Vol Amtsblatt der Bürgermeisterei Viernheim Erſcheinungsweiſe: Täglich, ausgenommen an Sonntagen und Feiertagen. Bezu gspreis: Ins Haus gebracht monatlich 1.60 RM einſchließlich durch die Poſt monatlich 1.60 RM ausſchließlich Beſtellgeld. Einzelnummer 10 Rpfg. E ⁵˙— AAA Nummer 65 otenlohn, Donnerslag S ternheimer zeilung Verkündigungsblatt der NS D AN. Viernheim den 18. März 1937 Anzeigenprets: Grundpreis für Imm Höhe und 22 mm Breite 3 Rpfg., im Text⸗ teil für 1 mm Höhe und 67 mm Breite 15 Ryfg. Zur Zeit iſt Anzeigenpreisliſte Nr. 6 gültig Geſchäftsſtelle Viernheim Bismarckſtr. 13. Fernſpr. 153. PS. L'hafen 15101 . ̃ ̃. ˙ w è᷑ PNP ̃ꝗ⅛è²——̃]§⁰æ eee. 13. Jahrgang Große Erregung in Paris Kommt es zum Bruch der Volksfront?— Kommuniſten treiben zum Generalſtreit Valencia wollle Marokko verſchachern Nach Revolle Generalſtreikhetze der Verwaltungsrat der Gewerkſchaften billigt den Generalſtreit Paris, 18. März. Die kommuniſtiſche Revolte in Clichy hat die Gemüter der franzö⸗ ſiſchen Hauptſtadt in große Erregung verſetzt und ihnen wieder einmal die bolſchewiſtiſche Gefahr in nächſter Nähe vor Augen geführt. Zum Glück iſt in Clichy die Schuldfrage ſo klar, daß alle marxiſtiſchen Ablenkungs⸗ manöver nur noch lächerlich wirken können. Generalſtreik angedroht Die Gewerkſchaften befaßten ſich bereits mit der Frage des Generalſtreiks als Proteſt gegen das Vorgehen der Polizei in Clichy. Die Arbeiter der intern. Weltaus⸗ ſtellung, die beſonders unter dem kommuniſt⸗ iſchen Einfluß ſtehen, haben bereits geſtern aus Sympathie eine Stunde geſtreikt. Nur die Arbeiter des Deutſchen Hauſes betei⸗ ligten ſich nicht an dieſem Streik, ſondern gin⸗ gen unter ſtarkem Schutz der franzöſiſchen Po⸗ lizei friedlich ihrer Arbeit nach. Die de u t⸗ ſche Ausnahme wird in den fran⸗ zöſiſchen Zeitungen beſonders hervorgehoben. Die politiſchen Auswirkungen der Vorfälle in Clichy ſind bisher noch nicht zu überfehen. Wir glauben vorerſt noch nicht, daß es zum Bruch der Volksfront kommt, weil Moskau den Einfluß, den es durch die franzö⸗ ſiſchen Kommuniſten bei der franzöſiſchen Re⸗ gierung hat, noch braucht. Die Kommuniſten laſſen es nicht zum Aeußerſten kommen. Ein Bruch wäre möglich, wenn jetzt den Radi⸗ kalſozialiſten endlich der Geduldsfaden geriſſen wäre. Man wird die nächſten Stun⸗ den abwarten müſſen, um mehr ſagen zu kön⸗ nen. K a 5 Die Unterſuchung der Vorgänge in Clichy hat der radikalſozialiſtiſche Juſtizminiſter Ru⸗ card übernommen. heſtige Angriffe gegen Blum Paris, 17. März. Zu den Straßenkämp⸗ fen in Clichy gibt der„Temps“ eine Aeußerung des radikalſozialen Abgeordneten und Bürger⸗ meiſters von Le Havre, Meyer, wieder, in der es u. a. heißt: Seit zu vielen Monaten hat man den Kommuniſten jede Betätigung und Redefreiheil elaſſen. Keine Beſchränkung iſt ihren Ver⸗ l oder ihren öffentlichen Kundgebun⸗ gen auferlegt worden. Sie halten ſich für die Herren der Stunde. Jeder weiß, daß ſie die Ab⸗ ſicht haben. in Frankreich Moskaus Diktatur ein⸗ uführen, und doch unterſtützten ſie gewiſſe c eee die ihrem Programm wich den kommuniſtiſchen Machenſchaften fern ſtehen. Die öffentliche Meinung, die dieſen Parteien Ver⸗ trauen entgegengebracht hat, vürde ſie verant⸗ wortlich machen für die Gefährdung des repu⸗ blikaniſchen Regimes und des Weltfriedens, wenn ſie bei dieſem Irrtum bleiben.. Das„Journal des Débats“ ſchreibt, die Poli⸗ tit des Kabinetts Blum zeitige traurige Er⸗ gebnifſe, die aber zu befürchten waren. Ge⸗ ſtern hat in Clichy ein lebhafter Aufſtand ſtatt⸗ gefunden. Blut iſt gefloſſen. Dieſe anarchiſtiſche Entfeſſelung war ſorg⸗ fältig vorbereitet. Der Kommunismus. der aus kmäßigkeitsar en Verbündeter des Kabinetts Blum iſt, hat ſein Ziel, das Un⸗ ordnung und Revolution heißt, nicht aus den Augen verloren. ommuniſten hetzen zum General- ſtreik Das fünfte Todesopfer der Straßenkämpfe in Clichn.— Thorez bei Blum Die Zahl der Todesopfer der Straßenkämpfe in Elichy iſt nunmehr auf fünf geſtiegen, da einer der Schi rverwundeten im Kranken⸗ haus ſeinen Verletzungen erlegen iſt. Von de drei ſchwerverletzten Polizeibeamten ſind zwei durch Schüſſe verwundet worden. Kommuniſtiſche Maſſenverſammlung angekündigt. Das Sprachrohr Mostaus in Frankreich, die „Humanité“, ruft für Donnerstag alle Kommu⸗ niſten zu einer Maſſenverſammlung in die Winterradrennbahn. Als Nedner werden Thorez, Cuclos, der Abgeordnete von Clichy, Honel und der Generalrat von Clichy, Naile, angekündigt. in Paris Eine freche Erklärung der Pariſer Kommuniſtenleitung Das Preſſebüro der kommuniſtiſchen Partei verbreitet eine Mitteilung, in der in anmaßen⸗ dem Ton unter völliger Verdrehung der Tatſachen geſagt wird, die Abgeordneten Thorez und Duclos hätten ſich am Mitt⸗ wochvormittag zum Miniſterpräſidenten begeben und im Namen der kommuniſtiſchen Partei „energiſch gegen die Machenſchaf⸗ ten der Polizeichefs proteſtiert“, durch die es zu Blutvergießen gekommen ſei. Die kommuniſtiſchen Abgeordneten hätten ferner verlangt, daß gegen die Verantwortlichen Maß⸗ nahmen getroffen würden, und daß„ein xe⸗ publikaniſcher Wind“ durch die Polizei wehen müſſe. Beide hätten ſchließlich darauf be⸗ 25950 unverzüglich die„umſtürzleriſchen ünde, die den Bürgerkrieg provozierten“, auf⸗ zulöſen. Die Ordnung müſſe unbedingt geſichert werden.(J) Dieſe Mitteilung von der kommuniſtiſchen Partei, die von der halbamtlichen Nachrichten⸗ agentur Havas verbreitet wurde, iſt mit fol⸗ gender Anmerkung der Havas⸗Schriftleitung verſehen: „Wir haben dieſes Communiqué dem Mi⸗ niſterpräſidenten Léon Blum mitgeteilt, der davon noch nicht Kenntnis hatte. Der Mi⸗ niſterpräſident hat uns erklärt, daß dieſes Communiqué weder im Inhalt noch in der Form der Unterredung entſpricht, die Thorez und Duclos am Vormittag mit ihm hatten!“ Dieſe Anmerkung ſpricht für ſich! Eine Erklärung der Volksfront regierung Blum zu den blutigen Ereigniſſen in Clichy Paris, 17. März. Im Kabinettsrat, der am Mittwoch nachmittaß zuſammentrat, erſtattete Innenminiſter Dormoy Bericht über das erſte Unterſuchungsergebnis der blu⸗ tigen Ereigniſſe in Clichy. In der amtlichen Mitteilung heißt es wei⸗ ter, die Regierung verneige ſich vor den Opfern und ſpreche ihren Familien, ſowie den Verletzten ihre Anteilnahme aus. Die Regierung habe beſchloſſen, die Ver⸗ antwortlichen unverzüglich zu ermitteln und energiſch zu beſtrafen, ſowie alle Maßnahmen zu treffen, um die Ordnung und den ſozialen Frieden im Land aufrechtzuerhalten. In der ſchweren Stunde, die das Land durchmache, richte die Regierung den dringenden Appell an alle Bürger und Parteien, um ſie vor Hand⸗ lungen und Kundgebungen zu warnen, die ge⸗ eignet ſeien, im Land Verwirrung zu ſchaffen. Ein Angebol der Rolen an England und Frankreich— England lehnt ab Salamanca, 17. März. Die ſpaniſche na⸗ tionale Preſſe veröffentlicht am Mittwoch in großer Aufmachung ein Dokument mit dem Da⸗ tum vom 9. Februar, das der ſogen.„Außen⸗ miniſter“ der bolſchewiſtiſchen Machthaber, Alvarez del Vayo, den Vertretern Eng⸗ lands und Frankreichs im Völkerbund anläßlich der letzten Ratsſitzung überreicht hat. In dem Dokument wird eine aktive Zu⸗ ſammenarbeit hinſichtlich der„ſpaniſchen Außenpolitik“ mit England und Frankreich vorgeſchlagen, zu welchem Zweck die bolſchewi⸗ ſtiſchen Machthaber bereit wären, auf dem Ge⸗ biet des wirtſchaftlichen Wiederaufbaues wie in militäriſcher Hinſicht die Intereſſen der beiden Großmächte ſoweit irgend möglich zu berückſichtigen. Ebenſo wären ſie bereit. zuſammen mit England und Frankreich die Möglichkeit einer Uebereinkunft bezüglich einer Aenderung der augenblicklichen ebietsmäßigen Verhältniſſe in arokko zu unterſuchen(), wobei eine ſolche Aenderung ausſchließlich England und Frankreich zugute kommen ſollte. Die bolſchewi⸗ ſtiſchen Machthaber ſeien der Meinung, daß eine territoriale Neugeſtaltung in Spaniſch⸗Marokko die internationalen Schwierigkeiten beſeitigen könnte.(1) Im zweiten Teil des bolſchewiſtiſchen Mach⸗ werks wird nochmals betont, daß man bereit ſei. „Opfer“ hinſichtlich der ſpaniſchen Ma⸗ rokkozo ne zu bringen ſowie auf ein Abgehen von der bisherigen Neutralitätspolitik hinzu⸗ wirken, wenn damit weiteres Blutvergießen vermieden werden könnte. Sollten die engliſche und die franzöſiſche Regierung dieſe Vorſchläge aufnehmen, ſo wären ſie auch verantwortlich für die Ergreifung irgend welcher Mittel zur Ver⸗ hinderung einer deutſch⸗italieniſchen Intervention.(4!) Schließlich behauptet Alvarez del Vayo in ſeinem Schreiben, ſeine Auftraggeber ſeien mit allen Bemühungen einverſtanden, die eine fremde Einmiſchung in Spanien beſeitigten, weshalb ſie ſich bereit erklärten, den Vorſchlag anzunehmen, wonach bis zu einem noch feſtzu⸗ ſetzenden Zeitpunkt ſämtliche in Spanien kämp⸗ fenden Ausländer ohne Ausnahme ab befördert werden ſollten. Im nationalen Spanien hat das oben wie⸗ dergegebene ſchamloſe Angebot der Bolſchewi⸗ ſten großes Aufſehen und Entrüſtung erregt. Es wird als glatter Verrat der N Intereſſen angefehen, wobei insbeſondere die beabſichtigte Abtretung Spaniſch Marokkos durch die bolſchewiſtiſchen Macht⸗ haber aufs energiſchſte zurückgewieſen wird. London, 17. März. Reuter beſtätigt, daß eine derartige Note tatſächlich am 9. Februar Eden und Delbos vom ſogen.„Außenminiſter“ der bolſchewiſtiſchen Machthaber in Spanien in Genf übergeben worden iſt. Die britiſche Regie⸗ rung habe hierauf Valencia nicht geantwortet, da der Vorſchlag auch nicht einen Augenblick lang weder von der britiſchen noch von der franzöſiſchen Regierung erworgen worden ſei, weil er im Widerſpruch zu den Ver⸗ tragsverpflichtungen der franzö⸗ ſiſchen und britiſchen Regierung ſtand. Eine Antwort dieſes Inhalts werde in Kürze an die bolſchewiſtiſchen Machthaber in Valencia abgehen. Revolveranſchlag auf Chambrun Paris, 17. März. Auf den früheren fran⸗ zöſiſchen Botſchafter in Rom, Chambrun, iſt am Mittwoch am Pariſer Nordbahnhof ein Revolveranſchlag verübt worden. Die Täterin, die ſofort verhaftet werden konnte, heißt Fontange. Chambrun wurde ſchwer ver ⸗ letzt ins Krankenhaus eingeliefert. Die Grün⸗ de des Anſchlags ſind bisher noch nicht bekannt. Zu dem Mordanſchlag wird noch weiter be⸗ kannt, daß er im Begriff war, nach Brüſ⸗ ſel zu reiſen. Er befand ſich in Begleitung ſeiner Frau u. eines Freundes. Ehe er in ſei⸗ nem Abteil Platz genommen hatte, wollte er ſich an einem Zeitungskioſk noch einige Zeit⸗ ſchriften beſorgen. In dieſem Augenblick drängte ſich eine Frau an ihn heran und ſchoß auf ihn. Der Schuß traf Chambrun in der Lei⸗ ſtengegend. Der Botſchafter rief:„Verhaften Sie dieſe Perſon.“ Ein Schlafwagenſchaffner Die Ankunft des Duce in Tobruk. 2 Muſſolini in Libyen (Vedo K.) hielt die Frau feſt, die zu fliehen verſuchte. Sie wurde ſofort der Bahnhofspolizei übergeben und dort verhört. Der Botſchafter wurde nach ſeiner Einliefe⸗ rung ins Krankenhaus operiert. Sein Zuſtand ſoll nicht beſorganiserregend ſein. Neue Bombenanſchläge in Jeruſalem Unterhausausſprache über Paläſtina London, 18 März. In Jeruſalem wurden am Mittwochabend mehrere Bomben anſchliäge verübt. Auf dem Zionsplatz im jüdiſchen Vier⸗ tel explodierte eine Bombe, die an⸗ 3 von einein Hausdach heruntergeſchleu⸗ ert worden war. 16 Perſonen wurden verletzt und mußten ins Krankenhaus gebracht werden. Bald darauf wurden in ein arabiſches Kaffee 1 Bomben geſchleudert, durch die ſieben Ara⸗ er verletzt wurden. Im Verlauf des Abends wurde noch ein Bombenanſchlag auf ein anderes arabiſches Kaffee verübt, wobei es vier Ver⸗ wundete gab. Die neuen Terrorakte wurden am Mittwoch von mehreren Abgeordneten im Anterhaus zur Sprache gebracht. Als ein Labour⸗Vertreter fragte, wann die Regierung das Kriegsrecht über Paläſtina ver⸗ hängen wolle, antwortete der Kolonialminiſter, daß er dieſes Verfahren nicht für en richtigen Weg halte. Die engliſche Regierung ſei über⸗ zeugt, daß die Gewalttaten der letzten Zeit nur ſele kleinen Mordbanden organiſtert worden eien. Berkrauensvolum der belgiſchen Kammer für van Jeeland Haltloſe Angriffe widerlegt. Brüſſel, 17. März. Die Kammer hat am Mittwoch mit 120 gegen 13 Stimmen bei zwei kommuniſtiſchen Stimmenthaltungen dem Mi⸗ niſterpräſidenten van Zeeland das Ver⸗ trauen ausgeſprochen. Der Abſtimmung war eine ſehr bewegte Aus⸗ ſprache vorausgegangen, in der der flämiſche Abgeordnete Sap den Miniſterpräſidenten per⸗ ſönlich angriff und ihm ziemlich unverhüllt vor⸗ warf, daß er nach ſeinem Ausſcheiden aus der Nationalbank als Miniſterpräſident das Ein⸗ kommen des Vizegouverneurs der Nationalbank weiterbezogen habe. ——. ä —— . 5 —' * ——. „.....— Ein Kapilel Volkswirlſchaftslehre Mühe oder Portokaſſe? Jawohl, auf dieſen gemeinſamen Nenner läßt ſich die Rede brin⸗ gen, die Doktor Schacht in ſeiner Eigenſchaft als Reichsbankpräſident in der Hauptverſamm⸗ lung der Reichsbank gehalten hat. Und wie das? Der Lehrling oder Junggehilfe kann ent⸗ weder in mühevoller Arbeit, manchmal vielleicht auch in qualvoller Mühe, ſich einen erſten „Ruf“ machen und die Grundlagen einer Dauerexiſtenz legen oder er kann mit dem be⸗ rühmten Griff in die Portokaſſe verſuchen, ſich einige Tage eine Scheinherrlichkeit als Lebe⸗ mann“ aufzubauen. f Genau vor dasſelbe Problem, wenn auch in rieſenhaften Ausmaßen, iſt heute die deutſche Volkswirtſchaft in ihrer Geſamtheit geſtellt. Wir müſſen uns um manche harte Ecke herum⸗ ſchlängeln und vielleicht auch unter dem Ge⸗ brauch des Ellenbogens herumdrücken. Die⸗ ſes„Muß“ iſt die Garantie unſerer Währung. Hätten wir eine„gute Konjunktur“ im kapi⸗ taliſtiſch⸗liberaliſtiſchen Sinne, ſo wäre das Le⸗ ben für uns im Augenblick unendlich einfacher. Der Betriebsführer würde ſeine Preiſe er⸗ höhen und möglichſt nur„freibleibend“ ver⸗ kaufen, der Arbeiter würde nach höheren Löh⸗ nen ſtreben, und die ganze Ernährungswirt⸗ ſchaft vom Bauern bis zum Schlächter wäre nicht faul, ihrerſeits höhere Preiſe zu verlan⸗ gen. * Wäre das an ſich ganz und gar unmöglich? Gewiß wären wir dann juſtament nach der- ſelben Regel verfahren, nach der der Porto⸗ kaſſenjüngling ſein Herrenbewußtſein für einige im doppelten Sinne koſtſpielige Augenblicke zur Schau trägt. Wir haben einen ſolchen Wahn⸗ ſinn als Nation ſchon einmal durchgekoſtet: es wax in der Inflationszeit. Damals wurden nicht nur Träume Schäume, ſondern auch Ver⸗ mögen— Papier! Darum haben wir das manchmal Mühſelige und Beladene unſerer Tage die ſtärkſte Garantie für die Währung genannt; in dieſem Rahmen gilt der Satz, das nicht das Gold, ſondern die Erzeugung die Deckung der Währung darſtellt. Schacht ſagte es ganz deutlich: Wir haben nie einen Zweifel darüber gelaſſen.., daß wir an der Finan⸗ zierungsfrage nicht ſcheitern werden, weil und ſolange wir nicht ins Blaue hinein finanzieren. Eine ſolche äußerſte Diſziplin, wie ſie jetzt von allen Gliedern der Volksgemeinſchaft ver⸗ langt wird, iſt ſicherlich nicht bequem und manchmal auch für den Einzelmenſchen, der vor ganz beſonders ſchwierige Aufgaben ge⸗ ſtellt wird, recht ſchwer. Wir geben dieſen Tat⸗ beſtand nicht nur zu, ſondern wir unterſtreichen ihn. Aber wir antworten auch mit der Gegen⸗ frage: Mühe oder Portokaſſe? Eine Frage, die auch ſo geſtellt ſein könnte: Zähes Aus ⸗ halten oder Wiederkehr der In⸗ flationszeit? * Schacht wies auf den Charakter unſerer Zeit als einer Notzeit hin, ganz ähnlich wie Gene⸗ raloberſt Göring zu Beginn des Vierjahres⸗ planes von Deutſchland als einer belagerten Feſtung geſprochen hat. Es ſei noch geſtattet, die taktiſchen Mittel mit wenigen Worten zu- ſammenzufaſſen, die es Dr. Schacht erlaubt haben, die geforderte wirtſchaftliche Disziplin erfolgreich einzuſetzen: 5 1. Vereinigung aller Fäden des deutſchen Geld⸗ und Kapitalweſens in einer Hand; l 2. daraus folgende Steigerung der Lei⸗ ſtungsfähigkeit des an ſich nicht übermäßig ſtarken deutſchen Geld- und Kapitalmarktes: 3. einheitliche Ausrichtung des Bank⸗, Kre⸗ dit⸗ und Börſenweſens; 4. eine allgemeine Zinsſenkung; 3 5. Abſchöpfung der in die Privatwirtſchaft gefloſſenen Reichsmittel durch lang⸗ und kurz⸗ friſtige Reichsanleihen: 6. Hintanhaltung der Preisauftriebstenden⸗ zen und damit auch der Lohnſteigerung. Und das Ergebnis? Daß, anders als in Ländern liberaliſtiſcher Wirtſchaftsauffaſſung, „ein etwa auftretender Mangel an irgend welchen Gütern nicht zu Preistrieben führen muß.