cher iger ben mt. o — Bezugspre Nummer 279 Volk Amtsblatt der Bürgermeisterei Bernheim Erſcheinungswelle: Täglich ausgenommen an Sonntagen und : Ins Haus gebracht monatlich 1.60 RM einſchließlich durch die Poſt monatlich 1.60 RM ausſchließlich Beſtellgeld. Einzelnummer 10 Rpfg. nee eiertagen. otenlohn, Miftwoch „Alle Probleme durchgeſprochen“ Man verſpricht eingehende Prüfung der Kolonialfrage London, 1. Dezember Die franzöſiſch⸗engliſchen Beſpre⸗ chungen fanden am Dienstag um 13.15 Uhr engliſcher Zeit ihren Abſchluß. Anſchließend be⸗ gaben ſich die franzöſiſchen Miniſter zum Buk⸗ kingham⸗Palaſt. An dem dort ſtattfin⸗ denden Bankett nahmen außer Chautemps und Delbos auch der franzöſiſche Botſchafter Corbin ſowie engliſcherſeits Chamber lain, Eden und Cranborne teil. Ins⸗ geſamt waren zwölf Gäſte geladen. Die amlliche Milleilung London, 1. Dezember Premierminiſter Neville Chamber⸗ lain gab am Dienstag nachmittag nach Ab⸗ ſchluß der engliſch⸗franzöſiſchen Beſprechungen im Unterhaus die vereinbarte Verlautbarung belannt. Darin heißt es zunächſt, die franzöſiſchen Miniſter hätten von Lord Halifax perſön⸗ lich eine Erklärung über ſeine kürzlichen Be⸗ ſprechungen in Deuſchland gehört. Sie ſeien erfreut feſtzuſtellen, daß der Beſuch, obwohl er privat und inoffiziell geweſen ſei, und man von ihm keine ſofortigen Ergebniſſe erwartet habe, dazu beigetragen habe, Urſachen internationalen Mißverſtehens zu beſeitigen und die Atmoſphäre zu verbeſſern. Ueber die Londoner Beſprechungen ſelbſt wird mitgeteilt, daß alle Probleme Eu⸗ ropas und die zukünftigen Ausſichten einer Befriedung und Abrüſtung durchge⸗ ſprochen und die Kolonialfrage in allen ihren Aſpekten einer vorläufigen Prüfung un⸗ terzogen worden ſeien. Es werde anerkannt, daß dieſe Frage nicht iſoliert werden könne und daß ſie eine Anzahl von anderen Ländern be⸗ rühren würde. Man ſei übereingekommen, daß die Angelegenheit eine ſehr viel eingehendere Prüfung erfordere Die franzöſiſchen Miniſter hätten ihrerſeits über den kommenden Beſuch Delbos' in gewiſſen Ländern Mittel⸗ und Oſteuropas geſprochen. Die franzöſiſchen und britiſchen Miniſter hätten weiter die Lage im Fernen Oſten, deren Ernſt ſie voll an⸗ erkannten, eingehend erörtert. Im Geiſt gegen⸗ ſeitigen Vertrauens ſeien ſchließlich auch an⸗ dere Seiten der internationalen Angelegenhei⸗ ten von gemeinſamem Intereſſe beraten wor⸗ den. Dieſe Beratungen hat den Wunſch der beiden Regierungen beſtätigt, mit allen Län⸗ dern bei der gemeinſamen Aufgabe der Förde⸗ rung der internationalen Befriedung durch die Methoden freier und friedlicher Verhandlungen zuſammen zu arbeiten. Chaulemps und Delbos abgereiſt London, 1. Dezember Der franzöſiſche Miniſterpräſident Chautemps und Außenminiſter Delbos verließen London um 16.30 Uhr(EZ.), um ſich nach Paris zu⸗ rückzubegeben. Am Bahnhof hatten ſich Mini⸗ ſterpräſident Chamberlain, Außenminiſter Eden, ſowie der franzöſiſche Botſchafter Corbin ein⸗ gefunden. Triumph deulſchen Flugzeugbaues Zehn Jahre Condor⸗Syndikat in Braſilien Ausſchließlich deutſche Maſchinen Berlin, 1. Dez. Kaum zwei Jahre nach dem zehnjährigen Be⸗ ſtehen der Deutſchen Lufthanſa kann nun auch das befreundete Condor⸗Syndikat in Braſilien dieſes ſtolze Jubiläum begehen. Eine der wichtigſten Aufgaben des Condor⸗ Syndikats iſt die Weiterleitung der mit dem deutſchen Transozeandienſt über Braſilien und Argentinien nach Chile beförder⸗ ten Poſt über ganz Südamerika. Hier hat ſich das Condor⸗Syndikat als ſehr wertvolles Glied im Weltverkehrs⸗Luftnetz bewährt. Daß es ſich bei dieſer Aufbauarbeit aus⸗ ſchließlich deutſcher Flugzeuge be⸗ dient hat, iſt nicht nur ein Beweis für die enge Zuſammenarbeit mit dem deutſchen Luftverkehr, ſondern auch für die Güte der verwandten Dornier⸗ und Junkers⸗Flugzeuge. Kanonenboot explodiert 12 Todesopfer eines Unglücks in Paraguay Rio de Janeiro, 1. Dezember. „ Aus Aſuncion in Paraguay wird die Explo⸗ ſion eines Kanonenbootes gemeldet. Zwölf Mann der Beſatzung wurden getötet, zehn Mann verletzt. Madrid unker Arlilleriefeuer Aofe laufen über— Volſchewiſtiſche Werber in der Schweiz San Sebaſtian, 1. Dezember. An der Madrid Front war am Diens⸗ tag die Tätigkeit der nationalen Artil⸗ lerie wieder ziemlich rege. Die militäriſchen Ziele der Hauptſtadt und der Umgebung wurden heftig beſchoſſen. Nationale Flieger bombardier⸗ ten die gegneriſchen Schützengräben ſowie einige im Bau befindliche Befeſtigungen. Im Abſchnitt Tole do verſuchten die Bol⸗ ſchewiſten überraſchend, einige nationale Stel⸗ lungen anzugreifen, wurden jedoch mühelos ab⸗ gewieſen. An der Saragoſſa⸗Front lief wieder eine größere Anzahl von Bolſchewiſten zu den Nationalen über. Sie berichteten, daß die bol⸗ ſchewiſtiſchen„Offiziere“, um die ſtändig wach⸗ ſende Zahl der Deſertierungen nach Möglichkeit zu verringern, eine Prämie von 100 Peſeten für jeden wieder zurückgebrachten Deſerteur ausgeſetzt hätten. Arbeil hinker den Kuliſſen Rom, 1. Dezember. Unter der Ueberſchrift„Wanöver“ erhebt das römiſche Mittagsblatt„Tevere“ ſeine warnende Stimme gegen das Verhalten Sow⸗ jetſpaniens, das im Gegenſatz zur national⸗ ſpaniſchen Regierung bis heute in der Frei⸗ willigen⸗Frage dem Nichteinmiſchungs⸗ ausſchuß noch keine Antwort erteilt hat. Hinter dem Stillſchweigen ſei eine rührige internationale Kuliſſenarbeit im Gange, die man nicht außer acht laſſen dürfe, umſo mehr, als feſtſtehe, daß die ſogenannten Internationalen roten Freiwilligen⸗Brigaden Se „„ ternheimer Seilung Verkündigungsblatt der den 1. dezember 1937 FEE — 1 2 2 8 2 2— Ned AN. Viernheim Anzetgen preis: Grundpreis für 1 um Höhe und 22 mm Bteite 3 Ryfg., im Teꝑi⸗ teil für mm Höbe und 67 mm Breite 15 Roſg. Zur Zeit iſt Anzeigenpreisliſte Nr. 6 gültia Geſchäftsſtelle Viernheim Bismarckſtr. 13. Fernſpr. 153. PSg L'baſen 15101 13. Jahraang Iranzöſiſch⸗engliſche Beſprechungen abgeſchloſſen Die amlliche Mitteilung über den Beſuch der Miniſter Chaulemps und delbos Japan marſchierk auf Nanking Auf den Haupfſtraßen nach der chineſiſchen Hauplffladt Schanghai, 1. Dezember. Bei ihrem Vorſtoß nach Nordweſten haben die Japaner am Dienstag die weſtlich vom Tai⸗See an der Straße nach Wuhu gelegene Stadt Kwangteh eingenommen. Es ſcheint beabſichtigt zu ſein, den Vormarſch auf Nanking auf vier großen Hauptſtraßen durchzuführen, die in den ſüdlichen Außenbe⸗ zirken der chineſiſchen Hauptſtadt zuſammen⸗ treffen. Aus Hangtſchau kommend ſollen weitere japaniſche Reſerven mach Norden vorſtoßen. Ein Teil ſchiebt ſich längs der Hangtſchau—Schanghai⸗Bahn in nordöſtlicher Richtung vor, während die andere Kolonne ſcharf nördlich zum Tai⸗See vordringt. zur Zeit einem Umwandlungs⸗ und Tarnungs⸗ prozeß unterzogen würden, damit die Kontroll- ausſchüſſe ſie nicht mehr zu erkennen vermöchten. Auch werde die Antwort auf die Fragen des Nichteinmiſchungsausſchuſſes, die zunächſt mit ſo großer Dringlichkeit verlangt worden ſei, gar nicht mehr ſo fieberhaft erwartet. Die Taktik habe vollkommen gewechſelt. Es handle ſich heute offenſichtlich darum, zug unſten Rot⸗ ſpaniens Zeit zu gewinnen und ab⸗ zuwarten, wie ſich die europäiſche Lage ent⸗ wickeln werde. Werber für Rolſpanien Baſel, 1. Dezember. Die militärgerichtliche Unterſuchung gegen die ſchweizeriſchen Kommuniſten wegen der Werbe⸗ tätigkeit für Rotſpanien wird mit großer Strenge fortgeführt. Am Montagnachmittag wurde in Biel der kommuniſtiſche Stadtrat Nyf⸗ feneger von der Bundespolizei verhaftet. In ſeiner Wohnung ſowie bei verſchiedenen ande⸗ ren Kommuniſten wurden Hausſuchungen vor⸗ genommen. Nalionalſpaniſche Einkopflage San Sebaſtian, 1. Dezember. er Zivilgouverneur gab das Jahresergeb⸗ nis des in ganz Nationalſpanien eingeführten wöchentlichen Eintopftages und des „Tages ohne Nachſpeiſe“ bekannt. Im geſamten konnten über zwei Millionen Peſeten dem ſozialen Hilfswerk zur Verfügung geſtellt werden. D Franzöſiſcher Miniſlerbeſuch in London franzöſiſche Miniſterpräſident Chautemps(links und Außenminiſter Delbos verlaſſen die eſandtſchaft, um ſich zur Downing⸗Street zu K Der Londoner franzöſiſche eben. ltbild, Zander⸗K.) Die chineſiſche Verteidigungslinie ſüdlich von Nanking verläuft über Tſchingkiang bis zum Hauptknick des Pangtſe⸗Fluſſes. Bedeutungs⸗ voll iſt die Tatſache, daß es den Japanern am Dienstag gelang, nach der bereits gemeldeten Einnahme der Kiangyin⸗Forts eine Durch⸗ fahrtslücke durch die in der Nähe errichtete chineſiſche Schiffsſperre im Pangtſe zu er⸗ zwingen. Die Verhandlungen, Hangtſchau aus dent Kriegsgebiet herauszuſchneiden und eine Sicher⸗ heitszone innerhalb Nankings zu errichten, ſind bisher ohne Erfolg geblieben. deulſche Pfarrer ausgewieſen Entdeutſchung der evangeliſchen Kirche in Oſtoberſchleſien Kattowitz, 1. Dez. Am Montag erhielt der langjährige Leiter der evangeliſchen Kirchengemeinde in Kattowitz. Kirchenrat Sowade, der ſeit über 20 Jahren in Oſtoberſchleſien tätig iſt, den Ausweiſungs⸗ befehl, der auch ſeine Frau einſchließt. Die Aus⸗ weiſung dieſes deutſchen Reichsangehörigen war urſprünglich auf 24 Stunden befriſtet, wurde aber auf Einſpruch des Geiſtlichen hin hinaus⸗ geſchoben. Paſtor Sowade muß jedoch noch im Laufe dieſer Woche das polniſche Staatsgebiet verlaſſen. Die zweite Ausweiſung betrifft den öſterrei⸗ chiſchen Staatsangehörigen Paſtor Koch, der ſeit 12 Jahren die Geſchicke der evangeliſchen Kirchengemeinde in Lublinitz leitete. Bei dieſem Geiſtlichen verweigerten die Behörden die Ab⸗ änderung des gleichfalls auf 24 Stunden lau⸗ tenden Ausweiſungstermins, ſo daß Paſtor Koch am Dienstag Oberſchleſien verlaſſen mußte. Baldur v. Schirach in Damaskus Damaskus, 1. Dezember. Der Jugendführer des Deutſchen Reiches ſtartete am Dienstag von Athen aus in einem Sonderflugzeug nach Damaskus. Die Zwiſchen⸗ landung in Rhodos wurde durch Ueberſchwem⸗ mung des Flugplatzes unmöglich gemacht. So fand lediglich ein herzlicher Telegrammwechſel zwiſchen de Vecchi u. Baldur von Schirach ſtatt. Bei herrlichem Wetter landete der Jugend⸗ führer des Deutſchen Reiches dann um 14.20 Uhr mit ſeiner Begleitung in Damaskus, wo er von dem franzöſiſchen Kommandanten des Mi⸗ litär⸗ und Zivilflughafens ſowie von dem deut⸗ ſchen Generalkonſul begrüßt wurde. Mehr Sleuern eingekommen Berlin, 1. Dezember. Nach Mitteilung des Reichsfinanzminiſteri⸗ ums betrugen die Einnahmen des Reiches an Steuern, Zöllen und anderen Abgaben im Oktober 1937 insgeſamt 1143.5 Mill. RM. ge⸗ gen 973.0 Mill. RM. im gleichen Vorjahrsmo⸗ nat: davon erbrachten die Beſitz, und Ver⸗ kehrsſteuern 710,3(596,2), die Zölle und Ver⸗ brauchsſteuern 433,2(376.8) Mill. RM. In der Zett vom 1. April bis 31. Oktober d. J. gingen insgeſamt 7 933,5(i. V. 6 494.4) Mill. RM. ein und zwar an Beſitz⸗ und Verkehrs⸗ ſteuern 5 5443(4 377,8) und an Zöllen und Verbrauchsſteuern 2 389,2(2 116,6) Mill. RM. Als Geſamtbild iſt feſtzuſtellen. daß im Okt. 1937 gegen Oktober 1936 an Beſitz⸗ und Ver⸗ kehrsſteuern 114,1 Mill. RM. und an Zöllen u. Verbrauchsſteuern 56,4 Mill. RM., insgeſamt alſo 170,5 Mill. RM. mehr aufgekommen ſind. In den erſten ſieben Monaten des Rechnungs⸗ jahres 1937 ſind gegenüber dem gleichen Zeit⸗ raum des Vorjahres mehr aufgekommen: an Beſitz⸗ und Verkehrsſteuern 1 166.5 Mill. RM. an Zöllen und Verbrauchsſteuern 272,8 Mill. XM. zuſammen 1439,1 RM. r —— * * P Abſchluß in London von Ph. Obenauer Am geſtrigen Tag iſt der Londoner Veſuch des franzöſiſchen Miniſterpräſidenten Chau⸗ mis und des Außenminiſters Delbos zu e gegangen. In dem Augenblick, in dem dieſe Zeilen geſchrieben werden, liegt noch nicht der zuſammenfaſſende amtliche Bericht vor. Ob er mehr beſagt, als ſonſt im Allgemeinen amt⸗ liche rörtert bleiben. Von deutſcher Seite iſt die Aufgabe, die die europäiſchen Staatsmänner zu löſen haben, ſchon oft genug klar hervorge⸗ hoben worden. Es handelt ſich um gar nichts a1 es als um ein freundſchaftliches Zuſam⸗ enarbeiten in allen Fragen der Wirtſchaſt, der Politik uſw. der vier großen Länder Euro⸗ . Wer ſoll Europa vor dem Anſturm der ) in politiſcher Hinſicht ſchützen, n es nicht in erſter Linie Deutſchland, Ita⸗ Frankreich und England tun wollen. Der punkt, zu dem die einzelnen Völker ſich noch Luxus ganz einſeitiger nationaliſtiſcher Po⸗ C N. Ze den 1. litik ohne Rückſichtnahme auf den Nachbarn lei⸗ ſten konnten, iſt doch ſchon längſt vorüber. Die Außenpolitik der Völker iſt über den weiten Rahmen der Kontinentalpolitik hinaus in die Weltpolitik hineingewachſen und dementſpre⸗ chend muß auch die Politik der verantwortlichen Staatsmänner von großen Geſichtspunkten ge⸗ leitet ſein. Zu dieſer Erkenntnis ſind freilich noch nicht alle europäiſchen Staaten gelangt. Obwohl, Deutſchland und Italien der Welt ein Beiſpiel dafür gegeben haben, wie die Zuſammenarbeit zwiſchen Kulturnationen ſich vollziehen kann und muß, wenn die Wohlfahrt der Völker g deihen ſoll, kann man ſich in England und in Frankreich von zahlreichen Bindungen und Hemmungen, die nicht im Sinne einer fried⸗ lichen Aufbauarbeit Europas liegen, nicht trennen. Es exiſtieren innerhalb der euro⸗ päiſchen Politik noch ſo viele Zwieſpältigkeiten und falſche Vorſtellungen, daß es nicht leicht fällt, ſchon bald an eine freiere Atmoſphäre in Europa zu glauben. Vor allem kann man ſich in Frankreich heute noch nicht von dem Geiſt von Verſailles befreien und England hat kei⸗ nerlei ernſthafte Anſtrengungen gemacht, Frank⸗ reich aus ſeinen Zwangsvorſtellungen zu er⸗ löſen. N Das beſte Beiſpiel hierfür liefern uns die Zeitungen der verſchiedenen Länder mit ihren Stellungnahmen zu dem franzöſiſchen Miniſter⸗ beſuch in London. Daß gewiſſe internationale Ereigniſſe eingetreten ſeien, die eine genaue Prüfung erfordern, wird in dieſen Blättern zwar nicht geleugnet, aber es wird in gleichem Atemzug darauf hingewieſen, daß die Grund⸗ lagen der alten engliſchen und der alten fran⸗ zöſiſchen Politik bei dieſer Prüfung nicht ge⸗ ändert werden dürfen. Angeſichts einer ſolch ſturen Haltung iſt es beſtimmt nicht leicht, Europa aus dem Zuſtand ſeiner erſtarrten Politik herauszuführen. Wenn uns das amtliche Kommunique in dieſer Hin⸗ ſicht eines Beſſeren belehren würde, wären wir dafür außerordentlich dankbar. Die Reiſe des Lord Halifax nach Deutſchland hat gerade im richtigen Zeitpunkt ſtattgefunden. Wenige Tage vor dem Eintreffen der franzöſi⸗ ſchen Miniſter in der Hauptſtadt Englands. Und zweifellos hat der Führer undder deutſche Reichsaußenminiſter dem engliſchen Gaſt in jeglicher Form die Aufklärung gegeben, die er über die deutſche Außenpolitik haben wollte. Der Führer iſt gewohnt deutſch zu reden und ſo und nicht anders wird er auch zu ſeinem enaliſchen Gaſt geſprochen haben. Er wird ihm nicht zuletzt unſeren deutſchen Anſpruch auf un⸗ ſere ehemaligen Kolonien vorgetragen ha⸗ ben und er wird auch betont haben, daß wir das unſeren deutſchen Brüdern im Ausland zu⸗ gefügte Unrecht. von welcher Seite es auch kom⸗ men mag, nicht zulaſſen werden. Und er wird den engliſchen Lord darouf hingewieſen haben, daß es notwendig iſt, daß dieſe Un⸗ ebenheiten auf dem europäiſchen Tiſch zuerſt beſeitigt werden müſſen, denn ſie zählen mit zu den ſchwerſten Hinderniſſen, die einer gemeinſamen friedlichen Aufbauarbeit Europas im Weg ſtehen. Lord Halifax hat die in London verſammel⸗ ten engliſcken und franzöficchen Außenpolitiker von Deutſchlands Standpunkt unterrichtet. Wird man die Kraft aufgebracht haben, in ehrlſchem Vertrauen zu den Erklärungen Deutſchlands zu einer Reviſion der eigenen Auffaſſung zu kommen? Wird man eingeſehen haben, daß es für Europa keinen anderen Weg geben kann als den, der von London aus über Berlin und Rom nach Paris führt? * Heute Früh liegt der amtliche Wortlaut des gemeinſamen Kommuniques. und damit die Ant⸗ wort auf die ſoeben geſtellten Fragen vor. Wenn wir in dem vorſtehenden Auſſatz auf die Not⸗ wendigkeit für England und Frankreich hinwie⸗ ſen, endlich einmal aus den ausgefahrenen Glei⸗ ſen der ſeitherigen Politik herauszukommen, ſo müſſen wir nach der vorliegenden Erklärung zu dem Ergebnis kommen, daß auch jetzt wiede⸗ rum der entſcheidende Schritt in London nicht getan wurde. Es wird, ſoviel iſt der Verlaut⸗ barung zu entnehmen der ſeitherige Kurs der engliſch⸗franzöſiſchen Politik auch in Zukunft weitergeſteuert werden Von franzöſiſcher Seite wird darauf hingewieſen, daß die Londoner Ausſprache die„erfolgreichſte Konfe⸗ renz“ geweſen ſei. die jemals abgehalten wur⸗ de Aus dieſer Charakteriſierung des Londoner Ergebniſſes geht hervor, daß die Blätter gut unterrichtet ſind, die noch nicht an den Beginn baldiger Verhandlungen zwiſchen den Groß⸗ mächten glauben ſondeen die ſeitherigen Ereig⸗ niſſe lediglich als den Anfang einer„Inſorma⸗ e E Berichte zu ſagen pflegen, kann zunächſt Prag, 1. Dez. Vor kurzem ſand in Außig(Tſchechoſlowa⸗ kei) eine große Tagung der Sudetendeutſchen Aerzteſchaft ſtatt, die ſich mit der Frage der Diphtheriebekämpfung beſchäftigte. Die Vortra⸗ genden wieſen darauf hin, daß die mit großen wirtſchaftlichen Schwierigkeiten kämpfenden ſu⸗ detendeutſchen Gemeinden nicht in der Lage ſind. die Bekämpfung der ſeit Jahren mit zunehmen⸗ der Heftigkeit auftretenden Diphtherieſeuche aus eigenen Mitteln vorzunehmen. Insbeſondere wurde über die geradezu troſtloſen Zu⸗ ſtände in den Krankenhäuſern der ſudeten⸗ deutſchen Bezirke Klage geführt. Da die tſchechoſlowaliſchen