„ * en 15 Volks Amtsblatt der Bürgermeiſterei Viernheim Erſcheinungswelſe: Täglich. ausgenommen an Sonntagen und Bezugspreis: Ins Haus gebracht monatlich 1.60 RM peinſchließlich durch diß Poßt monatlich 1.60 RM ausſchließlich Beſtellgeld. Einzelnummer 10 Rpfg. Nummer 253 eiertagen. otenlohn, Samstag Se ternheimer zeulung Verkündigungsblatt der NS D AN. Viernheim Anzeigenpreis: Grundpreis für 1mm Höhe und 22 mm Brette 3 Rpfg., im Text⸗ den 30. Otober 1937 teil für 1 mm Höbe und 67 mm Breite 15 Rpig. Zur Zeit iſt Anzeigenpreisliſte Nr. 6 gültig Geſchäftsſtelle Viernheim Bismarckſtr. 13. Fernſpr. 153. PSK. L'hafen 15101 13. Jahraang Völlerrecht und deulſche Kolonialforderung Reichsleiter General Ritter von Epp ſpricht über den Sland der diskuſſion um die deulſchen Kolonien Unabänderliche Realikälen Vir müſſen in den Beſitz unſeres kolonialen Eigentums kommen München, 30. Oktober. Vor dem Ausſchuß für Kolonialrecht der Akademie für Deutſches Recht ſprach am Frei⸗ tag Reichsleiter General Ritter von Epp über den völkerrechtlichen Stand⸗ punkt Deutſchlands in der Kolonialfrage. Er führte in ſeiner Rede u. a. aus: Der Führer hat zu verſchiedenen Malen, zu⸗ erſt nach der Wiederherſtellung der deutſchen Wehrhobeit, in ſeiner Reichstagsrede am 7. März 19366 und ſpäterhin bei jeder da⸗ für geeigneten Gelegenheit in ſeinen Reden den Mächten eindeutig zur Kenntnis gebracht, daß Deutſchland nicht auf die Löſung ſeiner kolonia⸗ len Forderung verzichten kann. Wie hat das Ausland auf dieſe Forderung reagiert? Die„deutſche Kolonialfrage“ iſt Ge⸗ genſtand einer lebhaften internationalen Dis⸗ kuſſion geworden. Insbeſondere die Länder, die deutſches koloniales Eigentum in der Form des Mandats ausnutzen, haben alle Worte des Führers oder ſeiner Mitarbeiter über die Not⸗ wendigkeit Deutſchlands, ſeine Kolonien wieder zu beſitzen, aufmerkſam beobachtet. Was will Deutſchland? Sein Verlangen umfaßt nach den logiſchen Worten des Führers die endgültige Li⸗ quidation eines entſtandenen po⸗ litiſchen Statuts und Beſeitigung der durch dieſen ſehr weſentlich bedingten wirt⸗ ſchaftlichen Schwierigkeiten für unſer Volk. Wann iſt dieſer politiſche und wirtſchatfliche Zustand geworden? Er verdankt ſeine Ent⸗ ſtehung dem volitiſch berüchtigten Mißgebilde von Verſailles Mandatsſyſtem. Seine Folgen zeigen ſich ſtetig deutlich an Deutſchlands Wirtſchaftslage, wie an dem Fehlen not⸗ wendiger Wirtſchaftsräume, lebenswich⸗ tiger Raumkräfte uſw. Die gegneriſche Taktik geht weſentlich darauf binaus, dem nicht zu leugnenden Zuſtand der deutſchen wirtſchaftlichen Notlage Urſachen zu unterſchieben, die eine Rückgabe des deutſchen Kolonialeigentum von vornherein ausſchlie⸗ ßen ſollen. Das zeigt ſich in der verſchieden auftretenden Behauptung. Deutſchlands Wirt⸗ ſchaftsnot hängt mit der Kolonialfrage nicht zuſammen. 5 Sie kann durch die Rückgabe der Kolonien nicht behoben werden. Es gibt nur eine in⸗ ternational auftretende Roh⸗ ſtoffrage, deren Löſung man dem Völker⸗ bund überlaſſen muß. 5 Damit bat man praktiſch die Reviſion von Verſailles aus der Debatte verſchwinden laſſen. Damit hat man den berechtigten territorialen Rückgabeanſpruch zunächſt vermeintlich außer Sichtweite gebracht And danach hat man nach oft geübter Praxis ſcheinbar den Weg gefunden. der heiligen deutſchen Forderung durch indirek⸗ tes Nein ausweichen zu können. Aber dieſe Taktik dürfte zwecklos ſein, denn allen diefen Gründen gegenüber, ſtehen die un⸗ abänderlichen Realitäten: 5 80 Deutſchlands Wirtſchaftsfrage iſt von ſei⸗ ner Kolonialfrage, nicht zu trennen. Eine Scheidung der Rohſtoffrage, Raumfrage, Kolonialfrage oder eine ſonſtige Problem⸗ teilung iſt nach der geſchichtlichen Entwicklung, die im allgemeinen und nach Verſailles im be⸗ ſonderen die wirtſchaftliche Lage der Gegen⸗ wart beſtimmt, unmöglich. 2. Deutſchlands ſchwerer Kgampf um Le⸗ bensmittel und induſtrielle Roh⸗ ſtoff e iſt zu einem ſehr großen Teil durch die Wegnahme ſeiner Kolonien, d. h. ſeiner überſeeiſchen Raumpotenz, bedingt. 8. Das deutſche Volk, das ſeit der Wegnahme der Kolonien durch die Manipulationen von Verſailles gegen dieſe Beſchneidung ſeines Le⸗ bensraumes proteſtiert hat, iſt im Laufe der Entwicklung der letzten 20 Jahre. beſonders aber ſeit der Machtübernahme durch den Natio⸗ nalſozialismus, zu der Ueberzeugung gekom⸗ men, daß es wieder in den Beſitz ſeines kolo⸗ nialen Eigentums gelangen muß. Dieſe Ueberzeugung iſt heute Geſamtgut des deutſchen Volkes. An dieſer Ueberzeugung läßt ſich auch durch die gegneriſche Taktik nichts ändern. Als Deutſchland am Ende des vergangenen Jahrhunderts durch friedlichen und rechtmäßi⸗ gen Erwerb überſeeiſchen Beſitzes als letzte Großmacht in die Reihe der Kolonialmächte trat, geſchah das nicht zuletzt, um für die Zu⸗ kunft einer Entwicklung gewachſen zu ſein, die ſich aus der rapiden Induſtrialiſie⸗ rung und aus der gleichfalls in der Ge⸗ ſchichte beiſpielloſen Vermehrung der Bevölke⸗ rung und der dadurch bedingten entſprechenden Abnahme des Raumes ergab. Deutſchland legte in dieſen ſeinen Kolonien den Grund für eine geordnete Entwicklung, den Grund für ein geeignetes Reſervoir in Raum⸗ kräften. Was weitſchauender Geiſt als vorbeugende Maßnahme zur Erhaltung der natürlichen überſeeiſchen Wirtſchaftsräume Europas ge⸗ ſchaffen hatte, hat der Weltkrieg vernichtet. Die Kongo⸗Akte wurden von den Gegnern Deutſchlands mißachtet und der Krieg in die Kolonien getragen. Die Ungerechtigkeit des feindlichen Einfalles in unſere Kolonien wurde in Verſailles ſanktioniert wie die Wegnahme des übrigen deutſchen Eigentums in der Welt. Deutſchlands Recht, ſo ſchloß Reichsleiter General Ritter von Epp ſeine Rede, ſteht for⸗ malrechtlich einwandfrei feſt. Die Grundlagen für den Zwang zum Ver⸗ zicht auf Kolonialeigentum ſind weggefallen und damit zuletzt jede rechtliche Be⸗ gründung für ein Weiterbeſtehen der Mandate. Alle Verſuche, die unglück⸗ liche Geburt von Verſailles nachträglich durch taktiſche Manöver lebensfähig zu machen, ſchei⸗ tern an der natürlichen Unzulänglichkeit dieſer Methoden. * Wenn für die Londoner Abendpreſſe im all⸗ gemeinen die Ereigniſſe im Fernen Oſten auch im Vordergrunde ſtehen, ſo bringen die Zei⸗ tungen doch auch ausführlich und in großer Aufmachung die Rede, die Reichsſtatthalter Ge⸗ neral Ritter von Epp in München über Ko⸗ lonialfragen gehalten hat. Der„Evening Standard“ verſieht ſeinen Bericht mit der Ueberſchrift„General v. Epp erneuert Deutſch⸗ lands Kolonialanſpruch“. Die Zeitungen he⸗ ben die wichtigſten Stellen der Rede im Fett⸗ druck hervor und ergänzen ihre Berichte z. T. noch durch deutſche Preſſeauszüge über die Kolonialfrage. neuer Querſchuß Moskaus Der engliſche Nichteinmiſchungsplan erneuk völlig abgelehnt London, 30. Okt. In der heutigen Sitzung des Nichtein⸗ miſchungsausſchuſſes, die, wie vorgeſehen, um % Uhr begann, gab der Sowjetbotſchafter Maiſky trotz aller engliſchen und franzöſi⸗ ſchen Bemühungen, Sowjetrußland zu einem Einlenken zu bewegen, eine Erklärung ab, die eine völlige Ablehnung des gegen; wärtigen Planes bedeutet. Der Sowjetbotſchafter erklärte u. a. daß die Sowjetregierung nicht länger noch„irgend⸗ eine Verantwortung“ für eine Nicht⸗ einmiſchungspolitik auf ſich nehmen könnte, die ſie für„ungerecht, zwecklos und angetan, die Angreifer zu unterſtützen“, erachte. Ent⸗ ſprechend dieſer Haltung könne die Sowjer⸗ regierung weder den britiſchen Plan vom 14. Juli noch die franzöſiſchen Vorſchläge vom 1. Oktober, die auf die⸗ ſem britiſchen Plan fußten, als Ganzes an⸗ nehmen. Wie er, Maiſky, ſchon im Unteraus⸗ ſchuß am 19. Oktober erklärt habe, ſei die Sowjetregierung bereit, eine Politik„wirk⸗ licher und abſoluter Nichteinmiſchung“ mit allen Mitteln zu unterſtützen. Er ſei daher bereit, fuhr Maiſkty mit großmütiger Geſte fort, nur derartige Entſchließungen zu unter⸗ ſtützen, die man als einen Beitrag zu einer echten Nichteinmiſchung anſehen könne. Botſchafter von Ribbentrop ſtellte darauf feſt, daß dieſe Haltung der Sowjetunion eine völlige Ablehnung des britiſchen Planes be⸗ deute. Der Nichteinmiſchungsausſchuß vertagte ſich nach mehr als vierſtündiger Sit⸗ zung kurz nach 20 Uhr. Zeſchlüſſe ohne Jowjekrußland In der Freitagſitzung des Unterausſchuſſes wurde nach längerer Ausſprache der vorlie⸗ gende Entſchließungsentwurf von ſämtlichen Regierungen— mit Ausnahme Sowietrußlands — in der Form angenommen, daß alle Mächte ibn annehmen unter der Vorausſetzung. daß ſämtliche Mächte ihm zuſtim⸗ men. Der Beſchluß war die Folge der erneu⸗ ten Weigerung Sowjetrußlands, dem Entſchlie⸗ zungsentwurf in der Frage der Kriegsführen⸗ denrechte zuzuſtimmen. Ferner wurde ein Entſchließungsentwurf angenommen, der in Ausſicht nimmt, daß dem Hauptausſchuß nach Beratung durch den Un⸗ terausſchuß ein Entſchließungsentwurf vorge⸗ legt werden ſoll, wonach erſtens der Vorſitzende des Nichteinmiſchungsausſchuſſes ermächtigt werden ſoll, ſich ſofort mit den beiden ſpani⸗ ſchen Parteien in Verbindung zu ſetzen und ihnen den genannten Entſchließungsentwurf zur Stellungnahme zuzuleiten; zweitens der Ausſchuß beſchließen ſoll inzwi⸗ ſchen ſämtliche techniſchen Vorarbei⸗ ten. die im Zuſammenhang mit dem bri⸗ tiſchen Plan erforderlich ſind. durchzuführen. Dieſer Entſchließungsentwurf wird den Re⸗ gierungen zur Stellungnahme zugeleitet und wird am nächſten Dienstag vom Unteraus⸗ ſchuß erneut behandelt. hochbedeulſame ſozialpoliliſche Maßnahme 100 Millionen Kaufkraflerſparnis durch Preisſenkung für Werlarbeil Berlin, 29. Oktober Auf dem Gebiet der Markenartikel wird eine Reihe von Preisſenkungen vorgenommen, die in Zuſammenarbeit und in vollem Einvernehmen zwiſchen dem Reichs⸗ kommiſſar für Preisbildung und den einzelnen Wirtſchaftsgruppen zuſtandegekommen ſind. So werden im Bereich der Wirtſchaftsgruppe Elektroinduſtrie eine Reihe von Fa⸗ brikaten im Durchſchnitt um 5 bis 10 v. H. ge⸗ ſenkt. Der Groß⸗ und Einzelhandel iſt an dieſen Preisſenkungen mit je 5 bis 10 v. H. ſeiner Handelsſpannen ſowie mit einem Ab⸗ bau beſtimmter Rabatte beteiligt. Ein Ehrengeſchenk des Reichsverweſers Horthy an den Führer Der Führer und Reichskanzler empfing den Königlich Ungariſchen Geſandten Sztojay, der ihm ein in der ungariſchen Porzellanmanufaktur von Herend hergeſtelltes Tafelſervice für 48 Perſonen als Ehrengeſchenk Seiner Durchlaucht des Reichsverweſers von Ungarn, Admi⸗ ral Nikolaus Horthy von Nagybanha, überreichte. Der Führer nahm die Gabe mit herzlichen Dankesworten für die freundſchaftliche Aufmerkſamkeit des Admirals von Horthy entgegen. (Preſſe⸗Hoffmann, Zander⸗ K Bei den chemiſchen Markenartikeln, wie Seifen⸗ und Waſchpulvern. Körperfplegemit⸗ teln, Feinſeifen, photographiſchen Artikeln, pharmazeutiſchen Präparaten uſw. werden Preisſenkungen freiwillig vorgenommen. die von der Wirtſchaftsgruppe Chemie, gemeſ⸗ ſen am Kleinverkaufspreis, im Durchſchnitt auf 5 bis 10 v. H. geſchätzt und ſo ſchnell wie mög⸗ lich, ſpäteſtens aber bis zum 15. November 1937, in Kraft treten ſollen. An der Senkung haben ſich die erzeugende Induſtrie und der Groß⸗ und Einzelhandel entſprechend beteiligt. Ferner werden auf dem Gebiet der Papier ⸗ und Büroartikel, bei den Metall⸗ und Eiſenwaren und in der Spinn⸗ ſtoffwirtſchaft einzelne Preisſenkungen von teilweiſe bedeutender Höhe vorgenommen. Auch hier haben Induſtrie und Handel gemein⸗ ſam zu dem vorliegenden Erfolg beigetragen. Auf dem Gebiet der Ernährungswirtſchaft hatte der Uebergang von loſer zu verpackter Ware Preiserhöhungen zur Folge. Hier ſind Maßnahmen vorgeſehen, das Verhältnis von loſer zu verpackter Ware auf den Stand der Jahre 1934/35 und 1935/36 zurückzuführen. Einige bedeutende Firmen der Nahrungs⸗ mittel⸗Induſtrie haben außerdem Preisſenkungen ihrer Erzeugniſſe angeboten, die zur Zeit noch überprüft werden. Im Be⸗ reich der Kraftſtoffinduſtrie treten Preisſen⸗ kungen für die Markenautoßle und fette, ſowie für eine Reihe von Spezialſchmiermitteln mit Wirkung für den Verbraucher vom 15. No⸗ vember 1937 in Kraft. Bei den Markenauto⸗ ölen und ⸗fetten wird der Kleinverkaufspreis um 6 bis 12 v. H., bei den Spezialſchmier⸗ mitteln bis 29 v. H. geſenkt. An der Preis⸗ ſenkung ſind ſowohl die Induſtrie als auch der Groß⸗ und Einzelhandel beteiligt. Zu der namhaften Senkung der Marken⸗ artikelpreiſe iſt erläuternd zu bemerken, daß das Gebiet der Markenartikel deshalb im Vor⸗ dergrunde ſteht, weil einerſeits die Marken⸗ artikel eine beherrſchende Stellung im Ver⸗ brauch einnehmen und andererſeits der Reichs⸗ kommiſſar für die Preisbildung ſich als An⸗ walt des Verbrauchers und beſon⸗ ders des wirtſchaftlich ſchwachen kleinen Man⸗ nes betrachtet. Durch die Preisſenkung, die auf dem Gebiete des täglichen Bedarfs große Erleichterungen für die Hausfrau brin⸗ gen wird, dürfte eine jährliche Kaufkrafterſpar⸗ nis von etwa 100 Millionen Reichs⸗ mark erzielt werden. er 9 * Sowjet⸗Judäa zu ſtreicheln und zu liebkoſen, Welllrieg für den Völkerbund Die Hetze der engliſchen Staatskirche Jeheliſchen Abenteuer des engliſchen Kö⸗ Heinrich VIII. ſind in der ganzen Welt, auch in Deutſchland, durch einen Film popula⸗ rüſtert. Dieſer Heinrich VIII., der urſprüng⸗ lich vom Papſt wegen ſeiner Polemik gegen Futher den Titel eines„Verteidigers des Glaubens“ erhalten hatte, iſt der Schöpfer der engliſchen Stgatskirche, die zwiſchen Katholi⸗ zismus und Proteſttantismus ſteht und deren urſprünglicher ureigenſter Zweck es war, die ehelichen Abenteuer dieſes Heinrich VIII. mit der kirchlichen Weihe zu verſchönern. Dieſe engliſche Staatskirche macht in unſe⸗ ren Tagen wieder viel von ſich reden. Es war im Frühherbſt 1935, noch vor Ausbruch des oſtafrikaniſchen Konfliktes. da der Erzbiſchof von Jork— die engliſche Hochkirche kennt nur zwei Erzbiſchöfe: den Erzbiſchof von Canter⸗ burh und den Erzbiſchof von York— anläßlich einer Reiſe nach den Vereinigten Staaten die amerikaniſchen Berichterſtatter mit der Eröff⸗ nung beglückte, daß ein zweiter Weltkrieg not⸗ we ei, um die Autorität des Völkerbundes endgültig zu feſtigen. Damals war die öffent⸗ liche Meinung der ganzen Welt noch etwas empfindlicher als heute und angeſichts des ſen⸗ ſationellen Aufſehens, das dieſer Spruch des hohen anglikaniſchen Würdenträgers hervor⸗ rief, ſah ſich der kriegeriſche Erzbiſchof von Nork zu einem Dementi veranlaßt. Dieſes Dementi war falſch. Zwei Jahre ſind ſeither vorübergegangen und nun kommt der Erzbiſchof Dr. Temple, Kirchenfürſt der anglikaniſchen Tochterkirche in den Vereinigten Staaten mit dem Sitz in New Vork, und ſpinnt den Faden des Erzbiſchofs von Vork luſtig weiter:„Es iſt vielleicht not⸗ wendig, daß es einen neuen und großen und ſchrecklichen Krieg gibt, um die Autorität des Völkerbundes herzuſtellen. daß die ge⸗ genwärtig lebende und die zu⸗ künftige Generation geopfert werden müſſen, weil man einen neuen Weltkrieg brauchen wird, um die Genfer Liga zu feſtigen, wie es des vergangenen Weltkrie⸗ ges bedurfte, um ſie zu ſchaffen.“ Der Pfaffe iſt ſchlimmer als der Staats mann. Der engliſche Miniſterpräſident Nebille Chamberlain hat vor wenigen Tagen im Un⸗ terhaus die Oppoſition vor einem papageien⸗ haften Lob des Völkerbundes gewarnt und feſtgeſtellt, daß ſich England auf ſich ſelbſt ver⸗ laſſen müſſe. aber nicht dem Völkerbunde ver⸗ trauen könne. Er hat ſich gehütet, im Namen der Völkerbundsſatzung zum Kriege aufzuru⸗ fen, wie es die hohen anglikaniſchen Pfaffen — wir gebrauchen dieſe Bezeichnung nicht gerne, aber wir fügen uns dem Zwang der Umſtände, die ſie unentbehrlich machen,— ge⸗ tan haben und weiter tun. Die unglaubliche politiſche Verwirrung, die aus ſolchen geiſt⸗ lichen Hetzreden ſpricht, duldet keine Schonung. Die anglikaniſche Kirche iſt die letzte Kirche, die zu einer ſolchen Politik berufen iſt. Sie iſt Staatskirche(wenigſtens in England ſelbſt) und hat kraft dieſer Eigenſchaft durch Jahrhunderte allen proteſtantiſchen Glaubensgenoſſen, die nicht auf ihr Staatskirchentum eingeſchworen waren, den Zutritt zu den Staats⸗ u. Gemein⸗ deämtern, zum Parlament und zu den Univer⸗ ſitäten geſperrt. Dieſem Grundſatz iſt ſie bis heute in dem Sinne getreu, daß ſie, wenn nicht mehr in der engliſchen Innenpolitik, ſo doch mit den Mitteln der engliſchen Außenpolitik ihr Staatskirchentum zu retten verſucht. Ihre kirchliche Monopolſucht im inneren angelſäch⸗ ſiſchen Kirchenleben hat ihr die Gemüter wei⸗ teſter Kreiſe entfremdet. Alſo betreibt dieſe würdige Kirche heute die ſchofelſte außenpoli⸗ tiſche Demagogie, um den von den Engländern im Weltkrieg erworbenen„Granatenſchock“, das Wort iſt von einem zeitgenöſſiſchen engliſchen Geſchichtsſchreiber ſelbſt geprägt— für ihre wahrhaft unſauberen kirchlichen Propaganda⸗ ziele einzuſpannen. In dieſem Eifer geht ſie bekanntlich auch ſo weit, Sowjet⸗Spanien und 4 um durch dieſe„Fortſchrittlichkeit“ die un⸗ rühmliche Vergangenheit ihrer Gründung und die Vergangenheit ihrer kirchlichen Monopol⸗ herrſchaft, vergeſſen zu machen. Nur noch eine kurze Bemerkung: Irren wir nicht, ſo haben wir aus England den Warn⸗ ruf gehört, daß der europäiſche Friede nicht durch einen„Kampf der Ideologen“ gefährdet werden dürfe. Nun: Iſt es nicht die ſchärfſte ideologiſche Kriegserklärung, wenn zur Stützung eines rein zeitlichen Gebildes wie des Völker⸗ bundes von„richtiggehenden“ Pfaffen ein neuer Weltkrieg unter Einſatz der gegenwär⸗ tigen und der künftigen Generation verlangt wird?! Jungmännerverbände verbolen Verſtoß gegen ſtaatliche Anordnungen Münſter, 30. Oktober Auf Grund des 8 der Verordnung des Reichspräſidenten zum Schutz von Volk und Staat vom 28. Februar 1933 in Verbindung mit 8 1 des Geſetzes über die Geheime Staats⸗ polizei vom 10. Februar 1936 wird. wie die Geheime Staatspolizei mitteilt. der Katho⸗ liſche Jungmännerverband der Diö⸗ zeſe Münſter einſchließlich ſeiner Unter⸗ und Nebengliederungen mit ſofortiger Wirkung aufgelöſt. Die dem Katholiſchen Junamännerverband der Diözeſe Münſter angehörenden Vereine. insbeſondere die Junaſcharen. die Sturmſcha⸗ ren und die Pfadfinderſchaft St. Georg, haben bis in die letzte Zeit gegen die Verordnung über die Betätigung der konfeſſionellen Ju⸗ gendverbände verſtoßen. Trotz zahlreicher Be⸗ lehrungen und Verwarnungen und trotz der Beſtrafung eines Teiles der Führer und An⸗ gehöriger der Jungmännervereine haben die Gruppen ihre verbotene Tätiakeit fortaeſetzt. Sie haben damit gezeigt, daß ſie nicht gewillt waren. den ſtaatlichen Anordnungen Folge zu letſten. Daher war die Auflöſung des Katholi⸗ ſchen Jungmännerverbands der Diözeſe Mün⸗ Prag, 30. Oktober In der erſten Sitzung der Herbſttagung des Prager Abgeordnetenhauſes teilte der Präſi⸗ dent des Hauſes, Malypetr, mit, daß die An⸗ gelegenheit der Teplitz⸗Schönauer Vorfälle dem Immunitätsausſchuß zur Unterſuchung über⸗ wieſen werde, nachdem die Abgeordneten der Sudetendeutſchen Partei eine Beſchwerde an das Präſidium des Hauſes eingebracht hatten. Dann ergriff ſofort der Abgeordnete der Su⸗ detendeutſchen Partei Birke das Wort: „Im Namen des Parlamentariſchen Klubs der Abgeordneten und Senatoren der Sudeten⸗ deutſchen Partei und der Karpathendeutſchen Partei, Vorſitzender Konrad Henlein, habe ich zu den Vorfällen im Weltkurort Teplitz⸗ Schönau am Sonntag. 