“ In Wahrheit hat ſich die Menſchheit durch die Jahrtauſende ihrer Exiſtenz immer in allen ſchwierigen Epochen an dieſe einfache und ſchlichte Linienführung gehalten, daß eine vorausſchauende Wirtſchaftspolitik Ausgleichs⸗ vorräte für Zeiten des Mangels bereitſtellt oder wenigſtens dafür ſorgen ſoll, daß Erſatz⸗ möglichkeiten geſchaffen werden. Nicht nur die ägyptiſchen Könige, auch die preußiſchen Kö⸗ nige haben— je nach der Art der Ware natür⸗ lich in verſchiedenen Formen—„magaziniert“, was ſich nur magazinieren ließ. Allein den letzten hundert Jahren iſt die erſtaunliche Ent- deckung zuzuſchreiben, daß dank Eiſenbahnen und Dampfſchiffen von dieſer uralten Methode abgegangen wurde und daß in dem Welthandel und in der Weltwirtſchaft mit ihren Ausgleichs⸗ möglichkeiten zwiſchen Ueberſchuß und Bedarf ein Erſatz geſucht und als ausſchließlich gültig gefeiert wurde. Wie aber, wenn die Welt aus den Fugen iſt? Wenn dieſe Welt keine politiſch«, ſoziale, wirt⸗ ſchaftliche und moraliſche Einheit darſtellt? Dann kann eben die Weltwirtſchaft nicht das Heil ſein, wenn auch niemand ſo töricht ſein wird, ſie als ſolche einfach und unbedingt zu verfluchen. Aber die Kraftentfaltung zur Zelbſterhaltung kann und darf nur imeige⸗ nen Volke ruhen! Ronkrollplan erſt Ende März voll wirkſam London, 16. März. Das Hauptamt für Nichteinmiſchung hielt am Mittwochvormittag in London ſeine erſte Sitzung ab und hat damit ſeine Tätigkeit aufgenommen. In der heutigen Sitzung wurden, wie verlautet, Fragen der Geſchäftsverteflung ſowie Perſonalfragen beſprochen, die jedoch zur endgültigen Erledi⸗ gung zum Teil noch an den Nichteinmiſchungs⸗ ausſchuß weitergeleitet werden können. In engliſchen unterrichteten Kreiſen rechnet man nunmehr damit, daß der Kontrollplan für Athen, 17. März. Ein ſchönes Zeugnis für die deutſch⸗griechiſche Zuſammenarbeit bedeutet die am Mittwoch erfolgte feierliche Einweihung und Inbetriebnahme eines von deutſchen Fir⸗ men erbauten 20000 Ton nen⸗Silos i m Hafen von Piräus. Die Einweihung und Inbetriebſetzung wurde durch Miniſterprä⸗ ſident Metaxas perſönlich vorgenommen. Der deutſche Geſandte Prinz zu Erbach, viele Miniſter und Behördenvertreter ſowie zahl⸗ veiche Vertreter von Handel. Induſtrie und der Arheiterſchaft nahmen an der Feier teil. Nach der kirchlichen Einſegnung hielt der Di⸗ rektor der Hafenverwaltung eine Anſprache, in der er den deutſchen Geſandten begrüßte und auf die Verdienſte der deutſchen Mitarbeit ſo⸗ Berlin, 17. März. Die Reichsbetriebs⸗ gemeinſchaft Bau in der Deutſchen Arbeitsfront veranſtaltet am 19. und 20. März ihre Rei ch s⸗ arbeitstagung in Berlin. Die Daupttagung wird am Freitag vormittag im Saalbau Friedrichshain eröffnet. Die Teilneh⸗ merzahl iſt nach den Anmeldungen ſo groß, daß eine Parallelverſammlung ſtattfinden muß. g An dem gewaltigen Bauſchaffen des Dritten Reiches nimmt das geſamte deutſche Volk teil. Während vor 5 Jahren noch Hun⸗ derttauſende von bauſchaffenden Menſchen auf den Stempelſtellen ſich herumdrückten, ſind dieſe Leute heute nicht nur in Arbeit und Brot ge⸗ bracht worden, ſondern darüber hinaus ſind Hunderttauſende von Volksgenoſſen. die früher nichts mit dem Baugewerbe zu tun hatten, Pariſer Anſichlen Paris, 17. März. In gutunterrichteten po⸗ litiſchen Kreiſen wird darauf hingewieſen, daß der Beſuch des tſchechoſlowakiſchen Geſandten beim franzöſiſchen Außenminiſter am Quai d'Orſay eine Reihe von Beſprechun⸗ gen beendigt habe, die als Folge der deutſchen und italieniſchen Antwortnote notwendig ge⸗ worden ſeien. Das Studium dieſer beiden No⸗ ten habe die erſten Eindrücke der franzöſiſchen diplomatiſchen Kreiſe beſtätigt. Es ſei feſtzuſtellen, daß die beiden Schrift⸗ ſtücke, obwohl ſie nicht denſelben Wortlaut be⸗ ſäßen, trotzdem aber demſelben Geiſt entſprin⸗ gen, einen JFortſchritt für die bevor⸗ ſtehenden Verhandlungen nicht darſtellten. Der grundlegende Unterſchied zwiſchen der franzöſiſchen und der engliſchen Auffaſſung einerſeits und der deutſchen und italieniſchen andererſeits beſtehe in der Frage, welche Be⸗ ziehungen zwiſchen Sonderabkommen von zwei oder mehreren Staaten einerſeits und dem Völkerbundspakt hergeſtellt werden könnten. Frankreich und England ſeien der Anſicht, daß dieſe Verbindung notwendig ſei und unverrück— bar weiterbeſtehen müſſe. Sie könnten einen ſolchen Nichtangriffspakt nicht anders auffaſ⸗ ſen, als daß er die Möglichkeit eines Angriffs gegen eine Macht, die an dieſem Pakt nicht be⸗ teiligt wäre, offen ließe. Beide Länder hätten nicht die Abſicht, bei jedem Konflikt mit der Ss WVarſchau, 17. März. Der klerikale „Maly Dziennik“ nimmt Stellung zur Frage des Weſtpaktes und geht davon aus, daß nach Auffaſſung Deutſchlands und Italiens der franzöſiſch⸗ſowjetruſſiſche Pakt die Sicher h eit Europas bedroht. Vielleicht wäre es mög⸗ lich, über dieſe Schwierigkeit hinwegzukommen; das tſchechiſch⸗ſowjetruſſiſche Bündnis hingegen mache es den beiden Staaten unmöglich, eine Erweiterung des Weſtpaktes auf Oſteuropa zu⸗ zulaſſen. Das polniſche Blatt erklärt dann, un⸗ abhängig von allen deutſchen Anſichten könne Polen an keinem Pakt teilnehmen, der die Sow⸗ jetunion einbeziehe. Man verſtehe einfach nicht, warum die weſtlichen Großmächte durch⸗ aus Euraſien für Europa nehmen wollten, während das Ideal doch ein einiges Eu⸗ ropa zum Schutze der Zipiliſation vor der öſtlichen Barbarei ſein ſollte. 1 Es ſei nicht wahr, fährt„Maly Dziennik“ fort, daß Deutſchland und Italien eine Betei⸗ deulſche Werlarbeit in Griechenland Feierliche Einweihung eines Rieſenſilos im Athener hafen 40 v. 5. Mehrleiſtung als vereinbart Zahlen geben Auſſchluß Iwei Millionen Volksgenoſſen ſchaffen an 350 000 Bauftellen Deulſch⸗ lands— Jur bevorſlehenden Tagung des Baugewerbes in Berlin wie die Bedeutung dieſes modernſten Silos für das geſamte öſtliche Mittelmeer hinwies. Nach einer kurzen Rede des Verkehrsmini⸗ ſters ergriff Miniſterpräſident Metaxas das Wort, wobei er u. a. betonte, daß das Wohl⸗ ergehen des Piräus gleichzeitig ein Wohl⸗ ergehen der Arbeiter bedeute. Darauf drückte er auf einen elektriſchen Knopf und ſetzte den Silo zum erſten Mal in Tätigkeit. Der Wert der deutſchen Arbeit findet all⸗ gemein große Beachtung und geht ſchon daraus hervor, daß die vereinbarte Leiſtung von 300 Tonnen bereits am erſten Tage auf 420 Ton⸗ Polen zur Veſtpaltfrage ligung Polens an dem vorgeſchlagenen Sicher⸗ heitsſyſtem abgelehnt hätten. Sie ſchlöſſen Prag, 17. März. In der Mittwoch⸗Sitzung des Wehr⸗Ausſchuſſes des Abgeordnetenhauſes machte der Verteidigungsminiſter Machnik Mit⸗ teilungen über die Richtlinien der künftigen Wehrerziehung der Bevölkerung. Danach unter⸗ liegen alle tauglichen Einwohner beiderlei Geſchlechts in der Tſchechoflo⸗ wakei vom ſchulpflichtigen Alter bis 1 m Schluß des 30. Lebensjahres der Wehr⸗ erziehung. Wo die Staatsintereſſen es erfor⸗ dern, werden für eine Uebergangszeit auch ältere Perſonen der Ausbildung im Wehrdienſt unter⸗ worfen. Die Ausbildung ſoll ſich zuſammenſetzen aus der moraliſchen, erzieheriſchen und körper⸗ Spanien etwa vom 28. März ab voll ar⸗ beiten wird e Wehrvorbereitung, der Ausbildung im hutzdienſt und der Wehrausbildung ſelbſt. S — Die Wehrerziehung in der Tſchechoſlowakei Alle Tauglichen beiderlei Geſchlechts werden herangezogen nen, alſo mehr als 40 Prozent geſteigert wer⸗ den konnte. durch dieſes wieder in den großen Auf⸗ bauprozeß der Nation eingereiht worden. Nicht weniger als zwei Millionen ſchaffende Deutſche ſind heute auf den faſt 350000 Bauſtellen Deutſchlands tätig. Die Reichsbetriebsgemeinſchaft Bau in der DA. iſt für die Sicherung des ſozialen Friedens im deutſchen Baugewerbe verantwortlich. Durch ihre Tätigkeit iſt es möglich, daß das umfang⸗ teiche Bauſchaffen des deutſchen Volkes ohne jede Schwierigkeiten vorwärts gebracht wird. Dem Kampf gegen den Anfall galt das beſon⸗ dere Augenmerk der Reichsbetriebsgemeinſchaft Bau. Der Oeffentlichkeit iſt dieſe Tätigkeit durch die große Unfallverhütungsaktion im ver⸗ gangenen Jahr bekannt geworden. zur Weſtpaklfrage Waffe in der Hand einzugreifen. Andererſeits aber könnten ſie auch nicht im voraus eine Verpflichtung eingehen, nicht einzugreifen. Auf der anderen Seite nehme das deutſche Dokument Stellung zu der beſonderen Lage Belgiens infolge feiner unabhängigen Neu⸗ tralitätspolitik, die es von nun ab zu führen beabſichtige. Man ſei in franzöſiſchen diploma⸗ tiſchen Kreiſen der Anſicht, daß es nicht un⸗ möglich ſei, daß dieſe Frage eine Löſung fin⸗ den werde, noch bevor das ganze Problem eines Weſtpaktes ſein Ende gefunden habe. Eden und Delbos hätten beide mehrfach vor ihren Parlamenten darauf hingewieſen und verſichert, daß beide Länder Belaien verteidi⸗ gen würden, falls es angegriffen würde. Es ſei ſelbſtperſtändlich, daß dieſer Schutz mit grö⸗ ßerer Schnelligkeit und Wirkſamkeit gewährlei⸗ ſtet werden könne, falls das Problem im Vor⸗ aus gemeinſam durchgeſprochen worden ſei. anſtatt es auf eine Improviſierung im Ernſt⸗ falle ankommen zu laſſen. Wie dem auch ſei, der Text der deutſchen Note ſcheine beſon⸗ ders überprüft worden zu ſein. Das Studium werde natürlich noch eine ge⸗ wiſſe Zeit in Anſpruch nehmen und werde einen Meinungsaustauſch zwiſchen Paris, London und Brüſſel zur Folge haben, und man boffe, daß von allen drei Regierungen eine gemeinſame Haltung eingenommen wer⸗ den könne. grundſätzlich nur die Sowjetunion und ihren mitteleuropäiſchen Verbündeten aus und woll⸗ ten auch keinem Vertrage zuſtimmen, der im Donaubecken ein für alle mal der Kleinen Entente die Hegemonie 17 05 Ungarn und Oeſterreich verſchaffe. Deshalb unterſtelle eine gewiſſe, den Einflüſterungen der berüchtigten „Internationalen“ ergebene Preſſe Deutſchland und Italien den Wunſch,„freie Hand im Oſten“ zu erhalten, ſodaß man darunter auch Polen verſtehen könne. Es gehe dieſen Unruhe⸗ ſtiftern aber nicht um die Sicherheit Polens, ſondern ſie wollten einem ganz anderen Land dienſtbar ſein. „Maly Dziennik“ ſchließt mit der Verſiche⸗ rung, einer Wiedererrichtung des berüchtigten Viermächtepaktes könne Polen auf kei⸗ nen Fall zuſtimmen. Es ſei mit Frankreich ver⸗ bündet und habe deshalb etwas am Rhein mit⸗ zuſprechen. Jedoch beſtehe in der Auffaſſung über die Rolle der Sowjetunion zwiſchen Polen und Frankreich ein Unterſchied. Dier Tole bei einem Boolsunglütk in Frankreich Paris, 10. März. Infolge eines Boots⸗ unglücks bei Angers ertranken vier Perſonen. Das Boot, in dem ſich fünf Pioniere befanden, war von einer Sturzwelle zum Ken⸗ tern gebracht worden. Drei Pioniere konnten an Land ſchwimmen, während zwei vergeblich mit den Wellen rangen. Zwei Spaziergänger, die den Unfall beobach⸗ tet hatten, eilten den Ertrinkenden in einem Kahn zu Hilfe. Der Kahn war jedoch leck und aing unter. Die beiden Inſaſſen ertranken, wie „Alarmſignale“ Moskau 17. März. Angeſichts der ka⸗ taſtrophalen Mißernte des Vorſahrs gewinnt die Frühjahrsausſaat in Sowjetrußland er⸗ öhte Bedeutung. Die Lage der Kol⸗ chosbauern ich außerordentlich ernſt. Vielfach hatten ſie, um nicht Hungers zu ſterben, das Saatgetreide aufeſſen müſfen. Die aus ſtaat⸗ lichen Beſtänden als Saathilfe zur Verfügung geſtellten 18 Millionen Pud ſind aber, wie bei dem Bürokratismus der örtlichen Stellen von vornherein zu erwarten war, nicht rechtzeitig an die Bauern gelangt. Wie die Blätter mel⸗ den, iſt daher der pünktliche Beginn der Früh⸗ jahrsausſaat vielfach in Frage ge⸗ ſtel lt. Die„Isweſtiſa“ teilt mit, daß das Gebiet von Noworoſſiſt noch nicht ausreichend mit Saatkorn verſorgt ſei. Die„TAS“ wiederum lenkt in einer Ueberſicht die Aufmerkſamkeit auf die höchſt unmögliche Lage in der Frage der Traktoren⸗ verſorgung mit Betriebsmaterial. Zu dem Zeit⸗ punkt, als in den füdlichen Bezirſen die Aus⸗ ſaat bereits begonnen hatte, war ein Drittel der Traktoren noch nicht fertig. Hinzu kommt, daß in der Krim, im Sdeſſaer Gebiet und ſelbſt im Kaukaſus— alſo im Gebiet des größten Oelreichtums— die Traktoren nur für einige Tage mit Betriebsſtoff verſorgt ſind, ſo daß die Saatarbeiten praktiſch ſofort wieder ein⸗ geſtellt werden müſſen. Die Sowjetpreſſe bringt dieſe Meldungen unter dem Titel „Alarmſignale“ und fordert die zuſtändigen Volkskommiſſare auf, alles zu tun, um die ord⸗ nungsmäßige zu gewährleiſten. Fluggäſte erfrieren in Jowjel⸗ flugzeugen Moskau, 17. März. Die„Isweſtija“ bringt Enthüllungen über die Zuſtände, die auf den ſibiriſchen Flugſtrecken herrſ en, und macht den Leitern der ſowjetruſſiſchen Zivilluft⸗ fahrt den Vorwurf, daß ihnen die„unerhörten Vorgänge bekannt ſeien, ſie aber nichts unter⸗ nommen hätten, um Ordnung zu ſchaffen. Auf dem Irkutſch⸗Flugpla ſtarteten z. B. Flugzeuge nach Orten, die 3000 Km. und mehr von der Eiſenbahnlinie entfernt ſeien. Daraus könne man wohl die Bedeutung dieſer Linie er⸗ ſehen. Für den Fluggaſt ſei aber nicht das geringſte getan, und es ſei die Regel, daß, wer überhaupt mitkommen wolle, irgend⸗ wie in den Warentransportflugzeugen unterge⸗ bracht werde. Dort müſſe man gewöhnlich in der unmöglichſten Stellung zwiſchen Kiſten und Käſten lange Strecken zurücklegen. Da das lug⸗ zeug ſo konſtruiert ſei, daß im Innern ſtändig Zugluft herrſche, ſei eine Temperatur von 33 bis 40 Grad unter Null nichts Abſon⸗ derliches. „Wollen Sie nicht, dann bleiben Sie hier!“ werde dem geſagt, der Einwände gegen eine der⸗ artige Unterbringung der Fluggäſte mache.-Die Folge ſei, daß Erfrierungen von Naſe und Wan⸗ gen, von Händen und Füßen an der Tagesord⸗ nung ſeien. Hunderte von Menſchen ſeien dieſen Qualen ausgeſetzt. Die Leitung der Zipilluft⸗ fahrt tue aber nicht das geringſte, um dieſe haarſträubenden Mißſtände zu beſeitigen. Dr. Goebbels erhält den Ehrenbürgerbrief von Saarbrütken d Berlin, 17. März. Eine Ratsabord⸗ nung der Stadt Saarbrücken, die unter Füh- rung ihres Oberkürgermeiſters, Kreisleiter Duerfel, erſchienen war, überreichte am Mitt. woch Reichsminiſter Dr. Goebbels den Eh⸗ renbürgerbrief ihrer Stadt. Kleine poliliſche Nachrichten Neuer Negierungspizepräſident von Wiesbaden. Be rIin, 17. März. Der Reichs⸗ und Preu⸗ hiſche Miniſter des Innern, Dr. Frick, hat mit Zuſtimmung des preußiſchen Miniſterpräſiden⸗ ten den Regierungsvizepräſidenten Dr. Dietz von Bauer in Köln in gleicher Amtseigen⸗ ſchaft an die Regierung in Wiesbaden verſetzt. Der Führer beſucht die Ausſtellung „Das deutſche Bühnenbild“ Berlin. 