alles vorbei iſt. Ja, ich bin mit ſchwerem Herzen nach Hamburg gefahren.“ „Haſt du Sorgen gehabt?“ „Ja, ich kam mir vor wie einer, der ſeine Kameraden ver⸗ rät. Und ich will doch wahrlich alles, nur das nicht. Aber der Gedanke ließ mich nicht los!“ „Wirf ihn über Bord. Hat jeder das Recht, ſein Leben zu formen. Muß ja auch jeder mit ſeinem Schickſal allein fertig werden. Wir bleiben die Alten, Hinner!“ Dankbar nahm Hinner die dargereichte Hand. Verſchiedene kleinere Aufträge wurden erledigt. Die Vier ſchafften wieder zuſammen. Aber es war doch etwas Fremdes zwiſchen ſie gekommen. So ſehr ſich Hinner mit ſeinem Lachen und ſeinem Froh⸗ ſinn Mühe gab, er ſchaffte es nicht und konnte es nicht ver ⸗ hindern, daß ſich langſam eine unſichtbare Mauer zwiſchen ihn und ſeine Kameraden ſchob. Nur Condall blieb ihm, wie ſonſt, in herzlicher Freundſchaft verbunden. Auch als ſie wieder in Hamburg waren, und als faule Tage kamen, da blieb die Kluft beſtehen. Sie zogen wohl auch wieder gemeinſam aus, machten einen Bummel, aber „ es war doch nicht mehr das Beſchwingte wie ſonſt. Leonie, die ſchöne Frau, ſtand zwiſchen ihnen. Auch Meike zog ſich ſcheu zurück. Sie flog nicht mehr mit ihm aus und ging ihm aus dem Wege. Wenn einer freundlich wie früher zu ihm war, dann war es Vater Boſſe. Leonie ſchrieb oft zärtliche, liebe Briefe, die ihn erfreuten. Sie ſchrieb ihm auch, daß ſie ſich nicht einkapſele, ſondern das fröhliche Leben lebe, wie ſie es von ihm auch erwarte. Sie baue auf ſein Vertrauen, das auch ſie ihm reſtlos ent⸗ zegenbringe. Und jeder Brief war ein Drängen. Hinner war wieder einmal in das Haus Boſſes gekommen. Und er wurde tief enttäuſcht und wußte jetzt mit einem Male, daß ihm Meike abſichtlich aus dem Wege ging. Als r das Haus betrat, verließ ſie es durch den Seitenausgang. Tiefbetroffen ſtellte das Hinner feſt. Was hatte er ihr getan? War das die große Freundſchaft, lie ihn ſo beſeelt hatte, an die er ſo blind glaubte Warum mied ſie ihn? 5 Er wußte die Erklärung nicht, denn nie hatte er daran ge⸗ lacht, daß in Meikes Herz die Liebe die große Flamme ent⸗ ündet hatte. So fand er nur Mutter Barbara mit dem Bater Boſſe allein. 7 0 ſcherzte und ſpielte er mit dem Kinde, das ſehr an m hing. Plötzlich ſagte er:„Der Mutter ſieht der Knabe nicht ahn; ich, Mutter Barbara!“ Nein!“ s das Kino der Geſme Scholten war?“ Die alte Frau ſchüttelte den Kopf. „Nein, ganz gewiß nicht!“ „Und keiner weiß, weſſen Kind es iſt? „Niemand!“ „Du weißt auch nicht, woher ſie gekommen iſt? i „Nein. Ich habe ſie oft gefragt, aber ihr Geiſt war tot. Einmal ſchien ſie mich begriffen zu haben und ſagte:„ übers Meer! Ich weiß aber nicht, ob es ſo iſt, Hinner. Ich hab auch mal mit dem Stationsvorſteher geſprochen, und der hat mir geſagt, daß ſie eine Fahrkarte von Brüſſel hatte, eine geſchriebene Fahrkarte, die lautete bi hier nachzahlen müſſen!“ Hinners Intereſſe war erwacht. „Aus Brüſſel? Aus Belgien! Das iſt intereſſant, Mutter 10 7 5 Und... übers Meer wollte ſie gekommen ſein?! Hinner nahm das Kind wieder hoch und betrachtete es. Aus dem kleinen, molligen Geſichtchen war nicht viel zu leſen, das Leben mußte es erſt formen. Wer weiß! dachte er ſinnend. Vielleicht ſucht eine Mutter ihr Kind, weiß nicht, daß es bei fremden Men i j nicht, daß und ob es lebt. be n Fortſetzung folgt. F 21 . . 2 rr eee 5 3 8 n 5 n 5 2 „ S 1 5 4 neue Forſchungsergebniſſe über die Rheinſtrömung im Bodenſee Friedrichshafen, 23. Dez. Bis vor kurzem ging die landläufige Auffaſſung dahin, daß der reißende Bergſtrom Rhein auf ſeinem Weg durch das Seebecken des„Schwäbiſchen Meeres“ ſich ein ſelbſtändiges unterirdiſches Flußbett am Grunde des Sees gegraben habe und in dieſem ſeine Waſſer der Ausmündung bei Konſtanz zuleite. In achtjähriger For ſchungsarbeit hat nun, wie das„Seeblatt“ berichtet, Profeſſor Dr. Max Aur bach Karlsruhe, der Leiter der„Anſtalt für Boden⸗ ſeeforſchung der Stadt Konſtanz“ in Verbin⸗ bindung mit dem 1934 verſtorbenen Profeſſor Dr. Joſef Schmalz⸗Konſtanz die Frage ge⸗ klärt, die für die Bodenſeeforſchung von ho⸗ her Bedeutung iſt. Die Unterſuchung erfolgte auf zahlreichen Fahrten des Forſchungsbootes „Friedrich Zſchokte“ mit Hilfe von Strommeſſern, die die Tiefe, die Stär⸗ ke und die Richtung des Waſſerzuges angaben. Ein zweites Mittel zur Unterſuchung der un⸗ terirdiſchen Waſſerſtrömung bot die Chemie durch den Nachweis der Waſſerhärte. Durch dieſe beiden Methoden iſt es gelungen, den Verlauf des Rheinwaſſers im Bodenſee ge⸗ nau abzugrenzen. In einer Tiefe von drei⸗ ßig Metern iſt von einer Strömung des Rheins nichts mehr zu erkennen. Eine kräftige Strömung zieht ſich vom Rheineintritt in den See zunächſt nach Oſten in die Bregenzer Bucht. Dieſe Strömung iſt ſo ſtark, daß ſie durch keine Dammbauten von ihrer Richtung abgelenkt werden kann. Süd⸗ lich von Lindau verläßt der Hauptſtrom die Bregenzer Bucht und wird hier immer mehr nach Norden abgedrängt, bis er die Gegend von Langenargen erreicht hat. Ein Haupt⸗ ſtrom des Rheinwaſſers fließt dann in einer Breite von 1—2 Kilometern in den oberſten Vaſſerſchichten bis zu fünfzehn Meter Tiefe am deutſchen Ufer entlang vorbei an Fried⸗ richshafen, Immenſtaad, Hagnau zum Rhein⸗ ablauf bei Konſtanz. Ein anderer Hauptzweig ſpaltet ſich bei Langenargen ah und wendet ſich in Tiefen bis zu dreißig Meter in einem großen Bogen quer über den See, wo er bei Romanshorn und Arbon das ſchweizer Ufer erreicht. An dieſem zieht er öſtlich entlang ge gen Rorſchach, wendet ſich dann nordöſtlich und gelangt nördlich des Rohrſpitz wieder in den großen Kreislauf. Das Rheinwaſſer braucht von der Rhein⸗ mündung bis Konſtanz ungefähr 14 Tage, legt alſo täglich etwa 3 Kilometer zu rück. Das alljährliche Sommerhochwaſſer aber bringt auch die ruhigen Waſſerſchichten des Bodenſees in Bewegung und vermiſcht das Rheinwaſſer mit dem Seewaſſer, wodurch der bekannte Temperaturausgleich des Bodenſees zuſtande kommt. gouf geht nach Brok Von F. Schaeffter Der Maler Leibl ſtammte bekanntlich aus ärmlichen Verhältniſſen und war als Schul⸗ junge in ſeinem Heimatdorf Schafhirt. Erſt als er aus der Schule war, wurde ſein Talent ent⸗ deckt, es fanden ſich Gönner, die ihn ausbilden ließen, und er kehrte vorerſt nicht mehr in ſeine Heimat zurück. Erſt nach vielen Jahren— er war inzwiſchen ein berühmter Maler geworden— packte ihn plötzlich das Heimweh: Es verlangte ihn plötz⸗ lich, die Stätten ſeiner Kindheit wiederzuſehen. Er reiſte ſofort ab und fand denn auch ſeine Heimat unverändert. Nur traf er auf Menſchen, die er nicht mehr kannte. Die Er⸗ wachſenen ſeiner Jugend waren tot, und ſeine Jugendgefährten waren zumeiſt wie er in die Fremde gegangen. Er betrat den Gaſthof des Dorfes und er⸗ kannte in dem Wirt einen Altersgenoſſen. Es waren noch verſchiedene Bauern anweſend, aber die kannte Leibl nicht. Er wandte ſich an den Wirt und fragte:„Na, kennſt du mich nicht mehr?“ Der Wirt ſchaute Leibl eine Weile ſtumm an und ſchüttelte dann den Kopf. „Na, ich bin doch der Leibl!“ meinte der Maler. Der Wirt dachte angeſtrengt nach und ſagte dann:„Ach ſo, der Leibl biſt du, der Sohn des Taglöhners Leibl. Ich habe dich gar nicht mehr wiedererkannt. Du ſiehſt gut aus. Was biſt du denn eigentlich geworden?“ „Künſtler“, erwiderte Leibl nicht ohne Stolz. „Künſtler biſt du?“ rief der Gaſtwirt erfreut, „das iſt ja fein! Dann kannſt du ja mal gleich meine Gäſte ein bißchen unterhalten, es will nämlich heute abſolut keine Stimmung auf⸗ kommen!“ Wie ſoll ich denn deine Gäſte unterhalten?“ fragte Leibl höchſt verwundert. „Nun, ganz einfach: Du gibſt eben eine kleine Vorſtellung. ſchießt ein paar Purzel⸗ bäume, machſt Saltos und Zauberkunſtſtücke— da, du wirſt ja wiſſen, wie ein Künſtler die Leute in der Stadt unterhält!“ Dann trat der Wirt ganz nahe an Leibl heran und flüſterte ihm ins Ohr:„Und nachher kannſt du auch mit dem Teller ſammeln geben!“ Anſtand Es gibt zu jeder Zeit neue Vermögen und neue Reiche. Wie es auch zu jeder Stunde neue Arme gibt. Die kleine Komteſſe war bei Bankier Pluto eingetreten. „Verſtehen Sie nicht“, ſchrie der Bankier. „daß man mir die Briefe nicht mit der nackten Hand, ſondern auf einem Tablett übergibt?“ Die junge Dame lächelte ſanft: „Ich batte Anaſt, daß Sie es nicht verſtehen würden, wenn ich es getan bätte.“ —. N e eee, e Traumhafte Jlüchligkeil des Daſeins Betrachtung von Hans Bethge Es iſt der inbrunſtige Wunſch des goethiſchen Fauſt, zum Augenblicke ſagen zu dürfen: Verweile doch, du biſt ſo ſchön! Es iſt ſeine heimliche Sehn⸗ ſucht, einen beſonders beglückenden Moment, den er durchlebt, verewigen zu dürfen. Aber dieſe Sehnſucht iſt nicht erfüllbar. Es gibt keinen Augenblick, der nicht unerbittlich hinunterglitte ins Meer der Ewigkeit, es gibt kein Glück, das ſich feſt⸗ halten ließe. Es iſt das Weſen alles Irdiſchen, daß es vorüberrinnt— unwiderbringlich und, wenn man zurückblickt, mit geradezu traumhafter Ge⸗ ſchwindigkeit. Die Bibel hat tauſendmal recht, wenn ſie ſagt, das Leben fährt ſo ſchnell dahin, als flögen wir davon. Liegt es vor uns, ſo meinen wir, es ſei eine weite, faſt unermeßliche und nur langſam zu durchwandernde Bahn,— bis wir eines Tages ſtaunend erkennen, mit welcher Windeseile alles Geſchehen zerfließt. Je älter wir werden, deſto flüchtiger enteilt die Zeit. Und haben wir den Zenith unſeres Lebens überſchritten, ſo erkennen wir langſam und wohl auch ſchaudernd, was wir in der Jugend immer nur vom Hörenſagen wußten und nie recht glauben wollten: es war alles nur ein flüchtiger Traum. Die wahre Kunſt des Daſeins beſteht darin, den flüchtigen Augenblick klug und fruchtbringend zu genießen. Wie wenige verſtehen das! Die mei⸗ ſten Menſchen haben merkwürdigerweiſe überhaupt keinen Sinn für die Gegenwart. Sie leben in der Zukunft. Sie wiegen ſich in phantaſtiſchen Hoff⸗ nungen, bauen Luftſchlöſſer, die ſich nie verwirk⸗ lichen laſſen, ſtellen ſich vor, wie herrlich es wer⸗ den wird, wenn ſie einmal das Ziel erreichen, das ſie ſich geſteckt haben— und über all dieſen Träu⸗ mereien kommen ſie nicht dazu, das holde Glück der Gegenwart zu faſſen und wahrhaft zu erleben. Sie ſind voll Ehrgeiz, voll Bangnis, voll Unruhe in eine Zukunft hinein, die ihnen auch wieder nur Unruhe ſein wird,— darüber entrmnt ihnen der ſchöne Moment, der ihnen ſo verführeriſch winkt ohne daß ſie es recht bemerken. Lernt den Augenblick genießen! möchte man der Menſchheit zurufen. Haſtet nicht ſo ruhlos an den Schönheiten vorbei, die auch der flüchtige Moment der Gegenwart darbietet! Siehſt du die Roſe da drüben auf dem Beet,— blicke nicht ſo ſchnell an ihr vorüber, verſenke dich in ihre Schön⸗ heit, in den Zauber ihrer Farbe, in den Rhythmus ihrer Blätter, und ein Strahl verſchwiegenen Glücks wird dich treffen. Siehſt du das blondlockige Kind dort drüben, wie es jubelnd nach einem gau⸗ kelnden Schmetterling greift,— entzücke dich an ſeiner wunderbar natürlichen Bewegung, an der paradieſiſchen Unbewußtheit ſeines heiteren Weſens, und du gehſt reicher deines Weges. Das Rauſchen der Ewigkeit iſt in jeder Minute ergreifend zu ſpü⸗ ren, wenn man nur zu hören weiß. Das Glück blüht am Wege, in der Geſtalt von Blumen und Sternen und Wolken, in Kinderaugen und in dem Lachen der Mädchen, im Bild des Himmels auf