de am r aus taßen⸗ tab n und echleu⸗ et, daß irkheim ret des „ doch ſeſtge⸗ nutzen t war, et To deter id el je in tung, Fleiß gel, ſelte⸗ blich die legt fel Hoff lloh⸗ und 2 die 10 en en ligt 2 Volls Amtsblatt der Bürgermeiſterei Wiernheim Erſcheinungswelſe: Täglich. ausgenommen an Sonntagen und Bezugspreis: Ins Haus gebracht monatlich 1.60 RM keinſchließlich durch die Poſt monatlich 1.60 RM ausſchließlich Beſtellgeld. Einzelnummer 10 Rpfg Nummer 263 eiertagen. otenlohn. S Donnerslag ternheimer zeilung Verkündigungsblatt der NS D AN. Viernheim Anzelgenpreis: Grundpreis für 1mm Höhe und 22 mm Breite 3 Ryfg., im Text- teil für 1mm Höbe und 67 mm Breite 15 Ryfg. Zur Zeit iſt Anzeigenpreisliſte Nr. 6 gültia Geſchäftsſtelle Viernheim Bismarckſtr. 13. Fernſpr. 153. PS L'hafen 15101 CCCFCCCCCbbCCCCCCCCCPCbCPCPCPCbPCPCbCTPTVTGTPTCVGVPTPVCTPTPbPVPVPCbVPDVPTPVPVPVDPVDVFVVPVVPVCVVVV—..'.——.—.—.—————————— den 11. November 1937 13. Jahraana Japan antworlel am Iteilag Privalbeſprechungen ſtehen in Brüſſel im Vordergrund— Neue Slreiligleilen zwiſchen den Pazifil-Mächten Peſſimiſtiſche franzöſiſche sümmen „Ju weil vom Genfer Geiſt enkfernl“ Brüſſel. 11. November Die Neunmächtekonferenz iſt heute nachmit⸗ tag zu einem kurzen Meinungsaustauſch zu⸗ ſammengetreten. Der belgiſche Außenminiſter teilte die ihm aus Tokio zugegangenen Tele⸗ gramme mit, wonach die japaniſche Antwort erſt für Freitag zu erwarten iſt. Darauf⸗ hin wurde beſchloſſen, die nächſte Sitzung am Samstagvormittag abzuhalten. Die heutige Sitzung war zum aroßen Teil ausgefüllt mit einer Ehrung für Ramſey Macdonald. Die Pariſer Blätter, die in der letzten Woche die Brüſſeler Neunmächtekonferenz als außer⸗ ordentlich hoffnungsvoll und folgenſchwer für die geſamte politiſche Entwicklung in der Welt zu bezeichnen verſucht hatten, ſind in ihren Kommentaren jetzt außerordentlich zurück⸗ haltend geworden. Sauerwein meint im„Paris Soir“. das In⸗ tereſſe der Teilnehmer richte ſich mehr und mehr auf die Privatbeſprechungen und nicht ſo ſehr auf die Konferenz ſelbſt. Auf jeden Fall müſſe man verhindern, daß in Brüſ⸗ ſel ſtatt einer Regelung des Ching⸗Konfliktes neue Streitigkeiten zwiſchen den Pazifik⸗ Mächten entſtänden. Zur Abreiſe Litwinow⸗Finkelſteins meint das Blatt, der wahre Geiſt ſei darin zu ſuchen, daß Brüſſel ſich zu weit vom Genfer Geiſt entfernt habe. Man habe nicht nur jede Patenſchaft des Völkerbundes an dieſer Kon— ferenz abgeleuanet, ſondern ſogar davon ge⸗ ſprochen, die Vermittlung im fernöſtlichen Streit einigen ausgeſuchten Mächten anzuver⸗ trauen. Das Ziel dieſer Politik ſei klar Es habe ſich, meint das Blatt, darum gehandelt. den gegebenen Tatſachen Rechnung zu tragen und im Einvernehmen mit einem ſiegrei⸗ chen Japan ein neues Pazifik⸗Re⸗ aime aufzuſtellen. Man ſeit weit davon ent⸗ fernt geweſen, irgendwelche Sanktionen zu er⸗ greifen oder eine Verurteilung auszuſprechen. Moskau habe es daher für richtig gehalten. ſeinen Vertreter zurückzuziehen. Frankreich ſeinerſeits werde es keinen Augen⸗ blick zulaſſen, bei den Verhandlungen abſeits gelaſſen zu werden. Kurz vor dem Eintreffen der japaniſchen Antwort müſſe man ſich jedoch einig werden. Japans Bolſchafter beim polniſchen Slaalspräſidenken Warſchau, 11. November. Staatspräſident Moſcicki empfing am Mittwoch den neuernannten japaniſchen Bot⸗ ſchafter Salo zur Entgegennahme ſeines Be⸗ glaubigungsſchreibens. Botſchafter Sako wies in ſeiner Anſprache darauf hin, daß der Kaiſer von Japan eine möglichſt ſtarke Feſtigung der diplomatiſchen Beziehungen und des brüder⸗ lichen und freundſchaftlichen Verhältniſſes zwi⸗ ſchen ſeinem Land und Polen anſtrebe. Der polniſche Staatspräſident erwiderte. Po⸗ len werde von dem gleichen Geſichtspvunkt der weiteren Verſtärlung der Fäden der Freundſchaft und Brüderſchaft zwiſchen Polen und Japan gelenkt. Aus dieſem Grunde ſei die Erhebung der Geſandtſchaften in Tokio und Warſchau zu Botſchaften gemein⸗ ſam beſchloſſen worden. Vom volniſchen Volk werde der Geiſt hoher Vaterlandsliebe und rit⸗ terlichen Opfermutes. wie er im japaniſchen Volk lebendig ſei hoch geſchätzt. Dieſe Gefühle trügen zum gegenſeitigen Verſtändnis und zur Vertiefung der freundſchaftlichen Gefühle zwi⸗ ſchen den beiden Nationen bei. der Ring um Schanghai Tokio, 11. November. Dem Frontbericht der Domei zufolge haben die japaniſchen Truppen am Mittwoch im Laufe der Verfolgungskämpfe mit den cineſiſchen Truppen Kaſhan beſetzt. Die Meldung beſagt weiter, daß die japa⸗ niſchen Truppen damit tief in die feindliche Rückzugslinie vorgeſtoßen ſeien und gleichzeitig den ſchon vor Tagen beobachteten Anmarſch neuer chineſiſcher Truppen aus der Gegend von Hanchow geſtört hätten. Aus weiteren Berich⸗ ten geht hervor, daß nach der Vereinigung des nördlichen und ſüdlichen Flügels der Japaner, die kurz bevorſtände, der Ring um Schanghai geſchloſſen ſei. Paläſtina kommt nicht zur Ruhe neue blutige Schießereien— Einführung der Militärgerichts barkeit Jeruſalem. 11. November Die Unruhe in Paläſtina hält weiter an. Aus dem ganzen Lande werden Schieße⸗ reien und kleinere Sabotageakte an den Telefonleitungen gemeldet. In Jeruſa⸗ lem wurde am Mittwoch ein arabiſcher Gärt⸗ ner durch mehrere Schüſſe getötet. In der Alt⸗ ſtadt kam es gleichfalls zu Ausſchreitungen, bei denen ein Araberſcheich und ein Jude ſchwer verletzt wurden. Beide wurden in das Kran⸗ kenhaus kingeliefert. Die Stimmung in der Bevölkerung iſt infolge dieſer Vorfälle ehr ge⸗ drückt. Neue Verfaſſung in Braſilien Fümlliche Parlamenle aufgelöſt— Vollsentſcheid vorgeſehen Rio de Janeiro, 11. Nov. In Zuſammenhang mit der Verkündung der neuen Verfaſſung gab die Polizeileitung eine weitere Mitteilung heraus. Die Um⸗ wandlung, die bezwecke, der Nation den Frie⸗ den zu erhalten, habe ſich vollkommen ruhig vollzogen. Die neue Verfaſſung werde einem Volksentſcheid unterbreitet werden; ſie ſichere die Autorität des Bundes und verſehe die Re— gierung mit Machtmitteln zur Wahrung der Ordnung. Es werde ein Parlament und ein Wirtſchaftsrat geſchaffen werden. Sämt⸗ liche Rechte und Verträge würden geſichert werden.— Der Wortlaut der Verfaſſung iſt bisher noch nicht veröffentlicht worden. Proklamation des braſilianiſchen Kriegsmini⸗ ſters an die Wehrmacht.— Schutzwehr gegen Parteigelüſte. Der braſilianiſche Kriegsminiſter erklärte in einer Proklamation an die Wehrmacht, daß es die Aufgabe des Militärs im gegenwärtigen Augenblick ſei, in dem die neue Verfaſſung das demokratiſche Regime beſſer und zeitge⸗ mäßer ausgeſtalten wolle, für die reibungs⸗ loſe Durchführung dieſer Verfaſſung ſowie die Aufrechterhaltung der inneren Ordnung zu ſorgen. Die Wehrmacht müſſe eine Schutzwehr gegen alle Parteigelüſte bilden und die geringſten Verſuche einer Störung der Ordnung im Keime erſticken. Bundespräſident Vargas ſprach Mittwochabend im Rundfunk zur Nation. Er ſagte u. a., die Parteiwirtſchaft, die reholutionären Strömun⸗ gen und der Klaſſenkampf hätten das Land an den Rand des Bürgerkrieges gebracht. Deshalb ſei auch der Ausnahmezuſtand vor einiger Zeit verhängt worden. Jetzt aber ſei die Schaffung eines ſtarken Regimes notwendig geworden, das Frieden, Gerechtigkeit und Arbeit verbürge. Die neue Verfaſſung halte die demokratiſche Verfaſſung zwar aufrecht, ſtütze ſich aber auf die Bewegungen lebendiger außer⸗ varteilicher Kräfte in Volk, Heer und Marine. Der Präſident zeigte weiter die Richtlinien für die Aufbauarbeit auf und kündigte eine neue Kaffeepolitik und vor allem die Einſtellung des auswärtigen Schuldendienſtes bis zur Beſſerung der Wirtſchafts⸗ und Währungslage an. Weiter ſei der Ausbau des Eiſenbahn⸗ und Transvort⸗ weſens wichtig. Die Schaffung einer eigenen Schwerinduſtrie mit Unterſtützung ausländiſchen Kapitals in Verbindung mit der Verbeſſerung der Ausrüſtung der Wehrmacht ſei vorgeſehen. Vargas ſchloß mit der Verſicherung, daß Bra⸗ ſilien mit allen übrigen Mächten zur Erhaltung des Friedens beitragen werde. — Ichanghai nahezu in den händen der Japaner Nach ſchwerem Ringen haben die Japaner das geſamte Stadtgebiet Schanghais in ihre Hände gebracht. Nur einzelne Widerſtandsneſter werden zur Zeit noch beſeitigt. Unſer Bild iſt eine Luftaufnahme von Schanghai, das die fünftgrößte Stadt der Erde iſt. Nur New Pork, London, Berlin und Chikago liegen in der Größenanordnung der Einwohnerzahl vor Schang⸗ hai, das 3 200 000 Einwohner beſitzt. (Aſſociated Preß, Zander⸗K.). Im Zuſammenhang mit der Erſchießung von fünf Juden, die ſich vor wenigen Tagen in der Nähe von Jeruſalem ereignete, ſind jetzt 15 Araber verhaftet worden. Da es trotz der zahlreichen Bluttaten bisher noch nie gelungen iſt, die Täter zu faſſen, ſieht die Bevölkerung den Erfolgen der jetzt in Kraft tretenden Mili⸗ tärgerichtsbarkeit mit einiger Skepſis entgegen. Sondergerichtshöfe für Terrorakte in Paläſtina Die Mandatsregierung kündigt in einer Mit⸗ teilung„im Hinblick auf die fortgeſetzten Mordtaten und Sabotageakte in Paläſtina“ im Intereſſe der allgemeinen Sicherheit im Lande die Einrichtung von Militärgeri chts⸗ höflen für ganz Paläſtina an. Sie beſtehen jeweils aus einem Stabsoffizier als Präſiden⸗ ten und zwei anderen Offizieren. Die ent⸗ ſprechende Verordnung wird am 11. Novem⸗ ber veröffentlicht und tritt am 18. November in Kraft. Unter die Zuſtändigkeit der Militärgerichts⸗ höfe fallen das Schießen auf irgendwelche Per⸗ ſonen ſowie das Tragen von Waffen, Bomben uſw. Auf dieſen Vergehen ſteht Todesſtrafe, während Sabotageakte und gewaltſame Beein⸗ fluſſung entſprechend hoch beſtraft werden. Die Urteilsſprüche müſſen vom Oberſtkommandie⸗ renden der britiſchen Streitkräfte in Paläſting beſtätigt werden. Seine Entſcheidung iſt end⸗ gültig. Die Mandatsregierung erklärt, daß dieſe Maßnahme nicht auf das Verſagen der zivilen Gerichtshöfe zurückzuführen ſei. Dieſe Ge⸗ richte werden vielmehr weiter die für ſie zu⸗ ſtändigen Vergehen außer den obengenannten aburteilen. Die neuen Gerichte ſollen allein zum Schutz der Bevölkerung den Terrorismus ausrotten. Die Mit⸗ teilung muß bis zum 18. November täglich von allen Landeszeitungen veröffentlicht und durch Radio bekanntgegeben werden. Bildung eines neuen arabiſchen hochkomilees Der Großmufti ſetzt ſeine Tätigkeit fort Beirut, 11. November In politiſchen Kreiſen Beiruts ſpricht man davon, daß der Großmufti, der vorläufig noch im Libanon bleiben wird. in wenigen Wochen nach einem, dem franzöſiſchen Mandats⸗ gebiet benachbarten Araberſtaat ab⸗ reiſen werde. Von den Behörden iſt ihm die Ausreiſe überallhin, mit Ausnahme von Syrien, freigeſtellt worden. Das von der engliſchen Mandatsxregierung aufgelöſte arabiſche Hochkommitee für Palä⸗ ſtina, deſſen Mitglieder nur teilweiſe auf ein⸗ ſame Inſeln des Indiſchen Ozeans verbannt worden ſind, während andere Mitglieder aus Paläſtina fliehen konnten, ſoll ſich innerhalb der nächſten zwei bis drei Wochen in einem benachbarten Araberſtaat— wahr⸗ ſcheinlich in der Hauptſtadt des Irak, Bag ⸗ dad— neu bilden. Die auf die Seychellen⸗ Inſeln verbannten ehemaligen Mitglieder des Kommitees ſollen durch neue erſetzt werden. Die außerhalb Paläſtinas weilenden Araber⸗ führer werden den Stamm des neu zu bilden⸗ den Kommitees darſtellen. Es iſt möglich, daß das Kommitee, das wahrſcheinlich von Bagdad aus die Belange der Araber Paläſtinas ver⸗ treten wird, wieder unter Führung des Groß⸗ mufti ſteht. f f Rekrufierungsbüro in die Luft geflogen Verdacht eines Attentats. London, 11. Nov. Das Rekrutierungsbüro für Freiwillige der Marinereſerven in Belfaſt wurde am ſpäten Mittwochabend durch eine Minenexploſion zer⸗ ſtört. Die Exploſion war ſo heftig. daß ſie in der ganzen Stadt gehört werden konnte. Mehrere Leute die vorübergingen, entkamen wie durch ein Wunder ſchweren Verletzungen. Die Polizei, die ſofort die Unterſuchungen aufnahm, erklärte. daß man Spuren eines Zeitzünders gefunden habe. Nähe Einzelhei⸗ ten liegen noch nicht vor. ee Drei monate Schanghai „Genau ein Vierteljahr nach dem erſten blutigen Zwiſchenfall weht Japans Flagge über Schanghai. Schangbai iſt. nachdem die Chineſen den letz⸗ ten Angriffen der japaniſchen Landtruppen und Luftſtreitkräfte erlegen ſind. in die Hände der Japaner gefallen. Die chineſiſche Armee bat die Stadt geräumt. Damit finden die militä⸗ riſchen Handlungen auf dieſem Teil des chine⸗ ſiſchen Kriegsſchauplatzes, der erſt Mitte Auguſt in die Operationen der Japaner einbezogen wurde, einen mindeſtens vorläufigen Ab⸗ ſchluß. Die Mächte, die zur Zeit in Brüſſel am Kon⸗ ſerenztiſch ſitzen, um Mittel und Wege für eine Beilegung des oſtaſiatiſchen Konflikts zu ſuchen, haben erſt ernſtlich begonnen, ſich mit ihm zu beſchäftigen, als die Dinge ſich in Schanghai zu⸗ ſpitzten. Das Vorgehen der Japaner in den norchineſiſchen Provinzen hat ſie nur in gerin⸗ gerem Maße berührt. Aber die Konzentration ſtarker internationaler wirtſchaftlicher Inter⸗ eſſen in der großen Handelsmetropole an der Mündung des Vangtſefluſſes machte dieſen Platz zu einem beſonders empfindlichen. Es galt nicht nur, die Sicherheit der mehr als 30 000 Europäer und Amerikaner, unter ihnen 11 000 Engländer, die dort anſäſſig waren, zu ſchützen, ſondern auch die beträchtlichen materiellen Werte, die in die Hunderte von Millionen gehen. Schon die Tatſache, daß mindeſtens drei Viertel des chineſiſchen Außenhandels über Schanghai gehen, und hier wieder größtenteils durch engliſche und amerikaniſche Hände, daß außerdem große induſtrielle Anlagen., die in engliſchem Beſitz ſind, hier arbeiten, erklärt die Aufregung, die in London, Waſhington, aber auch abgedämpft in Paris ausgelöſt wurde, als ſich in und um Schanghai Kämpfe entwickelten. Am 9. Auguſt waren in Schanghai der japa⸗ niſche Oberleutnant Oyama und der Matroſe Saito von Chineſen ermordet und verſtümmelt worden. Das gab den auf dem Fluß liegenden japaniſchen Kriegsſchiffen Veranlaſſung, am 11. und 12. Auguſt Truppen zu landen, die am 13. Auguſt in den Schanghaier Stadtteil Cha⸗ pei eindrangen. Die Notwendigkeit dazu er⸗ gab ſich dadurch, daß die Chineſen auf den ja⸗ paniſchen Teil der internationalen Niederlaſ⸗ ſung das Feuer eröffnet hatten. Tokio wies übrigens darauf hin, daß in dem Waffenſtill⸗ ſtandsabkommen von 1932 die Entmilitariſie⸗ rung von Chapei vereinbart worden ſei, daß die Chineſen durch die Stationierung einer über⸗ großen Zahl von Polizeikräften in dieſem Vor⸗ ort dieſe Vereinbarung aber gebrochen hätten. Mit dieſer Feſtſetzung japaniſcher Truppen in Chapei begann dann der Ablauf der Dinge, der 105 zur völligen Beſetzung Schanghais geführt at.