17. März. Der Führer beſuchte am Mittwoch in Begleitung von Reichsminiſter Dr. Goebbels die Ausstellung„Das deutſche Bübnenbild“ im Haus der Kunſt am Königs⸗ platz und verweilte längere Zeit in der Aus⸗ ſtellung. Der Leiter der Ausſtellung. Reichsbühnen⸗ bildner Benno von Arent. und der Reichsbeauftragte für künſtleriſche Formgebung. Profeſſor Schweitzer, empfingen den Führer und übernahmen die Führung durch die Aus⸗ ſtellung, die einen außerordentlich intereſſanten und lehrreichen Einblick in das Schaffen un⸗ ſerer Bühnenbildner gibt.- Das 3 000. SA.⸗Sportabzeichen im Gemein⸗ ſchaftslager Hanns Kerrl. Berlin, 17. März. Seit drei Jahren bil⸗ det neben der weltanſchaulich⸗fachlichen Schu⸗ lung die Prüfung für das SA.⸗Sportabzeichen den Abſchluß der ſportlichen Ausbildung im Ge⸗ meinſchaftslager Hanns Kerrl, das bekanntlich jeder deutſche Gerichtsreferendar innerhalb ſei⸗ ner Ausbildung durchlaufen muß. In ſtiller und zäher Kleinarbeit konnte die⸗ ſer Tage die 5000. erfolgreiche Prü⸗ fung für das SA.⸗Sportabzeichen abgelegt werden. Zwei Verhaftungen in Brünn d Wien, 17. März. Nach Meldungen aus Brünn wurden dort zwei Spitzenfunktionäre der ehemaligen öſtexreichiſchen ſozialdemokrati⸗ ſchen Partei. die Obmänner der Eiſenbahner⸗ gewerkſchaft und der Polizeigewerkſchaft, ver⸗ haftet, weil ſie verſuchten. Freiwillige für die ſpaniſchen Bolſchewiſten anzuwerben. Dieſe Tätigkeit dürfte aber nur einen Teil ihres Sündenregiſters umfaſſen, da man annimmt, daß die Verhaftung auch wegen des Verſuchs, umfangreiches marxiſtiſches Propagandamate⸗ auch die Pioniere, die ſie retten wollten. rial nach Oeſterreich zu ſchmuggeln, erfolgt iſt. Durchführung der Saatarbeiten“ — 3 For eng Spez Mon zige 1 Veze derm keber dune dase mal wei mel. ben N For ben uud 5 2 bb ieſe 1 1 . 110 . en. . it N et N er he 50 75 1. 1 Vor zwanzig Jahren „Alberich-Rückzug“ aus dem Fommebogen im Frühjahr 1917— Eine vereitelte Off In der Mitteilung der Oberſten Hee⸗ resleitung vom 19. März 1917 heißt es: In den letzten Tagen wurde ein Land⸗ ſtrich zwiſchen der Gegend von Arras und der Aisne von uns plangemäß ge⸗ räumt. Die lange vorbereiteten ſtra⸗ tegiſchen Bewegungen wurden ohne Störungen durch den nur zögernd ſol⸗ genden Feind durchgeführt. In dem aufgegebenen Gebiet ſind die dem Feind nützlichen Verkehrsanlagen zer⸗ ſtört worden Alberich war der Deckname des großen ſtra⸗ tegiſchen Unternehmens, das im Frühjahr 1917 durch Zurücknahme der deutſchen Front zwiſchen Soiſſons und Arras durchgeführt wurde. Die Zurückverlegung ging in zwei Abſchnitten vor ſich In beiden Fällen wurde die Overation von den feindlichen Linien aus nicht erkannt und konnte auch nicht geſtört werden. Bereits Anfang Februar erging der erſte Befehl, die Bewegung planmäßig auszuführen. Die Ort⸗ ſchaft Grandcourt wurde aufgegeben und in der Nacht heimlich verlaſſen. Noch tagelang wurde der Ort, nachdem die deutſchen Truppen ihn verlaſſen hatten von den Engländern be⸗ ſchoſſen. Erſt 10 Tage ſpäter wagten es die Engländer nachzurücken. Der zweite Teil der Frontverlegung erfolgte einheitlich nach einem bis in alle Einzelheiten vorbereiteten Plan in den Tagen vom 10. bis 23 Februar. Alles was dem Feinde vielleicht von Nutzen hätte ſein kön⸗ nen. war vorher zurückgeſchafft oder zerſtört worden. Gearbeitet wurde meiſt in der Nacht. Dazu herrſchte unſichtiges Frühiahrswetter, was dazu beitrug. die Arbeiten völlig unbemerkt ausführen zu können. Die verlaſſene Stellung und das zwiſchen ihr und der neuen Verteidigungslinie liegende Ge⸗ lände waren von Poſten und Nachhuten beſetzt. die die Aufgabe hatten, die Zurückverlegung der Front zu verſchleiern und das feindliche Nachdringen aufzuhalten. Dieſe Aufgabe wurde glänzend gelöſt. Erſt acht Tage nach der voll⸗ zogenen Räumung wurde drüben erkannt, daß mit der ehemaligen vorderſten deutſchen Linie eine Veränderung vorgegangen ſein mußte. Vorſichtig fühlten engliſche und franzöſiſche Pa⸗ trouillen gegen die verlaſſene Stellung vor, ka⸗ men dadurch in das Feuer der deutſchen Nach⸗ en und erlitten beträchtliche Ver⸗ uſte. Die Räumung der Ancre⸗Stellung war aber nur die Einleitung der großen ſtra⸗ tegiſchen Operation. die Mitte März durch⸗ geführt wurde. Der Beſitz und die Preisgabe eines Ortes oder ganzer Gebietsteile ſpielt im Augenblick keine Rolle. Einzig und allein kam es darauf an, für den bevorſtehenden Kampf der lebendigen Maſſe das beſte Gelände zu er⸗ reichen. Die erſte Probe war gelungen. und das ſpätere Unternehmen der Zurücknahme noch größerer Truppenteile glückte über alles Erwar⸗ ten. Die Engländer hatten den kritiſchen Au⸗ genblick verpaßt. und wo ſie noch zögernd und mißtrauiſch folgten, beſtimmten die deutſchen Vorhuten das Tempo. In feinen„Kriegs⸗ erinnerungen“ ſchreibt General Ludendorff darüber“„Die Alberich⸗Arbeiten nahmen ihren planmäßigen Verlauf Sie gelangen vollſtän⸗ dig. Aus dem zu räumenden Gebiet wurden viele Kunſtſchätze geborgen und nach den Be⸗ ſtimmungen der Haager Landkriegsordnung im beſetzten Gebiet aufbewahrt. Die Bevölkerung wurde großenteils nach Oſten abgeſchoben, nur zum kleinen Teil in einigen Ortſchaften, z. B Noyon, Ham. Nesle verſammelt und für meh⸗ rere Tage mit Lebensmitteln verſehen zurück⸗ gelaſſen.“ Erſt vom 17. März ab zeigten die gegneriſchen Berichte, daß die deutſche Rückwärts bewegung erkannt war, obgleich dieſe im großen Stik be⸗ reits in der Nacht zum 12. begonnen hatte. Péronne wurde in der Nacht zum 14. ge⸗ räumt und die 50 neriſchen Generalſtabsberichte enthielten plötzli weitläufige Aufzählungen der„befreiten“ Dörfer und Städte. Vor der neuen deutſchen Siegfriedſtellung dehnte ſich jetzt eine tiefe Zone des Todes. Kaum ein Dorf war mehr vorhanden, keine Straße war fahrbar geblieben. Es gab keine Brücken, keine Schienen, keinen Bahndamm. Wo einſt Wälder waren, ragten Stümpfe empor. enſive Alle Drähte, Kabel und Leitungen mußten ver⸗ nichtet werden Es durfte kein Keller bleiben, der dem Nachrückenden Unterſtand gewährte, kein Holz, mit dem er bauen konnte. Alles eigene Material war längſt zurückgeſchafft, und über die Straßen wurden die gefällten Bäume der Alleen geworfen. Es wurde alles getan, um das Schickſal der Bewohner des Landes ſo milde wie möglich zu geſtalten. Die arbeits⸗ fähigen Männer wurden weiter zurück ins Land gebracht, hingegen wurden eee Kinder, alte Männer, die dieſen Wunſch ausſprachen, in die oben erwähnten Ortſchaften gebracht. Es war für die Engländer alles andere als eine Freude, in dieſe Wüſtenei einrücken zu dür⸗ fen. Mitte März hatten ſie die große Somme⸗ Offenſive geplant. Durch die Zurücknahme der deutſchen Front war dieſer Plan im Augenblick vereitelt, weil die Gegner das Sprungbrett für den geplanten Entſcheidungsangriff ver⸗ loren hatten. Man muß ſich dabei die ungeheu⸗ ren Vorbereitungen für dieſe Offenſive vorſtel⸗ len. Monatelang hatten Engländer und Franzo⸗ Die erſte deulſche ſen geſchanzt und gebaut. Ein dichtes Netz von Sen und Bahnen war entſtanden. ie hatten die 1 l ohne die deutſche Füh⸗ rung gemacht, die den Ausweg gefunden hatte, die ganze vorbereitende Kraftanſtrengung des Feindes plötzlich wertlos zu machen. Während die deutſchen Truppen die verkürzte Front zwi⸗ ſchen Arras und Soiſſons in gut ausgebauten Stellungen bezog, mußten die Anderen ihre alten Gräben verlaſſen, um ſich in dem toten, von Grund aus verwüſteten Gelände aufs Neue einzubauen. Die nachfolgenden Engländer und Franzoſen kamen deshalb nur im langſamſten Tempo vor⸗ wärts. Eine Mitteilung vom 27. März ſpricht davon, daß ſich hinter dem Feinde wie vor ihm die Schwierigkeiten häufen. Geſchütze und ſchwere Bagagewagen blieben ſtecken und hiel⸗ ten dadurch ganze Kolonnen auf, die langſam im Moraſt verſanken. Die Truppen, die nir⸗ gends Unterſchlupf finden konnten, warfen ſich abends, durch Näſſe und Kälte erſchöpft, zum Schlaf auf den lehmigen Grund.— Das Unter⸗ nehmen„Alberich“, mit der Zurücknahme eines ganzen Frontabſchnittes, hatte im Weltkrieg nicht mehr ſeinesgleichen. Die gut vorbereiteten Operationen unterbanden die geplante engliſch⸗ franzöſiſche Offenſive, bevor ſie noch Fegonnen hatte, und machten Raum und Kraft für die ſpäteren Kämpfe frei. Valfang-Expedifion glücklich beendel „Jan Wellem“, das große deutſche Walfang⸗Mutterſchiff, oder die„Schwim⸗ mende Tranfabrik“, wie man es nennt, hat ſeine Tätigkeit in der Antarktis be⸗ endet und wird im Mai in Hamburg zu⸗ rückerwartet. Im Herbſt vorigen Jahres ging„Jan Wellem“ auf die erſte Walfangreiſe in das ſüdliche Eis⸗ meer. Seine Tanks und Fäſſer ſind jetzt mit Walöl und ſeine Laderäume mit Fiſchmehl und den anderen Erträgniſſen der Waljagd gefüllt. Dieſer Tage hat es ſich mit ſeiner Beſatzung von 300 Mann auf den Rückweg gemacht. Aber wei Monate dürften noch vergehen, bevor es in 4 Heimathafen eintrifft. Jetzt iſt das nor⸗ wegiſche Tankmotorſchiff„Spinanger“ mit einer Probeladung des„Jan Wellem“ an Walöl und Fiſchmehl in Hamburg vor Anker gegangen, und man erfährt näheres über die Fangergebniſſe der erſten deutſchen Walfangexpedition. Das norwegiſche Schiff war vor einiger Zeit in Hamburg beordert worden,„Jan Wel⸗ lem“ auf ſeinem Fangbgebiet in der Antarktis aufzuſuchen und ihm Ausrüſtungsſtücke, ſowie Betriebsſtoff in größeren Mengen zu über⸗ bringen. Es dauerte vierzig Tage, bis der Nor⸗ weger„Jan Wellem“ im Eismeer entdeckte. Der deutſchen Mannſchaft des„Jan Wellem“ ging es gut. Sie hatte redliche Arbeit geleiſtet und faſt durchweg in Dauerſchichten gearbeitet, um die kurze Fangzeit auszunützen, d. h. 6 Stun⸗ den Arbeit und 6 Stunden Ruhe, Tag und Nacht, bei jedem Wind und bei jedem Barome⸗ terſtand. Ausruhen gab es ja ſpäter, wenn das Schiff ſich auf der langen Heimreiſe befand. Das Fangergebnis wird als günſtig bezeichnet, wobei in Betracht gezogen werden muß, daß der Walfang im vergangenen Herbſt ſich auch für die anderen Fangſchiffe nicht ſehr günſtig anlief. Das iſt zum Teil auf das Wetter zurückzuführen und z. T. auf das Ausbleiben der Wale, die oft ſehr launiſch ſind und ſich meiſt dort aufhalten, wo man ſie nicht ſucht. Im weſentlichen handelt es ſich darum, auf dieſer erſten deutſchen Walfangexpedition genü⸗ gend Erfahrungen zu ſammeln, die bei den ſpä⸗ teren Reiſen durch geeignete Maßnahmen aus⸗ gewertet werden können. Das überbrachte Oel und das Fiſchmehl ſind von vorzüglicher Quali⸗ tät; alles Nähere wird ſich erſt feſtſtellen laſſen, wenn die ſchwimmende Tranfabrik„Jan Wel⸗ lem“ Mitte Mai in Hamburg eintrifft. Poliliſche Tageschronik Großer Erfolg des neuen Emil-Jannings-Films Uraufführung des„Herrſcher“ in Anweſenheit von Dr. Goebbels. Berlin, 18. März. Die Uraufführung des neuen Emil⸗Jannings⸗Films„Der Herrſcher“ geſtaltete ſich am Mittwoch im Ufa⸗Palaſt am Zoo zu einem großen Erfolgstag des, neuen deutſchen Filmſchaffens. Die Zuſchauer bereiteten dem mitreißenden Film. der mit dem höchſten Prädikat„ſtaatspolitiſch und künſtle⸗ riſch beſonders wertvoll“ ausgezeichnet wurde, eine begeiſterte Aufnahme. Die Darſteller, an ihrer Spitze Emil Jannings, der zugleich die künſtleriſche Oberleitung hatte. und Regiſſeur Veit Harlan wurden ſtürmiſch gefeiert. Der Abendvorſtellung wohnte auch der Schirmherr des deutſchen Films. Reichsmini⸗ ſter Dr. Goebbels, bei. Ichwierige Sandſchakverhandlungen Erneute Vertagung der Genfer Verhandlungen Genf, 17. März. Die Sachverſtändigen für die Ausarbeitung des Sandſchakſtatuts haben erneut ihre Arbeiten bis zum 9. April unter⸗ brochen. 1 05 Wie das Völkerbundsſekretariat mitteilt, wurde die Prüfung des türkiſchen und des franzöſiſchen Entwurfes über die Grundzüge des Statuts abgeſchloſſen. Das enaliſche Mit⸗ glied legte eine Denkſchrift über die Entmilita⸗ riſierung des Sandſchak und der bolländiſche Sachverſtändige über das Minderheitenregime vor. Die aus Alexandrette zurückberufenen Beob⸗ achter gaben Auskunft über die örtlichen Ver⸗ hältniſſe, namentlich hinſichtlich der Sprache der verſchiedenen Bevölkerungsteile, der mili⸗ täriſchen Lage und des Hafenregimes von Alexandrette. Im übrigen beſchäftigte ſich der Aus ſchuß u. a. mit Wirtſchafts⸗, Poſt⸗ und Tranſitfragen. Ueberſchwemmungen und Dammbruch in Mittelengland.— Die Bevölkerung flieht vor der Flut. London, 18. März. Die Gefahr einer Flut⸗ kataſtrophe im Gebiet der Ouſe in der Graf⸗ ſchaft Norfolk hat ſich bis zum Mittwoch⸗ abend weiter verſtärkt. Obwohl alle Maßnah⸗ men getroffen wurden, den Damm zu verſtär⸗ ken, kam es am Abend zu einem gefährlichen Dammbruch im Bezirk von Ely. Die hochgehenden Fluten durchbrachen den Damm in einer Breite von 6m und überſtrömten das Land. Zahlreiche Bauerngehöfte wurden von den Waſſermaſſen vollkommen überſpült. Die Bevölkerung flüchtete in die Umgegend. Von den Behörden wurden ſofort mehr als 100 Ar⸗ beiter eingeſetzt, um die Verheerungen zu be⸗ ſeitigen und den Damm zu verſtärken. Zum 70. Geburtstag des deutſchen Mondforſchers Philipp Fauth. Am 19. März vollendet ein weltberühmter deutſcher Aſtronom und Gelehrter, der wohl bedeutendſte lebende Mondforſcher der Welt, Philipp Fauth, ſein 70. Lebensjahr. Nur wenigen deutſchen Volksgenoſſen iſt be⸗ kannt, daß in Grünwald bei München eine Sternwarte von Weltruf ſteht, ein Mondobſer⸗ vatorium das nicht vom Staate erhalten zu werden braucht, ſondern infolge einer hoch⸗ herzigen We e e Philipp Fauths iſt. Unzählige ale ſtand der opferfreudige Forſcher in tiefſter Nacht und oft bei ſchneiden⸗ der Winterkälte an ſeinem Fernrohr, dem ſo⸗ genannten„Medial“, das die unübertroffenſte Speztalkonſtruktion der Erde, vor allem tür Mondbeobachtungen, darſtellt. Es iſt das ein⸗ ige Fernrohr der Welt, das mit Recht die e„Achromat“ verdient, denn es vermeidet die ſelbſt bei optiſchen Inſtrumenten teuerſter Fertigung auftretenden Lichtbre⸗ chungsfehler. Hierzu kommen noch verſchie⸗ dene wichtige konſtruktive Einzelheiten, die bei dieſem unvergleichlichen Inſtrumente erſt⸗ malige Verwendung fanden und beiſpiels⸗ weiſe bei genaueſter Beobachtung eines Him⸗ melskörpers das gleichzeitige Zeichnen desſel⸗ ben ermöglichen. 0 So war Philipp Fauth in der hingebenden Forſchungsarbeit eines Lebens imſtande allein vom Monde viele Tauſende wunderbar feiner und ſcharfer Handzeichnungen von ſo un⸗ p— N J e eee ee glaublicher Genauigkeit der Einzelheiten anzu⸗ fertigen, daß ſie auch die mit Hilfe der ameri⸗ kaniſchen Rieſenfernrohre zuſtandegebrachten photographiſchen Mondaufnahmen weit in den Schatten ſtellen. 