Iil⸗ . Voll 8 Amtsblatt der Bürgermeiſterel Biernhein Erſcheinungswelſe: Täglich. ausgeno Bezugspreis: Ins Haus gebracht monatli durch die Poſt monatlich 1.60 RM ausſchließlich Beſtellgeld Einzelnummer 10 Rpfg. Nummer 261 mmen an Sonntagen und eiertagen. ch 1.60 RM einſchließlich otenlohn, Dienstag S ternheimer deilu Verkündigungsblatt der NS AN. Viernheim den 9. November 1937 Anzelgenpreis: Grundpreis für 1mm Höhe und 22 mm Breite 8 Ryfg., im Text teil für 1 mm Höbe und 67 mm Breite 15 Ryfg. Zur Zeit iſt Anzeigenpreisliſte Nr. 6 aültia Geſchäftsſtelle Viernheim Bismarckſtr. 13. Fernſpr. 153. PS. L'hafen 15101 13. Jahraang Treueſchwur eines ganzen Volles Dort, wo am 9. November 1923 die Getreuen des Führers fielen, ſteht heute die deulſche Nalſon „Hier“ Von Ph. Obenauer. Wenn heute die Partei ihren höchſten Feier⸗ tag begeht, dann iſt es nicht mehr nur ein Feiertag der Partei, dann iſt es ein Feiertag der ganzen deutſchen Nation. Aus der klei⸗ nen Schar jener Getreuen, die im Glauben an den Sieg der Blutfahne folgten, im Feuer der Reaktion vor der Feldherrnhalle zu⸗ ſammenbrachen und mii dem Wort„Deutſch⸗ land“ auf den Lippen ſtarben, iſt heute ein Siebzig⸗Millionen⸗Volk geworden. Wie jene wenigen mutigen Männer im Glauben an Adolf Hitlers Sendung für das deutſche Volk kämpften und ſtarben, ſo iſt das ganze Volk heute bereit, für ſeinen Führer zu kämpfen, und wenn es ſein muß, zu ſterben. Es iſt nicht denkbar, daß jemals ein grö⸗ ßeres Opfer gebracht werden kann als das, was das Vaterland von uns fordert. Und es iſt kein Gedanke höher als jener, daß das erſte Opfer einiger Getreuer ſo millionenfache Frucht getragen hat. Die Toten des neunten November haben der deutſchen Nation eine heilige Verpflich⸗ tung hinterlaſſen. Ihr Tod iſt dem ganzen Volk Mahnung und Vorbild geworden und ihr Leben und Streben iſt die ewige Quelle neuer Kraft für den Dienſt am höchſten, für den Dienſt am Vaterland. Wenn heute der Führer die Stufen zur Ewigen Wache hinaufſchreitet, dann folgt ihm in ehrfurchtsvollen Abſtand die geſamte deut⸗ ſche Nation. Und wenn er Zwieſprache mit ſeinen erſten Kameraden hält und ihre Namen ruft, dann antwortet ihm das ganze Volk. Dieſer alljährliche Appell hat ſich zu einem Ereignis von derart ſymbolhafter Größe er⸗ weitert, daß es ſchwer iſt, andere Tage aus dem Jahresablauf zu nennen, denen eine gleich tiefe Bedeutung innewohnt. Vergleich⸗ bar iſt nur der Heldengedenktag, an dem wir der großen Toten des Weltkrieges gedenken. Die Gräber dieſer und jener ſind heilige Mahnmale. Wenn dieſe Helden beim neuen Trompetenſtoß aus ihren Ruheſtätten ſteigen, dann will ihr Auge das Volk um ihren Füh— rer geſchart ſehen, dann will ihr Ohr den ein— heitlichen Marſchtritt hören, der ihnen aus den Jahren 1914 bis 1918 und aus dem Jahre 1923 ſo vertraut iſt. Und die Ewige Wache in München und der Marſch nach der Feldherrnhalle ſind die Kri— ſtalliſationspunkte, in denen der Glaube an Volk und Vaterland, der Begriff des Opfers und der reſtloſen Treue und Hingabe ihre er— habenſte Verklärung gefunden haben. * Wenn uns der Tod der ſechzehn Getreuen des Führers auch menſchlich erſchüttert, und wenn uns das große Sterben der Helden des Weltkrieges auch unſägliches Leid und tiefe Trauer gebracht hat. ſo brauchen wir heute nicht faſſungslos und mit dem Geſchick ha— dernd an die Weiheſtätte zu treten. Aus ihrem Sterben iſt Höheres geworden. Ihr Tod war Auferſtehung der ganzen Na— tion. Mit Stolz nennen wir ihre Namen und wiſſen, daß es nur über Gräber vorwärts gehen kann, nur wo Gräber ſind, kann es Auferſtehung geben. Den Schwur der Treue haben unſere teuren Toten gehalten, und wir erneuern ihn im An⸗ geſicht der Sarkophage der Ewigen Wache. Unſere nationale Kraft wird gemeſſen am Heldentum der Toten, deren wir heute geden⸗ ken, die uns mahnen und aufrichten. Wie weit wir ihnen zu folgen vermögen, wird entſcheidend ſein über den Beſtand unſeres Volkes. Ob wir das Leben höher ſchätzen als den Sieg des Glaubens, als die Treue, als den Opfertod fürs Vaterland, das ſind die Fragen, die mit mahnendem Finger aus den Gräbern der Toten an uns gerichtet werden. Das Vermächtnis derer vom neunten Novem⸗ ber iſt für uns die Verpflichtung, ihnen in heldiſcher Haltung ähnlich zu werden. Wie der Führer vor vierzehn Jahren jenem kleinen Häuflein befahl, ſo befiehlt er heute dem ganzen Volk. Der Führer iſt der gleiche geblieben und ſein Befehl lautet ſo wie ehe⸗ dem. Aber aus den Wenigen iſt die Nation geworden und ſie hört auf ſeinen Befehl. Hier liegt das Geheimnis um die ſittliche Größe eines Volkes und um die nationale Sie gehen durch das Land und ſind nicht tot. Wir fühlen ſie in jedem Atemzug, In unſerer Kraft, im Wollen und im Streben, In unſerer Seele tiefem Morgenrot, In unſeres Volkes ſteilem Sonnenflug, Und unſre Herzen wiſſen, daß ſie leben. Sie leben In jeder Fahne der wir folgten, Sie leben In jedem Stahl, in jeder Fauſt. Sie leben In allen Stürmen, die uns grau umwolkten, Die peitſchend über Deutſchland hingebrauſt. Sie leben In der Mütter ſtillen Tränen, Sie leben! Zum 9. November Zum 9. November Die Ehrentempel der Bewegung auf dem Königlichen Platz in München (Preſſe⸗Hoffmann, Zander⸗K.) Stärke. Das deutſche Volk wird vor ſeinen Helden beſtehen können und das Urteil der Geſchichte wird über die Geſamtheit aller Deutſchen ebenſo lauten als über die wenigen Männer vom 9. November. Dieſe Gewißheit ſchöpfen wir aus dem Treueſchwur, den heute die ganze Nation vor der Ewigen Wache ablegt. So iſt die ſymbolhafte Bedeutung des Op— fertodes jener ſechzehn Männer und all derer, die vor ihnen und nach ihnen für die Größe des Vaterlandes ſtarben, ins Rieſenhafte ge⸗ wachſen.„Deutſchland“,„Vaterland“ ſind für das ganze Volk ſo heilig hohe Begriffe geworden, daß niemand ſie ungeſtraft anzu⸗ taſten vermag. Ganz Deutſchland kennt die Verpflichtung der Blutfahne, kennt die ſym⸗ boliſche Bedeutung des Dichterwortes: ja, die Fahne iſt mehr als der Tod. Sie leben In der Jugend heißem Dank, Sie leben Im Glauben, Kämpfen, Hoffen und im Sehnen, Im deutſchen Herzen als Fanfarenklang. Sie haben uns die Kraft zum Sieg gegeben: Sie leben! Sie gehen durch das Land und ſind nicht tot. Sie ſind uns Mahnung und ſie ſind uns Pflicht, Wir Lebenden ſind großer Helden Erben. Wo ihr Gedanken hell als Flamme loht, Führt unſer Weg durch Nacht und Leid zum Licht. S0 ſind ſie Deutſchland. Deutſchland wird nie ſterben! Kurt Langner Zum 9. November Der Panzerwagen, der am 9. November 1923 den hiſtoriſchen Marſch des Führers und ſeinet Garde am Odeonsplatz in München aufhalten ſollte, ſteht jetzt im Münchener Armeemuſeum. (Weltbild, Zander⸗K.) „Barlei und Vierſahresplan“ Miniſterpräſident Göring vor der Führerſchaft München, 9. Nov. Auf Einladung des Stellvertreters des Füh⸗ rers, Rudolf Heß, ſprach wie die NSK. meldet Miniſterpräſident Generaloberſt Gö⸗ ring in ſeiner Eigenſchaft als Beauftragter des Führers für die Durchführung des Vier⸗ jahresplanes vor der geſamten Führerſchaft der NSDAP. über das Thema„Die Partei und der Vierjahresplan“, An dieſer Führertagung nahmen teil neben ſämtlichen Reichsleitern und Gauleitern die ſtellvertretenden Gauleiter, die Hauptamtslei⸗ ter die Reichsamtsleiter, die Obergruppen⸗ führer und Gruppenführer der SA., der 16.. des NS. und die Obergebiets⸗ und Ge⸗ bietsführer der Hitler-Jugend. Nach einer kurzen Begrüßungsanſprache durch Rudolf Heß unterrichtete Miniſterpräſident Generaloberſt Göring in ſeinem aufſchlußrei⸗ chen mehrſtündigen Vortrag das Führerkorps der Partei über alle aktuellen Fragen der Vierjahresplan⸗Arbeit, die nun nach einjäh⸗ rigem Schaffen im Vordergrund ſteht. Bei der Bewältigung dieſer großen Aufgaben wird auch der Einſatz der geſamten Partei wieder von entſcheidender Bedeutung ſein. Seine Darlegungen wurden vom Führerkorps der Partei mit geſpannter Aufmerkſamkeit aufgenommen und immer wieder mit lebhaf⸗ tem Beifall unterbrochen. Anſchließend ſtellte Miniſterpräſident Gene⸗ raloberſt Göring unter minutenlangen Zu⸗ ſtimmungskundgebungen feſt, daß der Nakio⸗ nalſozialismus den Beweis für die Richtigkeit ſeiner politiſchen An⸗ ſchauungen erbracht habe und daß er auch den Beweis für die Richtigkeit ſei⸗ nes wirtſchaftlichen Denkens nicht ſchuldig bleiben werde. Rudolf Heß dankte dem Miniſterpräſidenten Generaloberſt Göring für ſeine Ausführungen und brachte zum Ausdruck, daß der Parteige⸗ noſſe Göring der Unterſtützung der Führer⸗ ſchaft der NSDAP. bei der Durchführung ſei⸗ ner ihm vom Führer übertragenen ſchweren Aufgabe auch künftig gewiß ſein kann. Rudolf Heß ſchloß die für die künftige na⸗ tionalſozialiſtiſche Wirtſchaftsführung bedeut⸗ ſame Tagung mit einem Sieg⸗Heil auf den Führer Anſchließend fand ein kameradſchaftliches r der Führerſchaft im Alten athausſaal ſtatt. W r 228000. Am Vorabend des 9. November der Führer bei ſeiner Allen Garde im Bürgerbräukeller— Nach der Peiheſlunde in München München, 9. November ie Erinnerungsfeier an das Geſchehen des November 1923 begann am Vorabend des ahrestages mit dem hiſtoriſchen Appell im ürgerbräukeller. Das iſt ſo und bleibt ſo. heute und immer! Dieſes Treffen iſt Jahr für Jahr ein Abend der alten Kameradſchaft, der Mär⸗ tyrer und Kämpfer des erſten Opferganges der Bewegung. Sie ſind hier verſammelt und fül⸗ len den rieſigen Saal bis auf den letzten Win⸗ kel. Es gibt keine Rang⸗ und keine Platzord⸗ nung. Im ſchlichten Braunhemd ſitzen ſie alle da. Viele von ihnen bekleiden heute höchſte Aemter in Partei und Staat. Neben ihnen zahlloſe unbekannte Parteigenoſſen, die heute wie ehedem ihre Pflicht tun als einfache Block⸗ warte und SA.⸗Männer. Wieder andere im feldgrauen Rock, Soldaten und Offiziere der Wehrmacht und der Polizei. Und als einzige Frau die Schweſter Pia. Alle aber tragen ſie an der rechten Bruſtſeite den höchſten Orden der Partei, den Blutorden. Ueber dem Ganzen ſteht das lebendige Erlebnis, die Erinnerung an Kampf und Sieg. Sie, denen dieſe abendlichen Stunden mit dem Führer gehören, ſind die erſten Bahn⸗ brecher des neuen Deutſchland. Auf ihre Leiber waren vox 14 Jahren die Gewehre der Reak⸗ tion gerichtet. Dieſes Wiſſen iſt ihr höchſter Beſitz. Der gewaltige Saal iſt— abgeſehen von wenigen Fahnen, die von den Seitenwänden herabhängen— ſchmucklos geblieben wie im⸗ mer. Hiſtoriſche Stätten brauchen keine beſon⸗ dere Ausſchmückung. Immer unvergänglicher Schmuck iſt die Erinnerung an das hiſtoriſche Ereignis. Ueber dem weiten Raum liegt jene erwar⸗ tungsvolle Spannung, die ſtets dem Kommen des Führers vorausgeht. Der Muſikzug der K⸗ Leih⸗Standarte kürzt die Wartezeit mit Marſch⸗ weiſen. Von Zeit zu Zeit branden Heilrufe auf,— ſie künden, daß ein bekannter national⸗ 9 0 2 S ſozialiſtiſcher Kämpfer den Saal betritt. Da ſind nur einige Namen zu nennen: Hermann Göring, Wilhelm Brückner, Karl Himmler, Joſef Berchtold, der Führer des Stoßtrupps„Adolf Hitler“, Amann und viele andere— alles alte Kämpfer der jungen Bewegung, die mit dem Führer vor 14 Jahren vom Bürgerbräukeller zur Feldherrn⸗ halle marſchierten. Als Gäſte des Führers ha⸗ ben die Hinterbliebenen der 16 Toten vom 9. November 1923 und die Reichsleiter der Par⸗ tei im Saale Platz genommen, während in Nebenſälen die Gauleiter und ſtellvertretenden auleiter, die Obergruppenführer und Grup⸗ penführer der SA.,. des NSKK. und des NSF K., die Obergebietsführer und Gebiets⸗ führer der HJ., die Hauptdienſtleiter und Hauptamtsleiter der Reichsleitung, die Ar⸗ beitsgauführer des Reichsarbeitsdienſtes den Abend erleben. Um 20.10 Uhr klingt wieder Marſchmuſik auf, das Stimmengewirr verſtummt. die Män⸗ ner erheben ſich von den Plätzen und recken die Arme zum Gruß: Die Blut fahne zieht ein, die geweiht iſt mit dem Blut der 16 vom 9. November 1923. Zwei Inhaber des Blutordens begleiten den Fahnenträger Grim⸗ minger. 20,25 Uhr. Die Spannung hat ihren Höhe⸗ punkt erreicht. Sie wird gelöſt von den erſten Klängen des Badenweiler Marſches. Wieder ſpringen die Männer von den Sitzen empor, wieder heben ſich die Arme zum Deuntſchen Gruß und jetzt bricht ein Sturm jubelnder Heilrufe los: Der Führer iſt gekommen! Er ſchreitet mit ſeinen treueſten Begleitern von damals durch das Spalier der erhobenen Arme zu ſeinem Sitz vor der Blutfahne bei der Rednerkanzel. Immer neue Heilrufe, die in dieſer Stunde ſymbolhaft zeigen, daß ſie immer eins ſein werden: Der Führer und ſeine alten Kämpfer! Der Jührer ſpricht Nach allen Seiten dankt und grüßt der Füh⸗ rer. Immer wieder branden die Wogen des Jubels auf. Chriſtian Weber tritt vor das Mi⸗ krophon und kündigt den Führer an. Wieder brauſen Heilrufe zum Führer empor, die minutenlang dauern und ſich immer wie⸗ der erneuern. Erſt nach geraumer Zeit kann der Führer ſprechen. In ſeiner Rede rief der Führer die Erinne⸗ rung wach an die denkwürdigen Tage des 8. und 9. November 1923 in München und wür⸗ digte ihre tiefe ſymboliſche Bedeutung für die Schickſalswende der deutſchen Nation. Unter dem Jubel ſeiner alten Kampfgenoſſen von damals rief der Führer aus:„Wenn wir heute zurückblicken, kommt es uns nicht ſelbſt wie ein Wunder vor? Und wenn wir uns die Frage vorlegen, wie konnte uns dieſes Werk gelin⸗ gen?: Es war der große Glaube an unſer Volk, an Deutſchland, an die Unſterblichkeit und Unvergänglichkeit der Werte unſeres Vol; kes und auch der Glaube an die Richtigkeit der Führung!“ Der Führer ſprach von dem neuen Rhyth⸗ mus, der unſer Volk ſeit der Machtübernah⸗ me durch den Nationalſozialismus exarjiffen, hat, von der Erziehung zu ſtolzem und berechtigtem Selbſtbewußtſein, das auf den Höchſtleiſtungen und Schöpfungen, die wir heute auf allen Gebieten bervorbringen, be⸗ Erſt eine europäiſche Achſe u. ſetzl Ich bin der Ueberzeugung, daß die Verſuche unſeres alten Widerſachers, die Unruhe über die ganze Welt zu tragen, in eben dem Maße ihre Erſchwerung erfahren, indem ſich dieſes Dreieck feſtigt. Denn es beſteht nicht aus drei kraftloſen Gebilden, ſondern aus drei Staa⸗ ten, die bereit und entſchloſſen ſind, ihr Recht und ihre Lebensintereſſen entſchloſſen wahr⸗ zunehmen.“(Langanhaltender, brauſender Beifall.) „Wie ſehr das deutſche Volk“ ſo fuhr der Führer fort,„auch innerlich dieſer Politik ſeine Zuſtimmung erteilt, das haben wir vor wenigen Wochen in Deutſchland er⸗ lebt, als der große Repräſentant einer dieſer uns befreundeten Nationen Deutſchland zum erſten Male einen Beſuch abſtattete. Wir haben dabei geſehen, daß ſehr wohl die Ver⸗ tretung wirklicher Intereſſen die Wärme einer herzlichen Zuſtimmung der Völker erfahren kann. und ſo wie wir in Deutſchland begei⸗ ſtert und glücklich waren über dieſen Beſuch, ſo war auch das italieniſche Volk glücklich und begeiſtert über ſeinen Verlauf und ſeine Er⸗ gebniſſe“. Im weiteren Verlauf ſeiner Rede ſchilderte der Führer in außerordentlich anſchaulicher Weiſe die gemallige Umſtellung des Denkens und der Geſinnung, die ſich auf politiſchem, wirtſchaftlichem und ſozialem Gebiet im deutſchen Volke vollzogen hat. Eine ungeheure Umſchichtung und Neu⸗ aus richtung unſeres Volkes nach einer wirk⸗ lich ideellen Seite hin ſei eingetreten,„Die innere Ordnung, die wir ſeit dem Aufbau ha⸗ ben kennzeichnet ſich durch die radikale Aus⸗ rottung der früheren deutſchen Zerſplitterung und Zwietracht“ „Zum erſten Mal. ſeit es Wekt aibt, iſt eine ſolche tac walt aufgerichtet worden deren Autorität un erhört iſt und die von niemand geſprengt oder gar ſabotiert werden kann“(Begeiſtert ſtimmen die Maſſen dem Führer zu.) Deutſche auf der zentrale Staatsge⸗ gründet iſt. Dieſen gewaltigen Leiſtungen im Innern ſtellte der Führer in eindrucksvollen Worten die Steigerung des deutſchen Anſehens in der Welt gegenüber:„Als ich vor fünf Jahren die Führung übernahm. war Deutſchland der ſchlechteſt geachtete Staat in der Welt. Heute aber kann jeder Deutſche ſtolz und erhobenen Hauptes im Ausland rei⸗ ſen, er braucht ſich nicht mehr zu ſchämen. ein Deutſcher zu ſein!