1 trinkt heits⸗ bil ⸗ c Sie heute theker lauen nummer 9 Mittwoch iernheimer Volks Amtsblatt der Bürgermeiſterei Mernheim Erſcheinungswelſe: Täglich ausgenommen an Sonntagen und Feiertagen. Bezugspreis: Ins Haus gebracht monatlich 160 RM einſchließlich Botenlohn, durch die Poſt monatlich 1.60 RM ausſchließlich Beſtellgeld Einzelnummer 10 Rpfg gitltia Geſchäftsſtelle Viernheim den 12. Januar 1938 Verkündigungsblatt der NS d AP. Vier 1) um Anzergen preis. Grundpreis für 1mm Höhe und 22 mm Breite 3 Rpfg., im Text⸗ teil für 1 mm Höhe und 67 mm Bteite 15 Rpig Zur Zeit uiſt Anzeigenpreisliſte Nr. 6 Bismarckſtr 13. Fernſpr 153. PSK L'bafen 15101 14. Jahrgang der japaniſche Bolſchafter beim Führer Peilerer Ausbau der Beziehungen zwiſchen Japan und deulſchland Verliefung der herzlichen Jreundſchaft Anſprachenwechſel zwiſchen dem Führer und dem Bolſchafter Berlin. 12. Januar. Der Führer und Reichskanzler empfing Dienstag vormittag den neuernannten Kaiſer⸗ lich Japaniſchen Botſchafter Shigenori Togo zur Entgegennahme ſeines Beglaubigungs⸗ ſchreibens. Der Botſchafter wurde unter dem üblichen Zeremoniell durch den Chef des Protokolls, Geſandten von Bülow⸗Schwante, von der Kai⸗ ſerlich⸗Japaniſchen Botſchaft abgeholt und in einem Kraftwagen des Führers zum„Hauſe des Reichspräſidenten“ geleitet. Die diplomati⸗ ſchen und militäriſchen Mitglieder der Botſchaft folgten in mehreren Wagen. Im Ehrenhof des „Hauſes des Reichspräſidenten“ erwies eine Ehrenkompanie des Heeres mit Muſik und Spielleuten dem Botſchafter die vorgeſchriebe⸗ nen militäriſchen Ehrenbezeugungen durch Präſentieren des Gewehrs, wobei der Präſen⸗ tiermarſch geſpielt wurde. An dem in Gegen⸗ wart des Reichsminiſters des Auswärtigen Freiherrn von Neurath ſtattfindenden Empfang nahmen außerdem die Herren der Umgebung des Führers und Reichskanzlers teil. Japans Volſchafter ſpricht Botſchafter Togo überreichte die kaiſerlichen Handſchreiben über die Abberufung ſeines Vor⸗ gängers, des Grafen Kintomo Muſhakoii, über ſeine eigene Beglaubigung als Botſchafter dem Führer und Reichskanzler mit einer Rede in japaniſcher Sprache, die in Ueberſetzung wie folgt lautet: Herr Deutſcher Reichskanzler! Es gereicht mir zur beſonderen Ehre, Ew. Excellenz das Allerhöchſte Handſchreiben über⸗ reichen zu dürfen, durch welches Seine Maje⸗ ſtät der Kaiſer, mein allergnädigſter Herr, mich als Außerordentlichen und Bevollmächtigten Botſchafter bei Ew. Excellenz zu beglaubigen geruht. Gleichzeitig habe ich die Ehre, Ew. Excellenz das Allerhöchſte Handſchreiben zu behändigen, durch welches die Abberufung mei⸗ nes Vorgängers, des Vicomte Muſhakoji, noti⸗ fiziert wird. Es iſt nicht das erſte Mal, daß ich nach Deutſchland gekommen bin. Ich war bereits vor nahezu zwanzig Jahren dienſtlich in dieſem Lande, deſſen Sprache und Kultur ich ſchon vorher kennen und bewundern gelernt habe. Schon damals war es mein aufrichtiges Beſtre⸗ ben, gute Beziehungen zwiſchen den beiden Ländern zu pflegen. Umſo tiefer erfüllt mich das beglückende Ge⸗ fühl, daß ich dieſes Mal dazu auserſehen bin. dieſe Beziehungen nunmehr an hervorragender Stelle weiter auszubauen und an der weiteren Verinnerlichung der überaus herzlichen Freund⸗ ſchaft zu arbeiten, wie ſie ſich zwiſchen Japan und Deutſchland ſo glücklich geſtaltet hat. Eine beſondere Freude iſt mir, daß ich jetzt in ein ganz neues Deutſchland gekommen bin. welches durch die hochherzige und tatkräftige Initiative Ew. Excellenz ein die ganze Welt überraſchen⸗ des Aufblühen erlebt. Es ſteht jetzt geeint und machtvoll da und iſt wieder ein geachteter und wichtiger Faktor in der Welt geworden, ein Umſchwung, der ohne Beiſpiel in der Geſchich⸗ te iſt und mich mit größter Hochachtung und Bewunderung erfüllt. Von dem Gefühl beſeelt. zum Schutze der Weltkultur berufen zu ſein, hat es mit Japan, das von demſelben Gefühl durchdrungen iſt, am 25. November 1936 das Abkommen gegen die Kommuniſtiſche Inter⸗ nationale geſchloſſen, und es gereicht mir zur freudigen Genugtuung. daß es mir in meiner damaligen Stelle als Direktor der Europa⸗ u. Weſtaſien⸗Abteilung des Auswärtigen Amtes in Tokio vergönnt war, bei dem Zuſtandekom⸗ men dieſes Abkommens, deſſen Bearbeitung in meinen Tätigkeitsbereich fiel. mitzuwirken. und daß ich ſo zu meinem beſcheidenen Teil da⸗ zu beitragen durfte, eine neue, glückverheißende Epoche in den Beziehungen zwiſchen den bei⸗ den Ländern einzuleiten. Die Lage in Europa und in Oſt⸗ aſien hat mit Notwendigkeit zu einer immer enger werdenden Zuſammenarbeit zwiſchen den beiden befreundeten Nationen geführt. Wenn ich mich nunmehr mit allen Kräften für eine weitere Förderung und Vertiefung der freund⸗ ſchaftlichen Beziehungen zwiſchen den beiden Regierungen und Völkern einzuſetzen beabſich⸗ tige, ſo bin ich mir gleichzeitig völlig bewußt. daß mir eine erfolgreiche Durchführung dieſer Aufgabe nur möglich iſt, wenn ich auf das Wohlwollen Ew. Excellenz und auf die Unter⸗ ſtützung durch Ew. Excellenz Regierung rech⸗ nen darf. Roſenberg und Göring 45 Jahre all Das deulſche Volk überbringt die herzlichſten Glückwünſche Am gleichen Tage wie Hermann Göring, am 12. Januar, vollendet Reichsleiter Alfred Roſenberg ſein 45. Lebensjahr. Er iſt einer der älteſten und verdienſtvollſten Mit⸗ kämpfer Adolf Hitlers. Roſenberg iſt auf dem alten deutſchbaltiſchen Boden von Reval ge⸗ boren, hat dort und in Moskau ſtudiert und ſich dann in München niedergelaſſen. Schon 1921 war er Hauptſchriftleiter des Kampf⸗ der Jührer und Reichskanzler erwiderte dieſe Anſprache mit folgenden Worten Herr Botſchafter! Ich habe die Ehre, aus den Händen Ew. Ex⸗ zellenz zugleich mit dem Abberufungsſchreiben Ihres Herrn Vorgängers das Schreiben entge⸗ genzunehmen, wodurch Seine Maieſtät der Kaiſer von Japan Sie als Kaiſerlich Japani⸗ ſchen Außerordentlichen und Bevollmächtigten Botſchafter bei mir beglaubigt. Mit Genugtuung entnehme ich aus Ihren Mitteilungen, daß Sie nicht als Frem⸗ der nach Deutſchland kommen. Sie folgen damit dem Beiſpiel Ihres von-mir hochgeſchätz⸗ ten Herrn Vorgängers, des Grafen Muſhakojfi, der ſeine bisherige Tätigkeit auch ſchon als gu⸗ ter Kenner und Freund Deutſchlands begann und dieſe Freundſchaft immer betont hat. Ihre Kenntnis des deutſchen Volkes, ſeiner Sprache und ſeiner Kultur und die freundſchaftlichen Empfindungen, die Sie für das deutſche. Volk und ſeine Arbeit hegen, wird Ihnen die Er⸗ füllung Ihrer Miſſion weſentlich erleichtern. Daß Sie, Herr Botſchafter, es als Ihre ver⸗ ſönliche Aufgabe betrachten, die guten Bezie⸗ hungen zwiſchen unſeren beiden Ländern an hervorragender Stelle weiter auszubauen und an der weiteren Vertiefung der herzlichen Freundſchaft zu arbeiten, wie ſie ſich zwiſchen Japan und Deutſchland ſo glücklich geſtaltet hat, begrüße ich lebhaft. Die Tatſache, daß Ew. Ex⸗ cellenz in ihrer bisherigen Stellung bei dem Zuſtandekommen des deutſch⸗ japaniſchen Ab⸗ kommens gegen die Kommuniſtiſche Internatio⸗ nale mitgewirkt haben, iſt mir eine Gewähr dafür, daß Sie von der Bedeutung dieſer Ver⸗ einbarung ebenſo durchdrungen ſind wie ich ſelbſt. Seien Sie überzeugt, Herr Botſchafter, daß Sie in Ihrem Beſtreben, auf dieſer Grund⸗ lage an der deutſch⸗ japaniſchen Freundſchaft weiterzuarbeiten, bei mir ſtets die vollſte Un⸗ terſtützung finden werden. Die freundlichen Wünſche. die Seine Maje⸗ ſtäſt Kaiſer Hirohito in ſeinem Hand⸗ ſchreiben für das Gedeihen Deutſchlands und für mich perſönlich zum Ausdruck gebracht hat. nehme ich mit lebhaftem Dank entgegen. Ich erwidere ſie aufrichtig und heiße Ew. Excellenz herzlich willkommen. Hieran ſchloß ſich eine längere freundſchaft⸗ liche Unterhaltung des Führers mit dem Botſchafter. Dieſer ſtellte alsdann dem Führer und Reichskanzler die ihn beglei⸗ tenden Mitglieder ſeiner Botſchaft vor. Der Botſchafter nahm ſpäter in ſeiner neuen Eigen⸗ ſchaft an dem Neujahrsempfang des Diploma⸗ tiſchen Korps teil. Die halloren- erſie Geburlslagsgrakulanlen bei Generaloberſt Göring Die Halloren, die dem Führer ihre Neujahrsglückwünſche überbracht hatten, wurden an⸗ ſchließend von Miniſterpräſident Göring empfangen, um ihm ihre beſten Wünſche zu ſeinem heutigen Geburtstag auszuſprechen.— Die Halloren überbringen ihr Geſchenk. (Preſſe⸗Hoffmann, Zander⸗K.) organs der Partei, des„Völkiſchen Beobach⸗ ters“, deſſen Herausgeber er heute iſt. Roſen⸗ berg iſt einer der engſten Mitarbeiter des Füh⸗ rers. Er wurde in den Reichstag gewählt, trat außenpolitiſch wiederholt hervor und gehörte bald zur Neichsleitung der NSDAP. Als der Beauftragter für die geiſtigen und weltanſchau⸗ lichen Fragen betreut er ein Wirkungs⸗ Alfred Roſenberg (Erich Zander Archiv-Multiplex⸗K.) feld von größter Bedeutung. Er hat ſich durch ſeine umfaſſenden Studien und durch die Mitarbeit an allen programmatiſchen Fragen eine unbeſtrittene Autorität erworben. Seine Bücher und Schriften zeigen den Mann von univerſalem Wiſſen und von ſcharfer gei⸗ ſtiger Prägung. Schlichtheit und Ueberzeu⸗ gungstreue gehören zu den hohen Eigenſchaf⸗ ten, die Roſenbergs Anſehen in der Bewegung feſt begründet haben. Das deutſche Volkstum und ſein raſſiſches Erbe können jedenfalls kei⸗ nen beſſeren Vertreter und Vorkämpfer finden als ihn. * Wo die Stunde raſches und entſchloſſenes Handeln forderte, da immer rief der Führer Hermann Göring, der heute als Beauftragter des Vierjahresplans die ſchwerſte Verantwor⸗ tung trägt, die je auf Menſchenſchultern laſtete. Aber Idee und Tatwille ſind bei Hermann Göring eins.„Hermann Görings Geſtalt und Werk“ ſchreibt ſein Biograph Dr. Erich Gritz⸗ bach:„ſtehen vor des deutſchen Volkes Herz und Auge in vollkommener Einheit als Aus⸗ druck dieſes Volkes ſelbſt.“ Folgerichtig baut ſich der Lebensweg Hermann Görings auf: von der abenteuerreichen Jugend über die har— ten Weltkriegsjahre als Kampfflieger bis zu den erſten Kampftagen an der Seite Adolf Hitlers und zur Vollendung ſeines Weſens in der Perſönlichkeit des weitſchauenden und ent— ſchloſſenen Staatsmannes. Hermann Göring iſt kein Grübler, aber er weiß, was er im be⸗ ſtimmten Augenblick zu tun hat. Alle Stellun⸗ gen, die er irgendwie bekleidet hat in ſeinem arbeitsreichen Leben, zeugen von dieſer Ge— ſchloſſenheit ſeiner Perſönlichkeit und ſeines Werkes. Wee — — 7. Neuordnung Europas Von Ph. Oben auer Geſtern hat im großen Saal des„Hauſes des Reichspräſidenten“ der Führer das geſamte Diplomatiſche Korps empfangen, um die Neu⸗ jahrswünſche der in Berlin vertretenen Länder entgegenzunehmen und um ſeinerſeits allen Botſchaftern, Geſandten und Geſchäftsträgern ſeine und des deutſchen Reiches beſte Wünſche zu übermitteln. Sowohl die Anſprache des Doyens des Diplomatiſchen Korps, des apoſto⸗ liſchen Nuntius Orſenigo, als auch die Rede des Führers unterſtrichen mit beſonderem Nachdruck den Friedenswillen der Nationen. Die Bereitſchaft des deutſchen Volkes, mit allen Nationen, die gleicher Meinung von der Notwen⸗ digkeit des Friedens ſind, ehrlich und vertrau⸗ ensvoll zuſammenzuarbeiten, wurde von dem Führer beſonders hervorgehoben. 5 Der Führer hat damit erneut vor der Welt⸗ öffentlichkeit das letzte und höchſte Ziel der deutſchen Außenpolitik dargelegt. Den Frieden des„tatſächlichen Rechts und des Vertrauens“ erſtreben wir heute wie immerdar. Das auf dieſem Weg Erreichte wird für das deutſche Volk der Maßſtab ſein für den Grad des wirk⸗ lichen Friedenszuſtandes der in Europa herrſcht. Wir haben keine Fordexungen an die Welt, die außerhalb unſeres hiſtoriſchen Rechts liegen und wir verlangen von der Welt nichts weiter als die Wiederherſtellung des ehemaligen Rechts⸗ zuſtandes. Eine Forderung, auf die ſich die Welt wird verſtehen müſſen. Eine Forderung, die bereits eine große Anzahl Völker zu ihrer eigenen Forderung an die europäiſche Politik gemacht haben. Und die es noch nicht getan haben, würden zur Befriedung der Welt einen nicht zu unterſchätzenden Beitrag leiſten, wenn ſie ſich endlich zu einem neuen europä⸗ üſchen Geiſt bekennen würden. N Wer will es heute noch leugnen, daß Eu, ropa an einem Wendepunkt ſteht? Die Zeichen der Neuordnung Eurgpas. ſind ſo zahlreich und ſo draſtiſch, daß die Regierungen mit einer Reihe völlig neuer Faktoren in der europäiſchen Politik rechnen müſſen. Es würde hier zu weit führen, alle Regungen und Er⸗ folge des neuen europäiſchen Geiſtes aufzuzäh⸗ len, Es genügt, auf einzelne wichtige en ſachen hinzuweiſen, ohne die der Kern des fried⸗ lichen europäiſchen Zuſammenlebeus nicht erfaßt werden kann. Wir erwähnen die Achſe Ber⸗ lin— Rom, die gewaltigen Umformungen, die ſich im Geiſt der Balka 11 änder voll⸗ ziehen, die große politiſche Schwen kung Rumäniens in den füngſten 2 agen, die Gründung des römiſchen Impe⸗ riums, der Zuſammenbruch des Gen⸗ fer Parlaments, die beränderte Stellung⸗ nahme verſchiedener Balkan völker zu den europäiſchen Großmächten uſw. Dazu kommt die neue Haltung zahlrei⸗ cher Regierungen zu den aktuellen Streitfragen europäiſcher Politik. Wir nennen in dieſem Zuſammenhang die deutſche Ko lonia 45 frage, die heute bis tief hinein in die ver⸗ ſtändigen Kreiſe Frankreichs und Englands eine andere Beurteilung erfährt, als vor einigen Jahren. Wir nennen weiter das ungeheure Mißtrauen, das man ſelbſt in Frankreich dem franzöſiſch⸗ſowjetruſſiſchen Bündnis ent⸗ gegenbringt uſw. Die Frage einer Ver ar ßerung der Antikominternfront wird vielleicht bald wieder mehr in den Vorder⸗ grund treten und die Angleichung der wirtſchaftlichen Intereſſen inner⸗ halb beſtimmter Intereſſengebiete wird von den ſchwer ringenden Völkern von ihren Regierun⸗ en verlangt. 5 5 5 Werfen wir ſchließlich noch einen Blick auf die Beſuche führender Staatsmänner untereinander, auf die verſchiedenen Konferenzen und Beſpre⸗ chungen, die in dieſer oder jener Hauptſtadt ge⸗ führt werden,— Rom⸗Protokollmächte in Bu⸗ dapeſt, Stoſadinowitſch kommt nach Berlin, der Führer wird im Frühjahr Muſſolini einen Ge⸗ genbeſuch abſtatten— dann wird es nicht ſchwer fallen, zu erkennen, wie ſehr die euxopäiſchen politiſchen Fragen bald nach der Jahreswende in Fluß gekommen ſind. Hier gibt es keinen Zweifel und kein Zaudern mehr. Europg hat begonnen, ſich aus ſeiner Starrheit zu löſen, in die es die unglückſeligen Friedensverträge hineingezwängt hatten. Europa iſt zu neuem ſelbſtändigem Leben erwacht. Daran wird es niemand mehr hindern können. Und wer da glaubt, daß er noch mit den alten Methoden und Rezepten auf Koſten der anderen zu ſeinen, Gunſten das Rad der Geſchichte drehen könne, der wird bald erkennen müſſen, daß er ſich ber⸗ gebliche Mühe macht. Europa beginnt zu er⸗ wachen und will nicht untergehen unter aſiatiſch⸗ moskowitiſcher Deſpotie. Was ſich jetzt noch kaum in erſten zarten Keimen zeigt, wird viel⸗ leicht ſchon in aller Bälde konkret und eindeu⸗ tig vor der Welt ſtehen. Auch die Vorgänge im Fernen Oſten oder auf dem ſpaniſchen Kriegsſchauplatz werden dieſen Umformungspro⸗ zeß Europas nicht hindern. Pollsdeulſche Fragen in Jonkhofen Die zweite Arbeitstagung der Gau⸗ und Kreisſchulungsleiter auf der Ordensburg Sonthofen ſtand im Zeichen größerer Sach⸗ vorträge, die ſich im weſentlichen mit der Behandlung von volksdeutſchen und auslands⸗ deutſchen Fragen befaßten. Pg. Dr. Beyer vom deutſchen Auslandsinſtitut in Stuttgart gab in einer äußerſt lebendigen Weiſe einen ſehr eingehenden Geſamtüberblick über die La⸗ ge und den gegenwärtigen Stand ſowie über die Probleme des Geſamtdeutſchtums im Aus⸗ lande. Im Anſchluß an dieſe Ausführungen gab ⸗Oberführer Pg. Behrends einen einge⸗ henden Ueberblick über die Lage der volksdeut⸗ ſchen Gruppen in Mitteleuropa. Der Nachmit⸗ tag war im weſentlichen durch den geſchichtlich äußerſt intereſſant dargebrachten Vortrag des Danziger Profeſſors Pg. D Recke über das Deutſchtum im Oſten ausgefüllt. Im Anſchluß daran gab Gauſchulungsleiter des Gaues Oſt⸗ preußen Pg. Dargel eine Darſtellung der La⸗ - ge Oſtpreußens u. ſeiner kulturpolitiſchen Auf⸗ gabe. Als Abſchluß der Arbeitstagung wurde vom Gauſchulungsamt Betlin anhand zweier Kurzfilme ein Einblick in die Arbeit der Flie⸗ genden Gauſchule Berlin gegeben. Abſchluß in Budapeſt De Rompakkkonferenz ſchloß ihre ſachlichen Beralungen Budapeſt, 12. Januar Am Nachmittag fand eine kurze Zuſammen⸗ kunft der drei Rom⸗Pakt⸗ Mächte ſtatt, auf der einige wirtſchaftspolitiſche Fragen er⸗ örtert wurden. Zu gleicher Zeit traten auch die Leiter der politiſchen Abteilungen der Außen⸗ miniſterien in Wien, Rom und Budapeſt, fer⸗ ner der italieniſche Geſandte Butti, der un⸗ gariſche Geſandte Beſſeney und der öſter⸗ reichiſche Geſandte Hornborſtel zu einer Beratung zuſammen, um die endgültige Faſ⸗ ſung des amtlichen Schlußkommuni⸗ ques auszuarbeiten das heute abend von Graf Ciano, Bundeskanzler Schuſchnigg und Außenminiſter v. Kanya unterzeichnet werden wird. Die ſachlichen Beratungen wur⸗ den daher im großen und ganzen im Laufe des Dienstags abgeſchloſſen. Der italieniſche Außenminiſter Graf Cian o weihte am Nachmittag noch die neue italieni⸗ ſche Elementarſchule in Budapeſt ein und nahm an einem Empfang der Matthias⸗Corvinus⸗ Geſellſchaft teil. Am Abend empfing er den deutſchen Ge⸗ ſandten v. Erdmannsdorf, den jugofla⸗ wiſchen Geſandten Wukopewitſch und den Geſchäftsträger der Franco⸗Regierung, Graf Bailen. Die Legilimiſten rühren ſich Wien, 12. Januar Die Legitimiſten, die ſchon ſeit mehreren Monaten äußerſt rührig find, haben am Diens⸗ tag eine große Werbeaktion eingeleitet. In ganz Oeſterreich finden 50 Maſſenverſammlun⸗ gen ſtatt, die unter der Deviſe„Wir wollen die öſterreichiſche Unabhängigkeit“ ſtehen. In Wien allein ſind neun Verſammlungen ange⸗ ſetzt. Allgemein ſind Gerüchte verbreitet, daß es bei dieſen Verſammlungen zu Gegenkund⸗ gebungen antilegitimiſtiſcher Kreiſe kommen werde weshalb— wie man hört— die Poli⸗ zei umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen tref— fen wird. Der Beſchluß der Kaiſerlonferenz Die Vernichlung der chineſiſchen Jenkralregierung wird gebilligt Tokio, 12. Jan. Die Konferenz beim japaniſchen Kaiſer, die nach den vorliegenden Berichten eine Stunde gedauert hat, wird von der geſamten japani⸗ ſchen Preſſe als ein hochbedeutſames hiſtoriſches Ereignis gefeiert.. Ueber den Verlauf der feierlichen Sitzung wird bekannt, daß die Vertreter von Heer und Marine, die Mitglieder der Regierung ſowie die Angehörigen des Geheimen Staatsrates an der hufeiſenförmigen Konferenztafel im Kai⸗ ſerpalaſt in Gruppen geordnet den Bericht des Miniſterpräſidenten Fürſt Konoe angehört hät⸗ ten. Der Miniſterpräſident hat da nach Japans Haltung gegenüber China eingehend erläutert und die Vorſchläge der Regierung. die bekanntlich in der„Beseitigung der japan feindlichen Zenttalregie⸗ rung mit allen Mitteln“ gipfeln. vorgetragen. Nach eingehenden Beratungen, ſo heißt es in den. Berichten weiter, und nach ergänzenden Erläuterungen von militäriſcher Seite hätten die Vorſchläge der Regierung die Bil li gung des Thrones gefunden. Hierüber werde in den nächſten Tagen eine Erklärung der Regie⸗ rung veröffentlicht werden. Anſchließend wurden Miniſterpräſident Fürſt Konoe und der Kriegsminiſter Sugiyama vom Kaiſer in Audienz empfangen Kurz dar⸗ auf fand eine Sonderſitzung des Beraterſtabes unter dem Vorſitz von Fürſt Konoe ſtatt. Die Preſſe faßt die Bedeutung des Staatsaktes dahin zuſammen, daß dieſe ſeit dem Beginn der Meifizeit fünfte Kai⸗ ſer konferenz ein neues Kapitel der japa⸗ niſchen„Geſchichte einleitet. Gleichzeitig teilen die Blätter mit, daß die Aushebungsverord⸗ nung dahingehend geändert wurde. daß die Dienſtzeit der Infanterie allgemein zwei Jahre beträgt und daß die Zulaſſungsbedingungen für die Offizierslaufbahn erleichtert werden. In den Leitartikeln der Blätter vom Diens⸗ tag wird allgemein die Einleitung ent⸗ ſchloſſener Maßnahmen gegenüber China gefordert.