17. Oktober. und zu deren Begleiterſcheinungen folgende Erklärung abzugeben: Am Sonntag, den 17. Oktober 1937, haben ſich in Teplitz⸗Schönau Vorfälle ereianet, die wir in einer dringlichen Interpella⸗ tion dargeſtellt haben. Es iſt unleugbar und unwiderlegbar, daß an dieſem Tage am Markt- platz in Teplitz⸗Schönau von Polizeiorganen die Abgeordneten Karl Hermann Fran k. Dr. Fritz Koellner, Ernſt Kundt. Ingenieur Wolfgang Richter und Rudolf Sandner in gröblichſter Weiſe unprovoziert mißhandel und ihre verfaſſungsrechtliche Stellung miß⸗ achtet wurde. Es iſt unleugbar und unwiderleabar, daß die vom Präſidium der geſetzgebenden Körper⸗ ſchaft ausgeſtellte Legitimation über die Mit⸗ aliedſchaft in der tſchechoſlowakiſchen National- verſammlung von Polizeioraanen bewußt miß⸗ achtet und verhöhnt wurde. Der Parlamentariſche Klub der Abgeord⸗ neten und Senatoren der Sudetendeutſchen und Karpathendeutſchen Partei erhebt gegen die erfolgte Mißhandlung. Nichtachtung und Beleidigung von Mitgliedern der neſetzgeben ⸗ den Körperſchaft des Staates durch Polizei⸗ organe ſchärfſten Proteſt und fordert Genugtuung; er fordert Genugtuung nicht allein für ſeine betroffenen Mitglieder, ſondern für das ganze Haus, deſſen Stellung und Würde gröblichſt verletzt worden iſt. Ex proteſtiert gegen die amtliche Verbreitung unwahrer Nachrichten und erhebt ſ ch ä rf ſten Ginſpruch gegen eine Preſſezenſur, die jede gcharfer Proleſt der sudelendeulſchen Im Prager Abgeordnelenhaus wird Genugluung für die Leplitzer Vorfälle verlangt durch die beteiligten lich macht. Er fordert die beſchleunigte Fortſetzun a der Unterſuchung der Teplitz⸗Schönauer Vorfälle, die Einvernahme aller beteiligten Mitglieder der Nationalverſammluna und die Beſtrafung der Schuldigen. Er beſteht auf der Forderung umſomehr. als an dem Verhalten der Teplitz⸗Schönauer Polizei die Auswirkung eines Syſtems ſicht⸗ bar wurde, das unerträalich iſt für die deutſche Bevölkerung, für das Zuſammenleben der Na tionen im Staate und für die durch die Ver- ſaſſung feſtaelegte demokratiſche Ordnung des Staates. Der Parlamentariſche Klub der Abgeord⸗ neten und Senatoren der Sudetendeutſchen und Karpathendeutſchen Partei fordert daher die ſofortiage Aufhebung der eraa na e⸗ Parlamentarier unmög⸗ nen Zenſurweiſungen und des all⸗ gemeinen Verſammlungsperbots, da es den Grundſätzen der Verfaſſung widerſpricht, poli⸗ tiſchen Parteien auf unbeſtimmte Zeit ein Rede⸗ und Schreibverbot aufzuerlegen. Er fordert die ſofortige Ausſchreibu n a der allgemeinen Gemeindewah⸗ len, da er die Verſchiebung der bereits aus⸗ geſchriebenen Wahlen als Geſetzesverletzung anſieht und in der Begründung ihrer erfolaten Siſtierung mit den Teplitz⸗Schönauer Vorfäl⸗ len nur einen Vorwand erblicken kann. Er erklärt ſchließlich nachdrücklichſt, daß we⸗ der Entgelte, amtliche Nachrichten oder lan⸗ zierte Preſſemeldungen, noch ſraendwelche Er⸗ wägungen perſönlicher Natur den einmal be⸗ gonnenen Rechtskampf und die Haltung der Partei zu beeinfluſſen imſtande ſind. Die Abgeurdneten der Sudetendeutſchen Par · tei verlieſſen ſodann für die Dauer der heuti⸗ gen Sitzung des Haus. Hierauf nahm der Miniſter Cerny, ſeine Teplitzer„Polizei“ Sraane in Schutz und bedauerte, daß die Abacordneten nicht„die Unterſuchung der Pyrfälle abgewar⸗ tet“ hätten. Die Sitzung wurde ageſchloſſen. nachdem noch ein Kommuniſt wütend zur Gründung einer„Volksfront“ aufgerufen hat⸗ te. Mit Ausnahme einiger kommuniſtiſcher Störungsverſuche war die Erklärung der Su⸗ detendeutſchen Partei ruhig angehört worden. Die Abgeordneten der Sudetendeutſchen Par⸗ des Innern, Darſtellung der Teplitz⸗Schönauer Vorfälle Prag, 30. Oktober Anläßlich des Staatsfeiertages empfing Staatspräſident Dr. Beneſch den Apoſtoli⸗ ſchen Nuntius Dr. Ritter, der die Glück⸗ wünſche des Diplomatiſchen Korps übermittel⸗ te. In ſeiner Erwiderung ſchnitt Dr. Beneſch auch die Nationalitätenfrage an, Ein Grundproblem des täalichen politiſchen Lebens des tſchechoſlowakiſchen Staates ſei die Frage der Zuſammenarbeit der Mehrheits⸗ nation mit den Minderheitsnationen. Mit dem Abkommen vom 18. Februar 1937 babe ſene Periode der Innenpolitik begonnen, die in Zukunft wohl als die endgültige Geſtaltung der im Geiſte der verhältnismäßigen Stärke geführten Zuſammenarbeit der Mehrheits⸗ nation mit den Minderheitsnationen gemäß dem Vermächtnis Maſaryks angeſehen werde. „Als ſein Nachfolger, fuhr Dr. Beneſch fort. halte ich es für meine Pflicht und meine ſpezielle Aufgabe, dieſes Programm im Ein- vernehmen mit der Regierung treu zu ver⸗ 1 wirklichen.— Präſident Maſaryk legte Berlin, 30. Oktober Geſtern Abend wurde dem Auswärtigen Amt die nachſtehende Note übermittelt: Die belgiſche Geſandtſchaft iſt beauftragt, dem Miniſterium der Auswärtigen Angelegenheiten des Reiches folgende Mitteilung zu machen: In Uebereinſtimmung mit den Regierungen der Staaten, die Teilnehmer des Neunmächtever⸗ trages ſind, u. die die Einladung zu der Zuſam⸗ menkunft der genannten Regierungen angenom⸗ men haben, die am g. Nov. in Brüſſel ſtattfin⸗ den wird, um gemäß Artikel 7 des Vertrages die Lage im Fernen Oſten zu prüfen und die freundſchaftlichen Mittel zu ſtudieren, um die Beendigung des bedauerlichen Konfliktes, der dort beſtehf zu beſchleunigen, hat die kgl. Regierung die Ehre, die Regierung des Reiches einzuladen. ebenfalls an dieſer Zuſammenkunft teilzunebmen.. Die Ablehnung! Die deutſche Antwort, die heute der belgiſchen Regierung zugeleitet iſt, hat folgenden Wort⸗ laut: Die deutſche Regierung beehrt ſich, der kgl. belgiſchen Geſandtſchaft den Empfang der Ver⸗ balnote vom 28. ds. Mts. zu beſtätigen, durch die ſie zur Teilnahme an der für den 3. Nov. nach Brüſſel einberufenen Tagung. der Unter⸗ zeichnermächte des Neunmächtevertrages einge⸗ laden wird. Die deutſche Regierung würdigt voll das in der Verbalnste zum Ausdruck gebrachte Beſtre⸗ ben, den beklagenswerten Konflikt in Oſtaſien durch Anwendung freundſchaftlicher Mittel be⸗ ſchleunigt zum Abſchluß zu bringen. ſter notwendig. Sie entnimmt indeſſen aus der Einladung, 4 der Slaafspräſident zum nalionalitätenproblem Zerufung auf das unzulängliche Abkommen vom 18. Jebruar 1937 Deulſchland gehl nicht nach Brüſſel Jur Teilnahme an der Neunmächlelonferenz eingeladen tei hatten geſchloſſen die Sitzung verlaſſen. zugrunde, das Programm unſerer humanitä⸗ ren Demokratie erfordere, daß ſede Nato ⸗ nalität dieſes Staates nach ihrer verhält⸗ nismäßigen Stärke am öffentlichen Leben des Staatsapparates teilnehme. Das Abkommen vom 18. Februar 1937 zwiſchen den tſchechiſchen und den deutſchen politiſchen Parteien bringt die gleichen Gedanken zum Ausdruck. Es iſt auch mein Programm. Dieſes Programm wird verwirklich werden. In einem Staat, wo die Nationalitätenkämpfe ihre jahrhunderte⸗ alten Traditionen haben, müſſe man Reg ⸗ liſt ſein und ſeine Ziele auf eine manchmal recht entlegene Zeit ſtecken. Der leitende Staatsmann müſſe ſie auf ein möalichſt gerin⸗ ges Maß zu verkürzen bemüht ſein. Das Abkommen vom 18. Februar 1937, das Staatspräſident Dr. Beneſch erwähnte, iſt be⸗ kanntlich von der Sudetendeutſchen Partei ab- gelehnt worden, weil es nach ihter Auffaſſung keine Erfüllung der berechtiaten Forde⸗ rungen der Sudetendeutſchen Darſtellt. daß die Beratungen in Brüſſel aufgrund des Artikels 7 des Neunmächtevertrages ſtattfinden und demnach die Anwendung dieſes Vertrages zum Gegenſtand haben ſollen. Da Deutſchland nicht Vertragspartner iſt. glaubt die deutſch⸗ Regierung ſich an Beratungen über die Anwen⸗ dung des Vertrages nicht beteiligen zu können. Die deutſche Regierung müchte jedoch zum Ausdruck bringen, daß ſie jeder zeit be ⸗ reit iſt, an einer Aktion zur fried ⸗ lichen Beilegung des Konfliktes mitzuwirken, ſobald feſtſteht, daß die unerläßlichen Vorausſetzungen dafür gegeben ſind. Jur Brüſſeler Konferenz Moskau, 30. Oktober Der belgiſche Geſandte in Moskau überreichte am Donnerstag im Außenkommiſſariat eine Rote, worin die Sowjetunion eingeladen wird. ſich an der Neun⸗Mächte⸗Konferenz in Brüſſel zu beteiligen. Am Freitag wurde die Antwort⸗ note Litwinow⸗Finkelſteins amtlich bekannt⸗ gegeben. Die Somjetregierung werde, ſo heißt es darin, der Aufforderung, einen Vertreter zur Brüſſeler Konferenz zu entſenden, nachkom⸗ men. Berlin, 30. Oktober Der Führer und Reichskanzler hat der Frau Auguſte Mülker in Tannenberg im Erz⸗ gebirge aus Anlaß der Vollendung ihres 106. Lebensjahres ein perſönliches Glückwunſch⸗ Ban einer Heliumreinigungsanlage Sparſamer Betrieb der Grundſatz der Zeppelinreederei Frankfurt a. M., 30. Oktober Wenn im nächſten Jahre das neue Luftſchiff 293 130% den Verkehr nach Nordamerfka wie⸗ der aufnimmt, wird der Luftſchiffhafen Rhein⸗ Main bei Frankfurt a. M. verſchiedene Neuanlagen aufweiſen, unter denen beſon⸗ ders eine Heliumreinigungsanlage zu erwäh⸗ nen iſt. Das Gas, das dem Luftſchiff in den Zellen den Auftrieb gibt. wird auf die Dauer ver⸗ un reinigt, da ein Teil des zunächſt reinen Ga⸗ ſes durch die Außenhaut dringt und hierfür ebenſoviel Luft in die Gaszelle eindringt. Dadurch wird das urſprünglich reine Gas verſchlechtert und die Auftriebskraft ver⸗ mindert. g WMährend früher infolge des niedrigen Prei⸗ ſes des Waſſerſtoffgaſes am Ende des Petriebs⸗ jahres das verunreinigte Gasgemiſch in die Luft abgeblaſen wurde, ſoll in Zukunft ein der⸗ artiger Verluſt bei der Verwendung des koſt⸗ baren Heliums vermieden werden. Das ver⸗ unreinigte Helium wird daher in beſtimm⸗ ten Zeitabſtänden aus dem Luft⸗ ſchiffaufgeſaugt, einer beſonderen Rei nigungsanlage zugeführt und das daraus wiedergewonnene ochprozentige Helium von neuem für den Verbrauch aufgehoben. Die Deutſche Zeppelinreederei hat ſoeben eine derartige Heliumreinigungsanlage in Auftrag gegeben, um auch damit einen möglichſt ſpar⸗ ſamen Betrieb zu gewährleiſten. Landlagsplenum Feſtſaal der Kameradſchaft Architektoniſche Meiſterſeiſtung Sagebiels im Berliner„Haus der Flieger“ Berlin, 30. Oktober In feierlichem Rahmen wurde am Freitag⸗ abend im„Haus der Flieger“ der von Profeſſor Dr. Sagebiel zum Fliegerſaal umgeſtaltete frühere Plenarfaal deg ehemaligen Abgeordneten hauſes ſeiner Beſtimmung übergeben. Damit iſt das durch den Reichsluft⸗ fahrtminiſter und Oberbefehlshaber der Luft⸗ waffe, Generaloberſt Hermann Göring, den Männern der Luftfahrt gegebene Heim vollendet und zugleich Berlin um eine Feſtſtätte von ge⸗ radezu klaſſiſcher Schönheit bereichert worden. Für den Aero⸗Klub von Deutſchland, der zu der Feier geladen hatte, konnte der Präſident Wolfga ng v. Granau eine ſtattliche Zahl von Eßrengäſten aus Staat und Bewegung, dem diplomatiſchen Korps, mit dem franzöſiſchen Botſchafter Francois⸗Poncet an der Spitze, der Generalität und Admiralität, ferner die Luft⸗ ottachẽs der fremden Staaten, Vertreter des NSF K., der Luftfahrtinduſtrie, des Luftverkehrs, der Luftfahrtforſchung und der Sportflieger be⸗ grüßen. Nach einer Beſichtigung der übrigen Klubräume begaben ſich die Gäſte in die Wan⸗ delhalle vor dem neuen Feſtſaal. Unter 15 farenklängen wurden danft die Flügeltüren zu dem neuer bauten Fliegerſaal geöffnet, der am vollen Licht der indirekt beleuchteten, herrlich gegliederten Runddecke ein überwältigendes Bild bot. Dieſe überraſchende Wirkung hat die leſtliche Stätte der klaſſiſchen Aufteflung des Raums mit ihren wohlabgewogenen Proportio⸗ nen und den fein abgeſtimmten Farben zu ver⸗ danken. Am die Vielſeitigteit des Sagls zu zeigen, wurden zunächſt Ausſchnitte aus dem auf dem Nürnberger Parteitag gedrehten Film der Wehrmacht gezeigt, dann brachte das Ballett der Staatsoper den Kaiſer⸗Walzer non Strauß, während die muſikaliſche Unterhaltung von dem Muſtkkorps des Fliegerhorſtes beſtritten myrde. der Herzog von Windſor an Dr. gen Eine Geldſpende für das Wow. Bewunderung für die DA. Berlin, 30. Oktober Der Herzog von Windſor hat unter gleich. zeitiger Ueberweiſung einer namhaften Geld⸗ ſpende für das WH W. dem Reichsleiter Dr. Ley von Paris aus folgenden Brief überſand: „Lieber Herr Dr. Ley! Die Herzogin von Windſor und ich möchten nicht verſäumen, Ihnen auch perſönlich für die intereſſante und angenehme Geſtaltung unſerer Reiſe durch Deutſchland zu danken. Sie haben uns jedes Tätiakeitsgebiet der DAF. gezeigt, und wir ſind beeindruckt pon dem, was für die ſchaffende Bepölkerung Deutſchlands getan wird. Wir nehmen die beſte Erinnerung mit von der liebenswürdi⸗ gen Aufnahme, die Sie und Ihre Mitarbeiter uns bereitet haben. Ich füge eine kleine Spende bei. die ich Sie bitte, der bewunderswerten Oraaniſation des WH W. zukommen zu laſfen. Indem ich Ihnen nochmals für alle Mühe danke. die Sie ſich um uns gemacht haben. bin ich Ihr Eduard Herzog von Windſor.“* 5 8 2 hochverralsprozeß in Fleſermark 22 Kommuniſten erhielten ſchwere Kerkerſtrafen Wien, 29. Oktober. Vor dem Kreisgericht in Leoben ging nach zehntägiger Dauer der Hochverratsprozeß gegen Kommuniſten aus der Steiermark zu Ende. Drei Haupträdelsführer erhielten ſieben, ſechs und fünf Jahre ſchweren Kerker, 19 andere Kommuniſten Kerkerſtrafen von drei bis 20 Monaten, 2 Angeklagte wurden wegen man⸗ gelnder Beweiſe freigeſprochen. Bei einer Fahrt von Nanking an die Schangbai⸗Front erlift einen Autounfall Seit einigen Tagen liegt ſie in Schanghai mit einer gebrochenen Riype, äußeren Quetſchungen und einer leichten Ge⸗ hirnerſchütterung im Krankenhaus. jedoch be⸗ ſteht keine Lebensgefahr. Der Unfall wurde durch Platzen des hinteren Autoreiſens ver⸗ Frau Tſchianvotaſcchek ſchreiben und eine Ehrengabe zugehen laſſen. urſacht 1 2 8 5 . en zit Verbundenheit des Reichsminiſters für Volks⸗ Miniſters die 5 Berlin, 30. Oktober Wenn es noch eines Beweiſes für die enge aufklärung und Propaganda, Dr. Goebbels, mit dem ganzen deutſchen Volk bedurft hätte, der 40. Geburtstag des Berliner Gauleiters lieferte ihn in überzeugendem, ja überwältigendem Maße. Seit den frühen Morgenſtunden liefen in der Wohnung und in der Dienſtſtelle des lückwünſche in ſo ſtattlicher Zahl ein, daß es einfach unmöglich iſt, ſie auch nur in einiger Vollſtändigkeit zu regiſtrieren. Ganze Stöße von Telegrammen, Blumen über Blumen und Angebinde mannigfachſter Art häufen ſich. Nach den Glückwünſchen der Familie und ſei⸗ ner perſönlichen Adjutanten erſchienen als erſte Gratulanten in der Wohnung die Gleisbauer der Bauſtelle in der Hermann⸗Göring⸗Straße mit einem Blumenſtrauß. Sie hatten ſich die Freude, als erſte ihre Glückwünſche auszuſpre⸗ chen, nicht nehmen laſſen wollen. Der Miniſter dankte den Arbeitern hocherfreut und machte ihnen mit einer Einladung eine Freude. Vor der Wohnung hatte ſich die Berliner Ju⸗ gend mit ſchlichten Blumenſträußchen eingefun⸗ den, die dem Miniſter einen begeiſterten Emp⸗ fang bereite. Im Arbeitszimmer des Miniſters empfing Dr. Goebbels dann ſeine engſten Mitarbeiter, für die Staatsſekretär Funk die beſten Wünſche übermittelte, wobei er die Freude und das Glück aller darüber 9 Ausdruck brachte, un⸗ ter dem Miniſter arbeiten zu dürfen. Währenddeſſen waren in einem Zimmer des Propagandaminiſteriums die eingelaufenen Glückwünſche einer erſten Sicht unterzogen worden. Nicht nur die erſten Männer des Rei⸗ ches und nicht nur die alten Mitkämpfer: Reichs⸗ miniſter, Reichsleiter, Gauleiter und viele an⸗ dere, ſondern alle Kreiſe und Schichten des deutſchen Volkes haben an dieſem Tage ihre Glückwünſche zum Zeichen der Anteilnahme überſandt. Es iſt in der Tat ein ganzes Volk, das gratuliert. Im Thronſaal des Miniſteriums nahm der Miniſter die perſönlichen Glückwünſche entgegen. Heilrufe von der Straße her kündigten das Eintreffen des Führers an, der erſchie⸗ nen war, um ſeinem alten Mitkämpfer Dr. Goebbels perfönlich ſeine Glückwünſche zu überbringen. Dabei überreichte der Führer, der von lerer fed Schaub und NSKK⸗ Oberführer Wiedemann begleitet war, ein wertvolles Oelgemälde Ferdinand Kellers, das eine mittelalterliche Szene in einer italieni⸗ ſchen Landſchaft darſtellt. Anter den perſönlichen Gratulanten ſah man Reichsleiter und Gauleiter, den königlich⸗italie⸗ niſchen Botſchafter Attolico, die Präſidenten der Einzelkammern der Kulturkammer, viele Kulturſenatoren, die Generalintendanten und Metolieder einer Reihe von Theatern und Ab⸗ ordnungen aus allen Teilen des Reiches, unter ihnen zwölf Winzerinnen aus den weinbautrei⸗ benden Kreiſen des Weſtmarkgaues Koblenz⸗ Trier und in der Tracht eines Münſterländer⸗ Bauern einen Kiepenkerl, der mit ſchlichtem weſtfäliſchem Platt die Glückwünſche des Gaues Weſtfalen⸗Nord, die Gaben ſeiner Heimat, Schinken. Pumpernickel und Münſterländer Korn, überreichte. Für den Stellvertreter des Führers überreichte Reichsamtsleiter Schulte⸗ Strathaus das Fakſimile eines von Dr. Goeb⸗ bels im Fahre 1925 mit der Hand geſchriebenen Manuſkriptes„Das ABz der Nazi's“. Ein Kamerad der. Preſſe überbrachte die erſte deut⸗ ſche Ausgabe der Odyſſee aus dem Jahre 1535 und Generalintendant Klöpfer die Ma⸗ naſſe'ſche Handſchrift von Staatsrat J o hſt, ein prächtiges Exemplar des Sachſenſpiegels. Eine beſondere Freude bereiteten dem Miniſter eine Reihe von Photos aus der Kampfzeit. Unter den Geburtstagsgeſchenken ſah man weiterhin eine ſtattliche Anzahl ſchönſter Kunſt⸗ werke. Nicht minder groß iſt die Zahl der dem Miniſter übereigneten Dichtungen und Kompo⸗ ſitionen. Viele der Gratulanten haben mit ihren Glückwünſchen Spenden für wohltätige Zwecke verbunden. Während auf dem Wilhelmsplatz der Muſik⸗ ug der 1,„Gau Brandenburg“, und nach die⸗ ben der Mufikzug der ⸗Gruppe Berlin Bran⸗ enburg unter Standartenführer Fußel konzer⸗ tierten, brachten Jungvolk und Jungmädel dem Miniſter ihre Glückwünſche in einem mehr⸗ ſtimmigen Liede dar. 1 Die Zahl der Gratulanten und Boten reißt nicht ab. Ein Lehrer aus dem Badiſchen hat dem Miniſter ein Schachſpiel, eine Einlege⸗ Geburkslagsempfang bei Dr. Goebbels Das ganze Volk gratulierk— Die Glückwünſche des Führers arbeit aus deutſchen Hölzern geſchenkt und als Figuren die Trachtenpüppchen des Winterhilfs⸗ werkes 1936/1937 verwandt. Generalinſpektor für das deutſche Straßenweſen Dr. Todt hat als Angebinde einen Tiſch geſchenkt, auf dem das Netz der Straßen Adolf Hitlers eingelegt iſt. Miniſterpräſident Hermann Göring und Nach Abſchluß der römiſchen Jeiern Eine Erklärung von Rudolf heß- Beſahung gegen Verneinung Rom, 30. Okt. Am Freitag nachmittag nach Abſchluß der Feierlichkeiten zum 15. Jahrestag des Mar⸗ ſches auf Rom hat Rudolf Heß als Führer der Abordnung der NSDAP. einem Vertreter der„Agenzia Stefani“ folgende Erklärung ab⸗ gegeben: „Die nationalſozialiſtiſche Abordnung hat anläßlich des 15. Jahrestages des Marſches auf Rom dem Duce und ſeiner Faſchiſtiſchen Partei die herzlichſten Glückwünſche des Füh⸗ rers und ſeiner RS DAP. überbracht. Die Glückwünſche gelten zugleich dem ganzen ita⸗ lieniſchen Volk, das dieſem entſcheidenden ge⸗ ſchichtlichen Ereignis ſo unendlich ſegensreiche Erfolge verdankt. Wir Nationalſozialiſten grüßen im faſchiſtiſchen Italien eine kraftvolle und ſtolze Nation. Indem die Faſchiſten unter der Führung Benito Muſſolinis vor 15 Jahren den Marſch auf Rom durchführten und die Macht über⸗ nahmen, leiteten ſie eine neue Geſchichts⸗ epoche für Italien ein. Indem wir Nationalſozialiſten unter Adolf Hitler vor bald fünf Jahren in Deutſchland die Macht übernahmen leiteten wir eine neue Geſchichts⸗ epoche für Deutſchland ein. Indem Faſchiſten und Nationalſozialiſten eine Kameradſchaft ſchloſſen, machten ſie Ge⸗ ſchichte von Bedeutung nicht nur für unſere der Dduce weihl die Siadt Aprilia Aalieniſche Bauern umjubeln den Flellverlreler des Führers Rom, 31. Oktober Symboliſch für den zielſtrebigen und fried⸗ lichen Aufbauwillen des faſchiſtiſchen Italiens iſt, daß am erſten Tage des Jahres XVI im Beiſein des Stellvertreters des Führers und der deutſchen Abordnung mit Aprilia das vierte Siedlungszentrum des ehemaligen Pontiniſchen Sumpf⸗ gebietes vom Duce feierlich eingeweiht wurde. Aus der Provinz Litoria waren die faſchiſtiſchen Kampfbünde mit ihren Bauern, die Bauern in ihren farbenreichen, maleriſchen Trachten zuſammengekommen, um dem Duce an dieſem denkwürdigen Tage zuzujubeln. Von der Kirche aus ſchritt der Duce ſodann, begleitet von Reichsminiſter Rudolf Heß und der Abordnung der NSDAP., die gleichfalls überaus herzlich begrüßt wurde, zur Ein⸗ weihung der neuen Gebäude. des Hauſes der Ballila, der Schule und des Rathauſes ſowie des Poſtgebäudes. Ein Kardinal ſegnete die Fahne der neuen Stadt. 5 Muſſolini zeichnete darauf die tüchtigſten Bauern aus und erſchien dann zuſammen mit dem Stellvertreter des Führers, Reichsminiſter Rudolf Heß, dem Stabschef der SA., Lutze, Parteiſekretär Starace und dem Sekretär im Innenminiſterium, Guidi Buffarini, von ſtür⸗ miſchem Jubel empfangen, auf dem Balkon des Rathauſes. Jetzt war die Menge nicht mehr zu halten, ſie durchbrach die Abſperrung. um dem Duce möglichſt nahe ſein zu können. Starace brachte den Gruß auf den Duce aus und dann auf Rudolf Heß, der mit ſtürmiſchen Rufen auf den Führer beantwortet wurde. Und dann wandte ſich der Duce an die Menge, um— immer wieder von rauſchendem Beifall und ſtürmiſcher Zuſtimmung unterbrochen— von der gewaltigen Aufbauarbeit des Faſchismus auf fandwirtſchaftlichem Gebiet zu ſprechen. Aprilia, ſo führte der Duce im einzelnen aus, iſt mitten in der Sanktionszeit gegründet, aber, wie alle ſehen können, dennoch am feſt⸗ geſetzten Tage, dem erſten Tage des XVI. fa⸗ ſchiſtiſchen Jahres eingeweiht worden. Am er⸗ ſten Tage des XVIII. Jahres der faſchiſtiſchen Zeitrechnung wird mit der Einweihung von Pomezia dieſes Werk, deſſen Löſung inner⸗ Japaniſcher Durchbruch bei Schanghai Iwiſchenſälle an den Inkernalionalen Niederlaſſungen befürchlel Tokio, 90. Oktober. Am Freitagabend eingelaufene Frontberichte melden den Durchbruch japaniſcher Truppen durch die chineſiſchen Befeſtigungsanlagen bei Nanſiang, 15 Kilometer weſtlich von Schang⸗ hai. Die hart weſtlich von Schanghai ſüdwärts nachſtoßenden japaniſchen Truppen überſchritten ſüdwärts an mehreren Ktellen Hden Suiſchau⸗ Bach und durchbrachen auch bier die befeſtigten chineſiſchen Stellungen. Der Sprecher des japaniſchen Auswärtigen Amtes wies am Freitag auf dir Möglich⸗ keit von Zwiſchenfällen hin, falls die öſtlich von Schanghai zurückgebliebenen chine⸗ ſiſchen Truppen das Gebiet von Nanto und Pu⸗ tung, das unmittelbar an die Fremdennieder⸗ laſſungen anſchließt, nicht freiwillig räumen. Die internationalen Konzeſſionen könnten umſo mehr zum Kriegsſchauplatz werden, als die chineſiſchen Truppen nachweislich an den Kon⸗ zeſſionsgrenzen Befeſtigungen errichtet hätten. Der Sprecher brachte die Hoffnung zum Aus⸗ druck, das durch eine gemeinſame Aktion der fremden Mächte die Räumung des Grenzgebiets durch die chineſiſchen Truppen erreicht und ein japaniſcher Angriff dadurch vermieden werden könnte. An der Schanſi⸗Front erreichten die raſch rordringenden japaniſchen Truppen Pingting. 