1 Philipp Fauth iſt geborener Pfälzer und von einer geradezu erſtaunlichen Vielſeitigkeit. Er war früher zugleich als Volksſchullehrer, Organiſt, Dirigent und Aſtronom tätig und iſt auch heute noch ein leidenſchaftlicher Muſik⸗ freund. Schon im Jahre 1890 beſaß er in Kaiſerslautern ſeine erſte Sternwarte. die fünf Jahre ſpäter mit Unterſtützung der Preußiſchen Akademie der Wiſſenſchaften nach Landſtuhl in der Rheinpfalz verlegt wur⸗ de. Heute ſteht die inzwiſchen zu Weltruhm erwachſene Sternwarte in Grünwald bei München, wohin ſie der Forſcher. hauptſächlich aus klimatiſchen Gründen, übertragen ließ. Außer ſeinen tiefgründigen Mondforſchun⸗ gen, auf deren Gebiet er der erſte Spezialiſt der Welt iſt, widmete ſich Philipp Fauth auch dem eingehenden Studium der Planeten Ve— nus, Mars, Jupiter und Saturn, vor allem aber auch der Sonne und der für das irdiſche Geſchehen ſo bedeutungsvollen Sonnenflecken. Auch hier hat er ſeine bis ins Einzelne gehen⸗ den Beobachtungsergebniſſe niedergelegt. Es iſt aber auch leicht verſtändlich, daß der For⸗ ſcher bei ſeinen einzig daſtehenden wiſſen⸗ ſchaftlichen Erfolgen und Leiſtungen einen re⸗ ——5 5 gen Briefwechſel mit dem geſamten Ausland unterhalten muß. wobei ſeine wiſſenſchaft⸗ lichen Verbindungen bis nach dem fernen China und nach Auſtralien reichen. Wie hoch die überragenden Verdienſte des deutſchen Mondforſchers Philipp Fauth im Auslande gewertet werden, erweiſt die Tat⸗ ſache, daß die Internationale Namenskommiſ⸗ ſion der„International Aſtronomical Union“ in London, die Internationale aſtronomiſche Spitzeninſtitution, dem Genannten zu Ehren als höchſte Auszeichnung einen Doppelkrater am Monde mit„Philipp Fauth“ benannt und dieſen Namen in der offiziellen Publikation „Named Lunar Formations“ im Jahre 1935 veröffentlicht hat. Die Ergebniſſe ſeines mehr als 50jährigen Forſchens legte Philipp Fauth außer in Son⸗ derpublikationen auch in ſeinem bekannten Buche„Mondesſchickſal“ und vor allem in dem kürzlich erſchienenen umfangreichen Werke„Unſer Mond“ nieder, der einge⸗ hendſten wiſſenſchaftlichen Darſtellung des ge⸗ ſamten Gebietes der Mondforſchung in Schrift und Bild, die je veröffentlicht wurde. Die Krone ſeines Lebenswerkes wird aber die demnächſt erſcheinende Rieſenkarte des Mondes im Durchmeſſer von 3/2 Meter mit weit über 100.000 Einzelheiten bilden. Mit dieſem und dem vorgenannten Werke wird dem deutſchen Volk die unbeſtrittene Führung in der Mondforſchung, die es ſeit den grundlegenden Arbeiten der berühmten deutſchen Mondforſcher Madler, Lohrmann und Schmidt innehatte, für lange Zeit weiter erhalten. e NS.⸗Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ Kreisdienſtſtelle Heppenheim. Die Amtswarte der NSG.„Kd.“ in den Orts⸗ gruppen und Betrieben von Heppenheim und Wald- michelbach werden hiermit verpflichtet, am kom⸗ menden Freitag, abends 20.15 Uhr an der öffentlichen Singewoche unter dem Leitſatz„Feier und Arbeit“ teilzunehmen. 5 g Die Betriebswarte haben ſich unverzüglich mit den Betriebswaltern der DAF. in Verbindung zu ſetzen und dafür Sorge zu tragen, daß die geſamte Betriebsgemeinſchaft, ſoweit ſie in Heppenheim oder Waldmichelbach wohnt, zu dieſer Singeſtunde er⸗ eint. Bee die Betriebswarte nicht unverzüglich hier. jede erforderliche Unterſtützung erhalten, ſo iſt ſofort die Kreisdienſtſtelle der NSG.„Kraft durch Freude“ zu verſtändigen. N Rundfunk- Programm Freitag, den 19. März 1937 Deutſchlandſender 06.00 Glockenſpiel, Morgenruf, Wetter; 06.30 Kon · zert; 07.00 Nachrichten; 09.40 Die goldene Hochzeit; 10.00 Volk an der Arbeit; 10.50 Spielturnen im Kin⸗ dergarten, 11.30 Der Bauer ſpricht; 12.00 In den Do⸗ men der Arbeit, 13 00 Glückwünſche; 13 15 Konzert; 13.45 Neueſte Nachrichten:; 14.00 Allerlei— von Zwei bis Dreil; 15.15 Kinderliederſingen; 15.40 Mäde er zählen aus ihren Berufen; 16.00 Muſik am Nachmit⸗ tag; 18.00 Wir Mädel ſingen!; 18.30 Von deutſcher Arbeit; 19.00 Lieder von Richard Strauß; 19.15 Ge⸗ kreuzte Schwerter— Metßen!; 20.00 Kernſpruch; 20.10 Olle Kamellen— beliebte Kapellen; 22.00 Wet ⸗ ter, Nachrichten, Sport; 22.30—24.00 Nachtmuſtik. Frankfurt 06.00 Choral: Trauert, ihr Chöre der Engel, und weinet; Morgenſpruch; Gymnaſtik; 06.30 Konzert; 08.10 Gymnaſtik, 08.30 Muſik am Morgen; 09.45 Nachrich⸗ ten, Sport; 10.00 Ein Mann bekämpft den Tod; 11.13 Hausfrau, höre zu!; 11.45 Landfunk; 12.00 in Den Do⸗ men der Arbeit; 13.00 Zeit, Nachr.; 13.15 Konzert; 14.00 Zeit, Nachrichten; 14.10 Beliebte Kapellen und Soliſten; 15.00 Volk und Wirtſchaft; 15.15 Aus der Heimat; 16.00 Konzert; 17.30 Zeppeline kreuzen über dem Atlantik; 17.50 Bildtelegraphie für jedermann; 18.00 Konzert; 19.00 Allmacht Muſik; 19.40 Tagesſpie⸗ gel; 20.00 Zeit, Nachr.; 20.10 Olle Kamellen— be⸗ liebte Kapellen: 22 00 Nachr.; 22.30 Die Ergebniſſe der Leipziger Frühjahrsmeſſe; 22.50 Tanzmuſik; 24.00 bis 02.00 Unterhaltungs⸗ und Tanzmuſik. Stuttgart 06.00 Choral, Zeit, Wetter; 06.05 Gymnaſtik; 06.30 Konzert; 08.05 Wetter, Bauernfunk; 08,10 Gymnaſtik; 08.30 Konzert; 10.00 Die Herren der deutſchen Hanſe; 11.30 Für dich, Bauer; 12 00 In den Domen der Ar⸗ beit; 1300 Zeit, Wetter, Nachr.; 13.15 Konzert; 14.00 Muſikal. Allerlei; 14 30 Naturkundliches Märchenſpiel⸗ 16.00 Muſik am Nachmittag; 17.45 Kleinſiedler— Gartenbeſitzer herhören!; 18.00„Liebe iſt Seligkeit, iſt Licht und Leben“; 19.15 Vivat, jetzt gehts ins Feldl; 19.45 Erzeugunasſchlacht; 20 00 Nachrichten; 20.10 Und abends wird getanzt!; 22 00 Nachrichten; 22.30 Die Ergebniſſe der Leipziger Frühjahrsmeſſe, 22.50 Nacht muſik; 24.00 02.00 Unterhaltungs- und Tanzmuſik. . ͤ vy y d Flugſicherungsſchiff„Jrieſenland“ glücklich vom Slapel gelaufen §§ Kiel, 17. März. Das neue Flugſiche⸗ rungsſchiff der Deutſchen Lufthanſa für den Nordatlantikverkehr, das Motorſchiff„Frieſen⸗ land“, das am Dienstag auf der Howaldt⸗ Werft in Kiel in Gegenwart des Reichspoſt⸗ miniſters und zahlreicher Ehrengäſte getauft wurde, iſt am Mittwoch vormittag glücklich vom Stapel gelaufen. kölblin wird Europameiſler Berlin, 18 März. Im Kampf um die Europameiſterſchaft im Schwergewichtsboxen ſiegte am Mittwoch in der Deutſchlandhalle der deutſche Meiſter Arno Kö Iblin über den belgiſchen Titelhalter Pierre C har⸗ les in 15 Runden nach Punkten und wurde damit Europameiſter. Neben dieſer umfangreichen Tätigkeit, die ſich, nebenbei geſagt, der lebhaften Förderung durch die Preußiſche und Bayeriſche Akademie der Wiſſenſchaften erfreute fand Phil. Fauth aber auch noch Zeit, ein weltberühmtes wiſ⸗ ſenſchaftliches Standardwerk herauszugeben und für dieſes mit ſeiner international aner⸗ kannten Autorität einzutreten: die gewaltige und aufſehenerregende Hanns Hörbigerſche „Glazialtosmogonie“(Welteislehre), die, anfangs viel umſtritten und von gewiſſen Seiten aufs heftigſte befehdet, jetzt in immer weitere Kreiſe des deutſchen Volkes und dar⸗ über hinaus der ganzen Welt dringt und be⸗ reits von zahlreichen wiſſenſchaftlichen Größen in ihren weſentlichſten Teilen anerkannt wird. Philipp Fauth, als erſte Mondautorität der Welt, ſtellt ausdrücklich feſt daß die Erkennt⸗ niſſe der Welteis lehre ſeinen ſich über ein halbes Jahrhundert erſtreckenden Beobach⸗ tungs⸗ und Forſchungsergebniſſen in keinem Punkte widerſprechen, daß ſie vielmehr zum Beiſpiel für viele ungelöſte Mondrätſel allein erklärungskräftig ſind. Der Gelehrte erfuhr erſt kürzlich die Genugtuung. daß in London das erſte engliſch geſchriebene wiſſenſchaftliche Werk über den Mond auf Grund der Erkennt⸗ niſſe der von Philipp Fauth herausgegebenen Welteislehre erſchien Das deutſche Volk hat allen Grund, auf das einzigartige Lebenswerk dieſes unermüdlichen und nie raſtenden Forſchers und Gelehrten ſtolz zu ſein, dem noch ein langer und ſegens⸗ reicher Lebensabend beſchieden ſein möge. R. v. E. —— ——— Grundsteinlegungen und Lachsalven um den Eiffelturm 2 Blums Hammerſchläge Pariser Familienväter sehr besorgt Wohin geht heute, am Sonntag, ein kleiner Pariſer Bürger? Wo ſonſt hin, als zur„ex⸗ poſition“, Ein endloſer Strom von Menſchen ſchiebt ſich jetzt allſonntäglich über die„Pont Alexandre“, über die„Pont d' Alma“, zum „Champ de Mars“— zum Märzfeld—. Noch iſt alles ein großes Schlachtfeld der Arbeit, noch iſt alles im Werden, in Umriſſen. Von den Pavillons iſt meiſt noch nicht mehr da als ein großes Schild mit einer großartigen In⸗ ſchrift:„Pavillon des Artiſtes modernes“, „Pavillon de gaz“,„Pavillon de transports nautiques et marines“. Es gibt wohl auch eine Aufſchrift:„Durchgang verboten“. Aber jeder geht hindurch. Neugierig, aufmerkſam, erſtaunt und zweifelnd betrachten die Pariſer Familienväter dieſe„expoſition“, die noch ſo garnicht premierenfertig ausſchaut. Denn noch recken traurige Eiſengerüſte ihre Arme in die Luft, noch ſtehen die neuen Terraſſen unter dem Waſſer der Seine, noch zeigen die Hallen nur ſchüchtern ihr Geſicht, der Pavillon der Sowjets iſt über die Grundſteinlegung noch nicht hin weggekommen. Die Pariſer Familienväter furchen beſorgt ihre Stirn:„Jamais ils ſeront préts“— „niemals werden ſie fertig werden“—.„Ach was, eine Ausſtellung fängt ſowieſo immer erſt einen Monat ſpäter an. Ein Pariser weiß sich zu helfen „Tout ſ'arrange, On verra bien, Ca ira Alles arrangiert ſich, man wird ſchon ſehen. es wird ſchon gehen. Man wird am feſtge⸗ ſetzten Tage einweihen, und wenn es hier und da noch Ecken gibt, die noch nicht ſo ganz fer⸗ tig ſind, wenn man noch irgend etwas verſtek⸗ ken muß. wird man ſich eben Blumen und Bäume aus dem„Botaniſchen“ leihen und alles wird wunderbar, neu und einmalig ſein, wie es ſich für eine Weltausſtellung gehört. Und follten Monſieur Lebruns Augen einmal peinlicherweiſe zu lange auf eine dieſer Un⸗ vollkommenheiten fallen, dann wird man ihm ſagen:„Oh, Monſieur le preéſident, regardez par ici, comme c'eſt joli!“—„Oh, Herr Prä⸗ ſident, ſchauen Sie hierher, wie wunderbar das iſt!“—. Ein Pariſer weiß ſich zu helfen mit Nonchalance, Gleichmut, Sorgloſigkeit und Witz. Paris hat ſeine Hauſſe in Ausſtellungs⸗ witzen. Die Arbeiter in den Gerüſten der Pa⸗ villons erzählen ſie, die Beamten in den Aus⸗ ſtellungsbüros, die Wächter in den neuen An⸗ lagen, in den Cafés machen ſie ihre Runde, in den Boites, in der großen und kleinen Geſell⸗ ſchaft von Paris. Die Zeitungen ſind voller Karikaturen, alles dreht ſich um die Ausſtel⸗ lung und ihre Leiden. Die Prozession der Zylinder Täglich ſieht man jetzt einen Zug feierlicher, würdiger Zylinder, die zwiſchen Steinen, Mörtel, Gerüſten und Holz herumklettern. alles ſachverſtändig betrachten und irgendeinen der zahlloſen Grundſteine legen. Grundsteine am laufenden Band Monſieur Leon Blum hat jetzt zu tun. All⸗ morgendlich ſieht man ihn, und mit ihm viele Offizielle, mit Maurerkelle und Hammer be⸗ waffnet. Er legt Grundſteine. Bis jetzt ein Dutzend. Daran wird es alſo nicht liegen, wenn die Ausſtellung nicht richtig fertig wird. Ganz Paris lachte darum, als eine Zeitung eine Karrikatur brachte: Monſieur Blum grüßt mit geballter Fauſt auf ſeinem Grundſtein die Arbeiter, die allein auf weiter Flur mit gro⸗ ßen Ohren auf ihren Meiſter hören. Darunter ſteht:„Nicht fertig? Aber ich habe doch alle Pavillons eröffnet!“ Das Ganze nennt ſich: „L'Expoſition“—„Die Ausſtellung“. Die würdigen Herren der unzähligen Komités wollen ſachverſtändige Aufklärung haben, wenn ſie die Felder beſichtigen. Solch ein Pariſer Maurer oder Zimmermann gibt ſie ihnen denn auch, weniger ſachverſtändig, dafür aber umſo witziger. Fragt da ein wiſſensdur⸗ ſtiger Beſucher einen Monteur, der am„Tour Eiffel“, am„Eiffelturm“ ausbeſſert:„Das fängt alſo an, ein Geſicht zu bekommen, die Ausſtellung, was?“„Aber ja, mein Herr, der „Tour Eiffel“ iſt bereits fertig“ Oder ein anderer:„Und dieſe Pavillons vom Frank⸗ reich in Ueberſee gehen vorwärts, ſind bald fertig?“„Richtig, Monſieur. Mein Kollege und ich, wir denken daran!“ Der Pariſer Arbeiter hat ſeine 40⸗Stunden⸗ Woche Samstags wird nicht gearbeitet. Und alle Aufrufe Léon Blums konnten ihn nicht dazu bewegen, mehr zu arbeiten. Samstags und Sonntags herrſcht tiefer Friede zwiſchen den Gerüſten. Die Einzigen, die ſich darüber nicht ärgern, ſind die Umwohnenden, die nun Vakller Lellaustelung im Aufbau — Wohnungshölle am Eiffelturm— Die Sowjets ſind am weiteſten zurück wenigſtens tief in den Sonntag hineinſchlafen können. Die Miſeren dieſer armen Nachbarn der Ausſtellung ſind auch ein beſonderes Kapi⸗ tel, das ſeitenweis die Zeitungen füllt. Viele wechſeln ihre Wohnung und vermieten ſie für die Zeit der„expoſition“ an alte, ſchwerhörige Leute. Zwei Zylinderträger auf der Wippe Feierlichkeit ſchätzt der Pariſer garnicht. Eine Einweihung, eine Grundſteinlegung ſind für ihn nur die Gelegenheit, ein bon⸗mot zu machen oder eine luſtige Zeichnung. Da haben ſich zwei bärtige Herren aus einem Grundſtein und einem Balken eine Wippe gebaut, auf der die beiden ſchaukeln, zum Vergnügen zweier„großes“, zweier kleiner Jungen. Kommen zwei Arbeiter dazu und meinen ſachverſtändig:„Das wird ſicher der Miniſter für Vergnügung ſein, der den Vergnügungspark einweiht!“ Noch 60 Tage und alle Hallen und Pavillons müſſen fertig ſein. Noch ſieht es wenig danach aus. Alſo ſchlägt ein erfindungsreicher Zeich⸗ ner dem Direktor der Ausſtellung vor, ein Pa⸗ lais für den Regen zu ſchaffen, mit einem Re⸗ genſchirm als Dach für die Tage, da es einmal nicht ſo gutes Wetter iſt, um ſich in den unferti⸗ gen, dachloſen Pavillons zu ergehen. 60 Tage noch, das macht auch vielen Arbeitern Kopfzerbrechen. Stehen da zwei vor einem Berg Mörtel und Mauerſteinen. Noch iſt kein Grund⸗ ſtein gelegt zu dem künftigen Palais. Sagt der Eine:„Und 60 Tage haben wir nur, um die⸗ ſen Pavillon zu bauen!“ Sicher, denn das iſt kein Obelisk... da braucht man nur den erſten Stein legen und fertig iſt er!“ Ein Pariſer weiß ſich zu helfen mit Non⸗ chalance, Gleichmut, Sorgloſigkeit und... Witz. Wer hilft William Purnell Hall 7 Ein unſichtbarer Jeind Geheimnisvolle Telefon⸗Anrufe — Aerger am laufenden Band Geburtstagsſtändchen und Leichenwagen New Nork, im März In Baltimore, in den Vereinigten Staaten, lebt ein Mann, dem ſeit Monaten keine Stunde der Ruhe und des Friedens mehr gegönnt iſt. Dieſer Mann iſt ein Rechtsanwalt, ein in Bal⸗ timore ſogar bekannter Anwalt mit Namen William Purnell Hall. Mr. Hall wird ſeit Monaten bei Tag und bei Nacht von einem unſichtbaren Feind verfolgt, der ihm nicht nur ſeine Arbeitskraft, ſondern auch den Lebensmut raubt. Und trotzdem iſt er gegen dieſen unſichtbaren Feind ohnmächtig und auch die Polizei von Baltimore, die er ganz auf ſeiner Seite hat, konnte ihm bisher nicht helfen. Wer iſt dieſer Feind? Wer kann es ſein? ſtiemand kann dieſe Frage beantworten, und ſo iſt man mehr oder weniger auf Vermutungen angewieſen. Vielleicht iſt es ein früherer Klient, der ſeine Sache trotz der hervorragenden Ge⸗ ſchicklichteit des Rechtsanwalts verloren hat, möglicherweiſe iſt es auch ein Gegner eines Klienten von Mr. Hall. Der Anwalt ſelbſt mutmaßt, daß ſein unſichtbarer Feind ein Mann iſt, deſſen Frau er in einem Scheidungs⸗ prozeß glänzend vertreten und der er dann zu einem unwahrſcheinlichen Siege verholfen hat. Die rabiaten Geſchäftsleute Dieſer rachſüchtige Feind von Nr. Hall geht mit ungeheurem Raffinement ans Werk. Sein Ziel ſcheint es zu ſein, Mr. Hall im Laufe der Zeit ſeeliſch und geiſtig ſyſtematiſch zu zermür⸗ ben. Er hat es bereits fertig gebracht, ſämt⸗ liche Geſchäftsleute in dem Viertel, in dem Mr. Hall in Baltimore lebt, mit dieſem zu verfein⸗ den. Von früh bis ſpät ging die Glocke an der Wohnungstür. Bald war es der Schlächter, bald der Bäcker, dann wieder der Weinhändler, die Beſtellungen abgeben wollten. Die Waren ſeien ſoeben bei ihnen telefoniſch beſtellt wor⸗ den, ſo erklärten die Geſchäftsleute und wur⸗ den dann rabiat, wenn Mr. Hall behauptete, er habe nichts beſtellt und er weigere ſich, die Waren abzunehmen. Zuweilen kamen Autos mit ganzen Gemüſe⸗ und Obſtladungen und hielten dann in ſolcher Zahl vor ſeinem Haus, daß der Verkehr in der Straße ſtockte, und ein Volksauflauf entſtand. Eine beſondere Bosheit In den letzten Tagen erſchienen plötzlich die Lieferwagen der größten und teuerſten Hotels von Baltimore und wollten angeblich beſtellte Diners für 20 bis 30 Perſonen abgeben. Na⸗ türlich hatte der Anwalt auch davon keine Ahnung. Auch Tierhändler erſcheinen ununter⸗ brochen in der Wohnung von Mr. Hall. Sie bringen Hunde und Katzen, Vögel, Affen und Zierfiſche mit und verlangen Bezahlung. Eine beſonders boshafte Rache hatte ſich der unſichtbare Feind auch an jenem Tage ausge⸗ dacht, als er ſämtliche Buchhändler von Balti⸗ more mobiliſierte, die Mr. Hall das gleiche dicke Buch mit dem Titel„Was muß man tun, um ein guter Rechtsanwalt zu ſein?