dann nn ſie gan: — Volks Amtsblatt der Bürgermeiſterei Wernheim Erſcheinungs welle: Täglich ausgenommen an Sonntagen und Feiertagen. Bezugspreis: Ins Haus gebracht monatlich 160 RM einſchließlich Botenlohn, durch die Noſt monatlich 160 RM ausſchließlich Beſtellgeld Einzelnummer 10 Rpfg Nummer 290 iernheimer zeilung Verkündigungsblatt der NS d AP. Viernheim Dienstag S den 14. dezember 1937 Anzeigenpreis: Grundpreis für 1mm Höhe und 22 mm Breite 3 Rpfg., im Text⸗ teil für 1 mm Höhe und 67 mm Breite 15 Rpig Zur Zeit iſt Anzeigenpreisliſte Nr. 6 gültia Geſchäftsſtelle Viernheim Bismarckſtr 13. Nernſpr 153 Peg v'bafen 15101 13. Jahraang „deine Slimme oder dein Leben!“ Die das bolſchewiſtiſche Rußland ſeine Wähler zur Abſtimmung zwang „Eine der größlen Komödien“ Engliſche Itimmen zur ſowjelruſſiſchen Wahl London, 14. Dezember. Die„Wahl“ in Sowjetrußland gibt den Lon⸗ doner Blättern Anlaß, um in zum Teil langen Berichten den Hergang und die höchſt ſonder⸗ baren Beſtimmungen dieſer Wahl zu ſchildern. Kein Blatt, nicht einmal die Oppoſition, läßt es ſich nehmen, darauf hinzuweiſen, daß es ſich bei dieſer eigentümlichen„Wahl“ um recht be⸗ zeichnende Hintergründe gehandelt habe. Stel⸗ lungnahmen ſind in Anbetracht der letzten Er⸗ eigniſſe im Fernen Oſten jedoch recht ſpärlich. Immerhin ſchreibt die„Daily Mail“ in einem Leitartikel unter der Ueberſchrift„Deine Stimme oder Dein Leben“, in Sow⸗ jetrußland ſei geſtern eine der größten Komö⸗ dien abgerollt, die man je in der Welt zur Vor⸗ ſtellung gebracht habe. Sich der Stimme zu enthalten, bedeute nichts anderes als zum Tode verurteilt zu werden wegen„politiſcher Sabo⸗ tage“. Die ganze„Wahl“ ſei aufgezogen wor⸗ den, um die Außenwelt von der„Stärke des Stalin⸗Regimes“ zu beeindrucken. Wahrſchein⸗ licher aber ſei es, daß man die ganze Wahl⸗ bühne nur aufgeſtellt habe, um die öffent⸗ liche Aufmerkſamkeit wenigſtens für eine ge⸗ wiſſe Zeit von Stalins ſyſtematiſchen Mördereien abzulenken. Eines der Schlagworte ſei geweſen:„Du kannſt auf Ge⸗ noſſe Stalin vertrauen“. Das könne man in der Tat, nämlich wiſſen, daß er fortfahren werde, weiterhin Unheil anzurichten durch ſei⸗ nen Zerſtörungswillen in der ganzen Welt. und daß er im eigenen Lande weiterhin alle Wider- ſacher hinſchlachten werde, die auch nur für einen Augenblick vergeſſen würden, Sowjetruß⸗ lands Gangſterkönig zu ſchmeicheln. Zolſchewiſliſche hetzer in Polen enklarvt Warſchau, 14. Dezember. Das Lubliner Bezirksgericht ſchloß nach faſt einmonatiger Dauer einen der größten Kommuniſtenprozeſſe ab, die in Polen bis fetzt ſtattfanden. Wegen kommuniſtiſcher Hetzarbeit wurden insgeſamt 39 Perſonen verurteilt. Die beiden Hauptangeklagten erhielten je zehn, die übrigen zwei bis acht Jahre Zuchthaus. Die Verurteilten, von denen die meiſten Ju⸗ den ſind, hatten in der Wojewodſchaft Lublin in fünf Ortſchaften kommuniſtiſche Zellen ge⸗ bildet. Die techniſche Zentrale für die bolſche⸗ wiſtiſche Wühlerei befand ſich in der Wohnung eines jüdiſchen Arztes, deſſen Tochter ſich dur die Flucht in die Sowjetunion dem Gericht ent⸗ Watte hatte. Der Staatsanwalt wies in ſeiner Anklagerede darauf hin, daß unlängſt in der Wojewodſchaft Lublin zwei Vertrauensleute der Polizei von Kommuniſten ermordet worden ſind. Leider ſei es nicht gelungen, die Täter ausfindig zu machen. Als beſondere Stütze für die kommuniſtiſche Hetze offenbarten ſih mehrere füdiſche Sportvereine, deren Reineinnahmen aus allen Veranſtaltungen den Kommuniſten zuge⸗ führt wurden. In gefährlichſter Weiſe hatten ſich die Angeklagten um die Verhetzung der Ju⸗ gend der Mittelſchulen bemüht Nach und nach war es ihnen auch gelungen, alle marxiſtiſchen und jüdiſchen Organiſationen, auch jene, die der polniſchen Sozialpartei naheſtehen, für ihre Ziele zu gewinnen. Weiter konnte den Verur⸗ teilten durch Zeugenausſagen nachgewieſen wer⸗ den, daß ſie in ihren Verſammlungen zu dem gewaltſamen Umſturz in Polen und zur Er⸗ richtung der Diktatur des Proletariats nach dem Muſter der Sowjetunion aufforderten. 1 40 „Leihnachlen ohne Juden Poſen, 14. Dezember. In einer Kundgebung der polniſchen Natio⸗ nalpartei in Poſen wurde die Forderung auf- geſtellt, den jüdiſchen Handel während des Weihnachtsgeſchäftes zu boykottieren. In ganz Poſen prangen an den Anſchlagſäulen Plakate mit der Parole„Weihnachten ohne Juden!“ Juden an die Luft geſetzt Warſchau, 14. Dezember Auf der Generalverſammlung des geſamten polniſchen Lawn⸗Tennisverbandes ſprachen ſich von den 78 Vertretern der einzelnen Klubs 70 für die Ausſchließung des jüdiſchen Maccabi⸗ Tennisverbandes aus dem Geſamtverbande aus. Flandin bei dr. Goebbels Der ehemalige franzöſiſche Miniſterpräſident Pierre⸗Etienne Flandin, ſtattete am Monta dem Reichsminiſter für Volksauftlärung un Propaganda Dr Goebbels einen Beſuch ab und hatte mit ihm eine zweiſtündige Unter⸗ redung. * Der Führer und Reichskanzler hat S. M. dem König Georg VI. von Großbritannien zum Geburtstag drahtlich ſeine Glückwünſche über⸗ mittelt. Nanking eingenommen Briliſche Kriegsſchiffe und japaniſche Flieger im Gefecht Tokio, 14. Dezember. Die japaniſche Nachrichtenagentur Domei meldet, daß Nanking von den japaniſchen Truppen vollkommen beſetzt worden iſt. Die(iapaniſchen Stellen in Schanghai be⸗ ſtätigen, daß die japaniſchen Truppen in Nan⸗ king eingedrungen ſind. Nach den in Schanghai vorliegenden Meldungen konnten die durch das Oſttor nach Nanking eingedrungenen japani⸗ ſchen Truppenteile ihre Erfolge ausweiten und über freies Feld bis an die Kriegsſchule vorſto⸗ zen, die beſetzt wurde. Weiterhin haben die Ja⸗ vaner ihre Stellungen nordwärts in Richtung auf Fukweiſchen vorgeſchoben. Andere Ab⸗ teilungen, die noch außerhalb von Nanking ſte⸗ hen, ſuchen vom Südabhang des Purpurberges her an das Taipingtor heranzukommen, um Max Schmeling k. o.-Sieger Er ſchlug harry Thomas in der 8. Runde k. o. 8s New Pork, 14. Dezember Der mit Spannung erwartete Boxkampf zwi⸗ ſchen Max Schmeling und dem jungen Amerikaner Harry Thomas iſt vorüber. Alle Peſſimiſten, welche nicht mehr recht an das Können Schmelings geglaubt hatten, wurden Lügen geſtraft. Dem Deutſchen hat die 18 (Preſſe⸗Bild⸗Zentrale, Zander-K.) Max Schmeling, der Sieger Monate lange Kampfpauſe kaum geſchadet. In hartem, zielbewußtem Training hat er ſich wieder in eine Form gebracht, die das Beſte von ihm erwarten läßt. Auch ſein ihm für die⸗ ſen erſten Kampf zudiktierter Gegner, der junge Schwergewichtler Harry Thomas, der bereits eine beachtliche Erfolgsſerie hinter ſich hatte und deſſen Sieg von vielen amerikaniſchen Box⸗ experten für möglich gehalten wurde, mußte das ſpüren In der 8. Runde des Kampfes unterlag er der Boxkunſt des Deutſchen. Völlig dermit und zerſchlagen nahm der Kampfrich⸗ ter den Amerikaner aus dem für ihn hoff⸗ nungsloſen Kampf. Max Schmeling iſt wieder 5 Sein Weg zur neuen Weltmeiſterſchaft iſt offen. Der Kampf hatte naturgemäß ſtarkes Inter⸗ eſſe ausgelöſt Die Halle des Madiſon Square Garden in New Pork, die Stätte vieler großer Kämpfe, war mit gut 20 000 Zuſchauern bis auf den letzten Platz gefüllt, die den Sieg Schmelings lebhaft ſeierten. 6 der Kampfverlauf war ungemein hart und ſpannend. Schmeling ding ohne nennenswerte körperliche Vorteile in en Ring, ſein Gegner wog mit 175 Pfund ge⸗ rade 200 Gramm mehr, dagegen war Schmelings Reichweite eine 3 Wie erwartet, ſuchte Thomas ſeine Chance darin, Schmeling ſchon in den erſten Runden kampfunfähig zu machen. Sofort ging er zu heftigen Angriffen auf den Deutſchen über, dabei eine ganze 5750 wuchtiger Linker und Halbſchwinger auf Halb⸗ diſtanz anbringend, ohne aber eine ſichtliche Wirkung zu erzielen. Wohl mußte Schmeling in den erſten Runden einige harte Schläge ein⸗ ſtecken, aber man hatte immer den Eindruck, als ſei er nie ernſtlich rn da er ſtets im rechten Augenblick abduckte und die meiſten Schläge ohne größere Wirkung blieben. Immer mehr ſtoppte Schmeling dann 0— Gegner und zwang ihn das öfteren zum Nahkampf. So ging es bis zur ſechſten Runde. Hier kam der plötzliche Umſchwung. Mit ungeheurer Wucht griff jetzt Schmeling den Amerikaner an, vor allem ſeine ſtarke Rechte gebrauchend. Im⸗ mer wieder trieb er Thomas in die Seile und nur der Gong rettete den in dieſer 7. Runde ſchon ſichtlich erſchütterten Thomas vor dem Nie⸗ derſchlag. 5 Die achle Runde brachte die klare Entſcheidung. Immer wieder trieb Schmeling den Gegner vor ſich her. Zwei⸗ mal mußte Thomas zu Boden. Trotzdem ver⸗ ſuchte er erneute Angriffe auf den Deutſchen, doch waren ſeine Schläge ohne jegliche Kraft. Wieder ſchlug Schmeling den Gegner dreimal zu Boden, der ſich erſtaunlicherweiſe noch ein⸗ mal erhob, um den völlig ausſichtsloſen Kampf noch einmal aufzunehmen. Aber faſt hilflos ſtand der Amerikaner da, den unaufhörlichen Schlägen des Deutſchen faſt ohne Gegenwehr preisgegeben. So war es das einzig Richtige, daß Kampfrich⸗ ter Arthur Donovan den völlig Zerſchla⸗ genen Thomas kurz vor Schluß der 8. Runde als beſiegt erklärte und aus dem Ring nahm. Ein deulſcher Erfolg Der Sieg Schmelings löſte ungeheure Begei⸗ ſterung bei den Zwanzigtauſend. unter denen ſich auch der deutſche Botſchafter Dieckhoff be⸗ fand, aus. Noch nie wurde ein nichtamerikani⸗ ſcher Boxer in USA. ſo gefeiert, wie Schmeling. der ſeit Jack Dempſeys Zeiten als der populär⸗ ſte Publikumsboxer Amerikas anzuſprechen iſt. Schmelings Sieg iſt aber auch ein großer Erfolg der deutſchen Sache in Amerika. und die Hetze der jüdiſchen Untermeyer⸗Gruppe hat einen neuen Schlag erlitten. Der geſchlagene Thomas erlitt in dieſem Kampf die erſte k. o.⸗Nieder⸗ lage ſeiner boreriſchen Laufbahn. Schmeling begibt ſich jetzt ſofort nach Deutſchland, um hier das Weihnachtsfeſt mit ſeiner Frau und ſeiner Mutter feiern zu können Am 30. Januar tritt er dann in der Hanſeatenhalle zu Hamburg gegen Ben Ford an. die Vereinigung mit den in die Stadt drungenen Truppen zu vollziehen. China ſchweigt Hankau. 14. Des. Die chineſiſchen Behörden hüllen ſich gegenüber den bereits von verſchiedenen Seiten verbreiteten Meldungen von einer vollſtändi⸗ gen Einnahme Nankings in Stillſchweigen. Drei Angriffe auf Kanonenboole London. 14. Dezember. Einer Reutermeldung zufolge hatte der Kommandierende der japanrſchen Trup⸗ pen in Wuhu den Befehl erhalten, alle Schif⸗ fe, die ſich in den nächſten Tagen auf dem Jangt⸗ ſe bewegten. unter Fauer zu nehmen. Daraufhin waren auch die britiſchen Kriegsſchifſe ihrerſeits angewieſen wor⸗ den. Angriffe der japaniſchen Flugzeuge ſofort mit Artillerie- und Maſchinengewehrſeuer zu beantworten. Am Sonntag haben nun. wie ausführliche Reuterberichte beſagen, zum erſten Mal britiſche Kriegsſchiffe in Abwehr eines Angriffes das Feuer auf japaniſche Flugzeuge eröffnet. Gegen 1.30 Uhr mittags warfen drei javaniſche Flug⸗ zeuge acht Bomben auf die Kanonenboote „Criquet“ und„Scarab“ ab. Beide Kriegsſchif⸗ ſe eröffneten hierauf ſofort das Feuer mit Ma⸗ ſchinengewehren. Die japaniſchen Flugzeuge griffen— dem Reuterbericht zufolge— hierauf eine Anſammlung britiſcher Handelsſchiffe an und warfen mehrere Bomben auf dieſe ab, die gefährlich in deren Nähe niederfielen. Die britiſchen Kriegsſchiffe eröffneten daraufhin zum zweiten Mal das Feuer mit Maſchinenge⸗ wehren und wurden erneut von den japaniſchen Flugzeugen angegriffen, die ſechs mittlere Bom⸗ ben abwarfen. Die britiſchen Kanonenboote brachten hierbei auch ihre Flugzeug; wehr ano⸗ nen in Tätigkeit, woraufhin die japaniſchen Flugzeuge verſchwanden. Um 2.30 Uhr nachmittags wurde die An⸗ ſammlung britiſcher Schiffe erneut mit Bomben beworfen, worauf die Kanonenboote wiederum Abwehrfeuer mit Flugzeugabwehrkanonen ga⸗ ben. Keines der engliſchen Kriegs- und Kauf⸗ fahrteiſchiffe wurde getroffen Der britiſche Flottenoffizier. der in Nanking das Kommando führt. Kapitän Aſhby, legte hierauf Proteſt bei den japaniſchen Behörden ein und verlangte Sicherheitsgarantien für die britiſchen Schiffe. Er gab erneut den Befehl aus, daß das Feuer auf jedes Flugzeug zu er⸗ öffnen ſei, ſobald es mit Sicherheit als angrei⸗ ſendes erkannt wird. Am Nachmittag fand ein dritter Angriff auf die britiſchen Schiffe ſtatt, den die beiden Kanonenboote erfolgreich abwehrten. Die Zwiſchenfälle haben ſich auf dem Jangtſe auf der Höhe von Wuhu abgeſpielt. Tokio bedauerk Tokio, 14. Dezember. Das japaniſche Außenamt gibt zum Zwiſchenfall bei Nanking eine Erklärung aus. in der es heißt, daß japaniſche Flugzuge am 12. Dezember 20 Meilen oberhalb von Nanking 10 Schiffe bombardierten, die als chineſiſche Trans⸗ porter angeſprochen worden ſeien Später habe ſich herausgeſtellt, daß ſich-unter dieſen Schiffen drei Dampfer der Standard Oil und das amert⸗ kaniſche Kanonenboot„Panay“ befanden. Die japaniſche Regierung bedauere dieſen Vorfall, über den noch keine Einzelheiten vorlägen. Genf beſläligt Mitglieder vom Austritt in Kenntnis geſetzt. Genf. 14. Dezember. Der Generalſekretär der Genfer Einrichtung zur Verewigung von Verſailles. Avenol. bat in einem Telegramm an den italieniſchen Außenminiſter Graf Ciano den Austritt Italiens beſtätigt und mitgeteilt.„daß er die Mitglieder von dem italieniſchen Schritt in Kenntnis geſetzt habe.“ einge⸗ J7ͤĩ 5ðu — . ö . 