Regierungsbehör⸗ den auf dieſer Tagung trotz wiederholter Ein⸗ ladung nicht vertreten waren, faßte die Aerzte⸗ ſchaft einſtimmig einen an die Prager Regie⸗ rung gerichteten Entſchluß, in dem die Bereit⸗ ſtellung der erſorderlichen Mittel für die Seu⸗ chenbekämpfung gefordert wird. Durchdringung mik Slaalspolſzei Prag, 1. Dez. Am 30. November begann in der Vollſitzung des Prager Abgeordnetenhauſes die große politiſche Ausſprache über den Staatsvor⸗ anſchlag für 1938. Nach dem Hauptberichlerſtal⸗ ter, dem tſchechiſchen Sozialdemokraten Remes. ſprach als erſter Redner der Abgeordnete der Sudetendeutſchen Partei Dr. Roſche. Trotz der großen, auf geſetzmäßigem Wege errungenen Erfolge der Sudetendeutſchen Partei ſei man bemüht, die Sudetendeutſchen als Irreden⸗ tiſten hinzuſtellen, weil ſonſt ihr Gebiet nicht mit Staatspolizei und Gendarmerie durchſetzt werden könnte. Dieſer Zuſtand ſei nämlich die billigſte Art der Tſchechiſierung. Im alten Oeſterreich hätten die Tschechen auch in den ſchwerſten Zeiten keine ſo unhumane und brutale Behandlung erfahren, wie ſie heute die Sudetendeutſchen erdulden müßten. Dennoch forderten ſie nur ihr Lebensrecht innerhalb der gudekendeulſche klagen an Rückſich isloſe Tſchechiſierung durch die Polizei Ueber die Frage. ob die Regierung mit der kühnen Behauptung recht habe, dem Sudeten⸗ deutſchtum mehr gegeben zu haben als ihm ge⸗ bühre(!) oder ob die Sudetendeutſchen Be⸗ ſchwerden richtig ſeien, brachte Dr. Roſche eine Volksabſtimmung in Vorſchlag Daß die außenpolitiſchen Sympathien der Su⸗ detendeutſchen auf deutſcher und nicht auf ſowietruſſiſcher Seite lägen. ſei eine reine Selbſtverſtändlichkeit, Seit der Gründung der Tſchechoflowakei ſpiele das Deutſche Reich in Aus⸗ und Einfuhr für die Tſchechoſlowakei die erſte Rolle. Das Sudetendeutſchtum habe ſich zu allen Zeiten ohne Rückſicht auf das im Deut⸗ ſchen Reich herrſchende Syſtem mit dem deut⸗ ſchen Volke verbunden gefühlt. Auch Maſaryk und Beneſch hätten das als eine Selbſtverſtändlichkeit aufgefaßt: etwas anderes würde der Natur zuwiderlaufen. Andererſeits ſei die Tatſache, daß ein Volk an dem Schicksal ſeiner Volksgruppen jenſeits der Grenzen teil⸗ nehme, ebenſo ſelbſtverſtändlich und in der Na⸗ tur der Menſchheit begründet. Dieſe Verbun⸗ denheit ſei aber umſo natürlicher, weil die Sudetendeutſchen an dem unbedingten Frie⸗ denswillen des deutſchen Reichskanzlers und des deutſchen Volkes glaubten. Die tſchechiſchen Geg⸗ ner des Deutſchen Reiches würden im Intereſſe des Friedens ihre Anſichten über das Reich re⸗ vidieren müſſen denn der Nationalſozialismus werde im Gegenſatz zu einem weit verbreiteten tſchechiſchen Irrtum ſeine Dauerhaftigkeit be⸗ weiſen. Im Jahre 1938 feiere das tſchechiſche Volk den 20. Jahrestag ſeiner Staatsgründung. Die Vorſtellung, daß ein Sudetendeutſcher dieſes Jubiläum mitfeiern könne, wenn ſich die Verhältniſſe bis zum 28. Oktober 1938 nicht grundlegend geändert hätten, ſei unmöglich. „Wir können doch“, ſagte Dr. Roſche,„um Got⸗ teswillen nicht noch unſere Unterdrückung feiern“, Das Staatsiubiläum würden die Tſche⸗ chen erſt dann mit guten Ausſichten für die Zu⸗ Erenzen der Tſchechoſlowakei auf dem Boden der Verſaſſung. Freundſchaft Deulſchland-Angarn Budapeſt, 1. Dezember. Reichsverweſer Admiral v. Hort hy empfing am Dienstagvormittag den Miniſterpräſidenten zu einer längeren Unterredung, in deren Ver⸗ lauf Daranhyi eingehenden Bericht über die von ihm und dem Außenminiſter v. Kanya in Berlin geführten Beſprechungen erſtattete. In den Nachmittagsſtunden tritt das Kabinett zu einem Miniſterrat zuſammen, auf dem Mi⸗ niſterpräſident v. Daranyi und der Außenmini⸗ ſter die Mitglieder der Regierung über den Ver⸗ lauf ihrer Reiſe unterrichten werden. Die aus⸗ wärtigen Ausſchüſſe des Oberhauſes und des Abgeordnetenhauſes ſind für dieſe Woche ein⸗ berufen worden, um ebenfalls entſprechende Berichte des Miniſterpräſtdenten und des Au⸗ ßenminiſters entgegenzunehmen. Miniſterpräſident v. Daranyi nimmt heute an einem Frühſtück teil, das der Außenminiſter v. Kanya zu Ehren des bayriſchen Miniſter⸗ präſidenten Siebert veranſtaltet. Die neue europäiſche Auffaſſung Budapeſt, 1. Dezember. Unter der Ueberſchrift„Ein freundſchaftlicher Händedruck“ nimmt das führende Regierungs- blatt„Függetlenſeg“ zu dem Ergebnis der Ber⸗ liner Beſprechungen Daran his und Ka⸗ nyas Stellung. Beide Regierungen ſeien von dem gleichen Bewußtfein zweier aufeinander an⸗ gewieſener. ſelbſtbewußter Völker getragen und entſchloſſen, ihre europäiſche Berufung und Ver⸗ Parkelt in Varſchau aufgeriſſen Warſchau, 1 Dez. Zu der bereits gemeldeten Hausſuchung. die eine Sonderkommiſſion der G Pu in der Warſchauer Sowjetbotſchaft vorge⸗ nommen hat. gibt das Blatt„Wieczor Wars⸗ zawſki“ weitere Einzelheiten bekannt. Die Kon⸗ trollkommiſſion habe ſelbſt die Kellerräume nicht ausgelaſſen und ſogar in den Wohnräu⸗ men des Sowjetbotſchafters Dawtian die Ta⸗ deten und das Parkett aufgerifſen. Zwei weitere Mitglieder der Sowietbotſchaft e aufgefordert worden, ihre Akten abzulie⸗ ern. Das Blatt ſtellt weiter feſt. daß in den letzten ſechs Monaten 72 Sowietbeam te ſich ge⸗ eigert hätten. ihrer Rückberufung in das Sowietparadies Folge zu leiſten. Angeſichts die⸗ ſer Erfahrungen ſei in Moskau beſchloſſen wor⸗ den. künftigbin nur noch Perſonen, die Fa mi⸗ lie haben. ins Ausland zu ſchicken. Dieſe würden gezwungen, ohne ihre Angehöri⸗ gen die Auslandspoſten anzutreten. um auf dieſe Weiſe eine Gewähr dafür zu erhalten. daß te. wenn ſie abberufen werden, auch nach Sow⸗ jetrußland zurückkehren. Was mit den Beamten geſchehen iſt. die be⸗ reits vor einiger Zeit von ihren Plätzen im Auslande abberufen worden ſind und die dieſer Weiſung Folge leiſteten, ſei nicht bekannt. Bei⸗ ſpielsweiſe wüßten ſelbſt die nächsten Angehö⸗ rigen des Sowietbotſchafters Dawtjan nicht, was aus ihm geworden ſei. Ale ran drow, tionsperiode“ bezeichnen. den ſein. der Preſſeattachee Dawtijans ſoll erſchoſſen wor⸗ daranyi von Horlhy empfangen pu ſchnüffelt in der 3owjelbolſchaft kunſt feiern können. wenn ſie den Frfeden im Innern errungen und ein freundnachharliches Verhältnis zu Deutſchland geſchaffen hätten. die wirkende Kraft im Donauraum antwortung zu verwirklichen. Das ſeien die Ziele, ſachlich und wahr, des Berliner Treffens geweſen. Alle darüber hinausgehenden aben⸗ teuerlichen Kombinationen, die an dieſe Reiſe geknüpft wurden, ſeien kurzlebig und ſinnlos. Freundſchaft. Frieden, ehr⸗ licher guter Wille und ſchöpferiſche Arbeit ſei jetzt in Berlin geleiſtet worden. Die Verhandlungen bedeuteten eine ſichtbare Betonung der neuen euroväi ſchen Auffaſſung, nach der der europäiſche Frie⸗ den nur auf Gleichbere chti gung und Gerechtigkeit aufgebaut ſein könne und nur auf praktiſch gangbaren Wegen zu verwirk⸗ lichen ſei. Die deutſch⸗ungariſche Freundſchaft ſei heute im Donauraum eine natürlich wirkende Kraft. Es ſei mit Freude feſtzuſtellen. daß ſie aufrichtig und weiter ent⸗ wicklungsfähig ſei. Das ungariſche Volk halte zu allen Zeiten die deutſche Freundſchaft beſon⸗ ders hoch in Ehren und erlebe dankhar die Sym⸗ pathie dieſer großen lebensvollen Nation. keine Anleiheverhandlungen in London Budapeſt, 1. Dezember. „Von zuſtändiger Seite wird mitgeteilt, daß die Gerüchte feder Grundlage entbehren, nach denen der Finanzminiſter Fabiny i. der ge⸗ genwärtig an den Beratungen des Finanzaus⸗ ſchuſſes des Völkerbundes teilnimmt, von Genf nach London reiſen werde, um Verhandlungen über die Aufnahme einer Anleihe zu führen. - Beamlenfamilien als Pfand das Neueſte aus Amerika: 350 Totengräber im Streik. New Vork, 30. Nov. Das Neueſte auf dem Gebiet des Streiks in New Vork iſt der Ausſtand von 350 Totengrä⸗ bern und ſonſtigen Angeſtellten des großen Friedhofs im Stadtteil Brooklyn. Durch den Streik wurden bisher 17 Beerdigungen aufge⸗ halten Die Polizei bewacht den Friedhof, um einen Sitzſtreik zu verhindern. — ſtleine Nachrichlen Der Führer hat len Reitturnier im für den beim Internationa⸗ Januar 1938 zum Austrag gelangenden Preis der Nationen“ einen Eh⸗ tenpreis geſtiftet. Ferner ſtiftete der Führer für den im Sommer 1938 in Aachen ſtattfin⸗ denden Preis der Nationen einen Wanderpreis. Aus Anlaß der Unterzeichnung des deutſch⸗ däniſchen Handelsvertrages erhielten verſchie⸗ dene Referenten und Beamt⸗ im däniſchen Au⸗ ßenminiſterium und Handelsminiſterium deut⸗ ſche Ordensauszeichnungen. Die Ausſtellung en, die die peinli lebten Klüngeks „Entartete Kunſt“ in Mün⸗ chen Machwerke eines über⸗ 10 gewiſſer Senſationshaſcher an⸗ prangert, iſt ſeit ihrer Eröffnung bis einſchließ⸗ lich 28. November von 2009 899 Perſonen 30 000 Arbeilsmaiden 1938 Berlin. 1. Dezember. Der Führer und Reichskanzler hat durch einen Erlaß die Sommer⸗ und Winterſtärke des Reichsarbeitsdienſtes für die weibliche Ju⸗ gend neugeregelt. Danach iſt die Stärke des Reichsarbeitsdienſtes ab 1. Oktober 1938 für die Winterquote auf zwei Fünftel. für die Sommerauote auf drei Fünftel der jährlich einzuberufenden Dienſtpflichtigen zu bemeſſen. Bisher wurde ein Jahrgang der männlichen Arbeitsdienſtpflichtigen zur Hälfte für den Sommer und zur Hälfte für den Winter einbe⸗ rufen. Nunmehr wird der größere Teil eines Jahrganges im Sommer zum reſtloſen Einſatz an den Bauſtellen und nicht zuletzt auch bei der Ernte zur Verfügung ſtehen. Dementſprechend wird der organiſatoriſche Rahmen des Reichs⸗ arbeitsdienſtes auf ein Faſſungsvermögen von drei Fünftel der Jahrgangsſtärke zu erweitern ſe in. Die Stärke des Arbeitsdienſtes für die weibl. Jugend iſt laut dieſem Erlaß bis zum 1. April 1939 auf 30 000 Arbeitsmaiden leinſchließlich Stammperſonal) zu erhöhen. Der weibliche Ar⸗ beitsdienſt hatte am 20. Oktober d. J. 17354 Ar⸗ beitsmaiden mit Stammperſonal umfaßt. Polifiſche mädel-Erziehung Berlin, 1. Dezember. Am Dienstag ſprachen in der Reichsſchule des Reichsarbeitsdienſtes für die weibliche Ju⸗ gend am Uederſee die Reichsfrauenführerin Frau Scholtz ⸗ Klink. Reichsleiter Alfred Ro⸗ ſenberg und Reichsamtsleiter Dr. Grog zu den Bezirksführerinnen und Gruppenführer⸗ innen des Reichsarbeitsdienſtes über grundſätz⸗ liche Fragen ihrer Aufgabengebiete. Die Reichsfrauenführerin umriß die Lage der deutſchen Frauenarbeit. die zur Zeit beſonderes Gewicht auf den Ausbau der Jugendgruppen des deutſchen Frauenwerkes und auf den Ein⸗ ſatz der Frau in den für ſie in Frage kommen⸗ den Gebieten der Wiſſenſchaft legt. Die Berüh⸗ rungspunkte mit der Arbeit des weiblichen Ar⸗ beitsdienſtes wurden beſonders ausführlich be⸗ ſprochen. Reichsleiter Roſenberg behandelte ausführlich die Stellung der Frau im neuen Deutſchland und gab dabei ſeiner Ueberzeugung Ausdruck, daß man in wenigen Jahren den Frauenorganiſationen im Männer⸗ ſtaat Adolf Hitlers mehr Bedeutung geben würde als in irgendeinem demokratiſchen Staat. Auf die beſondere Aufgabe des Arbeitsdienſtes der weiblichen Jugend eingehend, hob Reichs⸗ leiter Roſenberg hervor. daß die Arbeits⸗ maiden für ihre tägliche Arbeit in den Fa⸗ milien weltanſchaulich durchgebildet ſein ſol⸗ len. Von dieſem Geſichtspunkt aus ſei die no⸗ litiſche Erziehung der Mädel unbedingt zu för⸗ dern. Reichsamtsleiter Dr. Groß legte vor den Führerinnen vor allem die raſſenpolitiſchen dienſt beſonders wichtig ſind. Das Befinden General eudendorffs München, 1. Dez. Ueber das Befinden General Ludendorffs iſt am Dienstag um 19.30 Uhr folgender Bericht ausgegeben worden: in den letzten 24 Stunden etwas gebeſſert. Di Nacht war ruhig, wenn auch noch gewiſſe Kreis⸗ laufſtörungen die Lage als ernſt erſcheinen laſſen. Dieſer Ernſt der Lage wird ſehr raſch nicht ſchwinden können.“ 5 Reichsſonderzuſchuß f. Kleinrenkner Berlin, 1. Dezember. Der Reichsarbeitsminiſter hat— wie in den Vorjahren den Ländern 2.8 Mill. RM. überwieſen. die zur Gewährung eines einmali⸗ gen Sonderzuſchuſſes an die in der Kleinrent⸗ nerfürſorge oder Kleinrentnerhilfe unterſtützten Kleinrentner beſtimmt ſind Die Geſamtbeteili⸗ gung des Reiches an der Kleinrentnerfürſorge und Kleinrentnerhilſe beträgt im laufenden Haushaltsjahr rund 28 Millionen Reichsmark. Ehrungen für Siebert Budapeſt. 1. Dez. Der bayeriſche Miniſterpräſident Siebert legte Dienstag vormittag in Begleitung des deutſchen Geſandten von Erdmannsdorff am ungariſchen Heldendenkmal einen Kranz nieder. Zu Ehren von Miniſterpräſident Siebert ver⸗ anſtaltete der Außenminiſter von Kanya ein Früh ſt ü ck. an dem auch Miniſterpräſident von Daran yi teilnahm. ö Miniſterpräſident von Daxanyi erklärte ge⸗ genüber Vertretern der Preſſe, der Budapeſter Beſuch von Miniſterpräſident Siebert freue ihn beſonders, da er dadurch Gelegenheit habe, das Erleben der ſchönen Tage in Berlin. wo er den bayeriſchen Miniſterpräſidenten kennen gelernt habe, wachzuhalten. 5 Libyen ⸗RNeiſe Baron Okuras. 8 Der Präſident der Italieniſch⸗javaniſchen Geſellſchaft in Tokio iſt am Dienstag von Pa⸗ lermo aus im Flugzeug in Tripolis eingetrof⸗ fen. wo er vom Generalgouverneur von Libyen empfangen wurde Baron Okura wird während ſeines für drei Tage vorgeſehenen Aufenthaltes als Gaſt von Marſchall Balbo die intereſſante⸗ ſten Bauten und Einrichtungen ſowie die archä⸗ ologiſchen Sehenswürdigkeiten beſichtigen. Machado bleibt in haft New Pork, 1. Dez. Der Rechtsbeiſtand des vor vier Tagen auf Erſuchen der kubaniſchen Regierung in einem New Yorker Krankenhaus verhafteken kubani⸗ ſchen Expräſidenten Machado beantragte die Abweiſung digungen des Mordes und der Unterſchlagung, gericht wies den Antrag mit der Begründung ab, daß der zwiſchen Kuba und Amerika beſtehende Vertrag eine zweimonatige Friſt beſichtigt worden. vorſehe. in der Kuba ſeine Beſchuldigungen er⸗ härten könne. 5 „Das Befinden General Ludendorffs hat N der gegen dieſen erhobenen Beſchul⸗ ſowie des Ausliefexungsantrages. Das Bundes⸗ — Fragen klar. die für die Erziehung im Arbeits ⸗ e —— 1 C 1 0 1 in den er blickte, ein der ll die erwün mal gehen über einen den geder einen auf überull. des, 60 weis nan veſenheit belam, daf Aufielt, b. peiſug 1 con 0 Niesnal de deri Nach den i bie Lage Aus Lida laei und a Feuetgeſech lauf det P den. Die hen, bevor waren. 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Die ägyptiſchen Blätter berichten in großer ufmachung über die erneut aufgenommenen fieberhaften Beſtrebungen der paläſtinenſiſchen Polizei zur Feſtnahme des Araberführers Fau⸗ in Eddin, der als der eigentliche Drahtzieher der antiengliſchen Bewegung von Aden bis Aleppo gilt und auf deſſen Ergreifung eine Prämie von 10.000 Pfund Sterling ausgeſetzt wurde. Fauzin Eddin, der als türkiſcher Offizier ſich im Weltkriege durch hervorragende Leiſtungen auszeichnete, trat nach der Abtretung Syriens dem berühmten franzöſiſchen„Deuxième Bu⸗ reau“ bei. Als 1925 der große Druſenaufſtand ausbrach. ſtellte ſich Fauzin an die Syitze der arabiſchen Patrioten im Kampfe gegen Frank⸗ reichs Herrſchaft. Nach der Niederſchlagung der Erhebung flüchtete er nach dem Hedſchas. wo er nach einer vorübergehenden Pauſe als militä⸗ riſcher Berater Ibn Sauds von ſich reden mach⸗ te. Es war am Hofe des Wahabitenkönigs. wo Fauzin Eddin den Plan zur Schaffung eines einigen Großarabiens faßte und gegen England in dem er den Hauptgegner dieſes Planes er⸗ blickte, einen tödlichen Haß zu hegen begann. Dem Netz entronnen! Der Aufſtand in Paläſtina hat Fauzin Eddin die exwünſchte Gelegenheit gegeben, wieder ein⸗ mal gegen England zu Felde zu ziehen. Seit über einem Monat hat er und ſeine Anhänger den gegenwärtigen Machthabern Paläſtinas einen aufreibenden Kleinkrieg geliefert. Und überall, ob im Süden oder im Norden des Lan⸗ des, wo ein neuer Unruheherd gemeldet wird. weis man auch gleich von Fauzin Eddins An⸗ weſenheit zu berichten. Als die Polizei Wind bekam. daß der Araberführer ſich in Nablus aufhielt, bekamen 5 britiſche Bataillone die An⸗ weifung, die Stadt zu umzingeln. Aber wie ſchon ſo oft, ſo gelang es Fauzin Eddin auch diesmal, den Feind zu überliſten und unerkannt durch die engliſchen Linien zu ſchlüpfen. Trotz der hohen Kopfprämie hat ſich auch bis zur Stunde noch kein Judas unter den Arabern ge⸗ funden, der den großen Patrioten ſeinen Fein⸗ den ausliefert. Jeruſalem— ein einziges Heerlager Nach den neueſten Berichten aus Jeruſalem iſt die Lage auf der ganzen Linie ſehr geſpannt. Aus Lidda wird gemeldet, daß zwiſchen der Po⸗ lizei und arabiſchen Freiſchärlern ein heftiges Feuergefecht ſtattgefunden habe, in deſſen Ver⸗ lauf der Polizei ſchwere Verluſte zugefügt wur⸗ den. Die Araber vermochten ſich zurückzuzie⸗ hen, bevor engliſche Verſtärkungen zur Stelle waren. In der Nähe von Ramle wurde ein Araber durch einen Kopfſchuß getötet aufgefun⸗ Die zur Ermittlung des Mörders 7 os den. 1 Laitaten Anterſuchungen ſind bisher ergebnis geblieben. Unter der arabiſchen Bevölkerung iſt ob dieſes Verbrechens eine große Empörung ausgebrochen. ſodaß ſtarke polizeiliche Kontin⸗ gente herangeholt wurden, um weiteren blu⸗ tigen Unruhen vorzubeugen. In Jeruſalem und anderen größeren Städten nehmen die Verhaftungen prominenter Araber ihren Fortgang. Trotzdem in der Hauptſtadt Ruhe herrſcht werden immer größere Truppen⸗ mengen zuſammengezogen. Auch in der Stadt Hebron ſchritt die Polizei zur Feſtnahme 7 5 muſelmaniſcher Notabeln. In franzöſiſchen Krei⸗ ſen Syriens wurde das Gerücht von der bevor⸗ ſtehenden Wahl eines neuen