den blanken Spiegeln der Teiche, in Sonnenunter⸗ gängen und den raſſigen Bewegungen der Tiere, — man muß nur ſehende Augen haben, um ſich dieſe tauſendfachen Wunder beſcheren zu können. Es macht glücklich und demütig zugleich. Glücklich, weil die verſchwenderiſche Fülle der Welt einem zuſtrömt. Demütig, weil man erkennt, daß alles erſchreckend ſchnell verrinnt, daß alles nur ein Gleichnis iſt für die Vergänglichkeit auch unſeres eigenen Seins. Der wahre Lebenskünſtler kennt die unerbitt⸗ liche Vergänglichkeit alles Irdiſchen und rechnet mit ihr. Er weiß, daß etwas über uns ſchwebt, ein Schickſal, das uns alle eint und dem keiner ent⸗ rinnt, nicht der Reichſte, nicht der Mächtigſte, nicht der Heiterſte, nicht der Weiſeſte; die traumhafte Flüchtigkeit des Daſeins. Examen in Streifenkunde Ein Lehrgang motoriſierter Gendarmerie in der Abſchlußprüfung. ſtruierte Wiegeapparate wird der Laſtwagen prüft. Obwohl die Polizei in dieſer Beziehung nicht kleinlich iſt, macht Straßendecke und die allgemeine Verkehrsſicherheit In beſonders kraſſen Fällen heißt es Ueberbelaſtung erforderlich. gewicht abladen!“ kon⸗ beſonders auch auf ſein vorſchriftsmäßiges Ladegewicht ge⸗ die Rückſicht auf die Durch ſchärfſtes Eingreifen gegen auffallende „Das unzuläſſige Ueber⸗ (Weltbild, K.) haben Sie was auf dem Kerbholz? Amerikaniſches Zwiſchenſpiel— Von Kurt Miethke Frank und Philipps ſahen ſich um. Das Lokal war ſtark beſetzt. „Gehen wir wieder“, ſagte Philipps, aber Frank war ſchon auf einen kleinen Tiſch zugegan⸗ gen, an dem ein einzelner Herr eine Taſſe Kaffee trank.„Iſt es geſtattet?“ fragte er und ließ ſich dann zuſammen mit Philipps an dem Tiſch nieder. Sie aßen, dann holten ſie ihre Zigaretten heraus. „Haſt du Feuer, Philipps?“ fragte Frank. Der verneinte. Der Herr am Tiſch legte ſeine Zeitung weg und bot den beiden Feuer an. So kamen ſie ins Ge⸗ ſpräch. Schimpften bald gemeinſam über die Lang⸗ weiligkeit der amerikaniſchen Großſtädte und ſtell⸗ ten alle drei gemeinſam feſt, daß ein ſolides Bridge immer noch die vernünftigſte Beſchäfti⸗ gung ſei. „Wenn Sie Luſt haben, Miſter——“ ſagte Frank. „Snyder“, ſtellte der ſich vor. „—— dann fahren wir zu Brynes Reſtaurant. Da finden wir beſtimmt einen vierten Mann.“ Snyder willigte ein, und ſie verließen das Lokal. Draußen ſtand ein Auto, vor dem zwei Poliziſten herumlungerten, ohne die drei Herren weiter zu beachten. Man ſetzte ſich in Franks Wagen und fuhr los. In ziemlich ſchneller Fahrt. lötzlich fragte Sny⸗ der:„Haben Sie was auf dem Kerbholz, meine Herren? Das Polizeiauto fährt dauernd hinter uns her.“ „Wird wohl ein Irrtum ſein“, lächelte Frank „Werden wir gleich haben.“ Er machte verſchie⸗ dene Umwege durch Seitenſtraßen, aber das Poli⸗ zeiauto folgte ihnen überallhin. Frank preſchte gewaltig los, fuhr aus der Stadt hinaus, und eine Zeitlana ſchien es. als ob ſie die e een Verfolger abgeſchüttelt hätten, aber dann tauchte der Wagen doch wieder hinter ihnen auf. Frank bremſte ſcharf und zog einen Revolver. Als ſich der Polizeiwagen in etwa 15 Meter Ent⸗ fernung befand, ſchoß Frank ſechsmal raſch hinter⸗ »inander durch die hintere Scheibe. Das Polizei⸗ auto begann zu ſchlingern und ſtoppte plötzlich. Einer der Poliziſten taumelte heraus und ſetzte ſich dann langſam auf die Straße. Frank raſte weiter, ſchlug verſchiedene Seiten⸗ wege ein und landete in einem Steinbruch. „Mein Ueber Miſter Snyder“, ſagte er,„tut mir leid, daß es mit unſerem Bridge nichts wird. Aber Sie haben zu viel geſehen. Wir müſſen Sie leider umlegen. Wir geben Ihnen vier Minuten Zeit, einen Abſchiedsbrief zu ſchreiben, falls Sie das Bedürfnis haben. Wir können uns keiner Ge⸗ fahr ausſetzen. das werden Sie verſtehen.“ Snyder war kreidebleich geworden. „Aber meine Herren——!“ „Eine halbe Minute iſt ſchon rum. Machen Sie ſchnell.“ Snyder ſteckte ſich mit zitternden Händen eine Zigarette an. „Ich will offen ſein, meine Herren. Ich habe ſelbſt keine ſaubere Weſte. Ich mache Ihnen einen Vorſchlaa. Werden Sie meine Teilbaber.“ „Keine Ausreden! Sie haben nur noch zwei⸗ einehalbe Minute Zeit.“ Snyder zog ein Schächtelchen aus der Taſche und öffnete es. Ein weißliches Pulver war darin „Kokain“, ſagte er.„Ich bin der Leiter einer gro ßen Bande und mache jährlich eine Viertelmillion Sie wären verblödet, wenn Sie es nicht mitmachen wollten. Hier iſt die Liſte meiner Agenten.“ C. der Slabschef begehl ſeinen 46. Geburtstag Der Chef des Stabes der SA., Lutze, bei ſei⸗ ner Geburtstagsfeier im Kreiſe ſeiner Familie. Sein Jüngſter, Adolf Hermann, bringt ihm ſeine Glückwünſche dar.(Weltbild, K.) ——— holte aus dem Futter ſeines Hutes einen Lemnen⸗ fetzen, auf dem etwa 50 Namen ſtanden. Frank nahm den Fetzen und betrachtete ihn aufmerkſam. Miſter Snyder. Das iſt groß⸗ „Großartig, artig!“ „Mein Leben iſt alſo gerettet?“ fragte Snyder. „Ihr Leben— ja. Aber Ihre Freiheit, das iſt eine andere Sache.“ Dabei klappte er ſeinen Rockkragen herum, und der verblüffte Snyder erblickte ein Polizeiabzeichen. Ueber dem Rand des Steinbruchs tauchten zwei Köpfe auf, grinſend ſahen die beiden„er⸗ ſchoſſenen“ Poliziſten herunter. „Wir ahnten, daß Sie das Haupt der Rauſch⸗ giftbande ſeien, aber wir konnten es nicht bewei⸗ ſen. Deshalb mußten wir Ihnen das Theater vorſpielen.“ „Das haben Sie ſehr gut gemacht“, ſagte Sny⸗ der achſelzuckend und ließ ſich ein paar Hand⸗ ſeſſeln anlegen.„So gut, daß ich mir gewünſcht hätte, Sie wären wirklich Schauſpieler geworden.“ „Vorhang!“ ſagte Frank. Und damit ſchoben ſie ihren Fang ins Auto. Der Globus Merkwürdige Sachen gibt es!