“(Stürmiſcher Beifall.) „Und Deutſchland iſt heute nicht mehr vereinſamt!“ ſo ſtellte der Führer unter toſender Zuſtim⸗ muna feſt.„Wir alle haben die alückhafte Zu⸗ verſicht, daß die Iſolierung, die es mehr als 15 Jahre lang umgab, beendet iſt. Und zwar nicht nur durch eine nichtsſagende Teilnahme an unbedeutenden Völkeraremien, ſondern durch die Bedeutung, die ſich Deutſchland ſelbſt wieder geſchaffen hat! Aus dieſer Bedeutung reſultieren für uns neue Beziehungen, die man vielleicht als nicht in die Völkerbunds⸗ ideologie paſſend anſehen kann. Allein ſie paſ⸗ ſen jedenfalls für uns und unſere Fn⸗ tereſſen anderer Völker, die dieſe Beziehungen mit uns aufgenommen haben! Der ſicherſte Garant für die Dauerhaftigkeit ſolcher Bezieh; ungen ſind nicht irgendwelche Phraſen, ſon⸗ dern die nüchterne und klare Erkenntnis der Zweckmäßigkeit. Aus dieſer Zweckmäßiakeit heraus haben ſich heute drei Staaten zuſam⸗ mengefunden. ein großes wellpoliliſches Dreieck! Unter dem Jubel ſeiner Alten Garde ſprach der Führer dann von dem Geiſt und den Tu⸗ genden, die die Männer des 9. November 1923 beſeelten und die am Ende des inneren Ringens um das deutſche Volk den Rational⸗ ſozialismus zum Siege führten.„Das deut; ſche Volk iſt wieder groß geworden: nicht durch Zufälligkeiten, ſondern durch das Zu: ſammenwirken von Einſicht, Rut, Be⸗ harrlichkeit und äußerſter Ent⸗ ſchlußkraft!“ 85 „Auch dieſer 8. und 9. November kann als ein Dokument dieſer Entſchlußtraft gelten. Es war ein ſehr ſchwerer Entſchluß, der damals gefaßt werden mußte. Ich habe ihn gefaßt in der Erkenntnis. daß ganz Deutſchland einer entſcheidenden Kataſtrophe entgegengehen werde! Als damals unſere gegneriſche Seite beahſichtigte, um den 12. November herum eine Revolution, und zwar eine bajuwariſche auszurufen und ſie unter dem Motto vollziehen zu laſſen:„Ausbrennen des bolſchewiſtiſchen Mordens und vorüberge⸗ hende Separation Bayerns“ an dieſem Tage wußte ich: Jetzt kommt Deutſchlands Da faßte ich den Entſchluß vier Tage zuvor loszuſchlagen, um auf dieſe Weiſe das Geſetz des Handelns an uns zu reißen.“ „Daß es dann damals doch fehlſchlug“— ſo fuhr der Führer fort—„das war viel⸗ leicht das große Glück meines Lebens und das große Glück für die deutſche Nation! So wie es damals kam, mußte es kommen! Die Zerſplitterung Deutſchlands aber war auf alle Fälle verhindert worden Denn mit uns fertig zu werden, benötigte man die Hilfe des deutſchen Nordens. Damit war der Abfall verhindert. 5 Man hat mich dabei nicht mundtot machen können. ſondern wie durch eine Exploſton find unſere Ideen über ganz Deutſchland geſchleudert worden: Mein Entſchluß war damals gerecht⸗ fertigt! Mit bewegten Warten und unter tiefer Er⸗ Schickſalsſtunde. griffenheit ſeiner alten Parteigenoſſen gedachte der Führer dann der erſten Märtyrer der nationalſozialiſtiſchen Bewe⸗ gung. der 16 Onfer des 9. November 1923. Er erinnerte daran, daß ſie alle bereits als Sol⸗ daten im Kriege ihre Pflicht erfüllt hatten und nun ein zweitesmal wieder nach ganz anderen Geſetzen antraten zum Kampf für Deutſchland. „Ihr Opfer“— ſo rief der Führer aus— „hat geholſen, die Partei zu beſeſtigen und ſie zu befähigen, die Macht zu ergreifen und zu erhalten!“ Am Schluß ſeiner immer wieder von begeiſter⸗ ten Kundgebungen unterbrochenen Anſprache wandte ſich der Führer noch einmal an ſeine alten Kampfgenoſſen des 8.9. November: „Heute ſehen wir mit Stolz und Rüh⸗ rung auf die damalige Zeit zurück und ſind glücklich, wenn wir uns wieder treffen. Für uns iſt das Wiederſehen an dieſem Tage ein beglückender und gleichzeitig rührender Tag, und er wird es immer mehr werden. Viele von denen. die damals marſchierten, leben nicht mehr unter uns. Wir werden weniger, aber eine neue Generation wächſt nach. Je mehr wir dieſe Generation in ihrem wunderbaren Emvorſtieg ſehen, deſto mehr denken wir Alten zurück an jene Tage und haben das ſtolze Bewußtſein. beigetragen zu haben zu dieſer Schickſalswende des deutſchen Volkes. Sie freuen ſich immer auf dieſen Tag, weil Sie mich immer in Ihrer Mitte wiſſen. Und ich freue mich. weil ich Sie wieder um mich weiß!(Die Männer der Alten Garde jubeln dem Führer minutenlang in to⸗ ſender Begeiſterung zu). „Aus dieſen Zeiten der Not hat ſich etwas ganz Wunderbares entwickelt. die ſchönſte Ka⸗ meradſchaft, die es vielleicht je im deutſchen Volke gegeben hat, eine ganz einzigartige Ka⸗ meradſchaft, eine Kameradſchaft von Führern. die manchmal vielleicht verſchiedener Meinung ſein können— aber in einem ſtets eins ſind: ſie gehören zuſammen auf Leben und Sterben, auf Gedeih und Verderb! Solange wir noch einen Atemzug tun, kann unſer Leben immer nur dieſer Gemeinſchaft gehören, die unſerem Volke dienen ſoll. Damit verklären ſich für uns die Op⸗ ſer von damals und aus dieſem Empfinden heraus haben wir die beiden Tempel gebaut. in denen die 16 Toten des 9. November ruhen ſollen für ewige Zeiten, beſchienen von der Sonne, aber auch umbrauſt von Sturm. von Schnee und Eis, als die treuen Wächter eines neuen Deutſchen Reiches.“ Nächtlicher Aufmarſch in München München, 9. November Schon Stunden vor Beainn des nächtlichen Einmarſches der Standarten durch das Sieges⸗ tor zur Feldherrnhalle ſtanden am Abend des 8. November Tauſende von Volksgenoſſen hin⸗ ter der ſpalierbildenden SA., um Zeuge dieſes eindrucksvollen Einmarſches und des feier⸗ lichen Gedenkaktes für die Opfer des 9. Novem⸗ ber 1923 an der Feldherrnhalle zu ſein. Die mitternüchtliche Weiheſtunde an der Feldherrnhalle Ernſtes Schweigen liegt über dem Platz vor der Feldherrnhalle. Kein Laut bricht die Stille, obwohl es Zehntauſende ſind. die ſich hinter den Fackeltragenden ſcharen. Würdig und feierlich iſt der äußere Schmuck. Ueber der Stätte des deutſchen Schickſals iſt ein breites, ſchwarzes Fahnentuch mit den Siegrunen geſpannt. Das Gebäude der Feld⸗ herrnhalle iſt in dunkles Braun gehüllt, und braun ſind auch die 16 Pylonen, die ſich hier erheben zur Erinnerung an die 16 erſten Mär⸗ tyrer. Zuoberſt der Feldherrnhalle leuchtet blutrot die Hakenkreuzflagae in den ſternen⸗ klaren nächtlichen Himmel. 23.30 Uhr. Das Führerkorpvs der Bewegung hat ſich zu beiden Seiten des ſchmalen roten Läufers aufgeſtellt, der über den Platz bis zu den Stufen der Feldherrnhalle geht. Der Marſch der Standarten hat begonnen. Die Trommeln mahnen zur Einkehr und Be⸗ ſinnung und reißen die Gedanken zurück an den Tag vor 14 Jahren, der den Zuſammen⸗ bruch einer deutſchen Hoffnung brachte, nicht aber das Ende, wie viele damals alaubten. Nun bricht der Trommelwirbel ab. Der Glockenſchlag kündet die mitternächtliche Stun⸗ de. Der Zug hat in dieſem Augenblick den Odeonsplatz erreicht. Die Spitze. Männer im ſchwarzen Stahlhelm mit geſchultertem Ge⸗ wehr, marſchiert auf dem Platz vor der Feld⸗ herrnhalle auf. Nur in der Mitte bleibt der ſchmale Gang frei. Durch dieſen Mittelganag wird jetzt, während die ⸗Männer die Ge⸗ wehre präſentieren, die Blutfahne getragen bis hin zu den Stufen der Feldherrnhalle. Dann marſchieren unter den Klängen des Ni⸗ belungenmarſches die Standarten der U. der SA., und des NS K. durch die ſchmale Gaſſe. Mit ihnen marſchiert in dieſer Stunde im Geiſte ganz Deutſchland. Wieder kurze Kommandos: der Präſentier⸗ marſch klingt auf. Die 32 Kampfgenaſſen non 1923 tragen gemeſſenen Schrittes die 16 Kränze des Führers. deren Schleifen je den Namen eines Ermordeten und den Namen des Führers künden, zur Halle empor und ſtellen ſie an den 16 Pylonen auf. Packend und ergreifend iſt dieſer Augenblick. Dann bricht der Präſentier⸗ marſch ab. 16 Hitkerjungen beziehen die Wache vor den Pylonen. Wie aus Erz gegoſſen ſtehen die Jungen, bereit, die Größe der Stunde als eine heilige Verpflichtung zu wahren und zu behüten. Stumm grüßen die Tauſende und Abertauſende hinauf zur Feldherrnhalle, wäh⸗ rend das Lied vom guten Kameraden durch die Nacht tönt. 8 Nun folgt der Vorbeimarſch der Ehrenſtürme der Bewegung. Voran zieht der Stoßtrupp „Adolf Hitler“. dann die Gliederungen zer Partei, der Politiſchen Leiter und des Ar⸗ beitsdienſtes. ij bildet den Abſchluß. Nachdem auch die Standartenträger und die beiden Ehrenkompanien der ⸗ Standarte„Deutſch⸗ land mit der Blutfahne abmarſchiert ſind. leert ſich langſam die Feierſtätte. Eine unvergeß⸗ liche Stunde iſt vorüber. FP c˖ PPP Moskau proleſtierk— Jtalien meiſt Nom, 9. November Der ſowjfetruſſiſche Botſchafter hat am Mon⸗ tag den italieniſchen Außenminiſter aufgeſucht, um im Namen ſeiner Regierung gegen den Bei⸗ tritt Jatiliens zum Antikomintern⸗ abkommen zu proteſtieren. Die Anſicht der itakieniſchen politiſchen Kreiſe geht dahin., Graf Ciano habe den Proteſt mit dem Hinweis darauf zurückgewieſen, daß das Abkommen, das allen friedliebenden Nationen offen ſteht, gegen keinen Staat— alſo auch nicht gegen die Sowfetunion als ſolche— gerichtet ſei. In den gleichen Kreiſen wird das von eng⸗ liſcher Seite verbreitete Gericht, wonach die Rückkehr des italieniſchen Regierungschefs nach Rom mit dem ſowjfetruſſiſchen Proteſt im Zu⸗ ſammenhang ſtehe. auf das entſchiedenſte de⸗ mentiert. f 2 40 Prozeß gegen die„Jeuerkreuzler Geldſtrafen für de la Rocque. DNB. Paris, 9. Nov. In dem Verleumdungsprozeß, den der Her⸗ zog Pozzo di Borgo, der früher führend in der Feuerkreuzler⸗Bewegung tätig war, gegen Oberſt de ka Rocque anſtrengte, erging Mon⸗ tag das Urteil. In dem Prozeß, der vor der Strafkammer von Lyon verhandelt wurde, ſpielte die Ausſage des früheren Miniſterprä⸗ ſidenten Tardieu eine Rolle, der erklärte, de la Rocque mit Staatsgeldern unterſtützt zu haben. In dem Urteil wurde de la Rocque zu 200 Franken Gelkdſtrafe, 3000 Franken Scha⸗ denserſatz an Pozzo di Borgo und zur Tra⸗ gung der Prozeßkoſten verurteilt. Kleine Nachrichlen Die Geſamtzahl der Rundfunkanlagen im Deutſchen Reich betrug 8 555 121 am 1. No⸗ vember 1937 gegenüber 8 412848 am 1. Oktober. Im Laufe des Monats Oktober iſt mithin eine Zunahme von 182 273 Teilneh⸗ mern(2.17 v. H.) eingetreten Unter der Ge⸗ ſamtzahl am 1. November befanden ſich 556 764 gebührenfreie Empfangsänlagen Außenminiſter Eden teilte geſtern im Unter- hauſe mit daß er am heutigen Dienstag nach Brüſſel zurückkehren werde. 5— 0 0 ee 0 8— 3 a ab Oftpreußen im Licht Königsberg, im November Nun iſt es rund ein halbes Jahrhundert ber, da die erſte Stadt in Deutſchland, die elektriſche Straßenbeleuchtung einführte. Nicht etwa Ber⸗ lin, oder eine andere deutſche Großſtadt, ſon⸗ dern das Städtchen Darkebhmen in Oſtpreußen, damals kaum 3000 Einwohner zählend, be⸗ kannte ſich durch die Tat zum Neuem. Ein ebenfalls bemerkenswertes Jubiläum konnte Oſtpreußen mit ſeinem Dorfe Plauſen (Kreis Röſſel) feiern. Dieſes Dorf hat nun erſt jetzt elektriſches Licht bekommen. und zwar als 500. oſtpreußiſche Gemeinde. Aus dieſem Anlaß veranſtaltete man in Plauſen ein Licht⸗ feſt, das einen fröhlichen Verlauf nahm. Den Höhepunkt bildete die feierliche Beerdigung einer alten Petroleumlampe. Reichsſugendführer jm deulſchen Reichsbauernral SS Berlin, 8. Noy. Im Hinblick auf die langjährige enge kame⸗ radſchaftliche Zuſammenarbeit und die zielbe⸗ wußte Förderung der Aufgaben des Reichsnähr⸗ ſtandes, insbeſondere der Ertüchtigung der Landjugend. hat Reichsbauernführer Darrs anläßlich des 9. Novembers den Reichsfugend⸗ führer Baldur von Schirach als ordentliches Mitglied in den deutſchen Reichs⸗ bauernrat berufen. Schwerer Aulobus-Aufall Groß⸗Gerau. In den frühen Morgenſtunden des Samstag ſtellte ſich in der Pähe des Schö⸗ nauer Hofes ein auf der Fahrt nach Rüſſelsheim begriffener vollbeſetzter Omnibus quer auf die Fahrbahn. als er vor einem Pferdefuhrwerk ſcharf bremſte Ein im gleichen Augenblick von der entgegengeſetzten Seite nahender Omnibus. in dem nur wenige Arbeiter von Rüſſelsheim heimſuhren, bog. um dem Hindernis auszuwei⸗ chen. zu ſtark aus und rannte gegen einen Straßenbanm. Dabei wurde der Fahrer durch den Anprall an das Steuerrad ſchwer verletzt. Der neben ihm ſitzende Arbeiter Hucke aus Darmſtadt⸗Eberſtadt durchſtieß mit dem Kopf die Windſchutzſcheibe die ihm die Halsſchlag⸗ ader durchſchnitt. Hucke ſtarb in wenigen Mien, ten: er hinterläßt Frau und drei Kinder n ge⸗ 17 Feld⸗ 94 der elgang e Ge agen hall. zme⸗ „Die S Dreimal 9. November in Deutſchland— Aus dem Tag der Schmach wurde der Tag der Wiedergeburt 9. November 1918 Am 8. November 1918 ſtehen ſich auf der Waldlichtung des Forſtes von Compiegne im Morgengrauen zwei Züge gegenüber. Aus dem einen ſteigt gegen zehn Uhr der Staatsſekretär Matthias Erzberger, begleitet von den Herren der deutſchen Waffenſtill⸗ ſtandskommiſſion, um mit Marſchall Foch die Bedingungen zu beſprechen, nach denen die Geſchütze ſchweigen ſollen. Der eitle, kleine Parlamentarier erlebt den eiſernen Soldaten Foch, der den Waffenſtillſtand dik⸗ tiert.„Wir müſſen alles zugebe und alles zugebe, dann werde ſie uns verzeihe,“ Das war Erzbergers Wort. Foch erlaubte kaum eine Diskuſſion. Während die Kommiſſion in dem Son⸗ derzug des franzöſiſchen Oberbefehlshabers ihre furchtbaren Verhandlungen führt, geht über Deutſchland die Novemberrevolution. In der gleichen Zeit, da man mit heißen Augen die Entwaffnungsbedingungen ſtu⸗ diert, ziehen aufgehetzte, marxiſtiſche Arbei⸗ ter bereits nach Mitternacht auf die Stra⸗ ßen der Berliner Vorſtädte. Am Abend des 9. November ſteht Berlin dicht vor der bolſchewiſtiſchen Revolution. Die Macht iſt in den Händen von ſozial⸗ demokratiſchen und auch faſt ſchon kommu⸗ niſtiſchen Gruppen. In dieſer gleichen Nacht wird im Walde von Compieègne, der von Truppen umſtellt iſt, immer noch, aber ſchon ohne Hoffnung, über die Waffenſtillſtandsbedingungen ver⸗ handelt. Der Blockadering um Deutſchland iſt in dieſer Nacht und noch in vielen hundert Nächten eiſern geſchloſſen... Unbeſiegt, in Not und Dreck, frierend, ſchlecht ernährt, aber ungebrochen feuert die deutſche Feldarmee. In ihrem Herzen allein lebt Deutſchland. 