Großmuftis ver⸗ breitet und im Zuſammenhang damit Namen von perſönlichen Gegnern des geflüchteten Groß⸗ muftis genannt. Das ägyptiſche Blatt„Ghehad“ erblickt in dieſen Meldungen tendenziöſe Ma⸗ növer, die offenbar dem Zwecke dienen ſollen, die nationalarabiſche Bewegung Paläſtinas im 0 des engliſchen Teilungsplanes zu beein⸗ luſſen. der Bildhauer der Königin Der 80. Todestag Chriſtian Daniel Vom Kammerdiener zum größten Plaſtiker ſeiner Zeit. Am 3. Dezember jährt ſich zum 80. mal der Tag, an dem der Bildhauer Chriſtian Daniel Rauch, deſſen idealiſtiſches Formprinzip auf Jahrzehnte die Tendenz der Berliner Bild⸗ hauerſchule beſtimmte, die Augen ſchloß. (Z. T.) Im tieſſten Grunde des Charlotten⸗ burger Schloßparkes liegt hinter Taxushecken, Zypreſſen und dunklen Tannen das Mauſoleum, in dem neben anderen Mitgliedern des Hohen⸗ zollernhauſes, die hier zur letzten Ruhe beſtat⸗ tet ſind, auch der Sarkophag der Königin Luiſe ſeinen Platz gefunden hat. Ihr Grabmal iſt einſt der Grundſtein zu Rauchs Ruhm geworden. Das Denkmal ſtellt die Königin auf dem Lager ruhend dar, leiſe ſchlummernd in friedvoller Stille, die Arme unter der Bruſt zuſammenge⸗ legt, das Haupt ein wenig zur Seite geneigt. Er hatte dieſes Werk in Rom geſchaffen und die Akademie von St. Luccas ernannte ihn für die⸗ chen Mitglied. Es war die erſte Rauch zuteil gewordene öffentliche Anerkennung. Sein Ruf war mit dieſem Werk begründet und das Grabmal blieb jahrzehntelang das Ziel der Wallfahrt für alle Kunſtfreunde. Als Sohn eines fürſtlich Waldeckſchen Kam⸗ merdieners wurde Chriſtian Daniel Rauch am 2. Januar 1777 geboren. Schon der Knabe be⸗ gleitete den Vater gern auf das Schloß und als er in den Sälen plaſtiſche Kunſtwerke ent⸗ deckte, ſchlug er dieſen Weg auch oft allein ein Es handelte ſich um einige antike Statuen, und um die Marmorbüſten Friedrichs des Großen u. Goethes, die ſeine beſondere Aufmerkſamkeit er⸗ regten. Dieſe erſten Jugendeindrücke waren von entſcheidendem Einfluß auf die Zukunft des Knaben. Bei einem dieſer Beſuche erweckte er das Intereſſe des Fürſten, der ſich jetzt öfter in der Unfaßbare Der Führer der arabiſchen Patrioten— 10.000 Pfund Sterling ſind nicht anzubringen Unkerlagebrand in einem Beulhener Bergwerk Beuthen, 1. Dezember. Der Bergrevierbeamte des Bergreviers Beu⸗ then⸗Nord meldet: Auf der Beuthen⸗-Grube in Beuthen⸗Stadtwald brach am Montagabend ein größerer Grubenbrand aus, deſſen Bekämpfung große Schwierigkeiten bereitet. Die Belegſchaft konnte ungefährdet ausfahren. Der Betrieb der Grube liegt zur Zeit ſtill. Nalieniſche Kurzmeldungen Freude über die Ehrung Königin Elenas. Die Verleihung des Ehrenzeichens des Deut⸗ ſchen Roten Kreuzes an die Königin von Ita⸗ lien und Kaiſerin von Aethiopien wird in al⸗ Istanbul, 1. Dez. Die ſtarken Regenfälle der letzten Tage haben große Ueberſchwemmungen im Gebiet von Mit⸗ tel⸗Anatolien hervorgerufen. Die beiden Flüſſe der Ebene von Konia ſind aus ihren Ufern etreten und haben die Stadt teilweiſe unter aſſer geſetzt. Beſonders betroffen wurden die Militärſchulen und die Landwirtſchaftsſchule. Die elektriſchen Zentrale iſt ſtark beſchädigt. A. a. wurden vielköpfige Schafherden von den Fluten fortgeriſſen. Der Sach⸗ ſchaden iſt noch nicht abzuſchätzen. Etwa 40 Häu⸗ ſer ſind eingeſtürzt. Da man bis jetzt zur Un⸗ glücksſtelle noch nicht vordringen kann, iſt auch der Verluſt an Menſchenleben noch nicht feſtzu⸗ ſtellen. Rund 300 Fam lien ſind ob⸗ dachlos geworden. Ebenſo ſchwer iſt das Gebiet um Elbiſtan und die Stadt Izmir mitgenommen. Hier iſt das Waſſer in die Keller und Geſchäftsläden und Warenlager eingedrungen. Der angerichtete Schaden iſt ebenfalls groß. Am Schwarzen Meer wüten ſeit Tagen f. cht⸗ bare Stürme, die ein Auslaufen der Schiffe aus den Häfen unmöglich machen. Ein mit Kohlen beladener 33 Tonnen⸗Segler, der aus Bulga⸗ Sturm über dem Schwarzen Meer Mehrere Schiffe unlergegangen- 300 Familien obdachlos len Kreiſen Roms mit dem Ausdruck lebhafte⸗ ſter Genugtuung und Freude über die damit vom Führer für ihre Verdienſte ausgeſproche⸗ ne Anerkennung aufgenommen. Die geſamte italieniſche Preſſe veröffentlicht die entſprechen⸗ de Berliner Meldung auf der erſten Seite und an bevorzugter Stelle. Inſpektionsflug Muſſolinis über Pontinien. Muſſolini hat am Dienstag einen neuerlichen längeren Inſpektionsflug ausgeführt. bei dem er ſich vor allem für den Fortgang der Arbei⸗ ten auf dem neuen Flughafen Littoria, dem Siedlungszentrum im Gebiet der ehemaligen Pontiniſchen Sümpfe, intereſſierte. KD.⸗Schiffe nehmen Kurs nach Neapel. Die KDF.⸗Schifſe ſind auf ihrer zweiten Fahrt um Italien am Dienstag in Palermo eingetroffen und haben nach einem mehrſtündi⸗ gen Aufenthalt, bei dem die deutſchen Urlau⸗ ber unter lebhaften Sympathiekundgebungen der Bevölkerung die ſizilianiſche Hafenſtadt be⸗ ſichtigten, die Fahrt nach Neapel fortgeſetzt. rien nach Iſtanbul fuhr, iſt im Unwetter geſun⸗ ken; die Mannſchaft konnte gerettet werden. In der Nähe von Bandirman wurde ein 8 Tonnen⸗Dampfer gegen die Felſen 1 dert und zertrümmert. Mehrere große otor⸗ ſchiffe. die in den Häfen des Schwarzen Meeres Zuflucht geſucht hatten, wurden vom Sturm losgeriſſen und auf das Meer getrieben. Janſons Ehrgeiz: Vork halten Regierungserklärung in Brüſſel Brüſſel, 1. Dez. Die Regierung Janſon hat ſich am Diens⸗ tag der Kammer und dem Senat bporgeſtellt. In der Kammer verlas Miniſterpräſident Jan⸗ ſon die Regierungserklärung. In der Haupt⸗ ſache hat ſich die Regierung nach dieſer Erklä⸗ rung die Aufgabe geſtellt, das Programm der vorhergehenden Regierung fortzuſetzen und zu vollenden. Die Regierungserklärung betont zum Schluß, daß die Regierung ihr Programm durchführen werde, und daß ſie dabei weder nach rechts noch nach links abgleiten werde. Ihr einziger Ehrgeiz beſtehe darin, ihr Wort zu halten. Hier entſteht die Reichsuniverſität. Unſere Karte zeigt den Stadtteil Berlins, der für den Bau der Hochſchulſtadt vorgeſehen iſt. (Preſſephoto, Zander⸗K.) Rauchs(geſtorben 3. Dezember 1857. ſammlungen zeigte. Unwiderſtehlich ſprach ſich der Drang in ihm aus. Bildhauer zu werden. Als Dreizehnjähriger trat er dann bei dem Hofbildhauer Valentin in die Lehre, dem es leider an geeigneten Aufträgen fehlte, denn es wurden faſt nur kleine Grabmonumente, Orna⸗ mente in Holz und Stein, Porträtrahmen und ähnliches hergeſtellt. Nach Beendigung ſeiner Lehrzeit war er auch vorübergehend bei dem Hofbildhauer Profeſſor Ruhl in Kaſſel tätig. wo er in Ton modellieren lernte und auf der Akademie nach dem lebenden Modell ſtudierte. Erſt nach dem Tode des Vaters trat die große Wandlung, die ſeine Zukunft beſtimmen ſollte, ein. Im Auftrage der Mutter mußte Rauch ſich nach Sansſouci begeben, um die Hinterlaſſen⸗ ſchaft des Verſtorbenen zu ordnen. Friedrich Wilhelm 2., der auch den Vater Rauch kannte, ließ ſich den Sohn vorſtellen. Der einflußreiche Kämmerer des Königs Rietz nahm Veranlaſ⸗ ſung, ſich mit Rauch über deſſen Lebensaufgabe und ſeine Ausſichten zu unterhalten. Da Rauch von ſeiner Kunſt noch nicht leben konnte, wurde ihm eine Stelle im perſönlichen Dienſt des Kö⸗ nigs angeboten. Auf dieſe Weiſe wurde Rauch königlicher Kammerdiener. Nach dem Tode des Königs(1797) bat Rauch den Nachfolger, Friedrich Wilhelm 3., um ſeine Entlaſſung. Die Bitte wurde ihm nicht gewährt. Der König und die Königin wollten auf ſeine Dienſte nicht ver⸗ zichten, gewährten ihm aber die Mittel, um daneben die Berliner Akademie beſuchen zu kön⸗ nen. 1802 gewährte ihm der König wieder wei⸗ tere Zuſchüſſe und einen Studienaufenthalt in Dresden. Im nächſten Jahre wurde ihm bereits die Ausführung eines größeren Modells von Schadow anvertraut, und während des Som⸗ meraufenthaltes der königlichen Familie in Geſpräche mit ihm einließ. und dem Knaben auch willig weitere Schätze aus ſeinen Kunſt⸗ Charlottenburg erhielt der junge Rauch die Er⸗ laubnis, die Königin Luiſe, die ſich perſönlich ſehr für ihn eingeſetzt hatte, nach dem Leben zu modellieren. Studienjahre in Rom. Der König war mit der Arbeit ſehr zufrieden und beauftragte Rauch im Einverſtändnis mit Schadow, die Büſte in Marmor auszuführen, zu welchem Zwecke er ſich. auch um ſeine künſt⸗ leriſchen Anſchauungen zu ergänzen. nach Rom begeben ſollte. Im Spätſommer des Jahres 1804 traf Rauch in der ewigen Stadt ein. Sechs Jahre blieb er dort, vom Ertrage ſeiner künſt⸗ leriſchen Tätigkeit lebend und vom Preußiſchen Hof zur Fortſetzung ſeiner Studien mit einem kleinen Jahresgehalt ausgeſtattet. Hier lernte er Wilhelm von Humbold kennen. der damals Preußiſcher Geſandter in Rom war, ferner Ca⸗ nova und Thorwaldſen. Rauch wurde heimiſch in der klaſſiſchen Kunſt und konnte ſich bald an eigene Werke wagen. Im Juli 1810 ſtarb dann die Königin Luiſe in der Blüte ihrer Jahre. Dem Schmerz des Königs ſollte das Grabmal entſprechen, und die beiden größten und aner⸗ kannteſten Bildhauer jener Zeit Canova und Thorwaldſen wurden zur Beteiligung aufgefor⸗ dert. Sie lehnten ab mit Rückſicht auf den jün⸗ geren Kunſtgenoſſen, der dem Preußiſchen Kö⸗ nigshauſe näher ſtand, und deſſen Talent das Höchſte verſprach. Zu Beginn des Jahres 1811 weilte Rauch in Berlin, um dem König die Entwürfe zu dem Denkmal vorzulegen. In Carrara wählte er den Marmor für das Werk, um die Arbeit dann ſelbſt in Rom zu beginnen. Die Irrfahrten des Königin ⸗Sarkophags. In den Jahren der Erhebung Preußens gegen die napoleoniſche Herrſchaft reifte das Werk Rauchs in Rom der Vollendung entgegen. Nach drei Jahren war der Sarkophag vollendet, und genau am 19. Juli 1814, der dritten Wiederkehr des Todestages der Königin, wurde das Werk nach Livorno geſandt, um an Bord eines eng⸗ liſchen Schiffes auf dem Seewege nach Hamburg gebracht zu werden. Was aber jetzt mit dem Grabdenkmal geſchah. mutet an wie ein Stück aus Abenteurerromanen Das engliſche Schiff Von Börsen und Märkten Hhein-Malniscne abenaborse Die Abendbörſe verlief ſehr ruhig, da die Zurückhal⸗ tung fortbeſtand, zumal wieder keine Aufträge aus dem Publikum vorlagen. Den meiſten zur Notiz ge⸗ kommenen Papieren lag kein Umſatz zugrunde, ebenſo hatten die Abweichungen gegen den Mittagsſchluß nur geringes Ausmaß, wobei aber kleine Abbröckelungen überwogen. Mannesmann 115¼(116¼. Verein. Stahl 112½(112¼), Deutſche Erdöl 142%(143¼), JG. Farben 155¼(156), Deutſche Linoleum 160 ¼ (161), Licht u. Kraft 150¼(150%½), Junghans 125¼ (125 ½)). Etwas höher lagen Elektr. Lieferungen mit 130½(129 ½ und MAN mit 129(128 ¼). Unverändert lagen u. a. Buderus mit 121, Rheinſtahl mit 142½, Bemberg mit 139, Demag mit 144, Geſfürel mit 144, Moenus mit 118, Schuckert mit 169 ¼, Hapag mit 80 und Nordd. Lloyd mit 82¼8. Von Renten hatten ein⸗ zelne unnotierte Induſtrie-Obligationen Nachfrage und etwas Geſchäft, öproz. Gutehoffnungs⸗Hütte 1038,§proz. Caſtellengo 102 /, beide minus 3 Proz. Bonifikation. Henmärkie Frankfurter Schlachtviehmarkt Auftrieb: Kälber 941(gegen 877 am 23. 11.), Hammel und Schafe 351(439), Schweine 4287(3828). Notiert wurden je 50 Kg. Lebendgewicht in RM.: Kälber a) 62—65(6365), b) 53—59 64—59), c) 45 bis 50(46—50), d) 35—40(35—40). Hammel bs) 38 bis 45(43—48), c) 30—36(38—42). Schafe a) 30—37 (35—42), b) 20—28(25—32), c) 12—14(15-23). Schweine a) 54(54), 51) 54 66%), bz) 54(54), c) 53 (53), d) 50(50). Sauen 91) 54(54). Marktverlauf: Kälber und Schweine zugeteilt. Hammel und Schafe ſchleppend. Fleiſchgroß markt: Angebot: 1063 (895) Viertel Rindfleiſch, 205(63) ganze Kälber, 130 (18) ganze Hämmel, 28(19) halbe Schweine, 77(19) Kleinvieh. Notiert wurden je 50 Kg. in RM.: Ochſen⸗ fleiſch a) 80. Bullenfleiſch a) 77. Kuhfleiſch a) 77, b) 65, c) 54. Färſenfleiſch a) 80, b) 69. Kalbfleiſch 1.8197, II 80. Hammelfleiſch b) 76—85(76—90), c) 65—75. Schweinefleiſch b) 73. Sie hören im Rundfunk. Donnerstag, den 2. Dezember 1937: Deutſchlandſender 06.00 Glockenſpiel, Morgenruf, Wetter. zert. 08.00—09.00 Sendepauſe. zeit. 09.40—10.00 Sendepauſe. 10.45—11.15 Sendepauſe. 11.15 Seewetterbericht. 11.30 Dreißig bunte Minuten. 12.00 Konzert. 13.50 Nach⸗ richten. 14.00 Mittagsſtändchen. 15.00 Wetter, Börſe. Programmhinweiſe. 15.15 Hausmuſik einſt und jetzt. 15.45 Ueberall ſchaffen Frauenhände! 16.00 Muſik am Nachmittag. 18.00„Nacht der Wölfe“. 19.00 Kern⸗ ſpruch, Wetter, Kurznachrichten. 19.10 Und jetzt iſt 06.30 Kon⸗ 09.00—09.40 Sperr⸗ 10.00 Volksliedſingen. Feierabend. 20.00 Tirol, das Land im Gebirge. 21.00 Deutſchlandecho. 21.15 Alfred Hoehn ſpielt. 22.00 Wetter, Nachr., Sport. 22.45 Seewetterbericht. terbaltungsmuſik. 22.30 Eine kleine Nachtmuſik. 23.00—24.00 Tanz⸗ und Un⸗ Frankfurt 06.00 Morgenlied, Morgenſpruch, Gymnaſtik. 06.30 Konzert. 08.00 Zeit, Waſſerſtand. 08.05 Wetter, Schneebericht. 08.10 Gymnaſtik. 08.30 Werkskonzert. 09.30 Nachr. 09.45— 10.00 Sendepauſe. 10.00 Volks- liedſingen. 10.30 Hausfrau, bör zu! 10.45—11.30 Sendepauſe. 11.30 Programmanſage, Wirtſchaftsmel⸗ dungen, Wetter. 11.40 Deutſche Scholle. 12.00 Kon⸗ zert. 14.00 Zeit, Nachrichten, Schneeberichte, Wetter, offene Stellen, Nachr. 14.00 eit, Nachr. 14.10 Schallplatten. 15.00 Volk und Wirtſchaft. 15.15 Für unſere Kinder. 15.45—16.00 Sendepauſe. 16.00 Kon⸗ zert. 18.00 Zeitgeſchehen im Funk. 19.00 Zeit, Nachr. Wetter. 19.10 Kleine Stücke großer Meiſter. 20.00 Wir armen, armen Mädchen! 21.00 Klänge der Hei⸗ mat. 22.00 Zeit, Nachrichten. 22.15 Wetter, Schnee⸗ 22.30 Volks⸗ und Unter⸗ berichte, Nachr., Sport. baltungsmuſik. 24.00—01.00 Nachtmuſik. Stuttgart 06.00 Morgenlied, Zeit, Wetter, Gymnaſtik. 66.30 Konzert. ter, Marktberichte, Gymnaſtik. 08.30 Muſik am Mor⸗ gen. 09.30—10.00 Sendepauſe. 10.00 Bolkslied⸗ ſingen. 10.30—11.30 Sendepauſe. 11.30 Volksmuſik. 12.00 Konzert. 14.00 Mittagsſtändchen. 15.00— 16.00 Sendepauſe. 16.00 Muſik am Nachmittag. 18.00 Frei⸗ zeitgeſtaltung der Jugend. 18.30 Griff ins Heute. 19.15 Schallplatten. 20.15 Heiteres Hörſpiel. 21.15 Alte Kammermuſik. 22.00 Zeit, Nachr., Wetter, Sport. 22.30 Volks⸗ und Unterhaltungsmuſik. 24.00 —01.00 Nachtmuſik. Landw. Nachr., 08.00 Waſſerſtand, Wet⸗ aufgebracht, die den Sarkophag als willkom⸗ mene Beute unter großen Schwierigkeiten an Bord ihres eigenen Schiffes brachten. Das ge⸗ raubte Grabdenkmal Rauchs blieb wochenlang auf dem Atlantik, bis eine engliſche Fregatte ausgeſandt wurde, um dem Kaperſchiff das Handwerk zu legen. Die Fregatte beſiegte den Amerikaner, man entdeckte den Sarkophag im Lagerraum des Schiffes und unter großen Schwierigkeiten gelang es. ihn an ſeine rich⸗ tige Adreſſe nach Hamburg zu leiten. Erſt im Mai 1915 traf der Sarkophag in Berlin ein, und acht Tage darauf wurde ſeine Aufſtellung im Charlottenburger Mauſoleum vorgenommen. Nach der ſiegreichen Beendigung des Krieges gegen Napoleon erhielt Rauch den Auftrag, die Denkmäler Bülows und Scharnhorſts auszufüh⸗ ren, denen dann eine Reihe Männer des Friedens folgte. Unerſchöpflich iſt die Schaffens⸗ kraft Rauchs. 1824 war die Zahl ſeiner Por⸗ trätbüſten bald auf ſiebzig geſtiegen, darunter das Jupiterhaupt des alten Goethe. das wie eine ſpäter entſtandene Büſte Alexander von Humboldts, zu den vollendetſten Meiſterwerken dieſer Art gehört. Dann kam das berühmteſte ſeiner Spätwerke, das mächtige und geſtalten⸗ reiche Denkmal Friedrichs des Großen, das den König auf dem Pferde ſitzend darſtellt und 20 lebensgroße, um den Sockel verteilte Statuen. die die ganze Periode der friederizianiſchen Zeit umfaſſen. Es iſt das wohl jedem Deutſchen be⸗ kannte Denkmal Unter den Linden gegenüber der Aniverſität. Für alle Augenzeugen unver⸗ geßlich ſoll der Augenblick geweſen ſein, als nach einer Reihe kühler Frühlingstage die Mai⸗ ſonne hervorbrach und unter dem lauten Jubel des verſammelten Volkes der Schöpfer des Friedrichsdenkmals ſelbſt auf dem weiten Platz erſchien, um die Hülle von ſeinem Werk fallen zu ſehen. Noch im hohen Alter hatte Rauch Gang und Haltung eines Jünglings. Man ſagt. daß er als Greis noch ſo blühend einhergeſchritten ſei, daß viele glaubten, ſein Haar ſei nur von dem Marmorſtaub ſo weiß. der den Fleißigen ſtets wurde von einem amerikaniſchen Kaperſchiff in ſeinem Atelier umgab. eee 3*— n — 777777 CCC „FF. r 3 5 Kommt das Weltraumſchiff? „Noch im 20. Jahrhundert“, ſagt ein engliſcher Phyſiker Eine Reiſe zum Mond? Die Munſchen unſerer Zeit pflegen im allgemeinen einen der⸗ artigen Gedanken zu belächeln und in das Ge⸗ biet der Utopie zu verweiſen. Das Schiff, das in den Weltenraum führt, ſcheint uns nichts anderes als die Ausgeburt einer lebhaften Phantaſie zu ſein. And wenn wir uns den heu⸗ tigen Stand der Technik und Phyſit betrachten, ſo müſſen wir bei allen Fortſchritten, die auf dieſen Gebieten erzielt wurden, die Möglichkeit eines Fluges in den Weltenraum, der uns etwa mit dem Mars oder mit dem Mond in Be⸗ rührung bringt, abſtreiten. 5 Und doch gibt es einen Mann— keinen Phyſiter unſerer Zeit— der die umſtrittene Naumſchifſahrt mit anderen Augen betrachtet. Der die Meinung vertritt, trotz aller ſchein⸗ baren Unmöglichkeit werde noch das 20. Jahr⸗ hundert die erſte Neiſe in den Welten⸗ ra um erleben; der ſeine Hand dafür ins Feuer zu legen gewillt iſt, daß in 400 Jahren Ausflüge in den Weltenraum ebenſo alltäglich ſein wer⸗ den, wie etwa heute ein Wochenendausflug im Flugzeug von London nach Paris. Dieſer Mann iſt der Londoner Aniverſitätsprofeſſor für Phyſik und Technik, Profeſſor A. M. Lo w, der vor kurzem zum Präſidenten der„British Interplanetari Society“, einer wiſſenſchaft⸗ lichen Geſellſchaft, die der Förderung der Raum⸗ ſchiffahrt dient, gewählt wurde. Cängſt überholte Arteile „Die heutige Wiſſenſchaft vertritt den Standpunkt, daß eine Fahrt in den Welten⸗ raum nicht möglich iſt und führt dafür ver⸗ ſchiedene Begründungen an, die an ſich natürlich richtig ſind“, ſagt Profeſſor Low.