— Der Schul⸗ rat von Sheridan kam unlängſt von einer In⸗ ſpektionsreiſe zurück und begab ſeiner Behörde, bearbeiter für ſprechen Unglaublich. daß mir ſo etwas zuſtoßen muß!“ „Aber, mein Lieber, was iſt denn geſchehen?“ „Stellen Sie ſich vor“, begann der Schulrat, „ich inſpiziere die Volksſchule von Black Hills. Während der Geographieſtunde fragte ich einen Schüler, weshalb die Erdkugel an den beiden Polen abgeplattet ſei?“— Was meinen Sie, welche Antwort mir das Bürſchchen gab?— Ueberlegt gar nicht lange, ſondern ſagt mir kaltblütig ins Geſicht, daß er es beſtimmt nicht geweſen wäre, der den Globus eingedrückt hätte!! „Das iſt ja allerhand!“ „Finde ich auch!— Aber hören Sie weiter! — Im berechtigten Staunen über eine ſolche fahrläſſige Beantwortung zog ich den Klaſſen⸗ lehrer zur Nechenſchaft, ob er es wüßte, wes⸗ halb die Erdkugel an den beiden Polen abge⸗ plattet ſei?— Der gute Mann ſchüttelte nach⸗ denklich den Kopf und meinte dann, daß es wahrſcheinlich auf dem Transport des Globus geſchehen ſeine müßte!“ „Unglaublich!“ „Ja!— Ich wollte den guten Mann vor ſeinen Kindern nicht blamieren und verzichtete daher auf jede weitere Aufklärung. Geſtern treffe ich den Vorſitzenden des Volksbildungs⸗ vereins und erzähle ihm den ganzen Sachver⸗ halt.—„Nun ja“, ſagte mir dieſer würdige Herr,„den Lehrer trifft keine Schuld: der Glo⸗ bus müßte bei der Herſtellerfirma reklamiert werden!“— Ich bitte Sie, das ſagte der Vor⸗ ſitzende des Volksbildungsvereins!—— Was meinen Sie dazu?“ Der Sachbearbeiter für Bildungsangelegen⸗ heiten ſtrich ſich den Bart und ſagte dann über⸗ legen lächelnd:„Ich werde veranlaſſen, daß die Firma künftig von den Schullieferungen ausge⸗ ſchloſſen wird!“ B. B. ſich ſofort zu um den maßgeblichen Sach⸗ Bildungsangelegenheiten zu Der Turm der Redner Die Einwohner des Dörſchens Blarney in ene es leicht. Sie beſitzen einen alten, galbzerfallenen Turm und dieſe Ruine ernährt ſie alle. Ja, ſie iſt die Urſache, daß nach Blar⸗ ney jahraus, jahrein tauſende von Fremden kommen. Der Turm iſt nämlich kein einfacher Turm, er iſt ein regelrechter Zauberturm. Eine uralte Legende beſagt: Jeder, der einen gewiſſen Stein an ſeiner Mauer küßt, wird zu einem großen gefeierten Redner werden. Selbſt aus Stotterern macht er Volksredner. Im Jahre 1825, behauptet die Legende, pilgerte auch Walter Scott zu dieſem Turm und küßte den Stein. Und ſeither... Die Menſchen des 20. Jahrhunderts glauben zwar dieſes Märchen nicht, aber, was kann man wiſſen? Und darum iſt der betreffende Stein von den vielen Küſſen ſchon ganz ausgehöhlt. Nun wollen die pfiffigen Bauern, da ein einziger Stein den großen An⸗ Wang nicht bewältigen kann, auf der anderen Seite des Turmes einen ebenfalls ausgehöhlten Stein einbauen, und hoffen, daß dieſer dieſelbe draft beſitzen werde, wie der alte, wenigſtens n der Einbildung der Fremden * 8 ———— 2 * W S 9 3 Belauntmachungen Orisgruype ler A. E. 9. A 7 Viernheim a i NS.⸗Beratungsſtunde jeden Montagabend von 8—9 Uhr. Dienſtſtunden der Pol. Leitung nur Donnerstags 20—21 Ugr— Dienſtſtelle: Adolf Hitlerſtraße 19 Sylveſterjeier ber Partei Alle Parteigenoſſen und ⸗genoſſinnen, P., Zellen⸗ und Blockleiter der Partei, Mitglieder der Formationen und Gliederungen ſowie der angeſchloſſenen Verbände werden zu einer Sylveſterfeier auf Donnerstagabend halb 9 Uhr in das Gaſthaus„Zur Vorſtadt“ einge⸗ laden. Die letzten Stunden des entſchwinden⸗ den Jahres wollen wir in herzlicher Ka⸗ meradſchaft gemeinſam verbringen und er⸗ warte ich zahlreiches Erſcheinen. Franzke, Ortsgruppenleiter. ** DA Unterſtützungsanträge Es wird nochmals darauf hingewieſen, daß bei Stellung eines Unterſtützungsantrages au⸗ ßer den üblichen Unterlagen wie Stempelkarte, Krankheitsbeſcheinigung ete. außerdem eine Lohnbeſcheinigung der letzten Arbeits⸗ ſtelle vorgelegt werden muß. Unterſtützungs⸗ anträge müſſen ſpäteſtens 7 Tage nach Beginn der Erwerbsloſigkeit bzw. ſpäteſtens 7 Tage nach Beendi⸗ dam s der Krankheit geſtellt wer⸗ en. Dienſtſtunden. Wir machen wiederholt darauf aufmerkſam, daß die nachſtehend aufgeführten Sprech⸗ 7— der DAF. genau eingehalten werden müſſen: Rechtsberatung: Nur Montags von ½3—½4 Uhr nachmittags Unterſtützungsanträge: Nur Montags von 5—6 Uhr nachmittags Sprechſtunden der Ortswaltung Nur Freitags von 7—9 Uhr abends. Mögelin, Ortsobmann. 1. Aeichsluftjchutzbund Gemeindegruppe Viernheim Heute abend 8 Uhr Schulungskurs 3— 2. Abend. Der Gemeindegruppenführer. Lokale Nachrichten Viernheim, den 30. Dezember 1936 Anſer Tagesſpruch Wer nur ſtets ſich ſelbſt dient, iſt ein armſeliger Menſch. In ſein Leben dringt kein Freudenſtrahl. Wer aber für andere mitlebt und mitfühlt, der 151 reich und trägt itze in ſein Leben hinein. . 8 A. Donders. das ware viel pernümiiger 1 „„nicht ſo viel von ſich ſch und ſeiner Schlauheit zu erzählen und ſich als„Held“ zu preiſen, als mit Hand anzulegen und zu⸗ zupacken dort, wo das ganze Volk an der Ar⸗ beit iſt, „e wenn von jemand über ſeine Opfer⸗ willigkeit geſprochen wird, auch einmal ſich ſelbſt zu fragen, ob er denn vor allem ſeine Pflicht dem Führer gegenüber getan hat, „ bei den Hausſammlungen, Pfund⸗ ſammlungen uſw. nicht immer gleich aufzuzäh⸗ len, was man ſchon alles gegeben hat, während wir doch wiſſen, daß gerade dieſe Leute viel mehr geben können, 5 wenn jeder Volksgenoſſe mit ſeiner Familie teilnimmt an den gr kulturellen Gütern des deutſchen Volkes, als bei jeder Ver⸗ ſammlung, jedem Kraft durch Freude⸗Abend und ſonſtigen Veranſtaltungen zu fehlen, mit der Begründung, es wird auch ohne mich be⸗ ſetzt ſein oder das kenne ich alles, ... wenn alle deutſchen ſchaffenden Men⸗ ſchen ſich ihrer großen Verpflichtung der