3— * 2 * hn r ä 7-- 2 — 1 4 2— — —— —— 75 —— — — ͤů p— — 2 Die Revolulion der Landwirkſchaft „Der Surachgebrauch redet gern von einer »induſtriellen“ oder„techniſchen“ Revolution: gerade in dieſen Tagen, wo sine erſte und kräf⸗ tige Schneehülle die Herbſtbeſtellung unterbricht. geziemt ſich die Hervorhebuts der Tatſache. daß die Landwirtſchaft in den letzten zwei Jahrhun⸗ derten revolutignäre Wandlungen größten Stils erfahren hat, die bis in unſere Zeit hineinrei⸗ chen. Vergeſſen wir niemals, daß keine deutſche Induſtrie, auch nicht der Steinkohlenbergbau. alljährlich Werte gleicher Höhe erzielt, wie die Landwirtſchaft in ihrem Getreidebau, in ihrer Viehzucht und in ihrer Milchwirtſchaft: vergeſ⸗ ſen wir auch nie und nimmermehr, daß auf dem teilweiſe ſo ſchwierigen deutſchen Boden Durch⸗ ſchnittsernten für das ganze Reichsgebiet erzielt werden, die um ein Viertel oder um ein Drit⸗ tel größer ſind als in dem mit allen natürlichen Vorzügen ſo reichlich ausgeſtatteten Frankreich. Ganz zu ſchweigen etwa ron Ländern wie Ru⸗ mänien oder Sowjetrußland, die auf dem Hektar nicht einmal die Hälfte des deutſchen Ertrages ernten! Dieſe ungebeure Leiſtung konnte nur durch eine Betriebs revolution erfolgen, die vor faſt zwei Jahrhunderten mit der Förderung des An⸗ baus von Klee und Runkelrüben begann und noch mitten in unſeren Tagen weitergeht. Ja gerade heute mit einer beiſpielloſen Energie fortgeführt wird, die ſich auf die wunderbare Disziplin und den herrlichen Ordnungsſinn un⸗ ſeres Volkes. in dieſem Falle unſerer Landwirt⸗ ſchaft gründet. Es iſt lächerlich und kindiſch, ſo leichthin aus dem Aermel kritiſche Bemerkun⸗ gen über den Bauern anzubringen und ihm etwa Eigenſinn oder Trotztöpfigkeit nachsuſagen. Jeder Beruf formt ſeine Menſchen. Der Landwirt ſtebt vor Erzeugungsfriſten von einem halben Jahr und länger. Den Roggen im Okto⸗ er ausgeſät, erntet er erſt im nächſten Juli. Und dieſer Noggen kann nicht willkürlich ausge⸗ ſät werden. ſondern er muß in den überlegten Plan einer Fruchtfolge eingefügt werden, die ganz heſtimmten Bedingtheiten unterliegt. Die⸗ ſe Bedingtbeiten umfaſſen Zeiträume von ſieben bis zu zehn Jahren. Wer mit ſolchen Friſten und Ablaufsperioden zu rechnen hat, denkt an⸗ ders als ein körperlicher(oder auch geiſtiger) Trapez⸗Künſtler. Völlig daron zu ſchweigen, daß Zirkuskunſtſtücke in einer ganz anderen ſeeliſchen Unmigebung exekutiert werden als ſie die Land⸗ wiriſchaft mit ihrem einſchneidenden Weckſel von Saat und Ernte, Geburt und Tod bietet, der ihr eigentlicher Erzeugungsſinn iſt. Ein Beiſpiel für die Jewaltigen Anſtrengun⸗ gen, die die Landwirtſchaft unter Führung des Reichsnährſtandes zur weiteſtgehenden Eigen⸗ verſorgung des deutſchen Volkes auf ſich nimmt, iſt die neueingeführte Hofkarte. Seit langem gibt es eine landwirtſchaftliche Statiſtik. Aber dieſe Statiſtik gab Kar abſchließende Geſamter⸗ sebniſſe und verglich nicht die Einzelleiſtung des einen Hofes in ſeinen beſonderen Bedingtheiten mit denen eines anderen Hofes unter gleichen oder anderen Bedingtheiten. Auch gab ſie nur ein unzureichendes Bild kurzfriſtiger Maßnah⸗ men, die notwendig ſind, wenn die Landwirt⸗ ſchaft ein großes Volk auf kleinem Raum ernäh⸗ ren ſoll. Gerade das jetzt ablaufende Jahr 1987 war ein ſogenanntes„verrücktes“ Jahr und ſtellte hohe Anforderungen an die Wendigkeit und Entſchlußkraft, um Lücken auf der einen durch Mehrerträgniſſe auf der anderen Seite zu topfen. Die Hofkarteſtellt nicht weni⸗ 1 als 150 Einzelheiten jedes andwirtſchaftlichen Betriebes feſt. Sie fängt mit der Zählung der Familien⸗ und Betriebsangehörigen, der Feſtſtellung ihrer Al⸗ iersgliederung und der Beſchreibung ihres be⸗ ſonderen Einſatzes im Betrieb an, geht über die Sckilderung der Anbauflächen und der erzielten Hektarbeträge zum Zwiſchenfruchtbau und Son⸗ derkulturen über und widmet der Pflicht⸗Milch⸗ kontrolle eine beſondere Aufmerkſamkeit. Es ſchließen ſich an: Die Feſtſtellung der Ne⸗ benbetriebe. der Anlagen zur Futtererhaltung und des Maſchinenbeſtandes. In ihrer betriebs⸗ wirtſchaftlichen Bedeutung iſt die Hofkarte für den Landwirt etwa das. was die Buchhaltung für den Kaufmann iſt. Der Kaufmann und In⸗ duſtrielle iſt an die Buchhaltung gewöhnt, für ibn iſt ſie ein Segen., auf den er unter keinen Amſtänden verzichtet. Aber beim Handwerker ſieht es ſchon anders aus. Er liebt die Schreib⸗ arbeit nicht beſonders und glaubt. ſeinen Be⸗ trieb mit ſeinen zwei Augen überſehen zu kön⸗ nen. Jede Hausfrau aber kann ſagen, wie ſchwer es iſt. auch nur einen beſchränkten Wirkungs⸗ kreis geſchäftlich zu überſehen: führt ſie kein Haushaltungsbuch, ſo wird ſie ſich am Wochen⸗ oder gar am Monatsende manchmal verzwein felt fragen:„Wo iſt denn das Geld geblieben?“ Ob dieſer Frage ſoll es ſogar ſchon kleine ehe⸗ lichke Zwiſtigkeiten gegeben hahen. Das deutſche Sprichwort ſagt:„Schwarz auf weiß redet noch. wenn niemand mehr weiß.“ Und im„Fauſt“ heißt es:„Was man ſchwarz auf weiß beſitzt, kann man gettoſt nach Hauſe tragen.“ kritik an Frankreichs Landwirlſchaft Paris, 14. Dezember Die Kammer nahm am Montag vormittag nach kurzer Ausſprache den Haushalt des Mi⸗ niſteriums für Handel und Induſtrie an. Vei Behandlung des Haushalts des Landwirt⸗ ſchaftsminiſteriums kam der Haushaltberichts⸗ erſtatter u a. auch auf die Maul⸗ und Klauen⸗ euche zu ſprechen. Er bemängelte die ſanitäre usrüſtung. die ungenügenden Zuſchüſſe für den Bau von Waſſerleitungen auf dem Lande und für die Elektrifizierung und bedauerte die ungenügende Unterſtützung des Ausbaues von Kreisſtraßen Weiter wurde in der Ausſprache auf die Landflucht als Folge des bedeutend ge⸗ ringeren Lebensſtandards des Landes gegen⸗ über dem der Stadt hingewieſen. Die Auf⸗ wertung der Preiſe der landwirtiſchaftlichen Erzeugniſſe wurde inſolge der Preiserhöhung der ſtädtiſchen und Induſtrieprodukte als über⸗ holt bezeichnet. Neues Kredifablommen auf ein Jahr Slillhalteabkommen verlängert— Gule Enlwicklung des Außenhandels London, 14. Dez. Die Verhandlungen über ein neues Abkom⸗ men für Aufrechterhaltung der e Auslandskredite Deutſchlands(Stillhalte⸗ abkommen) für die Zeit nach dem 1. Mär, 1938 ſind nach zweiwöchigen Beſprechungen mi befriedigendem Ergebnis abge⸗ ſchloſſen worden. Sie haben diesmal in Lon⸗ don und einige Monate früher als ſonſt ſtatt⸗ efunden und erwieſen ſowohl die erfolgreichen Anſtrengungen, die von Deutſchland ſeit Jahren zur Löſung des Problems gemacht wor⸗ den ſind, wie den Geiſt gegenſeitigen Verſtändniſſes zwiſchen den im In⸗ und Ausland beteiligten Kreiſen. Die Reiſemark bleibl Der Geſamtumfang der durch die jähr⸗ lichen Kreditabkommen geregelten deutſchen Auslandskredite iſt ſeit Oktober 1931 von einem Gegenwert von rund 6 Milliarden Reichsmark 15 18 ſolchen von etwas unter einer Mil⸗ iarde. Reichsmark zurückgegangen, wobei zur Ver⸗ minderung zwar auch die Abwertung aus⸗ ländiſcher Währungen erheblich beige⸗ tragen hat, ein weſentlicher Teil des Abbaues jedoch durch die deutſchen Zahlungen in 18 mark auf Negiſterkonto erfolgt iſt. Die Reiſe⸗ mark, als welche die Regiſtermark vorwiegend erwendet wird, hat ſich bekanntlich für den gusländiſchen Reiſeverkehr in Deutſchland als ſehr förderlich erwieſen. Ihre bisherige Hand⸗ gelegen iſt auch auf das 1938er Abkommen vor⸗ geſehen. Der neue Kreditvertrag iſt wiederum für ein Jahr abgeſchloſſen. Hierbei iſt vorge⸗ ſehen, daß im Laufe des Jahres 1938 eine Ver⸗ längerung des Abkommens von 12 auf 15 Mo⸗ nate erfolgen kann. Während im weſentlichen das Abkommen un⸗ verändert fortgeſetzt wird, und eine Rückfüh⸗ rung der Kredite durch Depiſenzahlung wie⸗ derum unterbleibt, enthält es insbeſondere zwei Neuerungen. Die eine iſt der allmähliche Erſatz von Krediten, die den Erforderniſſen des inter⸗ nationalen Kreditverkehrs nicht ſo entſprechen, wie es für den deutſchen Kredit und die auslän⸗ diſchen Bankinſtitute exwünſcht iſt, durch regel⸗ rechte Rembours⸗Kredite. Der Beginn dieſer Umwhndlung wird durch die Ausdehnung des deutſchen Außenhandels ermöglicht, der wiederum eine allmählich ſteigende Verſorgung der deut⸗ ſchen Wirtſchaft mit Rembours⸗Krediten ver⸗ ngt. Dieſer Entwicklung, die im neuen Abkom⸗ 2 als„Kelommereſalifterun“ hegzeichnet und im einzelnen geregelt iſt, wird naturgemäß Grenzen vor allem dadurch geſetzt, daß ein gro⸗ ßer Teil des deutſchen Außenhandels unter Clearingverttägen ſtattfindet und dadurch dem Kreditinſtrument des Rembours⸗Wechſels nicht zugänglich iſt. Es darf dabei nicht überſehen werden, daß ſchon jetzt ein bedeutender im Laufe der Jahre enteilig ſtändig geſtiegener Teil der im Abkommen behandelten Kredite aus ſolchen Rembours⸗Krediten beſteht. Eine weitere Aenderung des Abkommens be⸗ deutet es, daß unbenutzte Kredite von Banken an Banken nicht geſtrichen werden, auch wenn ſie ſchon ſeit längerer Zeit nicht in Anſpruch ge⸗ nommen worden ſind. Die Erfahrung zeigt, daß auch im letzteren all bei entſprechender Entwicklung des Aus⸗ andsgeſchäftes der Kunden der deutſchen Banken und Bankiers eine Wiederbenutzung ſehr wohl in Frage kommen kann. Dagegen kann man an⸗ nehmen, daß ſeit längerer Zeit nicht benutzte deutſche Kredite eines einzelnen induſtriellen oder kommerziellen Schuldners tatſächlich keine Verwendungsmöglichkeit mehr haben; dieſe Kre⸗ dite werden, wenn ſie ſeit zwei Jahren dauernd nicht mehr benutzt, als erloſchen betrachtet. Bekanntlich hat im Jahre 1931 die Deut⸗ ſche Golddiskontobank für Rechnung des damals geſchaffenen Garantieverbandes der deutſchen Wirtſchaft die Bürgſchaft für gewiſſe Prozentſätze aller Kredite übernommen, die von den ausländiſchen Banken in Kreditabkommen gebunden wurden. Der Betrag dieſer Bürg⸗ ſchaften hat ſich von urſprünglich annähernd 500 Millionen Reichsmark Gegenwert auf etwa 85 Millionen Neichsmark Gegenwert ermäßigt. Mit der Zeit iſt die Deutſche Golddiskontbank durch Liquidierung oder Haftentlaſſung von verbürgten Schuldnern im Ausmaß von eini⸗ gen Millionen Reichsmark zum alleinigen Schuldner ausländiſcher Gläubiger in fremder Währung geworden. Dieſe Eigenverpflichtungen der Deutſchen Golddiskontbank werden unter dem neuen Abkommen bezahlt. Um eine gleich⸗ mäßige Behandlung aller Gläubiger herbeizu⸗ führen, iſt vorgeſehen, daß hierbei gewiſſe Ga⸗ rantieverpflichtungen für die bisherigen Schuld⸗ ner pon einigen Auslandsgläubigern auf an⸗ dere umgelegt werden. Durch dieſe Regelung ge⸗ langen etwa 10 v. H. der Verpflichtungen der Deutſchen Golddiskontbank zur Erledigung. Im übrigen bleiben die bei der Garantieüber⸗ nahme urſprünglich vorgeſehenen, in der Gläu⸗ bigerwährung vereinbarten Bruchzahlungstaten der Deutſchen Golddiskonthank weiterhin ge⸗ ſtundet. Gegenregierung in Peiping Hauplziel: Ausrolfung des Bolſchewismus Tokio, 14. Dez. Während Marſchall Tſchiangkaiſchek lein Hauntauartier nach der Hauptſtadt der Pro⸗ vinz Kiangſi, Nantſchang, perlegt hat und die Zentralregierung bereits ror einiger Zeit nach Hankau bezw. nach Tſchungking. der Haupt⸗ ſtadt der Provinz Szetſchuan, übergeſiedelt iſt. ſoll. wie die Agentur Domei amtlich meldet, nach der Fall von Nanking am Dienstag vormittag in Peking eine„Vorläu⸗ fige Regierung der Republif Chi; na gehildet werden. Die neue Regierung der. wie perlautet, die früheren chineſiſchen Bundes⸗ präſidenten Tlaokun und Hfuſchibtſchang ſowie eine Anzahl ehemaliger chineſiſcher Miniſter an⸗ gehören ſollen, wird von dem jetzt 65jährigen Wangkomin gefeitet werden, der Präſident der Chineſiſchen Zentralbank und im Jahre 1917 Finanzminiſter war. In einer ron der neuen Regierung vorbereiteten Erklärung beißt es u. a., daß die Erneuerung Chinas unter Beſei⸗ tigung der Willkürherrſchaft der bisherigen Re⸗ gierung und der Kuomintang durchgeführt wer⸗ den ſolle. Das Hauptziel der neuen Regle⸗ rung ſei die Ausrottung des Bolſche⸗ wismus. Mitglieder der Kuomintang, die an der Erneuerung mitarbeiten wollten ſejen will⸗ kommen. Alle bisberigen Vertrſige mit Ländern. die mit China aufrichtig befreündet ſeien. wür⸗ den geachtet werden, während neue Verträge von der künftigen Einſtellung der Länder zu China und zu der Pekinger Regierung abhängig ge⸗ macht werden. Als vorläufiges Programm ſel enge freundſchaftliche Zuſammenarbeit mit Ja⸗ van und Mandſchukr, Entwicklung von Indu⸗ ſtrie, Gewerbe und Landwirtſchaft ſowie plan⸗ 9 Ausbau der Selbſtverwaltung vorge⸗ ehen. neuer japaniſcher Innenminſſter Tokio, 11. Dez. Der javaniſche Innenminiſter Baba iſt a'n ontag aus geſundheitlichen Gründen zurück⸗ getreten. Zu ſeinem Nachfolger wurde das t glied des Kaiſerlichen Beraterſtabes Admital Suetſugu ernannt. Die überraſchende Ernen⸗ nung des früheren Flottenchefs Admirals Suet⸗ ſugu zum Innenminiſter bat in politiſchen Krei⸗ ſen lebhafte Beachtung gefunden. Suetſugu gilt als Verfechter einer betont nationalen Richtung und ſteht den aktiviſtiſchen Kreiſen und Verbände nahe, die gerade letzthin eine Aufklärungsaktion zur Stärkung des m1. nalen Gedankens eingeleitet haben. Die Ernen⸗ nung Suetſugus wird deshalb dahingehend ras⸗ gelegt, daß nunmehr die dem Innenmen ſterium mittelbar obliegenden Aufgaben der Ertüchti⸗ aung der Jugend ſchärſer als bisber auf natie⸗ nale Grundlage geſtellt würden. Forderk England schadenerſaß? Edens Unterhauserklärung zu den Zwiſchenfällen. London. 14. Dezember. Eden gab Montag nachmittag im Unter⸗ baus die erwartete Erklärung über die Zwi⸗ ſchenfälle ab. von denen britiſche Schiſſe im Fernen Oſten betroffen wurden. Eden erklärte. daß perſchiedene japaniſche Angriffe auf briti⸗ ſche Schiffe erfolgt ſeien, und daß die britiſchen Schiffe das Jeuer erwidert bätten.„Es bedarf keiner nachdrücklichen Hervorhebung. wie ernſt dieſe Zwiſchenfälle ſind: aber in Anbetracht der ernſten Fragen. die aufgeworfen wurden. hoffe ich. daß das Haus von mir keine weiter ins einzelne gehende Erklärung erwarten wird Die britiſche und die amerikaniſche Regierung berieten über die Angriffe auf engliſche und amerikaniſche Schiffe miteinander. Eden beton · te, daß er die Schadenerſatzfrage erwäge. „In amtlichen engliſchen Kreifen wird zu den Zwiſchenfällen auf dem Jangtſe erklärt. daß man durchaus anerkenne. daz die Artillerievoſten der Japaner am Jangtſe unter Umſtänden ſelbſtändig handelten und nicht ſtreng unter der Kontrolle des japaniſchen Ober kommandos ſtünden an gibt auch zu. daß es ſchwer sei. aus der Luft die Flaggen der ver- ſchiedenen Nationalitäten zu erkennen. Amerilaniſches Kanonenboot geſunlen Angeblich von japaniſchen Bomben gekroffen 88 London, 14. Dezember Nach einer Reutermeldung aus Waſhington iſt das amerikaniſche Flußkanonenbodt„Panay“ geſunken. Das Kanonenboot hatte eine Waſſer⸗ berdrängung von 450 Tonnen, war mit zwei dreizölligen Flakgeſchützen und zehn Maſchinen⸗ gewehren armiert und hatte eine Beſatzung von 65 Mann an Bord. Das Baujahr iſt 1927 „Nach einer weiteren Reutermeldun Schanghai ſoll das Kanonenboot an a 20 1ach von japaniſchen Bomben getroffen worden 11 5 An Bord hätten ſich vier Bot⸗ ſchaftsſe retäre befunden, die zu den Ueberle⸗ benden zählten. Man befürchtet, daß ungefähr 9 52 20 Mann der Veſatzung verletzt worden Und. 5 Die„Panay ſoll ſich zwiſchen Nanking und Wuhu befunden haben. Auch ein Oeltanke r, der ſich! r Na Al n Oe! der ſich in der Nähe aufhielt, ſoll geſunken ſein. 25 Vaſhinglon beſtäligt Antergang 9 8s Waſhington, 14. Dezember as Marineminiſterium beſtätigt Meldungen 5 China, wonach das amerltanſſche 8 1 bung een auf dem Vangtſe durch Bom⸗ enabwurf bislang unbekannter Herkunft ver⸗ fſenkt worden iſt. Die„Panay“ verließ Nam⸗ king am Samstagmittag mit Amerikanern und Flüchtlingen anderer Nationalität an Bord, um aus dem Bereich des Artilleriefeuers herauszu⸗ kommen. Außer 65 Mann beſatzung befanden ſich etwa 50 Zivilperſonen an Bord, dar⸗ unter die beiden Geſandtſchaftsräte Atcheſon und Hall von der amexikaniſchen Botſchaft in Nanking. Von den an Bord befindlichen Per⸗ ſonen wurden nach bisherigen Meldungen mit Beſtimmtheit 54 gerettet. davon viele per⸗ wundet. Atcheſon und Hall befinden ſich unter den Geretteten, ebenſo der Kapitän des Ka⸗ nonenbootes. Hughes, der verwundet wurde. Das britiſche Kanonenboot„Bee“ und das ame⸗ rikaniſche Kanonenboot„Cahu“ eilten an die Unglücksſtelle. Amerikas Bolſchafler bei hirola 88 Tokio, 14. Dezember Der amerikaniſche Botſchafter ſtattete dem japaniſchen Außenminiſter Hirota im Zuſam⸗ menhang mit dem Zwiſchen fall auf dem Vangtſe einen Beſuch ab Wie verloutet, drückte Hirota dem Botſchafter das tieſe Re dauern der japaniſchen Regierung aus, ebenſo der Ma⸗ rineminiſter. Grenzmark beſonders belrent Reichsminiſter Kerrls Forderungen an die Landesplaner 4. Berlin, 14. Dez. In der vergangenen Woche kamen im Preu⸗ zenhaus in Berlin ſämtliche Landes⸗ und Be⸗ zirksplaner in der Reichsſtelle für Raum⸗ ordnung zu ihrer diesjährigen Arbeitstagung zuſammen. Der Leiter der Reichsſtelle für Raumordnung, Reichsminiſter Ker rl, richtete im Verlauf der Tagung in einer packenden Rede einen eindrucksvollen Appell an die Teilneh⸗ mer Mit weitem Blick und großzügigem Sinn müßte der Landesplaner an die Durchführung der Landesplanung herangehen. In ſeine be⸗ ſondere Obhut habe er die Grenzmarken zu nehmen; ihre Durchſetzung mit einem geſunden Gewerbe ſei die notwendige Hilfe für den Grenzmärker und ſichere den deutſchen Volksbo⸗ den vor einem drohenden Abbröckeln entvßlker⸗ ter Oſtgebiete. Der Planer habe ſich ſtets ſeiner hohen politiſchen Aufgabe bewußt zu ſein, den deutſchen Lebensraum ohne Rückſicht auf regio⸗ nale Sonderwünſche zu einer wahren Heimat für das deutſche Volk zu formen. ichirach bei horfhy Budapeſt. 