9. November 1923 Am 27. Januar 1923 trat die National⸗ ſozialiſtiſche Arbeiterpartei zum erſten Reichsparteitag an. Am 9. November 1923 war das Rheinland von Franzoſen beſetzt, das Elend im ganzen Reich hatte ein un⸗ vorſtellbares Ausmaß erreicht. Die Folgen des 9. November 1918... In Berlin Par⸗ Auf den Straßen Münchens aber beginnt die Erhebung. Die Hakenkreuzfahnen flat⸗ tern. Wagen brauſen vor das Bürgerbräu. Die Sturmabteilung Hitler beſetzt die Straße. Am Sendlingertorplatz, am Stachus, am Marienplatz marſchieren Ko⸗ lonnen SA., immer wieder SA. Kahr redet immer noch über ſein Thema. Tumult an den Türen, Uniformen leuchten auf. Ein paar Bewaffnete ſtürmen durch die Menge, Schüſſe krachen. Wie durch ein ſtrudelndes Waſſer bahnt ſich ein ſchmaler Zug, in der Hand die Piſtolen, den Weg zu Kahr. Der Staatskommiſſar wird kreide⸗ bleich. Auf dem Podium ſtehen nun neben Kahr Adolf Hitler und hinter ihm Rudolf Heß. Adolf Hitler ſetzt zum Reden an. Aber der wirre Tumult verſchlingt ſeine Worte. Da hebt er die Piſtole. Ein Schuß ſchlägt gegen die Decke. Nun iſt Ruhe. Hitler hebt die Hand:„Die nationale Revolution iſt ſoeben ausgebrochen. Die Stunde iſt gekommen, in der deutſche Män⸗ ner mit den November⸗Verbrechern abrech⸗ nen werden, die vor fünf Jahren eine Rie⸗ ſenlaſt des Leides über die deutſche Heimat gebracht haben.“ Ein Sturm von Jubel bricht in dem Keller aus. Kahr, Seißer und General von Loſſow begeben ſich mit Hitler in das Nebenzimmer. Hitler erſcheint wieder und gibt die Miniſterliſte der nationalen Revolution be⸗ kannt. Kahr ſpricht. Er erklärt ſich aber als Statthalter der Monarchie. Ein paar Stunden ſpäter, nachdem es ihm geglückt war, zu entwiſchen, funkt Kahr:„General⸗ ſtaatskommiſſar von Kahr, General von Loſ⸗ ſow, Oberſt Seißer lehnen Hitler⸗Putſch ab. Die Stellungnahme der Bürgerbräuver⸗ ſammlung ungültig.“ Am Morgen des 9. November 1923 mar⸗ ſchiert das nationale München und Adolf Hitler an der Spitze. Es wehen die Haken⸗ kreuzfahnen. Vor der Feldherrnhalle iſt kein Durchkommen. Polizei. Von der an⸗ deren Seite marſchiert Hitler. Neben ihm Ludendorff, Brückner und Heß. Die Landespolizei ſteht unſchlüſſig. Hit⸗ ler ſpricht. Er ſteht mitten auf dem Odeons⸗ platz. Er hält auf die ſtarrenden Gewehre Der 9. November 1923 in München. Jubelnde Zuſtimmung findet die Erhebung Hitlers. teienwahnſinn, Verhandlungen, Kuhhandel. In Berlin wurde die Tragödie Deutſchlands öffentlich aufgeführt. Schattenhafte Ge⸗ ſtalten ſtanden an den Straßenecken, wie ſeltſame Bäume. Sie bettelten nicht, ſie ſprachen nicht mehr an, in ihren erloſchenen Blicken ſtand ihr Schickſal geſchrieben. In München wollte der Generalſtaats⸗ kommiſſar von Kahr— der am 26. Oktober erklärt hatte, er verhandele nicht mehr mit Berlin— eine wohlformulierte Rede über den Marxismus halten. Er hatte eine Ver⸗ ſammlung im Bürgerbräukeller zum 8. No⸗ vember einberufen laſſen. Der Keller iſt überfüllt. Adolf Hitler hatte die Mobilmachung be⸗ fohlen. Er weiß, man muß das Fanal auf⸗ richten, man muß die Fahne zeigen, man muß Blitz ſein, der die Wolken ſpaltet. Er hatte am 1. Mai die Stadt vom roten Terror befreit. Die Herzen Münchens gehören ihm. Hitler weiß, daß eine Welt gegen ihn ſein wird, daß er ſiegen wird; er glaubt. Kahr ſpricht in dem rieſigen, dunſtigen Raum.„Vom Volk zur Nation“, heißt das Thema.„Die praktiſche Arbeit für die Maſ⸗ ſen kann erſt eine für den Staat gewinnende Wirkung ausüben— wie ſie es bei den Angelſachſen tut—, wenn die gefühlsmäßige Einſtellung die gleiche wird wie dort...“, ſagt Exzellenz von Kahr. der Kahr⸗Polizei zu. Da peitſcht ein Schuß. Da beginnen die Maſchinengewehre von der Brienner Straße zu feuern. „Schließt die Kette!“ ruft Hitler, hakt ſich links und rechts bei ſeinen Leuten ein. „Wollen doch ſehen, ob ſie auf unbewaffnete Menſchen ſchießen!“ Sie ſchießen. Den Mann neben Hitler wirft es in die Höhe. Er reißt des Führers Arm hoch, daß er aus den Gelenken ſpringt und ſchlaff herunter⸗ hängt, dann bricht er tot nieder. Sechzehn Tote.. ihr Sterben wird leuchtendes Fanal. Der 9. November 1923 iſt zu Ende— nicht ſieglos, wie die anderen glauben. Gö⸗ ring entkommt, ſchwer verwundet, nach Oeſterreich Am Staffelſee wird Adolf Hit⸗ ler verhaftet. Vor dem Gericht aber erklärt er:„Die Richter dieſes Staates mögen uns ruhig ob unſeres Handelns verurteilen. Die Geſchichte als Göttin für eine höhere Wahr⸗ heit und eines beſſeren Rechtes wird dennoch dereinſt dieſes Urteil lächelnd zerreißen, um uns alle freizuſprechen von Schuld und Sühne.“ Am 20. Dezember 1924 verläßt Adolf Hitler die Feſtung Landsberg. Der An⸗ ſtaltsleiter bekennt ihm:„Ich bin heute ſelbſt Nationalſozialiſt.“ Die eine Fahne ſank, weil niemand die Kraft hatte, ſie zu halten. Die andere wurde Am 8. Novem⸗ ber 1918 ſtehen ſich im Walde von Compiegne zwei Züge ge⸗ genüber. Dem einen entſteigt Erzberger, in dem anderen wartet Joch auf die deutſchen Unterhändler. Das Bild zeigt die gleiche Si⸗ tuation in Trier am 16. Januar 1919, als über die Verlänge⸗ rung des Waf⸗ fenſtillſtands verhandelt wer⸗ den ſollte. Der 9. Novem⸗ ber in Berlin. Meuterer auf einem mit Ma⸗ ſchinengeweh⸗ ren bewaffneten Laſtauto. Ber⸗ lin ſteht dicht vor der bolſche⸗ wiſtiſchen Revo⸗ lution. Die Macht iſt in den Händen von ſozialdemokra⸗ tiſchen, faſt ſchon kommuniſtiſchen Gruppen. Um die gleiche Zeit wird im Walde von Compiegne über den Waf⸗ fenſtillſtand ver⸗ handelt. aus dem Blut des 9. November emporgeriſ⸗ ſen zum Sieg, dem Sieg der Ehre und der Größe. 9. November 1933 Auf dem Parteitag in Nürnberg im Sep⸗ tember 1933 ſpricht der Führer vor 60 000 Hitlerjungen. Immer wieder umbrandet ihn der Jubel, ſo ſtark, daß er nicht weiter⸗ ſprechen kann. Der Ernſt auf ſeinem Geſicht ſchmilzt, und ein glückliches Lächeln geht über ſeine Züge. Dann marſchieren am letzten Sonntag des Parteitages SA. und SS. Adolf Hitler ſpricht vor ſeinen Sol⸗ daten:„Der Himmel kann Zeuge ſein: Die Schuld unſeres Volkes iſt gelöſcht, die Schande beſeitigt, die Männer des Novem⸗ ber ſind geſtürzt und ihre Gewalt iſt vorbei! Wir wollen nichts erringen für uns, ſon⸗ dern alles nur für Deutſchland, denn wir ſind vergänglich, aber Deutſchland muß leben!“ 5600 Sturmfahnen ſenken ſich in Erin⸗ nerung an die Toten vom November 1923, und der Trauerchor aus der Götterdämme⸗ rung klagt erſchütternd über den weiten Platz Am 9. November nach dieſem Parteitage des Sieges aber marſchierte zum erſten Male die Bewegung den Opferweg des Führers und der Getreuen. Am Eingang der Reſidenzſtraße, unmittelbar neben der Feldherrnhalle, an der Stelle, an der vor zehn Jahren die ſechzehn Freiheitskämpfer fielen, hängt eine große, ſchwarze Fahne mit dem Hakenkreuz auf goldenem Grund. Bei der Enthüllung des Mahnmales in der Feldherrnhalle aber ſpricht Adolf Hitler: „Würden unſere Toten des 9. November wieder auferſtehen, ſie würden weinen vor Glück, daß nunmehr die deutſche Armee und das erwachende deutſche Volk ſich zu einer Einheit gefunden haben. In dieſer Stunde, da wir wieder antreten für unſer Volk, wol⸗ len wir uns erneut bekennen zu dieſem Volk, zu ſeiner Ehre, zu ſeinem gleichen Recht, aber auch zum Bekenntnis ſeines Friedenswillens und ſeiner Friedensliebe.“ Hunderttauſende ſtehen auf den Straßen Münchens. Der Zug der Kämpfer mit dem Führer an der Spitze marſchierte ohne Mu⸗ ſik in der feierlichſten Gedenkſtunde einer 3 Geſchichte. Schweigend, ernſt und groß. 4 Dreimal zeigt ſich am 9. November eine deutſche Entſcheidung. Aus der Niederlage wächſt die ſiegreiche Flamme, die nun die Reinen durchleuchtet und die Lauen und Schwachen verbrennt; und die Flamme wird dann zum lodernden Fanal deutſcher Ehre und deutſcher Freiheit. 9. November 1933 in München. Nach der Weihe des Mahnmals verläßt der Führer, ſtür⸗ miſch umjubelt, die Feldherrnhalle. Photo: Scherl⸗Bilderdienſt(3), Preſſe⸗Illuſtration Hoffmann— M. o — FFFFCTCCCTCTT—T— 1—— dises Volles iet geld oclit“ * — 5————— er D Sue 3 2 ö 1 . Berlin, 8. November Der Oberſte SA.⸗Führer, Adolf Hitler, hat, wie die NS. mitteilt. zum 9. November fol⸗ gende Beförderungen in der SA. ausgeſpro⸗ chen: Zu Obergruppenführern: „Gruppenführer Max Jüttner, Chef des Führungshauptamtes der Oberſten SA.⸗Füh⸗ rung; Gruppenführer Max Luyken, Chef des Erziehungshauptamtes der Oberſten SA.⸗Füh⸗ rung; Gruppenführer Hans von Tſcham⸗ mer und Oſten beauftragt mit der Wahr⸗ nehmung der Geſchäfte des Chefs des Haupt⸗ amtes Kampfſpiele; Gruppenführer Heinz Becker le, Führer der SA.⸗Gruppe Heſſen; Gruppenführer Hanns Ludin, Führer der SA.⸗Gruppe Südweſt; e Wilhelm Helfer, Führer der SA.⸗Gruppe Hochland; Gruppenführer Günther von Obernitz, Füh⸗ rer der SA.⸗Gruppe Franken; Gruppenführer Heinrich Knickmann, Führer der SA.⸗ Gruppe Niederrhein; Gruppenführer Joachim Meyer⸗Quade, 1175 der SA.⸗Gruppe Nordmark; Gruppenführer Heinrich Ben⸗ necke, Führer der SA.⸗Gruppe Pommern; Gruppenführer Otto Schramme, Führer der SA.⸗Gruppe Weſtfalen; Gruppenführer Adolf Koßb, Führer der SA.⸗Gruppe Mitte; Grup⸗ penführer Arno Manthey, Führer der SA.⸗ Gruppe Oſtmark: Gruppenführer Adolf Wag⸗ ner. SA.⸗Führer z. V. der SA.⸗Gruppe Hoch⸗ land; Gruppenführer Joſef Wagner, SA.⸗ Führer z. V. der SA.⸗Gruppe Weſtfalen; Grup⸗ penführer Julius Streicher. SA.⸗Führer z. V. der SA.⸗Gruppe Franken; Gruppenführer Baldur von Schirach, SA.⸗Führer z. V. der Oberſten SA.⸗Führung; Gruppenführer Her⸗ mann Kriebel, SA.⸗Führer z. V. der Ober⸗ ſten SA.⸗Führung; Gruppenführer Fritz Rein⸗ hardt, SA.⸗Führer z. V. der Oberſten SA. Führung: Gruppenführer Wilhelm Weiß, SA.⸗Führer z. V. der Oberſten Sa. ⸗Fübrer Gruppenführer Hanns Frank, SA.⸗Führer z. V. der Gruppe Hochland: Gruppenführer Mar⸗ tin Mutſchman n. SA.⸗Führer V. der SA.⸗Gruppe Sachſen: Gruppenführer Fritz Sauckel. SA.⸗Führer z. V. der SA.⸗Gruppe Thüringen, Gruppenführer Rudolf Jordan, SA.⸗Führer z. V. der SA.⸗Gruppe Mitte; Grup⸗ penführer Wilhelm Jahn, SA.⸗Führer z. V. der SA.⸗Gruppe Mitte. Zu Gruppenführern: Briaadeführer Richard Wagenbauer, beauf⸗ traater Führer der SA.⸗Gruppe Bayeriſche Oſt⸗ mark, Brigadeführer Paul Giesler. Stabsführer der S A.⸗Gruppe Hochland. Brigadeführer Friedrich Fenz. Stabsführer der SA.⸗Gruppe Kurpfalz. „Briqadeführer Erich Haſſe SA.⸗Führer z. V. der SA.⸗Gruppe Nordſee. Brigadeführer Fritz Schwitzgebel. SA.⸗Füh⸗ rer z. V der Gruppe Kurpfalz. Brigadeführer Geora Oberdieck. SA.⸗Führer z. V der Gruppe Niederſachſen. Brigadeführer Willy Liebel. SA Führer für Parteifragen im Stab der Gruppe Franken. Der SA ⸗Gruppe Nordſee wird als SA. Führer z V mit dem Dienſtarad eines Grup⸗ penführers zugeteilt: Pa. Gauleiter Karl Röver. Zu Sanitätsobergruppenführern im SA. Sanitätsführerkorps: San.⸗ Gruppenführer Hermann Brauneck. Chef des Geſundheitshauptamts der Oberſten SA⸗Nühruna. San ⸗Gruppenführer Gerbard Waaner SA. Santtätsführer z. V. der Oberſten SA.⸗Füh⸗ rung. Zu Brigadeführern im Stab der Oberſten SA Führung: 2 8 2* die Oberführer Johannes Schütze. Hermann Lobbeck Ludwia Fürbolzer. Paul Wegener Theo Croneiß. Fellr Aumüller Hans J. Riecke Zu Oberführern: die Standartenführer Joſef Schmidt. Oskar Miller. Thomas Giraenſohn Hans Reimann, Franz Manr Wilhelm Dennler. Friedrich Eichinger, Otto Marenbach. Guſtap Behrens. Dem Stab der Oberſten SA.⸗Führunga z. V. zugeteilt mit dem Dienſtgrad Oberführer: Pa. Heinrich Simon. Zu Brigadeführern im S A.⸗Führerkaps: der ſtellvertretende Gauleiter von Groß⸗ Berlin, Pa. Arthur Görlitzer, der ſtellpertre⸗ tende Gauleiter von Franken. Pa. Karl Holz. die Oberführer Alfred Ernſt(Berlin⸗Branden⸗ burg), Alfred Richter(Hanſa). Wilhelm Boltz (Hanſa), Wilhelm v. Allwörden(Hanſa), Gott⸗ fried Stubenrauch(Hochland), Emil Wäckerle (Hochland), Max Köglmaier(Hochland) Ernſt Biſchof(Niederſachſen), Geora Gellert(Nord⸗ ſee), Karl Kleres(Nordſee), der ſtellvertretende Gauleiter von Oldenburg, Pa. Joel(Nord⸗ ſee). Peter Fink(Oſtmark), Karl Jacobſoon (Pommern), Ludwig Fichte(Sachſen), Kurt Kärgel(Sachſen), Karl Strölin(Südweſt), Fritz Paſchold(Thüringen). Karl Lorſch(Weſt⸗ mark). Zu Oberführern: die Standartenführer Fritz Görnert(Stan⸗ darte Feldherrnhalle). Albrecht Heinrich(Bay⸗ riſche Oſtmark), Walter Prüfke(Berlin⸗Bran⸗ denbura). Moritz Kraut(Berlin⸗Brandenbura), Kurt Mende(Berlin-Brandenbura). Wilhelm Fiſcher(Berlin⸗Brandenbura), Walter Mahl (Berlin⸗Brandenbura), Walter Hertzer(Hanſa). Hermann Urmersbach(Hanſah), Hermann Hirt (Heſſen). Fritz Haaß(Hochland), Friedrich Bo⸗ damer(Hochland). Franz Schulte⸗Mimbera (Hochland), Julius Buchmiller(Hochland), Ru⸗ dolf Röhrig(Kurpflaz), Fritz Wambsganß (Kurpfalz), Friedrich Wilhelm Bethge(Mitte), Heinrich Willi Wolf(Mitte), Emil Ritterbuſch [Mitte) Jakob Bickert(Mitte). Ernſt Robra (Mitte. Otto Dahlem(Niederrhein). Werner Ocker(Niederrhein), Pg. Richard Schaller, Beförderungen zum 9. november ſtellvertr. Gauleiter von Köln-Aachen,(Nieder⸗ rhein), Hans Polikeit(Niederſachſen), Lorenz Obrt(Nordmark), Carſten Volquardſen(Nord⸗ mark). Geora Währer(Nordmark). Wilhelm Kicker(Nordſee), Wilhelm Lüdecke(Nordſee), Heinrich Brandes(Nordſee). Wilhelm Fret⸗ muth(Nordſee), Arnold Mühle(Oſtland), Eugen Hübbe(Oſtland), Erwin Hötzelmann (Oſtland). Martin Granzin(Oſtland). Ernſt Wagner(Oſtland), Hans Krauſe(Sſtland,, Hermann Paltinat(Oſtland), Sieafried von Künheim(Oſtland). Guſtav Steltzer(Oſtmark), Karl Kroß(Oſtmark). Bernh. Hofmann(Pom⸗ mern). Erich Hofmann(Sachſen). Hans Haus⸗ wald(Sachſen), Walter Dönicke(Sachſen), Walter Wolf, Werner Dietze(beide Sachſen), Danzig, 9. November Der Danziger Volkstag trat am Montag⸗ nachmittag zu einer bedeutſamen Tagung zu⸗ ſammen. Die Sitzung, der in der Diplomaten⸗ loge auch der deutſche Generalkonſul v. Luck wald beiwohnte, beſchäftigte ſich zunächſt mit dem Amneſtiegeſetz. Das Geſetz ſtellt eine allgemeine um- faſſende Amneſtie für politiſche Verfeh⸗ lungen dar, die ſich beſonders auch zugunſten der Geiſtlichen beider Konfeſſionen auswirken wird, die in derartige Angelegenheiten ver⸗— wickelt waren. Das Geſetz ſoll alſo eine all⸗ gemeine endgültige Befriedung der Danziger innenpolitiſchen Ver⸗ hältniſſe herbeiführen. Das Geſetz, dem auch die polniſche Gruppe im Danziger Volkstag zu⸗ ſtimmte, wurde in allen drei Leſungen einſtim⸗ mig mit ſämt lichen 72 Stimmen angengenmen. Namens der nationalſozialiſtiſchen Volkstags⸗ fraktion gab Abgeordneter Bey! eine Exklä⸗ rung ab, in der es hieß, ſeit der Abtrennung vom Mutterland habe das Deutſchtum Danzigs unter einer unheilvollen Zwietracht und Zer⸗ riſſenheit gelitten. Es ſei das große Ziel der N e e Bewegung geweſen, die⸗ ſen Kampf der Deutſchen: ereinander zu be⸗ enden und dafür einen Zuſtand der politiſchen Einheit zu ſchaffen. Dieſes Ziel ſei nach einem jahrelangen Kampf endgültig auch in 1 erreicht worden. Die gewonnene deutſche Einheit zu einer dauernden zu machen, werde die neue große Aufgabe der national⸗ ſozialiſtiſchen Bewegung ſein. Ein Ausdruck des ehrlichen Willens zur Verſöhnung mit den beſiegten Gegnern und gleichzeitig ein Ausdruck einer großmütigen Geſinnung ſei dieſe Amneſtie⸗ vorlage. Die Nationalſozialiſten glaubten, daß ſie die letzte noch notwendige Befriedung des politiſchen Lebens in Danzig bringen werde. Ihre Annahme mit einer in dieſem Volkstag bislang unerhörten Mehrheit ſei ein Beweis dafür, daß die große deutſche Front in Danzig 555 und daß ſie in aller Zukunft unzerſtörbar ein werde.. Auf derſelben