Volksgemeinſchaft gegenüber bewußt ſind und am Gelingen des gewaltigen Aufbauwerkes des Führers mithelfen! . wenn wir uns nun am Ende des Jahres nochmals umſehen und all das Große und Gewaltige überſchauen, was auch in dem vergangenen Jahre alles geleiſtet wurde— und dann uns für das neue Jahr 1937 feſter an den Händen packen und uns in auf⸗ richtiger treuer Kameradſchaft in die Augen ſchauen und bekennen: wir ſind auch in dieſem Jahre keine dem Führer würdigen Nationalſozialiſten und Mitkämpfer geweſen— wir verſprechen es für das kommende Jahr: das ganze deutſche Volk in Einigkeit und Treue mit Adolf Hitler in das 5. Jahr des nationalſozialiſtiſchen Deutſchland! Heſſiſche Perſonalnachrichten. Er⸗ nannt wurden: die Regierungsbauführer Alfr. Buß aus Frankfurt, Helmut Chriſtiani aus Hofheim i. T., Ludwig Fickeiſen aus Lud⸗ wigshafen, Wolfgang Grotowſty aus Straß⸗ burg, Reinhold Hubertus aus Darmſtadt, Chriſtian Fr. Schulz aus Offenbach, Karl Teubner aus Saarbrücken zu Regierungsbau⸗ meiſtern; der Lehrer Wilhelm Berntheuſel zu Offenbach zum Reltor an einer Volksſchule im heſſiſchen Landesdienſt. Ernannt wurden un⸗ ter Berufung in das Beamtenverhältnis: der Oberaſſiſtent Georg König zum Turn⸗ und Sportlehrer im heſſiſchen Landes dienſt, der Kanzleigehilfe Karl Friedr. Veit zum Kanz⸗ liſten, die Schulamtsanwärter Albert Rück aus Gießen, Karl Schwinn aus Darmſtadt, Heinrich Diehl aus Gundernhauſen und Lud⸗ wig Ohnacker aus Eberſtadt, Kreis Darmſtadt, zu Lehrern im heſſiſchen Landesdienſt. * Zum Ablauf der Antragsfriſt für das Verwundetenabzeichen Die Friſt für Anträge auf den Berech⸗ tigungsausweis für das Verwundetenabzeichen läuft bekanntlich mit dem 31. Dezember 1936 ab. Soweit von den Antragsberechtigten An⸗ träge noch nicht geſtellt worden ſind, ſind ſie fechten bei den zuſtändigen orgungs⸗ ſtellen einzureichen. Die Friſt wird nicht ver⸗ längert. Der Reichs⸗ und Preußiſche Arbeits⸗ miniſter hat jedoch mit Rückſicht auf die Feiertage die Verſorgungsſtellen angewieſen, die bis einſchließlich Montag, den 4. Januar 1937 bei ihnen eingehenden Anträge als recht⸗ zeitig geſtellt anzuſehen. * Im alten Kampfgeiſt ins neue Jahr Unter dieſem Leitſpruch marſchieren die SA., SS. und das NSKK. am 2. und 3. Januar 1937 im Zeichen der gußeiſernen Roſe für das Winterhilfswerk angriffsbereit egen alle Widerwärtigkeiten des täglichen Lebens, vor denen wir auch im neuen Jahre nicht gefeit ſein werden. Aber dem alten en geit der konſequent und ſiegesbewußt ſeine Bahn zieht, wird auch dieſes Mal der Erfolg nicht verſagt bleiben. Denn wir müſſen und werden die Bedräng⸗ niſſe des Winters meiſtern, weil wir wollen. Die Fahne in den Händen der Ge⸗ treuen des Führers bedeutet Siegl sir upferten alles 22 2 N. 5 Aeichsſtrapenjammlungen„Franzl, der Taugenichts“. Das mil ſeinen Jedem Erwachſenen ein Abzeichen Arbeitsfreudige Menſchen in den kärg⸗ 4 55 kleinen Wohnungen der Heimarbeits⸗ gebiete können mit dem Gefühl der Gebor⸗ enheit dem Winter entgegenſehen. Der Rie⸗ P Winterhilfswerk, hat ihnen Arbeit und damit Brot und Kohlen gegeben. Nun brauchen die Erwachſenen nicht mehr trübſinnig herumzuſitzen. Die Mutter braucht nicht mehr beſorgt hohlwangigen Kindern, die in der Zeit der Arbeitsloſigkeit nur unzu⸗ reichend ernährt werden konnten, über das farbloſe Haar zu ſtreicheln. Im Herbſt kom⸗ men, ſeitdem der Führer das Winterhilfswerk ins Leben rief, ſtets größere Aufträge für Abzeichen. Ja, nachdem in anderen Teilen des Vaterlandes Gruben und Eſſen wieder in Gang ſind, wird auch die Nachfrage nach Schmuck an Metall, Kunſtharz, Achat uſw. allmählich reger und beſonders im letzten Jahre kommen wieder mehr Beſtellungen vom Handel herein. Was 1933 noch niemand zu hoffen gewagt, iſt Wahrheit geworden. Es wird wieder deutſcher Schmuck gekauft, ſodaß die Zahl der Arbeitsw auch in der Heim⸗ arbeit zunimmt. Der Führer hat das un⸗ möglich cheinende zur Wahrheit werden laſſen. Die Nachfrage nach Arbeitskräften iſt wieder ſelbſtverſtändlich geworden. Am Tag der Reichs ſtraßenſammlung ohne Abzeichen über die Straße zu gehen, gilt als unehrenhaft. Alle haben Arbeit, alle ſpüren wieder Lebensfreude in ſich. Deshalb hilft auch Jedermann gern im Kampf gegen Hun⸗ er und Kälte, zumal es ſo leicht gemacht wird. Wohltätigkeit iſt nicht mehr eine Sache der Wohlhabenden, die aus ihrer Fülle Almoſen aben, ſondern eine Sache des Volkes. Alle ſtehen ein für den in Not geratenen Volksge⸗ noſſen. Der Sammler und der Geber ſind Kameraden, die den durch ungünſtigen Ar⸗ beitsplatz oder Krankheit in Bedürftigkeit ge⸗ kommenen Kameraden ihre Hilfe dankbar lei⸗ hen. * Verbilligte Speiſefette. Die Ausgabe der Bezugsſcheine für Januar, Februar und März 1937 erfolgt am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag nächſter Woche.(Bekannt⸗ machung in heutiger Ausgabe beachten!) * Wegen Abſchlußarbeiten bleiben die Geſchäftsräume der hieſigen Bankinſtitute am Donnerstag, den 31. Dezember und Samstag, den 2. Januar für den Kundenverkehr ge⸗ ſchloſſen.(Siehe Anzeige). * Kirchenſammlung für das Winterhilfswerk Wie in den Vorjahren, hat der Landeskir⸗ chenausſchuß der Evangeliſchen Landeskirche Naſſau⸗Heſſen auch für den Neujahrstag 1937 eine allgemeine Kirchenſammlung als Gabe der Evangeliſchen Landeskirche n für das Winterhilfswerk des deutſchen Volkes angeordnet. Im Vorjahr konnte dem Winter⸗ hilfswerk aus Kollektenmitteln ein Betrag von 7132 Mark zur Verfügung geſtellt werden. * Die Witterung ſteht noch überwiegend unter dem Einfluß hohen Luftdrucks. Während dabei in Mittel⸗ und Oſtdeutſchland vielfach heiteres Wetter mit ſtärkeren nächtlichen Fröſ⸗ ten herrſcht, macht ſich im Weſten die Zufuhr feuchter Meeresluft mit verbreiteter Nebel⸗ bildung geltend. Trotz der Wirbeltätigkeit über dem Oſtatlantik iſt ein ſtärkeres Ein⸗ greifen von Tiefdruckſtörungen auf unſer Wet⸗ ter noch zu erwarten.