vol Amtsblatt der Bürgermeiſlerei Blernheim Erſcheinungs welle: Täglich ausgenommen an Sonntagen und Feiertagen. Bezugspreis: Ins Haus gebracht monatlich 160 RM einſchließlich durch die Poſt monatlich 160 RM ausſchließlich Beſtellgeld Einzelnummer 10 Rpyfg. Nummer 4 otenlohn, Donners fag S Viernheimer Verkündigungsblatt der NS d AP. Viernheim Anzeigen preis: Grundpreis für mm Höhe und 22 hm Breite 3 Ryfg., im Text⸗ den 6. Januar 1938 teil für imm Häbe und 67 mm Kreite 15 Rpig Zur Zeit iſt Anzeigenpreisliſte Nr. 6 gültia Geſchäftsſielle Viernheim Bismarckſtr 13 153 Peg r'baſen 15101 14. Jahrgang FNernſpr die Anerlennung des ilalieniſchen Imperiums Eine Bilanz der hochoffiziöſen„Jnformalione Diplomalica“ der ganze Paläſtinaplan laugk nichts Ein größlenkeils gelöſtes Problem Auch die Romprokokollſtaalen werden Naliens Imperium anerkennen Nom. 6. Januar Zu den letzten Erklärungen des holländiſchen Außenminiſters Patiin äußert ſich die hoch⸗ offiziöſe„Informazione Diplomatica“ wie folgt: „Die Initiative der holländiſchen Regierung zur Anerkennung der italieniſchen Souveränität über Aethiopien u. die Erklärungen. mit denen Herr Patiin ſie vor kurzem erläutert hat, wer⸗ den in verantwortlichen italieniſchen Kreiſen als ein Beiſpiel dafür angeſehen, dieſes Prob⸗ lem zu klären und zu vereinfachen, falls man es. wie dies beim holländiſchen Außenminiſter der Fall iſt, auf eine realiſtiſche und logiſche Baſis ſtellt.“ „Die italieniſche Regierung iſt bekanntlich an der holländiſchen Initiative völlig unbeteiligt. Sie beabſichtigte niemals und beabſichtigt nicht. von irgendjemand in irgend einer Form die An⸗ erkennung des Imperiums zu verlangen, ob⸗ wohl die italieniſche Regierung natürlich ſteis bewieſen hat, daß ſie die freundliche Geſte derer zu ſchätzen weiß. die dieſe Anerkennung ſpontan vornahmen und ihrerſeits die Normaliſierung der diplomatiſchen Beziehungen mit jenen Ländern gerne ſehen würde. die keine reguläre Vertretung in Rom haben.“ „Uebrigens— ſo fährt der Artikel fort— gibt es nunmehr inner⸗ und außerhalb Europas zahl⸗ reiche Staaten, die entweder in aller Form zur Anerkennung des Imperiums de jure geſchritten find oder ihre Vertreter in Rom bei Seiner Ma⸗ jeſtät dem König von Italien und Kaiſer von Aethiopien beglaubigt, oder die Ausübung der italieniſchen Souveränität über die Gebiete des früheren abeſſiniſchen Kaiſerreichs anerkannt haben.“ „In aller Form haben das Imperium de jure folgende Staaten anerkannt: Deutſchland, die Schweiz, Oeſterreich. Ungarn. Jugoflawien, Albanien. Spanien. und außerhalb Europas Japan,. Mandſchukuo und Yemen. Zu dieſen Staaten kann man auch Polen rechnen, das in Genf erklärt hat, daß es die italieniſch⸗äthiopi⸗ ſche Angelegenheit als erledigt betrachtet.“ „Folgende Staaten haben ihre Vertreter in Rom bei Seiner Majeſtät dem König von Ita⸗ lien und Kaiſer von Aethiopien beglaubigt: Chile, Panama. Guatemala. Ecuador. Irland und Nicaragua. Weitere Staaten haben die italieniſche Regierung in Kenntnis geſetzt, daß ſie dies demnächſt tun werden.“ „Folgende Länder haben die Ausübung der italieniſchen Souveränität über die Gebiete des früheren abeſſiniſchen Kaiſerreichs de facto anerkannt: England. Frankreich, Belgien, Grie⸗ chenland, Bulgarien. Rumänien. die Tſchecho⸗ ſlowakei, die Türkei. Iran. Peru und Haiti.“ Wie man ſieht, ſo ſchließt die„Informazione Diplomatica“, iſt das Problem, das durch die anerkennenswerte Initiative der holländiſchen Regierung zur Zeit zwiſchen den Mächten der ſogenannten Oslo⸗Gruppe beſprochen wird, be⸗ reits als größtenteils gelöſt zu be⸗ trachten. Und wenn es Länder gibt, die glau- ben, es nicht anpacken und löſen zu können, ſo wird dies Italien beſtimmt nicht zum Schaden gereichen. Die Budapeſter Konferenz Wien, 6. Januar Ueber die Fragen, die auf der am kommenden Montag in Budavpeſt beginnenden Tagung der drei Rom⸗Protokollſtaaten erörtert werden, weiß das„Neuigkeitsweltblatt“ nähere An⸗ gaben zu machen. Im Vordergrund ſtehen dem⸗ nach jene wirtſchaftliche Fragen. die ſich auf der von Italien veranlaßten Aenderung und Er⸗ neuerung des Vorzugszollſyſtems zwiſchen Oeſterreich. Ungarn und Italien ergeben. Wei⸗ terhin werde die de jure-Anerkennung des ita⸗ lieniſchen Imperiums auf der Tagesordnung ſtehen nachdem die de facto-Anerkennung ſchon vor längerer Zeit erfolgt iſt. Abänderung des bulgariſchen Wahlgeſeßes Sofia, 6. Januar Das Regierungsblatt„Dnes“ veröffentlicht in einer Sonderausgabe einen geſtern vormit⸗ tag von König Boris unterzeichneten Erlaß, durch den die ſchon ſeit längerer Zeit angekün⸗ digten Parlamentswahlen auf die vier Sonntage des Monats März feſt⸗ geſetzt werden. Gleichzeitig mit dem Erlaß über die Feſt⸗ legung der Wahltermine hat die Regierung eine Verordnung über Abänderung des am 22. Oktober des vorigen Jahres ergangenen neuen Wahlgeſetzes erlaſſen, deſſen wichtigſte Be⸗ ſtimmung vorſieht, daß ſolche Perſonen, die auf Grund des Geſetzes tber das Verbot der Par⸗ teien abgeurteilt worden ſind, oder noch unter Strafverfolgung ſtehen, ebenfalls das paſ⸗ ſive Wahlrecht erhalten. Hierdurch wird den früheren Parteiführern, die Kommu⸗ niſten ausgenommen, die Möglichkeit gegeben, in den kommenden Wahlen als Kandidaten aufzutreten. Die Regierung hat mit dieſer Ab⸗ änderung offenſichtlich bezweckt, die national⸗ und volksbewußten Elemente der aufgelöſten Parteien wieder aktiv am politiſchen Leben des Landes teilnehmen zu laſſen. Die Verordnung beſtimmt ferner, daß für die männlichen Wähler Wahlpflicht be⸗ ſteht, während den Frauen die Ausübung ihres Stimmrechts freigeſtellt bleibt. England ſetzt ſich über den Genfer Verein hinweg Nom, 6. Januar Die Lage in Paläſtina wird weiterhin in der ttalieniſchen Preſſe mit großem Intereſſe ver⸗ folgt. Dabei ſtellt man feſt, daß die Veröffent⸗ lichung des engliſchen Weißbuches Über die Ent⸗ ſendung einer Kommiſſion nach Paläſtina mit neuen Forderungen der Zioniſten, ſowie mit det engliſchen Rundfunkwerbung zeitlich zuſammen⸗ treffe. Die römiſchen Blätter weiſen darauf hin, daß die Aufgaben der Paläſtina⸗Kommiſſion, wie ſie im engliſchen Weißbuch um⸗ riſſen werden, nicht dem von Genf erteilten Mandat entſprechen. England verſuche alſo, wie „Popolo di Roma“ berichtet, der Genfer Liga vor zugreifen, die ja daran ge⸗ wöhnt iſt, vergewaltigt zu werden und daher die Handlungen des Foreign Office gutheißen wird. Gleichzeitig findet ein groß⸗ angelegtes Manöver von Seiten des zioniſtiſchen Exekutivausſchuſſes ſtatt. Piccolo“ betont, der Appetit komme bekannt⸗ lich beim Eſſen, und der Hunger der Juden habe gewaltig zugenommen. „Tevere“ unterſtreicht, daß die politiſche Lage in Paläſtina geſpannter denn je ſei und daß die Araber von England nicht Radioübertra⸗ Amerikas Skaalshaushall Auch ſpälere Generalionen müſſen heulige Schulden einlöſen Waſhington, 6. Jan. Präſident Rooſevelt ſandte am Mittwoch dem Bundeskongreß ſeine ſogenannte Bud⸗ getbotſchaft, die Mitteilungen über den Voranſchlag für das Haushaltsjahr 1938/39 enthält. Der Voranſchlag ſieht Ausgaben in Höhe von 6869 Millionen Dollar und Einnahmen in Höhe von 5919 Millionen vor. Gegenüber dem laufenden Haushalt wurden in dem Vor⸗ anſchlage die Ausgaben um 539 Millionen Dollar gedroſſelt. Trotzdem rechnet Rooſevelt wegen des wirtſchaftlichen Rückganges ſeit dem Herbſt 1937 und dem damit verbundenen Rück⸗ gang an Steuern und Zöllen nicht mit der Deckung dieſer Summe durch die vorausſicht⸗ lichen Einnahmen, ſondern ſieht einen Fehlbe⸗ trag von 950 Millionen Dollar vor. Dadurch wird die öffentliche Schuld der Vereinigten Staaten auf 34 467 Millionen Dollar geſteigert. Eigenartig für die bisher äußerſt korrekte Finanzgebarung Amerikas iſt es, daß Rooſevelt verſchiedene Treuhänderfonds der Regierung (Altersrenten, Arbeitsloſenverſicherung uſw.) zur Tilgung des Fehlbetrages heranziehen will, während die Fondskaſſen mit Regierungs⸗ obligationen, alſo ungedeckte Schuldſcheine, be⸗ legt werden ſollen. die ſpätere Generationen einlöſen müßten Die Militärausgaben betrugen ſchlag 991 Millionen Dollar. im Voran⸗ Winterruhe füt Zunenſchiſſer Eine Flotte von etwa 150 Zillen iſt hier auf der Spree gezwungen, e ſtark vereiſt ſind. plex. Die f 7 Jer ſtillzuliegen, da die U 225 Kilometerlange Holzſtege führen über den gewaltigen Kom⸗ es nicht alltägliche Bild bietet ſich in der Nähe des Oſthafens in Berlin⸗Stralau (Donath, Zander⸗K.) 7 75 ſondern ihr gutes Recht ver⸗ angen. Neue blutige Zuſammenſtöße Jeruſalem, 6. Januar Das provokatoriſche Verhalten der Juden hat bekanntlich ſchon mehrfach Zuſammenſtöße mit den Arabern ausgelöſt. So iſt es auch jetzt wie⸗ der zu Zwiſchenfällen gekommen, in deren Ver⸗ lauf ein von Juden beſetzter Autobus zwiſchen Jeruſalem und Jaffa beſchoſſen wurde. Ein füdiſcher Poliziſt wurde ſchwer verletzt.— Auch in Jeruſalem ſelbſt ereigneten ſich neue Aus⸗ einanderſetzungen, wobei ein Jude getötet wor⸗ den iſt. Auch neue Kommiſſionen machen den Paläſtina⸗Plan nicht beſſer London, 6. Januar Zum britiſchen Weißbuch über Paläſtina ſchreibt der„Evening Standard“ tironiſch, Uieſes Dokument bedeute für denfenigen hohen Beamten. an den es gerichtet ſei, nicht gerade einen Lichtblick. und die Oeffentlichkeit werde mit ihm nicht zufrieden ſein: denn das ganze Dokument ſein ein Meiſterſtück der Verdunke⸗ lungskunſt. Der ganze Teilungsplan Palä⸗ ſtinas ſei durch und durch ſchlecht. Nie⸗ mand in der Welt ſchätze ihn, und er könne manches dadurch gutmachen, daß man neue Kommiſſionen nach Pa läſtina ſchicke. Die britiſche Regierung ſolle jetzt end⸗ lch frei und offen zugeben daß eine Teilung Paläſtinas nicht in Frage komme. Wenn ein⸗ mal dieſe Quelle des Zweifels und der Ver⸗ wirrung verſchwunden ſei, dann erſt werde es wieder eine richtige britiſche Politik in Palä⸗ ſtina geben, von der augenblicklich keine Rede ſein könne. Der briliſche Bolſchafler bei Ciano „Unterhaltung allgemeiner Natur“ London, 6. Januar Wie jetzt amtlich mitgeteilt wird, hatte der engliſche Botſchafter in Rom, Lord Perth, am Dienstag eine Unterredung mit dem italie— niſchen Außenminiſter Graf Ciano. Dazu verlautet heute in London, daß die Unterhal— tung allgemeiner Natur geweſen ſei. Die arabiſchen Sendungen des engliſchen Rundfunks und die Sendungen der italieniſchen Station Bari ſeien nicht beſonders behandelt worden. Genefa, der größle Militär- flughafen im nahen drienl? 8 0 London, 6. Januar Wie aus rt Said gemeldet wird, 2 britiſche Oberkommando der ee beer heute den Beſchluß gefaßt, in Geneſa den größten Militärflughafen im nahen Orient bauen zu laſſen, und zwar zum Schutz des Suezkanals. der auf dieſe Weiſe völligen Schutz gegen Luftangriffe erhalten ſoll. Die ägyptiſche Regierung werde ſich am Bau dieſer . Flughaſis 8 beteiligen. Außer⸗ em erwäge man. den Zivilflugplatz vo Zor Sa id beträchtlich zu erweitern, damit 2 1 W Notfall militäriſcher Stützvunkt werden könne. Geſpräch unler Bolſchewiſtenbonzen San Sebaſtian, 6. Januar. Aus Madrid wird hier eine Unterredung des Bolſchewiſtenhäuptlings Prieto mit dem Kommuniſten Marti gemeldet. die recht be⸗ zeichnend iſt. Prieto äußerte in der Unterhal⸗ tung, er wünſche ſich von Frankreich nicht bloß Sompathiekundgebungen. ſondern endlich einmal kräftigere Hilfe“, er werde erſt dann an die Solidaritit glauben. weiin Material⸗ ſendungen in einem entſprechenden Ausmaß ein⸗ getroſſen wären. Seit einem Jahr höre er nur Worte und Verſprechungen. jetzt hoffe er auf eine endliche Verwirklichung. Wie es weiter heißt. habe Marty beteuert, daß die Wünſche der ſpaniſchen Bolſchewiſten in Bälde erfüllt würden. S—————— Kollektive Sicherheit vorbei Von Ph. Obenauer Obwohl das deutſche Volk weder im Bunde mit jenen Mächten war, die auf die kollektive Sicherheit ſchworen, noch jemals ſich zu dieſem Gedanken bekannte, mußte es Begriff und In⸗ halt dieſes Wortes in reichem Maße auskoſten. Als der franzöſiſche Staatsmann und Politiker Barthou dieſe Formel dem diplomatiſchen Sprachſchatz einverleibte, war ſie weiter nichts, als ein intellektualiſtiſches Gebilde. das dazu dienen ſollte, den politiſchen Status. wie ihn die unglückſeligen Friedensverträge am Schluß des Weltkrieges geſchaffen hatten, zu ver⸗ ewigen. Und ſo iſt dieſe Formel bis zum heutigen Tage geblieben. Die kollektive Si⸗ cherheit war die Zwangsjacke für die, die ſich zu ihr bekannten, und für die. gegen die ſie gerichtet war. Daß ſie gerade von einem franzöſiſchen Politiker erfunden wurde. iſt nicht weiter verwunderlich, denn in erſter Linie iſt es Frankreich geweſen, das aus dem Gefühl der Unſicherheit und der Furcht heraus glaubte, auf dieſem Wege Bundesgenoſſen zu ſammeln. Frankreichs Staatsmänner kannten ſehr wohl die Unhaltbarkeit, beiſpielsweiſe des Verſail⸗ ler Schandvertrags. Wären ſie aber wirklich große Führer ihres Volkes geweſen, ſo hätten ſie raſch erkennen müſſen. daß nach 1918 die Welt nicht ſtill ſtehen kann, daß ſich gewollt oder nicht gewollt das politiſche Weltbild von Tag zu Tag verſchieben und ändern mußte, und daß es weit beſſer geweſen wäre der beſſeren 8 auch die befreiende Tat folgen zu aſſen. Mit den Anſtrengungen eines Ertrinkenden haben ſie ſich aber an die kollektive Sicherheit geklammert, und verſucht das Rad der Weltge⸗ ſchichte ſtill ſtehen zu laſſen. Es wäre falſch zu verkennen, daß Frankreich mit dieſer Politik eine gewiſſe Zeit auch Er⸗ folge erzielt hat. Es waren die Jahre nach dem Krieg, in denen vor allem Deutſchland und Italien ihre nationale Wiedergeburt noch nicht in die Wege geleitet hatten. Die Jahre, in denen ſich das deutſche Volk nach den Plä⸗ nen landfremder Elemente gegenſeitig be⸗ kämpfte und derart ſchwächte. daß es nur Ob⸗ jekt innerhalb der europäiſchen Politik geweſen iſt. Damals konnte Frankreich ſeine Hegemonie über Europa aufrechterhalten und es iſt franzö⸗ ſiſcherſeits verſtändlich. wenn es auch kurzſichtig war, daß es dieſen Zuſtand Europas zu einem Dauerzuſtand machen wollte. Aber inzwiſchen war ein neues Zeit⸗ alter heraufgezogen. Der Frontgeiſt unſeres ſtolzen, unbeſiegten Heeres. der nach 1918 durch Zuſammenbruch. Ohnmacht und Schwäche zeitweiſe verſchüttet war, wurde von einer jugendſtarken neuen Bewegung ins Le⸗ ben gerufen. Treue, Kameradſchaft. Opfer⸗ mut, heldiſches Verhalten, Gemeinſchaftsgeiſt, völkiſche Freiheit und Einheit waren die Richt⸗ linien, nach denen ein neues Geſchlecht, geführt von echtem Frontſoldatentum, in nationalſozia⸗ liſtiſcher Geſinnungsgemeinſchaft in das deutſche politiſche Leben eintrat. Am Erlebnis des großen Krieges knüpfte die junge Bewegung an und zeigte dem Volk und der Welt. daß das Rad der Ge⸗ ſchichte niemals ſtill ſtehen kann, daß es nach Schmach und Ohnmacht wieder ein Auferſtehen geben muß, daß es keine Sieger und Beſiegte in dieſem Weltkrieg gegeben hat, daß es keine Habenden und Habenichtſe in der Weltgeſchichte geben konnte, ſondern nur Gleichberechtigte un⸗ ter Gleichberechtigten, keine Unterdrückung des Einen zugunſten des Andern, keine kollektive Sicherheit, die Frankreich für ewige Zeiten ſichern und Deutſchland für ewige Zeiten unter⸗ jochen bonnte. Ein neues politiſches Ideal wurde in die europäiſche Politik hineingetra⸗ gen und lebenswillige Völker ſchworen auf die neue Fahne. Immer lauter riefen ſie nach Freiheit und immer kühner zerrten ſie an den Sklavenketten unhaltbarer ſogenannter Frie⸗ densverträge. Und als die innere Freiheit und Einheit erſt errungen war, da konnte es für uns auch nach außen hin keine Feſſeln mehr geben. Stück um Stück wurde vom Verſailler Vertrag geriſſen. In anderen Ländern, in Italien und auf dem Balkan, waren die Völker erwacht und erſtreb⸗ ten die Löſung von der wirtſchaftlichen, poli⸗ tiſchen und geiſtigen Knebelung. Es begann ein gewaltiger Ambruch des geſamten Denkens der Völker auf der ganzen Linie. Nur in Frank⸗ reich glaubte man noch an den Sinn der kollek⸗ tiven Sicherheit, denn ſo war es bequemer. wenn man ſich damit die Herrſchaft über andere Länder auf Jahrzehnte ſichern konnte. Weit war der Plan der kollektiven Sicherheit geſpannt. Von Englands Küſten über Frank⸗ reich reichte er bis hinunter in den Donauraum. Nichts ſollte in dieſem europäiſchen Raum ge⸗ ſchehen, ohne daß es die Billigung Frankreichs gefunden hätte. Aber die Idee des Nationa⸗ lismus, des nationalen und ſozialiſtiſchen Ge⸗ meinſchaftswillens. wie er in Deutſchland durch den Führer und ſeine Mitkämpfer verkündet wurde, war ſtärker als die Utopie von der kol⸗ lektiven Sicherheit, unter der die Völker nur ſcheinbar in Frieden und Sicherheit lebten, in Wirklichkeit aber nur Objekt und Opfer der ausbeutenden angeblichen Sieger waren. Heute iſt der Siegeslauf jener Verkünder na⸗ tionaler Strömungen unverkennbar und Triumph über Triumph gegen den Kollektivis⸗ mus wird erzielt. Ueberall in der Welt regt es ſich gegen die Bevormundung durch andere Staaten. Hier führen die Völker in offenem Aufruhr Krieg gegen ihre Unterdrücker, und dort müſ⸗ ſen diefe ein Zugeſtändnis um das andere an die machen, die ſie für ewige Zeiten glaubten in Schach halten zu können.. 