Sitzung befaßte ſich der Dan⸗ ziger Volkstag noch mit den beiden am Montag veröffentlichten Verordnungen über die Bildung einer Danziger Staatsfugend, ſowie über das Verbot der Neugründung von politiſchen Par⸗ teien in Danzig. Das Verbot der Neubildung von politiſchen Parteien erfolgt in Uebereinſtimmung mit dem Vereinsartikel der Danziger Verfaſſung, wonach Vereine perboten werden können, die gegen Strafbeſtimmungen, beſonders alſo auch durch Erregung van Unruhegefahren, verſtoßen. Die kale Verordnung faßt die deutſchſtämmige Jugend Danzigs zu einer Staatsjugend zuſam⸗ men, um ſie fir die ſtaats bürgerlichen Aufgaben zu erziehen. Der polniſche Abgeordnete Budzinſki er⸗ klärte, daß die polniſche Gruppe ſich bei beiden „Der ewige Jude“ Dr. Goebbels eröffnet die Ausſtellung München, 9. November. Jubel und Händeklatſchen begrüßten Reichs⸗ miniſter Dr. Goebbels, als er an das Mikrophon trat, um mit einer kurzen Anſprache die Aus⸗ ſtellung zu eröffnen. Anknünpfend an die Aus⸗ führungen Julius Streichers, erinnerte er zunächſt an die Zeit des Kampfes in Berlin und ſtellte dabei die eigenartige Tatſache feſt. daß man damals in Berlin wegen Beleidigung verklagt und auch verurteilt worden ſei, wenn man z. B den füdiſchen Polizepräſidenten von Berlin als Juden bezeichnete. Ein engliſcher Faſchiſt habe vor kurzer Zeit den Redakteur eines großen Regierungsblatts einen Juden ge⸗ nannt und ſei ebenfalls deshalb von einem eng⸗ liſchen Gericht zu 10 000 Pfund Geldſtrafe ver⸗ urteilt worden. Das ſei alſo ein Beweis dafür. daß die Bezeichnung„Jude“ im allgemeinen vor den Gerichten als eine Beleidigung gelte. Wenn man alſo zum erſten Mal in der deut⸗ ſchen Geſchichte und in der Geſchichte überhaupt zu einer großen Schau alles das, was der Na⸗ tionalſozialismus gegen das internationale Ju⸗ dentum vorzubringen habe, zur Darſtellung bringe, ſo habe ſich der Nationalſozialismus da⸗ mit ein zeitliches und geſchichtliches Verdienſt erworben. Reichsminiſter Dr. Goebbels eröffnete ſodann die Ausſtellung mit dem Wunſch:„Möge dieſe Ausſtellung dazu beitragen, die Kenntnis und Erkenntnis des deutſchen Volkes zu mehren und zu ſtärken über ein Problem, das in der Tat nicht nuf ein dautſches. ſoandern ein Welt⸗ problem allererſten Ranges iſt.“ Hans Wetzel(Südweſt), Georg Pzwisg(Schle⸗ ſien), Ferdinand v. Hiddeſſen(Schleſten! Wer⸗ ner Naumann(Schleſien), Alfred Eckart(Thu⸗ ringen), Walter Küper(Weſtfalen), Paul Koch(Weſtfalen), Hubert Thowalt(Weſtmark), Julius Ruttkowiky(Weſtmark), Wilhelm Burgaräf(Weſtmark). Helmuth Saſſenberg (Weſtmark). Erich Waldvogel(Weſtmark). Im NS. hat der Führer den Botſchafter in Rom, von Haſſell, den Dienſtgrad eines Brigadefüh⸗ rers verliehen. Befördert wurde ferner zum Brigade⸗ führer: der Oberführer Fritz Wiede⸗ mann, Adſutant des Führers. Zum H⸗Gruppenführer wurde befördert Bri⸗ gadeführer Joſef Bürckel, Gauleiter des Gaues Saarpfalz. das Ende des Parleienſtaales verabſchiedung abſchließender Geſeße im volkslag Verordnungen der Stimme enthalten werde. Da das Staatsfugendgeſetz nur die deutſchſtämmige Danziger Jugend umfaſſen werde, ſo nehme die polniſche Gruppe eine neutrale Haltung ein und werde die vorgeſehenen Ausführungs⸗ beſtimmungen zu dieſem Geſetz abwarten. Was die Neugründung von politiſchen Parteien be⸗ treffe, ſo ſei das ebenfalls eine ausſchlie ßz⸗ liche Angelegenheit der Deutſchen in Danzig. Die Polen würden ſich alſo eben⸗ falls der Stimme enthalten. Der Volkstag gab beiden Verordnungen mit einer weit über die Zweidrittelmehr⸗ heit hinausgehenden Stimmenzahl ſeine Zuſtimmung. Von den 72 Abgeordneten ſtimmten 51 mit Ja, während 21 Abgeordnete ſich der Stimme enthielten. Es muß betont werden, daß die Abgeordneten der ehemaligen Oppoſitionsparteien durch ihre Stimmenthaltung die Annahme dieſes Antrags indirekt ge⸗ fördert und damit zum Ausdruck gebracht haben, daß ſie ſich einer endgültigen Liquidie⸗ rung des Vielparteienſyſtems in Danzig nicht widerſetzen. Zu den beiden Verordnungen erklärte Aß⸗ geordneter Beyl, daß auch Danzig nun die Auflöſung des Parteienſtaates erlebe. Der Kom⸗ munismus ſei in Danzig ſchon ſeit langem nie⸗ dergekämpft und ſeit Jahren ohne jede Bedeu⸗ tung. Die Deutſchnationale Partei habe ſich dem Geſetz der Geſchichte gefügt und ſich freiwillig aufgelöſt. Sozialdemokratie und nun auch Zen⸗ trum hätten einſehen müſſen, daß ſie einer nun überwundenen Vergangenheit angehörten und daher ihr Ende erlebten. Daß die geſchichtlich notwendige Entwicklung zuletzt doch noch ohne jede Bitterkeit vor ſich gegangen ſei, verdanke man dem Gauleiter, der in den entſcheidenden Stunden Tatkraft mit Maß zu paaren verſtan⸗ den und erreicht habe, daß der ganzen Entwick⸗ lung die verſöhnende Note nicht fehle. Kein maßgeblicher Politiker auf der Seite der bis⸗ herigen Gegner denke an die Wiede aufrichtung irgendeiner Partei. Was habe näher gelegen als die geſetzliche Verankerung dieſer Sachlage durch eine entſprechende Verordnung. Es ſei richtig geweſen, dieſe zuxückzulegende Weg⸗ ſtrecke nicht auf den ausgefahrenen Gleiſen des parlamentariſchen Staates zu gehen, ſondern durch eine Maßnahme des Senats auf Grund des Ermächtigungsgeſetzes. Was die Verordnung über die Bildung einer Staatsjugend betreffe, ſo ſtehe feſt, die Ddan⸗ ziger Jugend denke nationalſozialiſtiſch. Sie ſtehe mit wenigen Ausnahmen feſt in der Hitler Jugend. Wir hätten alſo ſeit langem eine Staatsfugend, ohne ſie ſo zu nennen. Die Zeit ſei gekommen, wo man eine ſchon längſt pral⸗ tiſch vollzogene Tatſache nun auch theoretiſch, d. h. geſeßlich feſtlege. Dieſem Zwecke diene die Verordnung über die Staatsjugend. Die natio⸗ nalſozialiſtiſche Fraktion danke dem Danziger Senat für dieſe beiden Verordnungen. Sie merte ſie als eine weitere wichtige Etappe auf dem Wege zur Herſtellung einer neuen ebens⸗ grundlage für alle Deutſchen in Danzig: Der Schaffung der graßen und geſchloſſenen Gemein⸗ ſchaft aller Deutſchen! CCCP CCC c dem Gedächtnis von der Pfordlens Ss München, 8. November In der Mittagsſtunde des 8. Novembers fand im Münchener Juſtizpalaſt zu Ehren eines der älteſten Mitkämpfer des Führers und Blutzeugen des 9. Novembers 1923 ein würdevolles Gedenken ſtatt. Der NS.⸗Rechts⸗ wahrerbund legte vor der Gedenktafel des Oberlandesgerichtsrates Theodor von der Pfordten im Lichthof des Juſtizpalaſtes, wo in Erwartung des 9. Novembers die Stan⸗ darten der Bewegung aus ganz Deutſchland aufgeſtellt ſind, einen Lorbeerkranz nieder, und ehrte damit das Gedächtnis eines Mannes. der allen Widerſtänden und Anfeindungen zum Trotz allzeit treu zum Führer geſtanden hat. Reichsminiſter Jeldle in holland S8 Amſterdam, 8. Nopember Am Montag traf Reichsarbeitsminiſter Seldte zu einem mehrtägigen Beſuch in Holland ein, um die hier geleiſteten Arbeiten auf dem Gebiete der Urbar machung, der Siedlung und der Arbeitsbeſchaf⸗ fung kennen zu lernen. Gleichzeitig bedeutet dieſer Beſuch eine Erwiderung von Beſuchen holländiſcher Miniſter in Deutſchland. Namens der holländiſchen Regierung richtete Generaldirektor Draayer vom Sozialmini⸗ ſterium herzliche Begrüßungsworte an den Reichsminiſter. Von Amſterdam begibt ſich der Miniſter nach Den Haag, wo er durch den Sozialminiſter Rommsg empfangen werden wird Am Abend wird Reichsminiſter Seldte an der 9. Novem⸗ ber⸗Feler der deutſchen Kolonie in Den Haag teilnehmen und zu den auslandsden n en Volksgenoſſen ſprechen. Von Börsen und Märkten flitg u aimtsche abenoborse Tendenz: ruhig. Die Abendbörſe nahm mangels Anregung und unter dem Eindruck der ſchwachen Meldungen ron den Auslandsplätzen einen ſtillen Verlauf, zumal da Kund ſchaftsaufträge kaum eingetroffen waren. Die Kurſe kamen in teilweiſer Anpaſſung an Berlin ülbetrwie⸗ gend nur knapp behauptet zur Notiz. Etwas höher la⸗ agen jedoch von Maſchinenaktien Moenus mit 120½ (120) und Eßlinger mit 116%(116), wahrend MA zu 133¾(134½) angeboten wurden und Demag Prozent nachgaben auf 142½, auch Adlerwerke/ Pro- zent leichter mit 109¼.. Von Elektrowerten büßten Geſfürel 1 Prozent auf 144 und Licht& Kraft 1½ Prozent auf 148¾ ein, andererſeitscèLc 129 ¼(129), Schuckert unv. 165. Montanwerte kamen nur wenig zur Notiz, Buderus 120½(120¼), Mannesmann 115¼ (116), Deutſche Erdöl 141¼(142), Harpener unv. 17g, Rheinſtahl unv. 145. Ic Farben bröckelten auf 155¼(155¼ ab, Scheideanſtalt und. 255, Th. Gold⸗ ſchmidt ½ Prozent höher mit 139. Im einzelnen er⸗ mäßigten ſich Reichsbank auf 208(208 ¼), VD auf 169(169¼), Hapag auf 79 ¾(80¾8). Am Einheits⸗ markt kamen Hartmann& Braun nach Pauſe mit 132 (136 und Allianz ſtehen ebenfalls nach Pauſe mit 263 ⅛(268) wieder zur Notiz. Der Renten⸗ markt lag ſtill bei behaupteten Kurſen, etwas höher 1908er e mit 11,80(11,78); 4½ proz. Krupp 99¼, 6proz. IG. Farben 180 /. Im Freiper⸗ lehr wurden Städte⸗Altbeſitz etwa/ Prozent höher mit 133 umgeſetzt; Kommunal-Umſchuldung etwa 94,70 bis 64.75 detreldemärkie Frankfurter Getreidegroßmarkt. Frankfurt a. M., 8. Nop. Das Angebot von Brotgetreide hat etwas zuge⸗ nommen. Die Mühlen bekundeten lebhafte Nach⸗ frage und nahmen die Zufubren glatt auf. Die Lage am Mehlmarkt war unverändert; helles Wei⸗ zenmehl bleibt lebhaft begehrt, dagegen finden die dunkleren Typen ſowie Roggenmehl weniger Inter- eſſe. Brau-, Induſtrie und Futtergerſte ſowie Ha fer wurden kaum angeboten Die Verſorgung mit Futtermitteln ſtützt ſich zumeiſt auf Zuteilüngen, Kartoffelflocken können dagegen ausreichend bezogen werden. Am Rauhfuttermarkt war die Lage unver- ändert. Aus dem bieſigen Gebiet haben die Zufuh⸗- ren noch keine Zunahme erfahren. Es notkierten (Getreide je to, alles übrige je 100 kg) in RM.: Weizen W 13 206. W' 16 209. W' 19 218, W 20 9J5, Roggen R 12 191, R 15 194, R 18 198, R 19 200 Großhandelspreiſe der Mühlen der genannten Preis- gebiete. Futtergerſte— Futterhafer—. Weizen- mehl Tupe 812 W 13 29.10, W' 16 29.20, W 19 29.20. Wö 20 29.55. Roggenmehl Type 1150 R 12 22.45, R 15 22.80, R 18 23.30, R 19 23.50 prus 0,50 RM. Fracht⸗Ausgleich. Weizenfuttermehl 13.60. Weizenkleie W 13 10.75, W'ö 16 10.90, Wö 19 11.10, W'ü 20 11.20. Roggenkleie R 12 9.95, R 15 10.15, R 18 10.40, R 19 10.50 Müblenfeſtpreiſe ab Mühlen⸗ ſtation Soyaſchrot—, Palmkuchen— Erdnuß⸗ kuchen—, Treber 14.00 Höchſtpreis ab Erzeuger ⸗ ſtation, Trockenſchnitzel—, Heu geſ. und trocken 6.80 bis 7.00, do. drahtgepreßt 7.20— 7.40. Weizen und Roggenſtroh—. a Handels ung geschaftshertchig i Dividenden erhöhung bei Klein, Schanzlin& Becker AG., Frankenthal Der AR. ſchlägt der zum 80. November in Ausſicht genommenen oßV. auf das Grundkapital von 286 Mill. RM. für das am 30. Juni abgelaufene Ge⸗ ſchäftsjahr 1936/37 eine Dipidendenerhöhung auf 6 Prozent vor, nachdem im Vorjahr die Dipidenden⸗ zahlung in Höhe von 5 Prozent wieder aufgenommen worden war. die hören im Aundfunl. Mittwoch, den 10. November Deutſchlandſender 6.00 Glockenſpiel, Morgenruf. Wetter. 8.80: Fröb⸗ liche Morgenmuſik. 7.00: Nachr. 9.40: Kleine Turn- ſtunde. 10,00: Es reit“ der Herr und auch ſein Knecht. 10.30: Fröhl. Kindergarten. 11.18: Di. Seewetterbe⸗ richt 11.40: Nebel über den Feldern. 12.00: Konzert. 13.50: Nachricht, 14.00: Kapelle Egon Kaiſer ſpielt. 15.00: Wetter, Börſe. Progr. 18.15: Hausmuſik einſt und jetzt. 15.45:„Das verſtehſt du noch nicht!“ 16.00: Muſik am Nachmittag. 18.00: Cellomufil. 18.95: Der Sichter ſpricht. 18.45: Weltanſchauliche Erziehung im Reichsbund für Leibesübungen. 19.00: Kernſpruch, Wetter, Kurznachrichten. 19.10: Mufiz zur Unterhal⸗ tung. 20.20: Zarte Klänge u. beſinnliche Berſe. 21.00: Deutſchlandecho 21.18: Bach: Präludium und Fuge G.dur für Orgel. 21.25:„Nacht in Worms“ 21.45: Reger: Fantaſie über„Ein feſte Burg“ 5 Reichsſender Frankfurt 6.00: Morgenlied, Morgenſpruch, Gymnaſtif. 6.80: Konzert. 7.00: Nachr. 8.00: Zeit, Waſſerſtand, Wett. 8.10: Gymnaſtik 8.30: Frober Klang zur Morgen⸗ ſtund! 10.00: Es reit“ der Herr u. auch ſein Knecht. 10.30: Hausfrau, hör zu! 11.30: Progr., Wirtſchafts⸗ meld., Wetter, Gaunachricht. 11.45: Deutſche Scholle. 12.00: Konzert. 14.00: Zeit, Nachr. 14.10: Zum Nach⸗ tiſch: Fröhl. Kom⸗pot-pourri. 15.00: Volk u. Wirt⸗ ſchafft. 15.15: Für die Frau. 16.00: Konzert. 18.00: Zeitgeſchehen im Funk 19.00: Zeit, Nachr 19.10: Unſer ſingendes, klingendes Frankfurt. 21.13: Klänge der Heimat. 22.00: Zeit, Nachr. 22.0: Metter, Nach⸗ richt. aus d. Sendebezirk, Sport 22.20: Kamerad, wo biſt du? 22.30: Unterhaltung u. Tanz. Reichsſender Stuttgart 6.00: Morgenlied, Zeit, Wetter, landw. Notierung. Gymnaſtik, 6.30: Konzert. 7.00: Nachr. 8.00: Zeit, Waſſerſtand, Wetter, Marktbericht, Gymnaſtik 8.80: Muſik am Morgen. 10.00: Ludwig Uhland. 11.30: Volksmuſik. 12.00: Konzert. 18.00: Zeit, Wetter, Nachr. 14.00: Fröhl Allerlei. 16.00: Am Mittwoch nachmittag zur Kaffeeſtund', kommt Stuttgart euch fidel und bunt! 18.00: Bremsklötze weg! 18.30: Griff ins Heute. 19.00: Nachr. 19.15: Es ſteht ein' Lind'. 20.00: Singendes, klingendes Frankfurt 21.18: Reichs⸗ muſiktage d. Hitlerjugend 1937: Junge Muſik, 22.00: Zeit, Nachr., Wetter, Sport. W. 307 Programmaus⸗ tauſch Portugal— Deutſchland. 23.00: Zu Tanz u. Unterhaltung 24.000100: Nachtmuſik. 7 ðV?Nd. Dankgruß Dr. Leys an Raeder Ss Berlin. 8. November. Der Reichsoraganiſationsleiter der NSDAP. Dr. Robert Ley ſandte dem Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Generaladmiral Dr. 3 Raeder aus Neapel das folgende Telegramm: „Nach glücklicher Landung der Kospy.⸗Flolte in Neapel ſage ich Ihnen für die tatkräftige Mithilfe beim Gelingen des großen Werkes meinen herzlichſten Dank. 2500 deutſchen Ar⸗ beitern wird die Begeanung mit den Ein⸗ heiten der Kriegsmarine im Mittelmeer ein unvergeßliches Erlebnis bleiben.“ 1 — . 2 25 120 50 uod Eines Tages, als Friedrich Wilhelm von Preu an, der Soldatenkönig, wieder einmal ſein märkiſches Land durchreiſte, überall nach dem Rechten zu ſehen, Wünſche und Klagen zu hören, die Landeskinder gleichſam wie eine einzige große Familie kennen zu letnen, da entdeckte er in einem Dorf ein Mädchen, deſſen ungewöhnliche Aa e es auf den erſten Blick ihm angetan hatte. Das war ein Wuchs, für keinen Grenadier zu ſchlecht und zu gering, und der König ſtellte bei der Auswahl ſeiner langen Kerls, ſeiner Rie⸗ engarde, nicht eben beſcheidene Anſprüche. So karg und ſparſam er ſonſt ſchaltete, dieſes ſein Steckenpferd ließ er wohl etwas koſten, aber dafür hatte er auch die ſtrammſten, die ſchnei⸗ digſten und beſtgedrillten Soldaten der Welt. Nun brachte ihm dies Mädchen des märkiſchen Dorfes unverſehens Gedankenverbindung mit ſeinen Podsdamer Rieſen, und ein Plan ſtieg in ihm auf, der ein Lächeln über das ernſte, kantig harte Geſicht des Königs flattern ließ. Das auf⸗ fallende Frauenzimmer, von Anſehen übrigens durchaus nicht häßlich, im Dorf allgemein als die lange Grete bekannt, wäre recht die paſſende — des längſten, ſtrammſten Korporals der Garde, der mit ihr ein neues Geſchlecht von Rie⸗ ſen zeugen würde. And alſogleich beſchloß der Künig, inter den Gedanken die Tat zu ſetzen, er minkte das Mädchen an den Wagenſchlag:„Sie allt mir. Ich hahe den rechten Gatten für ſie reti, und ſie ſoll über Unſere Gnade nicht zu klagen haben!