„Aber wenn ſich die Prophezeiungen der Fachleute in den verſchiedenſten Zeitperioden erfüllt hätten, ſo gäbe es heute weder eine Eiſen bahn, N noch eine drathloſe Telegraphie, weder ein Luft⸗ ſchiff, noch einen Fernſehapparat. Denn auch alle dieſe Dinge wurden einſt als unmöglich bzeichnet.“ Damit hat der Gelehrte zweifellos recht. Er hat ſich in einer eigenen Mappe zeit⸗ genöſſiſche Urteile über Erfindungen geſammelt, deren Lektüre heute recht beluſtigend wirkt. Da erklärte noch vor 80 Jahren ein bekannter eng⸗ liſcher Arzt in einer öffentlichen Vorleſung, daß kein Menſch eine größere Geſchwindigleit As 90 Kilometer in der Stunde vertragen könne. Was hätte dieſer Herr wohl geſagt, wenn er vor kurzem Bernd Noſemeyers Weltrekord nitgemacht hätte? Noch zu Beginn dieſes Jahrhunderts verſicherte der techniſche Sachver⸗ tändige des britiſchen Kriegsminiſteriums, daß die Anwendung der drahtloſen Telegraphie im Armeeweſen niemals von praktiſcher Bedeutung ein werde. Schon der Weltkrieg ſtrafte dieſe Prophezeiung Lügen. Und im Jahre 1845 ge⸗ ſchah es, daß ein bedeutender engliſcher Staats⸗ mann den Erfinder der Gaslampe in einem heute noch erhaltenen Brief„einen halb ⸗ derrückten Narren“ genannt, der ſich ein⸗ bilde, er könne London„mit brennender Luft beleuchten.“ Das ſind nur ein paar Beiſpiele aus dieſer amfangreichen Mappe, in die auch eine Zu⸗ ſchrift des Londoner Patentamtes gehört, das vor 23 Jahren einen von Profeſſor Low zu⸗ ſammengebaſtelten Fernſehapparat wegen„Un⸗ möglichkeit“ abwies. Aber nicht allein auf Grund dieſes Materials iſt der Gelehrte davon überzeugt, daß noch dieſes Jahrhundert den Start des erſten Weltraumſchiffes erleben. werde. Die„Britiſh Interplanetary Society“ verzeichnet in ihren Akten bereits über hun⸗ dert verſchiedene Erfindungen, die dem Welt⸗ raumſchiff dienen, darunter radiogeſteuerte Torpedos und Aeroplane ſowie Raumſchiff⸗ modelle, die bis ins kleinſte Detail ausgearbeitet ſind.„Mag ein Großteil der Welt noch auf dem Standpunkt ſtehen, die Raumſchiffahrt ſei eine Unmöglichkeit— die technischen Vorausſetzungen für ſie ſind zum Teil bereits gegeben“, ver⸗ ſicherte Profeſſor Low. Warum waren alle bisherigen Verſuche glatte Mißerfolge? Warum hat man die erſten „Weltraumraketen“ nur einige Kilometer hoch ſchießen können? Die Verſuche ſcheiterten nach Anſicht des engliſchen Forſchers bisher an der Geldfrage. Der Bau eines Naumſchiffes, das Ausſichten hat, in den Welten raum zu dringen, würde heute nach vorſichtigen Schätzungen min⸗ deſtens eine bis eineinhalb Millionen engliſche Pfund koſten. Derartige Summen laſſen ſich natürlich zunächſt für eine ſo phantaſtiſche Sache nicht aufbringen, zumal ſich wahrſcheinlich auch nicht gleich beim erſten Verſuch ein Erfolg ein⸗ ſtellen würde. Theoretiſch iſt die Geſtalt eines ſolchen Raketenſchiffs ſchon nahezu hundert⸗ prozentig gelöſt, die„British Interplanetary Society“ beſitzt ſogar ſchon ein vollſtändiges Modell von einer derartigen„Mondrakete.“ „Bisber hat man RNaketenſchiffe nur einfge Kilometer hoch ſchießen können. da es ſich um kleine Modelle handelte, die nur beſchränkte Betriebsſtoffmengen enthalten konnten“, ſagt Profeſſor Low. Nach ſeiner Meinung muß ein Raumſchiff, das etwa auf dem Mond landen will, ungeheure Dimenſionen haben, um den Betriebsſtoff“— Schießpulver, Sauerſtoff oder Benzin— mitführen zu können. Dieſem Be⸗ triebsſtoff muß es gelingen, das Raumſchiff über zwei Drittel des Weges vorwärts zu be⸗ wegen, das letzte Drittel auf dem Wege zum Mond legt es dann kraft ſeines Schwunges von ſelbſt zurück. Mit einem Propellerantrieb iſt im luftleeren Weltenraum nichts auszurichten. „In 200 Jahren“, lächelt der Gelehrte,„wird man über unſere heutige Debatte ebenſo mun⸗ zeln, wie wir heute über den„Sachverſtän igen ſpotten, der uns einſt erklärte, die Eiſenbahn gefährde die britiſche Milchproduktion, da die Kühe durch die vorüberfahrenden Züge erſchreckt würden. Freilich ſind Theorie und Praxis zweierlei Dinge. Wir haben ja auch auf Grund von Berechnungen die Verflüſſigung des Waſſer⸗ ſtoffes lange zuvor als möglich erkannt, ehe wri imſtande waren, ⸗ſie tatſächlich durchzu⸗ führen.“ 3 Treue 7 Von Peter Tylman Die hellen, ruhtgen Augen des hochgewachſo⸗ nen jungen Inſpektors ſuchten den Blick des weiß⸗ haarigen alten Mannes hinterm Schreibtisch. Tompſon hegte Sympathie und Verehrung für den Polizeigewaltigen, weil der alte Herr in⸗ mitten aller Sorgen und Pflichten ſeines ruhe⸗ loſen Geſchäfts, es verſtanden hatte, ſich einen guten Teil Menſchlichkeit zu bewahren. 5 Die ſchmalen Finger des alten Herrn blätter⸗ ten in einem Aktenbündel. Dieſe ſchlanken Hände konnten noch immer feſt zupacken und bebten nicht, wenn ſie eine Waffe hielten. Das wußte Tompſon aus Erfahrung. f „Es iſt der Fall D. X., um den es ſich handelt. Wir haben den Akt ſo bezeichnet. Sie wiſſen Be⸗ ſcheid, Inſpektor?“ Tompſon überlegte. Er fand ſich ſchnell zurecht. „John Barret, Herr.“— ſagte er dann zö⸗ gernd. „Sehr richtig. Es iſt uns gelungen, den „Gangſterkönig“, wie ihn die Unterwelt nennt, zu ſtellen. Das heißt, wir wiſſen, wo er ſich heute nacht zwiſchen elf und zwölf Uhr aufhalten wird. Das Haus wird umſtellt, der Stadtteil abgeſperrt. Der Kerl hat uns. zu ſchaffen gemacht, das wiſſen Sie ja.“ Der alte Herr hob die Stimme ein wenig.„Ich habe Sie dazu auserſehen, In⸗ ſpektor Tompſon, den Banditen zu verhaften. Zu vorhaften, oder. Nun, Sie wiſſen ja, was Sie zu tun haben! Lebend oder tot.“ Dann gab er dem jungen Inſpektor die näheren Inſtruktionen. Als Tompſon aus dem Zimmer des 2 kam und ſeinen eigenen Amts kaum betrat, tand et ein paar Augenblicke in Gedanken verſunken ſtill. John Barret. Dieſer Name... Woher kenne ich den von früher... Aber es fiel ihm nicht ein. ... Zehn Minuten nach Elf hielt das große Auto⸗ mobil lautlos vor dem Haus. Verſchiedene Ge⸗ ſtalten lungerten in der Nähe herum, ſcheinbar unbeteiligt und ohne ſich um die zehn Poliziſten zu kümmern, die unter der Führung Inſpektor Tompſons dem Wagen entſtiegen. Was jetzt folgte, war ſchnelle, glatte Arbeit. Man drang in das Haus ein und fand etwa vierzig Männer in einem großen Kellerraum verſammelt. Das Ueberraſchungsmanöver war ganz geglückt, die Bande ſtand wie angewurzelt, mit erhobenen Händen. John Barret?“— fragte der Inſpektor laut. „Ein ſchlanker Menſch, dunkelhaarig, mit einem hübſchen, offenen Geſicht ſtand am anderen Ende des Tiſches, dem Inſpektor gerade gegenüber. „Ja,“— ſagte er mit einer angenehm klingen⸗ den Stimme und etwas wie ein Lächeln war auf ſeinem Geſicht. Als er aber dann den Inſpektor genauer anſah, verſchwand dieſes Lächeln völlig. uch Tompſon blickte in dieſes Geſicht hinein und während ſeine Leute den Vorneſteyenden Hand⸗ ſchellen anzulegen begannen, verſchwamm das düſtere Kellergewölbe vor den Augen des Inſpek⸗ tors. . John, wir wollen ſpielen, John. Haſt du das Tomahawk dabei und die Speere?“ Zwei Nachbargärten, zwei Knaben, die befreundet ſind. Der kleine John Barret und der Sohn des Bahn⸗ wärters Tompſon. Freunde. Durch Dick und Dünn einander beiſtehend. Das gibt es nicht, daß einer den andern jemals verrät und als dann ſpäter jeder auf eine andere Schule kommt und Tomp⸗ ons Vater in die Stadt verſetzt wird, da kommen ie noch einmal zuſammen und ſchwören den gro⸗ en Eid:„Wir werden immer Freunde ſein, im⸗ mer, was auch geſchieht. Was auch das Leben dem einen oder dem andern bringen mag. Immer..“ In dieſem Augenblick griff in den hinteren Reihen der Männer einer blitzſchnell nach der Waffe. Barret rief etwas, aber es war zu ſpät. Eine Kugel pfiff dicht an Inſpektor Tompfons Kopf vorbei. Der Inſpektor hatte den Revolver in der Hand, ſeine Leute wußten nicht recht was ſie tun ſollten. Der Inſpektor hob die Waffe und ſchoß. Es wurde mit einem Schlag dunkel. Tomp⸗ ſon hatte etwas Seltſames, Unfaßliches getan, er hatte die Lampe zerſchoſſen. Handgemenge. Ein wüſtes Durcheinander. End⸗ lich wurde wieder Licht gemacht und man über⸗ wältigte die Banditen. Aber da ſah man, daß einer fehlte: John Barret. „Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung zu ſagen, Inſpektor Tompſon?“ Hell und ſcharf waren die Augen des alten Mannes, da konnte man nicht lügen, da mußte man die Wahrheit ſagen. Inſpektor Tompſon ſuchte nach den rechten Worten. Es war Tags darauf und das unverſtändliche Verhalten des In⸗ wektors hatte die Runde durch alle Polizei⸗ ſtationen gemacht. Eine Unterſuchung des Falles war unvermeidlich, denn John Bartet war mit des Inſpektors Hilfe entſprungen. „ Inſpektor,“— ſagte der Chef ſtreng,„Sie wiſſen, daß ich Sie ſchätze. Ich kann mir abſolut nicht erklären, was da geſchehen iſt. So ſchwer es mir auch fällt, ich werde ein Diſziplinarverfahren gegen Sie einleiten müſſen.“ ⸗Dieſer Mann,“— ſagte Tompſon leiſe,„die⸗ ſer Jon Barret war einmal mein Freund.„ als wir noch Kinder waren.“ Das war alles. Mehr ſagte er nicht. Man konnte nicht verhindern, daß die Zeitun⸗ gen eine Notiz über den Fall brachten. Man nahm für und gegen Tompſon Stellung. Aber man hielt ſeinen Fall für ziemlich hoffnungslos Das war an einem Dienstag. Am Mittwochvor⸗ mittag fuhr ein kleiner. eleganter Sportwagen er Poltzeidirektton vor, dem ein ſchlanker, ae entſtieg. Er verlangte den Polizeichef zu ſprechen. * e iſt John Barret,“— ſagte er⸗ ſich leicht verneigend.„Verhaften Sie mich. Die ſcharfen blauen Augen hinter dem Schreib⸗ tiſch muſterten den Fremden erſtaunt. „Weshalb taten Sie das, Barret? Wir waren Freunde, Inſpektor Tompſon und ich. Als Kinder. Damals war ich ein Ehrenmann, wenn auch noch ein recht kleiner, Wir hatten uns geſchworen, einander in der Not niemals zu ver⸗ laſſen...“ Das„große Eiſenbahntier“ Im Jahre 1902 war der General Budde preußi⸗ ſcher Eiſenbahnminiſter geworden. Sogleich machte er ſeine erſte offizielle Be⸗ ſuchsreiſe nach München. Von Kennern in ſeinem Miniſterium wurde er darauf hingewieſen, daß er ja nicht verabſäumen möge, ein Glas„Echtes“, beſonders gutes bayriſches Vier, zu trinken, das auf der Grenzſtation ausgeſchenkt würde. Der Zugaufenthalt, der eigentlich nur eine Minute betrage, würde dort ſtillſchweigend etwas länger ausgedehnt, um Reiſenden und Zugperſonal Zeit zu geben, ſich an dem herrlichen Tropfen zu er- reuen. a Der Zug mit dem Miniſter Budde, der ſich ſeit Berlin einen ſchönen Durſt aufgeſpart hatte, lief in jene Station ein. Budde ſtieg aus, bemerkte jedoch, wie die anderen Fahrgäſte, die ebenfalls dem Büfett zu⸗ ſtrebten, vom Zugperſonal energiſch gedrängt wurden, ſofort wieder einzuſteigen, da man nur eine Minute Aufenthalt hätte. Erſtaunt wandte ſich der Miniſter an den baye⸗ riſchen Schaffner, der ſich gerade die größte Mühe gab, die Reiſenden zum Einnehmen der Plätze zu veranlaſſen: „Hier gibts doch das gute Bier— wartet denn der Zug heute nicht länger?“ „Naa., heut net, mei Liaba,— mir ham a groß preißiſch Eiſenbahntier im Zug, da gibts das nöt!“ war die Antwort. P. v. K. und ſtarb auf dem Fleck Eine weſentliche Hilfe Polizei in ihrem Kampfe gegen das Verbre⸗ chertum iſt die Tatſache, daß ſich die Gangſter häufig untereinander umbringen und ſomit der für die amerikaniſche Polizei jede weitere Arbeit erſparen. Erſt kürz⸗ lich hat ein gewiſſer Brune man daran glau⸗ ben müſſen. Seine„Tätigkeit“ übte er an einem Ort aus, den man ſonſt frei davon meint— nämlich im„Filmparadies“ Hollywood. Hier kontrollierte, terroriſierte und erpreßte er Spielklubs und Buchmacher mit ſeinen Spieß⸗ geſellen und war unumſchränkter Herr des Ver⸗ brechergeſindels. Aber Bruneman hatte ſich bei der Konkurrenz unliebſam gemacht. Schon vor anderthalb Monaten war er von zwei Revol⸗ vermännern geſtellt und beſchoſſen worden. Sie hatten aber gefehlt.„Sie werden nun beſondere achleute ſchicken!“ wurde damals erklärt.„in echs Wochen iſt es aus.“ Die Prophezeiung traf auf den Tag ein. Bruneman wurde in einem eleganten Lokal an der Seite ſeiner Freundin von zwei Gangſtern im Frack geſtellt, während drei andere die Tür bewachten.„Der Gangſter⸗ chef von Hollywood“ bekam 14 Kugeln und ſtarb auf dem Fleck. Unſere Anekdote Aus vergangener Zei. Mechaniſche Stickerei in Hannover empfahl in einer Zeitungsanzeige im Jahre 1888„zum Ausgleich der Innormalität der Beine bei der neuen Hoftracht Wattonſtrümpfe“ — Strümpfe offenbar. die ſtellenweiſe dicker maren als ſteſlenmeiſe Die Uralte Wortgeheimniſſe Was bedeuten unſere Namen für Zeiten, Geſtirne und Witterung? Manch einer treibt ſein Spiel„mit leeren Wor⸗ ten“; ein anderer legt jedes Wort ſorglich„auf die Goldwaage“; faſt keiner aber geht dem Wort auf den Grund und macht ſich ſeinen tiefinneren, oft geradezu geheimnisvollen Sinn bekannt.— Wie alt ſind die wichtigſten Worte der lebenden Sprachen? Unmeßbar iſt ihr Alter! Wie entſtanden ſie? Darauf kann uns am beſten die Mutter eines Kleinkindes Beſcheid ſagen? Dies Lallen, das ſie täglich entzückt, iſt ein kleines Spiegelbild menſch⸗ licher Sprachwerdung. Was aber iſt die urtümliche Bedeutung unſerer täglich gebrauchten, die durch ⸗ dachten Worte? Wir mollen verſuchen— denn nur ein Verſuch kann ſolch Unterfangen, das in die Jahrzehntauſende zurück ſich taſtet, ſein!— Wir wollen verſuchen, einige Wortſpuren aufzudecken. In Tage und Nächte teilt ſich unſere Zeit ein. Was heißt Tag? Wenn wir uns im Kreiſe der ariſchen Sprachen umſehen, zu denen Deutſch, zu denen aber auch die romaniſchen und ſlaviſchen Sprachen gehören, ſo gehen wir am ſicherſten, wenn wir auf Wurzeln ſtoßen, die im Sanskrit ſich erhalten haben. Da müſſen wir dann bedenken, daß die ariſche Völkerwiege, darin unſere Urahnen ihre Worte vom Leben erlernten, in heißen, hellen Gegenden geſtanden hat. Deshalb wird uns auch die Deutung des Wortes„Tag“ nicht verwundern: Tag heißt der Leuchtende, Brennende. Aus der indogermaniſchen Wurzel dhegh entſtand das Sanskritwort„dah⸗leuchten, brennen“. Tag iſt es ſüdlich des Himalaja, wenn die Sonne brennt: Sonne— althochdeuͤtſch ſunna— kommt wieder⸗ um von ſu⸗leuchten her; ſu heißt auch beleben; ſo iſt die Sonne die Lebensleuchte, das Lebens⸗ licht, im Gegenſatz zur Nacht.„Die Nacht iſt keines Menſchen Freaind“ heißt ein Vers Gellerts, und die gleiche Empfindung liegt dem Worte Nacht tatſächlich zugrunde; denn das altindiſche„nakta“ — althochdeutſch naht, lateiniſch nor— iſt Urform für das lateiniſche Wort„nocere ſchüdigen“, und für das griechiſche„netrros= tot“, alſo iſt die Nacht die Verderberin. Das auffallendſte Geſtirn der Nacht iſt der Mond. Nach ihm teilten d. Alten die Zeit ein: daher„Monat“: und wirklich ſteckt in ſenem Wort auch der Begriff des Einteilens, Meſſens. Im Sanskrit heißt der Mond„Maſa⸗h“, und„mann“ bedeutet„ich meſſe“. Das große Nachtgeſtirn trägt im Althochdeutſchen den Namen„mano“, im Alt⸗ nordiſchen„mani“, im Gotiſchen„mena“, im Latei⸗ niſchen„menſts“, im Altſlaviſchen„Meſeci“. Der Mond iſt alſo der Zeitmeſfer. Sprechen wir von Geſtirnen, ſo muß es uns auch intereſſieren, was denn wohl Stern bedeutet. Das Sanskrit ſagt mit dem Ausdruck„ſtroni“: er ſtreut:„ſtirnas“ heißt„ausbreiten, ausſtreuen“, im Lateiniſchen „ſternere“. Die Sterne ſind alſo die„Hin⸗ geſtreuten“. Fällt einem dabei nicht das Mär⸗ chen von den„Sterntalern“ ein, die auf der Wieſe ausgeſtreut waren?