5 5 Die kollektive Sicherheitsidee iſt wie eine Seiſenblaſe zerplatzt, das Zeitalter Barthous iſt unwiderbringlich vorbei. Die Achſe Rom—Bet⸗ lin hat auch den Balkanvölkern den Weg frei gemacht zu einem neuen, auf wirklichem Recht ruhenden Frieden. Soeben haben die nationa⸗ len Kräfte Rumäniens das Steuer in die Hand genommen und über Ungarn leuchtet das erſte Morgenrot einer neuen Zeit. So formt ſich ein anderes Weltbild, als es Barthou für immer feſtlegen wollte. Der kol⸗ lektive Gedanke ſtirbt und muß ſterben, denn auf ihm konnte ſich niemals ein echter Friede unter den Völkern aufbauen. Das war der große hiſtoriſche Irrtum franzöſiſcher Politik in dem vergangenen Jahrzehnt. Ungeſchickle Wendung Helſinki. 6. Jan. Am 21. September 1937 hatte das Erſcheinen von elf ſowietruſſiſchen Flugzeu⸗ en, die ſich längs der finniſch⸗ruſſiſchen renze an verſchiedenen Stellen weit über fin⸗ niſchem Gebiet zeigten, in Finnland große Empörung ausgelöſt. Die Beantwortung der von Finnland deswegen eingereichten Pro⸗ teſtnote durch die Bolſchewiken erfolgte reichlich ſpät, nämlich erſt vor Weihnachten. Wie das finniſche Auswärtige Amt bekannt gibt, behaupteten die Bolſchewiſten in ihrer Antwort, daß zuerſt finniſche Flugzeuge ſich über ſowietruſſiſchem Gebiet gezeigt hätten. Als dann ſowjetruſſiſche Flugzeuge aufſtiegen. hätten lediglich zwei der ſowietruſſiſchen Flug⸗ zeuge an der finniſch⸗ruſſiſchen Grenze eine un⸗ geſchickte Wendung gemacht, die ſie ein unbe⸗ 491880 Stück über finniſches Gebiet geführt abe. a Mit dieſer Antwort bat ſich die finniſche Regierung natürlich nicht zufrieden geben können. Dorch den finniſchen Ge⸗ ſandten wurde am Dienstag in Moskau eine Antwortnote überreicht und am Mittwoch in Finnland bekanntgegeben. In ihrer Antwort⸗ note ſtellt die finnſſche Regierung feſt. daß ſich an dem fraglichen Tage überhaunt keine finni⸗ ſchen Flugzeuge im Grenzgebiet in der Luft be⸗ fanden. ö Schüdlinge nun auch in der Muſil Moskau, 8. Januar. Die Sowietpreſſe, der ja die Aufdeckung von Trotzkiſten und Saboteuren zur Pflicht gemacht iſt, bemüht ſich, immer neue Schädlinge zu entlarven. Nachdem ſchon vor kurzem Sa⸗ botageakte in der Aſtronomie ſeſtgeſtellt wor⸗ den waren, ereifert ſich die Preſſe nunmehr ge⸗ gen Schädlinge auf dem Gebiete des Denk⸗ malsſchutzes. Zugleich werden auch Muſikſchäd⸗ linge entdeckt. Der Muſiker Boriſſowſki. Profeſſor am Moskauer Konſervatorium, wird u. a.„ſtaats⸗ feindlicher“ Aktionen beſchuldigt. die darin be⸗ ſtanden. daß der Profeſſor eine muſiktheoretiſche Schrift in einem ausländiſchen Verlag erſchei⸗ nen ließ(1) Ein anderer Muſikproſeſſor habe in ſeinen Vorleſungen reaktionäre. Anſichten geäußert, ein dritter wird ſogar„antiſowieti⸗ ſcher Ausfälle“ bezichtigt. Im Moskauer Kon⸗ ſervatorium werde, ſo wird weiter erwähnt, die politiſche Arbeit(J) vernachläſſiat. Feinde und Schädlinge trieben dort ibr Unweſen. Jugenderziehung und Jührerausleſe Grundſieinlegung zu zehn Adolf hillerZchulen Berlin. 6. Jan. Am Sonntag., dem 16. Januax. findet, wie die NS. meldet, in Waldbröhl im Gau Köln⸗ Aachen in Anweſenheit des Reichsorganiſations⸗ leiters Dr. Ley und des Reichsjugendführers Baldur v. Schirach in einem feierlichen Feſt⸗ akt die Grundſteinlegung für eine Adolf⸗ Hitler⸗Schule ſtatt, der von allen deutſchen Sen⸗ der übertragen werden wird. Gleichzeitig da⸗ mit wird der Grundſtein für neun weitere Adolf⸗Hitler⸗Schulen gelegt, und zwar in Kob⸗ lenz(Sau Koblenz Trier), Landſtuhl(Gau Saarpfalz), Mittenwald(Gau München Ober⸗ bayern), Heſſelberg(Hau Franken). Weimar (Gau Thüringen), Schneckengrün bei Plauen (Gau Sachſen), Potsdam(Gau Kurmark), Jei⸗ ligendamm(Gau Mecklenburg), Tilſit(Gau Oſtpreußen). Damit wird der erſte Abſchnitt zur Erſtel⸗ lung der für die nationalſozialiſtiſche Ju⸗ gender ziehung und Führeraus⸗ leſe wichtigſten Inſtitute eingeleitet. Wie Reichsorganiſationsleiter Dr. Ley bereits vor einiger Zeit bekanntgab. werden die Schüler der Adolf⸗Hitler⸗Schulen ohne Rückſicht auf Stand und Vermögensverhältniſſe der Eltern aus allen Schichten der Bevölkerung durch die Partei ausgeſucht und einer ganz beſonderen charakterlichen Schulung. ſowie der beſten wiſſensmäßigen und weltanſchaulichen Aus⸗ bildung, die das nationalſozialiſtiſche Deutſch⸗ land kennen wird. anvertraut. 8 Die Adolf⸗Hitler⸗Schulen werden eine Vor⸗ ausleſe für jene Männer ſein. die ſpäterhin auf den Ordensburgen der Partei zu den poli⸗ tiſchen Führern des natlonalſozialiſtiſchen Deutſchland herangebildet werden ſollen. Ein hinweis zur Berufswahl Günſtige Ausſichten für Vermeſſungs techniker bei der Reichsbahn Berlin. 6. Jan. Bei der Deutſchen Reichsbahn beſteht zurzeit Bedarf an Anwärtern der vermeſſungstech⸗ niſchen Fachrichtung, ſowohl für die Inſpektor⸗ laufbahn wie für die Stellen der Aſſiſtenten und Sekretäre Jungen Vermeſſungstech⸗ nikern bietet ſich eine gyte Ausſicht auf Er⸗ langung einer geſicherten Beamtenſtellung. Näheres über die Bedingungen für die Ein⸗ ſtellung. Anſtellung, Beförderungs⸗ und Beſol⸗ dungsverhältn'ſſe iſt dem vom Reichsverkehrs⸗ miniſterium herausgegebenen Merkblatt zu ent⸗ nehmen. das von den Reichsbahndirektionen oder auch von den Fachſchulen unentgeltlich zu erhalten iſt. Und wieder die alte Melodie die jüdiſche Preſſe Angarns prophezeit Budapeſt, 6. Januar Die Budapeſter Judenblätter ſuchen einen Terror zu entfeſſeln, indem ſie mit den ſatt⸗ ſam bekannten Aufbauſchungen das Geſpen ſt angeblich ſchwerer Verfolgun⸗ gen und Unterdrückungen ſämt⸗ licher in Rumänien lebender Minderheiten an die Wand malen. Blätter wie der jüdiſche„Az Eſt“ und das„8 Uhr⸗Blatt“ poltern in knal⸗ ligen Ueberſchriften wieder einmal gegen„das Land des Schreckens“, womit aber diesmal das neue Rumänien gemeint iſt. Sie ſprechen dabei von einem„xumäniſchen Raſſefeldzug und prophezeien nicht mehr und nicht weniger als den Verfall des rumäniſchen Staates. So zeigt ſich auch hier die Suſtematik des Judentums, überall ſeine eigenen Geſchäftsintereſſen unter der wehlei⸗ dig geheuchelten Sorge um nationale Intereſſen zu verbergen. Demgegenüber iſt die jederzeit zu beweiſende Feſtſtellung zu treffen: Bisher hat die hieſige füdiſche Preſſe jahrelang für die in Ungarn ſo tiefgreifende Minderheitenfrage nicht das geringſte Intereſſe gezeigt. Die plötz⸗ lich von 1 72 gleichen Gazetten unter dem Schlagwort„Minderheitenſchutz“ entfeſſelte Hetze gegen das neue rumäniſche Regime paßt ſchlecht zu dieſer Vergangenheit. Im abſoluten Gegenſatz zu der Greuelmale⸗ rei der jüdiſchen Preſſe ſteht die Haltung der Regierungsblätter und der Rechtspreſſe, die auf den Unlergang Rumäniens die bezeichnenden Scharfmachermethoden im jüdiſchen Lager binweiſen. Der nationalvöl⸗ kiſche„Uj Magyarſag“ betont, daß die gleichen jüdiſch⸗liberalen Blätter, die jahrzehntelang nicht ein Wort des Verſtändniſſes und der Un⸗ terſtützung für die in Rumänien lebende unga⸗ riſche Minderheit fanden, ſich jetzt in Auf⸗ regung und Geſchrei über die angeblichen Min⸗ derheitenverfolgungen in Rumänien nicht genug tun könnten. Die ungariſche öffentliche Meinung müſſe mit allem Nachdruck darauf aufmerkſam gemacht werden, daß die linksliberale Preſſe folgende Tatſache verheimlichte: Bei dem Vor⸗ gehen der rumäniſchen Regierung handle es ſich eindeutig um eine, und zwar um die jü⸗ diſche Minderheit. Es ſei keineswegs Aufgabe des Ungarntums, für dieſe Minderheit einzu⸗ treten. Irael macht die ganze Belt mobil Ueberflüſſige Frage an Hull zu den rumäniſchen Ereigniſſen Waſhington, 6. Januar Staatsſekretär Hull lehnte es in der Preſ⸗ ſekonferenz der Regierung am Mittwoch ab, zu den„Judenverfolgungen“()) in, Rumänien Stellung zu nehmen. Hull erklärte, er ver⸗ folge die dortige Entwicklung ſtändig, ſehe aber im gegenwärtigen Stadium der Ereigniſſe keinen Anlaß zu irgendwelchen Aeußerungen. Gule Beziehungen zu deulſchland keine Verhandlungen mit Slaalen, die Bukareſl nicht verſtehen Paris, 5. Januar Der neue rumäniſche Außenminiſter Mices⸗ cu gewährte dem Bukareſter Vertreter des „Temps“ eine Unterredung, in deren Verlauf er darauf hinwies, daß die Auffaſſungen der Nationalchriſtlichen Partei Rumäniens ebenſo⸗ wenig mit dem italieniſchen Faſchismus wie dem deutſchen Nationalſozialismus weſensgleich ſeien Es beſtehe auch keine Verwandtſchafl mit der franzöſiſchen Auffaſſung des Menſchenxechts. Die Lehrmeinung ſeiner Partei beziehe ſich aus⸗ ſchließlich auf die Rechte des rumäni⸗ ſchen Bürgers in Rumänien. Auf die wirtſchaftliche Lage eingehend, erklär⸗ te der Außenminiſter, daß Rumänien nicht mit jenen Völkern Wirtſchaftsverhandlungen füh⸗ ren könne, die an den wirklichen Abſichten Ru⸗ mäniens zweifelten. Andererſeits hätten vor dem Kriege ſtets Wirtſchaftsbeziehungen zwi⸗ ſchen Numänien und Deutſchland be⸗ ſtanden. Dieſe Beziehungen könnten daher auch heute niemanden Überraſchen. Zwiſchen Rumänien und Italien ſei von ſeher Sympathie vorhanden geweſen. Die neue Re⸗ gierung werde ſich daher ebenſo mit den wirt⸗ ſchaftlichen Beziehungen zu Deutſchland wie mit den Sympathien für Italien beſchäftigen und ſie weiter entwickeln Trotzdem werde Rumänien auch in Zukunft zu Frankreich halten denn kein Rumäne vergeſſe, was er dieſem Lande ſchuldig ſei. England und Frankreich Erinnerung in freundlichſter Weiſe London. 5. Januar Die britiſche Regierung hat ihren Geſandten in Bukareſt beauftragt, die nächſte Gelegenheit wahrzunehmen. um die neue rumäniſche Regie- rung in freundlichſter Weiſe an die Intereſſen zu erinnern, die die britiſche Regierung ſtets an dem Minderheitenvertrag genommen hat den Rumänien auf der einen Seite und die Haupt⸗ alliierten und verbündeten Mächte auf der an⸗ deren am 9. Dezember 1919 in Paris unterzeich⸗ net baben.“ Dieſer Vertrag, heißt es erläuternd weiter, ſtelle den völkiſchen. religföſen und ſprachlichen Minderheiten ihre politi⸗ ſchen Rechte und die religiöſe Freiheit ſicher. Steigende Arbeilsloſenziſfern in Großbrilannien Zunahme um 161 200 innerhalb eines Monats London, 6. Januar Nach einer amtlichen Mitteilung betrug die Zahl der Arbeitsloſen in Großbritannien am Stichtag des 18. Dezember 1 665 407. Das ſtellt eine Erhöhung im Vergleich zum 15. November um 161204 dar Verglichen mit dem 14. Dezember 1936 iſt zwar eine Ab⸗ nahme der lanafriſtigen Arbeitsloſen um 51090, aber ein Anſteigen der zeitweiligen Arbeitsloſen um rund 145 000 feſtzuſtellen. Wiederaufnahme des japanſſchen Vormarſches Schanghai, 6. Januar. Die Japaner haben ihren Vormarſch im Nor⸗ den von Pukau und Pangtſchau wieder auf⸗ genommen. Ihr nächſtes Ziel iſt hier die Be⸗ ſetzung von Pengu an der Tientſin—Pukau⸗ Bahn. Gleichzeitig baben die Japaner von Kuefu in der Provinz Schantung den Marſch nach Süden in Richtung Hſuetſchau fortgeſetzt. Die Rundfunk- und Kabelſtation von Schanghai von japaniſchen Beamten übernommen 8 Schanghai, 6. Januar. Wie auf Grund der geſtern gemeldeten japa⸗ zeiſchen Schritte zu erwarten war, iſt die Rund⸗ funk⸗ und Kabelſtation von Schanghai nunmehr von japaniſchen Beamten in Beſitz genommen worden. Der Betrieb der Rundfunkſtation wird mit japaniſchen Beamten weitergeführt, Die Tatſache, daß javaniſche Beamte die Ka⸗ bel⸗ und Rundfunkſtationen in Schanghai beſetzt haben., hat in der engliſchen Preſſe großes Aufſeben erregt. Für die Abend⸗ zeitungen iſt dieſer Bericht das Hauntereignis des Tages, und ſämtliche Blätter erklären, dab dieſem Ereignis große Bedeutung zukomme. Der„Evening Standard“ gibt eine Erklärung der japaniſchen Botſchaft in London wieder die feſtſtellt, daß die wirtſchaftlichen Intereſſen der ausländiſchen Eigentümer durch dieſe Maß⸗ nahme nicht berührt werden würden. e Nach einem Frontbericht der Agentur Domei haben die japaniſchen Truppen bei ihrem Vor⸗ marſch in der Provinz Schantung die an der Tientſin—Pükau⸗Bahn gelegene Stadt Jent⸗ ſchau beſetzt. Jentſchau liegt etwa 150 Kilo⸗ meter ſüdlich von Tſinan. 5 Japan wächſt Raſche Zunahme der japaniſchen Bevölkerung. Tokio. 6. Jan. Nach den letzten Zählungen beträgt die ja⸗ paniſche Bevölkerung heute 71 252 800 Köpfe. Die Anzahl der Männer iſt größer als die⸗ jenige der Frauen, ein Umſtand, der heute ſehr ſelten iſt Japan zählt 35 709 700 Män⸗ ner, 35 542 100 Frauen.— In den Städten leben mehr als 35 Prozent von der geſamten Bevölkerung. 39 Städte haben mehr als 100 000 Einwohner. Tokio iſt eine Rieſennie⸗ derlaſſung geworden, in der 6274000 Men⸗ ſchen leben. In großem Abſtand nach der Hauptſtadt folgen: Oſaka mit 3 210 000, Na⸗ goya mit 1180 000. Kyoto mit 1 130 000. Kobs mit 960 000. Vokohama mit 750000 Aus den Statiſtiken ergibt ſich. daß die Einwohner⸗ ſchaft Japans in einem Jahre um etwa eine Million zunimmt. eine Tatſache, welche die 6 des Fernen Oſtens nicht verein⸗ acht. Hungerſtreil in Oftoberſchleſſen Hohenlohehütte(Oſtobrſchleſien), 6. Jan. Seit 10 Tagen führt die 600 Mann ſtarke Be⸗ legſchaft der Hohenlohe⸗Zinkhütte in Hohen⸗ lohehütte(Oſtoberſchleſien) einen Kampf gegen die Verwaltung des Werkes, die die Stillegung eines Schmelzofens plant. Am Donnerstag vergangener Woche wurde von der Belegſchaft beſchloſſen, auch die Notſtandsarbei⸗ ten einzuſtellen. f i Am Mittwochvormittag iſt nun eine Ver⸗ ſchärfung der Lage eifgetreten. Die Beleg⸗ ſchaftsangehörigen beſchloſſen, in den Hunger⸗ ſtreik zu treten. Die Folgen des zehntägigen Ausſtandes haben ſich bereits bemerkbar ge⸗ macht. So mußten am Mittwochnachmittag 14 Streikteilnehmer wegen Entkräftung dem Krankenhaus zu⸗ geführt werden. a Der volniſche Demobilmachungskommiſſar hat erklärt, erſt eingreifen zu wollen, wenn die Belegſchaft den Streik ufgebe. Zu Zwiſchenfällen iſt es bisher noch nicht ge⸗ kommen. Schuſchnigg reiſt nach Budapeſt Wien, 5. Januar Bundeskanzler Schuſchnigg wird ſich in Begleitung des Staatsſekretärs des Aeußern, Dr. Schmidt, wie amtlich mitgeteilt wird, am kommenden Sonntag nach Budapeſt begeben, wo gleichzeitig— wie bereits gemeldet— eine Kon⸗ ferenz der Rompaktſtaaten ſtattfindet. Der Bun⸗ deskanzler wird, wie es in dem Kommuniqué heißt. mit dem ungariſchen Miniſterpräſidenten Daranyi eine Begegnung haben, mit dem er an⸗ äßlich des Jahreswechſels herzliche Begrüßunas⸗ telegramme ausgetauſcht hat. völliger erbitterten Pil. mer don u Match bortgeſtzt Sderghel amen * Nenugt, ten jana le Rund. nunmehr enommen aon pird t. f 1 12 al beſetzt Preſſe Abend- erelgniz lten, da ne. etlüunn edern de.* . 8 keſen det de Naß-. 5 N. E 1 it Domei tem Vox⸗ e an der t Fent⸗ 3 15 0 3 . ͤllerung. 1 Jun. 1 . U * t die ſa⸗. N 1 ö V Köpfe. als die⸗ et heute 60 Nün⸗ Städten geſamten eht als ſieſennie⸗ 00 Men⸗ ach del 000, N- U, Kobs Aus den ien b b. Nrn. 3 katie e⸗ Hohen⸗ cbittetten les, die t. bon der ndsatbei⸗ te ber. f Beleg⸗ Hungel⸗ tüösisen at ge ihmttag lliset 415 l. iſat 10 ein gebe. 1 nicht ge⸗ E et n? zeug aufs offene Meer. hat jetzt das 36. Todesopfer gefordert. nachmittags von Staatsſekretäar Zwiſchen Orient und Okzident Erlebniſſe und Ergebniſſe einer Neiſe in den Balkan und das öſtliche Mittelmeer von unſerem Sonderberichterſtatler Kurt Zieſel XXVI Abendliches Zwiſchenſpiel. Am Abend ſchaukeln Lampions vor der Caſa de faſcio, dem Rhodeſer Parteihaus der italieniſchen Kolonie. Etwa dreihundert Ita⸗ liener bummeln hier erwartungsvoll auf und ab. Erregtes Stimmengewirr hängt in der Luft. Von dem hell erleuchteten klingen aus einem Lautſprecher Märſche. Preußiſche Märſche! Ein ſeltſamer Gegenſatz zu dieſem ſüdlichen Nachthimmel, zu dieſer gelben Mondampel, die hinter den Feſtungs⸗ mauern zwiſchen den Ke Sternen hängt. Am Hafen, der dieſe breite Straße begrenzt, gluckſen die Wellen gegen die hohen Ufermau⸗ ern, und alte Schifferboote liegen Reihe an Reihe mit aufgerollten Segeln vor uns. Nun hört die Muſik auf, und die dreihun⸗ dert Menſchen ſtrömen haſtig und ſchweigend, 1. einer dichten Mauer zuſammengeballt, vor as Haus Ein italieniſcher Anſager redet ein paar Worte Ein Murmeln und Atmen eht durch die Menge. Dann iſt es wieder fill. Und dann eine Stimme. Sie kommt von weit her. Mehr als 3000 km beträgt die Entfernung zwiſchen dem Maifeld in Berlin und dem Abendhimmel auf Rhodos. Und dieſe Stimme berichtet von der Ankunft des Führers und des Duce auf dem Maifeld. Neben mir hängen ein paar Italiener an meinen Lippen. Sie verſtehen nicht deutſch, und ſo mache ich auf franzöſiſch den Dolmetſcher. Der Führer und der Duce prechen. Sie geraten außer Rand und and, dieſe Italiener, als ſie ihren Duce hö⸗ ren, und man bekommt eine Ahnung. wie dieſes Volk an dieſem Manne hängt. Die Italiener ſind ſehr glücklich, daß ein Volk an ihrer Seite ſteht in ihrem Kampf und ihrer Arbeit um Lebensraum. Hier auf Rhodos begreift man, was der mächtig gewordene reund im Norden für Italien bedeutet. ier, wo die Kräfte der Weltpolitik ſo heftig aufeinanderprallen. An dem alten Wahrzeichen von Rhodos, dem Hirſch und dem neuen, der römiſchen Wölfin mit den beiden Knaben Romulus und Remus, die in ſchimmernder Bronze die Hafeneinfahrt von Rhodos ſchmücken, vorbei, zieht ein Motorboot das große Waſſerflug⸗ Ein bißchen Waſſer ſpritzt an die Fenſter der Kabine, dann ſind wir ſchon über dem weißen Strand und den Wäldern der rhodeſiſchen Bergrücken. Fünf Uhr morgens iſt es. Kaum kann uns