— a Nachdem ſich dann der Widerſtand der chine⸗ ſiſchen Truppen, die von Norden her gegen die japaniſche Front bei Schanghai drückten, ver⸗ ſtärkt hatte, nahmen die Kämpfe größeren Um⸗ fang an und am 20. Auguſt erklärte der japa⸗ niſche Miniſterpräſident Fürſt Konoye, die japa⸗ niſche Regierung ſehe ſich mit Rückſicht auf die Haltung der Chineſen in Schanghai gezwungen, ihre Beſtrebungen zur Lokaliſierung des Kon⸗ flikts aufzugeben. ſie werde nunmehr alle Machtmittel einſetzen, um Nanking zur Einſicht zu zwingen. Das bedeutete die Anſage des Großangriffs auf die chineſiſche Metropole. Auch daß unmittelbar nach dem engliſchen Ver⸗ mittlungsvorſchlag der amerikaniſche Staats⸗ ſekretär Hull beide Parteien, die Chineſen ſo⸗ wohl wie die Japaner, ermahnte, die Feind⸗ ſeligkeiten einzuſtellen. hatte in dieſem Stadium der Entwicklung begreiflicherweiſe keinen Er⸗ folg mehr. Am 286. Auguſt ereignete ſich dann der Zwi⸗ ſchenfall mit dem britiſchen Botſchafter Sir Hughes Knatchbull⸗Hugeſſen, der von einem japaniſchen Flugzeug 40 Kilometer von Schang⸗ hai entfernt verſehentlich beſchoſſen und ſchwer verwundet wurde. Die Angelegenheit, die An⸗ laß eines ſcharfen engliſchen Proteſtes wurde. ſchien zunächſt ſich kritiſch zuzuſpitzen, iſt dann aber, nachdem Tokio die ſachliche Aufklärung gegeben hatte, nicht weiter verfolgt worden. Inzwiſchen landeten die Japaner nordweſtlich von Schanghai zwiſchen Wuſung und Liuhu unter dem Schutz ihrer Kriegsflotte größere Truppenabteilungen. die den Chineſen in die Flanke ſtießen. Sie bedrohten von dort aus die Rückzugslinie der chineſiſchen Truppen nach Nanking. Schon damals wurde gemeldet, daß gleichzeitig auch im Südweſten von Schanghai in der Bucht von Hangchow, alſo dort, wo auch bei den letzten entſcheidenden Kämpfen japa⸗ niſche Streitkräfte gelandet wurden, Truppen⸗ abteilungen ausgeſchickt worden ſeien. Bis Anfang Oktober gelang es den Japa⸗ nern, in ſchweren Kämpfen die Straße Lotien— Liuhang im Rücken der chineſiſchen Front in ihre Beſitz zu bringen, und am 23. Oktober durchbrachen ſie bei Tachang, etwa 9 Kilometer Nordweſtlich bon Schanghai, die chineſiſchen Li⸗ nien. Durch dieſen Durchbruch kamen ſie der Eiſenbahnlinie nghai— Nanking, die die einzige leiſtungskähige Rückzugslinie der Chi⸗ neſen und gleichzeitig ihre Verſorgungsbaſis darſtellte, auf etwa 5 Kilometer nahe. Die Lage der chin en Truppen war jetzt ſchon hoffnungslos und ame November ſahen ſie ſich und Chapei preiszugeben. ont von Schanghai traten ſie den Rückzug an und es war nur noch eine Frage non Tagen, bis ſie auch den letzten Sol⸗ daten aus Schanghan würden herausziehen müſ⸗ ſen. dieſe Stadt damit den. Japanern preis⸗ gebend Das iſt nunmehr geſchehen. Während man in Brüſſel am grünen Tiſch der Fernoſt⸗Konferenz immer noch präludiert. iſt an der wichtigſten Schlüſſelſtellung in Oſt⸗ aſien die Entſcheidung durch die Waffen gefal⸗ len. Die Diplomaten kommen zu ſpät. genötigt, Kangwan Auf der ganzen Nord Infolge“ neuer jüdiſcher Provokationen und Unverſchämtheiten ſahen ſich die Rektoren ſämtlicher Warſchauer Hochſchulen gezwungen. zur Aufrechterhaltung der Ruhe die Anſtalten zu schließen. Vorausſichtlich wird der Lehr⸗ betrieb erſt übermorgen wieder aufgenommen werden. Ilalieniſcher Proteſt in Prag Kommuniſtiſche Angriſſe auf Italien im Prager Abgeordnetenhaus Prag, 11. Nov. Der italieniſche Geſandte in Prag iſt am Mittwoch beim tſchechoſlowakiſchen Außen⸗ miniſter vorſtellig geworden, um gegen kom⸗ muniſtiſche Angriffe im Parla⸗ ment auf den Faſchismus und deſſen Füh⸗ rer zu proteſtieren. Der tſchechoſlowakiſche Außenminiſter hat darauf über die Haltung der kommuniſtiſchen Minderheit im Prager Abgeordnetenhaus ſeine Mißbilligung geäu⸗ ßert und dem italieniſchen Geſandten ſein leb⸗ haftes Bedauern über dieſen Vorfall ausge⸗ ſprochen. Anlaß zu dieſem Proteſtſchritt bot, wie das Blatt der Sudetenpartet„Die Zeit“ berichtet, die Rede des tſchechiſchen kommuni⸗ ſtiſchen Abgeordneten Swerma bei der Be⸗ handlung eines Zuſatzabkommens zum italie⸗ niſchen Handelsvertrag im Prager Abgeord⸗ netenhaus am Dienstag, die vom Präſidium des Abgeordnetenhauſes teilweiſe beſchlag⸗ nahmt wurde. Die Rede war eine ein⸗ zige Hetze gegen Italien und verur⸗ teilte ſcharf die Unterzeichnung des Antikomin⸗ tern⸗Abkommens. Swerma kritiſierte weiter die offizielle Spanien⸗Politik der tſchechoflo⸗ wakiſchen Regierung und behauptete ſchließ⸗ lich, die Arbeiterſchaft der Tſchechoſlowakei werde immer an der Seite Sowjetrußlands ſtehen. Bei der Abſtimmung über das Zu⸗ ſatzabkommen brüllten die kommuniſtiſchen Abgeordneten gemeinſam wüſte Schmährufe gegen Italien und den Duce. Deulſch⸗-Iſchechoſlowaliſches N Bertechnungsablommen Berlin, 11. November. Heute wurde im Auswärtigen Amt von dem Staatsſekretär des Auswärtigen Amtes, Herrn von Mackenſen, und dem tſchechoſlowa⸗ kiſchen Geſandten Exzellenz Maſt ny ſowie den beiden Delegationsführern ein deutſch⸗tſchechoſlowakiſches Verrechnungs⸗ abkommen unterzeichnet, das an die Stelle des alten Verrechnungsabkommens vom Jahre 1934 tritt. Das neue Verrechnungsabkommen iſt das Er⸗ gebnis der Tagung des deutſchen und des tſche⸗ choſlowakiſchen Regierungsausſchuſſes für die Regelung der deutſch⸗tſchechoſlowakiſchen Wirt⸗ ſchaftsbeziehungen, die in Hamburg ſtattgefun⸗ den hat. Der Verlauf dieſer Tagung kann als durchaus befriedigend bezeichnet werden. Es hat ſich gezeigt, daß die bisherige Entwicklung des Waären⸗ und Zahlungsverkehrs zwiſchen den beiden Ländern ſo günſtig geweſen iſt, daß die Möglichkeit beſtand. eine erhebliche Ausdehnung des Warenaustauſches ins Auge zu ſaſſen. Die Wertgrenzen für die Einfuhr tſchechoſlo⸗ wakiſcher Waren in Deutſchland und die Kon⸗ tingente für die Einfuhr deutſcher Waren in die Tſchechoſlowakei ſind in einem ſolchen Um⸗ fange erhöht worden. daß der Warenaus⸗ tauſch zwiſchen den beiden Ländern im Jahre 1938 erheblich größer ſein wird als in den letzten vier Jahren. d h. ſeit Einführung der Depiſen⸗ bewirtſchaftung. Dieſe günſtige Entwicklung hat es ferner ermöglicht, auch für den Reiſeverkehr aus Deutſchland in die Tſchechoſlowakei einen nicht unerheblich höheren Betrag zur Verfügung zu ſtellen als bisher. Der Verlauf der Beſprechungen hat im üb⸗ rigen gezeigt, daß es möglich war. nicht nur in Bezug auf die obenerwähnten wichtigeren Fra⸗ gen zu einer beide Teile befriedigenden Eini⸗ gung zu gelangen, ſondern daß auch eine Reihe weiterer Differenzpunkte in gemeinſamem Ein⸗ vernehmen geregelt und die bei der Abwicklung des WMaren⸗ und Zahlungsverkehrs aufgetrete⸗ nen kleineren Schwierigkeiten beſeitigt werden konnten. „Niemand wird ſich einschläfern laſſen“ Die„Informazione Diplomalica“ zur Chamberlain⸗Rede Rom. 11. November Zu der Rede, die der enaliſche Premier- miniſter bei dem Bankett zu Ehren des Londo⸗ ner Lordmayors gehalten hat, erklärt„Infor⸗ mazione Diplomatica“, man habe in hieſigen verantwortlichen Kreiſen die Erklärung Cham⸗ berlains aufmerkſam verzeichnet. Vor allem weiſt man in dieſen Kreiſen, ſo fährt die hoch⸗ offiziöſe Korreſpondenz fort, darauf hin. daß man in keinem Lande der Welt ſo viele öffent- liche Eklärungen zu Ohren bekomme wie in Großbritannien. Man könne wohl ſagen, daß ſie faſt täglich an einem mehr oder minder paſ⸗ ſenden Ort von Männern. die entweder Mit⸗ glieder der Regierung ſeien, es waren oder es wieder ſein würden, von Mitaliedern des Un⸗ ter⸗ oder Oberhauſes und von mehr oder we⸗ niger verantwortlichen Männern gemacht wür⸗ den. Demgegenüber zeige ſich die italieniſche Haltung durch die äußerſt treffende Kürze ihrer öffentlichen Erklärungen aus, da ihre verant⸗ wortlichen Männer höchſtens zwei oder drei öffentliche Proklamationen während eines aan⸗ zen Jahres veröffentlichten und dies auch nur bei beſonderen Anläſſen. um dem Volk die Di⸗ rektiven der italieniſchen Politik aufzuzeigen Außer dieſer arundſätzlichen Feſt⸗ ſtellung habe man in römiſchen Kreiſen ver⸗ merkt, daß Chamberlain darauf verzichtet habe, eine Schwächung der Achſe Rom— Berlin zu erwarten oder zu erhoffen, woraus ſich ergebe, daß dieſe gegebene Taſache überſehen zu wol⸗ len, unnütz. ja widerſinnia wäre, wenn man eine Regelung der ſchwebenden Fragen erſtre⸗ ben wolle. Chamberlain habe wiederholt, daß die britiſche Reaierung ein Uebereinkommen mit Rom und Berlin ohne Rückſicht auf ihre inneren Reaime wünſche. Dieſe Erklärung müſſe feſtaehalten werden. umſo⸗ mehr als ſie unmittelbar nach dem in Rom abgeſchloſſenen Dreter-Abkommen erfolge das ausführliche und nicht immer zutreffende Kom⸗ mentare in den Kreiſen der ſogenannten De⸗ mokratien ausgelöſt habe, obwohl ſeine Stärke und Ziele klar und deutlich in dem veröffen:⸗ lichten Text umriſſen ſeien, der, da andere nicht beſtänden, auch der einzige maßgebende ſei. Schließlich ſei man in römiſchen Kreiſen, zu⸗ mal eine zuſammenhängende und loaiſche Li⸗ nie in den politiſchen Kundgebungen des ena⸗ liſchen Premierminiſters feſtzuſtellen ſei. der Anſicht, daß man nicht länger warten ſollte. um auf dem normalen, diplomatiſchen Wege. einer von der faſchiſtiſchen Regierung immer bevorzuaten Methode. Beſprechunaen zu be⸗ ainnen und zu Ergebniſſen zu gelangen, da man ſonſt glauben könnte, daß dies alles nur zu einem beſchwichtigenden und einſchläfernden Zweck erfolge, eine irrige Annahme allerdings, denn niemand wird ſich einſchläfern oder über⸗ raſchen laſſen.“ Verteidigungsſteuer in der Tſchechoſlowakei Prag, 11. November Der tſchechoſlowakiſche Finanzminiſter Kal⸗ fus machte am Mittwoch vor den Wirtſchafts⸗ ſchriftleitern der Prager Zeitungen Ausfüh⸗ rungen über die Aufbringung jener 1500 Mil⸗ lionen Tſchechenkronen, die im Rahmen des normalen Steuerhaushalts nicht beſchafft wer⸗ den können. Vorgeſehen iſt die Einführung eines Staatsverteidigunasbeitra⸗ ges, eine Beſteuerung außerordentlicher Ge⸗ winne und eine Reihe neuer oder erhöhter direkter Steuern. Der Verteidiaungsbeitrag wird eine Sonderſteuer ſein, die aufarund des Einkommens bezw. der Einkommenſteuer erho⸗ ben wird. Hierbei ſoll der Grundſatz gelten. daß die Feſtbeſoldeten, namentlich mit kleine⸗ ren Bezügen, weniger belaſtet werden als die ſogen. fundierten Einkommen. Die Steuer wird betragen bei Feſtbeſoldeten bis 5. v. H. des verſteuerten Einkomens: bei Einkommen aus anderen Quellen bis zu 4 v. H. des ver⸗ ſteuerbaren Einkommens. Bei juriſtiſchen Per⸗ ſonen, alſo Akiengeſellſchaften und dergleichen, die der Erwerbsſteuer unterliegen. beträgt der Beitrag 40 v. H. der beſonderen Erwerbs⸗ ſteuer. Der Steuer von außerordentlichen Ge⸗ winnen unterliegen nur Gewinne von Er⸗ werbsunternehmungen, die mehr als 50000 Kronen jährlich betragen. Bei Unternehmun⸗ gen der allgemeinen Erwerbsſteuer beträgt die Steuer bis 8. v. H. des geſamten Reinertrages nach Abzug der Erwerbsſteuer. Bei Unterneh⸗ mungen der beſonderen Erwerbsſteuer beträgt die Steuer bei Aktiengeſellſchaften 10. v. H. des Gewinnes; bei Unternehmungen, bei denen der Steuerſatz weniger al- 9 v. H. beträgt, 6 v. H. des Gewinnes und bei Unternehmungen. bei denen die Steuer pauſchaliert iſt. 100 v. H. des Pauſchalbetraaes. Fowjelſpaniſche Nachſchubſorgen Die vigenen Bonzen ſtellen den Hauptteil der Drückeberger hinter der Front Salamaneg, 1 November Das ſowjetſpaniſche„Verteidigunasminiſte rium“ hat alle Perſonen im Alter von 18—48 Jahren, die noch nicht zum Frontdienſt auf⸗ gerufen worden ſind, für die Verwendung bei Befeſtigungsarbeiten hinter der Front be⸗ ſtimmt. Dieſe Anordnung ailt hauptſächlich für diejenigen, die ſich als„Arbeitsloſe“ hin⸗ ter der Front umhertreiben und ſich von dem Geſtellungsbefehl der Syndikate gedrückt haben. Die ſpaniſch⸗bolſchewiſtiſche Tſcheka hat in den letzten Tagen mehrere wehrpflichtige Männer verhaftet. die ſich als Frauen verkleidet hatten, um ſich vor dem Frontdienſt zu drücken. Eine für die hinter der bolſchewiſtiſchen Front herrſchenden Zuſtände ſehr intereſſante Meldung: Während man noch vor einigen Ta⸗ gen in einem Sonderbefehl anordnete, daß ſich ſämtliche noch nicht einberufenen Perſonen zum Dienſt an der Front zu melden hätten, hat man inzwiſchen die Feſtſtelluna machen müſſen, daß ſich unter dieſen„Unabklömmlkichen“ allzu viele„bolſchewiſtiſche Prominenz“ befin⸗ det, ſodaß man für ſie nun einen weniger ge⸗ fährlichen Auftrag finden mußte. Angſt vor Francos Minen Mehrere ſowjetſpaniſche Handelsſchiffe, die dieſer Tage von Valencia aus Fahrten nach katalaniſchen Häfen antreten ſollten. konnten nicht auslaufen. Die Beſatzungen haben ſich nämlich in Anbetracht der von den Natio⸗ nalen längs der noch bolſchewiſtiſchen Küſte angelegten Minenfelder geweigert. ihr Leben auf dieſe Weiſe zu riskieren. Die roten Häupt⸗ linge verſuchen daher jetzt, mittels Lohnerhöh⸗ ungen die Beſatzungen zur Aufaabe des paſſi⸗ ven Widerſtandes zu bewegen. Neue Streiks in Frankreich DNB. Paris, 10. Nov. Zu Streitbewegungen kam es am Mittwoch in zahlreichen Gas⸗ und Elektrizitätswerken der Pariſer Umgebung wegen Nichtanwen⸗ dung der ſ0⸗Stundenwoche. Innenminiſter Marr Dormoyp hatte aus dieſem Grunde eine Unterredung mit den Leitern dieſer Werke, die ſich mit einer Einführung der 40⸗Stun⸗ denwoche nicht einverſtanden erklärten. Die Eintopfgerichte am 14. Nov. Berlin, 11 Nov. Der Leiter der ten. und Beherbergungsgewerbe teilt ſeinen Mitgliedern mit. daß für den zweiten Eintopf⸗ ſonntag am 14. November 1937 folgende Ein⸗ topfgerichte für die Gaſtſtätten vorgeſchrieben ſind:. Gemüſeſuppe mit Einlage, Fiſcheintopf nach Wahl, Wirſingkohl oder Kohlrüben mit Rindfleiſch, Geſchmorte Aepfel mit Kartoffelklößen oder „Himmel und Erde“. hochſchule für Lehrerinnen-Bildung Reichsminiſter Ruſt 1 eröffnet die Koblenzer Bildungsſtätte Koblenz. 11. November Mit einem ſtimmungsvollen A wurde am Mittwoch die neue Hochſchule für Lehrerinnen⸗ bildung in Koblenz im Beiſein von Vextretern der Partei und ihrer Gliederungen, des Staates, der Wehrmiſcht und der Stadt Koblenz eröffnet. Nach Begrüßungsworten von Prof. Dr. Kö ⸗ nig, dem Leiter der Hochſchule, ſprach Gauleiter Staatsrat Guſton Simon. Er unterſtrich die Wichtigkeit der Hochſchule gerade in den Grenz⸗ gebieten als geiſtiger Ausſtrahlungspunkt deut⸗ ſcher Volkstumsarbeit und äußerte ſich dann über die Bedeutung des Erziehungsſtandes ge⸗ rade auf dem flachen Lande. a Von ſtürmiſchem Beifall begrüßt, ergriff ſchließlich Reichserziehungsminiſter Ruſt das Wort, um die Ziele des nationaliozialiſtiſchen Erziehungsweſens herauszuſtellen. Die Arbeit der Hochſchule für Lehrerinnenbildung in Koblenz werde ſich nicht erſchöpfen in der Her⸗ anbildung junger Erzisberinnen und Leh rebin⸗ nen, ſondern ſie müſſe bereits bei ihrer Arbeft hinausgreiſen in Stadt und Land und ſpürkar werden als Stärkung des Volkstumskampfes der Grenze. Der Reichsminiſter gino dann von der beiſpielloſen Aufwärtsentwicklung aus, die Deutſchland ſeit der Machtübernahme genommen habe und ſtellte feſt, daß jeder deutſche Erzieher ſich rückhaltlos zur Raſſenlehre bekennen müſſe. Schließlich wandte ſich der Reichsminiſter dem beſonders für die deutſche Erzieherſchaft wichti⸗ gen Gebiet der geiſtigen und körperlichen Ge⸗ ſunderhaltung unſeres Volkes zu. Auf die be⸗ ſonderen Aufgaben der Frau hinweiſend, ſagte der Redner, daß ſie nicht nur an den Kochtopf und in den Haushalt, ſondern ebenſo wie der Mann in die Familie und damit in das Volk gehöre. Damit ſei kurz die beſondere Miſſion der Lehrerinnen gekennzeichnet So eröffne er dieſe Lehrerinnen⸗Hochſchule, die eine deutſche Hochſchule ſei, mit dem Wunſche, daß ſie eine neue, frohe, an Leib und Leben geſunde Jugend erziehen möge. 8 käapitän Schlimbach bei Reichsminiſter dr. Goebbels Berlin, 11. Nopember Reichsminiſter Dr. Goebbels empfing am Mittwoch den durch ſeine kühnen Fahrten be⸗ kannten Kapitän Schlimbach, der den At⸗ lantiſchen Ozean bisher dreimal mit einem kleinen Segelboot bezwungen hat, und ließ ſich von ihm eingehend über ſeine letzte große Fahrt über den Nordatlantik, den Kapitän Schlimbach im Sommer dieſes Jahres allein in einem nur 10 Meter langen Segelboot in Oſtweſtrichtung in 57 Tagen üherauerte. berichten. f Dr. Goebbels ſprach Kapitän Schlimbach ſei⸗ nen Dank und ſeine Anerkennung aus für ſeine im Dienſte der deutſchen Weltgeltung voll⸗ brachten bewundernswerten Leiſtungen. Neue Gedanken deulſcher Verkehrspolitik Leipzig 11. Nopember Im Juni 1987 wurde mit Unterſtützung der Induſtrie⸗ und Handelskammer Leipzig an der Uniperſität Leipzig ein Inſtitut für Ver⸗ kehrswiſſenſchaft errichtet. Die wixtſchaftliche Seite der Verkehrswiſſenſchaft, die bisher ſtark vernachläſſigt worden war. ſoll durch die Tätig⸗ keit des neuen Inſtitus erforſcht werden. Das Inſtitut wurde am Mittwoch abend in der Aula der Univerſität Leipzig eröffnet. Den Feſtvortrag hielt Staatsſekretär Königs vom Reichs⸗ und Preußiſchen Wee dene rium über„Die neuen Gedanken der deutſchen Verkehrspolitik“. Er ſtellte in den Vordergrund die Motoriſier ung, wie ſie vom Führer unmittelbar nach der Machtergreifung bei der Eröffnung der Automobilausſtellung in Berlin am 11. Februar 1983 verkündet worden ſei. Geſetz und Verwaltung hätten ſich ſofort auf die Förderung des Kraftfahrzeuges umgeſt elt. Die Jahresproduktion von Perſonenkraftwagen, die im Jahre 1932 noch 48 400 betragen habe, ſei im Jahre 1936 auf 240 200, d. 9. um 558 vom Hundert geſtiegen. Weiterhin ging der Redner auf den nicht⸗ ſtaatlichen Verlehr, der in ſieben Reichsverkehrsgruppen zuſammengefaßt ſei, ein und kennzeichnete die Aufgaben der Reichsver⸗ kehrsgruppen. Die Löſung des Verkehrs von den internationalen Bindungen wie ſie für die deutſchen Ströme durch die interngtionglen Stromkommiſſionen und für die Deutſche Reichsbahn durch die Reparationsgeſetzaebung beſtanden haben, behandelte der Staatsfekretär am Schluß ſeines Vortrages. kuftmanöver in Frankreich 1 Paris, 10. Noy. Am Dienstagmorgen ſind vom ſüdfranzsſi⸗ ſchen Militärflughafen Istres 83 Flugzeuge zu den großen koloniglen Luftmanöbvern über dem Mittelmeer abgeflogen, is weitere Jagdgaich'⸗ nen ſind auf dem Flugzeugträger Comman⸗ dant Teſte“ nach Nordafrika abgegangen. Bei dieſen Luftmanönern handelt es ſich um die erſte große Luftübung in dem franzzſiſchen Kolonialgebiet Wirtſchaftsgruope Gaſtſtät⸗ tiff das — die Borgia von Cincinnati Elffache Giftmörderin verurkleill— die Frau mil dem ſanflen Geſichl Cincinnati, im November Vor dem hieſigen Schwurgericht ging der Pro⸗ zieß gegen Frau Anna Hahn, die„Borgia von Cin⸗ einnati“ mit ihrer Verurteilung zum Tode zu Ende. Die Gnadenrechte wurden der elffachen Giftmörderin verſagt. Frau Hahn wird die erſte Mörderin ſein, die im Staate Ohio den elektri⸗ ſchen Siuhl beiteigt. Selten hat ein Mordprozeß die Oeffentlich⸗ keit der Vereinigten Staaten dermaßen in Bann gehalten wie der Fall der Schullehrerin Anna Hahn. Sie ſieht garnicht wie eine Ver⸗ brecherin aus“, riefen viele. die das Bild der Maſſenmörderin in den Zeitungen ſahen. Es iſt nun einmal ein weitverbreiteter Irrtum, daß ein Verbrecher oder eine Verbrecherin ſich durch beſonders abſtoßende Züge ſchon äußer⸗ lich von der Umwelt unterſcheiden muß. Anna Hahn, die 32fährige Blondine, war eine elegante, junge Frau von geradezu an⸗ genehmem Aeußeren, und man fraate ſich mit Recht, ob ein Menſch mit dieſen unſchuldigen weichen Geſichtszügen der furchtbaren