„Tokyo Schimbun“ ver⸗ langt die Abberufung des japaniſchen Bot⸗ ſchafters und die Kriegserklärung an die Zentralregierung.„Tokyo Aſahi Schimbun“ weiſt darauf hin, daß die Koſten der neuen kriegeriſchen Maßnahmen mehr als vier Mil⸗ liarden Pen betragen würden. aber die ſofor⸗ tige Zuſtimmung der Finanz⸗ und Induſtrie⸗ kreiſe zeigten, wie notwendig entſchloſſene Maß⸗ nahmen ſeien, wie ſie vom Kabinett beſchloſſen wurden. Kriegserklärung an China? London, 12. Jan. „Evening Standard“ und„Evening News“ berichten Übereinſtimmend, in einigen Kreiſen in Tokio wolle man wiſſen, das Ergebnis der Sitzung ſei eine formelle Kriegserklärung an China. Tſingkaus hilfspolizei aufgelöſt London, 12. Januar. Nach Meldungen aus Tſingtau haben die Japaner die aus Ausländern beſtehenden Hilfspolizei- Abteilungen aufgelöſt. Ihr Kom⸗ mandeur, der Engländer Hogg. habe den Ad⸗ miral der japaniſchen Landungstruppen gebe⸗ ten. für das Perſonal der chineſiſchen Eiſen⸗ bahn zu ſorgen. das ſein Leben für die Vertei⸗ digung japaniſchen Eigentums eingeſetzt habe. Der Admiral habe zugeſagt, daß niemand für ſein Leben zu fürchten brauche. Kanadas Abwehr gegen Wühlarbeit der Miniſterprüſibent lümpft gegen den Kommunismus Montreal. 12. Jan. Der Miniſterpräſident der kanadiſchen Pro⸗ vinz Quebec, Dupleſſis, ſetzt ſeinen ener⸗ giſchen Kampf gegen die neuerdings auch in Kanada ſtärker hervortretende unterirdiſche Be⸗ tätigung bolſchewiſtiſcher Elemente unabläſſig fort. Den Auftakt hatte im Novem⸗ ber das Verbot zweier kommuniſtiſcher Hetz⸗ blätter gebildet. Vor wenigen Tagen unter⸗ nahm die Polizei einen überraſchenden Schlag gegen eine jüdiſche Organiſation, bei der zahl⸗ reiche in jiddiſcher Sprache abgefaßte Agita⸗ tionsſchriften beſchlagnahmt wurden und ſich eindeutig der Nachweis für das enge Zuſam⸗ menwirken von Juden und Moskauagenten er⸗ gab. Am Dienstag wurden die Säuberungs⸗ maßnahmen fortgeſetzt mit einer polizeilichen Durchſuchung in den Büros der kommuniſtiſchen Organiſation„Freunde der Sowjet⸗ union“. Eine große Menge Hetzſchriften und auf Schleichwegen eingeſchmuggelter bolſche⸗ wiſtiſcher Agitationsblättchen konnte beſchlag⸗ nahmt werden. Es wäre erfreulich, wenn ſich England die Auffaſſung ſeines Dominions zueigen machen und wenigſtens die Weltgefahr des Bolſche⸗ wismus erkennen würde, den man jetzt noch in London als eine außenengliſche Angelegenheit betrachtet. Englands Plan gebilſigt London, 12. Januar. Der Unterausſchuß des Vorſitzenden des Nicht⸗ einmiſchungsausſchuſſes befaßte ſich mit der Entſchließung über den engliſchen Kompromiß⸗ vorſchlag für Spanien, der die Wiederherſtel⸗ lung und Verſtärkung der Kontrolle. die Zu⸗ rückziehung der Freiwilligen und die Gewäh⸗ rung der Kriegsführendenrechte umfaßte. Der Ausſchuß ſtimmte den allgemeinen Richtlinien des engliſchen Planes zu und beriet auch eine Reihe von Einzelvorſchlägen. Der nächſte Schritt bildet jetzt die Beſchlußfaſſung über die Ar⸗ beitsweiſe und Zuſammenſetzung der Kommiſſi⸗ onen, die nach beiden Seiten in Spanien ge⸗ ſchickt werden ſollen, um Vereinbarungen über die Zurückziehung der Ausländer zu treffen.— Die nächſte Sitzung des Hauptunterausſchuſſes wird am Donnerstag, den 13. Januar. 11 Uhr, im Engliſchen Außenamt ſtattfinden. England ſoll die Nichteinmiſchungspolitik auf⸗ geben.— Prahleriſche Redensarten engliſcher Sowietfreunde in Madrid. Salamanca, 12. Januar. Die neun engliſchen Labour- Abgeordneten, die zur Zeit das ſpaniſche„Sowfietpara⸗ dies“ bereiſen, erklärten nach hier eingetrof⸗ fenen Meldungen bei ihrer Ankunft in Ma⸗ drid, ſie würden„dafür ſorgen“, daß die eng⸗ liſche Regierung die Nichteinmiſchungspolitik endgültig aufgebe und Waffen und Munition nach Sowjetſpanien liefere. holland erkennt Imperium an Den Haag, 12. Januar. Bei einer Interpellation umriß der nieder⸗ ländiſche Außenminiſter in der Erſten Kammer der Generalſtaaten die Haltung ſeiner Regie⸗ rung in der Frage der Anerkennung der italie⸗ niſchen Beſitzrechte in Aethiopien. Der nieder⸗ ländiſche Schritt bei den Oslo⸗Staaten, ſo ſagte der Miniſter, ſei darauf berechnet geweſen, in Zuſammenarbeit mit dieſen Staaten einen ge⸗ meinſamen Schritt bei den Regierungen von Frankreich und England in Erwägung zu zie⸗ hen, um die Beziehungen zu Italien zu regeln. Die niederländiſche Regierung habe dabei völlig im Rahmen der ihr gege⸗ benen außenvolitiſchen Möglichkeiten gehan⸗ delt. Der Miniſter teilte weiter mit, daß die niederländiſche Regierung bereit ſei. leugbare Tatſache der Beſetzung Aethiopiens durch Italien und die Herrſchaft Italiens über dieſes Gebiet anzuerkennen. Weitergehende Be— deutung habe dieſer Beſchluß nicht. Chaulemps unter Gewerkſchaftsdruck Paris. 12. Jan. Die franzöſiſchen Arbeitgeber haben ſich ge⸗ weigert, an der Vermittlungskonferenz im Matignon⸗Palaſt teilzunehmen. Sie er⸗ klären, daß lediglich die marxiſtiſche CG T.⸗Gewerkſchaft von Chautemps zu der Konferenz eingeladen worden ſei und weiſen darauf hin, daß dieſe Gewerkſchaft die Regierung in erpreſſeriſcher Weiſe unter Druck ehe, die un⸗ 8 N** 2 Jilchner heule in Berlin N Frankfurt a. M., 12. Jan. Dr. Filchner iſt heute früh nach Berlin weitergereiſt. Die Ankunft des Forſchers in der Reichshauptſtadt dürfte am Mittwochnach⸗ mittag 16.38 Uhr auf dem Anhalter Bahnhof erfolgen. In etwa ein bis zwei Jahren dürften die geſamten erdmagnetiſchen Werte, die Dr. Filchner aufgrund ſeiner Fotrſchungsreiſen berechnen will, vorliegen. Im Anſchluß an dieſe Anſchlußmeſ⸗ ſungen will er einen Plan, der von Herrn Ge⸗ heimrat Profeſſor Dr. Schmidt, dem hervor⸗ ragenden Neſtor auf dem Gebiete der erdmag⸗ netiſchen Forſchungen, ſchon vor 25 Jahren ent⸗ worfen iſt, der Verwirklichung entgegenführen: Es handelt ſich hier um die Gründung eines Laboratoriums, das ſich ausſchließlich mit geo⸗ phyſikaliſchen, insbeſondere erdmagnetiſchen Un⸗ terſuchungen befaßt.— Der Filchner vom Führer in Ausſicht geſtellte Nationalpreis ſoll hierbei Verwendung finden. Die in dieſem Laboratorium auf Grund von Untersuchungen gewonnenen Ergebniſſe ſollen nicht nur der Wiſſenſchaft zugute kommen, ſondern ſie ſollen insbeſondere deutſchen Intereſſen nutzbar ge⸗ macht werden. Filchner denkt dabei beſonders an die von unſerem weitblickenden Führer an⸗ geordneten, durch die Knappheit der Nohmate⸗ rialien bedingten außerordentlich wichtigen und ſegensreichen Unterſuchungen unſe⸗ res deutſchen Grund und Bodens im Hinblick auf das Vorkommen von Boden⸗ ſch ü tz e n. Goldenes Ehrenzeichen für Jüllner Berlin. 12. Januar. Der Führer und Reichskanzler ver⸗ lieh dem Chef des Führungshauptamtes der Oberſten SA.⸗Führung. Obergruppenführer Jüttner, in Anerkennung ſeiner Verdienſte um die Bewegung bei der Vollendung ſeines 50. Lebensjahres das Goldene Ehrenzeichen der NSDAP. unter gleichzeitiger Widmung ſeines Bildes. Obergruppenführer Jüttner hat ſich nach ſeiner Berufung in die Oberſte SA.⸗Füh⸗ rung und der Uebernahme des Führungshaupt⸗ amtes um den Ausbau der SA. beſondere Ver⸗ dienſte erworben, die nach außen hin auch in dem Auftrag des Führers, die Durchführung der Aufmärſche der Reichsparteitage der NSDAP. zu organiſieren und zu leiten, ihren ſichtbaren Ausdruck gefunden hat. deulſches Beileid für Argenlinſen Anteilnahme am Abſturz des argentiniſchen Flugzeugs Buenos Aires, 12. Januar „Die Anteilnahme an dem Abſturz des argen⸗ tiniſchen Heeresflugzeugs iſt allgemein. E einer der erſten drückte der deutſche Ge⸗ ſchäftsträger das Beileid des Reiches aus. Präſident Juſto fuhr in einem Sonderzug na Montecaſeros(Provinz Corrientes), 11 55 Ueberführung der Verunglückten nach Buenos Aires beizuwohnen. Unter den Getöteten befin⸗ det ſich auch der ehemalige argentiniſche Mili⸗ tärattachs in Berlin, Oberſt Schweizer, der jetzige Chef des Militärkabinetts, ferner der Anterſtaatsſekretär im Marineminiſterium Oreſchnik und der Kommandeur des erſten Fliegerregiments Oberſtleutnant Berg a⸗ mini, der das Flugzeug ſelbſt führte. Briefpoſt für„Meleor“ Berlin, 12. Januar Die Abſendung von Briefpoſt an das Vermeſ⸗ ſungsſchiff,„Meteor“ 4 durch das Ma⸗ rinepoſtbüro, Berlin am 13., 14., 15. 17. und 18. Januar nach San Juan(Puerto Rico). Die Briefſendungen müſſen ſpäteſtens an den Abſen⸗ dungstagen vormittags beim Marinepoſtbilro Berlin SW 11, eingehen.. N Roms Preſſe bei Darre Rom, 12. Januar. Reichsminiſter Darré hat am letzten Tage ſeines Aufenthaltes in Rom vormittags das römiſche Tierzuchtinſtitut und einen landwirt⸗ ſchaftlichen Muſterbetrieb beſichtigt. Anſchlie⸗ ßend fand ein Frühſtück auf der deutſchen Bot⸗ ſchaft ſtatt. Am Nachmittag fand zu Ehren Darrés ein Tee⸗Empfang im internationalen Landwirtſchaftlichen Inſtitut ſtatt. Anſchließend empfing Reichsminiſter Darré die Vertreter der ftalieniſchen Preſſe. Anſchließend ſchilderte Darrs Vertretern der deutſchen Preſſe die außer⸗ ordentlich nachhaltigen Eindrücke. die er bei ſeinem Beſuch in Italien erhalten hat. Am Abend beſichtigte er die Textil ⸗Ausſteltung. Reichsminiſter Darrs wird heute die italieniſche Hauptſtadt wieder verlaſſen. Er plauderle aus der Schule Jeruſalem, 12. Januat. Ein Ausſchuß des Zioniſtiſchen Kon⸗ greſſes verhandelte gegen den Leiter der „Jüdiſchen Staatspartei“, Großmann, der im letzten Herbſt mein Geheimdokument über Verhandlungen zwiſchen dem Zioniſten⸗Vorſit⸗ zenden Weizmann und dem Kolonialmini⸗ ſter Ormsby⸗Gore veröffentlichte. Dieſes Geheimdokufnent gab engliſch-jüdiſche Verabre⸗ dungen zugunſten der Teilung Paläſtinas wie⸗ der, von denen die Oeffentlichkeit und beſonders die Araberführung nichts wiſſen ſollte. Sie wurden von der arabiſchen Oeffentlichkeit dann ſelbſtverſtändlich auch als Beweis des jüdiſchen Einfluſſes auf die britiſche Regierung in der Paläſtinafrage ausgelegt. Das Urteil gegen Großmann führt aus, daß„die Veröf⸗ fentlichung die Vertrauensbaſis der britiſchen Regierung zur zioniſtiſchen Leitung untergra⸗ be.“ Großmann wurde die Mitgliedſchaft zum Zioniſtiſchen Generalrat und die Delegierten⸗ eigenſchaft zum Zioniſtenkongreß auf die Dauer von zwei Jahren abgeſprochen. l and in N in dem len lin Eeſtndtt ta, un Elutten 225 0 eich ittungt Fhtet des Aus 245 U un bei der 8 Uli, Gef de Fhatze fel, nldsotg leitet Aiſbin Vt Aenptt Vehtn N itwitz hen In kein z lien Cite hes deaf auge, Las aug lobe dei den det dun k. därnft Ms Ve dz f 5 10 N a enfühter erdienſte g keines hen det 9 seines hat zich -h, Sshautt⸗ te Ver- 8 2 1 42 99 N 1 „ * 8 5 75 N ud n führung de der , ihten nien ugs anunt d ütgen⸗ . 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Raeder und den Ober⸗ befehlshaber der Luftwaffe, Generaloberſt Gö⸗ ring, als Vertreter der Wehrmacht, um von ihnen die Glückwünſche des Heeres, der Kriegs⸗ marine und der Luftwaffe zum neuen Jahre ent⸗ gegenzunehmen und dieſe Glückwünſche zu er⸗ widern.. Im Ehrenhof des„Hauſes des Reichspräſiden⸗ ten“ war eine Ehrenkompanie des Heeres mit Muſik aufgezogen, die hrenbezeugungen er; wies, und deren Riede der Generalfeldmarſchall und die Oberbefe 8 der drei Wehrmachts⸗ teile nach dem Empfang gemeinſam abſchritten. Kurze Zeit ſpäter empfing der Führer wie all⸗ 1157 eine Abordnung der„Salzwirker tüderſchaft“ im Thale zu Halle, der 2 5 ren, die in ihrer alten Tracht erſchien und dem Reichsoberhaupt. wie von altersher üblich, Salz, Schlackwurſt und ein Glückwunſchgedicht, den ſogenannten Neujahrscarmen, darbrachte. Alsdann übermittelte namens der Bevöl⸗ kerung der Wan der Oberbürgermeiſter und Stadtpräſident von Ber⸗ lin, Dr. Lippert, Glückwünſche, die der Führer mit ſeinen beſten Wünſchen für das Gedeihen der Stadt herzlich erwiderte. Hiernach empfing der Führer und Reichs⸗ kanzler zur Entgegennahme der Glückwünſche der Deutſchen Woltge den Reichsführer 1 und Chef der deutſchen Polizei Himmler mit ſeinem Hauptamtschef ⸗Obergruppenführer Heißmeyer, Obergruppenführer General der Polizei Dalugue, Gruppenführer Seydrich und Gruppenführer Wolff. Gegen 11.30 Uhr begann dann die Anfahrt des Diplomaliſchen Korps um feierlichen en render Me Jedesmal deim Eintreffen eines fremden Miſſionschefs er⸗ wies die Ehrenkompanie militäriſche Ehren⸗ bezeugungen durch Präſentieren des ba et wobes die Muſik bei dem Nuntius und den Bot⸗ chaftern den n ſpielte, während ür die Ae wur und die Geſchäftsträger des Spiel gerührt wurde. Der Slaalsakt and in der traditionellen Form im„großen al“ des 18 des Reichsprüſidenten“ ſtatt, in dem ſich im Beiſein des Protokollchefs Ge⸗ andten von Bülow⸗Schwante fämtliche 51 in exlin Wenn e auslündiſchen Botſchafter, Gesandten und Geſchüftsträger verſammelt hat⸗ ten, um dem Reichsoberhaupt ihre und ihrer Staaten Glückwünſche dann Jahreswechſel aus⸗ Raalte en und die Wünſche des Aste; und eichskanzlers für ihre Staatsoberhäupter, Re⸗ ierungen und Völker entgegenzunehmen. Der Führes betrat in Gegenwart des Reichsminiſters des Auswärtigen, Fe von Neurath, um 12.15 Uhr den Saal. In ſeiner Begleitung wa⸗ ren bei dem Empfang zugegen: der Staatsminiſter und Chef der Präſidial⸗ kanzlei, Dr. Meißner, der Reichsminiſter und Chef der Reichskanzlei, Dr. Lammers, der Staatsſekretür im Auswärtigen Amt, von Mak⸗ kenſen, der Staatsſekretär und Chef der Aus⸗ landsorganiſation im Auswärtigen Amt, Gau⸗ leiter Bohle, der Miniſterialdirektor in der Präſidialkanzlei, Dr. Doehle, der perſönliche Adjutant des Führers und Reichskanzlers SA.