“ ins Haus brachten. Neuerdings wird auch das Perſonal beläſtigt. So erſchien bei dem Gärtner der Villa in Ab⸗ weſenheit des Anwalts ein Kutſcher, der eine Fuhre Dung abladen wollte.„Iſt doch eben beſtellt worden“, behauptete der Fahrer, als Gärtner ſich weigerte, die Fuhre abzunehmen. Kaum war übrigens die eine Fuhre abgeladen, da kam auch noch eine zweite und dritte Fuhre an. Gleich ein Dutzend Särge In der Nacht, kurz nach Mitternacht, wurde Mr. Hall letzthin durch ein Ständchen aus dem Lehnſtuhl aufgeſchreckt, in dem er einen Augen⸗ blick lang eingenickt war. Unten vor ſeinem Haus ſtand eine Negerkapelle mit 15 Mann, die einen Heidenſpektakel vollführte und behaup⸗ tete, ſie ſei geſchickt, um dem Rechtsanwalt ein Geburtstagsſtändchen darzubringen. Aber we⸗ der Mr. Hall, noch ſonſt jemand im ganzen Haus hatte Geburtstag. Trotzdem mußte er dann zahlen, wenn ſich die Nigger nach langen Verhandlungen auch großzügigerweiſe bereit erklärten, im Preis etwas nachzulaſſen. Am nächſten Morgen ging es dann ſchon wie⸗ der los. Ein Leichenwagen hielt vor dem Haus von Mr. Hall. Die Leute hatten gleich ein Dutzend Särge mitgebracht, vom einfachen Holzſarg bis zum teueren Zinnſarg. Und ſo geht das nun ſchon ſeit Wochen und Monaten, Tag für Tag und Nacht für Nacht. Mr. Hall iſt nicht nur verzweifelt, ſondern einer völligen Zerrüttung ſeiner Nerven nahe. Aber trotzdem ſcheint der unſichtbare Feind dieſes Anwalts aus Baltimore ſein Mütchen immer noch nicht ganz gekühlt zu haben. Wer hilft William Purnell Hall? „der Jürſt der Jeinſchmecker“ Ein großer Gaſtronom— Jehnjähriges Negierungsjubiläum Paris, im März. Von jeher ſchätzen die Franzoſen die Tafel⸗ freuden, und noch heute gilt Frankreich als das gelobte Land der Feinſchmecker. Gerade in neueſter Zeit legt man hohen Wert darauf, daß die franzöſiſche Küche ihren alten Ruhm be⸗ haupte. Darum hat dieſer Tage ein„gaſtrono⸗ miſches Jubiläum“ in Paris lebhafte Anteil⸗ nahme geweckt. Es iſt jetzt gerade zehn Jahre her, ſeit durch eine regelrechte Abſtimmung der franzöſiſchen Feinſchmecker. Gaſtwirte und Köche, dem berühmten Koch Curnonsky die hohe Würde eines„Fürſten der Gaſtronomen“ übertragen worden iſt. Die feinſten Zungen Frankreichs. Curnonsky als Fürſt der Gaſtronomen „Cur 1.“ genannt, hat aus Anlaß ſeines Ju⸗ biläums dem Berichterſtatter einer Pariſer Zeitung intereſſante Aufſchlüſſe gegeben, Der Fürſt der Gaſtronomen nimmt ſeine Aufgaben überaus ernſt. Zunächſt hat er eine„Akademie der Gaſtronomen“ gegründet. Dieſer Körper⸗ ſchaft gehört die„Ausleſe der feinſten Zungen Frankreichs“ an. Ferner hat„Fürſt Cur 1“, unter Mithilfe von zwei federgewandten Schriftſtellern, die von altersher recht bedeu⸗ tende gaſtronomiſche Literatur Frankreichs durch zwei Schriften bereichert:„Das gaſtro⸗ nomiſche Frankreich“(„France gaſtronomi⸗ que“) und„Frankreichs gaſtronomiſche Schatz⸗ kammer“(„Treſor gaſtronomique de France“). Curnonskys Ideal iſt der Bund der Gaſtro⸗ nomie und der Touriſtik. Mit Hilfe der großen Klubs, deren Vorſitzende ſämtlich der„Akade⸗ mie der Gaſtronomen“ beigetreten ſind, iſt es ihm gelungen, den auten Wirten und treff⸗ lichen Köchen von Paris eine größere Wert⸗ ſchätzung als bisher zu verſchaffen. Desglei⸗ chen den hervorragenden Wirtshäuſern, die dank der Ausbreitung des Autoverkehrs über⸗ all in Frankreich wiedererſtanden ſind. So hat „Fürſt Cur 1.“ in den ſpäten Jahrzehnten ſei⸗ nes arbeitsreichen Lebens— er iſt ein rüſtiger Sechziger— die Genugtuung, die franzöſiſche Küche aller vier Zweige— die feine Küche, die d der b wee N F t F NN Fel bürgerliche, die bäuerliche, die regionale— zu neuer Blüte, zu neuem Glanze gelangen zu ſehen. Nur einen Kummer hat der„Fürſt der Gaſt⸗ ronomen“. In ſeiner Jugend hat er ſich un⸗ bedachter Weiſe das flawiſch klingende Pſeu⸗ donym Curnonsky beilegen laſſen. Deshalb ſind manche„mittlere Franzoſen“(„Francais moyens“)— beſonders ſeit dem Stavisky⸗ Prozeß unſeligen Andenkens— der irrigen Meinung, der„Fürſt der Gaſtronomen“ ſei ein unerwünſchter Fremdling aus öſtlichen Gefil⸗ den.— Weit gefehlt!—„Cur 1.“ iſt ein echter Franzoſe, heißt mit ſeinem Geburtsnamen „Maurice⸗Edmond Sailland“ und iſt ein Kind der Stadt Angers. Seine Familie iſt in der Landſchaft Anjou ſchon ſeit 1321 anſäſſig. Unfürſtliche Junggeſellenwohnung. Der immer gutgelaunte, naturgemäß wohl⸗ beleibte Fürſt der Gaſtronomen beſchränkt ſich keineswegs auf ſeine Fürſtenwürde, iſt viel⸗ mehr unermüdlich praktiſch tätig. Nur daß er alljährlich auf drei bis vier Monate Paris verläßt, um ſein ganz Frankreich umfaſſendes „Fürſtentum“ zu beſichtigen. Er nennt ſich ſelbſt einen überzeugten und eifrigen„Gaſtro⸗ nomaden“!— Sonſt aber lebt„Cur 1.“ gänz⸗ lich unfürſtlich. Er hauſt in einer ſehr beſchei⸗ denen, kleinen Junaggeſellenwohnung, in der ſeine große Bibliothek den meiſten Raum be⸗ anſprucht. Denn Fürſt Cur 1. iſt nicht nur ein großer Koch, er iſt auch ein leidenſchaft⸗ licher Bücherfreund. Außer ſeinen vielen wert⸗ vollen Büchern hat der„Fürſt der Gaſtrono- men“ keine irdiſchen Schätze geſammelt. der lehle Leibeigene In Rumänien im Alter von 126 Jahren geſtorben. Bukareſt, im März. In der Gemeinde Sculiani in der Moldau iſt dieſer Tage der Zigeuner Pawel Bolohan im Alter von 126 Jahren geſtorben. Bolohan war nicht nur der älteſte Mann im ganzen Land, ſondern auch der letzte noch lebende Leibeigene. Er wurde vor 126 Jahren auf dem Beſitztum einer fürſtlichen Familie geboren, in deren Dienſten er bis zu ſeinem 80. Lebens⸗ jahr blieb, obgleich inzwiſchen auch in Rumä⸗ nien die Leibeigenſchaft aufgehoben worden war. Als freier Mann zog er ſich auf ſeine alten Tage nach Sculiani zurück. Er hinterläßt über 100 Nachkommen. Die Nachkommen der Familie, in der er ſo viele Jahrzehnte lang treu und redlich gedient hat. ließen es ſich nicht nehmen, bei dem Lei⸗ chenbegängnis des alten Pawel Bolohan zu⸗ gegen zu ſein. Sie legten dem letzten Leib⸗ 8 Rumäniens einen großen Kranz aufs rab. Kaufmann Lüderitz erwirbt Angra Pequena Zum Gedenken an die Begründung Deutſch⸗ Südweſtafrikas Mitte März 1883 erwarb der Bremer Großkaufmann Adolf Lüderitz die Bucht Angra Pequena ai der Südweſtküſte Afri⸗ kas und den angrenzenden Küſtenſtrich, die Lüderitz⸗Bucht und das Lüderitz⸗Land. Da⸗ mit war der Ausgangspunkt für die große Kolonie Deutſch⸗Südweſtafrika geſchaffen. Der Erfolg gab ihm recht Die Anfänge der deutſchen Kolonialpolitik gingen, wie das auch früher bei anderen gro⸗ zen Kolonialmächten wie Spanien, Portugal und England der Fall geweſen iſt, von wage⸗ mutigen Kaufleuten aus, die mit ihren Schif⸗ fen als erſte die deutſche Flagge über die Welt⸗ meere trugen. Doch währte es in Deutſchland nicht lange, bis ſich auch die Regierung mit dem Gedanken eines überſeeiſchen Kolonialreichs vertraut machte und den Pionieren aus dem Kaufmannsſtande weitgehende Unterſtützung angedeihen ließ. Der Mann, dem entſcheidendes Verdienſt am Zuſtandekommen der erſten deulſchen Kolonien zugeſprochen werden muß, war der Tabakhänd⸗ ler Adolf Lüderitz aus Bremen. Sein Plan, einen Stützpunkt zur ergiebigeren Geſtaltung ſeines Handels mit den afrikaniſchen Eingebo⸗ renen zu ſchaffen, begegnete freilich in Deutſch⸗ land zunächſt allgemeinem Widerſtand. So ſah er ſich gezwungen, auf eigene Fauſt vorzu⸗ gehen, im Vertrauen darauf, daß dann auch die deutſche Oeffentlichkeit und die deutſche Regie⸗ rung das Nützliche ſeines Tuns einſehen würde. Der Erfolg hat ihm Recht gegeben. Bismarck greift ein Mitte März 1883 wurde von Lüderitz' Mit⸗ arbeiter, dem berühmten Forſcher Vogelſang, in der Bucht von Angra Pequena an der ſüdweſt⸗ afrikaniſchen Atlantik⸗Küſte die deutſche Flagge gehißt. Kurz darauf konnte ſich der Tabaf⸗ händler als Herr über ein Gebiet von taufend Meilen Landes betrachten, das er einem ſchwar⸗ zen Häuptling abgekauft hatte. Freilich ſtellte ſich bald heraus, daß das Land infolge ſeiner großen Waſſerarmut der Koloniſation große Schwierigkeiten bereiten würde. Das unternehmungsluſtige Vorgehen des Bremer Kaufmanns hatte aber in Berlin ſei⸗ ne Wirkung nicht verfehlt. Am 24. April 1884 gab Reichskanzler Bismarck dem deutſchen Konſul in Kapſtadt den telegraphiſchen Auftrag, amtlich zu erklären, daß„Lüderitz und alle ſeine Niederlaſſungen unter dem Schutz des Deut⸗ ſchen Reiches“ ſtänden. Von dieſem Tage da⸗ tiert die aktive Kolonialpolitik der deutſchen Re⸗ gierung, deren Ergebnis das anſehnliche Kolo⸗ nialreich war, über das Deutſchland 1914 bei Ausbruch des Weltkrieges verfügte. 1914 war aus der waſſerarmen Einöde um die Bucht von Angra Pequena die Kolonie Deutſch⸗Südweſt⸗ Afrika geworden, ein Land, dem deutſche Tat⸗ kraft und das Können deutſcher Techniker in⸗ nerhalb von dreißig Jahren den unverlöſch⸗ lichen Stempel der Kultur aufgedrückt hatten. Die 10 000 deutſchen Siedler, die 1914 im Lande waren, erfreuten ſich guter Eiſenbahn⸗ verbindungen, deutſcher Schulen und deutſcher Krankenhäuſer ſowie eines tadellos funktionie⸗ renden Poſt⸗ und Telegraphendienſtes. 100 ENI 19. Fortſetzung. Aber Hein mußte nach einigen Minuten die Seele von da oben runterholen, da ſie anfing, bedenklich zu ſchau⸗ keln.. durchaus nicht von dem bißchen Seegang her, ſondern der Abſinth wirkte. Durch all dies Geſchehen hatten aber die Gäſte ganz und gar vergeſſen, was ſie eigentlich von Hein wiſſen wollten, und das war ihm, der letzten Endes der einzig Nüchterne in der Bar war, am liebſten. Unten im Maſchinenraum wurde indeſſen heiß ge⸗ arbeitet. Man ließ Robert vollſtändig freie Hand, hatte man doch ſofort erkannt, daß er von all den Dingen ſehr viel verſtand. Die Maſchiniſten fügten ſich ſeinen kurzen, klaren Befehlen, und wenn ſie ihn nicht verſtanden, dann ver⸗ dolmetſchte ihnen Dickchen, was gefagt worden war. Schwer war die Arbeit, denn die leicht rollende See machte ſich auch hier unten bemerkbar. Nach vielen Stunden angeſtrengter Arbeit war es endlich ſo weit, daß die Maſchine wieder in Gang gebracht werden konnte. Wohl ſelten hatte Ben mit ſolchem Feuereifer hochbepackte Schaufeln mit Kohle in den nimmerſatten Schlund der Heizung geworfen. Er grinſte über ſein ganzes Geſicht. Konnte er durch die verſchiedenen Gänge einen Blick auf Robert erwiſchen, dann nickten ſie ſich zu wie zwei gute Kriegskameraden. Als aber endlich die ſchwere Arbeit getan war, die Maſchine wieder lief und dadurch die unangenehm rollende See dem Schiff weniger anhaben konnte, fiel Robert an der Stelle, da er den letzten Griff tat, um und ſchlief ſofort wieder ein. Lächelnd betrachtete Dickchen ihn und winkte zwei Matroſen, ſie ſollten Robert forttragen, aber da kam ſchon Ben, wiſchte ſie einfach mit ſeiner Kohlenfauſt beiſeite und hob Robert vorſichtig auf, blickte Dickchen fragend an und folgte dieſem nach den Kabinen der zweiten Klaſſe, dort war eine Kabine leer. Der Kapitän hatte angewieſen, daß man Robert da zur Ruhe bringen ſollte. Als Ben die Badewanne ſah, die neben der Kabine lag, grinſte er wieder, kannte er doch Roberts unbändige Sehnſucht nach Waſſer. Er klemmte ſich Robert wie ein Baby unter den Arm und ſagte zu dem Steward: „Waſſer laufen.. weißes Mann waſchen.. weißes Mann das gern hat.. weißes Mann ſich alle Tage wäſcht.“ Dickchen nickte wieder und drei Minuten ſpäter legte Ben ſeinen Kameraden Robert ſacht und vorſichtig in die mit lauwarmem Waſſer gefüllte Wanne, ſo, als wäre es tagtäglich ſeine Arbeit, große und kleine Babys zu waſchen. Robert wurde auch bei dieſer Prozedur nicht mit Be⸗ wußtſein wach. Er wurde in das ſchneeweiße Bett gelegt und war für die nächſten ſechzehn Stunden untergebracht, denn dann erſt geruhte er— allerdings etwas verwundert — aufzuwachen. Was wußte er davon, daß Karin jede freie Minute an ſeinem Bett ſaß, was davon, daß Cherpin einem Verhör unterworfen wurde und in der Gefangenenzelle des Schiffes ſaß... mehr oder weniger ſeekrank? Ob nun aus Neigung oder aus Angſt, das intereſſierte weder den Kapitän noch ſonſt jemand an Bord, außer dem Boy, der die Zelle immer wieder ſauber machen mußte. Und der nahm denn auch ſeine Rache, indem er Cherpin nicht gerade ſanft behandelte. Aber, wie geſagt, Robert intereſſierte dies alles nicht. Er ſchlief, wie er ſeit Jahren nicht geſchlafen hatte, verſchlief auch den nicht vorgeſehenen Aufenthalt an den Lakkadiven. Als er erwachte, dehnte und reckte er ſich erſt einmal eine gute Weile, fühlte am ganzen Körper das behagliche Gefühl des Gepflegtſeins und geruhte dann langſam munter zu werden, ſah erſtaunt den neben ihm ſtehenden Steward an und glaubte zu träumen, als dieſer ihn fragte, was Herr Hirt zu frühſtücken wünſche. Dieſe Frage war zu viel, denn ſeit Wochen hatte er einfach runtergeſchlungen, was ihm im Mannſchaftslogis vorgeſetzt worden war, hatte mehr oder weniger mit den anderen geſchimpft über das Eſſen und luſtlos das meiſte ſtehen laſſen. Und jetzt ſtand da ein richtiger, weißgekleideter Steward in vorgeſchriebener Hal⸗ tung und fragte, was er zu frühſtücken wünſchte. Entweder hatte er Krieg, Not, Indochina und das Leben als Heizer auf der„Wilhelminje“ geträumt, oder der Kerl hielt ihn zum beſten. Aber nein, ſo ſah das nicht aus, der lächelte ſogar ſehr freundlich und fragte auch noch, ob er gleich das Badewaſſer einlaufen laſſen ſolle oder ob Herr Hirt erſt nach dem Frühſtück baden wolle. Na, jetzt war der Kerl total verrückt geworden.. nun war es aus! Mit beiden Beinen ſprang Robert aus dem Bett... was hatte er denn da an? Himmel... das war doch wirklich und wahrhaftig ein Weibernachthemd... wie war er da reingekommen? Himmeldonnerwetter.. ſollte der verdammte Lümmel, der Hein, ſich wieder mal einen dummen Scherz erlaubt haben? Robert zupfle an dem Nachthemd herum.. ſah den Steward an... bemerkte, daß dieſer mit dem Lachen kämpfte und mußte nun ſelber herzlich lachen. „Was iſt denn hier los.. bin ich verrückt oder ſeid ihr verrückt?