14 Dezember Der ungariſche Reichsverweſer Admiral von Horthy empfing am Montagabend den Ju⸗ gendführer des Deutſchen Reiches. Baldur v. Schirach, mit dem er eine ſehr herzliche, mehr als einſtündige Unterredung hatte. Ungarns Kriegsminiſter beim Dute Empfana durch König und Kaiſer Viktor Emanuel. Rom, 14 Dezember gtolc Der ungariſche Kriegsminiſter. General Rye e⸗ dex. hat am Montag vormittag nach Eintra⸗ gung in die Liſte des Königsſchloſſes am Grab⸗ mal des Unbekannten Soldaten. am Ebrenmal für die gefallenen Faſchiſten und in der Ehbren⸗ halle für die Gefallenen der Miliz mit den un⸗ gariſchen Farben geſchmückte Kränze niederge⸗ legt. Nachmittags ſtattete er General Vale. Admiral Cavagnari. dem Parteiſekretär Miniſter Starace und dem Außenminiſter Graf Cians Beſuche ab. Anſchließend wurde der ungariſche Gaſt vom Duce empfangen. Am heutigen Dienstag mittag gibt Graf Ciando zu Ehren des ungariſchen Kriegsminiſters ein Frühſtück. General Roeder bleibt bis zum 22. Dezember in Nom. Honvedminiſter Roeder iſt am Montag mittag vom König pon Ita⸗ lien und Kaiſer von Aethiovien im Quitinal empfangen worden. Polen macht Rückfällige unschädlich Iſolierungslager auch für VBörſenſpekulauten. Deviſenſchieber und Schmuggler Warſchau, 14. Dez. Im Kampf gegen ſchwere Verbrecher und Staatsſchädlinge hat das polniſche Innenmini⸗ ſterium eine Verordnung des Staatspräſidenten vom Jahre 1934 zur Anwendung gebracht und über 100 Perſonen in einem Iſolierungslager untergebracht. Es handelt ſich ausſchließlich um rückfällige Verbrecher und Banditen. die gegen die öffentliche Sicherheit und Ordnung perſtoßen ſowie die Allgemeinheit und den Staat materiell geſchädigt haben. Unter den Inſaſſen des Iſolierungslagers be⸗ finden ſich auch Vörſenſpekulanten. Deviſenſchie⸗ ber und Schmuggler. Marxiſlen auf der Anklagebanl Wien. 14 Dezember. In Wien begann im Laufe des Montags ein Prazeß gegen die Leiter und Zutreiber einer geheimen Steriliſationsklinik. Aehnliche Pro⸗ zeſſe fanden ſchon in Graz und St. Pölten ſtatt Die„Kundſchaft“ der Wiener Sterilifa⸗ tionsklinik ſetzte ſich hauptſächlich aus ehemali⸗ gen Marxiſten zuſammen. Die Bande, die die Klinik betrieb. wußte immer wieder in ehemals ſozialdemokratiſchen Turnvereinen und ähn⸗ lichen Verbänden neues Menſchenmaterial auf⸗ zutreiben.— Unter den 16 Angeklagten, die zur Aburteilung kommen. befinden ſich auch vier Frauen. die als Agentinnen wirkten Achl Eingeborene bei einer Exploſion gelölel 2§§ London, 13. Dezember Aus Johannesburg wird gemeldet. daß durch vorzeitige Exploſion einer Dynamitka⸗ dung im Hauptſchacht eines Bergwerkes in der Nähe von Johannesburg acht Einge⸗ borene auf der Stelle getötet wurden. Vier weitere Eingeborene erlitten ſchwere Verletzun⸗ gen. Das Unglück ereignete ſich in einer Tiefe von über 1000 Metern. 1 I 115 fl orm in fekrein uh — fegune 1 J 55 i EA gets, tene Hand inet! Konze! Sonnt tollte. nam als den etiſ Kob voraf hunde Spiel Baut! Frauen ten Elt der an jährige Derlin Eik v witt in Vorkwe eltern meſſet Stelle nungel werdeſ tx die 1. dg n Preu⸗ Und Pe Naum ſüstagung elle für b, kichtete den Rede Leiheh eine be⸗ le x* funden u den Vultsbo⸗ entpiller⸗ its feiner fein, den uf kegio⸗ 1 heimat jemben al von den gu⸗ albyr b. herzliche, le. hure ler wol a Nit Eiütta⸗ m Stab- renne 1 Ehten⸗ den un⸗ ſiederge⸗ allt, elretãt miniſter Durde ill latter. dez 1 ud denmiſti⸗ denten „ un slaget i un ö gegen erſtoßen Stagt gets he⸗ ſenſchie⸗ der Chef der polniſchen Luftwaffe in Berlin ä Berlin, 14. Dez. Der Chef der volniſchen Luftwaffe General ayfki, der auf Einladung des Reichsluft⸗ fahrtminiſters Generaloberſt Göring am Mon⸗ tagfrüh in Berlin eintraf, machte im Laue des Vormittags Beſuche beim Reichskriegsminicter. beim Reichsminiſter der Luftfahrt, beim Staats⸗ ſekretär der Luftfahrt und beim Chef des Cene⸗ ralſtabes der Luftwaffe. Um 12.30 Uhr ehrte er die Gefallenen des Weltkrieges durch Nieder⸗ legung eines Kranzes am Ehrenmal. 0 das 11. Vunſchkonzert Bayeriſche Puppenſtadt beſchenkt Berliner 8 Kinder. Berlin, 14. Dezember. Zu den vielen ſchönen Zeichen der Opferfreu⸗ digkeit der Nation gehört nun ſchon ſeit langem das zur ſtändigen Einrichtung gewordene Wunſchkonzert des Deutſchlandſen⸗ ders, das Deutſche diesſeits und jenſeits der Grenzen mit fröhlichem Herzen und offener Hand in beiſpielhafter Spendenbereitſchaft zu einer großen Gemeinde vereint. Auch das elfte Konzert, das zweite dieſes Winters. das am Sonntag in faſt fünfſtündigem Programm ab⸗ rollte, hat dem Winterhilfswerk wieder einen namhaften Betrag eingebracht. Nicht weniger als rund 15000 Reichsmark— außer Sachſpen⸗ den und Deviſen— kamen ein. Mit nachahmenswertem Beiſpiel iſt die bav⸗ eriſche Puppenſtadt Neuſtadt bei Koburg zugunſten armer Berliner Kinder vorangegangen. Sie hat dem WSW. einige hundert Puppen, Teddybären und ſonſtige Spielſachen, die im Lichthofe des Hauſes aufge⸗ 25 7 waren, zur Verfügung geſtellt. Viele Frauen und Männer haben auf den Erlös die⸗ ſer Arbeit verzichtet, um von der NSV. betreu⸗ ten Eltern eine Weihnachtsfreude für ihre Kin⸗ der an die Hand geben zu können. Ein„Sieben⸗ jähriger“ machte ſich mit einem Gedichtchen im Berliner Jargon zum Dolmetſch der Kinder. Volkenbrüche in Nordkalifornien San Franzisko, 14. Dezember Bei den Ueberſchwemmungen in Nordkalifor⸗ nien, die in den letzten Tagen durch anhaltende ſchwere Wolkenbrüche verurſacht worden ſind, kamen fünf Menſchen ums Leben, während mehr als 5000 obdachlos geworden ſind. Im Tal des Sacramento richtete das Hochwaſſer ungeheure Verheerungen an, und bildet hier einen 50 Kilometer langen See. Der bisherige Sachſchaden wird auf viele Millionen Dollar geſchätzt. Gläubiger erſchießl Schuldner 6 Warſchau, 14. Dez. Wegen einer Schuld von einigen Millionen Zloty kam es in einem Dorf bei Lodz zu einer ſchweren Bluttat, der drei Menſchenleben zum Opfer fielen. Der 52 Jahre alte Hausdiener des ee Dlugowſki begab ſich, als ſeine ahnungen um Rückerſtattung ſeines einem Bauern ohn Geldes ergebnislos blieben, in 14— Wohnung und ſchoß ſeinen Schuldner und ſeine Frau auf der Stelle nieder. Dann ſuchte er den Vermittler dieſes Geldgeſchäftes auf und tötete auch ihn durch einen Revolver⸗ ſchuß. Der Täter konnte auf der Flucht feſtge⸗ nommen werden. Blulige Jamilienfragödie N Budapeſt, 14. Dez. Ein von ſeiner Frau getrennt lebender Land⸗ wirt im Komitat Szaboles ſchoß während des Wortwechſels mehrmals auf ſeine Schwieger⸗ eltern und ſchnitt ſich dann mit einem Raſier⸗ meſſer die Kehle durch. Der Täter war auf der Stelle tot, während ſeine beiden Opfer in af nungsloſem Zuſtand ins Krankenhaus geſchafft werden mußten. Lind Kolonien eine Laſt? Englands afrikaniſches Imperium— Manöver am Juezkanal Kairo, 14. Dezember. Die engliſchen Truppen in Aegypten hielten am Montag große Manöver am Suezkanal in der Gegend von Ismailia ab, die auch auch am Dienstag fortgeſetzt werden. Die Manöver ſtehen unter dem Gedanken„Schutz des Suez⸗ kanals“ und nehmen einen feindlichen Angriff von der ägyptiſchen Seite her an. Während des Manövers werden weitgehende Abſperrungen vorgenommen. Auf dem Süßwaſſerkanal, der parallel zum Suezkanal verläuft, iſt jeder Bootsverkehr eingeſtellt worden. ind Kolonien eine Laſt? Ein aktuelles Buch über„Englands afrikaniſches Imperium“ Berlin, 14. Dezember. Im Verlag Otto Stolberg. Berlin W. 9, er⸗ ſchien jetzt von Oskar Karſtedt„Englands afrikaniſches Imperium“. Es iſt der erſte Band einer Kolonialgeſchichte, die den weißen Kampf um Afrika ſchildert. Karſtedt, der vor dem Kriege lange am Aufbau des deutſchen Oſtafrika mitgearbeitet und ſpäter das auch in engliſcher Sprache erſchienene Afrika⸗Handbuch herausge⸗ geben hat, kennt die Methoden der engliſchen Kolonialarbeit von vielen Reiſen vor und nach dem Weltkrieg. Er ſchilderte in dieſem neuen Werk die Entwicklung ſämtlicher afrikaniſchen Kolonien und Protektorate ſowie des ſüdafri⸗ kaniſchen Dominiums nicht von dem Stand⸗ punkt Europas aus, ſondern aus der Eigenheit jedes einzelnen Schutzgebietes von innen her, in der richtigen Erkenntnis, daß die koloniale Verwaltung draußen der Schlüſſel für Erfolg oder Verſagen all deſſen iſt. was man Kolonial⸗ politik nennt. Neutralilätserklä Daraus kann man leicht erſehen, wie von England, deſſen Staatsmänner Deutſchland ein⸗ zureden ſuchen, es müſſe froh darüber ſein, daß es nicht mit kolonialen Sorgen belaſtet ſei, die kolonialen Sorgen ausſehen: Durch die ſüd⸗ afrikaniſche Union, Rhodeſien und die Goldküſte beherrſcht es mehr als die Hälfte der jährlichen Golderzeugung der Erde und faſt die ganze Diamantengewinnung; für Palmöl und Palm⸗ kerne geben ihm ſeine weſtafrikaniſchen Beſitzun⸗ gen faſt ein Weltmonopol. Rhodeſien liefert ihm Kupfer in jeder Menge, die Goldküſte deckt zwei Drittel des Weltbedarfes an Kakao, San⸗ ſibar den geſamten Nelkenbedarf uſw. Man blicke auf die engliſchen Börſenzettel: Gold⸗ minen, die faſt 100 vom Hundert Dividende zahlen, Kupfergruben, deren Anteile auf 1700 vom Hundert ſtehen! So ſehen Englands kolo⸗ niale Sorgen aus, vor denen das arme Deutſch⸗ land bewahrt werden ſoll! Die afrikaniſchen Gebiete ſind Raum ohne Volk, und während heute weit mehr Engländer aus den Kolonien nach dem Mutter⸗ lande zurückkehren, hat Deutſchland weder eigene Rohſtoffauellen, noch die Möglichkeit, ſolche aus dem reichen Boden des früheren Ko⸗ lonialbeſitzes zu erſchließen. Dadurch, daß Kar⸗ ſtedt immer wieder bei aller Anerkennung eng⸗ ſcherr Kolonialarbeit Vergleiche anſtellt zwi. ſchen den kulturellen Leiſtungen Deutſchlands und Englands, wird dieſes Buch zu einer ſtar⸗ ken Rechtfertigung des deutſchen Rechtsanſpru⸗ ches auf ſeine Kolonien. Darüber hinaus be⸗ reichert es in einzigartiger Weiſe das Wiſſen und die Kenntniſſe um Afrika, ſeine Lebensbe⸗ dingungen und wirtſchaftlichen Mög⸗ lichkeiten. N rung der Schweiz Der Bundesrat gegen Durchmarſch fremder Armeen Bern, 14. Dezember. Trotz des Austritts Italiens aus dem Völ⸗ kerbund hofft man anſcheinend in beſtimmten Kreiſen der Schweiz noch immer, den Völ⸗ kerbund reformieren zu können. An⸗ dererſeits verſchließt man ſich nicht der Bedeu⸗ tung der Tatſache, daß nun von den Nachbar⸗ ländern der Schweiz, mit denen ſie durch ſprach⸗ liche und kultürelle Bande verbunden iſt, zwei bedeutende Länder dem Bunde nicht mehr ange⸗ hören. Das gibt, wie es heißt, Veranlaſſung, die Neutralitätsfrage noch ſchärfer als bisher in den Vordergrund zu ſtellen. Seit der Verhängung von Sanktionen über Italien durch den Völkerbund und ihre Folgen für die kleineren Staaten hat ſich in der Schweiz die Bewegung verſtärkt, von dem ominöſen Ar⸗ tikel 16 des Völkerbundspaktes entbunden zu werden. Ueber die Rückkehr zur abſoluten Neu⸗ tralität war ſogar eine Volksabſtimmungs⸗Ini⸗ tiative im Gänge. Der Bundesrat hat ſich am Freitag auch mit dieſer Angelegenheit befaßt und iſt, wie gemel⸗ det wird, angeſichts der gegenwärtigen außen⸗ politiſchen Situation zu der Auffaſſung gekom⸗ men, daß eine eidgenöſſiſche Neutralitätskam⸗ pagne und Neutralitätsabſtimmung die Stel⸗ lung der Schweiz in Genf und ebenſo interna⸗ tional nur erſchweren würde. Bei dem Aus⸗ tritt Italiens aus dem Völkerbund müſſe die außenpolitiſche Stellung der Schweiz doppelt vorſichtig verfolgt werden. Der Bundesrat habe aber bereits im Dezem⸗ ber vergangenen Jahres den Völkerbund von der Priorität des Neutralitäts⸗ grundſatzes bei allen internationalen Maßznahmen verſtändigt. Das Land könne alſo nicht zu Sanktionen veranlaßt werden. wenn Luftballon ſoll Napoleon verjagen Modernſte Kriegskunst im zariſliſchen Rußland vor 125 Jahren Von Dr. Alexander von Andreevſky Im Verlag Reimar Hobbing, Berlin, er⸗ ſcheint ſoeben von Dr. Alexander von An⸗ dreevſey eine hervorragende kulturgeſchichtliche Monographie„Ruſſiſches Rokoko“, die durch die dramatiſche Fülle unbekannten Quellen ⸗ materials aus dieſer Prunkzeit der Zarinnen im beſten Sinne ſaßziniert. Wir bringen aus dem glänzend geſchriebenen Buch mit freund⸗ licher Nel des Verlages den folgen⸗ den Abſchnitt, der die ruſſiſchen Rüſtungen ge⸗ gen den vordringenden Napoleon ganz neu be⸗ leuchtet. Am 22. Auguſt 1812 wurde in Moskau folgende Mitteilung des Grafen Roſtoptſchin E„Mir iſt vom Zaren der Auf⸗ trag erteilt, einen großen Luftballon zu fabri⸗ zieren, in dem fünfzig Mann fliegen können, wohin ſie wollen, ſowohl in der Windrichtung als auch gegen den Wind. Was daraus kommt, werdet ihr erfahren und euch freuen. Ich er⸗ kläre es euch, damit ihr beim Anblick des Luftballons nicht denken ſollt, er ſei vom Böſe⸗ wicht. Im Gegenteil, der Ballon iſt zu ſeinem Schaden und Untergang gemacht.“ Es handelte ſich um die Erfindung des aus⸗ ländiſchen Ingenieurs Leppich. Der Erfinder hatte ſeinerzeit Napoleon vorgeſchlagen. den Ballon als Kampfmittel zu benutzen, zum Ab⸗ wurf von Bomben auf feindliche Armeen. Napoleon ließ Leppich aus Frankreich aus⸗ weiſen, worauf der Ingenieur ſich an den ruſ⸗ ſiſchen Geſandten in Stuttgart wandte und 9. Dienſte anbot. Der Zar zeigte für die Erfindung großes Intereſſe und 640 Lep⸗ pich nach Moskau kommen, wo im Geheimen in der Umgebung der Reſidenz Verſuche unter⸗ nommen wurden. Der Moskauer Zivilgouver⸗ neur Obreſkow berichtete dar aber dem Zaren: „Alle Aktionen werden in größtem Geheimnis unternommen. Ich erlaube mir zu hoffen, daß die ganze Sache bis zu ihrer Vollendung ge⸗ heimgehalten wird. Dieſe neue Erfindung muß die Kriegskunſt vollſtändig umwerfen.“ Auch Roſtoptſchin glaubte an den Erfolg der neuen Luftwaffe. Er berichtete dem Zaren: „Ich habe mich mit Leppich befreundet, der mich gleichfalls liebt. Auch ſeine Maſchine iſt mir lieb, als wenn es mein eigenes Kind wäre. Die Maſchine wird am 15. Auguſt fertig wer⸗ den. Der große Apparat wird alſo bald brauch⸗ bar ſein. Zehn Tage ſpäter ſollen Experimente ſtattfinden. Leppich hat bereits 72 000 Rubel ausgegeben. Jetzt montiert er die einzelnen Teile der Maſchine. Die Hülle iſt ſchon genäht. Freilich hat er viel Geld verbraucht und von der Krone 130 000 Rubel erhalten, jedoch wäre eine halbe Million nicht zu ſchade, wenn ſein Unternehmen gelingen könnte.“ Inzwiſchen war die Schlacht bei Borodino geſchlagen. Die ruſſiſche Armee befand ſich im Rückzug. Auch der Ballon Leppichs hatte ſich nicht bewährt, ſo daß Roſtoptſchin dem Zaren diesmal ganz andere Nachrichten überſenden mußte:„Mit großer Trauer benachrichtige ich Eure Majeſtät von dem Mißerfolg Leppichs. Es ſieht aus, als wenn man die Hoffnung a9 Erfolg aufgeben müßte, Leppich iſt ein verrück⸗ ter Scharlatan.