⸗ Obergruppenführer Brückner, der Adjutant der Wehrmacht beim Führer und Reichskanzler, e d. G. Hoßbach und Reichspräſidialrat iewitz. Die Anſprache des Nunkius Orſenigo Im Verlauf des Neujahrsempfangs beim Führer, richtete als Doyen des Diploma⸗ tiſchen Korps der Apoſtol. Nuntius Monſignore Ceſare Orſenigo, Erzbiſchof von Ptolemais, an den deutſchen Reichskanzler eine franzöſiſche An⸗ ſprache, deren Ueberſetzung wie folgt lautet: Herr Deutſcher Reichskanzler! Das in Deutſchland beglaubigte Diplomatiſche Korps, deſſen Wortführer zu ſein ich die Ehre habe, bringt— in ſeinem eigenen und im Na⸗ tgatsoberhäupter, die es vertritt,— Eurer Excellenz ſeine aufrichtigſten und wärmſten Wünſche für die Wohlfahrt Ihres Volkes zum Ausdruck, Wir wünſchen von ganzem Herzen, daß Deutſchland völlig glücklich i und in Ruhe und Frieden, der den Menſchen guten Willens verheißen iſt, gedeihen möge. 8 Excellenz! Auch in Zeiten ſtolzeſter Freude an einen wahrhaft eindrucksvollen materiellen Fortſchritt muß die Welt von Tag zu Tag immer klarer er⸗ es ohne rieden kein menſchliches Glück gibt, und ſelbſt durch den ſteigenden Lürm der Rüſtungen hindurch ruft die Menſchheit unabläſſig vertrauensvoll nach Frieden. In Uebereinſtimmung mit dieſem Sehnen der Welt geben auch wir unſeren Wünſchen dahin Ausdruck, daß das neue Jahr der Menſchheit eine Befriedung der kennen, da Die Neujahrsempfänge beim Jührer 51 in Berlin beglaubigte Bolſchafter ſptechen durch den apoſtol. Nunlius ihre wärmſlen Glückwünsche aus Geiſter bringen möge, die der Ausdrutk der inneren Gewißheit iſt, daß der Friede, und zwar ein feſtgefügter, vollſtändiger Friede, ein Friede zwiſchen den Völkern und innerhalb eines jeden Volkes der Welt endgültig wiedergegeben werde. Mögen alle Völker ſich endlich in Gerechtigkeit, Ordnung und Nächſtenliebe brüderlich vereinen. und mögen ſie es im Intereſſe des allgemeinen Gedeihens durch immer lebhaftere Wechſelbezie⸗ hungen recht bald zu einer aktiven Zuſammen⸗ arbeit bringen. Möge der Allmächtige unſere Wünſche erhören, in denen eine gemeinſame Hoffnung zum Ausdruck kommt, und möge er in dieſem neuen Jahr geben, daß alle Staatsober⸗ . in weitem Maße zu dieſer Verwirk⸗ ichung des Weltfriedens beitragen können. Herr Reichskanzler! Mit dieſen Wünſchen bitten wir Sie, auch die aufrichtigen und wärmſten Wünſche 2. nehmen zu wollen, die wir für das 1 iche Glück Eurer Excellenz zum Ausdruck bringen. des Jühters Erwiderung Der Deutſche Reichskanzler erwider⸗ te hierauf mit folgender Rede: Herr Nuntius! Eurer Exzellenz und dem Diplomatiſchen Korps, für das Sie ſprechen, ſage ich meinen beſten Dank für die Wünſche. die Sie zugleich im Namen der von Ihnen vertretenen Staats⸗ oberhäupter dem deutſchen Volke und mir ſelbſt zum Ausdruck brachten. Der Frieden, den Sie, Herr Nuntius, an der Schwelle des neuen Jahres den einzelnen Völkern im Innern wie der Welt als Ganzem wünſchen, iſt auch das Ziel meiner und der Reichsregierung Arbeit. Deutſch⸗ land ſtrebt— wie Sie ſich, meine Herren, wohl alle aus eigener Anſchauung überzeugt haben werden— mit ſeinen ganzen Kräften danach, unter Ausgleich all der die innere Einheit der Völker bedrohenden ſcheinbaren ſozialen und geſellſchaftlichen Intereſſengegenſätze dem deut⸗ ſchen Volke das Glück einer brüder⸗ lich verbundenen Gemeinſchaft zu geben, die wirtſchaftlich Schwächeren durch freudig dargebrachte Hilfe zu ſtärken und alle geſunden und guten Regungen zur Hebung der materiellen, ſowie der ſeeliſchen Wohlfahrt des Geſamtvolkes zu fördern. In der gleichen Geſinnung., die unſere innere Handlungsweiſe beſtimmt, wollen wir auch un⸗ ſere Beziehungen zum Ausland re⸗ geln. Wir glauben, daß die Aufgaben, die die Vorſehung dem Zuſammenleben der Völker un⸗ tereinander auf der Erde geſtellt hat, im ſelnen Geiſte gelöſt werden müſſen: wir find deshalb gewillt, mit al ⸗ len Nationen und allen Staaten, die dieſe Auffaſſung ebenfalls teilen, ehrlich und vertrauens⸗ voll zuſammenzuarbeiten und dieſes Beſtreben auch praktiſch zu betätigen. Möge dieſe Sehnſucht zu einer wirklich gegen⸗ ſeitigen Rückſichtnahme führen und damit zu einem Frieden des tatſächlichen Rechts und des Vertrauens. Und mögen dieſe Wünſche im Jahr 1938 vor allem nicht nur die Völker erfüllen. ſondern ihren lebendigen Ausdruck finden in miniſter des Auswärtigen, den Handlungen und Taten der Regierungen. Die deutſche Volks⸗ und Staatsführung ſieht vertrauensvoll einer ſolchen aufrichtigen Völ⸗ kerverſtändigung entgegen. In dieſem Sinne entbiete ich Ihnen, Herr Nuntius, ſowie Ihnen, meine Herren, den von ihnen vertretenen Staatsoberhäuptern, Regie⸗ rungen und Völkern meinen und des deutſchen Volkes herzlichſten Neujahrswunſch. Vorbeimarſch als Abſchluß Nach ſeiner Anſprache begrüßten der Führer und Reichskanzler und nach ihm der Reichs⸗ die Miniſter und Staatsſekretäre den Doyen und die nach ihrer Rangfolge ſtehenden Botſchafter. Geſandten und Geſchäftsträger, einzeln mit Händedruck und nahmen ihre perſönlichen Glückwünſche ent⸗ e wotan ſich kurze Unterhaltungen ſchloſ⸗ en. Hierauf verabſchiedete ſich der Führer von dem Diplomatiſchen Korps und verließ mit ſei⸗ ner Begleitung den Saal. Bei der darauf folgenden Abfahrt der fremden Miſſionschefs erwies die Eh⸗ renkompagnie ihnen die gleichen militäriſchen Ehrenbezeugungen wie bei der Ankunft. Nach Abſchluß des Staatsaktes trat der Füh⸗ rer und Reichskanzler auf einen Balkon des zHauſes des Reichspräſidenten“, um die aus Anlaß dleſer Empfänge zahlreich in der Wil⸗ helmſtraße verſammelte Menge zu begrüßen, die ſein Erſcheinen mit freudigen Heiltrufen beant⸗ wortete. In der Zwiſchenzeit war die Ehrenkompagnie unter Führung ihres Kompaniechefs Haupt⸗ mann Hoebel, auf dem Ehrenhof des„Hauſes des Reſchspräſtdenten“ abgerückt und hatte mit Fahne in der Wilhelmſtraßze gegenüber dem „Hauſe des Reichskanzlers“ Aufſtellung ge⸗ nommen. Hier ſchritt der Führer in Begleitung des Kommandanten von Berlin, Generalmajor Seifert. und des Kommandeurs des Wach⸗ regiments, Oberſt von Alten, unter den Klängen der Nationalhymnen die Front der Ehrenkompanie ab. Das militäriſche Schau⸗ ſpiel hatte auf dem Wilhelmplatz zahlreiche Zu⸗ ſchauer verſammelt, die dem Führer und Ober⸗ ſten Befehlshaber der Wehrmacht auch hier be⸗ geiſterte Kundgebungen bereiteten. Mißlungener Legilimiſtenpulſch in Wien Ueberall Gegenkundgebungen— Juſammenſlöße und Verhaftungen 88s Wien, 12. Januar Die Legitimiſten hatten am Dienstag in Wien und in einigen anderen öſterreichiſchen Städten Werbeveranſtaltungen ange⸗ ſetzt, die ſich in den meiſten Fällen in anti⸗ legitimiſtiſche Kundgebungen ver⸗ wandelten Bei allen Veranſtaltungen machte ſich bald ſtarke Oppoſition gegen die legitimiſtl⸗ ſchen Beſtrebungen bemerkbar. Es kam viel⸗ fach zu Zuſammenſtößen. Die Polizei, die auf Grund von ähnlichen Vorkommniſſen bei früheren Legitimiſtenverſammlungen dies⸗ mal außerordentlich zahlreich aufgeboten wor⸗ den war, nahm viele Verhaftungen vor. Unter den Verſammlungsrednern befand ſich auch der Halbjude Wiesner, der in der üb⸗ lichen Weiſe für die Reſtauration der Habs⸗ burger agitierte und dabei auch die volkspoliti⸗ ſchen Referenten angriff. N Eine Veranſtaltung des dritten Wiener Be⸗ zirks, auf der ſich ein früherer ſozialdemokra⸗ tiſcher Landtagsabgeordneter als monarchiſtiſcher Agitator produzierte, verlief beſonders ſtürmiſch. Die Polizei verhaftete hier ſechs Perſonen. Die antilegitimiſtiſchen Demonſtrationen pflanz⸗ ten ſich auf die Straße fort. Während die legt⸗ timiſtiſchen Verſammlungen noch abgehalten wurden, ſammelte ſich auf der Wiener Ring⸗ ſtraße eine größere Menſchenmenge an, die im⸗ mer wieder in antilegitimiſtiſche Rufe ausbrach. Die Polizei nahm zahlreiche Verhaf⸗ tungen bbr. Am ſpäten Abend kam es im 12. Wiener Bezirk noch zu größeren Zwiſchenfällen. Eine Gruppe von antilegitimiſtiſchen Verſamm⸗ lungsbeſuchern brach in Pfuirufe auf Otto von Habsburg aus. Zwiſchen ihnen und Legitimi⸗ ſten kam es zu Tätlichkeiten, die schließlich durch die Polizet unterbunden wurden. Auch hier wurden Verhaftungen vorgenommen. Ichwedens Reichslkag eröffnel Thronrede König Guſtavs V. 88 Stockholm, 11. Januar. Um 11 Uhr vormittags erfolgte heute in althergebrachter feierlicher Weiſe im großen Marmorſaal des Königsſchloſſes die Eröff⸗ nung des Reichstages durch König Guſtav V. von Schweden. In ſeiner Thron⸗ rede erklärte der Könſg, Schwedens Bezie⸗ hungen zu den fremden Mächten ſeien gut. Die internationale Unruhe, die weiter andauere, er⸗ mahne zu einer nationalen Wachsamkeit. doch gleichzeitig auch zur Mitarbeit an der Stärkung der Frledenskräfte. Schweden ſei, ſo betonte der König, wie ſtets bereit, an dieſer Zuſammenarbeit teilzunehmen. Der in dem letzten Jahr gefaßte Beſchluß zur Erhöhung der ſtaatlichen Ausgaben werde ſich erſt im kommenden Rechnungsjahr in vollem Ausmaß geltend machen. Die Ausgabeſeite des neuen Haushaltsplanes weiſe daher eine beträchtliche Erhöhung auf. Dann kündigte König Guſtav V., auf die Innenpolitik des Landes eingehend, eine Umlegung der Einkommens⸗ und Vermögens⸗ ſteuer zugunſten einer Erleichterung der Fa⸗ milienbeſteuerung an, ſowie ferner Vorlagen für ein neues See⸗Arbeitsgeſetz, ein allgemeines Urlaubsgeſetz und für ein Geſetz zur Verſtär⸗ kung der Luftabwehr. Schließlich wur⸗ den Vorſchläge zur Staatsunterſtützung zugun⸗ ſten kleinerer Bauernwirtſchaften und zur Bil⸗ dung eines Bereitſchaftshaushaltes gemacht, der in Zeiten ungünſtiger wirtſchaftlicher Lage zur Aufrechterhaltung der Beſchäftigung und Kauf⸗ kraft der Bevölkerung verwendet werden ſoll. Der Haushaltsplan für das Rechnungsjahr 1938/39, der nach neuen Geſichtspunkten geord⸗ net wurde, weiſt auf der Einkommenſeite 1227 Millionen Kronen auf. Die Ausgaben. belaufen ſich auf 1 208 Millionen Kronen. Auf der Ausgabenſeite weiſt der Sozialetat die höchſte Ziffer auf, nämlich 317.6 Millionen Kronen. Dann folgt der Etat des Kultusmini⸗ ſters mit 214.6 Millionen Kronen, und erſt an dritter Stelle folgt der Wehretat mit 180,4 Millionen Kronen. Ehrung hermann Görings Luftwaffe und SA. ſtellen Ehrenformationen Aufmarſch der Fahnen und das SA.⸗Feldzeichens Berlin. 12. Jan. Die Ehrenzeichen der Einheiten, die in per⸗ ſönlicher Verbindung zum Generaloberſten Göring ſtehen— das Regiment General Göring und die SA.⸗Standarte Feldherrnhalle — haben am Vorabend des Geburtstages des Generaloberſten in deſſen Arbeitszimmer in ſeiner Wohnung Aufſtellung gefunden. Damtt gelangt erſtmalig in dieſem Jahr ein Brauch 80 Anwendung, der auch bei den künftigen eburtstagen des Generaloberſten zux Durch⸗ führung kommen wird. Gegen 19.30 Uhr tra⸗ fen die Fahnenkompanie des Regiments Gene⸗ ral Göring mit den drei Regimentsfahnen und ein Ehrenſturm mit dem Muſik⸗ und Spiel⸗ mannszug der SA.⸗Standarte Feldherrnhalle und dem Feldzeichen der Standarte in der Prinz⸗Albrecht⸗Straße ein und nahmen auf dem Vorhof der Wohnung des Generaloberſten Aufſtellung. Die Ehrenzeichen verbleiben bis morgen im Arbeitszimmer des Generaloberſten und werden dann wieder von den Ehrenforma⸗ tionen abgeholt werden. Jon Börsen und är ken Aneln-malnische ahenapürse Tendenz: freundlich Wenn auch die Umſätze mangels größerer Kund— ſchaftsbeteiligung klein waren und auch die Kurſe nicht ganz einheitlich notierten, wobei aber die Schwankungen kaum über /—/ Proz. hinausgin⸗ gen, ſo war die Haltung auch an der Abendbörſe recht freundlich, da weiterhin die Nachfrage überwog. Die meiſten Notierungen lauteten indeſſen nominell. Weiter feſt lagen Scheideanſtalt mit 257½(256), die ſomit ihren kürzlichen Dividendenabgang nahezu auf⸗ geholt haben. Einiges Geſchäft verzeichneten ferner JG. Farben mit unv. 164 bis 164¾, Weſtdeutſche Kaufhof mit 62(61¼8), Verein. Stahl mit 116(116¼), Deutſche Erdöl mit 146 ¼(146¼), Moenus mit 128 ¼ (128) und Otavi Minen mit 31½(31¼), ebenſo wur⸗ den Laurahütte zu unv. 20¾ in einigen Beträgen Nai Nominelle Veränderungen zeigten u. a. Reichsbank mit 212(213), Bemberg mit 145 ½(146), Schuckert mit 179(179½), Rheinſtahl mit 148 ¼(149), andererſeits Holzmann mit 158(157¼), Geſfürel mit 150¼(150) und Mannesmann mit 117¼(117%). Großbankaktien lagen bei kleinen Umſätzen unverän⸗ dert. Am Rentenmarkt wurden Kommunal⸗Umſchul⸗ dung mit 95.15(95.10) gefragt. Nachfrage zeigte ſich außerdem nach einigen Obligationen der Verein. Stahlwerke bei unveränderten Kurſen. 5 Menmapnie Wormſer Schlachtviehmarkt Auftrieb: 59 Rinder, darunter 5 Ochſen, 6 Bullen, 41 Kübe, 7 Färſen. Preiſe: Ochſen: a) vollfleiſchi ausgemäſtete höchſten Schlachtwerts 43—45, b) ſonſtige vollfletſchige 40. Bullen: a) jüngere vollfleiſchige höch⸗ ſten Schlachtwerts 42—43,) ſonſtige vollfleiſchige oder ausgemäſtete 38. Kühe: AA 46, a) jüngere voll⸗ fleiſchige höchſten Schlachtwerts 41—43, b) ſonſtige vollfleiſchige oder gemäſtete 35—39, c) fleiſchige 30 bis 33, d) gering genährte 20—24. Färſen: AA 49, a) vollfleiſchige ausgemäſtete höchſten Schlachtwerts 44, b) vollfleiſchige 40. Kälber: a) beſte Maſt⸗ und Saugkälber 60—65, b) mittlere Maſt⸗ und Saugkäl⸗ ber 55—59, e) geringere Saugkälber 49—50. Schafe: ) mittlere Schafe 34—42. Schweine: a) Schweine über 150 Kg. Lebendgewicht 56,50, b) vollfleiſchige von etwa 120—150 Kg. Lebendgewicht 54.50— 55,50, e) vollfleiſchige von etwa 100— 120 Kg. Lebendgewicht 52.50, d) vollfleiſchige von etwa 80—100 Kg. Lebend⸗ gewicht 49.50, e) fleiſchige von etwa 6080 Kg, Le⸗ bendgewicht 49.50 Marktverlauf: Schweine und Groß⸗ vieh zugeteilt. Kälber flott abgegangen.— Dem Schlachthof direkt zugeführt: 4 Stück Großvieh, 1 Kalb, 18 Schweine. Mainzer Schweinemarkt Dem Schlachthof in Mainz waren 970(767 am 4. Jan.) Schweine zugeführt, die zu nachfolgenden Pret⸗ ſen je 50 Kg, Lebendgewicht in RM. an die Metzger zugeteilt wurden: a) 56.50(56.50), b1) 55.50(55.50), 2) 54.50(54.50), e) 52.50(52.50), d) 49.50(49.50). Sauen gi) 53.50(53.50), g2)——.. Mannheimer Großviehmarkt Zufuhr: 92 Ochſen, 104 Bullen, 127 Kühe, 127 Färſen, 830 Kälber, 178 Schafe, 2546 Schweine, eine Ziege. Preiſe: Ochſen 42—45, 37—41, 30—36, 29; Bullen 40—43, 35—99, 28—34, 27; Kühe 40—43, 34 bis 39, 26—33, 25; Färſen 41—44, 36—40, 29—35, 28; Kälber 60—65, 53—59, 41—50, 30—40; Stallmaſt⸗ hammel 44—50f Maſthammel 43, d) 43; Schafe 31 bis 40, 31—40, a) 30; Schweine a) 56.50, 51) 55.50, b2) 54.50, c) 52.50, d) 49.50, e) 49.50, f) 49.50, gi) 83.50, g2) 51.50. Marktverlauf: Großvieh, Schweine und Schafe zugeteilt, Kälber mittel. 0 Pferdemarkt 5 14 Arbeitspferde, 26 Schlachtpferde. Preiſe: Ar⸗ beitspferde 1200—1850, Schlachtpferde 70-230. Markt⸗ verlauf: ruhig. Frankfurter Schlachtviehmarkt Auftriebt Kälber 1147(gegen 1266 am 4. Jan.), Hammel und Schafe 240(391), Schweine 3963(3880). Notiert wurden je 50 Kg. Lebendgewicht in RM.: Kälber a) 60—65(6165), b) 53—59(52—59), c) 41—50(44—50), d) 30—40(30—40). Hammel be) 46 46—48), c) 40—45(40—45), d) 37—38(2839). Schafe a) 38—40(40—42), b) 34—35(35—38), c) 18 bis 32(20—32). Schweine a) 56.50(56.50), b1) 55.50 (55.50), ba) 54.50(54.50), c). 52.50(52.50), d) 49.50 (49.50). Sauen gi) 53.50(53.50), 2) 51.50(51.50). Marktverlauf: Kälber, Hammel und Schafe langſam, Schweine zugeteilt. Fleiſchgroßmark!: Ange⸗ bot: 1788(786) Viertel Rindfleiſch, 554(2877) halbe Schweine, 269(157) ganze Kälber, 52(36) ganze Hämmel, 1(4) Kleinvieh. Notiert wurden je 50 Kg. in RM.: Ochſenfleiſch a) 80, b) 69. Bullenfleiſch a) 77. Kuhfleiſch a) 77, b) 65, e) 54. Färſenfleiſch a) 80, b) 69. Kalbfleiſch 1 80—88(79—88), II 68—79 (65—78). Hammelfleiſch b) 80—88(76—90). Schweine⸗ fleiſch b) 73. Fettwaren: Roher Speck unter 7 Ztm. 78, Flomen 80 RM. je 50 Kg. Marktverlauf: lebhaft. gie hören im Rundfunk. Donnerstag, den 13. Januar 1938: Deutſchlandſender 06.00 Glockenſpiel, Morgenruf, Wetter. 06.30 Kon⸗ zert. 08.00—09.00 Sendepauſe. 09.00—09.40 Sperr⸗ zeit. 09 40—10.00 Sendepauſe, 10.00 Volksliedſingen. 10.43—11.13 Sendepauſe. 11.15 Seewetterbericht. 11.30 Dreißig bunte Minuten. 12.00 Konzert. 13.50 Nachr. 14.00 Allerlei von Zwei bis Drei! 15.00 Wetter, Börſenberichte, Marktbericht. 15.15 Haus⸗ muſik einſt und jetzt! 16.00 Muſik am Nachmittag. 18.00 Der Dichter ſpricht. 18.20 Violinmuſil. 18.45 Sport und Beruf. 19.00 Kernſpruch, Wetter, Nach⸗ richten. 19.10... und jetzt iſt Feierabend. 20.00 Deutſchlandecho. 20.15 Die Welt vor hundert Jabren! 22.00 Wetter, Nachr., Sport. 22.30 Eine kleine Nacht⸗ muſik. 22.45 Seewetterbericht. Frankfurt 06.00 Morgenlied, Morgenſpruch, Gymnaſtik. 06.30 Konzert. 0800 Zeit, Waſſerſtand. 08.05 Wetter. 08.10 Gymnaſtik. 08.30 Nachr. 08.40—10.00 Sendepauſe. 10.00 Volksliedſingen 10.30 Werkskonzert. 11.30 Programmanſage, Wirtſchaftsmeldungen, Wetter, Stra⸗ ce 11.40 Hausfrau, hör zu! 11.50 Deut⸗ e Seebataillone beſetzen Tſingtau. 12.00 Konzert. 14.00 Zeit, Nachr., offene Stellen, Nachr. 14.10 Schall⸗ platten, 1500 So arbeitet die Gaufilmſtelle.. Hund hier ſpricht Sowjetrußland. 15.15 Für un⸗ ſere Kinder. 15.45 Sportſchau der Woche. 16.00 Un⸗ terhaltungskonzert. 17.30 Moderne Kammermuſik. 18.00 Zeitgeſchehen. 19.00 Zeit, Nachr., Wetter. 19.10 Koloraturen des 18. Jahrhunderts. 20.00 Wunſchkonzert zugunſten des WSW. 22.00 Zeit, Nachr. 22.15 Wetter⸗ und Schneeberichte, Nachr., Sport. 22.30 Volks⸗ und Unterhaltungsmuſik. Stuttgart 06.00 Morgenlied, Zeit, Wetter, landw. Nachr., Gymnaſtik. 06 30 Konzert. 08.00 Waſſerſtand, Wet⸗ ter, Marktberichte, Gymnaſtik. 08.30 Fröhl. Morgen⸗ muſik. 09.30—10,00 Sendepauſe. 1000 Volkslied⸗ ſingen. 10.30— 11.30 Sendepauſe. 11.30 Volksmuſik. 12.00 Konzert. 14.00 Eine Stund' ſchön und bunt. 15.00—16.00 Sendepauſe. 16.00 Muſik am Nach⸗ mittag. 18.00 Junges Werkſchaffen. 18.30 Griff ins Heute. 19 15 Es war einmal 20 00„Der zer⸗ brochene Krug“. 2100 Wie es euch gefällt. 22.00 Zeit, Nachr., Wetter, Sport. 22.30 Schaltpauſe— 22 35 Volks⸗ und Unterhaltungsmuſik. 24.00—01.00 Nacht⸗ muſik. Dre; e 5 —— . 