— wolltet . beige ag. Len „Vornz 1. Aut: im Aa, t. it e — 1 15 Amtsblatt der Bürgermeisterei Viernheim Erſcheinungswelſe: Täglich ausgenommen an Sonntagen und Bezugspreis: Ins Haus gebracht monatlich 1.60 RM einſchließlich otenlohn, durch die Poſt monatlich 1.60 NM ausſchließlich Beſtellgeld. Einzelnummer 10 Rpfg Nummer 256 eiertagen. Mittwoch S2 ternheimer Volkszeilung Verkündigungsblatt der NSDd AN. Bernheim Anzetgenprets: Grundpreis für 1mm Höhe und 22 mm Breite 8 Ryfg, im Text; . ĩͤ r den 3. Norember 1937 teil für 1mm Höbe und 67 mm Breite 15 Nfg. Zur Zeit iſt Anzeigenpreisliſte Nr. 6 gültig Geſchäftsſtelle Viernheim Bismarckſtr. 13. Fernſpr. 153. PSK. L'hafen 15101 K ͤ é ˙³˙... 13. Jahraang Franco rechnel mit baldigem Kriegsende der ſpaniſche Slaatschef ſagl den„verlikalen Juſammenbruch“ der Bolſchewiſten voraus deutſche Kolonialanſprüche berechtigt Die Londoner Beſchlüſſe die hallung 30wjelrußlands ſoll geklärk werden San Sebaſtian, 3. Nov. Die in San Sebaſtian erſcheinende Zeitung „La Voz de Eſpana“ veröffentlicht in ihrer Dienstagnummer eine kurze Unterredung ihres Kriegsberichterſtatters mit dem ſpaniſchen Staatschef Franco. Auf die Frage des Be⸗ richterſtatters, ob das Kriegsende bald zu er⸗ warten ſei, erklärte General Franco u. a., daß man natürlich noch nicht genau angeben könne, wann der Krieg beendet ſein werde. Jedoch könne man als ſicher annehmen, daß dieſer Tag viel näher iſt, als man annimmt oder glaubt. Der Krieg werde durch den„verti⸗ talen Zuſammenbruch“ der Bolſche⸗ wiſten, deſſen Anzeichen bereits zu erkennen ſeien, liquidiert werden. Oft täuſchten die äuße⸗ ren Anzeichen über den geheimen Zer⸗ ſtörungsprozeß, der meiſt unbemerkt vor ſich gehe. Das ſei alles, was er augenblicklich ſagen könne. England beruft Schiffe ab London, 3. Nov. Nach dem Fall von Gijon, womit die ganze nordſpaniſche Küſte in die Hände der natio⸗ nalen Regierung gefallen iſt, hat ſich nunmehr auch die engliſche Regierung entſchloſſen. den Kommandanten des 2. Kreuzergeſchwaders. Calvert, und die britiſchen Flotteneinhei⸗ ten aus den nordſpaniſchen Gewäſſern abzube⸗ rufen. Der Kreuzer„Southampton“ ver⸗ ließ bereits am Montag Nordſpanien und ging nach Portland in See. Die zwei Zerſtörer „Electra“ und„Escort“ werden vorläufig noch in den nordſpaniſchen Gewäſſern belaſſen. Danzig verbieler Parleigründungen Danzig, 3. November. Der Danziger Gauleiter Albert Forſter ſprach am Montagabend in mehreren überfüll⸗ ten Verſammlungen über die volitiſche Lage. Er teilte dabei mit. daß er am 28. Oktober beim Führer geweilt habe, und überbrachte unter toſendem Jubel der Anweſenden die Grüße Adolf Hitlers an Danzig. Im weiteren Verlauf ſeiner Ausführungen betonte Forſter, daß in den nächſten Wochen in Danzig eine Verordnung erlaſſen werde. derzufolge jede Neugründung von Par⸗ teien im Danziger Freiſtaat ver⸗ boten werde. Die Zeit der Parteien iſt vor⸗ über, die der Gemeinſchaft angebrochen. Wenn Wahlen in Danzig kommen würden, dann würde es im Danziger Volkstag nur Braun ⸗ hemden geben, und als einzige Ziviliſten würden nur die Polen vertreten ſein. Nach der im vorigen Monat erfolgten Auflöſung des Zentrums wollten die Nationalſozialiſten in Danzig einen dicken Strich unter alles machen. was geweſen iſt. Es werde daher in der nächſten Woche im Danziger Volkstag ein Am neſtiegeſetz ver⸗ abſchiedet. Ferner kündigte Gauleiter Forſter ein Staatsiugendgeſetz an ſowie Ge⸗ ſetze, die eine weitere innere Angleichung Danzigs an die im Reich beſtehenden Ge⸗ ſetze bringen würden. Es werde bald eine Zeit kommen, dann werde die Flagge des Drit⸗ ten Reiches auch die Staatsfahne der Freien Stadt Danzig ſein. Auf die Judenfrage eingehend, betonte Gauleiter Forſter. daß es vor allem notwendig ſei, daß deutſche Hausfrauen nicht mehr bei Juden Einkäufe machten. Rudolf heß in Sizilien Die Parteiabordnung an den deutſchen Kaiſergräbern in Palermo Nom, 3. Nov. Der Stellvertreter des Führers traf am Dienstag früh mit dem Zug in Paler⸗ mo ein. Am Vormittag wurde eine Fahrt zu ſchluß dieſer Fahrt bildete ein Beſuch des Do⸗ mes von Palermo, in dem die Abordnung der NSDAP. einige Minuten des Gedenkens am Grabe der Hohenſtaufen⸗Kaiſer Heinrich VI. und Friedrich II. verbrachten, die hier vor ſie⸗ ben Jahrhunderten ihre letzte Ruheſtätte ge⸗ funden haben. Der Aufenthalt in Palermo dauerte nur wenige Stunden. Im Hafen hatte der italieniſche Zerſtörer„Fulmine“ angelegt, um die deutſchen Gäſte in mehrſtündiger Fahrt an der Küſte Siziliens entlang durch die Straße von Meſſina nach Taormina zu bringen, wo Rudolf Heß in den Abendſtunden des Dienstag eintraf. heule Nennmächlekonferenz Brüſſel, 3. November. Die Neunmächtekonferenz wird am heutigen Mittwochvormittag 11 Uhr im Brüſſeler Aka⸗ demiepalaſt von dem belaiſchen Außenminiſter Spaak in Anweſenheit von 19 Delegationen er⸗ öffnet werden. Man nimmt an, daß die Kon⸗ ferenz etwa drei Wochen dauern wird. Einigung in London Italien rechnet mit Außenminiſter Eden ab Rom, 3. November. Die an Italien gerichteten Worte Edens ſind, wie die vffiziöſe„Informazione Diplomatica“ betont, in den verantwortlichen römiſchen Krei⸗ ſen Gegenſtand ganz beſonderer Beachtung.— „Italien hat“, ſo führt die„Informazione Di⸗ plomatica“ aus,„in den Augen des engliſchen Miniſters die dreifache Schuld, im Weltkriege an der Seite der Alliierten gekämpft und den gemeinſamen Sieg realiſiert zu haben, ferner ſeine nationale Einheit verwirklicht und in Afrika allein mit eigenen Mitteln und mit eige⸗ nem Blut ein Imperium erobert und ſchließlich für das deutſche Volk ein Wort der Gerechtig⸗ keit geſprochen zu haben.“ „Was Italien in Afrika erreichte, ſeien, wie in den gleichen römiſchen Kreiſen betont wird, gegenüber der Aufteilung des großen deutſchen Kolonialreiches durch England und Frankreich lächerliche Gegenleiſtungen gewe⸗ ſen. Dex Wert dex von England abgetretenen 91 000 Quädratkikémeter des Djuba⸗Landes ſei ohne Sowjelrußland deulſchlund und Talien beweiſen erneul ihren Friedens willen London, 3. Nov. Auf der Dienstagſitzung des Hauptunteraus⸗ ſchuſſes des Nichteinmiſchungsaus⸗ ſchuſſes wurde eine Einigung erzielt. Der Vollausſchuß wurde am Donnerstag 15.50 Uhr nur zuſammengerufen, um die vom Unter⸗ ausſchuß beſchloſſene Empfehlung zu behandeln. Dieſe Empfehlung des Hauptunterausſchuſſes ſteht vor, erſtens, daß der Entſchließungsent⸗ wurf für die Behandlung der Freiwilli⸗ genfrage von sämtlichen Mächten angenommen werden ſolle: zweitens. daß der Vorſitzende des Hauptunterausſchuſſes ermäch⸗ tigt werden ſoll, ſofort an die ſpaniſchen Par⸗ teien heranzutreten. um ihre Zuſtimmung zu dem Entſchließungsentwurf zu erhalten. Er ſoll dabei die Haltung der einzelnen Staaten zu dieſem Entſchließungsentwurf den beiden ſpa⸗ niſchen Parteien bekanntgeben. In der Zwiſchen⸗ zeit ſoll der Hauptunterausſchuß die konkreten Fragen, die ſich aus dem Entſchließungsentwurf zur Behandlung des Freiwilligenproblems er⸗ geben, weiter fördern. Ferner ſoll geprüft werden, welche Folgerun⸗ gen ſich aus der Tatſache ergeben, daß eine Macht, nämlich Sowietrußland, der Ge⸗ währung von Kriegsführendenrechte nicht zu⸗ ſtimmt, damit die erforderlichen Maßnahmen getroffen werden können, um den Entſchlie⸗ zungsentwurf zu verwirklichen. Es iſt alſo ausdrücklich feſtgelegt worden, daß die Hal⸗ tung Sowjetrußlands geklärt werden muß, und daß eine Kompenſation für eine ſow⸗ jetruſſiſche Nichtgewährung von Kriegführenden⸗ rechten feſtgelegt werden muß, bevor der Ent⸗ ſchließungsentwurf endgültig angenommen wird. Enthüllung eines Grabſteins für Generaloberſt Hans von Seeckt In Anweſenheit des Oberbefehlshabers des Heeres Generaloberſt Freiherr von Fritſch wurde auf dem Invalidenfriedhof ein Grabſtein für Generaloberſt von Seeckt enthüllt.— Der Oberbefehlshaber des Heeres Generaloberſt den geſchichtlich intereſſanteſten Stätten der tra⸗ ditions teien Stadt unternommen. Den Ab⸗ legung am Grabſtein. Freiherr von Fritſch bei der Kranznieder⸗ (Weltbild, Zande n) ſehr fraglich. Die von Frankreich abgetretenen 114000 Quadratkilometer ſeien nach authen⸗ tiſcher Feſtſtellung Wü ſt e, für die in Sachen der italieniſchen Rechte in Tunis eine entſpre⸗ chende Gegenleiſtung gegeben wurde, um die die franzöſiſche Regierung bis zum äußerſten feil⸗ ſchen wollte. Und das alles habe nach den feierlichen Kolonialverpflichtungen ſtattgefun⸗ den, die Frankreich und England im Londoner Vertrag gegenüber Italien eingegangen waren, als es ſich darum handelte, den Eintritt Ita⸗ liens in den Krieg ſicherzuſtellen. Was ſchließ⸗ lich Aethiopien betreffe, ſo ſei es von Italien ganz allein erobert worden gegen alle und ins⸗ beſondere gegen die früheren Alliierten. Das Foreign Office, in deſſen Archiven Herr Eden die ausgiebigſte Dokumentation deſſen finden könne, was er und die engliſche Regierung taten. um das faſchiſtiſche Italien auf ſeinem Wege aufzuhalten, ſei geradezu die letzte Stelle, die in dieſer Frage die Stimme erheben dürfe. „Die von Herrn Eden angeführten Doku⸗ mente haben daher keinen Wert. Italien kann nach freien Stücken ein ſelbſtloſes Urteil über die gerechten Kolonialanſprüche des Reiches abgeben, gerade weil Italien Deutſchland nichts weggenommen hat.“ Verſtoß gegen den neuen Geſſt Rom, 3. November. Unter Ueberſchriften wie„John Bull bleibt ſich immer gleich“,„Höchſt verwunderliche bri⸗ tiſche Beweisführung gegenüber den deutſchen Kolonialanſprüchen“ befaßt ſich die römiſche Abendpreſſe mit Edens Unterhausrede, die, wie der Außenpolitiker der„Tribuna“ erklärt, ein Dokument jenes kindlichen Ggoismus darſtelle, der ein Weſenszug des engliſchen Tem⸗ peraments ſei. Eden glaube wohl, Italien den Mund für immer verbieten zu können. Der britiſche Außenminiſter habe offenbar vergeſſen oder vergeſſen wollen, daß die deut⸗ ſchen Kolonien Mandatsgebiete ſind, d. h., daß ſie nicht ein Teil der eigenen Beſitzungen Englands und Frankreichs ſind, ſondern Ge⸗ biete, die ihrer endgültigen Zuteilung harren und nur im Auftrag des Völkerbundes zeit⸗ weilig unter engliſcher bezw. franzöſiſcher Verwaltung ſtehen. „Dritte Mächte haben alſo das Recht, die ehe⸗ maligen deutſchen Kolonien als Gebiete anzu⸗ ſehen, die nicht Großbritannien und Frankreich gehören und ſich für ihre Beſtimmung zu intereſ⸗ ſieren.“ Eden ignoriere vollkommen den Geiſt des neuen Europa und ahne nicht ein⸗ mal, daß der Mythos der Allmacht Englands wohl noch jenſeits des Kanals lebendig, jedoch in der ganzen übrigen Welt im Sinken ſei. Abſage an Moskau Bukareſt. 3. November. Der Vizepräſident der rumäniſchen Regie⸗ rung. Miniſter Inculetz. nahm in Kiſchi⸗ new, der Hauptſtadt Beſſarabiens. zu einer Beſchwerde Stellung die über das Erſcheinen von ſieben ruſſiſchen von Juden herausgege⸗ benen Zeitungen in Beſſarabien. an ihn ge⸗ richtet worden war. Er erklärte, daß 20 Jahre nach der Wiedervereiniaung Beſſarabiens mit Rumänien das ruſſiſche Schrifttum hier keine Daſeinsberechtiauna mehr habe. Er werde die⸗ ſe Frage daher dem nächſten Miniſterrat vor⸗ 9 Fonderſtempel „Bolſchewismus ohne Maske“ Berlin, 3 November Anläßlich der Großen Antibolſchewiſtiſchen Ausſtellung 1937„Bolſchewismus ohne Maske“ vom 6. November bis 19. Dezember 1937 im Reichstagsgebäude wird bei dem Poſtamt Ber⸗ lin NW. Reichstag, das für die Dauer der Ausſtellung als Sonder⸗Poſtamt gilt, ein Son⸗ derſtempel mit der Inſchrift„Berlin⸗Reichstag Große Antibolſchewiſtiſche Ausſtellung Bolſche⸗ wismus ohne Maske 6 11. bis 19. 12. 1937“ und dem Unterſcheidungsbuchſtaben a ver⸗ werdet. 1 . ((((———.. 5 . 8 war bis 1932 das Verhältnis Der Garant des deutſch⸗polniſchen Ausgleichs fünf Jahre im Amt Auch in Deutſchland gedachte man mit freund⸗ lichen Empfindungen am 2. November des pol⸗ Zischen Oberſten Beck, der an dieſem Tage fünf ahre einem verantwortungsvollen Amt iſt. „Gedenken gilt gleicherweiſe der ſympathi⸗ 1 Perſönlichkeit des einſtigen Legionärs und Anpfgenoſſen des Marſchalls Piſudſki, der die iſche ſoldatiſcher Auffaſſung in die Räume des Palais Brühl in Warſchau hineintrug, wie der klugen und überlegten Politik, die er dort betrieb und die Polens Stellung in Europa, ge⸗ meſſen an der von ſeinen Vorgängern verfolg⸗ ten, wandelte. Oberſt Beck hat nicht nur in der Kampfzeit, in der es um den Aufbau des polniſchen Staats- weſens ging, an der Seite Pilſudſkis geſtanden, ſondern dieſer hat ihn auch zu ſeinem engſten 2 itarbeiter gemacht, als er in der überragenden Stellung ſeiner ſchon bei Lebzeiten faſt legen⸗ där gewordenen Autorität ordnend in die in⸗ neren Verhältniſſe Polens eingriff. Als Pil⸗ judſti im Jahre 1930 als Nachfolger Slaweks oſt das Miniſterpräſidium übernahm. holte er Beck als Gehilfen. Er wollte als die ideen⸗ gebende Kraft über dem neuen Kabinett ſtehen, zieh aber nicht um alle Einzelheiten, die die Bürde des neuen Amtes mit ſich brachte, küm⸗ mern müſſen. Die politiſchen Gedanken Becks haben ſich in jener Zeit offenbar an denen ſei⸗ nes großen Meiſters geſchult, und es iſt kein Zufall, daß bald, nachdem Pilſudfki im Jahre 1932 die ſoldatiſchen Beziehungen, die ihn mit der ſeit 1919 in Polen ſtationferten franzöſi⸗ ſchen Militärmiſſion verbunden hatten, löſte, der damalige Außenminiſter Zaleſki ſeinen Rücktritt erklärte und der Staatspräſident, dem Vor⸗ ſchlage des Marſchalls folgend. am 2. Novem⸗ ber 1932 den Oberſten Beck als Leiter der pol⸗ niſchen Außenpolitik berief. Geſchichtlich be⸗ trachtet, bedeutet dieſer Tag eine Richtungsän⸗ derung der europäiſchen Politik Polens. Sie ſegelte bis dahin in der Gefolaſchaft Frankreichs und derjenigen Kräfte, die Paris vor ſeinen Wagen geſpannt hatte. Mit dem Einzug Becks in das Palais Brühl beginnt die Politik der Unabhängigkeit. die allein an den eigenen In⸗ tereſſen Polens orientiert iſt. Die Anerken⸗ nung Polens als europäiſche Großmacht iſt ein Ergebnis dieſer Kursführung. Bald nach ſeinem Amtsantritt hielt Beck im Auswärtigen Ausſchuß des Sejm eine Rede, in der er ſich auffällig vom Völkerbund diſtanzierte. Das waren neue Töne, die man aus Warſchau bis dahin nicht gehört hatte. Beck hat dieſe Einſtellung beibehalten. Ohne daß er eine aggreſſive Politik gegen den Völkerbund betrieben hätte, iſt ſeine abſolute Kühlheit gegen Genf, ſeine kritiſche Unabhän⸗ gigkeit gegenüber dem, was dort am Ratstiſch vor ſich geht, immer deutlicher in die Erſchei— nung getreten. Im Februar 1933 bereits ſprach er das Wort:„Die Arbeiten des Völkerbundes ſind für Polen nicht frei von Schwierigkeiten, da man ihn für Zwecke mißbraucht, die mit den Zielen der Organiſation nichts zu tun haben.“ Und im übrigen kennzeichnete er die Richtung, in der er ſich zu bewegen gedachte, mit dem Satz: „Polen wird nicht dulden, daß es ein Spielball in der Hand anderer iſt.“ Man hat damals in Paris ganz deutlich empfunden, daß das eine leiſe Loslöſung von der unbedingten Gefolgſchaft gegenüber Frankreich bedeutete, auch wenn das franzöſiſch⸗polniſche Bündnis ſa bis auf den heutigen Tag weiter beſteht und in Warſchau zweifellos ernſt genommen wird. Aber der pol⸗ niſche Außenminiſter Beck iſt der Meinung, daß itber ſeine Anwendung in den Polen intereſſie⸗ renden Fragen in Warſchau und nicht in Paris entſchieden werden muß. Als er im Septem⸗ ber 1933 ſeinen erſten Beſuch bei der franzö⸗ ſiſchen Regierung macht, vertritt er mit vollem Bewußtſein den Anſpruch auf Gleichberechtigung. Der kritiſche Punkt der polniſchen Politik zu Deutſchland. Beck hat ihm in ſeiner Sejm⸗Rede vom 1 8 1933 ein paar vorſichtige, alles offenlaſſende, aber auch nichts verbauende Worte gewidmet: „Unſer Verhältnis zu Deutſchland und den deutſchen Angelegenheiten wird genau dasſelbe ſein wie das Verhältnis Deutſchlands zu Polen.“ Kurz vorher war in Deutſchland Adolf Hitler an die Macht gekommen. Die Beziehungen des Reiches zu den es umgebenden Staaten wurden in neuen Perſpektiven geſehen. Was Polen an⸗ betrifft, ſo hätte Adolf Hitler ſich ungefähr in dem gleichen Sinne äußern können, wie Oberſt Beck es tat. Es iſt der Grundſatz der abſolu⸗ ten Gegenſeitigkeit, der aus dieſen Worten ſpricht und der nun in die deutſch⸗pol⸗ niſche Politik Eingang fand. Mit dem Erfolge, daß am 26. Januar 1934 jenes deutſch⸗polniſche Abkommen unterzeichnet wurde, mit dem Deutſchland die vom Führer immer wieder propagierte Methode zweiſeitiger, auf der ſorg⸗ fältigen Abwägung der Intereſſenlage der be⸗ teiligten beiden Staaten baſierten Abmachun⸗ gen befolgte. Dieſes Abkommen wäre kaum mög⸗ lich geweſen, wenn er beim polniſchen Außen⸗ miniſter Beck nicht Verſtändnis für dieſe im Ge⸗ genſatz zu der die Köpfe in Europa benebelnden Lehre von der allein ſeligmachenden Kraft der Kollektivverträge gefunden hätte. Die Politik Becks hat immer in der Front der Ablehnung ſolcher die Geſamtlage Europas verhängnisvoll komplizierender Kollektivpakte geſtanden. 