Taten fähig ſein könne, deſſen ſie angeklagt war. Nim⸗ mermehr, dachten viele naive Gemüter. und ſo war es auch kein Wunder, daß der ſchönen Giftmörderin im Laufe ihrer Unterſuchungs⸗ haft eine Reihe von Heiratsanträgen in die Zelle flatterten, von Männern, die aus den ge⸗ radezu edlen Zügen auf dem Geſicht der An⸗ geklagten zu ſehen vermeinten, daß ſie doch völlig unſchuldig war. Vom Spielteufel beſeſſen Und doch bezeichnete der Vertreter der An⸗ klage Anna Hahn als die größte Giftmörderin der Neuzeit. Angeſichts der erdrückenden Be⸗ weislaſt gegen ihre Mandantin, mußten ſelbſt ihre Verteidiger zugeben, daß die Hahn eine Reihe von Schecks und letztwilligen Verfügun⸗ gen verſtorbener älterer Männer aus Cincin⸗ nati gefälſcht hatte, um ſich in den Beſitz aröße⸗ rer Geldſummen zu ſetzen. Die Anklage wies ebenſo einwandfrei nach, daß Anna Hahn eine leidenſchaftliche Beſucherin der Rennplätze war und ſtets ſolche hohen Beträge verwettete, die ſie unmöglich aus ihrem Einkommen als Schul⸗ lehrerin beſtreiten konnte. Anna Hahn pflegte ſeit Jahren die Bekannt⸗ ſchaften mit älteren vermögenden Männern, die ſich regelmäßig in ſie verliebten und denen ſie hohe Summen herauslockte. Aber die auf dieſe Weiſe erlangten Mittel genügten nicht, um ihre Wettleidenſchaft zu befriedigen. Zu⸗ nächſt fing ſie an, Schecks auf den Namen ihrer Liebhaber auszuſtellen. Als der Schwin⸗ del ans Tageslicht kam, drohte die Hahn mit einem Skandal, und die Folge war. daß die Männer von einer Anzeige Abſtand nahmen. Zuletzt kam ſie auf den Gedanken, ihre Ver⸗ ehrer zu beerben. Sie arbeitete nach einem kaltblütig ausgeklügelten Plan, lud die Freun⸗ de zum Eſſen ein und ſetzte ihnen mit Arſenik vergiftete Speiſen oder Backwerk vor. Elf ihrer Freunde ſtarben in kurzen Abſtänden an den Folgen heftiger Magenſchmerzen. Da es ſich um durchweg ältere Männer handelte, argwöhnte anfänglich niemand einen verbre⸗ cheriſchen Anſchlag. Erſt als es ſich heraus⸗ ſtellte, daß in allen hinterlaſſenen Teſtamenten der Toten Anna Hahn als Univerſalerbin ein⸗ geſetzt war, ſchöpfte man Verdacht. Ein Diebſtahl führt auf die Spur. Der Stein kam weiter ins Rollen, als ein gewiſſer George Oberndorffer, mit dem Anna Hahn in einem Hotel abgeſtiegen war, bei der Direktion den Diebſtahl zweier wertvoller Ringe anzeigte. Kurz nachdem Oberndorffer den Fall gemeldet hatte, ſtarb er eines rätſel⸗ haften Todes. Eine Unterſuchung der Leiche ergab, daß er vergiftet worden war. Nun begann man auch die voraufgegange— nen 10 Todesfälle zu klären. Ueberall wies die Unterſuchung der Leichen dieſelben Ver⸗ giftungserſcheinungen wie im Falle Obern⸗ dorffer auf. Anna Hahn wurde verhaftet. Während der Verhandlung leugnete die Schul⸗ lehrerin jegliche Schuld am Tode ihrer Lieb⸗ haber. Aber ein zwölfter Verehrer, der eben- falls von dem mit Arſenik„geſüßten“ Kuchen gegeſſen hatte, durch die Kunſt der Aerzte aber nach langem Leiden wiederhergeſtellt wurde, gab ſolche Angaben zu Protokoll, daß die Un⸗ Ramſay Mac Donald 9. Auf der Ueberfahrt nach Amerika erlag der Miniſterpräſident Ramſay Herzſchlag. Er ſtand im (Erich Zander, Archiv, K.) frühere engliſche Mac Donald einem 71. Lebensjahr. ſchuldsbeteuerungen der entkräftet wurden. Auch det eigene Gatte Anna Hahns machte, trotzdem er der Ausſage entbunden war, ſchwere belaſtende Ausſagen. Er zeigte dem Gerichtshof eine Flaſche mit Gift, die er ſei⸗ ner Frau während eines Streits entriſſen hatte. So brachte der Vertreter der Anklage ſo niederſchmetterndes Material gegen die Mörderin zuſammen, daß ſich die Geſchwore⸗ nen einſtimmig für die Sühne auf dem elek⸗ triſchen Stuhl ausſprachen. „blonden Borgia“ Komödie bis zum letzten Augenblick Der Fall der Anna Hahn, die wie geſagt, rein äußerlich ſo garnicht dem Bild einer Mörderin gleicht, wie es in der Phantaſie der Allgemein⸗ heit lebt, erinnert an ähnliche Affären in der an Senſationsprozeſſen überreichen Kriminal⸗ chronik Englands und Amerikas. Man denke nur an den Fall der ſchönen Edith Thompſon, die als Vorbild edler Frömmigkeit galt und auf deren weichen Antlitz ſich alle weib⸗ lichen Tugenden zu ſpiegeln ſchienen. Wie aber erſchrak die Welt, als die ſchöne Edith eines Ta⸗ es unter der Beſchuldigung verhaftet wurde, 75 Geliebten zur Ermordung des eigenen atten angeſtiftet zu haben. Sie wurde nicht müde, ihre Unſchuld zu beteuern, und viele ſahen in ihr ein neues Opfer eines Rechtsirrtums. Aber der Anklagevertreter ließ ſich durch die Schönheit Edith Thompſons nicht rühren, ſon⸗ dern häufte Beweiſe auf Beweiſe u. a. Teil⸗ ſtücke von Briefen an den Geliebten, in denen Edith ihr Bedauern ausdrückte, daß die Glas⸗ ſplitter, die ſie in das Eſſen des Mannes ge⸗ miſcht hatte, dieſem nichts geſchadet hätten. Trotzdem die Angeklagte bis zur letzten Minute nicht aufhörte die Märtyerin zu ſpielen und mit frommem Augenaufſchlag den Himmel anflehte, ihren Henkern zu verzeihen, mußte ſie gemeinſam mit ihrem Geliebten den Weg zum Galgen an⸗ treten. 7 Seltſam lag der Fall der bildhübſchen ſieb⸗ zehnjährigen Conſtance Kent, eines der inter⸗ eſſanteſten Mordrätſel in der engliſchen Chronik. Das junge Mädchen hatte ohne Grund ihren vierjährigen Stiefbruder ermordet. Da ſie dem Kinde ſonſt ſehr zugetan war, ſchien ſie über je⸗ den Verdacht erhaben. Nachdem man jahrelang nach dem Urheber der geheimnisvollen Mordtat gefahndet hatte, berichtete Conſtance einem Pfarrer ihr Verbrechen. Sie bekam lebens⸗ längliches Zuchthaus, wurde aber nach 20 Jah⸗ ren begnadigt. Sie war trotz der langjährigen Haft noch ſo anmutig, daß der Gefängnisgeiſt⸗ liche ſie nach ihrer Freilaſſung heiratete Kapitän Schlimbach bei Dr. Goebbels Kapitän Schlimbach, der bekanntlich mit ſeiner Jacht„Störtebecker III. allein über Ozean ſegelte, wurde von Reichsminiſter Dr. Goebbels im Propagandaminiſterium empfangen. (Weltbild, Zander⸗K.) den Politiſche Tageschronik kein Reichs bauernlag 5 Berlin, 11. Nov. Auf Grund der durch das Umſichgreifen der Maul⸗ und Klauenſeuche in Deutſchland ver⸗ ſtärkten Beanſpruchung der Dienſtſtellen des Reichsnährſtandes hat der Reichsbauernführer angeordnet, daß der für den 25. bis 28. No⸗ vember angeſetzte Reichsbauerntag nicht ſtattfindet! Maßgebend für dieſen Entſchluß war auch das Beſtreben, mit allen Mitteln einer Weiterverbreitung der Seuche vorzubeu— gen. Flugkapifän Melitta schiller Berlin, 11. November Der Reichsminiſter der Luftfahrt hat am 9. November 1937 der Flugzeugführerin Diplom⸗ ingenieur Melitta Schiller den ehren⸗ vollen Titel Flugkapitän verliehen. Seit einem Jahr ſteht Frau Schiller in den Dienſten der Askania⸗Werke, wo ſie mit der Durchführung ſchwieriger mathematiſcher und fliegeriſcher Sonderaufgaben betraut iſt. Frau Schiller hat 1927 ihr Diplomexamen in tech⸗ niſcher Phyſik an der Techniſchen Hochſchule München beſtanden und war als Ingenieur bei der Hamburgiſchen Schiffbau⸗Verſuchsanſtalt und anſchließend bei der Deutſchen Verſuchs⸗ anſtalt für Luftfahrt tätig. Dort begann ſie 1929 außerhalb ihrer Dienſtzeit mit der Ausbildung zur Flug zeugführe⸗ rin, die ſie in einigen Jahren mit eiſerner Energie vollendete. Sie iſt die einzige Frau Deutſchlands, die im Beſitz ſämtlicher Flugzeugführerſcheine für alle Klaſſen von Motorflugzeugen, für Kunſtflug. Segelflug und Segelkunſtflug iſt. Eine Teil⸗ nahme an Blink⸗ und Funklehrgängen ergänzte ihre fliegeriſche Ausbildung. Spaak erneut geſcheiterk Brüſſel. 11. November Der Außenminiſter Spaak hat Mittwoch⸗ abend dem König den Auftrag zur Reaierungs⸗ bildung zurückgegeben. Nachdem er ſich am Montagabend mit den Perſönlichkeiten, die er dem König für den Eintritt in ſein Kabinett vorſchlagen wollte, grundſätzlich geeinigt hatte, ſind am Mittwochvormittaa von den Liberalen und von den Katholiken Bedenken verſchieden⸗ ſter Art geltend gemacht worden. In nahezu ununterbrochenen Beſprechungen hat Spaak geſtern und heute verſucht. die Schwieriakeiten aus dem Wege zu räumen. Es iſt ihm nicht ge⸗ lungen. Er hat deshalb den Könia gebeten. ihn von ſeinem Auftrag zu entbinden. Der König hat dieſem Erſuchen entſprochen. Mit dem heutigen Tage dauert die Kriſe 17 Tage. Wen der König jetzt mit der Regie⸗ rungsbildung beauftragen wird, iſt nach dem Hauptbeteiligter Scheitern de Mans, Pierlots und Spaaks noch unbekannt. Spaak hatte den Auftrag, ſein Ka⸗ binett auf der Grundlage der bisherigen Regie⸗ rung van Zeelands, das heißt unter Beteili⸗ gung der Sozialiſten, der Katholiken und der Liberalen zu bilden. Der Verlauf ſeiner Be⸗ ſprechungen mit den Parteien hat ergeben, daß zwiſchen dieſen Parteien keine Einiakeit mehr beſteht. Marxiſtiſche Studenten demonſtrieren vor der japaniſchen VBotſchaft in Brüſſel Brüſſel, 11. November. Zahlreiche marxiſtiſche und linksgerichtete Studenten der Univerſität Brüſſel verſuchten am Mittwoch vor der japaniſchen Botſchaft eine japanfeindliche Kundgebung zu ver⸗ anſtalten. Sie wurden von der Polizei daran gehindert. Wegen Widerſtandes gegen volizei⸗ liche Anordnungen wurden verſchiedene Mit⸗ glieder marxiſtiſcher Studentenorganiſationen und ſonſtiger antifachſchiſtiſcher Verbände in Polizeigewahrſam genommen. Der nakionalſpaniſche heeresberichl 88 Salamanca, 11. November. Der nationale Heeresbericht vom Mittwoch lautet: An der Aragonfront führte der Feind im Abſchnitt Sabinanigo mehrere Angriffe auf unſere Stellungen durch die jedoch ſämtlich zu⸗ rückgeſchlagen wurden. An den anderen Fronten nichts Neues. Gegen mexilaniſche Bolſchewiſten Dreiſte Lügen über die„Freiwilligen“⸗Werbung Mexico⸗Stadt, 11. November Die mexikaniſche Polizei kam einer weitver⸗ zweigten Bande auf die Spur, die ſich mit der Anwerbung von ſogenannten„Freiwilligen“ für das bolſchewiſtiſche Spanien befaßte. Als wurde ein Kubaner namens Severino Marechal feſtgenommen. Die Vertretung der ſpaniſchen Bolſchewiſten in Mexiko hat ſogleich den Verſuch gemacht, ab⸗ zuſtreiten, daß ſie mit dieſem Menſchenſchmuggel⸗ Unternehmen zu tun gehabt hatte. Sie beſaß ſogar die Unverſchämtheit, auf eine ſo große Unkenntnis der Vorgänge in Spanien bei der mexikaniſchen Bevölkerung zu ſpekulieren, daß ſie die Behauptung aufzuſtellen wagte, für Sow⸗ jetſpanien würden überhaupt keine Freiwilligen angeworben. Daß viele bolſchewiſtiſche Zentralen in zahlreichen großen Städten eine eifrige Werbetätigkeit für Sowjetſpanien entfalten, braucht zur Widerlegung dieſer Dreiſtigkeit gar⸗ nicht erſt angeführt zu werden. Den Moskau⸗ Knechten in der mexikaniſchen Hauptſtadt ſchlägt ſchon eine Nachricht in Fuebig„Univerſal“ ins Geſicht, die meldet, in Puebla ſtänden rund 100 junge Leute bereit, um von Veracruz aus über 1 nach Sowjetſpanien befördert zu werden. Von Bärsen und Tärkten Nei- Mamsche abendbörse Tendenz feſt. Bei lebhaften Umſätzen nahm die Abendbörſe am Aktienmarkt einen feſten Verlauf, da weitere Käufe der Kundſchaft erfolgten und auch die Kuliſſe ſich am Geſchäft beteiligte. Verſchiedentlich zeigte ſich bereits Materialmangel. Wenn auch die durchſchnittlichen Be⸗ feſtigungen von /—1/ vielfach Anpaſſungen an den höheren Berliner Schluß bedeuteten, ſo traten doch über dieſen Stand hinaus noch Erhöhungen bis zu 1 Prozent ein. Von der feſten Haltung wurden wie⸗ derum alle Marktgebiete gleichmäßig erfaßt. Bevor⸗ zugt wurden jedoch JG. Farben mit 157¼(156 ¼) und einzelne Montanpapiere, Stahlverein 114%—114¾ (114¼, Rheinſtahl 146(145), Deutſche Erdöl 143¼ (142 ½), Klöckner und Mannesmann gewannen je/ Prozent, Ilſe Genuß 1¼ Prozent und Höſch/ Pro⸗ zent. Im übrigen zeigten bemerkenswerte Beſſerun⸗ gen: Geffürel 147½¼(146), Junghans 126(124 ¼), Moenus 121—121½(120¼), Rheinmetall 145 ¼(143¼), Licht& Kraft 151 ½(150%), Bemberg 140 ¼(139/), Conti Gummi 192(190). Von Zellſtoffaktien ſtiegen Waldhof auf 148 ¾(148). Auch der Einheitsmarkt zeigte eine Reihe von kleinen Erhöhungen. Stark ge⸗ ſteigert waren in teilweiſer Anlehnung an Berlin Meininger Hypothekenbank mit 122 ¼(119). Am Ren⸗ tenmarkt war das Geſchäft bei feſter Tendenz klein. Von Stadtanleihen notierten 4½¼ Prozent Baden von 24 und 26 je 98(98 /). Induſtrie⸗Obligationen blie⸗ ben behauptet, 4½ proz. Krupp 99⅛, 6proz. JG. Far⸗ ben 130¼, ferner notierten Reichsbahn⸗VA. mit 129½ und Kommunal⸗Umſchuldung nannte man im Frei⸗ verkehr 94,85— 94,90. dbl Eldemärkie Frankfurter Getreidegroßmarkt Es notierten(Getreide je Tonne, alles übrige je 100 kg) in RM.: Weizen W' 13 206, W'ͤ 16 209, W'̃ 19 213, W' 20 215, Roggen Rü 12 191, R 15 194, R 18 198, R 19 200 Großhandelspreiſe der Mühlen der genann⸗ ten Preisgebiete. Weizenmehl Type 812 W' 13 29,10, W'16 29,20, W' 19 29,20, W' 20 29,55, Roggenmehl Type 1150 R 12 22,45, R 15 22,80, R 18 23,30 R 19 23,50 plus 0,50 RM. Fracht⸗Ausgleich. Weizenfutter⸗ mehl 13,60, Weizenkleie W 13 10,75, W' 16 10,90, W' 19 11,10, W' 20 11,20, Roggenkleie R 12 9,95, R 15 10,15, R 18 10,40, R 19 10,50 Mühlenfeſtpreis ab Mühlen⸗ ſtation. Treber 14,00 Höchſtpreis ab Erzeugerſtation, Heu 6,80— 7,00, do. drahtgepreßt 7,20—7,40, Weizen⸗ und Roggenſtroh drahtgepreßt 4,30—4,50, do. gebün⸗ delt 4,00—4,20. Tendenz: ruhig. gie hören im Rundfunk.. Freitag, 12. November Deutſchlandſender 6: Morgenruf. 6.30: Fröhliche Morgenmuſik. 9.40: Kleine Turnſtunde. 10: SOS. 11.40: Der Froſt kommt. 12: Konzert. 13.50. Nachrichten. 14: Kapelle Egon Kai⸗ ſer ſpielt. 15.15: Kinderliederſingen. Lieder aus Sie⸗ benbürgen. 15.40: Mein Name iſt Haſe— ich weiß alles. 16: Muſik am Nachmittag. 18: Stadtväterſitzung in Schilda. 18.25: Fantaſien auf der Wurlitzer Orgel. 18.45: Mit der„Nordmeer“ über den Ozean. 19.10: Oskar Jooſt ſpielt. Mond. 21: Deutſchlandecho. 21.15: Der Tag klingt aus... mit einem Lob des Schlafes. 22.30—24: Nachtmuſik. g Frankfurt 6: Morgenlied, Gymnaſtit. 6.30: Konzert. 7: Nach⸗ richten. 8.10: Gymnaſtik. 8.30: Fröhliche Morgen ⸗ muſik. 10. SOS. 10.30: Sport in den Führerſchulen der Hitler⸗Jugend. 11: Hausfrau hör' zu. 11.15: Mut- ter turnt und ſpielt mit dem Kind. 11.40 Deutſch⸗ Scholle. 12: Konzert. 14.10: Dem Opernfreund. 18: Volk und Wirtſchaft: Geld ohne Gold— Arbeit. 15.15 Jungmädel ſingen und erzählen von Tieren. 16: Kon⸗ zert 18: Zeitgeſchehen im Funk. 19.10: Tanzt das Volk im Kreiſe. 21: Agnes Bernauer. 22.30 Orgel ⸗ muſik. 23: Tanzmuſik der Kapelle W. Burkhart. 24 bis 2: Nachtmuſik. 20: Männer im . Stuttgart 6: Morgenlied: Gymnaſtik. 6.30: Konzert. 8: Gym⸗ naſtik. 8 30: Muſik am Morgen. 10: SSS. 10.30: Sport in den Führerſchulen der Hitlerjugend. 11.30: Volksmuſik. 12: Konzert. 14: Eine Stund' ſchön und bunt. 16: Muſik am Nachmittag. 18: Reichsmuſiktag⸗ der Hitlerjugend. 18.30: Griff ins Heute. 19: Nach⸗ richten. 19.15: Stuttgart ſpielt auf! 20.15:„Seifen. blaſen“. 21.15. Aus dem badiſchen Schaffen unſerer A 22.30: Bunte Muſik zur Nacht. 