“ 7 Dann wieder nach Potsdam heimgekehrt, über⸗ — 1 der König eine Weile. Hans Repkow, der und kein anderer mußte es ſein. Er ſchrieb einen Befehl aus, ſiegelte das Schreiben und gab Wei⸗ jung, den baumlangen Korporal von der Wache harzuholen. Wie nun der Replom groß und wuch⸗ 9 vor ſeinem König ſtand, der aber mit Wohl⸗ gefallen den rieſigen Kerl beſchaute, der ihn um doppelte Haupteslänge überragte, da hieß der rrſcher ſchelmiſch den Ueberraſchten, den ver⸗ elten Brief zu einem gewiſſen märkiſchen Dorf zu bringen und ihn an ein Frauensweſen zuliefern, das jedem wohlbekannt ſei als die lange Grete. Der Korporal, ſtramm ſalutierend, ktapfte davon. allein der Auftrag paßte ihm nicht recht, hatte er dor nach ſeiner Ablöſung doch ein Schäferſtündchen verabredet, das er nicht gern verſäumen wollte. Da führte ihm der Zufall einen Gepatter, einen kleinen, buckligen Schneider über den Weg, dar gerade auf Kundſchaft fuhr, und im Austauſch weniger Worte hörte der Korporal als Reiſeziel des Schneiders jenes Dorf, auf das auch ſein eigener Auftrag lautete. Und weil er ja nicht wüßte, was in dem Brief des Königs ſtand, der ganzen Sache überhaupt keine wichkige Bedeu⸗ tung zumaß, vertraute er dem Schneider die Be⸗ ſtellung des Schreibens, legte ihm ſorgfältig Er⸗ ledigung ans Herz und glaubte damit, wenn nur dex Brief an die richtige Adreſſe gelangte, ſeiner Pflicht genug getan. Derart geſchah es denn, daß der kleine, buck⸗ lige Schneider vor der langen Grete ſtand, ein wenig neugierig noch wartend, bis ſie das Schrei⸗ hen öffnete, denn er konnte ſich nicht vorſtellen, was der König von dem jungen Frauenzimmer wollte. Die aber las, ſah den Schneider ganz verwirrt, mit entſetzt hervorquellenden Aügen an, ſtand in dem Brief doch nichts weniger als der königliche Befehl, ſich mit dem Ueberbringer des Schreibens ſchnellſtens zu verehelichen. Ein Brautgeſchenk von fünfzig Goldſtücken wolle der König dazu ſtiften. Die Jungfrau war außer ſich vor Zorn und Empörung, es hätte nicht viel gefehlt, und der arme, ſchuldloſe Schneider hätte ihre Wut Mee duc zu ſpüren bekommen. Als er dann hörte, was eigentlich geſpielt wurde, fing er nicht weniger an zu zetern. Er ſei ja längſt verheiratet und es ergehe ihm übel, wenn er ſeiner Frau mit ſolchen Dingen käme; die Jungfer gefalle ihm wohl recht gut, aber ſie ſei allem Anſchein nach noch kräftiger und reſoluter als ſeine eigene Homer wird Konſul in Frankreich lag in den Fteberwehen der ruarrenolution von 1848. Der Bürgerkönig dwig Philipp war nach England geflüchtet, und eine republikaniſche proviſoriſche Regierung, in der für zwei Monate als Außenminiſter der Dichter Alphonſe de Lamartine ſaß. lenkte die Geſchicke des Landes. Der damals achtundfünfzigjährige Lamar⸗ tine, der ſich im allgemeinen nur lyriſch be⸗ tätigte, galt dank ſeiner 1847 erſchienenen „Hiſtoire des Girondins“ als beſonders zuver⸗ läſſiger Republikaner. Wenn dies auch zu⸗ treffen mochte, zum Miniſter wax er dadurch allein noch nicht geſchaffen, und ſeine unleug⸗ bare Zerſtreutheit tat ein Uebriges, um allerhand groteske Schwierigkeiten herauf⸗ zubeſchwören. „Einen guten Teil ſeiner Dienſtzeit mußte der dichtende Außenminiſter auf die Bearbeitung von Anſtellungsgeſuchen verwenden, die ihm von treuen Parteigängern und ſolchen, die es ſein wollten, eingereicht wurden. Lamartine ent⸗ ledigte ſich dieſer Aufgabe ſo gewiſſenhaft, wie es ihm möglich war. Er notierte die Namen derer, die ſeiner Meinung nach für den Staats, dienſt in Frage kamen, auf Zettel, die er an ſeine nachgeordneten Dienſtſtellen weitergab. Dort teilte man den vom Herrn Miniſter Vor⸗ geſchlagenen irgendeinen Poſten zu, und damit war der Fall erledigt. So fand ſich eines Tages im„Journal officiel“ unter den amtlichen Ernennungen die lapidare Notiz, daß ein Herr Homer— nähere Angaben zur Perſon fehlten— zum franzöſiſchen Konſul in Bremen ernannt ſei. Seltſamerweiſe aber ſchien dieſer Homer ſich aus der ſchmeichel⸗ haften Ernennung nichts zu machen, denn Woche um Woche verging, ohne daß ex ſeinen Poſten in der Hanſeſtadt antrat. Die Vakanz der kon⸗ ſulariſchen Vertretung an einem ſo wichtigen Platz machte ſich ſehr bald unliebſam bemerkbar, und ſo begann man nachzuforſchen. warum Herr Lomer nicht nach Bremen abreiſte. Bie Pariſe. Polizeipräfektur ſtellte eingehende Unterſuchun⸗ den an— vergebens. der naugebackene Konſul Die lange Grete/ do Heute ee Eheltepſte, und er denke nicht daran, ſelbſt dei des 1 Ungnade, ſich ins Kreuzfeuer zwischen zwei ſo ſchlagfertige Frauenzimmer zu wagen⸗ Vielmehr war er augenblicklich bereit, die zorn⸗ flammende lange Grete nach Potsdam mitzuneh⸗ men und mit einer Audienz am Hofe die Rück⸗ nahme des unbegreiflichen Befehls zu erbitten. Friedrich Wilhelm von Preußen erſtarrte bei⸗ nahe beim Anblick des ſeltſamen, ungleichen Paares, dann aber brach er in ein gewaltiges, dröhnendes Lachen aus, daß ihm Tränen über die Wangen kollerten und ſogar den Zorn weg⸗ ſchwemmten, der wegen der Dienſtvernachläſſi⸗ gung des Korporals aufbrauſen wollte. Aber⸗ mals ließ er Hans Repkow herbeirufen, fuhr ihn grimmig an, und der rieſenlange Kerl ſtand blaß, ſchlatternd und hilflos vor ſeinem Herrn wie ein kleiner Junge, der geſcholten wird und Strafe fürchtet. Lange freilich konnte ſich der König gegen die Heiterkeit des Auftritts nicht verſchließen und volterte los:„So muß ich mich bei der Un⸗ Der Mondſüchtige Die beiden Poliziſten ſchritten um Mitter⸗ nacht die durch Laternen matt erleuchtete Straße hinab. Es war ſehr einſam und nur die Holz⸗ würmer und die Einbrecher waren unterwegs. Mit geſchärften Ohren lauſchten dis Augen des Geſetzes auf jedes verdächtige Geräuſch, das epen⸗ tuell die Stille der Nacht unterbrechen würde. Aber es war nichts zu hören. Plötzlich kam ein Mann die Straße herauf. Den beiden Poliziſten gerade entgegen. Vier Augen richteten ſich funkelnd und fragend auf den Fremden. Er kam näher. Jetzt waren ſeine Züge bereits zu erkennen. Es war der Polizeikommiſſar der Wache perſönlich.„Nichts neues“, fragte er dienſtlich. 5 „Nichts neues“, erwiderte dar ältere der bei⸗ den Poliziſten und„nichts Neues“ wollte auch der jüngere ſagen, da blieb ihm die letzte Silbe buch⸗ ſtäblich im Munde ſtecken. Oben auf dem Dache des Hauſes, neben dem ſie alle drei ſoeben ſtanden, wandelte ein Mann im Hemd. Im flatternden Hemd ſozuſagen unter dem vollen Schein des Mondes. Er balancierte faſt auf der Dachrinne, ſo daß den dreien da unten ſchier der Atem ſtockte. N Der Kommiſſar machte nach geraumer Weile ſeinen Mund wieder zu. Die beiden Poliziſten ſogen den Atem rauſchend in ihre erregten Lungen. Was war denn das? Wenn der Kerl abſtürzte? Vielleicht.. aber da kam auch ſchon ein zweiter Mann mit beſchwörend erhobenen Armen aus dem Hauſe gerannt. „Pſſſt“, ziſchte er die drei Erſtaunten an, „pſſſt.. total pſſſt. Er darf nicht geſtört werden. Er iſt mondſüchtig. Sehen Sie nur.“ Die Poliziſten hatten den Blick noch immer hochgereckt. Der Mann im Hemd ſchwang ſich jetzt wie ein Gorilla um einen Schornſtein. Man mußte ſehr ſcharfe Augen haben, um ihn erkennen zu können, denn das volle Licht des Mondes gleißte den Untenſtehenden gerade ins nach oben ſtarrende Geſicht. „Hat er es öfter“, fragte der Kommiſſar den Mann, der neben ihm verzweifelt die mageren Hände rang. „Jedesmal, wenn ner volle Mond ſcheint“, er⸗ widerte er. Der Mondſüchtige droben neben der Dach⸗ tinne xeckte jetzt die eine Hand gebieteriſch gegen den Mond. Dann ſenkte er den Kapf, er ſchien hinunter zu ſtarren, hinunter in die Tiefe. Plötzlich erhob ſich ein kleiner bäiger Wind, griff nach den Mützen der Poliziſten, wehte das Hemd des Mannes auf dem Dach wie eine Fahne. „Er wird ſich erkälten“, meinte der Kom⸗ miſſar. Hat er denn nur ſein Hemd an?“ Bremen 14 Von Franz Rudolf Winkler war nirgends aufzufinden. Da half es nun nichts, man mußte beim Herrn Miniſter der auswärtigen Angelegenheiten ſolher nachfragen, was es mit dem Bürger Homer auf ſich hatte. Lamartine ſah verſtändnislos drein, als man ihm den—4 vortrug; er konnte ſich mit dem beſten Willen an nichts erinnern. Erſt als man ihm den Zettel mit dem flüchtig notierten Namen porlegte, ſchoß ihm ſiedendheiß die Er⸗ leuchtung durch den Kopf. Der Miniſter war zwiſchendurch kurz Dichter geweſen hatte ſich überlegt, daß er für ein Gedicht eine Stelle in Homers„Ilias“ nachſchlagen wollte, und hatte — um dies ja nicht zu vergeſſen— ſich raſch den Namen Homer notiert. Dann waren wieder ein paar Anſtellungsgeſuche eingegangen; Lamartine ſchrieb die in Frage kommenden Namen auf denſelben Zettel. vergaß die kleine Anſprache auf gut Vor rund 40 Jahren brachen im Bismarck⸗ Archipel einzelne Eingeborenenaufſtände aus. Da auch deutſche Kolonialgebiete gefährdet waren, wurden einige Kanonenboote entſandt, die nach mehreren kleinen Scharmützeln mit auf⸗ tühreriſchen Negern die Ordnung wieder her⸗ ſtellten. Wenige Monate danach fuhr eines der Kanonenboote nach einer unweit des Bismarck⸗ Archipels gelegenen Inſel, mit deren Einwoh⸗ nern Handelsbeziehungen angeknüpft werden ſollten. Der Eingeborenenſtamm der Inſel wurde von einem„König“ regiert,. den man ſehr im Verdacht hatte, beim letzten Aufſtand ſeine Hand im Syiele gehabt zu haben. An einem ſtrahlenden Julitag ging das Kanonenboot in einer Bucht der Inſel vor Anker. Der Kommandant, ſeine Offiziere und einige Kaufleute gingen an Land und wurden hier von dem Inſelkönig und ſeinem Hof feier⸗ lich empfangen. Der Kommandant hatte einen Dolmetſcher mitgebracht. — n zuperlöſſigkeit meiner Korporale ſelhſt bemühen, daß das rechte Paar zuſammenfindet. Ich will auch in der Kirche ſein Trauzeuge ſein, daß er nicht abermals die Braut nertauſcht. Und mein Brautgeſchenk ſoll ihm bleiben, doch wenn er wieder meinen Befehl ſo gering achtet, hole ihn der Teufel! Wohin käme wohl Preußen, wenn er ſich auch in der Schlacht einen Stellvertreter ſuchte!“ Und Dann betrachtete der König lächelnd den armen Schneider, der ſeiner Gefälligkeit wegen unſchuldig ſo viel Angſt und Pein hatte erdulden müſſen. Gnädig geſtimmt, bot er ihm zur Ent⸗ ſchädigung gleichfalls ein Geldgeſchenk, aber weil er karg und ſparſam war, ſofern es nicht eben um ſein Steckenpferd der Rieſengarde ging, bekam der Schneider den Auftrag, dafür ein paar alte Röcke des Königs auzubeſſern. Hans Repkom indes und die lange Grete wurden unter des Königs Augen ein glückliches Paar, und die Söhne, die ihrem Bund ent⸗ ſproſſen, waren gewiß von der harten, kernigen Urwüchſigkeit jener unerſchrockenen Märker, die Friedrichs des Großen Fahnen durch viele ruhm⸗ reiche Schlachten trugen und das kleine Preußen gegen eine Welt von Feinden ſieghaft ver⸗ teidigten. 8 , Von E. C. Chriſtophe „Natürlich“, erwiderte der Mann,„er ſteigt ſtets direkt aus dem Bett aufs Dach. In ſeinem Zuſtand würde er ſeine Hoſen gar nicht finden. Aber meine Herren, kommen Sie bitte bis zur nächſten Ecke. Wenn er verſehentlich nach unten blickt und uns ſieht, ſtürzt er ab.“ Der Kommiſſar warf noch einen raſchen Blick nach oben.„Geht weiter“, ſagte er,„begleitet den Herrn bis zur Ecke.“ Die drei ſchritten langſam die 1 hinun⸗ tor.„Iſt ſowas eigentlich heilbar“, hörte der Kommiſſar noch den einen Poliziſten fragen. Dann betrat ex den Eingang des Hauſes. Er brauch nicht lange zu warten. Mit langen, ſchleichenden Schritten wie ein Tiger kam der Mondſüchtige die Treppen hinabgehaſtet. Er hielt eine Geldkaſſette in der Hand. „Halt“, knurrte der Polizeimann, als er ihm die ſchwere Hand auf die Schulter legte,„halt, mein Junge, du biſt perhaftet“. f „Ich bin mondſüchtig“, ſtotterte der Ein⸗ brecher zu Tode erſchrocken. „Paßt ausgezeichnet“, erwiderte der Kom⸗ miſſar,„ich bin nämlich hellſüchtig.“ An der Ecke warteten die beiden Poliziſten mit dem anderen.„Wie haben Sie denn feſt⸗ ſtellen können, daß es ſich nicht um einen Mond⸗ ſüchtigen handelt“, fragte der Komplice grimmig. „Ganz einfach“, entgegnete der Kommiſſar, „ſagten Sie nicht, der Mann da oben hätte nur ein Hemd an?“ „Allerdings“, ſtotterte der andere betreten. „Nun, Sie haben nicht mit dem Wind gerech⸗ net“, lächelte der Mann der Polizei,„denn als die Boe ſein Hemd hob, hatte er unter dem Hemd Haſen an.“ Uns, ͥ d EA Jungfern⸗Weisheit Der engliſche Naturforſcher Thomas Henry Huxley behauptete einmal in einer Unterhal⸗ tung: daß in England ein ſo geſunder Menſchen⸗ ſchlag lebe, habe man den alten Jungfern zu danken. Er bewies das folgendermaßen: „Die kräftigſte Koſt der Engländer iſt gutes Ochſenfleiſch. Der Ochſe gedeiht am heſten, wenn ex roten Klee frißt. Und der Klee wird von Hummeln befruchtet. Der ärgſte Feind der Hummeln iſt die Feldmaus. Die Feldmaus wird von den Katzen gefteſſen. Und die beſten Freunde der Katzen ſind— die alten Jungfern. Alſo muß man ihnen dankbar ſein!“ Ns. —— P————ñ Der rechte Winbel 42 r . zählt jetzt 100 Grad Revolution im Kreis Wenn der Unterofſizier auf dem Kaſernen⸗ hof mit Donnerſtimme„Links um!