60 Kilometer öſtlich von Taiyuanfu, deſſen Ein⸗ nahme bald erwartet wird. neuer nebeleinbruch behinderk die Schiffahrt Kiel. 30. Oktober Am Donnerstagnachmittag fand nach kurzem Aufklären ein euer ſtatt. Elf aus der Nordſee kommende Schiffe mußten an der Holtenauer Schleuſe bei Kiel liegen bleiben. Sie erlitten eine 16ſtündige Verſpätung. Erſt am Freitaamittaa konnten die Schiffe ihre Reiſe in die Oſtſee fortſetzen. Die Sicht auf dem Waſſer beträgt jetzt etwa 150 m, hat ſich alſo gebeſſert. Schiffsunfälle ſind nicht gemeldet worden. Nebeleinbruch Frau haben ein wertvolles Porzellan⸗ Service ſübereichen laſſen. Neben dieſen Ga⸗ ben findet man immer wieder Glückwunſch⸗ adreſſen und ſelbſtgefertigte Gaben, deren Wert in der Liebe liegt, mit der ſie hergeſtellt, und in der Zuneigung, mit der ſie übermittelt worden ſind. beiden Bewegungen, ſondern für die ganze Welt; denn es iſt von Bedeutung für die ganze Welt, wenn die Stärke, die aus dieſer Kameradſchaft erwächſt, die Kräfte der Zerſtörung daran hindert, von einem ſo weſentlichen Teil der Welt wie Europa Beſitz zu ergreifen und ſeine Kultur zu ver⸗ nichten— eine Kultur, von der dieſe Stadt und dieſes Land ſo zahlreiche ehrwürdige Zeugniſſe beſitzen. Die Kräfte der Ver⸗ neinung werden ſcheitern an den Kräften der Bejahung der antibolſche⸗ wiſtiſchen Bewegungen. Wie ſtark dieſe Kräfte der Bejahung in unſeren beiden Ländern ſind, beweiſen deren Leiſtungen— Leiſtungen. von denen uns hier Beiſpiele auf Schritt und Tritt begegnen. Die große Gaſtfreundſchaft, welche die Faſchiſtiſche Partei der nationalſozialiſtiſchen Abordnung erwies, haben wir als beſonderen Ausdruck der Kameradſchaft empfunden. Die Feiern, an denen teilzunehmen uns vergönnt geweſen iſt, waren Kundgebungen von größ⸗ ter Eindruckskraft. Vor allem werden wir nie die vielen außer⸗ gewöhnlichen Beweiſe vergeſſen, die der Duce uns gab für ſein Verbundenheitsgefühl mit der nationalſozialiſtiſchen Bewegung. Tief be⸗ eindruckt hat uns vor allem ſein großes Ver⸗ ſtändnis für die Lebensnotwendigkei⸗ ten des deutſchen Volkes.“ halb von 20 Jahrhunderten vergebens verſucht worden war, in kaum zehn Jahren abgeſchloſſen ſein. Das italieniſche Volk wünſcht, bei ſeiner in⸗ tenſtven Arbeit ſowohl im Mutterlande als auch im Imperium in Ruhe gelaſſen zu wer⸗ den. Es liegt in Intereſſe aller, daß dieſe Arbeit nicht im geringſten geſtört wird. denn ich kenne ſehr wohl die Bauern Italiens und weiß, daß ſie immer bereit ſind, den Torniſter auf die Schulter zu nehmen und den Spaten mit dem Gewehr zu vertauſchen. Als der Duce geendet hatte, wurden ihm neue ſtürmiſche Huldigungen zuteil. Einem Trommelfeuer gleich ſtiegen Leucht⸗ und Rauch⸗ raketen in den Himmel. Unter immer neuem Jubel der begeiſterten Menge und neuen Sprechchören„Hitler, Hitler“ begab ſich Muſſo⸗ lini in das neue Haus der Dopolavoro⸗Organi⸗ ſation, wo er— ebenſo wie der Stellvertreter des Führers, Reichsminiſter Rudolf Heß, und ſeine deutſchen Ehrengäſte— durch einen Tanz mit den reizenden Bauernmädchen dieſes Haus der Freude und Erholung in ſymboliſcher Weiſe ſeiner Beſtimmung übergab. Drei Mokorrad- Weltrekorde zum Abſchluß Noch einmal Winkler und Kluge. Am Morgen des Freitags, der der Schluß⸗ tag der internationalen Rekordwoche werden ſollte, herrſchte eine empfindliche Kälte, die den Rekordleiſtungen der hochgezüchteten Mo⸗ tore bekanntlich nicht zuſtatten kommt. So belebte ſich die Strecke erſt, als gegen 10 Uhr die Sonne durchbrach und einen prächtigen. warmen Tag verhieß. Noch einmal ſollten es die Auto Union/ DK W̃ ſein, die den Tag„machten“. Zunächſt hatte Walſried Winkler auf der 250er⸗Maſchine Er⸗ folg bei ſeinem Angriff auf den Weltrekord über einen Kilometer ſtehend, der von ihm ſelbſt mit 128,617 kmſtd. gehalten wurde. Winkler fuhr ein Zeitmittel von 27,93 Sekun⸗ den und ſchraubte den Rekord auf 128,893 kmſtd.! Er ſaß dabei auf der in ihrem Ge⸗ wicht leichteren 175er⸗Maſchine. in die nur der Zylinder mit 250 cem. Hubraum eingebaut war. Mit der 250 cem.⸗Stromlinienmaſchine, deren Haube zur Hälfte aufgeſchnitten war (ſodaß Schultern und Rücken des Fahrers herausragten), entriß dann Meiſter Kluge den Italienern zwei weitere Weltrekorde, die über fliegenden Kilometer und Meile. Die neuen Marken lauten nun auf 183,206 kmſtd. für den Kilometer und 181.390 kmſtd. für die Meile. Damit hatte die Auto Union alle Motorrad- Weltrekorde in den Klaſſen bis 175 und bis 250 cem. auf den kurzen Strecken in ihren Be⸗ ſitz gebracht. Ein Erlebnis beſonderer Axt hatten die wie⸗ der in hellen Scharen erſchienenen Zuſchauer am Freitag: Auf der Bahn ſtanden die drei ſchnellſten Motorradfahrer der Welt, Eric Fernihough(England). Pierro Taruffi(Ita⸗ lien) und Ernſt Henne(München), in lebhaf⸗ ter Unterhaltung zuſammen. Ein Anlaß für die Kameraleute, ein kleines Wettknipſen zu veranſtalten. Taruffi, der Chefkonſtrukteur der Gilera⸗Werke iſt, war im übrigen von der Bahn begeiſtert und ſtellte ſein Erſcheinen im nächſten Jahr in Ausſicht. Der Italiener war eigens mit dem Flugzeug aus Mailand gekom⸗ defannmachengen ler Röbüf. Hes denshelm-Heppennelm Kreisgeſchäftsſtelle: Bensheim, Adolf⸗Hitler⸗Straße 5. Dienſtſtunden: Täglich von 8—12.30 und 14.30—19 Uhr Mittwochs und Samstags von 8—14 Sprechſtunden des Kreisleiters: Dienstags von 15—18 Uhr. Sprechſtunden des Kreiswirtſchaftsberaters: Dienstags von 17—18 Uhr Sprechſtunden des Kreis⸗NS.⸗Beraters: Donnerstags von 17—18 Uhr. Krerspropagandaleitung. Hauptſtelle Rundfunk. Die Funkſtellenleiter aller Ortsgruppen und Stützpunkte des Kreiſes Bensheim⸗ Heppenheim reichen ſofort ein: 1. Tätigkeitsbericht für Oktober 1937. 2. Meldung zu Rundſchreiben Nr. 114/ 1937 Abt. Rundfunk Abſ. 1 und 2. 3. Meldung zu Abf. 3 des gleichen Rund⸗ ſchreibens für November 1937. Fehl⸗ anzeige erforderlich. a gie hören im Rundfunk. Sonntag, 31. Oktober Deutſchlandſender 6: Hafenkonzert. 8: Zwiſchenmuſik. 8.20: Und Sonntag aufs Land! Pflaſtermeiſters auf Entdeckungs⸗ fahrt. 9: Sonntagmorgen ohne Sorgen. 11: Eröff⸗ nung der Woche des deutſchen Buches. 12: Konzert. 14: Des Kafſers neue Kleider. Ein Märchenſpiel. 14.30: Siebenbürgiſche Lieder und Balladen. 15: Bunter Melodienreigen. 16: Konzert. 17.45: Richtfeſt des Hauſes des Deutſchen Rechts. 18: Schöne Melo⸗ dien. 19.45: Deutſchland⸗Sportecho. 20: Horrido und Halali! Eine Jagdhörfolge. 22: Sport. 22.30—0.55: Zur Unterhaltung. Frankfurt 6: Hafenkonzert. 8.10: Gymnaſtik. 8.30: Deutſche Scholle. Was der Bauer wiſſen muß. 8.45: Orgel⸗ muſik. 9: Chriſtliche Morgenfeier. 9,45: Deutſche Ethik. 10: Morgenfeier. 10.30: Weber: Konzertſtück f-moll. 11: Eröffnung der Woche des deutſchen Buches. 12: Konzert. 14: Für unſere Kinder. 14.30: Berufe — nach Noten! 15.30: Der Bauer und ſeine Welt. 18: Konzert. 18: Ohrenſchmaus. 19.10: Tanzmuſik. 19.40: Sport. 19.45: Europameiſterſchaften im Freiſtilrin⸗ gen. 20: Liebe iſt Seligkeit. 22: Nachrichten, Sport. 22.30: Muſik zur Unterhaltung. 24—1: Nachtkonzert. Stuttgart 6: Hafenkonzert. 8: Bauer, hör zu! Gymnaſtik. 8.30: Tvangel. Morgenfeier. 9: Sonntagmorgen ohne Sorgen. 10: Morgenfeier. 10.30: Fröhliche Morgen⸗ muſik. 11: Eröffnung der Woche des deutſchen Bu⸗ ches. 12: Konzert. 14:„Kaſperle will Soldat wer⸗ den“, 14.30: Muſik zur Kaffeeſtunde. 15.30: Chorge⸗ ſang. 16: Konzert. 18:„s Pfätſchekendle“, Schwã⸗ biſches Hörſpiel. 18.30: Bunte Volksmuſik. 19: Nach⸗ richten, Sport. 19.30: Reſpighi: Quartetto dorico. 20: Wie es euch gefällt. 22: Nachrichten, Sport. 22.15: Europameiſterſchaft im Amateur ⸗Freiſtilringen. 22.30—24: Zur Unterhaltung. 24—1: Nachtmuſik. Montag, 1. November Deutſchlandſender 6: Glockenſpiel. Morgenruf. 6.30: Morgenmuſik. 10: Alle Kinder ſingen mit. 11.40: Die Jagd geht auf! 12: Konzert. 13.50: Neueſte Nachrichten. 14: Zur Unterhaltung. 15.15: Werke großer Meiſter. 15.45: Der Karpathenhirſch. 16: Muſik am Nachmittag. 18: Von deutſchem Volkstum. Oſtpreußiſche Märchen und Tänze. 18.30: Fantaſien auf der Welte⸗Kino⸗Orgel. 18.45: Deutſchland baut auf! 19.45: Kernſpruch. 19.15: Stuttgart ſpielt aufl 20: Aus der Truhe des Königs⸗ wuſterhäuſer Landbote. 21: Deutſchlandecho. 21.15; Der Tag klingt aus... 22: Deutſchlandecho. 22.30 bis 24: Zu Tanz und Unterhaltung. 5 Frankfurt 6: Morgenſpruch. Gymnaſtik. 6.30: Konzert. 8.104 Gymnaſtik. 8.30: Muſik am Morgen. 10: Alle Kinder ſingen mit. 10.30: Hausfrau, hör' zu! 11.40: Auf⸗ ſchlußreiche Bodenfunde. 12: Schloßkonzert. 14.10: Serenaden, Ständchen, Walzer. 15: Volk und Wirt⸗ ſchaft. Erleichterte Kleinſiedlung. 15.15: Für unſere Kinder. Jetzt baſteln wir. 16: Muſik für jeden ſoll es ſein, ſie klingt vom Deutſchen Eck am Rhein. 18: Zeitgeſchehen im Funk. 19.15: Stuttgart ſpielt auf. 20.15: Wir bringen als Erſtes... 21.15: Orcheſter⸗ konzert. 22.30: Nachtmuſik. 24—1: Nachtkonzert. Stuttgart 6: Morgenlied. Gymnaſtik. 6.30: Wenn die Woche ſo beginnt, wird ſie auch gut enden. Fröhliche Mor⸗ genmuſik. 8: Gymnaſtik. 8.30: Konzert. 10: Die Krähen halten Verſammlung ab. 11.30: Volksmuſik. 12: Schloßkonzert. 14: Eine Stund' ſchön und bunt. 16: Muſik am Nachmittag. 18: Kleinigkeiten aus ba⸗ diſcher Dichterwelt. 18.30: Griff ins Heute. 19: Nach⸗ richten. Anſchl.: Neues vom Tag. 19.15: Stuttgart ſpielt auf. 20.15: Wir bringen als Erſtes... Das Kabarett für alle. 21.15: Abendkonzert. 22.30: Die Zeit lebt im Buch. 23: Nachtmuſik. 24—1: Nachtkon⸗ zert. Jon Börsen und lärkten Aneln-Malnische abenübor se Tendenz behauptet Die Abendbörſe nahm bei kleinſten Umſätzen einen wenig veränderten Verlauf. Vereinzelt erfolgten von der Kuliſſe noch mäßige Glattſtellungen, die jedoch durch Bankſeite Aufnahme fanden. Kundſchaftsauf⸗ träge fehlten. Während gegen den Berliner Schluß vielfach kleine Erhöhungen eintraten, bröckelten die Kurſe im Vergleich mit dem hieſigen Stand meiſt um Prozentbruchteile ab. Befeſtigt waren u. a. Holz⸗ mann mit 150(149), MAN mit 134(133 /), Conti Gummi mit 186¾(185¼), Hapag mit 83(82), an⸗ dererſeits notierten u. a. Buderus 120¼(120 ¼), Mannesmann 116(116¼, Höſch unv. 124, Verein. Stahl 114(114½), Deutſche Erdöl 142¼(143), JG. Farben 157½(157⅛), Junghans 126(126 ¼) Adler⸗ werke 109(109), Rheinmetall 144%(145) und AG. für Verkehr 127(127⅛). Am Einheitsmarkt la⸗ gen Konſerven Braun 1 Prozent höher mit 91. Bank⸗ aktien unverändert. Der Rentenmarkt war bei be⸗ haupteten Kurſen geſchäftslos. 4½proz. Krupp 99, 6proz. JG. Farben 129%, im Freiverkehr Kommunal- Umſchuldung 94,80, 4proz. Rentenbank⸗Ablöſungs⸗ ſcheine 93 /. detreldemärie Mainzer Getreidemarkt Die Preiſe für Getreide und Futtermittel blieben men, um ſeinem Gegner Henne ein 88 2 5 Aber der Münchener hatte ſchon Schluß gemacht. unverändert, während in Rauhfutter keine Notierun⸗ gen erfolgten. Infolge der Herbſtarbeiten blieb das Angebot allgemein klein. N — r 3 r Copyright by Prometheus-Verlag, Dr. Eichacker, Gröbenzell bei München 9 (1. Fortſetzung) — Die Unterredung, die in nicht ſehr leiſem Ton geführt wurde, verſtand ich nicht weiter, da ich die Treppe bereits verlaſſen hatte. Müde wie eine alte Frau ſchritt ich den Weg zurück. Ich wußte, daß der eine nun mein Feind war, während der andere das ſchöne Vertrauen, ja leiſe Heimat⸗ gefühl, das die letzten Wochen aufgekeimt war, grauſam zertreten hatte.„Mußt du dich bis zu unſeren Angeſtell⸗ ten hinunter verſteigen?“ Warum nur dieſe Worte ſo bitter ſchmerzten? Erſtaunt blieb ich zurückkehrend an der Türe unſeres Arbeitsraumes ſtehen. Bei meinem Eintritt erhob ſich aus dem Arbeitsſtuhl meines Chefs eine bildhübſche, vor⸗ nehme Dame, um ſich, als ſie merkte, daß es nicht der Erwartete war, mit kaum merklichen Dank auf meinen höflichen Gruß wieder zu ſetzen. Aber heute war anſcheinend ſchon mein Unglückstag. Während ich eine Schwäche für alles Schöne, beſonders aber für ſchöne Frauen ſchon immer hatte und neidlos die wundervolle Figur, die herrlichen Augenſterne und den blütenreinen Teint bewunderte, ſchien meine Perſon auf die Dame direkt aufreizend zu wirken. „Holen Sie mir ein Glas Limonade, ich habe Durſt! Aber raſch!“ befahl ſie mir in hochfahrendem, unhöf⸗ lichem Tone. Von dem vorhergegangenen Auftritt noch viel zu ſehr mitgenommen, hatte ich abſolut kein Verſtändnis für dieſe gewollte Demütigung und brachte wortlos das Gewünſchte. „Weshalb holen Sie die Limonade und nicht einer der Lehrjungen?“ fragte mich der inzwiſchen zurückge⸗ kehrte Signor Francesco in einem Tone, der nichts Gutes ahnen ließ. „Ich wollte es ſo“, entgegnete die Dame ſtatt meiner wegwerfend. „Hier habe aber nur ich zu wollen und ſonſt niemand, hörſt du!“ war die ſchroffe Antwort.„Fräulein Ertler iſt meine Mitarbeiterin und nicht dein Laufburſche.“ Mit einem„Darf ich bitten“ öffnete er ſeinem Beſuch die Türe, ich aber erſchrak tief über den Blick wilden Haſſes, der mich aus den erſt ſo bewunderten Augen⸗ ſternen traf. „Seine Freundin“, erklärte mir meine Kollegin,„eine ebenſo reiche wie hochmütige Venezianerin. Sein heutiges Benehmen ihr gegenüber iſt mir unverſtändlich: ich glaube, die Frau wird in Zukunft alles aufbieten, Sie wieder zu entfernen. So ſchön ihr Körper, ſo häßlich ihre Seele. Sie iſt maßlos eiferſüchtig, rachſüchtig und rückſichtslos.“ * Die nächſten Tage waren für mich ein Kreuzweg mit hundert Stationen. Signor Francescos faſt unerträgliche Launen, ſein jähzorniges, nervöſes Benehmen, das ſonſt unbeachtete Kleinigkeiten zu etwas Großem gewollt auf⸗ bauſchte, machte mir das Leben zur Hölle. 5 Während dieſer ſchrecklichen Zeit wurde ich eines Mor⸗ gens durch das Haustelephon in eines der Glashäuſer gerufen, um die ſchriftliche Ausfertigung einer Sendung vorzunehmen. a Eine Gruppe Samenklauberinnen unterhielt ſich un⸗ weit von mir in wenig reſpektvoller Weiſe über meinen Chef, wie ich überhaupt das Gefühl hatte, daß etwas Ge⸗ häſſiges von dieſen Frauen ausging, das mich bewußt reizen wollte. Wortlos ignorierte ich lange Zeit das Geſchwätz, bis das Thema ſo weit gediehen war, daß mir eine glühende Schamröte ins Geſicht ſtieg. Wütend fuhr ich eine der Sprecherinnen an:„Halten Sie Ihren unverſchämten Mund, ſo etwas tut Signor Francesco nicht!“ Ein höhniſches Lachen von allen Seiten war die Ant⸗ wort. N „Ja, verteidigen Sie ihn nur“, rief höhnend ein Mäd⸗ chen,„Sie werden dieſen Hund ſchon noch kennen lernen.“ „Ich weiß dann nicht“, fragte ich zornig dagegen,„wa⸗ rum ihr wie die Hunde kriecht und ihm aus der Hand freßt, ſobald er ſich zeigt? Es iſt nicht ſchwer, einen Menſchen hinter ſeinem Rücken ſchlecht zu machen: ſeht oder hört ihr ihn, ſo ſeid ihr wie eine Herde von Schafen, die willenlos dem Treiber folgt.“ Eine Viertelſtunde ſpäter rief mich die Stimme meines Cefs durchs Haustelephon in ſeine Privatwohnung. „Es wird die Kündigung ſein“, klagte meine Kollegin traurig;„ſchade, ich habe Sie ſchon ſo lieb gewonnen, aber ich dachte gleich, daß Signorina Erica ihren Willen durchſetzen wird wie immer. Erſt wehrt er ſich, dann gibt er doch nach; daher auch die letzten Tage ſein entſetz⸗ liches Benehmen.“ Eine heiße, würgende Angſt preßte mir die Kehle zu⸗ ſammen, als ich zum erſten Male die breiten Stufen zu dem vornehmen Heim des Gefürchteten emporſtieg. „Gehen Sie ins Herrenzimmer!“ Seine Haushälterin öffnete die Türe des eleganten Raumes, unter der ich zitternd und um mein Brot bangend ſtehen blieb. Er ſaß am Schreibtiſch, bot mir mit einer Handbe⸗ wegung einen Stuhl und fragte mich dann mit abge⸗ wandtem Geſicht:„Fräulein Ertler, es würde mich ſehr freuen, wenn Sie mich bitte darüber aufklären wollten, was Signor Francesco nicht tut?“ „Haben Sie das auch ſchon wieder gehört?“ entfuhr es mir erſchrocken. „Ja, nicht wahr“, entgegnete er mit leiſem Lachen, alles hört und ſieht dieſer Hund, den Sie ſchon noch kennen lernen werden. Ich habe“, fuhr er tief ernſt wer⸗ dend fort,„noch nie in meinem Leben einem Menſchen Aufklärung über mein Tun und Laſſen gegeben, aber Ihre ehrliche Verteidigung, die ich doch die letzten Tage wirklich nicht verdiente, hat mir eine ſeltene Freude gemacht. Selbſtverſtändlich exiſtiert dieſes ganze Lügengeſpinſt nur in der Phantaſie dieſer Heuchlerinnen, die heute noch mei⸗ nen Betrieb verlaſſen werden. Dennoch“, fuhr er fort, zerſuche ich Sie in Ihrem Intereſſe dringend, verteidigen Sie mich nie wieder ſo warm aus dem Herzen kommend. Sie großes Kind haben ja keine Ahnung, was das hier bedeutet, und es wird mir mit dem beſten Willen nicht immer möglich ſein, Sie vor Gemeinheiten zu ſchützen.“ Der Umſchwung war zu ſtark. Trotz aller mir zu Ge⸗ bote ſtehenden Selbſtbeherrſchung konnte ich es nicht hin⸗ dern, daß mich ein haltloſes Weinen ſchüttelte. „Armes Kind“, fragte er weich,„wie iſt es denn nur möglich, ſo jung, allein und hilflos in der Welt zu ſtehen? Haben Sie denn keine Angehörigen? Was trieb Sie aus der Heimat fort?“ „Meine Geſundheit“, weinte ich auf.„Seit meinem vierzehnten Jahre lag ich jeden Winter an ſchwerem Gelenkrheumatismus todkrank; monatelang war ich ein von raſenden Schmerzen gepeinigtes, hilfloſes Bündel, ſehr oft nicht einmal in der Lage, ohne Hilfe einen Schluck Waſſer zu trinken. Meine Eltern ſind brave, einfache Bürgersleute, die nicht über die Mittel verfügen, mir eine Kur im Süden zu ermöglichen. Ich komme von Wien, war dort ein halbes Jahr in Stellung. Es war eine unbeſchreibliche Leidenszeit. Oft konnte ich morgens nicht auf die Füße treten, wenn ich nicht am Abend vorher ein richtiges Quantum ſcharfe Medizin genommen hatte. Meine Freundin ſchrieb mir, daß in Trieſt deutſche Arbeiterinnen ſehr geſucht ſeien und ſo kam ich hierher, um im Sommer warme Sand⸗ und Sonnenbäder zu nehmen und epentuell, falls es meine Mittel erlauben, während meines Urlaubs eine Kur in Grado zu machen.“ Eine ſchlanke, ſehnige Männerhand umſpannte meine Rechte mit feſtem Druck. „Verſprechen Sie mir“, bat er warm,„daß Sie ſich in Zukunft mit allem, was Sie drückt, an mich wenden werden!“ Ich konnte nicht antworten, aber die Tropfen, die auf ſeine Hand fielen, mußten ihm wohl genügen. Fühlte ich doch, daß ich nun nicht mehr ſchutzlos war und viel⸗ leicht einen treuen, ehrlichen Freund gewinnen würde.— * Raſch und mit unendlicher Blütenpracht zog der Früh⸗ ling ins Land. Unſere Fenſter umrahmten gelb und blau blühende Glyzinen, deren Duft betäubend durch die nüch⸗ ternen Arbeitsräume koſte. Traumhaft ſchön war die Stim⸗ mung, wenn des Abends das Gold der Sonne über die dunkelblauen Wellen der Adria den letzten Abſchiedsgruß des Tages winkte. Ich hatte mit meinem Chef während der Wochen, die dieſer Unterredung folgten, nicht eine private Silbe ge⸗ wechſelt. Es war wieder ganz der ernſte, verſchloſſene Herrenmenſch, den die Kollegen in gleicher Weiſe fürchte⸗ ten wie haßten, die Seele des Betriebes, unerbittlich und eiſern die Zügel in den Händen haltend. „Nun werden wir wieder einige Zeit Ruhe be⸗ kommen“, berichtete mir meine Kollegin eines Tages er⸗ freut.„Signor Francesco muß in unſere Palmenplantagen nach Dalmatien; dann können Sie ſich ausruhen. Sie hatten die letzten Wochen nichts zu lachen und ſind vor lauter Arbeit ſchon ganz blaß und ſchmal geworden.