“ „Verzeihung, aber ich glaube keiner von allen... Herr Hirt wird ſich nur noch nicht erinnern können, was geſtern geweſen iſt.“ 22 2 S 4 — 1 2 IEDE BIRKNER Urheber-Rechtsschutz: Drei Quellen-Verlag, Königsbrück(Bez. Dresden) „Geſtern... geſtern.. warte mal, mein Sohn.. da war doch der Quark da unten mit der.. richtig... die Maſchine... und nun ſagt ihr auf einmal Herr Hirt zu mir. Jungens, ich war bald drei Wochen Heizer Hirt, bin ich denn avanciert? Na... Menſch, bringen Sie mir erſt mal einen ſteifen Kaffee... da wird ſich dann alles klären, und dann eine kalte Duſche, wenn ich ſie haben kann.“ -Selbſtverſtändlich.“ „Nee, Junge, vor einem Tage war das nicht ſelbſtper⸗ ſtändlich und vor vielen, vielen Wochen auch nicht. Aber laß man, es wird ſchon langſam klar bei mir... es dämmert, und es dämmert mir ganz angenehm.. ich glaube, ich habe meine Pflicht getan, und was die Hauptſache iſt... wir kommen der Heimat näher... immer näher. Menſchens⸗ kind, weißt du, was das bedeutet? Ach was, ihr Seefahrer wißt das nicht... ihr kommt ja zu oft heim... da kennt ihr das herrliche Gefühl nicht.“ Robert dehnte die Arme, ſchlug dann dem lächelnden Steward auf die Schultern. „Alſo los, wenn ich denn ſchon befehlen darf... her mit dem Frühſtück und dem Kaffee.. aber armſtark, mein Junge, ſonſt werde ich nicht ganz munter.“ Bis der Steward zurückkam, ſtand Robert an der Luke, die er weit offen hatte, und ſah nachdenklich hinaus auf das kaum noch bewegte Meer. Vieles ging ihm durch den Kopf, und er mußte ein klein wenig lächeln über den blöden Zu⸗ fall, der ihn, Karin und all die anderen vor ſicherem Unter⸗ gang gerettet hatte. Wenn er in den letzten Tagen nicht auf die Ventile geſehen hätte, wenn es ihm gleichgültig geweſen wäre, wie die Maſchine lief, dann lagen ſie wohl jetzt alle da unten tief im Meere und alles Heimweh war geſtillt, alle Sorgen und Verzagtheit hatten ein Ende. Robert fühlte ſehr wohl, daß dies alles für ihn und Karin eine Wendung zum Beſſeren gebrachte hatte, wenn⸗ gleich er noch nicht wußte, wie und was Cherpin, deſſen Exiſtenz wie eine drohende Wolke über all ſeinen Gedanken lag, mit alledem zu tun hatte. Bald kam ſein Frühſtück und dazu die Aufforderung vom Kapitän, zu ihm zu kommen, ſobald er angezogen ſei. Der Herr Kapitän ließe bitten, ſich des bereitgelegten Tropenanzuges zu bedienen. Robert betrachtete den Anzug, verzog die Stirn, kniff ein Auge zu und meinte luſtig blinzelnd: „Junge... ich glaube wirklich, ich bin avanciert denn in dem ſchönen Tropenanzug werden Sie mich doch wohl nicht wieder mang die Kohlen ſtecken, was?“ „Ich fürchte nein, Herr Hirt.“ „Alſo an das Herr Hirt... da muß ich mich erſt wieder gewöhnen.. das ſitzt noch nicht. Hm.. der Kaffee iſt aber gut... beſſer als unten im Logis... umgekehrt wäre richtiger... denn wir da unten machen die ſchwere Arbeit, indeſſen die Paſſagiere es ſich hier oben wohl ſein laſſen. Na... das ſoll nun keine dumme Bemerkung von mir ſein, aber wenn man erſt mal unten war, dann weiß man genau, wie es da iſt und was geändert werden müßte. So... nun kaltes Waſſer über den Körper, dann werden wir wieder flott ſein. Sag' mal, Junge“, rief Robert aus dem Baderaum heraus,„weißt du, was meine Frau macht?“ „Frau Hirt liegt auf dem Sonnendeck und unterhält ſich mit Fräulein Polter und Herrn Berger.“ „Wie bitte... was iſt los.. redeſt du ſuaheli... oder hab' ich Waſſer in den Ohren?“ Robert ſteckte unter der lau⸗ fenden Brauſe ſeinen pudelnaſſen Kopf hervor und ſah den Steward kopfſchüttelnd an.„Wohl ein biſſel dämlich ge⸗ worden, mein Lieber, was?“ „Ich kann doch nichts anderes ſagen, als was man mir berichtet hat.“ Der Steward räumte in der Kabine auf. „Sie werden manches verändert finden, Herr Hirt.“ Herr Hirt ſtieg aus der Wanne und kam naß und nackt, wie er war, in ſeine Kabine, dachte nicht daran, ſich abzutrocknen, ſondern ſchüttelte nur immer den Kopf. „Sie werden ſich erkälten, Herr Hirt.“ „Red' keinen Stuß, Menſchenskind, in der Nähe des zehnten Breitengrades ſüdlicher Breite hat ſich noch kein Menſch einen Schnupfen geholt.“ Der Steward fand es aber richtiger, Robert abzutrocknen, was dieſer ruhig ge⸗ ſchehen ließ.„Meine Frau liegt auf dem Sonnendeck und unterhält ſich... ich werd' verrückt.. liegt.. auf dem Sonnendeck.. ſo richtig als Paſſagier, gemütlich, ohne Hetzerei und ſo? Na.. das begreif' ich noch nicht... ich werd' mal alle Gedanken ausſchalten, bis ich beim Kapitän war, das ſcheint mir das klügſte zu ſein.“ Einige Zeit ſpäter ſaß er dem Kapitän gegenüber ſaß... das war das Erregende.. er mußte nicht ſtehen, die Hände an der Hoſennaht, nein, er ſaß dem Kapitän gegenüber. Dieſer bot ihm eine Zigarre an und ſagte „mein lieber Hirt“ zu ihm und die Welt ging nicht unter. Aber was der Kapitän ihm alles erzählte, das mußte er erſt langſam verarbeiten... er konnte nicht ſoſort alles be⸗ greifen. Es wurde ihm berichtet, daß es Hein zu gleicher Zeit, als er unten in der Maſchine die Kataſtrophe aufgehalten hatte, gelungen war, in Cherpins Gepäck nachzuforſchen und dort die für die Maſchine fehlenden Verſchlußſtücke der Ventile zu finden. Außerdem noch Briefe und Nachrichten, die klar erwieſen, daß Cherpin der ſchon ſeit Jahren geſuchte „Südſeegauner“ ſelber war, daß er bei ſeiner und anderen Kolonialgeſellſchaften die gemeinſten Unterſchleifen betrie⸗ ben und mit dem Maſchiniſten, den er mit einer erheblichen Summe beteiligte, ausgemacht hatte, daß die Maſchine an den Lakkadiven Havarie machen müſſe, da dort in dem kleinen Hafen ein Helfershelfer auf ihn warte, der die er⸗ gaunerten Gelder an ſich nehmen ſollte, damit er ſelber, Cherpin, ſie nicht mit nach Frankreich zu nehmen brauchte. Cherpin hatte Wind bekommen, daß man ihn in Marſeille unangenehmen Fragen und Durchſuchungen ausſetzen würde. Das wollte er dadurch verhindern, daß er auf den Lakkadiven alles Belaſtende an den Mittelsmann abgab. In Indochina konnte er nicht länger bleiben, da man dort auf ihn aufmerkſam geworden war und ihn nur reiſen ließ, um ſo vielleicht dem geſuchten„Südſeegauner“ auf die Spur zu kommen. Alſo lieber ein ganzes, großes, beſetztes Schiff mit Mann und Maus in Gefahr bringen, um ſeine fluchwürdigen Schwindeleien zu decken. Durch ſeine gemeinen Manöver hatte es Cherpin verſtanden, den Preis für Reis in die Höhe zu treiben und dadurch viel arme Menſchen zur Verzweif⸗ lung gebracht. Ein Schädling der ganzen Menſchheit war er. Europa und die Tropen, alle waren gleich durch ihn geſchädigt worden. Die Summen, die er veruntreut und er⸗ gaunert hatte, ließen ſich heute noch nicht feſtſtellen, aber durch Heins Nachſpionieren war man wenigſtens ſchon einer halben Million auf die Spur gekommen. „So, lieber Hirt, nun haben Sie im ganzen ein Bild, was ſich durch Ihre Tat und die Klugheit Ihres Schwagers alles ergeben hat, Sie ſowohl als auch Ihre Familie ſind von jetzt an ſelbſtverſtändlich Gäſte der ‚Wilhelminje... wir haben Ihnen alle unendlich viel zu verdanken... da iſt es wohl unſere erſte Pflicht, Ihnen den Reſt der Fahrt ſo ange⸗ nehm wie möglich zu machen. Ich habe ſchon Funkſpruch mit dem Kolonialamt in Amſterdam gehabt und man hat mich beauftragt, Sie zu fragen, in welcher Weiſe wir uns Ihnen und Herrn Berger erkenntlich zeigen können. Herr Berger hat vorläufig alles abgelehnt und überläßt es Ihnen, zu beſtimmen, wie wir handeln ſollen.“ Robert ſah nachdenklich auf ſeine Zigarre, dann blickte er hoch und war tatſächlich rot geworden... es war ihm peinlich, für eine Selbſtverſtändlichkeit, die er getan, jetzt eine Belohnung einzufordern. Aber die Klugheit und das Heimweh halfen ihm, ſeine Hemmungen zu überwinden. „Herr Kapitän... was ſoll ich zu alledem ſagen ich habe meine Pflicht getan, wie es jeder anſtändige Kerl tun würde. Ich bin hier auf dem Schiff als Heizer gefahren ... um.. heimzukommen. Wir drei, meine Frau und mein Schwager, wir leben ſeit Jahr und Tag nur vom Heim⸗ weh, und uns war jeder Weg und jede Arbeit recht, um heimzukommen.. trotzdem wir wiſſen, daß uns in der Heimat Arbeitsloſigkeit und Sorgen erwarten werden aber wir wollen wieder nach Deutſchland... ganz gleich als was und wie. Sie werden mich verſtehen können jeder Menſch hat nur eine Heimat.. für die er alles tut, um ſie ſich zu erhalten. Wenn Sie mich nun alſo fragen, was man für uns tun kann, dann ſage ich Ihnen: verſchaffen Sie uns Arbeit in Deutſchland. Ich weiß, daß dies eine komplizierte Sache iſt für Sie als Holländer, aber vielleicht findet ſich eine Möglichkeit. wir wollen weiterhin jede Arbeit tun, die man uns gibt, wenn uns die Arbeit Brot und Leben in der Heimat aibt.“ Robert hatte ſehr erregt geſprochen, und der Kapitän hob beruhigend die Hand. „Es wird ſich ſchon etwas finden.. wir müſſen über⸗ legen. Es iſt natürlich nicht mehr möglich, daß Sie weiter⸗ hin Heizer bleiben, und auch Ihre Angehörigen können nicht mehr in der alten Weiſe beſchäftigt werden wie bisher. Ganz abgeſehen davon, daß ſich Herr Berger eine nette Summe ver⸗ dient hat dadurch, daß er den bewußten Südſeegauner“ zur Strecke gebracht hat. Sie wiſſen davon?“ Ja, mein Schwager hat mich unterrichtet. Aber glau⸗ ben Sie mir, Herr Kapitän, die ganze Sache iſt für mich noch wie ein Märchen. Geſtern ſtand ich noch ſchwitzend und hundemüde vor dem Heizloch, und nun.“, lächelnd ſah Robert an ſich hinunter,„wie ein Graf komme ich mir vor.“ „Na... Graf iſt ja ein biſſel übertrieben, aber ich kann ſchon verſtehen, daß Sie ſich— wie ſoll man ſagen— gehoben vorkommen. Alſo, wir haben alles Erforderliche beſprochen : Sie hören in den nächſten Tagen von mir. Und ich hoffe, daß Sie ſich als Paſſagier der ⸗Wilhelminje recht wohl fühlen werde.“ „Auf alle Fälle etwas kühler... das ſteht feſt. Darf i mich jetzt verabſchieden?“ enen „Aber ſelbſtverſtändlich! Ich glaube, Sie werden Ihre Frau Gemahlin oben auf dem Sonnendeck finden. Ach ſo, halt, noch eines... Sie geſtatten doch der Schiffahrtsgeſell⸗ ſchaft, daß ſie Ihnen bis zu dem nächſten Hafen mit einigen Tropenanzügen aushilft. Tropenanzüge ſitzen ja nie gut es wird alſo nicht auffallen.. Sie verſtehen?“ „Furchtbar nett, Herr Kapitän ich könnte ja gar nicht ablehnen, denn mein Trouſſeau.. na, reden wir nicht davon. Sie wiſſen, wie es uns in den letzten Monaten vor der Abreiſe gegangen iſt.“ 1 Forſſezung folgt.. r .—— — .——————— — r Bekanntmachungen Orisgruppe ber N. S. H. A. 5 Biernheim NS.⸗Beratungsſtunde jeden Montagabend von 8—9 Uhr. Dlenſtſtunden der Pol. Leitung nur Donnerstags 20—21 Uhr— Dienſtſtelle: Adolf Hitlerſtraße 19 NS. ⸗Frauenſchaft Heute Donnerstag, 8 Uhr, Heimabend. Die Leiterin. Deine Zeitung— die NS-Preſſe! Werbe für ſiel! Lokale Nachrichten Viernheim, den 18. März 1937 Anſer Tagesſpruch Ein verzagtes und betrübtes Gewiſſen wie⸗ der aufrichten, iſt viel mehr als ein König⸗ reich erobern. 0 9 Lincleuagenpaacle Sobald die Frühlingsſonne nur ein bißchen verheißungsvoll durch die Wolken blinzelt, wimmelt es auf Straßen und Plätzen von Kinderwagen. Beſonders unſere Adolf Hitler⸗ und auch die Lorſcherſtraße weiſen dann ſtets eine ſtarke Belebung auf. Man hat überhaupt gar nicht mehr geahnt, wieviel Kinderwagen und wieviel kleine Kinder es in ihnen gibt! Die Sonne zaubert ſie gleichſam ans Licht, weil man in den Wintermonaten wenig von ihnen ſah. Es ſind zum großen Teil die rich⸗ tigen„Winterkinder“, die jetzt gründlich an die Luft geführt werden. Sie haben im Winter das Licht der Welt erblickt, nun ſollen ſie in der Frühlingsſonne aufblühen wie kleine Früh⸗ lingsblumen. Dann ſind andere da, die nicht mehr ſo ganz klein ſind, die vielleicht ſchon im leichten Sportwägelchen ſitzen und äußerſt vergnügt in die Sonne gucken. In manchen dieſer Kinderwagen ſieht man, wenn man vorübergeht, rein nichts. Und nur, wenn man ſich über den Wagen beugt, ſieht man ganz unten ein kleines, roſiges Etwas liegen, das meiſtens ſchläft oder mit großen verträumten Augen in die Helle über ihm blinzelt. Und gelegentlich ſieht man aus den Wagen kleine Arme in roſa, weißer oder hell⸗ blauer Wolle hervorragen, die vergnügt in der Luft herumfuchteln oder die Gummipuppe mit unermüdlicher Freude aus dem Wagen werfen. Dann ſagt die Mutter:„Aber Buͤb⸗ chen!“, hebt die Puppe oder den kleinen Hund auf, wiſcht den Sand ab und gibt ihn Büb⸗ chen wieder. Worauf ſich eine Minute ſpäter das Gleiche wiederholt. Denn Bübchen findet es wunderbar, wie die Gummipuppe aus dem Wagen fliegt und Mutter ſie treulich immer wieder holt. Kluge Mütter gibt es natürlich auch, die binden die Puppe am Wagen feſt. Manchmal machen die kleinen Frühlings⸗ kinder auch die erſten Gehverſuche. An einem Aermchen feſtgehalten, torkeln ſie ungeſchickt über die Wege, und wenn ſie ſich losgeriſſen haben, ſitzen ſie auch ſchon auf dem Boden. Sie ſind übrigens die erſten farbenfreudigen Tupfen in der noch ziemlich winterlich kahlen Landſchaft. Noch haben die Frühlingsblumen f nicht ihre bunte Pracht entfaltet, aber die leuchtende Wolle kleiner Frühlingskinder iſt weithin ſichtbar. Selbſt wenn ſie ſchon ſehr behende laufen können, iſt es gut, daß ſie ſo bunt angezogen ſind, da ſieht Mutter auf weite Entfernung, wo der Liebling ſteckt. Wenn wir auch noch nicht allzu oft mit frühlingshaften Tagen beglückt wurden, ſo wollen wir doch hoffen, daß es ihrer in den nächſten Wochen mehrere werden; denn la⸗ chende Sonne und— Kinderwagen ſind das ſicherſte Frühlingsſymptom! * Bauern! Nüflet euch zur Neichsnähr⸗ ſtanbsausſtellung in München! In den Tagen vom 30. Mai bis 6. Juni 1937 findet in München die 4. Reichsnähr⸗ ſtandsausſtellung ſtatt. Bei dieſer Fahrt nach München ſind zwei Tage Gebirgsaufenthalt in Berchtesgaden einbegriffen, ebenſo eine wundervolle Omnibusfahrt für die Hochalpen⸗ ſtraße. Der Fahrpreis für den Sonderzug Nr. 2 ab Bensheim a. d. B. am 28. Mai 1937 über Berchtesgaden nach München, be⸗ trägt ca. RM. 24.—. In dieſen Preis ſind einbegriffen: Eiſenbahnfahrt, Omnibusfahrt, zwei Gebirgsübernachtungen, Ausſtellungs⸗ eintrittskarte, Plakette, Verſicherung und Un⸗ koſtenbeitrag. Die Kurverwaltung von Berch⸗ tesgaden hat Privatquartiere vorgeſehen.— Allen dem Reichsnährſtand angehörenden Be⸗ rufsgruppen bietet ſich hier eine Gelegenheit, für wenig Geld vieles in den herrlichen Bay⸗ riſchen Alpen zu ſehen. Keiner ſollte es ver⸗ ſäumen, dieſe Gelegenheit wahrzunehmen.— Zug Nr. 17 ab Frankfurt 3. 6. Fahrpreis etwa RM. 12.—(nur Fahrpreis, Eintrittskarte und Plakette). Rückkunft am 6. 6. Anmeldungen zu den Zügen müſſen umgehend erfolgen. Näheres und Weiteres iſt aus den Tageszeitungen und dem Wochenblatt der Landesbauernſchaft zu erſehen.