“ komman⸗ diert und der Rekrut daraufhin zackig die Wen⸗ dung macht, welche Drehung hat dann ſein Körper ausgeführt? Dumme Frage, nicht, natürlich einen rechten Winkel, und das ſind nach alter Schulweisheit 90 Grad! Fehlgeraten, das war einmal! Die Kinder auf der Schul⸗ bank korrigieren jetzt alle in ihrem Rechenbuch, in den Höheren Schulen hat überall ein flei⸗ bie Umrechnen eingeſetzt und die Geometer und Vermeſſungsleute müſſen ſich mit neuen Einteilungen auf ihren Inſtrumenten vertraut machen. Deutſchland hat ſoeben die 90 Grade entähront und dafür einen Hunderter auf ihren Platz geſetzt. Das bedeutet nicht mehr deer weniger, als daß in Zukunft ein Kreis nicht mehr wie bisher 360 Grade, ſondern 402 Grade zählt. Auch die Minuten und Sekunden, in die der einzelne Grad eingeteilt war, ge⸗ hören der Vergangenheit an. Man rechnet jetzt nur mehr in Zehntel, Hundertſtel und Tau⸗ ſendſtel Graden. Eine Bogenminute iſt alſo zu einem Sechzigſtel Grad geworden, oder etwas umſtändlicher ausgedrückt zu 0,01667 Grad. Dieſe neue geometriſche Einteilung, die Reichsinnenminiſter Dr. Frick ſoeben angeord⸗ net hat, bedeutet wieder einmal einen Sieg dez Dezimalprinzips, mit dem es ſich bei weitem leichter rechnen läßt, als mit dem früher gebräuchlichen Zwölferſyſtem. Deswegen braucht nun nicht gleich alles auf den Kopf geſtellt werden, eine Umwälzung verlangt ihre Zeit, bis ſie ſich beruhigt hat, und ſo iſt die Friſt, bis zu der die Vermeſſungsſchriften und Inſtru⸗ mente der neuen Maßeinteilung entſprechend umgearbeitet ſein müſſen, lange genug geſteckt. Sie läuft am 1. April 1945 ab, beträgt alſo faſt acht Jabre. Manche mögen über dieſe„Revolution im Kreis“ erſtaunt ſein und ſich fragen: Warum das alles? Sie vergeſſen, daß der Kampf des Zehnerprinzips 85 en das Zwölferſyſtem ſchon ſeit 150 21 dauert. Unſere Urgraß⸗ väter haben noch nach Meilen, Klaftern. Fuß, Zoll und Linien gerechnet, eine etwas umſtänd⸗ liche Sache, wie man ſich denken kann. Eine deutſche Meile zählte da 24000 Fuß, ein Fuß betrug 12 Zoll und ein Zoll 12 Hinien Es koſtete nicht wenig Mühen, bis der„Zwölfer“ außer Kurs geſetzt war und Kilometer, Meter, Zentimeter, illimeter, und ſtatt der Unzen und Lot die Kilogramme und Gramme traten. Alte Thermometer tragen heute noch die frühere Requmureinteilung, nach der zwiſchen Gefrier⸗ und Siedepunkt nicht wie bei Celſius hundert, ſondern achtzig Grade lagen. Und die Berliner haben ſich immer noch nicht ihren„Sechſer“ abgewöhnt, obwohl der Groſchen mit ſeinen 12 Pfennigen längſt ſchon außer Kurs geſetzt iſt und ein Sechſer nicht mehr als 5 Pfennige zählt. Auch das„Groß“ mit ſeinen 12 Dutzend iſt aus unſerem Mengenverzeichnis verſchwun⸗ den, während ſich das Dutzend wenigſtens noch in unſerem Wortſchatz erhalten hat. Dagegen triumphiert die„heilige Zwölf“ als Einteilungsgrundlage noch nach wie vor in vielen Ländern, allen voran England, das zäh an die durch zwei und drei teilbare Zahl in ihren Maß⸗, Geld⸗ und n feſthält. Dort kennt man immer noch die Meile mit ihren 5280 Fuß(16093295 Metern), teilt den Schilling in 12 Pence ein und die Wärme⸗ ſkala in 180 Grade Fahrenheit. In Deutſchland aher iſt wieder eine Zwölf gefallen, der Zehner iſt an deren Stelle getreten, ein weiterer vor⸗ bildlicher Schritt zur Vereinfachung des Maß⸗ ſyſtems iſt getan. Aus vergangener Zeit Walter Scott machte einmal eine Be⸗ merkung— oder ſoll ſie gemacht haben— das Einzige in der Natur, was er ahſolut nicht be⸗ Freier ſei das, warum ſich ein Hund dreimal erumdrehe, ehe er ſchlafen gehe. Pripatnotiz, und der Zettel wanderte in die Verſonalabteilung. Dort machte man nicht viel ae der Paſten des franzöſiſchen Kon⸗ ſuls in Bremen war noch zu beſetzen, und im Handumdrehen war der blinde Dichter des alten Hellas zum Konſul ernannt, Lamartine fand eine halbwegs geſchickte Wendung, um ſich aus dieſer blamahlen Patſche zu ziehen. Anderen Tages ſtand im„Journal officiel“ eine kleine Notiz, die in jener politiſch bewegten Zeit jaum beachtet wurde:„Für den Bürger Homer, dex mit einer anderen Stelle betraut wurde, iſt Bürger Marchand zum Kon⸗ ſul in Bremen ernannt worden.“ Alphonſe de Lamartines ſtaatsmänniſcher Ehrgeiz war nach dieſer peinlichen Sache erloſchen. Er ſah ein, daß ſeine Fähigkeiten weniger auf außen⸗ politiſchem als auf literariſchem Gebiet lagen. Nach ſeinem zweimonatigen Gaſtſpiel in der propiſoriſchen republikaniſchen Regierung hat ex ſich nicht wieder auf den heiklen Boden des Staatsgeſchäfte begeben. deutſch 1 Von O. G. Foerſter Der ſchwarze Herrſcher empfing ſeine Be⸗ ſucher höflich und hielt ihnen eine längere An⸗ ſprache in ſeiner Sprache, die niemand verſtand. Hierauf erhob ſich der Kommandant und dielt eine deutſche Rede. Und da in dieſer Gegend kein Eingeborener deutſch verſtand, machte der Kommandant ſeinem Herzen Luft und ſagte: „Du verdammter Nigger, das eine will ich dir gleich ſagen, damit du es dir merkſt: Wenn du und deine Leute noch ein einzigesmal auf unſe⸗ ten Inſeln ſtänkerſt und hetzt, dann laſſe ich eure Buden zuſammenſchießzen, daß euch Hören und Seben vergeht! Ich muß freundlich mit euch tun. weil wir eure Bananen und euern Reis haben wallen, und ich tann dir das nur auf gut deutſch ſagen, aber wenn es ernſt wird, dann will ich dir das Maul ſtopfen. du Dick⸗ wanſt von einem König!“ So fuhr der Kommandant fort. dem König ſeine Meinung zu ſagen, und die deutſchen Offiziere und Kaufleute vermochten nur mit größter Mühe. ihre ennſtem und. ieterlichem Nie- euch Handel treiben nen zu dewahren. Auch der König hörte auf⸗ merkſam und ſtolz der ſeltſamen Begrüßunss⸗ rede zu. We ſtockte der Kommandant und nieſte eftig. In dieſem Augenblick erhob ſich der König und rief:„Geſundheit, Herr Kapitänleutnant!“ Und ehe ſich die Gäſte von ihrem Schrecken er⸗ holen konnten, fuhr er in fließendem Deutſch fort:„Ich bin erfreut, daß Sie mir Ihre rich⸗ tige Meinung geſagt haben. Das tut nichts. Aher Sie irren ſich, wir haben mit dem letz⸗ ten Aufſtand gar nichts zu tun. Das gebt uns nichts an. Wir haben zuviel Reſpekt vor den deutſchen Kanonen. Aber wir wollen gern mit 1 Der Kommandant war eine Zeitlang ſprach⸗ los, und die Offiziere unterdrückten mühſam ihre Schadenfreude. Dann lächelte auch der Kapitänleutnant. „Wie kommt es, daß Ihr deutſch ſprechen könnt. King?“ fragte er den freundlich lachenden König. „Oh, ich habe es gelernt, als ich in Deutſch⸗ Oſtafrika war!“ erklärte der Neger,„ich bin zehn Jahre lang Askari in der Schutztruppe ge⸗ weſen, zuletzt als Unteroffizier. Und hier haben mich meine Freunde zum König gemacht Wagner haßte den„Rotſtift“ Neuerwerbungen der N Leipziger Stadtbibliothek In einem vierſeitigen Brief vom 12. Oktober 1869, den die Muſikſammlung der Leipziger Stadtpibliothek kürzlich E hat, wendet ſich Wagner an den Hofkapellmeiſter Herbeck in Wien. Ex gibt ihm Hinweiſe für die Auffüh⸗ rungsprazis bei den„Meiſterſingern“ und dem „Rheingold“.„Dabei erklärt ex ſich grundſätzlich gegen alle Kürzungen, die künſtleriſch niemals zu rechtfertigen ſeien. Dieſer Brief wird im Verein mit einem ebenfalls neuerworbenen Notenmanufkrint einer„Tannhäufer“⸗Szene an⸗ läßlich des Leipziger Wagner⸗Jahres im Muſeum der Bildenden Künſte“ zur Aus⸗ kellung gelangen. 8 e ee e eee e eee 1 7 W N . . ——— — 2— 2—— eee eee 5 2..—————— ä 1 * re r g — ͤ— AE!X—— A— r Y r Sr * eee eee 77F FFF 5 FF FFT D 2 e e — G . Te ee — n N — . Copyright by Prometheus-Verlag, Dr. Eichacker, Gröbenzell bel München (9. Fortſetzung) Bott ſei Dank“ war meine Antwork:„dann kommt er wenigſtens nicht mehr.“ Santina ſchüttelte ratlos den Kopf.„Wenn du machſt — jammerte ſie,„dann kommſt du noch in Irren⸗ Mißmutig und gezwungen nahm ich die Einladung Steffis für den nächſten Sonntag an. Als ich auf das Haus zukam, ſah ich eine hohe Geſtalt . der entgegengeſetzten Seite auf mich zuſchreiten: Doktor razio. In peinlicher Verlegenheit wollte ich in eine offene Haustüre ſchlüpfen; aber es war zu ſpät. Er hatte mich ſchon erblickt und zog den Hut. Mit ein paar Schritten war er bei mir und ſah mir mit ſeinen frohen Augen ins Geſicht. „Es ſteht Ihnen ja frei, meine Geſellſchaft zu meiden“, kopierte er dann meine Worte von Grado mit ſo drolliger Komik, daß ich hellauf lachte. „So“, nickte er befriedigt,„das iſt ſchön. So ein ent⸗ zückender Frauenmund iſt nur dazu geſchaffen, entweder zu küſſen oder zu lachen. Häßliche Worte kleiden ihn gar zu ſchlecht.“ Heute waren die Herrſchaften zu Hauſe. Ich horchte ge⸗ bannt auf das meiſterhafte Klavierſpiel und die wunder⸗ volle weiche Männerſtimme, die aus dem Salon tönte. „Fritzerl“, erzählte mir Steffi wichtig.„Jetzt gibt es im Hauſe bald eine Hochzeit. Die Schweſter von meinem Giuſto heiratet; ich glaube, bis nach Afrika. Die alte Mutter geht mit und will nicht von der Tochter weg. Mich dauert das arme Madl“, ſetzte ſie ſpöttiſch hinzu.„Der Bräutigam iſt arm wie eine Kirchenmaus, er beſitzt nur einige Millionen.“ Mutter, Tochter und Bräutigam fuhren nach Tiſch aus. Die drei waren noch nicht die Treppe hinunter, als die beiden Doktoren auch ſchon an die Küchentüre klopften. „Katz! aus'm Haus, rührt ſich d' Maus“, brummte Steffi. ö „Dieſe Mannsbilder bringſt doch nicht los.“ „Fritzerl, ich gratuliere“, flüſterte ſie mir dann ins Ohr. „Er hat zum Giuſto geſagt, du mußt ihm gehören und wenn er dich dem andern aus die Arm reiß'n muß.“ „Gimpel!“ Wie recht Francesco mit ſeinem Urteil über ihn wieder einmal hatte. „Kommen Sie doch in den Salon“, bat Giuſto.„Geh voraus, Fritzerl“, erſuchte mich Steffi,„ich komme gleich nach. Ich laſſe nur erſt den Kaffee ſervieren.“ „Bitte, ſpielen Sie, Herr Doktor“, bat ich Orazio. Er ſah mir lichelnd in die Augen. „Sind Sie eine ſo große Muſikfreundin? Was wollen Sie denn hören?“ „Verdi“, bat ich. Meiſterhaft beherrſcht rauſchte der Flügel unter ſeinen Händen auf und herrliche Melodien aus Verdis Opern klangen durch den Raum. Dann ſang Orazio aus Rigoletto:„Oh wie ſo trügeriſch ſind Weiber⸗ herzen.“ vangiam ſchwand alle Antipathie, die ſchönen Melodien, die durch ſeine weiche, prachtvolle Stimme voll zur Gel⸗ tung kamen, ſchmeichelten mir das gegenteilige Empfinden ins Herz. „Wohin gehen heute nachmittag die Damen?“ fragte Giuſto, als wir gemütlich plaudernd um den Kaffeetiſch en. „Es wird ſchon zu bald Nacht jetzt“, entgegnete Steffi. Ich denke, wir fahren nach Crignano.“ Dr. Orazio faßte meine Hand.„Darf ich Sie abends, wenn Sie zurückkommen, zu einem Spaziergange einladen?“ fragte er bittend. „Abends bin ich zu müde“, war meine Antwort, in der ein gut Teil Bosheit ſteckte. Bei Tage durfte ſich der Herr Doktor, der in der Gunſt reicher Trieſtiner Erbinnen ſtand, mit einem jungen Mädchen nicht ſehen laſſen. War doch dortmals in Trieſt die Moral nach außenhin tadellos und die Anſichten in dieſer Beziehung mittelalterlich, wie Francesco oft ſpöt⸗ tiſch bemerkte.„Dieſes ganze Getune“, verſicherte er mir ein⸗ mal,„iſt nur Schein. Die ſo ſtreng gehaltene Jugend tobt ſich dann heimlich aus und die Ehen ſind häufig ein ſchöner Apfel nach außen mit faulem Kern.“ Mißgeſtimmt verabſchiedete ſich Doktor Orazio. „Fritzerl“, fragte mich Steffi auf dem Wege nach Crignano ſpöttiſch,„biſt du mit allen Herrn der Schöpfung ſo liebenswürdig wie mit Dr. Orazio oder bleibſt du nur einem treu, der gar nichts von dir wiſſen will?“ Ich zuckte zuſammen und blickte auf Santina. „Schau die Santina net ſo bös an!“ lenkte Steffi ein. „Die hat nir tratſcht. Aber dir ſieht man ja auf einen Kilo⸗ meter den Liebeskummer an. Dieſe feinen Herrn ſan Gift für uns einfache Madln. Bei ihren Damen wirds ihnen zu langweilig, ab und zu möchtens doch auch aufſchnaufn, dann kommens zu uns, verdrehn uns die Köpf' und werfen uns weg. Weißt“, ſie ſchob ihren Arm durch den meinen, „ich hab mit meinem Herrn Doktor auch ſchon ausgehaltn wie ein Stückerl Vieh, ich kenn mich aus.“ g „Wegwerfen?“ entgegnete ich bitter,„ich glaube, viele einfache Mädeln werfen ſich an dieſe Herrn ſelbſt weg und werden nicht weggeworfen. Wegwerfen kann ein Mann nur das, was er beſeſſen hat. Die Liebe, die ſo viele ein⸗ fache Frauen für ihre Freunde zu empfinden glauben, 1 hauptſächlich heimliche Hoffnung, aus beſchränkten Ver⸗ hältniſſen herauszukommen. Angſt vor dem Kampf ums Leben und Furcht vor Hunger und Not ſind häufig die Triebfeder zu derartigen Verhältniſſen. Wie viele würden den reichen Freund, ohne ſich nur umzuſehen, am Tege der Nor oder Krantheit liegen laſſen, wenn ihm die größte Zugkraft, das liebe Geld, abhanden gekommen wäre. Die ganze Liebe iſt verſchleierter Egoismus geweſen und doch klagt die Frau, wenn ſie von ihm verlaſſen worden iſt, daß er ſie betrogen und hintergangen hat.“ „Denke einmal darüber nach“, fuhr ich fort,„ob du die Kraft hätteſt, wenn Giuſto durch einen ſchweren Schickſals⸗ ſchlag ſein ganzes Vermögen verlieren würde und arm und krank wäre, auch dann bei ihm anzuhalten; ob du verſuchen könnteſt, ihm durch deiner Hände Arbeit das Leben zu er⸗ leichtern?“ „Würdeſt du das tun?“ fragte ſie ſpöttiſch. Ich ſah ihr voll ins Geſicht.„Ja“, entgegnete ich ernſt. „Es gäbe kein Opfer, das zu groß wäre für mich, es für einen geliebten Mann zu bringen.“ g „Und wer iſt der geliebte Mann?“ Ich gab keine Antwort. Wieder fühlte ich die unerklär⸗ liche Antipathie, die ich dieſer Frau gegenüber nicht unter⸗ drücken konnte. Die Zeit der Weinernte nahte. Reges Leben herrſchte in den Weingärten. Lachend und plaudernd ſtanden die Winzer an die Mauern gelehnt: den vorübergehenden Mädeln boten ſie reife Trauben zum Geſchenk— Wie ſonnig und froh dieſe Bilder waren! Trotzdem verlief unſer Ausflug einſilbig. Santina war tief beleidigt. Abends, als wir endlich allein waren, ſchlang ich den Arm um ſie.„Bring mich nicht mehr zu Steffi!“ bat ich. „Ich mag ſie nicht leiden. Sie iſt wirklich nicht wert, daß in unſere ſchöne Freundſchaft eine Mißſtimmung kommt.“ Verſöhnt küßte ſie mich herzlich.„Es ſein traurig“, klagte ſie trüb,„daß du dir die Sache mit deinem Chef ſo tief gehen läßt. Jetzt gibt es keine Entſchuldigung mehr, daß er nicht ſchreibt Schlag' dir ganze Geſchichte aus Kopf, iſt wirklich nicht einzige Mann auf Welt.“ „War denn der, der dein Leben verpfuſchte, der einzige Mann?“ fragte ich dagegen. Dann brach ich wild weinend zuſammen. Sie ſtrich mir tröſtend übers Haar.„Du biſt ſo jung, mein Kind“, meinte ſie traurig:„ſo unendlich fung: verdirb dir doch nicht ſchönſte Zeit deines Lebens! Das ſein kein Mann wert.“ * Als ich am nächſten Tage durch die Gärtnerei ging, trat der Obergärtner zu mir. Wir ſprachen von einer TChryſanthemenart, die nicht recht gedeihen wollte. „Wenn nur Signor Francesco bald käme“, ſeufzte ich. „Die Verantwortung iſt wirklich viel zu groß für mich.“ Der Gärtner, ein älterer, ſympathiſcher Mann lächelte etwas ſpöttiſch.„Der kommt ſobald nicht“, ſagte er ruhig. „Warum meinen Sie denn?“ fragte ich neugierig durch ſeine Sicherheit. „Er hat in Cetinje eine Freundin, ein bildſchönes Weib.“ Er lächelte wohlgefällig.„Ja, unſer Herr, der ver⸗ ſtehts.“ Ich fühlte, wie ich blaß wurde. „Sie ſehen blaß aus, Fräulein“, ſagte er mitleidig.„Na, kein Wunder bei der vielen Arbeit.“ Er ahnte nicht, daß meine Bläſſe die Folge eines ſchmerzlichen Erſchreckens war. Alſo deshalb erhielt ich keine Nachricht! Deshalb ſchwieg er, deshalb war ich vergeſſen. Mit tauben Ohren hörte ich zu, wie Antonid mir weiter erzählte. Wie ſchön die Frau ſei, und wie oft ſie den Chef in Cattaro beſucht habe. Stumm, mit wundem Herzen wandte ich mich zum Gehen. Jetzt war mir alles, alles klar. * Auf dem Nachhauſeweg begegnete mir wie durch Zufall Doktor Orazio. „Sie werden doch jetzt bei dieſem ſchönen Abend nicht um ſieben Uhr nach Hauſe gehen, Signorina“, bat er lie⸗ benswürdig.„Gehen wir noch ein wenig ſpazieren!“ Ich überlegte. Im Hauſe Salvo gab es durch die Vor⸗ bereitungen zur Hochzeit ſo viel Arbeit, daß Santina erſt gegen neun Uhr nach Hauſe kam. Warum ſollte ich im Zimmer allein ſitzen und nach der Richtung ſtarren, wo einer ein ſchönes Weib in die Arme nahm? Aug' um Auge, Zahn um Zahn. Ich hatte keine Milch in den Adern und keine Veranlaſſung, den Kopf hängen zu laſſen, nun ich zu wiſſen glaubte, weshalb ich keine Nach⸗ richt erhielt. An dieſem Abend nahm ich zum erſten Male die Beglei⸗ tung Orazios an. Gegen neun Uhr lenkte ich meine Schritte heimwärts. „Wer ſchreibt Ihnen denn vor, wann Sie zu Hauſe ſein müſſen“, fragte er beluſtigt. „Ich ſelbſt“, war meine ernſte Antwort. Er hielt meine Hand feſt.„Ich habe nun jeden Abend in dieſer Gegend zu tun, wahrſcheinlich einige Wochen. Viel⸗ leicht ſehen wir uns öfters?“ „Schon möglich“, war meine Antwort. Sein frohes„Auf Wiederſehen!“ klang mir noch in den Ohren, als ich die Treppe hinaufſtieg. Faſt täglich traf ich ihn nun. Während ich mich langſam an ſeine Begleitung gewöhnte, daß er mir ſchon zu fehlen anfing, wenn er mich einmal an der gewohnten Stelle nicht erwartete, änderte ſich auch ſein Benehmen. Der ſeichte Ka⸗ valier hörte mit den lauen Artigkeiten auf, die ich gar nicht beachtete und an ſeine Stelle trat ein kluger, ernſter Denker, mit dem ich über manche Meinungsverſchiedenheit in hitzigen Streit geraten konnte. Orazio hatte die Univerſität in Wien beſucht und neben⸗ bei zu ſeinem Vergnügen noch etwas Aſtronomie ſtudiert. Mit großem Intereſſe machte ich nun oft mit ihm weite Reiß 9 Ich weiß nicht, babe ich nun eine Frau oder einen Studenten an der Seite“, brummte er eines Tages un⸗ gehalten.