— Die Sterne erſcheinen dem Menſchenblick abends, am Abend. Althochdeutſch heißt dieſe Tageszeit„aband“; und das althoch⸗ deutſche Wort„aben“ iſt ſoviel wie„abnehmen, ſinken, ſich neigen“, der Abend iſt alſo der„a b⸗ nehmende Tag“. Aus Tagen, Abenden und Nächten wird all⸗ gemach das Jahr, althochdeutſch jar. Es hat dieſer Ausdruck ehedem die Vorbedeutung„Früh⸗ jahr“ gehabt. Man ſpricht heute noch: er zählt dreißig Lenze, womit natürlich volle Jahre gemeint ſind. Das Wort Lenz mag uns deshalb— als Bezeichnung einer Jahreszeit— hier auch beſchäf⸗ tigen: der altdeutſche„langiz“, der„lengizin“ iſt weiter nichts als der ſich län gende, der länger werdende Tag. Das Wort Sommer— alt deutſch ſumar, angelſächfiſch ſumer, engliſch ſum⸗ mer— hat eine zuſammenfaſſende Bedeutung. Auf Sanskrit ſagt man„ſama“ für„Jahr“; und wenn wir dazu vergleichen das althochdeutſche Wort „ſaman“ für„geſamt, zuſammen“, ſo iſt der Som⸗ mer eigentlich das Geſamtlahr: für den indi⸗ ſchen Arier machte der Sommer tatſächlich klima⸗ tiſch faſt das„geſamte Jahr“ aus. Der Herbſt, herbiſt, engliſch harveſt, hängt— ſo ſonderbar es erſt ſcheinen mag, mit dem griechiſchen Wort „karpos- Frucht“ zuſammen. Dieſes wiederum trägt in ſich das Sanskritwort„krapanas“, das iſt Schwert. und die alte Wortwurzel„ſauerv ſchnetden“. So iſt der Herbſt die Schneide ⸗ seit, die Erntezeit. Die Zeit des Winters wollen wir zuſammen mit dem Wort Wind deuten. Mit dem Sanskrit⸗ ausdruck„vatas“ hängt das gleichbedeutende latei⸗ niſche Wort„ventus“, Wind, zuſammen. Wehen, in Schmerzen ſich winden— das ſind Eigenſchaf⸗ ten, die dem Hin und Her des Windes entſprechen, und der Winter mit ſeinen Stürmen iſt ſo recht Windwetter, Starmzeit. Er ſchickt den Schnee, germaniſch: ſneo, den Tropfer, den Flocker: denn das altindiſche„nik“ bedeutet„feucht werden“, und das iriſche„ſnigid“ heißt: es tropft. Eis. althochdeutſch is, bringen manche mit dem altindiſchen„is glänzen“ zuſammen, was kaum abwegig iſt. Wiſſenſchaftlich geſicherter iſt dieſe intereſſante Wortverwandtſchaft: altiraniſch iſt„iſav eiſig. froſtig“, und auf Afghaniſch bedeutet zaſal“ ſo viel wie„Froſt“. Froſt— ein altes, deutſches Wort von frioſan, frieſen, frieren— trägt eigentlich in ſich die Bedeutung des Brennend⸗ kalten, wie ja ſcharfer Froſt die Haut brenne und fröſteln zugleich macht: Stamm iſt das Sans⸗ kritwort„pruſh brennen“. Zum Worte Froſt ſel der Kurioſität halber erwähnt. daß mit ihm der Tiername„Froſch“ verwandt iſt, der„Froſtige“; wer je einen kühlen Froſch in der warmen Hand hielt. wird es verſtehen. Der Hagel„haeit“ vom Himmel hernieder, manchmal vrickelt, ſticht und ſchlägt er ganz unangenehm. Das darf er auch, denn im Wort Hagel ſteckt„hag“, woraus„hauen“ ſich entwickelt hat. Er fällt aus den Wolken, aus den wogenden Dunſtmaſſen am Himmel. die der Germane„wolkan“ nannte. Unter„walken“ verſteht man„dicht machen. zuſammenſchlagen“; gewalktes Tuch wird durch Schlagen, Durchwalken verfilzt. Wolken ſind verfilzte. ſich wälzende, zu · ſammengeballte Dunſtmaſſen. Aus ihnen rinnt der Tau— von altariſch„dhav iſt rinnen“— am Morgen vom Himmel. Das Wort Morgen hat eine faſt ausgeſtorbene Verwandtſchaft: althoch⸗ deutſch hieß es„morgen“ und„morken“. Das Alt⸗ llaviſche mruknati“ bedeutet dämmern“, und im Litauiſchen gibt es noch ein Wort„merkti“ dieſes bedeutet wie ebenfalls das loveniſche Wort „mrkati“ ſovief wie„blinzeln“. Am Morgen däm⸗ mert. blinzelt der Tag herauf. Und ſprachen wi mehrmals vom Himmel, f 5 5 5 o mag 30 ck nach erwähnt ſein, daß im altariſchen Worin alten Rom Briefe, nung zurücklegen ſollten, damals carta genannt wurde. „Damo“ ſeine Urform zu ſuchen iſt: ham iſt auch Wurzel der Worte„Hemd“ und„Haut“ mit der Bedeutung Hülle. Decke, Gewand. und ſo iſt der Himmel die geheimnisvolle Hülle des Ueber ⸗ irdiſchen. Werner Lenz. Wiſſenswertes Allerlei Die bekannten Kaſtagnetten, die beim Tanzen gebraucht werden, haben ihre Bezeich⸗ nung von den Kaſtanien. Das Wort Kaſtag⸗ netten bedeutet nämlich: Kleine Kaſtanien. 2 urſprünglich waren die Kaſtagnetten. die die ſpaniſchen Volkstänzer benutzten, nichts als ausgehöhlte Kaſtanien. Heute jedoch werden ſie aus ausgehöhlten Holzſtücken angefertigt. Der Tanz„Tarantella“ iſt ein Paar⸗ tanz ſüditalieniſchen Urſprungs, der beſonders in Toronto getanzt wurde Eine Legende be⸗ richtet, daß die Giftſpinne Tarantel durch ihren Biß die Menſchen dazu bringe, wie Verrückte zu ſpringen und zu hüpfen. In einigen ſüdamerikaniſchen Ländern iſt es nichts Ungewöhnliches. daß Geſtalten der Bibel für Reklamezwecke benutzt wer⸗ den. So ſieht man ſogar Plakate, die Judas mit einer Zigarette im Munde zeigen, die er empfiehlt. e Vor fünfzig Jahren iſt als erſtes Schiff der Welt der franzöſiſche Dampfer„Carthago“ bei Nach: durch den Suezkanal gefahren. Bis dahin batten alle Schiffe die Nacht über in Port Sald oder Suez liegen muſſen. weil man nicht Gefahr laufen wollte, daß ſie im Kanal etwa auf Grund gerieten und dann allen Ver⸗ kehr ſperrten Der Dampfer„Carthago“ war jedoch mit Scheinwerfern verſehen, was damals etwas ganz Neues war, Das Unternehmen lief denn auch aut ab: ſeitdem müſſen alle Schiffe, die bei Nacht durch den Kanal fahren wollen, mit Scheinwerfern ausgeſtattet ſein i Schon zu Zeiten Ciceros ſchrieb man im die eine große Entfer⸗ auf Papier. das don qc Ab 12 bes kei, I. Wir — 4 natüt bit Hetze bay die tt. täter ſhlech nello 11d 0 fert Junge dur — gefun aniche erbte. angſet nit det t füt u glau⸗ einem 18 bier dle et Spieß 5 Lek. ich ber 1. r evol⸗ Oe ondere l.„in il ruf einem cundin ihrend master, 1 ſobet Jahre det noſe“ dilet duch 7 der ſt der het⸗ 12. 7 Ha, wäre ich doch ein Tenor—! Erſt dann erſchiene mir das Leben lebenswert: Erſt dann wär ich den andern liebenswert Und ſänge mich in manches Raſenoht Ha, wäre ich es doch—! Aber ſo hoch geht mein Ehrgeiz garnicht. 7 60 daß ich Caruſo oder Kiepura ſein möchte! Ich bin Dilettant und will es bleiben. Ich meine auch nur: ha, hätte ich doch einen Tenor—! 1 1 5 Ich habe nämlich nur einen Baß. Und ein Baß iſt etwas ganz Drittklaſſiges. Mitunter wird man von reizenden Lippen umſchmeichelt:„Sie ſollen eine ſo prächtige Stimme haben; ſingen Sie uns doch mal bitte hitte etwas recht Schönes vor! Vielleicht eine Liebesarie...—„Eine Liebesarie?“, fragt man dann mit bedauerndem Zweifel. Und fügt erklärend hinzu:„Ich habe nämlich nur einen Baß.“—„Ach ſo, nur einen Baß“, ſagen dann die reizenden Lippen.„Ja, dann“ And der Baß ſteht da, als wäre er mit einer ſchweren Schuld beladen. Aber es iſt doch nicht unſere Schuld! Es iſt — das muß einmal geſagt werden— es iſt die Schuld der Opernkomponiſten! Allen lanz breiten ſie über die Tenöre aus, während wir Bäſſe ewig in der dunklen Tiefe wohnen. Iſt das eine Weltordnung? Die Tenöre haben es gut! So ein Burſche ſtellt ſich hin, er hat von Muſik keine Ahnung, aber er hat das hohe C und den gewiſſen Metall⸗ klang, der, wie man mir erzählt, den Frauen ſo angenehm über den Nacken rieſelt, er ſtellt ſich hin und ſingt:„Holde Aida, himmelentſtam⸗ mend!“— und die Herzen aller himmelentſtam⸗ menden Aidas beziehungsweise aller erdent⸗ ſtammenden Idas ſchmelzen. Er ſtellt ſich hin und ſingt:„Hier, an dem Herzen treu geborgen“ D und keine Carmen unter den Zuhörerinnen, die ſeinem„Und ewig dir gehör ſch an!“ nicht hingeriſſen lauſchte. Er findet als Tamino dies Bilonis“— und auch das Urbild—„bezaubernd ſchön“, er blickt als Herzog von Mantua„freund⸗ lich auf dieſe und jene“ und braucht keinen Vor⸗ wurf zu fürchten, wenn er„dieſen und jenen“ dann ſein keckes Lied von den„trügeriſchen Wei⸗ berherzen“ entgegenſchmettert. Er li ſte als Lohengrin:„Atmeſt du nicht mit mir ie ſüßen Düfte? und fordert ſie geradezu auf:„An meine Bruſt, du Süße, Reine!“ Er wird von Königstöchtern umſchwärmt, ja, die Göttin der Liebe ſelbſt bemüht ſich um ihn. Radames, Don Joſé, Tamino, Herzog von Mantua, Lohengrin, Tannhäuſer, Walter von Stolzing, Belmonte— alles Herzensbezwinger, alles Tenöre. Denn auf Tenor reimt ſich Roſenohr und Damenflor. 5 Und auf Baß? Auf Baß reimt ſich Faß. Ja: Faß und Glas ſind unſer, der Bäſſe, ein⸗ ziger Troſt. Denn ein Baß und Liebhaber? Ein Baß darf nicht lieben. do wollen es die Opernkomponiſten(die anſcheinend ſelber alle Tenöre ſind). Vom Wein, Weib und Geſang haben wir nur den letzteren mit den Tenören gemeinſam. Dabei ſind wir Bäſſe zweifellos die tiefer Veranlagten, aber auf der Höhe der Töne und des Erfolges tänzeln die Tenöre. Sie kommen in ſtrahlendem Dur Allegro daherge⸗ ſchritten— wir Väſſe klettern in düſterm Moll Wagio auf den unterſten Sproſſen der Ton⸗ und Lebensleiter herum. Wir haben keine Partien. deshalb machen wir keine Partien; wir haben keine Rolle, deshalb ſpielen wir keine Nolle Wir ſind die vertrauten Diener und Anhängen — ia wirklich: Anhänger— der Helden(Sie natürlich Tenöre ſind) oder ihre Schwiegerväter wir ſind Kaiſer und Könige— nur keine erzenskönige— und Prieſter(oder vielmehr berprieſter) mit wallendem Fußſack, wir ſind die treuen Anführer des Gefolges oder auch ver⸗ zäteriſche Brapos mit Dolch und Gift oder ſchlechthin komiſche Alten. Wir ſind die Lepo⸗ tello und Ferrando und Soraſtro und Kaspar und Osmin und Beckmeſſer und Baron Ochs auf Lerchenau. Wir dürfen teils weihevolle Ge⸗ ſänge anſtimmen, teils uns lächerlich machen— nur lieben. lieben dürfen wir nicht. Unſere Die Bäſſe klagen Arie für Baß in Mies Moll Von Jo achim Lange Arten deginnen nicht mir„Vvolde Aida, Yimmel⸗ entſtammend!“., ſondern etwa ſo:„Glücklich lebt einſt ein Vater von zwei Söhnen, Graf von Luna war eeeceer ge⸗he⸗he⸗nannt.“ Lou man damit einen Hund hinter dem Ofen hervor der vielmehr eine ſchöne Dame hinter der Zentral⸗ heizung? Nun wird man mir ſagen: Wer einen Baß hat, kann auch eine Baritonarie ſingen. Und Batitone(cer heißt es Baritöne?) dürfen lieben! Gewiß, das dürfen ſie, die Opernkom⸗ 1 N ſind ſo freundlich, es ihnen zu geſtatten — aber das ſind die ausſichtsloſen Liebhaber, die freiwilligen oder unfreiwilligen Entſager, wes⸗ halb ihre Arien denn auch für uns Verſager ind. Wolfram von Eſchenbach darf lediglta, ſeinen holden Abendſtern anſingen, und wenn der Troubadour und Tenor Manrico in ſeinemm komiſchen Ueberſetzungsdeutſch klagt:„Einſam ſteh ich verlaſſen, kann meine Qual nicht en“, io iſt das der reine Hohn auf uns Nicht. L. bre. denn in eirritchteit ſteyt unser Kollege, der ge⸗ Itvolle Bariton und Graf Luna, einſam ver⸗ aſſen. Und wenn Baritone doch einmal aus⸗ nahmsweiſe mit Erfolg lieben dürfen, dann übertreiben ſie gleich auf ſo unfeine Weiſe und nehmen mit Recht ein ſo gräßliches Ende wie dieſer Herr Hans, genannt Don Juan. Oder ſie machen es gar zu ſimpel, ſo ohne jeden be⸗ törenden Schmelz wie dieſer Stierfechter Esca⸗ millo. Was iſt, vom Standpunkt der Liebe aus betrachtet, das Tererolied gegen die Blumen⸗ arieꝰ Es iſt an der Zeit, daß die Opernkomponiſten ihre Anſchauung überprüfen. Es geht auf die Dauer nicht an, daß man uns Bäſſe in der Oper von den Angelegenheiten des Herzens aus⸗ ſchließt. Auch wir Bäſſe haben im Leben Er⸗ fahrung und— Erfolge in der Liebe. Wann bekommen wir endlich die mit den ſchmelzend⸗ ſten Arien ausgeſtattete Rolle des edlen, vor⸗ bildlichen, heldenmütigen, feurigen, erfolgreichen baſſiſtiſchen Liebhabers? Oder ſollen wir, zu einem Geſangsvortrag aufgefordert, ewig bei unſerem alten Parade⸗ ſtück bleiben:„Im tiefen Keller ſich ich hier..?“ Der weiſe Solon/ ven Magde Trott Unſer Gegenüber. der penſtonierte Beamte Schwarz. hatte einen Hund. Der kleine Kerl wurde Solli getauft, entwickelte ſich raſch und wuchs ſich zu einem mächtigen Rieſenſchnauzer aus. In der ganzen Straße kannte man den ſchwarzen Solli. der mit ſeinen klugen Augen aufmerkſam in die Welt ſchaute. Eines Tages erfuhr man in der Um⸗ gebung, daß Solli einen anderen Namen erhalten habe. Frau Schwarz behauptete, das Tier ſei über⸗ ragend klug, ein weiſer Hund, zu dem der Name Solli nicht mehr paſſe. Es ſei daher angebracht, der Schnauzer trage von nun an den Namen eines der ſieben Weltweiſen: Solon. Daraufhin ſah man ſich Solon genauer an. Wirklich, der Hund machte ſeinem neuen Namen Ehre. An jedem Morgen ging Solon an unſerem Hauſe vorüber, hin zum Kaufmann, hin zum Schlächter. Er trug ſtets einen Korb im Maul und dieſer Korb war immer mit derſelben grauen Decke bedeckt. auf der in blauem Stilſtich die Worte prangten:„Guter Einkauf.“ Frau Schwarz, die ſchlecht zu Fuß war, ließ den weiſen Solon alle Einkäufe erledigen und Solon brachte alltäglich die Sachen, die von Frau Schwarz auf einen Zettel geſchrieben waren, pünktlich heim. Er war wirklich ein kluger Hund, er verſtand genau, ob er mit dem Korb zum Kaufmann oder zum Fleiſcher geſchickt wurde. Irrte er ſich einmal, ſo bereitete es den Geſchäftsleuten die größte Freude, den Rieſen⸗ ſchnauzer am Halsband zu faſſen und mit aus⸗ geſtrecktem Finger in das ſchräg gegenüberliegende Geſchäft zu weiſen. Seit einigen Tagen kam der weiſe Solon nicht immer pünktlich von ſeinen Beſorgungen heim. Es dauerte mitunter geraume Zeit, ehe er den gefüll⸗ ten Korb ſeinem Frauchen zurückbrachte. Das kam dem Frauchen verdächtig vor, und eines Tages ging es dem weiſen Solon nach. Drei Häufer hinter dem Fleiſcher wohnte eine Lehrersfrau. Sie hatte eine wunderſchöne Schäferhündin, die ſich oft⸗ mals in den Vormittagsſtunden vor dem Hauſe ſonnte. Der weiſe Solon umwarb die ſchöne Anka und vertändelte mit ihr manche Viertelſtunde. Der Korb mit der Decke wurde an die Seite geſtellt, dann ging das Geſchwänzel los. Solon bekam daheim einen Verweis und wurde ermahnt, etwas pünktlicher zu ſein. Anſcheinend nahm er ſich die Ermahnung zu Herzen, denn er ſtellte ſich in den nächſten Tagen wieder rechtzeitig bei ſeinem Frauchen ein. Aber eines Tages war das Unheil da!— Der weiſe Solon hatte in der Schlächterei eine Leber⸗ wurſt und ein Pfund Gehacktes gekauft. Sorgſam wurde beides in Papier gewickelt, die beſtickte Decke über den Korb gebreitet, das reſtliche Geld, wie immer in das Täſchchen geſteckt, und ſtolz erhobe⸗ nen Hauptes verließ der Schnauzer den Laden. Obwohl ihm der füße Duft der Leberwurſt ver⸗ lockend in die Naſe ſtieg, brach Solon das in ihn geſetzte Vertrauen nicht und wollte heimgehen. In der Sonne lag Anka und neben ihr ſtand ein Dobermann, der Anka ſeine Huldigung dar⸗ brachte. Der weiſe Solon, der ältere Anſprüche auf die ſchöne Anka zu haben glaubte, knurrte den Rivalen unwillig an. Der wurde aufmerkſam, ließ von Anka ab und kam mit eingekniffenem Schwanz näher. Als er die Leberwurſt roch, wurde ſein grimmiges Geſicht heiter. Er verſuchte mit der Schnauze die Decke fort⸗ zuziehen, der weiſe Solon knurrte entrüſtet, dann ein raſcher Angriff von ſeiten des Dobermanns. Der weiſe Solon ſtellte den Korb auf die Erde und ſtürzte ſich auf ſeinen Angreifer. Eine regelrechte Hundebalgerei entſtand, die beide Tiere von dem Korb entfernte. Sie verbiſſen ſich feſt ineinander, rauften nach Herzensluſt, bis ſich ſchließlich 1 Dobermann mit leiſem Geheul zurückzog. Solon ſchüttelte ſich, ſchaute ſeinem überwundenen Geg · ner ein Weilchen nach und kehrte dann zu ſeinem Korb zurück. Ob Hunde lähmenden Schreck empfinden können, weiß niemand. Aber faſt ſchien es ſo. Wie feſt⸗ gewargelt ano Solon vor cen unigeworfenen Korb, blickte dann auf Anka, die gerade das letzte Zipfelchen der Leberwurſt verzehrte. Das Fleiſch lag in der Nähe der Goſſe. Mit einem Schlag ſchien Solons Liebe zu Anka geſchwunden zu ſein. Er ſtürzte ſich auf ſie, wollte ihr den Reſt der Leberwurſt entreißen. da floh Anka mit langen Sägen davon. Der weiſe Solon war für ein Weilchen ratlos. Zwiſchen Korb und Gehacktem pendelte er hin und her, griff dann das Paket und trug es zurück zum Korb, wieder kurzes Ueberlegen, darauf kehrte Solon zurück in die Schlächterei, hielt der Ge⸗ ſchäftsfrau, die den Vorfall lachend beobachtet hatte, den Korb entgegen und ſchaute ſie mit ſeinen treuen Augen verlangend an. „Du Schlingel, meinſt du, daß dein Frauchen das Fleiſch jetzt noch haben will?— Solon, wo iſt die Wurſt? Sollſt du dich mit anderen Hunden balgen? Schämſt du dich nicht?“ Solon begann zu winſeln, wandte den Kopf nach den an der Decke des Ladens hängenden Würſten. Die Geſchäftsinhaberin fühlte lachendes Mitleid mit dem Hunde. Sie legte anderes Fleiſch in den Korb. dazu die Wurſt. Solon bellte freudig auf, nahm den Korb und trug ihn heim. Noch niemals hat man Solon ſo ſtolz einherſchreiten ſehen, wie an dieſem Vormittag. Glaubte er doch, daß ſeſne Verfehlung nicht bemerkt werde. Aber Urauchen erfuhr es doch; als man ihr die Rechnung über Fleiſch und Wurſt ſpäter vorlegte. Solon durfte acht Tage lang nicht einkaufen gehen. Das hat ihn in ſeiner Ehre tief gekränkt; jaulend hat er an jedem Morgen vor dem Korb geſeſſen, den nicht er, ſondern ſein Frauchen bekam, um ein⸗ zuholen. Teddy in der Klinik Die Klinik für kleinere Haustiere in Kopen⸗ hagen hatte ihre Senſation. Als Patient meldete ſich diesmal ein ziemlich gewichtiges„Haustier“ an, für das ſich ſogar die Türen des Operations- ſaals reichlich klein erwieſen. Mit Hilfe einer Portion Honig bekam man Meiſter Petz aber Fate doch durch die wie nach Maß gemachte ür. Alsbald kam die große Frage: wer hatte mehr Angſt, der Teddy oder ſein Arzt? Aether und Krankenzimmergeruch waren dem Herrn Pa⸗ tienten ſichtbar peinlich, er wehrte ſich dagegen, ſtrich ſich die Schnauze und wurde unruhig, als das alles nichts half. Als man ihm das Fenſter öffnete, war er dankbar und ließ ſich ſchließlich brummend auf den Operationstiſch nieder. Er hatte eine offene Wunde am Hals, ein Geſchwür, das entfernt werden mußte, Auf jeden Fall bewies ſich der Teddy als „Mann“. Ein Tropfen Alkohol tropfte auf ſeine Pfote und— mit Inbrunſt und Liebe und be⸗ ſtem Appetit wurde er immer wieder abgeleckt. Eine Binde vor den Augen lehnte der Teddy ab— im Gegenteil, er erſchrak ſo ſehr, daß er den Operationstiſch eiligſt räumte und ſich auf den Schreibtiſch des Arztes zurückzog. Papiere, Karteikaſten und Tintenfaß hatten da natürlich nichts mehr zu ſuchen und ſtreuten ſich über das Zimmer. Hier blieb der Teddy ſitzen wie ein Götze und ließ ſich durch nichts bewegen ſeinen latz aufzugeben. Selbſt ſeine Freunde vom Zoo vermochten ihn nicht herunterzuzerren. Meiſter Petz biß vielmehr zu. Aber der Alkohol! Ein Tropfen auf ſeine Pfote, zwei Tropfen auf den Operationstiſch... alſo bitte ſehr. Meiſter Petz begriff ſchnell und trottete brummend auf den Tiſch zurück. Die Binde aber wünſchte er wieder nicht. a. Die weitere Arbeit ging ohne Schwierigkeiten vonſtatten. Von ſeinem Geſchwür befreit, konnte das kleine Haustier“ wieder das Krankenhaus verlaſſen. Teddy aber dachte gar nicht mehr da⸗ ran. Es hatte ihm ſo gut gefallen, war nicht noch etwas Alkohol zu haben? N Dieſe Operation hatte 5 Männer in Schweiß gebracht. Anſchließend wurden die Bißwunden und ſonſtigen Verletzungen der Helfer behandelt — das koſtete die doppelte Zeit, die die Opera⸗ tion gedauert hatte. Goliſcher Fund Anweit der Stadt Neidenburg förderten Aus⸗ grabungen eine Grabſtätte zutage, die ſich nach eingehender Unterſuchung als das Mauſoleum eines gotiſchen Fürſtengeſchlechts erwies. Es iſt beſchloſſen worden, an dieſer Stelle eine Weihe⸗ ſtätte zu errichten. Das ausgegrabene Toten⸗ haus ſoll in ſeiner urſprünglichen Geſtalt wie⸗ der erſtehen. Ein Platz wird Raum für Auf⸗ märſche bieten; auch zum Abbrennen von Rauch⸗ feuern bei beſonderen Gelegenheiten. Im übri⸗ gen iſt der Bauplan noch viel bemerkenswerter und großzügiger. Rings um die gefundene goti⸗ ſche Grabſtätte ſind germaniſche Höfe erkundet worden. Dieſe ſollen in derſelben Form ebenfalls wieder errichtet und zu einem Freilichtmuſeum ausgebaut werden. Dieſer Bau dürfte voraus⸗ ſichtlich ſchon in den nächſten Wochen beginnen. Wiſſenswertes Allerlei Wenn in Chile ein Kind geboren wird, ſo werden Aerzte und Pflegerinnen von der Re⸗ gierung geſtellt. Auch Särge und Beerdigung gehen auf Staatskoſten. 