“ Ich konnte es nicht verhindern, daß mich die von allen ſo freudig aufgenommene Nachricht mit heißem Schrecken erfüllte. Wenn auch nur auf Wochen allein, ſo war ich doch den plumpen Annäherungsverſuchen unſeres Senior⸗ chefs ausgeliefert, der, ſeinen Bruder zu ſehr fürchtend, mich die ganze Zeit in Ruhe gelaſſen hatte. Eine wahre Herzensangſt erfaßte mich, wenn ich daran dachte, wie verlaſſen ich ſein würde, wenn Signor Francesco nicht mehr in Trieſt weilte. Ahnte er, was in mir vorging? Als ich mich abends entfernen wollte, bat er mich noch zu bleiben und erklärte mir dann in kaltem, geſchäftlichem Ton:„Fräulein Ertler, ich muß Sie bitten, ſich bis morgen abend fertig zu machen. Wie Sie bereits erfahren haben werden, bin ich gezwungen, einige Wochen nach Dalmatien zu gehen, um in unſeren Palmenplantagen Ordnung zu ſchaffen. Ich kann Ihre Mitarbeit nicht gut entbehren und habe auf dem„Baron Gautſch“ bereits eine Kabine für Sie be⸗ legen laſſen. Um acht Uhr lichtet der„Baron Gautſch“ den Anker, ſeien Sie ein viertel vor acht Uhr zur Stelle: ich erwarte Sie am Molo. Wir fahren nahezu zwei Tage, hoffentlich vertragen Sie die See.“ Die Freude verſchlug mir die Stimme. „Haben Sie mich verſtanden?“ fragte er ſcharf und ungeduldig.„Oder wollen Sie lieber in Trieſt bleiben? Ich zwinge Sie natürlich nicht mitzukommen.“ „Ich bin ſelbſtverſtändlich um die angegebene Zeit am Dampfer“, beeilte ich mich zu verſichern. Aus der Tür tretend, ſtieß ich auf Signora Erica, die mit boshaftem Lachen höhnte:„Guten Abend, gnocca! ...(Gnocca iſt ein Haßausdruck des Italieners und heißt deutſch„Knödel“.) „Nun wird ſich ja mein Freund wochenlang ohne Ihre ſo ſehr geſchätzte Arbeitskraft helfen müſſen.“ „Du irrſt“, entgegnete Signor Francesco ſtatt meiner während tauſend kleine Teufel in ſeinen Augen hüpften. „Fräulein Ertler reiſt mit mir nach Dalmatien, ich kann ſie nicht entbehren.“ Ein Ziſchen, wie das einer wütenden Katze entfuhr den roſigen Lippen. EINMAL „Dann fahre ich auch mit“, fauchte ſte,„du fährſt mir unter keinen Umſtänden allein.“ „Ich hindere dich nicht“, war die eiſige Antwort;„der Dampfer faßt genügend Paſſagtere. Doch recht viel Freude wirſt du, die ohne Vergnügen überhaupt nicht leben kann, dort unten kaum haben. Für derartige Anforderungen eignen ſich entſchieden am beſten die gnoccis.“ Mit einem leiſen„buona ſera“ verließ ich die beiden, die nun ſchon das zweitemal Streit meinetwegen hatten. Immer rätſelhafter wurde mir das Benehmen des Man⸗ nes, der mit mir allein von einer eiſigen Kälte und Zu⸗ rückhaltung war. Erlaubte ſich aber ein anderer, mir irgendwie wehe zu tun, ſo konnte er direkt beleidigend werden. * Wie im Traum ging ich nach Hauſe.„Dalmatien!“ So viel hatte ich ſchon von der zauberhaften Schönheit dieſer Küſtenfahrt gehört und nun ſollte ich ſo überraſchend das felſige Land kennen lernen. Ich konnte nicht ſchlafen und fieberte anderen Tags ungeduldig der Ausreiſe ent⸗ gegen. Schon um ſieben Uhr abends war ich mit Santino und Demetrio, der übrigens auch nicht ſonderlich erbaut über meine bevorſtehende wochenlange Abhweſenheit ſchien, am Molo S. Carlo, meinen Chef zu erwarten. Pünktlich wie eine Uhr traf er um die verabredete Zeit ein und wir begaben uns ſofort an Bord. Ein paar Minuten ſpäter ſtand ich vor einer reizenden Kajüte erſter Klaſſe, verliebt das weiße Bett betrachtend, in dem ich nach Monaten das erſtemal wieder ausgekleidet ſchlafen durfte. N g Der„Baron Gautſch“ verließ den Molo S. Carlo und nahm dann um den Leuchtturm herumwendend den Kurs nach Südweſt. Kurze Zeit noch blieb ich in den Anblick der Lichter des Trieſtner Hafens, die einem flammenden Fackelzug glichen, verſunken ſtehen, bis mich Signor Francesco in den Speiſeſaal des Lloyddampfers führte. Nach dem allzu reichlichen Abendeſſen, das ich nicht zur Hälfte bewältigen konnte, ſpielte die Muſik und all⸗ mählich wurde die Stimmung unter den Paſſagieren auf⸗ geräumt, ja faſt mutwillig. „Wollen Sie noch eine Weile mit auf Deck kommen oder ziehen Sie es vor, hierzubleiben?“ unterbrach Signor Francesco unſer Schweigen. „Wenn ich nicht ſtöre, wäre es mir auf Deck liebere, antwortete ich,„allein werde ich hier auf keinen Fall blek⸗ ben, lieber gehe ich ſofort in meine Kajüte.“ 1 Als ich auf Deck kam, ſtieß ich einen Ruf grenzenloſen Staunens aus, märchenhaft war der Anblick, der ſich uns bot. Der Mond war inzwiſchen aufgegangen und hing ſtill am ſternüberſäten Nachthimmel. Sein ſilbernes Licht koſte über die leiſe bewegten Wellen. 5 Lange ſaßen wir ſchweigend auf einer der Ruhebänke des Promenadendecks und ließen die Schönheit der Nacht voll auf uns wirken. Müde lehnte ich, halb unbewußt, den Kopf gegen die Schultern meines Begleiters. Hatte wirklich der Hauch ſeines Mundes einen Moment mein Haar geſtreift, oder träumte ich nur? Eine wehe Ahnung von etwas wunderbar Schönem und zugleich Entſetzlichem, das mir bevorſtand, ergriff mich, ein Empfinden, das nur gefühlt, niemals aber be⸗ ſchrieben werden kann, zuckte durch meine Seele. Ahnte ich in meinem jungen Leben zum erſten Male das große Muſterium der Liebe mit ſeinen Himmeln und ſeiner Hölle? Langſam, faſt geſpenſtiſch im Mondlicht wirkend, glitt die Silhouette Iſtriens vorbei und nach Mitternacht tauch⸗ ten allmählich die Lichtreflexe eines großen Hafens auf. „Pola“, erklärte mir Signor Francesco. „Gehen Sie zu Bett, damit Sie morgen bei Sonnen⸗ aufgang munter ſind.“ Ich erhob mich ſofort. Er brachte mich an meine Ka⸗ jüte und wirklich ſchlafbedürftig dehnte ich mich einige Minuten ſpäter auf dem weißen Lager; mit der unglaub⸗ lichen Schnelligkeit der Jugend wanderte ich ins Traum⸗ land, aus dem mich erſt der ſchrille Ton der zum Sonnen⸗ aufgang bimmelnden Glocke riß. * 8 Aus der Kajüte tretend bemerkte ich, daß Signor Francesco ſeine Behauſung bereits verlaſſen hatte. Ich ſuchte ihn auch vergeblich an Deck. So genoß ich denn allein das wundervolle Natur⸗ ſchauſpiel des Sonnenaufgangs. In goldenes Licht getaucht lagen die Eilande und die ſteile Küſte. Wir ſteuerten gegen Sebenico mit ſeinen ſchroffen Felswänden und den für die Schiffahrt gefähr⸗ lichen Klippen. Sinnend und mit geteilten Empfindungen lehnte ich am Geländer des Decks. Was konnte Signor Francesco veranlaßt haben, den herrlichen Sonnenaufgang zu ver⸗ ſäumen? Hatte der von den Frauen allzu ſehr verwöhnte Mann mein geſtriges Benehmen falſch gedeutet? Heute im hellen Licht der Sonne konnte ich nicht be⸗ greifen, was geſtern die Veranlaſſung gab, mich an den Mann anzuſchmiegen, für den ich doch eine Null war. die Schönheit der Nacht hatte auf mein überempfindſames Bemüt mit zu großer Wucht gedrückt. In dem wehen Gefühl, daß mich der von mir ſo hoch⸗ zeſchätzte Mann mißverſtanden hatte, begab ich mich in den Speiſeſaal zum Frühſtück. (Fortſetzung folgt) 1 Aude nir end n heit end m ut un fut in, a0 n 8, det 150 3 Nr. 44 Sonntag, den 31. Oktober 1937 Buch und Jeit „Die 155 lebt im Buch“, ſagt der Leitſatz zur diesjährigen Buchwoche. And damit iſt viel geſagt; nämlich nicht nur, daß unſere Zeit in unſerem Buch lebe, ſondern daß * Zeit nicht nur in einem, ſondern auch n Büchern anderer Zeiten lebe. Leben könne! Denn nicht jedes Buch trägt das Leben einer Zeit, und nicht jeder dem Wort und der Schrift Hingegebene kann Zeiten in Büchern einfangen. Wenn„Zeit“ aber im Buche lebt, ſo kann das auf mancherlei Weiſe ſein. Da iſt ein⸗ mal der. der Dinge beſingt und be⸗ ſchreibt, die ſcheinbar fernab von allem Ge⸗ ſchehen ſeiner Gegenwart liegen; dennoch ob er will oder nicht— ſpricht er die Sprache ſeiner Zeit, fußt auf den Erkennt⸗ niſſen und Kenntniſſen ſeiner Tage, hat— kurz geſagt— ſeinen Standort mitten in der Zeit. Ein anderer nimmt das Leben ſeiner Tage von der äußeren Seite her: er beſchreibt, beſpricht und deutet gegenwärtige Dinge und Vorgänge, liefert alſo ſtofflich und ſprachlich ein wichtiges Zeitbild für die ſpäteren. Wie ſteht's mit dem Dritten, der den Zug der Germanen aufleben läßt und ein Epos ſchreibt von Siegen und Sorgen früherer Jahrhunderte? Nun, auch er dient unſerer Zeit, auch er ſchildert ihr Leben; denn er deckt ja die geheimen Erinne⸗ rungen auf, aus denen das Volk lebt und ſeine Geſchichte erfährt.— Noch iſt die Vielfalt nicht erſchöpft, denn ich ſprach noch nicht von demjenigen, der die geheimſten Regungen der Zeit weiß, der ſchon das Künftige ahnt und der fühlt, daß auch unſere Zeit nur Fundament für eine kommende iſt. Man pflegt von ſolchen Dichtern und Denkern zu ſagen, daß ſie ihrer Zeit vorausgelebt hätten und kann ſie dennoch nicht der auf ihre Zeit folgenden Zeit zurechnen, weil ſie eben— wenn auch aus innerem Widerſtand— doch Kinder ihrer Zeit und Zeichen des Widerſpiels der Kräfte in dieſer Zeit ſind. Wir haben gehört, daß mancherlei Be⸗ ziehungen zwiſchen dem Dichter und der Zeit und damit auch zwiſchen dem Buch und der Zeit beſtehen. Laßt uns den Dichter als Beiſpiel nehmen für alle, die Bücher ſchreiben: Gelehrte, Denker, Tatmenſchen. Wie aber— ſo fragen wir— ſteht die 5 5 zum Buch? Wenn ſie im Buche lebt, ebt das Buch auch in ihr? Schenkt man ihm Beachtung? Bedarf man ſeiner? Iſt es wirklich ſo, daß man den Satz umkehren darf, um zu ſagen:„Das Buch lebt in der Zeit?“ Dies iſt wohl wichtig zu wiſſen: nicht jedes Buch lebt in jeder Zeit. Aber das Buch— und wir rechnen darunter einmal alles, was Kunde bringt: Sage, Helden⸗ lied, Volkslied, Roman— das Buch lebte und lebt zu allen Zeiten, wenn wir alſo das Buch ſchlechthin als ſolches meinen. Wir können— und das iſt ebenſo wichtig zu erkennen— uns das Buch doch aus unſerem Daſein gar nicht mehr wegdenken; denn es gibt keinen Deutſchen, der nicht in ſeinem Leben einmal mit einem Buch in Berührung gekommen wäre. Wer nur recht zu ſehen vermag, entdeckt in jedem — und ſei's in dem geringſten!— die Zeit und erkennt gleichzeitig, wie ſehr die Zeit der Bücher in irgendeiner Form bedarf, wie ſehr ſie in ihr leben und mit zu ihrem Leben gehören. Die Dichter haben es nicht immer leicht mit ihrer Zeit. Manch einer wäre 8 geworden, wenn die Zeit größer geweſen wäre, in der er lebte. Ideal iſt die Wechſel⸗ 2 8 1 2 5 N N 4 Bilderdienst Kießglich M FEIER STUNDE 1 —3—* 5 2 6%%%ͥj%õ½ĩ0y%d²%“² 66666„„„„„„„6„4„44 4 4 4 4„ eee wirkung zwiſchen Dichter und Zeit dann zu nennen, wenn beide groß ſind, wenn die große Zeit einen großen Dichter hat. Leben wir in einer ſolchen Epoche? Nun, das, was wir„unſere Zeit“ nennen, iſt groß. Jahrtauſendealte Begriffe ſchwin⸗ den, neue Werte wachſen aus dem Geiſt, neue Welten erſtehen aus unſerem Vater⸗ land. Aber noch iſt alles im Aufbruch wie der Baum im Frühling. Haben wir den Dichter, der unſere Zeit in Worten geſtaltet, der unſere Zeit im Buch leben macht? Wir wiſſen es nicht. Vielleicht lebt er in der tiefen Einſamkeit, aus der alle Großen kommen, und wartet des Tages, da er hervortreten kann, um zu verkünden und damit den Kommenden Wege zu weiſen. Werden wir ihn erkennen, wenn er her⸗ vortritt? Manche Zeiten waren mit Blind⸗ heit geſchlagen, ſo daß 1 ihren Dichter nicht erkennen konnten. Andere wiederum mußten ihr Augenmerk auf andere Dinge ſtatt auf ihre Dichter richten. Wir wollen nicht vermeſſen ſein und von uns ſagen, daß wir ihn auf jeden Fall er⸗ kennen. Eins aber iſt wahr: wir ſind wach und hellhörig, wir lieben alles Große; wir haben den Ungeiſt gebannt aus unſerem Volk und ſtehen ſtreng und heiſchend vor unſeren Dichtern und Denkern. Nur unter hartem Gebot wächſt die Größe. Jahrzehnte⸗ lange Herrſchaft kleinen Maßſtabes hat uns nicht den Sinn für das große Maß genommen. Wir meſſen wieder an dem Größten, das die Jahrhunderte unſerer Ge⸗ ſchichte hervorbrachten. Dies Wiſſen gibt uns zunächſt die Ge⸗ wißheit, daß wir an dem Großen, der kommen wird, nicht achtlos vorübergehen werden. Er ſoll eine Heimat haben im Reich, und ſeine Bücher ſollen leben in der Zeit, wie unſere Zeit in ſeinen Dichtungen leben wird. Walter Reinders Bunte leuchtende Welt Der Sommer war vergangen, und für Heinrich Bölk kam jetzt die ſtille Zeit. Die langen Abende waren ſo recht danach, zu überſchlagen, was der Sommer mit ſeiner Arbeit von früh bis ſpät, was die Städter ins Haus gebracht. Und wenn er an dem Ofen des kleinen Stübchens ſaß, das, vor dem Wetter geſchützt, landein zu gelegen war, dann war für ihn eigentlich aller Grund, daß er zufrieden auf ſeine Arbeit zurückſah und ſich ſeines beſcheidenen Wohl⸗ ergehens freute. Das hätte Heinrich Bölk auch ſicherlich getan, wenn da nicht die Sache mit Klaus, ſeinem Sohne, geweſen wäre. Nicht, daß Klaus ein ungeratener oder einer, der um eines Mädchens willen nicht ſo wie die anderen ſeines Alters wäre. Klaus tat unverdroſſen ſeine Pflicht, aber in ihm waren der Drang und das Sehnen, das Vater Bölk nur zu gut aus ſeiner Jugend kannte, dieſer Drang, hinauszu⸗ ziehen in die Welt, denn die Bölks waren ein altes Küſten⸗ und Seefahrergeſchlecht, und ſeßhaft mit Hof und Acker war eigent⸗ lich erſt Alt⸗ Hinrich Bölk geworden, Klaus' Vaters Vater. Und weil Klaus ſo ein Schwerer war, der für alles, was ihm ein⸗ ging, Tage brauchte, dann aber ſtur und feſt auch zu ihm ſtand, hatte der Junge mehr zu ſchaffen mit dem Blute der Väter, das in ihm ſang, als einſt der Vater, und es war ſo gut wie beſchloſſene Sache im Haus, daß Klaus zur See ging. Doch wenn Vater Heinrich gehofft hatte, daß die Arbeit des Sommers dem Jungen den Kopf wieder zurechtſetzen würde, hatte ſich dieſe Erwartung nur inſofern erfüllt, als Klaus das Denken einſtweilen abgeſtellt hatte. Jetzt aber, wo es Stürme und Zeit gab, nahm er den Faden wieder auf, den er Frühjahrs hatte liegen laſſen. Und dazu war die Sache mit dem Buch gekommen. Dieſes Buch hatte eigentlich auch ſeine Geſchichte. Es hatte einem jungen Mann gehört, und der hatte es einem jungen Mädchen geliehen, das oben in Bölks Kammer zu Gaſte war. Doch als der Regen vorbei war und dieſes junge Mädchen ganz ſchnell in ihr lichtes Kleidchen ſchlüpfte, um zum Strande zu gehen, da hatte es das Buch oben auf den Schrank gelegt, und da war es liegengeblieben, bis Klaus Bölk im Herbſt ſeine Kammer wieder bezog und es dort fand. Das Buch ſchilderte das Leben eines Malers, den das Sehnen nach der Schönheit hinaus in die bunte, leuchtende Welt geführt hatte. Klaus Bölk las jeden Tag. Mit jeder Seite, mit jedem neuen Land, das ſich ihm ſo erſchloß, ſang ſein Blut lauter, und als er eines Tages aus ſeinem Giebelfenſter ſah und die ſanften Hügel der heimatlichen Dünen ihm erſchienen wie weißer Wüſten⸗ ſand oder die Wanderdünen an der afrika⸗ niſchen Küſte, da war es ſo weit. Er ſchlug das Buch zu und ging ſchweren Schrittes hinab zu dem Vater und ſagte nur das eine:„Am 1. Februar gehe ich auf See!“ Vater Heinrich nickte nur und begann an bares Geld zu denken, das er dem Jungen mitgäbe. Zu widerreden hatte keinen Sinn, der Junge ginge bei Nacht und Nebel, nun, da er ſoweit war. November, Dezember, die Weihnacht und wieder ein neues Jahr. Klaus Bölk war wie ein Studierter, las ſeine zwei Seiten im Buch und wunderte dann für ſich hin im Stillen, beim Gang über das Feld, im Ofenwinkel, abends im Bett. Und immer feſter ſtand vor ihm aus all der Buntheit des Malers ſein Bild, die Zukunft. Es war am 20. Januar, da las Klaus Bölk die letzte Seite ſeines Buches. Das war ein Malersmann! Klaus Bölk mußte ins Freie, mußte die See brauſen hören, ſich gegen den Wind ſtemmen. Und als er wieder nach Hauſe kam, legte er ſich mit der Dämme⸗ rung ſchon ins Bett und ſah aus wie einer, der das Fieber hatte. So aber ſtand auf des Malersmanns letzter Seite geſchrieben: „Was übrigbleibt? Ein erfülltes Leben, ein kleines Häuschen in Holſtein, ein Gärt⸗ chen mit Kohl und Gemüſe, eine abendliche Pfeife auf der Ofenbank und der Fluch er⸗ füllter Wünſche, daß ſte einen luftleeren Raum im Innern des Menſchen hinter⸗ 1 as mit dem luftleeren Raum hatte Klaus Bölk nur ſchwer verſtanden, dafür aber um ſo beſſer das mit dem Häuschen, dem Kohl und der Pfeife. Und das wollte nicht in den bäuerlichen Teil ſeines Hirnes, daß das alles nur war, um zu einem Ende zu führen, das er heute ſchon beſſer hatte — einen ſtattlichen Hof ſtatt des Häuschens, und Aecker an Stelle des Gärtchens. Da trat in ihm der Bauer vor den Seemann, — und da er ſchon fünfundzwanzig und nicht noch jünger war, ſo durchlebte Klaus in dreimal vierundzwanzig Stunden Ge⸗ ſchick und Wandlung ſeines Geſchlechtes vom Seemann zum Bauern. Die Eltern Bölk wußten nichts von dem, was in dem Jungen war. Sie ſchoben ſeine Krankheit auf das ewige Studieren und den Schmerz des kommenden Scheidens. Und Vater Bölk wollte deshalb ein Gutes tun, dem Jungen zu ſagen, daß er ruhig ziehen ſolle, nur daß er das Heimkehren nicht vergäße und daß zu Hauſe die Mäd⸗ chen doch am hübſcheſten wären, und noch tauſenderlei; als beſten Beweis ſeines väterlichen Zutuns aber nahm er das Geld, das er dem Sohne mitgeben wollte. So ſtanden die Alten am Bette des Jungen. Klaus ſah ſie an, müde und älter, viel älter. Nahm das Geld, wog es in der Hand und gab es dann dem Vater wieder:„Laß dafür die Scheune neu eindecken, das tut uns nötiger! Ich bleibe..“ Dann warf er ſich auf die Seite, und die Eltern ſtanden und wußten nicht, ob ſie luſtig oder traurig ſein ſollten.— Mutter Bölk aber ſah auf dem Tiſch das Unheilsbuch, ſah die letzte Seite, die zerknittert war unter der Fauſt des Jungen und gewellt von den Spuren ſeiner Tränen. Da nahm ſie des luſtigen Malersmannes Buch und legte es unten in die Lade gleich zu der Bibel; ſie fühlte, es war etwas Großes um die Kraft dieſer bunten Seiten. Johannes von Kunowski W —— — R 3 N ——— m 9 e ee eee ee eee —— 8 27 PPPPCCCTTTCCCTTTCCTTTTTT ——T—T—T—T—T—T—T—T—T——— * dr sere e e .. 99 Sbba. Die Glut des Tages brannte auf den geteerten Planken des Schiffes. Es war zur Zeit der Hundstage, als der Schiffer Lauſchka ſeinen Kahn, die„Friedel“, mit einer Ladung Roggen den Memelſtrom langſam ſtromabwärts treiben ließ, da kein Wind war. Er mußte aber bald vor Anker gehen, da ſein Matroſe plötzlich erkrankte. Das war an einem Freitag in der Mittags⸗ ſtunde. Ehe die Sonne ſich neigte, wurde auch der Schiffer ſelbſt von Kopfſchmerzen und heftigen Schwindelanfällen heimgeſucht und mußte ſich in die Koje legen. Der Schiffer Lauſchka war jung und unver⸗ heiratet, eine 3 war nicht an Bord. Zwei Tage darauf, am Sonntag,— es wehte ein heftiger Wind vom Weſten, alſo von der Mündung des Stroms her ſtrom⸗ auf, machte ein anderes Fahrzeug, der Schiffer Ferkas mit ſeinem Schoner, von der Zollſtelle der damaligen deutſch⸗ruſſi⸗ ſchen Grenze los und ſegelte ſtromauf. Der Schiffer Ferkas hatte ſeine Tochter an Bord, die mit Lauſchka ſeit dem vergangenen Winter verlobt war und zu Weihnachten Hochzeit machen wollte. Ehe er die Anker lichtete, brachte das Boot der Strompolizei zwei große Fäſſer mit Friſchwaſſer an Bord: es ſei von nun ab verboten, ſagten ſie, Waſſer zum per⸗ ſönlichen Gebrau us dem Strom zu ſchöpfen, weil drüben in Rußland die Cholera wäre. Der Wind wehte friſch und ſtetig, ſie 5 7 1075 gute Fahrt voraus. Ebba, die ochter des Schiffers, war am Steuer, während der Vater vorn am Bug ſtand und mit einer Stange die Stromtiefe aus⸗ peilte. Da traten plötzlich die drei Maſten der„Friedel“ in ihr Blickfeld. Der Mond 19 voll auf das Waſſer herab und hielt ie beiden Glbedeiche in Licht getaucht, das eine mit vollen Segeln und knarrenden Schoten, und das andere ſtill, hinter der Ankerkette ruhend. Langſam ſchob ſich der Schoner gegen die Strömung, die hier ſtark war, an die „Friedel“ heran. Ebba ließ das Fahrzeug o nahe beiſcheren, daß die beiden Schiffe Bord an Bord gelegen wären, ſie freute ſich ſehr. Der Vater würde ein paar Stun⸗ den neben der„Friedel“ vor Anker gehen, ſie würde hinüberſteigen und bei dem Mann ſein, den ſie liebhatte. Da rief plötzlich vom vorderen Deck her der Vater, ſie ſollte abſcheren laſſen Er ſchrie lauter, als es bei der Stille der Nacht notwendig geweſen wäre. Edda glaubte, von oben her käme eine Holztrift getrieben, oder es gäbe ein anderes Hindernis vor⸗ aus, das ſie vom Steuer aus nicht über⸗ ſehen könnte, und drehte das Steuer un⸗ verzüglich nach Backbord, daß der Schoner nach der anderen Seite des Stromes über⸗ ſcherte, und daß ein breiter Raum zwiſchen den Schiffen entſtand. Sie hörte, wie der Vater den Anker auf den Grund rauſchen ließ, legte die Ruderpinne feſt und eilte auf das mittlere Deck. Da ſah ſie nun, warum ihr befohlen war, einen Raum zwiſchen den Borden zu ſchaffen: an dem Beſanmaſt auf der„Friedel“ wehte eine gelbe Flagge, drüben war die Cholera. An Bord war es unheimlich ſtill, kein Leben war zu ſpüren. „Laß uns hinüberfahren!