1 1 75 ——— e ——— Ein Mann im Schnellzug Erlebnis von Hermann Linden Zwei Stunden vor Berlin betrat ich den Schnellzug. Der Zug kam von weit her, aus einem anderen Lande, aus Wien. waren ſo dicht beſetzt, daß ich, gegen Nachzahlung, nur in einem Wagen zweiter Klaſſe einen leeren Nlatz einnehmen konnte. Im Zug herrſchte die Atmoſphäre der langen Reiſe, die ſich dem erſehn⸗ ten Ende nähert. Mein Eintritt in das Abteil glich dem Betreten einer Wohnung— bis auf den Un⸗ terſchied, daß mich niemand gaſtfreundlich empfing. Bis auf zwei Plätze war das ganze Abteil von einer Familie beſetzt, deren muntere Geſprächigkeit mit dem unabläſſigen Rollen des Zuges phaſen⸗ los harmonierte. Wie es aber oft geſchieht, daß den Betrachter die Schweigenden ſtärker als die Dedſeligen intereſſieren, ſo geſchah es auch hier im Zug, daß ſich meine Gedanken ſchnell mit dem In⸗ haber des anderen Einzelplatzes befaßten. Dieſer Mann war groß, ſchlank, ſchön und ſehr elegant gekleidet. Seine Geſichtshaut war bronze⸗ braun, das lockige Haar nachtſchwarz. Er war ein Mann zum Anſehen, und die weiblichen Mitglieder der munteren Familie lugten auch oft verſtohlen zu ihm hin. Dieſer Reiſende ſtarrte unausgeſetzt zum Fenſter hinaus, obwohl es Nacht war. Ich glaubte zu wiſſen, warum der Mann zum Fenſter hinausſtarrte. Er hatte in einem Buche geleſen, das geſchloſſen vor ihm auf dem Fenſterbrett lag. Die Geſtalten des Romans aber ließen nicht locker, ſie fuhren fort, den Reiſenden zu beſchäftigen, auch wenn die Augen nicht mehr den Buchſtaben folgen. Um ſich alſo ſeinen Nachdenklichkeiten hingeben zu können, ohne abgelenkt zu werden von fremden Geſichtern und Geſprächen, ſtarrte der Reiſende durchs Fenſter, hinaus in die ſternenloſe Nacht. Der Zug rollte und knatterte. Die Familie plauderte. Zuweilen blitzten ferne Lichter durchs Abteil. Ich dachte über den ſchweigſamen Reiſen⸗ den nach, meine Phantaſie ſah ihn in vielen Ge⸗ ſtalten. Sein günſtiger Eckplatz ließ vermuten, daß er bereits ſeit Beginn der Fahrt, ab Wien, im Zuge ſaß. Seine Phyſiognomie deutete eine Grenze weiter. So, wie er ausſah, mußte er ein Ungar ſein. Was war er? Ein Kaufmann, der eine Ge⸗ ſchäftsreiſe machte? Ein Student, der zu ſeiner Univerſität, oder ein Schauſpieler, der in ſein Engagement fuhr? Vielleicht war er der ver⸗ wöhnte Sohn eines Magnaten, der vorgeſtern noch in Nationaltracht mit roten Stiefeln im Ballſaal eines Pußtagutes getanzt hatte. gar nicht die Eiſenbahnlektüre, die er gedanklich weiterverfolgte, ſondern es waren ſelige Stunden, mit einem feueräugigen Mädchen verlebt, das Ilonka oder Marynka heißen mochte, die er nun, im Zug, heimlich entzückt neu durchträumte. Ich wußte es nicht. Ich würde es auch nicht erfahren. Ich ſaß zu weit von dem Schweig⸗ ſamen entfernt, um unauffällig zu einem Ge⸗ ſpräch mit ihm zu kommen. Der Zug fuhr nun in Berlin ein. Berlin iſt ſo groß und doch klein genug, daß man Menſchen, die man ſucht, nie findet, wäh⸗ rend einem andere, auf deren Erſcheinen man geringeren oder gar keinen Wert legt, ſtändig über den Weg laufen. Einige Wochen waren vergangen. Den ſchweigſamen Fenſterſtarrer aus dem Schnellzug hatte ich vergeſſen. Eines Abends beſuchte ich einen Zirkus, der ſein bewegliches Rieſenzelt auf einem Freigelände errichtet hatte. Die erſten Nummern, die mich nicht intereſſierten, waren bereits vorüber. Den Reiter wollte ich ſehen, von deſſen Kunſt und phantaſtiſch⸗ſchönen Pferden mir Freunde erzählt hatten. Als er in die Manege geritten kam, zunächſt auf einem arabiſchen Hengſt, ſah ich den Mann gar nicht zuerſt an, ſondern das Pferd. Das Tier wirkte ſeltſam. Auf dem ſchwarzen ſeidi⸗ gen Leib ſpielten die Reflexe der bunten Lam⸗ pen. Sie machten den ſchwarzen Hengſt zum ſchillernden Fabeltier.- Nun ſah ich dem Mann ins Geſicht. Für mich gab es nun noch einen Grund mehr, über den Reiter zu ſtaunen. Ich erkannte ihn ſofort. obwohl ein merikaniſcher Die Abteile, Vielleicht war es 8 die Tür ſchief in den Angeln. An mittag, die Sonne lag breit wie eine ſchnurrende Sombrero den Kopf beſchattete. Der Cowboy Alonſo war der ſchweigſame Reiſende des Wien — Berlin⸗Schnellzuges. Die Wirklichkeit korrigierte die antaſie. Was ich nicht wußte, erfuhr ich noch. Alte 1 Vermutungen damals waren falſch geweſen. Er war alſo kein Kaufmann, der träumende Rei⸗ ſende, kein Schauſpieler, kein Student, kein Mag⸗ natenſohn, er war weder ein Ungar noch ein Mexikaner, ſondern er war ein deutſcher Artiſt, geboren in einem kleinen ſchleſiſchen Dorf. Hein⸗ rich Meſſerſchmitt hieß er. Seine unbezähmbare Leidenſchaft für Pferde hatte ihn in früheren Jahren bis nach Mexiko geführt. Dort hatte er zwiſchen Cowboys gelebt, hatte alle ihre Kunſt⸗ fertigkeiten erlernt, Reiten, Schießen und Laſſo⸗ werfen— war ſelbſt ein Cowboy geworden. Aber die alte Welt rief mit ihrer Heimatſtimme den Heinrich Meſſerſchmitt zurück. und ſo kam er wleder nach wuropa, nach Deutſchland, als Ar⸗ tiſt, als Cowboy Alonſo, als Meiſterreiter. Zum Schluß tanzte er mit einem Schimmel die hohe Schule, der Schleſier Meſſerſchmitt. Die Schönheit des Pferdes, die zur Grazie ge⸗ ſteigerte Dreſſur, ſowie die läſſige Meiſterſchaft des Reiters erreichten in dieſer Vorführung den Gipfel zirzenſiſcher Kunſt. Viele Menſchen ſieht man, manche von denen, die man ſieht, bemerkt man gar nicht. Die mei⸗ ſten Menſchen vergißt man, einzelne ſieht man wieder, aber auch dieſe bleiben einem meiſtens fremd. Zuweilen erlebt man Ueberraſchungen, wenn man einen, den man irgendwo beobach⸗ tete, in anderem Milieu wiedertrifft. Selten aber darf es doch wohl genannt werden, daß man einen, den man im Luxusabteil eines Schnellzuges ſah, leichgültig hingeſtreckt, ſchweigſam vor ſich hinträumend, jeder Zoll „Salon“— daß man gerade dieſen etwas melan⸗ choliſch angehauchten Herrn Träumer plötzlich hoch zu Roß wiederſieht, den Riemen des Cow⸗ boyhutes kühn um das Kinn geſchnallt— der ganze Mann nun auf einmal eine ragende Er⸗ ſcheinung, jeder Zoll jetzt Kraft, Konzentration und faszinierende Kunſt. Das Herz auf rechtem Fleck/ Lon Curt Coeſter Die beiden Herren warteten auf die Straßen⸗ bahn. Geduldig. Noch ſechs Perſonen warteten außer ihnen auf die Straßenbahn. Ebenfalls ge⸗ duldig. Straßenbahnen kommen nie, wenn man vor Zorn zittert. Straßenbahnen kommen dafür oft unverhofft. Straßenbahnen ſind Glücksſache. Das, Wetter war unfreundlich. Es war kalt. Das wenige Waſſer auf dem Fahrdamm war ge⸗ froren. Es ging auch ſchon auf den Abend. Eine junge Dame geſellte ſich zu den Warten⸗ den. Sie war ungeduldig. Sie hatte es eilig. Man ſah es ihr an. Sehr eilig ſogar, denn ihre Stöckel⸗ ſchuhe wippten unaufhörlich. Man ſoll nicht ſo ungeduldig ſein. Wozu? Das Leben geht doch 7 5 Gang, und einmal kommt auch eine Straßen⸗ ahn. Die beiden Herren beobachteten die Dame. Sie war ſchlank und unauffällig angezogen. Ihr Hut verriet ihren guten Geſchmack. Ihr Hut und ihre Handtaſche. „Hübſch“, flüſterte der jüngere Herr dem Aelte⸗ ren zu,„aber ſehen Sie nur die roten Lippen. Viel zu rot!“. Der Aeltere, deſſen Schläfen ſchon leicht ergrau⸗ ten, nickte. Dann blinzelte er zu ihr herüber. Um ſeine Hutecke ſozuſagen. Er nickte noch einmal. Niemand wußte, ob ſich das Nicken auf das„hübſch“ oder auf die„zu roten Lippen“ bezog. Die Perſonen, die außer der eleganten, jungen Dame mit den zu roten Lippen und den beiden Herren auf die Straßenbahn warteten, traten jetzt ſchon ſchichtweiſe von dem einen Fuß auf den anderen Fuß. Krümmten die Zehen im Schuh, ſchmiegten das rechte Schuhoberleder an die linke, warme Wade und taten auch ſonſt alles, ſich zu er⸗ wärmen. Denn, wie geſagt, es war kalt. Die beiden Herren beſchäftigten ſich noch immer mit der Dame. „Ich haſſe kirſchrote Lippen“, ſagte der jüngere Herr noch einmal leiſe,„es ſieht ſo auffallend aus, herausfordernd, leichtfertig. „Oh“, entgegnete der andere mit den beginnen⸗ den ſilbernen Schläfen,„man muß wohl doch Unter⸗ ſchiede machen. Sie iſt nun eben einmal eine Charakterſchwäche des ſchönen Geſchlechts, die liebe Eitelkeit!“ 8 In dieſem Augenblick klingelte die Straßenbahn in der Ferne. Aller Augen richteten ſich erwar⸗ tungsvoll auf die Straße. Jeder dachte ſchon daran, welchen Platz er wohl noch erwiſchen würde. Keiner ſah den kleinen Bengel, der von rechts über den Fahrdamm lief. Erſt als irgendein ent⸗ ſetzter Menſchenſchrei von irgendwo durch die Luft peitſchte, ruckten die Köpfe der Wartenden wie an 2 Gummiſchnüren nach der anderen eite. Das ſchwere Laſtauto donnerte die ſich leicht neigende Straße hinab.„Da“, gluckſte der jüngere Herr an der Halteſtelle und wollte den Finger heben. Dem älteren Herrn griff vor lähmendem Entſetzen ein plötzlicher Krampf in die Kinnladen. Er ſah ganz hilflos aus. 0 Nur die junge, elegante Dame mit den zu roten Lippen ſtand nicht mehr auf ihrem Platz. Sie wippte auch nicht mehr mit den Stöckelſchuhen. Wie ein Pfeil mußte ſie geflogen ſein. Wie ein von der ſingenden Sehne ſchwirrender Pfeil. Nie⸗ mand konnte es ſo ſchnell begreifen, wie es geſchah. Aber den Jungen hatte ſie gepackt. Und jetzt ſtand ſie ſchon mit dem kleinen. heulenden Bengel etwas abſeits von der Halteſtelle. Es hatte ſich um etwa zehn Zentimeter gehan⸗ delt. Zehn Zentimeter vor einem toſenden, ſchweren Laſtzug ſind im Leben eines kleinen Jungen viel oder wenig. Je nachdem. Die Straßenbahn hielt inzwiſchen an der Haſte⸗ ſteſle. Die Fahrgäſte ſtiegen ein. Zuletzt die beiden Herren. Als die Straßenbahn klingeſnd weſterfußhr, ſtand die junge Dame, die es ſo eilig hatte, die es ſo ſehr eiſſa hatte, immer noch bei dem kleinen Bengel und tröſtete ihn, weil er weinte. Die ſunge. ele⸗ gante Dame war ſehr bleich und ihre roten Lippen leuchteten. Dann beugte ſie ſich zu dem Kind hinab. Mit hren roten Lippen küßte ſie das ſchluchzende Kind. In ihren hellen Augen ſtand ein warmer Schein. Ein Kind lächelt Von Walter Perſich Die Fenſter waren verſtaubt. Viele Jahre hing An einem Nach⸗ Katze auf den Prellſteinen, quietſchten die Angeln unwillig auf und heraus trat dieſer leicht nach vorn gekrümmte Mann. Die Leute erſchraken— denn wenn ſeine Augen nicht ausblickten nach ihnen, ſo ſtarrten aus tiefliegenden Höhlen zwei andere, lebloſe und doch ungeheuer brennende Augen ringsum in die Straße, die Augen einer bronze⸗ häutigen Kopfmaske. Er trug ſie behutſam in ſei⸗ nen ungewöhnlich langen Händen und aing vor⸗ ſichtig dahin, als fürchte er, den lebloſen Dämon zu zerſtören. 0 Die Leute gewöhnten ſich an den Masken⸗ macher. Sie können nur nicht verſtehen, daß es ein Beruf iſt, böſe, traurige und lauernde Ge⸗ ſichter zu formen. Der Maskenmacher iſt ein Künſtler. Seine Hände ſind voller zuckender Muſik, die ihn treibt, Traumgeſichte zu geſtal⸗ ten. Es find Erſcheinungen ſeines leidvollen Lebens und dürſteren Schickſals. Wieder ſteht er vor denk Kunſthändler. Der Mann packt das Vaket zuſammen. 7 1 Duert- ſagt der Geſchäftsmann,. dieſes Zeug geht nicht mehr. Man verlangt nach An⸗ mut und Schönheit. Sie ſind auf falſchem Wege. Schaffen Sie zierliche, ſanfte, beglückende Dinge „Schönheit!“ lacht der Maskenmacher.„Der Anſinn der Hoffnung— Anmut! Welche Lüge! Der Kunſthändler läßt ihn einſach mit ſeinem Maskenpaket ſtehen. Da muß der Künſtler wohl gehen.„Mein Gott!“ grübelt er ſich Schritt um Schritt der Altſtadt entgegen.„Warum gabſt du mir keine Augen, die Sonne und das Lächeln in der Welt zu ſehen?“ Gepeinigt von der Qual des Hungers taſtet er die knarrenden Stiegen hinauf und hält erſchreckt inne—— er hat ver⸗ geſſen, die Tür abzuriegeln. Es iſt ein ſo köſt⸗ licher Tag, daß ſelbſt durch die verſchmutzten Scheiben noch Sonne in den Raum fällt. In⸗ mitten der Werkſtatt ſitzt am Boden ein Kind! Oft hat Ollert den Jungen geſehen. Der Kleine lacht verſchmitzt. Sein Haar fällt ihm in die Stirn und er hat eine unbeſchreiblich drollige Geſte, es aus den Augen zu ſtreichen. „Onkel!“ ſagt er.„Du machſt immer ein ſo böſes Geſicht— da wollte ich dich beſuchen und mit dir ſpielen, damit du lachen lernſt.“ Hat doch der Junge von den Tiſchen und den Wänden die Masken heruntergeholt, rings um ſich aufgebaut und ſitzt nun im Kreiſe der Tief⸗ ſinnigen und Fratzenhaften mit einer Kinder⸗ kanone, aus der er Erbſen verſchießt. „Was machſt du denn da?“ fragt Ollert. ohne richtig böſe ſein zu können, obgleich eine Maske— die mißlungenſte, die er ſelbſt haßte — zerbrochen am Boden liegt. „Das ſind alles wilde Indianer!“ ſagt der Junge und zielt mitten auf die Naſe.„Ich ſchieße ſie tot. Sie machen dich böſe. Wenn ſie ſterben, kannſt du wieder lachen! Darf ich das nicht, Onkel?“ a Ollert wirft ſeinen Hut in die Ecke. Seine Hand fühlt zum erſten Male ſeit Jahren wieder das pulſende Blut eines fremden jungen Lebens— ſie ſtreicht dem Bürſchchen über den Kopf——„Mach nur——— aber ſtill mußt du ſitzen bleiben. Der Onkel will einmal etwas Hübſches verſuchen, hörſt du?“„O ja!“ klatſcht der Junge in die Hände.„Und wenn du fertig biſt, hab ich alle Indianer totgeſchoſſen, und den Teufel da auch, nicht?“ Ollert ſieht nur dieſen von der Sonne um⸗ ſpielten Kinderkopf, hat im Nu Ton angerichtet und ſteht am Tiſch. Seine Hände krampften ſich hinein in das werdende Leben des geſichtsloſen Klumpens. Klipp— macht es immer wieder. Kleine Gipsſtücken ſchießt der Junge von den Masken berunter und gebrannte Farbe ſpellt ab. Ollert iſt es gleichgültig. Der Hunger ſtirbt in ihm— und es brennt nur der Hunger der Seele, der Hunger nach Schönheit und Vollen⸗ dung, während er das Lächeln eines Kindes in den werdenden Tonkopf hineinformt——— Als es Abend wird und die angſtvoll ihren Jungen ſuchende Mutter ihn endlich durch die offene Tür bei Ollert erblickt, ſieht ſie auch das Werk des Künſtlers: ein wunderſames Lächeln, das unter ſeinen Händen auf dem Ton und in 8 Erleben um ſeine eigenen Augen gewor⸗ en Dackel im Fuchsbau gebore n Salzwedel, im Januar. Im benachbarten Schweskau unternahmen einige Jäger eine Fuchsjagd, dabei war auch eine Dackelhündin. Man ließ das tapfere Tier „einfahren“, und bald verkündete lautes Bel⸗ len, daß darin„etwas los“ ſei. Reinecke ſteckte ſichernd die Naſe aus dem Bau, zuckte aber ſo⸗ fort zurück, als er einen Grünrock gewahrte. Alles wartet nun auf die Hündin, aber„Klein⸗ Lorchen“ blieb im Bau. Was konnten die Jäger anders tun, als graben und nochmals graben. Aber die Dunkelheit gebot ſchließlich Einhalt. Enttäuſcht zog man heim, beſchloß aber, am nächſten Morgen weiter zu ſuchen. Das geſchah auch und man fand ſchließlich die Hündin, ſchirmte zuſammengerollt im Keſſel— ſie be⸗ chirmte drei kleine Dackel. Rieſenſteingr äber— 5000 Jahre alt Alte Grabkultur in der Lüneburger Heide wieder hergeſtellt Zu den ſchönſten Gruppen von Rieſenſtein⸗ gräbern nicht allein der Lüneburger Heide, ſondern ganz Deutſchlands gehören die Sieben Steinhäuſer bei Fallingboſtel. Ihnen gelten jetzt die ſeit einiger Zeit nach den Richtlinien von Profeſſor Dr. Jacob⸗ Frieſen, dem Leiter des Landesmuſeums in Han⸗ nover und Landesarchäologen der Provinz, betrie⸗ benen Wiederherſtellungsarbeiten mit dem Ziel, die Urſprünglichkeit dieſer alten Grabkultur wieder erſichtlich zu machen. Bei dieſen Steinhäuſern— der Volksmund bezeichnet ſie vielfach als Hünen⸗ gräber, und früher ſtellte man ſich derartige Grab⸗ kammern auch nur als für Linen Toten von rieſigen Ausmaßen geſchaffen vor— handelt es ſich um Erbbegräbniſſe mit einer ganzen Anzahl von Be⸗ ſtattungen. Der Grund für dieſe gewaltigen und ſchweren Bauten iſt einzig und allein in der Toten⸗ furcht der Steinzeitleute zu ſuchen. Die Rieſenſtein⸗ gräber Norddeutſchlands und Skandinaviens waren in ihrem Anfangsſtadium ſicher nur rieſige Stein⸗ blöcke, die über die Toten gewälzt wurden, um ihnen die Rückkehr unmöglich zu machen. Erſt allmählich kam man zur regelmäßigen Anordnung und zu be⸗ ſtimmten Grabformen. 1921 konnte Profeſſor Jacob⸗Frieſen bereits bei der Ausgrabung der einen, offenbar nur ober⸗ flächlich ausgeraubten Grabkammer einige wert⸗ volle Funde wie Feuerſteinmeſſer und Gefäß⸗ ſcherben und vor allem Skelettmaterial bergen. Bei den bisherigen Erneusrungsarbeiten fand ſich jedoch infolge der Tätigkeit früherer Raubgräber nur eine querſchneidige Pfeilſpitze aus Feuerſtein und eine Bernſteinperle. Hochbedeutſam indeſſen iſt das völlig gewandelte äußere Bild der Rieſen⸗ ſteingräber. Boten ſie ſich bisher als zwar roman⸗ tiſch anmutendes, regelloſes Durcheinander von Steinblöcken dar, die im Zeitenlauf um⸗ und inein⸗ andergeſtürzt waren, ſo erkennt man bereits heute an zwei Gräbern, denen zur Hauptſache die Axbei⸗ ten gelten, die Urſprünglichkeit der Anlagen. Mit⸗ tels Stahltroſſen und Flaſchenzügen wurden die rieſigen Deckſteine abgehoben und die umgeſtürzten Wandſteine wieder aufgerichtet, nachdem zuvor Bäume gelällt und überwucherndes Strauchwerk beſeitigt war. Aus einem Trümmerhaufen wurde die bisher nicht mehr erſichtbare Grabrammer rekonſtruiert. Beſonders bemerkenswert dabei iſt, daß die Grabkammer des zweiten Grabes nur von einer einzigen Deckplatte mit den impoſanten Aus⸗ maßen einer Länge von 4,90 Meter und der größ⸗ ten Breite von 4,60 Meter überdeckt wird. Von ihr, die zu den größten bisher auf Großſtein⸗ gräbern gefundenen Deckplatten gehört, heißt es in einer alten Schrift, ihr Umfang ſei ſo groß, daß in dem von ihr überdeckten Raum wohl hundert Schafe Platz bätten. Bei dieſem Grab wurde die urſprüngliche, hünenbettartige, rechtwinklige Um⸗ faſſung von aufrechtſtehenden Steinen wiederher⸗ geſtellt, die nach den durch vorſichtige Schaufel⸗ ſchürfungen feſtgeſtellten Bodenverfärbungen, den Standortsſpuren, wieder in ihre alten Stellungen eingeſetzt wurden. Bel den übrigen„Ganggräbern“— die Be⸗ zeichnung rührt von dem ſich bei jeder Grabkam⸗ mer an der einen Breitſeite findenden Eingang her — werden keine nennenswerten Veränderungen vorgenommen. Sie ſollen vielmehr zu Vergleichs⸗ zwecken in ihrem jetzigen Zuſtand erhalten bleiben, ſo daß man alſo nun den Verfall und die einſtige Beſchaffenheit der in der Zeit zwiſchen 4000 und 3000 v. Chr. errichteten Rieſenſteingräber lebendig vor Augen hat. H. M. Der älteſte Menſch gefunden Wichtige anthropologiſche Ausgrabungen auf der Inſel Java Gelehrte des Carnegie⸗Inſtituts haben auf Java Unterkieferknochen und eine Anzahl von Zähnen eines menſchlichen Weſens entdeckt, das, wie man hofft, die fehlende Lücke zwiſchen Menſch und Tier auszufüllen imſtande iſt. Die angelſächſiſchen Vertreter der Anthropo⸗ genie, d. h. der Lehre von der Entſtehung