8 In Mexiko beabſichtigt man jetzt, aus Bie⸗ nenhonig Eſſig zu bereiten. Abgeſchnittene Blumen haben eine längere Lebensdauer, wenn man ſie in ein Kupferge⸗ fäß ſtellt. Auch kann man Blumen länger friſchhalten. wenn man eine Kupfermünze in das Blumengefäß legt. In einigen Drogerien in Tokio kann man noch immer Affenköpfe, gebackene Spatzen und geröſteten Haifiſch als Lebensmittel kaufen. Der Landſtreicher/ en Ruth Kriſtekat Anneken ging neben dem Landſtreicher ſchwer und langſam durch den feuchten Sand. Der Regen rann fein und unaufhörlich, und ein dichter Nepel verdeckte die Landſchaft, den Blick über die Dünen⸗ hänge, über Wald, Haff und Meer. Sie waren ſchon Stunden gegangen, ſo ſchweigſam. Anneken trug den ſchweren Ruckſack. Die Lederriemen ſchnürten die Schultern ein. Der Landſtreicher hatte ſich die ſchwarzlederne, abgegriffene Taſche unter den Arm geklemmt. Beide waren durch⸗ näßt. Die Näſſe war in die Kleider gedrungen, die nun an den Gliedern klebten. Anneken war ſchon mehrere Tage auf der Nehrung geweſen. Plötzlich hatte ſich das Wetter verſchlechtert. Sie aber mußte heim, hatte jedoch nicht mehr genug Geld, um die ganze Feb mit dem Dampfer zu bezahlen. So mußte ſie wandern, und da ſie bei dem ſchlechten Wetter keinen anderen Gefährten gefunden hatte, tippelte ſie nun neben dem Land⸗ ſtreicher her. Er war nicht ſonderlich eſprächig, auch ſah man ihm ſeine Lebensweiſe nicht auf den erſten Blick an. Er trug Schlips und Kragen. und ab und zu bot er Anneken ſauere Drops an, die er wahrſcheinlich für ſie von dem Erlös der Poſt⸗ karten gekauft hatte. Die beiden ſetzten ſich zur Raſt. Die Kälte des Sandes drang in ſie ein. Anneken nahm den Ruckſack, kramte Brot, Butter und Wurſt her⸗ vor, ſchnitt ſich Scheiben zurecht, belegte ſie. Dann reichte ſie das Brot dem Landſtreicher und aß ſelber. Die Gebärde, mit dem ſie ihm das Brot gab, war 2505 und gut. Auch Annekens Geſicht war ſo— groß und gut, dabei einfach geſchnitten Die Augen von klarem Wollen, der Munz leicht Kalcher. die Naſe klein, etwas zu breit. De zandſtreicher biß hungrig in das Brot hinein. Das Mädchen ſah, wie gut es ihm mundete. So reichte ſie ihm eine Schnitte nach der anderen, und der Mann verzehrte ſie ſchnell und ſtumm. Dann, als ſie Anneken:„Sind Radtke?“ „Jahre ſchon. Erſt fuhr i kam die Arbeitsloſigkeit. 920 165 weiterwanderten, fragte Sie ſchon lange unterwegs, ur See. Dann and keine Ruhe. an einem Ort zu dierden. So tippelte ich. Ich habe ſchon manches geſehen: Frankreich, Spanien, Italien. Ganz Deutſchland bin ich durch. Jetzt will ich rauf nach Norwegen.“ g „Und immer wandern, Radtke? Immer weiter? Niemals ein Bett be itzen, eine Heimat“ Immer andere Städte, Landſchaften, andere Wege und Menſchen? Immer nur tippeln, nicht wiſſen, warum man lebt? Gebt das ſo Radtke 54 „Ja, es geht ſchon lange. Manchmal iſt Regen Er fällt in der Nacht auf die Wieſen. Die Wieſen ind naß. Auf mein Geſicht fällt der Regen. Wie Tränen überſtrömt er es. Manchmal ſcheint die Sonne. Sie iſt warm. Es geht lange. Ich kenne das Rauſchen der Bäume, jeder Vogel hat eine andere Stimme. Der Himmel iſt weit. Es geht hon. Natürlich nicht immer. Heute nacht,— da wars merkwürdig. Als ich Sie abends geſehen. Sie fn jung und haben doch ſchon etwas feſtes, beſtimmtes. Sie wiſſen, was Sie wollen, wohin Sie gehören. Ja, ſo merk⸗ würdig war es in dieſer Nacht. Die Wirtin war gut zu mir. Sie ließ mich in der Gaſtſtube auf dem Sofa ſchlafen, verlangte kein Quartiergeld. Ich dachte nach. Man tut das manchmal. Und ich bin viel allein. Ich dachte an eine Heimat. So, wiſſen Sie, weich und warm. Eine Frau, die man im Arm hält, vielleicht iſt es das. Aber e⸗ iſt dann noch mehr. Das Haus, das einem gehört. der Baum vor der Tür. Leute, die einen 5 und achten. N Nicht immer iſt es ganz einfach. Ich lag wach in der Nacht, Es tickte eine fremde Uhr im Zim⸗ mer. Sie lebte. Und die Frau war gut zu mir, ſo weich. Auch hatte ſie einen mütterlichen Blie. Am Morgen brachte ſie mir den Kaffee auf einem Tablett. Das war ich ſchon lange nicht mehr ge⸗ wohnt. Auch für den 2 verlangte ſie nichts. Ich half ihr nachher das 1 aus dem Brun⸗ nen in die Küche tragen. und ſte nickte mir freund⸗ lich zu. Ich kann das nicht ſo ausdrücken. Man darf es vielleicht 5 nicht ſagen. Auch Sie, das Brot, Ihre Hände. Sie haben es, das feſte. Ich weiß nicht, was es iſt. Etwas feßit mir. Es geht lanae. Schon. Ob es immer geht? Der Wind wehte ſcharf. Es war anſtrengend. gegen ihn anzukommen. Anneken umſchloß mit den Händen die Schulterriemen und ſtemmte ſich mit aller Kraft vorwärts. Sie waren nun beide ſtill. Es hatte ſich etwas aufgeklärt. Man ſah vor ſich den langen Zug der Dünen, die ſich ſcharf gegen den Himmel zeichneten. Das Licht brach ſich in den Tälern. Die Sonne ſtand tief. „Haben Sie niemand, den Sie lieben? Denken Sie einmal nach, Radtke? Vielleicht eine Mutter; eine Schweſter; eine Frau. Sie haben ſie viel⸗ leicht vergeſſen. Sie wiſſen gar nicht mehr, daß ſie einmal zu Hauſe waren, damals als Knabe. Ich kann es mit vorſtellen. 5 „Tia, das iſt nun lange her, Fräulein. Jetzt iſt das anders. Da kann ich wohl nicht mehr zu⸗ rück. Sie verſtehen.— Aber dort, in Stolp, wiſſen Sie das iſt nicht meit ich kännt⸗ ſchnell hin ja. ba tebt eine Frau. Sie wartet auf mich. Ste win mich heiraten. Ich ſchreibe ihr wohl. Und vor einem Jahr beſuchte ich ſie. Sie hat ein gutgehen⸗ des Kolonialwarengeſchäft. Tüchtige Frau, glau⸗ ben Sie. Aber es iſt doch nichts Rechtes, hinterm Ladentiſch zu ſtehen, verkaufen. Davor fürcht ich mich. Nachher ſind auch die Frauen nicht zu be⸗ areifen. Bei denen wei man ja nie was las tit „Vas iſt auch nichts fur Ste. Sie muüſſen ſelber etwas ſchaffen. Die Frau wartet auf Sie mit dem aden. Der Laden gehört ihr. Sie ſind ein Zu⸗ gelaufener. Sie haben nichts. Sie bringen der Frau nur Ihr unruhiges Herz, das ſie nicht wird erfüllen können mit Ruhe. Ich glaube, Sie brauchen ganz etwas anderes. Gehen Sie nicht in die Stadt. Vielleicht iſt das Land gut, Radtke. Sie müſſen fühlen, daß Sie an der Arbeit wach⸗ ſen. Es darf Ihnen nichts in die Hände fallen. Sie müſſen es erringen. Ich dachte mir ſo, Sied⸗ ler könnten Sie werden, Bauer. Das Land iſt zäh, Sie müſſen mit ihm ringen. Dann— ſpäter — haben Sie ein Haus, eine Kammer, ein Bett, einen Schrank, Tiſch und Stuhl, die Ihnen ge⸗ ren, und draußen der Acker unter den Füßen iſt auch Ihr eigen. Vielleicht auch eine Frau— Machen Sie Schluß mit dem Tinneln „Mein Vater war Bauer. Er verließ die Erde und zog in die Stadt. Er lebte nicht wirklich in der Stadt, er wußte es. Doch zurückkehren konnte er nicht. Er war von der Stadt verdorben. Wir ſind alle verdorben von den Städten. Wir find * nicht ehrlich, wir wehren uns gegen die Wahrheit. s iſt ſo, ich weiß es.“ Da ſie beide müde waren, ſchlichen ſtie lang⸗ ſam den Dünenhang hinunter zum Haffſtrand. Die Wellen ſchlugen leiſe ans Ufer, ein mono⸗ tones Geräuſch verurſachend. Man ſah bald das Dorf und die letzten Dünen, die bepflanzt waren. „Wo werden Sie übernachten?“ fragte der Landſtreicher. „In der Jugendherberge, Radtke, Sie haben mobl keinen Herberasſchein?“ „Rein, ich muß mir irgendwo anders Quartier ſuchen. Dann werden wir uns wohl bald trennen?“ „Ja,“ nickte Anneken. Sie gelangten ins Dorf an die Jugendherberge. Das Mädchen reſchte dem Mann die Hand.„Was werden Sie tun?“ fragte ſie. 1 Der Mann blickte ſie an, ſeine Augen ſchienen jetzt jung.„Bauer werden? Ich weiß es noch nicht. Doch, vielleicht, nur meine Hände ſind keit Arbeit mehr gewöhnt. Es wird zuerſt ſchwer ſein. Doch es wird 1 Zeit für mich ſein, etwas zu beainnen. Anf Miederſeßen Fränfein 4 Anneten nickte leiſe, und der Landſtreicher wandte ſich um, ging den ſandigen Weg hinab weiter ins Dorf hinein. Das Mädchen öffnete das Gartentor und ſchritt zum Hauſe hinüber. Am nächſten Morgen kam der Herbergsvater zu Anneken und ſagte:„Sie ſind doch geſtern mit einem Mann hier vorbeigekommen. Sind Sie mit dem zuſammen über die Nehrung gewandert?“ „Ja,“ erwiderte das Mädchen. „Und hatten Sie keine Angſt?“ „Nein, warum denn? Das iſt mir gar nicht in den Sinn gekommen.“ „Es iſt doch ein Landſtreicher. Er geht überall im Dorf herum und verlauft Poſtkarten.“ „Das weiß ich.“ „Ja, und einen Bauern fragte er, wie es mit dem Siedeln wäre. Man ſollte doch jetzt Zuſchuß vom Staat bekommen. Ha,— die werden irgend⸗ einem dahergelaufenen Kerl Land geben! Solche Vagabunden ſind doch zu nichts nütze. Die wollen ja gar nicht arbeiten.“ Vielleicht doch,“ ſagte Anneken und blickte . ſich hin.„Es wird notre„worſt chwer ſein.“ 3 ——— nen * f n 2 2 3 ee 3 —. e— 2 .——-—V—. 55 — * Roman von Egbert jürgen (5. Fortſetzung Ain nachmen morgen iſt er zu ſehr früher Stunde munter und führt ein Ferngeſpräch mit der Stadt. Aber mit wem er ſpricht und was er ſagt, wiſſen die reugierigen Beobachter im Hotel nicht. Nur daß er inge und ſehr eindringlich in den Apparat hinein⸗ redet, ſehen ſie durch das Glasfenſter in der Zellentür. 6. Inſpektor Reiter lebt immer noch in der kleinen Sladt. Die Schar ſeiner Freunde ſchwillt täglich an. Sie weiß nur, daß er hier einen Gutskauf vermitteln wit. Mehr kann man nicht aus ihm herausholen, ſo diplomatiſch man auch fragt und ſo redſelig der Kleine ſonſt immer iſt. f Heute iſt er gleich nach dem Mittageſſen drauflos⸗ gewandert. Er hat geſagt, er wolle ſich nach den an⸗ ſtrengenden abendlichen Sitzungen im Preußiſchen Hof wieder mal etwas Bewegung verſchaffen. Und plötzlich taucht er an dem Zaun auf, der den Aumeiſterſchen Park von den landwirtſchaftlichen Gebäuden trennt. Der Zaun iſt mit wildem Wein bewachſen, drinnen im Park wuchern Sträucher hoch. Wenn man nun noch einen grünen Mantel trägt, kann man vom Park aus kaum geſehen werden, ſtellt man ſich hinter dieſen ſchützenden Zaun. Reiter blickt auf die Wieſe hinüber, in deren Mitte unter einem bunten Sonnenſchirm ein Tiſch ſteht. Und um den Tiſch herum ſitzen in bequemen Korbſeſſeln drei Perſonen. Das eine iſt der Hausherr. Das andere eine junge Dame, die dem Beobachter völlig fremd iſt. Sie iſt blond und von großer, ſchlanker Figur. Die dritte Perſon ſtellt einen Herrn von etwa vierzig Jahren dar. Er iſt mit vorbildlicher Eleganz gekleidet, trägt das ſchon ſpärlich werdende dunkle Haar ſorgfältig ge⸗ ſcheitelt und hat ein Monokel ins Auge geklemmt. Dieſer aſt kommt Reiter ſchon bekannter vor. Wo hat er ihn nur ſchon geſehen? Er braucht nicht lange zu grübeln, ſein Gedächtnis hilft ihm ſofort auf den richtigen Weg. Ein Schmunzeln läuft über ſeine üge. 5 0 der freundliche Herr, der mich letzthin mit ſeinem Wagen heimgebracht hat, als ich zu faul war und den Betrunkenen markierte. Aber was hat er hier nuf Neugerſtädt zu ſuchen? Kennt er den Hausherrn? Iſt er in Begleitung dieſer blonden Dame gekommen?“ Reiter zieht ſich langſam ein paar Schritte vom Zaun fort und kann nun den weiten Gutshof überblicken. Der Wagen, in dem jener Gaſt ihn jüngſt zum Hotel ge⸗ fahren hat, ſteht nicht da, wohl aber ein ebenfalls ſehr angenehm ins Auge fallendes, lack⸗ und metallfunkeln⸗ des zweiſitziges Kabriolett. „Alſo hat die Dame ihn mitgebracht“, ſtellt er feſt und ſchleicht ſich auf ſeinen Beobachtungspoſten zurück. Leider verſteht er kein Wort der Unterhaltung. Er iſt zu weit vom Tiſch entfernt. Er überlegt, wie er unauffällig näher an die kaffeetrinkende und plau⸗ dernde Geſellſchaft heranrücken kann, aber er findet keine Möglichkeit, er muß hierbleiben, und das verdrießt ihn ſtark.— „Ich bin ja ſo erfreut, daß die Herrſchaften das Ver⸗ sprechen ihres Beſuches wahrgemacht haben“, ſagt drü⸗ ben jenſeits des Zaunes, unhörbar für Reiter, Arndt Aumeiſter.„Ich pflege hier ſo gut wie keinen Verkehr, lebe faſt wie ein Einſiedler, wenn ich nicht meinen Wagen aus dem Schuppen hole und in die Stadt fahre Außer mit dem Verwalter, dem Förſter und dem Haus. perſonal rede ich manchmal tagelang mit keinem Men⸗ ſchen ein Wort.“ „Und das halten Sie aus?“ fragt der elegante Herr und ſchaut zweifelnd den Gaſtgeber an. „Warum nicht, Herr Doktor? Ich habe. hier meine Jagd, außerdem für alle Fälle eine ſorgſum zuſammen⸗ geſtellte umfangreiche Bibliothek. Mich damit zu be⸗ ſchäftigen iſt mir oft lieber, als mit den Kollegen aus der Nachbarſchaft oder den Kleinſtadthäuptern beim Bier zuſammenzuſitzen, Skat zu ſpielen und aus den kleinen Dingen, die ſich hier zutragen, wichtige Affären zu machen.“ „Oh“, ſagt die blonde Brigit„ich ſtelle mir das auch gräßlich vor, immer nur in den Wirtshäuſern herum⸗ ſitzen zu müſſen. Sonſt aber das Landleben... ich glaube, es könnte mir viel Freude machen.“ „Ja“, beſtätigt Aumeiſter,„man kann auf dem Lande wohl für ſich leben, wenn man ſich die Zeit zu ver⸗ treiben weiß und überdies zu den Menſchen gehört, die nicht immer einen Schwarm von Freunden und Be⸗ kannten um ſich haben müſſen. Aber nun zwei⸗ oder dreimal in der Woche immer im gleichen Lokal auf dem gleichen Stuhl zu ſitzen, immer die nämlichen Leute zu treffen und immer ein und dasſelbe mit ihnen zu reden, das iſt mir unerträgli h. Lieber fahre ich in Ihre Stadt, da gewinnt man neue Eindrücke, da gibt es Veranſtaltungen, Theater, Konzerte..“ „„und Wildererfilme“, wirft Doktor Barth neckend ein.„Meine Braut hat ſich dieſen Fim übrigens auch angeſehen. Sie hat mir erzähl;, daß ſie ſich oft das Lachen hat verbeißen müſſen, wegen der Handlung ſo⸗ wohl wie wegen der Gutgläubigkeit der Theaterbeſucher. Nicht wahr, J 1a— Haben ich übrigens die gehen Wer ist der — grosse Urheber-Rechtsschutz Korrespondenzverlag Fritz Mardicke, Leipzig C1 uisvollen Wilddiebe wieder gezeigt, von denen Sie letzthin ſprachen?“ Arndt blickt aus Gedanken auf. „Ich habe keinen meiner Nachbarn in den letzten Tagen getroffen und ſomit nicht die Gelegenheit ge⸗ habt, mich zu erkundigen. Eigentümlich und unbegreif⸗ lich iſt, daß ſich die Wilderer nie in meinem Merle ſehen laſſen. Faſt möchte das einen gruſelig machen! „Und Sie haben gar keine Ahnung, wo man die Wil⸗ „Nicht die geringſte! Annehmbar müſſen Sie aus der Nähe kommen. Würde es ſich um eine Bande aus der Stadt handeln, dann würden ſie ihre Raubzüge nicht auf dieſes Gebiet allein beſchränken.“ r 1 „Das klingt vertretbar. Aber ich kann eigentlich in dieſer Sache nich: mitteden, ich bin kein Jäger.“ „Und härten Sie keine Luſt, es zu werden?“ Aus reiner Höflichkeit fragt Aumeiſter ſo. „Das fehlte noch! Dann hätte er für ſeine Braut überhaupt keine Zeit mehr!“ Brigit Jung ſagt es. Und wenn es auch ſcherzhaft klingen ſoll, man fühlt doch, daß Ernſt hinter den Worten lebt.„Er hat ſo viel zu tun, daß er ſich kaum ſeiner Braut widmen kann.“ a „Da hören Sie es“, lacht der Arzt.„Es beſteht alſo gar keine Ausſicht, daß ich mal bei Ihnen einen Reh⸗ bod ſchießen darf.“ a Man lacht. Und allmählich gleitet das Geſpräch in andere Bahnen. Schließlich erhebt man ſich vom Tiſch, ſchlendert durch den Park, in dem ſich die erſten Spuren des Herbſtes zeigen. N Reiter iſt darob enttäuſcht. Wohl hat er keinen Ver⸗ dacht mehr gegen den Herrn auf Neugerſtädt, daß er der Mörder des unbekannten Forſtbeamten ſein könne. Das iſt nach ſeinen eigenen Feſtſtellungen vollkommen aus⸗ geſchloſſen. Aber ihm geht noch jene andere Andeutung im Kopf herum, die im Kreis der Landwirte über ihn gemacht worden iſt, wie Künzel ihm berichtet hat. Au⸗ meiſters Revier ſei das einzige im weiten Umkreis, in dem ſich der Wilddieb— oder die Wilddiebsbande, und um eine ſolche handelt es ſich aller Wahrſcheinlichkeit nach, ſonſt hätten die Wildverluſtziffern nicht ſo groß ſein können— noch nicht gezeigt habe. Das iſt immer⸗ hin eigentümlich. Aumeiſter gibt dieſen ſeltſamen Tat⸗ beſtand übrigens unumwunden zu. Reiter ſucht ſich vergeblich die Frage zu beantworten, warum das de Fall ſein könne. Wenn einer ſchon fremdes Recht und fremde Grenzen nicht achtet, warum ſoll er dann gerade in dieſem Fall eine Ausnahme machen? Das ſieht er nicht ein, das regt ihn zum Nach⸗ grübeln, zun. Anſtellen weiterer Nachforſchungen an. Aber eine Löſung findet er nicht, hofft indes, ſeine Aufgabe doch noch durchführen zu können. Und die iſt nicht leicht: Ermittlung des Förſtermörders und Aus⸗ hebung der Jagdfrevler. Reiter legt ſich auch die Frage vor, ob er bisher immer richtig vorgegangen iſt. War es ein Fehler, daß er offen mit Aumeiſter ſprach? Inſofern wohl nicht, als er einwandfrei feſtſtellen konnte, daß dieſer für den Mordfall ausſchied. Aber vielleicht inſofern, als er dem Gutsbeſitzer gegenüber ſein Inkognito lüf⸗ ten mußte? Er weiß ſich darauf fürs erſte keine Ant⸗ wort, denn er vergißt nicht: in Aumeiſters Revier wird nicht gewildert. f Unentſchloſſen ſteht der Beamte am Zaun. Soll er in den Park eintreten und verſuchen, ſich den Spa⸗ zierenden zu nähern? Er hat ja ſeine beſonderen Gründe, zu erfahren, welche Beziehungen zwiſchen dem Gutsbeſitzer und die⸗ ſem Herrn aus der Stadt beſtehen. Die Rolle der Dame intereſſiert ihn kaum. Aber jetzt wird er ſich kaum unbemerkt an die Gruppe heranpirſchen können, und auf die Dauer am Zaun ſtehenzubleiben, hat keinen Sinn. Alſo geht er vor⸗ ſichtig den Weg zurück, den er gekommen iſt. Wie er um den Pferdeſtall biegt, ſchrickt er zuſam⸗ men. Denn vor ihm ſteht groß und drohend die Ge⸗ ſtalt eines Mannes. Ein Mann, nahezu zwei Meter groß, breit wie ein Stier, in einem graugrünen Rock mit dunklen Aufſchlägen, ein Gewehr hängt über der Schulter. Wie ein Spielzeug hängt es an dieſer Rieſen⸗ geſtalt. Und an ſeiner Seite knurrt bösartig ein ſtrup⸗ piger Hund, legt ſich wütend an die Halſung und ſucht mit gelben Staupezähnen nach dem Überraſchten zu ſchnappen. „So“, ſagt der große Grüne mit einer nichts Freund⸗ liches verratenden Stimme.