“ bat die * Pa ſt verrückt“, ſagte der Schiff „Du biſt verrückt“, ſagte der iffer. „Sie werden Waſſer brauchen“, ſtellte n vor. Der Vater ſchüttelte den opf. Am liebſten wäre er gleich weitergeſegelt, aber der Wind hatte nachgelaſſen zu wehen, er würde erſt gegen Sonnenauf⸗ gang zu wieder auffriſchen. Leiſe klopften die hängenden Segel an die Maſten. An den Ufern des Stromes lag dunkel der Wald. Der Schiffer ging mit ſchweren Schritten nach achtern ins Roof hinein. Ebba blieb an Deck zurück und ſchaute angeſtrengt zur „Friedel“ hinüber. Nichts wollte ſich dort regen.„Vielleicht iſt er tot“, dachte ſie. Ihre Angſt formte ſich zu geſpenſtiſchen Bildern, die ihre Seele 10 und nach er⸗ füllten. Sie höhlte ſelbſt ihre Hände vor dem Mund und rief hinüber. Hell klang die Stimme gegen die Maſten:„Friedel— Ahoi!“ Da wurde die Rooftür geöffnet und Lauſchka kam heraus. Er ging mit lang⸗ ſamen Schritten auf das mittlere Deck und lehnte ſeine Geſtalt gegen den Großmaſt. So blickten ſie einander an, ihre Geſichter leuchteten weiß im Mondlicht. Ebbas Geſtalt ragte dunkel auf gegen die weißen Segel, Sie winkte lebhaft mit der Hand. Lauſchka erwiderte ihren Gruß mit einer müden Bewegung. Beide ſchwiegen, ſie fürchteten in der verzauberten Stille der Stromnacht den lauten Ton der Worte, die Not zu künden hatten. Lauſchka blieb ehe an den Maſt gelehnt, und Ebba etzte ſich auf die Luke, den Kopf an die Wrangen gelegt, und ſchaute immer⸗ während zu ihm. Nach langer Zeit, es mochte eine Stunde vergangen ſein, ſang ſie leiſe ein Lied, wie man ein Kind in den Schlaf ſingt. Da ſah ſie plötzlich, als ihr Lied beendet war, daß die Geſtalt des Schiffers an Deck niederſank, wo er ſtöhnend und ſich windend vor Schmerzen liegen blieb. Ebba ſprang auf und ſprang in den Handkahn, der längsſeits angebunden war, ſie wollte hin⸗ über. Aber durch das harte Anſchlagen der Ruder an die Bordwand wurde ihr Vater aufmerkſam gemacht, ehe ſie die Kette von Bord löſen konnte, kam er heraus und holte ſie zurück. Er zerrte ſie an Bord und zwang ſie auf das Deck nieder. „Laß mich hinüber“, keuchte ſie, ſich gegen den brutalen Sof ſeiner Hand wehrend. „Du bleibſt hier!“ befahl er. Als ſie ſich dennoch ſeiner Hand zu ent⸗ winden ſuchte, nahm er ein Tauende und ſchlug auf ſie ein. Ebba ertrug den Schlag mit geſchloſſe⸗ nen Lippen. Dann wankte ſie ins Roof hin⸗ ein. Der Vater heißte den Kahn an Deck, ſo konnte ſie nicht hinüber kommen. Er wollte für ein paar Stunden ſchlafen gehen. Nach einer Weile, als es ganz ſtill war an Bord, ſtand Ebba auf und ging wieder an Deck hinaus. Sie wollte hinüber um jeden Preis. Sie konnte den Mann in ſeiner Not nicht allein laſſen. Das Boot lag auf der Luke des Decks.„Ich werde hinüberſchwimmen“, überlegte ſie. Aber ſie beſann ſich, daß der Kranke Waſſer haben müßte. Mit großer Anſtrengung rollte ſie eins der Fäſſer, die mit Trinkwaſſer gefüllt auf der Maſtbank lagen, über Bord in den Strom, und band es mit einem Tauende feſt. Dann ſtreifte ſie ihre Kleider vom Leib und ließ ſich in den Strom gleiten. So ſchwamm ſie quer durch den Strom gegen die„Friedel“ hin, die Waſſertonne hinter ſich herziehend. Der Strom umſpülte warm ihren Leib. Sie wurde von dem fließenden Waſſer bis vor den Steven der„Friedel“ getrieben. Lauſchka lag noch immer auf der Maſt⸗ bank und wand ſich in großen Schmerzen. Sie hüllte ihren Leib in eine Decke und kroch langſam zu ihm hin. Sein Kopf war fieberheiß, vor ſeinen Lippen ſtand Schaum. Er ſchien ſie weder zu erkennen, noch ihre Nähe zu fühlen. Da hob ſie ihn mit Mühe auf und trug ihn in die Kajüte hinab. Ihre Umhüllung ſank ihr dabei von den Schultern, ſie achtete es nicht. Doch als ſie den Kranken unten betten wollte, fand ſie einen Toten auf dem Lager ruhend: mit verzerrten Geſichtszügen lag der Leichnam des Matroſen darauf, ſchon ein wenig in Verweſung übergegangen. Da trug ſie den Schiffer wieder mühſam die Treppe empor und legte ihn neben das Roofhaus in den Gang, daß die aufgehende Sonne ihn nicht treffen konnte. Dann holte ſie Waſſer aus der Tonne, flößte es dem Fiebernden ein und benetzte ſeine Stirn und die Bruſt mit kalten Tüchern. Indeſſen war die Nacht vergangen und der öſtliche Himmel hatte ſich vom Licht der aufgehenden Sonne gerötet. Der Wind war ganz ſtill geworden und Nebel ſtiegen aus dem Fluß, die das Fahrzeug ganz ein⸗ hüllten. Ebba überlegte es ſich, daß ſie verſuchen müßte, ſtromabwärts bis zur Landesgrenze zu gelangen, wo ſie einen helfenden Arzt finden würde. Ihr eigener Kopf ſchmerzte, daß ſie glaubte, ſelbſt ſchon den Keim der Peſt in ſich zu tragen. „Es geht alles um eins“, dachte. und verſuchte, den Anker zu lichten. Klingend drehte ſich unter ihren mühenden Händen das Spill und brachte langſam die Anker⸗ kette an Deck. Querab, im Nebel halb verborgen, lag der Schoner, von wo aus der Vater ſie be⸗ obachtete. Sie fuhr mit dem Scher⸗Anker aus, um durch Sandbänke hindurch und um Buchten herum zu lavieren, bediente das Steuer und peilte die Waſſertiefe. Sie war vieles in einem und tat alles, ohne um die Größe ihrer Tat zu wiſſen. Den ganzen Tag hindurch trieb die Friedel“ mit der Strömung langſam zu Tal. Heiß brannte die Sonne auf die Planken nieder. Ebba trug den Kranken von Ort zu Ort, um ihn im Schatten zu bergen. Sie überſchüttete ihn mit Waſſer und mit Liebkoſungen. Sie taumelte mit benommenen Sinnen von gchtern nach vor, von Backbord nach Steuerbord und hielt das Schiff im richtigen Kurs. Am Abend, als das ſteilufrige Stromtal ſich zur Ebene öffnete, und weite Wieſen ihren Duft in das weiße Licht der kommen⸗ den Nacht aufſtrömen ließen, hatte das Fahrzeug die Grenze erreicht. Ein Boot der Strompolizei, welche die gelbe Flagge ſichtete, kam an Bord und nahm den Kranken auf. Ebba brach unter den Händen des unter⸗ ſuchenden Arztes bewußtlos zuſammen, aber ſie war von der Krankheit verſchont geblieben. Die„Friedel“ fuhr noch manche Fahrt ſtromab. Ebba ſtand am Steuer und Lauſchka an den Segeln. Der alte Ferkas ſah ſpäter ſein Unrecht ein.„Es gibt manchmal ſo dunkle Ge⸗ walten, die uns treiben“, ſagte er dann, „daß wir das eigene Herz nicht kennen.“ . Der Ruf des Kindes Eine Wilderergeſchichte von Joſef Kamp Friedrich Bolte hatte morgens ſeinem Nachbar Keller auf dem Felde geholfen. Einſilbig kam er gegen Mittag von dieſer Arbeit zurück, und beim Eſſen ſah ihn ſeine Frau Thereſe verſtohlen und mit beſorgten Blicken an. Das ſtille und doch unruhige Weſen ihres Mannes entging ihr nicht. Er ſuchte ſich nach Möglichkeit zwanglos zu geben, konnte aber doch den beſorgten Blicken ſeiner Frau nicht ſtandhalten. Wider Gewohnheit ſtand er gleich, nach⸗ dem er den letzten Biſſen verzehrt hatte, ohne die übliche Nachtiſchpfeife in Brand geſetzt zu haben, auf und ging in den Hof. Es war ein trübſeliger Spätherbſttag. Feine, kalte Regenruten peitſchten die müde Erde, und der Wind heulte durch die nackten, hohen Eichen, die das Anweſen Boltes ſchützend umſtanden, daß die Aeſte ſtöhnten. Nach dem Abendbrot, als die Kinder noch einen Augenblick vor die Tür ge⸗ laufen waren, konnte die Frau ihre Angſt nicht länger bei ſich behalten. „Friedrich, du biſt ſo ſtill“, ſprach ſie den Mann an, und ihre Stimme bebte. Friedrich Bolte gab keine Antwort. Er hüſtelte bloß. Dann zog er, um ſeine eigene Unruhe zu dämpfen, die Pfeife aus der Taſche und ſetzte ſie in Brand. Seiner Frau entging es nicht, daß ſeine Hände dabei zitterten. „Heute morgen warſt du bei Keller, ſeit⸗ dem biſt du ſo ſtill, Friedrich.— Was habt ihr vor?“ Der Mann ſah ſtarr vor ſich hin und zog an der Pfeife, ſehr haſtig. Da ſtand die Frau auf, legte ihre Arme um ſeinen Nacken, und ihr Kopf fiel ſchwer auf ſeine Schulter.„Mann, ihr wollt dieſe Nacht wieder los! Der Keller hat dich wieder überredet, ich ſehe es dir an!— Oh, er macht uns unglücklich! Geh nicht mit, Friedrich, es gibt ein Unglück! Denk an Frau und Kinder! Wir haben geſunde Hände zum Arbeiten und Brot zum Leben und haben ein ſchuldenfreies Haus! Denk daran! Bring uns nicht um alles!“ Hartnäckig hielt Bolte den Blick auf das offene Herdfeuer gerichtet, von dem kniſternde Funken wie kleine Teufelchen in den Rauchfang hinauftanzten. Dann meinte er etwas unſicher:„Keller ſagt, das Wild läuft frei herum, der Herrgott hat es für alle geſchaffen.“ Die Frau ſchlug ihre Schürze vor das Geſicht und begann ſtill zu weinen. Dann kamen die Kinder herein. Sie wurden ganz ſtill, als ſie die Mutter weinen ſahen. Kattrinchen, das Kleinſte, klammerte ſich an Mutters Rock und wim⸗ merte flehend:„Mama, nich grinen, nich grinen!“ Frau Thereſe nahm das Kind auf den Arm und hielt es dem Mann mit einem innigen Blick entgegen. Das Kind lächelte ihn unter verſiegenden Tränen an, ſchlang ſeine mageren Aermchen um ſeinen Nacken und drückte ſich liebkoſend an ihn:„Papa— min Papa!“ Dann brachte die Mutter die Kleinen in die Kammer. Als ſie wieder in die Küche trat, nahm der Mann ihre Hände und beruhigte ſie gütig:„Frau, ſei ohne Angſt, ich verſpreche es dir, ich gehe nicht mit.“ Die Nacht über war ſtürmiſches Wetter. Friedrich Bolte lag wach im Bett. Er hatte den feſten Vorſatz gefaßt, ohne Ge⸗ danken einzuſchlafen. Aber nun tropfte Minute um Minute hinunter in die Ver⸗ gangenheit und jede dünkte ihm eine Ewigkeit. Er fand keinen Schlaf. Wütend orgelte der Sturm um das Haus. Am Giebel klappte ein loſes Brett. Die Rollkette vom Brunnen ſchlenkerte raſſelnd hin und her, und an Boltes Ohr bohrte der Wind ſchnarchend durch eine Fenſterritze. Ein dürrer Aſt im Birnbaum auf dem Anger knackte und ſchlug klat⸗ ſchend auf das Dach und von da in den Hof. Ein Ziegel raſſelte nach. Bald tauchte der Mond aus einem Wolkenſpalt auf und ſtand hoch über dem Kammer⸗ fenſter, bald ging der Raum wieder in Dunkelheit unter. Bolte kam nicht zur Ruhe. Einmal war er entſchloſſen, auf⸗ zuſtehen, dann wieder dachte er an ſein gegebenes Verſprechen. Er ſchloß die Augen und lag ſchließlich in Schweiß gebadet. Dann wieder horchte er geſpannt auf die gleichmäßig tiefen Atemzüge ſeiner Frau. Sie ſchlief ohne Sorge, er hatte ihr ſein heiliges Wort gegeben, dieſe Nacht nicht ſeinem Nachbar Keller ins Wildbruch zu folgen, wo ſie ſeit langem einen Bock aus⸗ gemacht hatten. Hoch und heilig hatte er ſeiner Frau das Verſprechen gegeben, und ſie baute auf ihn. Aber ſo ein Verſprechen war leicht ge⸗ geben! Was würde Keller nun ſagen, wenn er nicht kam?! Er würde hernach ſeinen Spott mit ihm treiben, das war ſicher! Und gerade in dieſer Nacht, wenn er da⸗ bei fehlte, müßte Keller den Bock er⸗ wiſchen! Das wäre eben recht! So manche Nacht hatte er in Wind und Wetter dieſem Wild ſeine Ruhe geopfert, Leben und alles aufs Spiel 5 Nun raſſelte es in der alten Küchenuhr zwei. Um viertel nach ſollte er am Heid⸗ brink ſein, ſo war es verabredet. Holte zitterte an allen Gliedern. So oft war es gut gegangen, warum ſollte es da ge⸗ rade in dieſer Nacht ſchief gehen! Und wenn Glück dabei war, konnte er in einer guten halben Stunde zurück ſein, und dann würde er beſtimmt nicht wieder los⸗ gehen. Noch in dieſer Nacht mußte er auch Keller davon abreden. Dieſe Sorge um Weib und Kinder, um Ehre und guten Ruf mußte aufhören. Er lag noch einen Augenblick horchend und grübelnd. Es wurde ihm ganz wirr im Kopf. Klar denken konnte er nicht mehr. Ein kurzer, verſchwommener Augen⸗ blick raunte ihm noch von ſeinem Ver⸗ ſprechen, von Frau und Kindern— aben dann wurde er von der alten, unglück⸗ lichen Leidenſchaft von neuem überwälti⸗ gend gepackt. Er ſtand leiſe auf und kleidete ſich notdürftig an, zog das Gewehr hinter dem Schrank hervor, und bemühte ſich eben, lautlos durch das Kammerfenſter zu ſteigen.— Da regte es ſich en ne im Bettchen der Kinder. Kattrinchen ing an, unruhig zu werden. Es wimmerte ängſt⸗ lich und ſchlug mit den Händen, von Traumbildern erſchreckt. Bolte trat vom „Fenſter zurück. Dann ſtand er plötzlich wie verſteinert. Der Mond war aus einer Wolkenſchleuſe getreten und füllte die Kammer mit bleichem Licht. Mitten darin kniete das Kind aufrecht im Bett, hob ringend die Hände und wimmerte unſäg⸗ lich klagvoll:„Papa—— oh— Papa!“ Gleich aber ſank es auch ſchon wieder müde in ſich zuſammen, in den Schoß des Schlafes zurückgenommen. Keinem von den anderen hatte der Vor⸗ gang die Ruhe genommen. Bolte hin⸗ gegen ſank erſchüttert auf das Bett. Ein Schauder lief ihm kalt über den Rücken, und nur ſchwer vermochte er die Tränen aufzuhalten. Plötzlich fiel ganz in der Nähe ein Schuß. Im ſelben 8 folgte ein zweiter. Kurz darauf näherten ſich eilige Schritte dem Hof. Der Hund ſchlug wütend Alarm. Stimmen wurden lautbar, die ſich was zuriefen. Und nun klopfte es ungeſtüm am Fenſter.„Hilfe! —— Bolte ſteh auf!“ Die Frau wurde wach. Die Kinder be⸗ gannen ängſtlich zu wimmern, während Bolte kreidebleich das Fenſter aufriß. Draußen ſtand der Burſche vom Staats⸗ förſter Brand.„Bolte, ſollſt mal kommen“, keuchte er tief verſtört,„wir haben einen Wilddieb heruntergeſchoſſen!— Beim Kreuz auf dem Heidkamp!“ Bolte wurden die Knie ſchwach, aber er zwang ſich. Er zog den Mantel über und griff zum Hut und machte ſich fröſtelnd auf den Weg. Beim Kreuz auf dem Heidkamp trat ihm der Staatsförſter Brand entgegen.„Der Mann iſt ſchon tot“, ſagte er ruhig,„wir bringen die Leiche zunächſt zu Ihnen.“ Sie ſtellten aus Aeſten eine Tragbahre her, dann bewegte ſich ein dunkler, trauri⸗ ger Zug durch die Nacht. Alles war ſtill und einſam umher, nur der Wind lag groß und gewaltig in den Kronen und ſang. Eine wilde, ſchaurige Mondnacht im Herbſt. Sie trugen den Toten in Boltes Haus, betteten ihn auf der Tenne ins Stroh, und eine blakende Laterne wachte bei ihm 925 Nachbar Keller kam nicht mehr nach aus . 0 . . .— 5 Deutſches Winterhilfswerk! In der Stadt und WSH W. iſt Sozialismus der Tat/ Die Verpflichtung zum Opfer auf dem Lande lindert es die Not, vollbringt Werke der Nächſtenliebe und begründet in uneigennütziger Hilfsbereitſchaft den Glauben an die Volksgemeinſchaft. Getroſt kann auch der Aermſte den harten Wintermonaten entgegen⸗ ſehen, denn das WW. ſorgt für ihn. Jetzt iſt wieder die Zeit gekommen, in der es an beſtimmten Tagen in den Straßen einen Aufenthalt gibt. Jetzt wird jedem von uns entgegengerufen:„Halt, ſteh' ſtill und hilf uns!“ Unzählige Arme ſtrecken ſich uns entgegen, die wohlbekannten Sammelbüch⸗ dingten Volksgemeinſchaft vermittelt wer⸗ den. Um die Sammlungen zu dieſem Rieſenerfolg und das geſamte Winterhilfs⸗ werk zu einem Denkmal der Selbſthilfe wer⸗ den zu laſſen, war die Vorbedingung der wahre Sozialismus. Mit welchem Eifer ſind heute doch die Menſchen bei ihrem Hilfswerk. Man braucht nur einmal zu einer Vertei⸗ lungsſtelle der Sammelbüch⸗ ſen zu gehen; welch ein Lär⸗ men und Drängen der Hel⸗ fer! Wenn die Büchſen und Abzeichen verteilt ſind, ſtür⸗ men die Helfer auf die Straße in einem ſchönen Wettſtreit, in dem jeder der erſte ſein will, um die Ernte des Anſturms auf die Gebe⸗ freudigen einzuheimſen. Da kommt eine Mutter mit ihrem Kind die Straße entlang. Wir ſehen, wie ſie ihre Taſche öffnet und dem Kinde 20 Pfennige gibt. Mit hellen, fröhlichen Augen ſteckt das Kind ſeine Gabe in die dar⸗ gereichte Büchſe. 30,5 Mil⸗ lionen Mark von den 294,3 Millionen Mark Barſpenden kamen im Winter 1936/7 in dieſen kleinen Beträgen zu⸗ ſammen, mehr als die Hälfte der Opfer von Lohn und Ge— halt mit rund 57 Millionen und faſt die Hälfte der Spen⸗ den von Firmen und Orga⸗ niſationen, die den erheb— lichen Betrag von 65,3 Mil⸗ lionen dem Winterhilfswerk zuführten. Tauſend⸗ und abertauſend⸗ mal ſtrecken ſich in jedem Win⸗ ter die Hände ſen des Winterhilfswerkes in der Hand hal⸗ tend, in kleinen Käſten die Abzeichen, die auf den Straßen verkauft werden, die ſelbſt in ihrer Exiſtenz Zeuge dafür ſind, daß irgendwo in deutſchen Notſtandsgebieten durch ihre Herſtellung Arbeitloſigkeit in Ar⸗ beit, Leid in Freude verwandelt wurden. Und ſo ſollte jede von dieſen Büchſen, die uns entgegengeſtreckt werden, ein ernſter Mahner an uns ſein, ſollte uns ſtillhalten laſſen in unſerer Haſt und uns einmal über den Sinn dieſer Sammlungen nachdenken laſſen, Viele, die ſolche Volksgenoſſen, einen der freiwilligen Helfer von den mehr als eine Million, mit ſeiner Büchſe an irgendeiner Ecke ſtehen ſehen, denken nicht darüber nach, welcher Arbeit, welchen Eifers es bedurfte, um überhaupt ſo weit zu kommen. Es muß⸗ ten, bevor die Menſchen dazu gebracht wer⸗ den konnten, mit den Büchſen auf die Straße zu gehen und für die Brüder und Schwe⸗ ſtern in Not zu bitten, zuerſt die Herzen mobil gemacht werden. Es mußte vorher jedem, der es verſuchen wollte, ohne ein Scherflein zu geben, an einem ſolchen Helfer vorüberzugehen, der neue Geiſt der unbe— den Büchſen Das Wc verteilte an die Betreuten Sachſpenden aller Art im Werte von rund 283 Millionen RM., dazu für 38,6 Millionen RM. Gutſcheine und Leiſtungen. ganzen Vaterlande. Auch auf dem Lande wandern die Büchſen von Haus zu Haus. Es hat freilich keinen Sinn, ſich in einem Dorfe mit der Sammelbüchſe auf die Straße zu ſtellen, aber auch hier kann man jenen Geiſt erleben, der erſt durch das Winter⸗ hilfswerk lebendig geworden iſt, wenn der Helfer in den Bauernhof tritt. Bei einem wird er ſchnell und freund⸗ lich mit einer Gabe abge⸗ fertigt, weil dringende Arbeit in Scheune oder Stall keine Zeit für ein Geſpräch läßt. Bei dem anderen aber kommt der Helfer gerade zur Kaffee⸗ ſtunde und läßt ſich an dem Links: Mehr als 30,5 Mil⸗ lionen RM. floſſen im letzten Winter in dieſe Büchſen.— Unten: Für 642 547 RM. ſpendete die Landwirtſchaft Agrarprodukte, in der Haupt⸗ ſache Kartoffeln.— Rechts: Die Zahl der beſoldeten Helfer im WW. beträgt nur 8652, dagegen ſtehen 1 341 000 ehren⸗ amtliche und gelegentliche Hel⸗ fer im Dienſte dieſer groß⸗ artigen Hilfsaktion. entgegen. Es iſt ein Bild, das längſt zum Symbol geworden. Wir ſehen jedes Alter und jeden Stand teilhaben an dem Opferwerk; wir ſehen die ringgeſchmückten Hände ge⸗ pflegter Frauen, Hände in kraftvoller Straffheit der Jugend und ſchwielige Fäuſte, die von harter Ar⸗ beit und Entbehrungen er⸗ zählen. Wer ſelbſt einmal die Sammelbüchſe in der Hand hielt, weiß die Men⸗ ſchen an der Art des Ge— bens zu erkennen, ohne daß ein Wort gewechſelt wird. Und wie tief die Verpflich⸗ tung zum Opfer in uns wurzelt, erkennt man dar⸗ an, daß der Arme, der nicht einen Pfennig in der Taſche hat, faſt mit einem Schuld⸗ gefühl an dem Sammler vorübergeht. So iſt es in den großen Städten und auf dem Dorfe, ſo iſt es im 10,7 Millionen Volksgenoſſen wurden vom WHW. betreut. Photos: Bittner(0, Scherl⸗Bilderdienſt— M. ſchlichten Bauerntiſch nieder. Er weiß, hier bekommt er eine reichliche Spende. Die gute Hausfrau iſt beſorgt, daß der Strom der Gaben auch in die rechten Kanäle geleitet wird. Sie erinnert daran, wie ſchlecht es der alten Häuslerin geht, die ſeit Jahren nicht mehr arbeiten kann, und die ganz allein in ihrem verfallenen Häuschen am Dorfrande lebt und kein Wort über ihre einſame Not verliert. So ſtrecken ſich die Hände, um zu bitten, und ſo ſtrecken ſich die Hände, um zu geben. Das eine Mal ſind die Männer der Arbeits— front unterwegs, das andere Mal mar⸗ ſchiert an der Spitze der Helfer die Jngend des Führers, die SS., die SA. Wieder ein anderes Mal ſind es die übrigen Gliede⸗ rungen der Bewegung, Beamte und Hand⸗ werker, Kriegsopfer und ſogar die an ver⸗ antwortlicher Stelle von Staat und Be— wegung ſtehenden Männer und Frauen. So wird den ganzen Winter hindurch dem deutſchen Volke Gelegenheit gegeben, ſich zur Volksgemeinſchaft zu bekennen. Es erfüllt dieſe Pflicht, weil es weiß, daß das Volk für das Volk gibt. Seit dieſe Sammelbüchſen im deutſchen Lande umherwandern, gibt es keine Bettler mehr, gibt es keinen Hunger mehr und keine Kälte für die Armen und Notleidenden. Die Aewiklapgeskele Walechllswerke Not braucht nicht mehr auf die Straße zu gehen und unter Verluſt des letzten Stolzes und der letzten Scham zu betteln. Der Zwang des Bittenmüſſens iſt dem Armen genommen. Da ſteht der Beamte auf der Straße, der mit ſeinem geſicherten Einkom⸗ men ein geordnetes Leben ohne große Sorgen führt, und bittet für die notbedrück⸗ ten Volksgenoſſen. Jeder Sammler, wer es auch ſei, iſt ein Kämpfer gegen die unſelige Spaltung, die einſt die Menſchen trennte. Ein ſolcher Tag der Sammlung gleicht einem Feſt der Volksgemeinſchaft. möchte ſpazierengehen, ohne mit dem neuen Abzeichen des Winterhilfswerkes geſchmückt zu ſein. Er würde dann immer die ſtumme Frage fühlen: Warum haſt du nicht auch dein Scherflein gegeben, warum ſchließt du dich aus der Gemeinſchaft aus? Weißt du denn nicht, daß es unzählige Volksgenoſſen gibt, die ihre Kartoffeln und ihre Kohlen, ihre Nahrungsmittelſcheine und ihre Pfund⸗ pakete von der Winterhilfe holen und ſelbſt doch niemals vergeſſen, an einem Tage der Sammlungen auch ihr Scherflein beizu⸗ tragen und ſich mit dem Abzeichen der Hilfsgemeinſchaft zu ſchmücken? Dieſe Spende der Aermſten gibt den Armen erſt den Stolz. Dieſe unzerbrechliche Volksgemeinſchaft, die ſich nun ſchon fünf Jahre hindurch be⸗ währt, iſt der Garant dafür, daß in unſe⸗ rem Volke kein Unfrieden und Bruderzwiſt mehr aufzukommen vermögen. Erſt durch dieſe Straßenſammlungen, durch dieſe klei⸗ nen Büchſen, durch dieſe Abzeichen aus allen deutſchen Gauen iſt aus dem Wohl⸗ tätigkeitsbetrieb eine echte ſoziale Tat ge⸗ worden. Wir werden unſere Pflicht der Ge⸗ meinſchaft gegenüber immer freudiger mit innerer Anteilnahme erfüllen, weil wir den Segen des Winterhilfswerkes empfinden lernten, weil im Geiſte und in der Tat kein Deutſcher an dem anderen auf der Straße mehr teilnahmslos vorübergeht. W. Fe. Wer eee See — — Beitrag zum Eheglück Der wichtigſte Grundſatz in der Ehe iſt: den Partner als ſelbſtändige Perſönlich⸗ keit zu achten und die Eheſchließung nicht mit einem Kauf zu verwechſeln. Bedenken wir, daß jeder Menſch von ſeinen eigenen Geſetzen beherrſcht wird, die durch die Zuſammenſetzung ſeines Blutes, durch Eigenſchaften ſeiner Vorfahren be⸗ ſtimmt werden, und daß jeder von ſeiner perſönlichen Atmoſphäre wie von einer Schutzmauer umgeben iſt, ſo wird es uns klar, daß man nicht einfach von ihm Beſitz ergreifen!