des Menſchen aus einer oder mehreren tieriſchen Formen haben uns das Wort und den Begriff vom„Miſſing link“ beſchert. Darunter ver⸗ ſtehen ſie das„fehlende Glied“, die bisher nicht bekannte eigentliche Verbindungsſtelle oder Ver⸗ bindungslinie zwiſchen Menſch und Menſchen⸗ en. In dieſer Wiſſenſchaft bewegen wir uns naturgemäß auf einem reichhaltigen Gebiet von Theorien. Nur die Funde von foſſtilen Menſchen oder foſſilen Affen, vornehmlich von ſolchen, die in vielen Punkten menſchenähnlicher als die heutigen Affen erſcheinen, vermögen etwas Licht in das Dunkel zu bringen. An ſfoſſilen Menſchenformen beſitzen wir den Pithe⸗ canthropus erectus(1891 auf Java gefunden), den Homheidelbergenſes(1907 in Mauer bei Heidelberg ausgegraben! und den Homprimige⸗ nius, eine Sammelbezeichnung fur etszertriche Menſchenarten. Die für die Wiſſenſchaft bedeutſame Fund⸗ ſtätte des Pithecanthropus auf Java hatte nun ſchon vor einiger Zeit dem Carnegie⸗Inſtitut Veranlaſſung gegeben, eine eigene Expedition nach Java auszurüſten, um nach neuen Beweis⸗ ſtücken für das„fehlende Glied“ zu ſuchen. Den Gelehrten hat auch das Glück gelächelt, denn wie Dr. G. von Koenigswald, einer der Anthropo⸗ logen vom Stabe des Carnegie⸗Inſtitutes mit⸗ teilt, hat man einen verſteinerten Anterkiefer⸗ knochen und eine Anzahl von Zähnen eines menſchlichen Weſens entdeckt. Nach den näheren Umſtänden des Fundes hat dieſes Weſen noch vor der Zeit gelebt, die man dem Pithecanthro⸗ pus zuweiſt, alſo mehr als vor einer halben Million Jahren. Dr. von Koenigswald charak⸗ teriſiert die aufgefundenen Knochen als„dem primitivpſten Menſchen zugehörig, den man bis⸗ her überhaupt kennt“. Man wird ſelbſtverſtändlich erſt noch die näheren Einzelheiten. Abbildungen uſw. abwar⸗ ten müllen. benor ſtichhaltiae wichtige. Schlülle D ä— gezogen werden dürfen. Carnegie⸗Inſtituts, Dr. John C. Merriam, hat auf Grund der Berichte der Expedition bereits eine Erklärung abgegeben, daß die auf Java ge⸗ glückten Entdeckungen einen der bedeutendſten Funde darſtelle, die ſeit längerer Zeit gemacht worden ſind. Sie bewieſen, daß der Pithecan⸗ thropus erectus über den geiſtigen und körper⸗ lichen Zuſtand der großen menſchenähnlichen Affen bereits hinaus gelangt ſein müſſe. Dieſe Menſchen müſſen ſchon aufrecht gegangen ſein. Auch der neu entdeckte Javamenſch, der vielleicht ſchon vor einer Million Jahre gelebt habe, habe die Hände benutzt und ein Gehirn beſeſſen, das, wenn zunächſt auch nur in primitiver Form, bereits die Funktion ausgeübt habe, wie beim heutigen Menſchen. Man hat berechnet, daß der Gehirnraum des Pithecanthropus höchſtens 1000 Kubikzentimeter betragen habe. Es muß noch feſtgeſtellt werden, ob der Javamenſch, wie anzunehmen iſt, weniger Gehirnmaſſe beſeſſen hat. 1929 ſind übrigens bei Peking Funde ge⸗ macht worden, die das Vorkommen einer affen⸗ menſchlichen Uebergangsform beſtätigen. Wo der Pfeffer wächſt In Heidelberg werden gegenwärtig Verſuche gemacht, ein Erzeugnis aus der Paprikaſtaude zu gewinnen, das die Einfuhr ausländiſchen Pfeffers einſchränken, wenn nicht überflüſſig machen dürfte. Das Ergebnis der bisher an⸗ geſtellten Vexſuche ſoll ſo gut ſein, daß man bald dazu übergehen kann, die Paprika⸗Züch⸗ tung auf ſüddeutſchem Boden wirtſchaftlich zu betreiben. Dies umſomehr, als die bis heute eingerichtete Anpflanzung den Beweis erbracht hat, daß nicht etwa Gefahr beſteht, Boden aus⸗ zunutzen der für wichtigere Produkte verwend⸗ bar wäre Paprika gedeiht nämlich auf ver⸗ hältnismäßig ſchlechtem Boden, auf dem andere Gewächſe ſchwer ihr Fortkommen finden. Man hofft, es bald auf einen Anbau von 2 Millio⸗ nen Paprikaſtauden zu bringen. Man wird alſo dann nicht mehr ſagen können, wenn man einen Menſchen los ſein möchte:„Ich wünſche Dich dahin, wo der Pfeffer wächſtl“ Der Präftdent des .—.. —* i t des 5 W tt eteits p ge⸗ ten emact hecan⸗ örper⸗ lichen Dieſe fein. leicht habe „das, orm, bein daß hſtens ß „ wie ſeſſen e ge⸗ ffn 7 85 2 1 U N 17. FJorkſetzung) 88 Sei froyr“ Jreinte die Arte.„Sei nur grad froh, daß d' koane Kinder nit hoſt! Konnſt nit früah gnua Abſterbens(zum Sterben) Amen ſagen! Wennſt alt wirſt, biſt im Weg. Und alles, was d' ſagſt, iſt bloß für die Katz!“ „Lacknerin, ſchau,“ wohlmeinte dann Almut, die ſich den heimiſchen Redewendungen gut anzupaſſen ver⸗ ſtand.„Lacknerin, ſchau, mußt auch ein bißchen nachgeben! Es hilft ja doch nichts. Laß dem Simon das Mädel!“ Aber da war gleich wieder Feuer am— Die Lacknerin ging. weg, um nach einer Viertel⸗ ſtunde ruhig wiederzukommen. Dann war ihr Zorn ver⸗ raucht, nur ein wenig qualmte er noch um ihre Naſen⸗ ſpitze. Sie ſchaute Almut an und ſeufzte. „A Dirndl wär mir lieber gwen als a Bual A Dirndl wia du Almut wehrte lachend ab.„Lacknerin, wünſch dir nur das nicht! An mir hätteſt du deine blanen Wunder erlebt. Wenn mir ein Burſch gefallen fag dich hätte ich ſicher nicht vorher um Erlaubnis gefragt!“ Da mußte auch die Lacknerin ſchmunzeln. Man fin 2 an, das Grummet einzubringen. Fleißig half Almut mit, ihre flinken Arme gewöhn⸗ ten ſich raſch an den Rechen, der ihr erſt ſo unhandlich erſchienen war. Ein Kopftüchl, von der Lacknerin aus⸗ uber bedeckte ihre Stirn, und ſie 1 jetzt die ohltat des kühlen Leinens in der Sommerſonne. Einmal hatte 1 der Simon mitgelacht, laut und dröhnend. Da war drüben im Reitenlehen ein Fenſter aufgeflogen, und ein Geſicht hatte bitterböſe herüber⸗ 8 Der Simon hatte mit beiden Armen gewinkt, aber da Die Res lebte wie eine Schnecke im Haus. Oft hatte der Simon ihn at ſich anzupirſchen, aber unerbittlich ſperrte ſie ihn aus. Almut ließ die Tage 0 f und wunderte ſich nur ſelten, daß ſie hier knöcheltief im Grummet herumlief anſtatt in Berlin an der Schreibmaſchine zu ſitzen. Ob ihr Platz noch leer war oder ſchon beſetzt— eine neue Kraft? Es war ihr einerlei. Ein Leichtſinn hatte ſie er⸗ aßt, wie ihn der große Pan zuweilen über jene aus⸗ chüttet, die ſeine Witterung in Wald und Erde in die kaſe bekommen haben. Es waren die gleichen blauen Tage, die auch Glonau ganz in ihren Bann gezogen hatten. Zehn lange Tage, aufgereiht an ſchwebenden Sommerfäden, die ſchon zu⸗ weilen durch die Lüfte glitten. Sie ſänfteten alles, ſie brachten alles zur Ruh. Sie waren eine Narkoſe des Herzens, die jeder Sorge den Stachel 7— Almut lebte in der Zeitloſigkeit, denn im Lacknerlehen ſtanden alle Uhren. Nur die Stundenſchläge, die von den Türmen im Tal heraufdröhnten, fielen als flüchtige Mahnung in das Geſtern, Heute und Morgen. Und dennoch wartete Almut. Sie wartete mit einer Art unbeteiligter Neugier ab, was nun eigentlich mit ihr geſchehen würde. Ihr ganzes Vermögen betrug noch dreißig Mark, dazu die Rückfahrkarte nach Berlin. Daran durfte Almut nicht denken, ſonſt kam für Augen⸗ blicke eine leichte Starre über ſie, und ſie mußte ſich an die Kehle greifen, als trüge ſie einen zu engen Schal um den Hals. Ich bin ein Spieler, dachte ſie, ein Spieler in Monte, der erſt, wenn der letzte e futſch iſt, in den Schnellzug ſteigt. Ich bleibe! Ich bleibe! Und was ſpäter kommt, mag der Himmel wiſſen. Aber ſie war unehrlich gegen 5 Almut Gerdes, die ſonſt ihr ihr Warten ſo geordnet hielt, geſtand ſich nicht ein, daß ihr Warten le 8 einen tieferen Sinn hatte, daß da im Hintergrund die Hoffnung wohnte, die Sehnſucht, die mit jedem Tage wuchs. Zwar ertappte ſie ſich oft, daß ſie in atemloſer 5 tillſtand und lauſchte, wenn auf dem ſteinigen 4* u Gogh knirſchten. Ein Wieſenpfad, den ſie mit Baron Goltzhammer zum letztenmal gegangen war, zog ſie an, immer und immer wieder, ſie kannte jede Baumgruppe und jeden Stein am Wege. Wenn der Abend kam, ſo brachte er die Schwer⸗ mut mit, die Verzagtheit und das bittere Gefühl eines verſäumten und verträumten Tages. Almut begriff ſich ſelbſt nicht mehr. Warum rief ſie nicht an? Ein kurzes Telephongeſpräch hätte genügt. Warum ſprach ſie nicht einfach vor im„Haus zur ſchönen 2 5 1 Er mußte doch glauben, ſie wäre längſt ab⸗ . 1 Aber da war eben das Neue und Unbekannte, daß man ein zitterndes Herz hatte, das ein Wiederſehen ebenſo fürchtete wie erſehnte. Und dabei war man ſtolz, ſo über⸗ ſpitzt ſtolz wie eine e Almut Gerdes drängte ſich nicht in das Leben eines Mannes— das mußte der Zufall tun, das Schickſal— oder vielleicht Gott. Es war an einem Sonntagnachmittag, als die Lack⸗ nerin Almut den ſchweren, a tertümlich eformten Hausſchlüſſel in die Hand drückte, ein großer Ver⸗ trauensbeweis, den ſie lange überlegt hatte. Die Alte war im beſten Staat, im ſchwarztuchenen Miedergewand mit lila Seidenſchürze und tief im Nacken feſtgeſtecktem, gleichfarbigem Fürtuch. Eine mehrreihige Silberkette trug ſie um den faltigen Hals und auf dem Kopf den flachen Hut mit den kleinen Goldquaſten. Am Vor⸗ mittag war ein Jahrtag für Verwandte und Gevatter⸗ ſchaft geweſen, nun wollte ſie noch zur nachmittägigen Veſper ins Berchtesgadener Münſter. Der Simon hatte nach dem Eſſen eine halbe Stunde ſonntäglich vergähnt und verſchnarcht, war dann einige⸗ mal um das Reitenlehen geſtrichen, h. 8 Fenſter gepocht und war dann endlich mißgeſtimmt tal⸗ wärts verſchwunden. Auch die Dirn war ausgegangen, feierlich angetan im grünen Kittel, Flaum auf dem Hut; erſt zur Stallarbeit wollte ſie wiederkommen. So war nun Almut ganz allein im Haus. Sie wog den Schlüſſel in der Hand, er war mit ſeinem zackigen Bart eine Waffe, ein Totſchläger. Die Lacknerin 5 ihr er⸗ eit daß ſie damit einmal einen zudringlichen Land⸗ 0 micht ankommen enſter wurde klirrend wieder zugeworfen. atte an Türe und treicher abgewehrt hatte. Darauf wollte es Almut licher eee 2 4e dl r in 12 1* Von 8 er Schrei 1 1 1 Ein Roman aus dem Berchtesgadener Land Fergtenbreler ſich, rein leichtes Stück Arbeit, bis das alke Schloß end⸗ lich gehorchte. f Dann war die Stille des mehrhundertjährigen Hofes um ſie. So ſtark wie noch nie nahm Almut den Moder⸗ duft wahr, den ſie den„Duft der Jahrhunderte“ getauft hatte. Aber während im Reitenlehen ihre empfindſame Natur ſich gegen das laſtende Od des Hofes aufgelehnt hatte, fühlte fte ſich im Lacknerlehen auf eine ſeltſame Weiſe geborgen und vor dem nu gef des Lebens ge⸗ ſchützt. Sie ging in die Stube, in der ſie ſif auch ſchon Heimatrecht erworben hatte. Eine ſchöne, ſaubere, ge⸗ mütliche Stube! Weißgeſcheuerter Boden, weißge⸗ ſcheuerter Tiſch! Bänke, die Wände entlanglaufend, ein Ofen, der im Winter ein guter, wärmeſpendender Aus⸗ tragsvater ſein mochte, ein Mauerſchränkchen, darin die Lacknerin merkwürdige Mixturen für Menſch und Vieh mae und zerleſene Kalenderbüchel von Anno dazumal. Ein A 0 Herrgott im Winkel, mit Palmbuſchen beſteckt! Vor den Fenſtern der flam⸗ mende Schein roter Geranien. Almut ſetzte ſich an den Tiſch und ſtreckte die Beine von ſich, wie ſie es bei Simon geſehen hatte, die Hände in den Taſchen ihres Sportrockes vergrabend. Mit ſtillen Augen blickte ſie um ſich. Was für ein Wellen⸗ ſchlag des Lebens hatte ſie hierher getragen? Und wann würde die Woge kommen, die ſie wieder fortſpülte? Ein Pochen an der Haustür ſchreckte ſie auf. Sie war etwas beklommen, öffnete zur Vorſicht erſt ein ver⸗ quollenes Fenſter, das ſie gewaltſam vom Rahmen reißen mußte und ſchob den Kopf durch die Geranien⸗ blüten. Ein Laut der Ueberraſchung—— g „Gildis? Du? Aber das iſt doch nicht möglich?“ Ein Lachen war die Antwort, wie ſie es ſo warm und lebhaft bei Gildis noch nie gehört hatte. „Du ſiehſt ja, daß es möglich iſt! Willſt du mich nicht einlaſſen? Oder haſt du Hausarreſt?“ „Einen Augenblick!“ Almut zog den Kopf zurück und ſuchte verwirrt nach dem Schlüſſel, bis ihr endlich einfiel, daß er noch im Schloß ſteckte. Mit haſtigen Händen wollte ſie auf⸗ ſchließen. Aber das alte Schloß widerſtand allen Be⸗ mühungen, der Schlüſſel knirſchte und kreiſchte, griff aber nicht ein. Almut war regelrecht gefangen. „Mein Gott, Gildis, ich kann nicht aufmachen! Das schreckliche Schloß gibt nicht nach!“ „Alſo doch Hausarreſt! Na, was tun wir denn da?“ Ratlos ſtanden die Schweſtern, durch die ſchwere ge⸗ ſchnitzte Tür getrennt, die eine Jahreszahl um ſechzehn⸗ hundert trug. a „Siehſt du, das kommt davon, weil du nicht bei mir wohnen wollteſt!“ „Gildis, du kennſt ja meine Gründe. „Ja, aber es iſt doch zu ärgerlich. Ich hätte ſo viel mit dir zu beſprechen.“ „Was Wichtiges? Was Unangenehmes?“ Almuts Stimme zitterte. Dieſe ängſtliche Stimme Abrte der verſperrten Tür war es, die Gildis plötzlich rührte. „Nein, nein, Kleines!“ Sie fand ein Koſewort aus der Kindheit wieder, das ſie früher, wenn auch ſelten genug, der um viele Jahre jüngeren Schweſter geſchenkt hatte. Almut horchte hoch auf. Vielleicht ſteht ein Glück vor der Tür. dachte ſie. Und ich kann es nicht einlaſſen. Komm von außen ans Fenſter, Gildis!“ bat ſie. „Wir müſſen uns tatſächlich durchs Fenſter unterhalten wie hierzuland die Liebesleute...“ Durch das Fenſter im Erdgeſchoß, das zwiſchen den dicken Mauern ſchmal wie eine n ſtak, reich⸗ ten ſich die Schweſtern die Hände. Almut blickte Gildis groß und ſtaunend an: das war das Geſicht einer ſcheſn ſtrahlenden Frau. Oder war es nur der Wider⸗ chein der Geranien, der es ſo roſig machte? „Du biſt glücklich, Gildis?“ Almut fragte es leiſe und ſcheu. Und als Gildis mit leuchtenden Augen nickte, atmete ſie tief auf. „Gildis, wie bin ich froh! Biſt du gekommen, mir das zu 3 a „Nein, ich bin deinetwegen da. Wir ſorgen uns um dich, Walter und ich. Sollteſt du nicht ſchon längſt wieder in Berlin ſein? Dein Urlaub iſt doch zu Ende?“ Almut wurde dunkelrot und wich dem Blick der eee aus. Da drohte ihr Gildis lachend mit dem Finger.. „Wie 5 ich dir's erklären, Gildis.. „Das brauchſt du nicht. Ich verſteh dich ja. Du ſtreikſt eben jetzt, wie ich einmal geſtreikt habe. Du wollteſt dich verkriechen, wie ich mich verkrochen habe. Aber das Leben holt ung ſchon wieder hervor aus dem Winkel, es läßt uns nichts durchgehen.“ Almut fühlte eine Schwäche in den Knien, ſetzte ſich und legte den Kopf auf die N Dicht vor Gildis lag die Fülle des glänzenden Gee die ſie einmal ſo bitter gehaßt hatte. Nun ſtrich ſie ſanft dar⸗ über hin. Almut hob das Geſicht aus der Armbeuge. „Gildis, du darfſt mich nicht für pflichtvergeſſen hal⸗ ten oder 55 faul und leichtſinnig. Ich habe in den letzten Jahren viel gearbeitet, immer ohne Urlaub, bis auf den heurigen, den ich mir gewaltſam verſchafft habe. Und daneben andauernd die Sorge, die Stellung zu ver⸗ lieren. Das reibt auf, das hält man auf die Dauer nicht aus. Nun habe ich einfach ſelber Schluß gemacht, alles weggeworfen, Stellung, Gehalt, Exiſtenz— für ein paar Wochen Freiheit und Eigenleben.“ „Warum haſt du mir das neulich nicht geſagt? Und warum haſt du unter dieſen Umſtänden mein Angebot ausgeſchlagen?“ 5 werde es auch Peu nicht annehmen!“ „Du biſt ein Dickkopf, Almut!“ „Das weiß ich, Gildis!“ Sie ſchwiegen eine Weile. Das Plätſchern des Brun⸗ nens füllte die Stille aus. Gildis hatte ſich auf der ausbank niedergelaſſen, dicht über ihr nickten die eranien am 8 Hu e Nachdenklich blickte ſie auf ihre Fußſpitzen. Daß ſie helfen mußte, ſtand feſt. Aber es mußte in einer Form geſchehen, die Almuts Stolz ſchonte und es ihr ermöalichte. die Hilte anaumebmen. Urheberrechtsschutz durch Verlag Oskar Meister Werdau 1. Sa. FF 3 Ein Plat, den Gildis frden letzten Tägen fincheig er⸗ wogen hatte, gewann mehr und mehr Geſtalt: „Weißt du eigentlich, daß du noch ein Guthaben bei 7 t, Almut?“ a mis haf und taſtend. Sie hatte den Gildis fragte es vorſichti 4 Hinterkopf 5 die kühle Hauswand gelegt und ſprach zu den nickenden Blumen hinauf. „Nicht daß ich wüßte, Gildis!“ „Doch, Almut! Erinnerſt du dich noch an das kleine Landhaus bei Plön im holſteiniſchen Seengebiet? Ich habe es kürzlich um zwanzigtauſend Mark verkauft. Es war gemeinſames Eigentum unſerer Eltern, die Hälfte der Summe ſteht dir zu.“. „Gildis, das ſtimmt auf keinen Fall— du weißt ſo gut wie ich, daß deine Mutter das Haus mit in die Ehe brachte—“ „Aber Vater ließ es ausbauen, er hat ein Waldſtück dazugekauft. Mutter verlebte ihre ſchönſten Tage mit ihm in dem kleinen Haus. Sie hatten kein gemeinſame⸗ res Gut als dieſes. Es iſt nicht mehr als recht und billig, wenn wir teilen.“ „Ich habe gar keinen Rechtsanſpruch auf das Geld.“ „Aber ein Recht des Herzens, Almut! Dieſes Recht habe ich bisher viel zu wenig beachtet. Ich habe nicht ſchweſterlich an dir gehandelt, mich nie um dich geküm⸗ — 7 hätteſt verhungern können, ich hätte es nicht gewußt.“ Aus dem Fenſter kam kein Laut. Gildis horchte ge⸗ ſpannt. Dann ſtand ſie auf, das ſchmale Fenſter war leer. Aber deutlich nahm ſie Almuts erregte Atemzüge wahr, die aus der dämmerigen Stube drangen schwer ſei doch vernünftig! Mach es mii nicht ſo wer!“ „Hat Walter dich zu dieſem Geſchenk— denn ein Geſchenk iſt es und bleibt es— veranlaßt?“ Ganz aus dem Hintergrund der Stube kam die Stimme. Gildis zögerte einen Augenblick. Die Ant⸗ wort mußte diplomatiſch ſein. „Walter wünſcht wie ich, daß es dir gut geht. Du ollſt eine Zeit des Ausſpannens haben und dann in ue überlegen, was du zu tun gedenkſt.“ 45 „Aber euer Kind? Hanno wird dadurch benachtetligt.“ „Für Hanno bleibt mehr als genug. Die kleine Summe berührt ſein Erbe nicht. Das fällt unter meine perſönlichen Ausgaben.