“ Der Erfinder und ſeine Hel⸗ fer wurden nach Petersburg zurückgeſchickt. während die Reſte des Ballons nach Niſchni⸗ Nowgorod transportiert wurden. Ueber dieſen ſeine Neutralität dadurch in Gefahr gerate. Der Nationalrat hat durch einen Neutralitätsbe⸗ ſchluß im Frühjahr dieſe Stellung der Regie⸗ rung noch bekräftigt. Ein P für Armeen, die auf Grund eines Völker⸗ bundsbeſchluſſes marſchieren, habe die Schweiz von jeher abgelehnt. Im übrigen wird noch darauf hingewieſen, daß die Schweiz zu denjenigen Staaten gehört, die die ttalieniſche Souveränität über Aethiopien anerkannt haben. Erklärung Mollas Bern, 14. Dezember. Zu der Sitzung des Bundesrats am Montag. die der Erörterung der Lage über den Austritt Italiens aus der Genfer Einrichtung galt, wird noch eine Erklärung des Bundespräſidenten Motta bekannt. Danach habe der Leiter des politiſchen Departements betont, daß die Ent⸗ wicklung der Dinge die Schweiz zwinge, voll⸗ ſtändig zum Grundſatz der unbedingten Neu⸗ tralität zurückzukehren. Genf ſolle im gegebe⸗ nen Augenblick hiervon Mitteilung gemacht wer⸗ den. Der ausführliche Bericht, den Bundes⸗ präſident Motta dem Bundesrat über dieſe An⸗ gelegenheit erſtatten wird, iſt für Anfang Ja⸗ nuar zu erwarten. Das Sekretariat des Komitees, das eine Volksbefragung über die Frage der ſchweizeri⸗ ſchen Neutralität einleiten will, dementiert die Meldung, wonach der Beſchluß gefaßt worden ſei, die in Ausſicht genommene Aktion einzu⸗ ſtellen. Die neueſte Entwicklung der internatio⸗ nalen Lage verlange vielmehr immer dringen⸗ der eine Aenderung der bisherigen Auslegung des Neutralitätsbegriffes und die Einhaltung der althergebrachten unbedingten Neutralität der Schweiz. geheimnisvollen Ballon beſitzen wir noch die Ausſage eines anderen Zeitgenoſſen, des Ge⸗ nerals Arakteſchew. Sie lautet: „Als Napoleon ſich Moskau näherte und die Verwirrung allgemein war. ſagte mir Zar Alexander:„Ein Mann iſt da, der einen Luft⸗ ballon konſtruieren möchte, von dem er alle Armeen Napoleons beobachten könnte. Gib ihm einen Platz in der Nähe von Moskau und Mit⸗ tel zur Arbeit.“ Ich geſtattete mir zu erwidern, daß die ganze Sache Unſinn ſei, und erhielt zur Antwort:„Du biſt dumm.“ Einige Zeit ver⸗ ging, und mir wurde berichtet, daß der Projek⸗ tionsmacher geflüchtet ſei. Mit ſelbſtgefälligem Geſicht meldete ich mich beim Zaren und rap⸗ portierte über das Vorgefallene. Groß war mein Erſtaunen, als der Zar mir lächelnd die⸗ ſelben Worte ſagte:„Du biſt dumm.“ Erſt dann ging mir ein Licht auf. Das Volk braucht in gewiſſen Fällen ſolche Fabeln. Sie beruhigen das Volk, wenigſtens auf kurze Zeit, wenn es kein anderes Mittel gibt, das Unheil zu ver⸗ hüten. Das Volk marſchierte in Mengen aus Moskau, ſieben Werſt weit zur Stelle, wo der Luftballon konſtruiert wurde. Das ging in einem einſamen Landhauſe vor ſich, das von einem Zaun umgeben war. Niemand wurde hereingelaſſen, jedoch konnte das Volk zu Hauſe erzählen, daß es mit eigenen Augen geſehen habe, wie ein Luftballon zum Untergang des Feindes angefertigt wurde, und damit gab ſich das Volk zufrieden.“ Aukoſtraße auf vorhiſtoriſchem Boden In Lappland wird die höchſte Autoſtraße des Nordens gebaut In den wilden Bergen Lapplands dröhnte den ganzen Sommer hindurch das Geknatter von Motoren und Maſchinen. Auf vorhiſtori⸗ Von Börsen und ärkten ſineln-maimiscne abenuporse Die Abendbörſe nahm auf der ganzen Linie einen ſehr ſtillen Verlauf. Obwohl kein weiteres Material an die Märkte kam, war die Unternehmungsluſt der Berufskreiſe weiterhin ering, und auch von der Kundſchaft logen kaum e vor. Einige niedrig limitierte Kaufaufträge kamen nicht zur Ausführung. Die wenigen zur Notiz gekommenen Papiere bröckel⸗ ten überwiegend noch etwas ab und hatten zumeiſt nominellen Charakter. U a. notierten: JG. Farben 153½¼(153), Deutſche Erdöl 140(140 ¼), Bemberg 138(138 ¼), Buderus 119(119%), Rheinſtahl 139 ¼ (139), Mannesmann 113¾(113). Verein. Stahl unv. 111 ¼, Geſfürel 141(141¼). Moenus Maſchiren 118 ¼(119), Rheinmetall 141½(142¼), MAN. 125 (125 ¼), Schuckert 169(169 /), Conti Gummi 186¾ (186 ¼), Scheideanſtalt unv. 252, Goldſchmidt unv. 137¼ und VDM. unv 164. Auch am Rentenmarkt kam kein beſonderes Geſchäft zuwege. Amtlich notier⸗ ten Dekoſama Altbeſitz mit 135(134.85), 4½ proz. Krupp mit 99(99) und 6proz. JG. Farben mit 129%¾(129 ¼)). Im Freiverkehr konnten ſich Kommu⸗ nal⸗Umſchuldung mit 94 nur knapp behaupten, ſteuerfreie Reichsbahn⸗(Amneſtie) Anleihe wurden mit 103⅝ umgeſetzt. delreldemarkie Mannheimer Produkten. Alles unverändert. Frankfurter Getreidegroßmarkt Die Getreideverladungen durch die Landwirtſchaft haben ibren Höhepunkt bereits wieder überſchritten, jedoch haben manche Mühlen einige Mengen erhalten können. Für die wenig verſorgten Betriebe, beſonders am Rhein, ſind Zuweiſungen von Weizen beantragt worden. In Roggen iſt die Verſorgungslage der Mühlen günſtiger. Braugerſte war vereinzelt noch gefragt, dagegen waren Induſtrie⸗ und Futtergerſte wie auch Hafer nicht käuflich. Nach der Räumung der alten Typen wird die Einheitstype Weizenmehl zu⸗ nehmend gefragt. Roggenmehl hat ſtilles Bedarfsge⸗ ſchäft. Die Zuteilungen in Futtermitteln nehmen ihren Fortgang. Malzkeime waren eher erhältlich. Heu iſt laufend gefragt, ebenſo Stroh Der Zuſchuß wird aus Süd⸗ und Norddeutſchland bezogen. Es notierten(Getreide je Tonne, alles übrige je 100 Kg.) in RM.: Weizen W'ö 13 209, W' 16 212, W' 19 216, W'20 218, Roggen R 12 193, R 15 196, R 18 200, R 19 202 Großhandelspreiſe der Mühlen der genannten Preisgebiete. Futtergerſte—, Futterhafer—. Weizen⸗ mehl Type 812 W'y 13 29.20, W' 16 29.30, Wᷣ 19 29.30, W'̃20 29.65, Roggenmehl Type 1150 R 12 22.45, R 15 22.80, R 18 23.30, R 19 23.50 plus 0,50 RM. Fracht⸗ Ausgleich. Weizenfuttermehl 13.60 Weizenkleie W 13 10.75, Wᷣ' 16 10.90, W'e 19 11.10, W 20 11.20, Roggen⸗ kleie R 12 9.95. R 15 10.15, R 18 10.40. R 19 10.50 Mühlenfeſtpreiſe ab Müblenſtation. Soyaſchrot—, Palmkuchen—, Erdnußkuchen—, Treber 14.00 Höchſt⸗ preis ab Erzeugerſtation, Trockenſchnitzel—, Heu—, Weizen⸗ und Roggenſtroh—. Sie hören im Rundfunk.. Frankfurt 06.00 Morgenſpruch, Gymnaſtik. 06.30 Konzert. 08.00 Zeit, Waſſerſtand. 08.05 Wetter, Schneebericht. 08.10 Gymnaſtik. 08.30 Werkskonzert. 09.30 10.00 Sendepauſe. 10.00„Philotas“, Trauerſpiel. 10.30 Hausfrau, hör zu. 10.45—11.30 Sendepauſe. 11.30 Programmanſage, Wirtſchaftsmeldungen, Wetter. 11.40 Gaunachrichten. 1145 Deutſche Scholle. 12.00 Konzert. 14.00 Zeit, Nachr. 14.10 Wunſchkonzert. 15.00 Volk und Wirtſchaft. 15.15—16.00 Sendeépauſe. 16.00 Konzert. 18.00 Zeitgeſchehen im Funk. 19.00 Zeit, Nachr., Wetter. 19.10 Unſer ſingendes klingen⸗ des Frankfurt. 21.00 Stunde der jungen Nation. 21.30 Natur im Winterkleid. 22.10 Zeit, Nachr. 22.15 Wetter, Schneeberichte, Nachr., Sport. 22.20 Kamerad, wo biſt du? 22.30 Unterhaltung und Tanz. Stuttgart 06.00 Morgenlied, Zeit, Wetter, Gymnaſtik. 06.30 Konzert. ter, Marktberichte, Gymnaſtik. 10.00 Sendepauſe. chenbuch. Landw. Nachr., 08.00 Waſſerſtand, Wet⸗ 08 30 Konzert. 09.30 10.00 Des deutſchen Volkes Mär⸗ 10.30—11.30 Sendepauſe. 11.30 Volksmuſik mit Bauernkalender. 12.00 Konzert. 14.00 Heiteres Allerlei. 15.00 Kleines Konzert. 16.00 Schallplatten. 18.00 Von deutſchem Fliegergeiſt. 18.30 N 1 21.00 Stunde der jungen Nation. 22.00 Sport. 22.30 Unterhaltungs- 24.00—01 00 Nachtmuſik. 1 19.15 Heitere Muſik zum Feierabend. ie Dorfſchmiede 21.30„Roſario ga Tirana“. Rundfunkaufführun Pei, Nachr., Wetter, onzert. ſchem Boden. wo bereits vor 5000 Jahren vor Chr. Lappenſtämme mit ihren unüberſehbaren Renntierherden hauſten, wird eine moderne Autoſtraße gebaut, die höchſte im ſkandinaviſchen Norden. Auf 1000 m Höhe liegen die Baracken der Ar⸗ beiter. Seit drei Sommern ſind Arbeitertrupps bis 75 Mann tätig. Es iſt aber keine leichte Ar⸗ beit, durch die gewaltigen Felſen ſich den Weg zu bahnen. So konnte im Laufe des letzten Sommers nur ein Wegabſchnitt von etwa 5 Meilen fertiggeſtellt werden. Das Bergplateau Flatruet enthält übrigens die älteſten vorhiſtoriſchen Zeichnungen Skandi⸗ naviens. Auf Felſen entdeckte man primitive Abbildungen von Bären. Renntieren und Men⸗ ſchen, die aus der Zeit von etwa 2000 Jahre u. Chr. ſtammen mögen. Vielleicht hat hier ein herumſchweifendes Jägervolk magiſche Zeremo⸗ nien veranſtaltet, oder es hat mit Bildern das 3 ſeiner glücklichen Jagd ſeſthalten wol⸗ en. Die neue Straße wird zweifellos eine ſtarke Anziehungskraft auf Touriſten ausüben. Sie führt über die bedeutendſten Bergmaſſive des ſchwediſchen Lapplandes über den Stora Siö⸗ fallet. Kebnekaiſe über Abisko nach der Reichs⸗ grenze, der letzten ſchwediſchen Station vor Norwegen. Während die Arbeit langſam vor ſich geht, werden Renntierherden von Lappen zuſammengetrieben. Halbwüchſige Lappeniun⸗ gen fangen die Tiere mit Laſſos ein und ſchlep⸗ pen ſie zu dem Renntierſchlächter, der mit einem wohlgezielten Meſſerſtich in den Nacken die Tiere tötet. Das Renntier iſt das lebende Ka⸗ pital der Lappen Felle, Hörner und Hufe geben ein wertvolles Material ab. während das Fleiſch zur Ernährung dient. Wenn die Auto⸗ ſtraße fertig ſein wird. ſo kann jeder Autobeſit⸗ zer eine Fahrt in das Gebiet einer unverfälſch⸗ ten Naturromantik unternehmen. wie man ſie anderswo in Europa kaum noch kennt. 1 — ——= 22. 3 n ä—— 2 Vorarbeiter Burger/ d, dan m. Stans Einer leuchtenden Inſel gleich hob ſich Falle III der großen chemiſchen Fabrik aus dem Meer der Nacht. In dem weitverzweigter Werk war alles Leben erloſchen, nur in dieſer Her- Werwachte ein Dutzend Männer die rieſi⸗ gen Keſſel. Vorarbeiter Johannes Burger las die Meß⸗ einſtrumente ab: alles in Ordnung. In den Keſſeln brodelte es leiſe. Wie Murren klang es. wie wütendes Pochen an das ſtählerne Ge⸗ jängnis. wenn es zerſpränge, oder wenn das Röhrennetz an der Decke einmal barſt, durch das die beißen Dämpfe in die anderen Hallen ge⸗ leitet wurden. Burger überſchlich leiſes Unbehagen. Die Arbeiter unterhielten ſich mit gedämpf⸗ ten Stimmen. Burger hörte es hatt. ſchon oft gehört. Aber heute wunderte er ſich ötz⸗ lich über das Flüſtern. Cewiß, nachts wurde immer leiſe geſprochen. Niemand wußte recht, warum. Trotzdem fiel es Burger heute auf. Es verdroß ihn. Warum tuſchelten ſie wie alte Weiber auf dem Kirchhof? Fürchteten ſie, jemand zu wecken.— Oder machte es die Nacht? Ein Ahnen um finſtere Gewalten, die aus dem Dunkel nach Menſchenleibern krallten?— Burger ſchauerte zuſammen. Er trat an ein Zenſter und ſtarrte hinaus. Finſtere Gewalten? — Ja, in den Keſſeln, den Röhren waren böſe, dunkle Gewalten, nur mühſam gebändigt. Wenn die ſich einmal ihrer Feſſeln entledigten Ach, Unſinn!— Er zwang ſeine Gedanken in andere Bahnen. Dort drüben, unter dem Man⸗ zel der Nacht geborgen, lag ſein Häuschen. Dort ſchlief Elſe mit den Kindern. Er ſab ihre blon⸗ den Lockenköpfe in den Kiſſen, hörte ihren tiefen Atem. Elſe und die Kinder Zu dumm. dieſe Ruhe hier! Dieſes ewige Bochen in den Keſſeln! Wie unabläſſiges Mah⸗ nen klang es, wie hämiſches Erinnern an die dunklen Gewalten. Und das blödſinnige Flü⸗ tern der Kameraden! Burger wandte ſich und ging mit lauten Schritten zu ihnen. Mit hallender Stimme rief er ſie an. Erſchrocken ſahen ſie auf. Warum ſchrie er ſo? Und bei Nacht? Wer hätte das le gewagt? „Was ſteht ihr und glotzt mich an wie ein f Kirchhofsgeſpenſt, he?“ herrſchte Burger ſie an. Das iſt ein Geflüſter und ein Gewiſper, daß einem bange werden könnte. Redet doch wie vernünftige Menſchen, Kerls! Macht einen Witz! Verfluchtes Gemunkel, das!“ „Na, na“, begütigte Karl.„N' bißchen ner⸗ nös, wie? Kommt vor, mein Lieber. Wenn man mal eine Zeitlang Nachtſchicht gemacht hat, wird man kribblig. Kenne das. Iſt aber nicht ſchlimm. Mußt dich nur zuſammenreißen, dann iſt's bald überſtanden. „Ach was, nervös... Quatſch! Hier, guck binaus! Die ganze Welt ſchläft. Alles ruhig und friedlich. Nur wir ſtehen bier vor dieſen Molochen und Wachen. Wachen baha! Wa⸗ zum eigentlich? Um anzuhören, wie die Teufels⸗ brühe da drinnen an die Wände klopft? Wie ein Gerippe an den Sargdeckel, was,— Menſch, ich ſage dir, wenn der Satan da drinnen raus will, wenn er Appetit auf uns bekommt, ver⸗ ſtehſt du... dann nützt unſer Wachen auch nichts.“ „Nun mach' langſam, Hannes! Sei froh, daß du bier Arbeit haſt! Das andere, das iſt ja dummes Zeug.“ „Dummes Zeug, ſagſt du?— Na ja, mas ſein. Aber ſieh mal, es könnte doch.“ Burger vollendete den Satz nicht. Sein ſchwei⸗ ſender Blick hatte ein kleines blaues Flämmchen eingefangen, das an einem der Rohre unter dem Glasdach entlangtanzte. Fröhlich hüpfte es zuf und nieder, wie ein ſpielender Kobold. Entſetzen bannte Burgers Glieder. Er wußte. was dieſes luſtige Flämmchen bedeutete. Dann sprengte er ggwaltſam die lähmende Erſtarrung. „Raus!!“ ſchrie er die verdutzten Arbeiter an. die nach ſeinen ungewohnten Reden nicht ſogleich wußten, ob ihn eine Verwirrung des Geiſtes ergriſſen babe oder ob ihnen wirklich Unheil drohe. Als er aber mit zitternden Fin⸗ gern auf das Flämmchen deutete, fuhr jäher Schrecken auch in ſie. 5 „Raus!!“ ſchrie Burger abermals und riß die neben ihm Stebenden mit ſich zum Aus⸗ gang. Aber ehe ſie ihn erreichten, zerbarſt das blaue Flämmchen mit dröhnendem Knall zu lodernder Feuerſäule, die hellauf gegen den Nachthimmel ſprang. Der Luftdruck warf die Männer zu Boden. aber ſie erhoben ſich ſogleich wieder und taumelten dem Ausgang zu. Die Halle war zu einer einzigen, ungeheuren Fackel geworden. Stickende Hitze ſchnürte die Bruſt ein. Krachen und Ziſchen umtobte die Männer. Glas ſplitterte auf ſie nieder,. Funken ſenkten Haar und Kleid. Burger ſchwankte voran. den Weg zu bahnen. Er fiel. riß ſich wieder boch. wußte nicht, was er tat, mußte nur das eine: Zu Elſe, zu den Kindern!— Inzwiſchen war die Feuerwehr eingetroffen. Juſt. als ſie verſuchen wollte. zu den Arbeitern vorzudringen. torkelten dieſe mit geſpenſterhaft verzerrten Bewegungen aus der Flammenwand heraus. Erſchöpft ſielen ſie den Rettern in die Arme. lit abweſenden Blicken lah Johannes Bur⸗ ger auf die brennende Halle. Sein Ahnen hatte alſo nicht getrogen. Und die anderen batten recht getan. als ſie leiſe ſprachen. Er hätte auch leiſe ſprechen ſollen. Vielleicht bat er die Dä⸗ Der Kußhandel „Kommt nur herein!“ beantwortete Meiſter Enhard, der Bacharacher Goldschmied, das Klopfen an ſeiner Werkſtattür.„Ah— du biſts, Emilio!“, rief er freudig, als die Tür aufgegangen war und ein junger Mann in hochrotem Wams hereintrat. „So früh ſchon? Haſt du etwas Wichtiges?“ „Wie mans nimmt. Man könnte es ſogar etwas Geſchäftliches nennen.“ Der junge Menſch lachte verſchmitzt und ſetzte ſich dem Meiſter auf einem geſchnitzten Schemel gegenüber. „Du bringſt den Auftrag vom Domkapitel in Mainz?“ „Das gerade nicht. Die Herren laſſen ſich Zeit. Es iſt etwas anderes. Es handelt ſich um die goldene Kette, die du beim letzten Innungstreffen ausgeſtellt hatteſt. Die ſchöne Frau Ruth, du weißt ja, die Frau des Weinſchenks am Markt, möchte ſie gerne beſitzen.“ Meiſter Enhard, der gerade an einem Gold⸗ faden mit einer winzigen Zange herumhantierte, unterbrach ſeine Arbeit.„Sie will ſie kaufen?“ Großes Erſtaunen lag in der Frage.„Kaufen, ja. Aber nicht mit Dukaten.“ Der junge Emilio lachte jetzt übers ganze Geſicht. a Der Goldſchmied baſtelte ſchon wieder an ſei⸗ nem Goldfaden. So, ſo, nicht mit Dukaten! Dann ſoll ich wohl von ihr dafür für Lebzeiten Wein geliefert bekommen? Da weißt, ich trinke nur den Saft der Moſelreben.“ 5 Emilio wurde ernſthaft.„Allen Scherz bei⸗ ſeite. Ich muß dir ſchon genau berichten. Wie du weißt, komme ich oft zu der ſchönen Ruth. Geſtern abend nun machte ſie mir Andeutungen, ſie hätte wohl 195 daß du ſie immer mit ver⸗ liebten Augen betrachteſt, auch daß du auf dem Mainzer Narrenfeſt etwas— hm— ungebührlich mit ihr getanzt hätteſt Enhard brauſte auf.