— ihn zu ſeinem Ebenbild machen kann, ohne ihn ſeeliſch zu erſchüttern und zu verſtören. Das Perſön⸗ lichkeitsgefühl jedes Lebeweſens erſtreckt ſich bis in die kleinſten Dinge, die in der Ehe überhaupt eine ſehr viel größere Rolle ſpielen, als man glaubt. Es iſt unerträglich, ſich ſtändig beobachtet und beaufſichtigt zu fühlen. Ein Mann, der gefragt wird, wo er war, wird es beſtimmt nicht ſagen; er wird ſich auch durch Gezank weder das Rauchen noch das Trinken abgewöhnen. Für alle ernſten Fragen wähle man eine ge⸗ eignete Stunde, in der man ruhig und ſach⸗ lich, mit Liebe und Verſtändnis zu ein⸗ ander reden kann. Szenen ſollte jede Frau vermeiden, ſie macht ſich klein, wenn ſie auf eine ſchönſte weibliche Eigen⸗ ſchaft: die Würde— verzichtet. Jeder von uns tut einmal etwas Unrechtes, und jeder iſt am ſchnellſten kuriert und ſieht ſeine ehler ein, wenn der andere ihm liebevolles erſtändnis für ſeine Schwäche entgegen⸗ bringt. Seid großzügig auch in Kleinig⸗ keiten, und wenn es ſehr ſchwer fällt, bringt eurer Liebe dieſes Opfer, wir ſind ja ſo oft zu weit größeren Opfern bereit! Nehmt auch Rückſicht darauf, daß ein Mann mit ſeinen Gedanken und Arbeiten beſchäftigt iſt, und behelligt ihn nicht zu allen Tages⸗ und Nachtſtunden mit häuslichen An⸗ elegenheiten. Und ſeid leiſe und nochmals eiſe. Nichts reißt mehr an den Nerven als ein lauter Menſch. Wenn der Mann ſeine Arbeitsſtätte im Hauſe hat, laßt euch ſo wenig wie möglich in ſeinem Arbeitsraum ſehen. Wenn er das Verlangen nach einer Ausſprache hat, kommt er ſchon von ſelber. Macht auch eure Tätigkeit als Hausfrau nicht ſo furchtbar wichtig. Ihr bringt den Mann ſonſt leicht auf den Gedanken, daß eine gute Wirtſchafterin weniger an⸗ ſtrengend iſt. Eine Ehefrau und Kameradin ſoll ihrem Mann mehr geben können als einen tadellos gepflegten Haushalt, macht euch alſo nicht 7 zur Wirtſchafterin, er wird euch dankbar ſein und eure Perſön⸗ lichkeit höher einſchätzen. Heiterkeit im Hauſe iſt und bleibt ein Segen, mit dem man ſehr viel ausgleichen kann. Das ſollten wir nie vergeſſen! Daß eine Frau ſtets gepflegt ſein muß, iſt wohl ſelbſtverſtändlich. Und zum Schluß noch eine kleine Ermahnung: ſeid nicht zu zärt⸗ lich, auch dann nicht, wenn ihr ihn ſehr lieb habt! Eine auf Liebesbezeugungen war⸗ tende Frau iſt unerträglich und nimmt dem Mann jeden Reiz. Verleumdungen Viele Menſchen ſind ſehr leichtfertig mit dem, was ſie an Neuigkeiten über dritte Nauſtg fe erzählen. Sie hören irgend etwas, häufig ſogar nur andeutungsweiſe, ſofort — ſie es auf, machen aus dem Un⸗ eſtimmten etwas ganz Beſtimmtes und eben es dann ſo weiter. Vielleicht ohne fc etwas dabei zu denken, lediglich aus nſationsluſt,— oft aber auch, um damit ihre unbewußte oder auch bewußte Ab⸗ neigung Her die betreffende dritte Perſon zum Ausdruck zu bringen. Am häufigſten, um ſich ſelbſt mit der Nachricht in ein inter⸗ eſſantes Licht zu 15 Wären nun dieſe Neuigkeiten immer harmloſer Natur, dann bedürfte es an dieſer Stelle wahrhaftig keiner beſonderen Worte. Man könnte das Ganze als dumme Geſchwätzigkeit mit einem Achſelzucken ab⸗ tun. Aber leider geht dieſe Sucht, über andere zu reden und Verleumdungen über ſie in die Welt zu ſetzen, ſo weit, daß dar⸗ aus häufig genug für den Verleumdeten ernſthafter Schaden erwächſt. Da wird von einem Kaufmann eines Tages behauptet, er ſtehe vor dem Konkurs, ſchon zögert man, ihm weiterhin Kredit zu geben. Von einem Ehemann wird erzählt, er be⸗ dc 80 ſeine Frau ſchlecht, ſchon ziehen ch Vorſichtige von ihm zurück; und da ent⸗ hüllt man irgendwo„ganz im Vertrauen“ Geheimniſſe über eine anſtändige und ordentliche Frau, ſofort iſt ihr Ruf dahin, und ihre Stellung im Bekanntenkreis e. ſchütz art. Stellt man dann den Verleumder, ſo macht er ein erſtauntes Geſicht, weiß von nichts und— wenn ihm das Ableugnen rklich nicht gelingt, entſchuldigt er ſich , Faber daß„er ſich nichts dabei gedacht abe“. Viele ſolche Verleumdungen führen ſchließlich bis in den Gerichtsſaal und bringen den leichtſinnigen Schwätzer oft genug in die peinliche Lage, ſich vor aller Welt ſelbſt der Verleumdung zeihen und ſich entſchuldigen zu müſſen. Aber was nützt das? Irgend etwas bleibt, leider Gottes, an dem ungerecht Verleumdeten hängen, und ſo iſt eigentlich etwas Derartiges nie wieder ganz auszulöſchen und gutzumachen. Ein Grund mehr, daß jeder, und nament⸗ lich diejenigen Frauen, die leicht zum Schwatzen neigen, ſich vorſehen und in acht nehmen ſollten. Ob wahr oder nicht wahr, — das, was uns von irgendeiner Seite über andere Perſonen zugeflüſtert wird, ſollte man unter allen Umſtänden für ſich behalten. Denn mit dem Verſchweigen ſolcher fragwürdigen Enthüllungen kann niemals ſo viel Schaden angerichtet werden wie mit dem Ausplaudern. Kultur für alle Innere und äußere Kultur ſteht jedem Menſchen offen, der den Trieb in ſich verſpürt, aus dem dumpfen Dahin⸗ dämmern in eine höhere Lebensſphäre hineinzuwachſen. Nicht im Erbauen von Kirchen und Schlöſſern, im Ausſtellen von Gemälden und Bildwerken und im geſellſchaftlichen Leben allein ſpiegelt ſich die Kultur eines Volkes, am ſtärkſten ſpricht ſie aus dem Alltagsleben des einzel⸗ nen Menſchen. Seine Umgebung, ſeine Art, ſich zu zerſtreuen, ſich mit den Dingen auseinanderzuſetzen oder gegebenenfalls ſich über ſie hinwegzuſetzen, ſeine Beherr⸗ ſchung verraten ihn. Sein Stil, einen Brief zu ſchreiben, zu ſchenken, ein Heim zu geſtalten, die Gattin oder den Gatten, die Kinder und das Perſonal zu behandeln, kennzeichnen ihn. Seine Einſtellung zur Arbeit, zum Vorgeſetzten oder Brot⸗ geber, ſeine Bücher und ſeine Freunde legen Zeugnis von ihm ab. Kultur will die Schönheit des Lebens ſteigern. Freude zu geben und — 5 zu nehmen iſt ihr tiefſter inn. Der kultivierte Menſch iſt zu⸗ frieden mit dem, was das Schickſal ihm geben und was er dazu ſchaffen konnte. Seine Welt iſt voller Frie⸗ den. Er grübelt nicht darüber nach, warum es andern beſſer geht als ihm, ſondern er verſucht,„ſich“ zu geſtalten und die eigene Perſönlich⸗ keit zu formen und in den Rahmen zu ſtellen, der zu ihr gehört. Dazu gehört kein Reichtum. In einer Bauernhütte kann tauſendfältig wohltuendere Schönheit ſein als in einem koſtbaren Haushalt. So wie es im Herzen empfunden wird, teilt es ſich der Welt mit und wirkt ſtill für ſich durch ſeinen inneren Wert. AAtadaaanaaaadanggauanntaddamnn nehmt SCHMUCK ist ewas sehr Diffiziles, das den Ge- samteindruck eines Menschen bestim- mend beeinflussen kann. Seine Wahl erfordert Takt und Stilgefühl. Am Vormittag ist nur schlichter Schmuck erlaubt, während man sich nachmittags und abends großzũügigeren Formen zuwenden kann, wenn sie mit dem Ein wenig Haushaltserfahrung Kunſtſeidene Stoffe kann man glänzend erhalten, wenn man nach dem Waſchen dem Spülwaſſer etwas Zucker beifügt. 1. Gelbgewordene weiße Stoffe, namentlich Sardinen, Mullſtoffe, leichte Wäſcheſtoffe, kann man blütenweiß und friſch machen, wenn man ſie einige Tage in warmem Boraxwaſſer einweicht. Ein gutes Mittel, den Schnupfen zu ver⸗ hüten oder zu bekämpfen, beſteht darin, daß man eine ganz ſchwache Jodlöſung ſchluck⸗ weiſe zu ſich nimmt. Man darf aber nur einen halben bis einen Tropfen Jodtinktur auf ein Glas Waſſer rechnen. Wenig Flüſſigkeitsaufnahme iſt geeignet, den Heil⸗ prozeß zu beſchleunigen. E Kopfſchmerzen infolge von Erkältung und Katarrhen kann man wirkſam be⸗ kämpfen durch Einatmen von heißem Kamillendampf. Kopfſchmerzen, als Folge⸗ erſcheinung von Migräne, verſucht man zu⸗ nächſt durch ein heißes Fußbad und durch Maſſage des Kopfes zu lindern. Auch Wechſelfußbäder haben ſchon häufig den Schmerz ganz vertrieben. Andauernde Kopfſchmerzen ſind meiſt nervöſer Art und bedingen ärztliche Behandlung. * Wenn man nach der ſoeben ein⸗ genommenen Mahlzeit Hungergefühle verſpürt, liegt die Urſache meiſt in krank⸗ hafter Erregung der Magennerven oder in zu ſtarker Salzſäureerzeugung. Man nimmt gleich nach dem Eſſen regelmäßig eine Meſſerſpitze doppeltkohlenſaures Natron, dem man etwas gebrannte Magneſia bei⸗ gefügt hat. Die Pulver ſind zuvor in Waſſer aufzulöſen. Warum eigentlich nur Freitags Jiſch? Daß es Hausfrauen gibt, die über⸗ haupt noch kein Fiſchgericht auf den Tiſch gebracht haben, iſt wohl nicht anzunehmen. Daß es aber in vielen Familien bisher immer nur Frei⸗ tags Fiſch gibt, iſt dagegen gewiß. Warum eigentlich nur Freitags Fiſch? Fiſch—,ſo ſagt man— ſei eine alte überlieferte Faſtenſpeiſe, die den menſchlichen Organismus weniger errege und erhitze als das Fleiſch warmblütiger Tiere. Zudem ſei der Fiſch— und das iſt eine rein kirchliche Beurteilung— ein Zeichen der Reinheit, da er, im Waſſer lebend, bei der Sintflut nicht dem Fluch Gottes verfiel. Wie der Tauf⸗ akt beweiſe, ſei das Waſſer die Materie, die alle Sünden und Un⸗ reinheiten zu tilgen vermag. Man ſieht daraus, was bei natur⸗ wiſſenſchaftlicher Deutung religiöſer Vorſtellungen für ein blühender Unſinn herauskommen kann. Der Fiſch iſt gewiß ebenſo wenig ſün⸗ denrein wie alle anderen Lebeweſen. Character des Kleides harmonieren. Photo Bilderdienst Kleßlich M Er iſt auch gar nicht von 3 an als Faſtenſpeiſe erlaubt geweſen, ſondern fiel ebenſo wie Milch⸗ und Sigile en unter das Faſtenverbot. Die Zulaſſung des Fiſches als Faſtenſpeiſe erklärt ſich einfach daraus, daß bis zum Ende des Mittel⸗ alters bei der Unzahl der Feiertage der Fleiſchgenuß überhandnahm und der Völlerei nicht nur aus geſundheitlichen, ſondern auch wirtſchaftlichen Gründen Ein⸗ halt geboten werden mußte. Man hatte zu jener Zeit ja auch noch nicht den Nährwert⸗ gehalt des Fiſches erkannt und konnte ihn noch nicht ſo friſch überall anbieten und ſchmackhaft zubereiten wie heute. Somit erſchien der Fiſch als das kleinere Uebel des Fleiſchgenuſſes und mußte ſchließlich auch deshalb zur Faſtenzeit als Nahrungsmittel zugelaſſen werden, weil mancherorts ein Mangel an anderen Vegetabilien beſtand, die 8 Ernährung während der großen Zahl von Faſten⸗ und Abſtinenztagen nicht ausreichten. Entſprechend der vielen Feſttage mußten ja auch die Faſtenzeiten verlängert werden. Es gab zeitweiſe bis zu 160 Faſtentage im Jahre. Sie erſchöpften ſich keineswegs in kirchlich angeordneten Faſtentagen, ſondern wurden zum Teil auch von der mittelalter⸗ lichen Geſundheits⸗ und Gewerbepolizet vorgeſchrieben. Vor allem ſollte der Fleiſchkauf, der„in große Teuerung wachſt“, alſo zur Fleiſchknappheit zu führen drohte, eingeſchränkt und durch Fleiſchbakterien ent⸗ ſtehenden Seuchen vorgebeugt werden. Eier⸗ und Milchſpeiſen, die heute noch beliebte freitagliche Faſtengerichte ſind, blieben bis weit in die Neuzeit hin auch an Faſttagen verboten. Dadurch, daß gerade während der Oſterfaſtenzeit der Eieranfall beſonders groß iſt, erklärt ſich ja auch die Geſchichte des Oſtereies, das ſchon immer in den Oſtertagen, alſo nach Beendigung der Faſtenzeit— gewiſſermaßen ein uralter Kampf gegen den Verderb— in ſo großen Mengen verbraucht wurde. Hatte der mit verlängerter Faſtenzeit ge⸗ ſteigerte Fiſchverbrauch auch allmählich zur verfeinerten und geſchmackvolleren Zu⸗ bereitung der Fiſchgerichte geführt— den Klöſtern und fürſtlichen Höfen blieb z. B. der Vorwurf nicht erſpart, daß ſie ſich durch feinere Fiſchgerichte das Faſten erleichterten — ſo iſt doch der Fiſch mit dem Odium der Faſtenſpeiſe belaſtet geblieben und zum Nahrungsmittel des häufigſten Faſten⸗ tages, des Freitags, als des Leidenstages Chriſti geworden. Dieſe Zurückſetzung im Speiſezettel hat er aber um ſo weniger verdient, als er in unſeren deutſchen Meeren und Binnengewäſſern in ſo großer Menge gewonnen wird und ebenſo nahr⸗ haft und ſchmackhaft zubereitet werden kann wie das Fleiſch warmblütiget Tiere. Es iſt deshalb an der Zeit, mit der Vor⸗ ſtellung vom Fiſchgericht als dem Faſten⸗ gericht endlich einmal Schluß zu machen. d. Schellfiſchſuppe 1 Kilogramm Schellfiſch, Peterſilie, e Zwiebel, 30 Gramm Butter, 2—3 Löffel Mehl. Der gut gereinigte Fiſch wird aus Haut und Gräten gelöſt und in nette Stücke Präter während Kopf, Schwanz, Abfall und Gräten in 2—2½ Liter Waſſer oder leichter Brühe mit Zwiebel, Peterſilie und Gewürz eine Stunde langſam gekocht werden, worauf die Brühe durch ein Sieb gegoſſen wird. Das Mehl wird in der Butter braungeröſtet, die Brühe dazu⸗ gegeben, dieſe damit 10—15 Minuten verkocht und abgeſchmeckt. Die Fiſchſtücke läßt man in der fertigen Suppe garziehen und richtet ſie mit der Suppe zuſammen an. Fiſchſülze 1 Portion ſaſt ele 1 Liter Eſſig, 1 Fiſch⸗ ſud, Zitronenſaft, Gelatine. Zu Fiſchſülze kann man feden 1 See⸗ oder Flußfiſch nehmen. Man zieht aber dabei natürlich ſolche, die die wenigſten Gräten beſitzen und ſich mühelos entgräten laſſen, vor. Die aus Haut und Gräten ge⸗ löſten, möglichſt gleichmäßigen, nicht zu großen Stücke werden mit heißem Eſſi e und ein Weilchen beiſeite geſtellt. Inzwiſchen wird von etwas Weißwein, mildem Eſſig, einigen entkernten Zitronenſcheiben, Nelken, Lorbeerblatt, Muskatblüte und Salz ein Sud gekocht. Die Fiſchſtücke werden hineingelegt, auf gelindem Feuer gar gekocht, vorſichtig mit dem Schaumlöffel herausgenommen und mit Zitronenſaft beſpritzt. Die gut eingekochte Brühe wird durch ein ſehr ſauber geſpültes, mehrere Stunden eingewäſſertes Mulltuch ge⸗ goſſen und gemeſſen. Auf je 4 Liter werden drei Blatt Gelatine gerechnet, die mit heißem Waſſer und Eſſig aufgelöſt, gut verquirlt und zu der Brühe gemiſcht werden. Die Fiſchſtücke werden in Würfel geſchnitten, in eine Schale oder Form gelegt, die Brühe darübergefüllt und alles zum Erkalten in einen kühlen Raum geſtellt. Es wird Eſſig und Oel oder auch Remouladenſoße dazu gereicht. Fiſchgulaſch Stücke vom Kabeljau, Scheiden, Hecht, Stör, Salz, Paprika, Schweinefett, Zwiebel, Waſſer. Von geſchuppten, ausgenommenen, jedoch nicht gewaſchenen Fiſchen ſchneldet man kleine, viereckige Stücke, beſtreut ſie mit Salz und Paprika und gibt ſie mit dem ganzen blutigen Saft in heißes Fett, mit viel feingehackter, gelbgeröſteter Zwiebel. Wenn die Fiſchſtücke Farbe haben, ſchüttet man ſo viel Waſſer darauf, daß ſie bedeckt ſind, und läßt das Ganze zu einer ſuppigen Speiſe, ohne es umzurühren, verkochen. Am wohlſchmeckendſten wird die Speiſe, wenn man mehrere Gattungen Fiſche 8 wie Kabeljau, Scheiden, Hecht oder ör. N Bekanntmachungen Ortsgruppe ber N. S. O. A. P. Fiernheim N S.⸗Beratungsſtunde jeden Montagabend von 20—21 Uhr. Dienſtſtunden der Pol. Leitung nur Donnerstags 20—21 Uhr— Tienſtſtel le: Adolf Hitlerſtraße 19 Am Montagabend, 8.15 Uhr, in der Ge⸗ ſchäftsſtelle wichtige Beſprechung aller Amts⸗ und Zellenleiter der Pe. Vollzählig erſchei⸗ nen! Der Ortsgruppenleiter. 45 5 i rler Jugend Achtung Kameradſchaftsführer! Heute abend, 8 Uhr, Abrechnung. 5 Betr. Sparmarkenausgabe Jungvolk, Fähnlein 50: von 4.30 bis 5 Uhr; Jungvolk Fähnlein 53: von 5 Uhr bis 5.30 Uhr; HJ⸗Gef. 21: von 7.30 Uhr bis 8 Uhr. Die Zeit iſt genau einzuhalten. A Oilers Achtung Kohlenhändler! Die Einlöſung der Kohlen- und Brikett⸗ gutſcheine gegen Wertquittung findet am Dienstag, den 2. November 1937, nachmittags von 2—5 Uhr, auf der Geſchäfts⸗ ſtelle, Bismarckſtraße 24, ſtatt. Es wird beſonders darauf hingewieſen, daß die Gutſcheine vorſchriftsmäßig(handſchrift⸗ liche Unterſchrift des Kohlenhändlers und ge⸗ naue Adreſſe des Betreuten) gezeichnet ſein müſſen, anſonſt ſie bei der Abrechnung zurück⸗ gewieſen werden. Winterhilfswerk des deutſchen Volkes 1937/8 Ortsgruppe Viernheim Lokale Nachrichten Viernheim, den 30. Oktober 1937 Auſer Tagesſpruch Das ſind die Weiſen, die vom Irrtum zur Wahrheit reiſen, und das ſind die Narren, die im Irrtum verharren. Fr. Rückert. „ 9 2 Ziæ q pa ucſi ae Eines iſt merkwürdig: der Menſch lernt ſparen, ehe er das Geldausgeben lernt. Eine Sparbüchſe bekommt faſt jeder ſchon in frühen Kinderjahren geſchenkt. Zu dieſer Zeit hat man noch 4 wenig Geld. Man bekommt vielleicht ein kleines Taſchengeld von 10 oder 20 Pfg. in der Woche, man bekommt von Vater, Mut⸗ ter oder den Großeltern ganz kleine Beträge für beſonders gute Noten in der Schule und für ein gutes Zeugnis manchmal eine blanke Mark, vielleicht auch zwei oder drei Mark. Mit dieſen Beträgen heißt es haushalten. Das Geld wandert in die Sparbüchſe, und man freut ſich, wie es im Laufe der Zeit allmäh⸗ lich zu größeren„Summen“ anwächſt. Zu Weihnachten wird dann die Sparbüchſe ge⸗ plündert und für einen Teil des Geldes wer⸗ den kleine Geſchenke bzw. die Zutaten für kleine Baſtelarbeiten für Eltern und Groß⸗ eltern gekauft. Dann geht es mit dem Sparen wieder munter weiter und hin und wieder wird 0 r ein Betrag von fünf Mark auf die ar affe getragen und hier in das Sparkaſ⸗ ſenbuch, das ene Heiligtum, eingeſchrie⸗ ben. Wenn der Menſch groß iſt, verliert er meiſt zunächſt den Sinn für das Sparen. Junge Leute haben immer tauſend ganz furcht⸗ bar wichtige Anſchaffungen zu machen. Und dann kann es geſchehen, daß man den Maß⸗ ſtab für den Wert des Sparens kleiner und kleinſter Beträge verliert.„Wenn ich ſpare“, ſagt der Menſch,„dann müſſen es ſchon grö⸗ ßere Beträge ſein, damit es ſich lohnt. Zehn Pfennige oder fünfzig zu ſparen, hat ja gar keinen Zweck!“ Sie kommen aber nie dazu, größere Beträge zu erübrigen, und ſparen ar nichts. Bis ſie vielleicht eines Tages ein⸗ 9 57 daß dieſer Weg der falſche iſt. Eines Tages ſprechen ſie mit dem alten Onkel über das Sparen, und dieſer Onkel hat ſich Zeit ſeines Lebens mühſelig durchſchlagen müſſen. Aber es iſt kaum glaublich: trotzdem hat der Onkel ein kleines Kapital geſpart. „Da ſiehſt du es, mein Junge“, ſagt nun der Onkel,„jahraus, jahrein habe ich geſpart, kleine und kleinſte Beträge, die ich alle in meine alte Sparbüchſe ſtecke. Manchmal ſind es Fünfzigpfennigſtücke, ſehr ſelten eine Mark, und im Durchſchnitt alle Tage zehn Pfennig. Dieſes Geld in der Sparbüchſe greife ich grundſätzlich nicht an, es ſei denn, ich brauche es einmal bei ſchwerer Krankheit oder in äu⸗ ßerſter Not. Und nur auf dieſe Weiſe habe ich im Laufe langer Jahre mein kleines Kapital zuſammengeſpart!