— Mittwoch: In den Niederungen vielfach neblig, ſonſt meiſt be⸗ wölkt und ſtrichweiſe auch etwas Niederſchlag, Temperaturen um Null, meiſt ſüdliche Winde. Donnerstag: Fortdauer der nebligen Wit⸗ terung, Temperaturen um Null, Neigung zu leichten Niederſchlägen. * Der Weihnachts⸗Jamilienabend des Geſangvereins„Liederkranz“, der am ver⸗ faul Sonntagabend im Karpfenſaale ſtatt⸗ and, hatte wie immer, ſo auch diesmal einen ſehr guten Beſuch und auch einen vollen Er⸗ folg aufzuweiſen. Das mit gutem Geſchmack zuſammengeſtellte Programm wurde allſeits mit großer Zufriedenheit aufgenommen. Daß auch die Kapelle Hanf durch dem Abend an⸗ gepaßte Muſikſtücke den Abend verſchönern half, ſei hier lobend erwähnt. Dem Eröff⸗ nungsmarſch und der Begrüßung folgt der Männerchor mit„Heil'ge Nacht, o gieße du“, worauf das Singſpiel„Kein Heimatland— kein Mutterhaus“ folgte. Atemloſe Stille lag über dem Saal, als dieſes prächtige Stück, das in allen ſeinen Teilen gut beſetzt war, vor den Augen der Beſucher vorüberrollte. Das Lied„Ich möchte wohl noch einmal träumen“ und ein Muſikſtück beſchloſſen den erſten Teil des Abends. Das Hauptſtück des zweiten Teils bildete das zweiaktige Singſpiel geſanglichen und dramatiſchen Höhepunkten ſcge reiche Stück wurde wiederum von der be⸗ währten Spielſchar ſehr gut zur Vorführung gebracht. Daß auch die Bühnenausſtattung paſſend zu den Stücken gearbeitet war, iſt man ja beim Geſangverein„Liederkranz“ ge⸗ gewohnt. Liedervorträge und Muſikſtücke ſo⸗ wie eine Gabenverloſung bildeten den übrigen Teil des Programms. Noch lange ſaß man bei den Klängen der Kapelle Hanf zuſammen, be⸗ vor man ſich entſchloß, den Heimweg anzu⸗ treten.— Wiederum liegt ein ſchöner Fa⸗ milienabend hinter dieſem Verein, der ſtill und ie ſeinen Weg weitergeht, zum Wohl und Segen des deutſchen Liedes und unſerer Volksgemeinſchaft. der Schel Ueber öde Heide, durch flatternden Regen und Wind müſſen ſie reiten, raſtlos, durch einſames Land, dem Feinde entgegen. Braunbackig und endlos dehnt ſich der Weg, in den tief eingefurchten Wagenſpuren ſeeſ, das Waſſer und ſprüht um die Pferdehufe. Stumm ſitzen ſie alle im Sattel, triefend durchnäßt und müde. Ihre Worte haben ſich lang ſchon verloren. Zu ihrer Linken das durchſchilfte Ried beachten ſie kaum. Nur plötzlich, als eine Wildente erſchreckt daraus emporfährt, ſchauen ſie auf. Einen klagenden Schrei ſtößt ſie aus, wie ein in Sumpfland verirrtes, geängſtigtes Kind. Für eine kurze Strecke ſtreicht ſie vor ihnen her, dann taucht ſie wieder in Röhricht und Binſen zurück. Aber die Reiter ſind jäh erwacht, Gedanken, die weitab liegen und vergeſſen ſchienen, quel⸗ len empor. Aus der Weite winken plötzlich Bilder der Heimat. Und ſie lächeln. Lächeln ſeltſam und weich, an irgend eine Erinnerung verloren, zum Gedenken ihrer Frauen, ihrer Kinder ge⸗ weckt. Und keiner von ihnen ſieht, wie aus fahler Ferne in grauem Dämmer und Dunſt ein fremder Abend ihnen entgegenſinkt. Denkt an bie hungrigen Vögel Auf dem Gitter des Gartens hocken kleine frierende Spatzen. Täglich ſieht man ſie auch in Scharen zwiſchen den Zweigen eines Bau⸗ mes ſitzen, bis ſie plötzlich alleſamt lärmend davonſtieben. Manchmal kann man auch grö⸗ ßere Vögel auf Dachſimſen oder in den Kro⸗ nen der Bäume beobachten, die blinzelnd in den kalten Tag ſchauen. Nicht alle Vögel ſind ja nach dem Süden gezogen. In erſter Linie unſere Spatzen, dann einige Meiſen ſowie manche Amſeln und Staare bleiben den Winter über in der Heimat. Wir freuen uns, daß ein Teil unſerer klei⸗ nen gefiederten Freunde bei uns aushält. Aber wir ſollten auch daran denken, daß jetzt, wo die erſten Fröſte eingeſetzt haben, eine ſchwere Zeit für die kleinen Tiere beginnt. Der Boden iſt gefroren, und weder hier noch in der har⸗ ten Rinde der Bäume iſt jetzt viel Nahrung zu finden, beſonders da ſich die Inſektenwelt auch in ſchützende Schlupfwinkel oder tief unter die Erde zurückgezogen hat. Da ſitzen ſie nun auf Bäumen und Gittern und ſchauen vergeblich nach Nahrung aus. Es gibt ſehr viele Menſchen, die im Winter ſich wohl darüber freuen, wenn Vögel, ſeien es auch unſere ganz gewöhnlichen Spatzen, lärmend vor ihren Fenſtern ſitzen. Aber ſie denken gar nicht daran, daß die kleinen Tiere nur inſtinktiv die Hilfe des Menſchen ſuchen. Man ſoll mit dem Futterſtreuen nicht zu früh beginnen. Man erlebt es vielfach, daß ſchon im Oktober und November damit begonnen wird und dieſe Fürſorge bis in den Frühling hinein fortgeſetzt wird. Das iſt natürlich falſch. Die Vögel ſollen ſich ſelbſt ihre natürliche Nahrung ſuchen, ſolange dies möglich iſt. und ſie finden genug, ehe der Froſt einſetzt und ebenſo ſpäter, nachdem der Boden wie⸗ der aufgetaut iſt. Gerade jetzt aber brauchen ſie unſere Hilfe. Darum wollen wir im Garten einen Futter⸗ 117 einrichten, an dem ſie jeden Tag ihre ahrung finden. Wichtig iſt dabei vor allen Dingen, daß der Futterplatz vor Regen und Schnee geſchützt iſt. Die kleinen Futterhäus⸗ chen, die man überall zu kaufen bekommt, ſind dafür am beſten geeignet, ſofern man nicht ſelbſt ein ſolches bauen kann. Das geeig⸗ nete Streufutter für unſere Vögel hat jede Drogerie vorrätig. Daneben kann man ein übriges tun und noch einen Futterring auf⸗ hängen, bei dem die Körner in Fett einge⸗ laſſen ſind, das die Tiere beſonders zu ihrer Nahrung brauchen. Vor allem die Meiſen brauchen die Futterringe. Daneben