24—1: Nacht- muſik. ( dd y Polens Skudenlen gegen die Juden 88 Warſchau, 10. Nov. Da es im Zuſammenhang mit der Abſtim⸗ mung der Studenten der Lemberger Univer⸗ ſität über das Bank⸗Ghetto zu ernſten Zuſam⸗ menſtößen kam, ordnete geſtern der Rektor die Schließung der Hochſchule an. Die Abſtimmung ſoll aber vorſchriftsmäßig auf dem Wege über die Poſt zum Abſchluß gebracht werden. Im Zuſammenhang mit dem morgigen Jah⸗ restag der Ermordung eines volniſchen Stu⸗ denten der Wilnaer Univerſität durch Juden hat der Rektor der Warſchauer Univerſität in Erwartung erneuter Zuſammenſtöße vorſorg⸗ lich die Schließung der Univerſität verfügt. der Vellfeind iſt erkannt Kommuniſtiſche Zeitung in Kanada verboten Newyork, 10. November. Aus Quebec wird gemeldet, daß Mini⸗ ſterpräſident Dupleſſis in der kanadiſchen Pro⸗ vinz Quebec die kommuniſtiſche Zeitung„La Clarte“ verbot und ſämtliche noch erreichbaren Exemplare beſchlagnahmen ließ. Dupleſſis, der als ausgeſprochener Feind des Kommunismus gilt, richtete eine eindringliche Mahnung an die kanadiſchen Gewerkſchaften und forderte ſie auf, ihre Organiſationen von den kommuniſtiſchen Elementen zu ſäubern. Er betonte, daß das Verbot der„La Clarte“ lediglich der Anfang ſeiner kommuniſtiſchen Säuberungsaktion ſei. Agilatoren in Aſuncion Buenos Aires, 10. November. In Aſuncion(Paraguay) verhaftete die Po⸗ lizei bei einer mehrtägigen Razzia auf uner⸗ laubt Eingewanderte eine größere Anzahl kom⸗ muniſtiſcher Agitatoren. Darunter befand ſi auch der jüdiſche Komintern⸗Delegierte Joſep Edelſtein, der bedeutende Gelder aus dem Aus⸗ land bezog. Bei Hausſuchungen wurden große Mengen kommuniſtiſchen Agitationsmaterials o wie aus Moskau ſtammende Schriftſtücke be⸗ ſchlagnahmt. ——— 9 9 1 5 2 2 1 222 5 der Mord an Jörſter Birdenauer Iweiter Verhandlungstag im Mordprozeß Mieger Frankfurt, 10. Nov. Am zweiten Verhandlungstag wurde mit dem Zeugenverhör begonnen. Als erſter Zeu⸗ ge wurde Reichsgerichtsrat Ruhrl gehört, der vor dem Krieg in Frankfurt als Richter tätig war und 1917 als Kriegsgerichtsrat das Un⸗ terſuchunasverfahren gegen den damaligen Erſatzreſerviſten Miegen wegen des Mordes an Birckenauer führte. Der Zeuge bekundet, daß Mieger nur dann etwas zugab, wenn man es ihm beweiſen konnte. Der Angeklagte habe damals angegeben, daß er an dem fraglichen Tage in Frankfurt um 5 Uhr abgefahren ſei und in Homburg noch Schuhe kaufen wollte; dort ſeien aber die Läden ſchon zu geweſen. Später gab er an, daß er ſchon nach 1 Uhr fort war. Der Zeuge meint, es könne ſtimmen, daß Mieger von vornherein ſaate, er wolle Schuhe kaufen, aber es drehte ſich darum, daß er die Schuhe in Homburg und nicht in Frankfurt beſorgen wollte. Dies war der Eindruck, den der Zeuge von den Angaben des Angeklagten bei ſeiner Vernehmung hatte. Mieger war beim Militär Spielmann; er hatte an dem 31. Oktober 1917 ſein Inſtrument geputzt und drückte ſich dann, ſo ſchnell es aing. Daß der Angeklagte ſeine Schweſter in Homburg be⸗ ſuchte, glaubte ihm der Zeuge, denn war er der Täter, ſo ſuchte er ſich ein Alibi zu be⸗ ſchaffen. Mieger hat hartnäckia beſtritten, auf der Saalburg geweſen zu ſein: ein Schaffner der Saalburabahn ſagte aber aus. daß er Mieger dort öfters geſehen habe. Mieger gab drei Fälle zu, der Schaffner aber bekundete, es ſei noch öfters geweſen. Nach der Saalburg fuhr Mieger, wie er zugab, um zu wildern. Am 14. Oktober wurde Mieger und ſein Be⸗ gleiter R. auf Anſpacher Gebiet feſtgenommen, als er gewildertes Fleiſch fortbrachte u. eine 8⸗mm⸗Büchſe bei ſich trug. Bei der Feſtnahme warf er eine Schrotpatrone fort. die er gefun⸗ den haben will. In eine Jauchearube habe er auch noch andere Gegenſtände geworfen. Daß der Jaadaufſeher, der ihn feſtnahm, die Schrotpatrone aus ſeiner, Miegers. Mantelta⸗ ſche genommen habe, beſtritt Mieger am erſten Verhandlungstag. Es ſind Mieger damals auch drei Meſſer abgenommen worden. Nach ſeiner Darſtellung müßten dieſe auch in der Jauchegrube gelegen haben und dort heraus⸗ gaebolt worden ſein. Ein 76jähriger Zeuge aus Obernhain, der 1917 Hausmeiſter war und ſich am 31. Oktober 1917 in den Wald zu Holzhauern begeben hat⸗ te. wartete im Diſtrikt Einſiedel auf Bifrcke⸗ nauer, aber der Forſtmeiſter kam nicht. Gegen 4 Uhr nachmittags hörte der Zeuge einen Schuß fallen. Der Forſtmeiſter ſchoß nur Ku⸗ geln. Ob es ein Büchſenſchuß war. konnte der Zeuge nicht ſagen. Es laa Schnee und der Schuß klang ihm etwas merkwürdia. Der Zeuge hat ſich nachts an der Suche nach dem Forſtmeiſter beteiligt. Man kam in der Dunkel⸗ heit auch an die Wildfutterrraufe. ſah aber nichts Verdächtiges. Erſt als man am nächſten Tage weiter nachforſchte und ein Hegemeiſter mit ſeinem Stock in der Futterrauſe in das Heu ſtieß. entdeckte man die Leiche. Es kommt dann als Zeuge der Jaadaufſeher aus Anſpach zu Wort, der am 14. Oktober 1917 Mieger und ſeinen Begleiter feſtnahm. Der Jagdaufſeher war mit ſeinem Sohn unter⸗ wegs geweſen. Mieger hatte eine Schußwaffe bei ſich und einen Ruckſack mit Wildfleiſch. Im Ruckſack waren Kugelpatronen. Die Feſt⸗ genommenen wurden von dem Jaadaufſeher einem Gendarmerieoberwachtmeiſter zugeführt, der nun als Zeuge bekundet, daß nach dem Mord an Birckenauer auch eine Schrothülſe 6,0 gefunden worden ſei, die er abgegeben ha⸗ be. Das Gewehr des Forſtmeiſters Birckenauer wurde einige Tage nach der Auffindung der Leiche im Boden der Futterraufe verſteckt ge⸗ funden. Wie ein Revierförſter bekundet, fand man da auch eine geladene Kugelpatrone 6.0 Mieger behauptet, daß ein Gendarmerie⸗ meiſter zu ſeiner. Miegers. Frau einmal äußerte, daß man künſtliche Beweiſe gegen ihn geſchaffen habe. Der hierüber gehörte Gendar⸗ meriemeiſter weiß von einer ſolchen Unterre dung nichts. 1917 machten ſie falſche Aussagen In der Nachmittagsſitzung wurden zunächſt die beiden Zeugen vernommen. die in dem Verfahren gegen Mieger vor dem Kriegsge⸗ richt in der Sache Birckenauer zugeſtandener⸗ maßen einen Meineid leiſteten. Zunächſt wurde der 68jährige B. ein Schwager Mie⸗ gers, gehört. Der Zeuge B. wohnte 1917 bis 1924 mit Mie⸗ ger in einem Haus zuſammen und iſt mehrfach mit Mieger zum Wildern in den Wald gegan⸗ gen. Eines Tages ſagte ihm Mieger:„Hol emal den R. herbei. Sehr wahrſcheinlich werd Ihr vom Kriegsgericht vernommen, dann ſaat ja nicht, daß ich im Beſitz einer Schrotflinte war. Am 14. Oktober haben ſie mich ge⸗ ſchnappt, da hängen ſie mir noch was uff, da kann es mir ſchlecht geben.“ Der Zeuge bekug⸗ det ferner, daß er wußte, daß Mieger eine Schrotflinte beſaß, denn er babe ſie bei ihm ſtehen ſehen, und zwar vor dem Oktober 1917. Mieger äußerte ſich damals noch, ſo eraänzt der Zeuge ſeine Ausſage, er, der Zeuge, müſſe unbedinat ſo ausſagen. ſonſt würde es ihm, Mieger, den Kopf koſten. Der Zeuge iſt zweimal vor dem Krieasgericht, zuletzt eidlich, vernommen worden und aab der Wahrheit entgegen an, daß Mieger keine Schrotflinte hatte. Vorſ.: Und das haben Sie ſo kaltlächelnd gemacht? Zeuge: Nur aus Dummheit. Der Zeuge berichtet weiter. daß im Jabre 1920 oder 1921 Mieger einmal mit ſeinem Bruder Jean einen Streit hatte. dem mehrere 5 Im weißen Röß'l von Ruell Leute beiwohntem Der Bruder rief dem An⸗ geklaaten damals zu:„Du biſt ein Lump, ich bringe Dich dahin, wo Du hinaehörſt, Du haſt ja geſtanden.“ Als ſich der Zeuge mit Mieger im Wald befand, der ein Stück Wild geſchoſſen hatte, hat ihm der Zeuge erklärt:„Wenn einer kommt, lauf ich, was ich laufen kann.“ Darauf erwiderte Mieger:„Du biſt ein Hoſenſchiſſer. Wenn einer kommt, bleibſt Du ſtehen, dann tuts einen Knall.“ Mieger erzählte dann, als er einmal von Frankfurt gekommen ſei, ſei ihm einer entgegengetreten.„Da tats en Knall und da iſt einer umgefallen und da hab ich ihn eben hingeſchmiſſen.“„Du biſt ein Dun⸗ nerkeil“, erwiderte ihm der Zeuge.„ſchuftig iſt das.“ Darauf entgegenete Mieger:„Es iſt halt paſſiert.“ Der Zeuge nahm an, daß es ſich um Birckenauer drehte. Mieger ſprach ſeinerzeit davon. daß die Schrotflinte in einem Futteral im Wald hän⸗ ge. Der Zeuge betont auf Vorhalt, daß ſeine Ausſage wahr ſei und bemerkt:„Wenn ich ge⸗ wußt hätte, daß er ein ſo gemeiner Verbrecher iſt, hätte ich den Mund aufgetan. An ſich habe ich ihm das nicht zugetraut. Vorſ.:„Wenn Sie gewußt bätten, daß er der Mörder war, hätten Sie da auch geſaat. daß er keine Schrotflinte beſaß?“ Zeuge:„Nein, da hätte ich dem Kriegsge⸗ richt alatt geſagt, daß er der Mörder iſt.“ Vorſ.: Warum haben Sie denn nicht 1921 eine Anzeige gemacht?“ Das Leben für eine Mahlzeit— Eine unheimliche Begegnung begründete vor 300 Jahren den Namen eines Gaſthauſes Im Gaſthaus„Zum weißen Röß'l“ der Stadt Rueil bei Paris wird heute wieder das Zimmer gezeigt, in dem ſich vor rund 300 Jahren— im November 1637— jene ſeltſame Begegnung abſpielte, die noch heute an das Wüten Richelieus unter Ludwig XIII. erinnert. Zwiſchen Verſailles und Paris liegt Mal⸗ maiſon, in dem die unglückliche Gemahlin Na⸗ poleons, die Kaiſerin Joſephine, nach ihrer aus Staatsgründen für nichtig erklärten Ehe die letzten Lebensjahre verbrachte. Sie ſtarb auch dort im Jahre 1814, und hat in der alten Stadtlirche von Rueil mit ihrer Tochter Hor⸗ tenſe die letzte Ruhe gefunden. Im Jahre 1637 als ſich die folgende Begebenheit ereignete, war Malmaiſon noch nicht erbaut. Es gab hier nur einen prächtigen Park, der einige unbedeutende Landhäuſer umſchloß. An einem beſonders dunklen Novemberabend dieſes Jahres hielt ein Reiſender mit ſeinem Pferd vor der Gaſt⸗ haustür des damaligen kleinen Dorfes Rueil Die Stadt gleichen Namens an ſeiner Stelle zählt heute über 15000 Einwohner. Das Gaſt⸗ haus lag dicht am Rande des großen Parks ſodaß es in ſeiner Umgebung von hohen Bäu⸗ men wie ein Waldhaus wirkte. Der ſpäte Gaſt hatte ſich durch Rufen bemerk— bar gemacht, und die Wirtin trat heraus, ihn zu empfangen. Nachdem er ſein Pferd dem Stallburſchen übergeben hatte, trat der Fremde in den großen Wirtsraum und beſtellte eine Mahlzeit. Er ließ ſich darauf ein Zimmer an⸗ weiſen und begab ſich in den erſten Stock des Haufes Etwa eine Stunde darauf hielt ein anderer Reiſender vor dem Gaſthaus und ver⸗ langte gleichfalls etwas Kräftiges zu eſſen, denn er ſei ſehr hungrig.—„Es tut mir ſehr leid, mein Herr, Ihnen nicht dienen zu können“,— ſagte die Wirtin,—„aber alles, was wir im Hauſe haben, und das iſt leider nur ſehr we⸗ nig, wurde von einem Herrn in Beſchlag ge⸗ nommen, der kurze Zeit vor Ihnen angekom⸗ men iſt.“—„Dann bitte ich Sie, zu ihm hin⸗ aufzugehen, liebe Frau“, entgegnete der Fremde,„und Ihrem Gaſte zu ſagen, daß ich ihm ſehr verbunden wäre, wenn er mir er⸗ lauben wollte, ſeine Mahlzeit mit ihm zu tei⸗ len. Ich will ſelbſtverſtändlich bezablen, was auf meinen Teil kommt.“ Die Wirtin tat, wie ihr aufgetragen, und erhielt von dem erſten Gaſt die höfliche Ant⸗ wort, daß er ſich freuen werde, in Geſellſchaft zu eſſen, daß er aber nicht gewohnt ſei, von je⸗ mand, den er eingeladen, eine Bezahlung an⸗ zunehmen. Der zweite Fremde ließ ſich nicht lange nötigen, ging in das ihm angewieſene Zimmer, in dem der erſte Gaſt bereits war, ſprach ſeinen Dank für die freundliche Auf⸗ nahme aus, und beide ſetzten ſich zu Tiſch. Es war ein recht ſchweigſames Mahl. wie es bei einer ſo neuen Bekanntſchaft auch kaum anders zu erwarten war. Erſt beim Nachtiſch, als die Wirtin einige gute Weine auftrug, wurde die Unterhaltung ungezwungener. Der Eingeladene nahm ſich die Freiheit, ſeinen unbekannten Gaſtgeber zu fragen, was ihn in dieſe Gegend geführt habe.—„Ich erhielt von Kardinal Richelieu den Befehl hierher zu kommen“, war die Antwort.—„Von dem Kardinal?“— rief der Tiſchnachbar ebenſo überraſcht wie er⸗ ſchreckt aus.„Verzeihen Sie meine Neugierde; aber haben Sie vielleicht Urſache zu glauben, daß Sie dem Kardinal durch irgend etwas zu nahe getreten ſind?“—„Ich bin mir keiner Zeuge:„Da wäre ich unwiderruflich ein⸗ gelocht worden.“ Vorſitzender: zum Angeklagten: Nun Mieger. der Zeuge hat ſeine Angaben vom Juni dieſes Jahres wiederholt. Er belaſtet ſich damit ſelbſt. wenn auch nicht in der Weiſe. daß er beſtraft werden kann. Angeklagter: Der Zeuge irrt Zeit. Auf weiteres Befragen erklärt der Zeuge, daß er außer der Schrotflinte auch die 8mm⸗ Biichſe bei dem Angeklaaten geſehen hat. Mieger behauptet, daß ſich die Unterredung mit dem Zeugen, als er mit dieſem im Walde war, vor dem Fall Birckenauer abgeſpielt ha⸗ be. Der Zeuge ſaat, das ſei nicht wahr. Mie⸗ ger hatte bei ſeinen Vernehmungen geſagt. daß ſich der Vorfall um Pfinaſten 1917 abage⸗ ſpielt habe. Der Zeuge konnte aber durch ſei⸗ nen Militärpaß nachweiſen, daß er ſich da⸗ mals an der Weſtfront befand. Der Zeuge R. bekundet ebenfalls. daß Mie⸗ ger an ihn herantrat, nichts von einer Schrot⸗ flinte zu ſagen, und der Zeuge ſchwor dieſer Weiſung gemäß. Es kam nun ein ſehr wichtiger Punkt zur Sprache. Bekanntlich will Mieger am Mord⸗ in der taa er gegen 5 Uhr nachmittags von Fränk⸗ furt nach Homburg gefahren ſein und zuvor noch eine Anzahl Schuhläden aufgeſucht haben. Der Vorſitzende bemerkt zu dem Angeklaaten: Wenn ich annehme, daß Sie unſchuldia ſind Wund die Zeit ſo verbracht haben, wie Sie ge⸗ ſtern ſchilderten, was hätte dann wohl ein Mann getan, der unſchuldig iſt. und der in den furchtbarſten Verdacht kommen konnte? Ein Unſchuldiger hätte doch Himmel und Hölle in Beweauna geſetzt, um nachzuweiſen, daß er in den Schuhgeſchäften war. Und in dieſer Rich⸗ tung haben Sie doch gar keinen Schritt getan. Sie haben nicht verſucht. die Wahrheit zu erbringen. ſondern Sie haben zwei Zeugen in den Meineid getrieben. Angeklagter: Ich alaubte. es könnte mir keiner etwas nachweiſen. Ich habe mich frei gefühlt und fühle mich heute noch frei. Vorſ.: Wenn dies wirklich der Fall iſt, dann hätte ſich ein Unſchuldiger aan; anders verhalten. Der Angeklagte wendet ſich an den Zeugen R. und fragt ihn, ob dieſer vor oder nach dem Fall Birckenauer eine Schrotflinte bei ihm ſah, was dieſer Zeuge verneinte Der Zeuge B. wird nochmals aufaerufen u. bält ſeine Angaben aufrecht. Mieaer ſpringt von ſeinem Sitz auf und ruft erreat:„Mein Gott, ich weiß nicht. To wahr ich bier ſtehe“ Porſ.: Wenn Sie jetzt in einer Lage ſind, die Ihnen äußerſt peinlich ſein muß, ſo haben Sie ſich das ſelbſt zuzuſchreiben. Miegers Angehörige ſagen aus Unter den Zeugen, die weiter vernommen wurden, befand ſich auch der Bruder Miegers. Er hatte zwiſchen den Jahren 1920 und 1923 eine Auseinanderſetzung mit ſeinem Bruder. Er war weggezogen und wollte eine Waffe holen. die er noch bei Mieger ſtehen gelaſſen hatte. Ex wollte ſie zurückhaben. um ſie ent⸗ weder der Behörde abzuliefern oder zu ver⸗ nichten. Mieger ſagte ihm:„Geb doch in den Wald wo Du ſie hinageſchmiſſen haſt Bei mir iſt ſie nicht.“ Es kam zwiſchen den Brüdern zu einem Wortwechſel, in deſſen Verlauf ihm der Angeklagte noch auf den Kopf geſchlagen baben ſoll. PVorſ.: Sie ſollen dann geäußert haben: „Ich zeige Dich an wegen des Uſinger Mor⸗ des, Du weißt doch. Du Lump. baſt es mir doch ſelbſt geſtanden. Ich bringe Dich hin, wo Du hingehörſt.“„Hat Ihr Bruder“. ſo fragt der Vorſitzende weiter ſich nie in dem Fall Birckenauer geäußert. daß man ihn mit einem abaeriſſenen Knopf habe überführen. eine Falle ſtellen wollen?“ Der Zeuge verneint es. Es wird ihm das Protokoll einer früheren Vernehmung vorge⸗ halten. worin der Zeuge geſaat hatte, direkt geſtanden habe ſein Bruder ihm den Mord nie, er babe es aber annehmen müſſen. daß er der Täter war. Auch ſoll der Angeklagte einmal zu dem Zeugen geſagt haben:„Gut. daß der Birckenauer tot iſt. man ſpricht beſſer nicht dar⸗ über.“ Der Zeuge verneint beute alles. Er ſei damals ſchwer betrunken aeweſen und könne ſich nicht entſinnen, jemals ſo etwas über ſeinen Bruder geäußert zu haben. Es erfolgt dann die Vernehmuna eines Fabrdienſtleiters der Homburger Bahn über den Fahrplan um die Zeit des Mordes herum. Es läßt ſich leider nicht mehr ermitteln wann zu der gegebenen Zeit die Nachmittaaszüge gingen, da die Fahrpläne nicht mehr zu be⸗ ſchaffen ſind. Ein älterer Gaſtwirt in Hombura, bei dem Miegers Schweſter 1917 in Stelluna war. weiß ſelbſt auf den eneraiſchſten Vorhalt Mie⸗ gers nicht mehr. ob der Angeklaate nun gerade am 31. Oktober 1917 ſeine Schweſter. wie er behauptet, beſucht hat. n Der Sohn Miegers. der Ausſagen darüber machen ſoll, ob und was ſein Vater in der Mordſache Birckenauer mit ihm ſprach. ver⸗ weigert jede Ausſage. wozu ihm das Recht zuſtebt. Dann wird Frau Mieger, die Ehefrau des alten Mieger. in den Saal geführt. Sie nimmt Schuld bewußt“ ſagte der andere. Da ich aber etwas derartiges ahnte, bin ich hierher gekom⸗ men, um mich gegen eine ſolche Anſchuldigung zu rechtfertigen.“ Der Fremde erzählte dann weiter, daß in ſeiner Vaterſtadt Rochelle vor kurzem eine Satire auf das öffentliche Leben und den Charakter Richelieus verbreitet wor⸗ den ſei. Man hätte gerade ihn beſchuldigt, der Verfaſſer jener Schmähſchrift zu ſein. Um allen Gerüchten vorzubeugen, ſei er deshalb ſo⸗ fort dem Befehl Richelieus gefolgt, in der Hoff⸗ nung eine ſo lächerliche Klage, wie man ſie ge⸗ gen ihn erhoben habe, leicht zu entkräften. Der andere ſchwieg eine Weile bedrückt ſtill, nahm dann aber verlegen mit einem Ausdruck ängſtlicher Teilnahme das Wort:„Mein Herr, danken Sie dem Schickſal für den glücklichen Zufall, der mich heute zu Ihnen geführt hat. Auch ich wurde von Kardinal Richelieu hier⸗ her beſchieden, aber mit keinem anderen Auf⸗ trag, als— erſchrecken Sie nicht— Ihnen den Kopf abzuſchlagen.“— Der Angeſprochene fuhr zuſammen, Er erhob ſich, und Entſetzen durch⸗ rieſelte ſeinen Körper. Seine Hände zitterten als glaubte er, nicht recht gehört zu haben.— „Ja, mein Herr“, nahm der unheimliche Gaſt wieder das Wort,„ich wiederhole es, mein Geſchäft hier ſollte ſein, Sie zu köpfen. Ich bin der Henker von Rueil, und ſo oft Richelieu an irgend jemand ſeine Rache insgeheim voll⸗ ziehen will, erhalte ich den Befehl zu erſchei⸗ nen. Das, was Sie mir ſoeben erzählt haben, die Stunde, zu der Sie hierher beſtellt worden ſind, alles überzeugt mich, daß Sie diesmal das Opfer ſeiner Rache werden ſollten. Aber fürchten Sie nichts. Ich bin. Gaſt an Ihrem Tiſch geweſen, halte Sie für einen ehrlichen Mann und werde Ihnen zur Flucht behilflich ſein. Laſſen Ste ſogleich Ihr Pferd ſatteln und folgen Sie mir.“— Der arme Reiſende. noch noſler Schrecken über das Gräßliche, das er durch Zufall erfahren, ließ ſein Pferd vorfüh⸗ ren. bezahlte Mahlzeit und Getränk und folgte ſeinem Begleiter, der ihn auf abgelegenem Wege durch ein Gehölz führte. Sie hielten in weinend vor dem Zeugentiſch Platz und er⸗ klärt ſich zur Aus ſage bereit. Wenn Mieger ihr vorhält, ſie müſſe doch dieſes und jenes wiſſen, er habe es doch dann und dann geſaat, erwidert ſie nur:„Ich weiß es nicht mehr.“ Man hat heute nicht den Eindruck, daß ſie zu⸗ agunſten oder zuungunſten ihres Mannes et⸗ was färbt. Nach beendeter Vernehmung ſinkt die Frau mit geſenktem Kopf unweit der An⸗ klagebank auf einen Stuhl. Es wird dann der Kriminalbeamte Ruppel vernommen., der Vater und Sohn Mieger ver- hört hat. „An meinen Händen klebt kein Blut“, hat ihm der junge Mieger geſagt,„an denen meines Vaters aber dreimal.