(Siehe das endgültige Sonderzugsprogramm der Landes⸗ bauernſchaft Heſſen⸗Naſſau). Gartenbauverein und Spargelbauern Viernheims Am Sonntag, 14. März, war Verſammlung im„Löwen“ mit der Tagesordnung über Beſtimmungen und Abſatzfragen, welche leider nicht beſucht war, wie es notwendig geweſen wäre. Im Intereſſe der Spargel- und Obſt⸗ bauern folgen nachſtehend die wichtigsten Punkte, damit ſpäter keiner Unwiſſenheit vor⸗ ſchützen kann. Wir ſind in der Ablieferung von Spargel, Obſt und Gemüſe der Markthalle Weinheim zugeteilt. Dazu iſt Sammelſtelle bei Karl Zöller beſtimmt. Sämtliche Spargelbauern haben bis ſpä⸗ teſtens 1. April 1937 in der Sammelſtelle Zöller die Größe der Anbaufläche von Spar⸗ geln anzugeben. Von der Anbaufläche muß an Weinheim mindeſtens ½ der Ernte täglich ge⸗ liefert werden(Durchſchnittsertrag pro Ar 1 Zentner).— Sortierung muß in vorge⸗ ſchriebener Weiſe erfolgen. Verkauf darf nur an Selbſtverbraucher und auf den Wochen⸗ märkten, nicht aber an Händler getätigt wer⸗ den. Berechtigt zur Anlieferung an Sammel- ſtelle iſt jeder Spargel⸗ und Obſtbauer, wel⸗ cher alle vorgeſchriebenen Bedingungen erfüllt. Ausgeſchloſſen zur Anlieferung iſt, wer ſchlecht ſortierte und nicht genügende Ware bringt und alle diejenigen, welche ihre Anlage im Frühjahr mit Jauche oder gar mit Gerber⸗ miſt düngen. Mit letzterem dürfen Spargel überhaupt nicht gedüngt werden. Wir haben in Weinheim im letzten Jahre durch gute Qualität die höchſten Preiſe erreicht und wol⸗ len dies auch weiter tun, im Intereſſe der Verbraucher. Ausgeſchloſſene Lieferer werden in der Sammelſtelle bekannt gegeben und es liegt bei den Hausfrauen, uns zu helfen. Mit der Anlieferung von Obſt und Ge⸗ müſe iſt in gleicher Weiſe zu verfahren. Es darf kein Händler bei dem Produzenten Obſt und Gemüſe aufkaufen. Diejenigen Pflanzer, welche es nicht ſelbſt an die Sammelſtelle oder Markthalle bringen wollen oder können, müſſen es mit dem Ge⸗ meindeobſt verſteigern laſſen. Der Vorſitzende: Jakob Weidner 9. Sport bei Kraft durch Freude Ueber 230 000 Volksgenoſſen beſuchten im letzten Jahr die KdF.⸗Sportkurſe und holten ſich Freude in frohem Kreiſe, ſchöpften neue Kraft und Lebensenergie aus den Leibes⸗ übungen. Komm' auch du, Volksgenoſſe, ſtärke dich an dieſem Kraftquell! Sage nicht„nein“, denn ſonſt verſchließſt du dir ſelber den Weg, der zur Lebenskraft und Lebensfreude führt!* Komm zu uns, wir ſind jeden Donner⸗ abends ab 8.30 Uhr, im„Freiſchütz!“ In Erwartung von Frühling und Oſierjejt! Gar viele Anzeichen laſſen auf den Einzug des langerſehnten Frühlings und des Oſter⸗ feſtes ſchließen: In der Natur wird es leben⸗ dig, die im Herbſt dem Boden anvertraute Saat beginnt zu wachſen, Bäume und Sträu⸗ cher zeigen ein Grünen, wenn auch noch zag⸗ haft, faſt möchte man ſagen, ängſtlich, und vorerſt meiſtens nur an den äußerſten Enden der Zweige! Doch nicht nur in Feld und Wald, nein, auch in unſerem Ort ſelbſt iſt in den letzten Tagen und Wochen ein emſiges Treiben zu beobachten, ein Schaffen, das untrüglich auf Frühling und Oſterfeſt, die eng miteinan⸗ der verbunden ſind, ſchließen läßt: Gealterte Häuſerfronten erhalten ein neues, freundliches Geſicht, notwendige Dacharbeiten werden aus⸗ geführt, Gartenzäune, Hoftore und ähnliches erneuert und friſch übertüncht, allüberall werden Ausbeſſerungsarbeiten vorgenommen, die manchen hieſigen Geſchäftsmann zur Ver⸗ mehrung ſeiner Arbeiterzahl zwangen und ſo vielen Volksgenoſſen wieder Verdienſt brach⸗ ten.— Aber auch im Innern der Häuſer er⸗ fahren die Zimmer und ihre Einrichtungen eine gründliche Reinigung. Es iſt dies das Betätigungsfeld der Hausfrau, die mit dem Oſterputz begonnen und deshalb jetzt alle Hände voll zu tun hat. Unternimmt man einen Gang durch unſeren Ort, dann leuchtet es in weiß und rot von den Gartenzäunen und Fenſterbänken her. Neben dem abgezogenen roten Bettzeug hängen die wieder blütenweiß gewordenen Vorhänge und werden von der ſich des öfteren zeigenden Frühlingsſonne be⸗ ſchienen. Ueberall hören wir das Betten⸗, Kleider- und Teppichausklopfen, die Fenſter ſind weit auf, weil drinnen in den Zimmern die Frauen mit Eimer und Beſen hantieren, und alles noch rechtzeitig beenden wollen; denn Frühling und Oſtern ſollen Haus und Hof nicht im häßlichen Winterſchmutz vorfinden, ſondern in gereinigtem, geläuterten Zuſtande. So ſtehen jetzt alle Volksgenoſſen in raſtloſer Arbeit, die aber nach ihrer Vollendung zur doppelten Freude gereichen wird. Nicht zuletzt müſſen ſich die Bauersfrauen mit ihrem Hausputz beeilen, da bereits in Kürze die Arbeit in Garten und Feld ihren Anfang nehmen wird. Unſere Landwirte be⸗ faſſen ſich mehr und mehr mit dem Dünger⸗ ſtreuen und der Frühjahrsbeſtellung, die nun gleichfalls dringlich wird; denn zweifellos hätten ſchon viele dieſer Arbeiten ihre Er⸗ ledigung gefunden, wäre der Wettergott in den letzten Wochen etwas einſichtiger geweſen und uns ſtatt des vielen, die Menſchen verdrießlich machenden Regens, etwas mehr Sonne ge⸗ ſchickt. Wir wollen jedoch hoffen, daß jetzt eine Beſſerung eintritt und unſere Landwirte dann ungehindert ihrer für das ganze Volk wichtigen Arbeit nachgehen können. Eltern— laßt eure Kinder ſich am Sommertagszug beteiligen!— Schmückt ſie ſommerlich und freudig! Au die ganze Viersheimer Bevölkerung! Wir wollen Viernheim bekannt machen! Unter dieſem Geſichtspunkt haben ſich die mengefunden, um in dieſem Jahre erſtmals verſchiedenen Stellen, Vereine uſw. zuſam⸗ zu Frühlingsanfang einen Sommertagszug zuſammen zu ſtellen, der nicht allein uns am Ort Freude macht, ſondern darüber hin⸗ aus auch der nahen und weiten Umgebung Belebung unſerer Geſchäfte und Gaſtſtätten. an der Zahl— werden die verſchiedenen aufgefordert wird, ſich an die verſchiedenen Zugprogr.am an, eben ſind, in welchem näher bezeichnet ſind. Das Programm wird in dieſen Tagen in wieder viele Leute zu uns bringen ſoll zur Herrliche Feſtwagen und Fußgruppen— 30 Straßen beleben, wozu die Einwohnerſchaft Marſchſtraßen zu begeben, wie ſolche in dem auch die einzelnen Wagen und Gruppen alle Häuſer gebracht— es koſtet nur 10 Pfg. —, die zur Deckung der großen Auslagen benutzt werden. Deshalb kaufe ein Jeder eins oder auch mehr, denn jedes Schulkind ſoll auch eine Bretzel bekommen! Jedes Kind will ſich durch den Verkauf ſeine Bretzel ſelbſt verdienen— macht ihnen daher eine kleine Freude! Es wird eine kleine„Vernema Kerwe“ werden, denn auf dem Markplatz findet nach Schluß des Zuges ein Volksfeſt bei Karuſſel und Buden ſtatt, alle Gaſtſtätten laden zum Frühling ein bei guten Speiſen und Getränken, bei Muſik und Tanz! An der Groß⸗Kundgebung beim Verbrennen des Winters auf dem Rathausplatz muß die ganze Bevölkerung teilnehmen(nach Auflöſung des Zuges!) Ganz Viernheim feiert am Sonntag den Einzug des Frühlings! Freut euch des Lebens! Goltesbienſtorönung der katholiſchen Gemeinde Viernheim Samstag: 7.05 Uhr Segensmeſſe mit hl. Kommunion der zur Entlaſſung kommenden Schüler und Schülerinnen nebſt Anſprache. Das beſt. Amt für Phil. Ruland fällt aus. ieee Oſterferien! Die diesjährigen Oſterferien beginnen an unſerer Schule am Samstag, den 20. März und dauern zweieinhalb Wochen. Der Unterricht im neuen Schuljahr ſetzt wie⸗ der am 8. April ein, d. i. am Donnerstag nach dem Weißen Sonntag.— Wir wünſchen Leh⸗ rern und Schülern eine recht gute Erholung! Unſere Heimat, die bekannte Beilage zur Vertiefung des Volkstums⸗ und Heimat⸗ gedankens wird in den nächſten Tagen unſerer Zeitung beiliegen. Wir verweiſen bereits heute auf einige Beiträge der kommenden Nummer hin. Die Faßreifen aus Eiſen haben die höl⸗ zernen Reifen aus Haſelnuß verdrängt und damit dem alten Handwerkerſtand der Reifen⸗ ſchneider ein Ende bereitet. Der Arbeit eines ſolchen Meiſters dieſes ausſterbenden Hand⸗ werks, das einſt im Odenwald mächtig blühte, gilt ein Beſuch, den unſer erſter Beitrag„Ein altes Handwerk ſtirbt aus“ beſchreibt.— „Zwei Dörfer der Waldenſer in unſerm Gau“, nämlich Dornholzhauſen und Wall⸗ dorf, erinnern an überwundene Religions⸗ kämpfe.— Die alten Eigentumsverhältniſſe um Neckarſteinach werden im folgenden Auf⸗ ſatz aus einer alten Handſchrift dargeſtellt. — Eine Reihe von mundartlichen Sprüchen ſchließt die Nummer ab. Normalgewicht eines Menſchen. Bei Männern: Bei einer Größe von 1,56 m 55 kg.; 1.58 m 58 kg; 1.60 m 60 kg; 1.62 63 kg; 1.66 m 65 kg; 1.70 m 67 kg; 1.74 m 72 kg; 1.80 m 79 kg.— Eine Frau von 1,46 m Größe ſoll wiegen 44 kg, 1.48 m 46 kg, 1.50 m 47 kg, 1.52 m 48 kg, 1.56 m 51 kg, 1.60 m 55 kg, 1.62 m 57 kg, 1.66 m 63 kg, 1.70 m 67 kg.— Bei Kindern: Ein Knabe von 5 Jahren ſoll 23 kg wiegen, ein Mäd⸗ chen 18 kg, ein Knabe von 7 Jahren 26 kg, ein Mädchen 22 kg, ein Knabe von 9 Jahren 30 kg, ein Mädchen 26 kg, ein Knabe von 12 Jahren 36 kg, ein Mädchen ebenfalls 36 kg, ein Knabe von 14 Jahren ſoll 42 kg wiegen, ein Mädchen im gleichen Alter aber 45 kg.— Alſo fleißig gewogen und„kein Gramm“ mehr! Jeder 4. Deutſche fährt Fahrrad. Im Deutſchen Reich ſind über 17 Millionen Fahrräder im Gebrauch, was beſagt, daß jeder 4. Deutſche ein Fahrrad beſitzt. Die Zahl der deutſchen Kraftwagen hat ſich im Jahre 1936 um 240 000 vermehrt. 60 000 Tankſtellen verſehen im Reich Autos und Motorräder mit Treibſtoff. Das alles ſind gewaltige Zahlen. Der 20. und 21. März iſt ein Ehrentag der Deutſchen Arbeits⸗ front. Sie dient in der 7. Reichsſtraßen⸗ ſammlung der größten Friedenstat der Welt Gepfefferter Denkzettel. In den letz⸗ ten Tagen wurden in Mannheim einige„zwei⸗ beinige Marder“ abgeurteilt. Dieſe frechen Diebesgeſellen ſtahlen in den umliegenden Or⸗ ten von Mannheim unter dem Schutze der Nacht Stallhaſen, Hühner und Gänſe. Eine Hehlerin bereitete aus dem Diebesgut feine Braten, und es wurde tüchtig geſchmauſt auf Koſten der armen Betrogenen. Das Gericht ließ keine Milde walten und ſprach gegen die beiden Mannheimer Angeklagten 18 Monate Gefängnis aus. Die„Bratköchin“ erhielt drei Monate hinter ſchwediſchen Gardinen. Wir veröffentlichen dieſes gerechte Urteil, denn auch hier kommen von Zeit zu Zeit Diebſtähle von Kleintieren vor. Naturſchänder. Bei Bergzabern in der Pfalz ſchnitten zwei Burſchen große Mengen Weidenkätzchen ab, die ſie jedenfalls verkaufen wollten. Sie wurden bei ihrem Frevel erwiſcht. Das Schöffengericht Landau verurteilte die Naturſchänder zu mehreren Wochen Gefäng⸗ nis. Das mag zur Warnung dienen! Die Weidenkätzchen verdienen ganz beſonderen Schutz, da ſie die erſte Bienennahrung in war⸗ men Frühlingstagen geben. Es wäre über⸗ haupt ratſam, recht viele ſolcher Weiden an⸗ zupflanzen. Nach der Witterungsbeſſerung am Dienstag hat der neu vorgeſtoßene Atlantik⸗ wirbel raſch ſeinen Einfluß bis zu uns hin vorgetragen. Die an ſeiner Vorderſeite ein⸗ ſtrömende und an der vorgelagerten Kaltluft aufgleitende feuchtmilde Meeresluft brachte dabei am Mittwoch Bewölkungszunahme und im Anſchluß daran auch bereits einſetzende Regentätigkeit. Da von Weſten her weitere Störungen folgen, bleibt der Witterungscha⸗ rakter für die Folge recht unbeſtändig. Er wird jedoch nicht durchweg unfreundlich ſein. — Donnerstag: Gelegentlich aufheiternd, doch im ganzen unbeſtändig und zeitweiſe auch Regen, bei lebhaften ſüdlichen Winden milder. Freitag: Fortdauer der unbeſtändigen, zu Niederſchlägen neigenden, milden Witterung. e ee Kampf dem Verberb im baͤuerlichen Betrieb Minderung der Feuersgefahr durch zweckentſprechendes Bauen! Viele Millionen des Volksvermögens gehen jährlich durch Brände verloren und gerade r 7 0„„ 3„ 2 WW 4 2„ Deubner dus grbUitort iurrpen, wenn ſie nicht wenigſtens drei Meter von den Nachbar⸗ ebäuden, oder von der Eigentumsgrenze ab⸗ tehen. Wohn⸗ und Scheuerraum unter einem Dach ſind in ſenkrecht durchgehenden Ebenen ſo abzuſcheiden, daß kein Teil des Wohnraums in den Scheuerraum und umgekehrt eingreift. Unverſchließbare Oeffnungen in der Scheide⸗ wand zwiſchen Wohn⸗ und Scheuerraum ſind nicht geſtattet. Bei Brandmauern ſind Oeff⸗ nungen möglichſt zu vermeiden. Im Falle der Genehmigung ſind ſie mit einfachen oder dop⸗ pelten, eiſernen Türen und Läden zu ver⸗ ſchließen. Die Eindeckung der Gebäude darf in der Regel nur von feuerſicherem Material hergeſtellt werden. Die Anlage und Ausführung von Schorn⸗ ſteinen iſt baupolizeilich genau feſtgelegt. Be⸗ ſondere Beſtimmungen beſtehen noch über die Anlagen von Backöfen, Obſtdarren und Feuer⸗ ſtätten. Nicht feuerbeſtändiger Fußboden un⸗ ter Feuerſtätten muß gegen Feuersgefahr ge⸗ ſichert werden durch Unterlagsbleche, Stein⸗ latten, Beton oder dergleichen, Eiſerne Feuer⸗ ſatten(Defen und Herde) müſſen von Holz⸗ werk, Türbekleidungen pp. mindeſtens 25 em ſowie Feuerſtätten aus Stein und Kacheln mindeſtens 15 em entfernt ſein. Daneben muß man bei den Bauten darauf Bedacht nehmen, daß bei ausbrechenden Brän⸗ den Menſchen, Vieh und Inventar möglichſt ſchnell und ſicher gerettet werden können. Das bezieht ſich bei landwirtſchaftlichen Gebäuden vor allem auf die Ausgänge und die Treppen. Die Anzahl der Stalltüren muß im richtigen Verhältnis zur Tierzahl ſtehen. i Außerdem iſt natürlich die Waſſerfrage ſehr wichtig. Wenn Waſſerleitung vorhanden iſt, enügt die Anlage von Hydranten. Wenn aber Veuswaſserleitung fehlt, ſo muß man das Löſchwaſſer aus Brunnen, Teichen oder Bä⸗ chen entnehmen und falls auch dies nicht wög⸗ lich iſt, große Regenwaſſer⸗Cyſternen anlegen. 10 0 ſind Hausfeuerlöſchapparate e ängen, Schläuche bereit zu halten und öfters nachzuprüfen. Bei Holzbauten mit beſonders feuergefähr⸗ lichem Inhalt empfiehlt ſich ein feuerhemmen⸗ der Schutzanſtrich für alle nach innen frei⸗ liegenden Holzteile, wie er zum Schutz gegen Fliegergefahr bei Gebäuden mit beſonders wertvollen Vorräten jetzt ſchon vorgeſchrieben iſt. Aus Stadt und Land ga(Unfälle des Tages). Bei vier Verkehrsunfällen, die ſich am Dienstag infolge Nichtbeachtung des Vorfahrtsrechtes ereigneten, wurden zwei Perſonen verletzt und ſechs Fahrzeuge beſchädigt.—(Verkehrskon⸗ trolle). Wegen verſchiedener Uebertretungen der Reichsſtraßenverkehrsordnung wurden 38 Keaſtſch gebührenpflichtig verwarnt. An 22 Kraftfahrzeughalter wurden rote Vorfahrts⸗ ſcheine ausgehändigt, weil ihre Fahrzeuge tech⸗ niſche Mängel aufwieſen.—(Lebensmüde). In der Abſicht, ſich das Leben zu nehmen, brachte ſich am Dienstagabend ein Mann auf der Caſterfeldſtraße in Neckarau mit einem Taſchenmeſſer einen Stich am linken Unter⸗ arm bei. Er fand Aufnahme im Städtiſchen Krankenhaus. Handball auf der Straße So geſund der Sport iſt,— ſo „ungeſund“ iſt er, wenn er auf offener Srase ausgeübt wird. So ſpielten geſtern mittag auf einer belebten Strafe einige Schüler Hand⸗ ball und ſtörten ſo den Verkehr. Wie leicht können dadurch ältere Perſonen umgerannt werden. Auch für die Knaben beſteht die Ge⸗ fahr, durch Radfahrer oder Autos an 2 5 zu werden. Alſo weg von den Verkehrsſtraßen! Sport gehört auf die Sportplätze! Gefängnis wegen Ehebruchs Früher wurden Ehebrecher vor Gericht ziem⸗ lich milde behandelt. Jetzt wird, wie der Amtsanwalt in einer Verhandlung vor dem Einzelrichter betonte, die Ehe als Zelle des Staates angeſehen und man hat für Ehe⸗ bruch einen außerordentlich ſtrengen Rahmen angelegt. In dem Fall, den es jetzt in Frank⸗ furt zu entſcheiden galt, war die Che nicht mehr ſehr kapitelfeſt. Angeklagt war ein ge⸗ ſchiedener Ehemann aus Homburg, der als ſchuldiger Teil erkannt wurde. Er hatte gegen ſeine Frau auf Scheidung geklagt. Dieſe Klage war abgewieſen und der Widerklage der Ehe⸗ frau ſtattgegeben worden. Nachdem die häus⸗ liche Gemeinſchaft von dem Ehemann aufge⸗ hoben worden war, nahm er Beziehungen zu einer Haushälterin auf. Nach der Scheidung von ſeiner früheren Frau, wegen Ehebruchs angezeigt, mußten nun der Ehemann und die Haushälterin vor Gericht erſcheinen. Das Ge⸗ richt verurteilte die Haushälterin an Stelle einer verwirkten 36 1 von vier⸗ zehn Tagen zu ſiebzig Mark Geldſtrafe, und den Ehemann zu einer Gefängnisſtrafe von einem Monat. Familientragödie Hangen⸗Weisheim. Dieſer Tage wurde unfer Dorf durch die ſchreckliche Kunde von einem Doppelſelbſtmord aus ſeiner ge⸗ wohnten Ruhe aufgeſchreckt. In der Mittags⸗ zeit hat der 32jährige, ſeit zwei Jahren ver⸗ heiratete Paul Bicking ſich im elterlichen Anweſen mit einem Revolver erſchoſſen. Als der Vater, der Landwirt Jakob Bicking 2., von dieſem unſeligen Schritt Kenntnis erhielt, nahm er ein Jagdgewehr und brachte ſich eben⸗ 15000 egen. 075 8 4 1 2 eee 8 — 2 5— 8 fahren Nec 5— Ae e 15 OSER BAYERN 3 —— 8. N ..