die Sonne folgen, die hinter uns aus dem Meer emporſteigt, ſo ſchnell jagen wir über die In⸗ elwelt Griechenlands in die Arme Attikas. auſe her Urweltlich heben ſich dieſe vulkaniſchen Fel⸗ ſenkoloſſe in unüberſehbaren Reihen aus dem ſchwarzen Waſſer. Flug nach Attika. Leiſe, wie eine ferne Melodie, hören wir über uns die Motore. Nachdem wir den ita⸗ lieniſchen Machtbereich verlaſſen haben, gehen wir tiefer. Die Schaumkronen der Wellen leuchten zu uns herauf. Aus dem Dämmer⸗ licht der frühen Morgenſtunde löſt ſich immer 8 und heller der Tag. Weiße Tempel⸗ äulen auf den ſpitzen Hügeln der Inſeln glänzen unter uns in der Morgenſonne. ürfelige Häuſerreihen in verwunſchenen Ha⸗ fenbuchten. Schmale, braune Straßen, die über bewaldete Höhenrücken und durch rote Weingärten ziehen. Aus dem dumpfen Schwarz ſchwillt die Farbe des Meeres immer leuchtender und reiner zu einem Blau an, dem gegenüber der Himmel nur ein blaſſer Abglanz iſt. Nun ſind wir nahe über dem Meer. Im Nordoſten verſinkt Anatolien. Segelboote und eine weiße Jacht ziehen zwi⸗ ſchen ſchmalen Waſſerſtraßen an Inſeln vor⸗ über. Eine nach der anderen dieſer Inſeln zieht unter uns hinweg. Das Flugzeug klet⸗ tert an ihren Höhen empor und läßt ſich auf der anderen Seite wieder ſanft ſchaukelnd Kleine Nachrichlen Der Führer und Reichskanzler hat der Frau Marie Jung in Hohen⸗Wutzen(Oſt) aus Anlaz der Vollendung ihres 100. Lebensjahres ein ver⸗ ſönliches Glückwunſchſchreiben und eine Ehren⸗ gabe zugehen laſſen. Der Geburtenrückgang in Wien hat nach den vorläufigen ſtatiſtiſchen Erhebungen auch im Jahre 1997 angehalten. Während es im Jahre 1936 in Wien 8755 Geburten gab, ſank ihre Zahl im Jahre 1937 auf 8395. Die Zahl der Sterbefälle betrug 20 118. ſo daß ein Geburten⸗ abgang von 11 723 zu verzeichnen iſt. In Salzburg fand ein Maſſenprozeß gegen 27 Nationalſozialiſten ſtatt, die beſchuldigt wur⸗ den, ſich als Unterführer der öſterreichiſchen SA. beſtätigt zu haben. Alle Angeklagten wurden ſchuldig erkannt und zu Kerkerſtrafen von drei bis neun Monaten verurteilt. Reuter meldet. daß der frühere Miniſter⸗ präſident van Zeeland, der Mittwoch in letzter Minute von ſeiner Abreiſe nach London ab⸗ gehalten worden ſei. Donnerstag nach London kommen werde. Die Typhusepidemie in Croydon in 22 le e⸗ ſamtzahl der Erkrankungen iſt auf 290 ſtehen geblieben. Die 1500 zu Beſuch in Rom weilenden rumä⸗ nen haben am Mittwoch die Vatikanſtadt und das Univerſitätsviertel beſucht. Eine Abord⸗ nung volitiſcher Perſönlichketten wurde am mn. 1 Vormittag von der italieniſchen Kammer und eine Abordnung höherer rumäniſcher Offiziere General Pa⸗ kriani empfangen. litäriſche Stützpunkte, nahe zum Meer hinunter. Dann kommt die Spitze der Halbinſel Attika. Der Tempel auf Sunion grüßt uns auf ihrer Spitze als erſtes Wahrzeichen Hellas, und bei noch ziehenden Morgennebeln über der Bucht von Athen ſetzen wir auf das gluckſende, aufſchäumende Waſſer des Flughafens von Phaleron. Der Kampf eines jungen Volkes „Sehen Sie“, erzählt mir der italieniſche Pilot, während wir auf die Zoll⸗ und Paß⸗ reviſion warten, die mit aufreizender Lang⸗ ſamkeit vor ſich geht,„wir Italiener haben eines voraus: Wir fingen an! Die ganzen Mächte, die ſich um dieſes öſtliche Mittelmeer raufen, Franzoſen, Engländer, Türken, ſie ſchleppen an ihrer kolonialen Geſchichte und ihren jahrzehntealten Methoden herum. Sie haben ſelbſt 1 5 ihrer kolonialen Tätigkeit in der ganzen Welt erzeugt, die heute keines⸗ wegs mehr opportun ſind, die ſie aber ſo feſt in das Bewußtſein der beherrſchten Völker ein⸗ geimpft haben, daß ſie ſie nicht mehr entfernen können. Wir aber fangen an. Wir wollen nicht nur Macht und Oel und mi⸗ wir wol⸗ len Arbeit. Wir wollen Raum für unſer arbeitſames, nach Er⸗ folgen, Leiſt ung, Koloniſierung riges Volk. Wir wollen dork, wo wir koloniſieren, den unverwiſchbaren Stempel römiſchen Geiſtes, römiſcher Kultur und Zivili⸗ hun ſation aufdrücken. Nicht als Götter, nicht nur als Herren in den Paläſten, ſondern als Tech⸗ niker, Handwerker, Bauern, Wiſſenſchaftler. Und wir ſind den andern Mächten in dieſem Raum ſo hölliſch unangenehm, weil wir nicht nur ernten wollen, ſondern auch ſäen und kul⸗ tivieren. Der Volksreichtum Italiens hat uns dabei ſeit Jahrzehnten geholfen. Ob Sie nach Syrien, in die Türkei, nach Paläſtina, nach Aegypten oder wo immer im ganzen Vorderen Orient kommen, Sie werden überall an den Küſten und im Innern, als einfache Hand⸗ werker und Arbeiter vielfach tätig, aber zähe und nationalbewußte Italiener finden. Allein 50 000 ſind es in Aegypten, 30 000 in Syrien. Sie ſind einmal ausgewandert, vor Jahrzehn⸗ ten. Ihre Kinder ſind ſchon Männer geworden inzwiſchen. Sie ſind verſtreut und verloren hinausgezogen, Söhne eines armen, kleinen Volkes. Und nun iſt dieſes Mutterland plötz⸗ lich groß und ſtark geworden. Und alle dieſe Italiener an allen Küſten des Mittelmeeres und in allen Ländern, die dieſes Meer A wachſen an Kraft, an innerer und äußerer Ge⸗ ſchloſſenheit mit dem Mutterland. Dieſer leben⸗ dige Gürtel patriotiſch fühlender Italiener drückt auf die Mägen der Mächte, die hier bis⸗ bel ſorglos geherrſcht und gewirtſchaftet ha⸗ en.“ Ich bin ſchweigſam geworden vor dieſem großen Bild einer völkiſchen Gemeinſchaft, die ſich einmal in alle Winde zerſtreut, heute wie⸗ der um einen Mittelvunkt ſammelt. Das Flug⸗ zeug ſoll weiter. Die Linie führt noch nach Brindiſi und Rom.(Fortſetzung folgt) Prag will keine rumäniſchen Juden Berſchürfung der ſſchechoſlowakiſch-rumäniſchen Grenzlonkrolle Die amtliche Mitteilung, daß die tſchechoflo⸗ wakiſche Regierung im Hinblick auf die Nach⸗ richten über einen plötzlichen Zuſtrom von Ausländern in die Tſchechoſlowakei ſtrenge Maßnahmen zum Schutz des heimiſchen Ar⸗ beitsmarktes getroffen und insbeſondere die Kontrolle des tſchechoſlowakiſch⸗ rumäniſchen Grenzverkehrs verſchärft hat, findet in der Haeſchen Preſſe lebhaften Wider⸗ all.. „Der tſchechiſch⸗agrariſche„Venkow“ begrüßt die amtliche Mitteilung und empfiehlt eine Re⸗ viſion der Arbeitsbewilligungen und die Feſt⸗ ſtellung, in welchem Verhältnis die Emigranten aus den verſchiedenen Nationen am Arbeits⸗ markt der Tſchechoſlowakei beteiligt ſind. Es handelt ſich nicht darum, die Arbeitsbewilligung für die zu beſchränken, die bereits ſeit Jahr⸗ zehnten in der Tſchechoſlowakei wohnen, oder um eine Aktion, die notwendigerweiſe Gegen⸗ maßnahmen in den übrigen Staaten hervor⸗ rufen müßte, ſondern lediglich um den Schutz des Arbeitsmarktes, um die Ruhe im Staate und um die Verhinderung jeder Bewegung, die die innere Entwicklung ſtören und An⸗ laß zu Kämpfen zwiſchen den einzelnen Nationalitäten geben könnte. Das nationalſoziale„Ceſko Slowo“ ſchreibt: Wir haben den Emigranten ein Aſylrecht ge⸗ währt ſolange wir dies tun konnten. Einer weiteren Erhöhung der Einwanderung müſſen wir jedoch vorbeugen, da unſere Arbeitsmarkt⸗ lage deutlich dagegen ſpricht. Auch viel grö⸗ ßere Staaten als wir es ſind, deren wirt⸗ ſchaftliche Situation beſſer iſt, z. B. Frank⸗ reich, wehren ſich gegen ein Anwachſen der Einwanderung. In dem vorliegenden Fall muß auch in Erwägung gezogen werden, da wir aus Gründen der internationalen Politi Flüchtlingen kein Aſylrecht gewähren können, die unſeren guten Beziehungen zu Rumänien ſchaden könnten, da es ja zweifellos iſt, daß die Emigranten eine gegen die jetzige rumä⸗ niſche Regierung gerichtete Tätigkeit zu ent⸗ falten bemüht wären. Es iſt ganz in Ord⸗ nung, wenn die Behörden darauf achten, daß der Zuſtrom von Emigranten zu uns nicht er⸗ leichtert, ſondern im Gegenteil erſchwert wird. Warſchau, 5. Januar Die Haltung der rumäniſchen Regierung in der Judenfrage hat, ſo ſchreibt der rechts ein⸗ geſtellte polniſche„Dziennik Harodowy“, das internationale Judentum derartig mit Un⸗ ruhe erfüllt, daß es die Außenminiſterien in Paris, London und Waſhington um Hilfe angegangen und von ihnen als Sig⸗ natarmächte der Minderheitenverträge von 1919 die Verteidigung der jüdiſchen Belange auf der nächſten Sitzung in Genf gefordert hat. Die Regierungen Englands und Frankreichs hätten bereits auf die Minderheitenverträge hingewieſen. Als Folge der Befreiung Deutſchlands und Italiens vom Freimaurertum und füdiſcher in⸗ ternationaler Hochfinanz hätten die Befrei⸗ ungsverſuche der verjudeten Staaten heute weit mehr Ausſichten auf Erfolg als noch vor eini⸗ gen Jahren. Darum würden auch die Be⸗ mühungen des Kabinetts Goga das Störungs⸗ feuer aus Genf und die Machenſchaften der Juden gegen die rumäniſche Regierung in der Welt zunichte machen. Sleuerſteckbrieſe und Bermögensbeſchlagnahmen Berlin. 5. Jan. Gegen nachſtehende Perſonen ſind Steuerſteck⸗ briefe erlaſſen worden: 1. Kaufmann Leopold Gadiel. zuletzt wohnhaft in Berlin⸗Charlottenburg. Bayern⸗ allee 15/16, zur Zeit in Amſterdam. Miner⸗ valaan 56. Geſchuldete Reichsfluchtſteuer 524 380.21 RM., fällig geweſen am 30. Juni 1934, nebſt Zuſchlag. Steuerſteckbrief des Fi⸗ nanzamts Berlin⸗Charlottenburg⸗Weſt vom 15. Dezember 1937. 2. Ledergroßhändler Dr. Alois Konopka, zuletzt wohnhaft in Pirmaſens. Turnſtraße 9. zur Zeit in Baſel(Schweiz). Geſchuldete Reichs⸗ fluchtſteuer 17 295 RM. fällig geweſen am 8. November 1937, nebſt Zuſchlag. Steuerſteckbrief ee e Pirmaſens vom 15. Dezember Es ergeht hiermit die Aufforderung. die obengenannten Steuerpflichtigen. falls ſie im Inland betroffen werden. vorläufig feſt⸗ zunehmen und ſie unverzüglich dem Amts⸗ richter des Bezirks, in dem die Feſtnahme er⸗ folgt, vorzuführen. der Källeeinbruch in Europa In Rorddeulſchland Hannover, 6. Januar In ganz Norddeutſchland herrſcht ſtrenge Kälte. Mittwochfrüh wurden gemeſſen in Han⸗ nover 19, in Göttingen 20, auf dem Brocken 18, in Braunſchweig 20 Grad und in der Heide 18 Grad unter Null. Glücklicherweiſe hat es tags zuvor geſchneit, ſo daß eine ausreichende Schneedecke die Saaten ſchützt. Tief verſchneit iſt der Harz, Braunlage meldet 53, Hahnenklee 60 und der Brocken 85 Zentimeter Schneehöhe. Die Weſer führt bereits Treibeis. Bed fort⸗ dauernder Kälte wird ſie bald zufrieren. källe in Peſideulſchland Ss Eſſen, 5. Januar. Die Kältewelle hat jetzt auch den Weſten des Reiches erreicht. So meldete am Mittwoch früh das Hochſauerland 15 Grad Kälte.— Eſſen hatte um 8 Uhr 8,8 Grad Kälte. 17 Grad fälle in Kaſſel 58 Kaſſel, 5. Januar. Auf ungewöhnlich ſtarken Schneefall, der den ganzen Dienstagvormittag andauerte, iſt in der Nacht zum Mittwoch auch in Kurheſſen ein ſtarker Kälteeinbruch erfolgt. In der Kaſ⸗ ſeler Innenſtadt wurden am Mittwochmorgen 12—14 Grad, in den Außenbezirken ſogar 17 Grad unter Null gemeſſen. Im Schwarzmeergebiei Kronprinz Michael von Rumänien in Seenot Drei Dampfer überfällig Sofia, 6. Januar Die Schneeſtürme mit großer Kälte in ganz Bulgarien halten noch unvermindert an. In Bulgariſch⸗Thrazien ſind heute mehrere Züge, darunter auch der von Burgas kommende D⸗ dug, im Schnee ſtecken geblieben. Die Blätter erichten am Mittwoch über vier weitere Opfer des weißen Todes. Nach noch nicht beſtätigten Meldungen aus Warna geriet das rumäniſche Torpedoboot „Brincipeſſa Maria“, das den rumäniſchen Thronfolger Michael zu den Hochzeitsfeierlich⸗ keiten 1 chen Kronprinzen nach Athen bringen ſoll, auf der Höhe des bulgariſchen Ha⸗ fens Burgas infolge der ſchweren Stürme auf dem Schwarzen Meer in Seenot. Das Kriegs⸗ ſchiff teilte durch Funkſpruch mit, daß es Kurs auf den Hafen Warna genommen habe. Seit⸗ her fehlen Nachrichten von dem Schiff. Nach Meldungen aus Warna ſind auch zwei holländiſche und ein italieniſcher Dampfer, die heute mittag den Hafen anlaufen ſollten, über⸗ fällig. In Polen Warſchau, 6. Januar Die Kältewelle in Polen hat ſich im Verlaufe der Dienstagnacht und des Mittwoch weiter verſchärft. In den Oſtgebieten, ſo in der Woj⸗ wodſchaft Tarnopol wurden 29 Grad, in War⸗ ſchau und in Bromberg 22 Grad unter Null ge⸗ meſſen. Die Weichſel und andere Flüſſe ſind jetzt zum größten Teil feſt zugeftoren. gie hören im Rundfunk.. Freitag, den 7. Januar Deutſchlandſender 6: Glockenſpiel Morgenruf 6.30: Konzert. 9.40: Kl. Turnſtunde. 10: Lord Nelſon. 10.30: Kampf bis ins Ziel. 11.30: Dreißig bunte Minuten. 12: Konzert. 14: Allerlei— von Zwei bis Drei! 15.15: Kinderliederſin⸗ gen. 15 35. Es ritten drei Reiter zum Tore hinaus Lieder vom Scheiden und Meiden 16: Muſik am Nach⸗ mittag. 18: Heitere Muſik für Bläſer. 18.20: Neue Lieder 18.50: Alles, was wir haben, muß ſtehen im Dienſt. 19.10: und jetzt iſt Feierabend! 20: Hier ſpricht Sowjetrußland. 20.10: Märſche. 21:„Das glück⸗ hafte Schiff von Dorkum“. Eine Dichtung. 22.30—24: Muſik zur Unterhaltung. Frankfurt 6: Morgenlied. Morgenſpruch.. Gymnaſtik 6.30: Kon⸗ zert. 8.10: Gymnaſtik. 8.30: Muſik am Morgen. 9.45: Hausfrau, hör zu! 10: Lord Nelſon 10.30: Mutter turnt und ſpielt mit dem Kind. 11.40: Deutſche Scholle. 12. Konzert. 14.10: Bunte Kleinigkeiten. 15: Volk und Wirtſchaft. 16: Konzert 18: Zeitgeſchehen. 19.10: Zupfmuſik. 20. Opernkonzert. 21.15: Rufendes Land. Stuttgart 6: Morgenlied. Gymnaſtik. 6.30: Konzert. 8.10: Gym⸗ naſtik. 8 30: Frohe Muſik am Morgen. 10: Leben aus eigener Kraft. 10.30: Kampf bis ins Ziel. 11.30: Volks⸗ muſik. 12: Konzert. 14: Tänzeriſche Muſik. 16: Muſik am Nachmittag. 18:„Das kann bei Menſchen nie paſ⸗ ſieren— ſo etwas gibt's doch nur bei Tieren“. 18.30: Griff ins Heute. 19.15, Stuttgart ſpielt auf. 20: Durch die Wälder, durch die Auen.. 21: Max Bruch. Zum 100, Geburtstag. 21.30: Neue Tanzmuſik 22.30: Bunte Miſchung. 24—1: Nachtmuſik. Starker Schneefall, der den Froſt begleitet, hat die Aufrechterhaltung des Eiſenbahnverkehrs in einigen Teilen des Landes erſchwert. Noch zwei Opfer der zchneebergkalaſtrophe geborgen Wien, 6. Januar Nach viertägiger aufopferungsvoller Arbeit iſt es gelungen, zwei weitere Opfer der Lawi⸗ nenkataſtrophe am Schneeberg zu bergen. Es handelt ſich um einen jungen Arbeiter und einen Studenten aus der niederöſterreichiſchen Gemeinde Leobersdorf. Unter den Schnee⸗ maſſen begraben liegt— wie man als ſicher an⸗ nimmt— noch ein weiteres Opfer, ſo daß die Geſamtzahl der Toten acht beträgt. Die Bergungsarbeiten, die ſchon ſeit Diens⸗ tag von freiwilligen Helfern unter Führung von Gendarmen vorgenommen werden, verlan⸗ gen angeſichts der ſchweren Schneeſtürme und der arktiſchen Fröſte Außerordentliches von den wackeren Helfern. Brand auf einem Pariſer Bahnhof Höllenmaſchine in der Gepäckaufbewahrung? Paris, 6. Januar In der Gepäckaufbewahrung des Lyoner Hauptbahnhofes in Paris brach am Dienstag ein Feuer aus. Wie„Paris Midi“ behaup⸗ tet, ſoll der Brand durch die Exploſion eines Handkoffers, der anſcheinend Spreng⸗ ſtoffe oder eine Höllenmaſchine ent⸗ hielt, hervorgerufen worden ſein. Die Ueber⸗ reſte des Koffers werden nunmehr genau un⸗ terſucht werden, auch ſind Nachforſchungen nach der Perſon der Aufbewahrung hinterlegt hat. Ichechiſcher Elbkahn auf Grund geralen Magdeburger Strombrücke gefährdet Magdeburg. 6. Januar. Ein tſchechiſcher 750 Tonnen⸗Kahn, der von Prag nach Hamburg unterwegs war, ſollte von einem tſchechiſchen Dampfer durch die Magde⸗ burger Strombrücke gebracht werden. Hierbei riß eine Stahltroſſe, wodurch ſich der Kahn quer vor die Brücke legte und auf Grund geriet. Die Gefahr für die Brücke iſt groß. da der Kahn mit ſeiner ganzen Wucht auf die Pfeiler drückt. Sollte es nicht innerhalb kur⸗ zer Zeit gelingen. den Kahn abzuſchleppen. müßte er geſprengt werden. Durch den Unfall iſt auch der geſamte Schiffsverkehr unterbrochen. Magdeburg, 6. Januar. Der vereinten Arbeit von fieben Schleppern iſt es gelungen, den tſchechoſlo⸗ wakiſchen Kahn abzuſchleppen. Ueberſall auf Gefängniswärler §§ Budapeſt, 5. Januar. In der Werkſtatt des Miskolcer Militärge⸗ fängniſſes wurde am Montagabend ein furcht⸗ barer Mord verübt. Der Wärter des Gefäng⸗ niſſes wurde um 9 Uhr in der Werkſtatt mit geſpaltenem Schädel ohnmächtig in einer Blut⸗ lache aufgefunden. Die Unterſuchung ergab, daß der Beamte nach Beendigung der Arbeit zwei Sträflinge damit beauftragte, ſein Fahr⸗ rad zu reparieren, wofür ſie Ueberſtundenbe⸗ zahlung bekommen ſollten. iDe beiden Sträflinge blieben in der Werk⸗ ſtatt allein und als der Wächter zu ihnen ein⸗ trat, um Erkundigungen einzuziehen, warum die Arbeit ſo lange Zeit in Anſpruch nehme, wurde er von den beiden Sträflingen mit einem Beil überfallen und niedergeſchlagen. Die Sträflinge nahmen ihm ſodann die Schlüſſel ab und konnten unbemerkt in Sträflingskleidung entkommen. Beide Verbrecher werden im ganzen Lande geſucht. im Gang, die den Handkoffer in —̃ V——.— r * 1 ————— (12. Fortſetzung) Im Morgengrauen, als der Hochkalter erd dem Frühnebel tauchte, 5 Valter Glonau. Pelle ſam zerteilte er einen Wirbel dumpfer Träume. 