„Das iſt doch.. Der Junge beſchwichtigte.„Laß mir. Sie ſagte jedenfalls ungebührlich. Item— das wären alles Anzeichen für ſie und ſie wäre nicht abge; neigt, dir entgegenzukommen, wenn „Wenn?“ „Wenn ſtie dafür in den Beſitz deines neueſten 2 eben der Goldkette, gelangen würde.“ „Das ſagte die ſittſame Wirtin?“ „Saate ſie. Wort für Wort.“ monen gsewect, die jetzt mit Flammenfingern in den Nachthimmel griffen.— Halle III war verloren. Burger hatte 50 tan, was er konnte: die Kameraden gewarn Mehr war nicht 50 1 1 8 ötzlich richtete ſi urger auf. dubte ſein lic auf dem brennenden Hauſe. Er hatte.. Wie lautete doch die Vorſchrift für den Fall der Gefahr?„Das Hauptventil iſt ſofort zu ſchließen, um eine Exploſion zu ver⸗ hüten.“ Und er?— Er hatte ſeine Pflicht ver⸗ ſäumt, weil ihn die Angſt um ſein Leben ge⸗ trieben..— Jeden Augenblick konnte die Exploſion erfolgen. Dann würden morgen zehn⸗ tauſend Arbeiter beſchäftigungslos ſein. weil der Vorarbeiter Burger ein Feialina war Entſetzt ſchrien die Feuerwehrmänner auf. Burger rannte geradewegs auf die bellbren⸗ nende Halle zu. Man verſuchte ihn zu halten — vergebens. Eine Sekunde lang ſtand er. ins Rieſenhafte verzerrt, mit beſchwörend gebreite⸗ ten Armen vor der Lohe, dann wankte er vor⸗ wärts. Immer undeutlicher wurde ſeine Ge⸗ ſtalt. bis ſie in dem glühenden Rachen ver⸗ ſchwand.— Ein Signal erklang. Die Feuerwehr wurde wegen Exploſions⸗ gefahr zurückgezogen. Sie beſchränkte ſich darauf, die übrigen Werksanlagen nach Möglichkeit zu ſchützen. Stunde um Stunde verrann. Das Feuer ſank allmählich in ſich zuſammen. Die Exploſion blieh aus. Als die Dämmerung beraufgraute, konnte die Feuerwehr es wagen, in die zerſtörte Halle einzudringen. Vor dem Hauptventil fand ſie die Leiche des Vorarbeiters Johannes Burger. Das Ventil war geſchloſſen.— * Von H. W. Bürkmayer „Und— in welcher Weiſe will ſie mir entgegen⸗ kommen?“ „Es wäre einfach. Du gibſt ihr die Kette und ſie dafür dir einen— Kuß.“ „Einen einzigen, harm'oſen Kuß?“ „Das zu beurteilen laſſe ich dir. Jedenfalls ſagte ſie noch, daß du dir den Kuß bei ihr im Haus holen darfſt, am beſten morgen, wenn ihr Mann zum Weinkauf über Land fährt.“ Der Goldſchmied kam ins Sinnieren. Dieſe Frau Ruth!— es ſtimme ſchon. ſie ſaß mächtig in ſeinen Gedanken. Einmal wegen ihrer prächtigen Geſtalt, zum andern wegen ihrer lieben Stimme — ach, es gab ſo viel, was ihm dieſe Frau be⸗ geyrenswert erſcheinen ließ. Aber die Goldkette? Ein hoher Preis! Und doch wieder nicht— was mar alles tote Metall, und wäre es noch ſo präch⸗ tig gefaßt, gegen blühendes Leben!——— Meiſter Enhard hatte den Tauſch, denn ein ſolcher war es doch, gemacht. Die ſchöne Frau Ruth hatte ihr Wort gehalten, oh, er konnte ſagen: gut gehalten. Aber er hatte die Gier in ihren Augen geſehen, als ſie ihm die Goldkette faſt aus der Hand geriſſen und in der unterſten Lade ihrer Kleiderkommode verſteckte. Der Gedanke an dieſen Augenblick ließ Meiſter Enhard nicht mehr froh werden. Er bereute ſogar den Tauſch und trauerte ſeiner Kette nach. Sein Diener Bertram bemerkte die Nieder⸗ geſchlagenheit wohl. Er drang in ſeinen Herrn, ihm den Grund zu ſagen. Vielleicht könne er ihm 8 es wäre nicht das erſte Mal, meinte er treu⸗ erzig. Nach Tagen geſtand dann der Meiſter dem Diener ſeinen Verdruß. Doch dieſer nahm die Klage fröhlich auf.„Iſts nur dies, Herr, dann weiß ich Rat. Seid verſichert— morgen ſchon habt ihr eure Kette wieder.“ Die Worte klangen ſo zuverſichtlich, daß der Goldſchmied ſchon halb an den Erfolg glaubte. Noch am ſelben Abend ging Bertram zum Goldenen Eck“, des Weinwirts Haus. Er wählte die Stunde, wo er wußte, daß die beiden Ehe⸗ gatten bei der Abendmahlzeit ſitzen würden. Bei ſeinem Eintritt in die Stube frug ihn der Wirt, der eben am Schenkel eines gebratenen Hähnchens herumbiß:„Was führt dich her?“ Bertram trat vor:„Mein Herr ſchickt mich. Er Glaube Von Herbert Böhme Wer glaubt, braucht nicht zu eiler, erteicht ſchon, was er will, wie Sterne, die verweilen und ſtehen doch nicht ſtill. Wer glaubt, braucht nicht 21 klagen wie auch der Sturm ihn 0 weil hinter allen piagen das Licht der Schöpfung ſteht. 2—— läßt eurer Frau hier den Mörſer zurückgeben, den ſie ihm geliehen. Dafür ſoll ich die Goldkette zu⸗ rückbringen, die mein Meiſter als Pfand dafür da⸗ gelaſſen.“ „Was iſts mit der Geſchichte?“ Der Wirt blickte fragend auf ſeine Frau. „Ich weiß von keiner Kelte. Sag' das deinem Herrn.“ Freu Ruth ſagte es ziemlich böfe. Ihr Mann nickte Zuſtimmung.„Das dürfte an dem ſein. Eine güldene Kette für einen wertloſen Mörſer— das wär' ein wunderlich Pfand!“ Doch Bertram ließ ſich nicht abweiſen.„Mit nichten. Eure Frau hat die Kette. Bedarf es eines Beweiſes, ſo iſt es dies: mein Herr hat mit eige · nen Augen geſehen, wie eure Frau die Kette in 85 unterſten Lade ihrer Kleiderkommode ver⸗ eckte.“ Dies hören und aufſpringen war für den Wirk vom„Goldenen Eck“ ein Handeln. Mu Gepolter ſtürmte er die Treppe empor und fand ſchnell die Kette am angegebenen Platz. Wütend kehrte er in die Stube zurück und gab dem Diener den ar Der eilte wohlgemut damit zu ſeinem errn.——— Es iſt ſehr lange her, daß ſich diefe ergötzliche Geſchichte zutrug. Den Weinſchank zum„Golde⸗ nen Eck“ gibt es heute noch, aber unter einem an⸗ deren Aushängeſchild. In der Ecke, am Stamm tiſch, ſteht auf einem Regal ein kupferner Mörſer. Es ſoll der gleiche ſein, mit dem damals die ſchöne Wirtin ihren Ehemann um den häuslichen Frieden gebracht hatte. Der Mörfer blieb nicht unbenützt. Immer, wenn ein neugebackener Ehe⸗ mann in die Stammtiſchrunde aufgenommen wird, füllt ihn der Wirt bis zum Rand mit funkelndem Rheinwein und erzählt dabei die Geſchichte der ſchönen Ruth. Dann kreiſt das Gefäß in der Remde— dem Neuvermählten zur Mahnung: Gib acht, daß deine Frau ſich auf keine Tauſchgeſchäfte —. 565 Frauen lieben auch heute noch güldene 255 g Der Forſt von Rappenwört e Karlsruher dürfte es nicht be⸗ kannt ſein, da lich unmittelbar vor den Toren der Stadt ein Waldidyll auftut, das ſeinesglei⸗ chen ſucht. Fünf große, völlig voneinander ver⸗ chiedene Waldgebiete ſtoßen hier zuſammen, von enen jedes ſeine beſondere Eigenart hat. Forſt⸗ ſachverſtändige bezeichnen diefes Waldgebiet we⸗ gen der Menge von wertvollen Nutzhölzern in einer Vielheit und Miſchung, wie es ſonſt nir⸗ ends mehr anzutreffen iſt, als das Wertpollſte uropas. Wenn man mit dem Kahn über die D und über die Weiher fährt, und vorſichtig Sümpfe und Dickicht durchſtreift, ent⸗ deckt man Bilder, die an Lagunen und Dschungel erinnern. Pappeln, Eſpen, Eſchen, Erlen, Wei⸗ den, Birken und Forlen bilden mit Schwarz⸗ dorn, Weißdorn, erberitze und ſeltenen Buſch⸗ ewächſen ein urwaldähnliches Durcheinander. In dieſem Märchenwald haufen Fünen Wildenten, Haubentauben und Bleßhühner. Die Stadt Karlsruhe will nun dleſes Wald⸗ idyll, in dem nicht weniger als 32 Baumſorten gedeihen, zu einem Naturlehrpark ausgeſtalten und der Oeffentlichkeit zugänglich machen. Es ſollen noch alle jene Pflanzen angeſiedelt und mit Beſchreibungstafeln vertehen werden, die allmählich in den deutſchen Wäldern immer ſel⸗ tener werden. ege werden angelegt, Stege und Brücken g ut und an einem größeren Altwaſſer wird eine Fiſchereiſchule mit einem Aquarium errichtet, in dem ſämtliche Fiſche, die es im Rhein gibt, zu ſehen ſein werden. Frauenleben bei anderen Völkern Kulturgeſchichtliche Betrachtungen— Von Ma x Everwien 2. Fortſetzung Die Kinderehe in Indien F Auswirkungen in ſich, daß(nach Habibur Rah⸗ man⸗Delhi) es nicht weniger als 15 000 Wit⸗ wen unter 5 Jahren, 190 000 zwiſchen 5 und 10 Jahren, 300 000 im Alter zwiſchen 15 und 20 Jahren gibt. Die engliſchen Aerzte wiſſen ein Lied von den Grauſamkeiten dieſer Kinderehen zu ſingen, und in irgendeiner indi⸗ 5 0 Stadt kann man in den Krankenhäuſern ütter von 8 bis 9 Jahren ſehen, die zerbro⸗ chen ſind für ein ganzes Leben. Das kleine Mädchen, das etwa einer höheren Kaſte angehört, wird als Frau ihrem Manne erſt einige Jahre nach der Trauung ausgelie⸗ fert, wenn es 12 oder 14 Jahre alt iſt. Leider ehören 80 Prozent der Frauen Britiſch⸗In⸗ iens den niederen Kaſten an. Seit vielen Jahren iſt es nicht mehr vorge⸗ lor ek. daß Witwen ſich mit ihren toten Män⸗ nern gur dim Scheiterhaufen verbrennen laſſen. wie es das religiöſe Gebot vorſchrieb, da in die⸗ ſer 1 die Engländer radikal vorgegan⸗ en ſind. 5 Es vollzieht ſich aber auch in Indien eine Entwicklung, die den Frauen einmal eine andere Stellung zuweiſen wird. Die Mädchen der vor⸗ nezmen Kaſten können zum Teil bereits die Univerſitäten beſuchen, auch nachdem ſie Witwen eworden ſind. Die Frauen der verarmten auern arbeiten ſchon, wo ſich ihnen Gelegen⸗ 455 Sietet, zum Veiſpiel im bengaliſchen Berg⸗ u unter Tage mit mehr als einem Drittel der Belegſchaft. In der Textilinduſtrie machen ie bereits ein Viertel aus, und in den Tata⸗ tahlwerken arbeiten 3000 Frauen als Trans⸗ ortarbeiterinnen. Aber immer noch leben 140 Michonen Frauen unter dem Los, das die Göt⸗ ter ihnen auferlegt haben. Es ſind Beſtrebungen im Ganoe. die rahin ielen, der Frau die Stellung als„Erbauerin er Nation“ im öffentlichen Lehen zu geben. So wünſcht es die moderne indiſche Bewegung. die über die Lehre des Hinduismus hinweggeht, beſonders was ihre nicht zeitgemäßen Gewohn⸗ beiten anbelangt. So zählt in der Reinkarna⸗ tionsfrage die Frau ſieben Grade unter dem Mann. drei Grade unter dem Kamel und einen Grad unter dem Schwein. In dem Wollen, in die Lebenslage der Frau und der indiſchen Bevölkerung überhaupt mehr Sonne hineinzubringen, arbeitet die engliſche Verwaltung und das aufgeklärte Indertum Hand in Hand. Japans Frauen Die Morallehre des Konfuzius laſtet, wenn man Vergleiche mit europäiſchen Augen vor⸗ nehmen oder gar den amerikaniſchen Maß ſtab anlegen würde, ſchwer auf der Frauenwelt Nippons. Die Verpflichtung zu kindlicher Pie⸗ tät und blindem Gehorſam läßt für die große Maſſe keinen Ausweg aus der Enge der dump⸗ fen Ueberlieferung zu. Wenn auch bereits 60 Jahre ſeit dem Zeit⸗ bunkt verfloſſen ſind, ſeit es, der ſtunmen Drohung amerikaniſcher Schiffsgeſchütze ſich unterwerfend, ſein märchenhaft ſchönes Land der fremden Wirtſchaft öffnen mußte, ſo haben ſich. von ſeltenen Ausnahmen abgeſehen, die Grundſätze der Ueberlieferung bis heute erhal⸗ ten.„Onna Daigaku“—„Die hohe Schule der Frauen“— iſt jene Schrift aus der Feu⸗ dalzeit Japans, die heute noch von den kom⸗ menden Müttern Japans geleſen werden muß, in der es unter anderem(nach Angabe des Tu⸗ kioter Berichterſtatters der„Ff. Z.“) heißt: „„Die große, lebenslange Aufgabe der Frau iſt Gehorſam. Die Frau muß zu ihrem Gat⸗ ten aufſehen, als ſei er der Himmel ſelbſt. Sie ſoll niemals auch nur von Eiferſucht räumen. Die fünf ſchlimmſten Mängel der Frau ſind Ungehehrigkeit, Unzufriedenheit, 1 e und Dummheit. un⸗ ter denen ohne Zweifel ſieben oder acht von zehn Frauen leiden. 1“ 91 55 Die Japanerin folgt ihrem Manne auf dem S abc in ehrfürchtigem Abſtande. und bei Tiſch bedient die Frau ihren Mann und ſeine Gäſte, um erſt nach dieſer üblichen Pflicht as Eſſen allein einzunehmen. Die japaniſche Sitte verlangt es. daß die Frau ihren heimkeh⸗ renden Gatten mit tiefen Verbeugungen be⸗ rüßt. und zwar oft mit der Stirn bis zur rde. Während die Japanerin ihrem Lebens⸗ gefährten beim Anziehen hilft, wird es dem Ehemann nicht einfallen, ſeine Frau vor oder neben ſich gehen zu laſſen oder ihr gar in den Mantel zu helfen, ein Paket für ſie zu tragen, vielmehr denn, wenn im Zuge oder auf der Trambahn, ſollte zufällig nur ein einziger Sitz⸗ platz frei ſein, ihr dieſen zu überlaſſen: er iſt für ihn! Daß die Frau ſich nicht eher zur Ruhe begibt, bis ihr Mann zu Hauſe iſt, iſt ſelbſtverſtändlich in Japan. Die Sonderſtellung des Mannes. nicht nur ſtants und vermögens rechtlich, tritt auch in den ehelichen Boziehungen zutage. Während zum Beispiel der Ehebruch der Frau ein Scheidungs⸗ grund iſt, kann ſie ſelbſt beim Ehebruch des Mannes nur dann auf Scheidung klagen, wenn dieſer Ehebruch ſtrafrechtliche Folgen hat. Eine von der Frau ausgehende Scheidung iſt ſehr ſchwer zu erreſchen, wogegen der Mann ſeine Frau jederzeit in ihr Elternhaus zurückſchicken kann. Die Japanerin kann auch geſchieden wer⸗ den megen irgendwelcher Verſtöße gegen die Tradition. zum Beiſpiel wegen mangelnden Reſpektes vor den Verwandten des Mannes. In Japan iſt augenblicklich eine energiſch. wegung im Gange. die ſich mit Abschaffung 125 Sitte befaßt, die die ſogenannten konzeſſionier⸗ ten Mädchen anbelangt, welche ſtändig aus Fa⸗ brikgegenden und ländlichen Diſtrikten Zuzug erhalten, durch beruſsmäßige 1 8 Agenten zu i⸗ ſe von 500 bis 1000 Dollars vom Vater* naben Verwandten gekauft werden. Es iſt meiſt der letzte Ausweg in Not gerate Famil Die Mädchen ſind dem„Unternehmer- Aal ilten. Jahre verpflichtet. ee e Die Stellung der europäiſchen und no i⸗ kaniſchen Frau auf der einen Seite. 3 mehr zunchmende berufliche Tätigkeit der Ja pa⸗ nexin andererſeits haben es mit ſich gebracht. daß das erwachte Selbſtbewußtſein der japani⸗ ſchen Frau immer weitere Fortſchritte macht. Die Aenderung in der Lebenslage der java⸗ niſchen Frau geht natürlich nur langſam von. ſtatten. entſprechend der konſervativen Auffac ſung, die gerade in diefer Beziehung noch das überlieferte Familienſyſtem und das Geſell⸗ ſchaftsleben durchſtrömt. Die alten Tradition ſind in bezug auf die Stellung der Frau ſelbſt im modernen Japan der Anſicht. daß ſie durch die Verleihung europäiſcher Rechte nicht glücklicher würde. Man muß jedoch feſtſtel⸗ len. das in Japan für neue Frauenideale be⸗ reits eine Breſche geſchlagen worden iſt. wenn 25 die javaniſche Vergangenheit tiefe Wurzeln Verfechter der (Fortſetzung ola? Siebenbürgiſch⸗ſächſiſche Volkskunſt „Wer zieht den Faden, wer dreht mein Rad, Wenn meine Hand wird müd'?“ Sei ruhig. Mutter, und bleib' uns getroſt. Ich trete dann in's Glieb. Ich ſäe den Flachs und klopfe ihn bran!— Wie dreht ſich dein Rad wie der Wind! Und werd' ich müd' und ſinlt meine Hand. Dann ſäet und ſpinnet— mein Kind Und webt mit kunſtvoller Hand das Lein, Näht's Hirſchlein aus Ahnes Truh, Das Schwälbchen— die Nelke— den ſtolzen Pfau— So. Mutter. wie ich einſt und du. Und wird ſie mitd und ſinkt itre Hand, Wie es geht unter Gottes Mahd— Dann greift in die Speichen dein Urenkelkind. Und ewig dreht ſich dein Rad!