4— Kleine Nachrichlen Am Dienstag fand eine Tagung der Leiter der Reichspropagandaämter ſtatt, in der u. a. Gruppenführer Heidrich über die Zuſammen⸗ arbeit zwiſchen den Aemtern des Sicherheits⸗ dienſtes und den Dienſtſtellen des Reichsmini⸗ ſteriums für Volksaufklärung und Propaganda ſprach. Den Abſchluß der Tagung bildete eine Rede des Reichsminiſters Dr. Goebbels über eine Reihe von Problemen innen⸗ und außen⸗ olitiſcher Art. 0 Die Bank von Danzig hat der Jewiſh Public Bank A.⸗G die Rechte einer Deviſenbank ent⸗ zogen. Die Leiter dieſer jüdiſchen Bank wurden wegen Deviſenvergehens verhaftet. 5 Unter den Pariſer Kohlenträgern iſt am Die Reichspreſſeſtelle der NSDAP. teilt mit: Nun jährt ſich wieder der Tag, an dem vor 14 langen Jahren die Sturmſoldaten der jungen Partei antraten zu jenem Marſch an der Feld⸗ herrnhalle, der die Ketten der deutſchen Not und Sklaverei brechen ſollte, und ſein ſcheinbares Ende fand, als 16 Nationalſozialiſten in den Salven vor der Feldherrnhalle in München ihr Leben aushauchten und ihr Blut die Fahne tränkte. Doch der Glaube an Adolf Hitler, die Liebe zu Deutſchland und das Wiſſen um den Opfertod der Kameraden machten die Partei und des Führers Gefolgsmänner unbeſiegbar, daß Terror und Lüge, Haß und Verleumdung, Blut und Tod an ihnen abprallten und alle Waffen des Gegners nerſagten. Wenn nun um die Mitta sſtunde des 9. No⸗ vember wie damals vor 14 Jahren die Männer jenes denkwürdigen Tages wieder antreten zum Marſch durch die gleichen Straßen, wenn dic Namen der 300 gemordeten Kameraden die Tage und Wochen der Kampfzeit in uns wach rufen, dann vereint dieſer Marſch ganz Deutſch⸗ land, Männer und Frauen, Buben und Mädel, zum Dank an die Toten der Bewe ung, ſammelt ſie zur Stunde der Beſinnung und Verpflichtung. Jur Teilnahme am Marſch werden hiermit eingeladen: a) ſämtliche Blutordensträger und ſämtliche Inhaber des grünen mit Lichtbild verſehe⸗ nen Tauerauspweiſes l(einſchließlich der An⸗ gehörigen der Wehrmacht und der Polizei, ſoweit ſie im Beſitze des Blutordens oder des Dauerausweiſes ſind): b) die Reichsleiter der NSDAP.: c) die Gauleiter der NSDAP., d) die Obergruppenführer und Gruppenführer der SA., f, N SK., NSF. e) die Hauptdienſtleiter und Hauptamtsleiter der Reichsleitung der NSDAP., f) die Arbeitsgauführer des Reichsarbeits⸗ dienſtes. Die Bekleidung Für die unter Ziffer a) aufgeführten Teil⸗ nehmer(für Wehrmacht und Polizei gilt der von den zuſtändigen Wehrmachts⸗ bezw. Poli⸗ zeidienſtſtellen angeordnete Dienſtanzug) iſt ausnahmslos bindend wie folgt vorgeſchrieben: Braunhemd ohne alle Abzeichen(keine Kra⸗ genumrandung, Fangſchnüre etc.), brauner Bin⸗ der, zu dem die Parteigenoſſen das Parteiab⸗ zeichen tragen, braune Stiefelhoſe, ſchwarze Marſchſtiefel laußer braunen Hoſen ſind für 1937 ausnahmsweiſe noch zugelaſſen: ſchwarze Hoſe mit ſchwarzen Stiefeln: zu braunen Ho⸗ ſen ſind für 1937 noch ausnahmsweiſe zugelaſ⸗ ſen: braune Stiefel), braunes Koppel ohne Schulterriemen. Armbinde von 1923. Blutordensträger tragen hierzu den Blutor⸗ den am Band an der rechten Bruſttaſche. Das Tragen der neu zur Ausgabe gelangen— den Windjacken und Mützen Modell 1923 beim Erinnerungsmarſch ſelbſt wird vom Führer von Fall zu Fall befohlen. An der Windjacke iſt weder der Blutorden noch ſonſt ein Orden oder Abzeichen zu tragen, jedoch die Armbin⸗ de. Wird das Anlegen der Windſfacke befohlen. ſo iſt überzuſchnallen. Wer dieſen Vorſchriften nicht entſpricht, kann zum Erinnerunasmarſch nicht zugelaſſen werden die Gliederung des Juges geſtaltet ſich wie folat: a) Gauleiter Julius Streicher. b) Blutfahne, e) der Führer, begleitet von ſeinem Stell— vertreter Rudolf Heß mit der biſtoriſchen Spit⸗ der Marſch vom 9. November Ganz Deulſchland nimmt im Geiſt am hiſloriſchen Jug leil d) Marſchblock der Blutordensträger. e) Marſchblock der Dauerausweis⸗Inhaber. ) Marſchblock der Blutordensträaer und Dauerausweis-Inhaber der Wehrmacht und Polizei. a) Marſchblock der Reichsleiter. Gauleiter. ſtellvertretende Gauleiter, Oberaruppenführer und Gruppenführer der SA.. NSgK. und NS. Obergebietsführer und Gebietsführer der HJ., Haupddienſtleiter und Hauptamtslei⸗ ter der Reichsregierung. Arbeitsgauführer des Reichsarbeitsdienſtes. h) Marſchblock der Ehren formationen der Gliederungen der Partei Die Aufſtellung der Marſchblocks zu d) mit ) erfolat auf geſonderten Bereitſtellunasplät⸗ zen um 9 Ubr vormittaas Um 11.45 Uhr ſteht der ganze Marſchzua aufaeſtellt in der Ro⸗ ſenheimer Straße am Büraerbräukeller. Der Zug nimmt folgenden Marſchweg: Roſenheimer Berg— Ludwigsbrücke— Zwei⸗ brückenſtraße— Iſartor⸗Tal— Alter Ratbaus⸗ bogen— Marienplatz— Weinſtraße— Thea⸗ tinerſtraße— Peruſaſtraße— Reſidenzſtraße— Odeonsplatz— Briennerſtraße— Königlicher Platz. An dieſem Marſch nimmt ganz Deutſchland im Geiſte teil ö Denn dieſer Zus war der erſte Verſuch, Deutſchland zu befreien, dieſer Marſch und dieſe Opfer waren die erſten Meilenſteine zum Siege. Wobl wird der Zug der Alten Garde, der Marſchblock der Träger des Plutordens von Jahr zu Jahr mehr gelichtet durch den Tod. aber die Reihen bleiben geſchloſſen. denn im Geiſte jener Männer des 9. November 1923 marſchiert heute Deutſchlands Jugend. In ihr aber leben unſere Toten. Amt für den 8./9. November 1923. Chriſtian Weber. Gleichzeitig ergeht folgende Einladung: Am 8. November 1937, abends 19,30 Uhr, findet im Bürgerbräukeller Geſamtappell der Alten Garde vom 9. 11. 1923 ſtatt. Zur Teilnahme an dieſem Appell, bei dem der Führer zu ſeiner Alten Garde ſprechen wird, ſind eingeladen: a) ſämtliche Blutordenträger und ſämtliche In⸗ haber des grünen Dauerausweiſes, b) die Hinterbliebenen der 16 Gefallenen, c) die perſönlichen Gäſte des Führers, d) die Reichsleiter der NSDAP., e) der ſtellvertretende Gauleiter des tionsgaues. Außer dem unter Ziffer a) bis e) aufgeführ⸗ ten Perſonenkreis hat niemand Zutritt in den großen Saal des Bürgerbräukellers. Saalöffnung 18 Uhr. Bis 19,20 Uhr müſſen die Plätze eingenommen ſein. Der Anzug für den unter Ziffer a) geladenen Perſonenkreis iſt der gleiche, wie er für die Teilnahme am Erin⸗ nerungsmarſch am 9. 11. 1937 bindend vorge⸗ ſchrieben iſt. Wer dieſer Vorſchrift nicht ent⸗ ſpricht, kann nicht zugelaſſen werden. Die Gauleiter und ſtellvertretenden Gaulei⸗ ter, die Obergruppenführer und Gruppenfüh⸗ rer der SA.,, NS und NSF, die Ober⸗ gebietsführer und Gebietsführer der Hitler⸗ Jugend, die Hauptdienſtleiter und Haupt⸗ amtsleiter der Reichsleitung der NSDAP., und die Arbeitsgauführer des Reichsarbeitsdienſtes vexſammeln ſich zur gleichen Zeit im kleinen (Alt⸗Münchener) Saal des Bürgerbräukellers, in den die Rede des Führers übertragen wird. Saalöffnung 18 Uhr. Bis 20 Uhr müſſen die Plätze eingenommen ſein. Amt für den 8./9. November 1923 Tradi⸗ zengruppe. Berlin, 3. November. Am Dienstag fand in Verlin die erſte Sitzung der„Arbeitsgemeinſchaft für die deutſch⸗italleniſchen Rechts be⸗ ziehungen“ innerhalb der Akademie für Deutſches Recht ſtatt. f Die Arheitsgemeinſchaft geht zurück auf An⸗ regungen des italieniſchen Juſtizminiſters Dr. Sol mi und des Präſidenten der Akademie für Deutſches Recht, Reichsminiſter Dr. Frank. Ihr Ziel iſt die Vertiefung der Kenntniſſe des Rechtslebens in Deutſchland und Italien ſowie die Förderung der faſchiſtiſchen und national⸗ ſozialiſtiſchen Rechtsidee. Zur Konſtituierung der Arbeitsgemeinſchaft waren u. a. erſchienen: Der italieniſche Juſtizminiſter Dr. Sol m i, der italieniſche Botſchafter in Berlin, Prof. Atto⸗ ico, der Kabinettschef des italieniſchen Ju⸗ ſtizminiſteriums Coſſentinod, Prof. Co⸗ ſtamagna. Von deutſcher Seite waren an⸗ weſend: Der Präſident der Akademie für Deut⸗ ſches Recht, Reichsminiſter Dr. Fran k, die Staatsſekretäre v. Mackenſen, Kön g 8, Dr. Sſchintzſch. Dr. Schlegelberger und Dr. Freisler, der Präſident des Volks⸗ gerichtshofes, Staatsminiſter a. D. Dr. T hie ⸗ rack, Miniſterialdirektor Dr. Gaus und Ge⸗ ſandter Stie ve. Reichsminiſter Dr. Frank eröffnete die Sitzung mit einer Anſprache, in der er u. a. ausführte: Zwiſchen den deutſchen und italieni⸗ ſchen Rechtsſchulen beſteht ſeit Jahrhunderten eine innige Beziehung und wir können uns nur dankbar der großen Rechtsdenker der italieni⸗ ſchen Nation erinnern, die gerade der deutſchen Rechtswiſſenſchaft ſtarke Anregungen, große Ge⸗ danken, methodiſche Klarheit und Begriffserllä⸗ rung auf allen Gebieten des Rechts übermittelt Dienstag ein Streik ausgebrochen, von dem bis jetzt mehrere Hundert Mann erfaßt wurden. der Führer— Ausgangspunkt Gemeinſamkeik nalionalſozialiſtiſchen und faſchiſliſchen Rechlsdenkens haben. Gruppe in dieſer 0 Chriſtian Weber Viele Jahrhunderte hindurch war ſo das römiſche Recht für unſere Auffaſſung beſtim⸗ mend. Aus den unzerſtörbaren Kraftquellen unſeres eigenen deutſchen Volkserlebens her⸗ aus mußte aber ſchließlich ein eigenes, vülki⸗ ſches, geſchichtsverbundenes Recht erſtehen. Zwiſchen faſchiſtiſchem und nationalſozialiſti⸗ ſchem Rechtsideal iſt eine ganz große Lebens⸗ und Schickſalsgemeinſchaft. Maßgebend ſollen für unſere Arbeit die Lebens⸗ notwendigkeiten und gleichgerichteten Weltan⸗ ſchauungen unſerer Völker ſein. Als gemein⸗ ſame Ausgangspunkte für unſere Zuſammenar⸗ beit ſehe ich folgendes: Die Rechtsordnungen des Nationalſozialismus und des Faſchismus lehren nicht nur den Vorrang der Gemeinſchaft des Volkes vor dem Einzelnen, ſondern ſetzen ihn auch in die Tat um. Ordnung und Diſzip⸗ lin ſind ferner die Vorausſetzungen für eine heroiſche Geſchichtsgeſtaltung unſerer Völker. Die Entſcheidung über das Schickſal der Ge⸗ meinſchaft trifft nicht die Zufallsmehrheit eines Parlaments, ſondern der von der Vorſehung berufene Führer. der Gedanke des Führers, der Gedanke des Duce als Ausgangspunkt der Rechtsordnung und Rechtswahrung iſt das Ent⸗ ſcheidende, was uns ſchärfſtens von der libera⸗ liſtiſchen, parlamentariſchen Anſchauung der an⸗ deren Welt trennt. Zum Schluß ſeiner Anſprache gab der Präſi⸗ dent der Alademie für Deutſches Recht. Reichs. miniſter Dr. Frank bekannt, daß er im Einver⸗ nehmen mit dem Reichsſuſtizminiſter Dr. Gürt⸗ ner den Präſidenten des Volfsgerichtshofs, Dr. Thie rack, zum Vorſitzenden der deutſchen 8 Arbeitsgemeinſchaft ernannt Ausleſe der Beſten Berlin, 3. November. Im Reichstaasſitzunasſaal in der Krolloper hielt geſtern vormittag der für den demnächſt beginnenden„Berufs wettkampf aller ſchaffen⸗ den Deutſchen 1938“ gebildete Reichsous⸗ ſchuß ſeine erſte Sitzung ab. Entſpre⸗ chend der Zuſammenſetzung des Ausſchuſſes ſah man weit über tauſend führende Perſön⸗ lichkeiten der Bewegung und ihrer Gliederun⸗ gen, von Staat. Wehrmacht, Arbeitsdienſt und Wirtſchaft, die an der Durchführung des Wett⸗ kampfes mitwirken, unter ihnen den Reichs⸗ führer 1 Himmler und den Reichsbauernfüh⸗ rer Reichsminiſter Darré. Obergebietsführer Axmann. Er hob her⸗ vor. daß die Grundſätze für den Wettkampf der Jugendlichen im großen und ganzen auch auf die Erwachſenen übergetragen worden ſeien, vor allem hinſichtlich der totalen Auf⸗ gabenſtellung, die Weltanſchauung und Sport miteinbeziehe. Im kommenden Wettkampf würden auch die ſogenannten ungelernten und angelernten Jugendlichen erfaßt. Der Redner würdigte den Wert der reichseinheitli⸗ chen Aufgabenſtellung. die im Laufe der Zeit ein einheitliches Berufsbild ergeben werde und zum erſten Mal eine Möalichkeit ſchaffe. die Leiſtungen der Berufe untereinander zu ver⸗ gleichen. Nach dem„Morgenlied der Arbeiter“, geſun⸗ gen vom Mozart⸗Chor der Berliner H., nahm, von lebhaftem Beifall bearüßt, Reichs⸗ iugendführer Baldur v. Schirach das Wort. Er aina von der Tatſache aus, daß der Berufswettkampf den Beweis des Vorhanden⸗ ſeins einer Fülle von Werten und Anlagen in der deutſchen Jugend geliefert habe, die bis⸗ her völlia verborgen blieb und nur in unzu⸗ länalicher Weiſe zum Einſatz gelangen konnte. Die entſcheidenden Hemmungen. die der Ent⸗ faltuna der vorhandenen Talente gegenüber⸗ ſtanden, ſeien vor allem in den ſozialen Be⸗ dinaungen des Elternhauſes zu ſuchen, die oft einen Schlußpunkt der beruflichen Ent⸗ wicklung ſetzten. Eine Ueberwindung der durch die ſozialen Verhältniſſe poraeſchriebenen Grenze würde eine unendliche Bereicherung des beruflichen Könnens und der fachlichen Leiſtungshöhe zur Folge haben. Aus djieſen ſprechenden Feſtſtellungen leitete der Reichs jugendführer die unbedinate Not⸗ wendiakeit einer planmäßigen Ausleſe und Förderung der Begabten her und ſchilder⸗ te Fälle, in denen begabten Jugendlichen, die ſpäter Reichsſieger wurden, keinerlei be⸗ rufliche Aufſtiegs möglichkeiten zur Verfügung geſtellt und in denen ausgeſprochene Talente an völlia falſchen Plätzen beſchäftiat wurden. Als Sprecher der Jugend wies Baldur von Schirach unter ſtarkem Beifall nachdrücklich da rauf hin, daß in Zukunft jeder öffentlich ange⸗ prangert werden müſſe, der es wage, ſich an unſerer ſchaffenden Jugend zu verſündigen⸗ Reichsorganiſationsleiter Dr. Ley verwies in ſeiner Rede einaanas auf Deutſchlands Ar⸗ mut an materiellen Gütern. Dennoch ſeien wir das fähiaſte, fleißiaſte und darum alücklich⸗ ſte Volk der Erde. Es dürfe künftia in Deutſch⸗ land einen„ungelernten“ Arbeiter nicht mehr geben. Jede Höchſtleiſtung könne aber nur durch eine geordnete Gemeinſchaft er⸗ möglicht werden, in deren Rahmen dieſer Wettkampf für jeden tüchtigen Deutſchen, dem Armen wie dem Reichen die Bahn frei mache. Auf dem Wege dieſes Wettkampfes wird Deutſchland das ſozialſte und höchſtentwickelſte Land der Erde werden. (Wir verweiſen auf unſeren heutigen Leit⸗ artikel.) Jüd Parmal in Amſterdam verhaflel ss Amſterdam, 2. November. „Montagabend wurde auf Exſuchen der bel⸗ giſchen Staatsanwaltſchaft det berüchtigte ü ⸗ diſche Schieber Julixs Barmat durch die bolländiſche Fremdenpolizei in ſeiner Am⸗ ſterdamer Wohnung verhaftet. „Das bolländiſche Gericht wird in der nächſten Zeit über das Auslieferungsbegehren Belgiens gegen Barmat. dem Unterſchla⸗ gungen und betrügeriſcher Bankerott zur Lafl gelegt werden, zu entſcheiden haben. Die in Belgien ſeit einigen Monaten geführten Pro⸗ zeſſe im Zuſammenhang mit den Bankerotten der Norder⸗Bank und des Bankhauſes Goldsie⸗ ber u. Penſo haben bisber eindeutig die Schuld des Finanziuden Barmat an unzähligen Betrü⸗ gereien. Buchfälſchungen und Unterſchlagungen ans Tageslicht gebracht. Barmat verſtand es. von Amſterdam aus die durch ihn beeinflußten belgiſchen Banken zu leiten, ohne belgiſchen Bo⸗ den zu betreten, da bezeichnenderweiſe gegen ihn ein belgiſcher Ausweiſungsbefehl vorlag. Ferner gelang es ihm. in beiden Banken den beſtimmenden Einfluß auszuüben. ohne nach außen eine verantwortliche Stellung einzuneh⸗ men. Durch den betrügeriſchen Zuſammenbruch der belgiſchen Barmatbanken ſind unzählige kleine belgiſche Einleger geſchädigt worden. Nach Zeitungsmeldungen aus Ankara wird der derzeitige Votſchafter Sowjetrußlands in der ürkei, Karſky, der gegenwärtig ſeinen Urlaub Tatenten hat, nicht mehr nach Ankara zurück⸗ ehren. Wie aus Buenos Aires berichtet wird, ſind dort Gerüchte aus Paraguay eingetroffen wo⸗ nach das in Aſuncton, der Hauptſtadt Para⸗ quays, liegende Regiment gemeutert habe. Der Regierung ſoll es gelungen ſein, Herr der Lage zu bleiben. Nach einem anderen Bericht iſt das Schickſal der Regierung noch ungewiß. Eine Beſtätigung dieſer Meldung von anderer Seite be. liegt jedoch noch nicht vor 0 sha Neichz. Uern zar gernfüh, 8 ereicherung er fachlichen ngen ſeitete dingte Not. U und ſchilder⸗ Nerfügung ene Nalente lat wurden. Baldur von drücklich da⸗ lin ange- ſich au Wen. e betwiez chlandz Ar, moch ſeien im alüclich⸗ in deutſch⸗ nicht mehr ſber nut sche ſt et un dieſet ſchen, dem rei macht. pes wind entwichelſte igen Leit⸗ 1 denber 1 det bil bligte fü 111 Nic einet An: et fäßſten ege hte Amen . die, k en Pto⸗ nlerolten Goldie e Schuld en Betlu⸗ Alagungen tand es. influkten den Bo. zie gegen d börlag. len den e ahh uncl. mmenbtu urzäblige orden. pid der 9 in der 1 Urlau uu zurüt 35d d, fi 5 ſſen, wo- Fara⸗ dt Pede det Lab 1 t das Eine 5 6 r Seite — — Rom, 3. Nov. Die Unterhausrede des engliſchen Außenmini⸗ ſters Eden, die in ganz Italien ſchärfſtens miß⸗ billigt wird, findet auch noch das Hauptthema der römiſchen Abendblätter. Uebereinſtimmend wurden vor allem Edens befremdliche Aeuße⸗ rungen zum deutſchen Kolonilproblem ſchroff zurückgewieſen. Fünf Punkte ſeiner Be⸗ hauptungen, 0 erklärt der Direktor des„Gior⸗ nale d'Italia“ verdienen an Hand der geſchicht⸗ lichen Tatſachen richtig geſtellt zu werden: 1. Eden habe auf die Worte Muſſolinis, die Italiens Solidarität hinſichtlich der deutſchen Kolonialforderungen bekräftigten, erklärt, daß er keiner Regierung, die nicht ſelbſt zu gleichem bereit ſei, das Recht zugeſtehen könne, England 1 einem Beitrag aufzufordern.