0 war gewandert, weit, manchmal war Hanno neben ihm, aber meiſt keuchte er allein bergan, einen endloſen Schutthang hinauf, den prall die Sonne beſchien. Da⸗ von kam wohl der bohrende Druck in ſeiner Stirn. Er hob die Hand, um das Unbehagen wegzuſtreichen, aber auf halbem Weg hielt er ein und betrachtete dieſe Hand, neugierig wie einen fremden Gegenſtand. Es war eine Geſte, wie ſie Geneſende an ſich haben, die ſich erſt wie⸗ der beſinnen müſſen auf das Leben und das eigene Ich. Das erſte, was tiefer in ſein Bewußtſein drang, war der vielſtimmige Vogeljubel des Bergwaldes. Glonau lauſchte. Eine Welle von Glück überflutete ſein Herz. Nie hatte er eine ähnlich urſprüngliche Freude am Daſein gekannt. Um ſeinen Mund erſchien ein Lächeln, das Frau Gildis ſtaunend mit een Sie ſaß überwacht und müde in einem tiefen Klubſtuhl, den man an das Bett getragen hatte. Zwar hatte ſie der Arzt beruhigt und ihr geraten, ſich ſchlafen zu legen, da keine Gefahr vorhanden ſei. Nun war es ſo weit, Sie ſah ſeine Augen wandern, anfänglich noch unbeteiligt und leer, dann mit dem Aus, druck wachſender Verwunderung. Er wußte nicht, wo er war, Sein Blick wurde eine hilfloſe Frage. Er konnte ſie nicht ſehen, wenn ſie ſaß. Und plötzlich wagte ſie nicht mehr aufzuſtehen und ſich über ihn zu beugen, ch hatte bisher ſo leicht geſchienen und war doch ſo hwer. Aber da verſuchte er, geſtützt auf die Ellenbogen, ſich aufzurichten. Sie ſchnellte hoch und fühlte, wie eine Blutwelle ihr Geſicht übergoß. 1„Daß darfſt du nicht, Walter! Du mußt ganz ruhig iegen!“ Sie drückte ihn mit ſanfter Energie in die Kiſſen zurück. Seine Augen hatten ſich geweitet, er ſtarrte ſie an, die Lippen lautlos bewegend. Er war faſſungslos. Dann taſtete er mit eigentümlich forſchender Bewegung nach ihrer Hand, als wollte er ſich vergewiſſern, daß ſie aus Fleiſch und Blut ſei. Ste begriff, daß es ihm noch ſchwer ftel, Traum und Wirklichkeit zu trennen. Und ſo ſagte ſie faſt überlaut und ſehr entſchieden:„Es iſt ſchon ſo. Du biſt bei mir.“ Es lag ein Triumph in ihren Worten und eine ver⸗ biſſene Beſitzergreifung. Die ganze Nacht hatte ſie ihn bewacht und ſich in eine ſeeliſche Ausfallsſtellung hinein⸗ geſteigert: Nun gehört er mir. Niemand kann ihn mir nehmen. Jetzt hat er nur noch mich. Sie hatte Almut weggeſcheucht und mit ihr jede andere Frau. Almut war immer als Inbegriff der Gefahr er⸗ 1 Almut war das Betörende, das Lockende an ſich, dem kein Mann widerſtand. Und Frau Gildis, die ihren Gatten ſtets als perſönlichen Beſitz, als reſtloſes Eigentum betrachtet hatte, begriff nicht, daß Almnuts Macht am meiſten in der Freiheit lag, die ſie anderen Menſchen beließ. 0 Von dieſem großen Begreifen war ſie auch jetzt noch weit entfernt. Und ſo geſchah es, daß Walter Glonan ſofort wieder an die Stäbe eines Käfigs ſtieß, als er im Hauſe ſeiner Frau erwachte. Das Glücksgefühl er⸗ loſch. Ein Unbehagen, eine Scham erfaßte ihn und Zorn auf ſeine ſelbſtverſchuldete Hilfloſigkeit. Er ſchloß die Angen. Sein Geſicht unter dem weißen Verband war nichts als Abwehr. Frau Gildis begann zu zittern. Sie hing an ſeinen Lippen, ſie wartete auf ein Wort, wie er vor wenigen Tagen gewartet hatte. Aber ſein Mund mit den geſenkten Winkeln war ein dünner Strich voll Ergebung, fremd, läſſig und vornehm erſchien er ihr, ein Menſch, der ein Eigener geworden war und eine tieſe Erfahrung gewonnen hatte, nahe einer dunklen Schwelle. Aber als ſie befürchten mußte, ihn endgültig ver⸗ loren zu haben, fand ihr bebendes Frauentum das einzig richtige Wort. „Walter...“ ſagte ſte ſtockend und faſt ohne Atem. ebe. du denn immer noch nicht, wie ſehr ich dich, iebe?“ Aus ihrem Geſicht war jeder Blutstropfen gewichen. Sie hatte die Maske ihrer Sicherheit und ihres Hoch⸗ muts gelüftet. Sie war nicht mehr die reiche Frau. Sie war eine Bettlerin, die um das Koſtbare flehte, was oft der ärmſten Frau lächelnd in den Schoß fällt. „Mein Gott, Gildis...“ Glonau rang mühſam nach Worten...„Warum haſt du mir das nicht früher geſagt?“ „Iſt es— jetzt— zu ſpät?“ Sie verſuchte ein ge⸗ quältes Lächeln, das Herz ſchlug ihr bis zum Hals. Er ſchwieg minutenlang und ahnte nicht ihre ſtumme Verzweiflung. Sein Kopf ſchmerzte, die Gedanken ließen ſich nur mühevoll ordnen. Die ſchwere Aus⸗ ſprache war faſt zu viel für ihn. „Siehſt du, Gildis, die Sache iſt ſo! Ich bin immer ein Halber geweſen. Alles nur halb gemacht. Ein halbes Leben— ein halber Tod. Ich habe nur noch— halbe Liebe übrig...“ „Ich will— damit zufrieden ſein...“ Ihre Stimme hatte keine Feſtigkeit mehr. Sie mußte die Zähne zuſammenbeißen. Die Bettlerin hatte ein Goldſtück erwartet und einen Kupferpfennig erhalten. Aber war das nicht immer noch beſſer als eine leere Hand? Sie wehrte ſich nicht mehr gegen den Schmerz. Sie Uleß ihn in ſich einſtrömen und fühlte, wie er ſich wan⸗ delte zu einer tiefen Kraft. Sie wollte warten und Ge⸗ zuld haben. Immer warten ind Gedul; haben. Größeres zu erreichen iſt den meiſten Frauen 17 Sie lächelte. Es war nicht mehr das verzerrte Lächeln, das vor kurzem noch ihre innere Qual verraten hatte. Sie beugte ſich über ihn. „Warum ſollſt du kein Ganzer werden mit der Zeit? Warum nicht, Walter?“ 5 Er ſah ſtaunend und faſt ungläubig die Wärme in kwrem Blick. Sie nickte ſtill. 1 — „ 5 E* Schrei Ein Roman aus dem Berchtesgadener Land Berchtendreiter —.— „Wenn du Hanno ſehen willſt, ich hole ihn..“ *** Almut hatte mit der Morgenpoſt einen Brief erhal⸗ ten. Er war von einem älteren Kollegen, der ihr ver⸗ traulich mitteilte, daß neue Abbaumaßnahmen im Be⸗ trieb bevorſtünden. Er habe zufällig Einblick in die Liſte der„Unglücksraben“, die demnächſt„fliegen“ ſoll⸗ ten, erhalten und Almuts Namen darunter gefunden. Im übrigen habe ihre eigenmächtige Urlaubsverlänge⸗ rung nicht gerade verbeſſernd auf ihre Zukunftsaus⸗ ſichten eingewirkt.. Almut zerriß den Brief in kleine Stücke und blies ſie aus der hohlen Hand, Sie flatterten über den Früh⸗ tückstiſch und müßten einzeln aus der Honigſchale ge⸗ h werden. Almut beſorgte das mit nachdenklicher ründlichkeit. „Kleiner Ma in, was nun?“ Die Frage pflegte ſie in verzwickten Lagen immer an ſich zu richten.„Was nun, kleines Mädchen?“ wandelte ſie ab. Sie rieb ihre Naſe und ſpielte ſich ſelbſt die größte Unbefangenheit vor, um nur nicht wahrzunehmen, daß irgendwo jn einer Her⸗ zensfalte die eiskalte Angſt ſaß. Aber als dieſe Kälte wuchs und eine Art Lähmung zu werden drohte, ſprang e auf, 105 ſich ein verbiſſenes„Feigling!“ an den opf und lief hinaus in, den Wurzgarten der vacknerin. Am hinterſten Ende unter einem verkümmerten ollerbuſch ſtand eine morſche Bank. Die Hennen der Lacknerin hatten ihre Spuren darauf hinterlaſſen, mooſig und ſchimmelig war der Sitz. Almut ſetzte ſich vorſichtig auf die Kante und dachte weiter nach. Kleine Schweißperlen glänzten auf ihrer Stirn, Almut wußte, daß der Kollege dieſen Brief nicht ohne Nebenabſicht geſchrieben hatte. Er ſollte gleichzeitig ein Wink ſein, ein Angevot. Und Almut hörte eine Frage, die ſchon oft an ſie gerichtet worden war: Warum hei⸗ raten Sie nicht? Warum eigentlich nicht? Sie ſah des Kollegen gut⸗ mütige Augen vor ſich unter den etwas lehrhaft hoch⸗ gezogenen Brauen, ſie hörte auch ſeine Stimme, und die war leicht katarrhaliſch, ein bißchen nörgleriſch— und klapperte wie eine Schreibmaſchine. Almut Gerdes wollte mit keiner Schreibmaſchine verheiratet ſein. Wenn ſie liebte, mußte das Leben tönen, nicht klappern. Sie ließ eine Reihe weiterer Kandidaten an ſich vor⸗ überziehen, wie aus dem Photo-Album eines Heirats⸗ vermittlers heraus. Und immer ſchielte ſie dabei fra⸗ end ins eigene Herz. Was ſagſt du dazu? Aber es chwieg und machte keine Miene, ſich zu äußern. 2 Aber der Tag war ſchön, und die Sonne ſchien tröſt⸗ lich und warm. Man konnte unmöglich an den Ernſt des Lebens glauben bei ſoviel Glaſt und Glanz. Man war nicht Walter Glonau, der am Daſein verzweifelte, wenn es anfing, ſchwierig zu werden. Man wollte fröh⸗ lich ſein und tapfer trotz allem! Almut warf den Kopf in den Nacken und atmete tief. Abreiſen? Nun war ſchon alles einerlei! Ein Taumel erfaßte ſie, ein Rauſch. Sie konnte noch bleiben, ſie mußte nicht fort, niemand hatte das Recht, ſie zu ver⸗ treiben. Sie lachte trotzig in ſich hinein, ſie ſummte, ſie ſorg Und ſingend lief ſie zurück ins Haus, den Reſt hrer Barſchaft zu zahlen. Sie konnte noch vierzehn Tage bleiben, wenn ſie ſehr ee war. Beinahe liebevoll verſchloß ſie die Geld⸗ cheine und Silberſtücke, die nach Bezahlung ihrer Rech⸗ nung übriggeblieben waren. Das war Geld, das endlich einmal nicht nur Nützlichkeitezwecken diente. Sie würde als Gegenwert Schönheit und Freiheit dafür ein⸗ tauſchen, den Zauber einer großen Natur. Sie packte den Koffer wieder aus und verſtreute ihre Habe rings im Zimmer, um nochmals gründlich Beſitz zu ergreifen von dieſen ſchlichten vier Wänden und den leinen Schießſcharten⸗FJenſtern. Die Wieſenblumen auf dem derben Bohlentiſch bekamen friſches Waſſer. Sie ſchüttelte die rotgewürfelten Kiſſen ihres Bettes auf. Und ſchließlich bürſtete ſie ihr Haar und legte ihr hellſtes Kleid an. 5 Ihr Leben hatte die wirtſchaftliche Grundlage ver⸗ loren. Geſtern hatte ſie noch vor dieſer Möglichkeit ge⸗ zittert. Heute, da ſie dem tatſächlichen Nichts gegen⸗ überſtand, war ihr zumute, als wäre ſie in den Sturm eines freieren Lebens hinausgelaufen. f An ihre Türe pochte es. Almut blickte verwundert auf, als ſich eine junge Berchtesgadnerin hereinſchob und ihr einen Brief übergab. Von Frau Glonau..“ 5. Almut wog den Brief in der Hand, er trug keine Anſchrift. Sie war ein wenig erblaßt. „Sollte das kein Irrtum ſein?“ 5 „Naa, es ſtimmt ſcho! Sie ſollen heut pamittag zum Kaffee kemma..“ N Mit runden Pansbacken ſtrahlte das Mädchen Almut freundlich an. „Mir ham an Gugelhupf bacha. heißungsvoll hinzu. 1 Almut mußte lachen über die originelle Art der Ein⸗ ladung. Sie verbarg ihr Erſtaunen und nickte. „Schön, ich komme!“ 5 Das Mädchen wollte verſchwinden, aber Almut hielt ſte zurück. „Wie geht es Herrn Glonau? Hoffentlich hatte er eine gute Nacht?“ „O ja! Der Herr Dockta is recht zfrieden— er is heut m der Friah ſcho wieder da gwen— und der Bua hat a rieſige Freud..“ f 5 „Der Bua?“. „Der Hanno halt! 9 hab eh allerwetl geſagt, daß der Bua an Vattern braucht!“ 8 f Da haben Sie recht!“ g n Almut löſte ſich die Spannu 1 ein herz⸗ aftes Lachen. Für dieſes Naturkind gab es keine robleme. 2 Als Almut wieder allein war, riß ſie den dünnen Briefumſchlag auf. Ihre Finger bebten, die ſteilen Buchſtaben tanzten. rr ihren Augen. Es waren nur fügte es ver⸗ Von Maria Urheberrechtsschutz durch Vorlan Osku Meister Werdau 1. Sa. 4 wenige orte:„Bitte, romm! Ich möchte Klarheit aben.“ b 8* 1 f Almut, die ihr Mittagsmahl immer in der nahen Grenzwirtſchaft einnahm, hatte an dieſem heißen Tag keine Luſt, zu eſſen. Sie verſchlieſ die lähmende Mit⸗ tagshitze im Liegeſtuhl, bis ſie die Lacknerin weckte und ihr ohne Umſchweife einen Teller aus Steingut reichte auf dem einige goldbraune Kücheln im Schmalz noch leiſe brutzelten. „Sell(das) koſt nix!“ ſagte die Lacknerin, um die 5 Gabe ſofort als Geſchenk zu kennzeichnen. Die wiederholten Gunſtbeweiſe machten Almut bei⸗ nahe verlegen, Sie ſah die grauen, etwas verſtaubten Augen der Alten auf ſich gerſchtet mit einem Ausdruck, der ſie rührte. Mein Gott, dachte ſie. Das iſt ja Liebe. Sie hat mich gern. Warum eigentlich? „Was wird der Simon ſagen, wenn ich ihm alles wegeſſe?“ ſcherzte Almut. 5. Aber da begann ein großes Lamento der Lacknerin. Ste wiſſe nichk, was in den Simon gefahren ſei. Er eſſe faſt nichts mehr, er ſpringe vom Tiſch auf wie ein Un⸗ ſiuniger, wenn man ihm gut zurede und zum Zugreifen nötige. Es ſei ein rechtſchaffenes Kreuz mit ihm. „Merkwürdig!“ Almut lächelte.„Vielleicht hat er pech in der Liebe? Aber das nette Mädel, das neulich bei ihm war, macht ihm gewiß keinen Kummer.“ „Was für a Madl?“ Die Läcknerin ſpitzte die Ohren. „Wia hat's denn ausgſchaut?“ Almut war auf der Hut, Sie bereute ihre ralche Be⸗ merkung und wollte darüber hinweggleiten. Doch die Lacknerin ließ nicht locker. Sie war fahlgrau geworden, ihre Augen flackerten. Ein unbeſtimmter Verdacht, der ſie ſeit Tagen beſchäftigt hatte, nahm Geſtalt an. „Is leicht a Kloana gwen? A ſaubere— mit krauſte Haar?“ „Mein Gott— 0 genau habe ich das nicht geſehen— es war Nacht g Die Lacknerin nickte grimmig. Nacht! Dafſir mußte es Nacht ſein, ſo was durfte der Tag nicht ſehen, der blaue Himmel wäre eingeſtürzt über ſo einer Schand. Sie beugte ſich vertraulich über Almut und gebrauchte zum erſtenmal das landesübliche Du. „Woaßt, a jedes brave Madl darf er mir bringa, ob ſ' was hat oder nit— wir brauchen aufs Geld nit zu 85— aber die von da drent..“ ein dürrer Zeige⸗ inger wies auf das Reitenlehen—„die von da drent, die kimmt mir nit ins Haus— die ſchmeiß i naus und eahm dazua, ſo wahr i d' Lacknerin bin..“ 5 Almut ſtarrte in das lederbraune Geſicht, das ſte nie ſo voll veidenſchaſt geſehen hatte. Widerwillen und doch eine Art Bewunderung ſtritten ſich in ihr. Was waren das für Menſchen! Nach außen verſchloſſen und kalt— innerlich aber brannten ſie. „Lacknerin!“ ſagte Almut ernſt.„So darf man nicht ein. Man kann nicht mit dem Kopf durch die Wand. Ich glaube, ihr Menſchen auf dem Land wißt das noch nicht ſo gut wie wir in der Stadt. Wir erleben es jeden Tag. Ueberall Mauern. Ueberall Widerſtände. Ihr habt mehr Luft und mehr Raum— aber euch die Köpfe einrennen, das könntet ihr wohl auch.“ Die Lacknerin hatte die Lippen feſt aufeinanderge⸗ preßt. Sie hörte kaum, was Almut ſagte. Eine Stunde ſpäter war Almut Gerdes unterwegs nach Buchenſtein. Sie ſah das weiße Haus der Schweſter aus dem Buchengrund tauchen, aus dieſem Schwall von Laub, dieſem Wipfelgewoge, und blieb veratmend ſtehen. Ihr Herz klopfte ſtürmiſch. Auf der Terraſſe wurde ſie von Hanno empfangen. „Mutter kommt gleich!“ ſagte er und blickte ſie prüfend an. Sie umſchloß die Hand, die er ihr bot, mit ihren beiden warmen Händen und betrachtete ihn genau. In ſeinen Zügen erkannte ſie Glonau wieder, aber es war auch eine gewiſſe Feſtigkeit und Strenge darin, die an Gildis erinnerte. Beſonders dieſer ſchöne Bogen des Mundes, ſo kindlich er noch war, verriet Stolz und Willensſtärke, das Erbe ſeiner nordiſchen Mutter. Neue Jugend! Almut ſeufzte hörbar. Dieſe Jungen werden erreichen, was uns verſagt blieb. Almut hatte ſich geſetzt und Hanno dicht an ſich her ogen. Sie plauderten und lachten. Er war ſofort wieder Feuer und Flamme für ſie. In ihrem Geſicht, das ſie Wange an Wange an das ſeine legte, war eine ſo heiße ärtlichkeit, daß Frau Gildis chwelle ſtockte. Eine Weile betrachtete ſie ſchweigend das Bild. Sie muß heiraten! dachte ſie. Almut gäbe eine wunderbare Mutter.. Da trafen ſich die Blicke der Schweſtes Beide er⸗ röteten und rangen um das erſte Wort. Auch der Junge verſtummte, er forſchte in den Geſichtern, ein Unbehagen vertrieb ihn. 5 1 Nach Jahren ſaßen Gildis und Almut ſich wieder gegenüber, das Porzellan klirrte in ihren nervöſen Händen, Almut entglitt der Zuckerlöffel. Beide atmeten auf, als die junge Berchtesgadnerin mit der dampfen⸗ den Kanne erſchlen, das Vollmondgeſicht glänzend vor Wohlwollen. Aber ihre Tätigkeit war bald beendet. Sie füllte die Taſſen, ſchob den Peddigrohrwagen in Reich⸗ weite, ſtülpte den Wärmer über die Kanne und ging. Es war angenehm kühl auf der Terraſſe, ein leichter Bergwind ſtrich darüberzin und bewegte die Topß⸗ ewächſe auf der Brüſtung. Almut blickte mit ſtillen ugen umher und konnte ſich dem Frieden der Um⸗ gebung nicht entziehen. Einen Seufzer unterdrückend, verglich ſie das eigene unruhige Daſein mit dem ge⸗ borgenen Leben der Schweſter. Wie einem Wanderer mit beſtaubten Schuhen, der in einen kühlen Garten blickt, war ihr zumute. Sie wehrte ſich gegen den leiſen Stich des Neides und lächelte ſchwach. (Fortſetzung folgt) eintretend auf der 1 2 durch er . Arrzeg rohen en fag de Mit⸗ lle und deichte U nuch im die t bei, ſtaubten lobruc, 1 Nebe, N allez dherin, Er eſſe n Un. gteifen n. hat er Jeulich Ohren. c. Be⸗ och die vorden, ht, der krauſte hen— mußte I, der hand. auchte 0b f Nit zu gige. t ole b nd ſie nie 9 doch waren zalt— nicht Vaud. b foch jeden Ihr Köpfe detge⸗ rwegz weſter l von ſtehen. ingen. ſüſend ihren U. In 5 war ie an f dez und ungen ch ge vieder 8 ſle heiße der gend gäbe ie er⸗ unge hagen gledet pöſen melen pfeu⸗ b t . Ele feich⸗ g chte Lohe tilen Um⸗ tend, bee deler aten eiſen —. ö 1. 1 ö 1 Problemen brüten, 5 Das Nachtlager 7 Von Robert Hohlbaum An einem Abend zwiſchen der Niederlage von a em S von Belle⸗Alliance defi⸗ lierte das Bülowſche Korps vor dem Feldmar⸗ ruppen, die ſchon bei Dres⸗ mitgefochten hatten, und friſch, Heimat gekommene junger Fähnrich. e alle hatten ſchwere Märſche hinter ſich gebracht, der anhebende Regen löſchte ihren letz⸗ 1 1 5 e nun hörten, daß man nicht, wie erhofft, in dem naheliegenden ſchönen Dorfe trockenes Quartier beziehen, ſondern auf Befehl telle biwafieren der Reſt von Selbſtzucht von ihnen, und ſie begannen in Reih und Glied zu murren. 1 wurde„Halt!“ kommandiert, der Kapitän der Kompanie, darin der junge Fähnrich ſeinen ug führte, bezeichnete den Lagerplatz, ein wei⸗ „aus deſſen Mitte im letzten Dämmern i e 91 und fügte bei, ſie ätten die Ehre, in nächſter Nähe des Mar⸗ challs zu kampieren, dem ſein Nachtlager in eben dem kleinen 855 das nur eine Stube umſchloß, ie anderen ſchwiegen, nur der Ligny und dem Siege ſchall, altgediente den und Leipzi ausgebildete, eben aus der Erman darunter ein i ten Mut, und da ſi des el an Ort und S würde, fie es Feld ein kleines Haus aufſchien, bereitet werde. junge Fähnrich rief: „Schöne re! Sich hier im Dreck herum⸗ zuwälzen, end der Alte im warmen Bette ſich dehnt! Hätten wir nicht alle im Dorfe drü⸗ ben es ebenſo gut haben können? Den nennt man in der Armee den Soldatenvater? Jetzt zu halten iſt! 4 1 was von dem Geſchwä Er denkt auch nur an ſich wie alle andern!