„Sie hätten Mann werden und ſtudieren müſſen. Das Zeug dazu hätten Sie wirklich gehabt.“ Das, was mich hauptſächlich an ihn feſſelte, war ſein feines, immer gleich bleibendes Benehmen, ſeine ſonnige Heiterkeit, die alle trüben Gedanken verſcheuchte. * Ein grauer, düſterer Abend. Trotz des elenden Wetters hatte mich Doktor Orazio erwartet. Es war nun ſchon Anfang November. Leichter Nebel, der in Trieſt ſehr ſelten iſt, umgab uns wie ein Schleier auf dem einſamen Weg der Anlage, durch die wir gingen. „Sie feſſeln mich von Tag 7 Tag mehr“, klang es un⸗ terdrückt neben mir:„dabei bleiben Sie immer gleich, ge⸗ ſtatten mir keinen Händedruck. Sind Sie nun ſo gefühlsarm oder ſo unglücklich?“ Ich dachte an die letzten Wochen. Ende September hatte ich die Sehnſucht nach Francesco nicht länger ertragen; ich hatte meinen ganzen Stolz beiſeite geſchoben, an Francesco geſchrieben und ihn um ein Lebenszeichen gebeten. Nicht nur mein eigenes Herz, auch Rückſichten auf un⸗ ſeren Betrieb veranlaßten mich zu dieſem Brief. Alles ging durcheinander. Livio ſchlief oft halbe Tage, dann war er in ſeinen Glashäuſern, kümmerte ſich aber nicht um Ver⸗ kauf oder Verſand, den ich mit Eugenia allein nicht mehr bewältigen konnte. Auch Francescos durchgreifende Sprach⸗ kenntniſſe fehlten. Viele der Auslandsaufträge konnte ich gar nicht leſen, auch meine Kollegen konnten ſie nicht ent⸗ ziffern. Große Beſtellungen, an denen hätte viel verdient werden können, blieben liegen und wurden wieder ab⸗ beſtellt. Einmal machte ich Livio darauf aufmerkſam, daß unſer neuer Herr, der die Arbeiten zu dem dreiſprachigen Katalog fortſetzte, unglaubliche Fehler machte; ſo hatte er zum Bei⸗ ſpiel unſere„viola di pensiero“(deutſch Stiefmütterchen) mit„Veilchen der Sorge“ in den Katalog eingeſetzt. Livio ſah mich mit ſeinen verſchwommenen Augen ratlos an und lief dann zur Tür hinaus, indem er jammernd rief: „Francesco, oh Francesco!“ „Da muß es etwas Schwerwiegendes gegeben haben“, ſeufzte meine Kollegin:„wäre er nur erſt wieder hier! Aber ich glaube, wir ſehen ihn überhaupt nicht mehr.“ Auch unſere Gärtner jammerten nach ihm. „Wenn er noch halbe Jahr fortbleibt“, klagte der Ober⸗ gärtner ganz verzweifelt,„dann ſind wir pleite und können alle gehen.“ Wie ſie nun bangten nach dem gehaßten, gefürchteten Chef! Dem Betrieb fehlte die Seele, leblos lag der Rieſe. Ich hatte auf meine bittenden Zeilen keine Antwort be⸗ kommen. War nicht alles, was er mir beim Abſchied ge⸗ ſagt hatte, unbedingte Laune, es wäre unmöglich geweſen, daß dieſe verzweifelten Zeilen unbeantwortet blieben. Leiſe, unwiderſtehlich zog mich Doktor Orazio an ſich. „Hab' mich doch ein bißchen lieb“, bettelte er dann wie ein Kind und drückte ſeine Lippen in langem innigen Kuß auf die meinen. 5 Ich ſchloß die Augen, dachte an den anderen, der mich wild und unbeherrſcht ans Herz geriſſen, deſſen Küſſe wie. glühende Lava über mich geflammt waren, und dem ich voll Seligkeit die Arme um den Hals geworfen. Mühſam unter⸗ drückte ich einen jammernden Aufſchrei der Sehnſucht. Nun mich Gualtiero einmal in die Arme genommen hatte, war er von überſtrömender Zärtlichkeit, die ſich be⸗ täubend auf meine wunde Seele legte. Trotzdem blieb ihm mein Innenleben fremd und er beklagte ſich manchmal, daß er noch nie eine ſo ſtille Frau in den Armen gehalten hahe. „Du biſt zur Liebe nicht fähig“, klagte er eines Tages, als ich mich leiſe aber beſtimmt von ihm losmachte. „Du biſt ein ganz gefährlicher, kleiner Herzensdieb“, hatte der Andere geſagt. * Anfang Dezember. Pfeifend jagte die Bora durch die ſtaubigen Straßen und machte ſie für den Verkehr unſicher durch losgeriſſene Fenſterläden, abgedeckte Ziegel und umge⸗ ſtürzte Kamine. 5 Das Gehen auf der Straße war an vielen Stellen nur mit Hilfe der geſpannten Stricke möglich, das Paſſieren der Hafenanlagen und Molos lebensgefährlich. Eines Morgens riß Signor Livio atemlos, wie ich ihn nie geſehen hatte, die Tür zu unſerem Kontor auf. „Kinder“, rief er jubelnd, in heller Freude,„der erſte Brief von unſerem Francesco! Er iſt übern Berg, kommt, ſobald er transportfähig iſt, nach Hauſe.“ Meine Hände krampften ſich um das Lineal; es zer⸗ brach, aber keiner achtete darauf. „Ja, war denn Signor Francesco krank, Signor Livio?“ fragte ich am ganzen Körper zitternd. 71 Erſtaunt ſah er mich an.„Wußten Sie denn das nicht? Schwerer Unterleibstyphus. Er hatte das Glück, wie Sie ſchon am Dampfer krank zu werden. Ich war froh, als ich ihn in Raguſa endlich in Pflege hatte.“ „Warum haben Sie uns geſagt davon kein Wort?“, fuhr Ghita wütend auf. „Wird euch verflucht wenig intereſſiert haben“, war die hochmütige Antwort. Die Tür fiel ins Schloß. „Idiot!“ ziſchte meine Kollegin.„Da hat der Arme nun Mutter und Bruder und liegt Monate totkrank allein.“ „Wird euch verflucht wenig intereſſiert haben“, äffte ſie ihn dann nach:„nur die Arbeit durften wir dir machen. ſonſt wärſt du jetzt ſchon pleite, hochmütiger Dummkopf.“ Fortſetzung folgt) 5 7 l Velde 5 * — niemals ſind tot:— Wilh. Wilhelmi, Singhofen 6. 3. 1927 Karl Ludwig, Wiesbaden 10. 4. 1927 Hch. Kottmann, Pfungſt., 13. 5. 1928 Katharina Grünewald Lampertheim 2. 8 1929 Erich Joſt, Lorſch 5. 8. 1929 Hans Hobelsberger, Biblis 17, 11,1931 Hans Handwerk, Frankfurt 5. 7. 1932 Hch. Grasmeher, Steeden, 11. 7. 1932 Chriſtian Croeßmann Pfungſtadt 26. 2. 1933 Joſef Bleſer, Ffm⸗Höchſt, 28. 2. 1933 Andreas Weidt, Höchſt i. O. 3. 3. 1933 Bekanntmachungen Orisgruppe der A. S. D. A. P. Piernheim NS.⸗Beratungsſtunde ſeden Montagabend von 20—21 Uhr. Dieuſtſtunden der Pol. Leitung nur Donnerstags 20—21 Uhr— Dienſtſtel le: Adolf Httlerſtraße 19 Jungmädelgruppe Sämtliche IJM⸗Schaftführerinnen rechnen heute abend 5.30 Uhr, den Beitrag im Heim ab. Die Führerin. Gute Luft im Arbeitsraum ſicher⸗ ſtellen, heißt eine nationalſozialiſtiſche Pflicht erfüllen! Lokale Nachrichten Viernheim, den 9. November 1937 Zum 9. November Den ihr geſtern in feiger Nacht auf dunkler Straße umgebracht, iſt, als das Dämmern des Tages begann, aufgewacht! Des Toten Geſicht tragen heut' hunderttauſend Mann und ſind Gericht Baldur von Schirach. * 0 Anvergejjen lind ſie immer bei uns Jeder 9. Nopember führt uns zurück zu den Anfängen der Bewegung. Er ruft uns den er⸗ ſten großen Einſatz der Partei zur Rettung Deutſchlands in das Gedächtnis zurück und läßt uns dann Jahr um Jahr den Kampf, die Nat und die Erfolge der Bewegung neu erſtehen. 5 16 Helden gaben vor der Feldherrnhalle in München ihr Leben für dieſes neue Reich, was ſie damals träumten, ſehen wir nun Wirklich⸗ keit werden. Der erſte Anſturm der Partei brach in dem Feuer der Reaktion zuſammen, und in den folgenden Jahres des Kampfes um die Macht brach noch mancher aus unſerer Mitte unter den Kugeln und den Dolchſtichen der Marxiſten und Kommuniſten zuſammen. Mord und Ueberfall konnten den Sieges⸗ lauf der Bewegung ebenſo wenig hemmen, wie Lüge und 4 57 Aus jedem Ermorde⸗ ten wurden uns hunderte von neuen Mitkämp⸗ fern, bis ſich die Zeit des Syſtems erfüllt 8 An ihren Gräbern halten wir am 9. No⸗ vember Einkehr, vor ihnen legen wir Rechen⸗ ſchaft ab, was jeder einzelne und die geſamte Bewegung getan haben, um ihr Ideal zu er⸗ füllen. Wir richten uns aber auch wieder aus an ihrem Leben, das das höchſte Opfer gab. Wie wir in der Kampfzeit nie an ein Grab traten um zu klagen, klagen wir auch heute nicht. Damals ſchoben wir den Sturmriemen nur noch feſter unter das Kinn, ſo ſoll es auch heute ſein. 4 Der Führer hat den Toten der Bewegung in den Ehrentempeln in München ſymbolhaft die Auferſtehung bereitet. Zu ihnen kommt das ganze deutſche Volk, um ſich neue Kraft zu holen. So werden auch wir im Gau Heſſen⸗ Naſſau, die wir 12 Tote zu beklagen haben, an die Gräber unſerer Kameraden treten. SA⸗ Männer, SS⸗Männer und ſogar vor den Jüngſten, den Hitler⸗Jungen, machten die Mörder nicht halt! An zwölf Gräbern werden die Ehrenwachen ſtehen, an zwölf Gräbern wird die Bewegung ihre Fahnen ſenken und das geſamte deutſche Volk verſprechen, kom⸗ promißlos bis zur Erreichung des Zieles zu marſchieren, für das ſie ihr Leben gaben. Dann war das Opfer nicht umſonſt, und Peter Fries, Darmſtadt 17. 3. 1933 Melde Dich als Mitglied bei der Im Silberkvanz Am heutigen Tage feiern die Cheleute Georg Rößling und Margaretha geb. Kühlwein, in Kehlheim(Bayern), woſelbſt ſie mit ihrer Familie ſchon einige Jahre wohnhaft ſind, das Feſt der ſilbernen Hochzeit. Dem Ehepaar, das wir auch in ſeiner zweiten Heimat zu unſerer treuen Leſer⸗ . zählen dürfen, entbieten wir herz⸗ iche Glückwünſche. Möge es ihm beſchieden ſein, auch noch die goldene Hochzeit feiern zu können. Sparkaſſenktepſte jür den Nachwuchs in Handel. Handwerk und Land wirijchaft Jungen ſtrebſamen Volksgenoſſen iſt der wirtſchaftliche Aufſtieg in Landwirtſchaft oder Gewerbe häufig dadurch unbillig erſchwert, daß die für die Verſelbſtändigung erforder⸗ lichen Mittel nicht in dem zureichenden Maße zur Verfügung ſtehen; vielfach wird es ſich hierbei um Beträge handeln, die bei 1000 oder 2000 RM. liegen. Kredit zu erhalten iſt für dieſe jungen Menſchen häufig ſchwierig, weil ſie die notwendigen Kreditunterlagen nicht immer aufweiſen. In Erkenntnis ihrer ſeit 150 Jahren geübten Aufgaben legen die Spar⸗ kaſſen nunmehr einen Plan vor, der mit dazu beitragen ſoll, die hier beſtehende Lücke zu ſchließen. Wie auf dem unlängſt in Eſſen ab⸗ gehaltenen Sparkaſſentag verkündet wurde, werden die Sparkaſſen ſolchen jungen Volks⸗ genoſſen die erforderlichen Kredite zur Ver⸗ ſelbſtändigung als reinen Perſonal⸗(Blanko)⸗ Kredit zur Verfügung ſtellen, die eine be⸗ ſtimmte Zeit lang durch regelmäßiges Sparen, auch kleiner Beträge, bewieſen haben, daß ſe Die Verladung von Kartoffeln in den rhein⸗ mainiſchen Erzeugergebieten wurde, ſoweil ſich Abſatzmöglichkeiten boten, fortgeſetzt. Da de Verkäufe nach den großen weſtdeutſchen Ver⸗ brauchergebieten am Rhein und an der Saar beſchränkt ſind, kommen zur Zeit die Haupt⸗ mengen für die Einkellerung in den Städten in Frage. Die Verbraucher tun gut, ſich mit den qualitativ recht guten Winterkartoffeln ausreichend einzudecken. Für Futterzwecke wer⸗ den Kartoffeln gerne gekauft. Am Brotgetreidemarkt iſt von einer Ver⸗ ſtärkung der Zufuhren noch wenig zu ver⸗ ſpüren, ſo daß die Mühlen nur teiſweiſe ihre Nachfrage decken konnten. Jedoch ſteht ihnen genügend Vorrat an Mahlgut, neuerdings auch bei den Roggenmühlen, durch Zuteilung für die nächſte Zeit und vielfach bis zum Jahres⸗ ende zur Verfügung. Aber auch die fetzt zu erwartenden Getreideverladungen werden glatt aufgenommen werden. Weizenmehl wird, ſo⸗ weit es ſich um die hellen Sorten handelt, flott abgerufen, dagegen macht es Schwierig⸗ keiten, den Anfall der dunklen Typen unter zu bringen. In Roggenmehl entfällt das Hauptgeſchäft auf die guten Qualitäten un⸗ ſerer Provinzmühlen, während die oſtdeutſchen Roggenmehle weniger Intereſſe finden. In Braugerſte kommt es koch zu keinen Abſchlüſ⸗ ſen, während Induſtriegerſte von den einſchlä⸗ gigen Verarbeitern ſehr gefragt iſt. Futter⸗ gerſte wie Hafer ſteht dagegen dem Markt nicht zur Verfügung. Die Futtermittelverſorgung ſtützt ſich wei⸗ terhin auf die Zuteilungen von Mais für die Hühnerhalter und Oelkuchen für die Milch⸗ wirtſchaft, ſowie aus den laufenden Lieferun⸗ gen von Kleie, Miſchfutter u. a. m. Die Ver⸗ ladung von Schnitzeln hat jetzt eingeſetzt. Vom Oſten gehen Kartoffelflocken ein. ur Rau⸗ futter wird aus unſerem Gebiet ſehr wenig verladen, ſodaß die Pferdehalter ſich in Süd⸗ deutſchland eindecken müſſen. Infolge des Weideabtriebes hält die ſtarke Beſchickung der Großviehmärkte an. Bei der durchweg befriedigenden Güte der Tiere und Ortsgruppe der N S N Marktbericht der Lanbesbauernjchaft gejjen⸗Naßau ordentlich wirtſchaften können. Abhebungen, die durch Berufsausbildung, Unglücksfälle in der Familie und dergleichen bedingt ſind, be⸗ einträchtigen die Anwartſchaft auf Kredit nicht. Um dem mit Kredit bedachten Nachwuchs in Landwirtſchaft, Handwerk und Handel den Aufſtieg aus eigener Kraft noch weiter zu er⸗ leichtern, werden die Zins⸗ und Tilgungsbe⸗ dingungen der Leiſtungsfähigkeit des Dar⸗ lehensnehmers angepaßt ſein. Ein Wechſel des Arbeits⸗ oder Wohnort durch den Jung⸗ ſparer läßt die Anwartſchaft auf einen Kredit nicht erlöſchen. Die Sparleiſtung, die bei einer Sparkaſſe vollbracht iſt, wird auch bei allen anderen 2000 Sparkaſſen mit ihren 10 000 Zweigſtellen voll anerkannt. Frühlingszweige an Weihnachten. Wenn man 11. dem Garten einige Zweige von Weiden, Mandel-, Kirſch⸗ oder Pfirſich⸗ bäumen entnimmt, dieſe in einem Gefäß mit lauwarmem Waſſer im warmen Zimmer hin⸗ ſtellt, hat man an Weihnachten blühende Zweige. Das verdunſtete Waſſer darf nur mit warmem Waſſer von Zeit zu Zeit nachge⸗ füllt werden, in das Waſſer muß man ein wenig Salz tun, damit es nicht faul wird. Die Zweige müſſen täglich leicht eingeſpritzt wer⸗ den. Maulbeerbaume ſind notwendig Erfreulicher Weiſe ſind durch die öffentliche Hand und insbeſondere durch die Gemeinden zahlreiche Maulbeerkulturen angelegt worden⸗ die ſpäter der Seidenraupenzucht dienen ſollen. Wie die Reichsfachgruppe Seidenbauer e. V. Berlin mitteilt, liegen auch für die kommende Frühjahrspflanzzeit ſchon wieder umfangreiche Beſtellungen vor. Es iſt jedoch erforderlich, daß noch bedeutend mehr Maulbeerpflanzun⸗ gen geſchaffen werden und daß in Zukunft neben den Gemeinden und ſonſtigen 1 8 lichen Einrichtungen ſich im verſtärkteren Maße auch private Intereſſenten beteiligen. Die Maulbeere eignet ſich vorzüglich als Hek⸗ kenpflanze und ſo ſollte jeder Grundbeſitzer prüfen, ob ex eine Möglichkeit der Anpflan⸗ zung hat, um ſich gleichfalls an der Erzeugung des wichtigen Rohſtoffes Seide zu beieiligen. Der Bezugspreis für Maulbeerpflanzen iſt nicht hoch. Es koſten 1000 jährige Pflanzen zwiſchen 15—30 RM., 1000 2jährige Pflan⸗ zen zwiſchen 3060 RM., je nach Stärke der Pflanzen. Für den laufenden Meter einer einreih gen Hecke werden 2 Pflanzen benötigt. 