“, Kleine Summe! Almut blickte in den Lichtwirbel, der durchs Fenſter auf den Boden fiel. Tauſend Sonnen⸗ täubchen tanzten darin. Kleine Summel Ein Betrag, en Almut noch nie beſeſſen hatte, ſeit der plötzliche Tod ihres Vaters ſie unerwartet früh ins Leben ſtieß, ehe er für ihre Zukunft ſorgen konnte! Gildis mußte noch reicher lein als ſie ahnte. Der Lichtwirbel erloſch plötzlich. Gildis war dicht an das Fenſter getreten und hatte den Himmel verdunkelt. „Almut, die Sache iſt abgemacht! Ich werde das Geld durch meine Bank an dich überweiſen laſſen. Und jetzt genug davon. Du ſollſt mir auch nicht danken! Wir 9 gegenſeitig dieſe Formeln erſparen.“ „Gildis...“ „Ich bin noch nicht zu Ende, Kleines! Wenn du aus deiner Mauſefalle wieder herauskannſt, dann packſt du Pudeoſt deine 5 und ziehſt hinüber nach zuchenſtein. Deine Bedenken teile ich nicht mehr. Wir werden alle ſehr vergnügt miteinander haufen. fragt ohnehin ſchon jeden Tag nach der ſchönen die ſo ſelten kommt und ſo kurze Beſuche macht.“ Mit voller Wucht brach der Lichtwirbel wieder in die Stube. Almut hörte leichte Schritte, die ſich entfernten, und ſtürzte ans Fenſter. z Gildis, einen Augenblick...“ Aber Gildis winkte nur lachend zurück. Ihr Geſicht war ein einziger Uebermut. Und Almut be il plötz⸗ lich, welche Luſt es dieſer Frau bedeutete, ſich fo n Güte zu verſchwenden. „Gildis iſt glücklich— und Glück macht gut—“ Die Lacknerin machte große Augen, als ſie am Spät⸗ nachmittag nach Hauſe kam und ihren Sommergaſt ge⸗ fangen fand. Dann lachte ſie, daß die Goldquaſten auf ihrem Staatshut mit den langen, altertümlichen Ohr⸗ gehängen um die Wette zitterten. „Wia ma nur ſo dumm ſei ko!“ ſagte die Lacknerin, mehr ehrlich als höflich.„Wärſt halt hinten auſſi ganga, Dirndl dalkets(dummes), d' Stalltür is eh offen, is bloß von innen der Riegel vür.“ Almut mußte über ſich ſelber lachen. Aber der ſtille Sonntag gereute ſie nicht. Sie war in der grünen Dämmerung der Stube geſeſſen, noch ganz benommen von der plötzlichen Veränderung ihres Lebens, die Gildis bewirkt hatte. Eine Welle der I und Er⸗ leichterung war in ihr aufgebrochen, die ſie förmlich überflutete. Sie ließ die Lacknerin durch die Stalltür ein und ging mit ihr durch den ſauberen Stall, wo das Vieh hinter den Ne in der Streu lag und die Köpfe nach ihnen wandte. Schwerfällig erhob ſich das eine und andere Stück, rahmweiß und goldbraun ſchim⸗ merten ihre warmen Rücken und Nacken. Aber der Großteil des Jungviehs war im Freien und weidete auf dem Gemeindegrund, man hörte von ferne ſein wanderndes Geläut, das den ganzen Tag nicht ver⸗ W mut trat mit der Lacknerin in den kühlen Flur und plötzlich fiel ihr f wer aufs Herz, daß es 4 ein Abſchiednehmen galt. Gildis würde die Weigerung, zu ihr zu ziehen, jetzt nicht mehr verſtehen und verzeihen. Almut hatte gern im Lacknerlehen gewohnt. Der alte Hof fügte ſich ſo ganz in das Weſen der Landſchaft, er ſchien mit dem Felſen verwachſen, der ihn trug. Da⸗ egen wirkte das moderene Landhaus auf dem Buchen⸗ tein als Fremdkörper, ſo ſchön und edel es auch als auwerk war. Die Lacknerin hantierte indes am Schloß der Haustür herum, es tat einen leichten Knacks unter ihren knochi⸗ 115 Händen, und die Tür war ben Triumphierend lickte die Alte auf Almut, die ihr nachdenklich zuge⸗ ſehen batte. a anno ante, (Fortſetzung folgt) — — ——— 5 Bekanntmachungen Ortsgruppe f AS. Bergtunasſtunde jeden Mantaaabend von 829 Ur. Dienſtſtunden der Pol. Leitung nur Donnerstags 20—21 Uhr— Dienſtſtelle Bürſtädterſtr. 16, 1. Stock . 1 Jungenſchaftsführer Heute abend von 7 Uhr ab, holen ſämtliche Jungenſchaftsführer beider Fähnlein ihre Beitragsmarken im Heim ab. Der Geldverwalter. Jungmädelgruppe Alle IM-Schar⸗ und Schaftsführerinnen treten am Freitag, 20 Uhr, im Heim in Kluft zum Führerarbeitsabend an. Ich bitte wegen der Wichtigkeit der Sache pünktlich und reſt⸗ los zur Stelle zu ſein. Die Führerin. Lokale Nachrichten Viernheim, den 12. Januar 1938 Anſer Tagesſpruch Ich möchte heute und für die ganze Zukunft den allmächtigen Gott um eines bitten: Er möge uns immer die gleiche Beharrlichkeit geben, dann werden wir alle Widerwärtig⸗ leiten am Ende begraben. Mon wo f Mächten sei Schon aus dem grauen Altertum ſind uns Geſchichten überliefert, die davon erzählen, wie man gefangenen Feinden durch Bedrohung und Marter den Verrat wichtiger Geheimniſſe entreißen wollte. Und wohl jedem Jungen wurde das Herz heiß, wenn dieſe lieber in den Tod gingen, als daß ſie ſich einen Verrat er⸗ preſſen ließen. Aber die Geſchichte zeigt uns auch immer wieder jene erbärmlichen Kreatu⸗ ren, die um gemeinſter Habgier willen be⸗ denkenlos ihr Vaterland und ihr Volk ver⸗ rieten. Jedes geſunde und ſtolze Volk hat dieſe Kreaturen für immer aus der Volksge⸗ meinſchaft ausgeſtoßen und kannte als einzige Sühne für ſolch ein Verbrechen den Tod. Wir aber wollen immer Wächter ſein, daß ſolche Verräter ihr ſchändliches Handwerk nicht ausüben können. Wir aber wollen auch immer auf der Hut ſein, daß auch jedes Geheimnis, das unſerem Volke allein gehört, bedingungs⸗ los gewahrt bleibt. Es gibt Menſchen, die nicht mit einer einzigen Faſer ihres Herzens an Verrat denken und dennoch— ſei es auch nur in Kleinigkeiten— aus Eitelkeit oder Prahlſucht ihre Zunge nicht hüten. Wenn es aber um das Ganze des Volkes geht, gibt es keine Entſchuldigungen und keine mildernden Umſtände. Darum hüte jeder ſeine Zunge. Wer aus Adolf Hitler. irgendwelchen Gründen um ein Staatsgeheim⸗ nis weiß, muß auch wiſſen, daß dieſes Ge⸗ heimnis nur denen gehört, die aus triftigen Gründen darum wiſſen müſſen. Sonſt geht es keinen etwas an, darf keiner darum wiſſen, und ſei es das eigene Weib oder der beſte Freund. In dieſen Dingen darf man für kei⸗ nen bürgen, gibt es kein Siegel der Verſchwie⸗ genheit, und wenn Staatsverräter die gerechte Strafe erhalten, wenn ſie ausgemerzt werden, gibt es nur mitleidloſe Härte, und ihre Na⸗ men ſollen für alle Ewigkeit vergeſſen ſein! * Am nüchſten Sonntag Gauftraßenjammlung Wie im letzten Jahr, findet auch 1938 im Gau Heſſen⸗Naſſau wieder eine Gauſtraßen⸗ ſammlung ſtatt. Herrliche, farbenfrohe Nelken kommen auf den Straßen zum Verkauf. Die Handwerker mit ihren Geſellen und Lehrlin⸗ gen, die Beamten und Lehrer, die Schweſtern, Helfer und das Sanitätsperſonal des Roten Kreuzes, ehemalige Kriegsteilnehmer und Frontkämpfer des Kyffhäuſerbundes, Helfer und Warte des Reichsluftſchutzbundes haben in dieſen Wintertagen den Verkauf der Blumen übernommen und wollen damit auch ihr Teil dazu beitragen, daß die dringendſten Sorgen von den Türen aller unſerer Volksgenoſſen fernbleiben. Jeder muß helfen, ihnen die Ar⸗ beit ſo leicht wie möglich zu machen, um auch der Gauſtraßenſammlung am kommenden Sonntag einen vollen Erfolg zu beſcheren. Gute Luft im Arbeitsraum ſicher⸗ ſtellen, heißt eine nationalſozialiſtiſche Pflicht erfüllen! noch abgegeben werden. 2* der A. S. O. A. P. Viernheim Alle JM⸗Führerinnen, die ihren Beitrag noch nicht abgerechnet haben, rechnen heute abend, ab 7.15 Uhr, in der Dienſtſtelle reſt⸗ los ab. Die Geldverwalterin. 555 Trauenfchaff?? Am Freitag, 14. Januar, wird die Januar⸗ Pfundſammlung durchgeführt. Es haben ſich alle Frauen der Frauenſchaft und vom Deut⸗ ſchen Frauenwerk reſtlos einzuſetzen. Unſere Heim- und Pflichtabende fallen bis auf wei⸗ teres aus. Die Leiterin. Das koftet eine Mark Auch in Viernheim gebühren pflichtige Verwarnungen! Nun wurde auch in Viernheim bei der Orts⸗ polizeibehörde die gebührenpflichtige Verwar⸗ nung eingeführt, In Lampertheim fand dieſe Neuerung ſchon vor einem Monat ſeine Ein⸗ führung. Künftig werden alſo die kleinen Ver⸗ kehrsſünder damit zu rechnen haben, daß ſie bei einem Verſtoß gegen die Verkehrsordnung wie Schneiden der Kurven, Mitführen von Traglaſten auf einem Fahrrad und wie die kleinen Vergehen alle heißen, die bisher ohne Beſtrafung polizeiliche Verwarnungen ein⸗ brachten, jetzt mit einer Mark beſtraft werden, die ſofort bei dem Beamten zu entrichten iſt. Auch das Verunreinigen der Straße, ſchmu⸗ tziges Waſſer auf die Straße gießen uſw., werden mit 1.— RM. beſtraft. Alle ſchwer⸗ wiegenderen Vergehen werden wie ſeither zur Anzeige gebracht und mit einem Strafmandat, das allerdings mehr wie 1.— RM. koſtet, be⸗ legt. Deshalb Vorſicht und aufgepaßt, gemäß den Verkehrsvorſchriften auf der Straße be⸗ wegt, kein ſchmutziges Waſſer, beſonders Waſchwaſſer nicht auf die Straße oder in die Goſſe geſchüttet uſw., denn das kann 1.— RM. koſten!— Die gegenwärtige Artikelſerie „Unſer, Verkehrsfachmann hat das Wort“ bringt eingehend Belehrungen über das Ver⸗ halten im Verkehr uff. Jetzt heißt's alſo genau die Vorſchriften beachten, ſonſt bezahlt man bei Uebertretung die Strafe— eine Mark— auf der Stelle! a * Achtung. Buchführungskurs! Am Donnerstag, den 13. Januar, abends 8 Uhr, beginnt in dem Zeichenſaal der Schil⸗ lerſchule nun endgültig der Unterricht für den von der DA veranſtalteten Anfängerbuch⸗ führungskurs. Die Teilnehmer, die ſich zu dem Kurs gemeldet haben, wollen ſich alle pünkt⸗ lich einfinden. f Neuanmeldungen können an dieſem Abend Erſte große Fremdemitzung der Ge Ce Nau Die bekannten Rundfunkkanonen „Die 4 Hotters“ in Viernheim! Der für die Durchführung und herrliche Geſtaltung der Volkskarnevalszeit verant⸗ wortlich zeichnende GeCeVau— unſere hie⸗ ſige Große Carnevalsgeſellſchaft— unter der Leitung ihres bewährten närriſchen Präſiden⸗ ten Winkler in Verbindung mit dem Hohen Elferrat und ſeinem Vorſtand, hat nunmehr für die erſte große Fremdenſitzung, welche am übernächſten Sonntag ſtattfindet, das Pro⸗ gramm für dieſen weit und breit bekannten Narrenabend fertiggeſtellt und— es iſt kloor! Denn es ſpielt: SS⸗Muſikzug 2/32 — bekannt als Kapelle Rohr— unter der Deviſe: Kapelle Rohr ſpielt kloor! Aber nicht allein dies wird ſchon an ſich eine künſtleriſche Ueberraſchung ſein, ſondern— die nachfolgen⸗ den 26 Einzelnummern! Dabei braucht niemand Angſt zu haben! Die närriſche Freude dauert genau 4 Stunden, es iſt pünktlich um 12.11 Uhr Schluß! Das als ganz hervor⸗ ragend anzuſprechende Großſtadtprogramm wird insbeſondere ſeine große Zugkraft haben durch die weit und breit als Rundfunkſänger bekannten„Vier Hotters“! Ueber ſie etwas beſonderes auszuführen, über ihre geſanglichen und humorvollen Stimmungsſchlager, wäre verfehlt, denn wir hörten ſie ſo oft in den Rundfunkſendungen, daß wir durch den Aether 7 ſchon begeiſtert waren! Wieviel gewaltiger wird es ſein, wenn wir ſie mitten unter uns haben! Sie werden in dem vielſeitigen Programm un⸗ terſtützt durch unſere hieſigen beſten Bütten⸗ kanonen, wozu ſich noch von auswärts ebenſo große Künſtler der närriſchen Zunft geſellen werden, um in höchſtem Frohſinn vereint, heimiſchen Humor und heimiſches Geſchehen heranzutragen an all die Begeiſterten, die in der Narrhalla des Ratskeller erſcheinen wer⸗ den. All dieſen Narrenfreunden ſei daher ver- raten, daß der Kartenvorverkauf ſchon be⸗ ginnt! Man beſorge ſich frühzeitig eine Karte! Die Saalöffnung iſt auf 7 Uhr feſtgeſetzt. Die Kapelle Rohr ſpielt bereits von halb 8 Uhr ab. Es herrſcht alſo bis zum Einzug der Garde und des Elferrats bereits gute muſi⸗ kaliſche Unterhaltung— da darf kein Vernema fehlel Alla! . Alle Jahre wieber kommt nur 1 Faſtnachtszeitung! Und ſo auch in dieſem Jahre wieder— und zwar ſchon am kommenden Samstag, 15. Januar! Das iſt wohl etwas früh, aher bedenke: von den vielen heimiſchen Geſchehen, was da alles im letzten Jahr paſ⸗ ſiert iſt, muß man doch auch lange haben, das muß für die ganze Fasnacht ausreichen! Vier große Seiten heimiſcher Humor, heimiſcher Witz und heimiſches Geſchehen werden uns wieder für nur 20 Pfg. angeboten und ſicher⸗ lich in jedem Haus wird ſchon auf die neue Faſtnachtszeitung gewartet: was und wer da wieder alles drinnſteht! Wir kön⸗ nen ſoviel verraten: ſie iſt fabelhaft, bombig— und da wird ſie auch überall einſchlagen! * Ville, etwas mehr Vernunft! Kein friſches Brot verkaufen! 9 Es gibt Verbote, deren Urſachen ſo einleuch⸗ tend ſind, daß ſich eigentlich keiner vor ihrer Notwendigkeit verſchließen kann. Und doch verſuchen auf der einen Seite Menſchen, das Verbot zu umgehen, es nicht zu beachten bzw. ſie finden ſich nur ſchlecht und unter dauern⸗ dem Meckern damit ab. Solch eine Beſtim⸗ mung iſt zum Beiſpiel das Verbot, friſches Brot zu verkaufen. Da ſich friſches Brot ſchneller wegſchneidet und daher ſowohl im einzelnen Haushalt als in der Geſamtheit in größerer Menge verbraucht wird, hat ſich die große Mehrzahl der Hausfrauen einſichtsvoll umgeſtellt. Einige Hausfrauen beklagen ſich aber bei jedem Broteinkauf aufs neue, daß ſie kein friſches Brot mehr bekommen können, obwohl kein Opfer, ſondern eher noch ein Vor⸗ teil für ihre Wirtſchaftskaſſe damit verbunden iſt. Auch gibt es noch hier und da vereinzelt Bäcker, die die Hausfrauen nicht etwa zum Verſtändnis zwingen, ſondern in ihre Klagen einſtimmen. Es kommen ſogar noch Einzelfalle vor, in denen das Verbot, friſches Brot zu verkaufen, nicht befolgt wird. Es iſt zu hof⸗ fen, daß das nur eine Uebergangserſcheinung iſt und Bäcker ſowohl als Käuferinnen dafür ſorgen, daß dieſe im Intereſſe des Volks⸗ wohles erlaſſene Beſtimmung von beiden Sei⸗ ten ſelbſtverſtändlich beachtet wird. Die Verwiegung des letztjährigen Ta⸗ bak⸗Hauptgutes wird heute beendet. Tagtäg⸗ lich rollten in den letzten Tagen mehrere mit Tabak ſchwer beladene Laſtwagen ab. Tabak⸗ bauende, die noch nicht abgeliefert haben, haben nur noch heute Gelegenheit, ihre Partien zur Verwiegung zu bringen. Mit dem Fahrrad zur Schule. Schon mehrfach iſt darauf 1 worden, daß in Deutſchland 17 Millionen Volksgenoſſen das Fahrrad als Verkehrsmittel benutzen. Inte⸗ reſſant iſt, daß von dieſer unvorſtellbaren Zahl allein zwei Millionen auf Kinder entfal⸗ len, die das Rad täglich auf dem Schulwege benutzen. 5 1750 1 Immer noch Unbeſtändigkeit Die ausgedehnte Tiefdrucklage über Eu⸗ ropa bedingt noch immer große Unbeſtändig⸗ keit. Der Durchzug einer kräftig entwickelten Teilſtörung brachte dabei in der Nacht zum Dienstag weitere Windauffriſchung, ſodaß vielerorts Windgeſchwindigkeiten von mehr als 60 Stundenkilometern erreicht wurden. Die Niederſchläge beſtanden in Höhenlagen über 500 m als Schnee, daß bei dem dort herr⸗ ſchenden Froſt noch allgemein gute Winter⸗ ſportmöglichkeiten beſtehen. Starker Druckan⸗ ſtieg deutet auf eine beginnende Umgeſtaltung der Wetterlage, die aber vorerſt noch keine durchgreifende Beſſerung bringt. Mittwoch: Veränderlich mit zeitweiliger Aufheiterung, noch immer unbeſtändig und einzelne Niederſchläge, im Gebirge Schnee, Tagestemperaturen über Null, Winde aus ſüdlichen bis weſtlichen Richtungen. ö Die Ausſichten für Donnerstag: gZeit⸗ weiſe aufheiternd, doch noch nicht Deulſchland im Zeichen der Moloriſierung Der Kraft- und Straßenverkehr im Jahre 1937 Stand der Motoriſierung Dank der Maßnahmen, die auf Veranlaſſung des Führers zur Förderung der Motoriſierung E wurden, entwickelte ſich in Deutſch⸗ and der Kraftfahrzeug⸗Verkehr ſeit Anfang 1933 auf ſtändig anſteigender Linie. Die am 1. Juli 1937 durchgeführte Zählung des Kraft⸗ wagenbeſtandes ergab, daß ſich das Tempo der Motoriſierung im letzten Jahr gegenüber dem Vorjahr noch verſtärkt hat. Sowohl bei den Perſonenwägen und Kraft⸗ rädern wie bei den Laſtkraftwagen ſind Zugänge zu verzeichnen, die weder in Deutſchland noch in anderen europäiſchen Ländern bisher erreicht wurden. Faßt man das Ergebnis der Aufbauarbeit im Kraftfahrweſen zuſammen, ſo ergibt ſich folgendes Bild: 1. Die Zahl der Perſonenkraft⸗ wagen hat im Jahre 1937 die erſte Million überſchritten; ſeit der Wirtſchaftskriſe im Jahre 1932 hat ſich der Beſtand mehr als verdoppelt. Im Vordergrund ſtehen Kleinwagen bis 2 L. Hubraum, die heute 4/5 des Beſtandes aus⸗ machen. 1 l 2. Die Zahl der Krafträder iſt auf rund 1,3 Millionen geſtiegen; auch hier halten die Kleinfahrzeuge— Kleinkrafträder bis 200 cem Hubraum— die Spitze; ſie haben den ſtärkſten Zuwachs erfahren. 3. Der Laſtkraftwagenbeſtand er⸗ reichte Mitte des Jahres 320 000 Einheiten. Er hat ſeit 1932 um faſt 85 v. H. zugenom⸗ men. Etwa die Hälfte aller Laſtkraftwagen ſind Lieferwagen bis zu 1 Tonnen Nutzlaſt, jedoch haben ſich neuerdings auch die mittleren und ſchweren Nutzwagenklaſſen in den Vorder⸗ grund geſchoben. 9 g 4. Die verhältnismäßig ſtärkſte Beſtandsſtei⸗ gerung zeigen die Zugmaſchinen. Von ihnen ſind über 60 000 im Betrieb: davon ſind zwei Drittel zum Verkehr auf öffentlichen Straßen ugelaſſen, ein Dritetl entfallen auf nichtzulaſ⸗ e Le Maſchinen und landwirtſchaft⸗ iche Schlepper. 