“ Es war tiefdunkel geworden, ſtand. „Wer hat das geſagt? Wer iſt mit mich nich zufrieden? Wird Er ſich melden? Ich erkläre Ihn for einen miſerablen Hundsfott, wenn Er nicht den Mut hat! Alſo, wer in drei Deubels⸗ namen?“ „Fähnrich Freiherr von Schellhorn meldet ſich ganz gehorſamſt.“ „So. Wie lange ſchon bei der Armee?“ Seit geſtern, Exzellenz.“ bor, Er 10 trete ihm meinen Platz ab. Er wird N Haufe chlafen und ich in der friſchen Luft.“ Nun wurde Gelächter laut. Vater Blücher machte einen ſeiner guten Späße, hah! „Ruhig, 17 Dösköppe, das is mich mein voll⸗ ſter Ernſt! Huter wei Mann! Dem Herrn ähnrich das Lager herrichten, ſoviel Darnen⸗ etten als ihr auftreiben könnt! Marſch! Marſch! 5* betäubt hielt der Fähnrich vor dem auſe. „Nun, wird's bald? Wir wollen auch zur Ruhe kommen!“ „Exzellenz“, ſtammelte der Fähnrich,„Exzel⸗ lenz ſcherzen.. ich kann doch nicht...“ Er kann nicht nur, Er muß! Da“— befahl er dem Diener—,„gerade vor dem Fenſter macht mir mein Bett! Er ſteht, Fähnrich, ich bin in Seiner Nähe! Wenn s Ihm drinnen noch u unbequem ſein ſollte, ruf Er mir ungeniert, Er kann noch meinen Schlafſack und ne Decke haben, brauch' ſie nicht! Und nu marſch und gute Nacht!“ Der Fähnrich wankte in das Haus. Eine Weile ſtand er reglos, in dumpfem Traum. Die Stimme des Marſchalls weckte ihn. „Nu, Er ſchlüft ja noch nich! Morgen Is'n ſchwerer Tag, da heißt's ausgeſchlafen ſein!“ Stumpf gehorchend, ſtreckte ſich der Fähnrich auf das Bett. „Zudedken, zudecken?“ ſchrie Blücher.„Wenn Er morgen nen Schnupfen hat, kann Er nich mit, und wir verlieren todſicher die Schlacht!“ Der Fähnrich kroch unter die dicken Feder⸗ daunen, wie unter einen Grabſtein. Der Schweiß brach ihm aus den Poren, ſein Herz ſchlug bis um Halſe. Leiſe ſtreifte er die Decken von ſich, ſchlich ans Fenſter und atmete in die kühle Nacht. Er fuhr zurück vor Blüchers Kopf, der aus der Fiefe ſchoß. a 5 und auch der Kapitän hatte den Marſchall zu ſpät bemerkt, der nun mit einem Male mitten unter ihnen „Da ſollen Ihn doch zeyn Donnerwetter er⸗ ſchlagen! Glaubt Er, wir haben Ihm das ſchönſte Nachtlager gegeben, damit Er uns alle im Schlafe ſtört? Wart, ich will Ihm helfen!“ Mit einem Satz schwang ſich der Greis durchs Jenſter; faßte den Jungen und warf ihn auf das ager, häufte alle Decken und 395 über ihn, drohte ihn noch einmal, und end ich hörte der Fähnrich das unbekümmerte Heldenſchnarchen vor dem Fenſter. Keiner atmete ſo befreit in den ſchickſalsſchweren Morgen wie er. Jedes Bangen vor dem Kommenden war vertilgt, nichts blieb als die Scham vor dem Kameraden, das furcht⸗ bare Gefühl des Ausgeſchloſſenen und die Sehn⸗ ſucht, die Scheidewand, 5 en ihm und allen denen, die in Kot und Näſſe ehrenvoll kampiert hatten, niederzureißen. Keiner ſtürmte ſo wild aus dem letzten Erinnern der toddunklen Nacht ins Leben des feindlichen Feuers, vom erſten Einbruch des Bülowſchen Korps bis zur Entſchei⸗ dung durch den Ziethenſchen Flankenangriff. Im letzten Augenblick der Schlacht, im kurzen Rin⸗ gen um Jenappes, traf ihn eine Kugel ins Herz. Vor dem kleinen Hauſe lag unter den Ver⸗ wundeten auch der Tote. Als der Feldmarſchall Blücher den Siegern Dank, den Verwundeten Troſt ausſprach, fiel der Fackelſchein auf das blaſſe Antlitz des Fähnrichs. Da ſtockte Blüchers Nede; ſtumm befahl er zwei Musketieren, den Leichnam auf das Lager zu betten, das noch die Spuren des Lebenden trug. Eine Weile ſtand er noch da und ſah in das entrückte Antlitz; dann ſtieg er zu Pferde, und die brauſenden Vivatrufe der Truppen ſchienen ihm aus einer Weite zu dringen, die wie eine kerne Landſchaft verſchwamm. ſtrebt. Ab Das„Bänkeghetto“„ Von Prof. Or, Erich Maschke zur Wehr ſetzt. Ste vbetragr— immer nur nac der amtlichen Ausweiſung der jüdiſchen„Kon⸗ Jahre hindurch ging an den polniſchen Hoch⸗ ſchulen der Kampf der völkiſchen polniſchen Jugend gegen die Juden. In jedem Semeſter gab es Demonſtrationen, Schlägereien, kürzere ung 78 Unterbrechungen des Unterrichts. Da beſch oſſen endlich die Rektoren der War⸗ ſchauer Hochſchulen zu Beginn dieſes Winter⸗ ſemeſters, durch eine grundſätzliche Löſung wieder Ordnung in den Lehrbetrieb zu bringen. Im Einverſtändnis mit der Regierung ordnete ſie an, daß in allen Hörſälen die linke Seite der Bänke für die jüdiſchen Hörer beſtimmt* Die polniſche ſtudentiſche Jugend feierte die erſte Erfüllung einer lange umkämpften Forderung. Doch noch galt die neue Maßnahme nur für die Warſchauer Hochſchulen. Um ſo heftiger wurde ſie jetzt auch an den anderen Hochſchulorten er⸗ ſtimmungen wurden von der 177 Studentenſchaft vorbereitet und durchgeführt, Verſammlungen abgehalten, Anträge an die Rektoren geſtellt. Schon kam es an den Uni⸗ verſitäten von Lemberg und Wilna zu neuen Unruhen. Nur an einer Univerſität herrſcht Ruhe und eht der Unterricht ſeinen geregelten Gang: in oſen. Der Grund iſt leicht zu erkennen: die Univerſität iſt— für polniſche Verhältniſſe— praktiſch ſo gut wie judenfrei Nach der Hoch⸗ ſchulſtatiſtik waren im Jahre 1934/35 von 5170 Studierenden 87 Angehörige des moſaiſchen Be⸗ kenntniſſes— und nur diefe erfaßt die amtliche Statiſtik. Seitdem iſt die Zahl eher noch weiter ante green Damit aber iſt klar, daß der nruheherd tatſächlich nur bei den jüdiſchen Studenten zu ſuchen iſt, gegen deren unverhält⸗ nismäßkia bohe Zahl ſich die polniſche Jugend Stenographie ſchon vor 2000 Jahren Trio, der erſte Parlamentsſtenograph— Die Kurzſchrift feiert Jubiläum Um die Jahreswende 68/862 v. Chr., alſo vor nunmehr 2000 Jahren, wurde zum erſten Male im römiſchen Senat eine Rede in Kurz⸗ ſchrift aufgenommen. An Fuße des Parnaß(Griechenland) hat man vor einiger 39 eine ſeltſame Tafel aus⸗ egraben, deren Inſchrift den Gelehrten viel opfzerbrechen verurſachte, bis es ſich heraus⸗ ſtellte, daß man es mit der älteſten Steno⸗ ene der Welt zu tun hatte: einer Kurz⸗ chrift, die von einem altgriechiſchen Notar „zum Hausgebrauch“ erfunden und von ihm zur ſchnelleren Abfaſfung von Verträgen an⸗ ewendet worden war. e Anwendung ſcheint dieſes Syſtem im alten Griechenland jedoch nicht gefunden zu haben, denn man fand keine zweite derartige Schrift mehr vor. Erſt Jahrhunderte ſpäter, um 65 v. Chr., begann ein Freigelaſſener und Günſtling des großen römiſchen Redners und Politikers. Cicero, Tiro, ein neues Syſtem der Sſenographie auszuarbeiten, zunächſt nur in der Abſicht, die meiſt aus dem Stegreif gehaltenen Reden ſei⸗ nes Gönners mitzuſchreiben und der Nachwelt zu überliefern. Tatſächlich haben wir es die⸗ ſem Tiro zu danken, wenn uns die form⸗ vollendeten Reden Ciceros erhalten geblieben ſind; Tiro pflegte ſie mitzuſtenographieren und dann den Schreibſklaven und Aklavinnen in Reinſchrift zu diktieren. Oeffentliche Anwendung fand die Steno⸗ Raub Tiros— man nannte ſie„Tironiſche oten“— zum erſten Male um die Jahres⸗ wende 63/62 v. Chr., als Cicero den Kurz⸗ ſchrifterfinder in eine Sitzung des römiſchen Senats ſchickte, um eine politiſch wichtige Rede Catos mitzuſchreiben. Kaum hatte diefer ge⸗ endet, als Tiro die mitſtenographierte Rede ſofort in Reinſchrift abſchreiben und an den Toren anſchlagen ließ, während die Senats⸗ ſitzung noch kaum beendet war. Es war jene berühmte Rede die den catilinariſchen Ver⸗ ſchwörern den Tod brachte. Die Stenographie war zu einem Mittel der Politik geworden! Der erſte praktiſche Erfolg der„Tironiſchen Noten“, deren Syſtem ſpäterhin„Tachy⸗ Mit Schallgeſchwindigkeit nach Amerika Neues vom Rahletenflugzeug Mehrere wiſſenſchaftliche Kongreſſe haben ſich in letzter Zeit mit den Problemen des Flugverkehrs in der Stratosphäre beſchäftigt. Amerfkaner, Ita⸗ liener und deutſche Forſcher haben über außer- ordentlich beachtenswerte Erfahrungen und Fort⸗ ſchritte berichten können. die den Stratoſphärenflug heute ſchon als den Fernflug der Zukunft erſcheinen laſſen. 8 Noch ſind die Gedanken des transatlantiſchen Ozeanflugs nicht zu Ende gedacht. Noch iſt die Frage umſtritten, ob das ſeichtere Landflugzeug mit ſeiner größeren Ladefähigkeit, das von Kata⸗ pulten auf das Meer binausgeſchleudert wird, ſich beſſer für den Ozeanluftverkehr eignet, oder das Waſſerffugseug. das zwar ſchwerer, aber dafür auch ſicherer iſt. Während diesſeits und jenſeits des Ozeans die Ingenieure über dieſen heißt es ſchon wieder: „Schneller! Schneller!“ 5 Tage brauchen die modernen Schnelldampfer. Das Luftſchiff ſchafft dieſelbe Strecke in 2 Tagen. Ein Flugzeug mit windſchlüpfigen Formen und ſtarkem Motor ſchafft den Atlantik in einem Tage. Nur Stun⸗ den darf es von Berlin nach Neuvork dauern. Wo iſt die Materie, die noch dünner iſt als die Luft, in der das Luftſchiff und das Flug⸗ zeug fliegen?„In der Stratoſphäre!“ So haben die Meteorologen dieſe Frage beantwor⸗ tet und die Stratoſphäre iſt ſeit langem der Traum vieler Flugzeugkonſtrukteure. Kommen die Raketen wieder? Zunächſt war man um Antriebsmittel in der dünnen Luft über 15 Kilometer Höhe ver⸗ legen! Der normale Motor arbeitet dort nur noch mit einem Bruchteil ſeiner Kraft. Lange Zeit erhoffte man von der Rakete das Heil. Raketenwagen raſten als Vorläufer ſolcher Zu⸗ kunftsflugzeuge über die Avus. Aber die For⸗ ſchung war nicht zufrieden. Es wurde ſtill um die Rakete, bis der bekannte Flugzeug konſtruk teur Heinkel auf einer Hamburger techniſchen Ta gung mitteilte, man könne wahrſcheinlich in abſebbarer Zeit mit brauchbaren Eriolgen rech⸗ nen. Inzwiſchen blieben die Flugzeugbauer nicht müßig. Die Stratoſpäre, jene in etwa 15 Kilometer Höhe beginnende wolkenfreie Luft⸗ e die ſo viele Vorzüge für den Luftverkehr haben ſcheint, wollten ſie mit Maſchinen der üblichen Bauart erreichen. Immer höher ſtieg der Weltrekord. und ſchließlich erreichte der italieniſche Oberſtleutnant Peszi 15 655 Meter. Die Rekordflugzeuge waren ganz auf Steige ⸗ fähigkeit gezüchtet. Aber es iſt ein Unterſchied, ob es mit 30 Meter Anſtieg je Sekunde auf⸗ wärts und dann wieder ſehr raſch mit dem Rekord in der Taſche zurück zur Erdoberfläche geht. oder ob die Maſchine dann dort oben weite Strecken zurücklegen ſoll. Pezzis Rekord⸗ flugzeug, z. B. war ein Doppeldecker, mit dem er einen Steigwinkel von 60 Grad erreichen konnte. Für einen Stratoſphären⸗Geradeausflug aber hätte ein Doppeldecker neben anderen un⸗ günſtigen Eigenſchaften zu viel Luftwiderſtand. Gelingt es dagegen, einen Eindecker mit gün⸗ ſtigſten Flügelmeſſungen und ſtarken Motoren dem Verkehrsflug auch nur in 8 oder 9 Kilo⸗ meter Höhe dienſtbar zu machen, ſo ließen ſich dadurch die heutigen Höchſtgeſchwindigkeiten um etwa 100 Stundenkilometer auf 500 bis 600 Kilometer ſteigern. Auch das iſt dem Flieger allerdings zu wenig! Das augenblickliche Ziel iſt es, mit dem Flugzeug den Schall zu über⸗ holen, alſo 12000 Kilometer und mehr in der Stunde zu ſchaffen. Gtromlinie gilt nicht mehr* Doch bei ſolchen Geſchwindigkeiten verlieren die in tieferen Luftſchichten herrſchenden Geſetze der ſogen.„Stromlinie“ ihre Gültigkeit. Man hat bereits errechnet,— Verſuchserfahrungen gibt es noch nicht,— daß die heute gebräuch lichen Profile der Tragflächen dann weſent lich dünner werden müßten. Der niedrige Luft druck der Stratosphäre 155 eee— 97 unter ganz neue ingungen. r Mo⸗ 2 Baucht NulannttiN eis Treibmittel ein Ge- kehr in der Stratoſphäre iſt 11 genannt wurde, veranlaßte viele ömer zur Anwendung der Kurzſchrift. Skla⸗ ven und Sklavinnen wurden darin ausgebildet, und Tiro unterhielt eine regelrechte Schule für Stenotypiſtinnen. Sie wurden allerdings nicht ſo freundlich von ihren Chefs behandelt wie in neuerer Zeit; wenn ſie Fehler machten, ſo ſchnitt man ihnen kurzerhand die Finger⸗ ſehnen durch Bis ins 11. Jahrhundert hinein blieben die Tironiſchen Noten“ die einzige Kurzſchrift, die in Europa angewendet wurde. Wieder Jahrhunderte ſpäter tauchen in England, Frankreich, Spanien und Schweden Kurzſchrift⸗ ſyſteme neueren Datums auf, meiſt nach„geo⸗ metriſchen“ Geſichtspunkten mit Bogen, Punk⸗ ten und Geraden. Zu Anfang des norigen Jahrhunderts verſuchte man, die engliſchen und franzöſiſchen Methoden auch in Deutſchland anzuwenden— mit geringem Erfolg; die deutſche Sprache ließ ſich„geometriſch“ 3 erfaſſen. Erſt im Jahre 1834 trat der Mün ner Miniſterialrat Franz aver Gabels⸗ berger mit einem kleinen Büchlein„Anlei⸗ tung zur Stenographie“ an die Oeffentlichkeit. Nach zahlloſen Kämpfen und Schwierigkeiten gelang es ihm endlich, die moderne deutſche Kurzſchrift zu ſchaffen, die auch für viele an⸗ dere Sprachen zum Vorbild geworden iſt und ich, nach manchen Wandlungen, im Prinzip bis heute erhalten hat, bereichert durch Elemente des Syſtems Stolze⸗Schrey. Daß die Einführung der Stenographie in gewiſſen Kreiſen auf außerordentliche Wider⸗ ſtände ſtieß, kann man ſich heutzutage kaum mehr vorſtellen. Während der Beerdigung Gabelsbergers kam es ſogar noch zu einem ſenſationellen Zwiſchenfall. Der Prleſter ſcheute ſich nicht, in ſeiner Trauerrede am offenen Grabe anzudeuten, daß Gabelsbergers über⸗ raſchender Tod— er war in der Münchner Theatinerſtraße vom Schlag getroffen worden — ein„Strafgericht Gottes“ ſei, und deshalb 1 man für die„arme Seele des Sünders“ Aten 0 feſſtons“⸗Angehörigen gerechnet— an allen Hochſchulen zuſammen über ein Siebentel bei 9,8 Prozent jüdiſchen Anteils an der Geſamt⸗ bevölkerung. Auch in Warſchau iſt durch die Einrichtung des„Ghettos der Hochſchulbänke“, wie die pol⸗ niſche Oeffentlichkeit es nennt, eine wirkliche Befriedung der Hochſchulen noch nicht ein⸗ getreten. Die jüdiſchen Studenten weigern ſich, die für ſie vorgeſehenen Bänke einzunehmen. Sie machen Proteſtſtreiks, an denen ſich auch die jüdiſche Geſchäftswelt beteiligt, wenn auch nicht ſo gründlich, daß die„Geſchäfte“ darunter leiden könnten. So geht der Kampf an den Hochſchulen weiter Vie Polen ſehen ſich in ihrem Staate einer ſſe 5 er. 3½ Millionen Juden gegenüber. Niemand, auch der letzte Arbeiter und der kleinſte Bauer nicht, kommt in ſeinem eigenen Lebensbereich, ſeiner täglichen Arbeit um die Auseinanderſetzung mit der jüdiſchen Frage herum. Doch die breiten Maſſen des pol⸗ niſchen Volkes ſehen in den Juden, die nur zum allergeringſten Teile aſſimiliert ſind, das 5. Volk, ſie halten infolge der täglichen eobachtung der abweichenden moſaiſchen Reli⸗ ionsbräuche(Sabbat, Neujahr uſw.) die Kon⸗ 49 für die eigentlich trennende und entſcheidende. So kann man auf den Märkten der polniſchen Städte oder in den alten, ſchönen Tuchhallen Krakaus Stände mit der Aufſchrift zKatholiſches Geſchäft“ finden, und in einer Anzahl von Städten haben die polniſchen Droſchkenkutſcher beſchloſſen, ein Schildchen an ihren Wagen zu hängen mit der Aufſchrift „CThriſtliche Droſchke“. J 8 Da hat der erſte praktiſche Löſungsverſuch der Judenfrage an den Hochſchulen durch die Einführung des„Ghettos“ auf der linken Seite der 6 die ſtudentiſche Jugend in radikaler Weiſe an die Raſſenfrage. ſie mußten entſcheiden, wohin die Halbjuden ge⸗ örten, und ſie ſahen, daß auch die getaufken Juden nicht auf ihre Bänke, ſondern auf die Hotes Teit⸗ gehörten. Damit iſt auch in reiſen des polniſchen Volkes, denen das bis⸗ her nicht deutlich war, die jüdiſche Frage als Rallenfrage begriffen worden. Zudem deſfurchtet man bei den polniſchen Juden, daß dieſer erſte Keim einer Wieder⸗ herſtellung des Ghettos, ſo belanglos er heute, beſchränkt auf den kleinen Kreis der Hoch⸗ ſchulen, für das Ganze des polniſchen Staates zu ſein ſcheint, in Polen Schule machen könnte. So unbedeutend Gegenſtand und Ziel des jugendlichen Kampfes der polniſchen Studenten erſcheinen, ſo beſorgt wird die Auseinander⸗ ſetzung doch von den polniſchen Juden und den mit ihnen verbundenen internationalen Mäch⸗ ten betrachtet. Dieſe ſelbſt aber werden aus ihrer Reſerve hervorgelockt. Aus den Reihen der e wird das Schlagwort der „Menſchenrechte“ in die Diskuſſion geworfen und der Verſuch gemacht, die Fronten zu ver⸗ 3 anſtatt vom Juden, vom Allgemein⸗ enſchlichen zu ſprechen. Doch eben wo die Schlagworte der Freimaurerei auftauchen, wo dieſe im Bunde mit dem Judentum erſcheint, werden die eigentlichen Fronten klar. In der Klärung dieſer Zuſammenhänge und im fortſchreitenden Begreifen der Judenfrage als einer Raſſenfrage liegt die Bedeutung des zBänkeghettos“; ein Gegenſtand jugendlicher Forderungen, eine Frage der Hochſchulordnung, an ſich ohne politiſches Gewicht, rühren an die Tiefe grundſätzlicher Entſcheidungen. Die pol⸗ niſche Regierung aber, welche die jüdiſche Frage mit der größten Aufmerkſamkeit verfolgt, wird auch dieſes Problem zu gegebener Stunde nach den Maßſtäben anfaſſen, die ihr der Gründer des neuen polniſchen Stgates und ſein bleiben⸗ des Vorbikd, der Marſchall Pilſudſki, hinter⸗ laſſen hat. miſch aus Benzinnevei und Luft. Wird dreze Luft zu dünn, ſo bekommt der Motor nicht mehr das richtige Gemiſch, alſo muß man durch Kom- preſſoren die Luft der Stratosphäre verdichten. Da das Höhenflugzeug aber verſchiedenſte Luft⸗ ſchichten durchraſt, muß ſich der Kompreſſor auch den verſchiedenſten Druckverhältniſſen anpaſſen können. Man nimmt heute daher an, daß für den ſicheren Stratoſphärenflug zwei verſchiedene Kompreſſoren nötig ſein werden: ein mechaniſch geſteuerter für die dicken unteren Luftlagen und ein Verdichter, den die heißen Abgaſe des Mo⸗ tars ſelbſt durch eine Tubine antreiben. Daß die Zuge der Steuerung in der Kälte der Stratoſphäre ſich verkürzen, war ein unan⸗ genehmes Erlebnis der Rekordflieger. Die Steue⸗ rung ging plötzlich furchtbar ſchwer, ſie war ſozuſagen„eingefroren“. Man kann dieſen Uebelſtand beheben, indem man das Steuerungs⸗ geſtänge aus dem gleichen Material wie dem Flugzeugkörper baut. Auch die Anſtrichlacke, die bisher in der Temperatur von minus 60 Grad riſſen. werden ſich für dieſe Sonderverhältniſſe haltbarer machen laſſen. Aber die größte Sorge iſt die Frage, wie der Menſch den längeren Auf⸗ enthalt in dieſen Höhen, bei ſolcher Kälte, ſo dünner Luft ertragen ſoll. Die Rekord lieger hatten beſonders elektriſch heizbare Höhen⸗ anzüge, in deren geſchloſſenen Helm künſtlich Sauerſtoff geleitet wurde. Ohne ſolchen Schutz verſagt der Blutkreislauf, die Beobachtungs⸗ fähigkeit läßt nach und der Flieger wird ſchließ⸗ lich bewußtlos. Natürlich kann man Flugpaſſa⸗ giere nicht im Höhenanzug durch die Strato⸗ ſphäre befördern. Dieſe Schutzeinrichtung iſt vielmehr nur für Rekord⸗ und Verfuchsflüge in extremen Höhen gedacht. Für den Flugver⸗ die Höbenkabine notwendig, in der mindeſtens ein Druck herrſcht, wie er ſich ſonſt etwa in 5000 Meter Höhe fin⸗ det, in der künſtlich der Sauerſtoff erneuert wird und eine entſprechende„Zentralheizung“ vorhanden iſt. So birgt alſo der Stratoſphären⸗ flug Probleme genug, deren Löſung die For⸗ ſchung noch einige Zeit beſchäftigen wird, bis wir einſt durch Höhen von 15 000 Meter ſchnel⸗ ler von Berlin nach Neuvork als im D. Zug ron Ve lin nach München fahren. 