1000 Pflanzen bilden die Grundlage für den wirtſchaftli chbetriebenen Seidenbau. Nach Arten können die Kontingentanſprüche der Metzger vollauf befriedigt werden. Für Kälber hält die Nachfrage an, dagegen entwickelt ſich das Geſchäft in Hammeln und Schafen lang⸗ ſam, da die Verbraucher ſich erſt langſam wie⸗ der an den Verzehr dieſes Fleiſches gewöhnen. Die Schweinemärkte waren in dieſer Woche auch noch gut beliefert, ſodaß auch die Reichs⸗ ſtelle zur Einlagerung ſchreiten konnte. Es iſt jedoch wünſchenswert, daß die Landwirtſchaft anſtelle der jetzigen Verkäufe alsbald wieder Jungtiere zur Maſt aufſtellt. Durch den herbſtlichen Milchanſtieg konnten die Molkereien reichlicher beliefert werden, aber die Anforderungen für den Selbſtver⸗ brauch wie für den Friſchmilchverzehr laben bisher eine Steigerung der Buttererzeugung verhindert. Die Reichsſtelle vermag jedoch den Ausgleich aus den Kühlhausbeſtänden wie auch durch Abgabe von Friſchbutter aus Süd⸗ deutſchland ohne weiteres zu decken, ſodaß der Verteiler weiterhin den ſchlüſſelmäßigen Um⸗ ſatz geſichert erhält. Der Verzehr von Hart⸗ und Weichkäſe hat nachgelaſſen. Die Verbraucherſchaft ſollte je⸗ doch auf ihrem Speiſezettel wieder mehr Ma⸗ ger⸗ und Scuermichläfe aufnehmen. Der Be⸗ darf an Eiern iſt durch die Zuteilung von Kühlhausware weitgehendſt gedeckt, während Friſcheier zur Zeit weniger anfallen. Nachdem die Verbraucher und auch der ſtädtiſche Kleinhandel ihren Obſtbedarf meiſt gedeckt haben, ſind die Umſätze auf den Groß⸗ märkten bei nachgebenden Preiſen rückgängig. Der Erzeugerſchaft muß alſo eine vorſichtige Verkaufsaufgabe der Vorräte empfohlen wer⸗ den. Die Traubenzufuhren haben jetzt nach⸗ gelaſſen. Die Aberntung der Gemüſefelder wurde durch das günſtige Wetter ſehr erleichtert, ſo⸗ daß auch die Großmärkte noch recht viel⸗ fene und reich beſchickt werden konnten. Be⸗ onders große Zufuhren kommen in Blumen⸗ kohl, Spinat und Kohlgemüſe heran, ſodaß die Heranwachſen der Maulbeeren ſind ſpäter durch die Seidenraupenzucht in den Monaten Juni, Juli und Auguſt 200—250 RM. zu vereinnahmen. Pflanzenbeſtellungen nimmt die Reichs⸗ fachgruppe Seidenbauer e. V., Berlin Wäg, Potsdamer Straße 21, entgegen, die auch ko⸗ ſtenlos über alle Fragen des Seidenbaues Auskunft erteilt. das Kteisklaſſen-Fechtturnier der Manner u. Frauen in V' heim Glänzender Erfolg des Viernheimer FC 1932 Das Kreisklaſſenfechten in Florett, Säbel, Degen war dem Fechtklub in Viernheim zur Durchführung übertragen. Im Fechtſaal fan⸗ den ſich die Kämpfer und Kämpferinnen in den drei Waffen in ſtattlicher Zahl ein, wo ſie um den Aufftieg in die Bezirksklaſſe zu h hatten. Auf zwei Bahnen wurden die Kämpfe unter der Leitung von Kreisfechtwart Höfler eilt ber, wobei in den einzelnen Waffen teilweiſe beachtliche Leiſtungen zu ſehen waren. Im Florett der Männer hatten ſich in zwei Vorrunden ſechs Mann für die Endrunde und den Aufſtieg qualifiziert. Hart und er⸗ bittert fochten ſie die Kämpfe um die Plätze aus. Die Rangfolge war: 1. Sieger: Spatz, TV 1846 Mannheim; 2. Hofmann, Fc. Viernheim; 3. Lindner, TV 46 Heidel⸗ berg; 4. Erles, Tad 78 Heidelberg; 5. Krebs TV 46 Heidelberg; 6. Dr. Schlick, F C. Viernheim. Die Kämpfe im Frauen- Florett waren ſehr gut. Man ſah hier ſehr ſchöne Gefechte und hatten um den 1. Platz zu ſtechen König (46 Mannheim), Winter(46 Mannheim) mit 5 Siegen, 25 Treffern und Reiſchert, Viern⸗ heim, mit 5 Siegen 22 Treffern. Im Stich⸗ ſchert den 1. Plaß ſichern. Die Rangfolge: 1. König, 46 Mannheim; 2. M. Reiſchert FC Viernhein; 3. G. Winter, 46 Mhm., 4. Rau L., 62 Weinheim; 5. U. Schleyer, 78 Heidelberg; 6. A. Krapp, 46 Mannheim; 7. Frau A. Schlick, Fe Viernheim. Das Säbelfechten der Männer war hart und konnten ſich nach Stichkampf für die Be⸗ zirksklaſſe qualifizieren: 1. Bühler, TV 1846 Mannheim; 2. Lindner, 46 Heidelberg; 3. Spatz, 46 Mannheim. Das Degenfechten der Männer war eigent⸗ lich ein Florettfechten und müſſen hier die Fechter noch vieles hinzulernen. Es kamen in die Bezirksklaſſe: 1. Bayer, TV 46 Mann⸗ heim; 2. Erlenkötter O., 62 Weinheim; 3. Hofmann, FC Viernhe im. Der Fechternachwuchs hatte mit dieſem Turnier Gelegenheit, ſeine Kenntniſſe unter Beweis zu ſtellen. Daß er etwas kann hat er bewieſen, und der Erfolg wird den Fechteru und Fechterinnen Anſporn ſein ihr techniſches Können für das nächſte Turnier bedeutend zu verbeſſern. Die Erfolge der Viernheimer Fechter ſind insbeſondere als ſehr gut zu bezeichnen und aben ſie bewieſen, daß ſie einen ſehr guten Fechtleiter beſitzen. Frl. Reiſchert war die beſte Fechterin dieſes Turniers, ebenſo hat ſich Frau A. Schlick für die Kürze der Zeit, die zur Ausbildung zur Verfügung ſtand, ganz „ Dasſelbe gilt auch von Dr. A. Schlick, der eine ausgeſprochene Kämp⸗ fernatur iſt und ein erfolgreicher Fechter zu werden verſpricht. Hans Hofmann, der jüngſte des Fechtklubs Viernheim, hat durch ſeinen zweiten Platz im Florett und ſeinen 3. Platz im Degen bewieſen, daß auch er die Stoßwaf⸗ fen gut beherrſcht. Zwei weitere Fechter des FCB konnten infolge mangelhaften Trainings zu keinen Erfolgen kommen. Auch im Fecht⸗ ſport heißt es arbeiten und üben, nur Uebung macht den Meiſter. * Allgemein trocken, zeitweiſe aufheiternd Durch die Verlagerung einer flachen Tief⸗ druckrinne nach Norden ſind wir in den Zu⸗ kuſrberich feuchter Meeresluft aus Südweſt gekommen. Demgemäß brachte die vergangene Nacht wie auch die vorhergehende, mit ſtarker Ausſtrahlung und Abkühlung verbreitete Ne⸗ belbildung, die faſt ganz Deutſchland erfaßt. Die Berge ragen meiſt darüber hinaus und zeigen heiteres Wetter, das ſich über Tag zu den Niederungen durch⸗ ſtellenweiſe bis ſetzen wird. Dienstag: Beſonders morgens noch meiſt neblig, ſonſt im allgemeinen trocken, und zeitweiſe auch aufheiternd, tagsüber mil⸗ der als ſeither, ſchwache Luftbewung. Mittwoch: Neigung zu Nebelbildung dem günſtigen Verhältnis der verſchiedenen lichkeiten findet. Verbraucherſchaft günſtige Eindeckungsmög⸗ nachlaſſend, aber bei an und für ſich freund⸗ licherem Wetter leicht unbeſtändig. ß—ͤKñIuↄññꝛ—ꝛ—yę[—ñũ? ———— ——.——. A———— x ̃——v————v—y—»——— — ———. ͤꝶB DH kampf konnte ſich Frl. König gegen Frl. Rei⸗ — Die Branbſtiftungen in Lützelſachſen Der Prozeß geht dem Ende entgegen Auch am 5. Tag des großen Brandſtifter⸗ prozeſſes mußten noch Zeugen vernommen werden. Zunächſt gab der Unterſuchungsrich⸗ ter Landgerichtsrat Dr. Gerard einen um⸗ fangreichen Bericht über die Ergebniſſe ſeiner Unterſuchungen und über das Verhalten der einzelnen Angeklagten. Jakob Baier, deſſen Sache übrigens nach dem geſtrigen Stand der Verhandlung am günſtigſten ſteht, benahm ſich, wie Dr. Gerard erklärte, ſehr mannhaft, und machte gar keine Verſuche, das Verhör unnötig zu erſchweren. Er machte dem Unter⸗ ſuchungsrichter genau dieſelben Angaben wie dem Staatsanwalt und geſtand ihm unumwun⸗ den, die drei Brände gelegt zu haben, zum Teil ſogar unter Mithilfe ſeines Bruders Willy. Dr. Gerard war ſelbſt am meiſten überraſcht, als er ſpäter hören mußte, Jakob Baier habe ſeine ganzen Geſtändniſſe wider⸗ rufen und erklärt, ſie ſeien nur unter dem Druck der Unterſuchungsmethoden des Staats⸗ anwaltes gemacht worden. Dr. Gerard hält es für ausgeſchloſſen, daß dieſer Druck wirklich beſtanden habe; denn die Ausſagen Baiers, die freie, aufgeſchloſſene Art, mit der ſie gemacht wurden, die bis ins kleinſte gehende Beſchrei⸗ bungen und die offenſichtliche Befriedigung Baiers, endlich eine ſchwere Gewiſſensbela⸗ ſtung abgeworfen zu haben, ließen gar keinen Zweifel in die abſolute Ehrlichkeit des Ge⸗ ſtändniſſes aufkommen. Refferts Karl hat ja auch dem Unterſu⸗ chungsrichter gegenüber keinerlei Zugeſtänd⸗ niſſe gemacht, ſondern blieb bei ſeinen Be⸗ teuerungen, an den ganzen Vorfällen unbe⸗ teiligt zu ſein. Den Kaſſiber verſuchte er üb⸗ rigens in Gegenwart Dr. Gerards ſeiner Frau zuzuſtecken. Bezeichnender Weiſe hielt dieſer Kaſſiber Angaben, das hat Dr. Gerard mit Nachdruck betont, die Refferts Karl nie und nimmer von ſeinen eigenen Vernehmungen her wiſſen konnte. Deshalb ſchloß Dr. Gerard, daß ein umfangreicher Kaſſiberverkehr zwiſchen den Angeklagten beſtanden haben müſſe. Unglück⸗ ſeligerweiſe wurde auch noch ein Häftling, der vorher mit Jakob Lochbühler die Zelle teilte, in die Zelle von Refferts Karl über⸗ wieſen. Der Unterſuchungsrichter hält es für ſehr wahrſcheinlich, daß auch dadurch eine An⸗ gleichung der Verteidigungstaktik möglich war. Fritz Schäfer hat dem Unterſuchungsrichter gegenüber ſchon ſeine früheren Geſtändniſſe widerrufen. Dr. Gerard bekundet, daß der Angeklagte im Zuge des Widerrufs die lächer⸗ lichſten Dinge verneint hätte, ja, er hätte ſogar jede ſeiner 28 gegebenen Unterſchriften, mit denen er das Protokoll des Staatsanwalts beſtätigte, nach jeder Echtheit unterſucht. Auf die Vorhaltungen des Unterſuchungsrichters, daß doch ein derartiger Umſchwung nicht mög⸗ lich ſein könne, erklärte Schröder immer nur: „Der Staatsanwalt hat mich ſo gegeiſchderd!“ Der Unterſuchungsrichter hält den Karl Müller für nicht ſo dumm, als er ausſieht. (Das haben übrigens auch ſchon einige der Angeklagten behauptet). Sonderbarer Weiſe hat Müller in der Hauptverhandlung das Ge⸗ ſpräch mit Baier über den bevorſtehenden Brand bei ihm, bei Müller, entſchieden be⸗ ſtritten, während er es beim Unterſuchungs⸗ richter noch zugab. Lochbühler Erwin hatte dem Unterſuchungs⸗ richter gegenüber erklärt, daß er von einem bevorſtehenden Brand bei Müller wohl ge⸗ wußt habe, aber den Jakob Baier, in Rück⸗ ſicht auf Müller, nicht angezeigt habe. Jakob Lochbühler endlich konnte Auskunft geben über das eigenartige Verhalten Willy Baiers beim Brand Schröder. Um es noch einmal zu widerholen: Willy Baier iſt eine Viertelſtunde vor dem Brand weggegangen, dann zurückgekommen, hat ſich in auffälliger Weiſe an das Fenſter geſetzt, und es dann geöffnet, um nach der brennenden Scheune des Schröder zu ſehen. Früher hatte Jakob Loch⸗ bühler ſogar angegeben, daß er von Baier er⸗ fahren habe, es werde bei Schröder bald brennen. Ferner wurde noch ein Gendarmeriebeam⸗ ter vernommen, der zu berichten hatte über die Art der erſten Verhöre durch den Staats⸗ anwalt. Auch er wußte nichts zu ſagen über rückſichtsloſe und harte Vernehmungsmethoden des Staatsanwaltes. Im nämlichen Sinne äußerte ſich ein Kriminalſekretär vom Erken⸗ nungsdienſt. Er hatte auch den Gipsabdruck der Fußſpur angefertigt, die Baier beim Brand Müller auf dem„Mäuerle“ hinterlaſſen hatte. Die Verhandlungen, die faſt regelmäßig von morgens bis in die Nacht dauern, ſind für ö alle Beteiligten ſehr ſtrapaziös. Die gleichen Fragen, allerdings unter verſchiedenen Vor⸗ ausſetzungen, müſſen immer wieder geſtellt werden, und oft vergehen viele Stunden, bis die Klärung des Sachverhalts auch nur um einen kleinen Schritt weitergetrieben iſt. Rechtzeitig geſtörte Verlobung s⸗ feier Der„Bräutigam“ war ein Ehemann und Vater zweier hübſcher Kinder Die Auguſtſonne brannte auf Menſch und Tier, auf Wald und Feld. Kein Wunder, daß es dabei auch einem Bürſtädter Einwoh⸗ ner warm wurde, als er die Bekanntſchaft einer jungen Dame aus Bensheim machte, die ihn auf den erſten Blick durch ihre gediegene Schönheit begeiſterte. Man traf ſich immer wieder und der Liebe auf den erſten Blick folgte etwas Dauerhafteres, ſodaß man ſchon im ſtillen daran dachte, den Bund fürs Leben zu ſchließen. Wenigſtens ſchien die Dame da⸗ von zu träumen, und weil man jeden Wunſch⸗ traum ſeiner Angebeteten erfüllen ſoll, ſo ver⸗ ſprach auch unſer verliebter Bürſtädter ſeiner Bensheimer Eroberung die Heirat. Die Dinge nahmen ihren Lauf. Der junge Mann wurde in die Familie der Partnerin eingeführt und ſo nach und nach kam man überein, zu einem beſtimmten Termin die Ver⸗ lobung zu feiern. Die Vorbereitungen wurden getroffen, Kuchenberge häuften ſich, und der Verlobungsbraten wetteiferte im lieblichen Duft mit dem Kuchen in allen Räumen des Hauſes und ſogar darüber hinaus. Duft zieht an, und ſo konnte ein guter Be⸗ kannter der Familie es nicht verwinden, ein⸗ mal auf einen Sprung ins Haus zu kommen um nach der Urſache dieſer Feſtvorbereitungen zu forſchen. Bereitwilligſt wurde ihm die freu⸗ dige Nachricht von der zu ſteigenden Verlobung mitgeteilt und auch Name und Art des Aus⸗ erkorenen erfuhr er. Und gerade als man da⸗ bei war, die Vorzüge des„Bräutigams“ dem Bekannten aufzuzählen, erſchien dieſer ſelbſt in höchſt eigener Perſon, und das Feſt konnte nun ſeinen Anfang nehmen! Und es begann. Aber anders, als es ſich der „Bräutigam“ vorgeſtellt hatte. Der Bekannte der Familie kannte auch den Bräutigam, wußte daß dieſer ſeit Jahren verheiratet, Vater von zwei hübſchen Kindern war, und alſo normaler Weiſe gar nicht daran denken konnte, eine zweite Ehe einzugehen. Der feſtliche Empfang ſchlug um, es regnete Prügel von nach Menge und Güte erſtklaſſigem Ausmaß, ſo daß der „Bräutigam“ ſo ſchnell als es nur eben ging, wie der Blitz verſchwand und froh ſein konnte, zunächſt einmal aus den liebevollen Händen ſeiner Feſtgäſte befreit zu ſein. Dieſe aber ſollen zur Erholung ſich nachher doch recht eifrig an Kuchen und Braten gelabt haben, während der geflüchtete Freiersmann in faſt ſträflichem Tempo die Straße gen Bürſtadt geraſt ſein ſoll. unſet Rugenmerk in der Familie cichtet nch auf- Mutter und find. ndolf Ritter. In der Saarpfalz gute Tabatspreije Am Donnerstag vergangener Woche gelang⸗ ten in Heidelberg die Sandblatt⸗ und Mittel⸗ gutmengen aus dem Zigarrengutgebiet Saar⸗ pfalz— insgeſamt rd. 22 800 Zentner, da⸗ runter etwa 1300 Ztr. Hagel— zum Ver⸗ kauf, dem nachſtehende vierjährige Ortsdurch⸗ ſchnittspreiſe zu Grunde lagen: Sandblatt: Barbesroth(140 Ztr.) 76,11 RM., Bell⸗ heim(1167 Ztr., ſowie 427 Ztr. Hagel) 73,46 RM., Berg(301 Ztr.) 79.90 RM., Billigheim(1140 Ztr.) 76,91 RM., Born⸗ heim⸗Niederhochſtadt(107 Ztr.) 73.78 RM., Büchelberg(440 Ztr.) 90.07 RM., Dierbach (35 Ztr. ſowie 49 Ztr. Hagel) 71.31 RM., Dreihof(43 Ztr.) 72.29 RM., Erlenbach 475 Ztr.) 79.26 RM., Freckenfeld(130 Ztr.) 71.56 RM., Hagenbach(985 Ztr.) 78.62 RM., Hatzenbühl(2141 Ztr.) 84.70 RM., Hayna(1407 Ztr.) 82.97 RM., Hergerswei⸗ ler(68 Ztr.) 69.54 RM., Herxheim(2855 Ztr.) 74.33 RM., Ingenheim(75 Ztr.) 72.59 RM., Jockgrim(608 Ztr.) 79.94 RM, Kandel(562 Ztr., außerdem 47 Ztr. Hagel) 77.33 RM., Knittelsheim(240 Ztr., außer⸗ dem 225 Ztr. Hagel) 75.55 RM., Kuhardt (457 Ztr.) 81.05 RM. Hauptſchriftleiter und verantwortlich für den politiſchen Teil i. V. Phil. Oben auer, Worms, für den übrigen Teil Friedrich Martin, Viernheim. Verlag: Ver⸗ einigte Zeitungsverlage Cnyrim, Haller& Co., Worms. Geſchäftsſtelle: Friedrich Martin, Viernheim. Druck: Wormſer Verlagsdruckerei Halkenhäuſer, Cnyrim& Co⸗ Worms.— DA. X. 1937 über 1800. Z. 3t. iſt Anzeigenpreisliſte t 8 gültig. In schöner Auswahl! 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Heppenheim, den 5. November 1937 Kreisamt Heppenheim Na nz Vorſtehende Bekanntmachung bringen wir zur Kennt⸗ nis aller Kraftfahrzeughalter und weiſen nochmals auf die pünktliche Befolgung der zugehenden Ladungen hin. Der Bürgermeiſter als Ortspolizeibehörde. . 1 22 7 Ohne Wolken, Blitz und Donner wundervolles Negenwaſſer! , Es genügt, wenn Sie einige hand ⸗ H, voll Henko Bleich-Soda 15 Minu- b, ten im Waſſer wirken laſſen, bevor Sie die Waſchlauge bereiten. 30 haben Sie immer das ſchönſte weiche Waſſer, das Schaum- und e A.. Waſchtraft der Lauge voll zur 5 Wirkung kommen läßt. Kimm Henko, das beim Waſchen ſpart und Seife vor Verluſt bewahrt! Derjenige, der mein Herren Rad (Marte Hanſa) an der Wirtſchaft zum „Eichbaum“, Saar⸗ ſtraße, entwendete, wird aufgefordert, dasſelbe ſofort zu⸗ rückzubringen, an⸗ dernfalls Anzeige maͤhlung zeigen an Ihre am 6. Nobem ber ſtattgefunòene Ver⸗ Valentin Schick. Apolgeker u. Frau Guſti, geb. 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