„Dieſe Phraſen, ie einen Mangel an Gedächtnis beweiſen, und einem unverfrorenen Taſchenſpielerkunſtſtück leich kommen, hat man bereits in der offiziö⸗ en franzöſiſchen Preſſe leſen können.“ Koloniallöſung— Friedensvorausſetzung Der Dute habe jedoch als aufrichtiger Freund eines tatſächlichen und nicht nur durch Worte beteuerten Friedens geſprochen. Er habe die Frage der deutſchen Kolonien verfochten, weil ihre gerechte Löſung eines der Hauptelemente des europäiſchen Friedens darſtellt. Er habe dieſe Frage mit um ſo größerem Recht vertreten, als Italien ſaubere Hände habe. Das Londoner und Pariſer Argument, daß Italien ſich zuvor verpflichten ſollte, etwas von ſeinem Eigentum an Deutſchland abzutreten, bevor es andere zur Abtretung auffordere, ſei nachgerade lächerlich, denn Italien habe Deutſch⸗ land nichts weggenommen. Italien habe pon der in den Friedensverträgen verteilten Kolonialbeute nicht den geringſten Anteil ge⸗ habt Ausſchließlich Großbritannien und Frank⸗ reich hätten ſich damals mit neuen Ueberſeege⸗ bieten übermäßig bereichert An Hand ſtatiſtiſchen Materials weiſt das i Blatt darauf hin, daß ſich England damals allein in Afrika 194100 Quadratkilo⸗ mter und im Stillen Ozean weitere 243 900 Quadratkilometer angeeignet hat, während Frankreich in Afrika 484 000 Quadratkilometer zugeſprochen erhielt. Der Raum faſt aller deutſchen Kolonien habe aber dieſen beiden Großmächten offenbar noch nicht genügt, denn ſie hätten ſich auch die Hälfte des aſiatiſchen Beſitzes der Türkei angeeignet. Großbritannien habe Paläſtina Transjorda⸗ nien und den Irak genommen, Frankreich habe ſich in den Beſitz von Syrien und des Libanon geſetzt. „Wie wenig“, fährt das Blatt fort,„berech⸗ tigt die beiden Imperien waren, ſich zum eige⸗ nen Vorteil ſo großer Gebietsteile der Türkei unter dem Vorwand, ihnen die Kultur zu bringen, zu bemächtigen— unter Beleidigung der völkiſchen Kultur— iſt durch die Nieder⸗ metzelungen und die ſchweren Unterdrückungen der Eingeborenen bewieſen, wie ſie gerade in dieſen Tagen wieder aus Paläſtina und Sy⸗ rien gemeldet werden.“ Kolonialpolilik auf zweierlei Art Während Großbritannien durch die Frie⸗ dens diktate ſeinen Kolonialbeſitz um ins⸗ geſamt 2620 000 Quadratkilometer mit 9 335 000 Einwohnern vermehrt und Frankreich den ſei⸗ nen um 922 000 Quadratkilometer mit 4325 000 Einwohnern bereichert habe, habe Italien von England durch eine Grenzregulierung an der Somaliküſte 90 000 Quadratkilometer mit 100 000 Einwohnern erhalten, die niemals in deutſchem Beſitz waren, während Frankreich 1935 einige unbewohnte Sanddünen an Italien abtrat. Die Sprache dieſer Zahlen müſſe jeder⸗ mann einleuchten. Italien, ſo betont dann der Direktor des„Giornale d'Italia“, unterſtützt das deutſche Recht gemäß ſeinen Ver⸗ pflichtungen gegenüber Europa. Italien könne nicht zu Abtretungen aufgefordert werden, weil es auch nicht den kleinſten Teil des Deutſchland entriſſenen Gebietes beſitze. Dieſe eindeutige Tatſache könne durch das leicht⸗ fertige Argument Edens und der offiziöſen fran⸗ zöſiſchen Preſſe gegenüber der geſchichtlichen und Staatsminiſter Alpers zum Generalforſtmeiſter und Staatsſekretär ernannt Der Führer und Reichskanzler hat auf Vor⸗ ſchlag des Reichsforſtmeiſters Generaloberſt Göring den braunſchweigiſchen Staatsminiſter Friedrich Alpers zum Generalforſtmeiſter und er Kolonialraub am Pranger Vas die Friedensdillale Großbritannien und Frankreich einbrachlen geographiſchen Wahrheit nicht umgedeutet wer⸗ den. Moskaus Einmiſchung erwieſen 2. Eden ſei das Eingeſtändnis entſchlüpft, daß die Valencia⸗Bolſchewiſten aus der engliſch⸗franzöſiſchen Seepatrouille den größten Nutzen gezogen haben. Sein Geſtändnis ſei aber unvollſtändig, denn er habe die großen Lie⸗ ferungen über die Pyrenäen⸗Grenze vergeſſen. Aber auch ſo beweiſe Edens Ge⸗ ſtändnis aller Welt die offene Verletzung der Nichteinmiſchungspolitik durch den von Sowfjet⸗ rußland offiziell organiſierten Kommunis⸗ mus. Dieſe Verletzung laſſe nunmehr die zur Verteidigung der europäiſchen Kultur den nationalſpaniſchen Streitkräften als Ausgleich gewährte Hilfe als rechtmäßig erſcheinen. 3. Eden habe behauptet, daß Franco die aus⸗ ländiſche Hilfe teuer bezahlt habe. Wenn man Eden glauben wolle, ſo habe die An⸗ weſenheit ausländiſcher Freiwilliger in den nationalſpaniſchen Reihen die Zuerkennung der Rechte Kriegführender an Franco verzögert. Demgegenüber müſſe man feſtſtellen. daß Franco die Hilfe ſeiner Freunde nicht teuer bezahlt habe; denn Italien habe„im Gegenſatz zu dem, was die demokratiſchen Imperien tun, die ſich anſchicken. ihre verſpäteten Zugeſtänd⸗ niſſe zu verſchachern,„nichts verlangt und werde nichts verlangen, noch habe es die Abſicht, in den Beſitz von ſpaniſchem Gut oder Gebiet zu gelangen. ſi Edens Aeußerungen über die den Bolſchewi⸗ ſten zuteil gewordene Hilfe ſtehen auch im Ge⸗ genſatz zu den Erklärungen von Lord Plymouth und haben nur den Zweck, ein billiges Alibi für die britiſche Regierung zu liefern, die, während Düren, im November. Eines der größten Bauwerke im Weſten des Reiches, die Rieſentalſperre Schwammenauel in der Nordeifel, geht der Vollendung entge⸗ gen. Ein Jahr nach der Machtübernahme wurde der Grundſtein zu dem Bau gelegt, der als Arbeitbeſchaffungsmaßnahme größten Stils in dem damals beſonders notleidenden Grenzraum der Eifel zur Durchführung kam. Das Projekt ſelbſt war alt. Jahrzehntelanger Hader, Uneinigkeit der Gemeinden und nicht zuletzt der Mangel an finanziellen Mitteln verhinderten die Durchführung des für die Induſtrie des Aachener und Dürener Landes wie für die Landwirtſchaft des Grenzraumes gleich lebenswichtigen Projektes. Die Land⸗ wirtſchaft litt unter den alljährlichen Ueber⸗ ſchwemmungen des kleinen Eifelflüßchens Rur und unter den in die Millionen gehenden Schäden an Feld und Flur. Die Papier⸗ und Textilinduſtrie, die ihren Weltruf der Reinheit und geringen Härte des Eifelwaſſers verdankt, hatte oft empfindliche Störungen in Zeiten der Trockenheit. In einer Bauzeit von dreieinhalb Jahren entſtand die Rieſentalſperre bei Schwammen⸗ auel. Die Ausmaße dieſes Bauwerkes ſind überwältigend. Hundert Millionen Kubik⸗ meter Waſſer wird die Sperre faſſen. Der See, der vorausſichtlich erſt in zwei Jahren ſeine volle Höhe erreichen wird, mißt in der Länge faſt 20 Kilometer. Der Staudamm hat eine Länge von 700 Meter und eine Höhe von 60 Meter. Eine Million Tagewerke waren notwendig, und zeitweilig wurden bis zu 1700 Arbeiter an der Bauſtelle beſchäftigt. An Erd⸗ bewegungen mußten rund 1,7 Millionen Ku⸗ bikmeter geleiſtet werden. Schwammenauel iſt nicht die einzige Tal⸗ ſperre, die in den Jahren nach der Machtüber⸗ nahme in der Eifel entſtand, wenn ſie auch an Größe und Ausdehnung alle übrigen in der letzten Zeit geſchaffenen Stauſeen bei weitem Das„Eifeler Meer“ füllt ſich deulſchlands größte Talſperre ferlig— Vaſſerwirlſchaft im Weſien ſie ihre Nichteinmiſchung und Gleichgültigkeit gegenüber dem ſich verblutenden Spanien be⸗ teuert, andererſeits die Abſicht verrät, eine ſchwache Regierung in einem ſchwachen Spanien zu begünſtigen, in dem der Sterling und aus⸗ ländiſcher Einfluß leichteres Spiel hätten.“ 4. Unter dem Beifall der Linken habe Edens Kreis erklärt, daß„England ſich nun einem antikommuniſtiſchen oder faſchiſtiſchen Block an⸗ ſchließen werde.“ Allerdings habe er nicht ge⸗ ſagt, daß England nicht eine kommuniſten⸗ freundliche und deshalb antifaſchiſtiſche Haltung einnehmen werde; er habe das auch nicht ſagen können. da Englands Politik eine deutliche Sprache rede. „Ichauermärchen“ 5. Man müſſe ſich fragen, welcher demagogi⸗ ſchen und redneriſchen Wirkungen zuliebe Eden im Hinblick auf die italieniſchen Trup⸗ pentransporte nach Libyen behauptet habe, daß ihm„nichts über eine Aenderung der internationalen Lage bekannt ſei, die die Ent⸗ ſendung ſo großer Verſtärkungen nach Lybien rechtfertige.“ Er müſſe doch eigentlich über die Sachlage informiert ſein, nachdem die italie⸗ niſche Regierung aus Höflichkeit die engliſche Regierung über die Beſchlüſſe des Miniſterrats vom 10. April in Kenntnis geſetzt hatte. „Mit ſeinen törichten Worten ſtellt ſich Eden bewußt in die Reihe der gefährlichen europäi⸗ ſchen Unruheſtifter. Seine verhängnisvolle Geg⸗ nerſchaft gegen Italien, ſeine fortgeſetzten Ma⸗ növer gegen den einſtigen Verbündeten geſellen ſich zu der Hyſterie jener engliſchen Agitatoren, die im September Schauermärchen über dieſe durchaus normale Handlung Italiens ausge⸗ ſtreut haben.“ beiden Stauanlagen der Rur bei Obermau⸗ bach und Heimbach mit insgeſamt 3 Millio⸗ nen Kubikmeter Faſſungsvermögen, wenig ſpäter die Kalltalſperre mit einer Verbindung zur Dreilägerbachtalſperre und endlich die Steinbachtalſperre, die der Waſſerverſorgung der Euskirchener Induſtrie dient, errichtet. Mit der Fertigſtellung der Sperre Schwam⸗ menauel iſt die Entwicklung in der Waſſer⸗ wirtſchaft des Eifeler Landes vorläufig zum Abſchluß gekommen. Es iſt damit nicht nur die Hochwaſſergefahr im geſamten Eifeler Ge⸗ biet gebannt und die Waſſerverſorgung der Induſtrie des Grenzbezirkes ſichergeſtellt, ſon⸗ dern es wurden auch die Vorausſetzungen für eine weit beſſere Siedlungserſchließung des weiten Gebietes der Eifel geſchaffen. Wenn auch manches engewundene und landſchaftlich ſchöne Tal der Eifel verſchwunden iſt, ſo ent⸗ ſtand dafür eine Kette von Seen einzigartigen Reizes. Eine zweite große Talſperre entſteht im Weſten im Gebiet der Wupper, die Bevertal⸗ ſperre. Der bisherige Stauſee, der ſich als Hochwaſſerſchutz gegen die plötzlich auftreten⸗ den Waſſermaſſen der Wupper als völlig un⸗ zureichend erwieſen hat, wird von 3,3 Millio⸗ nen Kubikmeter auf 23 Millionen Kubikmeter Faſſungsvermögen gebracht. Auch hier ſind die Größenmaße kennzeichnend für das Bau⸗ werk: Die Länge des Staudammes an der Krone beträgt 500 Meter, die Höhe 55 Meter. Die geſamte Wuppertaler Induſtrie iſt nach der Fertigſtellung dieſer Sperre in der Waſſer⸗ verſorgung geſichert. Faſt noch wichtiger iſt aber der unbedingte Hochwaſſerſchutz, den die vergrößerte Bevertalſperre bietet. In Zukunft ſind die verheerenden Ueberſchwemmungen, die in den letzten Jahren im Gebiet der Wup⸗ per mit größter Regelmäßigkeit auftraten und oftmals den Verkehr in ganzen Straßenzügen der Stadt Wuppertal lahmlegten, ausgeſchloſ— ſen. In ihrer Bedeutung wird die neue Be⸗ vertalſperre hinter dem„Eifeler Meer“ nicht übertrifft Zur Regelung des Waſſerhaushal⸗ tes der Eifel wurden von 1933 bis 1935 die Von Börsen und Flärkten ihein-Maimische abenuborse Still und behauptet Die Abendbörſe war ohne Anregung und nahm daher durchweg einen ſehr ſtillen Verlauf. Den mei⸗ ſten zur Notiz gekommenen Papieren lag kein Um⸗ ſatz zugrunde, doch konnten ſich die Kurſe auf dem Mittagsſtand vorwiegend voll behaupten. Etwas er⸗ holt waren Geſfürel auf 146¾%(145 ¼), Conti Gummi auf 187(186) und Goldſchmidt auf 139 ¾(1388/2). Montanaktien zogen meiſt um Prozentbruchteile an, Buderus 119 ¼, Klöckner 120¼, Rheinſtahl 145½, Verein. Stahl 113 ¼, Hoeſch 122¼, Mannesmann je⸗ doch noch ¼ pCt. leichter mit 114. An den übri⸗ gen Marktgebieten lagen die Kurſe unverändert. Wir nennen u. a.: JG. Farben 156 ⅛, Scheideanſtalt 256¼, Bemberg 139, Daimler 134, Demag 142½, Licht& Kraft 146 ¼, Elektr. Lieferungen 129, Schuk⸗ kert 162, Holzmann 149, Moenus 118, Rheinmetall 141 und Junghans 124½. Am Einheitsmarkt kamen Gebr. Fahr nach Pauſe mit 150(151 ¼) zur Notiz, Großbankaktien waren behauptet. An den Renten- märkten herrſchte Geſchäftsſtille bei behaupteten Kur ſen. Von Induſtrie⸗Obligationen notierten proz. JG. Farben 129, 4½proz. Krupp 99 ¼, 5proz. AEG. ⸗ RM.⸗Obligationen 102(102 ¼, Im Freiverkehr nannte man Kommunal⸗Umſchuldung unverändert 94.70—94.75 und 4proz Rentenbank⸗Ablöſungsſcheine mit 93% Menmärnie Mannheimer Großviehmarkt. Jufuhren: 120 Och⸗ ſen, 116 Bullen, 139 Kühe, 139 Färſen, 473 Kälber, 57 Schafe, 3429 Schweine, 7 Ziegen. reiſe: Ochſen a) 42—45, b) 37—41, e) 30—36; Bullen a) 40—43, b) 35—39, c) 28—34; Kühe a) 40—43, b) 34—39, c) Staatsſetretär im Reichsforſtamt ernannt. 0(Weltbild, Archiv, Zander⸗K.) 26—33, d) 2025; Färſen a) 41—44, b) 36—40, c) 29—35; Kälber a) 60—35, b) 53—59, c) 41—50, d) r, ́. nnd zurückſtehen. 30—40; Schafe b!) 50—53 c) 40—45, e) 45 f) 40—45, g) 34—40; Schweine a), b1) und b) 55, c) 54, d) 51, 1) 55. Marktverlauf: Großvieh und Schweine zuge⸗ teilt. Kälber flott Am Mannheimer Großviehmarkt betrug der Auf⸗ trieb: Ochſen 120, Bullen 116, Kühe 139, Rinder 139, zuſammen 514 Stück Großvieh, gegenüber der Vor⸗ woche 194 Tiere weniger. Die Zuteilung erfolgte im Rahmen der Kontingente. Die Höchſtpreiſe: für Och ⸗ ſen 42—45, Bullen 40—43, Kühe 40—43, Rinder 41 bis 44. Eine ſehr ſchwache Beſchickung hatte der Käl⸗ bermarkt mit 473 Tieren(Vorwoche 998) erfahren. Bei unveränderter Höchſtnotiz von 60—65 Pfg, nahm der Markt einen ſchleppenden Verlauf. Der Schweine⸗ markt war mit 3429(Vorwoche 2624) Tieren beſchickt. Der Mehrauftrieb findet ſeine Begründung in der Anfuhr von Maſtvertragsſchweinen, die im Auftrag der zuſtändigen Reichsſtelle geſchlachtet werden. An die Fleiſcher erfolgte quotenmäßige Zuteilung im Rahmen der Kontingente bei unveränderter Höchſt⸗ notiz von 55 Pfg. Frankfurter Schlachtviehmarkt. Auftrieb: Kälber 554(gegen 686 am letzten Dienstagsmarkt vom 26. 10.), Hammel und Schafe 194(310), Schweine 5683 (4800). Notiert wurden je 50 Kg, Lebendgewicht in RM.: Kälber andere a) 63—65(63—65), b) 55—59 (5-59), c) 43—50(46—50), d) 35—40(35—40). Hammel b) 39—46(41—46), c) 36—38(34—40). Schafe a) 24—40(30—40), b) 16—22(20—26). Schweine a) 55(55), bi) 55(55), b2) 55(55), c) 54 (64), d) 51(51)). Sauen g!) 55(55), g2) 53(53). Marktverlauf: Kälber und Schweine zugeteilt. Ham⸗ mel und Schafe ſchleppend. Fleiſchgroßmarkt: Angebot: 908(1051) Viertel Rindfleiſch, 92(71) ganze Kälber, 48(60) ganze Hämmel, 00(14) halbe Schwei⸗ ne, 68(97) Kleinvieh Notiert wurden je 50 Kg. in RM.: Ochſenfleiſch a) 80, b) 69. Bullenfleiſch a) 77, b) 66. Kuhfleiſch a) 77, b) 65, c) 54. Färſenfleiſch a) 80, b)—.—, c) 61. Kalbfleiſch 1 81—97(81—95), II 80(—). Hammelfleiſch b) 7685(85—95), c) 65 bis 75(70—84). Schweinefleiſch b) 73.— Fett⸗ — UÄͤ— Dekanntmachungen der Hspaf. Kreis denshelm-Hengenneim Kreisgeſchäftsſtelle: Bensheim, Adolf⸗Hitler⸗Straße 5. Dienſtſtunden: Täglich von 8—12.30 und 14.30—19 Uhr Mittwochs und Samstags von 8—14 Sprechſtunden des Kreisleiters: Dienstags von 15—18 Uhr. Sprechſtunden des Kreiswirtſchaftsberaters: Dienstags von 17—18 Uhr Sprechſtunden des Kreis⸗NS.⸗Beraters: Donnerstags von 17—18 Uhr. — NS. ⸗Frauenſchaft. An alle Kaſſenw. des Kreiſes. Die rückständigen Beträge für Material, Liedertexte und Zeitſchriften ind umgehend, für Loſe Arbeitsbeſchaffung bis 15. Nov. an die Kreiskaſſenwartin E. We zſt einzu⸗ ſenden. Deulſche Arbeitsfront Winterurlaubsfahrten 1937/38. a Die„Kraft durch Freude“-Fahrten im Winterhalbjahr 1937/8 ſind in dem ſoeben erſchienenen Monatsheft der NS.⸗Gemein⸗ ſchaft„Kraft durch Freude“ bekanntgege⸗ ben. Das Heft iſt bei der Kreisdienſtſtelle Heppenheim und durch alle Warte der NS.⸗Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ für nur 10 Pfg. erhältlich.(5928 Berantworlungsbewußte Kulturführung München, 2. November Auf einer Tagung der Landesleiter der Reichskammer der bildenden Künſte ſprach nach Geſchäftsführer Walter Hoffmann, Berlin Prä⸗ ſident Profeſſor Ziegler. Er trat für die Dezentraliſation der kulturpolitiſchen Arbeit in der Reichskammer ein und bezeichnete die Lan⸗ desleiter als die verantwortlichen Träger jener kulturpolitiſchen Entſcheidungen, die nun auf dem Gebiete der Malerei, Graphik und Bild⸗ hauerei überall im Reich anfallen. Die Voraus⸗ ſetzungen für ihre Tätigkeit ſei das tief emp⸗ fundene rückhaltloſe und lautere Bekenntnis zu dem unmißverſtändlichen Willen des Führers. Am Tage nach der Schlie⸗ ßung der großen deutſchen Kunſtausſtellung im Hauſe der Deutſchen Kunſt habe er, Profeſſor Ziegler, den Landesleitern nochmals die Mög⸗ lichkeit der Ueberſchau und des Einfühlens in den Führerwillen geben wollen. Profeſſor Ziegler appellierte an die Landesleiter, ſich je⸗ derzeit als treue Diener des kulturellen Geſtal⸗ tungswillens des Führers zu fühlen und in ſei⸗ nem Geiſt als vornehme Pfleger der lebenden deutſchen Kunſt zu wirken. Eine nochmalige Beſichtigung der Ausſtellung im Hauſe der Deutſchen Kunſt unter perſön⸗ licher Führung des Präſidenten Ziegler unter⸗ ſtrich an Hand der Kunſtwerke die gegebenen Richtlinien. gie hören im Rundfunk... Donnerstag, den 4. November 1937 Deutſchlandſender 06.00 Glockenſpiel, Morgenruf, Wetter. 