„So, Sie haben hier herum⸗ ſpioniert. Was haben Sie denn hier zu ſuchen? Nichts! 1 75 raus aus dieſem Hof! Und ja nicht wieder ſehen en! „Hdren Sie“, ſucht der Kleine zu vermitteln,„hören Sie.., aber es„iingt ihm nicht. „Raus! hab' ich geſagt“, wiederholt der andere dro⸗ hend.„und damit Sie über das andere auch Beſcheid wiſſen: wenn Sie ſich wieder mal im Preußiſchen Hof nach meiner Braut umſehn und ſie'nen netten kleinen 5 85 nennen, dann hetz' ich den da auf Sie, verſtan⸗ den!“ Eine rieſengroße Hand zeigt auf den Köter, der am liebſten gleich auf den kleinen Mann losgehen will. -Laſſen Sie ſich doch ſagen.“ f 1 laß ich mir ſagen! und nun raus! Aber Was bleibt Reiter, will er nicht den wahren Grund forderung ſchmerrſtens zu folgen? Recht kleinlaut iſt er, als er wieder auf der Straße ſteht, denn er weiß ſich im Augenblick kein Weiterkommen. Und der Hinaus⸗ a wurf hat ihn natürlich auch nicht gefreut. Aber dann gewinnt er ſeine alte Faſſung wieder und trollt dem Städtchen zu. * Um die gleiche Zeit ſpazieren die drei durch den weiten Park, der ſich hinter dem Gutshaus ausbreitet. Alte Baumgruppen wechſeln mit gepflegten Raſenpar⸗ tien, aus denen Beete in bunter Pracht leuchten. Aſtern und Georginen ſind es, Künderinnen des Herbſtes. Aber noch lacht warm und freundlich die Sonne vom Himmel. Die Spaziergänger freuen ſich ihres Lichtes und plaudern vergnügt. Aber wie es nun einmal iſt: plötzlich dreht ſich das Geſpräch wieder um Jagd und Wilddieberei, hatte ja auch in deren Zeichen Aumeiſter zum erſtenmal die ſchöne Frau, die jetzt an ſeiner Seite ſchreitet, geſehen. 5 Dieſe hohe blonde Mädchengeſtalt, die die Braut des N anderen iſt. Aumeiſter iſt zu ſich ehrlich: er empfindet faſt etwas b wie Verdruß über dieſen Umſtand. Er glaubt die Frauen zu kennen und bildet ſich ein, daß er aus dieſem Grunde noch Junggeſelle iſt. Und er fühlt in ſich unklar, daß ſeine heutige Be⸗ gleiterin vielleicht in der Lage ſein könnte, ſeine tief⸗ ſitzende Skepſis zu wandeln zu neuer Vertrauensbereit⸗ ft So aber iſt die Beſucherin unerreichbar für ihn. Der ſchmale goldene Reif an ihrer Linken, auf dem jetzt gerade ein Strahl der Herbſtſonne glitzert, ſagt es ihm in dieſem Augenblick eindringlich aufs neue. „Täglich möchte man ſich in dieſem wunderbaren Park ergehen“, ſchwärmt Brigit. „Dann müßteſt du ſchon unſeren Freund Aumeiſter heiraten und nicht mich. Mit einer beſcheidenen Arzt⸗ wohnung läßt ſich eine ſolche Parkanlage nicht verbin⸗ den“, neckt Doktor Barth. Das Mädchen findet dieſe Worte nicht ſehr taktvoll und wendet ſich ab, den Unmut zu verbergen. Und Arndt iſt froh darüber, denn auch ihm iſt das Blut in die Stirn geſchoſſen, wie der andere ſo ſprach. Der aber tut, als merke er von den Empfindungen der beiden nicht das geringſte; er ſchlendert weiter und läßt die langſtielige Aſter, die er vorhin abgebrochen hat, in kühnen Kreiſen durch die Luft wirbeln. 5 „Es wird für uns Zeit zum Heimfahren ſein, Otto“, we ſich ſchließlich Brigit an den Verlobten, der faſt überraſcht zu ihr hinblickt. „Meinſt du?“ Sodann ſieht er auf die Armbanduhr und nickt.„Ja, 0 wir werden fahren müſſen.“ Seine Worte richten ſich jetzt an Aumeiſter. „Ein Arzt iſt bedauernswert, nie verfügt er frei über ſeine Zeit. Hat er für ſich ein paar Stunden aus der täglichen Haſt der Arbeit freigemacht, ſo treibt es ihn dann um ſo ungeſtümer zu ſeinen Kranken zurück. Erlauben Sie deshalb, daß wir uns verabſchieden, wir haben noch eine Stunde Fahrt vor uns. Es hat uns beine ſehr gefreut daß wir Ihre Gäſte ſein durften und For Heim kennenlernten. Wir hoffen, daß dies micht das einzige Wiederſehen war..“ „Auch mein Wunſch iſt das“, ſagt Aumeiſter, aber ſeine Worte gelten mehr dem ſchlanken Mädchen, über deſſen Hand er ſich jetzt beugt; dann ſchüttelt er dem Doktor Barth die Rechte. Sinnend blickt er dem Wagen nach, bis er ſeinen Augen entſchwindet. * Als er in den Hof zurücktritt, kommt ihm Fink ent⸗ gegen. „Ich war wieder draußen“, berichtet der Förſter,„es ſind keine verdächtigen Spuren vorhanden, alles iſt ruhig. Aber der komiſche krummbeinige Kerl, der ſich. ſeit ein paar Tagen hier in der Gegend herumtreibt, hat ſich am Zaun herumgedrückt. Ich hab's ihm deutlich geſagt, daß er ſich hier nicht wieder ſehen laſſen ſoll.“ Der komiſche krummbeinige Kerl? Ach ſo, damit konnte Fink nur Inſpektor Reiter meinen. Der iſt alſo hiergeweſen. Ob er mit ihm ſprechen wollte? Aumeiſter ſtellt telefoniſche Verbindung mit dem Hotel her und verlangt ihn an den Apparat. Aber der Herr Gütermakler ſei noch nicht von ſeinem Spazier⸗ gang heimgekehrt, verſichert der Wirt. a Arndt Aumeiſter überlegt. Wenn Reiter hiergeweſen iſt, will er ſchließlich das eine oder andere mit ihm be⸗ ſprechen, hat vielleicht Fragen von Wichtigkeit oder kann Neues von ſeinen Ermittlungen mitteilen wollen. Es wird gut ſein, wenn er ſich mit Reiter ſeinerſeits in Verbindung ſetzt. So läßt er in ſchnellem Entſchluß anſpannen. Und zehn Minuten ſpäter ſitzt er im Jagd⸗ wagen und fährt dem Städtchen zu. Matuſchek, der alte Kutſcher, iſt ſtolz, daß ſein Herr ſich wieder mal von ihm kutſchieren läßt. Er für ſeinen Teil kann den Automobilen keinen Geſchmack abge⸗ winnen. Als ſie ſchon im Städtchen ſind und die Hufe der Gäule auf dem buckligen Pflaſter ſcheppern, muß er auf einen Wink des Gutsherrn den Wagen zum Halten bringen. Es iſt gerade vor der Autoreperaturwerkſtätte 8 3 vor dieſem Haus ſteht auf der e jener ifitzer, in dem ſeine Gäſte den verlaißen habet. g 5 99 ortſetzung folgt) Jäger? Leh Mona — 7 * 2 4 n U n 7 ˖ 7 ˖ f 0 r 4 i g 8 Bekanntmachungen Orlsgruppe Viernheim N S.⸗Beratungsſtunde ſeden Montagabend von 20—21 Uhr. Dienſtſtunden der Pol. Leitung nur Donnerstags 20—21 Uhr— Tienſtſtel le: Adolf Hitlerſtraße 19 Dienſtbeſprechung! Am kommenden Montag, 6. Dezember, abends 8.30 Uhr, findet im Saale des Gaſt⸗ haus„Fürſt Alexander“ eine wichtige Dienſtbeſprechung ſtatt. Es haben daran teilzunehmen: 1. alle Führer der Gliederungen 2. alle Amtsleiter 3. ſämtliche Zellen⸗ und Blockleiter 4. die Zellen⸗ und Block⸗Walter, Warte, Walterinnen von DA, Kd, NS⸗Frau⸗ enſchaft, NSKOV, NSeB und NSV. Erſcheinen in Uniform iſt Pflicht, ſowelt Tragen genehmigt. Die Preſſewarte der ver⸗ ſchiedenen Gliederungen wollen ſich herbei pünktlich um 8 Uhr bereits einfinden. Ich erwarte eine vollzählige und pünkllicke Beteiligung, Braun, Ortsgruppenleiter. Schar Zt Alle Mädels kommen am Mitt⸗ wochabend, 8.15 Uhr, mit Sportanzug in das Heim der Schillerſchule. Die Führerin. Lokale Nachrichten Viernheim, den 1. Dezember 1937 5 nee Ta zesſpru) Das große Geheimnis, das Leben zu ver⸗ längern, beſteht darin, es nicht zu verkürzen. v. Feuchtersleben. * 9 9 9 + 9 C cincl occhi einig Die Inhaber der Firma Gebrüder Buckle waren äußerlich ſo verſchieden wie nur mög⸗ lich. Die Kunden unterſchieden einfach zwi⸗ 7 dem dicken Buckle und dem langen zuckle. Und auch innerlich waren da ſo g. wiſſe Unterſchiede. Es fehlte bei aller beüder⸗ lichen Liebe nicht an Häkeleien.„Sie ſind wieder mal auf dem Kriegspfade“, ſagten ihre Frauen oft lächelnd. Faſt immer war der Streitpunkt der gleiche: Der dice Bucle hing mit ſeiner ganzen Neigung an dem alten, un⸗ ſcheinbaren Stammhaus der Firma und halte es mit aller Macht durchgeſetzt, daß es un⸗ verändert blieb und nicht mit in den ſchönen Neubau einbezogen wurde, der ſich durch das Aufblühen des Geſchäfts notwendig gemacht hatte. Das konnte ihm der lange Buckle nicht vergeſſen. Er rechnete ſeinem Bruder und Teilhaber vor, wieviel Geld es gekoſtet habe, die,„alte Bude“ zu erhalten.„Alte Bude!“ fuhr der kleine Dicke auf,„ſo ſprichſt du von dem Haus, in dem wir groß geworden ſind! Dir freilich kann nichts groß genug ſein, nicht das neue Haus und ganz beſonders nicht deine Zeitungsanzeigen!“— Jetzt ging der lange hoch. Boch er beherrſchte ſich noch:„Haſt ganz recht die können auch nicht groß genug ſein!“ „So, und das ſchöne Geld, das wir jeden Monat dafür hinlegen müſſen?“—„Und das ſchöne Geld, das ſie einbringen?“ fragte der Lange zurück,„glaubſt du vielleicht, die Kunden kommen um deiner ſchö⸗ nen Augen willen? Nein, mein Lieber, da irrſt du dich aber gꝛwaltig. Wegen unſerer guten Ware kommen ſie. Und wie können ſee wiſſen, was wir Schönes und Neues haben, wenn wir es ihnen nicht immer wieder durch unſere Anzeigen ſagen würden!“ „Oder willſt du vielleicht beſtreiten 255 fuhr der lange Buckle fort.—„Beſtreite ich ja gar nicht“, lenkte der Dicke ein. Aber der Lange war nicht geſonnen, ſich von ſeinem Lieblingsthema ſo ſchnell abbringen zu laſſen: „Na alſo, ſiehſt du! Wenn wir damals nicht auf den glücklichen Gedanken gekommen wä⸗ ren, fleißig und regelmäßig unſere Anzeigen in die Zeitung zu ſetzen, dann ſäßen wir heute noch in dem kleinen alten Haus, und an den Neubau wäre gar nicht zu denken geweſen. Nur durch meine Anzeigen..“—„Deine Anzeigen!“—„Du willſt wohl ſagen, un⸗ ſere Anzeigen, wenn du es durchaus willſt. Ich habe keine Luſt zu ſtreiten!“—„Wer ſtreitet denn? Ich nicht! Ich bin immer für die Anzeigen geweſen. Und heute mehr denn je“—„Na, da ſind wir wieder mal einig!“ Schaßjende Hände an den Sammelbüchjen am„Tag der nationalen Solidarität“ Samsta, 4. Dezember Dieſer„Tag der nationalen Solidarität“ iſt uns ſchon allen eine alte Ueberlieferung, er iſt in die große Gemeinſchaft aller Schaſ⸗ fenden eingegangen, denn jeber deutſche Mann, jede deutſche Frau weiß: an dieſem Tage ſte⸗ hen wieder die Leute mit der Sammelbüchſe in der Hand in den vielen Großſtädten un⸗ ſeres Vaterlandes, die führenden Köpfe aus Partei, Staat, Wehrmacht, aus Künſtlerkre.⸗ ſen, freien Berufen, führende Männer der Wirlſchaft und des Handels und ſammeln für ihre Volksgenoſſen, die noch in Not ſind, für das alte Mütterchen, damit es in Ruhe, Frie⸗ Männer, die über ein Jahrzehnt mit dem J Führer Schulter an Schulter ſtanden und kämpften, damals noch angeſpuckt und be⸗ geifert, von verhetzten Menſchen angepöbelt, weil ſie es nicht glauben konnten, daß dieſe „Nazi“ ⸗Männer ein Herz für ein großes Volk, für ein Vaterland, das Deutſchland hieß, hät⸗ ten und die es nicht glauben wollten, daß ſe dieſes Deutſchland wieder zu Ehre, Freiheit, Arbeit und Frieden bringen würden! An dic⸗ ſem„Tag der nationalen Solidarität“ wol⸗ len wir es dieſen Männern, die mit uns auf der Straße ſtehen, erneut danken und uns an ihnen ein Vorbild nehmen, wenn der oder jene oft meint, er würde zu viel tun, während an⸗ dere es ſich leichter mächen und mehr ſchwät⸗ zen! Arbeit adelt, Idealismus hat nicht jeder Ichmenſch, daher ſind ſie auch nicht als Bei⸗ ſpiel anzuſehen. Ueber ſie geht die Zeitge⸗ ſchichte mit Achſelzucken und in Lächerlichkeit hinweg. Wir anderen aber, die wir mitten drin ſtehen, wir fragen nicht nach unſerer Ruhe, nach einem Schlaf: wir ſind dort und ſtehen da, wo es heißt Pflicht— Dienſt am Volk! In dieſer Gemeinſchaft ſammeln wir auch wieder in Viernheim am Samstag, wir alle, die wir keine Klaſſen mehr kennen, ſondern nur noch Vollsgenoſſen und eine nationale Solidarität. Hier auf der Straße, an den Sammelplätzen ſpüren ſie den Pulsſchlag des deutſchen Volkes, denn ſie ſammeln dort die Groſchen für das Winterhilfs⸗ werk des deutſchen Volkes! Viernheimer Manner, Frauen und Jugend, unterſtützt dieſe Sammler darin am„Tag der nationalen Solidarität!“ 3 Es iſt eine Zeit der großen Stille, da alles einſam wird in der Verlaſſen⸗ heit. Da die Bande des Jahres ſich löſen, die der Frühling und Sommer zärtlich und rei⸗ fand geknüpft. Wie ſind die Felder ſtill. Reich haben ſie ihre Früchte den Menſchen gegeben. Nun ſtehen ſie arm und jedes Schmuges bar. Sie ſind wie alle, die da blühen und reifen. Allen enkfällt ihre Frucht, ſie ſind ja nur ihre Diener. Und wieder werden ſie einſam, wie ſie vor allem Leben waren. Es bleiben aber dem Acker die Schollen und die Fruchtbarkeit ſeines Schoßes. In langen Furchen wird der tiefe Grund nach oben gewendet, damit er am Wind: liege. In dieſer Härte aber bereitet er ſich für den neuen Frühling. Jetzt iſt die Arbeit vorbei, die Zeit des Wirkens um. Es war ein langes Jahr, ein großes und fruchtbares. Ein duftendes Blü⸗ hen und ſtilles Reifen. Manchmal, wenn dle müde Sonne durch den Nebel bricht, kommt Zauber der Erinnerung über uns. Sonne, ſo ſchief am Himmel und ſo müd, ſo zum Sterben müde. Wie groß war ſie einſt. Und in den Silberfäden, die ſich wie Brücken durch die Luft ſpannen, leuchtet noch einmal die Sonne zurück und wie ſtaunend erleben wir noch einmal den Glanz ſeiner vollen Tage, dle reifende Stille ſeiner Nächte. Wie groß und reich und überfließend war es doch! Dort gab es heiter ſtrahlenden Morgen über taufriſche Wieſen. Dort ſtand der Mittag gleich einer Ewigkeit über den Aehrenfeldern. Dort waren Abende, wenn die goldene Sonne von uns Ab⸗ ſchied nahm in unvergleichbarer Schönheit und der laue Abend langſam in die Sternennacht hinüberſchritt! Jetzt aber iſt Dunkelheit, Nebel und lange Nacht. Grau verhängt find Morgen und Abend. Die Sonne ficht ſich ſchief über den Himmel hin und alles wird ſo kalt, was um uns iſt. Auf ſtillen Wegen gehen fröſtelnd den und Freude ihren Lebensabend verbeingen Menſchen, ſie alle haben den Sommer noch in Dieſe er N. S. D. A. P. kann. Es ſind zum größten Teil die gleichen gaus' rauen, ehrt das tägliche Brot Wer einmal eine Reiſe durch Deutſchland macht und ſein Augenmerk auf das Brot rich⸗ tet, der wird erſtaunt ſein, wievlele verſchle⸗ dene Brotſorten gebacken werden. Nicht nur in Form und Farbe, auch in der Herſtellungsart und im Geſchmack unterſchridet es ſich, denn jede Landſchaft hat ihre eigenen Na) rungsſit⸗ ten und backt daher auch ein der Lebensart ent⸗ ſprechendes Brot. So liebt der Westfale ein duftiges Stück Pumpernickel, der Säddeutſche ein leicht gewürztes Brot, während man in Norddeutſchland den reinen Brotgeſchmack vor⸗ zieht. Aber ebenſo wechſelvoll, wie Form und Art des Brotes in den deutſchen Gauen, wan⸗ delt ſich auch die Verwendung der Brotreſte, die erfahrene Hausfrauen nach lange gehüteten Rezepten und altem Brauch kennen. Es war immer ein gutteil deutſcher Haus⸗ frauentradition, nichts umkommen zu laſſen. So finden wir bei manchen landſchaftlichen Gerichten die Anweiſung: Man nehme Brot⸗ reſte! Die ſüddeutſche Hausfrau bereitet mit Vorliebe Auflauf und Pudding aus den Brot⸗ reſten, in Thüringen kennt man die Kirſch⸗ pfanne aus Kirſchen und Brotkrümeln. In Pommern ſtreut die Mutter den Kindern ge⸗ riebenes Schwarzbrot auf die„dicke Milch“, in Norddeutſchland ißt man es in der Butter⸗ milchſuppe und in der Mark in der alterprob⸗ ten Bierſuppe. So haben überall tüchtige Hausfrauen das tägliche Brot geehrt, wenn ſie die Reſte nicht verkommen ließen, ſondern ſchmackhafte Spei⸗ ſen daraus bereiteten. 