0 Verhältnis zu anderen Ländern Mit den vorgenannten Beſtandsziffern ſteht Deutſchland nunmehr an 4. Stelle in der Welt, hinter den Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritannien und Frankreich. Beſonders gün⸗ ſtig iſt der Beſtand an Fahrzeugen, die zur Perſonenbeförderung dienen, dagegen bleibt Deutſchland in Bezug auf Laſtkraftwagen und Omnibuſſen im Verhältnis zur Bevölkerungs⸗ dichte hinter anderen europäiſchen Ländern nicht unerheblich zurück. Der Wert des Geſamtabſatzes an Kraftfahr⸗ eugen belief ſich in den erſten 9g Monaten des Jahres 1937 auf 946 Millionen Mark, was gegenüber der Vorjahreszeit(827 Mill. Mark) eine Steigerung von 11,6 v. H. bedeutet. Da⸗ eee eee eee eee * bei hat ſich der Wert der Inlandverkäufe um 8 b. H., der der Auslandsverkäufe um 82 v. H. erhöht. Bis Ende des Jahres wird der Pro⸗ duktionswert der geſamten Automobilinduſtrie 15 mehr als 1,2 Milliarden Mark gewachſen ein. ö Die Struktur des Marktes Erſtmalig wurde auf Veranlaſſung des Reichsverkehrsminiſters eine Statiſtik des Kraftwagenabſatzes nach Käufergruppen aufge⸗ ſtellt und vom Statiſtiſchen Reichsamt veröffent⸗ licht; ſie läßt intereſſante Rückſchlüſſe auf die Struktur des Marktes und ſeine Aufnahme⸗ hereitſchaft zu. Wie bei der fortſchreitenden Entwicklung zu erwarten war, hat die Motori⸗ ſierung heute ſchon Bevölkerungsſchichten erfaßt, die nur über ein verhältnismäßig beſcheidenes Einkommen verfügen. Aus dem gewerblichen Mittelſtand leitet ſich mindeſtens ein Drittel aller Perſonenwagenkäufer her, während die Arbeiter und Angeſtellten vornehmlich als Käu⸗ fer von Krafträdern auftreten. Nach dem mit⸗ telſtändiſchen Gewerbe iſt die Induſtrie und auch die Landwirtſchaft am Kauf von Perſo⸗ nenwagen beteiligt. f Aus der Statiſtik über die Zulaſſung von Nutzkraftwagen ergibt ſich, daß Kraftfahrge⸗ werbe und Spedition wichtigſte Käufer(41 vom Hundert) der Laſtkraftwagen über 2 Tonnen Nutzlaſt ſind, während Handel, Induſtrie und Handwerk mehr den Lieferwagen und Kleinlaſt⸗ wagen bevorzugen. Der größte Teil aller leich⸗ ten Fahrzeuge wird vom Nahrungs⸗ und Ge⸗ nußmittelgewerbe, aller ſchweren Fahrzeuge vom Baugewerbe aufgenommenz bedeutend iſt ſchließ⸗ lich der Anteil des Groß⸗ und Einzelhandels am Abſatz von Nutzfahrzeugen. Koſten der Fahrzeughaltung Die Verſorgung der Kraftfahrzeuge mit hei⸗ miſchen Kraftſtoffen ſowie mit ſynthetiſcher Be⸗ reiſung hat Fortſchritte gemacht: ſie wird im Rabmen des Vierjahresplanes mit aller Kraft weiter betrieben. Der Reichsverkehrsminiſter hat alle Beſtrebungen unterſtützt, um die Mo⸗ toriſieruna des Verkehrs durch Senkung b. Koſten für die Kraftfahrzeugbaltung zu för⸗ dern. So wird zurzeit geprüft. ob die Prämien für die Kraftfahrzeugverſicherung nicht ermä⸗ ßigt werden können. weil die verhältnismäßige Verringerung der Unfälle auf der Straße die Schadensaufwendungen der Verſicherungsgeſell⸗ ſchaften, auf das einzelne Fahrzeug bezogen vermindert hat. Der Reichsverkehrsminiſter unterſtützt ferner die Schaffung von Erleichte⸗ rungen für die Anterſtellung von Kraftfahr⸗ zeugen in der neuen Garagenordnung. Außerdem iſt durch die Fortſchritte im Bau der Reichsautobahnen und in der Verbeſſerun der übrigen Straßen mit weſentlichen Erſpaniſ⸗ r bei den Betriebskoſten des Kraftwagens z rechnen. 5 „— nieder⸗ ſchlagsfrei.* —. 1 — 2 — bit Lein 5. Lerbant hei eine et beim delstu nahe k. Hliezlt — 55 dune elle Ehen Me⸗ Abmen eſal⸗ lege N Gu Uindiz⸗ delten 1 zum aß s 1, Nie n iler ber⸗ Nülter⸗ cucan⸗ alung keln ellger che, aus geit leder n en das und 1 . 8 . 8 ten Erfolg. Griesheim. Kurz hinter der Autobahnaus⸗ fahrt auf der Darmſtädter Landſtraße er⸗ faßte der Anhänger eines Reichsbahnlaſtzuges beim Ueberholen ein Perſonenauto, deſſen Fah⸗ rer, ein Goddelauer Geſchäftsmann. Kopfper⸗ letzungen und einen Handgelenkbruch erlitt. Groß⸗Zimmern. Auf der Straße nach Gun⸗ dernbauſen kam ein mit 20 Arbeitern beſetzter Omnibus von der Fahrbahn ab und fuhr den Abhang hinunter. Zum Glück hielt ein Baum, der zwar überrannt wurde, die ſau⸗ ſende Fahrt auf, ſo daß kein größerer Schaden entſtand. Gau⸗ Odernheim. Lokomotive entgleiſt. Auf der Fahrt von Worms nach Gau⸗Odern⸗ heim entgleiſte im Bahnhof Hillesheim /Dorn⸗ Dürkheim infolge eines Achſenbruches die Lokomotive eines Perſonenzuges. Perſonen wurden nicht verletzt, auch erlitt der Verkehr weiter keine Unterbrechung. Ein Hilfszug ſchaffte wieder Ordnung. Mainz. Ein Opfer der Arbeit. Der Opelarbeiter Braun aus Mainz⸗Biſchofsheim ſtürzte bei Ausübung ſeines Berufes inſolge eines Fehltritts in der Fabrikhalle in einen Schacht und erlitt ſchwere innere Verletzungen. Der Verletzte ham in ein Mainzer Kranken⸗ baus, wo er den Verletzungen erlag. Bingen. Die 4. Lebensrettung. Der Führer und Reichskanzler hat die Rettungs⸗ medaille am Bande an den Kraftwagenſahrer J. B. Lautenbach(Bingen a. Rh.) verlie⸗ ben. Dieſer hat im Sommer 1937 die 171äh⸗ rige Minchen Heller, welche beim Waſſerholen in die damals viel Waſſer führende Nahe fiel, im letzten Augenblick unter Einſatz ſeines Le⸗ bens gerettet. Das Mädchen war bereits mebr⸗ mals untergetaucht, als durch die Menſchen⸗ anſammlung aufmerkſam geworden der 26jäh⸗ rige Fahrer Lautenbach, ein Unglück ver⸗ mutend, ſeinen Wagen anhielt. Zu ſehen was geſchehen, die Jacke vom Leib zu reißen und in die Flut zu ſpringen, war das Werk eines Au⸗ genblicks. Beim zweiten Antertauchen konnte er die unter der Oberfläche befindliche Ver⸗ unglückte faſſen und mit Aufbietung feiner letz⸗ ten Kräfte glücklich ans rettende Ufer bringen. Die angeſtellten Wiederbelebungsverſuche hat⸗ ˖ Der brave Retter erhielt jetzt die verdiente Auszeichnung. Es war dies ſchon der pierte Fall einer Lebensrettung durch ihn. Vor einem Jahrzehnt hatte er einen Schul kame⸗ raden aus dem Rhein gerettet und vor 5 Jabren war es ein kleines Mädchen, 1934 dann ein Junge, die er beide vom Ertrin⸗ K kungstod in der Nahe bewahrte. Scheckbetrüger verhaftet Ludwigshafen. Feſtgenommen wurde ein ver⸗ heirateter Schloſſer von hier, weil er im Monat Dezember 1937 ſortgeſetzt durch Verausgabung ungedeckter Schecks in der Pfalz, Baden und (Heſſen, Betrügereien verübt hat. OL. Spever. Tödlicher Sturz. In Geinsheim ſtürzte der Schreiner Georg Nebel von einer Treppe berab und zog ſich dabei ſo 9 Verletzungen zu, daß er tot liegen lieb. Iwei Frachlſchiſſe verunglückt Rüdesheim(Rhein). Das niedrige Rheinwaſ⸗ ſer hatte wiederum zwei Schiffsunfälle zur Folge. In der Nähe des Mäuſeturms ſetzte ſich ein Schleppſchiff feſt, ein zweites fuhr an der Krausaue auf Grund. Er wurde leck, ſo daß Waſſer in den Laderaum eindrang. Die Fahrzeuge wurden durch die Schiffshebefirma Bopp in Aßmannshauſen wieder flottgemacht. Beim Futterſchneiden tödlich verunglückt LP D. Büdingen. In dem Kreisort Düdels⸗ heim verunglückte der 15 Jahre alte Werner 5 Berband aus Gelſenkirchen, der in Düdelsheim bei einem Bauern beſchäftigt war, dadurch, daß er beim Futterſchneiden offenbar mit einem Halstuch der Transmiſſionswelle des Motors zu nahe kam, erfaßt und herumgeſchleudert und ſchliezlich zu Boden geworfen wurde. Mit Rip⸗ Bunte Tageschronik penbrüchen und anderen ſchweren Verletzungen wurde der Junge nach Büdingen ins Kranken⸗ baus eingeliefert, wo er infolge Eindringens einer Rippe in die Lunge bald nach ſeiner Ein⸗ lieferung ſtarb. Eine teuere Flaſche Rum Trier. An der Moſelbrücke bei Wincheringen wurde ein Mann von einem Zollbeamten ge⸗ ſtellt, weil er eine Flaſche Rum bei ſich hatte. Den Rum batte er in Luxemburg gekauft. Außerdem führte er verbotswidrig 17 RM. bei ſich. Die ganze Sache wird für den Schmugg⸗ ler eine teure Angelegenheit, denn unter Be⸗ rechnung der Abgaben und der geringſten in Betracht kommenden Strafe bleiben für den Mann 70 RM. zu bezahlen. Der Rum wird obendrein noch beſchlagnahmt. Der Marder im Hühnerſtall Kochem(Moſel). Als ein Landwirt aus Ko⸗ chem⸗Sehl morgens ſeinen Hühnerſtall betrat, packte ihn Schrecken und Grauen. Sechszehn gute Legehühner lagen tot da mit abgebiſſenen Köpfen. Man vermutet, daß ein Marder das grauſame Werk verübt hat. Von einem Einbrecher erſchoſſen Bruchſal, 11. Januar. Am Dienstagmorgen gegen 6.15 Uhr wurde in der Durlacher Straße ein pflichttreuer Ar⸗ beiter und Familienvater das Opfer eines ruchloſen Verbrechers. Als der etwa 42jährige Arbeiter Lieb um 6 Uhr ſeinen Arbeitsplatz. die Dennerſche Mälzerei„Zum Weinberg“ be⸗ trat, vernahm er im vorderen Wirtſchaftsraum ein Geräuſch, dem er nachging. Lieb ſah ſich plötzlich einem unbekannten Mann gegenüber der in das Gebäude eingedrungen war. Der Einbrecher ſtreckte Lieb durch einen Herzſchuß nieder. Der Getrofſene verſchied kurze Zeit da⸗ rauf. Der ruchloſe Täker iſt entkommen. Die Maßnahmen zu ſeiner Ergreiſung ſind in vol⸗ lem Gange. Um 8 Uhr vormittags weilte be⸗ 725 die Mordkommiſſion aus Karlsruhe am atort. Ein 50 0fähriges Gaſthaus Bislang betrachtete man entweder den„Rie⸗ ſen“ in Miltenberg a. M. bezw. den„Bären“ in Freiburg i. Br., deren Alter von 550 Jahren urkundlich erwieſen iſt, als älteſtes deutſches Gaſthaus. Nunmehr erhebt auf dieſen Ruhm der bekannte badiſch⸗württembergiſche Grenzort Immendingen(Eiſenbahn⸗ und Straßen⸗ knotenpunkt an den Linien Offenburg, Kon⸗ ſtanz. Freiburg i. Br.— Ulm und Baſel— Waldshut) mit ſeinem Gaſthaus„Zum Kreuz“ Anſpruch. Beſagtes Gaſthaus wird nämlich in dem Fürſtlich Fürſtenbergiſchen Urkundenbuch erſtmals bereits 1329 erwähnt. Große Ichneeverwehungen im Ner-Gebirge Görlitz. 11. Januar Auf der Iſer⸗Gebirgsbahn wie auch auf der Straße Greifenberg— Friedeberg— Flinsberg ſind infolge des Sturmes am Sonntag ſtarke Schneeverwehungen und Verkehrs⸗ ſtörungen eingetreten. In der Sonntagnacht mußte eine Kolonne von Streckenarbeitern die Gleiſe räumen, um den Zugverkehr zu ermög⸗ lichen. Auch im böhmiſchen Iſer⸗Gebirge hatten die Schneeverwehungen empfindliche Verkehrs⸗ ſtörungen zur Folge. Der Verkehr auf einigen Eiſenbahnlinien mußte eingeſtellt werden. In den Vorbergen des Iſer⸗Gebirges ſind mehrere Dörſer ſaſt gänzlich vom Verkehr abgeſchnitten. Die Schneeverwehungen ſind ſtellenweiſe drei Meter hoch. 5 der„grüne Mann“ geſtorben 90 Jahre alt geworden— Rekord einer Angeſtellten⸗Jeit London, im Januar. In England ſpricht man nicht von einzelnen Rechtsanwälten, ſondern bekanntlich von Rechtanwalts⸗Firmen. Dieſe Firmen. die mit⸗ unter vier Namen aufweiſen, ſind in vielen Fällen von ehrwürdigem Alter. Sie haben ſich durch Jahrhunderte vererbt. Noch heute ſieht es in den Kontoren dieſer Firmen aus, wie zur Zeit der Mädchenjahre der Königin Viktoria. Auch die Inhaber dieſer Firmen. die Herren Rechtsanwälte, ſind gemeſſen. ehrwürdig und meiſtens ungewöhnlich reich. Ihre Lebensfüh⸗ rung bleibt jedoch höchſt einfach. 76 Jahr im Dienſt. Auch die Angeſtellten dieſer Rechtsanwalts⸗ Firmen, zumal wenn es ſich um den erſten Clerk handelt, zeichnen ſich dadurch aus, daß ſie das„moderne Leben“ nicht zu kennen ſchei⸗ nen; ihr ganzer Habitus iſt auf die Zeit zu⸗ geſchnitten, da Schreibmaſchinen und Stenotv⸗ piſtinnen abſolut unbekannte Weſen in einem Rechtsanwaltsbüro waren. Als König dieſer Clerks und darum in der City woblbekannt, galt bis zu ſeinem jetzt erfolgten Tode Mr. Jonathan Michael Brown. der über ſieben Jahrzehnte der Firma Warren. Murton, Foſter und Swan in Bloomsbury mit allen ſeinen Kräften diente. Auch als er vor ein paar Jah⸗ ren in Penſion geſchickt wurde, ließ er es ſich nicht nehmen, Tag für Tag das Anwaltsbüro aufzuſuchen, um zu ordnen, raten oder ſonſt zu helfen. Denn er kannte auch das geringſte Do⸗ kument aus alten Tagen und wußte ſofort, wo es zu finden war. Miſter Brown hat ein Alter von 90 Jahren erreicht und kam als Junge von 14 Jahren in das Anwaltsbüro. Da er dort die größle bisherige Eismeer kafaſtrophe dürfte ſich in den nächſten Tagen oder Wochen, beſtenfalls Monaten nach Anſicht von Face leuten abſpielen. Etwa 500 km von der Küſte des nordöſtlichen Sibirien entfernt, ſind 8 ſowjetruſſiſche Handelsſchiffe und 4 Eisbrecher nach menſchlichem Ermeſſen rettungslos ein⸗ gefroren. Es handelt ſich um ingeſamt 1000 bis 1200 Mann der Beſatzungen. Die Schiff⸗ fahrt im nördlichen Eismeer iſt im Winter unterbrochen. Nur die Sowjetruſſen verſuchen rückſichtslos die Schiffahrtsverbindung von Archangelſt durch das Eismeer und durch die Beringſtraße nach Fernoſt aufrecht zu erhal⸗ ten. Nur ſo erklärt ſich die große Zahl der eingefrorenen Schiffe. Nach Anſicht norwegiſcher Fachleute beſteht keinerlei n auf Rettung der Einge⸗ ſchloſſelen. Die Luft über dem nördlichen Eismeer hat eine jahresdurchſchnittliche Tem⸗ peratur von 19 Grad Kälte; das ergibt für den Winter ganz enorme Kältetemperaturen und dementſprechende rieſige Eisbildung. Selbſt das modernſte Hilfsmittel, das Flug⸗ zeug, dürfte in dieſem Fall erfolglos bleiben, da ja in den Wintermonaten dort im nörd⸗ lichen Eismeer tiefe Dunkelheit herrſcht und die Auffindung der eingefrorenen Schiffe un⸗ möglich macht. Außerdem iſt bei der ſowjet⸗ ruſſiſchen Mißwirtſchaft kaum anzunehmen, daß die Schiffe für eine Menſchenmenge von Aund um den Erdball 1200 Köpfen ausreichende Lebensmittel und Heizmaterial an Bord haben. Die größte Gefahr aber liegt in den ungeheuren Eispreſ⸗ ſungen, die ja in der Geſchichte der nörd⸗ lichen und ſüdlichen Polargegenden ſchon manches Schiff einfach zerquetſcht haben. Da jetzt auch die Funkverbindung mit den 12 Schiffen unterbrochen iſt, erſcheint es nicht ausgeſchloſſen, daß die Kataſtrophe ſchon ein⸗ getreten iſt. Selbſt dann aber, wenn die Schiffe für mehrere Wochen mit allem Nötigen verſorgt wären, und wenn ſie der Vernichtung durch Eispreſſung entgehen ſollten, beſteht kaum Ausſicht auf ihre Rettung. Denn Holz von der nordoſtſibiriſchen Küſte wird immer wie⸗ der als Treibholz auf Spitzbergen, ja ſelbſt an der grönländiſchen Küſte gefunden; daraus geht hervor, daß die Meeresſtrömungen im Nördlichen Eismeer ſich in faſt genau oſt⸗ weſtlicher Richtung bewegen und infolgedeſſen die im Eiſe eingeſchloſſenen Schiffe in monate⸗ langer Trift auf die hohe See hinausbeför⸗ dern würden. Ein ſo maßgeblicher Sachverſtändiger wie der norwegiſche Eismeerforſcher Hoel ſieht keine Möglichkeit zur Befreiung der einge⸗ ſchloſſenen Schiffe. Er iſt der Meinung, daß die größte Kataſtrophe der Eismeergeſchichte bevorſtehe, Faß umfangreicher als die Tra⸗ gödie vom Jahre 1777, als eine Anzahl von hölzernen Walfangſchiffen in den grönlän⸗ diſchen Gewäſſern vom Eis ſpurlos vernichtet wurden, bis zuletzt arbeitete, ſo iſt er im wahren Sinne des Wortes in den Sielen geſtorben. Die reiche Erbſchaft Alle, die Miſter Brown kannten. nannten ihn den„grünen Mann“. Dieſer Spitzname hat⸗ te ſeinen Urſprung darin, daß man niemals beobachten konnte, daß der alte Clerk den Anzug wechſelte. Er muß jahrzehntelang ein und das⸗ ſelbe Kleidungsſtück getragen haben. das er, wie man ſagte, ein paar Mal wenden ließ. Dann aber wußte man, daß Miſter Brown ir⸗ gendwie krank war, da er einen Anzug zum Wechſeln nicht zur Verfügung hatte. Es ent⸗ ſprach der Würde eines erſten Clerks eines angeſehenen Rechtsanwaltsbüros, daß er nur ſchwarze Kleidung trug. Im Laufe der Jahr⸗ zehnte wechſelte das Schwarz in Grün um, wie das bei dieſen Stoffen eben eine Alterserſchei⸗ nung iſt. Da Herr Brown ſeinen Spitznamen „grüner Mann“ ſchon lange trug. wird man ſich leicht vorſtellen können, wie hiſtoriſch ſein Anzug war. Natürlich hat man in der„ſchä⸗ bigen“ Kleidung auch ein Zeichen ſeiner Mit⸗ telloſigkeit geſehen, zumal Angeſtellte in einem Anwaltsbüro nicht ſonderlich hoch in Einnah⸗ men ſtehen. Umſo überraſchter war man, als Teſtament und Hinterlaſſenſchaft des alten Mannes geprüft wurden. Neben einigen Reali⸗ täten von ziemlichem Wert— unter anderm zwei Häuſer— hinterließ Browm ein Barver⸗ mögen von über 30 000 Pfd. Er hat daran län⸗ ger als ein Menſchenalter geſpart u. ſeine ent⸗ fernten Verwandten haben jetzt die Freude an dieſem reichen Ergebnis einer 76jährigen ar⸗ beitsvollen Tätigkeit. Und Brown hat gear⸗ beitet. Jedes Schriftſtück fertigte er in wun⸗ dervoller Handſchrift aus. Gegen Stenographie und Schreibmaſchine hat ſich der„grüne Mann“ mit aller Energie bis zuletzt verwahrt. Ichwedenſtadt zahlt niedrigſte 5 A.-Sleuern Die größte Stadt von Schwediſch⸗Smoland liegt im Staate New Pork. Eine ſchwediſche Zeitung teilt ſoeben mit, daß die Stadt mit den niedrigſten Steuerſätzen in USA. eine rein ſchwediſche Bevölkerung beſitzt. Welche iſt die größte Stadt von Smoland, der wildromantiſchen nordiſchen Landſchaft Schwedens, dem Schauplatz ſo vieler Volks⸗ ſagen? Man wird überraſcht ſein, wenn man erfährt, daß dieſe Stadt nicht in der Heimat, ſondern in USA. liegt. Jameſtown im Staate New Nork gilt nämlich nicht nur als die größte Stadt Smolands, ſondern als die ſie⸗ bentgrößte ſchwediſche Stadt in der Welt. Wie kam das? Die Einwohner von Smo⸗ land haben Wikingerblut in ihren Adern. Seit Jahrhunderten zieht es ſie in die Ferne, vor allem nach dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Die Gegend, in der heute Jameſtown liegt, wurde bereits von den er⸗ ſten ſchwediſchen Pionieren in der neuen Welt beſonders bevorzugt. Zahlreiche Koloniſten⸗ familien bauten dort ihre Blockhäuſer, kämpf⸗ ten mit wilden Tieren und Rothäuten und wurden amerikaniſche Staatsbürger. Heute iſt Jameſtown größer als Boras und Oerebro, zwei Städte in der Heimat, zuſammen. So ſtark iſt aber das nordiſche Volkstum, daß die Smoländer ihre Eigenart, ihr Brauch⸗ tum und ihre Sprache in vollſter Reinheit er⸗ halten haben. Schon die Namen, die nicht wie bei anderen Einwanderern amerikaniſiert ſind, Anderſon, Carlſon, Lundquiſt, Haglung, Blick in den Gerichtssaal „Engel des herrn“ vor Gericht KPD. Darmſtadt. Vor dem Sondergericht in Darmſtadt hatten ſich am Montag zwölf An⸗ bänger der ſeit 1934 verbotenen Sekte„Men⸗ ſchenfreundliche Verſammlung“ oder„Engel des Herrn“ zu verantworten, die in Kenntnis des Verbots den Zuſammenhalt und die Verbin⸗ dung auch mit Anhängern in der Schweiz auf⸗ recht erhalten hatten und im allgemeinen ge⸗ ſtändig waren. Der Hauptangeklagte, der frü⸗ bere Prediger der Sekte Wilhelm Neff aus Darmſtadt. erhielt fünf Monate Gefängnis, ein Angeklagter aus Neu⸗Iſenburg, der im Inter⸗ ternommen hatte, wurde zu vier Monaten Ge⸗ fängnis, eine Frau aus Traiſa zu zwei Mona⸗ ten Gefängnis verurteilt. Drei weitere Frauen wurden amneſtiert und eine mangels ausrei⸗ chenden Nachweiſes freigeſprochen. Die übrigen Angeklagten kamen mit geringen Gefängnis⸗ oder Geldſtrafen davon. Die Unterſuchungshaft wurde den Angeklagten angerechnet. Kindesmißhandlung?