06.30 Kon⸗ zert. 08.00—09.00 Sendepaufe. 09.00—09.40 Sperr⸗ zeit. 09.40—10.00 Sendepauſe. 10.00 Volksliedſin⸗ gen. 10.30—11.15 Sendepauſe. 11.15 Seewetter⸗ bericht. 11.30—11.40 Sendepauſe. 11.40 Ohne Schu- lung kein Erfolg. 12.00 Konzert. 13.50 Nachr. 14.00 Mittagsſtändchen 15.00 Wetter, Börſenberichte, Pro- grammhinweiſe. 15.15 Hausmuſik einſt und jetzt. 16.00 Muſik am Nachmittag. 18.00 Muſik für zwei Geigen und zwei Klaviere. 18.30 Die deutſchen Meiſter im Kraftfahrſport 1937. 19.00 Kernſpruch, Wetter, Nachr. 19.10 Johannes Brahms. 19.50 Unheimliche Geſchich⸗ ten. 20.20 Konzert. 21.00 Unter Tage— über Tage. 22.00 Wetter, Nachr., Sport. 22.30 Eine kleine Nachtmuſik 22.45 Seewetterbericht. 23.00-24.00 Tanz⸗ und Unterhaltungsmuſik. Frankfurt 06.00 Morgenlied, Morgenſpruch, Gymnaſtik. 06.30 Konzert. 08.00 Zeit, Waſſerſtand. 08.05 Wetter. 08.10 Gymnaſtik 08.30 Werkskonzert. 09.30 Nachr. 09.45 10.00 Sendepauſe. 10.00 Volksliedſingen. 10.30 Hausfrau, hör zu! 10.45—11.30 Sendepauſe. 11.30 Programmanſage, Wirtſchaftsmeldungen, Wetter. 11.40 Deutſche Scholle. 12.00 Platzkonzert. 13.00 Zeit, Nachr., Wetter, Offene Stellen, Nachr. 13.15 Kon zert. 14.00 Zeit, Nachr. 14.10 Aus der Wunſchkiſte des Gaues Koblenz⸗Trier. 15.00 Volk und Wirt⸗ ſchaft. 15.15 Für unſere Kinder. 16.00 Fröhliche Weiſen von Moſel und Rhein. 18.00 Zeitgeſchehen im Funk 19.00 Zeit, Nachr. 19.10 Unterh.⸗Konzert. 20.00 Feſtkonzert. 22.00 Zeit, Nachr. 22.15 Wetter, Nachr., Sport. 24.00—01.00 Nachtmuſik. Stuttgart 06.00 Morgenlied, Zeit, Wetter, Landw. Notierun⸗ gen, Gymnaſtik. 06.30 Konzert. 08.00 Waſſerſtand, Wetter, Marktbericht, Gymnaſtik. 08.30 Konzert. 09.30— 10.00 Sendepauſe. 10.00 Volksliedſingen. 10.30 11.30 Sendepauſe. 11.30 Volksmuſik. 12.00 Kon⸗ zert. 14.00 Eine Stund' ſchön und bunt. 15.00—16.00 Sendepauſe. 16.00 Muſik am Nachmittag. 17.30 Un⸗ bekanntes aus Schwaben. 18.00 Muſik der Jugend. 18.30 Griff ins Heute. 19.15 Stuttgart ſpielt waren: Roher Speck unter 7 Ztm. 78, Flomen 80 RM. je 50 Kg. Marktperlauf: mittelmäßig. auf. 20,15 Wenn einer eine Reiſe tut. 21.00 Aller guten Dinge ſind drei. 21.30 Das Auguſteum⸗Orche⸗ ſter Rom. 22.00 Zeit, Nachr., Wetter, Sport. P— 2 .— —— —— ̃ AR— 5 ä ——— c Joachim fährt heim d Wohl war ihm nicht zumute— ihm, Joachim Engler, als er ſo durch die ſachte Dämmerung des vorherbſtlichen Abends ſchritt, um zur Straßenbahn zu gelangen. Nun ja, man tat es ſchließlich doch auch nicht zum ſoundſovielten Male, ſondern es war der allererſte Tag in ſeiner guten, friedvollen Ehe, daß er Hilde⸗ gard, ſeine Frau— derart belogen... Jawohl, belogen— regelrecht beiogen.., beinahe laut ſprach Joachim es im Gleichmaß der Schritte vor ſich hin. Denn was war es denn auch anders als eine Lüge, was er ihr heute früh beim Abſchied, haſtig und undeutlich, hingeworfen: „Ich komme heute abend erſt ſpät nach Hauſe, wir haben eine Verſammlung...“ Und nun? Was tat er nun?? Heimlich und mit einem ſchlechten, ach, ſo ſchlechten Ge⸗ wiſſen ging er zu einem Treffen mit einigen der neuen Arbeitskameraden. Schon in einer Stunde würde er ihnen wieder die Hände drücken, ihren und— auch der ſchwarzäugigen Wally aus der Stanzerei. Wenn er es ſich ſo recht überlegte, war nicht eigentlich alles ohne ſein beſonderes Zutun zu ihm gekommen, daß er nun daſtand als einer, der ſeine Frau belog?... Gewiß, ſo war das doch geſchehen: Seit zwei Wochen arbeitete er nun im neuen Betrieb und hatte hier und da bereits Freundſchaft und gutes Verſtehen ge⸗ funden. Und das nicht nur bei den Berufs⸗ kameraden... Da war ein Mädel drüben in der Stanzerei, deren dunkle Augen ihn oft— ja, ſehr oft— verfolgten und ihn ſeltſam be⸗ unruhigten. Ob das Mädel, Wally hieß ſie, nicht wußte, daß er verheiratet war? Aber woher ſollte ſie es auch wiſſen; mit niemand hatte er noch darüber geſprochen und ſelbſt das Tragen des Eheringes war ihm als Maſchinenarbeiter aus Gründen der Unfallverhütung verboten. So ließ er jeden bei dem, was er von ihm glauben mochte. Als nun geſtern in der Mittagspauſe der Vorſchlag fiel, ſich zum großen Feuerwerk draußen im Lunapark zu treffen, und das war heute,— da hatte auch er zugeſagt. Waren es nicht die Blicke der glutäugigen Wally geweſen, die ihn ſo eigenartig feſtgehalten und ihn das „Ja“ ſagen ließen? Dennoch, nun die Stunde da war, da erſchien es ihm faſt unmöglich, daß er mit den anderen fröhlich und vergnügt ſein könnte. Wohl keine Minute an dieſem er⸗ ſchlichenen, geſtohlenen Abend würde es ihm aus dem Sinn gehen, daß daheim Hildegard 27 ſeine kleine Traudel allein beieinander aßen Doch die Suppe hatte er ſich einmal ein⸗ ebrockt, nun konnte er nicht mehr zurück.— a kam ſchon ſeine Straßenbahn. Vorn beim Führer ſtieg er auf. Es war dieſelbe Linie, mit der er am Feierabend ſonſt ſtets heimwärts ſuhr, in einfacher, gerader Fahrt. Diesmal aber mußte er vom Schaffner einen Umſteige⸗Fahr⸗ ſchein verlangen. Heute galt ihm ein anderes Ziel. Und als wäre er von dem einen Augen⸗ blick zum anderen ein Verbrecher geworden, ſo fühlte er ſich, da er den ungewohnt anders⸗ farbigen Fahrſchein plötzlich in der Hand hielt. Aus einer ähnlichen Beklommenheit heraus beugte er ſich auch zu dem blauen Scheiben⸗ ſenſter nieder, das in den Abſchlußrahmen des Vorderabteils eingelaſſen war, um ſich mit einem ſchnellen Blick ins Wageninnere zu ver⸗ gewiſſern, daß nicht ein bekanntes Geſicht darin zu ſehen war, von dem er beim Umſteigen ein Entdecktwerden zu befürchten hätte. Und wie er verſtohlen und mit mißtrauiſchen Augen die Sitzreihen abſtreifte, da— war es Joachim, als ob ſein Herz in fürchterlichem Schreck erſtarren müſſe—— Denn kaum zwei Meter von ihm entfernt— ſaß Hildegard mit 4 Traudel! Dieſe Sekunde jäheſter leberraſchung erſchütterte ihn dermaßen, daß er ſich krampfhaft an den blanken Metallgriffen des Wagens feſthalten mußte, weil alles um ihn her zu ſchwanken ſchien und es in den Ohren zu brauſen und zu dröhnen begann. Dann faßte ſich Joachim wieder und mit brennenden Augen ſauate er das Bild von Frau und Kind ſelpſtquäleriſch in die Zerriſſenhett ſeiner Seele hinein. Wie kamen die beiden Menſchen, an denen— das fühlte er jetzt heißer, bejahender und lebendiger denn je!— ſein Herz hing, ihm gerade jetzt in den Weg, in dieſen Wagen, wo waren ſie geweſen?. Und als ob eine geheimnisvolle Macht ſein inneres Fragen vernommen, ſo wurde ihm Ant⸗ wort: Hildegard, ſeine Frau, öffnete mit einem ſtillen Lächeln ihre Handtaſche, zog ein ſchmales, blankes Päckchen daraus hervor, ſchnürte es auf und ſah mit einer faſt rührenden Verliebtheit auf den Inhalt des ſchwarzſamtenen Käſtchens hernieder, das ſie in der Hand hielt. Und nun beugte ſie ſich zur Traudel, um auch ihr zu zeigen, was in der feinen Umhüllung verborgen lag. Da ſah es auch Joachim!... Ein wunder⸗ voller Füllhalter war es, das Geſchenk, was er ſich zu ſeinem kommenden Geburtstag ſo ſehn⸗ lich gewünscht und guf deſſen Beſtz er um zu hoffen gewagt. Heiß ſtieg es Joachim in die Augen und als fiele ein Vorhang von ſeinem verworrenen Denken und Wollen nieder und als zeigte ſich ihm nun in befreiender, leuchtender Klarheit ein reiner, gerader Weg in ein weites und ſchönes Land— ſo empfand er dieſe heilige Minute innerer Wandlung Ein neuer Menſch, ein geläuterter, ein ſiegender, ſtieg groß, ſtark und ſtrahlend in ihm auf. Ach nein, kein neuer Menſch war das— nur der alte, bisherige Joachim kam wieder aus ihm, der endlich über die Verwirrung eines einzigen Tages geſiegt. Ein froges, glückliches Leuchten kam in ſeine Augen. Er wartete, bis Hildegard das Paletchen mieder zurück in die Handtaſche getan, dann ſchob er mit energiſchem Ruck die Verbindungs⸗ tür zum Wagenahteil auf und zwei ungeduldige Hände ſtreckten ſich Frau und Kind entgegen. Eine kleine Nachtmuſik/ d ane, gun Wenn auch rings um ſie der frühe, Herbſt leiſe atmete und die Menſchen endlich ruhig machte. Annelieſe hatte doch immer das Gefühl, daß etwas icdeb werde, ein ſommer⸗ liches ratloſes Gefühl des Wartens, das ſie jetzt Tag um Tag da gehalten hatte. Darüber war ſie allmählich von ihrer Geſellſchaft verlaſſen und einſam geworden. Morgen mußte auch ſie fahren und andächtiger als ſeonſt hörte ſie auf das Kurorcheſter, bis ſie, ein paar Tiſche weiter, ihn ſah, den Paul aus der Jugendzeit. Dem war ſie einmal von Herzen gur geweſen und er ihr auch, aber dann hatte er plötzlich ſeine„Lebensaufgabe“ entdeckt und war in die Welt gegangen. Nun hatte ſie fünf Jahre nichts von ihm gehört Ihr war es ſeither nicht wohl ergangen. Sie hatte bald, jung noch, reich geheiratet und wie im Traume handelnd, dabei nicht recht gewußt, um was es ging. Sie wurde dann raſch munter und klug und ſah ruhig ihre Ehe aufhören. Sie ſuchte ängſtlich einen anderen Lebenszweck, lief viele Häuſer ab und fand die Arbeit. Ihre Abende aber waren ſtill, ſie lebte einen nach dem anderen weg, hatte nun auch dieſen Urlaub weg— gelebt bis auf die letzten Stunden,— und jetzt ſaß drüben, am vierten Tiſche, Paul— 15 ſo aufrecht, ſinnend und allein auch, wie ie ihn manchmal gedacht, nur vielleicht etwas bleicher. Wir merken es, wenn uns jemand anſieht oder an uns denkt. Paul ſah auf, grüßte und kam herüber. Auch er hatte Jahre nichts von ihr gehört und glaubte ſie verheiratet. Nun trug ſie aber ein Mädchenkleid und ſaß allein an einem Tiſche, hatte ein Mädchengeſicht und die Haare fielen ihr noch leicht in die Stirn. Er ſtand bei ihr, grüßte wieder und ſie lud ihn zum Sitzen ein. Sie wußte von ſeinem Leben kaum etwas. Er wax immer weit weg geweſen und hatte keinen Grund geſehen, alten Bekannten viel von ſeinem Treiben zu verraten. Nachdem er damals die warme Stellung aufgegeben, war er reiſender Journaliſt geworden. Zuerſt hatte er weiche blumige Naturbildchen geſchrieben und wahre kleine Berichte aus dem Leben einfacher Leute. Dann war er zum Senſationellen übergegangen, das ihm gut ging und beſſer lohnte. Hatte Ge⸗ ſchichtchen mit viel Radau verfaßt und weil in ſeinem Leben zufällig auch viel Radau war, ging es aufs beſte. Er war aber ausgezogen, um ein Dichter zu werden, und als er nach längerer Zeit merkte, daß dies Leben kein Umweg zur Erfüllung des Jugendtraumes, ſondern ein Abweg war, gab er es auf, nahm einen lächerlich kleinen Verwalter⸗ poſten in einem ſehr kleinen Orte an, wurde ſtiller Bürger und fuhr an ſchönen Sonntagen wie heute manchmal heraus in die Stadt. Nun ſaßen ſie einander gegenüber, arme Ein⸗ lame, bedrückt durch eine Schuld. die keine war. gute Brücken und Schienen im Examen Das„elektriſche Hirn“ rollt über die Gleiſe der Eiſenbahn Gewiß, auch heute noch ſpielen die überlie⸗ ſerten Belaſtungsproben im Brückenbau eine große Rolle, bei denen ſchwere Lokomotiven tagelang auf den Brückengeleiſen hin und her fahren, und ganze Lokomotivpgeſchwader ſtunden⸗ lang auf den Brücken ſtehen, um eine Betriebs⸗ ſicherheit nachzuweiſen, die auch noch einem Mehrfachen der normalen Verkehrslaſten ſtand⸗ hält. Aber damit geben ſich die Reichsbahn⸗ ingenieure heute nicht mehr zufrieden, ſondern ſie ziehen zu ihren Verſuchen eine neuartige Schwingungsmaſchine heran, mit deren Hilfe die Brückenkonſtruktion planmäßig einer Folterung unterzogen wird. Jeder Soldat weiß. daß eine Truppe nicht im Gleichſchritt über Brücken gehen darf. Denn der Marſchrhythmus überträgt ſich auf die Kon⸗ ſtruktion und ruft die Gefahr hervor, daß die Brückenträger brechen— wie ein Nagel bricht, wenn man ihn immer wieder hin und her wiegt. Dieſes gefährliche„Aufſchaukeln“ beſorgt der „Schwinger“ mittels ein paar Handgriffen in allen gewünſchten Stärken und ermöglicht zu⸗ gleich die Durchbiegung und Dehnung der Probebrücken, als wenn dichte Menſchenmaſſen mit Laſtwagen und Dampfwalzen darüber hin⸗ wegturnten. Dadurch wird die Brücke förmlich „auseinandergezogen“, wenn auch nicht gerade wie Gummi, ſo doch immerhin um Bruchteile von Millimetern. N Ein menſchliches Auge vermag natürlich bei ſolchen Verſuchen nichts irgendwie Verdächtiges wahrzunehmen. Wohl aber das elektriſche Auge. ein„Spiegelgalvanometer“, das ſofort die tau⸗ ſendſtel Millimeter, um die ſich das Material verändert, an die oft hundert Meter von der Meßſtelle entfernt„parkenden“ Brückenbaumeß⸗ wagen weitermeldet. Seine Beobachtungen wer⸗ den dort automatiſch in geheimnisvollen, nur dem Fachmann eutzifferbaren Kurven auf⸗ gezeichnet. Nach einer L N führt 1 55 1 öntgenanlage mi r nun die eine Röntg ag 15 5 8 auf, Brücken aui Sem end Sprüngen und fehlerhaften Verbindungsſtücken unterſucht werden. Die Durchleuchtungsapparate dringen durch„Blech“dicken bis zu zehn Zenti⸗ meter und machen auch in Eiſenbeton alle Mängel des„Knochenbaues“, nämlich der ein⸗ gebauten Eiſenſtäbe, deutlich ſichtbar. Wie die Brücken, ſo werden auch die Gleis⸗ anlagen über Tauſende von Kilometern fort⸗ geſetzt von beſonderen Meßwagen abgetaſtet: ob die Spurweite ſtimmt oder die gegenſeitige Höhenlage der Schienen oder das Verhältnis ihrer Ueberhöhung in den Kurnen. Selbſt die Einſenkung der einzelnen Schienenſtöße wird aewillenbaft kontrolliert. Fünf Meſſungen nech⸗ geſtört durch viel Wiſſen um Leben, Liebe, Irr- tum und Betrug— andere, ältere Menſchen. Jeder fürchtete die tiefe Frage des anderen und war dankbar, daß ſie ausblieb. So ſprachen ſte vom gegenwärtigen Abend der langſam Nacht wurde und von der kleinen Nachtmuſik, die von der Halle herüberſang. Sie dankte ihm im Stillen, daß er nicht fragte, und hätte doch gerne gehört, was er großes und ob er glücklich geworden, ob er frei geblieben und vieles noch. Aber ſie fürchtete den einen Abend, den ſie feſt in den Händen hielt, den auszutrinken, ſie ſehn⸗ ſüchtig geworden war, durch Fragen zu ver⸗ derben. Allmählich aber erkannten ſie, daß die Ahſicht in dieſem Hinwegſprechen beiden gemeinſam war, und da wußte auch auf einmal eines vom anderen, daß es eine lange, verlorene, ver⸗ wirrte Zeit geweſen. Als Paul dann die Hände über den ſchmalen Tiſch reichte und mit einem weiten Atemzug einen weichen Namen aus der Jugend herüberholte, da grub ſie ſeinen Ruf ohne Zagen zurück und ihre Hände dazu. „Ich bin ſehr allein“, ſagte er dabei. Sie ſtanden auf und gingen in den Garten. Die Muſik war hier deutlicher hörbar als im Gemurmel an den Tiſchen; nur wenn ſie ſchwieg, kam der hundertfache Wirtwirbel wieder leiſe zu ihnen. „Ich bin auch wieder allein“, ſagte ſie, jedes Wort behutſam von den Lippen nehmend und, einmal gelöſt, ging der Mund über und es war keine Scheu mehr zwiſchen ihnen. Sie fühlten das Wunder und Schickſal des Abends deutlich und auch der weite Weg zu dieſer Stunde erſchien ihnen zuletzt notwendig und ſinnvoll. Immer wieder gingen ſie von der Muſikhalle in den Garten und dann den weiten, dunklen Laubengang zurück. Zwanzig Jahre„Din“ In dieſen Tagen iſt das Wort„Din“ zwan⸗ zig Jahre alt geworden. Urſprünglich bedeutete es die Abkürzung für„Deutſche Induſtrie⸗Rorm“, nachdem aber heute die Normung weit über das Gebiet der Induſtriellen hinausgewachſen iſt, gab man dem Wort Dig die Bedeutung„Das iſt Norm“. Zur Zeit ſind bereits über 6000 Dinge genormt. Am bekannteſten iſt die Papier⸗ normung, die allein den Behörden etwa 2 Mil⸗ lionen Mark erſparen half. Die Normung hat gewaltige Erſparniſſe an Geld, Werkſtoff und — nicht zuletzt an Nerven ermöglicht, denn wie einfach iſt doch die Erſatzteilbeſchaf⸗ fung der genormten Gegenſtände, gegenüber der Sucherei die ſich bei willkürlich geformten Einzelheiten zwangsläufig ergibt. men die Operbau⸗Aeßwagen zugleich vor, und war— ein beſonderer Vorteil!