3000 Jahre Damenkränzchen Bereits im alten Aegypten waren dieſe heute noch ſo beliebten Zuſammenkünfte an der Ta⸗ esordnung. In feinſter Toilette, das ſorgfältig feifterte Haar mit Lotosblumen geſchmückt, das e Salbennäpfchen umgeſtülpt auf dem Scheitel, die ihnen von ſchlanken, hübſchen Dienerinnen des Hauſes gebotenen Lotosblumen an die Naſe führend, ſehen wir die jungen ägyptiſchen Damen auf den erhaltenen Wand⸗ malereien in langen Reihen nebeneinander ſit⸗ en. Die mit ſüßen Weintrauben und Feigen, ratenſtücken und Weinkrügen überladenen Tiſche geben den verwöhnten Zünglein ſüße fta wenn einmal die lebhafte Unterhaltung ockt. Worüber die Damen vor 3000 Jahren ſich un⸗ terhielten? Auch das erfahren wir mehrfach aus den die Bilder begleitenden Hieroglyphen⸗ texten. Sie kritiſierten die Toiletten, plaudern über ihre Ohrringe und ſtimmen Klagelieder über unberechtigte Anſprüche des Dienſtverſo⸗ nals und den von ihm getriebenen Luxus. an. In einem Leydener Papyrus hören wir eine ehrſame Hausfrau jammern:„Die Landſtreiche⸗ rin iſt zur Herrin geworden; ſie, die mit einem leeren Schurz kam, wird immer kecker; ſie die ihr Geſicht im Waſſer betrachtetet, wird Beſitze⸗ rin eines Metallſpiegels. Sie wied immer ſtär⸗ ker in ihrem Mundwerk. Sie trägt Schlangen⸗ digdeme und Blütenzweige; Gold, Laptslazuli, Silber, Smaragden und Federn begegnet man am Halſe der Sklavin, während die vornehme Herrin im ganzen Land in Sorgen iſt. O, hätten wir doch ein beſſeres Leben!“ So ſchwirrten ſchon die Klagen durcheinan⸗ der bei den ägyptiſchen Damenkränzchen, doch man vergaß dabei nicht das Eſſen und Trinken, ſondern ſprach dem füßen Weine oft o lap⸗ fer zu, daß dieſe oder jene der feinen Damen ab⸗ ſeits in ſtiller Beſchaulichkeit, unterſtützt von ihren Dienerinnen, dem Bacchus ſchwere Opfer bringen mußte. Der altägyptiſche Maler kann es ſich in dieſem Falle nicht verſagen, den be⸗ ſchwipſten Schönen— welch eine feine Sattre! — eine„geknickte“ Lotosblume in die Hand zu geben. — Bekanntmachungen Ortsgruppe ——. ͤ— ber A. S. O. A. J. Viernheim AS. ⸗Biratunasſtunde jeden Mantagabend von 89 Uhr. ö Dienſtſtunden der Pol. Leitung nur Donnerstags 20—21 Uhr— Dienſtſtelle Bürſtädterſtr. 16, 1. Stod Die NSͤKOV wiederholt am kommenden Samstag das von ihr an Weihnachten auf⸗ geführte Heimatſtück„S' Müller's Liſſ'l vun Michelboch“. Ich mache hierauf alle Partei⸗ genoſſen und Parteianwärter ſowie die Mit⸗ glieder der Formationen, Gliederungen und angeſchloſſenen Verbände aufmerkſam zum zahlreichen Beſuch. Der Vorverkauf erfolgt durch die Blockleiter der Partei, die Amtswalter der NSKOV ſo⸗ wie durch das Geſchäft Hofmann⸗Drehſcheibe. Der Eintrittspreis iſt für 1. Platz 40, für 2. Platz 30 Pfg. Braun, Ortsgruppenleiter. Lokale Nachrichten Anſer Tagesſpruch Viernheim, den 6. Januar 1938 Wer nur ſtets träumend ausſchaut, dem kommt das Glück nicht. Es liegt hinter den Bergen und will in erſtem Ringen erobert ſein. A. Donders. Der erjte Eintopponnlag im neuen Jahre findet uns bereit Kaum haben wir die zahlreichen Feiertage der Weihnachts⸗ und Neujahrszeit hinter uns, erwarten wir bereits einen neuen Feſttag. An ihm werden aber nicht große Feiern abge⸗ halten, viel gegeſſen und getrunken, daß am anderen Tag der Magen verdorben iſt, ſondern er zeichnet ſich durch die Einfachheit der Mahl⸗ zeit aus, die das ganze deutſche Volk geſchloſ⸗ ſen einnimmt und damit ſeine Solidarität ſichtbar dokumentiert. Eintopf iſt am Sonn⸗ tag wieder. Zum erſten Mal in dieſem Jahr begehen wir dieſen Freudentag für die Haus⸗ frau und dieſen Feſttag für die Nation. Um die dampfenden Schüſſeln verſammeln ſich alle Familien in unſerem Vaterland, denen es ſchon eine liebe Gewohnheit geworden iſt, an einem Sonntag im Monat Eintopf zu eſſen. Die Ergebniſſe der letzten Eintopfſonntage un⸗ terſtreichen dieſe Tatſache. Der erſte Eintopfſonntag im neuen Jahr wird alle Volksgenoſſen im Gau Heſſen⸗Naſ⸗ ſau bereit finden, ihn freudig zu begehen und durch ein Opfer ein Bekenntnis zum Winter⸗ hilfswerk des deutſchen Volkes abzulegen. Die Spende zur Fürſorge für die bedürftigen Volksgenoſſen dürfen am Sonntag nicht ge⸗ ringer ſein, als an den Eintopfſonntagen im vergangenen Jahr. Im Gegenteil. Wer in der Lage iſt, ſoll ſie noch höher bemeſſen und da⸗ durch beweiſen, daß er auch 1938 durch frei⸗ willige Opferbereitſchaft am Aufbauwerk des Führers mithelfen will. Sozialiſten der Tat ſein, das wollen wir am Anfang des neuen Jahres freudig bekennen. * Die neuen Kinberbeihilfen Gegenwärtig iſt Vorausſetzung für die Ge⸗ währung laufender Kinderbeihilfen, daß der auf 50 Mk. nach unten abgerundete rohe Lohn im abgelaufenen Kalenderhalbjahr 1200 Mark nicht überſteigt. Ab April 1938 werden lau⸗ fende Kinderbeihilfen an alle Lohn⸗ und Ge⸗ haltsempfänger, deren roher Lohn 7200 Mk. jährlich nicht überſteigt. gewährt. Gegenwärtig betragen die laufenden Kin⸗ derbeihilfen 10 Mk. monatlich für das fünfte und jedes weitere Kind unter 16 Jahren. Ab April 1938 werden die laufenden Kinderbei⸗ hilfen bereits je 10 Mk. für das dritte und vierte Kind und je 20 Mk. für das fünfte und jedes weitere Kind betragen. Beiſpiel: Ein Arbeiter, verheiratet und 6 Kinder unter 16 Jahren, bezieht monatlich 160 Mk. Lohn. Dieſer Arbeiter erhält gegen⸗ wärtig laufende Kinderbeihilfen in Höhe von 20 Mk. monatlich. Er wird ab April 1938 laufende Kinderbei⸗ hilfen in Höhe von 60 Mk. monatlich erhalten. Ein Arbeiter, verheiratet und 10 Kinder unter 16 Jahren, bezieht ebenfalls 160 Mk. Lohn. Dieſer Arbeiter erhält gegenwärtig lau⸗ fende Kinderbeihilfen in Höhe von 60 Mk. monatlich. Er wird ab April 1938 laufende Kinderbeihilfen in Höhe von 140 Mk. monat⸗ lich erhalten. Ein Angeſtellter, verheiratet und 7 Kinder unter 16 Jahren, bezieht monatlich 400 Mk. Gehalt. Dieſer Angeſtellte erhält gegenwärtig leine laufenden Kinderbeihilfen. Er wird ab April 1938 laufende Kinderbeihilfen in Höhe von 80 Mk. monatlich erhalten. * Ehrentafel des Alters 70 Jahre alt. Am Freitag, den 7. Januar, vollendet Vg. Jakob Weibel, Wilhelmſtraße 7, in noch geiſtiger und kör⸗ perlicher Rüſtigkeit ſein 70. Lebensjahr. Möge ihm noch eine Reihe von Jahren in beſter Ge⸗ ſundheit beſchieden ſein. Das ſei unſer Ge⸗ burtstagswunſch. WINTERHILFSWERK PES DEUISCHEN VOLKES Ausgabe von Brennſtoffgutſcheinen Am Freitag, den 7. Januar 1938, findet die Januarausgabe der Kohlengutſcheine ſtatt. Diejenigen Hilfsbedürftigen, welche ein Weih⸗ nachtspaket erhalten haben und bis heute noch nicht ihre Dankeskarte auf unſerer Geſchäfts⸗ ſtelle abgegeben haben, ſind von dieſer Aus⸗ gabe ausgeſchloſſen. Die Ausgabe erfolgt in der üblichen Reihenfolge: Vorm. von 8.30— 9.30 Uhr Buchſtabe AB Vorm. von 9.30— 10 Uhr Buchſtabe D- Vorm. von 10— 11 Uhr Buchſtabe G9 Vorm. von 11— 12 Uhr Buchſtabe K— Nachmittags v. 2—3 Uhr Buchſtabe M P Nachmittags v. 3—4 Uhr Buchſtabe R— St Nachmittags v. 4—5 Uhr Buchſtabe T W̃ Von den Arbeitsloſen ſind die Stempel⸗ karten vorzulegen. i Winterhilfswerk des deutſchen Volkes 1937/38 Ortsgruppe Viernheim CCC ccc ccc Todesfall. Am Dienstagabend ſtarb Herr Michael Beikert 2., Blauehutſtraße. Nach kurzer Krankheit wurde er, im 62. Le⸗ bensjahre ſtehend, in die Ewigkeit abberufen. Reichszuſchüſſe für Umbauten zu Wohnungen. Zum 6. Male ſeit der Macht⸗ übernahme hat die Reichsregierung ſoeben wie⸗ der bedeutende Mittel zur Verfügung geſtellt zur Förderung der Wohnungsbeſchaffung durch Umbauten oder Aufſtockungen beſtehender Baulichkeiten. Dieſe 6. Reichszuſchußaktion wird freudig begrüßt werden von allen, die zur Schaffung von Wohnungen durch Umbau⸗ ten Gelegenheit haben, ebenſo wird ſie aber auch den Wohnungsſuchenden 1 auf dem Lande die Verbeſſerung ihrer Wohnungs⸗ verhältniſſe ermöglichen. Der Zuſchuß, den der Staat den Bauherren gibt, beträgt 50 v. H. der Koſten für jede bis 31. März 1938 neu erſtellte Wohnung, jedoch im Höchſtfalle 600 Mark. Die Auszahlung geſchieht in derſelben Weiſe wie bei den vorangegangenen Aktionen, wie überhaupt die Grundſätze für die Bezu⸗ ſchuſſung die gleichen geblieben ſind. Lediglich eine Aenderung iſt diesmal zu beachten, näm⸗ lich, daß Wohnungsaufteilungen größerer Wohnungen in mehrere kleinere nicht mehr unter die Förderungsfähigkeit fallen. Die In⸗ tereſſenten müſſen ſich nun beſchleunigt an die zuſtändigen Stellen— Landräte, bzw. Ober⸗ bürgermeiſter der Städte— wenden, damit ſie in den Genuß dieſes ſchönen Geſchenkes des Staates gelangen. Streupflicht nicht vergeſſen! Wir erinnern immer wieder die Haus- und Grund⸗ ſtückseigentümer an ihre Streupflicht. Durch den Froſt und Schnee ſind die Gehwege ſehr glatt. Auch die Regenrinnen müſſen Schnee und Eis freigehalten werden, damit bei Tauwetter das Schmelzwaſſer abfließen kann. 6 Grad Kälte. Heute morgen kurz nach 6 Uhr zeigte das Queckſilber des Thermome⸗ 6 Grad unter Null an, während es geſtern um die gleiche Zeit ſogar 8 Grad Kälte waren. Gäſte zur Winterszeit. Unſer nahr⸗ ungsarmer Winter vertreibt die meiſten un⸗ ſerer Vogelarten. Sie ſuchen freundlichere Gegenden auf, in denen nicht Schnee und Eis die Nahrungsquellen verſiegen läßt. Ein Teil aber bleibt uns treu. Unter ihnen befinden ſich gerade die nützlichſten von allen, das große Volk der Meiſen. Sie ſind unſere wichtigſten Helfer im Kampf gegen alle Gartenſchädlinge. Ihnen verwandt ſind Kleiber und Baum⸗ läufer, wichtige Inſektenvertilger. Auch Gäſte aus Norden und Nordoſten ſtellen ſich ein. Es ſind Droſſel⸗ und Finkenarten, die auf Ebereſche, Birke und Erle und auf man⸗ chen Unkräutern unſerer Brachländereien im⸗ mer noch genügend Nahrung finden. Sie alle brauchen, vor allem, wenn der Winter hart iſt, und eine dicke Schneedecke das Land über⸗ von;, — Aeſchsberufsweltkampj.- Alle reihen ſich ein! Der Reichsberufswettkampf wendet ſich an den einzelnen e Volksgenoſſen in 1 Beruf. Er wird in dieſem Jahre eben⸗ alls wieder in Beziehung geſetzt zum Vier⸗ jahresplan. Der Vierjahresplan hat nicht allein die Aufgabe, beſtehende materielle Schwierigkeiten zu beſeitigen, ſondern gleich⸗ zeitig den Reichtum zu ſteigern, der in den Anlagen und in den Fähigkeiten des fleißigen deutſchen Volksgenoſſen hegründet liegt. Des⸗ halb ruft die Deutſche Arbeitsfront im Reichs⸗ berufswettkampf alle Werktätigen auf, ihre Leiſtungen zu ſteigern. Der Grundſatz der Freiwilligkeit zur Teilnahme bleibt wie in den vergangenen Jahren unangetaſtet. Vier Weltkämpfe der Jugend liegen bereits hinter uns, und es kann allgemein feſtgeſtellt werden, daß die Teilnahmefreudigkeit größer iſt, die Zahl der Wettkampforte, der Berufe und der Mitarbeiter geſteigert und die fach⸗ liche Geſtaltung dieſes Werkes in dieſen vier zieht, uns Menſchen. Vogelpflege im Winter! erzieht auch unſere Kinder zur Naturliebe und Naturbeobachtung. Ein Futterplatz am Fenſter oder im Garten iſt ein rechtes Mittel dazu. Aber wettergeſchützt muß er ſein. Brot und Kartoffeln ſollten nicht verfüttert werden, well ſie unſeren Vögeln nur ſchaden können. Auch Waſſer gebe man den Vögeln nicht. Jedes Vögelchen, das wir durch unſere Mithilfe durch den Winter bringen, werd uns dieſe Hilſe im Kampf gegen die Schädlinge tauſend⸗ fach vergelten. Grünlandflächen nicht vernachläſſigen Eine entſcheidende Aufgabe in der Erzeu⸗ gungsſchlacht iſt die Umwandlung eines Teiles von Wieſen in Ackerland. Die deutſche Land⸗ wirtſchaft kann es ſich nicht mehr leiſten, daß die Grünlandflächen Deutſchlands nur mit 10 vom Hundert am Geſamtertrag der Land⸗ wirtſchaft beteiligt ſind, während ſie beinahe 30 vom Hundert der ackerbaulich benutzten Fläche beträgt. Da Deutſchland über einen be⸗ ſchränkt landwirtſchaftligcgen Nutzungsraum verfügt, kommt es jetzt darauf an, die ergie⸗ bigere Kulturart auf Koſten der weniger er⸗ tragreichen auszudehnen, und in einem teil⸗ weiſen Umbruch der Wieſen liegt praktiſch die einzige Möglichkeit einer weſentlichen Flächen⸗ ausdehnung intenſiver Kultur. Daneben ſte⸗ hen eine Anzahl Maßnahmen zur Verbeſſerung der vernachläſſigten Grünlandflächen. Insb.⸗ ſondere wird es darauf ankommen, die rück⸗ ſtändigen Folgeeinrichtungen in Deutſchland beſchleunigt auszuführen. In der Sendung am Freitag, den 7. Januar, 11.40 Uhr, wird den Bauern und Landwirten eine Anzahl wert⸗ vollſter Anregungen gegeben, die dazu dienen ſollen, die entſcheidende Forderung der Grün⸗ landverbeſſerung im Rahmen der Erzeugungs⸗ ſchlacht zu erfüllen:„Mehr vor allen Dingen beſſeres Heu auf geringerer Fläche“! Marmelade beſonders wertvoll Für viele Berufstätige iſt das Frühſtück oft nur eine etwas übereilte, ungemütliche Angelegenheit. Meiſt ſtehen ſie in der letzten Minute auf, haben kaum Zeit zum Anziehen, um noch pünktlich zur Arbeitsſtätte zu kom⸗ men. Da bleibt dann für das Frühſtück nichts übrig. Im Stehen ſchlingt man ſchnell ein Stück Brot hinunter und los geht's. Und da⸗ bei iſt doch gerade das Frühſtück dem menſch⸗ lichen Körper ſo ſehr dienlich. Ein kräftiger Teller Suppe und ein erfriſchendes, wohl⸗ ſchmeckendes Marmeladenbrot ſollte auf keinem Frühſtückstiſch fehlen. Iſt doch gerade die Marmelade durch ihren Reichtum an Minergl⸗ ſtofſen, Vitaminen, Fruchtſäuren und Frucht⸗ zucker für das menſchliche Wohlbefinden und die Geſundheit äußerſt zuträglich und ein wert⸗ voller Kraftſpender, ganz abgeſehen davon, daß durch die Tatſache, Fette ſind bei der Ernäh⸗ rung weitgehend durch Kohlehydrate vertret⸗ bar, Marmeladen in der deutſchen Volkswirt⸗ ſchaft in den letzten Jahren eine erhöhte Be⸗ deutung erhalten haben. Aus dieſem Grunde gibt das Reich jährlich mehrere Millionen Reichsmark aus, um einzelne Marmeladen ſo zu verbilligen, daß alle Volksgenoſſen in den Genuß von Marmelade kommen können. Wur⸗ den im vergangenen Jahr 2,4 Millionen Zentner Marmelade verbilligt abgeſetzt, ſo werden es 193738 3,15 Millionen Zentner. Das 1 natürlich auch der diesjährigen präch⸗ tigen Apfelernte zu verdanken. Vierfrucht und gemiſchte Marmelade koſtet 32 Rpf., kraut 18 Rpf. je ½ kg. Was bedarf es da alſo noch viel Ueberlegen? Ein paar Minuten morgens früher aufſtehen und mit Behagen ein köſtliches Marmeladenbrot verzehren, das iſt nahrhaft und bekömmlich! Gute Luft im Arbeitsraum ſicher⸗ ſtellen, heißt eine nationalſozialeſteſche Pflicht erfüllen! das Pflaumenmus nur 28 Rpf., und das Rüben⸗ Jahren verbeſſert worden iſt. Auf dieſen Er⸗ fahrungen des Berufswettkampfes der Jugend baut nun der Wettkampf aller Schaffenden auf. Der 5. Reichsberufswettkampf iſt er⸗ weitert auf alle Facharbeiter und Geſellen. Im Wettkampf aller Schaffenden werden alſo erfaßt die geſamte Jugend, die Facharbeiter und Geſellen, der Wettkampf des Deutſchen Handwerks, der Studenten und des Reichs⸗ nährſtandes. In der Führung der Wettkämpfe iſt eine abſolute Einheit hergeſtellt worden. Die Auf⸗ gabenſtellung iſt auch für die Erwachſenen um⸗ ſaſſend. Berufspraxis, Theorie, Weltanſchau⸗ ung und Sport, für die weiblichen Teilnehmer zuſätzlich Hauswirtſchaft, werden berüclſich⸗ tigt. An alle Volksgenoſſen ergeht noch einmal der Aufruf, ſich anzumelden zum Berufswett⸗ kampf aller ſchaffenden Deutſchen und ſich damit einzureihen in die Front der Tüch⸗ tigſten. Zut Aſchllgflellung Zur Richtigſtellung der am Sonntag, 19. Dezember, in der hieſigen Kirche durch einen Kaplan gemachten irreführenden Ausführun⸗ gen wegen des Artikels vom 9. Dezember in der hieſigen Volkszeitung, erkläre ich hiermit öffentlich: f Der Herr Geiſtl. Rat Wolf hat mir per⸗ ſönlich am 2. Dezember 1937, wie ich wegen der Beerdigung meines am 1. Dezember ds. Jahres in Darmſtadt tödlich verunglückten Schwagers Joh. Franz Kempf, Gefreiter bei der Wehrmacht, bei ihm vorſprach, genau wörtlich das erklärt, wie es veröffentlicht war: „Ihr dürft euch anſtellen, wie ihr wollt, ihr dürft 5 bitten und betteln, ich beerdige ihn nicht!