“ A. Sch. 7 1 „ 1 1 n f f r 90 chen loſen ab, 15 1 N 5 große Sache niemals das Licht der Der ſelbſtge baute Pferdeſtal wird aufgefriſcht. Freude bereiten! Das iſt der Sinn des Feſtes. Die Jungen werden in dieſen Tagen alt, ſie lönnen planen. und Alte werden jung und unternehmungsluſtig. Erſt geſtern abend erinnerte mich mein Zehnjähriger daran. daß er Sperrholz haben müſſe, und antwortete auf die Frage, wozu denn Sperrholz:„Ich möchte— aber du darſſt es auch beſtimmi nicht weiterſagen— Mutti einen... Aber ich will nicht indiskret ſein, ich habe dem Jungen Stillſchweigen gelobt. Nur ſo viel ſeſ verraten, daß es eine ganz große Sache werden ſoll. viel größer, als ich ſie mir ſelber zutraue Nun bin ich überzeugt, daß vielleicht Sperrholz vom Taſchengeld gekauft wird, daß aber dieſe elt erblicken wird, dafur vielleicht einige Tiere, die beinahe richtig ausſehen. Aber was tut es! Weihnachten iſt im Anzuge. und da müſſen ſchon Pläne gemacht werden. Hintergrund dieſer Pläne iſt doch, anderen eine Freude zu bereiten, der Wunſch, andere zu beglücken. Man ſoll dieſen Wunſch näh⸗ ren und unter Umſtänden ſogar die frei⸗ ebige Hand zur Anſchaffung von Sperr- Bolz reichen. Ich verrate keine Geheimniſſe, wenn ich von der Zeit der Heimlichkeiten ſpreche. Vater hat jetzt abends nie Zeit, er hat hinter verſchloſſenen Türen zu tun. Mutti, die die abendlichen Plaudeiſtündchen ſo liebt, mel⸗ det leiſe ihren Wunſch an, etwas allein zu ſein, und die Kinder dulden niemand mehr in ihrem Zimmer. Vater wird vom Jungen beiſeitegezogen und muß ſich ein ganz großes Geheimnis ins Ohr flüſtern laſſen, während ein ſchneller Seitenblick auf das Mädchen verrät, daß es im Mittelpunkt dieſes Ge⸗ heimniſſes ſteht Das Mädchen iſt fleißig am Stricken. Man kann noch nichts erkennen, und vielleicht bereitet es dem Kinde große Schwierigkeiten, das Problem zu meiſtern. Möglich ſogar, daß ſchließlich doch die Mutti zu Hilfc gerufen wird und helfen muß— „Aber du darſſt nut, wenn du die Augen zumachſt!“ Auf jeden Fall hat der Dreikäſehoch erſt einmal geplant, in ſeinem Gelſte iſt ein Ding entſtanden an dem er ſich ſtundenlang ſelbſt begeiſterte, dann wurden die finan⸗ ziellen Grundlagen für das geplante Werk geſchafſen, und nun wird verſucht, aus dem Bilde einen handfeſten Gegenſtand zu Augen ſo oder ſo vollkommen. A le machen. Wetten, daß das Kind im Traume den— mit der Bitte um Verſchwiegen⸗ heit ſei es verraten— Kaffee⸗ wärmer vor ſich ſieht! Nur zeigt ſich hier, wie ⸗glücklich Kinder veranlagt ſind: Dieſer Kaffeewärmet erſcheint ihm nicht etwa als Schreckgelpenſt, ſondern als ein liebes Ding. Wenn es noch reichlich unge⸗ ſchickt die Fin⸗ et mit den ſtadeln bewegt, dann kommt es nie auf den Ge⸗ danken, daß das Ding nicht ſertig werden könnte. Und wenn es vom Weibnachts⸗ heiligobend in halbfertigem Zuſtande überraſcht wird. dann iſt das beileibe kein Grund zur Traurigleit, ſon⸗ dern das Werk iſt in ſeinen Daran können ſich die Er ⸗ wachſenen ein Beiſpiel neh⸗ men. die in dieſen Wochen wie ſcheue Rehe durch die Zimmer flitzen und dauernd von dem Schreckgeſpenſt des unfertigen Weihnachtsgeſchen⸗ kes unter dem Tannenbaum verfolgt werden. Es iſt ent⸗ weder ein Zeichen für be⸗ ſonderen Fleiß oder aber für ſeine Beſcheidenheit an klei⸗ nen Zielen, wenn der Vater all ſeine Pläne verwirklichen kann(Meiſt dürfte das letz⸗ tere zutreſſen!) Da muß ich immer an den guten Freund denken, der vor Jahren an einem Herbſtabend mir etwas ſchüchtern verriet, daß er dem⸗ nächſt anfangen werde, für Weihnachten zu arbeiten. Was er ſich vorgenommen habe? Oh, nichte Beſonderes, nur ein Puppenhaus! Der Mann verkroch ſich eines ſchönen Abends im Oktober in die Küche und ſaß Abend für Abend, er lief morgens zum Dienſt und hatte ſeine Ge⸗ danken beim Puppenhaus, er verſah ſeinen Dienſt ohne be⸗ ſondere Vegeiſterung und war öfter damit beſchäftigt, Zeichnungen anzufertigen und Berechnungen anzuſtellen. Er gönnte ſich keine Viertelſtunde nach Dienſt, ſondern eilte nach Hauſe, ale ſei Alarm gebla⸗ ſen. Es ſei vertaten, daß das Puppenhaus nicht ſertigge⸗ worden iſt, und daß es noch heute auf ſeine Vollendung wartet. Das hat ſeinen Grund nicht etwa in der Faulheit en Helfer recht viel zu tun haben, des Freundes, ſondern in ſeinem guten Willen Geplant war ein beſcheidenes Häus⸗ chen mit zwei Zimmern obne Komfort. Der Appetit kam beim Arbeiten, und aus dem Plänchen wurde ein Plan und wieder ein neuer. Jetzt, nach ſechs Johren, denkt die Tochter ſchon leiſe ans Heiraten. aber der Vater hat heuer im Oktober die Arbeiten Oben: Bärbel webt für Mutter ein Nadelkiſſen. und Klaus ſteht mit Hammer und Säge bereit. Was wird er wohl ſchaffen?— Links: An den Heimnachmittagen iſt im BD. fleißig gearbeitet wor den. Jetzt werden die für arme Kameradinnen beſtimmten ſchö⸗ nen Geſchenke verpackt. Rechts: Was tut der Ar; beitsdienſtmann jetzt mit der Freizeit? Er baſtelt Spielzeug für die bedürftigen Kinder des nahen Dorfes.— Unten: Und Großmutter? Oh, ſie hat ſo viel zu tun für den Weih⸗ nachtsmann! Photos: Scherk Büberblenf(* Scherl⸗Bilderdienſt(2/ Hue, T,. 7 4% N. e ueberall iſt fetzt Hochbetrieb. In den Werkſtätten. die ſozuſagen vom Weih⸗ nachtsmann beauftragt ſind. und in den anderen, wo die Helfer arbeiten. die nur einen ehrenamtlichen 9 haben. Das eine ſchließt das andere nicht aus, und wenn die ehrenamtlich dann heißt das nicht etwa, daß die vom Weihnachtsmann beauftragten ſeſten Mitarbeiter feiern müſſen Im Gegenteil je mehr ſich hier die Hände regen. deſto ſchneller müſſen ſich dort die Hände regen. an ſeinem Puppenhaus wiederaufgenom⸗ men. Inzwiſchen iſt es ſchon eine Villa ge ⸗ worden, mit vielen Zimmern und allem Komſort— nur fürchte ich. daß auch in dieſem Jahre ein Reſt zu exledigen bleibt Darin liegt jedoch ein Troſt für die Zu⸗ kunft: dieſer Reſt birgt den Anfang für das nächſte Jahr. Womit nicht geſagt ſei, daß es allen Vätern ſo geht Im Gegenteil: viele, die jetzt binter verſchloſſenen Türen ſägen und feilen, baäͤmmern und leimen, ſtreichen und polieren. werden glücklich fertig. Am Heilig⸗ abend wartet ihrer doppelte Freude: daß ſie fertig geworden ſind. und die ſtrablen⸗ den Augen der Frau und der Kinder. Und ſchließlich miſcht ſich in dieſes Glück noch der Stolz, daß man noch etwas kann, was außerhalb des All⸗ täglichen liegt. Oder iſt es nichts. wenn Vater ein Flugzeug baut, ob⸗ gleich er Gärtner gelernt hat, oder ein Puppenkaruſſell, obgleich er nur mit dem Federhalter ausgebildet wurde. Uebrigens geht es dem Vater nicht allein ſo. Vergeſſen wir ja nicht die Mutter, die niemals ſchneidern ge⸗ lernt hat und doch die netten Puppen⸗ kleider zu nähen verſtebt, die keine Ahnung von Puppenmacherei bat und trotzdem die allerliebſten Puppen zu formen weiß, die vom Kunſthandwerk vielleicht nichts weiter kennt als den Namen, und uns am Heiligabend mit ſchönen Kiſſenplatten und kleinen nötig⸗ unnötigen Gebrauchsdingen nberraſcht und gerade in dieſer Zeit das Wort„unmöglich“ nicht kennt. Und unter⸗ ſchätzen wir nicht, was die Hände der Kin⸗ der baſteln, bauen und wirken. Kinderhände ſind wenig diszipliniert, der Kindergeiſt be⸗ weglich; wenn der kleine Junge oder dae Mädel jetzt Hände und Geiſt in Zucht neb⸗ men, um etwas zu ſchaffen, dann verlangt das nicht nur oberflächliche und gönner⸗ hafte, ſondern ehrliche Anerkennung. Freude bereiten wollen wir in dileſer Zeit, und ſo iſt das große Heer dei frei⸗ willigen Helſer des Weihnachtsmannes am Werk. Wohl jeder hat ein Familienmitglied zu beſchenken, und wer das nicht kann, der ſteht im Dienſte des Weihnachtsmannes für die vielen Volksgenoſſen, die ohne fremdes Helfen am Weihnachtsabend ohne Freude wären. Und da ſteht beſonders die Jugend auf ihrem Poſten. Sie hat nicht nut zu Hauſe alle Hände voll zu tun, ſie findet mit den Kameraden fetzt einen Haufen Arbeit. Die Mädel wollen arme Kameradinnen und Kinder aus der Schule beſchenken. Schon ſeit Wochen wird an ſedem Heimnachmittag tüchtig geſtrickt und geflickt und Spielzeug gebaſtelt oder geſammeltes wieder aufge⸗ friſcht. Im Jungvolk oder in der dd. wird letzt kein dienſt gemacht, ſondern in den Heimen iſt ein fröhliches Werken für den Weihnachtsmann. Wenn der Tag der Veſcherung kommt. wird hier beſtimmt alle Arveit getan ſein. Ueberall iſt dieſes frohe Werken im Dienſte des Weihnachtsmannes, überall will man Freude bereiten. Paul Deparade. PP . r D r ** .—— ß ——— e Mer ist der rosse Roman von Egbert Jürgen (16 Fortſetzung.) „Kommt dieſer Döktor Barth nun aus Neuſtadt? Oder woher ſonſt?“ fragt er ſich. Dann geht er an den Tiſch zurück. Dort liegen noch andere Ermittlungsberichte. Poſitives, Auswertbares, enthalten ſie kaum. Eins höchſtens iſt beachtlich: die Nachforſchungen nach Baumgarts Freunden haben er⸗ geben, daß er oft mit einem Mann zuſammengetroffen iſt, der ſich Willmann nannte. Das beweiſt, was Reiter ſich immer ſchon geſagt hat: es beſteht eine Bande, der dieſe beiden angehörten. Aber ihren Führer, den „großen Jäger“, kennt man leider immer noch nicht. 16. Brigit Jung leidet immer noch unter den Eindrücken des letzten Zuſammentreffens mit ihrem Verlobten. Jene Gedanken, die ſo plötzlich Macht über ſie gewonnen haben, die eine neue, wenn auch durch keinerlei Be⸗ weiſe geſtützte überzeugung in ihr wachgerufen haben, verlaſſen ſie nicht bei Tag und Nacht. Sie ſpürt das auf dieſem Ritt wieder. Wenn ſie allein iſt— und ſtärker denn je iſt in ihr das Be⸗ dürfnis nach Einſamteit— brechen ſie immer wieder hervor. Dieſe Gedanken und die Frage, ob ſie ſich über das, was ſie ſo arg quält, ausſprechen ſoll. Aus⸗ ſprechen, aber mit wem? Da iſt ihr Bräutigam, aber er würde ihr kaum das ſagen, was ſie wiſſen will, hat er ſich auch letzthin ſo eindeutig geweigert, ſich zu rechtfertigen. Da iſt ihr Vater. Soll ſie dem alten Mann aufs neue Kummer und Sorgen bereiten? Sie ſchrickt davor zurück. Dann hat ſie an den Inſpektor Reiter gedacht. Aber muß ſie nicht annehmen, daß er, nähme er ihre Worte ernſt, zu amtlichen Maßnahmen gezwungen wäre? Was dann dabei herauskommen würde? Auf jeden Fall eins: das Zerwürfnis mit Otto.— Bleibt als letzter noch Arndt Aumeiſter. Und mit dieſem zu ſprechen liegt ſo nahe. Denn einmal gelten ihm die feindſeligen Gefühle des Verlobten, zum anderen möchte ſie ihn als einen Menſchen von Zuver⸗ läſſigkeit, Hilfsbereitſchaft und Takt ſchätzen. Aber ſchwer iſt es doch, ſich auf den Weg zu machen und dieſe ſeltſamen und in ihrer Tragweite kaum abwäg⸗ baren Gedanken einem anderen zu unterbreiten, ſelbſt -wenn man dem das größte Vertrauen zu ſchenken be⸗ reit iſt. So hat Brigit oft gezaudert. Doch heute ſcheint ihr das Schweigenmüſſen doppelt hart. Und ein ſchneller Entſchluß reift in ihr: ſie reitet nach Neuger⸗ ſtädt. Und nun wartet ſie in einem Zimmer des Guts⸗ hauſes auf Arndt Aumeiſter, der, wie man ihr geſagt hat, jeden Augenblick aus dem Büro des Verwalters zurückkommen muß. Sie ſieht ſich un. Schwere, wuchtig wirkende, wenn auch in der Form ſchlichte Möbel füllen den Raum Die Trophäen an den Wänden weiſen auf den leiden ſchaftlichen Weidmann in. Ein Olgenm lde von Heinrich Schütz, einen ſchöpfenden Hirſch am Waſſer darſtellend, hängt zwiſchen ihnen. Und Riedingerſtiche beleben die Flächen der Wand. Dann aber ſteht Aumeiſter unter der Tür, geht auf ſie zu. „Nun ſind Sie doch zu mir gekommen, gnädiges Fräulein. Ich weiß zu ſchätzen, daß Sie mir ſo viel Vertrauen ſchenken.“ „Ja, Herr Aumeiſter, ich muß ſprechen, ich kann dieſe Laſt nicht mehr mit mir herumtragen.“ Sie beginnt zu berichten. Fängt an mit jenem dumpfen Vorempfinden eines drohenden Unheils, das ſie damals im Herrenhaus zu Maltitz befallen hat, geht dann ein auf ihre eigene Stimmung, wie ſie geweſen iſt, als ſie die Stadt verließ, und wie ſie ſich geſtaltet hat nach den beiden Ausſprachen mit Otto Barth. Auch vom Inhalt dieſer Unterredungen ſpricht ſie und von der Ahnung, die ſich in ihr feſtgeſetzt hat, ſeit ſie ſich der auf Jagd und Wildern bezüglichen Worte des Verlobten erinnert hat. Und von der Angſt, daß er dieſer gefährlichen Bande vielleicht angehören könne. Dann aber ſtockt ſie. Denn jetzt iſt ſie da ange⸗ langt, wo ſie ſagen müßte: Sie, Aumeiſter oder Otto Barth! Arndt hat ihr aufmerkſam zugehört, hat ſie ſprechen laſſen, ohne ſie zu unterbrechen. Aber jetzt, da Brigit ausſetzt, fühlt er, daß hier noch ein Punkt verborgen liegt, über den zu berichten ihr peinlich ſein muß. Doch meint er, daß eine Ausſprache nur dann Wert haben kann für den, der ſie ſucht, wenn man auch wirklich alles beredet, was das Gemüt bewegt. Und alles iſt noch nicht geſagt. Was Brigit da glaubt, ſcheint ihm nicht in jeder Hinſicht wahrſcheinlich. Barth macht nicht den Eindruck eines Jägers auf ihn. Möglich wäre ja, daß er ſich täuſcht. Daß der Arzt glänzend zu verbergen weiß in meiſterhafter Selbſtbeherrſchung, was an Leidenſchaften in ihm brodelt. Aber um hier etwas ſagen zu können, gehören Beweiſe her. Und dieſe fehlen völlig. Wohl, ſeltſam iſt vieles in dieſem Bericht. Dieſe leidenſchaftlichen Worte über ein über die Geſetze ſich hinwegſetzendes freies Jagen, dieſe nächtlichen Fahrten des Arztes, dann endlich dieſe un⸗ erklärliche Furcht vor dem kleinen Inſpektor, dies alles kann man ſchließlich in Zuſammenhang bringen. Er ſucht in Gedanken nach einer Löſung für alle dieſe zweifelhaften Punkte. Sie fällt ihm nicht ein. Brigit ſitzt nachdenklich ihm gegenüber. Urheber-Rechtsschutz Korrespondenzverlag Fritz Mardicke, Leipzig C1 9 laube, ich muß Ihnen alles ſagen.. mein Verlobter haßt Sie! Warum, das weiß ich nicht. Und .. er ſieht Sie als Rivalen an. 5 ſeine eigenen Worte ſind das... und darum glaube ich, daß, wäre meine Vermutung begründete Tatſache, für Sie Gefahr be⸗ ö 3 1 wüßte nicht, warum Doktor Barth mich haſſen ſollte. Und gab ich ihm Grund, mich als Rivalen zu fürchten? Seien wir offen, gnädiges Fräulein, es könnte ſich nur darum handeln: Rivale von Doktor Barth um eine Frau. Und dieſe Frau könnten nur Sie fein Brigit Jung ſteigt das Blut in die Schläfen. „Ja, und er läßt nicht von ſeiner Eiferſucht, ich hörte aus ſeinen Worten, wie tief ſie ſitzt.“ N „Dann müſſen wir annehmen, daß er mein Ver⸗ halten zu Ihnen falſch beurteilt hat, daß er insbe⸗ ſondere daraus, daß ich nach Maltitz ritt, falſche Schlüſſe ezogen hat.“ . 00 758 ſein. Ich habe es ihm geſagt, er glaubt es nicht. Und darum fürchte ich...“ ö Arndt Aumeiſter richtet ſich auf.„Wenn ich Sie alſo richtig verſtanden habe, ſo ſind Sie zu mir ge⸗ kommen, um mich vor Ihrem Verlobten zu warnen und dieſe Warnung zu begründen. Iſt das zutreffend, Fräulein Brigit?“ Sie ſieht für Sekunden zu ihm auf, dann ſenkt ſie den Kopf.. „Ja. Daß es zwiſchen Ihnen und ihm einen Zuſam⸗ menſtoß geben könnte, das fürchtete ich. Daß Sie in Gefahr ſein könnten, bereitet mir Sorge und zwang mich letztlich zum Sprechen.“ Aumeiſter iſt ſehr ernſt. als er jetzt ſpricht. „Fräulein Brigit, wenn Sie an ein rechtswidriges Verhalten Ihres Bräutigams glauben, wenn Sie fürch⸗ ten, daß ſeine unbegründete Eiferſucht eine Gefahr für mich iſt, ſo müſſen Sie innerlich nicht mehr auf ſeiner Seite ſtehen können. Sie müſſen ihn fürchten, können ihn nicht mehr lieben. Warum tun Sie da nicht den letzten Schritt? Warum tragen Sie dieſen Ring weiter?“ „Den Ring? Die Verlobung... ja, weil ich...“ Sie findet nicht weiter. Ein Schluchzen ringt ſich aus der Kehle, au. löſen ſich die Tränen Aumeiſter aber leuchtet die Erkenntnis auf: So ſehr fürchtet ſie für ihn, daß ſie in der Auflöſung der Ver⸗ lobung eine Steigerung der ihm drohenden Gefahr ſteht. Achtung und Rührung empfindet er für dieſes Mädchen vor ihm. Seinetwegen alſo hält ſie die Bin⸗ dung aufrecht. Nur ſeinetwegen. Aber warum tut ſie das? Den anderen kann ſie nicht mehr lieben nach dem Vorgefallenen, und ſſen Eiferſucht auf ihn iſt grund⸗ los. Iſt es, weil ſie die Tat fürchtet, die möglich ſein kann nach ihrer Auffaſſung? Die Tat als ſolche? Oder iſt es, weil ſie ihn, Aumeiſter, liebt? a Aber kommt es hier auf ihn an? Ihr ſoll er helfen, nicht ſich ſchützen. „Mein Rat, Fräulein Brigit“, ſagt er deshalb,„iſt der, daß Sie ſich nicht mit den Zweifeln abgeben ſollen, ob das, was Sie fürchten auf Doktor Barth zutrifft. Vielmehr müſſen Sie prüfen, ob Sie noch weiter an ſeiner Seite bleiben können. Dabei dürfen Sie ſich nicht beeinfluſſen laſſen von häßlichen Zu⸗ kunftsvorſtellungen, die Sie für nicht ausgeſchloſſen halten. Es geht in erſter Linie um Sie, um Ihr Glück oder Unglück. Und wiſſen Sie, daß Sie nicht mehr ſeine Braut ſein, nie ſeine Frau werden können, dann wagen Sie entſchloſſen den klärenden und befreienden Schritt: löſen Sie die Verlobung, geben Sie ihm den Ring zurück.