— in dem ugenhlick, da ſie mit 60 Kilometer in der Stunde über die Strecke rollen. Natürlich wird auch die Bremskraft und Zugkraft des„rollenden Bahnmaterials“ ge⸗ meſſen. Ja, die„Dynamometer⸗Wagen“, die dieſe Arbeit beſorgen, ermitteln nebenbei auch gleich noch die jeweilige Fahrgeſchwindigkeit, ie Beſchleunigungsfähigkeft, die Erſchütte⸗ rungsſtärke, den Waſſer verbrauch der Lokomo⸗ tive und Zuſammenſetzung wie Temperatur der Verbrennungsgaſe im Lokomotivpſchornſtein. Es lind Rieſenrechenmaſchinen, die ſelhſttätig die Pferdekräfte, den Reibungswiderſtand auf den Schienen, den Energieverbrauch bei Steigungen und beim Bremſen errechnen. Gewiſſermaßen ermittelt hier ein„elektriſches Hirn“ in weni⸗ gen Sekunden das wozu ein Mathematiker aus Fleiſch und Blut Tage brauchen würde. Herbſtwunder an der Bergſtraße Der Sommer, erſtickt in einer Reihe kalter Regentage, überließ ihm reſigniert ſeine letzten Schätze: die ſpäten Sommerblumen, die Trun⸗ kenheit fruchtſtrotzender Felder, das Finale der Sonne.„. Und ſo kam es, daß plötzlich über Nacht mit Morgennebeln und brechendem Lichte der Herbſt ſich über die Kronen der Wälder ſchwang und hinabrann in die 9 Winkel des ſommerlichen Theaters. Ueberall iſt ein feiner Zauber: in der grünen Ebene, die jetzt melan⸗ choliſch und einſam ſchweigt, auf den Feldern, im Rauch der Feuer, in den Gärten mit der wilden, impulſiven Pracht der Dahlien, Aſtern und Georginen, in dem leiſen Braun der Hänge und in dem aufleuchtenden Brand der Wälder. Mehr noch in dem greifenden Nebel der Ebene, in den gedämpften Geräuſchen der Natur, ſchmerzvnoll in dem letzten Appell der Zugvögel. Die Bergſtraße, die in allen Jahreszeiten immer ein Exlehnis romantiſcher Gefühle iſt, bietet dem Pinſel des Malers Herbſt die ließ⸗ lichſten und packendſten Objekte. Da leuchten von den Bergen die Farben und in der Ebene gei⸗ ſtern die Nebel. Ber ſtarke Kontraſt von Bergen und Ebene iſt ihr ſchönſtes Geheimnis. Der Herbſt macht es noch greifbarer. Wenn draußen in der weiten Fläche die Ruhe lang⸗ ſam eingekehrt iſt und alles Leben erſtarrt, da leuchten die bunten Kopftücher der„ e in den Wingerten an den Bergen. Draußen fällt das letzte Gras und der feine Hauch der Blutsknöpfe unter der letzten Mahd und auf dem blanken Wieſenteppich liegt der violette Schaum. Herbſtzeitloſe. Und dann ſchwebt zwiſchen den Weidenſtümpfen am Bach und den Pappelreihen die ſatte Ruhe und das herbſtliche Schweigen. Auf den Bergen lodern die Fackeln des Herbſtes. Wer mit der Bahn der Bergſtraße entlangfährt, ſieht ein ſelten gedrängtes Bild herbſtlicher Glut und Melancholie. Hinter ſich die ſchwermütige Ebene, vor ſich das farbige Meer der Wälder in der aufglühenden und ver⸗ blühenden Pracht der Herbſtfärbung. An den Hängen flammt das rote Lauß der Kirſchhaume im gelben Kranz der ſterbenden Obſtbäume. An den Rainen zucken die roten Bänder des Hartriegels und der Brombeerſträucher. Wie gelbe Striche hängen die Weinberge an den * Zahnkronen— 3000 Jahre alt Hallſtattzeit kannte ſchon Zahnerſatz. In der Nähe von Aſchaffenburg wurde vor kur⸗ zem ein Hügelgrab entdeckt, deſſen Urnen u. 4. Funden aus der Hallſtattzeit auch Zahnkronen enthielten. Damit iſt der Wiſſenſchaft zum erſten Male der Nachweis für die zohnarztliche Kunſt unſe⸗ rer früheſten Vorfahren geglückt. Unter der„Hallſtattzeit“ verſteht die Wiſſen⸗ ſchaft belanntlich die ſogenannte ältere ode r erſte Eiſenzeit, die zwiſchen dem Jahre 1200 bis 500 v. Chr. liegt. Sie erhielt ihren Namen nach den Funden bei Hallſtadt in Oberöſter reich, wo im Jahre 1846 über 2500 Gräber entdeckt wurden, die reiche Beigaben von kunſtvoll ge⸗ ſchmiedeten Eiſen⸗ und Bronzegeräten enthiel⸗ ten. Sie erbrachten die erſten Beweiſe von dem kulturellen Hochſtand der Volksſtämme der Illyrier, Räter und Kelten, die in dieſer Zeit lebten und die es nicht nur trefflich verſtanden haben, Schwerter und Dolche aus Bronze zu ſchmieden, ſondern es zu wahren Meiſterwerken in der Schmuckkunſt brachten. Beſonders aufſchlußreich waren die Funde von Raſiermeſſern, die damals aller⸗ dings noch recht martialiſche Inſtrumente wafen, aber auch ohne Seifenſchaum ihren Zweck recht wohl erfüllt haben mögen. Damit war das Märchen von den wallenden Bärten unſe⸗ rer früheſten Vorfahren widerlegt, und erſt kürz⸗ lich hat man in Berlin den intereſſanten Ver⸗ ſuch gemacht, ein ſolches 3000 Jahre altes Raſiermeſſer wieder„in Dien ſt“ zu ſtel len. Der Reichsinnungsmeiſter der 4 7 in Ber, lin erhielt es probeweiſe ausgehändigt, ließ das Bronzemeſſer in 20 verſchiedenen Arbeitsgängen hagrſchaxf ſchleifen, um ſchließlich damit die weiten Bartflächen des Filmächauſpielers Hein⸗ rich George abzuſchaben. Die Prozedur ge⸗ lang und der Künſtler ſagte ſelbſt, daß die „Hallſtätter Raſur“ ein Vergnügen war. 5 Nuß hat man unweit von Aſchaffenburg ein neues Hügelgrab aus der Hallſtattzeit enldeck, aus dem man die Ueberreſte von zwei Urnen ans Tageslicht beförderte. Das wäre an und für ſich keine aufregende Sache geweſen, denn in ganz Deutſchland werden gegenwärtig von der Vorgeſchichtsforſchung Grabungen mit großem Erfolg durchgeführt. Aber die Aſchaffenburger Funde waren inſofern eine Neuentdeckung ür die Wiſſenſchaft, als ihr zum erſtenmal der Nachweis gelungen iſt, daß es nor 3000 Jahren auch ſchon Zahnärzte gegeben hat, die nicht nur auf ihre Weiſe plombierxen konnten, ſondern auch ſchon— Zahnerſatz kannten. In dem Aſchaffenburger Grab wurden näm⸗ lich nicht weniger als ſieben gut erhaltene Zahnlronen aus Bronze gefunden, mit denen das Gebiß der beiden Toten aus der Hall ⸗ ſtattzeit ausgeſtattet war. Dieſe waren alſo einmal vor Tauſenden von Jahren gute Kun⸗ den des vorgeſchichtlichen Zahnarztes, der ange⸗ ſichts der schlechten Zähne ſeiner beiden Patien⸗ ten, mohl Mann und Frau, mit bedenklichem Achſelzucken geſagt haben mag:„Tia, da hilft nur mehr eine Krone!“ Wir wiſſen natürlich nicht, ob es auch damals ſchon eine teure An⸗ gelegenheit war, ſich Zähne richten zu laſſen, aber wie man ſieht, haben ſich unſere Vorfahren ins Unvermeidliche gefügt, und in den ſauren Apfel, vielleicht auch in den Finger des Herrn Doktor mit dem Eiſenhammer als Narkoſemittel gebiſſen, denn ein Beſuch beim Zahnarzt mag wirklich eine ſchmerzvolle Angelegenheit ge⸗ weſen ſein. Immerhin, man nerſtand etwas von der dentalen Kunſt, denn die Bronzekronen hielten bis zum Lebensende der Patienten, und ſelbſt nach 3000 Jahren ſind ſie noch ſo gut er⸗ halten, daß man ſie ruhig— noch einmal ver⸗ wenden könnte. Es handelt ſich um nier kleinere und drei größere Stücke, die nun als Koſthbar⸗ keiten im Aſchaffenburger Heimatmuſeum auf⸗ bewahrt werden, wo der Menſch des 20. Jahr⸗ hunderts ſie nun beſtaunt, mit dem Troſt im Herzen, daß ſich auch ſchon ein Räte, Illyrier oder Kelte mit Zahnſchmerzen abplagen mußte In der man Bergen. Von den Sommerhäuschen und Land⸗ häuſern das Rot des wilden Weines. In den Wäldern iſt ein tobender Kampf des letzten Grüns gegen die gelbe und braune Flut. Nur wo Tannen ſtehen, ſind ſattgrüne Flecken. Und wenn die Herbſtſonne mit ihren blinkenden Strahlen über die Wälder fährt, leuchtet der Brand auf zu einem Farbenrauſche. Leiſe raſchelt es unter den Bäumen und die Blätter ſegeln ſchwindelig zu Boden. Noch blühen am Waldrand trotzig einige Blumen. aber ſie ſind krank und ſtumpf. Die roten Beeren des wilden Schneeballs, der Hagebutte, des Pfaffenhütchenz lachen hinter gelben Vorhängen und die ſchwar⸗ en Trauben des Liguſters, Hartriegels und Faulbaums kollern durch die leeren Blattſtände. Unerbittlich iſt der Herbſtwind. Ex reißt an der Hülle der Wälder. daß die Burgen Tag für Tag höher herauswachſen und die Mauern in der Herbſtſanne aufleuchten. Man kann durch die Fenſterhöhlen ſchauen und Türme erſchei⸗ nen, wo im Sommer der Wald rauſcht. In den Gärten der Landhäuſer in Jugenheim, Seeheim, Alsbach, Auerbach, Bensheim, Heppenheim, Weinheim geigen Pappeln, Birken, Alazien, Platanen und Sträucher eine ben Immer klarer entſteigen die Städte der Verg⸗ ſtraße aus den grünen Hüllen, die Frühling un Sommer um ſie gezaubert hatten, und die Herbſtſonne ſpinnt ein Silbernetz über ſie. Der feine, weiße Schleier der Herbſtluft ranlt ſich von der Ebene bis über die Dächer und per⸗ blaut in den Mündungen der ſtillen Täler. Vielleicht iſt der Abend mit Stille und fried⸗ lichem Rauch der richtige Rahmen für die Lieb⸗ lichkeit der Bergſtraße. Wenn dann der Him⸗ mel rot über die Erde draußen leuchtet, ſind die bunten Häuſer am Fuße der Berge golden überſchüttet Dann kommt die Nacht mit Ster⸗ nen und Lichtern am Neckar, am Rhein, im Ried. an der Bergſtraße. Und wer auf einem Berge ſteht, ſieht unter ſich, weich und tief, das Dunkel von Lichtern durchhlitzt, die Ebene wie einen ſtillen. weiten See. Vom Schloßberg bei Heppenheim, dem ſchönſten Punkt der Berg⸗ ſtraße, flammt der Lichtkegel des Starkenburg ⸗ turmes auf und leuchtet durch die Nacht wie eine rieſige Kerze. Hans Holzamer Ar. laſſen, ſahten auten Hern nittel nog ge: von gnen und b ex⸗ ber inere ar⸗ a1. lahr QO ALEN DEN HOllE/ Aus meinem Afrlkatagebueb von Dr. phil. H. W. Schmidt Ich liebe die Tropen mit ihrer urwüch⸗ ſigen Vegetation, vor welcher der Europäer ſtaunend betrachtend ſteht, mit ihrer Tier⸗ welt mannigfacher Formen vom gewaltigen Rieſen bis zum kleinſten Zwerge, mit ihrer unfaßbaren Farbenpracht und ihrem un⸗ laublichen Stimmengewirr. Ich liebe die Tropen mit ihren tückiſchen Gefahren, die den Menſchen erkennen laſſen, wie nichtig und klein er iſt in dieſem Großen und Er⸗ habenen, das Schöpferallmacht hervor⸗ 3 aus einem Nichts. Aber es gibt ugenblicke, die in der Chronik meiner Reiſen durch ferne Länder daſtehen, wie ein„dies ater“, bei deren Erinnerung kalter Schweiß den bebenden Körper hin⸗ ahrinnt und mich ein Grauen packt, das nur der nachempfinden kann, der einmal in ähnlicher Weiſe unheimlich unentrinnbaren efahren entgegenblickt, mit furchtbarer Sicherheit ſich vollziehenden Schickſals⸗ wendungen, vor denen der Menſch ſtets zurückſchreckt, gräßlichen Todesqualen, aus denen nur eine gütige Fügung des Him⸗ mels zu retten vermag.— Solch eine Stunde der Höllenpein erlebte ich auch einſt drüben im dunklen Teile Afrikas, in der herrlichen, früheren deutſchen Kolonie Oſt⸗ afrika, am Fuße des gigantiſchen Berg⸗ recken Kilimandjaro— mit einer Schlange. Schlangen ſind tückiſche Weſen mit falſchen Augen, die ſtarr den Menſchen durch Baſtliskenblick zu bannen verſuchen. Wehe dem e h Tiere, das dieſer unheimlichen Kraft ſich nicht rechtzeitig zu entziehen verſteht: es iſt rettungslos ver⸗ loren. Aber dreimal wehe dem Menſchen, den nicht Geiſtesgegenwart ſtärkt zum qualvollen Rettungswerk ſeines Lebens, wenn er mit dieſen heimtückiſch ſchleichen⸗ den, tödliches Gift verſpritzenden Reptilien in die engſte Berührung zu kommen das Unglück hat. Es war kurz vor der kleinen 5 10 periode, die gewöhnlich durch ſchreckliche Gewitter eingeleitet wird. Ein ſolches Gewitter war niedergegangen. Doch hatte damit die Regenzeit noch nicht begonnen. Die Natur und der in ihr lebende Menſch aber waren voll Spannung und Erwartung, wann das herrliche Wetter, wann die „tötende Hitze nun endlich weichen ſollte, 0 wann lechzendes Naß vom ſcheinbar ewig blauenden Himmel in gewaltigen Maſſen herabſtürzen würde, um alles, was da lebte, mit Labung zu beſchenken. Ich hatte bei meinem Freunde, einem Förſter, in deſſen Station in der Nähe des Kilimandjaro Quartier bezogen, und da der viel beſchäftigte Mann mich nicht immer begleiten konnte, ſo unternahm ich unter dem Schutze einiger ſchwarzer Träger, die Waffen und Proviant nachtrugen, und einiger Askaris— ſchwarze Soldaten— öfters auf 5 0 auſt kleinere Streifzüge in die mir leſdlich bekannte Umgebung. So befand ich mich auch heute in der Be⸗ leitung einiger Schwarzer unweit der Elation in einem ſumpfigen Gelände mit urwüchſiger Vegetation und einer Fauna, die dem Naturwiſſenſchaftler wahres Ent⸗ zücken verurſacht. Beſonders eine Art Heiner Antilopen, die hier ſehr ſelten vor⸗ kommen, erweckte mein Intereſſe, und ich hatte beſchloſſen, gegen Abend mich anzu⸗ ſtellen, um zu verſuchen, ſolche Spezies zu erlegen, wenn die Tiere, 1 mit anderen Arten untermiſcht, zur Tränke kamen. So lag ich denn, als die Sonne ſich zur Rüſte neigte, in der Nähe eines Waſſer ⸗ loches in einem dichten Mangrovengebüſch, umgeben von übermanneshohem Graſe auf der Lauer. Zu meiner Rechten— ſo un⸗ fähr zwei Meter von mir entfernt— e ſich mein Büchſenträger mit dem eſervegewehr bequem in das Gras ge⸗ ſtreckt, Um mir hilfreiche Hand zu leiſten, wenn ich ſeiner bedurfte. Es war ein drückend ſchwüler Tag geweſen, und noch letzt, gegen Abend, herrschte eine Hitze, die auf den Europäer ermüdend wirken mußte. Auch die Schwarzen, die mich begleitet und nun ungefähr fünfhundert eter 5 505 mir— man konnte ſie der üppigen aſbeſchlan halber nicht ſehen— ein Lager aufgeſchlagen hatten, in dem ich die Nacht zubkingen wollte, hatten ſehr unter dieſer Witterung zu leiden. Das merkte ich bei meinem Bjchſentröger, der am liebſten ein 2 gemacht hätte, wenn er nicht den Tadel ſeines„dwana kubwa“ gefürchtet hätte. 5 Die Zeit verging, und die Minuten ſchienen zu Stunden ſich auszuwachſen. Und dennoch ſtellte das gütige Geſchick durchaus keine hohen Anforderungen an meine Nerven und meine Geduld. Mit gutem Winde erſchienen ſchon nach einer Viertelſtunde einige Antilopen, denen ein ganzes Rudel folgte. Unter ihnen be⸗ merkte ich drei der geſuchten kleineren. Trotz der Müdigkeit, die, hervorgerufen durch die Hitze des Tages, auf meinen er⸗ matteten Körper ſich niederſenkte, zitterte dennoch die Hand nicht, die die Büchſe führte. Ich zielte genau aufs Blatt des einen Tieres und drückte ab. Ich ſah die Antilope im Feuer zuſammenbrechen, die übrigen Tiere aber auseinanderſtieben, als ſei der Leopard in ihre Reihen gebrochen. Das brachte wieder Leben in meine müden Glieder. Ich ſelbſt eilte, gefolgt von meinem Büchſenträger, zu dem gefallenen Wilde hin, um es zu beſichtigen. Zu meiner Freude war es ein älterer Bock, der ein prächtiges f 0 1 bar in kürzeſter Zeit tödlich. Ich habe ein⸗ mal einen Neger an den Folgen eines ſolchen Biſſes ſterben ſehen. Es war ein entſetzlicher Anblick, wie der Mann, von furchtbaren Herzkrämpfen geſchüttelt, end⸗ lich Erlöſung fand. Und dieſes Schickſal ſtand mir nun bevor. Ich fürchtete den Tod nicht, dem ich in jeglicher Geſtalt ſchon vielfach mutig ins grinſende Antlitz geblickt. Aber ich hatte Furcht vor der Höllenqual, welche der giftige Biß der Otter bereitet, ich hatte Angſt vor dem unendlich Ekel⸗ haften, das die Nähe einer zum tödlichen Biß ausholenden Schlange mit ſich bringt, ich empfand ein Bangen und Zagen, das nur der kennt, welcher weiß, daß er in der nächſten Minute— ſelbſt noch friſch und geſund in der Vollkraft ſeines jugendlichen Körpers— dennoch unrettbar dem gräß⸗ lichſten Tode verfallen war— ohne Hilfe. , , 10 5 ö 2 4. —v.. . 2. 8.. 2 2 b . Telchnung Kieslich M 5 Nun kam die Entschefdung. Ein Blutstrom, heiß wie flüössſges Blei, zuckte durch das beng schlagende Herz. Fell lieferte. Ich befahl dem Schwarzen, die Beute mir nachzutragen, und machte mich auf den Weg nach der kleinen Lich⸗ tung, auf der ich meine Schwarzen zurück⸗ fe len hatte. Dort angelangt, ſah ich, daß te bereits mein Zelt aufgeſchlagen hatten. Sie brannten gerade ein Feuer an, da ſie nach Vernehmen des Schüſſes annahmen, daß ich nun bald mit meiner Beute er⸗ ſcheinen würde. Ich gebot ihnen, die Antilope abzuſtreifen, nahm ein frugales Mahl ein und zog mich dann ſogleich in mein Zelt zurück, um der Ruhe zu pflegen. Da man hier wenig von Moskitos zu leiden hatte, fiel es mir leider nicht ein, mein Moskitonetz ſo ſorgfältig wie gewöhnlich nachzuprüfen. Ich erwähne dies hier des⸗ halb, weil es für die ſpäteren Ereigniſſe von Wichtigkeit werden ſollte. Exmüdet, wie ich war, ſank ich in tiefen Schlaf.——— Wie lange ich geſchlafen, wußte ich im erſten Augenblick natürlich nicht, als ich ganz plötzlich erwachte, und zwar infolge eines merkwürdig beängſtigenden Gefühles, das ich ſchon vorher in traumhafter Unbe⸗ ſtimmtheit empfunden, in der Vorahnung einer nahen Gefahr öffnete ich langſam, vorſichtig die ſchweren Lider. Das Innere des Zeltes war matt erhellt durch die volle Scheihe des Mondes, deſſen Schein ge⸗ dämpft durch das mit Fliegendraht ver⸗ ſchloſſene Fenſter des Zeltes hereindrang. Ich konnte die Gegenſtände ziemlich genau erkennen. Es befand ſich niemand außer mir in dem nur ſehr kleinen Raum. Dann 55 wie ſuchend mein Auge über das Feld⸗ ett hin, ohne etwas zu entdecken. Lang⸗ ſam wendete ich den Kopf nach rechts.