“ So reden die Alten, die in Jahren langer Erfahrung Meiſter des Sparens geworden ſind. Und die Jungen müſ⸗ ſen von ihnen lernen. Wer darauf wartet, daß er„größere Beträge“ zurücklegen kann, kommt nie zum Sparen. Sparen muß man immer, wenn es nicht anders geht, nur Pfennige und wenn man gerade mehr Geld hat, eben„grö⸗ ßere Summen“. Geſtern war Nationaler Spartag. Es war eine gute Gelegenheit, um nun mit dem Spa⸗ ren wirklich anzufangen. Habt ihr 50 Be⸗ legenheit auch alle wahrgenommen? Haſt auch du mit dem Sparen begonnen? Was, noch nicht? Dann hole dies aber geſchwind nach! Alſo friſch ans Werk! Wieviel ſchluckt heute unſere alte Sparbüchſe? *. Achtet auf ſaubere Straßen! An die Einwohner, vornehmlich die Grund⸗ ſtücksbeſitzer, ergeht betr. der Reinhaltung und Wegſamkeit der Ortsſtraßen in einer Bekannt⸗ machung der Gemeindeverwaltung erneut die Aufforderung, der Straßenreinigung und Sauberhaltung mehr Beachtung angedeihen zu laſſen. Immer wieder wird auf den Miß⸗ ſtand hingewieſen, die Abwaſſer vom Spül⸗ ſtein und von der Waſchküche nicht auf die Straße und hier beſonders auf die Gehwege zu leiten. All die Straßenbau⸗Arbeiten, die in den Vorjahren ausgeführt wurden und ſeit Wo⸗ chen wieder von den Arbeitskolonnen in ver⸗ ſchiedenen Ortsteilen vorgenommen werden, legen davon Zeugnis ab, daß unſere Gemeindeverwaltung in der Straßenunterhal⸗ tung vorbildlich iſt und dürften daher auch die Hausbeſitzer mit allen Hausbewohnern dazu beitragen, daß Gehwege und Goſſen in Zukunft in ſauberem Zuſtande gehalten wer⸗ den. Es bedarf hier vielfach nur der erzlehe⸗ riſchen Einwirkung der Grundſtücksbeſitzer auf die Mitbewohner des Hauſes. Wir verweiſen auch an dieſer Stelle auf die Ortspolizeilichen Vorſchriften. Die Poli⸗ zeiorgane werden alle diejenigen, die das Straßenbild verſchandeln, zur Anzeige brin⸗ gen. * Ehrentafel des Alters Am 1. November wird Nikolaus Bur⸗ kert 1., Alexanderſtraße 5, 78 Jahre alt. Dem Jubilar wünſchen wir auch weiterhin einen glücklichen Lebensabend. Wer will noch Siedlungsgelände? Wie aus einem, von der Ortsbauernſchaft an der Drehſcheibe(Buchbinder Hofmann) an⸗ gebrachten Lageplan hervorgeht, ſind noch et⸗ wa 120 Siedlungsäcker frei, die an Intereſ⸗ ſenten zugeteilt werden können. Der Großteil der noch zu vergebenden Aecker liegt in der oberen und unteren Bruchweide. Wer alſo noch einen Siedlungsacker wünſcht, kann ſich denſelben auf dem Lageplan aus ſuchen und möge ſich zwecks Zuteilung mit dem Orts⸗ bauernführer, Beigeordneter Julius Blaeß, Weinheimerſtraße 17, in Verbindung ſetzen. * Schuldienſtnachriehten. Schulver⸗ walter Hans Kühlwein von hier wurde mit der Verwaltung einer hieſigen Schulſtelle be⸗ traut. Schulverwalter Jung wurde in glei⸗ cher Eigenſchaft nach Bensheim und Schul⸗ verwalter Otto Geſſer nach Groß⸗Rohrheim verſetzt. Schulverwalterin Käthe Krimmel iſt wegen Krankheit bis auf weiteres be⸗ urlaubt. 5 Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 6 wegen Ruhe⸗ ſtörung bzw. grobem Unfug und 1 wegen Verunreinigen der Straße. Den ärztlichen Sonntagsdienſt verſieht morgen Sonntag in Verhinderung des Hausarztes Herr Dr. Büttner, Wein⸗ heimerſtraße.— Sonntags keine Sprech⸗ ſtunde. Der Jude iſt der Feind unſeres Volkes— wer bei ihm kauft, iſt auch unſer Feind! Wallfahrt zu ben Gräbern Ein Tag im Jahr gehört unſeren Lieben, die von uns gingen, und an Allerheiligen wall— fahrten die Menſchen auf den Friedhof, zu der Stätte des ewigen Friedens. Mitten in einer Zeit, da die Natur zur Ruhe geht, Blatt um Blatt zu Boden fällt, letzte Blüten im Garten erſtarren, blüht es um Gräber. Als wolle mit den Kränzen aus Tannengrün und Waldmoos, mit den köſtlichen Gewinden aus Blüten der Azaleen und Kamelien, aus Lor⸗ beer und Magnolienblättern, aus zartgrauem isländiſchen Moos und deutſchen Weimuts⸗ kiefern das Leben Einzug halten im Garten der Trauer und der Tränen. Buntfarbige Strohblumen auf dem Grab eines Kindes wie lauter Kinderlachen und Sonnenfröhlichkeit, ein Herz aus weißen Azaleenblüten auf Mut⸗ ters Grab, ein ſchlichtes Kreuz mit einem Buſch freudiger Maikätzchen am Ehrenmal. Andächtig ſchreiten die Menſchen durch die Reihen geſchmückter Gräber. Soviel Liebe, ſoviel Dankbarkeit, ſopiel Erinnerung iſt bei ihnen. Zu ſtiller Andacht verſammeln ſie ſich alle. * Vorſicht bei älteren Grabſteinen In den geſtrigen Nachmittagsſtunden er⸗ a ſich auf 5 Friedhof ein Unglücks⸗ fall, der glücklicherweiſe noch glimpflich ver⸗ laufen iſt. Die Ehefrau des Matth. Kempf, Mannheimerſtraße, war mit dem Aufhängen eines Kranzes an einem wohl ſchon länger ſtehenden Grabſtein beſchäftigt, als ſich Teile von dieſem loslöſten und die Frau beim Her⸗ abfallen an den Beinen verletzten. Man ver⸗ brachte ſie ins Krankenhaus und am Abend wieder zurück zu ihrer Familie. Begreiflicherweiſe bemächtigte ſich der vie⸗ len zur Herrichtung der Gräber auf dem Friedhof weilenden Vale beim Bekannt⸗ werden des Unglücksfalles eine nicht geringe Erregung. Ein Seuchenzug und 500 Millionen Die Maul⸗ und Klauenſeuche gehört zu den gefährlichſten Haustierkrankheiten, die von Zeit zu Zeit epidemieartig aufflackern, weil trotz aller Vorſichtsmaßregeln der Erreger aus dem Ausland immer wieder eingeſchleppt wird. Sie befällt in erſter Linie das Rind, aber auch Ziegen und Schweine, kann auf Pferde ſowie Hunde und Katzen und ſelbſt auf den Menſchen übertragen werden. Bei bösartigem Verlauf führt ſie über eine Veränderung des Herzmuskels zum Tode. Unvergeſſen iſt der furchtbare Seuchenzug aus dem Jahre 1919, der für 400 bis 500 Millionen Mark Schaden verurſachte. Aber auch die Epidemien von 1892, 94 und 1914 trafen den deutſchen Bauern ſchwer genug. Wenn heute aus badiſchen Gemeinden und vereinzelt aus dem Regierungsbezirk Düſſel⸗ dorf und dem Saargebiet von Erkrankungen berichtet wird, haben wir Urſache, äußerſte Vorſicht walten zu laſſen. Es geht um die Ernährung des ganzen Volkes! Ein befallenes Tier gibt nach der Geneſung nicht nur ſehr viel weniger Milch, ſondern hat auch an Ge⸗ wicht 50 bis 100 Pfund verloren. Was ſoll nun aber ein Landwirt tun, der das Pech hat, die ſich diesmal von Nordafrika her über Frankreich ausbreitende Seuche bei ſeinem Vieh feſtſtellen zu müſſen? Drei Dinge auf jeden Fall: Die Polizei verſtändigen, 2. Den Tierarzt holen, 3. Keine Geheimmittel verwenden. Wer die Meldung unterläßt oder die er⸗ gangenen polizeilichen Anordnungen über⸗ tritt, hat unter Umſtänden ſchwere Freiheits⸗ ſtrafen zu gewärtigen. Der Tierarzt wird neben der Behandlung gegebenenfalls Schutz⸗ oder Notimpfung des ganzen Viehbeſtandes zur Erzielung eines ſchnelleren und milderen Seuchenverlaufs anordnen. Geheimmittel, ſo ſtark ſie auch angeprieſen werden, haben ſämtlich keinen Wert. Sie verzögern nur die Anwendung wirkſamer und bewährter Arz⸗ neien. Zur Erhöhung der Widerſtandskraft muß man das Vieh während der Krankheit beſon⸗ ders gut füttern— mit weichem Futter— und mehrmals täglich mit klarem Waſſer tränken. Der Standplatz ſoll recht ſauber und trocken ſein. Auch darf man wohl erwarten, daß die Bewohner eines verſeuchten Gehöftes ihren Verkehr mit der Außenwelt auf ein Mindeſtmaß einſchränken und unter keinen Umſtänden fremde Ställe betreten. Wer ein an Scharlach oder Diphterie erkranktes Kind im Haus hat, geht ja auch nicht mehr zu frem⸗ den Kindern. Ebenſo ſind Beſuche Fremder in Seuchenſtällen zu unterbinden. — Ein Käfer, der Kaͤufer zerſtort Jährlich Millionenſchaden Eine drohende Einer der gefährlichſten Käfer iſt der ſoge⸗ nannte Haus bockkäfer, deſſen Larven Millionenſchaden anrichten können. Fachleu'e meinen, daß die jährliche Zerſtörung durch die Hausbocklarve am deutſchen Gebäudeſtand nicht viel geringer iſt als die jährlichen Brandſchäden. Eine auf Erſuchen des Reichs⸗ arbeitsminiſters von den Brandkaſſen ange⸗ ſtellte Erhebung in allen Teilen des Reiches wird jetzt genaueſtens ausgewertet, um einen Vernichtungsfeldzug gegen den gefährlichen Zerſtörer zu organiſieren. Die Larve zerſtört durch Fraß gutes Na⸗ delholz, wie es in unſeren Dachſtühlen, Tele⸗ graphenmaſten, Zaunpfoſten uſw. verwendet wird, von innen her, ſo daß die Außenhaut faſt unbeſchädigt bleibt. Die ſtichprobenweiſe durchgeführten Erhebungen ergaben, daß die Dachſtühle von etwa 40 v. H. aller deutſchen Gebäude mit Hausbocklarven beſetzt ſind, doch iſt erfreulicher Weiſe eine bedenkliche Verrin⸗ gerung der Tragfähigkeit erſt in wenigen Fäl⸗ len eingetreten. Eine wiſſenſchaftliche Arbeits⸗ gemeinſchaft prüft zur Zeit 21 chemiſche Ab⸗ wehrmittel auf ihre Brauchbarkeit. Eingesandt Sie brachten in der letzten Samstagsnum⸗ mer Ihres Blattes einen Bericht über einen „Pilzgang der hieſigen Lehrerſchaft“. Mit Recht wird in demſelben betont, daß die Pilze als Volksnahrungsmittel viel zu wenig ge⸗ würdigt werden. Wenn auch der Nährwert in dem Artikel etwas zu hoch eingeſchätzt iſt, ſo ſteht doch feſt, daß ein richtig zubereitetes Pilzgericht etwas wirklich Gutes und Nahr⸗ aftes iſt. Der ſehr optimiſtiſch veranlagte Zerichterſtatter zählt dann unſere wichtigſten Speiſepilze auf und meint, auf 1000 Eß⸗ pilze kämen nur 1 bis 2 Giftpilze. Das mag für manchen Wald zutreffen, für den hie⸗ ſigen nicht. Ganz abgeſehen von dem ſehr giftigen Knollen⸗Blätterpilz, der hier in drei Arten ſehr zahlreich vorkommt, auch abgeſehen von dem giftigen Fliegen⸗ ſchwam m, den ja jedes Kind kennt, und dem büſcheligen Schwefelkopf, traf ich hier wiederholt den ſtark verdächtigen Panther⸗ pilz, der mit dem eßbaren Perlpilz nur allzu leicht zu verwechſeln iſt. Auch findet man hier unter den mit Recht ſehr empfohlenen roten Speiſe⸗Täublingen viel gleichfarbige ſchar fe Täublinge, die das ganze Pilzgericht verder⸗ ben. Auch der rote giftige Spei⸗Täub⸗ ling, auch Speiteufel genannt, iſt hier gar keine Seltenheit. Es iſt darum beim Sammeln von roten Täublingen dringend zu raten, ſie roh auf ihren Geſchmack zu unterſuchen. Scharfe, beißende, pfeffrig ſchmeckende Täub⸗ linge ſind unbedingt zu meiden. Der Verfaſſer empfiehlt unter anderem auch den Genuß des Hexen⸗Röhrlings. Ich meinerſeits möchte davor warnen. Abgeſehen davon, daß er mit dem hier allerdings ſehr ſelten vorkommenden giftigen Satanspilz leicht zu verwechſeln iſt, iſt er alles weniger wie ein appetitlicher Speiſepilz. Die vielen recht verdächtigen Namen„Donnerpilz, Gauk⸗ lerpilz, Hexenpilz, Judenpilz, Saupilz, Teu⸗ felspilz und Zigeuner“, die ihm das Volk ge⸗ geben und die dem Volksempfinden entſpre⸗ chen, ſind jedenfalls wenig vertrauenerweckend. Auch darf nicht überſehen werden, daß erſt⸗ klaſſige Pilzwerke den Hexen⸗Röhrling als ſtark verdächtig bezeichnen. Sogar in Kallen⸗ bachs großem Standartwerk wird bei allen rotſporigen Röhrlingen zur Vor⸗ ſicht gemahnt. Der große Pilzkenner Nüeſch ſchreibt in ſeinem Werke„Röhrlinge“ Seite 38:„Mitunter entſchieden giftig!“ Der⸗ ſelbe Autor ſchreibt ein ander Mal:„Ich be⸗ tone ausdrücklich, daß es ſich bei den an über 30 Vergiftungsfällen um junge, friſche Exemplare des typiſchen Hexen⸗ röhrlings mit lebhaft zitronen⸗ gelbem Fleiſche und ſofortiger dunkelblauer, nachträglich dun⸗ kelblaugrüner Verfärbung han⸗ delte“. Wem wollte nach ſolcher authentiſcher Feſt⸗ ſtellung nicht die Luſt nach einem Hexenpilz⸗ Gericht vergehen? Dieſe Zeilen ſind aber durchaus nicht ge⸗ ſchrieben, um Pilzſammler ängſtlich zu ma⸗ chen. Nein! Aber Vorſicht darf man nicht außer Acht laſſen. Wenn ein Pilzſammler den Knollen⸗Blätterpilz gut kennt, alle rotſporigen Röhrlinge, am ſicher⸗ ſten auch die rot angelaufenen meidet, wenn er bei Täublingen eine Rohkoſtprobe macht, wenn er ferner den Perlpilz ſtehen läßt, weil er mit dem giftigen Pantherpilz verwechſelt werden kann, ſo kann kaum eine Vergiftung, auch der leichteſten Art, vorkommen. J. Mayr. — 3 eee 2 * e 8 k eee 8 „„ ä . e r „„ — Der winterlichen Tierhaltung enigegen Bald iſt die Grünfütterung nun beendet, und es wird langſam Zeit, an die ſogenannte Winterfütterung zu denken. Eine Umſtellung iſt alſo notwendig. Allerdings darf das nicht von heute auf morgen gehen. Man muß den Tieren zu dieſer Umſtellung Zeit laſſen, denn zu raſcher Futterwechſel beeinträchtigt die Lei⸗ ſtung der Tiere. Man verringert die Grün⸗ futtergabe langſam und ſteigert das Dörr⸗ futter in entſprechendem Maße. Dann wird keinerlei ungünſtige Beeinträchtigung zu er⸗ kennen ſein. Wird im Herbſt ſtark mit Rüben⸗ blättern gefüttert, ſo iſt eine Beigabe von Kalk in Form von Schlemmkreide unbedingt erforderlich. Je Tier gebe man 80100 gr täglich. Trotzdem muß auch eine Salzgabe von 40—50 Gramm je Tier und Tag gereicht wer⸗ den. Jungen Tieren gebe man die Hälfte. Die Verfütterung von Kalk und Salz darf jedoch nicht nur im Herbſt erfolgen. Das Tier braucht das Salz auch in den übrigen Jahres⸗ zeiten. Ein wichtiger Faktor zur Geſunderhal⸗ tung der Tiere iſt die Reinlichkeit der Rüben⸗ blätter, denn eine ſtarke Verunreinigung und Mangel an Kalk ſind oft die Urſachen eines ſtarken Durchfalls. Allerdings reichen bei Kü⸗ hen mit guter Milchleiſtung die Herbſtfutter⸗ mittel gewöhnlich nicht aus. Um den Nähr⸗ ſtoffbedarf zu decken, iſt eine Beifütterung von etwas Kraftfutter notwendig. Da mit dem Froſt die Grünfuttermittel wertlos werden, muß das Grünfutter durch Einſäuerung aufbewahrt werden. Gefrorene Futtermittel darf man nicht verabreichen. Bei ragenden Tieren kann ein Verkalben die Folge ſein. Die Tiere müſſen ſich nicht allein an die veränderte Herbſtfütterung gewöhnen, ſondern auch an die immer niedriger werdende Tem⸗ peratur. Es wäre nun falſch, die Stalltüren und Fenſter feſt zu verſchließen. 14—18 Grad Celſius Stalltemperaturen genügen. Die Tem⸗ peratur im Jungviehſtall muß allerdings nied⸗ riger ſein. Es iſt wichtig, einen Thermometer in einer Höhe von 1,75 Meter anzubringen, damit man dauernd die Temperatur kontrol⸗ lieren kann. Zu niedrige Temperatur erfordert zwar hohen Futteraufwand. Wir wiſſen aber, daß es in unſeren Viehſtällen im Herbſt mei⸗ ſtens zu warm iſt, darum fühlen ſich die Tiere nicht wohl, und die Leiſtung wird da⸗ durch ſehr beeinträchtigt. Wenn man die Tiere, die zu warm geſtanden ſind, im Winter ins Freie bringt, ſo wird es nicht lange dauern, bis ſie ſich eine Erkältung geholt haben. Wie der Menſch, ſo muß auch das Tier langſam abgehärtet werden, und dazu iſt eine Ueber⸗ gangszeit nötig. 4 Was fehlt denn unſeren Hühnern? Des öfteren erlebt man, daß das neuge⸗ kaufte Geflügel ſofort zu den anderen Hühnern des Hofes gebracht wird. Das iſt falſch. Ehe man die Tiere dem übrigen Beſtand einglie⸗ dert, ſind ſie 14 Tage für ſich unterzubringen, damit man ſie täglich einer genauen Kontrolle unterziehen kann. Nur ſo kann man der Ein⸗ ſchleppung von Krankheiten in den Hühner⸗ ſtall vorbeugen. Ein Neuling in der Hühner⸗ zucht mag folgende Erkrankungsanzeichen ganz beſonders beachten: entzündete Augen, Durch⸗ fall, Schleim im Hals und in den Naſen⸗ löchern, Röcheln, weißlich gelbe Punkte, be⸗ legte Stellen im Hals und bläulich blaſſer Kamm. Iſt man ſich über den Geſundheits⸗ zuſtand des Geflügels nicht klar, ſo iſt jedem zu empfehlen, eine Fachkraft zu Rate zu zie⸗ hen. Es dürfte nicht weniger vorteilhaft ſein, wenn jeder Geflügelfreund auch beim Kauf der Hühner den fachlichen Rat beachtet. Viernheimer Tonfilmſchau Pola Negri in ihrem neueſten Filmwerk „Madame Bovary“ Dieſe Woche im Central⸗Film⸗Palaſt In bewegten Bildern wird die Geſchichte einer reizvoll pikanten Frau erzählt. So wäre noch manches Erfreuliche über den Film zu ſagen: daß Pola Negri der Lebensgier dieſer Frau wunderbar differenzierten und glaub⸗ haften Ausdruck gibt. Pola Negri kommt ſehr zur Geltung. Sie war ſeit langem nicht ſo gelöſt und ſo geſammelt. In den leiſen An⸗ deutungen ihres Spiels und in den Reizen ihrer Erſcheinung iſt ſie wieder die Pola ihrer großen Zeit. Man hat für dieſen Film frei⸗ lich eine wundervolle Bovary gefunden, die den beſonderen literariſchen Reiz dieſes Ro⸗ mans bisweilen überraſchend ſtark und innig zu verlebendigen weiß: Pola Negri. Keiner wird die Szene, da ſie ihr neues Ballkleid anprobiert und in einer ſchön ausgeſpielten Stummſzene einen tiefen Blick in die Seele dieſer kleinen ſehnſüchtigen Provinzfrau tun läßt, ſo ſchnell wieder vergeſſen. Meiſterhaft wie ſich das Geſicht dieſer Frau unter der Laſt der Erlebniſſe wandelt. Ein ganzes — PPP Frauenſchickſal liegk zwiſchen dieſem heiteren und optimiſtiſchen Beginn und der müde und verzeihend ſtreichelnden Hand der Sterbenden über das Haupt ihres Mannes am Ende. Ueberall gruppiert ſich beſtes Können um die „Madame Bovary“ der Pola Negri, die ſich von der glücklich jungen Frau voll lächelnder Lebensluſt glaubhaft wandelt zum einſamen ſühnenden Weib, das— die ergreifendſte Szene des Films— in ſeiner Not ſich ſelbſt auslöſcht.— Ueberall hat dieſes Filmwerk große Erfolge. Es iſt eine Spitzenleiſtung deutſcher Schauſpielkunſt. Samstag und Sonntag im Gloria: „Die zweite Mutter“ Zwanzig Jahre eines Frauenlebens ziehen mit allen ſchönen und bitteren Augenblicken, die die ſchwere Aufgabe einer Wahlmutter mit ſich bringt, in dieſem Film an uns vor⸗ über. Mit ſchlichter Eindringlichkeit geſtaltet Gladys George eine„zweite Mutter“, die man nicht ſo bald vergeſſen wird. Carrie Schneider, eine leichtſinnige junge Frau, wird durch zwei ihr vom Schickſal zugeführte Waiſenkinder zur beſten und verantwortungsvollſten aller Wahl⸗ mütter. Selbſtlos und tapfer führt ſie trotz ſchwerer Prüfungen ihre große Aufgabe zu Ende. Ein dramatiſches und aufrüttelndes Frauenſchickſal wird in dieſem Film von der bekannten amerikaniſchen Tragödin Gladys George packend geſtaltet. Die Leiden und Freuden und der endgültige ſchwerſte Opfer⸗ gang einer tapferen Frau werden den Zu⸗ ſchauer bis zum letzten Filmmeter ſpannen und mitreißen. Durch eine ſonderbare Verket⸗ tung von Umſtänden wird die leichtſinnige und ſchöne Carrie Schneider vor die Aufgabe ge⸗ ſtellt, für zwei elternloſe Kinder zu ſorgen. Mit Mut und Klugheit meiſtert ſie ihre ſchwere Aufgabe und bleibt auch unter den dramatiſchſten und ſchwerſten Prüfungen ſich ſelbſt und„ihren Kindern“ treu. Auch dieſes Filmwerk zählt zu den beſten des Jahres, ſo⸗ daß ein großer Beſuch zu erwarten iſt. Man beſuche dieſe Woche wieder die beiden Film⸗ bühnen. Spareinlagen. Die Spareinlagen der 55 öffentlichen und dem öffentlichen Verkehr dienenden heſſen⸗ naſſauiſchen Sparkaſſen haben ſich im ver⸗ gangenen Monat weiter erhöht. Bei 19,22 Millionen RM. Einzahlungen und 15,97 Millionen RM. Auszahlungen ſtieg der Ge⸗ ſamtbeſtand im Laufe des Monats Septem⸗ ber auf 620,91 Millionen RM. Die reine Zunahme von Anfang Januar bis Ende Sep⸗ tember 1937 ſtellt mit 26,89 Millionen RM. einen ſeit Jahren nicht erreichten Hochſtand dar. Bei den heſſen⸗naſſauiſchen Sparkaſſen wurden Ende September 1937 rd. 1647600 Sparkonten geführt. Das durchſchnittliche Guthaben eines Sparkontos betrug zu dieſem Zeitpunkt 377 RM gegen 356 RM. Ende September 1936 und 344 RM. Ende Sep⸗ tember 1935. Auf Depoſiten⸗, Giro⸗ und Kontokorrentkonten verwalteten die heſſen⸗ naſſauiſchen Sparkaſſen am Ende des ver⸗ gangenen Monats 103,48 Millionen RM. gegen 88,53 Millionen RM. Ende September 1936 und 25,16 Millionen RM. Ende Sep⸗ tember 1935. Die Zahl dieſer Konten betrug Ende September 1937 rd. 127000 Stück. Humor „Kannſt du mir eine Farbe nennen, die zwi⸗ ſchen Rot und Grün liegt?“ fragte der Lehrer. „Ja“, ſagte der Schüler,„Gelb!“ „Na, man kann merken, daß dein Vater Kunſtmaler iſt!“ „Nein— er iſt Verkehrsſchutzmann!“ * Drei liegen im Krankenhaus in einem Zim⸗ mer. Der eine iſt vor einer halben Stunde operiert worden. Das Geſrpräch dreht ſich um das gemeinſame Leiden: Blinddarm.„Unſer Doktor iſt prima“, meinte der eine,„nur furchtbar vergeßlich. Bei mir hatte er einen Fingerling aus Verſehen mit eingenäht“.— „Bei mir hatte er ſogar eine kleine Schere vergeſſen“, meinte der zweite.— Da geht die Tür auf und der Arzt ſteckt den Kopf herein:„Habe ich hier vielleicht meinen Hut liegen laſſen?“— Da fiel der dritte in Ohn⸗ macht. * 4 Vor einem Hotel, in dem ein berühmter Schauspieler wohnt, ſteht ein Zeitungshänd⸗ ler, bei dem der Künſtler täglich ſeine Zeitung kauft. Eines Tages muß er ihm Geld ſchuldig bleiben, da der Händler nicht wechſeln kann. „Das macht nichts, dann bezahlen Sie eben morgen.“ „Und wenn ich morgen nicht mehr lebe?“ „Dann iſt es auch kein großer Verluſt“, beruhigte ihn der Zeitungs mann. Vater:„Kurt, in dieſer Woche haſt du nun ſchon dreimal nachſitzen müſſen! Das geht nicht mehr ſo weiter. Kurt:„Ja, Vater, wir können in der Schule die Arbeit kaum noch ſchaffen!“ Kirchliche Nachrichten Katkoliſche Kirche: 24. Sonntag nach Pfingſten Chriſtkönigsfeſt Apoſtelkirche: 7½7 Uhr: Hl. Meſſe. 8 Uhr: hl. Meſſe ohne Predigt 10 Uhr: Hochamt mit Predigt 2 Uhr: Andacht Abends 8 Uhr: Chriſtkönigskundgebung mit Predigt.