kann man auch einmal fetthaltige Küchenabfälle, wie Speckſchwarten oder einen alten Knochen, an dem noch etwas Fett ſitzt, für die Vögel her⸗ aushängen. Unſere kleinen Freunde werden uns dankbar dafür ſein. VCCCCCCCCCCCPCPTTTTCPCCCCCCCCTTTTTTTTbTTTTTTT ä 5 5 r ee 2 P Aus Stadt und Land Das Gaſthaus der Obſtabſatzge⸗ f noſſenſchaft Weinheim. Das Gaſthaus„Zum Fal⸗ ken“, ein ſeit 45 Jahren an der Bergſtraße bekanntes Reſtaurant, ging kürzlich durch Kauf in den Beſitz der Obſtabſatzgenoſſenſchaft über, die das dazugehörige Gelände zur Ver⸗ größerung der Obſtgroßmarkthalle benötigte. Da die Genoſſenſchaft die Wirtſchaft nun wie⸗ der verpachten wollte, erhoben die Weinheimer Wirte Einſpruch beim Bezirksrat, da in Wein⸗ heim zu viel Wirtſchaften vorhanden ſeien und daß für den„Falken“ keine weitere Konzeſ⸗ ſion erteilt werden dürfte. Die Obſtgroßmarkt⸗ genoſſenſchaft dagegen machte geltend, daß an⸗ dere Obſt⸗ und Gemüſegroßmärkte an der Bergſtraße beſondere Kantinen errichtet und verpachtet haben. Der Bezirksrat bejahte die Bedürfnisfrage für die beſtehende Wirtſchaft, die beſonders in den letzten Jahren einen recht guten Betrieb aufzuweiſen hatte. Ab 1. Ja⸗ nuar 1937 übernimmt Otto Klenk⸗Mannheim den Betrieb des„Falken“.— Am 1. Weih⸗ nachtsfeiertag, gegen 19.15 Uhr, verſuchte in Weinheim der verheiratete Fuhrmann Georg Zipp aus Heppenheim ſeine fünf Jahre alte Tochter von der Brücke aus auf die Gleiſe Amiliche Bekanntmachungen Betr.: Reinigung der Kamine. Mit dem Reinigen der Kamine in der Ge⸗ meinde Viernheim wird am Montag, den 4. Januar 1937 begonnen. Viernheim, den 29. Dezember 1936 Betr.: Maßnahmen der Reichsregierung zur Verbilligung der Speiſefette für die minderbemittelte Bevölkerung. Die Ausgabe der Reichsverbilligungsſcheine für Monate Januar, Februar und März 1937 erfolgt im Wiegehäuschen des Rathauſes in nachſtehender Reihenfolge: Dienstag, den 5. Januar 1937: nachm. 1—2 Uhr Buchſtabe A nachm. 2—3 Uhr Buchſtabe B nachm. 3—4 Uhr Buchſtabe C, D, E nachm. 4—5 Uhr Buchſtabe F und G Mittwoch, den 6. Januar 1937: nachm. 1—2 Uhr Buchſtabe nachm. 2—3 Uhr Buchſtabe J und K nachm. 3—4 Uhr Buchſtabe L nachm. 4—5 Uhr Buchſtabe M Donnerstag, den 7. Januar 1937: nachm. 1—2 Uhr Buchſtabe N, O und P nachm. 2—3 Uhr Buchſtabe R und S nachm. 3—4 Uhr Buchſtabe T, U und nachm. 4—5 Uhr Buchſtabe W—3 Jeder Bezugsberechtigte hat die Stempel⸗ karte oder Verdienſtbeſcheinigung der letzten vier Wochen vorzulegen. Bei Prüfung der Bedürftigkeit wird fol⸗ gendes Familieneinkommen zugrunde gelegt: Für 1 Alleinſtehenden wöchentl. 13.— RM. Für 1 kinderloſes Ehepaar wöchentlich 18.— RM. Für Familie mit 1 Kind wöchentlich 21.— RM. Für Familie mit 2 Kindern wöchentlich 25.— RM. Für jedes weitere Kind wöchentlich 3.— RM. Perſonen, die ihren Fettbedarf aus eigener Wirtſchaft oder Viehhaltung decken können, oder deren Einkommen die feſtgeſetzten Richt⸗ ſätze überſchreitet, können nicht berückſichtigt werden. Für Volksgenoſſen, die nach ihrer wirt⸗ ſchaftlichen Lage auf den Bezug von Konſum⸗ Margarine angewieſen ſind, ohne daß bei ihnen die Vorausſetzungen für die Gewährung der Verbilligungs⸗ ſcheine erfüllt ſind, werden vom 1. Januar 1937 an Stammabſchnitte mit Be⸗ zugsſcheinen für Konſum⸗Margarine ohne Verbilligungsſchein eingeführt. Die Margarine-Bezugsſcheine erhalten hier⸗ nach Perſonen, deren Lohn und ſonſtiges Ein⸗ kommen ſich in der Nähe des doppelten Richt⸗ ſatzes der öffentlichen Fürſorge hält, ihre Ehefrauen und unterhaltspflichtigen minder⸗ jährigen Kinder. Der Richtſatz wurde wie folgt für die Woche feſtgeſetzt: Alleinſtehende 15.— RM. Ehepaar ohne Kinder 21. RM. Ehepaar mit 1 Kind 26. RM. Ehepaar mit 2 Kindern 30.— RM. Ehepaar mit 3 Kindern 35.— RM. Für jedes weitere Kind 4. RM. Die Ausgabe der Bezugsſcheine für Konſum⸗Margarine erfolgt am Frei⸗ tag, den 8. Januar 1937, nachmit⸗ tags von 1—5 Uhr ebenfalls im Wiege⸗ häuschen des Rathauſes. Auch hier ſind Ver⸗ dienſtbeſcheinigungen der letzten vier Wochen mitzubringen. Die Ordnung iſt genau einzu⸗ des Hauptbahnhofs zu werfen. Er wurde an ſeinem Vorhaben gehindert und feſtgenommen. Bei der Arbeit tödlich verunglückt Mainz. Dieſer Tage ereignete ſich in Mainz⸗Guſtavsburg ein ſchwerer Unfall. Ein Arbeiter war mit der Verlegung einer Stark⸗ ſtromleitung beſchäftigt und verunglückte da⸗ durch, daß der Hochſpannungsmaſt abbrach. Der Arbeiter war ſofort tot. Sechzehnjähriges Mädchen erſchlägt den Vater Halberſtadt. Aus dem kleinen Ort Oſterode am Fallſtein wird von einer furcht⸗ baren Bluttat berichtet. Der Einwohner Kal⸗ berlah war nach dem benachbarten Hornburg gegangen, wo er tüchtig zechte. Schließlich kehrte er nach Oſterode zurück, ging aber nicht nach Haus, ſondern zechte weiter. Um 10 Uhr abends ging er dann in ſeine Wohnung, wo er ſich auf das Sofa zum Schlafen legte. Gegen 2.30 Uhr nachts erhob er ſich, nahm einen Hammer und ein Raſiermeſſer und bedrohte ſeine im Bett liegende Frau, die aber um Hilfe ſchrie. Darauf eilte die ſechzehnjährige Tochter Dorothee herzu, ſtieß den Wütenden um, nahm einen Stein und ſchlug dem Vater damit gegen die Schläfe. Dann entwand ſie dem Vater den Hammer und ſchlug ihn damit auf den Kopf. Schließlich nahm ſie ihm auch Betr.: Dienſtſtunden. Die Dienſträume der Gemeindeverwaltung und Kaſſe ſind am Samstag, den 2. Januar 1937 geſchloſſen. meindekaſſe gelöſt werden. Viernheim, den 28. Dezember 1936 Betr.: Lieferungen an die Gemeinde. Ich mache die hieſigen Gewerbetreibenden wiederholt darauf aufmerkſam, daß Rechnun⸗ gen für Lieferungen an die Gemeinde ſpä⸗ teſtens nach Ablauf eines Vierteljahres ein⸗ zureichen ſind. Für kleinere Lieferungen wer⸗ den die Rechnungen am beſten in/ jährlichen Abſtänden vorgelegt. Später vorgelegte Rech⸗ nungen können für die Folge nicht mehr be⸗ rückſichtigt werden. Viernheim, den 24. Dezember 1936 Betr.: Enthebung von Neujahrsgratulationen In dieſem Jahre werden wiederum Karten zur Enthebung von Neujahrsgratulationen ge⸗ gen Entrichtung von wenigſtens 2.