“ Er iſt es geweſen, der immer ſofort ſchoß. wenn etwas Gefährliches ſich nahte. Der Va⸗ ter ſaat nichts. darauf können Sie ſich verlaſ⸗ ſen. der nimmt alles mit ins Grab.“ Der Zeuge erklärt, der alte Mieger habe ſich bei der Vernehmung zuerſt immer zuvorkommend. faſt höflich gezeigt, wenn aber die Situation für ihn unangenehm wurde. konnte er ſehr wild werden. Er habe ſich aber dann ſchnell wieder im Zaum. Er ſaate ſich, du mußt Ru⸗ he bewahren, ſonſt verhaſpelſt du dich. Es ſei nur gelungen. Stück für Stück aus ihm her⸗ auszubringen, und er geſtand nur das. was ihm nachgewieſen werden konnte. F Nach Vernehmung einiger weiterer Deugen beſchloß das Gericht. die nächſte Verhandlung * am Donnerstag um 9 Uhr zu beainnen. Ein Schwindler verkaufte„Krebswaſſer“ Stromberg. Als Vertreter einer Firma aus dem Bezirk Koblenz bereiſte ein ſunger Mann den. Hunsrück und verkaufte Waren. Dabei ſchoß er weit über die Vollmachten hinaus, die er von der Firma hatte. Seinen Waren gab er je nach Bedarf die erforderlichen Namen, um ſo beſſer und leichter verkaufen zu können. Auch erſchwindelte er Unterſchriften, ließ ſich Anzah⸗ lungen geben und verſchwand dann auf Nim⸗ merwiederſehen. Ein kraſſer Fall trug ſich in Stromberg zu, wo er einer alten Frau eine Flaſche„heilbringendes Krehbswaſs⸗ ſer“ verkaufte und ſich eine Anzahlung von 86 Mark geben ließ. Das„Krebswaſſer“ aber blieb aus und der Betrüger ließ ſich nie mehr ſehen. Er hatte ſich nun vor Gericht zu per⸗ antworten, das ihn zu ſechs Monaten Gefäng⸗ nis verurteilte. einer Lichtung, der Begleiter wies auf einen dunklen Turm und ſagte:„Sehen Sie dort, je⸗ nes Gitterfenſter? In dieſem Gefängnis wer⸗ den Uxteile gefällt und vollzogen gegen die es keine Berufuna mehr gibt. Die Leichen der Schlachtopfer ſtürzt man in den darunter lie⸗ genden Graben. Verbergen Sie ſich jetzt hinter dieſem Gebüſch, und wenn Sie im Laufe einer Stunde aus jenem Fenſter, das ich Ihnen ge⸗ zeigt habe, Licht ſchimmern ſehen, ſo können Sie daraus entnehmen, daß ich hierher berufen bin. um an einem anderen die Rache des Kar⸗ dinals zu pollziehen. Sehen Sie aber um dieſe Zeit kein Licht, ſo ſeien Sie perſichert, daß Sie ſelbſt zum Opfer beſtimmt waren. In dieſem Fall verlierer Sie keinen Augenblick, nützen Sie die Nacht und die Schnelligkeit Ihres Pferdes und ſuchen Sie, die Grenze zu er⸗ reichen“ Der Fremde drückte ſeinem unheimlichen Be⸗ ſchützer die Hand und zog ſich in ſein Verſteck zurück Die Stunde perlief, aber kein Licht er⸗ ſchien im Turmfenſter. jagt, machte der Reiſende daß er davonkam. Ohne ſich Ruhe zu gönnen, ritt er bis zur Grenze und verließ Frankreich. Erſt nach dam Tode Richelteus wagte er es, wieder ſeine Hei⸗ mat aufzuſuchen. Seine erſte Handlung war dann, das Gaſthaus von Rueil aufzufuchen und über ſeinen Retter Erkundigungen einzu⸗ ziehen. Es war zwecklos, der Mann hatte ſeit mehreren Jahren nichts mehr von ihm gehört. Er erzählte darauf ſein Abenteuer, das ſich im Laufe der nächſten Zeit überall im Volke ver⸗ breitete. Das Gaſthaus von Rueil, das ſein Schild zum weißen Röß']“ als Kennzeichen führte, übte ſeit jener Zeit eine unheimliche Anzie⸗ hunaskraft guf die Bewohner der Umgegend aus. Das Zimmer, in dem die beiden Frem⸗ den zuſammen geſpeiſt haben blieb lange ver⸗ ſchloſſen wurde dann aber den Neugierigen zu⸗ gänglich gemacht. Noch heute hat es den Namen „Zur wunderbaren Hilfe“ * Wie von Furien ge⸗ SS SS g Sg l. dor n ſind ein Eig uc lun ite nich t, ers gen den ihm u. gt lan ö* b, ben kb⸗ get 1 it, * qu lt bel da 5 7 Inſel in der ſtürmiſchen See 57 Tage allein mit Waſſer, Wolken und Wind Der Einſtedler des Ozeans, Kapitän Schlimbach, erzählt von ſeiner Atlantik⸗Robinſonade * Man hat ihn in Amerika den„Einſiedler des Ozeans“ genannt, den„Käppn“ Ludwig Schlim⸗ bach, der vor einiger Zeit auf feiner zehn Meter langen Segeljacht„Störtebeker 111“ mutterſeelen⸗ allein den Nordatlantik in der Oſt⸗Weſt⸗Richtung Überquerte. Und der 51 Jahre alte Seebär darf ſtolz ſein auf dieſen Ehrentſtel, den man ihm, drü⸗ ben“ angeſichts ſeiner großartigen ſportlichen Lei⸗ ſtung gab. 57 Tage lang ſah Schlimbach nichl⸗ Als die Weite des Meeres, hörte nichts als das Rauſchen der Wogen, die wütend gegen die Bord⸗ wand ſchlugen, und das Pfeifen des Windes, der die Segel des kleinen Bootes blähte. 57 Tage allein auf dem Ozean, das bedeutet einen ewigen Kampf mit Waſſfer, Wolken und Wind, einen Kampf, deſſen Ausgang recht unbeſtimmt ſein kann Manche haben es ſchon verſucht, als Alleingänger den großen Teich zu überqueren, aber die Ele ⸗ mente waren ſtärker als ihr Mut und Abenteuer ⸗ drang. Irgendwo auf dem Meeresgrund ſchlafen ſie in Neptuns Reich. Kapitän Schlimbach kennt die Launen, Tücken und Gefahren des Ozeans. Nicht Uebermut, ſondern echter Sportgeiſt war es, der ihn zu dem Wagnis anſpornte, ſich Boot und Segel anzupertrauen und als Kapitän, Steuer ⸗ mann, Nautiker, Matroſe und Schiffskoch in einer Verſon die einſame Fahrt nach Neuyork zu unter ⸗ nehmen. 7 Der Maſt als Turngerät Als wir den tapferen Hanſeaten bei ſeiner An⸗ bunft in Cuxhaven fragten, ob es nicht eine unge · beure Anſtrengung geweſen ſei, ſo ganz allein mitten auf dem Ozean auf ſich 8 angewieſen zu ſain, ſtreckte er als Antwort nur feine Hand vor. Sehen Sie ſich die einmal an, glauben Sie nun, daß ſo eine Seemannspranke tüchtig zupacken kann?“ Er„ſtreichelte“ uns dabei die Finger, daß die Gelenke knackten. Und aus ſeinen Augen blitzte Jugendkraft. Elaſtizität, Draufgängertum und ein Blick voller Weite des Horizontes. „Unfälle, habe ich nicht erlebt. und vom Ozean habe ich mich nicht kleinkriegen laſſen, obwohl mir Meiſter Neptun mit ſeiner dreizackigen Gabel ein paarmal tüchtig an den Leib wollte. Das war im Golfſtrom, als mich Gewitter und Sturm gehörig durchſchüttelten und ich nicht wußte, ob ich je aus dieſem Hexenkeſſel lebend herauskommen mürde. Drei Tage und zwei Nächte drückte ich kein Auge zu. Aber auch dieſe ſchrecklichen Stun⸗ den gingen vorüber und dann mußte ich wieder ſehen, wie ich meine Zeit vertreiben konnte. Die Delphine ſind ja ganz ſpaßig, wenn ſie wie Tor · pedos durchs Waſſer fegen oder luſtig herum ⸗ ſpritzen, aber wenn man ſich 40 Jahre lang auf dem Meer herumgetrieben hat, dann macht das keinen beſonderen Eindruck mehr. Auf einem zehn Meter langen, ſchwankenden Boot kann man auch nicht viel Bewegungsſport treiben. Ein paarmal tim Tag eine Kletterübung am Maſt war alles, um meine ſtreifen Glieder etwas zu lockern. Radio- und Grammophonmuſik ſchläferte mich nur ein. ich hörte lieber auf die Melodie des Meres.“ In der Nacht— kein Schlaf „Sie müſſen doch auch geſchlafen haben?!“— „Natürlich habe ich das, aber nur am frühen Mor: gen ein paar Stunden. Nachts mußte ich aufpaſſen, damit ich in der Dunkelheit keinen Walfiſch ramme. das heißt, mit keinem Schiff zuſammen ⸗ ſtoße. Wenn dann der Morgen graute, ſpielte ich noch raſch den Meteorologen, machte mir die Wet ⸗ tervorherſage für die nächſten ſechs Stunden, und war die Prognoſe günſtig, dann ſagte ich mir: So Ludwig, nun kannſt du ruhig pennen!“— und ich ſchnarchte dann auch, daß die Spanten zitterten.“ — Und das Schiff, das konnte derweilen doch nicht ſteuerlos in der Welt herumtreiben?“— Ach ſo, ich habe noch nicht erwähnt, daß ich mir eine Selbſtſteuerung gebaut habe, die ſich aus · gezeichnet bewährt hat. Kein bißchen iſt das Boot von ſenem Kurs abgewichen, während ich in mei⸗ ner Koje von einem bannig ſteifen Grog träumte.“ — Alles, was Kapitän Schlimbach erzählt, bört ſich ſo ſelbſtperſtändlich an, als wäre er eben von einer Spazierfahrt auf der Alſter zurückgekommen und hätte keine Ozeanübergeuerung hinter ſich mit ein paar hundert Meter Waſſer unter dem Kiel und einige tauſend Seemeilen vor dem Bug. Man kann es perſtehen, daß die Matroſen der drei eng⸗ liſchen Tanker, denen er in der Einſamkeit de⸗ Meeres begegnete, verwundert den Kopf ſchüttel⸗ ten, als ſie des kleinen Segelbootes anſichtig wur⸗ den, das tapfer auf den Wellen gen Weſten ritt. Und der Kapitän des engliſchen Paſſagierdampfers „Ordung“ von der Royal Mail drehte ſogar bei und rief dem Einsiedler des Ozeans zu. ob er ihm nicht irgendwie helfen könne.„Thank nou vern much, ich fühle mich ganz mahl!“ kam es von der Jacht zurück.„Glückliche Fahrt!“ hin und ber. und ſchon vergrößerte ſich wieder der Abſtand zwi. ſchen dem Ozeanrieſen und der ſchaukeſnden Ruß ſchale. „Am Anfang der Reiſe verging die Zeit ſehr langſom und es wollte überhaupt nicht mehr Abend werden“, berichtet Schlimbach weiter.„Aber dann perrannen die Tage wie im Fluge, wenn ich auch geglaubt hatte, daß ich die Ueberfahrt in 45 Tagen ſchaffen würde. Aber ich hätte von Liſſa⸗ bon eben um 14 Tage früher abfahren ſollen, dann wären die Windverhältniſſe für mich noch günſtiger geweſen. So ſind es 57 Tage geworden, eine Zeit, die man natürlich nicht allein mit meteorologiſchen Studien, nautiſchen Beobachtungen. erbaulichen Büchern, mit Kochen, Eſſen und Radiohören tot⸗ ſchlagen kann. Damit ich auch ab und zu menſch⸗ liche Laute hörte, ſetzte ich mich hin und gröhlte Lieder aus meiner Jugendzeit und führte Selb ſt⸗ geſpräche, mobei ich recht befriedigt war, daß mir niemand widerſprechen konnte.“ Wie dem ſeli⸗ gen Chriſtoph Columbus mag es Kapitän Schlim ⸗ hach zumute geweſen ſein, als er endlich nach monatelanger Fahrt einen Streifen Land am Horizont guftauchen ſah: Amerika war erreicht. Stumm blieb die Glocke von Hadamar Nach einer alten Sage/ Von Hans Gäfgen Tilly 30g durch den Weſterwald. Die Trom⸗ meln dröhnten, die Trompeten ſchmetterten, und angſtnoll verkrochen ſich die Menſchen. War ein ſtrenger Herr, der General, kannte kein Pardon, und es war nicht gut, ihm unge; rufen zu begegnen. Die Burgen öffneten ihre Pforten, denn was ſollte Widetſtand nutzen gegen die Macht des Feldherrn? Der Graf zu WValmerod aber ſchloß die Tore ſeiner Burg. Es war ihm mehr um ſein Weib zu tun, der ſchönen Sophie, non deren Anmut alle Lande poll waren. Ex wallte ſie schirmen vor der Willkür Tillgs, und ſo mußte denn der General, bisher gewohnt, überall Sieger zu ſein, manche Woche in den Wäldern der Monta⸗ baurer Gegend liegen und konnte nicht Herr der Burg Walmerod werden. Endlich verließ ihn die Geduld. Er tat einen ſchlimmen Fluch:„Morgen, wenn die Glocke der Abtei zu Hadamar erklingt, wird die Burg fallen und der Kopf des Grafen dazu!“ Als die Gräfin von dem furchtbaren Schwur erfuhr, verließ ſie heimlich die Burg und ſchlich ſich auf Pfaden, die kaum einer kannte, nach Hadamar. Sie ließ ſich einſchließen in der Kirche und taſtete ſich hinauf zum Glockenturm. Mit inniger Liebe hing ſie an dem Grafen. Er durfte nicht ſterben. Die Glocke durfte nicht läuten. Der Tag dämmerte herauf. Die Geſchütze Tillys donnerten durch die Frühe. Er hatte Verſtärkungen herangezogen, die Kugeln praſſel⸗ ten wie Heuſchreckenſchwärme auf die Mauern und Zinnen der Burg Walmerod, die ſolchem Anſturm nicht gewachſen waren. „Vor dem General ſtand der gefangene Graf. „Macht Euch auf Euer letztes Stündlein efaßt, Graf“, rief ihm der General zu,„Mein chmwur gilt: Sobald die Glocke zu Hadamar erklingt, fällt Guer Haupt.“ Stumm ſtand der Graf. Er dachte an ſein Weib, das perſchwunden war, das ihn verlaſſen hatte. Er konnte es nicht begreifen, daß es non ihm gegangen war. „Warum läutet der Mönch nicht?“ ſchrie Tilly. Keiner wußte es. Da befahl der General, die Pferde zu beſtei⸗ gen, und als erſter jagte er ſelbſt bald darauf durch die Straßen Hadamars und hinauf zum Mönchsberg, mo die Abtei ſtand. Den Grafen don Walmerod aber führten ſie gefangen mit ſich, damit ſein Tod keinen Aufſchub erleide. Herriſch trat Tilly in die Kirche. Da ſah er den Bruder Glöckner am Boden knieen.„Wa⸗ rum zieht Ihr nicht am Strang?“ Der Menſch trat zurück. Am Boden lag, ſchän wie eine Blume, die tote Gräfin. Mit fliegendem Atem erzählte der Mönch, mie er die Glocke habe läuten wollen, wie es keinen Ton gegeben und plötzlich einen ſchweren Fall gegeben habe, hinab in die Kirche. „Sie hat den Klöppel umſchlungen, um ihren Gemahl zu retten?“ fragte Tilly, und ſeine Stimme klang mild. „Laßt den Grafen frei“, rief der General, „met ein ſolches Weib verloren, hat Strafe genug erlitten!“ Frei. aber gebeugt wie ein alter Mann, ſchritt der Graf hinaus in den Morgen, indes Tilly und die Seinen davonſprengten. Wagner⸗Erinnerung 7 von Mar Jungnickel In einer größeren Stadt Thüringens ging ich im Mondlicht in den Ratskeller. Wie ich ſo da⸗ ſaß und mich in der behaglichen Wärme wohl⸗ fühlte, ſah ich in einer dunklen Ecke ein Kerzenlicht ſchimmern. Ich ging darauf zu, ein altes, durch ⸗ geiſtigtes, bartloſes Geſicht leuchtete mir entgegen. Jetzt ſah ich auch drei Flaſchen Wein, die im Scheine der Kerzen ſeltſam jriſtierten. Ein Wein⸗ glas, halb ausgetrunken, ſtand vor den gefalteten Händen des Alten. Jetzt ſah ich auch ſeine weißen, langen Locken.„Offenbar iſt er eine ehrwürdige Perſon, die mit der Muſik verſchwiſtert iſt“, ſo dachte ich.— Und richtig: Er ſagte mit einer ſeiſen Stimme, die vom Wein ſchon etwas unſicher ge⸗ worden war:„Bitte, ſetzen Sie ſich her. Heute iſt ja der 28. Februar. An dieſem Tage iſt ein Kerl geboren, ich ſage Ihnen, ein wunderbarer Menſch, den ich ganz in mein Herz geſchloſſen habe. Jedes Jahr, am 28. Februar, da ſitze ich hier und trinke ihm zu. Und ich bin wieder ganz mit ihm zuſam⸗ men, genau wie früher.“ „Wer hat denn am 28. Februar Geburtstag?“ „Ach, Sie werden den Namen nicht kennen. Wenige Menſchen kennen nur den Mann. Nur die, die ganz mit ihm in Berührung gekommen ſind.— Ernſt Hahn iſt ſein Name.“ „Wer iſt denn Ernſt Hahn?“ „Sehen Sie, da haben wirs.— Sie kennen ihn nicht, aber Sie müſſen ihn kennen lernen. Ernſt Hahn war ein ganz junger Bühnenmaler, damals, als es noch ein großherzagliches Hoftheater gab. Eine berraſcgende vorgeſchichtliche Entdeckung Hin und wieder lieſt man in der Tagespreſſe, daß in faſt allen Teilen Deutſchlands vorge⸗ ſchichtliche Grabfunde getätigt werden. Jetzt hat man einen rieſigen borgeſchichtlichen Fried⸗ hof in Gladbeck in Weſtfalen aufgefunden. Bei den Vorarbeiten zum Bau einer großen Berg⸗ arbeiterſiedlung ſtieß man zunächſt auf einige wenige Urnen. Als aber die planmäßigen Ausgrabungen einſetzten, fanden ſich nach und nach Dutzende von Gräbern. Heute ſind es be⸗ reits über 115 verſchiedene Gräber! Ein über⸗ raſchendes Ergebnis, wie es in Weſtdeutſchland ſeltener vorgekommen iſt. Die überaus wichti⸗ gen Funde befinden ſich im Heimatmuſeum Gladbeck.(Brandt, Zander⸗M.) Ich war Geiger im Orcheſter. eg:„Parſifal wird einſtudiert!“ Denken Sie ſich: Parſifal wird zum erſtenmal gegeben. Alſo, ein Ereignis erſten Ranges. Und nun hören Sie: Ernſt Hahn hatte für die Ausſtattung zu ſorgen. alſo für die Dekorationen, Gewänder uſw. Und was macht nun Ernſt Hahn?— Er wünſcht und Eines Tages hieß hefiehlt, daß alle alten Maler und Schneiderinnen nicht mithelfen dürfen am Werke des großen Mei⸗ ſters. Nur junge Menſchen bis zum zwanzigſten Jahre ſollen ihre Kunſt am Werke Wagners üben. — Großartig, nicht wahr?— Ja, er hatte ſchon das Werk des Meiſters begriffen. Es war ihm ganz zur Offenbarung geworden. Und nun kommt der mächtige Einfall von Ernſt Hahn: Wenn die lungen Menſchen malten und die jungen Schnei⸗ derinnen an den Koſtümen nähten, dann mußte das ganze Orcheſter aus Parſifal ſpielen. Jeder Pinſelſtrich, jeder Nadelſtich wurde mit Parſifal⸗ muſik beſchwingt, geführt und durchzaubert. Iſt das nicht eine großartige Idee? Denken Sie ſich: eine Arbeit bei den heiligen Harmonien des Par ſifal, bei den ſeraphiſchen Klängen, die ganz vom Himmel ſind, bei den feierlichen, weitgeſpannten Parſifalweiſen, muß da nicht was Zauberhaftes aus der Arbeit werden? Denken Sie ſich: Immer dieſe Muſik, dieſe Noten, die ſich zu einer Licht; krone Gottes zuſammenſchließen, ſo innig, ſo ſchmerzlich und ſo ſelig.— Und dann kam der Tag. wo alles ſtand. Es gab kein Tüpfelchen, das nicht ein tiefempfundenes Meiſterwerk geweſen wäre, Nie mehr habe ich ſo etwas erlebt wie den Parſifal bei uns. So etwas rein Göttliches. Sie wundern ſich, daß ich ſo ſchwärme. Aber Sie würdens be⸗ greifen, wenn Sie unſern Parſtfal geſehen hätten. Mir alten Opernhaſen ſind immer vor Bewegung die Tränen an den Backen heruntergelaufen.“ Er hob ſein Glas:„Proſit, Ernſt Hahn!“ und nun ſang er vor ſich hin, immer das Glas noch in der Hand:„Durch Mitleid wiſſend, der reine Tor!“ — Nach einer Weile wandte er ſich wieder zu mir bin:„Nun werden Sie's ganz in der Ordnung fin⸗ den, daß ich in jedem Jahr meine paar Groſchen zuſammenſuche und hier, in ſtiller Freude, Ernſt Hahns Geburtstag feiere.“ Neugierig fragte ich:„Aber wo iſt er denn, der Ernſt Hahn?“ „Auf der Lorettohöhe iſt er gefallen und begra⸗ ben.— Aber ich bin überzeugt, daß er jetzt oben, mit dem Meiſter, zuſammenſitzt, ſo wie wir etzt, und daß der große Wagner ſich freut, daß er ſei⸗ nen jungen Propheten nun ganz für ſich hat.