“ Dies zur allg neinen Klarſtellung, damit man nicht ſagen taun, es wäre in dieſer Sache eine Unwahrheit geſagt worden. Maria Kempf. Veranſtaltungen N Die Nat.⸗Sozialiſtiſche Kriegs⸗ opferverſorgung gibt am Sams ag⸗ abend eine zweite Aufführung des am erſten Weihnachtstag aufgeführten Heimatſtückes: „S' Müllers Liſſ'l vunn Michel⸗ boch“, da es ihr leider nicht möglich war, an dieſem Tag wegen Ueberfullung des Saales allen ihren Freunden gerecht zu werden. So wird am Samstagabend die Möglichkeit ge⸗ geben, ſich den Genuß dieſes heiteren Volts⸗ ſtückes zu verſchaffen. Alle Volksgenoſſen und Volksgenoſſinnen, ſind aufs herzlichſte eingeladen. Der Männergeſangverein v. 1846 wird für ſeine paſſiwe Mitgliedſchaft mit An⸗ gehörigen ſowie ſeine zahlreichen Freunde am Sonntagabend den Zaktigen Schwank„Drei⸗ mal verlobt“ zur Wiederholung bringen. Einige Stunden bei Frohſinn und Freude wer⸗ den ſich viele Volksgenoſſen und Volksgenoſ⸗ 1 75 nicht entgehen laſſen. Hier wie bei der NSͤOV werden Spieler und Spielleitung nochmals ihr ganzes Können der Allgemein- heit zur Verfügung ſtellen. Familienabend des Geſangvereins Liederkranz Der diesjährige Familienabend fand am Sonntag, den 2. Januar, im Ratskellerſaale ſtatt. Lange vor Beginn war der Saal über⸗ —5 und mußten viele umkehren. Nach der egrüßungsanſprache ſang der Chor„Weih⸗ nachtsglocken“ von Sonnet und erntete damit verdienten Beifall. Den Hauptteil des Abends füllte die romantiſche Operette„Der Poſtillon von Rodendorf“ aus. Die bewährte Spieler⸗ char des Vereins meiſterte dieſe ſchöne, ab⸗ wechslungsreiche Handlung in ſelten geſehener Fertigkeit. Geſänge und Orcheſterbegleitung waren vorbildlich, beſonders der reizende Trompeterſolo„Die Poſt im Walde“. Büh⸗ nenbilder und Einrichtungen reihten ſich wür⸗ dig dem Ganzen an. Der Geſangverein„Lie⸗ derkranz“, der dieſes Jahr ſein a bi Beſtehen feiert, kann mit Stolz auf dieſen Abend zurückblicken, war doch das Gebotene eine der ſchönſten Aufführungen, die bis jetzt aufgeführt wurden. Die Operette wird jeden⸗ falls wiederholt. Anhaltender Froſt Milde Luftmaſſen, die auf Umwegen über Skandinavien nach Süden vordringen, und über der bei uns gelegentlich kalten Luft zum Aufgleiten kommen, werden erneute Schnee⸗ fälle bringen, die bereits in der vergangenen Nacht eingeſetzt haben. Dabei wird der Froſt in etwas abgeſchwächter Weiſe weiterbeſtehen. Donnerstag: Wolkig bis bedeckt, er⸗ 5580 Schneefälle, weiterhin Froſt, Winde um ord. Die Ausſichten für Freitag: Bei anhal⸗ tendem Froſt nur noch geringe Niederſchläge. insbeſondere die Jugend, r 5 bett bett dure Ir. des Ange Ja itz dun lte das dun dau 9, 19. einen ühnun⸗ hiermit ir per⸗ begen er läcten fteiler genau tar: wie itten icht“ damit iegs⸗ nstag⸗ ersten ſlües. cel 7 0 adles l. So it ge⸗ dul n und gend, 1806 t Au⸗ de am Drei⸗ ingen. e wer⸗ genoſ⸗ ei dit eitung mein⸗ d am tale ber⸗ 0 der Wih⸗ damit ends till jeler⸗ ener tung zende Bih⸗ wüt⸗ Lie⸗ hs dieſen tene 12 del⸗ und un ller⸗ buen gast hel. uit ba- age 8 8 3 * 2 1 0 eee e n 7 1. Pferd ſtürzte derer Stelle erbalten dafür die Beſitzer neue Ein Wagen rutſcht in den Rhein. Mainz. Am Dienstag ereignete ſich am Rhein in der Höhe der Weintorſtraße infolge der Straßenglätte ein nicht alltäglicher Vorfall Das vor einen geladenen Wagen geſpannte und mußte ausgeſchirrt werden. Dabei rutſchte der Wagen in den Rhein. Die Feuerwehr leiſtete Hilfe und holte den Wagen aus dem naſſen Element. Heppenbeim a. d. B. Zur Verbeſſerung der Verſorgung mit elektriſchem Strom wird in der nächſten Zeit das geſamte Leitungsnetz der Stadt Heppenheim mit Drehſtrom verſorgt, und zwar mit Drei⸗Phaſen⸗Drehſtrom mit einer Betriebsſpannung von 380/220 Volt Groß-Gerau. Nach Mitteilung des Preſſe⸗ dezernenten beim Amtsgericht konnte der Dieb. der in jüngſter Zeit in Groß⸗Gerau und Umge⸗ bung mehrere Einbrüche verübt bat. in der Perſon eines mehrfach vorbeſtraften jungen Mannes aus der Umgebung ermittelt und ver- baftet werden.. Hart am Tod vorbei. Dieburg. Der durch Schranken nicht geſicher⸗ te Bahnübergang auf der Straße nach Gun⸗ dernhauſen wäre am Dienstag beinabe einem mit zwei Perſonen beſetzten Auto zum Ver⸗ hängnis geworden. Durch das Schneetreiben in der Sicht behindert, überſah der Autolenker of⸗ ſenbar den um 10 Ubr von Groß-Zimmern na⸗ benden Zug. Glücklicherweiſe wurde das Auto nur geſtreift, es überſchlug ſich und rollte die Böſchung hinunter. Die beiden Inſaſſen kamen ohne Verletzungen davon. 500 RM. Belohnung mur Ermittlung der Brandſtifter. Müßtbeim a. M. Nachdem bereits das Krei⸗ amt Offenbach eine Belohnung zur Ermittlung der Brandſtifter. die in der Nacht zum 18. Dez die Scheunen des Gaſtwirts Kilb und des Land- wirts Rupp und in der Nacht zum 29. Dezember die Scheune des Landwirts Georg Schmitt in Brand ſteckten. iſt durch die Oberſtaatsanwalt⸗ ſchaft Darmſtadt eine weitere Belohnung bi⸗ zu 500 RM. ausgeſetzt worden. Sachdienliche Mitteilungen ſind an die Oberſtaatsanwalt⸗ ſchaft Darmſtadt zu richten. ö . G.-Farbeninduſtrie höchſt rankfurt a. M. Das Werk Höchſt der J. G. rbeninduſtrie kann in dieſen Tagen auf ſein Fabeden Beſteben zurückblicken. Aus dieſem Anlaß findet am Freitag eine Werkfeier ſtatt. In den Sälen von Höchſt und der Umgebung werden die Gefolgſchaftsmitglieder nach der Werkfeier noch einige Stunden in kameradſchaft⸗ lichem Beiſammenſein verweilen. Am Samstag rubt im Werk die Arbeit mit Ausnahme der unbedingt notwendigen Betriebe. Höchſt und ſeine Umgebung ſind mit den Farbwerken ge⸗ wiſſermaßen groß geworden. Weitum im gan; zen Gebiet wohnen Werksangehörige der J. G Farbeninduſtrie, die vor nunmehr 75 Jahren mit einigen Arbeitern ihre erſten Farbenpro⸗ dukte berſtellte. Das Jubiläum iſt daher auch für das ganze Heimatgebiet ein Ereignis, an dem die Bevölkerung Anteil nhmen wird. Iwei Kruzifixe geſtohlen Frankfurt a. M. Vor kurzem wurde in einem Muſeum in Leipzig ein Kruzifix aus dem 16. Jabrbundert geſtohlen. Die Figur iſt aus braungetöntem Holz geſchnitzt und 61 cm hoch. Desgleichen wurde aus der epangeliſchen Kirche in Ortenberg in Oberheſſen ein aus dem 14. Jahrbundert ſtammendes romaniſches Kruzifix aus Bronte geſtohlen Dieſe Figur hat ein Aus, maß von 16 mal 10 cm. Die Diebſtähle dürften von Kunſtkennern ausgeführt worden ſein, weil beide Kruzifixe nur Altertumswert haben. Per⸗ jonen. denen ſolche Kruzifixe angeboten werden, mögen ſoſort der nächſten Polizeidienſtſtell⸗ Nachricht geben. Auf der Strecke liegen geblieben. Bingerbrück. Infolge des ſtarken Schneeſalks am Dienstag kamen die ſchweren Fernlaſtzüge des Durchgangsverkehrs nicht die ſteile Druſus⸗ ſtraße binauf. In den Nachmittagsſtunden la⸗ gen nacheinander über 30 Fahrzeuge links und kechts der Straße und verſuchten mit allen Mit⸗ teln, die ſteile Straße hinaufzukommen. Bei manchen ging es auch ſchrittweiſe bei andauern⸗ dem Grundſtreuen. Frei wurde die Straße aber erſt, als Gemeindearbeiter mehrere Wagen Gtund u. Aſche auf die Straße gefahren batten. Das wandernde Bergmannsdorf Bingerbrück. Man weiß, daß überall dort. wo Bergbau auf Erzlager oder Kohlenflöze betrieben wird, Schäden entſtehen, die der Berg⸗ merkseigentümer zu erſetzen hat. So mußte durch die Gewerkſchaft Braunſteinbergwerke (Dr. Geier) ſchon im Kriege ein großer Teil des Dorfes Waldalgesheim unweit Bingerbrück angekauft werden. um der Induſtrie die nötigen Rohſtoffe zu liefern Ein neuer. ſchöner Dorfteil iſt damals entſtanden und manche Bauern und Landwirte erhielten damals für die meiſt ſeht alte Hofraite ein neues, ſtattliches Anweſen. Aehnlich liegen die Verhältniſſe heute. Da das Mangan⸗Erzlager ſich teilweiſe unter dem Dorf binzieht. müſſen die darüber liegenden Häuſer gekauft und abgeriſſen werden. An an⸗ Wohn- und Oekonomiegebäude Hier in Wald⸗ alaesheim gilt es für das Kulturamt Bad Bunle Tageschronik Mit dem Auto überſchlagen. Gießen. Zwiſchen Wetzlar und Gießen das Auto des Verſicherungsbeamten W. aus Frankfurt am Main infolge Schneeglätte in einer Kurve ins Rutſchen und überſchlug ſich, ſodaß die Räder nach oben zu liegen kamen. Der Wagen wurde faſt völlig zertrümmert. Die In⸗ ſaſſen— das Ehepaar W. mit Sohn— konnten ſich durch die zertrümmerten Fenſterſcheiben ret⸗ ten und kamen bei dem lebensgefährlichen Sturz wie durch ein Wunder unverletzt davon. kam Geiſtesgeſtörter zündet Haus und Hof an. Hermeskeil(Hochw.) Im Hochwaldort Bergen wütete in den Morgenſtunden ein Großfeuer, dem eine Scheune mit großen Futtervorräten u. eine Stallung zum Opfer fiel. Mit Hilfe der Losheimer Feuerwehr und der Motorſpritze ge⸗ lang es, das Wohnhaus zu retten. Die Brand⸗ urſache war ſchnell ermittelt, denn der Beſitzer bezichtigte ſich ſelbſt der Brand⸗ ſtiftung. Vorher hatte er noch ſämtliches Vieh aus dem Stall entfernt. Der Mann, der einen geiſtesgeſtörten Eindruck macht und außer⸗ dem bei dem Brand mehrere Verletzungen erkit⸗ ten hat, wurde zunächſt verhaftet und dann in eine Heilanſtalt zur Beobachtung gebracht. Nach einem kurzen Anſteigen der Tempera⸗ turen in der Nacht vom Dienstag zum Mitt⸗ woch hat der Froſt im Rhein⸗Main⸗Gebiet, be⸗ günſtigt durch die intenſive Ausſtrahlung der weiten und ungewöhnlich hohen Schneedecke. weiter zugenommen, obwohl die Sonne am Mittwoch fast den ganzen Tag bei wolkenloſem Himmel ſchien. Im Laufe des Nachmittags wur⸗ den Temperaturen von minus 9 bis 14 Grad gemeſſen. Die Kältewelle hat die Flüſſe raſcher, als man erwartet hatte, zu Eis erſtarren laſſen. So iſt der Main von der Quelle bis zur Mün⸗ dung zugefroren. Das Maineis iſt durchſchnitt⸗ lich 4 bis 6 Zentimeter dick, ſtellenweiſe, wie bei Keſſelſtadt, erreicht es auch eine Dicke von 12 Zentimetern. Auch alle Nebenflüſſe des Mains ſind zugefroren, nicht nur die kleineren Bäche und Flüßchen aus Odenwald und Sveſ⸗ ſart, ſondern auch die Kinzig, die Nidda und die Nidder. Das Treibeis der Lahn hat ſich ebenfalls am Mittwoch geſtellt. Auch in der Moſel iſt das Eis an pielen Stellen zum Ste⸗ ben gekommen, während die Nahe ſchon völlig zugkfroren iſt und mit ihr alle Flüßchen und Bäche Rheinheſſens und der Pfalz. Dagegen iſt der Rhein, abgeſehen vor Ufereis, noch offen. Er bringt aber ſtarke Treibeisſchollen, die ſich bei anhaltendem Froſt ebenfalls ſtellen werden. Die Fortſchaffung der Schneemaſſen koſtet die Städte eine ſchöne Stange Geld. In Frankfurt waren dazu acht Motorſchneepflüge und 50 Pferdepflüge nötig, dazu 700 zweirädrige Schneekarren. In zwei Tagen haben ſich 1600 Hilfsarbeiter gemeldet, die bei der Schneebeſei⸗ tigung Verwendung fanden. Mannheim mußte 200„Schneeſchipper“ einſtellen. Auch in Mainz. Wiesbaden und Worms wurde man der un⸗ gewöhnlichen Schneemengen nur durch Einſtel⸗ lung von Hilfskräften Herr. Der regelmäßige Verkehr der Reichsbahn wird durch die Kälte und den Schnee ſchwer in Mitleidenſchaft gezogen. Die Fernzüge treffen teilweiſe mit ungewöhnlich großen Verſpätun⸗ gen ein. Durch die Kälte und die großen Schnee⸗ maſſen wurden Signale und Weichen unbrauch⸗ bar. Hunderte von Hilfsarbeitern mußten ein⸗ geſetzt werden, um dieſe wichtigen Betriebsein⸗ richtungen wieder in Ordnung zu bringen. Bei der großen Kälte frieren die Heizungen der Wagen ein, die Waſſerleitungen müſſen auf⸗ getaut werden, unbrauchbar gewordene Wagen werden ausrangiert und durch andere erſetzt uſw. 3 Auf den Landſtraßen ſind die Schwierigkeiten, die durch Schnee und Kälte entſtanden, nicht geringer. Unzählige Kraftwagen, vor allem Fernlaſtzüge, blieben am Dienstag und Mitt⸗ woch liegen. Zu Dutzenden ſtanden mitunter die Wagen an beſtimmten Steigungen und die Fahrer bemühten ſich gemeinſam, den Weg durch Wegſchaffen des Schnees, durch Abſtreuen mit Erde und Sand oder durch Auflegen von Reiſig freizumachen. Die Durchgangsſtraßen im von ſelbſt. daß dieſes neue Dorf allen Forder⸗ Kreusnach eine beſondere Aufgabe zu löſen, da Taunus, im Weſterwald und im heſſiſchen Berg ⸗ bier nicht die Reblaus als Ruferin auftritt, ſondern wo infolge unterirdiſcher Erzausbeute etwa 40—60 Gehöfte im Bereich des Bruchfeldes liegen, ſodaß gewiſſermaßen ein neues Dorf ge⸗ plant und erbaut werden muß. Es verſteht ſich ungen neuzeitlicher Planung und Siedlung ge⸗ recht werden ſoll. Um die notwendige Freiheit in der Planung zu haben. werden durch da Kreuznacher Kulturamt der Gemarkungen Gen- heim und Wald⸗Erbach gleichzeitig mit umge⸗ legt Am heutigen ſüdlichen Vorfrand von Wald⸗ algesbeim geht jetzt die neue evangeiſche Kirche als Erſatz für die alte, nördlich im Bruchgelän⸗ de befindliche Kirche. die geſchloſſen iſt. ihrer Vollendung entgegen. deren Einweihung vor⸗ ausſichtlich am zweiten Märzſonntag ſtattfindet. Das neue Gotteshaus wird dem dort neu ent⸗ Ein Liebespaar ging in den Tod. Heilbronn. In einer Hütte am Wartberg fanden Skiläufer einen 24jährigen jungen Mann und ein 18jähriges Mädchen. die beide aus Heil⸗ bronn ſtammten, tot auf. Die kriminalpolizei⸗ liche Tatbeſtandsaufnahme ergab, daß die bei⸗ den jungen Leute mit einer Piſtole ihrem Le⸗ ben ein Ende gemacht hatten. Der Grund iſt in Liebeskummer zu ſuchen. Ehepaar ſchied aus dem Leben. Pforzheim. In der Nacht auf Dienstag hat ſich bier ein jüngeres Ehepaar aus unbekannter Urſache mit Zyankali vergiftet. Das Ebevaar binterläßt ein unverſorgtes Kind. Verirrt und verlaufen. Bernkastel(Moſel.) Der 63 Jahre alte Gü⸗ terbodenarbeiter i. R. Hermann Schmitt aus Bernkaſtel beſuchte abends eine Veranſtaltung. Er wurde zuletzt eine Stunde nach Mitternacht geſehen, als er die Veranſtaltung verließ. Zu Hauſe traf er aber nicht ein, und ſo mußte an⸗ ngenommen werden, daß ſich der Mann verirrt und verlaufen hatte. Die ſtädtiſche Feuerwehr wurde alarmiert. um nach dem Vermißten zu ſuchen. Kurz nach dem Antreten der Männer wurde Schmitt im Zuflußgraben des Kueſer Hafens gefunden. Zunehmende Källe im Rhein-Maln-Gebiel Die meiſten Flüſſe und Bäche zugefroren land waren gefürchtet und manche Kraftfahrer machten lieber weite Umwege. um in den beſſer mäßig am leichteſten wickelte ſich der Verkehr auf den Reichsautobahnen ab, die am Mittwoch nicht nur größtenteils vom Schnee geſäubert, ſondern auch gut geſtreut waren, ſodaß man einigermaßen ſchnell vorwärts kam, während auf den Landſtraßen die Kraftwagen mitunter wie die Schnecken kriechen mußten. Schiffahrt auf dem main geſperrl Frankfurt a. M. Wegen ſtarker Vereiſung wurde die Schiffahrt auf dem Main am Mitt⸗ wochvormittag 9.30 Uhr geſperrt. Unterwegs be⸗ findliche Fahrzeuge haben ſich ſofort in Sicherheit zu bringen. 