— Da fuhr eiſiger Schreck durch meinen Leib, dann wieder ſiedendheiße Furcht. Mit aller Willenskraft biß ich die Zähne zuſammen und richtete ſtarr den Blick auf eine Stelle meines Kopfkiſſens, die knapp eine Fuß⸗ länge von meinem Antlitz entfernt ſein mochte. Dort ſchob es ſich langſam heran, ſcharf dunkel ſich abhebend von dem hellen Untergrund. Schlangengeſchmeidig nahte ſich langſam, zögernd eines jener gefähr⸗ lichen Reptilien, der Geißeln des fernen Erdteiles, eine jener tückiſchen Schlangen, deren Biß unbedingt tödlich iſt. Die Puff⸗ otter halte ich für eine der gefährlichſten Baſtien dieſer Zone. Beſonders bei heißem Wetter wirkt ihr Toxin, durch ihren Biß in das menſchliche Blut eingeimpft, unfehl⸗ Dieſe Gedanken jagten kaleidoſkopartig blitzſchnell durch mein augenblicklich ſieber⸗ haft arbeitendes Hirn, als ich die Schlange ſah, erkannte. Und näher kroch ſie heran, höher und höher ſchob ſie ſich zu mir empor. Ich aber blieb bewegungslos wie aus Stein. Denn jede Bewegufg hätte meinen Tod zur Folge gehabt.— Doch—, gütiger Himmel, du verläßt mich nicht, durchſchoß es dankbar meinen arbeitenden Geiſt. Die Schlange wandte ſich ein wenig nach rechts, zog langſam dicht vor meinem Antlitz— ich hielt den Atem an, um ſie nicht zu ſtören — vorbei und— näherte ſich jetzt, o Schrecken,— meiner Hand, die ausgeſtreckt auf dem Kiſſen ruhte. Nun hatte ſie die Hand erreicht Ekelhaft kalt glitt ſie an derſelben entlang; mein Wille aber blieb ſtark. Meine Hand— ſie zuckte nicht, und ſo entging ich für diesmal abermals dem ſicheren Tode. Doch die Hand, die lebende Hand war warm, und dieſe Wärme, die angenehm zu der jetzt eintretenden Kühle im Fegenlaß ſtand, tat dem Reptil wohl. Denn behaglich rollte ſich nun die gefähr⸗ liche Beſtie zuſammen und blieb regungslos halb auf meiner Hand, halb auf meinem Arme liegen. Entſetzliches Schickſal! Vergeblich fragte ich meinen Geiſt, was hier zu tun ſei.— Ich fand keinen Ausweg. Nur überdenken konnte ich meine verzweifelte Lage. Ja, verzweifelt war ſie in des Wortes ſchrecklichſter Bedeutung. Denn untätig einer Gefahr nur ins Auge zu blicken, bringt der Verzweiflung nahe. Und der Faünlbegle Umſtand konnte für mich den od bedeuten. Ich ſelbſt mußte regungslos liegenbleiben, kaum mit der Wimper durfte ich zucken, kaum atmen, um das Tier nicht zu reizen. Mein eiſerner Wille vermochte dieſer Aufgabe— vielleicht gerecht zu wer⸗ den. Ich tat nichts, denn ich durfte nichts tun. Ich heftete meine Augen auf das ſcheußliche Reptil, das im Schlafe ſich er⸗ quickte. Wie lange würde er währen? Vielleicht bis morgen früh. Da war ich ſicherlich zugrunde gegangen an Nerven⸗ anſpannung und Höllenqualen. Ich wünſchte ſehnlichſt, daß das Tier ſich bewegen, weiterkriechen würde. Und doch hatte ich Furcht vor dem Augenblick, an dem wieder Leben in dem ſcheinbar toten Schlangenleibß ſich regen würde. Meine letzte Stunde auf dieſer Erde konnte dann gekommen ſein⸗ Ich wünſchte, betete und fürchtete. Dann kam wieder eiſige Ruhe über mich. Schon faßte ich den verzweifelten Entſchluß, mit einer kraftvollen Handbewegung das Tier weit weg zu ſchleudern. Doch mußte ich mir ſagen, daß dies mit letzter Karte ge⸗ ſpielt bedeutete, denn wenn der Wurf miß⸗ lang, war ich geliefert!— So beſchloß ich, weiter auszuharren, es ganz dem Schickſal überlaſſend, wie es mich endlich doch aus dieſer Höllenqual erlöſen würde— tot oder lebendig. So wartete ich— wartete. Die Minuten murden mir zu Stunden, die Viertelſtunden zu Ewigkeiten.— Es mochten drei Stunden N ſein, in Wirklichkeit war es eine halbe Stunde!— Da regte ſich der dunkle Schlangenleib. Langſam rollte er ſich auf. Der vordere Teil ſtellte ſich ſteil empor. Ich ſah den feingeformten Kopf mit klaffendem Rachen, aus dem die geſpaltene Zunge ziſchend hervorſchoß. Nun kam die Ent⸗ ſcheidung. Ein Blutſtrom, heiß wie flüſſiges Blei, zuckte durch das bang ſchlagende Herz. Ich fühlte, wie ſich die Haare mir ſträubten. Starrer wurde mein Blick, der dem viel beſprochenen, unentrinnbaren Schlangen⸗ blick aus tückiſchen, lidloſen Schlangenaugen tapfer zu begegnen ſich beſtrebte. Und nun begann das Tier zu kriechen— weiter vor wärts, meinem Kopfe zu, immer näher— näher. Entſetzen packte mich. Doch nur ruhig Blut— allein das kann Rettung bringen. Weiter kam der Kopf der Schlange heran zu meinem Auge, das ihn zu bannen ſuchte mit aller Nerven⸗ und Willenskraft. Vergeblich! Ohnmächtig ſah ich meinem Geſchick entgegen. Und doch brach ich, vor Seelenpein erschlafft, nicht zuſammen, denn ich wußte, das war mein Verderben. Da wandte ſich plötzlich die Schlange wieder nach links. Sie glitt raſch zu meiner Hand hinab, über dieſe hinweg und— weiter fort von mir— das ganze Lager hinab; dann hörte ich ſie auf den Boden fallen und erblickte ſie auch bald wieder, wie ſie gewandt durch das Zelt kroch. Da kam Leben in meine ſtarren Glieder. Lang⸗ ſam ſchlug ich das läſtige Moskitonetz, durch das die Schlange mühelos hindurch⸗ gekommen, über mir zurück, vorſichtig taſteten meine Finger nach dem geladenen Drilling neben meinem* Nun fühlte ich den kalten Lauf der Waffe in meiner Hand, jetzt lag der Kolben meiner treuen Büchſe an meiner Backe, ich zielte auf die enteilende Schlange genau und drückte ab. Mit furchtbarem Krachen entlud ſich die Waffe in dem kleinen Raum. Das rauch⸗ loſe Pulver ließ den Ausblick frei, und ich ſah, wie die volle Schrotladung die giftige Beſtie traf und ſie zerſchmetterte. Da war ich—— gerettet. Und als die Schwarzen, erſchrocken durch den Knall des Schuſſes, herbeikamen, um zu ſehen, was es gäbe, konnten ſie nur noch die zerſchoſſenen Fetzen des giftigen Reptils entfernen. Ihr Jubelgeſchrei über den Tod eines ihrer ärgſten tieriſchen Feinde erfüllte die Luft. Aus meiner Seele aber ſtieg ein inbrünſtiges Dankgebet zu dem empor, der mir das Leben von neuem geſchenkt. Schlangen ſind die einzigen Tiere, die ich haſſe. Herrlich ſind die Werke des Schöp⸗ fers, und auch die Schlange in der Voll⸗ kommenheit ihrer Bewegung nötigt Be⸗ wunderung ab. Beſonders ſtaunt der Euro⸗ päer über die ungeahnten Dimenſionen der Rieſenſchlange, deren Jagd hochintereſſant iſt. Mehrere ſolcher Jagden habe ich ſelbſt miterlebt, und auf einer mit Erfolg ge⸗ krönten habe ich mit meinem Apparat das 3 Beutetier feſtgehalten. So oft ich heute dieſes Bild betrachte, denke ich mit Vergnügen an jene Schlangenjagd zurück, aber auch mit Grauſen an fene furchtbare Nacht, in der ich wie durch ein Wunder dem tödlichen Biß einer Schlange entgangen war. Sr Sr Sinnſprüche Glück iſt nichts Zufälliges, ſondern eine Charaktereigenſchaft; wenn man ſagt, der Menſch hat Glück, ſo ſagt man zugleich, der Menſch iſt leiſtungsfähig, denn Glück iſt die Konſequenz der Perſönlichkeit. 11. Ein ſeſter Blick, ein hoher Mut, Die ſind zu allen Zeiten gut. * Mut iſt mehr wert Als die Macht des Schwertes, treffen Tapfere ſich,— Kühnen Mann ſah Den Kampf ich gewinnen mit ſtumpfer Schwertklinge. * Man muß den Stier bei den Hörnern packen und nicht am Schwanze. — 9 PAF FFF 2 N a 2 8 1 7 e 8 FFF FENN DER HE ILO Copyright by Prometheus-Verlag. Dr. Eichacker, Gröbenzell bei München (4. Fortſetzung) Ich möchte auch Deutſche ſein“, rief eine andere Dame ſpöttiſch.„Dieſe Frauen können fort in die Welt, dürfen alles wagen, ihr Leben genießen, während wir armen Mädchen der guten italieniſchen Geſellſchaft ohne Anſtands⸗ dame uns nicht über die Straße wagen dürfen.“ Nun war es aber genug. Ich fuhr in die Höhe und dem ich die Sprecherin nicht aus den Augen ließ, ent⸗ gegnete ich verächtlich:„Wenn ich eine Dame der guten italieniſchen Geſellſchaft wäre, würde ich mein eigenes Ich nicht ſo ſehr herabſetzen. Eine traurige Rolle ſpielt eine Frau, Signorina, die nicht imſtande iſt, ohne bezahlte Anſtandsdame ihre Reinheit zu wahren. Die Anſtandsdame, von der Sie ſprechen, Signorina, trägt jede Frau von Ehre und Charakter in der Bruſt. Ich glaube nicht, daß die italieniſche Krankenſchweſter ihren ſchweren Beruf in Be⸗ gleitung einer bezahlten Anſtandsdame ausübt.“ Ein leiſes„Bravo, braviſſimo“ traf mich von Seiten eines Bosniakenoffiziers, und meine Kollegin drückte mir unter dem Tiſche die Hand, indem ſie leiſe flüſterte:„Wie ich mich freue!“ Ich erhob mich und ſuchte das Freie. Einſame, mond⸗ beſchienene Blütenwege lief ich entlang und die Tränen rannen mir unaufhaltſam über das Geſicht. Einmal ab⸗ gewieſen, hatte mein Blick den Mann, in deſſen Geſellſchaft mir dieſer Schimpf angetan werden durfte, nicht mehr ge⸗ ſtreift. War es denn möglich? Ohne auch nur einen Ton zu meiner Verteidigung übrig zu haben, hatte er das Herz, das ihm ehrlichſte Freundſchaft entgegenbrachte, mit Ruten peitſchen laſſen. Ich dachte an die fürchterliche Zeit an ſeinem Krankenlager, wenn ich, ſelbſt noch ſchonungs⸗ bedürftig, mit der ganzen Energie, die ich aufbringen konnte, den Schlaf verſcheuchte. Wie ein verwundetes Tier verkroch ich mich in den letzten einſamen Winkel unſerres Gartens und hörte mit wildem Herzklopfen auf das Konzert der Kapelle, das leiſe zu mir drang. „Signorina, Signorina Federiga!“ hörte ich laut nach einigen Seiten durch den Garten rufen. Raſch und unbe⸗ merkt eilte ich in die Villa und kühlte meine verweinten Augen. Dann ging ich wieder zur Geſellſchaft zurück. Mein mir vordem angewieſener Platz war von dem Arzt eingenommen worden, der Signor Francesco während ſeiner Krankheit behandelt hatte. Freudig ſtreckte ich dem Herrn, mit dem ich mich fehr unt verſtand, die Hand entgegen. Ich wurde auf Ihren Platz geſetzt“, entſchuldigte er ſich höflich.„Ich werde ſofort einen Stuhl beſorgen.“ „Für einen Erſatz des Stuhles iſt längſt geſorgt“, hörte ich Signor Francesco ſagen.„Fräulein Ertler, darf ich bitten?“ Und mit einer Handbewegung wies er auf den dicht neben ſeinem Platz leerſtehenden Stuhl. Hätten Blicke töten können, nie wieder wäre ich in die Heimat zurückgekehrt. „Fräulein Ertler“, bat Dr. Dovan liebenswürdig,„darf ich Sie jetzt bei Eröffnung des Tanzes um den erſten Walzer bitten?“ „Du kommſt bereits zu ſpät“, lachte Signor Francesco; „Den erſten Walzer tanzt Fräulein Ertler mit mir.“ „Das ſieht dir gleich, Scheuſal“, erwiderte Dr. Dovan ſtrafend.„Jetzt, wo wir dich mit vieler Mühe wieder hoch⸗ gebracht haben, kannſt du ja leicht frech ſein. Ich werde dir Fräulein Ertler überhaupt ſtreitig machen, ich brauche po eine weiche, aufopfernde Hand für meine Praxis. Solche Frauen ſind, wie der alte Römer ſagt, ihr Gewicht in Gold wert.“ Ein prickelnder Walzer fuhr mir in die Beine. Der Obergärtner brachte einen Strauß duftender Roſen, den er mir auf einen Wink Signor Francescos überreichte, und bat dann den Cbef des Hauſes, den Ball zu eröffnen. Hatte ich erſt ſchön ohne Verſtändnis auf die herr⸗ lichen Blumen geblickt, die ich hilflos gegen die Bruſt ge⸗ drückt hielt, ſo nahm ich nun mechaniſch, wie vor den Kopf geſchlagen, den Arm meines Chefs und ſchritt mit ihm durch das von Arbeitern gebildete Spalier dem provi⸗ ſoriſch hergerichteten Tanzplatz zu. Faſſungsloſes Staunen zeichnete ſich in den Geſichtern unſerer Arbeiter, ohnmächtige Wut in dem Livios und denen der anweſenden Damen. „Warum haben Sie das gemacht?“ fragte ich Signor Francesco während des Tanzes und ſuchte zum erſten Male wieder ſeine Augen. „Bin ich doch noch einen Blick wert?“ entgegnete er ehrlich gekränkt und ich ſchmiegte mich unwillkürlich feſter in den führenden Arm. Wie ſchön es hier war, wie ſicher und geborgen ich mich fühlte, trotz all' der neidiſchen Blicke! „Die Antwort auf die plumpe Gemeinheit meines Bru⸗ ders“, entgegnete er in mühſam unterdrücktem Zorn.„Er hat ſich benommen wie ein Facchino vom Freihafen. Ich wußte, wie ich die dumme, unerfahrene Gans, die Sie kränken wollte, am beſten treffen konnte und ließ ſie des⸗ halb ruhig ſchwatzen. Sie war zur Ballkönigin beſtimmt, wußte das natürlich auch und ſo hatte ich von vornherein meine empfindliche Rache in der Hand. Ich war zu Be⸗ ginn des Abends lediglich ſchlechter Laune und das war der Grund meines vielleicht gerade heute unangebrachten Benehmens.“ „Schade“, lachte er plötzlich,„daß Dr. Dovan nicht zu⸗ gegen war; die Trieſtiner Geſellſchaft hätte wieder einmal Gelegenheit gehabt, über ſeine beiſpielloſe Grobheit erboſt zu ſein. Allerdings, ſchuldig geblieben ſind Sie den Damen nichts; ich glaube, daß die beiden künftig in ihren Aeuße⸗ kungen varſichtiger jein erden.“ Mit den Worten:„Das war heute der erſte und lente Tanz für mich“, brachte er mich wieder an meinen Platz. „Warum nur?“ fragte ich erſtaunt. „Weil ich damit die Leute am beſten treffen kann, welche die erſte Frau, die mir im Leben echte, ehrliche Freundſchaft entgegenbrachte, in den Schmutz ziehen woll⸗ ten“, entgegnete er ruhig. Ich grübelte in tiefem Mitleid darüber nach, wie arm an Liebe das Leben des ſo viel gehaßten, gefürchteten und beneideten Mannes geweſen ſein mußte, wenn er den redlich verdienten Freundſchaftsbeweis einer von ihm abhängigen Frau mit ſolchem Danke lohnte. „Iſt er nicht ein herrlicher Menſch?“ fragte mich Dr. Dovan, mit dem ich den zweiten Walzer tanzte, begeiſtert. „Sie haben ihn lieb?“ ſetzte er raſch und unvermittelt hinzu. „Ja“, nickte ich ſtrahlend,„von ganzem Herzen.“ „Und Signora Erica?“ forſchte er ernſt.„Eine von euch beiden wird dann eben weichen müſſen.“ Ich ſah ihm ſtaunend in die Augen. „Aber Herr Doktor“, wehrte ich verlegen ab,„Signora Exica iſt doch die Frau, die Signor Francesco liebt, alſo jedenfalls ſeine Braut. Wie könnte ich mich je mit dieſer wunderſchönen und reichen Frau meſſen. Ich habe ihn lieb, wie eine Schweſter den Bruder; als Frau würde ich es nie wagen, an Signor Francesco zu denken.“ „So ſind Sie auf Signora Erica nicht eiferſüchtig?“ fragte er dagegen. „Nein“, antwortete ich ehrlich.„Es tut mir gar nicht weh, wenn ſie ihn lieb hat. Nur wenn ſie ihn quält, tut es mir weh.“ Dr. Dovan preßte warm meine Hand.„Friſches Quell- waſſer auf Sekt, den man bis zum Ekel genoſſen hat“, ſagte er mir neulich.„Heute kann ich ihn verſtehen.“ Ich entſchlüpfte der Geſellſchaft und ſuchte meine liebe Hängematte auf, um glücklich in die Nacht hinauszu⸗ träumen. Plötzlich zuckte ich erſchrocken zuſammen. Unweit von mir ſaß unbeweglich eine dunkle Geſtalt in ſchwerem Sin⸗ nen, das Geſicht in die Hände vergraben, wie gebeugt von einer großen Laſt. Angſtvoll ſtarrte ich auf den Schatten, dann hatte ich ihn erkannt und wußte, daß mir von hier keine Gefahr drohte. Eine Sekunde ſpäter war ich neben ihm and verſuchte die Hände von ſeinem Geſicht zu ziehen. Lange ſaßen wir ſchweigend. Dann aber fing er an, mir zu erzählen von ſeiner freudloſen, liebearmen Jugend, von den grauſamen Kämpfen und Enttäuſchungen, die er, der außereheliche Sohn eines ungariſchen Edelmannes, im Kreiſe ſeiner Stiefgeſchwiſter zu erdulden hatte. Von der brennenden Sehnſucht, mit der das Kind der Liebe nach der verweigerten Elternliebe ſchrie, von der Wüſte der Einſamkeit, die er durchwandert, bis er endlich vom ſteilen Gipfel ſeines Ringens und Schaffens rückſichtslos und ſieggewohnt das Leben meiſterte. „Einſamer Hochtouriſt des Lebens!“ murmelte er bitter. Wie recht du doch hatteſt, kleines Schweſterchen. Wollen wir uns in Zukunft, wenn wir allein ſind, nicht du ſagen?“ Ich nickte, und liebevoll nahm er mein Geſicht zwiſchen die ſchmalen Hände und küßte mich innig auf Mund und Augen. 5 „Ich beſtelle eine Droſchke, dann fährſt du nach Hauſe“, ſchlug er wieder in den alten Ton fallend vor.„Ich will auf keinen Fall, daß du heute nochmals angegriffen oder beleidigt wirſt.“ Ich ſchritt mit ihm dem Gartenausgang zu und ſtürzte in heller Freude in die Arme meiner treuen Santina, die mich ſchon ſeit geraumer Zeit angſtvoll ſuchte. „Nun brauche ich keine Droſchke, Signor Francesco“, verſicherte ich eifrig;„mit Santina bin ich in kurzer Zeit zu Hauſe.“ Santina eilte fort und im Dunkel der ſchützenden Laube zog er mich noch einmal in ſeine Arme. „Du hatteſt bis jetzt nie einen Mann lieb?“ Ich ſchüttelte den Kopf.„Nein, noch nie. Ich glaube, ich war zu viel unter Männern. Schon als Kind waren nur meine Brüder und ihre Kameraden meine Spielge⸗ fährten. Später war ich das einzige Mädel in einem Hauſe, das in der Nähe der Univerſität lag und von Studenten als Untermieter bewohnt wurde. Außerdem vermieteten auch meine Eltern Zimmer, und immer war es das gleiche Bild, nur daß die Geſichter wechſelten. Die jungen Leute mieteten das Zimmer. Nach kurzer Zeit kam dann die Verſicherung einer glühenden Liebe. Nicht gerade freundlich abgewieſen, waren die Herren ſchwer beleidigt. Nachdem ich auch dieſe Etappe mit ſtoiſcher Ruhe hinge⸗ nommen hatte, kam endlich das, was ich wollte, eine fröhliche Kameradſchaft. Die Liebe habe ich mir als etwas Hohes, Ernſtes und Heiliges vorgeſtellt. Zwei Menſchen, die ſich lieben, müßten ſein wie zwei Wanderer“, fuhr ich fort,„die den Weg über einen ſpaltdurchzogenen Glet⸗ ſcher nehmen und aneinandergeſeilt entweder die Gefahren meiſte t oder zuſammen untergehen. Was ich bis jetzt kennen gelernt habe, war kraſſer Egoismus, Brutalität und tieriſche Gier. Mir grant vor der Liebe.