“ 2——.ñ—f..—.. vL— T Die letzten Azteken Das war ein Jahrmarkt in einer kleinen Stadt, aber für uns Gymnaſiaſten war das doch ein Ereignis, das Karuſſell, auf dem man ſo nett mit den Mädchen anknüpfen konnte, der alte brave Elefant und dann war da ein Zelt mit der Aufſchrift„Die letzten Azteken“. Wir nahmen alſo unſere Gelder zuſammen und löſten auch noch die Eintrittskarten zu dieſem ſonder⸗ baren Zelt— denn wer weiß, eines Tages ſtarben die letzten Azteken, und wir hatten ſie nicht einmal mehr geſehen! Dabei war an ſich nicht ſo ſehr viel dabei zu ſehen: Zwei etwas ältliche Indianer mit merkwürdigen Geſichtern ſaßhen im Zelt, rauchten Pfeife und führten ſchließlich auch einen kleinen Kriegstanz auf, als ſich genug Publikum angeſammelt hatte. Aber immerhin: Das waren die letzten Azteken! Und in dem Augenblick tauchte in unſeren Jungenköpfen die Frage auf: Wie kommt das n daß Völker ausſterben können? Und plötzlich wurde uns ganz klar, was es bedeutete, wenn wir in der Schule zwei tote Sprachen— Latein und Griechiſch— lernen und es in Wirk⸗ lichkeit keinen Menſchen mehr gab, der von ſeiner Mutter mit einem lateiniſchen Wiegen⸗ liedchen in den Schlaf geſungen wurde, und niemand. der im Griechiſch Homers„ſeine 1 erhob zum lecker bereiteten Mahle“ amals haben wir uns gefragt und ſelbſt⸗ verſtändlich auch den Klaſſenlehrer mit der Frage geelendet:„Herr Studienrat, müſſen eigentlich Völker ausſterben?“ Er hat uns die Frage nicht beantwortet. Biologie ſpielte da⸗ mals noch keine große Rolle im Unterricht. Wer hat ſchon einmal ein Volk ausſterben ehen? Das lann man augenblicklich in Europa auf mehreren Stellen. Da liegt etwa zwiſchen Schottland und Irland die Inſel Man. Im Jahre 1764 ſprach noch die ganze Bevölkerung von 20 000 Menſchen„Manx“, eine keltiſche Sprache; abgelegen und unzugänglich lag die 1874 zählte ſie aher bereits über 53000 Einwohner, davon wrachen nut noch 190 Menichen allein Manx. 7 Warum gehen Völker unter? etwas nher 12 000 ſprachen Manx und Engliſch. alle anderen konnten die heimatliche Sprache dieſer Inſel nicht mehr. 1921 gab es nur noch 19 Menſchen, die allein Manx ſprachen, und knapp 900 Menſchen, die Engfiſch und Manx ſprachen. Seitdem ſind 16 Jahre ins Land ge⸗ gangen und eine kleine Sprache iſt erloſchen“ wie ein Lichtlein erliſcht. Warum? Aus dem gleichen Grund, warum das Zinzariſche, die letzte oſtromaniſche Sprache des Balkans, der Dialekt jener von der Römerzeit bis zur Neu⸗ zeit in Bulgarien und Südfſlawien in den Städten noch fortlebenden romaniſchen Schicht augenblicklich ausſtirbt; aus demſelben Grunde. warum das Slowinziſche an der oſtpommerſchen Küſte ausgeſtorben iſt, warum das Kuriſche auf der Kuriſchen Nehrung in den letzten 1 liegt. warum die Sprache der wilden oten, 8 17 Finnenvolkes, gegen das noch im 14. Jahrhundert päpſtliche Bannbullen erlaſſen worden ſind, fern oben im Ingermanland er⸗ liſcht. Wenn Sprachen nur noch von wenig Menſchen geſprochen werden, erfüllen ſie ihre Aufgabe nicht mehr. Die wenigen Menſchen müſſen zur Deckung ihrer Bedürfniſſe die Sprache des ſie umgebenden größeren Volkes lernen; und wenn ſie erſt alle dieſe Sprache gelernt haben, warum ſollen ſie denn ihre winzig leine Eigenſprache noch bewahren? Eines Tages geben ſie die Sprache auf. Erſt waren ſie alle einſprachig bei ihrer eigenen Sprache, dann ſind ſie alle zweiſprachig geworden, zum Schluß ſind ſie wieder einſprachig in der frem⸗ den Sprache, und nur ein paar alte Großmütter wiſſen noch etwas von den verklungenen Wor⸗ ten. denn die Frauen halten ſolche Dinge feſte; als die Männer, ihr Bereich im Hauſe zwingt ſie nicht, im täglichen Umgang ſich der fremden Sprache zu bedienen. Und überhaupt, Groß⸗ mütter nehmen nicht gern etwas Neues an. Wenn alſo Völker Fein und ganz klein ge⸗ worden ſind. dann geht am Ende auch ihre Sprache unter. Das geht natürlich raſcher bei einer Sprache, die keine Bücher und keine Zei⸗ tungen hat, als bei einer hochentwickelten Kulkuskvnts 1 9 Wenn Volker klein werden. ſterben ſie, und die letzten non ihnen müſſen in der fremden Sprache aufgehen. Iſt uns Deutſchen das ſo fremd? Wir haben underte von deutſchen Dörfern, von deutſchen Städten, die im Laufe der Zeit auf dieſe Weiſe dem Deutſchtum verloren gegangen ſind“ Das iſt nicht anders gekommen, als wenn ſo ein Fleinvolk ſeine Sprache aufgeben muß. Die Deutſchen hatten nicht genug Kinder und muß⸗ ten ſich Arbeitsleute und Mägde aus dem frem⸗ den Volk nehmen. Dieſe blieben im Dorf, heirateten und hatten viele Kinder. Schon nach zwei Generationen kamen ſie den Deutſchen an Zahl gleich. Nach drei Generationen übertrafen ſie die Deutſchen, und die erſten Höfe waren in ihre Hand übergegangen. Und nach fünf Genera⸗ tionen— und manchmal hat es gar nicht ſo Mehr gedauert— waren ſie die erdrückende Mehrzahl im Dorf, und was immer im Dorf geſchah, mußte man mit den Fremden beſprechen und in ihrer Sprache. Und endlich waren die Deutſchen ſo wenig und die Fremden ſo viel, daß die letzten Deutſchen gar nichts anderes tun konnten, als entweder abzuwandern oder ſich im täglichen Leben der fremden Sprache zu bedienen. Das iſt das Schickſal von Hunderten von Dörfern von Krain bis zur Oſtſee, immer wenn ein geburtenſchwächeres Volk mit einem geburtenſtärkeren zuſammenſtößt. Kann man das verhindern? Es gibt nur einen Weg: Nur ein Volk, das zunehmen will, wird nicht abnehmen, nur ein Volk, das auf⸗ ſteigen will, wird nicht überwachſen werden. Cowboy mit 3 Jahren In Nevada im Staate Lowa in den U. S. A. gibt es den kleinſten Cowboy der Erde. Er iſt 3. Jahre alt, heißt Dan Roſe und verſieht heute ſchon alle Arbeiten, die ſonſt ein großer Cow⸗ boy auszuführen hat. Er melkt eine Kuh, geht mit dem Vater zum Heumachen und führt ſogar ein großes Maulttergeſpann. Intereſſant aber iſt, daß dieſer kleine Cow⸗ bon, der eine Tages wohl der größte Cowboy der N. S. A. werden mird, mit genialem Griff eine neue Methode erfunden hat, um junge Kälber ſo zu binden, daß ſie ohne Verletzung und ohne Gefahr transportiert werden können. Dan Roſe hat jedenfalls im wilden und im zahmen Weſten Amerikas eine große Zukunft vor ſich. Piccard Tiefſeeforſcher? Profeſſor Piccard. dem es als Erſtem ge⸗ lang. mit einem Ballon in die Stratosphäre vorzuſtoßen. beabſichtigt, ſich jetzt der Tief⸗ ſeeforſchung zu widmen. Profeſſor Pic⸗ card plant, die beſtehenden Tiefſeerekorde ganz weſentlich, um das Zehnfache, zu verbeſſern. In einer Unterredung führte er aus, daß es ſein Ziel ſei, nicht wie der Amerikaner Beehe 900 Meter. ſondern zehnmal ſo tief, alſo 9000 Meter, in das Meer zu tauchen. Derartige Tiefen ſeien im Pazifik an verſchiedenen Stellen nachgewieſen. Um eine Tiefe von 9 000 Meter zu erreichen, beabſichtige er, zunächſt im At⸗ lantik Meerestieſen von 3000 bis 4000 Meter aufzuſuchen. Während Beebe ſich bei ſeinen Tauchverſuchen einer an ſeinem Schiff hefeſtig⸗ ten Kugel bediente, wobei ihm Luft durch ein Kabel zugeführt worden ſei, während ein Te⸗ lenhon den Kontakt mit der Beſatzung auf⸗ recht erhalten habe, ziehe er es vor, ſo in das Meer hinabzuſteigen, wie ein Luftballon in den Luftraum aufſteige, ohne dabei mit der Außenwelt in Verbindung zu ſtehen. Bei der Ausführung ſeines Projektes werde er ſich der Meeresſtrömungen und der Geſetze der Schwerkraft bedienen. Genau wie bei einem Luftballon werde er Balaſt, das heißt in die⸗ ſem Falle Bleigewichte, mitnehmen, um durch ihre Abſtoßung aus der Tiefe wieder auftau⸗ chen zu können. Das Problem beſtehe nur da⸗ rin, eine Kugel zu bauen, die dem ungeheuerlich ſtarken Druck des Waſſers in einer ſolchen Tiefe Widerſtand bieten könne. Die Löſung des Problems ſei jedoch durchaus möglich. Man habe bereits Gläſer hergeſtellt, die einem Druck von neunhundert Atmoſphärxen ſtand⸗ gehalten hätten. Es ſei ſelbſtverſtändlich. daß die Kugel im Gleichgewicht gebalten und mit Atmungsapparaten ausgerüſtet werden müſſe. . r 9 ä 8 — * 1 FERN DER HEUNMAIL 4 . 1 ö —— 8 „7FFFFFFbwbw( ³· A 85. Copyright by Prometheus-Verlag, Dr. Eichacter, Gröbenzell b 11. Fortſetzung. Ich ſah voll Mitlerd in das kulkweiße Geſicht des ſchwächlichen Mannes. Ich kannte Francescos Jähzorn, ſeine unerbittliche Rückſichtsloſigkeit. Hier mußte raſch gehandelt werden, ſollte es nicht zu ſpät ſein. „Signor Padrone“, bat ich,„ich muß Ihnen etwas mtt⸗ teilen.“ „Eilt das ſo ſehr?“ „Gewiß!“ „Bitte!“ Er öffnete die Tür zu einem Nebenraum; nun waren wir allein. Ein wenig bangte ich ſelbſt vor dem 8 3 das ſchmale Geſicht überſchattete. „Nun?“ „Francesco, ich wollte dir, ehe du ihn entläßt, ſagen, daß der Mann eine totkranke Frau und drei kränkliche Kinder hat; wenn er nun arbeitslos wird, ſind ſie der Not und dem Hunger preisgegeben. Euer Betrieb iſt doch ſo groß; kannſt du ihn nicht anderweitig beſchäftigen?“ Er ſtarrte düſter und ſchweigend vor ſich hin. Ich legte bittend die gefalteten Hände an ſeine Bruſt. „Bitte, bitte ſchick ihn nicht fort! Du weißt nicht, wie weh Hunger tut, wie entſetzlich es iſt, krank und in Not zu ſein. Ich fürchte mich vor deinem finſteren Geſicht.“ „Und verſtehſt es doch meiſterhaft, deinen Willen durch⸗ 5 zuſetzen trotz deiner großen Furcht. Was bezieht denn der Mann an Gehalt?“ „Zweihundert Kronen.“ i „Im Samenmagazin brauche ich eine zuverläſſige Kraft, die hauptſächlich ſcharf hinter dem faulen Weibervolk her iſt. Der letzte Lagerverwalter hatte dreihundert Kronen. 9 8 ihm ſagen, daß er zu dieſem Gehalt bleiben „Vergelts Gott!“ Voll Freude ſchlang ich die Arme um ſeinen Hals, küßte ihn dankbar auf die Wange, erhielt da⸗ für einen leichten Schlag. „Geh' mir aus den Augen, egoiſtiſches, hartherziges Geſchöpf, das nur das eigene Ich kennt!“ Lachend verſchwand ich, um einen Familienvater, der ganz gebrochen an ſeinem Schreibtiſch lehnte, in den ſiebenten Himmel zu verſetzen. * Ich ging wieder an meine Arbeit. Sinnend ſtarrte ich vor mich hin. Nun waren, ſeit ich mit Gualtiero telepho⸗ niſch geſprochen hatte, vierzehn Tage vergangen. Keine Nachricht, kein Lebenszeichen. Was mochte mit ihm ſein? An Francescos Krankenlager, im Drange der Arbeit war die Zeit zum Nachdenken ſehr knapp geweſen, ich war froh, daß ich an den Abenden, die ich nun wieder zu Hauſe verbrachte, Ruhe hatte. Mit einem freundlichen„buona ſera!“ verabſchiedeten ſich meine Kollegen. Ich war allein im Kontor. Ein Gärt⸗ nerjunge brachte die Abendpoſt, die ſchon ſeit zwei Stunden in der Villa gelegen war. Ich ergriff den ſilbernen Brieföffner auf Francescos i Schreibtiſch, um die Poſt zur Durchſicht vorzulegen. Plötz⸗ lich zuckte ich zuſammen. Ein ſchmales, weißes Kuvert fiel mir in die Hände. Mein Brief an ihn, den ich ſeinerzeit geſchrieben hatte. Er war als unbeſtellbar von Cattarro nach Raguſa und von dort nach Trieſt zurückgegangen. Er hatte ihn alſo nicht bekommen. Wie lange mochte das Schreiben überall liegengeblieben ſein? Nahezu ein Vier⸗ teljahr ſpäter hielt ich es uneröffnet wieder in den Händen. Ein raſcher Schritt. Ich bückte mich und ſchob das Ku⸗ vert zwiſchen die Katalogarbeiten unſeres Sorgenveilchens, die ich auf Nimmerwiederſehen zur Seite gelegt hatte. Be⸗ freit atmete ich auf. Nur ein paar Minuten eher und er hätte das Schreiben in den Händen gehalten. „Haſt du noch eine Stunde Zeit?“ fragte er mich. Ich nickte. „Dann komm mit mir in die Wohnung zum Abendbrot! Die Abende ſind ſo lang, ſeit du nicht mehr bei mir biſt, und auszugehen fühle ich mich noch zu ſchwach.“ Die Fernleitung ſchlug an. Francesco hob den Hörer. „Doktor Salvo bittet dich ans Telephon.“ „Fräulein Ertler“, klang die Stimme Giuſtos,„ich habe hier einen Brief Gualtieros an Sie. Können Sie vielleicht heute abend vorbeikommen und ihn abholen; ſelbſtverſtändlich rechnen wir dann auch zum Nachtmahl auf ihre Geſellſchaft.“ Ich ſchlug die Einladung aus, bat aber Dr. Salvo, mir den Brief durch den Kanzleidiener überbringen zu laſſen, was er mir auch liebenswürdig zuſicherte. Wir waren gerade bei Tiſch, als der alte Mann das Schreiben brachte. Ein Brief von acht Seiten, voll Liebe und Herzlichkeit. Gualtiero ſchrieb, ſeine Krankheit habe ihn gehindert, mir eher Nachricht zukommen zu laſſen. Es werde auch noch einige Tage dauern, ehe er das Zimmer verlaſſen dürfe.„Bis dahin möchte ich ein Bild und einen Brief meiner kleinen Frau“, ſchrieb er,„ſonſt ſprenge ich die Feſtungswälle der vier Frauen, die mich mit ihrer Be⸗ ſorgnis geradezu martern, und laufe krank zu dir. Den Brief übergebe ich Giuſto. Geſchrieben habe ich ihn ſchon lange, konnte ihn aber nicht unbemerkt hinausſchmuggeln.“ Ich ſchüßtelte den Kopf. Weshalb mußte ein ſelbſtändiger Mann von dreißig Jahren einen Brief ſchmuggeln? Stand er denn zu Hauſe ſo unter dem Panto' fel? „eib beinen Brief mit Bild Giuſto!“ ſtand als Nach⸗ „Ar wird mir beides überbringen.“ Nichts haſſe ich mehr als Geheimniskrämereien. Wäre es Francesco jemals eingefallen, einen Brief zu ſchmuggeln? Waram verglich ich die beiden grundverſchiedenen Männer immer miicinander? An hatte doch inen un. el München „Der Fiſch wird kalt“, mahnte Francesco. Ich ſchod den Brief in den Ausſchnitt der Bluſe. Mein Blick begegnete feinen forſchenden Augen, in denen ein mir unerklärlicher Ausdruck lag. Hätte ich den Brief fortwerfen, mich in die Arme dort drüben ſchmiegen können, mit Freuden hätte ich zehn Gual⸗ tiero für einen Francesco geopfert. Im offenen Kamin praſſelte bald ein luſtiges Feuer, der Teekeſſel ſummte ſein freundliches Liedchen und es wurde ſo gemütlich und anheimelnd in dem hohen Raum, daß wir beide in die heiterſte Stimmung kamen. Fröhlich plaudernd ſaßen wir noch eine Stunde zu⸗ ſammen. Francesco horchte plötzlich auf. „Die Bora iſt gekommen“ meinte er dann. Ein leichtes Pfeifen und Ziſchen im Kamin überzeugte mich von der Richtigkeit ſeiner Vermutung. „Gehe nach Hauſe, Kleines!“ bat er.„In einer Stunde raſt der unerwünſchte Gaſt ungefeſſelt durch die Straßen. Ghita ſoll dich begleiten, ſonſt habe ich keine Ruhe.“ Ich erhob mich ſofort und ordnete noch im Schlaf⸗ zimmer die ſchmerzſtillende Medizin, falls die Nacht ſchlaf⸗ los ſein ſollte. Erſchrocken fuhr ich zuſammen, als die hohe Geſtalt plötzlich hinter mir ſtand. „Mütterchen!“ Er preßte ſein Geſicht in mein Haar. Dann ſah er mir ernſt in die Augen. f „Denke daran“, kam es gepreßt von ſeinen Lippen,„daß du einen ehrlichen, treuen Freund beſitzt, kann kommen, was will!“ Ich ſah bang in die ernſten Augen. Von hier war mir noch nie eine Warnung ohne Grund gekommen. Er zwang ſich zu einem Lächeln.„Kleiner Angſthaſe, genieße das Glück deiner jungen Liebe! Ich will es dir nicht wer⸗ bittern, aber es könnte immerhin ſein, daß du mich einmal brauchen kannſt.“ Zu Hauſe erwartete mich Santina ſchon mit Sorge. Beunruhigt ſah ich in ihr blaſſes verweintes Geſicht. „Was iſt, Santina?“ fragte ich ſie. „Doktor Salvo mir haben gekündigt“, ſchluchzte ſie auf. „Du weißt, daß ſeine Schweſter hat geheiratet und ſeine Mutter mit ins Ausland gegangen iſt. Nun will er den großen Haushalt auflöſen und Steffi ein Zimmer mieten. Ich merke ſchon lange, daß ihm das ganze Verhältnis, wie es jetzt iſt, nicht mehr paßt. Er will ſich möbliert einmieten und hat eine Wohnung von zehn Zimmern. Iſt das nicht Wahnſinn?“ „Er will jedenfalls Steffi los ſein, ſie ſpielt ihm zu ſehr Hausfrau?“ fragte ich dagegen. „Selbſtwerſtändlich“, beſtätigte Santina,„das iſt doch immer das Ende vom Lied, bei derartigen Verhältniſſen. Sein es denn mir gegangen beſſer?“ „Nicht weinen, Santina“, bat ich, ſie feſt in die Arme nehmend.„Mein Gehalt reicht für uns beide. Jetzt, wo Francesco hier iſt, brauche ich doch ſo wenig. Bleibe ein paar Monate zu Hauſe und ruhe dich richtig aus! Du ha es nötig.“ i N „Und Eſſen?“ fragte ſie bang. „Kochſt du dir ſelbſt.“ „Und Geld dazu?“ 5 „Bekommſt du von mir. Biſt nun endlich zufrieden?“ „Du ſein mein Kind“, rief ſie glückſelig,„meine goldene, verlorene Kind.“ Sie fing an, bitterlich zu weinen.„Mein Sohn iſt in deinem Alter und ich kenne ihn nicht einmal. Er hält ſeine Mutter für tot.“ „Du Arme!“ Ich küßte ihr die Tränen von den Augen. Wir gingen zur Ruhe. Lange horchte ich auf das un⸗ heimlich raſende Heulen des Windes. „Genieße das Glück deiner jungen Liebe: pfiff und höhnte das entfeſſelte Element. Das ſagte mir der Mann, für den ich jeden Blutstropfen hergegeben hätte. 8* Gualtiero den gewünſchten Brief, legte ihm mein Bild bei und übergab das Schreiben Santina. N i Weihnachten ſtand vor der Türe. Wir erhielten von Steiermark unſere Weihnachtsbäume, die deutſche Familien ſchon vorher beſtellt hatten, da man in Italien den Weih⸗ nachtsbaum nicht kennt, ſondern ihn durch Krippen erſetzt. „Willſt du auch einen haben?“ fragte mich Francesco lächelnd, als er ſah, daß ich die Bäume in leiſem Heimweh betrachtete. f Ich nickte ſtrahlend. N Als ich abends bei fauchender Bora mein Bäumchen wie einen Schatz nach Hauſe trug, wurden mir plötzlich die Augen zugehalten, der Kopf nach rückwärts gebogen und nun hatte ich einem ganzen Sturmangriff ſtandzuhalten. „Gualtiero, Räuber!