— Ein auswärtiger Herr wird predigen. Nachmittags von 3 Uhr ab bis gegen 6 Uhr Gelegenheit zur hl. Beichte. Marienkirche: ½9 Uhr: hl. Meſſe ohne Predigt für Er⸗ wachſene 11 Uhr: hl. Meſſe nur für Kinder 1 Uhr: Andacht für die Kinder Montag: Allerheiligen Apoſtelkirche: 6 Uhr: hl. Meſſe 8 Uhr: hl. Meſſe ohne Predigt 10 Uhr: Hochamt mit Predigt 2 Uhr: Veſper. Danach Predigt und kurze Andacht für die armen Seelen. Da die Lorſcherſtraße und Saarſtraße nebſt Zufuhrſtraßen als Verkehrsſtraßen bezeich⸗ net wurde und darum keine Prozeſſion ge⸗ halten werden dürfe, um den Verkehr nicht zu hindern, muß die Prozeſſion nach dem Friedhof vorläufig ausfallen. Die Ein⸗ ſegnung der Gräber und Gedächtnisfeier findet eine halbe Stunde nach Beendigung des Nachmittagsgottesdienſtes auf dem Friedhof ſtatt. Nachmittags um 5 Uhr Gelegenheit zur hl. Beichte. Marienkirche: ½9 Uhr: hl. Meſſe 7½11 Uhr: Kindergottesdienſt 1 Uhr: Kindergottesdienſt Dient ag: Allerſeelen: Auch hier muß eine Aen⸗ derung des Gottesdienſtes ſtattfinden, da die Kinder um 7.50 Uhr wie gewöhn⸗ lich in der Schule ſein müſſen. 6 Uhr und ½7 Uhr: hl. Meſſen in der Apoſtelkirche 7 Uhr: Requiem für alle Verſtorbenen der Pfarrei in beiden Kirchen. 6 Uhr und ½7 Uhr: hl. Meſſen bei den Engl. Fräulein und Barmh. Schweſtern. In dieſer Woche ſind abends um halb 8 Uhr Allerſeelen⸗Andachten. Freitagabend iſt Herz⸗Jeſu⸗Andacht Mittwoch: 6.40 Uhr 2., 7.10 Uhr 3. S.⸗A. für Adam Weckbach Donnerstag: 6.40 Uhr 1., 7.10 Uhr 2. S.⸗A. für Margaretha Michelhans Freitag: 6.40 Uhr 3. S.⸗A. für Mich. Krug 2. 7.10 Uhr beſt. Segensmeſſe für Joſefine Mandel geb. Pfenning, Eltern, Schwieger⸗ eltern und Angehörige Samstag: 6.40 Uhr 3. S.⸗A. für Juliana Buſalt 6.40 Uhr geſt. hl. Meſſe für Jakob Brech⸗ tel 3., Ehefrau Kath. geb. Mandel und Sebaſtian Mandel, Ehefrau Eliſabeth geb. Brechtel 7.10 Uhr 3. S.⸗A. für Marg. Michelhans Am Donnerstag iſt von 5— 7. Uhr Ge⸗ legenheit zur hl. Beicht wegen des Herz⸗Jeſu⸗ Freitags. Am nächſten Sonntag iſt gemeinſchaftl. hl. Kommunion für das 8. Schuljahr. Die Mäd⸗ chen beichten am Freitag um halb 6 Uhr, die Knaben am Samstag um 2 Uhr. Von 12 Uhr mittags an Allerheiligen bis Allerſeelen abends kann nach dem würdigen Empfang der Sakramente ein vollkommener Ablaß fuͤr die armen Seelen gewonnen werden, ſo oft man die Kirche beſucht und 6 Vater⸗ unſer, 6 Ave Maria und 6 Ehre ſei dem Vater betet nach der Meinung des hl. Vaters. FFF... Frei von Maul⸗ und Klauenſeuche Darmſtadt. Wie Landesbauernführer Dr. Wagner in einer Bauernkundgebung in Gräfenhauſen u. a. erklärte, iſt entgegen al⸗ len in Umlauf geſetzten Gerüchten in Heſſen bis heute kein Fall der Maul- und Klauen⸗ ſeuche feſtgeſtellt worden. Gerade deswegen ſei es beſonders notwendig, vorſichtig zu ſein und alles zu tun, um ein Auftreten der Seuche in Heſſen zu verhindern. Die Landesregierung habe alle Maßnahmen zum Schutze der Vieh⸗ beſtände ergriffen. g Melde Dich als Mitglied bei der Ortsgruppe der N SV.! 13 n Evangeliſche Kirche: Sonntag, den 31. Oktober Reformationsfeier Vormittags 10 Uhr: Gottesdienſt, anſchl⸗ Abendmahl N Montag, 1. November, Kirchenchor Dienstag, 2. November, 7.30 Uhr, Bibel⸗ ſtunde, anſchl. Frauenabend. Nur 40 v. H. Verſorgungsanwärter Der Reichsinnenminiſter hat ſich im Ein⸗ vernehmen mit dem Reichskriegsminiſter da⸗ mit einverſtanden erklärt, daß zugunſten von bevorzugt unterzubringenden Perſonen bis Ende September 1938 die freiwerdenden An⸗ geſteltdenſtellen, wie ſie in den Vergütungs⸗ gruppen 4—7 der Reichsangeſtellten⸗Tarif⸗ ordnung oder den entſprechenden Vergütungs⸗ gruppen anderer Tarifordnungen aufgeführt ſind, bei den Reichsbehörden, der Reichsbank ſowie im Staats⸗ und Gemeindedienſt und bei allen Körperſchaften des öffentlichen Rechts nur zu 40 v. H. mit Verſorgungsanwärtern beſetzt werden. Die den Schwerbeſchädigten zu⸗ gebilligten Vorzugsrechte werden hierdurch nicht berührt. Soweit die Entſcheidung über eine Herabſetzung des Stellenvorbehalts in der Hand von Aufſichtsbehörden liegt, dürfen dieſe eine Herabſetzung des Vorbehaltes für Verſorgungsanwärter auf einen Satz unter 40 v. H. nicht genehmigen. Als bevorzugt un⸗ terzubringende Perſonen in dieſem Sinne gel⸗ ten zur Zeit die Angehörigen der Sonderak⸗ tion und zwar: Mitglieder der NSDAP, die bis zum 14. 9. 1930 Mitglieder wurden (Mitglieds⸗Nummer bis 340 000), ſowie Mit⸗ glieder der NSDAP und ihrer Gliederungen, die bis zum 30. Januar 1933 Mitglieder wurden und nachweisbar vor der Machtüber⸗ nahme aktiv tätig waren; ferner die in Ehren ausgeſchiedenen Soldaten und Arbeitsmänner. Schnarchen Sie? Schnarchen iſt eine unangenehme Sache für alle, die es mit anhören müſſen, aber auch für den, der als Schnarcher bei gemeinſamen Aus⸗ flügen mit enger Unterbringung nur ungern als Zimmergenoſſe geduldet wird.— Wer ſchnarcht, atmet durch den Mund ſtatt durch die Naſe. Wer dieſe unrichtige Atmung auch im wachen Zuſtand betreibt, laſſe ſich feine Atmungsorgane einmal vom Facharzt unter⸗ ſuchen. Meiſt iſt ſchnell Abhilfe geſchafft. Im Schlaf, beſonders im tiefen Schlaf oder nach ſehr ſtarker Uebermüdung entſpannt ſich die ganze Muskulatur des Körpers und dabei auch diejenige der Zunge. Liegt man nun auf dem Rücken, ſo fällt die Zunge zurück und drückt auf den ſog. Kehldeckel, ein Knorpelorgan, welches ſich beim Schlucken automatiſch vor die Luftröhre legt, damit keine Speiſen„in die falſche Kehle“ kommen. Durch den Druck der Zunge auf dieſen Deckel und durch Mit⸗ ſchwingen der ebenfalls erſchlafften Gaumen⸗ muskeln, der Gaumenſegel, erſchallen dann die lieblichen, mehr oder minder ſtarke Sägetöne. Beinahe immer iſt eine unrichtige oder un⸗ günſtige Lage des Kopfes ſchuld am Schnar⸗ chen. Am häufigſten ſchnarcht man in Rük⸗ kenlage oder wenn man im Sitzen, bei⸗ ſpielsweiſe in der Bahn, eingeſchlafen iſt. Wenn man einen Schnarcher weckt, und ihn veranlaßt, eine andere Lage einzunehmen, hört ſofort das Geſäge auf. Wird das Wecken einigemale konſequent durchgeführt, dann be⸗ kommt der Schnarcher bald die richtige Lage heraus und ſtellt ſein„Sägewerk“ ein— oder er ſägt weiter. Freundliches Herbſtwetter Die Störungstätigkeit über Weſteuropa hat ſich wieder verſtärkt und beſonders über Südfrankreich erneut kataſtrophale Nieder⸗ ſchläge ausgelöſt. Für Deutſchland bedingt dieſe Wetterlage noch immer die Zufuhr tro⸗ piſcher Warmluft, in deren Bereich— abge⸗ ſehen von Nebelbildung— meiſt freundliches Herbſtwetter herrſcht. Trotz des eingetretenen ſtarken Luftdruckfalles iſt eine durchgreifende Aenderung noch nicht zu erwarten, da die Ge⸗ ſamtlage ein tieferes Eindringen von Kaltluft auf das Feſtland vorerſt noch nicht geſtattet. Samstag: Abgeſehen von Nebelbildung noch meiſt freundliches Herbſtwetter, lebhaf⸗ tere öſtliche Winde. Sonntag: Im Weſentlichen noch freund⸗ liches Herbſtwetter, doch verſtärkte Neigung zu Nebelbildung. Beilagen⸗Hinweis (außer Verantwortung der Schriftleitung) Einem Teil unſerer heutigen Ausgabe iſt eine Beilage des Kaufhauſes Fiſcher⸗Riegel, Mannheim, am Paradeplatz, beigegeben, die wir der Beachtung unſerer geſchätzten Le⸗ ſerinnen empfehlen. Jußball⸗Lokaltreſfen Amicitia 09 1. gegen Turnverein 1893 1. morgen Sonntag auf dem Walbiportplatz Die Vereinsleitungen der beiden hieſigen Vereine einigten ſich zu einem Freundſchafts⸗ ſpielabſchluß auf dem- Waldſportplatz, da im Gau Baden wegen der Gefahr der Uebertra⸗ gung der Maul- und Klauenſeuche alle Pflichtſpiele abgeſetzt wurden. Amicitia 09 gegen Turnverein v. 1893! Dieſer eine Satz ſollte und müßte eigentlich genügen, um das Intereſſe der hieſigen Sportanhänger für obiges Treffen wachzurufen. Denn es iſt doch ſchon von jeher eine unumſtößliche Tatſache geweſen, daß gerade die Lokalſpiele es„in ſich“ haben, daß gerade ſie einen beſonderen Reiz und beſondere Anziehungskraft auf das Sportpublikum auszuüben imſtande ſind. So wird man auch morgen nicht fehlgehen in der Erwartung, einen beſonders intereſſanten und begeiſternden Fußballkampf zu erleben. Beide Vereine erſcheinen, wie aus nach⸗ ſtehenden Mannſchaftsaufſtellungen zu erſehen iſt, in ſtärkſter Beſetzung, was ſchon allein ein ſchönes und werbendes Fußballſpiel er⸗ hoffen läßt. Aus Nah und Fern Mannheim.(Verkehrsunfälle). Im L 5 des Donnerstag ereigneten ſich hier pier Verkehrsunfälle. Hierbei wurden zwei Per⸗ ſonen e und mehrere Kraftfahrzeuge zum Teil erheblich beſchädigt.— Verkehrsüber⸗ wachung). Wegen verſchiedener Uebertretun⸗ gen der Reichsſtraßenverkehrsordnung wur⸗ den 46 Perſonen gebührenpflichtig verwarnt. 21 Kraftfahrzeughaltern wurden rote Vor⸗ fahrtsſcheine* weil ihre Fahr⸗ zeuge techniſche Mängel dufwieſen. Schwerer Unfall in Gernsheim Knabe getötet, ein zweiter ſchwer verletzt Gernsheim. Auf der Wormſer Straße, nicht weit von der Kiesladeſtelle Mitteldorf, Die Mannſchaften: Amicitia: 1. Mſchft.: Krug; Kiß 1, Faltermann; Mar⸗ tin, Müller A., Hoock; Kiß 3, Schmitt H., Müller J., Kiß 4, Kiß 2. Erſatz: Schmitt Mich. Erſatzliga: Müller; Keßler, Weidner Jak., Wörner, Ehrhardt Jak., Krug Ph.; Pfen⸗ ning Jak., Martin Nik., Fetſch, Ehrhardt Math., Klee K. Erſatz: Bickel, Glaab. Turnverein: 1. Mſchft.: Werle Joſ.; Schmitt Joh., Kühl⸗ wein Gg.; Jakob Gg., Bergmann Karl, Unrath— Pfenning; Winkenbach Joſ., Stumpf Ludw., Helfrich K., Helbig Joh. „ſchft.: Knapp K.; Winkler K., Mandel Jak.; Mandel Ad., Kiß Peter, Effler Ad.; Buſakt, Kühlwein, Brandenburger, Mül⸗ ler Jak., Hofmann Kaſp. Am Vormittag treffen ſich auf dem Sport⸗ feld an der Lorſcherſtraße die Jugendmann⸗ ſchaften der Amicitia und des TV. Die Elf des Turnvereins: Jakob; Adler, Georgi; Schneider, Roos, Winkenbach; Jäger, Kempf, Keck, Lam⸗ berth, Knapp. 1 überſehen hatten. Im Augenblick, als dieſer vorüberfuhr, ſprangen die Knaben auf den Fahrweg und wurden von dem Perſonenkraft⸗ wagen erfaßt. Während der achtjährige Sohn des Arbeiters Sebaſtian Karl Müller zur Seite geſchleudert wurde, iſt der neunjährige Sohn des Monteurs Max Träbing vom Wa⸗ en überfahren und noch eine Strecke mitge⸗ ſchleift worden. Er war ſofort tot. Der andere Junge wurde ſchwer verletzt. Es beſteht wenig Ausſicht, daß er mit dem Leben davonkommt. Soldat von einem Fernlaſtzug lebensge⸗ fährlich verletzt.— Fahrerflucht. Gießen. Der in Gießen in Garniſon ſtehende Gefreite Wald, der zu Erntear⸗ beiten in Harmannſtein im Kreiſe Wetzlar ubkommandiert war, wurde dort Dienstag 5 Fahndungen tach ht pd Efrͤg im ange. Verbrecher auf der Fiucht erſchoſſen. Gießen. Der 24 Jahre alte Peter Ranft aus Gießen, der wegen eines ſchwe⸗ ren Verbrechens eine lange Zuchthausſtrafe zu verbüßen hatte, war Miktwoch vormit⸗ tag aus dem Zuchthaus Marienſchloß bei Butzbach nach Gießen transportiert worden, wo er in einem Prozeß als Zeuge vernom⸗ men wurde. Auf dem Rücktransport ver⸗ ſuchte er im Gießener Bahnhof ſeinem Transportbegleiter zu entfliehen. Er lief plötzlich in einer Unterführung davon und blieb auch nicht ſtehen, als der Beamte nach vorherigem Warnungsruf einen Schu abgab. Als der Verbrecher trotzdem immer weiterrannte, ſchoß der Beamte notgedrun⸗ gen zum zweiten Mal und traf dabei den Flüchtenden, der nach wenigen weiteren Schritten auf dem Gleis neben dem Bahn⸗ ſteig tot zuſammenbrach. Todesſturz in eine Schlucht. Nidda. Nach dem Ergebnis der Ermitt⸗ lungen iſt der am Montag mittag in einem Wald bei Nidda tot aufgefundene Heinr. Böcher aus Ulfa am Sonntag abend in der Dunkelheit bei ſeinem Gang durch den Wald in eine Schlucht abgeſtürzt. Er iſt dabei mit dem Kopf ſo heftig gegen einen Baum gefallen, daß der Tod durch Schä⸗ delbruch auf der Stelle eintrat. Schwere Gefüngnisſtrafe für einen unzu⸗ verlüſſigen Werber. Gießen. Der Günther Nowack aus Frankfurt a. M. war 1935-36 für einen Frankfurter Verlag in der Gießener Gegend als Werber tätig. Dabei fälſchte er Beſtell⸗ ſcheine, indem er ſelbſt anderer Leute Na⸗ men auf die Beſtellzettel ſchrieb, ja zum Teil ſogar Namen gebrauchte, die über⸗ haupt nicht exiſtieren. Dann ließ er ſich die Proviſionen auszahlen, ſodaß ſein Auftrag⸗ geber erheblich geſchädigt wurde. Vom Gie⸗ ßener Schöffengericht war der ſchon wieder⸗ holt einſchlägig vorbeſtrafte Angeklagte dar⸗ aufhin wegen mehrfacher ſchwerer Urkun⸗ denfälſchung und Betrugs zu einem Jahr und fünf Monaten Gefängnis verurteilt worden. Er legte gegen dieſes Urteil Be⸗ rufung an die Große Strafkammer in Gie⸗ Gewohnheiteverbrecher unſchüdſich gemacht Darmſtadt. Die Juſtizpreſſeſtelle Darmſtadt teilt mit: Der vielfach, u. a. zweimal wegen Totſchlags, vorbeſtrafte 68⸗ jährige Strafgefangene Georg Müller aus Eppertshauſen wurde durch das Sonderge⸗ richt in Darmſtadt am 26. Oktober zu lebenslänglicher Zuchthausſtrafe und zum dauernden Verluſt der bürgerlichen Ehren⸗ rechte verurteilt. Vorſorglich iſt die Unter⸗ bringung des Verurteilten in einer Heil⸗ und Pflegeanſtalt angeordnet worden. Müller, der gegenwärtig wegen eines im Jahre 1930 begangenen Totſchlags eine zehnjährige Zuchthausſtrafe verbüßt, hat ſich eines Verbrechens nach 8 1 Ziffer 1 des Geſetzes zur Gewährleiſtung des Rechts⸗ friedens vom 13. Oktober 1933 ſchuldig gemacht, indem er im Mai 1937 den im Dienſt befindlichen Strafvollzugsbeamten Oberwachtmeiſter E. im Zuchthaus Ma⸗ rienſchloß durch einen Angriff mit einem Arbeitsmeſſer zu töten und durch weitere Tätlichkeiten zu erwürgen verſuchte. Die richterliche Entſcheidung hat damit einen nach ſeinen Vorſtrafen unverbeſſerlich zu Gewalttätigkeiten und Rohheitsdelkkten nei⸗ genden Verbrecher aus der Volksgemein⸗ ſchaft ausgeſchloſſen. Die Traubenleſe bei Bacharach vor dem Abſchluß. Bacharach. Die Traubenleſe im hie⸗ ſigen Gebiet iſt zum Teil beendet. Nur noch die größeren Weingüter, die in dieſem Jahr beſonderen Wert auf einen Qualitätswein legen, ſind noch bei der Leſe. In den beſten Lagen des Bacharacher Gebdets ſteht die Leſe noch aus. Die milden Herbſttage haben immerhin noch einen nicht zu unterſchätzen⸗ en Einfluß auf die Güte. Im allgemeinen iſt mit einem guten halben Herbſt zu rech⸗ nen. Die Qualität der Trauben iſt überall ausgezeichnet. Reifeprüfungen für Schüler der Har heren Lehranſtalten. In den letzten Wochen fanden an den Mannheimer Höheren Schulen die Herbſtreifeprüfungen für Privatſchüler ſtatt. Hierbei haben 9 Schüler der Privat⸗ Realſchule Schwarz, Mannheim, das Reifezeugnis erworben. abend bei einem Spaziergang mit Kame⸗ raden und anderen Bekannten von einem Laſtzug angefahren und ſo ſtark verletzt, daß er in lebensgefährlichem Zuſtand nach Hauptſchriftleiter und verantwortlich für den politiſcheg Teil i. V. Phil. Oben auer, Worms, für den übrigen Teil Friedrich Martin, Viernheim. Verlag: Ven einigte Zeitungsverlage Cnyrim, Haller& Co., Worms Geſchäftsſtelle: Friedrich Martin, Viernheim. Druck; ereignete ſich Dienstag nachmittag gegen 1 Uhr, ein folgenſchwerer Unglücksfall. Soeben hatte ſich ein Laſtzug und ein in Richtung Mroß⸗Rohrheim fahrender Perſonenkraftwa⸗ Wezlar nd ci. 0 0 Len gekreuzt. An der Seite der Straße ſpielten ar ins Kranken r% ee ahi 8 ati Wormſer Verlagsdruckerei Halkenhäuſer, Cnyrim& Co., zwei Knaben, die anſcheinend auf den Laſt⸗] mußte. Der Lenker des Fernlaſtzuges fuhr d. e eee Worms.— Dll. H. 1987 über 4800 0 1 kraftwagen geachtet, aber den Perſonenwagen J unbekümmert in Richtung Wetzlar weiter. Anzeigenpretsliſte Nr. 6 gültia. Amtliche Vetanntmachung— ö 5 8 Betr. i Reinhaltung und Wegſamkeit der Orts · N 5 8 ö Lereins 2 Anzei ger 5 ſtraßen. f In den Polizetperordnungen für den Kreis Heppen⸗ Männergeſang verein 1846 Heute abend pünktlich halb 9 Uhr Singſtunde. Bitte heim ſind Beſtimmungen für die Reinigung der Orts- ſtraßen und Goſſen feſtgelegt. Troß früherer Hinweise ö werden dieſe Vorſchriften plelſach nicht beachtet. Dabei um pollzähliges Erſcheinen. Der Vorſitzende. wird beſonders auf einen Mißſtand hingewieſen, deſſen 8 2 . erforderlich iſt. Die Haus beſißer Geſangverein Sängerbund Flora. letten der equemlichkett wegen, nicht etwa aus böſem Heute abend halb 9 Uhr Singſtunde. Bitte dringend Willen, ihr Spülwaſſer und womöglich ſogar noch andere um Vollzähligkeit. Der Vorſißende. liehlich duftende Flüſſigkeiten über die Rinnſteine in die Goſſen, in denen ſich im Winter ein widerlich grau⸗ Beſangverein Sängertreue⸗ Harmonie. Heute abend halb 9 Uhr Singſtunde. Alle Sänger pünktlich und reſtlos erſcheinen. Der Vorſtand. Kleintierzuchtverein 1916 Samstag, den 30. Oktober, abends 8.30 Uhr im ßen ein, die aber die Berufung verwarf und das vorgenannte Urteil beſtätigte. Das Gericht erließ gegen den Angeklagten ſofort Haftbefehl und erkannte ihm außerdem die Wenn Sie einmal etwas anzubieten haben enumanns Herg-Hilje N bei Herzbeſchwerden ⸗ Herzklopfen- nervöſem 5 Aerzen ⸗Herzſchmer zen! Atem⸗ Not Angſt⸗ 4 Sefünl Schlaf loſigkeit oder wenn Sſe etwas kaufen, mleten ode. vermleten wollen, 88 gen Sie es stets durch eine „Kleine Anzeige“ in unserer Zeitung Hler findet hre An relge eine starke Be ſchmutziges Eis anhäuft, wo im Sommer das Waſſer ſtagniert, ſcheußliche Gerüche verbreitet und Brutſtätten des Ungeziefers gebildet werden. Soweit nicht ſoßiel Straßengefälle vorhanden iſt, müſſen die Goſſen täglich gereinigt und mit ſauberem Waſſer nachgeſpült werden. Vorhandener Schmut und Kehr⸗ 1„Saftladen zum grünen Laub“ Monatsverſammlung. n 5 richt iſt ſofort von der Straße zu entfernen und darf nehtung.„Saft 1 8 ti 5 ächſ Alle Mitglieder wollen in dieſer Verſammlung er⸗ manns Hers⸗Hllſe —— 1— 55 abel ben oder gar in den nächſten Der Verlag ſcheinen, Uhr Vorſtandsſi g. Hen Herg⸗ 9111 unterſtützt und regelt die Arbeitskraft öhres Herzens Heumanns Herz⸗Hilfe iſt unſchädlich und aus rein pflanzlichen Heilſtoffen zu⸗ ſammengeſetzt. Ju haben i. d. Apotheken für RM. 2.50; reicht ca. 1 Monat. Der Vorſitzende Geflügelzuchtverein Viernheim 1926 Samstag, den 30. Oktober, abends 8.30 Uhr Ver⸗ ſammlung im Schützenhof. Die Wichtigkeit der 1 ordnung erfordert das Erſcheinen ſämtlicher Mit⸗ glieder,(Ausſtellung, Futtermittelverteilung u. ſ. w.) Der Vorſtand Sportvereinigung Amieitia 09 e. V. Spielbetrieb am Sonntag, den 81. Ok⸗ tober 1937. Auf dem Waldſportplatz: J. Mſchft. gegen Ty 1893 Viernheim 1. Beginn: 3 Uhr. Exſatzliga gegen To E 893 Viernheim 2. Mſchft. Beginn: . 115 Uhr. Amicitia Privatmſchft. gegen Gebrüder Brechtel. Beginn: 10 Uhr * vorm. Auf dem Stadion Lorſcherſtr.: Amicitia A-1⸗Jugend gegen gemiſchte A Jugend Tv. 1893 Viernheim. Beginn: 10 Uhr N vorm. Mannſchaftsaufſtellungen im Schaukaſten ür das Spiel der 1. und 2. Mannſchaft ermäßigter intrittspreis. Turnverein von 1893 8 Morgen Senntag großes Lokaltreffen gegen poxrtpexeinigung Amicitia 09 auf dem Waldſport. platz. Spielbeginn: 1. Mſchft. 3 Uhr, 2. Mſchft 1.15 Uhr. Unſere Jugend ſpielt gegen Amicitia A⸗Jugend um 10 Uhr auf dem Sportfeld an der Lorſcherſtraße. Wir appellieren an unſere Mitglieder Grundſtückseigentümer, die dieſen Vorſchriften zu⸗ widerhandeln und die Straßen und Goſſen überhanpt nicht oder nicht porſchriftsmäßig reinigen, beweiſen ge⸗ genüber ihren Volksgenoſſen eine Rückſichtsloſigleit und verſchandeln das Straßenbild in beſonderem Maße. Um dieſem Mißſtand zu begegnen ſind die Polizeiorgan⸗ angewieſen, jeden Zuwlberhandelnden im allgemeinen ordnungs- und perlehrsſicherheitspolizeiliche n Intereſſe unnachſichtiich zur Anzeige zu bringen. Viernheim, den 28. Oktober 10387 Weinheimerstraße 62 Melge agg in dieſer Zeitung ſind Ihnen ſtets Lale Heller die kluge Wäſcherin 0 2* empfiehlt daß man mit Herne ee Sil die wäſche ſpült/ Gemeimdekaſe N Montag, ben 1. November 1937 werden ausbezahlt: 4 3 f i 1. Die Familienunterſtützungen an Angehörige der Wehrmacht und des Ril D. während der Ablichen Zahlſtunden von 8—12 Uhr, 2. die ungen an die Klein- und Sozial⸗ rentner nachmittags von 3—5 Uhr. Andere Vor⸗ ſprachen ſind zwecklos. Gemeinde Viernheim Der Kaſſenverwalter. Freiw. Jeuerwehr e. N. Piernheim Am Sonntag, den 81. 10. 1037, pprm. 10 Uhr findet eine Uebung der Freiw. Feuerwehr mit Pflichtmannſchafr Jahr⸗ gang 1918 ſtatt. Geräteexerzieren und Unterweiſun Die Qualität iſt entſcheidend Wählen Se: Die Vereinsführung — Pro Marin Decker G. m. b. H. Mannhelm. N 2. 12 5— und bitten um zahlreichen Beſuch dieſer Spiele. 4 Fußexerzieren. Ich erwarte vollzäh iges Handball: Morgen nachmittag 1 Uhr Trainingsſpiel Erſcheinen aller die es betrifft. Unentſchuldigtes Fahlen der 1. und 2. Mſchft. Aufſtellungen wie am letzten — 5 dem Kreisamt a fanden des 0 Sonntag. Teilnahme und Pünktlichkeit iſt Pflicht! Kempf, Hauptbrandmetſter Unermüdlich ſind abertaufend gönde für das iw. taug. Wo erfüllf du deine pflicht! Große Karnevals. Geſellſchaft Viernheim Am Sonntag nachm. 2 Uhr findet im Lokal zum Ratskeller eine wichtige Mitgliederverſammlung ſtatt Elferräte, Prinzengarde und Vorſtandsmitglieder kurz vorher Beſprechung. Alle Mitglieder werden dringend erwartet. Der Vorſtand ö 2— —ͤ——— q „Deutscher Haser OEG. ⸗ Bahnhof Fernſprecher 10 Samstag und Sonntag wie immer mit Allem gerichtet. 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