“ 5 „Und wenn er... wenn dann Ihnen Unheil droht?“ „Ich werde auf der Hut ſein. Vorſicht mindert die Größe einer Gefahr. Zudem glaube ich nicht, daß ſich Ihre Befürchtungen verwirklichen könnten.“ „Sie... Sie wollen mich die Gefahr geringer ſehen laſſen!“ N „Nein, ich ſpreche ganz ehrlich zu Ihnen. Ich würde Ihr Vertrauen mißbrauchen, wenn ich anders handelte.“ „Aber ſagen Sie mir, was ich tun ſoll! Ich kann dieſe ſchrecklichen Vermutungen doch nicht auf ſich be⸗ ruhen laſſen. Sie der Polizei mitteilen? Dem Inſpektor Reiter? Kann ich das? Wie aber dann, wenn ich mich doch Täuſchungen hingeben und meinem Verlobten Unrecht tun ſollte?“ „Vergeſſen Sie dieſe Vermutungen fürs erſte und ſprechen Sie auch nicht zu Reiter davon. Überlaſſen Sie mir, zu überlegen, wie ſich Klarheit ſchaffen ließe, ich möchte Il en gern helfen.“ „Das weiß ich, darum kam ich zu Ihnen und darum danke ich Ihnen jetzt. Aber eins verſprechen Sie mir bitte nochmals: bleiben Sie vorläufig Maltitz fern! Sie kennen jetzt meine Gründe.“ „Ihnen zu Gefallen werde ich es tun. Aber wenn dann Klarheit in Ihnen ſein wird, wenn Sie nicht mehr wegen des Verlobten zweifeln und nicht mehr um mich fürchten, dann darf ich wieder meinen Braunen ſatteln, nicht wahr?“ „Ja, das dürfen Sie, Arndt Aumeiſter!“ * Nit ganz anderen Gedanken als ſonſt geht Aumeiſter beute an ſeinen nächtlichen Wachtdienſt. Ihn beſchäftigt, hinausgetrieben hat. Arndt nimmt ſich vor, ihn über einiges, was ihn plagt, zu befragen. b „Könnten Sie ſich vorſtellen, Inſpektor, daß wir— entſchuldigen Sie, wenn ich Ihnen vielleicht als ein haltloſer Phantaſt erſcheinen muß— daß wir Doktor Barth als des Wilderns verdächtig anſprechen dürften?“ „Warum nicht? Verdächtigen kann man jeden. Und wenn er vor ſeiner Braut Heimlichkeiten hat und wenn er— was mir ſehr beachtlich ſcheint— mich fürchtet, von dem er weiß, daß er dieſe Dinge auf⸗ decken ſoll...“ „Könnte man Doktor Barth nicht beobachten laſſen?“ Reiter lacht leiſe vor ſich hin. „Kommen Sie auch ſchon auf dieſe Idee?“ „Was heißt das? Geſchieht es etwa ſchon?“ „Nein, aber ich werde ihm künftig etwas mehr Auf⸗ merkſamkeit ſchenken.“ „Auf Grund deſſen, was Sie belauſchten?“ 0 „Auf Grund deſſen. Und auch auf Grund anderer Umſtände. Was beuten die nächtlichen Fahrten, die nicht jene Krantenbeſuche ſind, die er vorgibt? Wohin fährt er? Was kann er treiben, wenn er zu Stunden unterwegs iſt, in enen keine Wirtſchaft mehr geöffnet iſt?“ f „Wenn er nun.. hm... wenn da eine Frau wäre?“ „Eine Frau, die iſt doch da!“ „Sie meinen Fräulein Jung?“ N 5 „Nein, die ſchalte ich ganz aus. Aber er hät eine Freundin, läßt ſich allerdings in der Offentlichkeit nicht mit ihr ſehen.“ „Woher wiſſen Sie das?“ „Na, der Polizei kommt mancherlei zu Ohren.“ Die beiden Männer müſſen zur Seite treten. Hinter ihnen auf der Straße kommt ein Laſtwagen daher. über dem dunkelgrünen Aufbau verdeckt eine Plane von Segeltuch die Ladung. Der Wagen kommt an ihnen vorbei. Aber ſchon wieder meldet ſich eine Hupe. Ein Perſonenwagen will den anderen überholen. Wie der 5 Lichtkegel ſeiner Scheinwerfer die Straße entlang glei⸗ tet und die Rückſeite des Wagens abtaſtet, bleibt Reiter erſtaunt ſtehen. „Was iſt das?“ fragt er und zieht ſeine elektriſche Lampe aus der Manteltaſche. Jetzt ſieht es auch Arndt. Große rote Tropfen liegen 92 in der Spur des Wagens. „Wien Fleiſcherwagen ſah er nicht aus“, ſtellt Reiten mit eigentümlich klingender Stimme feſt. „Schweiß?“ muß Aumeiſter fragen. Der andere nickt i und meint, daß er das für wahrſcheinlicher hält. „Hätte ich mich nur nach der Nummer umgeſehen““, ärgert ſich der Inſpektor.„Aber ſehen Sie, hier kommt Hilfe. Den Wagen da halten wir an!“ Eine Limouſine nähert ſich ihnen, die Männer ſtellen i ſich auf die Straße und winken. Wirklich hält der Wagen. In ihm befindet ſich nur der livrierte Schofför. „Kriminalpolizei!“ Reiter hält ihm die Erkennungsmarke entgegen. „Wollen Sie uns ein Stück mitnehmen? Wir müſſen einen Laſtwagen ſtellen, der gerade vorbei iſt.“ „Sb'n großer Grüner mit Plane?“ „Ja, das iſt er...“ „Den habe ich vorhin ſchon geſehen, der hielt mitten auf der Strecke..“ „Wo ungefähr ſtand der Wagen?“ fragt Reiter, als man ſchon die Verfolgung aufgenommen hat. „An der Weg: duc ang, etwa einen Kilometer vor dem kleinen Neſt. Mir ſchien, als hätte man etwas auf⸗ geladen. Ich hab' aber dann erſt in dem Städtchen'ne Taſſe Kaffee getrunken, weil ich ſchon lange fahre, da er inswiſchen durchgekommen ſein.“ „Alſo ſehen Sie zu, daß wir ihn faſſen!“ „Wird gemacht. Bei dem Wagen hier iſt das kein N Kunſtſtück!“ g „Die Wegkreuzung...“, überlegt Aumeiſter laut,„In⸗ 3 ſpektor, von der aus führt die Verbindungsſtraße nach Maltitz...“ Reiter nickt. Und nun tauchen wagens auf. „Überholen und dann quer ſtellen, aber nicht ſo, daß 8 er Ihnen in die Flanke fährt!“ ordnet Reiter an. Der Schofför iſt von ſeiner Rolle begeiſtert. 5 Quer über die Straße ſteht die große Limouſine. Dem Lenker des Laſtwagens bleibt nur übrig, ebenfalls zu halten. Sein Beifahrer beugt ſi inaus und ſchimpft irgendwas. e „Kriminalpolizei! Zeigen Sie Ihre iere! Und was haben Sie geladen?“ eee 5 „Die beiden Männer im Wagen werden bleich, blicken ſich um, ob keine Möglichkeit der Flucht beſteht. Aber neben dem Beamten ſteht ein Mann mit ſchußbereit erhobenem Gewehr. Sie verzichten auf Widerſtand. Reiter klettert auf den Wagen und ſieht in ſein In⸗ 5 neres. Seine Taſchenlampe beſtrahlt ildkf 5 g. zwei Wildkörper: ein Stück Kahlwild li i Achter. iegt da, daneben ein geringer ; entfährt es ihm.„So, meine Herren, jetzt 3 Sie mal ſchön brav um und kommen mit zur an darmerte. Urſprungsſcheine für das Wild da drün⸗ . Sie ja wohl nicht mit f ie zwei wollen entrüſtete Einwendungen mache aber Reiter iſt ſehr beſtimmt in ſeinen Befehlen. 7 Gortſetzung folg.) 1 Jäger? die Konturen des Laſt⸗ 1 ple 5 i N a Cel Uu lige Ju ſuc 9 die Fr frau Ob 15 Liebe ſollte licht Spend rer die in en let ne 2 er er n in er s- 4 Berannimachungen Ortsgruppe der A. S. D. A. P. Biernheim 2 5 NS.Seratungsſtunde ſeden Montagabend von 20—21 Uhr. Dlenffunden der Pol. Leitung nur Donnerstags 20—21 Uhr— Tienſtſtelle: Adolf Hitlerſtraße 19 Sportdienſtgruppen Fähnlein 50 und 53/249 Mittwoch: Fußball um 15 Uhr auf dem Waldſportplatz(Uebungsleiter: Re nhardt) Sonntag: Handball um 10 Uhr auf dem Sportplaß am Lorſcherweg(Urbungs leiter: eee, g Sonntag: Geräteturnen um 10 Uhr in der Sporthalle am Lorſcherweg(Lelter Träger) Sonntag: Leichtathletik auf dem Sporiplatz reilſchtbühne um 10 Uhr(Leiter: Beden⸗ ch Gg.) Sonntag: Grundausbildung um 10 Uhr auf dem Sportplatz Freilichtbühne(Leiter: Brechtel E., Dewald L.) Sammelgruppen machen b.i der Leichtathlelik mit. Der Leiter der Sportdienſtgruppen. Lokale Nachrichten Viernheim, den 14. Dezemker 1987 UAnſer Tagesſpruch Auf Läſtermäuler gehört eine derbe Fauſt. Fiſcher· reef enhauſen. Eine Elaine ddngaga nach Futte Als ich geſtern am Fenſter ſaß, wurde ich Flaßlich durch ein merkwürdiges Geräuſch icht an meiner Seite aufmerkſam. Es mußie draußen, dicht vor dem Fenſter ſein. Als ich hochblickte, ſah ich durch die Gardine einen kleinen Hinfling, der auf dem äußeren Fen⸗ ſterblech ſaß. Er hüpfte auf dem Blech hin und her und pickte zw.ſchendurch auf das Blech und gegen die Scheibe. Als ich eine Be⸗ wegung machte, war er wie der Blitz davon und ſaß gleich darauf drüben auf den Zweigen des alten Kaſtanienbaumes ror dem Hauſe. Was wollte der kleine Vogel? Ich wuß. e es ſofort: es war nur eine b.ſche dene Frage nach Futter. Und es muß unbedingt erner von den Hänflingen geweſen ſein, die ſchon im vergangenen Winter täglich meine Gäſte wa⸗ ren. Vielleicht erinnerte er ſich, daß hier an kalten Wintertagen auf dem Fenſterblett im⸗ mer Futter geſtreut war, daß er damals täg⸗ lich nebſt Frau Gemahlen und einigen Anver⸗ wandten ſowie einem haben Dutzend Spatzen ich zur regelmäß gen Morgenmahlzeit einge⸗ . hatte. Kleiner Hänfling, ich ſehe es ein: es iſt chon wieder recht kalt geworden. Schnee be⸗ ckt die Fluren. Du haſt Schwierigkeilen⸗mit dem e ſobald der Boden und die Rinde der Bäume hart gefroren iſt. Und du findeſt, es wäre an der Zelt, daß ich nun wie⸗ der alle Tage eine Handvoll Körner vor das Fenſter ſtreue. Für unſere kleinen gefiederten Freunde kommt jetzt wieder ene ſchwere Zeit. Dick auf⸗ epluſtert ſitzen die Amſeln im Geäſt der Bäume oder hoch oben auf dem Dach irſt. Mit den kleinen blanken Augen blicken ſie in den kalten Wintertag. Wenn immer Nayrung da iſt, läßt ſich die Kälte leichter ertragen, aber es iſt ſchwer jetzt mit dem Futterſuchen. Die Spapen ſitzen lärmend auf dem Dachgſelel und . nachdrücklich, daß ſie Hunger hätten. zan muß nur die Ohren aufmachen— dann ört man die bewegliche Klage des kleinen ölkchens, das ſich oft ſo bitter durch den Winter hungern muß. Es gehört ſo wenig da⸗ zu, der Tierwelt Hilfe zu bringen. Schon für ein paar Groſchen gibt es eine große Tüte Vogelfutter, das ganz gewöhnliche Streufut⸗ 1e mit dem man tagelang ein paar Dutzend bewirten kann. Sie gewehnen ſich raſch und ſie ſind ſo dankbar. Und ſie werden zum Dank für unſere Hilfe im Frühling umſo herr⸗ licher ſengen und umſo eifr.ger alle ſchidlichen Inſekten von den Bäumen und Sträuchern ſuchen. Das Veibnachtspluntpalet Am Mittwoch ſprechen die Sammler für die Pfundſpende, die Mitglieder der NS⸗ Frauenſchaft, wieder bei dir vor, liebe Haus⸗ au! Bitte, bedenke, es geht auf We hnachten! b nicht auch das kleine Weihnachtspaketchen, das du auf den deutſchen Gabentiſch helſender Liebe legſt, diesmal beſonders freundlich ſein ſollte? Mit einem kleinen Tannenzweig vel⸗ leicht geſchmückt. Mit einem Silberfaden um⸗ wunden.— Freilich, deine Gabe iſt eine Spende an einen Unbekannten. Du weißt nicht, wohin deine Gabe Freude trägt. Das war ſchon einmal ſo. Weißt du noch, damals, bei den Liebesgabenſendungen ins Feld. Da ſtrickten fleiß.ge Frauenhinde Strümpfe. Für wen? Für einen Soldaten, einen von den vielen. War uns da jeder ſo nah. Und iſt das nicht auch heute ſo: Steht uns nicht jeder nahe, der unſerer Hilfe bedarf? Biſt du es, altes Mütterchen, oder deine Fam ele, du Mann der Arbeit, deſſen Hände wieder ein⸗ mal feiern müſſen, oder du, deſſen Geſund⸗ heit im täglichen Berufskampf ſich zermürlte, unter Tage vielleicht oder im chemiſchen Werke. iſt das nicht gleich? Verdienen ſie nicht alle ein Silberband und ein Zweiglein um deine größere Wechnachtsgabe?— Legt eure Spende bereit, erſpart den Frauen die Nachſammlung! 5 Die Ausgabe der Steuerkarten für 1938 wird in den nächſten Tagen am Wiegehäus⸗ chen des Rathauſes vorg nommen. See erfelgt am kommenden Mittwoch, Donners⸗ tag und Freitag, j-weils von vormittags 8-13 Uhr und nachmittags von 15—18 Uhr: Samstag nur von 8—13 Uhr. Die Reihenfolge, die unbedingt einzuhal. en iſt, iſt in amtlicher Bekanntmachung angegeben. Bei der Empfangnahme der Steuerkar le iſt ein Zettel mit der genauen Anſchrift des Arbeit⸗ gebers, bei dem der Steuerkarteninhaber am 10. Oktober 1937 beſchefligt war, abzugeben. Die Steuerpflichtigen werden gebeten, die Kar⸗ ten abzuholen. Sofern dies nicht perſönſich möglich iſt, müſſen die Angehörigen brauftragt werden, zur angegebenen Zeit am Wilegehäus⸗ chen des Rathauſes zu erſch einen. Den Notiz⸗ zettel mit der Angabe des Arbeitgebers wolle der Steuerkarteninhaber den Angehörigen be⸗ reitlegen. Achtung! Beſitzer von Kraftfahrzeugen! Beſitzer von Kraftfahrzeugen, die ihre Fahr⸗ zeuge vorübergehend abgemeldet haben oder abzumelden beabſicht gen, müſſen die Kenn⸗ zeichen VS in Vc abändern. Die in Polizei⸗ gewahrſam befindlichen Kennz:ichen ſind dort abzuholen und nach Abänderung ſofort wie⸗ der dort abzuliefern. Die vorgeſchriebene Er⸗ klärung über die Fertegſtellung der Kennzei⸗ chenänberung iſt mit dem Kraftfahrzeugb. if unverzüglich dem Kreisamt Heppenheim ein⸗ zuſenden. Amlegung von Gräberfeldern In unſerer Samstagausgabe veröffentlich⸗ ten wir die Bekanntmachung, nach der auf Grund der Beſtimmungen der Frliedhofsord⸗ nung vom 30. November 1937 eine teelweiſe Neugeſtaltung des Friedhofs durchge ührt we.⸗ den fell Zu dieſem Zwecke iſt die Umlegung der beiden Beerd.gungsfelder nrtwendig, von der Friedhofshalle rechts und links bis zum Weg vor dem Heldenfriedhof, alle Erbgräber, die bis zum Jahre 1900 erſt⸗ malig belegt waren und die beiden Kinder⸗ quartiere links und rechts am Ende des alten Teiles des Friedhofs. Der Umlegungslermin iſt der 15. Februar 1938. Angehörige, die alte Gräber gegen Zahlung der feſtgeſetzten Gebühr wieder erwerben wollen, müſſen dies⸗ bezügliche Anträge bis zum 31. Dezember 1937 auf dem Gemeindebauamt ſtellen. Die angeordnete Umlegung ron Gräber ele ern er⸗ wachſener Perſonen iſt die erſte ſeit der im Jahre 1889 erfolgten Benutzung des Fried⸗ hofes. Todesfall. Infolge eines Herzſchlages ſtarb unerwartet die Kriegerwitwe Katha⸗ rina Cartano, Wieſenſtraße 17 wohn⸗ haft. Sie erreichte ein Alter von 64 Jah den. Beim letzten Gange heute nachmettag, 3.30 Uhr, werden ihr Kameraden und Kameraden⸗ frauen der NS⸗Kriegsopferverſorgung die letzte Ehre erweiſen. 