“ Ich lachte hellauf, als er er⸗ ſchrocken zurückfuhr, während ich ihn mit meinem Bäumchen unter der Naſe kitzelte. f „Komm, gehen wir zu Giuſto!“ lachte er fröhlich.„Er hat uns beide zum Nachtmahl eingeladen.“ Bei Giuſto angekommen, fragte ich nach Santina. Sie ſei bereits weggegangen, bedeutete mir Steffi. Das konnte ich nun nicht recht begreifen: Steffi wußte doch, daß uns Giuſto eingeladen hatte. Weshalb wurde Santina weg⸗ geſchickt? Wir hätten doch zuſammen nach Hauſe gehen können. Steffi war heute ganz Hausfrau, elegant, vornehm ge⸗ kleidet. Ich ſah auf meine einfache, graue Wollbluſe und den dunkelroten Rock. Gualtiero fuhr mir plötzlich durch die Haare: Du biſt ichön genug“, beantwortete er meine unausgeſprochenen Gedanken. Er nahm meinen Kopf zwiſchen die Hände und rute mich ſo wild und ſinnlos, daß ich ihm ungeduldig bedeutete, er möchte darauf Rückſicht nehmen, daß wir nicht allein Am nächſten Morgen ſtand ich ſehr früh auf, ſchrieb an „Atr machens nach. Nur nicht genkeren!“ lachte Steffi. Sie legte die Arme um Giuſtos Hals. Ich ordnete vor dem Spiegel mit brennendem Scham⸗ gefühl mein Haar. Da ſchrak ich zuſammen. Steffi hatte den Kopf Giuſtos an ihre Bruſt gedrückt; über ſein Haar hinweg ſuchten ihre gierigen Augen den Blick Gualtieros und ſaugten ſich fordernd und gewährend an ihm feſt. Ein leiſes Spottlachen verzog die Lippen Gualtieros. Er wandte ſich ab und ging ins Muſikzimmer. Gleich darauf ertönte am Flügel mein Lieblingslied:„Teſoro mio“. 1 Ich blickte Steffi an. Eine kalte Hand griff mir ans Herz. Dieſen Ausdruck hatte ich ſchon einmal in zwei Frauenaugen geſehen. Vor mir ſtand Signorina Erica, als ſie von Francesco die erſte Zurechtweiſung erhalten hatte. Ich ging in den Salon. Wir waren kurze Zeit allein. Ich preßte mein Geſicht in Gualtieros weiches Haar und bat ihn dringend:„Gnaltiero, bitte komm fort! Es iſt ſo ſchmutzig hier.“ 5 Er brach das Spiel ſofort ab und ſah mich forſchend an. Ww, Wir empfehlen uns, ſobald das möglich iſt“, entgegnete er leiſe. Dann zog er mich wieder heiß an ſich. „Wir ſind in einem fremden Heim!“ Ich wehrte ſeint Zärtlichkeiten ungeduldig ab. „So ſchicke doch die alte Gans, die Santina, fort“ ent⸗ gegnete er gereizt,„dann komme ich in dein eigenes Heim. Glaubſt du denn, ich habe immer Luſt, bei fauchender Bora mein Mädel zu küſſen und mich auf den Tod zu erkälten?“ „Ich empfange keine Herrenbeſuche“, war meine kalte Antwort. 0 „Bitte zu Tiſch!“ unterbrach Stefft die unerfreuliche Auseinanderſetzung. a Während des Eſſens kam Salvo wie durch Zufall darauf zu ſprechen, daß er ſeinen Haushalt auflöſen und Steffi ein Zimmer mieten wolle. i „Ich gehe dann auch ins Kontor“, verſicherte Steffi ernſthaft.„Sag Fritzerl, kann dein Chef keine zweite Kraft brauchen?“ „Ich werde ihn fragen.“ Ruhig ignorierte ich den Spott. „Signorina, die zukünftige Hausfrau Steffis hätte noch ein entzückendes Zimmerchen“, taſtete Salvo vorſichtig vor. „Santina iſt Ihnen doch eine entſetzliche Laſt und wird jetz zudem arbeitslos. Das Zimmer koſtet ſechs Kronen im Monat. Sie wären dann für ſich allein und hätten von dieſer ewigen Kontrolle Ruhe. Zudem habe ich einen Freund, der Sie als Sekretärin mit 150 Kronen Anfangs⸗ gehalt ſofort engagieren würde. Weshalb bleiben Sie in einer Stellung, in der man Sie ausnützt bis aufs Blut und ertragen die bekannten Launen Ihres jähzornigen Chefs?“ „Weil bei dem jähzornigen Ehrenmann, den ich über alles ſchätze, eine reine ſaubere Luft weht, Herr Doktor“, entgegnete ich ſchneidend. Mein Blick wich nicht von den Geſichtern der beiden Herren, die ſich durchſchaut ſahen und mir verlegen auswichen. „Nichts im Leben iſt umſonſt“, fuhr ich fort.„Aus Menſchenfreundlichkeit läßt mir keine Hausfrau ein Zimmer um ſechs Kronen. Entweder es bezahlt den Reſt ein anderer oder es ſtimmt in dieſem Hauſe ſonſt etwas nicht. Santina gehört zu mir in der ſchlechten Zeit, die jetzt für ſie kommt, wie ich in den Tagen ſchwerer Not zu ihr gehörte. Sie iſt mir keine Laſt, ſondern ein lieber guter Kamerad, ihre Kontrolle kein Hindernis, denn ich habe ja nichts zu ver⸗ bergen. Ich denke nicht daran, meine Stellung zu wechſeln. Ich fürchte die Arbeit nicht———“ „— und verſtehſt dich geradezu glänzend mit deinem Chef“, vollendete Gualtiero ſpöttiſch.„Ich will aber nicht“, fuhr er dann wütend in die Höhe,„daß du noch länger bei dieſem Manne bleibſt, der dich liebt und den ich haſſe wie keinen anderen Menſchen.“ Er hielt inne. Ich hatte mich erhoben und verließ das Zimmer: riß meine Mütze und den Mantel vom Nagel des Garderoben⸗ ſtänders, nahm mein Bäumchen und floh gehetzt aus dieſem Hauſe, um es nie wieder zu betreten. In dieſer Nacht ſchien die Bora ihre Kraft erſchöpft zu haben. Der nächſte Tag war ſonnig und hell, vollkommen windſtill und erinnerte an den lachenden Frühling. Francescos durchdringende Augen ruhten während der Arbeit öfters auf mir. „Fühlſt du dich nicht wohl?“ fragte er mich endlich be⸗ ſorgt.„Du biſt ſo bleich.“ Wie gerne hätte ich ihm alles erzählt, ihm meine Not und Enttäuſchung anvertraut: aber ich fürchtete ſeinen Jäh⸗ zorn. Etwas mußte zwiſchen ihm und Gualtiero geweſen ſein. Ich wollte nicht Oel in das Feuer gießen und zwei Feinde neuerdings gegeneinander hetzen. In tiefen Gedanken verließ ich abends das Geſchäft. Nun würde ich Gualtiero wohl nicht mehr ſehen. Es war ausgeſchloſſen, daß der ſtolze, vornehme Italiener mein geſtriges Benehmen verzieh. „Fritzerl!“ tönte eine fröhliche Stimme neben mir und dann verſperrten mir drei Perſonen den Weg: Gualtiero, Giuſto und Steffi. „Ein ganz kleines Stückerl können wir miteinander⸗ gehen“, lachte Steffi. 5 Die beiden Herren gingen voraus, Steffi und ich folgten. Steffi hielt meinen Arm feſt. „Du Fritzerl“, ſagte ſie leiſe.„Gualtiero will dich heiraten. Er hat's dem Giuſto geſagt; aber du mußt weg von deinem Chef und Santina. Er will dich für ſich allein haben. Er iſt auf deinen Chef raſend eiferſüchtig.“ „Francesco!“ Alles in mir ſchrie nach dem treuen Freund. Hielten mich die drei wirklich für einen ſolchen Idioten, daß ich dieſes Manbdber nicht durchſchante? Eine Falle. in Form eines Heiratsantrages durch einen Dritten! Fortſetzung folgt) 2 eO 6 * ,, — SS — — 1 1 rr r——rꝘũſ—— . tte ar 5 60 cd * . 6 1 — * Bekanntmachungen Ortsgruppe ber N. S. d. A. P. Biernheim a NS.⸗Beratungsſtunde jeden Montagabend von 20—21 Uhr. Dien ſiſtunden der Pol. Leitung nur Donnerstags 20—21 Uhr— Dienſtſtel le: Adolf ditlerſtraße 19 Lokale Nachrichten Viernheim, den 11. November 1937 Auſer Tagesſpruch Den Eigenſinn laſſet herrſchen nie! Wollt ihr's auch nicht bekennen: Man wird doch ſtets„die Energie der Dummheit“ ihn benennen. Arnold Bohs. * 9 Mas dle Ceute sagen Nein, es kann mir und dir nicht gleich ſein, was die Leute von uns ſagen. Denn wir leben nun einmal zwiſchen ihnen, mit ihnen. Wir ſind 5 ſie angewieſen, und es kann ſehr nach⸗ teilig oder 2 ſehr nützlich ſein, wie ſie ur⸗ teilen und was ſie reden. Wenn man ſie nicht brauchte, könnte man es halten wie jene Frau, die zu ihrer Freundin ſagte:„Bitte, erzähle mir nie, was die Leute über mich ſagen; ich mill nichts Unangenehmes hören“. Womit die Frau bewies, daß ſie ſehr klug war und ihre Mitmenſchen genau kannte. Denen fällt es viel leichter, etwas Unangenehmes zu erfinden, als etwas Angenehmes gelten zu laſſen. Und do ollte man meinen, daß ſie zuweilen auf ſi elber ſchlöſſen. Da ſie von ſich beſtimmt viel lieber Gutes als Ungutes hören, läge es nahe, dieſe löbliche Uebung bei ſich ſelbſt zu begin⸗ nen. Zumal ſich etwas Gutes viel licher und ungefährlicher erzählt als etwas Ungutes, bei dem man vielleicht tuſcheln muß, was nicht ausſchließt, daß es ſchon morgen alle Winde weitertragen. Aber auf dieſen naheliegenden, ja ſelbſtverſtändlichen Schluß iſt e viel ſchwerer zu kommen als auf den falſchen, mit dem man ſich zuweilen in die Neſſeln 125 zen kann. Und doch kann man auch in dieſem Falle nicht das Kind mit dem Bade ausſchüt⸗ ten. Was die Leute ſagen, das iſt ein ſehr 1155 Zaun, über den keiner gern hinwegſetzt. 5 11 manche Tugend, die gerühmt wird, hat 9 rſache in der Scheu vor dieſem Zaun, viel weniger in dem Drange, den das eigene Herz befiehlt. Aber es mag Fälle geben, in denen es zur Lebensnotwendigkeit wird, zu ſagen: ich pfeife auf das, was die Leute ſagen und denken, mir ſelbſt bin ich verantwortlich, es iſt mein Glück und meine Not, und keiner trägt mit oder iſt imſtande, mir helfend zur Seite zu ſtehen. Es gehört vielleicht ein klein wenig Mut dazu, aber es iſt wohl manchmal nötig, ſich einen Weg ins Freie zu bahnen, ſelbſt wenn ein paar Löcher ins Kleid geriſſen werden. Und wenn das gut iſt, was man tut, was hat es dann auf ſich, wenn es von den Leuten, die im Grunde eine Menge Niemand ind, als ſchlecht bite wird? Die Welt at ſchon immer ein kurzes Gedächtnis gehabt, und ſogar die geſchriebene Weltgeſchichte iſt nicht unbeſtechlich. Verbilligter Sonderzug der Kd F. Gauwaltung nach Frankfurt zur Gau ulturausſtellung— Sonntag, 14. November Wer fährt mit— der melde ſich ſofort bei Kdß⸗Ortswart Pg. Weidner, Repsgaſſe 9— und noch Donnerstagabend, von 8—9 Uhr, in der Parteidienſtſtelle Anläßlich der im Rahmen der Gaukultur⸗ woche gezeigten Gau⸗Kulturausſtellung ver⸗ bunden mit Rundfunkſchau werden im Auf⸗ trag der Gäupropagandaleitung der NSA Gau Heſſen⸗Naſſau, Kdß⸗Sonderzüge aus allen Teilen des Gaugebietes nach Frank furt a. M. fahren. Der Eintrittspreis für dieſe Ausſtellung beträgt für Sonderzugsteilnehmer 50 Pfg. Dieſe Karten werden von den Ab ⸗Deenſiſtef len gleichzeitig mit den Sonderzugskarten ab⸗ gegeben. Der erſte Sonderzug fährt am kommenden Sonntag, 14. November, ab Bensheim 10.30 Uhr. Der Fahrpreis ab Bensheim bis Frank⸗ furt und zurück beträgt 1.35 RM. Für die Hin⸗ und Rückfahrt ab Viernheim bis Bens⸗ heim wird gegen Vorzeigen der Sonderzugs⸗ karte 75 Prozent Fahrpreisermäßigung ge⸗ währt. Viernheim ab OEG morgens 8.42 Uhr Weinheim ab 9.20 Uhr. Rückfahrt ab Frankfurt 20.26 Uhr, Bens⸗ heim an 21.28 Uhr. Anſchluß in Bensheim ab 21.42 Uhr, Weinheim an 21.57 Uhr, Wein⸗ heim OEG ab 22.03 Uhr. Bei der Anmeldung— bei Kdßß⸗Ortswart Pg. Weidner, Repsgaſſe 9, bis Donnerstag 20 Uhr, und ſodann noch von 20—21 Uhr in der Parteidienſtſtelle— iſt der Fahrpreis und für die Eintrittskarte zur Ausſtellung der Ge⸗ ſamtbetrag von Mk. 1.85 gleichzeitig zu zah⸗ len.— Zu 5 Sonderfahrt ſind all Volks⸗ genoſſen und Volksgenoſſinnen eingeladen. 4 Kampf. Viele ſehen nur das Grau der Tage, merken, daß der Abend eher kommt und morgens die Sonne auf ſich warten läßt. Sie 1 über Regentage, denken an Winter⸗ mantel und Filzpantoffeln und ſetzen ſelbſt eine Miene auf wie grauer Novemberhimmel. Aber man muß den Kampf in der Natur ſehen. Sich an Sonnentagen der Natur verbunden fühlen, das iſt leicht. Aber ſchöner faſt iſt dem Naturfreund dieſe kämpferiſche Zeit. Im⸗ mer ſtürmiſcher werden die Angriffe des Win⸗ ters. Heute noch Farbenglut in Laubbäumen, morgen ſchon rauhe Winde, die ſie zerwühlen und die Blätter entführen. Heute noch ein gar freudevolle Sonnenſtunden und morgen egen, der alle Pracht zu Boden peitſcht. Kälter wird's. Dort wird die zarte Pracht der Blüten geknickt, doch da blühen dennoch Büſche auf in Gelb und Weiß, als wollten ſie trotzen, als wollten ſie ſelbſt die Sonne erſetzen. Dem Winter wirds nicht leicht. Es bedarf ordent⸗ licher Arbeit 1 5 Geſellen Sturmwind, Re⸗ gen und auch baldigſt einkehrenden Froſtes, ehe das letzte Blatt fällt, ehe alles ſchläft und das große Schweigen einzieht in die Winter⸗ natur. Immer und ewig bleibt dieſer Kampf. Abbild iſt er unſeres eigenen Lebens mit ſei⸗ nen hellen und ſeinen uen Tagen, mit ſeinen Stürmen und Wolken und ſeiner Sonne. Aber wer in dieſer Kampfzeit natur⸗ nahe bleibt, dem erhöht ſie das Leben und dem ibt die Natur Kräfte für ſeinen eigenen ampf um Lenz und Sonne. Hausmuſik. Man hat die Hausmuſik tot⸗ geſagt. Man hat ja Schallplatten, man hat ja den Rundfunk, man hat ja„Allerlei von 2 bis 3“. Welch eine Verkennung der Dinge! Als ob der kleine Max nicht leidenſchaftlicher Fußballer wäre, trotzdem es Berufsſpieler gibt! Als ob man mit dem Schlittſchuhlaufen gar nicht erſt anzufangen brauchte, weils die Mari Herber doch beſſer fertig bringt! So gut wie e und Schlitlſchuhlaufen eine Freude iſt, die um nichts geſchmälert wird, weil es„Kanonen“ gibt, ſo gut iſt das Mu⸗ ſizieren ſprudelnder Quell der Freude auch, wenn mans nicht ſo meiſtert wie unſere Künſt⸗ ler. Darauf kommt es ja gar* an. Man muſiziert ja gar nicht für andere. Man kann's ganz allein, aus reiner kindlicher Freude an den Tönen, man kann's zu zweien und zu dreien und füllt Stunden des Zuſammenſeins mit, Sonne. Hausmuſik iſt nämlich Muſik, die man.. ſelbſt macht. Hausmuſik, die gibt's auch draußen im Freien. Und hat man kein Klavier, dann geigt man, und hat man keine Geige, dann flotet man, und habt ihr gar nichts, dann tut den...„Schnabel“ auf und ſingt! Jawohl. Die Hausmuſik, die kriegt kein Radio tot und kein mechaniſches Inſtru⸗ ment, ſolange es noch Menſchen gibt mit Seele und mit Gemüt! Und wollt ihr nicht, daß die inneren Quellen der Freude bei euren Kindern verſiegen, dann laßt ſie muſizieren! Kein Grund zu beſonderer Ang⸗ ſtigung. Die Maul⸗ und Klauenſeuche, von der vor allem unſere Rinderbeſtände, daneben aber auch Schweine, Schafen und Ziegen, ſo⸗ wie auch Wild, wie Hirſche und Rehe ergrif⸗ U ö eiten, zu denen unter den menſchlichen Krank⸗ eiten z. B. Pocken, Scharlach und Grippe gehören. Der Erreger iſt mit unſeren optiſchen Ne nicht ſichtbar und kann von den ieren, die erſt nach 5 bis 7 Tagen äußerlich erkrankten, ſchon vor der ſichtbaren Erkrankung ausgeſchieden werden. Schon hieraus erklärt ſich die 909 Gefahr der Verſchleppung Die Krankheit kann auch durch den Menſchen über weite Strecken verſchleppt werden.— Zur Zeit ſind an der ganzen deutſchen Weſtgrenze etwa 60 Kreiſe und Amtsbezirke mit rund 2000 Gehöften verſeucht. Der bisherige Ver⸗ lauf der Seuche kann nicht als bösartig be⸗ zeichnet werden. Die Verluſte an Tieren be⸗ ſchränken ſich N ausschließlich auf die be⸗ londers empfindlichen Jungtiere, Kälber und Ferkel und ſind daher bisher glücklicherweiſe gering. 5 Winter ⸗Arlaubsjahrten 37•38 der NSG.-„Kraft durch Freude“ Das Winterprogramm der NSG„Kraft durch Freude“ liegt nun feſt. Uß 1728 v. 25. 12.—2. 1. Bad Tölz 7 15 werden, rechnet zu den ſog. Viruskrank⸗ UF 2,38 v. 26. 12.—2. 1. Rhön OF 1/38 v. 8. 1.—15. 1. Schwarzwald O5 2,38 v. 16. 1.—23. 1. Schwarzwald Of 3/38 v. 19. 1.—30. 1. Schwarzwald UF 3/38 v. 5. 2.—12. 2. Rhön— Gersfew UF 4/38 v. 12. 2.—27. 2. Allgäu Pfronten UF 5/38 v. 12. 2.—20. 2. Lamer Winkel U 6/38 v. 19. 2.—27. 2. Oberammergau UF 7/38 v. 7. 3.—21. 3. Reit im Winkel UF 8/38 v. 5. 3.— 13. 3. Allgäu— Pfronten OF 4/38 6. 2.— 19. 2. Kleines Walſertal (Skiſportlehrgänge) Oß 5/38 v. 20. 2.—5. 