— Freiſpruch LPD. Frankfurt a. M. Vor der Jugendſchutz⸗ kammer hatte ſich ein Ebevaar wegen Mißhand⸗ lung ſeines fünfjährigen Töchterchens zu ver⸗ antworten und zwar auf Grund der Anzeige der Schweſter der Angeklagten. Die Beſchuldigten wobnen in Altgriesheim und haben dort einen kleinbäuerlichen Betrieb aufgezogen. Der Ehe⸗ mann, der früber kaufmänniſcher Angeſtellter. dann Zigarrenfabrikant, Buchhändler, Zeit⸗ ſchriftenvertreiber und ſchließlich Straßenhänd⸗ ler war, lebte in zweiter Ebe und bemübte ſich fleißig, ſeine Familie durchzuhalten. Als die Frau der Geburt des vierten Kindes entgegen⸗ ſah., ſoll es zur Vernachläſſigung der Kleinen gekommen ſein, die auf dem Boden auf einer Decke gebettet war, ſchmutzig bekleidet geweſen iſt und neben einer eitrigen Furunkelwunde auf dem Rücken und verbrannten Fingern Schorf und Dreckkruſten am Körper hatte, ſo daß ſie von Schweſtern dreimal gewaſchen wer⸗ den mußte, bis ſie wieder ſauber ausſah. Das Kind, das ſich ſchon einmal in vorläufiger Für⸗ ſorgeerziehung befand, iſt heute in einer An⸗ ſtalt untergebracht. Die Eltern beſtritten, das Kind übermäßig geſchlagen zu haben, leugneten aber nicht, daß ſie ein mühevolles Daſein hatten und es ſchwer für ſie hielt, durchzuhalten. Das Gericht gelangte zur Freiſprechung der An⸗ geklagten, da ſich nicht feſtſtellen ließ, daß die Eltern böswillig ihr Kind mißhandelten. Die Frau war zur Führung des Haushalts nicht ge⸗ eignet und zudem ſchwanger. Der Mann, ein ſtörriſcher Dickkopf, habe alles ſelbſt machen wol⸗ len, auch Dinge, von denen er nichts verſtand. Ein Wilderer abgeurkeilt OL. Bad Dürkheim. In den letzten Jahren wurden wiederholt im Banne Weiſenheim am Berg Jagdvergehen feſtgeſtellt, ohne daß man des Wilderers habhaft werden konnte, deſſen letzte Tat ihm zum Verräter wurde. Das Ge⸗ wehr ſein ſäuberlich in drei Teile zerlegt und im Mantel verborgen, das Schloß in einen alten Lappen gewickelt, ſtapfte am 2. November der 35jährige Auguſt Schäfer aus dem benach⸗ barten Bobenheim in den Wald und ſchoß eine Rehgeiß, die er bis zum Abend liegen laſſen wollte, um ſie in der Dunkelheit zu holen. Durch die Ermittlungen der Gendarmerie konnte er jedoch feſtgenommen werden: drei weitere Fälle geſtand er ebenfalls ein. Das Urteil lautete auf ein Jahr zwei Monate Gefängnis unter Anrechnung der Unterſuchungshaft. Gewehr und Munition wurden eingezogen. Ein weiterer Wilderer konnte in Freinsheim, feſtgenommen werden. Elander, um nur einige zu nennen, klingen unverfälſcht ſchwediſch. 30 000 Einwohner ſchwediſchen Blutes zählt Jameſtown. Die Schweden bauen neue Häuſer, ſind in den wichtigſten Induſtrie⸗ und Handwerksbranchen beſchäftigt, die Schweden nehmen regen An⸗ teil an der Verwaltung und bekleiden ver⸗ antwortungsvolle Stellungen. Schwediſcher Fleiß hat es mit ſich gebracht, daß James⸗ town zu einem Zentrum der Möbelinduſtrie der USA. geworden iſt— die Smoländer ſind auch in der Heimat tüchtige Vor kurzem konnte Jamesſtown ſein 125⸗ jähriges Jubiläum feiern. Im Jahre 1820 zählte die Kolonie nur 300 Einwohner. Der heutige Bürgermeiſter iſt ein 70jähriger alter Herr, ein echter Schwede, der nur mühſam engliſch ſpricht. Dem Berichterſtatter einer großen Stockhol⸗ mer Zeitung, der dieſen Fleck heimatlicher Kultur im fremden Land beſuchte, erklärte der Bürgermeiſter mit Stolz, daß James⸗ town, trotzdem es allen Komfort der Neuzeit beſitzt, alſo Krankenhäuſer, bakteriologiſche Bibliotheken, Kinderſpielplätze, große Markt⸗ hallen und Straßenbahnen, trotzdem den nied⸗ rigſten Steuerſatz der Staaten bezahlt. Auch die Tarife für Elektrizität und Gas ſind die niedrigſten, im ganzen Lande. Die Steuer⸗ zahler werden in wichtigen Angelegenheiten, bei denen es ſich um Ausgaben handelt, vom Bürgermeiſter befragt. So bedeutete es ſeiner⸗ zeit eine Senſation, als bei dem Vorſchlag eines Brückenbaues, deſſen Koſten auf 350 000 Dollar veranſchlagt wurden, die Bevölkerung durch Volksabſtimmung ihre Einwilligung er⸗ teilen durfte. So iſt die Bezeichnung für Jameſtown als das„Paradies der Smolän⸗ der“ keineswegs übertrieben. eſſe der Sekte Autofahrten in die Schweiz un⸗ ein dritter in Kallſtadt von der Gendarmerie Möbelſchnitzer. deues aus der Juvalidenverſicherung Das Anuwarlſchaftsrecht ab 1. Januar 1938 4. Durch das Geſetz über den Ausbau der Ren⸗ tenverſicherung vom 21. 12. 1937 wurden die Beſtimmungen über die Anwartſchaft wie folgt grundlegend geändert: Wartezeit Die Wartezeit iſt erfüllt. wenn mindeſtens 260 Wochenbeiträge entrichtet ſind. Sind we⸗ miger als 260 Wochenbeiträge auf Grund der Verſicherungspflicht entrichtet, ſo ſind 520 Wo⸗ chenbeiträge erforderlich. Bei der Altersinvalidenrente(Vollendung des 65. Lebensjahres) iſt die Wartezeit erſt erfüllt. wenn 780 Wochenbeiträge auf Grund der Verſicherungspflicht oder der freiwilligen Verſicherung entrichtet ſind. Für jede Kalenderwoche gilt nur ein Bei⸗ trag: der Pflichtbeitrag geht dem freiwilligen Beitrag vor. Für die Erfüllung der Wartezeit ſind, ohne daß Beiträge entrichtet zu werden brauchen, die Zeiten anzurechnen Exſatzzeiten), in denen der Verſicherte zur Erfüllung der Wehrpflicht eingezogen geweſen iſt oder der Reichsarbeits⸗ dienſtpflicht genügt hat. 5 Anwartſchaft Zur Erhaltung der Anwartſchaft müſſen für jedes Kalenderiühr mindeſtens 26 Wochenbei⸗ ſträge entrichtet werden; ſonſt erliſcht die An⸗ wartſchaftz aus den für die Zeit bis zum Be⸗ ginnzdes laufenden Kalenderjahres entrichteten . Beitkügen. Mit den ſpäteren Beiträgen be⸗ ginnt die Verſicherung von neuem. Für das Kalenderjahr, in dem die Ver⸗ ſſicherung beginnt, genügt auch eine geringere Zahl von Beiträgen. Die Verſicherung beginnt ber der Woche, für die der erſte Beitrag entrich⸗ tet iiſt. Für das Kalenderjahr, in dem der Verſiche⸗ frungsfall der Invalidität oder des Todes ein⸗ ſtritt oder der Verſicherte das 65. Lebensjahr vollendet. ſowie für die folgenden Kalender⸗ zahre ſind zur Erhaltung der Anwartſchaft keine Beiträge mehr erforderlich. Fällt die Inva⸗ lidität wieder weg, ſo iſt die Anwartſchaft nur noch bis zum Schluß des laufenden Kalender⸗ jahres erhalten. Der Invalidität ſteht der Be⸗ zug einer Invaliden⸗, Witwen⸗ oder Witwer⸗ krente gleich. Die Anwartſchaft gilt als erhalten, wenn beim Verſicherungsfall der Invalidität, oder des Todes, oder bei Vollendung des 65. Lebens⸗ jahres, oder danach bei Antrag auf Altersinva⸗ lidenrente die Zeit ſeit dem erſten Eintritt in die Verſicherung mit Beiträgen zur Hälfte be⸗ Legt iſt(½⸗Deckung). Hierbei werden das erſte und das letzte Kalenderjahr der Verſicherung nicht mitgezählt. wohl aber die dafür entrich⸗ teten Beiträge. Das Kalenderjahr wird zu 52 Wochen gerechnet. Für jede Kalenderwoche gilt nur ein Beitrag. Fällt eine Woche, für die ein Beitrag ent⸗ richtet iſt, in zwei Kalenderjahre, ſo wird er in beiden Jahren, für die Halbdeckung jedoch nur einmal, berückſichtigt. Erſatztatſachen Für die Erhaltung der Anwartſchaft ſind, ohne daß Beiträge entrichtet zu werden brau⸗ chen, die Zeiten anzurechnen(Erſatzzeiten), in denen der Verſicherte 1. zur Erfüllung der Wehrpflicht eingezogen geweſen iſt, 2. der Reichsarbeitsdienſtpflicht genügt hat, 3. an einem vom Reichsverſicherungsamt an⸗ erkannten Lehrgang für berufliche Fort⸗ bildung oder weltanſchaulicher Schulung teilgenommen hat, 4. durch Krankheit, Schwangerſchaft. Wo⸗ chenbett oder während der Geneſung zeit⸗ weiſe arbeitsunfähig und nachweislich ver⸗ bindert geweſen iſt, ſeine Berufstätigkeit auszuüben. 5. als Arbeitsloſer a) verſicherungsmäßige Arbeitsloſenunter⸗ ſtützung oder Kriſenunterſtützung oder eee aus der öffentlichen Für⸗ orge, 5b) Familienunterſtützung erhalten hat. Die Beſtimmung von Ziffer 5a gilt auch, wenn die Anterſtützung wegen Zuſammentref⸗ fens mit anderen Bezügen nicht gewährt wor⸗ den iſt; ſie gilt ferner für Arbeitslose, die ſelbſt keine Unterſtützung erhalten haben, für die aber ein Zuſchlag zur Unterſtützung eines anderen Arbeitsloſen oder Hilfsbedürftigen gewährt worden iſt. Als arbeitslos im Sinne der geſetzlichen Be⸗ ſtimmungen gilt nach der Rechtſprechung der Verſicherte, der zum Kreis der arbeitsfähigen und arbeitswilligen Perſonen gehört, dem Ar⸗ beitsmarkt noch zur Verfügung ſteht und ſich nachweisbar um Arbeit bemüht. Fällt eine Woche, für die eine Erſatzzeit nach⸗ gewieſen iſt. in zwei Kalenderjahre, ſo wird ſie in beiden Jahren berückſichtigt. Die am 1. 1. 1938 laufenden Anwartſchafts⸗ friſten enden an dieſem Tage;: in ihnen gilt die Anwartſchaft als erhalten. Verſicherungspflicht und Verſicherungsberechligung Durch das Geſetz über den Ausbau der Ren⸗ ſtenverſicherung vom 21. 12. 1937 ſind auf dem Gebiet der Verſicherungspflicht und der Ver⸗ ſicherungsberechtigung in der Invalidenverſiche⸗ rung folgende Aenderungen eingetreten: Nach der früheren Faſſung des 8 1226a RVO. konnten Angehörige der Schutzpolizei ſo⸗ wie Soldaten als Pflichtmitglieder in die In⸗ walidenverſicherung aufgenommen werden, wenn ie bei ihrer vorgeſetzten Dienſtſtelle die Ver⸗ ſicherung beantragten. Dieſe Beſtimmung iſt nunmehr mit dem 1. 1. 1938 in Wegfall gekom⸗ men. Lediglich für die Angehörigen der Schutz⸗ polizei im Sinne des§ 1 des Reichsgeſetzes über Schutzpolizei der Länder vom 17. 7. 1922 bleibt allerdings der frühere§ 1226a NO. noch bis zum 31. 7. 1938 in Kraft. Bereins⸗Anzeiger Sänger⸗Einheit Donnerstagabend, 8.30 Uhr, Singſtunde. Sportvereinigung Amieitia 09 e. V. Achtung! Mitglieder und Sport⸗ anhänger! Zum Pflichtſpiel gegen Fried⸗ richsfeld am kommenden Sonntag, 16. Januar 1938, ſtehen noch Plätze im Omnibus zur Verfügung. Fahrpreis: 1.— RM. Anmeldung und gleichzeitige Entrichtung des Fahrgeldes bei Sander, OEG⸗Bahnhof. Donnerstag, den 13. Januar, Training im„Freiſchütz“: 7.30.8.30 Uhr Jugend, ab 8.30 Uhr: 1. Mſchft., Erſatz⸗ und Jungliga, Privatmannſchaft. Die Vereinsführung. Turnverein von 1893 Abtlg. Handball: Heute Mittwochabend, Hallentraining: ab 7.30 Uhr Jugend, ab 8.30 Uhr 1. und 2. Mſchft. Reſtloſe Beteiligung! tete open clit clen qtein ſagt ein altes Sprichwort. Man kann es auch auf die Werbung anwenden. Stetige Werbung am rechten Platz führt zuletzt erfahrungsgemäß auch in den ſchwierigſten Fällen zum Erfolg. Und im Anzeigenteil der bewährten Viernheimer Volkszeitung iſt für Ihre Reklame der richtige Platz, denn dorthin künden Sie Tauſenden die Vorzüge ihrer Reklame. neue Leſer! CCC dd Perſonen die nach§ 1228a eine Pflichtver⸗ ſicherung begonnen haben, können dieſe nach den neuen Beſtimmungen über die Weiterverſiche⸗ rung freiwillig fortſetzen. Mit Wirkung vom 1. 1. 1938 ſind auch die Beſtimmungen über die Selbſtverſicherung ge⸗ ändert worden. Von dem genannten Zeitpunkt ab ſind zum freiwilligen Eintritt in die In⸗ validenverſicherung(Selbſtverſicherung) bis zum vollendeten 40. Lebensjahre alle deutſchen Staatsangehörigen im In⸗ und Ausland berech⸗ ligt, die nicht verſicherungspflichtig ſind. Ueber die freiwillige Weiterverſicherung iſt 8 Geſetz vom 21. 12. 1937 folgendes ge⸗ 9 5 Wer aus einer verſicherungspflichtigen Be⸗ ſchäftigung ausſcheidet und mindeſtens 26 Wo⸗ chenbeiträge auf Grund der Verſicherungspflicht Erſtklaſſige Solln Reparaturen Sohlen u. Flecken in bek.gut. Qualität im Fachgeſchäft Heinz, Saarſtr Neues, echt eich. Schlafzimm. ganz mod., neu⸗ zeitl. Modell, 3 tür. Schrank, Friſierkommode Zteil. 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Bei der Pflichtverſicherung und freiwilligen Weiterverſicherung tritt mit Wirkung vom 4. 4. 1938 zu den ſeitherigen 8 Beitragsklaſſen eine neue Beitragsklaſſe IX à 270 Ryfg., die für ein Einkommen von mehr als 48 RM. wöchentlich gilt. Die freiwillige Hö⸗ herverſicherung kann ab 4. 4. 1938 in der Bei⸗ tragsklaſſe X erfolgen, während dies bis zum 1 noch in den Klaſſen IX und X mög⸗ * Ist. N * Ein billiger Brennſtojj Wollen wir in unſerem Körper Wärme er⸗ zeugen, ſo muß eine Verbrennung ſtattfinden. Der Brennſtoff heißt Fett. Auf die Art des Fettes kommt es dabei nicht an. Fett bildet Wärme. Fett iſt aber ein teurer Brennſtoff. Es gibt für den Körper einen billigeren Brenn⸗ ſtoff: Stärkemehl und Zucker, mit der chemiſchen Bezeichnung Kohlehydrate genannt. Sie ſind in der Auswirkung den Fetten voll⸗ kommen gleichwertig und erſetzen ſie vollkom⸗ men, nur müſſen davon größere Mengen ver⸗ braucht werden. Beſteht alſo in Deutſchland noch immer ein beſtimmter Mangel an Fetten, ſo kann das für die Hausfrauen keine Sorge ſein. Wir verwenden dafür Nahrungsmittel, die viel Kohlehydrate enthalten. Das ſind manche Gemüſe, Obſt, Getreide, Hülſenfrüchte, Zucker, Marmelade und vor allem die gute, reichlich vorhandene und überall verwendbare Kartoffel. In dieſer kaufen wir die nötigen Kohlehydrate am billigſten. Da die Kartoffel neben reichlich Stärkemehl aber noch viele andere gute Eigenſchaften beſitzt— ſie iſt billig, leicht verdaulich, wohlſchmeckend und hebt die Wirkung der Säuren im Körper durch ihre blaſenbildende Eigenſchaft auf— muß ſie recht häufig und reichlich auf dem Familien⸗ tiſch erſcheinen. Jede Hausfrau ſollte das be⸗ herzigen. 8 Badiſche Gaugerätemeiſterſchaften am 12. und 13. Februar, in Weinheim! Zum 4. Male trägt der Gau 14 ſeine Mei⸗ ſterſchaften der Geräteturner am 12. und 13. Februar 1938 aus. Nach Kehl und Offenburg wird diesmal um die höchſte Ehre, die der Gau Baden zu vergeben hat, in Weinheim an der Bergſtraße geſtritten. Die Gauführung hat damit ſicherlich keinen ungeſchickten Griff ge⸗ tan, denn die Weinheimer gelten ſchon ſeit langen Jahren als eifriges Turnvölkchen und die Zweiburgenſtadt hat ſchon immer einen fruchtbaren Boden für turneriſche Veranſtal⸗ tungen abgegeben. Da zudem der Gau 14 zur Zeit im Geräteturnen außerordentlich lei⸗ ſtungsfähig iſt, ſſt es nichk verwunderlich, daß an der ganzen Bergſtraße und im geſamten vorderen Odenwald dieſer Veranſtaltung größ⸗ tes Intereſſe entgegengebracht wird. Der beſte Verkehrslotſe iſt die Vorſicht! Städtewettkampf der Friſeure Am 23. Februar in Darmſtadt Das Deutſche Handwerk in der Deutſchen Arbeitsfront führt am 23. Februar erſtmalig einen Städtewettkampf der Friſeure durch. Es handelt ſich um einen ausgeſprochenen Lei⸗ ſtungskampf, in dem im Gau Heſſen⸗Naſſau die Friſeure von Frankfurt am Main und Darmſtadt ihr Können meſſen. Austragungs⸗ ort iſt Darmſtadt. Der Gauhandwerkswalter der Deutſchen Arbeitsfront, Landeshandwerks⸗ meiſter Gamer, hat einen Wanderpreis für dieſen Städtewettkampf geſtiftet. Die Fünfhunderter fallen! Das Glück kommt unerwartet! Vor wenigen Tagen erſt fiel in Mannheim ein junger Mann einem der grauen Glücks⸗ männer um den Hals: er hatte einen Fünf⸗ hunderter gezogen! Und heute, wenige Tage ſpäter, können wir ſchon wieder von einem derartigen Ereignis berichten. In einem Kaffee auf den Planken in Mannheim, am Dienstag, gegen 18 Uhr, gab es erneut freudige Geſich⸗ ter. Nach langem Beſinnen hatte ſchließlich doch ein Gaſt ſein Glück verſucht, er ließ ſich das Los öffnen und wurde erſt aufmerkſam, als der Losverkäufer die Hände überm Kopf zuſammenſchlug, um dann aber dem Gaſt das Los unter die Naſe zu halten. Der wurde im erſten Moment vor Freude ſchneeweiß im Ge⸗ ſicht, was aber bald einer glühenden Röte Platz machte.„Sie haben 500 Mark gewon⸗ nen!“ ſtand auf dem kleinen Stück Papier. An dem Tag iſt einer lange nicht eingeſchlafen — oder täuſchen wir uns? Auch der Muckenſturmer Hof verſeucht Wie bekannt wird, 1 die Maul⸗ und Klau⸗ enſeuche in Heddesheim weiter um ſich gegrif⸗ fen. Sogar der abliegende Muckenſturmer Hof mußte die gefährliche Seuche melden. Weinheim.(60 Jahre Turngenoſſen⸗ ſchaft Jahn 1878). Nach dem 75jährigen Ju⸗ biläum des Brudervereins TV 1862, kann in dieſem Jahre die Turngenoſſenſchaft Jahn 1878 auf ihr 60jähriges Beſtehen zurück⸗ blicken. Als Auftakt des Jubeljahres fand in der dichtbeſetzten„Müllemer Feſthalle“ eine Winterfeier ſtatt. Hauptſchriftleiter und verantwortlich für den onbilden Teil i. V. Phil. Oben auer, Worms, für den übrige Teil Friedrich Martin, Viernheim. Verlag: Ver⸗ einigte Zeitungsverlage Cnyrim, Haller& Co., Worms. Geſchäftsſtelle: Friedrich Martin, Sternheim. Druck: Wormſer Verlagsdruckerei Halkenhäuſer, Cnyrim& Co. Worms.— DA. XII. 1937 über 1800, 3. Zt. is Anzeigen preisliſte Nr. 6 gültig.* Für die uns beim Heimgange unserer lieben Verstorbenen, Frau Marbareia Homann erwiesene herzliche Anteilnahme, sowie für die Beteiligung beim Gange zur letzten Ruhe- stätte sagen wir innigsten Dank. Besonderen Dank der Hochw. Geistlich- keit für den trostreichen Beistand und den Barmh. Schwestern für die liebevolle Pflege, sowie für die Kranz und Blumenspenden und den Stiftern von hl. Seelenmessen. Viernheim, den 11. Januar 1938 Die trauernden HInterbllebenen Danksagung geb. Müller wird, wird unent⸗ 2 geltlich abgeholt. 115 Poſtkarte genügt. Mannheim,* T 4a, Nr. 2 2 Zu verkaufen 1 Dezimalwaage Jauchepumpe 1 Füllofen 1 Kückenheimofen 2 Zuchthähne rebhuhnfarbig H. L. Wunder Bürſtädterſtr. 3 Werbt — A. 22 Lina sehen, darauf kommt es anl Dazu hilft die zeitung! 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