“ „Das Weib in dir ſchläft den Dornröschenſchlaf, ent⸗ gegnete er warm;„hoffentlich küßt es der Rechte wach.“ Wir waren langſam zur Geſellſchaft zurückgekehrt und mit leiſer Schadenfreude bemerkte ich die verſtohlenen, ſehnſüchtigen Blicke, welche den Mann an meiner Seite ſtreiften, an den ich mich Minuten vorher ſo feſt ange⸗ ſchmiegt hatte. In dieſer Nacht konnte ich nicht ſchlafen. Glühende Hitze lag über dem kleinen Korridor, der kein Fenſter So flüſterte ich meiner Santina, als der Tag langſam graute, ins Ohr:„Ich gehe baden und dann in die Früh⸗ meſſe nach San Giuſto.“ N „Komm aber beſtimmt bis gegen elf Uhr zu mir!“ entgegnete ſie leiſe.„Steffi hat dich zu Tiſch geladen. Die Herrſchaften, außer junge Doktor, ſind heute fort, machen dann Ausflug auf die Opcina.“ e b In der kleinen Küche machte ich notdürftig Toilette. Auf das Waſchen des Geſichtes mußte ich verzichten, da unſer Brunnen vertrocknet war. Möglichſt geräuſchlos, um Demetrio, der ſich wie eine Klette an meine Füße heftete, nicht zu wecken, ſtahl ich mich aus dem Haus und eilte freudig dem Meere zu. 8 Als ich erfriſcht aus dem Waſſer des Freibades ſtieg, in dem trotz des frühen Morgens ſchon reges Leben herrſchte, drang der wundervoll dunkle Ton der berühmten Glocken von San Gluſto feierlich über die ſtillen Waſſer. Während ich mich langſam auf den Weg nach der ur⸗ alten Kirche machte, kam auch die Sonne, die ſich nun ſtrahlend über die dunklen Kacſtgebirge ſchwang. * P. ich war ich gegen elf Uhr bei der Wienerin und wurde von ihr und Santina freudig begrüßt. Während ich beim Kochen etwas mithalf, horchte ich plötzlich auf. Aus dem Salon ertönte meiſterhaftes Kla⸗ vierſpiel.. „Fritzerl, unſer Herr Doktor hat Beſuch“, klärte mich Steffi auf,„ein feiner Kavalier, im Vertrauen! Schon lange mein Schwarm. Spielen kann der Haſcher, na. du hörſt es ja ſelbſt; aber er ſchaut unſereinen gar nicht an, ſpricht auch kein Wort deutſch, der hochmütige Stock⸗ italiener.“ „Was iſt's dann mit dem jungen Herrn?“ lachte ich. „Halt dein Schnabel, Frechdachs“, war die ſtrafende Antwort. „Oder haſt ſchon was g'ſpannt?“ „Ausgeſchließt“, ſchmunzelte Santina;„mir ſpannen's mich überhaupt nix.“ Auf leiſes Klopfen an der Küchentür öffnete ich die⸗ ſelbe und ſtand einem hochgewachſenen, vornehmen Manne gegenüber, deſſen dunkelblaue Augen mich erſtaunt mu⸗ ſterten. „Signorina, dürfte ich um ein Glas Waſſer bitten“, erſuchte er mich auf italieniſch. „Es iſt leider nur abgekochtes Ziſternenwaſſer hier“, erklärte ich ihm in der gleichen Sprache.„Wenn Sie da⸗ mit vorlieb nehmen wollen?“ „Nein, danke, darauf verzichte ich gerne“, war die freundliche Antwort. Er kehrte in den Salon zurück, doch kurze Zeit darauf betrat er mit Doktor Salvo neuerdings die Küche. Bald war eine luſtige, ungezwungene Unterhaltung im Gange und zu meinem Erſtaunen ſprach Dr. Orazio ein reines, tadelloſes Deutſch. „Nun hab' ich immer gemeint, Herr Doktor“, grollte Steffi,„Sie können kein Wort deutſch und jetzt können Sie's gleich beſſer als wir.“ Er lachte luſtig auf. Unwillkürlich ſtreifte ich mit einem Seitenblick das ſchmale Geſicht. Wie dieſe Augen, die hohe Geſtalt und eleganten Manieren an einen anderen erinnerten; und doch welch himmelweiter Unterſchied! Dieſen hier würde kein Menſch fürchten; das ſonnige, einnehmende Weſen er⸗ oberten ihm raſch und mühelos die Herzen. Trotzdem fühlte ich ſofort: Verſtändnis für des Lebens Not, tiefes Empfinden und ungeahnten Seelenreichtum, das fand hier keine Frau. „Wann treffen wir uns wieder?“ fragte Dr. Orazio, beim Abſchied meine Hand feſthaltend. „Das kann ich nicht ſagen, Herr Doktor“, wich ich faſt ſchroff aus. Etwas wie Erſtaunen flog über ſein Geſicht. Ihm ſchien dieſe kurze Antwort ſehr ungewohnt. Dr. Saloo ſchmunzelte leiſe. Anſcheinend gönnte er ſeinem Freunde die Abfuhr. d „Fräulein Ertler kommt doch faſt jeden Sonntag zu uns“, tröſtete er dann und geleitete ſeinen Freund liebens⸗ würdig zur Türe. „Fritzerl, weiblicher Schuft“, fuhr Steffi in die Höhe, „was treibſt denn du mit die Mannsbilder. Jetzt kann er auf einmal deutſch, der Fallot. Na, der hat ſchön Feuer g'fangt.“ Der Eintritt Dr. Salvos machte dem Geſpräch ein Ende. „Laſſen Sie bitte im Speiſezimmer drei Gedecke auf⸗ legen“, bat er Steffi. „Fräulein Ertler, Sie bleiben doch zu Tiſch hier?“ Ich nahm die Einladung dankend an. „Ihren Chef kenne ich gut“, meinte Dr. Salvo während des Eſſens.„Er iſt in der Geſellſchaft wegen ſeiner faſt krankhaften Wahrheitsliebe und ſchroffen Eigenart eher gefürchtet als beliebt. Beneidet wird er um die bildſchöne Venezianerin, die unſeren heiratsfähigen Damen ein Dorn im Auge iſt. Ich perſönlich ſchätze ihn als einen unge⸗ wöhnlich klugen, ſelten gewandten Kaufmann, deſſen fa⸗ belhafte Sprachkenntniſſe allgemein beſtaunt werden.“ g Ich nickte.„Ja, oft konnte ich nicht begreifen, daß er ſich mit jedem Kunden oder Arbeiter, gleichgültig welcher Nation, fließend unterhält.“ Iſt es wirklich ſo ſchwer mit ihm zu arbeiten, wie allgemein geſprochen wird?“ fragte Dr. Salvo dagegen. Ich ſchüttelte den Kopf, hatte aber keine Luſt, weitere Aufklärungen zu geben. (Fortſetzung folgt) — 2 „rc ä——— 3 1 K ich Kla⸗ nic na. nicht Suk, te ich fende men'z 9 die⸗ Nane t m⸗ itten hier, ie daz die darauf Lung razid rollte nnen das und doch kein er⸗ bens lum, ktzio, 1 Ihm Salo kunde 1 . de pit . 8 Bekanntmachungen Ortsgrupre ber A. S. D. A. P. Viernheim NS. Beratungsſtunde eden Montagabend von 20—21 Uhr. Dlenſtſtunden der Pol. Leitung nur Donnerstags 20—21 Uhr— Tienſtſtel le: Adolf Hitlerſtraße 19 Betr.: Deutſches Volksbildungswerk. Ich bitte, die ausgegebenen Hörerkarten am Mittwoch, 3. November, von 19—21 Uhr, in der Dabß-Dienfſtele abzurechnen. Jungvolk Fähnlein 50 und 53/249 Achtung Jungenſchaftsführer Sämtliche Jungenſchaftsführer der beiden Fähnlein kommen heute abend pünktlich um 7 Uhr in das Heim der Schillerſchule betr. Beitr agsmarkenausgabe. Der Geldverwalter. 24 II 2 deulſche Arb Ab 1. November ds. Is. finden die Ge⸗ ſchäftsſtunden zwecks Annahme von Unter⸗ ſtützungsanträgen und Unterſtützungsauszah⸗ lung Donnerstags in der Zeit von 5.30 bitte die bis 6.30 Uhr nachm. ſtatt. Ich angegebenen Zeiten genau einzuhalten, da die betr. zu einer anderen Zeit nicht abgefertigt werden können. gez. Weidner, Ortsobmann der DAF. Bekr.: Sporn z Der Sportkurs findet wieder regelmäßig unter Leitung eines Sportlehrers ſtatt. Der Uebungsraum iſt im„Deutſchen Kai⸗ ſer“ beim OEG⸗Bahnhof und zwar jeden Donnerstagabend, 8.30 Uhr. Um zahlreiches und pünktliches Erſcheinen wird gebeten.— Neue Sportfreunde ſind jederzeit willkommen. Der Sportwart. Lokale Nachrichten Viernheim, den 3. November 1937 Auſer Tagesſpruch Wer leben will, der kämpfe alſo, wer nicht ringen will im ewigen Streit des Lebens, verdient das Leben nicht. Adolf Hitler. Mas 3 Ce in Jex AREtentasclie? Aktentaſchen dienen, wie ſchon ihr Name agt, zur Aufnahme von Akten. Monſieur Pierre Dubois, ſeines Zeichens Rentner in Paris, wollte das nicht glauben, weshalb er kürzlich auf eine eigenartige Idee verfiel, deren Verwirklichung dafür ſpricht, daß Herr Dubois über viel Zeit verfügt. Er ſtellte ſich alſo eines Tages an einer belebten Straßen⸗ kreuzung auf und frug alle Menſchen, die mit einer Aktentaſche unterm Arm an ihm vor⸗ überkamen, welchen Inhalt ihre Ledertaſche aufweiſe. Und da kamen nun wirklich abſon⸗ derliche Ergebniſſe zutage. 24 Herren trugen darin nichts anderes als— Frühſtücksbrote, bei acht ruhten Thermosflaſchen in der hoch⸗ geſchäftlichen Umhüllung, zwei Herren und vier Damen hatten Kleidungsſtücke dabei, die ſie zur Reparatur geben wollten, vier Pariſer wußten für Likör⸗ oder Weinflaſchen keine un⸗ verfänglichere Transportmöglichkeit, einer hatte einen Singvogel in einer luftdurchlö⸗ cherten Schachtel darin, neun junge Damen hatten die Aktentaſchen mit Strümpfe voll⸗ eſtopft, und vierzehn Herrſchaften erſparten ſcch den Badekoffer damit, daß ſie Handtuch, Seife und Badeanzug in der Ledertaſche ver⸗ ſtauten. Ja, und die Akten? Nun, Herr Dubois hat immerhin drei Herren und eine Dame angetroffen, die wirklich Akten in den Aktentaſchen hatten. Siebzig Leute hatten alſo Auskunft gegeben und das Rätſel ihrer Akten⸗ taſchen entſchleiert. Zwölf weigerten ſich. Ver⸗ dient da die Aktentaſche noch ihren Namen? Wer weiß einen beſſeren? * Warum kein jrüches Brot? Seit einer Reihe von Wochen iſt den Bäk⸗ kern und Kaufleuten der Verkauf von friſchem Brot verboten. Durch dieſe Maßnahme ſoll die Verſchwendung von Brot, die der Verzehr friſchen Brotes mit ſich bringt, vermieden und der Notwendigkeit Rechnung getragen werden, mit dem Brot hauszuhalten. Einen Tag abge⸗ 1 Brot iſt außerdem piel bekömmlicher ls friſches Brot. Volksgenoſſen, die trotzdem heute noch fri⸗ ſches Brot perlangen, verkennen die Bedeutung dieſer Verbotsvorſchrift, handeln volkswirt⸗ ſchaftlich unrecht und verleiten dadurch ihren Brollieferanten zu einer ſtrafbaren Handlung. Im Intereſſe einer ſparſamen Verwertung unſerer Brotgetreidevorräte und um un⸗ emen, Soldaten, Arbeitsdienſtmänner und ⸗Maiden! ſoweit ihr dieſen Herbſt aus dem Dienſt entlaſſen wurdet! Ihr habt während eurer Dienſtzeit den Segen des Sportes am ei⸗ genen Leibe verſpürt. Laßt dieſen Erfolg für eure Geſundheit und Leiſtungsfähigkeit nicht unnütz verloren gehen, ſondern treibt auch weiterhin noch Sport! Erhaltet und fördert eure törperliche Leiſtungsfähigkeit, indem ihr den Kdß⸗Sportkurs beſucht! nötige Ausgaben von Deviſen für die Einfuhr von Weizen zu vermeiden, iſt es auch erforder⸗ lich, beim Verbrauch von Brot mehr und mehr vom Miſchbrot oder Weizenbrot zum Roggen⸗ brot oder Roggenvollkornbrot überzugehen. 1 * Viernheim iſt ſchöner geworden. Nachdem die Straßenherſtellungsarbeiten ſchon rüſtig vorwärts geſchritten ſind, macht ſich das hierdurch verſchönte St raßenbild an⸗ genehm bemerkbar. Wie angenehm läuft es ſich doch auf den mit Teerbelag verſehenen Fußſteigen! Weiter fällt bei einem Gang durch die Straßen wohltuend auf, daß ſehr viele Häuſer von außen 15 neues Geſicht erhielten und noch erhalten. Die Gipſer und Tinte haben reichlich zu tun. Das Gaſthaus„Zum Löwen“, am Marktplatz, erhält ein neues Kerwekleid. Zu erwähnen ſind auch noch die an zahlreichen Stellen des Ortes erſtandenen Neubauten. Das ſtattliche Geſchäftshaus De⸗ wald, das anſtelle des alten Fachwerkhauſes in der Adolf Hitlerſtraße erſtanden iſt, geht 55 Vollendung entgegen. * Beton anſtelle der Pf flaſterſteine. Auf den drei Brücken der Reichsautobahn, Nähe der Station Viernheim, werden zur Zeit die Pflaſterſteine, mit welchen die Brücken⸗ überfahrten belegt waren, entfernt und an ihre Stelle Beton gebracht. Zu dieſem Zwecke wurde an der Zufahrtsſtraße zur Station Viernheim ein Arbeitsplatz etablert, wo ſich neben zwei großen Betonmiſchmaſchinen eine Fülle von erforderlichem Material befindet. Auf der Brücke ſelbſt ſind fleißige Hände tätig, die Auswechſelarbeiten vorzunehmen. Der Verkehr auf der Reichsautobahn wird nicht geſtört, da immer nur auf je einer Fahrbahn gearbeitet wird. * Leben und Tod im Oktober. Im Monat Oktober wurden in unſerer Gemeinde 21 Kinder geboren; 11 Perſonen ſind geſtor⸗ ben. 14 Paare ſchloſſen den Bund des Lebens. * Uebergabe des Kreijes Heppenheim Gauleiter Sprenger vollzieht die Vereinigung Am kommenden Sonntag, nachmittags 3 Uhr, wird in Bensheim der Gauleiter Sprenger die ee der ſeitherigen Kreiſe Bensheim und Heppenheim in einer Feierſtunde verkünden und den neuen Groß⸗ kreis Bensheim-Heppenheim dem Kreisleiter Brückmann, Bensheim, in ſeine Obhut geben. Gleichzeitig wird ſich der ſeitherige Kreisleiter des Kreiſes Heppenheim, Pg. Ruppert, verab⸗ ſchieden. Zu dieſer Feierſtunde werden die Ortsgruppen⸗ und Stützpunktleiter, der Kreis⸗ ſtab, ſowie die Führer der Gliederungen er⸗ ſcheinen. Preiserhöhungen ſind verbolen Scharfe Maßnahmen der Preisüberwachungs⸗ ſtelle Nachdem das Geſetz zur Durchführung des Vierjahresplans, Beſtellung eines Reichskom⸗ miſſars für die Preisbildung und die auf der Grundlage dieſes Geſetzes erlaſſenen Verord⸗ nungen faſt ein Jahr in Geltung ſind, kann erwartet werden, daß die Beſtimmungen auf dem Gebiet der Preisbildung und Preisüber⸗ wachung eie we bekannt ſind und beachtet werden. Die Stelle für die Preisbildung bei der Heſſiſchen Landesregierung ſah ſich des⸗ halb veranlaßt, die Kreisämter und Polizei⸗ direktionen anzuweiſen, die Preisüber⸗ wachung in ſchärferem Maße als ſeither zu handhaben. Verkäufer und Käufer, die bei ih⸗ ren Geſchäften den zuläſſigen Preis über⸗ ſchreiten, haben für die Folge hohe Strafen zu erwarten. Es iſt Pflicht eines jeden einzelnen Vollsgenoſſen ſich vor Abſchluß von Kauf⸗ verträgen aller Art über den zuläſſigen Preis zu vergewiſſern. Soweit beſondere Preiſe nicht feſtgeſetzt oder Ausnahmen nicht zugelaſſen ſind, dürfen nach der Gerbrunn über das Verbot von Preiserhöhungen vom 26. No⸗ vember 1936(Reichsgeſetzblatt 1, Seite 955) die am 17. Oktober 1936 gültigen Preiſe nicht überſchritten werden. 45 * Der Aadjahrer auf dem Lande In der Erkenntnis, daß das Fahrrad für die ländliche Bevölkerung das meiſt gebräuch⸗ lichſte Verkehrsmittel darſtellt, hat der Chef der deutſchen Polizei ſich veranlaßt geſehen, e Vorſchriften für die Laſt enbefor⸗ derung auf dem Fahrrad. zugeben. Dar⸗ nach iſt der Transport von Gegenſtänden jeg⸗ licher Art erlaubt, die im Ruckſack und ſon⸗ ſtigen Mückentrogeinrichtungen auf dem Ge⸗ päckträger oder auf einem Anh dau unterge⸗ bracht ſind. Ferner dürfen auch ſolche Gegen⸗ ſtände befördert werden, die auf d 150 Fahrrad Marklbericht der Lanbesbauernſchaft Heien⸗Nafjau Die Bemühungen der Kartoffelerzeuger, noch vor Eintritt kalter Witterung möͤglichſt große Mengen ihrer Ernten abzuſetzen, dauern an. Vereinzelt haben ſich auch die Ausſichten gebeſſert, da die ſtädtiſchen Verbraucher mit der Einkellerung begonnen haben. Erwünſcht bleibt ein laufendes Angebot von Futterkar⸗ toffeln. Auf dem Brotgetreidemarkt wird erſt im neuen Monat eine Verſtärkung der Zufuhren erwartet, ſodaß dann ein Teil der regen Kauf⸗ wünſche der Mühlen befriedigt wird. Die Ver⸗ ſorgung mancher Roggenmühle in der Pro⸗ vinz iſt weniger befriedigend, während die an⸗ deren Betriebe meiſt ausreichenden Vorrat für die nächſten Wochen haben. Vom Weizen⸗ mehl werden bevorzugt die hellen Typen, wäh⸗ rend in den dunkleren Sorten ſich manche Vorräte bilden konnten. Im Roggenmehl be friedigt der Umſatz ſehr wenig. Nach Abſchluß des Braugerſtengeſchäfts wird jetzt aus dem Oſten Induſtriegerſte an- geboten. An Hafer mangelt es hier wie dort. Die laufende Belieferung der Futtermittel⸗ verbraucher iſt durch die verſchiedenen neuen Zuteilungen von Mais und Oelkuchen ſowie aus den laufenden Abgaben von Schnitzeln, Kleie, Kartoffelflocken und Miſchfuttermitteln geſichert. Es iſt aber erwünſcht, daß die Land⸗ wirtſchaft ſelbſt Rauhfutter auf den Markt bringt, damit der Bezug für die Pferdehalter aus den benachbarten Bezirken eingeſchränkt werden kann. Die Großviehmärkte hatten ſehr reichliche Auftriebe zu verzeichnen, die auch qualitativ gut ausfielen. Das Geſchäft in den Fleiſcher⸗ läden hat jedoch jahreszeitlich nachgelaſſen. Die ſteigenden Zufuhren von Kälbern finden flott Unterkommen. Dagegen muß der Haus⸗ frau jetzt der Kauf von Hammel⸗ und Sch wei⸗ nefleiſch empfohlen werden, das aus den lau— fenden Zufuhren qualitativ einwandfrei an⸗ geboten wird. Wenn auch vorläufig die Schweinezufuhren ſchon im Hinblick auf den kommenden Monatsabſchlag reichlich waren, ſo wird doch im Laufe des Winters mit einer Abſchwichung des Schweineangebotes zu rech⸗ nen ſein. Die Landwirtſchaft wie die länd⸗ 9 Kleintierhalter m üſſen durch reichliche Einlegung von Schweinen, auch wegen der wirtſchaftlichen Verwertung der reichen Kar⸗ toffelernte vor ſonſtigen Futterabfälien, für e Ausgleich Sorge tragen. Die Butterverſorgung hielt ſich 5 ſteigen- der Milchanli, ferung unverändert. De Reichs⸗ ſtelle lieferte den Spitzenbedarf. Am Käſe⸗ markt iſt es ruhiger geworden. Es iſt jedoch ein verſtärkter Verbrauch von magerem Weich käſe ſowie Sauermilchkäſe erwünſcht. In der Eierverſorgung ſtehen jetzt Kühlhauseier an erſter Stelle, die ſowohl aus inländiſchen Be⸗ 1 als auch aus Holland eingehen. Friſch⸗ r bleiben vorerſt knapp. In den Erzeugergebieten hat das Obſtan⸗ gebot nachgelaſſen, während die ſtädtiſchen Märkte vom Handel ſehr reichlich beliefert werden. Das Geſchäft iſt ſehr ruhig, ſodaß eine langſame Vermarktung der Aepfelvorräte wünſchenswert iſt. Das Gemüſeangebot kann allen Anfor⸗ derungen gerecht werden, ſowohl den Sorten nach, als auch preislich. Im Vordergrunde ſtehen Blumenkohl, Spinat ſowie Kohlgemüſe. Für den Sauerkrauteinſchnitt werden noch be⸗ trächtliche Bedarfsanforderungen erwartet. Unſer Führer iſt der am Schickſal ſtärkſtens beteiligte Menſch,— ſonſt wäre er nicht, was er iſt.