— RM. ausgegeben. Die Namen derjenigen Perſonen, die Karten gelöſt haben, werden in der Tages⸗ zeitung am 31. d. Mts. veröffentlicht. Ich bitte von dieſer Einrichtung, deren Erlös für wohl⸗ tätige Zwecke beſtimmt iſt, recht zahlreich Ge⸗ brauch zu machen. Viernheim, den 23. Dezember 1936 Der Bürgermeiſter Bekanntmachung Wegen Abſchlußarbeiten bleiben unſere Schalter am Mittwoch-Nachmittag ge⸗ ſchloſſen. um Donnerstag Vormit⸗ tag werden ausbezahlt: Schulentlaſſenes Mädchen per 1. Januar Von wem, z. erfrag. in der Geſchäftsſt. zu verkaufen oder zu tauſchen geg. ein größ. Schwein Von wem, ſagt die Geſchäftsſt. d. Bl. Fische Kabliau, Not⸗ barſch, Meer⸗ laus, August Häuser, Ecke Luiſen⸗ und zu verkaufen. das Raſiermeſſer weg und ſchnitt ihm die Kehle durch. Dur Tote war ſonſt ein fried⸗ licher Menſch, wenn er jedoch unter Einfluß des Alkohols ſtand, ließ er ſich ſeiner Fa⸗ milie gegenüber zu Gewalttätigkeiten hinrei⸗ ßen. Das Mädchen wurde dem Gerichtsge⸗ fängnis in Halberſtadt zugeführt. Mit dem Schlachtmeſſer gegen den e Ober⸗Laudenbach. Im Herbſt kam es in unſerem Dorf zu einer blutigen Szene. Der nahezu 70jährige Wilhelm Horneff hatte ſei⸗ nen Schwiegerſohn, mit dem er auf geſpann⸗ tem Fuß ſtand, aufgefordert, das Abernten eines Apfelbaumes zu unterlaſſen, weil der Baum ihm gehörte. Dadurch kam es zu einer Schlägerei, in deren Verlauf der Alte dem Jungen zwei gefährliche Stiche mit einem Schlachtmeſſer in die Bruſt verſetzte. In der Schwurgerichtsverhandlung in Darmſtadt er⸗ gab ſich, daß der Schwiegerſohn der Angreifer war, der Alte alſo in Notwehr war, die er aber zweifellos überſchritt. Horneff wurde zu ſechs Monaten Gefängnis verurteilt. Ein Anweſen abgebrannt Oberkirch. Im nahen Ulm iſt das An⸗ weſen des Maurermeiſters Kirn nachts ei⸗ nem Brande zum Opfer gefallen. Die Haus⸗ bewohner hatten Mühe, das nackte Leben zu Die evtl. notwendigen Schlachtſcheine kön⸗ Haushallorhetten nen in der Zeit von 9— 10 Uhr bei der Ge⸗ geſucht. bleiben am 2 ſtarke kinleg· schweine geschlossen Donnerstag, den 31. Dezember 1936 und Samstag, den 2. Januar 1937, des Jahresabschlusses wegen für den Kundenverkehr retken. Von den Fahrniſſen konnte kaum ek⸗ was geborgen werden, ſodaß ſich der Geſamt⸗ ſchaden auf rund 5000 RM. beziffert. Die Löſchmaßnahmen waren durch Waſſermangel erſchwert. Wie das Feuer zum Ausbruch kam, konnte noch nicht ermittelt werden. Der Ver⸗ luſt trifft den Brandgeſchädigten umſo härter, da er nicht verſichert iſt. Geſchoß nach 22 Jahren aus dem Körper entfernt Melſungen. Der im Kreisort Kehren⸗ bach wohnende 48 Jahre alte Kriegsbeſchä⸗ digte H. Horn wurde 1914 durch einen Steck⸗ ſchuß in den rechten Oberſchenkel verwundet. Das Geſchoß, eine vier Zentimeter lange In⸗ fanteriekugel, konnte nicht entfernt werden, da die Aerzte bei einer Operation Komplikationen befürchteten. Der Fremdkörper hat ſich nun ſoweit geſenkt, daß er jetzt— nach 22 Jah⸗ ren— im Städtiſchen Krankenhaus in Mel⸗ ſungen aus der Wade entfernt werden konnte. Hauptſchriftleiter undverantwortlich für den politiſchen Teil Bernhard Peters, Worms, für den 1 Teil Friedrich Martin, Viernheim. Verlag: Ver⸗ einigte Zeitungsverlagsgeſellſchaft m. b. H., Worms. Geſchäftsſtelle: Friedrich Martin, Viernheim. Druck: Wormſer Verlags⸗ und Druckereigeſellſchaft m. b. H., Worms. DA. XI. 1936 über 1800. Z. Zt. iſt Anzeigen⸗ preisliſte Nr. 6 gültig. Unsere deschaltsraume ung Schauer Für Wechseleinlösungen von 1112 Uhr vorm. geöffnet Ab heute friſche ——S——çj—Scß——— CNN Delrkssparkassd Lorsch Zweigstelle Viernheim Mlernhelmer Kreditoerein e. G. m. b. H. Viernheim D PCC ——ͤ———e e Neife ae de milch und Filet nue ale, schweine Blauehutſtr. Lorſcherſtr. 18 von 8—10 Uhr die Wohlfahrtsunterſtüt⸗ zungen; von 10—12 Uhr die Klein⸗ und Sozial⸗ rentner⸗Unterſtützungen, ſowie die Fa⸗ milien⸗Unterſtützungen an Angehörige der Wehrmacht und des RAD. Gemeindekaſſe Viernheim Der Kaſſenverwalter Männergeſangverein 1846 Heute abend 8.30 Uhr Singſtunde. Der Vorſitzer. Geflügelzuchtverein Viernheim. Unſeren Mitgliedern zur Kenntnis, daß die Tiere zur Ausſtellung bis 31. Dezember bei Ausſtellungsleiter Reinhardt, Steinſtr. gemeldet ſein müſſen. Die Leitung Nadfahrervereinigung Viernheim. Am Mittwoch, den 30. ds Mts., abends 8 Uhr findet im Lokal„Fürſt Alexander“ eine Zuſammenkunftaller Saal⸗Radſportler ſtatt. Ich erwarte reſtloſes und pünkt⸗ liches Erſcheinen. Der Sportleiter Am Sylveſterabend im Vereinslokal gemütliches Bei⸗ ſammenſein. Hierzu ſind alle Mitglieder herzl. ein⸗ geladen. Der Vorſtand. Alles drunner u. drlwer zu Sylvester lm„Deuts chen Kals er“ am OE G. Bahnhof— Fernsprecher 10 Die ganze Nacht Tanz und Humor! Für FEerſtes Bekenntnis zur bolksgemeinſchaſt Prima Rolweln 90. Liter nur Goedecke Nachf. Adolf Hitlerſtr. 38 N * Glückwunsch- „ 9 Vereins⸗Anzeiger karten. 1 2 zum neuen Jahre in reicher Auswahl bei falt Holmaaa a. d. Drehscheibe . qſus geilung 2222 aui, du. Maud. 1 Die vornehme Familien Druckſache VBerlobungs⸗, Dermählungs⸗, Geburts⸗ und Traueranzeigen erhalten Sie ſchnellſtens in der Buchdruckerei der„Diernheimer halten. Viernheim, den 29. Dezember 1936 — eee eee eee Dolbszeitung“, Bismarckſtr. 13, Tel. 133. — im neuen Jahr 3 N N N. N s 8 S N N N N 1 N W* 560 e c