1 Grad über Null zeigte in den heu⸗ tigen Frühſtunden das Queckſilber des Ther⸗ mometers im Freien an. Weihnachtseinkäufe Kleine Strafpredigt gegen die„ſpäten“ Käufer Es gibt viele, die grundſäßzlich in jedem Jahre mit ihren Einkäufen bis zur letzten Woche vor dem Feſt warten. Selbſteerſtändlich kann man auch da noch kaufen. Die Frage bleibt nur, ob das der beſſere Weg iſt. Wer einen Blick in die Zeitung tut, wer ſich ein wenig in den nun immer umfang⸗ reicher werdenden Anze.genteil vertieft, der 5 daß alle Geſchäfte b.re‚ts für den Wi.ig⸗ nachtsperkauf gerlſter ſind. Die Lager ſind efüllt— reiche Auswahl iſt in all den ver⸗ ſchedenſten Geſchenkart'ileln vorhanden. Es iſt freilich nicht noiwendig, daß wir nun gliich alles beſorgen müßten, was wir zum Feſt verſchenken wollen, aber zum mindeſten ſollte man ein wenig Umſchau dale und hier und da, wo ſich uns gerade„das Richtige“ bielet, — da iſt es 8 gut, einen Teil der weih⸗ nachtlichen Einkäufe zu erledigen, damit ſich nicht in den letzten Tagen vor dem Feſt die Wege und Beſorgungen zu ſehr drängen. Worüber der Anzeigen tell der Ze l tung den erſten Ueberblick gibt— das ſpiegent ſich weiler in den Schaufenſtern der Geſchäfte, die alle weihnachtlich geſchmückt ſind und dem Be⸗ ſchzuer tauſend Dinge vor Augen führen, de alle geeignet ſind, um ſofort unter den Weih⸗ nachtsbaum zu ſpazieren. Enn kleiner abend⸗ licher Bummel an die erleuchteten Schaufen⸗ ſter gibt viele Anregungen, man kann in Ruhe erwägen, was man dem Gatten oder ſeiner Frau, was man Vater, Mutter, den Kindern, nkel Theodor und Tante Frieda ſchenken will. Manchmal kann man durch die Eingangstür einen Blick in das Geſchäft tun, deſſen Schau⸗ felt man gerade bewundert hat. Und man tellt feſt, daß ziemlich wenige Kunden darin ſind— von dem weihnachtlichen Andrang iſt nichts zu ſpüren. Ob man hineing:hen ſoll? Man könnte ſich zum Beiſpiel das eine oder andere Stück, das die Firma in ihrer Zei⸗ tungsanzeige angeprieſen hatte, und das nun zufällig nicht im Schaufenſter zu ſehen iſt, zeigen laſſen. Noch haben alle Zelt: der Ge⸗ ſchäftsinhaber ſelbſt und ſeine Helfer. Noch kunnen ſie ſich mit jedem Kunden eingehend lh fab n. und ihn ſorgfällig beraten. Und noch hat man die Auswahl unter den vielen, vielen Dingen. Wer klug iſt, faßt einen Entſchluß, geht in das Geſchäft und kauft in Ruhe unter der be⸗ ten Beratung, ohne ſich drängen zu müſſen. ür alle Geſchäftsinhaber ſowehl wie für die Verkäufer iſt jeder frühzeitige Weihnachtsein⸗ kauf eine Entlaſtung, für die ſie dem Kunden dankbar ſind. Und wenn viele ſich entſchließen, rechtzeiteg mit ihren Beſorgunzen anzufangen, ſo würde das bedeuten, daß unzählige Volks⸗ genoſſen, nämlich Geſchäftsinharer und Ver⸗ kaufsperſonen, einmal nicht in der Weih⸗ nachtswoche überlaſtet werden, es würde bo⸗ deuten, daß alle dieſe Menſchen umſo friſcher und froher ihr eigenes Weihnachtsſeſt feiern könnten. Wir ſollten einmal einen Verſuch machen, ob ſich der Einkauf der Weihnachtsgeſchenke wirklich nicht anders regeln läßt, als wie es bisher immer üblich war. Benutzen wir dieſe Woche zum Kaufen. Man kann ſeine Gelder einteilen und ruhig ſchon den größten Teil der Weihnachtsbeſorgungen erledigen. Es iſt keine Frage, daß alle, die ſo handeln, das beſte Teil erwahlen. Se werden in den letzten Tagen, wenn die Käufer ſich in den Geſchäften drängen, lächelnd und zufrieden durch die weihnachtlichen Straßen ſchlendern in dem frohen Bewußtſein: ich brauche mich nicht abzuhetzen und nicht ſtundenlang herum⸗ zuſtehen— meine Wehnachtsgeſchenke lie⸗ gen ſchon ſicher zu Hauſe im Schrank. Wollen wir's einmal ſo machen? Ich wäre unbedingt dafür. WINTERHIULIFSWEHRKEK DTS DEUTSCHEN VOLKES Betr.: Pfundſammlung. Die Pfundſammlung für den Monat De⸗ zember 1937 wird am Mittwoch, den 15. Dezember 1937, durch die NS⸗Frauenſchaft durchgeführt. Um eine Nachſammlung zu ver⸗ Da wird gebeten, die Spenden bereit zu egen. Winterhilfswerk des deutſchen Volkes 1987/88 Ortsgruppe Viernheim FFC Großer Märchen Nachmittag Morgen Mittwoch, nachmettags halb 4 Uhr, iſt im Central⸗Film⸗Palaſt eine Märchen⸗ Vorſtellung, wozu alle Eltern und Kinder eingeladen ſind. Ja, Märchenfilme, ſie ſind das Schönſte, was es für Kinder geben kann. Selbſt die Mütter, die mit ihren Kandern kom⸗ men, haben die größte Freude daran. Da lacht Jung und Alt. Mögen recht viele Eltern und Kinder dieſen Märchen⸗Nachmittag be⸗ ſuchen. Kommt alle, es wird wieder 2 Das Ergebnis der Viehzählung in Viernheim Die Anfang Dezember durchgeführte Vieh⸗ zählung erbrachte folgendes Ne Die in Klammern angegebenen Zahlen ſind das Er⸗ gebnis der Zählung vom Dezember 1936: Pferde 227 230) Eſel 1 10 Rindvieh 470 504 und zwar: Jungvieh 69 72 Ochſen 7 7 ug⸗ u. Milchkühe 394 425 hafe 202 12⁵ Schweine 2079(2630 Ziegen 675(718 1 N 10 422(11455 änſe 159(227 Enten 31 72 Truthühner 19 4 Bienenſtöcke 206 178 An Kälbergeburten ſind im letzten Viertel⸗ jahr 13 gegenüber 29 in der gleichen Zeit des Vorjahres, zu verzeichnen. Insgeſamt wurden bei 1777 Familien Tiere gezählt. Junglehrer ſollen früh heiraten. Um jungen Lehrern den Entſchluß zur frü⸗ heren Eheſchließung zu erleichtern, hat das preußiſche Staatsminiſterium ab 1. April 1937 die Beſoldung für die verheirateten An⸗ wärter im Volksſchuldienſt und im Berufs⸗ 1 von 2000 Mark auf 2600 Mark zw. von 2300 onf 2800 Mark erhöht. Ledige Schulamtsbewerber bleiben bis zur endgültigen Anſtellung auf dem Jahresſatz von 2800 Mk. ſtehen. Textil⸗Jertigwaren. Die Ausfuhr⸗ kurve unſerer Textil⸗Induſtrie für ihre Fer⸗ tigerzeugniſſe befindet ſich nach wie vor in aufſteigender Richtung. 1934 war bekanntlich das für unſeren Weltmarktabſatz ungünſtigſte Jahr, das nur die Unterbringung von 50 000 Tonnen Fertigfabrikate erlaubte. Im folgen⸗ den Jahr war ſchon eine leichte Belebung auf 51000 Tonnen feſtzuſtellen. 1936 brachte dann ſchon eine erneute Steigerung auf 67000 Tonnen Ausfuhr, und das laufende Jahr dürfte— nach der Ausfuhr der erſten elf Monate veranſchlagt— ſogar ſchon wieder rund 74 000 Tonnen Export bringen. Pp DHDVDVDwVwDww w Melde Dich als Mitglied bei der Ortsgruppe der NS V.! SSS dee Schneefall, wieder kälter Hinter der Störungsfront, die in der Nacht zum Sonntag über unſerem Gebiet verbre. teten Schneefall brachte, hat ſich in einem Zwiſchen⸗ hoch zur Zeit Witterungsbeſſerung eingeſtellt. Inzwiſchen iſt ein neuer Atlantikwirbel raſch zum Kanalgebiet vorgeſtoßen und werd bald auch auf unſer Wetter Einfluß nehmen und neue Verſchlechterung mit Niederſchlägen her⸗ beiführen. Dienstag: Zunächſt wieder die ver⸗ ſtärkte Unbeſtändigket mt verbreiteten Nie⸗ derſchlägen, vorausſichtlich in den Niederun⸗ en auch Schneefall, auffriſchende Winde um Süd und Weſt. Ausſichten für Mittwoch: Voraus- ſichtlich wieder kälteres Wetter mit zeitwei⸗ liger Aufheiterung und nur vereinzelten Nie⸗ derſchlägen. 2 4— Natürlich morgens: —— AJ—¾————ę——'— —. ————— 2 Vc 38 nlo rod ......———— ont noch wichtiger abends FEE...——.—————— Vorbeugung ijt die Bilanz der Maul⸗ Wenn vor kurzem an dieſer Stelle entſpre⸗ chend den Abſichten des Viehſeuchengeſetzes der Nachdruck auf die ſofortige Anzeige und die dadurch ermöglichte Lokaliſierung der Maul⸗ und Klauenſeuche gelegt wurde, ſo leitet ſich die Berechtigung hierfür aus der einſchnei⸗ denden und mit der größeren Viehdichte in Deutſchland ſtändig wachſenden wirtſchaftli⸗ chen Bedeutung dieſer Viehſeuche her. Zwar iſt die Sterblichkeit, beſonders bei dem neueſten Seuchengang gering. Umſo einſchneidender aber ſind die mittelbaren Verluſte. Sie treffen in erſter Linie natürlich den Viehbeſitzer, da⸗ rüber hinaus aber auch die geſamte Volksge⸗ meinſchaft, die deshalb mit Recht lebhaften Anteil an der Bekämpfung der Maul- und Klauenſeuche nimmt. Die erſten und einſchneidendſten Schädigun⸗ gen erblickt der Landwirt in den ſtrengen Sperrvorſchriften, ſowie in den Handels- und Verkehrsbeſchränkungen, die dem Seuchenaus⸗ bruch folgen. Es wäre jedoch gänzlich ver⸗ kehrt, zu glauben, man wäre vorteilhafter da⸗ ran, wenn man ſich etwa dieſen Maßnahmen durch Seuchenverheimlichung entziehen wollte. Die unweigerliche Folge davon wäre einmal die Verlängerung dieſer Maßnahmen infolge verlangſamter Durchſeuchung, zum anderen aber auch die Verallgemeinerung von Schäden, die durch die Nachkrankheiten der Maul- und Klauenſeuche entſtehen. An ihrer Spitze ſteht die Verminderung der Milchleiſtung, die während der Erkrankung ſelbſt auf die Hälfte und mehr zurückgeht, um nur ſelten zur vollen Höhe zurückzukehren. Jedes an Maul- und Klauenſeuche erkrankte Rind ſtellt alſo einen Minderwert gegenüber vorher da und bedeutet ſomit eine Verminde⸗ rung des Volksvermögens. Sie wird noch erhöht durch den Fleiſchver⸗ luſt, der eine Folge der Erkrankung bildet und ſich durch eine Reihe von Nachkrankheiten noch weiterhin erhöht, wie Klauenerkrankungen, Störungen der Blutzirkulation mit mehr oder weniger einſchneidender Verminderung der Arbeitsfähigkeit. Dieſe Schädigungen ſind umſo einſchneidender, als gerade die beſtge⸗ nährten Tiere immer am ſchwerſten zu erkran⸗ bete Bekämpfung und Klauenſeuche Weitere mit der Milchleiſtung in engem Zu⸗ ſammenhang ſtehende Auswirkungen der Maul- und Klauenſeuche beſtehen in der Be⸗ einträchtigung des Fortpflanzungsvermögens und in Unfruchtbarkeit, Umrindern und Ver⸗ kalben. Die Nachzucht von durckhgeſeuchten Tie⸗ ren iſt deshalb unzureichend oder minderwer⸗ tig, ſodaß ſich ein Maul- und Klauenſeuchezug noch nach Jahren bemerkbar macht. Nicht immer ſind dieſe Wirkungen unmittel⸗ bare Folgen der Maul⸗ und Klauenſeuche. Vielmehr hat dieſe die Eigenſchaft, andere Krankheiten zu mobiliſieren. Dies gilt in er⸗ ſter Linie für die vielverbreitete Tuberkuloſe, aber auch für andere wirtſchaftlich wichtige Krankheitsſchäden, ſodaß man den Geſamt⸗ ſchaden bei der Maul- und Klauenſeuche im Durchſchnitt auf 50 v. H. des Geſamtwertes aller von der Seuche befallenen Tiere veran⸗ ſchlagen darf— Grund genug, in der Vor⸗ beuge den wichtigſten Teil der Bekämpfung zu erblicken. Aus Nah und Fern Maul⸗ und Klauenſeuche in Hüttenfeld In dem Stalle des Landwirts Falken⸗ ſtein im Viernheimer Weg wurde am Sonn⸗ tagfrüh die Maul- und Klauenſeuche feſtge⸗ ſtellt. Brandſohle aus neuem Werkſtoff. Jetzt hat ein ſeit langer Zeit in der Stille vorbereitetes Verfahren für den neuen Werk⸗ ſtoff der Lederwerke C. Heyl AG., Worms die umfaſſende Anerkennung der weiterver⸗ arbeitenden Induſtrie gefunden. Aus bisher kaum ausgewerteten Stoffen wurde eine neu⸗ artige Brandſohle geſchaffen, die die gleichen Eigenſchaften der gewöhnlichen Brandſohle aufweiſt. Damit iſt es gelungen, nicht nur ei⸗ nen hochwertigen ſynthetiſchen Werkſtoff zu ſchaffen, ſondern auch zugleich ein wertvolles Rohmaterial für andere Verwendung freizu⸗ bekommen. Die neue Brandſohle wird unter dem Namen„Iſena“ geführt. Gelbe Fähnchen: Achtung Glatt⸗ ken pflegen. Hallonalsoz. MHriegsonlerversorgung Wir geben den Kameraden und Frauen die traurige Nachricht, das unſere Kameradin Halnarina cartano von uns geſchieden iſt. Wir wer⸗ den ihr ein ehrendes Andenken bewahren. Die Beerdigung findet am Dienstag nachmittag 3.30 Uhr vom Sterbehaus, Wieſenſtraße 17, aus ſtatt. Amlliche Beanntmachung Betr.: Ausgabe der Steuerkarten für 1938 Die Ausgabe der Steuerkarten für 1938 wird in nachſtehender Reihenfolge im Wiege⸗ häuschen(Rathaus) vorgenommen: Mittwoch, den 15. 12. 1937, die Buchſtaben A— Donnerstag, den 16. 12. 1937. die Buchſtaben H—K Freitag, den 17. 12. 1937, die Buchſtaben LR jeweils von vormittags 8—13 Uhr und nachmittags von 15—18 Uhr Samstag, den 18. 12. 1937, die Buchſtaben S—3 vormittags von 8—13 Uhr. Die Reihenfolge iſt genau einzuhalten. Bei der Empfangnahme der Steu- erkarte iſt ein Notizzettel abzu⸗ geben mit der genauen Angabe des Arbeitgebers, bei dem der Steuer⸗ karteninhaber am 10. Oktober 1937 beſchäftigt war. Viernheim, den 13. Dezember 1937 Der Bürgermeiſter gez. Bechtel Vereins⸗Anzeiger Turnverein von 1893 Abtlg. Fußball: Heute Dienstag abend halb 9 Uhr Hallentraining für 1. und 2. Mannſchaft, Um voll⸗ zähliges Erfcheinen wird gebeten. Durch den „Leiſtungskampf der deutſchen Betriebe“ konkurrieren die Betriebe nicht mehr nur um die wirtſchaftliche, ſondern auch um die ſozialpolitiſche Muſtergüttigkeit. eis! Die verſchiedenen Maßnahmen zur Si⸗ ng des Straßenverkehrs im Winker, die ſech unter den außrgewöhnlüchen Verhältniſſen des Winters 1936⸗37 bewährt hatten, werden heute in verſtärktem Maße durchgeführt wer⸗ den. Durch Einſatz von zahlreichen motoriſier⸗ ten und ſonſtigen Schneepflügen wird dafür geſorgt, daß die Reichsautobahnen und die verkehrswichtigen Reichs⸗ und Landſtraßen bei Schneefällen möglichſt raſch und gründlich geräumt werden. Zur Bekämpfung der Glatt⸗ eisgefahr ſtehen mehrere hundert Streugeräte zur Verfügung, die ſofort nach Eintreten von Glatteis oder Schneeglätte eingeſetzt werden und die vereiſten und glatten Stellen mit Splitt oder Sand beſtreuen. Gleichzeitig wird durch den im Vorjahr mit Erfolg durchgeführ⸗ ten Warndienſt durch gelbe Fähnchen mit dem ſchwarzen Aufdruck„Glatteis“ auf Reichs⸗ autobahnen und Reichsſtraßen auf Glatteis⸗ ſtrecken beſonders aufmerkſam gemacht. 1937 Weinherbſtpreiſe werden nicht geändert. Der Vorſitzende der Hauptvereinigung der Deutſchen Weinbauwirt⸗ ſchaft, SA-Brigadeführer Diehl, gibt fol⸗ gendes bekannt: Wie mir mitgeteilt wird, ſind im Weinbaugebiet Heſſen⸗Naſſau Gerüchte verbreitet worden, daß beabſichtigt ſei, Orte der Zuckerungsklaſſe 3 in eine höhere Zucke⸗ rungsklaſſe einzuſtufen. Dieſe Gerüchte ent⸗ ſprechen nicht den Tatſachen. Eine Aenderung der feſtgeſetzten Herbſtpreiſe kommt nicht in Frage. i Keine Kündigung während der Wehrmachtsübungen Während der Dauer einer Wehrmachts⸗ übung darf der Unternehmer bekanntlich das Arbeitsverhältnis des einberufenen Gefolg⸗ ſchaftsangehörigen nicht kündigen. Es iſt nun in manchen Fällen vorgekommen, daß ſich un⸗ mittelbar an eine Uebung noch eine zweite Uebung angeſchloſſen hat. In dieſem Fall kann nun, wie der„Führer für Induſtrie und Handel“ mitteilt, der Unternehmer nicht etwa das Gefolgſchaftsmitglied zur Rückkehr in den Betrieb auffordern und ihm die Entlaſſung androhen, wenn es dieſer Aufforderung nicht Folge leiſtet. Da in ſolchen Fällen das Ge⸗ folgſchaftsmitglied den Wehrgeſetzen unter⸗ ſteht, und dieſe den Beſtimmungen des Ar⸗ beitsvertrages vorgehen, muß der Unterneh⸗ mer vielmehr bei der zuſtändigen Stelle der Wehrmacht einen Zurückſtellungsantrag ſtel⸗ len, wenn er die Rückkehr des Gefolgſchaftsan⸗ gehörigen nach beendigter erſter Uebung wünſcht. Aber auch bei Ablehnung des An⸗ trages iſt der Unternehmer nicht berechtigt, das Arbeitsverhältnis aufzulöſen. * Sind Sie ein Opernfreund ober Lieben Sie mehr die leichtere Muſik? Das alles iſt gleichgültig. Wenn Sie am 1. Januar 1938 zwiſchen 19.10 und 24.00 Uhr ein ganz beſtimmtes Lieblings ſtück von einer der beſtens bekannten Kapellen hören wollen, dann brau⸗ chen Sie dem Reichsſender Frankfurt gegen⸗ über nur Ihren Wunſch zu äußern. Sie kön⸗ nen ſich ſelbſt eine Freude, ſogar einen Kunſt⸗ genuß bereiten, Ihren Freunden und Ange⸗ hörigen ſogar eine nette Ueberraſchung. Führt Sie in den nächſten Tagen, ſpäteſtens aber bis zum 22. Dezember, Ihr Weg an der Orts⸗ gruppe der NS vorüber, ſo vergeſſen Sie bitte nicht, ſch gleich das Formular, auf dem Sie Ihren Wunſch an den Reichsſender Frank⸗ furt, Eſchersheimerlandſtraße 33, richten kön⸗ nen, geben laſſen. Die Spende von 3.— RM. für das Winterhilfswerk, oder wenn Sie auch wollen, mehr, wird Ihnen durch das Aufſpie⸗ len Ihres Lieblingsſtückes im Abendkonzert des 1. Januar reichlich zurückgezahlt. Die ausübenden Kapellen ſind: Das große Rund⸗ funkorcheſter des Reichsſenders Frankfurt, das kleine Rundfunkorcheſter unter Leitung von Frz. Hauck, eine Militärkapelle und der Rund⸗ funkchor. Marktbericht Weinheimer Obſtaroßmarkt In der abgelaufenen Woche fanden drei Verſteigerungen ſtatt, zu denen insgeſamt 880 Zentner Aepfel angeliefert wurden, Dieſelben wurden mit 6—18 Pfg. je ½ kg— je nach Qualität— bezahlt.— Heute Montag, 13. Dezember, wird dje letzte diesjährige Ver⸗ ſteigerung abgehalten. Eine weitere Verſtei⸗ gerung iſt dann für Mitte Januar 1938 vorgeſehen. Hauptſchriftleiter undverantwortlich für den politiſcken Tell i. V. Phil. Oben auer, Worms, für 1 Teil Friedrich Martin, Viernheim. Verlag: Ver⸗ einigte Zeitungsverlage Cnyrim, Haller& Co., Worms Geſchäftsſtelle: Friedrich Ma rtin, Viernheim. Druck: Worm ſer Verlagsdruckerei Halkenhäuſer, Enyrim& Co⸗ Worms.— Du. XI. 1937 über 1800. 3. Zt. ut Anzeigen preisliſte cr. 6 gültig. . Acker 10 Ar (nahe am Dorf) 0 zu verkaufen. Kleiderſtoffe Näh. Auskunftst. Mantelſtoffe —ĩ5irðriſ—— Leibwäſche Dick- Schlafdecken Matratzen Tuben zu verkauſen. 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