1 Was iſt denn das für eine Anſitte mit dem Schießen! In den letzten Tagen erleben wir öfters an den verſchiedenen Straßenecken, insbeſondere am Rathausplatz, daß halbwüchſige Burſchen unverhofft hinter älteren Leuten mit Schle⸗ ßereien beginnen und hierdurch dleſe Leute in Schrecken verſetzen. Wenn dieſe Jungens von zu Haus aus Geld dafür übrig haben, dürfte ein Hinweis an ihre Eltern zweckmäßig ſein, dieſe Groſchen, die für unnützen Spektakel ge⸗ geben werden, an die Stelle hinzubringen, wo es zur Linderung der Not für viele unſerer Volksgenoſſen und ihrer Familien eine gute Verwendung findet. Es iſt an der Zeit, daß dieſer eingeriſſenen Unſette des Schießens ven der Behörde aus geſteuerk wird. Dafür ſend die Tage an Neujahr da. Wo kämen wir hin, wenn jeder auf der Straße herumknallen würde, wann es ihm gerade paßt! Weltkriegsausſtellung verlängert bis einſchließlich 5. Dezember. Die Weltkriegsausſtellung„Die lerende Front“ in den Rhein⸗Neckar⸗Hallen in Mannheim iſt Neige des Jahres ſen, grau und öd. Sind dieſe noch die Wieſen wegen des regen Beſuches bis einſchließlich 5. Dezember verlängert worden. ſich und frieren. Letzte Wagen fahren hinter müden Tieren durch den Nebel hein. Manch⸗ mal noch holpert ein Karren durch das ſtille Dorf. Wie verlaſſen und leer liegen die Wie⸗ des Sommers? Dort war ein Meer von tau⸗ endfältigen Blumen und Gräſern, jetzt iſt es toter, grauer Raſen, auf dem die letzte blaſſe Herbſtzeitloſe ſtarb. Aber die Wieſen, ſie chſa⸗ fen nur, ſie brauchen Ruhe wie alle Schaf⸗ fenden. Wir aber wiſſen getröſtet auf die eigene Kraft ihrer Tiefe. Wir wiſſen, daß diefe Tiefe wieder tauſend Blumen ſprießen läßt, wenn ſich das zeugende Licht aus der Höhe mit ihrer ebärenden Kraft vermählt. Es legt ein Wiſ⸗ f tief in uns, daß nach allem Dunkel, das ommen muß, das freie Licht wieder ſiegt. Wir wiſſen dies, aber deshalb, weil wir alle einen Funken dieſes Lichtes in uns tragen. Dieſer wird uns, wenn wir ihn nähren und tragen, durch das längſte Dunkel leuchten, wird Weg und Pfad uns zeigen. So ſchreiten wir Lebende durch das Ster⸗ ben, wiſſend, daß es nur Ruhe iſt zu neuem Wecken, nicht Tod, nur Uebergang. So gehen wir die ſtillen Straßen, da im Frühling die Kinder ſpielten, vorbei an den Gärten, die wir in ihrer ſommerlichen Pracht liebten. Es iſt noch unſer Garten, auch in ſeiner größten Armut. Tiefer aber und ſchmerzlicher leben wir jetzt die weiße Aſter, die lezte aller Vlu⸗ men. Und wenn ein kalter Herbſtſturm oder wie heuer, eine Froſtnacht, auch ſie knickt, wenn uns von allem Lieben nichts mehr bleibt, dann lieben wir in unſerer Stele noch das Leuchten des fernen Sommer der in dem letzten vergehenden Lichte der Sonne uns grüßt. f In dieſen ſtillen, dunklen Tage aber, die rings von Sturm und Kälte umdroht ſind, vollzieht ſich aufs neue der geheimnisvolle Anfang des Weckens. Die bereitete Erde emp⸗ . HIL SWE RE ps Achtung Kohlenhän dler! Die Einlöſung der Brennſtoffgutſcheine— Serie B— gegen Wertquittung findet am Freitag, 3. Dezember 1937, vormittags von 9—12 Uhr, in unſerer Geſchäftsſtelle, Bis⸗ marckſtraße 24, ſtatt. Es wird nochmals darauf hingewieſen, daß die Kohlengutſcheine ordnungsgemäß unter⸗ ſchrieben hier abgegeben werden müſſen, da ſonſt keine Einlöſung erfolgen kann. Winterhilfswerk des deutſchen Volkes 1937/88 5 Ortsgruppe Viernheim Wir wollen alle opfern! Der Tag der Nationalen Solidarität iſt ein Opfertag für das geſamte deutſche Volt. Jeder bringt ſein Opfer ür die Volksgemeinſchaft! e Die Kartoffel⸗Dämpflolonne kommt auch nach Viernheim. Alle Intereſſenten, die Kartoffeln eindämpfen, melden ſich ſofort bei der Bauernſchaft. Nehmt die Vor⸗ teile des Eindämpfeus von Kartoffeln wahr, denn auch anderwarts wurden Hunderte von Zentnern Kartoffeln zum Verbrauch für das Vieh eingeſäuert. Dezember und.. wir. November iſt ernſt und grau, iſt der Monat der Stürme und des Nebels, des Blätterfallens und des Ab⸗ ſchieds. Iſt es ein Wunder, daß er auch der Monat der Krankheiten, der Grippe, der hohen Sterblichkeit iſt? Dezember iſt heiter und froh; im Wirbeltanz der Flocken iſt Kinderfröhlich⸗ keit, im Kerzenglanz des Lichterbaumes Le⸗ benzfreude und glück eingeſchloſſen. Und ſelbſt wenn ſein Witterungscharakter gar nicht vom November abweichen ſollte, iſt er voll Sonnenwendgedanken, und wir haben das Krankſein überwunden. Wir Menſchen ſind ja in unſerer körperlichen Verfaſſung ſo ſehr ab⸗ hängig von der ſeeliſchen Lage, in der wir uns befinden. Krankheit iſt eben nicht nur etwas, das den Körper betrifft. Verzweifelte, trübe Gedanken vergiften zugleich unſere Le⸗ bensſäfte, unſer Blut und been lufſen unſere ſcerven.„Aerger macht häßlich!“ ſagt ein altes Sprichwort, und es hat nur zu recht. Verdruß am Alltag kann unſere Magentä.ig⸗ keit vollkommen in Unordnung bringen. Frohe, zuverſicheliche Gedanken fördern die Tätigkeit aller körperlichen Organe. Es iſt, als ob die Zellenheere des menſchlichen Körpers von neuem Leben gefüllt ſeien, voll neuer Kraft, gegen all die Verbrauchsgifte ins Feld zu ziehen und alle Körperſchlacken ſchneller abzu⸗ bauen. Deshalb wollen wir uns im Weih⸗ nachtsmonat auf Frohſinn und Heiterkeit um⸗ ſtimmen, wollen mit einem Gleichmut, der alle Unharmonie flieht, dem Feſt entgegenſchreilen, und der Dezember wird uns dann das Aller⸗ ſchönſte ſchenken, was er ſchenken kann: Ge⸗ ſundheit. Betäubungszwang für alle Schlachttiere Beim Eintritt in die Zeit der vermehrten Hausſchlachtungen und der Verordnung ſei erneut auf die Beſtimmungen des Geſetzes und der Verordnung über das Schlachten von Tir⸗ ren vom 21. April 1933 hingewieſen. Dieſe Vorſchriſten, insbeſondere diejenigen über den Zwang zur Betäubung der Schlachttiere, gel⸗ ten für das ganze Reichsgebiet und für alle Tierarten. Sie erſtrecken ſich ſomit auch auf Kleintiere, einſchlleßlich des Geflügels, und auf jede Schlachtung, ganz gleich, ob ſie in einem öffentlichen Schlachthauſe, in erner Pri⸗ vatmetzgerei oder im ländlichen oder ſtädtiſchen Haushalt vorgenommen werd. Die Betäubung muß ſchnell erfolgen und nachhallig ſein. Bei Geflügel darf die Betäubung nur dann unter⸗ bleiben, wenn durch Hieb oder Schnitt der Kopf ſchnell und vollſtaͤndig vom Rumpfe ge⸗ trennt wird. Die Schlachtung darf aber nur durch Perſonen ausgeführt werden, deren Kör⸗ perkräfte dafür ausreichen, und die die erfor⸗ derliche Sachkenntnis und Uebung beſiten, ſo daß mit Sicherheit jede Tierquälerei vermieden wird. Die Anweſenheit von Perſonen unter 14 Jahren darf beim Schlachten nicht geduldet werden. Die Vorſchriften des Geſetes ſind genau zu beachten. Zuwiderhandlungen wer⸗ den mit Gefängnis bis zu ſechs Monaten oder mit Geldſtrafe bis zu 10 000 RM. beſtraft. Etwas milder als ſeither Mit dem raſchen Abbau des über Frankreich liegenden Hochdruckgebietes iſt nunmehr ein Uebergreifen der ſich in Norddeutſchland ab⸗ ſpielenden Störungstätigkeit nach Süden zu erwarten. Dabei wird Karheſſen ſtärker von der Wetterverſchlechterung erfaßt werden, als das Saargebiet und die Rheinebene ſüdlich des Taunus. Mittwoch: Von Vordweſten her vor⸗ dringende Milderung, wolkig bis bedeckt, über⸗ wiegend Winde aus Weſt bis Nord. Donnerstag: Unbeſtändig, überwiegend fing bergend den Samen der kommenden Ernte. bewölktes Wetter, milder als ſeither. PPP 8 5 —— —— 5 8 n Tigiich ein fettes Schwein durch Küchen- abfäile. Gießen. Die Schweinemäſterei des Er, nährungshilfswerks(EH W) der NS. Kreisamtsleitung Gießen hat ſich in den ku zen Wochen ihres Beſtehens be eits au— ßerordentlich günſtig entwickelt. Nach der Errichtung eines großen Stallgebäudes mit den erforderlichen Betriebsanlagen durch die Stadt Gießen hat das WH W. gegenwärtig 190 Schweine auf Maſt ſtehen, wobei der andauernd gute Eingang von Küchenabfäl⸗ Aus Nah und Fern Mannheim.(Verkehrsunfälle). Montag vormittag fuhr ein Perſonenkraftwagen, deſ— ſen Führer auf der Caſterfeldſtraße einem in die Altriper Straße einbiegenden Radfahrer ausweichen wollte, gegen einen Baum. In⸗ folge des heftigen Anpralls durchſtieß der Kraftwagenführer mit dem Kopfe die Wind⸗ ſchutzſcheibe, wobei er ſich Schnittwunden zu- zog. Der Verletzte fand Aufnahme im Städt. Krankenhaus. Der Perſonenkraftwagen wurde Beim Abbruch eines Hauſes tödiſh verletzt. Wetzlar. Vor einigen Tagen iſt beim Abbruch eines Hauſes, das der neuen Um⸗ gehungsſtraße weichen muß, der 40jährig⸗ Maurerpolier Johann Weber ſchwer ver⸗ lezt worden. Der Verunglückte iſt jetzt im gaarer Krankenhaus geſtorben. Mannheimer Großviehmarkt Zufuhren: 65 Ochſen, 145 Bullen, 114 Kühe, 151 Färſen, 664 Kälber, 138 Schafe, 3243 Schweine. Preiſe: Ochſen 42—45, 37 Biutig geſchlagen und den Weg zum Kran⸗ kenhaus verſperrt. Bad⸗Nauheim. Zwiſchen jungen Leu⸗ ten aus den Nachbargemeinden Ober⸗ und Niedermörlen kam es zu Streitigkeiten, die zur Folge hatten, daß ein junger Mann aus Riedermörlen, als er auf ſeinem Fahrrad von der Arbeitsſtätte zurückkehrte, von mehreren Burſchen aus Obermörlen über⸗ fallen und mit einer Fahrradluftpumpe zu Boden geſchlagen wurde. Als ſich der Ver⸗ letzte, am Kopf ſtark blutend, nach dem ſtark beſchädigt.— Bei vier weiteren Ver⸗ kehrsunfällen wurden vier Perſonen leicht ver⸗ letzt und fünf Fahrzeuge zum Teil erheblich beſchädigt. Streit zwiſchen Schwägern Erſt Beſchimpfung, dann das Meſſer Heppenheim. Am Samstag abend kam es in einer Wirtſchaft in der Vorſtadt zu einem erregenden Wortwechſel zwiſchen zwli Schwägern. Ein Wort gab das andere, die Erregung ſtieg immer höher und ehe dritte Perſonen eingreifen konnten, hatte der eine dem anderen einen Stich in den Hals verſetzt. Der Verletzte mußte, da die Wunde nicht un- gefährlich erſchien, ins Krankenhaus gebracht werden. Der Meſſerheld wurde feſtgenommen. len aus den Gießener Haushaltungen eine gute Futtergrundlage bietet. Die Maſt der Schweine iſt ſo erfolgreich, daß jedes Schwein täglich ½ Kilo an Fleiſchgewicht zunimmt, ſodaß alſo bei 190 zur Maſt auf⸗ geſellſen Schweinen täglich ein fettes Schwein im Gewicht von 95 Kilo aus die ſem gemeinnütkigen Betrieb geliefert wird. Es iſt geplant, den jetzigen Beſtand von 190 Maſtſchweinen in nächſter Zeit nach der Er⸗ richtung eines weiteren großen Stallgebäu⸗ des zu verdoppeln, ſodaß rund 380 Schwei⸗ ne zur Verſtärkung der heimiſchen Floiſch— ve brgung in dieſem Betrieb auf Maſt ge⸗ seil! werden können. Krankenhaus begeben wollte, verſperrten ihm ſeine Gegner den Weg und trieben ihn in entgegengeſetzter Richtung bis nach Niedermörlen vor ſich her; dort erſt konnt⸗ er ärztliche Hilfe in Anſpruch nehmen. Verbrecher ars Höhlenbewohner. Bad Ems. Von der hieſigen Polizei wurden zwei mit Zuchthaus und Gefängnis vorbeſtrafte Perſonen verhaftet, die ſich eine früher als Sprengſtofflager benutzte Höhle in der Emſer Umgebung als Behauſung ausgeſucht hatten. Man nimmt an, daß ſie hier neue Straftaten vorbereiteten und wohl einen guten Unterſchlupf gefunden zu ha— ben glaubten. 26—33, 29— 35; 30—40; Schafe bi!) 50—53, c) 4045, d) 30—40, e) 45, f) 40—45, g) 34—40; Schweine a), b) und b2) 54, c) 53, d 50, 91) 54. Marktverlauf: Großvieh und Schwei⸗ ne zugeteilt, Kälber flott. Hauptſchriftleiter undverantwortlich für den politiſchen Teil i. V. Phil. Oben auer, Worms, für den übrigen Teil Friedrich Martin, Viernheim. Verlag: Ver⸗ einigte Zeitungsverlage Cnyrim, Haller& Co., Worms. Geſchäftsſtelle: Friedrich Martin, Viernheim. Druck: Wormſer Verlagsdruckerei Halkenhäuſer, Cnyrim& Co⸗ Worms.— Du. X. 1937 über 1800 3. St. it Anzeigenpreisliſte det 6 gultig. 2 Zimmer vater, Schwager und Onkel, Jodes- 7 Anzeige Nach Gottes unerforschlichem Ratschlusse wurde unser lieber Vater, Schwiegervater, Groß vater, Urgroß- Herr Georg Hoock 10. unerwartet und doch vorbereitet im gottbegnadeten Alter von 83 Jahren in die Ewigkeit abberufen. Viernheim, Oberbronn, St. Hippolyte(Ob. Elsass), a den 30. November 1937. Die trauernden Hlnterbllebenen. Die Beerdigung findet morgen Donnerstag nachm. 4 Uhr vom Trauerhause, Lorscherstraße 14, aus statt. und Küche ſofort zu vermieten. Näh. Auskunfts⸗ tafel d. Geſchäftsſt. 1—.—. Erweitere Deinen Kundenkreis durch Anzeigen in der Viernheimer Goltszeitung Werdet Mit⸗ glied der chabsatzorussesscdaft Heute Mittwoch, von 6—7 Uhr, Auszahlung und Einzug der Ausgleichsbeiträge. Die Zeit iſt unbedingt einzuhalten. Orisbauernſchaft Die Bauernſchaft teilt mit: Am Freitag trifft die Dämpfkolonne für Kar⸗ toffeln in Viernheim ein. Intereſſenten wol⸗ len ſich umgehend melden. „Das Hauptgut wird nächſte Woche faſt reſt⸗ los verwogen. Die Richtlinien für die Schweinemaſtverträge ſind im Kaſten der Bauernſchaft einzuſehen. .. T Tügungsnynolnehen 4½½ bis 5% Zinsen, ca. 990% Auszahlung für Alt- u. Neubauten— auch Geschäfts- häuser— bei rascher Ab wieklung. Laufzeit bis 80 Jahre gebrüder ſack. Bankgeschäft ännneim, Friedrichsplatz 1 Telefon 42174 Verloren! Ein Geſchäfts⸗ mann, der nicht den Weg der Zeitungsrekla⸗ me beſchreitet, der hat bei Ab⸗ ſchluß des Rech⸗ nungsjahres ſicher an Ein⸗ nahmen ver loren! Wer ſucht Frl. zur Ausninte fur den Weinnachis-verkauf? Gefl. Angebote unter Nr. 40 an die Geſchäftsſt. ds. Bl. erbeten Ze aumann u. Manclyenkea spricht durch Anzeigen in f der großen Heimatzeitung VIERNHEIMER VOLKES ZEITUNG zu einem großen nach tau · senden zählenden kaufkräf. tigen Verbraucherkreis. Da lohnt sich bestens Werbung jeglicher Art. Wer glaubt, ohne Wer⸗ bung auszukommen, der iſt auf einem * 1 eee eee Weihnachten naht! Wenn St. Nikolaus ſeinen Gabenſack ſchultert——— uns in allen Kinderherzen freudige Erwartung bebt, daß er auch ihnen etwas mitbringt, dann geht's den Großen nicht viel anders. Auch ſie kragen heimliche Wünſche mit ſich herum und hegen Vorweihnachtsgefühle. Bei den Ge⸗ ſchäftsleuten iſt es genau ſo! Auch in ihnen wächſt die Hoffnung auf ein gutes Weih⸗ nachtsgeſchäft. Daß es wirklich gut wird, dafür ſorgen rechtzeitige Anzeigen in der „Viernheimer Volkszeitung“. Und ſchon zum Tag des St. Nikolaus rückt der rührige Ge⸗ ſchäftsmann Anzeigen ein, damit ſein Umſatz auch von der Vorfreude des Schenkens ſeinen Teil bekommt. eee über Vechta, am voll mit Zucker in meiſt verſchwunden.“ Weiter Herr Friedrick Dann kann er in der (Kinder halb ſoviel). halbe Menge. ſtloſterfrau⸗Meliſſengeiſt wird aber nicht nur bei Erkältungskrankheiten und Grippe mit Erfolg angewandt . auch bei 5 Grippe ha mir Kloſterfrau⸗Meliſſengeiſt gute Dienſte ſcheinungen in kurzer Zeit reſtlos beſeitigk. Grippeanzeichen ſpürt, 9 Wirkt bei Erkältungen vorzüglich ſo urteilt Herr Heinrich Buſſe(Bild nebenſtehend). Landwirt, Holzhauſen i. O. 7. 5. 37 über Kloſterfrau⸗Meliſſengeiſt. Er berichtet weiter am 21. 5. 37:„Gebrauche Kloſterfrau⸗Meliſſengeiſt erſt 1 Jahr, doch hat er mir bei a ſchon Fei Dienſte geleiſtet. ch nehme dann abends einen Eßlöffel eißem Waſſer und iſt am andern Morgen die Erkältung dann Kühnemund o B., Erfurt, Schlöſſerſtr. 18:„Auch bei getan und Erkältungser⸗ Deshalb ſollte jeder, der die erſten eich 1—2 Taſſen nach Gebrauchsanweiſung heiß trinken. . a 5 egel annehmen, daß die Erkältung in kurzer Zeit per⸗ ſchwindet.“(t. Brief vom 28. 1. 37 Vorbeugen iſt beſſer als heilen! Rehmen Sie deshalb ſoſort bei den erſten An⸗ zeichen einer Erkältung, wie Fröſteln, Huſten, rauhen Hals, Schnupfen, Heiſer⸗ keit, Kloſterfrau⸗Meliſſengeiſt nach folgendem Rezept: frau⸗Meliſſengeiſt und Zucker in eine Taſſe, gut umrühren, kochendes Waſſer hin⸗ zugießen und zwei dieſer Portionen möglichſt heiß vor dem Schlafengehen trinken Zur Nachkur und zur Vermeidung von Rückfällen trinke man noch einige Tage die Je einen Eßlöffel Kloſter⸗ auch erz⸗, Nerven- und Magenbeſchwerden, Schlaflofigkeit, Rheuma und damit zuſammenhängenden Geſundheitsſtörungen. Sollten Sie Kloſterfrau⸗Meliſſengeift deshalb noch nicht in rätig halten, ſo beſorgen Sie ihn noch heute bei Ihrem Apotheker oder Drogiſten. nur echt in der blauen Packung mit den drei Nonnen; niemals loſe. Ermäßigte Preiſe: RM. 2,80, 1,65, 0 90. hrer Hausapotheke vor⸗ loſterfrau-Meliſſengeiſt in Beleg jür ben Werber Ausfüllen, aufbewahren und bei Abholen der Prämie vorzeigen! VVV (Muß mit der Nummer des Beſtellſchelnt übereinſtimmen) Name des Werbers Wohnen// Straße: Name des Beſtellers: Wohnort: Straße: Werbefeld zug für den 2000. Bezieher Dieſer Abſchnitt iſt an die Geſchäftsſtelle zu übermitteln! Nr. (Lfd. Nummer der vom Werber übermittelten Blefeellſchein Ich beſtelle hiermit die„Viernheim er Volkszeitung auf drei, ſechs, zwölf Monate (nicht Zutreffendes ſtreichen) zum Preiſe von RM. 1.60 monat lich frei Haus für die Zeit vom an bis einſchließlich Erfolgt vor Ablauf der Bezugszeit keine aus⸗ drückliche Abbeſtellung, ſo läuft der Bezug ſtillſchweigend von Monat zu Monat weiter. Unterſchrift des Beſtellers: (Vor⸗ und Zuname) Beruf: Str. u. Haus-Nr. Viernheim, den Vom Werber auszufüllen 193 Obiger Bezieher wurde geworben von Vor⸗ u. Zuname: Beruf: ſtellungen ſind die vorgedruchten Beſtellſcheine zweite mit Nr. 2 u. leden Fall folgende Vergütungen: Für jeden Bezieher, Bezieher, der ſechs Monate feſt beſtellt, RM. 1.50, f hat, erhält i ämi 5 Nat. 1 eine Sonderprämie von RM prämien nach Verö ffentlichung über die Erreichung des Teilnahmebebinaungen: Jeder kann ſich an unſerem Werbefeldzug für unſere Viernheimer Volkszeitung an uns übermitteln. t 8 zu benutzen, die genau ausgefüllt üſſ links wird von dem Werber behalten und vorläufig e ee Geſchäftsſtelle der Viernheimer Volkszeitun i ſtellſ. Gef 7 g weiterzugeben. Beſtellſche Nummern zu verſehen, und zwar der erſte Beſtellſchein, der 655 e u. ſ. w., ſodaß am Schluß unſeres W 8 f. ü Geſchäftsſtelle erſichtlich iſt, wieviel Baſtelungen ee e auch die Namen der Prämiengewinner genannt werden. Straße: beteiligen und Beſtellungen Für die Be⸗ t Der Beleg Der Beſtellſchein rechts iſt ſofort an die ine wie Belege ſind mit gleichen laufenden Werber abgeliefert wird, mit Nr. 1, der den Werber wie für die Der Werber erhält auf RM. 1.—, für jeden er Werber gebracht hat. der drei Monate feſt beſtellt, g 1 der ſechs RM. ür jeden Bezieher, der zwölf Monate feſt beſtellt RM. 2.— Wer bis zur Erreichung des 2000. Beziehers 150 9 Voltszeitung die e 2 geworben * 00 50.—, die zweitmeiſten von RM. 30.—, die drittmeiſ Die Werbevergütungen werden nach dem erſten Einzug des Bezugsgeldes b e ezahlt, die Sonder⸗ 2000. Beziehers der Viernheimer Volkszeitung, in der bis 41, 30—36; Bullen 40—43, 35-39, 20—25; Färſen 41—44, 36—40, Kälber 60—65, 53—59, 41—50, — l. Beil dutch! e 1 N16 Die 1 1 einer 8. 9 einen L in die! dadurch und wi Länder iir ger Fommu giern fluß auf Patteien Als K der S rung Der 4 der No 1 ſungen beit i 9 Umſiänd. 1 Die die * mei d Holo Krieges emnächf drbeit an übrigens Mnniſtiſch