— Des Führers Leben und Kampf ſind uns Beweis genug, er iſt dem Volke— und das Volk iſt ihm Schickſal geworden. CCC hinter dem Rücken des Fahrers befeſtigt ſind. Sie dürfen jedoch weder den Fahrer noch den Verkehrsteilnehmer behindern oder gar ge⸗ fährden. Seuſen, Gabeln und Mähmaſchinen⸗ meſſer dürfen aber ohne genügende Schutzvor⸗ richtungen nicht auf dem Fahrrad befördert werden. Weiter iſt verboten, Gegenſtände auf der Schulter mitzuführen und mit einer Hand feſtzuhalten. Für den entſtehenden Schaden iſt ſtets der Halter des Fahrzeugs verantwortlich. Wird beiſpielsweiſe ein Schaden durch einen Schulpflichtigen verurſacht, der ſein eigenes Fahrzeug benützt, dann haftet allerdings der Betriebsunternehmer, der den Auftrag zur Fahrt gab. * Einheitliche Schlachijteuer Durch eine Neubearbeitung der Durchfüh⸗ rungsverordnung zum Schlachtſteuergeſetz iſt der letzte Schritt zur vollſtändigen Vereinheit⸗ lichung der Schlachtſteuer im Reich getan wor⸗ den. Ab 1. Januar ſind grundſätzlich die Ge⸗ meinden Schlachtſteuer⸗ Hilfsſtellen. Ihnen liegt dann die Feſtſetzung und Er hebung der Schlachtſteuer für alle Schlachtungen ob. Eine Feſtſetzung durch die Fleiſchbeſch auer findet künftig nicht mehr ſtatt. Die Schlachtungen von Rindvieh, Schweinen und Schafen müſſen in Zukunft allgemein beſonders angemeldet werden. Die Vorſchriften über ſteuerbegün⸗ ſtigte Hausſchlachtungen ſind erweitert wor⸗ den. So umfaßt künftig der eigene Haushalt eines Tierhalters außer dem Dienſtperſonal auch andere Perſonen, die aus dem Haushalt verpflegt werden, wenn dies nicht gewerbs⸗ mäßig geſchieht, z. B. wenn Gäſte unentgelt⸗ lich aufgenommen werden, wenn einquartierte Soldaten verpflegt werden, wenn ein land⸗ wirtſchaftliches Ge folgſchafts! nitglied ein an⸗ deres Gefolgſchaftsmitglied des gleichen Be⸗ triebes in, ſeinem Haushalt gegen Entgelt verpflegt, wenn Betriebsprüfer und Reviſoren ſowie Pflegekinder der NSV oder Sommer⸗ gäſte gelegentlich aufgenommen werden uſw. Kündigungsfriſt iſt einzuhalten! Zwei Bauarbeiter löſten ohne Einhaltung der im Tarif vorgeſchriebenen Kündigungs⸗ friſt das Arbeitsverhältnis, weil ſie Ausſich⸗ ten hatten, bei einem anderen Unternehmer länger beſchäftigt zu werden. Ihr erſter Be⸗ triebsführer klagte nun am Kölner Arbeits⸗ gericht auf Zahlung von Schadenerſatz in Höhe eines Lohnes für eine Woche. Das Ge⸗ richt belehrte den Kläger dahin, daß er ohne Nachweis des Schadens nur für die Tage Schadenerſatz beanſpruchen könne, die die Be⸗ klagten von ihrer Arbeitsſtelle ferngeblieben ſeien. Auf der anderen Seite ſeien aber auch die Arbeiter unter allen Umſtänden verpflich⸗ tet, die Kündigungsfriſt einzuhalten, ſelbſt auch dann, wenn ſie nur wenig Ausſicht hät⸗ ten, auf längere Zeit bei dem Kläger Arbeit zu erhalten. Auf Vorſchlag des Gerichts kam ein Vergleich dahin zuſtande, daß die beiden Arbeiter an den Bauunternehmer je 10 Mark als Schadenerſatz für die drei Tage zahlen. Scharſes Vorgehen gegen gewiſ⸗ ſenloſe Heilmittelwerbung. Da in allerjüngſter Zeit noch irreführende Ueber⸗ treibungen in der Heilmittelwerbung feſtge⸗ ſtellt worden ſind, ſieht ſich der Präſident des Werberats mit W auf die Intereſſen der Volksgeſundheit und die berechtigten Be⸗ lange einer ernſthaften und anſtändigen Arz⸗ neimittelinduſtrie und ihrer Werbung genö⸗ tigt, gegen offenkundige Uebertretungen rück⸗ ſichtslos vorzugehen. Unabhängig von etwaigen polizeilichen Strafverfahren wird der Präſi⸗ dent ſolchen Werbungtreibenden, die die gel— tenden Beſtimmungen mißachten, in Zukunft ohne vorherige Verwarnung die Genehmigung zur Wirtſchaftswerbung auf Zeit oder Dauer entziehen. Die maßgebenden Richtlinien finden ſich in der 17. Bekanntmachung des Werbe— rats vom 5. Mai 1936. Im Weſentlichen unverändert Die Wirbeltätigkeit über Weſteuropa hat ſich weiter abgeflacht, hat jedoch uns mit der Zufuhr feuchterer Meeresluft leichte Unbe⸗ ſtändigkeit gebracht, die aber nur zu vereinzel⸗ tem Auftreten von Regen führt. Eine weſent⸗ liche Aenderung der Wetterlage iſt vorerſt unwahrſcheinlich. Vielfach dieſiges und meiſt vereinzeltes Auftreten wenig geändert, Mittwoch: wolkiges Wetter, nur von Regen, Temperaturen veränderliche Winde. Donnerstag: Fortdauer der vielfach dieſigen vnd leicht unbeſtändigen Witterung, doch gelegentlich auch aufheiternd. e 2 3 D e e Dre . e e — ———ͤ 8 7 Aus Nah und Fern Mannheim.(Tödlicher Unfall beim Rangieren). Am Samstag gegen 12 Uhr wurde im Rangierbahnhof ein 53 Jahre alter Rangierer aus Heidelberg beim Schmieren von Weichen von einer Rangierabteilung er⸗ faßt und ihm beide Beine abgefahren. Auf dem Transport ins Städtiſche Krankenhaus iſt der Verunglückte verſtorben.—(Körper⸗ verletzung mit Todesfolge). In der Nacht zum Sonntag wurde bei einer Schlägerei in der Neckarſtadt ein 28 Jahre alter Kraftwagen⸗ führer mit einem Seitengewehr in den Un⸗ terleib geſtochen und lebensgefährlich verletzt. Der Geſtochene iſt einige Stunden ſpäter im Städt. Krankenhaus verſtorben. Der Täter, der in Notwehr gehandelt haben ſoll, wurde einſtweilen feſtgenommen.—(Tod durch Er⸗ trinken). Am Sonntagfrüh wurden am Hecht⸗ kopf Kleidungsſtücke eines aus der Pfalz ſtam⸗ menden, in Frankreich anſäſſigen Landwirts aufgefunden. Offenbar hat der Eigentümer, der in letzter Zeit in ſeiner Heimat zu Beſuch weilte, den Tod im Rhein geſucht.—(Ver⸗ kehrsunfälle). Im Laufe des Montag ereig⸗ neten ſich in Mannheim 7 Verkehrsunfälle. Dabei wurden 6 Perſonen verletzt und meh⸗ rere Kraftfahrzeuge und Fahrzeuge zum Teil erheblich beſchädigt.—(“Verkehrsüber⸗ wachung). Wegen verſchiedener Uebertretun⸗ gen der Reichsſtraßenverkehrsordnung wurden 45 Perſonen gebührenpflichtig verwarnt und 16 Kraftfahrzeughaltern wurden rote Vor⸗ fahrtsſcheine ausgehändigt, weil ihre Fahr⸗ zeuge techniſche Mängel aufwieſen. Unfall auf der Reichsautobahn In der Nacht zum Montag fuhr auf der Reichsautobahnſtrecke Mannheim— Heidel⸗ berg ein Perſonenkraftwagen auf einen hal⸗ tenden Fernlaſtzug, der vorſchriftsmäßig be⸗ leuchtet war, auf. Die Führerin des Per⸗ ſonenkraftwagens ſowie ein Fahrgaſt wurden leicht verletzt. Beide Fahrzeuge wurden ſtark beſchädigt. Der Schaden beträgt etwa 1150 Reichsmark. Heppenheim.(Gaſtſpiel des Reichs⸗ ſinfonieorcheſters in Heppenheim). Das Or⸗ cheſter des Führers, das Nationalſozialiſtiſche Reichsſinfonieorcheſter, kommt zu einer Gaſt⸗ ſpielreiſe anläßlich der Gaukulturwoche für die NSG„Kraft durch Freude“ in unſeren Gau und wird auch in Heppenheim ein Gaſt⸗ ſpiel geben. Es iſt überflüſſig, das große Kön⸗ nen dieſes Orcheſters beſonders zu würdigen. Jeder Volksgenoſſe hat beſtimmt die großen Leiſtungen dieſes 90 Mann ſtarken Inſtru⸗ mentalkörpers ſchon einmal am Lautſprecher gehört, wenn bei feierlichen Anläſſen das NSgRSd die großen Kundgebungen der Par⸗ tei muſikaliſch umrahmte oder fur die NSG „Kraft durch Freude“ Konzerte gab, wo brei⸗ teſten Schichten des arbeitenden Volkes die hohen muſikaliſchen Kulturgüter dargeboten wurden oder wo in Werkspauſen das Orcheſter mit ſeinen beiden Dirigenten Franz Adam und Erich Kloß den Arbeitern genußreiche Stunden und Erholung in der Freizeit ver⸗ mittelte. Das Orcheſter wird ſich auch in Hep⸗ penheim eines guten Zuſpruchs erfreuen. Kein Rückgang der Diphterie Die Schule um weitere acht Tage geſchloſſen Bürſtadt. Da die Diphterie in unſerer Gemeinde noch keinen Rückgang zu verzeich⸗ nen hat, bleiben die Schulen weiterhin auf acht Tage geſchloſſen, und zwar bis vorausſichtlich 7. November 1937. Eine Rabenmutter.— Ihre drei Kinder hilflos ſich ſelbſti U berlaſſen. Trier. Die Trierer Pol'zei nahm eine Frau feſt, die ſich ſeit einigen Wochen um⸗ hertrieb. Sie wurde dem Amtsgericht vor⸗ geführt, das wegen Ausſetzung ihrer drei kleinen Kinder im Alter von zwei, drei und fünf Jahren Haftbefehl gegen ſie erließ. Der Ehemann verbüßt zur Zeit wegen Dieb⸗ ſtahls eine längere Freiheitsſtrafe. Trotz⸗ dem die Frau vom Wohlfahrtsamt ge⸗ nügend unterſtützt wurde, vernachläſſigte ſie den Haushalt in unglaublicher Weiſe, ver⸗ brauchte das meiſte Geld für ſich und ließ ihre drei Kinder ohne Pflege. Sze brachte es ſogar fertig, die Kinder hungern zu laſ⸗ ſen. Als man behördlich einſchritt und in der Wohnung nach dem Rechten ſah, fand man die Kinder, die inzwiſchen von der Mutter verlaſſen worden waren, in einem unbeſchreiblichen Zuſtand vor. Unterernährt und aufs gröblichſte vernachläſſigt, mußte man die Kinder ſofort dem Krankenhaus zuführen, wo ſie ſich aber nach einiger Zeit ſoweit erholten, daß ſie in Pflege gegeben werden konnten. Hoffentlich trifft die unna⸗ türliche Mutter eine ganz eremplariſche Strafe. Die letzte Schiffsmühle am Rhein Im Zollhafen in Mainz liegt die letzte Schiffsmühle des Rheins. Früher gab es zahl⸗ reiche ſolcher Schiffsmühlen, die aber im Laufe der Zeit den Neuerungen der Technik Platz machen mußten. Die letzte dieſer Schiffsmüh⸗ len hat ſeit Jahr und Tag einen nicht gerade ſchönen Platz im Mainzer Zollhafen gefunden. Selbſtverſtändlich iſt der bauliche Zuſtand der alten Schiffsmühle hier nicht beſſer geworden. Vor allem haben die Schaufelräder, die als Antrieb für das Mühlenwerk gedient haben, Not gelitten. Die Stadt Bingen hat nun den Wunſch, dieſes Bauwerk an die Mündung der Nahe in den Rhein zu überführen. Anderer⸗ ſeits möchte aber auch die Stadt Mainz dieſes ſeltene Bauwerk erhalten. Es iſt alſo noch nicht geklärt, was aus dieſem Bauwerk wer⸗ den ſoll; es wäre aber zu wünſchen, daß dieſe letzte Schiffsmühle am Rhein wieder ſo in⸗ ſtandgeſetzt wird, daß ſie auch weiterhin er⸗ halten bleibt. Eine Serie von tödlichen Unglücksfällen. Alsfeld. Der Arbeiter Schäfer aus dem Kreisort Billertshauſen war auf dem La⸗ gerplatz des hieſigen Dampfſägewerks von Sondermann& Bücking mit dem Abladen von Baumſtämmen von einem Laſtauto be⸗ ſchäftigt. Dabei wurde der Mann von einem unglücklich fallenden Stamm getroffen und ſo ſchwer verletzt, daß er im Kreiskranken⸗ haus an ſeinen Verletzungen ſtarb. Büdingen. Der Händler Johannes Roß aus Hainchen ſtürzte in der Nähe von Wolferborn ſo unglücklich mit ſeinem Fahr⸗ rad auf die Landſtraße, daß er innere Ver⸗ letzungen und einen doppelten Schädelbruch erlitt. Im hieſigen Hoſpital iſt der Verun⸗ glückte bald nach ſeiner Einlieferung geſtor⸗ ben. Daaden(Weſterwald). Auf der Grube Friedrich Wilhelm be: Daaden ſtürzte der Hauer Willi Müller aus Daaden beim Schichtwechſel eine Fahrung hinab. Auf dem Wege zum Krankenhaus erlag der Verun⸗ glückte ſeinen ſchweren Verletzungen. Großoſtheim. Auf dem Schaafheimer Weg fiel aus bisher noch nicht aufgeklärter Urſache ein Bulldogg, der ein mit Langholz beladenes Fuhrwerk aus Götzenhain bei Offenbach zog, um. Der Beifahrer und der 27jährige Michel Kauth aus Götzenhain kaffe umker Fe Bülldögg zu Rege, 8 bei letzterer auf der Stelle getötet wurde. Der Beifahrer erlitt ſchwere Verletzungen. 15 neue Siedlungen für Frontkämpfer und Kriegsopfer. Bingen. In Büdesheim wird mit dem Bau des zweiten Abſchnitts einer Sted⸗ lung für Frontkämpfer und Kriegsopfer be⸗ gonnen. Es werden 15 neue Häuſer errich⸗ tet, nachdem im Vorjahr bereits 14 Heim⸗ ſtätten gebaut werden konnten. Jeder Sied⸗ ler hat neben ſeinem Haus 600 qm Pacht⸗ land in der Nähe der Siedlung. Die Häuſer werden in zwei verſchiedenen Formen ge⸗ baut; der Preis beträgt RM. 5500 bis RM. 6000. Kaſſel. Am 23. Oktober ſtarb plötz⸗ lich ohne Anzeichen einer Erkrankung das fünf Monate alte Kind des Adam König in Vollmarshauſen. Während ſich die El⸗ tern des Kindes bei ihren im gleichen Dorf wohnenden Schwiegereltern auf e inem Schlachtfeſt befanden, lag das Kind in der elterlichen Wohnung in ſeinem Wagen. Der Vater des Kindes ſuchte in der Zwiſchenzeit die Wohnung auf, um Nudeln zu holen. Er traf das Kind im Wagen ſchlafend an. Durch das vom Vater verurſachte Geräuſch erwachte das Kind und fing zu weinen an. Darüber geriet der Vater in ſolche Wut, daß er das Kind im Wagen aufrichtete und ihn mit der Fauſt mehrere Schläge auf den Hinterkopf und an die rechte Schläfenſeite verſetzte. Da er befürchtete, das Kind würde infolge der Schläge ein dauerndes Leiden davontragen, faßte er den Entſchleiß, es zu töten. Der Unmenſch ſchlug darauf das Kind mehrere Male mit dem Hinterkopf auf die Herdplatte auf. Der Hinterkopf des Kindes wurde vollkommen zertrümmert. An den Verletzungen iſt das Kind geſtorben. Der Mörder hat nach tagelangem Leugnen vor der Kriminalpolizei ein Geſtändnis ab⸗ gelegt. Hauptſchriftleiter undverantwortlich für den politiſche Teil i. B. Phil. Oben auer, Worms, für 25 2 Teil Friedrich Martin, Viernheim. Verlag: Ver einigte Zeitungsverlage Cnyrim, Haller& Co., Borns Geſchäftsſtelle: Friedrich Martin, Viernheim. Druck: Worm ſer. et Halkenhäuſer, Cnyrim& Co., Worms.— D N. 1937 über 1800. Z. It. iſt Anzeigen preisliſte Nr. 6 gültig. Anordnung betreffend die Feſtfetzung von Verbraucherhöchſtyreiſen für Speiſe⸗ kartoffeln vom 6. Sept. 1937, in der Jaſſung vom 23. Oktober 1937 Auf Grund von Ziffer 1 Abſatz 2 der Erſten Anordnung des Reichskommiſſars für die Preisbil⸗ dung von 12. Dezember 1936(Reichsanzeiger Nr. 291 vom 14. Dezember 1936, beſtimme ich im Benehmen mit dem Kartoffelwirtſchaftsverband Heſ⸗ ſen⸗Naſſau, Frankfurt am Main, was folgt: J. Für die Abgabe von Speiſekartoffeln an die bei Abgabe ab Waggon oder Lager de; Empfungsverteilers f bei Zufuhr frei Keller des Kleinver⸗ teilers 5 bei Zufuhr frei Wohnung/ Keller des Verbrauchers durch den Empfangsverteiler oder ob Verkaufsſtelle des Kleinverteiler; bei Abgabe von 5 kg an durch den Kleinverteiler Verbraucher bis 31. Dezember 1937 werden nach⸗ ltehende Höchſtpreiſe feſtgeſetzt: 5 1) In Städten, Induſtriebezirken und ſonſtigen Orten, in denen die n mit Speiſe⸗ kartoffeln nicht unmittelbar durch Erzeuger ſichergeſtellt werden kann, und zwar in Darm⸗ ſtadt, Gießen, Mainz, Offenbach und Worms, mowie in den im Kreiſe Offenbach gelegenen Orten Bieber, Buchſchlag und Neu⸗Iſenburg, für weiße, rote und blaue Sorten für gelbe Sorten je 50 k. 50 kg f NM. 77. bis zu 2,85 bis zu 3,15 bis zu 2,95 bis zu 3,25 bis zu 3,15 bis zu 3,45 bis zu 0,37 bis zu 0.40 2) Auf dem flachen Lande und in den Orten, an denen diſe Verſorgung durch Erzeuger un⸗ lz ſchergeßellt werden kann, das ſind alle Gemeinden, die nicht unter 1) aufgeführt ſind, bei Abgabe von 50 kg an bei Abgabe von 5 kg an für weiße, rote und blaue Sorten für gelbe Sorten je 50 f. 50 1g g RM. 1 bis zu 2,70 bis zu 3.— bis zu 0,33 bis zu 0,86 8) Bei Abſatz durch den Erzeuger an den Verbraucher von 80 kg an a) in die unter 1) genannten Gebiete b) in die unter 2) genannten Gebiete 4) Soweit der Verbraucher die Kartoffeln beim II. W Die Verſandtverteilerſpanme beträgt je 50 2g RM. 0,20 und iſt in den feſtgeſetzten Verbrau⸗ cherhöchſtpreiſen enthalten. Sie darf weder über⸗ noch unterschritten werden. II. Wer vorſätzlich oder fahrläſſig den Beſtimmungen Darmſtadt, den 23. Oktober 1937. für weiße, rote für gelbe Sorten orten „und 3 1 80 1 6 8 9 l RM. RM. bis zu 3,15 bis zu 8,45 bis zu 2,70 bis zu 3.— Erzeuger abholt für weiße, rote für gelbe Sorten und blaue 1 1 50 k je 50 9 . N M. RM. 2,35 2,58 dieſer Anordnung zuwiderhandelt, wird gemäß 88 4 und 6 der Verordnung über das Verbot von Preiserhöhungen vom 25. November 1936(Reichs- geſetzblatt 1 S. 955) beſtraft. IV. Dieſe Anordnung kritt mit Wirkung vom 1. September 1937 in Kraft. Der Reichsſtatthalter in Heſſen— Landesregierung Stelle für die Preis bildung. J. V.: Neiner. Vorſtehende Anordnung bringen wir hiermit zur allgemeinen Kenntnis und Beachtung. Viernheim, den 30. Oktober 1937. Der Bürgermeiſter als Ortspolizeibsherde, Empfehle: Hüdenschnelder. 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