3. Kleines Walſertal (Skiſportlehrgänge) Anmeldungen für die UF 1/38 und UF 2/38 werden ab ſofort bei der Kreisdienſt⸗ ſtelle Bensheim⸗Heppenheim in Bensheim ſo⸗ wie bei ſämtlichen Ortswarten der NSG „Kraft durch Freude“ entgegen genommen. YYY /// Haſt du dich ſchon zu dem Sonderzug der Gaukulturausſtellung angemeldet? An⸗ meldungen nimmt die Dienſtſtelle der NS-⸗Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ an. /// Sparjamkeit im Haushalt Durch Sparen im Haushalt kann jeder dazu beitragen, im Intereſſe der Mehrung des Volksvermögens wertvolle Arbeit zu leiſten. Eine Unmenge Möglichkeiten gibt es, Abfall- ſtoffe und Gebrauchsgegenſtände, die ſcheinbar für den Haushalt wertlos geworden ſind, zu irgend einem anderen Zweck noch zu verwen⸗ den. Beiſpielsweiſe können aus rangierte Tor⸗ niſter, Schuhe, Stiefel, zerriſſene Ledertaſchen ſowie N perſchliſſene Lederriemen, Gürtel und ſonſtiges Lederzeug vielſeitig ver⸗ wendet werden. Größere Lederſtücke laſſen ſich zum Aus beſſern anderer Schuhe, Taſchen uſw. benutzen, während der Reſt zu kleinen Stücken geſchnitten und unter die Schuhſohlen geklebt, dem Schuhzeug eine um viele Wochen längere Haltbarkeit r Beſonders gute Teile des alten Materials könnte man noch zur Anfer⸗ tigung neuer Dinge, wie Schlüſſeltaſchen, Geldbörſen uſw. verwenden. Aber auch Sachen, die man ſelbſt weniger gebrauchen kann, darunter altes Papier, Zei⸗ tungen, Knochen, Lumpen, verdorbene Fette und Oele dürfen nicht verkommen, ſondern man liefere ſie an die Sammler, die 05 den einzelnen Induſtriezweigen zur Verarbeitung in die mannigfachen neuen Gebrauchsartikel zuführen. Zur Einſparung von Gas empfiehlt es ſich, ſteis nach dem Ankochen den weiteren Kochprozeß bei weſentlich perkleinerter Flam⸗ me vorzunehmen. Durch das Aufeinanderſet⸗ zen verſchiedener Täpfe, nachdem ihr Inhalt jeweils vorher zum Sieden gebracht wurde, läßt ſich eine weitere Gaserſparnis erzielen. Auch beim Waſſerkochen ſollte man nur ſo piel Waſſer in den Keſſel füllen, als es für den jeweiligen Zweck notwendig iſt. Man han⸗ delt auch gewiß nicht kleinlich oder geizig, wenn man von Paketen den Bindfaden und das Packpapier löſt und beides an einem be⸗ ſtimmten Platz W wozu auch Knebel zum Tragen von Paketen ſowie ſonſtige hin und wieder brauchbare Dinge wie Korken, Nä⸗ gel, Stecknadeln, Reißſtifte, Knöpfe, Stoffreſte uſw. gehören. So gibt es noch viele Möglich- keiten, ſparſam hauszuhalten. Dauer des Leiſtungskampies Der Beauftragte für die Geſamtdurchfüh⸗ rung des Leiſtungskampfes der deutſcken Be⸗ triebe, Reichsamtsleiter Dr. Hupfauer, befaßt ſich in einer von der Deutſchen Arbeitsfront herausgegebenen Broſchüre mit der Frage der Dauer des Leiſtungskampfes. Am Feiertag der Nationalen Arbeit 1938 wird der Führer Aus. gabe von Brennſtoffgutſcheinen! Am Freitag, den 12. November 1937, fin⸗ det die zweite Ausgabe von Kohlenſcheinen ſtatt. Die Ausgabe erfolgt in folgender Rei⸗ henfolge in unſerer Geſchäftsſtelle: Vorm. von 8.30 bis 9.30 Uhr Buchſt. AB Vorm. von 9.30 bis 10 Uhr Buchſt. D Vorm. von 10 bis 11 Uhr Buchſtabe G— Vorm. von 11 bis 12 Uhr Buchſtabe K—9 Nachm. von 2 bis 3 Uhr Buchſtabe M Nachm. von 3 bis 4 Uhr Buchſtabe R—St Nachm. von 4 bis 5 Uhr Buchſtabe TW Die Reihenfolge iſt einzuhalten und von den Arbeitsloſen die Stempelkarten vorzu⸗ legen. Winterhilfswerk des deutſchen Volkes 1937/88 Ortsgruppe Viernheim PPP db des deutſchen Volkes zum zweiten Male in feierlicher Sitzung vor der Reichsarbeitskam⸗ mer die Namen der von ihm zu nationalſozia⸗ liſtiſchen Muſterbetrieben erklärten Betriebe verkünden. Es iſt die Hoffnung aller, ſo führt Reichsamtsleiter Dr. Hupfauer aus, daß der Führer eine große Zahl von Betrieben für würdig erachten kann und daß dieſe Zahl von Jahr zu Jahr wächſt, ſo daß dem Wunſche des Führers in nicht allzu ferner Zeit entſprochen ſein wird, vor der Reichsarbeitskammer die Erklärung abzugeben, die ganze deutſche Wirt⸗ ſchaft iſt ein„Nationalſozialiſtiſcher Muſter⸗ betrieb“. Immer noch ſaͤhrlich etwa 8000 frbeitstete und 1,3 millionen Arbeſtsverletzte! Schutzvorrichtungen und ſonſtige Maßnahmen zur erheblichen Verringerung dieſer Verluſte nitzen nichts, wenn nicht jeder einzelne Werk tätige von ſich aus verantwortungs⸗ bewußte Mitarbeit leiſtet. Jeder Betri⸗ös⸗ angehörige muß allmählich erkennen lernen, daß er mitverantwortlich iſt gegenüber Betrieb, Familie und Volk für jeden ihm anvertrauten Wert. Dieſes Ziel kann nur durcheine entſprechende Aufklärungsarbeit erreicht werden. In dieſem Sinne bat Die Deut ſche Arbeits front, Zentralbüro— Sozialamt den nunmehr zum 12. Male erſcheinenden Unfall verhütungs Kalender 1938 geſtaltet. Er ſoll die Aufklärungsarbeit für Unfallverhütung und Arbeitsſchutz in jedem Betriebe unterſtützen belfen. Jeder Betriebsfübrer ſtellt ſich durch Verbreitung des Unfallperbütungs Kalenders der Deutſchen Arbeitsfrent in den Dienſt der Schadenverbütungsarbeit, die mit zu den wichtigen Aufgaben im Rahmen des Vieriabreeplones gebört. Kühl und unbeſtändig Begünſtigt durch ein ſtarkes Hochdruckge⸗ biet über dem Oſtatlantik und lebhafte Wir⸗ beltätigkeit im Oſtſeeraum erfolgte ein Vor⸗ ſtoß arktiſcher Kaltluft auf das Feſtland. Sie brachte bei der Verdrängung der vorgelagerten feuchten Meeresluft auch unſerem Gebiet ver⸗ breitete Niederſchlagstätigkeit, die mit fort⸗ ſchreitender Abkühlung im Gebirge vielfach in Schnee übergingen. Die weitere Zufuhr fri⸗ ſcher Kaltluft iſt bereits abgeſchnetten, dach bleibt ziemlich kühles und unbeſtändiges Wel⸗ ter erhalten. Donnerstag: Veränderliche Bewölkung mit wiederholten, meiſt ſchauerartigen Nie— derſchlägen(im Gebirge teilweiſe Schnee), Temperaturen in den Niederungen um etwa 5 Grad, nachts nur vereinzelt leichter Frost, lebhafte Winde aus meiſt weſtlichen und nörd⸗ lichen Richtungen. Freitag: Vorausſichtlich kälteres Wet⸗ ter mit Nieberſchlägen. 2——. — 5 ——————— e Arteil im Lützeljachjener Branbſtijterprozeß Es erhielten: Jakob Baier wegen ver⸗ ſuchter Brandſtiftung in Tateinheit mit vol⸗ lendeter Brandſtiftung in drei Fällen 4 Jahre Zuchthaus, ohne Anrechnung der erlittenen Unterſuchungshaft. Außerdem wurden ihm die bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 5 Jahren abgeſprochen. Sein Bruder Willy Baier wegen verſuchter Brandſtiftung in Tateinheit mit vollendeter Brandſtiftung in einem Fall, unter Zubilligung mildernder Um⸗ ſtände wegen ſeiner Jugend, 10 Monate Ge⸗ Füingnis, abzüglich 5 Monate Unterſuchungs⸗ haft. Erwin Lochbühler wegen Nicht⸗ anzeige eines beabſichtigten Verbrechens 5 Monate Gefängnis, die durch die Unterſu⸗ chungshaft als verbüßt gelten. Die übrigen Angeklagten Karl Reffert, Fritz Schrö⸗ der, Karl Müller und Jakob Loch⸗ bühler wurden freigeſprochen. Zu dieſem Urteil gab der Vorſitzende, Land⸗ gerichtsrat Dr. Petters, eine eingehende Be⸗ gründung. Mit Recht konnte er behaupten, daß durch dieſen Prozeß an das Gericht, in Hinſicht auf pſychologiſche Durchdringung, Lebenserfahrung und juriſtiſche Klärung der Sachlage außerordentlich hohe Anforderungen geſtellt wurden. Durch das Verhalten des Jakob Baier war die Beweisaufnahme ohne Zweifel ins Schwanken geraten. Von ſeiner Glaubwürdig⸗ keit hzw. Nichtglaubwürdigkeit hing ja das Schickſal des Prozeſſes und damit das der Angeklagten ſelbſt ab: Das Gericht hatte in Bezug auf Jakob Baier drei Hauptfragen zu beantworten. 1. Iſt es denkbar, daß ſich einer ſechs Monate lang ſelbſt bezichtigt? 2. Kön⸗ nen Motive gefunden werden, daß einer ſeinen eigenen, jüngeren Bruder eines Verbrechens bezichtigt? 3. Iſt es möglich, daß einer, der über keinen eigenen Grund und Boden verfügt, Bauern eines Verbrechens bezichtigt? Die erſten beiden Fragen wurden verneint. Jakob Baier hat ein halbes Jahr lang ſeine Selbſtbeſchuldigungen aufrecht erhalten. Er hat ohne zwingenden Grund zugeſtanden, al⸗ lein die drei Brände gelegt zu haben und haargenaue Angaben über die näheren Um⸗ ſtände gemacht. Für das Gericht beſtand kein Zweifel, daß die erſten Angaben richtig waren. Abgeſehen davon, daß ſie gedeckt wurden durch Durch günſtigen Einkauf bin ich in der Lage TTarue Herrenhaldschune in braun und ſchwarz Boxcalf, ſowie Herrenlack mit atteinsatz prima Qualität, moderne Form zum Preiſe von ik. 9.75 abzuſetzen. Weiter finden Sie bei mir in modernſten Damenschunen große auswanl bei billigſter Berechnung Fchungeschal Plenning Seegarten ſtr. 10 Beachten Sie bitte meine Schaufenſter! Vereins⸗Anzeiget Turnverein von 1893 Die Turnſtunde der Turnerinnen fällt heute abend aus e eee, Friſchen weißen Herren- und Burschen. 5 Anzüge Kühe bei Karl Eppel in großer Auswahl bei Kiesſtraße Gg. Marlin neben der Post echt Eiche mit 2 7 Nußb.⸗Einl. n, e mod. m. kl. Beiz⸗ fehler, Ztüriger Schrank/ für Wäſche, 2/8 für Kleider, 2 Betten 2 Nachtſchränke m. Glaspl., 1 Fri⸗ ſierkomm. m Ztei Spiegel kompl. daher 295. Schlafzimm. D s,, xx, Billig Biũig Zeugenausſagen. Auch der einzige objektive Beweis, nämlich die Fußſpur auf dem„Mäu⸗ erle“ und das abgebrannte Streichholz da⸗ neben, deutet allein auf Jakob Baier. Das Gericht hat auch keine Gründe erkennen kön⸗ nen, die den Baier veranlaßt hätten, ſeinen eigenen Bruder, mit dem er im beſten Einver⸗ nehmen lebte, widerrechtlich der Mittäterſchaft zu beſchuldigen. Sicher hat er die Wahrheit geſagt, als er ſeinen Bruder vor dem Staats⸗ anwalt aufforderte, doch zu geſtehen, weil ja doch nichts mehr zu retten ſei. Dagegen mögen Gründe, die Bauern, alſo die Hausbeſitzer hineinzureiten, wohl vorhanden geweſen ſein. Vielleicht war es weniger der Haß des Nicht⸗ beſitzenden gegen die Beſitzenden, als vielmehr ſeine Einſicht, daß er allein büßen müſſe. Wie wenig von den ſpäteren Angaben des Baier zu halten iſt, beweiſen ja am beſten ſeine Anſchuldigungen während des Haupt⸗ verfahrens. In ſeinem Widerruf im Unter⸗ ſuchungsgefängnis, mit dem er ſich von jeder Schuld befreien und alles den anderen zu⸗ ſchieben wollte, wußte er noch nichts von ſei⸗ nem Zuſammenſtoß mit Reffert vor dem Schuppen der bereits brennenden Scheune von Schröder. Dieſes ſchwerſte Argument brachte er erſt in der Hauptverhandlung und auch nur ſo ganz nebenher vor. Dieſe Anſchuldigung wurde durch Zeugenausſagen ſofort widerlegt. Aber auch ſonſt ſtellte ſich auf Schritt und Tritt heraus, wie wenig es Jakob Baier auf die Wahrheit ankam. Deshalb konnte ſeinen Angaben bezüglich der Mitangeklagten keinen Glauben geſchenkt werden. Von Refferts Karl hatte man ja überhaupt kein eigenes Geſtänd⸗ nis, bei Schröder hat man angenommen, daß ſeine erſten Angaben mit dem Schuldgeſtänd⸗ nis nicht dem Tatbeſtand entſprächen, Karl Müller und Jakob Lochbühler mögen wohl von einem bevorſtehenden Brand durch Baier erfahren haben, ſie nahmen aber dieſe An⸗ kündigung nicht ernſt. Willy Baiers aktive Teilnahme beim Brand Schröder wurde ja durch Zeugenausſagen bewieſen. Auch über die Mitwiſſerſchaft des Erwin Lochbühler beſtand für das Gericht kein Zweifel. So hat ein ſchweres Verbrechen, doppelt ſchwer im Zeichen des Vierjahresplanes, deſ⸗ ſen Gelingen von der unbedingten Erhaltung 1 Zimmer] Zwangsverfeigerung. und Küche erben 1657, 0 gde. ovember 1937, vormittags 8Uhr, anEinzelperſon od. verſteigere ich in Hüttenfeld öffent⸗ junge Leute zu ver- lich, zwangsweiſe meiſtbietend gegen mieten. Barzahlung Näh. Auskunftst. in der Geſchäftst./ 100 Sack Knochenmehl 75 5 Zuſammenkunft der Steiglieb⸗ b i 1 f Bür⸗ 1 Zimmer eee Seng. und Küche Lampertheim, 10. Nov. 1937 an ält. Leute oder Vater, Gerichtsvollz. in Lamperth. Einzelperſon besen, eee Zur Fplenung! Bismarckſtr. 48 Ein ſtarkes Mehl Type 502 ½ kg 22 Mehl i. Beutel 1 kg 50 Lauler- lenwein f ede zu verkaufen. Noſinen Lorſcherſtr. 25. Korinthen, Mandeln, PD Eier, Puderzucker, Frllene Fische Zitronen Eß⸗u. Backäpfel Friſche Hefe 50 g 0.08 Vackpulver 3 Beutel 0.20 Roſenkohl, Vanillzucker 3 Beutel 10 Blumenkohl, Spinat und alles HAF F E E andere Gemüſe in den bekannt guten täglich friſch bei Qualitäten 125 g 75, 70, Hügelſtr. eke er 8. 60.„ 55 Seefriſche N f Fische ima fldlchenwelne Kabliauu Filet in großer Auswahl! Wermuthwein adle 2 Literſlaſche o. Gl. 90 Bismarckſtr. Große Auswahl in — Pralinen, Schokoladen u. ſ w. Brautleute! 30% Na batt! Billige neue Schlalzummer] Gedecke-Nach. eingetroffen. aller Werte abhängt, ſeine Sühne gefunden. Jakob Baier nahm ſein Urteil an, ohne daß man ihm die geringſte Erregung anmerkte. Auch die Freigeſprochenen reagierten nicht ſichtbar auf das Urteil des Gerichts. Nur Refferts Karl löſte ſich aus ſeiner Starrheit und bekam feuchte Augen.— Die Akten der Lützelſachſener Brandſtiftungen ſind geſchloſ⸗ ſen. Mannheim.(Bei elf Verkehrsunfällen zwei Verletzte). Im Laufe des 9. Novembers ereigneten ſich elf Verkehrsunfälle. Glück⸗ licherweiſe zogen ſich hierbei nur zwei Perſo⸗ nen leichtere Verletzungen zu, während meh⸗ rere Fahrzeuge zum Teil recht erheblich be⸗ ſchädigt wurden. Die Schuld iſt in der Mehr⸗ zahl der Unfälle auf Verletzungen des Vor⸗ fahrtsrechtes zurückzuführen.—(Verkehrs⸗ überwachung). Wegen verſchiedener Uebertre⸗ tungen der Reichsſtraßenverkehrsordnung wur⸗ den 27 Perſonen gebührenpflichtig verwarnt und an ſieben Kraftfahrzeughalter wurden rote Vorfahrtsſcheine ausgegeben, weil ihre Fahrzeuge techniſche Mängel aufwieſen. Beiſetzung nach 900 Jahren im Kaiſerdom Zweite Ausgrabung um den Steinſarg der Königin Gunhild auf der Kloſterruine Limburg Speyer. In der Kirchenruine des Klo⸗ ſters Limburg wurde der bereits 1935 auf⸗ gefundene Steinſarg der Königin Gunhild in dieſen Tagen nochmals freigelegt. Das Grab war bei der Zerſtörung der Limburg 1504 geplündert worden. Nur ein Teil der Gebeine der Königin fand ſich noch im Sarg vor. Dieſe ſollen im nächſten Jahr, 900 Jah⸗ re nach ihrer Beiſetzung in der Limburg, in der Reihe ihrer Familienangehörigen aus dem Haus der Salier im Kaiſerdom zu Speyer beigeſetzt werden. Die diesmalige Ausgrabung ſollte der Feſtſtellung dienen, ob in der unmittelbaren umgebung des Sarges noch weitere Reſte der Leiche zu fin⸗ den ſeien. Die Unterſuchung iſt aber negativ verlaufen. Der Boden der Kirche ruht auf einer ſtarken Kulturſchicht aus vorgeſchicht⸗ licher Zeit, die auch außerhalb des Kloſter⸗ geländes, auf dem ganzen Berggipfel, bei früheren Grabungen feſtgelegt worden iſt. In dieſer Kulturſchicht ruhte der Sarg. Als man ihn in den Boden damals verſenkte, hat man ein Loch gegraben, das nicht größer Cs Coint cc der weg nach der Saarstraße Alle Tage erhalten Sie bei uns Ihren See⸗ fiſch friſch wie aus dem Netz Wir empfehlen: Kabliau o /K Schellfiſch /K„„45 Seelachs o /K„„. 35 3 eee Goldbarſch o/„„40 Kro cha brenn 500 g. 40 Filet v. Kabliau 500 g 4.58 125 g. 24 Vlernheim Sdarstr. 47 war als man es zur Aufnahme des Sarges benötigte. Bei der Plünderung des Grabes wurden die fehlenden Gebeine vermutlich auf den Boden der Kirche geworfen und ſind hier reſtlos verſchwunden. Bei dieſer detz⸗ ten Grabung aber fanden ſich in der ſchwar⸗ zen Kulturſchicht in dichter Umgebung des Sarges zahlreiche Gefäßreſte aus dem erſten Jahrhundert v. Chr. ſowie aufgeſchlagene Tierknochen von den Mahlzeiten der dama⸗ ligen Bewohner des Bergs. Die Grabung förderte weiterhin auf der Nordſeite des Sarges eine in weſtöſtlicher Richtung ver⸗ laufene Mauer, die von der Stammburg der Salier herrühren muß, von welcher umfang⸗ reiche Fundamentreſte bereits 1935 auf der Oſtſeite der Kirchenruine aufgedeckt worden waren. Ein großer Teil der Burg ſcheint demnach von der Kirche überbaut worden zu ſein. Eine vollſtändige Unterſuchung der ganzen Burganlage wäre von großer wiſſen⸗ ſchaftlicher Bedeutung, da wir ähnliche An⸗ lagen kaum ſonſtwo im Reich kennen. Eine ganz beſondere Bedeutung kommt aber der pfälziſchen Limburg als der Stammburg eines unſerer bedeutendſten Kaiſergeſchlech⸗ ter zu. Tod durch platzenden Neifen Frankfurt a. M. Ein 27jähriger Kraft⸗ fahrer wollte in der Hanauer Landſtraße einen Reifenwechſel an ſeinem Laſtwagen vornehmen. Beim Auflegen eines Rades platzte plötzlich ein Reifen mit 18 Atmoſphä⸗ ren Druck. Der Fahrer wurde dabei einige Meter weit geſchleudert und blieb bewußt⸗ los liegen. Mit einem Schädelbruch und ſchweren inneren Verletzungen kam er ins Krankenhaus, wo er ſtarb. Feuer an der Nahe Kirn. In Kirnſulzbach vernichtete ein Großfeuer das Anweſen des Auguſt Setz. Außer dem Wohnhaus brannten auch Stall und Scheune ab. Bei den Löſcharbeiten durch die Feuerwehren von Kirnſulzbach und der Oberſteiner Motorſpritze machte ſich Waſſer⸗ mangel bemerkbar, was die Schlagkraft der Löſchmaßnahmen ſtark behinderte und 5 7 N Die Brandurſache iſt noch nicht ge⸗ ärt. Hauptſchriftleiter und verantwortlich für den politiſchen Teil i. B. Phil. Oben auer, Worms, für den übrigen Teil Friedrich Martin, Viernheim. Verlag: Ver⸗ einigte Zeitungsverlage Cnyrim, Haller& Co., Worms. Geſchäftsſtelle: Friedrich Martin, Viernheim. Druck: Wormſer Berlagsdruckerei Halkenhäuſer, Cnyrim& Co⸗ Zt. iſt Worms.— B. X. 10387 über 1800. 8. (Anzeigenpreisliſte Nr. 6 gültig. Marinaden. Nollmops Liierdoſe 75 ½ Literdoſe 40 Bismarckheringe Ltrdoſe. 75, ½ Ltrdoſe. 40 Bratheringe o /K u. aus⸗ genomm. Ltrdoſe. 62 u. 5. 72 Heringe Gelee Literdoſe. 80 Marinierte Heringe Stück. 15 Saure Sardinen offen 1/2 Kilo 60 Fettheringei/ Tomatenſoße 3 Doſen 1.⸗ Heringshappeni/Tomat⸗ Soße Doſe 35 Bratheringe/ Burgunder⸗ tunke Doſe 40 1 e 2.15 ae ae eee Ad fadchaannananunn f 0 10 10 10 U 00 10 f fa ee e 100ůõ 0 fad Einladungskarten Wein⸗ fertigt an die Buchdruckerei Fr. Martin „Viernheimer Volkszeitung“, Bismarckſtr. und Speiſekbarten Doſe. 40 Feinmarinade Schlemmer⸗ ſchniten/ Hamburger Soße Doſe. 42 Fettheringsfilet Doſe 25 und„45 Oelſardinen Doſe. 20, 5. 30, 6.40,. 45 U. 5.55 Fern. empfehle Vollheringe 10 Stück 48 u.. 88 Deutſcher Weißwein offen Liter 60 Deutſcher Notwein offen Liter. 63 Apfelwein offen Liter. 35 3% Rabatt m/ Ausnah. d. m. bez. Artikel f 1 ee Gt Bez durch a I Komm ler der da Wc M t diele man Woh iche 0s i dufte Juß N heſt kunnt! h nt Aenter Ruerlen ber Kon hriliſche diploma ten daß wird. me Einſetzi fis. Helsel]J e 24 Aae eee Mannheim 1 Schlafß. ür 10. Abolf Hitlersruße 88 Aae h 1 Adolf Hitlerſtraße 38 Möbellag. Es. 9 Friſierk. 260. 8 Eheſtandsdarleh 1 Schlafzim ö r in FP Die W 185. Friſc Friſierkom all. Empfehle dieſe Woche Auch beim ichlach ö. Friſche geſchweift 295. Est 1 5 u N s Fsche H. Baumann W. 3 Zeitungs- Ihr treuer helfer! ß& Eo u. Back- iederholung iſt die Seele der Werbung. Wer etwas 70 r f e i Heringsſalat Möbellager 1 4 8 N a i i Anzeige Sütz. u. Scharf,. Mannheim[ Kilo 1.20, Zentner 10.— Rm. lernen will, üben will, wiederholt das ſolange, bis er 81 4 . Eingg. nur U 1,7[Hans Schmitt, Neuhäuſer ſtr. 15 1. a ist das e es kann. Auch in der Werbung kann man einen Namen Kernstück mo n o naiſe Werdet Mit⸗ Menlit nicht oft genug wiederholen. der N Häuser 5 e W Ecke Luiſen⸗ und glied 5 erbhung! NS V. bete Lee, eee eee Blauehutſtr.