5 Blick in den Wegen Chebruchs verurkeilt Frankfurt. Ein Mann lebte in unglücklicher Ehe. Er hatte vor zwei Jahren Scheidungsklage eingereicht, die Klage aber wieder zurückgezo⸗ gen. Später klagte die Frau. auf Scheidung, die Ehe wurde geſchieden und der Mann als der ſchuldige Teil erklärt, weil er Beziehungen zu einem Mädchen angeknüpft hatte. die nicht ohne Folgen blieben. Auf die Anzeige der ge⸗ ſchiedenen Frau bekamen der Mann und ſeine Freundin Strafbefehle wegen Ehebruchs über je zwei Wochen Gefängnis. Auf ihren Ein⸗ ſpruch erkannte der Einzelrichter anſtelle einer verwirkten Gefängnisſtrafe von zwei Wochen auf je 70 Mk. Geldſtrafe. Strafmildernd wirkte, daß die Angeſchuldigten noch unbeſtraft ſind, daß die Ehe des Angeklagten recht trübe war und daß die Mitangeklagte zunächſt nicht wußte, daß der Mann noch verheiratet war. Verſchwiegene Einkünfte Frankfurt a. M. Ein 45jähriger Angeklagter, der Anterſtützung bezog, hatte dem Amt Ein⸗ künfte aus der Vermietung von Zimmern an eine Verwandte verſchwiegen, ſodaß ihm eine zeitlang zuviel Anterſtützung ausgezahlt wur⸗ de. Der Angeklagte wurde vom Schöffengericht Mannbeim. In Hockenheim wurde vom Bür⸗ germeiſteramt dem 32 Jahre alten Friedrich Kling aus Schwetzingen die Stelle eines Hilfs⸗ angeſtellten zugewieſen, um ihn in den Arbeits⸗ prozez wieder einzugliedern. Dieſe Maßnabme lohnte der Angeklagte ſehr ſchlecht. Wenn auch ſeine Vorſtrafen wegen ähnlicher Delikte zum Teil zehn und 15 Jahre zurückliegen, verfiel er doch wieder in den alten Fehler. Von dem Be⸗ auftragten des Fürſorgeverbandes Mannheim⸗ Land wurde Kling darauf hingewieſen, die Fett⸗ verbilligungsſcheine als Urkunden von wirt⸗ ſchaftlichem Wert aufzubewahren. Dieſem Erſu⸗ chen kam der Angeklagte nicht nach., denn bei einer genauen Durchſicht kam man auf den Ver, luſt von insgeſamt 645 Fettverbilligungsſchei⸗ nen. Es wurden auch 24 Karteikarten vorge⸗ funden, die von dem Angeklagten mit falſcher Namensunterſchrift verſehen worden waren. Er begründete dieſe Handlungsweiſe damit, daß er den Verluſt von 135 Fettſcheinen ausgleichen wollte, um nachträglich von den Empfängern die Unterſchrift zu fordern. Wie es ſich aber her⸗ ausſtellte, haben dieſe Leute nie in dieſer Zeit Fettſcheine erhalten. Kein Menſch konnte Auf⸗ ſchluß geben, wo die 645 Fettſcheine eigentlich bingekommen ſind. Dem Angeklagten wurde auch noch der Vorwurf gemacht, er habe einkaſ⸗ ſierte Gelder in Höhe von 150 Mark für ſich verbraucht. Als man auf dieſe Unregelmäßig⸗ keiten aufmerkſam wurde, erſtaltete der Ange⸗ klagte nach und nach den Schaden und lieb ſich das Geld hierzu von dritter Seite. Daß er von ſtehenden Dorfplatz und künftigen Mittelpunkt des Dorſes eine beſondere Note verleihen. * dieſen Geldern unbefugter Weiſe einen Teil für fahrbaren Niederungen zu bleiben. Verhältnis⸗ Von Bärsen und Färkten nftem-Mamscne abenapopse Der Auftragseingang an der Abendbörſe erreichte keinen beſonderen Umfang, wobei noch mäßige Nach⸗ frage überwog. Das Angebot hielt ſich weiterhin in engen Grenzen. Im ganzen war das Geſchäft ziem⸗ lich ruhig und nur auf wenige Papiere beſchränkt. Die Kursentwicklung war nicht ganz einheitlich, bei wei⸗ terhin feſter Grundſtimmung überwogen jedoch kleine Erhöhungen. Etwas ſchwächer lagen Adlerwerke ben auf 163 ⅛(164), Conti Gummi auf 192(192%), AEch auf 122 ¼(122), Geſfürel auf 148 ¼(148 ¼), Goldſchmidt auf 143(143¼), Deutſche Erdöl auf 146¼(147) und RWE auf 131(181 ¼) ab, letztere unterſchritten als einziges Papier den Berliner Stand um ½ Prozent. Weiter erhöht waren u. a. Aſchaffen⸗ burger Zellſtoff mit 145¼(144½), Rütgerswerke mit 153¼(152 ⅜), Metallgeſellſchaft mit 148(147¼) und je ½ Prozent höher lagen Daimler mit 141, Scheide⸗ anſtalt mit 254, Deutſche Linoleum mit 166, Licht & Kraft mit 145½, Schriftg. Stempel mit 112. Von Montanpapiexen gewannen Buderus und Mannes⸗ mann je ½¼ Prozent auf 125 bzw. 118, Verein. Stahl gaben einen Anfangsgewinn von ¼ Prozent wieder ab und blieben mit 116 unverändert. Unverändert notierten u. a. auch Rheinſtahl mit 149, Bemberg mit 142½, Demag mit 147 VDM mit 172¼, Weſt⸗ deutſche Kaufhof mit 60 und Paba mit 80. Von Bankaktien zogen Commerzban 1 119(119¼) an, ferner lagen Schöfferhof⸗Binding 1 Prozent hö⸗ her mit 205. Renten lagen ruhig Von Induſtrie⸗ Obligationen notierten 5 Prozent Gelſenkirchen Berg unv. 103, 6prozg. JG. Farben unv. 130%, 4½ proz. Krupp unv. 100, von Stadtanleihen 4½ proz. Hanau , Prozent niedriger mit 98 und 4½ proz. Wies⸗ baden unv. 98. detreldemar ble Frankfurter Getreidegroßmarkt Es notierten(Getreide je Tonne, alles übrige je 100 kg) in RM.: Weizen W 13 211, W 16 214, 19 218, W 20 220, Roggen R 12 108, R 196, R 18 200, R 19 202 Großhandelspreiſe der Mühlen der genann⸗ ten Preisgebſete. Weizenmehl Type 812 Wö 138 29,30, W 16 29.40, W' 19 29,40, Wö 20 29.75, Roggenmehl Type 1150 R 12 22,45, R 15 22,80, R 18 23,30, R 19 23,50 plus 0,50 RM. f racht⸗Ausgleich. Weizenfutter⸗ mehl 13,60. Weizenkleie W 13 10,75, W 16 10,90, W' 19 11,10, W 20 11,20, Roggenkleie R 12 9,95, R 15 10,15, R 18 10,40, R 19 10,50 Mühlenfeſtpreiſe ab Mühlenſtation. Treber getr. 14,00 Höchſtpreis ab Er⸗ zeuger⸗Station. Tendenz: ruhig. Handels- und Geschansbe fonte Die Frankfurter Häute⸗Auktionen im Jahr 1937. Auf der Frankfurter Häute⸗Auktion wurden im Jahre 1937 bei 12 Verteflungen, von denen eine in Verbindung mit der Mainzer Auktion in Mainz ſtattfand, insgefamt 786 451 Großviehhäute, 109 077 Kalb felle 15 240 Hammelfelle und 307 Roßhäute an die üblichen Käufer und Kommiſſionäre zu den feſt⸗ geſetzten Höchſtpreiſen abgegeben. Den ſtärkſten An⸗ fall an Großviehhäuten brachte der Dezember, an ſich verbrauchte, gab er zu. Da ein ſchlüſſiger Kalbfellen der September und an Hammelfellen ebenfalls der Dezember. Gerichtssaal wegen Betrugs zu vier Monaten Gefängnis verurteilt. Jauchlhaus für inlernaljonalen Aulodſeb Wiesbaden. Der 34jährige Alois Kumba aus Mainz, der ſchon mit verſchiedenen ausländi⸗ ſchen Gerichten Bekanntſchaft gemacht hatte, wurde por kurzem vom Schöffengericht wegen Diebſtahls. Betrugs und Urkundenfälſchung zu drei Jahren Zuchthaus und zwei Jahren Ehr⸗ verluſt verurteilt. Er batte in Wiesbaden ein Auto im Werte von 10000 Mark geſtohlen, war damit nach der Schweis gefahren, hatte es dort für 10000 Franken verkauft, dem neuen Beſit⸗ zer wieder geſtohlen und war dann über Frank⸗ reich nach Holland gefahren. um das zweimal geſtohlene Auto in Holland erneut zum Kauf anzubieten. Dabei wurde er verhaftet. Die Kennummer hatte er umgeändert und ſich einen internationalen Zulaſſungsſchein ausſtellen laſ⸗ ſen. Weiter hatte er einem Holländer einen wertvollen Wagen geſtohlen und ihn in Baſel verkauft. Gegen das Urteil legte die Staatsan⸗ waltſchaft mit dem Ziel der Sicherheitsverwah⸗ rung und der Angeklagte Berufung ein. In 15⸗ ſtündiger Verhandlung kam die Große Straf⸗ 1 zu dem gleichen Urteil wie die Vorin⸗ anz. Do blieben die Fellverbilligungsſcheime? Ein ſchwieriger Fall vor der Mannbeimer Strafkammer Nachweis des Diebſtahls der fehlenden 645 Kar⸗ ten nicht geführt werden konnte und auch die in der Hauptverhandlung vernommenen Zeugen darüber keinen Aufſchluß zu geben vermochten, ließ der Staatsanwalt dieſen Punkt der Ankla⸗ ge fallen und beantragte nur wegen der Unter- ſchlagung und der in 24 Fällen begangenen Ur⸗ kundenfälſchung eine Gefängnisſtrafe von einem Jahr vier Monaten und 100 Mark Geldſtrafe. Die Große Strafkammer verurteilte den Ange⸗ klagten wegen Anterſchlagung und Urkunden fälſchung zu 14 Monaten Gefängnis. abzüglich vier Monate Unterſuchungshaft. Ferner gilt die Geldſtrafe in Höhe von 100 Mark als verbüßt durch einen Teil der Unterſuchungshaft. Das Gericht ſprach den Angeklagten von der erhobe⸗ nen Anklage der Untreue frei, gab aber dem Angeklagten zu verſtehen. daß der Verdacht ſehr nahe liege, die Fettkarten doch für ſich braucht zu haben. Das Weidenthaler Unglück nochmals vor Gericht Neuſtadt a. d. W. Die Berufungsverhandlung gegen den 1907 geborenen Eugen Büchner aus Kirrweiler, der vom Schöffengericht Neuſtadt wegen vier rechtlich zuſammentreffender Ver⸗ gehen der berufsfahrläſſigen Tötung zu drei Jahren Gefängnis verurteilt wurde, findet am 12. Januar ſtatt. Die Große Strafkammer Fran⸗ kenthal wird im Gemeindeſaal von Weidenthal tagen, um gegebenenfalls aufgrund einer Orts⸗ beſichtigung den Hergang des Unglücks, bei dem am 9. Auguſt 1937 bekanntlich vier Perſonen vom Laſtzug des Angeklagten getötet wurden. rekonſtruieren zu können. Kleyer mit 110%(111 ¼), ferner bröckelten JG. Far⸗ — r——. ̃ ͤ—— Aus Nah und Fern Mannheim. Wegen verſchiedener Ueber⸗ tretungen der Reichsſtraßenverkehrsordnung wurden 53 Perſonen gebührenpflichtig ver⸗ warnt und an 21 Kraftfahrzeughalter wurden rote Vorfahrtsſcheine ausgehändigt, weil ihre Fahrzeuge techniſche Mängel aufwieſen. Fabrikbrand in Weinheim Weinheim. Dienstag vormittag gegen 10 Uhr, ertönte die Alarmſirene der Feuer⸗ löſchpolizei. Im Fabrikgebäude der Leder⸗ werke Hirſch war Feuer ausgebrochen. In der Abteilung Spritzerei, wo feuergefährliche Flüſ⸗ ſigkeiten lagen, nahm das Feuer an Umfang zu. Die Werksfeuerwehr ging mit allen Mit- teln dem Element zu Leibe. Als ein Löſchzug der Feuerlöſchpolizei eintraf, war das Feuer auf ſeinen Herd beſchränkt. Der Schaden be⸗ trägt mehrere tauſend Mark. Beide Beine abgefahren Schwerer Unfall beim Weinheimer Bahnhof Am Dienstagnachmittag, gegen 15 Uhr, er⸗ eignete ſich ein folgenſchwerer Unfall. Der 51 Jahre alte verheiratete Rangieraufſeher Nikolaus Bickel aus Oberlaudenbach war mit Rangierarbeiten auf dem Reichsbahnge⸗ lände in der Nähe der Obſtgroßmarkthalle be⸗ ſchäftigt. Infolge Zuſammenſtoßes zweier Rangierabteilungen rutſchte er von der Platt⸗ form eines Wagens ab und fiel auf die Ge⸗ leiſe. Von den nachfolgenden Wagen wurden ihm beide Beine unterhalb des Knies abgefah⸗ ren. Die ſofortige Operation und Ampution der Beine wurden im Weinheimer Kranken⸗ haus vorgenommen. Der Zuſtand iſt ſehr ernſt und es beſteht durch den großen Blutverluſt Lebensgefahr. Laudenbach.(Starker Rückgang). An der Bergſtraße hat die Maul⸗ und Klauen⸗ ſeuche am ſchlimmſten in Laudenbach gewütet. Trotz ganz ſcharfer Gegenmaßnahmen wurde ein Gehöft um das andere verſeucht. In den letzten Tagen iſt nunmehr ein ſtarker Rück⸗ gang der gefährlichen Seuche zu verzeichnen. Ueber 60 Gehöfte ſind nunmehr reſtlos ſeu⸗ chenfrei geworden. Der Neckar iſt zugefroren Heidelberg. Nachdem der Neckar ſeit einigen Tagen Treibeis führte, iſt der Fluß jetzt bei Heidelberg zugefroren. Auch bei Ladenburg eine Eisdecke auf dem Neckar Schon im Laufe des geſtrigen Tages hatten ſich die Eisſchollen vor der Ladenburger Nek⸗ karbrücke geſtaut, und vom Oberlauf kam die Nachricht, daß die Schiffahrt auf dem Fluß eingeſtellt ſei. Nun hat ſich die Eisdecke ge⸗ ſchloſſen. Jedoch ſcheint das Eis noch nicht tragfähig zu ſein, denn einige Knaben, die ſich zu weit vorwagten, ſind eingebrochen, konnten ſich aber rechtzeitig in Sicherheit bringen, ehe das Eis ganz nachgab. Wie kann man Brennholz ſparen? Verbeſſerte Oefen ſind vorteilhaft Wie in jedem Winter, ſo hat ſich die Land⸗ bevölkerung auch für die Heizperiode 1937/38 reichlich mit Brennholz verſorgt. Bei der be⸗ deutend höheren Einſchätzung des Nutzwertes des Holzes in den letzten Jahren in ſeiner Verwendung für volkswirtſchaftlich nützliche Güter wird auf die Notwendigkeit einer ſparſamen Verwendung der Brennholzvorräte nachdrücklich hingewieſen. Erhebliche Mengen an Brennholz laſſen ſich durch neuzeitliche mit hohem Wirkungsgrad arbeitende Hochbrandöfen erſparen. chen ſind andere Wärmeſpender, insbeſondere Braunkohlen, Briketts, Steinkohle und Torf, ſehr angebracht. Sofern Kachelöfen ohne Roſt in Benutzung ſind, empfiehlt ſich der Einbau eines Roſtes, da die Brennſtoffe dann weſent⸗ lich beſſer ausgenutzt werden. Der Einbau eines Roſtes iſt ſtets erforderlich, wenn Stein⸗ kohle verfeuert werden ſoll. Die Koſten dieſer Verbeſſerung an den Oefen ſind unerheblich im Verhältnis zu den laufenden Erſparniſſen an Brennmaterial. Desglei⸗ Erfahrungen im Iwiſchenfruchlanbau ausnützen Der Zwiſchenfruchtanbau hat bei uns leider im Herbſt 1997 ſehr viele Enttäuſchungen be⸗ reitet. Aber die Ungunſt der trockenen Witte⸗ rung hat uns auch um manche Erfahrung be⸗ reichert. Auf den leichten trockenen Böden iſt unbedingt der Winterzwiſchenfruchtanbau, zum Beiſpiel das Landsberger Gemenge das Sicher⸗ ſte. Als Nachfrucht ſind hierbei mittelſpäte Kartoffeln ſicherer als Mais, der oft nicht ge⸗ nug Feuchtigkeit für ſeine Jugendentwicklung findet. Wichtig iſt ſofortige Beſtellung des abge⸗ ernteten Ackers unmittelbar nach dem Mähen. um die gute Bodengare nicht in der Sommer⸗ bitze zu verlieren. Das gilt ſowohl für die Be⸗ ſtellung nach der Winterzwiſchenfrucht, wie auch für die Zwiſchenfruchtbeſtellung nach Getreide. Bei Erbſen, Wicken und Bohnen kann die Ein⸗ ſaat für den Zwiſchenfruchtanbau ſehr verbilligt werden, wenn ſie als Zwiſchenſaat im Futter⸗ hafer mitgewonnen werden. Auch die Zwiſchen⸗ früchte, deren Ausſaat billig iſt. wie Senf für den Sommer⸗ und Raps und Rübſen ſowie Rapko für den Winterzwiſchenfruchtanbau, ver⸗ dienen wegen des geringeren Geldbedarfs Be⸗ achtung: ſie erfordern aber eine verſtärkte Dün⸗ gung, vor allem ſind ſie für kräftige Jauche⸗ dünaung dankbar.( NSG.) Von der Evangeliſchen Landeskirchenkanzlei. Wie im Geſetz⸗ und Verordnungsblatt der Evangeliſchen Landeskirche Naſſau- Heſſen be⸗ kanntgegeben wird. hat der Reichs⸗ und Preu⸗ ßiſche Miniſter für die kirchlichen Angelegenhei⸗ ten, Kerrl. den Kirchenrat Freiherrn von Kran zum Mitglied der Finanzabteilung bei der Landeskirchenkanzlei in Darmſtadt beſtellt. Ueberraſchungen bei ben ersten Tichammer⸗Pokaljpielen Das erſte Ausſieben der Tſchammer⸗Pokal⸗ teilnehmer 1938 brachte, wie nicht anders er⸗ wartet, große Ueberraſchungen. Gepaart waren die Vereine der Kreisklaſſe 1 und 2 und iſt hier die Feſtſtellung von Intereſſe, daß nicht weniger als fünf Vereine der unterſten Kreis⸗ klaſſe über ihre der 1. Kreisklaſſe angehören⸗ den Gegner ſiegreich blieben; und dies teil⸗ weiſe recht deutlich. Mit noch vielen anderen Mannſchaften der unterſten Kläſſe landete auch unſer Turnverein über ſeinen Spielpartner Aſchbach einen hohen und beachtenswerten Sieg.— Auch Gartenſtadt, der nächſte Ver⸗ bandsſpielgegner unſerer Turner, behſlelt mit 1:0 über Viktoria Wallſtadt die Oberhand. Desgleichen ſchickte die Mannheimer Lanz⸗ Mannſchaft„Kurpfalz“ Neckarau mit einer ſaftigen 5:1⸗Niederlage wieder ab, und auch Lützelſachſen brachte den FV Brühl mit 5:4 Toren auf das tote Geleis. Im einzelnen wurden folgende Ergebniſſe gemeldet: Aſchbach— TV. Viernheim 2:7 Rheinau— Fortuna Edingen 4:1 Sulzbach— Hemsbach nach Verl. 1:2 46 Mannheim— Viktoria Neckarhauſen 4:5 Gartenſtadt— Viktoria Wallſtadt 1·0 Lützelſachſen— FV Brühl nach Verl. 5:4 Poſt Mannheim— Schriesheim ausgef. Reilingen— SA Mannheim 6:2 Lanz Mannheim— Nurpfalz Neckarau 5:1 Ketſch— Rohrhof 12 RBTuSpV— Sp Mannheim⸗Stadt 1:11 Ladenburg— VfR Ketſch nach Verl. 4:3 Laudenbach— Leutershauſen ausgef. Altlußheim— Oftersheim 12 Durch den „Leiſtungskampf der deuiſchen Betriede“ konkurrieren die Betriebe nicht mehr nur um die wirtſchaftliche, ſondern auch um die ſozialpolitiſche Muſtergüktigkeit. Hauptſchriftleiter und verantwortlich für den politiſchen Teil i. B. Phil. Oben auer, Worms, für den übrigen Teil Friedrich Martin, Viernheim. Verlag: Ver⸗ einigte Zeitungsverlage Cnyrim, Haller& Co., Worms. Geſchäftsſtelle: Friedrich Martin, Viernheim. Druck: Wormſer Verlagsdruckerei Halkenhäuſer, Cnyrim& Co. Worms.— Dü. XII 1937 über 1800. 3. Zt. iſt Anzeigen preisliſie t. 6 gültig. Vereins⸗Anzeiger Sportvereinigung Amieitia 09 e. V. Heute Donnerstag, den 6. 1. 38, abends 8.30 Uhr, Training für 1. Mſchft., Erſatz⸗ und Sämtliche Fußball⸗ und Handballjugendſpieler müſſen heute abend, punkt 8 Uhr, zu einer wichtigen Beſprechung ins Nebenzimmer vom Freiſchütz kommen. Wer nicht erſcheint, kann von Sonn⸗ Jungliga im„Freiſchütz“. Achtung Jugendſpieler! tag ab nicht mehr ſpielen. Die Vereinsführung. —— Für das Eintonl- gericht Erbſen geſchälte 1/2 Kilo 3. 26 u. 32 Weiße Bohnen/ 19.24 Wachtelbohnen 121g 24 . Linſen 2tg, 30, 34, 4, 36 Graupen / fg 23. 26,. 28 Knorrs Eintopfgericht Würfel 10 Maggis Eintopfgericht Wurfel. 15 5 Eier⸗Schnittnudeln 12 kg ab. 44 5 Eier⸗Makkaroni, eier ⸗Spaphetti, Spätzle Hörnchen, Suppenteige Sauerkraut 7½ 1 12 Ig. Brechbohnen f ½ Doſe⸗ 50, 58, 65, 68 Ig. Schnittbohnen 1/1 Doſe 48, 55, 65 Gemüſe⸗Erbſen 17¹ Doſe 2.52 Junge Erbſen 1/1 Doſe ab 62 Erbſen mit Karotten, gemiſchte Gemüſe Vorderſchinken gekocht 125 gr 43 3% Rabatt In jede Familie die Viernheimer Volkszeitung Fijche ferner alle Sorten Obſt u Gemüſe billigſt Kempf, Hügelſtr. Je jruͤher Sie uns Ihren Anzeigen auf⸗ trag und Ihre Anzeigentexte ten Erſchei⸗ nungstagzuſtel⸗ len beflo beer wird der Satz Ihrer Anzeigen ausfallen, deſto wenden. und Onkel, sakramenten, im 62. Lebensjahre. den 5. Januar 1938 Jodes- + Anzeige Nach Gottes heiligem Willen verschied am Dienstag abend halb 12 Uhr mein lieber Gatte, unser treubesorgter guter Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager Herr Michael Beikert 2. nach kurzer Krankheit, versehen mit den hl. Sterbe- Viernheim, lrvington-NJ.(USA), In tiefer Trauer: Die Hlnterbliebenen Die Beerdigung findet am Freitag nachm. 4 Uhr vom Trauerhause, Blauehutstraße 15, aus statt. e Nalionaljozialſſtiſche Kriegsopjerverjorgung Kameradſchaft Viernheim Lee Am Samstag, den 8. Januar, abends 8 Uhr, findet im„Freiſchütz“ eine 5 Aufführung des Heimatſtückes S' Müner's Liss“ j von Michelboch ſtatt, wozu alle Volksgenoſſen und Volksge⸗ noſſinnen Viernheims herzl. eingeladen ſind. uummaumamamuumaup zweite Eintrittspreis: 1. Platz 40, 2. Platz 30 Pfg. Wie immer friſch von der See Hahnliau, vor d. gewünſch⸗ Fllet aus Kabliau Lenellfische Ruler. Bismarckſtr. 12 Friſche Fische Wir umplehlen. Hahllau ohne Kopf Goldbarsen Braischeliiscn nahe den e und Fuel drüne Heringe 8 72 ie Marinaden Fllei von Goſdharsch e— Gemuſe u. Obſt liel von kahliau ile. Häuger Anzeigen ver- Ecke Luiſen⸗ und Blauehutſtr. Januar 1938, haber nachmittags Lampertheim, Zwangs verſteigerung. 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Lorſcherſtr. 10 Werdet fgleu der fl. Wenn Sie einmal etwas anzubieten haben oder wenn Sie etwas kaufen, mieten ode Sonntag, 9. Januar 1938, abends 8 Uhr im„Natsteller“ 0 Zur Wiederholung des Zaktigen Schwankes „Neimal verlobt“ laden wir die verehrliche Einwohnerſchaft, ins⸗ beſondere unſere paſſive Mitgliedſchaft mit ihren Angehörigen hierdurch freundlichſt ein. Eintritt 50 Pfg.— Programme, die zum Eintritt berechtigen, erhältlich bei Franz Hof⸗ mann(Drehſcheibe) und im„Ratskeller“. Manner gelang verein 18 4 6 Der Vorſtand. vermieten wollen, sa- gen Sie es stets durch elne „Kleine Anzeige“ m unserer Zeitung Hler findet hre An relge elne starke Be achtung. Der Verlag ————ñ— —