—— 4 1 3 N — 2— 1 —— * 1 5 0 1 1 D 951 — ä—— Y — e l N 7 Das endgültige Sonderzugs⸗Programm der Landesbauernſchaft Heſſen⸗Naſſau nach dem Bodenſee, den bayeriſchen Alpen und nach München anläßlich der. W. Reichs nährſtands⸗Ausſtellung vom 30. Mai bis 6. Juni 1937 Anmeldungen mülſſen wegen der beſchränkten Sitzplatzzahl ſofort beim Ortsbauernführer erfolgen. Preis Z.⸗Rr. Tag d. ah Zielſtation Omnibusfahrt Abfahrt v. in der RM. Abfahrt nach München Oeima“ Rn abends 1. 22.— 46 29.5. Darmſtadt Bad Tölz Garmiſch⸗Partenk. 2.6. 3.6. 2. 23.— 11 27.5. Bensheim Berchtesgaden Bad Reichenhall 31.5. 1.6. 3. 21.— 12 27.5. Reinheim Kochel Mittenwald 31.5. 1.8. 4. 21.— 85 31.5. Worms Bad Tölz Schlierſee 4.6. 5.8. 5. 24.— 286 2.6. Bingen Füßen Wertach 6.6. 7.6. 6. 23.— 41 29.5. Mainz Mittenwald Garmiſch⸗Partenk. 1.6. 2.8. 7. 28.— 156 31.5. Wiesbaden Kochel Oarmiſch⸗Partenk 4.6. 5.6. 8. 26.— 110 30.5. Limburg Oberammergau Garmiſch⸗Partenk. 3.8. 4.6. 9. 23.— 152 1.6. Friedberg Mittenwald Garmiſch⸗Partenk. 4.6. 5.6. 10. 23.— 227 29.5. Gießen Kochel Oarmiſch⸗Partenk. 2.6. 3.6. 11. 21.— 166 2.6. Friedberg Kochel Mittenwald 6.6. 7.6. 12. 24.— 60 29.5. Gießen Berchtesgaden Bad Reichenhall 2.6. 3.8. 13. 23.— 226 3.6. Frankfurt a. M. Mittenwald Oarmiſch⸗Partenk. 6.6. 7.6. 14. 23.— 74 27.5. Alsfeld Lindau— 41.35. 1.8. 15. 22.— 140 29.5. Stockheim Lindau— 2.6. 3.6. 16. 21.— 83 30.5. Frankfurt a. M. Bad Reichenhall— 3.6. 4.6. 17. 12.— 251 3.6. Frankfurt a. M. München— 5.6. 6.6. Alle Züge(mit Ausnahme von 6, 9 u. 18) fahren in der Heimat zwiſchen 18 und 21 Uhr ab, ſind 2 Tage am Ausflugsort, 2 Tage in München und ſind am 5. Tage in der Frühe wieder in der Heimat. Die 15 Rr. 6, 9 und 13 haben die Abfahrtszeit in der Heimat in der Frühe und zwar Rr. 6 7.32 Uhr ab Mainz, Nr. 9 5.26 Uhr ab Friedberg und Nr. 13 ab Frankfurt⸗Weſt. 5 In dem angeführten Preis iſt eingeſchloſſen: Bahnfahrt, Omnibusfahrt(außer 14—17), 2 Uebernachtungen in Privatquartieren am Ausflugsort, Ausſtellungseintrittskarte, Pla⸗ kette, Verſicherung und Unkoſtenbeitrag. Die drei Züge nach Mittenwald ſind im beſonderen für„Zugſpitzfahrer“ vorgeſehen. Da nur 3000 Sitzplätze für die Landesbauernſchaft vorhanden ſind, iſt ſofort der Kauf eines Funai ahnt Gun came für RM. 11.— bei der Kreisbauernſchaft notwendig. ur wer fich bis zum 31. 3. 37 gegen Leiſtung einer Anzahlung in die Fahrtteilnehmer⸗ liſte beim Ortsbauernführer einzeichnet, hat die Gewähr dafür, auch einen Platz in dem 8 wünſchten Zug zu bekommen. i as Quartier für die eine Uebernachtung in München(RM 1.40) muß geſondert angemel⸗ det und bezahlt werden. Die genoſſenſchaftlichen Einrichtungen werden von ihrer Verbandsleitung angewieſen. weitgehendſt die Fahrtteilnahme zu fördern. falls einen tödlichen Schuß bei. Ueber die Gründe zu der furchtbaren Tat, die wohl in F1CCCCCͥͥ ¾ddGcdCãũc/GG/0 06 ͤ ͤddGGbpGGſGßGhG0ß0bGGGbGGßGGGuGGbGGGTGßGTGGTbGbGbGGbGTbTbTGTdTGTWTVTbTTFVTbTWTVTVTVTVTTTTWWWwc familiären Angelegenheiten zu ſuchen ſind, iſt nichts bekannt. Der junge Bicking hatte am Vormittag im Weinberg gearbeitet und war gegen 11 Uhr nach Hauſe gekommen. e wegen Brandſtiftung as Limburger Schwurgericht verurteilte den Ludwig Klein aus Merkelbach(Oberwe⸗ ſterwaldkreis) wegen vorſätzlicher Brandſtif⸗ tung und vollendeten Ver Ierdsgssrg zu zwei Jahren Zuchthaus und zwei Jahren Ver⸗ luſt der bürgerlichen Ehrenrechte.— Der An⸗ geklagte, ein zuvor unbeſcholtener Mann, hatte am 11. Auguſt 1934 auf dem Dachboden ſei⸗ nes Hauſes Bettzeug angezündet. Es brach ein Brand aus, bei dem das Dachgeſchoß und die an das Wohnhaus angebaute Scheune ein Raub der Flammen wurden. Als Beweggrund zur Tat gab der Angeklagte jahrelange Strei⸗ tigkeiten zwiſchen ſeiner Familie und einer Nachbarin an, die ihn ſeeliſch ſo bedrückt hät⸗ ten, daß er auf den Gedanken gekommen ſei, ſein Haus„warm abzubrechen“, um es mit Hilfe der von der Brandverſicherung zu zah⸗ lenden Entſchädigung an anderer Stelle auf⸗ zubauen und ſo aus dem unſeligen Bereich der ſtreitſüchtigen Nachbarin zu kommen. Der Staatsanwalt hatte eine dreijährige Zucht⸗ hausſtrafe beantragt. Wehrpflichtige Männer und Jungmänner! Treibt Sport, beſucht die KdF.⸗Sportkurſe im„Freiſchütz!“ Sie bringen euch weſent⸗ liche Vorteile. 1.30 N Vergleichen Sie mit Ihrem Los! Nr. 271935 Wieder einmal iſt die Entſcheidung gefallen: wer in der Staatslotterie mitſpielte, kann jetzt prüfen, ob er zu den glücklichen Gewinnern des, Großen Loſes“ gehört— ſchon ein Achtellos brachte dann bare 100 000.— Reſchs⸗ mark— oder ob ihm einer der anderen 332 998 Ge⸗ winne zufiel. In faſt jedem zweiten Fall wird es nach gewinnt 2 Millionen! 49. Preußiſch⸗Süddeutſchen(275. Preußiſchen) Klaſſen⸗ lotterie. Wieder werden in 5 Klaſſen 343 000 Gewinne auf 800 000 Loſe ausgeſpielt. Die Geſamtſumme aller Gewinne beträgt 67 660 180.— Reichsmark. Die Ge⸗ (Auszug aus dem amtlichen Gewinnplan) winne ſind einkommenſteuerfrei. And ein Achtellos koſtet nur 3.— Reichsmark je Klaſſe! Den amtlichen Gewinnplan und— ſoweit verfügbor— Originalloſe erhalten Sie bei allen ſtaatlichen Lotterie-Einnahmen. „„%%%„%%„„„%%%%%%„„%%%%%%%%%%%%„„%%%%%%%%%%„ d%„% eee en e e e e e e e e e e e eee ee eee ee eee Die neue Lotterie beginnt! Wer kein Tos hat, kann nicht gewinnen! dieſer Prüfung ein frohes Geſicht geben— faſt jedes zweite Los gewinnt! Am 23. April beginnt die Ziehung der 1. Klaſſe der 2 Gewinne zu je 2 Gewinne zu je Der Präſident der Preußiſch losnommet und Ziffern ohge Gewebe för Orockfehles 2 Gewinne zu je 1000 000.— RM 300000. RM 300000. RM 2 Gewinne zu je 200000.— RM 10 Gewinne zu je 100 000.— RM 2 Gewinne zu je 75000.— RM 12 Gewinne zu je 50000.— RM Außerdem 32 968 weitere Sewinne im Geſamtbetrag von 61910 180. RM rr Süddeutſchen Staatslotterie 2 1 C 0 4 * 1 —— —̃—-— c — Zur Flachsausſaat Die Erfahrung der beiden letzten Jahre, in denen Flachs wieder vermehrt angebaut wurde, haben bewieſen, daß ſein Anbau nur dann den erwarteten Erfolg bringt, wenn eine Quali⸗ tätsware erzeugt wird; nur dann erhält der Anbauer Preiſe, mit denen er beſtehen kann, und nur dann iſt die Röſte in der Lage, eine gute Ausbeute an Langfaſern, auf die es am meiſten ankommt, herauszuholen. Daneben ſetzt ſich aber eine andere Erkenntnis immer ſtärker durch: wir müſſen den Flachsanbau ſo einrichten, daß der Arbeitsaufwand nicht ungebührlich anſteigt. Die Arbeitskräfte ſind heute in der Landwirtſchaft ſo knapp, daß ein weſentlich verſtärkter Einſatz oft überhaupt nicht möglich iſt. Qualitätsverbeſſerung und Senkung des Arbeitsbedarfs ſchließen einander nicht aus. Vielfach werden beide ſogar durch die gleichen Maßnahmen begünſtigt. Beſonders auffällig trifft das zu für alle Vorbereitungen, die der Verhütung frühzeitigen Lagerns dienen. Wenn es auch nicht in allen Fällen gelingt, das Lagern mit Sicherheit zu vermeiden, weil hierbei die Witterung mitſpricht, fällt die Entſcheidung doch oft ſchon bei der Auswahl des Flachsackers. Fette Böden ſind ungeeignet, ſie erzeugen ein üppiges Wachstum und be⸗ ſchwören ſtets Lagergefahr herauf. Aus dem gleichen Grund iſt eine ſtarke Stickſtoffdün⸗ gung zu vermeiden. Am beſten haben ſich mittelgute Böden bewährt, denen man reich⸗ lich Kali und Phosphorſäure, aber nur wenig Stickſtoff gibt. Ein weiterer Geſichtspunkt, der mit Rückſicht auf Qualitätserzeugung und Arbeitsverminderung bei der Auswahl des Flachsackers ſtark beachtet ſein will, iſt die notwendige Unkrautfreiheit. Unkraut iſt für den Flachs Gift, und auch hier iſt Vorbeugen billiger als Heilen. Auf unkrautwüchſigen Bö⸗ den, namentlich dort, wo die läſtige Acker⸗ winde häufig vorkommt, wird man den Flachs Bekanntmachung Betr.: Rattenbekämpfung. Mit Rückſicht auf die großen volkswirt⸗ ſchaftlichen Nachteile, die durch Ratten und f N ſonſtige Nagetiere in der verſchiedenſten Weiſe verurſacht werden, muß es nach wie vor Hauptaufgabe der Haus⸗ und Grundeigentü⸗ mer ſein, bei der Durchführung der Be⸗ kämpfungsmaßnahmen nach Kräften mitzuhel⸗ fen. Soweit die Bekämpfung mit Hilfe der natürlichen Feinde dieſer Schädlinge durch Beſeitigung von Gerümpel und Unrat und den ordnungsmäßigen Verſchluß von Vorrä⸗ ten und Abfällen nicht möglich iſt, wird Durchführung weiterer Maßnahmen unerläß⸗ lich. 555 erſuche daher alle Ortseinwohner, die unter der Rattenplage leiden, dies bis 20. ds. Mts., auf dem Rathaus, Zimmer 16, zu melden. Viernheim, den 16. März 1937 Der Bürgermeiſter. Freiw. Feuerwehr Viernheim Samstag, 20. ds. Mts. nach⸗ mittags 6 Uhr Aebung der Hakenleitermannſchaft am Steiger⸗ turm. Die Radfahrerabteilung übt zu gleicher Zeit. Fahrräder mitbringen. Antreten an der Sporthalle. Sonntag, 21. ds. Mts. vorm. 10 Uhr Aebung der ganzen Wehr ohne Pflichtfeuerwehr.(Frei⸗ übungen und Fußexerzieren) Antreten an der Sporthalle. Wir bitten die Kameraden, in Anbetracht der Wichtigkeit vollzählig und pünktlich zu ſein. Unentſchuldigtes Fehlen wird beſtraft. Das Kommando. Tabaljachjchaft Die nächſte Oelpapier⸗Ausgabe iſt am Freitagmittag von 1.30—5 Uhr, im Rats⸗ keller.—— Der vorgeſchriebene Samen: Uſtamm, kann beim Rechner Hofmann ab⸗ geholt werden. S Die Trachtenfiguren, die am 20. und 21. März von der Deut⸗ ſchen Arbeitsfront im Dienſte des Winter⸗ hilfswerkes angeboten werden, ſind Zeichen der deutſchen Verbundenheit! Hauptſchriftleiter undverantwortlich für den politiſchen eil Bernhard Peters, Worms, für den übrigen Teil Friedrich Martin, Viernheim. Verlag: Ber⸗ einigte Zeitungsverlagsgeſellſchaft m. b. H., Herms Feſchaftsſene Friedrich Nartin, Biernbein. Drud: Wormſer Verlags⸗ und Worms. DA. II. 1937 preisliſte Nr. s gültig. Druckereigeſellſchaft m. b. H., über 1800. F. St. iſt gerne nach Hackfrucht ſtellen, obwohl er ſonſt ebenſo gut nach Getreide ſteht. Die Unkraut⸗ bekämpfung vor der Saat, zeitiges Abſchlei⸗ fen und Eggen, muß ebenſo gewiſſenhaft durch⸗ geführt werden wie bei Zuckerrüben. Beim Anbau zwiſchen Wieſen oder an. grasbewach⸗ ſenen Wegen, von denen aus leicht Unkraut in das Flachsfeld eindringt, legt man Schutz⸗ ſtreifen mit einer gleichzeitig reifenden Frucht an. In der gleichen Richtung liegt die immer wieder erhobene Forderung, den Flachs zu drillen, nicht breitwürfig zu ſäen. Flache und enge Drillſaat auf etwa 15 Zentimeter ermöglicht einen gleichmäßigen, dichten Auf⸗ gang, ſchafft alſo Vorausſetzungen für ein⸗ wandfreie Qualität. Darüber hinaus werden die Pflegearbeiten bedeutend erleichtert, weil die Unkrautbekämpfung im weſentlichen durch Hacken erfolgen kann und dann nur not⸗ falls eine Nachreinigung durch Jäten notwen⸗ dig iſt. Nicht zuletzt geht auch das Raufen bei Drillſaat raſcher vonſtatten als bei Hand⸗ ſaat. Bei dieſen Vorteilen ſollte die Drill— maſchine überall, wo es irgend möglich iſt, Anwendung finden. Schließlich noch ein Wort über die Not— wendigkeit einer rechtzeitigen Aus- ſaat: die Erfahrung, daß früh geſäter Flachs die feſteſte Faſer und die beſte Ausbeute lie⸗ fert, hat ſich immer wieder beſtätigt. Er wird deshalb am höchſten bewertet. Selbſtverſtänd⸗ lich muß der Boden vor der Saat ſoweit ab⸗ getrocknet ſein, daß man ihn ohne Schaden an⸗ zurichten, bearbeiten kann. Der Flachs muß vor Rüben und erſt recht vor Kartoffeln in den Boden. Kälteſchäden ſind ſelten und meiſtens weniger unangenehm als verſpätete Ausſaat. Wer ſeinen Bedarf noch nicht ge⸗ meldet hat, hole dies deshalb ſchleunigſt nach, damit der Anbauerfolg nicht ſchon von vorn⸗ herein durch verſpätete Ausſaat in Frage ge⸗ ſtellt wird. Herrn dbhäang err braucht für die Kranz⸗ gporthemden Popeline und Oxford, Stück 5.90, 4.10, 2.90 Oberhemden 'opeline, neue Ausmusterg. Dankjagung Für die liebevolle Anteilnahme beim Heimgange unſeres lieben Verſtorbenen ſagen wir innigſten Dank. Beſonderen Dank Herrn Pfarrer Werner für ſeine troſtreichen Worte am Grabe, der Evang. Schweſter für ihre liebevolle Pflege, und Blumenſpenden und Dank all denen, die ihm das Geleite zur letzten Ruheſtätte gaben. Viernheim, den 17. März 1937 Die trauernden Hinterbliebenen Föhrenthal.(Amt Waldkirch). Beim Holzſchleifen kamen einige Baumſtämme ins Rollen. Während ſich die übrigen Arbeiter noch rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten, wurde der 42jährige Karl Flamm von einem Baumſtamm erfaßt, der über ihn hinwegging und ihm den Bruſtkorb eindrückte, ſodaß der Tod auf der Setlle eintrat. Eine jugendliche Diebin Zell a. H. In der hieſigen Wallfahrts⸗ kirche wurden wiederholt Frauen, während ſie ſich an der Kommunionbank befanden, aus den zurückgelaſſenen Handtaſchen Geldbeträge entwendet. Der Gendarmerie iſt es nun ge⸗ lungen, ein 14jähriges Mädchen zu ermitteln, das drei derartige Diebſtähle eingeſtanden hat. Deutſcher Gerſtenſaft. Im Jahre 1936 wurden nahezu 240 000 Hektoliter deut⸗ ſches Bier ins Ausland ausgeführt, wovon England das meiſte bezog. Unſer deutſcher Gerſtenſaft kam auch nach Amerika, ja ſogar nach Afrika und Hinterindien. Am 20. und 21. März findet die ſiebte und letzte Reichsſtraßen⸗ ſammlung für das WHW. 1936⸗37 ſtatt. Die Sammlung führt die Deutſche Arbeits⸗ front durch. Abfahrgrenze für Vollgummireifen. Der Reichsverkehrsminiſter hat mit einem im Reichsverkehrsblatt B Nr. 6 veröffent⸗ lichten Erlaß genehmigt, daß bis auf weiteres die zuläſſigen Vollgummireifen an Kraftfahr⸗ zeugen bis zu einer Profilhöhe einſchließlich Stahlband von 60 Millimeter 1 wer⸗ den dürfen. Vorausſetzung iſt, daß ſich die Vollgummireifen ſonſt noch in einem guten Zuſtand befinden und Ablöſungen der Reifen vom Stahlband oder Rißbildung das Aus⸗ brechen größerer Stücke und damit ein ſtoß⸗ haftes Abrollen des Reifens nicht befürchten laſſen. sind meine balsam gleichzeitig 5.35, 3.90, 2.90 Oberhemden Popeline und Bemberg- Kunstseide, eleg. Dessins 10.75, 8.75, 6.90 Unterlacken Hako, schöne Qualitt, Gr. 4 ollext talent Viernheim- Weinheimerstraße 62 Manufakturwaren Damen-Mäntel Aussteuer-Artikel Sum Tſterpuß alle Pußartikel billigſt bei Nik. 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